Man kann ohne weiteres ins Blaue fahren, um die Kunst im Grünen zu entdekken. Die Zahl der sehenswerten Gartenanlagen in England, Schottland und Wales sei "unendlich groß", wissen Laila Neubert-Mader und Ehemann Günter. Einige tausend sind es auf jeden Fall, aber nur die "schönsten 100" nennen die Autoren beim Namen. Da sie jedoch mit Informationen über die genauen Öffnungszeiten geizen und die Adressen zurückhalten, kommt der Reisende nicht ohne Zusatzliteratur aus, will er gerade diese Gärten gezielt ansteuern. Hinweise auf verläßliche Reiseführer finden sich im Anhang, das Paar legt indes einen Bildband vor, der den Betrachter mit einer ausgewogenen Mischung aus Gärtnerlatein, Kultur- und Architekturgeschichte zunächst einmal auf den Geschmack bringt.
Das Buch stellt dem Inseltouristen nicht nur Gaumenfreuden in Aussicht, sondern Mußestunden zwischen meadow und lawn, der Blumenwiese und dem gestutzten Rasen britischer Landsitze. Auf Earl Grey nebst englischen Muffins - zu kosten im "tea room", der zu fast jeder Anlage gehört -, folgt die Besichtigung der Landhausgärten. Das Betreten der einzelnen Gestalteinheiten ist dabei öfter erlaubt, als der Kontinentaleuropäer denkt, es gibt regelrechte Rasenwege ("grass walks"). Sie ertragen das auffallend disziplinierte Publikum, das nicht einmal Zigarettenkippen liegen läßt, problemlos. Aber nicht nur deswegen sind die Herrensitze zugänglich. Viele befinden sich heute nicht mehr in Familienbesitz, sondern werden von einer gemeinnützigen Institution betreut: dem vor fast hundert Jahren gegründeten National Trust. Das ist der größte Grundbesitzer Großbritanniens.
Zum Ariadnefaden durchs Labyrinth der Gartenkunst bestimmten die Verfasser eine noch ungenügend beachtete Form englischen Landschaftsdesigns und erforschten den "Architektonischen Garten". Dieser "formal garden", so die Originalbezeichnung, ist der Gegenentwurf zum zwar nicht regellosen, aber weniger geometrisierten und von Blumenrabatten unbeleckten Landschaftsgarten, wie er im 18. und 19. Jahrhundert Mode war, und wird seit der letzten Jahrhundertwende aufgrund seiner klassischen Gesetzmäßigkeit wieder geschätzt. Gilt jener bisweilen als der Beitrag Großbritanniens zur europäischen Kunstgeschichte schlechthin, so suchen Neubert/Mader den architektonisch gegliederten Garten als Gartentypus des 20. Jahrhunderts zu definieren.
In mehreren Kapiteln werden die Gestaltungselemente: Bäume, Hecken, Portale, Wasserbecken, Gartenwege auf ihre Formkraft hin untersucht. Schematische Skizzen und historische Zeichnungen ergänzen die zahlreichen Farbabbildungen.
Die Konkordanz läßt allerdings zu wünschen übrig. Teils wurden im Text erläuterte Gartenanlagen in den lexikalischen Teil nicht aufgenommen, teils vermißt man wie im Falle des gepriesenen Sutton Place eine Abbildung, oder es ist mühsam, die erwähnten Häuser zu identifizieren und auf dem kleinen Lageplan geographisch zu orten. So ist Bodnant Garden einmal dem walisischen Llandudno zugeordnet, Seiten später jedoch Tal- y-Cafn. Im Ganzen eher eine Leselust und Augenweide als ein Nachschlagwerk. bab
Der architektonische Garten in England, Günter Mader und Laila Neubert-Mader, DVA, Stuttgart, 1992, 232 Seiten, 168 Mark.
SPORTRUNDSCHAU 18
SPORTRUNDSCHAU 17
"Fortsetzung folgt baldigst" "Helle Briefe" aus dem 18. Jahrhundert zum Elektrisieren der Nachwelt
Der Name Ferdinando Galianis (1728-1787) ist mir das erste Mal bei der Lektüre einer der zahllosen Publikationen Franz Bleis untergekommen, der als ein Liebhaber der erotischen Literatur zwangsläufig zum Entdecker unbekannter oder bewußt verdrängter Seiten der Literaturgeschichte werden mußte: nun habe ich die Sammlung seiner Briefe an Louise d'Épinay (1726-1783), die zwischen 1769 und 1781 geschrieben wurden und 1890 erstmals vollständig ediert herauskamen, verdeutscht durch Heinrich Conrad in einer neuen Ausgabe der Anderen Bibliothek vor mir liegen und kann mir selbst ein Bild von ihm machen!
Analog zu Georg Christoph Lichtenberg, der anderthalb Jahrzehnte nach ihm das Licht der Welt erblicken sollte, war der zwergenhaft-bucklige, nur eben viereinhalb Schuh groß, aus Chieti in Italien gebürtige Abbé einer der freiesten Geister seines Jahrhunderts: nach Marmontel der Kopf Machiavellis auf den Schultern eines Harlekin!
Als Sekretär der neapolitanischen Gesandtschaft hielt er sich von 1759 bis 1769 in Paris auf, befreundete sich mit Diderot und d'Alambert. Nach seiner Abberufung und Rückkehr nach Neapel hielt er in seinen Briefen an Louise de la Live d'Épinay den Kontakt nach Frankreich wach - und ihrer beiden Briefwechsel liefert ein höchst aufschlußreiches Dokument jener Zeit, die wir die Aufklärung nennen, einen Spiegel, der herüberblitzt aus jener vergangenen Zeit und uns die beiden Jahrhunderte vergessen macht, die inzwischen verstrichen sind!
"Schreiben Sie immer, selbst wenn es nichts zu schreiben gibt", notierte Galiani gleich in einem seiner ersten Briefe - aus Genua, wo er Rückreise-Zwischenstation machte: "Ebenso werde ich Ihnen antworten, wenn ich Ihnen nichts mitzuteilen habe, und das wird schließlich eine sehr interessante Korrespondenz werden".
Für das Vergnügen, das Adresseur und Adressantin an ihrer Wechselkorrespondenz haben, die sie sorgfältig durchnumerieren, wählen beide Briefpartner des öfteren den Ausdruck "Elektrisieren" - und sie erreichen diesen Kitzel, den sie sich gegenseitig zu bereiten suchen, auf die unterschiedlichste Weise: bald durch spitze Reflexionen, die in die unterschiedlichsten Richtungen weisen, bald durch situative Momentaufnahmen, wie etwa die der Briefeschreiberin, daß sie diesen ihren jüngsten, eben begonnenen Brief auf einem Damebrett schreibe, auf dem sie gestern eine Partie Schach gegen den Marquis (ihren Gatten, der ihr zwei Kinder schenkte und auch Geschlechtskrankheiten anhängte) gewonnen habe, die Füße auf dem Lehnstuhl, auf dem Galianis "drei letzte Briefe, Schlüssel, zu bezahlende Rechnungen" und "ein Säckchen Geld" liegen, "aus dem man unglücklicherweise so oft schöpfen kommt, daß es bald leer sein wird". Selbst erschrocken über derlei Nichtigkeiten, die sie da zu berichten hat, schließt sie abrupt: "Ich lese noch einmal durch, was ich Ihnen geschrieben habe; es ist fürchterlich; verbrennen Sie es".
Daß nicht nur gelegentlich vom Geld, das man hat oder nicht hat, die Rede ist, ist kein Zufall, hat doch gleich die erste Schrift Galianis, die ihn berühmt machte, ,della Moneta' zum Thema.
Der Spannbogen der schriftlichen Mitteilungen, die von Neapel gen Paris und von Paris gen Neapel ihren Postkutschenweg ziehen, reicht von den großen politischen Ereignissen hier wie dort, über die Wissenschaftsdispute der Zeit, an denen sie sich mit eigenen Stellungnahmen beteiligen, bis hin zu höchst privaten Mitteilungen, in denen sie sich ihre eigenen Freiheiten nehmen - wenn auch mit Rücksicht auf das "historisch Erhabene", wie es ironisch heißt, sprich "die Kunst, alles zu sagen, ohne in die Bastille gesteckt zu werden".
Man stößt also auf bissige Kommentare zur Erziehung des Menschen, die auf Dressur aus ist, um Anpassung zu erzielen, findet die eingeschränkte Position bildungswilliger Frauen diskutiert, die von allem, was mit "der Staatsverwaltung, der Politik, dem Handel zusammenhängt", ferngehalten und so zwangsläufig auf "die schöne Literatur, die Philosophie, die Künste" verwiesen werden, partizipiert an Einfällen zur Kunst des Fliegens, die vorderhand freilich noch daran scheitert, daß man für eine Maschine, die einen Menschen durch die Lüfte zu tragen vermag, eine Flügelweite von hundertsechzig Fuß errechnet.
Oder man wird mit Vorstellungen überrascht, die der Zeit nun tatsächlich vorauseilen und die Idee zu einem Buch skizzieren, das "die Geschichte des Jahres 1900 enthalten soll": "Die Modewissenschaften jener Zeit", heißt es, "werden Physik, Chemie und Alchemie sein, vermischt mit viel Geometrie, und es wird Narren geben, die da sagen werden, wenn man nur erst die Quadratur des Kegelschnitts gefunden habe, so werde man den Stein der Weisen haben oder auch hämmerbares Glas. Aus der Verbindung wahrer Wissenschaften wird man eine Afterwissenschaft ableiten, die nur aus hohlen Worten besteht. ( . . . )
Eingestreut sind immer wieder kleine Geschichten, die einen eigenen Reiz ausüben. So etwa jene frivole Erzählung, die sich aus einem Vergleich der tierischen und menschlichen Natur ableitet, wonach jede Tierspezies ihr dominierendes Organ habe, unter dessen Zwang sie stehe, während die Organe des Menschen alle in einem Zustand der Verknüpfung vorhanden seien, deren Mittelpunkt im Kopf und im Denken liege. Quasi im Gegenzug führt Madame d'Épinay das Beispiel jener vor zwanzig Jahren geborenen Amsterdamer Drillinge an, die von allem Anfang ihres Lebens an wild, dumm und unbezähmbar gewesen und allein durch die ungeheuerlich vollkommene Ausbildung eines einzigen ihrer Organe ("Und welches Organ war dies?") gesegnet gewesen seien, und keine menschliche Gewalt hätte sie von der Erfüllung ihrer Bestimmung abhalten können: "Sie starben vorzeitig durch Erschöpfung". "Wahrhaftig", fügt die Briefeschreiberin flott hinzu: "dies gibt mir die Lösung eines anderen Problems, nämlich: warum die genialen Leute so dumm sind . . ."
Und von welcher tiefgreifenden Zeitsymptomatik ist nicht jene andere, doch wohl authentische Geschichte von jenem Pariser Polizeileutnant, der bemerken muß, daß man ihm statt seiner eben geordneten neuen Perücke eine Schachtel mit einem totgeborenen Kind zustellt.
Von allem Anfang an wissen die beiden Briefeschreiber, daß man ihren Briefwechsel dereinst veröffentlichen wird - oder sie treiben damit ihren brieflichen Schabernack! "Sie wissen doch, meine schöne Dame", kokettiert Galiani mit spöttischem Unterton, "daß unser Briefwechsel gedruckt werden wird, wenn wir beide tot sind. Welches Vergnügen für uns!" - Darauf Madame: "Es ist unausstehlich von Ihnen, mich daran zu erinnern, daß unser Briefwechsel nach unserem Tode im Druck erscheinen wird. (. . .). Nun weiß ich einfach nicht mehr, was ich Ihnen sagen soll: vor der Unsterblichkeit habe ich eine gräßliche Angst". Und so kommt sie kurzerhand auf die Verstopfungen zu sprechen, unter denen sie dazumal anhaltend litt: gerade erst sei sie "um ein einziges Kopfkissen abgeschwollen".
Zwar werden die Abstände zwischen den späteren Briefen größer und größer, doch immer noch elektrisiert man sich gegenseitig und erstickt wohl auch schon mal "vor Lachen".
In seinem vorletzten Brief überhaupt bittet der Abé um Pardon, daß er seine Antwort auf den Brief vom Vormonat schuldig sei; er kommt auf seine Arme, die nicht mehr kräftig genug seien, und gleich mehrfach aufs Sterben zu sprechen und schließt: "Ergo: bauen wir Romane und leben wir nur von Romanen und in Romanen. Das einzig Wahre, das nicht traurig für mich ist, bleibt das Bewußtsein, daß Sie mich lieben, daß ich Sie liebe, und daß ich stets der Ihrige sein werde". KARL RIHA
Ferdinando Galiani und Louise d'Épinay: Helle Briefe. Aus dem Französischen von Heinrich Conrad, mit einer Einleitung und mit Anmerkungen von Wilhelm Weigand, ergänzt durch Friedhelm Kemp. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 1992 (Die Andere Bibliothek Band 96). 359 Seiten, 44 DM.
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 6
1
1
1
1
MEDIENRUNDSCHAU 16
Erstmals hat der Winter seine Pflicht erfüllt. Aus allen deutschen Skigebieten werden gute bis sehr gute Pisten- und Loipenverhältnisse gemeldet. In den Höhenlagen der Alpen wurde bis zu einem Meter Neuschnee verzeichnet. Abfahrten in die Täler, so meldet das Schneetelefon des ADAC, sind fast überall möglich.
Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:
Harz: 0 53 21-2 00 24
Hoher Meißner: 0 56 02-24 09
Hunsrück: 0 65 33-71 50
Kurhessisches Bergland: 0 56 86-367
Odenwald: 0 62 07-25 54
Rhön: 0 66 54-12 11
Siegerland/Wittgenstein: 02 71-1 15 30
Taunus: 0 60 82-27 27
Thüringen: 03 68 74-581
Vogelsberg: 0 60 44-66 66
Waldeck: 0 56 32-40 132
Westerwald: 0 27 75-200 oder -14 11
Österreich-Information: 069-2 06 98
Schweiz, Verkehrsbüro: 069-25 60 010
Südtirol (Italien), Schneetelefon:
0039-471-97 85 77
ADAC-Schneebericht: 089-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz), -25 60 (Frankreich). FR
WIESBADEN IV
FRANKFURT A. M. "Unser Anliegen ist es, das Leben Behinderter würdiger zu gestalten", sagte Haider Schellenberg, Vorsitzender des Clubs Behinderter und ihrer Freunde (CeBeeF). Um das umsetzen zu können, bietet der unabhängige Verein eine Reihe von Dienstleistungen an. Sie ermöglichen es den Behinderten, in einer eigenen Wohnung zu leben.
In der Praxis bedeutet das, daß sich 21 hauptamtliche und etwa 230 nebenamtliche Pflegehelfer in den verschiedenen Abteilungen des ambulanten Dienstes des CeBeeF um alte Menschen und Behinderte kümmern. Ein Schwerpunkt ist die Betreuung behinderter Kinder und Jugendlicher.
Im Rahmen dieser Arbeit läuft zur Zeit ein Modellversuch. Eine Mitarbeiterin des Vereins begleitet ein behindertes Kind jeden Tag in eine Regelschule und ermöglicht ihm damit, am "ganz normalen Unterricht" teilzunehmen. Bei den Erwachsenen wird mitunter noch mehr Zeit aufgewendet, um sie zu Hause zu versorgen; 14 Stunden am Tag sind da keine Seltenheit.
Dazu kommen die Altenhilfe sowie der Fahrdienst: Sieben rollstuhlgerechte Fahrzeuge stehen jeden Tag rund um die Uhr bereit. Sie bringen behinderte Menschen zur Schule, zur Arbeit, zu privaten oder kulturellen Terminen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des CeBeeF-Programms ist die Beratung. Dazu heißt es in einem Informationsblatt: "Ziel ist es, die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit behinderter und pflegeabhängiger Menschen zu fördern und ihrer gesellschaftlichen Ausgrenzung entgegenzuwirken." Helfen kann der Verein bei Behördengängen, Wohnungssuche, Alltagsproblemen oder auch beim Durchsetzen möglicher Rechtsansprüche.
Der vom Verein eingerichtete "Einweisungsdienst" bereitet die Helfer in verschiedenen Kursen theoretisch und praktisch auf ihre späteren Einsätze vor. In der Finanzabteilung des Clubs arbeiten sechs Angestellte - drei von ihnen sind Behinderte.
Alles in allem sei 1992 ein gutes Jahr für den Verein gewesen, berichtete Schellenberg. Die Finanzierung sei gewährleistet gewesen und die Kapazität der Dienstleistungen konnte weiter ausgebaut werden. Die Stadt Frankfurt am Main stehe im Bereich ambulanter Versorgung an der Spitze in der Bundesrepublik. Man arbeite fair und konstruktiv mit den Behörden zusammen, das wäre nicht immer so gewesen. Doch mittlerweile sei die Stadtverwaltung durchaus offen für die Belange der Behinderten.
Im vergangenen Jahr organisierte der CeBeeF im Sommer einen Tag der offenen Tür. Außer den Nachbarn kamen andere Organisationen, beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz und Kommunalpolitiker. Bei den 110 Mitgliedern - 50 Prozent davon sind Behinderte - fanden Vorträge über das Leben Behinderter in der Dritten Welt, regelmäßige Stammtische und Selbstverteidigungskurse großen Zuspruch.
Helle Empörung hatte bei den Clubmitgliedern das Urteil eines Amtsgerichtes in Flensburg im Oktober des abgelaufenen Jahres ausgelöst: Ein Urlauber, der sich durch den Anblick eines Behinderten beim Essen im Hotel gestört fühlte, forderte Schadensersatz vom Reiseveranstalter - dem wurde stattgegeben. Mit einer Presseerklärung, einer großen Demonstration, an der sich viele Gruppen beteiligten, und einem Brief an den schleswig-holsteinischen Justizminister protestierte der CeBeeF gegen das Urteil.
Für 1993 wünscht sich Haider Schellenberg vor allem eines: ein großes Haus, "damit die Arbeit auf Dauer sinnvoll fortgesetzt werden kann". Denn die Geschäftsräume in der Schloßstraße 35 in Bockenheim bieten gerade ausreichend Platz, damit der Club die täglich anfallende Arbeit bewältigen kann. Doch ein passendes Domizil in Frankfurt zu finden - und zu einem erschwinglichen Preis - sei nahezu unmöglich.
Noch etwas erhofft sich der Vorsitzende: "Wer auch immer in dieser Stadt regiert, er sollte die Belange der Behinderten ernst nehmen und sich unserer Arbeit und dem bereits Erreichten nicht wieder verschließen." dil
1
AUS ALLER WELT 24
Was bilden sich diese Kirchenfürsten von Papstes Gnaden eigentlich ein? Deutschland als gottvergessene, unfruchtbare Wüste zu bezeichnen, ist eine verbale Beleidigung der Bürger dieses Staates (FR vom 2. 1. 1993 "Deutschland ist eine gottvergessene, unfruchtbare Wüste"). Ein derartiges Sprücheklopfen gehört doch eher zum Vokabular der Rechtsextremisten. "Erst denken, dann reden" sollte z. B. der Erfurter Bischof J. Wanke beherzigen. Seine Bemerkung: "Was nicht auch in Freiheit gedeihen kann, gedeiht überhaupt nicht" ist schlichtweg Stuß und widerspricht der biblischen Geschichte.
Die Bemerkung des Kölner Erzbischofs Kardinal J. Meisner: "Wem Gott nicht mehr heilig ist, dem ist nichts mehr heilig", zeugt von einer törichten Arroganz, die dem klassischen Jesus fremd war. Viele Persönlichkeiten der Vergangenheit und der Gegenwart, die mit der Kirche "nichts mehr am Hut haben", halten Humanismus und damit die Menschenwürde und -rechte für so hoch, daß man im übertragenen Sinne dies mit "heilig" vergleichen kann. Die römische Kirche hat dagegen die menschlichen Grundrechte fast immer unterdrückt, so lange sie dazu die Macht besaß. Es gibt in der Bundesrepublik heute schon ca. 25 Millionen konfessionslose Bürger. Wollen die katholischen Bischöfe diesen jegliche ethischen Wertmaßstäbe absprechen, nur weil sie an biblische Märchen nicht mehr glauben?
Die Verlogenheit der römischen Kirche, von der Spitze bis zur Basis, ist für denkfähige, kritische Geister offensichtlich. In der N3-Sendung "Querulanten" vom 18. Dezember 1992, die den Stellenwert von Lügen zum Thema hatte, befand der Schriftsteller Henrik M. Broder: "Der Papst dient einem System, das in sich nicht schlüssig ist. Dogmen werden aufgestellt, die nicht eingehalten werden können. Der Verstoß der Menschen gegen das Dogma ist im Dogma gleich mit eingebaut. Also verbreitet er objektiv Lügen."
Daß der biblische Gottesbegriff irreal ist, ja sein muß, wird immer mehr Menschen - allein schon an Hand der Evolutionsgeschichte - bewußt. "Alle Gottesbilder sind Menschenwerk", siehe P. M. Magazin (Peter Moosleitners interessantes Magazin) 1/93. Ähnlich drückte es Ignaz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, während eines Disputs in Maintal vor viereinhalb Jahren aus: "Gott sei eine Erfindung der Menschen gewesen, um ehemals ihren Geboten mehr Gewicht zu verleihen".
Esther Vilar geht in ihrem neuesten Buch "Die Erziehung der Engel" mit erfrischender Respektlosigkeit auf die weitverbreitete kollektive Angst vor dem Tod ein, die in eine Sehnsucht nach dem ewigen Leben mündet. Sie bezeichnet die Kirchen als Überlebensversicherungsgesellschaften, die sinistren Gebrauch mit der Angst und der Sehnsucht der Menschen machen. E. Vilar plädiert dafür, nicht so viel Zeit und Geld für ein angebliches komfortables Leben nach dem Tode aufzuwenden, um lieber unsere knapp bemessene Zeit auf Erden sinnvoller und lustbetonter zu verbringen. "Wenn es ein Paradies gäbe, wäre dieses so entsetzlich, daß der Fromme seinen Herrgott bäte, es wieder abzuschaffen . . . Denn: Auf einem Fest, das niemals zu Ende geht, möchte man auch nicht tanzen." Jeder Normalverdiener sollte bedenken, daß er während seines Arbeitslebens zusammengerechnet ein Jahr für seine Kirche arbeitet. Denn die Kirchensteuer summiert sich für ihn auf 30 000 bis 60 000 Mark, ohne daß er weiß, was mit dem Geld im einzelnen geschieht. Dafür läßt er sich noch von der Kirche durch lebensfeindliche Dogmen schuriegeln oder beschimpfen, siehe oben. Es ist mir z. B. unverständlich, wie viele gebildete Frauen es gibt, die sich von der kath. Kirche unterdrücken lassen. Gerade sie sollten die Kirchenhierarchie, einschließlich den in 2000 Jahren angesammelten abstrusen Lehren, überhaupt in Frage stellen. Natürlich weiß ich um das weitverbreitete Dilemma: auf der einen Seite eine überholte Kirche. Auf der anderen Seite brauchen viele Menschen einen "Strohhalm", an den sie sich aus Angst vor den Unwägbarkeiten des Lebens klammern können. Religion als Lebenshilfe. Der Glaube kann ja "Berge versetzen".
Religiöse Bedürfnisse lassen sich auch außerhalb der kath. Kirche befriedigen. Zwischen dem römischen Katholizismus und dem Atheismus gibt es viele Möglichkeiten, ein seelisches Gleichgewicht und damit einen inneren Frieden zu finden. Erwähnt seien hier Anregungen, die die international anerkannte Kulturphilosophin und Völkerpsychologin Dr. Sigrid Hunke in ihrem Buch "Europas eigene Religion" gibt. Religion aus der Sicht eines nichtchristlichen Glaubens, den es in Europa schon immer gab und mit sehr namhaften Persönlichkeiten unserer Geistesgeschichte verknüpft ist.
Auch die deutschen Bischöfe können es nicht ändern. Das Christentum von heute ist die Religion von gestern. Schon Altmeister Goethe hatte, wie viele Intellektuelle, die Situation erkannt: "Glaubt nicht, daß ich fasele, daß ich dichte; geht hin und findet mir andre Gestalt! Es ist die ganze Kirchengeschichte Mischmasch von Irrtum und Gewalt."
Karl-Heinz Grasselt, Wächtersbach
Luftbelastungswerte vom 26. Februar in Milligramm je Kubikmeter Luft.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,0) 0,073 (0,071) - ( - ) CO (50) 1,7 ( 2,5 ) - ( - ) NO2 (0,2) 0,111 (0,126) - ( - ) Staub (0,45) 0,085 (0,086) - ( - )
- = kein Meßwert bekannt
(in Klammern Werte vom Vortag)
SO2 = Schwefeldioxid
CO = Kohlenmonoxid
NO2 = Stickstoffdioxid
* nach VDI-Richtlinie 2310
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU).
Maintal. Wegen Umzugs der Meßstation keine Angaben.
Beim Thema Wintersport in den hiesigen Breitengraden hat Beerfelden durchaus ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Denn bei anhaltend weißer Pracht gilt das Odenwaldstädtchen besonders für Skiläufer als lohnendes Ziel. Ganz gleich ob "nordisch" oder "alpin" orientiert.
Die Abfahrer tummeln sich im Skigebiet "Buchhelle, in Richtung Sensbachtal. Dort zockelt ein Doppelbügellift zu einer 430 Meter langen Piste, die mittleren Ansprüchen durchaus gerecht wird. Der Ski-Nachwuchs trainiert derweil, neben den Rodlern, auf dem 170 Meter langen Übungsgeviert direkt unterhalb der Abfahrtsstrecke.
Skiliftbetrieb: Montag bis Freitag ab 10 Uhr, samstags und sonntags ab neun Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit.
Liftpreise: Erwachsene zahlen für die Tageskarte 20 Mark, Kinder fünfzehn Mark; die Halbtageskarte kostet fünfzehn bzw. zehn Mark. Außerdem können noch die Zwölferkarte (zwölf bzw. acht Mark) oder ein Einzelbillet (1,50/1,00 Mark) erworben werden.
Schneebericht: Tel. 0 60 68 / 35 37 (Skilift) oder Schneetelefon 0 62 07 / 25 54 (Bandansage).
DSV/HSV Skischule: Anmeldung und Auskunft freitags zwischen 18 Uhr und 20 Uhr unter Tel. 0 60 62 / 47 37 (Gudrun Müller). Ebenfalls erwähnenswert: An der Talstation gibt es stärkende Imbisse sowie kalte und heiße Getränke.
Eine echte Herausforderung bilden könnte zudem der anspruchsvolle Steilhang etwa 400 Meter neben dem Lift. Die nicht präparierte Strecke fällt etwa 800 Meter weit hinunter ins Tal; als "Aufstiegshilfen" dienen die eigenen Beine.
Wer jedoch "Odins Wald" auf Langlauf-Skiern erobern möchte, dem stehen in Beerfelden gleich fünf Routen zur Auswahl. Da ist einmal die Loipe "Neues Feld", kurz nach der Abzweigung zur "Buchhelle". Allerdings: Der 3- Kilometer-Parcours wird nur gewalzt, eignet sich also nur für Skiläufer, die den Schlittschuhschritt beherrschen.
Die "konservativen" Schmalspur- Trimmer indes beginnen am Parkplatz "Sensbacher Höhe", etwa zwei Kilometer weiter in Richtung Sensbachtal. Hier oben, 520 Meter über NN, verlaufen zwei gespurte Trassen. Die nördliche Loipe startet linkerhand an der Umkleidehütte zur über 4,5 Kilometer messenden Runde; die südliche Loipe verläßt den Höhenweg am Friedhof und kehrt nach 3,5 Kilometern zum Ausgangspunkt zurück. Beide Spuren überwinden bis zu 40 Höhenmeter, sind aber dennoch als wenig schwierig einzustufen.
Ihre Kreise ziehen können die Langläufer aber auch auf der "Olfener Höhe". Sie gleiten am gleichnamigen Parkplatz in eine landschaftlich reizvolle Spur, die je nach Kondition auf drei bzw. sieben Kilometern Länge befahren werden kann. Beide Kurse sind wellig, gelten aber als durchaus leicht.
Anfahrt: Über die B 45 durch den Odenwald. Etwa zwölf Kilometer nach Michelstadt geht es ab nach Beerfelden. Der Parkplatz "Olfener Höhe" befindet sich zwischen den Stadtteilen Airlenbach und Olfen, an der Abfahrt in Richtung Güttersbach. Li
Schneefreuden im Westerwald
Es ist noch richtig gemütlich hier oben im Westerwald. Dabei sind es nur rund 100 Kilometer hierher, genauer gesagt: von Frankfurt nach Bad Marienberg, wo es bei Schnee rund geht, vor allem auf den Wanderloipen auf den Höhen rings um das Kneipp-Heilbad.
Start beim Wildpark oder am Fernsehturm. Wer gut drauf ist und es gerne ein wenig länger hätte, fährt die 35 Kilometer lange Westerwaldloipe ab, die am Parkplatz Kirberger Straße beginnt. Sie führt durch Wälder, Täler und über Höhen bis zur höchsten Erhebung des Westerwalds, zur Fuchskaute (657 m).
Die Skihaserl und ihre Verehrer tummeln sich am liebsten auf dem Schorrberg in Bad Marienberg-Eichenstruth. Hier sind ein Lift, zwei Pisten, Skiverleih, 350 Meter Abfahrt, 50 Meter Höhenunterschied. Es gibt auch eine Rodelbahn und eine Piste für Anfänger, denen die Ski- Schule des Skiclubs Marienberg Kurse bietet. Skiausrüstung wird in zwei Geschäften ausgeliehen.
Wer mit dem Pferdeschlitten durch die weiße Landschaft fahren möchte, kann sich an Birgit Müller von der Kurverwaltung, Wilhelmstraße 10, in 5439 Bad Marienberg wenden, auch wenn es um Unterkunftsverzeichnis, Loipenplan oder um Abholung von zu Hause geht, die per Mietwagen bei acht Personen preiswert ist.
Weil die Winter längst nicht mehr so sind, wie sie einmal waren, sollte, bevor man in den Westerwald aufbricht, die Nummer 0 26 61-70 31 angerufen werden. Da wird gesagt, ob und wie hoch der Schnee liegt und wie der Zustand der Pisten ist.
Wer nicht Ski fährt oder rodelt, sondern nur einfach so aus Spaß und der guten Luft wegen durch den Schnee stapfen möchte, kann dies auf 165 Kilometer markierten Wanderwegen rund um die Badestadt. Tierfreunde wird der Wildpark interessieren, der mehr als hundert Tiere beherbergt, vom Wisent bis zum schottischen Hochlandrind. Im Basaltpark, einer rekultivierten Dokumentationsstätte, gewinnt man Einblick in die Vulkantätigkeit vor 30 Millionen Jahren. Die Säulen, die am Weg um den See stehen, haben sich bei der Abkühlung der basaltischen Lava gebildet.
Was den angebrochenen Abend angeht, so trifft man sich gern und tanzt in einigen gastlichen Stätten meist bei Kerzenschein und Kuschelmusik. Da treffen sich auch all' jene, die ohne Ski und Rodel hierher kommen - weil das Wandern hier so schön ist: in das romantische Flußtal der Schwarzen Nister, zum Kleinen und Großen Wolfstein, einem Naturdenkmal vulkanischen Ursprungs oder zur Westerwäökder Seenplatte.
Die Preise für Pauschalaufenthalte für Skilangläufer und Abfahrtsläufer liegen bei etwa 350 Mark für sieben Übernachtungen mit Frühstück im Hotel oder Gasthaus.
Anfahrt: Autobahn Frankfurt-Köln, Abfahrt Montabaur. Mit der Bahn von Frankfurt über Limburg-Westerburg-Erbach. Von hier mehrmals täglich Busanschluß nach Bad Marienberg. GUSTL MÜLLER-DECHENT
KULTUR-TESTSEITE VI
FRANKFURT A. M. Die Entkriminalisierung der Drogenkonsumenten, die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft und Treffpunkte in der Nachbarschaft von Jugendlichen sind zentrale Forderungen in den Wahlprüfsteinen des Frankfurter Jugendrings. Zur bevorstehenden Kommunalwahl am Sonntag, 7. März, hat der Zusammenschluß aller großer Jugendverbände die "Prüfsteine" herausgebracht.
"Das dringlichste Problem ist die Wohnungssituation in der Stadt", betont Renate Aßmus, Jugendring-Geschäftsführerin. Deshalb müsse der soziale Wohnungsbau vorangetrieben werden. Besonders wichtig seien neue Wohnungen für Mädchen, junge Frauen und alleinerziehende junge Mütter.
Um die steigende Zahl obdachloser Jugendlicher zu bekämpfen, setzt sich der Jugendring zudem für dezentrale und sozial betreute Wohn- und Zufluchtsplätze in kleinen Einheiten ein. Diese Unterkünfte habe es in Frankfurt bereits in den siebziger Jahren gegeben, sie seien jedoch von der CDU Zug um Zug wieder abgebaut worden.
Auch im Bereich Berufsausbildung werden in den Wahlprüfsteinen Veränderungen gefordert. Nach Ansicht des Jugendrings leisten die Berufsinformationszentren (BIZ) nicht genug. Auf einen Termin müßten die jungen Leute oft wochen- oder monatelang warten, monieren die Jugendverbände und fordern bessere individuelle Beratung. Außerdem soll der Service speziell in Stadtteilen und Schulen eingerichtet werden. Damit gerade ausländischen Mädchen und jungen Frauen der Zugang zu allen Berufen ermöglicht wird, hält der Jugendring entsprechende Vorbereitungskurse und Lehrgänge für notwendig.
In Fragen der Ausländerpolitik bezieht der Jugendring ebenfalls eine eindeutige Position. Er fordert klare Schritte zur politischen und rechtlichen Gleichstellung der hier lebenden Einwanderer und deren Kindern. So sollte den Ausländern, die seit längerer Zeit hier leben, das allgemeine Wahlrecht zugestanden werden. Eine doppelte Staatsbürgerschaft dürfe nicht mehr ausgeschlossen werden. In der Bundesrepublik geborene Kinder müßten automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, wie es in vielen anderen Ländern, beispielsweise den USA, schon die Regel sei.
Bereits seit mehr als 20 Jahren macht sich der Jugendring für kleine Einrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft der Jugendlichen stark. Weitere Punkte im Forderungskatalog sind mehr Sozialarbeiter, insbesondere für Ausländer und die aufsuchende Jugendarbeit, und flexiblere Öffnungszeiten der Häuser. Die Jugendtreffs müßten auch am Wochenende und in den Ferien die Türen offen halten. "Ein wichtiges Thema sind seit eh und je die Drogen. Die meisten Politiker glauben, daß jemand der Drogen nimmt, sowieso nicht ganz richtig sein muß. Dabei konsumieren viele selber Kaffee, Nikotin und Alkohol", sagt Renate Aßmus.
Wichtigste Forderung des Jugendrings: die Entkriminalisierung von (Jugendlichen) Drogenkonsumenten. In der Gesetzgebung müsse zwischen harten und weichen Drogen unterschieden werden.
Darüber hinaus sollte eine sogenannte Eigenbedarfsregelung geschaffen werden. Demnach würde das Mitführen des Wochenbedarfs an Rauschmitteln (nicht nur von Haschisch) wie eine Ordnungswidrigkeit behandelt werden. Die Vergabe von Substitutionsstoffen wie Methadon und Codein sollte erleichtert und ausgebaut werden. Außerdem fordert der Jugendring mehr Therapieplätze, beschränkte Möglichkeiten für den legalen, kontrollierten Drogenerwerb und geeignete Konzepte für die Vorbeugung.
Die weiteren Punkte der Wahlprüfsteine des Frankfurter Jugendrings beziehen sich auf die Bereiche Umwelt- und Verkehrspolitik, Gesundheit, Kinder- und Jugendkultur, Mädchen und Frauen sowie Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Das Faltblatt mit den Forderungen des Frankfurter Jugendrings kann in der Geschäftsstelle, Bleichstraße 8-10, und unter der Telefonnummer 28 52 28 angefordert werden. dil
1
IMPRESSUM
Heilloser Schlaf
Im Gegensatz zum heilsamen Schlaf gibt es den ungesunden: den, der den Schläfer oder die Schläferin überfällt, weil er oder sie von der "Welt" verlassen, ausgeschlossen sind aus lebendiger Kommunikation. Auch Psychoanalytiker und Psychoanalytikerinnen kennen solcherart Erschöpfung oder Müdigkeit, wenn es auch nur wenige zugeben. Dann nämlich, wenn auf der manifesten oder der latenten Kommunikationsebene zwischen Patientin oder Patient und Analysierendem eine Lücke entsteht.
Der Psychoanalytiker Ralf Zwiebel hat es gewagt, seine Müdigkeitsreaktion, gar seinen Schlaf, in der psychoanalytischen Situation zu untersuchen. In seinem Buch: Der Schlaf des Analytikers macht sich Zwiebel zum hellwachen Beobachter eigener Müdigkeitsreaktionen in der Gegenübertragung. Sein Fazit: "Da der Analytiker auf direkte Triebbefriedigung verzichtet, bleibt er auf ein Minimum an narzi8tischer Bestätigung angewiesen: die zentrale Bestätigung scheint das Verstehen der unbewußten Psychodynamik und die Möglichkeit der Kommunikation darüber mit dem Patienten zu sein. Wenn dies nicht möglich ist, wenn also Nicht- Verstehen und Nicht-Verständigung oder Pseudo-Verständigung die Oberhand gewinnen, gerät der Analytiker in eine kritische Situation . . ."
Der Analytiker verspürt dann verstärkt seine Ambivalenz gegenüber der analytischen Position. Diese seine Berufsposition verlangt ja gerade, daß er "ganz Ohr" ist und "gleichschwebend aufmerksam". Umgekehrt "verpflichtet" die analytische Grundregel die Patientinnen oder Patienten, "alles" ohne Rücksicht auf unangenehme Empfindungen zu sagen. Die Grundregel trägt dazu bei, die Beziehung zwischen Analysierenden und Analysierten als eine dialogische zu begründen und zu etablieren.
Ist der fruchtbare Austausch von Worten - oder von Reden und Hören - gestört, so stagniert der psychoanalytische Prozeß. Als "Antwort" auf das Ausgeschlossensein aus dem Dialog kann auf seiten der Therapeutin oder des Therapeuten die Müdigkeitsreaktion auftreten, die, laut Zwiebel, eine Tendenz zur Vernichtung aufweist: "Ich glaube, daß viele Analytiker Tage kennen, an denen sie durch die Arbeit so fertig und ausgelaugt sind, daß sie sich eher tot als lebendig empfinden. Hier scheint dann Vernichtungsarbeit stattgefunden zu haben und weniger eine Entwicklung zu kreativer Lebendigkeit. Der Analytiker nimmt an einer Bewegung teil, dies eine analytische Existenz in Frage stellt: er darf nicht mehr richtig interessiert sein, er darf vor allem nicht sehen und nachdenken, nicht richtig seine eigenen Gefühle wahrnehmen, phantasieren, nicht darüber sprechen, die Befriedigung der Arbeit nicht erleben und vor allem nicht die Wahrheit erkennen . . . Die quälenden Gefühle, die die Müdigkeitsreaktion begleiten können, sind möglicherweise ein Ausdruck des gleichsam existentiellen Konfliktes zwischen dem Wunsch, die lebendigen analytischen Funktionen auszuüben, und dem Sog oder auch dem Verbot, diese Lebendigkeit aufrechtzuerhalten, oder dem Gebot, diese aufzugeben. Liegt es nicht nahe, eine Wiederbelebung einer traumatischen Situation aus der frühen Kindheit zu vermuten, in der der Analytiker auf einen wesentlichen Teil seiner umfassenden Lebendigkeit verzichten mußte, um die Beziehung zu den primären Objekten nicht zu gefährden?"
Fragen, Lebensfragen, Existenzfragen, auf die das vorliegende Buch in vorsichtig-klaren Suchbewegungen Antwort zu geben vermag. Ralf Zwiebel hat dankenswerterweise eigene Gegenübertragungsreaktionen untersucht, um sie einem größeren Publikum nutzbar zu machen. Abgesehen von kleinen Mängeln - zum Beispiel unbefriedigend dokumentierter Zitierung aus Sekundärliteratur - ist dieses Buch allen an lebendiger Kommunikation Interessierten zu empfehlen.
EVA-MARIA ALVES
Ralf Zwiebel: Der Schlaf des Analytikers. Die Müdigkeitsreaktion in der Gegenübertragung. Verlag Internationale Psychoanalyse (bei Klett-Cotta), Stuttgart 1992, 152 Seiten, 38 DM.
Versammelt unter einer mächtigen Eiche auf einem der rundlichen Kegel, wie sie die letzten Eiszeitgletscher vor das Hochgebirge geschoben hat, schaut die Wandergruppe hinaus ins Murnauer Moos. Das ganze bis zur Karwendelkette reichende Voralpenland, das wasserreiche, blumenbesprenkelte Moor unter dem föhnigen Himmel schimmert in einem eigentümlichen Blau - "die einzige Farbe, bei der ich mich dauernd wohl fühle", wie der hier ansässig gewordene Maler Franz Marc aus München empfunden hatte. Auf den Magerwiesen stehen vereinzelt Weißeschen und Birken und auch noch die typischen Streuhaufen, die man hier "Strahdrischen" nennt und die von den Künstlern des "Blauen Reiters" als malerisches Motiv entdeckt worden waren.
Doch wir befinden uns diesmal nicht auf den "Spuren des Blauen Reiters", wie sich Murnaus bekanntestes Touristikprogramm nennt (im Sommer 1993 soll im gotischen Schloß von Kaiser Ludwig dem Bayern ein Museum mit 30 Werken der Murnauer Malerin Gabriele Münter eröffnet werden). Wir wollen andere Schönheiten entdecken, wie sie die Natur mehr oder weniger verborgen hält, zum Beispiel den blauen Eisvogel. Denn das größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas ist das wichtigste und eines der letzten Rückzugsgebiete für die bedrohte Pflanzen- und Vogelwelt in Bayern.
Das Institut für Vogelschutz in Garmisch-Partenkirchen hat nach 25 Jahren laufender Beobachtung festgestellt, daß nicht weniger als 175 der 379 heute noch in Bayern heimischen Vogelarten auf dem 40 Quadratkilometer großen, feuchten Flachland bei Murnau nisten, brüten oder regelmäßig als durchreisende Gäste kommen. Menschliche Gäste dürfen sie beobachten oder belauschen, wenn sie sich an das strikte Wegegebot halten oder, besser noch, einer der regelmäßigen Führungen mit Ornithologen vom Bund Naturschutz oder dem Landesbund für Vogelschutz anschließen. Auf den bis zu fünfstündigen Wanderungen bekommen sie einen Intensivkurs in Naturkunde, der auch in Zusammenhänge zwischen Ökologie und Landwirtschaft einführt. Schon im Februar kommen die ersten Lerchen und Stare aus dem Süden zurück.
Forstoberrat Heiner Schöpf blickt von der Eiche aus durchs Fernglas und behauptet, er könne mindestens 15 Vogelarten sehen oder hören. Wir sehen mit unbewehrtem Auge erst einmal nichts und hören nur das Pfeifen der Lokalbahn, die unten vorbei nach Oberammergau zukkelt. Doch dann, abseits der Zivilisation, beginnt es in Wiesen und Büschen zu zwitschern, piepen und zirpen, als hätten sich "alle Vöglein, alle" eigens für uns zum Konzert versammelt: Feldlerchen, Braunkehlchen, Kiebitze, Wiesenpieper und viele andere Arten. Der Bestand dieser "ganzen Vogelschar" hat sich stabilisiert im Murnauer Moos - und das ist vor allem der geänderten Landbewirtschaftung zu verdanken.
Wie das? Schöpf demonstriert das ganze vernetzte System: Er läßt Zivis beiderseits des Weges mit Keschern durch die Wiesen laufen. Der eine fängt gerade mal vier Insekten, der andere hat binnen weniger Minuten seinen Kescher voller Spinnen, Heuschrecken, Raupen, Bienen. Dieses Wiesenstück mäht der Bauer Anton Fischer ("Ich bin nicht nur am Produzieren von Nahrungsgütern interessiert") nur einmal im Jahr. Und die Ökologie stimmt wieder: Wildpflanzen sprießen, Insekten vermehren sich, die Vögel ernähren sich reichlich und bleiben im Lande. Einige Arten, die bereits ausgewandert waren, sind heimgekehrt zu den oberbayerischen "Fleischtöpfen", so der Große Brachvogel und der Wachtelkönig, von dem wieder 40 bis 60 Exemplare sich durch ihren schnarrenden Ruf "Crex Crex" - nach dem sie wissenschaftlich benannt sind - im Moos bemerkbar machen.
Das Schicksal von mindestens 60 Brutvogelarten hängt hier von der Bodenbewirtschaftung ab und bei 37 Arten besteht eine mittelbare Abhängigkeit, schätzt man im Institut für Vogelkunde und hofft, daß mit weiterer Verbesserung dieses Lebensraumes auch Birkhähne, deren Balzarenen seit den 70er Jahren verwaist sind, bald wieder aus dem Hochgebirge überwechseln werden, nachdem sich bereits Uhu und sogar Steinadler im tierreichen, alpennahen Moor einfinden. Für die vielen heimgekehrten Kormorane, die zur Konkurrenz für die Fischer werden, und die massenhaft einfallenden Krähen müssen die Ornithologen schon Kompromißlösungen erarbeiten.
Seit 1992 ist das Murnauer Moos wegen seiner überregionalen Bedeutung für die Vogel- und Pflanzenwelt in das größte Naturschutz-Förderprogramm auf dem Gebiet der alten Bundesländer einbezogen; aus der Staatskasse fließen jährlich 34 Millionen Mark für vielerlei Maßnahmen. Beispielsweise für ein langfristiges "Biomonitoring", zu dem eine Datenbank mit bisher schon über 50 000 Einzeldaten gehört. Dazu werden - wie gelegentlich auch interessierten Wanderern gezeigt wird - Vögel in einem hauchdünnen, fast unsichtbaren Netz ohne Verletzungsgefahr gefangen, genau vermessen (119 Millimeter waren es bei einem jungen Star, der stolz seine neuen Federn spreizte), fortlaufend numeriert und mit einem Aluminiumring, der nur ein Gramm wiegt, markiert und wieder freigelassen (unser Star trägt jetzt die Nummer 80 507 am Bein). Die ständig beobachteten Vögel dienen auch als "Bioindikatoren": sie können schädliche Entwicklungen für die Pflanzen- und Tierwelt frühzeitig anzeigen.
Ein kleiner Teil der Fördermittel soll für einen wahrhaft sanften Tourismus im Murnauer Moos verwendet werden. "Was wir brauchen, ist eine breite Information", sagt Institutsleiter Einhard Bezzel. Rückgängig machen kann er manches nicht mehr, etwa die auf Stelzen quer übers Moor gespannte Autobahn. Daß sie so viel Fläche verbrauche und obendrein zerschneide, sei viel schlimmer als der Verkehr als solcher.
Gefruchtet hat die naturkundliche Aufklärungsarbeit jedenfalls bei den Landwirten, die sich - finanziell unterstützt vom bayerischen Landwirtschaftsministerium - auf die Extensivbewirtschaftung umgestellt haben. Dabei war es, wie Bauer Fischer bemerkt, "vor einigen Jahren noch wichtiger, möglichst viel aus dem Boden rauszuholen".
KARL STANKIEWITZ
AUSKUNFT: Verkehrsamt, Postfach 11 20, 811 Murnau, Tel. 0 88 41 / 20 74.
KULTURPANORAMA 4
Sich als Republikaner zu bekennen, hieß vor wenigen Jahren noch, nach demokratischen Bürgertugenden zu streben und dafür Sorge zu tragen, daß niemand in seinen Menschenrechten verletzt wird. Republikaner wollten immer etwas mehr Demokratie als vorhanden - ein Zukunftsprojekt, an dem jeder unaufhörlich Hand anlegen muß. Dieses Verständnis hat sich inzwischen gründlich geändert. Ein Demokrat kann sich ohne erklärenden Zusatz nicht mehr Republikaner nennen. Es wäre eine wohl vergebliche Trotzreaktion gegen die Begriffsokkupation von rechts, denn die Öffentlichkeit hat die sprachliche Umwertung längst mitvollzogen. Das Wort "Republikaner" meint heute im Deutschen das Gegenteil dessen, was es früher bedeutet hat.
Warum geschah dieser Begriffsraub in Deutschland und nicht in Frankreich, in den USA oder in anderen Staaten? Die Antwort liegt in der deutschen Geschichte. Der Begriff "Republik" ist zunächst mit Zukunftshoffnungen überfrachtet worden, die dann radikal vernichtet wurden.
Nicht alles läßt sich jedoch aus der deutschen Tradition erklären. Manches beruht auf europäischen Voraussetzungen. Denn möglich wurde die sinnverkehrende Okkupation eines demokratischen Bekenntnisbegriffes nur, weil das Wort Republik in vielen Staaten Europas und nicht nur in Deutschland begrifflich längst entleert worden war. Doch nur in Deutschland konnte es von rechts besetzt werden.
"Republik" meint spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa nur noch: nicht Monarchie. Kommunistische und nicht-kommunistische Staaten, Demokratien wie auch autoritäre Regime, sie alle konnten sich gleichermaßen so nennen. "Republik" allein besagt nichts mehr. Enthüllt wurde diese Begriffsentleerung immer dann, wenn eine Staatsordnung zusammenbrach und eine neue an ihre Stelle gesetzt werden mußte; in Deutschland also nach 1945 und 1918, aber auch 1990, wenngleich jetzt innerhalb der staatlich zweigeteilten Nation eine durch Erfolg legitimierte Republik bereitstand, um die zusammengebrochene
Wie tief dieser Einschnitt werden wird, kann erst die Zukunft lehren. Deutlich ist schon jetzt: Auch im vereinigten Deutschland blieb "Republik" ein Wort ohne Eigenschaften, Demokraten besetzten es nicht. Die wenigen Intellektuellen, die gegen diesen Verzicht anschrieben, konnten sich nicht durchsetzen.
1918 hatte das Wort "Republik" noch einen letzten Rest seiner revolutionären Kraft bewahrt. Die deutschen Monarchien, bis dahin das Zentrum der politischen Macht und gesellschaftlicher Glanzpunkt ohnegleichen, verschwanden ohne ernsthafte Gegenwehr. Die Republik zu bejahen, hieß zwar auch 1918 nur noch, den Sturz der Monarchie anzuerkennen, doch diese staatsrechtliche Formel blockierte den Weg zurück. Das war damals für viele eine schwer zu verkraftende Einsicht. Übergang zur Republik - vor allem für das Bürgertum bedeutete dies das Ende all dessen, was mehrere Generationen als den glanzvollen Höhepunkt in der Geschichte der deutschen Nation gefeiert, nicht selten religiös überhöht hatten. Nach rückwärts kündete sie also eine klare, viele verbitternde Botschaft, doch mit dem Blick in die Zukunft war "Republik" zur bloßen Leerformel geworden. In Deutschland wurde damit in der Revolution von 1918 eine Erfahrung nachvollzogen, die man in Frankreich schon rund sieben Jahrzehnte früher erlebt hatte. Die Franzosen hatten bereits in der Revolution von 1848 gelernt, daß "Republik" als ein politisch mehrdeutiges Kampfinstrument benutzt wurde. Im Namen einer "sozialen Republik" wurde eine neue Gesellschaftsordnung gefordert; die "bürgerliche Republik" diente dazu, die politische Revolution zu beenden, um die soziale Revolution zu verhindern. In den europäischen Revolutionen von 1848 wurde der entscheidende Schritt auf dem Weg zu einem entschärften, politisch konturlosen Verständnis von "Republik" vollzogen. 1848 war der Gipfelpunkt aller Hoffnungen und Ängste, die seit der Französischen Revolution von 1789 mit dem Wort "Republik" verbunden worden waren. Von diesem Gipfel erfolgte der Absturz in die politische Bedeutungslosigkeit - zumindest in Deutschland. Auch in Frankreich verlor der Begriff zwar seine jakobinische Färbung, bewahrte aber doch die Erinnerung an die Revolution von 1789. Dies und der nie endende Streit um ihr Erbe schützten das Wort "Republik" davor, politisch völlig entleert zu werden.
In Deutschland gab es nach 1848 zwar weiterhin Republikaner, aber nur noch Minderheiten wählten für ihre Träume von einer gerechten Gesellschaft die "Republik" zum Erkennungszeichen. Die Zukunftshoffnungen erhielten nun andere Namen: vor allem Demokratie und Sozialismus. Welche Hoffnungen und Ängste waren im europäischen Revolutionszeitalter zwischen 1789 und 1848 für die Menschen unlösbar mit dem Wort Republik verbunden gewesen? Die eindringlichste Verdichtung der Aura, die damals das Wort umgab, findet sich in Gustave Flauberts Lehrjahren des Gefühls in den Passagen über das Paris des Jahres 1848: "Die Republik ist ausgerufen worden. Jetzt wird man glücklich sein!" Doch diese Euphorie verblaßte rasch. Zurück blieb die Furcht vor dem Terror. All jene Ängste, die so viele Menschen, keineswegs nur Konservative und Liberale, bei dem Wort Republik erschaudern ließen, faßt Flaubert in einen einzigen Satz: "Das Beil der Guillotine blitzte in allen Silben des Wortes Republik." Die Erinnerung an 1793 war nicht verblaßt. Im Gegenteil, das Drohgebilde "republikanischer Terror" schien mit wachsender zeitlicher Distanz zum Vorbild und Schreckbild der Französischen Revolution eher noch zu wachsen.
Das gekrönte Haupt, das unter der Guillotine gefallen war, hatte die revolutionäre Kraft, die sich mit "Republik" verband, den Zeitgenossen blutig eingeschärft. Und jede der zahlreichen Revolutionen, die bis 1848 in Europa und Lateinamerika das vermeintliche Zeitalter der Restauration erschütterten, rief diese Seite der Republik in Erinnerung. Der neue, revolutionär gezeugte Kampfbegriff richtete sich aber nicht nur gegen die Monarchie, sondern verlangte von allen Menschen republikanische Bürgertugenden. Die Republik sollte in den staatlichen Institutionen und ebenso in der Lebensführung eines jeden einzelnen verankert sein. "Republikaner sein, heißt ein rechtschaffener Mann sein, heißt gerecht sein. Republik und Reich der Gerechtigkeit sind einerlei." An diesen Worten eines Mainzer Klubbisten von 1793 ist zweierlei charakteristisch: die Ablehnung des Terrors und die Männlichkeit der Republikaner. Zwar wurden oft "das Volk" oder "die Menschen" als der republikanische Souverän tituliert, doch die Sprache machte stets hinreichend klar, wer gemeint war: der Mann, die "Brüder". Die politische Gesellschaft blieb auch für die meisten Republikaner männlich.
"Republik" war auch in Deutschland eine soziale Utopie. Sie werde eine starke und gerechte Nation schaffen: "Das Sklavenjoch der Hof-, Zwang- und Frohndienste, wo der Edelmannsbauer und Edelmannsochs in gleichem Range standen, wird von dieser Nation zertrümmert." Diese Egalitätsverheißung eines deutschen Republikaners von 1798 wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem Wandel der Gesellschaft angepaßt. "Republik" forderte weiterhin politische Gleichheit für alle Männer, versprach, das Erzübel der Zeit, die Massenarmut, zu beseitigen, und warb für den Staat, der Wohngemeinschaften für Alte und Arbeitsunfähige unterhält, Fabriken beaufsichtigt, die Arbeitszeit festlegt, den Mindestlohn garantiert, Schulen einrichtet.
Eigentum galt entschiedenen Republikanern als "demokratisches Lehnsrecht", das nicht vererbt werden dürfe. "Solange es die Vererblichkeit der Güter gibt, solange wird es Erbfürsten geben und die Republik eine Inkonsequenz sein." Diese soziale Aufladung von "Republik" erreichte in der Revolution von 1848/49 ihren Höhepunkt - und ihr Ende. Republik bedeutete nun für die Liberalen und erst recht für die Konservativen aller Richtungen: Herrschaft des Pöbels und Vernichtung des Eigentums, Auflösung der Familie und Sittenverfall, Untergang aller Kultur. Oder wie es ein bürgerlicher Sozialverein formulierte: "Vertrauen auf den sogenannten Sozialismus, der bei dem jetzigen Zustand des Menschengeschlechtes nichts anderes heißt als Freiheit mit Raub und Mord".
Diese Untergangsvisionen vernichteten den deutschen Republikanismus. Aber sie bezeugen zugleich die Größe der republikanischen Hoffnungen, die in Deutschland 1849 mit der Revolution untergingen. In Frankreich dagegen spaltete sich 1848 die republikanische Bewegung in einen sozialrevolutionären und einen sozialkonservativen Strang. Anders als in Deutschland wurde die "bürgerliche Republik" zu einem Schutzschild, hinter dem sich die Gegner der "sozialen Republik" versammelten, als die Monarchie nicht mehr zu retten war. Die Doppelaufgabe, Reformen zu ermöglichen und zugleich die Revolution zu beenden, bürdete man in Deutschland nicht der Republik auf, sondern der konstitutionellen Monarchie. Sie wirkte in Deutschland noch als Reformhoffnung, als sie in Frankreich als Reformkraft bereits abgewirtschaftet hatte. In Deutschland zogen die Liberalen aus 1848 die Lehre, daß die revolutionär erzwungene Republik unkalkulierbare soziale Gefahren bedeute, und die Demokraten mußten erkennen, daß die Republik keineswegs die Erfüllung ihrer Hoffnungen garantierte. Die französische Republik bewies es.
Diese Ernüchterung überlebte der angstbeladene und zugleich hoffnungsüberfrachtete Begriff Republik nicht. Er taugte deshalb nach 1848 nicht mehr als Sammelbecken bürgerlicher Ängste vor der Kulturzerstörung durch die soziale Revolution und auch nicht mehr als Hoffnungssignal für soziale Demokraten und Sozialisten. "Demokratie" und "Sozialismus" traten als neue Hoffnungs- und Angstbegriffe das Erbe von "Republik" an.
Der Begriff Republik war frei geworden. Das zeigte sich 1918, als er zum Gemeingut von links bis rechts wurde. Es zeigte sich wieder nach 1945, als er inhaltlich gar nichts mehr besagte. Und es zeigte sich erneut 1990, als nur wenige auf die Idee kamen, "Republik" wieder zu einem demokratischen Hoffnungswort in Deutschland machen zu wollen. Deshalb, und nur deshalb konnten sich die heutigen "Republikaner" dieses Begriffs bemächtigen - das traurige Ende einer langen Geschichte verlorener Hoffnungen. Geblieben sind nur die Ängste, die seit der Französischen Revolution immer auch mit diesem Kampfbegriff verbunden waren. Die "Republikaner" von heute haben das Erbe dieser einen Linie in der Bedeutungsgeschichte von "Republik" angetreten - die Geschichte der Angst: Angst vor einer offenen Gesellschaft, Angst vor einer demokratischen Zukunft, Angst vor dem Neuen, Angst vor dem Fremden.
FRANKFURT A. M. "Sicherheit kostet immer mehr Geld", konstatierten Hans- Peter Schreiner und Jürgen Lamb vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Frankfurt, als sie dieser Tage eine Bilanz des Jahres 1992 zogen. Verursacht wird dieser Trend vor allem durch das neue Rettungsdienstgesetz: Es schreibt wesentlich höhere Sicherheitsstandards als bisher vor. Spätestens zehn Minuten nach einem Notruf muß der Rettungswagen vor Ort sein. Und ab 1996 dürfen nur Sanitäter, die die zweijährige Ausbildung zum "Rettungsassistenten" hinter sich haben, am Steuer sitzen.
Die 150 ehrenamtlichen Mitarbeiter und Zivildienstleistenden, darunter viele Krankenpfleger und -schwestern sowie Medizinstudenten, "die hervorragend qualifiziert sind", kann der 6000 Mitglieder starke Verein langfristig nicht mehr einsetzen. Weil außerdem die Berufsfeuerwehr die Hälfte ihres Rettungsdienstes abgibt, müssen die Geschäftsführer zu den 18 hauptberuflichen Mitarbeitern mindestens 32 weitere einstellen: "Wo wir die Leute herkriegen sollen, wissen wir noch nicht."
Wegen der erhöhten Personalkosten muß die Hilfsorganisation den Preis für jeden Transport erhöhen. Nach dem neuen Rettungsdienstgesetz haben sie aber auch einen Anspruch darauf, kostendeckend zu arbeiten. Also erhielten sie seit dem letzten Frühjahr einen Satz von 320 Mark. Im neuen Jahr wollen die Krankenkassen diesen Betrag aber nicht mehr zahlen. Sie berechnen das Jahresmittel des vergangenen Jahres (250 Mark) und berufen sich auf das Gesundheitsstrukturgesetz, das eine Erhöhung des Betrages um maximal vier Prozent vorsieht. "Mit 253 Mark kann aber keine Hilfsorganisation in Frankfurt leben", betont Peter Schreiner.
Nachdem einige Verhandlungen gescheitert sind, hofft er auf eine einstweilige Verfügung eines Richters oder einen Musterprozeß, "bei dem die Sache schnell geklärt wird". Bis es allerdings soweit ist, bleibt dem ASB womöglich nichts anderes übrig, "als die Patienten zur Kasse zu bitten". Eine Schwierigkeit ganz anderer Art tauchte bei den 16 000 Krankentransporten und Rettungseinsätzen mit den zehn Fahrzeugen im vergangenen Jahr auf: "Zwei unserer Mitarbeiter wurden zu einem Obdachlosen gerufen, der einen offenen Oberschenkel mit Maden darin hatte", berichtete Lamb. Nach Angaben der Sanitäter wollte er partout nicht ins Krankenhaus. Vom Gesetz her sind den Helfern in so einem Fall die Hände gebunden: Sie dürfen niemanden gegen seinen Willen mitnehmen.
Später nahmen Nonnen den Kranken mit auf ihre Sozialstation. Nachdem sie ihn schließlich doch davon überzeugen konnten, sich in ein Krankenhaus bringen zu lassen, erstatteten sie Strafanzeige gegen die ASB-Leute - wegen unterlassener Hilfeleistung. Das Verfahren läuft. "Ich bin jetzt 27 Jahre in dem Geschäft", ärgerte sich Jürgen Lamb, "sowas ist uns noch nie passiert."
Im Bereich Behindertenfahrdienst des ASB macht sich der allgemeine Mangel an Zivildienstleistenden bemerkbar. "Wir kriegen einfach keine neuen Zivis mehr", klagt der kaufmännische Geschäftsführer Hans-Peter Schreiner. Die 4500 Fahrten, die die Samariter im abgelaufenen Jahr geleistet haben, müßten deshalb in Zukunft verstärkt von hauptberuflichen Mitarbeitern des ASB übernehmen.
Weil der ASB in der Hanauer Landstraße "aus allen Nähten platzt", ist dieser Bereich in die Dielmannstraße nach Sachsenhausen umgezogen. Von dort aus werden auch die neu ins ASB-Programm übernommenen Schulfahrten für behinderte Kinder koordiniert.
Bei 650 Veranstaltungen oblag den ASB-Helfer im vergangenen Jahr der Sanitätsdienst. Einer davon war die Begleitung des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Dezember. "Er legte besonderen Wert darauf, daß wir ,möglichst unauffällig&rquote; im Begleittroß hinterherfahren", erinnert sich Jürgen Lamb.
Auch über die Frankfurter Eintracht wundern sich die Sanitäter: Bei Heimspielen im Waldstadion werden lediglich zwölf Mark pro Helfer und Dienst gezahlt. "Das ist lächerlich", findet Schreiner: "Jeder Ordner bekommt mehr als unsere ausgebildeten Kräfte."
Der Sportverein rede sich damit heraus, die ASB-Leute könnten sich ja schließlich kostenlos ein Fußballspiel anschauen. "Ich war selbst letztens dort", erzählte Lamb, "ich hatte dann soviel zu tun, daß ich mich hinterher erkundigen mußte, wie die Partie ausgegangen ist."
Eine neue Einrichtung beim ASB, der einen Jahresumsatz von fünf Millionen Mark hat, ist die Sozialstation. Vor einem Jahr hat die Organisation zum ersten Mal häusliche Krankenpflege und mobilen sozialen Hilfsdienst angeboten. 80 Patienten wurden seither betreut.
"Das war für uns auch organisatorisches Neuland", bemerkte Schreiner. Und finanziell ist dieser Bereich noch "tief in den roten Zahlen". Die ASB-Manager sind aber zuversichtlich, "daß die Sparte im nächsten Jahr besser dastehen wird".
199 Kurse hielten die 17 Ausbilder des ASB im Jahr 1992, von "Sofortmaßnahmen am Unfallort" über Betriebshelferausbildungen bis hin zum Unterricht für zukünftige Sanitäter.
Obwohl viele Arbeiten des ASB mehr und mehr von hauptberuflichen Kräften übernommen werden, bleiben die ehrenamtlichen "unverzichtbar". "Bei dem Großkonzert ,Rock gegen rechts&rquote; waren 200 Leute von uns im Einsatz", erinnert sich Jürgen Lamb. "Bei der Veranstaltung fanden wir es natürlich nicht schlimm, daß wir draufzahlen mußten."
Gleichzeitig hätte aber so mancher Arzt 50 Mark die Stunde verlangt. "Wenn es da nicht Leute gäbe, die so etwas auch mal unentgeltlich machen, wäre das Konzert nicht möglich gewesen." lub
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
FRANKFURT-NORDWEST. So manchem Schwerbehinderten ist die Fahrt ins Nordwestzentrum gründlich verleidet worden. Grund: Seit dem Frühjahr 1992 müssen sie befürchten, daß sie keinen Parkplatz mehr in der Tiefgarage finden. Von den bis dahin an jedem Rollsteig oder Fahrstuhl markierten acht Stellplätze wurden 50 Prozent gestrichen.
Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) fordert deshalb mit einem einstimmig angenommenen CDU-Antrag den Magistrat auf, Abhilfe zu schaffen.
Die Stadt soll sich mit der Parkhausgesellschaft in Verbindung setzen, um den alten Zustand wiederherzustellen und genügend Parkplätze für die Schwerbehinderten zu gewährleisten.
Ferner will der Ortsbeirat, daß die ermäßigten Parkausweise für Schwerstbehinderte, die ohne Angabe von Gründen ab November 1992 ersatzlos gestrichen wurden, wieder eingeführt werden.
Die Grünen konnten sich mit einem Zusatz zu dem Antrag durchsetzen: Auch die Parkplätze für Frauen sollen im Nordwestzentrum nicht reduziert werden. *jot
In Ihrem Bericht "Strompläne ausgeknipst" (FR vom 14. 1. 1993) heißt es in bezug auf die Stadt Schwetzingen und umliegende Gemeinden: "Die Gemeinden hätten klagen oder ein Schiedsgericht anrufen müssen, um den Preis für die Anlagen zu drücken. Doch wahrscheinlich hätte die Zeit bis zum Ablauf der Lieferverträge für eine Entscheidung nicht gereicht." Insbesondere seien die höheren Konzessionsabgabenzahlungen Lockmittel für den Vertragsabschluß gewesen.
Die von den Energieversorgungsunternehmen vorformulierten Vertragsbedingungen, die hier und da noch einige Randkorrekturen in "zähen" Verhandlungen mit dem Städte- und Gemeindebund erfahren, spiegeln selbstverständlich in hohem Maße die Interessen der Energieversorgungsunternehmen wider. Auf die berechtigten und grundsätzlich durchsetzbaren (zumindest bei Einigkeit der Gemeinden) ökologischen und ökonomischen Interessen der Gemeinden wird darin nur wenig Rücksicht genommen. Die Energieversorgungsunternehmen nutzen den ihnen kartellrechtlich eröffneten Spielraum häufig bis zur Grenze des rechtlich gerade noch Zulässigen zu Lasten der Gemeinden aus.
Obwohl die Gemeinden hierdurch eigentlich gewarnt sein müßten, läßt sich bei ihnen nur selten eine Verhaltensänderung feststellen. Ohne sich vorher aufgrund eines Energiekonzepts Gedanken über ihre tatsächlichen Möglichkeiten zu machen und ohne ihre rechtlich guten Verhandlungspositionen auszunutzen, unterschreiben sie Verträge zu Bedingungen, die es ihnen - das ist bereits jetzt absehbar - auch nach Ablauf der jetzt unterschriebenen Verträge mit großer Wahrscheinlichkeit unmöglich machen werden, eine für sie aus ökologischen und ökonomischen Gründen in vielen Fällen sinnvolle eigene Versorgung aufzubauen.
Auch Ihr Bericht zeigt die Konfliktscheu vieler Gemeinden bei der Auseinandersetzung mit den Energieversorgungsunternehmen: so ist die Tatsache, daß man (mangels anderweitiger politischer Vorgaben) klagen oder ein Schiedsgericht anrufen muß, wenn man mit dem vom Energieversorgungsunternehmen geforderten Preis für das Leitungsnetz nicht einverstanden ist, ein ganz normaler Vorgang.
In Ihrem Bericht wird dies jedoch als Rechtfertigung für den Vertragsabschluß genannt. Dies gilt auch für die Argumentation, die Zeit bis zum Ablauf der Lieferverträge hätte wahrscheinlich für eine (gerichtliche?) Entscheidung nicht gereicht.
Daß die große Anzahl der Konzessionsverträg Ende 1994 ihr gesetzliches Ende finden, ist den Gemeinden und Energieversorgungsunternehmen seit 12 Jahren bekannt. Aus dieser Zeit stammt die Vorschrift, die nunmehr das gesetzliche Ende der Konzessionsverträge für 1994 vorschreibt. Ziel dieser Regelung war und ist es, die Gemeinden am Ende eines Konzessionsvertrages in die Lage zu versetzen, "völlig frei" darüber zu entscheiden, ob am Ende eines Konzessionsvertrages die Versorgung mit dem bisherigen Partner fortgesetzt wird oder aber andere Vertragspartner oder eine andere Versorgungsalternative, insbesondere die Gründung eigener Stadtwerke bzw. deren Erweiterung um einen speziellen Versorgungszweig Elektrizität oder Gas, erfolgen soll.
Jeder Gemeinde, die sich nur ein wenig juristisch kundig gemacht hat, ist bekannt, daß am vertraglich oder gesetzlich vorgesehenen Ende eines Konzessionsvertrages die neue Art der Vorsorgung bzw. der neue Vorsorgungspartner noch nicht feststehen muß. Innerhalb dieses sogenannten "vertragslosen Zustandes" hat die Versorgung regelmäßig vielmehr zu den bisherigen Bedingungen zu erfolgen. Das Zeitargument entpuppt sich damit als bloßer Bluff.
Eine weitere Frage ist, ob sich eine Gemeinde vom Energieversorgungsunternehmen zum Abschluß eines neuen Konzessionsvertrags mit dem Hinweis, nur in diesem Fall werde die erhöhte Konzessionsabgabe gezahlt, pressen lassen muß. Etliche Versorgungsunternehmen knüpften in der Vergangenheit und knüpfen in der Gegenwart erhöhte Konzessionsabgabenzahlungen an den Abschluß eines neuen, von ihnen vorgelegten Konzessionsvertrages mit zwanzigjähriger Laufzeit. Den Gemeinden wird dabei dann regelmäßig noch eine (zu kurz) bemessene Frist zum Abschluß eines solchen Vertrages gesetzt. Gemeinden, die den neuen Vertrag abschließen, erhalten die erhöhte Konzessionsabgabe, die anderen die bisherige. Für diese willkürliche Ungleichbehandlung von Gemeinden gibt es jedoch keinen sachlich gerechtfertigten Grund. Ein solcher sachlich gerechtfertigter Grund wäre jedoch für eine rechtlich zulässige Ungleichbehandlung oder Gemeinden Voraussetzung. Gemeinden, die noch Zeit zur Prüfung der Frage benötigen, ob sie das Versorgungsnetz übernehmen wollen oder einen anderen Vertragspartner mit der Versorgung beauftragen wollen, sollten die erhöhten Konzessionsabgaben bereits innerhalb des auslaufenden alten Konzessionsvertrages und des sich daran gegebenenfalls anschließenden "vertragslosen Zustandes" verlangen und ggf. einklagen. Um das beschriebene Verhalten der Energieversorgungsunternehmen abzustellen, hat beispielsweise die Hessische Kartellbehörde gegenüber zwei Energieversorgungsunternehmen, die auf diese Weise Druck auf Gemeinden ausübten, ein kartellrechtliches Mißbrauchsverfahrens eingeleitet. Für die Gemeinden gibt es keinen Grund, zu kuschen.
Joachim Hofmann (Rechtsanwalt), Öhringen
FRANKFURT A. M. "Die Idee hatte unser Chef, als er im Krankenhaus war wegen seines Daumens. Da war ihm die ganze Zeit so langweilig", erklärte Sylvia Gorchs vom Bund für Volksbildung. Der Chef, Günter Holzapfel, entschloß sich etwas zu unternehmen. Und entstanden ist das Projekt "Kultur im Krankenhaus" des Frankfurter Bundes für Volksbildung; der Bund ist eine städtische Gesellschaft.
Es geht um Kleinkunst, und die ist für den Bund nichts Neues. Es konnten bereits Erfahrungen gesammelt werden. Seit einigen Jahren erfreut und unterhält der Bund Gefangene mit ihrem Programm "Theater hinter Gittern". Das erfolgreiche Konzept wird nun in 13 Krankenhäusern der Stadt fortgeführt.
Dieser Tage trat der Zauberer Dixon alias Klaus Wagner im katholischen Sankt-Marien-Krankenhaus (Richard- Wagner-Straße 14 im Nordend) auf. An die 60 Patienten hatten sich im großen Hörsaal eingefunden, um sich "auf die magische Reise" zu begeben. Der Magier überzeugte mit seinen Tricks und sorgte mit seinen Späßen für eine unbeschwerte Atmosphäre.
Eigentlich sollten Dixon und die anderen Kleinkunstdarsteller zusammen in jedem der 13 Krankenhäuser einmal im Monat auftreten. Das wären in sechs Monaten, so lange soll das Projekt laufen, 78 Vorstellungen. Aufgrund der allgemeinen Etatkürzungen der Stadt Frankfurt, davon ist auch der Sektor Kultur nicht ausgeschlossen, werden es wahrscheinlich nur 53 Auftritte.
Es sei denn, ein Sponsor würde den Bund unterstützen. "Ein Sponsor hätte auch seinen Nutzen. Wir können nämlich Werbeflächen beispielsweise auf den Plakaten und Handzetteln anbieten", sagte Sylvia Gorchs.
Auf dem Spielplan standen darüber hinaus das Städtische Krankenhaus Höchst und die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik an der Friedberger Landstraße. Beide Male ist Klaus Michel aufgetreten. Seine Spezialität sind: Parodien und Stimmenimitationen, die auf die Lachmuskeln gehen. Und was wäre für Patienten besser geeignet. dil
Es geht um sehr viel mehr als nur um ein revolutionäres Buch mehr auf dem völlig unübersichtlich gewordenen Büchermarkt zum Thema Frauenbefreiung. "Das Schwarzmond-Tabu" hat die kulturelle Bedeutung des weiblichen Zyklus zum Thema und es geht vor allem um die systematische Ausschaltung jeder eigenständigen weiblichen Suche nach authentischer Spiritualität jenseits von kirchlicher, d. h. patriarchaler Dogmatik und dem entsprechenden Anpassungsgehorsam.
Das von der Württembergischen Landeskirche bis jetzt sehr mangelhaft durchgeführte Lehrzuchtverfahren (FR vom 19. 1. 1993 "Die Brüder greifen zum Lehrzuchtverfahren") bestätigt das, was Jutta Voss schreibt.
Dieses Lehrzuchtverfahren wurde vom Oberkirchenrat kurzfristig eröffnet, und zwar ohne daß das vorgeschriebene umfassende Ermittlungsverfahren durchgeführt worden war.
Jutta Voss und ihr Rechtsanwalt hatten überhaupt noch keine Akteneinsicht nehmen und eine Stellungnahme abgeben können, bevor der Termin auf den 21. Januar festgelegt wurde. (Das Lehrzuchtverfahren gegen die Theologin wurde nach mehrstündiger Verhandlung überraschend ausgesetzt, Red.)
Ein Mitglied des Oberkirchenrates machte Jutta Voss gegenüber deutlich, daß das Buch, geschrieben von einer Pfarrerin der Württembergischen Landeskirche, "möglicherweise Gemeindeglieder vom rechten Weg abbringen könnte". Er forderte sie auf, diejenigen Sätze, die zu Anstößen geführt hätten, in der neuen, vierten Auflage wegzulassen, "um mögliche Irrungen zu vermeiden".
Der Rechtsanwalt von Jutta Voss wurde telefonisch durch eine Rechtsrätin darüber informiert, daß zwei Textstellen in ihrer 4. Auflage zu ändern wären und wenn sie damit einverstanden wäre, würde das Lehrzuchtverfahren gegen sie nicht stattfinden. Das ist psychische Druckausübung.
Bereits vor mehr als drei Jahren wurde Jutta Voss zum Oberkirchenrat vorgeladen und aufgefordert, ihre Ordinationsrechte freiwillig zurückzugeben.
Das Buch "Das Schwarzmond-Tabu - die kulturelle Bedeutung des weiblichen Zyklus" ist ganz besonders für Frauen geschrieben und "den noch ungeborenen Töchtern unserer Schwestern von morgen" gewidmet. Das Gespräch "zur Bereinigung von Anstößen" mit der Frau und Theologin Jutta Voss wurde nur von Männern geführt, und zwar so, daß ganz deutlich wurde, daß sie es nur fragmentarisch durchgeblättert und die angekreideten Stellen in ihrer Tiefe und Bedeutung nicht verstanden hatten.
Es kommt mir vor, als ob die Herren allesamt in Panik geraten wären, weil offensichtlich irreale Ängste vor der innerlich autonomen Frau hochgekommen sind. Das hätten sie sich ersparen können, wenn die Kirche die von uns Frauen seit vielen Jahren geforderte Arbeit endlich geleistet hätte, nämlich die Ursachen der Hexenverfolgungen zu ergründen und dann ein gemeinsames Schuldbekenntnis abzulegen, da im Namen des falsch verstandenen Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes viele Millionen von Frauen wie Jutta Voss bei lebendigem Leibe abgetrieben wurden, weil sie es gewagt hatten, so zu denken und zu handeln und zu glauben und zu leben, wie es ihrer innersten Überzeugung entsprach.
Ich habe große Achtung vor Jutta Voss. Sie ist meines Wissens die erste deutsche Theologin im Dienst der Amtskirche, die es wagt, sich konsequent dem Kirchenpatriarchat zu stellen, die eine inhaltliche direkte Auseinandersetzung, mündlich und schriftlich, nicht fürchtet und dadurch endlich einmal das Verhalten der Kirche als Arbeitgeberin für Frauen in der Öffentlichkeit transparent macht.
Davon werden auch Theologinnen anderer Landeskirchen profitieren, denn es gibt zwar woanders keine "Lehrzuchtverfahren" mehr, aber die Kirchenleitungen als Arbeitgeber von Frauen ziehen immer wieder Männer vor, und zwar auch dort, wo Frauen eindeutig die besseren Fähigkeiten haben. "Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen" - aber die Geduld geht langsam aber sicher zu Ende.
Helen Schmidt, Ludwigshafen
FRANKFURT A. M. Sie lärmen nicht, stinken nicht und verursachen in der Regel keine schweren Unfälle: die Fußgänger. Grund genug für den Verkehrsclub Deutschland (VCD), eine Lanze für die schwächsten Verkehrsteilnehmer zu brechen. Während einer Diskussionsveranstaltung im Bürgertreff Westend stellte der VCD Konzepte für eine fußgängerfreundliche Verkehrsgestaltung in Frankfurt zur Debatte.
Dabei stand zwar die plakative Forderung nach einem Fußgängerbeauftragten an erster Stelle, doch Gisela Becker vom VCD stellte gleich zu Beginn dar, daß es sich hierbei um einen "Arbeitstitel" handele. "Wir haben gute Konzepte, und mit dem Schlagwort ,Fußgängerbeauftragter&rquote; wollen wir vor allem eine größere Öffentlichkeit aufhorchen lassen", sagte sie den etwa 30 Diskussionsteilnehmern. Damit nahm sie gleich jenen Skeptikern den Wind aus den Segeln, die mit Blick auf die angespannte Finanzsituation der Stadt Distanz signalisierten.
Ganz oben auf der Wunschliste des alternativen Verkehrsclubs stehen Ampelschaltungen, die nach den Bedürfnissen der gehenden Verkehrsteilnehmer ausgerichtet sind. "Rundum-Grün" an Straßenkreuzungen heißt für den VCD das Zauberwort: Grün für alle Fußgängerüberwege, Rot für die Autos aus allen vier Richtungen. So kommen sich Autos und Fußgänger am wenigsten ins Gehege. "In Frankfurt sind die meisten Ampeln so geschaltet, daß Autos und Fußgänger gleichzeitig Grün haben", kritisierte Gisela Becker das Verkehrskonzept der Stadt. "Immer nur, wenn was passiert, werden einzelne Kreuzungen sicherer geschaltet", sagte die Fußgänger-Expertin. Als zu gefährlich wird hingegen der "Grüne Pfeil" vom VCD abgelehnt, der Rechtsabbiegern generell freie Fahrt signalisiert.
Die Diskussion verlief nur in Nuancen kontrovers, da die Frauen und Männer eine am Auto orientierte Verkehrspolitik ablehnen. Klar war den Beteiligten auch, daß es nicht um "Kosmetik" gehe, sondern um ein grundsätzliches Umdenken in den Amtsstuben wie auch in breiten Teilen der Bevölkerung. "Vierzig Jahre lang wurden die Fußgänger gegenüber den Autofahrern zurückgedrängt", sagte Kurt Steffenhagen vom Vorstand der Frankfurter VCD-Sektion und machte damit die Perspektive deutlich: Langer Atem wird nötig sein, um das zu ändern.
Unterschiedliche Denkansätze offenbarte lediglich die Debatte um die möglichen Wege zum gemeinsamen Ziel. Während der stellvertretende Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Dr. Harald Braunewell, vor allem öffentlichkeitswirksame Aktionen auf der Straße anregte, wollte ein anderer Diskussionsteilnehmer den Hebel lieber bei den Experten in den Amtsstuben ansetzen. "Es kann nicht um jede Ampel gerungen werden", sagte er und schlug öffentliche Diskussionen zwischen Fachleuten der Frankfurter Verwaltung und Kollegen aus Aachen vor, wo die fußgängerfreundliche Verkehrskonzeption bereits den Begriff "Aachener Modell" geprägt hat.
Kurt Steffenhagen ging noch weiter, indem er die Umstrukturierung ganzer Dezernate in der Frankfurter Stadtverwaltung forderte. Anstatt in mehreren Ämtern, müßten Verkehrsprobleme in einem einzigen, neu zu schaffenden Verkehrsdezernat gebündelt und gelöst werden. Das Ziel, das Harald Braunewell leidenschaftlich propagierte, liegt kaum näher: "Warum sind nur 30 Leute hier? Es müßten doch 660 000 Frankfurter protestieren. Schließlich sind alle Einwohner zugleich auch Fußgänger." Damit waren die nächsten Schritte angedeutet: weitere Informationsveranstaltungen, um die Bevölkerung auf die Beine zu bringen. ran
Von einem Blumenrahmen üppig umrankt, segelt eine stolze Barkasse im Wind. Im Hintergrund des postkartengroßen Gemäldes peitschen heftig die Wogen; vorn, auf dem Festland, leuchten der Sonne Strahlen. Und über dem Mast des Schiffes hebt sich ein geflügeltes Herz in die Lüfte. "Ce coeur est plein de changement. Le miens pour vous est très constand" lautet die Botschaft des Bildes; sauber geschrieben über und unter der kolorierten Meereszenerie.
Ob's ein treuer Matrose war, der seiner Liebsten das bunte Kärtlein aus einem fernen Hafen sandte? Oder ein vornehmer Handelsherr? Und wer mag wohl dieses Muschel-Herz ("A present from Barbados") gefügt haben mit seinen zart- rosa Adern, mit grünen Perlmutt-Blättern und dem oktogonalen Rahmen aus schwarzen, braunen und beigen Schalenhälften? Wessen Briefe mögen in der Box mit dem von einem Federkiel durchbohrten Herz-Motiv bewahrt worden sein? Und wessen Finger durfte der zierliche Handschuh umhüllen, auf dessen weißem Rücken ein blutrotes Herz prangt?
Wir wissen es nicht und werden es wohl nie erfahren. Denn die Erläuterungen zu diesen "herzigen" Sachen, die uns in Brüssels kleinem "Musée du Coeur Boyadjian" auf dunklem Samt, kost- barer Seide oder nüchtern-transparentem Kunststoff aus den Glasvitrinen entgegenschauen, sind in der Regel dürftig. So bleibt dem Betrachter nur das Staunen und Rätseln über diese und die vielen anderen kuriosen wie kostbaren Herz-Objekte, die in Ausstellungsräumen an der Place des Palais versammelt sind.
Zusammengetragen hat all die religiösen und profanen Herz-Exponate ein Herz-Spezialist - im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne. Denn Doktor Boyadjian, nach dem die Musées royaux d'Art et d'Historaire als Beschenkte die ihr überlassene Sammlung benannten, ist Kardiologe. Schon früh faszinierte ihn nicht nur das Herz als operativ manipulierbares Organ in der menschlichen Brust, sondern alles, was in irgendeiner Form zu tun hat mit dem Herzen: Boyadjian interessierte sich für die Beschreibung und Darstellung des Herzens in der Literatur und in wissenschaftlichen Büchern, beschäftigte sich mit seiner religiösen Symbolik ebenso wie mit seiner profanen; seinem Erscheinungsbild in der Kunst wie im Alltagsleben.
Ende der fünfziger Jahre dann begann Boyadjian mit dem Sammeln, suchte nach frühen graphischen Schilderungen unserer "Lebenspumpe" (bis zum Ende des Mittelalters sind so gut wie keine bekannt) nach Schmuckstücken in Herzform und nach Devotionalien, nach seinem Abbild auf Gläsern, Tellern und anderen Gebrauchsgegenständen, nach seinen Spuren in anderen Zeiten und anderen Kulturen. Der Mediziner wurde reichlich fündig. Er fand das Herz auf Standarten und Wappenschildern, in uralten Schriften und auf berühmten, frühen Tapisserien. Er begegnete ihm als Farbe des Kartenspiels und als Wasserzeichen einer Papierfabrik, vor allem aber als dem, seit gut fünf Jahrhunderten verbreiteten, Zeichen der Liebe zwischen Gott und den Menschen - und der Menschen untereinander.
So machen denn auch güldene und silberne Herzen, sei es als klerikales Gefäß (für Weihrauch etwa), sei es als schmückendes Ohrgehänge, Pendentif oder dekorative Gürtelschnalle den Großteil der Boyadjianischen Sammlung aus. Beachtlich ist aber auch die Anzahl der (zum Teil wie ein kleines Papiertheater wirkenden) Gruß- und Glückwunschkarten mit Herzmotiven im Sammlungs-Ensemble. Überdies begegnen dem Betrachter in den Museumsvitrinen perlenbestickte Beutelchen und kleine Schachteln, bemalte Flaschen und Hochzeits-Teller, Flacons und winzige Kissen - alle entweder geformt nach der Anatomie des Herzens oder zumindest geschmückt mit ihrem Bild.
Zu den frappantesten Exponaten des in seiner Art einzigen Museums zählen jedoch sicherlich zwei hölzerne Skulpturen: Die eine in Gestalt eines fast lebensgroßen Jünglings, der ein riesiges, goldschimmerndes Herz vor der Brust in den Armen hält. Die andere in Form der Büste eines Mädchens, in dessen bloßem Herzen sieben Schwerter stecken. - Liebend Herz grausam Herz; so nah sind sie beisammen. Zumindest in den Gemächern des Palais Royal, mitten im Herzen von Brüssel. RITA HENSS
ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN: Musée du Coeur Boyadjian, Place des Palais, Brüssel. Geöffnet: Täglich außer Freitag von 10 bis 17 Uhr. Anmeldung zu einer Führung unter Tel. 02/511/4425.
FRANKFURT A. M. Funksprechgeräte sind die ständigen Begleiter des Hallenleiters Edgar Laupus vom Sport- und Freizeitzentrum Kalbach und seiner sechs Kollegen. Ohne das Walkie-talkie wäre eine Koordination der Arbeit auf dem Gelände mit einer Tennishalle, vier Außenplätzen, einer Dreifeld-Mehrzweckhalle, mehreren Funktionsräumen und der wohl modernsten Leichtathletikhalle Deutschlands nicht möglich.
Der Breiten- und Leistungssport teilt sich an sieben Tagen der Woche von 6.30 Uhr bis 23.30 Uhr die Trainingsstätte im nördlichen Stadtteil. Aber das 68-Millionen-Mark-Projekt - etwa acht Millionen hat das Bundesinnenministerium, etwa 300 000 Mark das Hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik dazugegeben - war auch schon Ort von unzähligen großen und kleinen Sportfesten. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht: In der Leichtathletikhalle besuchten an die 6000 Zuschauer neun Sportfeste mit etwa 4000 Athleten.
Den Auftakt machte, nach vier Jahren Bauzeit, bei der Eröffnung im Februar vergangenen Jahres ein Junioren-Länderkampf zwischen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und Deutschland. Außerdem wurden in der 56 mal 135 Meter großen Halle noch zwei Sportfeste der Leistungsgemeinschaft (LG) und Anfang Januar die Hessischen Hallenmeisterschaften ausgetragen, um nur einige sportliche Ereignisse zu nennen. Für Wettbewerbe und Training stehen den derzeit 16 Vereinen und den Kaderathleten (das Zentrum ist auch Olympiastützpunkt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes) eine 200-Meter-Laufbahn, Sprintgeraden von 60, 100 und 130 Metern sowie Weitsprung- Dreisprung- und zwei Hochsprunganlagen zur Verfügung.
Im "Käfig", einer Trainingsanlage, die durch ein Netz abgeschirmt wird, gibt es noch einen Kugelstoß- und einen Diskuswurfkreis sowie eine Speerwurfanlage, damit die Werfer auch im Winter nicht aus der Übung kommen.
Einziges Problem: Die Halle bietet nur 1000 Zuschauern Platz. "Selbst mit den Teleskoptribünen können nur 4500 Zuschauer die Wettkämpfe besuchen", erklärte Laupus. Das sei für Großereignisse zuwenig. Die wenige Meter entfernte Mehrzweckhalle faßt höchstens 500 Besucher.
Doch die ist ohnehin für den Breitensport gedacht. Derzeit werden dort 19 Sportarten - von Aerobic bis Volleyball - ausgeübt. Auch hier ein Blick in die Statistik: Seit März vergangenen Jahres kamen über 4000 Sportbegeisterte zu 17 Wettkämpfen, an denen über 2300 Sportler teilnahmen. Das besondere: Dem Turnverein Kalbach, dessen Klubraum sich auch neuerdings in der Mehrzweckhalle befindet, ist die Halle werktags zugeteilt worden. Die entsprechende Vereinbarung trafen die Kalbacher mit der Stadt. Die Wochenendtermine verteilt die Sportstätten-Kommission in Zusammenarbeit mit dem Sport- und Badeamt.
In der benachbarten Tennishalle und auf den vier Freiplätzen jagten dem Filzball im ersten Jahr unzählige Spieler hinterher. Es sind nur noch wenige Termine zu haben. Tennisplätze können unter der Telefonnummer 50 32 88 gebucht werden.
Carola Steber, persönliche Referentin von Sportdezernentin Sylvia Schenk, meinte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau: "Sportlich hat sich das Zentrum rentiert." Leider lägen bisher noch keine Zahlen über die Kosten des ersten Jahres vor. Steber: "Damit ist frühestens im April zu rechnen." *ara
Transzendentale Meditation hat rund um Bad Homburg schon über 200 Leute angelockt Heilmittel gegen Streß oder sektiererischer Irrweg? Stadthaus bleibt für TM künftig versperrt Von Thomas Stillbauer HOCHTAUNUSKREIS. Sie soll das Leben verlängern und Gewaltverbrecher lammfromm machen, sportliche Leistungen steigern, sogar die Intelligenz verbessern - und obendrein die Kosten im Gesundheitswesen dämpfen: die "Transzendentale Meditation" oder kurz: TM. In Bad Homburg, Friedrichsdorf und Oberstedten würden bereits mehr als 200 Menschen von dieser Ruhetechnik profitieren, schätzt Hans-Jürgen Noske, der das Bad Homburger "TM-Center" leitet. Die Bundesregierung hingegen zählt die weltweite TM-Organisation zu den Jugendsekten und warnt vor ihr. Hans-Jürgen Noske sitzt entspannt in einem Sessel seines kleinen Büros. Abgesehen von den TM-Broschüren auf dem Tisch ist es ein Arbeitsraum wie jeder andere. Schon in der Schule habe er mit der Transzendentalen Meditation begonnen, erinnert sich der Mann mit den wachen Augen und dem roten Vollbart: "Freunde haben&rquote;s gemacht, und ich wollte gern so sein wie sie." Einmal damit vertraut, wollte er nicht mehr aufhören: "Ich bin dabei geblieben, weil es Spaß macht."
Schon vor mehr als 30 Jahren gründete der Hindu-Mönch Maharishi Mahesh die TM-Bewegung in Indien. "Kraft durch Stille" wurde einer der Slogans, die sich verbreiteten und besonders in den USA viele Anhänger fanden. Der "natürliche Weg zu guter Gesundheit und Selbstentfaltung" erfordert nicht viel Zeit, wenn man den Werbeheftchen glaubt: 15 bis 20 Minuten morgens und abends.
Vorher sind sieben Lernschritte nötig: Vorträge, persönliche Gespräche mit dem Lehrer, Gruppensitzungen. Kosten in Bad Homburg: etwa 880 Mark, ohne Übernachtung und Verpflegung, aber inklusive lebenslanger "Wartung", wie es Hans- Jürgen Noske formuliert.
Das eigentliche Meditieren scheint einfach: Der Übende erhält vom Lehrer sein persönliches Mantra, eine Silbe aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache der Inder. Dieses Mantra kann er nun zweimal täglich eine gute Viertelstunde lang "in sich bewegen", also in den Mittelpunkt des Bewußtseins rücken und im Geist wiederholen. Es folgt völlige Entspannung, die tiefer sein soll als der Schlaf, obwohl der Meditierende hellwach bleibt.
Die Ziele heißen Streßabbau und Bewußtseinserweiterung. Letzteres verdeutlicht Noske gern mit einer Grafik. Er zeichnet einen schmalen Streifen und darunter einen breiten Streifen an die Tafel. Der schmale Abschnitt, erklärt er, stelle die 15 Prozent des Bewußtseins dar, die der Mensch normalerweise nutze; darunter lägen 85 Prozent brach. In diese untere Region soll der Meditierende Stück für Stück vordringen - bis auf den Grund seines Bewußtseins. Anders ausgedrückt sieht Noske TM als "eine Art Psychohygiene" mit dem Ziel, "Kraft zu bekommen für das, was man sowieso tun wollte".
"Methodisch ist das o.k.", sagt Lutz Lemhöfer, katholischer Sektenbeauftragter in Frankfurt. Die Meditationstechnik als solche sei ungefährlich, "die Sache könnte hilfreich sein". Dennoch würde er "niemandem raten, zu TM zu gehen". Denn viele Lehrer verbreiteten eine Weltveränderungsphilosophie mit überbordenden Heilsversprechungen. Lemhöfer mißt TM "sektiererische Züge" bei: "Leute werden in eine Religion eingeführt, oft ohne es zu merken.
So sieht es auch Reinhart Hummel, Leiter der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart: "Man kann &rquote;reingezogen werden, wenn man mit der Ideologie in Kontakt kommt." Diese "etwas komische Ideologie", sagt Hummel, der sich in Indien sieben Jahre lang mit Meditation beschäftigt hat, lebe von "abgehobenen Vorstellungen wie dem Zeitalter der Erleuchtung". Vor allem der Glaube an "TM als Allheilmittel" rücke die Organisation in den Kreis der Sekten. Lutz Lemhöfer: "Diese Wunder halte ich für Quatsch."
Das Bundesjugendministerium warnt denn auch vor der Transzendentalen Meditation. TM werde zu den Jugendsekten gezählt, weil sie eine "Fehlentwicklung in der Persönlichkeitsstruktur" bewirken könne, erklärt ein Mitarbeiter des Ministeriums. Im Frühjahr erscheine eine Broschüre über neuere Entwicklungen bei Jugendsekten. Darin sei TM erwähnt.
Ungeachtet dessen hatte das TM-Center im November Gelegenheit, mit einem Vortrag für sich zu werben - ganz offiziell, im Forum des Bad Homburger Stadthauses, mit amtlicher Erlaubnis. Die Pressesprecherin der Stadtverwaltung, Patricia Tratnik, schränkt ein: "Die Leute haben sich bei der Anmeldung nicht zu erkennen gegeben." Sie hätten sich nicht als "TM-", sondern als "TN-Center" vorgestellt. In Zukunft, kündigt die Sprecherin an, werde die Stadt ihr Forum dafür nicht mehr bereitstellen.
BONN, 26. Februar (AP). Der 256 Millionen Mark teure neue Plenarsaal des Bundestags kann voraussichtlich weitere vier Monate nicht genutzt werden. Trotz eines neuen Teppichbodens und des Einbaus schallhemmender Elemente hält die Mikrofonanlage keine höheren Belastungen aus. Das ergaben zwei Probeläufe am Mittwoch und am Freitag, wie das Bauministerium in Bonn mitteilte.
D 2972 A
Alles Wissenswerte über Irland-Urlaub ist in drei neuen Broschüren enthalten, die bei der Irischen Fremdenverkehrszentrale Untermainanlage 7, 6000 Frankfurt a. M. 1, Tel. 069/236492, angefordert werden können. Die Hefte enthalten detaillierte Gebiets- und Routenbeschreibungen sowie eine Zusammenstellung aller Irland-Angebote der deutschen Reiseveranstalter und informieren über sämtliche Fährverbindungen. FR
Kur- und Badeurlaub in der Oase Zarzis in Tunesien offeriert zu besonders günstigen Preisen bis Ende April der Kur Club Franz Rais, 5357 Swisttal 1/Heimerzheim, Tel. 02254/2313. Zwei Wochen gibt es inklusive Flug, Übernachtung und Halbpension schon ab 1228 Mark. FR
Wale, Adler und Kormorane erleben können die Teilnehmer einer Busrundreise zu den Lofoten. In dieser norwegischen Insellandschaft mit ihren einsamen Bergseen und Hochmooren sind zahlreiche seltene Vogelarten heimisch. Je nach Interesse können die Teilnehmer während des Aufenthalts zum Fischen hinausfahren, Fahrradtouren oder Bergwanderungen sowie Segeltörns unternehmen. Die maximal 20 Personen umfassende Gruppe verpflegt sich gemeinschaftlich auf norwegische Art. Übernachtet wird in Hütten und Zelten. Preis ab Berlin ohne Verpflegung 2940 Mark. Termin: 25. Juni bis 18. Juli 1993; aufgelegt hat diese Reise der Spezialveranstalter Nordlicht, Grimmstr. 7, 1000 Berlin 61. Tel. 030/69168071. Neu im Sommerprogramm sind neben Natursport- und Erlebnisreisen u. a. Kajakbau in Norwegen und Kanuwandern auf europäischen Wasserstraßen: beispielsweise auf Elbe und Spree sowie dem oberitalienischen Ticino und auf der Ardèche und Dordogne in Frankreich. FR
FRANKFURT A. M. Eine spontane Stadtrundfahrt statt verbummelter Wartezeit am Flughafen? Sightseeing nach Messeschluß, um Mitternacht oder schon morgens vor dem Frühstück? Frankfurts Sehenswürdigkeiten werden auch zu ausgefallenen Zeiten angesteuert, denn geprüfte "Taxi-Fremdenführer" richten sich ganz nach dem persönlichen Fahrplan ihre Gäste.
Vor fünf Jahren starteten die Taxi- Union und das Frankfurter Verkehrsamt ein in der Bundesrepublik einzigarti- ges Ausbildungsprojekt: Inzwischen haben schon mehr als 50 Fahrerinnen und Fahrer die Schulbank gedrückt und die begehrte Fremdenführer-Lizenz erworben. Mit einem neuen Prospekt und interessanten Provisionen für die Touristik-Branche will die Berufsvereinigung jetzt noch offensiver für das Angebot werben.
Zum Pauschaltarif von 140 Mark können bis zu vier Fahrgäste für die Dauer von viereinhalb Stunden einen motorisierten Reiseführer engagieren. Auf Wunsch vermitteln die Frankfurter Funktaxi-Zentralen - ohne Aufpreis - auch Fahrer mit fremdsprachlicher Zusatzprüfung für die maßgeschneiderte Stadtrundfahrt. Englisch, Französich, Spanisch und auch Italienisch finden sich im Angebot. Bevor aber die Taxi-Fremdenführer auswärtige Gäste durch den Kaisersaal und das Goethehaus geleiten dürfen, werden sie in zweimonatigen Kursen von Fremdenverkehrs-Fachleuten auf ihre Aufgabe vorbereitet. Rita Frankenbach, die seit fünf Jahren als studentische Taxifahrerin arbeitet, lernte dabei nicht nur Lektionen über "das sündige Frankfurt", über Baustile oder jüdisches Leben in Frankfurt, "ich habe auch mehrere Bände Goethe gelesen". Dichtung und Wahrheit seien wegen der lokalen Bezüge Pflichtlektüre, erinnert sich die 38jährige Wahl- Frankfurterin an die Prüfungsvorbereitungen. Dieses breite Hintergrundwissen zur Stadtgeschichte und -kultur, an dem etliche Prüflinge scheitern, kommt den Fahrgästen zugute: Die Taxi-Fremdenführer klammern sich nicht an Standard- Vorträge und kennen auch verborgene Sehenswürdigkeiten abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Sie beantworten Fragen zu Häuserkampf, Börneplatz- Konflikt oder Nitribitt-Affäre ebenso sachkundig wie über die Ausgrabungen aus der Karolingerzeit. Für einen bayerischen Liebhaber des berühmten "Frankfurter Schranks" stellt Rita Frankenbach spontan eine Tour zu antiken Möbelsammlungen zusammen.
Michael Linke, der Initiator des Projekts, sieht neben den flexiblen Fahrtrouten noch ein zweites Plus gegenüber konventionellen Sightseeingtouren: "Im Unterschied zum Bus läuft das Ganze als Dialog ab. Dadurch gleicht keine Fahrt der anderen." So ergäben sich auch für ihn dannn und wann "aufregende Gespräche", die manchmal bei einem Glas Apfelwein oder beim Mittagessen weitergeführt würden.
Nachdem sich anfangs fast nur studentische Aushilfsfahrerinnen und -fahrer zum Taxi-Fremdenführer ausbilden ließen, sind im derzeitigen Kurs erstmals die Berufsfahrer in der Überzahl. Die Fremdenführer-Plakette für die Windschutzscheibe ist für sie nicht der einzige Anreiz. "Man sieht die eigene Stadt mit neuen Augen", sagt Rita Frankenbach, "Taxifahren wird weniger langweilig."
Auskünfte erteilt die Taxi-Union Frankfurt unter Telefon 25 28 30. pia
OBERTSHAUSEN. In Obertshausen herrscht die CDU seit der Gebietsreform 1977, durch die das "rote" Hausen mit dem "schwarzen" Obertshausen vereint worden war. Robert Roth hatte damals als Zugpferd der Union die absolute Mehrheit für die größer gewordene Kommune eingefahren. An diesen Machtverhältnissen hat sich bis heute nichts geändert. Neu ist seit dem vergangenen August allerdings der "Steuermann" im Rathaus. Nach zwanzigjähriger Amtszeit als Bürgermeister hatte Roth aus familiären Gründen sein Amt zur Verfügung gestellt, der Erste Stadtrat Josef Seib (CDU) schloß von Platz zwei auf Platz eins auf. Zu Seibs Nachfolger wählte die CDU- Mehrheit den Juristen Hubert Gerhards. Er war zuvor Mitglied der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung gewesen. Die beiden Hauptamtlichen sitzen also noch knapp sechs Jahre an den Schalthebeln im Rathaus.
Beide gehören zur Spitzenmannschaft der Union. Ob Seib die Serie von Wahlerfolgen, wie sie unter dem populären und von allen geschätzten Roth üblich waren, fortsetzen kann, bleibt abzuwarten. Derzeit "regiert" die CDU nur mit einer Stimme Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Mit dem Slogan "Keine Experimente" aus der Mottenkiste der 60er Jahre will sie den Wählern wohl deutlich machen, daß es für sie am besten wäre, wenn diese Mehrheitsverhältnisse auch nach dem 7. März so blieben.
Die Opposition aus SPD, Grünen und FDP tat sich in den vergangenen vier Jahren schwer. SPD und Grüne hatten viel mit sich selbst zu tun, allein die FDP zeigte sich beständig.
Die SPD, die im Ortsteil Hausen 1992 ihr 100jähriges Bestehen feierte, war lange auf der Suche nach einer geeigneten Führungspersönlichkeit. In den eigenen Reihen wollte sich kein Kandidat finden. Wie Phönix aus der Asche tauchte da Erhard Berlin 1991 auf, der im Verein Umweltschutz für Obertshausen aktiv geworden war. Ein Jahr, nachdem er in die SPD eingetreten war, wurde er auch schon zum Parteivorsitzenden gekürt und trat als Gegenkandidat gegen Josef Seib bei der Bürgermeisterwahl im März 1992 an. Nicht der einzige Achtungserfolg für die SPD in diesem Jahr, die Genossen schickten auch Karin Schüler gegen Hubert Gerhards ins Rennen, obwohl sie angesichts der absoluten CDU-Mehrheit ebensowenig Chancen hatte wie Berlin.
Doch der Hoffnungsträger der SPD zog kometenhaft vorbei, nach sieben Monaten gab Berlin den SPD-Vorsitz ab; aus beruflichen Gründen, wie es offiziell hieß.
Dennoch befindet sich die SPD derzeit in einer Erneuerungs- und Verjüngungsphase. Eine Gruppe junger Leute um Marco Caliendo hat 1990 ihre Mitgliedschaft beantragt. Diese neuen Jusos wurden mittlerweile zum Teil in Vorstandspositionen gewählt, erhielten relativ aussichtsreiche Listenplätze. Von sich reden machten sie mit Diskussionsveranstaltungen beispielsweise zum Thema Kurden. Sie schlugen einen Umweltpreis vor und organisierten Rockkonzerte, von denen eines im Sommer an Koordinationsproblemen der Stadtverwaltung scheiterte. Die Jusos wollen mit ihrer Forderung nach einem Jugendparlament vor allem die Jungwähler ansprechen.
Mit personellen Problemen schlugen sich auch die Grünen herum. Von den ursprünglichen Fraktionsmitgliedern Joachim Zeiger, Fred Prochnow, Jenö Toth und Felix Ginthum ist nur Ginthum übriggeblieben, und auch er wird nicht noch einmal bei der Kommunalwahl antreten. Seine Weggefährten wohnen zum Teil nicht mehr in Obertshausen oder haben sich andere Betätigungsfelder gesucht. Frustriert haben sie zum Teil das Handtuch geschmissen, weil der "Filz im Rathaus" Politik unter Ausschluß der Öffentlichkeit betreibe, erklärte Joachim Zeiger, als er "ausstieg".
Die vier hatten in der Stadtverordnetenversammlung einen aggressiven Stil gefahren, blitzten aber wie die anderen Oppositionsparteien bei der CDU immer wieder ab. Die Christdemokraten gestanden den Grünen noch nicht einmal einen Magistratsposten zu. Weil die Grünen nicht genügend Nachrücker hatten, sitzen seit Monaten nur noch drei ihrer Vertreter im Stadtparlament; neben Ginthum sind das Mechthild Koch und Axel Schwalm. Mit ihnen ist der ehemalige Konfrontationskurs der Grünen einem eher argumentativen Stil gewichen.
Was war los in den letzten vier Jahren? Die CDU hat zur Wahl ein Papier verfaßt, in dem sie den Anspruch von 1989 mit der Wirklichkeit von heute vergleicht und zahlreiche der dort aufgezählten Punkte mit einem Häkchen als erledigt versieht. Da wird die Badstraße aufgeführt, gegen die sich Grüne, SPD und FDP vehement zur Wehr gesetzt hatten, und natürlich die Umgehung, die 1995 fertig werden soll. 55 neue Sozialwohnungen zählt die CDU zu ihren Errungenschaften, genauso wie den Bau einer Kindertagesstätte in der Vogelbergstraße, die Modernisierung des Waldbades, die Verwirklichung des Heimatmuseums oder den Planungsauftrag für die Rodau-Renaturierung. Als beachtliche Leistung wertet die CDU auch ihre Kulturinitiative, die sich nicht nur in einer Ausweitung des Theaterangebotes (auch mit Hilfe aus der neuen "Partnerstadt" Meiningen) und einer neuen Kleinkunstreihe äußert, sondern auch im Um- und Ausbau bestehender Einrichtungen. Als im Bürgerhaus Asbest gefunden wurde, machten die Christdemokraten keine halben Sachen, sondern sanierten das Gebäude für Millionen von Grund auf. Ausgebaut wurden auch die Stadtbücherei Hausen und das Werkstattmuseum.
Die CDU weiß aber auch, daß in der reichen Kommune die Zeiten vorbei sind, in der die "Bordsteine vergoldet wurden". Wenn Mayer niest, bekommt Obertshausen Schnupfen, sagen die Obertshausener. Und der größte Gewerbesteuerzahler am Ort hat geniest und seinen Beschäftigten Anfang des Jahres Kurzarbeit verordnet. Von der konjunkturellen Flaute ist nicht nur der Textilmaschinenhersteller betroffen, sondern auch die Automobilzulieferer Ymos und Herzing und Schroth, wobei Ymos auch noch damit zu tun hat, die "Altlast" seines früheren Managements zu bewältigen - Stichwort Bilanzfälschungen.
Angesichts dieser Entwicklung und der großen Abhängigkeit der Stadtkasse von wenigen Industriebetrieben, hat Kämmerer Hubert Gerhards die in diesem Jahr zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen schon mal um 3,5 Millionen auf 18,5 Millionen Mark niedriger veranschlagt.
Zurück zur Opposition. Vieles, was sie in den vergangenen vier Jahren durchsetzen wollte, bekam kein Häkchen. Aus Sicht der SPD wären da zu nennen: ein zweiter oder dritter Bahnübergang in Obertshausen nicht erst in ferner Zukunft, die Institutionalisierung einer Frauenbeauftragten, Staffelung der Kindergartengebühren nach dem Einkommen der Eltern, zusätzliche Krabbelstubenplätze oder der Umbau des Rathauses Beethovenstraße zu einem Vereinshaus. All dies steht jetzt auch wieder im Kommunalwahlprogramm.
Abgeschmettert hat die CDU - manchmal zusammen mit SPD und FDP - auch zahlreiche Anregungen der Grünen, die versuchten, mehr Umweltschutz durchzusetzen. Auf dem Hintergrund der von Ymos ausgehenden Geruchsbelästigungen haben sie sich vehement für die Offenlegung von Umweltdaten ausgesprochen und in diesem Fall sogar ein wenig Rückendeckung vom Magistrat und den übrigen Parteien erhalten, allerdings ohne Erfolg. Das Betriebsgeheimnis zu wahren war wichtiger.
Die Grünen treten jetzt nicht nur für mehr Ökologie, beispielsweise einen City- Bus ein, sondern auch für mehr Demokratie und den Ausbau sozialer Einrichtungen. Sie sprechen sich für Bürgerbegehren und eine BürgerInnenanhörung vor jeder Stadtverordnetenversammlung aus und für die Schaffung von Jugendhäusern in jedem Stadtteil.
Nicht minder betroffen von der CDU- Ablehnungsmaschinerie ist die FDP. Die Liberalen wollen ebenso wie die Grünen vor allem die Omega-Lösung - die Unterführung der Bahnhofstraße unter den S-Bahnschienen - nicht haben, weil diese ihrer Meinung nach den Verkehr nur noch mehr anzieht. Für die Unterführung haben sich CDU und SPD ausgesprochen.
FRANKFURT-NORDWEST. Der König hat kaum noch eine Chance zu flüchten. Das Pferd sitzt ihm im Nacken. "Wenn du jetzt noch die Dame richtig setzt, hast du ihn", erklärt Hubert Besser seinem Schützling.
Es ist Dienstag nachmittag, vier Uhr. Trainingszeit für den Nachwuchs der Schachgemeinschaft (SG) Nordwest Frankfurt. Die Bretter sind aufgebaut. Hier und da werden bereits Figuren über das Brett geschoben. Hubert Besser wartet noch auf einige Nachzügler, dann kann die Lektion beginnen.
Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1965 steht er an der Spitze des kleinen Schachclubs. Schon immer hat der pensionierte Lehrer die Jugendarbeit besonders gefördert. Etwa 30 Kinder und Jugendliche weiht er zur Zeit in zwei getrennten Altersgruppen in die Geheimnisse des strategischen Spiels ein. "Ich beobachte mit viel Freude, wie die jungen Leute anfangen, das Schachspiel kennenzulernen."
Schon vor 27 Jahren kümmerte sich Hubert Besser um die Vereinsarbeit - damals noch bei "Königsspringer Frankfurt", einem berühmten Club, der mittlerweile aufgelöst ist. Als ihn dort einige Bekannte ansprachen, half er beim Aufbau eines Schachvereins in der neu entstehenden Nordweststadt. "Um richtig Reklame zu machen, fuhr einer meiner Bekannten tagsüber mit dem Auto durch die Nordweststadt und verteilte Zettel.
Das wäre heute nicht mehr denkbar", erinnert sich Hubert Besser. Auch Mundpropaganda trug ihren Teil zum Gelingen des Projekts bei, und bald herrschte reger Spielbetrieb im Vereinslokal.
Heute hat sich die Mitgliederzahl bei 70 eingependelt. Die Beiträge sind gestaffelt: Erwachsene zahlen sechs, Rentner fünf, Studenten drei und Schüler eine Mark monatlich in die Vereinskasse. Das reicht aber nicht, um die Ausgaben zu decken. Die Miete für das Spiellokal im Bürgerhaus Nordweststadt muß aufgebracht werden, auch neues Material wie Schachuhren, Bücher und Figuren wird benötigt. Außerdem sind Beiträge an den hessischen Landessportbund zu entrichten, dem die SG Nordwest beigetreten ist. Ohne finanzielle Unterstützung wäre das nicht machbar. Die erhält der Club vom Sport- und Badeamt der Stadt Frankfurt, zu dem Hubert Besser gute Kontakte hat: "Man kennt halt die Leute, wenn man so lange dabei ist."
Ärgerlich wird der Siebzigjährige, wenn er nach dem Engagement anderer im Verein gefragt wird. "Die Mitglieder wollen nur die Vorteile genießen. Spielen - und das war's. Von Jugendarbeit will keiner was wissen." Damit auch die Erwachsenen ihre Spielstärke weiter ausbauen können, hat er das "Demonstrationsbrett" eingeführt. Jeden Dienstag erklärt ein Referent anhand eines überdimensionalen Schachfeldes Probleme der Endspielführung oder der Eröffnung. Besonders die Mannschaftspieler zeigen reges Interesse an den komplizierten Stellungen. Dabei entbrennen ein ums andere Mal heftige Diskussionen über die richtige Variante.
Die SG hat in dieser Saison zwei Teams in den Wettkampf geschickt. Eine Mannschaft spielt in der Kreisklasse, das andere Team in der Bezirksklasse. "Wer Interesse daran hat, mitzudiskutieren, ist herzlich willkommen", sagt Hubert Besser. Die Schachfreunde treffen sich dienstags von 19.15 bis 23 Uhr im Bürgerhaus im Nordwestzentrum (Walter-Möller-Platz). Notorische Raucher seien allerdings gewarnt: Im Spiellokal haben sich die Nichtraucher durchgesetzt. Dort rauchen jetzt nur noch die Köpfe. *dil
BÜDINGEN. Philip McCarty (37) horcht. Sein kleiner Finger ruht auf der Tastatur des Steinway-Flügels, auf dem Kammerton a. Dazu schlägt er mit dem Daumen die weiße Taste eine Oktave tiefer an. Der 37jährige nickt: Die Tonhöhe stimmt. Schnell überprüft er das e, das h, das fis und so weiter. Quer durch die zwölf Tonarten, immer dem Quintenzirkel nach. "Bim, bim, bim", äfft McCarty sein Geklimper auf dem mächtigen Instrument nach - und läßt es sein. Der eigene Konzertflügel ist ohnehin nicht verstimmt: Ehrensache für einen Klavierstimmer.
"Das ist eine Nervenbelastung", kommentiert Philip McCarty seine Arbeit. Der gebürtige Amerikaner überprüft bis zu vier Klaviere täglich. Pro Stück braucht er etwa eine Stunde Zeit. Scheinbar endlose 60 Minuten lang: "Bim, bim, bim." Der Grund: Für den Klang jeder einzelnen der 88 schwarzen und weißen Tasten sind bis zu drei Metallsaiten verantwortlich. Und eben diese müssen richtig gespannt sein, damit der Anschlag durch die kleinen Hämmerchen auch die richtigen Schwingungen auslöst, beim Kammerton a beispielsweise 440 Hertz. Hält die Kostprobe McCartys Gehör oder seinem Stimmgerät nicht stand, muß er an der Befestigung der Saiten, den sogenannten Stimmnägeln, drehen - bis zur richtigen Tonhöhe. Das Ergebnis läßt sich nur durchs Antippen der Tasten überprüfen: "Bim, bim, bim."
Philip McCarty kennt Kollegen, die zehnmal täglich ihr Gehör dieser Prozedur unterziehen. "Das könnt' ich net aushalten", gesteht er unverhohlen. Und sein hessischer Dialekt - auffälliger als der leichte amerikanische Akzent - verrät, wo der 37jährige die deutsche Sprache erlernt hat: in Büdingen.
In Kokomo im US-Bundesstaat Indiana geboren und zur Schule gegangen, entschloß sich Philip McCarty nach der Hochschulreife zum Militärdienst. 1976 wurde er als Feldwebel der Luftabwehr in der Büdinger Garnison der US-Armee stationiert. In dem Wetterau-Städtchen lernte er seine Frau Barbara (33) kennen, mit der er nach dem Ende seines fünfjährigen Militärdienstes 1979 in die Vereinigten Staaten zog.
Philip McCarty begann ein Studium. Sein Berufsziel: Lehrer. Doch während der ersten vier Semester lernte er vor allem Allgemeinwissen: Volkswirtschaft, Biologie, Physik. Erst als er einen Klavierstimmer kennenlernte, wußte der Student, womit er sein Geld verdienen will. Er verließ die Universität wieder. Die McCartys kehrten nach Deutschland zurück. In einem Offenbacher Reparaturbetrieb absolvierte der Ex-Soldat eine Lehre als Klavierbauer ("Es gibt auch den Beruf des Klavierstimmers: Aber ich weiß nicht, wo man das lernen kann.") und arbeitete dort zunächst als Geselle.
Vor fünf Jahren machte sich McCarty in Büdingen als Klavierstimmer selbständig. Das Geschäft läuft ausgezeichnet. Etwa 350 Kunden, meist Hobby-Pianisten und Familien mit Kindern, die regelmäßigen Unterricht erteilt bekommen, fordern McCartys Dienste jährlich an. Mindestens alle zölf Monate müssen nämlich die Piano-Saiten überprüft werden. Der Grund: Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter sowie die Luftfeuchtigkeit, die auf das Metall und den hölzernen Resonanzboden der Instrumente einwirken. Der Preis pro Klavier: Etwa 120 Mark.
Der Klavierstimmer fährt zu Kunden bis nach Frankfurt, Gießen, Schlüchtern und Alzenau. Sein Können hat sich längst herumgesprochen. Auch für Konstantin Wecker und Bill Ramsey stimmte er bereits die Konzertflügel. Jede weitere Werbung ist Philip McCarty inzwischen ein Greuel, zumal Klavierspielen "immer populärer" werde. Seine Telefonnummer will er nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen ("Sonst kann ich mich nicht mehr retten vor Anrufen."). Wozu auch? Die Nummer steht schließlich im Branchenbuch.
Das feine Gehör, unentbehrliches Handwerkszeug des Klavierstimmers, entwickelte sich bei Philip McCarty mit der Tätigkeit. Der 37jährige zuckt bescheiden mit den Schultern: Hören könne wohl jeder lernen. Er selbst saß allerdings bereits im Alter von fünf Jahren am Klavier und besuchte den Unterricht bis zum elften Lebensjahr. Danach spielte McCarty zwar seltener auf den Tasten, dafür aber um so häufiger auf den Ventilen seiner Trompete. Außerdem sang er in einem Chor. "Ich hatte schon immer viel mit Musik zu tun", erzählt Philip McCarty.
Und auch seinen Hang zum geduldigen Tüfteln hatte Philip McCarty schon lange vor der Berufswahl entdeckt. Sein Hobby ist der Modellbau. Auf dem hochglanzpolierten Lack seines selbst aufgemöbelten Steinway-Flügels, Baujahr 1910, hat im Büdinger Fachwerkhaus ein funkferngesteuerter Doppeldecker einen Ehrenplatz gefunden. Den selbstgebauten Flieger läßt der Klavierstimmer am Wochenende in den Wetterauer Himmel aufsteigen. Wenn er sich nicht beim Klavierspielen entspannt. Philip McCarty übt am Feierabend vorzugsweise Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Schubert, Mozart "und ganz viele Gospel-Sachen". In seiner Kirchengemeinde der protestantisch-lutherischen Gemeinde in Gelnhausen, begleitet er sonntags die Lieder der Gläubigen auf dem Klavier.
Auf dem mächtigen Flügel im Wohnzimmer des Büdinger Fachwerkhauses spielen auch Philip McCartys Söhne, Benjamin (10) und David (9). Tochter Sarah (8) lernt auf der Violine. Hannah (4) steht der Musikunterricht noch bevor. Auch wenn sie einmal keine Lust haben, hält McCarty den Klavierunterricht seiner Kinder für wichtig: Seine Frau Barbara und er selbst seien in ihrer Kindheit zum Üben "gezwungen" worden. "Aber jetzt können wir Klavier spielen", freut sich der vierfache Vater. Und das tut er gerne: Musizieren ist für ihn der schönste Kontrast zu seinem täglichen "grausamen Konzert" während der Arbeit, dem stetigen "bim, bim, bim". Stimmt.
OBERTSHAUSEN. Mit 50,2 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichte die CDU vor vier Jahren denkbar knapp die absolute Mehrheit. In der Stadtverordnetenversammlung sind die Christdemokraten derzeit mit 19 Sitzen vertreten, 18 entfallen auf die Opposition. Die SPD hat zwölf, die Grünen vier und die FDP zwei Sitze. Prozentual entfielen bei der Wahl vor vier Jahren auf die SPD 33,1 Prozent, auf die Grünen 10 und auf die Liberalen 6,8 Prozent der Stimmen.
Für die Wahl am 7. März kandidieren wieder alle vier Parteien.
Grüne: Die Kandidatur der Grünen hatte lange auf der Kippe gestanden, weil sich niemand bereitfinden mochte, ein Mandat zu übernehmen. Doch sie haben dann doch noch eine Liste zusammenbekommen, wollen sich nicht nur auf die außerparlamentarische Arbeit stützen. Sie gehen mit der Sozialarbeiterin Mechthild Koch ins Rennen, gefolgt von Jürgen Merz, Eileen Goldau-Keller und Axel Schwalm.
FDP: Sie tritt mit Brigitte Schreiber und Gerhard Keller als Spitzenkandidaten an. Beide bilden auch die derzeitige Fraktion. Sollten die Liberalen einen Sitz hinzugewinnen, dann wird Ulrich Mayer wieder in der Stadtverordnetenversammlung Platz nehmen. Er hatte dem Parlament schon einmal zu Beginn der derzeitigen Legislaturperiode angehört.
SPD: Sie geht mit ihrem derzeitigen Fraktionssprecher Karl-Heinz Schmidt als Spitzenkandidat in den Kommunalwahlkampf. Das Team wird auf den ersten fünf Listenplätzen komplettiert von Dieter Welnowski, Karin Schüler, Walter Fontaine und Harald Dartsch.
CDU: Bei ihr sind zwei Prominente nicht mehr mit von der Partie: Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Czermak hat sich nach Querelen mit der Fraktion nicht mehr für die Liste aufstellen lassen, Parteivorsitzender Arnd Middelmann will aus beruflichen Gründen nicht mehr ins Stadtparlament einziehen. Der Spitzenkandidat der Union heißt Bürgermeister Josef Seib, ihm folgen die derzeitige Fraktionssprecherin Hildegard Bühl, Erster Stadtrat Hubert Gerhards, das Magistratsmitglied Peter Wichtel und Peter Roth-Weikl.
Die absolute CDU-Mehrheit zu brechen, ist Ziel aller Oppositionsparteien. Sollte dies eintreten, wird es eine Koalition geben. Doch wer dann mit wem zusammenginge, lassen die Parteien derzeit offen. Naheliegend ist ein Bündnis von CDU und FDP, während andererseits SPD und Grüne Berührungspunkte haben. pmü
Die deutsche Einigung nimmt oft unerwartete, gelegentlich erschreckende Wege. Unbekannt sind sie allemal. Das Vorhaben Einheit ist ohne Vorlauf und ohne geschichtliches Beispiel, an dem man sich hätte orientieren können, über die Deutschen gekommen. Da ist es natürlich, daß die so ungleichen Schwestern und Brüder nur unter Mühen zueinanderfinden. Mit jeder Illusion, die in Ost wie West über die Einfachheit der Einheit zerbricht - und es gibt viele, vor allem von der Politik produzierte Illusionen - brechen Hoffnungen zusammen, verlieren die Menschen Selbstbewußtsein, wachsen Angst und Aggression, büßt die Politik Glaubwürdigkeit ein.
Wo alles im Fluß ist, da ändern sich Stimmungen schnell. In solchen Zeiten empirische Daten über die Befindlichkeiten der Menschen zu erheben, ist riskant. Der Erkenntniswert kann rascher verfallen sein, als man für die Auswertung der Daten braucht. Die Befragung von 4000 Deutschen in Ost und West nach ihrem "Lebensgefühl nach der Wiedervereinigung" Ende 1991 und Anfang 1992 im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung hat dieses Risiko erfolgreich bestanden. Gewiß, nicht alle Daten der Untersuchung, die bei Econ unter dem Titel Zwischen Angst und Aufbruch erschienen ist, tragen auch heute noch.
Doch die renommierten privaten Sozialforschungsinstitute polis (München) und sinus (Heidelberg) haben eine anspruchsvolle, quantitative und qualitative Studie vorgelegt, die Einblicke in Grundbefindlichkeiten erlaubt. Befindlichkeiten, die nicht von der aktuellen politischen Konjunktur abhängig sind, mittel- und langfristige politische Entwicklungen aber sehr wohl bestimmen können. Den Autoren Horst Becker und Walter Ruhland (polis) und Ulrich Becker (ehemaliger Geschäftsführer von sinus) ist eine der interessanteren, vor allem empirisch belegten Darstellungen der deutschen Seelenlage gelungen.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen nennen die drei Forscher "ernüchternd". In der Tat. Für nationale Jubelfeiern, für die Behauptung, nun wachse zusammen, was zusammengehört, gibt es immer weniger Belege. Die Deutschen Ost und die Deutschen West bewegen sich nicht nur auf sehr unterschiedlichen, Neid- und Minderwertigkeitsgefühle produzierenden wirtschaftlichen Niveaus, sie kämpfen auch mit ihren hergebrachten Identitäten, ohne schon zu neuen vorgestoßen zu sein. Und es stehen sich zwei Gesellschaften mit sehr unterschiedlicher sozialer und politisch-kultureller Entwicklung gegenüber.
Zu den aufregenden Ergebnissen der Studie gehört, daß nicht einmal 40 Prozent der Westdeutschen den Aufbau im Osten und die Angleichung der Lebensverhältnisse für "sehr wichtig" halten. Die Zahlen offenbaren, daß sich nicht nur die Ostdeutschen, sondern auch die Westdeutschen in einer Identitätskrise befinden. Was auf den ersten Blick als egoistische Mißachtung der neuen Landsleute erscheint, ist nach Analyse der Forscher Ausdruck des "Wirtschaftspatriotismus" der Westdeutschen. Führende Wirtschaftsmacht und wohlhabend zu sein sei für die Westdeutschen eben ein "bedeutsames Substitut für ein gebrochenes Nationalbewußtsein" gewesen. So müssen die allgemeine wirtschaftliche Krise und die besonderen Anforderungen des Aufbaus im Osten notwendig zu Angst und Verunsicherung im Westen führen.
Ob allerdings eine "grundsätzliche Neuorientierung der deutschen Nation", wie die Autoren in einem etwas peinlichen Anfall von Pathos meinen, der richtige Weg zur Lösung des Problems ist, steht sehr in Frage. Belegen andere Ergebnisse der Studie doch eindrücklich, daß es eine deutsche Gemeinsamkeit in den jeweiligen Identitätskrisen gibt: Auch die Deutschen Ost haben in den vergangenen Jahrzehnten einen Großteil ihres Selbstbewußtseins daraus geschöpft, daß sie in ihrer Hemisphäre als führendes Industrieland und als wohlhabend im Vergleich zu Polen, CSSR, Rumänien oder gar zur Führungsmacht Sowjetunion galten. Daraus, daß der Wirtschaftspatriotismus ein Grundmuster beider deutscher Gesellschaften ist, erschließt sich auch, warum zwei Drittel der Befragten in Ost wie West skeptisch sind, "ob die Wiedervereinigung von uns von Vorteil war". Das hört sich eher nach einer ökonomischen als nach einer nationalen Rechnung an.
Zum gleichermaßen wohlfeilen wie leeren Kommentatorenstroh gehört die Klage über die "Mauer im Kopf". Das unterstellt vor allem den Westdeutschen, die Mauer aus "Angst vor Veränderung" vertrauter Verhältnisse und aus Angst um ihren Wohlstand mental wieder zu errichten. Indem sich die drei Sozialforscher der Figur von der "Mauer im Kopf" bedienen, beschädigen sie bedauerlicherweise den Wert der von ihnen selbst erhobenen Daten, die nämlich etwas ganz anderes belegen. In ihnen spiegeln sich sehr differenzierte Selbst- und Fremdbilder, die oft von Mißtrauen, gelegentlich sogar von Verachtung geprägt sind. Etwa wenn fast alle Ostdeutschen meinen, fleißig, anpassungsfähig und pflichtbewußt zu sein, während weniger als die Hälfte der Westdeutschen das genauso sehen.
Was als die Mauer in den Köpfen präsentiert wird, ist nichts anderes als die Erkenntnis, daß die Menschen und die Gesellschaften sich fremd waren, wenig voneinander wußten und daß Fremdheit, Ängste, Mißtrauen oder Minderwertigkeitsgefühle nicht durch Regierungsverträge oder eine gemeinsame Währung abgeschafft werden können. Wenn die Ostdeutschen die Westdeutschen für arrogant, kalt, berechnend halten, dann ist das ein ebenso durch die Geschichte wie durch die aktuellen Ereignisse verzerrtes Bild, wie die selbstmitleidige Vorstellung der Ostdeutschen, sie seien dagegen naiv, gutgläubig oder hilflos.
Was man aus eigener Anschauung schon geahnt hat, belegt die Studie in nachdrücklicher Weise und trägt damit zu einer Versachlichung der Debatte bei: Die sozialen Milieus und die Erwartungen an die Politik sind so disparat, daß mittelfristig nur sehr begrenzt auf ein wirkliches Zusammenwachsen zu hoffen ist. Machen "traditionelle Milieus", in denen die deutschen Sekundärtugenden wie Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit und eine hohe Anpassungsbereitschaft an die Gegebenheiten herrschen, in den Westländern nur noch rund 30 Prozent der Bevölkerung aus, liegen solche Milieus, zu denen etwa Kleinbürger und traditionelle Arbeiterkreise gezählt werden, in den Ostländern deutlich über 50 Prozent.
Anders gesagt: Im Westen stellen aufstiegsorientierte, moderne und an beruflichem wie privatem Erfolg interessierte Menschen die Mehrheit. Die Bindungsfähigkeit gesellschaftlicher Institutionen wie Parteien, Kirchen, Verbände und ihrer Werte hat im Westen nachgelassen. Diese Entwicklung ist nicht neu. Sie hat lange vor der Vereinigung eingesetzt. Die Einheit konfrontiert die westlichen Bürger nun - vereinfacht gesagt - mit ihrem Zustand in den sechziger Jahren.
Dieser so unterschiedlichen Entwicklung entspricht auch ein widersprüchliches Politikbild bei den Deutschen. Die im Westen sehen Politik eher als Dienstleistung, die mit effizienten Managementmethoden ihre Aufgaben erfüllen, sich aber ansonsten aus dem Leben der Bürger heraushalten soll. Im Osten dagegen herrscht die traditionelle deutsche Staatsauffassung vor, daß die Politik den Bürger absichern, entlasten und umsorgen soll. Oder aus einem anderen Blickwinkel: Für den Westler sind Konflikt und Auseinandersetzung selbstverständlicher Bestandteil der Politik, für den Ostler dagegen die Harmonie. Es braucht nicht viel Phantasie, sich die politisch- kulturellen Probleme auszumalen, vor denen die Deutschen noch stehen. Die Politik ist schließlich von der westlichen Entwicklung geprägt.
Auf dem Hintergrund ihrer eigenen Studie scheint die Forderung der Autoren etwas naiv, daß die Politik Lösungsmodelle entwickeln müsse, die sowohl dem westlichen Politikmodell wie den östlichen Bedürfnissen nach Geborgenheit Rechnung trägt. Überhaupt hätte es der Studie gut getan, wenn sich ihrer ein fähiges Lektorat vor der Veröffentlichung angenommen hätte. So muß der Leser gelegentlich recht mühsam das Neue und Zukunftweisende in der Studie suchen. Was er dann findet ist aber wertvolles Material für eine Versachlichung wie eine Ernüchterung der Debatte über die deutsche Einheit. MATIN WINTER
Becker, Ulrich: Zwischen Angst und Aufbruch: das Lebensgefühl der Deutschen in Ost und West nach der Wiedervereinigung. Econ Verlag, Düsseldorf 1992, 240 Seiten, 42 DM.
Vielen Frankfurtern war anfang 1933 das Lachen vergangen. Doch die bereits mächtig auf Touren gekommene Karnevalskampagne war auch durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht zu stoppen. Es galt noch Narrenfreiheit.
So zockelte am 23. Februar in Heddernheim der "Klaa Pariser" Jeckenumzug mit einigen hochpolitischen Motivwagen los, während Adolf Hitler zur gleichen Zeit in der Festhalle eine Rede hielt.
Solche Nazi-Aufmärsche konnte gleichen Tags die noch unzensiert erscheinende "Heddemer Käwwern Zeitung" in ihren "Veranstaltungshinweisen" auch noch ungestraft verulken: "Am kommenden Sonntag findet im Gasthaus zur Eintracht eine politische Versammlung statt. Der Leichenwagen wird von der Gemeinde gestellt."
Der Spaß fand bald ein Ende. Im September wurden die Frankfurter Karnevalvereine in der "Kraft durch Freude"- Organisation (KdF) gleichgeschaltet.
Für Galasitzungen, Gardetreffs und Kappenfahrten war von da an der Verkehrsverein zuständig. Die KdF-Oberen mußten sich jedoch mit den Aktiven arrangieren, da sie die Narretei nicht verbieten konnten: Ohne Büttenredner, Elfer und Böbbcher lief nun mal keine Helau-Gaudi.
Das Stillhalteabkommen zwischen Faschismus und Fassenacht hielt nicht lange. 1936 wurde die "Käwwern"-Zeitung wegen eines Hitler-Titelbildes (der Führer mit Schellenkappe - siehe Bild) beschlagnahmt, die Straßenfastnacht verboten. Redakteure und Grafiker kamen in "Schutzhaft". KdF übernahm die Regie und inszenierte "Volkskarneval" in der Innenstadt. Motto der tollen Tage: "Du lachst Dich kaputt!"
Ganz ließen sich die Narren nicht mundtot machen. Die Archive dokumentieren bis "Kriegsfasching 1942" (da
wurden Tanzerei und Maskenbälle
wegen der "Abwehrkämpfe"
verboten) viel Witz und Spott in der Bütt. Nachlesen kann man das jetzt in einer Bro-
schüre der Saalbau GmbH von Heidrun Merk über "Fastnacht im Dritten Reich", zu beziehen bei der "Saalbau", Eschersheimer Landstraße 23. peh
HÖCHST. Sie ist eigentlich nichts Neues: denn eine Energie-Beratungsstelle in der Zuckschwerdtstraße 28 hat es bis Mitte der 80er Jahre gegeben. Die Hessen Nassauische Gas AG (HNG) hatte genau hier ein Informationszentrum. Nach der Fusion von Maingas AG und HNG wurde es in die Emmerich-Josef- Straße verlegt. Und jetzt wieder zurückverlegt.Aber die Einrichtung mit allen Vorführgeräten ist funkelnagelneu:
Wer einen neuen Gasherd kaufen will, kann sich zuvor von einem der drei Fachberater beraten lassen. Verschiedene Herde stehen im Beratungszentrum, sogar einer mit Ceranfeld findet sich zum Ausprobieren dort. Anhand eines Gasbrennwertgerätes wird gezeigt, wie energiesparend damit geheizt werden kann: Dieser Ofen führt die Wärme der Abgasen wieder in den Heizkreislauf.An zwei Computer-Terminals, die direkt mit dem Großrechner des Versorgungsunternehmens vernetzt sind, erfahren alle Kunden, was die nächste Heizperiode genau kosten wird oder wieviel ein Neuanschluß kostet.
Das Beratungsteam bietet montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr Ratschläge. gre
"Neugeborene Hunde gelten mit Ablauf des dritten Monats nach deren Geburt als angeschafft."
FRANKFURT A. M. "Für einen älteren Menschen ist der Haus-Tele-Dienst schon wertvoll" - Frieda Schuster kennt die Vorteile, die moderne Kommunikationstechnik auch im sozialen Bereich bietet. Die 87 Jahre alte Frau sitzt bequem im Wohnzimmer-Sessel und drückt einen Knopf der Fernbedienung. Marlies Nauke-Wachsmuth oder Oliver Bomsdorf erscheinen kurz drauf auf dem Bildschirm ihres Fernsehgerätes. Beide gehören dem Frankfurter Verband für Alten- und Behindertehilfe an und sind zuständig für den Haus-Tele-Dienst im Sozial- und Rehabilitationszentrum West. Frieda Schuster ist eine von 17 Teilnehmern, die dem Pilotprojekt in der Siedlung Westhausen angeschlossen sind. Außer älteren Menschen sind Hör- und Sehgeschädigte, sowie Personen mit starker Einschränkung ihrer Mobilität, Zielgruppe des Haus- Tele-Dienstes. Das Vorhaben geht zurück auf ein Forschungsprogramm der Europäischen Gemeinschaft zur Weiterentwicklung von Breitbandtechniken.
Die Erkenntnisse daraus nutzten die Wissenschaftler zur Verbesserung von Kommunikationstechniken im sozialen Bereich und entwickelten im Januar 1991 das sogenannte APPSN-Projekt (Application Pilots for People with Special Needs) - in Deutschland als "Haus-Tele-Dienst" bezeichnet. Auf Grundlage von bestehenden Fernsehverteilungsnetzen installierten Experten in Westhausen ein "rückkanaltaugliches" System. Erst das macht Kommunikation zwischen zwei Gesprächspartnern über den Fernsehapparat in Wort und Bild möglich.
Thomas Erkert von der Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung in Bonn und Koordinator des Projektes in Westhausen betrachtet den Haus-Tele-Dienst unter anderem als Verbesserung des "klassischen Hausnotdienstes". Sieht man einen Hilfesuchenden auf dem Bildschirm, können lebensrettende Sofortmaßnahmen schneller und gezielter eingeleitet werden. Diese Form eines "Bildtelefons" bietet für die Betreuung und Unterstützung von älteren und behinderten Menschen noch weitere hilfreiche Ergänzungen.
So wurde unter Anleitung einer Krankengymnastin im Rehabilitationszentrum West ein Programm mit gymnastischen Übungen für den Haus-Tele-Dienst entwickelt, das per Videoband direkt in die angeschlossenen Haushalte übertragen werden kann. Zudem befindet sich in der Zentrale eine Dokumentenkamera; mit ihrer Hilfe lassen sich Schriftstücke auf den Monitor des Programmteilnehmers übersenden. Auf diese Weise kann beispielsweise ein ausgefüllter Vordruck bei komplexen behördlichen Formularen einem alten Menschen als Muster dienen.
Nicht selten entwickelt sich aufgrund des regelmäßigen Kontaktes zwischen den Mitarbeitern des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe und den Betroffenen ein Vertrauensverhältnis.
"Manche alte Menschen stellen Fragen, die sie anderen nicht stellen würden", verdeutlicht Marlies Nauke-Wachsmuth, daß nicht nur sachliche oder belanglose Plaudereien zwischen den Gesprächspartnern geführt werden. Überhaupt spielt die soziale Integration der Alten und Behinderten in der Einrichtung eines Haus-Tele-Dienstes eine wichtige Rolle. Die Kommunikation über den Bildschirm soll dabei den Umgang mit den Menschen aus "Fleisch und Blut" nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen: "Das Ganze muß in ein ambulantes Dienstkonzept eingebettet sein", erklärt Erkert den Anspruch des Dienstes.
Nicht zuletzt möchten die Mitarbeiter des Projektes mit dieser Kommunikationsform die angeschlossenen Menschen zu Kontakten mit ihrer Umwelt mobilisieren. So können mit Hilfe der Dokumentenkamera Informationen von Treffpunkten für Senioren übermittelt werden.
Angst vor Überwachung durch die Mitarbeiter vom Haus-Tele-Dienst muß keiner der Projektteilnehmer haben. Da der Bildausschnitt nur einen minimalen Einblick in die jeweiligen Wohnungen offenbart, bleibt das Intimleben der Beteiligten gewahrt. Darüber hinaus ist eine Kommunikation über den Bildschirm nur dann möglich, wenn sich der alte oder behinderte Mensch durch Knopfdruck selbst zuschaltet.
Wann die Technik serienreif ist und bundesweit eingesetzt werden kann, steht noch nicht fest. In einer zweiten Projektstufe mit dem Namen "Tele Community" sei das nächste Ziel erst einmal die Ausweitung des Angebotes auf Altenwohnanlagen, erklärt Erkert. ole
Der Artikel von Sabine Horst ("Die Würde des Zombies", FR vom 27. 1. 1993) enthält eine falsche Behauptung, die geeignet ist, die "Freiwillige Selbstkontrolle" (FSK) der Filmwirtschaft nicht als Zensurinstanz erscheinen zu lassen, die sie de facto ist. Sabine Horst schreibt: "1984 startete der Münchner Kunstfilm- Verleih ,Prokino&rquote; den ,Tanz der Teufel&rquote; mit nur zwölf Kopien, in einer ab achtzehn Jahren freigegebenen, ungeschnittenen deutschen Fassung."
Richtig ist dagegen, daß die für Altersfreigaben zuständige FSK dem Film "Tanz der Teufel" in der ungeschnittenen Fassung jegliche Altersfreigabe - also auch das Kennzeichen "nicht freigegeben unter 18 Jahren" - verweigert hat mit der Begründung, der Film verstoße in einigen Passagen gegen die Grundsätze der FSK. Eine Freigabe mit dem 18er- Kennzeichen durch die FSK wäre nur nach Tilgung der von ihr beanstandeten Szenen erfolgt. Einer solchen Auflage wollte "Prokino" aus guten Gründen nicht nachkommen.
Nun hatte die Juristenkommission der FSK dem Filmverleih in einem kostenpflichtigen Gutachten bescheinigt, daß gegen eine Aufführung von "Tanz der Teufel" auch in der ungeschnittenen Fassung keine strafrechtlichen Bedenken bestünden. "Tanz der Teufel" durfte also vor einem Erwachsenenpublikum ungeschnitten, d. h., so wie er vom Regisseur konzipiert war, gezeigt werden. An der Kinokasse muß in einem solchen Falle ein entsprechender Freigabe-Hinweis angebracht werden: nicht "Nicht freigegeben unter 18 Jahren", sondern beispielsweise "Zutritt nur für Erwachsene".
Durch die solcherart offenkundig gewordene Verwehrung der Altersfreigabe von seiten der FSK war die in München hochgradig sensible Justiz schnell alarmiert, und so wurde "Tanz der Teufel" bereits fünf Monate nach seinem Kinostart bundesweit beschlagnahmt.
Vertreter der FSK betonen immer wieder gebetsmühlenhaft, daß ja kein Verleih gezwungen werde, gewünschte Schnitte vorzunehmen. Schließlich leben wir ja in einem freien Land. Die Regel ist allerdings die, daß ein Film ohne FSK- Freigabe ruckzuck beschlagnahmt und eingezogen wird. Womit sich stets aufs neue das Diktum eines Rechtskommentars zu Art. 5 GG ("Eine Zensur findet nicht statt") bestätigt: "Im übrigen verbietet das Grundgesetz strikt jede Vorzensur auch von Filmen. Dieses Verbot der Vorzensur ist aber durch die ,Freiwillige Selbstkontrolle&rquote; der Filmwirtschaft ausgehöhlt worden." (Ekkehart Stein, Staatsrecht)Armin Trus, Gießen
Jeder kennt Park & Ride, doch viel besser fährt es sich mit dem Umweltverbund Wie eine echte Alternative zum Auto aussehen könnte: Go & Ride, Bike & Ride und Ride & Ride als ökologisches Komplettangebot in Sachen Mobilität Von Heiner Monheim
Go & Ride, Bike & Ride und Ride & Ride sind für die meisten Politiker und Planer unbekannte Fremdworte. Park & Ride ist ihnen dagegen wohl vertraut als angeblich ideale Arbeitsteilung zwischen Auto und öffentlichem Nahverkehr, von der fast alle schwärmen. Dabei erreichen 85 Prozent aller Bus- und Bahn-Kunden Bahnhof oder Haltestelle zu Fuß, aber oft unter widrigsten Umständen. Zehn Prozent kommen mit dem Fahrrad, auch hier oft nur nach Überwindung vieler Hindernisse. Mit dem Auto (einschließlich Taxi, Park & Ride, Rail & Road, Kiss & Ride) aber werden Busse und Bahnen nur von fünf Prozent kombiniert.
Go & Ride, Bike & Ride sowie Ride & Ride sollen innerhalb der Verkehrsmittel des Umweltverbundes (so nennt man das optimale Zusammenwirken von Fußgänger-, Fahrrad- und öffentlichem Verkehr) eine gute Arbeitsteilung sichern - mit vielen Schnittstellen, um den Autoverkehr wirkungsvoll zu verringern. Denn keine der Verkehrsarten des Umweltverbundes schafft diese Aufgabe allein. Das lehren die Erfahrungen vieler "Pionierstädte" für verkehrliche Innovationen, die bislang trotz allen Engagements zu sektoral vorgegangen sind. Münster als "Fahrradstadt" bietet im öffentlichen Verkehr zu wenig. Zürich als klassische Stadt des öffentlichen Nahverkehrs hat große Mängel im Fahrrad- und Fußgängerbereich. Göttingen als besonders fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt hat wiederum große Mängel im öffentlichen Nahverkehr.
GO & RIDE dient der optimalen Ergänzung von Fußgängerverkehr und öffentlichem Verkehr. Ein wichtiger Baustein für Go & Ride ist die Verdichtung des Linien- und Haltestellennetzes. So kommt man den Fußgängern als potentiellen Fahrgästen "entgegen". Die Schweizer Großstädte haben vor allem deshalb so hohe Anteile bei Bussen und Bahnen, weil ihr Linien- und Haltestellennetz durchschnittlich vier- bis sechsmal dichter ist als das vergleichbarer deutscher Städte. Gute Beispiele für eine Netzverdichtung sind die Quartiersbusse in Zürich oder die Ortsbussysteme in Schaffhausen. Aber auch die flexiblen Angebotsformen wie Anrufsammeltaxi oder Rufbus fördern das Go & Ride, da sie in der Regel die Zahl der Haltestellen vervielfachen. Das zeigen die Beispiele Hameln, Kaufungen oder Wunstorf beziehungsweise Neustadt bei Hannover.
Weiter muß das Ein- und Aussteigen sowie das Umsteigen durch Niederflurtechnik in den Bussen vereinfacht werden. Sie garantiert schnellen, bequemen Ein- und Ausstieg, auch mit Kinderwagen, Rollstuhl, Gepäck oder Fahrrad. Gute Beispiele für Einsatz von Niederflurbussen sind der "Marktliner" in Aachen, der "Metroliner" in Gladbeck und der Stadtbusverkehr Frauenfeld. Niederflur- Bahnen gibt es in Bern, Bremen, Würzburg, Karlsruhe, Freiburg und Kassel.
Eine attraktive Haltestellengestaltung verbindet Fußgängerverkehr und öffentlichen Verkehr optimal. Sie garantiert hohe Aufenthaltsqualität, kurze Übergangswege beim Umsteigen (Ride & Ride, siehe unten) sowie sichere, kurze, bequeme Zu- und Abgangswege. Noch sind Mittelinseln, Aufpflasterungen, Zebrastreifen oder automatische Alles-Grün-Schaltung an ampelgeregelten Haltestellen seltene Ausnahmen, die man zum Beispiel in Gladbeck, Hannover, Freiburg, Zürich oder Oer-Erkenschwick findet. In Frankfurt und Zürich ist die Schließung häßlicher, unattraktiver Tunnelunterführungen für Fußgänger an Bahnhöfen und Hauptverkehrsstraßen geplant, die wieder durch oberirdische Übergänge ersetzt werden. Die Verkehrsplanung muß endlich überall, auch an Hauptverkehrsstraßen, dafür sorgen, daß ein- und aussteigende Fahrgäste klare Priorität genießen. Daß einem Bus oder Bahn vor der Nase wegfahren, nur weil man die Fahrbahn nicht rechtzeitig überqueren konnte, ist ein schlimmes Negativerlebnis und darf deshalb nicht mehr passieren.
BIKE & RIDE sichert eine optimale Zusammenarbeit von Fahrradverkehr und öffentlichem Verkehr, die nicht länger als potentielle Konkurrenten, sondern als natürliche Verbündete geplant werden. Zum Bike & Ride gehören bequeme, sichere Fahrradabstellanlagen in ausreichender Zahl. Sie helfen die bisherigen Vorbehalte der Besitzer teuerer Fahrräder gegen eine Kombination mit Bussen und Bahnen abzubauen. Hinzu kommen müssen gute Radverkehrsverbindungen zu Bahnhöfen und Haltestellen. Größere Bahnhöfe brauchen darüber hinaus Fahrradstationen mit Bewachung, Fahrradverleih und Reparaturservice. Vorbilder sind hier Japan und die Niederlande, in denen Bike & Ride schon lange massiv gefördert wird. In Japan wurden seit 1980 8000 neue Bike-&-Ride-Anlagen mit fast zwei Millionen Abstellplätzen geschaffen. Es gibt über 250 Großanlagen mit jeweils mehr als 500 Plätzen, darunter einige vollautomatische Großparksilos mit über 2000 Plätzen. In den Niederlanden betreut die Bahntochter Servex über 80 große Fahrradstationen an wichtigen Bahnhöfen mit einer Kapazität von 95 000 Plätzen für bewachtes Fahrradabstellen, mit Fahrradverleih und Reparaturservice.
In Deutschland gibt es bisher nur wenige Fahrradstationen, zum Beispiel in Wunstorf, Bremen, Lünen und Bielefeld. Geplant sind weitere Stationen für Bonn, Münster und Düsseldorf. In Hamburg, München und teilweise auch im Bereich des VRR und VRS gibt es immerhin zahlreiche einfache Bike-&-Ride-Anlagen. In Münster werden am Hauptbahnhof täglich über 2000 Fahrräder von Bahn- und Buskunden abgestellt.
Fahrräder müssen auch in Bahnen und Bussen mitgenommen werden können. Sie erweitern die Kombinationsmöglichkeiten und werden vor allem auch für Geschäfts- und Freizeitverkehr relevant. Nach langjähriger Skepsis haben inzwischen immer mehr Verkehrsverbünde die Fahrradmitnahme in der S-Bahn und in Stadtbahnen wieder erlaubt. Allerdings ist sie auch dort noch nicht in die Abos integriert. Die Bundesbahn fährt auf den meisten Zügen ohne Gepäckabteil und verhindert so die Fahrradmitnahme. Früher hat sie über vier Millionen Fahrräder jährlich transportiert, heute kommt sie auf 700 000. Erst nachdem das Fahrradwandern eine starke Renaissance erfährt und viele Millionen verkaufte Autodach- Fahrradhalter die Relevanz des Marktes signalisieren, beginnt die Bahn sich wieder für die Fahrradmitnahme zu öffnen und plant für neue Wagengenerationen verbesserte Mitnahmemöglichkeiten. Die Interregio-Wagen zeigen, wie das geht.
Nötig ist zudem der Fahrradverleih an Bahnhöfen und wichtigen Haltestellen. Er fördert die optimale Kooperation von Fahrrad und öffentlichem Verkehr. Leider beschränkt sich der Fahrradverleih in Deutschland bislang auf saisonale Freizeitangebote der Bundesbahn. In Japan und den Niederlanden gehört dagegen organisierter Fahrradverleih zum Regelservice mittlerer und großer Bahnhöfe, dort besitzen viele Berufspendler und Geschäftsleute ein "Fahrradleasingabo mit Full Service", was sie von allen Diebstahlsorgen, Abstellsorgen, Pflege- und Reparaturproblemen befreit.
Vorteilhaft sind gemeinsame Bus- und Fahrradspuren oder -straßen. Die "Umweltspur" wird gemeinsam und exklusiv von Bussen und Fahrrädern genutzt. Sie symbolisiert deutlich, daß öffentlicher Verkehr und Fahrradverkehr "natürliche Verbündete" für eine bessere Verkehrsentwicklung sind. In Berlin, Erlangen und Münster wurden hiermit gute Erfahrungen gemacht. Voraussetzung ist, daß die Umweltspur etwas breiter als eine normale Busspur dimensioniert wird. Noch weiter geht die "Umweltstraße", die allein Bussen und Bahnen, Fahrradfahrern und Fußgängern vorbehalten ist. Hierfür gibt es gute Beispiele in Japan, Schweden und den Niederlanden.
RIDE & RIDE sichert die optimale Ergängung und Verknüpfung der verschiedenen Teilsysteme des öffentlichen Verkehrs. Im Straßennetz ist die Verknüpfung aller Netzteile von der Gemeindestraße bis zur Bundesautobahn selbstverständlich. Im öffentlichen Verkehr passen die Netze, Takte und Tarife oft nicht zusammen, so daß die Kombination erschwert wird. Solche Systembrüche sind ein Anachronismus. Nur als Gesamtsystem vom Flaggschiff ICE bis zur letzten Buslinie im ländlichen Raum funktioniert öffentlicher Verkehr optimal und macht Autobesitz und Autonutzung entbehrlich.
Zum Ride & Ride gehören optimal definierte Schnittstellen mit Umsteigemöglichkeiten. Im allgemeinen gilt Umsteigen als Ärgernis. Aber das muß nicht so bleiben: Je besser der öffentliche Verkehr ist, um so häufiger und problemloser wird umgestiegen. Das lehren die Zahlen aus der Schweiz und Japan, die als Weltmeister in der Bus- und Bahnnnutzung auch Weltmeister im Umsteigen sind, weil sich dichte Netze mit vielen Knoten bieten. Das klappt aber nur, wenn
- die Takte optimal gestaltet sind, mit hoher Bedienungshäufigkeit, guter Zeitknotenbildung sowie Anschlußsicherung;
- die Tarife voll integriert sind, am besten mit einem Integralabo, das auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln (möglichst einschließlich Nahverkehrs-Taxi) gilt und einen von all den Schwierigkeiten komplizierter Tarifsysteme befreit;
- die Netze maximale Flächendeckung bieten, so daß es keine "Löcher" im System gibt. Man muß blind darauf vertrauen können, daß jeder Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist;
- auch der Service (Fahrkartenverkauf) und die Fahrplaninformation voll integriert sind. Noch kann man im IC keine Auskunft über kommunale Busse erhalten; umgekehrt gilt dasselbe.
Geschlossene Transportketten von Tür zu Tür sind A und O für den Markterfolg des Umweltverbundes, damit möglichst wenig auf das Auto zurückgegriffen werden muß. Go & Ride, Bike & Ride sowie Ride & Ride geben dem Konzept einer autoarmen Stadt echte Chancen, als Garant für einen insgesamt autoarmen Verkehr. Ein solches Konzept ist weit überzeugender als die P-&-R-Konzepte der Autoindustrie, die auch künftig dem Auto den größten Marktanteil sichern wollen. Mit der angeblich "idealen" Arbeitsteilung von Auto und öffentlichem Verkehr werden Fußgängerverkehr und Fahrradverkehr völlig ignoriert. Die Autoindustrie beschränkt den öffentlichen Verkehr am liebsten auf die undankbare "Restrolle" einer "Stauverhinderungsshuttle" für wenige Korridore und Großstädte. So kann er nie zu einem attraktiven Gesamtsystem werden. Wer den Umweltverbund ignoriert, wird in der Verkehrsentwicklung keine Erfolge haben.
RÖDELHEIM. Mit Dixieland-Musik eröffnete der Rödelheimer Vereinsring in diesem Jahr seine musikalische Frühschoppen-Serie. Das Willi Kalberlah-Sextett und der Sänger Mike Everett begeisterten die etwa 150 Gäste mit so bekannten Titeln wie "I got rhythm" oder "What a wonderful world" von Louis Armstrong.
Auch 1993 sind, wie schon im vergangenen Jahr, acht Konzerte geplant. Jeweils sonntags morgens lädt der Rödelheimer Vereinsring zum Frühschoppen mit Musik ein. Diese Konzerte sind allerdings die Ausnahme. Denn: Die meisten Feiern und Treffen im Haus des Vereinsrings werden nicht von dem Zusammenschluß, sondern von den einzelnen Vereinen organisiert.
"Wir wollen unseren Mitgliedern lediglich Raum für ihre Veranstaltungen bieten", betont Hans Heinz, der erste Vorsitzende des Vereinsrings Rödelheim. Da es in Rödelheim kein Bürgerhaus gibt, sind die Vereine auf die Räume in der Assenheimer Straße angewiesen. "Auch in den Gaststätten gibt es kaum noch Kollegs, die für Gesangvereine geöffnet sind; die können dann zu uns kommen", erzählt Hans Heinz.
Nur 60 Mark müssen die Mitgliedsvereine im Jahr an den Vereinsring zahlen. Vorsitzender Hans Heinz: "Das ist ein Betrag, der gerade für die Portokasse reicht, damit können wir keine großen Sprünge machen." Deshalb wird der Vereinsring bei der Miete von der Stadt Frankfurt unterstützt.
Über zu wenig Betrieb in seinen Räumen kann sich der Vereinsring nicht beklagen: "Bei uns ist immer etwas los." Im Keller des Hauses hat der Schützenverein seinen Schießstand untergebracht und es sind Räume für Sitzungen, Versammlungen und Proben vorhanden.
"Wir haben das Haus 1984 eröffnet und alles in Eigenarbeit fertiggestellt, um Geld zu sparen", erzählt Heinz. Auch an neuen Ideen mangelt es im Vereinsring offenbar nicht: "Wenn wir die Genehmigung vom Bauamt bekommen und genügend Geld sammeln können, wollen wir an unser Haus noch eine Terrasse anbauen, um im Sommer im Freien Kaffee trinken zu können oder zu feiern." jan
Die Soziologie arbeitet mit der Unterscheidung von Sozialisation und Erziehung. Im Vergleich mit Erziehung ist Sozialisation der elementare Sachverhalt mit der größeren Verbreitung. Sie findet immer statt, wenn Personen lernen, sich auf Erwartungen einzustellen, die sie durch Beteiligung an gesellschaftlicher Kommunikation auf sich ziehen. Das geschieht bei nahezu jedem sozialen Kontakt und ist auch ohne Belehrung möglich. Die belehrende Erziehung ist demgegenüber der Versuch, dieses Geschehen in einigen seiner Aspekte unter bewußte Kontrolle zu bringen. Sie setzt sich Ziele, die durch bloße Sozialisation nicht erreicht werden könnten und findet deshalb in eigens dafür geschaffenen Organisationen, nämlich in Schulen statt.
Die These der gesellschaftlichen Universalität von Sozialisation besagt, daß es auch in diesem auf Erziehung spezialisierten Kontext zu Sozialisation kommt, nämlich zur Selbstsozialisation des Schülers im Hinblick auf die eigentümlichen Sonderbedingungen, die er in der Schulorganisation vorfindet. Der Schüler lernt in der Schule nicht unbedingt, was der Lehrer ihn lehren möchte, wohl aber lernt er nahezu unausweichlich, was es heißt, daß er nun ein Schüler unter anderen Schülern ist und unter genau diesem Gesichtspunkt von seinen Lehrern beobachtet wird. Er lernt zum Beispiel, sich mit anderen Schülern unter abstrakt identischen Kriterien zu vergleichen. Er lernt, sich darauf einzustellen, daß die Schule ihn im Unterschied zur Familie primär als Rolle und nicht als Person behandelt. Und er lernt, daß es auf Leistung und nicht auf Qualität ankommt.
Ein Lernen also nur für die Schule, nicht für das Leben? Der amerikanische Soziologe Robert Dreeben hat diese Frage entschieden verneint. Nach seiner Diagnose sind es gerade diese strukturellen Merkmale der Rollenspezifikation und der künstlichen Egalisierung, des dauernden Verglichenwerdens mit anderen und der Leistungsbewertung nach abstrakten Kriterien, welche die gesellschaftliche Funktion der Schule ausmachen, denn die moderne Gesellschaft ist nicht nur in Schulen, sondern auch in ihren anderen Organisationen auf genau diese Strukturen festgelegt.
Nach dieser auch heute noch lesenswerten Interpretation tritt der eigentliche Lernerfolg ganz unabhängig vom Bildungswert der jeweils behandelten Themen ein, weil er ohnehin durch ungeplante Sozialisation und nicht durch geplante Erziehung bewirkt wird. Es ist der latente und nicht der manifeste Lehrplan, durch welchen die Schüler auf ihre Karrieren in einer differenzierten Gesellschaft vorbereitet werden.
Man versteht, daß sich die Pädagogen durch solche Thesen, die alle ihre guten Absichten durch den Hinweis auf die unsichtbare Hand einer unausweichlich mitlaufenden Sozialisation entwerten, eher provoziert fühlten. Auch soziologisch ließe sich bezweifeln, ob eine Sozialisation für das Leben in Organisationen, das doch zum Glück immer nur einen Teil unserer gesellschaftlichen Existenz ausmacht, wirklich schon ausreichend ist, um einzulösen, was Erziehung sich vornimmt. ANDRÉ KIESERLING
Robert Dreeben: Was wir in der Schule lernen. Übers. v. Thomas Lindquist, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980, 179 Seiten, 12 DM.
FRANKFURT-SÜD. Die städtischen Schadstoffmobile sind auch im Februar wieder im Süden der Stadt unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt- Batterien, Chemikalienreste und Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Hausmüll wandern, sondern können bei den Mitarbeitern abgegeben werden.
Zwei südliche Stadtteile liegen am Freitag, 26. Februar, auf der Route der Schadstoffmobile: In Sachsenhausen steht ein Giftmüllschlucker zwischen 9 und 10 Uhr vor der Feuerwache 6, Mörfelder Landstraße 126. Eine Stunde später, von 11 bis 12 Uhr, macht ein Mobil in Schwanheim halt: in den Parkbuchten an der Ecke Rheinland-/ Schwanheimer Bahnstraße. *sen
FRANKFURT-OST. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im Februar wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, alte Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.
Am Freitag, 19. Februar, können gefährliche Abfälle in Seckbach abgegeben werden: von 9 bis 10 Uhr am Wendehammer in der Arolser Straße. Zwei Stunden später, um 11 Uhr, sind die städtischen Mitarbeiter noch einmal im Riederwald (Parkplatz, Haenischstraße/Vatterstraße).
Nach Bornheim kommt ein Schadstoffmobil am Samstag, 20. Februar, um 9 Uhr. Der Wagen steht vor dem Amt für Abfallwirtschaft, Weidenbornstraße 40.
Enkheim steht am Montag, 22. Februar, auf dem Fahrplan. Von 9 bis 10 sind die Mitarbeiter auf dem Kleinmüllplatz in der Barbarossastraße. Auch Fechenheim wird wieder angesteuert. Ein Wagen hält um 11 Uhr an der Kreuzung Pfortenstraße / Gründenseestraße. *sen
0.5
0.5
Mit Willy aus Hamburg auf der Errol- Flynn-Bank! Durch einen zur Undurchdringlichkeit verdichteten Dschungel, der die Ufer des Great River säumt. "Ah!", sagt Willy aus Hamburg, und treffender als mit dieser Einsilbigkeit, das fühlen wir ohne große Worte, kann man die tropische Kulisse nicht beschreiben. "Ah", echot Willy, während wir gemeinsam durch die Stromschnellen einer mittels Worten nur unzulänglich konturierbaren Befindlichkeit steuern. Auf einem Bambus-Konstrukt, das seinen Namen trägt wie eine kostbare Intarsienarbeit: Errol Flynn. Als Bauzeichner dieser eine vage Intimität à deux erlaubenden Sitzbank auf dem Röhrenfloß führt die Legende eben jenen Hollywood-Mimen, der nach unzähligen Abspännen das dauerhafte Abenteuer auf Jamaika wähnte. Hier also hat er sich als Konstrukteur einer Sitzbank, mit welcher er die Transportmittel zum Partyknüller umrüstete, Verdienste erworben. So jedenfalls will es die touristisch verwertbare Legendenbildung.
Der Flößer-Boß, der auf dem Great River in der nordöstlich gelegenen Grafschaft St. James in das landeskundliche Interesse einer wachsenden Zahl von Touristen investiert hat, betreibt in Montego Bay eine Anwaltskanzlei. Der Mann des Rechts, der um das hohe Strafmaß für illegalen Marihuana-Konsum ebenso weiß wie um die Wirkungslosigkeit der Strafandrohung, unterläßt es nicht, die Passagiere am Bootssteg schriftlich auf die Folgen eines widerrechtlichen Genusses hinzuweisen.
Rafting, wie es in der Landessprache heißt, hat sich unter den Disziplinen der Kurzweil den nicht mehr steigerungsfähigen Status des absoluten Muß gesichert. Dankbar für die anhaltende Hochkonjunktur dieses Gewerbes sind Männer wie Dave, die mit kräftigen Armstößen das Boot an kleinen Stromschnellen, an Ananas- und Bananenplantagen vorbei manövrieren, mit kenntnisreichen Vorträgen über Flora und Fauna zu beiden Seiten des Ufers. Die Dankbarkeit für seinen Arbeitgeber, die Dave nach Jahren der Erwerbslosigkeit und aus Mangel an Alternativen empfindet, schmälert auch nicht die Tatsache, daß er sein Bambusfloß aus eigener Kraft und selbstorganisiertem Rohmaterial gebaut hat. Dave schlendert jetzt, vermutlich floßordnungswidrig, zum Heck, wo die Gäste, wie auf geheime Lockrufe reagierend, die Köpfe mal links, mal rechts wenden. "Look", sagt Dave, "a woodpecker". "Sieh mal an", sagt Willy, "ein Specht."
Mehr als Sonne, Sand und Meer: Jamaikas Touristiker setzen, wie Manager eines krisenanfälligen Unternehmens, auf Diversifikation. Erst unlängst mahnte der Ex-Premierminister und heutige Oppositionschef Edward Seaga, mit deutlichem Blick auf Kuba, Jamaika müsse mehr sein als ein auf die gängige Dreifachformel reduziertes Stereotyp der karibischen Inselwelt. Daß Jamaika nicht nur die "regular all-inclusive crowd" anzieht, demonstriert die steigende Zahl von Besuchern, vornehmlich aus Europa, welche abseits ausgetretener Touristenpfade die wahre Identität der Insel suchen. Dabei vertrauen sie sich in kleinen Gruppen der risikomindernden Führung eines Incoming-Guides an oder folgen - bei einem höheren Grad der Reiseerfahrung - der individuell erarbeiteten Reiseroute quer durch&rquote;s Land.
Gleichwohl sind nicht alle Besucher solch gemäßigte Individualisten wie Willy aus Hamburg und alle jene, die sich der kleinen Gruppe unter Leitung eines Guides angeschlossen haben. Die touristische Gegenwelt zur Welt der täglich wechselnden Eindrücke und Zielorte zeichnet sich vor allem durch Beständigkeit aus: Jamaika - eine schöne unauswechselbare Kulisse. Es ist das von sinkender Nachfrage unbedrohte Reservat der All-Inclusive-Hotels. Auf dem Kingsize-Bett blüht eine Hibiskusblüte zuverlässig ihrem Ende entgegen. Dauerhafter ist der Erfolg des Unternehmens, das den Namen "Sandals" trägt und in sechsfacher Ausgestaltung an verschiedenen Küstenstandorten gewinnbringend die Idee praktiziert, wonach im Pauschalpreis die Zahl der Piña Coladas bis zum Abwinken im Preis inbegriffen ist. In dieser schönen neuen Urlaubswelt sind vornehmlich Menschen jener Nation vorübergehend beheimatet, welche die Idee des All-Inclusive exportiert hat: USA. Dabei ist die Distanz zur Heimat so groß offenbar nicht, als daß sich der urlaubende US-Amerikaner nicht auch unter dem Dach des Sandals im Wirkungskreis des Puritanismus bewegte. Sandals: for couples only.
Über der weitläufigen Anlage des Unternehmens in Negril an der Westküste Jamaikas hängt ein eigentümlich milchsaurer Duft wie in einem öffentlichen Wickelraum. Eine Definition bekommt dieser Geruch, sobald der Hotelgast sein Zimmer betritt, der Kofferträger (Selbst- tragen verstößt gegen die Hausordnung und stört den sozialen Frieden) die Reise- Utensilien abgesetzt und die Klimaanlage eingeschaltet hat. Auf dem Kingsize-Bett liegt als Fünferset für die Körperteile unterschiedlichen Sonnenbrand-Anfälligkeitsgrades jene fältchenglättende Lotion mit der Wirksubstanz Aloe vera. Das zähflüssige Zeug trägt die Sandals-Familie wie eine zweite Haut. Die Dramaturgie dieser Tage ist nur dem einen Ziel verpflichtet: Having fun. "Feel good?" heißt die konsequent angewandte Grußformel auf dem Terrain der Sorglosigkeit. Eine rhetorische Frage, die nur dem nicht gänzlich gleichgeschalteten Gast inquisitorisch erscheint.
Paare sind eine Betriebsgröße. Wenn man an eine Person ein Zimmer vermietet, das man am nächsten Tag an ein Paar hätte vermieten können, "dann beißt man sich in den Hintern", sagt der gebürtige Österreicher und General Manager von Sandals Negril, Mr. Wagner. Um solchem Schaden vorzubeugen, kommt der Single bei ihm weder in der Buchhaltung noch in der Badehose vor.
Doch zeichnet sich auch eine Lockerung des bislang dogmatisch gehandhabten "Couples only" ab. Die Familie als Zielgruppe ist entdeckt. Seit Anfang Februar dieses Jahres entsteht an der touristisch kaum erschlossenen Südküste eine Luxusherberge, wo sich künftig wie bei einem Ehemaligentreffen all die Paare finden, deren Glück mittlerweile ein drei- oder vierfaches ist und Namen wie John oder Jennifer trägt. Wenn John oder Jennifer gerade den Verlust des Game Boys bejammern oder nach Popcorn kreischen, können Eltern den neuen familiären Mittelpunkt, je nach Belastbarkeit, für Stunden oder Tage an die Peripherie der Urlaubswelt schieben. Das Familienhotel bietet zwei Restaurants "for children only", eigene Schlafzimmer für Kinder und für deren pädagogische Frühförderung eine "Computer-Arcade".
Bei allen Expansionsplänen hat auch das Sandals-Management erkannt, daß das größte Kapital eine pfleglich zu behandelnde Größe ist: die Natur. In Negril, sagt Mr. Wagner im Wissen um den Werbeeffekt solcher Selbstbeschränkung, haben sich die Hotelbesitzer daher auf einen dreijährigen Baustopp verständigt, bis die im Bau befindliche Kläranlage fertiggestellt ist. Das Bemühen um den wirksamen Schutz des Korallenriffs, in dem der Manager seine Gäste schon mal persönlich unterweist, wenn diese mit Harpune und Netz auf Tauchstation gehen, wird gleichwohl konterkariert durch das dem Luxus verpflichtete Reglement, welches dem Personal noch immer täglich den zweimaligen Austausch der Handtücher vorschreibt.
Sunday - no problem. Der konservative "Gleaner" diskutiert die Frage, ob nicht auch Frauen angesichts ihres Drängens auf Gleichberechtigung einen Anspruch darauf haben, bei Straffälligkeit gehängt zu werden. Über der Bluefields Bay, an der nach Mandeville führenden Küstenstraße im Süden Jamaikas, hängt wie eine schwere Regenwolke der süßliche Duft von Ganja: Unter den zum Wasser geneigten Bäumen der kleinen Bucht sind Hängematten aufgespannt. "I have seen so many places and I held my head up high", dringt Frankie-Boys vertonte Lebensbeichte aus dem Fenster eines rostigen Kleinbusses, der "Love-Boat" heißt und eine Bar ist.
Seit neun Jahren gibt es bei Ralph fish und chicken und water-sports für die Jamaikaner, die es sonntags aus Savanna- la-Mar ans Wasser treibt. Ralph setzt auf den Tourismus und hat vorausplanend für den Moment, wo die Entwicklungsregion Südküste an der Wachstumsbranche teilhaben wird, Visitenkarten drucken lassen.
In Spanish Town, vor dem Palast der Todgeweihten, gibt es Fußball. Der Linienrichter steht breitbeinig auf der hohen Gefängnismauer und schwenkt die rote Karte."When the saints go drinking rum", singt ein Banjoman in Downtown
(Fortsetzung auf Seite 2)
LIMESHAIN. Der "Runde Tisch für Ausländerfreundlichkeit und Recht auf Asyl Wetterau" tagt am kommenden Donnerstag, 4. März, zum ersten Mal in Rommelhausen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der alten Schule.
Die ganze Bevölkerung und alle örtlichen Organisationen lädt der DGB-Kreisvorsitzende Harald Fiedler als Sprecher des "Runden Tisches" dazu ein: "Wir wollen beispielhaft an dem Dorf Rommelhausesn versuchen, Probleme des Zusammenlebens mit Flüchtlingen zu erfahren. . . . Selbstverständlich würden wir uns auch freuen, wenn wir positive Beispiele des Zusammenlebens mit Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern mitnehmen könnten." In Rommelhausen gibt es seit Jahren eine private Flüchtlingsunterkunft mit zahlreichen Bewohnern verschiedenster Nationalität. nes
Bei dem hohen Niveau, auf dem die Frohsinn-Sitzung abgehalten wurde, konnten die weiblichen Vortragenden nicht mithalten." Aus einem Bericht der "Taunuszeitung" über die Fremdensitzung des Oberurseler Karnevalvereins Frohsinn.
3
HÖCHST. Die Anzeige in der Höchster Lokalzeitung vom 14. Oktober 1938 machte es offiziell: "Das bisherige Kaufhaus Schiff ist ab heute ein deutsches Unternehmen", war in dem Blatt zu lesen. "Wir übernehmen sämtliche arischen Mitarbeiter", gab Josef Conrady bekannt, der das Haus weit unter dem marktüblichen Preis von der Familie Paul Schiff "übernommen" hatte. Die Schiffs waren Juden.
Die Anzeige und noch sehr viel mehr Dokumentationsmaterial ist im Museum für Höchster Geschichte, Höchster Schloßplatz 16, zu sehen. "Juden in Höchst am Main" - so heißt die neue Dauerausstellung in dem vom Verein für Geschichte und Altertumskunde getragenen Museum.
Die Schicksale von fünf jüdischen Familen machen die schrecklichen Ereignisse in der jüngeren deutschen Geschichte plastisch.
So erfahren die Besucher, daß es der fünfköpfigen Familie von Kaufhausbesitzer Paul Schiff Ende 1938 gelang, per Ozeandampfer die Vereinigten Staaten zu erreichen - mit 50 Mark in der Tasche. Das war alles, was die Höchster Familie von ihrem beträchtlichen Vermögen mitnehmen durfte.
Von dem Geld, das die Zwangsversteigerung des Kaufhauses gebracht hatte, sahen die Schiffs keinen Pfennig. Grundstück und Gebäude gingen in den Besitz einer Sparkasse über, Maschinen und Inventar bekam Josef Conrady. Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes zog die Kaufhaus-Kette Hertie in das Geschäft.
Recherchiert haben das Waltraud Beck, Josef Fenzl und Helga Krohn. Zunächst waren ihre Ergebnisse in einer Ausstellung "Die vergessenen Nachbarn - Juden in Frankfurter Vororten" im jüdischen Museum zu sehen. "Und dann hat uns der Höchster Verein für Geschichte und Altertumskunde den Raum im Schloß angeboten", sagt Helga Krohn.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im jüdischen Museum hat zusammen mit ihren Mitarbeitern die dunklen Flecken in der Höchster Vergangenheit selbst erhellt: Nach verschiedenen Aufrufen in der Lokalpresse meldeten sich mehr als 60 Frauen und Männer, die zwischen 60 und 90 Jahren alt waren.
In mehrstündigen Interviews erzählten sie ihre Erinnerungen. So kamen die Geschichtsforscher an Namen und Adressen von Juden, deren Spuren sie zuvor in Übersee verloren hatten.
Helga Krohn, Waltraud Beck und Josef Fenzl schrieben Briefe an emigrierte Juden - vor allem in die USA. "Die Reaktion war erstaunlich positiv", erzählt Helga Krohn. "Fast alle haben geantwortet." Die meisten seien sogar sehr froh darüber gewesen, daß man sie in Deutschland offenbar noch nicht vergessen hat. Viele hätten ihren Briefen nach Frankfurt sogar alte Fotos beigelegt.
Einige der ehemaligen Höchster haben sogar lange Berichte über die schlimme Zeit nach der "Machtergreifung" geschrieben. In der Ausstellung sind sie zu lesen - in einer Ecke hängen die seitenlangen Aufzeichnungen, allesamt in gut leserlicher Handschrift, die wie spannende Romane fesseln. "Nach der ersten Kontaktanbahnung mit den Juden in Übersee sind wir konkreter geworden", erzählt Helga Krohn.
Dann schickten die Forscher Briefe zurück: "Fragen zu Ereignissen und Personen" wurden gestellt. "Und da sind die Antworten auf die Fragen" sagt die Wissenschaftlerin und deutet stolz auf die Exponate im ersten Stock des Höchster Schlosses.
"Die meisten Höchster Juden emigrierten in die USA oder nach Israel", sagt Helga Krohn. Wer es noch "früh begriffen hatte, in den Jahren '34, '35, '36, für den war es ziemlich einfach, aus Deutschland herauszukommen". Aber für keinen der Flüchtlinge sei es einfach gewesen, im fremden Land wieder Fuß zu fassen.
Bei den Recherchen für ihr Geschichtsprojekt lernten die Forscher auch viele "einfache Leute aus Höchst kennen, die zu den Juden gehalten haben". Eine von ihnen ist die Haushälterin Katharina Hahner, die bis 1938 ihrer Familie Schiff die Treue gehalten hat. Für ihren Mut wurde die heute 90jährige unlängst geehrt.
Wer die Rechercheergebnisse der Heimatforscher nachlesen will, kann im Buchhandel oder an der Kasse des Museums für Höchster Geschichte für zwölf Mark das Buch "Die vergessenen Nachbarn" von Waltraud Beck, Josef Fenzl und Helga Krohn kaufen.
Die Ausstellung ist täglich - auch an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen - von 10 bis 16 Uhr geöffnet. gre
Stadtteil-Lesertelefon Direkter Draht in die Redaktion
Auch wenn sich bei alltagstypischen Widrigkeiten der rasche Erfolg nicht immer einstellte (hartnäckige Dauer-Falschparker lassen sich weder durch Strafzettel noch durch Zeitungsartikel beeindrukken), so trägt der direkte Draht in die Redaktion immer wieder dazu bei, daß sich über scheinbar unüberwindliche Gräben eine Eselsbrücke spannen läßt.
Das Lesertelefon der Stadtteil-Rundschau (Rufnummer 21 99 - 3 60) ist besetzt: jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr. star
Die Preise für Kaffee sind bereits im Keller. Die Hürde für Bananeneinfuhren will die EG am 1. Juli erhöhen. Müssen nun auch noch die Zuckerproduzenten in der Dritten Welt um ihren Absatz bangen? Die EG gerät bei diesem Thema "immer stärker unter Druck", meint Astrid Engel, Koordinatorin der "Zuckerkampagne" - ein Zusammenschluß von entwicklungspolitischen Gruppen, Verbraucherverbänden und Landwirten aus Deutschland und Großbritannien. "Um eine Neuordnung wird man daher nicht herumkommen." Darauf zu achten, daß dabei die Interessen des Südens nicht erneut unter die Räder geraten, hat sich das Bündnis zum Ziel gesetzt. "Sonst besteht die Gefahr", glaubt Engel, "daß Rauschgifte für immer mehr Länder zum Exportschlager avancieren."
Zucker versüßt nicht nur das Leben, er ist weltweit auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Für die Entwicklungsländer war er 1990 erstmals der wichtigste Export-Rohstoff nach Erdöl und noch vor Kaffee: 8,6 Milliarden Mark oder zehn Prozent der Gesamtagrarerlöse erbrachte der Zuckerexport. Doch auch für die Bauern der EG hat Zucker einen hohe Bedeutung. Auf den Anbau der Rübe entfallen im Schnitt zwar nur fünf Prozent des landwirtschaftlichen Produktionswertes der Gemeinschaft, aber in einzelnen Regionen liegt die Quote erheblich höher. Und damit beginnen die Probleme. Die Menge wird über Quoten geregelt, die viel zu hoch angesetzt sind. Ergebnis: Einem EG-weiten Verbrauch von elf Millionen Tonnen Zucker steht eine Produktion von über 15 Millionen gegenüber.
Den Überschuß setzt die EG auf dem Weltmarkt ab. Dadurch, kritisiert die "Zuckerkampagne", habe sich die Gemeinschaft dort einen Anteil von 20 bis 25 Prozent durch Dumping-Verkäufe "regelrecht erobert" und maßgeblich zum Preisverfall beigetragen. Die "hochsubventionierten Exporte" (Engel) schaden vor allem denen, die es ohnehin schwer haben. Kuba und Mauritius etwa erzielen 75 bis 80 Prozent ihrer Devisen aus dem Verkauf von Rohzucker. Als dessen Preis zwischen 1982 und 1992 von 172 Mark auf knapp 43 Mark pro 100 Kilo sackte, hatte dies nicht nur den Verlust dringend benötigter Devisen, sondern auch den Wegfall von Arbeitsplätzen zur Folge. Mehrere hunderttausend Arbeiter verloren dadurch ihre Existenzgrundlage. Und es könnte schlimmer kommen. Zwar hat Brüssel die geltende Marktordnung noch einmal verlängert, die Neuordnung des Zuckermarktes ist damit aber nicht vom Tisch. Ursprünglich sollte er bereits zum 1. Juli 1993 reformiert werden.
Daß dies nun um ein Jahr hinausgeschoben wurde, begründet man bei der EG mit der Agrarreform bei Getreide und den laufenden Gatt-Verhandlungen. Da mache es wenig Sinn, jetzt vorzupreschen. Wie die bestehende Marktordnung geändert werden könnte, darüber schweigt sich in Brüssel aber aus.
Im Bonner Landwirtschaftsministerium ist von "drastischen Einschnitten bei Zucker" die Rede. Den Bauern - in den alten Bundesländern ist die süße Rübe an ihren Gesamterlösen mit vier Prozent beteiligt - könne man dies zwar nur schwer vermitteln. Aber wer wie Deutschland immer den freien Handel gefordert habe, müsse auch einmal in einen sauren Apfel beißen.
Bis Ende des Jahres soll der Ministerrat nun entscheiden. Befürchtungen, die Neuordnung könnte zu Lasten der bislang begünstigten Lomé-Staaten aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum gehen (ihnen zahlt die EG für eine feste Menge bislang den EG-Stützpreis), werden in Brüssel und Bonn verneint. Möglich sei allerdings, daß die Kosten dieses "Zuckerprotokolls" künftig aus dem Entwicklungsfonds bezahlt werden.
Eine besondere Verantwortung der Gemeinschaft für den Zucker-Weltmarkt wird weder in Bonn noch Brüssel gesehen: "Wir halten Produktion und Exporte schon seit Jahren stabil. Der Anteil an der Weltproduktion ist sogar zurückgegangen." Schuld an den niedrigen Preisen seien Länder wie Thailand und Brasilien, die ihre Produktion aufgestockt haben. Pech für Kuba, das früher in der DDR einen festen Abnehmer hatte? "Die Verträge sind mit dem Ende der DDR ausgelaufen", verlautet lapidar aus Bonn.
Die "Zuckerkampagne" verlangt von der EG den Abbau der Überschußproduktion. Nötig sei eine Produktionsmenge, die zusammen mit den bisherigen Importen aus den Staaten der Dritten Welt den Bedarf der EG deckt. Feste Margen und ein Internationales Zuckerabkommen sollen zusätzlich stabilisierend wirken. Um eine sozial- und ökologisch verträgliche Produktion zu erreichen, müsse der Preis auf einem Niveau stabilisiert werden, das zumindest die Kosten der Bauern deckt. NORBERT GLASER
HÖCHST. Der "Tanzkreis Höchst", einer der größten Frankfurter Tanzclubs, hat eine Erfolgssträhne: Ende Januar gewannen Helga und Hartmut Sitte beim Seniorenturnier der S-Klasse II in Eppertshausen unter 45 Paaren den 1. Platz. Sie starten nun in der höchsten deutschen Tanzklasse.
Daniela Glatzel und Sascha Meier wurden in Obertshausen Hessische Vizemeister und steigen in die Hauptgruppe B der Standardtänzer auf.
Die Erfolgsreihe des "Tanzkreises Höchst" begann im Dezember vorigen Jahres, als Brigitte und Herbert Hoss Hessische Vizemeister in der Senioren C- Klasse wurden. ege
1
1.
Obwohl ich Frau Ulrike Kolb das Recht zugestehe, ihrer Empörung über Frau Margolinas Ausführungen (FR vom 8. 1. 1993 "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft") in scharfer Widerrede Ausdruck zu verleihen, muß ich ihr vorwerfen, daß sie das, was sie entsetzt kritisiert, selbst betreibt: Sie schleudert wahrlich "verbale Molotowcocktail(s)" (FR vom 18. 1. 1993 "Rechtsradikale Biertischparolen in süffisantem Sprachgestus").
Es erscheint mir absurd, daß sie Frau Margolinas komplexe Argumentation als "rechtsradikale Biertischparolen", in "süffisanten Sprachgestus" gekleidet, diffamiert und sie als "atemberaubende antisemitische Tirade" verwirft, die es nicht verdient, ernsthaft diskutiert zu werden. Obwohl ich einige ihrer kritischen Bemerkungen zu Frau Margolinas Thesen überzeugend finde, verwahre ich mich doch entschieden gegen die pauschale Verurteilung der Autorin, die das Ergebnis verzerrender Interpretation ist, da sie Begriffe und kurze Zitate aus ihrem Zusammenhang reißt, um damit eine eindeutige antisemitische Tendenz nachzuweisen.
Es entzieht sich meiner Beurteilung, ob Frau Margolina im einzelnen sorgfältig genug recherchiert hat (bezüglich der Behauptung, "daß Juden nur zu einem relativ geringen Teil am Diskurs um Auschwitz und das Judentum beteiligt sind", überzeugt mich der Widerspruch), aber ich glaube beurteilen zu können, daß sie ihre Forschungsergebnisse simplifizierend interpretiert und damit gefährlich entstellt.
Lassen Sie mich meine Vorwürfe mit einigen Beispielen untermauern. Ulrike Kolb unterstellt Frau Margolina, daß die von ihr verwendete "Diktion ,der Jude' rassistische Terminologie schlechthin" sei und suggeriere, "daß alle Juden unterschiedslos von ein und demselben Merkmal gekennzeichnet seien".
Ich hingegen glaube (und verschiedene Textstellen weisen darauf hin), daß die Autorin sich sehr wohl der Problematik einer Verallgemeinerung bewußt ist und sehr wohl um die Unterschiede zwischen verschiedenen sozialen und nationalen Gruppen von Juden bzw. zwischen Individuen einer bestimmten Gruppe weiß. Frau Margolina betont ausdrücklich den Individualismus der Juden, der doch per definitionem auf Vielfalt hinweist. Wenn sie sich jedoch mit jüdischer Identität befaßt, muß sie versuchen, das kulturelle Verbindende bzw. gemeinsame historische Erfahrungen von Juden in ihrem jeweils mehr oder minder aggressiven gesellschaftlichen Umfeld herauszukristallisieren, auf Kosten der Beschreibung bestehender individueller Unterschiede.
In einem anderen Abschnitt ihrer Stellungnahme kritisiert Frau Kolb schärfstens Frau Margolinas Thesen bezüglich der "sogenannten Auschwitzlüge". Ich muß sie in ihrem Bemühen unterstützen, einer Verharmlosung des an den Juden begangenen Genozids entgegenzuwirken und die mehrfach bestätigte Zahl von 6 Millionen ermordeter Juden als Ausdruck der Ungeheuerlichkeit des Verbrechens Frau Margolinas ungenauen Zahlenangaben entgegenzuhalten. Ich habe jedoch keinerlei Verständnis für die echauffierten Schlußfolgerungen.
Es muß doch möglich sein, statistische Angaben zu hinterfragen, ohne daß man der intellektuellen Kollaboration mit rechtsradikalen Gruppen beschuldigt wird. Ulrike Kolb hat doch mit Sicherheit genau wie ich die deutliche Verurteilung jeglicher Milderung des an den Juden begangenen Verbrechens in Frau Margolinas Artikel erkannt. Statt das Problem der Zahlenangaben so übertrieben aufgeregt zu kommentieren und die Anmerkungen der Autorin als infam zu bezeichnen, wäre für den Leser eine differenzierte kritische Stellungnahme zu Frau Margolinas provokanter These, daß "die Beschwörung der Zahlen eine masochistische Faszination mit der Einmaligkeit dieses Genozids aufgrund seiner Größenordnung (schaffe), obwohl seine Einmaligkeit woanders liegt", hilfreich gewesen.
Ich will hier nicht auf jede einzelne der Anschuldigungen eingehen, aber zum Schluß noch eine Bemerkung. Obwohl ich Frau Kolb dankbar dafür sein muß, daß ich, durch ihre massiven Vorwürfe gegenüber Frau Margolina aufgeschreckt, deren Artikel noch einmal gründlich gelesen habe, muß ich ihr im gleichen Atemzug jedoch teilweise fehlende intellektuelle Redlichkeit ankreiden, wenn sie die Autorin verfälschend zitiert.
Wie Ulrike Kolb finde ich es geschmacklos, wenn Frau Margolina "die französischen Juden in ihren Pelzmänteln" apostrophiert, weil dies in der Tat Wasser auf rechtsradikale Mühlen ist. Aber was veranlaßt sie, in diesem Zusammenhang zu behaupten, die Autorin verurteile jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion pauschal als Wirtschaftsflüchtlinge, obwohl sie eine Fülle von Fluchtgründen anführt?
Insgesamt ist es mehr als eine Provokation, wenn sie Frau Margolina "antisemitische Hetze" unterstellt, obwohl sie offensichtlich darum bemüht ist, der "Fossilierung des Judentums" entgegenzuwirken, eine "Erstarrung in der Opferposition" zu verhindern und für heute lebende jüdische Mitbürger neue gesellschaftliche Perspektiven zu entwickeln: "Geistige Autonomie kann kein Verrat an Auschwitz sein, obwohl es nach der Katastrophe keine einfache Aufgabe ist, nicht für und wegen, sondern trotz Auschwitz zu denken und mit ihm frei von ihm zu sein".
Betreiben Frau Margolina oder eher Frau Kolb publizistische Hetze?
Der Frankfurter Rundschau abschließend ein Lob, daß sie kontroverse Positionen so ausführlich dokumentiert, wobei den Redakteuren die Beachtung der "moralische(n) Gürtellinie" mit Sicherheit oft Bauchschmerzen bereitet.
Ursel Raddon, Bad Soden-Salmünster
ERLENSEE. "Zwölf Jahre nationalsozialistische Regierung haben es fertiggebracht, Deutschland in ein einziges Trümmerfeld zu verwandeln. Unsere früheren Machthaber haben es auch verstanden, unsere sämtlichen Kultur-Institute zu zerstören. Über die Wiederherstellung unseres kulturellen Lebens mehren sich jedoch in jüngster Zeit erfreuliche Berichte . . . Auch unserem Ort hat die Militärregierung die Gründung eines Gesangsverein gestattet."
Am 25. August 1945 ruft der Langendiebacher Klaus Traxel die Männer der Gemeinde zur Neugründung eines Gesangsvereins auf, wie ihn die Nazis 1933 verboten und aufgelöst hatten. "Der neu zu gründende Verein muß aber mit Vorurteilen und Gegensätzen der vergangenen Jahre endgültig brechen und auf neuer demokratischer Grundlage geschaffen werden", appellierte damals Traxel.
Noch im gleichen Jahr gründete sich der "Volkschor Concordia" als Nachfolgeorganisation des zuvor verbotenen Vereins. 1947 schlossen sich der "Volkschor" und die "Sängerlust" zur heutigen "Sängervereinigung" zusammen.
Die Sänger können in Erlensee auf eine lange Tradition zurückblicken. Vor 150 Jahren gründete sich der erste Gesangsverein "Concordia" der heutigen Gemeinde Erlensee. Das Jubiläum feiern die Erlenseer im Juli mit einem großen Fest.
1843 schmetterten die ersten Langendiebacher bei der Concordia ihre Lieder. Die Fahne des Vereins überlebte die Hitler-Zeit bei einem Sängerfreund unter der Matratze und ist daher heute noch erhalten.
1882 wurde die "Sängerlust" ins Leben gerufen. Eigentlich hatten die 14 ehemaligen Mitglieder der Turngemeinde nach Differenzen mit den Turnern einen eigenen Sportverein gründen wollen. Doch statt zu turnen, wollten die künftig lieber singen.
1893 schließlich gründete sich die Gesangsabteilung des Arbeitervereins, der 1911 in "Arbeitergesangsverein Concordia" umbenannt wurde und auch deren Tradition weiter pflegte.
Das Jubiläumsfest zum 150. Geburtstag des Chorgesangs in Langendiebach wollen die Sänger von Freitag, 2., bis Montag, 5. Juli, feiern. Doch schon vorher und auch nachher hat die Sängervereinigung Konzerte und Veranstaltungen organisiert.
Auftakt wird am 24. April mit einer akademischen Feier in der Erlenhalle sein. Es folgt ein Konzert der Mainzer Hofsänger am 19. Juni, ein Freundschaftssingen am 2. Juli, ein Jubiläumsball in der Erlenhalle am 3. Juli und ein Kreissängerfest am darauffolgenden Tag.
Mit einem Frühschoppen, einem Altennachmittag und einem bunten Abend klingen die Feiern am 5. Juli langsam aus, bevor am 24. Oktober mit einem Jubiläumskonzert das Jahresfestprogramm dann endgültig zu Ende geht. alu
Vom Betrachten des Betrachters beim Betrachten ist der Kunstfreund bald völlig in Anspruch genommen, wenn er jetzt die Galerie von Ulrich Gering aufsucht. Inspirationsobjekt dieser witzigen und vielschichtigen Themenausstellung war Howard Kanovitz' Arbeit "The people", ein rund 20 Jahre altes plexigläsernes Wendebild. Es stellt ein Menschengrüppchen dar, das betrachtend, fast andächtig, beieinander steht. Die farbige Schauseite des Objekts zeigt die Physiognomien, auf der anderen Seite bleibt davon nur eine Parade schwarzer Silhouetten.
Den "Kunstbetrachter" - so der Ausstellungstitel - hat Gering aus allen möglichen Perspektiven im Visier. Im Museum sieht man ihn meist von hinten. Er tritt den Wandbildern gegenüber und verharrt dann wie die abgebildeten Figuren vor ihm in bestimmter Positur. In den 13 Gemälden und Papierarbeiten, die Gering aus dem Fundus von neun Künstlern ausgewählt hat, ist der Betrachter - einer Forderung der Futuristen entsprechend, hier allerdings zum Preis seiner Lebendigkeit eingelöst -, gemeinsam mit dem Objekt seiner Anschauung mitten in ein Bild gesetzt: eine Gratwanderung zwischen Illusion und Wirklichkeit.
Gottfried Wiegand hat in seinem Diptychon "Schottischer Terrier betrachtet ein Bild" zunächst ein schottisches Bild des 18. Jahrhunderts kopiert, das einen Schlittschuhläufer auf dem Eis zeigt. Daneben hat er einen Terrier plaziert. Auch der hockt auf Eis, ist aber durch den gemalten Rahmen um den Mann von diesem isoliert. Der Hund ist daher einfach im Bild, der Schotte jedoch doppelt.
Da sich alles um die Kunstbetrachtung dreht, kommen die Exponate nicht ohne Zitate aus. Eine Reihe kunstgeschichtlicher Ikonen figurieren in gleichsam entweihter Form. Picassos "Demoiselles d'Avignon" treten bloß als papierenes Abbild vom wirklichen Bild, nämlich als Plakat, in Erscheinung. "Gleis 23 oder Das Museum der 7 Tage" heißt die von Volker Blumkowski festgehaltene Beobachtung. Eine Familie mit Hund interessiert sich für Picasso en passant.
Auf einer anderen Gouache hat Blumkowski Cézannes Kartenspieler mittels eines Kunstgriffs neues Leben eingehaucht. Die beiden haben sich aus ihrer Bildfläche gestohlen und hocken nun am Tisch eines musealen Saales, während Reinigungspersonal den Boden wischt und ein Betrachterpaar allen über die Schulter sieht: "Le Nettoyage oder die Erscheinung". Jan Peter Tripp paraphrasiert derweil Jan van Eycks Arnolfini- Hochzeit und malt ein Bild im Bild. Überdimensionierte Jil-Sander-Pumps stehen auf der inneren Bildfläche. Stellvertretend für van Eycks Bräutigam? Auf einem Stuhl davor sitzt die Kunstbetrachterin, die nur noch an einem Fuß einen Schuh trägt. Das begleitende Hündchen hat einen der Holzschuhe herbeigeschleppt, die im van-Eyck-Bild an den Rand geschoben sind. Das sowieso schon symbolträchtige und verrätselte Gemälde des alten Meisters hat Tripp mit weiteren Bilderrätseln umwölkt.
Thomas Kitzinger malt seine Frau als Rückenfigur ins Bild. Mit illustrer Nachbarschaft: Ingres' Badender von Valpencon, die später in seinem "Türkischen Bad" wieder erscheint. Die Frau des Künstlers blickt ganz genauso zur Seite wie die Kunstfigur. Ingres' Modell wirkt wächsern, hat makellose Haut und einen idealisierten Rücken, wie sich das für den Klassizisten ziemt, während der Körper von Frau Kitzinger selbst im Gemälde lebendig erscheint.Zwei auf derselben Bildebene, aber aus verschiedenen Welten.
Was der Kunstbetrachter durchs Kunstbetrachten gewinnt, erfährt er in dieser Ausstellung nicht. Erst derjenige - vielleicht -, der uns Betrachter beim Betrachten betrachtet (bis 12. März, Textorstraße 91). bab
Schlagzeile
Initiale mit Grundtext...
Neue Betten braucht der Mensch
Nach fachlichen Untersuchungen sollen etwa 40 Prozent der 15jährigen bereits Haltungsschäden haben, 80 Prozent der über 40jährigen klagen über Rückenbeschwerden. Die Hersteller von Matratzen und Bettwaren sind sich sicher, daß mit einer neuen Matratze alle Mißstimmigkeiten zu beseitigen seien. Der Verband der deutschen Bettenfachgeschäfte klagt darüber, daß offenbar nicht nur Geld und Immobilien an die nächste Generation vererbt würden, sondern auch Matratzen und Zudecken. So seien die Matratzen in 35 Prozent der deutschen Haushalte älter als 15 Jahre.
Allerdings gehen auch unter Fachleuten die Meinungen auseinander, was denn nun das "gesunde" System sei. Eine Zeitlang konnte das Bett gar nicht hart genug sein, so daß sich viele Rückenschmerzgeplagte ein Türblatt oder ähnliches unter die Matratze legten. Inzwischen sind die Gurus umgeschwenkt und propagieren die nachgiebige Bettauflage, die sich dem Körper anpaßt. Die einen schwören auf Lattenroste, andere lassen nur das Wasserbett gelten. Die letzte Neuheit auf dem Gebiet ist ein System, das mit Sprungfedern nichts mehr zu tun hat, sondern mit vielen beweglichen Federelementen unterschiedlicher Nachgiebigkeit jeder Körperform gerecht werden soll. Wer sich an das Liegen "im" Wasserbett gewöhnt hat, Hausstaub- und Milbenallergien aus dem Weg gehen will, kann nicht nur des Nachts wellenberuhigt schlummern, sondern sich auch tagsüber entspannen. Es gibt jetzt Massageliegen mit Wasserkern, das Musikbett, bei dem akustische Reize in Vibrationen umgesetzt werden. Es gibt Wassermatratzen und schließlich eine "Wassercouch", die auch in ein Gästebett zu verwandeln ist. elha
Orientalisches von Missoni
Wassercouch für repräsentative Räume, rasch in ein Wasserbett zu verwandeln.
(Foto: Schumm Design
Botanik und Bordüren sind in
Die Heimtextil-Hersteller setzen alles daran, auch das Bett und seine Ausstattung saisonalen Schwankungen zu unterwerfen. Das Sommer- und Winterbett hat sich mittlerweile weitgehend durchgesetzt, die Nackenstützkissen sind noch immer ein Renner im Verkauf, brave Eltern wissen, daß sie ihren Jugendlichen weder Kinder- noch Erwachsenenbettwäsche anbieten dürfen. Nun sollten, nach Meinung der Hersteller, die Hausfrauen doch tunlichst auch ihre Tischdecken, Frottiertücher, Vorhänge und Kopfkissenbezüge öfter einmal auf modische Aspekte hin besehen.Da zeige sich dann, daß man zum Beispiel Geometrie überhaupt nicht mehr "trägt". Dafür sollte man die Entscheidung treffen zwischen starken Farben, oft mit kraftvollem Pinselstrich aufgesetzt, und den vorherrschenden pastelligen, verwaschenen, sanften Farben mit Aquarellcharakter. Wenn nicht uni, dann möglichst viele Farben in Kombination.
Bei den beinahe lauten Farbtönen dominieren sichtlich Inspirationen von Matisse, Dufy, Picasso, Hundertwasser, Chagall oder auch Gauguin. Die Muster sind groß, üppig, leidenschaftlich, vor allem Blumen aller Größen von der Rose, Iris bis zur Hortensie, dazu Früchte, Florales wie Weinlaub, Efeu. Wichtig sind Arabesken, nicht nur in Gold, die Bourbonenlilie, Jugendstilblumen. Ethnische Motive, Kelims, Mexikanisches und Indianisches gehen farblich über in die sanften Schattierungen, Erdfarben und Pastelle. Das Absolute ist Weiß, reichlich vertreten und auch begehrt. So ist der schwere Baumwolljacquard wieder da, der in Weiß edel und elegant wirkt. Für Bett und Tisch oder auch Morgenmantel. Und viele Spitzen, Häkelborten.
Einigendes Element aller Dessins ist, wie die Heimtextil-Messe in Frankfurt am Main kürzlich zeigte, die Bordüre. Bei den Drucken ebenso wie als Einfassung, Applikation. Gern verwandt wird auch die Collage. Als Druck vereint Motive, die zuvor ein Eigenleben führten wie Architektonisches, Florales, Grafisches, Karos, Streifen, Schriften. Auch romantische Gedichte von Eichendorff oder Baudelaire oder altmodische Sprüche zum Lob der Hausfrau.
Neu sind naturalistisch gezeichnete Früchte und Pflanzen samt Erklärungen aus dem Biologiebuch, meist als Federzeichnungen mit wenig Farbe.
Bei den Möbelstoffen triumphiert einerseits das Pompöse im Stil alter Gobelins auf schwerem Jacquard, Brokate. Und daneben gibt es ganz Schlichtes wie der der Kleidermode entlehnte Bezugsstoff in grauem Nadelstreifen, Edelhaardecken in verschiedenem Grau mit grauer Einfassung.
Für Gardinen genügt es mitunter, sich eine neue Form des Drapierens einfallen zu lassen. Die Vorschläge dazu sind besonders zahlreich, ob glatt gespannt oder üppig gerüscht. Bei den Dekostoffen gibt es Hohlsaum und Kreuzstich, in Uni viele Effekte wie Crash, Smok-Imitation, Flechtwerk, Reptildrucke.
Bei den Frottiertüchern macht sich jetzt wie bei der Tisch- und Küchenwäsche das Leinen bemerkbar. In Naturbeige ist es etwas für die Liebhaber rauher Rubbeltücher mit einem Hang zur Natur.
Aus Amerika kommt die Mode des Himmelbetts nun auch für Erwachsene, passend in lebhaften Mustern zur Bettwäsche oder Überdecke. Wer nicht das ganze Bett überspannen will, kann eine Krone an der Wand über dem Kopfende anbringen oder das Fenster zu einem Erker gestalten. elha
Neues rund ums Bett. (Foto: Messe Frankfurt)
Orientalisches von Missoni.
Unterwasser-Bilderbuch auf Baumwolljersey. (Foto: Christian Fischbacher)
Seidenplaid "Sofabilder". (Foto: Detlef Rosen)
1
1
1
1
1
1
1
1
DIEBURG. Ein modernes "Erzeuger- und Vermarktungszentrum" für die Ostregion des Landkreises Darmstadt-Dieburg sowie für den Odenwaldkreis soll im Jahr 1995 den alten Dieburger Schlachthof ablösen. Dies hat die Hessische Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft (HLT) in einer 50 Seiten starken Vorstudie entworfen. Darin wird das Konzept einer modernen Schlachtstätte aufgezeigt.
Falls dieses Konzept zum Tragen kommt, gibt es für den über 100 Jahre alten Dieburger Schlachthof eine Galgenfrist, vorausgesetzt, die gravierendsten hygienischen Mängel werden behoben. Das "Aus" für den alten Schlachthof ist auf die "Frischfleischrichtlinien" der Europäischen Gemeinschaft zurückzuführen. Als mögliche Standorte einer neuen Schlachtstätte werden Groß-Umstadt, und Brensbach gehandelt. Die Neubaukosten werden auf acht Millionen Mark geschätzt. Die Landräte der Kreise Darmstadt- Dieburg und Odenwald, Hans-Joachim Klein und Horst Schnur, sowie der Groß- Umstädter Landtagsabgeordnete Hans Dörr setzen sich vehement für eine Realisierung des Konzeptes ein, denn "schließlich sollen die Verbraucher wissen, was auf den Tisch kommt". Erste Gespräche mit Wiesbaden wegen möglicher Landeszuschüsse wurden bereits geführt. Dabei ist ein Zuschuß in Höhe von 35 Prozent aus EG- und Landesmitteln in Aussicht gestellt worden. Landwirtschaftsminister Jörg Jordan wolle sich dafür verwenden, hieß es.
Die Landräte Klein und Schnur werben derzeit auf kommunaler Ebene für das Projekt. Als Minderheitsgesellschafter, so die Idee, könnten Landkreise und Gemeinden dem künftigen Betreiber zur Seite stehen.
Der bisherige Trägerverein des alten Dieburger Schlachthofes will seine Arbeit nicht fortsetzen: Für den 30. Juni liegt die Kündigung auf dem Tisch. Indessen hat sich als Initiative von Bauern und Metzgern aus beiden Landkreisen ein neuer Förderverein gebildet. Im Dieburger Schlachthof werden jährlich rund 20 000 Schweine und Rinder verarbeitet. sch.
Floristinnen oder Gärtner brauchen nicht nur ein geschicktes Händchen, sondern auch eine feine Nase. Zumindest bei einem Wettbewerb, wie er jetzt nach fünf Tagen im Palmengarten zu Ende ging. Jeweils in Dreier-Teams beteiligten sich in Frankfurt über 400 Auszubildende, um die Besten herauszufinden, denen dann auch weiterhin etwas blüht: Entweder die Hessenmeisterschaft oder gar im Spätsommer die Teilnahme an der Endausscheidung für die Bundesländer.
Das geschickte Händchen: Auch junge Frauen müssen einen abgeschnittenen Gartenschlauch "wasserdicht" mit einem neuen Verbindungsstück versehen und die Rohrklemme in einer bestimmten Zeit festschrauben können. Genauso wie der Umgang mit Einachsschlepper, Fräse, Kleinpflug, Rasenmäher oder der Motor- Pflanzenspritze gelernt sein will.
Ein Beet weiter im Palmengarten-Gewächshaus sind Philipp-Holzmann-Berufsschüler, Abteilung Gartenbau und Floristik, gerade dabei, verschiedene Sorten von Blumenerde zu klassifizieren: Welches Substrat paßt zu Sukkulenten (eine Art Kakteen ohne Stacheln), welches zu Orchideen? Annette Rauch, Ramona Neumann und Nicole Schneider, alle aus Frankfurt und im dritten Lehrjahr, haben das ganz gut hingekriegt. "Am schwersten ist es oftmals, sich die lateinischen Namen zu merken!" sagt ein Mädchen.
Die feine Nase: In einem Klassenraum der nahen, in den Palmengarten integrierten Schule stehen Grünpflanzen, wie sie jeder zu Hause hat. Ihre Namen sind gefragt und Anweisungen, wie sie gepflegt werden müssen.
Aber auch in Säckchen verpackte Duftgewächse werden, nach tiefem Einatmen, deklariert: Ist's Eukalyptus, Lavendel, Zwiebel oder gar die aufdringlich riechende Hyazinthe?
Der Beruf des Gärtners (mit all seinen Unterteilungen in Garten- und Landschaftsbau, Baumschulen, Zierpflanzen, Friedhofs- und Staudengärten oder auch Gemüse und Obst) ist, genau wie der des Floristen, noch am stärksten aus Neigung heraus gewählt. "Blumentöpfe" seien, finanziell gesehen, dabei zwar "kaum zu gewinnen", wie eine junge Frau sagte, "aber es macht Spaß. Man kann nicht immer nach dem Geld gucken."
Daß heutzutage, gerade vor dem Hintergrund des europaweit offenen EG- Marktes, Fächer wie Betriebswirtschaft und Kalkulation wichtig sind, bestätigt Fachschullehrer Ernst-Oskar Beckmann. Penibel wird auch der Umgang mit Pflanzenschutzmitteln gelehrt. Die Chemie ist weitgehend out. Es steht im Vorderdrund, Schädlinge gezielt mit Nützlingen zu bekämpfen, und biologischer Landbau hat hohen Stellenwert. "In meiner Lehrzeit war man da doch hemmungsloser", erinnert sich Beckmann. -vau
NIED. Bienen, Hornissen, Wespen und Bremsen, in vielen Sommern von der Feuerwehr als gefürchtete Plage bekämpft, müssen künftig nicht mehr um ihr Leben zittern, wenn die roten Autos mit den blauen Blinklichtern vorfahren. Denn unter den Frankfurter Feuerwehrleuten gibt es jetzt 50 Insekten-Experten. Die informieren aufgebrachte Grundstücksbesitzer erst einmal über die Lebensgewohnheiten der Hornissen oder Bienen und geben Tips, wie man mit den summenden Kurzflüglern friedlich zusammenlebt, ohne gestochen zu werden. "Die meisten haben dann einen Aha-Effekt und tolerieren ihre neuen Nachbarn", plaudert Brandoberrat Helmuth Herth aus seinem Erfahrungsschatz.
Um anderen Feuerwehrleuten das "Frankfurter Modell" vorzustellen, hatte die Branddirektion der Mainmetropole gestern Kollegen aus ganz Deutschland in die Wache nach Nied eingeladen. "Wir versprühen so gut wie nie mehr Gift, wenn jemand anruft und sich von den Insekten bedroht fühlt", erzählt Herth. Denn schließlich seien viele der Tiere vom Aussterben bedroht. Und da habe sich auch die Feuerwehr fragen müssen "ob es denn noch zeitgemäß ist, die Umwelt mit Giften zu belasten".
Seit dem vergangenen Jahr, als die ersten Insekten-Spezialisten der Frankfurter Brandbekämpfer ihr Wissen anwenden konnten, ist der Giftverbrauch rapide gesunken. Noch im Jahr '91 versprühten die Feuerwehrleute nach Angaben Herths 2500 Liter Insektizide, schon ein Jahr später waren es nur noch wenige Liter.
Siedeln sich Insekten-Völker zu nahe an menschlichen Wohnungen an, dann kommt der Umzugs-Service der Berufsfeuerwehr. Die Königin wird mit ihrem gesamten Volk in einen Spezialbehälter gesetzt und in den Stadtwald oder die Schwanheimer Dünen transportiert, auf daß der Pulk ihr folge.
Wer auf eigene Faust einem Hornissen- Schwarm oder einem Wespen-Volk den Garaus macht, den kann das teuer zu stehen kommen - bis zu 10 000 Mark Strafe sind drin.
Im vergangenen Jahr hatten aber die meisten Frankfurter ein Einsehen, daß die Insekten für die Natur wichtig sind. Mit dazu beigetragen hat auch Birte Sterf. Die Diplom-Biologin sitzt am Umwelttelefon des Umweltamtes (Telefonnummer: 212 - 3 01 00) und berät Bürger, denen die Insekten auf den Nerv gehen. Zusammen mit ihrer Kollegin Gundel Emmerich vom Bieneninstitut hat sie die Leute von der Frankfurter Feuerwehr ausgebildet. Voll des Lobes sind die beiden Frauen für die Männer in den Uniformen. "Die haben sich sogar von ihrem privaten Geld Fachliteratur über Wespen gekauft", erzählt Birte Sterf.
Die Feuerwehrleute geben ihr neues zoologisches Wissen auch bald weiter. In wenigen Monaten nämlich kommen die ersten Klassen von Grund- und Hauptschulen zur Feuerwache 5 in die Dürkheimer Straße. Neben dem Unterricht in Brandschutz, der hier schon seit vielen Jahren läuft, wollen die Männer den Kindern auch beibringen, daß Wespen und Hornissen wichtige Lebewesen in einer ökologischen Kette sind, und geben Ratschläge, wie man sich ihnen gegenüber verhalten soll.
Auch Anschauungsunterricht ist geplant: In Freischichten haben die Nieder Wehrmänner ein Wildbienenhaus gebaut. Dort soll im Mai, wenn die ersten Insekten wieder fliegen, ein ganzes Volk ein Zuhause finden. gre
"Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, durch die bezirksübergreifende Regelungen getroffen werden, sind behindernd." (Geschäftsordnung der Ortsbeiräte XII. Wahlperiode § 3 Absatz 7.6, Fassung vom Juli 1991 - gemeint ist "bindend") joh
SACHSENHAUSEN. Zunächst wußte niemand so recht, wie es weitergehen sollte. Sieben Jahre hatte Elli Ley-Weilmünster sich um das Senioren-Treffen im SPD-Laden des Ortsvereins Sachsenhausen-West gekümmert, bis sie Ende vergangenen Jahres von Frankfurt wegzog. Doch die monatlichen Treffen gehen dank Marion Himpel weiter: Wie gewohnt gibt es an jedem ersten Montag im Monat Kaffee, Kuchen und reichlich Gesprächsthemen.
"Nur so Kaffeetrinken bringt ja nicht viel, da wird dann immer nur getratscht", sagt Elli Ley-Weilmünster, die natürlich immer noch, wenn es ihr möglich ist, kommt und kräftig mithilft. Und so hat es sich eingebürgert, daß zu jedem Treffen ein "Diskussionspartner" eingeladen wird. Dieses Wort wählt sie bewußt, denn keine langen Reden wolle man hier hören, sondern einen Beitrag, der zum Debattieren anrege.
Der Gast an diesem Nachmittag ist Rita Streb-Hesse, die stellvertretende SPD- Unterbezirksvorsitzende. Da die Kommunalwahl in Hessen kurz bevor steht, wird auch ein brisantes Thema angesprochen: Es geht um "soziale Gerechtigkeit" und den "Abbau von Sozialleistungen" in Deutschland. Daß hierbei nicht einfach Parteiprogrammatik heruntergeleiert wird, sondern sich eine rege Unterhaltung zwischen Kaffeeduft und Streuselkuchen entwickelt, ist nicht nur der Referentin zu verdanken. Es ist auch das Verdienst von Elli Ley-Weilmünster, ihrer Nachfolgerin Marion Himpel und von Olga Steiner, die sich eben nicht nur um das leibliche Wohl ihrer Gäste kümmern.
Wer an den regelmäßigen Treffen teilnehmen möchte, muß kein Parteimitglied sein. Das würde auch der Auffassung von Elli Ley-Weilmünster widerstreben: "Es gibt Leute, die wollen einfach nirgendwo eintreten, und dann kann und soll man auch keinen dazu zwingen." Vielmehr ist sie bemüht, daß sich die Senioren treffen, kennenlernen und dann nicht nur "rumlabern", wie sie sagt, sondern eben auch zu konkreten Themen Stellung beziehen. Daß der nötige Zündstoff nie ausgegangen ist und daß alle mit ihr zufrieden sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Und da sich Elli Ley-Weilmünster und Marion Himpel schon seit langem gut kennen und die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert hat, besteht kein Zweifel, daß es auch so bleiben wird. Wer sich gerne dazu gesellen möchte und auch ab und zu heiße Diskussionen nicht scheut, ist jederzeit willkommen.
Das nächste Treffen beginnt am Montag, 1. März, um 15 Uhr im SPD-Laden des Ortsvereins Sachsenhausen-West im Heimatring 1. mim
BAD HOMBURG. Einmal im Monat trifft sich in Bad Homburg eine kleine Gruppe, um ihre Erfahrungen mit der transzendentalen Meditation auszutauschen. Wer dabei an Fakire denkt, die über glühende Kohlen laufen, der irrt: Rolf und Vera Lutterbeck, die seit kurzem mit dabei sind, sehen aus wie Herr und Frau Müller von nebenan: Er in dunklem Anzug mit Krawatte und sie salopp in Pulli und Leggins.
"Ganz einfach ohne viel Tamtam geht das vor sich - nur ruhig muß es sein." Darum schickt Rolf Lutterbeck vor dem Meditieren die Hunde raus. Dabei könnte Gipsy, dem aufgedrehten schwarzen Pudel, etwas Beruhigung nicht schaden. Ganz im Gegensatz zu Gini, dem vier Monate alten Zwergspitz, der völlig desinteressiert auf dem rotbraunen Samtsofa liegt.
Zur Demonstration setzen sich die Lutterbecks nebeneinander, legen die Hände in den Schoß und schließen die Augen. "Mehr ist es nicht. 20 Minuten sitzen wir so da, entspannen und lassen die Gedanken durch unseren Kopf ziehen.
Was dabei mit ihnen passiert, wissen die beiden nicht: "Hauptsache es funktioniert. Man wird seiner selbst bewußter." Vera Lutterbeck fühlt sich leistungsfähiger, agiler und erholter, eben einfach fit. Sie könne jetzt besser auf Menschen zugehen. Ihr Mann sei ruhiger geworden. "Natürlich nicht so ruhig, daß ich gleich einschlafe, eher gelassener."
Daß die Lutterbecks zur Meditation gekommen sind, scheint für ihre Generation, beide sind 38, typisch zu sein. "Mein Arzt hat mir geraten, etwas als Ausgleich zu meiner stressigen Arbeit zu suchen", sagt Rolf Lutterbeck. Der Arzt ist selbst Lehrer für TM.
Seine Frau Vera hat gleich mitgemacht, auch wenn die ausgebildete Apothekenhelferin und Kosmetikerin zur Zeit "nur" als Hausfrau tätig ist. Zweimal am Tag sind 20 Minuten TM angesagt, morgens nach dem Aufstehen und abends, wenn der EDV-Systemberater nach Hause kommt. Immer vor dem Essen: "Mit vollem Magen entspannt es sich so schwer".
Durch TM und die Gruppe hat sich das Leben der seit drei Jahren in Bad Homburg ansässigen nicht grundlegend geändert. "Aber durch TM haben wir jetzt einen konsequenteren Rhythmus im Alltag. Wir essen regelmäßiger und bewußter: Weniger Fleisch und mehr Gemüse aus der Region und was zur Zeit eben gerade wächst." bo
SINDLINGEN. Ein großes Schwimmbecken voll mit braun-grauem Schlamm füllen die Frankfurter jeden Tag mit dem Druck auf die Toilettenspülung. Was zu- rückbleibt, wenn die städtischen Klärwerke der Kloake das Wasser entzogen und es gereinigt haben, ist alles andere als umweltfreundlich. Dieser Schlamm wird in der Schlammentwässerungs- und verbrennungsanlage (SEVA) entsorgt. Mit einer 13 Kilometer langen Pipeline wird die stinkende Masse aus der Niederrader Kläranlage nach Sindlingen gepumpt. Direkt neben der SEVA steht das zweite Frankfurter Klärwerk. Und von da kommt noch mehr Rest-Schlamm.
"Wir befassen uns mit dem letzten Dreck", scherzt Volkmar Holzhausen, Leiter des Stadtentwässerungsamtes. Von den 250 000 Kubikmetern Klärschlamm täglich - das sind eine viertel Million Badewannen voll - bleibt gerade 'mal ein Prozent übrig, das dann als Feststoff das Werk der SEVA auf Lastwagen verläßt und auf Deponien landet.
Zuerst fährt die braune Masse Karussell. "Wir entwässern den Schlamm, der bei uns ankommt, mit Zentrifugen", erklärt Holzhausen. Aus dem Dünnschlamm wird so ein dicker Brei. Dieser Dickschlamm fährt über Aufzüge in einen riesigen Ofen. Nachdem er unter Wärme gerührt wurde, fällt er auf eine Wirbelschicht-Feuerung, die dann die meisten Stoffe verbrennt. Damit bei 850 Grad Celsius der gerührte Dickschlamm auch optimal zerfällt, wird bei dem Erwärmungsprozeß Sand über einen Düsenboden eingeblasen.
Das restliche eine Prozent des ehemaligen Schlammes schwebt dann in den Abgasen. Damit die aber nicht ungefiltert die Sindlinger Luft verpesten, werden die Abgase an einer elektrisch aufgeladenen Platte vorbeigeleitet. An diesen Elektrofiltern bleibt der Staub hängen, die Platten müssen nur noch regelmäßig durch eine Mechanik ausgeklopft werden.
Wo Dreck verbrannt wird, gibt's auch giftige Abgase: Die Öfen halten aber gerade noch so die zulässigen Grenzwerte ein. Mit den viel strengeren Vorschriften des neuen Bundesemissionsschutzgesetz kann die Anlage, die im Jahr 1981 in Betrieb ging, laut Holzhausen nicht mehr mithalten, sie muß modernisiert werden. Stickoxide, Schwefeldioxid und Quecksilber aus den SEFA-Schornsteinen belasten die Umwelt im westlichen Frankfurt meßbar.
Außerdem reichen die drei Öfen nicht mehr aus. "Wir fahren den Betrieb am Rande einer Katastrophe", sagt der Entwässerungsamtschef. Alle drei Öfen laufen rund um die Uhr auf Hochtouren. Aber eigentlich müsse immer einer abgeschaltet sein, um ihn warten zu können. Also muß ein vierter her.
Bis die Luft rund um die SEVA den neuen Anforderungen genügt, fließt noch viel Wasser den Main hinunter. Die Bauarbeiten sollen in wenigen Monaten beginnen, aber erst 1996 abgeschlossen sein. 165 Millionen Mark muß die Stadt Frankfurt in ihr neues Projekt pumpen. Den Auftrag soll die Frankfurter Lurgi bekommen.
Die Nasen der Anwohner sollen dank der neuen Technik dann nicht mehr so strapaziert werden. Derzeit weht bei stärkerem Wind öfter ein un-dezenter Duft über den Main. gre
FRANKFURT A. M. Wenn Walter Lüderssen sich jeden Tag auf seinen "Long John" schwingt und seine bis zu hundert Kilo schwere Fracht durch die Straßen Frankfurts fährt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Vor allem, weil das Gefährt für ein Fahrrad recht ungewöhnlich aussieht: es ist mehr als zwei Meter lang, hat einen kleinen Vorderreifen und eine Ladefläche in der Mitte. Darauf liegt, gut verpackt, die kostbare Fracht: Kartenmaterial aus aller Welt. Transportiert wird es vom traditionsreichen Stammgeschäft von "Landkarten-Schwarz" in der Eckenheimer Landstraße 36 zur Filiale, die vor zweieinhalb Jahren am Goethehaus eröffnet wurde. Die Firma, mit vollem Namen "Richard Schwarz Landkartenhandlung KG", existiert genau seit 90 Jahren.
"Von der Gründung durch Richard Schwarz im Jahre 1903 bis zum Zweiten Weltkrieg waren wir in der Jägerstraße in Berlin ansässig. Im Krieg wurde das Geschäft allerdings ausgebombt", erzählt Lüderssen. Der ehemalige Geographiestudent arbeitet bereits acht Jahre "beim Schwarz". Er kennt den Laden, seit er "über die Theke schauen" konnte und hat sich auch mit dessen Geschichte befaßt: "In den späten Vierzigern dachte sich Arnold, der Sohn des Gründers, daß die Zukunft eher im Westen liegt und machte den heutigen Laden in der Eckenheimer Landstraße auf".
Auch in Frankfurt stellte man im wesentlichen Landkarten her, darunter vom Stadtwald; Verwaltungkarten mit Grenzen von Regierungsbezirken und Kreisen gehörten ebenso dazu. Kurz nach dem Krieg begann Schwarz, für Landkartenverlage deren Produkte zu vertreiben. Da es mittlerweile viele solcher Firmen gibt, braucht das Material heute kaum noch selbst angefertigt werden. Bis vor 15 Jahren wurden noch zwei Kartographen beschäftigt, die vor aller Augen die nützlichen Wegweiser zeichneten: "Von Zeit zu Zeit haben wir wieder eigene Projekte - das letzte war beispielsweise eine Karte von Bezirken der Industrie- und Handelskammer. Dafür arbeiten wir dann mit freien Kartographenbüros zusammen."
Die neun Mitarbeiter der Firma verkaufen unter Leitung der Enkelin Barbara Schwarz heute vor allem die Karten anderer - davon aber fast alle, die es gibt: "Wir versuchen, beinahe jedes Land zu führen. Manchmal ist das ein wenig problematisch, wie beispielsweise bei Uganda; auch von Brunei haben wir nur so ein komisches Ding da." Vom Ostblock sei am wenigsten Kartenmaterial vorhanden, da die ehemals sozialistischen Staaten aus militärischen Gründen keine detaillierten Daten herausgegeben hätten, erklärt Lüderssen.
Die Kunden verlangen meist Land- und Wanderkarten aus der Umgebung: "Je weiter entfernt von Frankfurt, desto weniger wird danach gefragt." Außerdem verkaufen sich noch die klassischen Reiseziele gut, wie die Alpen oder die Vereinigten Staaten. Laufkundschaft ist dabei genauso vertreten wie die jahrelangen Stammkäufer: "Wir haben einen Frankfurter Kunden, der seit langem fleißig Karten aus dem pazifischen Raum sammelt."
Walter Lüderssen ist selbst auch ein Fan von Landkarten. Sein fachmännischer Geheimtip: "Die Taunuswanderkarte des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:25 000 bietet sehr interessante Ausschnitte. Der Durchbruch des Mains durch den Gebirgskamm ist sehr gut zu sehen und auch die Entwicklung der Verkehrswege." *laf
HÖCHST. Auf Wunsch der Hoechst AG wird das Genehmigungsverfahren für die Rückstandsverbrennungsanlage 2 (RVA) vorerst nicht weiterbetrieben. Das erklärte RP-Sprecher Gerhard Müller. Hoechst überprüfe zur Zeit sein "Reststoffkonzept", begründete Müller den Rückzieher des Unternehmens.
Hoechst-Sprecher Heiner Harder bestätigte denn auch: "Wir überlegen, wie die Verbrennungskapazität an die veränderte Wirtschaftslage anzupassen ist." Resultat der "konjunkturellen Entwicklung" seien eben auch geringere Reststoffmengen. Definitiv sei der Verzicht auf die RVA 2 damit aber noch nicht.
Einer allerdings weiß es offenbar schon besser: Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) soll bei einer Wahlkampfveranstaltung in Groß-Gerau erklärt haben: "Die RVA 2 der Hoechst AG wird nicht gebaut."
Ortsbeirat Thomas Rahner (Grüne) sieht die Position der RVA-2-Gegner mit dem Rückzug von Hoechst voll bestätigt. "Die vollziehen jetzt das, was wir schon immer gesagt haben." Beim Erörterungstermin 1989 hatte das Aktionsbündnis aus Grünen, "Höchster Schnüffler un' Maagucker" und BUND die Notwendigkeit eines zweiten Giftofens bezweifelt.
Nach Rahners Einschätzung ist allerdings nicht die wirtschaftliche Entwicklung der Grund für den Sinneswandel bei Hoechst: Der RP habe dem Konzern nach dem Erörterungstermin aufgegeben, Untersuchungen darüber anstellen zu lassen, wie die Abfallmenge verringert werden könne. Die Ergebnisse der Gutachten hätten jetzt offenbar zum Erfolg geführt.
Fraglich sei allerdings, was mit der RVA 1 passiere. Deren Genehmigung läuft am 30. November 1996 ab. Rahners Theorie: Um die Altanlage weiter betreiben zu können, läßt Hoechst zum Dioxinfilter, der gerade aufgesetzt wird, noch eine "Entstickungsanlage" einbauen. Hoechst-Sprecher Dominik von Winterfeldt wollte gestern nicht ausschließen, daß eine nachgerüstete RVA 1 über '96 hinaus betrieben werde. tos
WESTLICHE STADTTEILE. Einen traurigen Rekord meldet des Arbeitsamt Höchst in seiner Statistik für den vergangenen Januar: In der Dienststelle erschienen 2185 Menschen, die keine Arbeit hatten. Seit fast 40 Jahren hatten die staatlichen Jobvermittler nicht mehr so viele neue "Kunden". Im Statistiker-Deutsch: Der Arbeitslosenzugang war der höchste seit den 50er Jahren. Damit stieg die Arbeitslosenquote in einem Monat von 4,1 auf 4,7 Prozent. Der Negativtrend setzt sich bereits in zweiten Jahr fort: War die durchschnittliche Arbeitslosenquote noch bei 3,2 Prozent im Jahre 1991, stieg sie ein Jahr später bereits auf 3,7 Prozent.
Dabei ist die Januar-Quote laut Arno Büdinger eigentlich "geschönt". "Sie bringt durch eine Statistikanweisung des Bundesarbeitsministers eine optische Entlastung", drückt es der Höchster Arbeitsamtschef vorsichtig aus. Denn ältere Arbeitslose, die mindestens 58 Jahre alt sind, einer Vorruhestandsregelung zugestimmt haben und dafür Arbeitslosengeld kassieren, werden in der Statistik nicht berücksichtigt. "Ansonsten wäre die Arbeitslosenquote um noch etwa einen Prozentpunkt schlechter", schätzt Büdinger.
Durch diese sogenannten "sozialverträglichen Regelungen" werden die freigewordenen Arbeitsplätze nicht wieder besetzt. So gingen im Westen Frankfurts zahlreiche Stellen verloren.
Die vielen Arbeitslosen muß auch das Amt in der Stupanusstraße 6 erst einmal verkraften. Anstatt noch ein paar Stellen mehr einzurichten, passiert genau das Gegegnteil: "Wir müssen mit Personalkürzungen rechnen", sagt der Arbeitsamtsboß. Bereits seit dem vergangenen Jahr sind von Höchst zwei Sachbearbeiter nach Ostdeutschland versetzt worden. Das alles führt nach den Worten Büdingers zu "teilweise unzumutbaren Wartezeiten" bei den Jobsuchenden.
Die Höchster Arbeitsvermittler sind für das westliche Frankfurt genauso zuständig wie für den Main-Taunus-Kreis sowie die Hochtaunus-Kommunen Glashütten, Königstein und Kronberg.
In der Statistik machen sich Betriebsstillegungen aus diesem Bezirk besonders bemerkbar: Die Tettauer Glashütte, die Ende März in Höchst dichtmacht und bei der 120 Menschen ihre Jobs verlieren, schlägt sich in den Höchster Zahlen genauso nieder wie die Betriebsstillegung des Hattersheimer Unternehmens Baustahl-Matten. Auch Stellenkürzungen bei der Hoechst AG nach der Strukturanalyse treiben die Statistikzahlen bei den Arbeitsvermittlern hoch. Selbst der Abbau von Arbeitsplätzen bei Opel führt zu mehr "Kundschaft" im Höchster Arbeitsamt. Denn viele "Opelaner" wohnen in Flörsheim und Hochheim.
Unter konjunkturellen Einbrüchen leiden besonders schwache Gruppen in der Gesellschaft - auch im Arbeitsamtsbezirk Höchst. Von den 6778 Arbeitslosen sind mehr als zehn Prozent Ausländer - von ihnen mußten sich etwa 110 mehr arbeitslos melden als noch im Monat zuvor. Auch der Anteil der Behinderten vergrößerte sich, 58 verloren alleine im Januar ihren Broterwerb.
Aber auch ein paar Lichtblicke hat das Januar-Zahlenwerk von Arno Büdinger. Ausbildungsstellen für Lehrlinge - besonders im handwerklichen Bereich - gibt's in Hülle und Fülle. Auch ist die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen kaum nennenswert gestiegen. Die meisten Stellen sind noch bei den Verwaltungs- und Organisationsberufen offen. Sekretärinnen, besonders die mit guten Fremdsprachenkenntnissen, können sich ihre zukünftigen Chefs genauso aussuchen wie Krankenpfleger oder Arzthelfer. Wer gerne nachts arbeitet, auf den wartet ein Job als Nachtportier. Verkäuferinnen haben auch noch beste Chancen. gre
DOKUMENTATION 10
Mit der Abspaltung vom FC Sportfreunde Schwalbach haben die Tennisspieler(innen) vor etwa fünf Jahren offenbar den richtigen Weg eingeschlagen. Das Vereinsleben beim TC floriert, auf und außerhalb des Tennisplatzes ist immer etwas "los". Bei der stattlichen Anzahl von 740 Mitgliedern verwundert das nicht. Das ein solch aktiver Verein in dieser Größenordnung auch eine fachmännischen Führung bedarf, ist verständlich.
Der TC-Sportfreunde hat diese in Person des Vorsitzenden Karl Georg Helber, der seit 1985 die Geschicke der Tennisabteilung respektive des Vereins leitet und zuvor bereits fünf Jahre lang Stellvertreter seines Vorgängers Lothar Gabriel war. Daß die Mitglieder des Tennisclubs ein "Faß aufmachen", wenn ihr Vorsitzender sechzig Jahre alt wird, ist selbstverständlich. Der Oberamtsramt im Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz hatte mit seiner Fachkompetenz und seinem Engagement wesentlichen Anteil daran, daß der Tennissport in Schwalbach populär wurde.
Am 11. Februar feierte Karl Georg Helber den runden Geburtstag, der Tennisclub richtete ihm zu Ehren im Klubhaus am Erlenborn einen Empfang aus. Unter den 60 geladenen Gästen waren neben vielen Freunden aus dem Verein auch Bürgermeister Horst Faeser, Schwalbachs erste Stadträtin Ulrike Scholtz und Sportkreis-Vorsitzender Lothar Gabriel. Der - selbst noch aktive - Jubilar wird auch in kommenden Saison den Vorsitz beim TC führen und wenn es nach den Mitgliedern geht, dann auch noch weit darüber hinaus. Anläßlich der Jahreshauptversammlung am 1. März (19.30 Uhr im Klubhaus) stehen die Ämter des Zweiten Vorsitzenden, der Jugendwartin, der Schriftführerin und der Gesellschaftswartin zur Disposition, ferner soll über die Neugestaltung der Klubräume beraten werden. Der Eingang des Clubhauses mußte bereits verlegt werden, denn bis vor einiger Zeit machten den Tennisfreunden die "Langfinger" zu schaffen. Diese können sich mittlerweile nicht mehr ungesehen in die Umkleideräume schleichen und suchten daraufhin das Weite.
Angesichts der derzeitigen Temperaturen laufen jedoch die Aktivitäten rund um die Anlage auf "Sparflamme". Lediglich in den benachbarten Schulturnhalle können die Aktiven ab und an das Rakket schwingen. Abhilfe soll hier die geplante Tennishalle direkt neben dem TC- Gelände schaffen. Der Bauantrag durch einen privaten Investor liegt der Stadt vor, noch in diesem Jahr soll der Grundstein gelegt werden. Mit der Unterstützung der Stadt rechnen die TC-Verantwortlichen wenn es darum geht, tragbare Konditionen für die Nutzung durch den Verein auszuhandeln. "Wir haben immerhin 120 Jugendliche, die im Winter trainieren", legt Pressewart Klaus Stöcklin den Bedarf dar.
Die Freiluftsaison wird am 24. April unter dem Motto "erste Bälle der Saison" eröffnet werden, unter anderem ein "Jux- Turnier" ausgetragen werden. Zuvor gilt es natürlich für die zahlreichen Mitglieder, die Anlage wieder in einem tadellosen Zustand zu versetzen. Am 3. April ruft daher der Vorstand alle Helfer zum "Frühjahrsputz", um optimale Voraussetzungen für einen angenehmen und erfolgreichen Tennis-Sommer zu schaffen. Acht Mannschaften (ohne die Jugend) wird der TC Schwalbach in die Medenrunden schicken. Neu dabeisein werden die Supersenioren, ein Team für Spieler ab 65 Jahren. Nicht nur die Männer in der Bezirksliga A, die in der Vorsaison Dritter wurden, auch die Frauen (Bezirksliga B) gehen frohen Mutes in die Saison. Sie verzeichnen mit Rückkehrerin Anna Seidel (TC Steinbach) einen vielversprechenden Neuzugang. Dafür, daß der "Faden" beim TC Schwalbach auch in Zukunft nicht reißt, sorgt Spielerin Waltraud Hauck, die im Sommer zwei Feriencamps für Kinder und Jugendliche auf der TC-Anlage leitet. Und natürlich Karl Georg Helber, der mit seinen 60 Jahren noch lange nicht zum "alten Eisen" gehört. INA SCHNEIDER
D
Der neue Look: Fußbodenintarsien
Fußbodengestaltung ist in. Nach Jahren unifarbener Fußbodenbeläge sind Abwechslung und Farbe gefragt. Wohnungsinhabern, bei denen in nächster Zeit die Erneuerung eines Fußbodenbelages ansteht und die diesem Trend folgen wollen, bietet sich die Möglichkeit, durch Verwendung von Bodenbelagsresten eine modern wirkende Renovierung zu realisieren.
Empfehlenswert: Vor Beginn der Erneuerung die Bodenfläche auf einem Stück Karton maßstabgerecht aufzeichnen und hierauf die vorgesehene Gestaltung im Detail festlegen. Der Vorteil: Entsprechend der Vorlage kann der benötigte Bodenbelag (ganze Stücke oder Fliesen) in Farbe und Menge exakt berechnet werden. Für die Verlegung selbst werden als Hilfsmittel benötigt: Winkel aus Metall, Metallineal, Teppichmesser, Teppichnadeln, Universal- Fixierung und Zollstock.
Grundsätzlich gilt: Bei der Fußbodengestaltung sind der eigenen Kreativität zwar keine Grenzen gesetzt, doch sollten Farbwahl und Gestaltungsmuster auf die Raumgröße und -bestimmung sowie das übrige Interieur (Gardinen, Dekos, Wandbekleidung, Einrichtung u. a.) abgestimmt werden. Einfach bewerkstelligen läßt sich beispielsweise ein im Wandbereich umlaufender Fries - entweder als glattes Band oder als Zackenfries. Etwas aufwendiger ist es, dem Boden einen von der Raummitte zu den Seiten hin in Farbe und Zuschnitt der Fliesen wechselnden Rahmen zu geben. Bewährt hat sich hier die Verwendung von Teppichboden- oder Bodenbelagsfliesen. Werden Teppichbodenstücke oder -fliesen verarbeitet, ist auf gleiche Höhe des Flors und gleiche Verlegerichtung (Licht-/Schatteneffekte) zu achten.
Gut beraten ist, wer das Bodenbelagsmaterial erst einmal auf der Fläche auslegt, um sich einen Überblick über die spätere Raumwirkung zu verschaffen. Jetzt sind noch Korrekturen möglich. Gearbeitet wird von der Mitte des Raumes zuerst in Richtung der Fensterwand, dann zu den Seiten hin. Verklebt wird das Material mit wasserlöslicher und wiederaufnehmbarer Universal-Fixierung für Bodenbeläge. Glatte rechteckige Zuschnitte werden kantenbündig verklebt. Bei intarsienförmigen Einlegearbeiten werden das entsprechend zugeschnittene Belagstück auf den vorverlegten Untergrund aufgelegt und die Schnittkanten mit Teppichnadeln markiert. Die Nadeln dienen zur Anlage der Metallschiene, entlang der mit dem Messer das Ausschneiden des Untergrundes erfolgt. In den Ausschnitt klebt man dann die "Intarsie" ein. Übrigens: Auf vorgenannte Weise läßt sich aus gut erhaltenen Bodenbelägen ein optisch neues Erscheinungsbild vermitteln. tc
Ein warmes Bad zu jeder Jahreszeit
Jeder kennt wohl den morgendlichen Schock an kalten Tagen: Das Bad erinnert an einen Eisschrank und wird erst warm, wenn man längst zur Arbeit muß. Dies ist vor allem an kühlen Sommertagen der Fall, wenn der Badheizkörper, der mit der aus Energiespargründen abgestellten Zentralheizung verbunden ist, nicht aktiviert werden kann.
Die Lösung für ein Badevergnügen ohne Unterkühlungsfolgen bieten Badwärmekörper, die man bei Bedarf auf elektrischen Betrieb umstellen kann. Sie ermöglichen eine individuelle Abstimmung auf die verschiedenen Heizperioden: Im Winter entsteht eine angenehme Wärme durch das von der Zentralheizung gespeiste Warmwasser. Im Sommer, bei abgeschaltetem Kessel, wird der Heizkörper mittels Elektro-Heizpatrone betrieben. Auch rein elektrische Varianten werden im Handel angeboten. FH (Foto: Zehnder-Beutler)
Küchen werden wieder Mittelpunkt des Hauses
In früheren Zeiten war der Herd das Herz des Hauses, um ihn versammelten sich Großfamilie und Freunde. Dann wurden die Familien kleiner und die Küchen auch. Knapp bemessen, verkümmerten sie mit der Zeit zum reinen Arbeitsplatz. Heute beginnen wir, die Küche in ihre traditionellen Rechte als Mittelpunkt des Hauses wiedereinzusetzen. Das wirkt sich auch auf die Einrichtung aus: Küchen werden gemütlicher, sie bekommen einen Eßplatz, und das strenge Raster der Einbauschränke wird zugunsten einer lockereren und wohnlicheren Möblierung aufgebrochen.
"Ob eine Küche wirklich gelungen ist, zeigt sich nicht daran, ob sie sauber, modern oder technisch optimal ausgestattet ist, sondern daran, ob man sich gern in ihr aufhält", faßt eine bekannte englische Innenarchitektin den Kernpunkt in einem Satz zusammen. "In einer gemütlichen Küche hat der Koch häufig Gesellschaft."
Die Küche als Raum zum Leben, nicht als rein funktional zu sehendes Arbeitslabor . . . Was macht eine "gemütliche" Küche aus? Ein festes Schema gibt es dafür nicht, aber wenn wir uns Küchen ansehen, die wir spontan als gemütlich empfinden, fallen doch ein paar Gemeinsamkeiten auf.
Zu allererst, daß die Küchentechnik sich dezent zurückgezogen hat. Natürlich besitzt auch die Landhausküche von heute einen Multifunktionsherd mit allen Schikanen, Kühl- und Gefrierkombination und das gesamte Repertoire an Geräten, die Zeit und Arbeit sparen. Aber es wird nicht mehr stolz vorgeführt, sondern verschwindet hinter schönen Holztüren oder wird in einem attraktiven Einzelschrank gebündelt.
Überhaupt ergänzen Einzelmöbel die Einbauelemente und erlösen die Küche aus dem starren Raster der von Wand zu Wand installierten Einbauten. Das kann ein alter Bauernschrank sein, der die Vorräte aufnimmt, oder z. B. ein Vitrinenschrank, in dem wir Geschirr und Gläser zeigen. Gemauerte oder geflieste Nischen und Regale schaffen einen Platz für Dekoratives, sei es eine Schale mit Gemüse und Obst oder die Kochbuchsammlung in Griffweite.
Es ist nicht zuletzt die Verbindung von natürlichen Materialien und dieser "kreativen Unordnung", die eine Küche gemütlich macht, weil man ihr ansieht, daß hier gelebt wird.
Zum Gemeinschaftsleben in der Küche gehört der Tisch, um den sich die Familie sammelt. Ein Eßplatz in der Küche ist nicht nur praktisch, weil er Wege spart, sondern macht die Küche erst wirklich zum Ort der Begegnung. Hier können die Kinder spielen oder Hausaufgaben machen, werden Freunde bewirtet und sitzt die Familie nach dem Essen noch eine Weile zusammen.
Wenn Sie es satt haben, immer alleine in der Küche werkeln zu müssen, überlegen Sie doch einmal, ob sich nicht eine Ecke für einen Sitzplatz finden läßt und mit welchen Handgriffen Ihre Küche gemütlicher werden könnte. Auch wenn Sie eine jener handtuchschmalen Küchen besitzen, in denen sich schon eine einzelne Person kaum bewegen kann, läßt sich vielleicht mit relativ einfachen Mitteln mehr Raum schaffen. Zum Beispiel zu Lasten eines separaten Eßzimmers. Dann werden auch Sie mit Ihrer Küche zum Mittelpunkt des Familienlebens. bato
Stark und anmutig zugleich sind Eisenmöbel
Möbel und dekorative Accessoires aus Eisen haben eine lange Tradition. Seit der Mensch gelernt hat, das Eisen zu schmieden, hat er das Material auch genutzt, seine Behausung einzurichten. Auch heute gibt es - neben den modernen, industriell gefertigten Möbeln aus Chrom- und Edelstahl - noch handgearbeitete Eisenmöbel nach alter Tradition. Und so wie man beim Holz den Reiz des natürlichen Materials wiederentdeckt hat, findet man sogar Eisenmöbel mit naturbelassener Oberfläche und unterschiedlichen Profilstärken - sozusagen das Edelste vom Edlen. Die Kunst, Eisen so zu verarbeiten, beherrschen allerdings nur noch wenige Handwerksbetriebe.
Eisenmöbel gab es schon im Mittelalter. Schön geschmiedete und verzierte Beschläge und Ringe hielten den hölzernen Schrank zusammen und gaben ihm Stabilität. Kunstvolle Leuchter, Sessel und schmiedeeiserne Feuerstellen schmückten Burgen und reiche Bürgerhäuser. Im 19. Jahrhundert und zur Jahrhundertwende, mit der industriellen Revolution und der Entdeckung des Eisens für den Brückenbau und für die berühmten Glaspaläste und Kuppelbauten, hatten Eisenmöbel eine Hochzeit. Ihre geschwungenen Formen erinnern an die zur gleichen Zeit entwickelten Bugholzmöbel. Und wie ihre hölzernen Brüder finden sie weite Verbreitung als Caféhausstühle und -tische. In Gärten und Parks regieren die Eisenmöbel unangefochten.Auch heute findet man in vielen südfranzösischen Gärten zierliche Eisensessel und -tische. Und wer schon einmal in Paris war, hat sicher auch auf einem der Tausende von kleinen Eisenstühlen gesessen, die in den Parks der Hauptstadt stehen, vom großen Jardin du Luxembourg bis zum intimen Garten des Palais Royal.
Eisen, ob es im Haus oder im Freien eingesetzt wird, braucht einen Oberflächenschutz, damit es nicht rostet. So wurden (und werden) die Eisenmöbel lackiert oder zaponiert, d. h. mit einem Klarlack behandelt, unter dem man die Grundstruktur z. B. des gebürsteten Eisens erkennen kann. Sie bleiben jedoch stoß- und kratzempfindlich.
Die 20er und 30er Jahre unseres Jahrhunderts entdeckten Chrom- und Edelstahl als widerstandsfähiges (und rostfreies) Material vor allem für Sitzmöbel. Den Architekten des Bauhauses ging es primär um die Möglichkeiten der industriellen Fertigung, die ihre Möbel auch für sozial schwächere Schichten der Bevölkerung erschwinglich machen sollten. Anklang fanden die schlichten, funktionellen Entwürfe allerdings mehr im Bildungsbürgertum. Die Arbeiter, die den ganzen Tag über an der Maschine standen, hatten eine andere Vorstellung von einem gemütlichen Zuhause. Die Stahlrohrmöbel der Bauhauszeit, vor allem die "Freischwinger", haben das Möbeldesign des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflußt.
Neben Chrom- und Edelstahl, das häufig auch in Kombination mit Messing eingesetzt wird, finden wir heute auch wieder das dunkle Schmiedeeisen in seinen traditionellen Formen. Mehrere Lack- und Farbaufträge sichern die Leuchter, Regale und Möbel nicht nur vor Rost, sondern geben ihnen auch einen schönen Farbton.
Ausgangspunkt für diese handgearbeiteten Teile sind normalerweise industrielle Halbzeuge, Eisenstangen mit gleichmäßigem Durchmesser. Wer es ganz handgearbeitet und ganz edel haben möchte, kann nach Stühlen und Tischen mit naturbelassener Oberfläche suchen, die von Grund auf handgeschmiedet werden. Zu erkennen sind sie an der ungleichmäßigen Profilstärke des Eisens. Das rohe Eisen wird nach dem Schmieden mit Wachsen behandelt, die die Oberfläche schützen ohne ihre Struktur und Farbe zu verändern: sie changiert zwischen blau, schwarz und braun. Solche handgefertigten Möbel sind Unikate, die nur noch ganz selten ihren Weg in den Möbelhandel finden. bato
Hell und freundlich mit Gußglas
Großflächige Fenster mit energiesparenden Verglasungen ermöglichen es heute, das lebensnotwendige Tageslicht bis in den letzten Winkel eines Hauses oder einer Wohnung zu schleusen. Aber nicht in allen Räumen lassen sich so ideale Lichtverhältnisse schaffen. Besonders Flure, Dielen und Bäder müssen mit kleineren Lichtöffnungen auskommen oder wurden als sogenannte gefangene Räume völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Aber auch Zimmer mit großer Tiefe sind an der fensterabgewandten Seite oft "unterbelichtet".
Wer dennoch solche Problemzonen heller und nutzungsgerechter gestalten will, dem bieten gläserne Bauelemente in den meisten Fällen auch die Möglichkeit dazu. Da sind zunächst die Ganzglastüren, die das Licht voll durchlassen, sehr elegant aussehen und dazu noch einfach zu pflegen sind. Viele Ausführungen mit flächiger Struktur, kräftigen Ornamenten und mit klarer oder getönter Durchsicht stehen zur Wahl.
Aber auch ganze Wände können lichtdurchlässig ausgebildet werden. Denn keine Norm schreibt vor, daß nichttragende Wohnungstrennwände aus Mauersteinen bestehen müssen. Oft sind Wände aus Gußglas die bessere Lösung. Gußglas wird im Maschinen-Walzverfahren hergestellt und ist wegen seiner ornamentierten Oberfläche nicht voll durchsichtig, aber lichtdurchlässig. Die Wellen, Rippen, Prismen und andere Prägeformen streuen das einfallende Licht und lenken es in die entlegensten Winkel des Raumes. KHF
Für diese Trennwand zwischen Wohnraum und Diele fand Gußglas Verwendung. Foto: KHF
Im Zuge der neuen Nostalgiewelle erleben auch Möbel, die an die Wohnzimmer unserer Großmütter erinnern, eine Renaissance. Dazu gehören beispielsweise Sofas im Romantikstil mit den guten alten Sockelschubladen. Sie vermitteln Gemütlichkeit und Ruhe. Foto: Europa Möbel
"Broken Heart" - gebrochenes Herz - heißt dieser Verwandlungs-Sessel, ein zierliches Möbelchen, das es in Leder und Stoff gibt. Warum es so heißt: Es läßt sich vielfach verwandeln, selbst die herzförmigen Rückenlehnen kann man "brechen"; sie sind also so verstellbar, daß eine Kuschelecke entsteht. Foto: KölnMesse
Eckhard Jesse plädiert in seinem Beitrag für weniger administrative Maßnahmen und für eine stärkere geistig-politische Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus (FR vom 31. 1. 1993 "Streitbare Demokratie und Rechtsextremismus"). Abgesehen davon, daß mir die administrative Duldung von Neonazis schon viel zu weit geht, habe ich selbstverständlich gegen Letzteres nichts einzuwenden. Die Frage ist nur, wie das gelingen kann, wenn Jesse behauptet, daß "heute nahezu die gesamte Elite im Bereich der Politik, der Wirtschaft und der Kultur jeder Variante des Rechtsextremismus eine Absage" erteilt und somit den Rechtsextremismus als Randgruppenproblem definiert. Das kann nur jemand schreiben, der sich an verbalen Abgrenzungsritualen orientiert: die beifallklatschenden Bürger von Rostock-Lichtenhagen definieren sich auch nicht als Ausländerfeinde.
Völlig unbeachtet bleibt bei dieser Sichtweise die ideologische Ausrichtung dieser Gesellschaft, die sich aus ihrer Mitte heraus vollzieht und ohne die der Aufschwung rechtsextremistischer Gruppen nicht denkbar wäre.
So haben die (Wahl-)Kampagnen etablierter Parteien wesentlich dazu beigetragen, das Feindbild "Ausländer" in breiten Bevölkerungskreisen zu installieren. Viele Politiker pflegen heute eine offen völkisch, rassistische Sprache - der Übergang von "konservativen" zu rechtsextremistischen Positionen ist fließend. Schon seit Jahren ist eine Renaissance von Ideologen der "Konservativen Revolution" der Weimarer Zeit zu verzeichnen, so auch in der renommierten "Siemens- Stiftung", wo zur Aktualisierung dieser Positionen auch schon mal Rechtsextreme referieren können. Nicht zu vergessen der mit dem "Historikerstreit" eingeleitete Versuch, deutsche Geschichte zu "entschulden".
Die Frage von E. Jesse, ob "der innere Kompaß" in dieser Gesellschaft funktioniert, wäre somit zuerst einmal an ihn selbst zu richten, zumal er mit anderen unter dem Stichwort "Historisierung des Nationalsozialismus" eine Geschichtsrevision betreibt, für die selbst solche Fragen wie die Kriegsschuld oder die alleinig deutsche Verantwortung für die Judenvernichtung keine Tabuthemen sind. Er selbst fordert in einem Beitrag ("Philosemitismus, Antisemitismus und Anti-Antisemitismus"), die "selbstquälerische Form der Vergangenheitsbewältigung" endlich aufzugeben.
Es ist vielleicht interessant, was jemand, der eine verstärkte geistig-politische Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus verlangt, selbst zu einem wichtigen Thema wie Antisemitismus zu sagen hat. Jesse kritisiert z. B. die "vielfach privilegierte Position" der Juden in Deutschland. Zum Glück aber sei "der jüdische Einfluß nicht allmächtig", wie der Besuch Reagans in Bitburg gezeigt habe (wo bekanntlich mit Bundeskanzler Kohl auch die Gräber von SSlern geehrt wurden).
Den Ausspruch eines Bürgermeisters, zum Ausgleich des Gemeindehaushaltes "müßte man schon einige reiche Juden erschlagen", bezeichnet er als "unvernünftig". Die Kritik daran habe den Antisemitismus weit stärker gefördert als der Ausspruch selbst, womit Jesse die Opfer als eigentliche Täter entlarvt, denn Juden "brauchen Antisemitismus in einer gewissen Größenordnung", um ihre Interessen durchzusetzen. Er unterstellt Israel eine "Instrumentalisierung des Holocausts" und gibt Israel den Tip, daß eine "Holocaust-Fixierung angesichts der sich zuspitzenden israelisch-palästinensischen Bürgerkriegssituation die Wehrbereitschaft jüngerer Israelis" lähmt.
Gleichzeitig fordert er, daß Bücher wie der "Auschwitz-Mythos" des fanatischen Nationalsozialisten Wilhelm Stäglich, in dem dieser den Massenmord an Juden leugnet und alle Beweise dafür als Beleg weltweiter Judenverschwörung denunziert, von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften wieder freigegeben werden. Für dessen Antisemitismus hat er nur das Wort "Monitum" (Rüge) parat. Ganz anders sein Umgang mit dem Juden Heinz Galinski, den er scharf kritisierte, weil dieser "mit schrillen Worten" vor neofaschistischen Umtrieben "zu warnen pflegt".
Angesichts solcher Äußerungen ist es sicher kein Zufall, daß Bücher, an denen auch E. Jesse beteiligt ist, seit einiger Zeit selbst in neofaschistischen Zeitungen wie "Nation Europa" wohlwollend bis begeistert rezensiert werden. Für mich tragen "renommierte Wissenschaftler" wie E. Jesse, die uns in der Frankfurter Rundschau über den richtigen Umgang mit dem Rechtsextremismus belehren wollen oder in Publikationen der Bundeszentrale für politische Bildung Einschätzungen zum Extremismus in der Bundesrepublik abgeben, nicht zur Lösung des Problems bei, sondern sind Teil dieses Problems.
Peter Klimann, Hamburg
HAUSEN. "Ein Verein lebt vom Engagement der Ehrenamtlichen, die nicht fragen, was kriege ich dafür", so begrüßte Vorsitzender Karl-Heinz Koch beim Ehrenabend der TuS Hausen ein halbes Hundert verdienter Mitglieder im Kolleg der vereinseigenen Ellerfeldschänke.
Es waren jene, die "ein beträchtliches Maß" ihrer Freizeit opfern, um den Verein mit Leben zu erfüllen. Unter ihnen auch Lini Litzinger, die seit 25 Jahren Mitglied ist, früher dem Vorstand angehörte und heute noch in verschiedenen Abteilungen aktiv mitwirkt.
Koch überreichte ihr die silberne Ehrennadel und ein kleines Präsent als Dankeschön für die langjährgie Treue zum Verein. Beim kalten Büfett, das der Vorstand gespendet hatte, wurde anschließend über die heutigen Probleme der Vereine und über neue Pläne der TuS diskutiert. Alles im allen war der Ehrenabend eine gelungene Sache, die das vielfältige Vereinsleben in einem Frankfurter Stadtteil widerspiegelte. rw
Alle, die über schlechtes Wetter und dicke Luft klagen, können künftig aufatmen. Denn seit neuestem gibt es Wetter in Dosen. Wir sprachen mit Freimut Lufft, dem Begründer der Firma ALLE WETTER.
Herr Lufft, Sie liefern jedes gewünschte Wetter?
So ist es. Vom Azorenhoch bis zum atlantischen Tief, vom sibirischen Winter bis zum Tropenklima am Amazonas. Die Abfüllung geschieht jeweils an Ort und Stelle.
Alle Wetter! Und mit diesen Dosen kann sich nun jeder sein Lieblingswetter in die gute Stube zaubern? Wenn ich mir jetzt beispielsweise einen Regentag in Salzburg wünsche . . .?
Kein Problem. Moment - hier haben wir ihn schon. Hohe Luftfeuchtigkeit, Schnürlregen wie zu Karajans Zeiten!
Stimmt. Man hört fast den Regen. Dosenregen ist noch in der Entwicklung.
Einen richtigen bayerischen Bergsommer haben Sie auch?
Selbstverständlich. In unserer ALLE- WETTER-Dose "Almglück".
Aber irgend etwas fehlt.
Natürlich, die frische Landluft. Gerüche und Düfte verkaufen wir getrennt. Wegen der vielen Allergiker. Hier haben wir zum Beispiel die Dose "Nordsee- Brise". Die hat schon vielen geholfen. Unsere Dosen sind eben mehr als nur Modeartikel. Für die vielen Menschen, die unter Wetterfühligkeit leiden, sind sie schon heute unersetzlich. Und wir stehen erst am Anfang!
Mit der Produktion?
Nein, mit der Wetterfühligkeit. Wenn die Entwicklung anhält, wird es um die Jahrtausendwende gar kein Wetter mehr in der freien Natur geben - weil es keine Natur mehr gibt.
Sie meinen, die Menschen werden nur noch aus Dosen atmen?
Es wird ihnen gar nichts anderes übrigbleiben. Aber werden Sie den Bedarf an Wetterdosen dann überhaupt noch decken können? Wir planen ein dichtes Netz von Wetterkonservenfabriken von Pol zu Pol. Allerdings wird man irgendwann um eine Rationierung nicht herumkommen.
Und wie soll diese Rationierung erfolgen? Durch die Ausgabe von Wetterkarten.
Spar Von Bernhard Katsch
Sparen müssen wir jetzt alle.
Mein Nachbar spart sich den Gruß und ich spare in der Familie mit Zärtlichkeit. Weil die Taschengelder von mir eingefroren wurden, sparen sich die Kinder jegliches Dankeschön.
An der Miete zu sparen, hat hingegen keinen Zweck, weil man leicht rausfliegt. Für den Sommerurlaub sparen wir, und den Friseurbesuch verkneife ich mir neuerdings. Nun schert mich meine Frau nach dem Rasenmäherprinzip, egal, wie es aussieht.
Sie selbst spart an Garderobe, so schwer es ihr fallen mag. Ich hätte gern an Bier gespart, mußte es aber aufgeben, weil ich sonst beim Fernsehen nicht einschlafen kann. Gesundheit hat Vorrang! An Lächeln wird ganz allgemein in meiner Stadt gespart, das läßt sich nicht steigern. Dasselbe gilt für Rücksichtnahme und Humor. Autofahrer könnten aber noch an Gesten sparen, mit denen sie anderen Motorisierten geistige Verwirrtheit signalisieren.
An der Einkommenssteuer wollte ich sparen, aber da hat mir das Amt wegen mutwilliger Verkürzung auf die Finger geschlagen. Gerade dort, wo man wirklich Spareffekte hätte, wird es einem verwehrt! Nun muß ich meine Ersparnisse anreißen. Sparen erspar ich mir in Zukunft. Und nun spar ich mir weitere Ausführungen.Frühstücksentwicklungsland Wer mit dem Gedanken an die große französische Küche vor zwanzig Jahren zum ersten Mal im Land der Bocuse und Escoffier auf sein Frühstück wartete, erlebte damals sein Waterloo: Eine Schüssel mit Kaffee und ein Baguette auf dem Tisch waren nicht die Vorspeise, sondern das klägliche Mahl für den ganzen Tag - die Krümelberge des Vorgängers inklusive. Und falls man mit Riesenfrust und -hunger in der nahen Bar das entgangene kulinarische Vergnügen nachholen wollte, konnte man allenfalls ein Gummi- Croissant als "petit dejeuner" nachschieben. An trotziger Konfitüre auf der Tischplatte klebend, den beleidigt dreinblikkenden Wirt als Krönung vor Augen, war man soweit, Frau Sommer und ihren herrlich gedeckten TV-Frühstückstisch herbeizusehnen.
Doch nun hat auch die Frühstückskultur im Land der Gallier Einzug gehalten. Auf großen, bunten Plastikschildern verkünden Bars jetzt immer öfter "Breakfast/Frühstück" und haben sogar das Frühstücksei entdeckt. Bis zum gedeckten Tisch mit Obst, Müsli und vielleicht ein bißchen Wurst ist es aber immer noch ein langer, entbehrungsreicher Weg. Frankreich ist und bleibt ein Frühstücksentwicklungsland. Nichts gegen "café au lait", doch die mittelalterliche Kaffeeschale, die sich dadurch auszeichnet, daß man mangels Henkel den Kaffee erst trinken kann, wenn er Zimmertemperatur hat, gibt es immer noch. Ob die vielgeschmähten Bürokraten im EG-Binnenmarkt die ernährungspolitisch rückständigen Franzosen zu einer europäischen Frühstücksnorm bewegen können?
Als Alternative zum morgendlichen Frühstücksfiasko bleibt bis dahin noch der Pastis, den der nette Franzose gegenüber um kurz nach neun Uhr zum Trost ausgab. Danach sieht die Welt auch gleich viel freundlicher aus . . .
FRANK HORLBECK
Eine Art "Luxus-Interrailtrip" durch Europa bietet der Bahnreiseveranstalter Ameropa. Die Teilnehmer gehen vom 4. bis 13. September im "Europazug" auf Entdeckungsreise. Bei der Reise, die in Wagen des ehemaligen DDR-Regierungszuges zurückgelegt wird, sind Stopps in Amsterdam, Paris, Zürich, Venedig, Wien, Budapest, Prag und Dresden eingeplant. Das europäische Schienenvergnügen mit Schlaf- und Speisewagen hat allerdings seinen Preis: Er schwankt zwischen 3995 und 7495 Mark. dpa
Der Kampf um Charterpassagiere am europäischen Himmel treibt immer neue Blüten. Um neue Kunden zu ködern, veranstaltet die Tochtergesellschaft der spanischen Iberia, Viva Air, an Bord eine Flugschein-Lotterie. Wie das Unternehmen mitteilte, verlost die Chartergesellschaft auf jedem Spanienflug jeweils ein Gratis-Ticket. Als Los dient die Bordkarte, die nach dem Start von den Flugbegleitern eingesammelt wird. Glücksfee spielt der Kapitän, der anschließend dem Gewinner persönlich den Flug-Gutschein überreicht. dpa
Frankreichs größte Luftlinie heizt die Nachfrage mit Dumpingpreisen an: Noch bis zum 28. Februar schlägt Air France alle unverkauften Flugsessel 75 Prozent unter Normalpreis los. Bei Reisen innerhalb Europas müssen die Tickets sieben Tage vorher gebucht werden, bei Flügen nach Übersee ist eine Reservierung 14 Tage im voraus notwendig. Ein Hin- und Rückflug nach New York beispielsweise - im Angebot sind wöchentlich 5900 Flugsitze - wird in dem genannten Zeitraum ab Paris für umgerechnet 700 Mark angeboten, wer ab Deutschland reist, zahlt für den Zubringerflug zusätzlich 342 Mark. Die Schleuderpreise werden nur in der Touristenklasse angeboten, außerdem sind die Tickets nicht mehr umbuchbar. tdt
International neue Standards setzt Japan Airlines beim Transport behinderter Menschen. Speisekarten in Blindenschrift sind ab sofort beispielsweise ebenso an Bord wie spezielle Kopfhörer für Hörbehinderte, die Durchsagen des Flugpersonals auf Wunsch künftig auch in schriftlicher Form erhalten. Darüber hinaus durchlaufen Flugbegleiter künftig eine spezielle Schulung, um auf die Bedürfnisse behinderter Passagiere - denen überdies neue Rollstühle an Bord und Boden angeboten werden - besser eingehen zu können. "Wir hoffen", so ein Firmensprecher, "damit die Hemmschwelle behinderter Menschen vor einer Flugreise zu senken." Zwischen Juli und September 1992 zählte die Gesellschaft auf ihren internationalen Routen 1200 behinderte Passagiere, im Inlandsverkehr befördert die Luftlinie pro Jahr sogar mehr als 30 000 Behinderte. tdt
GOLDSTEIN. Der Kleingärtnerverein Schwarzbach hat auf seiner Jahreshauptversammlung eine generelle Änderung der Pachtverträge beschlossen. Künftig soll der Vorstand in der Lage sein, Pachtverträge weniger kompliziert zu kündigen. "In der Vergangenheit hat es immer wieder Schwierigkeiten gegeben, Mitgliedern, die ihren Pflichten nicht nachkamen, das Grundstück zu kündigen. Das soll jetzt schneller gehen", begründete Volker Münzenberger, der stellvertretende Vorsitzende des Kleingärtnervereins, die Satzungsänderung.
Der Vorstand unterbreitete den Mitgliedern den Vorschlag, einen entsprechenden Paragraphen in die Satzung aufzunehmen, der von der Versammlung mehrheitlich angenommen wurde. Da keine Neuwahlen anstanden, werden auch in diesem Jahr der Erste Vorsitzende Gorgio Jovcic, sein Stellvertreter Volker Münzenberger, der Kassenwart Wilhelm Klarhold und die Schriftführerin Ute Weis die Geschicke des Vereins lenken.
Eventuell soll in nächster Zeit die Kantine im Vereinsheim renoviert werden, außerdem denken die Gärtner über die Anschaffung eines Festzeltes nach. Die wichtigsten Termine in der kommenden Saison werden das Sommerfest Ende Juni, das Erntedankfest und das Eiersuchen an Ostern sein. hen
KALBACH. Für die Grünen kandidiert Wolfgang Diel erneut am 7. März bei den Kommunalwahlen um einen Platz im Ortsbeirat 12 (Kalbach). Sollten entscheident mehr Wähler als vor vier Jahren für die Ökologie-Partei votieren, so würde Edeltraut Müller-Damerow ebenfalls in das Stadtteilgremium einziehen.
Diel, der nunmehr seit acht Jahren für seine Partei im Ortsbeirat sitzt, will sich für die Neubaugebiete Kalbach-Nord und -Süd einsetzen. Außerdem sollte die Verkehrsberuhigung endlich "konkretere Formen annehmen". ara
GALLUS. Eigentlich kann das Frankfurter Ensemble mit der vergangenen Saison sehr zufrieden sein: 50 gutbesuchte Theateraufführungen in den Frankfurter Bürgerhäusern und Altenwohnheimen und ein runder Geburtstag. Doch bei der Jahreshauptversammlung im Haus Gallus, wo das Ensemble auch regelmäßig probt, schlug der Vorsitzende Erich Walther auch ernste Töne an. Im 41. Jahr nach seiner Gründung plagen Finanzsorgen das Frankfurter Ensemble.
Die Saalbau GmbH habe die Mietnebenkosten erhöht, und von der Stadt Frankfurt gebe es nach wie vor keine Subventionen. Wegen der überwiegend älteren Menschen, die sich die Lustspiele des Ensembles anschauen, sollen die Eintrittspreise jedoch auf dem niedrigen Niveau bleiben. Da das Ensemble sich jedoch auf Schwänke und Komödien spezialisiert hat, geht den Hobby-Theatermachern der Humor bislang nicht aus. "Wir haben's vierzig Jahre geschafft, da kommen wir auch im 41. Jahr über die Runden", gab sich Vorsitzender Erich Walther optimistisch.
Die erste Aufgabe im neuen Jahr wird es für den Vorstand sein, Bittbriefe zu schreiben. Vielleicht gibt es ja von der Saalbau GmbH Preisnachlässe, wie in den vergangenen Jahren, hofft die Frankfurter Theatergruppe.
Für 1993 hat sich das Ensemble, das insgesamt 90 Mitglieder hat, von denen 30 Leute aktiv "Theater machen", wie gewöhnlich viel vorgenommen. Drei Stücke sollen inszeniert werden.
Von März bis Mai geht das Ensemble mit dem Schwank "Ein Geist kommt selten allein" an jedem Wochenende auf Frankfurt-Tournee. Im Herbst steht schließlich das Lustspiel "Sie, hör'n se mal" auf dem Programm.
Rund 5000 Mark gibt das Frankfurter Ensemble für jede Inszenierung aus, obwohl von den Kostümen bis zum Bühnenbild alles selbstgemacht wird. Obwohl bei der Jahreshauptversammlung keine Vorstandswahlen ausgeschrieben waren, wurden einige Posten neu besetzt. Juliane Mihm ist neue Schriftführerin, Gregor Sela wurde zum Beleuchter gewählt, und Stephan Lucas ist Requisiteur. ran
NORDWESTSTADT. Ein Engel kommt aus den Schlieren des Andromedanebels zur Erde. Bei sich, als Geschenk für die Menschen, die ihm noch fremd sind, hat er die zartschöne, gerade erst erschaffene Kurrubi, ein Ausbund an Grazie und Unschuld. Sie suchen einen Bettler, den "geringsten Menschen", der sich um das Mädchen kümmern soll.
Das könnte wunderbar werden, doch hat sich der Engel (bewußt?) einen Flekken ausgesucht, der es in sich hat. In Babylonien am Euphrat ist er gelandet, wo der tumbe Nebukadnezar mit unerbittlicher Strenge herrscht. Früher war er der Schemel von König Nimrod, nun benutzt er diesen dazu. Und hat die verrückte Idee, sich als Bettler auszugeben. Das Verwirrspiel kann beginnen.
Friedrich Dürrenmatts "Fragmentarische Komödie Ein Engel kommt nach Babylon" von 1953 ist wie geschaffen für ein Schülertheater. Komisch, ironisch und unter der witzigen Oberfläche gesellschaftskritisch.
Ein dramaturgisches Kleinod, das man "nur" richtig illustrieren muß. Im Schultheaterstudio der Ernst-Reuter-Gesamtschule in der Nordweststadt (Praunheimer Weg 126) gastierte die Theater-AG des Ziehengymnasiums mit dieser pfiffigen Burleske. Grund für den Umzug: Die Bühne am Ziehengymnasium ist defekt. Für die Leiterin Rosemarie Natt ein zu hohes Sicherheitsrisiko. "Wir hätten schon allein wegen der Zuschauer lieber ein ,Heimspiel&rquote; gehabt, aber ich kann die Verantwortung dafür nicht übernehmen." Der guten Inszenierung tat dies keinen Abbruch.
Ein Jahr lang hatten Schüler im Alter von elf bis 20 Jahren geprobt, um das Stück auf die Bühne zu bringen. Schüler verschiedener Altersgruppen zu einer harmonierenden Gruppe zusammenzubringen, beinhaltet das Konzept der Deutsch- und Geschichtslehrerin.
Von dieser Konstellation lebte an diesem Abend (unter anderem) die Komik. Wenn der Weinhändler Ali (Heiko Schmidt), wie alle ehrenwerten oder weniger angesehenen Bürger von Babylon für die Liebreizende (Susanne Mörtel ist wahrhaft "himmlisch" in ihrer Unschuld) schwärmend und zum Dichter avanciert, ausrief: "Ich bin dieser Fels, an den du dich klammern kannst", mußte man einfach lachen. Denn Ali reicht gerade bis zu den Schultern der Schönen.
Das zog sich wie ein Faden durch die zwei Stunden. Der Dialog birgt die Komik, weil er von den Akteuren richtig verstanden wird. Dürrenmatt animiert zum Lachen, es ist sein dramaturgisches Konstrukt, aber hinter diesem Sarkasmus verbirgt sich harsche Kritik. Rosemarie Natt hat den jungen Schauspielern auch das intelligent vermittelt. Berit Thiele gab den Nebukadnezar mit überbordender Mimik als völligen Trottel und Despoten zugleich. Denn Dummheit regiert die Welt: Diese Botschaft war nicht zu übersehen.
Matthias Rindermann als Akki (der weise und fürsorgliche Bettler) war sympathisch anarchisch, seine entlarvende Menschenkenntnis ließe sich als Alter ego des weinverliebten Dichters charakterisieren. Ein moderner Berber, der herrschende (Un-)Moral lediglich beschreibt, um ihre Idiotie aufzuzeigen. Großartig schlüpfte Julia Heising in die bacchantische Gestik des unbestechlichen Henkers und des Idioten, der über die Bretter seilspringt. Charmant ironisierte Petra Kion den Engel, Sossiale Akdag ist eine bezaubernde, moderne Hetäre mit Sexappeal.
Die Genannten sind wegen ihres besonderen Talents hervorzuheben, weitaus wichtiger und prägnanter aber ist der Gesamteindruck. Da spielte nicht jeder für sich, ängstlich bemüht, den Text zu vergessen. Da entsteht vielmehr eine Dynamik des Miteinander. Da agierte ein Ensemble von jungen Leuten, denen es Spaß macht, die Bühne mit lebendigem Ausdruck zu erfüllen, die gleichzeitig mit den originellen Kostümen ihre Rolle anlegten und in sie hineinschlüpften.
Der Erfolg basiert auf diesem Konzept, das Rosemarie Natt in dem einen Jahr Probenarbeit den Spielern verdeutlicht hat. Theater als Parabel für Zeitgeschehen und zugleich Selbsterfahrung für die Schüler. Das bietet "Ein Engel kommt nach Babylon" sicherlich.
Das "dramatische Anliegen Dürrenmatts, in Wort und Spiel ausdrücken zu können und ein wenig von der Nachdenklichkeit dieses Stückes zu vermitteln", war die Hoffnung der Regisseurin und der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler. Das ist gelungen. Am Schluß gab es tosenden Applaus und Blumen für die Regisseurin.
Erstaunlich war die Tatsache, daß zahlreiche Männerrollen mit Mädchen besetzt wurden. Der Grund dafür: "Es fehlen schlicht Jungen, die Theater spielen wollen", sagte Rosemarie Natt. Es drängt sich die Vermutung auf, daß ihnen jene "Spur Exhibitionismus" abgeht, die ein Schauspieler benötigt. *JÜRGEN OTTEN
BORNHEIM. So könnte es sein: Die S-Bahn verkehrt im Fünf-Minuten-Takt, der Fahrgast frühstückt auf dem Weg zur Arbeit gemütlich im Waggon. Falls nötig, bestellt er sich telefonisch ein Auto, um am Nachmittag einen Termin wahrnehmen zu können. So könnte es sein, doch so ist es nicht. Im Gegenteil: Die derzeitige Verkehrssituation in Frankfurt ist schlecht. Das meinten jedenfalls die Teilnehmer einer verkehrspolitischen Diskussion, die die Stadtteilgruppe Bornheim der Grünen organisiert hatte.
Als Referenten waren gekommen: Lutz Sikorski, Grünen-Stadtverordneter und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, Achim Pletzer von der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Main-Verkehrsverbund, und Jens Matthaes, (Car-Sharing Deutschland). Albrecht Hennemann, Kandidat der Grünen für die Stadtverordnetenversammlung, moderierte die Diskussion.
"Tempo 30 - war's das schon?" war die Frage, auf die an diesem Abend Antworten gesucht wurden. Deutlich wurde, daß die Grünen in Zukunft nicht nur den Verkehr beruhigen, sondern die Zahl der Autos verringern wollen. "Täglich fahren in Frankfurt 800 000 Autos herum, da muß einfach reduziert werden", meinte Lutz Sikorski, der die Verkehrspolitik im Römer als einen "dicken Brocken" bezeichnet, der neu verhandelt werden müsse. Gelinge die Wahl, werde die Verkehrspolitik "die Nagelprobe des rot-grünen Magistrats".
Lutz Sikorski und Achim Pletzer, der auch Angestellter bei der Bundesbahn ist, stimmten darin überein, daß der weitere Ausbau der U-Bahn sinnlos sei. Die Straßenbahn sei der U-Bahn schon deshalb vorzuziehen, weil sie billiger sei. Für Pletzer ist außerdem klar, daß die Straßenbahn in der Stadt leistungsfähiger ist als der Bus und billiger als die U-Bahn. Die Grünen favorisieren daher ein flächendeckendes Straßenbahnnetz.
Die Initiative von Jens Matthaes bietet hingegen eher einen Kompromiß, um den Verkehr zu reduzieren. Sein Angebot suche den Mittelweg zwischen Individualverkehr und Umweltschutz: "Statistisch gesehen fährt das Auto 23 Stunden am Tag nicht. Die Haltungskosten stehen dazu in keinem Verhältnis." Matthaes möchte erreichen, daß das Auto nur noch für Transporte genutzt wird.
Die Tarife von Car-sharing seien entsprechend gewählt und umweltpolitisch ausgerichtet. Durch geringe Fix-, aber hohe Fahrtkosten werden Wenigfahrer belohnt. Einen Standort in Bornheim in der Rendeler Straße gebe es schon, demnächst sei ein weiterer im Ostend geplant. Auch in Bockenheim, Dornbusch, Nordend und Sachsenhausen teilten sich schon bis zu 20 Personen ein Fahrzeug. Sie sparten so nicht nur eine Menge Geld, sondern auch Zeit: Wege zum TÜV oder zur Zulassungsstelle und die lästige Suche nach einem Parkplatz entfielen. Von den Grünen wünschte sich Matthaes mehr Unterstützung, etwa sollten mehr Standplätze ausgewiesen werden.
In der weiteren Diskussion zählte Lutz Sikorski zusätzliche Forderungen der Grünen auf: eine autofreie Innenstadt und die Nahverkehrsabgabe (Vignette für Autofahrer). Ebenso wie Albrecht Hennemann forderte er darüber hinaus, die Struktur der Verwaltung im Römer müsse verändert werden, damit verkehrspolitische Probleme nicht wie bislang zwischen den einzelnen Dezernaten hin- und hergeschoben würden. Die Zuhörer kritisierten teilweise die bisherige Verkehrspolitik der Grünen. Zu wenige der grünen Ziele seien in den letzten vier Jahren erreicht worden, Radfahrer und Fußgänger hätten einen schweren Stand in Frankfurt. So sei das Radwegenetz noch unausgegoren, und der Fußgänger werde von den Stadtpolitikern "tabuisiert". mim
FRANKFURT A. M. "Nicht Ausländerfreundlichkeit, sondern selbstverständlich und mit Respekt miteinander umgehen - das wollen wir", erklärte Eugenio Munor del Rio, der Vorsitzende der Liste internationaler Sozialdemokraten (LIS): "Kultur ist der Rahmen, um Vielfältigkeit zu demonstrieren, die Hauptaussage ist jedoch politisch." Mit einem umfangreichen Programm feierte die LIS gemeinsam mit der SPD Frankfurt dieser Tage das "Fest-Die-Wahl". Etwa 500 Besucher hatten die zehn Mark Eintritt gezahlt, um im Haus Gallus in der Frankenallee 111 ein politisches Programm mit Musik zu hören.
Die LIS ist mit knapp 13 Prozent die stärkste Fraktion in der Frankfurter Kommunalen Ausländervertretung (KAV): "Für uns ausländische Sozialdemokraten ist es selbstverständlich, daß wir uns jetzt am Wahlkampf beteiligen", betonte Munor del Rio. Die überwiegende Mehrheit der Besucher habe am 7. März nicht die Möglichkeit zu wählen.
Solange der wichtigen Minderheit "Ausländer" kein Mitspracherecht eingeräumt werde, solange gebe es auch nicht weniger Ausländerfeindlichkeit: "Es kann doch nicht sein, daß ein Spätaussiedler, der drei Monate in Deutschland ist, wählen darf, aber ein hier geborener ausländischer Jugendlicher nicht." So tröstlich die Demonstrationen auch gewesen seien, es müßten doch endlich politische Akzente in dieser Richtung gesetzt werden.
Positiv an der Arbeit der KAV wertete der Politiker die Fülle von gemeinsamen Anträgen und Resolutionen. Auf der anderen Seite würden die Belange der Ausländervertretung von einigen Parteien und der Verwaltung nicht mit dem nötigen Ernst behandelt: "Es kommt vor, daß Anfragen teilweise ein halbes Jahr auf Halde liegen. Außerdem ist es ein Witz, daß der KAV nur eine halbe Verwaltungsstelle zur Verfügung steht. Das hemmt die Arbeit", beklagte sich Eugenio Munor del Rio.
Die Kulturdezernentin Linda Reisch erklärte dazu, es würden Gespräche dazu geführt. Ihr sei es eigentlich zu kleinlich, über eine halbe oder ganze Stelle für die Verwaltung zu streiten: "Das lenkt von den wesentlichen Fragen ab - mir geht es darum, daß hier geborene Menschen dieselben Rechte erhalten wie du und ich." Auch die SPD müßte hierzu erst einmal sich eine Meinung bilden. Bisher sei dies noch nicht ausreichend diskutiert und sträflich in den Hintergrund verdrängt worden.
Bei der aktuellen Veranstaltung ginge es vor allem für die Sozialdemokraten darum, Solidarität mit Ausländern zu zeigen und die Nähe der beiden Organisation zu bestätigen. "Musik ist der einfachste Weg, weil dabei keine Sprachbarrieren vorhanden sind."
In diesem Sinne spielten auf dem Fest sieben verschiedene Gruppen: "Savana Talk" bot eine Mischung aus Reggae, Pop und Ethno-Musik. Die türkisch-kurdische Formation "Beriwan & Grup Ezgi" trat ebenso auf wie die spanische Flamenco- Truppe "Promesa-Andalusa" und der griechische "Hellas Express". Deutsche und hier geborene ausländische Jugendliche tanzten in der Gruppe "Saz-Rock". Den Schluß des Programms gestalteten "Ratatouille" aus Frankreich und die "Oriental Show Erkan Serce".
Beim Essen hatten die Veranstalter dieses Mal auf Spezialitäten verzichtet: "Würstchen, Brötchen und Senf. Wir sind integriert, aber nicht angepaßt", lachte Munor del Rio. *laf
Landesliga
Zu unserem Artikel "Unendliche Geschichte mit Happy-End" über die Wiedereröffnung des Jugendhauses am Frankfurter Berg in der Stadtteil-Rundschau Nord vom Donnerstag, 4. Februar 1993, schrieb uns Alexander Zabler, Rektor der Albert-Schweitzer-Schule, folgende Zeilen:
Ihre Veröffentlichung bedarf leider der Korrektur, weil sie wesentliche Sachverhalte falsch beziehungsweise mißverständlich darstellt:
1). Der Frankfurter Berg weist eine mangelhafte Infrastruktur auf, die jahrelang durch Schul-, Jugendhaus- und andere Initiativen mit besonderen sozialpädagogischen Anstrengungen auszugleichen versucht wurde. Deswegen das Café-Provisorium in der Schule, im Einvernehmen mit dem Vereinsring, dem Stadtschulamt und der Saalbau GmbH.
2). Dieses Café soll nicht in den Besitz der Schule übergehen, sondern weiter für den ganzen Stadtteil nutzbar sein, beispielsweise vormittags als Schülercafé, nachmittags und abends für andere Stadtteilgruppen. Regelungen sollen gemeinsam mit dem Vereinsring, dem sozialen Arbeitskreis und der Saalbau Gesellschaft gefunden werden.
Spende für Bibliothek Rudolstadt Mehrere tausend Mark haben Bürger aus Limburg für die historische Bibliothek im ostthüringischen Rudolstadt gespendet. Das Geld soll für die dringend notwendige Restaurierung von Büchern verwendet werden. Die um 1532 in der früheren Residenzstadt der Grafen und Fürsten zu Schwarzburg-Rudolstadt begründete Bibliothek umfaßt etwa 70 000 Bände. Zu den zum Teil sehr wertvollen Sammlungen gehören unter anderem Druckerzeugnisse aus der Frühzeit des Buchdrucks (vor 1500).
Wo ist Kronberg?
"Von Kronberg zwei nach Kronberg eins fährt man am schnellsten jetzt über Mainz."
"Kraputzi" Steffen Schmidt machte sich beim Karnevalsverein 1902 Oberhöchstadt seinen Reim auf die Kronberger Verkehrsumlenkungen.
Martina Hölzle-Endres steuerte die Antwort eines ortsunkundigen Gastes bei, wie er die Stadt finde:
"Im Moment noch gar nicht. Ich suche seit drei Stunden die Einfahrt."
Positive Seiten gewannen dagegen Claudia und Dieter Nagel beim Kronberger Kappen-Klub dem Verkehrsversuch ab:
"Ei, wie findst' denn Du unsere Verkehrsumleitung?" - "Sehr schön, da kriegen die Fremden wenigstens mal Kronberg zu sehen!"
In Prosa erzählte auch Landrat Jürgen Banzer sein Erlebnis mit dem Kronberger Verkehr:
"Bald müssen wir uns mit Bier die Zähne putzen." Prognose von Protokoller Bernd Müller beim Wehrheimer Carneval-Verein "Limes-Krätscher" zum Wassernotstand im Hintertaunus."Freischütz" mit eigenem Orchester Vom Vergnügungs- zum "Theaterverein": Die Philharmonie wird 75 Jahre jung
FECHENHEIM. Der "Vergnügungsverein 1918" wird 75 Jahre alt - und kaum ein Fechenheimer wird wissen, daß sich hinter dem längst vergessenen Namen ein sehr lebendiger und im Stadtteil bekannter Verein verbirgt: Die Philharmonie Fechenheim feiert 1993 ihr Jubiläum.
Im breiten Spektrum der Stadtteil-Vereine hat die Philharmonie in den vergangenen 75 Jahren immer wieder musische Akzente gesetzt. Ihre Aufführungen sind in den Terminkalendern eines großen Stammpublikums mittlerweile feste Termine - dabei ist es gleichgültig, ob die Theater- oder die Musikabteilung einlädt. Mit ihrem großen Repertoire sprechen die beiden Gruppen immer viele Besucher an. So werden die Märchen von den Kleinen genauso gut besucht wie die Klassiker von den älteren Semestern; sogar Aufführungen in englischer Sprache kann die Theatergruppe, deren Besetzung ständig wechselt, bieten: Denn seit 1971 trifft sich die Philharmonie alle zwei Jahre mit einer befreundeten Theatergruppe in Birmingham, der Partnerstadt Frankfurts.
Musikalische Vielfalt garantieren das Orchester, die Big-Band und das Caféhaus-Ensemble. Letzteres belebt einen beinahe vergessenen Stil und feiert Erfolge bei Auftritten im Hessischen Rundfunk oder im Fechenheimer Rathaus. Ganz dem Glenn-Miller-Sound verschrieben haben sich dagegen die 18 Mitglieder der Big-Band. Die meisten der insgesamt 60 aktiven Musiker spielen jedoch im Unterhaltungsorchester Melodien aus Oper und Operette. Tradition haben bereits die "Mainkur-Konzerte" mit dem Neckermann-Betriebsorchester im Fechenheimer Heinrich-Kraft-Park und die Auftritte zu Weihnachten und Neujahr. Entstanden ist die Philharmonie Fechenheim aus einer Gruppe von sieben jungen Männern, die sich im Jahre 1916 in Fechenheim zusammenfanden, um gemeinsam zu musizieren. Zwei Jahre später entschlossen sie sich, das Erarbeitete öffentlich aufzuführen. So gründeten sie am 8. Juni 1918 - das Ende des Ersten Weltkrieges war seinerzeit noch nicht abzusehen - die "Vergnügungsvereinigung 1918". Nachdem sie ein Jahr später noch etwas mehr Bühnenluft geschnuppert hatten, suchten sie einen neuen Namen: Die Vereinigung wurde umbenannt in "Theaterverein Philharmonie".
Obwohl ein Amateurtheater, gelang es in den zwanziger Jahren sogar, mit eigenem Orchester, eigenen Sängern und Darstellern Goethes "Clavigo" oder Carl Maria von Webers Oper "Freischütz" auf die Bühne zu bringen. Und das in Fechenheim, das damals noch nicht zu Frankfurt gehörte, sondern ein selbständiges Dorf am Beginn der Industrialisierung war.
Im Jahre 1942 mußte der Spielbetrieb eingestellt werden. Der Zweite Weltkrieg versprengte die mittlerweile beachtlich angewachsene Gruppe. Doch schon 1947 konnte das neu entstandene Orchester unter der Leitung von Peter Pfendt, der bereits 1918 zu den Gründungsvätern gehörte, mit einem öffentlichen Konzert aufwarten.
In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es viele verschiedene Musik- und Theatergruppen in der Philharmonie Fechenheim, darunter zeitweise auch ein Kammerorchester unter der Leitung von Ulrich Haase, und ein eigenes Jugendorchester. Derzeit studiert die Theatergruppe unter der Regie von Gisela Keppler Schillers "Kabale und Liebe" ein. Das Stück soll bei einer Jubiläumsaufführung am 9. Oktober in der Turnhalle des TSG Fechenheim gezeigt werden. Die akademische Feier zum 75jährigen Bestehen findet am Samstag, 27. März, im Fechenheimer Rathaus statt. gun
62 Schülerinnen und Schüler aus den USA suchen ab dem 21. August Gastfamilien in Frankfurt. Sie sind Stipendiaten des "Parlamentarischen Patenschafts- Programmes" zwischen dem Deutschen Bundestag und dem US-amerikanischen Kongreß. Bis zum Juni 1994 sollen sie als "normale" Mitglieder einer Familie Kultur und Alltagsleben in Deutschland kennenlernen.
In dem Austauschprogramm, das in Frankfurt unter der Patenschaft des Bundestagsabgeordneten Karsten Voigt (SPD) steht, sind alle Kosten für Anreise, Versicherung und ärztliche Betreuung abgedeckt. Für ihren persönlichen Bedarf verfügen die Stipendiaten über ein Taschengeld.
Für die Gastfamilien entstehen nach Auskunft Voigts keine Kosten, "außer denen, die mit der Aufnahme eines zusätzlichen Familienmitgliedes im Haushalt automatisch verbunden sind".
Informationen unter der Bonner Telefonnummer 02 28-9 57 22 14. mat
OSTEND. Der Name "Café Katakombe" ist ziemlich irreführend; weckt er doch Assoziationen wie dunkles Gewölbe, feuchter Keller, Modergeruch und ähnliches. Doch außer, daß man einen unbeleuchteten Hinterhof durchqueren muß, um zum Eingang zu gelangen, hat das Café in der Wingertstraße 15-19 mit diesen Vorstellungen nichts gemein.
Die wenigen Holztreppen hinab betritt man einen angenehm beleuchteten Raum, Holzverkleidungen vermitteln sofort einen gemütlichen Eindruck. Was aber die typische Atmosphäre dieses Treffpunktes ausmacht: Jeden Gast, der eintritt, erwartet ein freundliches Hallo, und spätestens, wenn man zum zweiten Mal hier auftaucht, wird man von den Stammgästen mit Namen begrüßt und eingeladen, sich an einen Tisch dazuzusetzen. Hier bleibt niemand lange "neu". Kein Wunder, daß sich das Café trotz etwas versteckter Lage und ungewöhnlicher Öffnungszeiten zu einem beliebten Treffpunkt im Ostend gemausert hat. In diesen Tagen feierte die "Katakombe" einjähriges Bestehen.
Betrieben wird das Lokal von vier jungen Leuten aus dem Christlichen Verein junger Menschen (CVJM): Klaus-Peter Böttcher, Walter Ittner, Reinhard Methner und Stephan Schmitt sorgen dafür, daß der Laden läuft. Die Idee für das Unternehmen wurde vor knapp zwei Jahren geboren: Die jungen Erwachsenen, die bis dahin nur einmal pro Woche im Freitagskreis zusammenkamen, suchten nach einem Raum, "wo wir uns in lockerem und zwanglosem Rahmen treffen konnten", erinnert sich Stephan Schmitt. Daraufhin stellte ihnen die Gemeinde den Keller im Hinterhof der Wingertstraße zur Verfügung, der bis dahin als Abstellraum gedient hatte.
Ein dreiviertel Jahr brauchte das Team, dann war die "Gerümpelkammer" nicht wiederzuerkennen: In Eigenarbeit wurden die Räume komplett renoviert, die Heizung installiert, Stromkabel eingezogen, Teppich verlegt, Holzverkleidungen angebracht, Küche, Bar und Spielzimmer eingerichtet - und im Februar 1992 wurde im "Café Katakombe" das erste dampfende Bohnengetränk serviert.
Trotz der relativen Nähe zur Berger Straße - zehn Minuten zu Fuß - ist der Bedarf an einem solchen Treffpunkt im Ostend offensichtlich groß. War das Café zunächst nur für den "Eigenbedarf" der CVJM-Mitglieder konzipiert, so tauchten sehr bald auch neue Gesichter in der Wingertstraße auf. "Etwa 30 Prozent unserer Gäste kommen nicht aus der Gemeinde", schätzt Stephan Schmitt. Dabei kann man die "Katakombe" nicht völlig spontan besuchen - das Café hat nämlich nur jeden ersten, dritten und fünften Samstag im Monat geöffnet, jeweils von 19 bis 22.30 Uhr. Dennoch halten sich durchschnittlich 25 Leute diesen Termin frei, um in "ihren" Treff zu kommen.
Das mag unter anderem an den Tiefst- Preisen liegen, zu denen die Teamer Essen und Getränke anbieten: Die Cola gibt&rquote;s für eine Mark, der Kaffee kostet sogar nur die Hälfte. Übrigens werden in der Regel keine alkoholischen Getränke angeboten; Ausnahmen sind Feste. Einmal im Monat bietet das Team ein besonderes Programm an: die Tischtennis- und Tischfußballturniere, ein Hessischer Abend und das große Sommerfest gehörten zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres.
Auch im zweiten Jahr seines Bestehens hat das Team vom "Katakombe" wieder ein paar Überraschungen parat: So werden unter anderem zwei Kabarett- Gruppen - "Bratwurst" und "Duo Camillo" - dort gastieren, der Zauberkünstler Stefan Lauer wird eine magische Vorstellung geben, außerdem ist ein Gitarrenkonzert geplant. rea
80 Jahre russische Fotografie in nur 70 Aufnahmen darstellen zu wollen, ist tollkühn. Darum überzeugt die Ausstellung "Zar und Zimmermann - Russische Fotografie 1865-1945" im Frankfurter Fotografie Forum auch mehr durch die oft exzellente Qualität der einzelnen Bilder als durch ihre Konzeption oder die Komposition im Ganzen. Ausgestellt sind wunderbare Vintage-Prints (zeitgenössische Abzüge, oft auf Albuminpapier) aus drei Privatsammlungen.
Trotz dieser Beschränkung werden einige wesentliche Tendenzen der russischen Fotografie der Zarenzeit sichtbar. Das Porträt hochgestellter oder einfacher Leute, grundsätzlich im Studio aufgenommen, im Stil häufig der Malerei angenähert, das ethnografische Porträt, das natürlich ebenfalls im Studio entstand, daneben aber auch schon die Aufnahme unter freiem Himmel, in der Natur oder auf der Straße. Interessant, wenn sich Entwicklungen beobachten lassen. Für das Album "Nishni Novgorod" hat beispielsweise Andrej Karelin seine bäuerlichen Modelle noch ins Studio gesetzt und deren Natürlichkeit ohne Rest in eine Kunst-Wirklichkeit überführt, während sein Schüler Maksim Dimitriev großzügig angelegte Freiluftaufnahmen aus Kremlin beisteuerte.
Besonders apart sind einige handkolorierte Aufnahmen von Michail Bukar aus dem ethnographischen Zyklus "Menschen in der Region Orenburg" (1872), vor allem der Himmel mit seiner Vielfalt zarter Blautöne fasziniert auch den heutigen Betrachter, der sonst schon gewisse Barrieren überwinden muß, um diese Bilder aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht nur historisch (oder als Kuriosa) zu sehen. Am leichtesten fällt das vielleicht bei Aufnahmen aus dem Alltag, bei Porträts etwa der Dichter Tolstoj und Gorki oder bei Bildern aus dem Leben der Zarenfamilie. Zar Nikolaj II. ließ sich beispielsweise von seiner Frau fotografieren, auf einem Sofa sitzend und lesend.
Die Zeit nach 1917 ist nur mit einigen wenigen Beispielen vertreten, zum Beispiel von Aleksandr Rodshenko. Hier wird das Fragmentarische der Ausstellung besonders deutlich. Immerhin: Auf die beiden Lenin-Fotomontagen von El Lissitzki, einmal hält Lenin seine schützende Hand über das Volk, einmal über die Elektrizität, möchte man nicht verzichten, für uns sind sie pathetisch, aber gerade in ihrem Pathos auch witzig.
Im zweiten Raum des Fotografie Forums hängen gut zwanzig Bilder von Ida Nappelbaum, die mehr als eine Ergänzung der Ausstellung "Zar und Zimmermann" sind. Ida Nappelbaum, im November letzten Jahres im Alter von 92 Jahren gestorben, war die Tochter des bekannten Fotografen Moissei Nappelbaum, den sie in den zwanziger Jahren manchmal in seinem Studio in Petrograd, wie St. Petersburg von 1917 bis 1924 hieß, beziehungsweise in Leningrad (ab 1924) vertrat. Ihr eigentlicher Beruf (ihre Berufung) war die Dichtung. Trotzdem hat sie Porträts von großem Reiz geschaffen. Sie fotografierte die Bohème ihrer Stadt, Schriftsteller, Schauspieler und immer wieder Tänzerinnen und Tänzer. Ihre artifiziellen Bilder, virtuos im Spiel von Licht und Schatten, betonen eher das Überindividuelle ihrer Modelle als deren unverwechselbaren Ausdruck. Sieht man im anderen Raum einige zur selben Zeit entstandene Aufnahmen von Aleksandr Rodshenko aus dem Geist des Konstruktivismus - der Kontrast könnte größer nicht sein. (Die beiden Ausstellungen sind bis 28. März täglich außer Montag im Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, zu sehen). WILHELM ROTH
Im Gespräch: Politiker aus Kolumbien Zeit der Hoffnung ist vorbei
Vor zweieinhalb Jahren gelang bei den Präsidentschaftswahlen in Kolumbien erstmals einer neuen Partei der Vorstoß in die Reihen der seit Jahrzehnten unangefochten regierenden Liberalen und Konservativen: Knapp 14 Prozent der Wählerstimmen erreichte die Demokratische Allianz M 19, die politische Nachfolgeorganisation der Guerillabewegung 19. April, die den bewaffneten Kampf aufgegeben hatte. Mit Antonio Navarro- Wolff wurde zum erstenmal ein führender Ex-Guerrillero Minister. Inzwischen sind die großen Hoffnungen auf Reformen und Modernisierung des Staatswesens, die sich an die Regierung von Staatspräsident Cesar Gaviria knüpften, verflogen, erzählt Navarro- Wolff in Heidelberg im Gespräch mit FR-Mitarbeiterin Johanna Eberhardt. Nach der Ausrufung des Notstands im November trat der letzte Minister der M 19 zurück. Der Blick der Partei richtet sich seither auf die Präsidentschaftswahlen
Die letzten beiden Jahre seien Jahre der Hoffnung gewesen, gekennzeichnet vom Versuch, das traditionelle Zwei-Parteien-System aufzubrechen. Unter gemeinsamen Anstrengungen aller habe man eine neue Verfassung geschaffen, sagt der Politiker, der wegen seiner Wahl in die Verfassunggebende Versammlung das Amt des Gesundheitsministers schon nach zehn Wochen aufgegeben hatte. Nun allerdings sei die Gewalt erneut aufgeblüht, die Reformbewegungen seien eingefroren. "Ein Teil der Verfassungsrechte wird nicht akzeptiert - weder von der Gesellschaft, noch von den Streitkräfen."
Als Beispiele nennt Navarro Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Wahlbetrug, Drogenhandel, Geldwäsche. Bei der Korruption, fügt er hinzu, gingen deutsche Investoren mit schlechtem Beispiel voran: An erster Stelle derer, die Beamte mit großen Summen zu bestechen suchten, stünden Firmen aus der Bundesrepublik - als Gesundheitsminister habe er sich davon überzeugen können.
Im Hinblick auf die Stärkung der Demokratie und des Friedensprozesses könne man nur auf die Präsidentschaftswahlen hoffen, sagt der Ex- Guerillero. Wenig zu erwarten sei vom Parlament, dessen Wahlen vor allem auf gegenseitigen Gefälligkeiten beruhten und bei denen Wahlscheine nicht selten für zehn Dollar verkauft würden. Bei den Präsidentschaftswahlen seien die Menschen in ihrer Entscheidung freier, und der Friedenswille sei groß.
Daß es gleichwohl noch immer Guerillakämpfer gibt, die mit ihren Anschlägen zum Beispiel auf Ölleitungen große Schäden anrichten, gehöre ebenfalls zu den "schwierigen und heiklen Sachen" im Lande. Der Guerillakampf, meint Navarro-Wolff, habe sich überlebt, auch die Bevölkerung wolle ihn nicht mehr. Doch könnte man die tradtionell Kämpfenden nur mit einem Paket von Maßnahmen veranlassen, die Waffen abzugeben. Dazu gehöre auch eine Landreform.
Hauptproblem der Verständigung sei es, daß die noch aktiven Guerrillos zu niemandem Vertrauen hätten - auch nicht zu einem Mann wie ihm. Um mit ihnen zu verhandeln, brauche Kolumbien internationale Unterstützung, eine international angesehene Organisation oder Persönlichkeit, die eine Vermittlerrolle übernehmen könne. Neben der fehlenden Umsetzung der Verfassung sei die Nichteinhaltung einer diesbezüglichen Vereinbarung einer der Hauptgründe für das Ausscheiden der Demokratischen Allianz aus der Regierung gewesen.
Die Entscheidung gegen den Notstand, betont Navarro Wolff, habe seine Partei kurzfristig mit Sicherheit Sympathien bei der Bevölkerung gekostet. Doch sei er überzeugt, daß mit dem Notstand Krieg und Gewalt nicht beendet werden könnten.
Nötig ist nach Meinung des Präsidentschaftskandidaten vor allem, daß das geschriebene Recht jetzt auch in tatsächliches Recht umgesetzt werde, beispielsweise in Sachen Korruption oder Drogenhandel. "Ausmerzen" allerdings lasse sich der Drogenhandel nicht; solange ein steigender Konsum Riesen-Gewinne verspreche, könne man ihn nur besser kontrollieren. Dazu müsse die "Erste Welt" mit Export- Kontrollen der für die Produktion nötigen Chemikalien beitragen. Auch eine Legalisierung der Drogen hier wäre eine Entlastung für sein Land.
NORDEND. Der Ortsbeirat 3 hat seinen Ruf weg - der "Verkehrsberuhigungs-Beirat". Manch einer behauptet, daß sich die Schwerpunkte der Ortsbeirats-Arbeit an drei Fingern abzählen lassen: Verkehr, Verkehr und nochmals Verkehr. So drängte sich beim Versuch, mit den Vertretern von SPD, Grünen und CDU im Ortsbeirat 3 kurz vor der Kommunalwahl eine Bilanz der vergangenen vier Jahre zu ziehen, nach einer knappen Stunde die Frage auf, ob es denn außer der Verkehrsberuhigung im Nordend keine anderen Themen gebe.
"Die Kindergärten" fielen Ortsvorsteher Werner Schäfer (SPD) ein: Seit Juli 89 seien im Nordend und in Bornheim 400 neue Betreuungsplätze geschaffen worden. Außerdem sei der Ortsbeirat daran, die Spielplätze im Viertel umzugestalten. "Apropos", warf der SPD-Fraktionsvorsitzende Armin Eikenberg ein, "zu den Spielplätzen gibt es selbstverständlich auch unser Spielstraßen-Konzept . . . " - und schon war man wieder beim Thema. Es ist nicht zu leugnen: Die Verkehrspolitik stand und steht im Mittelpunkt des Nordend-Ortsbeirates.
"Ein bißchen einseitig" sei es schon in den letzten vier Jahren gewesen, meinte Arndt Peter Koeppen (CDU), "andere Themen sind möglicherweise zu kurz gekommen". Dennoch waren sich die Fraktionen darüber einig, daß es richtig war, diesen Schwerpunkt zu setzen: "Die unerträglichen Blechlawinen und die Parkplatznot sind nun mal das Thema im Nordend", erklärten die Politiker von SPD, Grünen und CDU übereinstimmend.
So wurden acht von 13 Tempo-30-Zonen ausgewiesen, die ersten Parkplakettengebiete eingerichtet. Innerhalb der acht verkehrsberuhigten Gebiete gab es nach Meinung von SPD und Grünen nur an zwei Stellen heftigen Protest: in der Nordendstraße und im Oeder Weg samt den umliegenden Wohngebieten. Beide Entscheidungen wurden inzwischen - im Oeder Weg allerdings unter dem Protest der rot-grünen Mehrheit im Ortsbeirat - korrigiert.
Zur Verkehrspolitik gehört auch die Einrichtung der Bus- und Straßenbahnlinien 30 und 12, die sich das Stadtteilparlament als Erfolg anrechnet. Die Forderung nach einem verbilligten Semesterticket für Studenten geht gleichfalls auf die Initiative des "Dreier" zurück. Für das Selbstverständnis des Ortsbeirates sei es wichtig gewesen, in die Planung zur Verkehrsberuhigung viel Energie zu stecken, sagte Uwe Paulsen von den Grünen. Durch die erweiterten Rechte, die den Ortsbeiräten zugestanden wurden, hätten die Stadtteilpolitiker ihre Kompetenz unter Beweis stellen können. Eine Herausforderung, die nach Meinung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Fella allerdings einen Pferdefuß hat: "Das hat das Kraftpotential des Ortsbeirates bis aufs äußerste gespannt", sagte er. Für weitere Arbeit sei nicht viel Platz geblieben.
Themen wie Wohnraum-Zweckentfremdung, strukturelle Veränderungen im Nordend oder das Anliegen der CDU, den kleinen und großen Friedberger Platz neu zu gestalten, seien "nur streiflichtartig" in einer Sitzung angesprochen worden, um sich dann wieder der Verkehrsberuhigung zu widmen.
Das ist auch der Grund, warum der "Dreier" prinzipiell keinen Wert auf noch mehr Entscheidungsrechte für die Stadtteilparlamente legt: "Das wäre der Tod der Ortsbeiräte", so Michael Fella (CDU). Hier könne weniger mehr sein - und im Notfall könne man sich immer noch an die Parteikollegen aus der Stadtverordnetenfraktion wenden. Eine Ausnahme von der generellen Zustimmung machte Uwe Paulsen, Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Daß wir über die Grundnetzstraße nicht entscheiden dürfen, ist ein deutliches Manko", betonte er.
Ein Ausblick in die Zukunft des Ortsbeirates 3: Ein wichtiges Anliegen ist, die Abgeordneten der Kommunalen Ausländervertretung (KAV) stärker in die Ortsbeiratsarbeit einzubeziehen. Überhaupt will man mehr auf Vereine und Institutionen zugehen, "die sich nicht von sich aus melden". Und natürlich wird die Verkehrspolitik in der kommenden Wahlperiode wieder eine Rolle spielen. rea
GALLUS. Nach dem Wahlspruch "Leben ist Frohsinn, Singen und Lachen; Freude, auch anderen Freude zu machen", sorgte der Gesangverein "Maingold" im kleinen Saal des Bürgerhauses Gallus bei seiner traditionellen Fastnachtssitzung für beste vergnügliche Kurzweil. Ein Garant dafür war Sitzungspräsident Wolfgang Rott.
Ohne große Vorreden ging Rott nach der Begrüßung zur "närrischen Tagesordnung" über. Top 1: Protokoll von und mit dem Vereinsringsvorsitzenden Josef Häfner. Ausgewogen und treffsicher glossierte er die Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik (im Detail unter anderem Getränkesteuer, Ausländerproblematik, Kulturwochen im Gallusviertel).
Dann wurde ein Tagesordnungspunkt nach dem anderen abgehakt. Mit einem hübschen Harlekin-Schautanz gefielen die Midis des jungen Gallus-Vereins "Silberfunken". "Opa ist der Beste", klopfte sich Manfred Boll mit einem spaßigen Vortrag auf die Schulter, ehe der Vorsitzende des Kleingärtnervereins St. Gallus, Jürgen Richert, als "Diätkünstler" kam und im Handumdrehen die Lacher ebenfalls auf seiner Seite hatte.
Überhaupt war Lachen Trumpf. Dafür sorgten noch die "Karnevalistenfraa" Ria Otto, Bernhard Katzenbach ("Männer sind Spitze") und die "Maingold-Sex- Bomben" mit einem Lachtränen reizenden Schautanz aus "Anno 1800 Leipzisch". Sie kamen um eine Zugabe nicht herum.
Zum richtigen Text die falsche Musik spielte Wolfgang Rott als "Katastrophensänger" auf der Gitarre, ein gleichfalls gelungener Spaß mit Publikumsbeteiligung ("Aaner geht noch . . ."). Vom "Werrmsche mit em Scherrmsche unnerm Errmsche" sang der Maingold-Chor das Abschlußlied zum Finale der rundum tollen Sitzung. dixi
FRANKFURT A. M. Die Tischtennisspieler der Anna-Schmidt-Schule (Westend und Nieder-Erlenbach) und der Carl- Schurz-Schule (Sachsenhausen) sind weiter auf Meisterschaftskurs. In der Regionalentscheidung des bundesweiten Wettbewerbs "Jugend trainiert für Olympia" setzten sie sich gegen ihre Konkurrenten von der Altkönigschule (Königstein) und der Gesamtschule Stierstadt durch.
Die beiden Frankfurter Mannschaften hatten vor einigen Wochen bei den Stadtmeisterschaften die erste Hürde nach Berlin genommen. Dort wird im Mai das Bundesfinale ausgetragen.
In seiner Begrüßungsansprache dankte der Direktor der Anna-Schmidt-Schule, Herbert Weidlich, den Schülern für ihr Engagement und sagte: "Es wird viel über die Gewalt an Schulen geredet - gerade im sportlichen Wettkampf lernt man aber, miteinander umzugehen. Möge der Bessere gewinnen."
Die besseren waren an diesem Nachmittag die Frankfurter Mannschaften, die ihre Gegner klar mit 5:1 und 5:2 besiegten. Die Eröffnungsdoppel Richard Heininger / Bilgin Karaoglan und Markus Boehe / Patrik Bertman verschafften der Anna-Schmidt-Schule gleich zu Beginn eine komfortable Führung. Amir Arabschaki verkürzte gegen Sebastian Wiedemann, bevor Christian Siegmund den alten Zwei-Punkte-Vorsprung zum 3:1 wieder herstellte. Markus Boehe und Patrik Bertman gewannen im Anschluß ihre zwei Einzel ebenfalls, so daß das Endergebnis von 5:1 bereits nach einer Stunde feststand.
Die Spieler der Carl-Schurz-Schule hatten es nicht ganz so einfach. Martin Fröhlich/Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue/Bruno Pusch besiegten ihre Gegner ohne Satzverlust. Die Stierstädter Daniel Podesky und Andreas Bob gewannen aber ihre Einzel gegen Carsten Post und Ramon Maaz, so daß nach dem vierten Spiel wieder alles offen war. Martin Fröhlich, Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue ließen sich aber nicht verunsichern und holten die notwendigen drei Punkte zum 5:2-Sieg.
Das Zuschauerinteresse in der Sporthalle der Anna-Schmidt-Schule am Gärtnerweg war mit etwa 30 Zuschauern enttäuschend. "Das Interesse unter Jugendlichen an Vereinen und deren Veranstaltungen schwindet schon seit Jahren. Badminton, und seit der Olympiade Basketball, sind die Ausnahmen. Seit das ,Dream-Team&rquote; fast täglich im Fernsehen zu bewundern war, wollen alle Basketball spielen", erzählt Jürgen Diefenhardt, der Tischtennistrainer der Anna-Schmidt- Schule.
Es sei auch enttäuschend gewesen, daß bei der Stadtmeisterschaft nur drei Schulen mitgemacht hätten. Offensichtlich gäbe es nicht genügend engagierte Lehrer, denn "auf jeder Schule gibt es gute Spieler, man muß sich nur die Mühe machen, diese zu finden und zusammenzubringen. Dazu reicht doch oft schon ein Blatt am schwarzen Brett."
Die Bedeutung von Sportvereinen im Leben Jugendlicher hebt der Koordinator der Veranstaltung, Michael Ulmer, hervor. "Gerade heute ist Sport im Verein wichtig. Sich auf ein Ziel konzentrieren, sich die Zeit einteilen und auch sich selbst beherrschen können, ist wichtig. Viele der Kinder sitzen doch den ganzen Tag vor ihrem Game-Boy."
Die Spieler der zwei Frankfurter Schulen haben es jedenfalls geschafft: Sie sind eine Runde weiter. Am Mittwoch, 10. März, beginnt in Schlüchtern die Landesentscheidung der Jahrgänge 1976-78 (Carl-Schurz-Schule), eine Woche später, am 17. März, die der Jahrgänge 1978-80 (Anna-Schmidt-Schule) in Birstein. ova
WESTLICHE STADTTEILE. Harte Töne stimmt der CDU-Fraktionschef im Ortsbeirat 6 an. "Planungsdezernent Wentz sollte den Hut nehmen", meint Bernhard Mertens. Und: "Das Schriftstück ist eine Bankrott-Erklärung der Römer-Regierung." Das Gutachten über die Anbindung der Leuna-Brücke hat der Christdemokrat zur rechten Zeit bekommen - vier Wochen vor der Kommunalwahl. Das Revisionsamt der Stadt Frankfurt hat in dem Papier dargelegt, daß die von der CDU favorisierte Trasse entlang des Höchster Weges wesentlich billiger sei als die von der rot-grünen Koalition gewünschte Straße entlang des östlichen Werktores der Hoechst AG. Die Stadt würde mit der Straße nördlich der Schwanheimer Dünen 26 Millionen Mark sparen. Die städtischen Rechnungskontrolleure präsentieren es den Stadtverordneten scharz auf weiß: Die CDU-Variante kostet 14 Millionen, die rot-grüne 40 Millionen Mark. Nicht miteingerechnet haben die Revisoren, daß eine Kiesgrube mit 70 000 Kubikmeter Erdreich zugeschüttet werden müßte. Christdemokrat Mertens Rechnungen zufolge addieren sich so zu den 40 Millionen noch einmal 20 000 Mark.
Der Revisionsbericht geht davon aus, daß die CDU-Trasse zwischen Leunarücke und Schwanheimer Brücke 2500 Meter kürzer ist als die der SPD / Grünen-Variante. Die Trasse der Union entlang des Höchster Weges sei nur 1,6 Kilometer lang, so der Bericht. Diese Straße habe auch einen weitaus höheren Verkehrswert, weil sie Nied und Höchst am besten vom Durchgangsverkehr entlasten könnte. Die Untersuchung aus dem Amt kommt zu dem Schluß, daß "der Variante 1 - Höchster Weg - der Vorzug zu geben ist".
Norbert Wildhirt, SPD-Fraktionschef im Ortsbeirat 6, läßt der Revisionsbericht kalt. "Na und", meint er "die Mehrkosten sind der Preis, den wir für aktiven Umweltschutz gerne bezahlen, wenn wir die Trasse entlang des Hoechst-Werkzaunes führen. Außerdem sei der Höchster Weg, über den die CDU-Piste führen soll, momentan "landwirtschaftlicher Nutzweg". Würde der zur Autostraße umgebaut werden, bräuchten die Bauern zwangsläufig einen neuen Feldweg, auf dem sie mit ihren Traktoren zu den Feldern gelangten. Also müßte die Stadt auch hier noch viel Geld ausgeben, um neues Terrain aufzukaufen. "Ich bezweifle, daß in der Kalkulation für die Straße entlang des Höchster Weges alle Kosten eingerechnet sind", sagte Wildhirt.
Das glaubt auch sein Genosse Dieter Knapp - Leuna-Brücken-Experte der SPD im Römer. Der Stadtverordnete nimmt Anstoß an sämtlichen Zahlen in dem Revisionsbericht. "Daß die CDU- Strecke am Höchster Weg 1600 Meter lang ist, ist die einzige Zahl, die stimmt", sagte Knapp. Beispielsweise habe 1982 die damals CDU-geführte Rathausspitze ein Gutachten in Auftrag gegeben, wonach schon vor elf Jahren die christdemokratische Lösung 33,8 Millionen Mark gekostet hätte. Der Revisionsbericht gehe für das Jahr 1993 - nach in einem Jahrzehnt wesentlich gestiegenen Baupreisen - lediglich von einer Summe von 14 Millionen aus. "Eine sagenhafte Verbilligung ist da eingetreten", meint der Sozialdemokrat. Das Gutachten des Revisionsamtes sei "völlig unglaubwürdig, ich weiß nicht, wie die zu diesen Preisen kommen," schimpfte Knapp. Daß die Fahrtstrecke bei der Alternative seiner Partei zweieinhalb Kilometer länger sei - wie es die Revisoren annehmen - stimme ebenso nicht. "Die Differenz ist höchstens 1000 Meter".
"Uns ist es egal, wieviel was kostet", sagte Thomas Schlimme von den Grünen im Stadtteilparlament 6. Die Öko-Partei will nur Fahrräder und Straßenbahnen über die Leuna-Brücke rollen sehen. Dabei gehe es den Grünen nicht nur um das Schwanheimer Unterfeld, sondern auch um die Seite nördlich des Mains. Die Bewohner Höchsts und Sossenheims könnten nach Schlimmes Meinung den Autoverkehr, den die Brücke anziehen würde, nicht verkraften.
Auch beim BUND, dessen Mitglieder sich ebenso gänzlich gegen Autoverkehr auf dem Beton-Koloß ausgesprochen haben, ist man gegenüber dem Revisionsbericht skeptisch.
1986 habe der damalige CDU-Planungsdezernent Küppers ein Landschafts-Gutachten "im Schreibtisch verschwinden lassen", das der CDU-Variante der Brükkenanbindung "verheerende Folgen" für die Natur bescheinigt habe, sagt der Vorsitzende des BUND-Kreises Frankfurt, Eberhard Best. Und außerdem: "Mit der Straße entlang des Höchster Weges ist die Ostrandstraße nicht vom Tisch. Die kommt zusätzlich, das sagt jetzt nur noch keiner." gre
FECHENHEIM. Die Spiel- und Lernstube in der Birsteiner Straße 85 in Fechenheim-Nord wird nicht geschlossen. Dies antwortete Michael Heinz vom Frankfurter Caritasverband auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Durch eine Diskussion im Ortsbeirat 11 über die angeblich bevorstehende Schließung seien die betroffenen Eltern und Kinder nur "unnötig verunsichert worden", klagte Heinz über die Debatte. Eine Frankfurter Tageszeitung hatte sogar gemeldet, die Betreuungseinrichtung sei bereits geschlossen worden.
Vermutlich seien die Spekulationen über die Zukunft der Spielstube durch die Schließung des Jugendclubs in der Borsigallee zustande gekommen, vermutet die Caritas. Daß das Angebot für Vorschulkinder in der Birsteiner Straße wegen Personalmangel kurzzeitig eingeschränkt werden mußte, habe die Gerüchteküche zusätzlich angeheizt.
Der Jugendclub in der Borsigallee ist jedoch durch ein Betreuungsangebot in den Räumen der Konrad-Haenisch-Schule (KHS) ersetzt worden. Auch der Personalmangel in der Spielstube ist mittlerweile beseitigt - die verschiedenen Vorschulgruppen haben also ihre alte Größe wieder erreicht. Durch die zwei Neueinstellungen konnten die Öffnungszeiten sogar verlängert werden.
Außerdem wird in der Konrad-Haenisch-Schule seit Beginn dieses Monats ein warmes Mittagessen für Schulkinder angeboten (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Michael Heinz begrüßte diesen Schritt und möchte die KHS weiterhin unterstützen, um sie zu einer Betreuungsschule auszubauen. "Das ist absolut notwendig, um die Defizite im Stadtteil auszugleichen, die es in der Kinder- und Jugendarbeit gibt", meinte der Caritas- Mitarbeiter. Momentan essen täglich 20 Schüler und Kinder aus der KT 75 in der Konrad-Haenisch-Schule. Man könnte jedoch bis zu 40 Kinder versorgen.
Dennoch soll die Kapazität durch ein zusätzliches Essensangebot in der Spielstube Birsteiner Straße ausgeweitet werden. Michael Heinz geht nämlich davon aus, daß in Zukunft immer mehr Eltern das Angebot in der KHS nutzen wollen. "Für den Anfang ist das sogar gut, daß nicht alle Plätze belegt sind, denn für Eltern, Kinder und Betreuer ist es noch neu, und das Projekt kann sich so richtig einspielen."
Der Caritasverband hat für dieses Projekt bereits 7500 Mark als "Anschubleistung" zur Verfügung gestellt. Es sind allerdings noch Gespräche mit interessierten Eltern zu führen. So muß ein Monatsbeitrag festgelegt werden, der für einen Ganztagsplatz bei etwa 110 Mark liegen dürfte. Halbtagsbetreuung soll etwa 55 Mark im Monat kosten. Das Projekt soll laut Heinz spätestens zu Beginn des neuen Schuljahres anlaufen. Während sich die bisherigen Angebote der Spielstube vornehmlich an sozial Schwache richteten, wollen sich die Caritas-Mitarbeiter jetzt umorientieren. Durch die Erweiterung der Kapazität sollen die sozialen Kontakte und die Kommunikation zwischen verschiedenen Schichten gefördert werden. gun
FRANKFURT A. M. Der Bau des Ökologie-Informationszentrums auf dem Gelände der Fasanerie im Stadtwald geht zügig voran. Nachdem im vergangenen August das Richtfest gefeiert werden konnte, sind jetzt die Handwerker dabei, den Innenausbau fertigzustellen. Der Rohbau und die Außenfassade sind nach den Worten des Forstamtsleiters Werner Ebert bereits fertiggestellt. Sowohl finanziell als auch zeitlich läuft das Bauvorhaben bislang planmäßig. Allein bei den Arbeiten am Dach gibt es einen Zeitverzug. Aber: "Wenn es weiter so läuft, können wir wie geplant im September dieses Jahres eröffnen", hofft Werner Ebert.
An den Außenanlagen müssen lediglich noch Rampen für Rollstuhlfahrer und Treppen errichtet werden. Im Innenbereich fehlen noch die Heizungsanlage, Fußböden und die Ausstattung für die Ausstellungs- und Lehrräume. "In den vergangenen zwei Wochen hat der Baubetrieb wegen der Frostperiode etwas gestockt. Das holen wir aber wieder auf", zeigt sich Werner Ebert zuversichtlich.
Vor einem Jahr hatten die Arbeiten mit dem Setzen des Fundamentes begonnen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Inzwischen hat der Bau Formen angenommen. Auf zwei Stockwerken sollen sich die Besucher, vor allem Schulklassen, nach der Fertigstellung des Zentrums in einer Dauerausstellung über die Lebensgemeinschaft Wald informieren können. In einer Wechselausstellung im Obergeschoß sollen bestimmte Bereiche aus der Ökologie herausgegriffen und für die jungen Besuchern anschaulich dargestellt werden. Die erste Wechselausstellung mit dem Titel "Bausteine der Natur" ist bereits für den kommenden Herbst bestellt. "Offiziell haben wir zwar noch keinen Namen für das Gebäude, der Begriff Stadtwaldhaus scheint sich aber schon eingebürgert zu haben", erklärt der Forstamtsleiter.
Einzige Sorge der Bauherren vom Forstamt ist momentan der Zeitverzug bei der eigenwilligen Dachkonstruktion. Das fast bis zum Erdboden reichende Dach soll begrünt werden. Dazu muß ein Holzgerüst montiert werden, das mit mehreren Schichten Erde und einem Netz abgedeckt wird. Nach zehn bis 15 Jahren verrottet dieses Gerüst, und das inzwischen gewachsene Gras stützt dann die Erdschichten von selbst. "Die Dachdecker sind in Verzug, ich hoffe das Dach wird dennoch rechtzeitig fertig", sagte Werner Ebert.
Verantwortlich für den Bau des Informationszentrums zeichnet das Hochbauamt. Die Kosten für das Haus mit einer Nutzfläche von 330 Quadratmetern werden die veranschlagte Summe von 4,8 Millionen Mark nicht überschreiten, wie der Leiter des Hochbauamtes, Roland Burgard, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau bestätigt: "Die Baustelle an der Isenburger Schneise bereitet uns keine großen Probleme."
Wenn die beiden Amtsleiter Recht behalten, dann können im September dieses Jahres bereits die ersten Schulkinder, Vereine, Senioren und Jungjäger vom Ausguck auf dem Dach "wie die Eichelhäher in den Wald schauen", wie es Umweltdezernent Tom Koenigs einmal ausgedrückt hatte. *hen
Zu unserem Bericht "Candyman im Karneval - Schlippcher brachten Stimmung in die Narrhalla" in der Stadtteil-Rundschau Süd vom 4. Februar 1993 schrieb uns Reginald Heinetzki folgende Zeilen:
Hier hat sich entweder der Fehlerteufel eingeschlichen oder Sie bekamen falsche Informationen.
Bei der ausführenden Kapelle der ersten Sitzung am 30. Januar 1993 handelte es sich um die Band "A Banda" und nicht wie ausgedruckt um die Schwarzbach- Combo.
Ich selbst spielte bei der Veranstaltung als Kapellengründer mit und muß es demnach wissen.
Jurij Tschoranow wischt seiner Mutter den Haferbrei aus den Mundwinkeln. Die 88jährige Darja Stepanowna, Invalidin 1. Grades, seit vier Jahren ans Bett gefesselt, schluckt mit gleichgültiger Miene das lauwarme Frühstück. Eigentlich hatte ihr Sohn, 66, Invalide 2. Grades, Quark kaufen wollen. Der aber war zu teuer. "Jurij sag&rquote;", fragt die Alte, "was holst du mittags?" Nichts holt er. Seit das Moskauer Sozialamt Anfang des Jahres die Ausgabe von Mahlzeiten an Bedürftige erheblich eingeschränkt hat, erhält auch Jurij Tschoranow keine Talons mehr für einen kostenlosen Kantinenbesuch im nahegelegenen "Palast der Jugend".
Seit Mitte letzten Jahres gibt es auch die speziell für Invaliden eingerichteten Geschäfte nicht mehr, in denen ohne Warteschlangen verbilligte Lebensmittel zu haben waren. Dennoch hält der Speiseplan bei den Tschoranows heute eine Abwechslung von den üblich gewordenen Brot-Brei-Tee-Mahlzeiten bereit: "Wir haben noch eine Büchse Tomatensuppe im Karton, die nehmen wir."
Das Paket kam Anfang März letzten Jahres, war in Deutschland von der Hilfsorganisation Care gepackt und in Moskau vom Invalidenbund verteilt worden. Von Dietmar Ostermann (Moskau) Es war das erste Westpaket im Leben der Tschoranows. Damals hatte der Vorratsstapel der Familie, "russische Fischbüchsen und Wurstkonserven aus besseren Tagen", noch Kühlschrankhöhe. Der Care- Karton kam obendrauf. Inzwischen ist das Speichergut auf die Hälfte zusammengeschrumpft, wenn man die kürzlich vom Invalidenbund gebrachten Kartoffeln und Äpfel mit einrechnet. Durch das Hilfspaket aus Deutschland kullert die verbliebene Tomatensuppe. "Wir leben von den Vorräten", sagt Jurij, "man kann sich den Kopf zerschlagen, wie es weitergeht."
Das bei Jurij Tschoranow gelandete Care-Paket war im vergangenen Winter genau dort angekommen, wo es hin sollte: bei Menschen unterhalb der Armutsgrenze, die in Rußland inzwischen je nach Berechnungsmethode entweder ein Drittel oder sogar die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen. Hunderttausendfach waren vor rund einem Jahr Hilfspakete in das sich auflösende Sowjetreich geschickt worden. Die Absender saßen vor allem in Deutschland. Gegen den russischen Hunger fuhren engagierte Helfer oft tagelang mit privat zusammengestellten Konvois Richtung Osten und übernahmen die Verteilung vor Ort. Größere Organisationen verbrachten Spenden in vollgestellten Eisenbahnwaggons. Kaum ein Bonner Minister konnte sich einen sündhaft teuren, aber werbewirksamen Hilfsflug in die Kreml-Metropole mit ein paar Überraschungskisten an Bord verkneifen. In Brüssel hatte die EG rund 500 Millionen Mark für Nahrungsmittel-Sendungen nach Rußland freigegeben und für die Städte Moskau und Sankt Petersburg noch einmal 400 Millionen Mark nachgeschlagen.
Wie schon ein Jahr zuvor lief die deutsche Solidaritätsmaschine zum Jahreswechsel 1991/92 auf Hochtouren. Bereits in der Vereinigungseuphorie des ausgehenden Jahres 1990 hatten stern und ZDF nach ihrem Aufruf "Helft Rußland" unter den weihnachtlich gestimmten Deutschen innerhalb weniger Monate rund 140 Millionen Mark eingesammelt, von denen freilich Mitte 1991 noch immer mehr als zwei Drittel auf den zinsträchtigen Konten der Organisatoren lagerten.
Die Rußlandhilfe hatte ihren ersten Skandal. Es folgten weitere, bei denen dann zunehmend der Schwund und Klau, durch den sich die Hilfssendungen vor allem auf dem russischen Behördenweg ausdünnten, im Mittelpunkt standen. Den letzten Knacks erhielt die deutsche Hilfsbereitschaft, die sich während zweier Jahre zu einer Art winterlicher Volksbewegung entwickelt hatte, durch Berichte über russische Bonzenkinder, die anstelle von Tschernobyl-Opfern ihre Sommerferien auf Kosten der Gastgeber in deutschen Landen verbrachten. Lediglich ein paar unentwegte Gruppen, denen es bei meist konkreten und überschaubaren Projekten auf längerfristige Unterstützung ankam, leisten unverdrossen Hilfe.
Igor Sirnikow, Chef des nicht eben als korruptionsfrei geltenden Moskauer Komitees für soziale Hilfe, hat den Rückgang der Hilfslieferungen in seinen Eingangsbüchern akkurat registriert: Waren im ersten Halbjahr 1992 noch rund 15 400 Tonnen ausländische Lebensmittelspenden bei der Bürgermeisterei der russischen Hauptstadt eingetroffen, so waren es in der zweiten Jahreshälfte ganze 600 Tonnen. "Dabei", meint Sirnikow, "ist die Lage hier doch nicht besser geworden."
Wieder streiten sich die Statistiker, ob das Lebensniveau in Rußland im vergangenen Jahr um ein Fünftel oder doch eher ein Drittel gesunken ist. Zwar sind nach der Preisfreigabe Anfang 1992 zumindest die Grundnahrungsmittel in die bis dahin leeren Geschäfte zurückgekehrt. Doch viele Russen konnten sich die nun teuren Waren nicht mehr leisten. Die Jahres-Inflation betrug 2000 Prozent. Löhne und Renten hinken hoffnungslos hinterher.
Eine Etage tiefer im Organisationsgefüge, im Regionalzentrum der Pensionärshilfe von Moskau-Chamowniki, wartet Ljubow Alexandrowna Schwedowa, 57, seit dem 29. Dezember auf Nachschub. An diesem Tag hatte die Heilsarmee letztmalig 950 Konservendosen im Hilfszentrum abgegeben. Das Zentrum betreut 2100 Rentner im 85 000-Einwohner-Bezirk. Außerdem haben 2500 Menschen in besonders schwerer Lage Anspruch auf ein kostenloses Mittagessen. 50 Rubel stellt die Stadtverwaltung dafür pro Mahlzeit zur Verfügung, das sind etwa 12 Pfennig.
Zentrums-Direktorin Schwedowa hat jetzt die Zahl der mit diesem Geld zubereiteten Essen auf 500 reduziert: "Sonst haben die Leute nur noch Wasser auf dem Teller." Auch in den Einkaufsbeuteln der Helfer, die sich für die Pensionäre in den Lebensmittelläden anstellen, seien oftmals nur noch Brot und Milch. "Die Vorräte sind aufgebraucht", sagt Ljubow Schwedowa, "die Renten frißt die Inflation."
Um das Lager aufzufüllen, geht die Chefin jetzt bei Moskaus neuen Privatfirmen klingeln. Ein Bekleidungsgeschäft hat im Sommer knapp 1000 unverkäufliche Schals und Handschuhe abgetreten. Ein Fuhrunternehmen stellte einen zerbeulten Lieferwagen ab. Bei anderen Adressen, etwa bei einer nahegelegenen Aktiengesellschaft "aus dem Ölgeschäft", wurde Schwedowa rüde abgewiesen: Man habe bereits "in Kinderheime investiert" und damit die möglichen Steuervergünstigungen ausgeschöpft. Von fünf Hilfslieferungen, die das Zentrum in Chamowniki in den letzten sechs Monaten erreicht haben, kamen jedoch immerhin bereits zwei aus der Stadt selbst.
Daß Rußland jetzt seinerseits humanitäre Hilfe in andere Republiken der ehemaligen Sowjetunion verschickt, etwa ins bürgerkriegszerrüttete Tadschikistan oder in die von Georgiern belagerte Stadt Tkwartscheli im umkämpften Abchasien, findet die Pensionärs-Betreuerin Schwedowa "unpassend". Aber von der Regierung hätten Moskaus Arme sowieso keine Unterstützung zu erwarten. "Nur die Unternehmen geben Geld. Manchmal."
Auf ihren Werbetouren spult Schwedowa den immer gleichen Spruch ab: "Alles geht zu den Menschen. Wir haben für jede Büchse eine Unterschrift." Niemand glaubt ihr. Durch die ausbleibenden Hilfslieferungen aus dem Westen, erzählt ein Mitarbeiter der Moskauer Stadtverwaltung, seien ganze Seilschaften geplatzt. "Die sind mit ihren Schiebereien in den letzten beiden Jahren richtig fett geworden", feixt der Mann, der wohl selber nicht abseits stand, "und nun kommen keine Päckchen mehr."
Das weiß auch Jurij Tschoranow. Die Tomatensuppe im Topf, sinniert der asthmatische Rentner über den Wert eines schuhkartongroßen Nahrungsmittelpakets. "Wir haben uns wirklich sehr gefreut", meint Tschoranow, "aber wir werden auch ohne diese Dinge zurechtkommen: In Rußland verhungert man doch nicht."
FRANKFURT-NORDWEST. Zwei Sitze und die Fortführung der rot-grünen Koalition - das ist das Wahlziel der Stadtteilgruppe der Grünen Nordwest für die kommende Wahlperiode des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel). Das schreibt die Partei in einer Pressemitteilung. Die Kandidatenliste führen die beiden derzeitigen Vertreter der Grünen im Stadtteilgremium, Helga Dörhöfer und Frank Mahlmeister, an. Auf den weiteren Plätzen stehen Gerlinde Schütte, Michael Damian und Eugen Seifert.
"Wir brauchen nicht mehr Straßen, sondern weniger Autoverkehr", ist der verkehrspolitische Grundsatz der Grünen. Sie lehnen eine Umfahrung Praunheims ab und setzen sich dafür ein, den Praunheimer Weg und die Straße "In der Römerstadt" zu beruhigen. Weitere Tempo-30-Zonen sollten eingerichtet werden. Die Grünen wollen den Bau eines Hundertwasser-Zentrums neben der gleichnamigen Kindertagesstätte im Stadtteil Riedwiese. Für Jugendliche müßten dort und in Heddernheim neue Treffpunkte entstehen. Schließlich steht im Wahlprogramm, das Naturschutzgebiet Riedwiese müsse vergrößert werden. mb
FECHENHEIM. Garde- und Schautänze, Musik und Gesang waren beste Medizin gegen Trübsal bei der Prunksitzung der "Schwarzen Elf" Fechenheim. Sitzungspräsident Dieter Herbert, ein "alter Hase", stellte die richtigen Rezepte aus.
Elf Paukenschläge, Einmarsch der Garden und des Elferrats animierten die "Zwei Heia's" Helmut Heimer und Gerhard Abt mit Stimmungsliedern zum Schunkeln. Danach ging alles Schlag auf Schlag: Tanz der Minis und Lachen mit Gisbert Kurz, der "Bordsteinschwalbe". Weiter auf der Bühne: Der Fechenheimer Musikzug, das "streitbare Ehepaar" Erna und Willi Brehl, die Damengarde und der "Eunuche" Dieter Leinberger.
Zeitkritisches steuerten die Narrenfrauen der "Schwarzen Elf" hinzu. Nicht fehlen durfte natürlich die Darbietung der "Schulklasse" mit Michael Abt, Andreas Breidenbach und Nicole Herbert. Danach warteten die Minis mit einem schmissigen Rock 'n' Roll-Tanz auf. Als "Hobbykoch" bewies Sänger Gerhard Abt auch Büttentalent, Rainer Schwerdtner kam mit dem Vortrag "Was hatten es früher die Ritter doch so schön . . . "
Viel Beifall erhielten noch die Neun vom Männerballett für ihre Auftritte als Kunstkraftsportler und als Ballettmädchen. Den Schlußpunkt setzten die Damen mit einem Schwarzlicht-Schautanz. Die Kapelle Otto Ziegenhain übernahm das närrische Kommando nach Noten. dixi
Nicht nur in den besetzten Ostgebieten, auch anderswo nahmen Frauen am bewaffneten Widerstand teil, wobei besonders die Jüdinnen in den von Deutschen besetzten Ostgebieten sich durch großen Mut auszeichneten (FR vom 30. Januar 1993 "Heut' reißt mit die Nägel aus").
Es gab jüdische Frauen, die Bataillone kommandierten. Der erste Sabotageakt in Litauen wurde von einer Jüdin, einem Mitglied der jüdischen Untergrundorganisation FPO, ausgeführt. An einem 1942 verübten Sprengstoffattentat auf eine Propagandaausstellung von Goebbels waren drei Männer und vier Frauen beteiligt.
Eine der wagemutigsten Kämpferinnen des Aufstandes in Warschau, die Jüdin Niuta Tejtelbojm, erschoß mehrere Offiziere der Gestapo, bevor sie hingerichtet wurde, ohne unter der Folter ihre Kampfgefährtinnen zu verraten.
Der Schlächter der Aufständischen in Warschau, SS-Gruppenführer Stroop, gab den Befehl, Widerstandskämpferinnen der jüdischen Chaluzzen-Bewegung niemals gefangenzunehmen, sondern sie sofort zu erschießen, weil sie stets in letzter Minute Handgranaten zündeten. Stroop nach dem Krieg über die Jüdinnen: "Sie schossen oft beidhändig und kämpften bis zum Ende."
Den Ruhm, Helden des Widerstandes gewesen zu sein, wollten die Männer nach dem Kriege nicht mit den Frauen teilen. Diese sollten in die ihnen zugewiesene Rolle an Haus und Herd zurückkehren. So wurde der bewaffnete Widerstand von Frauen in den von Deutschen besetzten Gebieten einfach verschwiegen.
Der Autorin Ingrid Strobl gebührt das Verdienst, die totgeschwiegenen Widerstandskämpferinnen mit ihrem Buch "Sag nie, Du gehst den letzten Weg. Frauen im bewaffneten Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung" dem Vergessen entrissen zu haben.
Sandra Holler, Hamburg
Mit welchem Recht maßt sich Herr Grafe an, einen solchen Artikel über Gerhard Schöne zu schreiben (FR vom 1. 2. 1993 "Das alte Lied von der zu früh aufgestandenen Wahrheit")?
Er hat mit seinen Liedern viel mehr bewirkt, als ein Biermann o. a. Ausgewiesene und Geflüchtete je erreichen konnten.
Ich selber komme aus Halle in Sachsen-Anhalt und bin mit den Liedern Gerhard Schönes aufgewachsen. Nicht nur für mich waren seine Lieder etwas Besonderes. Ihn in dieser Art und Weise zu kritisieren, steht Roman Grafe überhaupt nicht an.
Wir haben jetzt zwar freie Meinungsäußerung, doch wäre es wünschenswert, wenn diese Meinung etwas sachlicher kommt.
Es ist sehr einfach, jemanden zu kritisieren, wenn man ihm nicht richtig zuhört. Seine Auftritte waren immer etwas Besonderes, und nur weil seine Kritik versteckt zwischen den Zeilen steht und er einsah, daß es für die Menschen hier wichtiger war, daß ein Kritiker, wenn auch noch so leise, hier bei ihnen geblieben ist.
Schließlich konnte ein Biermann in der BRD zwar noch singen, aber was er nicht mehr konnte, war sein Volk auch wirklich unterstützen. Sollte Gerhard Schöne seine Kritik auch so offen anbringen, daß ihn die verdatterten Greise da oben verstanden hätten, nur um dann wie Biermann ausgewiesen, oder wie Sigmar Faust in den Knast gesteckt zu werden?
Für uns in der ehemaligen DDR war es viel wichtiger, noch ein paar vernünftige Leute unter uns zu haben, an denen wir uns aufrichten konnten. Ohne solche Leute wie Gerhard Schöne, die "mit dem Gesicht zum Volke" standen, hätten wir eine Veränderung nie erreicht.
Jens Wunderlich, Bonn
GALLUS. Statt "Helau!" dröhnte durch das gut besuchte Bürgerhaus Gallus der Schlachtruf "Hulla Rumba!". Es ist der spezielle Gruß und die Huldigung an Jokus durch die "Kameruner", einer der leistungsstärksten Karnevalvereine in der Mainmetropole. "Frankfort hat was wunderbares, Kamerun heißt die Schau des Jahres!", ließe sich das Motto der Kampagne '93 umwandeln. "Ich hab' mer saache lasse, e paar Leut' hätt's bei uns im letzte Jahr gefalle", begann Ministerpräsident Jochen Freibert seine Begrüßung und eröfnete den mehrstündigen "Kameruner" Bühnen- und Büttenspaß.
Zur Einstimmung musizierte der Musikzug "Main-Brass-Offenbach" unter Leitung von Wolfgang Fischer. Josef Häfner fesselte das Publikum mit einem großartigen Protokoll. Beim Stelldichein der "Traumschiff-Kreuzfahrerin" Hannelore Lippert kullerten die ersten "Lachtränen". Vergnüglich ging es auch mit den "Witzbolden" Lutz Murmann und Klaus Müller weiter, die als "Schweizer Kammermusiker" angesagt waren, "awwer alles annere, nur kaa Musik gemacht hawwe".
Dem "aktiven Fastnachter" Klaus Groß gelang der größte "Zwerchfelldurchbruch", Petra Bienmüller als "Kellnerin" trainierte gleichfalls die Lachmuskeln des Publikums. Hübsch die Tänze zur Auflockerung des Programms: Show- und Gardetanz der Kinder und der Großen, außerdem ein Auftritt der "Schlippcher"- Sänger und ein Streitgesang zwischen "Galluslerchen" und den Männern, inszeniert von Helmut Heimer.
Das Frankfurter Prinzenpaar sowie "de Owwerberschermeister" Andreas von Schoeler waren auch gekommen. Gekonnt Regie führten Werner Borst und Albert Koch, für Ton und Licht sorgten Peter Bauernfeind und Thomas Grün. Lob verdiente auch die Choreographin Nicole Stiefvater, die Zeremonienmeisterinnen Inge Scheuern und Lilo Stiefvater sowie die Bühnengestalter Carlo Bienmüller und Thomas Grün.
Ein ausgezeichnetes närrisches Programm präsentierten die "Kameruner" auch beim Kreppelkaffee für ältere Bürger. Der Dank des Geschäftsführers der Alten- und Behindertenhilfe Alfred Viola und der Stadträtin Lilli Pölt war den "Kamerunern" sicher dixi
Namen + Notizen
GÜNTER UWELIUS, einer der besten Sänger und Solisten im Chor der "Sachsenhäuser Bergspatzen", ist tot. Er verstarb für alle seine Freunde unfaßbar nach kurzer Krankheit im 51. Lebensjahr. 18 Jahre lang war seine Solostimme eine der tragenden Säulen im Chor bei allen Auftritten der "Bergspatzen". Nicht selten nahm der "Sonnyboy", wie sie ihn nannten, berufliche Nachteile in Kauf, um dabeizusein, wenn seine brillante Stimme gefragt war. Aber er sang nicht nur, sondern stellte sich sechs Jahre lang auch für das Amt des Zweiten Vorsitzenden zur Verfügung. "Er hinterläßt bei uns eine Lücke, die so schnell nicht zu schließen ist", sagt der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Heinz Constantin. dixi
Zu unserem Bericht "Nach 20 Jahren: Die Quellen sind geschützt" in der Stadtteil- Rundschau Ost vom 4. Februar schrieb uns Helmut Sensburg, Mitglied des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Ortsverband Frankfurt-Ost, folgenden Leserbrief:
Mit einigem Befremden habe ich den Artikel über die Unterschutzstellung der Quellen am Berger Hang gelesen. Natürlich steht es außer Frage, daß dies ein wichtiger Schritt ist. Aber zuviel Euphorie ist dem Natur- und Umweltschutz nicht dienlich.
Ich bin Mitglied im BUND-Ortsverband Frankfurt-Ost und arbeite dort auch in einer Arbeitsgruppe mit, die sich speziell mit den Quellen am Berger Hang beschäftigt. Von daher bin ich mit den Problemen einigermaßen vertraut und kann die Überschrift "Am Berger Hang hat der Naturschutz Vorrang" nur als äußerst zynisch einstufen. Jahrelang sind die Quellen durch Schadstoffeintrag (Pestizide/ Düngemittel) beeinträchtigt worden. Sie dienten als Müllabladeplatz und die Landwirte benutzten sie als Wasserzapfstelle. Ob die Unterschutzstellung der Quellen an diesem desolaten Zustand etwas ändert, wird die Zukunft zeigen.
Zu begrüßen ist es, daß sich das Umweltamt um die Pflege der Quellen kümmern will. Hoffentlich gelingt es der Umweltbehörde auch, alle am Berger Hang und dem Naturschutz Interessierte bei den konkreten Maßnahmen einzubeziehen. Vielleicht bleiben die Vertreter des Ortsbeirates 16 nicht nur bei "Unisono- Erklärungen" stehen, sondern lassen sich am Berger Hang zu konkreten Taten hinreißen. Denn letztlich geht es doch darum, den Berger Rücken mit Hecken, Feldgehölzen und Feldrainen ökologisch wiederzubeleben. Der Quellenschutz ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Mosaikstein, aber nur einer unter vielen.
SOSSENHEIM. Die Adresse ist nicht die beste. Triste Beton-Bauten säumen die Toni-Sender-Straße. Hochhäuser, vordenen kaum Grün gedeiht. Parkplätze, Müllcontainer, Fahrradständer. Kinder, die hier groß werden, erleben die Welt vor allem in Grautönen. Etwas Farbe und Wärme soll jetzt die neue Spiel- und Lernstube der Arbeiterwohlfahrt (AW) in die Robert-Dißmann-Siedlung bringen.
Fünfzehn Kinder können im Parterre der Toni-Sender-Straße 14 betreut werden, erklärte AW-Geschäftsführerin Esther Weitzel-Polzer bei der Vorstellung des neuen Domizils.
Wer in den hellen Räumen toben, spielen und basteln darf, entscheidet die Arbeiterwohlfahrt gemeinsam mit der Höchster Sozialstation. Esther Weitzel- Polzer: "Wir wollen in erster Linie Kinder betreuen, die aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen und verhaltensauffällig sind."
Ein für Kitas geradezu idealer Personalschlüssel garantiert, daß mit den Drei- bis Sechsjährigen auch therapeutisch gearbeitet werden kann. Drei Pädagoginnen und Pädagogen hat die Stadt eingestellt.
Zunächst auf der Basis von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Laufen die Verträge aus, bekommen die Erzieher reguläre Arbeitsverträge. "Die Finanzierung ist sichergestellt", sagte Sozialdezernent Martin Berg (SPD). Zur Zeit stecke die Stadt 180 000 Mark an Personalkosten in das Projekt, rund 30 000 Mark seien für die Umgestaltung der Räume investiert worden.
"Es freut mich, daß wir es trotz schwieriger finanzieller Zeiten geschafft haben, eine Spiel- und Lernstube in dieser Ecke Sossenheims zu eröffnen, die erhebliche Problemstellungen hat", sagt Berg. Nach Angaben von AW-Geschäftsführerin Esther Weitzel-Polzer habe fast die Hälfte der Bewohner der Dißmann-Siedlung keinen deutschen Paß.
Bei Kindern und Jugendlichen sei die 50-Prozent-Grenze bereits überschritten. Besonders hoch sei auch der Anteil kinderreicher Familien, alleinerziehender Frauen, Arbeitsloser und Sozialhilfeempfänger.
"Viele Kinder und Jugendliche haben außerdem keinen Schulabschluß und stehen ohne Ausbildungsplatz da." All dies allein rechtfertige noch keine solche Einrichtung, entscheidend sei die besondere Häufung von Problemen im Osten Sossenheims.
Die Lern- und Spielstube solle dazu beitragen, diese Benachteiligungen auszugleichen, erklärte Esther Weitzel-Polzer. Die Einrichtung könne Kindern eine zusätzliche Chance bieten, "daß ihr Leben nicht in vorgezeichneten Bahnen verläuft", meint Sozialdezernent Martin Berg.
Betreut werden die Kinder in der Toni- Sender-Straße 14 montags von 8 bis 15 Uhr, freitags ist schon um 13 Uhr Schluß. Auf etwa 80 Quadratmetern finden sie genügend Raum, sich in Klein-Gruppen zurückzuziehen oder auch auszutoben. Im Hof gibt es eine kleine Freifläche, die von der Spiel- und Lernstube mitgenutzt werden kann.
In ihre Arbeit wollen die Sozialpädagogen auch die Eltern einbeziehen. Das Team soll Hausbesuche machen und mit Müttern und Vätern über Probleme der Erziehung sprechen. Ziel sei es, "Eltern und Kinder zu stützen", damit die Sprößlinge eines Tages wieder in die "Regeleinrichtungen" integriert werden können, erklärte Weitzel-Polzer.
Erfahrungen mit dieser Arbeit hat die Arbeiterwohlfahrt bereits seit 20 Jahren mit zwei Spiel- und Lernstuben in Preungesheimer und Eschersheimer Brennpunkten. "Die haben wir damals mit dem Vorsatz gegründet, sie recht bald überflüssig zu machen", sagte Esther Weitzel- Polzer. "Doch daraus ist bis heute nichts geworden."
Zur Eröffnung der Spielstube waren gestern neben den Stadtverordneten Günther Weißenseel (CDU), Axel Weidner (SPD) und Jugendamtsleiter Matthias Mann auch Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) gekommen. "Sie haben in langer und zäher Vorarbeit für diese Lern- und Spielstube gekämpft", bedankte sich AW-Geschäftsführerin Weitzel-Polzer bei der Sossenheimer Kommunalpolitikerin.
Ilse Vaupel, seit zehn Jahren Leiterin des Bewohnerforums der Siedlung, sorgte mit dafür, daß die AW in das ehemalige Domizil des Bewohnerforums in der Toni-Sender-Straße einziehen konnte. Günstige Konditionen gewährte Siedlungs- Besitzer von Künsberg. Der Geschäftsmann, der die Häuser 1991 von der Volksfürsorge übernahm, habe ein großes Interesse daran, die Wohn- und Lebensbedingungen in der Siedlung zu verbessern und die sozial bedrückende Lage zu entflechten, lobte die AW-Geschäftsführerin.
Die AW habe mit dem Eigentümer zunächst einen Mietvertrag auf fünf Jahre abgeschlossen.Nachdem sich Pädagogen, Kinder und Eltern bereits seit Tagen miteinander vertraut gemacht haben, kann es jetzt in den renovierten Räumen richtig los gehen. Bei der Eröffnung wuselte zwischen den Erwachsenen als Gast nur die zweijährige Miriam, Tochter der Kinderbeauftragten Christine Schwab, umher und testete schon einmal die Spielsachen. tos
BÜCHER VON HEUTE
GRIESHEIM. Die Grünen im Ortsbezirk 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) haben ihre Kandidatenliste für den Ortsbeirat umgestellt. Spitzenkandidat für die Kommunalwahl und gleichzeitig Fraktionsvorsitzender bleibt Thomas Schlimme, der auch bisher zusammen mit seinem Parteikollegen Thomas Rahner im Ortsbeirat für die Grünen tätig war.
Thomas Rahner hat sich aus beruflichen Gründen vom zweiten auf den vierten Platz der Liste zurückstellen lassen und will seine Arbeit nach der Wahl auf die Stadtteilgruppe beschränken. An seine Stelle tritt die bisherige Kinderbeauftragte des Gremiums, Christine Schwab. Auf dem dritten Rang hofft Wolfgang Weber von der Grünen-Stadtteilgruppe Schwanheim auf einen Sitz im Ortsbeirat.
"Um noch ein drittes Mitglied in den Beirat zu bekommen, müßten wir schon deutlich mehr als acht Prozent erreichen", schätzt Thomas Schlimme. Der Fraktionsvorsitzende hält ein solches Ergebnis jedoch "mit ein bißchen Glück" nicht für ausgeschlossen. hen
16 Quadratmeter Deutschland mitten in Hanau Die Enttäuschungen der Aussiedlerfamilie Irene und Dietmar K.
HANAU. Nachts wird für Irene und Dietmar K. die Wohnzimmercouch zur Schlafstatt. Tisch und Sessel rücken sie beseite, soweit Schrankwand und Fernsehapparat noch Platz dazu lassen. 16 Quadratmeter mißt ihr Zuhause. Küche und Bad nutzen sie gemeinsam mit einer Familie aus Kasachstan. Sie alle sind in die Bundesrepublik ausgesiedelt. Als Außenstelle des hessischen Übergangswohnheims Hasselroth, wie es im Amtsdeutsch heißt, ist das Mehrfamilienhaus in der Gustav-Adolf-Straße auf den ersten Blick nicht zu erkennen. "Drei Eisenbetten, drei Spinde, drei Stühle, das war anfangs die Standardeinrichtung." Dietmar K. erinnert sich an die Zeit zurück, als er mit seiner Frau und Sohn Artur, der seit kurzem eine eigene Wohnung hat, im Oktober 1990 nach Hanau kam. So rasch es ging, habe er das Mobiliar gegen eigenes getauscht. In Wroclaw (Breslau) hatte der Mann von kräftiger Statur eine herausgehobene Stellung. Vom "Laufbuschen" hatte er sich zum verantwortlichen Ingenieur für den polnischen Eisenbahnbau hochgearbeitet. Zuletzt war er als Bauleiter für Wohnungsbaugesellschaften tätig. Seine grauhaarige 56jährige Frau war schon in Polen frühinvalid - nach Hirnschlägen, einem Herzinfarkt und einer schweren Gallenblasenoperation. Warum verließen sie ihre gewohnte Umgebung und ließen sich auf das Abenteuer Deutschland ein?
"Wir wollten unseren ältesten Söhnen folgen", begründet der 58jährige. Die beiden wechselten 1988 in die Bundesrepublik, einer in die Nähe von Stuttgart, der andere wohnt ebenfalls in Hanau. "Die haben sich schon einiges erarbeitet", bescheinigt ihnen der Vater, "aber integriert sind sie noch nicht". Die Wochenenden verbringt die Großfamilie K. meist gemeinsam. Irene K. besucht sonntags die polnische Messe in Hanaus katholischer Heilig-Geist-Pfarrei. Kontakte zu Deutschen haben sie kaum, es sei denn bei Behördengängen. Der 20jährige Artur läßt sich in einem Installateurbetrieb ausbilden, auch unter Kollegen aus Ex-Jugoslawien, Italien und der ehemaligen DDR hat er noch keinen Freund gefunden. Sein Vater schreibt das vor allem Arturs mangelnden Deutschkenntnissen zu.
Dietmar K. erledigt vieles für seinen Sohn. Dazu zählt die Korrespondenz mit der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Hessen (GWH). Mit der hat Sohn Artur seit einigen Wochen gehörig Ärger.
Erfreut darüber, endlich ein eigenes Ein-Zimmer-Appartement zu haben, baute er die Hochhauswohnung unweit von seinen Eltern nach eigenem Gusto um. Die GWH spielt aber nicht mit. Sie akzeptiert einige Bauänderungen wie eine hölzerne Küchentheke statt einer Massivwand nicht.
Für Artur K.&rquote;s mangelnde Deutschkenntnisse, vor allem was den Mietvertrag angeht, hat GWH-Abteilungsleiter Adolf-Rüdiger Schöniger Verständnis, aber nicht dafür, daß dessen Vater wider besseres Wissen den Umbau geduldet habe. Die GWH könne nicht einem Mieter mehr zubilligen als den anderen, wenn es im Haus gerecht zugehen solle. Wenn K. das nicht einsehe, bleibe nur die Kündigung. Und die ist jetzt für den 25. Februar angedroht.
Unglückliche Umstände ließen es zum Konflikt kommen: Die GWH verweigerte sich zunächst, weil eine Bürgschaft fehlte. Dann mußte Artur K. den Mietvertrag kurzfristig unterschreiben, als sein Vater in Kur war. "Wäre ich dagewesen", ist sich der Vater sicher, "hätten die Umbauarbeiten nicht begonnen". Hilfesuchend hat er sich jetzt an den Hanauer Mieterverein und den SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen gewandt.
Dietmar K. hat auch wegen seiner eigenen Wohnung Kummer. Die Aussiedlerverwaltung hatte ihm schon gedroht, das Zimmer am 15. Januar "besenrein zu verlassen". Sein Widerspruch hat aber aufschiebende Wirkung. Von möglicher Hoteleinweisung und Räumungskosten, die auf die K.s zukämen, ist in jenem Einschreiben die Rede gewesen. Nur in Ausnahmefällen könnten Aussiedler mehr als neun Monate in Übergangszimmern wohnen. Die K.s lebten aber schon zweieinviertel Jahre in ihrem Zimmer, wurde ihnen vorgerechnet. Wie konnte es zu so einem geharnischten Brief kommen?
Die K.s hätten eine neue Wohnung der Hanauer Baugesellschaft in Steinheim haben können. Diese Nachricht stimmte sie im Februar 1992 zunächst glücklich, erwies sich beim Besichtigen aber als "völliger Fehlschlag". Nur Küche und Schlafzimmer hätten Tageslicht gehabt, begründet der Bauingenieur, Wohn- und Badezimmer dagegen nicht. "Das wäre nicht schlimm, wenn meine Frau keine Klaustrophobie hätte". Mehrere Atteste bescheinigen, daß es Irene K. in fensterlosen Räumen nicht aushalten kann. "Die sind doch nicht aus den Fingern gesogen", meint Dietmar K. fast flehentlich.
Aber die deutschen Behörden finden dafür kein Verständnis. Es fängt beim zuständigen Landesministerium an, das keine Sonderfälle kennt bei der Verfügung, zumutbare Wohnungen seien nicht abzulehnen. Das Regierungspräsidium in Darmstadt argumentiert, die Steinheimer Wohnung sei auf dem neuesten Stand des Sozialen Wohnungsbaus. Die Hasselrother Aussiedlerverwaltung meint, die K.s hätten doch von der neuen Wohnung aus eine hellere suchen können. Und Norbert Link, in der Hanauer Bauverwaltung für Wohnungsangelegenheiten zuständig, bittet um Verständnis: bei 2000 Wohnungssuchenden könne er nicht von der Regel abweichen, daß es "ohne hinreichende Begründung" kein weiteres Angebot gebe. Link zur FR: K. bleibe der freie Wohnungsmarkt als Alternative. Das ist für K. nur Theorie. "Das Einkommen eines erwerbsunfähigen Frührentners erlaubt es nicht, eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt zu erhalten. Er ist vollständig auf die Sozialhilfe angewiesen", heißt es in seinem Widerspruch zum Räumungbescheid.
Eine Eigentumswohnung für 220 000 Mark beispielsweise hätte er haben können. Der Verkäufer meinte lapidar, die Bank habe schließlich genug Geld.
Dietmar K. ist enttäuscht: "Wir haben uns falsche Vorstellungen von Deutschland gemacht. Das Vaterland will uns nicht. Hier fehlt die menschliche Wärme." Nur als beide im vergangenen November gemeinsam kurten, habe seine Frau ihre Ängste verloren und in der Bundesrepublik bleiben wollen, weil sie sich geborgen gefühlt habe.
Aber Bad Bocklet ist eben nicht Hanau. JOACHIM HAAS-FELDMANN
Gläser, nichts als Gläser - wie in Omas Vorratskeller sieht es in Nicole Guirauds Atelier aus. Seit den siebziger Jahren konserviert die Künstlerin auf diese Art ihre eigene bittere Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart: Erinnerungen, Stimmungsfetzen auf Papier gekritzelt, Gedichte, verfremdete Zeitungsphotos, Bilder aus Frankfurt und immer wieder schreckliche Aufnahmen von verstümmelten Menschen, Opfer des Krieges in Algerien.
"Als ich mit diesen Arbeiten begann, steckte ich in einer tiefen Depression", erinnert sie sich. Eine ihrer besten Freundinnen habe in jener Zeit Selbstmord begangen. Und Frankfurt, die Stadt, die sie sich 1972 gerade wegen ihrer politischen Szene als Wohnsitz ausgesucht habe, sei ihr zunehmend fremd geworden. Sie habe sich gefühlt wie eine ihrer Figuren im Glas, die oben auf dem Regal steht: den Kopf bis zum Hals in Sand, von ihrer Umgebung durch eine unsichtbare, aber undurchdringliche Wand getrennt.
Die Idee, ihre Installationen und Objekte in Gläser zu verpacken, sei ihr deshalb erst in Frankfurt gekommen, noch nicht in Frankreich, wohin sie als Fünfzehnjährige mit ihren Eltern geflohen war. Dort sei sie zwar auch Fremde gewesen, habe aber nicht so abgeschirmt gelebt wie hier.
Nicole Guiraud hat in Montpellier fünf Jahre Kunst studiert. Sie erzählt, daß ihre Familie zu den sogenannten "Pieds Noir", jenen verhaßten Algerien-Franzosen gehörte, die 1962 nach dem Ende des Krieges aus Algerien deportiert wurden. Was blieb für sie, die seit der Zeit nie mehr algerischen Boden betreten hat, und diesen Schritt auch in naher Zukunft nicht tun wird, wie sie sagt, sind traumatische Erinnerungen an Tod und Gewalt - und neben der psychischen eine physische Wunde: Eine Bombe zerfetzte ihr bei einem der zahllosen Attentate in Algier einen Arm.
"Werden 1" heißt die erste große Installation aus Einweggläsern, die sie 1980, innerhalb von neun Monaten abgeschlossen hat. "Werden" ist die Annäherung an die alte Heimat Algerien und an die Person Nicole, die jetzt im deutschen Exil lebt, ein Wort, das sie mit Nachdruck benutzt. "Werden 2" hat sie zehn Jahre später ins Glas gebannt.
Das Kellerregal mit 120 Gläsern wurde gerade im Rahmen der Ausstellung "Grenzenlos" in Halle gezeigt und jetzt in Görlitz, an der deutsch-polnischen Grenze. Wie bereits der erste Glaszyklus ist auch dieser dreigeteilt: Küche, Atelier und Bad. In diesen drei Räumen hat sie wochenweise je ein Glas gefüllt, nach Datum und Füllort etikettiert, mit Cellophan verschlossen und verplombt. Die Ergebnisse sind künstlerisch eindrucksvolle Selbstbespiegelungen, intensiv und eindringlich in ihren Momentaufnahmen.
"Ich sehe die Welt auch mit Humor", sagt die 46jährige lächelnd, um den Eindruck zu verwischen, sie produziere nur Schwerwiegendes. Ihr "musealer Trieb", der sie dazu verleite, alles was sie beschäftige in Vitrinen zu stellen, zeige oft ihre humoristische Ader.
So hat sie einen "Giftschrank" mit deutschen Extras nach der Wiedervereinigung gefüllt. Leider ist er gerade auf Ausstellung und so kann sie die winzigen Details nur anhand eines Photos erklären: Ein eingelegtes "Deutsches Großhirn", ein Fieberthermometer, eine Vitaminspritze, gut verschraubte Flaschengeister aus Nazitagen und Bruder Ost an der Infusionsnadel sind darunter. Die Bundesrepublik sei eine "Ghettogesellschaft" ist einer ihrer Kommentare dazu. Eine Gesellschaft "ohne Neugierde", in der man sich weder für den anderen interessiere noch ihn mit seinen Eigenheiten akzeptiere.
Ihre Eigenheiten vergegenwärtigt sie sich selbst und ihrem Ausstellungspublikum immer wieder; "archiviert", wie sie sagt, kratzt "Lebensgeschichten" zusammen, so in einem weiteren Objekt, "Der Koffer", den sie seit ihrer Flucht aus Algerien bei sich trägt. Er ist gefüllt mit Tüten voll Erinnerungen und "Objets Trouvés", die sie bei Ausstellungen auspackt und navigatorisch bestimmten Plätzen rund um den Koffer zuteilt. Der Koffer war auch Zentrum des Films, den Dieter Reifarth und Bert Schmidt 1990 über Nicole Guiraud drehten. "La valise à la mer" heißt die preisgekrönte Arbeit, die bereits öfter in Frankfurt gezeigt wurde.
Einen Film dreht sie derzeit auch mit der "Initiative der mit Ausländern verheirateten Frauen" (IAF). Thema: Rassismus. "Kunst ist nicht vom Leben und Politik zu trennen", sagt sie lachend. Irgendwann hat sie im Laufe des Gesprächs geäußert, daß in diesem Land zwar viel über Ausländer geredet würde, diese selbst aber kaum zu Wort kämen. ANGELIKA BURKHARD
BERKERSHEIM. "Wir brauchen endlich geeignete Räume für unsere Kinder- und Seniorengruppen" klagte Heidi Mohr, die Pressewartin des Turn- und Sportvereins (TSV) Berkersheim 1910, in der Jahreshauptversammlung dieser Tage. Sie mußte auch diesmal wieder im Helmut-Wollenberg-Haus abgehalten werden, da es noch immer keine eigenen Räume gibt.
Weitere Kritik: "Unsere Gruppen müssen auf völlig ungeeigneten Böden turnen. Wir hoffen, daß wir bis 1995 zur 1200-Jahr-Feier des Stadtteils Berkersheim die Pläne, die wir seit Jahren fertig in der Schublade liegen haben, realisieren können."
Ansonsten gab es vornehmlich Positives zu berichten. Ende 1992 zählte der Verein 550 Mitglieder in 14 Abteilungen. Die Ehrung für 80 Jahre Mitgliedschaft von Wilhelm Barozzi war der Höhepunkt des Abends. Auch Heinrich Heß (65 Jahre Mitglied) sowie Inge Hinkel, Alfred Boß, Gustav Keller und Adolf Steinmetz (alle seit 40 Jahren Mitglieder) wurden gebührend geehrt. Adolf Steinmetz wurde außerdem für seine 21jährige Vorstandsarbeit gedankt.
Die Wahlen zum Vorstand brachten folgendes Ergebnis: Hinter Volker Gilbert wurde Heinz Kaminski Zweiter Vorsitzender, nachdem Herbert Volk diesen Posten aus Zeitmangel zur Verfügung gestellt hatte. Er bleibt dem Vorstand aber als Zweiter Kassierer erhalten.
Als Erster Kassierer war bereits im letzten Jahr Willi Keller für zwei Jahre gewählt worden. Gabi Henning löst nun Marianne Boß als Erste Schriftführerin ab. Diese hatte nach 24 Jahren Vorstandsarbeit (davon lange Zeit als Schriftführerin) den Posten zur Verfügung gestellt. Zweite Schriftführerin bleibt Silke Schäfer.
Bestätigt in ihren Ämtern wurden Gerlinde Mager (Jugendwart), Norbert Boß (Erster Zeugwart), Karl Hauswirth (Zweiter Zeugwart), Heidi Mohr (Pressewartin) und Jürgen Arnold (Wanderwart). ov
Geführte Fotosafaris in Rhön und Eifel
Die Rhön und die Eifel bieten Fotoamateuren nicht nur schönste Motive, sondern auch kenntnisreiche Unterweisung dazu. Unter Voranmeldung hat der Fremdenverkehrsverband Rhön, Wörthstraße 15, 6400 Fulda, Telefon 06 61 / 6 00 63 05 ode 318 einen fachlichen geleiteten Fotokurs für Rucksackwanderer vom 5. bis 9. Mai anberaumt.
Auf Fotosafari geht es außerdem vom 18. bis 20. Juni und 8. bis 10. Oktober im und um das Wildgehege Hellenthal südlich von Düren. Dort weist der Chef persönlich, Horst Niesters, gleichzeitig bekannter Tierfotograf, die Teilnehmer zum Beispiel im Ablichten fliegender Adler ein.
Anmeldung Eifel-Touristik, Postfach 13 46, 5358 Bad Münstereifel, Telefon 0 22 53 / 60 75.
Weitere Fotokurse werden auch in der Vulkaneifel arrangiert. Anmeldung Verkehrsverein "Oberes Kylltal", Kurallee, 5536 Stadtkyll, Vulkaneifel, Telefon 0 65 97 / 28 78. er
Acht Monate, nachdem Indien das Montreal-Abkommen über den Ausstieg aus Produktion und Einsatz von Ozon-Killern wie FCKW unterzeichnet hat, ist die Ausstiegs-Strategie immer noch unklar, wie das indische Nachrichten-Magazin Down To Earth jüngst beklagte. Eine der besseren Lösungen, der Umstieg auf chlorfreien Fluorkohlenwasserstoff (FKW), stößt auf Bedenken, nicht nur, weil er größere Kosten und höheren Energieverbrauch bedeuten würde. Ein profitabler FKW-Absatz ist nicht gesichert, weil die Hersteller von Kühlschränken und Klima-Anlagen zögern, ihre Geräte umzustellen. Indische Industriekreise fürchten außerdem, daß die neue Technologie ausländischen Unternehmen als Einfallstor dienen könnte. Der wichtigste Knackpunkt jedoch: Niemand in Indien glaubt, daß die Mittel des Ozon-Fonds ausreichen, den Umstieg auf FKW zu finanzieren.
Weniger schwierig dagegen ist die billigere, aber schlechtere Lösung - eine Umstellung auf die umstrittenen teilhalogenierten FCKW, für die das beschleunigte Ausstiegsszenario, das im November 1992 in Kopenhagen gebilligt wurde, eine Übergangsphase bis zum Jahr 2030 zugesteht. Sie können mit den bestehenden Produktionsanlagen hergestellt werden.
Gleichzeitig bereitet sich Indien darauf vor, daß die Industrieländer 1994 die Produktion von Halonen, den aggressivsten Ozon-Schädigern, einstellen und Ersatzstoffe dann nur zu hohen Preisen erhältlich sein werden. Bislang auf Importe angewiesen, will das Land daher zukünftig seinen Bedarf von 300 bis 500 Tonnen aus eigener Produktion decken. Die Knauserigkeit der Industrieländer, rechtzeitig echte Alternativen zu finanzieren, führt so dazu, daß der "Ozon-Locher" nur verlagert wird. UWE HOERING
Es geht bergab mit Brandenburgs Fauna und Flora. Gewiß, noch braucht man nicht zu fürchten, es gäbe keine Maikäfer mehr. Aber die vom Potsdamer Umweltministerium herausgegebene "rote Liste" gefährdeter Tiere bietet doch ein erschreckendes Bild: Zwischen fünfzig und hundert Prozent der Tierarten gelten als ausgerottet oder von Ausrottung bedroht. Schuld ist ausnahmslos der Mensch, der Landschaften zerstört, Biotope niederwalzt, Wasserpegel verändert, das Terrain mit Chemikalien überzieht.
Daß die Hälfte der Wanzenarten vernichtet ist, mag man auf den ersten Blick hingehen lassen. Der Großtrappe, dem größten flugfähigen Vogel der Welt, geht damit aber immer mehr die überlebensnotwendige Kleintier- und Insektennahrung verloren. Der vorgesehene Wasserstraßenausbau raubt dem Otter die Lebensräume. Der Bestand an Feldhasen und Rebhühnern schrumpft ebenso rasch wie der der Adler und Schwarzstörche, Noch Adler im Osten Siebenschläfer oder Luchse. Die größten zusammenhängenden Schonräume für die Tiere lagen einst in den Staatsjagden und den Truppenübungsplätzen. Hier konnten Tiere noch im Pulverdampf ergrauen, der Lärm störte sie nicht. Daß Brandenburg überhaupt noch über eine außerordentliche Vielfalt an Lebewesen verfügt, verdankt es mithin dem Wirken der DDR-Volksarmee und der sowjetischen Truppen. Allein auf den Truppenübungsplätzen des ehemaligen Bezirks Potsdam horsten, so der zuständige Forstamtsleiter, "so viele Fischadler wie in allen alten Bundesländern zusammen".
Doch dies bedeutet wohl nur eine Galgenfrist. Wenn das Gelände nach seiner Sanierung dem westlichen Rollgriff erst einmal zugänglich ist, ist Ende der Schonfrist angesagt. Von wegen mehr Adler im Osten: Das kriegen wir schon weg . . .
OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
Tatsächlich ist es um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie nicht mehr gut bestellt (FR vom 3. 2. 1993 "Autoindustrie streicht mindestens 40 000 Stellen"). Das ist die logische Folge einer verfehlten Wirtschaftspolitik, die nach den Rezepten der 50er und 60er Jahre handelt, die heutige Erfordernisse aber total verschlafen hat:
In einer Zeit, in der der Wald am Auto zugrunde geht, Kinder, alte und kranke Menschen im Sommer wegen erhöhten Ozonwerten eingesperrt werden, und auch die drohende Klimakatastrophe ganz wesentlich vom Autoverkehr erzeugt wird, fördert die Bundesregierung die Produktion immer schnellerer, größerer und schwerer Autos. Die Einführung eines Tempolimits wird nach wie vor blockiert.
Da alle anderen Industrienationen ein Tempolimit haben, werden deutsche Autos, die ja mit hohem Kostenaufwand auf schnelle Geschwindigkeiten ausgelegt werden, dort bald unverkäuflich. Die hohe Geschwindigkeit ist dort nämlich völlig wertlos, während der dadurch bedingte höhere Preis ein massives Kaufhindernis darstellt (siehe USA).
Es ist mehrfach nachgewiesen worden, daß die Autofahrer Kosten verursachen und sich diese von der Allgemeinheit bezahlen lassen (Straßenbau, 11 000 Unfalltote im Jahr, Zerstörung unserer Lebensgrundlagen). Gesamtkostenrechnungen sehen den Benzinpreis bei 5 DM/l, wenn ehrlich gerechnet würde.
Erstaunlich, daß gerade die angeblichen Verfechter der Marktwirtschaft sowenig aus den Fehlern der Planwirtschaft gelernt haben. Im Osten hat der Staat ja auch rückständige Produkte hoch subventioniert und solange eine Weiterentwicklung verhindert, bis die Wirtschaft zusammengebrochen ist.
Erstaunlich auch, daß der ADAC und die übrige Autolobby die Bedeutung von Steuern nicht zu kennen scheinen: In den einschlägigen Magazinen wird immer wieder auf Dummenfang gegangen mit dem Argument, der Autofahrer zahle Steuern und deshalb müsse der Staat dieses Geld auch für den Autofahrer verwenden. Dabei wird bewußt verschwiegen, daß Steuern nicht zweckgebunden erhoben werden, egal ob ich nun ein Auto oder eine Waschmaschine benutze.
Bis jetzt sind jedenfalls nur Autofahrer auf die Idee gekommen, sie müßten im Gegensatz zu allen anderen keinen (Steuer-)Beitrag zu Schulen, Verwaltung oder Polizei leisten.
Falls die Bundesregierung ihre Autolobby weiterhin so im Stich läßt, und weder Tempolimit noch schrittweise Verbrauchsgrenzen und höhere Benzinpreise einführt, könnte schon sehr bald die Chance zu einer allmählichen Anpassung der Autoindustrie an die neuen Erfordernisse vertan sein.
Dann könnte sehr plötzlich - und für die deutsche Autoindustrie unvorbereitet - der Schritt zu einem menschenfreundlicheren Autos vollzogen werden: "Öl- Preis-Schocks" oder schlicht die Erkenntnis breiter Bevölkerungsschichten, daß die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen nicht mehr weitergehen darf, könnten die jetzigen Autos auf einen Schlag unverkäuflich machen (einen Vorgeschmack hat Mercedes schon mit seiner neuen S-Klasse bekommen).
Gegen die neue Ausländerfeindlichkeit sind bis zu 400 000 Menschen pro Stadt auf die Straße gegangen. Wie viele werden es sein, wenn es um das Überleben der Menschheit geht?
Martin Kraus, Augsburg
Die Schulpolitik der rheinland-pfälzischen Landesregierung (FR vom 5. 2. 1993 "Statt Flower-Power ein Griff in die Dornen") steht nunmehr seit geraumer Zeit im Dauerfeuer zwischen konzeptionslosen konservativen NEIN-Sagern einerseits (CDU, Philologenverband u. a.) und dem vermeintlich progressiven Anspruchdenken von Teilen der Lehrer und Schüler andererseits (GEW, Schülervertretung u. a.).
Weder das konservative noch das emanzipatorische Modell nach dem Motto "Weiter so" hilft bei dem Versuch der Regierung, die bildungspolitischen Herausforderungen anzunehmen, und bei wachsenden finanziellen Belastungen des Landes und gleichzeitig steigenden Schülerzahlen unser hohes Bildungsniveau im internationalen Vergleich zu halten und auszubauen.
Die unheilvolle Allianz rechter und linker Vereinfacher wird den Anforderungen an die Zukunft jedenfalls nicht gerecht. Sie ist eher Ausdruck von altem Schubladendenken, daß nicht sein darf, was nicht ins eigene Weltbild paßt.
Es gilt nun alle diejenigen zu sammeln, die helfen wollen, unter veränderten Rahmenbedingungen Fortschritt neu zu definieren. Die Lehrer, die auf 45 Minuten mehr Unterrichtsverpflichtung mit "Spießrutengassen" für die Ministerin, beleidigenden Beschimpfungen und Trillerpfeifenlärm "antworten", müssen wir politisch mit der Quentchenfrage konfrontieren, die Amerika in Zeiten des Umbruchs, wie jetzt unter Bill Clinton - und früher unter Kennedy und Roosevelt -, stets eine Erneuerung der Gesellschaft einläuteten:
"Frage nicht (nur) nach dem, was die Gesellschaft für dich tun kann, sondern frage auch, was du für diese Gesellschaft tun kannst?"
Ferhat Cato, Koblenz
Zugegeben: Art. 16 Absatz 2 Satz 2 GG ("Politisch Verfolgte genießen Asylrecht") findet sich in dem beim Asylkompromiß von Regierungskoalition und Opposition herausgekommenen Entwurf einer Änderung des Grundgesetzes (Art. 16 a Absatz 1) äußerlich unverändert wieder. Doch soll die bisher vorbehaltlos gewährleistete Asylgarantie nicht mehr uneingeschränkt gelten. Von den weiteren vier Absätzen des Art. 16 a sollen drei eine Berufung auf das Asylrecht verhindern, einer aus einem einzigen Satz bestehenden Grundrechtsgewährleistung steht ein ganzer Regelungsapparat zu deren Einschränkung gegenüber. Wie steht aber eine Verfassung da, in der politisch Verfolgten Asyl zugesichert, zugleich jedoch alles darangesetzt wird, diese Zusicherung nur ja nicht einlösen zu müssen? Die Öffentlichkeit hat miterlebt, wie und vor welchem Hintergrund Art. 16 a zustandegekommen ist. Gerät da nicht auch der Grundrechtskatalog im übrigen ins Zwielicht? Ist es da so unvorstellbar, daß auch andere Verfassungsbestimmungen einmal dem Druck der Straße weichen müssen, der im Falle der Asyldebatte in gewissem Sinne ja auch der von Politikern und Medien erzeugte Meinungsdruck ist? Es mag abwegig erscheinen, auf Art. 102 GG hinzuweisen. "Die Todesstrafe ist abgeschafft", heißt es dort, ganz lapidar. Ebenso lapidar und vorbehaltlos wie die Asylgarantie des bisherigen Art. 16 Absatz 2 Satz 2 GG. Es gab Zeiten, als die Frage einer Änderung dieser Vorschrift als außerhalb jeder Betrachtung und politischen Realität liegend abgetan wurde. So wie derzeit eine Wiedereinführung der Todesstrafe . . .
Doch die Zeiten ändern sich. Wandel verlangt Anpassung, Anpassung verlangt Kompromisse. Da ist offenbar nicht Gesinnungsethik gefragt, sondern Einsicht in die Notwendigkeit einer Verständigung und in die Realitäten. Auf der Straße, so heißt es, habe sich herumgesprochen, daß 96 Prozent der Asylanten "Scheinasylanten" seien. Nur die wenigsten verdienten den Schutz unserer Verfassung. Die allermeisten, das scheint in der Öffentlichkeit allgemeine Meinung zu sein, kommen aus Ländern, in denen es keine politische Verfolgung gibt.
An diesen Befund knüpft Art. 16 a Absatz 3 an. Er eröffnet dem (einfachen) Gesetzgeber die Möglichkeit, eine Liste von Herkunftsländern zu erstellen, für die die widerlegbare Vermutung besteht, sie seien von politischer Verfolgung frei. Nach der dem Asylkompromiß zugrunde liegenden Vorstellung muß Freiheit von politischer Verfolgung "grundsätzlich landesweit" (amtliche Begründung zu Art. 16 a Absatz 3) bestehen. Damit sind zwar Staaten, in denen wohl politische Verfolgung stattfindet, die Verfolgten jedoch eine "inländische Fluchtalternative" finden können, grundsätzlich nicht "listenfähig". Wie muß aber eine Staat beschaffen sein, um in die Liste verfolgungsfreier Staaten aufgenommen werden zu können? Art. 16 a Absatz 3 scheint auf der Vorstellung zu beruhen, es gebe Staaten, in denen niemand politisch verfolgt wird. Die Regelung mag sich hierbei auf ein landläufiges Verständnis von politischer Verfolgung stützen können. Vom Gesetzgeber muß aber mehr erwartet werden als die Übernahme eines undifferenzierten, durch die Asylrechtsprechung längst korrigierten Vorverständnisses von Sinn und Tragweite des Asylrechts.
So wie das Bundesverfassungsgericht politische Verfolgung definiert hat, kann eine solche - horribile dictu - sehr wohl auch in zivilisierten, sich mit Fug und Recht als freiheitlich, demokratisch und rechtsstaatlich betrachtenden Staaten vorkommen. Als Frage lediglich in den Raum gestellt sei die Überlegung, ob nicht der RAF-Anwalt Croissant in Frankreich oder Erich Honecker oder Markus Wolf in Rußland, Chile oder Österreich Asyl hätten beanspruchen können. Es soll hier auch nicht der Teufel an die Wand gemalt und etwa gefragt werden, wie es aus ausländischer Sicht asylrechtlich zu beurteilen wäre, wenn zum Beispiel Aussiedlern in Deutschland von ihren deutschen Mitbürgern ähnliches widerführe wie Asylbewerbern und anderen Ausländern und wenn die Ordnungskräfte dem ohnmächtig zusähen. Erlaubt sei lediglich der Hinweis, daß das Bundesverfassungsgericht politische Verfolgung beispielsweise auch im Falle einer Strafverfolgung nach Staatsschutzbestimmungen annimmt. Solche Vorschriften besitzen allemal auch rechtsstaatliche Demokratien - natürlich auch die Bundesrepublik Deutschland.
Wenn nun Art. 16 a Absatz 3, wie sein Wortlaut nahelegt (". . . Staaten . . ., bei denen . . . gewährleistet erscheint, daß dort weder politische Verfolgung noch . . . stattfindet"), eine Liste für Herkunftsstaaten vorsieht, die absolut frei von politischer Verfolgung sind, wäre auf utopische Zustände verwiesen, weil es Verfolgungsfreiheit in diesem absoluten Sinne nicht gibt. Sollte Art. 16 a Absatz 3 utopisch sein, wäre damit etwa seine Geltung in Frage gestellt? Es wäre zynisch, diese Frage mit nein zu beantworten, nur weil so manche Bestimmung in manchen Verfassungen ebenfalls utopisch anmutet, aber trotzdem gilt. Richtigerweise wird man von der Geltung und Gültigkeit des Art. 16 a ausgehen müssen, weil ja auch Vorschriften, die der Realität nicht - wie Art. 16 a Absatz 3 - vorgreifen, sondern ihr hinterherhinken, in Geltung bleiben, solange sie nicht aufgehoben sind. Nur sind sie, weil ihr gesetzlicher Tatbestand nicht (mehr) erfüllt wird, unanwendbar. Ob aber die am Asylkompromiß Beteiligten sich darübe rim klaren sind, daß ihr Kompromiß, nimmt man ihn beim Wort, ausgehend von der bisherigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts unanwendbar ist?
Nun widerspräche es allerdings anerkannten Auslegungsregeln, eine Vorschrift so auszulegen, daß sie unanwendbar ist, solange noch eine Auslegung möglich ist, die der Vorschrift praktische Bedeutung beläßt. Praktische Bedeutung behielte Art. 16a Absatz 3, wenn unter der dort vorausgesetzten Verfolgungsfreiheit nicht die des politischen Straftäters verstanden wird. Dieser wäre dann darauf verwiesen, seine politische Verfolgung im Wege der Widerlegung der Vermutung von Verfolgungsfreiheit darzutun. Damit würde aber das den rechtstechnischen Vorgang von Gesetzesvermutung und Widerlegung rechtfertigende Regel-Ausnahme-Verhältnis umgekehrt, die in Wirklichkeit so gut wie ausnahmslose Regel, daß ein Staat zu seinem Schutze strafrechtliche Mittel einsetzt und damit politische Verfolgung betreibt, würde zur Ausnahme gemacht. Auch dies ließe sich zwar durch eine entsprechende einschränkende Auslegung des Begriffs "politische Verfolgung" vermeiden, indem aus diesem Begriff die Strafverfolgung nach Staatsschutzbestimmungen herausgenommen wird. Auch ist es dem verfassungsändernden Gesetzgeber an sich unbenommen, Inhalte und Tragweite des Asylrechts entgegen aller bisherigen Asylrechtsprechung - auch des Bundesverfassungsgerichts - neu zu definieren. Er kann daher bestimmen, daß das politische Strafrecht fortan kein Asylthema mehr sein solle. Nur hätte sich die Bundesrepublik dann, was das Thema Asylrecht und politische Straftäter betrifft, aus einem internationalen Konsens über den Asylbegriff gelöst, nach dem Motto: Was wir unter Asyl verstehen, bestimmen immer noch wir selber. Ob dies wohl im Trend läge, das Asyl international zu harmonisieren?
Ob die asylrechtliche Behandlung von politischen Straftätern so viel Aufhebens verdient, wo es doch um eine angemessene verfassungsrechtliche Reaktion auf ganz andere, quantitativ ungleich bedeutsamere Gruppen von Asylsuchenden geht, mag füglich bewzeifelt werden. Nur sind die Fragen, die sich bei einer restriktiven Auslegung des Art. 16 a Absatz 3 im Sinne einer nur relativen Verfolgungsfreiheit auftun, mit dem Thema Asylrecht für politische Straftäter beileibe nicht erschöpft. Daß regional begrenzte Verfolgung einer Aufnahme in eine Liste verfolgungsfreier Herkunftsstaaten entgegensteht, ist in der amtlichen Begründung von Art. 16 a, wie bereits erwähnt, ausdrücklich klargestellt. Was gilt aber für eine Begrenzung in personeller Hinsicht? Personell begrenzt, d. h. auf bestimmte, nach ethnischen, rassischen, religiösen oder sonstigen unverfügbaren Merkmalen abgrenzende Personengruppen beschränkt ist so gut wie jede Art von politischer Verfolgung. Andernfalls könnte in die Länderliste gleich die ganze Welt aufgenommen werden. Denn ein bißchen Verfolgungsfreiheit kann wohl jedem Staat attestiert werden, und sei es nur in bezug auf die Anhänger seines Regimes. Wer soweit nicht gehen will, muß also wohl oder übel in Kauf nehmen, daß Länder außen vor bleiben, aus denen in großer Zahl Asylbewerber kommen, die einer möglicherweise verfolgten Minderheit, Personengruppe usw. nicht angehören. Darauf, wie groß oder klein diese Gruppen sind, kommt es dann nicht mehr an: Die Tatsache, daß ein Staat zum Beispiel nur bestimmten Führern der politischen Opposition nachstellt, würde schon genügen, um die Regelung des Art. 16 a Absatz 3 im Falle dieses Herkunftsstaates leerlaufen zu lassen. Ob der verfassungsändernde Gesetzgeber sich dessen bewußt ist, wie rudimentär die von ihm auf den Weg gegebene Länderliste verfolgungsfreier Staaten deshalb wird bleiben müssen? Muß man Prophet sein, um vorhersagen zu können, daß die Effektivität von Art. 16 a Absatz 3 gegen Null gehen wird?
Die einschneidendste Neuerung aller Konzepte zur Einschränkung des Asylbewerberzugangs in die Bundesrepublik enthält Art. 16 a Absatz 2. Diese Bestimmung schließt eine Berufung auf das Asylgrundrecht aus, wenn der Ausländer, sei er politisch verfolgt oder nicht, über einen sogenannten sicheren Drittstaat einreist. Er befindet sich dann in der Transitfalle. Auf diese Weise wird die Asylanerkennung von politishen Flüchtlingen in der Bundesrepublik von dem jeweiligen Fluchtweg abhängig. Als sichere Drittstaaten sollen Staaten gelten, in denen die Anwendung der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) und der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) sichergestellt ist. Dies soll qua constitutione jedenfalls auf die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften zutreffen. Die Politik der Bundesrepublik ist darauf gerichtet, daß alle ihre Anrainerstaaten möglichst bald die Voraussetzungen für die Aufnahme in eine Liste dieser sicheren Drittstaaten erfüllen. Wer nach Deutschland auf dem Landwege gelangt, ist dann vom Asyl ausgeschlossen. Ob in einem Drittstaat die Anwendung der GFK und der EMRK sichergestellt ist, entscheidet der Gesetzgeber (mit einfacher Mehrheit und Zustimmung des Bundesrates).
Was aber heißt "die" Anwendung der GFK und der EMRK? Unter den Parteien dieser völkerrechtlichen Verträge gibt es zum Beispiel keine Einmütigkeit darüber, daß der Grundsatz des "non refoulement" der GFK, der eine Rückschiebung politischer Flüchtlinge in den Verfolgerstaat verbietet, auch für Einlaß begehrende Flüchtlinge an der Grenze gilt. Uneinigkeit herrscht auch über die Beurteilung von Verfolgung wegen geschlechtsspezifischer Merkmale. Wenn es also zum Beispiel keine Einmütigkeit über Inhalt und Tragweite der GFK gibt, wie kann es dann eine einheitliche Anwendung, "die" Anwendung geben? Art. 16 a Absatz 2 handelt mithin ebenfalls von einer Utopie.
Auch insoweit könnte man sich allerdings auf eine den Begriff des sicheren Drittstaates erweiternde Auslegung verständigen, etwa in folgendem Sinne: Sichere Drittstaaten sind Staaten, in denen die Anwendung der GFK und der EMRK sichergestellt ist, ungeachtet der Beachtung des Refoulement-Grundsatzes bei Einreiseverweigerung (Zurückweisung) und ungeachtet der Behandlung von wegen geschlechtsspezifischer Merkmale Verfolgten. Wenn aber die GFK zum Beispiel die Zurückweisung an der Grenze nicht verbietet, liegt es nahe, daß auch die Bundesrepublik an ihren Grenzen zu diesem Mittel greift. Das bedeutet: Art. 16 a Absatz 2 könnte dazu benutzt werden, bei Einreise politisch Verfolgter aus einem sicheren Drittstaat sogar eine Zurückweisung in den Heimatstaat zu rechtfertigen.
Wieso eigentlich "Zurückweisung"? Weil sie in der amtlichen Begründung von Art. 16a in diesem Zusammenhang erwähnt ist? Art. 16a Satz 3 spricht von "aufenthaltsbeendenden Maßnahmen". Dazu gehört die Zurückweisung an der Grenze, wo es ja gerade nicht zu einer Aufenthaltsbegründung kommt, eindeutig nicht. Wo kein Aufenthalt begründet wird, kann auch kein Aufenthalt beendet werden. Folglich betrifft Art. 16a Absatz 2 Satz 3, der den Vollzug der Aufenthaltsbeendigung auch schon vor einer gerichtlichen Entscheidung über einen dagegen eingelegten Rechtsbehelf zuläßt, nicht die Einreiseverweigerung. Ob etwa an die Möglichkeit von Eilrechtsschutz auch gegenüber einer Zurückweisung an der Grenze schon gar nicht mehr gedacht ist? Abgesehen davon und von aller verfassungsrechtlichen Problematik, die mit einer Zurückweisung politisch Verfolgter in den Verfolgerstaat zusammenhängt, riskiert die Bundesrepublik, durch die Anwendung von Art. 16a Absatz 2 Satz 3 gegen die GFK zu verstoßen, sollte ihre rechtliche Einschätzung der Tragweite des Refoulement-Verbotes in bezug auf Zurückweisungen an der Grenze falsch sein.
Wie effektiv kann, ungeachtet derartiger Vorbehalte, eine solche Drittstaatenregelung überhaupt sein? Ist es nicht realistisch, zu mutmaßen, ein politisch Verfolgter werde versuchen, die Hürde des Art. 16a Absatz 2 dadurch zu unterlaufen, daß er illegal in die Bundesrepublik einreist? Freilich könnte ihm, wenn die Bundesrepublik erst einmal von einem cordon sanitaire sicherer Drittstaaten umgeben ist, entgegengehalten werden, wenn er nicht seinen Namen auf der Passagierliste eines Flugzeugs oder eines Schiffs vorzeige, müsse er auf dem Landwege und damit zwangsläufig durch einen dieser Staaten eingereist sein, und zwar gleichgültig, über welchen. Nur wird eine Abschiebung dorthin daran scheitern, daß kein Drittstaat bereit sein wird, den Flüchtling aufzunehmen, wenn nicht klar ist, ob dieser überhaupt über sein Territorium in die Bundesrepublik eingereist ist. Darf auf die Verschleierung des Einreisewegs dann mit einer Abschiebung in den Herkunftsstaat reagiert werden? Mit Sicherheit nicht; denn dies ist durch den Non-refoulement-Grundsatz der GFK verboten. Gegen illegale Einwanderung ist folglich selbst unter der Geltung eines Art. 16a Absatz 2 kein Kraut gewachsen. Was bringt dann diese Vorschrift, wenn sie sich doch im Regelfall durch eine illegale Einreise umgehen läßt? Natürlich lassen sich gegen illegale Einreise Vorkehrungen treffen. Elektronische Grenzüberwachungsanlagen wären hierzu ein erster Anfang. Überwachung bedeutet aber noch lange nicht die Verhinderung des Grenzübertritts, sondern trägt zunächst einmal nur zur Erhitzung der Gemüter bei. Denn nur was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Wichtig ist, bei der Beurteilung von Art. 16a Absatz 2 im Blick zu behalten, daß es hier um das Fernhalten von Asylsuchenden geht ohne Rücksicht darauf, ob sie politisch verfolgt sind oder nicht. Riskiert der verfassungsändernde Gesetzgeber infolge der Unklarheit, wann die Anwendung der GFK sichergestellt ist, aber nicht auch eine Kollision mit Art. 79 Absatz 3 GG, der eine Verfassungsänderung ausschließt, wenn sie es deutschen Behörden ermöglicht, an der Rücküberstellung eines politisch Verfolgten an den Verfolgerstaat mitzuwirken?
Unter diesem Gesichtspunkt ist vor allem auch die Regelung des Art. 16a Absatz 4 von Interesse. Dort ist bestimmt, daß die Vollziehung aufenthaltsbeendender Maßnahmen in den Fällen des Absatzes 3, also bei Herkunft aus einem sog. verfolgungsfreien Herkunftsstaat, und in anderen Fällen, die offensichtlich unbegründet sind oder als offensichtlich unbegründet gelten, durch das Gericht nur ausgesetzt wird, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahme bestehen. Offenbar will Art. 16a Absatz 4 also ermöglichen, daß trotz verbleibender, wenn auch nicht "ernstlicher" Zweifel an der Rechtmäßigkeit der aufenthaltsbeendenden Maßnahme diese soll vollzogen, also vollendete Tatsachen zulasten des Asylbewerbers sollen geschaffen werden können. Was bleibt dann aber von jener Qualität des Rechtsschutzes im Asylbereich übrig, die das Bundesverfassungsgericht mit Rücksicht auf die bei politisch Verfolgten auf dem Spiel stehenden Rechtsgüter und die spezifische Abhängigkeit des Asylgrundrechts von einem zu seiner Verwirklichung geeigneten Verfahren verlangt? Wo bleibt die vom Bundesverfassungsgericht geforderte größtmögliche Irrtumsvermeidung und Verhinderung der Gefahr von irreparablen Fehlentscheidungen? Hat sich etwa mit einer Verfassungsänderung etwas an dem Gewicht der auf dem Spiel stehenden Rechtsgüter geändert? Ist die Frage, ob politisch Verfolgte in der Bundesrepublik Deutschland Zuflucht und Sicherheit vor weiterer Verfolgung finden, unter Geltung von Art. 16a etwa weniger von der Eignung des Asylverfahrens zur verläßlichen Feststellung der Verfolgteneigenschaft abhängig als bisher, so daß die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts auch insoweit jetzt Makulatur ist?
Man könnte versucht sein zu fragen, ob das alles denn überhaupt mit der Rechtsschutzgarantie des Art. 19 Absatz 4 GG zu vereinbaren sei. Diese Verfassungsbestimmung gewährleistet den Rechtsweg zu den Gerichten, auch gegenüber Asylablehnung, Zurückweisung und Abschiebung, und zwar auf effektive Weise, nicht nur pro forma. Nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts kann ein Ausländer Rechtsschutz gegenüber aufenthaltsbeendenden Maßnahmen vom Ausland aus im Grundsatz nicht ausreichend effektiv wahrnehmen, weil ihn dabei Sprachmittlungsschwierigkeiten, mangelnde Unmittelbarkeit von Beweismitteln und ähnliches behindern würden. Ob Art. 16a Absatz 4 solchen Anforderungen eines effektiven Rechtsschutzes genüge, wäre allerdings eine falsche, da unproblematische Fragestellung. Die Antwort auf sie wäre einfach und müßte völlig eindeutig ausfallen: Art. 16a Absatz 4 genügt den Anforderungen aus Art. 19 Absatz 4 GG nicht. Nur ist allein dies kein Rechtsproblem; denn Art. 16a Absatz 4 geht als das jüngere und speziellere Gesetz Art. 19 Absatz 4 GG als dem älteren und allgemeineren Gesetz vor, Art. 19 Absatz 4 GG wird durch Art. 16a Absatz 4 eingeschränkt. Problematisch ist hingegen, daß diese Einschränkung - anders als frühere Einschränkungen der Rechtsweggarantie (siehe Art. 19 Absatz 4 Satz 3 GG) - in Art. 19 Absatz 4 GG nicht erwähnt wird. Auch darin liegt kein rechtliches Problem. Betroffen ist aber ein Stück Rechtskultur, wenn nachträgliche Einschränkungen verfassungsrechtlicher Gewährleistungen nicht dort kenntlich gemacht werden, wo man dies erwartet. Die richtige Fragestellung wäre also in diesem Zusammenhang: Ob sich derartiges wohl damit erklärt, daß eine bestimmte politische Partei den Asylkompromiß damit verkaufen will, sie habe mit ihm ihre Position gewahrt, daß auch die Rechtsweggarantie des Art. 19 Absatz 4 GG erhalten bleiben müsse?
Mit Rechtskultur ist auch Ehrlichkeit gemeint, Ehrlichkeit hier des Gesetzgebers gegenüber dem Bürger, von dem die Rechtsordnung Akzeptanz und Gehorsam erwartet. In der amtlichen Begründung von Art. 16 a heißt es, Ziel einer Neuregelung des Asylrechts müsse es sein, den wirklich politisch Verfolgten weiterhin Schutz und Zuflucht zu gewähren, aber eine unberechtigte Berufung auf das Asylrecht zu verhindern. Wer wertet wohl diese Äußerung des Gesetzgebers als ehrlich, wenn doch die das Grundrecht einräumende Bestimmung des Art. 16 a eher als Ermächtigungsgrundlage für den Staat erscheinen muß, eine Berufung auf dieses Grundrecht zu verhindern? Bringt eine Asylverhinderungsregelung innerhalb des Grundrechtskatalogs nicht die Gewährleistung von Grundrechten überhaupt in Verruf, die als nach Maßgabe tagespolitischer Stimmungen und Strömungen disponibel erscheinen müssen? Kann eine Regelung Akzeptanz erwarten, auf die man sich im Wege des Kompromisses vielleicht auch mit dem Hintergedanken einläßt, sie könne ja immer noch unterlaufen werden? Und erhöht man die Akzeptanz der Schutzgewährung für politisch Verfolgte dadurch, daß man diesen Schutz hauptsächlich nur noch denen bietet, die sich über verfassungsrechtliche Hürden durch illegales Verhalten hinwegsetzen?
Ferner: Den Gesetzgebungsorganen sollte ein Eingriff in die Verfassung, zumal in Grundrechtsgewährleistungen, letztes Mittel sein. Im Asylbereich ist der Gesetzgeber zwar mehrfach und bisher ohne ausreichenden Erfolg unterhalb der Ebene einer Verfassungsänderung tätig geworden, damit die Asylverfahren beschleunigt werden können und der Aufenthalt unberechtigt hier lebender Ausländer abgekürzt wird. Die letzte gesetzgeberische Maßnahme, nämlich die Erstreckung der Zuständigkeit des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge auf bisher von den Ausländerbehörden zu treffende Entscheidungen über Aufenthaltsbeendigung und aus der Lage im Herkunftsstaat folgende Abschiebungshindernisse, ist aber noch nicht in Kraft getreten.
Einerseits mehren sich die Anzeichen, daß allein schon administrative Maßnahmen wie die personelle Aufstockung des Bundesamtes, die Einrichtung spezieller Polizeiabteilungen zur Bekämpfung von im Asylbereich festzustellendem Mißbrauch und ähnliches zu greifen beginnen. Andererseits besteht wohl Einigkeit darüber, daß den Ursachen der Asylproblematik, nämlich weltweiten, durch Wohlstandsgefälle und Zerfall staatlicher und gesellschaftlicher Ordnung ausgelösten Migrationsbewegungen, mit den Mitteln der Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland nicht beizukommen ist. Es besteht der Eindruck, daß vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis auch für die Befürworter eines Art. 16 a noch nicht ganz sicher ist, ob eine Verfassungsänderung bringt, was man sich von ihr erhofft.
Es scheint, als solle hier ein Grundrecht nach dem Motto eingeschränkt werden: Hauptsache, es geschieht überhaupt etwas. Wer könnte da dem bösen Anschein glaubhaft entgegentreten, hier werde ein - ausschließlich Ausländern zustehendes - Grundrecht dem Druck von Rechtsaußen oder gar nur aus wahltaktischen Motiven geopfert? Wenn etwas geschieht - wer schützt uns dann vor dem Fluch der bösen Tat? Wer will verhindern, daß nach "Steuerlüge" und Kritik an Fehleinschätzungen der Folgen der deutschen Einheit ("Niemandem wird es schlechter gehen") im Falle der Wirkungslosigkeit der Verfassungsänderung das Wort von der "Asyllüge" umgeht? Wer garantiert, daß ein durch die Verfassungsänderung gewonnener politischer Handlungsspielraum nicht noch über die neugezogenen verfassungsrechtlichen Grenzen hinaus ausgedehnt wird, nur weil die für den Asylkompromiß Verantwortlichen nicht als Lügner dastehen wollen? Das Mißtrauen geht schon jetzt so weit, daß man Mühe hat, dem verfassungsändernden Gesetzgeber nicht schiere Willkür zuzutrauen.
In einer früheren Fassung von Art. 16 a Absatz 3 waren verfolgungsfreie Herkunftsländer so definiert, daß dort "politische Verfolgung oder unmenschliche ... Behandlung ... nicht stattfindet". Diese Voraussetzung hätte ein Staat schon erfüllt, wenn dort zwar politische Verfolgung, aber keine unmenschliche Behandlung stattfindet. Gleichwohl galt die Vermutung, daß Ausländer aus einem solchen Staat nicht politisch verfolgt seien. Eine zwischenzeitliche Korrektur des Wortlauts von Art. 16 a Absatz 3 zeigt, daß dies so nun doch nicht gemeint war. In der jetzigen - vorläufig letzten - Fassung heißt es, die Vermutung, daß "weder" politische Verfolgung "noch" unmenschliche Behandlung stattfindet, könne durch den Vortrag von Tatsachen widerlegt werden, aus denen sich ergibt, daß der Ausländer entgegen dieser Vermutung politisch verfolgt werde. Die Darlegung, daß ihm Folter drohe, genügt nach dieser Fassung zur Widerlegung nicht. Die Folge ist die Aufenthaltsbeendigung in einem "offensichtlich unbegründeten Fall". Ob das wohl so gewollt ist?
Fragen über Fragen. Es heißt, es sei schon viel für eine Problemlösung gewonnen, wenn die richtigen Fragen gestellt würden. Zu hoffen ist, daß in der parlamentarischen Abstimmung über den Asylkompromiß die richtigen Antworten gefunden werden.
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Fristen sind abgelaufen, die Listen stehen fest, die Wahlzettel können gedruckt werden. Wenn am 7. März die Bürgerinnen und Bürger zur Urne gerufen werden, um die Zusammensetzung von Kreistag, Stadtverordneten- beziehungsweise Gemeindevertretersitzungen und in einigen Kommunen auch von Ortsbeiräten zu bestimmen, werden sie auf Kürzel stoßen, mit denen einige vermutlich so recht nichts anfangen können.
"SBB" - Schweizerische Bundesbahn? Die Wähler in Flörsbachtal- Kempfenbrunn wissen natürlich, was gemeint ist: Schließlich gaben 75 Prozent von ihnen bei der Kommunalwahl 1989 dem "Sozialen Bürgerblock" ihre Stimme. Die "BISS" ("Bürgerinitiativen und Grüne im Schlüchterner Stadtparlament" - da ist ein griffiges Kürzel unabdingbar) ist mit über 14 Prozent in 1989 auch keine vernachlässigbare Größe.
In vielen Kommunen haben sich die Gruppierungen mit den für Außenstehende mitunter rätselhaften Buchstaben fest etabliert, tragen häufig maßgebend Entscheidungen. Das war bislang so und wird auch weiterhin so sein. Neben den bekannten Parteien gab es 1989 in den 29 Main-Kinzig-Kommunen 20 Gruppen, die sich dem Wählervotum stellten, am kommenden 7. März werden es sogar 24 sein.
Lediglich sechs Städte und Gemeinden (Bad Orb, Brachttal, Bruchköbel, Nidderau, Rodenbach und Schöneck) kommen allein mit den "großen" Parteien aus, in allen anderen kommen weitere hinzu. Ob GWL, BBH, FM, IDB oder WIR - immer sind ihre Aktivitäten auf den jeweiligen Ort, manchmal sogar nur Ortsteil, beschränkt: Zusammenschlüsse von Bürgern, die ohne Parteizugehörigkeit Politik machen wollen.
Einige dieser Vereinigungen sind neu ("Bürger für Hanau", BfH, oder "Freie Maintaler", FM), andere haben nur einen neuen Namen oder sind Kooperationen von bisherigen "Wählergemeinschaften" - der übergreifende Terminus für diese Organsiationen.
Ernst zu nehmen sind sie alle: Skurrilitäten wie eine "Autofahrer-Partei" oder - viele Jahre ist es her - die "Deutsche Sexpartei" gibt es im Main- Kinzig-Kreis nicht. Die Bedeutung der Wählergemeinschaften ist auch daran abzulesen, daß sie 1989 und oft auch zuvor nahezu durchgängig und zumeist mit leichter Hand die Fünf-Prozent- Marke hinter sich ließen, häufig die Etablierten deklassierten.
Die Linsengerichter BGL beispielsweise erhielt vor vier Jahren mit 45 Prozent dreimal so viel Stimmen wie die CDU und rund sechs Prozentpunkte mehr als die SPD. Werte von 15, 20 Prozent sind keine Seltenheit.
Nicht nur SPD und CDU sehen da manchmal "ganz schön alt" aus, auch die Grünen und die FDP bleiben bei solchen Mehrheiten oft ganz außen vor. Beide Parteien kandidieren auch in diesem Jahr nicht überall.
Die FDP tritt - wie 1989 - in 17 Kommunen an, die Grünen in zwölf. In Bad Soden-Salmünster haben die Grünen diesmal verzichtet, dafür sind sie im Gegensatz zu 1989 in Brachttal und Freigericht präsent.
Keineswegs aufgegeben haben die Kommunisten. In Langenselbold und Neuberg stehen sie erneut auf dem Wahlzettel - wenn wundert's, schließlich sind sie dort in den Parlamenten vertreten -, in Maintal versuchen sie es nochmal, obwohl ihnen dort 1989 nur 1,4 Prozent zufiel. In Bruchköbel und Hanau (1989 unter "ferner liefen") gibt es keine DKP mehr.
Das gilt genauso für die "Ökologischen Demokraten" (ÖDP). 1989 in Bruchköbel und Maintal angetreten, mit etwas über zwei Prozent abgeschlagen, ist die ÖDP von der Bildfläche längst verschwunden.
Was bleibt, sind die Rechtsextremen, von denen befürchtet wird, daß sie dort, wo sie antreten, auch in die Parlamente kommen. In Gelnhausen ist das die NPD, in Maintal, Freigericht und Hanau sind es die "Republikaner".
In Maintal haben es im übrigen die Wählerinnen am schwersten - oder viel- leicht auch am leichtesten -, sich zu entscheiden: Sieben Möglichkeiten gibt es dort, das Kreuzchen zu machen. az
Immer mehr Bauern in der Region entdecken ein zweites Standbein: die Pferdepension Rindvieh bringt nichts mehr ein
Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Das Konterfei eines Pferdes über dem Wirtschaftsgebäude des "Talhofes" in Gelnhausen-Meerholz signalisiert schon nach außen hin, daß bei Landwirt Wilhelm Herbert und seinem Sohn Reinhold die Zeiten der Milchviehhaltung vorbei sind. Hinter "Mandy", "Lester" und "Filou" verbergen sich keine Schwarzbunten. Der einstige Stall fungiert als "Pferdepension". Ein Trend läuft durch die Region: Auch der Familienbetrieb Reul in Nidderau-Ostheim, wo Bullen der Rasse Charolais gemästet werden, hat sich mit "Pensionspferden" eine zusätzliche Einnahmequelle geschaffen. Eine Alternative für die von den Auswirkungen der EG arg gebeutelten Landwirte? Als Arbeitstiere haben die Pferde ihre Bedeutung in der Landwirtschaft schon längst verloren. Über die Hintertür "Freizeit und Sport" bringen nun insbesondere Mädchen "ihre" Lieblinge in die bäuerlichen Gehöfte zurück, wo sie offenbar mit offenen Armen aufgenommen werden. Dem Pferdesport haftet nicht mehr der Touch des Elitären an. Reiten ist heute durchaus erschwinglich.
Die Kosten für den Unterbringungsplatz bewegen sich im Monat in einer Größenordnung von um die 300 Mark aufwärts. Der Preis richtet sich ganz Füttern und Ausmisten nach dem aus, was angeboten wird. Er hängt aber auch von der Lage zur Großstadt ab. Bei Herbert in Meerholz sind es vorwiegend junge Mädchen, die vom jeweiligen Besitzer die Erlaubnis erhalten haben, ein Pferd in Pflege zu nehmen. "Unsere Verpflichtungen sind Füttern und Ausmisten", sagt Wilhelm Herbert. Für Kraftfutter wie Hafer muß der Besitzer aufkommen.
Der "Talhof" hat Mitte der 80er Jahre schrittweise mit der "Pferdepension" angefangen. Sohn Reinhold hatte der Landwirtschaft eigentlich schon den Rücken gekehrt und wandelte nach absolviertem Staatsexamen auf pädagogischen Pfaden. Die damalige "Lehrerschwemme" bewegte ihn aber zum Umdenken. Der "Jungbauer" brachte die Pferde-Idee ein und baute schließlich den "Talhof" um. In der bestehenden Maschinenhalle wurde zunächst Platz für sechs Reitpferde geschaffen. Dann kam der Kuhstall dran.
Die Nachfrage war so groß, daß auf dem "Talhof" inzwischen Boxen für insgesamt 18 Reitpferde installiert wurden. Derzeit wird letzte Hand an eine "Reithalle" angelegt. Auch ist der Ausritt in die freie Flur möglich. Für Trainingszwecke steht eine Koppel zur Verfügung. In Meerholz haben sich die Pferdebesitzer zusammengeschlossen und einen Reitlehrer angeheuert.
Auf dem "Talhof" gehört also die Milchviehwirtschaft der Vergangenheit an. Vater Wilhelm Herbert - er bekleidet als SPD-Politiker den Vorsitz im Landwirtschaftsausschuß des Main-Kinzig-Kreistags - hat das Gehöft an den Sohn übergeben. Ackerbau und das Ökoprogramm auf den Wiesen (erst ab 15. Juni darf gemäht werden) läuft auf dem "Talhof" wie bisher. Wilhelm Herbert bilanziert dabei unter dem Strich: Die Milchviehwirtschaft habe zwar finanzielle Vorteile gebracht, die "Pferdepension" stelle aber eine wesentliche Arbeitserleichterung dar.
Abseits des Kinzigtals ist der "Höhenhof" in Ostheim völlig anders strukturiert. Ihm hat die Bullenmast ihren Stempel aufgedrückt. Absatzpreise, die tief in den Keller rutschen, zwingen aber auch dort, nach Alternativen Ausschau zu halten. "Wir haben ein zweites Standbein", sagt Otto Reul. Er teilt sich die Bewirtschaftung des Hofs mit Sohn Erhard. Dieses Standbein heißt ebenfalls "Pferdepension". Zu den Pferden, die in 20 Boxen untergebracht sind, zählen auch die beiden eigenen Haflinger-Zuchtstuten der Töchter. Kutschenfahren - das liebste Hobby von "Jungbauer" Erhard in der knapp bemessenen Freizeit. Bei Reul packen die Pferdebesitzer selbst mit an, säubern den Stall. Eine "Bewegungshalle" ist im Bau.
Auf dem "Rosenhof" in Bruchköbel- Oberissigheim gackern keine Hühner oder grunzen Schweine in den Ställen. Die Familie von Schwerdtner, Mitte der 60er Jahre von Norddeutschland nach Oberissigheim übergesiedelt, dürfte das erste bäuerliche Gehöft in der Region sein, das sich gänzlich auf Reitbetrieb umgestellt hat - professionell in Eigenregie betrieben. Zunächst ritten die beiden Nichten auf Fjord-Stuten, dann ging es mit "drei geborgten Pferden" weiter, bevor der "Rosenhof" auf seine jetzige Größe von rund 40 Fohlen, Ponys und Großpferden expandierte. Im "Urlaub auf dem Bauernhof" hat das in dörfliche Idylle eingebettete Gehöft eine Marktlücke entdeckt.
Das Angebot vom Reitunterricht mit Voltigieren und Longieren bis zum Vermitteln von Grundkenntnissen in Pflege und Fütterung lockt ganze Schulklassen ins Hanauer Land. Dabei werden in die einzelnen Kurse gleichermaßen absolute Anfänger, aber auch Fortgeschrittene einbezogen. Hinzu kommen Planwagentouren mit Lagerfeuerromantik und Grillabende am offenen Kamin.
Obwohl die Deutschen jedes Jahr Medikamente für mehr als eine halbe Milliarde Mark auf den Müll schmeißen, halten die Apotheker nichts von einer Weitergabe unverbrauchter Pillen. Angesichts der hohen Anforderungen an Lagerung und Umgang mit den Medikamenten sei die Idee einer Second-Hand-Apotheke nicht erlaubt - aber auch gar nicht wünschenswert, meint der Justitiar der Apothekenkammer, Ulrich Laut.
Keiner könne bei den "gebrauchten" Pillen und Tropfen garantieren, daß sie auch ordnungsgemäß gelagert worden seien. Bei manchen Stoffen könnten schon Abweichungen von wenigen Grad die Substanz verändern. In keinem Falle sei es Medikamenten zuträglich, wenn sie in der knalligen Sonne hinter der Windschutzscheibe brodelten. Aus diesem Grund dürften Apotheken selbst originalverpackte Schachteln nicht wieder zurücknehmen, wenn der Kunde die Apotheke schon verlassen hatte.
Die Frage der "Second-Hand-Apotheke" war aufgeworfen worden, nachdem die Gesundheitskosten dramatisch angestiegen waren und der Frankfurter Professor Jörg Kreuter in einer Untersuchung festgestellt hatte, daß die Deutschen jährlich Medikamente für mehr als 500 Millionen Mark wegwerfen. Dazu hatte Professor Kreuter vom Institut für Pharmazeutische Technologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität die zurückgegebenen Tropfen, Pillen und Kapseln bei 20 hessischen Apotheken analysiert, ihren "Restwert" ermittelt und hochgerechnet.
Trotz des wertvollen Rücklaufs kommt der Frankfurter Professor allerdings zu dem Ergebnis, daß die Patienten zumeist "sehr vernünftig" mit den Medikamenten umgingen. Zwei Drittel der zurückgegebenen Pillen hatten das Verfallsdatum bereits überschritten. In vielen Fällen sei es aber auch angeraten, die angebrochenen Packungen bald nach der erfolgreichen Behandlung auszusortieren. Dies betreffe vor allem Augentropfen. Angebrochene Fläschchen sollten nach vier Wochen "unbedingt" in den Müll, Ohren- und Nasentropfen nach acht Wochen, rät Kreuter. Der Grund: Die Tropfen könnten, einmal geöffnet, bald ihre Substanz verändern. Andere flüssige Präparate und Salben sollten nicht mehr als ein Jahr weiterverwendet werden.
In der Originalverpackung seien die Medikamente bei richtiger Lagerung dagegen "irrsinnig haltbar", sagt der Professor. Das Bundesgesundheitsamt sei sehr vorsichtig bei Vorgaben für das Verfallsdatum. Die Untersuchung Kreuters und seiner Mitarbeiter Andreas und Annette Zimmer hatten ergeben, daß teure Medikamente eher aufgebraucht werden als billige. "No-name-Produkte" landeten mit größerem Rest in den Sammelbeuteln der Apotheken als bekannte Präparate.
Ein Ergebnis der Untersuchung widerspricht aber dem vernünftigen Umgang mit der Medizin. Homöopathische Fläschchen waren noch zu 90 Prozent gefüllt, als sie im Müll landeten. "Da hatten die Patienten wohl vergeblich auf schnelle Wirkung gehofft, obwohl man gerade homöopathische Produkte über einen sehr langen Zeitraum einnehmen muß", sagt Kreuter. luf
BOCKENHEIM. Die Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft (FTG Frankfurt) bietet ab März zwei Aerobic-Kurse, auch für Nichtmitglieder, an. Beim Kurs für Fortgeschrittene liegt der Schwerpunkt auf dem Ausdauertraining für Herz und Kreislauf. Die Techniken des Aerobic werden zu tänzerischen Übungen verbunden. Die "Problemzonen" werden in einem Kräftigungsprogramm trainiert.
Für Eltern gibt es einen Aerobic-Kurs mit Kleinkinderbetreuung. Er wird vormittags angeboten. Während die Eltern Kräftigungs- und Dehnübungen der Muskulatur sowie ein leichtes Ausdauertraining absolvieren, kümmert sich eine Pädagogin um die Kinder.
Zeiten und Orte: "Aerobic für Fortgeschrittene" vom 1. bis 23. März, montags von 18 bis 19 Uhr, im FTG-Sportzentrum Bockenheim, Marburger Straße 28; "Aerobic mit Kinderbetreuung" vom 3. März bis 7. April, mittwochs von 11 bis 12 Uhr, in der Freizeitanlage Rödelheim, Rebstöcker Weg 15.
Für die Kurse ist eine Anmeldung notwendig, die unter der Telefonnummer 77 49 29 möglich ist. ov
RIEDERWALD. "Riederwald-Autobahn - Rettung oder Horror?" Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion des Aktionsbündnisses "Unmenschliche Autobahn" nahmen das Motto sehr ernst. Während die Gegner eine ökologische Katastrophe befürchten, sollte die A 66 mit der A 661 als Autobahn und am Riederwald vorbei unterirdisch verbunden werden, sehen die Befürworter darin eine Entlastung für die Straße Am Erlenbruch. Bekannt waren die Argumente längst, die im Bürgerhaus Riederwald ausgetauscht wurden - neu lediglich die eine oder andere Formulierung.
"Ein Frankfurter Kreuz mitten im Wohngebiet" fürchtete Friedhelm Ardelt, der das Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn auf dem Podium vertrat. Er bezweifelte, daß die Autobahnverbindung den Verkehr beruhigt. Die Spitzenbelastung von heute 34 000 Fahrzeugen im Riederwald werde nach dem Autobahnbau auf 90 000 anwachsen; 79 000 davon würden die Autobahn benutzen.
Die Vorschläge des Aktionsbündnisses: Die A 66 sollte über die Hanauer Landstraße an die A 661 angeschlossen werden. Der nord- und südmainischen S-Bahn sei Vorrang vor dem Autobahnbau einzuräumen und das "Stockheimer Lieschen" als S-Bahn bis nach Büdingen auszubauen. Die Straßenbahn 12 dürfe nicht stillgelegt werden und müsse bis an den Ostrand von Bergen fahren. Das Frankfurter Umland im Osten brauche ein Schnellbusnetz, der Güterverkehr müsse auf die Schiene, und der Fahrradverkehr dürfe in Frankfurt nicht mehr so stiefmütterlich behandelt werden.
"Ihre Alternativen sind keine Ersatzlösung", entgegnete ihm Heinz Lietz, SPD- Stadtverordneter aus dem Riederwald. Und: "Malen Sie doch kein Horrorgemälde." Der Erlenbruch sei kein Erholungsgebiet, die Anwohner warteten seit Jahrzehnten auf die Autobahn. Die SPD Riederwald sei seit Jahren dafür, das Teilstück zu bauen. Lietz räumte allerdings ein, daß sich die Frankfurter SPD davongestohlen habe, indem sie die Verantwortung auf die Landes- oder Bundesregierung habe abschieben wollen. Nun spreche sie sich für eine "umweltschonende, höchstens vierspurige Trassenführung" aus.
"Es gibt keine ökologische Autobahn" entgegnete Volker Rothenburger vom BUND Frankfurt, der auch Mitglied des BUND-Landesvorstands ist. Der Bereich der Straße am Erlenbruch sei ein Grünzug, den man nicht zur "Infrastrukturachse" machen könne. Der künftige Autobahnknoten bringe eine enorme Lärm- und Luftbelastung. Er verstehe nicht, warum die 250 Millionen Mark angesichts knapper Kassen nicht für den S-Bahnbau statt für die Riederwald-Autobahn ausgegeben werden.
Mit wissenschaftlichen Argumenten begründete Willi Loose vom Öko-Institut Freiburg die Furcht vor steigender Luftbelastung. Die für die Ozonbelastung verantwortlichen Stickoxide stiegen insgesamt um 26 Prozent. Wenn man die Auswirkungen nur für den Stadtteil Riederwald betrachte, ergebe sich folgendes Bild: Die Stickoxide würden von 122 Kilogramm pro Tag auf 559 Kilo anwachsen, die Menge der teilweise krebserzeugenden Kohlenwasserstoffe stiege um zwei Drittel. Loose zog den Schluß: "Die Autobahn ist nicht vertretbar."
Als Entlastung für das Wohngebiet sah dagegen Dr. Wolfgang Stammler, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, die Riederwald-Autobahn. Den Unmut des Publikums zog er mit der Bemerkung auf sich, eine Stadt brauche eben eine andere Verkehrsplanung als das idyllische flache Land. "Wir können nicht so tun, als könnten wir von vorne anfangen, die Ostumgehung A 661 wird fertiggestellt", sagte Stammler. Die Stadt brauche daher auch die Anbindung der A 66 an diese Autobahn. Seit 1988 lägen die Pläne für das Projekt vor. Im Hinblick auf das Taktieren der rot-grünen Koalition sagte Stammler: "Wir bedauern, daß über vier Jahre getan wurde, als gebe es Alternativen. So hat sich die Entlastung für die Anwohner um vier Jahre verschoben."
"Rot-grün" war das Stichwort für den Grünen-Stadtverordneten und Vorsitzenden des Verkehrsausschusses im Römer, Lutz Sikorski. In der Koalitionsvereinbarung seiner Partei mit der SPD sei lediglich ein "Prüfauftrag" für die Verbindung der beiden Autobahnen festgelegt worden. "Eine Tunnellösung, wie sie die SPD favorisiert, ist mit uns nicht machbar." Es handele sich dabei um ein Projekt aus den 60er Jahren, mit dem man heute die Entwicklung einer Großstadt nicht mehr betreiben könne. Im Vordergrund müsse die Frage stehen: "Was erträgt der Mensch?"
Gegen Ende der Diskussion bedauerte Friedhelm Ardelt: "Wieder einmal wurde Parteipolitik gemacht, es ging nicht um die Sache, sondern um Schuldzuweisungen." Dabei läuft der Countdown für die Riederwald-Autobahn, wie Moderator Wigbert Tocha es formulierte. Die Planungsunterlagen liegen beim Regierungspräsidenten in Darmstadt, und der Erörterungstermin steht bevor. hes
HÖCHST. Als Kaserne wurde sie vor 70 Jahren gebaut. Heute steht sie leer, die McNair-Kaserne. Bauarbeiter reparieren derzeit die geplatzten Wasserrohre und das löchrige Dach. Aber wer die Immobilie, die dem Bund gehört, einmal nutzen soll, weiß niemand so genau. Die einen wollen eine Schule, die anderen ein Flüchtlingswohnheim.
Und dann gibt es noch Gerüchte, wonach bereits im Herbst Studenten und Asylbewerber gleichzeitig in das Gemäuer einziehen sollen. Die Frankfurter Rundschau fragte Politiker aller Fraktionen danach, wie es mit der Höchster Kaserne weitergehen soll.
"Unser Vorschlag ist, die McNair-Kaserne in eine Berufsschule umzubauen", sagt Karl Leo Schneeweis. Der CDU- Stadtverordnete aus Höchst, selbst Berufsschullehrer, wünscht sich viel mehr Platz für die Lehrlinge, die einmal wöchentlich oder in mehrwöchigen Blöcken das theoretische Einmaleins ihres Berufes erlernen. "Wir können nicht immer neu bauen, dazu fehlt uns im Moment vor allem das Geld", sagt der Christdemokrat.
Ein Berufsschulzentrum in der Nieder Birminghamstraße - wie es schon im Römer diskutiert wurde - lehnt Schneeweis ab. Das Gelände dort sei zu schlecht erschlossen für die Schüler. "McNair war als Kaserne und als Schule konzipiert, jetzt wollen wir das Gebäude wieder zur Schule umfunktionieren", fordert der CDU-Mann.
Die Kaserne in Wohnungen umzubauen, hält er auch nicht für praktikabel. Denn die langen Gänge und die wenigen sanitären Anlagen verursachten immense Kosten, wollte man Zwischenwände einziehen. Die Anwohner würden auch eine Nutzung der Kaserne als Schule begrüßen, meint Schneeweis. Außerdem gebe es noch Kasernengelände, das sowohl der Öffentlichkeit als auch Wohnungssuchenden zugute kommen könnte.
Eine Sporthalle, die auf Unterliederbacher Gebiet steht, sollte für die Vereine erhalten bleiben. Und auf den vielen Quadratmetern in Höchst sollten Wohnungen gebaut werden, fordert der CDU-Stadtverordnete.
Da das Land noch dem Bund gehöre, sei die Stadt daran interessiert, einen Investor zu finden, der den Grund aufkauft und dort Wohnungen hochzieht. Für das Gelände sei derzeit "ein Bebauungsplan in der Mache".
"Ganz klar, in die McNair-Kaserne müssen Asylbewerber rein." Damit fordert Hannelore Schneider von den Grünen im Römer genau das, was die hessische Landesregierung bereits im Juli vergangenen Jahres angekündigt hat: 500 Flüchtlinge sollten zwischen den hohen Mauern einquartiert werden, weil die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach aus allen Nähten platzt. Der Ortsbeirat 6 hatte sich damals für eine vorübergehende Nutzung ausgesprochen.
Freilich hatte sich CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens dazu bekannt, er sehe die "Asylbewerber nicht mit Freude" in Höchst. Nur die Grünen waren für eine dauerhafte Lösung, und das hat sich den Worten Hannelore Schneiders zufolge nicht geändert. Die Partei fordert aber neben einer Flüchtlingsunterkunft "zusätzliche Nutzungen" für das Gemäuer. Denn die Flüchtlinge sollten nicht wie in einem Getto leben, sondern Kontakt zu den Höchstern bekommen.
So könnten dort beispielsweise Arbeitsgemeinschaften, Nachbarschaftsinitiativen und Bürgergruppen einen Treffpunkt bekommen, schlägt die Grüne vor. Die McNair-Kaserne als Schule zu nutzen, wie das die CDU will, lehnt sie ab. "Das gesamte Gebäude entspricht nicht mehr heutigen pädagogischen Anforderungen", so Hannelore Schneider.
Dem kann ihr Partei-Kollege Thomas Schlimme aus dem Ortsbeirat 6 nur zustimmen. Auch die Grünen-Stadtteilpolitiker fordern in der McNair-Kaserne eine dauerhafte Flüchtlingsunterkunft. Die Stadt Frankfurt soll "ihren Anteil an der Flüchtlingsproblematik tragen".
Die Sozialdemokraten können sich ebenfalls Asylbewerber in dem Militärgebäude vorstellen. Die Flüchtlinge sollten aber "unter menschenwürdigen Bedingungen dort unterkommen", hatte die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 6 schon in einem Brief an die hessische Sozialministerin Iris Blaul (Die Grünen) formuliert. Die Kaserne als Flüchtlingsunterkunft sollte nicht von einem Privatunternehmen geführt werden - wie das bei vielen Außenstellen der Schwalbacher HGU der Fall sei.
Staat oder Land achteten weniger auf Profit, meint SPD-Fraktionschef im Ortsbeirat, Norbert Wildhirt. Die meisten Höchster hätten sich schon bei einem "runden Tisch" für Flüchtlinge in der Höchster Kaserne ausgesprochen.
Im Oktober vergangenen Jahres hatten Kirchengemeinden und Parteien zu dem "runden Tisch" eingeladen, um die Bedenken gegen die Asylbewerber in Höchst zu zerstreuen. Und das sei auch gelungen - obwohl eine ganze Schar Rechtsextremer bei der Versammlung anwesend war und versucht hätte, Angst unter den Anwohnern zu schüren.
Pfarrer Hans-Georg Döring ist mit seiner evangelischen Christopherusgemeinde Anwohner der McNair-Kaserne. Mit seinem "Nachbarschaftsbüro" versucht er, Bedenken der Höchster gegen die ausländischen Flüchtlinge zu entkräften. Aufgrund von Informationen durch seine "guten Verbindungen nach Oben" - womit er aber keine göttlichen Kräfte meint - könne er sich vorstellen, daß schon im Herbst neue Bewohner in die McNair-Kaserne einziehen werden: Flüchtlinge und Studenten sollen sich das ehemalige Soldaten-Terrain teilen.
"In dieser Richtung hat es Gespräche gegeben", bestätigt eine Sprecherin des Familienministeriums in Wiesbaden. Konkret wird sie jedoch nicht. Durch die neue Asyl-Gesetzgebung herrsche "Planungsunsicherheit".
Der Umbau der McNair-Kaserne für "eine Mischnutzung" kostet "einen Haufen Geld". Das habe eine Kalkulation des Staatsbauamtes Darmstadt ergeben: "Renovierungsbedarf: acht bis zehn Millionen Mark". gre
Die Frankfurter Vereine werden auch weiterhin den höheren Stromtarif für Gewerbebetriebe zahlen müssen. Eine Herabstufung auf den billigeren Tarif für Haushalte hält der Magistrat "aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen" für unmöglich. Damit wird ein Anliegen des Ortsbeirats 9 (für Dornbusch, Ginnheim und Eschersheim) zurückgewiesen, der die Tarifstruktur zugunsten der Vereine ändern lassen wollte.
"Mit dem 1. Januar 1992 wurde den Vereinen eine ungeheure Belastung aufgeknallt", sagt Hans-Günter Müller von der CDU-Fraktion des Ortsbeirats. Damals wurde, so seine Fraktionskollegin Gabriele Hartwich, die Vereine von den Stadtwerken in die Kundengruppe mit "gewerblichem, beruflichem oder sonstigem Bedarf" einsortiert. "Damit sank zwar die Grundgebühr für den Stromanschluß von vielleicht 400 auf 10 Mark", sagt Hartwich, "aber dafür stieg der Preis pro Kilowatt auf fast das Doppelte".
Dies sei nun vor allem für solche Vereine ein Problem, die große Anwesen zu versorgen hätten: beispielsweise die Vereine in den Bunkern, deren Räume meist elektrisch beheizt würden. Bei Sportvereinen sei früher die Grundgebühr voll von der Stadt übernommen worden, nicht jedoch die Kosten für den Verbrauch, und die würden sich durch die neue Regelung ja verdoppeln.
Der Magistrat argumentiert, daß nach der Bundestarifordnung die billigeren Bedarfsgruppen "Haushalt" und "Landwirtschaft" eindeutig festgelegt und nicht auf Vereine anwendbar seien. Zudem orientiere sich der Preis an den Kosten für die Bereitstellung des Stromes, und die seien durch das unregelmäßigere Abnehmerverhalten der Vereine höher als bei Haushalten. Billigere Tarife für die Vereine würde bedeuten, daß die Gesamtheit der Stadtwerke-Kunden dies durch höhere Strompreise zu finanzieren hätte, heißt es in einem Magistratsbericht.
Sportdezernentin Sylvia Schenk sagte, die Sportvereine hätten im vergangenen Jahr durch den Wegfall der subventienierten Grundgebühr nicht weniger Geld von der Stadt bekommen als in den Vorjahren, denn es sei ein Zuschuß in gleicher Höhe gezahlt worden. Derzeit werde mit den Vereinen verhandelt, ob dieser Zuschuß in einen Pauschalbetrag für die Unterkünfte eingehen soll, oder ob damit Wasser- und Energiesparmaßnahmen finanziert werden könnten. mat
KRONBERG. Einen Osterferienspaß bietet die städtische Jugendpflege Kindern von acht bis zwölf Jahren in der Zeit vom 19. bis 23. April. Auf dem Programm stehen Spiele, Basteln und Ausflüge. Die Kinder werden täglich von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr im Jugendzentrum Oberhöchstadt, Am Sportfeld 1, betreut. Für die Mittagszeit kann ein warmes Essen bestellt werden. Anmeldungen nimmt die städtische Jugendpflege im Rathaus, Katharinenstraße 7, Tel. 70 32 41, entgegen. ki
Seit Jahren haben sie in Kolumbien Deutsch gelernt, jetzt ist für die 15 bis 17 Jahre alten Jugendlichen die ersehnte Sprachreise nach Deutschland in greifbare Nähe gerückt. Damit der fast viermonatige Austausch nicht scheitert, sucht der "Verein für das Deutschtum im Ausland" Gastfamilien für die 56 jungen Kolumbianer und Kolumbianerinnen.
Die Südamerikaner sollen vom 16. März bis 5. Juli nach Deutschland kommen, um hier in Familien zu leben und Schulen zu besuchen. Die Sprache haben sie in den Deutschen Schulen von Cali und Medellin gelernt. Für die deutschen Kinder der Gastfamilien besteht die Möglichkeit, zu einem Austausch nach Kolumbien zu fahren.
Information beim VDA, 5205 St. Augustin, Telefon 0 22 41 / 2 17 35. luf
Im Gegensatz zu Frankfurt verdienen andere Kommunen an ihren Volksfesten richtig Geld: München zum Beispiel rund 394 000 Mark im Jahr, Paderborn 142 000, Worms 35 000, Nürnberg sogar an der Verpachtung seines Platzes jährlich 100 000 Mark. In Frankfurt werden gerade 70 Prozent der Sachausgaben für Volksfeste durch Einnahmen gedeckt, wenn man die Personalkosten mit einrechnet, beträgt die Kostendeckung sogar nur 48 Prozent. Das Verkehrsamt der Stadt hat deshalb schon vor längerer Zeit beantragt, zusätzliche Einnahmequellen erschließen zu dürfen.
Amtsleiter Günter Hampel, der jährlich 1,3 Millionen Mark für Sachausgaben zur Verfügung hat, möchte beispielsweise die Gebühren für Vergnügungsmärkte um zehn Prozent erhöht wissen, was etwa 90 000 Mark an zusätzlichen Einnahmen bringen würde. Die CDU, die schon im November letzten Jahres einen entsprechenden Antrag an den Magistrat gestellt hat, wollte zudem aber auch Näheres über die allgemeine Kostenentwicklung wissen.
In der Magistratsantwort heißt es ganz allgemein, es sei "nicht weiterhin zu vertreten, die Subventionierung privater Betriebe mit Gewinnerzielungsabsicht zu Lasten des Haushalts der Stadt fortzusetzen". Eine Ausnahme sei das Deutsch- Amerikanische Volksfest, das mit rund 150 000 Mark bezuschußt wird, weil es der Völkerverständigung diene.
Das Museumsuferfest sei ohnedies keine kommerzielle Veranstaltung. Es biete den Museen für Besucherwerbung und den Künstlern eine breite Plattform, es sei auch nach außen eine Werbung für Frankfurt. Mit den traditionellen Volksfesten sei es also nicht zu vergleichen. Die Ausgaben von 450 000 Mark dafür brachten vergangenes Jahr zwar nur Einnahmen von 150 000 Mark. Das meiste Geld wird aber ohnedies von Privatfirmen und Sponsoren aufgebracht.
Bei den übrigen Volksfesten werden in Frankfurt jährlich rund 154 Millionen Mark umgesetzt - was bedeutet, daß jeder Festbesucher rund 20 Mark ausgibt. Im vergangenen Jahr haben die Einnahmen der Stadt (ohne Deutsch-Amerikanisches Volksfest) laut Magistrat etwa 0,5 Prozent des geschätzten Umsatzes betragen. Deshalb seien höhere Gebühren künftig durchaus angebracht.
Hampel vertritt ohnedies nach wie vor die Meinung, daß die Gebührensätze für Schausteller in Frankfurt "viel niedriger als in anderen vergleichbaren Städten" angesetzt seien. -vau
Die Handwerkskammer Rhein-Main rechnet für 1993 mit einem leichten Wachstum im Handwerk von einem bis 1,5 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten werde in etwa gleichbleiben oder leicht steigen. Allerdings sei das Konjunkturtief der Gesamtwirtschaft vor allem bei den Metallhandwerkern, beim Bau und im Kraftfahrzeuggewerbe bereits zu spüren, heißt es in einem Bericht der Kammer.
Knapp 86 Prozent der Handwerksbetriebe bewerteten nach einer Umfrage der Kammer im vierten Quartal des vergangenen Jahres die derzeitige Geschäftslage als "gut" oder "befriedigend". Vier von fünf Betrieben rechnen damit, daß dies auch in den nächsten Monaten so bleiben werde. Ein recht freundliches Bild bietet nach Ansicht der Kammer die Umsatzentwicklung: Bei knapp 78 Prozent der Betriebe seien die Umsätze im letzten Quartal &rquote;92 gleichgeblieben oder gestiegen. In einzelnen Sparten, vor allem im Kraftfahrzeuggewerbe, sei der Anteil von Unternehmen mit rückläufigen Umsätzen jedoch auf Werte bis 58 Prozent angestiegen.
Eine Abnahme der Auftragseingänge ist dem Bericht zufolge vor allem im Bauhandwerk festzustellen, wo 35 Prozent der Betriebe darüber klagten. "Ausnehmend gut" entwickele sich die Auftragslage dagegen im Kunsthandwerk, in der Druck- und Papierbranche sowie bei den Handwerkern in der Dienstleistungs- und Bekleidungsbranche. mat
1
1
1
1
VdK will Beschäftigungsfirmen Zur Verringerung der Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter in Hessen hat der Sozialverband VdK die Gründung spezieller Beschäftigungsfirmen gefordert. Die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Menschen mit schwerer Behinderung sei 50 Jahre und älter und habe auf dem Arbeitsmarkt kaum Vermittlungschancen, sagte VdK-Landesvorsitzender Wilhelm Kremer. Spezialfirmen könnten sie in der Landschaftspflege, Umwelt- und Denkmalschutz und beim Recycling einsetzen.
Die Reaktion auf meinen Leserbrief im Wiener "Profil" kam wie erwartet hinterrücks. Nicht in der Zeitschrift, in der auch die Leser meinen Beitrag lesen konnten, nein, die von Elfriede Jellinek bestellte Antwort kam in der Frankfurter Rundschau. Mit einer Fülle tragischer Irrtümer und Klischees (FR vom 9. 2. 1993 "Jörg Haiders neue Freunde").
Doch nur ein Punkt hat mich wirklich verletzt. Mit der Vergangenheit meiner Familie habe nicht ich mich journalistisch beschäftigt, sondern das war mein Vater, der über die Verbindungen meiner Familie zur Eisenbahn publizierte. Mein Vater, der übrigens Harry Sichrovsky heißt, hatte damals jahrelang recherchiert und ein Buch über die Geschichte einer österreichischen jüdischen Adelsfamilie veröffentlicht, die Wertvolles für die Entwicklung der Eisenbahn in Österreich geleistet hatte. Ihn zu beleidigen ist ungefähr so intelligent wie wenn ich schreiben würde, daß mich der Name Rothschild nur an Bankskandale und französische Rotweine erinnert. Warum schreibt einer von denen jetzt in der Frankfurter Rundschau?
Mit der anderen Kritik kann ich leben. Auch wenn der Unterschied zwischen logisch und logistisch durch einen Blick in den Fremdwörter-Duden erkennbar gewesen wäre, so wie die anderen angeblichen sprachlichen Fehler.
Herr Rothschild hat mich sonst in meiner Kritik bestätigt. Jene, die glauben, nur wenn sie Haider kritisieren, können sie sich zur Truppe der "Anständigen" im Lande zählen und alle verteufeln, die diesen Schulterschluß nicht mitmachen, argumentieren so wie er. Mit einem Rothschild hab ich ebenso wenig gemeinsam wie mit einem Haider. Beide sind geprägt von Lagerdenken und einem Freund- Feind-Denken, das in einer Demokratie nichts zu suchen hat.
Mich verbindet wenig mit einer Frau Jellinek, die noch Ende der 80er Jahre stolzes Mitglied der Kommunistischen Partei war, auch wenn sie heute Herrn Haider kritisiert. Ein gemeinsamer Feind ist mir zu wenig für eine Kampfgemeinschaft, die mich von der Sprache her immer mehr an die verlogene antifaschistische Einheitsfront aus der Ex-DDR erinnert.Peter Sichrovsky, Wien
"Akzeptabel" bezeichnet "unser" Kanzler den jüngsten Tarifabschluß der ÖTV für die ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst (FR vom 6. 2. 1992 "Positives Echo auf ÖTV-Tarif").
"Respektabel" wurde dieser Abschluß sogar vom DGB bewertet. Respekt wovor? Davor, daß mit diesem Abschluß wieder einmal mit einer linearen 3prozentigen Erhöhung durch alle Vergütungsgruppen hindurch die Ungleichheit angesichts der immer weiter auseinanderklaffenden Einkomensstrukturen weiterhin verstärkt wird? Da hilft auch die mehr als spärlich ausgefallene sogenannte "Soziale Komponente" durch eine geringfügige Erhöhung des Ortszuschlages für die unteren Einkommensgruppen nichts.
Dieses erscheint allein vor dem Hintergrund, daß ein alleinverdienender Angestellter mit zwei Kindern der nächsthöheren Vergütungsgruppe VII BAT nur knapp über dem Einkommen eines Sozialhilfeempfängers liegt, mehr als lächerlich.
Von einem sozialverträglichen Abschluß kann, auch hinsichtlich des zu geringen Abschlusses, der nicht einmal die allgemeine Teuerungsrate auffängt, nicht die Rede sein. Besser hätte es der ÖTV angestanden, wenn es zum Abschluß einer niedrigeren Gehaltssteigerungsrate für die oberen Einkommengruppen und einer "echten sozialen Komponente" in Form einer monatlichen Festbetragszuzahlung für die weniger Verdienenden gekommen wäre.
Leider wurde das Thema "Arbeitszeitverkürzung" weiterhin auf die lange Bank geschoben. Angesichts der sich wohl in naher Zukunft nicht verringernden (sondern: eher zunehmenden) Massenarbeitslosigkeit ist hier die Chance vertan worden, durch einen weiteren Schritt hin zur Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst mit entsprechender tariflich festzulegender Wiederbesetzungspflicht der dadurch freiwerdenden Arbeitskapazitäten durch öffentliche Arbeitgeber, einen Beitrag zum Abbau von Arbeitslosigkeit zu leisten.
Angesichts dieser Tatsachen kann das Urteil über diesen Tarifabschluß nur lauten: die ÖTV hat ihren gewerkschaftspolitischen Auftrag, nämlich "die Angleichung der Lebensverhältnisse durch eine solidarische Lohn- und zukunftsorientierte Tarifpolitik", deutlich verfehlt.
Ingeborg Pelster-Firat (ÖTV-Mitglied und Sprecherin der Landesarbeits- gemeinschaft Gewerkschaftspolitik der Grünen NRW), Warendorf
Ihren Artikel vom 9. 2. 1993 "Die CO2- Crime-Story" halte ich für sehr anschaulich und gut, möchte jedoch das geschilderte Problem auch von einer anderen Seite "beleuchten".
Sauerstoff ist der lebensnotwendigste Stoff, ohne den es keine Atemluft und kein Wasser geben würde. Alle Lebewesen - ausgenommen die Pflanzen, die als alleiniger Lieferer Sauerstoff produzieren - können ohne Sauerstoff nicht existieren.
Für jede Verbrennung wird Sauerstoff benötigt. Die so der Atmosphäre entzogene Menge ist genau so erschreckend wie der Ausstoß von Kohlendioxid. Das soll im folgenden anhand des ganz normalen Mittelklasse-Wagens von Herrn "Otto Normalverbraucher" mit einem Hubraum von 2,0 Liter und einer Nenndrehzahl von 5000 U/min erläutert werden.
Für einen Arbeitstakt benötigt der Viertaktmotor 2 Umdrehungen, d. h. nach jeder Umdrehung der Kurbelwelle das halbe Hubvolumen Luft (1 Liter), bei 5000 U/min also 5000 Liter bzw 5 Kubikmeter Luft, wovon 20 Prozent oder ein Kubikmeter reiner Sauerstoff ist.
Das ergibt einen Verbrauch von 300 Kubikmeter Luft oder 60 Kubikmeter reinem Sauerstoff (60 Würfel der Kantenlänge 1 m).
In jeder Betriebsstunde benötigt dieses eine Fahrzeug also 3600 dieser berühmten Würfel reinen Sauerstoffs, die uns nicht für die Atmung zur Verfügung stehen.
Eine Frage, die sich jeder selbst beantworten möge: Wie viele Kraftfahrzeuge (Pkw, Lkw, Busse, Flugzeuge, Schiffe usw.) verbrennen ständig Sauerstoff, und das weltweit? Ganz zu schweigen von der Industrie und dem Strom, der aus der Steckdose kommt.
K. Marquart (Dipl.-Ing.), Schöneck
In der laufenden Berichterstattung zum Thema fällt eine Konzentrierung auf schon bekannte Vorschläge der gemeinsamen Kommission von Kultusministerkonferenz-Finanzministerkonferenz, der Vorschläge vom Wissenschaftsrat und Hochschulrektorenkonferenz auf. Von den Studierenden wird nur berichtet, sie seien dagegen (FR vom 28. 1. 1993 "Die Uni-Illusionen der politischen Seite").
Es wird vergessen, daß von studentischer Seite seit mindestens 25 Jahren die Forderung für eine Studienreform aufgestellt wird, und daß dementsprechend seitdem studentische Studienreformvorschläge vorliegen und neue entwickelt wurden.
Die vorliegenden Konzepte vom Wissenschaftsrat u. a. sind jedoch nur ein neuer Aufguß alter Konzepte aus den 70er Jahren. Verschiedene alternative studentische Konzeptvorschläge sind in geringen Maßen von den Hochschulen oder den Ländern aufgegriffen worden und funktionieren z. T. auch gegen den Widerstand der oben genannten Gruppen (s. ErstsemesterInnen-Arbeit, Studienkollektive, Projekttutorien . . .).
Diese und andere Modelle (wie z. B. autonome Seminare, die aber seltenst umgesetzt werden) werden in der Regel von professoraler und ministerieller Seite als ihre Modelle dargestellt. In der FR findet diese Darstellung ihre Fortsetzung. So wurde in ihr ein Resümee der Projekttutorien in Berlin nicht von studentischer Seite gezogen, sondern von professoraler.
Die Stellungnahmen und Analysen verschiedener studentischer Gremien zu den Konzeptvorschlägen zum Thema Studienreform müssen, um ein korrektes Bild der Diskussionen wiedergeben zu können, in der FR dargestellt werden. Die StudentInnen wenden sich nicht nur gegen die 1000 Mark, sondern hauptsächlich gegen den politischen Inhalt der oben genannten Konzepte, so u. a. gegen:
das gezielte Ausspielen von gesellschaftlich
benachteiligten Gruppen gegeneinander;
eine Veränderung des Bildungsklimas: mit den vorgeschlagenen Konzepten wird einer Eliteausbildung Vorrang vor Chancengleichheit und Bildung gegeben. Die finanzielle, wie auch die psychologische Hürde, ein Studium anzufangen, wird höher gelegt. So treffen diese Konzepte besonders Frauen, ArbeiterInnen-Kinder, Studierende mit Kindern, ausländische StudenInnen, Studierende aus dem zweiten Bildungsweg und Studierende, die sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen müssen.
Neben dieser nur kurz aufgeführten Kritik noch eine weitere Anmerkung: das Bild des Studiums wird durch die Darstellung in der FR verzerrt. Auch bisher wurde an der Hochschule (aus-)gebildet. In der momentanen Darstellung wird jedoch scheinbar nur geforscht und die Bildung fällt hinten über oder?! Hier zeigen die oben genannten Lehrenden, daß ihr Interesse bisher nicht die Bildung war, sondern ihr eigener Ruf in der Wissenschaft. Die Verantwortung für gute Lehre ist nicht mehr selbstverständlich, sondern soll durch Prämien und Preise angeregt werden. Die Reformvorschläge von Wissenschaftsrat u. a. greifen die augenblickliche Situation auf und entwickeln die Bildung im Interesse der Hochschule und Wirtschaft zurück. Kann das das Interesse einer Studienreform sein?
Eine der Hauptforderungen der StudentInnen ist die der Demokratisierung und die der Erhöhung des Frauenanteils an den Hochschulen. In der Akademischen Selbstverwaltung der Hochschule sind die beteiligten Gruppen (wissenschaftl.-nichtwissenschaftl. MitarbeiterInnen, die StudentInnen und die ProfessorInnen) nicht in gleichem Maße vertreten.
In jedem Gremium haben die ProfessorInnen die absolute Mehrheit. Wenn nun die "Autonomie der Hochschulen" gefordert wird, kann dies sinnvollerweise nur dann geschehen, wenn alle beteiligten Gruppen gleichberechtigt an den Entscheidungen in der Hochschlue teilhaben können.
A. Schöllgen, i. A. der TutorInnen- Gruppe am Hochschuldidaktischen Zentrum in Aachen
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 6
FRANKFURT A. M. Woche für Woche veröffentlicht die Stadtteil- Rundschau, was, wer, wo und wann in Frankfurt macht - seien es politische Diskussionen und Ortsbeiratssitzungen, Leistungsschauen der örtlichen Vereine, Konzerte und allgemeinde Treffen, Gemeinde- und Straßenfeste, sportliche Angebote und Kurse, Leserbriefe, Stellungnahmen, Terminankündigungen aller Art und vieles andere mehr.
Die Stadtteil-Redaktion freut sich über jeden Brief, jede Zuschrift und Einladung und sorgt gern dafür, daß sich ein Veranstalter pünktlich vor dem großen Ereignis "im Blatt" wiederfindet. Allein: Zur Zeitungsherstellung gehört auch die Technik - und die verlangt von der Redaktion, feste Termine einzuhalten.
Deshalb passiert es immer wieder, daß ein Verein, eine Partei oder eine Gemeinde überrascht feststellen muß, daß ihre Ankündigungen nicht rechtzeitig veröffentlicht wurden. Der Grund: Als das Schreiben eintraf, befand sich die Stadtteil-Rundschau bereits im Druck.
Unser Tip: Einladungen sollten mindestens acht bis neun Tage vor dem betreffenden Termin in der Redaktion angekommen sein. Ebenso hilft auch die korrekte Anschrift, Verzögerungen zu vermeiden: Frankfurter Rundschau, Stadtteil-Rundschau, Postfach 10 06 60, 6000 Frankfurt am Main 1.
Unter der Fax-Nummer 21 99 - 619 sind wir ebenfalls schnell und einfach zu erreichen - Tag und Nacht. star
FRANKFURT A. M. Mit drei Kisten Bier und den Akkorden A, D und E fing es an. "Ohne größere Ambitionen" griffen die Bergen-Enkheimer Ralf Bender (Schlagzeug), Ivo Damjanic (Leadgitarre), Thomas Roth (Rhythmusgitarre) und King Kört (Baß) zu ihren Instrumenten und legten los, ganz nach ihrer Devise "It's only Rock 'n' Roll but I like it."
Einige Wochen lärmten sie friedlich in einer Baracke, bis ein Freund auf sie zukam und meinte: "Jungs ich hab' einen Auftritt für euch." Er hatte allen Ernstes vor, die "Going Bananas", wie sie sich damals noch nannten, auf die Gäste seiner Geburtstagsparty loszulassen.
"Auf einmal wurden wir gezwungen, so richtig ernsthaft zu üben", erinnert sich Ivo. Schließlich sollten die 50 ersten Zuhörer nicht zu sehr gequält werden. "Als wir dorthin kamen, wollten wir 15 Stücke spielen", sagt Thomas. "Zehn davon konnten wir einigermaßen, bei den anderen waren wir dann laut und euphorisch."
Entgegen allen Erwartungen hagelte es auf der Party keine faulen Tomaten oder schrille Pfiffe. Die Leute fingen an, zu tanzen, schoben den spielenden Musikern Geldscheine in die Taschen und verlangten eine Zugabe, die dann zu einem zweiten Durchlauf wurde: Die Band spielte ihr Repertoire einfach noch einmal.
Aus der Partynacht ging dann eine eingeschworene Fangemeinde hervor, die ihre Band auf allen weiteren Gigs begleitete. Beim ersten großen Auftritt fern der Heimat füllte sie den halben Hanauer Jazzkeller. "Die hatten vorher schon einiges abgekippt und die Stimmung war super", grinst Ralf. "Und wir haben es dann ordentlich krachen lassen."
Von dem Namen "Going Bananas" trennte sich die Gruppe, weil ihn viele Leute aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nicht wie beabsichtigt mit "verrückt werden" sondern mit "die wandelnden Bananen" beziehungsweise "die Bananen kommen" übersetzten. Bei einem Fest der Schule Am Hang hatten die Schüler zur Begrüßung sogar gelbe Früchte gemalt - das war den vieren dann doch zuviel der politischen Anspielung, und sie entschieden sich für "Squeaky Wheels", die "quietschenden Reifen".
Ihre Bremsspur hinterließen sie in den vergangenen zwei Jahren bei mehr als 20 Auftritten. Sie spielten überwiegend Rock-Klassiker von Chuck Berry bis zu den Rolling Stones und Hardrock-Songs von Guns 'n' Roses, Status Quo und anderen. Aber auch das deutsche Kulturgut kommt nicht zu kurz: Sie interpretierten und ironisierten Die Ärzte und Marius Müller-Westernhagen. "Und wenn gar nichts mehr geht, spielen wir ,Marmor, Stein und Eisen bricht&rquote; von Drafi Deutscher", sagt Thomas.
"Natürlich arrangieren wir die Stücke neu", betont Ivo. Mit der Zeit entwickelten sich die Stücke und mit ihnen der Sound der Band: "Wir bringen die Sachen meistens schneller, härter, rotziger."
Wichtig ist ihnen die Zusammenarbeit mit Bands aus dem Stadtteil. "Wir tauschen die Songtexte aus und helfen uns gegenseitig." Mit den "Old Beer Devilz" zusammen spielten sie im September auf dem Berger Markt sogar auf zwei Bühnen dasselbe Stück gleichzeitig, erzählt Thomas. "Das kam supergut."
Lange Zeit suchten die "Wheels" nach einem geeigneten Proberaum. Zeitweise konnten die Gitarristen nur auf Akustikgitarren üben, und der Schlagzeuger maltraitierte sein Lenkrad beim Autofahren "mit voll aufgedrehtem Radio", um nicht aus der Übung zu kommen. Die Gartenhütte, die ein Bauer zur Verfügung stellte, war auch keine Lösung: "Da war leider ein Reithof in der Nähe, und die Pferde wurden scheu, als wir probten." Schließlich fand sich ein Kellergewölbe. Wochenlange Arbeit und "einen Haufen Geld" steckten sie in den Raum, den sie zusammen mit dem "Profimixer" Jürgen Eberhard zu einem "kleinen Tonstudio" ausbauten.
Dort wollen die Musiker weiter an ihrem Sound feilen und sich auf die Straßenfeste im Sommer vorbereiten. "Im Dezember spielen wir dann in der Festhalle", meint Thomas. "Es sei denn, wir bekommen Terminschwierigkeiten . . ."
Zuletzt konnte ihr Publikum im Volkshaus Enkheim beim "Rock & Oldie Fasching" des FC Germania Enkheim sehen und hören. Dort spielten sie gemeinsam mit den "Glenfinnman" und den "Old Beer Devilz". Für diesen Anlaß arbeiteten die "Squeaky Wheels" an einer Verfeinerung ihrer "Bremsgeräusche": Sie traten mit zwei Trompetern und einem Saxofonisten auf. *lub
FRANKFURT A. M. Wenn Walter Lüderssen sich jeden Tag auf seinen "Long John" schwingt und seine bis zu hundert Kilo schwere Fracht durch die Straßen Frankfurts fährt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Vor allem, weil das Gefährt für ein Fahrrad recht ungewöhnlich aussieht: es ist mehr als zwei Meter lang, hat einen kleinen Vorderreifen und eine Ladefläche in der Mitte. Darauf liegt, gut verpackt, die kostbare Fracht: Kartenmaterial aus aller Welt.
Transportiert wird es vom traditionsreichen Stammgeschäft von "Landkarten- Schwarz" in der Eckenheimer Landstraße 36 zur Filiale, die vor zweieinhalb Jahren am Goethehaus eröffnet wurde. Die Firma, mit vollem Namen "Richard Schwarz Landkartenhandlung KG", existiert genau seit 90 Jahren.
"Von der Gründung durch Richard Schwarz im Jahre 1903 bis zum Zweiten Weltkrieg waren wir in der Jägerstraße in Berlin ansässig. Im Krieg wurde das Geschäft allerdings ausgebombt", erzählt Lüderssen. Der ehemalige Geographiestudent arbeitet bereits acht Jahre "beim Schwarz". Er kennt den Laden, seit er "über die Theke schauen" konnte und hat sich auch mit dessen Geschichte befaßt: "In den späten Vierzigern dachte sich Arnold, der Sohn des Gründers, daß die Zukunft eher im Westen liegt und machte den heutigen Laden in der Eckenheimer Landstraße auf".
Auch in Frankfurt stellte man im wesentlichen Landkarten her, darunter vom Stadtwald; Verwaltungkarten mit Grenzen von Regierungsbezirken und Kreisen gehörten ebenso dazu. Kurz nach dem Krieg begann Schwarz, für Landkartenverlage deren Produkte zu vertreiben. Da es mittlerweile viele solcher Firmen gibt, braucht das Material heute kaum noch selbst angefertigt werden. Bis vor 15 Jahren wurden noch zwei Kartographen beschäftigt, die vor aller Augen die nützlichen Wegweiser zeichneten: "Von Zeit zu Zeit haben wir wieder eigene Projekte - das letzte war beispielsweise eine Karte von Bezirken der Industrie- und Handelskammer. Dafür arbeiten wir dann mit freien Kartographenbüros zusammen."
Die neun Mitarbeiter der Firma verkaufen unter Leitung der Enkelin Barbara Schwarz heute vor allem die Karten anderer - davon aber fast alle, die es gibt: "Wir versuchen, beinahe jedes Land zu führen. Manchmal ist das ein wenig problematisch, wie beispielsweise bei Uganda; auch von Brunei haben wir nur so ein komisches Ding da." Vom Ostblock sei am wenigsten Kartenmaterial vorhanden, da die ehemals sozialistischen Staaten aus militärischen Gründen keine detaillierten Daten herausgegeben hätten, erklärt Lüderssen.
Die Kunden verlangen meist Land- und Wanderkarten aus der Umgebung: "Je weiter entfernt von Frankfurt, desto weniger wird danach gefragt." Außerdem verkaufen sich noch die klassischen Reiseziele gut, wie die Alpen oder die Vereinigten Staaten. Laufkundschaft ist genauso vertreten wie die Stammkäufer: "Wir haben einen Frankfurter Kunden, der seit langem fleißig Karten aus dem pazifischen Raum sammelt."
Walter Lüderssen ist selbst auch ein Fan von Landkarten. Sein fachmännischer Geheimtip: "Die Taunuswanderkarte des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:25 000 bietet sehr interessante Ausschnitte. Der Durchbruch des Mains durch den Gebirgskamm ist sehr gut zu sehen und auch die Entwicklung der Verkehrswege." *laf
FRANKFURT A. M. Wenn Walter Lüderssen sich jeden Tag auf seinen "Long John" schwingt und seine bis zu hundert Kilo schwere Fracht durch die Straßen Frankfurts fährt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Vor allem, weil das Gefährt für ein Fahrrad recht ungewöhnlich aussieht: es ist mehr als zwei Meter lang, hat einen kleinen Vorderreifen und eine Ladefläche in der Mitte. Darauf liegt, gut verpackt, die kostbare Fracht: Kartenmaterial aus aller Welt. Transportiert wird es vom traditionsreichen Stammgeschäft von "Landkarten-Schwarz" in der Eckenheimer Landstraße 36 zur Filiale, die vor zweieinhalb Jahren am Goethehaus eröffnet wurde. Die Firma, mit vollem Namen "Richard Schwarz Landkartenhandlung KG", existiert genau seit 90 Jahren.
"Von der Gründung durch Richard Schwarz im Jahre 1903 bis zum Zweiten Weltkrieg waren wir in der Jägerstraße in Berlin ansässig.
Im Krieg wurde das Geschäft allerdings ausgebombt", erzählt Lüderssen. Der ehemalige Geographiestudent arbeitet bereits acht Jahre "beim Schwarz". Er kennt den Laden, seit er "über die Theke schauen" konnte und hat sich auch mit dessen Geschichte befaßt: "In den späten Vierzigern dachte sich Arnold, der Sohn des Gründers, daß die Zukunft eher im Westen liegt und machte den heutigen Laden in der Eckenheimer Landstraße auf". Auch in Frankfurt stellte man im wesentlichen Landkarten her, darunter vom Stadtwald; Verwaltungkarten mit Grenzen von Regierungsbezirken und Kreisen gehörten ebenso dazu.
Kurz nach dem Krieg begann Richard Schwarz, für Landkartenverlage deren Produkte zu vertreiben. Da es mittlerweile viele solcher Firmen gibt, braucht das Material heute kaum noch selbst angefertigt werden.
Bis vor 15 Jahren wurden noch zwei Kartographen beschäftigt, die vor aller Augen die nützlichen Wegweiser zeichneten: "Von Zeit zu Zeit haben wir wieder eigene Projekte - das letzte war beispielsweise eine Karte von Bezirken der Industrie- und Handelskammer. Dafür arbeiten wir dann mit freien Kartographenbüros zusammen."
Die neun Mitarbeiter der Firma verkaufen unter Leitung der Enkelin Barbara Schwarz heute vor allem die Karten anderer - davon aber fast alle, die es gibt: "Wir versuchen, beinahe jedes Land zu führen. Manchmal ist das ein wenig problematisch, wie beispielsweise bei Uganda; auch von Brunei haben wir nur so ein komisches Ding da." Vom Ostblock sei am wenigsten Kartenmaterial vorhanden, da die ehemals sozialistischen Staaten aus militärischen Gründen keine detaillierten Daten herausgegeben hätten, erklärt Lüderssen.
Die Kunden verlangen meist Land- und Wanderkarten aus der Umgebung: "Je weiter entfernt von Frankfurt, desto weniger wird danach gefragt." Außerdem verkaufen sich auch noch die klassischen Reiseziele sehr gut, wie die Alpen oder die Vereinigten Staaten. Laufkundschaft ist dabei genauso vertreten wie die jahrelangen Stammkäufer: "Wir haben einen Frankfurter Kunden, der seit langem fleißig Karten aus dem pazifischen Raum sammelt."
Walter Lüderssen ist selbst auch ein Fan von Landkarten. Sein fachmännischer Geheimtip: "Die Taunuswanderkarte des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:25 000 bietet sehr interessante Ausschnitte. Der Durchbruch des Mains durch den Gebirgskamm ist sehr gut zu sehen und auch die Entwicklung der Verkehrswege." *laf
FRANKFURT A. M. Der Bau des Ökologie-Informationszentrums auf dem Gelände der Fasanerie im Stadtwald geht zügig voran. Nachdem im August das Richtfest gefeiert wurde, stellen jetzt die Handwerker den Innenausbau fertig. Der Rohbau und die Außenfassade sind nach den Worten des Forstamtsleiters Werner Ebert bereits fertiggestellt. Sowohl finanziell als auch zeitlich läuft das Bauvorhaben bislang planmäßig. Allein bei den Arbeiten am Dach gibt es einen Zeitverzug. Aber: "Wenn es weiter so läuft, können wir wie geplant im September dieses Jahres eröffnen", hofft Werner Ebert.
An den Außenanlagen müssen lediglich noch Rampen für Rollstuhlfahrer und Treppen errichtet werden. Im Innenbereich fehlen noch die Heizungsanlage, Fußböden und die Ausstattung für die Ausstellungs- und Lehrräume. "In den vergangenen zwei Wochen hat der Baubetrieb wegen der Frostperiode etwas gestockt. Das holen wir aber wieder auf", zeigt sich Werner Ebert zuversichtlich.
Vor einem Jahr hatten die Arbeiten mit dem Setzen des Fundamentes begonnen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Inzwischen hat der Bau Formen angenommen. Auf zwei Stockwerken sollen sich die Besucher, vor allem Schulklassen, nach der Fertigstellung des Zentrums in einer Dauerausstellung über die Lebensgemeinschaft Wald informieren können. In einer Wechselausstellung im Obergeschoß sollen bestimmte Bereiche aus der Ökologie herausgegriffen und für die jungen Besuchern anschaulich dargestellt werden. Die erste Wechselausstellung mit dem Titel "Bausteine der Natur" ist bereits für den kommenden Herbst bestellt. "Offiziell haben wir zwar noch keinen Namen für das Gebäude, der Begriff Stadtwaldhaus scheint sich aber schon eingebürgert zu haben", erklärt der Forstamtsleiter.
Einzige Sorge der Bauherren vom Forstamt ist momentan der Zeitverzug bei der eigenwilligen Dachkonstruktion. Das fast bis zum Erdboden reichende Dach soll begrünt werden. Dazu muß ein Holzgerüst montiert werden, das mit mehreren Schichten Erde und einem Netz abgedeckt wird. Nach zehn bis 15 Jahren verrottet das Gerüst, und das gewachsene Gras stützt die Erdschichten von selbst. "Die Dachdecker sind in Verzug, ich hoffe das Dach wird dennoch rechtzeitig fertig", sagte Werner Ebert.
Verantwortlich für den Bau des Informationszentrums zeichnet das Hochbauamt. Die Kosten für das Haus mit einer Nutzfläche von 330 Quadratmetern werden die veranschlagte Summe von 4,8 Millionen Mark nicht überschreiten, wie der Leiter des Hochbauamtes, Roland Burgard, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau bestätigt: "Die Baustelle an der Isenburger Schneise bereitet uns keine großen Probleme."
Wenn die beiden Amtsleiter Recht behalten, dann können im September dieses Jahres bereits die ersten Schulkinder, Vereine, Senioren und Jungjäger vom Ausguck auf dem Dach "wie die Eichelhäher in den Wald schauen", wie es Umweltdezernent Tom Koenigs einmal ausgedrückt hatte. *hen
FRANKFURT A. M. Andrea hat sich in Mohammed verliebt. Sie ist Deutsche, er ist Ägypter. Anderthalb Jahre lang haben sie sich nur in langen Abständen - mal in Kairo, mal in Frankfurt - gesehen. Beim letzten Besuch Mohammeds in Frankfurt haben sie geheiratet.
Bei der Ausländerbehörde erwartet das junge Ehepaar eine böse Überraschung: Mit dem Touristenvisum, mit dem er eingereist ist, wird Mohammed in Frankfurt nur geduldet und darf das Land Hessen nicht verlassen. Auch die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig, denn er hat keine Arbeitserlaubnis. Um die zu bekommen, müßte er in sein Land zurückkehren und von dort ein Visum zwecks Familienzusammenführung beantragen. Das kann bis zu einem Jahr dauern. Solche und ähnliche Fälle beschäftigen die rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Selbsthilfe-Beratungsstelle der "IAF/Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften", die vor kurzem ihr neues Domizil in der Kasseler Straße am Westbahnhof bezogen hat und im Herbst ihr 20jähriges Bestehen feiert.
"Seit das neue Ausländergesetz in Kraft getreten ist, ist die Situation für bi- nationale Paare, die heiraten wollen, komplizierter geworden", meint IAF-Frau Anne Hansen. "Viele kennen ihre Rechte nicht und sind dem Papierkrieg mit den Behörden nicht gewachsen." Über gezielte Information versucht die IAF die Öffentlichkeit für interkulturelle Probleme zu sensibilisieren und Druck auf die politisch Verantwortlichen auszuüben. In Gesprächskreisen, Seminaren, Info-Veranstaltungen und Aktionen geht es um Themen wie wachsender Rassismus in der Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Industrienationen und "Dritte Welt", um bi- kulturelle Erziehung und Auswanderung.
Gegründet wurde die IAF 1973 als Zusammenschluß deutscher Frauen, die einen Partner anderer Nationalität oder kultureller Herkunft hatten. Inzwischen zählt der Verband bundesweit 2400 Mitglieder und 50 Geschäftsstellen, davon drei in den neuen Bundesländern. Wenn auch bis heute zwei Drittel der Ratsuchenden und Mitglieder deutsche Frauen sind, so nimmt der Anteil der Männer und ausländischer Frauen stetig zu.
Mit der Zeit haben sich zudem die inhaltlichen Schwerpunkte verschoben, neue sind dazugekommen. Für Interessierte sind besonders die sommerlichen Grillnachmittage an der Nidda oder der neueingerichtete Gesprächskreis eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen.
Mit den spezifischen Problemen deutsch-türkischer Familien und Partnerschaften beschäftigt sich die vor kurzem gegründete Gruppe "Diwan". Der noch kleine Kreis hat seine Geschäftsstelle in der Merianstraße und plant hier neben Seminaren und Informationsveranstaltungen ebenfalls eine Beratungsstelle. Vereinsvorsitzender Sener Sargut, bereits seit 30 Jahren in der Bundesrepublik und selbst mit einer Deutschen verheiratet, nennt als eines der wichtigsten Ziele, "die Vorurteile gegen unsere islamisch geprägte Kultur und Tradition aufzuweichen" und eine Lobby speziell für deutsch-türkische Familien zu schaffen, um auch politische Forderungen durchsetzen zu können. Weitere Informationen gibt es beim IAF-Verband unter den Telefonnummern 7 07 50 87 oder 7 07 50 89. pia
MAIN-KINZIG-KREIS / HANAU. Sonntagsspaziergänger im Schloßpark von Philippsruhe bleiben meist verwundert stehen. Im Sommer trifft sich dort oft ein Grüppchen, das sich sonderlich verhält. Zumindest für hiesige Breitengrade. Hier gehört T'ai Chi Chuan eben nicht zum öffentlichen Straßenbild. Aber die jahrhundertealten Übungen für Körper, Atem und Seele finden auch in Deutschland immer mehr Anhänger, meint Stephan Röll. Seit 1990 leitet der 36jährige eine Schule in der Hanauer Schützenstraße und bietet Volkshochschule-Kurse im Main- Kinzig-Kreis an. Seine älteste Schülerin zählt 73 Lenze.
Die Bewegungsabläufe in genau festgelegten Reihenfolgen tragen so blumige Namen wie "Der Pfau schlägt sein Rad", "Der Kranich breitet die Flügel aus", "Den Tiger wegtreiben" oder "Schöne Frau beim Weben". Wer sie beherrscht, erfährt ein neues Körpergefühl, sagt Röll. "Er erwirbt das Bewußtsein, auf seinen Körper zu achten", beginnt schon bei kleineren Beschwerden, an sich zu arbeiten. "Und nicht erst dann, wenn nur noch Masseure oder Krankengymnasten helfen können."
Die Meditation in Bewegung, die wie ein langsamer Tanz wirkt, hilft nicht nur bei Beschwerden körperlicher Art wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Rückenschmerzen oder Stoffwechselstörungen. Die erforderliche gerade Haltung und das bewußte Atmen führen auch zu einer besseren Durchblutung des Gehirns und fördern somit die Konzentrationsfähigkeit: Die heilsamen Kräfte des In-Eins-Sein von Geist, Körper und Seele tun ihre Wirkung. Bis dieses Ziel erreicht ist, bedarf es jedoch einiger Übung.
Wer die wöchentlichen Kurse an seiner Schule besucht und täglich 15 bis 20 Minuten trainiert, kann nach ein bis eineinhalb Jahren "gut für sich alleine" üben, so die Erfahrung des gelernten Sozialpädagogen. Doch auch wer nur einen Wochenendworkshop besucht, erwirbt Übungsmaterial für zu Hause.
Am 13. und 14. März bietet die Volkshochschule Hanau wieder ein solches "Anfängerwochenende" im Heinrich-Fischer-Bad an. Die Kreisvolkshochschule engagierte Röll für den 1. und 2. Mai in Wachenbuchen. Außerdem leitet der 36jährige einen Kai Men Yoga-Kurs in der Goldschmiedestadt. Die Gruppe kann keine Neulinge mehr aufnehmen. Auch der Kurs "50 Jahre - na und?" ist geschlossen. Für letzteren hat der Hainburger Übungen abgewandelt.
Damit auch Ältere, die sich beispielsweise im Schneidersitz nicht wohl fühlen, in den Genuß der heilsamen Wirkung der Sportart kommen, die die Chinesen mit den Worten umschreiben: "Geschmeidig wie ein Kind, gesund wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser."
In den Kursen gibt es keine Altersbeschränkung. Als "nicht ergebnis-, sondern erlebnisorientiert" beschreibt Röll die Entspannungsübungen, die mit "Schattenboxen" nur unzureichend übersetzt sind.
Das in westlichen Sportarten dominierende Leistungsprinzip spielt keine Rolle. Vielmehr heißt die Frage: "Wie kann ich mich entspannen?" Die Bewegungen erfolgen aus dem Energiezentrum im Bauch, dem Tan Tien. Der Name T'ai Chi Ch'uan verweist aber auch darauf, daß der Sport eine sanfte Verteidigungsart darstellt: "Das allerhöchste Prinzip der Faust" lautet die korrekte Übersetzung. Der Aspekt Kampfkunst ist jedoch lediglich in manchen Bewegungen sichtbar. Über Tausende von Jahren wurde sie nur mündlich von Sippenverbänden und Klöstern vermittelt. Ihre Ursprünge reichen zurück bis zu den Anfängen des Taoismus. Die Kulturrevolution in Rot- China nahm jedoch Einfluß darauf. Deshalb sei die Tradition in Taiwan, Hongkong oder Macao ungebrochener, sagt Röll. Er persönlich begann im Jahr 1979 mit T'ai Chi und erhielt 1985 die Lehrerlaubnis. Am Sonntag, 28. März, bietet der 36jährige wieder eine dreistündige kostenlose Einführung in seiner Schule an. Wenn sie die Summe von 74 Mark nicht überschreiten, übernehmen Krankenkassen wie die AOK die Hälfte der Kosten für einen zehnstündigen Kurs, informiert Uwe Dunkel, Sportpädagoge in der Hanauer Geschäftsstelle.
Wer sich anmelden oder über die östliche Heilmethode näher informieren möchte, kann sich an Stefan Röll, Rufnummer 0 61 82 / 6 08 01, wenden. jur
GROSS-GERAU. Der Kreisjugendring will das Thema "Gewalt gegen Minderheiten" über die Verbandsebene hinaus mit Jugendlichen diskutieren. Aus dem Verfassungsbericht für 1991 gehe hervor, daß fast 70 Prozent aller mutmaßlichen rechtsradikalen Gewalttäter unter 20 Jahre sind. Der KJR lädt alle Jugendlichen für Dienstag, 2. März, 19 Uhr, zu einem "Runden Tisch" ins Gemeindezentrum Süd, Europaring 74, in Groß-Gerau ein. Es sollen Perspektiven entwickelt und Aktionen geplant werden. lis
Die FDP wird ihren Kommunalwahlkampf verstärken und erhält dabei Unterstützung aus Bonn. Ihr Spitzenkandidat Hans-Joachim Otto kann sich dabei der Mithilfe des neuen Bundeswirtschaftsministers Günter Rexroth sicher sein, der am 1. März nach Frankfurt kommt. Der Bundesvorsitzende Otto Graf Lambsdorff wird sich zu einem noch nicht bekannten Termin einfinden.
Zur Abschlußkundgebung am 3. März im Palmengarten werden Außenminister Klaus Kinkel, Wolfgang Mischnick und Wolfgang Gerhardt erwartet. hu
GOLDSTEIN. Der Pfarrer zieht seinen Talar aus, wechselt das Würde verleihende Kleidungsstück gegen ein Fußballertrikot, legt die Schienbeinschützer an, schnürt sich die Stollenschuhe und legt los - bei den "Desperado-Kickers" der evangelischen Dankeskirche in Goldstein ein inzwischen alltäglicher Anblick. Schon seit 1974 kicken Gemeindemitglieder in der kircheneigenen Mannschaft, den "Rangers". Im vergangenen November ist mit den "Desperados" ein zweites Team hinzugekommen, in dem Pfarrer Eric Lindstedt mitspielt.
Ein fester Stamm von 14 bis 18 Spielern, mehrheitlich Gemeindemitglieder, bildet die Mannschaft, die Wert auf Spaß legt und vom Gewinnen nicht viel hält - wohl auch, weil sie von Siegen bislang verschont blieb . . .
Die "Desperados" hatten ihren ersten Auftritt Anfang des Jahres während eines Hallenturniers in Kelsterbach. "Da haben wir ganz schön auf die Mütze gekriegt", erinnert sich Mannschaftsorganisator Jürgen Frank. Die Spiele wurden mit Ergebnissen wie 0:6, 0:13, oder 2:9 verloren. Frank: "Trotzdem hatten wir am meisten Spaß von allen. Unser Fanclub hat jedes Tor von uns frenetisch gefeiert. Die anderen Teams wußten gar nicht, wie sie damit umgehen sollten." Wie die Freizeitkicker zu ihrem Namen kommen, erklärt sich aus der sportlichen Leistung. "Wenn wir schon nicht gefährlich spielen, müssen wir wenigstens gefährlich klingen", schmunzelt Jürgen Frank.
Nach den ersten Ballerfahrungen in Kelsterbach ließen sich die "Desperados" jedoch nicht entmutigen. Beim Sparkassen-Cup im Riederwald fuhr die Mannschaft schon akzeptablere Ergebnisse ein: nur noch mit 4:0, 1:0 und 3:1 wurden die Begegnungen verloren.
Jürgen Frank, der versucht, Spieltaktiken aufzustellen, will die positive Entwicklung fördern: "Langfristig wollen wir kein Kanonenfutter für die anderen Mannschaften mehr sein." Bisher klappt das Umsetzen der taktischen Ideen zwar noch nicht so ganz, "Taktiken werden bei uns besprochen, um sie anschließend im Spiel über den Haufen werfen zu können", scherzt der Organisator. Wöchentliches Training auf dem Platz des SC Goldstein ab dem Frühjahr soll das Zusammenspiel der Desperados zudem verbessern.
Für die Zukunft planen die protestantischen Fußballer, einmal im Monat an Turnieren teilzunehmen und 1994 in die Liga für Freizeitmannschaften einzusteigen. "Ein echter Trainer wäre nicht schlecht für uns", meint Jürgen Frank. "Vielleicht so einer mit Zigarillo und Trenchcoat . . ." hen
"Nicht systematisch und konsequent" sei die graphische Sammlung der Mannheimer Kunsthalle zusammengetragen worden, beklagte der Direktor des Hauses, Manfred Fath, im Katalog zur Ausstellung "Salon und Secession". Unter diesem Titel präsentierte das Mannheimer Museum vor inzwischen drei Jahren die zwischen 1880 und 1918 entstandenen Werke seiner Kollektion.
Daß die Mannheimer sich ihrer Bestände trotz fehlender Systematik sicher nicht zu schämen brauchen, beweist nochmals eine in der Zahl der Exponate etwas reduzierte Neuauflage dieser Ausstellung, die unter dem Titel "Impressionismus - Expressionismus. Zeit des Überganges" noch bis zum 21. März im Sinclair-Haus in Bad Homburg zu sehen ist.
Die Zeichnungen und Aquarelle aus Mannheim geben Einblick in eine facettenreiche Epoche, die, ob als wilhelminische Ära oder als Modernismus bezeichnet, oft im Schatten der historischen Avantgarden vor dem Ersten Weltkrieg stand, deren Schwerpunkt in Frankreich und Italien lag.
Doch auch für deutsche Künstler wurden diese Jahrzehnte eine Zeit des vehementen Bruches mit den überkommenen Traditionen des 19. Jahrhunderts. In München und Berlin, aber auch in Wien schlossen sich die mit dem etablierten Kunstbetrieb unzufriedenen Maler und Bildhauer zu Sezessionen zusammen, Künstlergruppen, die den wegen ihrer neuartigen Ästhetik von offiziellen Stellen zurückgewiesenen Werken Ausstellungsmöglichkeiten boten. Die Aquarelle Max Liebermanns, Lovis Corinths und Max Slevogts - in Österreich sind es die Arbeiten Gustav Klimts - stehen für diese Entwicklung.
Neben Seebildern und Landschaften, etwa von Emil Nolde und Paul Signac, sozialkritischen Themen von Käthe Kollwitz und, in anderer Tonlage, Olaf Gulbransson und Heinrich Zille, besticht die Ausstellung vor allem durch eine Gruppe ausgesuchter Aktzeichnungen von Bildhauern: Einer Figurengruppe von Rodin, der einer Generation zum Vorbild wurde, sind Zeichnungen von Maillol, George Minne und Karl Albiker ebenso gegenübergestellt, wie die um 1908 entstandenen lavierten Federzeichnungen Georg Kolbes.
(Sinclair-Haus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße, Bad Homburg. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr.)
ANTJE TERRAHE
BAD HOMBURG. Das Programm der städtischen Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Straße 92 c, wird erweitert: mittwochs ab 10.15 Uhr können Film- und Videofreunde ihre selbstgedrehten Filme anschauen und darüber diskutieren. Einmal im Monat ist außerdem im Bürgerhaus Kirdorf ein Kegelabend vorgesehen.
Für das Programmheft, das allmonatlich erscheint, werden noch "Freizeit-Redakteure" gesucht, die zeichnen oder eine Geschichte, "die das Leben schrieb", erzählen können. In der Altentagesstätte ist auch ein Schreinerkurs geplant.
Interessenten können sich in der Heuchelheimer Straße melden oder sich unter Tel. 0 61 72 / 3 99 85 informieren. s
MÖRFELDEN-WALLDORF: Heringssalat und Getränken "zu arbeitnehmerfreundlichen Preisen" verspricht die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) in der CDU an ihrem 16. politischen Aschermittwoch von 19 Uhr an in der Stadthalle. Den Politpart um 20 Uhr übernehmen die Spitzenkandidatin der CDU, Ursula Jung, der Landtagsabgeordnete Rudi Haselbach und Bundestagsabgeordnete Heinz-Aoldf Hörsken.
Die "Sandhasen" laden, 20.11 Uhr, am Aschermittwoch zum Heringsessen ins Bürgerhaus.
Im Gewölbekeller trifft sich um 19 Uhr der SPD-Ortsverein zu einem politischen Aschermittwoch. Bei Heringen und Pellkartoffeln wird Bürgermeister Bernhard Brehl die Situation der SPD vor der Wahl beleuchten, anschließend ist Diskussion.
KELSTERBACH: Die SPD hat ihr Heringsessen am Aschermittwoch um einen Tag auf Donnerstag, 25. Februar, verschoben. Der Grund: Hans-Jochen Vogel, früherer Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, wird von 17 bis 18 Uhr zu einer öffentlichen Wahlveranstaltung im Bürgerhaus erwartet. Um 19 Uhr folgt dann das Heringsessen im Siedlerhaus,Rudolf- Breitscheid-Straße 3. Hier gibt es ohne Voranmeldung keinen Zugang. lis
Arbeitsamt gibt neue
Über die finanziellen Hilfen des Arbeitsamtes rund um Arbeit und Beruf informiert die neuaufgelegte Broschüre "was? wieviel? wer?". Das Heft richtet sich sowohl an Arbeitnehmer als auch an Arbeitgeber und zeigt auf, welche Hilfen beim Beginn einer Ausbildung, bei der Stellensuche, bei beruflicher Neu- oder Umorientierung oder im Falle von Kurzarbeit, Konkurs oder Arbeitslosigkeit gewährt werden.
Die Fibel enthält die Adressen aller Dienststellen der Arbeitsverwaltung im gesamten Bundesgebiet sowie der Berufsinformationszentren, Fachvermittlungsstellen und Künstlerdienste. reu
Freie Aussprache
Kampagne gegen Frauendezernat Seit Wochen wird das Frauendezernat durch die Opposition auf unqualifizierte Weise öffentlich diskriminiert. Beinahe täglich wird dem Dezernat in den Frankfurter Tageszeitungen Unfähigkeit und Leichtsinn in punkto Haushaltsführung vorgeworfen: "54 Mark für Wurst", "700 Mark für Kabarett", 3750 Mark für die Entwicklung einer Imbißbude" (es handelte sich um die Betriebsberatung eines Speiserestaurants für die städtischen Bediensteten und die Besucher/innen zweier Dezernate).
Es ist legitim, in Wahlkampfzeiten die Arbeit und den Umgang mit Steuergeldern eines jeden Dezernats kritisch zu prüfen. Wer sich also ernsthaft um die Verschwendung öffentlicher Mittel sorgt, sollte sich alle Bereiche jetzt und in der Vergangenheit unter die Lupe nehmen, und er würde staunen: im Vergleich zu den Hunderttausenden, die in anderen Bereichen für Experten-Gutachten, Bewirtungen bei Festlichkeiten und für konzeptionelle Planungstreffen verbraten werden, nehmen sich die bemängelten Summen des Frauendezernats ausgesprochen lächerlich aus.
Was hier moniert wird und in welcher entwürdigenden Weise, entbehrt nicht einer gewissen Logik: Frauen (in der Politik, in der Wirtschaft o. ä.) müssen offensichtlich negativ ins Scheinwerferlicht geraten, wenn sie folgendes wollen: Geld. Geld für sinnvolle Arbeit für Frankfurter Bürger/innen, Einfluß, vielleicht ein bißchen Macht.
Dies alles möglichst zusammen ergibt offensichtlich eine zu gefährliche Mischung. Also muß die Arbeit entwertet werden, egal wie plump, egal wie diskriminierend. Gudrun Krieger Frauenbetriebe QBS e. V.
Altenpflege Zum Bericht "Werbung für den Dienst am alten Menschen", FR vom 27.1.: Die Gründung des "Frankfurter Forum Altenpflege" ist eine in die richtige Richtung gehende Initiative. Schade ist nur, daß in diesem Forum nur Heimleiter und -innen vertreten sind und nicht die Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Mit der für meinen Geschmack zu teuren Werbekampagne soll wohl erreicht werden, daß die momentan freien Planstellen besetzt werden. Ein Schritt in eine fast richtige Richtung, aber nur fast.
Solange noch ein Stellenschlüssel von Anno Tobac - nämlich 1968 - mit nur geringen Verbesserungen gültig ist, wird eine Auffüllung der Planstellen auf 100 Prozent, wenn überhaupt, nur vorübergehend sein. Die Menschen, welche die Ausbildung zur Altenpflegerin machen, werden in den meisten Fällen "verheizt" und hängen im Durchschnitt nach drei bis vier Jahren den Beruf ausgebrannt an den Nagel. Diesem Problem kann man nicht mit teuren Werbekampagnen entgegentreten, sondern nur mit einer radikalen und umfassenden Verbesserung des Stellenschlüssels und der Arbeitsbedingungen. Solange sich da nichts ändert, wird in vielen Einrichtungen das Personal gnadenlos ausgebeutet. Die Bemerkung der Professoren Fetcher und Vogel "Der Sinn für die Schwachen fehlt oft" halte ich - vorausgesetzt, daß richtig wiedergegeben - für Schwachsinn. Nicht dem normalen Bürger fehlt der Sinn für den Schwachen, sondern den verantwortlichen - wenn auch nicht immer kompetenten - Politikern und ihren Vertretern in den Landschaftsverbänden. Der Pflegenotstand in den Altenpflegeheimen wird auf Kosten der alten Menschen und des Personals totgeschwiegen. zu kämpfen. Winfried Stöber, Wuppertal
Weniger Tote bei Verkehrsunfällen Bei rund 29 000 Unfällen auf Straßen in Hessen sind im vorigen Jahr 734 Menschen ums Leben gekommen. 8100 Verkehrsteilnehmer wurden schwer und 30 500 leicht verletzt. Die Zahl der Unfälle war damit nach Mitteilung des Statistischen Landesamts in Wiesbaden etwa gleich hoch wie 1991, im Jahresvergleich gab es jedoch 15 Verkehrstote weniger. Das entspreche einem Rückgang um zwei Prozent, berichteten die Statistiker.
In ihrem Gastbeitrag zur geplanten Asylrechtsänderung macht die Jura-Professorin Ilse Staff (FR vom 10. 2. 1993 "Das Asylrecht kann die Wanderbewegungen nicht steuern") auf einen Sachverhalt aufmerksam, der der Asyldebatte neben ihrer menschenrechtlichen und grundrechtlichen Bedeutung eine innenpolitisch-rechtsstaatliche Bedeutung zukommen läßt:
"Die Fraktionen der Koalitionsparteien und der SPD haben unter sich das ausgehandelt, was euphemistisch Asylkompromiß genannt wird und dem Parlament, das nach der bundesrepublikanischen Verfassung ein offenes Forum demokratischer Diskussion sein sollte, zur Abstimmung vorgelegt worden ist. Dieses durchaus nicht singuläre Vorgehen der politischen Parteien sollte nicht als gängige politische Praxis akzeptiert werden, sondern Anlaß erhöhter Aufmerksamkeit hinsichtlich eines Prozesses korrodierender Demokratiestaatlichkeit sein."
Die bevorstehende Verabschiedung der Änderung des Art. 16 GG und damit der Zerstörung des Grundrechts auf politisches Asyl ist also nicht "nur" verfassungswidrig, sondern läßt zugleich aufgrund der gängigen politischen Praxis jener geplanten Asylrechtsänderung einen Verfall rechtsstaatlicher Grundsätze erkennen bzw. für weitere bevorstehende Änderungen des Grundgesetzes (out-of-area- Einsätze der Bundeswehr) einen Verfall rechtsstaatlicher Grundsätze erahnen.
Eben jenem Verfall rechtsstaatlicher Grundsätze ist Einhalt zu gebieten, wobei letztlich das Mittel des Zivilen Ungehorsams nicht unberücksichtigt bleiben darf. Eine entsprechende gewaltfreie Aktion wird für die Tage der 2. und 3. Lesung des sogenannten Asylkompromisses vorbereitet - jede und jeder ist dazu aufgerufen, an ihr teilzunehmen.
Hermann Theisen, Sinsheim
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hält eine Senkung des Wasserverbrauchs um 30 Prozent für zwingend. Das erklärte Nikolaus Geiler, der Leiter des BBU-Arbeitskreises Wasser, auf einem gemeinsamen Seminar der Frankfurter Stadtwerke und der Hamburger Wasserwerke. Es sei ein "unhaltbarer Zustand", daß Großstädte wie Frankfurt ihr Wasser über Leitungen aus bis zu 100 Kilometer entfernten Gegenden abpumpten.
Der Hannoveraner Fachmann für Wasserversorgung, Professor Karl-August Möhle, meinte, "bedeutende Einsparungen" seien bereits durch die Weiterentwicklung von Armaturen, wasserverbrauchenden Maschinen und Haushaltsgeräten machbar. Die technischen Möglichkeiten in diesem Bereich seien noch längst nicht ausgereizt. Nach Angaben der Hamburger Wasserwerke konnte dort durch den Einbau wassersparender Armaturen der private Verbrauch um etwa zehn Prozent gesenkt werden. Hamburg hatte die Modernisierung der Installationen in den vergangenen acht Jahren mit insgesamt elf Millionen Mark gefördert.
Weitere zwei Millionen Mark jährlich geben die Hamburger dafür aus, Wasserzähler in Wohnungen mitzufinanzieren, damit jeder Mieter nur für den von ihm verantworteten Verbrauch zahlen muß. Bisher seien bereits 40 000 Zähler in Altbauten nachgerüstet worden. In Haushalten mit Wasseruhren, so Hamburgs Umweltsenator Fritz Fahrenholt, laufen täglich 118 Liter pro Kopf aus der Leitung, während der durchschnittliche Pro-Kopf- Verbrauch um 19 Liter höher liege.
Der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs ist jedoch skeptisch, ob die Nachrüstung von Wasserzählern in Altbauwohnungen auch in Frankfurt durchgehend zu realisieren sei. Vielfach gebe es drei oder vier verschiedene Steigleitungen in jeder Wohnung, die alle einen eigenen Wasserzähler benötigten. "Die Kosten und der Aufwand für die Installationen und das Ablesen wären immens." Sinnvoll sei es aber, Wasseruhren bei Neubauten und bei Grundsanierungen vorzuschreiben.
Frankfurt setzt vor allem auf Öffentlichkeitsarbeit, in der die Vorteile des Wassersparens für die Allgemeinheit und den Geldbeutel des einzelnen deutlich gemacht werden sollen. Außerdem fordert Koenigs eine Verschärfung der hessischen Bauordnung: "Keine Toilette, die neu installiert wird, sollte mehr als sieben Liter verbrauchen", sagte der Stadtrat auf dem Seminar in Hamburg. Koenigs hielt es für realistisch, daß Frankfurt, auch bei einer auf 700 000 gestiegenen Einwohnerzahl, bis zum Jahr 2000 den Trinkwasserverbrauch um 20 Prozent senken könne. mat
Es gibt immer noch Gegenden dieser Welt, die, vom Tourismus bisher unberührt, für diesen erschlossen werden können. Ikarus tours, Veranstalter für Studienreisen und sogenannte Expeditionen hat sich in der Vergangenheit des öfteren bei Tourismuskritikern unbeliebt gemacht, weil er allzu bedenken- und respektlos mit seinen Kunden in solche Gebiete vorgedrungen war. Man habe sich, sagte jetzt Geschäftsführer Horst Kitzki bei der Vorstellung der neuen Kataloge für 1993, diese Kritik zu Herzen genommen und bei Neuplanungen berücksichtigt. Dennoch hat man ins neue Rundreiseprogramm "Ferne Welten '93", das in einem umfangreichen Prospekt von dicht beschriebenen (und kaum leserlichen) 387 Seiten auf den Markt kommt, ein so problematisches Reiseland wie Äthiopien aufgenommen. Immerhin weist der Veranstalter in seinen Katalogen auf die Problematik des Reisens hin und druckt einen "Verhaltenskodex für Touristen" ab.
Das ist auch nötig, denn die (umstrittene) Reiseform der Expedition ist, laut Kitzki, weiterhin auf dem Vormarsch. Im neuen 180 Seiten starken Jahresprospekt "Expeditionen und Trekking" werden insgesamt 160 Projekte vorgestellt. Darunter sind etwa 50 neue Touren, eine Antwort auf die gestiegene Nachfrage im Vorjahr um 33 Prozent. Vor allem der Bereich Trekking-Touren wurde erheblich erweitert, weil sich, so der Veranstalter, die Touristen, bei wachsendem ökologischen Bewußtsein, auf die eigenen Füße als Fortbewegungsmittel besinnen. Neu hinzugekommen sind Wanderprogramme in Lykien/Türkei, Marokko, im Jemen, in Nepal, auf den fernen Marquesas-Inseln, in Sierra Leone, in Brunei, auf den Sunda-Inseln, durch unbekannte Teile Tibets, in Orissa und Kerala in Indien, im Anasazi-Indianerland in den USA, in Bolivien, dem Amazonasgebiet und in Guyana.
Wie auch bei den Studien- und Rundreisen konnten bei den Expeditonen die Preise gesenkt werden. Auch deswegen wird ein leichter Nachfrageanstieg für 1993 erwartet. us
Der Gesetzentwurf zu dem Hessischen Gleichberechtigungsgesetz, der jetzt vom Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung vorgelegt wurde, findet die Unterstützung der Frauen in der ÖTV. Der Entwurf sieht unter anderem die Erarbeitung von verbindlichen und kontrollierbaren Quoten zur Erhöhung des Frauenanteils in bestimmten Berufen und Funktionen vor. Die Frauenbeauftragten sollen nach dem neuen Gesetzesentwurf zukünftig mehr räumliche, personelle und finanzielle Mittel erhalten.
Die ÖTV-Frauen bringen in einer Erklärung jedoch gleichzeitig ihren "Unmut über die schleppende Behandlung des seit einem Jahr angekündigten" und "längst überfälligen" Gesetzes zum Ausdruck. Auch seien einige Ergänzungen notwendig. So müßten bereits bestehende Frauenfördermaßnahmen durch Öffnungsklauseln vom Gesetz abgesichert werden. reu
NORDWESTSTADT. Die Titus Thermen feiern am Rosenmontag ihren "1. Frankfurter Jazzer-Fasching" im Bürgerhaus Nordweststadt. Mit den Red Hot Hottentots aus Frankfurt, der Mojo Blues Band aus Wien, Roger & The Evolution aus Berlin und der Barrelhouse Jazzband, die 1993 ihr vierzigjähriges Bestehen feiert, haben sich vier der bekanntesten Jazz-Bands angekündigt.
Vom Hot Jazz der 20er und 30er Jahre über den New Orleans Jazz der 30er und 40er Jahre bis hin zum Chicago Blues der 40er und 50er Jahre reicht der musikalische Spannungsbogen des Festes und bietet somit eine kleine Jazz- und Blues- Geschichte, die Erinnerungen an alte Frankfurter Jazzclubzeiten wecken wird.
Als besonderes Bonbon planen die Mitglieder der vier Bands, in kleineren Sessions dem Publikum einzuheizen.
Der "1. Frankfurter Jazz Fasching" in den Titus Thermen im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2, beginnt um 20 Uhr (Einlaß 19 Uhr); der Eintritt kostet 25 Mark an der Abendkasse. Karten zu 20 Mark können im Vorverkauf am Info-Point der Titus Thermen erworben werden. Telefonische Kartenreservierung ist unter 95 80 50 möglich. ov
HOCHTAUNUSKREIS. Noch nie war der Deutschen liebstes Getränk so billig wie heute. Nicht das Bier ist gemeint, sondern der Kaffee. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 180 Litern pro Kopf und Jahr liegt er an erster Stelle.
Seit 1989 sind die Weltmarktpreise für Rohkaffee auf einem Tiefpunkt. Bezahlen müssen das die Erzeugerländer und dort vor allem die Kleinbauern. Um überleben zu können, schließen sie sich zu Kooperativen zusammen, und mit denen handelt die Gepa.
Die Gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) importiert seit über 17 Jahren Kaffee von solchen Kleinbauern- Zusammenschlüssen in Lateinamerika und Afrika. Sie zahlt ihren Partnern feste Mindestpreise und einen Aufschlag für Entwicklungsaufgaben. Daneben leistet sie Organisations- und Produktionsberatungen und unterstützt die Umstellung auf kontrolliert biologischen Anbau.
Verkauft wurde der Kaffee bisher durch Dritte-Welt-Läden, kirchliche und in der Entwicklungstätigkeit engagierte Aktionsgruppen. Mit der Ausweitung der Vertriebswege in die Supermärkte und Kaufhäuser will die Gepa die Absatzchancen vergrößern. Was ganz im Interesse der Kleinbauerngenossenschaften sei, wie Pressesprecherin Helga Kirchhoff mitteilt. mbo
GALLUS. Es gehört zu den ältesten sozialen Einrichtungen in der Stadt, hat einen mäßigen Ruf und liegt schon fast im "Niemandsland", in das sich nur wenige verirren: das Kinder- und Jugendhaus Gallus an der Idsteiner Straße. Kinder von damals (das Haus wurde 1961 eröffnet) sind zum Teil die Eltern von heute. Es hat sich viel verändert, geblieben aber ist das Stigma: Gallus, das ist für viele gleichbedeutend mit Armut, Drogen, Kriminalität, Problemen.
Verständlich, daß man im Kinder- und Jugendhaus auch skeptisch im Umgang mit den Medien ist. "Nur selten werden die Jugendlichen, ihre Sorgen und Ängste differenziert dargestellt", moniert Peter Bodung, Leiter der Einrichtung, gleich zu Beginn des Gesprächs. Sachlich betrachtet, ist das Kinder- und Jugendhaus ein wichtiger Ort für viele, die in der Gesellschaft kaum verstanden werden. Dort können sie essen, reden, spielen. Dort gibt es Menschen, die sie ernst nehmen, die versuchen, ihnen ein Gefühl zu vermitteln, was sie sind, und nicht, den Spiegel der Öffentlichkeit vorzuhalten.
Sieben hauptamtliche Sozialarbeiter und Sozialpädagogen "kümmern sich" um die sechs- bis 18jährigen. Dazu kommen zwei Reinigungskräfte, ein Zivildienstleistender und Honorarkräfte für die speziellen Gruppenangebote. Eine (fast) optimale Besetzung: Ende Januar ist eine ABM-Stelle ausgelaufen. Die Mitarbeiterin hatte eine sogenanntes "Teenieprojekt für die Zwölf- bis 14jährigen" organisiert und geleitet. "Jetzt müssen wir mindestens ein halbes Jahr warten, bis diese Stelle wieder besetzt werden kann, aber wir wollen das pädagogisch sinnvolle Projekt mit anderen Kräften weiterführen", sagt Bodung.
Drei Bereiche gibt es im Kinder- und Jugendhaus, um eine unnötige Konfrontation zwischen den verschiedenen Altersgruppen zu vermeiden. Auch räumlich getrennt haben die Kinder (sechs bis zwölf) ihre Zimmer, Spielwiesen und ein kleines Außengelände. Daneben gibt es einen Partyraum für Geburtstagsfeiern und einen kleinen Saal für Filmvorführungen und Theater. Den offenen Jugendbereich benutzen die Zwölf- bis 18jährigen: ein weiträumiges Café, eine Halle für Volleyball, Fußball und Aufführungen, Discoraum, Fotolabor, Billardzimmer, Proberaum und Werkstätten für Holz- und Metallverarbeitung bieten vielfältige Möglichkeiten. Zusätzlich helfen die Sozialarbeiter bei den Hausaufgaben. Die dritte Gruppe, die sogenannten jungen Erwachsenen über 18 Jahren, trifft sich in besonderen Kleingruppen.
Das Angebot wird von den bis zu 70 Jugendlichen und rund 40 Kindern, die täglich in die Einrichtung kommen, angenommen: neben drei Musikbands, die regelmäßig proben, zwei Fußballmannschaften und einem Volleyballteam haben sich Gruppen gebildet, die sich um spezielle Projekte kümmern wie Freizeiten, Café oder Discoabende.
Gleichzeitig versuchen Bodung und seine Mitarbeiter in Gesprächen, einige Jugendliche zur Eigenverantwortung zu "erziehen". "Diese Gruppe soll Funktionen übernehmen, die uns entlasten", erklärt der Sozialpädagoge. Idee ist, daß die Jugendlichen eine Öffnungszeit im Jugendcafé übernehmen. Gemeinsam mit der "Landesarbeitsgemeinschaft Sozialer Brennpunkt" und dem Jugendamt haben die Sozialarbeiter das Projekt "Rockmobil" ins Leben gerufen. Rockgruppen werden gefördert, Konzertauftritte organisiert, eine Honorarkraft gibt Instrumentalunterricht.
Bei den Jugendlichen findet das großen Anklang. Was sie im Elternhaus und in der Schule oft nicht finden, erfahren sie in solchen Gruppen (höchstens zehn Teilnehmer): Geborgenheit und Anerkennung. Es ist ein überstrapaziertes Wort, aber trifft den Kern der Sache. Das Jugendhaus ist für viele ein zweites Zuhause. Deshalb freut man sich in der "Idsteiner" darüber, daß sich eine Elterngruppe gebildet hat, die sich um Wochenendgestaltung bemüht.
Trotzdem: Die Probleme sind deswegen nicht vom Tisch. Denn so mancher hat Schwierigkeiten, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, in der sich das Sein über den Besitz definiert. Zwischen Utopie und Realität entsteht so eine große Spanne, die Folge ist eine große Verunsicherung und Frust. Aufgabe der Sozialpädagogen sei es, die Perspektiven ins rechte Licht zu rücken, meint Bodung, leider fehle es dazu oft an der notwendigen Zeit. Zu sehr sind sie damit beschäftigt, aufzupassen, Workshops zu organisieren, selbst Essen zuzubereiten (seit Jahren wird die Stelle einer Köchin beantragt, wegen Geldmangel aber nicht bewilligt) und Konflikte zu bereinigen.
Was man in anderen Jugendhäusern hört, wird auch hier deutlich gesagt. Idealismus ist nötig, die gesellschaftliche Anerkennung fehlt. Schnell ist Peter Bodung beim Thema Finanzen. Auch das Kinder- und Jugendhaus ist von den Sachmittelkürzungen (20 Prozent) betroffen. Bei dem ohnehin knappen Jahresetat von einst 40 000 Mark bedeutet das eine Reduzierung auf jetzt nur noch rund 32 000 Mark. Der beantragte Computer fehlt, von einer Videoanlage träumen die Mitarbeiter nur, ganz zu schweigen von baulichen Veränderungen, die dringend nötig wären.
Was bleibt, ist viel Improvisation und die Maxime: "Solange wir für die Individuen etwas tun können, ist unsere Arbeit sinnvoll." Wer nicht glauben will, daß sie das ist, kann ja einmal in das "Niemandsland" reisen. jot
WESTEND. Die Frankfurter Sparkasse 1822 schließt Ende der Woche ihre Geschäftsstellen in der Liebigstraße 13 und im Kettenhofweg 116. Gleichzeitig, am Montag, 22. Februar, nimmt sie ihre umgebauten Räume in der Bockenheimer Landstraße 63-65 in Betrieb. Dort könnten alle Kunden ihre gewohnten Ansprechpartner finden, schreibt das Unternehmen. Die 31 Mitarbeiter würden nach Vereinbarung auch außerhalb der durchgehenden Öffnungszeiten beraten.
Im Erdgeschoß der umgebauten Filiale in der Bockenheimer Landstraße sind neben den Kassen die Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und Briefschließfächer untergebracht. Sie können rund um die Uhr benutzt werden. Im ersten Stock sind Beratungsräume, neben dem Gebäude gibt es Kunden-Parkplätze. mb
RÖDELHEIM. Eine "Bürgerliste" aus Rödelheim will in der kommenden Wahlperiode die Politik des Ortsbeirats 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) mitgestalten. Etwa ein Dutzend junge Rödelheimer gehören ihr an, drei davon stellen sich zur Wahl: Christof Schneller, Silke Seitz und Thomas Jainter. Einige Mitglieder der Liste sammelten erste politische Erfahrungen bei der Katholischen Jugend Frankfurt (KJF); ein Mann war bei den Grünen aktiv.
Die Initiative ist zuversichtlich, einen der 19 Sitze im Ortsbeirat besetzen zu können, obwohl sie nur Rödelheimer Fragen angeht. "Wir kennen viele Jugendlichen durch die KJF", begründet Kandidat Thomas Jaitner und ergänzt, auch mit älteren Menschen hätten sie zu tun - einige der Aktiven der Bürgerliste arbeiten in einem Rödelheimer Pflegeheim. Derzeit stellen SPD und Grüne mit elf Sitzen die Mehrheit in dem Stadtteilgremium.
Die Bürgerliste fordert, ein Jugendhaus als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Rödelheim zu schaffen. Auch ein Bürgerhaus müsse gebaut werden, damit sich das kulturelle Angebot verbessern könne. Dienstleistungen der Stadtverwaltung wie Ausweise, Sozialhilfe und Wohngeld sollten in einem Bürgerzentrum in dem Stadtteil angeboten werden. Die Liste bemängelt ferner, in Rödelheim fehlten Kindergarten- und Hortplätze. Schließlich sollte, um die Wohnungsnot zu mildern, das Areal der amerikanischen Streitkräfte zum Bau neuer Mietwohnungen verwendet werden. mb
"Es kann nicht die Rede davon sein, daß das Jugendzentrum Bockenheim nicht arbeitsfähig wäre" - mit diesem Satz hat Jugendamtsleiter Matthias Mann dieser Tage im Bürgertreff Bokkenheim Jugendliche und Sozialarbeiter aus Frankfurts ältestem Jugendtreffpunkt beschieden, die seit dem vergangenen Jahr um mehr frei verfügbare Mittel für den alltäglichen Betrieb streiten.
Mann rechnete vor, wie das Zentrum unterstützt wurde und wird: Als Restmittel aus dem Haushalt 1992 seien der Initiative zum Jahresschluß fast 26 000 Mark zusätzlich überwiesen worden. Damit habe "auch diese Einrichtung ohne Schulden ins neue Jahr gehen" können.
Weil für 1993 die Mittel für die Initiativen noch nicht verteilt seien, bekomme die Gruppe jetzt für den laufenden Betrieb Abschlagszahlungen von 46 975 Mark in jedem Quartal. Wenn man davon die festen Kosten für Gehälter, Miete und Versicherungen abziehe, blieben im Quartal 4555 Mark für Arbeitsmaterialien, Reparaturen, Veranstaltungen und Honorare. So stünden also pro Monat rund 1520 für die Jugendarbeit frei zur Verfügung.
Dies, so Mann, sei zwar "für eine Einrichtung mit 800 Quadratmetern Nutzfläche sehr knapp bemessen", doch "müßte sich die Arbeit unter gewissen inhaltlichen Abstrichen aufrechterhalten lassen". clau
Handwerksmeister und -meisterinnen, die sich selbständig machen wollen oder einen Nachfolger für ihren Betrieb suchen, können sich am 26. Februar von der Frankfurter Sparkasse und dem Juniorenkreis der Handwerkskammer Rhein- Main beraten lassen.
Bei dem Info-Forum, das im Haus der Sparkasse, Neue Mainzer Straße 47, um 14 Uhr beginnt, referieren Experten über wichtige Aspekte von Betriebsgründungen und -übernahmen sowie deren Marktchancen. Auch Finanzierungsfragen werden beantwortet. vo
Versöhnung KÖNIGSTEIN. Wege zur Versöhnung will der deutsch-tschechische Publizist und Schriftsteller Ota Filip bei einem Vortrag in der Reihe "Königsteiner Kolloquien zur Zeitgeschichte" heute im Haus der Begegnung (Raum Altkönig), 20 Uhr, aufzeigen. Katze mit Hut FRIEDRICHSDORF. Das "Theater der Jugend" aus Bonn gastiert am Dienstag, 2. März, 15 Uhr im Bürgerhaus Köppern mit dem Kinderstück "Katze mit Hut", die Geschichte einer gutmütigen Katze. Rock gegen Gewalt KÖNIGSTEIN. "Rock Versus Violence - Rock gegen Gewalt" nennt die Junge Union ihr Musikspektakel, das am Freitag, 5. März, ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle in Schneidhain stattfindet. Die Gruppen "Stone Age", "Alien Water Kiss", die Idsteiner Combo "Veto", "Blead the Freak" und zu guter Letzt "Spilling the Juice" spielen mit. Kinohits OBERURSEL. Im Jugendcafe Oberursel wird am Freitag, 26. Februar, 16 Uhr, der Film "Zwei Welten" über die Apartheid und das Leben in Südafrika aus der Sicht eines 13jährigen Mädchens gezeigt. Alte Kameraden KRONBERG. Der Musikverein spielt am Sonntag, 28. Februar, 15.30 Uhr, im großen Konzertsaal des Frankfurter Palmengartens. Auf dem Programm steht eine Marsch-Revue von "Alte Kameraden" bis St-Louis-Blues.
Eine Durchgangsstation: Die Ulmer Hochschule für Gestaltung, besser: ihr Treppenhaus, erscheint im Foto heute tatsächlich in jenem kühlen, klaren Licht, das symbolisch für das Image der HfG stehen sollte. Das Provisorische, das Vorübergehende dieser Institution sind im Foto beispielhaft repräsentiert. Die kubischen Elemente der Architektur Max Bills, Gründungsdirektor der HfG, geben den festen, dennoch transparenten Rahmen ab für das Hochschul-Leben. Nur schemenhaft sind dagegen die Silhouetten der Studenten abgebildet. Niemanden festzulegen, dem Individuum alle Bewegungsfreiheit zu lassen - und dennoch nach verbindlichen, konkreten Mustern einer neuen Gesellschaftsordnung zu forschen: Diese Ideologie markiert ein wichtiges Wegstück bundesdeutscher Nachkriegsgeschichte.
Eine Ausstellung über die Fotografie an der HfG Ulm (sie bestand 1953 bis 1968) befindet sich derzeit auf Tournee. Der Deutsche Werkbund holte sie jetzt nach Frankfurt, unter dem allerdings arg pädagogischen Titel: "Objekt + Objektiv = Objektivität?"
Eine Frage jedenfalls, die man sich in Ulm offenbar erst gar nicht stellte. Daß die Fotografie praktisch den Inbegriff der propagierten Objektivität darstellte, stand außer Zweifel. Den Ulmer Fotos jetzt eine eigene Ausstellung zu widmen, mutet auf den ersten Blick dennoch seltsam an. Denn die Fotografie stellte im Lehrbetrieb eher ein Paradoxon als eine feste Größe dar: Als "Dienstleistungsmedium" für den Allround-Designer der Zukunft war es wohl unentbehrlich; einen eigenständigen, gar künstlerischen Wert sprach jedoch insbesondere Max Bill der Fotografie kategorisch ab.
Also war die knappe, effiziente Form gefragt. Als größter gemeinsamer Nenner ergab sich die "Sachfotografie". Ein Schlagwort, das Bände spricht: Nach den Verzerrungen und Entstellungen des Faschismus galt es nun, wieder zur Sache zu kommen; sachlich, nüchtern, ohne dramatische Effekte - den "Sachen" zugewandt, so wie das Vorbild Albert Renger- Patzsch in der Weimarer Zeit "die Dinge" festzuhalten suchte.
Schattenfrei, horizontal und aus leichter Aufsicht: So präsentieren sich die HfG-Produkte in der "Sachfotografie". Weiße Tassen, weiße Teller auf weißem Grund; immer wieder auch das Schulgebäude selbst, gegen den weißen Himmel abgelichtet. Die heute asketisch anmutende Formgebung der "Braun"-Produktpalette hat hier seine bildhafte Entsprechung gefunden. Die gleichen Ordnungsmuster wollten die Fotografen dann aber auch in der Natur aufspüren. Otl Aicher verwandte ganze Fotoserien darauf, die bayerische Schneelandschaft in den abstrakten Rastern der Konkreten Kunst abzubilden. Wie überhaupt Raster, Roste, Gitter als Leitmotiv der Ulmer Fotografie erscheinen. "Bei der ,Sachfotografie&rquote; ging es nicht darum, den ,Eigensinn der Dinge zu zeigen&rquote;, sondern ein Konzept einzulösen", schreibt der Katalog-Autor Michael Koetzle.
Eine manifeste Bild-Ideologie wurde in Ulm freilich nie ausformuliert. Hier verbildlicht sich vielmehr der "Purismus einer traumatisierten Nachkriegs-Generation", die sich der Bürde symbolträchtiger, bildmächtiger Gestaltungskunst zu entledigen suchte.
Doch die freiwillige Selbstkontrolle der Künstler funktionierte dann nicht so planmäßig, wie Max Bill es sich ausgemalt hatte.
Neben der "Sachfotografie" zeigt die Ausstellung eine Vielzahl freier studentischer Arbeiten: Experimente, Erzählungen, Reportagen, in denen sich die neuen Vernunftsmenschen doch wieder dem unzähmbaren, wilden Leben nähern. (Bis 28. März im Deutschen Werkbund, Weißadlergasse 4.) THOMAS A. WOLFF
Bär und Kaninchen
Dem russischen Präsidenten ist ein Zaubertrick gelungen, den nachzuahmen keinem Politiker geraten werden kann. Als Bär trat er in das Machtgefüge ein, als Kaninchen kam er heraus. Ähnliches hat vor ihm nur Michail Gorbatschow fertiggebracht, freilich mittels einer optischen Täuschung: Nur draußen in der weiten Welt hatte man ihn für ein mächtiges, prankenbewehrtes, entschlossenes politisches Tier gehalten.
Jelzin ist seinen Landsleuten erschienen als unerschrockener Kämpfer gegen den allmächtigen Apparat, gegen die Machtelite schlechthin, als es um die Abwehr des Augustputsches von 1991 ging. Vorher und noch geraume Zeit nachher war er, was selten in diesem Jahrhundert ein russischer Politiker war: ungemein populär, personalisierte Hoffnung in einem Land, dessen Bürger drei Generationen lang gelernt haben, daß ihre Probleme immer nur "von oben", von der Macht, gelöst werden können. Jelzin schien die Mittel zu wissen, auch wenn er sie kaum offenlegte. Sein Niedergang begann, als er in der Kunst der Kompromisse zu dilettieren versuchte.
Der apparatgeschulten Verschlagenheit eines Ruslan Chasbulatow, dem intrigenbewußten Teamgeist der Rüstungs- und Direktorenverbände ist er nicht gewachsen. Ihnen das einzige Werkzeug entgegenzuhalten, das er zu meisterlich zu handhaben weiß, die Volksmacht, hat er versäumt, als es an der Zeit war. Ein Volkstribun, der taktiert, ist kein Volkstribun mehr.
Doch genau darauf hat er sich eingelassen, als er am Wochenende dem Parlamentschef den Fehdehandschuh hinwerfen ließ. Damit hat er seinen Sprecher Wjatscheslaw Kostikow die Schmutzarbeit erledigen lassen und sich selbst als staatsmännischer Fernsehredner dargestellt, vielleicht in Nachahmung seines Washingtoner Kollegen Clinton, vielleicht in der irrigen Annahme, eine Rede ins TV-Mikrophon sei schon der lebendige, ermutigende, mobilisierende Dialog mit dem wählenden Souverän, dem Volk.
Der Vorgang ist kennzeichnend. Am Dienstag vertragen sich die beiden innenpolitischen Gegner. Am Freitag, in der Provinz, zerpflückt Chasbulatow vor den in Nowosibirsk versammelten Regionalgewaltigen das Einigungspapier und verlangt, Jelzin alle Vollmachten zu nehmen, die ja nur für die Auseinandersetzung mit der Sowjetunion erteilt worden seien. Chasbulatow qualifiziert alles, was seit dem Sieg über die Putschisten getan worden ist, als strategische Fehler ab. Aber nicht Jelzin, sondern sein jederzeit korrigierbarer Pressesprecher nennt den Parlamentschef einen "Partner und Politiker, mit dem man in Rußland nichts zu tun haben möchte", einen Machtbesessenen, der "verheerend konfrontativ" agiert. Am Sonntag lehnt der Sprecher einen Schiedsspruch über den Konflikt ab - Schiedsrichter muß Jelzin ja bleiben, wenn er auch Partei ist.
Jelzin droht weiter mit dem April-Referendum über die Grundsätze einer neuen Verfassung, als könnte er seine Gegner damit noch schrecken. Chasbulatow aber hat den Provinzgewaltigen längst klar gemacht, daß es mit ihrer Gewalt zu Ende ginge, so oder so, wenn das Volk die Frage zu beantworten habe, ob Präsident oder Parlament Rußlands die letzte Entscheidungsmacht haben: Für die Regionalliga fällt dann nichts mehr ab. Die Landesfürsten haben sich denn auch längst gegen diese Lösung entschieden. Sie werden auch das Vorhaben einer Verfassunggebenden Versammlung, einer Konstituante, unterlaufen, für die Jelzin jetzt plädiert. Dabei können sie sich auf die Unterstützung durch die Bürgerpartei der Rüstungsindustrie-Direktoren verlassen und ganz gewiß auch auf die eben neu gegründete Kommunistische Partei, die alte Netze sofort neu knüpft. Jelzins Stellvertreter, Alexander Ruckoi, rückt näher an diese Mannschaft heran. Und selbst das Oberste Gericht steht eher auf ihrer Seite als auf der des Präsidenten.
Die Nomenklatura ist ungebrochen. Daß es eine erhebliche Rot-Verschiebung mit braunen Schatten in der russischen Politik gegeben hat, ist unbestreitbar. Das wäre verkraftbar, wenn demokratische Regelwerke bestünden. Die gibt es aber nicht. Darum kann die allmählich aus der Selbstbetäubung vom August 1991 erwachende Alt-Orthodoxie Jelzin den Ruf streitig machen, einziger Anwalt der kleinen Leute zu sein. Die verarmen schneller als unter Gorbatschow, nicht wegen Jelzin, aber doch unter seiner Regierung.
Jelzin hat es versäumt, seine persönliche Legitimation durch demokratische Wahlen zu ergänzen durch den landesweiten Aufbau demokratischer Strukturen. Das war ein schwerwiegendes Versäumnis, es hätte nicht einmal einem machiavellistisch agierenden Politiker passieren dürfen. Im Vertrauen auf die Macht der Dekrete hat er sich mit Weggefährten umgeben, deren Loyalität nicht in jedem Fall über alle Zweifel erhaben ist. Ihnen hat er, was schwerer wiegt, die Durchführung seiner Erlasse übertragen.
Eine ihn stützende Partei, die auch solidarisch mit ihm streiten könnte, hat er nicht entstehen lassen. Seine Machtbasis ist immer noch ausschließlich ein Volks-Votum, dessen Wucht allmählich verblaßt. Umfragen lassen Jelzins fortdauernde Popularität zwar noch erkennen. Aber die Mittel, darauf aufbauend Politik zu machen, hat er sich Stück um Stück entwinden lassen.
Parkgroschen für den Nahverkehr Die Einnahmen aus den Parkuhren können künftig auch für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs verwendet werden. Auf Initiative Hessens hob der Bundesrat die Regelung, wonach diese Gelder in Unterhalt und Bau von Parkeinrichtungen fließen müssen, auf. Die neuen Bestimmungen vergrößerten nach Ansicht von Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) den "finanziellen Spielraum" der Kommunen.
GERHARD GRÄBER, FDP-Stadtrat in Neu-Isenburg, hat vom Bundesverband für den Selbstschutz die silberne Ehrennadel verliehen bekommen. Gräber ist seit zehn Jahren einer von derzeit drei Selbstschutzberatern der Stadt. Wie es in einer Feierstunde im Rathaus hieß, habe er in dieser Zeit weit über das übliche Maß hinaus zahlreiche Tagungen und Seminare für Mandatsträger und Bürger initiiert und auf diese Weise über die Möglichkeiten der Selbst- und Nächstenhilfe im Katastrophenfall informiert. Der Bundesverband für Selbstschutz ist eine Behörde des Bonner Innenministeriums. leo
LUDWIG WERNER, heißt der alte und neue Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Egelsbach. Der Brandschützer wurde während der jüngsten Jahreshauptversammlung von den Frauen und Männern des Vereins in seinem Amt bestätig. Ihm zur Seite steht sein Stellvertreter WOLFGANG HICKLER. Dem Vorstand gehören unter anderem JOHANN BECKER (Rechnungsprüfer), KARLHEINZ MATTHES (Pressewart) und STEFAN BECK (Schriftführer) an. aim
JÖRG NÖRTEMANN, 28 Jahre und Bankkaufmann, ist in seinem Amt als Vorstandssprecher der Jungen Union Langen bestätigt worden. Zum ersten Stellvertreter wählten die Mitglieder Peter Arbeiter. Der 19 Jahre alte Gymnasiast ist erstmals im Vorstand. Der zweite Stellvertreter ist nach wie vor Martin Klösel. Neuer Schriftführer wurde Jörg Lewandowski. Nicole Höher, ebenfalls ein neues Gesicht, wird die Kasse führen. Thomas Fischer übernimmt als Beisitzer besondere Aufgaben. Verabschiedet hat die JU Martina Stock, die damit nach zehn Jahren aus dem Vorstand ausscheidet. dac
Heiner Henze aus Egelsbach, der Geschäftsführer des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) ist vom Präsidium des Deutschen Leichtathletik- Verbandes mit dem "Carl-Diem- Schild" ausgezeichnet worden. Der Verband honorierte damit Henzes besondere Verdienste um die Leichtathletik. Der 1941 in Breslau geborene Henze begann seine berufliche Tätigkeit 1967 als Assistent am Institut für Leibeserziehung an der Technischen Hochschule Darmstadt. Sehr schnell schaffte er 1970 den Sprung ins Amt des Stellvertretenden Generalsekretärs des NOK. Seit 1989 ist er Geschäftsführer des Komitees. fra
NIEDERURSEL. Beherrschende Themen in der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Niederursel waren der Neubau des Gerätehauses an der Ecke Weißkirchener Weg/Gerhart-Hauptmann-Ring und das Jubiläum zum 90jährigen Bestehen der 1903 gegründeten Wehr. Außerdem wurde durch Neuwahlen der Vorstand komplettiert.
Zum Gerätewart wählten die Brandschützer Martin Berger, zum Zweiten Schriftführer Bernd Eberhardt. Neuer Jugendwart ist Thorsten Greif, sein Stellvertreter Sascha Klein. Die Alters- und Ehrenabteilung vertritt Heinrich Nickel.
Wehrführer Wolfgang Kost zog für 1992 Bilanz. Die Mitgliederzahl stieg leicht an und beträgt jetzt 156, davon bilden 21 die Einsatzabteilung. Außerdem nahmen die Feuerwehrleute an Trupp- und Gruppenführer-, Sprechfunk- und Zugführerlehrgängen teil. Neben der Ausbildung mit 21 Übungen und Unterricht gab es Einsätze: zehn an der Zahl, fünfmal zu Bränden.
Die Stadtteilfeuerwehr, mittlerweile eingetragener und gemeinnütziger Verein, hat 1991 eine Jugendfeuerwehr aus der Taufe gehoben und plant, noch eine Kindergruppe zu gründen. "Voraussetzung ist, daß wir der Jugend auch die geeignete Umgebung anbieten können", verweist Kost auf den Bedarf an zeitgemäßen Räumen. Diese sei nur in einem Neubau zu realisieren. "Wir sind zuversichtlich, ein neues Gerätehaus noch 1993 beziehen zu können". So habe man das Gelände auf dem 784 Quadratmeter großen Areal "An der Lehmkaut" vermessen und mit Erdarbeiten begonnen. Kost hofft, daß es der Stadt gelingt, die Finanzierung (etwa 2,7 Millionen Mark) rechtzeitig sicherzustellen.
Derzeit wird schon das Jubiläum geplant. "Den 90. Geburtstag unserer Feuerwehr möchten wir gerne im neuen Haus feiern". Die jetzige Unterkunft sei dafür viel zu klein und ungeeignet. "Vielleicht wird's ein Jubiläumsgeschenk", so Kost. Der Wehrführer und seine Freunde begründen ihren Optimismus mit dem Hinweis auf die Rede des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler beim ersten Spatenstich: "Mit dem Bau wird es sicherlich schnell vorangehen."
Geduld haben die Niederurseler Brandschützer in den vergangenen drei Jahrzehnten genug bewiesen. Für sie war ein neues Haus bereits in den 70er Jahren im Stufenplan eingetragen. Die jetzige provisorische Unterkunft ist veraltet. So sind etwa die Garagen für die Einsatzfahrzeuge in einem bedenklichen Zustand. Es gibt keine Möglichkeit, weitere Einsatzfahrzeuge in Niederursel zu stationieren, was längst erforderlich wäre. Außerdem herrscht in der Liegenschaft in Alt-Niederursel bei Zusammenkünften drangvolle Enge, Toiletten sind zum Teil mit Spinden verstellt.
Das Raumprogramm im künftigen neuen Haus sieht eine Halle für drei Löschfahrzeuge, einen Unterrichtsraum, Jugendraum, Geräteraum und ein Büro für den Wehrführer vor. dixi
FRANKFURT-SÜD. Fastnacht ist eine Angelegenheit für alle Generationen. Das zeigen die vielfältigen Aktionen, die nicht nur die einschlägigen Vereine in den nächsten Tagen arrangieren. Auch Abteilungen anderer Klubs und Kirchengemeinden aus dem Frankfurter Süden bereiten närrische Stunden vor.
Am Fastnachtssamstag, 20. Februar, 15 Uhr, lädt die Niederräder evangelische Zachäusgemeinde (Im Mainfeld 6) ein. Für Stimmung sorgen der Niederräder Carneval-Club, der Männerchor des Stadtteils und der Singkreis des "Regenbogenhauses". Am gleichen Tag, ab 20.11 Uhr, läuft der Fastnachtsball der TG 04 Sachsenhausen im Heim des Kleingärtnervereins Rosisten am Bischofsweg.
Am 22. Februar organisiert der Sport- Club Goldstein einen Rosenmontagsball im Bürgerhaus Goldstein (Goldsteinstraße 314). Die "Main City Dance Band" spielt ab 20.11 Uhr. Kehraus ist am Dienstag, 23. Februar, ab 19.11 Uhr, in der katholischen Gemeinde St. Aposteln in Sachsenhausen (Ziegelhüttenweg 149).
Auch für Kinder und Jugendliche gibt es viele Angebote: Eine Kinderfastnacht steht am Samstag, 20. Februar, 15 Uhr, in der katholischen Gemeinde St. Aposteln in Sachsenhausen (Ziegelhüttenweg 149) auf dem Programm. Der Jugendclub Niederrad (Goldsteinstraße 33) arrangiert am gleichen Tag eine närrische Party. Verkleidete Menschen sind dort ab 18.30 Uhr willkommen. Jugendliche lädt auch die Sachsenhäuser katholische St. Bonifatius-Gemeinde ein (Holbeinstraße 70): ebenfalls am Fastnachtssamstag, ab 18 Uhr. Die "Boni"-Kinderfastnacht ist am Dienstag, 23. Februar, ab 15.11 Uhr, im großen Pfarrsaal. Die Sachsenhäuser katholische Deutschordengemeinde (Brükkenstraße 7) feiert Kinderfastnacht am Rosenmontag, 22. Februar, ab 14.30 Uhr.
Schließlich ist noch ein Kreppelnachmittag zu melden: Die Ortsgruppe Süd des VdK lädt dazu am Samstag, 20. Februar, ab 15 Uhr, in den Saal der Lukasgemeinde (Gartenstraße 71) ein. mb
Auf die Möglichkeit für junge Menschen, sich mit einer Verpflichtung zum "Freiwilligen Sozialen Jahr" (FSZ) sozial zu engagieren und beruflich zu orientieren, verweist der "Internationale Bund für Sozialarbeit" im Jugendsozialwerk.
Für den Zeitraum September '93 bis August '94 werden ab sofort die Plätze neu besetzt. Der Dienst kann in Krankenhäusern, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen und anderen Institutionen durchgeführt werden. Dabei kann auch ein Vorpraktikum gemacht oder die Wartezeit auf einen Studienplatz "sinnvoll überbrückt werden", heißt es.
Das Lebensalter der Bewerber sollte zwischen 17 und 25 Jahren liegen. Ausnahmen für Sechzehnjährige sind jedoch möglich.
Es gibt Einführungsseminare. Die Helfer entlasten das Fachpersonal. Die wöchentliche Einsatzzeit beträgt 38,5 Stunden. Es kann im Teil- oder Schichtdienst gearbeitet werden. Überstunden sind mit Zustimmung des Trägers möglich und müssen mit Freizeit ausgeglichen werden.
Das monatliche Taschengeld beträgt 230 Mark, das Pflegegeld 250 Mark, auch werden Fahrtkosten erstattet, Beiträge zur Sozialversicherung übernommen und unter Umständen ein Wohnkostenzuschuß von 170 Mark gezahlt. Es besteht Anspruch auf Kindergeld oder Waisenrente sowie Jahresurlaub am Ende.
Näheres unter Telefon 069 / 28 21 71, montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr. -vau
Der große Terror Zeichnungen eines KGB-Offiziers aus dem Archipel Gulag
Seine Zeichnungen aus der Welt des Gulag, die wir vorab einem im Verlag Zweitausendeins erscheinenden Band entnommen haben, hat Baldajew bereits während seiner Tätigkeit für die Sicherheitsdienste des Landes begonnen, natürlich im Geheimen. Offiziell zeichnete er Tätowierungen von kriminellen Häftlingen sowie später während seiner Arbeit bei der Kripo auch Tatorte, eine Technik, die praktisch dieselbe Funktion erfüllte wie Fotoaufnahmen und die Baldajew offensichtlich als erster innerhalb der Polizei so entwickelt hat.
Die anderen Zeichnungen geben wieder, was Baldajew selbst erlebt hat und das, was er von Kollegen gehört hat, während er sich als Adjutant oder später als Polizeioffizier in Erholungsheimen des NKWD und ähnlichen Einrichtungen aufhielt und so mit Sicherheitsbeamten aus anderen Gegenden des Landes in Kontakt kam. Einige Zeichnungen verstehen sich als direkte Illustrationen von Solschenizyns Archipel Gulag.
Der Korpus von Baldajews Bildern ist so etwas wie das Inventar der Phantasien eines Folterers, der Niederschlag in der Vorstellungswelt von dem, an dem man selbst mitgetan hat, und von dem, was man möglicherweise irgendwann zu tun gezwungen sein würde. Es ist - auch bei der Dokumentation der Verbrechen des Naziregimes stößt man auf dieses Paradox - eine der Merkwürdigkeiten, daß ausgerechnet jene, die eigentlich allen Grund gehabt hätten, zu vertuschen, was sie taten, durch nicht selten entgegen strengsten Verbotenen gemachte private Fotos und Aufzeichnungen genau ihre eigenen Verbrechen dokumentierten. Bisweilen geschah das voller Selbstsicherheit und Stolz auf die eigene "Leistung": das kleine Rädchen im Getriebe der totalitären Vernichtungsmaschine versuchte sich solchermaßen selbst zu erhöhen. Man hielt fest, daß man an diesem oder jenem "menschheitsgeschichtlichen Ereignis" auf der siegreichen Seite teilhatte.
Angesichts des Charakters seiner Zeichnungen kann man eine solche "heroische" Absicht für Baldajew wohl nicht unterstellen. Er selbst gibt einen kleinen Hinweis auf ein biographisches Motiv, wenn er an die ethnographische und volkskundliche Sammlertätigkeit seines Vaters erinnert und daran, daß sein Vater ihn später, als er die Tätowierungen der - meistens antisowjetisch eingestellten - Kriminellen zu zeichnen begann, ermunterte weiterzumachen.
Neben allen durchaus möglichen psychologischen Erklärungen kann man noch ein ganz anderes Motiv in den Zeichnungen Baldajews ausmachen. Sie sind so etwas wie die Resultate aus dem Zusammenprall der funktionierenden totalitären Ordnung mit dem konkreten lebensgeschichtlich definierten Verstehenshorizont eines einzelnen. In diesem Sinne wollen die Zeichnungen weniger betrachtet als vielmehr im wahrsten Sinn des Wortes gelesen sein: als der Bericht eines Folterers, als der Versuch, eine Sprache für etwas zu finden, das in seiner Monströsität und seriellen Massenhaftigkeit vielleicht nicht anders als eben durch diese Zeichnungen aussprechbar war. Im Grunde genommen bilden sie einen Bestandteil jener gerade erst begonnenen und durch die Öffnung der Archive nun in ganz anderem Umfang möglich gewordenen "oral history" des Gulag.
Es ist unerheblich, daß Baldajew zweifellos aus seiner subjektiv geprägten Optik heraus "verzeichnet" und damit ganz nebenbei auch noch Ansätze für eine Art persönliches Psychogramm liefert. Etwa in der auffälligen Häufung, mit der er sexuell konnotierte Quälereien zeichnet. Oder wenn Berichte über Gefangene, die man in Sägewerken von den Maschinen zerstückeln ließ, rückübersetzt werden in das mittelalterliche Bild vom Zersägen bei lebendigem Leibe. Aber gerade die offensichtlichen, subjektiven Akzentuierungen unterstreichen noch einen ganz anderen Aspekt. Baldajews Zeichnungen zeigen Opfer - und Täter - als Schemen ohne jede Individualität, beliebig arrangierbar. Das ist nur unter der Voraussetzung einer realisierten totalitären Organisation der Gesellschaft möglich. Hier liegt vermutlich der tieferliegende Grund für den Widerwillen, den man beim Betrachten der Bilder verspürt.
Der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Baumann hat in seinen Arbeiten über die Moderne und den Holocaust darauf hingewiesen, wie eng der Totalitarismus mit der Utopie verwoben ist. Die "Umwertung aller Werte" im Dienste einer strahlenden Zukunft rechtfertigt den Bruch mit allen Traditionen und Bindungen und schafft im wörtlichen wie im übertragenen Sinn die Voraussetzung für das, was Hannah Arendt als die conditio sine qua non eines totalitären Systems bezeichnete: die Mobilisierung der Massen. Losgelöst von überkommenen Vorstellungen kann der totalitäre Staat darangehen, grundlegende Kategorien des gesellschaftlichen Zusammenlebens umzudefinieren. Wer Mensch ist, und damit lebenswert, wird aus den utopischen Zielstellungen hergleitet - und nicht mehr aus vorgesellschaftlichen oder gar religiösen Quellen. Damit aber wird Menschsein selbst den gesellschaftlichen Interessen zur Disposition gestellt. Baumann hat für diese utopisch begründete gesellschaftliche Praxis das treffende Bild von der Gesellschaft als Garten gefunden, in der der Große Gärtner im Dienste der besseren Gesellschaft tätig ist. Der Verlust von Bindungen, der immer auch ein Verlust an moralischen Bindungen ist, macht es möglich, die Vernichtung von Menschen in eben dem Sinn als etwas Produktives zu verstehen wie der Gärtner das Jäten von Unkraut. Die Sprache des Stalinismus wie auch die des Nazismus lassen hier keinen Zweifel zu.
Die kontextlose Schematisierung, die ortlose Beliebigkeit der Situationen und das immer wiederkehrende Motiv des Transports in Baldajews Zeichnungen aus der Welt des Gulag liefern ein durchaus adäquates Abbild dieser Gesellschaft. Das, was die Zeichnungen darstellen, ist kein Einbruch des Mittelalters in die Moderne, sondern selber das Resultat einer Utopie, die einzig in der säkularisierten Moderne entstehen konnte. Michel Foucault hat einmal gesagt, das ruhige Wissen von den Ordnungen bei Linné habe seine Quellen in den blutigen Verfolgungen der Inquisition. Fast wie in einem Umkehrschluß könnte man angesichts von Baldajews Zeichnungen sagen, die Fähigkeit der Moderne zur Klassifikation in Verbindung mit dem Willen zur Utopie steht am Anfang der Vernichtungsstrategien der totalitären Ordnungen.
ULRICH HAUSMANN
Copyright: Zweitausendeins Verlag
H.-P-Böffgen, Th. Klahn, A. Klamt (Hg.): D. S. Baldajew - Gulag-Zeichnungen. Mit Beiträgen von H. Böffgen, B. Groys, A. Klamt und M. Weinmann. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt a. M. 1993, 30 DM.
HÖCHST. McNair-Kaserne heißt sie seit 1945. Die US-Amerikaner gaben ihr den Namen - aber kein Höchster weiß, wer eigentlich McNair war. Als Höchster Kaserne ist sie ihren Einwohnern von 1922 oder 1923 an bekannt - wann sie genau gebaut wurde, kann auch niemand mehr sagen.
Die damals eigenständige Stadt Höchst brauchte jedenfalls dringend Platz für ihre französischen Besatzungssoldaten. "Die waren notdürftig in der Unterliederbacher Volksschule untergebracht", weiß Karl Leo Schneeweis. Die Höchster Stadtväter entschlossen sich also, einen Bau zu entwerfen, den sie leicht in eine Schule umbauen konnten, sobald die Franzosen die damalige Kreisstadt verlassen sollten.
Doch daraus wurde nichts, sie blieben bis 1930, also mußte man neue Schulen bauen. Der Höchster Geschichtsforscher Josef Fenzel kann von Anekdoten berichten, die zeigen, wie verhaßt die französischen Besatzer unter der Bevölkerung waren.
Zum Schutz vor Regen hatten die Wachsoldaten kleine Unterstellhäuschen aus Holz. Im Schutz der Dunkelheit hatten immer wieder Lausbuben ihren Spaß damit, diese Häuschen mitsamt dem uniformierten Inhalt umzuwerfen.
Zwischen 1930 und 1933 war die Kaserne leer. Die Weltwirtschaftskrise beutelte die Region, niemand hatte das Geld, aus dem Gemäuer eine Schule zu machen. Das wollten auch die Nazis 1933 nicht. Sie nutzten die hohen Mauern im Frühsommer 1933, um politisch Unliebsame mundtot zu machen. "Ich habe mindestens 50 Personen ausgemacht, die von SS-Soldaten brutal verhaftet wurden", erzählt Josef Fenzel.
Die NSDAP Höchst zog dann genauso in das Gebäude ein wie der Freiwillige Arbeitsdienst. Arbeitslose lernten im Hilfswerks-Lager der SA in den Pausen das Exerzieren, tagsüber wurden die bis zu 100 Höchster in Zeppelinheim eingesetzt, die Luftschiffe an langen Stahlseilen mit vereinten Kräften auf den Asphalt zu ziehen und damit sicher zu landen. 1937 zogen alle NS-Verbände aus der Kaserne aus und die Wehrmacht mit Flak-Verbänden ein. Die blieben bis zum Jahr 1945.
Die Zeit danach ist wesentlich rühmlicher für das Bauwerk: Die bizonale Wirtschaftverwaltung der Alliierten zog ein. Ein führender Deutscher arbeitete 1945 für mehrere Monate in der Kaserne. Ludwig Erhard bereitete dort die Währungsreform vor. Darauf waren die Höchster stolz. Karl Leo Schneeweis besonders. Denn er durfte die Glückwünsche der Höchster zum 80. Geburtstag des ehemaligen Wirtschaftsministers überbringen. gre
BESTE REISEZEIT: Frühjahr und Herbst sind die schönste Zeit für die Kykladen. Ab Juni freilich sind die zuvor üppig blühenden Inseln von der Sonne verbrannt.
ANREISE: Flug bis Athen, von Piräus mit dem Schiff rund fünf Stunden nach Tinos. Oder Flug bis zur Insel Mykonos und dann eineinhalb Stunden per Schiff nach Tinos.
VERANSTALTER: Tinos ist bei einigen großen Reiseveranstaltern im Angebot. Bei der TUI z. B. gibt es eine Woche mit Übernachtung/Frühstück ab 1024 Mark. Griechenland-Spezialist Attika Reisen bietet eine Woche Übernachtung ab 862 Mark, Halbpension im Hotel ab 1011 Mark. 15 Tage Wander-Studienreise mit Tinos, Delos, Mykonos, Paros, Naxos und Santorin kosten bei Studiosus mit Halbpension ab 2820 Mark.
AUSKUNFT: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Neue Mainzer Str. 22, 6000 Frankfurt am Main 1, Telefon 069 / 23 65 61-63. kt
Wenn sich auf einem Liniendampfer in der Ägäis statt der Touristen fast nur Griechen drängeln, dann kann das Ziel nur Tinos heißen. Die Kykladen-Insel ist Griechenlands berühmtester Wallfahrtsort, das "Lourdes der Orthodoxen". Eine halbe Million Pilger aus ganz Griechenland kommt jedes Jahr zur Wallfahrtskirche Evangelistria. Vor allem zu den Marienfesten am 25. März und am 15. August ist der Andrang geradezu beängstigend. Wer kein Zimmer reserviert hat, der sollte um Tinos dann einen Bogen machen. Aber auch sonst kommen täglich viele Griechen vom Festland herüber. Häufig bilden sich Warteschlangen auf der von einem roten Teppich bedeckten Marmortreppe vor der Wallfahrtskirche, und man kann zusehen, wie die mit Papprollen stabilisierten Kerzen der Pilger in der grellen Ägäis-Sonne langsam krumm werden.
Gleich bei der Einfahrt in den Hafen von Tinos-Stadt erblickt man die zur Kirche hinaufführende breite Prozessionsstraße mit einer besonderen Spur für jene, die sich der wundertätigen "Panagia" auf Knien nähern wolle. Parallel dazu verläuft die durch Sonnendächer schattig gehaltene "Evangelistria", die alte Gasse der Devotionalien-Händler. Sie bieten Berge von Heiligenbildern an, Ikonen- Imitationen in allen Größen, Weihrauch, Flaschen mit "heiligem Wasser" und Bündel von riesigen Kerzen. Dazwischen normale Souvenirläden, Eisverkäufer, Bars. Unten am Hafen gibt es etliche Tavernen, gleich um die Ecke eine Disco, in der sich abends die jungen Leute treffen. Auf der heiligen Insel der Hellenen darf man sich durchaus des Lebens freuen. Mit der flippigen Insel Mykonos direkt gegenüber, etwa eine Schiffsstunde entfernt, will man auf Tinos freilich nie und nimmer konkurrieren.
Tinos hat als Wallfahrtsort eine lange Tradition. Schon die "alten" Griechen pilgerten zu einem Poseidon-Heiligtum, einer Art Kurzentrum, auf Tinos. Davon sind heute nur noch Reste zu sehen. Wer die große Antike sucht, der muß das Ausflugsboot zur Insel Delos nehmen. Ein Teil der Marmorsäulen und -quader des Poseidonheiligtums soll als Baumaterial für die wie ein Palast wirkende Wallfahrtskirche Evangelistria verwendet worden sein. Die Kirche wurde an jener Stelle erbaut, an der man 1823 eine Ikone fand. Der Fund wurde damals zu einem Fanal für den Freiheitskampf der Griechen gegen die türkische Vorherrschaft.
Das Tafelbild, das Mariä Verkündigung zeigt, soll noch vom Apostel Lukas stammen, also ein authentisches Porträt der Jungfrau Maria sein. Die Muttergottes war der Nonne Pelagia im Traum erschienen und hatte ihr die Stelle gezeigt, an der die Ikone über 800 Jahre vergraben war - versteckt vermutlich vor den Bilderstürmern zu Zeiten des Ikonoklasmus, jener Epoche, in der den Künstlern jede Art von menschlicher Darstellung verboten war. Bei der Grundsteinlegung für die Kirche sprudelte Quellwasser aus der Erde - jenes Wunderwasser, das man heute in Flaschen mit nach Hause nehmen kann.
Ein Abstecher neun Kilometer hinauf zum Kloster Kechrovouni gehört zum Pflichtprogramm für Pilger und Touristen gleichermaßen. Man braucht nur nach dem Bus zum "Moni" zu fragen. In dem wie ein Kykladendorf mit engen Gassen, Treppen und Bögen angelegten Kloster ist die Zelle der Nonne Pelagia zu besichtigen. Sie wurde 1971 seliggesprochen. Die griechische Regierung nahm dieses Ereignis zum Anlaß, im gleichen Jahr ganz Tinos zur "heiligen Insel" zu erklären.
Vom Kloster geht der Blick hinüber zum Exobourgo, der mit 540 Meter höchsten Erhebung der Insel. Eine Straße führt nahe heran, so daß man den Gipfel mit den Resten einer venezianischen Festung schnell erreichen kann. Der Ausblick ist grandios. Man schaut hinab über das von vielen Generationen mühsam geschaffene Filigran der Terrassen-Kaskaden, der unzähligen winzigen, von Steinmauern gestützten Felder an den Hängen. Dazwischen weiße Dörfer, ganz unten das tiefblaue Meer. Am Exobourgo erbauten die seit dem 13. Jahrhundert über Tinos herrschenden Venezianer ihre Hauptstadt. Die Bergfestung galt als uneinnehmbar. Zehnmal berannten sie die Türken vergeblich. Erst 1715 , später als alle anderen Ägäis-Inseln, fiel Tinos in die Hand der osmanischen Eroberer. Der venezianische Kommandant ergab sich kampflos und starb dafür später als Verräter in einem venezianischen Kerker.
Geht es unten in Tinos-Stadt bisweilen recht betriebsam zu, so ist es in den weißen Kykladendörfern hoch über dem Meer angenehm still. Wer auf alten Eselspfaden über die Insel wandert, wird in den Dörfern noch wie ein Gast begrüßt, und in ein freundliches Palaver verwickelt, auch wenn er kein Wort Griechisch versteht. Wo es keinen Tavernenwirt mehr gibt, weil zu viele junge Leute in die Stadt oder auf das Festland abwandern, hilft man sich so gut es geht. In Koumaros richteten die Dorfbewohner einen "Club" ein, der immer offen ist. Man nimmt sich ein Bier oder Mineralwasser aus dem Kühlschrank, kocht sich vielleicht auch einen Tee - und läßt das Geld dann auf dem Tisch liegen.
Noch angenehmer ist es freilich, im Dorf Pirgos auf dem Dorfplatz im Kafenion unter der prächtigen Platane zu sitzen. Das ist für manchen Tinos-Kenner das herrlichste Fleckchen auf der ganzen Insel. Pirgos hat es durch den Marmor zu solidem Wohlstand gebracht und ist heute ein Treff von Athener Künstlern. Es gibt eine Bildhauerschule, Werkstätten, Läden mit Marmor-Arbeiten und ein kleines Museum. Marmor war schon in der Antike ein Exportschlager. 20 Marmorsorten gibt es noch heute, darunter auch grünen.
Nicht aus Marmor sind für Tinos typische "Kunstwerke", denen man überall auf der Insel begegnet: die Taubenhäuser. Man sieht diese weißen Turmbauten auch auf anderen Kykladen-Inseln, aber nirgenwo gibt es derart viele und vor allem so schön verzierte wie auf Tinos: geometrische Schmuckbänder, durchbrochene Wände mit wie zu Kartenhäusern aufgeschichteten Tonziegeln. Die Tauben wurden in diesen Mini-Palästen gehalten wegen des Taubenmistes, den man vor der Erfindung des Kunstdüngers auf die Felder brachte - und weil in Essig und Öl eingelegte Täubchen von Tinos in Konstantinopel und Smyrna als erlesene Delikatesse gehandelt wurden. Heute gibt es nur noch die Türme - gebratene Tauben stehen in den Tavernen der heiligen Insel nicht mehr auf der Speisekarte.
Wer sich Zeit nimmt, wird die Insel mögen, wird manches entdecken. Was dem eiligen Besucher nicht auffällt: die "Pheggiles" zum Beispiel, wunderbar leuchtende, durchbrochene Marmorfenster. Oder die freundlichen Nonnen im Ursulinen- Kloster von Loutra, die junge Mädchen in Handarbeit unterrichten. Es ist ein römisch-katholisches Kloster. Auf der heiligen Insel der Orthodoxen ist kurioserweise - als ein Erbe der langen Herrschaft der Venezianer - noch ein Drittel der Bevölkerung katholisch. Auch zum Baden wird der gelassene Reisende ein Lieblingsplätzchen finden, wenngleich Tinos ganz sicherlich kein "Badeparadies" ist. Recht hübsch der Strand von Kionia, wo nahe dem Poseidon-Heiligtum schon vor etwa 20 Jahren der erste und einzige Hotelklotz entstand. KLAUS THIELE
Die Neuregelung des Sorgerechts getrennt lebender Eltern für ihre Kinder hat der Kinderschutzbund gefordert. Eine gesetzliche Regelung dieses vor zehn Jahren vom Bundesverfassungsgericht für zulässig erklärten Rechtes würde viele Unsicherheiten bei Betroffenen beseitigen, sagte der Vizepräsident des Kinderschutzbundes, der Rechtswissenschaftler Ludwig Salgo, bei einer Diskussion im Hessischen Rundfunk.
Bei einer Neuregelung sollten Entscheidungen dem Elternteil überlassen werden, bei dem das Kind lebe. Dabei müßten die Wünsche der Kinder und des anderen Partners ebenfalls berücksichtigt werden, sagte Salgo. lhe
BAD HOMBURG. Im Rahmen internationaler Jugendbegegnungen möchten französische Jungen und Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren die Zeit vom 7. bis 27. Juli mit Gleichaltrigen in einer deutschen Gastfamilie verbringen. Der gemeinnützige Verein zur Förderung der internationalen Verständigung, "Nacel", sucht Interessenten, die nicht unbedingt französisch sprechen müssen. Die Gäste können ausreichend deutsch.
Die jungen Franzosen werden in der Schulzeit mit ihrem Gastgeber den Unterricht besuchen. Da die Aufnahme auf freundschaftlicher Basis erfolgt, werden die deutschen Schüler im allgemeinen im Gegenzug von ihren Gästen nach Frankreich eingeladen. Informationen sind unter der Telefonnummer 069 / 7 41 04 23 (Sprachreisen-Service) erhältlich. cn
Denkmaltopografie als Buch Die Liste der etwa 4000 vorläufig geschützten Gebäude und Bau-Ensemble im Kreis Fulda wird nach einem Beschluß des Kreisausschusses überarbeitet und als "Denkmaltopografie" in einem Buch veröffentlicht. Die systematische Erfassung und Aktualisierung des Datenmaterials über diese Kulturdenkmäler soll über fünf Jahre dauern.
Überall eingefleischte Vegetarier. Aber ihr packt mich nicht! Freitags zum Metzger, das hatte bei uns in der Familie Tradition. Ein altes Schwein auf Krücken schleppt sich an mir vorbei. Freitags um fünfzehn Uhr zuerst in die Schlange an der Fleischtheke, dann in die Schlange an der Wursttheke. Wie ich die alleinstehenden Rentner gehaßt habe, die nach einer mittelgroßen Beinscheibe schrien, als könnten sich zwei Menschen je auf den Begriff mittelgroß einigen. Oder sie wollten hundert Gramm nicht so fetten fetten Speck!
Wie die Frauen alle Wurstsorten benennen konnten, und ich konnte immer nur darauf zeigen. Als Kind mußte ich alle zwei Tage "Kornettbeff" kaufen und kriegte vor Stottern das K nicht raus. Da war Zeigen ganz gut.
Eine Kuh kommt mit einer Unterschriftenliste auf mich zu. Ich lächele, hebe aber abwehrend meine Arme mit den beiden Sporttaschen. Keine Zeit. Da klappern die Fallen in den Taschen. Die Kuh sieht mich an.
"Ciao, Bella!" sage ich. Sie sieht mir nach, sagt aber nichts. Es ist Freitag, du dämliche Kuh. Auch wenn ihr die Metzger ausgerottet habt.
Hinter Aldi - es gibt Dinge, die man nicht ausrotten kann - hinter Aldi, beim Denkmal des unbekannten Karnickels, möchte ich mal schön eine Falle in den Ginster setzen. Mal sehen, wann die davor paradierenden Karnickel Wachwechsel haben.
Früher mußten meine Steaks durch sein, weil ich kein Blut sehen konnte. Und heute? Geht ein Hirsch spät abends über den Parkplatz hinterm Kaufhof und rechnet sich in Ruhe seine Rente aus. Liegt da mein schönes altes Tellereisen. Da röhrt der Hirsch. Und alle legen in ihren Küchen kurz die Gabeln ins Kraut und sprechen zu den Kindern: Hört mal, da röhrt ein Hirsch! Und ich hin: Zappzarapp, Keule ab! Und meine Familie hat Fleisch für drei Wochen. MICHAEL KLAUS
Was aussieht wie touristisches Fast Food für eilige Abhak-Touristen, hat sich als qualitätsvoller Renner erwiesen: die neue Reiseführer-Generation, die nicht mehr dickleibig und belehrend daherkommt, sondern im schlanken Format und mit lebendigem, erlebnisorientiertem Inhalt. Mairs Geographischer Verlag führt es mit der erfolgreichen Marco Polo-Reihe seit zwei Jahren vor, daß und wie es möglich ist, ein Zielgebiet auf 96 polyglott-schmalen Seiten umfassend und gar nicht oberflächlich zu präsentieren; vergnüglich im Stil, informativ im Gehalt, mit Symbolen schlüssig strukturiert und mit 9,80 Mark pro Band ein Preishit. 82 Marco-Polos gibt es zur Zeit, im März 93 kommen weitere 40 Titel dazu.
Merian in Hamburg hat zweimal Anlauf genommen und jeweils ein ähnliches Produkt auf den Markt gebracht. Merian Besser reisen war noch in schlichtem Layout und drögem Schwarzweiß gehalten, die Nachfolgeserie Merian Super reisen! hatte dann außer dem Ausrufezeichen auch farbige Fotos.
Inzwischen vertreibt der Münchner Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer die vom Hamburger Mutterhaus Hoffmann und Campe begründete Merian-Reihe. Seit ein paar Monaten sitzt die Merian- Redaktion in München und hat nun den dritten Versuch vom Stapel gelassen; Titel der neuen Reihe Merian live!
Das Ausrufungszeichen ist geblieben, doch sonst ist alles neu und besser. Die grafische Gestaltung zeigt sich als echter Augenschmaus und könnte kaum ansprechender sein, das Kartenbild ist modern und erleichtert mit einem Koordinaten- netz die Zuordnung zum Text, ein Farbleitsystem hilft dem Leser bei der Orientierung, die Erlebnis-Kapitel sind klar aufgeteilt: Vorbereitung, Tips vor Ort vom Sightseeing bis zum Einkaufen, Spaziergänge und Ausflüge. Allerdings entspricht die Textqualität nicht immer der grafischen Perfektion, ab und an fehlt der Lektüre jene wortspielerische, animierende Leichtigkeit, die Marco Polos Bändchen auszeichnen. Ein echtes Ärgernis ist das neu eingeführte Merian- Kapitel "Mit Kindern unterwegs", in dem sich Einfallsreichtum und Recherche der (Herren) Autorenin dem kühnen Ratschlag erschöpfen, mit den Kindern in den Zoo zu gehen. hg Merian live! am Beispiel New York und Gran Canaria. Die 22 ersten Bändchen erscheinen Ende Februar, jedeshat 128 Seiten und kostet 12,80 Mark. Ende August wird die Reihe um 20 neue Titel erweitert, bis Ende 94 soll die Serie auf 100 Bändchen anwachsen.
Demo wegen Bahnstraße Nur mäßiger Besuch beim Stand der CDU
SCHWANHEIM. Nur wenige Schwanheimer Bürger folgten einem Aufruf der CDU, gegen die Schließung der Schwanheimer Bahnstraße zu demonstrieren. Von 10 Uhr bis 13 Uhr verteilten die Schwanheimer Christdemokraten an ihrem Stand an der Bahnstraße Informationsmaterial. Den mäßigen Andrang führte Helmut Heuser, Stadtverordneter und Vorsitzender der Schwanheimer CDU, auf die "ungünstige räumliche Situation zurück". Heuser: "Gleichzeitig hatte die Bürgerinitiative gegen die Schließung der Bahnstraße protestiert und außerdem die SPD Schwanheim einen Informationsstand aufgebaut." Das Thema sei auch "in gewisser Weise abgearbeitet", die Bürger hätten sich längst eine Meinung zum Thema "Schwanheimer Bahnstraße" gebildet. "Ich hoffe zwar, daß am Montag im Verkehrsausschuß endlich über den Antrag der CDU-Fraktion entschieden wird, habe aber bereits Informationen bekommen, daß die Entscheidung ein weiteres Mal vertagt werden soll", sagte Helmut Heuser. Hier werde deutlich, daß eine Entscheidung über den 7. März hinaus verzögert werden soll. "Bürger haben mir berichtet, daß der SPD-Stadtverordnete Arnold Weber gesagt hat, er sei gegen eine Sperrung der Bahnstraße. Dabei kann ich allerdings nicht nachvollziehen, warum er dann die Beschlüsse der SPD im Römer mitgetragen hat", erklärte Heuser.
Für die kommenden Samstage vor der Kommunalwahl wollen die Schwanheimer Christdemokraten ebenfalls ihren Infostand aufbauen und dabei verschiedene Themenschwerpunkte setzen: Schulpolitik, die neue Erhaltungssatzung und Gewerbegebiet Schwanheim. jan
FRANKFURT-WEST. Im Westen nichts Neues? Das Gegenteil wollten die sozialdemokratischen Ortsvereine im Ortsbezirk 7 beweisen. Eine Besichtigung der Stadtteile Rödelheim, Hausen, Westhausen und Praunheim sollte die Kritiker überzeugen, daß der berühmte Buchtitel nichts mit der Stadt Frankfurt zu tun hat - es geschieht einiges!
Beispielsweise am Rödelheimer Bahnhof. Seit Jahren quälen sich die Passanten durch die verwinkelte und unübersichtliche Fußgängerunterführung - "ein Sicherheitsrisiko", meint Monika Herzberger, Vorsitzende des Ortsvereins Rödelheim, zu der Situation. Der Durchgang unter der S-Bahn-Linie könnte großzügiger gestaltet werden, lege man die "Schienen ins Flachbett". Diese Maßnahme lehnt aber die Bundesbahn als Besitzer des Grundstücks aus Kostengründen ab. Die Bahn legte auch bei der Gestaltung des Vorplatzes ihr Veto ein: Sie verkauft den Parkplatz lieber an private Investoren als an die Stadt - es sei denn, der Magistrat bringe das "nötige Kleingeld" auf.
Beißt der Ortsverein am Bahnhof noch auf Granit, so scheinen ihm die Planungen für das Jugendhaus durchaus zu glücken. Nicht nur das Gebäude "Auf der Insel 14", auch sein Nachbar Nummer 16 werden künftig den Jugendlichen zur Verfügung stehen. Henning Hoffmann, Sozialarbeiter im Jugendladen, freute sich insbesondere über die Art und Weise der Planung. An ihr konnten die Heranwachsenden im Rahmen des Ideenwettbewerbs "Reif für die Insel" aktiv teilnehmen. Das Jugendhaus sei in "naher Zukunft" fertig, gab sich das ehrenamtliche Magistratsmitglied Armin Kleist optimistisch.
Ein Sprung nach Hausen. Wo heute noch die Fußballer vom FV Hausen über einen holprigen Platz stolpern und Autos auf einem verwilderten Parkplatz stehen, sollen bald ein schmucker Kunstrasenplatz eingerichtet und eine Kindertagesstätte gebaut werden. Die Kindertagesstätte wird Raum für etwa hundert Mädchen und Jungen arbeitender Eltern schaffen. Mit dem Bau der Anlage könne noch in diesem Frühjahr begonnen werden, meint der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Peter Sondag.
Und weiter nach Westhausen. "Viele Frankfurter wissen gar nicht, daß es Westhausen gibt", spielt Hans-Günther Meinusch, Kandidat für den Ortsbeirat, auf das Schattendasein des Stadtteiles an. Während Westhausen von außerhalb gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sei, komme innerhalb von Westhausen nur der Autofahrer voran. Ein hohes Verkehrsaufkommen sei die Folge. Um den Ortskern nicht weiter zu belasten, beschloß der Magistrat, die neue Sporthalle am Rande von Westhausen zu bauen: Statt an der Liebig-Schule wird sie an der Muckermannstraße errichtet. 600 Zuschauer soll die Halle einmal fassen können und somit auch für Großveranstaltungen geeignet sein.
Das Bild von Praunheim wird sich, verglichen mit allen anderen Stadtteilen im Ortsbezirk 7, am gravierendsten verändern. Der Stadtbezirksvorsteher und Vereinsvorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr, Rudi Gesell, stellte den Stand der Planungen vor. Das Feuerwehrgerätehaus wird verschwinden, auch die Personalwohnungen des Rudolf-Prestel-Hauses sollen abgerissen werden. Letzteres erhält dafür einen Neubauflügel, der sich von der Rückseite des alten Pflegeheims zum Niddaarm hin erstreckt; 70 neue Betten sollen darin Platz finden.
Im Rahmen der Neugestaltung des Siedlungskernes wird auch an der Ecke Alt-Praunheim / Graebestraße ein neuer Gebäudekomplex entstehen. Geplant ist eine Ladengalerie im Erdgeschoß und darüber der Bau von 24 Wohneinheiten. Die Schwestern und Pfleger des Rudolf- Prestel-Hauses sollen darin bevorzugt untergebracht werden.
Moderne Sporthallen, mehr Jugendhäuser, die Umgestaltung ganzer Stadtteile; es gibt viel Neues aus Rödelheim, Hausen, Westhausen oder Praunheim zu berichten. Das Motto: Test the West! ole
BOCKENHEIM. Wer kennt es nicht, das CDU-Wahlplakat. Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter; auf ihrer Jeansjacke steht geschrieben: "Suche Wohnung in Frankfurt am Main."
Auch die Grünen wissen um die Problematik. Und so stellten sie im Bockenheimer Treff Experten die Frage: "Ist Wohnen noch bezahlbar?" Nach der Statistik seien die Mieter in Frankfurt mit Wohnungen gut versorgt, erläutert Werner Schaub vom Mieterschutzverein den Zuhörern. Doch die Theorie der Stadt aus den siebziger Jahren und die Praxis von heute klafften weit auseinander.
Realität sei der steigende Bedarf an Singlewohnungen und vermehrt suchten auch Jugendliche frühzeitig nach eigenen vier Wänden. Zu den veränderten Lebensgewohnheiten komme ergänzend der starke Zuzug von Menschen in die Stadt, erklärt Schaub den neuen Trend des größeren Wohnbedarfs.
Weitgehend einig zeigte sich das Gremium, in Frankfurt müssen neue Wohnflächen geschaffen werden. Wie das Ziel zu realisieren ist, war daher der Streitpunkt des Abends.
Peter Bartelheimer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im Landtag, plädierte für einen umfassenden Bestandsschutz. Den hat die rot-grüne Koalition erfolgreich umgesetzt, indem sie das Zweckentfremdungsverbot aus dem Jahre 1972 anwendete. Besonders im Westend wurde so Büro- zu Wohnfläche zurückverwandelt - im Stadtgebiet insgesamt 800 Wohnungen.
Positiver Nebeneffekt war das Bußgeld von 2,5 Millionen Mark, das in Neubauten zurückfloß. Nach Bartelheimer könnte der Bestandsschutz noch effektiver sein, würde der Gesetzgeber verbieten, Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln.
Rechtsanwalt Michael Goeder bestätigte den Grünen-Politiker. Beim Verkauf einer Altbauwohnung gelte für den derzeitigen Mieter eine siebenjährige Kündigungsfrist, falls der Käufer die Wohnung selbst nutzen wolle. "Das klingt sehr lang, aber der Mieter steht ständig unter dem Druck, doch ausziehen zu müssen."
Auch beim Thema "Zweckentfremdung" sprach der Rechtsanwalt im Sinne von Bartelheimer: "An der Ginnheimer Höhe, da wohnt nur noch der Hausmeister." Die rot-grüne Politik gegen unrechtmäßig genutzte Büroräume müsse weiter fortgesetzt werden.
"Ich brauche nicht den Gedanken des Bestandsschutzes, ich brauche neue Wohnungen." Nach Schaub läßt sich das Wohnraumproblem nicht allein dadurch lösen, wenn nur alte Gebäude erhalten werden. Er verspricht sich mehr von einem öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau. Werner Schaub sieht in dem Nachkriegsmodell die bestmögliche Lösung. Die Art der Finanzierung der Neubauten bereitet dem Mitarbeiter vom Mieterschutzverein kein Kopfzerbrechen; es müsse einfach Geld in der Staatskaase dafür vorhanden sein, schließlich sei Wohnen kein Luxusgut - "es ist eine Lebensnotwendigkeit", sagt Schaub.
Jürgen Bredmann (Die Grünen) sieht gespannt dem Baubeginn auf dem ehemaligen Battelle-Gelände am Opelkreisel entgegen. Je zur Hälfte sollen dort Wohnungen und Büroräume entstehen. Doch bevor die ersten Bagger und Kräne auffahren, müssen statt Erde und Steinen erst einmal planerische Hindernisse beseitigt werden. So verliert die Messegesellschaft zahlreiche Parkplätze durch das Neubaugebiet. Ohne einen Ersatz von der Stadt wird sie das Feld sicher nicht freiwillig räumen. ole
SACHSENHAUSEN. "Eigentlich mag ich das Wort chronisch nicht, denn das klingt nach unheilbar", sagt Gabriele Förtsch, als sie die Zielgruppe beschreibt, die ihr bei der Beratung im Treffpunkt Süd besonders am Herzen liegt. "Wir konzentrieren die Hilfe auf Leute, die immer herausfallen, weil sie chronisch psychisch krank sind." Gleichzeitig warnt sie davor, die Betroffenen nur über ihre Krankheit zu definieren, denn sie verfügten über viele Fertigkeiten und Fähigkeiten. Doch eine Diagnose sei gar nicht wichtig, um hier Hilfe zu erhalten, grundsätzlich kann jeder kommen.
Wie ihr Kollege Eckhard Seelig arbeitet Gabriele Förtsch als Sozialarbeiterin im Treffpunkt Süd. Beide sind auch im Vorstand der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie, dem Trägerverein der Einrichtung in der Mörfelder Landstraße 45 a.
Der Treffpunkt ist zugleich Beratungsstelle und offener Treffpunkt. Die Sozialarbeiter sind nicht für medizinische oder therapeutische Behandlung zuständig, helfen aber, Stellen zu vermitteln, die dafür geeignet sind. Hilfe bei Schwierigkeiten mit Behörden ist eines der häufigsten Probleme, mit denen sich Ratsuchende an die Mitarbeiter wenden. "Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach längerem Klinikaufenthalt nach Hause und finden einen vollen Briefkasten vor. Um die geschöpfte Kraft nicht im Papierkrieg wieder zu vergeuden, können Sie den Packen Papier in die Mörfelder Landstraße tragen."
Die Sozialarbeiter klären auf, welche Behörde zuständig ist und helfen beim Ausfüllen der Anträge. "Grundsätzlich arbeiten wir dabei mit den Leuten und nicht für sie", so beschreibt Gabriele Förtsch das Konzept. Wichtigste Voraussetzung sei dabei das Einverständnis der Betroffenen mit allem, was unternommen wird. Auch für Gespräche über persönliche Probleme stehen die Sozialarbeiter jederzeit bereit - sie wollen dem einzelnen langfristig als Geprächspartner dienen, auch wenn es einmal kein konkretes Problem gibt. "Es gibt Menschen, die isoliert in ihren Wohnungen leben, für die wir oft der einzige Kontakt sind", erläutert Gabriele Förtsch.
"Aufsuchende Betreuung" nennt sich ein besonderer Service, der auf den Frankfurter Süden beschränkt ist. Auf Wunsch begleiten die Mitarbeiter die Hilfesuchenden bei Arzt-, Krankenhaus- oder Behördenbesuchen. Falls erforderlich, vermitteln sie auch zwischen den Hilfesuchenden und Vermietern, Arbeitgebern, Nachbarn oder Angehörigen.
Neben der Beratung gibt es im Treffpunkt Süd einen Freizeitclub. Zu diesem offenen Treff kann jeder kommen, auch wenn er nur seine Freitzeit an einem Ort verbringen will, an dem es nicht so teuer ist. Es gibt kein festes Programm: "Zusammensitzen und klönen steht im Mittelpunkt", sagt Eckhard Seelig. Der Freizeitclub bietet eine Bar, einen Billardtisch sowie eine Menge Bücher und Zeitungen. "Anmelden ist nicht nötig, einfach hingehen und reinschnuppern." Montags und freitags steht der Club von 15 bis 20 Uhr offen sowie mittwochs und sonntags von 15 bis 19 Uhr.
Die Beratungsstelle und der Freizeitclub sind nicht die einzigen Angebote der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie. Das Projekt betreutes Wohnen wendet sich an Leute, die aus der Klinik entlassen werden. Viele seien zwar zu stabil für ein Wohnheim, könnten aber dennoch nicht allein wohnen. Zwei Modelle bietet die Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie an: Entweder mietet der Verein die Wohnungen an und vermietet sie an zwei bis drei Leute unter oder die Betroffenen werden in ihrer eigenen Wohnung betreut. Die Beratung, aufsuchende Betreuung und das betreute Wohnen sind kostenlose Angebote.
Außerdem unterhält die Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie eine Tagesstätte im Pavillon in der Teplitz-Schönauer Straße 1 a. Hier werden Menschen betreut, die sich nach einem längeren Klinikaufenthalt erst wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen müssen. Das Angebot reicht vom gemeinsamen Kochen bis hin zur kreativen und künstlerischen Beschäftigung. Zudem gibt der Verein die Zeitschrift für Gemeindepsychiatrie "Treffpunkte" heraus, die von Mitarbeitern in der Gemeindepsychiatrie gemeinsam mit den Betroffenen gestaltet wird.
Zwei Probleme bereiten der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie derzeit Sorgen. Gabriele Förtsch: Es fehlen Wohnungen für betreutes Wohnen und die Beratungsstelle, die erst im Frühjahr 1991 bezogen wurde, platzt aus den Nähten; größere Räume werden gesucht. hes
RÖDELHEIM. "Die Neandertaler sind wieder da!" - zumindest in der Arndtschule in Rödelheim. Gekommen waren die "Urmenschen" aus grauer Vorzeit, um eigene Handwerkskunst zu präsentieren. Von der Höhlenmalerei bis zu den Steinwerkzeugen war dabei alles vertreten.
Von der Schulleiterin bis zur Vorklasse hatten alle mitgeholfen, diesen Tag besonders interessant zu gestalten. Mit Engagement dabei waren auch die "Neandertaler". Nachdem sie zunächst alles Wissenswertes über die Frühzeiten der menschlichen Geschichte gelesen hatten, gingen sie selbst ans Werk. Mit den neugewonnenen Erkenntnissen ahmten sie die "alten" Fertigungstechniken nach. Die Ergebnisse des handwerklichen Geschicks waren nun in einem der Klassenräume im zweiten Stock zu sehen.
"Schule ist mehr, als allgemein erwartet wird", sagt die Rektorin der Rödelheimer Grund- und Hauptschule, Brigitte Wink. Deshalb nutzte sie den "Tag der offenen Tür", um Bereiche und Aktionen vorzustellen, die weit über den Schulalltag hinausgehen. Über insgesamt vier Stockwerke verteilt gab es einiges zu sehen: Einblicke in die alltägliche Unterrichtspraxis, etwa, wie der Englischunterricht in der Grundschule abläuft. Und Informationen über Aktivitäten außerhalb des Stundenplans. Beispielsweise das "Zeitungsprojekt" oder die "Garten AG", die über Gartenarbeit und das Kompostieren informierte. Ausgestellt und verkauft wurden selbstgefertigte Masken und Tonarbeiten oder Gipsarbeiten sowie Drachen der Klassen 3a und 3b, um die Lüfte unsicher zu machen.
Die Gäste konnten nicht nur die Arbeiten der insgesamt 270 Schüler bestaunen, sondern auch selbst mitmachen und beispielsweise Stoffe bedrucken. Im oberen Stockwerk wurde durch Spiele die Geschicklichkeit der Teilnehmer getestet.
Wer lieber wissen wollte, wie es in einem Fotolabor zugeht, der mußte in den Keller gehen. Dort konnten die Besucher auch Photogramme anfertigen. Und draußen auf dem Schulhof testete die Klasse 4a in einem Hindernis-Parcours, wer gut mit dem Fahrrad umgehen konnte. Und im Falle einer Panne war der "Fahrradservice" auch nicht weit.
Wem nach einer Weile die Puste ausging, der war bei den Vorführungen im dritten Stock gut aufgehoben. Hier wurde beim Singspiel der Klasse 3b "frohlockt" und von der 2b eine Bildergeschichte per Diaprojektor erzählt. Unbestrittener Höhepunkt war jedoch ein aufwendig inszeniertes Schattenspiel mit dem Titel "Die Kostbarkeiten der drei Prinzen".
Bereits seit November hatten sich die 15 Klassen der Schule mit ihren Lehrern auf den Tag vorbereitet. Sie wirkten am Ende des "Tags der öffenen Tür" so zufrieden wie Schulleiterin Brigitte Wink, die ausdrücklch betonte, das starke Engagement und die rege Phantasie der Beteiligten sei erfreulich gewesen. mim
ESCHERSHEIM. "Einer raschen Bebauung steht nichts im Wege." Nach Meinung des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Römer, Horst Hemzal, könnten in kürzester Zeit bis zu 450 neue Wohnungen entstehen. Das nötige Gelände sei schon erschlossen und liege östlich der Anne-Frank-Siedlung, genauer an der Ecke Berkersheimer Weg / Zehnmorgenstraße.
Dort trafen sich dieser Tage die OB- Kandidatin Petra Roth (CDU), der planungspolitische Sprecher der CDU im Römer, Edwin Schwarz, und der Fraktionsvorsitzende Hemzal zu einem Ortstermin. Die Unionsvertreter wollten damit darlegen, daß sehr wohl - auch kurzfristig - Wohnraum in Frankfurt geschaffen werden könne.
Diesem Ansinnen stehe allerdings die rot-grüne Mehrheit im Römer entgegen. Hemzal warf dem Magistrat vor, "viel Zeit verschwendet und eine große Möglichkeit" vertan zu haben. Schon 1984 wurde ein Planverfahren eingeleitet. Gleichzeitig erfolgte die Anhörung der Bürger und eine Änderung des Flächennutzungsplans, der 1987 abgeschlossen wurde. Die Änderung war nötig gewesen, da zuerst ein Psychiatrisches Krankenhaus auf dem Gelände geplant war. Nachdem sich dann für das Krankenhaus doch ein anderer Standort ergeben hatte, entschloß sich der damalige CDU-Magistrat für den Bau von neuen Wohnungen. Doch bis heute sei noch keine Baugenehmigung erteilt worden.
Hemzal und die CDU-Fraktion im Römer sehen die Schwachstelle beim rot- grünen Magistrat. Dieser müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, das Verfahren nicht zügig genug voranzutreiben und abzuschließen. Zumal die privaten Eigentümer des Geländes überwiegend bereit seien, auch ohne öffentliche Fördermittel Wohnungen zu errichten.
"So ist das nicht richtig dargestellt". Michael Kummer, Büroleiter des Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD), räumte gegenüber der Stadtteil-Rundschau zwar ein, daß bei diesem Projekt noch "Hausaufgaben zu erledigen" seien, eine Verzögerung der Bebauung seitens des Magistrats sieht er aber nicht. Vielmehr seien Schwierigkeiten aufgetaucht, weil es bislang noch keinen umsetzungsfähigen Bebauungsplan gebe. Darüber hinaus sei durch Grünbestände und Streubesitz - die Eigentumsverhältnisse sind uneinheitlich verteilt - auf dem Gelände eine sinnvolle Planung äußerst schwierig.
Die "Planreife" nach dem Baugesetzbuch sei hier nicht erfüllt. Kummer: "Erst muß einmal ein städtebauliches Konzept gefunden werden, das auch realisierbar ist." Untätig sei man deshalb natürlich nicht: Ein neuer Entwurf ist schon zur Vorlage erarbeitet worden. Dieser Vorschlag soll der Stadtverordnetenversammlung in den nächsten Tagen vorgestellt werden.
Weiter führt Michael Kummer an, daß ja auch die Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden müsse. Immerhin sei dieses Projekt nur "ein Beispiel unter vielen", noch dazu mit vergleichsweise geringem Wohnungszuwachs. Da man nicht überall zugleich anfangen könne, werde der Schwerpunkt zunächst auf "lohnendere" Objekte gelegt, wie etwa das Gebiet Preungesheim-Ost, auf dem 2500 Wohnungen errichtet werden sollen.
"Wir müssen hier einfach Prioritäten setzen, immerhin sind in Frankfurt insgesamt 37 000 neue Wohnungen geplant." Welchen Gebieten der Vorrang gewährt wird, sei vorher festgelegt worden. Auch hier habe die Oppositionspartei keine Einwände erhoben.
Davon abgesehen, werde der vorgesehene Zeitplan, der eine Baugenehmigung für 1997 vorsieht, immer noch eingehalten. Die Forderungen und die Kritik der Union am Magistrat seien damit nicht gerechtfertigt. mim
PREUNGESHEIM. "Wir wollten den Wahlkampf mal etwas anders gestalten", Hubert Bergmann, Erster Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Preungesheim, organisierte deshalb eine politische Woche, die den Bürgern die Politiker und den Politikern die Bürger näher bringen sollte. An vier Tagen wurde zu den Themen "Sozial- und Altenpolitik", "Innere Sicherheit", "Schulpolitik" und "Verkehrspolitik" Stellung bezogen.
Rede und Antwort standen die SPD- Landtagsabgeordnete Rita Streb-Hesse sowie die Dezernenten Martin Berg (Soziales), Achim Vandreike (Personal) und Martin Wentz (Planung). Den Abschluß der Diskussionsreihe bildete ein gemütliches Treffen bei Kaffee und Kuchen in der Altenwohnanlage Jaspertstraße.
Besonderes Interesse hatte sich bei den Themen Sozialpolitik, speziell beim Problem der Altenfürsorge, und Verkehrspolitik gezeigt. Einige Bürger stellten konkrete Forderungen: So müßten Defizite in der Altenpflege beseitigt werden. Ebenso sei die geplante Verkehrsberuhigung, besonders in der Homburger Landstraße, noch nicht zufriedenstellend gelöst.
Dennoch: "Tempo 30 ist bei den Bürgern gut angekommen", bestätigen auch Renate Knigge vom Ortsbeirat 10 und der SPD-Stadtbezirksvorsitzende Max Schmidt, die zusammen mit Bergmann die Gesprächsrunden organisiert hatten.
Beim Themenbereich "Innere Sicherheit" hatten die Bürger zwar keine konkreten Forderungen gestellt, jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß Zivilcourage und Eigeninitiative des Einzelnen gefragt sei. Nur durch mehr Interesse und weniger Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen könne man der Gewalt wirksam begegnen, faßte Bergmann die Beiträge zusammen.
Für die Schulpolitik gab es Lob wie Tadel. Einerseits äußerten sich die Preungesheimer zufrieden darüber, daß die Carlo-Mierendorff-Schule endlich eine Oberstufe erhält. Andererseits wurde besorgt nachgefragt, wann endlich mit einer Entsorgung des mit Dioxin verseuchten Belages auf dem Sportplatz der Schule zu rechnen sei.
Der Vorsitzende der Preungesheimer Sozialdemokraten äußerte sich beim Abschlußfest der Diskussionsreihe "sehr zufrieden mit der Woche". Er kündigte an, die Aktion zu wiederholen: "Man muß wieder mehr miteinander ins Gespräch kommen, damit die Politiker nicht nur im eigenen Saft braten." Bergmanns Resümee: "Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung". mim
SACHSENHAUSEN. Es ist schon sehr beachtlich, wenn ein Drittel aller Schüler an einem Schul-Konzert teilnimmt. In der Aula der Carl-Schurz-Schule war deshalb nicht nur im Zuschauerraum kein Platz mehr frei, auch auf und vor der Bühne herrschte große Enge. Insgesamt rund 200 Schüler musizierten über zwei Stunden lang und führten Werke von Beethoven, Grieg, Haydn, Humperdinck, E.T.A. Hoffmann und Offenbach auf.
In jeder Altersgruppe haben sich Schüler zu einem Ensemble zusammengefunden. Das Engagement ist groß. So besteht der Unterstufenchor, der unter der Leitung von Michael Volpert - er dirigerte vom Flügel aus - vier Duette ais Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" sang, aus über 70 Kindern.
Das Orchester kann mit einer Besetzung aufwarten, von der andere Schulen wohl nur träumen. Ein gewaltiger Klangapparat, der an große romantische Orchester erinnert. Allein etwa 30 Bläser spielen hier miteinander. Etwas zu hoch gegriffen hatte Musiklehrer Wolfram Weinke, der mit eindringlicher Gestik dirigierte, allerdings mit dem Eingangssatz ,Adagio/Allegro Vivace&rquote; aus der vierten Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Wegen der Hitze in der Aula schwankte die Intonation beträchtlich, besonders im ,Adagio&rquote; litt die Musik darunter. Die Abstimmung ließ einige Wünsche offen.
Besser gelangen die vier "norwegischen Tänze" von Edward Grieg (1843-1907) und das Andante aus Haydns "Sinfonie mit dem Paukenschlag", sowie die Ouvertüre zu Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt". Ein flotter Cancan. Parodistisch und charmant musiziert.
Der Mittel- und Oberstufenchor interpretierte, vom Klavier begleitet, vier Stücke aus dem bekannten Oratorium "Die Jahreszeiten". Hier zeigte sich, was beharrliche musikalische Arbeit an Schulen bewirken kann. Klangvoll und mit dynamischer Präzision formten die Schüler unter der guten Leitung des Musikpädagogen Horst Christoph Diehl ein schönes Klangbild.
Daß Musik nicht nur im Unterricht eine große Rolle an der Carl-Schurz- Schule spielt, zeigten einige Schüler vor kurzem mit einer Aktion an der Hauptwache. Sie musizierten für die Hungernden im Bürgerkriegsland Somalia und sammelten einen großen Spendenbetrag.
Auch an diesem Abend in der Aula durfte am Ausgang gespendet werden, allerdings für einen näherliegenden Grund: Die Schule möchte einen Kontrabaß kaufen, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, darauf zu üben. jot
Spiel- und Lernstube der Arbeiterwohlfahrt in der Robert-Dißmann-Siedlung eröffnet / Therapeutische Betreuung
Sprüche
Manches, was die Kirche lehrt, leert die Kirchen.
Ein Dogma muß nicht wahr sein, es muß nur geglaubt werden . . .
Sie hatten sich nichts dabei gedacht, als sie sich nichts dabei gedacht hatten . . .
Falsch verstandene Demokratie: Das Parlament denkt, und die Wirtschaft lenkt.
Für manche Sänger sollte in Zukunft die Schweigepflicht eingeführt werden.
Merke: Die Ohren wurden erfunden, bevor es Diskos gab . . .
Der Krieg ist die Fortsetzung der Dummheit mit anderen Mitteln.
Die Axt im Hause erspart das Argument.
Ausnahmen bestätigen die Flegel.
Alle Brüder sind Menschen, aber nicht alle Menschen sind Brüder.
Der Glaube versetzt keine Schulden-Berge.
Der Zweck heiligt die Titel.
Hier bin ich Mensch und darf's nicht sein.
Frei nach Goethe: Es ist im Leben sehr schön eingerichtet, daß bei den Dornen gleich die Rosen stehn.
Drohung: Euch wird das Weinen schon noch vergehen.
Frei nach Galilei: Und sie bewegt sich noch.
Des Menschen Wille ist kein Himmelreich.Er schmückte sich mit fremden Fehlern.
Besser den Spatz in der Hand, als den Klapperstorch auf dem Dach.
Manchmal war die gute alte Zeit nur alt.
Auf dem absteigenden Ast kommt man auf keinen grünen Zweig.
Wenn die Preise steigen, fällt der Groschen.
Es gibt auch Endzeiten in Luxusausführung.
Hundephilosophie: Menschen sind an der Leine zu führen.
Pessimisten gehören zu den wenigen glücklichen Menschen, die nicht so leicht enttäuscht werden können.
Der Mensch stammt vom Affen ab? Laßt das nur nicht die Affen hören . . .
Viele Menschen bekennen sich zu etwas, was sie gar nicht kennen . . .
ERNST DITTRICH
Ein wunderbares Fleckchen Erde ist das Schlaraffenland. Um dorthin zu gelangen, überquert man, auf gut ausgebauten Paßstraßen, den Butterberg. Dann liegt es in seiner ganzen Schönheit vor dem Merianreisenden: ein Land, wo Milch und Honig fließt und 148 Liter Bier pro Jahr auf den Kopf der Bevölkerung fallen. Vor drei Jahren waren es allerdings noch 148,6 Liter. "Wenn die Talfahrt so ungebremst weitergeht", warnt denn auch der Brauereipräsident, "schlittern wir in eine Durstkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes".
Berühmt ist das Schlaraffenland wegen seiner hochentwickelten Eßkultur. Künstler schaffen dort Skulpturen, die betuchte Käufer schon in der Galerie verzehren (Eat-art), und vieles von dem, was in anderen Ländern ungenießbar ist, läßt sich hier mit Appetit aufessen: Speiseeishörnchen, Joghurtbecher, Schokoladeschallplatten, die, sobald man ihr "Happy Birthday" beim Kindergeburtstag angehört hat, als Nachtisch beliebt sind. Unbeherrschte Schlaraffenländer fressen auf ihren Autobahnen sogar zahllose Kilometer.
Die Schweine sind in diesem gelobten Land zahlreich und rund. Viele von ihnen laufen gebraten herum und haben im Rücken Messer und Gabel stecken. Wer Lust hat, schneidet sich ein Stück ab. Wer dazu zu behäbig oder zu fett ist, legt sich einfach auf den Rücken und macht den Mund auf: dann fliegen ihm gebratene Hühner, Tauben, Rebhühner und Wachteln hinein.
Überall auf der Welt werden die Schlaraffenländer wegen dieser lukullischen Infrastruktur beneidet; im Lande selbst dagegen regt sich immer mehr Unmut.
Es gibt nämlich auch Schlaraffenländer, die, so sehr sie sich bemühen, nie ein gebratenes Schwein auch nur am Ringelschwänzchen zu packen kriegen, und denen, so weit sie den Mund auch aufsperren, nie auch nur ein Grillhähnchen, geschweige denn ein Wachtelbrüstchen hineinfliegt, und die rechtschaffen betrübt darüber sind, daß ihre fetteren Mitbürger allenfalls die Schweine- und Geflügelknochen mit ihnen teilen.
Doch der laute Protest kommt von anderer Seite. Die Bescheidenen wären schon zufrieden, wenn das Geflügel in Zukunft nie mehr ohne ein raffiniertes Sößchen, das zu ihm paßt, heranfliegen würde. Die Ästheten bemängeln, daß die Bestecke in den Schweinerücken spülmaschinenfeste Dutzendware, keine formschönen Designermodelle sind. Die Vollwertjünger ekeln sich vor der einseitigen Fleischkost.
Ein immer empörteres "Mein Gott, wer ißt denn heute noch Schwein!?" hört man auch aus der mitgliederstarken Gourmet- Partei. Leidenschaftlich fordert deren politisches Credo, die minderwertigen Borstentiere aus dem Verkehr zu ziehen und durch Öko-Bio-Rinder zu ersetzen, die nur aus Filetstücken bestehen, elegante Colani-Bestecke im Rücken haben und im Maul ein Colani-Kesselchen mit einem raffinierten Sößchen.
Bisher hat die Regierung diesen berechtigten Forderungen in keinem Punkte entsprochen. Wir verstehen daher gut, daß auf diesem wunderbaren Fleckchen Erde Unzufriedenheit und Niedergeschlagenheit herrschen. Das Schlaraffenland ist eben auch nicht mehr, was es einmal war.
Romanattrappe statt Apokalypse Hans Christoph Buchs "Rede des toten Columbus am Tag des jüngsten Gerichts"
Seit langem schon ist Buchs Passion und idée fixe, von Haiti aus, wohin vor 100 Jahren der Großvater Wilhelm als Apotheker übergesiedelt war, sein Engagement und sein Erzähltalent inspirieren zu lassen, von Anna Seghers und Alejo Carpentier auf die literarische Spur gebracht. 1976 erschien die historische Dokumentation Die Scheidung von San Domingo. Wie die Negersklaven von Haiti Robespierre beim Wort nahmen. Später die beiden Romane Die Hochzeit von Port-au-Prince (1984) und Haïti Chérie (1990) sowie die Reiseberichte Karibische Kaltluft (1985). Haiti oder Hispaniola, die Nachbarinsel Kubas, wird ihm zum Brennpunkt, in dem sich Familiengeschichte, vergessene historische Ereignisse, europäischer Kolonialismus und postkoloniale Versklavung ineinanderspiegeln.
"Hispaniola" erreichte und benannte Ende 1942 Kolumbus bei seinem Versuch, aus der Kugelgestalt der Erde praktische Konsequenzen zu ziehen und westwärts einen Seeweg nach Indien zu finden. So kam es zu jener "Entdeckung", von der der kluge Lichtenberg sagte: "Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung."
Und damit wären wir beim Thema von Buchs neuem Roman Rede des toten Kolumbus am Tag des Jüngsten Gerichts. In einem längeren "Prolog" stellt sich Kolumbus als Autor des folgenden Romans vor, da er, obschon tot, doch in vielerlei Gestalt weiter durch die Jahrhunderte geistere und nunmehr entschlossen sei, "die Geschichte vom Ende her zu erzählen, so wie sie sich niemals zugetragen hat". Jedenfalls nicht, um sich länger "bis ans Ende aller Tage" für das verantwortlich machen zu lassen, "was Conquistadoren und Kolonialherren nach meinem Tode und ohne mein Zutun in den von mir entdeckten Ländern angerichtet haben". Posthum ist er klüger geworden und hat Adornos Minima Moralia gelesen. "Heute, fünfhundert Jahre später frage ich mich (. . .): Gab es ein Leben vor dem Tod? Die Antwort ist nein (. . .), denn es gibt nur ein Leben im Falschen, ein richtiges Leben gibt es nicht."
Das angekündigte Erzählprogramm erinnert an Haïti Chérie, wo der Autor seine verstorbene Tante Erzulie sich als Erzhure erfinden läßt, deren Erzählung mit der Verführung des Kolumbus beginnt und die nach manchen Tätigkeiten im Lauf der Geschichte bei Hitler als Domina und Haushälterin wirkt, ehe sie sich wieder nach Haiti zurückzieht. Kolumbus also jetzt als historischer Wiedergänger, der eine Fabuliermaschine in Gang setzt, um vom Ort des Jüngsten Tages die Weltgeschichte als Spuk zerplatzen zu lassen? Nichts desgleichen.
Denn erst zum Schluß des Romans gerät Kolumbus, nunmehr auch nicht mehr als Icherzähler, wieder in den Blick. Erzählt wird von der Episode, auf Haiti eine Niederlassung zu gründen, wovon nichts weiter übrig blieb als der später ausgegrabene Anker der Santa Maria, der im Nationalmuseum vom Port-au-Prince zu besichtigen ist. Das Erzählprogramm des Prologs erweist sich bald als Attrappe und als Attrappe ohne hintergründige Strategie.
Tatsächlich zerfällt das als Roman bezeichnete Buch bei näherer Lektüre in eine Sammlung verschiedener Erzählungen. Die kunstvolle Einteilung in drei Bücher samt Unterkapiteln, Prolog und Epilog mit schönen Titeln und verlockenden Motti erweckt den Anschein einer genauen Durchkomponiertheit und Verflochtenheit, der sich bald als trügerisch erweist. Der Roman besteht, um es in schlichten Reihenfolge aufzuzählen, aus folgenden Teilen: 1. Einem tagebuchartigen Bericht aus Port-au-Prince vom November 1987; 2. Der Geschichte eines österreichisch-deutschen Juden aus Triest, der auf der Flucht vor den Nazis nach Haiti verschlagen wird; 3. Einer mit Briefdokumenten angereicherten Erzählung über das Leben Georg Weerths, des Mitkämpfers von Marx und abenteuernden Geschäftsmanns, der auf Haiti verstarb; 4. Die Geschichte von polnischen Soldaten unter Pan Twardowski, die Napoléon 1802 nach St. Domingo schickte; 5. Der Geschichte elsässischer Siedler, die Mitte des 18. Jahrhunderts auf Haiti zugrundegingen; 6. Der schon erwähnten Haiti- Episode des Kolumbus und 7. Dem Epilog, einem haitianischen Schöpfungsmythos. In der Erzählweise und ihrer literarischen Qualität nach bleiben die sechs Erzählungen unterschiedlich. Der erste Teil über den Terror der Militärjunta auf Haiti ist sehr eindringlich erzählt. Ein ganz für sich stehender, großartiger Text. Interessant und amüsant liest sich die umerzählte Geschichte des Georg Weerth, der gleichsam als ein gescheiterter 68er avant le lettre präsentiert wird. In greller und absurder Phantastik wiederum ist die Geschichte vom exilierten Juden angelegt, mit etwas verkrampften obszönem Witz. Ihr Schlußsatz lautet: "Und sie nahm meinen beschnittenen Penis in den Mund. In diesem Augenblick muß ich gestorben sein. Wie ein Hund! dachte ich, während mein Unterleib von einem schmerzhaften Orgasmus geschüttelt wurde. Und es war, als sollte die Scham mich überleben."
Da liegt der Hund begraben: Hans Christoph Buch hat, wie diese Kafka-Paraphrase zeigt, eine unglückliche Liebe zu fremden Federn. Er hat, so scheint es, zuviel gelesen, um seinem eigenen Erzähltalent naiv vertrauen zu können, und suggeriert sich (und den Lesern) einen spielerischen Umgang mit berühmten Vorbildern, der ihn doch eher behindert als voranbringt.
Das beginnt schon mit den Titeln. Eine frühere Sammlung von literarischen Esays entlieh von Herder den Titel Kritische Wälder. Aus Kleists berühmter Novelle machte Buch Die Scheidung von San Domingo. Anna Seghers' Die Hochzeit von Haiti wird zur Hochzeit von Port-au-Prince. Der jetzt vorgelegte Erzählband hält es mit dem Zwischentiteln nicht anders und nimmt zudem in unüberhörbarer Weise einen Text Jean Pauls auf: dessen Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei (1789) als "Blumenstück" zum Siebenkäs. Nicht auszudenken, was dabei herausgekommen wäre, wenn diese ingeniöse Idee tatsächlich literarische Gestalt geworden wäre, Christoph Kolumbus (alias Christoph Buch), der Heros der europäischen Neuzeit und der christlichen Kolonialisierung als apokalyptischer Sprecher vor dem Jüngsten Gericht am Ende unseres Jahrhunderts im Blick auf unfaßliche Verwüstungen, aufgepfroft auf einen Text, in dem zum erstenmal die Erschütterung des "Gott ist tot" ausgeprochen wurde. Kolumbus alleingelassen vor dem leeren Thron des Weltrichters, vergeblich für sich und das (weiße) Menschengeschlecht einen Urteilsspruch suchend.
Die metaphysische Erregung der Apokalypse ist aber nicht Buchs Sache. Seine erzählerische Stärke entspringt dokumentarischem Material, das er findet und sich erfindet, um es in unterschiedlichen Graden der Phantastik, der Satire und des Lakonismus zum Sprechen zu bringen. Warum läßt er es nicht dabei bewenden? BURKHARDT LINDNER Hans Christoph Buch: Rede des toten Kolumbus am Tag des Jüngsten Gerichts. Roman. Suhrkamp Verlag, 1992, 256 Seiten, 32 DM.
Vor einer schweren Schlacht bekamen die Soldaten eine starke Portion Schnaps zu trinken. Das sollte die Kampfmoral heben. Künftig wird die erste Militärseelsorgerin bei der Bundeswehr, Frau Ruth Drach-Weicker, unseren Soldaten vor einem "Kampfeinsatz" (= Krieg) geistlichen Fusel eingießen, zu ebendiesem Zweck.
Bei der Ordination der Theologin in der Kirche von Eich bei Worms sagte der rheinhessische Propst Petersen: "Möglicherweise werden Sie mit Soldaten Gottesdienst feiern, die vor einem Kampfeinsatz stehen, von dem sie verwundet oder auch gar nicht mehr lebend zurückkehren werden" (FR vom 9. 2. 1993 "Zur Person: Ruth Drach-Weicker"). Die EKD stellt sich in Erwartung einer baldigen Grundgesetzänderung, der Zeit vorauseilend und dem Militär Gehorsam gelobend, schon jetzt auf die geplanten Kampfeinsätze der Bundeswehr und die dann zu haltenden Soldaten-Gottesdienste ein. Selig die Kriegfertigen.
"Wir werden in diesen Kampf hineingehen wie in einen Gottesdienst . . .", sagte Joseph Goebbels Ende Januar 1945 dem letzten Aufgebot der Deutschen Wehrmacht gegen die Rote Armee. Krieg ist Gottesdienst und der Soldatengottesdienst eine Form der Kriegsvorbereitung.
Und wenn die Soldaten der Bundeswehr verwundet "oder auch gar nicht mehr lebend zurückkehren werden", dann wird die soeben ordinierte Militärseelsorgerin eine ergreifende militärisch- kirchliche Totenfeier zelebrieren.
Den Text ihrer Ansprache entnimmt sie nicht der Bergpredigt, sondern dem Tagesbefehl der Hardthöhe. Niemand sage, die Kirche hätte keinen Auftrag und die Kirchensteuer sei nicht mehr zu rechtfertigen.
Holm Werner (Pfarrer), Freimersheim
NIEDERURSEL. Wohl kaum ein anderer Dichter des 17. Jahrhunderts hat den Adel und dessen tumbe Prätention so schnippisch beleuchtet wie Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673), bekannter unter seinem Künstlernamen: Molière. Seine Komödien sind bissig-humoristische Parodien über die kleinen menschlichen Bösartigkeiten und Dummheiten; leicht und sprühend vor sprichwörtlichem Esprit. Viel Freude hätte der Schauspieler Moliére an einer Aufführung seines Dreiakters "Der Arzt wider Willen" gehabt, die in der Freien Bildungsstätte "der hof" zu sehen war.
Das Leipziger Marionettentheater "Blaue Blume" hat das Stück für seine Zwecke arrangiert. Die handelnden Personen sind phantasievoll geschnitzte Figuren, die von den Puppenspielern bewegt werden.
Die Geschichte des "Arztes" ist schnell erzählt. Scanarell ist ein Taugenichts, ein trinkfreudiger Lebenskünstler, der seine Frau mit Prügeln zur Raison bringt. Martine ersinnt einen Racheplan und bringt zwei Diener des edlen Herrn Géronte dazu, ihren Mann unter Androhung von Gewalt zum Arzt zu schlagen.
Der soll nun die stumme Tochter des Adeligen (Lucinde) heilen, die nur deshalb nicht spricht, weil sie den vom Vater für sie vorgesehen Mann nicht heiraten will, liebt sie doch den armen Léandre. Scanarell, Entlarver menschlicher Schwächen und zugleich ein mittelalterlicher Felix Krull, fügt sich in sein Schicksal und dreht den Spieß mit Hilfe des Geliebten zu seinen Gunsten um. Und am Schluß sind (fast) alle versöhnt.
Die Puppenspieler hauchen ihren (kunstvoll kostümierten) Holzfiguren erstaunliches Leben ein. Obwohl die Gesichter ewig gleich bleiben, agieren sie unter den geschickten Händen der vier Spieler so lebendig, daß man glaubt, wirkliche Schauspieler vor sich zu haben. Scanarells Übermut ist ebenso zu "sehen" wie die Ahnungslosigkeit von Géronte oder die amüsante Dummheit des Dieners Lucas. Jedes komische Element des Textes ist bebildert. Die Sprechstimmen sind der Aktion auf der Bühne angepaßt, und umgekehrt.
Das ist umso begeisternder, zieht man die Tatsache in Betracht, daß die Akteure ihre Figuren nicht sehen können. Eine zweifache Theatralik ist notwendig. Die Rhythmik des Sprachgestus muß der der Puppen entsprechen. Regisseur Thomas Meier hat in seiner Arbeit den jungen Puppenspielern jenes Gespür vermittelt, das der Inszenierung zum Erfolg verhilft. Britt Krause, Uwe Baudisch, Frank Schenke und Tilo Ahmels ahmen die Nuancen der Charaktere so differenziert nach, daß Moliéres satirischer "Gesellschaftsspiegel" in jedem Satz, in jeder Gebärde aufblitzt.
Auch zwischen den Akten ist Bewegung. Lustig fiedelt ein Pierrot mit Maske (Sandra Rendgen) schlichte Weisen auf der Violine. Es sind die Lieder der Zeit, Melodien eines Gauklers. Man fühlt sich zurückversetzt in das 17. Jahrhundert, spürt das Leben der fahrenden Gesellen, Schauspieler und ein wenig auch die Stimmung am französischen Hofe.
Ein unterhaltsamer Abend, der vom komödiantischen Talent der Puppenspieler und einer perfekt ausgearbeiteten Inszenierung lebt. Bravo! JÜRGEN OTTEN
NORDWESTSTADT. Die Karnevalisten des Sachsenhäuser Karnevalvereins Schwarz-Weiß 1980 hatten auf der Bühne im Bürgerhaus Nordweststadt Aufstellung genommen, das Spektakel konnte beginnen: Die Arbeiterwohlfahrt (AW) Nordweststadt hatte wieder Mitglieder, Freunde und Gäste zur Altensitzung eingeladen. Etwa 300 waren - teils verkleidet, teils in "zivil" - der Einladung gefolgt. "Unsere Mitglieder sind überwiegend ältere Menschen. Viele können an den Fahrten, die wir organisieren, nicht mehr teilnehmen. Um auch diesen Leuten mal einen Tapetenwechsel zu ermöglichen, bieten wir die Altensitzung an", sagte Helga Dreier, Erste Vorsitzende des AW-Ortsvereins Nordweststadt.
Die Karnevalisten aus Sachsenhausen begannen die Sitzung mit dem Einmarsch der Zeremonienmeisterin, der Tanzgarde und des Elferrats. Anschließend begrüßten der Sitzungspräsident Karl-Heinz Müller und die AW-Vorsitzende Helga Dreier die Gäste. Auch die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt begrüßte das Publikum im Namen der Stadt. Für Fastnachtsstimmung sorgte die Kindergarde der Tanzgarde Liederbach mit einer Polka, der "Staanemer Bembelsänger" Klaus Zäntsch, und Rosi Lüttich und Marga Ebert vom Karnevalverein "Fidele Schienenrutscher" mit einem Treppenhausgespräch.
"Wir konnten die Preise bis jetzt immer so kalkulieren, das wir für unsere Altensitzung keinen Eintritt verlangen mußten. Ob das auch in Zukunft so bleiben kann, ist noch nicht sicher, da die Preise steigen", sagte Helga Dreier. Dieses Jahr waren Kreppel und Kaffee jedenfalls noch kostenlos für die Besucher. Insgesamt kostete das närrische Fest rund 3000 Mark. Für das Kännchen Kaffee konnte die AW mit 3,50 Mark noch einen günstigen Preis aushandeln, doch die Saalmieten für den großen Saal im Bürgerhaus steigen. "Wir müssen eben bei den Vorbereitungen selbst Hand anlegen, sonst könnten wir uns das gar nicht leisten," sagte Frau Dreier.
Besonders freute sich die Vorsitzende darüber, daß Oberbürgermeister Andreas von Schoeler trotz Krankheit eigens zur Altensitzung kam und die AW-Mitglieder begrüßte. Helga Dreier: "Ein wenig Ablenkung und Kurzweil, um den Alltag zu vergessen - das ist es, was wir unseren Mitgliedern bieten wollen. Bisher ist uns das immer recht gut gelungen." jan
FRANKFURT-SÜD. Einen versöhnlichen Abschluß der Wahlperiode gönnte sich der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad) bei seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl. Im Bürgerhaus Südbahnhof verabschiedete Ortsvorsteher Edmund Löffler eine ganze Reihe von Abgeordneten, die am 7. März entweder gar nicht mehr für den Ortsbeirat kandidieren oder aber einen hinteren Listenplatz, der ein Mandat unwahrscheinlich macht, einnehmen.
Insgesamt verabschiedete her Löffler ein Dutzend Frauen und Männer aus allen Fraktionen, und die warmen Worte, die er jeder und jedem mit auf den Weg gab, verdrängten fast die Erinnerung an durchaus hitzige politische Kontroversen während der zurückliegenden vier Jahre.
Nicht mehr dabei sind nach dem 7. März: Johanna Hoffmann, Herta Pusch, Helmut Tschampa (alle SPD), CDU-Fraktionschef Ernst Bräter (er wurde von den Stadtbezirksvereinen seiner Partei nicht nominiert), Detlef Protsch und die Parteikolleginnen Ingeborg Pelzer und Renate Schmittmann. Constantin Westphal bewirbt sich um ein Mandat für die CDU im Römer. Bei den Grünen verläßt mit Jens Matthaes und Gudrun Forkert-Matthaes sowie Marcus Bocklet (er hat gute Chancen auf ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung) gleich die gesamte Fraktion den Ortsbeirat. Als Politiker ohne Partei heißt es auch für Dr. Winfried Hackhausen, der im vergangenen Jahr aus der FDP ausgetreten war und seitdem als fraktionsloser Ortsbeirat agierte, Abschied vom Stadtteilparlament zu nehmen.
"Man wird schon ein bißchen wehmütig, wenn man diese Gesichter nur noch auf der Schweizer Straße beim Einkaufen auf ein Schwätzchen trifft", sagte Edmund Löffler zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit als Ortsvorsteher. Die wenigen Spitzen, die dennoch an diesem Abend ausgeteilt wurden, fielen eher liebenswert denn gemein aus. So überreichte Marcus Bocklet, der acht Jahre lang im Ortsbeirat 5 mitarbeitete, der CDU ein (fast) weißes Blatt mit dem Titel "CDU- Verkehrskonzept". "Ich muß zugeben, ich bin noch nie so gut geblufft worden wie von Ihnen, als Sie damals vom Verkehrskonzept der CDU sprachen", meinte Bocklet grinsend. "Ich dachte damals schon, ich hätte meine Hausaufgaben nicht gemacht, weil ich mich an kein Verkehrskonzept von Ihnen erinnern konnte."
Ansonsten wurden Sträuße trotz des Wahlkampfes eher verteilt denn ausgefochten. Edmund Löffler zauberte irgendwann eine handvoll Blumensträuße hinter dem Bühnenvorhang im Bürgerhaus hervor und drückte sie den Damen zum Abschied in die Hand.
Lediglich zwei Anträge, die nachträglich auf die Tagesordnung genommen wurden, behandelte der Ortsbeirat an diesem Abend. Zum einen wurde eine Resolution gegen die Streichung von Bundesmitteln für die U-Bahn-Verlängerung zur Sachsenhäuser Warte einstimmig verabschiedet (die FR berichtete). Zum anderen einigten sich alle Abgeordneten per Akklamation darauf, eine Einladung der scheidenden CDU-Politikerinnen Renate Schmittmann und Ingeborg Pelzer zu einer Gulaschsuppe im Anschluß an die Sitzung anzunehmen. ran
Anwohner: Richtung der "Berger" ändern Forderung hat gute Chancen im Ortsbeirat 4
BORNHEIM. Die Eichwald- und die Berger Straße sollen in ihrer Richtung "gedreht" und die Heidestraße wieder Einbahnstraße werden - das ist die zentrale Forderung der Anwohner dieses Quartiers. Die geplagten Bewohner hatten sich im zuständigen Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) bereits mehrfach über das Verkehrschaos vor ihrer Haustür beschwert. Jetzt haben sie die Initiative ergriffen und einen eigenen Vorschlag zur Verkehrsberuhigung ausgearbeitet. Zumindest für die Idee, die Fahrtrichtung in der Berger Straße zu ändern, haben SPD und Grüne bereits ihre Zustimmung signalisiert. Die übrigen Vorschläge werden noch beraten. Der Sprecher der Anwohner, Peter Sommer, beruft sich auf die angekündigten Zielsetzungen von Tempo-30-Zonen: Mehr Verkehrssicherheit, mehr Umweltschutz, mehr Wohnqualität, mehr Ruhe und mehr Miteinander werden in der Broschüre "Tempo 30 - Leitfaden" genannt. "Diese vollmundigen Versprechen klingen uns wie Hohn in den Ohren", sagte Sommer. Seitdem die Verkehrsführung im Mai 1991 geändert wurde, herrsche im Bereich Heidestraße - die durch das Parkhaus Saturn Hansa ohnehin schon stark belastet wird - lediglich eine Verkehrsbeunruhigung. Einzig das "mehr Miteinander" sei tatsächlich eingetreten: Die Anwohner haben allesamt im wahrsten Sinne des Wortes die "Nase voll" von den täglichen Staus und dem damit verbundenen Lärm und den Abgasen in ihren Straßen. Sie haben sich zusammengetan und ein Konzept erstellt, das "nach unserer Meinung die vorhandene Verkehrsmisere nicht abschaffen, aber doch erheblich mindern kann", betonte Peter Sommer.
So sei nicht einzusehen, daß aus einer Hauptgeschäftsstraße wie der Berger Straße der Verkehr - insbesondere auch der Lieferverkehr - in angrenzende Wohnstraßen (Eichwald- und Heidestraße) abgeleitet werde. Die Anwohner fordern deshalb, die Heidestraße wieder in eine Einbahnstraße zu verwandeln sowie die Fahrtrichtungen von Eichwald- und Berger Straße zur Höhenstraße hin umzudrehen. Damit der Verkehr aus der "Berger" schnell abfließen kann, schlagen sie vor, den Fußgängerüberweg zur Verkehrsinsel auf der Höhenstraße zu entfernen und die Insel mit einem Geländer abzugrenzen. Die Fußgänger könnten dann immer noch den zweiten Übergang, der ein Stück weiter rechts liegt, benutzen oder die Höhenstraße durch die U-Bahn- Unterführung passieren. Außerdem fordern die Anwohner eine Hinweistafel auf dem Alleenring, die anzeigt, ob das Parkhaus frei oder besetzt ist.
Ein weiterer Vorschlag: Die Sperre zwischen Germaniaplatz und Germaniastraße soll geöffnet werden, um einen Teil des Verkehrs über die Germaniastraße und die Burgstraße zu lotsen. Um dennoch eine ausreichende Verkehrssicherheit am Spielplatz Germaniaplatz zu gewährleisten, soll dort aufgepflastert werden. Damit Autofahrer, die einen Parkplatz suchen, den Platz nicht ständig umrunden, soll zur Heidestraße hin eine Sackgasse eingerichtet werden. rea
FRANKFURT A. M. Die Schritte hallen durch den weiten Flur. Niemand ist zu sehen. In der Geschäftsstelle des Technischen Hilfswerks (THW), Ortsverband Frankfurt, ist samstags meist nichts los. Nur einmal im Monat haben die rund 200 Freiwilligen laut detalliertem Jahresplan an diesem Tag Dienst.
1992 war vor allem ein Jahr der Stürme und der Gasexplosionen. Von den insgesamt geleisteten 19 000 Stunden entfiel ein Großteil auf die Einsätze im August und September, als Stürme Frankfurt heimsuchten. "Bis drei Uhr morgens waren einige unserer 45 Helfer unterwegs, um die schlimmsten Schäden zu reparieren", erzählt Stefan Thomas, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Ortsverband Frankfurt. In Zahlen ausgedrückt: 229 Stunden ehrenamtliche Arbeit unter schwierigen Bedingungen.
Thomas, auch Leiter der Pontongruppe, trägt ständig einen sogenannten "Piepser" bei sich, damit er immer zu erreichen ist. Kommt es zu einem Einsatz, muß dieser sofort koordiniert werden. Das ist durch die straffe Ordnung beim THW, der 1952 gegründet wurde (im letzten Jahr feierte man das 40. Jubiläum), gewährleistet. Neben einem geschäftsführenden Bereich, in dem hauptamtlich Beschäftigte tätig sind, gibt es innerhalb des Ortsverbandes eine Führungsgruppe: einen Chef, einen Stellvertreter, der zugleich Ausbilder ist, und einen Sicherheitsbeauftragten.
All diese Posten sind ehrenamtlich besetzt, wie auch die unterschiedlichen Züge. Beim THW gibt es vier Bergungszüge (sie werden bei Unfällen, Sturmschäden und Gasexplosionen eingesetzt), einen Instandsetzungszug (für Wasser- und Ölarbeiten), eine Pontongruppe (Wasserdienst), eine Materialerhaltungsgruppe, einen Fernmeldezentralabschnitt sowie zwei Verpflegungstrupps und einen Gewässerschutzzug.
Dieser Zug war es, der im Herbst '92 in einer konzertierten Aktion mit der Freiwilligen Feuerwehr Rödelheim die Nidda säuberte. Thomas: "Überhaupt war im letzten Jahr die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr in Frankfurt wieder beispielhaft." Immer wenn es Engpässe gab, sprangen die Helfer vom THW ein, bei Ölunfällen, Feuer oder Aufräumarbeiten.
Dazu ist viel Material nötig. Das THW besitzt etwa 40 Fahrzeuge und Anhänger, zwei Boote und vier Pontons. Kürzlich erhielt die Organisation vier neue Pontons.
Wie jedes Jahr veranstaltete das THW auch 1992 einen Tag der offenen Tür. Dabei informierte es über seine Arbeit und warb neue Mitglieder. "Das ist unsere größte Sorge", meint Stefan Thomas. Als 1991 die Bundeswehrdienstzeit auf zwölf Monate reduziert wurde, verließen etwa 60 Leute das THW. Grund: Im Zuge dieser Änderung mußten diejenigen, die im Katastrophenschutz als Ersatz für den Dienst in der Bundeswehr wirkten, nur noch acht anstatt zehn Jahre "dienen". Immerhin blieb die Zahl der Freiwilligen 1992 konstant. Doch die negative Tendenz ist auch beim THW bekannt. Immer weniger Menschen wollen freiwillig etwas tun. "Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle Hilfsorganisationen." (Das Technische Hilfswerk ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Hilfsorganisationen.)
Im November 1992 startete das THW deshalb eine Offensive und warb in der Presse für neue Mitglieder. Die Resonanz war gering. Ein Trost: Im vergangenen Jahr konnte das einjährige Bestehen der Jugendgruppe gefeiert werden. Elf Jungen und Mädchen (von 10 bis 17 Jahren) treffen sich, um die wichtigsten Grundkenntnisse zu lernen und beim Tagesdienst zuzuschauen. Da können sie etwa sehen, was Trennschleifer oder ein Mauerdurchbruch sind.
Bis die Jugendlichen richtig ans Werk gehen dürfen, dauert es eine Weile. Denn die Verantwortung der Helfer ist bisweilen recht groß, besonders bei schwierigen Fällen wie Gasexplosionen oder Aufräumarbeiten. Verletzungen hat es im vergangenen Jahr aber nicht gegeben. Die Sicherheitsvorkehrungen sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Das kostet alles Geld. Finanziert wird das Technische Hilfswerk vom Bund. Dort gibt es einen Etat, aus dem die Bundesanstalt des THW "schöpfen" kann. Der Ortsverband hat auf die Entscheidungen keinen Einfluß. So wünscht sich Thomas schon für 1993 neue Mehrzweckboote, da die alten zwanzig Jahre alt und nicht mehr in bestem Zustand sind. Der Haushalt sieht jedoch vor, daß erst 1995 neue Boote angeschafft werden können.
Auch das Gebäude am Industriehof, wo der THW seinen Sitz hat, ist renovierungsbedürftig. Auch dazu fehlt es am Geld. "Es ist immer das gleiche Spiel. Das letzte Glied in der Kette muß darunter leiden", ist sich der Pressesprecher der Situation bewußt. Dennoch ist sein Ausblick auf das Geschäftsjahr 1993 positiv: "Die Motivation der Einheiten ist in Ordnung, und so mancher Helfer bleibt, obwohl er gehen könnte. Das ist ein Hoffnungsschimmer. Aber wir brauchen eine stärkere Lobby." Über Spenden ist man beim Technischen Hilfswerk immer froh. Es hat sich ein "Förderkreis" gebildet, der bei kleineren Anschaffungen hilft.
Wer etwas spenden möchte, kann einen Betrag auf eines der beiden Konten des Förderkreises überweisen: Postgiroamt (BLZ 500 100 60, Kontonummer 45 49 06 00) oder Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl 500 502 01, Kontonummer 30 65 25). jot
In ihrem Artikel "Es ist kein Scherz, die Welt zu verbessern" (FR vom 4. 2. 1993) berichtet Angelika Burkhard, ich habe meine "Weltverbesserungs-Ideen Mitte der siebziger Jahre begraben".
Das habe ich bei der Interna-Veranstaltung der Hess. Literaturbüros nicht gesagt, es ist auch nicht wahr.
Wahr ist vielmehr, daß die Publikation der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe (FHA) und der Brandenburger Kleist- Ausgabe (BKA) zumindest Westdeutschland verbessert hat.
Es bleibt aber noch viel zu tun.
KD Wolff (Buchhandlung und Verlag Stroemfeld Roter Stern GmbH), Frankfurt am Main
OBERRAD. Emilie Ahner ist gut drauf. "Vier Tage in der Woche bin ich unterwegs. Zweimal geh' ich Kartenspielen", sagt die alte Dame mit den wachen Augen. Emilie Ahner ist fast 90 Jahre alt und damit die älteste von etwa 30 Seniorinnen, die sich jeden Montag im Gemeindezentrum der Erlösergemeinde versammeln. "Man muß auf andere Leute zugehen", sagt die vitale Frau, und ihre Tischnachbarin Lotte Wundermann ergänzt: "Viele alte Menschen bleiben daheim und fühlen sich dann einsam."
Anders als die meisten Frauen im Raum (der ehemalige Küster Hermann Müller ist als einziger Mann regelmäßig mit von der Partie) ist Anne Becker noch nicht seit Jahrzehnten im Frauenverein der Gemeinde. "Ich bin spät dazu gekommen, und da ist es manchmal ein bißchen schwer, sich hier anzupassen", sagt sie. "Bis vor ein paar Jahren war ich immer im Garten. Aber den haben sie mir vor ein paar Jahren weggenommen, weil sie die Autobahn verlängert haben, bei Seckbach hinten."
Langweilig wird es jedoch auch ihr nicht, denn Sozialarbeiterin Elke Winkler läßt sich für ihren Seniorenclub immer etwas einfallen. An diesem Montag gibt es "biblische" Medizin: Jede kriegt ein Arzneifläschchen mit außergewöhnlichem Inhalt. Auf kleinen Zetteln stehen Weisheiten aus der Bibel, die gegen körperliche und seelische Gebrechen Hilfe versprechen. "Mehrmals täglich jauchzen und den Herrn rühmen" ist der humorige Bibel-Tip gegen Sprachstörungen, und als guter Rat für alle Tage gilt der Heilspruch: "Lieber Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Haß."
Elke Winkler ist selber überrascht: "Man wundert sich, was alles in der Bibel steht", sagt sie mit kräftiger Stimme. Nicht immer hat die Sozialarbeiterin der Erlösergemeinde solch spaßige Einlagen im Programm. Oft geht es bei den Seniorinnen ganz ernsthaft und spannend zu. "Ich will sie durchaus mit Themen fordern", sagt Elke Winkler. So hat sie im vergangenen Jahr mit ihrem "Club" über "Heimat oder Flucht" diskutiert. Aktueller Hintergrund war die Unterbringung einer achtköpfigen bosnischen Familie, die vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien geflüchtet war und von der Gemeinde aufgenommen wurde.
Auch die "Entdeckung" Südamerikas durch die Europäer war im Columbus- Jahr 1992 ein Thema, mit dem sich die Senioren beschäftigt haben. Elke Winkler ist immer wieder überrascht, wie sich ihre Damen auf neue, spannende Fragen einlassen. Ein besonderes Bonbon gibt es jeden ersten Montag im Monat. Dann werden die Geburtstagskinder des vergangenen Monats gefeiert, mit Kaffee, Kuchen und Geburtstagsständchen. Meistens musizieren Jugendliche aus der Gemeinde für die Senioren. Im Februar kam als besondere Attraktion der Oberräder Mundartdichter Kurt Bambach zum Geburtstagskaffee ins Gemeindezentrum. Zweimal im Jahr besuchen auch die Männer den Seniorenclub: zum Adventskaffee und zum Frühlingsfest, wenn ausdrücklich alle Gemeindemitglieder über 70 eingeladen sind.
Etwa die Hälfte der 30 alten Menschen, die jeden Montag zusammenkommen, fährt zudem einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub. Im Juni diesen Jahres soll es nach Winterberg im Sauerland gehen. Emilie Ahner verpaßt zwar den Anschluß, weil sie vorher in Kur ist, aber sie läßt sich wenige Tage später von Verwandten hinterherchauffieren. Da bleibt gerade Zeit, den Koffer neu zu packen. ran
SACHSENHAUSEN. Die mangelnde Sicherheit an der Straßenbahnhaltestelle "Am Mühlberg" ist für die Oberräder nach wie vor ein wichtiges Thema. "Die unzulänglichen Übergänge für Fußgänger sind mehr als gefährlich", meint FR-Leser Alfred H. Er moniert vor allem die fehlenden Absperrgitter entlang der Haltestelle sowie die zu schmalen Bahnsteige. "Insbesondere fehlt ein speziell gesicherter Übergang von Insel zu Insel", hat er beobachtet. Außerdem vermißt er abgeflachte Bordsteinkanten: "Die Bordsteine sind in der Mitte und auf der Südseite kaum mit Kinderwagen zu überwinden."
Mit seinem Lösungsvorschlag geht Alfred H. weiter als der Ortsbeirat 5, der vor einigen Wochen sogenannte Drängelgitter und die Streichung einer Auto- Fahrbahn aus Richtung Wendelsplatz beantragt hatte. Alfred H.: "Die Schwierigkeiten könnten erheblich gemindert werden, wenn der Haltestellenbereich der Straßenbahn auf die Seite der S-Bahn- Station verschwenkt würde."
Daran ist jedoch nach Ansicht des persönlichen Referenten von Planungsdezernent Martin Wentz, Michael Kummer, aus finanziellen Gründen vorerst nicht zu denken. Langfristig, etwa in zehn Jahren, könnte jedoch der gesamte Bereich umgestaltet werden, erklärte Kummer auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Die Stadtplaner würden die Gegend zwischen Sachsenhausen und Oberrad wegen des geplanten dritten Grüngürtels rund um Frankfurt seit etwa einem halben Jahr genauer unter die Lupe nehmen.
Die Haltestelleninseln mitten auf der Offenbacher Landstraße könnten mit Plexiglas-Banden abgesichert werden, stellte der Pressesprecher der Stadtwerke, Peter Ruhr, in Aussicht. Über die vom Ortsbeirat beantragte Fahrbahnverengung und die breiteren Bahnsteige, die Alfred H. anregt, müßten die Stadtwerke jedoch sowohl mit dem Straßenbauamt als auch mit dem Ordnungsamt verhandeln. Über Dauer und Verlauf der Planung wagte Peter Ruhr keine Prognose. ran
SACHSENHAUSEN. Irene Busch hat auch an diesem Samstagabend kein gutes Blatt. Am Tresen ihres eigenen Lokals in Alt-Sachsenhausen sitzt die Wirtin mit dem einzigen Gast und ihrer Kellnerin Stella und spielt Karten. "Von der Messe merken wir gar nichts", sagt sie ernüchtert und drückt eine Pik-Sieben ab. Vielleicht in 'ner Stunde, sagt sie und schaut auf die Uhr: kurz nach 22 Uhr. "Die meisten Messegäste gehen erst was essen", sagt Irene Busch und hofft auf die Zeit nach dem Dinner. In Franks "Oldie- Kiste" schräg gegenüber sieht es schon besser aus. Die Tische sind besetzt, an der Theke auch ein paar Gäste. Trotzdem ist der urige Wirt mit dem Rauschebart nicht so recht glücklich: "Für Messe isses schwach".
Stig Johannison ist das an diesem Abend jedoch noch nicht aufgefallen. Seit 1948 macht der Kaufmann aus Stockholm bei jedem Messebesuch einen Abstecher ins Kneipenviertel, und er hat nach wie vor seinen Spaß daran. "Wir sind älter geworden. Das ist alles, was sich verändert hat", sagt der Messegast aus Schweden. Dabei geht es an diesem Samstagabend im Sachsenhäuser Kneipenviertel durchaus lebendig zu, verglichen mit den durchschnittlichen Gästezahlen des vergangenen Jahres. Soignierte Messegäste in Trenchcoats oder Pelzmänteln sorgen für internationales Stimmengewirr und geben sich ebenso ausgelassen wie die wenigen kurzgeschorenen GIs, die noch immer zum Sachsenhäuser Kundenstamm zählen (Textprobe: "Are you a sailor?" "Yeah!").
Eine handvoll Japaner steht frierend vor einem Kebab-Stand, während viele junge Leute, die sich offenkundig gut auskennen, zielstrebig durch die naßkalten Gassen eilen. Sie sind das Stammpublikum, auf das die Wirte in Alt-Sachsenhausen noch immer bauen. "Gott sei Dank haben wir unser Stammpublikum", sagt etwa Frank Hoffmann von "Franks Oldiekiste", und auch Ute Schmidt vom "Gummibärchen" wäre ohne ihre treuen Gäste aufgeschmissen, auch wenn sie "nur noch zwei bis dreimal pro Woche" auf einen Schoppen einkehren. "Das liegt an der Getränkesteuer", sagt sie bestimmt.
Günther Jackwert hat sich davon noch nicht vertreiben lassen. Seit 14 Jahren ist er in Alt-Sachsenhausen Stammgast und beginnt seine Runde mit einem gepflegten Pikkolöchen. "Früher kostete der Sekt neun Mark, jetzt sind's 13 Mark oder 13 Mark fuffzig. Das waren damals Disco-Preise", meint der Mann aus Dreieich, der gleichwohl an jedem Wochenende seine Tour durch das Viertel macht. Kaum ein Gastronom, der beim Stichwort "Getränkesteuer" nicht aufbraust. "Die ist 'ne Frechheit", stellt Frank Hoffmann fest, "aber das ist nicht der Grund für den Rückgang der Gäste hier im Viertel." Als Gründungsmitglied des noch taufrischen "Förderkreis neues Alt Sachsenhausen" findet der altgediente Kneipier - seit zwölf Jahren ist er im Geschäft -, daß es viel zuviele Kneipen im Viertel gibt. Dabei zählt er sich selbst nicht zu denen, die absolut sicher im Sattel sitzen. "Bei 10 000 Mark fixen Kosten im Monat - Personal nicht mitgerechnet - muß ich am Tag durchschnittlich 1000 Mark Umsatz machen. Ich will nicht jammern. Aber ich muß auch rechnen."
Die Plädoyers des Förderkreises für ein Aufeinander-Zugehen aller Betroffenen im Viertel werden durchaus noch nicht von allen Wirten geteilt. Stella Perchenig sieht den Schwarzen Peter in erster Linie bei den Anwohnern. "Denen ist hier zuviel Hektik", sagt die Serviererin im "Alten Haus". Hardrock-Kneipen, sagt sie, stünden auf der Abschuß-Liste, aber "ich seh' das nicht ein". Ihre Chefin Irene Busch hat auch schon mal Ärger bekommen, weil in ihrem Lokal die Musik zu laut war. "Die Türen und Fenster sollen jetzt immer geschlossen bleiben. Stellen Sie sich das mal im Sommer vor!" Auch ihr Nachbar Jürgen Arnold zeigt in dieser Hinsicht nicht viel Verständnis: "Die Leute, die hierher ziehen, wissen doch, was hier los ist."
Daß es unter den fast 140 Wirten im Karree schwarze Schafe gibt, die besser ihren Laden dicht machen sollten, denken viele im Revier. Aber zu denen gehören nur die andern. "Es gibt ein paar, die lassen zuviel falsche Leute rein", sagt Jürgen Arnold nebulös und läßt die Worte "Drogen" und "Marokkaner" fallen. Seit 1986 arbeitet er in Alt-Sachsenhausen, drei Jahre davon mit eigener Konzession. Bei aller Skepsis, die er zwischen den Zeilen durchschimmern läßt, will er demnächst dem "Förderkreis neues Alt- Sachsenhausen" beitreten. Schließlich weiß er, daß die nächsten zwei Jahre darüber entscheiden, ob er weitermachen kann oder nicht. Ute Schmidt vom "Gummibärchen" will sich hingegen auch in Zukunft aus allem 'raushalten. "Die werden sich eh' nicht einig", sagt sie und spielt damit vor allem auf die bisherigen Gegensätze zwischen Apfelwein- und Bierwirten an.
Frank Hoffmann zeigt sich hingegen optimistisch: "Das ist die erste Initiative, die Hand und Fuß hat. Es ist gut, daß der Förderkreis einen Aufsichtsrat hat, der aufpaßt, daß nicht doch wieder einige nur an die eigene Kasse denken. Und diesmal ist ja auch die Stadt mit dabei." Nicht nur bei Irene Busch werden derzeit die Karten neu gemischt. FRANK SEIBEL
Eurobank, Schlachthof, Häfen Themen im Wahlkampf (IX): Offene Fragen bei der Wirtschaft
Drei Stichworte bestimmten die parteipolitische Auseinandersetzung über die Wirtschaftspolitik in Frankfurt in der zuendegehenden Legislaturperiode: Europäische Zentralbank, Verlagerung des Schlachthofs, Zukunft der Frankfurter Häfen. Für alle drei gilt: Das Ende ist offen - auch nach der Kommunalwahl. Sozialdemokraten und CDU setzen sich gemeinsam dafür ein, daß die Eurobank, geplantes Zentralinstitut des europäischen Wirtschaftsraumes, nach Frankfurt kommt. Die SPD erhofft sich, so "Frankfurts Rolle als zentraler Banken- und Finanzplatz" zu erhalten (Wahlprogramm). In den "Akzenten grüner Wirtschaftspolitik" fehlt die Eurobank. Umweltdezernent Tom Koenigs hat allerdings 1992 in der FR zu erkennen gegeben, daß er die Zentralbank für "verträglich" hält - prompt setzte es Widerspruch an der Parteibasis wegen befürchteter Folgen: Noch mehr Büros, Wohnungsmangel, Autoverkehr. Das Problem bei der Eurobank für alle drei Parteien: Sie können die Entscheidung der EG über den Standort nicht beeinflussen - und die europäischen Politiker verschieben den Beschluß von EG-Gipfel zu EG-Gipfel.
Bei der Verlagerung des Schlachthofs zugunsten eines neuen Wohnviertels südlich des Mains haben die Bürger eine klare Wahl. Die CDU verspricht ihnen, den Umzug der Metzger nach Nieder-Eschbach noch zu verhindern - und damit ein "finanzielles Abenteuer", das die Steuerzahler 200 Millionen Mark koste. Tatsächlich hat das Regierungspräsidium Darmstadt noch keine Bauerlaubnis für den neuen Schlachthof erteilt - aber im Raum steht bisher das Wort der privaten Schlachthof-Betreiber, auch im Falle einer rot-grünen Wahlniederlage an der Verlagerung nach Nieder-Eschbach festzuhalten.
Für SPD und Grüne gilt die Losung: Nach der Kommunalwahl so schnell wie möglich den Bau von 1500 Wohnungen auf dem heutigen Schlachthof- Areal am Main beginnen - man ist schon weit hinter dem Zeitplan zurück. Inzwischen hat der Verkauf der schon geräumten Schlachthof-Grundstücke an Wohnungsgesellschaften angefangen - die Nachfrage, beteuert Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), sei "riesengroß". Von Vertragsabschlüssen vor der Wahl war freilich nichts zu hören.
Kompliziert ist die Sache bei den Häfen. In diesen Tagen verabschiedete der rot-grüne Magistrat einen Vertrag mit dem privaten Immobilien-Konsortium IPL; der Westhafen soll in den nächsten zehn Jahren in ein modernes Wohn- und Dienstleistungsviertel mit 1200 Wohnungen, Büros und Gewerbe umgestaltet werden. Die CDU-Opposition unterstützte im Stadtparlament dieses Ziel - und hat dies auch im Wahlprogramm verankert. Es gibt große Unbekannte beim Westhafen-Projekt: Da ist die Frage der giftigen Altlasten im Boden, da ist die Rezession mit sinkender Nachfrage nach Büros.
Unversöhnlich stehen sich SPD und Grüne einerseits, die CDU andererseits bei der Zukunft des Osthafens gegenüber. Die rot-grüne Koalition möchte auch hier ein Wohnviertel schaffen - und Gewerbebetriebe im Ostteil des Hafens konzentrieren. Die CDU hält das für eine unverantwortbare Schwächung der Frankfurter Wirtschaftskraft. Sie will nur Gewerbe verdichten, aber keine Wohnhäuser im Hafen zulassen.
Das Problem: Anders als der Westhafen spielt der Osthafen noch eine erhebliche Rolle als Güter-Umschlagsplatz. Entsprechend zäh begannen die Verhandlungen des rot-grünen Magistrats mit den betroffenen Firmen - ob er sie fortsetzen kann, haben die Wähler am 7. März in der Hand. jg
Ich bin in diesem Verfahren beauftragt worden von Verwandten der Betroffenen. Es war so, daß ich die Betroffenen in der Haftanstalt in Schwerin aufsuchen durfte. Bis zur Anklageerhebung war es mir allerdings untersagt, über das Strafverfahren und die Vorwürfe in diesem Strafverfahren mit meinen Mandanten zu sprechen. Außerdem war das Gespräch dadurch beeinträchtigt, daß ich damit rechnen mußte, abgehört zu werden. Die ersten Gespräche fanden auch unter Aufsicht statt. Ich erinnere mich nicht mehr, ob mir die Anklagen überhaupt vor dem Termin zur Hauptverhandlung zugestellt worden sind. Die Ladungsfrist war seinerzeit fünf Tage. Wenn überhaupt, dann sind mir die Anklagen frühestens mit der Ladung zugegangen, also nicht früher als 5 Tage vor Beginn der Hauptverhandlung.
Die Verhandlungen fanden statt in einem Saal im Gericht von Schwerin. Der Vorsitzende Richter Heidelk war, was die Verfahrensleitung anging, absolut korrekt. Er hat niemanden angeschrien. Er hat sich Mühe mit der Sache gegeben. Er rechnete die Vorwürfe bis auf den letzten Zentner Korn aus. In meiner Funktion als Verteidiger hat man mich nicht eingeschränkt. Das Ganze war ja auch deshalb so "einfach", weil die Betroffenen alle geständig waren. Es gab falsche Geständnisse. Ich kann allerdings heute nicht mehr sagen, ob das in diesem Verfahren der Fall war. Dann habe ich den Mandanten schon geraten, ihr Geständnis zu widerrufen.
Es war unendlich schwierig, einen Mandanten, der ein falsches Geständnis abgelegt hatte, dazu zu bewegen, dieses Geständnis zu widerrufen. Der hatte einfach nach den langen Vernehmungen nicht mehr die Kraft dazu. Der wollte da durch. Nach meiner Überzeugung waren die Urteile vor der Verhandlung nicht fertig. Das sieht man auch daran, daß Ergebnisse der Hauptverhandlung in diese Urteile eingeflossen sind. Nach meiner Überzeugung war allerdings alles abgestimmt. Ich meine, daß der Richter auch schon vor dem Termin wußte, was beantragt werden würde. Diese Verfahren wurden ja bis hin zum Obersten Gericht kontrolliert. Belegen kann ich das allerdings nicht.
Es ging mir nicht nur darum, das Strafmaß herunterzudrücken. Ich wollte auch, jedenfalls im Einzelfall, die doch drohende Vermögenseinziehung abwenden. Ich erscheine nicht als Verteidiger im Rubrum des Urteils. Das war damals grundsätzlich noch nicht der Fall. In dem Urteil ist ja auch mit keinem Wort auf meine Argumente eingegangen worden. In diesem Verfahren jedenfalls habe ich eine Abschrift des Urteils nicht erhalten. Das gilt auch für meine Mandanten. Da ich bei der Verkündung der Urteile anwesend war, kannte ich deren Inhalt.
Das Urteil war zu diesem Zeitpunkt schriftlich vollständig abgefaßt und wurde verlesen. Später hätte ich die Urteile in den Gerichtsakten nachlesen können. Ich könnte heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob ich eine Abschrift der Urteile erhalten hätte, wenn ich darum ersucht hätte.
Im übrigen ist es so, daß diese Landwirtschaftsverfahren vor allem im Bereich Parchim und Lübz gelaufen sind. Warum diese großen sogenannten VEAB- Prozesse in diesen beiden Kreisen konzentriert worden sind, kann ich nicht sagen. Darüber habe ich auch keine begründbaren Vermutungen.
Schon während des Prozesses hatte ich mit den jeweiligen Mandanten abgesprochen, wann ich versuchen würde, einen Antrag auf bedingte Strafaussetzung zu stellen. Seinerzeit konnte die Strafe nach der Hälfte der Verurteilung ausgesetzt werden. Diesen Termin habe ich mir notiert und entsprechende Anträge gestellt. Es war manchmal erfolgreich, manchmal auch nicht.
Ich hatte eine Kleinbauernstelle von 12 ha. 1953 habe ich 8 ha dazugepachtet. Diese Bauernstelle habe ich zusammen mit meiner Familie bearbeitet. Davon konnten wir eigentlich gut leben. 1952 sollte nach dem Beschluß der Staatlichen Leitung die Landwirtschaft genossenschaftlich organisiert werden. In unserer Gegend war die Struktur der Höhe sehr unterschiedlich. Es gab sogenannte Neusiedler, die Bodenreformland bekommen hatten. Es gab Klein- und Mittelbauern und auch Großbauern. Bei uns im Ort hatte es kein Gut gegeben. Deshalb waren bei uns nur selbständige Bauern. Wir hatten allerdings aus dem Staatsforst kleine Flächen Wald dazubekommen.
Bei mir konkret war es so, daß ich auch noch im Vorstand der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft war. Ich verfügte also über ganz gute Informationsdrähte. Mein Betrieb hatte sein Soll immer erfüllen können. Deshalb war der Druck auf mich, einer LPG beizutreten, auch nicht so groß. Es war auch wohl so, daß der Druck zunächst auf die Großbauern ausgeübt wurde. Mein Betrieb lief so ganz gut. Man hatte mir allerdings gesagt, daß wir uns darauf einrichten sollten, auch irgendwann Mitglied der LPG zu werden.
Ich bin auf Versammlungen gewesen, wo wir ganz allgemein aufgefordert wurden, der LPG beizutreten. Auf mich ganz konkret ist eigentlich bis 1958 kein Druck ausgeübt worden. Bei mir arbeitete eine Frau, die in der Partei war. Nach einer Parteiversammlung abends sprach sie mich morgens an und berichtete mir, das war 1958, die Partei habe sie beauftragt, mich zu fragen, ob ich nicht den Vorsitz einer zu bildenden LPG übernehmen wolle. Das habe ich unter Hinweis auf die Zustände, die ich in der LPG beobachtet hatte, abgelehnt. Im übrigen wollte ich selbständig bleiben.
1959 nahm die "Werbung" an Intensität zu. Es erschienen der Leiter eines Finanzamtes mit einem Kollegen, um mich zu überreden. Diesen Mitarbeiter kannte ich sogar, weil er meine Finanzsachen bearbeitet hatte. Wir verstanden uns auch ganz gut. Vorn herum hat er mir das gesagt, was er mir sagen mußte. Hinten herum hat er mir dann gesagt, ich sei ganz schön dumm, wenn ich in die LPG ginge. Mein Hof stehe doch finanziell ganz gut da. Diese "Werber" sind auch im ganzen Dorf umhergefahren. Dieser Kollege vom Finanzamt, sein Name war Kuschel, sagte mir schon damals, er werde ohnehin nach Westen gehen. Vier Wochen später ist er dann auch mit seiner Familie gegangen.
Man arbeitete mit Zuckerbrot und Peitsche. Einerseits sagte man uns, in der LPG müßten wir viel weniger arbeiten. Wir würden doch auf unseren selbständige Höfen nur knüppeln. Andererseits nahmen Schikanen zu. So hatte man uns 1958 die Maschinen des Maschinenringes verweigert. Darauf waren wir aber angewiesen (. . .)
Der Druck ist im übrigen individuell dosiert worden. Zunächst hat man Druck auf die Großbauern ausgeübt. Das führte dazu, daß bei uns im Dorf schon eine ganze Reihe Bauern in der LPG waren. Damit konnte man drohen. Man sagte bespielsweise, daß wir schon noch auf Knien kommen würden. Gelockt wurde auch mit den unterschiedlichen Formen der LPG. Es gab den Typ I und den Typ III. Beim Typ I wurde zwar das Land gemeinschaftlich bearbeitet, die einzelnen Bauern konnten aber ihr Vieh weiterhin selbständig bewirtschaften. Damit hatte man jedenfalls noch etwas mehr wirtschaftliche Freiheit. Es ging dabei auch konkret um die Lebensmittel, die man für seine Familie auf diese Art und Weise mehr hatte - also Butter, Eier, Fleisch usw. Bei der LPG vom Typ III wurde alles gemeinschaftlich bearbeitet. Viele hofften also nun, wenn sie rechtzeitig der LPG beitreten würden, daß sie im Typ I unterkommen würden. Ich konnte mich deshalb lange halten, weil das Soll für die Kleinhöfe wesentlich geringer war als für die Großbauern. Die Großbauern konnte man immer über das Soll bekommen.
Im Juni 1959 hatte ich etwa 40 bis 50 Schweine, 13 Milchkühe und 15 Rinder sowie drei warmblütige Stuten. Dieser Viehbesatz ist für einen solchen Kleinhof natürlich relativ hoch. Das konnte ich mir nur leisten, weil ich über Witte Anlieferungsquittungen gekauft hatte. Ich hatte im wesentlichen das Korn, das ich bei mir erwirtschaften konnte, an mein Vieh verfüttert. Wegen dieser hohen Viehbestände ging es mir wirtschaftlich gut.
Am 3. Juni 1959 hatte ich morgens fünf Schweine zur staatlichen Ablieferungsstelle gebracht. Als ich mittags zurückkam, waren meine Frau und mein Stiefsohn im Flachs. Ich legte mich auf die Couch. Plötzlich kam ein schwarzer BMW auf den Hof gefahren. Ihm entstiegen drei Männer. Sie wiesen sich als Mitglieder der Staatssicherheit aus. Sie erklärten mir, daß sie mich mitnehmen müßten. Ich sei verhaftet. Der eine ist gleich herumgegangen und hat alles fotofgrafiert.
Einer blieb auf dem Hof. Der hat dann meine Frau und meinen Stiefsohn benachrichtigt. Ich selbst konnte dies nicht mehr. Ich wurde in den BMW verfrachtet. Auf meiner Seite hatte die Tür keinen Ausgang. Auf der anderen Seite saß ein Zwei-Zentner-Mann von einem Stasi- Mann. Wir wurden nach Lübz in die sogenannte Villa gebracht. Das war das Stasi- Zentrum. Dort fanden auch die ersten Verhöre statt. Wir wurden angeschrien und hart behandelt. Man hat mich aber nicht geschlagen. Dieses erste Verhör fand noch am 3. Juni 1959 statt. In der Nacht wurde ich mit Handschellen in das Gefängnis am Demmlerplatz in Schwerin gebracht. Kontakt zu anderen Landwirtschaftskollegen hatte ich nicht. Dies Transportfahrzeug bestand aus mehreren Zellen. Die Zellen waren so klein, daß man gerade so sitzen konnte. Ich habe gehört, wie jemand in der Nachbarzelle in dem Lkw gegen das Blech klopfte. Es war jedoch nicht möglich, Kontakt aufzunehmen.
In Schwerin wurden die Vernehmungen von Stasi-Beamten fortgesetzt. Ihr Hauptspruch war: "Wir haben viel Zeit. Wir kriegen sie schon. Wir haben Jahre Zeit." Bei deren Vernehmungen wurde ich zwar angeschrien, aber nicht geschlagen. In der Zelle gab es keinen Stuhl, sondern nur eine Pritsche. Die Zelle war so klein, daß man genau einen Schritt vor und einen Schritt zurück gehen konnte. Wenn wir auf der Pritsche saßen, mußten wir die Hände auf die Oberschenkel legen. Diese Haltung mußten wir im übrigen auch bei der Vernehmung einnehmen.
Es ging draußen ein Posten rum, der alle 2 bis 5 Minuten in unsere Zelle hineingeschaut hat. Ich habe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ich habe dabei so geschwitzt, daß meine Sachen völlig durchnäßt waren. Selbst auf dem Boden der Zelle war Schweiß, der mir von der Stirn getropft war. Ich habe geklopft und es erschien eine Sanitäterin. Die meinte, ich solle mich nicht so haben. Jedenfalls kam kein Arzt und ich bekam auch keine Medikamente. Meine Bitte, mir wenigstens andere Sachen zu geben, wurde ebenfalls abgelehnt. Man meinte, ich würde schon wieder zu mir kommen.
Manchmal waren bis zu vier Wochen keine Vernehmungen. Dann kamen sie plötzlich nachts um 9 oder 9.30 Uhr. Man wußte nie, wann es losging. Ich hatte keine Uhr, so daß ich die genaueren Zeiten nicht kontrollieren konnte. Ich meine nicht, daß ich nach Mitternacht noch vernommen worden bin. Ich saß in völliger Einzelhaft. Kontakt zu anderen Mitgefangenen gab es nicht. Allerdings hörte ich bis spät in die Nacht hindurch Schreie von anderen Häftlingen. (. . .)
Einen Richter habe ich während meiner Haftzeit bis zum Termin am 28. 9. nicht gesehen. Ob ich einen Haftbefehl bekommen habe, kann ich heute nicht mehr sagen. Möglicherweise hat man mir am ersten oder zweiten Tag einen Haftbefehl zur Unterschrift vorgelegt. Das weiß ich aber nicht mehr.
Die Vernehmung verlief so, daß plötzlich die Tür aufgeschlossen wurde und der Wachmann mich aufforderte, ihm zu folgen. Auf dem Weg zum Vernehmungszimmer habe ich keinen anderen Gefangenen gesehen. Im Vernehmungszimmer mußte ich wieder auf meinem Stuhl Haltung annehmen, d. h., ich mußte die Hände auf die Knie legen. Dann begann die Vernehmung. Der Vernehmer war mit mir allein. (. . .)
Etwa eine Woche vor dem Prozeß wurde ich herunter gerufen in das Zimmer, wo Anwälte mit ihren Klienten sprechen konnten. Da wartete auf mich Herr Dr. Herbert. Den kannte ich bis dahin noch nicht. Er hatte ein SED-Parteiabzeichen an seinem Anzug. Ich habe ihm von vornherein nicht getraut. Der Dr. Herbert sagte, daß er mein Verteidiger sei. Er berichtete mir, daß er im Krieg Oberleutnant gewesen sei. Er meinte, als Soldat habe man doch gelernt, sich einzufügen. Man müsse sich eben einordnen, man dürfe nicht solche Ideen haben wie freie Bauernstellen, man müsse sich anpassen. Das sagte er mir als mein Verteidiger.
Ich hatte Angst, daß in dem Zimmer überall Wanzen sein würden. Deshalb habe ich nicht groß etwas gesagt. Ich habe ihn nur gefragt, was denn werden würde. Er meinte, so wie er das sehe, sei damit zu rechnen, daß das Vermögen eingezogen werde. Da könne er auch nicht mehr viel machen. Ab 200 Zentner Getreide sei der Vermögenseinzug fällig. Die Regel war so, daß für 100 Zentner ein Jahr Zuchthaus verhängt wurden. Im Prozeß hat er dann später im Saal gesessen. Er hat kaum drei Sätze gesagt.
In der Verhandlung saßen wir alle in einer Reihe. Die meisten, die dort saßen, kannte ich allenfalls vom Namen. In der Verhandlung saßen die Gefangenen in zwei Reihen. Wir konnten jedoch nicht Kontakt zueinander aufnehmen. Auf der anderen Seite saßen die Anwälte. Es war eine Kontaktaufnahme zwischen den Anwälten und den Gefangenen ebenfalls nicht möglich. Ich saß allerdings so, daß ich in der Nähe eines Anwalts saß. Es war ein Dr. Gut. Der hat mich sogar angestachelt, mich doch zu wehren.
Dieser Dr. Gut ist nach meinen Informationen später in den Westen gegangen. Wir wurden zu dem Verhandlungssaal geführt von den Staatssicherheitsbeamten. Vor dem Saal nahmen sie uns die Handschellen ab, dann gingen sie mit uns in den Saal hinein und stellten sich um uns. Hinter uns standen also während der Verhandlung mindestens 12 oder 15 Mann der Staatssicherheit. An die Verhandlung habe ich eigentlich keine rechte Erinnerung mehr, weil das alles so aufregend war. Der Saal war voller Leute. Im Saal sah ich meine Frau und meine Schwägerin (. . .)
Nach dem Urteil wurden wir in ein Durchgangsgefängnis der Staatssicherheit in der Klosterstraße in Schwerin gebracht. Man hat uns dann zum Bahnhof gebracht. Dort wartete ein vergitterter Güterwagen auf uns. Nach der Verhandlung waren wir zusammen. Da konnten wir mit unseren Mitgefangenen sprechen. In diesem Viehtransportwagen sind wir nach Bützow-Dreibergen gebracht worden.
In Bützow-Dreibergen herrschten unbeschreibliche Zustände. Wir waren zunächst im Erdgeschoß untergebracht. Das waren Massenzellen mit 30 bis 40 Menschen in einer Zelle. In den Fensterhöhlen waren keine Scheiben. Es wurde dann ja auch Weihnachten. Wir wachten manchmal morgens auf und lagen im Schnee. Diese 30 bis 40 Leute in der Zelle waren bunt zusammengewürfelt. Darunter waren auch richtige Verbrecher, wie Totschläger usw. (. . .)
Im Sommer 1960 wurde ich verlegt in die Haftanstalt Torgau. Dort traf ich auch andere Bauern. Da war zum Beispiel der P. und auch der Albert H.. Ich habe in der Versorgungsküche des Knasts gearbeitet. Von diesem Posten wurde ich nach einem Dreivierteljahr abgelöst. Ich mußte dann Jalousieketten fertigen. Die Räume, wo wir dort arbeiten mußten, lagen im Keller. In der Kettenabteilung habe ich bis Winter 1961 durch gearbeitet. Später bin ich eingesetzt worden in der Zeichenabteilung von Zeiss/Jena, die in der Haftanstalt war. Weil man uns als ungefährlich einstufte, wurden wir in ein Arbeitslager geschickt bei Lübbenau. Das muß so Ende 1962 gewesen sein. Dort hatten wir in einer Munitionsfabrik zu arbeiten. In diesem Arbeitslager fror im Winter 1962/63 die Heizung ein. Man teilte uns zwar eine gesonderte Decke zu, aber es war trotzdem viel zu kalt. Deshalb bekam ich wieder meine Blasengeschichte. Im Juli 1963 wurde ich entlassen. Bei meiner Entlassung sollte ich unterschreiben, daß ich gesund sei. Das habe ich verweigert. Ein Oberleutnant fuhr mich zum Arzt. Der drückte aus meinem Harnleiter dicken Eiter heraus. Später habe ich einen Leidensweg durch die urologischen Abteilungen der Krankenhäuser angetreten.
Die Torgauer Haftanstalt war eigentlich so schrecklich nicht. Dort gab es Heizungen und sogar Toiletten. In Bützow- Dreibergen mußten wir auf große Kübel steigen. Da hatten sie soviel Chlor in die Fäkalien geworfen, daß wir dauernd einen kaputten Hintern hatten. Das hat bestialisch gestunken in dem Raum. Morgens wurden die Kübel entleert und neu gechlort. Als ich später in das Zeichenkommando kam, lag ich nur noch mit vier Mann auf der Zelle. In der großen Zelle, in der ich zu Anfang war, standen so 8 oder 10 Kübel in einer Reihe, einen Vorhang davor gab es nicht. Das war so, daß der eine aß und der andere auf dem Kübel saß.
Während meiner Inhaftierung durfte ich während der ganzen Zeit einmal im Monat einen Brief bekommen. Einmal im Vierteljahr durfte jemand auf eine halbe Stunde zu Besuch kommen. Der Besuch fand natürlich unter Aufsicht statt. Ich durfte auch nur einmal im Monat schreiben. Alle Briefe wurden zensiert. Die Briefe, die reinkamen, waren geöffnet, meine Briefe mußte ich geöffnet abgeben.
Ich bin mit einer Lungen-TBC aus dem Krieg zurückgekommen. Ein Lungenflügel ist völlig lahmgelegt. Deshalb konnte ich nicht richtig hart arbeiten. Den Hof habe ich von meiner Mutter übernommen. Ursprünglich war dieser Hof an die 40 ha groß. Davon hat mein Bruder aber 12 ha mitgenommen. Ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Allerdings war ich auf fremde Mithilfe angewiesen. Solange meine Mutter noch lebte, das war bis 1957, war der Druck auf uns eigentlich auszuhalten.
Zwar kamen die Leute von der Partei immer wieder und haben meine Mutter bearbeitet. Sie sagte aber, daß es ein Familienbetrieb sei, den sie an ihre Jungs weitergeben wolle. 1958 begann das alles. Ich hatte auf meinem Land etwa 3 ha, die unter stauender Nässe litten. 1958 war die Ernte deshalb in diesem Bereich weitgehend ausgefallen, Ich habe die zuständigen Leute auf den Hof geholt, damit sie mir eine Bescheinigung ausstellen über diesen Schaden. Ich hätte dann weniger zum Soll leisten müssen. Die Herren kamen auch, aber keiner war bereit, mir eine entsprechende Bescheinigung auszustellen. Sie bescheinigten mir zwar, daß der Boden unter Staunässe litt, sie machten aber keine Sollabsetzung. Man meinte, ich sollte das vom Futter- oder Saatgetreide nehmen. Das Soll jedenfalls sei zu erfüllen. Sie haben mir auch empfohlen, etwas dazuzukaufen. Sie sagten, daß würden viele Bauern machen.
Ich fragte, wo ich denn etwas dazukaufen könne. Das war natürlich nicht zulässig. Deshalb bekam ich auch keine konkreten Namen genannt, wo ich kaufen konnte. Ich muß das korrigieren, sie haben mir den Namen Witte genannt und auch den Bäcker Rechlin im Nachbarort. Sie haben mir also richtiggehend empfohlen, mir doch Quittungen zu kaufen. Es war wichtig für mich, das Soll zu erfüllen, weil ich sonst meine Familie und meine Arbeitnehmer nicht ernähren konnte. Nur derjenige, der das Soll erfüllt hatte, bekam Milch und Butter von der Molkerei und Fleisch vom Schlachter. Deshalb war das für mich eine bedrohliche Situation (. . .).
Ich muß noch etwas erzählen aus der Zeit vor 1958. Auch in dieser Zeit hatte ich schon Schwierigkeiten, mein Soll zu erfüllen. Als Reaktion darauf fanden bei uns Durchsuchungen statt. Es erschienen Leute vom Rat des Kreises bzw. von der Partei und forderten uns auf, unsere Vorratsschränke zu öffnen. Man wollte feststellen, ob wir dort Fleisch und Butter hatten. Hatten wir Fleisch und Butter, dann mußten wir uns in den Besitz dieser Sachen auf unrechtmäßige Weise gebracht haben. Da wir das Soll nicht erfüllt hatten, konnten wir ja legal nicht an Butter und Fleisch herangekommen sein. Wir hatten Fleisch und Butter, allerdings außer Haus. So konnte man überleben.
Im Winter 1958/59 fanden Schulungen zur sogenannten genossenschaftlichen Vorbereitung statt. Wir wurden vom Bürgermeister zusammengerufen, und Vertreter des Rates des Kreises informierten uns. Dabei ging es darum, uns dazu zu bringen, der LPG beizutreten. Die einzelnen "Redner" hatten unterschiedliche Methoden. Die einen versuchten, uns die Sache gut zu verkaufen. Andere drohten schlicht, wenn ihr nicht kommt, werden wir euch auf andere Weise dazu zwingen. In unserem Dorf ist niemand in die LPG gegangen (. . .).
Am 1. Juni war traditionsgemäß in der DDR das Kinderfest. Wir hatten im Ort am 1. Juni keine Musik bekommen. Deshalb feierten wir das Fest am 2. Juni. An diesem Tag hatte ich meinen Mitarbeitern freigegeben. Ich selbst bin mit einem Pferd und einem entsprechenden Gerät zum Giftspritzen gegen die Rübenfliege auf den Acker gegangen. Als ich zurückkam und gerade dabei war, mein Pferd abzusatteln, fuhr mit ziemlicher Geschwindigkeit ein BMW auf den Hof. Drei Männer sprangen heraus. Sie sagten, daß ich verhaftet sei. Dabei zeigten sie ihre Marken. Sie waren von der Stasi.
Ich fragte, ob ich denn wenigstens mein Pferd abschirren konnte. Das erlaubten sie mir. Danach bat ich sie, daß ich mir die Hände waschen dürfe. Ich wies darauf hin, daß ich mit Gift gearbeitet hatte. Das wurde mir untersagt. Ich mußte sofort einsteigen. Ich wurde auf den Rücksitz verfrachtet. Links und rechts neben mir nahm ein Mann von der Stasi Platz. Dann fuhr der Pkw mit quitschenden Reifen vom Hof. Als wir so anruckten, nahm der eine Stasi-Mann seine Pistole vom Schoß, richtete sie auf mich und sagte, wenn ich mich rühre, daß ich mehrfach durchsiebt werde. Ich wurde nach Lübz in die Stasi-Villa gebracht.
In der Stasi-Villa wurde ich unten in den Keller gebracht. Dort verblieb ich, bis es dunkel wurde. Als es dunkel war, wurde ich in eine Zelle der Villa verfrachtet. Hinterher brachte man uns in das Gefängnis Schwerin am Demmlerplatz. In der Stasi-Villa in Lübz hatte nur eine sehr kurze Vernehmung stattgefunden. Ich konnte während dieser Zeit zu niemandem Kontakt aufnehmen. In der Anstalt in Schwerin bekamen wir Anstaltskleidung. Etwas unsanft wurde ich darauf hingewiesen, daß es in der Zelle einen Kübel für die Notdurft gibt. Dann wurde das Zeichen zum Hinlegen gegeben.
Wenn der Schlüssel im Schloß unserer Zelle ging, hatten wir uns mit dem Kopf zum Fenster zu stellen und die Hände auf den Rücken zulegen. Das mußte immer gemacht werden, wenn die Zelle aufgemacht wurde. Der Schließer sagte dann, daß man heraustreten solle. Wenn der Schließer die Tür öffnete, mußte der Kopf weiterhin nach unten gerichtet bleiben. Wen ich heraustrat, mußte ich mich vor der Tür mit dem Kopf gegen die Wand lehnen und dabei die Hände auf dem Rücken halten. Der Wachtmeister schloß dann die Tür ab. Er gab Befehl, daß weiterzugehen sei. In der Anstalt wurde ich nicht gefesselt. Ich hatte vorzugehen. Der Wachtmeister ging hinterher. Während ich über die Flure ging, habe ich nie jemanden gesehen.
Ich habe vielleicht Uniformen gesehen, vor Aufregung habe ich aber die Gesichter der Wachleute nicht gesehen. Andere Mitgefangene habe ich nie zu Gesicht bekommen. Wenn wir an eine Zwischentür oder Schleuse kamen, mußte ich mich wieder mit dem Kopf an die Wand lehnen und die Hände auf den Rücken legen. Der Wachmann schloß auf, und danach konnte ich weitergehen. Die Prozedur war dieselbe, wenn wir zum Freigang geführt wurden (. . .).
Manchmal wurde ich zweimal am Tage vernommen. Dann gab es Tage, an denen ich einmal vorgeführt wurde. Manchmal lagen 8 oder auch 14 Tage Zeit dazwischen, in der ich überhaupt nicht vernommen wurde. Im großen und ganzen wurden die Vernehmungen normal durchgeführt. Zwei- oder dreimal waren allerdings mehr als ein Vernehmer dabei. Dann haben sie auch einen Scheinwerfer angemacht, mich angebrüllt und einmal haben sie mich auch geschlagen.
Man wollte mir Sachen anhängen, die ich gar nicht gemacht hatte. Ich hatte doch nur 1957 und 1958 Quittungen bei Witte gekauft. Dieses Geständnis reichte ihnen nicht. Sie wollten mir auch weit größere Mengen anhängen. Sie waren einfach mit meinem Geständnis nicht zufrieden. Deshalb haben sie mich angebrüllt und einmal auch geschlagen. Nach meiner in diesem Punkt allerdings nicht mehr ganz genauen Erinnerung hat man mir am 2. Tag einen Haftbefehl hereingereicht, den ich unterschrieben habe.
Einen Richter habe ich nie zu Gesicht bekommen. Kurze Zeit vor dem Prozeß kam Rechtsanwalt Sch.. Ich wurde in einen Raum hineingeführt, den ich sofort als einen Raum erkannte, in dem keine Vernehmungen durchgeführt werden. Das sah man daran, daß der Stuhl, auf den ich mich setzte, nicht festgebunden war. Der Rechtsanwalt stellte sich vor. Ich habe ihm nicht getraut. Mir sind die Hände und Füße geflogen. Ich dachte, das sei wieder eine neue Masche. Dann grüßte mich Herr Sch. von meiner Frau und meiner Tochter. Da bin ich dann etwas aufgetaut. Getraut habe ich ihm bei diesem ersten Zusammentreffen noch nicht. Das kam erst später. Dann kam die Anklage. Sie wurde uns in die Zelle gereicht. Wir durften sie durchlesen und mußten sie sofort zurückgeben. Mir ist darüber so schlecht gewesen, daß ich zum Kübel mußte. (. . .)
Eines Tages wurde ich dann in den Raum geführt, in dem der Prozeß stattfand. Als es zum Termin ging, mußte ich die Hände aus der Futterluke stecken, dann wurden mir von draußen Schellen um die Hände gelegt. Ich hatte dann die Hände wieder zurückzuziehen. Erst dann wurde die Zelle geöffnet. Ich habe mich über dieses Verfahren gewundert. Später wußte ich dann, daß es darum ging, uns zum Termin zu bringen. Wir wurden zum Bezirksgericht gefahren. Noch mit Schellen an den Händen führte man uns zum Saal hoch. Es ging immer ein Wachtmeister vor und dahinter ging ein Gefangener.
Vor dem Saal hat man uns die Handschellen abgenommen. Ich habe nicht gesehen, ob oder daß meine Verwandten im Saal waren. Dazu war ich zu aufgeregt. Wir saßen in zwei Reihen. Die Anwälte saßen auf der anderen Seite. Auf diese Art und Weise war es auch ausgeschlossen, daß ich zu meinem Anwalt Kontakt aufnahm. Der Richter hat sich nach meiner Ansicht fair verhalten. Der Staats- anwalt und die Schöffen waren es dagegen nicht. Die haben uns einige Male angeschrien.
Nach der Urteilsverkündung wurde ich nach Bützow gebracht. Dort war ich auch anfangs in der Sammelzelle mit 20 bis 30 anderen Gefangenen. Aus dieser Zelle wurde ich nach 14 Tagen oder 3 Wochen in eine andere verlegt, in der wir nur drei oder vier Personen waren. Man hat mich damit beschäftigt, Körbe zu flechten. Das waren Kinderkörbe, die man an das Fahrrad hängen kann.
In Bützow-Dreibergen bin ich eigentlich insgesamt ganz normal behandelt worden. Diese Sonderbehandlung habe ich bekommen, weil ich doch TBC hatte. Deshalb habe ich auch eine etwas bessere Kost bekommen. Für die Arbeit wurde uns auch, jedenfalls buchmäßig, Geld gutgeschrieben. Davon konnten wir in der Anstalt einkaufen. Da ich nicht rauchen durfte und wollte, habe ich mir Butter und Mettwurst gekauft.
Das erarbeitete Geld wurde zum Teil in eine Rücklage für den Zeitpunkt der Entlassung abgeführt. Teilweise sollte es eigentlich an unsere Angehörigen abgegeben werden und ein Teil konnten wir zum Einkauf verwenden. Außerdem hatte ich eine Zeitung zu halten, und zwar das "Neue Deutschland". Meine Frau wollte das Geld nicht, sie hat darauf verzichtet. Dann bekam von dem Geld, was wir verdienten, noch 80 oder 85 Prozent die Anstalt für unsere Unterbringung. Diese Korbflechtarbeiten habe ich bis zu meiner Entlassung gemacht. Das war im November 1960. (. . .).
Der weite Weg der Donau-Lerchen Der Rio Araguaia führt in die entlegensten Gebiete Zentralbrasiliens
Der Hundevogel ruft. Die Mittagspause löst sich aus Erstarrung. Plötzlich ist das klagende Lied der Grillen wieder zu vernehmen. In der Hütte klappert Dona Maria mit den Töpfen. Gleich wird es heißen Kaffee geben. Ob die Angelschnüre fertig sind? Hat Louis die Köder beisammen? Ein kühler Hauch kitzelt den Wasserspiegel, der angetäute Einbaum tanzt.
"Gold? No, Senhor, da suchen Sie selbst im Maul der Leute vergeblich", grinst der zahnlose Alte, "jeder knackt die Flöhe nach seiner Art; das Leben ist miserabel, aber keiner will sterben, Senhor." Dann blinzelt er zufrieden in die Sonne und hockt sich auf das Mäuerchen am Fluß.
Vor drei Jahrhunderten schürften sie an dieser Stelle nach Gold. Bandeirantes, Abenteurer, Strauchdiebe, entlaufene Sklaven und Sträflinge, dunkles Gelichter; sie waren immer tiefer von der Küste kommend durch das Bergland in den Planalto und das Amazonasbecken vorgedrungen. Wenn sie nicht Gold oder Edelsteine fanden, so machten sie wenigstens Sklaven unter den Buschindianern. Die bärtigen Bandeirantes zogen die Flüsse entlang, dort war das Fortkommen leichter; und im Sand der Flüsse wuschen sie das Gold. Auch im Rio Vermelho, dem roten Flüßchen, das sich durch Goiás schlängelt und in den Araguai fließt.
Zerronnen und verraucht. Katzenköpfe, krumme Gassen, schiefe Mauern, ein halbes Dutzend frommer Kapellen und eine Praça, die von schattigen Mangobäumen und dem wurmstichigen Gouverneurspalast eingerahmt wird, mehr ist vom Goldrausch nicht geblieben.
Goiás, wo das Leben den Gang des Esels geht. Hausgemachtes Guavengelee, Karamelbonbons und Kekse bietet man den Reisenden an. Aber wer kommt schon hierher? Nur wenige verirren sich in das schindelgedeckte Eckhaus an der Brücke, das unter der Last einer Bronzetafel fast zusammensackte. Hier schrieb die hochbetagte Witwe Cora Coralina Verse, wie sie Plätzchen buk. Sie wurde noch mit 90 Jahren in der Parnaß der brasilianischen Poeten aufgenommen.
"Im Innern von Mato Grosso liegen die Städte einer versunkenen Hochkultur, die älter als die Ägyptens ist - daran besteht kein Zweifel." Oberst P. H. Fawcett, ein britischer Kolonialoffizier vom Scheitel bis zur Spore, in Ceylon gedient, an der Westfront mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet, Member of the Royal Geographical Society, war entschlossen, das letzte Rätsel der Menschheit zu lösen. Zwischen Xingu und Araguaia, 10 bis 15 Grad südlicher Breite und 50 bis 55 Grad westlicher Länge, am Rand des Amazonas-Regenwaldes im menschenleeren, kaum erforschten zentralbrasilianischen Hochland - dort seien die rätselhaften Ruinen zu suchen. Oberst Fawcett wollte es selber tun. Im Sommer 1925 brach er von Cuiabá nach Norden in die Wildnis auf - und kehrte nie wieder zurück.
Vor 70, 60, selbst vor 50 Jahren waren Zentralbrasilien und Amazonien ein weißer Fleck auf der Landkarte. Den Lauf der Flüsse konnte man lediglich erahnen. Nur wenige Maultierpfade führten durch die karge Buschsteppe. Ein Territorium so groß wie Nordafrika, die Heimat steinzeitlicher Indianerstämme, die sich von Würmern und Eidechsen nährten. Mottenzerfressene Urkunden im Nationalarchiv von Rio de Janeiro, abenteuerliche Berichte von Goldsuchern, Zeugen, die weißhäutige Indianer und sagenhafte Schätze gesehen haben wollten - Oberst Fawcett schöpfte aus allen Quellen. So absurd schienen damals diese Gerüchte nicht: In der Fleet Street druckte man alles nach.
Oberst Fawcett war kein Bruder Leichtfuß. Er kannte sich in Brasilien aus; hatte mehrfach Vorstöße in die Grüne Hölle unternommen. War sein spurloses Verschwinden im Planalto ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Hatte man es mit einem zweiten Livingstone zu tun oder mit dem tragischen Ende eines tropischen Sir Walter Scott? Mehrere Expeditionen wurden losgeschickt, um Fawcetts Verbleib zu erkunden. 1933 gelang es dem englischen Journalisten Peter Fleming über den Araguaia bis in die Nähe der vermuteten "Lost World" von Oberst Fawcett vorzudringen. Weder das sagenhafte "schnarchende Gebirge" noch die versunkenen Städte fanden sich; nur der moskitoverseuchte Sertâo mit dem Klagelied der Zikaden.
Dort, wo noch vor einem halben Jahrhundert seriöse Forscher ein versunkenes Eldorado suchten, stehen heute die Schlachthöfe und Kühlhäuser von Frigoforico Atlas, und dreihundert Kilometer weiter östlich erhebt sich die futuristische Hauptstadt Brasilia aus der roten Erde des Planalto.
Leopoldina - woher sollen die Cafusos und Caboclos, die Nachkommen der Carajá-Indianer und der Negersklaven, woher sollen die Tagelöhner und Fischer wissen, daß ihr Hüttendorf am Fluß, Aruanâ, einmal den Namen der österreichischen Erzherzogin trug? Die Gattin des brasilianischen Kaisers war beileibe nicht über Rio de Janeiro hinausgekommen. Genausogut hätte man einen Mondkrater nach ihr benennen können.
Es war wohl im Fiebertraum geschehen, daß man diese Landungsstelle so pompös getauft hatte. Der Traum - das war die Schiffsverbindung von der leeren Mitte des Riesenreiches bis zur Amazonasmündung am Äquator. Der Rio Araguaia bot sich dazu an. Von der Siedlungsgrenze im Süden verläuft er über 3000 Kilometer fast vertikal nach Norden. Das letzte Stück Strecke legt er zusammen mit dem Rio Tocantins zurück, bevor sich beide Ströme oberhalb von Belem in den Amazonas ergießen.
Nur wenige Abenteurer hatten bis ins 19. Jahrhundert gewagt, sich dem Araguaia anzuvertrauen. Feindliche Indianerstämme, gefährliche Untiefen, wechselnde Strömungen und die Moskitoplage des Klarwasserflusses hielten davon ab, die Fahrt anzutreten. Erst mit dem Kautschukboom und den Paranußplantagen am unteren Araguaia änderte sich das. Zwei, drei Regenzeiten lang versuchten tollkühne Kapitäne einen regelmäßigen Schiffstransport aufrechtzuerhalten. Die Dampfschiffe hatte man mit Ochsenkarren 3000 Kilometer weit herangeschafft. Jetzt liegen ihre rostigen Kessel wie tote Elefanten im Halfagras verborgen. Von Aruanâ stechen nur noch Einbäume und Pirogen hinaus auf den mäandrierenden Strom, der 300 Kilometer weiter nach Norden die größte Flußinsel der Erde umschlingt.
"Ilha do Bananal", der Indianerjunge zeigt mit dem Paddel in die aufgehende Sonne. Die Wassertropfen glitzern wie Diamanten. Noch beschlägt der Morgennebel den Wasserspiegel. Das Kirchlein von Sâo Félix do Araguaia scheint versunken, nur die kläffenden Hunde und krähenden Hähne tönen noch lange herüber. Die Indianer steuern den Einbaum mit ruhigen, kräftigen Schlägen stromauf, den schwimmenden Wasserhyazinthen ausweichend und den Sandbänken, die weißen Walen gleich im Strome liegen. Türkisgrün, flaschengrün, silbrig wie der Bauch eines Herings, je nach der Tiefe und den Kieseln am Grund, reflektiert der Strom das Sonnenlicht. Manchmal, wenn wir in die abgründige Rinne unterhalb der Steilufer treiben, nimmt das Wasser auch bronzene, rostbraune Färbung an. Die Hochflut am Ende der Regenzeit ist durch entwurzelte Bäume und verfilzte Astgebirge markiert. Riesige Tortenstücke hat der Strom samt den Sträuchern und Stämmen abgebissen und davongetragen.
Der Araguaia wölbt sich in ungemachtem Bett. Je nach Laune ändert er seinen Lauf, manchmal gleich um Meilen. Nur ganz flache Boote kommen in der Trokkenzeit von April bis November noch durch. Aber das ist die beste Zeit, um zu reisen, der kühlen Nächte wegen und der Moskitos, die dann ruhen.
20 000 Quadratkilometer groß ist die Ilha do Bananal, ein Viertel ihrer Fläche ist als Naturpark geschützt. Ein paar halbzerfallene Dörfer der Carajá-Indianer und die Pousada Kuryala mit zwölf Pritschen sind die einzigen menschlichen Vorposten am Ufer. Den Weißwedel-Rehen, Ameisenbären, den Brüllaffen, Gürteltieren, Trappen, Guatis und Faultieren gehört die Insel ganz alleine. Savannen wechseln ab mit Galeriewäldern, Brettwurzel-Baumriesen wie Jatoba oder Ipê wachsen neben dürren Hexenbesen-Bäumen und Buriti-Palmen; Regenwald-Vegetation und die Flora des trocknen Hochlands gehen auf der Insel ineinander über.
Die wenigen Naturliebhaber, die die Insel besuchen, kommen weniger wegen der Orchideen oder der Möwen, die am Araguaia wie am Nil als einzige Art am Süßwasser brüten, sie kommen auch nicht wegen der roten und grauen Delphine oder der immer seltener anzutreffenden Anaconda und dem Jaguar, sondern sie kommen zum Fischen. Petri Heil hängt am sehnigen Faden als Pintado, Tucunaré und Surubim - am Ende gar als Zwei-Meter-Fisch Pirarucu, dem größten Süßwasserfisch überhaupt.
"Mit einem ,Ball zum Nationalen Schulterschluß&rquote; verabschiedeten wir die ersten Siedler von Tenente Portela, die ihre Koffer gepackt hatten, um nach Mato Grosso aufzubrechen. Wir waren überzeugt, an einem historischen Ereignis teilzunehmen, und die Euphorie erfaßte die ganze Stadt. Die Pioniere wurden als Helden gefeiert." Pastor Norberto Schwantes dachte an die biblische Geschichte vom Auszug aus Ägypten. Es gab ja keine Zukunft mehr für seine Hundsbuckel-Deutschen dort unten in Santa Catarina. Erbteilung, Inzucht und magerer Acker - aus dieser Sackgasse führte nur ein Weg hinaus, der nach Norden. Grenzenlose Gebiete und günstige Kredite winkten den Wagemutigen. Der Pastor war bereit, seine Gemeinde ins gelobte Land an den Araguaia zu führen.
Die Geibs und Kehls, die Bruns und Müllers packten Sack und Pack, 81 Familien zogen mit dem Pastor in das Grenzland zwischen Araguaia und Rio Xingu. Todmüde und erschöpft, durchgerüttelt von 2000 Kilometern Schlaglochpiste, verdreckt und zerstochen fanden sie sich im Dickicht des Sertâo wieder, mutterseelenallein und der Verzweiflung nahe. Mit der Machete säuberten sie den Platz, aus Decken und Planen schlugen sie ihr Lager auf. In der Regenzeit drohte das Camp Canerana im Schlamm zu versinken. Monatelang waren sie von der Außenwelt abgeschnitten, Hunger und Malaria brachen aus. Nach einem Jahr waren die Vorräte erschöpft, aber noch keine Ernte eingefahren.
Nur mit großer Überredungskunst gelang es Pastor Schwantes, die Leute in Canerana zu halten. Solange sie hungerten, hatten sich die Siedler untereinander geholfen. Als sie aber im zweiten und dritten Jahr die ersten Früchte ihres Schweißes ernteten, brach Zwietracht aus. Statt in einer Kooperative zusammenzuarbeiten, suchte nun jeder sein eigenes Glück.
"Den Ahnen der Tod, den Eltern die Not, den Kindern das Brot." In Canerana gelang die Speisung der 10 000. Nur zwanzig Jahre nach seiner Gründung hat sich das Camp der Pioniere zu einer schmucken Agrovilla entwickelt. 100 000 Tonnen Soja, 50 000 Tonnen Reis und 10 000 Tonnen Mais werden jährlich geerntet, 120 000 Stück Vieh stehen auf der Weide. Canerana hat heute 15 000 Einwohner und alles, was zu einer kleinen Stadt gehört: eine Schule, ein Krankenhaus, die Kirche und den Klub, in dem die "Donau-Lerchen" zum Tanz aufspielen. Da hängt auch das vergilbte Foto von Norberto Schwantes, dem Pastor, der wie Moses tat.
Weich schmiegt sich der Fluß an die Haut. Sich treiben lassen wie die Wolken dort oben. Das leise Glucksen der Wellen vernehmen. Der Sonne nachsinnen, die wie ein roter Kinderball auf dem Wasser schwimmt. Das Lagerfeuer knistert, die Sterne ziehen auf. CARL D. GOERDELER
FRANKFURT A. M. Für fröhliche und ausgelassene Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten dieser Tage insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des nunmehr vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen acht und 14 Jahre jung.
Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - nicht so professionell, aber mit Engagement und Charme brachten sie das begeisterte Publikum schnell in Fahrt (die FR berichtete).
Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz) - gemessen am großen Erfolg - erreicht.
Für den Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Videogeräten (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen den zahlreich erschienen Nachwuchs in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand in den Räumen bereit, teils mit Graffitis verziert.
Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster-Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; und das nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 kamen, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz oder eine Strohhalm- Schalmei. Andere bauten eine Gitarre mit einer Saite oder eine "Filmdöschen- Rassel".
Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster.
Besonders freute sich Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" ara
WESTEND. Der schon bestehende Kinderspielplatz im Rothschildpark soll im Frühjahr nach dreijähriger Planung um 820 Quadratmeter erweitert werden. In dem 300 000-Mark-Projekt ist ein Ballspielbereich für Volley- und Basketball sowie ein Sandspielbereich mit Sandkasten und Rutsche vorgesehen. Hinzu kommt ein Holzgerüst mit Kletternetz. "Baubeginn ist, wenn alles gut geht, Anfang April. Bis zu den Sommerferien sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein", erklärte Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, das für den Ausbau zuständig ist.
Die behindertengerechte Erweiterung sollte ursprünglich etwa eine Million Mark kosten. "Doch aus Kostengründen wurde beispielsweise auf die Wasserspiele verzichtet", sagte Landschaftsarchitekt Harald Hamm vom Planungsbüro Volker Götte, das seit März 1991 das Projekt betreut.
Und: Trotz Ausbaus fehlen nach den Worten Heils im südlichen Westend auch weiterhin für die Drei- bis Zwölfjährigen 4000 Quadratmeter Spielfläche, um das Soll von 8000 Quadratmeter im "Spielplatzentwicklungsplan" aus dem Jahr 1985 zu erreichen. Für die 13- bis 17jährigen sieht die Bilanz sogar noch schlechter aus: Von den 11 000 Quadratmetern, die der Plan fordert, sind gerade 4000 Quadratmeter vorhanden.
Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau kommentierte die Kinderbeauftragte des Ortsbezirks 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), Birgit Puttendörfer (SPD), das Dilemma mit den Worten: "Im dichtbebauten südlichen Westend fehlen einfach freie Flächen." In den vergangenen vier Jahren konnte, außer durch die Öffnung der Schulhöfe, deshalb keine Verbesserung der Spielmöglichkeiten für Kinder erreicht werden: "Und auf den Ausbau warten wir schon viel zu lange."
Heftiger in der Kritik ist Gerda Reichau, Leiterin der Kindertagesstätte 111, die sich in unmittelbarer Nähe des Spielplatzes im Rothschildpark befindet: "Das hätte man alles billiger haben können." Außerdem sei bei den neuen Spielangeboten "zu viel Vorgefertigtes" dabei. Mit ein paar Kletterfelsen, ein paar Haufen Erde und Holzklötzen wären die Möglichkeiten der Gestaltung für Kinder größer als jetzt.
Dem Ballspielbereich sieht die Leiterin zudem mit gemischten Gefühlen entgegen. Zum einen wäre dies eine Spielmöglichkeit für die "Lückekids". Im Alter von zwölf bis 16 Jahren seien diese Kinder zu alt für den Hort, aber zu jung für den neuen Jugendtreff in den Containern am Grüneburgpark. Andererseits sollen das Volleyballnetz und die Stangen herausnehmbar sein. Doch: Bisher gibt es niemanden, der die Spielgeräte verwaltet. "Gefragt hat uns zwar noch niemand, aber offensichtlich sollen wir das dann übernehmen." Das sei wieder ein wenig mehr Arbeit für Hort oder Kindergarten, in denen "schon Personalmangel herrscht".
Fazit: Die etwa 400 Kinder und deren Eltern im südlichen Westend bleiben, neben Ausflügen in den Palmengarten oder Grüneburgpark, auch weiterhin nur die vier bestehenden Spielflächen Ecke Wiesenau / Eppsteiner Straße, Auf der Körnerwiese, Elsa-Brändström-Platz und im denkmalgeschützten Rothschildpark - ab Sommer um 820 Quadratmeter vergrößert. ara
Der Rothschildpark, gelegen zwischen Reuterweg, Oberlindau und Staufenstraße, steht seit dem 19. Februar 1972 unter Denkmalschutz. Nach den Worten des Leiters des Garten- und Friedhofsamtes, Horst Heil, hat Meyer Amschel Rothschild Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf dem Gelände der heutigen Grünanlage einen englischen Garten mit Weiher und ein Palais gebaut. Nachdem das Juden-Getto 1811 geöffnet worden sei, wäre es zu einem freiwilligen Umzug eines Teils der jüdischen Bevölkerung gekommen.
Die Söhne von Meyer Amschel, Gründer des Bankhauses Rothschild mit Stammsitz in Frankfurt, bauten die Bank im europäischen Rahmen aus: In den Städten Wien, London, Paris und Neapel waren jeweils Salomon, Nathan, James und Karl für die "Zweigstellen" zuständig. Mit dem Aufkommen der Universalbanken verloren die Privaten jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung - das Frankfurter Haus schloß 1901, während die Häuser in Paris und London noch heute bestehen.
Das Palais stand im jetzigen Reuterweg, etwa auf dem Grundstück des Zürich-Hochhauses. Es war bis 1940 bewohnt. "Zwar wüteten die Nazis 1938 auf dem Gelände", erklärte Heil rückblickend, "doch Baron Freiherr Benedikt von Rothschild starb 1940 eines natürlichen Todes."
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs sei das Haus durch Bomben zerstört worden. Die Stadt erwarb das Grundstück fünf Jahre nach dem Krieg: "Seither gibt es dort einen öffentlichen Park." ara
OSTEND. Mit viel Musik, der Möglichkeit zum Unterrichtsbesuch und Unterhaltung stellten Schüler, Eltern und Lehrer am "Tag der offenen Tür" des Heinrich-von-Gagern-Gymnsaiums ihre Schule der Öffentlichkeit vor (die FR berichtete). Ziel war es an diesem Tag, den Schulalltag und vor allem die speziellen Angebote des Gymnasiums am Zoo potentiellen Schülern und Eltern aus nahen und fernen Grundschulen zu präsentieren. "Etwa 25 Prozent der Schüler kommen aus der Umgebung Frankfurts", erklärte Schulleiter Günther Walter.
Den Proben des mittleren Orchesters galt an diesem Vormittag besonderes Interesse. Während der Nachwuchs musi- Latein ist erste Wahl zierte, versammelten sich viele Noch- Viertklässler und ihre Eltern in der denkmalgeschützten Aula mit den Steinhausen-Fresken, die Motive aus der griechischen Mythologie, dem Alten und Neuen Testament zeigen. Zuvor hatten am gleichen Ort die Chöre vor der sogenannten Kleisorgel ihr Können unter Beweis gestellt. Um über den naturwissenschaftlichen Unterricht zu informieren, experimentierten die Physiker, beugten sich die Biologen über ihre Mikroskope, und die Chemiker zeigten kleine Versuche. Einen Eindruck davon, wie Lehrer die Sprachen Latein, Englisch, Französisch, Griechisch und Deutsch vermitteln, konnten sich die Gäste beim Unterrichtsbesuch verschaffen. Die Game-Show des "English-Club" und das Theaterstück "Der große Gilgamensch" sorgten außerdem für Unterhaltung. Als Gesprächspartner stand bei Kaffee und Kuchen der Schulelternbeirat den Eltern und Schülern aus dem Vortaunus, aber auch aus Dreieich, Langen und anderen Städten zur Verfügung. Zufrieden zeigte sich Walter über die Zahl der Besucher des 720 Schüler zählenden altsprachlichen Gymnasiums, an dem Latein die erste Fremdsprache ist. Englisch oder Französisch folgen in der siebten Klasse als zweite Sprache, und (Alt-)Griechisch kann ab der neunten Jahrgangsstufe als dritte Fremdsprache gewählt werden.
Über die "Schulgemeinschaft" sagte der Schulleiter: "Derzeit haben wir keine Probleme." Weder herrsche Personalnot noch gäbe es ein Gewalt- oder Drogenproblem. "Mit illegalen Substanzen wird man zwar hin und wieder konfrontiert, aber ein Problem haben wir damit nicht." Sorge bereite allerdings eine geplante Gesetzesänderung im Schulbereich. "Wenn dieses Gesetz durchkommt, dann wird das Fächerangebot kleiner und die Klassen größer." Davon wären alle hessischen Schulen betroffen.
Sorgen anderer Art hat derzeit die Schüler-Vertretung (SV). "Zwar gibt es bei uns einen anspruchsvollen Unterricht, doch fehlt es an einer Kantine", sagte Tanya Malhotra, Sprechervertreterin der Oberstufe. Seit dem Sommer des vergangenen Jahres gibt es zwar keinen Samstagsunterricht mehr. Dadurch sei der Unterricht an den anderen Tagen allerdings inzwischen bis zu zehn Schulstunden lang. Chantal Nastasi, ebenfalls Mitglied der SV, fordert deshalb die Möglichkeit, den Schülern ein Mittagessen anzubieten. Über die Geschichte der Schule war beim Tag der offenen Tür aus einer 230seitigen Festschrift zum 100jährigen Bestehen mehr zu erfahren. Am 11. April 1888 wurde das humanistische Gymnasium unter dem Namen Kaiser-Friedrich- Gymnasium gegründet. Nach dem Zwei- 1948 umgetauft ten Weltkrieg hieß die zerbombte Schule drei Jahre lang "Staatliches Gymnasium Frankfurt" - der alte Namen erschien nicht mehr zeitgemäß. Erst im Jahre 1948, 100 Jahre nach der Gründung des ersten deutschen Parlaments in der Paulskirche, verlieh der Kultusminister dem Gymnasium in unmittelbarer Nähe des Zoos den Namen Heinrich-von-Gagern-Schule - nach dem ersten Präsidenten der Deutschen Nationalversammlung. Weitere Auskunft über die Arbeit der Schule gibt es unter der Telefonnummer 21 23 51 50 oder beim nächsten Schulkonzert Anfang März. ara
GALLUS. Wer bislang glaubte, Salsa werde nur paarweise getanzt, wurde beim Konzert von "Conexion Latina" im Haus Gallus eines Besseren belehrt: Spontan bildeten sich auf der Tanzfläche ganze Formationen von Menschen, die sich synchron im Rhythmus der feurigen Salsa-Musik bewegten, mit den Hüften kreisten und begeistert in die Hände klatschten.
Salsa kennt keine Grenzen und vereint verschiedene Nationalitäten in seinem Rhythmus: Temperamentvolle Latinos in blumenbedruckten Hemden und junge Frauen, deren weitschwingende Röcke dann und wann auch gewagte Einblicke zuließen, brachten einen Hauch von Puerto Rico und Kuba in den winterlich-tristen Stadtteil Gallus.
Das erstklassige Super Salsa Orquesta "Conexion Latina" und der mit Palmen dekorierte Saal ließen die rund 200 Besucher kurz vergessen, daß sie sich inmitten einer deutschen Großstadt tummelten und nicht an einem Strand unter Palmen.
"Conexion Latina" ist das bedeutendste Salsa Orchester Europas. Obwohl die 13köpfige Gruppe bisher noch nie im Ursprungsland des Salsa live aufgetreten ist, werden ihre Platten von allen Sendern Lateinamerikas gespielt und Titel wie "Calorcito" und "Un poco loco" sind jedem dort bekannt. In Panama war "Conexion Latina" mit dem Song "Bomba Puertoriquena" sogar einige Zeit in den Charts.
Bandleader Rudi Fuesers zählte ursprünglich zu den führenden Jazz-Posaunisten Deutschlands. 1979 ging er für mehrere Monate mit den "German Allstars" (mit Albert Mangelsdorff, Manfred Schoof, Ack van Royen, Wolfgang Dauner, Heinz Sauer und Will Johannes) auf Tourneen nach Südamerika. Fasziniert und inspiriert durch die Musik der Salsa- Bands speziell in Puerto Rico, kehrte er 1980 in seine jetzige Heimatstadt München zurück und gründete wenig später das Orchester "Conexion Latina".
Nach zahlreichen Schallplatten und Auftritten im In- und Ausland ist "Conexion Latina" mittlerweile zu einer Institution in Europa geworden und die unbestrittene Nr. 1 der hier ansässigen Salsa- Orchester. Charakteristisch für ihren Stil sind ausgefeilte Bläsersätze, groovige Percussions, ein tanzender Baß, das Melodie-Instrument Piano und der fetzige Lead-Gesang.
Die Songs und Arrangements für die Band werden von profilierten Musikern wie Paquito D'Rivera, Luis Garcia, Arturo Ortiz, Tito Allen, Eddie Martinez und Oscar Hernandez exklusiv geschrieben. aar
NORDEND. Mit prominenten Namen aus der Frankfurter SPD feiert die Juso- Arbeitsgemeinschaft Nordend ihr einjähriges Bestehen: So kam kürzlich der Frankfurter Personaldezernent Joachim Vandreike ins AW-Zentrum Nordend, um zum Thema "Wirtschaftsstandort Frankfurt" zu referieren und Fragen zu beantworten. Vandreike ist im SPD-Vorstand für Wirtschaftsfragen zuständig. Vor nur einem Dutzend Zuhörern hob Vandreike zunächst die positiven Seiten des Standortes hervor: Durch die attraktive Infrastruktur mit Großflughafen, Messe und Börse gebe es in Frankfurt etwa 600 000 Arbeitsplätze - beinahe so viele wie Einwohner. Zudem sei die Beschäftigungsstruktur "sehr gut". Denn neben den 60 000 Arbeitsplätzen im Bankgewerbe seien noch 150 000 Menschen in der Frankfurter Industrie und im Handwerk tätig. Diese Mischung mache die Stadt weniger empfindlich gegen Konjunktureinbrüche in einzelnen Branchen.
Während diese Standortvorteile auch in Zukunft erhalten werden müßten, will Vandreike einige negative Entwicklungen entschieden bekämpfen: Der Verkehr steht dabei ganz oben auf der Tagesordnung. Durch den Ausbau des Nahverkehrs und des Schnellbahnnetzes soll nicht nur der Verkehrsstrom auf Frankfurts Straßen eingedämmt werden - es geht auch um den Flughafen. Der Hauptbahnhof soll durch einen Tunnel zum Durchgangsbahnhof erweitert werden. Weil dadurch ein Teil der Inlandsflüge überflüssig werden könnte, würde auch der Rhein-Main-Flughafen entlastet.
Mit gezielter Wirtschaftsförderung will der Politiker Arbeitsplätze sichern: "Denn sonst müßten wir den Zuzug stoppen. Wahrscheinlich werden in wenigen Jahren in Frankfurt 700 000 Menschen leben." Mit einem Bauleitplan, der den Bau neuer Hochhäuser im Bankenviertel erlaubt, will er das Dienstleistungsgewerbe in der City konzentrieren. Die Europäische Zentralbank könnte die Bedeutung des Bankenplatzes Frankfurt langfristig sichern. Für Industrie- und Handwerksbetriebe werden künftig bezahlbare Flächen ausgewiesen, um die gemischte Wirtschaftsstruktur zu erhalten.
Wie im Wohnungsbau ist auch der Nachholbedarf beim Umweltschutz gewaltig. Neue Konzepte für Wasser- und Fernwärmeversorgung, der Müllnotstand und eine regionale Verkehrs- und Investitionsplanung erfordern, so Vandreike, "große Anstrengungen und Finanzen". Die Absicht der Bundesregierung, den öffentlichen Nahverkehr zu "regionalisieren" und sich nicht mehr an seiner Finanzierung zu beteiligen, kritisierte Vandreike deshalb scharf. Diese Maßnahmen "treffen den Lebensnerv der Region, die jetzt schon am Verkehr erstickt". Allein nach Frankfurt kämen täglich 300 000 Pendler, 75 Prozent davon mit dem Auto. Die Stadt Frankfurt müßte dann jährlich 170 bis 180 Millionen Mark für den FVV- Betrieb zuschießen - Ausbau und Investitionen nicht eingerechnet. Laut Vandreike ist das "unmöglich". Der Etat ist ohnehin überlastet. 1991 schloß die Stadt mit einem Defizit von 198 Millionen Mark, 1992 sah es nicht besser aus. Zudem belasten die städtischen Gesellschaften, die Schuldentilgung und die vielen Projekte den Haushalt. Deshalb seien tiefe Einschnitte nötig: "Und zwar möglichst in allen Ressorts und frühzeitig, denn sonst potenziert sich das Problem." gun
OSTEND. Wenn man Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) auf das Thema jugoslawische Flüchtlingskinder anspricht, steigt dem sonst so moderaten Mann die Zornesröte ins Gesicht: "Das ist eine unglaubliche Sauerei, wie diese Kinder vernachlässigt werden", regt sich der Sozialdemokrat aus dem Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) auf. Für diese Jungen und Mädchen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind, fühlt sich niemand zuständig - was zur Folge hat, daß weder Geld noch Personal zur Verfügung gestellt wird, um die Kinder vernünftig zu betreuen.
Dabei haben sie meist traumatische Erlebnisse hinter sich und kommen mit schweren psychischen Störungen in Frankfurt in die Schule. Die Uhlandschule im Ostend hat 30 dieser Flüchtlinge aufgenommen. Rektorin Helga Käschel beschrieb in der Sitzung der Kinder-AG des Ortsbeirates 4, wie schwierig es ist, diese Jungen und Mädchen zu integrieren.
"Im Regelunterricht gibt es einfach keine Chance, sich richtig um diese verängstigten Kinder zu kümmern", sagte die Rektorin. Doch eine zusätzliche Betreuung scheitert am mangelnden Geld. Und nur daran. Denn das Internationale Familienzentrum im Ostend stellt sowohl Leute als auch Räume zur Verfügung, um die Kinder aufzunehmen. Zur Zeit werden dort immerhin acht der 30 Kinder betreut - aus eigenen Mitteln. "Weder Jugend- noch Sozialamt waren bereit, uns finanziell zu unterstützen", berichtete Dusko Zégarac vom Familienzentrum. Bis März kann der Verein die Arbeit der Gruppe noch selbst bezahlen, dann ist Schluß. Schon jetzt ist das Familienzentrum fast überfordert - inzwischen kommen auch die Eltern der Kinder, um dort Hilfe zu suchen. "Wir schaffen die psychologische Beratung alleine nicht mehr", betonte Zégarac.
Eine Erfahrung, die er mit anderen Institutionen teilt. Eva Blum vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten bestätigte, daß sich bei ihr die Anrufe häufen, daß die Integration der Kriegskinder unter den gegebenen Umständen nicht zu bewältigen ist. Doch auch sie kann den Anrufern nur negative Bescheide erteilen: In den regulären Etats der Ämter sei kein Geld für Intensivkurse oder ähnliches vorhanden, erklärte sie. "Keiner fühlt sich zuständig."
Die Stadt schiebt die Verantwortung dem Staatlichen Schulamt zu, und dort beschränkt man sich auf die Auskunft, daß es für Kriegsflüchtlinge keine Schulpflicht gebe. Lediglich aus "humanitären Gründen", so Karin Drda-Kühn vom hessischen Kultusministerium, habe der Minister die Schulen gebeten, bosnische Kinder kurzfristig in die Klassen aufzunehmen. Es liege jedoch im Ermessen der Schulleitung, ob sie die Kinder nehme. Ihr sei allerdings kein einziger Fall bekannt, wo dies nicht geschehen sei.
Auch die Uhlandschule hat die Kinder bereitwillig aufgenommen und wird auch weiterhin alles tun, um die Jungen und Mädchen so gut wie irgend möglich zu betreuen. Dennoch kocht in Helga Käschel manchmal die Wut hoch: Die humane Entscheidung des Staatlichen Schulamtes schaffe an den Schulen "untragbare Situationen", so die Rektorin. Eigentlich müsse man die jetzige Regelung ablehnen, um "politischen Druck" herzustellen. Da diese radikale Lösung aber letztlich auf dem Rücken der Kinder ausgetragen würde, bleibt auch ihr nur, "den Verantwortlichen hartnäckig auf die Zehen zu treten".
Mit Unterstützung des Ortsbeirates 4 wollen Schule und Familienzentrum nochmals versuchen, die Finanzierung einer außerschulischen Betreuung sicherzustellen. ANDREA NEITZEL
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging's mit Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa . Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach. Ganz phantastisch waren die "Zauberer" vom "Schlippcher"-Männerballett, die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und nicht zuletzt die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und lustige Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
SACHSENHAUSEN. In der gegenwärtigen Kunstszene spielt der Realismus keine entscheidende Rolle. Darin wird sicherlich auch die 1. Berliner Realismus- Triennale, die mittels Hau-Ruck-Verfahren zum mittelgroßen Medienereignis avancierte, so schnell nichts ändern. Einsamer Verfechter der realistischen Kunst in Frankfurt ist seit vielen Jahren der Galerist Ulrich Gering. Er bietet seinem Publikum vor allem ein Forum zum Neuen Realismus und Fotorealismus. Derzeit wird in seiner Galerie eine Ausstellung mit neun Malern zum Thema "Der Kunstbetrachter" gezeigt.
Um 1960 machten in den Vereinigten Staaten und in Europa Künstler von sich reden, die mit neuen Techniken und ungewohnten Materialien das "wirkliche Leben" in die Kunst holen wollten. "Wirklichkeit" und "Neuer Realismus" wurden zu Reizthemen. Anders als die Vertreter der Pop Art gingen die Realisten mit der Präsentation von Konsumgütern, dem Statussymbol der wohlhabenden westlichen Zivilisation, kritisch um. Die Realisten zeigten den Konsumcharakter nicht in greller und neuer Folienpackung, sondern suchten ihn im Abgenutzten, im Verbrauchten, im Geschundenen.
Während die Neuen Realisten in erster Linie Realität zeigen, verfolgen gerade die Fotorealisten das Ziel, verschiedene Ausdrucksformen für Realitätsverfremdung und Manipulation zu finden. So auch Thomas Kitzinger in seinem Bild "2 + 2" (1992). Er konzipiert eine neue, teils ironische Form der realistischen Darstellung. Sein Blick will das Verborgene aufstöbern, entschlüsseln. "Wirklicher als wirklich" lautet sein Motto. Seine Arbeit "2 + 2" zeigt zwei Frauenrücken. Die hintere Rückenpartie stellt ein Bild im Bild dar: das betrachtete Objekt. Die Frau im Vordergrund ist die "Kunstbetrachterin": das betrachtende Objekt. Wir - die betrachtenden Subjekte - sehen beide Frauen zugleich. Nur wir als "aktive Kunstbetrachter" erkennen auch den Unterschied der beiden Frauen.
Das "Bild im Bild" malt Kitzinger im naturalistischen, dezent verklärten Stil. Den Frauenrücken im Vordergrund leuchtet er mit brutaler Schärfe auf der 95 x 130 Zentimeter großen Leinwand aus. Kitzinger zeigt feinste Details: Poren, Falten, Pickel, Härchen. Sein Werk präsentiert die alte und moderne Schule des Realimus zugleich: naturalistische Feinarbeit kontra fotorealistische Exaktheit.
Die in der realistischen Darstellung tief verborgene Gefahr der Manipulation unserer Sichtweise umschreibt der US- amerikanische Künstler Howard Kanovitz so: "Alles ist, wie es ist, und doch ist es anders, als es uns erscheint." Gleich zwei Arbeiten von ihm werden auf der Gruppenausstellung gezeigt: seine bekannteste Komposition "The People" (1972), als Siebdruck auf Plexiglas, und "Travel with Elisabeth" (1992). Kanovitz ist ein Meister in der Darstellung von zerberstenden Raum-Zeit-Gefügen.
Durch den scharfen Kontrast zwischen dem silhouettenhaft gezeichneten Bildvordergrund und einem einfachen Bildhintergrund entrückt er die Dinge der Wirklichkeit. Sie wirken haltlos: genauso wie seine Kunstbetrachter "The People", die verloren im Raum schweben.
In den Hintergrund seines Bildes "Mädchen im Museum" (1992) setzte der Leipziger Maler Norbert Wagenbrett einen klassischen Comic Strip des US- Amerikaners Roy Lichtenstein: sein Bild von einem weinenden Mädchen mit den Worten in der Sprechenblase "I know how you must feel, Brad". Eine junge Frau steht mit dem Rücken zur Ikone des amerikanischen Stargesichts im Comic- Strip-Stil. Die Kunstbetrachterin findet in diesen Bildern nicht ihresgleichen. Sie wirkt zerknittert, niedergedrückt, rückständig. Das Mädchen - vielleicht als Stellvertreterin aller 1989 in den Westen "eingemeindeten" DDR-Bürger gedacht - wird von der Kunst zerschlagen.
Mit einem bissigen bis giftigen Zynismus versehen malt Wagenbrett Menschen, die nichts Schönes und nichts Erhabenes an sich haben. Seine durchaus realistischen "Kreaturen" erinnern an Typen, wie sie von Vertretern der "Neuen Sachlichkeit" wie Otto Dix oder George Grosz herausgearbeitet wurden.
Einen Kommentar zur Zukunft der Museen gibt indes Volker Blumkowski mit seinem Bild "Gleis 23 oder Das Museum der sieben Tage" (1992). Seine Kunstbetrachter wandeln nicht mehr in den heiligen Kunsthallen, sondern stehen zur Bildbetrachtung am Bahnsteig. Wird es das künftig geben: klassische Werke auf Werbeflächen der Deutschen Städtereklame? Warum nicht, wenn sich schon zahlreiche bekannte Frankfurter Galeristen, darunter auch Gering, zu einer gemeinsamen und recht peppigen Plakatwerbung in den U- und S-Bahn-Stationen überzeugen ließen. Das ist Realität.
Die Ausstellung "Der Kunstbetrachter" ist bis 12. März in der Galerie Gering, Textorstraße 91, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: dienstags bis freitags jeweils von 14 bis 18.30 Uhr und jeden Samstag von 11 bis 14 Uhr. CHRISTINE PETERS
1
SACHSENHAUSEN. Was fehlte bei der Prunksitzung der Sachsenhäuser Karnevalgesellschaft 1947 im Bürgertreff "Depot" in Oberrad? Nichts! Schon die Publikumsresonanz war ein Knüller - die Sitzung war ausverkauft. Ministerpräsident und Protokoller Werner Redling und seine Freunde hatten ein Programm vorbereitet, das alle Erwartungen erfüllte.
Bereits der Auftakt war ein Einstieg der Superlative: Prinzenpaar samt Hofstaat und die "Node Chaote" - Guggemusiker aus Grenzach unter der musikalischen Leitung von Viktor Kuhn - stellten den Saal auf den Kopf. Die Stimmung spornte auch die anderen Akteure an: die "Musketiergarde", die Juniorengarde (Showtanz nach "Das Boot"), das Tanzmariechen Evelin Waßmuth, die Minis (Showtanz der "Neandertaler"), Bauchredner Horst Keller mit "Endi" oder das "Schrubberballett".
Doch Präsident Redling spielte weitere Trümpfe aus: die "Dolle" Corinna Orth, Karl Oertl ("Owwrhess"), Klaus-Peter Musch ("Tanzmaus") und Thomas Gelford ( als "Beleuchter"). Ein Glücksgriff waren auch die Eschborner Fußballer mit ihrer Playback-Kick-off-Show. dixi
NORDEND. Die Spohrstraße wird in ihrer Richtung umgekehrt: Künftig ist sie von der Neuhofstraße zur Glauburgstraße befahrbar. Durch diese Drehung soll die Lenaustraße entlastet werden. Beim zweiten Versuch wurde dieser Antrag der SPD-Fraktion im Ortsbeirat zusammen mit den Stimmen der Grünen, bei Enthaltung von CDU und FDP, verabschiedet.
Im ersten Anlauf vor einem Monat war dieser Vorschlag, der als letzter Punkt an einen Antrag zur Nordendstraße (die Stadtteil-Rundschau berichtete) angehängt war, mehrheitlich abgelehnt worden. Während der Bürgerfragestunde der vergangenen Ortsbeiratssitzung beschwerte sich eine Anwohnerin der Lenaustraße erneut über die jetzige Situation. Durch die geänderte Verkehrsführung im Rahmen der Tempo-30-Zone habe der Verkehr in der Lenaustraße enorm zugenommen.
Nach der Teilsperrung der Neuhofstraße war die Lenaustraße zur Verbindung von der Friedberger Landstraße zur Glauburgstraße geworden. Mit der geplanten Richtungsänderung der Spohrstraße soll ein Teil dieses Verkehrs dorthin verlagert werden. rea
NORDEND. Auf der Holzhausenstraße soll künftig Tempo 30 gelten. Wie aus einem Magistratsbericht hervorgeht, wurde das Büro Dr. Baier aus Aachen jetzt mit der Planung für die Verkehrsberuhigung beauftragt. Die Frage, ob die Holzhausenstraße in eine Tempo-30-Zone integriert oder ob sie "Randstraße" zu diesen Zonen wird, soll im Verlauf der Planbearbeitung erörtert werden.
Daß die Holzhausenstraße - sie ist als sogenannte Grundnetzstraße mit Buslinienverkehr prinzipiell von der Tempo-30-Regelung ausgeschlossen - diese Geschwindigkeitsbegrenzung überhaupt erhält, ist dem Einsatz des Ortsbeirates 3 (Nordend) zu verdanken. Die rot-grüne Mehrheit hatte sich hartnäckig für die Verkehrsberuhigung stark gemacht.
Die Stadtteilpolitiker haben bereits einige Ideen für eine Umgestaltung vorgelegt: So sollen die Parkplätze vom Gehweg auf die Fahrbahn verlegt werden, um die Straße auf 6,50 Meter zu verengen. Im Bereich des Holzhausenparks soll aufgepflastert werden. Außerdem will der Ortsbeirat, daß die Straße für Lastwagen über 7,5 Tonnen - mit Ausnahme von Anliegerverkehr - gesperrt wird. rea
3
.5
NORDEND. "Die Gesichter leben, erzählen Geschichten." Die Besucherin der Vernissage strahlt vor Begeisterung. Die Galerie Gres präsentiert derzeit "Imaginäre Gesichter" der Essener Künstlerin Elisabeth Corvey. Ihre großformatigen Bilder konfrontieren uns mit einer unkonventionellen Form der Portraitmalerei. Kein Bild repräsentiert eine reale Person. Corveys Imaginationen von Menschen sind Charakterstudien. So beschreibt sie ihre Art zu malen: "Ich zeige Seelenlandschaften, die man durchwandern kann." Ihre Faszination am Menschen fesselt den Bildbetrachter.
Doch: Der Betrachter wird keineswegs zum entspannten Spaziergang durch wohlpräparierte Gärten oder Idyllen eingeladen. Die Gesichter wirken vielmehr wie nach Kampf und Aufruhr verlassene Terrains. Corveys Bilder provozieren zur Auseinandersetzung. Nichts in ihren Gesichtern scheint von Dauer zu sein. So entstehen mit wuchtigen Pinselstrichen, Wischungen, Auskratzungen, dem Abspachteln getrockneter Ölschichten und dem wiederholten Übermalen oft vier bis fünfschichtige Arbeiten, die Ausdruck einer ständigen Veränderung sind. Corvey will in die Tiefen der Seelenlandschaften eintauchen und die Nuancen des Geistes, der Psyche aufspüren. Nur einmal hat sie eine reale Person portraitiert: Thomas Bernhard. Jahrelang hat sie sich mit dem österreichischen Dramatiker beschäftigt, seine Werke studiert. Und auch in diesem Portrait kommt es der Malerin nicht auf die detaillierte Darstellung eines bekannten Gesichts an, sondern auf das Erkennen seines Wesens.
"Ein Bild sollte die Wiedererschaffung eines Ereignisses sein, nicht die Illustration eines Gegenstandes", erklärte der Maler Francis Bacon. Stark von dessen Bildern inspiriert, zeigen sich in ihren "Imaginären Gesichtern" bisweilen dezente Ähnlichkeiten. Beschränkte sich Corvey bislang auf wenige Farben wie Schwarz, Grau und Anthrazit, so "werden meine Bilder neuerdings bunter". Öfter taucht zwischen den ruhigen und gedeckten Farben jetzt ein dunkles Lila auf. Es gleicht dem Farbton, den Bacon für Haut und Fleisch verwendete. "Ich habe diese Farbe ganz zufällig gefunden", sagt Elisabeth Corvey.
Erst spät zeigte Corvey ihre Bilder auf Ausstellungen. 1987 organisierte sie zunächst eine Atelierausstellung in Essen- Werden. Danach kamen unzählige Präsentationen in Galerien und Museen. Zum Beispiel beteiligte sich die Essenerin an einer Gruppenausstellung auf der Großen Kunstausstellung "NRW 1987" in Düsseldorf sowie ein Jahr später an der Biennale an der Ruhr in der Städtischen Galerie Schloß Oberhausen. 1962 - 1967 studierte sie Freie Grafik an der Essener Folkwangschule und 1970 - 1972 besuchte Corvey die Düsseldorfer Kunstakademie.
Corvey arbeitet spontan. Ohne eine vorgefertigte Skizze geht die zierliche Malerin an die Arbeit. Sie trägt eine Farbschicht nach der anderen auf. Manchmal wird ein Bild mitten im Entstehungsprozeß einfach auf den Kopf gestellt. "Das ist dann aber nicht so, wie bei den Werken von Baselitz", sagt Corvey. Sie malt nie auf dem Kopf stehende Köpfe. Denn jede Unterbrechung des Arbeitsprozesses heißt bei hier: ein neuer Anfang.
Manchmal verschmelzen in einem Gesicht mehrere Menschen. Oder es verschwindet plötzlich eine Gesichtshälfte und wird durch neue Farbauftragungen ersetzt. Corvey will Hinweise geben, wie doppelbödig die Realität ist, daß es unendlich viele Möglichkeiten gibt, etwas zu sehen und zu benennen. Ihre Bilder schildern den Reichtum an Facetten, die Bewegung im menschlichen Antlitz. Und je stärker die Malerin die Psyche und die Landschaft der Seele erfaßt, um so abstrakter scheinen ihre Leinwandarbeiten zu werden. Eines ihrer jüngeren Werke läßt kaum noch ein Portrait oder ein Profil erkennen. Nur noch die runde Form des Kopfes wirkt nach.
"Imaginäre Gesichter" von Elisabeth Corvey sind bis zum 2. April in der Galerie Gres, Eschersheimer Landstraße 94, zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 12 bis 19 Uhr sowie samstags von 12 bis 14 Uhr. CHRISTINE PETERS
Kurz gemeldet
"Garantiert zeichnen lernen" können Frauen am 27. und 28. Februar bei einem Wochenendseminar des Frauenkulturhau- ses Frankfurt. Anmeldung: Tel. 70 10 17.
Das IB-Berufsbildungszentrum bietet ab März die Umschulung zum Technischen Zeichner innerhalb von zwei Jahren. Informationen unter Telefon 67 10 63.
Die Verhältnisse?
Der Club Voltaire lädt für Sonntag, 28. Februar, zu einem kommunalpolitischen Frühschoppen in die Kleine Hochstraße 5 ein. Unter dem Motto "Sind immer nur die Verhältnisse schuld?" diskutieren Vertreter von Parteien und Gruppierungen über Konzepte gegen Rechtsextremismus. Zugesagt haben Professor Alkber Scherr (Komitee für Grundrechte und Demokratie), Elizabeth Abendroth (Frankfurter Aufruf) und Ulli Nissen (SPD). Vertreter der Grünen, der CDU und der FDP sind ebenfalls eingeladen. Beginn: 11 Uhr. Migration im Erzählcafé Impresario Michael Fleiter hat das nächste "Frankfurter Erzählcafé" am Samstag, 27. Februar, mit einem Bibelzitat aus dem vierten Buch Mose getitelt: "Einerlei Gesetz und einerlei Recht soll gelten für Euch und für den Fremden, der bei Euch wohnt." Diese Veranstaltung zum Thema Migration beginnt um 16 Uhr im "Treffpunkt Rothschildpark", Oberlindau 20, erzählende Gäste sind Pfarrer Detlef Lüderwaldt vom "Initiativausschuß ausländische Mitbürger" und Ülkü Schneider-Gürkann, die Vorsitzende des Türkischen Volkshauses in Frankfurt Doppel-Staatsbürgerschaft "Gleiche Bürgerrechte und aktives und passives Wahlrecht für EinwanderInnen?", "Doppelte Staatsangehörigkeit?" - das sind die Fragen und Themen, die auf einer Veranstaltung des "Einwanderer- Treffs" am Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, im Ökohaus am Westbahnhof diskutiert werden sollen. Das Podium teilen sich Murat Cakir von der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte in Hessen, Ozan Ceyhun vom Wiesbadener Büro für Einwanderer und Flüchtlinge und die Frankfurter Parteienvertreter Ursula Trautwein (SPD), Albrecht Magen (CDU), Martina Schmiedhöfer (Grüne). Moderieren wird der türkische Journalist Ismail Tipi ("Hürriyet"). Neue EDV-Lehrgänge Zwei Lehrgänge zur "EDV-Fachkraft im Handwerk mit Computerschein A" der Handwerkskammer Rhein-Main beginnen am 1. März in Obertshausen (montags und mittwochs 17.30 bis 21.30 Uhr) und am 9. März in Offenbach (dienstags und donnerstags von 17.30 bis 21.30 Uhr). Unterrichtsinhalte sind unter anderem Grundlagen der EDV, Betriebssystem, Tabellenkalkulation und Projektplanung. Nähere Informationen unter der Telefonnummer 71 00 01-61/62. Grundlehrgang am Computer Einen Grundlehrgang zur Einführung in die Elektronische Datenverarbeitung mit MS-DOS 5.0 und Windows bietet das Berufsfortbildungswerk des DGB an fünf Samstagen von 8-13 Uhr. Beginn: 27. Februar. Information unter Telefon 23 50 93.
BAD KÖNIG. Hessens erster kommunaler Triebwagen soll von Mitte Mai an die Schienenverbindungen zwischen Darmstadt und dem Odenwald deutlich verbessern.
Das 3,8 Millionen Mark teure Fahrzeug wird von den Kreisen Odenwald, Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt vorwiegend aus Landesmitteln angeschafft. Betriebs- und Personalkosten trägt die Bahn.
Laut Vertrag wird die Bahn den 4500 Pendlern aus dem Odenwald pro Tag zehn zusätzliche Verbindungen bieten, zwei davon als "schneller Odenwälder" nonstop zwischen Erbach und Darmstadt.
Für die meisten deutschen Musikfans sind sie noch immer ein Phantom: Die Berliner Dissidenten. Während ihr orientalischer Dancefloor-Hit "Fata Morgana" erst rund ums Mittelmeer, dann in Südamerika, zuletzt auch in den USA für Furore sorgte, fristen sie hier das Dasein der Propheten im eigenen Lande.
Aber in den 13 Jahren ihres Bestehens haben die Globetrotter Friedo Josch (Flöte), Uve Müllrich (Baß) und Marlon Klein (Schlagzeug) ohnehin die meiste Zeit in der Fremde verbracht, dort ihre Freunde gefunden. Nach Abschluß ihrer arabischen Trilogie "Sahara Elektrik", "Life At The Pyramids", "Out Of This World" zog sich das Trio ins Six Nations-Indianerreservat zurück.
Dort wollten sie bis zum Kolumbusjahr das Projekt "Manitou" realisieren, das allerdings nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte. Ein Grund für die Verzögerung: Der Maharadscha Bhalkrishna Bharti in Gondagaou hatte einen Hilferuf an die Musiker geschickt. Ein Großprojekt mit mehreren riesigen Staustufen am heiligen Fluß Narmada bedrohe dort Land und Leute.
"Die Dissidenten sind quasi im Palast des Fürsten gegründet worden. In Gondagaou haben wir zusammen mit Charlie Mariano und dem Karnataka College of Percussion unsere erste Platte ,Germanistan&rquote; aufgenommen", erklärt Bassist Uve Müllrich den starken Bezug zu dieser indischen Region. Noch wird dort ,nur&rquote; Erde bewegt, fehlen die entscheidenden Geldmittel, die auch aus Deutschland fließen sollen.
"Seitdem Minister Töpfer die Verträge von Rio unterschrieben hat, sind solche Gelder auch nicht mehr so einfach frei zu bekommen. Aber zu viele Banken aus aller Welt haben schon in das Projekt investiert", befürchtet Müllrich, daß solche "Sachzwänge" moralische, ethische und ökologische Gründe vom Tisch wischen. Wenn es um die zukünftige Energieversorgung der fernen Großstädte geht, wen interessiert da eine intakte Flora und Fauna. Wen kümmern die sich selbst versorgenden Dörfer mit gewachsener Landwirtschaft noch? Und da Gelder, die in solchen Fällen für die Umsiedlung bereitgestellt werden, fast immer in dunklen Kanälen verschwinden, landen die Vertriebenen meist in den Slumgürteln rund um die Großstädte.
"Eine Riesensauerei", wie die Dissidenten beklagen, weshalb sie zusammen mit dem Maharadscha und der Umweltschützerin Medha Pakar Künstler wie den Starregisseur Pankuuj Parashar, einflußreiche Medienmenschen, aber auch Unterstützer aus der Wirtschaft wie Lipton's Tea mobilisierten, um eine breite Öffentlichkeit für das Problem zu schaffen.
Ihr aktuelles Album "The Jungle Book" (Exil/Indigo) haben sie der bedrohten Region gewidmet, ohne die Probleme inhaltlich konkret aufzugreifen. "Es widerstrebte uns schon immer, uns hinzustellen und zu sagen, die Welt ist schlecht", betont Uve.
"Wir haben versucht, diesen Bezug akustisch herzustellen: durch Naturgeräusche, das Wasser der Quellen, Brunnen, des Flusses und des Regens in der Monsunzeit." Zwischen den klanglich von Tablas, Sitar, Geige und den Gesängen Ramamanis beseelten Dancegrooves der Dissidenten sind diese Soundpictures auf subtilere Weise äußerst suggestiv, führen sie doch vor Ohren und Augen, was unwiederbringlich verlorengeht, sollten die Staustufen gebaut werden. "Oh, hear the call, good hunting all, that keep the jungle law", zitieren die Dissidenten Rudyard Kipling, den berühmten Autoren des Dschungelbuch, und erinnern an einst gültige Naturgesetze. Kein Wildwest in Far East! DETLEF KINSLER
Gina Livingston Im vergangenen Jahr dachte sie laut darüber nach, ob sie nicht doch ihre Zelte in Deutschland abbrechen solle. Denn so recht schaffte es niemand, ihre Karriere hier voranzutreiben. Ein Heimaturlaub im sonnigen Kalifornien sollte neue Kicks geben. In Sacramento, "einer alten Cowboystadt" (Gina), kam sie zunächst ein wenig zur Ruhe. Und in einem alten Blues-Club in San Francisco, in dem schon Jimi Hendrix und Janis Joplin einst aufgetreten sind, spielte sie mit einem 82jährigen Sänger und Spezi von John Lee Hooker zwei ihrer Lieder. "So was macht Mut und gibt einem das Gefühl, doch auf dem richtigen Weg zu sein", kam Gina mit neuen Energien zurück. Für ihren Auftritt mit neuer Band am Samstag, 27. Februar, im Sinkkasten verspricht sie eine noch bluesigere und souligere Performance. dk
HÖCHST. Erster Spatenstich fürs neue 17. Polizeirevier. Nach zehnjähriger Planungszeit stieß Staatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD) die Schippe in den verseuchten Boden, der das Projekt zuletzt nochmals verzögerte. In rund zweijähriger Bauzeit soll für etwa 11,3 Millionen Mark Hessens modernstes Polizei- Domizil entstehen. 300 000 Mark kostet allein die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) wird einen Teil des stark mit Kohlenwasserstoffen belasteten Bodens in Biebesheim verbrennen.
Selbst mit dem Ahornblatt-Rag von Scott Joplin konnte das Bläser-Quintett der Wiesbadener Polizei den Gästen nicht einheizen. Doch trotz klirrender Kälte war die Stimmung auf dem Grundstück Gebeschusstraße 8-10 keineswegs frostig. Selbst über die leidig lange Planungszeit fürs neue 17. Revier konnten jetzt alle Beteiligten lachen. Polizeipräsident Karlheinz Gemmer: "Zehn Jahre bis zum ersten Spatenstich - das ist aber nicht repräsentativ für die Einsatz-Zeit der Frankfurter Polizei."
In Vertretung des bei einem Autounfall verletzten Innenministers Herbert Günther (SPD) war sein Staatssekretär Christoph Kulenkampff zum Festakt in den Frankfurter Westen gekommen. Für das neue Polizei-Domizil sei es höchste Zeit, gestand Kulenkampff mit einem Blick auf die Planungs-Geschichte ein. 1983 begann die Grundstückssuche, vier Jahre später sollte der Bau eigentlich stehen. Doch die Pläne lagen erst 1988 vor. "Daß es insgesamt so lange gedauert hat, lag nicht nur an den anderen", sagte Kulenkampff und meinte die damals christdemokratische Landesregierung.
Mit einem Exkurs zur Geschichte des ersten Spatenstichs erheiterte der Leiter des Staatsbauamtes, Martin Strippel, die Gäste. "Schon in frühester Zeit vergruben die Bauleute Opfergaben, um die Mutter Erde zu versöhnen." Die allerdings ist in der Gebeschusstraße ganz schön "sauer" und steckt voller Kohlenwasserstoffe. Eine Altlast, deren Entsorgung den Planern eine Menge Kopfzerbrechen bereitete. Jetzt ist klar: Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) kümmert sich um den Aushub: Der größte und nur leicht verseuchte Teil des Bodens (1650 Tonnen) wird auf die Deponie Wicker verfrachtet, das stärker kontaminierte Erdreich (38 Tonnen) will die HIM ohne Zwischenlagerung in Biebesheim verbrennen.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bedauerte es, als Hausherr des Bolongaropalastes, in gut zwei Jahren "einen gerngesehenen Mieter" zu verlieren. Doch die Polizei gewinne in der Gebeschusstraße ein "modernes und transparentes Gebäude", das den Ansprüchen bürgernaher Polizeiarbeit gerecht werde.
Den Beamten war ihr Domizil im Palast seit Jahren längst zu eng. Umbauten ließ der Denkmalschutz nur begrenzt zu. Im Neubau kann sich die Polizei auf 500 Quadratmetern einrichten. Die Architekten haben unter anderem einen Fitneßraum, einen kleinen Unterrichtssaal für 50 Personen, ausreichend Vernehmungszimmer und eine bürgerfreundliche Wache entworfen.
Im Keller des Gebäudes, das auf nur 1600 Quadratmetern errichtet wird, gibt's eine Tiefgarage für 19 Wagen. Dort liegen auch die unentbehrlichen fünf "Gewahrsamszellen", in denen es die Ganoven trotz Neubau nicht viel komfortabler haben dürften. Den ersten Spatenstich feierten Staatssekretär, die Planer vom Staatsbauamt, Kommunalpolitiker und vor allem die Beamten und Beamtinnen im Leibniz-Gymnasium bei einer deftigen Erbsensuppe. tos
SACHSENHAUSEN. Ein Kontrastprogramm zu den klassischen Fastnachtssitzungen bot der der Majoretten- und Tanzsport-Club (MTC) Sachsenhausen im Oberräder Bürgertreff "Depot" im Rahmen seines "Klimbim"-Spektakels "in Hollywood".
Originell die Oscar-Verleihung an den "Filmstar" Willibald Theodoro (Theo Schramm). Der Geehrte und das "Huhn" Stephanie Schnorbuns führten durch das Geschehen mit Persiflagen auf Hollywoodgrößen und -figuren (wie Marilyn Monroe oder Balu, der Bär). Sehr schön auch die Sketche mit wechselnden "Schauspielern" des MTC. Oder die verrückte Show der "Dynamotion-Jünglinge" aus Heusenstamm und ein musikalischer Ohrenschmaus des Sängers Rick Huizen aus den Niederlanden.
Ein absoluter Höhepunkt war die beliebte "Tropicana Nightshow" des MTC. Regie bei der gelungenen Veranstaltung führte Sportwartin Edith Haidle. dixi
SCHWANHEIM. Beim Musikzug "Blau- Gold" in Schwanheim wurden zur "verrückten Übungsstunde" im hübsch geschmückten Vereinsheim in Alt-Schwanheim diesmal die närrischen Noten ausgepackt. "Jetzt geht's los . . .", rief der das Zepter schwingende Roland Weiselbaum und "prüfte" zunächst "ruckizucki" alle Stimmen, ehe er die (Puppen-)Purzels tanzen ließ.
Eine der weiblichen Mitglieder, Anja Krönung, hatte viele Einwände gegen die Männer, meinte aber versöhnlich, daß merr se ganz gut gebrauche könnt. Ein "ernstes Wort" wechselte der "Owwermächer" mit seiner Tochter Tanja Weiselbaum, die Midis und Maxis zeigten im Rhythmus der Marsch- und Polkamusik, aber auch im Showtanz nach anderen Titeln Bein und Können. Zur großen Stimmung "stachelte" Gabi Best, das Mädchen mit dem Gold in der Kehle, die Besucher an.
Zum Abschluß des Programms kam die "Sippe" des Musikzuges (zwölf junge und etwas ältere Damen) als "Schwanemer Hofsänger". Den weiteren Part des Abends übernahm Dirigent Frank Barth mit dem Musikzug. dixi
SACHSENHAUSEN. Zehn Minister und einen Ministerpräsidenten absetzen, wer kann das? Die Damen des Karnevalvereins "Die Schnaken" Sachsenhausen mit ihrer Präsidentin Gisela Kern. Sie ließen den Herren der Schöpfung keine Chance, an ihren Pöstchen "kleben" zu bleiben. Und das, obwohl das Herrenkomitee, mit dem langjährigen Präsidenten Peter Müller an der Spitze, bei der "Schnaken"-Galasitzung im ausverkauften Bürgerhaus Südbahnhof gute närrische Arbeit leistete.
Müller konnte unter anderem Gäste von den "Noelemakers" aus den Niederlanden begrüßen, unter ihnen den Großfürsten und Präsidenten des Rotterdamer Karnevalbundes, Peter Rietveld. Dann war das närrische Geschehen Blickfang mit dem Tanzmariechen Diana Zaja, der "Gangsterbraut" Silvia Kuoba, der kleinen Polkagarde, Torsten Zaja und Rudi Baumann ("En junge un en aale Narr") sowie einer Show der Damen ("Der Speck muß weg").
Elisabeth und Erich Lang blieb ein "Streitgespräch" vorbehalten, nach einer Polka der Maxigarde kam Heidi Brechtel als "Lissi, die Maus vom horizontalen Gewerbe" in die Bütt'. Treffliche "Cocktails" gegen allen Griesgram und schlechte Laune mixte im Anschluß an den "närrischen Putsch" das Damenkomitee.
Das gelang den Damen ausgezeichnet mit "Gagproduzenten" wie Karl Oertl, Willy May, Rudi Baumann, Carmen Abersfelder, Peter Müller, Rudi Baumann, Bernd Lutz und Peter Mathias. Tüchtig mitgeholfen haben Sandra Ottmüller und Daniela Vieth mit "Urlaubserlebnissen", das Tanzmariechen Monika Kern sowie die kleine Garde mit einem traumhaften Schmetterlingstanz und schließlich zwölf "Hexen" der großen Showtanzgarde. Mit einem neuen "Schnaken"-Lied begeisterten Thomas Wödy und Frank Woidich das Publikum im Bürgerhaus.
Bei den verdienten und engagierten Mitgliedern bedankten sich die Sachsenhäuser Schnaken mit einigen "feurigen" Sonderehrungen. So wurde Kellermeisterin Renate Müller mit der "Goldenen Flamme" ausgezeichnet, die "Silberne Flamme" erhielten Anna und Erika Zaja vom Damenelferrat. dixi
RÖDELHEIM. Zu einer Narrenhochburg gemausert hat sich in den letzten Tagen und Wochen die Turnhalle Rödelheim in der Alexanderstraße. Besucher erlebten dort sehr schöne närrische Sitzungen der "Goldenen Elf", des Karnevalvereins "Die Schnauzer" sowie des 1. Frankfurter Reitercorps "Dreizehner Husaren" (zusammen mehr als 1000 Gäste).
Sitzungspräsident und Protokoller Ralf Sommerlad führte durch den närrischen Bühnen- und Büttenreigen der "Schnauzer", den der Kronberger Fanfarenzug 1970 unter Leitung von Rolf Eickholt mit klingendem Spiel eröffnete. Allerliebst das von Annette Petry einstudierte Tänzchen der Kindergarde, schon eine Augenweide die gekonnte Darbietung des Tanzmariechens Veronika Schulz.
Tolle Stimmung verbreiteten spielend das "Herzblatt-Duo" (Klaus und Monika Kynast) und die "Schlippcher"-Sänger, Lachtränen flossen beim Auftritt der "Dollen" Corinna Orth und des Imitators Diether Dehm. In die Bütt gingen noch Susanne Hammerschmitt ("Frankforter Schlappmäulche"), Hans-Jürgen Siekmann als "Vorruheständler" und "es Kallsche" Peter Kurzhals. Als Sitzungskapelle hatte der Verein "The Haddocks" verpflichtet. Die Sitzung der Amazonen des 1. Frankfurter Reitercorps "Dreizehner Husaren" hatte große Höhepunkte schon in der ersten Hälfte des von Helga Hangen souverän gesteuerten Programms.
Mit ". . . uff aam Gaul" wagten den närrischen Ritt durch einen mehrstündigen Narrenspaß vor allem Corinna Orth und Karl Oertl in gekonnter Manier, die "junge Mutter" Gabi Schäfer, das "Sternchen" Natali Olah vom 1. Nieder Carneval-Club, Tanja Lepschy aus Karl Oertls Büttenrednerschule ("Urlaub in der Schweiz"), das "Emmentaler-Duo" des KTC Rotweiß (Buam- und Deandl'n-Tanz) und die (Bau-)männer von den "Schürhaken".
Mit dabei waren noch Monika Neumanns "Teddy's" (kleine Buben und Mädchen), die "Kunos" in Hochform, Aktive des KTC Rotweiß mit einem "Charly- Chaplin-Tanz" (und Polka) sowie das Reitercorps-Männerballett, das mit einer phantastischen Show den Schlußpunkt des gelungenen Abends setzte. Angesagt, aber nicht erschienen war das Frankfurter Prinzenpaar. Über die Sitzungen der "Goldenen Elf" haben wir berichtet. dixi
SACHSENHAUSEN. Aus Gründen der Saalnot und Preisentwicklung in Frankfurt wich der Sachsenhäuser Karnevalverein (SKV) 1980 mit seiner Prunksitzung in die Liederbachhalle vor die Tore der Stadt aus. Von Jubel, Trubel und Heiterkeit war die Veranstaltung.
Am närrischen Ruder: Sitzungspräsident Karl-Heinz Müller. Er fackelte nicht lange und schickte nach einem herzerfrischenden Polkatanz der "Purzels" zunächst den Nachwuchsvortragenden Marcus Rahner in die Bütt. Er behandelte das Thema "Guinnessbuch der Rekorde" von der witzigen Seite.
In großartiger Stimmung, die bis nach Mitternacht anhielt, "badeten" dann die Mitglieder der "Silberfunken-Garde" (Polkatanz), Sylvia Lüttich ("Schienenrutscher"), der "Staanemer Bembelsänger" Klaus Zäntsch, Rosi Lüttich und Marga Ebert ("Traatsch im Treppenhaus"). Außerdem die Tanzgarde Liederbach, der "Schläächtschwätzer" Ralf Sommerlad, "es Norbertsche" Norbert Roth, "es Karlsche" Peter Kurzhals, der "Swing-Expreß" und als Höhepunkt die "Node Chaote"-Guggemusiker aus Grenzach. dixi
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im jeweils vollbesetzten Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, die Herrensitzung Präsident Rainer Hollhorst. Für beide Veranstaltungen hatte der langjährige "Weiße Mützen"-Vorsitzende und Organisator Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des "Marktes der Narretei" verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit dem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Musikalshow, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser ("Ja, der Paul und sein Gaul . . ."), die "Spaßmacher-Company" (20-Minuten- Gesangsschau), weitere Büttenasse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus Recklinghausen. Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und die "Weiße Mützen", die Gesangssolistin Ria Hamilton verzauberte ihre Zuhörer mit Stimme und Stimmung. Beide sehr gut gelungene Veranstaltungen mit nur "kleinen Schönheitsfehlern" (etwa die "Bembelsänger Kokomios") wurden von der Kapelle "Les Rubis" begleitet. dixi
FRANKFURT A. M. "Die deutschen und ihre Ausländer - zur realexistierenden multikulturellen Gesellschaft" ist das Thema eines Diskussionsabends, zu dem die Grünen Bockenheim / Westend / Kuhwald einladen - am heutigen Donnerstag, 18. Februar, ab 20 Uhr, in den Clubraum 1 des Bockenheimer Bügertreffs, an der Schwälmer Straße 28.
Eingeladen sind Vertreter der Kommunalen Ausländervertretung und des Islamischen Kulturzentrums, ein Asylbewerber, eine Kubanerin und der Leiter des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit (Grüne). Reinhard Baigger, Grünen-Vertreter im Ortsbeirat 2, hat die Moderation. mb
Band-Ansagen sind eine große Hilfe. Man kann den Anrufenden mitteilen lassen, daß im Augenblick keiner zu sprechen ist. Andere leiern ihnen ins Ohr, was sie ohnehin schon wissen, daß sie nämlich weiterverbunden werden. Und ganz dienstfertige lassen wissen, daß der Ruf erhört wurde, aber gerade niemand ein Ohr frei hat: "Bitte warten . . ."
Eine feine Sache, weil man Leute, die etwas wollen, auf Distanz halten kann, ohne sie endgültig zu vergraulen. Jetzt wird verstärkt eine andere Variante eingespielt. Zu merken daran, daß bei Ihnen das Telefon klingelt. Und wenn Sie abheben, säuselt Ihnen eine Automatenstimme ins Ohr: "Bitte warten . . ." Anders ausgedrückt: Da möchte jemand mit Ihnen reden, hält es aber nicht für nötig, höchstpersönlich am Apparat auszuhalten, bis Sie sich melden. Im Gegenteil, Sie sollen gefälligst warten, bis der Anrufer geruht, das Wort an Sie zu richten.
Manchmal ist Technik einfach unverschämt. Beziehungsweise sie gibt ungeschminkt wieder, was das Gegenüber von Ihnen und Ihrer Zeit hält. Nämlich nichts. Ihre Bastienne
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rödermark. Jazz-Kabarett: Ars Vitalis, 20.30 Uhr, Halle Urberach. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: geschlossen.
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 h). Fasching / Karneval Offenbach. OKV-Prinzenempfang für ältere Mitbürger, 10.30 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.
Kids-Faschingsdisco, 14.14 Uhr, Juz Lauterborn.
OHC-Kinderkostümfest, 15 Uhr; Jugenddisco, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
OTC: Pyjama-Ball, 19.11 Uhr, OTC- Gaststätte, Helene-Mayer-Straße 4.
Wiking-Elfer: Südseezauber, 20 Uhr, Wiking-Bootshaus, Nordring 131.
Mühlheim. Rosenmontagszug durch die Innenstadt, Start 14.11 Uhr.
Dietzenbach. AGV-Rosenmontagsball, 19 Uhr, TG-Halle-Wingertsberg.
Gesangverein Sängerkreuz: Rosenmontagsball, 19 Uhr, in der Linde.
Seligenstadt. Rosenmontagszug durch die Straße, ab 13.59 Uhr; Rosenmontagsball, 19.11 Uhr, im Riesen. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Frauenzentrum, Kaiserstr. 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Herrnstr. 16, 13-19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: 8 bis 12.30 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Guttempler: Beratung und Gesprächstreff, 20 bis 22 Uhr, Limesstr. 4, Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Wo der Aufschwung von den Jecken gemacht wird In der ostsächsischen Kleinstadt Wittichenau herrscht Vollbeschäftigung, und auch sonst ist alles ganz anders
Wittichenau ist anders. Wittichenau, mitten in der Krisenregion Ostsachsen gelegen, ist ein Phänomen: Die Arbeitslosigkeit beträgt dort knapp drei statt der Von Bernhard Honnigfort (Wittichenau) ringsum üblichen 15,5 Prozent. Nur zehn Bürger sind in AB-Maßnahmen beschäftigt. Die Wittichenauer müssen nicht ewig lang auf ein Telefon warten: Wer eins haben will, hat spätestens am Jahresende einen Anschluß. In Wittichenau reden die Kommunalpolitiker nicht über Pläne zum Bau einer modernen Kläranlage: Die ist nämlich schon seit April 1992 in Betrieb. Ein Drittel der Haushalte ist bereits an das neue Kanalnetz angeschlossen. Die Wittichenauer haben nicht wie viele Städte einen Acker vor der Haustür mit einem Schild darauf: "Hier plant die Stadt einen Gewerbepark". Wittichenau hatte als erste Stadt in Ostsachsen einen 40 Hektar großen Park mit allem, was Investoren wünschen: ordentlichen Straßen, Telefonkabeln, Strom, Gas- und Abwasserkanalisation. Alles da. Sogar Bürgersteige, rot gepflasterte Radwege und vor allem: schon zwei Betriebe mit über 100 Arbeitsplätzen. Sieben Firmen sollen in diesem Jahr dazukommen.
Wie gesagt, Kanzler Kohl hätte seine helle Freude an dem Städtchen, das so gar nicht in die ostsächsische Tristesse passen will. Die meisten Häuser sind renoviert, bunt gestrichen, und ein Großteil der Straßen kommt ohne Schlaglöcher aus. Um den Marktplatz herum, auf dem noch emsig gebuddelt wird, drängen sich kleine Geschäfte und Kneipen. An allen Ecken und Enden gucken Telefonstrippen aus der Erde. Als der Kanzler vor drei Jahren von "blühenden Landschaften" in Ostdeutschland sprach, müssen die Wittichenauer seine Vision als Arbeitsanweisung verstanden haben: In der alten Viehhändlerstadt sind danach Handel und Gewerbe ausgebrochen.
Wittichenau war schon immer anders als all die anderen Städtchen - und darin dürfte auch der Grund für seinen Erfolg liegen. "Eine kleine Schicksalsgemeinschaft", nennt Peter Schowtka, der CDU-Bürgermeister, seine kleine Stadt. Sie ist erzkatholisch - und das im protestantischen Sachsen. Die Stadt ist stockkonservativ: Bei den ersten Kommunalwahlen nach der Wende kamen CDU und DSU auf 90 Prozent der Stimmen, die PDS trat gar nicht erst an. Auch zu DDR- Zeiten hatten es die SED-Genossen schwer mit dem dickköpfigen Völkchen. Die Bürgermeister mußten immer aus Hoyerswerda geschickt werden, weil sich Wittichenauer nicht aufstellen ließen. Die Jugendorganisation FDJ bekam kein Bein auf den Boden, Jugendweihen gab es nicht. Die SED hatte, anders als in der "sozialistischen Wohnstadt Hoyerswerda", in Wittichenau nie mehr als 40 Mitglieder. Der größte Umzug in der Stadt war immer die Fronleichnamsprozession. 4000 Leute nahmen daran teil, was die auswärtigen Genossen stets ärgerte, denn zum 1.-Mai-Umzug schickten die Wittichenauer nur ihre Kinder. Fahnen hingen am Tag der Arbeit nie an den Häusern. "Die Wittichenauer", erzählt Bürgermeister Schowtka, "hatten mit der SED nichts am Hut." Richtigen Widerstand hätten sie aber auch nicht geleistet, man möge ihn da nicht mißverstehen. "Wir haben einfach nicht mitgemacht."
Die Leute engagierten sich im 287 Jahre alten Karnevalsverein, der zur heimlichen Opposition im Städtchen wurde. Der Karnevalsverein war etwas Besonderes: SED-Mitglieder kamen nicht rein. Anders als in der übrigen DDR war Wittichenaus Karnevalsverein immer selbständig und nicht LPGs oder Betrieben zugeordnet. Wegen ihrer frechen Büttenreden hatten die Wittichenauer auch öfters Ärger mit der SED-Kreisleitung: "Vier Karten mußten wir immer an die Stasi abgeben. Die saßen dann bei den Sitzungen und machten Tonbandaufnahmen", erzählt Bürgermeister Schowtka, selbst jahrelang Karnevalist. Die vier Karnevalssitzungen im Jahr gingen immer ohne Generalprobe über die Bühne - man wollte der Stasi keine Handhabe geben, vorher einzugreifen. Zwar überprüfte das Ministerium für Staatssicherheit vorher die Motive und Sprüche auf den Wagen für den Rosenmontagsumzug, doch weit kamen die Kontrolleure nie: "Die haben wir immer abgefüllt. Am dritten Wagen konnte keiner mehr die Losung entziffern."
Der Karnevalsverein, in dem die klugen Köpfe ihre Nische gefunden hatten, wurde zur Keimzelle für den Erfolg des Städtchens nach der Wende. Die Jecken nahmen das Heft in die Hand: Die Herbst-Demos 1989 in Wittichenau - sie waren von Karnevalisten organisiert. Der heutige Bürgermeister, Baudezernent, Hauptamtsleiter, Kulturamtsleiter, der stellvertretende Baudezernent - alles Karnevalisten. Zwei Wittichenauer Narren sitzen im sächsischen Landtag, ein Büttenredner schaffte es bis in den Bundestag. "Wir hatten doch vor der Wende schon Pläne in der Schublade, was wir machen wollten, wenn es mit der DDR aus ist", erzählt Bürgermeister Schowtka. "Der Karnevalsverein war die heimliche Schattenregierung."
Die Jecken im Rathaus gingen klug ans Werk: In anderen Städten floß das erste Fördergeld aus dem Westen oft in den Rathausumbau, die regierenden Karnevalisten hingegen bauten mit Hilfe der Partnerstadt Bad Honnef als erstes eine Kläranlage. "Wir haben uns damals gesagt, wenn wir keine ordentliche Infrastruktur schaffen, kommt kein Investor", erzählt Schowtka. Er sollte recht behalten. Heute drängen die umliegenden Orte danach, auch ans Kanalnetz angeschlossen zu werden. Das Tempo, das die Wittichenauer vorlegten, war flott: Im Januar 1991 feierten sie auf ihrer vollbiologischen Anlage Richtfest. Umweltminister Klaus Töpfer kam und hielt nicht nur bei dieser Gelegenheit eine Rede - später tauchte er sogar in der Bütt auf und versprach, jedes Jahr wiederzukommen oder zwei Fässer Bier zu spendieren.
Die eigenartige Stadtregierung kam aber auch noch auf andere Gedanken: Am Ort führte eine große Gaspipeline vorbei, was den Kappenbruder Schowtka auf die Idee brachte: "Laßt uns die anzapfen. Gas ist saubere Energie und stinkt nicht wie Braunkohle." Wittichenau verhandelte mit dem Betreiber, bekam seinen Anschluß - und nicht nur den: Die Stadt gründete eine Gesellschaft, verlegte die Gasrohre und organisierte den Vertrieb. Der Erfolg ist so groß, daß sich heute Kommunen im Umkreis von mehreren Kilometern anschließen lassen wollen. Und weil die Wittichenauer praktische Leute sind, drängten sie die Telekom, gleich neben die neuen Gas- und Abwasserrohre ihre Telefonkabel zu legen. Und die Telekom machte mit, um Kosten für Erdarbeiten zu sparen.
Natürlich hat der kleine Aufschwung auch seinen Preis: Die Stadt ist mit 3000 Mark pro Kopf sechsmal so hoch verschuldet wie das benachbarte Hoyerswerda. "Aber da tut sich ja auch nichts", meint der Bürgermeister. Die im Vergleich zu westdeutschen Städten noch geringen Schulden werde man über Gewerbesteuern schon wieder los. Auch der Streß hat seinen Preis: Der Bürgermeister, gerade 48 Jahre alt, hatte im vergangenen Jahr seinen ersten Schlaganfall.
Wer wissen will, warum in Wittichenau alles so anders ist und sich der Aufschwung Ost gerade in seinem Mikrokosmos abspielt, sollte sich auch einmal mit dem ehemaligen Braunkohlearbeiter Andreas Kisch unterhalten. Der 33jährige Büttenredenschreiber (Spitzname: Egon Erwin) besitzt ein großes Haus am Marktplatz, das er nach der Wende eigentlich in einen Autosalon umbauen wollte. Als er dann aber auf dem Berliner Großmarkt sah, daß sich mit Obst auch gutes Geld machen läßt, baute er sich einen Früchte- und Gemüseladen ins Haus. Aber das ist auch schon lange her: Heute beschäftigt Kisch neun Mitarbeiter und hat zwei Filialen in Nachbarorten.
Die Konkurrenz eines Supermarktes muß er nicht fürchten: Die sind auf dem Gelände der Stadt nicht gestattet. Und weil sein Laden am Marktplatz aus allen Nähten platzt, baut Kisch wieder um. In einen Raum kommt bis zum Aschermittwoch eine provisorische Sektbar: Mit der will er beim Rosenmontagszug ein paar Mark dazuverdienen, schließlich zahlen sich seine Kredite nicht von selbst ab.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). - Fantasia: Stalingrad (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Keine Vorstellung.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Bodyguard (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (20 Uhr). - Bambi: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Laurel & Hardy - Die Kunst der Zerstörung (21.45 Uhr). Fasching / Karneval Neu-Isenburg. Zouk Koneckchen Band und Karibik-Party, ab 16 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße 50.
Lumpenmontagsball und Operette: Im weißen Rößl, 19 Uhr, Hugenottenhalle.
Dreieich. Rosenmontagstreiben der Karnevalsvereine, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Mörfelden-Walldorf. CVM-Die Sandhasen Mörfelden: Kinder-Maskenball, 13.11 Uhr; Rosenmontagsparty, 20.11 Uhr, im Bürgerhaus.
Rüsselsheim. Non-Stop-Party mit la grande surprise, 21 Uhr, das Rind, Mainstraße. Kelsterbach. Freiwillige Feuerwehr: Kinder-Maskenball, 14.11 Uhr, Mehrzweckhalle Nord.
Trebur. Oldies forever mit der Welkebach-Group, 20.11 Uhr, Eigenheim. Parteien / Parlamente Kelsterbach. Bau- und Planungsausschuß, 18 Uhr, Rathaus. Verschiedenes Kelsterbach. Montagstreff der katholischen Frauen, 19.30 Uhr, Gemeindezentrum Gerauer Straße. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. AWO, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75-79: 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Telefon 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36: 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Langen. AWO, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 05 / 7 60 74.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete, 19.30 Uhr, im alten Schloß, Tel. 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Pro Familia, Lahnstr. 30: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 /5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Dietzenbach. Kommunales Kino im Bürgerhaus: Wie der Vater so der Sohn (20 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Sneakers - Die Lautlosen (15, 20.15 Uhr). - Fantasia: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Stalingrad (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr); Sneak Preview (23 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. Ranzengarde Bürgel: Große Kappenfahrt durch Bürgel, ab 14.30 Uhr.
OKV-Kinderfasching, 14.30 Uhr, Stadthalle. Kolping-Elfer: Kehraus, 19 Uhr, Kolpinghaus, Luisenstraße 53.
Wiking-Elfer: Südseezauber-Kehraus, 20 Uhr, Bootshaus am Nordring 131.
Babenhausen. Fastnachtsumzug durch die Straßen, ab 13.11 Uhr.
Dieburg. Fastnachtsumzug, ab 13.33 Uhr, durch die Innenstadt.
Hofball der Tollitäten, 19.11 Uhr, Mensa der Fachhochschule.
Dietzenbach. GGTC-Faschingstanz, 19 Uhr, Bürgerhaus.
Dreieich. Kehraus der Sprendlinger Karnevalsvereine, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Lumpenball des MVO, 20 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.
Egelsbach. Umzug durch den alten Ortskern, 14.11 Uhr, ab Berliner Platz.
Langen. LKG-Kindermaskenball, ab 14.11 Uhr, Stadthalle.
Neu-Isenburg. Faschingsnachmittag mit dem Frohen Freitag, 15.30 Uhr, Bansamühle, Bansastraße.
Fasching-Kehrausball, 19.31 Uhr, Bürgerhaus Zeppelinheim.
Rodgau. Fastnachtsumzug durch Jügesheim, ab 14 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Berliner Str. 118: Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach, Frankfurter Str. 48: 16 bis 20 Uhr, Tel. 88 36 88.
Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Energieberatung, 15 bis 18 Uhr, Rathaus. Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund: 9-12, 15-17 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 17 Uhr Beratung, ambulante Dienste, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Caritas-Lebensberatung, Taunusstr. 47: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 8 11 56.
Langen. AWO: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr; Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Sprechtag der LVA-Hessen, 8.30 bis 12 Uhr, Rathaus.
Neu-Isenburg. AWO, Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke": 9 bis 12 Uhr; Tel. 06102 / 31660.
Mutter-/Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Laurel & Hardy - Blockheads (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (20 Uhr). - Bambi: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Laurel & Hardy - Die Kunst der Zerstörung (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustabsburg. Burg-Lichtspiele: The Rocky Horror Picture Show (20 Uhr). Fasching / Karneval Mörfelden-Walldorf. Die Sandhasen- Mörfelden: Kinder-Maskenball, 13.11 Uhr, Bürgerhaus.
Die Buschspatzen: Kinder-Maskenball, 14.11 Uhr; Lumpenball, 20.11 Uhr, Stadthalle. Eghalanda Gmoi: Gmoi Fasching, 19.11 Uhr, Gemeindezentrum Walldorf.
SKV-Mörfelden: Lumpenball, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Groß-Gerau. Teutonia-Kindermaskenball, 14.11 Uhr, im Römer.
Feuerwehr Dornheim: Lumpenball, 20.11 Uhr, Altes Brauhaus.
Rüsselsheim. RCV-Kindermaskenball, 14 Uhr, Stadthalle.
Oldies-live: Welkebach-Group, 20.11 Uhr, Jahn-Stuben.
Red Nose in Longnosehome, 22 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Kelsterbach. Freiwillige Feuerwehr: Kinder-Maskenball, 14.11 Uhr, Mehrzweckhalle Süd.
Riedstadt. TV-Kinderfasching, 14 Uhr, TV-Halle.
SV-Kindermaskenball, 14 Uhr, Volkshaus Crumstadt.
Büttelborn. TV-Lumpenball, 20.11 Uhr, in der Turnhalle.
BCA-Lumpenball, 20.11 Uhr, Volkshaus. Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag im Museum, 15.15 Uhr, in der Festung. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Die neue Zeit und ihre Folgen, Alltag-Politik-Personen, 1869-1956, geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr, bis 30. März.
Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.
Bertha-von-Suttner-Schule: Dauerausstellung - Bertha-von-Suttner, zu den bekannten Öffnungszeiten.
Rüsselsheim. Stadttheater-Foyer: Batikarbeiten von Rosemarie Müller und handgeformete Tonobjekte von Ursula Bethke, zu den Stadttheater-Öffnungszeiten, bis Ende Februar.
Stadtbücherei, Am Treff 5: Sport und Ökologie (Ausstellung des Jugendbildungswerkes), zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 25. Februar.
Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Umweltamt: Tierschutz im Garten, zu den bekannten Öffnungszeiten.
Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: Sprechstunden 9 bis 12 Uhr.
Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.
Rüsselsheim. Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 42 / 56 15 53.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Dreieich. Vorlese-Wettbewerb, 15 Uhr, Stadtbücherei Sprendlingen.
Vorlesestunde: Das Honigdorf, 15 Uhr, Stadtbücherei Götzenhain.
Heringsball mit der Barrelhouse-Jazzband, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Rödermark. Romantische Balladen mit Thomas Lippert und Peter Schmalfuss, 20 Uhr, Rothaha-Saal. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak-Preview (22.45 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). - Fantasia: Stalingrad (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Bodyguard (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15). Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Gudrun Schaich-Walch zum Thema Gesundheitsreform, 19.30 Uhr, Bücherturm der Stadtbücherei, Herrnstraße. Parteien / Parlamente Offenbach. Ausschuß für Kultur und Bildung, 17.30 Uhr, Rathaus.
SPD-Heringsessen, 19.30 Uhr, Restaurant Zum Parlament.
CDU: Politischer Aschermittwoch, 20 Uhr, Mariensaal, Krafftstraße 21.
Dreieich. Treffen der CDU-Senioren, 19 Uhr, Gaststätte Alt-Sprendlingen.
Heusenstamm. Treffen der Jusos, 20 Uhr, Rathaus.
Langen. FWG-NEV: Meckerschoppen, 20 Uhr, Franke-Stubb, Obergasse 27.
Rodgau. SPD-Heringsessen, 18 Uhr, TGM-Jügesheim.
Rödermark. SPD: Politischer Aschermittwoch, 18.30 Uhr, Halle Urberach. Verschiedenes Dietzenbach. Café und Bibliothek, 15 Uhr, Seniorenzentrum Steinberg.
Dreieich. Heringsessen in der Begegnungsstätte Zeppelinstr. 15 a, 14.30 Uhr.
Neu-Isenburg. Seniorenprogramm: Heringsessen, 14.30 Uhr, Haus Dr. Bäck. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratungsstelle Wildhof, Herrnstraße 16: 14 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Beratungsstelle Wildhof: 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36, Tel. 6 49 47.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Awo: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Kronengasse, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße. Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Beratungsstelle "Die Brücke", Dockendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Bodyguard (17 Uhr); Laurel & Hardy - Blockheads (OmU, 20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15 Uhr); Filmforum: Hamlet (17, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Laurel & Hardy - Die Kunst der Zerstörung (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Ev. Frauenhilfe Walldorf: Gesunde Ernährung im Alter, Gemeindezentrum Ludwigstraße. Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. SPD: Politischer Aschermittwoch, 19 Uhr, Goldener Apfel.
CDA-CDU: Politischer Aschermittwoch, 20 Uhr, Stadthalle Walldorf.
Kelsterbach. CDU: Politischer Aschermittwoch, 20 Uhr, Geschäftsstelle, Schloßstraße.Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Die Sandhasen: Heringsessen, 20.11 Uhr, Bürgerhaus.
Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kelsterbach. Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Karl-Krolopper-Schule, Friedensstraße 2.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
GALLUS. Frankfurts Tollitäten hatten sich bei der Sitzung der "Sterntaler" im ausverkauften Gemeindesaal Maria Hilf verspätet, haben aber die Einladung der Präsidentin Erika Nehrkorn zur närrischen Party nach dem Programm gerne angenommen.
Insgesamt hatte der noch relativ junge Verein ein gefälliges Angebot mit Büttenspaß sowie mit Playback-Jux (Uschi Schwing und Thomas Fresch), Paar-, Mariechen-, Garde- und Schautänzen. Erika Nehrkorn und Michaela Sander erheiterten die Besucher mit einem Zwiegespräch ("Erich und das Heideblümlein").
Heike Schönmeier berichtete von Erlebnissen aus der Sicht eines "Sozialhilfeempfängers" und bei "Hallo, Willi, hallo, Freunde" ging die Post sor richtig närrisch ab, "schraubte" Schiers ihrn Willi das Stimmungsbarometer bis zum Siedepunkt.
Einen großartigen Ägyptertanz zeigten die "Lollipops" der "Sterntaler" mit Daniela und Uschi Schwing, Thomas Fresch, Karin Perkmann, Karla Rummele, Bruno Erjawez und Erika Nehrkorn. Den Schautanz "Dschungelbuch" bestritten Dany Erjawez, Martina Kahlen, Melanie Müller, Nicole Sanders (sie brillierte noch mit ihrem Mariechentanz), Karin Perkmann, Katharina und Helena Iwanesewicz, Gaby Polesi, Stefan Meidt und Suzanna Martiness-Pereira. dixi
BAD HOMBURG. Beim Samstagnachmittag-Konzert in der Christuskirche an der Stettiner Straße spielen am 27. Februar, 17 Uhr, Christoph Lamprecht (Violoncello) und Petra Kämpfer (Klavier) Werke von Bach, Schubert, Schumann und Britten.
Bei der Orgelvesper in der Erlöserkirche am Samstag, 27. Februar, 17 Uhr, spielt Hayko Siemens an der neuen Bachorgel Musik von Felix Mendelssohn- Bartholdy, Joseph Haydn und Johann-Sebastian Bach.
OBERURSEL. Zu einem Konzert mit Trios und Sonaten von Ludwig van Beethoven lädt der Kulturkreis für Sonntag, 28. Februar, 11 Uhr, in die Stadthalle ein. Es spielen Paul Hartwein (Violine), Franz Vorraber (Klavier) und Peter Wolf (Violoncello). Auf dem Programm stehen unter anderem die Sonate D-Dur op. 102 für Violoncello und Klavier und die als Frühlingssonate bekannte Sonate F-Dur op. 24 für Klavier und Violine. Die Künstler führen die Zuhörer jeweils kurz in die Werke ein.
Karten sind im Vorverkauf beim OK- Service, Kumeliusstraße 8, und an der Tageskasse erhältlich.
Das selten aufgeführte Werk "Stabat mater", mit dem Joseph Haydn seinen eurpoaweiten Ruhm als Verfasser anspruchsvoller Kirchenmusik begründete, führt die Evangelische Kantorei Oberursel am Sonntag, 14. März, auf. Beginn ist um 17 Uhr in der Christuskirche.
Die Solisten sind Susamme Rydén (Sporan), Lily Seebach (Alt), Axel Hoffmann (Tenor) und Patrick Simper (Baß). Das Orchester besteht aus Studierenden und Absolventen der Frankfurter Musikhochschule.
KRONBERG / WEHRHEIM. Das holländische Ensemble "Ecco Resort" führt am Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, in der evangelischen Kirche Oberhöchstadt die Matthäus-Passion von Johann Theile auf und eröffnet mit dem gleiche Werk am Sonntag, 28. Februar, um 17 Uhr in der evangelischen Kirche in Wehrheim die diesjährige Konzertreihe.
Theile lebte von 1646 bis 1724; er steht in der lutherischen Tradition von Komponisten, die den Passionsbericht des Evangelisten vertonten. Die Matthäus- Passion, zu der ihn die Passionen seiner Lehrer Thomas Selle und Heinrich Schütz inspirierten, gilt als sein wichtigstes Werk. Musikgeschichtlich verbindet es zwei Epochen: die Zeit der reinen A- Capella-Versionen, als Instrumente in der Woche vor Ostern noch verboten waren, und dem spätbarocken Stil Johann Sebastian Bachs mit seiner reichen Instrumentation sowie kunstvollen Arien und Chorälen.
Das Ecco-Consort (der Name leitet sich vom "Echo" ab) besteht aus Gesangssolisten, Chor und Instrumenten wie Barockgeige, Renaissanceblockflöte, Viola da Gamba und Cembalo. Der Erlös des Konzertes kommt der Arbeit des niederländischen "Open-Hof"-Vereins zugute; dabei handelt es sich um eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft, die sich der Musiktherapie widmet.
Beim Kammermusikabend des Kulturkreises spielen am Samstag, 27. Februar, 20 Uhr, im Saal des Altkönigstiftes in Oberhöchstadt Caroline Dechant (Violoncello) und Traute Dechant-Murtfeld (Klavier). Auf dem Programm steht Musik von Beethoven, Schostakowitsch, Clara Schumann und César Franck.
USINGEN. In der Reihe "Preisträger des Deutschen Musikrats musizieren" spielt in einer Veranstaltung des Kulturkreises am Sonntag, 7. März, der Pianist Martin Zehn. Das Konzert beginnt um 20 Uhr in der Aula der Christian-Wirth- Schule. Auf dem Programm steht Musik von Bach, Strawinsky, Beethoven und Brahms.
HAUSEN. Den gemeinsamen Markt mit all seinen Vor- und Nachteilen nahmen die Karnevalisten der katholischen St.-Anna-Gemeinde beim humoristischen Kreppelnachmittag für die Älteren im Gemeindesaal karnevalistisch aufs Korn. Mit tänzerischem Schwung hatten die "europäischen Marktweiber" vom Seniorenkreis der Gemeinde den bunten Reigen eröffnet.
Mit scharfen Formulierungen nahm Alt-Ortsvorsteher Alfred Möhnig als "Protokoller" die politische Landschaft ins Visier. Die Positionen der Lehrer von heute und der kuschenden Schüler von früher verdeutlichte Jürgen Schäfer mit seinem zehnjährigen Sohn Dominik, der mit seinem Lehrerbild ("als Lehrer wird man geboren, erbt, macht Ferien und stirbt") die Lacher auf seiner Seite hatte.
Als fröhliche Zecher am Stammtisch hatten Franz Schirmer und Theo Büttner einfache Lösungen für die schwierigen weltpolitischen Probleme parat. Zu den Nöten eines 50jährigen meinte Volker Steinmetz: "Man braucht für alles sehr viel Zeit."
Aufgelockert wurde der kurzweilige Nachmittag mit tänzerischen Vorführungen der Garde vom Närrischen Komitee von Sankt Antonius aus dem Westend. Mit viel Witz führte Gerhard Schiesser durchs Programm, und für die musikalische Untermalung sorgte Gerhard Neugebauer mit seinem Akkordeon. Den "absoluten Höhepunkt" schließlich setzte das Männerballett mit dem Holzschuhtanz aus Zar und Zimmermann, den Silvia Steinjan in mühevoller Arbeit, aber gekonnt einstudiert hatte.
Der Reinerlös des Kreppelnachmittags kommt den Notleidenden des früheren Jugoslawien zugute. Der Fastnachtsnachmittag ist eigentlich eine Wiederholung der großen Prunk- und Galasitzung vom Wochenende zuvor für die älteren Gemeindemitglieder, die am Abend nicht mehr ausgehen wollen.
Da war das Programm noch etwas länger, zum Tanz bis in die frühen Morgenstunden spielte das Kreuzer-Quartett; an der dicht umlagerten Sektbar wurden bereits Pläne für die kommende Kampagne geschmiedet. rw
WESTHAUSEN. Karnevalistisch verrückt gab sich der Westhausener Kulturkreis unter dem Motto "Berjerquatsch im Berjertreff" in der Kollwitzstraße. Ein buntes Programm, bei dem sich der Kulturkreis selbst, aber auch die großen Fremden- und Prunksitzungen auf die närrische Schippe nahm, gemischt aus Büttenreden, Tanzeinlagen und viel Musik der Einmannkapelle Flic-Flac, hatten die Organisatoren zusammengestellt, und schon mit den ersten musikalischen Klängen bevölkerten tanzfreudige Pärchen das Parkett.
Den Büttenzauber eröffnete ein Wichtigtuer, der behauptete, daß "ohne ihn überhaupt nichts geht". Dabei verhohnepiepelte sich AW-Vorsitzender Werner Zimmermann selbst. Linksliegen ließ diesmal Ortsbeiratsmitglied Herbert Müller die Stadtteilpolitik bei seinen Blödeleien mit Karl-Heinz Hampel.
Völlig daneben lag Rudi Wagner, der mit Marina Bovenschen durch den närrischen Abend führte, als er Brigitte Bitzer als "Männerfreundin" ansagte. Sie entpuppte sich als Männerfeindin erster Güte und meinte, daß ohne die Männer die Welt viel besser wäre. Das aber nahm ihr das (männliche) Publikum nicht ab.
Zweideutig und mit viel Phantasie berichtete Erika Müller von einer Gartenparty. Und das Ganze lockerten die "grauen Mäuschen" unter der Leitung von Monika Altvater mit Twist- und Rock 'n' Roll-Tänzen auf. Viel Beifall erhielt Wilma Flic, die gesanglich von den Plagen einer Hausfrau berichtete und anschließend mit erotischen Songs das närrische Publikum begeisterte.
An der Sektbar hatte die Stadtverordnete Elke Sautner alle Hände voll zu tun, um die tanzmüden Paare mit dem prikkelnden Getränk wieder fitzumachen. rw
FRANKFURT-WEST. "Das werde ich mir mal notieren." Zum zehnten Mal nimmt Sozialdezernent Martin Berg (SPD) seinen Stift in die Hand. Wahlkampf beim SPD-Ortsverein Bahnhof/Gutleut. Motto des Abends: Bürger fragen, Politiker schreiben auf - die "interessanten Fragen", die nicht diskutiert werden, die unbeantwortet bleiben.
"Problem notiert": Im Gutleut fehlt ein Supermarkt. "Problem notiert": An den Bushaltestellen beim Hauptbahnhof gibt es keine Überdachung. "Wir brauchen ein neues Jugendzentrum. Das in der Gutleutstraße ist dauernd zu, oder es ist Frauentag." Auch dieses Anliegen einiger Jugendlicher steht jetzt im Block des Stadtrats.
Die Jungen gehen mit strahlenden Gesichtern auf die Straße zurück. Im Saal haken nur wenige nach. Und wenn, ohne großen Erfolg: "Das möchte ich nicht sagen, die Presse hört mit", ist Bergs Auskunft darüber, welche sozialen Einrichtungen er für das neue Stadtviertel Westhafen im Magistrat fordere.
"Wir müssen mehr auf die Leute zugehen, ganz konkrete Fragen aus dem Stadtteil ansprechen", hatte kurz zuvor der stellvertretende Vorsitzende des Ortsvereins, Gregor Amann, im kleinen Kreis gesagt. Das war, als die Diskussionsrunde schon zehn Minuten laufen sollte - und als Amann und Berg überlegten, ob sie den Abend nicht besser absagen sollten: Gerade ein Dutzend Bürger war in das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer gekommen.
Bevor die "lokalen Belange und Probleme des Gutleutviertels" - sie sollten laut Ankündigung im Mittelpunkt stehen - zu Protokoll gegeben werden durften, hielt Berg ein gut halbstündiges Referat. Gleich zu Beginn stellte er dabei klar: Mit den "Details aus dem Stadtteil" werde er sich nicht aufhalten. Dafür lernten die Zuhörer die Vorzüge einer rot-grünen Stadtregierung und die Gemeinheiten der Bonner Koalition kennen.
Es sei eben ein "schwieriges Viertel", erklärte sich Amann, warum so wenig Menschen zu der Wahlkampf- Aktion kamen. Berg vermutete, die Bundesregierung habe dafür gesorgt, daß die Bürger von der Kommunalpolitik wenig hielten. Und außerdem: Zu Hause bliebe auch, wer mit der lokalen Politik zufrieden sei. bay
UNTERLIEDERBACH. Von ihrem "Genossen Jörg Jordan" verlangen die Unterliederbacher Sozialdemokraten "nicht nur grünes Denken, sondern auch rotes Handeln". Der Minister für Landesentwicklung, vermutet der Ortsverband in einer Resolution, hege Vorurteile gegen ein neues Gewerbegebiet südwestlich der Höchster Straße, "ohne entsprechende Kenntnis der ökologischen Fakten". Die Unterliederbacher Sozialdemokraten fordern Jordan deshalb auf, das 31 Hektar große Areal "objektiv untersuchen zu lassen".
Jordan hatte sich wiederholt dagegen ausgesprochen, das im Raumordnungsplan als Grünzug ausgewiesene Gelände umzuwidmen. Grund: Vom Taunus strömem hier Hang-Abwinde nach Frankfurt und sorgen in den ohnehin stark belasteten westlichen Stadtteilen für Frischluft.
Ungeachtet dessen tritt die Unterliederbacher SPD für eine "umweltverträgliche" Gewerbeansiedlung nördlich der A 66 ein. Sie halten es mit Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der am Freitag ein Gutachten vorstellte.
Wie berichtet, hält Wentz das Gewerbegebiet unter bestimmten Voraussetzungen für "sehr gut vertretbar". So habe der TÜV Südwest in Freiburg empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost zu bauen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude geplant werden.
In Unterliederbach gebe es viele soziale Probleme, schreiben die Unterliederbacher Sozialdemokraten in ihrem Papier. "Wir verlangen im Interesse der Bewohner, daß nicht nur Dienstleistungs- und industrielle Arbeitsplätze gesichert werden, sondern auch solche im gewerblichen Bereich."
Das künftige Gewerbegebiet Sossenheim zeige, wie lange es dauere, bis erste Arbeitsplätze geschaffen seien. Die Auflagen dort machten aber auch deutlich, daß durch Höhe und Abstand der Gebäude sowie Begrünung der Bauten Ökonomie und Ökologie vereinbar seien. tos
Der Kampf um das alte BfG-Hochhaus am Theaterplatz spitzt sich zu. Bank- Sprecher Hans Dettmar bestätigte jetzt, daß die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) beim Amtsgericht Frankfurt die Zwangsversteigerung des 148 Meter hohen Büroturmes beantragt hat. Als möglichen Termin nannte Dettmar "Mitte der zweiten Hälfte des Jahres". Das 1977 bezogene Gebäude war 1988 durch die schwedische "Coronado"-Immobiliengruppe für angeblich 630 Millionen Mark von der BfG erworben worden.
Nach Angaben des Wirtschafts-Informationsdienstes "platow-brief" zahlte die schwedische Gruppe aber zuletzt die Zinsen auf BfG-Kredite nicht mehr. Die BfG versucht deshalb, mittels Zwangsversteigerung an ihr Geld zu kommen.
Die "Coronado" ihrerseits möchte den Büroturm seit 1991 wieder loswerden. Zunächst verlangte sie für das Hochhaus mit seinen 36 Stockwerken dem Vernehmen nach über eine Milliarde Mark - das Gebäude soll aber heute bestenfalls noch einen Wert von 450 Millionen Mark haben.
Da spielt nicht nur der Verfall der Immobilienpreise eine Rolle. BfG-Sprecher Dettmar dementierte nicht, daß das Bürohaus dringend saniert werden müßte. Die Ausstattung des Gebäudes entspricht schon lange nicht mehr dem neuesten Stand. Dettmar erwähnte unter anderem Klimaanlagen und Aufzüge. "platow- brief" nannte eine Sanierungssumme von 200 Millionen Mark, die der BfG-Sprecher allerdings als "etwas überzogen" einstufte.
In diesem Preis nicht inbegriffen ist freilich eine Modernisierung der BfG-Ladenpassage, die von Fachleuten für notwendig erachtet wird, um wieder mehr Kunden anzulocken.
Die Zeit der BfG-Bank im Hochhaus am Theaterplatz geht unabhängig von den Eigentumsverhältnissen im Sommer 1993 zu Ende. 600 Beschäftigte ziehen in den neuen, bis dahin fertiggestellten Büroturm der BfG an der Mainzer Landstraße um - aber nur noch zur Miete, weil die BfG das Gebäude selbst schon längst an den solventeren Nachbarn Deutsche Bank verkauft hat.
Weitere 1000 Mitarbeiter der BfG pakken am Theaterplatz zusammen: Ihre neuen Schreibtische stehen vom Sommer an in einem Bürohaus in Nieder-Eschbach nahe des heutigen Bank-Rechenzentrums. jg
Im Congresszentrum Luisenplatz in Darmstadt findet am 17. und 18. Juli der hessische Landeswettbewerb "Jugend jazzt" statt. Der Träger des Projektes, der Landesmusikrat Hessen, hat Wolfgang Diefenbach, den Chef des Jugend-Jazzorchesters, zum Leiter des Wettbewerbs bestimmt, der unter der Schirmherrschaft von Kultusministerin Evelies Mayer steht.
Teilnahmeberechtigt sind Big Bands mit mindestens zehn Mitgliedern, deren Durchschnittsalter auf 25 Jahre begrenzt ist. Stilistische Einschränkungen bestehen nicht. Ein Konzert von Preisträgern des letzten Wettbewerbs ist für den 28. Februar dieses Jahres im Jagshofkeller in Darmstadt vorgesehen. Die ausführliche Ausschreibung des Wettbewerbs kann bei Wolfgang Diefenbach, Austraße 20, in 6272 Niedernhausen angefordert werden. wp
GRIESHEIM. Präsident Lothar Lübben und seine Elferratsmitglieder blickten bei der Prunksitzung der Griesheimer "Nasebärn" von der Bühne herab sichtlich zufrieden in einen ausverkauften Saal. Der gute Besuch spornte die Mitwirkenden zu besonderen Leistungen an, der Narrenexpreß kam sofort auf Touren. Nur vorübergehend kam die Stimmung bei einem (eingeschobenen) Büttenvortrag kurz ins Wanken.
Sonst war alles im Lot, angefangen beim Tanzmariechen Kirstin über den "Schläächtbabbeler" Fritz Lorz und die Junioren, die mit einer Polka und dem Schautanz "Lollypop" gefielen, bis zu allen anderen Darbietungen. Als da waren: Benny Maro mit Puppe "Kunigunde" un em "Babba" Paul, Corinna Orth, die dolle "Dolle", die "Kugels", die man ohne Zugabe ("Oma hipp") nicht von der Bühne ließ, das Bütten-As Karl Oertl, die "Schlawinos" (Gesang) und die "Schürhaken".
Durchweg alle Tanzdarbietungen der "Nasebärn"-Garden fanden ebenfalls verdienten Beifall. Hier spiegelte sich die enorme Nachwuchsarbeit des Vereins wider, in dem sich auch Kinder verschiedener Nationen wohl fühlen. Mit einem italienischen Medley leitete die Senioren- Schautanzgruppe zum großen Finale über, das Geschehen auf der Bühne klang noch lange nach. dixi
FRANKFURT-NORDWEST. Auf der Ginnheimer Höhe, direkt unterm Fernsehturm, liegen die Kleingärten des Ekkenheimer Vereins "Zu den drei Brunnen". Eine originalgetreue Nachbildung des Fernsehturmes bekam deshalb in der Jahrehauptversammlung der ehemalige Schriftführer Paul Zeh für 50jährige Mitgliedschaft überreicht. Der in der Versammlung wiedergewählte Vorsitzende Peter Ziegler wurde für 25jährige Mitgliedschaft geehrt.
Ebenfalls wiedergewählt wurden Zieglers Stellvertreter Volker Kohnert und die Kassiererin Liselotte Bauer. Neuer Schriftführer wurde Herr Keller. Der bisherige Schriftführer Martin war auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgeschieden. Ihm wurde für die gute Zusammenarbeit gedankt.
Im Jahresbericht zog der Vorsitzende eine positive Bilanz des Jahres 1992. So hat der mit 34 Mitgliedern verhältnismäßig kleine Verein eine Pergola gebaut, um dort die Vereinsfeste feiern zu können. Die Buchenhecke, die immerhin mehr als 200 Meter lang ist, wurde in tatkräftiger Zusammenarbeit versetzt, und die Finanzierung der geplanten Tischtennisplatte für die Kinder der Schreber ist mittlerweile gesichert.
"Es ist uns wichtig", machte der Vorsitzende Peter Ziegler deutlich, "ein sozial vertretbares Niveau halten zu können." Auch junge Familien sollten die Möglichkeit haben, ein Vereinsgrundstück zu pachten. "Denn gerade die jungen Leute mit ihren Kindern beleben unseren Kleingartenverein."
Die Kleingartenanlagen seien eine wichtige Hilfe, um in einer Großstadt "auch wirklich leben" zu können. Die gemeinsame Arbeit schaffe Lebensraum, stellte Ziegler fest. "Kinder, die auch im Kleingarten aufwachsen, die sind nicht auf der Straße." mab
OBERRAD. Ein Rokoko-Kammerherr mit Puderfrisur grüßt lächelnd einen Ölscheich. Ein Showstar im Glitzerjackett verneigt sich galant vor einem sommersprossigen Schulmädchen und fordert es zum Tanz auf. Ein Franzose mit Baguette und Rotweinflasche prostet einem Pärchen im Schlafanzug mit Ebbelwei zu - Karneval in der Oberräder Herz-Jesu-Gemeinde, von vielen tatkräftigen Mitgliedern der katholischen Pfarrei gemeinsam organisiert.
Jedes Jahr feiern die Mitglieder von Herz-Jesu die Fastnacht mit Tanz und Büttenreden, Senioren-Kreppelnachmittag und Kinderkarneval, den die Jugendgruppenleiter vorbereiten. Die Atmosphäre ist angenehm: Nachbarn, Freunde und Bekannte sitzen zusammen und tauschen Neuigkeiten aus, trinken und essen. Ein Akkordeon untermalt die ausgelassene Stimmung musikalisch. Selbstverständlich ist auch Pfarrer Matthias Stadtaus gekommen. Er wird an diesem Abend zwar nicht selbst in die Bütt steigen, aber entgehen lassen möchte er sich dieses Ereignis nicht.
Nach einer Weile tritt Moderator Horst Danch ans Mikrofon und begrüßt "alle, die gekommen sind, um einen Abend voll Frohsinn zu erleben". Närrisch locker verbreitet er erste Heiterkeit und gibt dann Helga Huhn das Wort zu einer "besinnlichen Einführung in den Abend". Mit französischem Akzent erzählt sie die Geschichte der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies durch "Monsier Gott" auf humorvolle Weise neu.
In der folgenden Büttenrede berichtet Hermann Barwe von den Sorgen eines übergewichtigen Zeitgenossen: "Stell' ich mich grad, stell ich mich schräg: immer ist der Bauch im Weg." Selbst beim morgendlichen Wiegen sei ihm der Blick auf die Gewichtsanzeige durch den Bauch versperrt, klagt er. Yveline Menge weiß daraufhin als Schwiegermutter ironisch über ihre Erfolge und Sorgen in Haushalt und Emanzipation zu erzählen. Ihre Söhne habe sie schon als Kleinkinder an die Hausarbeit herangeführt, und die Erfolge dieser Erziehung seien unübersehbar. Ihre Schwiegertochter jedenfalls sei ihr sehr dankbar für einen Gatten, der zu bügeln, zu putzen und zu waschen verstehe. Nur am Kochen fehle es noch. Die innerkirchliche Ironie, die auch in den ersten Beiträgen immer wieder durchschimmerte, machte dann als letzter Redner Jupp Flügel zum Thema seiner "nicht ganz ernst zu nehmenden" Anmerkungen zu kirchlichen Problemen. Weder den Papst, der "Sorgen wegen der Pille" habe, noch die Kirchenkritiker schont er.
Die Beschwerlichkeiten der Beichte nimmt er aufs Korn, wünscht sich die Zeiten zurück, in denen der Priester die Messe mit dem Rücken zum Volk auf Latein betete, "weil man dann auf Deutsch träumen" konnte, ohne gestört zu werden. Die Frauen sieht er die Kanzeln erklimmen, und die Auseinandersetzung um den Zölibat bannt er mit seinem Spott. Dies alles gelingt ihm kabarettistisch pointiert. Beifall und Helau-Rufe danken es ihm, ehe die Besucher dann zu tanzen beginnen.
Das "handgestrickte" Konzept zeichnete diesen gelungenen Abend in der Mathildenstraße besonders aus. Wichtig war eben, daß die Gemeinde ihr eigenes Karnevalsfest unter Freunden, Nachbarn und Bekannten feiern konnte.
Nicht zuletzt die wohlwollende Atmosphäre, die so zustande kam (und in der es kaum etwas ausmachte, wenn die eine oder andere Pointe nicht perfekt saß), hob das närrische Oberräder Gemeindefest von ähnlichen professionelleren Veranstaltungen positiv ab. mab
HEDDERNHEIM. Zum Kreppelnachmittag des VdK-Ortsverbandes trafen sich kürzlich viele Gäste im geschmückten Saal der St. Peter und Paul-Gemeinde an der Heddernheimer Landstraße. Über hundert, meist ältere Gäste saßen fröhlich und teilweise kostümiert an den Tischen, genossen Kaffee und Kreppel.Der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands (VdK) nennt sich überparteilich und überkonfessionell und arbeitet schon lange mit der Gemeinde zusammen.
Diese stellte ihren Pfarrsaal zur Verfügung und die Kolpingfamilie Heddernheim unterstützte das Fest mit Büttenreden. Das hat Tradition in Heddernheim und fördert das "Wir"-Gefühl von Behinderten und Nicht-Behinderten.
Ein wichtiges Anliegen dieses Nachmittags war, die VdK-Mitglieder in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen zu lassen. Auch Nachbarn, Freunde und Bekannte waren eingeladen. So gelang ein fröhlicher Nachmittag, der einigen Behinderten half, sich aus ihrer alltäglichen Isolation für ein paar Stunden zu lösen. "Wir wollen den Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite stehen", betonte der Ortsverbandsvorsitzende Gregor Schneider. "Einige unserer Mitglieder sind fast immer allein zu Hause. Sie haben kein Telefon und oft ist unser Kassierer, der die Verbandszeitschriften vorbeibringt, der einzige Besuch im Monat."
Schneider, gelernter Sozialversicherungskaufmann, ist seit zwölf Jahren im Verband. Er hilft, daß die Mitglieder "durch das Wirrwarr von Gesetzen und Verordnungen durchblicken". Viele täten sich oft schwer, Ansprüche gegenüber Behörden und Krankenkassen durchzusetzen. Daher sei ein Schwerpunkt der VdK-Arbeit die juristische Vertretung der Mitglieder. "Wir wollen dort vermittelnd eingreifen, wo der einzelne sich gegenüber den Behörden auf verlorenem Posten glaubt." Er selbst trat in den VdK ein, um anderen zu helfen. Schließlich ist er durch seine berufliche Tätigkeit ein Fachmann in Fragen der Sozialversicherung. Er ist heute Vorsitzender des jüngsten VdK-Ortsvorstandes in Hessen.
Hauptaufgabe sei die Interessenvertretung von Behinderten, damit sie als "gleichberechtigte und gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft" angesehen werden. "Wenn ich sehe, wie oft Kinder von einem Rollstuhlfahrer möglichst schnell entfernt werden," so Schneider, merke er, wie viel noch zu tun sei: "Behinderung ist noch ein Tabu-Thema."
Besorgt sieht der VdK die unzureichende Verbindung Behinderter mit der Arbeitswelt. Firmen hätten Angst, sich fest an einen behinderten Mitarbeiter zu binden. Sie würden "lieber ein paar Mark mehr" zahlen, als Arbeitsplätze behindertengerecht umzuwandeln. Hier gebe es noch Handlungsbedarf.
Strikte Ablehnung der Behinderten sei aber selten ein wirkliches Problem - viel trauriger sei, daß sie vielerorts auf Gleichgültigkeit stoßen. Sicher sei solches Verhalten auch ein "Schutzmechanismus" der Nicht-Behinderten, aber es müsse klar werden, daß eine Behinderung so natürlich sei wie das Altern. "Deswegen bauen wir auch auf unkomplizierte Begegnungen von Nicht-Behinderten mit Behinderten", betonte Schneider. Dazu diente erneut der VdK-Kreppelnachmittag: "Und Gäste sind darum immer herzlich bei uns willkommen." mab
FRANKFURT A. M. Die sportliche Bilanz der Leistungsgemeinschaft (LG) Frankfurt kann sich sehen lassen: Neun internationale Einsätze mit guten Plazierungen (darunter der fünfte Platz von Kristof Lamos bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Seoul), acht deutsche Meistertitel, fünf süddeutsche und 47 hessische Titel konnten die Leichtathleten erringen. In der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, in die alle nationalen Ergebnisse (Frauen und Männer) der gesamten Saison einfließen, belegte die LG den ersten Platz.
Die Damen kamen in der Bundesliga auf Platz acht, während sich die Männer einen fünften Rang erkämpften. Beide Teams heimsten jeweils auch den hessischen Meistertitel ein. Und noch ein paar Zahlen: Bei deutschen Meisterschaften fanden sich LG-Athleten insgesamt 40mal, bei süddeutschen 18mal und bei hessischen gleich 112mal auf den Rängen zwei bis acht. "Insgesamt können wir mit unserer Leistung zufrieden sein", kommentiert rückblickend der Sprecher der LG, Karl Terstegen.
Doch habe die Vereinigung auch einige Rückschläge verkraften müssen. Die etwa 1200 Leichtathleten in allen Klassen - vom D-Schüler über Jugend und Junioren bis zu den Aktiven und den Altersklassen - mußten gleich zu Beginn des vergangenen Jahres eine Etatkürzung von etwa 50 000 Mark hinnehmen. Nun galt es, den Sportbetrieb mit nur noch rund 200 000 Mark auf dem Niveau von 1991 zu halten. Das sei zwar insgesamt gelungen, so Terstegen, denn die LG konnte insgesamt an die Leistungen der vergangenen Jahre anknüpfen. Ein Indiz dafür sei der erste Platz in der Mannschafts-Gesamtwertung. Den hätten die Frankfurter Sportler auf der Ebene des Deutschen und des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (DLV und HLV) in den vergangenen zehn Jahren mit ganz wenigen Ausnahmen innegehabt.
Aber: Der ganz große internationale Erfolg wollte sich 1992 nicht einstellen. Schuld daran seien zum einen die knappen Mittel: "Es ist sehr schwer, Spitzensportler zu halten." So habe die LG beispielsweise den Hammerwerfer Claus Dethloff zu Bayer Leverkusen gehen lassen müssen, der dann an den "Olympischen Spielen teilnahm". Im Fall Kai Atzbacher (Stabhochsprung) kam es, obwohl er die DLV-Norm erfüllte, nicht zu einer Nominierung. "Mit seinen 5,56 wäre er in Barcelona achter geworden." Wegen Verletzungen fielen Vera Michallek (Mittel- und Langstrecke) zum Teil, und der 400- sowie 800-Meter-Läufer Bodo Kuhn (nur ein Start in der gesamten Saison) fast völlig aus.
Kuhn sorgte dann mit seinem Wechsel zum Konkurrenten Eintracht Frankfurt im Dezember für Bedauern. Der Grund: Kuhn habe die LG verlassen, nachdem der Mittelstrecken-Trainer Andreas Michallek der Vereinigung den Rücken kehrte. "Wir konnten Andreas wegen der Etatkürzung keine Perspektive geben." Ein weiterer Verlust ist mit Vera Michallek zu beklagen (erste der Süddeutschen Meisterschaften, dritte bei der Deutschen Cross-Meisterschaft mit der LG-Damen- Auswahl und mit der weiblichen Mannschaft hessischer Meister), die ihren Ehemann nach Fürth begleitet. Doch die Trainer-Lücke konnte durch den Wunschkandidaten der Athleten, Werner Hans, schon geschlossen werden.
Eine andere Veränderung fand "im Prinzip nur auf dem Papier" statt. Die Sport- und Kulturgemeinschaft (SKG) verließ die LG. "Aus finanziellen Gründen", erklärte Alfred Müller, der seit zwölf Jahren die Langstreckler trainiert. Doch die Läufer der großen Distanzen organisierten sich im Long-Distance Running Club (LDRC) neu, den die LG am 15. Dezember aufnahm und dadurch wieder aus sieben Vereinen besteht. "Es blieben der LG alle Langstreckler erhalten."
Neben dem LRDC gibt es noch sechs andere Vereine im Verbund. Bei der TSG Fechenheim vermittelt (nicht nur) der Bundestrainer für Hammerwurf dem Nachwuchs sein Wissen. Daneben bringen noch die TSG Nordwest, TSG Frankfurt, der FSV, die TG Sachsenhausen und der LC Main-Taunus ihre Sportler in die LG ein, die zusammen mit der Eintracht das Leichtathletik-Geschehen Hessens maßgeblich bestimmt.
In ihr 24. Jahr des Bestehens (gegründet wurde die LG im Jahre 1970) geht die Vereinigung nach Terstegens Worten trotz der erneut drohenden Kürzung städtischer Mittel, mit guten Hoffnungen. Das Ziel ist es, an die Erfolge der vergangenen Jahre anzuknüpfen.
In einem ist die LG schon jetzt besser als 1992: Es wird wieder eine Jugendmannschaft an Wettkämpfen teilnehmen, nachdem es zuletzt an Nachwuchssportlern gefehlt hatte. ara
GRIESHEIM. Außer den sportlichen Ereignissen steht die Renovierung der vereinseigenen Turnhalle im Mittelpunkt der Jahresbilanz 1992 der Turnerschaft 1856 Frankfurt-Griesheim (TS). Nach den Worten des Ersten Vorsitzenden Roland Kubbutat kostete der Umbau 130 000 Mark. "Die Finanzen und der Hallenmangel sind unsere einzigen Probleme."
Der 1220 Mitglieder starke Verein mit neun Abteilungen lastet die vorhandene Kapazität voll aus. In der vereinseigenen Halle in der Eichenstraße 9 beginnt beispielsweise der tägliche Sportbetrieb morgens um 10 Uhr und endet gegen 22.30 Uhr. Die etwa 200 Handballer der TS pendeln für Training und Punktspiele ständig zwischen drei Hallen hin und her. Denn (Hand-)Ball spielen die Sportler im Bürgerhaus, in der Georg-August-Zinn- und in der Eichendorfschule.
Dort schwitzen auch die Badminton- Spieler zweimal die Woche. Die Wettkampfform des Federballspiels gibt es erst seit knapp zwei Jahren bei der TS. "Deshalb nehmen wir noch nicht an einer Punktrunde teil", erklärt Kubbutat.
Auch die Volleyballer stellten erst seit gut zwei Jahren eine eigene Abteilung. Außerdem ist für dieses Jahr geplant, Basketball als neue Sportart anzubieten. "Die Nachfrage ist groß." Daran wird deutlich: "Wir benötigen unbedingt mehr Hallenzeiten." Und, wie Kubbutat weiter sagt: "Wir stoßen langsam an die Kapazitätsgrenze" der vereinseigenen Tennisanlage im Bingelsweg, die der Verein erst vor sechs Jahren eröffnet hat.
Die finanzielle Situation der Turnerschaft nannte der Erste Vorsitzende gesund und stabil. "Gesunde Finanzen gehören zu unserer konservativen Philosophie." Doch sei eine Kürzung der Sportförderung durch die Stadt wegen der leeren Kassen zu befürchten. "Das gefährdet den Sportbetrieb." Schon jetzt fehlten dem Verein qualifizierte Übungsleiter, die "leider teuer" seien.
Der sportliche Teil der Jahresbilanz sieht für den Breitensportverein dennoch gut aus. Das Handballteam der Herren hat zwar erneut den Aufstieg verpaßt, doch belegen sie in der laufenden Saison wieder den zweiten Platz. Den haben die Ballspieler offensichtlich abonniert. Denn: Schon in der Saison 90 / 91 hatte die Mannschaft "mit einem Tor Unterschied" am Ende diesen Rang erreicht.
Der Aufstieg in die Kreisliga gelang dagegen der zweiten Tischtennis-Damenmannschaft. In dieser Klasse trafen dann beide Damen-Teams der TS aufeinander. "Doch leider haben wir Personalprobleme im zweiten Team", erklärte Holger Kleinert, Leiter der TT-Abteilung. Aus diesem Grund könne das zweite Team voraussichtlich in der kommenden Saison nicht an den Start gehen. "Wenn wir nicht noch eine vierte Frau finden."
Auch Einzelerfolge erzielten die TS- Sportler. Carola Jäger wurde zum fünften Mal Gau-Mehrfachmeisterin (100 Meterlauf, Kugelstoß, Schleuderball, Weit- und Hochsprung). Die Jugend meldet mit dem zwölfjährigen Sascha Höhn einen Gaumeister im Trampolinturnen.
Nach Kubbutats Worten habe der Verein keine Sorgen mit dem Nachwuchs. "Die Mitgliederzahlen sind stabil." Nur im Bereich der zwischen 16 und 20 Jahre jungen Sportler "sind es etwas weniger". Ausländische Mitbürger seien zudem gut integriert.
Feste organisiert jede Abteilung des Traditionsvereins selbst. Ein neuer Termin im TS-Kalender sei der "Trimm- athlon", bei dem "etwa 100 Teilnehmer gezählt wurden". Höhepunkt des Vereinslebens bleibt der Vereinsabend, an dem Meister und Mitglieder geehrt werden.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für den "Trimmathlon" in diesem Sommer. Außerdem sind die Mitglieder der Turnerschaft dabei, den Austausch mit TT- Spielern aus Beucha-Leipzig für Pfingsten zu organisieren. ara
Afrikas Tradition als Mittel gegen alles Moderne Der Papst hat den schwarzen Kontinent für sich und die Kirche neu entdeckt Von Horst Schlitter (Rom)
Seit dem Zusammenbruch des Staatssozialismus, zunächst in Osteuropa und dann auch auf dem Schwarzen Kontinent, sieht die katholische Kirche größere Chancen, in die dortige Gesellschaft hineinzuwirken. Zwar haben sich keineswegs schon in allen Staaten demokratische Tendenzen durchgesetzt; immerhin wird seit kurzem Opposition häufig geduldet, was die Bischöfe wiederholt zu öffentlicher Kritik an Politikern und Beamten genutzt haben. Durch ihr Eintreten für die Armen und Entrechteten und die Verteidigung der Menschenrechte gewann die Kirche allmählich Ansehen und Einfluß.
Während seiner zehn Reisen durch Afrika machte sich der Papst auf vielfältige Weise zum Sprecher der Menschen in dem von Hunger, Elend und Gewalt bedrohten Erdteil. "Es ist mehr als eine vage Hoffnung", sagte Johannes Paul noch Anfang dieses Monats in Uganda, "die mich dazu treibt, vor aller Öffentlichkeit an die Verantwortung der entwickelten Welt gegenüber Afrika zu erinnern." Absolut kein Verständnis findet Wojtyla, wenn ihm "als einziges Mittel gegen Aids" die totale Enthaltsamkeit einfällt. Missionare, die in den Zentren der Seuche leben, wünschten sich weniger rechthaberisches Beharren ihrer Kirche auf dem von Paul VI. festgeschriebenen Prinzip der Empfängnisverhütung. "Kondome sind hier kein Mittel der Familienplanung", sagt einer von ihnen, "sondern die Rettung vor dem sicheren Tod."
Die katholische Kirche ist im ehemals christlichen Nordafrika gegenüber dem Islam nur eine kleine Minderheit. In vielen Ländern Schwarzafrikas hingegen steht sie mit den Moslems in einer missionarischen Konkurrenz. Spannungen sind nicht zu leugnen. Immerhin bemüht sich der Vatikan seit einiger Zeit, nicht mehr "Seelen zu kaufen", sondern mit den Anhängern des Propheten Mohammed in einen fruchtbaren Dialog zu treten. Bisher sind auf diesem Weg nur geringe Anfangserfolge zu erkennen. Nicht wenige christliche Vertreter sprechen den Verdacht aus, in Schwarzafrika nehme es der Islam nicht so genau mit seinen religiösen Vorschriften. Um für die Menschen aus der Tradition der Naturreligionen akzeptabler zu sein, lasse er magische Praktiken zu und verschließe die Augen vor heidnischen Glaubensvorstellungen. Ohnehin stelle er geringere Anforderungen an Konvertiten, weil er die noch vielerorts übliche Polygamie erlaube.
Spätestens bei diesem Thema erinnern Afrikaner die Kirchenzentrale in Rom an die Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils, außereuropäischen Völkern durch "Inkulturation" entgegenzukommen: Das Christentum, so rieten die Konzilsväter damals, müsse unter Bewahrung seines wesentlichen Kerns in andere Kulturen hineingepflanzt werden, damit die Menschen in die Lage versetzt würden, es als ihre eigene Religion anzunehmen. Der Papst beschränkte sich bisher darauf, den Schwarzen Erdteil mit einigen gezielten Seligsprechungen zu beschenken. Wenn er von Inkulturation sprach, tat er es zurückhaltend, etwa so: Das kirchliche Lehramt müsse jede Abweichung von geltenden liturgischen Formen streng überprüfen, sagte er vor zehn Tagen in Kampala, sonst bestehe die Gefahr, den Glauben zu verfälschen.
Die schwarzen Bischöfe lassen sich so leicht nicht von Rom abspeisen. Ihr Wunschzettel für die Sondersynode im kommenden Jahr geht ausführlich auf diesen Punkt ein. Das Christentum werde bereichert, wenn es zu einem echten Austausch der Kulturen komme, stellen sie stolz fest. Erinnern wir uns: Die ersten Begegnungen zwischen schwarzen Menschen und der römisch-katholischen Kirche waren oft von gegenseitigem Mißtrauen bestimmt. Die Missionare sahen in den Eingeborenen ungebildete Heiden, die zunächst einmal ihre alte Identität aufgeben mußten, ehe sie das Heil erhoffen durften. Den Afrikanern hingegen war das Christentum eine Fremdenreligion; dieses Wort steht auch im "Instrumentum laboris". Wer dieser fremden Religion folgte, war sein Leben lang hin und her gerissen zwischen dem Heiland Jesus Christus und der heiligen Tradition der Väter. Nach dem Willen der afrikanischen Katholiken soll es damit bald ein Ende haben.
Gewiß, traditionsbewußte schwarze Christen wollen auf alle Bräuche verzichten, die mit der Bibel in Gegensatz stehen. Sie opfern ihre Naturgötter, die guten und bösen Geister und den Zauber, der sie seit altersher in einer Welt der Angst gefangenhielt. Aber sie wollen die frohe Botschaft Jesu möglichst in ihren Stammessprachen hören, und davon gibt es Hunderte. Nur die Körpersprache ist allen gemeinsam. Deshalb bildet sie heute schon als rhythmischer Tanz, Gesang und Musik mit alten Instrumenten Teil der Liturgie. Afrikas Christen wollen dem gestorbenen und auferstandenen Christus "neue Gesichter" geben. Wo immer es geht, sind sie entschlossen, den ungeliebten westlichen Einfluß auf ihre Tradition abzubauen.
Wenn die schwarzen Bischöfe nächstes Jahr nach Rom kommen, werden sie zu verhindern suchen, daß viele ihrer Gläubigen von den Altarsakramenten ausgeschlossen bleiben; die Kirche sieht ihre Eheschließung als "irregulär" an. Die Bischöfe werden die schwierige Lage ihrer Priester diskutieren: Sie leben in einer Gesellschaft, in der erst die Beziehung zur Frau den Mann zum Manne macht. Selbst die Dogmen sollen auf eine Weise neu formuliert werden, daß sie auch für afrikanische Köpfe verständlich sind.
"An einigen Stellen", sagt das Arbeitspapier vorsichtig, habe die Kirche lange Zeit versäumt, das Volk auf seine bürgerlichen und politischen Rechte hinzuweisen und gegen Unterdrückung und Unrecht in Schutz zu nehmen. "Zu gewissen Zeiten der Geschichte" habe sich der Klerus an ungerechte und gewaltsame Regime gebunden oder ihnen zumindest nicht widersprochen. "In den letzten Jahren", so räumen die Bischöfe ein, "scheint die Situation sich geändert zu haben." Als Motive, warum viele ihrer Landsleute sich von Sekten und auch nichtreligiösen Gruppen angezogen fühlen, sagen die Synodenväter: "Sie haben Vertrauen zur Heilung von Kranken durch Handauflegen, zu Weissagungen und Wunderreden, zu attraktiven Gebetsformen, und sie schätzen das System gemeinsamer Verantwortung, auch wenn Frauen einbezogen sind."
Die von Paul VI. eingeführte Bischofssynode, die ursprünglich im Geist der Kollegialität zwischen Papst und Bischöfen selbständig wirken sollte, hat längst aufgehört, Entscheidungsgremium zu sein, wenn sie es je war. Die von vielen hundert Prälaten besuchte Versammlung tat in Streitfällen immer das, was Rom wünschte. Kommt es diesmal zu einem freieren Dialog oder wird der polnische Papst auch die afrikanische Kirche, die ihm doch als Gegengift gegen alles Moderne dienen soll, in seinen konservativen Rahmen zwängen? Vieles kommt auf das Selbstbewußtsein der meist jungen schwarzen Kirchenmänner an, die in den letzten Jahren gelernt haben, auch am Vatikan vorsichtige Kritik zu üben.
Kleine FR
Unfälle forderten drei Verletzte BAD HOMBURG. Zwei Autofahrer wurden am Samstag abend leicht verletzt, als ihre Fahrzeuge auf der Kreuzung Landgrafen- / Castillostraße zusammenstießen. Schaden: 10 000 Mark. Bereits am Freitag abend hatte auf der Ober-Eschbacher Straße bei einem Auffahrunfall ein weiterer Verkehrsteilnehmer leichte Verletzungen erlitten. Rosenmontag mit Suppe KÖNIGSTEIN. Im Seniorentreff in der Kugelherrnstraße wird am Rosenmontag, 22. Februar, ab 12 Uhr, eine kräftige Suppe gekocht. Am Aschermittwoch, 24. Februar, kommen die Heringsesser auf ihre Kosten, ab 14 Uhr wird serviert. Punk und Rock im Jugendcafé OBERURSEL. Der "Punk" geht am Rosenmontag, 22. Februar, 20 Uhr, im Jugendcafé, Hohemarkstraße 18, ab. Musik machen die Gruppen "Marma", "Grove" und den "Starfuckers" gestaltet.
NORDWESTSTADT. Ein "111-Minuten- Büttenfeuerwerk" im ausverkauften Nordweststadt-Bürgerhaus "brannte" das 1. Frankfurter Gardecorps mit großem Erfolg ab. Walter Faust, routinierter Sitzungspräsident, erzielte durch geschickte Dosierung des Angebots den für eine Sitzung notwendigen Stimmungs-Knalleffekt. Elf Paukenschläge kündigten das Geschehen an, "Vorhang auf!", und schon brillierten die Happy-Girls des Tanzsport- Clubs Grüngelb, gefielen die "Bernemer Handwerksburschen", das Tanzpaar Sonja Karg und Sabine Kunz sowie Karl- Ludwig Bickerle, der als "Zeitgeist" den Reigen in der Bütt eröffnete.
Die Lacher im Handumrehen auf ihrer Seite hatten "Es Simbelche" Ebbi Ditter, Karl Oertl ("Weltreisender") und vor allem Corinna Orth, die ihr närrisches Handwerk aus dem Stegreif wie kaum eine andere beherrscht. Die "tolle Rosi" kam vom Chor der Stadtwerke (Fritz Gropengießer), Günter Dragon als "Jammerfritze" vom Gardecorps, die "Happy- Singers" vom Praunheimer "Liederkranz". Melanie Klein und Karin Drescher zeigten, was sie in vielen Tanzmariechen-Übungsstunden für ein Solo gelernt haben.
Hübsch waren auch die Darbietungen der Prinzeßgarde, von Heike Müller einstudiert, sowie der Schautanz "Badefreuden" der von Jeanette Thome trainierten "Happy-Girls". Mit zwei musikalischen Einlagen trug noch der FGC-Fanfarenzug zum Gelingen bei. Als Gäste wurden neben anderen Frankfurts Tollitäten Prinzessin Petra I. und Prinz Bernd I. begrüßt. Sitzungskapelle war das "Spitzbuam-Quartett". dixi
Wenn sie öffentlich in Erscheinung treten, dann fast nur in Form von Flugblättern und nächtlich aufgehängten Plakaten. Ihr Wahlkampf findet nicht in Sälen statt, sondern in Hinterzimmern von Gaststätten, deren Adressen Interessierten erst kurz vor Beginn der Veranstaltung mitgeteilt werden. Gleich fünf rechtsextreme Parteien und Listen treten in Frankfurt zur Kommunalwahl an: alle mit fast identischen Programmen, aber alle peinlich darauf bedacht, sich voneinander abzugrenzen und die Konkurrenten als "unseriös" und "nicht wählbar" darzustellen. Die rechtsextreme Szene der Stadt hat sich nur organisatorisch aufgesplittet. Personell und inhaltlich gibt es viele Querverbindungen.
"Die Ursache der Zersplitterung sind häufig persönliche Animositäten", weiß Hans-Gerd Jaschke, Dozent am Frankfurter Institut für Sozialforschung und seit Jahren profunder Kenner der rechtsextremen Szene. Ursula Gerhold zum Beispiel, die Spitzenkandidatin der "Freien Wählergemeinschaft" (FWG), nennt "Hunderte von Gründen", warum sie mit "diesen Leuten" von der NPD nichts zu tun haben will. Da gebe es eine "deutliche Nähe" zu Neonazis, einige NPD-Mitglieder pflegten eine Vorliebe für "Totenkopffahnen", andere wollten Obdachlose "in Arbeitslager schicken".
NPD-Fraktionschef Winfried Krauß revanchiert sich mit der Bemerkung, das Ehepaar Gerhold sei "unfähig, einen seriösen Kurs mitzutragen". Die beiden wollten das Stadtparlament nur dazu nutzen, "um Remmidemmi zu machen". Dazu paßt, daß die beiden inzwischen fraktionslosen Stadtverordneten Karl und Ursula Gerhold im Römer tatsächlich vor allem durch Pöbeleien auffallen, etwa, wenn sie Parlamentschef Hans Busch "auf den Scheiterhaufen der Geschichte" wünschen oder wenn Karl Gerhold "halt das Maul" zur Präsidiumsbank schreit. Bis vor drei Jahren hatten die beiden jedoch noch als Vize-Landesvorsitzender und als Frankfurter Kreisvorsitzende in der NPD Karriere gemacht, ehe sie nach persönlichen Querelen zum Parteiaustritt und zum Verlassen der NPD-Römerfraktion getrieben wurden.
Große Anstrengungen, sich von den, wie er selbst sagt, "Braunen" in NPD wie FWG abzusetzen, macht Heinrich Frank, der Spitzenkandidat der "Republikaner". Frank war als CDU-Politiker aus dem Stadtteil Seckbach in den Ortsbeirat 11 gewählt worden und wechselte vor drei Jahren zu der Schönhuber-Partei. Ehemalige Fraktionskollegen beschreiben ihn als eher unauffälligen Ortsbeirats- Vertreter. Frank behauptet, er sei aus der CDU ausgetreten, weil ihm dort der "nationale Gedanke gefehlt" habe.
Mit der NPD habe er "überhaupt nichts zu tun", beteuert Frank. Doch für die Leute aus seinem Umkreis gilt das nachweisbar nicht. Auf Platz drei der NPD- Liste kandidiert mit Peter Fladung der ehemalige Landesgeschäftsführer der "Republikaner", weiter unten Ernst Marschall, der für die Pressearbeit der "Reps" zuständig war. Spitzenkandidat auf der NPD-Liste für den Höchster Ortsbeirat ist mit Heinrich Kreiling sogar ein aktives "Republikaner"-Mitglied. "Ich habe erst durch Sie davon erfahren", sagte Frank gegenüber der FR. "Der Mann wird sofort aus unserer Partei ausgeschlossen." NPD-Fraktionschef Krauß quittiert solche Reaktionen mit einem "milden Lächeln": "Das ist doch aufgesetzt. Wir haben Gespräche auf allen Ebenen mit den ,Republikanern&rquote;. Politisch gibt es da doch keine großen Unterschiede."
Mit all dem "Sumpf" will die "Deutsche Heimat Partei" (DHP) angeblich nichts zu tun haben. Die DHP existiert nach Angaben des Kreisvorsitzenden Günter Sellheim seit einem Jahr, bezeichnet sich offiziell als "Partei der Mitte" und will sich "strikt und konsequent gegen die Rechtsradikalen wie ,Republikaner&rquote; oder NPD abgrenzen". NPD-Chef Krauß sieht das ganz anders: "Der Sellheim ist doch nur nicht bei uns, weil er bei der Stadt arbeitet und Angst hat, daß er rausfliegt."
Tatsächlich kommt der städtische Angestellte von den "Republikanern", wo er bis vor kurzem als Landesschatzmeister fungierte. Und auch Erich Fuchs, der DHP-Bundesvorsitzende, war als "Rep"- Landesvorsitzender ein prominenter Schönhuber-Anhänger. Daß die DHP, wie in einem Flugblatt suggeriert wird, "niemals" mit "Neonazis und Hassern koalieren" werde, wird von den anderen Rechtsaußen nicht allzu ernst genommen: DHP-Chef Fuchs kandidiert gerade in Waldeck-Frankenberg mit der NPD auf einer gemeinsamen Liste.
Die einzige rechtsextreme Partei, von der keine wortreichen Abgrenzungen gegenüber ihren Konkurrenten zu hören sind, ist die DVU. Das liegt daran, daß deren Kandidaten in Frankfurt bislang so gut wie nicht in Erscheinung getreten sind. Insider wissen: Gerhard Frey, Herausgeber rechtsextremer Zeitungen und uneingeschränkter DVU-Chef aus München, wirbt Leute an, die auf eine seiner zahlreichen Massendrucksachen antworten, in denen es neben Sprüchen über "Schein-Asylanten" und "ausländische Kriminelle" auch Preisausschreiben gibt, bei denen man eine "Traumreise nach Ostpreußen" gewinnen kann.
"Daß diese Leute, wenn sie sich zu einer Kandidatur überreden lassen, dann nichts zu sagen haben, ist nicht nur logisch, sondern auch gewollt", sagt Rechtsextremismus-Forscher Jaschke: "Die DVU ist streng nach dem Führerprinzip organisiert." Wenn die Kandidaten dann wirklich in ein Parlament kämen, träten sie auch häufig schnell wieder aus, hätten Erfahrungen in Schleswig-Holstein und Bremen gezeigt. "Die sind da", so Jaschke, "total überfordert." mat
(Siehe auch: "Die Angst . . .")
MAIN-KINZIG-KREIS. "Wie lange hat ein Vater Anspruch auf Erziehungsurlaub?" "Welche Rechte haben Schwangere nach den Mutterschutzbestimmungen?" "Wie lange und in welcher Höhe wird Erziehungsgeld gezahlt?" Diese und andere Fragen beantwortet jetzt die Broschüre "Mutterschutz - Erziehungsgeld - Erziehungsurlaub", die das Land Hessen herausgegeben hat.
Laut dem Hanauer SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen sollen die Informationen nicht nur Frauen darin unterstützen, während der Schwangerschaft und nach der Geburt ihre Rechte als Arbeitnehmerinnen wahrzunehmen, sondern vor allem auch werdende Väter über ihre Rechte unterrichten. Denn weniger als ein Prozent aller Anträge auf Erziehungsurlaub werden von Männern gestellt. Battenhausen: "Kinder brauchen aber für ihren Lebensweg Väter und Mütter." Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern müßte zunächst in der Familie verwirklicht werden.
Die Broschüre kann angefordert werden beim Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit, Tel.: 0611 / 817 -32 22 und -35 86 oder beim Hessischen Sozialministerium unter der Rufnummer 0611 / 817 -35 48. are
BAD HOMBURG. Sicher ist bereits die Anreise nach Deutschland mit dem Flugzeug für die 25 Kinder und ihre zwei Betreuer aus der Umgebung von Tschernobyl spannend. Eingeladen hat sie die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde. Die Kleinen, die vom 22. Juni bis zum 12. Juli in Gastfamilien untergebracht sind, sollen sich in der Bad Homburger "Champagnerluft" erholen.
Die kranken Kinder kommen aus der näheren Umgebung von Tschernobyl. Einige stammen aus Mobilev, das 100 Kilometer vom Zentrum des Katastrophengebiets entfernt liegt. Es ist einer der vom Unglück am stärksten betroffenen Orte, weil eine strahlende Wolke dort künstlich abgeregnet wurde.
Die ausgewählten Kinder seien besonders bedürftig. Lothar Weiß von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde nimmt an, daß sie nichts weiter besitzen als das, was sie tragen. Darum soll im Mai oder Juni ein Kleiderbazar stattfinden. Außerdem ist ein Sonderkonto "Tschernobyl" bei der Spar- und Kreditbank EFG, BLZ 500 921 00, Konto-Nr. 105 961, eingerichtet.
Um die acht bis 14 Jahre alten Kinder unterzubringen, hat der Initiator der Aktion Familien mit Kindern im gleichen Alter ausgesucht. Außerdem habe man darauf geachtet, daß genügend Platz für den Gast vorhanden sei. "Denn die Kinder sollen sich wohl fühlen", so Weiß. Für das Wohlergehen sorgt auch das geplante Programm. Neben dem Schwimmbad stehen Besuche im Opel-Zoo, in der Saalburg sowie im Hessenpark auf dem Plan. Am Nachmittag, also nach der Schule, sollen auch die deutschen Kinder am Freizeitprogramm teilnehmen.
Die beiden Begleiter aus Rußland und ein Zivildienstleistender übernehmen die Betreuung am Tag. Die Kinder werden morgens von den Ferieneltern in das Vereinshaus Dornholzhausen gebracht. Von da aus starten sie zu den Ausflugszielen. Und auch Mittagessen gibt's in dem Vereinshaus für die ganze Gruppe. Am Wochenende sorgen die Familien für das leibliche Wohl und bestimmen das Unterhaltungsangebot.
Die Kosten für Übernachtung, Frühstück, Abendbrot und was sonst noch an Kleinigkeiten anfällt übernehmen die Gastgeberfamilien. Die Kirchengemeinde trägt die Versicherung, kommt für die Busfahrten auf und organisiert die warmen Mahlzeiten in der Woche, die der Malteser-Hilfsdienst bringt. Die Reise von Minsk bis zum Frankfurter Flughafen zahlt die europäische Baptisten- Föderation in Hamburg. Die Stadt Bad Homburg hat finanzielle Unterstützung zugesagt. Der Betrag steht noch nicht fest. mbo
NIEDER-ERLENBACH. Gleich zweimal innerhalb von 48 Stunden brachen die Nieder-Erlenbacher "Bodentrampler" eine Lanze für den Narrengott Jokus. Die Publikumsresonanz war unterschiedlich: einmal ausverkauftes Bürgerhaus, einmal "nur" ein gut besuchtes. Heiko Schwander erwies sich als ausgezeichneter Sitzungspräsident, der mit seinen Freunden beim Programm die richtige Auswahl getroffen hatte. Natürlich dominierte entsprechend der Struktur des Vereins das Tänzerische mit den "Smarties", den "Yellow Tigers", den "Sweeties", der Jazztanzgruppe ("Ligt my fire") und dem Männerballett ("Tutti Frutti").
Aber auch der Büttenspaß kam nicht zu kurz, als da mit mehr oder weniger Erfolg "Zwerchfellmassage" betrieben: Diether Dehm ("Stimmenverteiler"), Gisela Müller ("Radfahrerin"), Barbara Salomo ("Hausfrau") und Wolfgang Müller ("En Bodetrampler").
Beigetragen zur guten Stimmung haben noch die "Bembelbuwe" des Vereins mit Alois Gerhard, Heiko Schwander, Achim Sander, Karl-Ludwig Blumenthal, Norbert Emde, Rolf Ofenloch und Cornelius Anker. Freudig empfangen wurde das Frankfurter Prinzenpaar. dixi
BORNHEIM. Die Tischtennisabteilung der Turngemeinde Bornheim 1860 freut sich über neue Mitspieler. Gesucht werden Anfänger und Fortgeschrittene aller Altersklassen. Die Trainingszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr, dienstags von 14 bis 17 Uhr.
Die Acht- bis 14jährigen treffen sich jeweils montags von 15 bis 17.30 Uhr im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24.
Außerdem treffen sich Anfänger und Freizeitspieler freitags von 15.30 bis 17.30 Uhr in der Vereinsturnhalle an der Berger Straße 294. Weitere Auskunft gibt die Vereinsgeschäftsstelle unter der Rufnummer 45 34 90 dienstags und donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr). ks
ESCHERSHEIM. "Kappen und Scholle", so fand ein Teilnehmer, sei das passende Motto für die närrische Kappensitzung des Kleingartenvereins Eschersheim im Clubheim an der Nußzeil; der Gemüsehalle. Närrisches Vergnügen und die Verbundenheit mit der Scholle trafen hier zusammen (homen est omen: der Sitzungspräsident hieß Gerwald Scholle). Narrenkappen aber waren vereinzelt im Publikum zu sehen. Die Mitglieder des "Ministeriums" der Kleingärtner für die "fünfte Jahrezseit" trugen große, grüne Gartenschürzen und kesse Strohhüte. Der Narrengruß nahm sich dazu forsch genug aus.
Das "Duo Live Sound" lieferte zu dem von Amateuren gestalteten Programm profesionelle Unterhaltungsmusik und brachte mit einer Serie von Schunkelliedern das Publikum in Hochstimmung. Vier Büttenredner hatten die Kleingärter aufgeboten, die mit wirksam gesetzten Gags ihren Teil zum Vergnügen beitrugen. Dieter Zenker in zünftiger Touristenkleidung berichtete von einem nicht ganz gelungenen Italien-Urlaub. Seinem Fazit "zu Haus ist doch zu Haus" gaben die Zuhörer mit kräftigem Applaus ihre Zustimmung. Lothar Fritsch und Klaus- Dieter Herberich trafen den Nerv der Zeit als "Schwarzarbeiter" und "Kurzarbeiter". Sitzungspräsident Gerwald Scholle stieg als "Internatsschüler" in die Bütt.
Zur Abwechslung gab es eine Tanzeinlage von Sigrid Heyne, die später noch mit Meline Hoffmann zur Gitarrenbegleitung von Helmut Gilles flotte Weisen vortrug. Gerwald Scholle hatte zu Beginn die Gäste begrüßt. Er leitete die Sitzung mit launiger Worten und manchen Witzchen. Dieter Zenker, zuständig für Regie und Beleuchtung, sorgte für einen reibungslosen Programmablauf. So kam es bis zum großen Finale, zu dem alle Mitwirkenden sich auf der kleinen Bühne versammelten, keine Minute Langeweile auf.
Zenker bedauerte allerdings: "Schade, daß noch ein paar Plätze freigeblieben sind. Ich weiß nicht, was dieses Jahr los ist." Für die Kleingärtner war das eine neue Erfahrung. "Wir haben gar nicht gewagt, Werbung zu machen, weil wir die letzten Jahre kaum alle Leute, die kommen wollten, hatten unterbringen können." Zenker tröstete sich, als im Verlaufe des abends noch einige Nachzügler eintrafen: "So sieht das doch schon besser aus." Das Publikum teilte solche Sorgen nicht: Es amüsierte sich köstlich. li.
GALLUS. Beim ersten Kinderbasar und Familiennachmittag im Haus Gallus im Rahmen der Kulturwochen verlor so mancher den Boden unter den Füßen. Die Kleinen durften nämlich nach der Aufführung des Theaterstücks "Ikarus" des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters in der Bühnendekoration spielen. Begehrtestes Objekt war eine riesige Pappröhre, die sich wunderbar als Trampolin, als Schaukel oder einfach nur als Versteck nutzen ließ.
Im Theaterstück diente die Röhre unter anderem als Labyrinth und als Abflugrampe für Ikarus, der, gemäß der griechischen Sage, mit Hilfe wachsgeklebter Flügel mit seinem Vater Dädalus der Gefangenschaft des Minos entfloh. Unglücklicherweise kam er beim Flug der Sonne zu nahe und stürzte ins Meer. Gespielt wurde die Vater-Sohn-Beziehung von Charlotte Ullrich (Ikarus) und Eric van der Zwaag (Dädalus) in einer Inszenierung von Peter Rein.
Für die rund 100 Besucher wurde jedoch noch mehr geboten: Im zweiten Stock des Hauses hatten Eltern ihre Stände mit Baby- und Kinderklamotten aufgebaut, die sie zu günstigen Preisen verkauften. Im Foyer konnten sich freizeitgestreßte Kinder und Eltern dann bei Kaffee und Kuchen erholen.
Der Kinderbasar, der ab jetzt wieder regelmäßig am zweiten Sonntag jeden Monats zum Stadtteilleben gehört, wird ab Juni von den Bewohnern des Gallus ausgerichtet. Den Basar übernimmt der "Verein für ausländische Kinder", für Kaffee und Kuchen sorgen das "Kinder- und Jugendhaus, die "Krabbelstube Gallus" und das "Elterncafé". Das Haus Gallus und die Günderrode-Schule, in deren Pausenhof der Basar dann aufgebaut wird, sind für die Organisation verantwortlich. aar
GALLUS. "Bei uns werden die Mitglieder immer jünger", freute sich Sylvia Gottselig, Schriftführerin des Kleingärtnervereins "Römerhof". Um diesen Trend fortzuführen, nehmen die Gartenfreunde derzeit vorzugsweise junge Familien mit Kindern in ihren Verein auf.
In der Jahreshauptversammlung im Vereinshaus, Am Römerhof 23, wurden die "alten" Mitglieder jedoch nicht vergessen: Die silberne Ehrennadel und die Urkunde des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner für 25 Jahre Vereinsmitgliedschaft konnten Walter Müller, Ernst Dücker und Ingolf Gebert entgegennehmen. Weitere elf Mitglieder erhielten als Anerkennung für ihre vorbildliche Gartengestaltung eine Medaille und eine Urkunde.
Durch die Wahlen gab es einige Änderungen im Vorstand: Zweiter Vorsitzender ist Andreas Jans, das Amt des Zweiten Kassierers hat Klaus Pfaff inne. Als Beisitzer fungieren Goran Urakovic und Marianne Pfaff. Ernst Dücker zeichnet als Pflanzenschutzwart verantwortlich. Erster Vorsitzender bleibt weiterhin Helmut Gottselig. Besonders gelobt für ihre vorbildliche Kassenführung wurde die Erste Kassiererin Giesela Römling.
Einigkeit herrschte bei den Kleingärtnern auch über den Termin des Gartenfestes in diesem Jahr: Am 17. und 18. Juli ist in den Gärten, dafür wird auch die österreichische Band "Alpl'Buam" sorgen, wieder gute Stimmung angesagt. aar
SACHSENHAUSEN. Der Vorstand des Kleingärtnervereins "Süd" ärgerte sich über das Wegbleiben der Vertreter der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner auf der Jahreshauptversammlung. "Die Stadtgruppe hatte zur selben Zeit zu einer Wahlkampfveranstaltung geladen, in der die SPD mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die anderen Parteien Reden gehalten haben", kritisierte der Erste Vorsitzende Hans-Dieter Umbach.
Deswegen habe er die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft nur vereinsintern vornehmen können. Geehrt wurden Otto Merklinger, der bereits auf 40 Jahre Vereinsarbeit zurückblicken kann, Ilse Gabriel und Frieda Latsch, die seit 25 Jahren ihrem Verein die Treue halten. Für 25jährige passive Mitgliedschaft wurde Peter Walz ausgezeichnet.
Wenn auch niemand von der Stadtgruppe an der Versammlung teilnahm, so konnte sich Hans-Dieter Umbach um so mehr über die rege Beteiligung aus den eigenen Reihen freuen. Rund zwei Drittel der etwa 100 Mitglieder waren in das Vereinshaus am Ziegelhüttenweg gekommen.
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war die Planung für die bereits begonnenen Sanierungsarbeiten des 1920 gegründeten Vereins. So müssen noch Sickerlöcher ausgehoben werden, in denen das Regenwasser aufgefangen werden kann, die Hütten sollen an die erneuerte Stromanlage angeschlossen werden und die Nadelhölzer, die höher als zwei Meter sind, müssen entfernt werden.
Vorstandswahlen standen diesmal nicht an. Allerdings wurde mit Rudolf Kleinert ein neuer Revisor gewählt. Sieben Bewerber, von denen sich einige persönlich vorstellten, stehen derzeit auf der Warteliste. Vorsitzender Umbach wies darauf hin, daß auch ausländische Gartenfreunde beim Kleingärtnerverein Süd gerne gesehen sind.
Damit bei all der anstehenden Arbeit das Feiern nicht vergessen wird, legten die Gartenfreunde den Termin für ihr Gartenfest schon fest: Am Samstag, 3. Juli, soll der traditionelle "Werbetag" der Kleingärtner "standesgemäß" gefeiert werden. aar
Nebenbei bemerkt
NEU-ISENBURG. Wer nach kostenlosen Informationen über Natur- und Umweltschutz sucht, sollte ins Rathaus an der Hugenottenallee gehen. Im Foyer gibt's neue Broschüren zu den unterschiedlichsten Fragen.
Die Schriften, die von der Arbeitsgruppe Umweltschutz ausgewählt wurden, beschreiben beispielsweise, wie ökologischer Pflanzenschutz aussieht, wie Gärten gedüngt werden oder welche Heil- und Gewürzpflanzen direkt vor der Haustür wachsen.
Weitere Themen: Kompost, "Kleingewässer schaffen und schützen", Nisthilfen, "Der Flußregenpfeifer" und die Baumschutzsatzung. leo
Als verantwortliche Redakteurin obliegt Frau Jutta Roitsch ja wohl die Auswahl der Dokumentationen. Ist ihr am 8. 1. 1993 ein Mißgriff passiert oder ist der Artikel Sonja Margolinas "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft" von ihr bewußt als Dokumentation ausgesucht worden?
Ich kann in Zukunft auf diese Form von "kreativer Provokation", wie sie mir am 8. 1. l993 in der FR als "Dokumentation" angeboten wird, verzichten. Bisher war ich ja schon einiges durch die Berichterstattung über Israel gewöhnt, habe dies auch hingenommen und für eine linksliberale Zeitung akzeptiert.
Herr Augstein im Spiegelund Herr Amos Wolin in der taz übertreffen da bei weitem die Korrespondenten der FR. So in der Art, ein Toter Palästinenser im großen Artikel auf der ersten Seite und zum Beispiel 100 Tote im Tschad oder sonstwo auf der Welt auf Seite 2 oder 4 als Kleinmeldung. Was am 8. 1. 1993 in der FR als Dokumentation veröffentlicht wurde, stellt die FR auf das Niveau von Nationalzeitung und Nation Europa und erfüllt für diese Schriften Handlungsdienste. Begierig werden diese Zeitungen mit ihren Buchempfehlungen auch auf den Artikel in der FR hinweisen.
Besonders schlimm ist, daß dieser Artikel als "Dokumentation" deklariert ist. Das verrät aber vielleicht den wahren Geist der Verantwortlichen. Vielleicht auch nur, was im Unterbewußtsein schlummert. Laut Statistik betrifft das ja viele deutsche Durchschnittsbürger. Sie haben ein "besonderes" Bild "des Juden" im Kopf und sind enttäuscht, wenn es nicht ihren Vorstellungen entspricht. In den Redaktionen sitzen eben diese ganz normalen Durchschnittsdeutschen auch.
In der FR hätte ich diese Leute aber nicht vermutet.
Wolfgang Kondruß, Bergisch Gladbach
BERGEN-ENKHEIM. Die Musik dröhnte bis ins Foyer des Enkheimer Volkshauses. "Wer weiß etwas über die Band, die gerade spielt? - "Häh?" - "Die Band; Infos". - "Einfach nach den Jungs mit den langen Haaren Ausschau halten." Der Tip war gut. Im Saal waren unter den 300 Gästen die Fans von "Glenfinnan", deren Gitarrist gerade die gesamte Tonpalette des Rückkoppelns ausprobierte, unschwer zu erkennen. Nicht nur an ihrer Haarpracht, sondern auch am Alter: Teenager vor allem.
Der Fußballclub Germania Enkheim hatte mit dem Titel "Rock & Oldie Karneval" nicht zuviel versprochen. Die Bands (alle drei aus Bergen-Enkheim), boten sowohl Rockiges für die Jüngeren als auch Melodisches für die "Oldies". Und während sich die etwas "älteren Semester" - dazu zählten sich in diesem Fall schon die 25jährigen - an die hinteren Tische verzogen hatte und dort nachsichtig lächelnd ihre Schoppen petzten, tobte das junge Volk zu den schnellen, lauten Stükken von "Glenfinnan" vor der Bühne.
Thorsten Nube (E-Gitarre), Carsten Gandor (Sänger), Markus Kreß (Bass), Holger Frey (Keyboard) und Clemens Winkelmeier (Drums) gehören zu dieser Band, die sich auf Hardrock und Heavy Metal spezialisiert hat. Dieser Richtung blieben sie auch bei der Zugabe treu, obwohl der "harmlose" Anfang von Drafi Deutschers "Mamor, Stein und Eisen" zunächst sogar die Leute auf den hinteren Bänken zum Mitsingen animierte - bis "Glenfinnan" überzeugend demonstrierte, daß auch deutsche Schlager nicht zwingend an seichten Sound gebunden sind.
Danach kam der große Wechsel: Auf der Bühne wechselte die Band, in den Boxen die Musik, im Saal die Stimmung, das Publikum seine Plätze. Mit den ersten Klängen der "Old Beer Devilz" beanspruchten Boogie-Tänzer und Rock-and- Roller die Tanzfläche für sich. Mit Hits aus den 60er und 70er Jahren (von den Beatles, Bill Haley und Buddy Holly über CCR bis zu den Rolling Stones) hielt die vierköpfige Truppe die Gäste auf Trab.
"Old Beer Devilz" könnte man auch so übersetzen: Alt sind die Stücke, die die Band spielt, die Art von Musik, der man am liebsten bei einem Glas Bier zuhört und die "teuflisch" gut ankommt. Wobei zum Faktor "Beer" die Fangemeinde von Axel Maier (Gitarre), Carsten Maier (Drums), Michael Druschel (Bass) und Stephan Sutter (Rhythmusgitarre und Keyboard) eine andere Interpretation vornimmt: "Guck&rquote; doch hin - das heißt Bier-Bäuche", frozzelte ein als Teufel verkleideter Fan.
Mit einem quiekenden Saxophon kündigte sich der Auftritt der letzten Band des Abends an: Die "Squeaky Wheels", "quietschende Reifen". Wobei genannter Ton mit Sicherheit nicht vom Bremsen, sondern vom Durchstarten stammt: Ivo Damjanic (Leadgitarre), Ralf Bender (Schlagzeug), Thomas Roth (Rhythmusgitarre) und King Kört (Bass) gaben zu später Stunde noch einmal Vollgas. Sie vereinigten Rock und Oldies: Zur Musik von Chuck Berry und den Rolling Stones kamen Status Quo und Guns n' Roses. Diese Mischung lockte alt und jung gleichermaßen von der Sektbar weg zur Bühne. Erst nach zwei Zugaben entließ das begeisterte Publikum die Musiker. "Eine Spitzenparty", waren sich die Gäste des FC Germania einig, "Wiederholung unbedingt erwünscht". rea
103 529 Mark sind unterdessen auf dem Konto der "Lagergemeinschaft Auschwitz - Freundeskreis der Auschwitzer" eingegangen, um das ehemalige Vernichtungslager im polnischen Auschwitz als Gedenkstätte zu erhalten. Die Anlage droht zu verfallen, nachdem der polnische Staat nach jahrzehntelangen Investitionen kein Geld mehr für den Bestand geben kann.
Wie die "Lagergemeinschaft" nach ihrer Mitgliederversammlung mitteilte, reichten die Spenden von zwei Pfennigen ("wohl ein Hohn") bis zu 20 000 Mark (der Hessischen Landesregierung). Für letztere sei ein Mikroverfilmer für das Archiv des Museums Auschwitz angeschafft worden.
Das Spendenkonto "Stop dem Verfall" bei der Sparkasse Wetterau hat die Nummer 00 2000 2000. clau
FRANKFURT A. M. Nahezu vollständig versammelt waren im "Haus Dornbusch" die Vorstände der Frankfurter Kleingärtnervereine, eingeladen von der Stadtgruppe zum Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Planungsdezernent Martin Wentz (beide SPD). Vom Karnevalstreß "gebeutelt", stellte sich der OB den Fragen.
Zunächst formulierte Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer die Probleme: "Wir haben große Sorgen um die Erhaltung unserer Kleingartenanlagen." Es sei an der Zeit, die Bebauungspläne endlich abzuschließen, um den Gartenfreunden die Angst um den Verlust ihrer Gärten zu nehmen. Das Ganze sei begründet, wies er auf Vorgänge im Westen Frankfurts hin, wo sich mehrere Vorstände mit Unterstützung der Stadtgruppe, der Ortsbeiräte und Parteien für den Erhalt der Anlagen eingesetzt haben. "Kleingärten sind Teil des öffentlichen Grüns; eine Stadt ohne Kleingärten ist eine tote Stadt", betonte Steinhauer.
Von Schoeler schmunzelte, der Stadtgruppenvorsitzende habe ihm die schwierige Aufgabe gestellt, in 20 Minuten zu sieben Themen etwas zu sagen. Er erinnerte daran, daß er in zwei Jahren seiner Amtszeit interessiert die Jahreshauptversammlung der Stadtgruppe besucht hatte. Den Kontakt zu den Kleingärtnern wolle er auch künftig pflegen, nicht nur vor einer Wahl. "Wir sollten uns gemeinsam um Problemlösungen bemühen." Zur Bedeutung der Gartenanlagen sagte der OB, daß zu den Wohnbedürfnissen einer Stadt ganz wesentlich der Kleingartenbereich gehöre, der eher aus- als abgebaut werden müsse.
Zu allen Punkten gaben der OB und Dezernent Wentz klare Antworten. Mit Beifall nahmen die Gartenfreunde die Mitteilung auf, daß das Thema Stromversorgung in Kleingartenanlagen vom Tisch ist (Anlagen, die nicht an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen sind, können sich anschließen lassen) und die Pachtpreisfreigabe auf die Kleingartenanlagen der Vereine in der Mainmetropole keine negative Auswirkung habe: "Der Pachtpreis bleibt unverändert." Beim Thema "Getränkesteuererlaß für Vereine" kam ein klares Nein des OB, beim Lärmschutz hätten Wohnbereiche den Vorrang. Um weitere Anregungen der Vereine werde er sich kümmern.
"Gut Ding will Weile haben" - so erläuterte Martin Wentz den Weg der Bebauungspläne. Die Vereine in Frankfurt hätten nichts zu fürchten, war der Stadtrat überzeugt. Die Gartenfreunde werden ihn beim Wort nehmen. dixi
FRANKFURT-NORDWEST. Die Grünen im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim) haben in ihrer aktuellen Wahlkampfzeitung die Kandidatinnen und Kandidaten für die Ortsbeiratswahl, die parallel zur Kommunalwahl am 7. März läuft, vorgestellt.
Auf Platz eins kandidiert Freya Linder, die seit 1991 für die Grünen im Beirat 9 tätig ist. Die 49jährige Bürokauffrau setzt sich besonders für einen friedvollen Umgang des Menschen mit der Natur ein.
Peter Steinberg, ebenfalls 49 Jahre alt, von Beruf Lehrer, kandidiert auf Platz zwei der Liste. Er ist bereits seit 1989 für die Grünen im Ortsbeirat aktiv. Seine Schwerpunkte sind die Themen Schule und Verkehr.
Auf Platz drei kandidiert Annegret Brein, eine 39jährige Landwirtschafts-Assessorin, die seit der Gründung der Partei Mitglied ist. Ihre Schwerpunkte sind Natur, Gesundheit und Soziales.
Susanne Voß-Medic, Kurt Kreß und Gisela Werner-Leber stehen auf den Plätzen vier bis sechs der Liste.
Die Themen in der Wahlkampfzeitung setzen sich aus einem Rückblick der Aktionen der Grünen im Ortsbeirat 9 und aktuellen Themen im Stadtteil zusammen. Die Gefährdung von Fußgängern und Fahrradfahrern zwischen Hauptwache und Eschersheimer Freibad, die geplante Untertunnelung der Eschersheimer Landstraße, die Ausgabenpolitik der Stadt Frankfurt und die Grenzen des Wachstums für Eschersheim und Ginnheim werden ebenso angesprochen wie die Verkehrsberuhigung. ov
WESTEND. Ein ungewöhnliches Tagebuch präsentiert sich dem Betrachter in der Westendgalerie. Hinter Plexiglasscheiben hängen 365 Bilder. Der italienische Maler Tommaso Cascella hat das vergangene Jahr präzise dokumentiert. Wie ein Gefangener, der auf der Zellenwand täglich einen Strich setzt, diente dem italienischen Künstler täglich ein Blatt Papier zum Abzählen der Tage des Jahres 1992. Er setzte Signale, die er zunächst in seinem Inneren ausmachte und zeigt sie jetzt der Außenwelt. Was ihn an diesem oder jenem Tag bewegte, seine Emotionen beeinflußte, findet sich in privaten Chiffren ausgedrückt auf dem jeweiligen Blatt Papier wieder. In seinen Materialcollagen greift Cascella immer wieder auf dieselben Motive zurück: Tiersymbole, Notenpapier, Spiralen, Zahlen, Ziffernblätter. Mit Hilfe seines malerischen Tagebuches versucht er die Unendlichkeit der Zeit zu erfassen. Er ist fasziniert von der Vorstellung einer ewigen Wiederkehr der Geschichte und fixiert eigene Erinnerungen und Erlebnisse.
Cascella bedient sich oft der Collagen- Technik. Auch in anderen Werken, beispielsweise in den Wandinstallationen, arbeitet er mit Papier, Pappe, Leinwand, Farbe, Sand, Holz und Eisen. Sparsam wird die Farbe verwendet. Nicht selten beschränkt sich der Künstler in einem Werk auf nur einen Farbton. Mal ist ein Bild in Rot, Blau oder Erdtönen eingetaucht. Auf der Oberfläche sind freskenhafte Symbole hinterlassen, die der Betrachter individuell entschlüsseln muß. Denn Cascella gibt keinen konkreten Hinweis, wie man seine Bilder interpretieren soll. Seine kultischen Montagen erinnern manchmal an Bilder der Höhlenmalerei, an unbekannte Schriftzeichen fremder Kulturen. Seine Materialcollagen versprühen oft ein Flair orientalischer Meditation.
Wie Bühnenbilder wirken seine jüngsten Wandinstallationen. Durchweg ragt aus der unteren Bildebene eine Metallfläche in den Raum, auf der Metallfiguren fixiert sind. Meistens sind es gebogene oder rechteckige Metallstangen. Irgendwo im Raum schwebt ein Kreis. Die Szenerie versprüht den Charme tänzelnder Leichtigkeit. Literarisch-poetische Bildtitel wie "Der Traum stürzt in die Tiefe" entreißt die Motive endgültig der Faßbarkeit. Cascella gibt dem Betrachter nur Bruchstücke seiner Erinnerung.
Tommaso Cascella stammt aus einer Künstlerfamilie. Großvater, Vater und Onkel konfrontierten ihn von klein auf mit Malerei und Bildhauerei. Er studierte in Rom Architektur. Seine erste Einzelausstellung wurden 1985 in der Galleria Corraini (Mantua) und in der Galleria De Ambrogi (Mailand) präsentiert. Zum zweiten Mal ist Cascella Gast in der Westendgalerie, Arndtstraße 12.
Seine Ausstellung "I giorni dell'anno" dauert bis 10. April. Die Galerie ist dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. CHRISTINE PETERS
Der Radsportclub Mars Rotweiß wählte in seiner Jahreshauptversammlung zum Ersten Vorsitzenden Uwe Holl, zum Zweiten Vorsitzenden Josef Oberleitner und zum Geschäftsführer Axel Wiedekind. Schriftführer ist Alfred Seibert, Kassierer Jakob Urnauer. Sportwarte sind Rolf Ortlepp und Eberhard Schmelter; Pressearbeit: Egon Zemke. Boe/08
Deutsch als Fremdsprache heißt ein Intensivkurs ab Montag, 1. März, im Verein "Zentrum für deutsche Sprache und Kultur", Kaufunger Straße 4, in Bockenheim, Nähe Industriehof. Informationen und Anmeldung unter Tel. 77 71 71. ov/08
USINGEN. Das alljährliche Partnerschaftstreffen mit der französischen Stadt Chassieu, nahe Lyon, findet diesmal im Taunus statt. Die Gäste aus Frankreich werden vom 29. bis 31. Mai in Usingen erwartet. "Alle Veranstaltungen seit der Verschwisterungsfeier haben gezeigt, daß unsere Partnerschaft lebt und nicht nur auf dem Papier existiert", teilt der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann mit. Der Sinn der Verbindung liege darin, den Reiz des Andersartigen aufzuspüren sowie die Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu pflegen.
Die Usinger Bürger können ihr Scherflein zur Pflege beitragen, indem sie die französischen Gäste bei sich zu Hause unterbringen. Interessierte Gastfamilien werden gebeten, sich bei Gundula Trier (Tel. 1 54 61) oder der Stadtverwaltung bei Frau Heyer (Tel. 10 24 15) zu melden. cn
OBERURSEL. Für ihr Konzert am 4. Juli sucht der Chor der Volkshochschule noch Mitsänger und Mitsängerinnen. Zwar haben die Vorbereitungen unter Leitung von Stefan Laasch schon begonnen, aber Interessenten sind jederzeit willkommen. Nähere Informationen erteilt die VHS-Geschäftsstelle, Oberhöchstadter Straße 7, Tel. 0 61 71 / 5 20 78. ki
FRANKFURT A. M. "Alles lacht sich kaputt. Die Frankfurter sind fidel - ein Herz und eine Seel." Das war das Motto der Frankfurter Fastnacht im Jahr 1936 - ausgedacht nicht von den Fastnachtsvereinen, sondern von der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" (KdF). Trotz der Gleichschaltung versuchten die Narren, jeden sich bietenden Freiraum zu nutzen. Davon handelte die Ausstellung "Frankfurt lacht sich kaputt", die der 1. Sindlinger Karnevalverein im dortigen Bürgerhaus organisiert hatte.
"Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß nicht Langeweile erholt, sondern Unterhaltung in verschiedenster Form", davon war Robert Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), überzeugt. Diese Unterhaltung wollte die NS- Führung kontrollieren. Deshalb schaltete sie die Karnevalsvereine gleich; am 16. September 1933 wurden sie in der KdF zwangsvereinigt.
Die meisten Vereine lehnten den "Beitritt" ab. Sie befürchteten zu Recht, ihre Unabhängigkeit unwiderruflich zu verlieren. Die KdF verfügte, nur sie sei dazu berechtigt, karnevalistische Großveranstaltungen auszurichten.
Ohne Büttenreden, Elferräte und Prinzengarden waren sie jedoch wenig erfolgreich. Als das die KdF erkannte, garantierte sie den Vereinen, sie werde sich nicht mehr in ihre Programme einmischen. Ein Versprechen, das freilich nicht lange hielt.
Die Heddernheimer "Käwwern-Zeitung" zur Fastnacht 1934 zeigt, wie politisch gewagt die Texte noch waren: "Bei dem Mangel hochwertiger Intelligenzen, der durch die Gleichschaltung immer empfindlicher wird, dürfte es sich empfehlen, Männer auszusuchen, die auch das wirkliche Verständnis aufbringen, um das Amt als Führer von Vereinen, Protektoraten usw. zu übernehmen." Und weiter: "Aus unserem ,Käwwernstaate&rquote; empfehlen wir dehalb hochqualifizierte Exemplare." Im folgenden Jahr, 1935, erschien keine "Käwwern-Zeitung" mehr.
1936 kam es zu Auseinandersetzungen, die sogar im Ausland Aufmerksamkeit erregten: Die Polizei verbot alle Heddernheimer Fastnachtsfeiern. Grund war die geplante Narrenzeitung. Sie sollte auf der Titelseite Hitler mit einer Narrenmaske zeigen. Dem Ortsgruppenleiter kam das nicht zum Lachen vor. Er gab sein Wissen weiter. Hitler ließ die Auflage beschlagnahmen und die beiden Graphiker sowie den verantwortlichen Redakteur für vier Wochen in "Schutzhaft" nehmen.
Die Nazis verboten auch den Heddernheimer Fastnachtszug und zerstörten die schon fertigen Wagen. Die Karnevalvereine wurden jetzt endgültig in die KdF eingegliedert. In der Innenstadt kam es deshalb zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Einige Beamte schossen, es gab mehrere Verletzte und neun Festnahmen.
Nach diesen Vorfällen bemühte sich die KdF in den folgenden Jahren, einen "Volkskarneval" zu organisieren. Denn: "Karneval entspricht dem deutschen Wesen, ein Volksfest im wahren Sinne." Sie bot alles auf, was recht und teuer war: Galasitzungen, Blaskapellen, Häuserschmuck und Prämien für die besten Masken. Einen Umzug gab es nur noch 1939 zum 100. Geburtstag der Heddernheimer Fastnacht - es war bis Kriegsende die letzte unorganisierte Aktion. laf
Die Frankfurter Fastnachts-Ausstellung im Sindlinger Bürgerhaus (Sindlinger Bahnstraße 124) ist werktags von 8 bis 15 Uhr zu sehen. Anmeldung unter der Telefonnummer 37 33 20. Zu der Dauerausstellung hat die Frankfurter Volkskundlerin Heidrun Merk ein Begleitheft geschrieben. Einrichtung und Trägerschaft: Saalbau GmbH, mit Unterstützung des Großen Rates der Karnevalvereine und des historischen Museums. Initiative und Betreuung: 1. Sindlinger Karnevalverein Sindlingen 1925. star
FRANKFURT A. M. Zur großen Kinder-Fastnachtsfete am Fastnachtsamstag, 20. Februar, ab 12.31 Uhr, erwartet der "Große Rat" der Karnevalvereine Frankfurt sowie das Prinzenpaar, Prinzessin Petra I. und Prinz Bernd I., auf dem Paulsplatz viele Kinder mit ihren Eltern und Jugendliche.
Seit Wochen laufen die Vorbereitungen unter Leitung von Werner Brauburger auf Hochtouren. Brauburger wird bei der Organisation des Kinderfestes vom "Krätscher"-Sitzungspräsidenten Norbert Roth, von Ellen Kopania (Rödelheim), Dagmar Schäfer ("Schlippcher") und Alexandra Pontow ("Käwwern" Heddernheim) unterstützt. Außerdem helfen die Aktiven der "Pierrette", der "Nordendler" und der SGK 47 Sachsenhausen.
Die Frankfurter Kinder erwartet ein Programm mit Schautänzen, Musik, Gesang und "Büttengebabbel". Mit dabei sind die "Node Chaote" aus Grenzach im Südschwarzwald mit Guggemusik. Es gibt Lose und schöne Preise, eine lustige Aktion unter dem Motto "Eltern schminken Kinder" und eine große Polonäse, angeführt von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und dem Prinzenpaar.
Um 15.11 Uhr erfolgt die Proklamation, und der OB übergibt die Stadtschlüssel an die Tollitäten. Gefeiert wird der "Sturz der Stadtregierung" anschließend bei einem Platzkonzert. Es spielen die Musikzüge "Hanse Lübeck", "Blau-Rot" Niederrad, der "Nordendler" sowie das Sachsenhäuser Musik-Corps '82. dixi
Baum ab für eine Treppenreparatur? Um eine Kiefer ging es in der Ortsbeiratssitzung, zu der Annegret Brein, Am Weigelsgarten 11, Stellung nahm. Sie ist Anwohnerin und zugleich Kandidatin der Grünen im "Neuner" zur Wahl am 7. März. Darüber, ob der Baum gefällt oder ob zwei Neue gepflanzt werden, entscheide der Bauausschuß im Römer, erklärte sie und schickte uns folgenden Zeilen:
Eine sehr schöne, gesunde Kiefer soll abgehackt werden, nur weil sie neben einer altersschwachen Treppe steht, die erneuert werden soll. Gerade im Winter ist dieser Baum ein grüner Lichtblick für Anwohnerinnen und Anwohner, die sonst auf einen kahlen Garagenhof und auf zugeteerte, bebaute Flächen schauen.
Nichts gegen die notwendige Erneuerungen der Treppe, aber wer hat untersucht, unter welchen Bedingungen der Baum leben bleiben könnte?
Die Mehrheit im Ortsbeirat 9 interessiert sich dafür überhaupt nicht. Der Antrag der Grünen wurde abgelehnt (von CDU, SPD und FDP). Die werden sich für die Wahl damit kaum Freunde schaffen. Aber vielleicht wird die geplante Tat erst nach dem 7. März begangen, dann nützt eine Bürgerschelte ja nichts mehr.
BRUNO THIRY, Rallye-Fahrer aus Belgien, hat seine Vorbereitungen zur Portugal-Rallye eigens unterbrochen, um nach Bad Homburg zu kommen. Im Casino nahm er den "Goldenen Kolben" entgegen. Diese Auszeichnung verleiht die Spielbank alljährlich dem Team, das bei der Rallye Monte Carlo die beste Plazierung aller in Bad Homburg gestarteten Mannschaften erreicht. Thiry hatte mit seinem Co-Piloten Gilles Favier den 8. Platz in der Gesamtwertung belegt.
ANATOLIJ I. BARANOVSKY, stellvertretender Minister für Brennstoffe und Energetik der Russischen Förderation, hat Bad Homburg einen Besuch abgestattet, um das Projekt "Energiewirtschaftliche und rechtliche Entwicklungsberatung in der Russischen Föderation" voranzutreiben. Dieses Projekt, in dessen Konsortium eine Bad Homburger Anwaltskanzlei mitarbeitet, gilt der Sicherung der Energieversorgung aus dem nichtnuklearen Bereich. OB Assmann begrüßte den Gast im Steigenberger-Hotel.
GINNHEIM. Aufgrund seines schlechten baulichen Zustands wird der Treppenaufgang "Fuchshohl" komplett erneuert. Der Abriß und der Neuaufbau der Treppe kostet rund 800 000 Mark. Zur Debatte stand auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Ginnheim, Eschersheim), ob dabei auch die Böschung umgestaltet wird. Bei einer Neugestaltung der kleinen Grünanlage, wie sie auch vom Magistrat befürwortet wird, muß eine Kiefer gefällt werden. Anstelle des Nadelbaums werden dann zwei Laubbäume gepflanzt.
Die Grünen-Fraktion sprach sich gegen diesen Vorschlag aus. Sie forderte auf der Sitzung eine "kleine, schnelle Lösung". "Bis die beiden neugepflanzten Bäume so groß sind wie die Kiefer, das erleben Sie und wir nicht mehr", argumentierte Freya Linder (Grüne).
Hans-Günter Müller, CDU-Fraktionsvorsitzender, befürwortete die komplette Neugestaltung der Treppenanlage: "Wenn jetzt nur oberflächlich saniert wird, stehen dieselben Arbeiten in drei Jahren wieder an." Das sei unsinnig. Mit den Stimmen von CDU, SPD und FPD wurde die Magistratsvorlage angenommen. tin
NORDEND. Mit Tempo-30-Schildern im unteren Teil und wechselweise parkenden Autos, einem separaten Radweg oder einer Busspur im oberen Abschnitt soll der Oeder Weg verkehrsberuhigt werden. In der letzten Sitzung des Ortsbeirates 3 vor der Kommunalwahl signalisierte Ordnungsdezernent Joachim Vandreike (SPD) "grünes Licht" für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf dieser Grundnetzstraße.
Nachdem die Sperre am Eschenheimer Tor gegen den Willen von SPD und Grünen im Ortsbeirat aufgehoben wurde, brausen in Spitzenzeiten täglich wieder 8000 Autos durch die Wohn- und Geschäftsstraße. Immerhin scheint es, als ob die Rechnung des ehemaligen Ortsvorstehers Rainer Prewo (SPD) aufgegangen ist: Die Öffnung der Sperre sei zwar eine Niederlage für den Ortsbeirat, hatte Prewo zu seinem Abschied gesagt, aber wenigstens sei eine Verkehrsberuhigung für den Oeder Weg jetzt im Gespräch.
Das neue Konzept beschäftigt sich allerdings ausschließlich damit, die Autofahrer zu einer langsameren Fahrt zu zwingen, nicht mehr damit, die Verkehrsmenge zu reduzieren. So forderte Vandreike den Ortsbeirat 3 auf, für den Teil nördlich des Oberweges ein Konzept zur Verengung der Fahrbahn zu erstellen. Denkbare Möglichkeiten seien beispielsweise, die getrennten Fahrspuren für Rechts- und Linksabbieger abzuschaffen, statt dessen separate Radwege oder vielleicht eine Busspur anzulegen, regte Vandreike an. Auf jeden Fall, pflichtete ihm Lutz Sikorski (Grüne), Vorsitzender im Verkehrsausschuß der Stadtverordneten- Fortsetzung auf Seite 2
• 3. bis 5. März: Atomkraft in der GUS und die Verantwortung Westeuropas, Energiekonferenz der Grünen des Europa- parlaments im Berliner Reichstag, Beginn mit Podiumsdiskussion am 3. März um 19 Uhr, Infos und Anmeldung: H. Breyer (MdEP), Tel. 0032 2 2 84 52 87.
• 16. und 17. März: Die Stoffe, aus denen die Kleider sind - Stoffströme in der textilen Bekleidungskette, Expertenanhörung in Bonn. Veranstalter: Bundestag, Enquete-Kommission Schutz des Menschen und der Umwelt. Anmeldung: ebd., Bundeshaus, Bonn, Fax: 02 28/168 50 13.
• 19. bis 21. März: Tourismus als Herausforderung für die Umweltbildung, Tagung in Iserlohn, Evangelische Akademie. Informationen: Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung, Frauenthal 25, 2000 Hamburg 13, Tel. 0 40/410 69 21.
• 22. und 23. März: Naturschutz und Bauen, wissenschaftliche Arbeitstagung in Kaiserslautern. Veranstalter und Anmeldung: Uni Kaiserslautern, FB Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bauingenieurwesen, Postfach 30 49, 6750 Kaiserslautern, Tel. 06 31 / 2 05 - 25 86.
Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den
"Ökologischen Briefen" (Frankfurt/Main).
Um die natürlichen Lebensgrundlagen auf die Dauer erhalten zu können, sind nach Ansicht von Experten des Öko-Instituts Darmstadt "einschneidende Veränderungen in der Wirtschaftsweise" erforderlich. An die Stelle des "ungehemmten Verbrauchs der natürlichen Lebensgrundlagen" müsse eine an ökologischen Zielsetzungen orientierte Bewirtschaftung der Ressourcen stehen, heißt es in ihrer Studie, die die SPD-Umweltpolitiker Michael Müller und Marion Caspers- Merk in Auftrag gegeben haben.
Die Expertise befaßt sich auch mit dem von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) vorgelegten Entwurf für ein neues Abfallgesetz. Es sieht vor, alle Abfälle soweit wie möglich in den Wirtschaftkreislauf zurückzubringen. Für die Autoren der Studie, Betty Gebers, Martin Führ und Volrad Wollny, ist Töpfers Ansatz zu sehr "vom Ende", sprich: vom Abfall her, gedacht. Er entwickele den bei der Verpackungsverordnung angewandten Grundgedanken weiter, den Hersteller für sein Produkt stärker in die Verantwortung zu nehmen. Die Pflicht zur Abfallvermeidung bleibe jedoch unkonkret. "Gleichzeitig soll die Zulassung von Abfallverbrennungsanlagen erleichtert werden, was den Zielen der Ressourcenschonung und der Emissionsminderung entgegenwirkt", urteilen die Autoren.
Töpfers Konzept zur Rücknahme gebrauchter Produkte mit dem Ziel der Verwertung erscheine nur auf den ersten Blick sinnvoll. In Wahrheit sei die vom Umweltminister angestrebte Kreislaufwirtschaft ohne zusätzliche Maßnahmen nicht möglich, weil bereits in der Nutzungsphase ein erheblicher Teil der Materialien zerstört werde oder verloren gehe. Papierfasern etwa würden mit Hilfsstoffen verunreinigt und durch UV- Strahlung geschädigt, während bei anorganischen Werkstoffen wie Metall oder Glas schwer zu entfernende Verunreinigungen ein großes Problem seien. Je nach Material und Verwendungszweck sei mit Stoffverlusten zwischen 30 und 90 Prozent zu rechnen. Exportierte Materialien und Produkte seien dem inländischen Stoffkreislauf entzogen. Eine solche "rein abfallwirtschaftliche Betrachtungsweise" sei nicht geeignet, das Ziel einer angestrebten dauerhaften Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen"."
Die Verfasser der Studie empfehlen statt dessen, die Gestaltung der Produkte und die Bedingungen ihres Ge- und Verbrauchs zu beeinflussen. Dies könne aber nur gelingen, wenn die Umweltpolitik ein integrativer Bestandteil der Wirtschaftspolitik werde. Die strikte Trennung von Wirtschaftspolitik und Umweltpolitik mitsamt "divergierender Zielsetzungen" habe sich zur Sicherung der Existenzgrundlagen "als weitgehend ungeeignet" erwiesen. Diese Trennung habe auch eine "Ausblendung der ökologischen Folgekosten aus der volkswirtschaftlichen Bilanzierung" zur Folge. Weiter heißt es: "Rohstoffverbrauch, Flächenversiegelung und Luftverschmutzung gehen als volkswirtschaftliche Kosten nicht in die Erfolgsindikatoren der Wirtschaftspolitik ein. Das Bruttosozialprodukt gibt deshalb die Wirklichkeit nur ausschnitthaft wieder."
Die Ökologen plädieren für ein Konzept zur Regulierung des "Stoffflusses". In Anlehnung an das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 schlagen sie die Schaffung eines "Stoffflußstabilisierungsgesetzes" vor. Ziel des Gesetzes ist es, die Umlaufmenge an Stoffen (also an Ressourcen, Produkten und Abfällen) zu regulieren und schließlich zu verringern. Um dies zu erreichen, müßten Bezugsscheine und Zertifikate ausgegeben werden, obwohl die damit verbundenen europarechtlichen Komplikationen "erheblich" seien. Als globale Steuerungsinstrumente seien auch Stoffverbote notwendig. "Es ist zu vermuten, daß derartige Maßnahmen nur durch internationale Abkommen oder Vereinbarungen zu erreichen sein werden", räumen die Verfasser der Studie ein.
Ein Schwerpunkt müsse die Verpflichtung von Bund und Ländern sein, Projekte zur Struktur- und Wirtschaftsförderung an den Zielen des Stoffflußstabilisierungs-Gesetzes auszurichten. So werde ein erhebliches Maß an Ressourcen für Verkehrswege verwendet, wobei dem Verkehr zugleich ein großer Anteil an den schädlichen Stofffreisetzungen zuzurechnen sei. Nach Ansicht der Autoren müßten ökologische Alternativprüfungen etwa zwischen Straße und Schiene möglich sein. Dafür biete das derzeitige Planungsrecht keinen Raum.
Weiterer Bestandteil eines solchen übergreifenden Gesetzes müsse die "Festlegung von Grundpflichten für den Umgang mit Stoffen" sein. Dazu gehöre, die Freisetzung gefährlicher Stoffe zu vermeiden, den Materialverbrauch zu minimieren, die irreversible Mischung von Stoffen zu verbieten und Transparenz über Stoffströme zu schaffen. Eine "Stoffflußregulierung" müsse den gesamten Lebensweg eines Stoffes erfassen: von der Ressourcenentnahme über die Rohstoffgewinnung, die Herstellung eines Grundstoffes, die Weiterverarbeitung zu Produkten, ihren Gebrauch bis zur Phase nach dem Gebrauch.
Durch sein Kaufverhalten könne auch der Verbraucher "wichtige Steuerungsimpulse" setzen. Deshalb verlangen die Autoren eine Kennzeichnung von Produkten etwa über den Energieverbrauch bei der Erzeugung oder die darin "enthaltene" CO2-Menge. So werde dem Verbraucher eine "verantwortliche Kaufentscheidung" ermöglicht. Das Institut regt ferner an, das Verbot der vergleichenden Werbung in bezug auf Umwelteigenschaften von Produkten aufzuheben.
RÖDELHEIM. Der Konflikt um das seit 17 Jahren geforderte Rödelheimer Jugendhaus ist erneut entbrannt. Die Mitglieder der Jugendinitiative sind frustriert. "Das ist ein Unding, daß plötzlich die Planungen wieder verworfen werden", empörte sich ein Jugendlicher auf der Pressekonferenz, zu der die Initiative dieser Tage eingeladen hatte. Seit Monaten fieberte man der letzten Sitzung des Jugendpflegeausschusses vor den Kommunalwahlen entgegen. Eineinhalb Jahre hatten sechs Träger gemeinsam an der Satzung des Trägervereins gearbeitet. Jetzt sollte der Entwurf endlich vorgestellt und verabschiedet werden.
Doch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die evangelische Cyriakusgemeinde und die katholische St.-Antonius-Gemeinde lehnten den Entwurf in ihrer derzeitigen Fassung ab. Alle drei Institutionen hatten das Papier von ihren juristischen Abteilungen überprüfen lassen und fordern inhaltliche sowie formelle Änderungen.
Kritisiert wird vor allem die Zusammensetzung des Vorstands und der Wahlvorgang. Das DRK und die beiden Gemeinden wollen den Vereinsmitgliedern auf dem Papier mehr Rechte einräumen. Denn "nach der jetzigen Fassung trifft allein der Vorstand Entscheidungen über Finanz- und Personalpolitik", meinte Willibald Saller, Geschäftsführer des DRK.
Von der Unterstellung, das DRK strebe die alleinige Trägerschaft an, distanzierte sich der Geschäftsführer eindeutig: "Sobald das Jugendhaus in Rödelheim eröffnet wird, machen wir unsere Holzbaracke dicht." Diejenigen, die jetzt noch das Angebot der Kinder- und Jugendbetreuung in der DRK-Baracke in Anspruch nehmen, "sollen dann ins Jugendzentrum gehen". Zwar vertritt Saller noch immer die Meinung, daß die Verwaltung des geplanten Treffs durch nur einen Wohlfahrtsverband am sinnvollsten sei, damit für Projektarbeiten Geld bei diversen Stiftungen beantragt werden könnte. "Doch wir tragen den Kompromiß mit", sagte er. Unterstützung erhält die Jugendinitiative vom Jugendamt. "Das kann man nicht deutlich genug sagen: Das Jugendhaus in Rödelheim wird von allen gewollt", betonte Pit Sehnert. Der Vertreter der Jugendpflege ist verantwortlich für die Koordination der Planungen und will alle Beteiligten schnellstmöglich zu einem klärenden Gespräch einladen. Bei Rückfragen müsse diskutiert werden. "Und das braucht halt Zeit", meinte er.
Als sich vor eineinhalb Jahren herausstellte, daß die Bildung eines Trägerverbundes am sinnvollsten sei, bemühte sich das Jugendamt um einen siebten Träger zur Vereinsgründung. Die Cyriakusgemeinde, die St.-Antonius-Gemeinde, die Jugendinitiative, der Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt, das Jugendamt, das DRK und die Sozialstation Bockenheim werden die Trägerschaft des Zentrums gemeinsam übernehmen. "Wir hoffen, daß durch die Zusammenarbeit dieser Institutionen auch die unterschiedlichsten Jugendcliquen ins Zentrum kommen", spekulierte Henning Hoffmann vom AW- Jugendladen. Schon frühzeitig wollte man die Rödelheimer Jugendlichen an den Planungen des Hauses beteiligen. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs gestalteten die künftigen Besucher eine Raumplanung, "die von uns auch berücksichtigt wird", sagte Sehnert.
Damit stellt sich allerdings ein neues Problem. Bisher stand fest, daß das Jugendzentrum im Rödelheimer Grüngürtel, Auf der Insel 14, seinen Standort haben wird. Durch das Konzept und die gewünschte Raumaufteilung wird der Neubau größer als ursprünglich geplant. Derzeit hält das Amt nach einem größeren Grundstück Ausschau. "Es brennt nichts an", will Sehnert alle Beteiligten beruhigen. Wann das Jugendhaus realisiert wird, ist noch immer nicht abzusehen. tin
BERGEN-ENKHEIM. Soziale Randgruppen in kleinen grauen Schubladen, die Erde als Frikadelle eines Hamburgers, der im Mikrowellenofen schmort, Collagen zu Krieg, Hunger und Gewalt - recht deutlich zeigen die Exponate der Austellung "Wer bist Du?" in der Schule am Ried in Enkheim, was junge Menschen in unserer Zeit bewegt.
Ihre Sorgen, Hoffnungen und ihre Angst brachten die 23 Schüler eines Kunst-Grundkurses der Jahrgangsstufe zwölf dabei auf sehr unterschiedliche Weise zum Ausdruck. Da Thema und Technik frei gewählt werden konnten, reichte das Spektrum der Werke von der einfachen Wasserfarb-Zeichnung bis zur meterhohen Plastik.
Eigentlich war es das Schaffen und die subjektive Betrachtung von Kunst, mit denen sich die Schüler und ihr Lehrer Robert Hötzel im Laufe des vergangenen Halbjahres beschäftigt hatten. "Bei einem Besuch auf der ,documenta IX' in Kassel sollten sich die Schüler zunächst in die Rolle des Kunstbetrachters versetzen", erklärt der Pädagoge. Aus der Kunstgeschichte sollten sie lernen, warum die Arbeit vieler Künstler in der Vergangenheit auf Ablehnung gestoßen ist, und wie es unter dem nationalsozialistischen Regime zum Begriff der "entarteten Kunst" gekommen war.
"Aus dieser Erfahrung heraus schlüpften die Schüler dann in die Rolle der Schaffenden", berichtet Hötzel. Bedingung war, ein "Werktagebuch" zu führen, das die Entstehung der Gemälde, Plastiken und Collagen dokumentiert.
In einer durchaus sehenswerten Ausstellung präsentieren die Schüler ihre Arbeiten nun der Öffentlichkeit. Einige der Werke fallen dabei besonders ins Auge: Bunt strahlt den Besucher in der Mitte eines der Ausstellungsräume ein Barbiepuppen-Pärchen mit glitzerndem Lächeln an - Symbol für die schöne, glückliche Welt des unbegrenzten Konsums. Auf der Rückseite des Tisches, im Schatten der Barbies, steht eine Schublade in düsterem Grau. In deren Fächern finden sich - ebenfalls grau und unaffällig - die Randgruppen der Gesellschaft: Kranke, Arme, Drogenabhängige. Die plastische Sozialkritik stammt von Meike Eysel.
Auch "Ohne Titel" regt die Arbeit von Martin Gerlicki zum Nachdenken an: In einem Mikrowellenherd liegt die Erdkugel als Hamburger auf einem Brötchen. "Wenn man von Welt ist, ißt man von Welt", verkündet dazu der Schriftzug auf einem Papierstreifen. Gemeint ist der Raubbau des Menschen an der Erde.
Die "inneren Werte" einer Person kehrte Alexander Braun nach außen: Seiner zweieinhalb Meter hohen Plastik in menschenähnlicher Gestalt hat er "das Gute im Menschen" in Form von Symbolen auf den Leib geschrieben. Der junge Bergen- Enkheimer will sein Kunstwerk als Protest gegen die Oberflächlichkeit in der konsumorientierten Gesellschaft verstanden wissen.
Ganz nebenbei hat der Kunstkurs obendrein noch einen Videofilm mit dem Titel "Apokalypse" produziert. Etwa 40 Minuten lang reihen sich zahlreiche Schreckensbilder vom Zweiten Weltkrieg, über Vietnam, Tschernobyl und andere Katastrophen aneinander.
In nur acht Wochen hatten die Schüler den Videoclip pruduziert. Alle erforderlichen Geräte hatten sie sich dafür bei Freunden "zusammengeliehen". Auch diesmal mußten sie ein Werktagebuch führen, denn den Film wertete Robert Höztel als zweite Klausur für das Halbjahreszeugnis. Gleichwertig ist die Arbeit allemal. Denn wie Hötzel berichtete, mußten sich die Schüler bald eingestehen, daß sie den erforderlichen Zeitaufwand für die Videoproduktion weit unterschätzt hatten.
Dennoch war von dem Ergebnis dann selbst ihr Lehrer überrascht: "Die haben eine unheimlich gute Quellensammlung gehabt", lobt Hötzel. Dabei wurden sie vor allem vom Nachrichtensender "CNN" unterstützt, in dessen Archiv sie sich bedienen durften.
Die Ausstellung und das Video sind noch bis Ende dieser Woche im zweiten Stock des Hauptgebäudes der Schule am Ried, Barbarossastraße 65, in Bergen- Enkheim zu sehen. GABOR PAPP
Wenn erst der Flugsaurier mit acht Metern Flügelspannweite auf einem Stahlseil in der Halle 7 der Frankfurter Messe über dem Publikum schwebt, wenn der 4,5 Meter lange Schwimmsaurier dort das Wasser teilt, und der fünf Tonnen schwere, zwölf Meter lange Prontosaurus neben sieben anderen Riesenechsen schauerlich zu brüllen anhebt, dann ist in Frankfurt das Erdmittelalter eingekehrt.
Auf Reisen von Stadt zu Stadt ist es schon seit Oktober unterwegs. Ein Werbefachmann aus Salzburg hat sich das ausgedacht: 60 Millionen Jahre zurück und 25 Millionen Mark teuer bewegen sich die Dinosaurier mit der täuschend echten Latexhaut in Originalgröße, computergesteuert.
Die Dinos Veranstaltungs- und Handelsgesellschaft aus Österreich will keine wissenschaftliche Ausstellung, aber ein naturgetreues Umfeld jener Urviecher gestalten, die im Senckenbergmuseum nur ihre beeindruckenden Knochen in den Lichthof recken. Hier sehen sie vor Urpalmen und Farnen, Augen rollend und Dampf ausstoßend, täuschend echt aus und verbreiten Gruseln - ein angenehmes, weil sie wie lebend aussehen, aber schon Millionen Jahre ausgestorben sind.
1000 Quadratmeter Leinwand wurden als Kulisse bemalt. Jeder der zehn Saurier kann bis zu zwölf computergelenkte Funktionen ausüben. Vom Urknall bis zum Aussterben der Saurier erzählt ein Film auf Riesenleinwand. Er wurde aus Hollywood-Filmen zusammengeschnitten. Zum Saurierumfeld gehören Erdbeben, Vulkanausbrüche und ein Riesengewitter. Eltern werden gebeten, ihre Kinder an der Hand zu nehmen, damit sie sich nicht fürchten.
Das Saurier-Spektakel ist von 27. Februar bis 7. März, täglich von 9 bis 18 Uhr, auf dem Frankfurter Messegelände, Halle 7, präsent.
Der Eintritt kostet 20 Mark für Erwachsene, 10 Mark für Kinder. E-S
.5
Politik betreibt er wie Akten-Aufarbeiten: kontinuierlich, beharrlich, akkurat und immer fein effizient von der einen Schreibtischseite weg auf die andere - erledigt. Das einzige Geräusch, das man aus dem Zimmer des Mainzer FDP-Fraktionsvorsitzenden oft zu hören glaubte, war das Zuklappen von Aktendeckeln. Hans Hermann Dieckvoß, beurlaubter Verwaltungsrichter, ist für die rheinland- pfälzische FDP immer der Sachwalter des Geräuschlosen, der Garant des Funktionierens gewesen. Etwas spröde, etwas steif, aber ungemein sachdienlich. Das war schon in der Koalition mit der CDU zwischen 1987 und 1991 so, und das ist in der sozial-liberalen Koalition seit 1991 wieder so. Dieckvoß harmoniert mit dem SPD-Fraktionschef Kurt Beck, ist berechenbarer Partner und hält sich penibel an einmal getroffene Absprachen, selbst wenn die Partei aufmuckt, weil die Liberalen zwischen Pfalz und Westerwald sich mal wieder übergangen fühlen.
In bald sechs Jahren perfektionierte Dieckvoß die Fraktionsarbeit in Regierungsverantwortung am Deutschhausplatz und überließ dem FDP-Landesvorsitzenden Rainer Brüderle die Rolle des politischen "Volltöners". Brüderle handelte sich wegen seines Dauerwirbelns einst den Ruf einer "Windmaschine" ein, doch zwei Jahre an der Seite des Mainzer Regierungschefs Rudolf Scharping haben ihm erkennbar die Luft genommen. Der Windmacher versuchte sich im seriösen Fach, suchte sein Profil als Wirtschaftsminister, um nicht dauerhaft als Mehrheitsbeschaffer an Mainz gebunden sein. Persönlich gelang ihm der Imagetransfer. Brüderle, von Scharping als Mitregent gepflegt und häufig in die gemeinsame Pflicht genommen, zog mit seinen Sympathiewerten der FDP davon. Die Liberalen dagegen sackten trotz Brüderle-Bonus bedrohlich in die Fünf-Prozent-Trudelzone ab. Die Partei reagierte nervös.
Brüderle, deuten FDP-Politiker im Landtagsfoyer an, war informiert, als der Bezirksvorsitzende von Rheinhessen-Vorderpfalz, Richard Patzke, Ende Januar zur Kritik gegen den Fraktionschef Dieckvoß blies. Schließlich ist Patzke Nachfolger Brüderles auf dem Sessel des Mainzer Wirtschaftsdezernenten, führt den FDP-Bezirksverband, dem auch der Landesvorsitzende angehört. Patzke beschwerte sich schriftlich über die Arbeit der FDP im Landtag. Bei wichtigen Entscheidungen, so der annähernd basisdemokratische Ansatz, werde von der Fraktion, gemeint ist Vorsitzender Dieckvoß, kein "Meinungsbild der Parteigremien" eingeholt. Das sei bereits moniert worden, jedoch ohne Erfolg. Patzkes Vorwurf, der in Mainz schnell Verbreitung fand: "Durch die jüngsten Entscheidungen zum Personalvertretungsgesetz und zur Diätenerhöhung" seien die Forderungen der Partei "in unerträglicher Art und Weise ignoriert" worden.
Patzke listete auf, daß man mit dem Personalvertretungsgesetz "zu 100 Prozent" die Vorstellungen der Gewerkschaft übernommen habe. "Liberale Ansätze" seien nicht erkennbar. Gleichzeitig rechtfertige die FDP Kürzungen in der SPD- Schulpolitik und genehmige sich eine Diätenerhöhung, die unter Liberalen "als politische Instinktlosigkeit" bezeichnet worden sei. Deutlich ist die Drohung an Dieckvoß vernehmbar: "Ich glaube nicht, daß die Parteiräson länger in der Lage ist, diese Widersprüche im parteiinternen Zirkel zu halten beziehungsweise zu regeln." Schon einmal, schreibt Patzke, habe er "den Niedergang der FDP in Rheinland-Pfalz und dessen Ursachen hautnah miterleben müssen".
Dieckvoß ließ es diesmal nicht beim Aktenabarbeiten bewenden. Der ruhige Fraktionsvorsitzende rüffelte öffentlich zurück und bezeichnete die Ausführungen seines Parteifreundes als "abenteuerlichen Unsinn". Dieckvoß verschanzte sich hinter engen Zeitabläufen, die eine andere Entscheidung beim Personalvertretungsgesetz unmöglich gemacht hätten. Das habe er schon einmal erklärt, sagte Dieckvoß und ergänzte: "Sie haben offenkundig meine Darstellung komplett verschlafen, was angesichts des Umstandes, daß Sie an sich die Sitzungsleitung innehatten, beachtliche Talente auf dem genannten Sektor offenbart." Dieckvoß wurde noch deutlicher, wo Patzke die Abgeordnetenrechte bei der umstrittenen Diätenerhöhung ankratzte. "Scheinheiligkeit" warf er ungewohnt massiv dem beamteten Kritiker aus den eigenen Rathaus-Reihen vor, "der jährlich auf Kosten des Steuerzahlers Gehaltserhöhungen entgegennimmt, welche deutlich über den Anpassungen der Abgeordnetenentschädigung liegen".
Der liberale Hauskrach war da, der Konflikt offenkundig. Brüderle, ungewohnt führungsschwach und auffällig zurückhaltend, gab sich als Mahner und Schweiger. "Brüderle ruft Fraktion und Partei zur Geschlossenheit auf", verkündete er staatsmännisch und warnte: "Es macht wenig Sinn, den Weg über die Medien zu gehen." Dabei glaubt in Mainz niemand so recht, daß Brüderle nicht selbst an der "Verlebendigung" seiner Partei beteiligt war. Der Windmaschine ist jedoch beim Thema Parteiarbeit vorläufig die Puste ausgegangen. Mit der Presse will er über FDP-Interna nicht reden, während alle anderen es tun.
Dieckvoß hat seine Konsequenzen im FDP-Gerangel gezogen. Er verzichtet auf seinen Sitz als stellvertretender Landesvorsitzender beim Parteitag im März in Deidesheim. Allerdings hat er an seinen Abgang eine Bedingung geknüpft. Nachfolgerin soll eine Frau werden. Die Dieckvoßsche Quotenregelung, durch kein FDP-Statut abgesichert, verärgert Aspiranten. Sie wettern nun darüber, daß Dieckvoß beim vorigen Staatssekretärs- Poker "rein gar nichts für den Frauenproporz" unternahm. Allerdings löst der Pragmatiker mit seinem Vorstoß äußerst trickreich auch ein FDP-Dilemma. Dort verteidigten Männer bislang energisch alle wichtigen Bastionen gegen Frauen. Die Fraktion ist seit 1987 ein reiner Männerklub, so daß sie notgedrungen in Hans-Günther Heinz einen Mann zum "frauenpolitischen Sprecher" küren mußte.
Um in Rheinland-Pfalz zu überleben, muß sich die FDP in der Regierung Scharping stärker profilieren. Gewiß sei vieles im Koalitionsvertrag als Absichtserklärung verbindlich festgeschrieben, das bedeute jedoch nicht, daß Scharping und Brüderle, Dieckvoß und Beck alle Punkte abhakten, als sei der Vertrag unumstößliches Gesetz des Handelns, mukken Liberale nach fast zwei Jahren auf. Ein wenig liberales Profil könne man schon noch hineinarbeiten, wenn man sich gegen "Rudolf den Großen" nur traue, spottet einer aus der FDP-Riege über die Machtfülle Scharpings.
Und schon hat Brüderle Witterung aufgenommen. Die Liberalen dürften nicht weiter zulassen, daß die SPD nach dem Motto "Rheinland-Pfalz ist unser" verfahre, versucht Brüderle sich selbst im Profilierungsgerangel seiner Partei zu reaktivieren. "An diesem Anspruch ist schon die rheinland-pfälzische CDU gescheitert", setzt er als kaum ernstzunehmende Warnung aus der Mottenkiste liberaler Uralt-Presseerklärungen hinzu. "Das war allerdings erst nach vier Jahrzehnten in der Regierungsverantwortung", freut sich ein Sozialdemokrat über die von Brüderle vergessene historische Dimension dieses Vergleichs.
Ihr Bericht "Kuhhandel um Fischteiche" (FR vom 5. 2. 1993) enthält leider einige Ungenauigkeiten, die ich auf diesem Wege richtigstellen möchte.
Die Erlaubnis, außerhalb der Brutzeit an den Dehrner Teichen zu angeln, ist keineswegs das Ergebnis eines Kompromisses, wie Sie schreiben, sondern war von Anfang an in der Schutzgebietsverordnung so vorgesehen. Zwar intervenierte der Bürgermeister von Runkel im September 1990 im Ministerium - allerdings ohne Erfolg, denn es blieb nach nochmaliger Überprüfung bei der in der Schutzverordnung ohnehin vorgesehenen befristeten Angelerlaubnis.
Die Klage gegen das Flurbereinigungsverfahren endete am 15. 11. 1990 mit einem Vergleich und wurde offiziell am 5. 12. 1990 eingestellt. Erst am 9. 3. 1992 wurde eine ganzjährige, allerdings widerrufbare Befreiung erteilt, da der naturschutzfachliche Grund für das Angelverbot während der Brutzeit entfallen war. Kurz gesagt: Das in dem Gebiet brütende Graugänsepaar hatte das Schutzgebiet verlassen. Wenn es wiederkehrt, wird die Genehmigung widerrufen. Deshalb hat der betroffene Angler - erfolglos - gegen diesen Bescheid Widerspruch eingelegt.
Aus den genannten Fakten und Daten geht hervor, daß es keinen "Kuhhandel" - Verzicht auf Klage gegen ganzjährige Angelerlaubnis - gab.
Constanze C. Rauert (Presse- sprecherin des Hess. Ministeriums für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz), Wiesbaden
Ihre Rubrik "Aufgespießt" vom 11. 2. 1993 enthält eine Aussage von Frau Rönsch, die nicht hingenommen werden kann. Wenn diese Sätze wirklich so gesagt wurden, muß diese "Familienministerin" abgelöst werden. Wir befinden uns nicht mehr im Jahr 1916 und auch nicht 1933 - denn dort sind ähnliche Aufforderungen schon einmal gefallen und ernst genommen worden.
Ich bin wütend und empört über solch dumme Sprüche, und mein Mann und ich haben unseren Kinderwunsch nicht im Hinblick auf diese Ziele verwirklicht. Fehlende Wohnungen, fehlende Kindergartenplätze, zu große Schulklassen - dies alles trägt nicht gerade dazu bei, das Leben mit Kindern zu erleichtern; vielleicht möchte Frau Rönsch mit ihrer Aussage auch die letzten Wünsche auf Kinder unterdrücken.
Monika Gratz, Oberursel
Damit hatte die Ministerin für Bildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Rose Götte, nun wirklich nicht gerechnet: daß ein Korrespondent, der sich dem investigativen Journalismus verpflichtet fühlt, erst einen fest vereinbarten Gesprächstermin platzen läßt, dann nichts mehr von sich hören läßt, um dann schließlich eine Geschichte über die "Mainzer Schulsparpolitik" zu schreiben, an der vieles zwar gut formuliert, aber unvollständig ist (FR vom 5. 2. 1993 "Statt Flower-Plower ein Griff in die Dornen").
Bei allem Verständnis dafür, daß ein Journalist sich eine gute Story nicht kaputtrecherchieren möchte, hätten einige zusätzliche Fakten sicherlich nicht geschadet.
Die Ministerin hat etwa ein Jahr lang mit zahlreichen Gruppierungen, Verbänden und Einzelpersonen, die im Schulsystem als sach- und fachkundig gelten dürfen, darüber diskutiert, wie denn das Problem der qualitativ hochwertigen Unterrichtsversorgung steigender Schülerzahlen bei gleichzeitig drastisch verschlechterten Staatsfinanzen gelöst werden könne.
Jede und jeder, der sich ernsthaft auf diese Diskussion einge-lassen hat, hätte Vorschläge machen können. Aber es kamen nur Vorschläge, was man alles nicht machen solle. Das war der Ministerin nun wirklich keine "Rose" wert.
An der Bildung wird tatsächlich nicht gespart. Der Bildungshaushalt steigt gegenüber dem Landeshaushalt überproportional an. Der Schulbereich ist der einzige, in dem es überhaupt noch zusätzliche Neueinstellungen geben wird. Außerdem entfällt die sogenannte Wiederbesetzungssperre, die für andere Ministerien gilt, so daß freiwerdende Stellen sofort besetzt werden können.
In allen anderen Bereichen der Landesverwaltung müssen allein in den nächsten beiden Jahren 1000 Stellen abgebaut, also gestrichen werden.
Ministerin Götte konnte durchsetzen, daß trotz katastrophaler Finanzengpässe in naher Zukunft der Bildungsbereich das "Wachstumsressort" schlechthin bleibt. Bildung hat Vorrang für die Landesregierung. Das entkräftet übrigens auch gleich den Vorwurf vieler Lehrerinnen und Lehrer, sie müßten mit der Erhöhung ihrer Unterrichtsverpflichtung um eine bzw. eine halbe Stunde pro Woche ein "Sonderopfer" erbringen: denn auch in vielen anderen Bereichen muß künftig mehr gearbeitet werden, das nimmt in der Öffentlichkeit nur offenbar keiner zur Kenntnis. Daß die Maßnahmen bei den Betroffenen auf Kritik stoßen würden, war allen Beteiligten klar. Das war natürlich nicht der Grund für die vorübergehende Aussetzung der Lehrer-Informationsveranstaltungen. Ministerin und Staatssekretär halten schon eine ganze Menge Protest aus, aber es macht für beide keinen Sinn, Hunderte von Kilometern über Land zu fahren, um dann vor Ort festzustellen, daß die Gespräche boykottiert und gestört werden.
Von Pädagogen sollte doch eine Streitkultur erwartet werden dürfen, die zumindest die Dialogbereitschaft erkennen läßt. Auf "gebührenden Respekt" legen Ministerin und Staatssekretär keinen Wert.
Heidi Schumacher (Pressereferentin im Ministerium für Bildung und Kultur Rheinland-Pfalz), Mainz
Ich weiß nicht, wie schnuckelig Herr MdB/FDP Manfred Richter ist; aber, daß er an der Sache vorbeireden kann, das hat er mit seinem Leserbrief bewiesen (FR/FRA vom 10. 2. 1993 "Vom Wert des Bannkreises").
In dem Bericht der FR vom 4. 2. 1993 "Ladendiebstahl in der verfassungsallergischen Zone" ging es ja nicht um die "grölenden sog. Volksmassen", die dem bedauernswerten Abgeordneten seinen Weg von der Panzerlimousine zum Arbeitsplatz so schwer machen. Hier haben Abgeordnete das angemahnt, was Herr MdB/FDP M. Richter ja selbst anmahnt: daß die Volksvertreter "sich an geltende Rechte zu halten" haben. Daß die Vertreter der großen Parteien sich anmaßen, ihnen nicht genehme Abgeordnete einfach aus Beratungen auszuschließen, das haben die Grünen - mit denen sie heute zur Machterhaltung sogar koalieren würden - schon sehr früh erfahren. Ist das geltendes Recht? Wenn den Herrn MdB/ FDP M. Richter die grölende sog. Volksmasse auf der Straße nervt, dann sollte er sein Amt als Volksvertreter aufgeben; denn von eben dieser Volksmasse bezieht er ja über Steuern sein Einkommen.
Was die Bannmeile betrifft: "Abgeordnete sollen und müssen möglichst unbeeinflußt Entscheidungen treffen" - ja schön wär's, wären da nicht der Fraktionszwang einerseits und andererseits die Lobbyisten, die rings um das Regierungsviertel ihre Niederlassungen haben. Die brauchen natürlich nicht vor der Bannmeile zu stehen; sie sitzen teilweise schon im Parlament.
Also - ob schnuckelig oder nicht - solange wir noch eine Demokratie haben, hat das Volk das Recht, von seinen Vertretern - und mehr sind sie nicht, Herr MdB/FDP M. Richter - Auflärung einzufordern, wenn man es par ordre du mufti vor vollendete Tatsache stellt.
Würden sie, Regierung und Abgeordnete, mehr mit dem Volk und weniger über es sprechen, dann brauchten wir auch diese Bannmeile nicht, die für mich ein Zeichen von Anmaßung und Selbstüberschätzung ist und zu sehr Polizeikräfte von deren eigentlicher Aufgabe abhält: Schutz für die Unversehrtheit von Leben und Eigentum aller Bürger, die in diesem Land leben.
Marianne Weuthen, Neuss
In dem Artikel über die Bonner Tagung (FR vom 23. 1. 1993 "Retten Tierversuche Menschen oder nur die Pharmaindustrie?") sind erfreulicherweise alle Seiten zu Wort gekommen. Eine objektive Berichterstattung ist gerade bei diesem kontrovers diskutierten Thema zu begrüßen. Im Interesse der Patienten kann allerdings eine Meinungsäußerung der Tierversuchsgegner, die in dem Bericht zitiert wurde, auf keinen Fall unwidersprochen bleiben.
Das Herz-Kreislauf-Präparat ADALAT von Bayer wird seit 1975 zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten eingesetzt und hat sich international in allen Ländern der Erde bei Millionen von Patienten wegen seiner Wirksamkeit und Verträglichkeit bewährt. Die Erwähnung dieses anerkannten Mittels durch die Tierversuchsgegner im Zusammenhang mit Chemikalien und Giften ist daher völlig fehl am Platze.
Dr. Bohle, B. Foltin (Bayer AG), Leverkusen
Samstag, 27. Februar: Gina Livingston (siehe Szene) macht im Sinkkasten Station. Afro-brasilianisch bringen's Eutália de Carvalho & Oloyé in der Brotfabrik, Latin spielen Raices des Mundo im Jazzkeller, im Jazzlife rocken D. O. P. E., Nyce Cryce im Spritzehaus, B-Ebene in der Werkstatt. Die Bluesbube zieht's in den Posthof nach Hattersheim, Tabu in die Krone Darmstadt, Saraba in den Colos- Saal Aschaffenburg. Life is not a Party heißt's im Jazzkeller Hanau. Fatal Impact spielen mit In to the Abyss im Jugendcafé Oberursel, die Dreamboat Serenaders mit dem Stanojevic Quartett im Jazzclub Rödermark, Susu Bilibi und Scarlet für die Jusos in der Hanauer Schweinehalle.
Sonntag: Aus Seattle kommt die Riot- Girls-Truppe (Motto: "Tote Männer vergewaltigen nicht") Seven Years Bitch. Um 15 Uhr: Fab Four im Spritzehaus (abends Area Desaster), in der Werkstatt Bluesbube (abends Biber Herrmann). Rock aus Wuppertal bringen Special Offer in der Krone Darmstadt, die Robben Ford Band gastiert im Colos-Saal Aschaffenburg.
Montag, 1. März: Fish (siehe Bericht) in Offenbach und die Ska-Band Selecter im Cooky's treten auf, in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle das Hurra Deutschland-Team auf "Bla, bla, bla"- Tour (Dienstag in der Gießener Kongreßhalle, Mittwoch in der Dieburger FH-Aula). Jeweils auch am Dienstag: John Doe im Jazzlife, All Colours im Spritzehaus.
Dienstag: Jefferson Starship, Ableger der legendären Jefferson Airplane aus San Francisco (Psychedelic-Folk goes Pop-Rock) sind in der Music-Hall zu Gast. Im Nachtleben an der Konstablerwache rocken Joyland. Im Cooky's sind der Vibraphonist Roy Ayers & Band zugange. Free-Funk von Ronald Shannon Jackson & The Decoding erklingt im Sinkkasten. In der Darmstädter Krone sind (bis Donnerstag) No Pictures mit Pop angesagt.
Mittwoch: Die Prinzen ("Küssen verboten") erobern die Offenbacher Stadthalle, The Stroke (siehe Szene) das Frankfurter Nachtleben. Pop-Rock spielen Sassenage im Sinkkasten. Therapy? und Notwist (siehe Szene) gastieren in der Batschkapp, No Mercy im Jazzlife, The Gypsies (bis Freitag) im Spritzehaus. Der Jazz- Trompeter Uli Beckerhoff und seine Gruppe spielen im Haus Gallus, das Eisberg Duo im Colos-Saal Aschaffenburg.
Donnerstag: Little Richard (siehe Toptip) in Höchst, The Exotic Blowjob im Maxim, Rollsplitt (auch Freitag) im Jazzlife touren umher. Die Ron Spielman Band bluest mit The Horny Horns im Colos-Saal Aschaffenburg, im Jazzkeller Hanau steigt eine Session örtlicher Musiker.
Freitag: Hyperactive geht's im Dreikönigskeller zu. Die Szene Rhein-Main stellt sich im Sinkkasten vor: Heinz Tigers und Sturdy Oaks. The Exotic Blowjob jobben im F 63 in Offenbach. Joy Fleming und Bill Ramsey treten für die Stiftung Altenhilfe in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle auf, im Isenburger Schloß Offenbach die Hardrocker One X One. In Darmstadt: Tony Ireland mit Folk im Halbneun, die Punker aus dem Schwarzwald, Wildbad Bahnhof, in der Krone. Mallet bringt Heavy-Rock im Jazzkeller Hanau. ric
Redaktion: Ric Folz
NEU-ISENBURG. Einen VW-Bus (Wert: 35 000 Mark) hat der Sanitätsverein jetzt von der Dr.-Bodo-Sponholz-Stiftung in Frankfurt geschenkt bekommen. Wie Schwester Karin Behrend mitteilte, wird das Fahrzeug künftig vor allem von Zivis genutzt, um Betten und Rollstühle transportieren zu können. Bislang stehen dem Verein an der Ludwigstraße ausschließlich Kleinwagen zur Verfügung. leo
Seither ziehen sie als "Churchills Cigar" durch die Lande. Nächste Station: das Gallus Theater. Dort ist ihr "Komik-Theatre" mit dem Titel "What else!" an drei Abenden zu erleben: Englische Music-Hall-Tradition und mimisches Sprechtheater. Das deutsch-britische Bündnis persifliert sich dabei gerne selbst in Gestalt ihrer Charaktere Mr. Cramp und Arthur Hüttenberg, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben und spielen können. Das Programm der Woche
Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: "What else!" mit "Churchill's Cigar" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Mimikritischi", Clownereien und Pantomimik mit einem preisgekrönten, sechsköpfigen Ensemble aus Kiew, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Geschlossene Gesellschaft", Jean-Paul Sartes düsteres Kammerspiel über die Hölle auf Erden, in einer Bearbeitung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 19. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", eine theatralische Ausgrabungs-Aktion mit dem Regisseur Thomas Hertel und Ensemble, "zwischen Sightseeing-Tour, Abenteuer-Safari, wissenschaftlicher Exkursion und Psycho-Trip", als Frankfurter Erstaufführung im Theaterhaus zu erleben (Schützenstraße 12); außerdem: "Churchill's Cigar" im Gallus und die "Mimikritschi" in Höchst.
20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine absurde Passionsgeschichte von Slavomir Mrozek, inszeniert von Hansjörg Graf für das Kellertheater (Mainstraße 2); "So schön, schön war die Zeit", schaurig-schöne Herz-Schmerz-Polkas und andere Liebeslieder, mit dem Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB. Und um 23 Uhr setzt sich einmal mehr der "Paternoster" in Bewegung: die Gong-Show der vielseitigen Frankfurter Kleinkunstszene, im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 20. Februar, 15 Uhr: Kindertheater im Gallus - "Hexenzauber" mit dem Magier Zaubinelli, für Kinder ab drei Jahren.
20 Uhr: Letzter Vorhang für die "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst; letzter Auftritt für "What else!" im Gallus Theater; noch im Theaterhaus: "Pi - eine Höhlenexkursion".
20.30 Uhr: "Nachtwache", die lange Theaternacht im Philanthropin, mit anschließendem Frühstück, alles serviert vom Freien Schauspiel Ensemble; "Geschlossene Gesellschaft" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.
Sonntag, 21. Februar, 16 und 20 Uhr: Jonglagen, Trampolinsprünge und poetische Clownereien im "Varieté am Sonntag", Neues Theater Höchst.
Montag, 22. Februar (und weiter bis zum 27. Februar), jeweils 20 Uhr: die "Höhlenexkursion" im Theaterhaus.
Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: "Heartland", Wiederholungs-Gastspiel der "Confederacy of Fools" aus London im Gallus Theater - ein britisch- humoriges Lustspiel über das Leben im Kontaktanzeigen-Dschungel. two
Seither ziehen sie als "Churchills Cigar" durch die Lande. Nächste Station: das Gallus Theater. Dort ist ihr "Komik-Theatre" mit dem Titel "What else!" an drei Abenden zu erleben: Englische Music-Hall-Tradition und mimisches Sprechtheater. Das deutsch-britische Bündnis persifliert sich dabei gerne selbst in Gestalt ihrer Charaktere Mr. Cramp und Arthur Hüttenberg, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben und spielen können. Das Programm der Woche
Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: "What else!" mit "Churchill's Cigar" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Mimikritischi", Clownereien und Pantomimik mit einem preisgekrönten, sechsköpfigen Ensemble aus Kiew, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Geschlossene Gesellschaft", Jean-Paul Sartes düsteres Kammerspiel über die Hölle auf Erden, in einer Bearbeitung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 19. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", eine theatralische Ausgrabungs-Aktion mit dem Regisseur Thomas Hertel und Ensemble, "zwischen Sightseeing-Tour, Abenteuer-Safari, wissenschaftlicher Exkursion und Psycho-Trip", als Frankfurter Erstaufführung im Theaterhaus zu erleben (Schützenstraße 12); außerdem: "Churchill's Cigar" im Gallus und die "Mimikritschi" in Höchst.
20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine absurde Passionsgeschichte von Slavomir Mrozek, inszeniert von Hansjörg Graf für das Kellertheater (Mainstraße 2); "So schön, schön war die Zeit", schaurig-schöne Herz-Schmerz-Polkas und andere Liebeslieder, mit dem Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB. Und um 23 Uhr setzt sich einmal mehr der "Paternoster" in Bewegung: die Gong-Show der vielseitigen Frankfurter Kleinkunstszene, im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 20. Februar, 15 Uhr: Kindertheater im Gallus - "Hexenzauber" mit dem Magier Zaubinelli, für Kinder ab drei Jahren.
20 Uhr: Letzter Vorhang für die "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst; letzter Auftritt für "What else!" im Gallus Theater; noch im Theaterhaus: "Pi - eine Höhlenexkursion".
20.30 Uhr: "Nachtwache", die lange Theaternacht im Philanthropin, mit anschließendem Frühstück, alles serviert vom Freien Schauspiel Ensemble; "Geschlossene Gesellschaft" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.
Sonntag, 21. Februar, 16 und 20 Uhr: Jonglagen, Trampolinsprünge und poetische Clownereien im "Varieté am Sonntag", Neues Theater Höchst.
Montag, 22. Februar (und weiter bis zum 27. Februar), jeweils 20 Uhr: die "Höhlenexkursion" im Theaterhaus.
Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: "Heartland", Wiederholungs-Gastspiel der "Confederacy of Fools" aus London im Gallus Theater - ein britisch- humoriges Lustspiel über das Leben im Kontaktanzeigen-Dschungel. two
TREFFEN SICH ein Engländer und ein Deutscher in Frankreich . . . nein: das ist kein Witz, sondern der Beginn einer wundervollen Freundschaft. Auf einer Pariser Schauspielschule entdeckten sie ihre gemeinsame Vorliebe fürs Komische, die beiden Mimen Paul Gunn (London) und Paul Straßmeir (Langgöns). Seither ziehen sie als "Churchills Cigar" durch die Lande. Ihre nächste Station: das Gallus Theater. Dort ist ihr "Komik-Theatre" mit dem Titel "What else!" an drei Abenden zu erleben: Englische Music-Hall-Tradition und mimisches Sprechtheater. Das deutsch-britische Bündnis persifliert sich dabei gerne selbst in Gestalt ihrer Charaktere Mr. Cramp und Arthur Hüttenberg, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben und spielen können. Das Programm der Woche Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: "What else!" mit "Churchill's Cigar" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Mimikritischi", Clownereien und Pantomimik mit einem preisgekrönten, sechsköpfigen Ensemble aus Kiew, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Geschlossene Gesellschaft", Jean-Paul Sartes düsteres existenzialistisches Kammerspiel über die Hölle auf Erden, wird in einer Bearbeitung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35) gezeigt. Freitag, 19. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", eine theatralische Ausgrabungs-Aktion mit dem Regisseur Thomas Hertel und Ensemble, "zwischen Sightseeing-Tour, Abenteuer-Safari, wissenschaftlicher Exkursion und Psycho-Trip", als Frankfurter Erstaufführung im Theaterhaus zu erleben (Schützenstraße 12); außerdem: "Churchill's Cigar" im Gallus Theater und die "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst.
20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine absurde Passionsgeschichte von Slavomir Mrozek, inszeniert von Hansjörg Graf für das Kellertheater (Mainstraße 2); "So schön, schön war die Zeit", schaurig-schöne Herz-Schmerz-Polkas und andere Liebeslieder, mit dem Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB. Und um 23 Uhr setzt sich einmal mehr der "Paternoster" in Bewegung: die Gong-Show der vielseitigen Frankfurter Kleinkunstszene, im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 20. Februar, 15 Uhr: Kindertheater im Gallus - "Hexenzauber" mit dem Magier Zaubinelli, für Kinder ab drei Jahren.
20 Uhr: Letzter Vorhang für die russischen Komödianten von "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst; letzter Auftritt für "What else!" im Gallus Theater; noch im Theaterhaus: "Pi - eine Höhlenexkursion".
20.30 Uhr: "Nachtwache", die lange Theaternacht im Philanthropin, mit anschließendem Frühstück, alles serviert vom Freien Schauspiel Ensemble; "Geschlossene Gesellschaft" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.
Sonntag, 21. Februar, 16 und 20 Uhr: Jonglagen, Trampolinsprünge und poetische Clownereien im "Varieté am Sonntag", Neues Theater Höchst.
Montag, 22. Februar (und weiter bis zum 27. Februar), jeweils 20 Uhr: die "Höhlenexkursion" im Theaterhaus.
Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: "Heartland", ein Wiederholungs-Gastspiel der "Confederacy of Fools" aus London im Gallus Theater - ein britisch-humoriges Lustspiel über das Leben im Dschungel der Kontaktanzeigen. two
RÖDERMARK. Die SPD lädt für den morgigen Aschermittwoch zum Heringsessen in die Kleinkunstbühne der Halle Urberach ein. Die Sozilademokraten äußern einen besonderen Wunsch: "Wir bitten alle Teilnehmer, Teller und Bestecke mitzubringen."
Beginn des Schmauses mit politischen Gesprächen ist um 18.30 Uhr. Erwartet wird auch Hessens Kultusminister Harmut Holzapfel. lis
RODGAU / RÖDERMARK. Informationsblätter verteilt die Rodgauer SPD nach eigenem Bekunden derzeit an alle Haushalte, um über die Sparpläne der Bonner Koalition aufzuklären, die bedeuten könnten, daß die Rodgauer S-Bahn nicht gebaut wird. "Wenn der Bund tatsächlich seine Anteile streicht, so fehlt dem Land Hessen etwa eine Millarde Mark an Geldern im Verkehrsbereich, so daß als erstes die Großprojekte - zu den die S-Bahn gehört - dem Rotstift zum Opfern fallen", befürchtet die SPD. Zugleich sammelt die Partei Unterschriften, die an den Bundesverkehrsminister geschickt werden und dokumentieren sollen, "wie wichtig die Realsierung der S- Bahn für Rodgau und die gesamte Region ist".
Indessen hat sich die Rödermärker Bürgerinitiative "Verkehrsentlastung für Urberach" in einem offenen Brief an den hessischen Verkehrsminister, Ernst Welteke, gewandt. Sie bittet darin um Aufklärung, ob die Meldungen ernst zu nehmen sind, daß die Fertigstellung der S-Bahn- Linie 9 von Frankfurt über Rodgau nach Rödermark-Oberroden wegen der Bonner Sparpläne in Frage gestellt wird.
Unabhängig davon fordert die Initiative den Minister auf, sich für den zügigen Ausbau der S 9 einzusetzen. "Wir versprechen uns von dieser S-Bahn eine große Verkehrsentlastung, besonders von den Pendlern, die im Frankfurter Raum arbeiten."
Zur Zeit müsse man eine große Portion Idealismus aufbringen, wenn man vom Auto auf den Zug umsteigen will, "da diese Strecke teilweise von ,Schrott auf Rädern' bedient wird". Die Initiative listet Mängel auf: Keine Seltenheit seien "Züge, die ausfallen, weil der Lokführer verschlafen hat; Loks, die auf freier Schrekke mit Motorschaden liegen bleiben; Waggons, deren Türen der Zugbegleiter von Hand schließen muß; undichte und schlechte Heizungen". lis
FRANKFURT A. M. "Nicht Ausländerfreundlichkeit, sondern selbstverständlich und mit Respekt miteinander umgehen - das wollen wir", erklärte Eugenio Munor del Rio, der Vorsitzende der Liste internationaler Sozialdemokraten (LIS): "Kultur ist zwar an diesem Abend unser Rahmen, um Vielfältigkeit zu demonstrieren, die Hauptaussage ist jedoch politisch."
Mit einem umfangreichen Programm feierte die LIS gemeinsam mit der SPD Frankfurt dieser Tage das "Fest-Die- Wahl". Etwa 500 Besucher hatten die zehn Mark Eintritt gezahlt, um im Haus Gallus in der Frankenallee 111 ein politisches Programm mit Musik zu hören.
Die LIS ist mit knapp 13 Prozent die stärkste Fraktion in der Frankfurter Kommunalen Ausländervertretung (KAV): "Für uns ausländische Sozialdemokraten ist es selbstverständlich, daß wir uns jetzt am Wahlkampf beteiligen", sagte Munor del Rio. Und er betonte: Die überwiegende Mehrheit der Besucher habe am 7. März nicht die Möglichkeit zu wählen.
Solange der wichtigen Minderheit "Ausländer" kein Mitspracherecht eingeräumt werde, solange gebe es auch nicht weniger Ausländerfeindlichkeit: "Es kann doch nicht sein, daß ein Spätaussiedler, der drei Monate in Deutschland ist, wählen darf, aber ein hier geborener ausländischer Jugendlicher nicht." So tröstlich die Demonstrationen und Lichterketten der vergangenen Wochen und Monate auch gewesen seien, es müßten doch endlich politische Akzente in dieser Richtung gesetzt werden.
Positiv an der Arbeit der KAV wertete der Kommunalpolitiker die Fülle von gemeinsamen Anträgen und Resolutionen. Auf der anderen Seite würden die Belange der Ausländervertretung von einigen Parteien und der Verwaltung nicht immer mit dem nötigen Nachdruck behandelt: "Es kommt vor, daß Anfragen teilweise ein halbes Jahr auf Halde liegen. Außerdem ist es ein Witz, daß der KAV nur eine halbe Verwaltungsstelle zur Verfügung steht. Das hemmt die Arbeit", beklagte sich Eugenio Munor del Rio.
Die Kulturdezernentin Linda Reisch erklärte dazu, es würden Gespräche dazu geführt. Ihr erscheine es eigentlich zu kleinlich, über eine halbe oder ganze Stelle für die Verwaltung zu streiten: "Das lenkt von den wesentlichen Fragen ab - mir geht es darum, daß hier geborene Menschen dieselben Rechte erhalten wie du und ich." Auch die SPD müßte hierzu erst einmal sich eine Meinung bilden. Bisher sei dies noch nicht ausreichend diskutiert und sträflich in den Hintergrund verdrängt worden.
Bei der aktuellen Veranstaltung ginge es vor allem für die Sozialdemokraten darum, Solidarität mit Ausländern zu zeigen und die Nähe der beiden Organisation zu bestätigen. "Musik ist der einfachste Weg, weil dabei keine Sprachbarrieren vorhanden sind."
In diesem Sinne spielten auf dem Fest sieben verschiedene Gruppen: "Savana Talk" bot eine Mischung aus Reggae, Pop und Ethno-Musik. Die türkisch-kurdische Formation "Beriwan & Grup Ezgi" trat ebenso auf wie die spanische Flamenco- Truppe "Promesa-Andalusa" und der griechische "Hellas Express". Deutsche und hier geborene ausländische Jugendliche tanzten in der Gruppe "Saz-Rock". Den Schluß des Programms gestalteten "Ratatouille" aus Frankreich und die "Oriental Show Erkan Serce".
Beim Essen hatten die Veranstalter dieses Mal auf die vertrauten Spezialitäten aus anderen Ländern verzichtet: "Würstchen, Brötchen und Senf. Wir sind integriert, aber nicht angepaßt", lachte Munor del Rio. *laf
Im Blickpunkt: Bericht der Bundesregierung zur UN-Kinderkonvention Terre des hommes sieht nur Erbsenzählerei
Der Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Kinderkonvention zeichnet sich nach Einschätzung der Kinderhilfsorganisation terre des hommes durch "peinliche Erbsenzählerei" aus. In ihrem Bericht liste die Regierung wie ein Buchhalter die "Kinderprojekte" der einzelnen Ministerien auf, statt Perspektiven der Kinderschutzpolitik aufzuzeigen und politische Gestaltungskraft zu demonstrieren, rügt terre des hommes. Die Bundesregierung nehme die Kinderkonvention anscheinend nicht ernst. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hatte am 20. November 1989 die "Konvention über die Rechte des Kindes" verabschiedet. Die Bundesregierung hatte im März 1992 die Ratifizierungsurkunde bei den UN hinterlegt, hatte dabei allerdings in einer Zusatzerklärung deutlich gemacht, daß das Übereinkommen innerstaatlich keine unmittelbare Anwendung finde und eine Änderung deutschen Rechts allein wegen der Ratifzierung der Konvention nicht erforderlich sei.
Terre des hommes hat seitdem bereits mehrfach gerügt, daß sich die Bundesregierung stur auf diesen Vorbehalt stütze und Forderungen der Konvention nicht beachte. In dem jetzt vorliegenden Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Konvention werde die gesellschaftliche Wirklichkeit nicht an Anspruch und Verpflichtung der Konvention gemessen, so daß Defizite und Unterlassungen bei der Umsetzung der darin enthaltenen Rechtsnormen nicht auffielen, bilanziert der Vorsitzende der Kinderhilfsorganisation, Jochen Menzel. Die Bundesregierung sei bislang noch nicht einmal der Verpflichtung nachgekommen, die Konvention "durch geeignete und wirksame Maßnahmen bei Erwachsenen und auch bei Kindern allgemein bekannt zu machen", wie dies Artikel 42 fordere.
Lediglich die Darstellungen des Justizministeriums nimmt terre des hommes wohlwollend zur Kenntnis. Dieses Ressort lasse "immerhin ein Konzept und beachtliche Reformvorstellungen zum Jugendschutz- und Jugendstrafrecht erkennen". Die Organisation rügt aber, daß die seit eineinhalb Jahren angekündigte Änderung von Strafrechtsvorschriften, die die Strafverfolgung sexuellen Mißbrauchs von Kindern im Ausland ermöglichen sollen, noch immer nicht umgesetzt worden sei.
Ansonsten registriert terre des hommes in dem Regierungsbericht kleinkariertes Verhalten und peinliche Erbsenzählerei. Das Bundesforschungsministerium listet auf mehreren Seiten als "Kinderprojekte" nicht nur Forschungsvorhaben im Bereich der Medizin auf (etwa zu Jugenddiabetes, zur Entwicklung von Kindern mit Hirntumoren), sondern auch eine Studie über "Freizeitgebundene Technikerfahrungen von Kindern und Jugendlichen als Vorbedingung für technische Kreativität", die Beteiligung an einer Repräsentativbefragung "Jugend und Computer" und die Förderung von Photovoltaik-Anlagen für zwei Kindertagesstätten.
Der für das Asyl- und Ausländerrecht zuständige Bundesinnenminister wisse ausschließlich von Schülerheften und Lehrerhandreichungen (zu den Themen "Demokratie - Rechtsstaat - Gewalt" und "Halt! Keine Gewalt! Gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit") zu berichten, schweige aber zu der Lage der Flüchtlingskinder in der Bundesrepublik, rügt terre des hommes. "Die Unangemessenheit des Asylverfahrens für Kinder, die Trennung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlingskinder von pädagogischen Vertrauenspersonen durch das Verteilungsverfahren, die seelischen und gesundheitlichen Probleme in überbelegten und bedrohten Gemeinschaftsunterkünften, die Obdachlosigkeit von unbegleiteten Flüchtlingskindern stellen sich für die Bundesregierung nicht", stellt terre des hommes fest. Die Kinderkonvention gebe in den Artikeln 20 und 22 durchaus Anlaß, diesen Problemen nachzugehen. Diese Vorschriften verpflichten die Unterzeichnerstaaten zu besonderem Schutz und humanitärer Hilfe für Flüchtlingskinder. Der Bericht verschwende auch keinen Gedanken darauf, wie sich die deutsche Politik auf die Situation von Kindern in anderen Staaten auswirke. Dabei hätten sowohl terre des hommes als auch Unicef und andere Nicht-Regierungsorganisationen auf die negativen Folgen deutscher Wirtschafts-, Finanz- und Entwicklungshilfepolitik für die soziale Lage von Kindern in den Ländern des Südens hingewiesen, kritisiert die Organisation. GERD BRAUNE
HANAU. Die evangelische und katholische Kirche in Hanau wollen vom 1. bis 16. März unterschiedliche Zugänge zur Bibel anbieten. Neben historischen, psychologischen, feministischen und sozialkritischen Methoden sollen auch andere Türen geöffnet werden, die Künstler, Musiker oder Schauspieler üblicherweise benutzen. In acht Veranstaltungen werden Texte aus dem Johannes-Evangelium gelesen, Referentinnen aus beiden Kirchen wirken mit.
Norbert Zwergel, Pfarrer der katholischen Pfarrei Mariae Namen, eröffnet die Reihe am Montag, 1. März, um 16 Uhr in der Stadtpfarrkirche (Im Bangert) mit einem Einblick in historische Zusammenhänge. Regionalkantor Raimund Murch übersetzt die Aussagen an der Orgel. In der evangelischen Alten Johanneskirche folgt um 20 Uhr eine andere Möglichkeit des Bibelzugangs: das Bibliodram.
Gleichzeitig ist im Foyer des Historischen Rathauses vom 24. Februar bis 15. März eine Bilderausstellung Hanauer Künstler zum "Jahr mit der Bibel 1992" zu sehen. him
Ein Bonbon im Bad Homburger CDU-Wahlprogramm stößt bei Fachleuten auf Skepsis Für das Elektroauto gibt es noch keine Ökobilanz Nicht nur die Gase aus dem Auspuff schaden der Umwelt Von Melanie Bommhardt HOCHTAUNUSKREIS. Es schnurrt leise beim Start, und die stinkende Wolke aus dem Auspuff fehlt. Nicht schwer zu erraten, es geht um ein Elektroauto. "Um die Champagnerluft im Kurort zu erhalten", soll die technische Errungenschaft auch in Bad Homburg Einzug halten. So sieht es jedenfalls die CDU in ihrem Wahlprogramm &rquote;93 vor. Die stinkenden städtischen Fahrzeuge sollen irgendwann durch abgasfreie Elektroautos ersetzt werden. Bereits 1991 hatte die Kronberger CDU im Stadtparlament beantragt, der Magistrat möge ein Elektroauto anschaffen. Ihr Antrag wurde abgelehnt. Es sei zu teuer, hieß es, und es würden zu große Flächen für die Solaranlage benötigt, die der Sonne die Energie für den Auto-Akku abzapfen soll. "Wer sich mit der Technik beschäftigt hatte, mußte dabei grinsen", kommentierte Herbert Pons (Die Grünen) den Vorstoß der Union in Kronberg: "So schön die Technik auch ist, in unseren Breiten ist sie nicht realistisch."
Im Hochtaunuskreis scheine durchschnittlich nur 1500 Stunden im Jahr die Sonne. Wenn aber zusätzliche Energie aus der Steckdose fürs Auto benötigt werde, falle der gewünschte positive Effekt des Elektroautos für die Umwelt flach, erklärt Pons. Zudem sei gesetzlich vorgeschrieben, daß eine Solartankstelle auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen müsse. Eine Solaranlage müsse deswegen riesig und gleichzeitig gut zugänglich sein. Ob Elektroautos überhaupt sinnvoll sind? Nicht nur in der Politik, auch in der Wissenschaft scheiden sich die Geister. Die Stromlieferanten plädierten für die Elektroautos, weiß Guido Reinhardt, Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), Heidelberg, zu berichten. Dagegen komme das Bundesumweltministerium zu einem anderen Ergebnis: Die Energiebilanz des Elektroautos sei im Vergleich mit Verbrennungsmotoren ähnlicher Leistung negativ.
Um Klarheit zu schaffen, wurde das unabhängige ifeu beauftragt, eine gesamt-ökologische Bilanz zu erstellen. Das zeige schon, daß die bisherigen Studien bei weitem unvollständig seien, sagt Reinhardt. Im Rahmen einer gesamtökologischen Bewertung, dürfen die Mobile, auch die, die ausschließlich Sonnenenergie tanken, nicht nur nach dem Verzicht auf Benzin beurteilt werden: Auch die Herstellung und Entsorgung der Batterien, der Solaranlagen und - nicht zuletzt - der Fahrzeuge selbst gehörten zu einer vollständigen Öko-Bilanz.
Ein Testversuch läuft derzeit auf der Ostseeinsel Rügen. Bisher rollen dort aber erst fünf von 60 geplanten E-Autos. Bis dann endgültige Ergebnisse vorliegen, werden noch viele Urlauber mit herkömmlichen Autos zum Rügener Kreidefelsen fahren. Das Fazit Reinhardts ist folglich unbefriedigend: "Es gibt noch keine Ökobilanz - Punkt."
HANAU. Oberbürgermeister Hans Martin fordert von Bund und Ländern eine Beteiligung an steigenden Sozialleistungen. Wie er in einer Presseerklärung ausführt, fristeten viele Menschen ihr Leben am Rande der Armutsgrenze. Dies lasse sich nicht "mit dem Fingerzeig auf eine kleine Minderheit bagatellisieren, die mißbräuchlich von der Sozialgesetzgebung profitiere", kritisiert er die Argumentation deren, die Sozialleistungen kürzen wollen. Sowohl Einsparungan als auch Kosten zusätzlicher sozialer Angebote gingen zu Lasten der Städte, fürchtet Martin.
Die Mehrbelastungen von Kommunen durch vermehrte Arbeitslosigkeit, Flüchtlinge, Pflegebedürftige und die Tagesbetreuung von Kindern habe einen Umfang erreicht, der die finanzielle Mindestausstattung der Städte gefährde, die die Landesverfassung garantiere.
"Die Städte können nicht Unmögliches vollbringen", erklärte Martin. Er verweist daher auf die Forderung des Städtetages im Vorfeld der Wiedervereinigung, der ein Finanzierungskonzept für den Gesamtstaat gefordert habe, in dem auch die sozialpolitischen Aufgaben zusammengefaßt werden.
Gerade Städte wie Hanau, die aufgrund ihrer Mittelpunktfunktion eine teure Infrastruktur, beispielsweise Schulen und das Stadtkrankenhaus, auch für das Umland vorhalten, könnten kaum noch verstärkte Leistungen ohne Hilfe von Bund und Land erbringen. res
OBERURSEL. Der große schwarze Samthut kleidet Hulda ganz vortrefflich. Auch das extravagante "Bibis", ein kleines mit glitzernden Pailletten besetztes Käppchen, steht ihr gut zu Gesicht. Doch als der breitkrempige Strohhut ihr in die Stirn rutscht, ist die Eleganz dahin: Hulda sieht aus wie eine Vogelscheuche - Pardon, aber Hulda ist nur ein Holzkopf.
Schon seit vielen Jahren steht Hulda im Hutladen "Antonio" Modell. An ihr wurde schon so mancher Hauptschmuck zurechtgezurrt und glattgestrichen, bevor er über den Ladentisch auf den Köpfen der Kunden landete. "Leider war der Hut lange Zeit aus der Mode", klagt die Modistin Marion Antonio, die seit 1975 das kleine Geschäft in der Oberurseler Strackgasse betreibt. Doch das habe sich in den vergangenen fünf Jahren glücklicherweise gewandelt: Ob Trachtenhüte, Basken- oder Strickmützen, Zylinder, Samtkappen im Fugger-Stil oder die klassische "Bogart-Kopfbedeckung" für den modebewußten Herrn - der Hut ist wieder in.
Die 48jährige erlernte das Handwerk in Frankfurt. "Damals", so erinnert sie sich, "damals hieß das noch Putzmacherin." Drei Jahre dauerte die Ausbildung, 1977 machte sie ihre Meisterprüfung und sich selbständig.
Der Laden ist Marion Antonios Werkstatt: Der Rohling, ein unförmiges Ding, das im Urzustand nur wenig an einen Hut erinnert, muß zugeschnitten und bearbeitet werden. Die alte Dampfmaschine in der hinteren Ladenecke leistet dabei unentbehrliche Dienste: sie macht den Filzrohling weich und dehnbar. Hat die Chefin entschieden, ob er rund, glockig, eckig oder eher flach werden soll, müssen die sogenannten Grundformen ihren Kopf hinhalten.
Der feuchte Filz wird über die Holzform gezogen und geglättet. "Wenn sich das Material wieder härtet, bleibt der Hut in dieser Form", erklärt Antonio.
Sind Form und Gestalt perfekt, geht's an die Dekoration. Schließlich wird der Einheitshut erst durch Blümchen, Schleifen, Netze oder Federn zum Unikat. In dieser Schaffensphase kommt die alte, handbetriebene Nähmaschine zum Einsatz. "Das ist mein Lieblingsstück", sagt die Hutmacherin und legt ein Stück Stoff zurecht, "sie ist schon über 80 Jahre alt."
Sortiert nach Größen warten die Hüte, Kappen, und Mützen in den hohen Regalen auf die Kunden: preisgünstige Sonderangebote, solide Altherren-Hüte und ausgefallene Kreationen aus Persianer-Pelz wetteifern mit dem Prachtexemplar der Sammmlung: dem "Chapeau Claque". Mit einem gekonnten Handkantenschlag bringt Marion Antonio ihn zur Entfaltung: Voilà, ein Zylinder. 325 Mark kostet das edle Herren-Modell - eine Anschaffung fürs Leben.
Die Damen geben sich in der Regel nicht mit einer Kopfbedeckung zufrieden. "Einige Kundinnen kaufen fünf- bis sechsmal im Jahr etwas Neues." Von Mai an, wenn's wärmer wird, greifen sie wieder zu. KATJA IRLE
Erst als sie keine Schülerin mehr war, sondern sich mit Fug und Recht Tänzerin nennen konnte, hatten ihr ihre früheren Lehrer gesagt: Sie hätten nicht gedacht, daß sie so weit kommen würde - bei ihren körperlichen Voraussetzungen. "Aber die, die den idealen Körper haben, sind nicht immer die besten Tänzer", sagt Isabel Gerber. Und lächelt dabei ein wenig.
Die Schweizerin Isabel Gerber, die jetzt ihre zwölfte Spielzeit beim Frankfurter Ballett verbringt, ist keine Tänzerin, die sofort auffällt, wie etwa ihre Kolleginnen Dana Caspersen oder Francesca Harper. Doch ist ihr Tanz von seltener Klarheit und Intensität, auch von Hingabe an die Sache gekennzeichnet. Kein Wunder, daß sich die kleine Isabel mit ihrem Wunsch, Tänzerin zu werden, durchsetzen konnte - sie muß es wirklich gewollt haben. Und ihr Körper hat ja auch brav mitgemacht all die Jahre, da kann sie nicht klagen. Mit der Angst vor Verletzungen, sagt sie dann noch, ganz energisch, "damit kann man sich nicht aufhalten!"
Wenn man Isabel Gerber heute auf der Bühne sieht, hat man das Gefühl, daß für sie gar kein anderer Beruf in Frage kommen konnte. Und auch keine andere Company. Die "Arbeit mit Billy (William Forsythe) ist schon sehr speziell", sagt sie, eine vergleichbare Ballett-Truppe zu finden sei "sehr schwer". Denn sie wollte "nie rein klassisch" tanzen, schätzt an Forsythes Choreographien die Kombination von klassischer Technik mit Athletischem, schätzt außerdem die Offenheit ihres Chefs, die bewirke, daß seine Company "sehr in dieser Welt fixiert" sei: "Das inspiriert, sich mit Vielem zu beschäftigen", sagt sie. Und zählt ihre Hobbies auf: Querflöte spielen, Nähen, Lesen, Tiere - "ich habe drei Katzen" - Basteln, die Restaurierung alter Möbel. "Aber im Theater, bei der Arbeit, ist man natürlich hundertprozentig da", versichert sie noch - als bräuchte man diese Versicherung, wenn man sie auf der Bühne sieht. 1986 bekam Isabel Gerber von William Forsythe einen Solovertrag, obwohl es beim Frankfurter Ballett eigentlich keine Rang-Unterschiede gibt. Der Vertrag, meint sie, war "wohl als Dankeschön gedacht für geleistete Arbeit".
Als Kind wurde die in Zürich geborene Isabel Gerber von ihren Eltern auf eine Gymnastikschule geschickt, weil sie sich immer gern und viel bewegte. Dann fing sie mit klassischem Ballett an, und im Alter von 14 Jahren - "also relativ spät", sagt sei - stand ihr Berufswunsch fest. "Meine Eltern waren zunächst nicht so begeistert", sie fanden den Beruf "zu unseriös". Doch als das Mädchen darauf beharrte, unterstützten sie sie, um die beste Schule zu finden. Die Weichen wurden endgültig gestellt, als Isabel von der schweizerischen Handelskette "Migros" ein Stipendium bekam, mit dessen Hilfe sie ihre Ausbildung in Stuttgart an der Cranko-Schule beenden konnte, weil, wie sie sagt, die tänzerische Ausbildung in Deutschland doch besser und sorgfältiger sei als in der Schweiz. Egon Madsen brachte Isabel Gerber dann, "frisch von der Schule", nach Frankfurt mit, als er 1981 hier Ballettchef wurde. Als 1984 Forsythe kam, blieb sie, und ist jetzt eine der Tänzerinnen des Balletts, die am längsten mit ihm gearbeitet haben.
"Da hat zusammen eine Entwicklung stattgefunden", sagt die Tänzerin. Nicht nur habe sich in den neun Jahren das technische Niveau der Company sehr verbessert - durch kontinuierliche Arbeit aber auch durch neu hinzugekommene Tänzer - auch die Choreographien Forsythes veränderten sich. "Billy ist sehr viel ruhiger geworden, seine Ballette sind nicht mehr so aggressiv, so wild, sie sind weicher", meint Isabel Gerber. So habe zum Beispiel "As a Garden in this Setting" "diese ganz leichte Qualität", seien die Bewegungen eher luftig, fließend.
Am meisten freue sie heute, in Frankfurt "von Anfang an dabeigewesen zu sein": Von den ersten "ganz extremen", das heißt ablehnenden Reaktionen, des Publikums an, als Tänzer und Choreograph ausgebuht wurden, "bis zu dem Erfolg, den wir heute haben". Sie legt die Hand auf die Brust, dort, wo das Herz schlägt: "Das gibt mir die größte innere Befriedigung, das ist mein Schatz."
Sollte sie, in ein paar Jahren, nicht mehr tanzen können, möchte sie einen ganz anderen Beruf ergreifen, vielleicht einen, bei dem sie ihre Sprachkenntnisse nutzen kann; sie spricht Französisch und Deutsch, Englisch und Spanisch. Choreographin zu werden, kann sie sich nicht vorstellen: "Das habe ich einmal probiert, aber ich habe Schwierigkeiten, den Leuten zu sagen: tu dieses, tu jenes." Das Fach völlig wechseln will sie auch, weil sie überzeugt ist, daß sie nach dem Ende ihrer Tänzerkarriere "ein bißchen Abstand haben muß". SYLVIA STAUDE
FLÖRSHEIM / MAIN-TAUNUS-KREIS. "Da ist eine drin." Bernd Zürn ist ganz aufgeregt. Er richtet den Lichtkegel seiner Taschenlampe durch die Klappe in dem großen Holzkasten und ruft: "Ach, ist die schön." Eigentlich wollten Zürn und die anderen Männer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Dach der Galluskirche den selbstgebauten Nistkasten für die Schleiereulen nur reinigen. Doch dabei haben sie zwei der etwa 40 Zentimeter großen Tiere mit der weißen Brust und dem herzförmigen weißen Gesicht aus dem Schlaf gerissen.
Eine Eule trippelt in die dunkelste Ekke des Kastens, um dem Schein der Lampen und den Blitzlichtern der Fotografen auszuweichen. Bevor Martin Neumann das Flugloch in der hintersten Gaube im Kirchendach verschließen kann, schlupft die andere noch schnell hinaus ins Freie.
BUND-Vorsitzender Reinhold Habicht ist extra auf dem Platz vor der Kirche stehengeblieben, um zu schauen, ob ein Vogel den Nistkasten verläßt. Denn welche Tiere wann und wie lange die Bruthilfen der Naturschützer bewohnen, ist nicht immer so klar wie im vergangenen Herbst. "Da hörten wir schnarchende, zischende Geräusche, so als ob jemand keine Luft kriegt und tief durch die Nase atmet - und das bis zum Main runter", berichtet Reinhold Habicht. Die BUND-Leute schauten mit dem Fernglas hinauf und sahen ein Elternpaar und drei Jungvögel, die sich mit Mäusen - dem Hauptbeutetier der lautlosen Jäger - füttern ließen.
Orte wie die Galluskirche sind ideal für die Eulen, von denen es weniger als 10 000 Brutpaare in ganz Deutschland gibt. Die Anflughöhe in der Gaube liegt richtig, und in den nahen Mainwiesen finden die Eulen nachts auf der Jagd genügend Mäuse. Früher waren sie gern gesehene Gäste in den offenen Scheunen der Landwirte. Dort vertrieben sie die lästigen Nagetiere aus dem Getreide. Doch heute lagert das Korn in Silos, und für die Eulen zimmern Naturschützer Nistplätze, damit sie sich wieder ansiedeln.
Bis ein Paar in der Galluskirche brütete, vergingen Jahre. Vorher hatten die BUND-Mitglieder bei ihren Reinigungsarbeiten immer wieder Anzeichen dafür gefunden, daß Schleiereulen den Kasten bewohnt hatten. Bernd Zürn schraubt ein Honigglas auf und zeigt Knochensplitter, Reste von Nagetierschädeln und ein dunkles Häufchen "Gewölle", Überbleibsel einer Eulen-Mahlzeit. Reinhold Habicht untersucht derweil die Reste einer jungen Schleiereule. "Schade, sie ist wohl verhungert." SUSANNE HOERTTRICH
Hanau liefert täglich fünf Tonnen Verpackungsmüll 40 Menschen haben dadurch wieder Arbeit gefunden Von Joachim Haas-Feldmann SCHLÜCHTERN/HANAU. Der Anblick derer, die bei der Firma Henning in Schlüchtern unter anderem auch den Verpackungsabfall von mehr als 90 000 Hanauer Einwohnern sortieren - für den die Stadt dem DSD einen eigenen Sammelvertrag abgerungen hat -, führt bei Ulrich Müller spontan dazu, von einem "Scheiß-Job" zu sprechen. Anders als der Vorsitzende des Hanauer Umweltausschusses bei der Besichtigung meint, hält Sortierer Karl-Heinz Rosenberger seine Arbeit aber für "ganz normal und wichtig". Das Duale System Deutschland (DSD) hat nach Entlassungen in Auto-Zulieferfirmen 40 Menschen im Schlüchterner Raum wieder eine lohnabhängige Beschäftigung gegeben. Auf einer Warteliste stehen weitere Anwärter. 15 bis 18 Mark können sie pro Stunde verdienen. Hinzu kommen Zuschläge, denn zu den Schichten gehört von Montag bis Freitag auch die Nacht.
Gelbe Sammelsäcke türmen sich in der Halle, die Hagen Henning 1992 für zweieinhalb Millionen Mark (inklusive Sortieranlage) gebaut hat. Hier stinkt es weit weniger, als es sich der müllproduzierende Verbraucher vorgestellt hat. Der Gestank kommt erst mit intensiveren Sonnenstrahlen. Wo die Sortierenden arbeiten, ist ein Absaugsystem gegen üble Müllgerüche installiert. Im Winter muß es noch nicht eingeschaltet sein.
Ein Schaufelbaggerfahrer befördert den Verpackungsmüll auf das Förderband. Die Säcke müssen von Hand aufgerissen werden, die Technik dafür ist laut Henning noch lange nicht ausgereift. Kommt der Verpackungsmüll aus Tonnen statt aus Säcken an, erleichtert das die Arbeit. In Klein-Auheim und Steinheim sind die festen Sammelbehälter schon verteilt. Bis zur Jahresmitte soll Hanau ganz damit versorgt sein.
Eine Frau kehrt das Sammelgut aufs Förderband. Das führt einen Stock höher zu den extra umhausten, geheizten Arbeitsplätzen der Sortierenden.
Ein Magnet zieht die Weißblechdosen heraus. Einzelne Plastikfolien gelangen durch die Haftung auf den falschen Haufen mit Aussortiertem. Um die herauszubekommen, sind bisher Samstags-Sonderschichten nötig. Künftig soll ein zweiter Metallabscheider abhelfen.
Die nächste vom Band zu nehmende Fraktion sind all die im Haushalt anfallenden Plastikfolien. Jeweils zwei Sortierende mit Handschuhen sind zuständig. Sie werfen den Abfall durch zwei große Löcher hinunter in die dafür vorgesehene Box. Die Folien stellt Henning in gepreßten Ballen zum Abholen für die Verwertungsfirmen bereit, die im Auftrag des Dualen Systems arbeiten.
Neben der Box für Folien folgt die für Getränke-Mehrschichtverpackungen. Die sind im Hanauer Stadtreinigungs- und Fuhramt auf Hennings Umladestation und später im Müllwagen nach Schlüchtern leicht gepreßt worden, um Platz zu sparen. Weißblechdosen, sogenannte Hohlkörper (hauptsächlich Waschmittelflaschen) und Styropor türmen sich auf den weiteren Sammelhaufen.
Rund fünf Tonnen Verpackungsmüll gelangen in einem Henning-Sammelfahrzeug täglich aus Hanau nach Schlüchtern. Etwa eine Tonne wird pro Stunde nach Fraktionen getrennt. In Hanau ist das mittelständische Unternehmen alleiniges Abfuhrunternehmen, im übrigen Ostkreis bis nach Gelnhausen arbeitet der Abfallentsorger als Subunternehmer.
Ein Kinder-Spielwaschbecken aus Plastik durchläuft das gesamte Förderband, ohne aussortiert zu werden. Es landet auf dem Restmüllhaufen, denn der Kunststoff ist ein anderer als das Material der Joghurt- und Margarinebecher.
Höchstens 20 Prozent des gesamten Verpackungsabfalls dürfen laut Vorgabe des Dualen Systems Deutschland (DSD) aussortiert werden, bei Henning beträgt der Restmüllanteil zehn bis 15 Prozent.
Daß das Sammeln des Verpackungsabfalls stärker akzeptiert wird als erwartet, diese Auffassung des zuständigen Hanauer Amtsleiters Karl Schurr bestätigt Henning beim Stadtverordneten-Besuch. Die Lebensmittelverpackungen seien in der Regel sehr sauber, heißt es. An Fremdstoffen haben die Sortierer nur hin und wieder Papier zu beklagen, das bei Henning zu den Wertstoffbergen kommt, die er andernorts einsammelt.
Die Adressen der Firmen, die bei Henning die verschiedenen Verpackungen abholen, befinden sich alle im Inland. Henning und Hanaus Abfallwirtschaftsdezernent Norbert Kress (CDU) wollen verfolgen, wie es ums Recycling steht. Meldungen über deutschen Verpackungsmüll, der auf ausländischen Deponien landete, haben sie aufgeschreckt.
Kress ist stolz darauf, als einzige nicht kreisfreie Stadt dem DSD einen eigenen Sammelvertrag abgerungen und in der Werbung durchgesetzt zu haben, daß beim Verpackungsmüll künftig mehr die Abfallvermeidung zu betonen sei.
Selbständig den Verpackungsmüll einsammeln zu können, das hat für Kämmerer Kress auch eine interessante Seite für den städtischen Etat: 1800 Mark pro Tonne zahlt DSD der Stadt, die Hälfte davon ist an Henning zu überweisen.
Vom Rest muß er vor allem 20 000 gelbe Abfalltonnen à 60 Mark bezahlen. "Unterm Strich muß was übrigbleiben", hofft Kress, sonst könnten auch gleich Privatfirmen statt der städtischen Müllwerker den Verpackungsabfall einsammeln.Hans Heimerl lehnt Autobahngebühren ab
HANAU. Der Hanauer SPD-Vorsitzende Hans Heimerl lehnt die von der Bundesregierung vorgesehenen Autobahngebühren aus kommunalpolitischer Sicht ab. In einer Pressemitteilung schreibt er, die Leidtragenden seien die Kommunen, die den Verkehr aufnehmen müßten, der die Fahrenden aus Kostengründen von der Autobahn ausweichen lasse.
Hanau verfüge über ein gut ausgebautes Autobahnnetz. Ziel kommunaler Verkehrspolitik sei es, den Durchgangsverkehr dorthin zu lenken, wenn beispielsweise vom Hanauer Norden aus Großauheim das Ziel sei. Würden diese Fahrzeuge durch die Stadt geleitet, würde schnell der Ruf nach weiteren Umgehungsstraßen laut.
Daß die auf Bundeskosten finanziert würden, sei illusorisch, denn durch die Privatisierung der Autobahnen solle Geld für die Bahnreform hereinkommen und nicht für neue Straßenbauten. him
NORDEND. Für fröhliche Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen 8 und 14 Jahren jung.
Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - vielleicht noch nicht ganz so professionell, aber dafür mit Engagement und überwältigendem Charme brachten sie das Publikum in Fahrt (die FR berichtete). Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz), gemessen am Erfolg, erreicht.
Für den großen Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Video-Camcordern (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen den zahlreich erschienen Nachwuchs in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand in den Räumen bereit, teils mit Graffitis verziert.
Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster-Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 gekommen waren, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz, außerdem entstand eine bislang wohl einzigartige "Strohhalm-Schalmei". Andere bauten eine Gitarre mit nur einer Saite oder eine "Filmdöschen-Rassel".
Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche des neuen Jugendhauses auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster. Besonders freute sich Edith Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" ara
FRANKFURT A. M. Für fröhliche Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen acht und 14 Jahren jung. Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - nicht so professionell, aber mit Engagement und Charme brachten sie das Publikum in Fahrt (die FR berichtete). Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz), gemessen am Erfolg, erreicht.
Für den Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Videogeräten (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen den zahlreich erschienen Nachwuchs in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand in den Räumen bereit, teils mit Graffitis verziert.
Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster-Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 kamen, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz oder eine Strohhalm- Schalmei. Andere bauten eine Gitarre mit einer Saite oder eine "Filmdöschen- Rassel". Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster. Besonders freute sich Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" *ara
FRANKFURT A. M. Für fröhliche Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen acht und 14 Jahren jung. Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - nicht so professionell, aber mit Engagement und Charme brachten sie das Publikum in Fahrt (die FR berichtete). Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz), gemessen am Erfolg, erreicht.
Für den Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Videogeräten (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen die Kinder in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand bereit, teils mit Graffitis verziert. Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster- Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 kamen, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz oder eine Strohhalm- Schalmei. Andere bauten eine Gitarre mit einer Saite oder eine "Filmdöschen- Rassel". Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster. Besonders freute sich Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" ara
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im jeweils vollbesetzten Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, das Narrenzepter bei der Herrensitzung schwang Präsident Rainer Hollhorst. Für beide Veranstaltungen hatte der langjährige "Weiße Mützen"-Vorsitzende Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des "Marktes der Narretei" verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit dem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Musikalshow, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser ("Ja, der Paul und sein Gaul . . ."), die "Spaßmacher-Company" (20-Minuten- Gesangsschau), weitere Büttenasse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus Recklinghausen.
Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und die "Weiße Mützen", die Gesangssolistin Ria Hamilton verzauberte ihre Zuhörer mit Stimme und Stimmung. Beide sehr gut gelungene Veranstaltungen mit nur "kleinen Schönheitsfehlern" (etwa die "Bembelsänger Kokomios") wurden musikalisch von der Kapelle "Les Rubis" begleitet. dixi
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im jeweils ausverkauften Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, das Narrenzepter bei der Herrensitzung schwang Präsident Rainer Hollhorst. Für beide Veranstaltungen hatte der langjährige "Weiße Mützen"-Vorsitzende und Organisator Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des "Marktes der Narretei" verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit ihrem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth - derzeit auf sämtlichen Bühnen des Frankfurter Karnevals eine der unbestrittenen Zugnummern -, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Musikalshow, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser ("Ja, der Paul und sein Gaul . . ."), die "Spaßmacher-Company" (20-Minuten-Gesangsschau), weitere Bütten-Asse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus der Ruhrgebietsstadt Recklinghausen.
Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und natürlich die Aktiven der "Weiße Mützen" selbst. Die Gesangssolistin Ria Hamilton verzauberte ihre Zuhörer im Zoo-Gesellschaftshaus mit Stimme und Stimmung.
Die beiden sehr gut gelungenen Veranstaltungen mit nur "kleinen Schönheitsfehlern" (etwa die "Bembelsänger Kokomios") wurden musikalisch von der Kapelle "Les Rubis" begleitet. dixi
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im vollen Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, das Narrenzepter bei den Herren schwang Präsident Rainer Hollhorst. Der langjährige Vorsitzende und Organisator Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des Marktes der Narretei verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit dem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Show, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser, die "Spaßmacher-Company", weitere Büttenasse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus Recklinghausen.
Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und die "Weiße Mützen", die Gesangssolistin Ria Hamilton sorgte mit Stimme für Stimmung. Die gelungenen Feste mit nur kleinen Schönheitsfehlern (etwa die "Bembelsänger Kokomios") begleitete die Band "Les Rubis". dixi
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging's mit Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa (alle einstudiert von der Trainerin Anne Büttner). Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach.
Phantastisch waren die "Zauberer" vom "Schlippcher"-Männerballett, die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging der närrische Reigen mit dem Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne 1993 "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa (alle einstudiert von der Trainerin Anne Büttner).
Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach.
Ganz phantastisch waren die "Zauberer" vom Männerballett der "Schlippcher", die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und nicht zuletzt die beiden ausgezeichneten "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und lustige Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging's mit Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa (alle einstudiert von der Trainerin Anne Büttner).
Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach.
Ganz phantastisch waren die "Zauberer" vom "Schlippcher"-Männerballett, die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und nicht zuletzt die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und lustige Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
Im Kreispokal gab es in der dritten Runde nur eine Überraschung: A-Ligist FC Wallernhausen schaltete den klassenhöheren TV Kefenrod 4:2 nach Verlängerung aus.
Topfavorit KSG Ober-Seemen feierte unter Waldemar Möller einen standesgemäßen 3:0-Erfolg beim Außenseiter SV Ranstadt (Kreisliga B), Alemannia Gedern fertigte "Pokalschreck" Viktoria Ober-Widdersheim (hatte Cupverteidiger Viktoria Nidda besiegt) mit 4:1 ab, Stockheim hangelte mühsam 1:0 gegen Eichelsdorf durch, und in den Bezirksliga- Meetings siegte (jeweils erst nach Verlängerung) der Rohrbacher SV 2:0 gegen Steinberg/Glashütten sowie der SV Mittel-/Nieder-Seemen im Pokal-Schlager der Titelanwärter 1:0 gegen den SV Orleshausen.SV Ranstadt - KSG Ober-Seemen 0:3 (0:2). Tore: 0:1 Gerhardt (4.), 0:2 Wacker (8.), 0:3 Kneifl (85.). - Zuschauer: 170; SV Mittel/Nieder-Seemen - SV Orleshausen 1:0 nach Verlängerung. Tor: 1:0 Hofmann (115.). - Zuschauer: 150; Rohrbacher SV - SG Steinberg/Glashütten 2:0 nach Verlängerung. Tore: 1:0 Nagel (98.), 2:0 Herrmann (120.). - Zuschauer: 100; Alemannia Gedern - FC Vikt. Ober-Widdersheim 4:1 (1:1): Tore: 1:0 Hensel (24./HE), 1:1 Lack (35./FE), 2:1 Appel (56.), 3:1 Jürgen Hau (62.), 4:1 Appel (80.). - Zuschauer: 100; TSV Stockheim - SV Eichelsdorf 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Götz (50.). - Zuschauer: 130; FC Wallernhausen - TV Kefenrod 4:2 n.V.: Tore: 0:1 Kehm (40.), 1:1 Schüttke (44.), 2:1 Böhringer (99.), 2:2 Dzieusz (103.), 3:2 Laviero (105.), 4:2 Weiß (115.) - Zuschauer: 100.
Weitere Termine, 3. Runde: SG Bindsachsen - VfB Ober-Schmitten, SG Eintracht Ober- Mockstadt - VfR Hainchen (beide 3. März, 19 Uhr). jbp
Shirley und Gary Beresford sind gläubige Juden. Sie halten die Halachot ein, die göttlichen Gebote der Tora, nehmen nur koschere Speisen zu sich, besuchen regelmäßig die Synagoge und sind vom rechtmäßigen Anspruch zionistischer Juden auf "Eretz Israel" überzeugt, das auch das Westjordanland als Teil des israelischen Staatsgebiets einschließt. Shirley hat sogar ihre zwei Katzen "Judah" und "Shomrona" getauft: Judäa und Samaria.
Demnach erfüllte das Ehepaar, das 1986 aus Zimbabwe nach Israel gezogen war, alle Voraussetzungen, um als rechtmäßige Bürger Israels anerkannt zu werden. Doch nach Auffassung des Innenministeriums scheinen die Beresfords eine Gefahr für den Staat Israel darzustellen, weshalb sie deportiert werden sollen - so wie die 400 palästinensischen Anhänger der islamisch- fundamentalistischen Hamas und des "Heiligen Krieges", die Israel im Dezember vergangenen Jahres nach Südlibanon auswies. "Ich hoffe, sie deportieren uns nicht nach Libanon", schmunzelt Gary in der altmodischen Wohnstube in Mevasseret Zion, einem westlichen Vorort Jerusalems. "Das können sie nicht tun, Schatz", hofft Shirley, "diese Terroristen würden uns umbringen."
Das Vergehen der beiden Eheleute: Sie glauben, daß Jesus der Messias war. Fünf Jahre lang kämpften sie vor den Gerichten, nach dem "Gesetz der Rückkehr" als Israelis anerkannt zu werden. Doch im September vergangenen Jahres entschied der Oberste Gerichtshof in letzter Instanz, daß sie der Glaube an Jesus - unabhängig von der Ausübung religiöser Bräuche - zu Christen mache, sie somit keinen Anspruch auf die israelische Staatsbürgerschaft als heimkehrende Juden hätten.
Das Innenministerium ordnete daraufhin an, daß sie zusammen mit einem weiteren messianischen Ehepaar das Land bis zum 21. Februar zu verlassen hätten. Zwei von Shirleys Söhnen sind israelische Staatsbürger und ehemalige Fallschirmjäger. Doch als Shirelys 76jährige Mutter, ebenfalls Israelin, bei den Behörden um die Aufhebung des Ausweisungsbescheids im Rahmen der Familienzusammenführung nachsuchte, wurde sie kühl abgewiesen: Wenn sie mit ihrer Tochter leben wolle, solle sie sich ein anderes Land suchen.
Zwar hat das Innenministerium in früheren, ähnlich gelagerten Fällen Nachsicht gezeigt und den Betroffenen permanente Aufenthaltsgenehmigungen ohne Staatsbürgerschaft ausgestellt. Zwar versicherten Beamte auch diesmal, die beiden Familien würden nicht deportiert. Doch andere Beamte, so sagt Gary, hätten bereits gedroht, sie zu verhaften und in ein Flugzeug zu setzen. In den älteren Fällen, so schrieb der Jerusalem Report, hätten "politisch und religiös moderate Innenminister" entschieden. Heute jedoch würde das Ministerium von Aryeh Deri geführt, dem Chef der ultra-orthodoxen Shas- Partei. "Und Deri riskiert offenbar lieber einen neuen Deportationsskandal, als den Beresfords stillschweigend zu erlauben, zu bleiben."
Hinter der starren Haltung verbirgt sich die Furcht, das Beispiel Beresford könnte Schule machen. Weltweit zählt die Gemeinschaft "messianischer Juden", die an Jesus glauben, etwa 100 000 Mitglieder. "Wenn die Beresfords gewinnen", so glaubt Yehudit Zeevi vom Innenministerium, "dann werden weitere folgen." Zwischen 1000 und 3000 solch jesusgläubiger Juden sollen bereits in Israel leben. Und die Mehrheit sind tatsächlich zum Christentum bekehrte Juden.
Jahrhundertelange aggressive christliche Missionsarbeit unter den Juden, die oft genug in erzwungener Bekehrung endete, nährte jedoch wachsende Abscheu vor allem Missionarischem. Sie hätten aber "nie missioniert", betont Shirley, und Yehudit Zeevi bestätigt dies, unterstellt jedoch, daß die Beresfords eines Tages doch diesem christlichen Brauch folgen könnten - was aber auch nach israelischem Recht solange legal ist, solange die Bereitschaft zur Konversion nicht durch materielle Zuwendungen gefördert wird.
Die Beresfords sehen sich jedoch als orthodoxe Juden eher in der Tradition jener mittelalterlichen Apologeten, die argumentierten, Jesus selbst habe die Tora erfüllt und nicht aufgelöst. Erst die Christen seien abgefallen und hätten Jesus vergötzt. Auch Teile des modernen Reformjudentums, die zwar die traditionelle Christologie ablehnen, akzeptieren - wie etwa Martin Buber - Jesus als jüdischen Lehrer und Propheten, dessen Kritik am Pharisäertum auch gegen die jüdische Orthodoxie verwertbar ist.
In dieser Tradition begehen die Beresfords die jüdischen Feiertage und nicht die christlichen, halten den Sabbat und die Kashrut-Regeln ein. In ihrer Wohnung hängt nicht ein einziges Kreuz. Gary trägt ein Yarmulk, die jüdisch-orthodoxe Kopfbedeckung, und an der Seite hängen unter der Jacke Tzitzit, die Schaufäden seines Gebetsschals, hervor. Mit ihrem Glauben aber finden sich die Beresfords in Israel im theologischen Niemandsland, von den Orthodoxen wegen ihres Glaubens an Jesus abgelehnt und von den messianischen Juden wegen ihres halachischen Lebenswandels.
Zwar zirkuliert inzwischen sogar unter US-Kongreßabgeordneten eine Petition zugunsten der Beresfords. Zwar könnte Ministerpräsident Yitzhak Rabin die Entscheidung seines Innenministers Deri aufheben und so ein neuerliches Deportationsfiasko vermeiden. Doch "das Beste, was die Beresfords erhoffen können", so urteilte der Jerusalem Report, "ist, daß sie als illegale Ansässige unter der ständigen Drohung, ausgewiesen zu werden, hierbleiben dürfen".
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
Oeder Weg . . .
Vandreike versicherte im Ortsbeirat, daß die Umsetzung von Tempo 30 in dem Abschnitt nördlich der Querstraße bis zum Oberweg "kurzfristig" realisierbar sei. Dort schlängle sich die Fahrbahn und sei relativ eng, so daß "ohnehin kein vernünftiger Mensch schneller als 30 fahren kann". Auch die Stadtwerke hätten diesem Vorhaben zugestimmt, berichtete er.
Anders im Teil vom Oberweg bis zur Eckenheimer Landstraße - dort gerät eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern mit dem Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr in Konflikt. Die Stadt könne nicht Millionen in einen schnelleren Busverkehr investieren und gleichzeitig das Programm durch derlei Einschränkungen unterlaufen. "Deshalb soll generell auf Grundnetzstraßen kein Tempo 30 eingerichtet werden", erklärte Vandreike.
Ein Grundsatz, den die Grünen im Ortsbeirat 3 nicht uneingeschränkt gelten lassen wollten. Fast ein Drittel aller Frankfurter wohnten an Grundnetzstraßen, sagte Fraktionssprecher Uwe Paulsen: "Denen kann man doch nicht einfach sagen: Pech gehabt", entgegnete er. Gerade im Oeder Weg liege der Zeitverlust bei Tempo 30 für die Linie 36 bei maximal 20 Sekunden, rechnete Paulsen vor. Sein Parteikollege Lutz Sikorski, deutete dann auch eine mögliche Ausnahme an. "Die Grünen im Römer werden die Tempo 30- Forderung für den kompletten Oeder Weg mittragen", versprach er. rea
Pfandgeld nur bei vollen Getränkekästen
HANAU. Ein Getränkehändler
kann sich weigern, unvollständige Bier-, Saft- und Sprudelkästen zurückzunehmen.
Der Abgabe von Flaschen oder Kästen gegen Pfand liege eine Vertragsvereinbarung zwischen Händler und Verbraucher zugrunde. Der Verkäufer verpflichte sich dabei, eine bestimmte Leergutmenge zu entleihen. Der Käufer sei verpflichtet, den vereinbarten Pfandbetrag zu entrichten und die Kästen vollständig bestückt zurückzubringen, um das Pfand zu erhalten. Teilweise akzeptieren Händler auch un- vollständige gefüllte Kästen und ziehen die fehlenden oder kaputten Flaschen vom Pfandgeld ab. Das aber könne der Verbraucher nicht verlangen. him
"Kämpfe an der dalmatinischen Küste und im Hinterland", meldete der Rundfunk am Morgen. Mittags aber gab die Kroatische Zentrale für Tourismus auf einer Pressekonferenz zur Reisemesse CBR in München bekannt, die Küstenstraße nach Dalmatien sei nunmehr wieder "problemlos" zu befahren. Allerdings müsse man bis auf weiteres von Prizna (120 Kilometer südlich von Rijeka) per Fähre zur Insel Pag übersetzen und von deren Südende aus über eine Brücke zurück aufs Festland bei Zadar. Wenngleich die "ganze Adriaküste jetzt vollkommen unter kroatischer Kontrolle" sei, wie Tourismus-Direktor Zeljko Toncinic den vielen Interessenten im Saal versicherte. Wenn demnächst die neue Betonbrücke bei Split gebaut sei, werde man wieder ungehindert entlang der "schönsten Küste Europas" von Rijeka bis Dubrovnik fahren können. Auch die italienischen Fähren haben den Verkehr wieder aufgenommen. Und für Privatboote stehen 11 000 Liegeplätze in den Marinas bereit.
Ein gebeuteltes Land im Aufwind? Trotz Schießereien im Binnenland, die das Gros der ehemaligen Jugoslawien- Urlauber gewiß noch lange verunsichern werden, hatten im vorigen Jahr rund 1 133 000 Ausländer (überwiegend Österreicher und Süddeutsche) ihre Ferien in Kroatien verbracht und mit über sieben Millionen Übernachtungen zur wirtschaftlichen Stabilisierung beigetragen. Das waren zwar nur ein Viertel des Vorkriegsvolumens, aber fast doppelt so viele wie im Jahr 1991. Vor allem die Stammgäste sind wiedergekommen. Genau 40 Prozent fuhren nach Istrien (wo im August sogar die Betten knapp geworden waren) und an die Kvarner Bucht, wo es keinen Krieg gegeben hat. Auch auf den Inseln ist nicht geschossen worden.
Hoch sind also die Erwartungen für das anlaufende Reisejahr. Kroatien dürfte 1993 das preiswerteste Reiseziel am Mittelmeer sein. Gegenüber dem vorigen Sommer seien die Betten- und Verzehrpreise stabil geblieben, die Nebenkosten sogar niedriger geworden, versicherte Toncinic. Versorgungsprobleme gebe es nicht. Die Touristen bräuchten auch keine Angst zu haben, daß sie der Bevölkerung etwas wegnähmen. "Sie bringen uns vielmehr etwas, nämlich Selbstachtung." SEPP FALLENSTELLER
AUSKUNFT: Bemex Tours, Rumfordstr. 5, 8000 München 5, Tel. 089 / 2 60 95 36.
Leser-Forum
Studie über "Besucherlenkung" Der Landkreis Fulda hat 170 000 Mark für eine Studie über die Möglichkeiten einer "Besucherlenkung" auf der 950 Meter hohen Wasserkuppe in der Rhön bereitgestellt.Bessere Vermarktung heimischer Erzeugnisse
LAUTERBACH. Hessen will das geplante neue Direktvermarktungszentrum für Bio-Produkte in Alsfeld (Vogelsbergkreis) mit einer 85prozentigen öffentlichen Förderung ausstatten.
Wie der Vogelsberger Landrat Hans-Ulrich Lipphardt am Dienstag berichtete, habe die Landesregierung den Aufbau des Projektes bei der EG-Kommission zur 50-Prozent-Förderung angemeldet und wolle selbst aus dem hessischen Produkt-Innovationsprogramm einen 35prozentigen Zuschuß geben.
Das neue Direktvermarktungszentrum für alternativ erzeugte Produkte aus der Vogelsberger Region solle eine bessere Verwertung und Vermarktung heimischer Agrarerzeugnisse ermöglichen. Ein extra erstelltes Gutachten prognostiziere mittelfristig Vermarktungsmöglichkeiten für 80 bis 100 Landwirte mit ihren biologischen Produkten.
Die Einrichtung des neuen Zentrums - in dem leerstehenden Schlachthof - in Alsfeld werde rund 1,5 Millionen Mark kosten. gw
Seine Pop-Vergangenheit hat ihn lange nicht interessiert - und doch immer wieder eingeholt, ob er nun wollte oder nicht. Gewiß, in den neun Jahren ohne "Polizei"-Schutz wurden seine schönen Fusions-Klänge in den Feuilletons gelobt und die Solo-LPs gleich zu Gesamtkunstwerken erklärt, aber bei den Konzerten warteten die Massen doch nur darauf, daß er seine "Message In A Bottle" losschickte oder "Every Breath You Take" hauchte. Sting ohne Police, das ging und geht eben nicht. Das hat nicht nur mit Nostalgie zu tun, sondern liegt daran, daß ihm unter eigenem Namen nie mehr solche Pop-Ohrürmer gelingen sollten.
"Ich wußte mal ziemlich genau, was ein Hit ist: ,So und so mußt du es schreiben, und du verkaufst Millionen.&rquote; Heute habe ich nicht mehr die leiseste Ahnung davon", rätselt der 41jährige, "ich bin heute mehr an Alben interessiert, an Werken, in die du 50 Minuten eintauchen kannst. Ich hätte gerne wieder mal eine Hit-Single, aber das ist nicht vorhersehbar."
So ahnungslos, wie er sich macht, ist er wohl doch nicht. Auf seiner neuen CD "Ten Summoner's Tales" (Polydor) ist Platz für beide - den Pop- und den Kopf- Menschen. Sting frönt dem artifiziellen Blues ("Heavy Cloud No Rain"), schweißt Soul und Country in einen Song ("Love Is Stronger Than Justice") und balanciert die schwere Kost mit grazilen Popballaden und kräftigen Rocknummern aus. Eine reizvoller Kontrast - nicht so geschlossen, dafür aber auch nicht so bedrückend wie der melancholische Vorgänger "The Soul Cages", den er seinem verstorbenen Vater gewidmet hatte.
"Die letzte LP war sehr autobiographisch. Das hat mir viel gebracht, ich mußte es nicht wiederholen", erzählt er, "die neuen Songs sind direkt nach der letzten Tour entstanden, die mir viel Spaß gemacht hat. Das zeigte sich auch bei den Aufnahmen: Wir haben alles in nur acht Wochen in meinem Wohnzimmer eingespielt."
Er nimmt es wieder etwas lockerer und gönnt sich den Luxus des Selbst-Zitats. Frei nach dem Motto: "Die eigenen Texte sind doch die besten", fragt er in "Seven Days" nun zum drittenmal, ob er die ewig gleiche Geschichte noch einmal erzählen müsse, "of a thousand rainy days since we first met". Die Zeilen kennt man aus den Police-Songs "Every Little Thing" (1981) und "Oh My God" (1983). "Das Zitat hat mich amüsiert und alles, was mir Spaß gemacht hat, habe ich auf der Platte so belassen. Es ist, wenn man so will, eine Sammlung alter Witze", grinst er.
Der CD-Titel ist auch einer, sind doch nicht zehn, sondern elf "Tales" auf der Scheibe zu hören. Und auch der Summoner (Gerichts-Bote) ist hintersinnig gemeint. Sting lacht: "Das ist eine Anspielung auf meinen Nachnamen Sumner. Aber im Grunde habe ich den Titel von den ,Canterbury Tales&rquote; abgeleitet, einer englischen Geschichte aus dem 16. Jahrhundert. Ein Mönch, eine Nonne, ein Müller, ein Ritter und ein Gerichtsdiener reisen nach Canterbury und erzählen sich währenddessen ganz unterschiedliche Geschichten." Nichts anderes würde er nun machen. "Es gibt kein verbindendes Thema, ich drücke nicht meine innersten Gefühle aus, ich bin einmal einfach nur Songwriter, der Geschichten erzählt."
Ein belesener Songwriter allerdings, aber das weiß man ja inzwischen. Für seine niveauvolle Unterhaltung hat der ehemalige Grundschullehrer kürzlich die höheren Weihen erhalten: Die Universität seiner Heimatstadt Newcastle ernannte ihn zum Ehren-Doktor der Musik. "Ich werde deshalb aber keine Vorlesungen halten", verspricht er, "diese Auszeichnung war ganz nett, ich hätte sie schlecht ablehnen können. Ich stand nur da, und sie haben mir diesen dummen Hut aufgesetzt. Ich habe wirklich eine eigenartige Karriere hinter mir, ich mußte erst Rockstar werden, um meinen Doktor zu bekommen."
Als er vor 16 Jahren seinen Job hinschmiß und mit Frau und Sohn nach London zog, um sich als Musiker in der Punk-Szene durchzuboxen, war das eine so unwahrscheinlich, wie das andere. "Ich weiß noch genau, wie mich der Schuldirektor fragte, wie ich denn nur sowas machen könne, ich würde doch meine Pension aufs Spiel setzen", erinnert er sich und grinst: "Die dachten alle, ich wäre verrückt. Vielleicht war ich's auch."
Die Pension ist mittlerweile gesichert, und doch läßt er sich immer noch auf scheinbar verrückte Abenteuer ein. So hat ihn kürzlich Star-Tenor Pavarotti zu einem gemeinsamen Song überreden können. "Wir haben das nur aus Spaß gemacht, bei mir zu Hause. Ich war wirklich zu Tränen gerührt, denn ich liebe Pavarotti, er ist einfach ,larger than life&rquote;", schwärmt Sting.
Ist nach seinen Theater- und Filmversuchen als nächstes nun ein Opernabstecher zu befürchten? "Nein, den Zug habe ich verpaßt. Um eine Note wie Pavarotti singen zu können, müßte ich fünf Jahre üben", meint er fast ein wenig resigniert, "dazu fehlt mir wohl die Zeit, und ich weiß nicht, ob meine Karriere noch 20 Jahre dauern wird." Im Moment sieht es nicht so aus, als wäre sie so bald beendet: Sting tritt am 6. April in der Frankfurter Festhalle auf. MARTIN SCHOLZ
Die Melancholie seines letzten Albums "The Soul Cages" ist verflogen. Auf der neuen CD "Ten Summoner's Tales" zeigt sich Sting von seiner lockeren Seite, mit Fusion-Rock und genial-simplen Pop-Songs. Doch ohne Niveau kommt der 41jährige Ex-Lehrer nicht aus: Der Titel spielt auf die "Canterbury Tales" an und auf seinen Nachnamen Sumner. "Ich wollte nicht mein innerstes nach außen kehren, sondern Stories erzählen", sagte Sting beim FR-Interview in London.
Nicht Fish, nicht Fleisch
Auf seinen frischen Fischen ist er zuletzt sitzengeblieben. Damit ihm das nicht nochmal passiert, greift er nun zur Konserve, tischt seinen Fans olle Kamellen auf. Nach der ins Stocken geratenen Solo-Karriere zieht Derek William Dick alias Fish die Notbremse und veröffentlicht mit "Songs From The Mirror" (Polydor) ausschließlich Cover-Songs von T- Rex, Genesis, den Kinks, ja sogar von David Bowie.
Nicht, daß seine letzte LP "Internal Exile" schlecht gewesen wäre. Im Gegenteil: Nach dem bombastischen Art-Rock der vergangenen Jahre schien der schottische Hüne mit folkigen Songs auf dem Weg der Besserung. Nur mochten sich die Fans den lobenden Kritiken nicht anschließen - die Scheibe blieb ein Ladenhüter. Hat er nun Angst vor der eigenen Courage oder fällt ihm nichts mehr ein?
"Ich habe schon immer von einer LP mit Cover-Songs geträumt. Nach der Schule drehte ich zu Hause die Stereoanlage auf elf und mimte vor dem Spiegel den Rock-Star", erinnert er sich, "irgendwann haben wir das alle mal getan, einige ließen es später sein, während andere so wie ich mit dem Spiegel in sich weiterlebten."
Doch seine Rückschau hat Schwächen. Zwar glänzt der Ex-Marillion-Sänger in ruppigen Rock-Songs wie "Boston Tea Party" von Alex Harvey oder Argents "Hold Your Head Up", bei Pink Floyds "Fearless" dagegen ist er überfordert. Weniger Vielfalt wäre mehr gewesen. "Ich war mir klar, daß ich einige vor den Kopf stoßen würde", erklärt er, "aber dann sah ich diese Songs wie ein Art Bühnen- Skript, das von vielen Schauspielern unterschiedlich interpretiert werden kann."
Doch allzu große Freiheiten nimmt er sich gar nicht raus. Fish beläßt es bei maßstabsgetreuen Kopien. "Die Originale sprechen für sich, ich wollte nichts ändern, außer am Gesang, da steckt genug Fish drin", glaubt er.
Seine Jugenderinnerungen in allen Ehren, aber was er auf seiner CD serviert, ist weder Fisch, noch Fleisch. Da geht es ihm genauso wie seinen Ex-Kollegen von Marillion: Denen ist mit ihrem neuen Sänger auch nichts Aufregendes mehr eingefallen.
Aber über alte Erfolge und vor allem den spektakulären Rechtsstreit mit den Marillions mag er von nun an kein Wort mehr verlieren. "Ich habe zu viel darüber geredet und die Leute doch nur gelangweilt. Es wäre besser gewesen, wenn Marillion und ich uns geeinigt hätten, statt den Anwälten das Geld in den Rachen zu werfen", meint er und hofft geduldig auf ein Comeback: "Es ist mir klar, daß sich die alten Erfolge nur schwer wiederholen lassen, aber solange mich einige Leute sehen wollen, mache ich weiter."
Am Montag, 1. März, startet Fish in der Offenbacher Stadthalle seine Deutschland-Tournee. art
Mehr Unterstützung für die Integrative Schule haben Eltern und Betreuer des Integrativen Kindergartens von Stadt Frankfurt und dem Evangelischen Regionalverband verlangt. In einem offenen Brief an die beiden Finanziers der Modellschule in der Nordweststadt äußern Eltern und Betreuer ihre Bestürzung über die Gefährdung der Schule, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam lernen. Wie berichtet, ist das Integrative Lernen ernsthaft gefährdet, weil dem Projekt Geld fehlt.
Die Integrative Schule habe "wichtige Zeichen" gesetzt und gezeigt, daß das gemeinsame Lernen Behinderter und Nichtbehinderter im normalen Schulalltag möglich sei, heißt es in dem offenen Brief. Weil die Kinder des Integrativen Kindergartens später auch zusammen lernen sollen, sei die Fortführung des Projektes für die Eltern aber dringlich.
Dies sei gerade angesichts eines schlechter werdenden "gesellschaftlichen Klimas" gegenüber Behinderten nötig. "Eine weltoffene Stadt wie Frankfurt kann nicht zulassen, daß eine vorbildliche Einrichtung wie die Integrative Schule von der Bildfläche verschwindet." luf
ESCHERSHEIM. Trotz aufgestellter Tempo-30-Schilder sind nach Ansicht des Elternbeirates der Kindertagesstätte 86 die Autofahrer Am Lindenbaum noch immer zu schnell. In einem Brief an den Ortsvorsteher und die Parteien im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) und an das Straßenbauamt monieren die Eltern, daß viele Autofahrer in Richtung Eschersheimer Landstraße die Grünphase der Ampel an der Kreuzung Am Lindenbaum/Dehnhardtstraße erreichen wollen.
Sie kritisieren: "Diese Situation erscheint uns für unsere Kinder und die Schüler der nahe gelegenen Ludwig- Richter-Schule als zu gefährlich."
Die Eltern weisen darauf hin, daß vor dem Kindergarten der Andreasgemeinde in der Kirchhainer Straße Fahrbahnschwellen ("Kölner Teller") angebracht worden seien, und fordern diese auch für die Kindertagesstätte 86, die Am Lindenbaum 40 zwischen der Dehnhardtstraße und der und Ulrichstraße liegt. ks
NORDEND. Der Baustellenverkehr der Deutschen Bibliothek soll endlich besser geregelt werden. Der Ortsbeirat 3 mahnte einstimmig die seit längerem angekündigte Ampel an, die die Überfahrt über die Eckenheimer Landstraße regeln soll. Wenn die Entlastung von Cronstetten- und Holzhausenstraße schon nicht bei Baubeginn stattfand, "so sollte sie doch wenigstens deutlich vor der Fertigstellung der Bibliothek bewerkstelligt werden", erklärte Armin Eikenberg (SPD).
Außerdem forderte der Beirat, Altglas- Container möglichst nicht auf Gehwegen zu plazieren. Wo irgend möglich, sollten die Behälter auf Sperrflächen stehen, die im Rahmen der Verkehrsberuhigung entstanden sind. rea
Leser-Forum
Zu unserem Artikel "Unendliche Geschichte mit Happy-End" über die Wiedereröffnung des Jugendhauses am Frankfurter Berg in der Stadtteil-Rundschau Nord vom Donnerstag, 4. Februar 1993, schrieb uns Alexander Zabler, Rektor der Albert-Schweitzer-Schule, folgende Zeilen:Ihre Veröffentlichung bedarf leider der Korrektur, weil sie wesentliche Sachverhalte falsch beziehungsweise mißverständlich darstellt: 1. Der Frankfurter Berg weist eine mangelhafte Infrastruktur auf, die jahrelang durch Schul-, Jugendhaus- und andere Initiativen mit besonderen sozialpädagogischen Anstrengungen auszugleichen versucht wurde. Deswegen das Café-Provisorium in der Schule, im Einvernehmen mit dem Vereinsring, dem Stadtschulamt und der Saalbau GmbH. 2. Dieses Café soll nicht in den Besitz der Schule übergehen, sondern weiter für den ganzen Stadtteil nutzbar sein, beispielsweise vormittags als Schülercafé, nachmittags und abends für andere Stadtteilgruppen. Regelungen sollen gemeinsam mit dem Vereinsring, dem sozialen Arbeitskreis und der Saalbau Gesellschaft gefunden werden.
Der "Lebenszyklus" in den verschiedenen Altersstufen war der Leitgedanke für zwei Studierende der Technischen Hochschule (TH) Darmstadt, um ein alternatives, generationsübergreifendes Wohn- und Siedlungskonzept zu entwickeln, das im November von der Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft Nassauische Heimstätte (NH) mit dem Ernst-May- Preis 1992 ausgezeichnet wurde.
Das Modell von Martin Grünmüller und Sabine Kling, das jetzt bei der Ausstellungseröffnung der Preisträger und Teilnehmer in den Geschäftsräumen der Nassauischen Heimstätte vorgestellt wurde, sieht eine Vielzahl von unterschiedlichen Wohnungsgrößen und -kombinationen vor, die frei verteilt werden können. Die Wohnungsgröße entspricht dabei jeweils dem Bedarf. Vergrößert sich beispielsweise eine Familie, so kann sie innerhalb der Siedlung eine größere Wohnung beziehen. Umgekehrt verhält es sich freilich auch bei Trennungen.
Neben dem mit 5000 Mark preisgekrönten Modell sind fünf weiteren Projektarbeiten zum Thema "Wohnen im Lebenszyklus" ausgestellt. Die zahlreichen Modellzeichnungen und -bilder, Entwürfe und Skizzen sind das Produkt eines Projekts an der TH, "das von der Wohnungsbaugesellschaft mitfinanziert wurde", erzählt NH-Pressesprecher Horst Fürst.
In der auf zwei Semester angelegten Veranstaltung befaßten sich etwa 50 Studenten in 16 Gruppen mit einem 16 Hektar großen Baugebiet in Eschborn am Rödelheimer Weg.
Auch wenn die Arbeiten nicht realisiert werden, so dienen sie den Hausarchitekten als Anregung. "Ich bin mir ganz sicher, daß einige Gedanken in unsere Arbeit einfließen werden", freut sich NH- Geschäftsführer Reinhart Bartholomäi über die Ergebnisse. hu
BONAMES. Der "Große Rammlerball" des Kleintierzuchtvereins 1927 Bonames im "Haus Nidda" hat Tradition und ist immer wieder Anziehungspunkt auch für Züchterfreunde aus der Umgebung wie Harheim, Kalbach oder Heddernheim. Vorwiegend waren es Ältere, die sich den Ballfreuden hingaben und sich über ein kleines Unterhaltungsprogramm freuten, das aktive Mitglieder in Szene setzten. Vorsitzender Erwin Schönacker hatte nicht zuviel versprochen.
Züchter boten einen "Hühnertanz" in entsprechender Aufmachung, die Züchterfrauen tanzten als "Gartenzwerge". Unter Mitwirkung des Publikums gab es eine Playbackshow ("Heino" und "Wildekker Herzbuben"), Spaßmacher Karlheinz Kah nahm Bonameser Geschehen auf die Schippe. Nicht fehlen durfte natürlich die obligatorische Polonnäse, angeführt von Wanda und Walter Seipler. dixi
HANAU. Das Schulsportfeld an der Lortzingstraße wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen, ist SPD und CDU in der Hanauer Stadtverordnetenversammlung derzeit zu teuer. Beide berufen sich auf Angaben des Grünamtsleiters Eckhard Hoppenheit, daß dafür rund eine Million Mark notwendig wäre. Die Parlamentsmehrheit beider Fraktionen sprach sich dafür aus, sich rechtzeitig vor den nächsten Etatberatungen vom Magistrat ein Konzept über den Finanzaufwand und eventuelle Zuschüsse vorlegen zu lassen.
Die Grünen hatten gefordert, die Mittel im Nachtrag bereitzustellen. Dafür hatten sie während der Etatberatungen 1992 200 000 Mark beantragt. Grünen-Sprecher Wulf Hilbig warf dem Magistrat vor, die Schulsportanlage 20 Jahre lang habe verkommen zu lassen. him
BESTE REISEZEIT: Auf Jamaika gibt es keine Jahreszeiten im strengen Sinne, die Unterschiede zwischen Sommer und Winter sind gering. Die kühlsten und trockensten Monate sind November bis April mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius. Trotz relativ hoher Luftfeuchtigkeit besonders im Norden sorgen Passatwinde für ein angenehmes Klima auch im Sommer. Wassertemperatur ganzjährig um 24 Grad.
EINREISE: mit Reisepaß. Ein Visum ist nicht erforderlich.
ANREISE: Condor fliegt derzeit donnerstags, ab Sommer jeden Dienstag von Frankfurt a.M. nach Montego Bay. Wer den Düsseldorfer oder Münchener Flughafen vor der Haustür hat, fliegt montags mit der LTU. Täglich steuert die Lufthansa die Insel in der Karibik an, ab Frankfurt via Miami. Die Flüge sind in der Regel Teil der Pauschalarrangements, welche die Veranstalter anbieten (siehe unten).
UNTERKUNFT: Jamaika bietet Hotels aller Kategorien. Preis für Übernachtung ab 50 US-Dollar aufwärts. Als günstig gelten Pensionen und Gästehäuser.
ESSEN UND TRINKEN: Auf den Speisekarten der Hotels finden sich neben internationalen Gerichten zunehmend einheimische Spezialitäten wie die Baumfrucht Ackee und Stockfisch. Auf dem Land findet man selbst in kleinen Orten die obligatorischen Jerk Pork- oder Jerk Chicken-Stationen. Hier gibt es scharf gewürztes Schweine- und Hühnchenfleisch, das auf Pimentholz gegart wird.
VERKEHR: Wichtigstes Verkehrsmittel sind die Minibusse, die neben Kingston alle Touristenorte wie Port Antonio, Ocho Rios, Montego Bay und Negril ansteuern. Besonderen Komfort bieten solche Busse nicht, allerdings hat die Fahrt in einem solchen Minibus für den, der Körpernähe nicht scheut, einen eigenen Erlebnischarakter. Für Eilige bietet die Trans Jamaican Airlines Inselflüge. Diese sind nur vor Ort zu buchen. Der Bahnverkehr zwischen Kingston und Montego Bay ist auf unabsehbare Zeit eingestellt.
GESUNDHEIT: Eine besondere Prophylaxe ist für Jamaika nicht erforderlich. Das Leitungswasser ist in ganz Jamaika gechlort und kann getrunken werden. Zu empfehlen ist angesichts intensiver Sonneneinstrahlung ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor.
VERANSTALTER: Busrundreisen bieten unter anderem NUR, Meier's Weltreisen und Kreutzer. Pkw-Rundreisen bei Jahn Reisen, airtours und Meier's Weltreisen. Erstmals hat auch Hetzel Reisen Urlaub auf Jamaika im Programm: Ein zweiwöchiger Aufenthalt (ÜF) in einem Mittelklasse-Hotel in Negril kostet mit Flug beispielsweise 2 450 Mark (halbes Doppelzimmer).
AUSKUNFT: Jamaica Tourist Board, Falkstraße 72 - 74, 6000 Frankfurt a.M. 90, Tel. 069 / 707 40 65. sar
Leser-Forum
HANAU. CDU- und Grünen-Stadtverordnetenfraktion zeigten sich in der jüngsten Parlamentssitzung verwundert darüber, daß Schul- und Kulturdezernent Klaus Remer (SPD) die Volkshochschule nur "mittelfristig" in der Remise von Schloß Philippsruhe unterbringen wolle. Sprecher zitierten ein Schreiben der VHS-Belegschaft, in dem diese ihre Angst darüber ausgedrückt hatten, ihre langjährige Aufbauarbeit sei womöglich gefährdet.
Remer versicherte, die Fristnennung sei willkürlich. Erst wenn Geld vorhanden sei, die Remise für Museum und Galerie zu nutzen, sei ein Auszug der VHS möglich. Der Bestand der VHS sei nicht gefährdet, noch dazu wo sie mit ihrer Weiterbildungsdichte bundesweit führe.
Remer akzeptierte die Kritik von CDU und Grünen, die Vorlage zur Remisennutzung zu spät vorgelegt haben. Damit die künftige Stadtverordnetenversammlung vor allem die Baukostenermittlung durch den Magistrat abwarten kann, wurde die endgültige Entscheidung vertagt. him
Früher saß Hannelore Schlicht in einem "Verlies". Jetzt hat die 54 Jahre alte Büroangestellte den kleinen, dunklen Raum in der Ludwigstraße mit einem freundlichen Büro an der Konstablerwache getauscht. Im ehemaligen Möbelhaus Hess residiert seit Jahresbeginn die Hilfspolizei (Hipo). Außer einem neuen Büro hat der Umzug Hannelore Schlicht auch ein anderes Türschild gebracht. "Bürgerberatung" lautet die Aufschrift, die signalisiert: Das Amt öffnet sich stärker für das Publikum.
Wer in der neuen Anlaufstelle vorspricht, will sich beispielsweise wegen eines vermeintlich zu Unrecht ausgestellten "Knöllchens" beschweren. Die Beraterin nimmt sich geduldig des Falles an, getreu ihrer Devise "Ein Autofahrer ohne Strafzettel ist wie ein Himmel ohne Sterne".
Doch die Beschwerden machen nur einen Teil der Arbeit aus. Mit Fragen aller Art kommen die Menschen ins Haus, die draußen zufällig das Amtsschild entdeckt haben. Ortsunkundige fragen nach dem Weg, FVV-Kunden nach Abfahrtszeiten und Besitzer von "Frankfurt-Pässen" nach der Verlängerung ihres Dokuments. Andere Leute wollen wissen: "Wo finde ich einen Parkplatz?" Und zwischendrin kommen noch Passanten mit Fundsachen. Auch eheliche Dramen gilt es zuweilen abzuwenden, wenn der Ehemann verdächtigerweise im Bahnhofsviertel falsch geparkt hat und er das Amt bekniet, die Zahlungsaufforderung nicht per Post ins Haus zu schicken. Ratlos ist Hannelore Schlicht nach 20 Dienstjahren nie: "Ich glaube kaum, daß ich vor irgendetwas kapituliere."
Daß die Beratungsstelle großen Zulauf erfährt, dürfte der zentralen Lage zu verdanken sein. Hipo-Chef Werner Hartwig macht noch eine lokale Besonderheit geltend: "Der Frankfurter ist ein Mensch, der gern aufs Ämtche geht." Das Behördenschild signalisiere "Allzuständigkeit", lasse die Schwellenangst sinken und mache deutlich: "Das kostet nix."
Dem Umzug kann Hartwig nur positive Seiten abgewinnen. "Das Personal atmet auf, weil es jetzt ordentlich untergebracht ist." Moderne Aufenthaltsräume, Spinde, Duschen, Trockenräume und Teeküchen lassen das Gebäude zur "Insel" werden, wo die Hilfspolizisten sich regenerieren können. Außerdem, so Hartwig, werde die Effektivität gesteigert. Das Aufkommen an Verwarnungen habe "zugenommen, weil wir näher am Geschehen liegen und weniger Wegezeiten haben". 50 000 bis 60 000 Verwarnungen pro Monat werden zur Zeit registriert. Auch den Sicherheitsaspekt führt Hartwig als Pluspunkt ins Feld. Seitdem "die grüne Uniform ständig präsent ist", hätte dies auch Auswirkungen auf die Szene der Dealer und Jugendbanden an der Konstablerwache. Sie würden entweder "die Gegend meiden" oder "sich abwartend verhalten". vo
Wie man "richtig" einen Krimi schreibt, lernt man in der Schreibwerkstatt nicht unbedingt. Es werden weder Theorien gepaukt noch literarische Vorbilder zerpflückt, um zu sehen, wie es andere machen. Im Mittelpunkt des Schreibkurses, den Brigitte Volhard seit sechs Jahren an der Frauenschule anbietet, steht vielmehr das Schreiben und Diskutieren eigener Texte. Texte zu Themen, die von den Teilnehmerinnen selbst festgelegt werden, und deren Bearbeitung frei ist. "Jede kann mit dem Thema erst mal umgehen, wie sie möchte, kann zu Papier bringen, was und wie sie es will", so Brigitte Volhard.
Das (qualitative) Gefälle der so entstandenen Texte ist meist ebenso groß wie die Bandbreite der mitgebrachten Schreiberfahrungen. Gleichwohl könne jede Teilnehmerin von dem Kurs profitieren. "Wenn man weiß, was man möchte, kann man es sich in der Werkstatt holen", glaubt Brigitte Volhard. Denn die Schreibwerkstatt könne als "Interessengremium" verstanden werden, das für den "Leser generell" stehe und das man sich ohne Konkurrenzdenken und ohne Angst vor vernichtender Kritik zunutze machen kann. Deshalb bestimmt auch jede Autorin selbst, welche Art der Kritik (stilistisch, inhaltlich, literarisch) sie bekommen möchte - obgleich es Brigitte Volhard am liebsten ist, wenn jeder Text Wort für Wort durchgegangen wird. Denn sie möchte den jungen Autorinnen unter anderem auch eine eigene Erfahrung vermitteln, nämlich, daß nicht nur Neues schreiben Spaß macht, sondern daß das Arbeiten an bestehenden Texten ebenfalls sehr produktiv sein und zufrieden machen kann.
Obwohl sich fünf Abende lang also alles um eigene und fremde Texte dreht, kleben die Autorinnen nicht nur am geschriebenen Wort. Sie tauschen sich erfahrungsgemäß auch über Arbeitsweisen aus und darüber, wie ein Text im Kopf entsteht. Ein Schreibproblem kann sich dabei leicht als Lebensproblem entpuppen: Aber: "Wir sprechen über das Geschriebene und nicht über die Befindlichkeit der Frauen. Das wäre ein ganz anderer Kurs", sagt Brigitte Volhard.
Die nächste Schreibwerkstatt in der Frauenschule beginnt am 26. Februar, um 18 Uhr. SUSANNE BROOS
GOLDSTEIN. Gelegenheit, sich besser kennenzulernen, hatten kürzlich die Schüler der Carl-von-Weinberg-Schule und der "Frankfurt American Highschool". So führten die 16jährigen US- amerikanischen Schüler an der deutschen Schule unterschiedlichste Stücke aus ihrem "drama course" auf - Drama ist an den "High Schools" ein reguläres Unterrichtsfach.
Die Begeisterung am Theaterspiel scheint auf die deutschen Zuschauer übergegangen zu sein, wie die pädagogoische Leiterin, Renate Rütten, erklärte: "Uns alle beeindruckte die Unbefangengeit der ,army kids&rquote;, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich darstellten." Sie hofft, im neuen Wahlpflichtunterricht diese Erfahrungen auch für die Carl-von-Weinberg-Schüler zu ermöglichen, "und vielleicht sind auch die Englischlehrer zum spielerischen Lernen in ihrem Unterricht angeregt worden."
Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen im Jugendhaus Goldstein ist ein Gegenbesuch der deutschen Schüler geplant worden - und die Teilnahme der US-amerikanischen Schüler am deutschen Unterricht. ks
NEU-ANSPACH. Die Goethestraße im Baugebiet Mitte-Ost soll den Namen des kürzlich verstorbenen Ehrenbürgermeisters Rudi Selzer tragen. Das beschloß die Gemeindevertretung einstimmig.
An dieser Ringstraße, derzeit im Ausbau, liegt die jüngste Kindertagesstätte, die ebenfalls nach dem ehemaligen Verwaltungschef benannt werden soll. Der Vorschlag der Grünen, Kindertagesstätten unabhängig von Straßen zu taufen, fand nur bei der CDU Zustimmung; die SPD/FWG-Mehrheit war dagegen. ill
FRANKFURT A. M. Die Tischtennisspieler der Anna-Schmidt-Schule (Westend und Nieder-Erlenbach) und der Carl- Schurz-Schule (Sachsenhausen) sind weiter auf Meisterschaftskurs. In der Regionalentscheidung des bundesweiten Wettbewerbs "Jugend trainiert für Olympia" setzten sie sich gegen ihre Konkurrenten von der Altkönigschule (Königstein) und der Gesamtschule Stierstadt durch.
Die beiden Frankfurter Mannschaften hatten vor einigen Wochen bei den Stadtmeisterschaften die erste Hürde nach Berlin genommen. Dort wird im Mai das Bundesfinale ausgetragen.
In seiner Begrüßungsansprache dankte der Direktor der Anna-Schmidt-Schule, Herbert Weidlich, den Schülern für ihr Engagement und sagte: "Es wird viel über die Gewalt an Schulen geredet - gerade im sportlichen Wettkampf lernt man aber, miteinander umzugehen. Möge der Bessere gewinnen."
Die besseren waren an diesem Nachmittag die Frankfurter Mannschaften, die ihre Gegner klar mit 5:1 und 5:2 besiegten. Die Eröffnungsdoppel Richard Heininger / Bilgin Karaoglan und Markus Boehe / Patrik Bertman verschafften der Anna-Schmidt-Schule gleich zu Beginn eine komfortable Führung. Amir Arabschaki verkürzte gegen Sebastian Wiedemann, bevor Christian Siegmund den alten Zwei-Punkte-Vorsprung zum 3:1 wieder herstellte. Markus Boehe und Patrik Bertman gewannen im Anschluß ihre zwei Einzel ebenfalls, so daß das Endergebnis von 5:1 bereits nach einer Stunde feststand.
Die Spieler der Carl-Schurz-Schule hatten es nicht ganz so einfach. Martin Fröhlich/Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue/Bruno Pusch besiegten ihre Gegner ohne Satzverlust. Die Stierstädter Daniel Podesky und Andreas Bob gewannen aber ihre Einzel gegen Carsten Post und Ramon Maaz, so daß nach dem vierten Spiel wieder alles offen war. Martin Fröhlich, Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue ließen sich aber nicht verunsichern und holten die notwendigen drei Punkte zum 5:2-Sieg.
Das Zuschauerinteresse in der Sporthalle der Anna-Schmidt-Schule am Gärtnerweg war mit etwa 30 Zuschauern enttäuschend. "Das Interesse unter Jugendlichen an Vereinen und deren Veranstaltungen schwindet schon seit Jahren. Badminton, und seit der Olympiade Basketball, sind die Ausnahmen. Seit das ,Dream-Team&rquote; fast täglich im Fernsehen zu bewundern war, wollen alle Basketball spielen", erzählt Jürgen Diefenhardt, der Tischtennistrainer der Anna-Schmidt- Schule.
Es sei auch enttäuschend gewesen, daß bei der Stadtmeisterschaft nur drei Schulen mitgemacht hätten. Offensichtlich gäbe es nicht genügend engagierte Lehrer, denn "auf jeder Schule gibt es gute Spieler, man muß sich nur die Mühe machen, diese zu finden und zusammenzubringen. Dazu reicht doch oft schon ein Blatt am schwarzen Brett."
Die Bedeutung von Sportvereinen im Leben Jugendlicher hebt der Koordinator der Veranstaltung, Michael Ulmer, hervor. "Gerade heute ist Sport im Verein wichtig. Sich auf ein Ziel konzentrieren, sich die Zeit einteilen und auch sich selbst beherrschen können, ist wichtig. Viele der Kinder sitzen doch den ganzen Tag vor ihrem Game-Boy."
Die Spieler der zwei Frankfurter Schulen haben es jedenfalls geschafft: Sie sind eine Runde weiter. Am Mittwoch, 10. März, beginnt in Schlüchtern die Landesentscheidung der Jahrgänge 1976-78 (Carl-Schurz-Schule), eine Woche später, am Mittwoch, 17. März, die der Jahrgänge 1978-80 (Anna-Schmidt-Schule) in Birstein. ova
DIETZENBACH. Was die Dietzenbacher den Häuslebauern bereits seit einiger Zeit in den Verträgen vorschreiben, kann künftig wegfallen, weil das Land Hessen das grundsätzlich in der Bauordnung regelt. Der Bau von Zisternen zum Auffangen und Nutzen des Regenwassers kann jetzt nach der Änderung des Hessischen Bauordnung von den Kommunen festgelegt werden. Darauf verweist Erster Stadtrat und Baudezernent Lothar Niemann.
Wenn die Stadtverordnetenversammlung zustimmt, wird in Dietzenbach die bereits vorbereitete Satzung für den Zisternenbau - die erste in Hessen, wie Niemann betont - in Kraft treten. Auch bei einem zweiten Punkt, der jetzt in der Bauordnung vorgesehen ist, habe die Stadt eine Vorreiterrolle übernommen. Bei Neubauten sollen künftig zweischaliges Mauerwerke oder ein dicker Dämmschutz die Regel sein. aim
LANGENSELBOLD. Stefan Wald gastiert mit seinem neuen Programm "Schizofritz" am Freitag, 16. April, 20 Uhr, in der Langenselbolder Klosterberghalle.
Karten gibt es im Vorverkauf bei der Buchhandlung Schell in Langenselbold, CD Tickt in Hanau, LWM Büro Ackmann in Somborn, Foto Ackmann und Music Arts in Gelnhausen. alu
Im Wortlaut: Wie Bürger(innen) Kurzweil in das Leben ihrer gelangweilten Stadtoberhäupter bringen können Traumjob: "Fit, rastlos und allwissend" Ein Rathauschef beschreibt Müh' und Plag' im gar schwierigen Bürgermeisteramt
HOCHTAUNUSKREIS. Heiß begehrt ist der Traumjob des Bürgermeisters. Stets drängen sich die Kandidaten, wenn der Stuhl eines Verwaltungschefs vakant wird. Siehe Weilrod, Grävenwiesbach und Neu-Anspach. Der Andrang ist verständlich, ein Bürgermeister kann von seinem Gehalt ganz gut leben. Zudem ist er in seinem Reich die Nummer eins. Niemand kann an ihm vorbei, er ist eine wichtige Persönlichkeit. Trotzdem wird gejammert: In einem Aufsatz beschwerte sich Rudolf Köppler, Bürgermeister von Günzburg in Bayern, kürzlich über seine Bürger. Er sprach damit so vielen hessischen Amtskollegen aus dem Herzen, daß sie den Abdruck seiner Klage in der "Hessischen Städte- und Gemeindezeitung" bewirkten. Die FR gibt sie im Wortlaut wieder - damit den Taunusbewohnerinnen und -bewohnern endlich einmal klar wird, welche Pein sie ihren armen Bürgermeistern täglich antun: 1. Bürgermeister sind gern rastlos.
Rufen Sie Ihren Bürgermeister möglichst am Wochenende an. Oft genug hat er eine kurze Pause zwischen den Terminen und wartet gelangweilt auf Telefonate.
Bringen Sie Kurzweil in sein Leben!
2. Bürgermeister wissen alles.
Erkundigen Sie sich bei ihm persönlich, warum die Genehmigung für Ihren Zaun noch nicht gekommen oder Ihr Brief noch nicht beantwortet ist. Je größer die Stadt, desto mehr wird es ihn freuen, daß Sie ihm Zuständigkeit für alles zutrauen.
3. Bürgermeister sind für alles da.
Ist ein Kanaldeckel lose, eine Straßenleuchte defekt oder haben Sie ein Schlagloch gesehen, dann brauchen Sie nicht extra den hierfür Zuständigen darauf hinzuweisen.
Der Bürgermeister wird sich am liebstem selbst um diese Dinge kümmern.
4. Bürgermeister reden gern und gratis.
Für Vereinsjubiläen (z. B. 5 Jahre des Sportvereins oder 35 Jahre seit Gründung des Schützenvereins) sind nur schwer Festredner zu bekommen. Wenn man wirklich einen findet, will er Geld, Speise oder Trank, oder gleich alles.
Der Bürgermeister kostet Sie nur ein Wort.
5. Bürgermeister lieben Überraschungen. Ersparen Sie Ihrem Bürgermeister den Aufwand, sich auf jede Frage vorzubereiten, sich zu erkundigen oder gar vorher in Papieren nachzusehen. Je überraschender Fragen gestellt werden (über die Zeitung, in Versammlungen oder bei sonstigen publikumswirksamen Anlässen), auf desto mehr Spontanität dürfen Sie hoffen.
6. Bürgermeister lesen gern über sich.
Vorwürfe erhebt man am besten in Form von Beiträgen für die Presse. Könner bevorzugen Briefe an ihren Bürgermeister. Beachten Sie aber bitte, daß der Durchschlag vorher bei der Zeitung eintrifft.
Zusammen mit seiner Antwort bringt es Ihr Bürgermeister auf zwei Ausgaben, in denen sein Name steht.
7. Bürgermeister wollen fit bleiben.
Bürgermeister gelten als Politiker, brauchen also nicht wie Mimosen behandelt zu werden. Klug verpaßte Künstlernamen (z. B. Spruchbeutel, Schaumschläger, Schwätzer usw.) erfrischen das Klima, beleben die Diskussion und härten Ihren Bürgermeister für weitere Anlässe ab.
8. Bürgermeister hören gern alles.
Wenn Sie ein Anliegen vortragen, sollten Sie nie mit der Tür ins Haus fallen. Sagen Sie nicht gleich, weswegen Sie kommen, sondern schildern Sie die Vorgeschichte, z. B. welchen Kuchen Sie gerade in welchem Café bestellt hatten, als Ihnen eine Idee kam. Durch aufmerksames Zuhören kann Ihr Bürgermeister seine Dialogfähigkeit zeigen.
9. Bürgermeister können beim Wort genommen werden.
Haben Sie einen Wunsch geäußert, dessen Erfüllung nicht sofort garantiert werden kann, dann genügt es völlig, wenn Ihnen eine Prüfung, vielleicht sogar eine wohlwollende, in Aussicht gestellt worden ist. Darauf gestützt, können Sie künftig überall und gegenüber allen erklären, daß Sie eine Zusage, am besten: eine verbindliche, vom höchsten Vertreter der Gemeinde, erhalten haben.
10. Bürgermeister sind zum Anfassen da.
Auf dem Höhepunkt geselliger Veranstaltungen, z. B. bei Volksfesten oder Geburtstagsfeiern, kann die Stimmung zusätzlich gelockert werden, wenn der Bürgermeister umarmt und geduzt wird. Läßt er sich noch beim Vornamen anreden, dann beweist er der ganzen Runde seine unverbrüchliche Bürgernähe.
Leser-Forum
GRIESHEIM. Die Kindertagesstätte 102 in der Kiefernstraße ist nun offiziell eröffnet worden. Damit sind 60 Prozent aller Griesheimer Kinder versorgt. In seiner Festansprache zog Oberbürgermeister Andreas von Schoeler eine kurze Bilanz der vergangenen vier Jahre: Seit 1989 seien mehr als 1000 neue Plätze in Kindertagesstätten entstanden; durch das "Kindersofortprogramm" wurden zusätzliche 1500 geschaffen. In den ausgebauten Betreuungsschulen könnten weitere 500 Kinder nach der Schule versorgt werden.
Dennoch fehlen auch nach der Eröffnung in Griesheim noch Kindergarten- und Kindertagesstättenplätze. Auch in diesem Stadtteil sind immer mehr Frauen berufstätig, viele Kinder müßten ohne Betreuung sich selbst überlassen bleiben. Durch den hohen Anteil ausländischer Kinder ist zudem auch noch Integrationsarbeit zu leisten. Zur Situation im Stadtteil sagte Andreas von Schoeler, durch die Eröffnung der Kindertagesstätte Eichhörnchenpfad im Jahre 1990 sei die Gegend nördlich der Mainzer Landstraße versorgt worden. Die neue Tagesstätte decke die Gegend zwischen der Mainzer Landstraße und der S-Bahn- Trasse ab. Nach einem Formationstanz einiger Kinder der KT 58, die in direkter Nachbarschaft zur neuen Tagesstätte liegt, berichtete die Leiterin Cornelia Süß von den Erfahrungen der ersten drei Monate. Die Einrichtung sei noch dabei, sich zu entwickeln, die Möglichkeiten der eigenen Gestaltung müßten ausgelotet werden. In der Einrichtung sei durch die Farben und die Architektur vieles vorgegeben. Wie überall in Kindergärten und Horten fehle Personal. Sie lobte die enge Zusammenarbeit mit der KT 58, die gerade in der Anfangszeit sehr wichtig für sie gewesen sei. Die KT 102 bietet Raum für 100 Kinder, 60 im Kindergarten und 40 im Hort. Im Erdgeschoß befinden sich außer den drei Gruppenräumen mit je 45 Quadratmetern, ein Mehrzweckraum mit 60 Quadratmetern, eine Küche und die Verwaltungsräume. Im Obergeschoß ist der Hort untergebracht. Dort stehen zwei Gruppenräume, zwei Hausaufgabenräume und ein Werkraum für die Arbeit mit den 40 Hortkindern zur Verfügung.
Der 5,6 Millionen Mark teure Neubau ist sehr lang und schmal ausgefallen, weil das Grundstück mit 86 mal 25 Metern einem Schlauch ähnelt. Die nach den Plänen der Architekten Bolles-Wilson und Partner gebaute Griesheimer Tagesstätte überrascht im Inneren durch die Verbindung von Beton und Holz. Hohe Räume mit großen Glasflächen lassen viel Tageslicht herein. Verschließbare Fächer für die Taschen der Kinder und einfache Ablagemöglichkeiten für Kleidung befinden sich im Flur. Im Obergeschoß ist eine Kinderküche eingerichtet worden. Außer einem Kühlschrank gibt es einen Zweiplattenherd, alles in der Arbeitshöhe von Kindern. Daß das Problem der Kinderbetreuung mit Neubauten alleine nicht zu lösen ist, zeigt die Tagesstätte in der Kiefernstraße sehr deutlich: Von den 100 Plätzen können zur Zeit nur 66 belegt werden, da zwei der Erzieherstellen wegen Personalmangels unbesetzt sind. ova
Eppstein - das sind fünf Dörfer im Taunus, ein Konglomerat aus den Zeiten der Gebietsreform: Eppstein (2600 Einwohner), Bremthal (3200), Niederjosbach (1900), Vockenhausen (3400) und Ehlhalten (1200). Fünfzehn Jahre jung und immer noch nicht zusammengewachsen, fehlt das Zentrum, gibt es zwei Rathäuser, sechs Kirchen und fünf Friedhöfe, kommt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln immer noch besser nach Wiesbaden oder Frankfurt als von Ehlhalten nach Bremthal.
Eppstein - das ist die älteste Stadt im Main-Taunus-Kreis, entstanden um die im 10./11. Jahrhundert gebaute, 1122 erstmals erwähnte Burg. 1318 - vor 675 Jahren - erhielten die Herren von Eppstein von König Ludwig dem Bayern die Stadtrechte für die Siedlung. 1492 verlor Eppstein den Status einer Residenzstadt; mit dem Dreißigjährigen Krieg endete die militärische Bedeutung. Geblieben sind eine malerische und seit 1969 mit einem Aufwand von zwei Millionen Mark restaurierte Burgruine, ein Burgverein und die jährlichen Burgfestspiele, deren Karten auch über Eppstein hinaus heiß begehrt sind.
Eppstein - das ist die ärmste Stadt im Main-Taunus-Kreis: Nur rund zwei Millionen Mark an Gewerbesteuern nimmt die Kommune im Jahr ein. Die Wirtschaft ist von kleinen und mittleren Betrieben geprägt. Hier ist eben der Taunus und nicht das Rhein-Main-Gebiet; Eschborns Gewerbesteuereinnahmen (rund 30 Millionen Mark) sind fast so groß wie das Volumen des Eppsteiner Haushaltes (33 Millionen). Sparsamkeit mußten die Eppsteiner auch in den fetten achtziger Jahren üben. Und wenn von 1994 an die Steuerreform zur Finanzierung der deutschen Einheit die Kommunen voll trifft, wird wohl wenig Spielraum für ehrgeizige Pläne jedweder Art bleiben.
Gleichzeitig ist Eppstein reich: 12 Millionen Mark Einkommensteueranteil erhält die Kommune jedes Jahr - ein Hinweis auf den Wohlstand vieler Eppsteiner. Den Status als Kurstadt hat man längst verloren - aus dieser Zeit stammt der Name "Perle der Nassauer Schweiz". Doch als Wohn- und Erholungsgebiet für ebenso gestreßte wie gutverdienende Frankfurter sind die fünf Dörfer gefragt. Allein Bremthal verdreifachte in den vergangenen 30 Jahren seine Einwohnerzahl - mit dem Baugebiet "Am Roth", dem größten im Kreisgebiet; und mit dem umstrittenen Baugebiet im idyllischen Gebiet "Am Vogelsang" werden noch einmal weit mehr als 1000 Menschen nach Eppstein ziehen.
Das gesellschaftliche Leben spielt sich - zwischen freiwilliger Feuerwehr und Fastnachtsclub - überwiegend in Eppsteins Vereinen ab. Allein 36 Vereine, Verbände und Gruppen machen Jugendarbeit.
Wer nicht hineinpaßt, der hat's schwer: Das zeigen die Jugend-Gangs, die in den vergangenen Jahren zeitweise Eppstein unsicher machten: "Nix los oder Zoff in Eppstein", stellten die Pfadfinder aus der Burgstadt einmal treffend die Situation dar. md
OBERTSHAUSEN. Zu Sprechern der Interessengemeinschaft "Umgehung ja, Unterführung nein" wurden in der jüngsten Sitzung Manfred Becker (Telefon 42 186) und Joachim Aßmuth (Telefon 44 329) vorgeschlagen. Beide erklärten sich auch dazu bereit, die Aufgabe zu übernehmen.
Die Interessengemeinschaft meint, was in Heusenstamm und Ober-Roden möglich ist - nämlich schienengleiche S- Bahnübergänge - müsse auch in Obertshausen umsetzbar sein. Eine Schrankenlösung wie bisher statt der Omega-Unterführung verhindere den S-Bahnbau nicht. Dies habe selbst Bürgermeister Josef Seib erklärt, nimmt Aßmuth all jenen die Angst, die befürchten, die S-Bahn werde dann auf den St. Nimmerleinstag verschoben.
Um die Obertshausener Parteien auf ihre Haltung zur Omega-Unterführung abzuklopfen, hat die Interessengemeinschaft allen Fraktionen sieben Fragen gestellt und um eine Antwort gebeten. Beispielsweise sollen sie darauf antworten, ob die Umgehungsstraße nicht ihren Sinn durch eine Unterführung der Bahn in der Bahnhofstraße verliert, weil dann die Autos ohne Stau durch Obertshausen fahren können und nicht den Umweg über die Umgehung nehmen müssen.
Das nächste Treffen der Interessengemeinschaft ist für Mittwoch, 10. März, 20 Uhr, in der Gaststätte Gambrinus in der Waldstraße vorgesehen.
Von da an wollen sich die Gegner der Unterführung jeden zweiten Mittwoch im Monat dort treffen. Am 10. März sollen die Ziele der Bürgerinitiative genau formuliert und ein erweitertes Sprechergremium gewählt werden. pmü
"Vorrang für den öffentlichen Personennahverkehr und Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten" faßt die SPD-Verkehrsexpertin Isa Petersohn die Ziele sozialdemokratischer Verkehrspolitik für die nächsten vier Jahre zusammen. "U-Bahnen bauen und Schikanen im Straßenbereich abbauen" ist die Losung des Christdemokraten Wolfgang Stammler. "Nach der Verkehrsberuhigung muß jetzt die Verkehrsreduzierung folgen" schaut der Grüne Lutz Sikorski in die Zukunft. Bei keinem anderen Thema trennen den rot-grünen Magistrat und die Opposition Welten so, wie beim Verkehr. Selbst zwischen den Koalitionsparteien tun sich Gräben auf.
"Wir machen Tempo, damit sich der Verkehr beruhigt" steht auf dem Wahlplakat der Sozialdemokraten, das für ein Programm steht: "Tempo 30 in allen Wohngebieten". Während die CDU in zwölf Jahren Römer-Herschaft über ein paar halbherzige Modellversuche zur Tempo-Bremse nicht hinausgekommen war, hat Rot-Grün die flächendeckende Verkehrsberuhigung auf den Weg gebracht.
Die Römer-Mehrheit will auf den Autobahnen im Stadtgebiet nur noch eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern zulassen, hat dem Auto Platz genommen und diesen als Busspuren dem öffentlichen Verkehrsmittel reserviert und mitten in der City eine Autospur kassiert und als Radweg abmarkiert. Für die Römer-CDU sind dies alles Versuche, den inzwischen 301 000 in Frankfurt zugelassenen Personenkraftwagen Steine in den Weg zu legen. Petra Roth, die OB-Kandidatin der CDU, fordert deshalb auf Plakaten "Vorfahrt für die Vernunft - Schluß mit rot- grünen Verkehrsschikanen". Konsequent hält die Frankfurter CDU deshalb am Alleentunnel fest, diesem Dinosaurier der Asphaltpolitik, und muß sich ob solcher Beharrlichkeit selbst von den Parteifreunden in Wiesbaden und Bonn belächeln lassen.
Während Sozialdemokraten auch Straßenneubau noch in begrenztem Umfang akzeptieren, dem Tunnel im Riederwald inzwischen zustimmen, weil im Osten Frankfurts vor Jahren mit den Autobahnstümpfen "Sachzwänge" geschaffen wurden, wollen die Grünen kein neues Straßenprojekt mehr starten. Lutz Sikorski, Grüner und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, wirft dem Koalitionspartner vor, den Verkehr nur verteilen, aber nicht wirklich reduzieren zu wollen. Ohnehin vermissen die Grünen beim Partner eine überzeugende Verkehrspolitik und fordern deshalb bei einer Neuauflage der rot-grünen Zusammenarbeit ein - von Lutz Sikorski geleitetes - Verkehrsdezernat.
Einig sind sich Rot-Grün in der Bevorrechtigung des öffentlichen Nahverkehrs. Für die Union ist der Ausbau der Tram und das 100 Millionen Mark teure Beschleunigungsprogramm dagegen rausgeschmissenes Geld. Die Union setzt statt dessen nach wie vor auf die U-Bahn, auch wenn für deren Bau und Betrieb die Kosten wegzulaufen drohen. gang
Der Leiter des Kommissariates für sexuelle Gewaltdelikte, Bernhard Kowalski, wurde vom Lesbisch-Schwulen Kulturhaus Frankfurt ausgezeichnet. Der 51jährige erhielt den ersten "Dialogpreis" des Kulturhauses. In der Begründung für die Ehrung heißt es, Kommissar Kowalski habe sich vorbildlich um die Gewaltopfer unter Schwulen gekümmert. So habe er beispielsweise an einem Informationsblatt mit Präventionstips für potentielle Opfer mitgearbeitet. habe
Das schwere Unglück am 11. Januar, als an der Bruchwiese in Ober-Roden die vier Insassen eines Kleintransporters beim Zusammenstoß mit einem Personenzug den Tod fanden, hat die FR nach den Sicherheitsvorkehrungen an einer Strecke fragen lassen, auf der von 1997 an S-Bahn-Züge mit 120 Stundenkilometern verkehren sollen. Die Sonderseite "Gesperrt - aber trotzdem offen" erschien auch im überregionalen Teil.
"Verdienstvoll, diese Ausführlichkeit" Sehr verdienstvoll, daß Sie das Thema "Bahnübergänge" einmal ausführlich beschrieben (und bebildert) haben.
Ein Detail (im Abschnitt "Zur Sache"): Das sog. "Überwachungssignal" blinkt weiß, wenn Schranke und/oder Ampel ordnungsgemäß arbeiten, das heißt, blinkt's nicht, muß der Lokführer vor dem Übergang anhalten.
Dies zur Beruhigung aller Leser/Fahrgäste, die aufgrund Ihres Artikels anfangen zu beobachten.
Georg Fladt-Stähle, Stuttgart
"Neun Monate Lieferzeit für bessere Schranken" In Kronshagen bei Kiel kam im August 1991 ein neunjähriger Junge ums Leben, der mit seinem Fahrrad über einen Bahnübergang gefahren war, dessen Schranken bereits heruntergegangen waren. Es waren Halbschranken. Der Junge war - wie die Mutter klagt - in den mehrere Meter breiten Raum dazwischen hineingefahren. Einen Radweg gibt es an dieser Stelle nicht, sonst hätte die Halbschranke den Jungen gebremst, meint die Mutter, die an diesem Bahnübergang mehr Sicherheit fordert.
In Kronshagen kämpfen wir seit Jahren für einen besseren Bahnschutz im Ort, nicht erst seit einem Unfall. Auf der letzten Gemeindevertreterversammlung hieß es, daß bessere Schranken neun Monate Lieferzeit hätten. Den Briefverkehr, den die Mutter mit der Bahn führte, läßt vermuten, daß Todesfälle leichter zu "bezahlen" sind als neue Schranken.
Elisabeth Ratzow, Kronshagen
"Appell an die Phantasie der Verkehrsplaner" Ich arbeite als Landschaftsplanerin an der Gesamthochschule Kassel und beschäftige mich seit langem mit der Eisenbahn, insbesondere mit dem Thema "Landschaftsveränderungen durch den Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert".
Daß der tragische Unfall am 11. Januar 1993 an einem unbeschrankten Bahnübergang in Ober-Roden Anlaß zum Nachdenken über die Sicherheit an Bahnübergängen gibt, ist ganz verständlich und begrüßenswert. Es verwundert ohnehin, daß die zahlreichen Eisenbahnunglücke der letzten Monate (z. B. Northeim) keine generelle Debatte über die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs ausgelöst haben. Hier wären insbesondere die Auswirkungen des drastischen Personalabbaus bei der Bundesbahn im Hinblick auf Wartungsarbeiten, Sicherungsmaßnahmen bei Gleisbauarbeiten sowie Einsatz und Ausbildung von Eisenbahnbediensteten kritisch zu beleuchten.
Gegenüber der Einseitigkeit der Argumentation in Ihrem Artikel möchte ich jedoch einiges zu bedenken geben. Da ist von "unvernünftigen Menschen" und von der "Bequemlichkeit des homo sapiens" die Rede, womit offensichtlich die Anwohnerinnen und Anwohner der Ober- Rodener Eisenbahnstrecke gemeint sind, die jenseits vorhandener Bahnübergänge auf sogenannten "Wildwechseln" den Schienenweg kreuzen.
Aus der Sicht lokaler Nutzerinnen und Nutzer erscheint die Strecke als Barriere, die für die alltäglichen Besorgungen überwunden werden muß: auf dem Weg zum Arbeitsplatz, zu Schule und Kindergarten, zu Einkaufsmöglichkeiten oder auf dem Spaziergang hinaus in die Landschaft. Gerade die Trampelpfade zeugen davon, daß die angebotenen Kreuzungen dafür häufig nicht ausreichen.
Es besteht kein Zweifel, daß durch die Erhöhung der Mobilität insgesamt und durch den Ausbau von Bahnstrecken bzw. die Steigerung der Zuggeschwindigkeit und Zugfrequenz das Risiko von Unfällen gestiegen ist und weiter steigen wird. Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz sollen nun alle auszubauenden Bahnstrecken künftig kreuzungsfrei gestaltet werden, wodurch Kreuzungen entweder ganz geschlossen, verlegt oder durch Unter- und Überführungen der Straßen und Wege ersetzt werden. Dies bedeutet aus der Lokalperspektive eine Erschwernis: Fußgängerinnen und Fußgängern werden Treppen oder Rampen zugemutet.
Statt pauschal eine Risikominderung durch den Bau von Über- und Unterführungen zu fordern, wobei die Last der Risikominderung einseitig den Fußgängerinnen und Fußgängern, Radfahrerinnen und Radfahrern, Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern aufgebürdet wird, halte ich es für dringend erforderlich, die jeweiligen konkreten Situationen genau zu analysieren und für den Einzelfall nach geeigneten Lösungen zu suchen. Das könnte für den Bahnübergang an der Bruchwiese in Ober-Roden die Einrichtung einer Bahnschranke bedeuten, was ohnehin kostengünstiger und landschaftsschonender als der aufwendige Bau von Brücken wäre. Anstelle des Vernunftappells an die Bürgerinnen und Bürger möchte ich insofern an die Phantasie von Planerinnen und Planern appellieren, die bei der Verkehrsplanung oft auf der Strecke bleibt. Margit See, Kassel
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Der Caritasverband Frankfurt lehnt eine Kooperation mit Benetton ab. Der italienische Bekleidungskonzern hatte angekündigt, Altkleider in seinen Filialen entgegenzunehmen und sie an Hilfsorganisationen weiterzuleiten.
"Die Werbekampagne zielt in erster Linie darauf ab, Schlagzeilen zu machen", ärgert sich Caritas-Direktor Hejo Manderscheid. Die Caritas benötige nicht irgendwelche Klamotten, sondern gezielt Wintersachen für Bosnien. "Doch was konkret gebraucht wird, das hat den Werbeprofi nicht interessiert." hu
HOCHTAUNUSKREIS. Die Sensation rollte sich 11.11 Uhr aus dem Fax- Gerät, unauffällig wie viele andere Pressemitteilungen zur Usinger Nordumgehung. Doch dieses Papier hatte es in sich: Die Usinger Nordumgehung wird jetzt doch gebaut; schon in wenigen Monaten sollen die Taunusbewohner einen weiten Bogen um Usingen machen. Möglich macht dies ein privater Investor. Er will im Hochtaunuskreis ein Modellprojekt für die von Bundesverkehrsminister Günther Krause angestrebte Privatisierung von Straßen verwirklichen. Seine Pläne gehen noch weiter: Auch das Landratsamt will er übernehmen.
Die Parteien haben Gerüchten zufolge schon zugestimmt. Lediglich die Grünen fordern zuvor noch Zusagen über eine Fassadenbegrünung - das Amt soll endlich grün werden. Verhandlungen über die gleichzeitige Privatisierung des Kreistags sind hingegen gescheitert: Man konnte sich nicht über den Preis einigen. Während einige Politiker auf den bisher Flaschenpfand? üblichen Kaufpreisen beharrten, will der Investor dem Vernehmen nach allenfalls Flaschenpfand zahlen.
Die Privatisierung des Landratsamts soll über ein Eintrittsgeld finanziert werden. Außerdem will der Käufer das berühmte Sitzungszimmer 407 gegen eine Mark zur Besichtigung freigeben.
Einen Wermutstropfen müssen auch die Autofahrer schlucken: Die neue Usinger Nordumfahrung wird Maut kosten. Nur so sei die Finanzierung überhaupt möglich, verlautete gestern aus informierten Kreisen. An allen Ein- und Ausfahrten werden Zahlstellen montiert. Eine Kooperation mit der Erdfunkstelle erlaube im Zweifel via Satellit auch die schnelle Rückfrage "Solle mer'n reilasse?". Trotz dieses Schönheitsfehlers scheint die Krause-Idee auf einhellige Zustimmung zu stoßen ("Das gibt eine Rakete!"). Der Bad Homburger CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Hamer wird bereits mit dem Satz zitiert: "Das fordere ich auch für die Peters-Pneu-Kreuzung." Beim Narhallamarsch durch die Institutionen soll sich derweil auch der Oberurseler Bürgermeister Thomas Schadow (CDU) endlich am Ziel sehen. Er soll bereits die Hochglanz-Ankündigung vorbereiten, er werde den seit Jahren angekündigten Lärmschutztunnel für den Feldberg-Zubringer jetzt doch bauen - Mautgebühr für die Tunnelnutzung mache dies möglich. Auch der Friedrichsdorfer Bürgermeister Gerd Schmidt denkt dem Vernehmen nach an einen privaten Investor, damit die Umgehungsstraße für Köppern endlich die Kurve kriege. Angesichts der drohenden Vielzahl von Zahlstellen soll er jedoch bereits eine Vignette für alle Privatstraßen des Kreises vorgeschlagen haben. Ein erster Entwurf zeigt die Form eines Autobahnkreuzes.
Gemäß Krauses Vorschlag, mit Straßengebühren die marode Bundesbahn zu fördern, sehen die Planungen vor, daß die Umgehungsstraßen-Investoren Gewinne teils an die Taunusbahn abführen müssen: Diese will angeblich Jürgen Banzer als Ein-Mann-Betrieb betreiben, wenn er durch die Privatisierung des Landratsamts seine leidende Stelle verliert. Polit-Partner kolportieren schon die Ankündigung: "Das werden wir feiern!"
H. E. Lau
Die Bornheimer Sozialdemokraten rükken enger zusammen: Nach mehr als 30 Jahren getrennter Arbeit haben sich die drei SPD-Ortsvereine Alt-Bornheim, Bornheim-Süd und Bornheimer Hang wieder zu einer gemeinsamen Organisation vereinigt. Damit reagiert die Partei auf massiven Mitgliederrückgang in dem Stadtteil: Von einst 700 Bornheimer SPD- Mitgliedern ist inzwischen nur noch rund die Hälfte übriggeblieben.
Erklärtes Ziel des nun mitgliederstärksten Frankfurter SPD-Ortsvereins ist es, "dem Trend zur Mediendemokratie eine lebendige politische Arbeit entgegenzusetzen". Mit Hilfe von themenbezogenen Gesprächskreisen und Aktionsgruppen sollen der Mitgliederschwund gestoppt und neue Interessierte gewonnen werden. Dazu gehört zum Beispiel ein regelmäßiger Stammtisch an jedem letzten Montag im Monat in der Weinstube Munderich in der Mainkurstraße.
Der Vorstand des neuen Gesamt-Bornheimer Ortsvereins, Eckhard Engert mit seinen Stellvertretern Wolfgang Schild und Michael Paris, will sich mit seinem nun größeren Gewicht verstärkt in die Stadtpolitik einmischen und schwerpunktmäßig die Verkehrsprobleme im Frankfurter Osten angehen. mat
Welche Frankfurter bei der Kommunalwahl vor vier Jahren rechtsextrem gewählt haben, können die Statistiker und Wahlanalytiker ziemlich genau sagen: Es waren die Bewohner der "abgehängten" Stadtteile, wie der Sozialforscher Hans-Gerd Jaschke zusammenfaßt; Menschen aus den Vierteln, die vom Aufschwung Frankfurts als Dienstleistungsmetropole nicht viel mitbekommen haben.
Während in den innerstädtischen Regionen des Westends und des westlichen Nordens nur etwa drei Prozent die NPD wählten, waren es im Gallus 7,1 Prozent, in Nied 8,9, in Sossenheim 12,1 und am Ben-Gurion-Ring sogar 13 Prozent der Wähler. Vielfach seien es Bewohner klassischer Arbeiterviertel, hat Elisabeth Abendroth in einer Studie beschrieben, in denen durch Wegzug der Kinder und der Zuzug "ortsfremder" die Siedlungs-Identität zusammengebrochen sei. Die Angst, im "neuen Frankfurt" nicht mehr mithalten zu können, sozial abzusteigen, anonymen Machtstrukturen ausgeliefert zu sein, hat nach Ansicht Abendroths viele zu den Rechten getrieben.
"Ideologisch gefestigt" seien die Wähler der Rechtsextremen meist nicht, sagt Jaschke. Vielfach wollten sie mit ihrem Wahlverhalten "ein Zeichen setzen", die "großen Parteien" ermahnen. "Und wie kann man der SPD besser eins auswischen, als indem man NPD wählt?", fragt Jaschke.
Die rechtsextremen Parteien nutzen die "oft diffusen" Ängste der Menschen aus, indem sie im wesentlichen nur mit zwei Themen Wahlkampf machten: Ausgrenzung von Fremden und innere Sicherheit. Zu diesen Themen müßten auch die großen Parteien "konkrete Antworten" geben, statt sie "totzuschweigen". mat
Die Uhr schlägt gerade halb neun, da verabschiedet sich mit einem Mal der Gast des Abends. Nein, es seien keine anderweitigen Termine, die ihn nun zwängen, den Saal möglichst rasch zu verlassen, korrigiert der stellvertretende Bundesvorsitzende der rechtsextremen Republikaner, Alexander Hausmann, die Worte des Versammlungsleiters. Der hatte den eiligen Abgang des wortgewaltigen Wahlkämpfers aus Bayern noch mit Zeitknappheit entschuldigen wollen. Das Treffen im Bürgerhaus des Wiesbadener Vorortes Sonnenberg an diesem Abend Mitte Februar bekommt endgültig konspirativen Charakter: "Sicherheitskräfte", begründet Hausmann nebulös seine Absicht, einer Diskussion im Saale aus dem Weg zu gehen, hätten ihm bedeutet, aus "Sicherheitsgründen nicht zu lange zu machen".
Kein Raunen, kein Murren. Die Bedenken des Redners kapiert doch jeder der anwesenden Parteifreunde in diesen Wochen vor den hessischen Kommunalwahlen am 7. März. Schon deshalb, weil der in seiner bellenden Ansprache die vermeintlich brenzlige Atmosphäre, in der sich die Anhängerschaft seiner Partei derzeit befinde, beschworen hatte: Mittlerweile "haben die Leute Angst, sich zu uns zu bekennen", dabei "kommt der Hausmann nicht mit Panzer oder MG, nein, viel gefährlicher, er kommt mit einer Idee, mit seinem Kopf".
Die derart zur verschworenen Gemeinschaft verbundene Zuhörerschaft, ein geduldiges, kleinbürgerliches Publikum, läßt den Einpeitscher willig ziehen. Gerade noch eine knappe Antwort gibt es auf eine dem Wiesbadener Republikaner-Vorsitzenden Herbert Langer sichtlich peinliche, weil "interne" Frage zu den fort- Von Stephan Börnecke währenden Personalquerelen an der Parteispitze. Und weg ist der 40jährige, hinausgeleitet von seinem Body-Guard. Die einzige Zwischenruferin des Abends, an dem sich 80 meist ältere Männer, gerade fünf Frauen und nur sehr wenige junge Menschen versammelt haben, hatte Hausmann noch frech abgefertigt: "Geben Sie uns Ihre Adresse nach vorne, Sie kriegen dann innerhalb einer Woche fünf Asylanten nach Hause, wenn sie das wollen . . ."
Die Fortsetzung des Abends mit dem örtlichen Spitzenkandidaten, der einleitend das Thema Getränkesteuer noch über sattsam Bekanntes zu Asylbewerbern und "Wohnraum für Deutsche" gestellt hatte, fällt ebenfalls flach - besagte "Sicherheitsgründe" sorgen für den Abbruch. Vorsorglich war ein Getränkeverbot in dem für Fastnacht geschmückten Saal verhängt worden. Flaschen oder Gläser können auch Wurfgeschosse sein.
Der hektische Aufbruch des angereisten Propagandisten mit dem Referatthema "Endzeit Regierung Kohl" irritiert. Sowohl Polizei wie auch Verfassungsschutz nämlich bestätigen später der FR, daß der Vizechef aus München aus ihrer Sicht noch lange in dem der Stadt Wiesbaden gehörenden Bürgerhaus hätte bleiben können. Das Häuflein harmloser Demonstranten hatte sich längst verzogen, Sicherheitsbedenken habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben. Mehr als ein Wortgeplänkel zwischen Propagandisten, Protestlern und Polizisten hatte es draußen unter dem quer über die Straße gespannten Transparent "Nie wieder Faschismus" und in der engen Gasse, wo sich etwa hundert Menschen am Rande einer gefährlich tiefen Baugrube drängelten, ohnehin nicht gegeben.
Der effektvolle Auftritt des entsandten Ideologen - "Wichtigtuer" nennt ihn ein Verfassungsschützer - hat Seltenheitswert in diesem hessischen Wahlkampf, in dem die Rechtsextremen mangels mietbarer Räume kaum öffentliche Foren zustandebringen. Andernorts schlagen Gastwirte Leuten wie ihm die Tür vor der Nase zu, und auch christdemokratisch regierte Kommunen wie die Gemeinden Geisenheim, Idstein oder Freigericht konnten in fast allen Fällen bei Verwaltungsrichtern erfolgreich ein Raumverbot für die Republikaner durchfechten.
Das knappe Angebot an Veranstaltungssälen traf vor allem Franz Schönhuber, der quer durch das Land angekündigt wurde, aber nicht ein einziges Mal öffentlich ans Podium trat. In Hessen, wo Republikaner bereits seit vier Jahren in zwei Kreistagen und einigen Gemeinden sitzen und wo sie nun von zweistelligen Ergebnissen träumen, kommt der große Vorsitzende nicht zum Zuge.
Vordenker wie Hausmann scheinen ihr Gefolge gern in eine künstlich aufgebauschte Scheinwelt des Ausgestoßenseins lenken zu wollen. "Wir werden gejagt", behauptet auch der Sprecher des Landesvorstands, Harald Kanthack, der, als das Frankfurter Arabella-Hotel mit Rücksicht auf den Protest einiger Gäste jüdischen Glaubens Schönhuber das bereits zugesagte Besprechungszimmer für eine Pressekonferenz wieder entzieht, schon mal seltsame Vergleiche zieht: "Wie seinerzeit die der Hexerei Beschuldigten der Vernichtung preisgegeben wurden . . . , so wird heute der gnadenlose Rufmord landauf landab an den Republikanern betrieben." So haben die Republikaner keine Chance, wie das Landesvorstandsmitglied Peter Münch beklagt, öffentlich darzustellen, "wie wir nicht sind: Stiefel, kurze Haare, das sind doch wilde Vorstellungen".
Ganz so zahm sind sie aber nicht immer: So mußte der Stadtverbandsvorsitzende der Republikaner aus Maintal bei Frankfurt, der 26jährige Klaus Zur-Lienen, vor wenigen Tagen sein Amt aus Sorge um das Ansehen seiner Partei aufgeben. Ihm war das örtliche Antifa-Bündnis auf die Schliche gekommen und hatte frühere Verbindungen des Rechtsextremen zur "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" und zur inzwischen verbotenen "Deutschen Alternative" offengelegt.
Auch Zur-Lienens Kreisvorsitzender Bert-Rüdiger Förster scheint noch weiter rechts zu stehen, als er glauben machen will: Obwohl bei den Republikanern ein Unvereinbarkeitsbeschluß besteht, kungelte Förster offenbar mit der NPD. Das kam so: Kurz nachdem der Schönhuber- Getreue in einer Kneipe mit einem ihm angeblich unbekannten Nationaldemokraten ins Plaudern geraten war, ließ die Gelnhäuser NPD dort, wo ihre Plakatständer noch nicht zertrampelt waren, eine neue Banderole aufkleben. "Gemeinsam sind wir stark", hieß es nun, "NPD ins Rathaus, REP in den Kreistag". Förster bestritt "Absprachen" mit der NPD in einer "dringlichen Befragung" vor dem Landesvorstand, was Beobachter kaum glaubhaft finden - angesichts der Tatsache, daß die NPD für den Kreistag, in dem sie derzeit sitzt, nicht mehr kandidiert, dafür aber die Republikaner.
Deren Parolen waren dem Verfassungsschutz bereits im vergangenen Sommer aufgefallen, als unter der presserechtlichen Verantwortung von Kreis- Chef Förster ein Flugblatt verteilt worden war. Formulierungen, wonach die Stadt Gelnhausen wegen der Flüchtlingsunterkunft in der alten Kaserne "von der größten Plage dieser Tage heimgesucht" werde, wertet Hessens oberster Verfassungsschützer Heinz Fromm als "übel". Denn gemeint sei eine "Asylantenplage" was jeder mit einer "Landplage, also mit Heuschrecken" in Verbindung bringe. "Das ist dann so gemeint", sagt Fromm, der froh darüber ist, daß sein Amt gegen die Republikaner seit ein paar Wochen auch mit nachrichtendienstlichen Methoden vorgehen kann. Man brauchte die Observierung, um auf den wirklichen Kern zu kommen, wenn Funktionäre wie Hausmann öffentlich mit einer populistischen Maske aufträten und - so in Wiesbaden - "geschmacklose", etwa gegen Polen gerichtete, allerdings nicht direkt verfassungsfeindliche Haßtiraden absonderten. Daß der Bayer nicht offen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung zu Felde gezogen war, begreift Fromm eher als eine Verschleierung wahrer Ziele, eben als eine "Legalitätstaktik".
Die NPD gibt sich damit keine Mühe mehr: Ihr Wahlkampf reduziert sich ohnehin auf Hinterzimmer an geheimen Orten und auf ein paar Plakate, rechtsextreme Sprüche ist man in den vergangenen vier Jahren hessischer Kommunalpolitik zuhauf losgeworden. Ein aufwendiges Buhlen um Wählerstimmen kann sich die NPD im Gegensatz zur zentralistisch aus München gesteuerten DVU des Verlegers Gerhard Frey auch gar nicht erlauben. 350 000 Postwurfsendungen will Frey allein in Frankfurt verschicken lassen, doch die DVU wirbt mit Kandidaten, die selbst in der rechten Szene der Stadt völlig unbekannt sind. Von den Möglichkeiten des Münchner Parteimanagers träumt die lokal mitunter fest verankerte NPD; denn sie ist bei gerade 450 Mitgliedern (im Vergleich: DVU in Hessen 2500, Republikaner um die 1500) pleite, wie der Verfassungsschutz weiß.
Verharmlosend redet der Sprecher der Landespartei, Peter Marx, denn auch von einem "anderen Wahlkampf, den wir hier in Frankfurt machen". Als der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Thomas Salomon aus Berlin an den Main kommen soll, um an einem geheimgehalteten Ort Parteigänger auf Wahlkampfstimmung zu bringen, lädt Marx die FR trotz genau abgestimmter Modalitäten freilich wieder aus. "Wir haben Angst vor den Autonomen", erklärt Landesvorsitzender Winfried Krauß den Rückzug in private Gesinnungsschmieden, einen Weg, dem die Republikaner folgen.
"Wir haben zu viele Treffpunkte verloren", weil die Medien wie sonst auch über Versammlungen berichteten, beklagt der Bad Homburger Republikaner Peter Münch. Der Wahlkampf werde fortan hinter verschlossenen Türen stattfinden. Rechtsextreme bleiben folglich unter sich: "Wir lassen nur noch den herein, den wir genau kennen."
Wenn man der Tendenz Ihrer Aussagen folgt (FR vom 9. 2. 1992 "Kohl und die Arbeitszeit - Schmutziger Trick"), so müßte eigentlich jetzt eine Arbeitszeit von 30 Stunden/Woche das richtige sein. Für Sie sind Arbeitszeitverkürzungen nur Verteilung dieser Zeit auf mehr Arbeitnehmer, unterschlagen aber, daß es hierbei auch um die Kosten und andere nachteilige Dinge geht.
Ihr Redakteur nimmt einfach nicht zur Kenntnis, daß Arbeitszeit letzten Endes auch über die Marktstellung bzw. die Preise entscheidet. Und wenn die Karawane, wie Sie schreiben, glücklicherweise weitergezogen ist, so hat sie auch bei ihrem Zuge der Arbeitszeitverkürzung einige Märkte und damit Arbeitsplätze unterwegs verloren (Millionen).
Ein Kraftakt, wie er jetzt der Bundesrepublik bevorsteht, kann sicherlich nicht durch noch mehr Freizeit, Ihrer Tendenz entsprechend, bewältigt werden. Es sind schon genügend Fabrikationen und Waren in andere Länder abgewandert.
Hier kann man nicht so salopp von einem "schmutzigen Trick" reden. Der besteht schon eher darin, daß man bestimmten Leuten, die das gerne hören, vorgaukelt, daß mit weniger Arbeit die Arbeitslosen verschwinden.
Herbert Vollert (Vollert GmbH & Co. KG, Maschinenfabrik), Weinsberg
In der dpa-Meldung "Beamte sollen drei Monate auf Gehaltserhöhung warten" berichtet die FR in ihrer Ausgabe vom 12. 2. 1993, daß "auch die über 1,8 Millionen Beamten in diesem Jahr drei Prozent mehr Geld bekommen" sollen. Weiter heißt es, daß "mit der Kabinettsvorlage von Seiters . . . Überlegungen in der Regierung vom Tisch (seien), in diesem Jahr . . . unterhalb der Drei-Prozent- Linie . . ." festzuschreiben.
Es wird zwar erwähnt, daß die Beamten drei Monate auf diese drei Prozent warten müssen, aber gleichzeitig die Mär von den drei Prozent aufrechterhalten, die ja in Wirklichkeit 2,25 Prozent sind, wenn man dies auf das ganze Jahr berechnet. Warum nicht diese Aufklärung und statt dessen die Übernahme der Regierungsverlautbarung?Hans-Peter Jacobitz, Neuss
Erste Szene: Junge Menschen aus Afrika kommen nach Deutschland, weil sie in ihren Heimatländern kaum noch leben können, wobei man sicherlich auch noch über den Anteil der Industrieländer an diesem Zustand nachdenken muß. Sie werden (nicht nur) von den Unions- christen als Wirtschaftsflüchtlinge beschimpft, die sich in der sozialen Hängematte unseres Staates ausruhen wollen.
Zweite Szene: Max Streibl hat sich ab und zu von seinem Freund aus der Rüstungsindustrie den Urlaub finanzieren lassen und findet nichts dabei. Edmund Stoiber und Franz-Josef Strauß reisten über Jahrzehnte privat und dienstlich mit Firmenjets des Rüstungskonzerns MBB und Co. - und was ist noch nicht bekannt (FR vom 12. 2. 1993 "Stoiber ließ sich einladen")? Sie sind ja auch so unterbezahlt, unsere Landesfürsten, Minister und Provinzhäuptlinge, daß sie einem schon leid tun, denn schließlich arbeiten sie sich nur zu unserem Wohl halb tot.
Immerhin gesteht Herr Stoiber noch einen "Fehler" ein, wohl eher im Gegenwert einer "läßlichen Sünde". Konsequenzen zu ziehen hält er allerdings für nicht diskutabel, denn schließlich habe keine der Firmen jemals versucht, Einfluß auf ihn zu nehmen. Wer hat eigentlich die großen Rüstungsaufträge der letzten Jahre bekommen?
Fazit: CDU und CSU decken die Untaten ihrer Repräsentanten. Und wenn ich demnächst wieder die Kohls und Waigels von Asylantenmißbrauch reden höre, so möchte ich ihnen entgegenschreien: Mistet lieber euren eigenen Stall aus.
Antonius Warmeling, Hagen
MAINZ, 19. Februar (AP). Nach Schleswig-Holstein, Hessen, Berlin, Hamburg und Bremen will auch Rheinland-Pfalz seine Richter von einem unabhängigen Gremium wählen lassen. Justizminister Peter Caesar (FDP) teilte jetzt in Mainz mit, das Kabinett habe einem Gesetzentwurf zugestimmt, der die Bildung eines 13köpfigen Wahlausschusses aus sieben Landtagsabgeordneten, fünf Richtern und einem Anwalt vorsieht. Die Entscheidung über Beförderung oder Versetzung eines Richters sollen weitere Kompetenzen des Ausschusses sein. Ersoll mit einfacher Mehrheit entscheiden. Caesar sagte, sowohl das Parlament als auch die Richterschaft würden durch die Einführung eines Wahlausschusses gestärkt.
Für "Geldwäscher" in Not bietet die Bundesbank einen besonderen Service. Denn wenn die Scheine versehentlich in der Kochwäsche landen oder Mäuse Löcher in den Sparstrumpf nagen, überleben das die Geldnoten nur gebleicht oder zerfetzt und sind damit fast wertlos. Hilfe finden Geschädigte bei den Frankfurter Währungshütern: Die tauschen ramponierte Scheine um.
Rund 22 000mal im Jahr sind die Experten gefragt, wenn es um den Ersatz für das einst wertvolle Papier geht. Selbst durch verkohlte Reste läßt sich das 17köpfige Team nicht aus der Ruhe bringen. Mehr als 100 000 Mark ersetzte die Bundesbank zum Beispiel einer Familie, deren Vater ein Vermögen im Waschbecken verbrannt hatte. Becken samt Asche lieferten die Angehörigen in Frankfurt als Beleg ab. Anhand des noch durchschimmernden Drucks auf den schwarzen Papierfetzen errechneten die Banker die Summe und zahlten.
Selbst "Blüten" hat das Haus Schlesinger schon umgetauscht: Als ein Hochzeitsstrauß aus Wachsblumen und Banknoten einer Kerze zu nahe kam, war nicht nur das Bouquet, sondern auch die Freude über das Geldgeschenk dahin. Ein Besuch bei den Währungshütern mit dem angekokelten Strauß ließ die Stimmung wieder aufblühen. Mit der Pinzette zerpflückten die Fachleute die Schein-Knospen, zählten und erstatteten den Betrag.
Per Gesetz ist die Frankfurter Behörde dazu verpflichtet - vorausgesetzt, der Besitzer kann mehr als die Hälfte des Scheins nachweisen. Deshalb raten die Geldexperten: "Alle Reste bis auf das letzte Fitzelchen einsammeln und zur Bank tragen." Jeder Schnipsel könne Geld wert sein. Unter dem Mikroskop werden dann schimmelnde und verklebte Päckchen auseinandergenommen, buntgefärbte "Lappen" oder Geld-Krümel aus Toastern und Mikrowellen-Herden durchleuchtet.
Einem Lehrling zauberten die Bundesbanker einmal einen Hunderter aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Der junge Mann war mit dem Hinterteil in einem Eimer mit Leim gelandet. Die Fachleute schnitten ein Loch in die Hose und holten die Note heraus.
Doch sie trauen nicht jedem Schein: Manchmal wird der Ersatz auch abgelehnt. Dagegen zog ein Mann aus dem Ruhrgebiet vor Gericht und scheiterte prompt. Zentimetergroße Teile eines 500-Mark-Scheins und von 18 Hundertern hatte er eingeschickt und Umtausch verlangt. Im Autoreifen versteckt wollte er das Geld nach Deutschland gebracht haben; der Wagen sei in Brand geraten und das Papier zum größten Teil in Flammen aufgegangen. Brandspuren entdeckten die Währungshüter aber nicht. Auch das Frankfurter Verwaltungsgericht konnte sich für die Behauptungen des Mannes nicht erwärmen und schmetterte seine Klage gegen die Bundesbank ab. dpa
Im Bonner Finanzministerium ist "Schuldenerlaß" kein sehr beliebtes Wort. In diesen Tagen kommt die von Finanzierungslücken im Zusammenhang mit dem "Aufbau Ost" geplagte Bundesregierung jedoch kaum umhin, den Begriff lobend zu erwähnen. Allerdings nicht mit Blick auf die tief in der Kreide stehenden Entwicklungsländer, sondern in eigener Sache: Vor 40 Jahren, am 27. Februar 1953, unterzeichneten die Bundesrepublik und ihre Gläubiger im Ausland das Londoner Schuldenabkommen. Der jungen deutschen Demokratie wurde damals mehr als die Hälfte ihrer Auslandsverbindlichkeiten aus der Vor- und Nachkriegszeit erlassen. Die Vereinbarung war die Eintrittskarte in die westliche Staatengemeinschaft und eine wichtige Voraussetzung für das Wirtschaftswunder der fünziger und sechziger Jahre.
"Entwicklung braucht Entschuldung" - mit dieser Formel erinnert die Nord- Süd-Initiative "Germanwatch" an die Londoner Vereinbarung. Bundesregierung und deutsche Banken fordert die Bonner Organisation auf, den 40. Jahrestag zum Anlaß zu nehmen, den armen Ländern des Südens Kredite in "spürbarem Umfang" zu erlassen. Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik in Berlin hielt schon vor Jahren fest, daß das Abkommen von 1953 durchaus als Modell einer "politischen Lösung von Verschuldungsproblemen" dienen könne.
Verhandelt wurde in London über rund 30 Milliarden Mark deutscher Auslandsverbindlichkeiten. Die Maximalforderung der Gläubiger hätte einen jährlichen Schuldendienst von 1,5 Milliarden Mark bedeutet. Dies wurde auf deutscher Seite als völlig untragbar empfunden. Dem Leiter der deutschen Delegation und späteren langjährigen Chef sowie jetzigen Ehrenvorsitzenden der Deutschen Bank, Hermann Josef Abs, gelang es, die Gläubiger zu überzeugen, daß die Belastung der noch schwachen Wirtschaftskraft der Bundesrepublik entsprechen und insbesondere in einem gesunden Verhältnis zu den Exporterlösen stehen müsse. Das wichtigste Konferenzergebnis: 51,5 Prozent der nominalen Auslandsschulden wurden gestrichen. Unter Berücksichtigung weiterer Erleichterungen wie etwa bei den Zinsen, so der britische Ökonom Mike Faber, verzichteten die Geldgeber sogar auf rund zwei Drittel ihrer vertraglichen Forderungen.
Die Beschränkung des Schuldendienstes war für die Bundesrepublik ein wichtiger Erfolg. Die für 1953 erstmals vereinbarte Summe von Zins und Tilgung lag unter fünf Prozent der bundesdeutschen Exporterlöse. Das ist eine Rate, von der Entwicklungsländer heute nur träumen können. Durchschnittlich müssen die im Westen in der Kreide stehenden Dritte- Welt-Staaten mehr als ein Fünftel ihrer Exporteinnahmen für den Schuldendienst aufwenden. Extreme Defizit-Länder wie Brasilien, das 1991 fast jeden dritten durch die Ausfuhr verdienten Dollar für Zinsen und Rückzahlungen ausgeben mußte, sind noch weitaus stärker belastet. Der heute 91 Jahre alte Abs äußerte sich rückblickend sehr zufrieden: "Mit der Regelung der Schulden erlangte die Bundesrepublik nicht nur ihre kaufmännische Kreditwürdigkeit im engeren Sinne, sondern etwas, was darüber hinaus im Wort ,credere&rquote; liegt: Die Welt begann, diesem Staat wieder zu vertrauen", erinnerte sich der Bankier in seinen Memoiren. 1970 konnte er das Londoner Abkommen noch einmal zum Vorbild nehmen. Im Auftrag der westlichen Industrienationen entwickelte er einen Umschuldungsplan für Indonesien, der sich maßgeblich an der vorhersehbaren Wirtschaftsleistung des Landes orientierte. Ergebnis war eine Vergleichslösung für das südostasiatische Inselreich - und eine Streichung von 57 Prozent der Auslandsschulden. Angesichts der seit mehr als zehn Jahren schwelenden Schuldenkrise der Entwicklungsländer fordert "Germanwatch" nun: "Von Abs lernen!" Die Bundesregierung solle, so die Nord-Süd-Initiative, Ländern mit mittlerem Einkommen wie Brasilien mindestens 60 Prozent und den ärmsten Staaten sämtliche Schulden erlassen. Darüber hinaus appelliert die Dritte-Welt-Lobby an die deutschen Geschäftsbanken, ihre Forderungen an den Süden zu streichen. Die Institute hätten die Kredite ohnehin längst zu 80 bis 100 Prozent steuermindernd abgeschrieben, meint - etwas übertreibend und verallgemeinernd - "Germanwatch". epd/FR
MÖRFELDEN-WALLDORF. Genau 204 800 Mark stehen im Etat 1993 für die Sanierung städtischer Spielplätze. Doch sind das laut Bürgermeister Bernhard Brehl nur die direkten Kosten. Die übers Jahr anfallenden Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten, die meist die Mitarbeiter des Bauhofs erledigen, werden gar nicht gesondert erfaßt, gehen im laufenden Geschäft unter. "Da kommt bestimmt noch mal eine halbe Million zusammen", schätzt Brehl.
Die etwas über 200 000 Mark, die im Etat abgerufen werden können, werden gebraucht, um die Spielplätze bis zum Frühjahr wieder in Ordnung zu bringen. Dabei geht es nicht nur um den zwar teuren, doch relativ unproblematischen Sandaustausch, der zwingend vorgeschrieben ist, oder die Beseitigung vorstehender Ecken und Kanten an den Spielgeräten. Was den städtischen Bediensteten immer wieder sauer aufstößt, sind die mutwilligen Zerstörungen, die "ganz sicher nicht" von den kleinen Kindern herrühren und die Kosten in die Höhe treiben.
Doch aller Mißliebigkeiten zum Trotz findet Brehl, "daß wir vergleichsweise gut ausgestattete, gepflegte und pädagogisch auch attraktive Spielplätze in unserer Stadt haben."
Daß es bei allen Vorzügen ein paar mehr sein könnten, verhehlt der Verwaltungschef nicht. Es gebe Defizite in der örtlichen Verteilung, gibt er zu. Vor allem in den östlichen Stadtteilgebieten gibt es eine Art spielplatzfreie Zone. Auch wenn es im Stadtteil Mörfelden Aussicht auf Besserung gibt. Hier steht die Stadt in privatrechtlichen Verhandlungen, hofft, ein Grundstücksteil zu bekommen.
An der Misere sei allerdings nicht allein die Stadt schuld, weist Brehl den Schwarzen Peter von sich. Man suche nach Lösungen, doch seien in beiden Stadtteilen neue Spielplätze mit schöner Regelmäßigkeit an Grundstücksfragen und vor allem an deren Preis gescheitert. Indes gebe es inzwischen einen Stadtverordnetenbeschluß, der da laute, daß im Zweifel auch andere - sprich höhere - Preise akzeptiert werden müßten, wenn es nicht anders funktioniere.
Ein anderes, nicht weniger einfach zu lösendes Problem sind manchmal die Nachbarn von Spielplätzen. Es sei schon mehrfach vorgekommen, daß Anwohner gerichtlich gegen geplante Spielplätze vorgegangen seien, sagt Brehl. Es sei eben eine Tatsache, daß sich manche Leute durch spielende und lachende Kinder gestört fühlten. wal
Stell dir vor, es findet gerade die verkehrs- und umweltpolitische Revolution statt, die die Umweltverbände und die Opposition immer gefordert haben, und gerade die merken das gar nicht und sind sogar noch dagegen! Genau dieser Fall ist eingetreten: Der als "Betonkopf" verschrieene Bundesverkehrsminister Günther Krause ist dabei, den "ökologischen Super-GAU" zu verhindern und die entscheidende Wende in der Verkehrspolitik einzuleiten - und die Umweltverbände rufen Arm in Arm mit der Bild-Zeitung "Kreuziget ihn!"
Der ökologische Super-GAU "Zusammenbruch des umweltfreundlichen Verkehrssystems Deutsche Bundesbahn" mit 78 Milliarden Mark Altschulden und einem jährlichen Defizit von zwölf Milliarden steht unmittelbar bevor. Der Verkehrskollaps auf den Autobahnen und in den Städten ist vorprogrammiert und zum Teil schon eingetreten.
Verkehrsminister Krause will gerade auch aus umweltpolitischen-Gründen den Zusammenbruch der Bundesbahn kurzfristig durch die Einführung einer Autobahnvignette bei in- und ausländischen Pkw und Lkw mit einem Gesamtvolumen zwischen sieben und elf Milliarden Mark pro Jahr verhindern und außerdem innerhalb der nächsten vier Jahre eine fahrleistungsbezogene Autobahngebühr für Pkw und Lkw einführen. Damit soll erstmalig das umweltunfreundlichste Verkehrssystem, der Straßenverkehr, direkt das umweltfreundlichste Verkehrssystem, Bundes- und Reichsbahn, stützen. Außerdem werden auf diese Art und Weise die Voraussetzungen geschaffen, daß Bundes- und Reichsbahn im Fernverkehr wesentlich leistungsfähiger und außerdem der öffentliche Personennahverkehr durch die Bundesbahn auf dem S-Bahn-Sektor drastisch gefördert werden könne. Und genau dagegen laufen die Umweltverbände und die ach so umweltbewußte Opposition Sturm! Welch ein Widersinn!
Zwar ist es keine Frage: Die Vignettenlösung ist für In- und Ausländer alles andere als 100prozentig verursachergerecht, und deswegen kann man sich durchaus gerechtere und sinnvollere Lösungen vorstellen. Bloß: Solche Lösungen kann man - siehe Verdikt des Europäischen Gerichtshofes gegen die Belastung des ausländischen Schwerlastverkehrs auf deutschen Autobahnen - nicht schnell einführen.
Deshalb muß mit der Vignettenlösung kurzfristig die ökologische Not-Reißleine zur Rettung der Bundesbahn gezogen werden. Außerdem muß mittelfristig die entscheidende Verschiebung des Verkehrs zugunsten der Bahn über eine fahrleistungsabhängige Autobahnbenutzungsgebühr erreicht werden. Wenn Autofahrer beispielsweise wie in Frankreich zehn Pfennig pro Kilometer Autobahnbenutzung ab 1997 zu bezahlen haben werden, werden sich deutlich mehr Autofahrer überlegen, ob sie nicht doch lieber auf die wesentlich umweltfreundlichere Bahn umsteigen. Und: Wenn pro Lkw möglicherweise bis zu einer Mark pro Kilometer Autobahnbenutzung zu bezahlen sein wird, dann werden die noch auszubauenden Angebote der Bundesbahn zum Hukkepackverkehr wesentlich stärker ausgenutzt als es derzeit der Fall ist.
Bisher hat niemand eine verursachergerechte und schnell einführbare Lösung vorgelegt, die die ausländischen Autobahnbenutzer in gerechter Weise zur Kasse bittet und nicht nur die inländischen Pkw und Lkw besonders stark belastet. Die Hoffnung von Björn Engholm und Genossen, die Mineralölsteuer zu erhöhen und ausländische Pkw und Lkw mit einer Vigenette zu belegen, ist angesichts des oben genannten Urteils des Europäischen Gerichtshofes eine reine Chimäre.
Auch wenn das Feindbild der Umweltverbände und der Grünen völlig aus dem Lot gerät: Die Umweltschützer sollten sich hinter Verkehrsminister Krause scharen und ihn tatkräftig unterstützen, seine umwelt- und verkehrspolitische Revolution der Stützung und Förderung der Deutschen Bundesbahn zu Lasten des Straßenverkehrs zu vollenden. Dabei muß unmittelbar mit der Einführung der Vignettenlösung - ausdrücklich als Übergangslösung - die Suche nach einem möglichst verursachergerechten System der streckenabhängigen Autobahn-Benutzungsgebühr beginnen.
Professor Lutz Wicke (CDU) ist Um welt-Staatssekretär in Berlin.
Stadtteil-Fenster
NEU-ISENBURG. Der Erste Stadtrat hat den Geschäftsleuten im Alten Ort eine Absage erteilt: Er will die Poller in der Löwengasse nicht abbauen. "Ich lasse mich doch nicht unter Druck setzen. Schließlich liegt ja auch die Verantwortung als Straßenverkehrsbehörde bei mir", polterte Berthold Depper (FDP) ungewohnt heftig.
Der Grund für die Verstimmung des Politikers ist ein Brief der Gewerbetreibenden. Sie fordern darin erneut vehement, den im Dezember vorigen Jahres begonnenen Versuch unverzüglich abzubrechen.
Depper hatte mit den metallenen Stäben auf das jahrelange Klagen einer Bürgerinitiative im Alten Ort reagiert, die sich über rasende Autofahrer und rücksichtslose Parker beschwerte. Daraufhin legten die Geschäftsleute dem Ersten Mehr Gefahr für Kinder Stadtrat Mitte Januar ihrerseits ein Protestschreiben mit etwa 1700 Unterschriften von unzufriedenen Anwohnern vor und forderten ihn auf, die Poller wieder zu entfernen.
Ihrer Auffassung nach sind sowohl Fußgänger als auch spielende Kinder nun erst recht gefährdet, da viele Autofahrer noch schneller durch die Gasse rollten als bislang. Außerdem seien die Poller in der Löwengasse ein unzumutbares Hindernis für Lieferanten-, Müll- und Rettungsfahrzeuge. Täglich komme es zu Staus. Die Folge: Hupkonzerte, lautstarke Beschwerden der Fahrzeuginsassen und nervlich strapazierte Anwohner.
Anstelle der ungeliebten Poller forderten die Geschäftsleute eine ganze Palette von Gegenmaßnahmen: "Fahrbahnversetzungen" (sprich Schikanen), mehr Verkehrsschilder, eine fest installierte Radaranlage und häufigere Kontrollen der geparkten Autos durch Hilfspolizisten.
Abgestellte Wagen, die den Verkehr behinderten, sollten abgeschleppt werden. Und schließlich könnte auf der Fahrbahn mit großflächigen Markierungen auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit und die Radarkontrolle aufmerksam gemacht werden.
All das hält Berthold Depper für nicht notwendig - und schon gar nicht praktikabel. Jüngste Messungen des städtischen Ordnungsamtes hätten ergeben, daß die Autos deutlich langsamer durch die Löwengasse fahren würden, seit die Poller aufgestellt worden seien.
Lediglich in den ersten Tagen habe es Probleme bei der Durchfahrt von Lastwagen gegeben. Zwischenzeitlich seien die Grenzen der Parkflächen deutlicher markiert worden. Seitdem komme es nur noch in Ausnahmefällen zu "Verstopfungen".
Auch die Fußgänger könnten sich mittlerweile sicherer fühlen. "Fahrbahnversetzungen" seien nur mit einem unverantwortbar hohen Kostenaufwand möglich. "Die gewünschten Markierungen sind überflüssig und würden zu einer Verunzierung des Straßenraumes führen", glaubt der Erste Stadtrat.
Lediglich einer Forderung will Depper entgegenkommen: Die "Schrittgeschwindigkeit"-Schilder sollen mit dem Zusatz "7 - 10 km" versehen werden. Damit hofft er dem offenbar häufigen Irrtum vorbeugen zu können, daß in der verkehrsberuhigten Zone ein Tempo von 30 Stundenkilometern erlaubt sei.
Ob der zunächst für ein halbes Jahr ausgelegte Versuch in der Löwengasse tatsächlich das Problem gelöst hat und auch die übrigen Gassen im Alten Ort mit Pollern ausgestattet werden können, will Depper zur Jahresmitte endgültig entscheiden. leo
SCHOTTEN. Etwa 30 Chefs und Chefinnen von öffentlichen Büchereien in Hessen pilgerten vorige Woche ins Gelbe Haus. Sie besichtigten Schottens neue Stadtbücherei - die modernste weit und breit. Das von der EG und dem Land Hessen mitfinanzierte Medienzentrum an der Vogelsbergstraße zieht nach den Erfahrungen der ersten acht Monate vorwiegend junge Menschen an. So ihr Leiter Raimar Wiegand (24). Ähnliches berichtete die FR vorige Woche vom neuen Friedberger Bibliothekszentrum im Klosterbau. Die Unterschiede: Als kultureller Treffpunkt befindet sich das Gelbe Haus im Anfangsstadium. Dafür hat es auf elektronischem Sektor mehr zu bieten als wohl jede andere Stadtbibliothek.
Mit 30 Mark pro Jahr müssen die Menschen in der Schottener Region eine hohe Benutzungsgebühr zahlen. Dennoch nutzen sie das Medienangebot mit steigender Tendenz. Im ersten Halbjahr lieh Raimar Wiegand seine rund 7000 Medieneinheiten 17 000mal aus.
Der Bücherbestand ist mit 5792 Exemplaren noch bescheiden. Besonders begehrt sind auf dem Buchsektor auch in Schotten Kinder- und Jugendbücher, außerdem alles, was der "Spiegel" in seinen Bestsellerlisten führt. 30 000 Mark darf Wiegand dieses Jahr für weitere Bücher, Kassetten, CompactDisks und Programmdisketten ausgeben.
Als einzige Bibliothek weit und breit bietet das Gelbe Haus Computersoftware an. 75 Programme sind es zur Zeit, von Spielen bis hin zur professionellen Textverarbeitung. Es handelt sich um "Shareware", die unbegrenzt kopiert werden darf. Die Disketten finden laut Wiegand besonders bei jungen Leuten Interesse.
450 CompactDisks mit Musik stehen in Schotten zum Verleih. Pop sei am stärksten gefragt, so Wiegand. Die kleine Videosammlung im Gelben Haus besteht zur Hälfte aus Spielfilmen - darunter häufig ausgeliehene Hollywood-Klassiker wie "Robin Hood" und "Der mit dem Wolf tanzt". Unter den 80 Kinderfilmen sind "Pippi Langstrumpf" und Disney-Streifen die Renner. Das Zeitschriftenangebot will Wiegand dieses Jahr von 20 auf 30 Titel erhöhen. Schwerpunkt: EDV, neue Kommunikationstechniken, Film, Musik, Frauen, Reise- und naturwissenschaftliche Literatur. Weitere Dienstleistungen im Gelben Haus: ein öffentliches Faxgerät (die Sendeeinheit kostet 50 Pfennig), ein Bildschirmtext-Terminal und der noch spärlich genutzte Datenbankanschluß. Dort ist beispielsweise das Gesamtverzeichnis lieferbarer Bücher abrufbar.
Kulturveranstaltungen will Raimar Wiegand dieses Jahr verstärkt organisieren. Zur Zeit läuft eine Ausstellung des Schottener Comiczeichners Axel Mergert. Dazu trafen neue Comicbände ein, die man in den Öffnungszeiten (dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr, mittwochs von 10 bis 12 und sonntags von 14 bis 17 Uhr) im Bücherei-Café schmökern kann. Alle Getränke kosten dort 1,50 Mark. Es gibt sogar Kuchen, der von den vier Teilzeitmitarbeiterinnen der Bücherei selbst gebacken wird. KLAUS NISSEN
Es gibt eine neue Galerie für zeitgenössische Kunst in Frankfurt. Sebastian Deisen, ehemals Mitarbeiter bei der Frankfurter Dependance der Galerie Hilger, und Ulrich Voges, der eine Weile in der nicht mehr existierenden Galerie von Doris Hant tätig war, haben sich zusammengeschlossen und kündigen für ihre Galerie im ersten Stock des Hinterhauses der Weberstraße 23 ein vielversprechendes Programm an. Die Kunsthistoriker, die sich seit Studienzeiten kennen, wollen die inhaltslose Deko-Kunst, die sich an so mancher Galeriewand breitmacht, unterwandern. Damit hoffen sie, "neue Sammlerschichten" für Kunst interessieren zu können. Ihr eigener Anspruch ist der, immer "überzeugt zu sein von dem, was wir ausstellen" (Voges).
Der Engländer Stuart Brisley (geboren 1933 in Surrey) zeigt unter dem Titel "Anonyme" Skulpturen und Fotografien als Abschluß seiner rund zweijährigen intensiven künstlerischen Beschäftigung mit dem Problem der Obdachlosigkeit und der Folie, gegen die es sich hart abzeichnet: die des (Zu-)Hauses.
Das Wandobjekt "Bloody House" aus lackiertem Metall war bereits außerhalb von Galerieräumen zu sehen und eine Weile ins wirkliche Leben versetzt: Brisley zeigte es 1992 in einem Londoner Bahnhof - der St. Pancras Station - in unmittelbarer Nähe des "Pendlergleises".
Die Beobachtung dieses Ortes führte den Engländer zu Überlegungen über Penner und Pendler, über den Bahnhof als Ziel- und Fluchtpunkt, aber auch als Aufenthaltsort und Endstation der zum Unbehaustsein Verdammten.
"Bloody House", so installiert, daß es einen großen Schatten menetekelhaft an die Galeriewand wirft, ist konstruiert wie ein Haus, erweist sich aber als eiserner Käfig mit Satteldach.
Eine andere Arbeit: "Dead Head" ist als Relikt, inzwischen jedoch verselbständigtes Werk, aus einer Performance hervorgegangen. Eine Ausdrucksform, die Brisley von 1968 bis in die Mitte der achtziger Jahre bevorzugt hat. Ein grau bemalter Fiberglas-Helm lagert auf einer Werkbank. Ehemals ein Motorradhelm, hat er nun - nicht nur oberflächlich betrachtet - einen martialischen Anstrich.
Brisley, der in Deutschland 1973 durch seine Aktion "10 Days" und anläßlich der sechsten Documenta durch die Demonstration "Survival in Alien circumstances" bekannt wurde, geht in seiner Kunst oft an die Grenze des physisch und psychisch Verkraftbaren.
In "10 Days" hat er zehn Tage lang die Mahlzeiten, die ihm aufgetragen wurden, verschmäht und das Leben im dauernden Hungerzustand am eigenen Leibe erfahren, der allerdings mit Vitamintabletten gestützt wurde. Bei der d6 bewohnte er zwei Wochen lang - ebenfalls ohne Nahrung - ein Kasseler Erdloch.
Für Brisley gibt es keine Kunst außerhalb existentieller Erfahrung und ohne den kompromißlosen, kräftezehrenden Einsatz der eigenen Person. Ebendas macht ihn attraktiv für die jungen Galeristen, die sich auch überlegen, "wie wir das transponieren können, was wir tun". Zum Geschäftsführer der Frankfurter sozialen Heimstätten hat man Kontakt aufgenommen, um über Hilfsmöglichkeiten für Obdachlose zu reden. Zunächst dachte man an finanzielle Spenden, erfuhr aber, daß Geldhilfe keine Hilfe ist.
Voges und Deisen wollen aber nicht ausschließlich ihre Ausstellungsreihe über "Möglichkeiten und Formen politischer Kunst" gestalten, sondern auch jungen Künstlern mit anderen Arbeitsgebieten zu Auftritten verhelfen sowie Themenausstellungen komponieren. Überschrift der ersten, die der Politik Ende Mai folgt: "Erotik" (bis 20. März). DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
Eine Serie von Graphitzeichnungen aus den achtziger Jahren beschreibt "die Wege der Welt". Eine Spirale, einfache Zeichen, die Spuren im Sand sein können, eine zweigeteilte gelbe Sonne gehören dazu. Flächenornamentik zum meditativen Gebrauch. Dann werden die Wege der Welt materialisiert, ergeben Raumgestalten. Seit nunmehr drei Jahren faßt sie der Bildhauer mit dem selbst gewählten Namen Abraham David Christian in Bronze.
Die Galerie Meyer-Ellinger, die ihm nun zum dritten Mal eine Einzelausstellung in Frankfurt ermöglicht, stellt jene Zeichnungen nun diesen metallenen Lebensschleifen gegenüber. Jede ist ein Unikat; die windungsreichen, spiraligen Formationen, die in regelmäßigen Abständen leicht gekerbt sind, erinnern beim ersten Betrachten an überdimensionierte Apfel- oder Orangenschalen, die jemand, ohne das Messer einmal abzusetzen, vom Obst geschabt hat. Was anders ist: bei Christian fehlen Anfang und Ende. Das Kunstwerk dreht sich wie das Leben im Kreis.
Christian wurde 1952 in Dahme geboren und lebt jetzt in New York und Düsseldorf, spürt eine Affinität auch zu Japan. An der Kasseler Hochschule für Bildende Künste hat er Anfang der siebziger Jahre - recht kurz - studiert, bekam noch im selben Jahrzehnt Lehraufträge für Bildhauerei und Zeichnung an verschiedenen Hochschulen.
Man darf behaupten, daß er sich auf beiden Gebieten auszudrücken versteht. Hier wie dort sucht er nach Formen, die symbolhaft sind, aber auch allgemein. Nie unverbindlich, aber auch nicht leidenschaftlich aufgewühlt. Auch seine früheren mehrteiligen, oft mit Keilformen zum Sprechen gebrachten Gipsplastiken zeigen trotz all ihrer Ecken, Kanten, Risse und Schürfungen ein klassisches Gesicht.
Der Mensch hat Christian lange bewegt. Jetzt ist es eher die Spur, die er zieht. Gegenwärtig unterrichtet er an der Pforzheimer Hochschule für Gestaltung und überrascht dort die Studenten mit seinem Wunsch, sie in der Kunstklasse Stühle zeichnen zu sehen.
Seine bronzenen Spiralnebel - die Frankfurter Galerie zeigt eine Auswahl von 1992 - sind weit entfernt von oberflächlich ähnlichen Erscheinungsweisen der konkreten Kunst. Kein lyrisch verbrämter Max Bill. Obwohl sich dessen Prinzip der Kontinuität (bekannt zum Beispiel durch Bills gleichnamige Frankfurter Granitskulptur vor der Deutschen Bank), das der ewigen Rotation und Endlosbewegung, dem einige seiner plastischen Arbeiten gehorchen, auch bei Christian findet.
Assoziationen zu der "Endlosen Säule" von Constantin Brancusi stellen sich außerdem ein, obgleich deren Wirkung maßgeblich ihre Vertikalität und ihre Höhe bestimmt. Christians Vorgehen vergleichbar ist aber das stakkatohafte Vorwärtsstreben, das schrittweise Voran, das lauter gleiche Module ermöglichen.
Ein schon beinahe kultischer Charakter prägt die neuen Bronzearbeiten des Künstlers, der damit auch in Japan gut ankommt. Trotz ihres Gewichtes und ihrer geringen Mobilität können sie als (monumentalisiertes, Denkmal gewordenes) liturgisches Gerät begriffen werden. Als Transformator für geistige Energien - wie ein Rosenkranz.
Die Ausstellung ist bis zum 6. März in der Brönnerstraße 22 zu sehen. DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
Der Verrat der Männer provoziert die Rache der Frauen - und umgekehrt. Die Betrogenen nehmen ihr Schicksal nicht hin, sondern greifen zur Waffe. Seit hundert Jahren führt man die Cavalleria Rusticana und die Pagliacci, die Hauptwerke der Komponisten Mascagni und Leoncavallo, gemeinsam auf. Die beiden Kurzopern spielen im italienischen Mezzogiorno, sie gelten als veristisch im Stil und enthalten packende Arien: Hier handelt ein jeder nach eigenem Gesetz.
Am Staatstheater in Mainz hat der junge Andreas Homoki, Ex-Assistent von Harry Kupfer und Spielleiter der Oper Köln, die Doppelnummer neu inszeniert. Während bei I Pagliacci, wo das Bühnenspiel einer Schaustellertruppe schließlich in reales Geschehen umkippt, noch einige wenige Requisiten den Ort der Handlung bezeichnen, konzentriert sich Homoki in der Cavalleria auf die Musik und die entfesselten Leidenschaften , das schwarzweiße Bühnenbild ist karg. Die Kanadierin Sandra Graham gibt mit bewegendem Gesang und sensibler Zeichnung der Person eine wunderbare Santuzza. Turiddu ist John Treleaven, hier ein Betrüger, in den Pagliacci ein Hahnrei. Wie lang sind ihm plötzlich die Ärmel des Clownskostüms, wie groß die Zipfelmütze mit der Bommel: Man hat den Bajazzo tatsächlich zum Narren gehalten. Treleaven macht ein Ereignis draus.
(28. Februar, 5., 19., 24. März um 19.30 Uhr, am 28. März um 20 Uhr.) bab
Am 27. Februar fallen die Würfel für die Zukunft der Heimatsiedlung in Sachsenhausen. Dann dürfen die rund 2200 Mieter darüber abstimmen, ob die 1055 Wohnungen im Besitz der "Nassauischen Heimstätte" bleiben oder von einer Mietergenossenschaft in Eigenbesitz übernommen werden soll.
Während einer Informationsveranstaltung versuchten die Geschäftsführer des Wohnungskonzerns eindringlich, die rund 200 anwesenden Mieter davon zu überzeugen, daß eine solch kleine Genossenschaft durch den Kauf finanziell überfordert wäre. Die Gebäude seien in ihrer Substanz stark sanierungsbedürftig. Gutachten der Nassauischen Heimstätte sprechen von Belastungen bis zu 120 Millionen Mark, die auf die Mieter zukämen.
Vor allem Dächer und Wasserrohre seien stark beschädigt, rechnete Wolfgang Weber, zuständig für technische Fragen, vor. "Als wir feststellten, daß die Gasleitungen direkt neben den korrodierten Wasserleitungen liegen, haben wir einen Schrecken bekommen." Geschäftsführer Reinhart Bartholomäi machte ein zusätzliches Problem deutlich: Die Siedlung aus den 20er Jahren, im Bauhausstil errichtet, stehe unter Denkmalschutz. "Daher müssen die nötigen Reparaturen ebenso behutsam wie sorgfältig durchgeführt werden." Als Eigner von insgesamt 43 000 Mietwohnungen könne die Nassauische Heimstätte die Kosten auf die "Solidargemeinschaft aller Mieter" umlegen, meinte der Geschäftsführer der Heimstätte.
Uli Baier, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, hielt dagegen: "Macht die Nassauische Heimstätte nicht viel mehr als unbedingt nötig?", fragte er. Eine Mietergenossenschaft, die nicht an Verträge mit großen Bauunternehmen gebunden sei, könnte notwendige Instandhaltungsmaßnahmen möglicherweise viel preiswerter realisieren.
Für die "Mietergenossenschaft i. G." (in Gründung) stieß Aufsichtsratsmitglied Bernd Block ins gleiche Horn und erinnerte an ein Gutachten, das wesentlich billigere Varianten nahelegt. Vor allem ältere Mieter wollen die in mehrfacher Hinsicht unangenehmen Konsequenzen umfangreicher Sanierungsarbeiten nicht mehr in Kauf nehmen.
In der streckenweise sehr emotional geführten Diskussion versicherte Bartholomäi, daß sein Unternehmen keinen wirtschaftlichen Nutzen aus der Heimatsiedlung ziehen wolle: "Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre ich froh, wenn wir die Siedlung los wären.
Aber wenn ich dem Verkauf zustimme, ohne Sie über die Risiken aufzuklären, würden die Kollegen in der Wohnungswirtschaft mit Recht zu mir sagen: Du bist ein Schwein!" ran
Therapy? Wenn alles den Bach runtergeht, hilft auch die beste Therapie nicht mehr, also inszenieren Therapy? schon mal vorab den Weltuntergang. Auf seiner neuen CD "Nurse" (Polydor) zeigt das irische Trio der Grunge-Rock-Fraktion aus Seattle, was eine Harke ist. Während junge Wilde wie Soundgarden nur ehrfurchtsvoll das Erbe von Black Sabbath pflegen, werfen Therapy? alles in einen Topf, was schwer im Magen liegt. Die Melancholie von The Cure, dazu die Wucht-Riffs von Led Zeppelin, ein bißchen Punk-Urgewalt samt brachialen Cello-Attacken - fertig ist die Dröhnland-Sinfonie. Am Mittwoch, 3. März, wird diese Therapie in der Batschkapp angeboten. art
Bei seinem Namen bekommt Paul McCartney feuchte Augen. "Er war mein wichtigster Einfluß, ich zehre immer noch von seiner Musik", schwärmt der 50jährige Ex-Beatle. Und Mick Jagger meint: "Niemand konnte ihm das Wasser reichen." Lobeshymnen, für die sich Little Richard indes nicht viel kaufen konnte. Denn während seine "Schüler" heute durch die Stadien touren und sich von einem lukrativen Plattenvertrag zum nächsten hangeln, hatte der selbsternannte "King Of Rock 'n' Roll" weniger Glück mit der Vermarktung seines musikalischen Erbes.
Seine Klassiker "Tutti Frutti", "Lucille" oder "Long Tall Sally" werden immer wieder gecovert, nur er selbst ist zunehmend in Vergessenheit geraten. Die Karriere des größten Selbstverherrlichers aller Zeiten glich einer Achterbahnfahrt, Tendenz: fallend. Der Rock-Rebell aus den Fünfzigern war ständig auf der Flucht vor seinem schrillen Image. Er verkündete oft seinen Ausstieg und wetterte als Prediger gegen alles Dämonische im Rock 'n'Roll. Es nutzte nichts, er wurde immer wieder rückfällig, doch seine Comeback-Versuche brachten die alten Erfolge nicht zurück. Richard tröstete sich mit Drogen. "Ich habe soviel Kokain die Nase hochgejagt, das Ding war groß genug, um einen Dieselzug darin zu parken", erinnert er sich, "aber um mich herum starben alle Freunde weg, als sich mein Bruder den goldenen Schuß setzte, hörte ich auf. Ich bin seit Jahren clean." Allein, die wenigen LPs, die er noch veröffentlichte, wie "A Lifetime Friend" rissen niemanden vom Hocker.
Die Plattenfirmen und großen Konzertveranstalter zeigen seit Jahren kein Interesse mehr für ihn. Doch der ewig junge Schreihals aus Georgia nimmt, was man ihm anbietet: Tourneen durch die Provinz und Oldie-Festivals. Ihm geht es nicht anders als seinen Leidensgenossen Chuck Berry, Fats Domino oder Jerry Lee Lewis, die wurden auch schon aufs Altenteil abgeschoben und treten nur noch in kleineren Clubs auf. Ein Jammer, sind doch diese Altmeister auf der Bühne allemal agiler als die Veteranen-Combos aus den 60er und 70er Jahren.
Immerhin: Zu seinem 60. Geburtstag im vergangenen Jahr kam Little Richard in der Londoner Wembley-Arena noch einmal groß raus, und bei der Amtseinführung von Bill Clinton durfte er ebenfalls losröhren. Am Donnerstag, 4. März, spielt Little Richard in der Höchster Jahrhunderthalle. MARTIN SCHOLZ
UNTERLIEDERBACH. SPD, Grüne und Christdemokrat Josef Hartinger haben am Dienstag im Ortsbeirat nach nicht-öffentlicher Beratung dem Bau eines Kinder- und Jugendheims in Unterliederbach zugestimmt. Hartingers Fraktionskollegen wollten das Projekt zurückstellen. Grund: Die Autoren eines der CDU zugespielten und "vertraulichen Revisionsberichtes" zweifeln den Bedarf für ein weiteres Heim an. Im Neubau für 8,9 Millionen Mark will der Magistrat an der Euckenstraße Platz für insgesamt 37 Mädchen und Jungen schaffen.
Weil er über einen als vertraulich abgestempelten Bericht nicht öffentlich reden könne, beantragte CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens am Dienstag abend, den Tagesordnungspunkt "Kinder- und Jugendheim" hinter verschlossenen Türen zu beraten. Dort plädierten die Christdemokraten laut Hans-Georg von Freyberg (CDU) dafür, die Entscheidung über den Bau zurückzustellen, bis alle Fraktionen den Bericht der städtischen Finanzkontrolleure auf dem Tisch haben.
Doch da mochten Sozialdemokraten, Grüne und CDU-Abweichler Josef Hartinger nicht mitmachen. SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt: "Das hätte das wichtige Projekt nur verzögert." Thomas Schlimme von den Grünen mutmaßte gar, die CDU spiele auf Zeit, spekuliere auf einen Wechsel nach dem 7. März, um das Heim dann kippen zu können. Einzig Christdemokrat Josef Hartinger scherte aus seiner Fraktion aus und bildete sich ein eigenes Urteil: "Ich kann nicht annehmen, daß Rechnungsprüfer kompetent sind, pädagogische Arbeit zu beurteilen."
Nach Informationen der FR werden in der laut Roland Frischkorn (Sozialdezernat) "internen Stellungnahme des Revisionsamtes" tatsächlich scharfe Töne angeschlagen. Es sei fraglich, ob ein solches Projekt angesichts leerer Kassen überhaupt noch zu verantworten sei, soll es im Bericht heißen. Die Revisoren zweifeln Frischkorn zufolge sogar an, daß in Frankfurt weitere Heimplätze benötigt werden. Durchschnittlich seien die fünf städtischen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu 25 Prozent unterbelegt, rechnen die Prüfer vor. Um dies zu kaschieren, setze die Stadt die Zahl der Heimplätze einfach niedriger an und bilde kleinere Gruppen.
Was die Informanten der CDU im Ortsbeirat allerdings verheimlichten: Auf den kritischen Prüfbericht hat das Sozialdezernat längst geantwortet - und mit Schreiben vom 30. Dezember '92 einiges richtiggestellt. Demzufolge gehen die Leitlinien des Landeswohlfahrtsverbandes von einer durchschnittlichen Belegung von 90 Prozent aus. Eine Grenze, die in Frankfurt in den vergangenen Jahren lediglich 1987 (86,8 Prozent) und 1991 (89,5 Prozent) leicht unterschritten wurde. 1989 waren gar 95,3 Prozent aller 139 städtischen Kinder- und Jugendheim- Plätze besetzt, 1992 immerhin 91 Prozent.
Noch eindrucksvoller sind die Zahlen für das Bürgermeister-Gräf-Haus in Sachsenhausen, das der Neubau in Unterliederbach als eine von drei Nachfolgeeinrichtungen ersetzen soll. Die Statistik des Sozialdezernats weist hier für 1991 eine fast 105prozentige Belegung aus. 1992 waren es unterm Strich 99,5 Prozent.
Frischkorn zufolge konnten auch die anderen Vorwürfe der Prüfer entkräftet werden. "Sowohl beim Personalschlüssel als auch bei der Ausstattung halten wir uns streng an die Richtlinien des Hessischen Jugendwohlfahrtsausschusses." Auf die Replik des Sozialdezernates reagierte das Revisionsamt bislang nicht. Frischkorn: "Die haben das wohl zur Kenntnis genommen." tos
Mit dem Eingreifen der Regionalliga- Klubs erhält der Handball-Pokal bei den Frauen und Männern eine neue Dimension. Im Männer-Wettbewerb bleibt der Kreis Offenbach außen vor, denn kein einziger Ober- oder Bezirksligist schaffte über den Verbandspokal den Sprung in die erste Hauptrunde des Südwestdeutschen Verbandes. "Pokalschreck" TG Ober-Roden hatte beim 15:20 gegen die SG Bruchköbel keine Chance. Bei den Frauen setzte sich Oberligist TSG Bürgel 23:8 beim TSV Malsfeld durch, erhielt jedoch nicht den Lohn für den Erfolg, denn das Team von Hanne Koch muß zum Klassenrivalen TV Sulzbach (28. Februar, 16 Uhr, Main-Spessart-Halle).
Von den Regionalligisten des Bezirkes Darmstadt genießt der BSC Urberach gegen die Spitzenmannschaft TSG Leihgestern (28. 2., 17.30 Uhr, Am Schellbusch) Heimrecht, während Darmstadt 98 am gleichen Tag (16.30 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle) den undankbaren Trip zum HSV Apolda auf sich nehmen muß. In der Nord-Gruppe der Frauen müssen 24 Teams spielen, in der gleichen Männer- Konkurrenz sind nur zwei Begegnungen angesetzt, die übrigen 18 Vereine kamen in den (zweifelhaften) Genuß eines Freiloses. Darunter die Regionalligisten TSG Groß-Bieberau und TV Groß-Umstadt und Oberliga-Vertreter TV Büttelborn, der sich mit einem beeindruckenden 27:22 in Rotenburg zurückmeldete.
In der dritten und letzten Runde auf Hessischer Verbandsebene mußte die TG Ober-Roden vor 300 zahlenden Zuschauern gegen den Bezirksligisten SG Bruchköbel unerwartet klar die Segel streichen. Der ehemalige polnische Weltklassespieler Jerzy Garpiel (6/6) verwertete alle Siebenmeter sicher, auch Swen Nolte (5) bereitete Ersatzkeeper Michael Pröhl manchen Kummer. Schrod (3) und Beckmann (3/2) waren die erfolgreichsten Werfer beim Team aus dem Rödermarker Stadtteil, das nach den Siegen gegen zwei Oberligisten diesmal enttäuschte. Der TV Büttelborn will an große Ereignisse im DHB-Pokal anknüpfen. In Rotenburg (Bezirksliga-Tabellenführer) sorgte der TVB vor 250 Zuschauern beim 27:22 (13:10) für klare Verhältnisse, wobei Michael Janz (11/3), Ralf Sensfelder, Thorsten Schmidt (je 5) und Spielertrainer Rolf Heiligenthal (3) allein den Sack zuschnürten.
Bei den Frauen mußte die TSG Bürgel beim A-Klassisten TSV Malsfeld nur im ersten Abschnitt (10:6) Widerstand brechen, hatte später beim 23:8 vor 150 Zuschauern leichtes Spiel. Annette Ebeling (10/3) besiegte den Gastgeber fast im Alleingang, Petra Bröckling (4) und Katja Hahn (3) kamen ihr am nächsten. Die SU Mühlheim mußte sich überraschend der A-Jugend des TV Hüttenberg (A-Klasse) mit 13:17 (8:8) beugen. Allerdings ist der Hüttenberger Nachwuchs in seiner Altersklasse Deutscher Meister, womit das Ausscheiden nicht einmal ganz unerwartet kam.
Stefanie Glaum (11/8) erwies sich beim Sieger als Hauptwerferin, der Oberliga- Tabellenführer kann sich voll und ganz auf die letzten vier Punktspiele konzentrieren. Susanne Emmert, Ingrid Banszerus (je 3) sowie Sabine Klose (3/2) konnten den Ausfall von Torjägerin Stephanie Haus nicht kompensieren. hdp
Der Bürgerverein Bornheim lädt seine Mitglieder am Montag, 1. März, am 20 Uhr, zur Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen in den Bürgertreff (Alte Post), Saalburgstraße 17, ein. ov/08
Kammermusik in der Kirche bietet die evangelische St. Nicolai-Gemeinde (Ostend), am kommenden Sonntag, 28. Februar, ab 18 Uhr, in der Kirche Waldschmidtstraße/Ecke Rhönstraße. Auf dem Programm stehen Werke von Bach und Vivaldi. ov/08
Der Entlassungsjahrgang 1943 der Bornheimer Brüder-Grimm-Schule trifft sich am Samstag, 3. April, um 17 Uhr, im ersten Stock der Stadthalle Bergen-Enkheim (Marktstraße 15), zur 50-Jahr-Feier. Weitere Informationen gibt es bei Günter Hohl unter Tel. 0 61 02 / 2 23 67. ov/08
Die Rätselprinzessin, ein bretonisches Volksmärchen, ist das Thema der Märchenerzählstunde der Frankfurter Bürger-Stiftung am Freitag, 26. Februar, um 16 Uhr, im Holzhausenschlößchen, Justinianstraße 5 (Nordend). ov/08
Die Grünen im Nordend laden am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr zur Diskussion über "Kinderleben im Nordend - Grüne Perspektiven" ein. Teilnehmer sind Helga Maß-Linne (Ortsbeirat 3), Harald Seehausen (Deutsches Jugendinstitut) und Schuldezernentin Jutta Ebeling. Margaretha Blom moderiert die Diskussion im AW-Zentrum, Eckenheimer Landstraße 93. ov/08
Star Club in der Romanfabrik Die Band, deren Musik zwischen Punk und Rock&rquote;n Roll liegt, ist am kommenden Freitag, 26. Februar, 20.30 Uhr, für 6 Mark in der Romanfabrik, Uhlandstraße 21 zu sehen. ov/08
Einen Kurs in Ikebana, der japanischen Kunst des Blumensteckens, bietet die katholische Gemeinde Herz Jesu in Fechenheim, ab nächsten Dienstag, 2. März, im Gemeindehaus Götzstraße, an. Der Kurs läuft fünf Wochen, jeweils dienstags ab 20 Uhr und kostet 20 Mark. Anmeldung unter Tel. 41 21 24. ov/08
Kinder und Picasso Die Zentrale Kinder- und Jugendbücherei (Arnsburger Straße 24) nimmt sich in iher Reihe "Vorlesen und Spielen" am Freitag, 26. Februar, 15 Uhr, Picasso vor. Seine Bilder werden von den Kindern (ab fünf Jahre) und Linda de Vos nachgestellt. ov/08
Eine Familienfreizeit in Südtirol organisiert die evangelisch-lutherische St. Paulsgemeinde, vom 15 bis 24. April. Die Reise geht nach Natz. Die Fahrt kostet pro Person 390 Mark, Kinder zahlen weniger. Auskunft und Anmeldung sind bis Montag, 15. März, unter Tel. 28 58 09 oder 55 75 86 möglich. ov/08
Die Stadtteilinitiative Ostend/Bornheim trifft sich an jedem ersten und dritten Mittwoch des Monats um 19 Uhr im Café des Nachbarschaftszentrums Ostend (Uhlandstraße 50). ck/08
Vermessene Gedanken Zeitschriftenrundschau · Von Thomas Assheuer
Im autoritären Staat hatte Sinn und Form ein Zwangsprofil, jetzt gelingt schon das Profil nicht mehr ganz zwanglos. Man wollte auf Weltreise gehen und gleichzeitig der Heimat treu bleiben. Dort aber steht, nicht Fisch, nicht Fleisch, ein Osterberliner Menü auf dem Tisch, das auf Dauer nicht bekommt: Odo Marquard und Claus Leggewie, Hans Albert und Agnes Heller, Heiner Müller und Manfred Bissinger.
Neuerdings liebt Sinn und Form vorwärts nach rückwärts das Extrem, zum Beispiel die nachholende Gegenrevolution in Schriftgestalt von Ernst Jünger und seinen Tagebüchern. Wegen der Veröffentlichung dieser Wilfinger Notate wollte sich, wie berichtet, Walter Jens den wachhabenden Redakteur vorknöpfen - eine vertrauensbildende Maßnahme aus dem Westen, die dann Heiner Müller entsprechend kommentiert hat.
Aber was hat Ernst Jünger Sinn und Form zu sagen? Es ist, so abgeklärt wie noch nie, das alte Lied. Das Jahrhundert öffnet sich auf das Jahrtausend, das Jahrtausend auf die Menschheit, die Menschheit auf ihren Untergang. Aber vorher, das hatte Ernst Jünger im vergangenen Jahr den Scheidewegen anvertraut, kommen die Titanen als Naturgewalten über uns. Dann verlieren die Götter an Ansehen, bevor sie wiederkehren, "wie sie es immer getan haben." Deshalb wird das "21. Jahrhundert, kultisch betrachtet, ein Zwischenglied, also ein Interim sein. ,Dieu se retire&rquote;."
Interim, so hieß es schon in den zwanziger Jahren, als Jüngers Arbeiter noch Hand anlegen mußte, damit die Weltgeschichte zu sich selbst kam. Das ist nicht mehr erforderlich; heute sind die historischen Gewalten wieder groß und stark wie ein Standgericht, das seine Urteile in Gestalt von Katastrophen verhängt.
Von alters her sind die Weisen eingeweiht, einer heißt Ernst Jünger, und ein ganzes Jahrhundert liegt als Schlachtfeld hinter ihm. Er weiß, der Terror wird zunehmen, der Weltstaat und die Vernunft können die Gewalt nicht abschaffen, denn sie gehört zur Schöpfung. "Die Erde häutet sich". Der entfesselte Prometheus hat das Unheil wie ein Stein ins Rollen gebracht und so die Interimsherrschaft der alten Titanen heraufgerufen: die anonymen Mächte, vor allem die Atomkraft.
Aber es hätte ohnehin alles so kommen müssen, wie es kam, denn Jünger glaubt an eine historische Morphologie, an Naturgesetze des Geschichtlichen, die sich zyklisch auf der Weltbühne zur Aufführung bringen. Dabei, so notiert er, wird die "Mitwirkung und das Verschulden des Menschen" naturgemäß "überschätzt". Man sieht, Oswald Spengler, der die Erfüllung seiner eigenen Prophetie beschleunigte, steht immer noch fest auf dem Hausaltar.
Auch für Jünger kam das Ende des Kalten Krieges schneller als erwartet, aber doch irgendwie nach Plan, und so kann er wie so häufig sagen: "Bis zur Erschöpfung geführten Bruderkriegen folgt brutalisierende Konformität mit dynamischem Effekt. In dieser Hinsicht ist das heutige Europa chronologisch dem Rom vor Actium, doch morphologisch dem Griechenland nach dem Peloponesischen Krieg verwandt. Er hat die Polis politisch und moralisch ruiniert. Für Alexander und dann für Cäsar war das Feld planiert. Unsere heutigen Händel entsprechen den Diadochenkriegen, zum Teil noch unter nationalen Vorzeichen."
Es wird weitergehen, so oder so, denn wo die "Geschichte endet, führt sie zur Natur oder zum Mythos zurück - mit oder ohne menschliche Präsenz." Im Moment neige die apokalyptische Stimmung an der Jahrtausendwende zwar zur Schwarzmalerei". Aber die Erde halte unerschöpfliche Reserven im Hintergrund, "heilende Kräfte auch". "Das Ozonloch soll sich unheilvoll vergrößert haben; katastrophale Folgen der planetarischen Erwärmung werden vorausgesagt. Andererseits wird die Bewölkung zunehmen und einen Teil der Strahlung abfangen." Dabei wird das politische Gewicht der Massen wachsen, die "ihrerseits dem Chaos gegenüber auf Eliten angewiesen sind". Ernst Jünger spricht's, und dann forscht das abenteuerliche Herz wieder an den verlassenen Brennpunkten der Weltgeschichte: im Garten bei den Schmetterlingen.
Aber es ist schon seltsam nachdrücklich, wie Sinn und Form die Ouvertüre dieses Heftes komponiert. Denn neben Ernst Jünger tritt der große alte Philosoph Hans-Georg Gadamer auf die Bühne, und er schreibt über Heidegger, seinen fatal irrenden, tief stürzenden Lehrer. Gadamers Wahrheit über ihn hat allerdings ihre eigene Methode. Nicht, daß er Heidegger entschuldigt; aber er liest ihn derart relativierend im Text der Weimarer Geschichte, bis das Skandalon tiefenhermeneutisch (fast) verschwindet: ein Flackern des Irrtums im Stromkreis der großen Geschichte.
"Wer denkt, sieht Möglichkeiten. Wer starke Denkkraft besitzt, der sieht Möglichkeiten mit greifbarer Klarheit." Heidegger, sagt Gadamer, sah die extreme Radikalisierung in der Weimarer Republik, aber er sah sie "im überdimensionierten Maßstab der Menschheitsgeschichte, und daraus folgerte er die Forderung einer radikalen Umkehr, die kommen müsse - und das glaubte er im Jahre 1933 zu sehen. Es kann kaum verwundern, daß solche Verstiegenheit in einem großen Denker geschehen konnte." Es verwundert aber immer noch, daß Heidegger seine Kollaboration nicht eingestand. "Was ihn gehindert haben mag, ein solches Eingeständnis öffentlich abzulegen, war wohl vor allem die schlechte Gesellschaft, in die er damit gekommen wäre."
Die Konsequenz, die Gadamer zieht, heißt nun: Selbst-Entlastung der Philosophie von ethischen Fragen in dem Sinne, daß das Denken keine Antworten gibt, keine "Ordnung vorschlägt", keine legitimiert, sondern nur hilft, die richtigen Fragen zu stellen, also "Existenzerhellung" im Wortsinn. Unausgesprochen sagt Gadamer damit, daß das politische Programm in Heideggers zeitdiagnostischem Werk schon chiffriert war: Den Führer führen.
Was in Sinn und Form die Titanen sind, sind in Fischers Neuer Rundschau die Dämonen, freilich in einem ganz anderen Sinne. Ernst Jünger glaubt an die "waltenden Mächte", bei Herfried Münkler sind die Dämonen der Vergangenheit gemeint, die auf dem osteuropäischen Schlachtfeld wiederkehren. Der konservative Dreh, den Münkler dabei anwendet, ist dieser: Der Rekurs aufs nationale Prinzip sei nicht apriori ein Sündenfall, nicht von vornherein die Rückkehr der Dämonen, sondern zweischneidig. Jedenfalls habe sich inzwischen die Beschränktheit des universalistischen Modells erwiesen - eines Modells, in dem "die Nation als Bezugsgröße von Gerechtigkeitsprinzipien oder Solidaritätsverpflichtungen" (!) nicht vorgekommen sei. "Jetzt stellt sich nämlich heraus, daß der Universalitätsanspruch vieler Normen davon abhängig war, daß die Mehrzahl der Menschen von ihrem Gebrauch und der Teilhabe an ihnen ausgeschlossen waren."
Münkler wird wissen, auf welches Eis er sich mit dem Lob der "nationalen Solidaritätsverpflichtung" begibt. Denn der nationale Imperativ rangiert nach deutscher Tradition vor der sozialen Frage, oder anders: er bringt sie zum Schweigen. Die Kritik ist dann apriori der Feind des Nationalen. Soweit geht er nicht, aber er fordert die Abrüstung der Entrüstung: "Ob die Dämonen eines aggressiven, xenophoben Nationalismus zurückkehren, hängt auch ab von der Antwort auf die ersten Anzeichen."
Das hieße also: Die Intellektuellen sollen sich mäßigen und nicht Kassandra spielen, weil sie dann dafür verantwortlich sind, daß die Dämonen der Vergangenheit aus den Katakomben steigen. Nationale Bekundungen seien eben ambivalent: "Sie können erhöhtes Engagement und Solidarität signalisieren, aber ebenso krassen Egoismus und Borniertheit." Spätestens hier kollidiert die Hoffnung mit den Fakten im Raum der Erfahrung.
Der Merkur, der sich, was seine Geistesgegenwärtigkeit angeht, ziemlich bedeckt hält und lieber in wunderschönen Sätzen der "Betrachtung der Alpen im technischen Raum" oder der "Selbstverbrennung der Maria Callas" nachsinnt, eröffnet herrlich disziplinlos mit einem Aufsatz von Martin Seel: "Die Zelebration des Unvermögens - Zur Ästhetik des Sports." Seel kuriert mit kurzem Anlauf, klug und vergnüglich die kalkulierende Vernunft mit der reinen Unvernunft des Sports, oder vornehmer: mit der profanen Transzendenz des Leiblichen. Die moderne Welt, schreibt er, feiert im Sport die "Mysterien der Kontingenz", das Ereignis des Zufalls, den Auftritt des Unwägbaren. "Damit führt der Sport dem Menschen die unverfügbare Naturbasis seiner Macht an der empfindlichsten Stelle vor Augen - am eigenen Leibe." Sport ist die Selbstinszenierung der Physis und ihres Unvermögens, sich selber Herr zu werden.
Der Merkur wartet noch, das Kursbuch kommt um ein weniges zu spät, ohne wirklich zu spät zu kommen. "In Sachen Honecker" heißt das schnell noch vorgezogene Heft, das erschien, als dieser schon über alle Berge war. Es macht nichts, denn die Frage nach Schuld und Verantwortung, die Jünger und Gadamer in Sinn und Form bis zur Irrelevanz abgesenkt haben, verschwindet nicht, auch wenn die Hauptperson entlassen wurde.
Die Beiträge (u. a.) von Jens Reich, Uwe Wesel, Peter Glotz und Heribert Prantl sind zwar skeptisch, was die Möglichkeiten des Rechts bei der Ahndung politischen Unrechts angeht; und doch appellieren sie daran, nicht auch die zweite deutsche Vergangenheit im Schweigen "gewähren" zu lassen. Denn wenn die Maßstäbe fehlen, die an politisches Handeln angelegt werden können, dann müssen sie eben entwickelt werden, womit die "faktische Sanktionsimmunität von Spitzenpolitikern" ein Ende hätte (Heribert Prantl).
Liest man im Kursbuch die "Zeitzeugnisse" aus dem traurigsten Land der Welt, dann entsteht langsam und schleichend das Grau in Grau einer Depression: der Abdruck der Macht auf der Innenseite der sozialistischen Seele. Der Briefwechsel zwischen den Schriftstellerinnen Christa Wolf und Brigitte Reimann (1968 / 1969) in der Neuen Deutschen Literatur ist das Beispiel so einer monströsen Niedergeschlagenheit, einer Vergiftung der Wünsche, von der sich die Sprache nicht mehr erholen kann.
Die, die dort schreiben, müssen sich das Leben, das sie nicht mehr antreffen, weil es unterwegs gestorben ist, einreden, dann wird es schon gehen: "Überhaupt finde ich, daß es mir gut geht. Wenn ich mich nun noch entschließen kann, die Sachen zu schreiben, die ich als nächste schreiben möchte" (Christa Wolf). Aber der Glaube an die Macht, die einem all das zufügt, panzert das Über-Ich gegen den Protest der Psyche: "Das Gefühl, provisorisch zu leben, wird wohl bleiben, aber das hat subjektive Ursachen, dafür darf ich nicht die Gesellschaft oder die Partei oder wen immer verantwortlich machen" (Brigitte Reimann).
Die Macht steht außer Frage, auch wenn sich Christa Wolf bitter darüber beklagt, wie sie von ihrem Verlag kujoniert wird. "Irgendwie wird und wird unsere Generation nicht fertig. Na klar, man gibt ihr einiges zu schlucken, aber wer fragt später danach? Wer fragt später nach uns? Vermessener Gedanke."
Kursbuch, 111/93 (Schöneberger Ufer 68, 1 Berlin 30); 15 DM.
Merkur, 527/93 (Angertorstraße 1a, 8 München 5); 17 DM.
Neue Rundschau, 1/93 (Hedderichstr. 114, 6 Frankfurt a. M. 70); 15 DM.
Neue Deutsche Literatur, 2/93 (PF 1217, O-1086 Berlin); 12 DM.
Sinn und Form, 1/93 (Luisenstraße 60, O-1040 Berlin); 12.50 DM.
BAD HOMBURG. "Impressionismus - Expressionismus, Zeit des Überganges" heißt eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 1880 bis 1918 im Sinclair-Haus (Ecke Löwengasse / Dorotheenstraße).
Die Bilder stammen aus der graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim und dokumentieren die Entwicklung der Moderne bis zum Expressionismus, die schrittweise Loslösung der Kunst aus akademischen Zwängen und vom Diktat der offiziellen Salons. Die entschiedenen Akademiegegner, die Naturalisten und Impressionisten wie Corinth, Liebermann oder Slevogt schlossen sich in der internationalen Secessionsbewegung zusammen, in der die künstlerischen Voraussetzungen für die Moderne geschaffen wurden.
Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, geöffnet ist dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 17 Uhr. Am Dienstag, 9. März, bleibt die Ausstellung ge- schlossen.
Aquarelle von Evelyn Randak sind in der Taunussparkasse, Louisenstraße 60, bis zum 26. Februar ausgestellt. Eine besondere Intensität erreicht die Künstlerin durch die Größe ihrer Bilder - sie haben Plakatformat (DIN A 1). Stimmungen und Farbkombinationen erhalten durch einfließendes Licht neue Ausdrucksstärke. Anzuschauen sind die Bilder während der Schalterstunden.
"Harmonie in Form und Farbe" heißt die Ausstellung mit Bildern von Martina Sittel, die heute, 25. Februar, 19 Uhr, in der Galerie im Stadthaus eröffnet wird. Die Künstlerin aus Oberursel, 32 Jahre alt, zeigt dort bis zum 7. März ihre farbenfrohen Spritzgrafiken auf Chromolux-Karton. Sie ist den Oberurselern bereits von Ausstellungen zusammen mit anderen jungen Künstlern in der Stadtbücherei. "Die Spritzgrafiken und Mischtechniken von Martina Sittel zeugen von komplexer Kreativität, manches Exponat wirkt wie umgesetzte Spannungen, die sich geometrisch geformt entladen", schreibt ein Kritiker über die Bilder.
Öffnungszeiten der Ausstellung sind mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.
FRIEDRICHSDORF. Die Malerin und Galeristin Doris Fischer liebt kräftige Farben und großzügige Formen, ihre Bilder entstehen aus einer momentanen Stimmung heraus und sie experimentiert gerne. Was dabei herauskommt, können Kunstinteressierte ab Freitag, 5. März, 20 Uhr, im Rathaus Friedrichsdorf anschauen. Die Ausstellung dauert bis zum 26. März. Geöffnet ist während der Rathaus-Dienstzeiten.
OBERURSEL. Linolschnitte von Frank Wahle zeigt die Galerie Streitenfeld in der Lange Straße 75 in Bommersheim ab Samstag, 27. Februar, 19 Uhr. Die Linolschnitte wirken zunächst verwirrend, textile Muster sind scheinbar ungeordnet zusammengestellt. Ruhe entsteht beim Betrachten, wenn sich Tiere oder Möbelstücke aus den unruhigen Formen entwickeln und skurrile Kontraste bilden.
Die Ausstellung ist bis zum 20. März zu sehen, geöffnet ist mittwochs und freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr.
"Künstler vom Chiemsee" nennt sich die neue Ausstellung in der Galerie L 9 (Liebfrauenstraße 9). Hierzu hat Eva Wolf-Bütow Werke von sieben Künstlern zusammengetragen, die sich rund um den Chiemsee angesiedelt haben. Es sind die Bildhauerin Marianne Lüdicke und sechs ihrer malenden Nachbarn. Es ist ein Freundeskreis, der alljährlich den Priener Künstlerkalender gestaltet. Die Ausstellung wird am Samstag, 27. Februar, 11 Uhr, eröffnet und dauert bis zum 3. April. Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.
Kunstwerke aus Krakau sind ab Donnerstag, 4. März, in der Galerie der Braas GmbH zu sehen. Professoren, Dozenten und Absolventen der Kunstakademie Krakow stellen dort Skulpturen, Malereien und Grafiken aus. In den Arbeiten von Stanislaw Batruch, Bozena Lesiak, Werner Lubos, Krystyna Novakowska, Jerzy Nowakowski, Stanislaw Puchalik und Joséf Sekowski spiegelt sich Krakow als Schmelztiegel der Kulturen wieder.
"Schloß und Riegel" heißt die neue Ausstellung im Vortaunusmuseum am Marktplatz 1. Es werden Vorhängeschlösser gezeigt, die Ingo Schmoeckel gesammelt hat.
Die Schlösser-Schau ist bis zum 17. Mai zu sehen, geöffnet ist das Museum mittwochs von 10 bis 17, samstags von 10 bis 16 und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Gruppenführungen nach Vereinbarung, Tel. 06171 / 502 - 390 / 389.
STEINBACH. "Mit der Kamera auf du und du" heißt die Ausstellung mit Bildern des Fotografen Heinz Jürgen Göttert, die im Steinbacher Heimatmuseum (Am Rathaus 7) bis zum 3. April zu sehen ist. Öffnungszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. Anmeldungen beim Museumsleiter, Tel. 06171 - 7 84 99.
KÖNIGSTEIN. Malerei und Kombinationsdruck, Lithograhie und Monotypie von Horst Reichle zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtstraße 12. Die graphischen Techniken bilden den Ausgangspunkt im künstlerischen Schaffen Reichles und graphische Elemente lassen sich auch in seinem malerischen Werk aufspüren, das in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt ist. Stark ausgeprägt ist seine Sensibilität für Farben und ihre Möglichkeiten, statt durch Linien mit Transparenz Raum und Tiefe zu schaffen.
Die Ausstellung ist bis zum 17. April zu sehen, Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
KRONBERG. Der 1945 in Berlin geborene Christian Lückel ist gelernter Industrie- und Bankkaufmann und widmet sich in seiner Freizeit der romantischen Malerei. Die Ergebnisse seiner Malerei sind ab Samstag, 27. Februar, 18 Uhr, in der Galerie Hellhof, Königsteiner Straße, zu sehen. Er hat sich intensiv mit der Maltechnik der Romantiker beschäftigt und fand im Malen mit Ölfarben schließlich sein künstlerisches Feld. In seinem impressionistisch getönten Realismus bevorzugt er den Stil der "Münchener Schule" und sagt: "Ich finde die heutige Welt zu kaputt, als daß ich sie darstellen könnte."
Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, Öffnungszeiten sind mittwochs 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
NEU-ANSPACH. "Frauen-Ansichten" nennen Gabi Guckes und Gundi Butz ihre Malereien und Graphiken, die im Frauentreff, Schubertstraße 32, zu sehen sind. Die Ausstellung dauert bis zum 26. Februar, geöffnet ist dienstags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs und donnerstags auch 15 bis 19 Uhr. FR
DIETZENBACH. Die Stadt möchten den Bereich an der Spitze der Bahnhof- und Babenhäuser Straße zu einem kleinen Platz mit Bäumen und Brunnen umgestalten. Nach einer Versammlung mit den Anliegern wurden die ursprünglichen Plänen der Verwaltung geändert. Demnach soll die provisorisch errichtete Trafostation auf die Spitze des Platzes versetzt werden. Die Planer haben es bei der Gestaltung wohl nicht ganz einfach, denn sowohl dieses Elektrohäuschen als auch die dort vorgesehenen Wertstoffsammelbehälter müssen einen "asthetisch schönen Anblick bieten", wünscht sich der Magistrat. Mit den Zeichnungen soll ein "in Gestaltungsfragen sensibles Architekturbüro beauftragt werden."
Ins Auge fallen wird auf diesem Platz in der Ortsmitte hoffentlich der Kugelbrunnen. Dieser könne aber nur realisiert werden, wenn die gesamten Baukosten die Summe von 162 000 Mark nicht erheblich überschreiten. Die Verschönerung der Ortsmitte wird nach Auskunft von Bürgermeister Jürgen Heyer aus dem Topf der "Sanierungmaßnahme" finanziert. Auf der Fläche werden Betonsteine geplastert, wie sie auch im Fußgängerbereich an der Babenhäuser Straße 6 bis 8 verlegt sind. aim
Auf der von Indonesien annektierten Insel Ost-Timor steht der ehemalige Führer der Unabhängigkeitsbewegung Fretilin, Jose Alexander Gusmao, seit Anfang des Monats vor Gericht. Seit seiner Verhaftung hat die Leitfigur des Widerstands eine eigenartige Wendung vollzogen. Wegen der rigorosen Verfolgung politisch Andersdenkender und insbesondere wegen der brutalen Unterdrückung der Ost-Timoresen steht die Regierung unter Präsident Suharto, der Bundeskanzler Helmut Kohl in dieser Woche einen Besuch abstattet, auf der Liste der notorischen Menschenrechtsverletzer.
Das größte Rätsel ist, warum Jose Alexander Gusmao nach 17 Jahren erbittertem Dschungelkampf plötzlich in wenigen Tagen seine Meinung änderte. An seinem ersten Verhandlungstag antwortete der 46jährige Gusmao dem Richter auf die Frage nach seiner Nationalität: "Ich bin Indonesier." Mit diesem simplen Satz widerrief Gusmao alles, wofür er sein Leben lang gekämpft hatte: gegen die völkerrechtlich illegale Annektion Ost-Timors durch Indonesien und für die Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie.
Schon seine Verhaftung im vergangenen November war ein Rätsel. Schwerbewaffnete indonesische Soldaten stürmten damals ein unscheinbares Haus in den Außenbezirken von Dili, der Hauptstadt Ost-Timors. Im Souterrain schoben die Soldaten einen Schrank von der Wand, rissen die dahinter verborgene Tür auf, und da lag Gusmao, bärtig und bleich, und schlief. "Xanana" - so lautet der Kriegsname des legendären Rebellenführers - leistete keinen Widerstand, als er in Ketten abgeführt wurde.
Die Gleichgültigkeit, mit der Xanana seine Verhaftung hinnahm, und auch der "Verrat" in den eigenen Reihen, den manche Ost-Timoresen hinter diesem Coup der indonesischen Regierung wittern, gaben Anlaß zu Spekulationen, der Held sei seines vergeblichen Kampfes einfach müde geworden. Nur elf Tage nach Gusmaos Verhaftung kam ein weiterer schwerer Schock für die Anhänger seiner "Nationalen Befreiungsfront gegen das indonesische Besatzungsregime in Ost-Timor" (Fretilin). Xanana erschien im indonesischen Staatsfernsehen und sagte in seiner Muttersprache portugiesisch: "Ost- Timor ist heute ein Teil Indonesiens und Indonesien ist ein Teil Ost-Timors."
Nicht wenige meinen, des Rätsels Lösung sei seelische und körperliche Folter, die den Rebellenführer zu seiner plötzlichen Gesinnungsänderung zwang. Andere wiederum meinen, seine "Bekenntnisse" seien der Preis, um der Todesstrafe zu entgehen. Tatsächlich hat der indonesische Staat im nun begonnenen Prozeß Gusmao zahlreicher Verbrechen angeklagt - darunter Seperatismus, Aufruf zur Rebellion und Konspiration. Aber der einzige Vorwurf, auf den die Todesstrafe steht, nämlich illegaler Waffenbesitz, taucht nur als Nebenklage auf. Juristen sind sich einig, daß Gusmao so zwar zu lebenslanger Haft, doch kaum zur Todesstrafe verurteilt werden kann.
Auch findet der Prozeß gegen Gusmao in ungewohnter Offenheit statt. Publikum ist zugelassen, wenn auch die Zahl der Zuhörer angeblich aus Platzgründen auf 89 begrenzt und die indonesische Regierung einem Prozeßbeobachter der Menschenrechtsorganisation amnesty international die Einreise verweigerte. Gleichwohl sehen Diplomaten in Jakarta darin einen Hinweis, die indonesische Regierung wolle ihren schlechten internationalen Ruf aufpolieren.
Den unwirtlichen, von den portugiesischen Kolonialherren fast vollständig abgeholzten östlichen Teil der Insel Timor brachten die Indonesier 1976 mit einer militärischen Invasion unter ihre Gewalt. Die Portugiesen hatten sich ein Jahr zuvor im Rahmen ihrer hastigen, chaotischen Entkolonialisierungs-Politik zurückgezogen und die Ost-Timoresen unvorbereitet und plötzlich sich selbst überlassen. Die indonesische Annektion Ost- Timors wurde von den Vereinten Nationen nie anerkannt, doch strategische und politische Interessen der USA ließen den Protest ziemlich lahm ausfallen. So liegt Ost-Timor einerseits militärisch günstig am einzigen für Atom-U-Boote passierbaren Tiefseegraben Ombai Wetar. Und andererseits war Gusmaos Fretilin-Partei als "kommunistisch" verschrieen.
Der brutalen indonesischen Besatzungsmacht fielen nach Schätzungen von Experten 150 000 Menschen, nahezu ein Viertel der 690 000 Ost-Timoresen zum Opfer. Vor wenigen Jahren besann sich Jakarta eines Besseren und wollte fortan mit massiver Entwicklungshilfe die "Herzen und Köpfe" der Ost-Timoresen für sich gewinnen. Straßen und Schulen wurden gebaut, Investitionen flossen auf die Insel, Tourismus wurde zeitweilig gestattet. Doch nach Ansicht von Beobachtern profitieren vor allem eingewanderte Indonesier von all dem Geld - die Armut und Verbitterung der Ost-Timoresen darüber gaben Gusmaos Fretilin neuen Auftrieb.
Im November 1991 protestierten mehrere hundert Menschen in Dili gegen die Politik Jakartas. Die indonesische Armee, angeblich "provoziert", schoß in die Menge. Nach Jakartas Angaben starben 50, nach unabhängigen Schätzungen 180 Menschen im Kugelhagel. Indonesien hatte sich einmal mehr den Haß der Ost- Timoresen und die Kritik der Vereinten Nationen zugezogen.
Doch dann gelang Jakarta die Verhaftung Gusmaos. Seitdem, so behauptet die Regierung Suharto, hätten 1100 Fretilin- Anhänger den Kampf aufgegeben und sich gestellt. Seltsamerweise hatte Jakarta zuvor behauptet, die Freiheit Ost- Timors werde nur noch von rund 100 versprengten Fretilin-Guerillas verfolgt. Den offensichtlichen Widerspruch darin interpretieren Menschenrechts-Organisationen nun so, daß Jakartas Gouverneur in Ost-Timor die jüngsten, zahlreiche Verhaftungen nicht mit legalen Anklagen rechtfertigen kann und deshalb willkürlich behauptet, alle Festgenommenen seien staatsfeindliche Fretilin-Anhänger. amnesty international hat 60 Namen genannt, die allein anläßlich des Jahrestages des Dili-Massakers festgenommen wurden.
Ein Anwalt Gusmaos bestreitet der indonesischen Regierung das Recht der Anklage. Verteidiger Sudjono sagte vor Gericht: "Grundsätzlich wird die indonesische Regierung Ost-Timors nicht anerkannt, deshalb existieren alle ihre Institutionen hier, einschließlich dieses Gerichts, de jure nicht." Die portugiesische Regierung, die von den Vereinten Nationen bis heute als legale Verwaltungsmacht Ost-Timors angesehen wird, hat den Prozeß eine "bösartige Farce" genannt, die "weder unparteiisch noch objektiv" sei.
Beide wurden von Xananas "Bekenntnissen" kalt erwischt. Vielleicht wird Gusmao das Rätsel selbst lösen. In der Haft hat er seine bisher unveröffentlichten Memoiren geschrieben. Seinem Richter sagte er auf die Frage nach seinem Beruf kryptisch, er sei ein GPK, das indonesische Kürzel für Unruhestifter. Und am ersten Verhandlungstag rief er Reportern eindringlich zu: "Bleibt und hört zu, folgt diesem Prozeß bis zum letzten Tag!"
UNTERLIEDERACH. Katastrophenszenario: Männer in weißen Schutzanzügen und Atemschutzmasken verpacken rote Erde in Spezialbehälter. Verlassen sie den Gefahrenbereich, müssen sie in einer Container-Schleuse duschen.
Als erste von insgesamt 25 mit Kieselrot-Belag kontaminierten Flächen im Stadtgebiet wird zur Zeit das Kleinspielfeld auf dem Sportgelände an der Hans- Böckler-Straße saniert. Arbeiter der Firma Rundel tragen im Auftrag der Stadt rund 250 Kubikmeter des dioxinbelasteten Kieselrots ab und verladen das "Gefahrengut" in 30-Fuß-Container.
Lkw transportieren den krebserregenden Belag dann über die Autobahn nach Kochendorf bei Heilbronn. Dort wird der Aushub nach Auskunft von Stephan Heldmann, Kieselrot-Experte im Gartenamt, in einem Salzbergwerk endgelagert. Pro Tonne muß die Stadt dafür etwa 450 Mark berappen. Insgesamt rechnet Heldmann mit Sanierungs-Kosten von 700 000 Mark. Das Kleinspielfeld soll anschließend einen Kunstrasen bekommen. Weil dafür bereits Geld im Haushalt eingeplant war, machte sich die Entsorgungs-Kolonne zuerst in Unterliederbach an die Arbeit.
Der zum Teil verseuchte und nach wie vor gesperrte Hof der Albrecht-Dürer- Schule in Sossenheim steht zwar auf der Prioritätenliste ganz oben, wann das Kieselrot hier abgetragen wird, kann Heldmann allerdings nicht prophezeien. "Der Stadtkämmerer muß jetzt entscheiden." Ihm liegen die Anträge für Darlehen vor, mit denen die 1,7 Millionen Mark teure Sanierung finanziert werden soll.
Auf der Liste der 25 kontaminierten Flächen stehen auch der Sportplatz am Sindlinger Kreisel und zwei Boccia-Bahnen im Sossenheimer Henri-Dunant-Ring und in der Carl-Sonnenschein-Straße. tos
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. Nichtraucher-Aktionstag mit The House Band, Sa., 20 Uhr, Kulturcafé. Rüsselsheim. Beef Dance, Sa., 21 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Schauspiel: Karate-Billi kehrt zurück, So., 20 Uhr, Stadttheater.
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der kleene Punker (Sa., So., 14.30 Uhr); Der letzte Mohikaner (Sa., 17, 20; So., 20 Uhr); Bodyguard (Sa., 22.30; So., 17 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Stalingrad (Sa., 15, 19.30; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Stalingrad + Bodyguard (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Bodyguard (Sa., 15.15, 20.30; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Lucky Luke (Sa., So., 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17, 20; Sa., 22.45 Uhr); Matinee: Hamlet (So., 11 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15; So., 11, 13.10, 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 17.30, 20; Sa., 22.45 Uhr). - Cinema: Bodyguard (Sa., So., 15, 17.30 Uhr); Dracula (Sa., So., 20; Sa., 22.45 Uhr); Die Schöne und das Biest (So., 11, 13.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Herr der Gezeiten (Sa., So., 17.15 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 19.30 Uhr); Bitter Moon (Sa., So., 21.45 Uhr); Bingo - kuck mal wer da bellt (So., 15 Uhr).
Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. SPD-Walldorf: Kommunalpolitischer Frühschoppen, So., 10.30 Uhr, Vereinsraum der TSG Walldorf, Okrifteler Straße.
Ginsheim-Gustavsburg. SPD-Ginsheim: Politischer Frühschoppen, So., 10.30 Uhr, Bürgerhaus Ginsheim. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Jahreshauptversammlung der Naturfreunde, Sa., 15 Uhr, Naturfreundehaus.
CCW-Die Buschspatzen: Heringsessen, Sa., 19.11 Uhr, Stadthalle.
Rüsselsheim. Naturfreunde: Jahreshauptversammlung, So., 10 Uhr, Stadthalle. Kelsterbach. Generalversammlung der Schützengilde 1933, Sa., 17 Uhr, Schloßkeller. Stockstadt. Altenfeier des Kreisbauernverbandes, Sa., 14 Uhr, Altrheinhalle.
Büttelborn. Filmnachmittag der AWO, Sa., 14 Uhr, Begegnungsstätte alte Schule, Klein-Gerau.
Blutspendetermin des DRK, Sa., 15 bis 18.30 Uhr, Sporthalle Klein-Gerau. Verschiedenes Groß-Gerau. 1. Kindertagesstättentag, Sa., 11 bis 18 Uhr, Martin-Buber-Schule. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Führung durch die Ausstellung: Die neue Zeit und ihre Folgen, So., 15 Uhr, Heimatmuseum Mörfelden, Goldener Apfel.
Kelsterbach. Kreativ-Ausstellung der VHS, Sa., 15 bis 20 Uhr; So., 10 bis 18 Uhr, Bürgerhaus. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Frauentreff Mörfelden, Langgasse 45: Internationales Frauencafé, Sa., 15 bis 17 Uhr.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Riedstadt. Sa., 8 Uhr, bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Dr. Pennrich-Adamek, Groß-Gerau, Darmstädter Str. 18 A, Tel. 0 61 52 / 3 97 08; priv. 061 52 / 5 46 20.
Südlicher Bereich: Dr. Allert, Rüsselsheim, Bauschheimer Str. 14, Tel. 0 61 42 / 6 89 82; priv. 0 61 42 / 8 24 25.
Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Michler, Pfungstadt, Borngasse 16, Tel. 0 61 57 / 30 45, priv. 0 61 55 / 24 28. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal- Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Rosen- Apotheke, Walldorf, Gartenstr. 39, Tel. 0 61 05 / 53 35.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Die Jungen Liberalen, die Nachwuchsorganisation der FDP, haben ihren Vorsitzenden Jürgen Wölflik als Vorsitzenden bestätigt. Zu den Stellvertretern wählten die Frankfurter Jungliberalen Nicola Beer, die auch für das Stadtparlament kandidiert, und Patrick Adam.
Wölflik betonte das Engagement der Jungen Liberalen, um der FDP zum Einzug in den Römer zu verhelfen. Als Schwerpunkte ihrer Politik nannte er die Förderung des Wirtschaftsstandortes Frankfurt und die Aufhebung der Sperrstunde, die eine "unerträgliche Bevormundung" darstelle. luf
Ausländische Jugendliche stellen nur einen vergleichsweise kleinen Anteil unter den jungen Auszubildenden. Obwohl fast jeder dritte Jugendliche in Frankfurt einen fremden Paß hat, haben die Unternehmen 1992 nur bei 2083 jungen Ausländern einen Ausbildungsvertrag unterzeichnet. Das seien gerade 14,3 Prozent, teilt die Industrie- und Handelskammer Frankfurt (IHK) mit.
Vor diesem Hintergrund hat der Berufsbildungsausschuß der IHK an die Unternehmen appelliert, mehr ausländische Jugendliche auszubilden. Gerade bei diesen jungen Männern und Frauen schlummere ein großes Potential an Qualifikationen für die Wirtschaft. luf
FRIEDRICHSDORF. Durch den Verkauf verbilligter Obstbäume fördert die Stadt auch in diesem Frühjahr den Obstbaumbestand. Damit soll der Verfälschung der standorttypischen Flora durch immergrüne Nadelgehölze und Zypressenarten entgegengewirkt werden.
Das Obstbaum-Angebot der Stadt ist vielfältig: Äpfelbäume der Sorten "Geheimrat Oldenburg", "Kaiser Wilhelm", "Ontario" oder "James Grieve" fehlen ebensowenig wie Williams-Christ- oder Butterbirne. Pflaumen, grüne Reneclauden und "Mirabelle von Nancy", Schattenmorellen und schließlich der Speierling können ebenfalls preiswert gekauft werden. Annahmeschluß für die Bestellung der Bäume im Rathaus, Zimmer 309 (Tel. 06172/731-258) ist Mittwoch, 10. März. Die Ausgabe ist (voraussichtlich) am Samstag, 27. März, 9 bis 13 Uhr im städtischen Bauhof an der Max-Planck-Straße 28. Die Käufer erfahren dabei auch, wie sie die Bäume im Garten setzen müssen. Außerdem bietet die Stadt zum Einpflanzen der Bäume kostenlos Kompost an. mbo/s
Bernd Schusters Tage bei Atletico de Madrid sind gezählt. Der inzwischen 33jährige Augsburger ist seit zwei Monaten am Knöchel verletzt und wird voraussichtlich Ende der Saison die Mannschaft verlassen.
Vereinspräsident Jesus Gil erklärte, er sei mit Schuster übereingekommen, daß sich der Deutsche im Juni zurückzieht und den Vertrag, der ihm eine weitere Saison garantiert, vorzeitig auflöst, falls er sich von seiner Verletzung nicht "völlig erholt" hat, was aber in Madrid von Insidern als eher unwahrscheinlich angesehen wird.
Am vorvergangenen Wochenende war Schuster im Spiel gegen Barcelona ein Schatten seiner selbst; er wurde überspielt und konnte seine bisherige Aufgabe als Ballverteiler nie wahrnehmen. Die langsame Ausheilung seiner Knöchelverletzung geht zum Teil auf sein eigenes Konto. Er gehört einer religiösen Sekte an und glaubt, daß nicht ein Arzt, sondern die Natur die Verletzung zu heilen hat. Schuster hält sich seit 1980 in Spanien auf und spielte bei Barcelona und Real Madrid.
Atletico Madrid kommt dieser Pakt sehr gelegen. Der Verein ist der Pleite nahe. Die Anzahl der Mitglieder ist in der Umwandlung zu einer Aktiengesellschaft von 37 000 auf 12 000 gesunken, Präsident Gil hat - unter dem Vorwand von "schlechten Leistungen" - bereits den portugiesischen Spitzenspieler Paulo Futre und nach einer Krise in der Mannschaft auch Trainer Luis Aragones entlassen. Da Bernd Schuster pro Saison umgerechnet über 2,5 Millionen Mark erhält, was für den Verein inzwischen zu einer großen finanziellen Belastung geworden ist, wäre eine Trennung auch aus dieser Sicht das beste.
Schuster scheint auch nicht in das Konzept von Omar Pastoriza, des neuen Trainers von Atletico, zu passen. Der Argentinier hat von Boca Juniors zur Probe bereits den Mittelfeldspieler Jose Luis Villareal eingekauft. Schusters letzte Auftritte in Madrid erfolgen in einem tristen Moment. Atletico hat kaum noch Aussichten auf einen UEFA-Platz und ist im Cup nach einer 0:5-Kanterniederlage gegen Barcelona so gut wie ausgeschieden.
"Alles, was Spaß macht, ist entweder illegal, unmoralisch oder macht dick" hat ein kluger Kopf einmal geäußert. Selbst die bisher als unverfänglich geltende Freude an bunten Blumen bekommt einen faden Beigeschmack: Wer zur Winterszeit knackfrische Rosen in die Vase stellt, Chrysanthemen arrangiert oder Nelken verschenkt, der schaufelt mit am Grab unseres Planeten. Die Verbraucherberatung jedenfalls malt in ihrem Ansagedienst (Telefon 01 16 06) zum Thema "Verantwortungsvoller Blumenkauf" ein düsteres Bild des weltweiten "Pflanzentourismus".
Kauft man Importe aus Drittwelt- Ländern, so ruft die Telefonstimme ins Gewissen, werden Lohn-Dumping, miserable Arbeitsbedingungen und großzügiger Umgang mit giftigen Chemikalen unterstützt. Nicht zu reden von der Luftverschmutzung durch Flugzeug-Transport und "Feinverteilung" durch Lastwagen. Wer zur industriemäßig angebauten Massenware beispielsweise aus den Niederlanden greift, stützt immensen Energieverbrauch in den Gewächshäusern, wo den Pflanzen durch künstliches Licht, Wärme, Wassergaben und Ernährung eingeredet wird, daß es Zeit zum Blühen sei. Chemie spiele auch hier eine so große Rolle, daß die Beschäftigten sich nicht ohne Schutzkleidung in die Glashäuser wagen dürften. Und die Freiluftkulturen mit ihren diversen Techniken - beispielsweise dem "Ausräuchern" des Bodens - hinterließe "biologisch tote" Erde.
Mit Alternativen tut sich die Verbraucherberatung schwer. Saison-Blumen aus heimischem Anbau werden empfohlen, das "Topf-Veilchen" beispielsweise. Und Buketts sollten im Sommer verschenkt werden - wo doch ohnehin jeder Blumen in Hülle und Fülle im Vorgarten oder auf dem Balkon besitzt.
Das nächste Geburtstags-Gebinde fällt flach. Statt dessen gibt es, saisongerecht, einen kahlen Apfelbaum. Als Foto. abi
SACHSENHAUSEN. Nicht ohne ein Geschenk war Bürgermeister Hans-Jürgen Moog, der Vorsitzende des Frankfurter Roten Kreuzes, nach Sachsenhausen gekommen: Die Sozialstation Süd des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Mörfelder Landstraße 94 feierte jetzt ihren ersten Geburtstag. Moog überreichte Brigitte Schleicher, der Leiterin der Sozialstation, die Schlüssel für ein neues Einsatzfahrzeug, das vom Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit finanziert wurde. Der Kleinwagen wird dringend benötigt: "Damit können wir Fahrten machen, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu lange dauern würden", freute sich Sozialarbeiterin Brigitte Schleicher. Bislang waren die meisten Mitarbeiter mit Bussen und Bahnen unterwegs. Im vergangenen Februar hatte die Sozialstation ihre Arbeit aufgenommen. Heute arbeiten dort sieben Krankenschwestern und ebenso viele Zivildienstleistende, die annähernd 60 Patienten pflegen und weiteren 90 Personen im Haushalt helfen. Das Einzugsgebiet umfaßt neben Sachsenhausen auch Niederrad und Oberrad.
Die medizinische Versorgung beinhaltet die Grund- und Behandlungspflege, die Betreuung in Zusammenarbeit mit Ärzten und das Führen der Pflegedokumentationen. Die Kosten in Höhe von 41 Mark je Stunde übernehmen die Krankenkassen für maximal vier Wochen nach einem Krankenhausaufenthalt. Danach zahlen die Kassen nur dann weiter, wenn eine schwere Pflegebedürftigkeit vorliegt.
Das zweite Standbein der Station ist der mobile Hilfsdienst. Die sieben Zivildienstleistenden putzen, kaufen ein oder erledigen Behördengänge. Dieses Hilfsangebot ermöglicht es vielen alten Menschen, auch weiter in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, denn oft sind es nur Kleinigkeiten, die sie nicht mehr selbst erledigen können. Die Kosten in Höhe von zehn Mark je Stunde müssen privat aufgebracht werden. Wo dies nicht möglich ist, übernimmt das Sozialamt im Einzelfall die Kosten.
Sorgen bereiten Brigitte Schleicher die Zivildienstleistenden. "Wir sind mit allen Zivis, die zur Zeit bei uns arbeiten, zufrieden, aber es wird immer schwerer, neue zu finden. Durch Mundpropaganda der Ex-Zivis haben wir es immer wieder geschafft, die freigewordenen Stellen zu besetzen." Doch für April und Mai sieht es schlecht aus: derzeit liegen noch keine Bewerbungen vor. "Bisher haben wir das immer noch hinbekommen, aber langfristig planen kann man damit nicht."
Neben der Pflege und dem mobilen Hilfsdienst berät die Sozialstation Süd auch über "Essen auf Rädern", Erste-Hilfe-Kurse, Blutspende, Abgabe von Kleidern, Möbel, Haus- und Elektroartikeln oder Mütter- und Kinderkuren. Außerdem gibt die Sozialstation eine Seniorenzeitschrift heraus.
Die Sozialstation ist auch Anlaufstelle, für Hilfesuchende mit den verschiedensten Problemen. Ob es sich um die Hilfestellung bei Kindergeldanträgen, die Suche nach verlorenen Ehemännern oder unbekannten Straßen handelt, die Mitarbeiter versuchen zu helfen. Und wo dies einmal nicht möglich ist, können sie Ansprechpartner nennen, die weiter helfen können.
Die Sprechzeiten der Sozialstation Süd in der Mörfelder Landstraße 94 sind montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr und montags und mittwochs von 14 bis 16 Uhr. Telefonisch erreichbar ist sie unter der Nummer 61 30 58. ova
SCHWANHEIM. Seit einigen Wochen herrscht auf dem Schwanheimer Kerbeplatz rege Bautätigkeit. Maschinen und Material verteilen sich über die gesamte Wiese am Mainufer. Werner Kristeller, stellvertretender Leiter des Stadtentwässerungsamtes, klärte den Ortsbeirat 6 in seiner jüngsten Sitzung über die Hintergründe der Baustelle auf: Vom Klärwerk Niederrad bis zum Schwanheimer Ufer wird eine neue unterirdische Rohrleitung verlegt, die den alten Auslaßkanal des Klärwerkes ersetzen wird. Die Kosten für das Bauprojekt, das nach den Worten von Werner Kristeller Mitte 1994 abgeschlossen sein soll, betragen etwa 18,5 Millionen Mark.
Die Abwässer der Niederräder Aufbereitungsanlage fließen bislang auf Höhe der Griesheimer Schleuse in den Main. Das Rohr mit einem Durchmesser von 1,70 Meter stammt aus dem Jahr 1932 und ist für die heutigen Wassermengen "nicht mehr leistungsfähig genug", wie der stellvertretende Amtsleiter erklärte. Darüber hinaus bringe die Einleitung von bis zu 22 Kubikmeter Wasser pro Sekunde direkt an der Griesheimer Schleuse Konflikte mit dem Schiffahrtsamt mit sich.
"Der neue Auslaßkanal wird unterhalb der Schleuse enden und den Schiffsverkehr nicht mehr behindern", erläuterte Kristeller. Das neue Rohr weist mit 3,40 Meter den doppelten Durchmesser der alten Leitung auf und soll im sogenannten "Durchpreßverfahren" unter der Schwanheimer Uferstraße verlegt werden, ohne diese aufzureißen.
Ganz ohne Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs wird der Bau jedoch nicht vonstatten gehen: Ab April müssen die Autofahrer auf der Schwanheimer Uferstraße zwischen Griesheimer Schleuse und Rheinlandstraße mit nur einer Fahrspur auskommen. Für Fußgänger und Radfahrer soll der Mainuferweg trotz des Materiallagers am Kerbeplatz während der gesamten Bauzeit durchgängig benutzbar bleiben.
Die neue Rohrleitung wird in einer sogenannten "Feldfabrik" vor Ort auf dem Kerbeplatz zusammengeschweißt. "Es hätte riesige Transportprobleme mit sich gebracht, das fertige Rohr anzuliefern", informierte Werner Kristeller den Beirat. Für die provisorische Fabrik mußten einige Bäume gefällt werden, die bereits durch Neupflanzungen ersetzt wurden.
Die Sorgen des Schwanheimer Vereinsrings, der Kerbeplatz könnte bis zum Herbst nicht wieder benutzbar sein, räumte Kristeller aus dem Weg: "Spätestens Ende Juni verschwindet die Feldfabrik." Das Durchpressen der Rohre soll dann bis zum Spätherbst des Jahres abgeschlossen sein.
Von den Bauarbeiten ist auch der Kleintierzuchtverein Goldstein betroffen, der sein Heu von der jetzt belegten Mainwiese bezieht. "Wir wissen nicht, wo wir im nächsten Sommer unser Heu hernehmen sollen", beschwerte sich Vorsitzender Fritz Leonhard im Laufe der Beiratssitzung. Das Problem konnte jedoch unbürokratisch an Ort und Stelle gelöst werden. Georg Diehl, ansässiger Landwirt, bot dem Verein an, das nötige Gras von seinen 13 Hektar Wiesenfläche bereitzustellen. Das Stadtentwässerungsamt will beim Transport der etwa 500 kleinen Heuballen aushelfen. hen
FRIEDRICHSDORF. Für Ausländer mit geringen Deutschkenntnissen bietet der Ausländerbeirat zusammen mit dem Sprachverband Mainz einen Sprachkurs an. Der Kurs, der kostenlos ist, beginnt am Montag, 1. März, und läuft jeweils montags bis donnerstags von 19 Uhr bis 20.30 Uhr in der alten Schule in Seulberg, Herrenhofstr. 1. Anmeldungen sind bis Donnerstag, 25. Februar, im Sozialamt bei Frau Buchholz, Telefon 06172 / 731 235, möglich. Auskünfte: Sabine von Buchner, Telefon 06172 / 78305.
BAD HOMBURG. Mehr Verkehrsrechte für die Freiwillige Feuerwehr? Das Fragezeichen hat der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Hamer gleich selbst hinter die Überschrift seiner Mitteilung gesetzt. Per Anfrage will Hamer von der Landesregierung Aufklärung über bundesgesetzliche Regelungen und rechtliche Lage für freiwillige Feuerwehrleute im Straßenverkehr. Dabei geht es um den speziellen Fall, wenn Feuerwehrleute wegen eines Einsatzes in ihren Privatwagen zum Gerätehaus fahren.
Weiter will Hamer von der laut Gesetz gar nicht zuständigen Landesregierung Erhellung darüber, ob die rechtliche Situation der Feuerwehrleute verbessert werden kann, damit sich die Anfahrten zum Gerätehaus nicht verzögern und/ oder die Feuerwehrleute nicht länger gegen die Verkehrsregeln verstoßen.
Hamer will zudem wissen, ob sich die von den freiwilligen Feuerwehren schon lange angeprangerte Benachteiligung gegenüber den Rechten der Berufsfeuerwehren möglicherweise aufheben läßt. Hamers Landtagsinitiative endet mit der Frage, welche gesetzlichen Bestimmungen gegebenenfalls geändert werden müßten. off
Die Sonnenseiten der Stadt: Grünanlagen, Römerberg, schöne Fachwerkhäuser der Vororte, Frankfurt als Wirtschafts- und Handelsmetropole mit ihren Messen und der größten europäischen Börse, die Hochhauskulisse der Bankenstadt, die Kneipenszenen aus Sachsenhausen (Vergnügungsviertel ohne Probleme, versteht sich), Zoo, Palmengarten, Flughafen, dazu lauter fröhliche Menschen: In einem Werbefilm "Welcome to Frankfurt" wird keiner kritische Ansätze erwarten.
Und so wurde denn auch der nur etwa acht Minuten dauernde Spot beim "Prix ITB Berlin", der Tourismusbörse, in einem touristischen Filmwettbewerb, unter 22 Einsendern anderer Städte mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Den ersten Preis bekam der Film aus Wien.
Bürgermeister Hans-Jürgen Moog lobte denn auch den Leiter des Verkehrsamtes, Günter Hampel, und dessen Mitarbeiter, die dabei mit nur 30 000 Mark ausgekommen seien. Der Film ist Teil eines kürzlich abgeschlossenen neuen Gesamt- Werbekonzeptes der Stadt. -vau
USINGEN. Das Stadtparlament will Lehren aus dem Korruptionsskandal im Hochtaunuskreis ziehen. Aus diesem Grund soll nun untersucht werden, ob das Prüfungsbüro für den Jahresabschluß der Stadtwerke sofort gewechselt werden kann. Der Usinger Magistrat hatte in der jüngsten Sitzung hingegen vorgeschlagen, für den Abschluß 1992 nochmals das seit Jahren mit der Prüfung betraute Wirtschaftsberatungsbüro Schüllermann zu benennen. Die Stadt wollte den Wechsel erst von 1993 an vollziehen, wie der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) erklärte. Die Stadtverordneten sprachen sich jedoch mit großer Mehrheit dafür aus, aus Prinzip heraus die Prüfungsbüros künftig immer wieder zu wechseln. Die Ablehnung von Schüllermann habe freilich nichts mit dessen Kompetenz zu tun.
Parteien + Wähler
Heringsessen mit Peter Barkey KÖNIGSTEIN. Über kommunal- und landespolitische Zusammenhänge will die FDP beim Heringsessen am Aschermittwoch mit dem Landtagsabgeordneten Otto Wilke und dem Kreisbeigeordneten Peter Barkey diskutieren. Thema sollen die B 8-Umgehung und der öffentliche Nahverkehr sein. Die CDU wählt NEU-ANSPACH. Die CDU lädt ein zur Mitgliederversammlung am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Geplant sind die Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden und zweier Beisitzer. Grüner Aschermittwoch STEINBACH. Einen politischen Aschermittwoch mit Apfelwein und Brezeln veranstalten die Grünen ab 20 Uhr im Backhaus in der Kirchgasse. Im Mittelpunkt soll die Korruptionsaffäre im Hochtaunuskreis stehen. Heike Knodt- Hassanien, Spitzenkandidatin der Grünen für den Kreistag, und der Landtagsabgeordnete Horst Burghardt werden die Hintergründe "durchleuchten". "Frauen in der Politik" OBERURSEL. Unter das Motto "Frauen in der Politik; Wohnungsbau für Frauen" hat der Deutsche Frauenring seine Diskussionsrunde mit Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer am Mittwoch, 24. Februar, gestellt. Sie beginnt um 16 Uhr im Foyer der Stadthalle. In Kronberg spricht die Freidemokratin ebenfalls am Mittwoch über "liberale Politik für Menschenwürde" ab 19 Uhr im Altkönigstift. "Bürger fragen - Grüne antworten" GRÄVENWIESBACH. Die Grünen stellen ihr Wahlprogramm und ihren Bürgermeisterkandidaten Werner Orlopp vor: am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr in der Hessenstube. Bauminister Jordan in Bommersheim OBERURSEL. Über eine Ausweisung des Wohngebietes Bommersheim-Süd diskutiert die SPD am Mittwoch, 24. Februar, mit Wohnungsbauminister Jordan. Beginn ist um 17.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Bommersheim.
BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Briefe und Pakete gehen am Fastnachtsdienstag, 23. Februar, nur vormittags weg. In Bad Homburg schließen die Postämter um 13 Uhr. Lediglich das Postamt 1, Basler Straße, hat von 8 Uhr bis 12 Uhr und nachmittags von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.
In Friedrichsdorf sind die Schalter ab 12.30 Uhr zu. Um diese Zeit schließen auch die Pforten der städtischen Kindergärten, Stadtwerke, der Bücherei und aller sonstigen Einrichtungen der Stadt.
DIETZENBACH. Das Gewerbegebiet südlich der Ober-Rodener Straße und nordöstlich der Messenhäuser Straße soll attraktiver gestaltet und nicht mehr so einseitig genutzt werden.
Die Stadt Dietzenbach beabsichtigt, den Bebauungsplan in dieser Weise zu ändern, um künftig die "gehäufte Ansiedlung von Speditions- und Lagerfirmen" zu verhindern.
Durch diese Unternehmen gebe es nach Darstellung des Ersten Stadtrates Lothar Niemann (Die Grünen) dort in geballter Form sowohl für das Gewerbe- als auch für das gesamte Stadtgebiet negative Auswirkungen.
Viele Speditions- und Lagerfirmen in konzentrierter Form brächten einen hohen Flächenverbrauch, viel Schwerlastverkehr auch außerhalb der übliche Arbeitszeiten und nur ein geringes Arbeitsplatzangebot mit sich, sagte der Stadtrat. Außerdem werde durch die großen Gebäude ein Großteil der Fläche versiegelt und dann gebe das Gewerbegebiet durch die großen Hallen ein schlechtes Erscheinungsbild ab.
Die Änderung des Bebauungsplanes hat zum Ziel, daß dort künftig derartige Firmen ausgeschlossen sind. Bereits vorhandene Betriebe genießen selbstverständlich Bestandschutz.
Ferner soll das Gebiet durch mehr Grün auf den Dächern, an den Straßen, auf den Parkplätzen oder auf den Privatgrundstücken aufgelockert werden. Dort sollen dann heimische Gehölze gepflanzt werden. Auch entlang der Ober-Rodener- Straße und entlang der Kreisquerverbindung plant die Stadt attraktive Grünstreifen. aim
Verantwortlich für die Verlagssonderseiten "Wohnliches Ambiente": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Verantwortlich für die Verlagssonderseiten "Lehrinstitute stellen sich vor": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Verantwortlich für die Verlagssonderseiten "Heizenergie ist kostbar": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Es ist schon ein starkes Stück, was Hermann Stark mit der TG Hochheim in der 1. Handball-Bezirksliga leistet. Die Konkurrenz kann nur staunen, während die TGH mit 29:1 Punkten dem Feld voraneilt. Die SG Wallau-Massenheim II verbucht als ärgster Verfolger bereits vier Zähler Rückstand und fünf Spieltage vor Rundenschluß zweifelt niemand mehr am Erfolg von Starks starker Truppe. Der gebürtige Rumäne kam Mitte der vergangenen Saison vom TV Wicker nach Hochheim, erreichte mit der TG noch den dritten Rang und läßt sich in der laufenden Runde überhaupt nicht vom Erfolgsweg abbringen. Auch Regionalligist HSV Apolda, der am 27.2. (Samstag, 16.30 Uhr, Sporthalle der Gesamtschule) zum Pokalspiel in Hochheim gastiert, sollte sich vor dieser Mannschaft in Acht nehmen.
Vor neun Jahren gehörten die Hochheimer schon einmal der Oberliga an, nun sind sie auf dem besten Wege dorthin zurück. Mit dem erfahrenen Stark, B-Lizenzinhaber und Ex-Honorartrainer des Hessischen Handballverbandes, haben sie offenbar einen Glücksgriff getan. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Wolfgang Pöllmann analysierte er die Stärken und Schwächen der Spieler und formte eine spielstarke Mannschaft. Diese besteht fast ausschließlich aus "echten" Hofheimern und gelten als "verschworener Haufen". "Bei uns steht das Team im Vordergrund, Geld gibt es überhaupt nicht", erklärt Hermann Stark, der viel Lob für seine Mannen übrig hat. Mit unverdorbenem Charakter und schnellem, auf Gegenstöße angelegten Handball spielten sich die Hochheimer an die Tabellenspitze und zurück in die Herzen der Zuschauer, die immer zahlreicher das Team unterstützen.
Mit 296 erzielten und nur 219 Gegentreffern hält die TGH in jeder Hinsicht die Bestmarke. Das Konzept des Trainers, aus einer recht offensiven Deckung heraus schnelle Angriffe zu fahren, geht voll auf und soll in Zukunft noch perfektioniert werden. Die Ideengeber sind Bernd Eiffinger und Holger Wichert, Andreas Petry wird seinem Ruf als "Wurfmaschine" immer häufiger gerecht. Doch gerade von der Harmonie einiger sehr unterschiedlicher Spielertypen lebt die Mannschaft, die auf allen Positionen gleichwertig besetzt ist. "Bei mir muß ein Spieler variabel sein, auf mehreren Positionen einsetzbar", erklärt Stark.
In der jungen Mannschaft, die sich um die Routiniers Edgar Möhn (30 Jahre) und Torwart Einhart Immel (27) gruppiert stehen Begeisterung, Engagement und Lernbereitschaft im Vordergrund, was die Arbeit des Handball-Fachmannes Stark natürlich erleichtert. Der sagt von sich: "Ich bin mit Herz dabei und solange ich noch kann, würde ich gerne hier weitermachen". Später könnte sich der 45- jährige eine Aufgabe im Management vorstellen, daß ihm die Zukunft der TG Hochheim nahegeht liegt auf der Hand.
Auch in der Oberliga wollen die Hochheimer auf Verstärkungen von außerhalb weitgehend verzichten, stattdessen wert auf eine intensive Vorbereitung legen. Vier bis fünf Mal in der Woche bittet Hermann Stark dann seine Spieler zum Training und auch ein intensives Trainingslager gehört zum Programm. Die Zusagen der Akteure für die kommende Saison liegen bereits vor, was angesichts der sportlichen Perspektive nicht verwundert. "Mit dieser Mannschaft können wir Platz sechs oder sieben anpeilen, mit dem Abstieg werden wir nichts zu tun haben", setzt der Trainer auf sein Team.
Im Pokalwettbewerb würden die Hochheimer gerne ähnlich weit kommen, wie im Vorjahr. Da hatten sie nämlich die SG Stuttgart-Scharnhausen zu Gast und lieferten gegen den Zweitligisten ein großes Spiel. Zur Halbzeit führte die TGH vor 400 begeisterten Fans mit 19:15, unterlag am Ende mit 29:33. Um einen ähnlichen Coup in diesem Jahr landen zu können, müssen die Hochheimer zunächst den HSV Apolda ausschalten, der in der vergangen Saison noch in der 2. Liga angesiedelt war. Nachdem die Sperren von Wichert und Weber (je ein Spiel) abgelaufen sind und Pechvogel Matthias Schön (Finger- und Nasenbeinbruch) wieder dabei ist, kann Hermann Stark personell aus dem Vollen schöpfen.
Auch beim Spiel gegen Apolda wird Co- Trainer Wolfgang Pöllmann wieder genau hinschauen. Er zeichnet auf einem eigens entwickelten Formular alles auf, was für die weitere Entwicklung der Mannschaft wichtig ist. So kann der Trainer nach dem Spiel jedem Spieler sagen, wie oft er versuchte das Tor zu treffen und wie hoch seine Ausbeute war. Ergebnisse wie das 18:14 in Kriftel am vergangenen Spieltag stellen eher die Ausnahme dar, aber letztlich kann Stark sich ja noch auf seine stabile Abwehr verlassen.
Der Lohn solch akribischer Arbeit ist der Erfolg. Und der macht den Hochheimern ganz offensichtlich großen Spaß.
INA SCHNEIDER
Am 15. Mai startet die japanische Profi-Liga ihre erste Saison. Jede der zehn Mannschaften darf fünf Ausländer beschäftigen. Pro Spiel dürfen drei davon aufs Feld. Yasuhiro Okudera, der ehemalige deutsche Bundesligaspieler von Werder Bremen, dem 1. FC Köln und Hertha BSC Berlin, ist heute Manager des japanischen Vereins JEF United. Er ist der einzige japanische Fußballer, der im Ausland Karriere machte. Jetzt will er deutsche Stars nach Japan holen. Und Okudera wünscht sich "die mit den guten Namen", Matthäus, Brehme, Völler und Littbarski, vielleicht auch den Frankfurter Uwe Bein.
"Die bekannten deutschen Fußballspieler sollen in Japan als Zuschauermagneten wirken. Eine ganze Reihe von auswärtigen Stars ist bereits unter Vertrag: zum Beipiel der Brite Gary Lineker bei Nagoya Grampus Eight, der Brasilianer Zico bei den Kashima Antlers. Für den Zweijahresvertrag bekommt Lineker angeblich volle sechs Millionen Mark. Sein früherer Verein Tottenham Hotspurs erhielt darüber hinaus drei Millionen Mark Ablöse. Der schon 39 Jahre alte Zico war da doch etwas billiger - sein Gehalt liegt für einen Dreijahresvertrag bei viereinhalb Millionen.
Okudera will vor allem seinen Freund Pierre Littbarski zu JEF United holen. Obwohl der Verein von der Ostjapanischen Eisenbahn gesponsert wird, warnt Okudera vor übertriebenen Erwartungen: "Die Deutschen denken, daß wir Japaner viel Geld haben, aber unsere Sponsoren wollen auch nicht mehr soviel Geld ausgeben."
Die japanische Zeitung Yomiuri berichtete aber, Littbarski könne immerhin mit zwei Millionen Mark Jahresgehalt rechnen. Bis März will Okudera den Vertrag unter Dach und Fach haben. Nach der Niederlage gegen Kaiserslautern wurde in Köln allerdings angedeutet, eine Freigabe für Littbarski vor Ablauf der Saison sei nicht drin.
Die neue japanische Profi-Liga hat gute Aussichten, ein Erfolg zu werden. Anders als in den Vereinigten Staaten, wo das Unternehmen ein Flop wurde, ist Fußball in Japan längst populär. Schüler und Studenten spielen nicht mehr so gerne Baseball - die bisherige Sportart Nummer eins. Bei den Fußball-Hochschulmeisterschaften sind die Stadien dagegen fast immer ausverkauft, und das Fernsehen überträgt eine Woche lang live. Der japanische Fußballverband hat 660 000 Mitglieder, die in 21 000 Mannschaften organisiert sind - vom Bubi- Team bis zu den Alten Herren.
Die Erwachsenen kickten bisher in Betriebsmannschaften unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Die Profi-Liga wird zwar auch von den Unternehmen gesponsert, aber die Mannschaften sind - ähnlich wie in Deutschland - Städteteams. Die Bürger können Aktionäre dieser Klubs werden. In der Stadt Shimizu, südlich von Tokio, halten die Einwohner zum Beispiel 20 Prozent des Kapitals ihrer Mannschaft.
Die japanische Profi-Liga soll auch das japanische Nationalteam zu einer internationalen Spitzenmannschaft machen. Mit Dettmar Cramer als Trainer gewannen die Japaner die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko. Und mit dem Niederländer Hans Ooft als Nationaltrainer wurden sie im vergangenen Jahr Asien-Meister. Im Jahr 2002 wollen die Japaner im eigenen Land Weltmeister werden - wenn die FIFA ihre Bewerbung als Veranstalter akzeptiert. TINA STADLMAYR (Tokio)
NEU-ANSPACH. "Braucht Neu-Anspach eine Frauenbeauftragte?" Diese und andere Fragen wollen Mitarbeiterinnen des Frauentreffs am Donnerstag, 25. Februar, ab 20 Uhr, im Treff, Schubertstraße 32, stellen. Antworten sollen die frauenpolitischen Sprecher der fünf Fraktionen in der Gemeindevertretung. Das Motto des Abends: "Zehn Tage vor der Wahl". ill
Namhafte Politiker, Wissenschaftler, Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter werden vom 25. bis 27. Februar am Kongreß "Solidarität in der Krise" teilnehmen, den das Gründungssekretariat der Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaften veranstaltet. Die Veranstaltung ist öffentlich, Tagungsort ist das Bürgerhaus Titania in der Basaltstraße 23 in Bockenheim.
Der Kongreß knüpfe an die Tagung "Gemeinschaft und Gerechtigkeit" im vergangenen Jahr an, sagte Kulturdezernentin Linda Reisch am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms. Diesmal gehe es jedoch darum, das Thema "von der Theorie auf die politischen Beine zu stellen". Reisch betonte die unvorhergesehene Aktualität des Kongresses, denn mit den einzelnen Beiträgen sei man "mitten in den Themen des Solidarpaktes".
Unter der Perspektive praktischer Politik werden Experten zu Fragen der Solidarität in der Wirtschaftspolitik, in der Gewerkschafts- und Verbandsarbeit, im Gesundheitssystem und in der Ausländerpolitik Stellung nehmen. Am 26. Februar, 20 Uhr, hält der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler einen Vortrag über "Gerechtigkeit in einer veränderten Welt". Ferner ist für den 25. Februar, 20 Uhr, ein Politiker-Podium mit Bundestagsabgeordneten mit dem Titel "Wie gerecht ist eine Gesellschaft?" vorgesehen. Ein Journalisten-Podium wird am 27. Februar, 12.15 Uhr, über "Die finanziellen Grenzen der Solidarität" diskutieren.
Das komplette Programm kann unter der Telefonnummer 212-3 96 02 angefordert werden. vo
WEHRHEIM. 260 geistig und körperlich Behinderte, zum größten Teil Kinder, leben seit August 1991 in der kroatischen Stadt Split unter unwürdigen Bedingungen. Sie sind während des Bürgerkriegs aus ihrer Rehabilitationseinrichtung vertrieben worden; viele verbrachten die vergangenen 17 Monate in einer Turnhalle ohne sanitäre Einrichtungen.
Aus Wehrheim kam jetzt Hilfe: Lebensmittel und Kleidung aus vielen Spenden, außerdem Windeln, Matratzen und abwaschbare Bettbezüge. Die Leiterin des Heims, Dr. Lucia Cikes, läßt allen Spendern ihren Dank ausrichten.
Wie Organisatorin Jutta Lüth mitteilt, bemühen sich die Wehrheimer Helfer jetzt gemeinsam mit internationalen Organisationen darum, daß die Gehandicapten aus ihren Provisorien in geeignete Unterkünfte verlegt werden. Zudem wollen sie dafür sorgen, daß Pfleger, die keine therapeutische Ausbildung haben, eine Anleitung zum Umgang mit verschiedenen Behinderungen bekommen.
Die Pfleger, selbst Flüchtlinge, müssen samt Familien von umgerechnet je 80 Mark im Monat leben. Sie sollen aus Wehrheim Pakete mit Lebensmitteln und Wäsche bekommen. Bei der Nassauischen Sparkasse Bad Homburg gibt es das Spendenkonto unter dem Kennwort "Behindertenhilfe Split". Es hat die Nummer 1 119 753, die BLZ lautet 512 500 00. ill
USINGEN. Zur Wahrung von Schadensersatzansprüchen aus der Korruptionsaffäre hat die Stadt Usingen ein Anwaltsbüro eingeschaltet. Über die Arbeit des Büros ist bisher noch nichts bekanntgeworden.
Aus diesem Grund forderten die Grünen in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung den Magistrat auf, die Berichte dieser Kanzlei in Zukunft regelmäßig dem Haupt- und Finanzausschuß (HFA) zu übermitteln. Der Antrag wurde einstimmig zur Beratung in den zuständigen Ausschuß verwiesen.
Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) schlug in der Sitzung vor, den Anwalt in den HFA einzuladen, um alle Fragen sofort beantworten zu können. Auf FR- Anfrage stellte Ortmann fest, daß es der Öffentlichkeit derzeit noch keine "Fakten" mitzuteilen gebe. "Daß alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Ansprüche zu sichern, steht außer Frage." Außerdem erklärte Ortmann, daß es keine "eigentlichen Berichte" gebe. Eine Arbeitsgruppe, in der Ortmann sowie Vertreter der Verwaltung sitzen, stehe aber in ständigem Kontakt mit der Anwaltskanzlei.
Das sei in anderen Kommunen ebenso, sagte der Bürgermeister. cn
Kleine FR
Geld für besseres Hallendach KREIS OFFENBACH. Für die Bezahlung der Sanierungsarbeiten am Dach der Sporthalle erhält die Turngesellschaft Seligenstadt rund 10 000 Mark vom Landessportbund. Parkplatz wird verlegt DIETZENBACH. Der Parkplatz für die Bediensteten und Besucher des Rathauses wird wegen der Neugestaltung des Vorplatzes auf ein benachbartes Grundstück verlegt. Dort wird für 230 Fahrzeuge Platz sein. Fahrt in die Normandie DIETZENBACH. Die Volkshochschule der Stadt lädt zu einer Kultur- und Studienfahrt in die Normandie ein, die für die Zeit vom 12. bis 18. September geplant ist. Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 60 74 / 267 49. Dort sind auch Anmeldungen für die Reise möglich. Urlaub für Senioren SELIGENSTADT. Ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten können Jungen und Mädchen bei einem Töpferkurs der Arbeiterwohlfahrt unter Beweis stellen. Beginn ist am kommenden Donnerstag, 25. Februar um 15 Uhr in der Gerhart-Hauptmann-Schule. Danach geht es mit dem Lehrgang an drei Nachmittagen weiter. Urlaub für Senioren SELIGENSTADT. Bürgermeister Rolf Wenzel weist die Senioren der Stadt auf die Freizeiten und Urlaube des Kreises speziell für die ältere Generation hin. Wer Interesse hat, sollte sich daher umgehend anmelden. Infos gibt es im Rathaus (Tel. 870). PC im Kindergarten MÜNSTER. Im evangelischen Kindergarten im Münsterer Ortsteil Altheim hat der Computer Einzug gehalten. Spielend mit speziellen Lernprogrammen sollen die Jüngsten den Umgang mit moderner Technik erlernen. Maximal 30 Minuten am Tag sind vorgesehen. Neues Baugebiet DIEBURG. Im Südwesten der Kreisstadt haben jetzt die Planungen für ein Neubaugebiet begonnen. Auf rund zehn Hektar der "Limbachsruhe" sollen einmal 750 Menschen leben. Insgesamt sind mehr als 100 Bauplätze in dem Gebiet vorgesehen.
Einem aufmerksamen Förster verdankt ein "Nachtschwärmer" aus Wiesbaden, daß er seine gestohlene Scheckkarte und 200 Mark wieder zurückbekommen hat.
Der nach Auskunft der Polizei "stark angetrunkene" Mann war bei einer Abhebung an einem Geldautomaten auf der Kaiserstraße im Bahnhofsviertel bestohlen worden. Bevor er Geld und Karte einstecken konnte, hatte der Räuber zugeschnappt.
Der in der Nähe stehende Förster verständigte die Polizei, die den Täter binnen zehn Minuten aufspürte. Er hatte sich in einem leeren Müllcontainer versteckt. Bei dem Täter handelte sich um einen 27jährigen wohnsitzlosen Mann, der bei der Polizei wegen verschiedener Eigentums- und Rauschgiftdelikte bekannt ist. hu
Es ist kein spezifisch ostdeutsches Problem, daß Kommunalpolitiker meist wenig von Kulturpolitik verstehen. Kunstfreunde, schon gar Künstler, finden sich nur selten dort ein, wo in Bierdunst und Zigarettenqualm politische Karrieren begründet und gefestigt werden. So kann man es für eine unglückliche Regelung halten, daß die Städte vor allem für Theater, Konzerte und Museen zuständig sind, die Länder halbwegs, der Bund so gut wie gar nicht.
Zu ändern ist die Kompetenzverteilung auf absehbare Zeit nicht, mag sie nach der Vereinigung Deutschlands besonders absurd sein, weil sie die Verantwortung für den Fortbestand der Kultur denen aufbürdet, die finanziell am schwächsten dastehen.
Zum Beispiel die Hansestadt Rostock. Die beherbergt zwar eine der ältesten Universitäten, aber eine bedeutende Theaterstadt war sie nie, auch wenn unter dem Intendanten Hans Anselm Perten dort mehr westliche Stücke zu sehen waren als anderswo in der DDR. Hinzu kommt, daß sie nach einem Theaterbrand nur über behelfsmäßige Spielstätten verfügt. Deswegen hatte es Berndt Renne besonders schwer, als er vom Magistrat, der sich hochtrabend Senat nennt, als Generalintendant an die Warnow verpflichtet wurde, ein ehemaliger DDR-Bürger, der sieben Jahre lang im Westen sein Brot als freier Regisseur verdient hatte.
Renne, ein Schauspielmann, der auch Opern inszeniert, hat einen Vertrag als Leiter eines Drei-Sparten-Theaters, was für dessen Laufzeit eine Einstellung des Musiktheaters, des Balletts oder des Schauspiels ausschließt. In einer Zeit, in der überall alles in Grund und Boden gespart wird, mag sich dies als lästig erweisen. Musiktheater nur noch für die Landeshauptstadt Schwerin, Schauspiel nur noch für Rostock bei wechselseitigen Gastspielen - solche Pläne gab es, sie sind zunächst vom Tisch.
Aber das Rostocker Orchester zu reduzieren, ist nicht undenkbar. Ist denn der Verzicht auf sehr aufwendige Werke von Bruckner und Mahler oder Richard Strauss für einige Jahre gänzlich unmöglich? Der Generalmusikdirektor Michael Zilm kündigte erst einmal, seine Norddeutsche Philharmonie, vom Abstieg in den B-Status bedroht, stellte sich selbstredend hinter ihn. Aber die Sparpläne des hochwohllöblichen Senats gehen weiter. Der Intendenat kämpfte dagegen, das Ensemble unterstützt ihn. Daß er theaterintern bekanntmachte, was ihm von den Stadtoberen mitgeteilt worden war, daß nämlich kein Geld für die Auszahlung der Februargehälter vorhanden sei, erschien dem Oberbürgermeister und seiner Kultursenatorin Grund genug für eine fristlose Kündigung, Hausverbot inklusive, das inzwischen wieder aufgehoben wurde.
Renne darf seine Inszenierung von Büchners "Dantons Tod" zu Ende führen, Premiere am 27. Februar. Selbstverständlich klagt er auch gegen die Kündigung, und am Ende mag es darauf hinauslaufen, daß es der schon hinreichend rufgeschädigten Stadt aufgegeben wird, anstatt zu sparen, erst einmal eine saftige Abfindung zu zahlen.
Dies ist aber nicht einmal der gewichtigste Vorwurf, der den sogenannten Stadtvätern zu machen ist. Wer sich ein wenig länger in den neuen Bundesländern aufgehalten hat, wird feststellen, wie sehr sich autoritäre Strukturen gehalten haben und von denen übernommen wurden, die angetreten waren, das alte Regime abzulösen. Sie glauben, nicht nur in Rostock, mit Künstlern nach Gutsherren- oder Kreissekretärsart umgehen zu sollen, und dies klappt zumindest bei denen nicht, die sie selbst aus dem Westen geholt und mit entsprechenden Verträgen ausgestattet haben. Verträge aber sind zu halten, von beiden Seiten.
Fast alle Westimporte auf Intendantenstühlen haben mittlerweile das Weite gesucht. Schwerin, Stralsund, Eisenach sind weitere Beispiele, andere werden folgen. Für den kulturellen Kahlschlag im Osten ist nicht nur Bonn verantwortlich, sondern es sind auch die Ost-Kulturpolitiker - falls es welche gibt -, die diese Bezeichnung verdienen. HORST KÖPKE
DARMSTADT. Keiner hat Einspruch gegen die Humusfabrik erhoben. Im Eiltempo und ohne öffentliche Erörterung ist das Genehmigungsverfahren für die zwischen Dieburg und Groß-Umstadt geplante fünfte Kompostierungsanlage des Kreises Darmstadt-Dieburg über die Bühne gegangen. Vom Sommer 1994 an wird im Kompostwerk an der Bundesstraße 45 der Inhalt der Biotonnen von 102 000 Einwohnern abgeladen. Jährlich 12 000 Tonnen Küchen- und Gartenabfälle werden hier zu Mieten aufgeschichtet und verrotten binnen Wochen.
Darmstadt-Dieburg gehört zu den in Hessen noch seltenen Musterknaben - der Kreis ist folgsam auf dem Weg, der seit November 1990 in Hessen eigentlich per Gesetz Pflicht ist: flächendeckendes Einsammeln und Verwerten von Blumenkohlblättern, Zitronenschalen bis zum Kaffeesatz. Drei Kompostierungsanlagen sind im Kreis in Betrieb, die vierte in Weiterstadt soll ab Mitte des Jahres arbeiten. Benötigt werden insgesamt Kapazitäten für 33 900 Tonnen Bioabfall (= 15 000 Tonnen Kompost), produziert von mehr als einer viertel Million Einwohnern. 29,2 Millionen Mark Baukosten (allein 14 Millionen für die fünfte und größte) schlagen zu Buche.
Derzeit werden in Hessen 17 Kompostierungsanlagen betrieben, für rund ein Dutzend laufen Genehmigungsverfahren, für 22 gibt es mehr oder weniger konkrete Vorplanungen. Zudem will der Umlandverband Frankfurt (UVF) bis 1995 in sechs Werken 77 500 Tonnen Bioabfall zu Bodenverbesserer umwandeln.
In Niedersachsen ist nun auch flächendeckende Verwertung vorgeschrieben. Hessen ist aber im Stoffkreislauf, gemessen an der "Anschlußquote", Spitzenreiter vor Nordrhein-Westfalen: eine Million der 5,6 Millionen Einwohner schieben ihre Biotonnen 14tägig oder wöchentlich für die Müllfahrer an den Straßenrand.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre sei die nahezu flächendeckende Küchen- und Gartenabfallkompostierung in Hessen zu erwarten, rechnen der Witzenhäuser Professor Klaus Wiemer und Partner vor: Aus jährlich anfallenden 550 000 Tonnen an Zweigen, Pflanzenwurzeln und verwelkten Blumen aus dem heimischen Garten, aus Apfelschalen und Sellerieresten werden dann in Rottetrommeln ("Bioreaktoren"), Boxen oder auf Halden 220 000 Tonnen wertvoller Dünger. Riesige Verkaufsmengen, bei denen es "dringend geboten (ist), die Abnahme- und Vermarktungskonzepte für Bioabfallkompost zu strukturieren", heißt es im Wiemerschen "Kompostatlas Hessen 1992".
Das kann Wolfgang Krause, Technischer Betriebsleiter beim "DA-DI-Werk", dem Eigenbetrieb für Energie- und Abfallwirtschaft des Kreises Darmstadt-Dieburg, nur bekräftigen. Absatzprobleme seien vorhersehbar, wenn die flächendekkende Kompostierung eingeführt sei. Die Werbestrategie müsse darauf abzielen, das Aufbringen von Klärschlamm auf Äcker einzudämmen, Torf als Kultursubstrat einzusparen und "edlere Produkte" auf den Markt zu bringen, beispielsweise durch das Mischen von Kompost unter Blumenerde.
Bisher wird der Naturdünger zwar auf verpachteten Flächen von Domänen eingearbeitet, aber im großen und ganzen sind Landwirte kaum Abnehmer: "Das tendiert gegen Null", sagt Krause. "Stark ansprechend" ist der Markt des regionalen Landschafts- und Gartenbaus, wo schon ein Drittel des "Da-Di"-Komposts hinwandert. Die Hälfte der bewußt dezentral erzeugten Kompostmengen nehmen Privatleute für ihre Haus- und Schrebergärten direkt ab Werk mit (50- Liter-Sack zu 1,40 Mark, der Kubikmeter 28 Mark). Ein Fünftel kaufen Wein- und Spargelanbaubetriebe.
Selbst an den Bundesverband ökologischer Winzer liefert das "Da-Di-Werk", "weil wir deren geforderten Grenzwerte einhalten". Bioland-Kriterien würde man auch genügen - nur kompostieren diese Bauern selber.
Hilfreich bei der Vermarktung ist das Siegel der "Bundesgütegemeinschaft Kompost" in Bonn, die sich selbst ihre Richtlinien auferlegt und in der auch Von Blei bis Quecksilber Rindenmulch- und Torffabrikanten, Technikanbieter und Anlagenbetreiber sitzen. Vor ein paar Tagen erst haben die Kompostwerke in Alsbach-Hähnlein und Pfungstadt-Eschollbrücken das Gütezeichen für Kompost bekommen.
Analysen belegen: Der bei hohen Temperaturen "gegarte" Nährstoff-Lieferant ist frei von Unkrautsamen und unterschreitet locker alle Schadstoff-Grenzwerte - von Blei und Zink bis Cadmium und Quecksilber. Dank der guten Moral der Darmstadt-Dieburger Bürger bei der Getrenntsammlung: Nur ein bis zwei Prozent "Störstoffe" werfen sie in die Öko- Tonne. Zehn "Gewichtsprozente" des angelieferten Abfalls sind nicht zu gebrauchen: das ist mit Kunststoff durchsetztes organisches Material, das man bisher zur Rekultivierung von Deponien verwendet.
"Aber die kompostierbaren Mengen haben wir alle unterschätzt", sagt Betriebsleiter Krause. Statt, wie vorausgesagt, 80 Kilogramm befördert jeder Einwohner pro Jahr 100 Kilogramm in die grüne oder braune Tonne. Hinzu kommt der auf 60 Kilogramm gestiegene Anteil des Grünschnitts. Engpässe bei der Annahme und Nachrüstung von Anlagen sind die Folge. Im Kreis Marburg-Biedenkopf zum Beispiel sind Kommunen gehalten, ihren Holzschnitt selbst zu häckseln und ihre Grünabfälle als Mulch unterzubringen. Mit ihren Prognosen der zu erwartenden Kompostmengen lagen etwa die Politiker im Kreis Bergstraße schlicht daneben. Abfall-Dezernentin Eva-Maria Küger (Grüne) mußte ihre Worte vom Frühjahr 1991, die Kommunen verschleppten oder boykottierten gar die Einführung der Biotonne, selbstkritisch "korrigieren". Die Kompostierungsanlagen in Heppenheim und Lampertheim sind mit 24 000 Jahrestonnen voll ausgelastet. Zusätzlich muß organischer Abfall seit vorigem Oktober per Lastwagen nach Eisenach gekarrt werden - Abfallexport besonderer Art. Die dritte Kompostierungsanlage in Fürth-Lörzenbach wird nicht vor 1994 zur Verfügung stehen.
Wer die Biotonne vor der Haustür hat, verzichtet auf den eigenen Komposthügel in der Gartenecke, meint Wolfgang Krause. Aus Sorge um die mangelnde Qualität des von Regenwürmern zersetzten Materials, aus Angst, die Kompostierungskunst nicht richtig zu beherrschen. Und schlicht aus Bequemlichkeit. Kaum Chancen also für ein Gebührenmodell, das es laut Krause eigentlich geben müßte, um Privatinitiative zu belohnen.
Für sein reichlich vorhandenes Naturprodukt setzt der Kreis Darmstadt-Dieburg bereits im bescheidenen Maß auf modernen Service und etwas Werbung (Beratungstelefon: 06159/91600; schriftliche Produktinfos und Dosiertips für den Zier- und Nutzgarten). Der Eigenbetrieb profitiert nach Ansicht von Landrat Hans-Joachim Klein (SPD) von der "Vor- Ort-Akzeptanz", dem Mitspracherecht der Kommunen und könne selbstbewußt "mit privaten Unternehmen konkurrieren". Die Erfolgsbilanz: schneller Bau und Inbetriebnahme der Kompostwerke, Einhalten der Kostenrahmen.
Darmstadt hat nach der Übergabe seiner 1991 errichteten Anlage (zehn Millionen Mark Baukosten, Jahresdurchsatz 12 000 Tonnen) an einen Privatbetreiber weniger Grund zur Freude: Betriebsfehler bei der Nachrotte im vorigen Jahr, "säuerlich-schweinestallähnliche" Geruchsbelästigungen, harte Auflagen des Regierungspräsidenten, Regiewechsel unter eigentlich erfahrenen Firmen, politischer Ärger durch Dumping-Preise beim Verkauf des Fertigkomposts.
Schwarze Zahlen schreibt das "Da-Di"- Werk nach drei Jahren Betrieb (2,8 Millionen Umsatz und 300 000 Mark Gewinn) nicht wegen einer rasanten Kompost- Nachfrage. Den jährlich 2,7 Millionen Mark Betriebskosten für drei laufende Kompostwerke im Kreis stehen 170 000 Mark an Erlösen durch Kompost-Verkauf gegenüber. Vielmehr tragen die hohen Müllgebühren (450 Mark pro Tonne) den Eigenbetrieb. Mit Kompostieren "können wir die Müll-Kostensteigerung nur dämpfen", betont Krause. "Aber es geht ja auch um die Glaubwürdigkeit", sagt der Technische Betriebsleiter, "daß wir den Recycling-Kreislauf schließen".
JÖRG FEUCK
Ich habe in der FR vom 13. 2. 1993 in der "Freien Aussprache" einen kurzen Leserbrief mit der Überschrift "Synomym für Gestapo" gelesen. Der Leser bezieht sich darin auf einen Artikel von Ute Frings, der eine fehlerhafte Straßenbenennung unterlaufen war.
Was die Benennung der Straße anbelangt, muß dem Leser Recht gegeben werden, ebenso daß die Prinz-Albrecht- Straße mit der Konzentrierung von Gestapo, SS, SD zum Synonym für Vernichtung und Terror im Dritten Reich geworden war.
Das genannte Prinz-Albrecht-Palais befand sich jedoch nicht in der Prinz-Albrecht-Straße, sondern in der Wilhelmstraße 102. Dort quartierte sich 1934 der von Heydrich geleitete Sicherheitsdienst (SD) der SS ein und 1939 kamen Teile des Reichssicherheitshauptamtes zusätzlich in das Palais, das im April 1949 gesprengt wurde.
Die Gebäudeabfolge in der Prinz-Albrecht-Straße sah folgendermaßen aus:
Haus Nr. 7 ehem. Kunstgewerbemuseum / Gropiusbau (wurde restauriert: dient heute als Ort vieler Ausstellungen);
Haus Nr. 8 ehem. Kunstgewerbeschule: dort zog 1933 die Gestapo ein. Im Südflügel wurde das berüchtigte Hausgefängnis errichtet. Seit 1939 wurde dort auch das Reichssicherheitshauptamt untergebracht;
Haus Nr. 9 ehem. Hotel Prinz Albrecht. Es galt in der Weimarer Republik als Hotel ersten Ranges und wurde ab 1934 als Sitz der Reichsführung SS genutzt.
Bis 1951 wurde am Straßennamen festgehalten, danach wurde sie zur Niederkirchnerstraße umbenannt. Nach den letzten Ruinensprengungen im Juni 1956 existierte kein Gebäude mehr, das zwischen 1933 und 1945 von Gestapo- und SS-Dienststellen belegt worden war.
Zwischen 1957 und 1963 wurden die betreffenden Grundstücke enttrümmert und planiert, d. h. auch mögliche historische Mahnmale wurden entsorgt. Seit Anfang der siebziger Jahre befand sich auf dem Gelände der Gebäude an der Prinz-Albrecht-Straße eine Baufirma, die Trümmerschutt aus Westberlin verwertete.
Erst seit 1986 ist dieses Areal zumindest im Bewußtsein der Berliner Bevölkerung wieder zum Synonym von Terror und Vernichtung im Dritten Reich geworden. In diesem Zusammenhang sei auf die ständige Ausstellung auf dem Gelände des ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais hingewiesen, die den Titel trägt: "Topographie des Terrors".
Michael Przewieslik, Berlin
Als sogenanntes "unheiliges schwesterliches" Individuum frage ich mich besorgt nach den kognitiven Fähigkeiten eines deutschen Professors für Politische Wissenschaften, die Herr Gerhard Himmelmann zur Schau stellte (FR vom 15. 2. 1993 "Die drei unheiligen Schwestern des Individualismus").
Eigennutz, Neid und Vorurteil werden in dem Artikel als die "drei unheiligen Schwestern des Individualismus" bezeichnet. Es heißt: Der Eigennutz, der Neid, das Vorurteil. Meines Wissens ist der weibliche Artikel der deutschen Sprache immer noch "die" und nicht "der" oder "das".
Was sollen solche dummen, diffamierenden Assoziationen und Unterstellungen des Weiblichen, wenn die Begriffe männlich bzw. neutral definiert sind? Darf ich Mann sein, wenn es dem Herrn Professor paßt, damit er sich vom weiblichen Individualismus distanzieren kann?
Wie es sich hier zeigt, sind Neid und Eigennutz von Vorteil für Männer, deren Vorurteil sie blind für wahre Zusammenhänge macht. Politikwissenschaft als männliche Denkfaulheit erkannt, sollte jeder Frau zu denken geben, die Individualismus als unheiligen Bruder entlarvt. Ist diese Art "Verantwortung für das Gemeinwohl" noch als seriös zu betrachten?
Diese Art Solidarpakt demaskiert jeden Anspruch auf Autorität, Gefolgschaft und Gemeinsamkeit als Phrasendrescherei zu Lasten des Weiblichen, Schwesterlichen ganz allgemein.
Helga Kippenbrock, Frankfurt am Main
BAD HOMBURG. Ausländerinnen können in einem Kurs, den das Frauenzentrum und die Frauenbeauftragte des Kreises anbieten, die deutsche Sprache lernen. Beginn ist am Frei- tag, 26. Februar, im katholischen Gemeindehaus St. Marien. Unterricht ist mittwochs und donnerstags von 10.30 bis 12 Uhr.
Schon am Mittwoch, 24. Februar, beginnt um 14.45 Uhr im Frauenzentrum für ausländische Frauen ein Konversationskurs: Geschichten und Märchen sollen gelesen und besprochen werden.
Bei beiden Kursen ist Kinderbetreuung möglich (Anmeldungen Tel. 24434). off
Morgen, Fastnachtdienstag fällt um 14.31 Uhr der Startschuß zum 154. Heddernheimer Fassenachtszug in der "Närrischen Freien Reichsstadt Klaa Paris". Das Motto: "Klaa Pariser Frehlichkeit, von nun an bis in Ewichkeit!". Laut Statthalter Alfons I. (Dresch) wird sich der närrische Lindwurm wieder auf einer drei Kilometer langen Strecke durch den verkehrsberuhigten Ortskern von Heddernheim schlängeln ("Wir erwarten 100 000 Besucher").
Die Narren halten sich auf jeden Fall an die Geschwindigkeitsbegrenzung "30": "Mir hawwe aach alle Gäul un die Sex(er)ziiisch der Brauereie aagewiese, sich unbedingt dadraa zu halte", heißt es.
Ausgangspunkt ist der Aufstellungsraum Konstantinstraße/Titusstraße. Von dort geht es über die Straße In der Römerstadt, durch Alt-Heddernheim, Heddernheimer Landstraße, Dillgasse, Brühlstraße, Hessestraße (vorbei an der Ehrentribüne), Heddernheimer Landstraße, Oranienstraße, Habelstraße, Kastellstraße, Gerningstraße, Heddernheimer Kirchstraße, Habelstraße sowie Mark-Aurel-Straße zur Cohausenstraße und Antoninusstraße, wo sich der Zug auflöst.
Zuggemeinschafts-Vorsitzender Dietmar Pontow freut sich, daß es den Zuggestaltern Alfons Dresch, Fritz Volk, Karl Ludwig Bickerle, Werner Fischer und Manfred Krichbaum an Ideen nicht gemangelt hat. Außer zehn Witzwagen der Zuggemeinschaft werden auch Vereine aus Frankfurt und Umgebung originelle Mottowagen in den närrischen Lindwurm einbringen.
Dabei sind wieder 47 Vereine, 17 Kapellen, Musik-, Spielmanns- und Fanfarenzüge, vier Reitervereine mit etwa 100 Pferden und Kutschen sowie zahlreiche Mini-, Midi- und Maxigarden, Majorettengruppen, Elferräte. Auch Western-Gruppen und anderes Fußvolk haben sich angesagt (etwa 1500 Aktive). Fast alle Ortsvereine beteiligen sich mit eigenen närrischen Beiträgen.
Zuggemeinschafts-Vorsitzender Pontow und seine Freunde hoffen auch wieder auf einen Obulus seitens der Besucher. Eine "Lachgebühr" werden Helfer mit Sammelbüchsen "abkassieren".
Im Aufstellungsraum gilt am Dienstag ab acht Uhr (am Zugweg ab zehn Uhr) totales Halteverbot. "Im Weg stehende Fahrzeuge müssen wir leider abschleppen lassen", macht die Polizei aufmerksam, die rund 200 "freundliche Beamte" aufbieten wird. Der FVV setzt auf allen Linien nach Heddernheim Verstärkungszüge ein. dixi
USINGER LAND. "Von Loch Ness bis zum Pleasure Beach" heißt das Motto, unter dem der "Jugendfußballklub Usinger Land" in den Osterferien auf große Fahrt durch Großbritannien geht. Mitfahren können alle Jugendlichen ab 10 Jahren, auch Nichtvereinsmitglieder.
Die Tour ist vom 2. bis 13. April. Besucht wird in Nordengland der befreundete "Junior"-Fußballclub Kirkham. Anmeldungen beim Vorsitzenden Lothar Brötz, Tel. 0 60 81 / 5 97 97. cn
KRONBERG. Der Literaturkreis im Deutschen Frauenring Kronberg will sich auch in seinem neuen Semester wieder mit dem Buch "Dr. Faustus" von Thomas Mann beschäftigen. An folgenden Donnerstagabenden trifft sich der Kreis um 20 Uhr in der Receptur, Friedrich-Ebert- Straße: 25. Februar, 25. März, 6. Mai, 17. Juni und 15. Juli.
Nähere Auskünfte gibt Barbara Gottschalk, Tel. 0 61 73 / 6 76 53. esi
OBERURSEL. Der Steinkauz und das Frankfurter Nationalgetränk Apfelwein haben etwas gemeinsam. Den Beweis für diese kühne Behauptung will die Oberurseler Volkshochschule allerdings erst mit Beginn ihres vogelkundlichen Kurses am 15. März antreten. Solange müssen sich interessierte Hobby-Naturkundler noch gedulden. Schwerpunkt sind fünf Exkursionen in die nähere Umgebung. Treffpunkt ist jeweils um 18.30 Uhr an der Alten Post. Information und Anmeldung bei der VHS-Geschäftsstelle, Tel. 52078. ki
Auf der Münchner Straße im Bahnhofsviertel sind Arbeiter am Werke. Sie fuhrwerken in luftiger Höhe an der Straßenbahn-Oberleitung herum. Die Passanten werfen einen Blick in die Höhe und schaudern etwas. Auf der Hubbühne eingesperrt zu sein, bei diesen Temperaturen . . .
Doch die Stimmung der drei ist gar nicht so schlecht. Das beobachtet ein Frankfurter, der auf dem Weg zur Arbeit des Weges kommt und trotzdem Zeit hat für einen zweiten Blick. Ihm fällt auf, daß das Trio sich angestrengt verrenkt. In Richtung auf ein bestimmtes Fenster der türkischen Bank im Obergeschoß. Es wird geöffnet, und die Stadtwerker reichen etwas herüber: drei leere Teetassen. Mit einem kräftigen, dreifachen Dankeschön.Ihre Bastienne
Frankfurter Stadtteilgruppen und der AStA der Fachhochschule veranstalten vom 26. Februar bis 7. März eine "antirassistische und antifaschistische Aktionswoche. Den Auftakt bildet am 26. Februar, 18 Uhr, ein Fest im Dritte-Welt- Haus in der Westerbachstraße 40.
Im Hörsaal 5 der Universität wird am 28. Februar, 19.30 Uhr, eine Podiumsdiskussion zum Thema "Keine Kriminalisierung von Antifaschisten und Antifaschistinnen" stattfinden. Für den 3. März ist eine Demonstration durch Sachsenhausen angekündigt, die um 17.30 Uhr am Südbahnhof beginnt.
Unter dem Motto "Gleiche Rechte und Bleiberecht für alle" steht eine Kundgebung am 4. März um 17 Uhr auf dem Paulsplatz, wo auch Musik- und Theatergruppen auftreten. Zum Abschluß gibt es am 6. März, 19 Uhr, ein Fest in der Fachhochschule am Nibelungenplatz. vo
Die namentliche Bekanntgabe eines aus der Kirche Ausgetretenen kann doch nur im Sinne des Ex-Kirchenmitgliedes sein, zumal seine Abmeldung aus der Volkskirche als öffentlicher und vom Amtsgericht bestätigter Akt geschehen ist (FR vom 11. 2. 1993 "Wer die Kirche verläßt, findet seinen Namen im Gemeindeblatt"). Schließlich vollzieht auch ein Schriftsteller von Rang und Namen seinen Parteiaustritt nicht klammheimlich.
Wenn die Kirchengemeinden die Namen der Getauften, Konfirmierten, Getrauten und der Verstorbenen in ihren Blättern bekanntgeben, warum sollten sie die Namen derjenigen verschweigen, die - aus welchen Gründen auch immer - ihre Kirche verlassen haben?
Die Angst der Konsistorien vor der Veröffentlichung von Namen ausgeschiedener Steuerzahler ist verdächtig. Fürchtet die Kirchenbehörde eine geschäftsschädigende Wirkung? Hängt das Bestehen der Kirche wesentlich von der Zahl vielfach nur als Karteileichen existierenden Mitgliedern einer Gemeinde ab? Glaubt die "auf dem Felsen erbaute Gemeinde" nicht mehr an die Zusage Jesu, daß auch "die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen sollen"? Wer aber glaubt, sich von der "einen heiligen, allgemeinen christlichen Kirche" trennen zu müssen, der sollte sich darüber im klaren sein, von wem er Abschied nimmt.
Sind es ihm die "neunundneunzig Gerech- ten" schuldig geblieben, durch Wort und Tat vorzuleben, was Kirche eigentlich ist? Wer verließe schon leichtfertig seine Heimat, wenn er sich in ihr zu Hause fühlt?
Heinrich Diestelmeier (Pastor), Bad Salzuflen
KÖNIGSTEIN. Alle Königsteiner sollen Bürgermeister Bertram Huke künftig stets vor Augen haben. Dafür setzt sich die "Bürgerinitiative Bürgernaher Bürgermeister" (BüBüBü) ein, die sich jetzt gebildet hat. Um den Christdemokraten "noch näher an die Bürger heranzubringen", will sie Poster mit seinem Bild in Lebensgröße an alle Haushalte ausgeben lassen. Dies annoncierte sie in der Fastnachtsausgabe des örtlichen Mitteilungsblattes: "Auf speziellen Wunsch kann auch ein Sonderdruck mit freiem Oberkörper geliefert werden."
Die Poster sollen zusammen mit den gelben Säcken verteilt werden, heißt es in der Ankündigung weiter. Schließlich sei Huke ja auch mehrmals als "Gelber Sack" verkleidet in die Bütt gestiegen.
Eine Premiere brachte die BüBüBü auf weitere Ideen: Der Bürgermeister prangt zur Zeit allerorten in der Stadt auf CDU-Plakaten, "fast auf Tuchfühlung mit den Bürgern. So nah war uns Huke-Vorgänger Weber nie gekommen", vermeldet ein BüBüBü-Sprecher: "Weber auf einem Wahlplakat? Undenkbar." "Der Bürgermeister soll der Bürgermeister aller Königsteiner sein", erklärt die BüBüBü nun. Sie fordert daher alle Parteien und Wählergruppen auf, gleichfalls dessen Konterfei auf ihre Plakate zu übernehmen. Zumindest zur ALK-Anzeige im gleichen Blatt würde es passen. Dort prangte groß "ULK". stk
In dem von Herrn Ulrich Glauber (Prag) geschriebenen Artikel "Tschechischer Atomkurs, keine Entsorgung, aber neue Meiler", den Sie am 27. Januar 1993 in Ihrer Zeitung veröffentlichten, wird über das geplante Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente im Kernkraftwerk Dukovany in Mähren/Tschechische Republik berichtet. Es ist richtig, daß das deutsche Konsortium GNS Gesellschaft für Nuklear-Service mbH, Essen, und NUKEM GmbH, Alzenau (GNS/NUKEM) im starken internationalen Wettbewerb den Zuschlag für die Errichtung des Lagers und die Lieferung von ca. 60 Transport-/Lagerbehältern erhalten hat. Wir werten dies auch als eine Bestätigung der deutschen Sicherheitsphilosophie und Qualitätsstandards in Zusammenhang mit der Entsorgung von Kernkraftwerken.
Die von Ihnen zitierte Aussage von Herrn V. Jonas, Bürgermeister Dukovany, die für das Kernkraftwerk Dukovany bestimmten Behälter seien noch nirgends eingesetzt worden, kann jedoch nicht unwidersprochen bleiben.
Bei den Behältern des Typs CASTOR handelt es sich um eine Typenfamilie, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zum Einsatz kommt. Insgesamt wurden bisher ca. 500 solcher Behälter ausgeliefert.
Alle Behälter genügen voll für den sicheren Einschluß der Brennelemente erforderlichen Sicherheitskriterien, auch wenn die Behälter fallweise den speziellen Anforderungen des Auftraggebers angepaßt werden müssen. Allen bisher weltweit ausgelieferten Behältern der CASTOR-Familie wurden von den nationalen Behörden die notwendigen Genehmigungen nach dem jeweils gültigen Atomgesetz erteilt.
Im Falle der Tschechischen Republik wird der Behälter so modifiziert, daß er die Brennnelemente des Kernkraftwerks Dukovany, einem russischen Kraftwerktyp, aufnehmen kann. Vertragsgemäß muß der Behältertyp vor seiner Genehmigung in der Tschechischen Republik in Deutschland zugelassen sein. Dadurch wird gewährleistet, daß der Behälter auch allen Anforderungen des deutschen Atomgesetzes genügt. Im übrigen ist der gleiche Behältertyp auch für die Entsorgung des Kernkraftwerks Greifswald vorgesehen. H. Dyroff und C. Fehst (NUKEM GmbH), Alzenau
Die Analyse der Lage Schwarzafrikas ist richtig, wenn die Tatsachen auch nicht gerade neu sind (FR vom 10. 2. 1993 "Schwarzafrika zwischen Demokratisierung, Zerfall und Bürgerkrieg"). Die Schlußfolgerungen sind auch nicht unbedingt neu, da die UNO schon seit Jahrzehnten in Afrika tätig ist.
Die Schaffung einiger Stellen von Sonderbotschaftern wäre sicherlich nützlich für diejenigen, die die gut bezahlten Stellen antreten, für Schwarzafrika wäre dagegen kaum mit einer Veränderung zu rechnen.
Es erscheint mir fast makaber, ausgerechnet von der UNO die Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten zu erwarten nach den Erfahrungen, die besonders nach Beginn der "Neuen Weltordnung" gemacht wurden. Die UNO hat sich als verlängerter Arm der USA bewiesen, sie akzeptiert jeden Angriff der USA auf andere Länder (Panama, Libyen, Irak), sie vergißt ihre eigenen Beschlüsse, wenn diese den amerikanischen Freunden nicht genehm sind (Israel).
Beim Wüstensturm, der im Irak entfacht wurde angeblich zum Schutz Kuweits und der Kurden, beteiligte sich auch die "demokratische" Türkei, die zwar die Kurden auf türkischem Gebiet verfolgt, was UNO und Alliierte nicht stört.
Auch der Einsatz in Somalia erfolgte nicht, um den Hungernden zu helfen, sondern aus Wirtschaftsinteressen - US- Ölgesellschaften haben schon seit Jahren Konzessionen für Ölvorkommen in Somalia. Wenn es darum ginge, Hungernden zu helfen, könnten die Amerikaner das ganz in ihrer Nähe tun, z. B. in Haiti, aber die Flüchtlinge von dort werden abgewiesen. Dem demokratisch gewählten Präsidenten haben weder die UNO noch die USA zu seinem Recht verholfen.
Marokko sollte in der Westsahara freie Wahlen abhalten, aber die Rechte der Sahraouis gehören offensichtlich auch nicht zu den Werten, die es zu verteidigen gilt.
Dafür war der Einsatz für die Mörderbande der Roten Khmer groß, mit dem Erfolg, daß die Menschen in Kambodscha weiter in Angst vor Überfällen leben.
In der Dokumentation wird erwähnt, daß Zaire die Unita in Angola unterstützt, was richtig ist, aber die größte Unterstützung kam aus den USA und Südafrika - wobei sowohl Unita als auch Renamo in Mozambik auch Unterstützung aus Deutschland bekamen.
Elisabeth Schneider, Frankfurt am Main
In dem Bericht über Kaiser Wilhelm letztes Domizil (FR vom 13. 2. 1993 "Des Kaisers alte Kleider") spricht der Autor von einer "Behinderung, deren sich der Kaiser schämte: Den kürzeren linken Arm pflegte er auf Fotos stets hinter seinem Körper zu verbergen". Das stimmt nicht. Bei seinen zahllosen öffentlichen Auftritten konnte Wilhelm II. es nicht, ebensowenig ließ es sich auf den meisten Bildern arrangieren. Er stützte den behinderten Arm mit der verkrüppelten Hand unauffällig ab und bewältigte die Behinderung vor aller Augen musterhaft.
Er ritt in jüngeren Jahren als forscher Kavallerist, was besonders schwierig war, unter anderem spielte er gut Tennis und schon als maßloser Jäger einarmig mit einem leichten Gewehr. Der Kaiser galt als glänzende Erscheinung, sogar in feindseligen Karikaturen ist der kurze Arm nicht erschienen.
Es war und ist auch eine Anstandsfrage, aus einem defekten Arm nicht auf einen seelischen Defekt zu schließen. Unbehinderte Menschen sollen mit Rückschlüssen besonders vorsichtig sein, wenn sie die Hintergründe nicht kennen. Wilhelms Arm war bei der schweren Geburt verletzt worden, heute würde es erkannt und richtig behandelt.
Wilhelms Großonkel Prinz Friedrich Karl, sein bewundertes Vorbild als Soldat und Feldherr, war durch eine Kriegsverletzung ähnlich behindert, und Admiral Nelson hatte sich durch den Verlust eines Armes und eines Auges nicht an großen Siegen hindern lassen.
Warum sollte sich der Kaiser einer Verletzung schämen, auch wenn er sich nicht leicht damit abgefunden hat?
Dr. Paul Simsa, St. Goarshauen
ROM. Nur ganz wenige werden sich noch an eine Sequenz in Fassbinders Film "Theater in Trance" über das Festival "Theater der Welt" 1979 erinnern, wo die junge italienische Theatergruppe "Il Carrozzone" Giorgio de Chiricos surrealistischen Roman "Hebdomeros" in Szene setzt. Das war die erste Annäherung dieser Gruppe, heute "I Magazzini", an diesen schwierigen, eigentlich dem Theater gänzlich sich widersetzenden Text.
De Chirico, der in Griechenland geborene, in Deutschland ausgebildete italienische Maler, der zur Hoch-Zeit der Surrealisten in Paris gelebt hat, zu denen er aber nie gehören wollte, Bewunderer Nietzsches, Freund Apollinaires, Begründer der "Pittura metafisica", ist eine umfangreiche Ausstellung im Palazzo delle Esposizioni in Rom gewidmet, die seine gesamte Entwicklung nachzeichnet: von den ersten, noch unter dem Einfluß Böcklins und Klingers entstandenen Bildern über die metaphysische Periode, die "Museumsbilder" (Kopien der alten Meister) bis zu seinem Spätwerk in den Siebzigerjahren, in denen er immer wieder Themen und Konstellationen früherer Perioden aufnimmt und variiert.
Eine ganze Abteilung der von dem Kunsthistoriker Maurizio Calvesi vorbereiteten Ausstellung ist de Chiricos Arbeit für das Theater gewidmet. Der Maler, dessen Bilder theaterhaft anmuten, wie Bühnenarchitekturen wirken, hat häufig Kostüme und Bühnenbilder für Theater und Oper entworfen. Einen zentralen Raum nimmt auch das zeichnerische und illustrative Werk ein, darunter die Zeichnungen, die 1973 für eine Buchausgabe seines 1929 zuerst in französischer Sprache verfaßten "Hebdomeros" entstanden.
Exklusiv aus Anlaß dieser Ausstellung haben nun die "Magazzini" noch einmal "Hebdomeros" - auf Italienisch "Ebdomero" - inszeniert, völlig neu, mit ungewohnter "leggerezza", ein Traumspiel, witzig, selbstironisch und Lichtjahre entfernt von der Alptraumhaftigkeit, dem avantgardistischen Pathos, der lastenden Tiefgründigkeit der Fassung von 1979. Vielleicht tun sich neue Perspektiven auf für die seit Jahren in die Sackgasse geratene italienische Theater-Avanguardia.
De Chiricos Roman ist eine (autobiographische) Reise in das Surreale, in die Sphären des Traums und des Unbewußten. Hebdomeros durchquert Bilderwelten, die dem Leser seltsam bekannt vorkommen: die großen, leeren Plätze, die breiten Treppen, die griechischen und die Reiterstatuen, die flüchtig wahrnehmbaren Schatten - das sind Szenarien auch seiner Bilder. Konkret und irreal. Selbst der Herr im Frack aus dem römischen Varieté, vor dem roten Vorhang, taucht auf einem Ölgemälde aus dem Jahre 1937 auf.
Und damit beginnen die "Magazzini", das "Unsichtbare jenseits der Realität zu berühren, ins Mysterium einzutauchen und alle Zweifel hinter sich zu lassen", wie das de Chirico fürs Theater fordert. Der Herr im Frack vor dem roten Vorhang ist eine Art Conférencier, wie Joel Grey in "Cabaret" oder Petrolini im Rom der Zwanzigerjahre. Doch er beherrscht seinen Text nicht so recht, schaut hilfesuchend in seinen Hut, holpert sich etwas zurecht, bis eine Frauenstimme hinter dem Vorhang hilfreich Satz für Satz souffliert. Der Schauspieler Sandro Lombardi (hier mit Federico Tiezzi auch Co-Regisseur), dessen gewöhnlich eher elegisches Spiel ihm den Ruf eines italienischen Barrault eingetragen hat, ist hier, wohl zum ersten Mal in seiner Laufbahn, komisch. Der Vorhang hebt sich dann, eine schwimmbadartige Vertiefung mit einem quietschenden Metallbett kommt zum Vorschein, ein zentraler Bühnenraum, der gegenüber von einem zweiten roten Vorhang begrenzt wird, vor dem ebenfalls Zuschauer sitzen, die vom Prolog Alessandra Antinoris unterhalten wurden, weibliches Pendant und Reisegefährtin Hebdomeros.
Um ein Schiffsmodell sind Matrosen versammelt, die direkt Fassbinders "Querelle" entstiegen scheinen. Ein Hafen? Das Modell wird hochgezogen, und los geht die Reise der beiden Protagonisten: zurück in die Kindheit (die Mutter, die dem Sohn die Brust reicht), in ferne, exotische oder vergangene Welten (kämpfende Gladiatoren, dekadente Tangotänzer, ein chinesischer Krawattenverkäufer) oder in de Chiricos Theaterarsenal (gliederpuppenhaft und gesichtslos wird am Ende in Ritterrüstung der Regisseur Tiezzi sich auf ein Rosenbett legen). Aufbrüche, immer wieder Aufbrüche. Ein Pensum, das zu bewältigen ist? Oder ein Theaterstück, das der Hauptdarsteller schnell hinter sich bringen will, weil er noch etwas anderes, wichtigeres vorhat? Dieser "Ebdomero" der "Magazzini" hat die Wortwelt de Chiricos weitergesponnen, zu Bildern werden lassen und die Bilder in Bewegung gesetzt. Sie schweben.
In ihren Anfängen wollten die "Magazzini" Theater machen, wie gewisse Maler Bilder malen. Inzwischen inszenieren sie auch Texte, und nicht mehr nur als "Überwindung der Textdramaturgie", wie Tiezzi noch zu Heiner Müllers "Hamletmaschine" angemerkt hatte. Im römischen Universitätstheater "Teatro Ateneo" präsentiert sich diese Gruppe, die einst radikalste und kompromißloseste der italienischen Avanguardia der Siebzigerjahre, parallel zum "Ebdomero", mit Becketts "Endspiel". Tiezzi zeigt hier mit den Schauspielern des Centro Teatrale Bresciano, daß er inzwischen zur ersten Reihe einer neuen Generation des italienischen Regietheaters gehört - des einst von ihm so verpönten "teatro tradizionale". Die "Avanguardia" wird erwachsen.
SABINE HEYMANN
Da Gino, das italienische Restaurant im französischen Dörfchen La Turbie, eine Wolkenkratzerlänge über Monte Carlo, hat seit ein paar Monaten einen Stammgast. Wenn die Kicker des AS Monaco Pause haben zwischen zwei Übungseinheiten, fährt Jürgen Klinsmann mit seinem Käfer Cabriolet vor: ein alkoholfreier Aperitif, Pasta, Selters. Der Himmel ist schon im Februar so blau wie das Meer, und die Sonne lädt ein zur Fahrt mit geöffnetem Verdeck. Als der Däne Sören Lerby 1987 Monaco nach nur einer Saison wieder verließ, hat er gesagt: "Hier kannst du toll leben, aber nicht Fußball spielen."
Inzwischen geht beides. Seit 1988 war der Verein im Endklassement der nationalen Liga nie schlechter als Dritter und unterlag 1992 erst im europäischen Cupsieger-Finale Werder Bremen. Klinsmann, 28, sagt: Arsène Wenger, der Trainer, habe "was Professionelles aufgebaut". Und Wenger, 43, sagt: "Jürgen hat ein falsches Image. Die Leute meinen immer, er denkt nicht so viel an seinen Beruf. Ich glaube, er ist erfüllt davon." Wie, läßt sich in Statistik fassen: 15 Treffer erzielte Klinsmann in 23 Spielen, besser steht nur Konkurrent Gravelaine aus Caen da, Monaco aber in der ersten französischen Division derzeit auf Position drei. Klinsmann glaubt: "Wir sind praktisch auf dem Sprung nach oben."
Als der Deutsche mit dem blonden Flatterhaar vergangenen Sommer den Arbeitsplatz wechselte, vom nebeligen Mailand ins mediterrane Monte Carlo zog, kam er von ganz unten. Wenger bemerkte, "daß ihm ein bißchen Selbstvertrauen fehlte". Sieben Treffer gelangen dem Stürmer im dritten und letzten Jahr für Inter, "ich war schlecht", sagt er, "aber die Leute vergessen, daß wir damals insgesamt nur 28 Tore schossen". Stärker als der frustrierende Mißerfolg ging ihm der Zerfall der Mannschaft aufs Gemüt. Das strahlende Lächeln verschwand aus seinem jugendlichen Profil. "Lustlos" sei er zum täglichen Training erschienen, von den Weggefährten habe jeder versucht, "den eigenen Kopf zu retten, Risiko wurde nicht mehr gespielt". Der Weltmeister stand in der Angriffsspitze isoliert und ging im November 1991 zu Ernesto Pellegrini: "Herr Präsident, ich möchte weg."
Für Pellegrini sei das "ein Schock" gewesen. Einen Monat zuvor hatte der den Schwarm von San Siro gedrängt, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern. In Deutschland, sagt Klinsmann, "stand ich dumm da". Dort wurde fast zur gleichen Zeit bekannt, daß er vielleicht aussteigen wolle, um mit dem Rucksack durch Amerika zu ziehen. Was außer Pellegrini kaum einer wußte: Klinsmann hatte ein Angebot vom Lokalrivalen Milan. "Geld wie van Basten und Gullit" sollte er bekommen, angenommen hat er schließlich die Offerte von Inter inklusive Stammspielerklausel.
Damals durchlebte er die Tiefpunkte einer bis dahin glänzenden Profilaufbahn. Weil Pellegrini zunächst die Nachfolge des scheidenden Sympathieträgers sichern wollte, wurde erst der unterschriftsreife Transfer zu Real Madrid verpatzt und nachfolgend das Interesse von Paris St. Germain übergangen. Klinsmann reiste als Reservist mit der DFB- Auswahl zur EM nach Schweden und rückte nur ins Team, weil bei Rudi Völler der Unterarm brach. Ausgerechnet Kumpel Rudi, zu dem er ein "unglaubliches Instinktverhältnis" entwickelt hatte. "Das alles", sagt er, "hat unheimlich an mir gezehrt. Du bekommst in solchen Phasen falsche Signale vom Kopf." Er bewegte sich ungeschickt, zog die Hacken noch höher an seinen athletischen Körper als sonst und stolperte mit wie ohne Ball übers Gras.
Die Zufallslösung Monaco wird er als eine Fügung des Schicksals begriffen haben. Es gibt "klare Vereinsstrukturen, nicht wie in Italien zehn Directori" (Klinsmann), und Arsène Wenger doziert eine "kollektive Spielweise, die große Solidarität erfordert" (Wenger). "Das hat viel mit Laufarbeit zu tun", sagt Klinsmann, "und das kommt mir entgegen." Er, notorischer Einzelzimmer-Schläfer, ist der um Freiheit kämpfende Individualist, den das Mannschaftsgefühl mit Energien speist, die eine Leistung ermöglichen, wie er sie als Marathonmann im WM-Achtelfinale 1990 gegen die Niederlande brachte. Aus dem Unterbewußtsein habe er damals automatisch alles richtig gemacht. Konkret empfinden "konnte ich nichts mehr". Andere haben ihn später immer an diesem Spiel ohne Grenzen gemessen. "Ich selbst nie."
Durchschnittlich 7000 statt bisher 5000 Besucher hat AS im prunkvollen Stadion Louis II. "Ein kleines Fußballfieber" beobachtet Klinsmann in Monaco. In Mailand haben 80 000 Tifosi geschrien, daß er Gänsehaut bekam. "Hier muß alles aus dir kommen." Wenn in Nice Matin, der auflagenstärksten Zeitung an der Côte d'Azur, 80 Zeilen über den Klub informieren, "ist das viel. So sehen die Leute das hier", sagt Klinsmann. Keiner fotografiert hinter seiner südafrikanischen Freundin her, mit der er zweimal wöchentlich Französischunterricht nimmt. "Im Sommer war ich mittags kurz am Beach, und niemand hat sich darum gekümmert."
In La Turbie wurde ein Fels weggesprengt und zwei Rasenplätze auf der freien Fläche angelegt. In einer Containerburg sind Dusche, Massage- und Aufenthaltsraum angelegt. Dort trinkt er Kaffee mit Kollegen aus Portugal, Brasilien, der Elfenbeinküste, Kroatien und diskutiert, was die Gazetta dello Sport "wieder erfunden" hat. Wenn er beim Probekick seinen "Rappel kriegt" und den Ball vor die weiße Felswand donnert, "lachen die anderen. Die wissen, ich krieg mich wieder ein".
Überall, glaubt Jügen Klinsmann nun, habe er sich "das Beste herausgesucht: Von den Italienern habe ich gelernt, in den Tag zu leben" und die "deutsche Pünktlichkeit und Korrektheit zu schätzen". In Frankreich "werde ich toleranter". Es wird wahrscheinlich immer so aussehen, als ob er sich mehr mit dem Leben als mit dem Fußball beschäftigt. Dabei gab es auf der Südamerika-Reise beim 4:1 über Uruguay keinen Besseren in Schwarzweiß. CHRISTOPHER KEIL
Arnold Schönberg hat Konjunktur, der Papst der Zwölftonmusik. Kaum zufällig, doch ohne jeden Kalenderzwang, bündeln sich in diesem Monat die ambitionierten Veranstaltungen. Gerade gastierten die Bochumer Symphoniker in Los Angeles (s. FR v. 24. 2.), wo Schönberg 1951 im Exil verstarb. In der Long Beach Opera zeigten sie das vollendete Oratorium "Die Jakobsleiter" in der visionären Inszenierung von Werner Schroeter. Sie war zuvor in Düsseldorf zu sehen. Ende Februar sodann tagt in Duisburg der Dritte Internationale Schönberg-Kongreß - mit einer Ausstellung und über zwanzig Referaten zu Themen der Wissenschaft und der Aufführungspraxis.
Die Musiktheaterwerkstatt am Staatstheater Wiesbaden gab jetzt im Vorfeld einen fast intim zu nennenden Vorgeschmack. Im Mittelpunkt stand Schönbergs Klavierschaffen aus den Jahren 1909 bis 1931. Aus der Schweiz kam der Pianist Jean-Jacques Dünki und spielte gedankenklar, mit atmender Expressivität. Von Berlin reiste Rudolf Stephan an, emeritierter Ordinarius der Musikwissenschaft an der Freien Universität und Leiter der Schönberg-Gesamtausgabe wie des Schönberg-Kongresses. Bewegt und bewegend skizzierte Stephan den weiten Horizont von Schönbergs Gedankenabenteuer.
Vor allem aber war aus Venedig Schönbergs Tochter gekommen, Nuria Schoenberg-Nono, die Witwe des Komponisten Luigi Nono. Also eine Erscheinung wie einstmals Cosima Wagner, die Tochter Liszts und Gattin Richard Wagners? Keineswegs ein Hauch von Gralshüterschaft oder aristokratischer Trauerpose. Wohl aber eine tatkräftige Verwalterin des zweifachen Erbes, wie nicht zuletzt ihre unlängst im Verlag Ritter, Klagenfurt, erschienene Monographie des Vaters Arnold Schönberg beweist. Eine opulent ausgestattete Dokumentation im stattlichen Folio-Format (468 Seiten, 179 Mark), im Untertitel gekennzeichnet als "Lebensgeschichte in Begegnungen". So nannte der Komponist 1924 - er war damals fünfzig geworden - die Materialsammlung zu seiner Autobiographie. Eines seiner vielen in Angriff genommenen, nie abgeschlossenen Bekenntnis- Projekte.
Gänzlich unkompliziert gab uns Nuria Schoenberg-Nono Auskunft im Gespräch, während Pianist Dünki nebenan mit seinem Probespiel die authentische Klangkulisse lieferte. Auskunft über ihre frühen Jahre in Amerika, das sie dreiundzwanzigjährig dann verließ; über ihr Bild des Vaters, aus dem sich anscheinend alle strengen Züge verwicht haben. Aufschluß erhielten wir über ihre frühen musikalischen Eindrücke, besonders bei Schönbergs Proben zur Schallplattenaufnahme seines "Pierrot lunaire".
War es nicht immer Schönbergs Methode gewesen, einem bekannten Kalkül entweder seine Prämissen zu rauben oder aber neue Bestimmungen hinzuzufügen, so daß die alte Balance kippte und - spielerisch oder streng - ein neues Gleichgewicht erst erfunden werden mußte? Ob er nun Schach auf hundert statt auf vierundsechzig Feldern spielte oder - folgenreicher - das Gravitationsgefühl des Grundtons außer Kraft setzte und damit den freien Fall der Töne im unendlich gedachten Klangraum ermöglichte, also die Krise der Tonalität zuspitzte und das alte System sprengte: immer herrschte in allem der nicht revozierbare Drang, die Vielfalt im Kombinatorischen zu steigern und das Chaos soweit zu verschönern, daß es sich dem Sinn einer Ordnung wieder annäherte. Alles Ornamentale war dabei nur störend im Weg: nutzlos gewordene Eierschale des Neuen und Wahren.
Aber auch in den dreimal sieben Melodramen des "Pierrot lunaire" op. 21 von 1912 - von der Uraufführung an erfolgreich "durch die Neuartigkeit, die sie in so vieler Hinsicht boten" (Schönberg) - werden alte Axiome entthront, Perspektiven gewechselt, der Klangraum gestaucht. Nicht anders beschreibt Nuria Schoenberg-Nono die paradoxen Anforderungen an die sanglich behandelte "Sprechstimme", die gleichwohl "nie an Gesang erinnern" darf, wie der Komponist im Partitur-Vorwort anmerkt. Wie sich die Tochter ausdrückt, müssen die notierten Tonhöhen "in Betracht genommen werden". Die artikulierten Regeln des Gesanges überwölben gleichsam das ursprünglichere, im Spektrum begrenztere Medium der Sprache. Im folgenden seien einige Ausschnitte des Gespräches wiedergegeben, ohne den Versuch, die Lebhaftigkeit des unmittelbaren Ausdrucks durch grobe Schriftdeutsch-Retuschen anzutasten.
FR: Arnold Schönberg war ein Gesetzgeber in der Musik des zwanzigsten Jahrhunderts, ein unerbittlicher Freund der Wahrheit, ein Prophet. Wie konnten Sie, Frau Nuria Schoenberg-Nono, in der Familie mit einem Propheten zusammenleben? NSN: Ja, das war sehr einfach. Er war ja nicht nur ein Prophet und nicht nur ein Gesetzgeber, sondern auch ein liebenswürdiger Vater, ein wunderbarer Ehemann für meine Mutter. Und für uns war das ganz einfach, vielleicht auch weil er eben so gerecht war. Auch weil er uns das Leben eigentlich einfacher gemacht hat dadurch, daß wir gewußt haben, wo wir stehen. Und was erlaubt war und was nicht erlaubt war. Und was gut war und was schlecht war und so weiter. Er hatte eine Autorität in der Familie, die nicht von der Macht kam, sondern von dem Wissen, von dem Können, auch von der Liebe her. Und so war es eigentlich, glaube ich, viel einfacher für uns, in so einer Familie aufzuwachsen, als es für viele andere ist mit weniger prophetischen Vätern." FR: Was sind Ihre frühesten bleibenden Erinnerungen im Musikalischen?
NSN: Ja, leider, als ich aufgewachsen bin in Amerika, gab es sehr wenige Aufführungen von der Musik meines Vaters. Er war ja in Europa verboten, in Deutschland und Österreich und in Italien, und in Amerika noch nicht so bekannt oder beliebt, wie man es sich hätte wünschen können. Und so sind eigentlich meine Erinnerungen an Aufführungen seiner Musik schon Erinnerung einer Fünfzehn-, Sechszehnjährigen.
Es gab Abende zu Hause vor dem Radio. Und da saßen wir dann, die ganze Familie, vor dem Radio und mit der Partitur und hörten zu und folgten auch in der Partitur. Und das waren besonders schöne Zeiten.
Vielleicht die wichtigste Erfahrung für mich waren die Proben zu der Aufnahme von ,Pierrot lunaire', die mein Vater dirigiert hat mit Mitgliedern des Kolisch- Quartetts und mit Erika Stiedry-Wagner. Das war eine phantastische Zeit für mich. Ich war zwar noch ganz jung, aber ich erinnere mich sehr gut an diese Proben und danach an die Aufnahme, wo ich dabei sein durfte.
Ich erinnere mich sehr gut, wie mein Vater erstens der Frau Stiedry-Wagner immer gesagt hat, sie sei wie ein anderes Instrument und ihre Stimme müßte mit den anderen Instrumenten - ,interact' - ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt. Sie müßte hinein und heraus durch die anderen Stimmen gehen und nicht eine Stimme oder ein Sprecher sein mit einer Begleitung von anderen Stimmen. Und auch, daß es natürlich nicht gesungen sein soll!
Und das ist sehr wichtig. Er hat auch später geschrieben, daß, wenn er Melodien schreiben wollte, hat er Melodien geschrieben. Und die hatten dann auch einen musikalischen Wert. Das heißt, das Verhältnis zwischen den verschiedenen Tonhöhen hatte dann seine musikalischen Regeln.
Im Sprechgesang haben die Tonhöhen einen ganz anderen Wert. Das heißt, sie sollen, wie er auch in seinem Vorwort zu ,Pierrot lunaire' sagt, in Betracht genommen werden. Man muß sie denken. Sie sollen aber nicht gesungen werden. Und sie zeigen nur die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Tonhöhen der Sprache, aber nicht des Gesanges."
FR: Ein zentrales Werk im amerikanischen Exil ist ,A Survivor from Warsaw', 1947 komponiert. Seit wann wußte Schönberg von dem Umfang der Greul in den Konzentrationslagern Präziseres?
NSN: Ja, man hat nicht ganz Genaues gewußt. Man hat nicht Präzises gewußt. Aber mein Vater hat schon, bevor es alles passiert ist, schon vor der ,Kristallnacht', geschrieben, daß, wenn es so weiter ginge, würden die Juden ermordet und vernichtet werden. Und so war es leider für ihn auch keine große Überraschung, daß das passierte. Natürlich, als er dann Nachrichten bekam aus Europa und man wirklich wußte, daß diese furchtbar schrecklichen Sachen passierten, war er natürlich ganz erschüttert.
Die Geschichte vom ,Überlebenden von Warschau' stammt aus einem Dokument, aus einem Brief von jemandem, der eben im Ghetto von Warschau war und im Konzentrationslager überleben konnte. Und das hat natürlich meinen Vater sehr schockiert, und er wollte das wieder in Musik wiedergeben.
FR: Wäre Schönberg - wider Erwarten - mit der heutigen Rezeption seiner Werke zufrieden?
NSN: Ich finde es immer sehr schwer zu sagen, was jemand anderer denken würde, wenn er da wäre. Ich spreche lieber von Dokumenten und Sachen, die ich weiß. Sicher würde er sich freuen, wenn er Aufführungen hat und daß er einen gewissen Erfolg hat. Er hat die Stücke ja geschrieben, damit sie gehört werden.
FR: Hatte Luigi Nono noch Schönberg persönlich kennengelernt?
NSN: Nein, leider nicht. Weil mein Vater ja nicht mehr nach Europa zurückgekommen und Nono erst viel, viel später nach Amerika gekommen ist.
FR: Aber im Frühschaffen von Nono wird bereits der Zitatbezug zum Werk Schönbergs hergestellt.
NSN: Ja, er hat mit Bruno Maderna und mit Hermann Scherchen die Musik meines Vaters und der anderen Komponisten der sogenannten Zweiten Wiener Schule studiert und hat immer die Musik meines Vaters sehr geliebt und verehrt. Er hat auch "Intolleranza" meinem Vater gewidmet.
FR: Kennen Sie die herausragende Produktion von "Intolleranza" in Stuttgart, die im März wieder in den Spielplan aufgenommen wird?
NSN: Ja, ich war dort bei der Premiere. Und sie ist wirklich sehr, sehr stark und musikalisch ausgezeichnet. Und auch als Bühnenbild sehr, sehr stark. Und ich glaube, sie trifft sehr gut jetzt das Publikum, in einer Zeit, wo die Intoleranz vielleicht wieder ein Thema ist. Leider.
FR: Letzte Frage: Welche Aktivitäten gibt es derzeit in Sachen Nono?
NSN: Ja, dieses Jahr wird die Biennale von Venedig im Juni einen großen Teil der Konzerte ihm widmen, und so auch im "Zeitfluß" bei den Salzburger Festspielen im August. Dort wird auch die Oper "Prometeo" gespielt. Und andererseits werden seine letzten Partituren studiert und jetzt herausgegeben von Ricordi mit sehr interessanten Erläuterungen von den Leuten, die mit ihm in den letzten Jahren gearbeitet haben. Und ich hoffe, noch dieses Jahr eine Art Archiv in Venedig zu eröffnen, wo seine Bibliothek und Kopien von seinen Manuskripten und andere Sachen aus seinem Nachlaß für Leute, die sich dafür interessieren, vorhanden sein werden."
Einzig angemessener und würdiger Entschluß, einem so überragenden Komponisten wie Luigi Nono in seiner Heimatstadt Venedig eine Forschungsstätte einzurichten, die einer fachlich interessierten Öffentlichkeit ihre Pforten öffnet. Ein weiterer, wohltuender Unterschied zwischen den beiden Genietöchtern und Geniegattinnen Nuria Schönberg-Nono und Cosima Wagner, zwischen Bayreuther Verschlußsachen und italienisch-kollegialer Gastlichkeit? Man wird es sehen.
HEINZ-HARALD LÖHLEIN
HANNOVER, 22. Februar. Obwohl sich vor der deutschen Küste bisher keine großen Tankerunfälle ereignet haben, werden auch hier jedes Jahr Tausende von Vögeln mit veröltem Gefieder gefunden. Die Norddeutsche Naturschutzakademie hat fünf Jahre lang gemeinsam mit dem Bundesamt für Seeschiffahrt die Ursachen untersucht. Das tägliche Vogelsterben in der Deutschen Bucht ist, dem jetzt vorgelegten Untersuchungsbericht zufolge, nicht auf Rohöl aus Tankern zurückzuführen, sondern auf Brennstoff- rückstände von Schiffsmaschinen.
Als Folge des Ölpreisanstiegs vor zwei Jahrzehnten werde nämlich seit Ende der siebziger Jahre statt Dieselbrennstoff ein kostengünstigeres Schweröl verwendet, bei dessen Aufarbeitung an Bord der Schiffe Rückstände anfielen. Trotz Überwachung der Schiffahrtswege durch Wasserschutzpolizei, Zoll, Bundesgrenzschutz und Marine lasse sich bisher nicht ganz verhindern, daß die Rückstände illegal ins Meer eingeleitet würden, berichtete die Naturschutzakademie.
Im Jahre 1988 war in allen deutschen Seehäfen eine unentgeltliche Ölentsorgung der Schiffe eingeführt worden. Daraufhin hörte die Ölverschmutzung der Nordsee zwar nicht auf, aber sie ließ nach.
Die Naturschutzakademie beklagte nun in ihrem Bericht, daß Schleswig-Holstein schon Ende 1991 aus der unentgeltlichen Ölentsorgung ausgestiegen sei und daß die anderen deutschen Küstenländer die Finanzierung nur noch bis Ende dieses Jahres gesichert hätten. Aus finanziellen Gründen könne auch diese Untersuchung nicht weitergeführt werden, teilte die Akademie mit.
Die Bundessieger des Schülerwettbewerbs "Make a Video" kommen aus Hessen. In der Gruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen gewannen Schüler der Gruppenschule Petterweil (Wetteraukreis) mit ihrem Videofilm "Robo" den ersten Preis, und in der Gruppe der 13- bis 19jährigen kamen Schüler der Frankfurter Paul-Hindemith-Schule mit "Überleben zwischen Knast und Gittern" an die Spitze, wie der Südwestfunk mitteilte.
Veranstaltet wird der Wettbewerb von den in der Europäischen Rundfunkunion zusammengeschlossenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die Europa- Sieger werden vom 9. bis 12. Mai in Helsinki ermittelt. Daran werden auch die zweit- und drittplazierten Videos teilnehmen. Die Bundessieger wurden aus 32 Landessiegern ermittelt. AP
MAINZ, 23. Februar (dpa). Nach Nordrhein-Westfalen will auch Rheinland- Pfalz seinen "Regierungsbunker" aufgeben. Innenminister Walter Zuber (SPD) kündigte in Mainz an, er werde vorschlagen, das Ausweichquartier für den Verteidigungsfall zu schließen. Es sei aufgrund der veränderten internationalen Sicherheitslage nicht mehr erforderlich. Die Landesregierung habe schon vor einiger Zeit Modernisierung und Neuinvestitionen gestoppt. Die Anlage befindet sich seit Mitte der 70er Jahre in Rheinhessen.
BERLIN, 22. Februar (dpa). Mobiltelefone verursachen nach Ansicht des Bundesamts für Strahlenschutz keine Krebserkrankungen. Nach Gesprächen mit Vertretern von Post, Umweltministerien, Herstellern und Normierungsgremien sei man sich allerdings einig, daß es erforderlich sei, die Energieabgabe der Geräte an den Menschen zu begrenzen, teilte die Kommission vor kurzem in Berlin mit.
Auch empfahlen die Strahlenschützer, bei tragbaren Telefonen des C- und D- Netzes einen Sicherheitsabstand zum Körper einzuhalten. Eine zu hohe Hochfrequenz-Energieabstrahlung mache sich in der Regel durch eine Erwärmung des Körpergewebes bemerkbar. Die Strahlung könne direkt auf Moleküle und Zellmembranen einwirken, was weiter untersucht werden müsse. Die in Haushalt und Büro verwendeten schnurlosen Telefone seien aufgrund ihrer geringen Leistung harmlos.
SUHL, 21. Februar (dpa). Die vier Stadtverordneten der von der CSU geförderten Deutschen Sozialen Union (DSU) in der thüringischen Stadt Suhl haben ihren Austritt aus der Partei erklärt. Ein Grund seien die ständigen Querelen im Bundesvorstand und im Thüringer Landesvorstand über die bundesweite Ausdehnung der DSU, sagte der Stadtverordnete Ralf Sauerbrei. In Deutschland sei neben der CDU kein Platz mehr für eine zweite konservative Bundespartei. Die DSU ist in den neuen Ländern teilweise recht stark in den kommunalen Parlamenten vertreten und stellt zahlreiche Bürgermeister.
Übernachtungsrekord durch documenta Die documenta, Weltausstellung zeitgenössischer Kunst, hat der Stadt Kassel im vergangenen Jahr einen Rekord an Übernachtungen beschert: Fast 300 000 Gäste übernachteten in den Hotels und Herbergen über eine halbe Million mal. Das waren 26,1 Prozent Übernachtungen mehr als im Jahr 1991.
Opfer von Verkehrsunfällen dürfen nach Auffassung renommierter Medienrechtler im Fernsehen nicht ohne besondere Erlaubnis gezeigt werden. Ein "normales Opfer" werde durch einen Autobahnunfall nicht automatisch zu einer "relativen Person der Zeitgeschichte", betonte der Münchner Rundfunkrechtler Johannes Kreile auf epd-Anfrage zu den rechtlichen Auswirkungen der "Reality- TV"-Sendungen. Die kommerziellen Sender müßten vor Ausstrahlung entsprechender Beiträge von den Betroffenen die Zustimmung zur Nennung des Namens und zur Wiedergabe des Bildes einholen. Mit diesen Einwilligungen wird jedoch nach Kreiles Einschätzung in den Privatsendern "sehr nachlässig" umgegangen. Er wisse von "zwei, drei Fällen", in denen sich Betroffene gegen ihre Fernsehverwertung gewehrt hätten. Diese Konflikte würden allerdings außergerichtlich beigelegt.
In allen Fällen von Reality-TV seien Fragen des "Persönlichkeitsschutzes" nicht nur der Unfallopfer, sondern auch des Rettungspersonals berührt, sagte Kreile. Wenn ein Notarzt sich eindeutig Fernsehaufnahmen seiner Arbeit verbitte, müsse das Filmen eingestellt werden. Wenn der Arzt jedoch vom Kamerateam keine weitere Notiz nehme, weil er voll auf seine Arbeit konzentriert sei, sei ein "Grenzbereich" berührt, so der Rundfunkrechtler. Die Kommerzsender könnten nicht behaupten, das beteiligte Rettungspersonal bestehe aus "relativen Personen der Zeitgeschichte" und müsse es sich deshalb ohne weiteres gefallen lassen, bei der Arbeit gefilmt zu werden.
Der Dortmunder Journalistik-Professor und Medienjurist Udo Branahl verwies auf die vorliegende differenzierte Rechtsprechung zur Abbildung von Polizisten auf Demonstrationen. Die bloße Anwesenheit eines Beamten erlaube es den Medien nicht, sein Bild öffentlich zu verwenden. Zur Kritik der Berufsvereinigung der Notärzte, Aufnahmen für Reality-TV behinderten die Lebensrettung auf unverantwortliche Weise (die FR berichtete darüber), sagte Branahl, das subjektive Gefühl eines Arztes, er werde zum Beispiel durch grelles Kameralicht behindert, könne juristisch nicht genügen. In einem solchen Fall könnte sich die Polizei künftig bei Einsätzen generell behindert fühlen und die Beobachtung durch Journalisten unterbinden.
Da es sich bei der Beurteilung von Reality-TV juristisch um "absolutes Neuland" handelt, wird von den befragten Medienrechtlern auch die Frage als schwierig eingestuft, ob sich Hinterbliebene gefallen lassen müssen, den Unfalltod ihrer Angehörigen auf dem Fernsehschirm nacherleben zu müssen und ob sie zu einer Fernsehausstrahlung ihre Einwilligung erteilen müssen. Johannes Kreile sieht die Persönlichkeitsrechte Hinterbliebener dann tangiert, wenn der Tod "mit einem Makel behaftet" ist, wie es bei Drogentoden, Sexualmorden oder Selbsttötungen der Fall sei. Eine Beeinträchtigung werde in der Regel auch dann vorliegen, wenn für die Hinterbliebenen durch die "Art der Darstellung" ein Weiterleben im normalen Alltagsumfeld erschwert werde.
Auf seiten der Privatsender sieht SAT-1-Justitiar Peter Lück nach seinen Worten einerseits die Notwendigkeit einer "besonderen Sensibilität" in diesem Bereich. Programmverantwortlich seien aber zunächst nicht die Sender, sondern die Auftragsproduzenten, die vertraglich zusagen müßten, daß die Produktionen "frei von Rechten Dritter" seien. Lück räumte ein, daß es sich bei allen Sendungen des Typs "Reality-TV" nicht um aktuelle Berichterstattung handele. Die gezeigten Opfer und Akteure seien deshalb keine "relativen Personen der Zeitgeschichte", die ohne ihre Zustimmung gezeigt werden dürften. Der SAT-1-Justitiar sprach von einem "neuartigen Rechtsproblem im deutschen Raum". epd
GROSS-GERAU. Zum "Kindertagesstätten-Tag '93" laden Erzieherinnen und Erzieher des Kreises Groß-Gerau am Samstag, 27. Februar, von 11 bis 18 Uhr in die Martin-Buber-Schule ein. Im Verlauf des Tages wollen sie ihre pädagogische Arbeit der Öffentlichkeit vorstellen und haben dazu Info-Stände und ein Begleitprogramm organisiert, wo zum Beispiel die Erzieherinnen von Mörfelden- Walldorf Sketche zeigen. Gegen 16 Uhr ist eine Podiumsdiskussion mit Landtagsabgeordneten. Die Erzieherinnen und Erzieher wollen den Tag nutzen, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen und deren Vorstellungen von Pädagogik im Vorschulalter zu erweitern. wal
KREIS GROSS-GERAU. Die Tollwut ist ins Kreisgebiet zurückgekehrt - mit einem in der Gemarkung Weiterstadt aufgefundenem Fuchs. Da nach dem Tierseuchengesetz das Gebiet im Umkreis von zehn Kilometern zu gefährdeten Bezirk erklärt werden muß, gilt die Verordnung auch für einige Kreiskommunen. Betroffen sind: der Stadteil Mörfelden, die Stadt Groß-Gerau sowie deren Stadtteile Berkach, Dornheim und Wallerstädten, die Gemeinde Büttelborn und deren Ortsteile Klein-Gerau und Worfelden sowie im Südkreis der Riedstädter Ortsteil Wolfskehlen.
Überall dort werden nun Tollwut-Warnschilder montiert. Hunde und Katzen dürfen, sofern sie nicht geimpft sind, nicht mehr frei laufen. Jäger sind gehalten, Wild, das Anzeichen von Tollwut zeigt, zu erlegen. Und Leute, die auf Tiere mit anormalem Verhalten treffen, sollten das Staatliche Veterinäramt informieren.
Tollwut ist eine Viren-Infektionskrankheit, die Tier und Mensch befallen und tödlich enden kann. wal
BÜTTELBORN. Für 650 000 Mark zuzüglich Nebenkosten erwirbt die Gemeinde einen 50prozentigen Anteil des Gasthauses "Zur Krone" in der Darmstädter Straße. Diesen Beschluß faßte das Gemeindeparlament einstimmig. Bürgermeister Horst Gölzenleuchter (SPD) hatte den Kauf damit begründet, daß sich damit die Situation insgesamt verbessere. In dem Haus sind Asylbewerber untergebracht, die die Gemeinde eingemietet hat.
Durch den Teilkauf des Anwesens, könnten etwa 90 000 bis 100 000 Mark eingespart werden, weil durch den Erwerb die Mietkosten wegfallen. Der Gemeindevorstand ist jetzt am Zug, den Kaufvertrag abzuschließen und die Finanzierungsmodalitäten zu klären. Die Kosten von 700 000 Mark sollen über ein Darlehen aufgebracht werden, wodurch die gemeindlichen Kreditverbindlichkeiten auf 1,6 Millionen Mark anwachsen. Auf die Frage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Kurt Sauerborn, wie es mit den übrigen 50 Prozent der "Krone" aussehe, meinte Gölzenleuchter, daß seitens der Besitzer auch für den Rest des Hauses Verkaufsbereitschaft signalisiert worden, ein Ankauf allerdings erst nach dem 1. Dezember 1993 möglich sei. wal
SCHWANHEIM. Roms Vermächtnis ist überall sichtbar. Nicht zuletzt in Schwanheim hinterließ die antike Kultur ihre Spuren. Einer davon widmete sich Norbert Müller im Heimatmuseum. Das Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins sprach vor zahlreichen Interessierten über den archäologischen Fund einer römischen Villa Rustica. Beim Ausbau der Autobahn "Kelsterbacher Querspange" waren Fundamente des antiken Landhauses westlich der Wanzenschanze entdeckt worden.
Bereits 1971 waren die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Schwanheim im Rahmen einer Spurensuche nach dem "Altdorf" Schwanheim auf ein größeres römisches Anwesen gestoßen. 1984 wurde ein weiteres Landhaus zwischen Alsterbacher und Kelsterbacher Weg freigelegt. Doch beide Ausgrabungen erregten nicht eine solche Aufmerksamkeit wie die Villa Rustica im Gebiet der Südumgehung Frankfurt-Höchst.
Das 24 Meter lange und elf Meter breite Gebäude stammt vermutlich aus der Zeit von 230 nach Christus. Darauf hin deutet der Fund einer Münze mit dem Emblem des Severus Alexander, der zwischen 222 und 235 nach Christus über Rom herrschte. Die Hobbyarchäologen stießen bei ihren Ausgrabungen auf Gebrauchskeramik, Mühlsteinfragmente und Küchengeschirr. Gleichzeitig entdeckten sie Brandschichten im Gemäuer, die auf eine Zerstörung des Gebäudes schließen lassen. Die Tatsache, daß zur gleichen Zeit die Germanen von Norden in das römisch besetzte Gebiet eindrangen, untermauert die Vermutung einer gewaltsamen Vernichtung der Villa Rustica.
Barry Cuncliffe, Professor für Archäologie in Southampton, beschreibt die damalige Situation mit den Worten: "Die mittleren Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts sahen die Barbaren auf allen Seiten die Grenzen durchbrechen und in römisches Territorium einfallen." Zurückzuführen war die militärische Schwäche des Weltreichs auf die Anarchie nach dem Tod Severus Alexanders.
Wichtigster Teil der Ausgrabungen des römischen Anwesens ist der Steinbrunnen. Neben den Gebrauchsgegenständen fanden Müller und seine Kollegen auch die Knochen eines menschlichen Skelettes. In Zusammenarbeit mit dem Anthropologischen Institut der Universität Frankfurt konnten Geschlecht, Größe und Gestalt des Toten rekonstruiert werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler handelt es sich um die sterblichen Überreste eines etwa 23 Jahre alten Mannes; sein Tod wurde vermutlich durch einen Schwerthieb verursacht, möglicherweise im Kampf mit einfallenden Germanenstämmen. Rätselhaft ist den Experten, weshalb die Leiche in einem Brunnen zwischen allerlei Gegenständen bestattet wurde. Eine beigelegte Stierskulptur, sagt Müller, könnte Licht ins Dunkel bringen: Sie galt als Symbol übernatürlicher Kräfte und ist möglicherweise ein Hinweis auf eine Sonderbestattung mit mystischen Hintergründen.
Viele Fundstücke der Villa Rustica werden derzeit im Heimatmuseum Schwanheim ausgestellt. Darüber zeigen auch die Relikte der beiden weiteren Ausgrabungen, wie die Römer vor 1800 Jahren in der Gemarkung lebten. Das Museum ist geöffnet am Sonntag von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. ole
Sport als Mittel zur Völkerverständigung Mennel läuft für den Frieden Städtelauf Frankfurt/Oder-Prag / Verein fehlen Sponsoren
Bis zu seinem 25. Lebensjahr war Jürgen Mennel ein Langstreckenläufer wie viele andere auch. Er rannte um Meister- Ehren und persönliche Bestzeiten, was sonst. Und doch suchte der ehemalige Deutsche Meister im 100-Kilometer- Bahnlauf eine ganz neue Motivationsquelle - und fand eine. Immer öfter läuft er meilenweit für den Frieden. Seit der leichtfüßige Schwabe 1985 im "Alleingang" vom heimischen Neckarsulm in die 1200 Kilometer entfernte Partnerstadt Carmaux (Frankreich) trabte, hat er den Sport zum Medium der Völkerverständigung erkoren. "Es war mir auf Dauer zu dumm, nur um der Leistung willen, endlose Runden auf der Aschenbahn zu drehen." Wer nun glaubt, der Sozialpädagoge sei ein naiver Weltverbesserer, der sich, von versteckter Eitelkeit getrieben, zum politischen Sendboten in Läufergestalt berufen fühlt, sieht sich getäuscht. Vielmehr möchte der inzwischen 32jährige einem neuen Sportverständnis den Weg bereiten. Als einer, der den Sport als "sinnvolles Kommunikationsinstrument" begreift, hat er über die von ihm inzwischen kultivierten Partnerstadt-Läufe hinaus längst ein zweites, innovatives Standbein gefunden. Als Mitbegründer des alternativen Sport- und Kulturvereins Ulysses will er sozialen Randgruppen ein nie gekanntes Körper- und Gemeinschaftsgefühl vermitteln. Ob geistig Behinderte oder Obdachlose, da ist jeder willkommen, dem Bewegung Freude macht. Wo gute Ideen sind, ist jedoch meist kein Geld, und so versucht Jürgen Mennel mit allem, was in seiner Macht steht, Sponsorengelder flüssig zu machen.
Dies ist fürwahr kein leichtes Unterfangen, denn zwischen Sport und Wirtschaft auf der einen und "Sozialem" auf der anderen Seite, bestehen nach wie vor tiefe Berührungsängste. Zwar würden von seiten der potentiellen Geldgeber große und mithin werbeträchtige Töne gespuckt, doch wenn's ans Eingemachte gehe, stehen Jürgen Mennel und seine Mitstreiter ein ums andere Mal vor verschlossenen Türen in den Chefetagen. Da ist guter Rat teuer, und wenn's denn sein muß, dann läuft Jürgen Mennel eben mal wieder.
Mit Aktionen wie dem am 27. Februar beginnenden Städtesololauf zwischen Frankfurt/Oder und Prag, wo Emil Zatopek seinen Dauerlauf-Kollegen in Empfang nehmen wird, will der sportliche Sozial-Rebell Mennel gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Außer dem Rühren der Werbetrommel soll der Lauf in die tschechische Hauptstadt einer Kette nachfolgender Fahrradstafetten vorauseilen. Bevor sich Jürgen Mennel jedoch auf Schusters Rappen davonmacht, will er sich im Jugendzentrum von Frankfurt/ Oder gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit auch verbal stark machen. Gespräche mit verschiedenen Kommunalpolitikern und Vertretern von Sport und sozialen Einrichtungen sollen darüber hinaus auch die Kunde vom etwas anderen Sportverständnis in ostdeutsche Lande tragen.
Der Läufer, der den Sport und seine in purem Leistungsdenken festgefahrenen Großverbände vom "eindimensionalen Scheuklappendenken" befreien möchte, hat bei allem Engagement auch noch sportlichen Ehrgeiz. Auf der Strecke gen Böhmen steht ihm immerhin das Riesengebirge im Weg. Da muß Jürgen Mennel dann auch mal rein sportlich Farbe bekennen. MARGIT REHN
Die Frage, welch ein allgemeines Prestige ein Komponist genießt, ist für den Hörer erheblicher, als man annehmen möchte. Bis weit ins 20. Jahrhundert war, im Schatten Beethovens und im Vergleich zum universalen Mozart, wenig Platz für Franz Schubert; sein nicht zu übersehendes Liedschaffen schien ihn zum Kleinformatler zu stempeln; im übrigen wollte man in ihm vornehmlich eine liebenswerte Wiener Lokalgröße sehen ("Schwammerl"), den Ahn einer unkomplizierten "musikantischen" Romantik. Die Violin-Sonatinen paßten sich diesem Rezeptions-Rahmen scheinbar widerspruchslos ein. Sie avancierten zum Gegenstand behäbiger Hausmusik. Der Rezensent erlebte es noch in seiner Jugend im Kreise musizierender Ärzte, wie erholsam man sich, nach anspruchsvoller Arbeit an Bach und Beethoven, bei diesen Stücken "ausruhte", nicht ohne allerdings die belächelten Schubertschen Längen durch kräftige Striche (vornehmlich in den Rondosätzen) auszubügeln, womit man sich selbst ein hochprofessionelles, den dummen Schubert aufgeklärt nachbesserndes Formverständnis bescheinigte.
Mit diesem Dunstkreis des stillvergnügten Bildungsphilistertums haben die Neuaufnahmen mit Gidon Kremer und Oleg Maisenberg nicht das geringste mehr zu tun. Die Interpretationen sind gekennzeichnet durch großen Ernst, unverkürzte Darstellung des Zwielichtigen, Abgründigen. Gleichwohl wird auch dessen Milderung in den durchweg kleiner gefaßten, behutsamer angelegten Charakteren nicht unterschlagen - die Kunst der nuancierten Übergänge, des plastischen Themenvortrags zeigt sich dabei nur um so prägnanter. Genau abgewogen auch die Gewichte der beiden größeren viersätzigen Werke (in a-Moll und g-Moll) und der einfacheren, geradlinigeren, nur leise verschatteten D-Dur-Sonatine.
Eine Randnotiz verdient die Präsentation. Die Editoren konnten sich nicht entscheiden, ob sie die Werke (authentisch) als Sonatinen oder (mit Renommiergestus) als Sonaten veröffentlichen sollten - so werden beide Begriffe verwirrend auf CD und Beilage abwechselnd benutzt, eine kuriose (Nicht-)Entscheidung.
Das Schweizer Label Claves aus Thun war immer bekannt für eine sorgfältig durchdachte Programmpolitik. Die nun ins Auge gefaßte Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk willfährt einem eher bedenklichen Trend. Die Radioklangkörper streben mit Standardrepertoire nach Marktrepräsentation; andererseits blicken auch Kleinfirmen stolz auf kostengünstige Veröffentlichungen aufwendigerer Vorhaben im eigenen Hause. Abgesehen von solchen Anstalts- und Betriebsperspektiven gibt es aber wenig Legitimation für einen Titel wie die Große C-Dur-Symphonie mit dem Saarbrücker Radioorchester. Ja, wenn der Dirigent noch Hans Zender hieße! Aber es ist hier nur ein Mann der Paßform, der wieselige Marcello Viotti, der das allbekannte Opus mäßig geprobt und in matt ausgeleuchteten Konturen abspult. Daß er sich dabei (im zweiten Satz besonders merklich) an die neu aufgefundenen Quellen hält, ist immerhin ein Verdienst. Ansonsten klingt's wie gehabt (gröbliche Verbreiterung in der Coda des Kopfsatzes) bis auf einige eher hilflos anmutende Extra-Rubati im (nicht alle Wiederholungen berücksichtigenden) Scherzo und im Finale. Eine überflüssige Neuerscheinung.REMIGIUS SCHAEFER
Schubert: Sonatinen für Violine und Klavier; Gidon Kremer, Oleg Maisenburg; Deutsche Grammophon 437 092-2
Schubert: Symphony No. 8 C Major; Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrükken, Dir.: M. Viotti; Claves 50-9221
Nach dem gescheiterten Projekt, das Weltmeisterschafts-Finale im Schach in Barcelona zu veranstalten, hat eine andere spanische Stadt nach Experten eine Chance, die Begegnung zwischen Garri Kasparow und Nigel Short zu organisieren. Am heutigen Montag entscheidet der Schachverband, ob die Austragung dem Kandidaten Santiago de Compostela, Belgrad oder Sofia zugesprochen wird. Das kleine Santiago de Compostela in Galicien (90 000 Einwohner), das am Ende des mittelalterlichen Jakob-Pilgerwegs liegt, feiert 1993 ein "Heiliges Jakobsjahr" und möchte das Finale als zusätzliche Werbung nutzen.
Santiago hat einen Trumpf vorzuweisen: Der Unternehmer Fernando Marcote, Initiator der Bewerbung, ist ein guter Freund Kasparows. Nach dem Turnier von Linares wird der Weltmeister auf Einladung Marcotes sich drei Wochen lang in Santiago auf das Finale vorbereiten. Ein Nachteil für den "kleinen" Kandidaten ist es, daß Marcote für den Anlaß nur etwa 1,2 Millionen Mark - für die er persönlich einsteht - bieten kann. Der Unternehmer teilte hingegen mit, daß er bereit sei, diese Summe mit der Hilfe anderer Sponsoren zu erhöhen.
Santiago reagierte mit der Bewerbung kurzfristig auf die Absage Barcelonas. Die katalanische Metropole hatte bereits die Zusage von Kasparow und Short, scheiterte aber an dem Geldmangel der privaten Sponsoren. WERNER HERZOG (Madrid)
NEU-ISENBURG. Zwölf Dozenten der Jugendmusikschule müssen weiter darauf warten, ihre Honorare von November und Dezember vorigen Jahres ausbezahlt zu bekommen. Und der Magistrat muß seinen Vorschlag ad acta legen, den ausstehenden Betrag in Höhe von rund 36 000 Mark vorzustrecken und später von den städtischen Zuschüssen für die Jugendmusikschule nach und nach wieder abzuziehen. Mit dieser Entscheidung folgte die Mehrheit des Stadtparlaments in seiner jüngsten Sitzung der Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses.
CDU, FDP, FWG und Grüne machten einen Strich durch die Rathauspläne. Öffne die Stadt jetzt ihr Portemonnaie, dann könne sie schon nach kurzer Zeit unter dem Druck zu stehen, weitere unbezahlte Rechnungen zu begleichen. Deswegen, so lautete die Begründung, müsse zunächst das Ergebnis der Liquidation abgewartet werden. Lediglich die Sozialdemokraten stimmten dafür, den Dozenten sofort unter die Arme zu greifen.
Anfang Februar war bekannt geworden, daß in der Abschlußbilanz des mittlerweile aufgelösten Bundes für Volksbildung (BfV), zu dem auch die Jugendmusikschule gehörte, ein Loch von mindestens 65 000 Mark klafft. In diesem Betrag sind auch die unbezahlten Dozentenhonorare enthalten.
"Wir dürfen doch diejenigen, die gute Arbeit geleistet haben, nicht im Regen stehen lassen", sagte SPD-Fraktionschef Werner Zimmermann. Härter ging er mit dem Magistrat ins Gericht: "Der BfV ist kein x-beliebiger Verein, sondern eng mit der Stadt verbunden. Daher kann der Magistrat nicht sagen, er habe nichts gewußt." Damit deutete Zimmermann an, daß mit Hilda Nitzsche (FWG) von 1984 bis zum Frühjahr 1992 ein Magistratsmitglied im Vorstand des BfV vertreten war.
"Ich bin aus allen Wolken gefallen", schilderte Hilda Nitzsche in einem Gespräch mit der FR ihre Überraschung, als Anfang vergangenen Jahres erstmals die Konsequenzen der wenig professionellen Führung des Vereins zutage traten: Seit 1988 hatte der BfV "vergessen", die vollständige Summe der städtischen Zuschüsse in Höhe von 240 000 Mark einzufordern und sich so ein Defizit von 64 000 Mark eingehandelt: "Lange Zeit fehlte mir jeglicher Überblick über die finanzielle Lage." An den jährlich vier Vorstandssitzungen habe sie zwar teilgenommen, "aber ich saß ja bloß als Delegierte des Magistrats dabei." Als die Misere deutlich geworden war, die Stadt ihren Zuschuß stoppte, handelte Hilda Nitzsche und zog sich aus dem Vorstand zurück: "Ich konnte es nicht verantworten, daß der BfV weiter hemmungslos Geld ausgab." Aus den Reihen des Magistrats trat jedoch niemand ihre Nachfolge an.
Um so erboster äußerten sich jetzt im Plenarsaal die parlamentarischen Führungsköpfe. "Da ist auf eine Art und Weise geschlampt worden, daß es zum Himmel stinkt", polterte beispielsweise Grünen-Fraktionschef Joachim Luft und fühlte sich gar an ein "Mini-Watergate" erinnert.
"So etwas kann nur jemand sagen, der keine Ahnung hat", hält Joachim Leber dem entgegen: "Im BfV-Vorstand hat keiner Dreck am Stecken. Da wurde nichts in die eigene Tasche gewirtschaftet." Der Leiter des Kulturamtes war von 1987 bis Mitte 1991 selbst Vorstandsmitglied und als Kassenwart für die Vereinsfinanzen zuständig. Nach eigenen Worten gab er dieses Amt wegen "beruflicher Überbelastung" auf. "Damals war noch alles in Ordnung", versichert der Beamte.
Laut Weber übernahm nach ihm eine seiner Mitarbeiterinnen, Heidrun Schäffer, die Kassengeschäfte. Nur ein Jahr später war der Posten wieder verwaist, weil die Inhaberin ins Sportamt wechselte und keine Zeit mehr für den BfV hatte. Da sich von den verbliebenen Vorstandsmitgliedern niemand fand, stellte sich Gisela Benedikt, die Fachbereichsleiterin für Maschinen- und Kurzschrift und gelernte Buchhalterin, zur Verfügung.
Zu diesem Zeitpunkt war das ehemalige Führungs-Quintett zum Duo zusammengeschrumpft. Denn mit Rechtsanwalt Harald Weisker hatte - aus beruflichen Gründen - nach Thomas Leber und Hilda Nitzsche - bereits das dritte Vorstandsmitglied seinen Abschied genommen. Übrig blieben der Vorsitzende Alexander Hach und Hanni Klees. Dazu Kulturamtsleiter Leber: "Der Vorstand war am Schluß einfach überfordert."
Wie ihr Weggefährte Hach - "Ich habe mir nichts vorzuwerfen" - weist auch Hanni Klees jede Verantwortung für das Finanzchaos von sich: "Ich habe mit der Kasse gar nichts zu tun gehabt." Wenn derzeit von allen Seiten auf den BfV geschimpft werde, dann schmerze sie das ungemein: "Schließlich stecken von mir 25 Jahre Arbeit in diesem Verein." leo
Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 37. Internationale Bilderbuchausstellung (bis 28. Februar); ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags 10 bis 13, 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Spielzeug im Wandel der Zeit (bis 11. April); sowie: Offenbacher Handwerk und Kunsthandwerk (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.
Ledermuseum, Frankfurter Straße 86: Impressionen in Leder von Dieter Fliedner, täglich 10 bis 17 Uhr, bis 27.2.
Stadtarchiv, Herrnstraße 61: Bild-Dokumentation - Alt-Offenbacher Originale, mo. bis do. 8 bis 12 u. 13.30-17.30 Uhr, freitags 8-14 Uhr, bis 26. Februar.
Stadtbücherei, Herrnstraße 82: Fotographien von Stefan Simon sowie Aquarelle und Bilder von Marc Simon, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 28. Februar.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Offenbacher Kunstverein, Kaiserstraße 99: Ekkehard Grubler - Malerei; dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 27. Februar.
Galerie unterm Dach, Kaiserstraße 40: Werke von Philip Dubuquoy, Eröffnung heute 19.30 Uhr, Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr.
OFf-Galerie, Kaiserstraße 32-34, HH: Uschi Zepter, Malerei und Grafik; Di. bis Sa. 11 bis 14 Uhr, bis 28. Februar.
Dietzenbach. Bürgerhaus, Offenbacher Straße: Käthe Kollwitz - Ich will wirken in dieser Zeit, zu den Bürgerhaus-Öffnungszeiten, bis 25. Februar.
Foyer des Rathauses: Vom Neubürger zum Mitbürger - Hessisches Hauptstaatsarchiv, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 26. Februar.
Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, geöffnet jeweils sonntags 10 bis 12 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Halma-Staat - Eine kleine Welt aus Halma-Figuren; sowie: Die Werkstatt des Harnischmachers - Zur Geschichte der Plattnerkunst, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Sa. 14 bis 18 Uhr, So. 10.30 bis 12.30 u. 14 bis 18 Uhr, bis 14. März.
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Bilder und Skulpturen von Angelika Schwindt, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 5. März.
Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50: Werke von Reiner Emrich, zu den Café-Öffnungszeiten, bis Mitte März.
Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre; sonntags, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen/Vorstellung neuer Exponate, geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Atelier Seidel Rembrücken, Friedhofstraße 1: Werke von Helen Leenen, mittwochs 11 bis 19 und freitags 14 bis 18 Uhr, bis 27. Februar.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz 3: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Öffnungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitgenössische Glasmalerei.
Restaurant Merzenmühle: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten.
Neu-Isenburg. Galerie Sinntrotz, Mainstr. 54: Hip-Hop-Ausstellung: Utopist im Konsummüll, dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, bis 26. Februar.
Stadtbücherei, Frankfurter Straße 152: Lebensmittelrecht im vereinten Europa, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 6. März.
Quartier IV, Luisenstraße 18: Werke von Inge Jost, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 8. April.
Hotel Kempinski Gravenbruch: Werke von Annegrete Henke-Reinarz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis Ende März.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Freitag, Samstag und Sonntag, 9 bis 17 Uhr.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, Sonntag, 10 bis 12 Uhr.
Stadtbücherei: Werke von Leo Leonhard, verlängert bis 26. Februar.
Lou ihr Milljöh, Dockendorffstr.8: Frank Weihe - Mantras, Spiel mit Farben und Formen, montags, samstags, 9.30 bis 11.30, dienstags, freitags, 9.30 bis 11.30 und 16 bis 18 Uhr, bis 28. Februar.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.
Seligenstadt. Galerie des Kunstforums, Frankfurter Straße 13: Christiana Crüger - Malerei, donnerstags 16 bis 20 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 7. März.
Rathaus: Fotoausstellung der Jugendpflege: Berlin - Durch das Auge der Kamera, während der Rathaus-Öffnungszeiten bis 12. März.
Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich.
Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mittwoch, 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 19 Uhr.
Museum Gruberhof; Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: Geöffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Vom Feigenblatt zum Body - Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche (bis 6. März); Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen; Mittwoch und Samstag, 14 und 17 Uhr, Sonntag, 10 bis 17 Uhr.
Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; Hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.
(Ohne Gewähr)
GALLUS. Der Vereinsring Gallus feiert Anfang Mai sein 25jähriges Bestehen. Dafür plant der Zusammenschluß von 36 Vereinen ein Zweitage-Programm, das der Vorsitzende Josef Häfner in der Jahreshauptversammlung im Haus Gallus etwa 60 Vereinsvertretern vorgestellt hat.
Am Samstag, 8. Mai, gibt es eine Feierstunde im Bürgerhaus. Vereinsring-Gründer und Ehrenvorsitzender Erdreich Voß wird in einer Laudatio auf die Geschichte des Verbands zurückblicken. Einen Tag später soll es einen Umzug durch das Gallus geben: Bis zu 400 Menschen werden, zum Teil in Vereinsuniformen, von der evangelischen Friedenskirche zum Haus Gallus laufen. Abschluß der Feier ist ein Tanzabend, den einige Aktive der Kultur- und Karnevalvereine mitgestalten. Die "Kulturwochen im Gallus" unterstützen das Jubiläumsfest.
Vorsitzender Josef Häfner betonte in seinem Rückblick auf vergangene Aktionen eine Spende über 2500 Mark an die Hans-Rosenthal-Stiftung. Das Geld war der Erlös mehrerer Veranstaltungen der Mitgliedsvereine. mb
NIED. "Wieder so ein Tag, der ganz praktisch zeigt, daß es mit dem Wohnungsbau in Frankfurt vorangeht", strahlte Andreas von Schoeler. Der Schlüssel, den der OB symbolisch dem jungen Familienvater Christian Rode samt Brot und Salz in die Hand drückte, öffnet eine von 196 städtisch geförderten Wohnungen, die jetzt an der Oeserstraße bezogen werden.
Auf dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk wächst ein neuer Stadtteil. Investor Dietmar Bücher will insgesamt 1000 Wohnungen hochziehen. Damit die Mischung stimmt, werden je ein Drittel freifinanziert, nach dem "Frankfurter Programm" und den Richtlinien des sozialen Wohnungsbaus errichtet.
Von Schoeler erinnerte daran, daß laut Bebauungsplan von 1985 längs der Oeserstraße 750 Reihenhäuser für Familien mit gehobenem Einkommen errichtet werden sollten. Die rot-grüne Mehrheit verwarf das ursprüngliche Konzept und beschloß eine verdichtete drei- und viergeschossige Bebauung. Ergebnis sei eine höhere Zahl von Wohnungen, "ohne daß wir eine anonyme Hochhauslandschaft bekommen".
Schon heute setzt das wachsende Neubauviertel auch architektonische Akzente. Mit ihren steilen roten Ziegeldächern greifen die Wohnblocks die Bauweise der gegenüberliegenden Siedlung "Neumarkt" auf. Vis-a-vis vom etwas zurückgesetzten denkmalgeschützten Torhaus der Eisenbahnersiedlung weichen die Neubauten von der Straßenfront zurück und bilden ihrerseits einen Hof mit Torbogen.
Die Häuser seien keine "hingeklotzten Billigbauten", sondern genügten hohen Ansprüchen, betonte Investor Bücher. Die Treppen lagern beispielsweise frei, damit sich der Schall nicht in die Wohnungen überträgt. Um Kältebrücken zu vermeiden, haben die Planer außerdem die Balkone leicht abgesetzt. Stolz ist Bücher auch auf die zweistöckigen Tiefgaragen: "Hier finden 190 von 196 Mietern einen Parkplatz."
Mit dem "Frankfurter Programm" schaffe die Stadt bezahlbaren Wohnraum für jene, deren Einkommen nur wenig oberhalb der Grenzen des sozialen Wohnungsbaus liege, erklärte von Schoeler. Der Quadratmeterpreis des Förderprogramms bewegt sich je nach Verdienst zwischen sieben und zwölf Mark.
Auch für die soziale Infrastruktur soll auf dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk gesorgt werden. Auf einem Grundstück von 1800 Quadratmetern soll eine Kindertagesstätte mit 95 Plätzen entstehen. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD): "Die wird jetzt im Zuge des Baufortschritts errichtet." Eine zweite Kita für 60 Sprößlinge ist Wentz zufolge an der Südostecke des 94 000 Quadratmeter großen Areals geplant. Beide Einrichtungen wird die Stadt vom Investor mieten.
Nach Angaben von Dietmar Bücher sind zur Zeit weitere 154 freifinanzierte Eigentumswohnungen im Bau. Bis zum Herbst sollen die Häuser, die zum Quadratmeterpreis von 5200 Mark angeboten werden, stehen.
Um den neuen Stadtteil mit Nied-Süd zu verbinden, will der Investor eine Fußgängerbrücke über die Bahn schlagen. Daß Bücher die restlichen knapp 700 Wohnungen ebenfalls in "Rekordzeit" fertigstellen wird, daran zweifelt Wentz nicht. Mit Blick vom Balkon eines Neubaus auf Bagger und Planierraupen lobte der Planungsdezernent die "super Baustellenorganisation" der Firma. tos
BOCKENHEIM. Über die geplante Tempo-30-Zone im nördlichen Bockenheim informiert die Arbeitsgruppe Verkehr des Ortsbeirats 2 am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr, im Clubraum 1 des Bürgertreffs Bockenheim in der Schwälmer Straße.
Gemeinsam mit Bürgern und einem Verkehrsplaner hat die Gruppe Pläne für die Verkehrsberuhigung in dem Viertel zwischen Frauenlobstraße, Miquelallee, Sophienstraße und Ginnheimer Landstraße ausgearbeitet. Anregungen von Anwohnern will der Beirat gegebenenfalls berücksichtigen. mic
BOCKENHEIM. "Händeringend" suche man nach Gebäuden, sei "mit allem zufrieden", "stehe halt ein bißchen an der Wand", auch "Einschränkungen" müßten akzeptiert werden: Unwillkürlich verfällt Sabine Diesterweg vom Stadtschulamt in eine Notstands-Sprache, wenn sie berichtet, wie sich die Grundschulversorgung in Bockenheim entwickelt. Und tatsächlich: Die Kleinkinder, die in wenigen Jahren eine Schulbank suchen, drohen der Verwaltung über den Kopf zu wachsen.
Beispiel Franckeschule: Heute besuchen 445 Kinder die große Bockenheimer Grundschule, sie werden in fünf Klassen pro Stufe aufgeteilt. Nach den neuesten Prognosen erwartet Schulleiterin Gerlinde Berg im Jahr 1998 225 Schüler zusätzlich - ein Anstieg um 50 Prozent. Doch für den Nachwuchs fehlt Platz, verfügt die Schule nach eigenen Angaben doch nur über 25 Klassenzimmer. Darüberhinaus sei eine Grundschule mit acht Parallelklassen pädagogisch sinnlos, argumentiert Frau Berg. "Für die Schule ist das nicht zu leisten", meint auch Katrin Swoboda, Vorsitzende des Elternbeirats: "Nicht, weil die Schule nicht will, sondern weil sie nicht kann."
Doch die Kinderzahl wächst weiter. Nicht nur kriegt die "Baby-Boom"-Generation ihrerseits Kinder, es ziehen auch viele Familien nach Bockenheim. Nicht abzusehen ist bisher für die Verwaltung, wie sich der Wohnungsneubau in der "West-Stadt" - wie die Neubaugebiete Bockenheim Süd und Batelle-Gelände verwaltungsintern genannt werden - auswirkt. Zwar ist eine Grundschule in Bockenheim vorgesehen, doch noch ist über einen Bauplatz nicht entschieden. "Und wenn die Planung nachher steht", moniert Sabine Diesterweg, "fragt man sich, ob es finanzierbar ist."
Bis neue Pläne an Stelle der allgemeinen Ratlosigkeit treten, soll die Franckeschule einen Teil der Schüler aufnehmen. Sechs Klassen pro Klassenstufe statt bisher fünf solle die Schule unterrichten, meint das Schuldezernat (die Stadtteil- Rundschau berichtete). Die Schulleitung dagegen verweist auf die begrenzte Zahl der Klassenzimmer. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 2 bestand Sabine Diesterweg jedoch auf dieser Lösung: "Andere Schulen in Frankfurt haben mit wesentlich schlimmeren Raumnöten zu kämpfen als die Franckeschule." Auf die Nachfrage von Schulleiterin Berg, welche Schulen das denn seien, verweigerte die Vertreterin des Stadtschulamtes die Antwort.
Im Ortsbeirat 2 zeichnet sich Unzufriedenheit über die stärkere Beanspruchung der Franckeschule ab. Sechs Klassen pro Stufe könnte die Schule nicht versorgen, meinten Anton Winter (CDU) und Jürgen Bredtmann (Grüne) einhellig. mic
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Marien- Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Str. 67; Landgrafen-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 100.
Oberursel/Steinbach. Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1 c.
Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32; Löwen- Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Königstein/Kronberg. Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23.
Die junge Frau im Publikum konnte die Frage, ob "Wohnen Luxus ist", wohl am eindringlichsten beantworten. Sie hat eine feste Arbeit bei der Messe und einen geregelten Verdienst. Der liegt 300 Mark über der Einkommensgrenze für eine Sozialwohnung, und deshalb findet die Frau kein Dach über dem Kopf. Die Folge: "Ich schlafe bei Freunden, im Frauenwohnheim oder in billigen Hotels." Das war das Stichwort für Sozialdezernent Martin Berg, der aufs neue dafür plädierte, die Einkommensgrenzen anzuheben, damit mehr Menschen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben.
Berg, der mit Werner Schaub (Vorsitzender des Mieterschutzvereins) und Reinhard Bartholomäi (Geschäftsführer Nassauische Heimstätte) das Bergen- Enkheimer Gespräch der SPD bestritt, machte auch gleich Front gegen die geplante Wohngeldkürzung: "Schon jetzt bekommt ein Rentner mit 1340 Mark im Monat kein Wohngeld." An den Obergrenzen weiter zu knapsen, hielt Berg für nicht nachvollziehbar.
In den vergangenen zwei Jahren, so Berg, sind 1400 zweckentfremdete Wohnungen "zurückgeholt" worden. Zum Vergleich: Um diese Zahl von Wohnungen zu bauen, wären 250 Millionen Mark an städtischen Subventionen nötig gewesen. Der Sozialdezernent berichtete von einem "Wiederholungstäter", der sich damit brüste, Häuser zu sammeln wie andere Menschen Briefmarken. Regelmäßig richte er Gewerberäume im Erdgeschoß seiner Neuerwerbungen ein, wofür er nun in einem Fall zu 79 000 Mark Bußgeld verurteilt worden sei.
Reinhard Bartholomäi, nach der zögerlichen Bautätigkeit befragt, verwies auf den hohen Subventionsbedarf und lange Bearbeitungszeiten von Bauanträgen. Ein weiteres Hindernis: der "harte Widerstand der Nachbarn gegen Sozialwohnungsbau". Viele "bittere Diskussionen" hätten dazu geführt, daß "wir nur sehr behutsam, sehr taktvoll, sehr niedrig bauen können". Auch Bartholomäi plädierte für höhere Einkommensgrenzen: Mit den oben erwähnten Nachbarn ließe sich leichter reden, wenn deren Kinder die Chance hätten, in einen Neubau um die Ecke einzuziehen. Werner Schaub wandte sich strikt dagegen, den Wohnungsbau privaten Investoren zu überlassen. Denn deren Mieten seien häufig "nicht bezahlbar". Schaub: "Ohne sozialen Wohnungsbau geht nichts." vo
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Taunus- Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstr. 51.
Oberursel/Steinbach. Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.
Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Königstein/Kronberg. Falkenstein-Apotheke, Königstein-Falkenstein, Alt Falkenstein 47.
GROSSKROTZENBURG. Die Wanderfreunde "Edelweiß" laden für Samstag, 27. Februar, 17 Uhr, zur Abendwanderung ein. Treffpunkt ist in der Kahler Straße am Friedhofsparkplatz. Nach einem Marsch von rund anderthalb Stunden ist ein Abendessen im Wanderheim am See Freigericht-West geplant.
Anmeldung zum Abendessen bis Donnerstag, 25. Februar, bei Paula Ernst unter der Telefonnummer 0 61 86 / 71 43.
Im Jahre 1840 schrieb Louis Spohr seine 6. Symphonie mit dem Untertitel "historische Sinfonie im Stil und Geschmack vier verschiedener Zeitabschnitte". Im Kopfsatz wird die "Bach-Händelsche Periode 1720" beschworen, im Larghetto die "Haydn-Mozartsche Periode 1780" nachgebildet, im Scherzo der Beethoven-Tonfall von zirka 1810 angeschlagen, und endlich kommt im Finale auch die "allerneueste" Zeit (1840) zum Zuge.
Dieses Vorhaben spiegelt das im 19. Jahrhundert mächtig aufkommende, vorher nur in Ansätzen vorhandene "historische Bewußtsein", die Aufmerksamkeit für das Spezifische auch der vergangenen Kunstanschauungen (noch Mozart empfand das musikalische Erbe viel unmittelbarer, wenn er Händels "Messias" von vermeintlichen Weitschweifigkeiten reinigte und damit zu vervollkommnen meinte). Spohr geht noch nicht so weit wie Reger oder die Neoklassizisten, daß er nostalgisch Werke "im alten Stil" komponierte. Der dynamische Zeitpfeil, der seine viersätzige Symphonie durchschießt, könnte noch auf die Demonstration des "Wie haben wir's so herrlich weit gebracht" gerichtet sein. Doch die Virtuosität, die sich in der wie selbstverständlichen Handhabung "historischer" Stile dokumentiert, läßt auch hier schon das Eingeständnis einer Verunsicherung anklingen: Relativität, Überholbarkeit, ja Beliebigkeit des je aktuellen "Stils" und Ausdrucks. Das "Als ob", sozusagen ein uneigentliches Sprechen, ist demnach die Essenz dieser "historischen" Symphonie, die man, trotz ihrer naiven Meisterlichkeit, als so etwas wie eine kunstphilosophische Fingerübung betrachten kann. In gewissem Maß "historisch" scheint auch die des weiteren auf der CD figurierende 3. Symphonie Spohrs aufgrund ihrer konsolidierten Verfügung über das tradierte Formmuster und die sich daraus ergebende "akademisch" getönte Klangsprache.
Die Staatliche Philharmonie aus dem slowakischen Kosice (Kaschau) nimmt sich unter der Leitung von Alfred Walter dieser Musik engagiert an - eine gute Gelegenheit, durch eine Rarität auf dem internationalen Parkett Anerkennung zu ernten.
Mit seiner Kammermusik gehört Spohr zu den gewichtigen Stimmen seiner Zeit. Neben dem bestechenden Quintett op. 52 für Klavier und Bläser ist es das Streichquintett op. 140, das traditionsbildend (bis hin zu Brahms und Reger) wirkte - ein Werk der eleganten Proportionen und jener seligen Klangüppigkeit, wie sie für den spätromantischen Streicherserenadentypus zum Gebot wurde. Die Ensembles der Villa Musica bieten zuverlässige, ausgefeilte Wiedergaben.
Bei Alexander von Zemlinskys Trio für Klarinette, Violoncello und KIavier d- Moll op. 3, einem Jugendwerk, ist der Bezug nach rückwärts dominierend: Brahms stand Pate. Die eigentümliche Klangsinnlichkeit der Klarinette bestimmt auch die acht Stücke op. 83 für dieselbe Triobesetzung des reifen Max Bruch - erlesene Miniaturen von großer Kraft und Vielfalt der Charaktere, von ähnlich wachem historischem Bewußtsein getragen wie die Musik Spohrs, aber deutlich spätzeitlicher. Feinfühlig und klangschön wird interpretiert.
BRUNO D. D. BEBENHAUSEN
Spohr: Symphonien Nr. 3 und 6, Staatl. Philharmonie Kosice, Dir: Alfred Walter, Marco Polo 8.223439
Spohr: Quintett op. 52, Sextett op. 140; Ensemble Villa Musica; Dabringhaus + Grimm MD + G L 3448
Zemlinsky: Trio op. 3, Bruch: Acht Stücke op. 83; Trio Zemlinsky; Claves 50-9217
Was macht ein Mann, der an Altersschwachsinn leidet und dazu noch im Gefängnis sitzt, mit seinen Büchern? Er verkauft sie, genauer, läßt sie verkaufen. Wenn der Mann Erich Mielke heißt und Chef der Staatsicherheit der DDR gewesen ist, wird er seine Bibliothek auch los, egal welcher Schund aus der Generalswohnung zum Antiquar geschleppt wird. Denn zwischen den Buchdeckeln verbirgt sich mehr als die langweiligen Reden Walter Ulbrichts oder die Manifestationen zum x-ten Parteitag. Die Bücher sind Geschenke mit in Schönschrift gemalten Kratzfüssen und untertänigen Danksagungen.
"Meinem Minister, Genossen Erich Mielke für das Vertrauen, die Chance und die persönliche Fürsorge" hat zum Beispiel Star-Spion Günter Guilleaume in seine von Günter Karau verfaßte Biographie "Die Aussage" geschrieben; das war am 6. Dezember 1988 - ein Jahr später hat der alte Kampfgenosse selber der Fürsorge bedurft. Ein Kollege Guilleaumes, Heinz Felfe, "zehn Jahre Moskaus Mann im Bundesnachrichtendienst", wie es im Klappentext heißt, - er wurde 1961 enttarnt - liebte es markiger: "Dem Minister für Staatssicherheit Armeegeneral Erich Mielke als Dokument des Kampfes gegen den gemeinsamen Feind".
In seinem kleinen vollbepackten Laden im Ost-Berliner Bezirk Prenzlauer Berg hat Antiquar Hans-Georg Eckhardt, promovierter Gesellschaftswissenschaftler, der - widerspenstig geworden - zur Bewährung in die Glühbirnenfabrik Narva strafversetzt worden war, nur noch einige "wirklich gute Teile" gestapelt. Die wolle er auch noch ein wenig behalten, sagt der Antiquar. Er spekuliert mit der Zeit, die diese Geschichtchen zu Geschichte verdichten werden, und bis dahin "fressen die Bücher kein Brot".
Etwa hundert "Widmungsexemplare" hat er allein aus den Mielke-Regalen aufgekauft. Natürlich kommen auch noch andere "ehemals Staatstragende" vorbei, wie er die abgesetzte Prominenz der DDR charakterisiert. Der ehemalige Umweltminister Hans Reichelt und Mielkes Stellvertreter, Gerhard Neiber, zum Beispiel - eine Anzeige im alten Parteiorgan "Neues Deutschland" genügt. Die Leute bräuchten Geld und Platz, denn mit den großen Staatswohnungen sei es für die ja endlich vorbei. Die Bücher annonciert Hans-Georg Eckhardt dann in großen "Westorganen", denn Ostler hätten kein Interesse und auch kein Geld für Erinnerungen dieser Art. Wieviel die Bücher kosten, zum Beispiel die schmucke, in rotes Glanzleder gewundene Ausgabe "Erich Honecker. Aus meinem Leben" zum 30. Staatsjubiläum der DDR 1979, läßt der Antiquar sich nicht entlocken. Nur so viel: Billig sei das nicht. "Meinem Freund und Kampfgenossen Erick Mielke" hat der spätere Knastgenosse phantasielos geschrieben; dafür lächelt er vielfarbig in sanftem Pastell vom Schutzumschlag. Etwas enttäuscht ist Eckhardt, daß bislang das Deutsche Historische Museum kein Interesse angemeldet hat, ebenso wenig wie die Friedrich-Ebert-Stiftung für die Guilleaume-Widmung. "Der Spion, der Brandt gestürzt hat", das müßte die doch interessieren."
Nach dieser Überlegung müßte dann die Adenauer-Stiftung ein Buch von Gerald Götting archivieren. Der ehemalige Chef der DDR-CDU und stellvertretende Volkskammerpräsident, der auch nach der Wende für einen Posten im Gespräch war, widmete sein Buch "Zu Gast in Lambarene bei Albert Schweitzer" dem "Kollgen Erich Mielke in treuer Verbundenheit für den Sieg des Sozialismus. Nur in der sozialistischen Gesellschaft kann die Ethik Albert Schweitzers verwirklicht werden." Doch auch dieses Kalkül wird wohl kaum aufgehen. Schließlich haben sich die christlich sozialen Westler mit ihren Brüdern und Schwestern aus dem Osten vereint und deren Vergangenheit von derartigen Abweichungen weitgehend entsorgt. Doch Hans-Georg Eckhardt ist optimistisch, schließlich verwahre er in seinem Hinterzimmer DDR-Geschichte - und die sei noch lange nicht vorbei.
UTE FRINGS (Berlin)
Das lebensgefährliche Ende einer Beziehung steht hinter der Anklage, die gegen einen 38 Jahre alten Deutschen aus Ägypten erhoben wurde. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn, vor etwa einem Jahr seine Freundin, die sich von ihm trennen wollte, lebensgefährlich verletzt zu haben. Er muß sich inzwischen wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Laut Anklage kam der 38 Jahre Maschinenführer am 15. Januar 1992 in die Wohnung, die er und seine ein Jahr ältere Freundin zusammen bewohnten. Wegen der beabsichtigten Trennung kam es zu einer Auseinandersetzung. Er warf die Frau zu Boden, trat sie und zertrümmerte, so heißt es in der Anklageschrift, einen Küchenstuhl, später auch einen Mineralwasser-Kasten auf ihrem Kopf.
Der Angeklagte weist die Vorwürfe weitgehend zurück, gibt aber zu, die Frau mit dem Bein eines Küchenstuhles geschlagen zu haben. ee
"Das genannte Prinz-Albrecht-Palais befand sich nicht in der Prinz-Albrecht-Straße, sondern in der Wilhelmstraße 102. In diesem Zusammenhang sei auf die ständige Ausstellung auf dem Gelände des ehemaligen Prinz- Albrecht-Palais hingewiesen, die den Titel trägt ,Topographie des Terrors&rquote;", schreibt Michael Przewieslik aus Berlin in seiner Zuschrift an die "Freie Aussprache". Unser dpa-Archiv-Bild (rechts) zeigt 1986 freigelegte Keller des Prinz-Albrecht-Palais, in dem die Gefängniszellen untergebracht waren.
HOCHTAUNUSKREIS. Auch wenn es draußen noch kalt ist, sollte langsam der Sommerurlaub geplant werden. Auf die Kinder aus dem Hochtaunuskreis, die ohne Eltern Ferien machen wollen oder müssen, wartet dieses Jahr wieder ein besonderes Angebot der Jugendpflege. Friedrichskoog an der Nordsee steht für die Zehn- bis Zwölfjährigen vom 2. bis zum 16. August auf dem Plan. Die zwei Wochen kosten 400 Mark.
Eine Zirkus- und Theaterfreizeit im Leisenhof im Schwarzwald sei für die 13- bis 15jährigen interessant, vermutet Jugenddezernent Peter Barkey (FDP). Die Freizeit (19. August bis 2. September) kostet ebenfalls 400 Mark.
Für 410 Mark erwartet die Youngster von 15 bis 16 Jahren eine Segelfreizeit kreuz und quer durch das holländische Ijsselmeer. Weitere Informationen, auch über Zuschüsse, und Anmeldung montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 12 Uhr bei der Kreisjugendpflege: Telefon 0 61 72 / 178 261 oder 178 368. mbo
BOCKENHEIM. Für Schüler, Eltern und Lehrer der Max-Beckmann-Schule ging in diesen Tage eine Premiere zu Ende. Zum ersten Mal besuchten 25 Austauschschüler aus der Frankfurter Partnerstadt Lyon für eine Woche das Bokkenheimer Oberstufengymnasium.
Seit 30 Jahren gibt es bereits den Austausch zwischen den Schulen der beiden Partnerstädte Lyon und Frankfurt. Warum das bislang für die Bockenheimer nicht geklappt hat, erklärte der Stellvertretende Schulleiter Eckhard Heyn: "Es war sehr schwierig, überhaupt eine geeignete Schule zu finden." Bei dem Lycée Technique Diderot handele es sich um eine mit dem Oberstufengymnasium vergleichbare Schule. "Die Schüler dort sind im Schnitt nur ein Jahr jünger, weil in Frankreich ein Jahr früher als bei uns Abitur gemacht wird."
Erst eine von der Georg-Büchner-Schule im Gallus vorübergehend versetzte Kollegin vermittelte den deutsch-französischen Kontakt; sie ist mit einer der begleitenden Lehrerinnen befreundet.
Die 15- bis 18jährigen Franzosen waren mit ihren Austauschpartnern in Frankfurt angekommen. Die Lyoner hatten den Max-Beckmann-Schülern zuvor eine Woche lang ihre Stadt gezeigt.
Gäste und Gastgeber sind drei Tage nach ihrer Ankunft in Frankfurt von der Stadträtin Lilli Pölt im Rathaus empfangen worden. So war es auch für die Frankfurter interessant, etwas über die Geschichte der Stadt, den Römer und und die Zusammensetzung des Stadtparlaments zu erfahren.
Dem Empfang schloß sich eine Stadtrundfahrt an. Aber auch an den anderen Tagen hatten die Gäste ein umfangreiches Programm zu bewältigen: Neben der Besichtigung des Städel-Museums und der Henninger-Bräu waren unter anderem auch Ausflüge in das Sachsenhäuser Ebbelwei-Viertel und nach Mainz vorbereitet worden.
Da blieb wenig Zeit für die Gastfamilien, und die Franzosen besuchten lediglich an einem Vormittag ihre Kollegen in der Max-Beckmann-Schule.
Deshalb sind für die nächsten Male gleich zweiwöchige Aufenthalte vorgesehen. Denn die wird es bestimmt geben, wie Heyn betonte: "Wir versprechen uns weiterhin sehr viel von diesen Austausch." son
BRUCHKÖBEL. Einigermaßen verwundert waren die Oppositionsparteien in Bruchköbel über einen unerwarteten Abstimmungserfolg. Die SPD hatte beantragt, daß der Magistrat sich in Bonn dafür verwenden solle, die gefährlichen Plutoniumtransporte von Hanau zur Aufarbeitung nach Schottland über den Luftweg abzustellen. Die Verwaltungsspitze solle sich außerdem darum bemühen, ein gemeinsames Vorgehen der Kommunen in der Region herbeizuführen.
Während die Union bei ähnlich gelagerten Anträgen in der Vergangenheit meist darauf verwiesen hatte, derartige Dinge fielen nicht in die Kompetenz der Kommune, überraschte Fraktionschef Herwig Schüller mit der Aussage, auch die CDU sehe in den Flügen ab Frankfurt ein gewisses Gefahrenspotential.
Die Kritiker der Transporte weisen darauf hin, daß bei einem Absturz des betreffenden Flugzeuges mit hoher Wahrscheinlichkeit radioaktives Material frei wird. Da es sich um das hochgiftige Plutonium mit einer Halbwertzeit von 24 000 Jahren handelt, könnte beispielsweise der gesamte Rhein-Main-Raum auf unabsehbare Zeit verseucht werden.
Der SPD-Vorstoß wurde mit großer Mehrheit verabschiedet. Lediglich Gerhard Hoffmann aus ihren eigenen Reihen enthielt sich bei der Abstimmung der Stimme. hein
Notdienste
Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.
Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Heimann, Babenhausen, Philipp-Reis-Str. 4, Tel. 0 60 73 / 40 61.
Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentt. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Prof. Dr. Dr. Knolle, Offenbach, Frankfurter Str. 77, Tel. 81 17 70.
Östlicher Kreis: Sa. und So.: Wolf-Gerhard Zobel, Rodgau-Jügesheim, Hintergasse 6-10, Tel. 0 61 06 / 38 50.
Westlicher Kreis. Sa. und So.: Dr. Wohnaut, Neu-Isenburg, Friedhofstr. 76-82, Tel. 0 61 02 / 3 88 55; priv. 0 61 03 / 3 20 34. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr. Sa.: Dr. Rummel, Frankfurt- Höchst, Königsteiner Str. 167, Telefon 30 60 95; So.: Rolf Schöneberger, Frankfurt-Höchst, Antoniterstr. 21, Tel. 30 65 66.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr, bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hein, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 10 26.
Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: Bieber-Apotheke (Bieber-West), von-Brentano-Str. 14, Tel. 89 41 49, u. Apoth. i. Bismarckhof, Waldstr. 43, Tel. 8 00 20 79; So.: Hirsch-Apotheke, Waldstr. 32, Tel. 81 37 96, u. Westend-Apotheke, Ludwigstr. 112, Tel. 81 14 92.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Schloß-Apotheke, Heusenstamm, Hohebergstr. 1, Tel. 22 55.
Mühlheim. Sa. u. So.: Raths-Apotheke, Bahnhofstr. 1, Tel. 7 22 13.
Dietzenbach. Sa.: Stern-Apotheke, Taunusstr. 24, Tel. 2 69 50; So.: Bieber-Apotheke, Gallische Str. 2-4, Tel. 3 19 17.
Rodgau. Sa.: Rochus-Apotheke, Weiskirchen, Hauptstr. 105, Tel. 37 30; So.: Sonnen-Apotheke, Dudenhofen, Saalbaustr. 3, Tel. 2 30 00.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Palatium-Apotheke, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68; So.: Rosen-Apotheke, Klein- Krotzenburg, Wilhelm-Leuschner-Str. 42, Tel. 41 91, und St.-Kilian-Apotheke, Mainflingen, Schillerstr. 25, Tel. 2 46 47.
Babenhausen. Sa. und So.: Stadt-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 5, Tel. 22 16.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48; So.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 63, und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56.
Neu-Isenburg. Sa.: Goethe-Apotheke, Bahnhofstr. 173, Tel. 2 12 45; So.: Kronen- Apotheke, Frankfurter Str. 64, Tel. 3 90 81.
Dreieich. Sa.: Breitensee-Apotheke, Sprendlingen, Hegelstr. 62, Tel. 37 37 14; So.: Offenthal-Apotheke, Offenthal, Mainzer Str. 8-10, Tel. 0 60 74 / 71 51.
Langen / Egelsbach. Sa.: Luther-Apotheke, Langen, Lutherplatz 9, Tel. 0 61 03 / 2 33 45; So.: Braun'sche-Apotheke, Langen, Lutherplatz 2, Tel. 0 61 03 / 2 37 71.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo. 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Godela Dürrschmidt, Tel. 36 16, priv. 069 / 89 75 11.
Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.
Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Sa. und So., Tel. 40 39. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa./So.: Elektro-Merlino, Rodgau 3, Borsigstr. 44. Tel. 0 61 06 / 7 92 90.(Ohne Gewähr)
SELIGENSTADT. Kurz vor der Kommunalwahl haben Eltern Bürgermeister Rolf Wenzel auf die zum Teil baulich äußerst schlechten Zustände der Kindergärten und auf die fehlenden Plätze aufmerksam gemacht. Ein erstes Fazit nach der Diskussion mit den Müttern und Väter trieb dem Verwaltungschef deshalb das Lächeln aus dem Gesicht und Falten auf die Stirn.
Für die Sanierung der bestehenden Häuser, für Anbauten und Neubauten wird die Stadt in den nächsten Jahren etwas mehr als zehn Millionen Mark auf den Tisch legen müssen. Weil dieser dikke Brocken nicht auf einmal geschluckt werden kann, hat Bürgermeister Wenzel dem städtischen Bauamt den Auftrag erteilt, für die Erneuerung der Kindergärten eine Prioritätenliste zu erstellen.
Egal, welche Reihenfolge die Fachleute festlegen werden: Für die Betreuung der Kinder wird die Stadt künftig tief in die Tasche greifen müssen. Doch bei der Finanzierung gibt es auch Unterstützung. An dem geplanten Neubau eines Kindergartens am Kreiskrankenhaus beteiligt sich der Kreis mit rund 20 Prozent.
In den bereits vorhandenen Gebäuden sieht die teilweise desolate Situation wie folgt aus: Die Einrichtung in Klein-Welzheim ist quasi nicht mehr zu retten. Dort muß nach Einschätzung eines Gutachters neu gebaut werden, was mit rund drei Millionen Mark zu Buche schlagen werde.
Für die Sanierung des Kindergartens Regenbogen hat der Bürgermeister die finanziellen Mittel auf 1,6 Millionen Mark heruntergedrückt, in der Hoffnung, daß die Summe für die Erneuerung sowie einen weiteren Gruppenraum (Hort) ausreicht. Für den Kindergarten St.-Josefshaus stehe der Bedarf noch nicht genau fest, doch 2,5 bis drei Millionen Mark werden auch dort für Verbesserungen nötig sein.
Daß sich die Situation in den Kindergärten zuspitzt, hat der Bürgermeister schon kurz nach seiner Amtsübernahme vor etwas mehr als einem Jahr festgestellt. Grundsätzlich hält er es erst einmal für wichtiger, neue Plätze zu schaffen, als die alten Einrichtungen zu sanieren. Deshalb genießen der Ausbau des Kindergartens in Froschhausen (440 000 Mark) und der Einrichtung Niedernfeld (140 000 Mark) Vorrang, damit auch Plätze für eine Ganztagsbetreuung angeboten werden können. Nach und nach sollen dann die anderen Kindergärten erneuert werden. aim
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Offenbach. Contempo Dance Company: Dance In Motion, Sa., 19.30 Uhr, Theater.
Dietzenbach. Musikschule: Junge Musiker stellen sich vor, Sa., 20 Uhr, VHS, Darmstädter Straße 33.
Literarisches Frühstück, So., 11 Uhr, Jugendbildungsstätte, Offenthaler Straße.
Dreieich. Kindertheater: Die Prinzessin auf der Erbse, Sa., 15 Uhr; Musical: Annie get your gun, So., 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Orgelkonzert, So., 18 Uhr, ev. Kirche- Götzenhain, Rheinstraße.
Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr; Liederabend mit Gerhard Steinkamp, So., 19 Uhr, Haus zum Löwen.
Rödermark. Jazz: Dreamboat Serenaders und Mika Stanojevic Quartett, Sa., 20.30 Uhr, im Jazzkeller Ober-Roden. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kein Pardon (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Bodyguard (Sa., So., 14.45, 17.30, 20 Uhr); Hero - Ein ganz normaler Held (Sa., 22.45 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.15 Uhr); Sister Act (Sa., So., 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Dracula (Sa., So., 14.45, 17.30, 20; Sa., 22.30 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (Sa., So., 15.30, 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr).
Dietzenbach. Kinderkino im Bürgerhaus: Die Reise nach Melonia (So., 15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Der letzte Mohikaner (Sa., So., 16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Dracula (Sa., 20.30; So., 18, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Dracula + Der letzte Mohikaner (Sa., 22.45 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (Sa., So., 20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.45 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (Sa., So., 15.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 17.15, 19.45 Uhr); Die Commitments (Sa., So., 22 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Der letzte Mohikaner (Sa., 20.30; So., 17, 20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Die Schöne und das Biest (Sa., 14, 16.15; So., 14 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., 20.15, 22.30; So., 16.15, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 14, 16 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 20; Sa., 22.30 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Gesprächsrunde: Chancen und Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Innenstadtbereich, So., 16 Uhr, Isenburger Schloß, Schloßstraße 66. Parteien / Parlamente Dietzenbach. CDU-Matjesessen, So., 18 Uhr, Vereinshaus der Hundefreunde, Offenthaler Straße.
Heusenstamm. SPD-Talkshow über Sozialpolitik, Sa., 15 Uhr, TSV-Saal.
Mühlheim. SPD: Erinnern für die Zukunft - Lieder, Texte und Gespräche um Ausländerfeindlichkeit und soziale Unsicherheit, Sa., 19.30 Uhr, im Kickstiwwel, Anton-Dey-Straße 62.
Neu-Isenburg. Feier der Grünen mit Papa's Finest Boogie Band, Sa., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße 50.
Rodgau. Junge Union: Kreisjahreshauptversammlung, Sa., 14.30 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.
Rödermark. CDU-Haspelessen, Sa., 20 Uhr, im Urberacher Gallusheim. Vereine / Organisationen Offenbach. Jubilarehrung der Naturfreunde, Sa., 15 Uhr, Jugendgästehaus auf der Rosenhöhe.
Egelsbach. Obst- und Gartenbauverein: Obstbaumschnittlehrgang, Sa., 13.30 Uhr, B 3/Ecke Ostendstraße. Verschiedenes Rodgau. Flohmarkt in der Wilhelm- Busch-Schule, So., 14 bis 17 Uhr, Turnhalle, Kasseler Straße. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Menschenbilder von Reiner Emrich, So., 17 Uhr, Frei-religiöse Gemeinde, Schillerplatz 1.
Neu-Isenburg. Ostereiermarkt, Sa., 12 bis 18 Uhr; So., 10 bis 18 Uhr, Hugenottenhalle, Frankfurter Straße 152. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03/5 18 84.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Über eine halbe Million Exponate werden bei den 16. Frankfurter Edelstein-, Schmuck-, Mineralien und Fossilientagen vom 27. bis 28. Februar in der Jahrhunderthalle in Höchst zu sehen sein. Zusätzlich gibt es eine Sonderausstellung "Gold in Europa und Deutschland" und eine Meteoriten-Schau. Die Besucher können selbstgefundene Steine vom Fachmann bestimmen lassen. Die Schau ist durchgehend von 11 bis 18 Uhr geöffnet. reu
Wirtschaftsförderung als "Zukunftsaufgabe" Gesellschaft für Stadtentwicklung soll helfen Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Hanaus Ruf als Wirtschaftsstandort läßt zu wünschen übrig. Jürgen Dressler (SPD), als Stadtbaurat seit 1990 auch für die Wirtschaftsförderung zuständig, vermißte bisher "ein Bekenntnis zur Stadt". Er hat nun einen Entwurf vorgelegt, um - wie in anderen vergleichbaren Städten auch - das Referat Wirtschaftsförderung mit drei Hauptamtlichen im Rathaus auszubauen. Dafür erntet er nicht nur Lob. Die Liste "Bürger für Hanau" wirft ihm vor, er wolle nur die Verwaltung weiter aufblähen. Die SPD hat eine Stadtentwicklungsgesellschaft vorgeschlagen. Eine solche, gebildet aus dem zuständigen Rathaus-Dezernat, der Baugesellschaft, den Stadtwerken, der Sparkasse und der Industrie- und Handelskammer, hält Parteivorsitzender Hans Heimerl für flexibler als eine rein städtische Einrichtung. Die Gesellschaft müsse auch bei der Bauleit- und Verkehrsplanung mitwirken. Nach der Kommunalwahl hält er daher Gespräche mit Wirtschaftsverbänden für wichtig. Standortvorteile sieht er in der Menge des gut ausgebildeten Fachpersonals, in der "außerordentlich breiten Schullandschaft" mit zwei Berufsschulen, im umfassenden Kinderbetreuungsangebot und im Kulturprogramm.
Das schätzt die FDP skeptischer ein. Stadtverordnetenkandidat Raimund Wurzel hält das Hanauer "Umfeld" für ansiedlungswillige Gewerbetreibende für "nicht attraktiv genug". Die Stadt mache schon auf den ersten Blick einen schlechten Eindruck, wenn jemand am Hauptbahnhof ankomme und von dort bis zur City städtebauliche Einöde erlebe, meint auch der Parteivorsitzende der FDP, Ralf-Rainer Piesold.
Immobilienmakler Wurzel berichtet aus eigener Erfahrung, daß beispielsweise ein führendes Leuchtenunternehmen für den Umzug seines Rhein-Main-Vertriebs aus Frankfurt weg trotz eines höheren Quadratmeterpreises ein Maintaler Grundstück dem ehemaligen Naxos-Gelände an der Hanauer Ruhrstraße vorgezogen habe. Nicht nur in diesem Fall habe er den Eindruck, diese Entscheidung sei nicht verstandesmäßig zu begründen gewesen, sondern "aus dem Bauch heraus". Das wiederum hänge mit Hanaus schlechtem Ruf als Skandalstadt zusammen, gegen den das Rathaus wenig oder gar nichts unternommen habe. Hinzu komme, daß es im Rathaus an kompetenten Gesprächspartnern fehle, wenn sich Ansiedlungswillige meldeten. Das wiederum bestreitet Dressler: "Wenn jemand nach Grundstücken sucht, weiß der sehr genau, daß er sich an mich wenden muß."
Die "organisatorische, sachliche und personelle Ausstattung" für die "Zukunftsaufgabe" Wirtschaftsförderung hält Jürgen Dressler dennoch für "unzureichend", wie es in seinem Positionspapier heißt. Umfragen in anderen Städten hätten das belegt. Ressort- und Kommunalegoismen dürfen nach seiner Auffassung nicht vorkommen. Daher arbeitet er bei der Regionalkonferenz großer Rhein- Main-Städte mit, die dieser Tage erst mit dem Vorschlag aufwartete, Firmen sollten nicht benötigte Grundstücke für Neuansiedlungen freigeben.
Alexander Koch, Stadtverordnetenkandidat der Bürgerliste, kritisiert Dressler dagegen, weil der das Thema Wirtschaftsförderung "plötzlich" im Kommunalwahlkampf mit einem inhaltlich überholten Papier entdecke. Dressler kann sich aber zugute halten, schon Anfang 1992 Förderstrategien für die Hanauer Wirtschaft öffentlich diskutiert zu haben.
Inhaltlich wirft Koch Dressler vor, sich zu einseitig auf die Industrie zu konzentrieren, statt auf den Dienstleistungs- und Informationssektor. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Carl-Edward Günther betonte unlängst bei einer Pressekonferenz diesen sogenannten tertiären Sektor als Zukunftschance. Ebenso steht es im FDP-Kommunalwahlprogramm.
Bei einer FDP-Veranstaltung vor wenigen Wochen mahnten dagegen die beiden Fachleute Erik Dachselt und Thomas Mull, bei schon bestehenden Dienstleistungs-Überkapazitäten in Frankfurt habe Hanau in einer rezessiven Konjunkturphase wenig Ausbauchancen. Die Stadt solle sich auf die Modernisierung der bestehenden Industrie verlassen.
"Europäische Kultur, gebündelt und reflektiert in einem Instrument", will das Europäische Flöten-Festival vom 11. bis zum 14. März in Frankfurt vermitteln. Gespielt wirdvornehmlich in der Musikhochschule, Komponist Karlheinz Stockhausen ist Schirmherr, die Deutsche Gesellschaft für Flöte Veranstalter.
Das erste europäische Festival dieser Art soll dem Erfahrungsaustausch zwischen Flötisten unterschiedlichster Herkunft und Ausbildung dienen, es ist sowohl an Pädagogen wie Studenten, Solisten wie Orchestermusiker und auch an Amateure gerichtet. Neben Meisterklassen, Workshops, Vorträgen und Konzerten wird besonders den Themen Methodik, Improvisation, Jazz und Aufführungspraxis Raum gewidmet.
Ingesamt sind mehr als 70 Solisten, Referenten und Gruppen aus nahezu allen europäischen Ländern eingeladen, mit ihren Darbietungen ein Bild europäischer Musiktradition zu zeichnen. In einer Gesamtprogrammzeit von mehr als 60 Stunden vom 11. bis 14. März täglich von 8.30 Uhr bis Mitternacht laufen bis zu vier Veranstaltungen parallel. Geplant sind auch zwei Orchesterkonzerte mit den Budapest Strings, die insgesamt vier Flötenkonzerte mit vier bedeutenden Solisten spielen.
Am Sonntag um 19 Uhr findet das Abschlußkonzert, Szenische Musik von Karlheinz Stockhausen mit den Interpreten Kathinka Pasveer, Flöte und Suzanne Stephens, Bassetthorn, statt, bei dem Stockhausen Klangregie führen wird. wp
Mit Kaffee ist absolut nichts zu machen. Rollmops, saure Gurken, Salzheringe dagegen wirken Wunder.
Wer am Morgen nach der Faschingsfeier von Kopfschmerz, Übelkeit, Schweißausbrüchen und Schwindel geplagt wird, sollte sich schon beim Frühstück auf Saures und Deftiges verlegen, um die Folgen der durchzechten Nacht in Grenzen zu halten.
Danach einen kleinen Spaziergang in frischer Luft und viel, viel Mineralwasser. Das empfiehlt Elisabeth Luttermann-Semmer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, um den durcheinander geratenen Mineralstoffhaushalt wieder ins Lot zu bringen.
Für die nächste Feier empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin, vor den vielen Gläsern und Gläschen eine gute Grundlage aus fettreichen Speisen zu schaffen.
Wie wär's mit öligen Bratkartoffeln oder fettem Fisch? Auch ein Schlückchen Orangensaft zwischen dem dritten Glas Bier und vierten Schoppen Wein und ab und zu ein Käsehäppchen oder eine Laugenbrezel helfen, das Schlimmste zu verhindern.
Raucher haben es in diesen Tagen besonders schwer: Sie sind bevorzugte Kater-Opfer. Ein paar Zigaretten weniger während dieser alkoholisierten Zeiten erhöhen die Chance, ungeschoren davonzukommen. Wer allerdings die völlige Symptomfreiheit anstrebt, dem sei die Askese und ein Ausflug aufs Land empfohlen.
Närrinnen sind, was das Trinken anbelangt, ihren männlichen Kollegen unterlegen. Sie "vertragen" weniger, da der Alkoholspiegel in ihrem Blut schneller ansteigt und auch noch langsamer abgebaut wird, weiß Elisabeth Luttermann-Semmer.
Für alle Pappnasen jedoch gilt: nicht zuviel durcheinander trinken, sonst ist die kleine Alkoholvergiftung gewiß.
Wohl bekomm's! reu
OBERRAD. Vor vier Monaten hat sich in Oberrad ein sozialer Arbeitskreis zusammengefunden, der die Vereine und Institutionen, die im Stadtteil mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, an einen Tisch bringen will. Die Gründung geht auf eine Initiative von Inge-Lore Hansen, der Suchtbeauftragen der Gruneliusschule, zurück: "Es ist sinnvoll, daß wir uns über unsere Aktivitäten informieren, um uns abzustimmen und Defizite in der Kinder- und Jugendarbeit aufzudecken."
Am ersten Treffen hatten unter anderem Vertreter der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, des Jugendcafés Oberrad, des Elternbeirats und Lehrerkollegiums der Gruneliusschule, der Verkehrsinitiative "Dalles", der beiden Kindertagesstätten 34 und 116 sowie Elke Tafel (SPD), die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad), teilgenommen.
Einigkeit herrschte im Arbeitskreis darüber, daß es für Kinder und Jugendliche in Oberrad kaum Möglichkeiten gibt, sich über entsprechende Angebote für ihre Altersgruppe zu informieren. Die Beteiligten regten deshalb an, vor der Gruneliusschule einen Schaukasten aufzustellen, in dem Veranstaltungshinweise ausgehängt werden sollen. Der Ortsbeirat 5 hatte sich in seiner Januarsitzung für das Anliegen stark gemacht und in einem Antrag gefordert, einen solchen Schaukasten anzuschaffen und vor der Schule aufzustellen.
Geklärt werden muß nun noch, wer sich um Wartung und Reinigung des Kastens kümmert. Auch eine "Redaktion", die die Auswahl der Veranstaltungen übernimmt, gilt es zu gründen. Der soziale Arbeitskreis in Oberrad trifft sich am Montag, 8. März, zu seiner zweiten Sitzung in der Gruneliusschule, Wiener Straße 13. Vielleicht ließe sich ja an der Gruneliusschule ein Projekt "Schaukasten" starten . . . ova
Ein Vollbad kommt für die Athener nicht mehr in Frage Griechenlands Hauptstadt geht das Trinkwasser aus - eine Folge politischer Untätigkeit und hemmungslosen Raubbaus Von Gerd Höhler (Athen)
Wir stehen auf dem verlassenen Dorfplatz. Die leeren Fensterhöhlen der Kirche glotzen uns an. Auf den gebleichten Holzbalken des Dachstuhls liegen noch einige rote Ziegel. Links der Kramladen, weiter oben die Ruine des Schulhauses. "Und dort", sagt Stelios und zeigt mit seinem Stock auf ein zweistöckiges Haus mit dicken Mauern aus Naturstein, "dort haben wir gewohnt!"
Wo wir stehen, ist der See 25 Meter tief - wenn er Wasser hat. Die Ortschaft heißt Kullio. Ein wohlhabendes Dorf: kein Haus, das nicht zwei Stockwerke gehabt hätte. "Gemüse haben wir angebaut, Getreide und Mais, drei Krämer gab es und zwei Metzgereien", erinnert sich Stelios. Und die Obstbäume: "Kirschen, Birnen und Pfirsiche, alles wuchs im Überfluß." Die Obstbäume stehen noch, als weiße Gerippe.
1967 begannen die damals regierenden Obristen, den Staudamm zu bauen. Hinter einer gewaltigen Betonmauer sollte der Fluß Mornos, der unterhalb von Kullio durch das Tal floß, aufgestaut werden: ein Trinkwasser-Reservoir für das 200 Kilometer entfernte Athen, die immer schneller wachsende, immer durstigere Hauptstadt. Die Leute von Kullio mußten weg. Sie nahmen notgedrungen, was man ihnen gab. Über die Höhe der Entschädigungen ließ die Junta nicht mit sich handeln. Einige bauten weiter oben neue Häuser, wie Stelios, aber die meisten zogen weg, in die Kreisstadt Livadia oder nach Athen. "Manche sind bis zum Schluß geblieben", erinnert sich Stelios, "sie wollten es einfach nicht glauben - bis das Wasser an ihre Schwelle kam." Kullio versank allmählich in den Fluten.
Aber vor drei Jahren begann das Wasser zurückzugehen. Nach und nach tauchte Kullio wieder auf: erst die Häuser am oberen Ortsrand, dann die Schule, die Kirche, das Kafenion und der Dorfplatz. Grau in Grau stehen die Mauern, alles ist von einer dünnen Kruste erstarrten Schlamms überzogen. Es gibt keine Farben. Kullio ist, selbst im strahlenden Sonnenschein dieses Februarmorgens, ein bedrückender Ort.
Durch eine 190 Kilometer lange Wasserleitung, die sich mal als offener Betonkanal, mal in Tunnels durch die Berge Böotiens bis nach Attika schlängelt, fließt das Mornos-Wasser ins Trinkwassernetz Athens. Vor zehn Jahren, im Februar 1983, befanden sich im Mornos-Stausee 1,258 Milliarden Kubikmeter Wasser. Heute sind die Reserven auf rund 140 Millionen Kubikmeter zusammengeschmolzen, fast ein Zehntel. Rund 60 Millionen Kubikmeter davon sind aus technischen Gründen nicht nutzbar. Der verbleibende Rest reicht, den derzeitigen Verbrauch der Viermillionenstadt Athen hochgerechnet, nur für etwa 50 Tage.
Die drohende Wassernot hat mehrere Ursachen. Sie ist teils die Folge einer vierjährigen Dürreperiode, die womöglich Vorbote einer langfristigen Klimaveränderung sein könnte. Vor allem aber ist der Engpaß das Resultat beispielloser Untätigkeit einiger Politiker und hemmungslosen Raubbaus. Daß mit dem Bau der Mornos-Talsperre der ständig steigende Trinkwasserbedarf Athens nur auf kurze Zeit zu decken war, wußten die Experten schon in den siebziger Jahren. Sie planten daher, den weiter östlich gelegenen Fluß Evinos aufzustauen, einen Teil seines Wassers durch Tunnels und Kanäle in den Mornos-See und von dort nach Attika zu leiten. Ursprünglich sollte das Evinos-Vorhaben bis Ende der achtziger Jahre verwirklicht werden.
Doch im Oktober 1980 gewannen die Sozialisten die griechischen Parlamentswahlen, und der exzentrische Andreas Papandreou stieg zum Ministerpräsidenten des Landes auf. Der neue Premier ließ alle von den Konservativen geplanten Bauvorhaben stoppen. Auch die Pläne zum Bau der Evinos-Talsperre wurden storniert - rückblickend wohl, zumindest für die Athener, die folgenschwerste Fehlentscheidung Papandreous. Der seit 1990 amtierende konservative Regierungschef Kostas Mitsotakis bezeichnet den Athener Trinkwasser-Notstand als "das schwerste Erbe", das er von seinem Vorgänger übernommen habe.
Tatsächlich steht Athen jetzt vor einer höchst prekären Situation. Hoffnungen, die Wintermonate würden das dringend benötigte Naß bescheren, erfüllten sich nicht, im Gegenteil: Der Januar war so niederschlagsarm wie seit Jahrzehnten nicht mehr, auch in der ersten Februar- Hälfte fiel in Attika so gut wie kein Tropfen Regen. An der Evinos-Staumauer und den Verbindungstunnels zum Mornos-Reservoir, mit deren Bau gleich nach dem Amtsantritt der konservativen Regierung begonnen wurde, arbeitet man inzwischen mit Hochdruck rund um die Uhr. Aber frühestens Anfang 1995 wird das erste Wasser des Evinos ins Athener Leitungsnetz fließen.
Angesichts der zur Neige gehenden Vorräte rationierte die Regierung Anfang Februar das Trinkwasser in Athen: Autowaschen und Rasensprengen sind nun verboten, öffentliche und private Schwimmbäder dürfen nicht mehr gefüllt werden. Je nach der Höhe des bisherigen Verbrauchs müssen die Athener Haushalte 20 bis 40 Prozent ihres Wasserkonsums einsparen. Derzeit beträgt der durchschnittliche Monatsverbrauch des Atheners 4,5 Kubikmeter. Mit der Rationierung soll er auf 2,7 Kubikmeter gedrückt werden. Das entspricht einem täglichen Wasserkonsum von 90 Litern pro Kopf - etwa so viel, wie in fünfzehn Minuten aus einem Wasserhahn läuft. Das scheint auf den ersten Blick ziemlich reichlich. Das Bild relativiert sich allerdings, wenn man bedenkt, daß eine Waschmaschine pro Waschgang bis zu 300 Liter verbraucht. Zeitungen und Zeitschriften wetteifern nun mit Tips, wie die Sparziele zu erreichen sind. Wer auf das Vollbad verzichtet und nur noch duscht, kann 140 Liter sparen. Wer beim Zähneputzen den Hahn laufen läßt, verplempert 20 Liter - genug, um hundert Zahnputzgläser zu füllen. Wer während der Naßrasur mit dem Wasser sparsam umgeht, verbraucht statt 25 nur drei Liter.
Einerseits stellen die Athener nun fest, daß schon der etwas weniger gedankenlose Umgang mit dem kostbar gewordenen Leitungswasser beachtliche Einsparungen bringen kann. Minderungen des Verbrauchs um ein Drittel sind möglich, ohne daß die Lebensqualität nennenswert beeinträchtigt wird. Andererseits aber stellt man ernüchtert fest, daß dem Sparwillen Grenzen gesetzt sind, weil die neuzeitlichen Installationen geradezu auf Verschwendung ausgelegt sind: In einer Etagenwohnung gibt es kaum eine praktikable Möglichkeit, das aus der Dusche oder der Küche abfließende Wasser ein zweites Mal zu verwenden, etwa für die Toilettenspülung oder die Blumen auf dem Balkon.
Während immer mehr Athener ihre Zahnputzgläser ängstlich nur noch zur Hälfte füllen, schießen in der Ebene von Kopais, nordwestlich der Hauptstadt, die Wasserfontänen unverändert kraftvoll in den Himmel. Hier beregnen die Bauern mit dem Wasser aus dem Mornos-Stausee ihre Felder. Die Fontänen in der Kopais-Ebene sind ein politischer Skandal.
Die während der achtziger Jahre regierenden Sozialisten legten nicht nur die Pläne zum Bau des Evinos-Staudamms ad acta. Weil sie sich die Stimmen der Bauern sichern wollten, ließen sie Dutzende von Landgemeinden in der Umgebung Athens, die sich bis dahin aus eigenen Brunnen versorgten, ans Trinkwassernetz der Hauptstadt anschließen. So stieg die Zahl der Verbraucher während der achtziger Jahre von 1,1 auf 1,4 Millionen, und der Jahreskonsum schnellte von 257 Millionen Kubikmeter auf 326 Millionen Kubikmeter in die Höhe. Daß die Wasservorräte angesichts dieses Raubbaus selbst ohne die jüngste Dürreperiode irgendwann zur Neige gehen würden, ist seit einem Jahrzehnt an den Statistiken abzulesen: Die Gesamtbestände in den Athen versorgenden Reservoirs betrugen 1982 noch 1,4 Milliarden Kubikmeter und gingen seither Jahr für Jahr zurück: auf 854 Millionen Kubikmeter 1986, knapp 500 Millionen 1989, rund 200 Millionen im vergangenen Dezember und 140 Millionen Kubikmeter jetzt.
Von den Sparappellen wollen die Landwirte nichts wissen. Ein Bürgerkrieg ums Wasser droht: Bauern der Landgemeinde Elatia drohten sogar damit, das Athener Trinkwasser mit Pflanzenschutzmitteln zu vergiften, wenn man ihnen eine Minderung ihres Verbrauchs abverlangen sollte. "Alle Diskussionen bei uns drehen sich darum, wie man die Wasserleitung nach Athen zerstören kann, und was sonst noch vorstellbar ist", warnte der Bürgermeister von Elatia. Die offenkundige Verschwendung in der Landwirtschaft, wo ein Großteil des zerstäubten Wassers gleich verdunstet, verbittert jeden, der sich bewußt einschränkt, auf die Dusche häufig verzichtet, vom Vollbad ganz zu schweigen, und die Bettwäsche nur noch alle zwei Wochen wechselt.
Wenn die Lage wirklich ernst wird, läßt man nichts unversucht. Künstlicher Regen könne womöglich helfen, meinte man bei den Wasserwerken. Aber die Versuche, dem Wetter ein Schnippchen zu schlagen, sind bisher ziemlich kläglich gescheitert. Zwar wurde eine amerikanische Firma angeheuert, die über der Mornos-Talsperre und in den Bergen ringsum Wolkenbrüche provozieren soll. Aber seit drei Monaten starren die aus den USA angereisten und mit ihren Flugzeugen auf dem Militärflugplatz von Araxos stationierten Regenmacher verzweifelt in den wolkenlosen griechischen Himmel. Die seit Jahrzehnten erprobte Methode, Wolken mit Silberjodid zu "impfen" und so zum Regnen zu animieren, funktioniert nur, wenn es Wolken gibt. Aber die wollen sich über Griechenland in diesem Winter partout nicht einstellen.
Während die Meteorologen darüber diskutieren, ob die seit vier Jahren anhaltende Dürre womöglich einen langfristigen Klima-Umschwung ankündigt, erwägt die Athener Regierung, im Frühjahr Süßwasser aus anderen Landesteilen, etwa vom Peloponnes, mit Tankschiffen nach Athen bringen zu lassen. Die technischen Probleme dieses Vorhabens sind freilich noch ungelöst und die Kosten erheblich. Mehr Erfolg versprechen die jetzt in größerer Zahl niedergebrachten Bohrungen rund um Athen. Schon gleich nach ihrem Amtsantritt 1990 ließ die konservative Regierung nach Grundwasser bohren, um die knappen Vorräte in den Talsperren zu strecken. Hätte man das nicht getan, säße die Hauptstadt bereits auf dem Trockenen: Derzeit decken die neuen Brunnen sechzig Prozent des gesamten Verbrauchs.
Dennoch muß nun eisern gespart werden, wenn die zwei Jahre bis zur Fertigstellung des Evinos-Staudammes überbrückt werden sollen. Insbesondere viele gewerbliche Verbraucher bringt die Rationierung in Schwierigkeiten. "Wie soll ich das schaffen?", jammert Christos, der im Athener Stadtteil Chalandri ein Herrenfrisör-Geschäft betreibt. Hundert Kubikmeter Wasser hat er bisher im Quartal verbraucht. Nun muß er auf 73 Kubikmeter reduzieren. Auch die Wäschereien haben Probleme. Und sorgenvoll blicken vor allem die Besitzer von Auto-Waschstraßen in die Zukunft: Ihnen verordnete die Regierung sogar sofortig eine Minderung des Verbrauchs um fünfzig Prozent.
Ob und wie sich die Rationierung durchsetzen läßt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Wie nun herauskam, sind von den knapp 1,5 Millionen Wasseruhren im Großraum Athen rund 500 000 defekt - sie zeigen zu viel, zu wenig oder gar keinen Verbrauch an.
HANAU. Von der "programmlosen, schlagworthaften" Bürgerliste will sich die Hanauer FDP mit einem ausführlichen Kommunalwahlprogramm abheben, betonte Parteivorsitzender Ralf-Rainer Piesold in einer Pressekonferenz. Mit der Mitgliedschaft abgestimmt seien Vorstellungen, die nicht nur für eine Legislaturperiode gültig und durch entsprechende finanzpolitische Vorschläge zu finanzieren seien.
Das Programm sei geprägt davon, die Wirtschaftskraft der Stadt zu stärken, Schulden abzubauen und den Etat zu sanieren.
Vom künftig vom Volk zu wählenden Oberbürgermeister nach Hans Martin wünschen sich die Freien Demokraten weniger verwaltungsrechtlichen als vielmehr wirtschaftlichen Sachverstand. Martin kümmere sich zu wenig um die Wirtschaftsförderung, kritisierte Piesold.
Die Wirtschaftsstruktur Hanaus sei "veraltet, konjunkturanfällig und ökologisch problematisch", heißt es im Programm. Mehr Dienstleistungsbetriebe müßten angesiedelt werden. In einem Beirat müßten Fachleute aus der Wirtschaft mitarbeiten. Ein Wirtschaftsdezernat sei dem OB direkt zu unterstellen.
Die FDP kritisiert, daß eine langfristige und sinnvolle Stadtentwicklungsplanung fehle. Einzelne Stadtteile wie das Freigerichtviertel und die Hauptbahnhof- Gegend stünden "vor der Verelendung".
Das FDP-Buskonzept befürwortet den Hauptbahnhof als zentralen Haltepunkt, damit lasse sich auf dem Freiheitsplatz Raum für Ladengalerien, Restaurants und eine Grünfläche schaffen. Die Einnahmen aus der Bebauung könne die Stadt für eine Tiefgarage einsetzen.
Am Kurt-Blaum- und Kanaltorplatz seien Bus-Kreuzungspunkte zu schaffen, dazwischen könne mit kleinen Elektrobussen ein ständiger Shuttleverkehr auch für Parkhausnutzer aufgebaut werden. Zwischen Freiheitsplatz (Nordseite), Marktplatz (Südseite), Rosenstraße und Steinheimer Straße will die FDP eine Fußgängerzone.
Vor allen Detailplanungen für Straßenumbauten hält die Partei einen Verkehrsentwicklungsplan für notwendig. Um die Phlippsruher Allee zu entlasten, zieht sie "alle Möglichkeiten" in Betracht, wie es verallgemeinernd formuliert ist. Eine Umgehung für Klein-Auheim halten die Freien Demokraten für prüfenswert. Als auszuweisendes Gelände für Wohnungsbau schließt Spitzenkandidat Gerhard Morlock Kiefern-Monokulturen im Stadtgebiet nicht aus.
Nach seiner Vorstellung mache die Eingemeindung Mittelbuchens nur Sinn, wenn das große Areal zur Innenstadt hin "städtebaulich genutzt" werde. Gewerbegebiete und Baulücken ließen sich für Wohnungsbau nutzen, heißt es im Programm weiter.
Positiv schätzt die FDP das in der Sozialpolitik Erreichte ein. Wenn es um mehr Kitaplätze geht, macht sich die Partei für Masse statt Klasse (Familiengruppen) stark. Nach FDP-Auffassung wirtschaften freie Träger besser als städtische.
Das Thema Privatisierung von städtischem Vermögen geht die FDP weniger konkret als früher an. So heißt es, Einrichtungen wie die Rathaus-Druckerei, die Wasser- und Stromversorgung und die Müllabfuhr "könnten" aus öffentlicher Regie genommen werden.
Vereine wollen die Freien Demokraten nicht mit Nutzungsgebühren für Hallen und Übungsplätze belasten. Sie treten für Betreuungsschulen in jedem Stadtteil ein, damit die Kinder Berufstätiger nachmittags pädagogisch sinnvoll unterkommen könnten. In sozialen Brennpunkten wie Lamboy- und Freigerichtviertel seien Zentren für Erziehungshilfen mit Therapeuten zu diskutieren. Beratungsstellen sollen nach FDP-Vorstellung nur dann städtisch betrieben sein, wenn sich keine freien Träger fänden. him
"Republikaner" bedeutet heute im Deutschen nahezu das Gegenteil dessen, was Mitte des letzten Jahrhunderts mit diesem Ausdruck gemeint war. Dieter Langewiesche zeigt, wie der einst sowohl mit Hoffnungen als auch mit Ängsten besetzte demokratische Kampfbegriff im Laufe seiner Entwicklung radikal vereinseitigt werden konnte.
BRUCHKÖBEL. Das umstrittene satirische Flugblatt der Juso-Hochschulgruppe Frankfurt "Stoppt die Katholikenflut", das auf die Angriffe gegen Asylbewerber und Ausländer Bezug nimmt und gängige Vorwürfe gegen diese Minderheit durch eine andere Zielgruppe, nämlich die Katholiken ersetzt, wurde jetzt auch in Bruchköbel verteilt. Bürgermeister Helmut Irmen (CDU) sieht in der Streitschrift alles andere als Satire und hat "alle Christen und Demokraten aufgerufen, sich von einem solchen Pamphlet entschieden zu distanzieren".
In einer Presseerklärung nennt Irmen die Initiatoren des Flugblatts naiv und dumm: "Ein Blick in die Zeitgeschichte macht deutlich, wie erschreckend es ist, daß immer wieder Bevölkerungsgruppen wegen ihres religiösen Glaubens verunglimpft, beleidigt und politisch verfolgt werden." Eine solche Schmähschrift dürfe daher nicht hingenommen werden.
Analog zu den rechten Stammtischparolen gegenüber Ausländern hatten die Jungsozialisten geschrieben: "Das Boot ist voll! Stoppt die Katholikenflut!" Weiter heißt es indem Flugblatt unter anderem: Wir schlagen deshalb vor: Abweisung aller Katholiken an den Grenzen Hessens! Sofortige Abschiebung aller kriminellen Katholiken in den Vatikan . . . hein
&blt; "Der Pelikan" verschoben
Die Premiere von Strindbergs "Der Pelikan" am Staatstheater Darmstadt wird vom 27. März auf den 3. April verschoben. &blt; "Blaue Stunde" im Literaturhaus Das Literaturhaus Frankfurt lädt auch in dieser Woche wieder zur "Blauen Stunde" ein, einer täglichen Nachmittags-Lesung im Café des Hauses (Beginn 16.30 Uhr, Eintritt frei). Am heutigen Montag liest Jörg Walesch aus Grimmelshausens "Der abenteuerliche Simplicissimus", am Dienstag fällt die Lesung wegen Faschings aus, am Mittwoch liest Ilona Strauß "Tolldreiste Geschichten" von Balzac, am Donnerstag Martha Marbo Texte von Shaw, Mark Twain und Calderon und am Freitag Robert Tillian aus "Die letzten Dinge" von Karl Friedrich Waechter. &blt; Seminare: Bronzezeit in Ungarn Das Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte (Karmelitergasse 1) bietet Wochenendseminare zum Thema "Bronzezeit in Ungarn" an: am 12. und 13. März, 26. und 27. März und 16. und 17. April. Auskunft und Anmeldung unter der Nummer (069) / 21 23-58 96. &blt; "Malen, was wir denken" Bis Mitte März sind in der Cafeteria des Museums für Völkerkunde (Schaumainkai 29) zwölf preisgekrönte Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" zu sehen. Die Initiative zum Wettbewerb kam von der Katholischen Jugend und dem Katholischen Jugendamt Frankfurt. &blt; Museum Wiesbaden verlängert Das Museum Wiesbaden hat seine Ausstellungen verlängert: Bis zum 7. März sind nun die Malstücke von Mechtild Frisch und die aus Dresden rückgeführten Gemälde zu sehen; bis zum 12. April die Ausstellung "Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz". Eine Retrospektive mit Werken von Ingeborg Lüscher - 55 Bilder, Objekte und Installationen aus den Jahren 1968 bis 1992 - wird am 28. März eröffnet. &blt; Rosenmontagskonzert Das Rosenmontagskonzert der Reihe "Musik im Palmengarten" bringt Werke zum Thema Karneval von Hector Berlioz, Vincenzo Bellini, Georges Bizet, Franz von Suppé und Johann Strauß. Es spielt das Phliharmonische Orchester Frankfurt unter Leitung von Helmut Steinbach, Solist ist Stefan Gleitsmann, Oboe; die Moderation hat Elmar Gunsch. Das Konzert beginnt um 20 Uhr im Festsaal des Palmengartens. &blt; Vorgestellt: Horst Karasek Der Frankfurter Autor Horst Karasek ist der nächste Gast in der Reihe "Vorgestellt", in der das Hessische Literaturbüro und der Deutsche Literaturfonds die vom Fonds geförderten Schriftsteller präsentieren. Karasek, 1939 in Wien geboren, hat zuletzt den historischen Roman "Die Stelzer" veröffentlicht. Heute will er aus seinem Roman-Manuskript "Die Vierteilung" lesen. Die Lesung im Mousonturm, am 22. Februar beginnt um 20 Uhr. &blt; Laura & Her Tigers Die Prager Combo "Laura & Her Tigers" gastiert am Rosenmontag um 21 Uhr im Theatersaal des Mousonturms und bringen zum Karneval eine "Performance in Rock". &blt; Jahrmarkt in Timbuktu Die Alte Oper bietet zu Rosenmontag wieder ihren "Jahrmarkt in Timbuktu", diesmal sind Katie Webster, Alex "Piano Time" und Conny Scheffel an den Klavieren dabei, zudem Pepe Lienhard und andere. Rundfunkmoderator Hans Günter Heygen führt durch das um 20.11 Uhr beginnende Programm.
HANAU. Die Eugen-Kaiser-Berufsschule in der Hanauer Lortzingstraße hat noch freie Ausbildungsplätze in der neuen Fachrichtung Krankenpflege ihrer zweijährighen Berufsfachschule. Die Ausbildung führt zu einem mittleren Bildungsabschluß und bereitet auf eine Berufsausbildung in krankenpflegerischen und medizinisch-technischen Berufen vor.
Aufnahmebedingung ist in der Regel der Hauptschulabschluß. Die Anmeldung erfolgt über die bisher besuchte Schule. Auskünfte erteilt die Berufsschule unter der Rufnummer 0 61 81 / 8 14 44. Interessenten können dort auch ein Infoblatt anfordern. are
HANAU. Die FDP-nahe Karl-Herrmann-Flach-Stiftung lädt für den Freitag, 26. Februar, ab 20 Uhr in die Hanauer Stadthalle zu einer Podiumsdiskussion unter dem Motto "Ist der Staat ein Selbstbedienungsladen?" ein. Es diskutieren Paul Morell vom Bund der Steuerzahler und Dirk Pfeil, Vizepräsident des hessischen Landtages.
Gegen eine Kürzung des Wohngelds, wie es die Bundesregierung im Rahmen des "Solidarpakts" vorschlägt, spricht sich die südhessische SPD-Bezirksvorsitzende Heidemarie Wieczorek-Zeul aus. "Im Gegenteil, eigentlich müßte das Wohngeld aufgestockt werden", sagt die Bundestagsabgeordnete. Den Hinweis der Regierung, daß nur höhere Einkommensgruppen davon betroffen seien, wertet sie als Versuch, etwas zu vertuschen, oder "sie hat von der Wirklichkeit keine Ahnung". Bereits bei einem "normalen Einkommen" bestehe heute kein Wohngeldanspruch mehr.
In Frankfurt bezogen nach Angaben des SPD-Unterbezirksvorsitzenden Sieghard Pawlik zum 31. Dezember 1991 22 231 Haushalte einen entsprechenden Zuschuß. hu
Bei einem brutalen Raubversuch hat ein unbekannter Täter in der Kostheimer Straße im Gallusviertel eine 45 Jahre alte Frau erheblich verletzt. Wie die Polizei mitteilte, war die 45jährige gegen 1 Uhr auf dem Nachhauseweg, als der etwa 20 bis 25 Jahre alte Täter auf sie zukam und sie mit einer Pistole bedrohte, um ihre Handtasche zu bekommen.
Als die Frau sich weigerte, stieß er ihr den Lauf der Waffe in den Mund. Der Täter flüchtete, nachdem die Frau in ihrer Verzweiflung laut um Hilfe geschrien hatte. Von dem Täter fehlt bislang jede Spur. Die 45jährige mußte zur ärztlichen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. enk
Müssen bald die ersten Apotheken schließen? Weniger Arzneiverkauf / Warnung vor "Panikmache" Von unserem Mitarbeiter Volker Mazassek Der Hessische Apothekerverband hat jetzt erstmals Zahlen zu den Auswirkungen des Gesundheitsstrukturgesetzes genannt. Im Januar diesen Jahres seien in Hessen 33 Prozent weniger Medikamente verordnet worden, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Wilhelm Raida. Dieser drastische Rückgang bedeute, daß die Patienten ganz erhebliche Abstriche in der Qualität der Arzneiversorgung hinnehmen müßten. Wenn die Januar-Entwicklung sich fortsetze, so Raida, "ist in den nächsten zwei bis drei Monaten damit zu rechnen, daß die ersten Apotheken schließen werden". Vorstandsassistentin Helga Fritsch-Schäfer geht davon aus, daß "etwa zehn Prozent" der Apotheken aufgeben. In Frankfurt seien vor allem Geschäfte in Randlage betroffen. Wenn beispielsweise in Bergen-Enkheim eine Apotheke schließe, so Fritsch-Schäfer, "bekommen Kranke und wenig mobile Alte echte Probleme". Denn in den Außenbereichen der Stadt sei das Apothekennetz nicht so dicht wie in der City.
In mehreren hessischen Städten hätten bereits jetzt Geschäftsinhaber Kurzarbeit beantragt. "Dies ist in der Apothekengeschichte ein absolutes Novum", sagte Raida. In Frankfurt habe es "etliche Anfragen" gegeben, erklärte Karlheinz Jockel vom Arbeitsamt. Mehrere Geschäftsinhaber hätten schon die entsprechenden Formulare angefordert. "Wir rechnen damit", so Jockel, "daß Anträge kommen" - möglicherweise noch vor dem 1. März. Bekannt ist dem Arbeitsamt, daß es bereits Entlassungen gegeben hat. Der Apothekerverband befürchtet, daß mittelfristig etwa 20 Prozent des Personals gekündigt wird. Betroffen seien hauptsächlich Teilzeitkräfte und Frauen, die bislang neben der Familie ihren Beruf zeitweise noch ausüben konnten.
Die Kassenärztliche Vereinigung forderte der Verband auf, "die Ärzte nicht weiter mit fehlerhaften Informationen zu verunsichern". Die Patienten hätten weiterhin Anspruch auf eine umfassende Versorgung. Wenn die Ärzte die Verordnungsvorschriften wie im Gesetz vorgesehen beachteten, bestehe kein Grund zu "Panikreaktionen". Bei einem vorgeschriebenen Arzneimittelbudget in Höhe von 24,04 Milliarden Mark für 1993 müßten im Vergleich zum Vorjahr nur 560 Millionen Mark oder 2,1 Prozent eingespart werden. Auch um ihr Honorar müßten sich die Ärzte nicht sorgen.
Schutz für die historischen Ortskerne von 29 Frankfurter Stadtteilen, keine maßstab-sprengenden Neubauten oder unpassenden Fassaden mehr, keine Luxusmodernisierung: Erst nach längerer Debatte und einer Sitzungsunterbrechung beschloß der Planungsausschuß des Stadtparlaments Erhaltungssatzungen mit diesem Inhalt. Auf Druck der Grünen formulierte die rot-grüne Koalition einen Ergänzungsantrag: Geschützt werden sollen danach auch die rückwärtigen, straßenabgewandten Bauten, die Hinterhöfe, die Freiflächen und die Übergänge zur offenen Landschaft. Die CDU wandte sich grundsätzlich dagegen, eine "Käseglocke" über die Ortskerne zu stülpen, sie trug aber 15 von 29 Erhaltungssatzungen mit.
Der Schutz soll für die zentralen Bereiche folgender Stadtteile gelten: Zeilsheim, Praunheim, Rödelheim, Berkersheim, Unterliederbach, Sindlingen, Niederrad, Schwanheim, Oberrad, Bonames, Eckenheim, Eschersheim, Ginnheim, Harheim, Hausen, Heddernheim, Kalbach, Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach, Niederursel, Preungesheim, Seckbach, Fechenheim-Süd, Bergen, Enkheim, Griesheim, Höchst, Nied und Sossenheim.
"Bewahren und Erhalten sind zwei Seiten einer Medaille", sagte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) in der Diskussion. In Frankfurt gebe es doppelt soviel Bautätigkeit und damit Veränderung wie in vergleichbaren deutschen Großstädten - jährlich zähle man Bauvorhaben im Gesamtwert von vier Milliarden Mark. Der Dezernent sicherte auf Anfrage der CDU zu, daß die neuen Rechtsinstrumente von den städtischen Fachleuten im Ortsbeirat den betroffenen Bürgern erläutert werden. "Wir müssen dem Bedürfnis nach Heimat nachkommen", sagte der SPD-Stadtverordnete Reinhard Wegener.
Aus der Sicht der CDU folgten die Sozialdemokraten einfach dem Ansinnen der Grünen, "jegliche Entwicklung in den Stadtteilen zu verhindern", so der planungspolitische Sprecher Edwin Schwarz.
Die Grünen bekannten sich bei dieser Diskussion als "im guten Sinne konservativ" (Fraktionschef Uli Baier). Es gelte zu verhindern, daß Bauherren mit der Verdichtung der historischen Ortskerne "Kohle machen". Den Bürgern müsse ermöglicht werden, "ihr Verhältnis zur Geschichte zu pflegen" und auch weiterhin "ein Stück Zuhause" zu erleben. jg
GRÄVENWIESBACH. Die Gemeinde bietet Schnellkomposter für Privathaushalte an. Sie sind jeweils 86 Zentimeter hoch, haben einen Durchmesser von 80 Zentimetern und fassen 250 Liter Bioabfall. Preis pro Stück: 110 Mark.
Im Bauhof, Frankfurter Straße 47, stehen die Komposter zum Abholen bereit. Näheres bei Herrn Kramer unter der Rufnummer 0 60 86 / 96 11 - 20. ill
FRIEDBERG. Geht es nach Friedbergs Bürgermeister Ludwig Fuhr (SPD), dann gehören die bislang unausweichlichen Ausweichmanöver auf den Bürgersteigen beidseits der Kaiserstraße bald der Vergangenheit an. Erst nach der Kommunalwahl wollte der Sozialdemokrat ein bislang wohlgehütetes Geheimnis lüften. Daraus wird nichts mehr. Sein Plan: Unter dem Vorbehalt, "daß die SPD am 7.3.93 die absolute Mehrheit gewinnt", will der mit Instinkt für heikle Themen ausgestattete Rathauschef in diesem Sommer mit Arbeiten für einen Fußgänger-Einbahnverkehr auf den Gehwegen entlang der Kaiserstraße beginnen und so erstmals in seiner Amtszeit für Furore sorgen. Die Frankfurter Rundschau veröffentlicht die wesentlichen Aussagen aus dem geheimen Dokument.
"Mindestens achtmal pro Woche", schreibt Fuhr in seiner eineinhalb Seiten langen Einleitung, beschwerten sich "Einheimische, aber auch viele Gäste aus nah und fern" über einen "regelrechten Hindernislauf" auf dem früheren Prachtboulevard der Kreisstadt. Manch ein zahlungskräftiger Kunde, der schon "seit Jahrzehnten" vom hiesigen Gewerbe Artikel beziehe, habe damit gedroht, "künftig in Gießen oder Büdingen" den Einkauf zu erledigen.
In einzelnen Fällen gelte es auch Verletzungen "in Folge von Rempeleien" zu beklagen. Einem 72jähri gen Mann, heißt es in dem am 17. November 1992 verfaßten Siebzehn-Seiten-Papier, sei am "Mittwoch, 4. November 1992, Ampel "Schillerlinde" bei einem Zusammenstoß mit einem eiligen Schüler "die Brille heruntergefallen und zerbrochen". Ludwig Fuhrs Fazit: "Es besteht dringender Handlungsbedarf."
Ursprünglich hegte Fuhr offenbar die Idee, die gepflasterten Parkbuchten entlang der Kaiserstraße abzuschaffen, die gewonnene Fläche um etwa 15 Zentimeter zu erhöhen und zu asphaltieren: "Einfachste Lösung . . ., Vorzug geben." Selbst die Kosten ließ der Bürgermeister Friedbergs durch das Hochbauamt bereits berechnen. Es kam auf "schätzungsweise 1,24 Millionen Mark". Daneben findet sich in dem Papier handschriftlich der Hinweis: "Gewerbe noch mit Versprechen für neue Werbekampagne auf Linie einschwören!" Die Einbahn-Variante, die nun bald das Leben auf der Kaiserstraße verändern wird, wählte Fuhr erst nach einem "mehrstündigen, konstruktiven Gespräch" mit seinem Kulturamtsleiter Michael Keller. Keller, dem Fuhr gerne einmal die Amtskette übergeben möchte, erinnerte den amtierenden Rathauschef an seinen "Beitrag in der Frankfurter Rundschau vom 7. 8. 92, S. 2", wo er sich bereits "intensiv und grundlegend" mit dem historischen und aktuellen Bild der Kaiserstraße beschäftigt habe. In Kursiv- Schrift gibt Fuhr schließlich die zentrale, ihn umstimmende These Kellers wieder: "Heute habe ich gelernt, daß man weder den historischen Straßenbelag noch die Gliederung der Kaiserstraße, wie sie seit der Jahrhundertwende in der Abfolge von ausgebautem Bürgersteig, altem gepflasterten Streifen und ursprünglich ebenfalls gepflasterter Straße entstanden ist, nicht einfach aufheben kann."
Weil Fuhr von der "Idee eines geordneten Fußgängerverkehrs" nicht abweichen wollte, grübelten er und Keller über einen "praktikablen Kompromiß". "Vorschlag A" aus der Akte "Az 628/92", der nach einem "intensiven Abwägungsprozeß" zustande kam und Kronprinz Keller laut Protokollnotiz "die Unverzichtbarkeit von Ordnungsfaktoren" verdeutlichte, sieht vor: Ausgangs- und Zielpunkt des Einbahn-Fußgängerverkehrs wird "die historische Burg". Die Idee beschreibt Rathauschef Fuhr in dem Dokument selbst als "eine Art Kreisverkehr". So darf der Bürgersteig auf der Seite des Kaufhauses "Joh" künftig "nur noch in nördlicher Richtung (Burg)" benutzt werden. Wer sich auf der Kaiserstraßen-Seite bei "C & A" befindet "muß sich südlich halten (Richtung Stadtausgang Wöllstadt)". Ludwig Fuhr verspricht sich davon, daß der Einkauf künftig "gelassener und geordneter" erledigt wird. Den aus seiner Sicht "einzigen Haken" sieht er darin, daß jeder Bürger, jede Bürgerin künftig "Umwege in Kauf nehmen" muß, wenn einmal etwas vergessen worden ist.
Ein Beispiel: Wer vor der "Bindernagelschen Buchhandlung" steht und plötzlich Appetit auf einen Fisch von "Umsonst" bekommt, darf nicht einfach umkehren, sondern muß "eine Schleife drehen". Sonst, so heißt es im Abschnitt "Problemskizzen", würde "das gesamte System gesprengt". Im Klartext: Er oder sie muß auf der gegenüberliegenden Straßenseite den Rückweg antreten.
Um sich nicht den Zorn wütender Fußgänger zuzuziehen, plant Fuhr "durch die Installation zusätzlicher Lichtzeichenanlagen" das Überqueren der Kaiserstraße "bedeutend zu erleichtern". Zwischen Landratsamt und Burg, "dem Geltungsbereich der neuen Verordnung", sollten "mindestens zehn Lichtzeichenanlagen in Absprache mit der Straßenverkehrsbehörde" geschaltet werden. Gemeinsam mit Experten der Hessischen Straßenbauverwaltung und Vertretern eines in München ansässigen Automobilclubs will Fuhr erörtern, ob sich die Ampeln "in Wellen, also gleichzeitig, schalten lassen". Das wäre, urteilt er, "die für Fußgänger und Autofahrer gleichermaßen beste Lösung". BERND SALZMANN
LANGENSELBOLD. Eine Freizeit im Schullandheim Bernau im Hochschwarzwald bietet die Stadt für Zehn- bis 14jährige an. 40 Jungen und Mädchen können an der Tour von Samstag, 17. April, bis Freitag, 23. April, teilnehmen. Die Kosten inklusiv Unterkunft, Verpflegung und Busfahrt betragen pro Kind 320 Mark. Kinderreichen und finanziell schwächer gestellte Familien gewährt die Kommune einen Preisnachlaß beziehungsweise übernimmt die Kosten. Anmeldungen nehmen Petra Schneider oder Bernd Kaltschnee, Rufnummer 8 02 32, im Rathaus, Zimmer 1, entgegen. jur
HANAU. Die Klagen von Arbeitslosen häufen sich. Bis über den Antrag auf Arbeitslosengeld oder -hilfe entschieden ist, verstreiche im Arbeitsamt eine zu lange Wartezeit. Wochen, ja sogar Monate gingen ins Land, bis der für den Lebensunterhalt nötige Betrag endlich auf dem Konto eingetroffen sei.
Jürgen Jung, Pressesprecher im Arbeitsamt, bestätigt, daß sich die Bearbeitungszeiten verlängert haben. Die Zahl der Arbeitslosen habe so stark zugenommen, daß in der zuständigen Abteilung mit dem bestehenden Personal 50 Prozent mehr gearbeitet werden müsse. Vor zwei Wochen seien für die 20 Sachbearbeiter Überstunden angeordnet worden, um die 1500 unerledigten Anträge überhaupt bewältigen zu können.
Während im vergangenen Jahr im Monat durchschnittlich 6484 Personen vom Arbeitsamt finanziell unterstützt wurden, seien es im Januar schon 8337 gewesen. 1991 hatte die Behörde zum Vergleich nur 4961 Leistungsempfänger. Allein im Januar seien 2109 Anträge auf Arbeitslosenunterstützung eingegangen, die geprüft werden müßten. Jung hofft, daß sich dieser Trend nicht fortsetzt.
Um die Bearbeitungszeit zu verkürzen, hat der Sprecher ein paar Ratschläge für die Antragsteller parat. Jeder, der bei einem Arbeitgeber ausscheidet, sollte sich dort sofort eine Arbeitsbescheinigung ausstellen lassen. Sie dient als Grundlage für die Berechnung der Ansprüche gegenüber dem Arbeitsamt.
Wenn dieses Papier vorliegt und nicht im nachhinein besorgt werden muß, geht alles Weitere sehr viel schneller. Der Sachbearbeiter benötigt darüber hinaus die Lohnsteuerkarte, den Sozialversicherungsausweis sowie die Arbeitsbescheinigungen früherer Arbeitgeber. Um einen neuen Arbeitsplatz vermittelt zu bekommen, empfiehlt es sich auch, Arbeitszeugnisse mitzubringen.
Liegen all diese Dokumente vor und ist der Antrag vollständig ausgefüllt, so versichert Jung, könne der Bescheid in anderthalb Wochen erfolgen. Dann treffe das Geld schon nach zwei Wochen auf dem Konto ein.
Geht trotzdem etwas schief, ist es möglich, einen Vorschuß zu erhalten. Das Geld gibt es direkt beim Arbeitsamt, sollte der Anspruch bereits geklärt sein. gem
Narretei hat viele Quellen
An den drei tollen Tagen war für die Altvorderen eigentlich nur der Friedhof tabu. Ein Maskierter oder Vermummter dürfe sich an Fassenacht, so ging die Fama auch in Frankfurt, auf dem Totenacker nicht blicken lassen, sonst zerbrösele er zu Staub und Asche. Ansonsten indes hieß man verkleidete Zeitgenossen allerorten willkommen: Sie zogen von Haus zu Haus, und manchmal sollten sie sogar - das der ausdrückliche Wunsch - die Bewohner rasieren und ihnen das Haupthaar stutzen.
Überhaupt schienen die Leute von einem Frühjahrsputz-Virus infiziert: Sie wendeten vor Aschermittwoch Getreide- und Wurstvorräte, prügelten am Fastnachtsdienstag kurz nach Sonnenaufgang mit Dreschflegeln auf ihrem Wiesengrund herum - das brachte angeblich die Maulwürfe um. Und das Ungeziefer sollte fürs ganze Jahr gebannt werden. Das besorgte die Magd. Die trug allerdings keine Larve, sondern mußte sich nackt ausziehen und in ungeschützter Blöße "unbesehen und unberedet" den Kehricht von Haus und Hof zusammenfegen und zum Dunghaufen des Nachbarn schleppen.
Und: Allerlei Winterdämonen galt es da wohl zu verscheuchen in dieser närrischen Zeit. Mit wildem Gelärm, Getöse, Maskenrummel wollte man - so behaupten Volkskundler - die frostig grimmen Feinde der Fruchtbarkeit von Wohnstatt und Flur jagen und gleichzeitig auch "das Korn aufwecken". Um die bösen Geister in die Flucht zu schlagen, kostümierte man sich als furchterregende Bestien oder martialische Kraftprotzgestalten. Dergleichen Brauchtum - so galt es jahrelang unter den Fachwissenschaftlern als ausgemacht - sei vorchristlichen Ursprungs.
Im Untermaingebiet sollen sich da zwei heidnische Traditionen verschränkt und vermischt haben. Zum einen die Sache mit den Römern: Die hatten dort, wo heute Heddernheim liegt, die Siedlung Nida gebaut und zwischen 75 und 260 nach Christus dort wohl auch kräftig ihre Saturnalien gefeiert: wüste öffentliche Gelage, bei denen "verkehrte Welt" herrschte und Standesunterschiede aufgehoben waren. Die Sklaven praßten und schweinigelten an den Tischen der Herren, die Patrizier vermummten sich und machten Straßen und Plätze unsicher.
Germanisch hausgemacht indes der zweite Fastnacht-Vorfahr: Rituale und Umzüge, die sich um den Kult der Fruchtbarkeits- und Erntegöttin Nerthus drehten und die laut Tacitus auch und gerade bei den naturreligiösen heidnischen Hessen ungeheuer populär gewesen sein sollen.
Die christlichen Missionare, so besagt nun die populäre volkskundliche Theorie, hätten diesen Saturnalien- und Nerthus-Spuk schlicht in ihren liturgischen Festtagsreigen übernommen und notdürftig kirchlich verbrämt - quasi als Konzession und Zuckerle an die frisch getauften Römer und Germanen. So sollte das Heidnische integriert und damit aber auch ausgelöscht werden.
Die Annahmen sind relativiert worden. Tübinger und Konstanzer Kulturanthropologen haben gezeigt, daß die katholische Kirche seit dem 9. Jahrhundert - mit gutem Gespür für Inszenierungen - die Fastnacht als liturgisch- pädagogisches Mittel einsetzte.
Ein kurzes vergängliches Reich irdischer Herrlichkeit, in dem pervertierte Narren und Konfusion herrschen, wird ab Aschermittwoch kontrastiert mit dem Gegenmodell der Buß- und Fastenzeit: dem überzeitlichen Reich der "Königsherrschaft Gottes". peh
GRÄVENWIESBACH. "Um das gemeinschaftliche Zusammenleben zu fördern und um den dörflichen Frieden zu bewahren", appelliert die Gemeindeverwaltung an das Verantwortungsbewußtsein der Hundehalter: Sie sollen den Kot beseitigen, den ihre Vierbeiner auf den Bürgersteigen zurücklassen, um Anwohner nicht zu verärgern und spielende Kinder nicht zu gefährden. ill
GELNHAUSEN. Der Verein "Leben mit Kindern" hat ein weiteres Mal seine Angebotspalette erweitert. Ab sofort offeriert er seine Dienste als Vermittler von Tagesmüttern und -vätern sowie Babysittern.
Melden können sich Eltern, die eine Betreuungsperson suchen ebenso wie Interessierte, die gerne die Betreuung eines Kindes übernehmen wollen. Ansprechpartnerin ist dienstags, mittwochs und donnerstags ab 19 Uhr Yasmin Hock, Telefon 0 60 51 / 6 87 12. Sie will Vorstellungen und Wünsche in eine Kartei aufnehmen, um möglichst passend vermitteln zu können. Der Betreuung vorgeschaltet sein soll eine Gewöhnungsphase, in der die Kinder ihre neue Bezugsperson kennenlernen können.
Hintergrund dieses Angebotes des Vereins ist laut Sprecherin Birgit Gutermann das Ziel, "Eltern eine Möglichkeit an die Hand zu geben, ihren Alltag besser zu bewältigen". Die gleiche Absicht verfolgt ein Kursus für werdende oder junge Eltern, die sich auf die gemeinsame Zeit mit dem Kind gut vorbereiten wollen. An fünf Kurstagen werden folgende Themen behandelt: Schwangerschaft und Vorbereitung auf die Geburt, die ersten Wochen mit dem Baby, Ernährung, Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen, Familienleben mit Kind, Entwicklungsphasen des Kindes und Erziehung. Babys können mitgebracht werden. Geplant ist, diesen Kursus durch einen Informationsabend mit einem Kinderarzt oder einer Kinderkrankenschwester abzurunden. Der findet mittwochs von 20.30 bis 22 Uhr statt und beginnt am 17. März. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Mark, für Paare 30 Mark. Anmeldungen nimmt Birgit Gutermann, Telefon 0 60 51 / 6 89 71, entgegen. lex
GROSSKROTZENBURG. Interessenten an der Fahrt nach Ehrwald in Tirol vom 3. bis 8. Juni können sich noch anmelden. Wie die Gemeinde mitteilt, sind noch Plätze frei.
Die Tour führt an die Sonnenseite der Zugspitze. Die Kosten betragen 478 Mark, für das Einzelzimmer werden noch einmal 65 Mark erforderlich. In dem Preis sind Halbpension, diverse Rundfahrten und ein Hüttenabend in Berwang eingeschlossen.
Frau Fischer im Rathaus, Zimmer 10, nimmt Anmeldungen entgegen. jur
USINGEN. An Frauen, die erwerbslos sind oder nach der Familienpause wieder berufstätig sein wollen, richtet sich ein Berufsorientierungskurs mit EDV. Das Zentrum für Weiterbildung bietet den sechsmonatigen Lehrgang in seiner Usinger Schulungsstätte an.
Die Inhalte reichen vom Arbeitsrecht über ein Bewerbungstraining bis zur Textverarbeitung am Computer. Dazu gehören Betriebsbesichtigungen und die Möglichkeit, ein vierwöchiges Praktikum zu absolvieren.
Der Orientierungskurs dauert vom 26. April bis zum 29. Oktober und umfaßt vier Vormittage pro Woche, jeweils von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Informationen erteilt die Schulungsstätte, Hattsteiner Allee 17, unter Telefon 1 25 66 oder das Frankfurter Zentrum unter Telefon 0 69 / 7 07 42 61. ill
Stroke meets Shyboy Crossover-Fans kommen am Mittwoch, 3. März, auf ihre Kosten, wenn im neuen Frankfurter Club Nachtleben - an der Konstablerwache - die befreundeten Musiker von The Stroke und von Shyboy ein gemeinsames Konzert geben. The Stroke, nach dem Gewinn des Sony-Wettbewerbs und der Veröffentlichung eines Minialbums voll auf Karriere programmiert, mußten schmerzlich erkennen, daß ein Plattenvertrag allein noch gar nichts bringt. Vor allem dann nicht, wenn die Firma eigentlich gar nicht auf die Band steht. Die letzten Monate verbrachten die Frankfurter im eigenen Studio, um neue Stücke zu produzieren. Früher hauptsächlich auf Riffs und Grooves abonniert, setzen Sänger Mikki und seine Jungs jetzt stärker auf klassische Songstrukturen innerhalb ihres Funky Rock-Konzeptes mit Rap-Einlagen. Da Mikki auf dem Debütalbum von Shyboy als Gast rappte, bringt man vielleicht ja auch ein paar Nummern zusammen auf die Bühne. dk
SECKBACH. Vier Hände in den Hautfarben Rot, Schwarz, Weiß und Gelb greifen ineinander. Dieses Zeichen für eine ausländerfreundliche Gesinnung, das schon eine Vielzahl von Plaketten ziert, soll nun auch das Emblem des "Seckbacher Forum gegen Fremdenhaß" werden. Und es soll - gut sichtbar an Haus- und Geschäftseingängen des Stadtteils - signalisieren: Im schlimmsten Fall kann sich ein verfolgter Ausländer hierhin retten. Das Forum greift damit eine Idee der internationalen Gruppe "Ärzte gegen den Atomkrieg" auf. Die Mitglieder wollen Seckbacher Geschäftsbesitzer, Apotheker oder Anwälte bitten, dieses Erkennungszeichen im Eingangsbereich ihrer Räume anzubringen.
Unter dem Motto "Miteinander leben" will die erst vor einigen Wochen gegründete Gruppe versuchen, "in unserem Stadtteil ein Gesprächsklima zu schaffen, das auch den Rassismus in den Köpfen abbaut", wie es Martin Schauß, der Pfarrer der evangelischen Mariengemeinde bei ihrem jüngsten Treffen verdeutlichte. Doch nicht nur die beiden Seckbacher Gemeinden sind dabei: Zum zweiten Termin nach der Gründung versammelten sich auch Lehrer, Vertreter der Parteien, Mitglieder des "Seckbacher Friedensgespräches", Vereinsfunktionäre und einfach interessierte Bürger.
Ihr Selbstverständnis kommt in einem Text zum Ausdruck, der als Flugblatt an die Seckbacher Bürger verteilt werden soll. "Frieden und gute Beziehungen unter den Menschen sind nur zu erreichen über ein besseres Kennenlernen und den Abbau von Vorurteilen", heißt es dort. Dazu will das Forum konkrete Schritte unternehmen. Beim Seckbacher Straßenfest im Spätsommer sollen ausländische Bürger und deren Gruppen nicht nur eingeladen werden, sondern auch aktiv mitgestalten.
Andere besser zu verstehen ist auch das Ziel von Informationsabenden. Dort sollen auch "diejenigen, deren Haltung von Vorbehalten und Abgrenzung gegenüber Ausländern geprägt ist", zu Wort kommen dürfen. Es reiche nicht, meinte eine Frau, "wenn wir uns alle nur gegenseitig beweihräuchern, wie wunderbar fremdenfreundlich wir sind". Ein älterer Mann stimmte ihr zu. Zwar sei es nötig, "eindeutig Stellung zu beziehen gegen den schrecklichen Haß und die schrecklichen Morde", aber arrogantes Besserwissen weiche die Fronten nicht auf.
Mehr als drei Stunden waren die Mitglieder des Forums in einem manchmal zähen Ringen darum bemüht, ein Konzept auf die Beine zu stellen, das wirklich hilft. Kontakte mit Frankfurter Verbänden und Institutionen, die sich um eine bessere Situation für Ausländer mühen . An erster Stelle soll jedoch immer der persönliche Kontakt stehen, über den dann ein Vermittlung an kompetente Institutionen möglich sei. "Wenn nämlich jemand Hilfe sucht", meldete sich eine junge Frau zu Wort, "dann wird er sich viel vertrauensvoller an einen konkreten Menschen richten als an eine Institution." Deswegen müsse das Forum sehr deutlich machen, daß es eine private Initiative sei "von Bürgern, die einfach helfen wollen." Viele der Hilfesuchenden, hätten oft schon schlechte Erfahrungen mit Behörden hinter sich.
"Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben", stellte ein Forums-Mitglied heraus. Wo Fremde konkret bedroht seien, müsse auch konkret für die Fremden eingestanden werden. "Manche Situationen klären sich schon dadurch, daß man nicht weggeht und alles geschehen läßt, sondern stehenbleibt und Farbe bekennt."
Der Angst der Ausländer vor Gewalt müssen die Deutschen beispielhafte Offenheit zu begegnen, meinte Martin Schauß. "Erst durch das Kennenlernen verlieren wir die Angst vor dem Fremden." Es herrsche in vielen Köpfen allein durch Unwissenheit ein falsches und gefährliches Bild von den Fremden. "Wenn es uns gelingt, unbegründete Ängste abzubauen und begründete Ängste ernstzunehmen, dann kommen wir auf dem Weg zu einem toleranten Klima ein ganzes Stück voran." mab
HAIGER. Keltische Hügelgräber, Räume zum Dörren von Flachs und Korn, eine "Basaltröststelle" - "an die 60 Hausstellen und weit über 100 Gräber", berichtet die "Zeitung für das Dilltal" in ihrer Ausgabe 89 des Jahres 1903 über prähistorische Funde aus der näheren Heimat, die der Forstmeister und Hobbyarchäologe Heinrich Behlen bei seinen Grabungen gemacht hatte. Behlen entdeckte Reste eines Dorfes aus der Zeit um Christi Geburt. Kalteiche nennt sich der Ort, ein unweit der mittelhessischen Stadt Haiger im Dreiländereck zu Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gelegenes, geschlossenes Wald- und Wandergebiet nahe der Dill. Es ist heute ein dem Denkmalschutzgesetz unterliegendes Bodendenkmal, das immer wieder Fundstücke der Kelten hergibt. Doch wie lange noch?
Weil die 19 000-Einwohner-Kommune Haiger für ihre Entwicklung im kommenden Jahrhundert Land für Industrie und Gewerbe zu benötigen glaubt, ist sie auf einen Teil des Gebietes Kalteiche erpicht, das nicht nur verkehrsgünstig an der A 45 ("Sauerlandlinie"), sondern vor allem oberhalb der engen Täler der Dill und ihrer Nebenbäche liegt - zum Entsetzen vieler Bürger und der Naturschützer, die nicht nur (je nach Rechnung) 50 bis 150 Hektar (Staats-) Wald bedroht sehen, sondern auch ein Stück Geschichte und einen Naherholungsraum.
Weil zu allem Überfluß nicht völlig von der Hand zu weisen ist, daß im Zuge der Industriegebietsplanung auch alte Hochwasserschutzpläne für den Bau eines 21 Meter hohen Staudamms am Haigerbach auftauchen könnten, stellt die Zeitschrift "Naturschutz heute" bereits die Frage nach einer "Großbaustelle Haiger?"
Freilich: Talsperre und Industriegebiet haben allenfalls mittelbar etwas miteinander zu tun, ein Bauwerk würde das andere nur dann bedingen, wenn bestimmte Überlegungen besorgter Bürger auch wirklich zutreffen: Zwar läge ein um die 100 Hektar großes, zu mindestens einem Drittel versiegeltes Industriegebiet Kalteiche nicht im Abflußbereich des Haigerbachs, doch weil die benachbarten Westfalen das von einem neuen hessischen Industrieareal abfließende Wasser sicherlich nicht akzeptieren würden, sprechen der örtliche Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hans- Otto Thorn, und auch der Vorsitzende der inzwischen 800 Mitglieder zählenden Bürgerinitiative "Natürlich leben und arbeiten", Wolfgang Freund, von einem "Sachzwang". Das Wasser müßte nach Hessen zurückgepumpt werden, was dann wegen der zusätzlichen Fluten (auf der Kalteiche fallen im Jahr 1100 Liter auf den Quadratmeter) automatisch zum Bau der nur von den Wasserbauingenieuren, nicht aber den Kommunen geforderten Talsperre führen würde.
Haigers Bürgermeister Gerhard Zoubek (SPD) nun tut derartige Spekulationen als "Panikmache" ab. "Wir brauchen die Talsperre nicht", die Dillanrainer vor Hochwasserwellen bewahren sollte, sagt Zoubek. Auch beim hessischen Umweltministerium weiß die Sprecherin zwar von Bestrebungen des örtlichen Wasserverbandes für den Bau eines solchen Damms, doch tauche die Talsperre in der Prioritätenliste des Landes für den Hochwasserschutz derzeit nicht auf.
Was Haiger tatsächlich brauche, so vertritt der Bürgermeister die Wirtschaftsinteressen seiner Kommune, das sei Platz zum Expandieren für heimische und auch für fremde Firmen. Dabei gehe es der Gemeinde weniger um aktuelle Engpässe. Zoubek, der sich auch auf eine Studie der Dillenburger Industrie- und Handelskammer (IHK) stützen kann, vertritt eine Vorratspolitik, die er nicht allein für seine Gemeinde betreiben möchte, sondern zusammen mit dem nahen Dillenburg. Schon sinnt der Sozialdemokrat über neue Wege bei der Teilung des zu erwartenden Steueraufkommens und natürlich auch der Erschließungskosten nach, wenn seine Kommune zusammen mit Dillenburg das Projekt auf dem Gemeindegrund von Haiger realisiert.
Die Regionale Planungsversammlung Mittelhessen hat der engagierte Bürgermeister bereits auf seiner Seite - auf deren Geheiß der jetzt in die Anhörung gehende Fortschreibungsentwurf des Regionalen Raumordnungsplans die Kalteiche als Expansionsgebiet vorsieht, wofür eine ähnlich große Fläche, die keiner mehr bebauen will, im Haigerer Ortsteil Sechshelden gestrichen wurde. Das geschah gegen die Stimmen der Grünen und auch gegen das Votum des Gießener Regierungspräsideten Hartmut Bäumer, der "Klasse statt Masse" forderte.
Keine 95 Hektar Wald, schon gar keine 156 Hektar wie anfangs in Rede stand, sondern auf genau jene 40 bis 50 Hektar solle Haiger seine Pläne zurechtstutzen, die auch von der IHK als Bedarf prognostiziert waren. Dazu regte Bäumer eine Zusammenarbeit nicht nur mit Dillenburg, sondern auch mit Herborn an.
Vor wenigen Tagen nun willigte Haiger nach einem Behördengespräch, an dem auch Vertreter des Landesentwicklungsministeriums teilnahmen, in ein dreiteiliges Gutachten ein. Demnach muß die Gemeinde erstmal die Gesichtspunkte Verkehrsanbindung und Ökologie (und zwar an den Maßstäben einer Umweltverträglichkeitsprüfung orientiert) genau untersuchen lassen, und sie muß eine Gewerbeflächenbilanz erstellen.
Denn bemängelt hatten auch die örtlichen Kritiker, daß Haiger zwar Bedarf anmeldete und sogar schon bei der Bundesbahn um die Verlegung eines Gleisanschlusses nach Kalteiche gebeten hatte, ein Lückenkataster für bereits vorhandenen, aber ungenutzten Gewerberaum nicht vorlegen konnte. Gleichwie: Haiger gehe es, bestätigt das Landesentwicklungsministerium, auch um Platz für Betriebe, die "Krach machen", Unternehmen also, die in den bewohnten Tallagen nicht unterzubringen seien.
Viele Bürger wiederum sehen gerade in dem (vom Sturm ein wenig zerzausten) Wald an der Kalteiche einen natürlichen Lärmschutz gegen die Autobahn und gegen die auf westfälischer Seite gelegene Sprengstoffabrik mit ihren Testdetonationen. Freund hat zusammen mit einigen Mitstreiter aus der Bürgerinitiative inzwischen eine Wählerinitiative gezimmert. Dort machen auch einige Sozialdemokraten mit, die deshalb ihr Parteibuch abgeben mußten. Die Gruppe will kommunalpolitisch mitmischen, kümmert sich nun auch um andere Themen, will zum Wohl der Gemeinde arbeiten. Sie lehnt das Industriegebiet nun auch deshalb ab, weil die kleine, allerdings wirtschaftlich starke Kommune Haiger an geschätzten 40 Millionen Mark Investitionskosten schwer zu knabbern hätte.
Wenn diese Summe überhaupt reicht: Denn aus dem Hause von Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) bekam die Bürgerinitiative im vergangenen Sommer die Nachricht, daß das Bodendenkmal Kalteiche "vor seiner Zerstörung" ausgiebig "erforscht" werden müßte - fünf Jahre bräuchten die Denkmalpfleger dafür und einen "zweistelligen" Millionenbetrag. STEPHAN BÖRNECKE
CDU fragt nach der Sicherheit auf Rhein-Main
Die CDU im Landtag hat den für den Rhein-Main-Flughafen politisch verantwortlichen hessischen Wirtschaftsminister Ernst Welteke aufgefordert, ausführlich über die Maßnahmen zur berichten, die zur Verbesserung der Sicherheit auf dem Airport eingeleitet worden sind. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Union, Wilhelm Küchler, warf Welteke vor, die Sicherheitsprobleme, die sich mit der Entführung des Lufthansa-Airbus nach New York gezeigt hätten, "in unverantwortlicher Weise heruntergespielt" zu haben. gang
BAD VILBEL. Einem Genre, das über lange Zeit den Literaturwissenschaftlern keines Wortes würdig war, widmete sich Dr. Adolf Fink jüngst in einem Vortrag in der Alten Mühle von Bad Vilbel. Es ging um den Kriminalroman - genauer, um den "weiblichen Kriminalroman" und noch genauer: um den Detektivinnenroman.
Allerdings nicht auf die Spuren der unzähligen Autorinnen von Mordgeschichten begab sich der Dozent an der Frankfurter Buchhändlerschule, sondern er beschränkte sich auf drei: die Old Lady des Kriminalromans, Agatha Christie, die US- Amerikanerin Dorothy Leigh Sayers und die Newcomerin Sara Paretzky. Das allerdings erst nach einem recht weitschweifigen Ausflug in die Geschichte der Mordgeschichten.
Christie, Sayers und Paretzkys Romanen ist jene Besonderheit gemein, die in den Werken anderer Krimiautorinnen wie Ruth Rendell oder Patricia Highsmith keine Rolle spielt: Ihre Mordfälle werden stets von Frauen gelöst. Mit einer gewissen Schrulligkeit von Christies Miss Marple, mit Spürsinn von Sayers Harriett Wayne und mit Verve von V. I. Warshawsky.
Eben von "Marlowes" Töchtern, wie so mancher männliche Rezensent dieser Romane zu vermerken wußte, der das, was Frau macht, an dem mißt, was Mann gemacht hat. Die Männer (wohl auch die Literaturwissenschaftler) denken nun mal homozentristisch. Das Vorbild ist für sie stets männlich.
In dieser Bredouille sah sich auch Dr. Adolf Fink. Allein, so recht herauszuarbeiten vermochte er nicht, ob und wie sich die Detektivinnen aus Frauenphantasien von den Detektiven aus Männerphantasien unterscheiden.
Eines scheint festzustehen: Der Kriminalroman ist nach den vorläufigen Ergebnissen der Finkschen Forschungsarbeit eine große Domäne der Männer und der männlichen Mythenbildung, die für die Frauen den Reiz der Eroberung ausübte. Die phantasiebegabten Frauen wollten und wollen die Beschreibung böser Taten nicht mehr allein den Männern überlassen.
Aus Agatha Christie eine Feministin machen zu wollen, weil sie eine Frau als Hauptperson einer Reihe ihrer Kriminalromane wählte, gelänge jedoch nicht. Immerhin, so Dr. Fink, sei es der englischen Autorin gelungen, mit der klatschsüchtigen und enervierenden, zugleich aber erfolgreichen Miss Marple den Typus der "alten Jungfer" aufzuwerten und damit das ganze Geschlecht. Der Referent: "Vielleicht ist es ja eine weibliche Strategie, den Verstand zu verbergen."
Dorothy Leigh Sayers habe zwar ähnliche Themen dargestellt wie Christie, sei jedoch intellektueller. Sie thematisiere auf spannende Weise durchaus den Aufbruch weiblicher Rollenschemata. Fink: "Daß die Täterin eine Frau und Mutter war, das hat den Feministinnen nicht gefallen."
Auf wenig Gefallen bei dem Referenten stießen die in dem feministischen Ariadne-Verlag erschienenen Krimis. Ein kurzer Verweis kam ihm nur über die Lippen, daß es sie gibt. Das wars.
"Auf großer Aufholjagd" gegenüber den Angelsachsen, so Dr. Fink, befände sich der deutsche Kriminalroman erst seit Ende der 60er Jahre. Die erste Krimi-Geschichte der Weltliteratur sei indes ein deutsches Produkt: Nicht Edgar Allen Poes "Der Mord in der Rue Morgue", sondern E. T. A. Hoffmanns "Fräulein von Scudery".
Von dem, was deutschen Krimiautorinnen aus der mörderischen Feder fließt, erfuhren die Zuhörerinnen indes wenig, nichts von Viola Schatten oder Pieke Biermann. Mehr darüber hören sie erst am kommenden Donnerstag, 4. März, in der Alten Mühle. An diesem Abend ab 20.30 Uhr stellt sich Sabine Deitmer, deren Buch mit Kurzgeschichten "Bye, bye Bruno" bereits mehrere Auflagen erzielt hat, mit einer Lesung.
Am Donnerstag, 18. März, 20.30 Uhr, liest dann Doris Gercke, eine der erfolgreichsten und beachtetsten Autorinnen, aus ihren blutrünstigen Werken. An ihrem Auftreten wird zu überprüfen sein, ob Dr. Fink mit seiner These recht hat, daß Krimiautorinnen literarisch ausprobierten, "was sie sich im Leben noch nicht getraut hätten".
CORINNA WILLFÜHR
Es geht um den Förderpreis der Frankfurter Sparkasse, wenn am Sonntag, 7. März, sechs Bands beim 1822-Rock-Festival in der Music-Hall (Voltastraße 74) ins Wettbewerb-Finale gehen. Diese Gruppen haben sich bereits in drei Vorentscheidungen qualifiziert. Ab 19 Uhr spielen die Indie-Bands aus dem Rhein-Main-Gebiet Insect Voyeur und Candy. Spilling The Juice bringen dann "saftig-spritzigen Juicy-Rock made in Kronberg", Fake No More "Lug und Trug aus Stadt und Land", Humanimal Bunch "kreuzweise Crossover aus Dietzenbach". Als letzte Gruppe des Abends servieren The Should B's ihre "Synthese von HipHop und Pop".
Die drei Sieger bekommen als Förderpreis der Frankfurter Sparkasse für zwölf Monate Übungsräume zum Nulltarif in bester Innenstadt-Lage. Außerdem erhalten alle Bands einen Live-Mitschnitt vom Finale als CD-Sampler.
Tickets zu zehn Mark gibt's bei allen Filialen der Frankfurter Sparkasse. ric
KALBACH. Vor den Kommunalwahlen am 7. März bilanzierten die vier Fraktionen des Ortsbeirats 12 (Kalbach) jetzt die zurückliegende Wahlperiode. In der Auswahl der wesentlichen Themen waren sich die Stadtteilpolitiker einig: Die Verkehrsberuhigung sowie die Bebauungspläne Kalbach-Nord und -Süd standen häufig zur Diskussion. Die Bebauungspläne werden auch für die nächste Wahlperiode wichtig sein. Ortsvorsteher Franz Syha (CDU), der nicht mehr kandidiert, erklärte: "Uns ist insgesamt eine sozial verträgliche Planung für die Erweiterung Kalbachs gelungen." So wurde beispielsweise die dichte Bebauung für den Bereich Süd verhindert - "zwischen den Grundstücken" bleibt viel Grünfläche".
Weiter soll die Infrastruktur Kalbachs verbessert werden. Im Süden werden eine neue Grundschule und eine Kindertagesstätte (erster Spatenstich war am Aschermittwoch) gebaut. Im Norden sollen ein Jugendhaus, ein Supermarkt und zwischen den Häusern ein großer Freizeitpark entstehen. Positiv bewertete Syha auch den Bau des Kinderspielplatzes Fasanenweg und, mit Einschränkungen, sogar das neue Kleinbus-Netz.
Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Josef Schneider ist das Sport- und Freizeitzentrum Kalbach, das Anfang 1992 eröffnet wurde, "insgesamt eine Bereicherung für den Stadtteil". Eine überwiegend gute Bilanz zog SPD-Fraktionsvorsitzender Helmut Steinmann: "Wir haben vieles, aber nicht alles erreichen können." Die Renovierung der Schule und die Containerlösung habe die Situation für die Grundschule entscheidend verbessert.
Zu langsam geht es Steinmann allerdings mit den Bebauungsplänen, die schon seit Ende der 70er Jahre "im Gespräch sind". Die Planung der Verkehrsberuhigung konnte erst in der letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen abgeschlossen werden. "Das hätte schneller vom Tisch sein können." Harsche Kritik übte Steinmann am Magistrat: "Über bedeutende Maßnahmen in bezug auf die Bebauungspläne oder das Jugendhaus wurden wir nicht rechtzeitig oder unvollständig informiert."
Auch für Wolfgang Diel, Vertreter der Grünen im Ortsbeirat 12, könnte die Tempo-30-Zone der Vergangenheit angehören: "Etwas mehr Kooperation seitens der CDU und FDP hätte die Sache beschleunigt." Diel verbuchte die Erweiterung der Kompetenzen für Ortsbeiräte auf der positiven Seite. "Die Verkehrsberuhigung konnten wir nahezu alleine planen." Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung. Der Grüne bewertete zudem die neuen Buslinien "grundsätzlich als eine Verbesserung, obwohl noch einige Mängel beseitigt werden müssen". Außerdem hätte sich durch die Öffnung des Schulhofes und den Bau des Spielplatzes Fasanenweg eine Verbesserung der Spielsituation für Kinder ergeben.
Rainer Venino (FDP) nannte die Kompetenzerweiterung Augenwischerei: "Letztendlich haben wir nichts zu melden." Einen Erfolg am Rande sah er dennoch: "Bei der Friedhofserweiterung wurden die betroffenen Eigentümer besser bezahlt."
Alle Fraktionen waren sich einig in der Bewertung der Bürgerbeteiligung, die "besser hätte sein können". Die meisten Bürger kämen nur zu Tagesordnungspunkten, die sie beträfen - danach gingen sie meist wieder nach Hause.
Künftig wollen sich alle Fraktionen im Ortsbeirat 12 gemeinsam für schnellere Abläufe bei Bebauungsplanverfahren für die Gebiete Kalbach-Nord und -Süd bemühen. Ihre Schätzungen: zwischen fünf und zehn Jahre.
Nur eines soll nach dem Willen der Fraktionssprecher im Ortsbeirat 12 unverändert bleiben: "Bisher konnten wir uns noch nach jeder Sitzung und noch so heftigen Auseinandersetzung in die Augen schauen. Und das soll - trotz aller Meinungsverschiedenheiten - auch weiterhin so bleiben." ara
Mit einer Öffnung der städtischen Jugendhäuser für die freien Jugendverbände hofft die SPD eine bessere "Mischung" der Besucher zu erreichen. Außerdem könnte den Jugendverbänden damit bei Raumproblemen geholfen werden, sagte der jugendpolitische Sprecher der SPD, Peter Feldmann.
Der Stadtverordnete kündigte an, die Beteiligung der Jugendlichen an der Planung von Jugendarbeit weiter stärken zu wollen und eine "Vernetzung" der einzelnen Initiativen in den Stadtteilen zu fördern.
Die Jugendpolitik der vergangenen vier Jahre bezeichnete Feldmann als erfolgreich, weil die SPD ihre Versprechen "hundertprozentig" gehalten und allen freien Jugendinitiativen einen zweiten Sozialarbeiter finanziert habe. luf
Es ist eine Begegnung der besonderen Art. Gleich zu fünft sind die Grünen gekommen, zu dritt - und teils in Turnschuhen - die CDU. Von der FDP ist der alte, in der Denkmalpflege verdiente Kreisvorsitzende zusammen mit seinem yuppiehaften Stellvertreter da, von der SPD der stadtbekannte Nachwuchsabgeordnete, in weißem Shirt mit der Aufschrift "Musiker gegen Fremdenhaß". Im Kreis sitzen sie alle auf der Tanzfläche der Kellerdisco. Fünf Meter weiter, geschützt hinter der Brüstung und fast im Durchgang zu Billard und Drehfußball, schaut unverkennbar mißtrauisch eine Clique Jugendlicher in schwarzen Lederjacken auf die Ortspolitiker herab. Jugendliche, die anders als die Gästen in dieser gesichtslosen 8000-Einwohner-Trabantenstadt zu Hause sind.
Der Stadtjugendring hat die Parteien ins Jugendzentrum eingeladen, angekündigt unter "Jugendliche fragen Politiker - zu allem, was sie immer schon mal fragen wollten". Wer fehlt, sind Jugendliche, die Politiker immer schon mal was fragen wollten. Aber weil der Vorsitzende des Stadtjugendrings seit fast zehn Jahren im Amt ist und "Veranstaltungen dieser Art" schon dreimal moderiert hat, konnte er das vorhersehen und hält sich nicht lange auf. Zwei christliche Pfadfinder wenigstens sind da, und die beschweren sich, daß der Oberbürgermeister eine Zusage nicht eingehalten hat. Kein Problem, Abhilfe wird versprochen. So ist die Welt in Ordnung.
Hessischer Kommunalwahlkampf im Jahr allseits konstatierter Parteien- und Politikverdrossenheit: Wie hier in einem Wiesbadener Jugendzentrum wird manchmal wenigstens noch versucht, sich denjenigen zu nähern, an die Wahlkampf sich eigentlich richten soll. Allzu häufig sind solche Versuche nicht. Es dominieren die Veranstaltungen nach dem Prinzip "Ansprachen ans Parteivolk", bei denen hinterher als wichtig bestenfalls noch die Frage gilt, wie viele denn "da" waren. Es sind diesmal teils sogar etwas mehr als gewohnt, melden Hessens Parteien im bundesweit sonst wahlfreien Jahr. Es gibt wieder offene Fragen - und staunend offene Münder, wenn einmal die wirkliche Dimension der Bonner Finanzklemme und ihre Auswirkungen auf den Spielraum in Ländern und Kommunen ausgebreitet werden. Andere Wahlkämpfer wiederum leiden selbst darunter, daß solche Abende "immer dröger" werden, man aus dem medial ganz auf Bundesthemen eingestimmten Publikum nicht einmal mehr mit klaren Signalen rechnen kann, welches Thema denn zu Gehör gebracht werden sollte.
Es ist am Tag, als aus Bayern die Nachricht von regelmäßigen industriegesponserten Politikerreisen kommt. In Usingen im hessischen Hintertaunus sitzen an diesem Abend vierzig Sozialdemokraten zur Veranstaltung mit dem Landesverkehrsminister in einem ungemütlich kühlen, neonbeleuchteten Saal zusammen. Das Wahlprogramm, das am Eingang ausliegt, ist überschrieben mit "Wir sind bereit". Aber daß es in Usingen nicht so ganz einfach ist mit der Ortspolitik, belegt schon der Schlußsatz im Einführungsartikel des Spitzenkandidaten: "Stimmen Sie für einen kontrollierten Wechsel", bittet er. Die Stimmabgabe für "Gruppen mit noch ungesicherten politischen Zielen und vollkommen fehlender Erfahrung" sei nur eine Protestwahl, die keine Probleme löst.
Nein, Republikaner oder andere Rechtsaußen, deren Prozentzahlen bundesweit mit Spannung erwartet werden, sind hier nicht gemeint. Usingens etablierte Parteien, auch wenn sie wie die SPD seit 15 Jahren in der Opposition sind, fürchten vor allem die "Bürgerinitiative für ein ehrliches Usingen". Eine "verbalradikale Mittelstandspartei" sei das, heißt es bei der SPD-Versammlung, die "verkappte CDU-Politik" machen werde. Kaum hundert Meter Luftlinie weiter tagt am selben Abend die Orts-CDU im vertrauten Kreis zum eigenen Wahlkampfauftakt, und dort kann man die konservative Einordnung der neuen Konkurrenz durchaus teilen. Um so schlimmer: Der Spitzenkandidat kommt regelrecht in Rage, als von diesen "Egoisten", den ehrlichen Usingern, die Rede ist.
Das Städtchen ist auch deshalb interessant, weil es zur Zeit als Bürgermeister nur einen Staatskommissar gibt. Der CDU-Amtsinhaber und sein Stellvertreter von den "Freien Wählern" sind nach einer Korruptionsaffäre abgewählt. Bei der Union leidet man ersichtlich unter dem Stigma der Affäre, "dieses Ereignisses im November 1991", wie der Spitzenkandidat immer nur sagt. Die SPD macht sich gerade deshalb gewisse Hoffnungen. Auch in anderen südhessischen Kommunen finden die Wahlen diesmal vor dem Hintergrund von Korruptionsaffären statt. Ausgehend von Frankfurt (wo danach 1989 tatsächlich die Mehrheit von der CDU zu Rot-Grün wechselte) sind die Ermittlungen der Staatsanwälte immer neuen Mauscheleien zwischen Bauämtern, Firmen, Bürgermeistern und anderen Lokalgrößen auf die Spur gekommen.
Und doch ist es ganz anders als in der Großstadt Frankfurt vor vier Jahren: Alle Parteien trifft es, und schon deshalb gibt es kaum jemanden, der das Thema Korruption aufgreift. Mit einem "Biotop" vergleicht ein FDP-Landtagsabgeordneter die Kommunalpolitik, in dem alles mit allem zusammenhänge. Da wisse doch niemand, ob nicht auch im "eigenen Laden" bald etwas hochkommt. "Unsere Arbeit in der Politik wird nicht immer mit Verständnis begleitet", schreibt der Usinger Stadtverordnetenvorsteher an die lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger. Für die Wahl der CDU spreche, daß es "hier nur um Usingen geht". So lesen sich in diesen Tagen politische Wunschvorstellungen.
Keine Debatte vergeht, ohne daß jemand behauptet, diese oder jene Position der Gegenseite müsse ja nun zwangsläufig zur Parteienverdrossenheit führen. Keine Wahlveranstaltung mehr, in der das Wort nicht irgendwann in einer Mischung aus Trotz, Unsicherheit und dem Gefühl angesprochen wird, in der Öffentlichkeit verkannt zu werden. Die eher nachdenkliche Variante verkörpert noch jener CDU-Kommunalpolitiker, der in der Wahlversammlung bekennt, daß er sich "nachts manchmal fragt", warum die Leute eigentlich für welche Partei stimmen. "Die haben uns früher belogen, und so belügen sie uns auch heute", schimpft einer, der sich als "freier Bürger" tituliert, am Ende einer SPD-Veranstaltung. Es gab sie immer, solche Pauschalurteile - aber nie waren sie so populär.
Die Wahlkampfplaner orientieren sich auch diesmal wieder an Umfragezahlen, aus denen nur Prozente hervorgehen, die sich zusammen auf die hundert summieren. Frust und Wahlboykott tauchen darin nicht auf, zu einem erheblichen Teil des Wahlvolks gibt es schlicht keinen Draht. "Im Selbstwertgefühl getroffen" seien viele Ehrenamtliche durch die allgemeine Parteienschelte, bemerkt der SPD-Wahlkampfmanager. Nicht lokale Affären seien es, die den Leuten das Wählen verleiden, findet sein CDU-Gegenspieler. Eher schon die quälend langen, komplizierten Entscheidungsprozesse zwischen den verschiedenen Ebenen der Politik, in denen selbst bei so konkreten Dingen wie kommunalen Umgehungsstraßen oft nach Jahrzehnten noch kein Ende absehbar ist. Der Eindruck von "Inkompetenz" entstehe so. Künftig fallen Entscheidungen über Neues dann aus Geldmangel ganz aus.
Gegen Unsicherheit hilft erst einmal Einigeln. Nirgends wird das plastischer als in der Gemeinde Kriftel direkt vor den Toren Frankfurts, wo die mit absoluter Mehrheit regierende CDU sich um ihren seit 22 Jahren im Amt ergrauten Bürgermeister und Spitzenkandidaten schart, obwohl dieser seit Monaten wegen Korruptionsverdachts in Untersuchungshaft sitzt. Kein Tick Nachdenklichkeit oder gar Schuldbewußtsein wird spürbar, als die Krifteler Union zur Wahl- Talk-Show geladen hat. Mit Aufkündigung der Freundschaft zu dem jetzigen U-Häftling hätte man sich doch "wie Drecksäcke" fühlen müssen, spricht der CDU-Landrat den Anhängern aus der Seele, obwohl er den Inhaftierten aus Rechtsgründen selbst hat suspendieren müssen.
Die Ortspartei ist in einer schier ausweglosen Situation. Sie glaubt an "ihren" populären Mann, gegen den ja noch lange kein Urteil gesprochen ist. Das höchste der Gefühle ist da schon die Formulierung des Landrats, der den Inhaftierten fiktiv anspricht: "Wir hoffen und wünschen, daß du bist, was wir immer von dir gehalten haben, ein ehrlicher Kerl. Aber wenn du dich ein bißchen oder ein bißchen mehr strafbar gemacht hast, mußt du damit fertig werden." Die CDU gleichfalls, selbst wenn es in Orten mit endgültig geschaßten Bürgermeistern auch Volkes Stimmen gibt, die ihren Lokalhelden nur zu gern vergeben würden - bei all den viel größeren Dimensionen von Vorteilsnahme, die von weit weg täglich ins Wohnzimmer flimmern. Die Leute, stellt ein Politiker fest, erwarten von ihren Vertretern doch immer viel mehr Moral, als sie selbst im Alltag praktizieren.
Bei der Politikerrunde im Wiesbadener Jugendzentrum ist es am Ende nicht einem der Kandidaten oder dem diskussionsleitenden Jugend-Profi, sondern den zufällig hereingeschneiten Billard-Kids zu verdanken, daß so etwas wie ein Gespräch aufkommt. Einer von ihnen hat dazwischen gerufen, die Parteienvertreter sollten nicht immer nur miteinander reden. Er wolle wissen, warum er als Ausländer zwanzig Jahre lang ganz normal in Wiesbaden leben konnte und jetzt plötzlich Angst haben muß.
Die Fachleute vom städtischen Jugendamt, die beobachtend am Rande stehen, wenden sich enttäuscht ab, für ihr Ressort bringt der Basistermin nichts. Der junge SPDler versucht wenigstens noch einmal, die engere Kommunalpolitik ins Gespräch zu bringen: "Was wollt ihr eigentlich von uns, was sollen wir für euch tun, was habt ihr für Probleme?" Ein Jugendlicher, der mit seiner Limo immer noch ganz hinten an der Theke steht, findet solche Fragen schlicht fehl am Platz. "Ja, was wollt ihr denn hier?" Er murmelt es nur. Wahlkampf 1993.
Erstaunt nahm FR-Leser Alfred Distler zur Kenntnis, daß die Maingas AG ihre Preise für den Hausanschluß einer Gasheizung zum Jahresbeginn um 14 Prozent erhöht hat. Der Hausanschluß für eine Heizung mit elf Kilowatt (Kw) koste künftig knapp 3000 Mark, hatte die Maingas AG im Januar bekanntgegeben. Distler, der sich in Harheim selbst einen Anschluß legen lassen wollte, sollte jedoch mehr als 5000 Mark zahlen. Die Modernisierungsbeihilfe des Versorgungsunternehmens in Höhe von 250 Mark falle dabei kaum ins Gewicht. Daß der Preisunterschied zustande komme, weil seine Heizung mit 15 Kw etwas leistungsfähiger sei, konnte Distler sich nicht vorstellen. Ihn wunderte vor allem, daß er 2100 Mark als Baukostenzuschuß bezahlen sollte. Wegen der unerklärlichen Differenzen verlangte er Aufklärung von der Maingas AG und forderte schon mal vorbeugend, daß das Unternehmen "künftig sachlich richtig und fair informiert".
Das habe man auch getan, versicherte Maingas-Sprecher Joachim Schwantje. Die Informationen zur Preiserhöhung seien "weder falsch noch irreführend". Nur seien Fälle, wie sie Distler geschildert habe, "die berühmte Ausnahme von der Regel". In Distlers Haus müsse nicht nur die übliche Verbindung von der Straße zum Haus hergestellt werden, erklärte Schwantje. Die Versorgungsleitung habe um 20 Meter verlängert werden müssen. Deshalb auch der hohe Baukostenzuschuß. Nach dem neuen Tarif berechnet die Maingas AG normalerweise 30 Mark pro Kw. Wenn jedoch die Versorgungsleitung verlängert werden muß, wird der "tatsächliche Aufwand" zugrundegelegt. Denn für das Versorgungsunternehmen, so Schwantje, sei das "eine sehr teure Geschichte". Aus diesem Grund müsse Distler 2100 Mark beisteuern. Generell gilt: Mit höheren Kosten für ihren Anschluß müssen die Bewohner jener Straßen rechnen, in die die Maingas AG mit ihren Leitungen noch nicht vorgedrungen ist. vo
An den Zuschüssen für die Erziehungsberatung dürfe jetzt nicht gekürzt werden. Diese Warnung hat die Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung am Donnerstag ausgesprochen. Erhebliche Kürzungen fürchtet der Zusammenschluß der Beratungsstellen ausgerechnet als Folge des Kinder- und Jugendhilfegesetzes.
Nach dem Gesetz verliert der Landeswohlfahrtsverband (LWV) 1994 seine Zuständigkeit für die Jugendhilfe. Dann müßten Land und Kommunen auch die ambulante Erziehungshilfe ganz aus eigenen Kassen zahlen. Der LWV hatte bisher 13,4 Millionen Mark für Hilfe in sozialen Brennpunkten, Kinderschutz und Beratungsstellen beigesteuert.
Angesichts der aktuellen Spardiskussion fürchtet die Landesarbeitsgemeinschaft, daß dann auch erheblich bei den Leistungen für die 62 hessischen Familien- und Erziehungsberatungsstellen gekürzt werde. Insbesondere kleine Träger seien dann in der Existenz bedroht. Der LWV hatte deren Haushalte bisher bis zu 30 Prozent finanziert.
Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Rezession sei die Familienberatung aber unverzichtbar, unterstreicht die Landesarbeitsgemeinschaft. Die ökonomische Krise wirke sich sehr nachteilig gerade auf die Familien aus. luf
Turngau Frankfurt: Zum Landesturnfest 1993 in Hanau (27. bis 31. Mai) liegen Wanderangebote des Hessischen Turnverbandes vor. Kontakt: Karl-Helmut Korst (Tel. 0 60 74/4 21 26). fd/08
Betriebssportverband Hessen: Die Wanderabteilung des Bezirks Frankfurt unternimmt am Samstag, 20. März, eine Wanderung an der Bergstraße. Anmeldungen nimmt Monika Kunz tagsüber entgegen: Tel. 75 91 17 55. fd/08
Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Die Kindergarde trainiert am Freitag, 26. Februar, von 16.30 bis 18.30 Uhr, im Bürgerhaus Bornheim an der Arnsburger Straße 24 (Klubraum 2). fd/08
Rheinländer-Vereinigung Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum traditionellen Heringsessen am Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24. fd/08
Frankfurter Unterhaltungs- und Wander-Club 1904: Stammtischtreffen am Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, in der Eintracht-Gaststätte, Oeder Weg 37. fd/08
Frankfurter Karnevalgesellschaft "Rot-Weiß": Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum traditionellen Heringsessen mit den Mitgliedern der KG Westend am Samstag, 27. Februar, 20 Uhr, im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28. fd/08
Biologische Gesellschaft: Die Mitglieder der Vereinigten Aquarien- und Terrarienfreunde Frankfurt treffen sich zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 27. Februar, 20 Uhr, im Bürgertreff Bokkenheim, Schwälmer Straße 28. fd/08
Turnverein 1875 Seckbach: Der Verein bietet Wirbelsäulengymnastik und Rükkenschule ab Dienstag, 2. März (11 Uhr), in der Turnhalle, Am Schießrain 2. Wer seine Wirbelsäule gesund erhalten möchte und leichte Rückenprobleme hat, lernt in diesem Kurs wirbelsäulenfreundliches Verhalten und Haltungskorrektur. Daneben sorgen Übungen für die Kräftigung und Dehnung der Rücken- und Rumpfmuskulatur. Weitere Auskunft gibt Kurt Sämann unter Tel. 47 49 57. od/08
Skat-Club Bergen-Enkheim: Zum Spielabend treffen sich die Mitglieder und interessierte Gäste am heutigen Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40 (Clubraum 2). od/08
Stadtkapelle Bergen-Enkheim: Die Aktiven treffen sich zur Orchesterprobe heute, Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Ausgebildet wird an den Instrumenten Trompete, Flügelhorn, Klarinette, Saxophon, Tenorhorn, Posaune, Tuba und Schlagzeug. Weitere Informationen bei Uwe Stephan (Tel. 45 00 / 3 17 96). od/08
Karneval-Club "Die Nordendler": Zum traditionellen Heringsessen und Ordensfest treffen sich die Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins am Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, im Festsaal des Frankfurter Gehörlosenzentrums, Rothschildallee 16 a. od/08
Förderkreis Orgel und Orgelmusik Bergen-Enkheim: Jahresversammlung am Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, im katholischen Gemeindezentrum, Barbarossastraße 59. od/08
Karnevalverein Schwarze Elf Fechenheim: Zum Ordensfest und Fischessen treffen sich die Mitglieder des Vereins am Samstag, 27. Februar, 19 Uhr, im Rathaussaal, Pfortenstraße 1. od/08
Touristen- und Mandolinenclub 1918 Bornheim: Der Verein unternimmt am kommenden Sonntag, 28. Februar, eine Wanderung im Odenwald. Ziel ist Kirschhausen bei Heppenheim. Die Teilnehmer treffen sich zur Abfahrt um 9 Uhr in der Wetterausstraße (Eingang Günthersburgpark). Gäste sind willkommen. Weitere Informationen gibt die Vereinsgeschäftsstelle (Tel. 44 13 03 oder 45 93 14). od/08
Verkehrsverein Bergen-Enkheim: Der Verein lädt ein zum Heringsessen am Sonntag, 28. Februar, 19 Uhr, in die Gaststätte "Schöne Aussicht", Im Sperber 24 (anschließend werden Lichtbilder von Herbert Weisenstein gezeigt). od/08
Square-Dance-Club Bernemer Squeezers: Zur Übungsstunde und zum Clubabend (offen auch für Gäste) treffen sich die aktiven Mitglieder des Vereins am kommenden Sonntag, 28. Februar, 19 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein. Weitere Auskunft über die Vereinstätigkeiten gibt Rolf Möller (Tel. 57 96 25). od/08
Karnevalgesellschaft "Bernemer Käwwern": Die Mitglieder der Mini- und Midigarde proben am Montag, 1. März (ab 16.30 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 68. od/08
1. Radfahrer-Club 1903 Bergen: Training im Kunstradfahren am Montag, 1. März (16 Uhr), sowie am Mittwoch, 3. März (18 Uhr), in der Turnhalle der Schule am Ried, Barbarossastraße in Enkheim. od/08
Rettungswache Bergen-Enkheim: Zum Übungsabend treffen sich die Mitglieder des Vereins am Dienstag, 2. März, 19.30 Uhr, im Lehrsaal der Rettungswache im Florianweg 11. Der nächste Lehrgang in "Lebensrettenden Sofortmaßnahmen am Unfallort" (unter anderem für Führerscheinbewerber) wird am kommenden Samstag, 20. März, angeboten. Weitere Informationen erteilt Walter Barthelmes unter Tel. 45 00 / 3 60 71). od/08
FRANKFURT A. M. Die Turnerjugend richtet am Sonntag, 28. Februar, in der Riedsporthalle Bergen-Enkheim (Rangenbergstraße) ein Hallen-Kinderturnfest des Turngaues Frankfurt aus. Auf dem Wettkampfprogramm stehen acht Wahlwettbewerbe für Kinder, Schüler und Schülerinnen (bis 14 Jahre).
Aus sechs Übungsmöglichkeiten (Bodenturnen, Sprung, Reck, Barren, Minitrampolin und Schwebebalken) können die Teilnehmer vier Disziplinen auswählen und sich ihren Wettkampf selbst zusammenstellen. Wettkampfbeginn ist um 8.30 Uhr, am Anfang steht eine gemeinsame Gymnastik. Die Kinder können bei dieser Veranstaltung auch das Kinderturnabzeichen erwerben.
Es gibt keine Sieger oder Verlierer, jedes Kind erhält eine Urkunde, einen Aufkleber und ein Stoffabzeichen als Auszeichnung. Angeboten werden auch Wiederholungen des Turnabzeichens.
Im Rahmenprogramm treten die Akrobatikgruppe der Sportgemeinschaft Nied und eine Jazztanzformation aus Goldstein auf. Außerdem ist ein Spielfest in der kleinen Halle geplant. dixi
Kleine FR
Meckerschoppen der Freien Wähler LANGEN. "Was erwarten die Langener Einwohner von der FWG-NEV?" ist das Thema des Meckerschoppens, den die Freie Wählergemeinschaft am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr in der "Franke- Stubb", Obergasse 27, veranstaltet. Was bringt die Gesundheitsreform? DREIEICH. Über die Auswirkungen des Gesundheits-Struktur-Gesetzes für Rentner spricht am Donnerstag, 25. Februar, der Rechtsanwalt und ehemalige stellvertretende Landrat, Alfons Faust, in der Gaststätte "Alt-Sprendlingen", gegenüber des Sprendlinger Bahnhofs, auf Einladung der Senioren-CDU. Beginn ist um 19 Uhr. Kaiserstädte und Naturwunder LANGEN. Eine Tonbildschau über die Kaiserstädte und Naturwunder in China ist am Donnerstag, 25. Februar, im Studiosaal der Langener Stadthalle zu sehen. Der Vortrag Gerd Roggenhofers beginnt um 20 Uhr. Vorlese-Wettbewerb des Börsenvereins DREIEICH. Die Endausscheidung für den Westkreis-Offenbach, im Vorlese- Wettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, findet am Donnerstag, 25. Februar, im Galerieraum der Sprendlinger Stadtbücherei statt. Dafür haben sich 17 Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen qualifiziert. Beginn ist um 15 Uhr. Richtiger Schnitt an Obstbäumen EGELSBACH. Wie Obstbäume fachgerecht geschnitten werden, darüber können sich alle Interessierten am Donnerstag, 25. Februar, im Bürgerhaus informieren. Von 20 Uhr an hält Heinz Spengler, Erster Vorsitzender des Egelsbacher Obst- und Gartenbauvereins, einen Vortrag zum Thema. Zum praktischen Teil des Lehrgangs lädt der Verein für Samstag, 27. Februar, ein. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr die Ecke B 3 / Ostendstraße. Kolpingfamilie bekommt Umweltpreis NEU-ISENBURG. Die Kolpingfamilie "Zum Heilig Kreuz" bekommt am Donnerstag, 25. Februar, den mit 2000 Mark dotierten Isenburger Umweltpreis verliehen. Die Feierstunde im Plenarsaal des Rathauses beginnt um 18 Uhr. Gaukler im Isenburg-Zentrum NEU-ISENBURG. Gaukler und Taschenspielertheater erwartet die Kundschaft im Isenburg-Zentrum am Donnerstag, 25. Februar, in der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr. Die Geschäftsleute des Einkaufszentrums bieten seit drei Wochen jeweils am "langen" Donnerstag ein kulturelles Programm im Erdgeschoß. Ausrüstung für Feuerwehr DREIEICH. Der Magistrat hat ein Darmstädter Ingenieurbüro beauftragt, die technische Ausrüstung für ein Feuerwehrgerätehaus in Sprendlingen zu planen. Dafür wird ein Honorar in Höhe von etwa 70 000 Mark gezahlt. Wahlhelfer gesucht NEU-ISENBURG. Die Stadt Neu-Isenburg sucht dringend Wahlhelferinnen und Wahlhelfer: Wer sich dafür - gegen ein Tagegeld von 40 Mark - interessiert, sollte sich möglichst bald beim Hauptamt im Rathaus oder unter den Rufnummern 241 - 720, - 561 oder - 716 melden. Theater-Workshop für Jugendliche EGELSBACH. Einen Theater-Workshop bietet die Gemeinde vom 26. bis 28. Februar im Jugendraum am Berliner Platz an: am Freitag zwischen 17 und 19 Uhr, tags darauf von 10 bis 13 Uhr und 15 bis 19 Uhr sowie am Sonntag zwischen 10 und 15 Uhr. Nähere Informationen gibt's vormittags unter Tel. 06103 / 405 - 154 und nachmittags unter 405 - 148.
HOCHHEIM. Damit im Hochheimer Rathaus endlich Ruhe ist mit den Beschwerden über Hundekot in öffentlichen Grünanlagen und auf den Gehwegen: Der Hochheimer Magistrat hat beschlossen, zwei Hundetoiletten für 1138 Mark zu kaufen.
Frauchen und Herrchen können jetzt aus diesen Hunde-WC Schaufeln und Behälter entnehmen, dann die braunen Würstchen eintüteln und in die eigens dafür vorgesehene Tonne werfen.
In dieser Woche sollen die "Standmodelle für die sauberste Lösung", wie die Firma sie anpreist, in Hochheim aufgestellt werden. "Das augenfällige und trotzdem ansprechende und schöne Design" wird künftig Weihergelände und Rathaus-Bereich zieren. Der Platz des Hochheimer Markts wurde ausgewählt, weil Hundebesitzer die dort angebrachten Verbotsschilder ignorierten. "Hunde können doch nicht lesen", laute die Ausrede der Besitzer, sagt Bürgermeister Harald Schindler (SPD). Ob Hunde ihre Würstchen brav aufräumen können, wird sich zeigen. Bei der Hundetoilette in der Nähe des Rathauses wird sich der Magistrat selbst davon überzeugen. ege
ESCHBORN. Eine Begegnungsreise in die französische Partnerstadt Montgeron bietet die städtische Jugendpflege 14 bis 18jährigen Jugendlichen in den Osterferien an. Sie starten am Dienstag, 13. April, und kehren am Freitag, 23. April, zurück. Die ersten Tage werden die Eschborner mit Jugendgruppen aus dem portugiesischen Povoa und der ostdeutschen Gemeinde Viernau verbringen. Anschließend sind sie zwei Tage in französischen Familien zu Gast, fahren dann auf Hausbooten durch die Gegend.
Wer sich für die Reise interessiert, die 210 Mark kostet, kann sich unter 06196 / 49 02 46 dienstags, donnerstags und freitags zwischen 15 und 21 Uhr bei der Jugendpflege erkundigen. she
ESCHBORN. Auch in Eschborn soll eine Regionale Arbeitsgemeinschaft (RAG) gegründet werden, in der alle Organisationen, die mit der Jugendarbeit zu tun haben, sich treffen und ihre Aufgaben koordinieren. Die RAG plant auch neue Projekte im Jugendbereich. Der Eschborner Magistrat hat jetzt mit dem Kreis eine Vereinbarung getroffen, eine Regionale Arbeitsgemeinschaft in Eschborn zu gründen. she
Das Buch ist für den Autor zu einem günstigen Zeitpunkt auf dem Markt - in einem Augenblick, da die Deutschen mal wieder ausgiebig mit sich selbst beschäftigt sind und die Selbstwertgefühle der Nation Belastungen ausgesetzt sind, die sich vorwiegend ökonomisch erklären lassen, vor allem mit den Begradigungsschwierigkeiten im Osten der Republik.
Vieles von dem, was Bernard Nuss, Leiter der Presse- und Informationsabteilung der französischen Botschaft in Bonn, über die Mentalität der Deutschen in seinem Buch Das Faust Syndrom herausgearbeitet hat, könnte deshalb auf gesteigertes Interesse bei jenen stoßen, die den Gründen deutlich schwankender Befindlichkeiten des eigenen Volkes auf die Schliche kommen möchten. In Straßburg geboren und mit den Mentalitäten im Nachbarland bestens vertraut, nähert sich Nuss dem Objekt seiner Betrachtung über Begriffe, die wohl unausrottbar in dem Verdacht stehen, Pretiosen eines Wortschatzes zu sein, mit dem noch allemal typisch Deutsches zu benennen ist. Daher wundert es nicht, daß er Begriffen nachspürt wie Streben, Treue, Fleiß, Weltschmerz, Organisation, Reinheit oder Genauigkeit. Das geschieht häufig auf drei Ebenen (gehobene, praktische, niedere); eine Methode mit dem Vorteil, die Doppelbödigkeiten solcher Worte im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis, Wunsch und Wirklichkeit, Lächerlichem und Erhabenem klarer, auch wertend, aufzeigen zu können.
Beim Stichwort Angst klingt das dann so: "Die existentielle Angst hat mehr als einen inspiriert und große Meisterwerke hervorgebracht" (gehobene Ebene); ". . . schaltet er selbst am hellichten Tag sein Abblendlicht ein, sobald auch nur ein paar Regentropfen fallen" (praktische Ebene). "In einer Endzeitstimmung zu leben, übt auf viele Deutsche eine große Faszination aus" (niedere Ebene).
Nuss weiß viel über die Deutschen. Und Belege für seine Urteile holt er sich oft bei den Großen aus Kultur- und Geistesgeschichte. Weil dies logischerweise manchmal weit hergeholt ist, möchte man fragen, ob denn die traditionellen Vorstellungen von deutscher Tüchtigkeit, Arbeitsethos oder protestantischem Alltags-Rigorismus wirklich noch in dem insinuierten Umfang gelten? Hat sich unter den Vorzeichen von Hedonismus und Tourismus wirklich nichts abgeschliffen? Sind die Deutschen all die Jahre nahezu unberührt um den Globus gekurvt? Konnten fremde Mentalitäten, verändernd, nirgendwo einsickern? Ist Goethes Faust, Urbild des "extremen Erkenntnis- und Wissensdurstes", wirklich auch heute noch die "genialste Darstellung der deutschen Seele"? Gültig auch für jene, die mit Gummibärchen vollgestopft wurden und sich - auch nach der Pubertätsphase - mit Musik zudröhnen? Fausts Kinder?
Das Problem einer Volksbetrachtung, wie Bernard Nuss sie wagt, liegt in der Pauschalität. Der Autor, ein kluger Mann, weiß das und sagt es auch. Er denkt sogar, eine große Zahl von Lesern würde sich in diesem Porträt nicht wiedererkennen wollen. Mag sein. Doch die kenntnisreiche, unterhaltsame Studie des Franzosen über den Nachbarn Frankreichs ist, da mit wachsamer Sympathie und manchmal zarter Ironie geschrieben, nie auf bösartige, billige Provokation angelegt. Wer es gelernt hat, in Distanz zu sich selbst zu leben, wird sogar dann noch gute Unterhaltung registrieren, wenn es ihm nicht gelingen will, den überraschenden Inhalt eines Satzes in seinem Wahrheitsgehalt auszuloten.
RODERICH REIFENRATH
Bernard Nuss: Das Faust Syndrom. Ein Versuch über die Mentalität der Deutschen. Bouvier Verlag, Bonn/Berlin 1992, 213 Seiten, 38 DM.
GOLDSTEIN/SCHWANHEIM. Nach vier Jahren kommunalpolitischer Arbeit, nach vielen Sitzungen bis nach Mitternacht, nach Tausenden von Anträgen und Anfragen zieht der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) Bilanz über das Geleistete. Trotz der zeitaufwendigen und vielfach "nervenaufreibenden" Tätigkeit im größten Frankfurter Stadtteilgremium sind sich die Fraktionsführer von CDU, SPD und Grünen mit dem Ortsvorsteher einig: Viele der gesteckten Ziele wurden erreicht und einige unerwünschte Planungen gestoppt.
"Die herausragenden Themen waren eindeutig der Wohnungsbau und die Verkehrsplanung", resümiert Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. So konnte beispielsweise die geplante Aufstockung der Bizonalen Siedlung in Griesheim vorerst verhindert werden. "Wenigstens wurde nicht überstürzt gebaut, sondern alle Beteiligten reden noch einmal darüber", freut sich CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens.
Mertens wertet es zudem als Erfolg für seiner Partei, daß die sofortige Schließung der Schwanheimer Bahnstraße verhindert werden konnte. "Die Sache ist aber noch nicht vom Tisch", warnt er. Nach Mertens' Schätzung wird auch in Zukunft über die Dauerbrenner Leunabrücke und Autobahnanschluß Goldstein diskutiert werden.
SPD-Chef Norbert Wildhirt hebt Ergebnisse im sozialen Bereich hervor. "Wir konnten in Goldstein und Griesheim zwei Kindertagesstätten eröffnen, außerdem wird noch in diesem Jahr der Bau des Funktionsgebäudes für die SG Griesheim anlaufen."
Unterschiedliche Positionen - auch innerhalb der einzelnen Fraktionen - gibt es zu den Überlegungen, den Ortsbeirat 6 wegen seiner Größe aufzuteilen. "Dazu müssen wir auf jeden Fall Vereine und Bürger befragen, schließlich sollen die sich ja vertreten fühlen", findet der Ortsvorsteher. Bernhard Mertens steht einer Teilung persönlich skeptisch gegenüber, in der CDU-Fraktion gibt es jedoch auch Befürworter. Ähnlich wie Mertens sieht Norbert Wildhirt "keine Notwendigkeit" zur Teilung. Einig sind sich jedoch alle, daß der entsprechende Antrag der Grünen nach der Kommunalwahl wieder auf den Tisch kommen soll.
Trotz der Größe des "Sechsers" sind CDU und SPD der Meinung, daß die Nähe zum Bürger noch ausreichend gegeben ist. "Die Bürgerfragestunde geht so lange, bis alle Fragen beantwortet sind. Während der Sitzung haben die Gäste außerdem Rederecht", sagt Sozialdemokrat Norbert Wildhirt. Thomas Schlimme (Grüne) sieht das problematischer: "Die Fragestunde ist zu früh am Abend, viele Bürger müssen außerdem lange Wege in den Höchster Sitzungssaal in Kauf nehmen."
Die Grünen-Fraktion hatte es nach ihrer Ansicht in der auslaufenden Wahlperiode schwer, sich gegen die beiden großen Parteien zu behaupten. "Einige Beiratsmitglieder müssen noch lernen, uns zuzuhören", beklagt sich Thomas Schlimme. Mit nur zwei Sitzen im Stadtteilparlament sei es darüber hinaus schwer, grüne Forderungen durchzusetzen. "Bei ökologisch wichtigen Themen wie dem Ausbau des Straßennetzes stimmen Rot und Schwarz immer zusammen."
Positiv bewerten die Fraktionen, daß die lange geforderten Tempo-30-Zonen jetzt umgesetzt werden. Mit dem Lob für die 1989 von der rot-grünen Stadtregierung geschaffenen neuen Ortsbeiratsgeschäftsordnung verbinden sie auch Kritik. "Gerade in der Verkehrsplanung vor Ort könnten wir aber noch mehr Befugnisse gebrauchen", findet Norbert Wildhirt. Ein Manko sei, daß in der Zusammenarbeit mit den Ämtern "vieles nicht so schnell umzusetzen ist, wie wir uns das dachten", unterstreicht Wildhirt. Für ihn ergibt sich deshalb die Forderung, dem Stadtteilparlament noch mehr Kompetenzen zuzusprechen, beispielsweise bei Finanzierungen von kleinen Projekten wie Parkbänken oder Papierkörben.
Thomas Schlimme sieht in der neuen Geschäftsordung nur einen ersten Schritt. Nach seiner Auffasung sollten auch die Grundnetzstraßen vom Ortsbeirat beruhigt werden dürfen. Für ihn ist ein eigener Haushalt unabdingbar, um gesteckte Ziele schneller umsetzen zu können.
Ein entsprechendes Thesenpapier von Ortsvorsteher Hartleib und dem Grünen Thomas Rahner, wonach den Beiräten grundsätzlich mehr Rechte eingeräumt und ein eigener Haushalt samt Verwaltungsstelle geschaffen werden sollen, ist jedoch unter den Beiräten umstritten.
"Das Geld ist schon knapp genug. Ich will nicht, daß sich ein Zeilsheimer mit einem Griesheimer Politiker um die letzte Mark streiten muß", argumentiert Wildhirt. Innerhalb der CDU gibt es noch keine einheitliche Meinung zu einem eigenen Etat. "Wir wollen das nach der Wahl frankfurtweit erörtern", sagt Bernhard Mertens. Auf jeden Fall solle ein gesonderter Etat nicht weiteren Verwaltungsaufwand mit sich bringen.
Durchweg gelobt wird das gute Klima auf den Sitzungen im Höchster Bolongaropalast. "Die Diskussionen sind in den letzten Jahren fairer geworden", stellt Rudolf Hartleib fest. Bernhard Mertens bezeichnet die Zusammenarbeit mit der SPD sogar als "hervorragend". Der SPD- Vorsitzende Wildhirt meint, daß vor allem das Verhältnis zu den Grünen wesentlich besser geworden sei. hen
FRANKFURT-SÜDWEST. Ortsvorsteher Rudolf Hartleib hatte während der vergangenen Sitzung des Ortsbeirates 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) eine angenehme Aufgabe: Insgesamt vier scheidenden Mitgliedern des Stadtteilparlaments überreichte er als Zeichen des Danks für die jahrelange Mitarbeit kleine Präsente.
Gleich doppelt geehrt wurde der stellvertretende Ortsvorsteher Josef Hartinger (CDU), der am Sitzungstag auch noch Geburtstag feierte. Neben Josef Hartinger scheiden die Griesheimer SPD-Abgeordnete Waltraud Adelmann, der Grüne Thomas Rahner und Sozialdemokrat Karl-Albert Kallert aus.
Waltraud Adelmann gehörte dem Gremium seit 1981 an, Karl-Albert Kallert arbeitete seit 1972 im "Sechser" mit. Thomas Rahner will in Zukunft seinem Beruf mehr Zeit widmen.
Mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedachte der Ortsvorsteher Hartleib auch Schriftführerin Irene Reithmeier, ohne deren Betreuung "wir an Arbeit ersticken würden". Im Anschluß an die Sitzung lud Josef Hartinger den Beirat zum Umtrunk bei Ebbelwei und Brezeln ein. hen
GRIESHEIM. Der Neubau eines Umkleide- und Funktionsgebäudes für die Sportgemeinschaft (SG) Griesheim rückt in greifbare Nähe. Sowohl der Bau- als auch der Sportausschuß haben kürzlich in ihren Sitzungen grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Jetzt muß nur noch die Stadtverordnetenversammlung der Bau- und Finanzierungsvorlage zustimmen, damit an der Sportanlage in der Lärchenstraße gebaut werden kann.
Das Baudezernat hat zusammen mit dem Sportdezernat vor kurzem ein Programm für die Finanzierung und Ausführung des Baus vorgelegt. Danach kostet der Abriß des städtischen Umkleidegebäudes und der vereinseigenen Kantine sowie der Neubau eines Sportlerheims etwa 3,1 Millionen Mark. Im Anschluß an diese Arbeiten soll einer der vorhandenen Tennenplätze bis 1996 in ein Kunstrasenfeld umgewandelt werden.
Seit zehn Jahren warten die Sportler der SG Griesheim auf diese dringend nötigen Erneuerungen der Anlage. Nachdem das Vorhaben bereits 1990 einmal im städtischen Haushalt eingeplant war, mußte es wieder gekippt werden, da im Erdreich eines "Spielfeldes" Altlasten gefunden wurden und darüber hinaus Konflikte mit den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke auftraten.
In der neuen Planung verzichtet der Griesheimer Verein auf ein zweites Spielfeld und hofft darauf, die neuen Gebäude noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen zu können. "Wenn die Stadtverordneten beschlossen haben, könnte meiner Meinung nach acht Wochen später der Bau losgehen", schätzt Wolfgang Lindner, Erster Vorsitzender der SG.
Das Vereinsheim, 1951 in Eigenarbeit errichtet, ist in desolatem Zustand und nicht mehr renovierungsfähig. Das Umkleidehaus von 1965 gehört der Stadt, der geplante Bau wird beiden Ansprüchen - Umkleide und Kantine - gerecht werden. Grundlage für die Planung ist das standardisierte Raumprogramm für städtische Sportanlagen, sprich: ein Normgebäude mit Duschen, Toiletten und einem integrierten Vereins- und Jugendraum. Das Dach des Heims wird begrünt, auch die Außenanlage wird mit Sträuchern und Bäumen versehen.
Während der Bauzeit muß die SG auf ihre Kantine verzichten. Ursprünglich sollte ein Container in der Übergangszeit als Bleibe dienen, doch davon hat die Stadt aus Kostengründen (rund 120 000 Mark) wieder Abstand genommen.
Auch wenn der Verein dadurch finanzielle Einbußen hinnehmen muß, bleibt der Vorstand zuversichtlich. "Wir sind mit dem Plan zufrieden. Wichtiger ist, daß er endlich umgesetzt wird", fordert Wolfgang Lindner. Wegen der unzureichenden sanitären Anlagen habe der Verein schon viele Mitglieder verloren. "Wenn nicht bald etwas passiert, können wir den Vereinsbetrieb ganz dichtmachen", warnt der Vorsitzende. hen
KULTURPANORAMA 5
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
Fritz Tietz Blauer Montag mit bekennender Christin Ein Tatsachenbericht über die Tücken des Alltags
Mit der es aber wegen angeblich unaufschiebbarer Termine meiner Gäste schon bald aus und vorbei war. Der Wecker kannte da überhaupt kein Erbarmen, erst recht die Katze nicht, der das Weckerpiepen, egal zu welcher Tageszeit es piept, pawlowscher Befehl ist, meinen Zeh anzugreifen und daran herumzuknabbern, zu kratzen und zu beißen und so lange zu mauzen, bis ich endlich aufstehe. Und an diesem Tag war es kurz nach sieben in der Früh. Entsprechend todkrank stolperte ich in die Küche, also an den gerade erst verlassenen Schauplatz des nächtlichen Gelages, davon Gebirge schmutzigen Geschirrs, Armeen leerer Flaschen, Haufen abgenagter Knochen, angetrocknete Soßen- und andere Essensreste, randvolle Aschenbecher zeugten, vor allem aber ein alles schwer überwabernder Dunst, den auch sofortiges Zuführen von Frischluft durch Aufreißen des Fensters, nicht mal der Duft frisch aufgebrühten Kaffees vertreiben konnte. Und schon brummelten die verkaterten Freunde herbei, um sich möglichst große Portionen Tee oder Kaffee in die ausgedörrten Schlünde zu gießen und sich somit erneut zu vergiften. Und dann mußte plötzlich alles ganz schnell gehen: Zähne putzen, rasieren, Koffer packen. Denn der Intercity würde nicht warten und, ach herrje, es ist ja schon halb acht durch, und die Fahrkarten müssen auch noch besorgt werden, das schafft ihr mit der U-Bahn nie, ich fahr' euch eben mit dem Auto zum Bahnhof, na klar, kein Problem, bringt schon mal die Klamotten nach unten, geht gleich los.
Was für ein Montagmorgen! Spätestens jetzt hatte die scheußliche Frühaufsteherkrankheit Körper und Seele im gräßlichsten Umfang befallen. Halb narkotisiert taumelte ich in meine Hosen, Hemden, Strümpfe, Schuhe, während nun auch noch der Darmtrakt überraschend anmeldete, daß er gefälligst und schleunigst entsorgt werden möchte, aber keine Zeit, keine Zeit. Schwer legten sich die Schlacken quer und krumm im Gekröse und drückten und quälten nun zusätzlich auf die Seele, daß ich kaum die Treppen hinabkam vor lauter Gebrumm, Gekrauschel und Gezische im Magen. Vom Restalkohol ganz zu schweigen, der summend durch die Blutbahnen schwappte und an den Nerven nagte. Promille Zwo-Komma- Null, mindestens, und überhaupt deuteten zittrige Knie, Tunnelblick und kalter Schweiß auf der Stirn auf eine mittlere Vergiftung. So aber galt es jetzt ein Auto zu lenken, wenn es denn tatsächlich anspringen sollte an diesem feuchten, kalten, fiesen Montagmorgen.
Wenig später gurkte ich halb ohnmächtig im wahnwitzigen Hamburger Berufsverkehr herum. Der Ascona spotzte und hustete und rukkelte und schrie, der ist das frühe Aufstehen auch nicht gewohnt, und noch weniger, daß man ihn so gnadenlos tritt, wie ich ihn jetzt treten mußte, denn nur noch zehn Minuten bis Buffalo, wie meine Passagiere blödelten. Ihr Buffalo aber war das Gleis 4 des Bahnhofs Dammtor und der 8.05-Uhr-Intercity, das heißt dessen Speisewagen, denn vor allem den wollten sie nicht verpassen. Jedenfalls kauten sie in Gedanken schon ein herrliches Speisewagen-Frühstück durch, während ich jetzt mit Karacho, wenn auch quasi im Blindflug zur Landung auf dem Bahnhofsvorplatz ansetzte, mein Fluglotse aber hieß Alkohol, und der wies mir schließlich den einzig freien, nämlich den Behindertenparkplatz zu - und raus und im Galopp rein in den Fahrkartenschalter, noch fünf Minuten, entschuldigen Sie, würden Sie uns bitte vorlassen, unser Zug geht gleich, vielen Dank, dreimal Hannover, einfache Fahrt, und ich war mir spätestens jetzt sicher, mich jeden Moment übergeben zu müssen, die Hektik, die Aufregung, der flaue Magen. Ich bin eben frühes Aufstehen nicht gewohnt, aber, keine Zeit, keine Zeit, rauf auf den Bahnsteig, es war bereits höchste Eisenbahn und der Zug praktisch schon verpaßt. Doch denkste, halbe Stunde Verspätung, der Herr Bahnhofsvorsteher sagte es soeben an, und so würden also meine Freunde ihr Frühstück wegen einer betrieblichen Störung voraussichtlich erst 30 Minuten später serviert bekommen.
Mobil 1-4
Kann man sich diesen reflektierenden Goethe in modernen Verkehrsmitteln vorstellen, hektisch und mit hoher Geschwindigkeit rastlos Ortswechsel vornehmend? Der 1970 verstorbene Kulturphilosoph Eugen Diesel, Sohn des Motorenerfinders Rudolf Diesel, kann das. In der 1952 erschienenen Philosophie am Steuer schreibt er: "Vielleicht schon acht Tage nach seiner ersten Autofahrt würde Goethe einsehen, daß es sich bei diesen Automobilen um die Erfüllung eines alten Menschheitstraumes handle, und er würde den tickenden Motor, das sanfte Gummirad, die erstaunliche Lenkung, den schnell rollenden Wagen ungemein genießen und sehr bald lernen, die unersättliche Sehnsucht seines geistigen Auges mit Hilfe des unermüdlichen Zauberwagens zu befriedigen, sich mit der unendlichen Fülle der vorbeigleitenden Phänomene vollsaugen."
Irrt hier der Philosoph? Wer Goethes Italienische Reise gelesen hat, die ja immer als Inbegriff für gemächlichee Urlaubstempo herhalten muß, ist überrascht, wie eilig es Goethe hatte, um von Karlsbad nach Rom zu kommen. Dazu benutzte er das damals schnellste Verkehrsmittel - die Postkutsche - und nahm sogar strapaziöse Nachtfahrten in Kauf, um sein Ziel Rom schneller zu erreichen: "Die Postillions fuhren, daß einem Sehen und Hören verging, und so leid es mir tat, diese herrlichen Gegenden mit der entsetzlichsten Schnelle und bei Nacht wie im Fluge zu durchreisen, so freuete es mich doch innerlich, daß ein günstiger Wind hinter mir herblies und mich meinen Wünschen zujagte." Goethe war ein bedeutender Mann, der in der heiligen Stadt wichtige Dinge zu erledigen hatte. Die dafür notwendige Überwindung des Raumes mußte daher natürlich möglichst schnell erfolgen.
So ist sich der Schriftsteller Thomas Rosenlöcher bei der Wiederentdeckung des Gehens beim Wandern bezüglich der Verkehrsmittelwahl eines solch bedeutenden Kollegen wie Goethe, wäre er unser Zeitgenosse, sicher: "Ob Jesus Christus heutzutage eigentlich Auto fuhr? Und Goethe? Goethe bestimmt." Rosenlöcher gewinnt während seiner Harzwanderung sogar über die von Goethe vermeintlich präferierte Automarke Aufschluß: "Das hätte ich mir eigentlich gleich denken müssen, daß Goethe Mercedes fuhr." Die Phantasie steigert sich bei Rosenlöcher schließlich bis zum Verkehrstod: "War es nicht ein würdiger Abschluß meiner Wanderung, von Goethe überfahren zu werden?"
Namen + Notizen
HELENE KUGEL, nicht nur Karnevalistin bei den "Heddemer Käwwern", sondern auf allen Frankfurter Fastnachtsbühnen gemeinsam mit Ehemann Hans als Gesangsduo "Die Kugels" zu Hause, feiert am Samstag, 27. Februar, im Saal der evangelischen Gethsemane-Gemeinde in der Marschnerstraße (Nordend) mit Freunden ihren 60. Geburtstag. Anfang der siebziger Jahre tauchten sie als (heute noch) ungleiches Paar im Karneval auf: Sie mollig und chic, der Hans "spindeldürr" und einen Kopf größer. Mit dem Lied "Es Dickerchen" schafften Helene und Hans mit Bravour den "Einstieg" in die Frankfurter Fastnacht, seit nunmehr zwei Jahrzehnten gehören sie dazu, begeisterten in dieser Zeit mehr als 120 000 Menschen. Und sie überraschen das Publikum immer wieder mit neuen, selbst getexteten Liedern. Ihr größter Hit ist das Lied "Oma hipp . . ." dixi
Nach dem Krieg wollen alle sofort zurück In einer umstrittenen Hilfsaktion nahm Israel 84 zumeist moslemische Flüchtlinge aus Bosnien auf
In der vergangenen Woche brachte sie eine französische Sondermaschine zusammen mit 81 weiteren bosnischen Flüchtlingen aus ihrer vom Bürgerkrieg zerstörten Heimat im Direktflug von Zagreb nach Tel Aviv. "Ich hoffe, Ihr Aufenthalt in unserem Land wird so kurz Von Armin Wertz (Tel Aviv) wie möglich sein", begrüßte sie Israels Umweltminister Yossi Sarid, der im Auftrag seiner Regierung die Aufnahmeaktion geleitet hatte: "Wenn Ihr Aufenthalt hier nur kurz ist, wird das ein Zeichen dafür sein, daß der Krieg in Bosnien vorüber ist." Doch an solche Wunder glauben sie längst nicht mehr. "Der Krieg wird noch lange dauern", meinen die Aufgenommenen einstimmig. "Europa und Amerika wollen diesen Krieg", glauben sie, denn "wenn die Europäer wollten, hätten sie ihn schon längst beenden können. Das ist wohl ein Teil der neuen Weltordnung."
Jetzt sind sie fürs erste mal "froh", hier zu sein. "Es ist wunderschön ruhig hier", zeigen sie von dem Ausbildungszentrum der staatlichen Naturschutzbehörde, wo sie für die nächsten sechs Wochen untergebracht sind, auf das nahe Mittelmeer. Vor den einzelnen Zimmern hängt bereits Wäsche zum Trocknen in der Sonne. 15 von ihnen haben sich gleich für einen Hebräisch-Kurs angemeldet. Und ein bosnischer Teenager flirtet schon frisch verliebt mit einem jungen Araber, der in der Anlage Hausmeisterdienste versieht.
Sogar drei Telefonapparate haben die Israelis extra installiert und Telefonkarten verteilt. So konnten die meisten schon in der Heimat anrufen, und sich nach dem Befinden der Zurückgebliebenen erkundigen. Das ist "ganz schön schwierig", haben sie festgestellt. Manchmal klappte die Verbindung erst nach mehrmaligen Versuchen, weil sie nicht wußten über welche Vermittlung sie gehen mußten, entweder "über Belgrad, wenn deine Familie im serbisch besetzten Teil lebt, oder über Zagreb, wenn sie in Bosnien ist". Einer, der seinen Namen nicht nennen will, weil "meine Familie noch unter serbischer Besatzung lebt", rief in Köln an. Dort lebt seine Schwester "als Gastarbeiterin". Auch sein Vater hat "früher einmal sieben Jahre in Osnabrück gearbeitet", erzählt er in mühsamem Deutsch, das er in der Schule gelernt hat. Aber "mein Bruder ist tot. Er ist im Juli in einem serbischen Konzentrationslager gestorben", hat er erfahren.
Jasmin Bershirevic, der in Sarajewo Medizin studierte, sorgt sich um seine Eltern, die immer noch in der schwer beschossenen Stadt ausharren. "Hier ist keiner, der nicht in heftigem Feuer gelegen hat", sagt Muskic Sacir. "Zuerst zerstörte eine Rakete einen Teil meines Hauses, dann erledigte eine Ladung Dynamit den Rest." Mithat Necirexic, ein Büroangestellter, schaukelt sein Baby liebevoll auf dem Schoß, während seine Frau gedankenverloren aufs Meer blickt. "Marschall Tito war der Beste für uns alle", sehnt er sich nach alten Zeiten zurück, "damals konnte jeder, der arbeitete, gut leben." So wie alle anderen, redet auch er immer wieder von der Zeit "nach dem Krieg". Dann wollen sie "sofort zurück, wenn es wieder möglich ist, ein normales Leben zu führen".
Zwar befanden die Ärzte den Gesundheitszustand der Ankömmlinge als zufriedenstellend. Doch einige zeigen deutliche Spuren der Anspannung, die sie hinter sich ließen. Immer noch gelingt es vielen nicht, das heftige Zittern der Hände und nervöse Augenflackern zu kontrollieren. Darum suchen sie "nur Ruhe und Erholung". Wir werden hier keine Politik machen", sagen sie. Doch in Israel gibt es kein Entrinnen vor der Politik, stellen sie schon am ersten Tag fest. Hier ist alles politisch, auch eine "rein humanitäre Aktion" (Yossi Sarid), wie die zeitweilige Aufnahme einiger Flüchtlinge. Zwar waren bereits vor Monaten einige "islamische Fundamentalisten" - wie Tawfik Zayyad, der arabische Bürgermeister von Nazareth, betont und eine vor 40 Jahren in Serbien geborene Israelin bestätigt - nach Bosnien gefahren und hatten das Projekt angeregt. "Das war aber kein Mehrheitsbeschluß" der arabischen Israelis, sagt Zayyad, "wir waren immer dagegen. Das wird die Probleme Jugoslawiens nicht lösen." Wenn die israelische Regierung schon ihr internationales Image verbessern wolle, dann "muß sie erst mal ihre inhumane Haltung in den besetzten Gebieten aufgeben und Millionen geflohene und ausgewiesene Palästinenser zurück lassen." Deshalb sprach sich der "Rat der arabischen Bürgermeister" noch vor der Ankunft der Flüchtlinge auf Antrag Zayyads mehrheitlich "gegen die Aktion" aus.
Doch das kümmert Saleh Abdel Rahman, den Vorsitzenden des "Rats der Beduinengemeinden", ebensowenig wie den Arzt Shanket Hafez Shalabe. Gestern schon brachten die Beduinen aus Bir Maksur Kleidung, Nahrungsmittel und Spielzeug für die Kinder. Und für heute haben sie alle Bosnier in ihr Dorf eingeladen. "Zayyad sieht nur den politischen Aspekt", erklärt Shalabe, der angeboten hat, 20 der bosnischen Flüchtlinge in seiner Klinik für behinderte Kinder unterzubringen, "das ist aber eine humanitäre Angelegenheit. Und da sind wir Israels Partner." Natürlich wäre es schön, wenn auch die Palästinenser zurückkommen könnten, meint er, "jetzt aber brauchen diese Leute Hilfe". Sein Angebot, sie in die Moschee zu bringen, wenn sie beten oder sich auf den bevorstehenden Fastenmonat Ramadan vorbereiten wollten, stößt bei den Bosniern zwar auf wenig Interesse - zu lange lebten sie im atheistischen Tito-Staat. Doch für die Erfüllung profaner Wünsche sind sie dankbar: Windeln fehlen, und so trägt der Doktor Windelgrößen in sein Notizbuch ein.
Auch die jüdischen Bürger Israels sind sich nicht einig. Ausgerechnet die politische Rechte des Landes, die für eine Annexion des Westjordanlandes eintritt, womit 1,8 Millionen Palästinenser israelische Staatsbürger würden, fürchten den "kulturellen Einfluß moslemischer Bosnier auf den jüdischen Staat". Andere erkennen in den Neuankömmlingen nur die Kinder und Enkel jener bosnischen Moslems, die im Zweiten Weltkrieg der SS beitraten und die berüchtigte Dagger- Division bildeten.
Beide Vorwürfe weisen die Flüchtlinge wütend zurück. "Wir haben damals überhaupt nicht gelebt. Alle denken, wir seien Nazis. Das ist nicht wahr", widerspricht Nezirexic. "Das behaupten nur jene Juden, die aus Serbien kommen." Eine Israelin, die in Serbien geboren wurde und heute für die Bosnier dolmetscht, schimpft ebenfalls auf die "serbische Mafia" im Lande, die Stimmung gegen die Flüchtlinge mache.
Auch die Furcht, Hamas oder andere extremistische Moslemorganisationen erhielten mit ihrer Ankunft fundamentalistische Verstärkung, sei unbegründet. Wie eine Losung für die langersehnte Sicherheit wiederholen sie ein ums andere Mal: "Wir sind nicht religiös." Zudem seien nicht alle Moslems, auch Katholiken, sogar eine Serbin sei mitgekommen. Die "einzige Gemeinsamkeit" unter ihnen sei ihr Flüchtlingsschicksal, sagt Osman Evitch, der mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern gekommen ist: "Eine Kugel fragt nicht nach deinem Namen oder deiner Religion."
1. Frankfurter Reitercorps: Für langjährige Verdienste um den Verein "Dreizehner Husaren" wurde Rosemarie Effenberger kürzlich mit dem "Goldenen Vlies" ausgezeichnet. wd/08
Carneval-Club "Silberfunken '92" Gallus: Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, im Vereinshaus der Sportgemeinschaft Westend, Sondershausenstraße 9. wd/08
WASHINGTON/PARIS, 21. Februar (AP/Reuter). Die USA, Belgien und Frankreich suchen nach Angaben des amerikanischen Außenministeriums nach Wegen, wie der zairische Präsident Mobutu Sese Seko zum Rücktritt bewegt werden kann. Eine der diskutierten Möglichkeiten soll Medienberichten zufolge die Beschlagnahme von Mobutus Auslandsvermögen sein. Außenministeriumssprecher Joseph Snyder bekräftigte am Wochenende die US-Forderung, daß Mobuto die Macht an eine Übergangsregierung abgibt und sich nicht länger in das politische und wirtschaftliche Reformprogramm Zaires einmischt.
Mobutu ist nach Angaben aus seiner Umgebung zu einer zahnmedizinischen Behandlung in Frankreich. Wie verlautete, wird Mobutu in vier oder fünf Tagen zurückerwartet. Damit werde auch ein für Dienstag geplantes Gespräch des Präsidenten mit einer Delegation des Übergangsparlamentes nicht staffinden können. Bei dem Treffen sollte es um eine Aussöhnung Mobutus mit Ministerpräsident Etienne Tshisekedi gehen. Bei Unruhen in Zaires Hauptstadt Kinshasa, die vor allem auf den Streit zwischen Präsident und Regierung zurückgehen, waren im Januar mindestens 300 Menschen umgekommen.
Das französische Außenministerium erklärte am Samstag in Paris, Mobutu befinde sich in einer ihm gehörenden Villa in Roquebrune zwischen Monte Carlo und Menton an der Riviera.
WALTER UND INGE JENS, Schriftsteller, müssen wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Fahnenflucht voraussichtlich vor Gericht. Beide haben nach Angaben der Staatsanwaltschaft Tübingen das Angebot, das Verfahren gegen Walter Jens für 10 000 Mark, gegen seine Frau Inge für 5000 Mark Bußgeld einzustellen, nicht angenommen. Das Ehepaar hatte vor dem Golf-Krieg zwei junge US-Soldaten, die sich von der Truppe entfernt hatten, aufgenommen und mehrere Tage bei sich versteckt. Beihilfe zur Fahnenflucht sei, so die Staatsanwaltschaft, "nicht unbedingt anklagebedürftig", und das Verfahren könne mit richterlicher Zustimmung gegen ein Bußgeld eingestellt werden. Nachdem das Ehepaar das abgelehnt habe, "ist jetzt der Weg vor Gericht vorgezeichnet". (dpa)
FLENSBURG, 21. Februar (dpa). Der Bundesgrenzschutz in Flensburg hat eine internationale Schleuserbande enttarnt, die in rund neun Monaten mindestens 150 Menschen illegal nach Dänemark gebracht haben soll. Dabei seien pro Kopf durchschnittlich 2000 Mark kassiert worden, teilte die Polizei jetzt mit. Drahtzieher seien Palästinenser, die in Flensburg lebten. In Wohnungen seien unter anderem Blankopapiere zur Fälschung von Asylunterlagen gefunden worden.
Die Beschuldigten sollen Mittelsmänner in Berlin, Polen und in Nordeuropa gehabt haben. Ausländer seien zunächst über die polnische Grenze nach Berlin gebracht worden. Für die Weiterleitung nach Skandinavien sollen die Beschuldigten "mit verlockenden Schleuserlöhnen" junge Deutsche angeworben haben.
MÜNCHEN, 21. Februar (dpa). Nach heftiger öffentlicher Kritik hat der bayerische Parlamentspräsident Wilhelm Vorndran (CSU) eine Japan-Reise der 24 Abgeordneten im Umweltausschuß verboten. Der Ältestenrat des Landtags hatte sie bereits genehmigt. Der Bund der Steuerzahler sprach von einer "gewöhnlichen Gesellschaftsreise".
Sowohl der Ausschußvorsitzende Henning Kaul (CSU) als auch sein Stellvertreter Hans Kolo (SPD) kritisierten die Entscheidung Vorndrans am Wochenende. Für Kolo ist die Reise eine "Frage des Selbstverständnisses" eines Parlaments. Wenn dem Landtag der "Informationshorizont Bayerns" ausreiche, dürfe er sich "nicht wundern, wenn der Vorwurf der Provinzialität auftaucht", betonte er. Das Parlament müsse den Mut haben, "sich über Zukunftsprojekte, die anderswo realisiert werden, sachkundig zu machen".
Kaul hatte in einem Schreiben an Steuerzahler-Präsident Rolf von Hohenhau dessen Kritik als "Machwerk des Neids, der Mißgunst, der Oberflächlichkeit und des Populismus" zurückgewiesen. Nach seinen Worten hätte die Japan-Reise zudem "sicher nicht soviel gekostet wie zwei Reisen ins europäische Ausland". Eine "vernünftige" Auseinandersetzung darüber sei jedoch gegenwärtig unmöglich, da die "Amigo-Affäre" um mehrere kostenlose Reisen von Ministerpräsident Max Streibl diese Debatte überdecke.
Die alternative Berliner tageszeitung darf den erfolgreichen deutschen Rodelsportler und Bundeswehr-Feldwebel Georg Hackl ungestraft "rasende Weißwurst" und "draller Goldrodler" nennen, dem das "Resthirn in die Kufen gerutscht sein muß". Ein Strafverfahren wegen Beleidigung der Bundeswehr gegen den taz-Chefredakteur Michael Sontheimer endete vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin mit einem Freispruch.
Das sei Satire und erlaubt, bewertete das Gericht einen Artikel auf der Fernsehseite des Blattes, der sich auf den Werbespot eines Privatsenders bezog. Dort hatte Hackl für die Bundeswehr geworben. Mit diesem Auftritt habe Gold-Schorsch "den endgültigen Beweis für Frühdebilität" abgeliefert, so der Autor.
Der Richter folgte Sontheimers Argumentation, wonach die Bundeswehr in einem demokratischen Rechtsstaat harte und polemische Kritik hinnehmen müsse. Der Anklagevertreter hatte dagegen für Sontheimer eine Geldstrafe in Höhe von 4000 Mark gefordert. Der Artikel sei keine Satire, sondern eine grobe Beleidigung. Das belege auch der Schlußsatz "Abtreten, Du dumpfer Dummbeutel." dpa
Die Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) unterlag bei den internationalen Meisterschaften der Slawakei in Bratislava der Vertretung Schwedens im Finale mit 2:3. Mit dem zweiten Platz sind die deutschen Frauen dennoch zufrieden, schalteten sie doch auf dem Weg ins Finale Europameister Rumänien und Frankreich aus.
Nicole Struse (Steinhagen) brachte die von Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig betreuten Spielerinnen des DTTB zwar durch ein 22:20, 21:15 über Asa Svensson in Führung, anschließend aber verlor die von Rückenschmerzen geplagte Olga Nemes (Dülmen) mit 13:21, 16:21 gegen Marie Svensson, und auch im Doppel gab es für die Kombination Olga Nemes/Cornelia Faltenmaier (Steinhagen) gegen Lotta Erlman/Pernilla Pettersson eine 15:21, 19:21-Niederlage. Nicole Struse glich zwar noch einmal aus - 21:15, 16:21, 21:19 gegen Marie Svensson -, den Siegpunkt aber sicherte Asa Svensson mit 21:17, 21:17 über Olga Nemes. dpa
PARIS, 22. Februar (AFP). Die französische Pilotengewerkschaft SNPL (Syndicat National des Pilotes) hat jetzt Befremden über die Anklageerhebung gegen die beiden Piloten einer deutschen Turbopropmaschine geäußert, die am 6. Januar bei der Landung auf dem Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle verunglückt war. Den beiden 54 und 26 Jahre alten Piloten drohen wegen fahrlässiger Tötung Haftstrafen bis zu zwei Jahren und eine Geldbuße von 30 000 Francs (9000 Mark). Bei dem Unglück der von der Lufthansa gecharterten Dash-8 waren vier Insassen getötet und fünf verletzt worden.
In einer schriftlichen Erklärung vertritt die SNPL die Ansicht, daß die Unglücksursache nur anhand aller Elemente bestimmt werden kann, die Ermittlungen über das Unglück vom 6. Januar aber erst begonnen haben. Die beiden deutschen Piloten sollen nach vorläufigen Untersuchungsergebnissen der französischen Zivilluftfahrtbehörde auf mehrere Warnsignale wenige Minuten vor dem Aufschlag nicht reagiert haben. Außerdem habe der noch unerfahrene jüngere Ko-Pilot die Maschine gesteuert.
MÜNCHEN, 21. Februar (AFP). Die Sozial- und Arbeitsminister der 16 Bundesländer haben sich gegen einen Solidarpakt "auf Kosten der Armen und Benachteiligten" ausgesprochen. An den für den Aufbau der neuen Länder und den Abbau der Arbeitslosigkeit notwendigen Opfern müßten alle Gruppen beteiligt werden, forderten die Minister auf einer Sonderkonferenz am Wochenende in München. Im einzelnen lehnten sie die geplanten Kürzungen bei Sozialhilfe und Lohnersatzleistungen strikt ab und verlangten eine aktive Arbeitsmarktpolitik vor allem auch in den neuen Ländern.
Zur Finanzierung der Arbeits- und Beschäftigungspolitik halten die Minister neue Abgaben schon ab 1. Juli diesen Jahres für erforderlich. Ferner forderten sie eine rasche Verabschiedung der seit langem geplanten Pflegeversicherung.
Die Konferenz war nach Angaben ihres Vorsitzenden, des bayerischen Sozialministers Gebhard Glück (CSU), einberufen worden, um die Ausgestaltung des "Solidarpakts" nicht "allein den Finanzministern" zu überlassen. Scharf kritisierten Glück und seine Kollegen den allzu "engen Blick auf den Mißbrauch allein im Sozialbereich". Einsparungen ließen sich auch durch Maßnahmen gegen "Betrug" in anderen Bereichen erzielen, etwa bei Steuervergünstigungen oder im sozialen Wohnungsbau, wo rund eine halbe Million Wohnungen fehlbelegt seien.
Ministerin Regine Hildebrandt (SPD) sagte, in ihrem Land Brandenburg seien inzwischen mehr als die Hälfte der Erwerbsfähigen "aus dem Arbeitsmarkt gedrängt" worden. Im ersten Halbjahr 1993 habe dort das durchschnittliche Arbeitslosengeld bei 753 Mark im Monat, die Arbeitslosenhilfe bei 658 Mark gelegen. Kürzungen seien da nicht mehr möglich.
PARIS, 21. Februar (AFP). Der französische Staatspräsident François Mitterrand hat am Freitag abend bei seinem zweiten Fernsehauftritt vier Wochen vor den Parlamentswahlen die stark angeschlagene Sozialistische Partei vor Korruptionsvorwürfen in Schutz genommen. Von den sogenannten "Affären" im politischen Lager seien mehr Angehörige der Opposition als der regierenden Mehrheit betroffen, sagte er bei der Sendung der öffentlichen Fernsehanstalt France-3, bei der Bürger Fragen stellen konnten. Wenn mehr Politiker als früher gerichtlich verfolgt würden, so deshalb, "weil die Republik demokratischer" geworden sei.
Als Mittel zur Bekämpfung der bei einer Rate von 10,5 Prozent angelangten Arbeitslosigkeit in Frankreich schlug der Präsident die Einführung der 35-Stunden- Woche nach Abmachungen zwischen den Tarifparteien vor. Als weitere Möglichkeit zur Arbeitsplatzbeschaffung nannte er große Bauprojekte wie etwa den Tunnel unter dem Ärmelkanal. Gleichzeitig rief er die Europäische Gemeinschaft auf, ihre Grenzen vor Billigprodukten aus dem Ausland zu schützen.
Mitterrand versicherte, Städteminister Bernard Tapie habe beim Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers adidas keine Vergünstigungen erhalten. Die staatlichen Banken und Unternehmen hätten ihre Anteile erhöht, "wie sie es dauernd bei Hunderten von Industriegeschäften tun". Nachdrücklich verteidigte der Präsident auch Premierminister Pierre Bérégovoy gegen Vorwürfe im Zusammenhang mit einem zinslosen Kredit von einer Million Franc, den ihm ein korruptionsverdächtiger befreundeter Geschäftsmann für einen Wohnungskauf gewährt hatte. Er sei über die Art und Weise empört, wie versucht werde, dem Ruf des Regierungschefs zu schaden. "Ein Finanzminister, der sich Geld leihen muß, daß ist schon etwas. Ich kenne andere, die das nicht nötig haben", so Mitterrand wörtlich.
Beschuldigungen gegen den ehemaligen Premierminister Laurent Fabius im Zusammenhang mit dem Skandal um mit Aids verseuchtes Spenderblut nannte Mitterrand ungerecht, doch sei es richtig, nach den Verantwortlichkeiten zu suchen.Kein Rückkehrrecht für Weiße
HARARE, 21. Februar (AFP). Der Oberste Gerichtshof Simbabwes hat am Wochenende ein automatisches Rückkehrrecht von Staatsbürgern ausgeschlossen, die nach der Unabhängigkeit des afrikanischen Landes 1980 ausgewandert sind. Aus dem in der Hauptstadt Harare veröffentlichten Urteil geht hervor, daß diese Regelung ausnahmslos auch für diejenigen gilt, die im Lande geboren wurden. Nach der Unabhängigkeit der früheren britischen Kolonie Rhodesien hatten rund 100 000 Weiße das Land verlassen, die meisten von ihnen gingen nach Südafrika. Nach Berichten simbabwischer Medien wollen inzwischen viele von ihnen zurückkehren. Angaben der Lokalpresse, daß bereits 70 000 Weiße Rückkehranträge gestellt hätten, wurden offiziell zunächst nicht bestätigt.
BIRSTEIN. Der reginalen Identität und dem Heimatgefühl der Menschen im Main-Kinzig-Kreis und im Vogelsberg ist ein Forschungsprojekt der Universität Frankfurt auf der Spur. Die drei Jahre dauernde Untersuchung unter dem Titel "Regionale Identität in Hessen" soll die räumliche Orientierung der dort lebenden Menschen feststellen und den Bezug zu ihren Wohnorten, den politischen Verwaltungseinheiten und den Charakteristika, die die Regionen zur "Heimat" machen, aufzeigen. Das berichtete der Leiter der Untersuchung, der Ethnologe Heinz Schilling, bei der Vorstellung des Projekts in Birstein (Main-Kinzig-Kreis). Befragt werden 200 Bürger.
Nach ersten Trends der Untersuchung, die vor einem halben Jahr begonnen hat, gibt es ein relativ starkes Identifikationsgefühl der Menschen im Vogelsbergkreis mit dem Vogelsberg als Region.
Im Main-Kinzig-Kreis hingegen deutet sich ein nach wie vor großer Bezug zu den Altkreisen Schlüchtern, Gelnhausen und Hanau an. Mit dem vor knapp zwanzig Jahren geschaffenen Main-Kinzig- Kreis identifiziere sich niemand, ein "Main-Kinzig-Gefühl" gebe es nicht.
Der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Karl Eyerkaufer (SPD), bestätigte in Birstein, daß die Menschen die Gebietsreform von 1974, die auf die Bedürfnisse in den Regionen teilweise keine Rücksicht nahm, den Großkreis Main-Kinzig nie richtig akzeptiert haben. Der Landkreis habe dem Rechnung getragen, indem er Verwaltungsstellen nicht nur in Hanau, sondern auch in Schlüchtern und Gelnhausen einrichtete. So werde versucht, die regionale Identität der Menschen im Bergwinkel bei Schlüchtern und der Gelnhäuser zu berücksichtigen.
In den kommenden beiden Jahren soll das Forschungsprojekt feststellen, wue sich das Pendeln zwischen verschiedenen Orten, der Wirkung der Lokalzeitungen, der örtlichen Vereine und der polititschen Verwaltungen auf die regionale Identität ausgewirkt hat. lhe
Spielbank kassierte über elf Millionen In der im August 1991 eröffneten Spielbank in Kassel haben im ersten Geschäftsjahr 87 000 Gäste 11,4 Millionen Mark bei Roulette, Black Jack, Baccara und an Automaten verspielt. Von dieser als "Bruttospielbetrag" ausgewiesenen Summe hat das Kasseler Casino 5,1 Millionen Mark an das Land Hessen und 2,3 Millionen an die Stadt Kassel abgeführt.
WIESBADEN. Knapp 90 Prozent der evangelischen und fast 91 Prozent der katholischen Schüler an allgemeinbildenden Schulen in Hessen besuchen Religionsunterricht ihrer Konfession. Die Lage in diesem Fach hat sich damit wegen Einstellung zusätzlicher Lehrer im Vergleich zum Schuljahr 1991/92 leicht verbessert.
Wie Kultusminister Hartmut Holzapfel SPD) in Wiesbaden dazu berichtete, haben sich 3,8 Prozent der evangelischen und 3,4 Prozent der katholischen Schüler im laufenden Schuljahr vom Religionsunterricht abgemeldet.
6,8 Prozent der evangelischen und 5,9 Prozent der katholischen Schüler könne Religionsunterricht nicht erteilt werden, weil Lehrkräfte fehlten oder "schulspezifische" Kürzungen in diesem Fach bestünden. lhe
DARMSTADT. Eins der ersten deutschen Demonstrationszentren für Virtuelle Realität hat das Fraunhofer-Institut für graphische Datenverarbeitung in Darmstadt eröffnet. Kleine und mittlere Betriebe können sich dort mit dieser relativ kostspieligen Technik vertraut machen und prüfen, ob sie sich für ihre jeweiligen Zwecke eignet.
In der sogenannten Virtuellen Realität können sich Menschen in Räumen, Landschaften oder Gebäuden bewegen, die der Computer auf einen Bildschirm oder eine Monitorbrille projeziert. Mit einem Datenhandschuh kann der Benutzer direkt in diese Welt "eingreifen" und beispielsweise immaterielle Stühle rücken. So können Architekten und Stadtplaner in ihren Entwürfen "herumspazieren" und überprüfen, wie sie "in Wirklichkeit" aussähen.
Zu den Einsatzmöglichkeiten zählen auch Simulatoren für die Ausbildung von Kranführern und Lkw-Fahrern. Ein zweites Demonstrationszentrum unterhält die Fraunhofer-Gesellschaft in Stuttgart. lhe
Der Frankfurter Schlagerkomponist Karl Götz ist am Donnerstag im Alter von 70 Jahren gestorben. Der Pianist und Klarinettist komponierte mehr als 800 Titel. Zu einem seiner größten Hits wurde "Tanze mit mir in den Morgen" in der Interpretation von Gerhard Wendland. In den fünfziger Jahren feierte er Erfolge mit "Monsieur" und "Ich bin ja nur ein Vagabund".
Auch die Kompositionen von "Mit verbundenen Augen" und "Seemann, wo ist deine Heimat?" wurden zu bekannten Evergreens. Die Melodien des ehemaligen Bandleaders haben Interpreten wie Lale Andersen, Milva, Eddie Constantine und Paul Kuhn gesungen. Mit einer Platte der "Singenden Wirte" und einer Aufnahme mit Kinderliedern unter dem Titel "Schnute, Knute, Kasimir", hatte der rock- und popbegeisterte Götz auch in den vergangenen Jahren noch Erfolg. lhe
KASSEL. Die Überfälle in Kassel mit einer angeblich aidsverseuchten Spritze sind offenbar aufgeklärt. Die Polizei nahm am Freitag abend einen Mann fest, dem sie die bis zu zwei Überfälle pro Tag auf Geschäfte in der nordhessischen Stadt während der vergangenen Wochen anlastet.
Der Verdächtige sei ein 33jähriger aus Eisenach, der schon seit Jahren rauschgiftabhängig ist, gab ein Polizeisprecher bekannt. Mehrere Zeugen hätten ihn wiedererkannt.
Er sei bei seiner Festnahme "psychisch total am Boden zerstört" gewesen, berichtet die Polizei. Der 33jährige sei ins Gefängniskrankenhaus gebracht worden. Bei seinen Raubzügen hatte er sich jeweils mit einer geringen Beute zufriedengegeben und insgesamt nur einige hundert Mark erbeutet. lhe
Politische Parteien und große Hilfsorganisationen haben in den letzten Tagen Abschaffung und Verbot des umstrittenen "Reality-TV" gefordert, das vornehmlich vom bundesdeutschen Kommerzfernsehen in verschiedenen Sendungen präsentiert wird. Andererseits gibt es aber auch Stimmen, die sich gegen ein solches Verbot wenden.
So will etwa der CDU-Medienpolitiker Joseph-Theodor Blank "Reality-TV" verbieten lassen, weil es gegen die Menschenwürde verstoße. Der medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderte in Bonn Landesmedienanstalten und Staatsanwälte auf, gegen diese "Programmexzesse" kommerzieller Fernsehanbieter vorzugehen. Die Landesmedienanstalten dürften der Ausstrahlung von Sendungen wie "Notruf", "Augenzeugen-Video" oder "Auf Leben und Tod" nicht tatenlos zusehen, da sie nach Paragraph 3 des Rundfunkstaatsvertrages der Länder verboten seien.
Danach sind Darstellungen unzulässig, die "Gewalttätigkeiten gegen Menschen" in einer Art schildern, "die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise" zeigen. Der CDU-Medienpolitiker sieht darüber hinaus auch die Staatsanwaltschaften gefordert, weil die "gravierendsten Fälle" des Reality-TV den Tatbestand des Paragraphen 131 Strafgesetzbuch erfüllten, der verbotene Gewaltdarstellungen mit Strafe bedroht. Die "Grenzen nicht nur des ethisch Tolerablen, sondern auch des rechtlich Zulässigen" seien überschritten, wenn sich "Gaffer sekundenlang an dem blutverschmierten Gesicht eines Unfallopfers weiden", erklärte Blank. In solchen Sendungen werde der Mensch und sein Leid "zum bloßen Objekt der Begierde" herabgewürdigt.
Die Schutzpflicht des Staates gebiete es, "diesem Spuk ein Ende zu machen", forderte der Abgeordnete. Wenn die Privatsender "sprichwörtlich über Leichen" gingen, "um ihre Gewinne zu maximieren", müsse der Staat einschreiten, um seinen Ordnungsanspruch durchzusetzen. Die Programmverantwortlichen müßten endlich "in ihre Schranken gewiesen" werden.
Auch der Präsident des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden, Hans-Ludwig Zachert, hat an die kommerziellen Sender appelliert, das Reality-TV abzuschaffen.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe verurteilt ebenfalls Reality-TV. Durch die Zurschaustellung von Notlagen werde die "Spuk ein Ende machen" Menschenwürde verletzt, sagte der Präsident der Hilfsorganisation, Wilhelm Graf zu Schwerin, in Bonn. Schwerin bezog sich dabei auf den Fall einer Notfallpatientin, die gegen den Willen des Ehemannes gefilmt worden war. Moralisch- ethische Aspekte würden bei der Dokumentation von Notfällen immer weniger beachtet.
Der Präsident der Johanniter zweifelte zudem Behauptungen an, mit derartigen Sendungen solle das Verständnis der Bevölkerung für die Arbeit der Rettungsdienste und Feuerwehren geweckt und deren Arbeit unterstützt werden. "In der Praxis hat sich gezeigt, daß lediglich der Voyeurismus der Zuschauer gefördert wird", erklärte er. Auch Amateure fühlten sich bereits aufgerufen, mit selbstgedrehten Filmen über einen Notfall in die Medien zu gelangen. Schwerin wies alle Johanniter-Mitarbeiter an, derartigen "Sensationsjournalismus" nicht zu unterstützen.
Als "Verwahrlosung des Journalismus" wertete auch der Lübecker evangelische Bischof Karl-Ludwig Kohlwage das Reality-TV. "Aus dem Unglück schwerstbetroffener Menschen darf kein Kapital geschlagen werden", sagte Kohlwage gegenüber epd. Der Bischof ist Vorstandsmitglied der Hamburgischen Anstalt für neue Medien, die über die Zulassung privater Rundfunkprogramme in Hamburg entscheidet und die Lizenzbedingungen überprüft. Er kündigte an, das Thema Reality-TV in dem Aufsichtsgremium zur Sprache zu bringen. Scharf kritisierte Kohlwage vor allem die Verteilung von Videokameras an Feuerwehrleute und Polizisten durch SAT 1, um die Einsätze vor Ort zu filmen.
Das Rote Kreuz in Hessen wird sich auch künftig nicht an Reality- oder Rettungsshows der kommerziellen Fernsehsender beteiligen. Der DRK-Landesverband in Wiesbaden forderte die 41 hessischen Kreisverbände auf, entsprechende Anfragen von Redaktionen oder Produktionsfirmen zurückzuweisen. Das im Rettungsdienst tätige Personal unterliege der Schweigepflicht, im übrigen verstoße "diese Art der Zurschaustellung menschlichen Leids" gegen die Grundsätze der internationalen Rotkreuzbewegung.
Der Deutsche Journalisten-Verband hat sich den kritischen Stimmen gegen "Reality-Shows" im Fernsehen angeschlossen. DJV-Vorsitzender Hermann Meyn erklärte in Bonn, bestimmte Formen dieser Art von Fernsehen hätten nichts mehr mit Journalismus zu tun. "Die bloße Befriedigung voyeuristischer Neigungen ist nicht Aufgabe von Journalisten." Neben dem Respekt vor der Privatsphäre hätten Journalisten auch auf eine angemessene Distanz zum Gegenstand der Berichterstattung zu achten.
Meyn appellierte an Journalisten und Rundfunkunternehmen, sich ihrer Verantwortung bewußt zu sein. Andernfalls Verstoß gegen DRK-Regeln stünden schnell "politisch motivierte selbsternannter Wächter" bereit, den Spielraum der Medien insgesamt durch rechtliche Vorgaben einzuschränken.
Gegen ein Verbot von Reality-TV hat sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Otto ausgesprochen. Der Medienexperte der Liberalen sagte im Saarländischen Rundfunk, für das von der CDU/CSU geforderte Verbot gebe es "keine rechtliche Handhabe". Nach Ansicht Ottos könne und sollte man solche Sendungen nicht untersagen, da dies in einem freiheitlichen Staat "sehr dicht an eine Zensur heranreichen" würde. Wenn Beiträge im "Reality-TV" die Menschenwürde verletzten oder gegen zentrale Programmgrundsätze verstießen, müßten die Landesmedienanstalten, nicht aber der Staat eingreifen. Wenn ein Sender dauerhaft gegen Programmgrundsätze verstoße, könnten Bußgelder verhängt und sogar die Lizenz entzogen werden.
Der Deutsche Feuerwehrverband verteidigte seine Mitwirkung an "Reality TV". Der Präsident des Verbandes, Hinrich Struve, sagte, die von ihm geführte Organisation arbeite nur mit SAT 1 in der Sendung "Retter" zusammen. Die SAT 1-Sendung sei so angelegt, daß dem Zuschauer Hinweise für sein Verhalten bei Bränden gegeben werde. "Wir geben bei SAT 1 fachmännische Hilfestellung." An der Darstellung von Sensationen sei der Feuerwehrverband nicht interessiert. Nach Angaben von Struve könnten die Feuerwehren auch Einfluß auf die endgültige Fassung des Films nehmen.
An die 30 000 Freiwilligen und Berufs- feuerwehren mit 1,4 Millionen Mitgliedern seien in der Bundesrepublik sieben Videokameras ohne jegliche Verpflichtung von SAT 1 verteilt worden. Er habe so viel Vertrauen zu den Einsatzkräften, daß sie in Notfällen zunächst ihre Aufgabe wahrnähmen und nicht vorrangig filmten. Im übrigen sehe er keinen Unterschied zu der Praxis, von der Feuerwehr aufgenommene Fotos an Zeitungen zu verteilen. Die Videofilme dienten auch der eigenen Information.
Anders als bei RTL würden Ereignisse von SAT 1 nicht nachgestellt. Struve wollte auch den Vorwurf nicht gelten lassen, derartige Filme verletzten durch ihre Brutalität die Menschenwürde. "Gucken Sie sich mal die Tagesschau an, da sehen sie schrecklichere Bilder." epd/dpa/AP
MAGDEBURG, 21. Februar (Reuter). In den drei psychiatrischen Landeskliniken Sachsen-Anhalts hat es seit 1975 nur medizinisch begründete Operationen gegeben. Zu diesem Ergebnis ist eine Gutachterkommission aus fünf Ärzten gekommen, die im Auftrag des Magdeburger Sozialministeriums die Vergangenheit der Psychiatrie in Sachsen-Anhalt aufarbeiten sollte. Sozialminister Werner Schreiber (CDU) sagte in Magdeburg, Anstoß für den Auftrag sei ein Fernsehbericht aus dem Jahre 1991 gewesen, in dem schwere Vorwürfe gegen ein sächsisches psychiatrisches Krankenhaus erhoben worden waren.
Die Kommission, die bislang insgesamt 39 Beschwerden nachgegangen ist, erklärte, es habe in Sachsen-Anhalt einige wenige Fälle gegeben, in denen gesunde Menschen aus politischen Gründen in psychiatrische Kliniken eingewiesen wurden. Versuche der Einflußnahme staatlicher Stellen, zum Beispiel auf Therapien, seien aber offenbar von den Ärzten weitgehend ignoriert worden.
Die Warnung vor einem militärischen Eingreifen in Ex-Jugoslawien ist so einseitig, daß sie zur Aufhellung des Sachverhaltes nur wenig beiträgt. Ich greife einige Aspekte heraus:
Die Gedankenführung des Artikels (FR vom 15. 2. 1993 "Statt Waffen zu liefern, sollten wir Flüchtlingen die Grenze öffnen") orientiert sich an den Begriffen "richtig" und "falsch", so als ließe sich das Gewirr von Problemen des Krieges in einfache Schubladen stecken und damit einer Lösung näherbringen. Realität ist doch eher: Jeder denkbare Schritt zur Beendigung des Krieges wird einige Argumente für sich und einige andere gegen sich haben. Es zeichnet sich bislang keine Lösung ab, die ohne Töten und Sterben auskäme, und deshalb stellt sich doch die Frage, welche Lösung am wenigsten Tote, Verwundete, Verhungerte etc. mit sich bringt. Für komplexe und komplizierte Probleme gibt es meist keine einfachen Lösungen.
Die von den Verfassern vertretene Ablehnung militärischer Interventionen berücksichtigt nicht, daß bereits die Androhung von militärischer Gewalt, so sie ernsthaft vorgebracht würde, kriegsmindernd wirken könnte. Das Flugverbot könnte durchgesetzt werden, Nachschubwege könnten bei Fortsetzung des Krieges zerstört werden. Wieso wären diese Maßnahmen eine Verschärfung des Krieges? Es wäre die einzige Sprache, die in Belgrad und anderswo verstanden wird.
Der größte Mangel des Artikels ist die Außerachtlassung der Perspektive der Opfer. Die Wünsche und Forderungen der betroffenen Völker kommen nicht in den Blick. Denn wenn Menschen in einem Aggressionskrieg zusammengeschossen werden, erscheint es nicht unbillig, wenn sie sich verteidigen wollen. Das Recht auf Selbstverteidigung gehört mit dem Recht auf Leben zu den ältesten Menschenrechten überhaupt. Und wenn nur der Aggressor über Waffen verfügt, die Angegriffenen aber nicht, läßt sich die Frage, ob sie von außen Waffen geliefert bekommen sollen, nicht nach dem Schema "richtig" oder "falsch" beantworten.
Es geht doch in dem Krieg in Ex-Jugoslawien nicht primär (möglicherweise überhaupt nicht) darum, daß wir in Westeuropa mit heiler Haut davonkommen. Eine Plakataktion in Frankreich kontrastiert Bilder von Gefangenenlagern in Serbien mit KZ-Bildern. Der dazugeschriebene Text fragt: Erinnern Sie diese Bilder an etwas?
Siegfried George, Wettenberg
Es ist schon recht befremdlich, von Herrn Hauser den deutschen Kanzler als "Abrüster" präsentiert zu bekommen - bloß weil dieser den Bundeswehrumfang über die bisher gehandelte Zahl von 370 000 Mann hinaus verringern will (FR vom 9. 2. 1993 "Abrüster Kohl und die NATO"). Der wesentliche Trend der Zeit ist doch nicht tatsächliche Abrüstung, sondern qualitative Umrüstung, Rationalisierung und Neuzurichtung des militärischen Instrumentariums für veränderte Aufgabenstellungen.
Hauser selbst deutet ja auch an, wo diese neuen Aufgaben liegen, wenn er von den "Gefahren" spricht, die vorgeblich "gegenwärtig außerhalb des NATO- Bereichs" drohen und wenn er das Problem der "Grundgesetz-Beschränkung der Bundeswehr" aufwirft.
Die NATO soll, nachdem ihr der Feind im Osten abhanden gekommen ist, zu einer allseits (im Süden, in der Dritten Welt, aber auch im neuerdings "wilden Osten") einsetzbaren militärischen Interventionsmacht umgestaltet werden. Die Aufstellung von Schnellen Eingreifkräften, sog. Rapid Reaction Forces, an denen sich auch die Bundeswehr beteiligt, ist ein Indiz für diese Neuorientierung der NATO.
Daß sie "das Ende des Kalten Krieges trotz aller Unkenrufe überlebt" (Hauser) hat, kann friedenspolitisch daher ebensowenig froh stimmen wie die von Hauser als Option für die Zukunft angepriesene "integrierte westeuropäische Verteidigungsstruktur".
Gegenwärtig erleben wir in der Tat eine Militarisierung der (west-)europäischen Integrationsprozesse, die vor allem auf dem Weg einer Aufwertung und Kompetenzausweitung der Westeuropäischen Union (WEU) betrieben wird. Um deren Ausmaß und Tempo streiten zwar noch die politikbestimmenden Kreise in Westeuropa; dabei stehen sich die Befürworter einer eher atlantischen Orientierung, die - wie Hauser - stärker die Aufrechterhaltung der Allianz und den militärischen Verbleib der USA akzentuieren, und die Protagonisten einer "europäischen Verteildigungs- und Sicherheitsidentität", die auf größere Eigenständigkeit Westeuropas im Verhältnis zu den USA setzen, gegenüber.
Doch der Trend scheint deutlich: Die WEU wird zum militärischen Arm der EG gemacht und baut ihrerseits Fähigkeiten zu militärischen Interventionen in Europa und darüber hinaus auf.
Damit entsteht der NATO eine institutionelle Konkurrenz, die überdies den Vorteil hat, nicht - wie die NATO - mit dem leidigen Problem einer geographischen Beschränkung des Zuständigkeitsbereichs belastet zu sein.
Am Horizont erscheint eine weltweit militärisch interventionsbereite und -fähige Militärgroßmacht Westeuropa, die in gleichberechtigter Kooperation mit - und wo nötig auch in Konkurrenz zu - den USA für die Aufrechterhaltung einer Welt(un)ordnung sorgt, die die Ausbeutung und Unterdrückung des Südens im Interesse des Fortbestehens unserer zerstörerischen und verschwenderischen Pro- duktions-, Konsumations- und Lebensweise hier im Norden zum Inhalt hat.
Hierbei mitmischen zu können, darum geht es dem "Abrüster" Kohl und seiner Regierung, wenn er die von unserer Verfassung festgelegte Beschränkung des Einsatzes deutscher Streitkräfte aufheben und diese Streitkräfte durch Rationalisierungsmaßnahmen für weltweite Verwendung tauglich machen will.
Volker Böge (Vorstandsmitglied des Komitees für Grundrechte und Demokratie), Hamburg
WIESBADEN. Seit 1981 laufen die Planungen für eine neue Nutzung des Bauhofgeländes der Firma Dyckerhoff & Widmann (Dywidag) an der Berliner Straße in Erbenheim - jetzt scheinen alle Hürden genommen zu sein. Im Sommer wird der Bauhof nach Gau-Algesheim verlegt. Ende diesen Jahres soll der Spatenstich für die neue Siedlung "Erbenheim-Süd" erfolgen. In den nächsten zehn Jahren will die Dywidag als Bauträger zwischen Berliner Straße, den Gleisen der Ländchesbahn und der A 66 auf eigenem Grund bis zu 100 000 Quadratmeter Bürofläche und 500 bis 600 Wohnungen hochziehen, frei- und öffentlich finanziert. "Am Tor zu Wiesbaden", schwärmt Wolf Fitzner von der Dywidag- Hauptniederlassung. Im ersten Bauabschnitt wird mit dem Bau von 70 Wohnungen und Büroraum für 300 Arbeitsplätze begonnen. Mit einem "Lärmriegel" aus Bürohäusern soll das zukünftige Zentrum des Neubauviertels entlang der Autobahn und der geplanten ICE-Trasse abgeschirmt werden. Wegen der Hanglage sind außen sechsgeschossige, "städtebaulich anspruchsvolle" Bauten vorgesehen. Nach innen wird die Höhe der Häuser abnehmen, die Wohnhäuser sollen maximal drei Stockwerke erreichen.
Der Verkehrsanschluß für den ersten Abschnitt wird noch über die Eger- und Bahnstraße erfolgen. Das soll jedoch in Zukunft nicht so bleiben. "Die Berliner Straße steht vor dem Kollaps", so Wolf Fitzner. Auch wenn die Belastung durch täglich 80 Laster und einen Gütertransport von 350 000 Tonnen mit der Aufgabe des Bauhofs wegfällt: die zukünftigen 2000 Arbeitnehmer und 1200 Anwohner der Siedlung werden für neuen Verkehr sorgen. So mußte auch ein neues Verkehrskonzept her. Die in der vergangenen Woche von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Strukturplanung sieht vor, den Hauptverkehr direkt von der Bundesstraße 455 nach Erbenheim- Süd zu leiten: entlang der Ländchesbahn und dann durch einen Tunnel. Gleichzeitig könnte das Gewerbegebiet "Kreuzberger Ring" mit angebunden werden, bisher nur über die Berliner Straße zu erreichen. Richtung Frankfurt wird der Verkehr auf die Straße "Zum Friedhof" geschickt, die dann wiederum in Richtung Fort Biehler auf die A 66 trifft.
Doch nicht nur der Individualverkehr soll freie Fahrt haben: Die Stadtwerke haben versprochen, so die Planer, eine ganz neue Buslinie nach Erbenheim-Süd fahren zu lassen.
Und nach dem letzten Stand der Planungen der Bundesbahn scheine auch der Erbenheimer Bahnhof eine Zukunft zu haben. Die Vorbereitungen der "Gewerbebrache" für die Wohnbaunutzung sind in vollem Gange: Wolf-Jürgen Wilke, Leiter der Wiesbadener Dywidag-Niederlassung, spricht von Bodenbelastungen in "geringem Umfang", die zur Zeit beseitigt werden. Immerhin wird das Gelände seit den dreißiger Jahren gewerblich genutzt. Nach dem neuen Strukturplan wird zukünftig statt der 78 Prozent versiegelter Fläche nur noch die Hälfte zugepflastert sein.
Bei Dywidag ist man trotz zahlreicher leerstehender Büros in Wiesbaden und Frankfurt sicher, daß die Erbenheimer Häuser nach der Fertigstellung nicht leerstehen werden. "Wiesbaden wird auch in Zukunft ein attraktiver Standort im Rhein-Main-Gebiet sein", hofft Wolf Fitzner. Die Mietpreise sollen der Nachfrage angepaßt sein und "knapp unter denen von Eschborn liegen". Dann fänden sich auch Investoren und Käufer, glaubt er: Der Bedarf nämlich sei grundsätzlich da.
DIRK ALTBÜRGER
Führende Funktionäre der Seniorenpartei Die Grauen sollen Gefälligkeitsbescheinigungen unterschrieben haben, damit ihrer Partei nicht die Staatsgelder aus der Wahlkampfkostenerstattung gekürzt werden. So bewerteten 37 Mitglieder - fast ausschließlich Funktionäre - ihre ehrenamtliche Arbeit für 1991 mit insgesamt 2,21 Millionen Mark, die dann als Spenden bei den Grauen gebucht wurden - für eine Partei, die bundesweit heute keine 5000 Mitglieder mehr hat. Das geht aus einer der Frankfurter Rundschau vorliegenden und bislang unveröffentlichten Aufstellung der Grauen an die für die Wahlkampfkostenerstattung verantwortliche Bundestagsverwaltung hervor, die die angegebene Spendensumme der FR bestätigte.
Die Grauen befürchten erhebliche Kürzungen bei den ihr jährlich zustehenden Vorauszahlungen für die nächste Bundestagswahl. Denn nachdem sie erstmals 1990 für den Bundestag kandidierten, schafften sie mit 0,8 Prozent zwar nicht den Sprung in das Bundesparlament, jedoch über die 0,5 Prozent-Hürde, ab der die für den Bundestag kandidierenden Parteien in den Genuß der öffentlichen Mittel der Wahlkampfkostenerstattung kommen. So füllte die Bundestagswahl die Kassen der Seniorenpartei mit 2,5 Millionen Mark.
Der erhoffte Geldsegen schuf jedoch neue Probleme, denn die staatliche Wahlkampfkostenerstattung darf höchstens die Hälfte der Gesamteinnahmen einer Partei betragen. Das war jedoch bei den Grauen 1990 nicht der Fall, wie aus dem Bericht der Präsidentin des Bundestages an die Abgeordneten hervorgeht. Danach stammten 1990 fast 90 Prozent aller Gesamteinnahmen der Grauen aus der Wahlkampfkostenerstattung. Um die damit verbundene Kürzung der Mittel für die Vorauszahlungen für die nächste Bundestagswahl zu verhindern, die bei den rechtsextremen "Republikanern" immerhin 14,8 Millionen Mark betrug, verfielen die kleineren Parteien auf den durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes für Rechtens erachteten Trick, ihre bislang ehrenamtlichen Arbeitsleistungen mit üppigen Stundensätzen zu bewerten und als Spendeneinnahme ihrer Partei zu buchen.
Dazu stellte die Bundestagspräsidentin in ihrem Bericht fest: "Es ist offenkundig, daß in Fällen, in denen tatsächlich keine Gelder fließen, die Gefahr des Mißbrauchs ("Gefälligkeitsbescheinigungen") besonders groß ist." Die Bundestagsverwaltung wies deshalb besonders die kleinen Parteien darauf hin, "daß die als Einnahmen in Ansatz gebrachten Leistungen tatsächlich erbracht und durch Einzelnachweis lückenlos belegt werden müssen."
Das Problem ist dieses: Da der Staat aus historischen Gründen verhindern will, daß die Parteien gegängelt werden, obliegt die Kontrolle vor allem unabhängigen Wirtschaftsprüfern, die die Bücher der Parteien prüfen. Geben die Wirtschaftsprüfer ihr "okay" und hat die Bundestagsverwaltung keine konkreten Verdachtsmomente, dürfen sich die ausschließlich betroffenen kleinen Parteien auf den staatlichen Geldsegen freuen.
Diese Lücken haben die Grauen offensichtlich erkannt. Zunächst sollten Mitglieder des Senioren-Schutzbundes Graue Panther, der in Personal-Union ebenso wie die Partei der Grauen von Trude Unruh geführt wird, pauschal unterschreiben, daß sie im Wahlkampf zugunsten der Grauen-Partei "aktiv mitgewirkt" haben, und ihre "Ansprüche auf Kostenersatz" an die "Panther" abtreten. Als sich die Bundestagsverwaltung mit pauschalen Erklärungen nicht zufrieden gab, mußten die Funktionäre der Grauen antreten.
Das Ergebnis: Nach der Aufstellung der Grauen an die Bundestagsverwaltung bewerteten alleine die fünf Präsidiumsmitglieder des Bundesvorstandes der Grauen 1991 ihre ehrenamtliche Arbeit mit 835 200 Mark. Die Bundesvorsitzende Trude Unruh will davon 360 000 Mark erbracht haben. Legt man den von den Grauen selbst festgelegten Stundenlohn von 100 Mark für Bundesvorstandsmitglieder zugrunde (bei den Landesvorständen sind es 80 Mark und bei den Kreisen 60 Mark), dann arbeitete die Bundesvorsitzende 1991 jeden Tag durchschnittlich zehn Stunden für die Partei.
In solchen Zahlen sehen innerparteiliche Kritiker wie der Butzbacher Richard Rupp, den Beweis für neue zwielichtige Finanzgebaren des von Trude Unruh geführten Bundesvorstandes zu Lasten der Steuerzahler. Für Rupp ist es beispielsweise in keinster Weise nachvollziehbar, daß der hessische Landesvorsitzende Werner Schulz (Mainhausen) zusammen mit seiner zweiten Vorsitzenden Sibylle Schömig (Pfungstadt) 1991 eine Arbeitsleistung von 201 600 Mark bei einem Stundenlohn von 80 Mark für eine Partei erbracht haben soll, die in Hessen "heute keine 100 Mitglieder mehr hat".
Nach den Recherchen der FR soll der Bundesvorstand seinen Funktionären bei dem Ausfüllen der Bescheinigungen so geholfen haben, daß es zumindest zu Mißverständnissen gekommen ist. Beispielsweise der hessische Schatzmeister Günther Möller gab zunächst eine wöchentliche Arbeitszeit von einer Stunde an. Der Bundesvorstand schickte ihm dann eine Erklärung, wonach Möller plötzlich eine Stunde täglich gearbeitet haben soll, wodurch Möller bei einem Stundensatz von 80 Mark eine Gesamtsumme von rund 30 000 Mark unterschreiben sollte, was er jedoch ablehnte.
Erich Räupke, der Ende vergangenen Jahres nach Querelen als Landesschatzmeister von Thüringen zurücktrat, weigerte sich überhaupt, der Wuppertaler Zentrale mitzuteilen, wieviel Stunden er gearbeitet hatte. Daß diese mit 80 Mark pro Stunde kalkuliert werden sollte, erfuhr er erst später, so Räupke.
Der laxe Umgang des Bundesvorstandes mit Parteigeldern beschäftigt schon seit längerem die innerparteilichen Kritiker. Denn nach langem Hick-Hack setzte Trude Unruh schließlich eine Satzungsänderung durch, nachdem der "Senioren- Schutz-Bund Graue Panther" (SSB) aus dem Parteivermögen der Grauen jeweils eine Summe erhält, die 30 Prozent der Wahlkampfkostenerstattung entspricht."
Die Satzungsänderung wurde auch vollzogen. Von den 2,5 Millionen Mark, die die Grauen nach der Bundestagswahl bekommen hatten, wurden 818 023,34 Mark an den Senioren-Schutz-Bund Graue Panther überwiesen, wie die der FR vorliegende Jahresrechnung des SSB für 1991 belegt. Zu einer Stellungnahme war die Bundesvorsitzende Trude Unruh nicht bereit, da dafür der Schatzmeister Jürgen Miller zuständig sei. Miller rechtfertigte die Zuwendung damit, daß der "Senioren-Schutz-Bund im Bundestagswahlkampf kräftig für die Grauen die Werbetrommel gerührt hat." Die Behauptung von Miller stimmt zumindest nicht für die drei Bundesländer Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz, wie Richard Rupp und die ehemaligen Schatzmeister von Rheinland-Pfalz und Thüringen gegenüber der FR behaupten. Erich Räupke: "In Thüringen ist dies vollkommen unmöglich, da der Senioren-Schutz-Bund erst nach der Partei gegründet wurde."
In der FR vom 15. Februar 1993 "Zur Person" wurde der Aufsichtsratsvorsitzende von Daimler-Benz AG Edzard Reuter zitiert, der die Spitzenpolitiker für unterbezahlt hält und beispielsweise bedauert, daß der Bundeskanzler nur einen Bruchteil von dem verdient, was er verdient. Der Mercedes-Chef meinte, erhöhen lasse sich die Attraktivität der Politik möglicherweise auch mit mehr Geld.
Klingt ja einleuchtend einfach. Anscheinend gibt es hierzulande im Hintergrund Kapazitäten oder Spitzenleute, die unser armes deutsches Land endlich aus dem Dilemma herausführen könnten, fände sich doch nur ein geeigneter Sponsor.
Die klüngelhaften Reisegeschenke allerorten, die den Politikern bisher geboten wurden, reichen wahrlich nicht als Attraktivität aus.
Wäre das Geld nur vorhanden, könnte ich mir als Alternative zum Kanzler einen Spitzenmann vorstellen, der auf vielen Gebieten in unserer Leistungsgesellschaft sehr erfolgreich war: unser Kaiser Franz Beckenbauer. Was er auch anpackte, es führte zum Erfolg. Ist das nicht Leistungsbeweis genug?
Manfred Sauter, Frankfurt a. M.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bram Stoker's Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Stalingrad (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Die Schöne und das Biest (17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Dracula (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Vorträge / Kurse Eschborn. VfA: Training für Selbstverteidigung, Sporthalle der Hartmut-Schule, Dörnweg / Ecke Pestalozzistraße, 18 bis 20 Uhr, Auskunft Tel. 0 61 96 / 4 23 07, Frau Bachus. Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr.
Kelkheim. Kulturgemeinde: "Altäre aus Barock und frühem Klassizismus des Rhein-Main-Gebietes", Vortrag mit Lichtbildern von Dr. Baron Ludwig Döry, Bürgerhaus Fischbach, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. SPD: UBV-Sitzung, Posthof, Ratssaal, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Guttempler Gemeinschaft "Aktiv", Evang. Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54: Beratung, 19 Uhr, Treffen, 20 Uhr.
Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.
Gesundheitsamt des MTK: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, Am Kreishaus 1-5, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung des Cariatasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 59, Görlitzer Straße 2, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Hattersheim. Treffen der Stillgruppe, Grünes Haus am Weiher, 10 bis 11.30 Uhr; telefonische Stillberatung unter Tel. 061 90 / 7 27 11.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Mutter- und Kind- (2 bis 4 Jahre) Turnen, Schönwiesenhalle, 16 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr. Senioren Bad Soden. Seniorenclub Neuenhain: Kaffee- und Spielenachmittag, Bücherei, 15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei in der Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr, Basteln, 14 Uhr (Untergeschoß), Werkstatt, 14 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Fastnacht Bad Soden. TSG Karneval: Karnevalssitzung, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Eschborn. Kappen-Club-Niederhöchstadt: Rosenmontagsball, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, 20 Uhr.
Flörsheim. Kerbeborsch Flörsheim: Fastnachtsdisco, Stadthalle, Clubraum, 19.31 Uhr.
Flörsheimer Narren-Club: Bankenerstürmung, 9.11 Uhr.
Kolpingfamilie: Kinderkostümfest, Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 15.11 Uhr.
Kindermaskenball des Magistrats, Stadthalle, 15.11 Uhr.
Club Harmonie: Närrische Singstunde, Gasthaus "Deutscher Hof" - Joffche, 19.11 Uhr.
Freiwillige Feuerwehr Wicker: Maskenball, Goldbornhalle, 20.11 Uhr.
Hattersheim. Carneval-Club-Mainperle und Sängervereinigung Okriftel: Maskenball, Haus der Vereine, Okriftel, 19.11 Uhr.
Hattersheimer Carneval-Club und die Stadthallenwirte: Rosenmontagsball "Eine Nacht in Venedig - Die Nacht der Masken und Gondeln", Stadthalle, 20.11 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: Maskenball für Jung und Alt mit Maskenprämierung, Vereinshaus Wilhelmstraße, 20.11 Uhr.
Hofheim. Mütterzentrum: Faschingsfest, Jugendraum der Johannesgemeinde, Kurhausstraße 24, 9.30 Uhr.
Kelkheim. Fischbacher Carneval Verein: Rosenmontagszug in Fischbach, 14.11 Uhr.
Katholische Pfarrgemeinde Eppenhain: Kreppelkaffee und Faschingstreiben, Gemeindehaus Eppenhain, Wirtsstraße 3, 15 Uhr.
Kostümball der Euterpe-Chöre, Gaststätte "Schäfer-Jakob", Hornauer Straße 146, 20.11 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr.
Sammelfahrzeug für Sondermüll (Abbeizmittel, Abflußreiniger, Farben, Frostschutzmittel, Fleckentferner, Frittierfette u.v.m.), Schulstraße, Altes Feuerwehrgerätehaus, 15 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 20 03.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 14 bis 16 Uhr, Tel. 30 49 21.
Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15; Tel. 0 69 / 30 72 41.
Pro Familia: Hostatostraße 16, Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratungsstelle, Hospitalgasse 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für Jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Bridge für Fortgeschrittene und Anfänger, 14 / 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr. Fastnacht Unterliederbach. Karnevalverein Feuer-Funken: Kinder-Maskenball, Sport- und Kulturhalle, 14 bis 18 Uhr. WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.15, 15.30, 17.45 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr); Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber, (15.30, 20.15); Koyaanisqatsi (23 Uhr). Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Henry van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: "Sorgentelefon für Kinder", Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Sprechz., 14-17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Stiftstr. 12, Tel. 524018.
LVA Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Klarenthaler Straße 34, Tel. 0 6 11 / 9 49 43 56.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Fastnacht Fastnachtsmesse auf dem Elsässer Platz (bis 23. 2.).
- ohne Gewähr -
Wer war Walter Frye? Man weiß es nicht. Wahrscheinlich war er als geistlicher Musiker der Kathedrale von Ely verbunden. Abschriften seiner Werke wurden jedoch kaum in England, wohl aber an verschiedensten Orten des europäischen Kontinents gefunden. Auf vier spätmittelalterlichen Gemälden sind die Noten seines (drei- und vierstimmig überlieferten) Ave Regina zu sehen - Zeichen für die Berühmtheit dieser Musik im damaligen Europa. Der vor 1500 gängige Begriff "the English Countenance" dürfte vor allem auf die Musik Walter Fryes geprägt sein, eine elegante und ausgewogene Kunst aus der Übergangsperiode zwischen dem strengen Dunstable und den vehementen Kontrapunktikern Josquin und Isaac. Nicht Übersteigerung und Maßlosigkeit, sondern gleichsam das Lächeln der Kathedralen spricht aus der harmonischen Musik Fryes, die zwischen 1450 und 1475 entstanden sein muß, offenbar schnelle Verbreitung fand (insbesondere in Burgund, einem kulturellen Zentrum jener Zeit), nach 1500 aber auch ebenso rasch wieder vergessen wurde.
Das Hilliard Ensemble präsentiert 14 Vokalstücke Fryes (darunter das Ave Regina in zwei Versionen) als "reine" A-cappella-Musik ohne Instrumente und unter sorgfältiger Beachtung des Zeitflusses ("integer valor"). Die ebenso gelassene wie makellose Wiedergabe der vier Vokalisten (Countertenor, zwei Tenöre, Bariton) entspricht einer Restaurationspraxis, die eine helle, kühle, konturenscharfe Einfarbigkeit bevorzugt und auf "Bemalung" verzichtet. In der Rekonstruktion (die Musik Fryes wurde erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt) spiegelt sich auch ein modernes Bewußtsein, das den historischen Abstand zum neu Erschlossenen mitdenkt, den Abgrund der Jahrhunderte also nicht naiv überbrückt. Der Hörer erlebt Nähe und Ferne zugleich. Intellektuell wird er begleitet durch zwei exzellente Essays von John Potter (dem zweiten Tenor des Ensembles) und Uwe Schweikert.
In ganz anderer Weise macht sich ein Zeitsprung bemerkbar bei der neuen CD mit dem Schweizer Violoncellisten Thomas Demenga. Er folgt dem Prinzip seiner ECM-Recitals, indem er eine Bachsche Solosuite (diesmal die in G-Dur) konfrontiert mit Neuer Musik, jetzt mit Stücken des in die Schweiz emigrierten (und dort als Lehrer segensreich tätigen) Ungarn Sándor Veress (1907-1992). In dessen Violinsolosonate von 1935 (gespielt von dem souveränen Geiger Hansheinz Schneeberger) klingt sublimiert Folkloristisches noch durch, während die Violoncello-Solosonate von 1967, facettenreich vorgetragen von Demenga, harsch mit emanzipierten Dissonanzen umgeht. Bei aller Sprödigkeit dramatisch durchpulst ist das Trio per archi von 1954, an dem sich die tonlich prägnante Bratscherin Tabea Zimmermann beteiligt. Ging es bei der Frye-Aufnahme um ein relativ homogenes Material, so sind hier Kontraste bestimmend - Demengas gelöstes Bachspiel erfährt gleichsam eine Umwertung durch die strikten, rigorosen Klangexkursionen von Veress. Umgekehrt erscheint die kompromißlos-strukturelle Musik von Veress im Bach-Kontext noch bezwingender als in einer bloß auf Avantgarde bezogenen, sozusagen im Ghetto verbleibenden Wiedergabe. Zwei profilierte Neuerscheinungen aus den stets anregenden "ECM New Series".
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
The Hilliard Ensemble: Walter Frye; ECM 437 684-2
Thomas Demenga: Musik von J. S. Bach und Sándor Veress; H. Schneeberger, T. Zimmermann; ECM 437 440-2
GROSS-GERAU. Offiziell in Betrieb genommen wird am Samstag, 27. Februar, 14.30 Uhr, das Haus der Arbeiterwohlfahrt "Leni's Begegnungsstätte" in der Darmstädter Straße 101. cas
HAINBURG. Christiane und Patricia sind ein bißchen nervös, weil sie noch nicht genau wissen, was auf sie zukommt und alle anderen Kinder gespannt auf die beiden starren. Die Mädchen halten auf der Bühne im Dietzenbacher Bürgerhaus jeweils das Ende eines Seiles in der Hand, das in der Mitte verknotet ist. Mit einem festen Ruck, etwas Zauberwind und dem dazugehörigen Spruch des Meisters im schwarzen Anzug ist das Seil plötzlich wieder knotenlos und Christiane, die so dicht dabeistand, total verblüfft. Auch die anderen Kinder staunen nicht schlecht. Als Belohnung für die Assistenz bekommen Patricia und ihre Freundin einen aus Luftballons geformten Papagei und einen Hund. Wie auf ein Kommando schreien jetzt alle Kinder: "Ich auch, ich auch." Doch so schnell geht's nicht. Erst nach der nächsten Vorführung verschenkt der Zauberer Gutelli wieder seine beliebten Ballons.
Der Funke ist schnell übergesprungen - die Jungen und Mädchen aus den Dietzenbacher Kindergärten, die heute eine Vorführung des Hainburger Magiers Gutelli besuchen, sind schon nach ein paar Minuten wie verzaubert. Mit offenem Mund und starrem Blick verfolgen sie die Aktionen auf der Bühne. Die Kleinen wollen aber gar nicht dem Meister auf die Schliche kommen, herausfinden wie der Trick funktioniert. Der Zauberer ist perfekt, jeder Handgriff sitzt. Gutelli gibt dem Publikum keine Gelegenheit, den Trick auch nur ansatzweise zu verstehen. Denn damit hätte er sein Ziel auch verfehlt.
"Ich will Illusionen vermitteln", sagt der 51jährige. Die erstaunten Zuschauer faszinieren den Meister der Magie. "Ich möchte sie verblüffen, so stark, daß sie Freude daran haben."
Sein Rezept geht auf. Wer Gutelli erlebt hat, glaubt an das Unfaßbare, an Zauberei. Und das, obwohl die Illusionen nur wenige Zentimeter vor den Augen des Publikums über die Bühne geht. Die Bühne verläßt der Magier aus Klein- Krotzenburg oft, er schlendert zwischen den Stuhlreihen hindurch und läßt die silbernen Ringe dicht vor den Gesichtern der Zuschauer zusammenfallen, als ob tatsächlich Zauberei im Spiel sei. Da muß jeder Griff sitzen.
Alles andere wäre nämlich für einen Zauberer fatal. "Nur wenn der Trick perfekt ist, sollte er gezeigt werden", sagt Klaus Gutmann alias Gutelli. Doch auch in seinem Geschäft gibt es schwarze Schafe. Mancher Profi arbeite dilettantisch, hinter manchem Amateur hingegen verberge sich ein wahrer Meister der Zauberei. Gutelli betreibt das Geschäft hauptberuflich, hat sein Faible für Zauberei quasi von seinem Vater geerbt. Er stellt an sich selbst hohe Anforderungen. Das Publikum habe für einen unterhaltsamen Abend gezahlt und dafür soll es einiges geboten bekommen.
Was der Magier aus dem Hainburger Ortsteil Klein-Krotzenburg seinen kleinen und großen Zuschauern präsentiert ist ideenreich und vielfältig. "Ich habe nur zehn Tricks", sagt der 51jährige, aber wie er sie zeigt, das unterscheidet ihn von anderen. Gutelli erzählt Geschichten und zwar die der Zauberei. Er und seine Assistentinnen zaubern auf der Bühne unter anderem einen mittelalterlichen Markt mit Feuerspuckern, Harlekins und Jongleuren. Die Tricks kommen fast nebenbei, wirken nicht isoliert, sondern als wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Plötzlich geschieht das Unfaßbare - und das verzaubert das Publikum.
Sein Idealpublikum sei eine Mischung aus Kindern und Erwachsenen, sagt Gutelli. Bei welcher Gelegenheit ihm die Zuschauer auf die Finger schauen spielt bei ihm keine Rolle. Der Meister ist flexibel, steht auf der großen Bühne anläßlich eines Gala-Abendes genauso wie auf der Ladefläche eines Lastwagens oder beim Straßenfest mitten in der Menge. Dort hat er am meisten gelernt - so wie ein Gaukler im Volk sein, den Leuten den Ball zuspielen und ihn wieder auffangen - das ist die Zauberei des Gutelli.
Mit Kindern redet der Vater einer neunjährigen Tochter besonders gern. In seinem Studio in Hainstadt hängen viele Urkunden, auf denen ihn der Magische Zirkel als Meister der Kinderzauberei betitelt. Von solchen Auszeichnungen hält er heute nichts mehr. Nicht die Jury eines Wettbewerbes entscheidet über seine Fähigkeiten, sondern der Spaß und die Freude der Kinder ist seine Belohnung. Von denen hat Gutelli einiges gelernt.
Früher zauberte er wie viele Kollegen weiße Häschen herbei und ließ sie auch wieder verschwinden. Doch das könne man den Kindern nicht zeigen, so seine Erfahrung. Als der kleine Hase weg war, gab es Tränen im Publikum, weil die Jungen und Mädchen glaubten, das Tier sei tot. Und wenn viele Häschen gleichzeitig auf der Bühne waren, wollten die Kindern gern einen der hoppelnden Gesellen mit nach Hause nehmen. Der Magier kann sich ja noch unendlich viele herbeizaubern, dachten die Kleinen. Das Programm wurde umgestellt.
Dazu gehörte, daß er den Kindern gleich am Anfang die Angst nimmt, denn viele kennen Zauberer nur als böse Figuren aus den Märchenbüchern.
Davon ist der kleine Mann mit dem weißen Bart jedoch weit entfernt: Gutelli ist ein lustiger Gesell.
Kleine FR
Rauchfreier Skat RÜSSELSHEIM. 15 Mitglieder zählt der neugegründete Skatsportclub Rüsselsheim, der in seiner Satzung auch verankert hat, "daß im Club nicht geraucht wird". Spieltage sind jeweils montags: Für Schüler von 17 bis 19 Uhr im Raum 03 im Treff, für Erwachsene von 19.30 bis 22 Uhr im Hallenbad Foyer. Hobbykünstler tagen KELSTERBACH. Zur Jahreshauptversammlung tritt die Vereinigung der Hobbykünstler am Donnerstag, 25. Februar, 19 Uhr, im Hotel "Lindenhof" zusammen. Vollwertkost MÖRFELDEN-WALLDORF. Wie gesunde Ernährung mit Vollwertkost funktioniert, ist Inhalt des Kurses, den die Volkshochschule am Donnerstag, 11. März, beginnt. An sieben Abenden werden die Kursteilnehmer von 18 bis 21.30 Uhr nicht nur in die Theorie eingeführt, sondern kochen in der Schulküche der Bürgermeister-Klingler-Schule auch selbst. Anmeldungen bei der VHS, Tel. 0 61 05 / 38 07 oder bei Kursleiterin Heike Kastner-Steidl, Tel. 0 61 05 / 16 62. GLR lädt ein RIEDSTADT. "Frauenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragte für Riedstadt" ist das Thema einer Veranstaltung, zu der die Grüne Liste Riedstadt (GLR) für Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, in den kleinen Saal des Volkshauses Crumstadt einlädt. Mittel genehmigt KELSTERBACH. Der Magistrat hat der evangelischen St.-Martins-Gemeinde für die ambulante Krankenpflege einen Zuschuß von 800 Mark zur Anschaffung dreier Blutzuckermeßgeräte genehmigt. Tennisclub feiert KELSTERBACH. Einen Raclette- Abend hat der Tennisclubs für Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, im Clubhaus im Sportpark vorbereitet.
GRÄVENWIESBACH. Mit der Stimmenmehrheit von SPD und FWG hat die Gemeindevertretung in ihrer jüngsten Sitzung den Haushaltsplan für 1993 angenommen. Er umfaßt 10 761 091 Mark im Verwaltungs- und 2 584 90 Mark im Vermögenshaushalt. Die Fraktionen der CDU und der Grünen versagten dem Etat ihre Zustimmung.
"Eklatante Fehlentwicklungen" warf Ursula Vogel (CDU) der Verwaltung vor und kritisierte, SPD und FWG könnten nicht mit dem ihnen anvertrauten Geld umgehen. Die Grünen scheiterten mit insgesamt neun Anträgen zum Haushaltsplan, die allesamt abgelehnt wurden.
Unter anderem hatte die Fraktion gefordert, die Gebühren für Abwasser um 1,22 Mark und für Wasser um 96 Pfennig pro Kubikmeter zu erhöhen. Die bestehenden Gebühren decken seit Jahren nicht mehr die Kosten. Eine Erhöhung, so hatte Bürgermeister Hellwig Herber bereits im Vorfeld betont, sei aber "sozial nicht vertretbar". Zudem blitzten die Grünen mit Forderungen nach mehr Geld für Verkehrsberuhigung, Dorferneuerung, Wassersparen und Jugendarbeit ab.
Im beschlossenen Vermögensetat sind Investitionen für den Bau beziehungsweise Ausbau der Dorfgemeinschaftshäuser in Mönstadt und Laubach enthalten - im Fall Mönstadt nach der Auffassung der CDU zu wenig.
Zudem plant die Gemeinde Geld dafür ein, die Kindergärten in Grävenwiesbach und Mönstadt zu erweitern, den Scheidweg auszubauen und Teile der Fremdwasserversorgung durch eigene Wasservorkommen zu ersetzen: in Laubach, Naunstadt und Heinzenberg. ill
Daß die geplanten Hochhäuser im Bankenviertel höher werden und mehr Bruttogeschoßfläche aufweisen, ist aus der Sicht von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) Ergebnis eines "Optimierungs-Prozesses". Zwei Drittel der zusätzlichen Fläche, so Wentz-Referent Michael Kummer, verdankten sich einer modernen, energieeinsparenden Klimatechnik, ein Drittel entfalle auf Einrichtungen, die allen Bürgern zugutekämen - Restaurants und Läden. Auf die Frage, warum die Stadt nicht erreichen konnte, daß die Banken dafür Abstriche an ihrer Bürofläche machten, sagte Kummer: "Wir hatten dieses Ziel nie."
Die Kommune habe deshalb auch "keinen Anlaß zum Handeln" gesehen. Der Referent nannte Zahlen für das nachträgliche "Wachstum" der Bürotürme. Die Brutto-Geschoßfläche der zukünftigen Commerzbank-Bauten am Kaiserplatz - darin sind sämtliche Nebenräume, Flure, Aufzüge und anderes eingeschlossen - erhöhte sich um 10 000 Quadratmeter und damit laut Kummer um zehn Prozent. Das künftige Japan-Center am Taunustor wuchs um 4000 Quadratmeter (Kummer: "Unter zehn Prozent"), das geplante Hochhaus der Hessischen Landesbank an der Neuen Mainzer Straße um 5000 Quadratmeter (drei Prozent).
Der Referent beteuerte, gerade energiesparende Klimatechnik brauche mehr Fläche als übliche Klimaanlagen: "Ein vernünftiges Konzept hat da seinen Preis!" Aus der Sicht der städtischen Planer sind die neuen Hochhäuser auch jetzt noch "völlig in Ordnung" - dafür spreche nicht nur die Klimakonzeption, auch der gute Anschluß an das öffentliche Verkehrsnetz.
In seiner Sitzung am 25. Februar wird das Stadtparlament die Offenlage des gesamten Bebauungsplanes Bankenviertel für die Bürger beschließen - dann haben alle das Wort, die Bedenken oder Einwände gegen die neuen Bürotürme vorbringen möchten. Planer Kummer wollte sich nicht zu Hinweisen äußern, daß namentlich die Commerzbank sich die Zustimmung ihrer betroffenen Nachbarn rund um den Kaiserplatz mit viel Geld erkauft habe.
Wenn es keine Einsprüche gibt, kann der Bebauungsplan nach Einschätzung der Stadt noch in diesem Jahr an den hessischen Innenminister zur Beurteilung weitergereicht werden. Stimmt der Minister zu, vermag die Stadt den Banken Vorab-Baugenehmigungen zu erteilen, ohne die Rechtskraft des Bebauungsplanes abzuwarten. Erst 1994, so die Einschätzung, rücken dann im Bankenviertel Bauarbeiter und Bagger an. jg
(Siehe Kommentar)
Kleine FR
Zwei Samstags-Angebote BAD HOMBURG. Freie Plätze meldet die Volkshochschule bei zwei Kursen am Samstag, 6. März. Von 9 bis 16.30 Uhr geht es um "Steuern sparen, aber wie?" und von 9 bis 12 Uhr um das Grundgesetz. Anmeldungen und Infos bis Freitag, 26. Februar, unter Tel. 0 61 72 / 2 30 06. "Hunger und kein Ende?" BAD HOMBURG. "Hunger und kein Ende?" haben Marco Faulhaber und Oliver Krück einen Diavortrag mit Diskussion über Äthiopien überschrieben, der am Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr beginnt. Er dreht sich um Hungersnöte und ihre Linderung. Die Referenten haben voriges Jahr für den Hessischen Rundfunk Entwicklungs- und Katastrophenhilfeprojekte in Äthiopien und Somalia besucht. Wandern um den Eichwald BAD HOMBURG. Um den Eichwald führt die Wanderung des Touristenvereins "Die Naturfreunde" am Sonntag, 28. Februar. Die Wanderer treffen sich um 10 Uhr am "Homburger Haus" auf der Hegewiese in Schmitten-Arnoldshain. Jugendaustausch BAD HOMBURG. Über die Osterfeiertage können Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren in Bad Homburgs italienische Partnerstadt Terracina reisen. Sie werden dort von Familien aufgenommen. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 61 72 / 100 303. Kurse für Eltern BAD HOMBURG. An Eltern wenden sich zwei neue Volkshochschulkurse: am 1. März "Unser Kind kommt zur Schule", einen Tag später der Kurs "Sucht- und Drogenprävention beginnt im Elternhaus". Informationen gibt die VHS unter Tel. 0 61 72 / 2 30 06. Frauen besuchen Taunus-Therme BAD HOMBURG. Die Taunus-Therme besichtigt der Club der Seniorinnen im Deutschen Frauenring Bad Homburg am Montag, 1. März. Die Teilnehmerinnen treffen sich um 14.30 Uhr vor der Therme.Christophorus-Haus stellt sich vor HOCHTAUNUSKREIS. Die gemeinnützige Chistophorus-Haus-Krankenhausgesellschaft stellt ihr Mitbegründer Jörg Harmsen am Dienstag, 2. März, von 19.30 bis 21 Uhr im Lehrsaal des Rotkreuz- Hauses an der Bad Homburger Promenade vor. Das Hospiz will die ambulante, häusliche und stationäre Begleitung, Pflege und Versorgung chronisch schwerkranker Frauen und Männer sicherstellen und dabei die Angehörigen und Helfer einbeziehen.
BAD HOMBURG. Im Wald, wo die Ohrfeigen wachsen, spielen Brüderchen und Schwesterchen mit dem Räuber "Her- damit" und dem Boxhandschuhriesen "Kurzundklein" spielen sie die Hauptrollen in dem Kindertheater "Im Wald der wilden Watschen" im E-Werk am Mittwoch, 24. Februar, 15 Uhr. mbo
So, wie Frankfurt in den 80er Jahren zur bedeutenden Dienstleistungs- Großstadt wuchs, erhöhte sich auch der politische Druck gerade der Banken und Immobilien-Konzerne auf die Stadtregierung. Ging es um Baugenehmigungen für Bürohochhäuser, ließ sich der damalige CDU-Magistrat nur zu gern von Verhandlungspartnern der Wirtschaft über den Tisch ziehen.
Mehr noch: Die CDU-Mehrheit im Römer scheute auch nicht rechtlich mehr als fragwürdige Manöver - unvergessen der frühere Planungsdezernent Hans Küppers, der 48 Stunden vor der Kommunalwahl 1989 gegen den Widerstand der Bauaufsicht erste Genehmigungen für drei Hochhäuser ausfertigen ließ. Zwei dieser Bürotürme stehen: Die der DG-Bank und der BfG an der Mainzer Landstraße.
Der einzige Versuch des CDU-Magistrats, im Interesse der Bürger Rückgrat zu zeigen, endete kläglich. 1988 verkündete der damalige OB Wolfram Brück kämpferisch, die Baugenehmigung für das Messehochhaus werde nur erteilt, wenn im obersten Geschoß des höchsten europäischen Büroturmes ein Restaurant entstehe. Die Bauherren des Messeturmes sperrten sich - mit Hinweis auf Sicherheitsbedenken und Kosten getrennter Aufzugtürme. Brück, der Kämpfer, fiel um.
SPD und Grüne gelobten nach ihrem Amtsantritt 1989, alles anders zu machen. Wer Büros baue, müsse auch Wohnungen errichten, beteuerte Ein Fortschritt Brücks Nachfolger Volker Hauff. 1992 schreckte die SPD dann vor einer Wohnbau-Pflicht für Investoren zurück. Dennoch: Die geplanten Restaurants, Wohnungen und Passagen in den künftigen City-Bürotürmen sind für die Allgemeinheit ein Fortschritt.
Noch schöner wäre gewesen, die Banken hätten dafür von ihrer Bürofläche ein wenig geopfert - anstatt alles, was sozialen Nutzen hat, gleichsam auf Heller und Pfennig bei Raum und Masse der Hochhäuser wieder draufzusatteln.
Wenn der Wähler will, bleibt SPD und Grünen dieses politische Ziel - beim nächsten Büroprojekt, in der kommenden Legislaturperiode.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
SACHSENHAUSEN. "Endlich, unser zwölfter Mann. Los geht's!" Nach und nach sind die Spielerinnen und Spieler der Volleyballteams der Turngemeinschaft Sachsenhausen 04 (TG 04) eingetroffen. Die ersten Bälle fliegen schon über das Netz, während einzelne noch beim Aufwärmen sind. Die Volleyballer spielen in keiner Punktrunde mit: "Das wäre bei all den Wochenendspielen für die meisten von uns zuviel, schon weil sie Kinder haben", erklärt Trainer Horst Eckhardt. Trotzdem: "Hier wird schon mit Ehrgeiz gespielt."
Im Juni will das Team wieder am Volleyballtunier der "Goldsteiner Spiele" teilnehmen. Beim Mixed-Turnier für Freizeitmannschaften sind mindestens drei Frauen im Team Pflicht. Mit derzeit nur drei Damen fehlen der TG 04 Auswechselspielerinnen: "Letztes Jahr mußten wir uns Damen von anderen Vereinen ,ausleihen&rquote;", erinnert sich der Trainer.
Aber nicht nur deswegen wollen die Volleyballer neue Mitspielerinnen gewinnen. Es wäre schade, wenn aus der gemischten Gruppe ein reines Männerteam würde. "Schon wieder ist eine Spielerin ausgefallen, weil sie sich beim Turnen verletzt hat", erläutert Horst Eckhardt, der Volleyball für eine Sportart hält, bei der Verletzungen vergleichsweise selten vorkommen, da ohne Körperkontakt gespielt werde.
"Alle Spieler müssen voll integriert werden", sagt Eckhardt. Genau das wollen die Freizeitspieler jetzt mit Anfängerinnen versuchen, hoffen aber gleichzeitig auch auf erfahrene Spielerinnen. In anderen Vereinen kommen die Freizeitspieler meistens aus den Leistungsmannschaften. Doch in der TG 04 gibt es nur noch eine Freitagsgruppe, in der neben Gymnastik auch Volleyball gespielt wird. Aus dieser ging vor eineinhalb Jahren das Freizeitteam hervor. "Im Schnitt sind die meisten um die dreißig Jahre alt. Unser ältester Spieler ist 57", erläutert Horst Eckhardt. "Eigentlich bin ich kein fester Trainer. Das kann sich der Verein nicht leisten. Hier erklärt jeder mal."
Wegen des Hallenmangels in Sachsenhausen hat das Team lange um einen eigenen Trainingstermin kämpfen müssen. Anfangs trainierten sie zusammen mit der Kindervolleyballgruppe, bis diese auf mittwochs verlegt werden konnte. "Nachher gehen wir natürlich noch zusammen einen Trinken."
Auch sonst geht es bei den Sachsenhäusern gesellig zu: Horst Eckhardt, der auch das Kinderturnen leitet, hat noch den Glitter von der Kinderfastnacht im Haar. Die Weihnachts- und Karnevalfeten feiern die einzelnen Abteilungen für sich. Das gemeinsame Sommerfest auf der Sportanlage an der Babenhäuser Landstraße ist in den vergangenen Jahren ausgefallen: Der Platz wurde aufgrund der Dioxinbelastung gesperrt und bislang hat die TG 04 noch keinen Ersatz gefunden.
Von den 1200 Mitgliedern sind zwei Drittel Kinder. So fließt auch der größte Teil des Vereinsetats in die Kindergruppen. Obwohl die Stadt die Zuschüsse an die Vereine gekürzt hat, wurde gerade ein Spannbalken für die Turnriege angeschafft. Wie TG-Pressesprecher Hans Fieres mitteilte, hat sich der Verein nun doch zu dieser Anschaffung entschlossen, nachdem die Turnriege auf dem Gaukinderturnfest so erfolgreich war.
"Auch die Handballabteilung läuft optimal", freut sich Eckhardt. Daneben hat die TG 04 noch Leichtathletik-, Gymnastik-, Tischtennis-,Tanzsport- und Schwimmabteilungen. Auch die Tänzer würden sich über Neuzugänge jeden Alters freuen. Die Paare, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, trainieren montags ab 20 Uhr in der Aula der Schillerschule (Morgensternstraße 3).
Trotz der vollen Kindergruppen hat die TG 04 Nachwuchssorgen, viele treten im Alter von zwölf bis dreizehn Jahren aus dem Verein aus, und dem Vorstand gehören fast nur Rentner an, von denen einige gerne ihr Amt an Jüngere abgeben würden. "Wir haben verzweifelt gesucht. Leider ist kaum noch einer bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren", bedauert der Pressewart.
Auf Engagierte hofft auch das Volleyballteam: "Das wäre schon toll, wenn wir bald noch Damen finden würden", hoffen die Spieler des Volleyballteams. Willkommen sind Spielfreudige ab 18 Jahren. Trainiert wird donnerstags ab 19 Uhr in der Turnhalle der Carl-Schurz-Schule, Holbeinstraße 21-23. son
Der geplante Abriß des Parkhauses Junghofstraße und der an selber Stelle vorgesehene Neubau eines Büro- und Geschäftskomplexes dürfen nach Ansicht der CDU-Stadtverordnetenfraktion die Parkplatzbilanz in der City nicht negativ beeinflussen. In einem Antrag an das Stadtparlament fordert die Union "in vollem Umfang Ersatz für die wegfallenden 590 öffentlichen Stellplätze".
Die CDU begründet ihren Antrag mit der Notwendigkeit, für Frankfurt- Besucher, die mit dem eigenen Auto anreisen, ein entsprechendes Angebot an Parkplätzen vorzuhalten. In den Abendstunden könnten die Stellflächen dann auch Besuchern von Kulturveranstaltungen zur Verfügung stehen. Zudem könne die immer wieder geforderte Belebung der Innenstadt nicht allein durch öffentliche Nahverkehrsmittel erreicht werden.
Nach Darstellung von Planungsdezernent Martin Wentz wird die Gesamtzahl der Plätze auch nach dem Abriß des Parkhauses nahezu unverändert bleiben. In dem Bürokomplex in der Junghofstraße seien 350 öffentliche Garagenplätze geplant. Hinzu kämen rund 300 Parkplätze, die in der Tiefgarage des dritten Hochhausturmes der Hessischen Landesbank für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werden. gang
"Ohne Moos nix los". Was im Bezug auf den Fußballsport in immer gravierenderem Maße zutrifft, das macht sich bei der TSG Pfaffenwiesbach derzeit mit dem drohenden Abstieg aus der Bezirksliga Hochtaunus bemerkbar. Der kleine Verein in der 1700-Seelen-Gemeinde kann bei durchschnittlich 60 Zuschauern nun einmal nicht aus einer vollen Kasse schöpfen und in gerade jene greifen einigermaßen begabte Kicker ja bekanntlich nur allzu gerne hinein. Da Pfaffenwiesbach nun auch nicht gerade eine Industriemetropole ist, steht auch kein potenter Geldgeber parat, der die Fußballer bei Laune halten können. Die TSG ist auf ihre ureigenes sportliches Potential angewiesen und dieses genügt gerade eben den Ansprüchen der Bezirksliga. Noch tut es dies.
"Wenn wir mit Geld anfangen, dann gehen wir kaputt", meint Abteilungsleiter Dieter Fritz. Er kann zwar keine größeren Geldsummen bewegen, darf sich dafür aber über eine familiäre Atmosphäre, gewachsene Kameradschaft und eine gehörige Portion Idealismus bei seinen Vereinskollegen freuen. Wo die "neuen" Werte nicht zur Verfügung stehen, da spielen die "alten" eine entsprechend größere Rolle. Auch wenn es darum gehen wird, neue Spieler für die kommende Saison zu gewinnen, dann "kann auch das nur über Freundschaften laufen", meint Fritz.
Es wird nicht mit "Scheinchen" gewunken, bei der TSG, doch ganz leer gehen die Kicker bei der TSG auch nicht aus. Erst vor wenigen Tagen wurden sie gemeinsam mit ihren Frauen und Freundinnen zum Essen eingeladen und wenigsten einmal im Jahr spendiert der Klub eine Kurzreise ins Ausland. Die dennoch große Verbundenheit der Akteure zum Verein hat einen Grund: Bis auf Jens Maurer, der vergangenes Jahr von der SG Anspach kam, sind alle Spieler bei der TSG groß geworden. Im Durchschnitt sind die Pfaffenwiesbacher Fußballer gerade einmal 23 Jahre alt. Auch in der derzeit schwierigen Situation zieht die junge, gewachsene Truppe an einem Strang.
An diesem Strang zieht jedoch Harald Seel nicht mehr, der seinen Trainerposten zur Verfügung stellte. "Es war ein schöner Zug von ihm", meint Dieter Fritz. Durch seinen Rücktritt ersparte der Coach dem Verein die Maßnahme, erstmals seit seinem Bestehen einen Trainer zu entlassen. "Er glaubt, daß es keinen Zweck mehr hat", lautet die einfache Begründung Seels Schrittes. Zu seinem Abschied werden Spieler, "Macher" und der Trainer noch einmal zusammenkommen. Die neuen Interimstrainer Karl-Jürgen Weidmann und Berthold Selzer, der auch auf dem Feld die Fäden zieht, feierten mit dem 3:2-Erfolg in Stierstadt einen sensationellen Einstand, doch warteten sie zunächst vergeblich auf weitere Erfolge. Erst im Kellerduell bei der SG Hausen durften die Pfaffenwiesbacher wieder einmal feiern. Doch um den Klassenerhalt noch zu schaffen, wäre ein "kleines Wunder" von Nöten.
"Wir sind technisch nicht ausgereift", sucht Fritz gar nicht erst nach Ausreden, wie so viele seiner Kollegen. "Unsere spielerischen Mängel müssen wir durch Kampf und Einsatz ausgleichen und können nur auf Konter aus der verstärkten Defensive hoffen". Spielführer Andreas Steigerwald rennt sich als alleinige Spitze meist den "Wolf" während seine Teamkollegen versuchen, das eigene Tor sauber zu halten.
Für die Zukunft hat die TSG in ihrem begrenzten Rahmen durchaus eine Perspektive, denn etwa 160 der knapp 200 aktiven Mitglieder sind Jugendliche. Besonders die Altersklasse zwischen 7 und 14 Jahren sind stark besetzt, während die A- und B-Jugend nicht gemeldet werden konnten. 20 Betreuer bemühen sich, die jungen Kicker bei der Stange zu halten. In Eigenhilfe wird auch die Bewirtung des Klubheimes betrieben, die einen Teil des Jahresetats einbringt.
Dennoch sind große Sprünge nicht möglich und nicht zuletzt deshalb lassen sich die Pfaffenwiesbacher bei der Suche nach einem neuen Trainer nicht aus der Ruhe bringen. "Es wird schwierig", meint Fritz, "wir können keine tausend Mark im Monat auf den Tisch legen". Zunächst baut man auf den 38-jährigen "Haudegen" und Reservespieler Weidmann sowie den 33jährigen Mittelfeld-Routinier Selzer, der auch auf dem Spielfeld neben Spielführer Steigerwald, Vorstopper Georg Molitor und "Dauerläufer" Georg Bleher zu den Säulen des Teams gehört.
Die beiden sollen ihr Möglichstes tun, um das Unmögliche noch möglich zu machen. Doch sollte es nicht klappen, dann wird bei der TSG die Welt nicht untergehen. "Wir stecken den Kopf nicht in den Sand. Wenn wir absteigen, dann versuchen wir natürlich wieder hochzukommen", meint Dieter Fritz. Die Bäume bei der TSG Pfaffenwiesbach wachsen nun einmal nicht in den Himmel. Aber sie sind fest im heimischen Boden verwurzelt. INA SCHNEIDER
BOCKENHEIM. Es muß gespart werden in Frankfurt, meint der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), und will in seinem Bezirk anfangen: Zwar sinnvoll, aber zu teuer seien die Pläne des Magistrats, die Straßen rund um den Hessenplatz umzugestalten. 1,9 Millionen Mark hatte die Stadt im Rahmen der Sanierung von Bockenheim für den Umbau eingeplant. Einstimmig haben die Beiratsmitglieder nun auf Antrag der SPD gefordert, eine "erheblich kostenreduzierte Planung vorzulegen".
Das Planungsdezernat hatte vorgeschlagen, die Marburger Straße und Basaltstraße bis zur Falkstraße und die beiden Straßen an den Längsseiten des Hessenplatzes erheblich umzubauen. Bäume sollten gepflanzt, Bordsteine versetzt und neue Straßenlaternen aufgestellt werden. Die Marburger Straße wollte der Magistrat neu asphaltieren, Fußgängerüberwege sollten aufpflastert werden.
Nach Meinung des Ortsbeirats muß auch bei einer billigeren Variante nicht auf die Verkehrsberuhigung verzichtet werden. Auch die veränderten Pläne sollen es Fußgängern ermöglichen, den Hessenplatz auf neugestalteten Überwegen zu erreichen. Die Begrünung soll ebenfalls in den neuen Plan übernommen werden. "Dennoch", meinte Antragssteller Günter Zenk (SPD), "die Stadtkasse ist leer, da muß das auch billiger gehen."
Tatsächlich sind die Mittel für das Sanierungsgebiet Bockenheim erheblich gekürzt worden. Ihre bisherigen Zuschüsse haben sowohl der Bund als auch das Land Hessen gestrichen (die Frankfurter Rundschau berichtete). mic
Die Sportgerichtsbarkeit im Bereich des Hessischen Fußballverbandes hat die Vorfälle beim Fußball-Bezirksoberligaspiel FC Teutonia Hausen gegen FC Hanau 93 (11. Oktober 1992) endgültig abgehandelt.
Als letzte Instanz bestätigte der Verbands-Rechtsausschuß das Strafmaß gegen den Hanauer Spieler Jaouit Alami, das bereits vom Bezirks-Rechtsausschuß festgelegt wurde: Alami bleibt hiernach seit dem 26. Oktober 1992 bis einschließlich 25. April 1993 respektive maximal 24 Pflichtspiele gesperrt. Der Hanauer Spieler hatte seinem Kontrahenden Nikola Zicdum nach einem Zweikampf eine Art Kopfnuß verpaßt und zudem in die Genitalien gegriffen.
Das Verbandsgremium bestätigte die Richtigkeit des Urteils, das sich aus einer viermonatigen Sperre für diese Tätlichkeit sowie einem Zuschlag von zwei Monaten wegen der Winterpause zusammensetzt. "Wir sind enttäuscht, denn wir hofften auf eine Reduzierung auf insgesamt vier Monate", stellte Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Scherpeltz fest. Alle Einlassungen der Hanauer Vereinsvertreter (ohne den in Kur weilenden Vorsitzenden Heinz Arnold) sowie von Trainer Willi Kern wurden vom Tisch gefegt.
Damit löste diese Aktion indirekt folgende zusätzliche Bestrafungen aus: Hausens Vorsitzender Uli Klein, der in der Halbzeit - wie eingehend berichtet - den Hanauer Spieler Daniel Ullmann niederschlug, erhielt ein zweimonatiges Platz- und Funktionsverbot, das inzwischen längst abgelaufen ist, der Verein Teutonia Hausen einen Monat Platzsperre (greift ab 28. Februar beim Lokalschlager gegen den TSV Lämmerspiel, der im Sportzentrum Obertshausen ausgetragen werden muß), 500 Mark Geldstrafe und mußte zur Hälfte die Verfahrenskosten vor dem Bezirksrechtsausschuß (zwei Verhandlungen) tragen.
Die andere Hälfte sowie die Kosten der Berufung fallen dem FC Hanau 93 zu. Fest steht, daß sich die Kontrahenten zum einen beim Rückspiel am 25. April im Hanauer Herbert-Dröse-Stadion sehen werden. Des weiteren beschäftigen sich die ordentlichen Gerichte mit einigen Klagen. So klagt Daniel Ullmann gegen den Vorsitzenden uli Klein sowie das Spielausschuß-Mitglied Josef Blahut. Ferner erwägt Nicola Zicdum eine Klage gegen Jaouit Alami. Da auch Krankenhaus- und Lohnausfallkosten entstanden sind, kann es für einige Beteiligte ein insgesamt teures Unterfangen werden. hdp
Der Bezirkspokal, aber auch die Begegnungen auf Verbandsebene erweisen sich im Handball nicht immer als Kassenfüller, wohingegen die Spiele ab der Südwestebene zumindest für die "Underdogs" aus Bezirks- und Oberliga in aller Regel lukrativer sind. Die Auslosung der 1. Runde bescherte nur zwei Spiele: TG Hochheim gegen HSV Apolda und HC Landwehrhagen (Schlüchgegen die SG Werratal. Die übrigen 18 Klubs, darunter die SG Bruchköbel, zogen ein Freilos.
Im Feld der Frauen wird allerdings "voll" gespielt: Alle zwölf Begegnungen sind für dieses Wochenende (27./28. Februar) terminiert. Außer den automatisch qualifizierten Regionalliga-Klubs TSG Leihgestern und SG Bruchköbel ist allerdings kein einziger Verein aus dem Main-Kinzig- beziehungsweise Wetteraukreis in diese Runde vorgedrungen.
Leihgestern muß am Sonntag (17 Uhr, Sporthalle am Schellbusch) zum Klassenrivalen BSC Urberach, die SG Bruchköbel spielt bereits am Samstag beim Regionalliga-Zweiten SG Hessen Hersfeld (19 Uhr, Geistalhalle) und ist damit krasser Außenseiter. Allerdings kann die 97fache Ex-Nationalspielerin und ehemalige Bundesliga-Schützenkönigin Hanne Koch am Samstag mitwirken, denn ihr zweites Standbein, die TSG Bürgel, spielt in dieser Konkurrenz erst am Sonntag beim TV Sulzbach. Die TSG Leihgestern will alle Kraft in die Meisterschaft investieren, der Pokal spielt nur eine untergeordnete Rolle. dip
HANAU. Der SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen kritisiert den Ausstieg des Bundes aus der Städtebauförderung. Dies habe in Hessen einen Ausfall von 34,2 Millionen Mark an Bundeshilfe zur Folge, der dazu führe, daß 29 städtebäuliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen eingestellt werden müßten.
In den kommenden zwei Jahren fielen diesen Sparbeschlüssen weitere 27 Projekte zum Opfer, kritisiert Battenhausen. Dies treffe auch die Steinheimer Altstadt. Obwohl das Land Mittel zur Verfügung gestellt habe, so der SPD-Landtagsabgeordnete, seien "Streichungen und Programmstreckungen" unumgänglich. Den Bonner Ausstieg bezeichnet er außerdem als "kontraproduktiv", weil damit auch die Folgeinvestitionen zurückgingen. res
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
Die erste Handballpokalrunde auf südwestdeutscher Ebene bedeutet zumindest für die Vereine aus Bezirks- und Oberliga einen Erfolg. Die TG Hochheim will nun gegen den HSV Apolda (Samstag, 16.30 Uhr, Großsporthalle der Gesamtschule) zu weiteren Großtaten in Sachen Pokal schreiten. Da nur zwei Spiele ausgelost werden mußten - die übrigen 18 Teams (darunter Regionalligist TSG Münster) zogen ein Freilos -, steht noch das Treffen HC Landwehrhagen gegen SG Werratal (28.2., 17.15 Uhr) ins Haus.
Ein volles Programm meldet der Frauen-Wettbewerb, am 27./28. Februar sollen alle zwölf Begegnungen absolviert werden. Neben den vier Regionalligisten aus dem Bezirk Wiesbaden hat sich auch der TV Wicker (2. Bezirksliga Wiesbaden) in den Vordergrund gespielt. Nun steht das Heimspiel am Sonntag (17 Uhr, Graf- Stauffenberg-Halle, Flörsheim) gegen den Regionalligisten SV Eisenach an. Weniger glücklich sind die Regionalliga- Klubs. Spitzenreiter Eintracht Wiesbaden muß zum TV Hüttenberg. Das Team von Dirg Leun, designierter Trainer der TSG Leihgestern, gilt als unbequem und will dies am Samstag (20.15 Uhr) erhärten.
Auch der TV Flörsheim hat ein akzeptables Los erwischt. Die Schmidt-Schützlinge wollen am Sonntag (17 Uhr, Holderbergsporthalle Eibelshausen) beim krassen Außenseiter aus der Bezirksliga, der HSG Eibelshausen/Ewersbach, bestehen. Die undankbarsten Lose zogen die TSG Ober-Eschbach und vor allem der TV 1860 Hofheim, die beim KSV Bauantal respektive der TSG Variant Nordhausen ihr Glück versuchen müssen. Hofheim spielt am Sonntag (11 Uhr, Sporthalle der 5. Regelschule in Erfurt), während die TSGO am Samstag (17 Uhr, Rundsporthalle) antritt. hdp
OBERURSEL. Das Hausmüllaufkommen ist durch die Einführung des gelben Sacks deutlich zurückgegangen: Während im Januar 1992 rund 1025 Tonnen abgefahren wurden, waren es im Januar 1993 nur noch 894 Tonnen. Selbstverständlich sei das nicht allein dem gelben Sack zuzuschreiben, räumte Erster Stadtrat Eberhard Häfner ein. Doch die Einführung des Dualen Systems habe dazu geführt, daß bewußter sortiert und Abfall vermieden worden sei.
Das zeige sich beispielsweise bei der Glas- und Papiersammlung: Wurden im Januar 1992 erst rund 100 Tonnen Glas weggeworfen, waren es im vergangenen Monat über 122 Tonnen. Beim Altpapier gab es eine Steigerung von 165 auf 171 Tonnen.
Die Verteilungsschwierigkeiten der Entsorgungsfirma Wagner scheinen inzwischen behoben: Im Mai werden alle Oberurseler Supermärkte nochmals mit den gelben Säcken beliefert. Wer schon jetzt alle Säcke aufgebraucht hat, kann beim Rathaus Nachschub ordern. ki
In "der Hoffnung auf Hilfe und Unterstützung" hat sich der Personalrat der Theater der Stadt mit einem Brief an die Stadtverordneten gewandt. Es geht um die Kündigung eines Personalratsmitglieds, das im Schauspiel als Souffleuse arbeitet. Nachdem mit der Betroffenen zuvor "nie ein Gespräch über Leistungsmängel geführt wurden" und auch noch nie eine Abmahnung oder ähnliches ergangen sei, mutmaßen die Personalvertreter in ihrem Brief, daß allein die Mitgliedschaft der Betroffenen im Personalrat "Grund für die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses" sei. Sie geben zu bedenken, daß vor einem solchen Hintergrund "kein Beschäftigter aus der Gruppe der Künstler zukünftig mehr bereit wäre, für den Personalrat zu kandidieren". Denn für die befristeten Künstler-Verträge gibt das Hessische Personalvertretungsgesetz bei Personalratsarbeit "keinen Mandatsschutz". clau
Die Lasten sind ungerecht verteilt. Die einen dürfen wählen, wissen aber nicht, für welche Partei sie sich entscheiden sollen. Die anderen wüßten es, dürfen aber nicht wählen. Für FR-Leserin Gisela H. ein ungeheuerlicher Vorgang. Ihr Lebensgefährte gehört zu der zweiten Gruppe, und alle Interventionen in Frankfurter Ämtern waren vergebens. Ende Januar hatte der Mann seinen Vorsatz wahrgemacht und war von seiner Heimatstadt Raunheim nach Frankfurt-Praunheim umgesiedelt. Und hier wollte er zur Kommunalwahl am 7. März auch gleich seinen staatsbürgerlichen Pflichten als Wähler nachkommen. Im Wahlamt allerdings schüttelte man den Kopf. Vor dem Gang zur Urne müssten die Wahlberechtigten drei Monate lang polizeilich gemeldet sein - er hätte also spätestens am 7. Dezember umziehen dürfen.
"Die einen im Wahlamt sagen, es ginge gar nichts, an derer Stelle wurde mir gesagt, mein Lebensgefährte müsse Anmeldebestätigung und Ausweis zur Wahl mitbringen, und der dritte erzählt, er müßte seine Wahlunterlagen persönlich im Amt abholen", klagt Gisela H., "was geht denn jetzt eigentlich?"
Oskar Rohde, Leiter des Wahlamtes, gibt darauf eine lapidare Antwort: "Nichts". Das Wahlrecht lege fest, daß Wahlberechtigte mindestens ein Vierteljahr in dem Bereich gemeldet sein müssen, für den gewählt wird. Bei der Europa-Wahl in Europa, bei der Bundestagswahl irgendwo in Deutschland und bei der Hessenwahl an beliebiger Stelle im Ländchen. "Aber dies ist eine Kommunalwahl. Und deshalb kommt es auf den Wohnort an". Laut Rohde fällt der Lebensgefährte durch alle Raster. In Frankfurt ist er noch nicht lange genug gemeldet, und in Raunheim eben nicht mehr. Weil aber die Stimme dort abgegeben werden soll, wo man am Wahltag gemeldet ist, darf der Neu-Frankfurter dort auch nicht wählen. "Raunheim gehört ja noch nicht einmal zum Umlandverband," präzisiert Rohde. "Wenn er in Kelsterbach oder in Kronberg gewohnt hätte, könnte er wenigstens an der UVF-Wahl teilnehmen".
Gisela H. hält das für ungerecht. "Da werden andererseits alte Leute im Taxi abgeholt, um auch noch die letzte Stimme zu fangen, und dann darf einer, der will, noch nicht mal wählen." Aber die Taxis werden ja auch von den Parteien geschickt und nicht vom Wahlamt. abi
Der SV Dreieichenhain kann doch noch gewinnen: Das Schlußlicht der Frauen-Basketball-Regionalliga Südwest kam im Kellertreffen bei der BSG Hillscheid/Montabaur/Höhr-Grenzhausen zu einem knappen 49:46-Sieg, aber dieses Ergebnis würde bei Punktgleichheit am Saisonende nicht ausreichen, denn die Westerwälderinnen hatten 55:42 in Dreieichenhain gewonnen und haben somit im direkten Vergleich einen Vorteile von zehn Korbpunkten. Der SV Dreieichenhain hat allerdings gegen ACT Kassel (7. März, 16.30 Uhr, Weibelfeldhalle) sowie beim Zweiten der Tabelle, dem TV Saarlouis (14.3., 16 Uhr), noch zwei theoretische Chancen. Da jedoch Kassel und Saarlouis (jeweils 24:8) um den zweiten Platz hinter Wacker Völklingen (28:4) und somit um die Teilnahme an den Play-offs rangeln, sind die Chancen für den Offenbacher Kreisvertreter auf den Klassenerhalt trotz des erfolgreichen Ausflugs in den Westerwald fast auf den Nullpunkt gesunken.
In der Oberliga Hessen muß der TV Langen (97:32 bei Gymnasion Oberursel) nur noch einmal gewinnen, um in die Regionalliga Südwest zurückzukehren beziehungsweise, um möglicherweise den Platz des SV Dreieichenhain zu übernehmen. Der TV Langen kann bereits am vorletzten Spieltag beim ehemaligen Regionalligarivalen BC 52 Wiesbaden (6. März, 17.30 Uhr, Moltkering) den Aufstieg sicherstellen, hat jedoch im Eventualfall noch die Zusatzmöglichkeit, am 14. März (14.45 Uhr, Sehring-Halle) gegen den Rangdritten TSV Krofdorf-Gleiburg alles klarzumachen. Der EOSC Offenbach ist nach dem 39:88 gegen Krofdorf-Gleiberg praktisch abgestiegen, zumal der Korb auch beim Tabellenvierten TSV Grünberg (6. März, 20 Uhr) zu hochhängen dürfte.
BSG Hillscheid - SV Dreieichenhain 46:49 (17:29). Zur Pause zeichnete sich in der Kreissporthalle Montabaur eine dikke Überraschung ab, denn die Spielerinnen aus Dreieichenhain hatten ihren Rückstand aus dem Hinspiel bis auf einen Punkt kompensiert. Bis zur 25. Minute dominierte die Mannschaft von Trainer Peter Naus weiterhin das Geschehen, führte 35:24. Dann knickte Beate Brehm um, was einen Leistungsknick beim Gast zur Folge hatte. Sonja Schmidt hatte bei der gastgebenden Spielgemeinschaft fortan mehr Freiheiten, denn Kristina Kunovic konnte sie oftmals nicht bremsen.
Mit 14 Punkten stellte diese Akteurin nach dem Wechsel neu die Weichen, beim 40:41 drohte das Spiel zu kippen, aber Einsatzwille und kleine Vorteile bei den Rebounds (Korbabpraller) garantierten Dreieichenhain, das in Sabine Betz (20 Punkte) und Beate Brehm seine Besten hatte, den ersten doppelten Punktgewinn. Nach den Ausfällen von Astrid Zöller und Katja Gänshirt wurde Astrid Purper reaktiviert und zeigte auf Anhieb, was sie für die Mannschaft des SV Dreieichenhain wert ist. SV DREIEICHENHAIN: Sabine Betz (20 Korbpunkte), Caroline Menzel (14), Beate Brehm (8), Kristina Kunovic (3), Susanne Wegeler (2), Astrid Purper (2), Karen Himmel, Anna Adler. Gymnasion Oberursel - TV Langen 32:97 (15:41). Die Gastgeberinnen verrieten kein Oberligaformat, wirkten in puncto Basketball vergleichsweise wie Hilfsschülerinnen. "Das war Anti-Basketball, Oberursel stand nur in der Zone herum", resümierte TVL-Sprecher Harald Sapper. Da die Gymnasion-Spielerinnen auch im Angriff eher chaotisch, denn geordnet agierten, hatte der Süitzenreiter leichtes Spiel. Die engen Verhältnisse unter dem Korb nutzte der Gast zu gelungenen Aktionen von den Flügelpositionen her aus. Besonders die erst 16 Jahre alten Heger- Zwillinge Silke (erzielte mit 25 Korbpunkten Tagesbestmarke) und Nina sowie auch Veronika Tomasevic - dieses Trio vereinte allein 55 Korbpunkte auf seinem Konto - zeigte Oberursel, wie erfolgreich gespielt wird. Der 13. Sieg in Folge war kaum mehr als ein besseres Training. "Für die Regionalliga wären eine oder zwei große Spielerinnen wichtig, aber "Neueinkäufe" dürfte es vermutlich auch dieses Mal beim TVL nicht geben", mutmaßt Harald Sapper. hdp
TV LANGEN: Silke Heger (25 Korbpunktte), Veronika Tomasevic (16), Nina Heger (14), Katrin Rollwaage (12), Andrea Steiner (10), Ulrike Keim (8), Silke Dietrich (6), Nina Gerdes (6), Ulrike Köhm-Greunke, Britta Walter.
,mnb mnb ,mnb m,n bm,nb m,nb
Wo jetzt noch alte Kräne Kies entladen, kreuzen in zehn Jahren Segelyachten vor schmucken Wohnhäusern: Diese Perspektive entwarf zumindest Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Zwei Wochen vor der Kommunalwahl beschloß der rot-grüne Magistrat einen Bebauungsplan, der den Frankfurter Westhafen in ein modernes Wohn- und Dienstleistungsquartier für 6000 Menschen wandeln soll - allein 1200 Wohnungen am Wasser sind vorgesehen. Die Aufgabe übernimmt eine "Westhafen-Projektentwicklungsgesellschaft", an der Stadt und die Immobilien-Gruppe IPL (International Properties Limited) je zur Hälfte beteiligt sind. Entsprechende Verträge zwischen Kommune und IPL liegen "unterschriftsreif" (von Schoeler) vor.
Nach den Buchstaben des umfangreichen Vertragswerkes zahlt IPL der Stadt 45 Millionen Mark für einen großen Teil des Hafen-Geländes. "Das Areal ist im heutigen Zustand nicht mehr wert", sagte Planungsdezernent Martin Wentz. Die Investoren tragen die Kosten der Entwicklung und bezahlen 40 Prozent der Beseitigung giftiger Altlasten im Hafenboden - ein Verhandlungserfolg für die Stadt, weil sie üblicherweise als "Verursacher" die gesamte Entsorgung zu übernehmen hätte. Eine erste Untersuchung zeigt "zwei Gefahrenherde" (Wentz) im östlichen Teil des Hafens, an denen sich größere Konzentrationen von Schwermetallen finden - belastet ist überdies das Umfeld der Hafenbahn-Gleise.
Wenn sich ergibt, daß Altlasten-Sanierung und Freimachung der Bauareale mehr als 22,5 Millionen Mark kosten, beginnt für IPL eine einjährige Frist, während der sie vom Vertrag zurücktreten kann. Die Stadt, beteuerte Wentz, übernehme aber keine IPL-Verluste.
Wirft das gesamte Projekt Gewinn ab, teilen sich der Investor und die Kommune diese Summe. Der OB legte aber Wert auf die Feststellung, daß die Stadt die ganze Sache nicht anfange, "um Geld zu machen" - sondern wegen der städtebaulichen Entwicklungschance. Die Kommune verpflichtet sich, in dem neuen Stadtteil eine Grundschule - auch für das angrenzende Gutleut - und zwei, vielleicht sogar drei Kindertagesstätten zu bauen und zu finanzieren. Unter dem Strich kostet diese Infrastruktur mindestens eine zweistellige Millionensumme.
Von 240 000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche des künftigen Quartiers entfallen 120 000 auf die 1200 Wohnungen, 60 000 Quadratmeter auf Büros und ein hochwertiges Hotel, weitere 60 000 Quadratmeter schließlich auf Gewerbe. Der 75 Meter hohe Hotel-Turm mit 25 Geschossen wächst westlich der Friedensbrücke empor, nach Westen öffnet sich ein Platz zum Wasser des Hafenbeckens hin - geeignet etwa für Aufführungen oder Konzerte unter freiem Himmel. Das östliche Fünftel des heutigen Hafenbekkens wird dafür aufgefüllt.
Die Mole wandelt sich zum Main hin zu einem schmalen Park - das freie Gelände gewinnen die Planer, indem sie die Wohnhäuser am Nordsaum der langgestreckten Insel auf Stelzen ins Wasser stellen. Die heutigen Betriebe des Westhafens, vor allem die Teppichhändler mit langfristigen Pachtverträgen, ziehen in einen achtstöckigen Gewerbehof im äußersten Westen des Geländes. Kommen Verhandlungen mit den Geschäftsleuten voran, erwartet Wentz einen ersten Spatenstich für den Gewerbehof 1994.
Zur Erschließung des neuen Stadtteils für öffentlichen Nahverkehr hält der Stadtrat eine neue Buslinie für ausreichend. Die heutige Gutleutstraße wird nach Süden zum Main hin verlängert. jg
Kleine FR
Eichel testet Bismarck BRUCHKÖBEL. Zum traditionellen Heringsessen lädt die SPD Roßdorf alle politisch Interessierten für Aschermittwoch, 24. Februar, um 19.30 Uhr in die Roßdorfer Mehrzweckhalle ein. Als prominenter Redner wird der hessiche Ministerpräsident Hans Eichel erwartet. "Rund ums Baby" HANAU. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet ab Freitag, 26. Februar, wieder einen Kurs "Rund ums Baby" an, bei dem über Ausstattung für den Säugling, Stillen, gesunde Ernährung und alternative Wickelmethoden informiert wird. Interessenten melden sich unter der Telefonnummer 254428. Jesus begegnet Frauen HANAU. Die katholische Familienbildungsstätte lädt für Donnerstag, 25. Februar, ab 20 Uhr zu einem Gesprächskreis in die Räume Im Bangert 4a ein. Das Thema heißt: "Jesus begegnet Frauen - Frauen begegnen Jesus". Jahrestreffen des Kirchenchors GROSSKROTZENBURG. Der Kirchenchor St. Cäcilia lädt für Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr zur Jahresversammlung ins Pfarrheim ein. Information für Jungwähler GROSSKROTZENBURG. Zu einer Gesprächsrunde zum Thema Jugendarbeit und Jugendpolitik lädt die Jugendpflege für Donnerstag, 25. Februar, ab 19 Uhr ein. Der Abend ist zur Information von Jungwählern gedacht. Veranstaltungsort von "Was geht&rquote;n ab?" ist das Jugendzentrum im Bürgerhaus. Konzert der Musikschule HANAU. Schüler/innen der Paul-Hindemith-Musikschule spielen am Freitag, 26. Februar, ab 19.30 Uhr im Weißen Saal von Schloß Philippsruhe Werke von Vivaldi, Haydn, Clementi, Martinu, Janacek, Tomasi, Beethoven und Mozart. Der Eintritt kostet acht Mark. Neuwahlen beim Kulturverein HANAU. Der Hanauer Kulturverein trifft sich am Samstag, 27. Februar, ab 15 Uhr im Gymnastiksaal des Remisengebäudes im Schloß Philippsruhe. Auf dem Programm stehen unter anderem Renovierung, Haushaltsplan und Neuwahlen.
MAIN-KINZIG-KREIS. Ärger mit Vorgesetzten oder Kollegen? - Kein Problem, die Kreisvolkshochschule hilft weiter. In einem Wochenendseminar bietet sich frustierten Arbeitnehmern die Möglichkeit, zu erfahren, wie der Weg in die Selbständigkeit erfolgreich zu beschreiten ist. Am Wochenende des 5. und 6. März gibt es im VHS-Seminraraum in der Barbarossastraße 16 in Gelnhausen Informationen zu den Themen: Gründungskonzeption, rechtliche Aspekte, Gründungsfinanzierung, Marktlage und Absatz- und Standortplanung.
Am Freitag beginnt der Unterricht um 18 Uhr und endet um 20.30 Uhr, am Samstag ist Unterricht von 9 bis 14.15 Uhr. Die Teilnahme kostet 45 Mark. are
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: keine Vorstellung.
Hochheim. Altstadtzentrum im Hochheimer Hof: A night in Casablanca (20 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bram Stoker's Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Stalingrad (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: The Rocky Horror Picture Show (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Dracula (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12, 16 bis 18 Uhr (bis 28. 2.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 12.
DAK: Beratung in Ernährungsfragen, Königsteiner Straße 69, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 96 / 2 70 44.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Görlitzer Straße 2, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchplatz 6, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St.-Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr.
Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.
Sportverein Ruppertshain: Tischtennis für Kinder und Jugendliche, Schönwiesenhalle, 15 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Kreis der Begegnung, Wandergruppe: Ziel: "Zum weißen Fuchs", Fischbach, Treffpunkt: Bushaltestelle, Bahnhof Hornau, 14 Uhr. Senioren Flörsheim. Strickkreis Weilbach: Treffen, katholisches Gemeindezentrum, 19 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Kegeln, 14.15 Uhr, Keglerklause Senioren-Café, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Fastnacht Flörsheim. Traditionelles Maskentreiben in den Flörsheimer Straßen, 15.11 Uhr.
Kolpingfamilie:Traditoneller Abschluß- Maskenball, Gemeindezentrum St. Gallus, 19.31 Uhr.
Hattersheim. Carneval-Club Mainperle: Kinderfasching, Haus der Vereine, Okriftel, 14 Uhr.
Hattersheimer Carneval-Club: Lustige Kinderparty, Stadthalle, 14.33 Uhr.
TSG Eddersheim: Lumpenball, Turnhalle, Flörsheimer Straße, 19.11 Uhr.
Hofheim. Narrenzunft "Waller Wespe": Kindermaskenball, Ländcheshalle, 15 Uhr; Lumpenball, Ländcheshalle, 20 Uhr.
Turnverein 1860: Lumpenball, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 19.11 Uhr.
Akkordeon-Orchester Langenhain: Lumpenball, Turnhalle Langenhain, 20 Uhr.
Chorgemeinschaft 1879 / 1920 Lorsbach: Lumpenball, Saalbau "Zum Löwen", 20.11 Uhr.
Kelkheim. Katholische Kirchengemeinde Eppenhain: Buntes Faschingstreiben für Kinder, Gemeindehaus, Wirtsstraße 3, 15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Freud (17.30 Uhr); Wiedersehen in Howards Ends (20 Uhr), Emmerich-Josef- Straße 46 a.
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.
DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. BUND: Treffen, Rheingauer Hof, An der Steinmühle 1,Ffm.-Nied, 19.30 Uhr.
Unterliederbach.Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.
Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Theaterprobe, 9.30 Uhr; Gesprächskreis "Eigene Erlebnisse und Gedanken zum Karneval", 14.30 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Senioren-Gymnastik, 15 bis 17 Uhr, Wartburgstraße 1.
Karneval Unterliederbach. Karnevalverein Feuer-Funken: Kinder-Maskenball, Sport- und Kulturhalle, 14 bis 18 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 19.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.15, 15.30, 17.45 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr); Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber (15.30, 20.15 Uhr); Koyaanisqatsi (23 Uhr). Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38 -40, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr.
- ohne Gewähr -
Für das Fanprojekt Frankfurt sind 1992 andere Zeiten angebrochen: "Unsere Aufgabe ist es nicht mehr nur zu sagen, wo es brennt", resümierte Projektleiter Fedor Weiser als er jetzt seinen Jahresbericht pünktlich zum Start der Rückrunde der Fußball-Bundesliga vorlegte. Inzwischen sind die drei hauptamtlichen Mitarbeiter des Ende 1990 gestarteten Projekts vor allem damit beschäftigt, "den Leuten wieder reinzuhelfen", die von der Fan-Szene ausgeschlossen sind.
Selbst wenn es Sprechchöre aus der Fankurve gegeben habe, in denen "Ausländer raus" gebrüllt wurde und während der Fahrt zu Auswärtsspielen "rechte Lieder" gesungen wurden, seien Rechtsradikale unter den Anhängern von Eintracht Frankfurt doch eine Minderheit, erklärte Weiser. Sie seien "ohne Einfluß auf die Strukturen der Fan-Szene".
Hessenweit haben sich mittlerweile etwa 6000 Eintracht-Fans in 142 Fanclubs zusammengeschlossen. Ihre Zahl ist im vergangenen Jahr nicht zuletzt deshalb gewachsen, lobte Weiser die Geschäftsführung des Vereins, weil die Eintracht ihnen etwas zu bieten habe: So werde den Fans beispielsweise "bei schwierigen Spielen" etwa gegen die Bayern aus München ein Vorkaufsrecht für Eintrittskarten eingeräumt. "Zu wenig" werde allerdings von seiten des Vereins für das Fanprojekt getan, gab Weiser zu bedenken: Mit gerade mal 12 000 Mark wurde es 1992 von der Eintracht unterstützt. Über den Zuschuß für dieses Jahr wird in der nächsten Woche gesprochen.
Den größten Teil der Gesamtkosten in Höhe von 313 000 Mark hatte 1992 die Stadt mit 120 000 Mark übernommen. Knapp 100 000 Mark wurden vom Arbeitsamt, 70 000 Mark vom Land Hessen überwiesen. Das Land werde in diesem Jahr bereits seinen Zuschuß erhöhen, erklärte Weiser. Und wenn die Unterstützung des Arbeitsamtes Ende 1993 auslaufe, rechnen die Mitarbeiter des Fanprojekts mit weiteren Mitteln aus dem Landesetat.
Künftig will der Deutsche Fußballbund (DFB) zudem 20 Prozent oder maximal 60 000 Mark der Kosten bei Fanprojekten übernehmen. Das ist nach Ansicht Weisers der "positive Aspekt" des jetzt vorgelegten "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit". Ansonsten aber sei das Konzept etwa im Hinblick auf Stadionverbote zu rigide.
Während nach dem Konzept bundesweit die Zahl der Fanprojekte erhöht werden soll, ist die Arbeit des am Deutschherrnufer 36 angesiedelten Frankfurter Projekts 1992 richtig angelaufen: "Wir konnten den Fans Angebote machen", berichtete Weiser. Inzwischen wird bei den Heimspielen eine Fan-Zeitung verkauft, und ein Fan-Kalender wurde gedruckt.
Die Mitarbeiter wirkten an der Einrichtung eines Kontaktbüros während der Europameisterschaften mit und boten Fortbildungen für Fans an. ing
SCHLÜCHTERN. Um Sexualerziehung in Kindergarten und Grundschule dreht sich ein Gesprächsabend der Pro Familia Schlüchtern am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr in der ehemaligen Synagoge in der Weitzelstraße. Er ist als Information für Eltern, Lehrer und Erzieher gedacht. Die Teilnehmer müssen einen Unkostenbeitrag von zwei Mark berappen.
Die Pro Familia-Mitarbeiterinnen stellen einen kurzen Aufklärungsfilm für Kinder und weitere Materialien vor. Sexualerziehung kann aus ihrer Sicht weit mehr als bloße "Aufklärung" sein. Sie vermittele Wissen über das Akzeptieren des eigenen Körpers, Partnerschaft, Zärtlichkeit, Selbstvertrauen und den gleichberechtigten Umgang zwischen Mädchen und Jungen. tja
gra MAINZ, 21. Februar. Einen "Marsch am Karfreitag", der auch als "Kreismeisterschaft in der Militärpatrouille 1993" ausgeschrieben war, hat die Bundeswehr in der Eifel nach Protesten von Pfarrern abgesagt. Der Marsch in der Verbandsgemeinde Obere Kyll (Eifel) war unter anderem für Reservisten und aktive bundesdeutsche und US-Soldaten der Air Base Bitburg ausgeschrieben. Dabei sollte auch der Umgang mit Waffen zu den "erforderlichen Kenntnissen" gehören. In der Ausschreibung wurden "Handgranatenzielwurf", "Panzerabwehr" und "Schieß- und Waffenausbildung" ausdrücklich erwähnt. Der rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber (SPD) nannte einen "solche Veranstaltung an einem der höchsten christlichen Feiertage bemerkenswert unsensibel und instinktlos".Es kommt auf das Selbstbewußt- sein der meist jungen schwarzen Kirchenmänner an, die inzwischen gelernt haben, auch am Vatikan vorsichtige Kritik zu üben.
Rund 230 Mark erbeutete ein unbekannter Täter am Dornbusch bei einem Raubüberfall auf einen 39 Jahre alten Taxifahrer. Wie die Polizei mitteilte, war der etwa 20 bis 25 Jahre alte Täter gegen 5.40 Uhr in der Großen Eschenheimer Straße in der Innenstadt in das Taxi eingestiegen und hatte den 39jährigen gebeten, ihn in die Kaiser-Sigmund-Straße zu fahren. An der Ecke zur Francstraße zog der Täter plötzlich die Waffe, zwang den Taxifahrer, seine Geldbörse herauszugeben und aus dem Fahrzeug auszusteigen.
Kurze Zeit später wurde das Taxi in der Theobald-Ziegler-Straße, nicht weit vom Tatort entfernt, verlassen aufgefunden. enk
HANAU. Der Jugendhilfeausschuß der Stadt Hanau befaßt sich bei seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 25. Februar, ab 15 Uhr im Rathaus-Altbau, Zimmer 299, mit einer Vereinbarung zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Hanau- Kesselstadt und der Stadt Hanau über die Gestaltung der Jugendarbeit im Gemeindezentrum Helmholtzstraße.
Außerdem steht ein Antrag der evangelischen Kirchengemeinde Klein-Auheim auf Gewährung eines Zuschusses für die Beschaffung einer Computeranlage für die Jugendarbeit auf dem Programm. res
Oft erspart schon ein wenig Hilfe den Alten das Heim
NEU-ANSPACH. "Ich brauche mich nur ein paar Minuten zu verspäten, dann sitzt die alte Dame schon auf der Treppe in ihrem Nachthemd und die Tränen laufen ihr über das Gesicht. Sie hat große Angst, es könnte keiner kommen. Sie ist alleine hilflos und einsam." Hiltrud Rohloff ist seit knapp zwei Jahren Haushaltshilfe bei der Evangelischen Diakoniestation Usinger Land in Neu-Anspach. Sie und ihre inzwischen acht Kolleginnen haben sich für alle Hilfsbedürftigen unentbehrlich gemacht, ob für die alten Menschen oder die jungen, in Not geratene Familien. "Sie sind alle unheimlich dankbar, daß wir kommen, sie sind wirklich auf uns angewiesen", schildert Hiltrud Rohloff ihre Eindrücke. Die Notwendigkeit dieses Hilfsdienstes beweist auch die zunehmende Nachfrage. "Für die Ferienzeit werden wir von den Angehörigen schon gebucht wie der Urlaub", berichtet die engagierte Frau.
Die Gründe, warum die Leiterin der Diakoniestastion, Barbara Hoppe, um Haushaltshilfen angesprochen wird, sind vielfältiger Art. "Da war zum Beispiel die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder, die für ein halbes Jahr ins Krankenhaus mußte, der Vater berufstätig", schildert Barbara Hoppe. Für die Haushaltshilfe eine echte Herausforderung in zweierlei Hinsicht. Nicht nur, daß sie täglich den Haushalt schmeißen, Essen kochen, den Kindern bei den Hausaufgaben helfen mußte. Die pädagogische Erfahrung, ihre Lebensweisheit und ihr Einfühlungsvermögen waren sehr gefordert. Anfangs seien die Kinder sehr aggressiv gewesen, hätten sie nicht an sich heranlassen wollen. "Es kam zu fürchterlichen Szenen", erinnert sich Hiltrud Rohloff. Heute - die Mutter ist wieder zu Hause - vermißten sie die Kinder, fragten, wann sie denn mal wieder komme.
Hiltrud Rohloffs Kopf ist voll mit Geschichten. Sie könnte stundenlang erzählen, denn zu viele Schicksale anderer Menschen "bleiben nicht in den Kleidern stecken" (Rohloff). Oft wälzt sie sich nachts schlaflos im Bett, wenn sie etwa an die Familien denken muß, bei denen sie täglich bis zum Tod der mit Aids Infizierten das ganze Ausmaß der menschlichen Tragödie miterlebt hat.
Das Hauptaufgabenfeld der Haushaltshilfen liegt jedoch bei der Betreuung alter Menschen, wie es sich aus einer Statistik des vergangenen Jahres ergibt. Rund 82 Prozent derer, die Haushaltshilfe in Anspruch nehmen, sind 75 Jahre beziehungsweise älter; rund ein Drittel davon sind Mitte 80 Jahre alt. "Die Haushaltshilfe hat unter anderem auch den Sinn, daß alte Menschen nicht so früh ins Altersheim müssen", konstatiert die Stationsleiterin Barbara Hoppe. Oft genug genüge es nämlich, wenn die Haushaltshilfen schwierige Aufgaben übernehmen wie Gardinen waschen, Betten beziehen oder Einkaufen gehen. "Und die Ansprache halten", ergänzt Hiltrud Rohloff. Denn selbst wenn die Alten in der Familie aufgenommen würden, säßen sie häufig doch den lieben langen Tag allein zu Hause und starrten aus dem Fenster. Die Vereinsamung führe dann oft dazu, daß die alten Menschen für sich nicht mehr richtig kochten. "Der Kühlschrank sieht manchmal aus - eine Katastrophe", sagt Hiltrud Rohloff. Auch kranke Menschen können vor dem Altenpflegeheim bewahrt werden: mit einer Kombination aus medizinischer und hauswirtschaftlicher Betreuung. "Die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen klappt hervorragend", stellen Barbara Hoppe und Peter Barkey, Sozialdezernent des Hochtaunuskreises, unisono fest. Wichtig sei allerdings, betont der Verwaltungsleiter der Diakoniestation, Reinhold Schuler, daß die Leute so schnell wie möglich einen Antrag für sogenannte Schwerstpflegebedürftigkeit stellen. Dann erst rollt der Rubel für die verschiedenen Hilfsdienste.
Bisher beteiligten sich die Kirche (5000 Mark), die Kommune (5000 Mark), der Kreis, das Land und Förderkreise (insgesamt 1,2 Millionen Mark) an den Kosten. Für den Kreis, der seit 1. Januar 1993 die Kosten zu tragen hat, sagte Barkey: "Die Städte und Gemeinden müssen mehr gefordert werden." DAGMAR ELSEN
HOCHTAUNUSKREIS. Der Kreisverband des Deutschen Kinderschutzbundes hat einen neuen Vorstand gewählt: Vorsitzende ist Lucia Lewalter-Schoor, ihre Stellvertreterin Claudia Kück. Weitere Mitglieder des Vorstandes sind Claudia Kaczinski (Schatzmeisterin), Andrea Lauth (Schriftführerin).
Ein Schwerpunkt des vor drei Jahren gegründeten Vereins ist 1993 die Einrichtung eines Kinder- und Jugendtelefons in Zusammenarbeit mit der Stadt. mbo
HANAU. Die "Hexenjagd" des Hist(o)-erischen Theaters wird im Februar und März wieder aufgeführt. Die nächsten Termine sind Samstag, 27. Februar, und Sonntag, 28. Februar, ab 19.30 Uhr im Comoedienhaus. Weitere Vorstellungen sind für den 5., 6., 12. und 13. März im Olof-Palme-Haus angesetzt. Die Aufführungen beginnen um 19.30 Uhr.
Die Theatergruppe bezieht die Zuschauer bei der Inszenierung des Stücks von Arthur Miller direkt ins Geschehen ein, sie werden jedoch nicht gezwungen, in die Handlung einzugreifen. Der Inhalt des Stücks beruht auf einer wahren Begebenheit im amerikanischen Salem des Jahres 1692, bei dem eine harmlose Kinderei zum verdammenswerten Verbrechen hochstilisiert wird. Miller schrieb es vor dem Hintergrund der hysterischen Kommunistenverfolgung in den USA res
"Von Iguazu bis Feuerland - Die argentinischen Nationalparks" ist das Thema der Fotoausstellung, mit der die Flughafen AG den Reigen der diesjährigen Veranstaltungen auf der Airport Gallery eröffnet. Die Ausstellung zeigt 120 Fotos von Ernst Müller, Vorstandsmitglied der "Aktion Nationalparks in Argentinien", Andrea Cocucci, argentinischer Wissenschaftler und Stephan Schneckenburger vom Frankfurter Palmengarten.
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 25. Februar, eröffnet und ist bis 18. April täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. gang
Die Narren sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Da las ich doch in einem Oberräder Schaukasten - man vertieft sich in diese Politpropaganda samt Feuerwehr- und Vereinsmeldungen dann, wenn die Straßenbahn ewig nicht kommt -, daß Aschermittwoch ein Heringsessen stattfindet. Das ist gute Tradition. Landauf-landab füttern Narren und Aktive, die zu tief in die Gläser geschaut haben, ihren Kater mit solch köstlichen, den Säurespiegel im Leibe wieder ins Lot bringenden Meeresbewohner.
Doch blankes Entsetzen überkam mich, als ich den Zusatz fand: "Für Leute, die keine Heringe mögen, gibt es Hausmacher Wurst."
Das ist ein Sakrileg. Die Umkehrung aller Werte. Da beißt sich sozusagen der Kater in den Schwanz. Wo soll solche Aschermittwochs-Narretei noch hinführen? Wenn schon keinen Hering, dann bitte Kaviar. Der ist auch vom Fisch und schmeckt schließlich genauso gut wie Hausmacher Wurst. Ihr Bastian
KRONBERG. Ein Widerspruch gegen zwei frühere Beschlüsse des Parlaments zum Bebauungsplan Hardtbergweg ist nicht mehr möglich, weil die Einspruchsfrist von einem Monat bereits abgelaufen ist. Dies ist die Anwort von Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) auf ein Schreiben des FDP-Fraktionsvorsitzenden Helmut von Schenk, der Kreß rechtswidriges Verhalten vorgeworfen und von einem "Befangenheitsskandal" gesprochen hatte. Wie berichtet, hatte der SPD-Abgeordnete Eberhard Kube auf der jüngsten Parlamentssitzung eingestanden, sich trotz Befangenheit an früheren Beratungen und Beschlüssen zum Bebauungsplan Hardtbergweg beteiligt zu haben. Auch Martina Hansen, die Fraktionsvorsitzende der UBG, hatte an diesem Abend mitgeteilt, bei den Beratungen zu drei Bebauungsplänen in Schönberg befangen gewesen zu sein. Ihren Worten nach hatte sie sich zuvor bei Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz informiert, die ihr zunächst gesagt hatte, sie sei nicht befangen. Später hatte Bretz jedoch eingestanden, sich geirrt zu haben. Zu diesem Fall teilt Kreß in seinem Brief an von Schenk mit, da sich Frau Hansen zwar an den Beratungen, nicht aber am Beschluß beteiligt habe, sei der Beschluß des Parlaments nicht rechtswidrig. esi
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Lucky Luke (15 Uhr); Dracula (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Bitter Moon (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Sister Act (20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Dracula (20.15 Uhr).
Theater/Musik Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: Rosenmontagskonzert "Mozart und Ragtime, geht das?", 19 Uhr. Parteien/Parlamente
Bad Homburg. SPD-Sprechstunde mit Beate Fleige, Stadthaus, 11 bis 12 Uhr. Beratung/Selbsthilfe
Bad Homburg. Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10-14 Uhr, Tel. 2 09 65.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89. Fastnacht Bad Homburg. Kinderfasching des HCV, Kurhaus, 15.11.
Friedrichsdorf. Kinder-Faschingsdisco im Jugendtreff Köppern, 15.11 Uhr; Faschingsdisco für Jugendliche ab 19 Uhr.
Weilrod. Kinderfasching im Sportlerheim TuS Weilnau, 14 Uhr; Rosenmontagsball 19.61 Uhr.
Oberursel. Närrische Magistratssitzung im historischen Rathaus, 10.30 Uhr.
Kindermaskenball, Stadthalle, 15 Uhr.
Kinderfasching des SCO, Clubhaus am Borkenberg, 15.11 Uhr.
Seniorenfasching der Ev. Kirche Bommersheim, Gemeindehaus, 15 Uhr.
Kindermaskenball des CV Stierstadt, Züchterheim, 15.11.
Kinderfastnacht des Clu-Ge-Hu, Pfarrheim Weißkirchen, 15.11 Uhr.
"Treffpunkt Oase", Fasching im Zelt, KHD-Wiese, 19.11 Uhr.
Rosenmontagsball des Fußballvereins Stierstadt, Clubhaus, 19.11 Uhr.
Rosenmontagsball der Hedwigstaner, Pfarrsaal, 19.51 Uhr.
Kronberg. Fastnachtstreiben im Pfarrheim St. Vitus, 19.31 Uhr.
Steinbach. Kinderfasching im Jugendhaus, 15 Uhr.
Maskenball der Staabacher Pitschetreter, 20.11 Uhr, Bürgerhaus.
Glashütten. Kindermaskenball im Bürgerhaus, 14.30 Uhr. Seniorentreffs Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Fasching ab 12 Uhr. Sonstiges Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Per Unterschrift soll am Aschermittwoch, 24. Februar, 10 Uhr, im Sitzungssaal des Mörfelder Rathauses der Erbbaupachtvertrag zwecks Neubau einer Polizeistation zwischen der Stadt und dem Land Hessen besiegelt werden. Der nach erheblichen Geburtswehen zustandegekommene Kontrakt stellt die Weichen, damit die städtischen Ordnungshüter in naher Zukunft umziehen können.
Die Polizeiebamten sollen, wenn der Neubau fertig ist, neben der Walldorfer Stadthalle residieren. Dort stellt die Kommune dem Land das Grundstück neben der Stadthalle in Erbbaupacht zur Verfügung. wal
Nach etlichen Telefonaten mit der Telekom kam FR-Leserin Britta M. zu dem Schluß: "Kein Mensch ist zuständig für meinen Anrufbeantworter." Das Gerät hatte die Frau im Telekom-Laden auf der Zeil gekauft. Als sich herausstellte, so Britta M., daß die Fernabfrage nicht funktionierte und die Ansage auf dem Band sich nicht unterbrechen ließ, habe sie den Anrufbeantworter in das Geschäft zurückgebracht. Doch auch das zweite Gerät, das sie bekam, sei nicht in Ordnung gewesen. Nach einem Anruf bei der Störungsstelle machte sich Britta M. zum Telekom-Servicecenter in der Hungener Straße auf. Dort sei sie zwar sehr freundlich behandelt worden, erzählt Britta M., doch der Mitarbeiter habe ihr erklärt, von dem Gerät "keine Ahnung" zu haben. Ihr wurde ein anderer Anrufbeantworter mitgegeben, der auch nicht wie gewünscht funktionierte.
Wieder ein Anruf bei der Störungsstelle. Ein Techniker sollte kommen, der aber nicht erschien. Britta M., die nicht wußte, ob der Defekt im Gerät oder in der Anschlußbuchse in ihrer Wohnung lag, war mit ihrem Latein am Ende.
Ein "unglücklicher Fall", kommentierte Eckhard Zager vom Telekom-Kundendienst die Erlebnisse von Britta M. Im Prinzip habe die Kundin aber den richtigen Weg eingeschlagen. Zuständig sei zunächst einmal das Geschäft, in dem sie den Anrufbeantworter gekauft habe. Auch der Gang zum Servicecenter sei möglich, und da habe man Britta M. ja auch weitergeholfen. Vermutlich, so Zager, "war der Anrufbeantworter jedoch in Ordnung". Der Fehler sei wohl eher im Anschluß in der Wohnung zu suchen. Solche Probleme ließen sich am einfachsten lösen, wenn das Gerät gemietet sei: "Dann kommt der Telekom- Service ins Haus." Die Alternative: für den gekauften Anrufbeantworter einen Wartungsvertrag abschließen.
Die komplizierten Regelungen "sind die zwangsläufige Folge der Liberalisierung des Endgeräte-Marktes", meinte Zager.
Um Reparaturen zügig abwickeln zu können, plant die Telekom, im Bereich jedes Fernmeldeamtes ein Servicecenter einzurichten. Zwei gibt es bereits: in der Hungener Straße 6-12 (Telefon 90 93-86 94) und in der Saalburgallee 19 (Telefon 28 36 11). vo
RÖDERMARK. Wie andere Kommunen im Kreis reagiert nun auch Rödermark auf die alarmierende Ankündigung des hessischen Verkehrsministers Ernst Welteke, das geplante Föderale Konsolidierungsprogramm der Bundesregierung könnte beträchtliche Auswirkungen auf den S-Bahn-Bau im Rhein-Main-Gebiet haben. Einstimmig verabschiedeten CDU, SPD, FDP und Andere Liste/Die Grünen in der letzten Stadtverordnetensitzung vor der Kommunalwahl eine Resolution, in der sie gegen eine mögliche Streichung der Bundes-Finanzmittel protestieren. Die Entschließung wurde an das Kanzleramt, die zuständigen Fachministerien und die Bundestagesabgeordneten der Region weitergeleitet.
"Das wäre auch das Aus für die S- Bahn-Strecke in den Rodgau nach Ober- Roden", heißt es in der Resolution über die vorgesehene Kürzung der Mittel. Und: "Alle Bemühungen zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs sind damit zum Scheitern verurteilt. Für die gesamte Region sind Verzögerungen beim Ausbau mit katastrophalen Folgen in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht verbunden." Nach Meinung der Stadtverordneten kann auf einen leistungsfähigen Nahverkehr, auf den die Menschen nun seit fast drei Jahrzehnten warten, nicht verzichtet werden. Die Bundesregierung wird deshalb eindringlich aufgefordert, von den Streichungen Abstand zu nehmen und die bestehenden S- Bahn-Finanzierungsverträge einzuhalten.
Die Entschließung richtet sich auch an die Adresse der Landesregierung, die deshalb ebenfalls Adressat ist. Sie wird von den Parlamentariern aufgefordert, im Bundesrat dafür zu sorgen, daß die Verträge wie geplant realisiert werden. Falls das Konsolidierungsprogramm mit den Kürzungen den Bundesrat passieren sollte, kommt eine Protokollnotiz der Resolution zum Tragen, die auf Anregung der CDU beigefügt wurde.
Damit wird die hessische Landesregierung aufgefordert, bei einer Übertragung der Kompetenz für den Personennahverkehr vom Bund auf die Länder "die finanziellen Voraussetzungen für den Bau der S-Bahn in den Rodgau zu garantieren". hf
Schadstoffe in Innenräumen "Schadstoffe in Innenräumen" ist der Titel einer Publikation des Marburger Umweltamtes, die über die "inzwischen nahezu unübersehbare Vielzahl" chemischer Produkte informieren will, welche heute in Wohnungen und Häusern zu finden sind. Es geht um Formaldehyd und PCB ebenso wie um Holzschutzmittel und Schimmelbildung. Die 100-seitige Studie ist kostenlos beim Umweltamt (Tel. 06421/201-403) erhältlich.
Lilli Zimmermann, Ebertstr. 13, Oberursel, zum 90. Geburtstag, und
Anna Keller, Altenhöferweg 24, Oberursel, ebenfalls zum 90. Geburtstag.
KÖNIGSTEIN. Der Bau einer Tiefgarage unter der Konrad-Adenauer-Anlage, eine verkehrsberuhigte Innenstadt und die Bekämpfung der Wohnungsnot sind die wesentlichen Ziele der SPD für die nächsten vier Jahre. Laut Wahlprogramm wollen die Sozialdemokraten Sozialwohnungen bauen und den öffentlich geförderten Wohnungsbau forcieren. Die Gruppe der Wohnungssuchenden, die knapp über dem Sozialhilfesatz lägen, sei sehr groß, begründet Fraktionschef Heinz Hertslet. Deshalb setze sich seine Partei für den Bau von 33 Wohnungen auf dem Gelände des alten Wirtschaftshofes an der Limburger Straße ein. Um die Königsteiner Innenstadt weitgehend vom Verkehr zu befreien, spricht sich die SPD für die geplante Tiefgarage mit rund 400 Parkplätzen unter der Konrad-Adenauer- Anlage sowie für eine Fußgängerzone bis zum alten Rathaus aus.
Gespalten, so räumt Hertslet ein, sei die SPD beim Thema B 8-Westumgehung. Er persönlich hält sie für notwendig, will aber nur zustimmen, wenn "landschaftsschonend" vorgegangen wird. In der Schulpolitik setzt die SPD auf den Ausbau der betreuten Grundschule. Gedacht ist an Schneidhain und den Ortskern. ki
Werner Niester, Abteilungsleiter Luft- und Raumfahrt im Bundesverkehrsministerium, ist bei der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Flugsicherung (DFS) zu dessen Vorsitzen- den gewählt worden. Das Gremium ist paritätisch besetzt und besteht aus je sechs Vertretern des Bundes, der Alleingessellschafter ist, sowie der Arbeitnehmer. Ebenfalls einstimmig wurde Klaus Eger als Vertrer der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) zum Stellvertreter gewählt. Sprecher der Arbeitnehmer wurde der ÖTV-Sekretär Thomas Wunder. gang
WILLY RÜCKER aus Groß-Gerau erhält heute um 15 Uhr das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Im Kreistagssitzungssaal des Landratsamtes wird Landrat Enno Siehr zudem fünfmal den Ehrenbrief des Landes Hessens aushändigen; an: Peter Bender (Ginsheim-Gustavsburg), Bernd Kurt Erben (Astheim), Wilhelm Gilbert (Groß-Gerau), Heinrich Gölzenleuchter (Büttelborn) und Georg Senßfelder (Büttelborn).Entweder Auto oder Alkohol Informationskampagne, Ausstellung und verstärkte Kontrollen
KREIS GROSS-GERAU. "Nur langsam setzt sich in der Bevölkerung das Bewußtsein durch, daß Fahren mit Promille im Blut kein Kavaliersdelikt ist." So mahnte Landrat Enno Siehr im Foyer des Kreishauses bei der Eröffnung einer Ausstellung zum Thema Alkoholsünden. Die gemeinsam mit Verkehrswacht, AOK und Polizei gestaltete Schau hat über die Karnevalszeit hinaus Bedeutung.
Auch in den vergangenen Tagen mußten sich im Kreis Groß-Gerau wieder mancherorts Autofahrer/innen von ihrer Fahrerlaubnis trennen; wegen Verdachts des Fahrens unter Alkoholeinfluß. An verschiedenen Stellen im Kreisgebiet wurden Kontrollen durchgeführt.
In Stockstadt versuchte am vergangenen Samstag gegen 1.20 Uhr eine Autofahrerin, sich in der Vorderstraße sogar der Verkehrskontrolle zu entziehen, tat zunächst so, als ob sie anhalten wollte und flüchtete daraufhin. Die Polizei nahm die Verfolgung auf, und wenig später war die Flucht zu Ende. Eine Blutprobe wurde veranlaßt und der Führerschein sichergestellt.
Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, veranstalten in diesen Wochen verschiedene Organisationen - wie mit der Ausstellung im Landratsamt - gemeinsam eine breit angelegte Informationskampagne unter dem Motto "Wenn Auto - kein Alkohol". Eine Zwischenbilanz der Polizei erbrachte immerhin Anzeichen für eine Entwicklung zum Besseren.
Zwischen dem 1. und 15. Februar wurden bei 16 Standkontrollen im Kreis 445 Fahrzeuge kontrolliert. Dabei mußten sich in 78 Fällen die Fahrer und Fahrerinnen einem Alkoholtest unterziehen. In nur zwei Fällen war eine Blutprobe notwendig und wurde der Führerschein einbehalten.
Bei darüber hinaus durchgeführten mobilen Kontrollen im Kreis wurden 15 Fahrer ermittelt, die sich einer Blutprobe unterziehen und den Führerschein abgeben mußten. In acht Fällen war die Polizei den Fahrern bei Unfällen auf die Schliche gekommen, wobei eine Person schwer und zwei leicht verletzt worden sind.
Einen der härtesten Fälle erlebten die Ordnungshüter mit einem Unverbesserlichen am 12. Februar: Gegen 18 Uhr donnerte ein Autofahrer mit seinem Personenwagen in eine durch Polizeifahrzeuge, Krankenwagen und Feuerwehrauto - alle hatten Blaulicht eingeschaltet - abgesicherte Unfallstelle. Der Fahrer rammte ein Polizeiauto und versuchte zunächst noch zu flüchten, was aber mißlang. Blutprobe und Führerscheinverlust waren die Folge. cas
Die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle Rosengarten hat erheblich mehr Zulauf als anfänglich erwartet Der Leidensdruck ist bei vielen größer als die Angst Bedarf unbestritten, aber Finanzierung in Gefahr Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN. Schon wenige Wochen nach der Eröffnung der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) Rosengarten erwies sich, wie überfällig eine Anlaufstelle für Menschen mit seelischen Problemen im Ostkreis war. "Der Bedarf ist ungeheuer", lauteten die ersten Erfahrungen von Sozialarbeiterin Ilse Krabbes und Kunsttherapeut Luc Laignel. Dieser Trend hat sich bestätigt. "Unser Angebot wird ganz toll angenommen", berichten sie knapp 15 Monate später. Insgesamt nahmen bisher rund 260 Menschen Kontakt mit der PSKB auf. Nicht nur aus dem Bergwinkel, auch aus Gelnhausen und sogar aus Hanau kommen Hilfesuchende in den Rosengarten.
Das Team hat inzwischen Verstärkung bekommen. Seit Februar 1991 gehört der Psychologe Matthias Müller dazu. Zum Glück, wie Ilse Krabbes bilanziert: "Zu zweit wär's schwer, das alles zu bewältigen." Ob es allerdings bei drei Mitarbeitern bleibt, ist noch offen. Denn wenn die auf zwei Jahre befristete ABM-Stelle von Luc Laignel ausläuft, klafft ein Loch in der Kasse des Psychosozialen Förderkreises, der dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen ist.
Die Beratungsstelle des gemeinnützigen Vereins wird derzeit mit je 70 000 Mark vom Landeswohlfahrtsverband, dem Land und dem Main-Kinzig-Kreis finanziert. Ihr Bedarf ist unbestritten, litt Hessens größter Landkreis doch laut einer Studie des Wohlfahrtsverbandes vor allem im Osten unter erheblichen Defiziten in der psychiatrischen Versorgung. Der Rosengarten mildert die prekäre Situation beträchtlich. Aber eigentlich wäre mindestens eine weitere PSKB beispielsweise in Gelnhausen vonnöten.
Obwohl auch die umliegenden Kommunen die Einrichtung begrüßen, fand sich bisher nur die Stadt Schlüchtern zu einer Förderung in Höhe von 10 000 Mark bereit. Entsprechende Anträge an Sinntal, Bad Soden-Salmünster und Steinau sind zwar gestellt, aber noch nicht entschieden. Kommen sie durch, könnte das Rosengarten-Team seinen dritten Mann behalten, angesichts wachsender Klientenzahlen ohnehin eine "Minimal-Besetzung", so die Mitarbeiter.
Daß sich die PSKB so schnell etabliert, hatten Krabbes und Laignel selbst nicht erwartet. "Eine Hemmschwelle ist zwar da, aber der Leidensdruck offensichtlich größer als die Angst" - diese Erfahrung machen sie immer wieder. Das Team versteht sich zum einen als "Anlaufstelle in akuten persönlichen Krisen". Nach der gemeinsamen Problemanalyse folgt individuelle Hilfe. Falls nötig, wird an andere psychosoziale Einrichtungen weiterverwiesen, ansonsten nutzen die Klienten die Einzelberatungen oder Gruppenangebote des Rosengartens. Zum anderen dient die PSKB der ambulanten Nachsorge psychiatrischer Patienten.
"Wir bieten keine Lösungen und keine Allheilmittel", betont Ilse Krabbes. Wer den hellen, freundlichen Rosengarten aufsucht, der findet auf jeden Fall einen sachkundigen Zuhörer mit Schweigepflicht, erste Unterstützung und das Gefühl, mit seinen Problemen nicht völlig allein dazustehen. "Die Leute, die hierher kommen, haben den wesentlichen Schritt schon gemacht - sie holen sich Hilfe." Und Luc Laignel fügt hinzu: "Bei uns gibt's keine Pflicht zum seelischen Entblößen und kein Drängen. Wer eine Stunde schweigen will, der kann das."
Einen breiten Raum nimmt die Beratung in akuten persönlichen Notsituationen ein. Auslöser für solche Krisen sind nach Angaben Krabbes&rquote; in der Regel "kritische Lebensereignisse" wie Tod oder Erkrankung des Lebenspartners, Trennung oder Scheidung. Aber auch "äußere Faktoren" wie Arbeitslosigkeit spielten eine Rolle. Liegen dann zusätzlich chronisch psychische Erkrankungen vor, "kumulieren diese Belastungen und äußern sich in unterschiedlichen Krankheits- und Beschwerdebildern". In 63 Prozent aller Fälle traten depressive Störungen oder Angstzustände auf, psychotische Symptome bei 23 Prozent.
Gesprächs- und Kunsttherapie, Hilfestellung bei Verhandlungen mit Behörden und Kurse, die nicht das Team selbst veranstaltet, gehören ebenfalls zum Rosengarten-Angebot. Seit Mai 1992 gibt es außerdem ein kontinuierliches Gruppenangebot für Frauen. Die Teilnehmerinnen haben neben der Einzelbetreuung somit die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen.
Eine weitere Variante ist der "Offene Treff" jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr. Im Vorder- grund stehen der "positive Kontakt" in Form von Malen, Spielen, Erzählen und gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Nicht zu unterschätzen ist aus Sicht von Luc Laignel und Ilse Krabbes auch die "Symbolkraft" des Rosengarten-Angebots, nach dem Motto: "Auch wenn ich es nicht nutze, ich kann jederzeit hingehen."
Kleine Lokalrundschau
Kriftels Behörden nachmittags närrisch KRIFTEL. "Eine der harmlosesten Folgen" der närrischen Tage, findet Kriftels Gemeindeverwaltung: Am Rosenmontag und am Faschingsdienstag endet der Dienst in Rat- und Bürgerhaus jeweils um 12.30 Uhr. Rathaus feiert Karneval ESCHBORN. Am Fastnachtsdienstag setzen sich die Rathausbediensteten Narrenkappen auf. Von 12 Uhr haben sie Gelegenheit zu feiern. Von da an läuft der Anrufbeantworter, Tel. 49 00. Er gibt bekannt, wer in Notfällen zu erreichen ist. Sondermüll wird gesammelt HATTERSHEIM. Das Schadstoffmobil kommt in die Mainstadt, jeweils von 15 bis 18 Uhr: Dienstag, 23. Februar, Friedhof Weißer Stein in Eddersheim; Mittwoch, 24. Februar, Parkplatz der Stadthalle in Hattersheim; Dienstag, 23. März, Albert-Schweitzer-Schule Okriftel.
Bürgertelefon besetzt HATTERSHEIM. Auch am Aschermittwoch, 24. Februar, ist das FDP-Bürgertelefon besetzt. Von 18 bis 19 Uhr nimmt der Stadtverordnete Wolfgang Deul Wünsche, Beschwerden und Anregungen entgegen (Tel. 0 61 90 / 67 52).
ESCHBORN. Die Pflege der Grünanlagen läßt sich die Stadt ganz schön was kosten: 313 000 Mark wird sie in diesem Jahr dafür ausgeben. Damit das Geld in Eschborn bleibt, beschloß der Magistrat, die Aufträge zum größten Teil an ortsansässige Firmen zu geben.
HATTERSHEIM. Ausländerbeirat und Griechische Gemeinde laden für Sonntag, 28. Februar, zu einem Vortrag über Rausch und Sucht ein. Beginn: 15 Uhr in den Räumen der Griechen, Südring 79.
USINGEN. Die Verkehrsberuhigung im Bereich der neuen Grundschule in der Wilhelm-Martin-Dienstbach-Straße geht weiter. "Die Straße gehört zu den Quartieren, die nach dem Verkehrsgutachten von Professor Mensebach unter den dringlichen Maßnahmen aufgeführt ist", erklärte der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) in der Stadtverordnetensitzung. So habe die Verwaltung für Tempo 30 schon alles vorbereitet. Sobald Magistrat und Ortsbeirat der Planung zugestimmen hätten und die Witterung es zulasse, könnte mit der Umsetzung begonnen werden.
Die Grünen hatten in der Sitzung beantragt, schnellstens vor der Grundschule Tempo 30 und ein absolutes Halteverbot gegenüber der Bushaltestelle einzuführen.
Zur letzten Forderung stellte Ortmann fest, daß die Notwendigkeit eines absoluten Halteverbotes derzeit noch von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei geprüft werde. "Das ist unabhängig von der Verkehrsberuhigung. Wir beobachten das weiter, und wenn es nach einer gewissen Anlaufzeit immer noch erforderlich sein sollte, wird das jederzeit kurzfristig zu machen sein", sagte Ortmann. Der Antrag der Grünen wurde zur Beratung in die Ausschüsse verwiesen. Die Grünen enthielten sich der Stimme.
Seit Beginn des Schuljahres wurden vor der neuen Grundschule bereits eine Reihe von Regelungen getroffen, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Dazu gehören zwei Schwellen vor dem Fußgängerüberweg, Markierungen sowie die Beleuchtung des Zebrastreifens. cn
HANAU. In der Reihe "Theater live für junge Leute" ist am Freitag, 26. Februar, ab 19 Uhr im Comoedienhaus Wilhelmsbad eine ungewöhnliche Inszenierung von Daniel Defoes "Robison & Crusoe" zu sehen. Das "Theater Grüne Sosse", so heißt es, hat den Abenteuer-Klassiker "ziemlich gegen den Strich gebürstet". Nino D'Introna und Giacomo Ravicchio, die das Stück geschrieben haben, erzählen eine neue und aktuelle Geschichte über Krieg und Frieden, die von der Möglichkeit zur Freundschaft handelt, die zwei Menschen unterschiedlicher Kultur schließen können.
Die Geschichte lief mehrere Jahre in Turin und wurde dort mehr als 500mal aufgeführt. Im Mittelpunkt stehen zwei Soldaten verschiedener Nationalitäten, die sich nach einem Absturz ihrer Maschinen in den letzten Resten einer erhaltenen Zivilisation retten. Zunächst bekämpfen sie sich bis zur völligen Erschöpfung, versuchen jedoch dann eine Annäherung. Um das Theater dem ausgesprochen jugendlichen Publikum näher zu bringen, wird Oberstudienrat Erland Schneck ab 18.30 Uhr eine Einführung geben. Im Anschluß kann mit den Schauspielern diskutiert werden. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf bei CD-Tickets am Goldschmiedehaus, Telefon 25 85 55 oder -56 sowie bei der Volksbühne in der Nürnberger Straße, Telefon 2 01 44. res
Mord im Bandenkrieg vor dem Schwurgericht
Ein Bandenkrieg unter Jugoslawen und Albanern bildet den Hintergrund zu einem Großverfahren, das vor dem Frankfurter Landgericht eröffnet wurde. Konkret geht es um eine Serie von Schüssen aus einem fahrenden Auto, bei denen am 18. Juli 1991 im Bahnhofsviertel zwei Menschen getötet und weitere zum Teil schwer verletzt wurden.
Angeklagte vor der 8. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Elke Appel sind drei Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren. Wie ihnen die Staatsanwaltschaft vorwirft, sollen sie in unterschiedlichen Rollen an dem Anschlag beteiligt gewesen sein, der sich vor einem Lokal an der Ecke Elbestraße/ Kaiserstraße ereignete. Dem Ermittlungsergebnis zufolge war kurz nach Mitternacht ein Auto vorgefahren, aus dem insgesamt 16 Schüsse auf die vor dem Lokal stehende Personengruppe abgegeben wurde.
Zwei Albaner, die der Polizei aus dem Milieu der Hütchenspieler bekannt sein sollen, wurden getötet. Weitere vier Männer erlitten Schußverletzungen, davon einer so schwere, daß ihm die rechte Niere entfernt werden mußte. Die Mehrzahl der Leute vor dem Lokal konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Von einem Privatfahrzeug gestoppt, sprangen die Täter aus dem Auto und flüchteten.
Folgt man dem Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft, war einer der drei Angeklagten, der zum Zeitpunkt der Tat noch Heranwachsende B., damals Fahrer des Tatfahrzeugs. Während er demnach unmittelbar an dem Anschlag beteiligt gewesen wäre, sollen seine beiden Mitangeklagten P. und S. Beihilfe geleistet haben. Ihnen wird der Diebstahl des Tatwagens zur Last gelegt, der zwei Tage zuvor erfolgte. Wie die Verteidigung von P. und S. in dem Prozeß deutlich machen will, standen ihre Mandanten in keinerlei Verbindung mit den Männern, die das Blutbad im Bahnhofsviertel anrichteten. Die Todesschützen, die aus zwei Waffen feuerten, sollen inzwischen wieder in Belgrad sein. Im einzelnen werden sich die Angeklagten, die gut Deutsch sprechen, beim nächsten Verhandlungstag am kommenden Mittwoch äußern. Beide stammen aus kroatischen Familien, die bereits seit längerem in Frankfurt leben.
P. und S. müssen sich aber auch vor Gericht verantworten, weil sie in zwei Fällen an Übergriffen in Frankfurter Lokalen mitgewirkt haben sollen. In dem einen Fall wurde ein Landsmann zusammengeschlagen, im anderen ein Türke. Als der Türke trotz seiner erheblichen Verletzung die Verfolgung aufnahm, kam es auf der Straße zu einem heftigen Schußwechsel. Lepp
Kühne Pläne lassen sich bisweilen in dürre Worte kleiden: "Der Große Preis von Deutschland muß nicht immer in Hockenheim stattfinden." Also sprach Bernie Ecclestone, der allgewaltige Chef des Formel-1-Zirkus. Und in Berlin horcht man auf, vernimmt schon das Dröhnen der Motoren: Olympische Spiele im Jahr 2000 - möglich. Und vorher, als motorsportliche Ouvertüre sozusagen, 1999 schnell noch ein Formel-1-Rennen? Die Vision ist da. Nun hält man sich an ihr auch fest. Ecclestone hatte schon immer ein Faible für den Osten und war entscheidend daran beteiligt, daß der "Hungaroring" bei Budapest in den Formel-1-Zirkus aufgenommen wurde. Nun, so wird in der Szene kolportiert, hat er kürzlich Berlins ADAC-Chef Wolf Wegener bei einem Treffen in London beiseitegenommen und mit sechs Worten möglicherweise ein neues Motorsportkapitel für Deutschland aufgeschlagen: "So eine Formel-1-Strecke gehört zur Hauptstadt."
Ein Mann, ein Wort? Beim Berlin-Brandenburger ADAC kann man in diesen Tagen das Aufatmen über das Votum des Gottvaters der Formel 1 durchs Telefon hören: "Ohne Ecclestones Segen läuft nichts", sagt ADAC-Sprecher Hans-Jürgen Fischer. "Wenn er nicht dafür wäre, dann hätten wir es sofort lassen können." Nun aber wähnt man sich in Konkurrenz zu Hockenheim, dessen Verträge für Formel-1-WM-Läufe nur noch bis 1995 befristet sind. Das Ecclestone-Zitat, es ist in diesen Tagen das gewichtigste Pfund, mit dem die Berliner wuchern, um Interessenten für das geschätzte 500-Millionen- Projekt zu gewinnen. Beim ADAC ist damit zumindest die größte Angst weg, daß Berlin kurz nach der Jahrtausendwende "motorsportliches Ödland" werde.
Solche Bedenken kommen nicht von ungefähr: Denn kurz nach der Jahrtausendwende, im Jahr 2003, läuft der Pachtvertrag des ADAC für Rennen auf der altgedienten Avus aus, auf der am 24. September 1921 die erste Automobilrennstrecke Deutschlands - damals die größte der Welt - eröffnet wurde. Den Avus- Vertrag zu verlängern, soviel hat man selbst beim ADAC kapiert, "macht keinen Sinn". Die Strecke ist veraltet, statt früher vier, finden nun nur noch zwei Renntage auf der "Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße" (AVUS) statt. Zu groß sind überdies die Proteste von Umweltschützern, genervten Anwohnern und Autofahrern mit Otto-Normal-Motor geworden, die sich an Renntagen auf Umwegen aus der Stadt stehlen müssen. Daß die Zeiten sich geändert haben, wurde spätestens im Mai 1989 sichtbar: Über die Avus kam Tempo 100.
Statt Avus also ein Motodrom im märkischen Sand? Dem Automobilclub schwebt eine "multifunktionale Rennstrecke" außerhalb des Berliner Autobahnrings vor, um jeglichen Bedenkenträgern gegen innerstädtische Rennstrekken von vornherein das Wasser abzugraben: Formel 1, Autocross, Truck-Rennen, Teststrecke für BMW und Mercedes - die ganze Palette des Motorsports soll eine neue Heimat auf einem 3,5 bis 5 Kilometer langen Rundkurs im Berliner Umland finden. Und noch mehr: Womöglich gehe der Kurs sogar für das Olympische Radrennen durch, spekuliert ADAC- Sprecher Fischer. Der Berliner Radsportverband hat sich löblich über das Projekt geäußert.
Doch dazu müßte Berlin im September diesen Jahres den Zuschlag für die Olympischen Spiele bekommen, und - unter Formel-1-Geschichtspunkten noch entscheidender - die Landesregierung in Potsdam ihr Plazet geben. Denn das Motodrom, wenn es denn gebaut wird, wird irgendwo auf Brandenburger Boden liegen. Noch wissen Wirtschafts- und Umweltministerium in Potsdam offiziell von nichts. Alles noch Gedankenspiele. Immerhin: Die Suche nach einem Investor hat bereits begonnen. Mit im Rennen ist die Deutsche Interhotel GmbH, ein Ableger der früheren Klingbeil-Gruppe, die sich jetzt Trigon nennt. Andere agieren inkognito. AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Bitter Moon (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.30, 17, 20 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45 Uhr), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15 Uhr), Roter Drache (17.30, 20.30 Uhr).
Palette: Eine Frage der Ehre (15.30, 19.45 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr).
Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.30 Uhr), Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr). Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 8.30 und 18.30 Uhr Strickmaschinenkurse, 9 und 10.35 Uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 14.15 Uhr Bewegung und Musik für Kinder, 15.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9 Uhr Seidenmalerei (Beginn), 9.15 uhr "Ermutigung, ein Weg im Umgang mit sich selbst und mit anderen", 9.30 Uhr Spielkreis, 15 Uhr Turnen für Kinder, 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern mit Kindern, 19 Uhr Ausgewogene Ernährung, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 20 Uhr mit Kindern die Fastenzeit und Ostern vorbereiten, 20.15 Uhr Säuglingspflege. Parteien/Parlamente Hanau. Bürgersprechstunde von Stadtbaurat Dressler für den Bereich Innenstadt, 16 Uhr Rathaus.
Treffen der Falken in der sozialistischen Jugend Deutschlands, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Heringsessen Hanau. Heringsessen der FDP, 19 Uhr Weinhaus Spundloch, Jakob-Rullmann- Straße 9.
Maintal. Heringssalat der SPD, 19 Uhr Bürgerhaus Wachenbuchen.
Heringsessen der CDU, 19 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.
Bruchköbel. Heringessen der SPD, 19.30 Uhr Mehrzweckhalle Roßdorf.
Erlensee. Heringsessen der SPD, 18 Uhr Erlenhalle.
Hammersbach. Heringsessen der AsF, 18 Uhr Feuerwehrgerätehaus Marköbel.
Großkrotzenburg. Heringsessen der SPD, 19 Uhr in den Taunusstuben. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatungsstelle, 17 bis 19 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch 14 bis 16 Uhr, Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks 10 bis 14 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten 9 bis 12 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter 15 Uhr Erlenhalle.
Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 45 77.
Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Friedrich Volz, 14 bis 16 Uhr Kreissparkasse Hailer.
Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen des Arbeitskreises Asyl Großauheim, 20 Uhr Bürgerhaus Taubengasse. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.
Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes Großauheim, 15 Uhr Schülercafé im Teehaus Marienstraße.
Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus. Maintal. Frauentreff, 20 Uhr Bürgerhaus Hochstadt.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Maxi- Club, Hobbythek: 9 Uhr Nähkursus, 19.15 Uhr Patchwork, 19.30 Uhr Zeichnen.
Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2, Dörnigheim, 16 Uhr offenes Haus mit Disco.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr frühmusikalische Erziehung für Kinder ab vier Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe.
Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe für Sieben- bis Neunjährige, 19.30 Uhr Frauenkreis.
Nidderau. Frauentreff, 20 Uhr evangelisches Gemeindehaus Windecken.
Langenselbold. Der Schwimmbadbus fährt ab 15 Uhr von allen Bushaltestellen zum Hallenbad Erlensee, Rückfahrt 17.30 Uhr.
Rodenbach. Hanauer Single Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, Gaststätte "Da Raffaele".
Seniorentreff, 9.30 Uhr Wassergymnastik und Schwimmen im Hallenbad Bruchköbel, 14 Uhr Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohlfahrt Bürgerhaus, 15 Uhr DRK-Gymnastikgruppe, 15 Uhr DRK-Tanzgruppe DRK-Haus, Ahornweg 3, 15 Uhr Übungsstunden der Rentnerband im ehemaligen Schützenhof Oberrodenbach.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.
Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse in der Selbsthilfekontaktstelle, 14 bis 18 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.
Nicht wahr, es gibt zwei Arten, eine Entfernung zu messen. Die eine erweist sich dann als objektive Größe, die andere ist eine Angelegenheit des Herzens. Unter dieser Maßgabe blieb für den Mann aus Moskau der Riederwald in jener Gefühlsregion, in der eine Heimat liegt. Ein Mann kehrt heim. An den Ort, den er vor fast sechs Jahrzehnten verließ. Wo die Erinnerung wie ein Staubfilter wirkt, was die Sinnestäuschung begünstigt. "Die Luft im Riederwald", sagt Hirsch Dutine, "ist eine besondere."
Es war 1936: Da verließ Hirsch Dutine, geboren am 28. April 1922, wohnhaft Am Erlenbruch 68, Deutschland. Man zog nach Moskau: die Mutter, die nie richtig Russisch lernen sollte, der Vater, Russe von Geburt, der als Kriegsgefangener nach Frankfurt geraten war. Hirsch besucht die deutsche Karl-Liebknecht-Schule. 1941 der Stellungsbefehl. Daß ein Deutscher dem Kessel von Wjasma entkommt, ist ein hinlänglicher Beweis für seine Gefährlichkeit. Dutine wird interniert. Im Lager erreicht ihn der letzte Brief der Mutter: "Mein teurer Bubetschka", schreibt diese, sie wiege noch 36 Kilo. Jetzt werde man sie nach Kasachstan schicken, wo es wärmer ist. Sie werde alles genau erzählen, wenn sie sich wiedersehen.
Sie sehen sich nicht wieder. Hirsch Dutine, der jetzt Grigorij heißt, kehrt nach Moskau zurück. Arbeitet als Elektriker, betreibt eine maßvolle Karriere als Leiter einer Reparaturwerkstatt für Fernsehgeräte, heiratet.
Dann der Zufall, den Dutine Glücksfall nennt, weil sich seiner Überzeugung nach das Schicksal einmal selbst korrigiert. Dieser Glücksfall trägt den Namen eines deutschen Journalisten, der 1991 anläßlich des 50. Jahrestages des deutschen Angriffs nach Wjasma zum Veteranentreffen reist. Der Profi der Recherche, den Dutine ungeachtet der soufflierten Sprachkorrekturen hartnäckig "den Herrn Reporteur" nennt, macht die totgeglaubten Frankfurter Verwandten ausfindig.
Das war 1991: Da waren sie nun alle versammelt in der geteilten Verlegenheit. Im Wohnzimmer hinter den schweren Stores. Dutine fuhr mit der Linie 18 in den Riederwald, suchte das Wasserhäuschen, wo die Brause fünf Pfennige gekostet hatte, atmete die Luft. Und schneuzte seine Verlegenheit über die Rührung, die er wie eine Kapitulation empfand, in sein Taschentuch.
1992 stellt ihm die Deutsche Botschaft in Moskau einen Paß aus. Mit dieser wiedergewonnenen Identität steigt Dutine an einem Januarmorgen 1993 ein letztes Mal in den Zug, der nach Westen führt. Als ausgerechnet der Wagen, in dem der Passagier Dutine reist, in Brest abgekoppelt wird, erfüllt sich nur seine durch Aberglauben gestützte Erwartung, daß ein Wagen mit der Nummer 13 etwas zu bedeuten hat. So verzögert diese Chiffre des übellaunigen Schicksals den letzten Akt der Familienzusammenführung.
Die Sehnsucht kam man nicht umlenken wie einen Fluß, dessen Lauf man begradigt, denkt Dutine. Nicht wahr? sar
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tip sund Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; "Mitmachen - fit bleiben" (Intervalltrablaufen und Atemübungen), 10 Uhr; "Ernährung bei hohem Cholesterin", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr; "Belastende Erinnerung?" Von Schuld und Schuldgefühlen (B. Wilhelmi). Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 882 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15; Offener Frauentreff - für alle Frauen, die sich Fragen zum Leben stellen, 20 Uhr.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 481 39.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix
Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter-Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.
DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Frauentreff, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.
Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.
Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle. VdK Ortsgruppe: Stammtisch, 14 Uhr, Gasthaus Sommerlad.
Photo-Club: Treffen, 19.30 Uhr, Kirchplatz 13.
Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff I (Mütter mit Kindern v. Beginn des Laufalters bis 16 Mon.), 14-15.30 Uhr; Zwergentreff II (Mütter mit Kindern von 16 Mon. bis 2 J.), 15.45-17.30 Uhr; Montagstreff / Plenum (für alle, die mitarbeiten wollen) 20-22 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Foto-Club Karben e.V.: Rosenmontagsstammtisch, 20 Uhr.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Fasching Bad Nauheim. Kindermaskenball des Hiesbach-Vereins, 15 Uhr, Sportheim.
Ober-Mörlen Mörlauer Kinderumzug, 14 Uhr.
Butzbach. Kindermaskenball des Karnevalvereins Griedel, Bürgerhaus; Großer Masken- und Kostümball, 20.11. Uhr, Bürgerhaus. Kindermaskenball der KG "Narrenzunft" Nieder-Weisel, 14 Uhr, Mehrzweckhalle; Lumpenball, 20 Uhr, Mehrzweckhalle. Heringsessen des TSV 1908 Ostheim.
Kinderfasching der Frw. Feuerwehr Wiesental, 15 Uhr, Feuerwehrgerätehaus.
Bad Vilbel. Kinderfasching des TV Bad Vilbel, 13.30 Uhr, Kurhaus, großer Saal.
Karben. Lumpenball des FSV Kloppenheim, 20.11. Uhr, Ratsschänke Kloppenheim. Nidda. Peterstag des Landfrauenvereins Stornfels, Bürgerhaus.
Faschingstreiben des SKG Fauerbach, Bürgerhaus.
Gedern. Fastnachtlicher Familienabend des Landfrauenvereins Wenings, Festhalle.
Altenstadt. Rosenmontagsball des SSV Lindheim, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Rosenmontagsball der CDU Altenstadt, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.
Glauburg Faschingsfeier der Gemeinde für Senioren über 65 Jahre, 14.30 Uhr, Turnhalle Stockheim.
Kurse Rosbach.Kreisvolkshochschule: "Yoga- Kurs, 19 Uhr, Schule Bergstraße.
Bad Vilbel F.D.P.: Aschermittwoch-Heringsessen mit Dr. Andreas Kniepert, Landesvorsitzender der FDP Thüringen, 19.30 Uhr, Kurhaus-Restaurant. Ausstellungen
Friedberg. Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Foyer Landratsamt (bis 26. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel
Friedberg. Roxy: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20 Uhr) - Blende: Der letzte Mohikaner (15, 20.15 Uhr) - Studio: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr) - Keller: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Der Tod steht ihr gut (20) - Bambi: Bodyguard (20 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Der tapfere kleine Toaster (17.45 Uhr), Wiedersehen in Howards End (20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Zimmer mit Aussicht (19.30 Uhr); Bob Marley - Time will tell (21.45 Uhr) (ohne Gewähr)
DIETZENBACH. Um die Wünsche und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger zum Markt im Starkenburgring zu erkunden, hat sich der Ausländerbeirat während der jüngsten Sitzung für eine Umfrage entschlossen. Ziel ist es, bei dem Problem mit den Marktbuden eine für alle befriedigende Lösung zu finden.
Während der Sitzung erinnerte der Beirat erneut daran, daß bei der bevorstehenden Kommunalwahl ein Viertel der in Dietzenbach lebenden Bevölkerung über die künftige Zusammensetzung des Parlamentes nicht mitentscheiden dürfe. Deshalb wollen die Ausländer am Wahltag im Bewohnerzentrum des Starkenburgringes auf diesen Mißstand hinweisen. Um 15 Uhr beginnt eine Veranstaltung unter dem Titel "Wer die Wahl hat . . . und wer nicht." Dabei sollen die Bürger zu den Themen kommunales Wahlrecht, EG-Wahlrecht 1994 und doppelte Staatsbürgerschaft gehört werden. Weiteres Thema der Sitzung war die Ausbildung von Erzieher/innen. Ein früherer Antrag des Gremiums wurde vom Arbeitskreis Frauen konkreter gefaßt. Danach soll die Stadt sechs Stellen für eine Studienhilfe bereitstellen. Davon müßten mindestens die Hälfte ausländische Studierende sein. Der Magistrat wird ferner gebeten, das Gehalt im Vorpraktikum der Ausbildungsvergütung des öffentlichen Dienstes anzugleichen.
Der Ausländerbeirat legt der Stadt nach Auskunft der Geschäftsführerin Gisela Mauer ans Herz, für Wohnungen mit sozialverträglichen Mietpreisen zu sorgen. Es sei niemandem und am allerwenigsten den Kindern geholfen, wenn die Väter und Mütter allein deswegen ganztags arbeiten müßten, damit die Familien das Geld für die marktüblichen Mieten aufbringen können. aim
DRESDEN. Wenn die Deutsche Orchestervereinigung zum zweitenmal in 41 Jahren an die Öffentlichkeit geht, muß ein gewichtiger Grund dahinterstecken. "Es ist weniger unsere Art, spektakulär aufzutreten", sagte Claus Strulick, der stellvertretende Geschäftsführer der Künstlervertretung in der Deutschen Angestellten- Gewerkschaft. Aber es müsse sein.
Den Orchestermusikern machen Pläne des sächsischen Kunstministers Hans Jaochim Meyer (CDU) zu schaffen. Er will die Theater- und Orchesterlandschaft des Freistaates neu strukturieren. Dazu war im vergangenen Jahr die Naumann-Kommission - benannt nach dem sächsischen Musikreformator Johann Gottlieb Naumann (1741-1801) - unter Leitung von Matthias Theodor Vogt eingesetzt worden. Im Dezember legte sie Grundsatzempfehlungen vor: Um Kosten zu sparen, sollen sich Städte, Kreise und Gemeinden zu "Kulturräumen" zusammenschließen, die sich dieKosten für Theater und Orchester teilen, indem sie "Kulturkassen" bilden. Zehn "Kulturräume" mit weniger Theatern und Orchestern sollen auf diese Weise zwischen dem Vogtland und der Oberlausitz entstehen.
Diese Grundsatzempfehlungen fanden noch Anklang in Sachsen. Nun jedoch schlagen die Wogen hoch: Die Naumann-Kommission hat ihre Empfehlungen abgegeben und sich nach getaner Arbeit aufgelöst. In dem präsentierten 24seitigen Papier steht Brisantes: Wer geht mit wem zusammen? Wer wird aufgelöst, wer entlassen?
Die Eingriffe sind massiv: Sieben von 18 Orchestern ist schon gekündigt worden, obwohl das Papier "Empfehlungscharakter" hat. Die Musiker der Klangkörper in Döbeln, Riesa, Freiberg, Aue, Borna und Chemnitz können am 31. Juli ihre Instrumente einpacken. Auch andere Häuser sollen kräftig abspecken: Das Leipziger Gewandhaus soll 56 Stellen einsparen, die Dresdner Philharmonie mit der Dresdner Operette und den Landesbühnen Radebeul zu einem neuen Ensemble mit 144 Musikern zusammengelegt werden. In die Tat umsetzen soll die Pläne der ehemalige Kommissionsvorsitzende Vogt - er ist heute dem sächsischen Kunstminister Meyer als "Kulturraumkoordinator" direkt unterstellt.
"Aus fachlicher Sicht heftigste Bedenken" hat Claus Strulick von der Deutschen Orchestervereinigung. "Mit den Betroffenen ist vorher überhaupt nicht geredet worden. Was da passiert, ist eine mittlere Katastrophe." Sein Kollege Wolfgang Haenisch nennt die "am grünen Tisch" erdachten Vogt- Pläne "völlig daneben". Sachsens Kulturlandschaft werde zerschlagen, wenn Minister Meyer das Konzept umsetze. Auch vor Gericht dürften dem Kulturraum-koordinator Vogt Probleme entstehen: Das Theater Döbeln ist bereits geschlossen, seine entlassenen Mitarbeiter haben sich aber wieder eingeklagt.
Auch Künstler haben heftigen Protest gegen die "Kahlschlag-Aktion" angemeldet. Jörg-Peter Weigle, Chefdirigent der Dresdner Philharmonie, ist entsetzt: "Fachlich unseriös und so verquast, daß man es nicht ernst nehmen kann." Christian Schmidt, Intendant der Landesbühnen Sachsen: "Es ist schon gefährlich, öffentlich über bestimmte Überlegungen zu diskutieren. Zum Beispiel sind die Orchester von Landesbühnen, Staatsoperette und Philharmonie so unterschiedlich gewachsen und spezialisiert, daß eine Fusion absurd ist." Sein Kollege, der Intendant der Leipziger Oper, Udo Zimmermann, wehrt sich gegen Pläne, aus seinem Haus durch den Zusammenschluß von Oper und Musikalischer Komödie in Leipzig einen "Gemischtwarenladen" zu machen.
Sollten die Empfehlungen nicht an fachlichen Bedenken scheitern: politisch umsetzbar sind sie in der jetzigen Form kaum. Sie gehen nämlich nicht nur von der Kulturpflicht des Landes aus, sondern wollen auch die Städte und Gemeinden kulturpflichtig machen. Die Vorstellung vom Kulturraum - ein Dorf ohne Theater beteiligt sich an den Theaterkosten der nächstgelegenen Stadt - halten beispielsweise die Sozialdemokraten im Sächsischen Landtag für "politisch gar nicht machbar". Kein Bürgermeister werde Geld aus seinem Stadtsäkkel für das Orchester im 40 Kilometer entfernten Nachbarstädtchen ausgeben. Benedikt Dyrlich, kulturpolitischer Sprecher der SPD: "Künstliche, am Reißbrett entworfene Kombinationen und Kombinate von Kultureinrichtungen sind ungeeignet, die sächsische Kulturlandschaft neu zu ordnen." Oder wie es Claus Strulick von der Orchestervereinigung nannte: "Die wollen das Fahrrad neu erfinden." BERNHARD HONNIGFORT
Die "Schmähschrift" des hessischen SPD-Fraktionsvorsitzenden Lothar Klemm (SPD) gegen den Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba in der Broschüre "Gnadenlos intolerant" sorgt weiter für Aufregung. Ein weiterer FR-Leser schreibt:
"Da hat der Sozialdemokrat Lothar Klemm, gestützt auf veröffentlichte Überzeugungen und Meinungen unseres Erzbischofs Dr. Johannes Dyba, Eingang in die Literatur gesucht und ein Büchlein publiziert.
Im Sinne des Spötters Lichtenberg ist dieses Werk wohl ab- und zugeschrieben (Zitate und Kommentare). Nun schmähen zahlreiche christliche Politiker im Lande den Literaten Klemm. Keiner von denen hat die Überzeugungen und Meinungen unseres Bischofs bisher einfließen lassen in sozial-, rechts- und kulturpolitische Gesetzes- und Satzungsarbeit.
Kaum einer ist Überzeugungen und Meinungen unseres Bischofs beigetreten, der seit Jahren von den Medien recht unziemlich und ruppig behandelt wird. Dieser Beitritt verbot sich wohl aus politischer Opportunität.
Auch der Klerus in weiten Teilen der Diözese hat sich nicht hervorgetan, um Überzeugungen und Meinungen unseres Bischofs zu vervielfältigen - wohl auch aus Rücksicht auf die Haltungs- und Meinungsvielfalt bei vielen kirchlich räudig gewordenen Schäfchen und im Interesse des "Religionsfriedens".
Stehen nun die, die Bischof Dyba zur Seite treten, hinter seinen Überzeugungen, die auf der Glaubens-, Lebens- und Sittenlehre unserer Kirche ruhen? Mitnichten!
Am 7. März sind Wahlen, und da kam Lothar Klemm gerade zur rechten Zeit, denn das hatten wir exakt 25 Jahre nicht mehr, daß ein Sozi wider christliche Hirten und Herden löckte.
Die Auseinandersetzung ist Teil des Wahlkampfes - mehr nicht! Gegen Klemm heißt nicht für unseren Bischof! Sollte es aber." Dieter Hussing, Hanau
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
RÖDERMARK. "Wenig überzeugend" nannte Erster Stadtrat Alfons Maurer die Argumentation, mit der der Kreis Offenbach die geplante Erweiterung des Schulhofes der Trinkbornschule in Ober-Roden abgelehnt hat. In den Pausen sollen die Mädchen und Jungen mehr Platz zum Toben auf dem Schulhof haben, deshalb will die Stadt eine angrenzende Grünanlage in die Gestaltung des Hofes mit einbeziehen.
Zwischen der Anlage und dem bisherigen Schulhof fließt jedoch die Rodau. Und das ist auch der Grund für die Ablehnung durch den Kreis: Das Gelände gilt als nicht hochwassersicher - wie die Überschwemmung im Jahre 1991 belege.
"Natürlich ist uns bekannt, daß die Grünanlage zeitweise durch die Rodau überflutet wird", stellt dazu der Schuldezernent fest. "Der Bau des Regenrückhaltebeckens im Bereich der Oberwiese, der für die nächsten Jahre geplant ist, wird diesem Mangel sicherlich abhelfen."
Auch heute stehe aber dem Erweiterungsvorhaben nichts im Wege - "wenn man bedenkt, wie selten die Überflutung stattfindet". Außerdem könne man sich bei der Ausstattung des Platzes natürlich auf dieses Ereignis einstellen.
Die Stadt reagierte mit Überraschung auf das Veto des Kreises, da dort die Planung bereits seit längerem bekannt ist. Seit geraumer Zeit bemühen sich die Eltern und das Lehrerkollegium darum, den Schulhof zu erweitern und attraktiver zu gestalten. Über einen entsprechenden Entwurf fand bereits ein Gespräch zwischen der Schule, der Stadt und dem Kreis statt.
Dabei, so Alfons Maurer, "haben alle Beteiligten aktive Unterstützung dieses Vorhabens zugesagt". Die Stadt hat in ihrem diesjährigen Haushaltsplan dafür 250 000 Mark bereitgestellt.
Um so erstaunter reagierte der Magistrat, als nun das Schreiben des Kreises als dem zuständigen Schulträger im Rathaus eintraf. Darin stützt sich die Behörde auf Vorbehalte des Umweltamtes, der Unteren Wasserbehörde und des Wasserwirtschaftsamtes.
Die Rödermärker wollen jedoch nicht lockerlassen. "Die Stadt wird weiterhin versuchen, die als sinnvoll erkannte Erweiterung des Schulhofes zu verwirklichen", meint Stadtrat Maurer, "natürlich nicht ohne aktive Unterstützung des Schulträgers." hf
wer JERUSALEM, 21. Februar. "Carlos", in den siebziger Jahren der meistgesuchte international tätige Terrorist, ist auf der Suche nach einem Heim "für seine alten Tage", berichtete jetzt die Beiruter Zeitung A-Diyar. Nachdem ihm mehrere Staaten des Nahen Ostens sowie Simbabwe die Aufenthaltserlaubnis entzogen und sowohl Kuba wie Jemen und Libyen seine Einreiseanträge abgelehnt haben, besucht er derzeit zusammen mit Frau Magdalena (angeblich ein ehemaliges Mitglied der deutschen Rote Armee Fraktion) und seinen drei Kindern die irakische Hauptstadt Bagdad.
Herrn Helmut Klein aus Maintal-Bischofsheim, zum 80. Geburtstag, am Montag, 22. Februar.
Herrn Karl Sattmann aus Maintal-Dörnigheim, zum 85. Geburtstag, am Montag, 22. Februar.
Frau Elisabeth Faber aus Nidderau- Ostheim, zum 94. Geburtstag, am Montag, 22. Februar.
Frau Paula Hild aus Nidderau-Heldenbergen, zum 85. Geburtstag, am Montag, 22. Februar.
NEU-ANSPACH/USINGEN. Die Bürgerinitiative Brandholz lädt gemeinsam mit dem BUND Usingen/Neu-Anspach und der Vogel- und Naturschutzgruppe für Sonntag, 28. Februar, zu einer Begehung des geplanten Erweiterungsgeländes der Mülldeponie "Brandholz Neu" ein. Die Gruppen wollen die Größe der Fläche zeigen, die zu drei Viertel in naturnahem Mischwald liegt. Forstamtsleiter Krause vom Forstamt Usingen wird durch das Gebiet führen; auch Vertreter aller Parteien aus Neu-Anspach und Usingen wurden von den Veranstaltern eingeladen.
Treffpunkt für die Begehung ist um 14 Uhr hinter der Bahnüberführung an der B 275 Richtung Merzhausen am Waldrand. cn
Kleine FR
"Mit Stift, Farbe und Papier" HANAU. "Mit Stift, Farbe und Papier" heißt das Thema eines Malkurses, der am Donnerstag, 4. März, von 17.30 bis 20.30 Uhr im Frauenbildungszentrum im Schloß Philippsruhe beginnt. Es werden verschiedene Techniken vorgestellt. Anmeldungen unter 254428. "Javanische Stabpuppen HANAU. Das Hessische Puppenmuseum in Hanau Wilhelmsbad zeigt am Sonntag, 7. März, ab 11.30 Uhr "Wayang Golek - javanische Stabpuppen".
RÜSSELSHEIM. Partei- und Gewerkschaftsvertreter debattieren im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr in der Stadthalle über die "Perspektiven einer Stadt in der Krise". Die ÖTV als Veranstalter hat dazu Elke Müller, Personalratsvorsitzende der Rüsselsheimer Stadtverwaltung, Horst Hochgreve vom DGB-Landesbezirk und Gotthard Ziegler, Vorsitzender der IG-Metallvertrauensleute bei Opel sowie die Parteivertreter Hans-Karl Gerbig (SPD), Manfred Quick (CDU), Heinz König (Grüne) und Wolfgang Merz (FDP) eingeladen. Moderator ist der DGB-Kreisvorsitzender Walter Hoffmann. wal
Auf der südlichen Seite der Mainzer Landstraße, zwischen der Sonderhausenstraße und der Rebstöcker Straße, wird es keinen separaten Radweg geben.
Dies hat der Magistrat auf Anfrage des Ortsbeirats 1 mitgeteilt. Das Stadtteilparlament hatte kritisiert, daß die Fahrradfläche dort ständig von Autos zugeparkt wird.
Nach Darstellung des Magistrats ist der von vielen Radlern genutzte Streifen offiziell gar kein Fahrradweg, sondern Teil des Gehweges, auf dem das Parken per Beschilderung ausdrücklich erlaubt ist. Eine Aufhebung der derzeitigen Parkordnung, heißt es in der Stellungnahme der Stadtregierung, würde eine Absicherung der Fläche durch Poller sowie ein Versetzen zahlreicher Leitungsmasten an den inneren Rand des Gehwegs erforderlich machen. Dafür müßten erhebliche Mittel aufgewendet werden. Zudem würden sich im Bereich der dortigen Straßenbahnhaltestellen neue Konfliktsituationen ergeben. gang
"Verräterin!" zischelten die beiden jungen Türkinnen kaum hörbar nach vorn. Ein starkes Wort - wo doch ihre gleichfalls ausländische Schulkameradin lediglich bekundet hatte, für eine doppelte Staatsbürgerschaft zu sein. Gefragt hatte sie der CDU-Politiker Albrecht Magen, und für die Schülerin ("Ich bin Ausländerin und Deutsche") war die Antwort nicht schwer.
Mag sein, daß der Einwurf der beiden Türkinnen nicht ganz ernst gemeint war. Denn ihre langen Mähnen, ihre Kleidung und ihr akzentfreies Deutsch deuteten nicht gerade auf Abgrenzungsprobleme hin. Nicht nur hier wurde deutlich, daß die eigentlich spannenden Äußerungen hinter vorgehaltener Hand fielen; und zwar in den Reihen der Schüler, die in der Stadtteilbücherei Bockenheim Ute Hochgrebe (SPD), Albrecht Magen (CDU) und Christoph Becker-Schaum (Grüne) gegenüber saßen.
Sie diskutierten mit zwei 8. Klassen der Georg-Büchner-Schule über das kommunale Wahlrecht für Ausländer, wobei Magen als Gegner, Hochgrebe und Becker-Schaum als Befürworter Stellung bezogen. Der CDU-Politiker verknüpfte das Wahlrecht mit der Staatsbürgerschaft, während seine beiden Kontrahenten es als Einwohnerrecht verstanden wissen wollten.
Hochgrebe und Magen merkten bald selbst, daß sie sich weitgehend gegenseitig beharkten, statt die Schüler aus der Reserve zu locken. Einiges ging deshalb über die Köpfe der Schüler hinweg, was die Politiker zuweilen juristisch-abstrakt formulierten.
Als der CDU-Mann einmal eher fragend meinte: "Wir haben eine deutsche Kultur, Ihr sprecht ja deutsch", hörte er keinen Widerspruch. In den hinteren Reihen sagten jedoch einige Mädchen leise "Nein" und wisperten dann weiter - auf deutsch. Die Zwickmühle vieler Jugendlicher, daß sie sich wie selbstverständlich in der Sprache eines Landes verständigen, dem sie sich nicht so recht zugehörig fühlen, sprach ein Schüler auch offen an. "Sie können sich nicht in die Lage des Ausländers versetzen", sagte er kategorisch zu den Politikern. Keine Einbürgerung, aber Wahlrecht - das ist für den Schüler kein Widerspruch. Heftiges Kopfnicken einiger Klassenkameraden zeigte Zustimmung. vo
NEU-ANSPACH. Selbstverteidigung und Selbstbehauptung stehen im Mittelpunkt eines Kurses, den die Jugendpflege der Gemeinde für 14- bis 18jährige Mädchen und junge Frauen anbietet. Die Teilnahme kostet 30 Mark.
Anmeldungen und weitere Informationen durch Jugendpflegerin Regine Haring unter der Rufnummer 0 60 81 / 10 25 -66. ill
Trainer dringend gesucht: Die Turnerschaft Griesheim sucht ab sofort einen Trainer für ihre Herren-Handballmannschaft, Kreisklasse B. Trainiert wird dienstags von 18 bis 19.30 Uhr und donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr. Interessenten können sich bei Werner Feick unter Tel. 60 63 58 8 (bis 17 Uhr) oder Tel. 73 48 27 (ab 17 Uhr) näher erkundigen. ov/08
Ach, du lieber Schreck spielt das "Theater Pappmobil" am Dienstag, 2. März, ab 15 Uhr, für Kinder ab drei Jahre im Jugendhaus Industriehof, Lötzener Straße 31, auf. ov/08
Die Fuzzy's in der Wüste spielt das Abenteuertheater "Die Fuzzy's" am Mittwoch, 3. März, ab 15 Uhr, für Kinder ab vier Jahren im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28. ov/08
Ein "Fühlbuch" können Kinder am Donnerstag, 25. Februar, 15 Uhr, in der Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, basteln. ov/08
Tempo 30 im Kuhwald ist das Thema einer Bürgeranhörung am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der der Ortsbeirat 2 die Planung vorstellen wird. Die Anhörung ist im Saal der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstraße 10. ov/08
Der Verein "Einwanderer-Treff" lädt am Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr zu einer Diskussion mit dem Thema "Doppelte Staatsangehörigkeit, aktives und passives Wahlrecht sowie gleiche Bürgerrechte für EinwanderInnen" ein. Debattiert wird im Veranstaltungsraum des "KA eins", Kasseler Straße 1 a. ov/08
Die Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung kündigt für kommenden Samstag, 27. Februar, 10.30 Uhr, eine "spektakuläre Aktion Zebrastreifen" auf der Lorscher Straße in Rödelheim an. ov/08
Junge Künstler stellen aus: Die Bilder des 20jährigen marokkanischen Künstlers Chaouki Kamboua, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, sind ab 3. März (montags von 14 bis 17.30 Uhr, mittwochs von 15 bis 19 Uhr) im AW-Jugendladen, Alt-Rödelheim 13, zu sehen. Die Vernissage ist am Mittwoch, 3. März, 17 Uhr. ov/08
Eine Protestkundgebung auf dem Römerberg organisiert der Zusammenschluß der Freien Kinder- und Jugendeinrichtungen am Donnerstag, 25. Februar, ab 15 Uhr. Anschließend gibt es ein Open-air-Konzert. ov/08
Der Film "Blue collar" läuft am kommenden Sonntag, 28. Februar, 20 Uhr, im Jugendzentrum Bockenheim, Varrentrappstraße 38. Es geht um zwei Freunde, die ihre eigene Gewerkschaft berauben wollen (Eintritt zwei Mark). ov/08
Eine Wanderung von Niedernhausen nach Schloßborn und zurück (etwa 13 Kilometer) unternimmt der Wander- und Kulturverein Griesheim am Sonntag, 28. Februar. Abfahrt ist um 8.52 Uhr ab Bahnhof Griesheim. ov/08
Haifischeis für alle, ein Theaterstück des "Lollipopp Theaters" (für Kinder ab vier Jahren) ist am Donnerstag, 25. Februar, ab 15 Uhr im Jugendzentrum Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 168 a, zu sehen. ov/08
Die Gruppe "Mouthharp-Showdown" spielt am Mittwoch, 3. März, 19.30 Uhr, im "Café Plazz", Kirchplatz 8 (Bockenheim). Veranstalter ist der "Jazz & Maus-Verein"; der Eintritt kostet zehn Mark. ov/08
Der Rödelheimer Frauen-Stammtisch beginnt am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 18 Uhr im Auguste-Oberwinter-Haus, Burgfriedenstraße 7. Gezeigt wird unter anderem der Film "Wenn es Nacht wird in Frankfurt". ov/08
Frauen begleiten Frauen: Dieser Service ist mittwochs, von 17 bis 19 Uhr, unter Tel. 78 00 26 zu erreichen. ov/08
USINGEN. Im vergangenen Jahr hat der Wasserbeschaffungsverband (WBV) Usingen rund 120 000 Kubikmeter Trinkwasser weniger abgegeben als im Jahr zuvor. Das ist das Ergebnis der Verbrauchsbilanz 1992, die der Verband jetzt vorgelegt hat. Die Einsparung entspricht rund 6,8 Prozent. Die drei Verbandsmitglieder Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim führen den Erfolg auf die Ausrufung des Wassernotstandes von Juni bis November letzten Jahres zurück. "Die Bevölkerung hat den Ernst der Lage erkannt und ist äußerst sparsam mit dem Trinkwasser umgegangen", stellt der Verband in einer Presseerklärung fest.
Zwischenzeitlich ist der Grundwasserspiegel nach Auskunft des WBV wegen der ergiebigen Niederschläge wieder angestiegen und hat das Wasserangebot in den eigenen Gewinnungsanlagen verbessert. Das reiche allerdings nicht, um einem Wassernotstand im kommenden Sommer zu entgehen, warnt der Verband. Weitere Niederschläge seien erforderlich und Vorsorge müsse getroffen werden. "Der Appell, sparsam mit dem Trinkwasser umzugehen, gilt nach wie vor."
Die Verbandsgemeinden bemühen sich, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ehemalige Trinkwassergewinnungsanlagen werden reaktiviert und zur Brauchwassernutzung für Friedhöfe und Sportstätten herangezogen. Auch schießen Städte und Gemeinden sowie das Land Gelder zur Förderung von Zisternen zu. cn
"Das Ende kommt, Frau Intrau" steht über der Eingangstür. Klassenräume der Deutschherrenschule sind leer, viele Schüler stehen auf dem Schulhof. Mit einem Streik haben am vergangenen Freitag mehr als 300 Schüler der Sachsenhäuser Realschule gegen "Ausländerfeindlichkeit" ihrer Rektorin Monika Intrau protestiert. "Wir werden erst aufhören, wenn Frau Intrau suspendiert ist", sagte Schulsprecher Serdal Kirksekiz. Schüler erzählen immer wieder von Verboten Intraus, etwa in der Muttersprache zu reden, Kopftücher oder Miniröcke zu tragen. Manche berichten von eigenen Erlebnissen, andere kennen die Vorwürfe nur vom Hörensagen. Die Vorhaltungen gegen die Schulleiterin waren bei einer Sitzung des Ortsbeirates publik geworden. Zahlreiche Schüler haben sie bestätigt. Die Mehrheit der Lehrer äußerte Betroffenheit. Der Schulelternbeirat fordert detaillierte Prüfung der Vorwürfe. Das Staatliche Schulamt untersucht die Angelegenheit. In einem Gespräch mit der FR äußert sich Monika Intrau zu den Vorwürfen.
FR: Vor einem Jahr haben die Schüler, Lehrer und Eltern der Deutschherrenschule einträchtig gegen den Umzug der Schule gekämpft. Mit Erfolg. Heute streiken die Schüler und fordern ihre Suspendierung wegen Ausländerfeindlichkeit. Eltern und Lehrer gehen auf Distanz zu ihnen. Haben sie den Schulfrieden zerstört?
Intrau: Das kann ich nicht sehen. Die Art und Weise, wie die Vorwürfe über den Ortsbeirat hochkamen, war mehr als ungewöhnlich. Denn schließlich gibt es viele Wege, wie Schüler ihre Beschwerden vorbringen können. Die Hälfte unserer Schüler sind ausländische Schüler und Schülerinnen und an der Schule ist eine beachtliche Integrationsarbeit geleistet worden, gemeinsam von Kollegium und Schulleitung.
FR: Heißt das, sie hatten zuvor nichts von diesen Vorwürfen gehört?
Intrau: Beschwerden hat es in den letzten Schuljahren nicht gegeben. Im November sprach mich die SV darauf an. Mögliche Mißverständnisse habe ich dann in einem Gespräch geklärt. Darauf habe ich mich verlassen.
FR: Vielleicht liegt das an dem sehr strengen Klima in der Schule, daß die Vorwürfe jetzt so geballt hochkommen?
Intrau: Das Klima einer Schule erzeugt nicht allein die Leiterin.
FR: Warum haben sie, wie ausländische Schüler ihnen vorwerfen, verboten, auf dem Schulgelände in der Muttersprache zu reden?
Intrau: Nein, ich habe das nie verboten. Natürlich habe ich aus pädagogischen Gründen mal Schüler auf dem Hof aufgefordert: Sprecht doch lieber deutsch, damit ihr die Sprache besser übt. Aber das geschah nur ganz sporadisch.
FR: Der Schulsprecher, als einer von vielen, stellt es anders dar: Er habe sich mit einem Freund türkisch unterhalten. Das hätten sie untersagt und, auf Nachfrage, auf Schulgesetze verwiesen.
Intrau: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Es gab sicherlich Konflikte, bei denen ich es für falsch hielt, wenn die Streitenden sich in ihrer Sprache auseinandersetzen, und wir Lehrer dabeistehen und nichts verstehen.
FR: Über das Verbot der Muttersprache berichtet nicht nur e i n Schüler.
Intrau: Dieses Volumen, wie es jetzt dargestellt wird, hat das nie angenommen. Ich renne doch nicht den ganzen Tag über den Schulhof, um die Muttersprache zu verbieten. Aber die allgemeine Umgangssprache an unserer Schule sollte schon Deutsch sein.
FR: Ein italienischer Schüler berichtet, sie hätten ihm untersagt, mit den Händen zu gestikulieren. Schließlich seien wir hier in Deutschland.
Intrau: Ach, das stimmt so nicht. Ich erinnere mich an den Fall. Der Schüler hatte wild herumgefuchtelt. Da habe ich gesagt: Laß doch mal die Hände in Ruhe. Aber so etwas habe ich doch nie im Bösen gesagt. Das wäre vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen.
FR: Warum verbieten sie türkischen Mädchen Kopftücher in der Schule?
Intrau: Der angesprochene Vorfall ist bald drei Jahre her. Mag sein, daß wir mal darüber gesprochen haben. Aber ich habe nie Kopftücher verboten. Diese und andere Schülerinnen kommen seit Jahren mit dem Kopftuch in die Schule, ohne je Nachteile erlitten zu haben.
FR: Aber Miniröcke gehen ihnen wohl zu weit? Sie haben, berichten Schülerinnen, Mädchen nach Hause geschickt, die einen kurzen Rock trugen oder einen riesigen Riß in der Jeans hatten.
Intrau: Das ist doch nicht wahr. Ich habe nie jemanden wegen seiner Kleidung nach Hause geschickt. Im Sommer können sie unzählige Mädchen mit Minirock auf unserem Schulhof sehen. Allenfalls habe ich mal gefragt, ob der Rock nicht ein bißchen länger sein könnte.
FR: Die Vorwürfe kamen hoch, nachdem sie die Teilnahme an einem Trauermarsch wegen der Morde in Mölln untersagt hatten.
Intrau: Die Schüler wollten losziehen, ohne Zeit und Ort der Demonstration zu kennen. Das konnte ich nicht verantworten.
FR: Werden die Schüler Nachteile wegen des Streiks vom Freitag haben?
Intrau: Nein.
FR: Werden sie sich nach dem Konflikt anders verhalten?
Intrau: Ich werde mich dann sicherlich mit manchen Hinweisen ein bißchen zurückhalten. Aber manches ist auch eine Temperamentssache.
Das Gespräch führte FR-Redakteur Lutz Fischer.
Kulturspiegel
GROSS-GERAU. Die große Stunde all derer, die ohne blauen Dunst auskommen, schlägt am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr im Kulturcafé. Der "Nichtraucher-Aktionstag" wird mit einem Rockkonzert eingeläutet. Tapferen Rauchern winken Preise: Wer es schafft, auf den "Schnulli" zu verzichten und ein mindestens halbvolles Päckchen Zigaretten am Eingang abzugeben, nimmt an einer Verlosung teil. Eintritt fünf Mark.
RÜSSELSHEIM. Die Biografie der Scharfschützin Annie Oakley, 1890 mit dem legendären Buffalo Bill in Europa unterwegs, lieferte die literarische Vorlage für Irving Berlins Musical "Annie get your gun", das am Donnerstag, 25. Februar, im Stadttheater zu sehen ist. Die Aufführung mit der "American Musical Company of New York" beginnt um 20 Uhr.
Arsch hoch - Zähne auseinander" lautet das Motto am Freitag, 26. Februar, in der Stadthalle. Der Abend mit Musik und Kabarett wird von "Mütze & Z-Band" sowie der Kabarettgruppe "Knobi-Bonbon" gestaltet und soll für ein friedliches Zusammenleben im Kreis Groß-Gerau werben. Beginn ist um 20 Uhr.
Mit dem Auftritt von "Phantoms of Future" wirbt das Rind am Freitag, 26. Februar, um Besucher. Das Rockkonzert beginnt um 22 Uhr.
Mit der jüngsten deutschen Vergangenheit befaßt sich Klaus Pohls zeitgenössisches Theaterstück "Karate- Billy kehrt zurück", das am Sonntag, 28. Februar, im Stadttheater auf dem Spielplan steht. Laut Ankündigung eine "Psychostudie über die Vorgänge abseits der deutsch-deutschen Transitwege", deren Protagonisten der Autor "in den Sumpf einer beliebigen Kneipe irgendwo in der ehemaligen DDR" gepflanzt hat. Beginn 20 Uhr.
BIEBESHEIM. Die "Rubber Band" und die Formation "Streetband" sorgen mit Livemusik für die richtige Stimmung beim "Tanz für Toleranz" am Samstag, 27. Februar, in der Auktionshalle. Die Disco gegen Rechtsradikalismus und Menschenfeindlichkeit beginnt um 20 Uhr. wal
Elf Plätze sind noch für Schulkinder frei Betreuungsangebot in Mühlheim nicht voll genutzt Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller MÜHLHEIM. Anfang August wurde an der Goetheschule die "betreuende Grundschule" eingerichtet. "Den Kindern gefällt es, die Eltern sind begeistert, es gibt so gut wie keine Probleme," sagt Schulleiter Rainer Klohoker. 29 Kinder nehmen derzeit das Angebot der Schule wahr, Platz wäre für 40 Kinder. "Die Beteiligung ist geringer als das Interesse, das die Eltern in Vorumfragen gezeigt haben", sagt der Schulleiter. Dafür gibt es Gründe, die laut Klohoker für die Anlaufphase ganz normal sind. Besonders Familien mit älteren Kindern aus dem dritten oder vierten Schuljahr hätten ihre Sprößlinge, auf die sie selbst am Vormittag nicht aufpassen könnten, in der Vergangenheit bei Verwandten oder Nachbarn untergebracht. "Diese Regelung wird jetzt natürlich in der Regel beibehalten und durch die Einführung der betreuenden Grundschule nicht aufgegeben." Eltern von Kindern aus den drei ersten Klassen der Schule nutzen das Angebot dagegen viel ausgeprägter. 13 der 29 Kinder, die derzeit betreut werden, sind in der ersten Klasse. Aus den übrigen Klassen kommen nur zwischen einem und drei Kindern. Der Schulleiter nimmt deshalb auch an, daß in den kommenden Schuljahren verstärkt Gebrauch von dem Betreuungsangebot gemacht wird. Die Grundidee der betreuenden Grundschule sind feste Betreuungszeiten. Ein Kind kann sich von 7.30 bis 13.30 in der Schule aufhalten, unabhängig davon, ob sein Unterricht erst zwei Stunden später beginnt oder eine Stunde früher endet. Die Eltern haben damit die Gewißheit, daß ihre Kinder in dieser Zeit gut aufgehoben sind, können ihr eigenes Zeitbudget am Vormittag gleichmäßiger nutzen, beruflich oder auch im eigenen Haushalt.
Der Wunsch der Eltern nach festen Schulzeiten sei mindestens zehn bis 15 Jahre alt, erzählt Klohoker. Untergebracht sind die Kinder in einem Pavillon mit einem Aktiv- und einem Ruheraum, der für 15 000 Mark vom Kreis Offenbach möbliert wurden. Die beiden Erzieher, eine Frau und ein Mann, spielen, basteln, schauspielern oder turnen mit den Kindern. Dies geschieht in Absprache mit den Lehrern. Wenn die Dinosaurier durchgenommen werden, dann werden beispielsweise in der Betreuungszeit Dinosaurier gebastelt. Schule und Betreuungsangebot sind organisatorisch aufeinander abgestimmt, befruchten sich gegenseitig. So habe die Schule Eßpausen und die Ausgabe von Milch aus Flaschen statt aus Papiertüten auf Vorschlag der Betreuer eingeführt, erzählt der Schulleiter. Eine Hausaufgabenhilfe gehört nicht zum Betreuungsangebot. Sie könnte integriert werden, wenn das Betreuungsangebot nach den Sommerferien bis 15 Uhr ausgedehnt werden sollte und die Kinder dann auch in der Schule ein Mittagessen bekommen. Besonders Alleinerziehende hätten daran ein großes Interesse. Ein entsprecheder Antrag auf Verlängerung ders Betreuung liege dem Kreis vor, der ihn dem Kultusminister zur Genehmigung weiterreichen muß.
Platz für eine Küche und einen Speisesaal gibt es in einem zweiten Pavillon auf dem Schulgelände auch.
Zur Zeit zahlen die Eltern für die Betreuung ihres Kindes 42 Mark pro Woche, den Rest der Personalkosten übernehmen Stadt und Land. Anfängliche Vermutungen, die betreuende Grundschule werde zum Auffangbecken von ausländischen Kindern, haben sich nicht bestätigt. "Nur zwei der 29 betreuten Kinder haben einen ausländischen Paß", sagt Klohoker. Dabei sind mehr als 20 Prozent der Kinder an der Schule Ausländer/innen. Warum deren Beteiligung so gering ist, weiß er nicht zu sagen: "Wir haben alle Eltern ausführlich informiert."
Beamte des 4. Polizeireviers haben im Bahnhofsviertel bereits kurz nach der Tat fünf Straßenräuber festgenommen, die zwei Männer im Alter von 32 und 33 Jahren beraubt, zusammengeschlagen und erheblich verletzt haben. Wie die Polizei mitteilte, waren die beiden Passanten gegen 3 Uhr im Bahnhofsviertel unterwegs. Als sie von der Weser- in die Kaiserstraße einbogen, schlugen die Täter auf sie ein. Einem der Opfer wurden Halskette und Armbanduhr geraubt. Die Täter flüchteten zunächst.
Der 32jährige reagierte schnell. Er alarmierte das 4. Revier. Gemeinsam mit den beiden Überfallenen nahm eine Funkstreifenbesatzung die Verfolgung der Täter auf, die wenig später nicht weit vom Tatort entfernt festgenommen wurden.
Vier der fünf Festgenommenen sind nach Angaben der Polizei bereits wegen gefährlicher Körperverletzung, räuberischen Diebstahls, Erpressung und anderen Delikten in Erscheinung getreten. enk
NEU-ANSPACH. In den Spessart lädt die Jugendpflege 14- bis 17jährige ein. Vom 23. bis 25. April ist dort eine Paddel- und Kletterfreizeit auf der Sinn und an der Saale geplant. In Schlauchbooten, die wie Indianerkajaks aussehen, werden abenteuerliche Wildwasserfahrten zu bewältigen sein.
Später wird die Gruppe einen 25 Meter hohen Brückenpfeiler aus Sandstein erklimmen, den der Alpenverein mit Kletterrouten und Sicherheitshaken bestückt hat. Die Freizeit kostet "mit allem Drum und Dran" 80 Mark pro Nase.
Anmeldung bei Jugendpflegerin Regine Haring, Telefon 0 60 81 / 10 25 - 66. ill
Kleine FR
Richtstrauß auf den Jockelsäckern NEUBERG / HANAU. Zum Richtfest für die neuen Sozialwohnungen auf den "Jockelsäckern" in Neuberg lädt die Hanauer Baugesellschaft für Donnerstag, 25. Februar, 15 Uhr, ein. Dia-Vortrag über Australien LANGENSELBOLD. Eine Multivisions- Schau über eine Reise durch den fünften Kontinent wird am Samstag, 27. Februar, 20 Uhr, in der Klosterberghalle gezeigt. Karten sind zum Preis von acht Mark im Rathaus, der Buchhandlung Schell und im Reisebüro Lamm, Restkarten dann auch an der Tageskasse für zehn Mark erhältlich. Preisskat und Frühschoppen NEUBERG. Ein Skatturnier mit politischem Frühschoppen veranstalten die Neuberger Sozialdemokraten am Sonntag, 28. Februar, 10 Uhr, im Rüdigheimer Bürgerhaus. Plakatständer demoliert ERLENSEE. In den letzten Tagen wurden nach Angaben der Erlenseer Grünen nahezu alle ihre Wahlplakatständer in Langendiebach zerstört. Nach Ansicht des Ortsverbandes handelt es sich dabei um eine gezielte Aktion aus dem rechten Spektrum. Die Grünen hatten sich Ende vergangenen Jahres an dem Demonstrationsaufruf gegen den Auftritt neofaschistischer Gruppen in der Discothek "Conny's Hard 'n' Heavy Palace" beteiligt.
Spielplatz kostet Viertelmillion BRUCHKÖBEL. Der Kinderspielplatz im Neubaugebiet Wilhelm-Busch-Ring, der nach den Wünschen der Teilnehmer eines Bastelwettbewerbs der Stadt auch eine Wasserfläche erhalten soll, wird voraussichtlich 280 000Mark kosten. Wie Stadtrat Ernst Garkisch weiter mitteilte, sollen die Arbeiten nach Ostern beginnen und im Sommer abgeschlossen werden. Rapsöl für die Hydraulik BRUCHKÖBEL. Raps - anstelle von Mineralöl - verwendet die Stadt Bruchköbel ab sofort für die Hydraulik ihrer Nutzfahrzeuge. Damit soll verhindert werden, daß bei Arbeitseinsätzen austretendes Öl die Böden verseucht. Wie Bürgermeister Helmut Irmen weiter mitteilt, strebt die Stadt langfristig an, auch die Motoren der Bauhof-Fahrzeuge auf "Biosprit" umzustellen. Akteneinsichtsausschuß tagt MAINTAL / FRANKFURT. Die vierte öffentliche Sitzung des Akteneinsichtsausschusses des Umlandverbandes Frank- furt (UVF) findet am heutigen Mittwoch, 14 Uhr, im Sitzungsraum der UVF-Zentrale in Ffm., Am Hauptbahnhof 18, statt. Aussegnungshalle wird übergeben RONNEBURG. Die Übergabe der neuen Aussegnungshalle auf dem Friedhof des Ronneburger Ortsteils Neuwiedermuß findet am Montag, 1. März, 15 Uhr, im Rahmen einer Feier statt.
Mit ernster Miene saß Schwedens Umweltminister Olof Johansson im Studio des dänischen Fernsehens. Thema der Talkshow war das schwedische Atomkraftwerk in Barsebäck, nur einen Katzensprung von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen entfernt. Die Dänen wollen es gerne stillgelegt sehen, die Schweden zögern. Die Reporterin fragte Johansson, was man denn tun könne, um das AKW loszuwerden. Der schlug Erpressung vor: "Die dänische Regierung könnte die Zustimmung zum Bau einer Brücke über den Öresund so lange verweigern, bis sie die Zusage hat, daß Barsebäck eingemottet wird." Ihm zumindest, fügte der als Atomkraft- wie Brückengegner bekannte Minister hinzu, käme dies gelegen.
Die Reaktion war Verblüffung, in Dänemark wie in den schwedischen Medien. "So kraß hat Johansson die Regierung, der er selbst angehört, noch nie desavouiert", konnte Svenska Dagbladet gerade noch schelten, ehe der Minister selbst aufklärte: "Es war ein Scherz." Was wohl nur Johansson selbst spaßig fand, war also eine weitere Etappe der dänisch-schwedischen Humorfehde, mit der sich die beiden Brudervölker seit ein paar Monaten übereinander lustig machen. Mit Barsebäck hatte sie von Anfang an zu tun.
Als Schweden das AKW im Januar nach einer durch ernsthafte Mängel bedingten mehrmonatigen Pause wieder ans Netz nahm, wählte der damalige dänische Innenminister Thor Pedersen für seinen Protest eine martialische Sprache. "Am liebsten würde ich Luftwaffe und Flotte auslaufen lassen", schäumte der Minister und glaubte, er sei witzig: "Leider gibt mir das Völkerrecht keine Handhabe dafür." Der schwedische Verteidigungsminister Anders Björck gab im gleichen Tonfall zurück: "Dann lasse ich die Angreifer mit Surströmming bombardieren. Das treibt sie sicher in die Flucht." Surströmming ist ein gegorener Hering, den die Schweden für eine Delikatesse halten, und wer je einen solchen unter die Nase bekam, versteht Björcks Argumentation.
Dessen Regierungschef Carl Bildt aber hatte keinen seiner humorerfüllten Tage und beklagte sich bei seinem dänischen Kollegen Schlüter, daß sich Pedersen im Ton vergriffen habe. Da schlug ihm aus Dänemark geballter Hohn entgegen: "Daß Bildt bei seinem Protest ernste Miene aufbehielt, war eine humoristische Großtat", feixte Thor Pedersen. Das Fernsehen befragte in alte Uniformen gekleidete Zeughauswächter über den bevorstehenden Feldzug gen Schweden, und die Zeitungen verbreiteten sich seitenlang über die altbekannte These, daß Humor und Schweden unvereinbare Größen seien. Das Boulevardblatt Ekstra Bladet belagerte Barsebäck mit dänischem Käse, um zu beweisen, daß man auch diesseits des Öresund zu stinken verstehe, worauf der Stockholmer Expressen mit Surströmming im Gepäck in Kopenhagen einflog und die Dänen zur bedingungslosen Übergabe zwang.
Dann endlich schien die Humorfehde ausgestanden zu sein, bis ihr nun ganz unverhofft just der nicht gerade als Witzbold bekannte Olof Johansson eine neue Elle anhängte. Diesmal reagierte Carl Bildt gelassener. Vielleicht, schlug er vor, solle man bei künftigen öffentlichen Äußerungen dänischer und schwedischer Minister ein Warnschild einblenden: "Achtung: Scherz!" Kaum aber hatte Bildt sein vernunftbetontes Lösungsmodell präsentiert, da schüttelte er selbst eine Drohung aus dem Ärmel, die die Dänen zittern läßt: "Jetzt", kündigte der Schwedenpremier an, "ist es wohl an der Zeit, daß auch ich bald meinen Beitrag zum Humorkrieg leiste."
H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
FRIEDRICHSDORF. Die 21jährige Studentin Sarah Barber aus England hat Glück und Pech. Sie hat einen Praktikumsplatz bei einer Friedrichsdorfer Firma gefunden, aber noch keine Unterkunft. Darum sucht das Unternehmen eine Gastfamilie für sie - natürlich gegen Entgelt.
Sarah Barber studiert Französisch und Deutsch und möchte hier ihre Deutschkenntnisse vervollkommnen. Wer ab Mitte März für drei bis sechs Monate Platz hat und vielleicht seine Englisch-Kenntnisse auffrischen möchte, melde sich bei Beate Köchling, Tel. 0 61 72 / 737 214.
kl.fr.
Keine Sprechstunde
Am Rosenmontag, 22. Februar, fällt die Sprechstunde der "Wiesbadener Hilfe" für Opfer und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, aus.
RECKLINGHAUSEN, 25. Februar. Die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe und Rheinland sind nicht mehr in der Lage, alle rechtskräftig zu Therapiemaßnahmen verurteilten psychisch kranken Straftäter in ihren Kliniken aufzunehmen. Die sieben Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen sind nicht nur bis auf den letzten Platz belegt, sondern auch die Warteliste von psychisch Kranken, Suchtkranken und persönlichkeitsgestörten Verurteilten wird immer länger. 138 Straftäter, bei denen eine Unterbringung in eine psychiatrische Klinik nach dem Maßregelvollzugsgesetz angeordnet wurde, warten auf einen freiwerdenden Platz.
Auf einer Tagung in der Justizakademie in Recklinghausen zu aktuellen Problemen in den Landeskliniken sprach der Staatssekretär des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums, Wolfgang Bodenbender, von einer "dramatisch zugespitzten Situation". Zwölf Straftäter, die für ihre Verbrechen auf Grund von Suchtabhängigkeit oder psychischer Störungen entweder schuldunfähig oder vermindert schuldfähig waren, mußten schon aus Platzmangel in Psychiatrie- oder Entziehungsanstalten aus der Haft entlassen werden. Das für die Unterbringung zuständige Gesundheits- und Sozialministerium mußte auch bereits im vergangenen Jahr 47 Einzelanordnungen treffen, um Landeskliniken trotz der Kapazitätsprobleme zur Aufnahme besonders gefährlicher psychisch gestörter Straftäter zu zwingen. In den vier rheinischen Landeskliniken ist die Lage am prekärsten. 110 Verurteilte stehen hier auf der Therapie-Warteliste. Für sieben Millionen Mark sollen nun möglichst schnell 42 zusätzliche Plätze geschaffen werden.
Die Verantwortlichen in den Landeskliniken beklagen zunehmend, daß immer mehr therapieunfähige und therapieunwillige Straftäter eingewiesen werden. Auch habe sich die Patientenstruktur in den letzten Jahren radikal verändert. Deutlich angestiegen ist der Anteil an Suchtkranken, die zu langen Haftstrafen verurteilt worden sind. Eine Suchtbehandlung, so Norbert Leygraf, Lehrstuhlinhaber für forenzische Psychiatrie an der Gesamthochschule Essen, ist unter diesen Voraussetzungen nicht möglich. Da nach der Therapie ein derartiger Patient nicht entlassen werden kann, sondern zurück in die Haftanstalt kommt, ist seine Motivation gleich Null. Staatssekretär Bodenbender forderte, daß Gutachter und Gerichte stärker als bisher von vornherein die Therapiewilligen von den Therapieunwilligen trennen sollten. Die Betreuung psychisch kranker Straftäter sei sonst nicht mehr zu finanzieren. Sie koste allein in Nordrhein-Westfalen allein pro Jahr 135 Millionen Mark mit steigender Tendenz. An der Tagung, die auf Initiative von NRW-Justizminister Krumsiek zustandegekommen ist, nahmen über 100 Teilnehmer aus Justiz- und Gesundheitsverwaltung teil.
WIESBADEN. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul sucht für amerikanische Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren Gastfamilien in Wiesbaden. Die Stipendiaten des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms kommen vom 21. August 1993 bis Juni 1994 nach Deutschland, um Kultur und Alltagsleben des jeweils anderen Landes vor Ort kennenzulernen. Sie sollen während dieser Zeit in deutschen Familien leben und deutsche Schulen besuchen. Den Gasteltern entstehen keine Kosten außer denen, die mit der Aufnahme eines zusätzlichen Familienmitglieds im Haushalt verbunden sind. Interessierte Familien sollten sich im Büro der Bundestagsabgeordneten in Wiesbaden melden: Telefon 0611-599954. maf
Streit um "Seilschaften" und einen "Justizirrtum" Wer wird Vizepräsident beim Verwaltungsgericht? Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Verwaltungsrichter Wolfgang Stammler, zugleich stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Römer, hat jetzt im Zusammenhang mit seiner Bewerbung um die vakante Position des Vizepräsidenten des Frankfurter Verwaltungsgerichts einen Erfolg beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel (VGH) erzielt. Einem Mitbewerber vom Gießener Verwaltungsgericht, der eher der SPD zugerechnet wird und als Fachmann für Asylrecht ausgewiesen ist, darf Wiesbadens Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt vorerst nicht die Ernennungsurkunde aushändigen. Stammler hat zwar keinen Anspruch - und nach Ansicht von Beobachtern auch keine Aussicht - auf den höherbesoldeten und prestigeträchtigeren Posten, jedoch die obergerichtliche Feststellung, daß er bei der Bewerbung "aus unsachlichen Gründen" benachteiligt wurde.
Stammler, auf den Beschluß angesprochen, meinte: "Ich vermute, daß es im Justizministerium eine Seilschaft gibt, wonach nur der SPD angehörige Richterinnen und Richter befördert werden."
Tenor der Richterentscheidung des 1. Senats in Kassel: An der Beratung über die Vergabe des Postens hatte als Mitglied des Präsidialrates die Ehefrau des Leitenden Ministerialrates im Hessischen Justizministerium, Kurt Graulich, mitgewirkt, die selbst Verwaltungsrichterin in Gießen ist. Sie hatte sich ebenfalls um den Posten der Vizepräsidentin beim Verwaltungsgericht in Gießen bemüht.
Leitender Ministerialrat Graulich ist im Justizministerium maßgeblich für den Bereich der Verwaltungsgerichtsbarkeit zuständig. Die Richterin ist inzwischen als Reaktion auf die bereits Ende vergangenen Jahres zugestellte VGH-Entscheidung von ihrem Posten im fünfköpfigen Präsidialrat des Gerichts zurückgetreten.
Dies, erklärte ihr Mann, Leitender Ministerialrat Graulich, vormals Frankfurter Verwaltungsrichter, sei "aus Verbitterung" geschehen. Seine Frau habe bei dieser VGH-Präsidiumssitzung im vergangenen Jahr nicht gewußt, daß sich der Mitbewerber des CDU-Mannes Stammler nicht nur für den Frankfurter, sondern gleichzeitig auch für den Vizeposten in Gießen beworben habe, den sie auch anstrebe. Der VGH, so Graulich, sei deshalb bei seiner Stammler-Entscheidung von falschen Voraussetzungen ausgegangen. "Der Präsident des VGH bedauert dies inzwischen. Die Entscheidung war ein Justizirrtum des 1. Senats."
Aus dem Justizministerium wird nun wiederum Wolfgang Stammler vorgeworfen, er habe sich für den Vize-Posten beim VG Frankfurt der Hilfe der CDU- Spitzenkandidatin für den OB-Sessel in Frankfurt, Petra Roth, bedient.
In der Tat stellen die Kasseler Richter in ihrer Entscheidung (Az.: 1 TG 1634/92) fest, daß Frau Roth persönlich und telefonisch für Stammler in Wiesbaden beim Ministerium 1991 interveniert hatte, als deutlich geworden sei, daß er den Posten nicht bekomme, weil er für die CDU "kommunalpolitische Tätigkeiten" ausübe. Kühl meinten die Kasseler Richter, der Inhalt dieses Gesprächs habe keinen Einfluß auf die Entscheidung gegen Stammler gehabt.
Die Position des Vizepräsidenten des VG Frankfurt bleibt nach wie vor unbesetzt. In den nächsten Wochen wird der Präsidialrat, dieses Mal ohne Frau Graulich-Buchberger, sein Votum abzugeben haben.
Man hat sich in der 25 000-Einwohner- Stadt Pfungstadt bereits daran gewöhnt, daß die beiden ortsansässigen Fußballteams gemeinsam in einer Klasse um Punkte kämpfen. Die Derbies zwischen dem TSV und dem RSV Germania locken zwar immer noch 500 bis 700 Zuschauer an, doch die Tage, an denen 2500 Interessierte zu den Treffen der Stadtvereine pilgerten, sind vorüber. Am 7. März, wenn die Germanen beim TSV gastieren, könnte allerdings einmal wieder eine stattliche Zuschauerschar zusammenkommen, denn das Stadtderby steht unter sportlich brisanten Vorzeichen. Nur ein Punkt trennt die zweitplazierten Germanen in der Tabelle der Bezirksoberliga Darmstadt vom viertplazierten TSV und beide Teams haben sich den Aufstieg in die Landesliga zum Ziel gesetzt.
Den "Machern" der Germania würde ein Aufstieg besonders gut ins Konzept passen, denn der Rasensportverein feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag. Die Auftaktpartie gegen den Sechsten VfR Groß-Gerau am Sonntag (14.30 Uhr, Am Grünen Steg) und das Stadtderby werden die Richtung weisen. Bange ist es Spielausschußvorsitzendem Horst Drott nicht, denn gerade in wichtigen Partien kann er sich in der Regel auf sein Team verlassen. Die Germanen lassen eher einmal in vermeintlich leichten Spielen einige "Federn", zu Top-Partien präsentieren sie sich meist in Bestform. Die einzige Saisonniederlage handelten sich das Team von Trainer Stefani denn auch gegen die abstiegsgefährdete SG Ueberau ein.
Die Pfungstädter Fußballer gelten gemeinhin als "launische Diva". Nicht ganz einig ist man sich auch bezüglich der sportlichen Perspektiven des Traditionsvereins, zumindest im Umfeld. Im Dunstkreis des Vereins werden des öfteren Stimmen laut, die einen Landesligaaufstieg nicht für erstrebenswert halten, woran sich nicht zuletzt Ex-Trainer Rainer Thoma störte, der im Sommer '92 zum ambitionierten Liga-Rivalen TSV Neustadt wechselte. Doch die sportliche "Macher" sind sich einig: "Die Landesliga ist für uns eine Herausforderung und der Aufstieg unser Ziel."
Ein realistisches Ziel, denn der Vorsprung des SV Raunheim beläuft sich auf zwei Punkte. Im letzten Spiel des alten Jahres hätten die Germanen diese Differenz beinahe wettgemacht, denn sie erzielten im Rückspiel gegen Raunheim vier Tore, während der Spitzenreiter nicht ins Netz traf. Allerdings waren unter den Germania-Treffern zwei blitzsaubere Eigentore, die den Raunheimern zu einem Remis verhalfen. Abgesehen von diesen Mißgeschicken gilt die Abwehr des RSV als Prunkstück, ließ in den bisherigen 17 Partien erst 13 (beziehungsweise 11) Gegentreffer zu.
Im Angriff hinterließ Aktan Ak, der mit Erfolg beim Landesliga-Spitzenreiter SV Mörlenbach auf Torejagd geht, eine große Lücke. Er ist ein Paradebeispiel für die Arbeit der Pfungstädter, denn er war vor drei Jahren aus der B-Liga zum RSV gekommen und hat dort den Grundstein für seine Karriere gelegt. Auch die Neuzugänge im vergangenen Jahr kamen fast ausschließlich von unterklassigen Klubs, nicht zuletzt weil die finanziellen Möglichkeiten der Germanen begrenzt sind. Als wichtige Verstärkungen erwiesen sich Aydin Kurth (TSV Pfungstadt), Ersin Sözer (SV Darmstadt 98) und Arndt Hornitschek (Concordia Gernsheim).
Verzichten muß A-Lizenz-Inhaber Stefani für den Rest der Saison auf die verletzten Michael Pleier und Heiko Rothmann. Auch verlief die Vorbereitung im Winter nicht optimal, da nur der Hartplatz mit Flutlicht ausgestattet ist. Früher war auch der Rasen beleuchtet, doch die Lichtanlage wurde auf dem Hartplatz zusammengefaßt, nicht zuletzt um den strapazierten Rasen zu schonen. Eine Ausdehnung der Sportanlage am Grünen Steg ist wegen der beengten Platzverhältnisse im Industriegebiet nicht möglich.
Die Germanen können für die Zukunft jedoch auf eine gut bestückte Jugend und einen funktionierenden Vorstand bauen. Die Identifikation der Spieler und Funktionäre mit dem Verein sieht Drott als "großes Plus". Entgegen dem Großverein TSV steht beim RSV der Fußball im Mittelpunkt des Interesses, sind die Fußballer die "Seele" des Vereins. Dennoch schottet man sich nach Außen nicht ab, im Gegenteil die RSV-Kicker sind eine weltoffene Gemeinschaft: Sechs Nationen vereinen sich in der Mannschaft, exotischster Neu-Pfungstädter ist Ramon Agbemanyole aus Togo. Mit diesem "bunten Haufen" und Wolfgang Stefani auf der Trainerbank soll der Sprung in die zweithöchste Amateurklasse geschafft werden. INA SCHNEIDER
Auf einen Blick
Seite II Tag für Tag spielt er "grausame" Konzerte: Philip McCarty (37), Klavierstimmer aus Büdingen. Seite III Rosbachs CDU beklagt hohe Personalausgaben der Stadt. Bürgermeister Medebach (SPD) kontert. Seite IV Lokalsport. Für die nächsten Kreis- Hallenmeisterschaften planen die Büdinger Fußballer einige Änderungen.
Rechtzeitig vor Fortsetzung der Punktrunde in der Bezirksoberliga Darmstadt sollen beim SKV Mörfelden die Weichen gestellt werden. Sowohl für die Spieler um Martin Bremer als auch für die Mitglieder der Fußballabteilung stehen richtungsweisende Aufgaben auf dem Plan. Die Mannschaft steht am Sonntag (14.30 Uhr) vor dem schwierigen Auftaktspiel beim Tabellenfünften TSV Neustadt, die Mitglieder sollen in einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung am Donnerstag einen neuen Vorstandt wählen.
Das bisherige Abschneiden der ambitionierten Mörfeldener Fußballer stellt sicher eine Enttäuschung dar. Noch mehr Verwunderung löste jedoch die Tatsache aus, daß anläßlich der regulären Generalversammlung keine neue Vorstandsmannschaft gefunden werden konnte. Immerhin ist der 1909 gegründete SKV Mörfelden ein fast 4000 Mitglieder zählender Verein. 13 Jahre lang leitete Anton Hörner die Geschicke der Fußballer, die zwar nicht die erfolgreichste aber eine der populärsten Sparten im Großverein darstellen.
Acht Tage vor der Generalversammlung gab Anton Hörner seinen Rücktritt bekannt, ein neuer Kandidat fand sich nicht rechtzeitig zum Wahltermin. Nicht nur die berufliche Anspannung sondern auch vereinsinterne Reibungen bewogen Hörner zum Rückzug. Die mangelnde Zusammenarbeit und Unterstützung beklagte der Noch-Vorsitzende und auch die von ihm getätigte Entlassung von Ex-Trainer Dieter Rudolph führte zu Kontroversen.
Dennoch, so sagt Hörner, scheide er ohne "schlechten Nachgeschmack" aus und unterstreicht dies mit einer Spende von zehn Satz Trikots für die Jugend. "Flagge zeigen" will Hörner mit dem Aufdruck "Mein Freund ist Ausländer". Eine Idee des Noch-Vorstandes, die in der Tatsache begründet liegt, daß die Jugend des SKV zu gut einem Drittel aus ausländischen Fußballern besteht.
Bis zum Donnerstag will der kommissarische Vorstand die Kandidaten für die Posten von Anton Hörner und dem ebenfalls ausscheidenden Kassierer Werner Rüffer präsentieren. Dann muß sich Anton Hörner auch nicht mehr mit den Forderungen von Ex-Trainer Rudolph auseinandersetzen, die er ohnehin nicht zu erfüllen gedenkt. "Er hat keine rechtliche Basis für seine Forderungen, das ist wirklich sein Problem", lautet des Vorsitzenden Kommentar. Wer auch immer die Führung der Fußballabteilung übernehmen wird, er kann, das versichert die derzeitige Abteilungsleitung, auf einer gesunden finanziellen Basis aufbauen. Wer sich aber für einen bequemen Posten interessiert, der ist bei den SKV-Fußballern aber sicher fehl am Platze. jbp
KELSTERBACH. Eine pralle Tagesordnung hat am heutigen Montag, 18 Uhr, der Planungs- und Bauausschuß der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus zu bewältigen. Dabei geht es unter anderem um umfangreiche Arbeitsvergaben zum Bau des Alten- und Pflegeheimes "Haus Weingarten" sowie eines Bedienstetenwohnhauses.
Dieser gesamte Gebäudekomplex soll auf dem Gelände an der Ecke Weingärten-/Lilienstraße errichtet werden. cas
FRANKFURT A. M. "Jugend gegen Rassismus" ist das Motto einer Riesen- Musik-Fete, zu der der Frankfurter "Verein türkischer Jugendlicher" am kommenden Samstag, 27. Februar, ab 19 Uhr, in das Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2, einlädt.
Dafür hat sich die bekannte hessische Gruppe "Rodgau Monotones" gegen ein geringeres Honorar als sonst üblich verpflichten lassen - aber auch die anderen Bands sind in Frankfurt und Umgebung bereits populär: Die "Sunshine Steelband" spielt karibische und südamerikanische Musik, die "Prosechos" bieten Rembetiko aus Griechenland und "Emty Pocket" bringen Rock und Blues aus England. "Yurdun Sesi" schließlich singt Volkslieder aus der Türkei.
Die Moderation von "Jugend gegen Rassismus" hat Yasemin Arkan übernommen. Der Eintritt zu der Musikfete kostet zehn Mark. Wie der Verein türkischer Jugendlicher erklärt, ist der Anlaß für die große Fete mit Musik aus fünf Ländern "die momentane politische (Fehl-)Entwicklung mit den gewalttätigen rassistischen Ausschreitungen insbesondere gegen Ausländer". ute
Diverse Männer mußten Uli Paul umwerben, ehe er sich von den Frauen lossagen konnte. Dies tat er jedoch ausschließlich im sportlichen Bereich, privat ist der Trainer des Fußball-Bezirksligisten SV 09 Flörsheim weiterhin dem weiblichen Geschlecht zugetan und mit Ehefrau Andrea glücklich verheiratet. Der Wechsel von den Frauen zu den Männern bezieht sich auf seine Karriere als Trainer und erfolgte vor zwei Jahren innerhalb des SV 09. Daß die Frauenmannschaft in der Oberliga-Hessen um einiges erfolgreicher agierte, als die Männer in der Bezirksliga Maintaunus, das war auch den Verantwortlichen beim SV 09 nicht verborgen geblieben und so trat der Vorstand an den Trainer der Frauen heran, der dann mit einem weinenden Auge den Zuschlag gab. Seitdem geht es mit den Flörsheimer Männern bergauf.
Bereits in der vergangenen Saison fehlten dem SV 09 nur zwei Punkte zum Titel, ein Zähler zum zweiten Rang, der zur Relegation berechtigt. In diesem Jahr soll es klappen, obwohl die Flörsheimer als Tabellendritter bereits acht Punkte auf Spitzenreiter Kelsterbach gutzumachen haben. Doch die SG Kelkheim liegt mit drei Zählern Vorsprung noch in Sichtweite und das Erreichen des zweiten Ranges ist Uli Pauls erklärtes Ziel.
Profitieren könnte die Mannschaft im Schlußspurt der Saison von den optimalen Trainingsbedingungen auf dem Sportplatz an der Opelbrücke. Vom neu angelegten Kunstrasen schwärmt der Trainer in den höchsten Tönen: "Während unsere Nachbarn im Schlamm herummarschieren haben wir weder Eis noch Wasser auf dem Platz. Wir sind konditionell gut drauf, topfit." Neben der guten körperlichen Verfassung des jungen Teams sieht Paul die Stärken seiner Mannschaft im technischen Bereich, der Schnelligkeit und dem Offensiv-Spiel. Weniger gut stellen sich seine Mannen an, wenn es daran geht eine engmaschige Deckung zu überspielen oder einen Rückstand aufzuholen. "Wir brauchen Gegner die mitspielen", meint Paul. Das wissen jedoch auch die Gegner und tun dem 34jährigen meist nicht den Gefallen.
Was die Flörsheimer gegen starke Gegner zu leisten imstande sind, bewiesen sie in der Vorbereitung mit einem 1:0 über Oberligist Eintracht Frankfurt Amateure oder dem 3:3 gegen Bezirksoberliga-Spitzenreiter SV Raunheim. Daß sein Team in der nächsthöheren Klasse mithalten, sogar im oberen Drittel mitmischen könnte, davon ist der Coach überzeugt. Dann wäre allerdings "Feierabend". In der Bezirksoberliga, so meint Paul, seien die finanziellen Möglichkeite des SV 09 ausgereizt, dessen Haupteinnahmequelle die Bewirtung des Klubheims darstellt.
Noch hält sich der finanzielle Aufwand in Grenzen zumal die Mannschaft aus jungen Spielern zusammengestellt wurde, die aus Flörsheim oder der nächsten Umgebung kommen. Um die Kasse aufzubessern, lassen sich die Spieler schon einmal selbst etwas einfallen, laden beispielsweise zur Fastnachtssitzung in die Stadthalle ein. Dennoch fürchtet Uli Paul stets, daß "einer mit den Scheinchen winkt" und seine Leistungsträger diesem Wink nicht wiederstehen können. Alle Energie wollen die Flörsheimer "Macher" daran setzen, die derzeitige Besetzung zu halten. Verstärkungen hält der Coach nicht unbedingt für notwendig, selbst im Falle eines Aufstieges nicht.
Das Korsett des Teams bilden Tobias Finger, der vom Oberligisten SV Wiesbaden zurückkehrte und die Fäden im Mittelfeld zieht, Vorstopper Armin Paul, Andreas Gallert als "Feuerwehr" im Mittelfeld und Goalgetter Jörg Höntsch (14 Tore), dessen Schwester beim Frauenteam für Tore sorgt. Mit dem Abwehrspieler Oliver Goedicke, der in der Vorrunde wegen eines Kreuzbandrisses fehlte, stößt in absehbarer Zeit ein weiterer Leistungsträger wieder zum Team. Die Geschwister Höntsch stellen nicht die einzige Verbindung dar, Uli Paul betont das gute Verhältnis zwischen den Frauen und Männern beim SV 09. Daß Paul sich in Flörsheim wohlfühlt, schlägt sich in seiner Vertragsverlängerung für die kommende Saison nieder, die bereits perfekt ist. Weil die Arbeit beim FV 09 ihm "viel Spaß macht", schlägt der frühere A- Jugend-Hessenauswahlspieler auch lukrativere Angebote anderer Klubs aus.
Paradoxerweise streben die Frauen zwar dem Meistertitel in der Oberliga entgegen, doch ihre Aufstiegschancen sind eher gering. In einer Relegationsrunde müßten sie sich als Meister noch mit sechs weiteren Teams um einen freien Platz in der Bundesliga streiten. Die Männer hingegen haben zwar kaum noch Chancen auf den Titel, doch der Aufstieg scheint durchaus noch machbar zu sein. Wenn es nach den Flörsheimern geht, dann steht am Ende der Saison in jedem Falle eine gemeinsame Feier an. Auch Uli Paul würde sich in diesem Falle sicher doppelt freuen. INA SCHNEIDER
Parteien + Wähler
BAD HOMBURG. Zum politischen Aschermittwoch mit Heringsbuffet und Oberbürgermeister Wolfgang Assmann lädt die Frauen-Union in der Bad Homburger CDU ein.
Anmeldung: 06172 / 23161.
Die gute Absicht des Hessischen Rollsportverbandes, besonders den jungen Rollkunstläufer(inne)n auch im Winter eine Wettbewerbsmöglichkeit zu bieten, fand bedauerlicherweise nur unbefriedigende Resonanz. Der Winterwettbewerb, der am Anfang einer jeden Rollkunstlaufsaison als Orientierungsmöglichkeit für Anfänger und Neulinge installiert wurde, war mit nur knapp 40 jungen Talenten, darunter nur ein Junge, äußerst spärlich besucht. Der sportliche Wert dieses Hallenwettbewerbes ist damit auf ein Niveau abgesunken, welches Zweifel am Sinn dieser Veranstaltung in den zuständigen Gremien aufkommen läßt.
Am stärksten vertreten waren der 1. Hanauer Roll- und Eissportclub sowie der Rollsportclub Dörnigheim. Die Hanauer verfügen über eine eigene Rollsporthalle an der Brucknerstraße, die Dörnigheim finden in geeigneten Sporthallen ausreichend Möglichkeiten zum Hallentraining. Damit haben die beiden heimischen Klubs gegenüber vielen anderen Vereinen, die ausschließlich auf Freiluftbahnen zurückgreifen müssen verständlicherweise die Nase vorn.
Einen Sieg erarbeitete sich die Dörnigheimerinnen Deborah Looser in Gruppe 1 der Anfänger B. Nachdem sie die Pflicht als zweitbeste Läuferin abschloß, gelang ihr eine hervorragend Kürübung, die ihr den Sieg bescherte. In derselben Gruppe gelangte Jessica Knöll vom Hanauer REC auf den fünften Rang und ihre Vereinskollegin Maja Heinecker wurde achte.
In Gruppe 2 der Anfängerinnen B geriet der Dörnigheimerin Manuela Voit die Pflicht daneben. Sie mußte am Ende mit dem achten Rang unter zehn Teilnehmerinnen zufrieden sein. Einen guten zweiten Rang erzielte hingegen Tanja Katzmann vom HREC bei den Anfängern A. Sowohl in der Pflicht als auch in der Kür war sie zweitbeste Läuferin. Sarah Hoderried vom RSC führte zwar nach der Pflicht das Feld dieser Gruppe an, fiel jedoch in der Kür noch auf den vierten Rang zurück.
Bei den Neulingen B gingen nur vier Läuferinnen an den Start. Mit einer gelungenen Kür konnte sich Katja Müller vom RSC noch auf den zweiten Platz vorarbeiten. Ihre Teamgefährtin Sabrina Fiur erreichte bei den Neulingen den fünften Rang, Sabine Katzmann vom HREC wurde sechst in diesem Feld. jbp
ALTENSTADT. Bei kompetenten Gesprächspartnern aus Handel, Handwerk und Verwaltung sowie aus dem Arbeitsamt und dem Gesundheitswesen können sich Schülerinnen und Schüler am Dienstag, 9. März, zwischen 8 und 13 Uhr über unterschiedliche Ausbildungsberufe erkundigen. Die Informationsveranstaltung richtet sich an die Jungen und Mädchen der Klassen acht und neun der Hauptschule und die Klassen neun und zehn der Real- und Gymnasialschulzweige. Außerdem sind Schülerinnen und Schüler aus Büdingen, Düdelsheim und Konradsdorf eingeladen. Gezeigt wird außerdem die Ausstellung "Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk". Sie kann anschließend noch bis 19. März in der Gesamtschule Altenstadt besichtigt werden. cor
KRONBERG. Die Frauenbeauftragte der Stadt macht auf einen neuen Kurs der Frankfurter Frauenhilfe aufmerksam: Der Verein will erwerbslosen Frauen bei der Gründung ihres eigenen Betriebs behilflich sein und sie mit einem Kurs für die berufliche Selbständigkeit qualifizieren. Auf dem Programm der Halbtagsausbildung stehen Buchhaltung, Rechts- und Steuerfragen, Umsatz- und Finanzierungspläne, Marketingkonzepte, Verhandlungsführung und Arbeitsorganisation. Der Kurs beginnt am 1. März und endet im Dezember. Unterricht ist montags bis donnerstags von 9 bis 13 Uhr. Informationen erteilt die Gleichstellungsbeauftragte (Tel. 70 32 45). ki
HEUSENSTAMM. Wenn am Aschermittwoch für die Narren erst einmal alles vorbei ist, kommen statt dessen die Politiker wieder zum Zuge. Zum politischen Aschermittwoch mit Heringsessen lädt der SPD-Ortsverein für Mittwoch, 24. Februar, 19.30 Uhr, in die Gaststätte "Zum Parlament" in der Frankfurter Straße ein.
Am Samstag, 27. Februar, veranstaltet die SPD eine Talk-Runde zum Thema "Ende des Wohlstands? Sparen bis zum Infarkt?" Sie beginnt um 15 Uhr im Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt in der Herderstraß 85.
Auf dem Podium sitzen die SPD-Bundestagsabgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul und Uta Zapf, die Landtagsabgeordnete Haidi Streletz und der Heusenstammer SPD-Spitzenkandidat Gerhard Winter. Behandelt werden sollen Punkte wie die Bonner Sparpläne, die neue Gesundheitsreform von Minister Seehofer oder die Pflegeversicherung. pmü
NEU-ANSPACH. "Mer hatte lang kaa Hefeklöß' mehr!" Im Verlauf eines Jahres werden diese beiläufig hingeworfenen Worte erstmals um die Fastnachtszeit im Erlenhof laut. Warum das so ist, kann sich die Adressatin jener liebevoll gemeinten Nachhilfe für den Speiseplan allerdings beim besten Willen nicht erklären. "Hefeklöß' schmecke immer", sagt Hannelore Ernst, Hausherrin des Neu- Anspacher Aussiedlerhofes und Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft, im Brustton der Überzeugung.
Und so liegt die Vermutung nahe, daß das Närrische des begehrten Mahles - wenn überhaupt - weniger in den Klößen als vielmehr in jener Zutat zu suchen ist, die wie das Salz in der Suppe dazugehört: die Ebbelweisoß'. Immerhin hat sie das Stöffche in sich, das die Verhältnisse in bester Narrentradition auf den Kopf zu stellen vermag - zumal, wenn "Ebbelweisoß' mit Hefeklöß'" verspeist wird. Statt umgekehrt. Dann kann es passieren, daß im Ernst'schen Hofe obendrein die Bedeutung des Familiennamens mit zunehmendem Appetit abnimmt.
Die Hausherrin weist jedoch jede Zügellosigkeit weit von sich: "Mer ißt nur aan Löffel über die Klöß'", gibt sie streng zu Protokoll. Was für sich genommen in der Tat maßvoll klingt. Dennoch ist es nicht die ganze Wahrheit. Die Esser im Erlenhof können immerhin im Durchschnitt fünf bis sechs Klöße verdrücken.
Es gilt noch etwas zu korrigieren: Die Ebbelweisoß' ist nicht nur im Hause Ernst ein Leibgericht. Im Dorf, so weiß die gebürtige Anspacherin, essen viele die traditionelle Süßspeise für ihr Leben gern. Aber: Für so manchen ist heute der Geschmack nur noch wehmütig in der Erinnerung zu genießen. Die Klöße mit der Soße sind nämlich vom Aussterben bedroht. "Die Junge könne's nimmer", sagt die altgediente Hauswirtschaftsmeisterin. Ihr Wissen gründet sie auf den einzigen Hinweis, der ihr seit geraumer Zeit aus dem Dorf über die Existenz dieser regionalen Spezialität noch zu Ohren kommt: "Die Oma kocht des heut."
Das kann zwar nach Ansicht der Fachfrau nur einen Grund haben: Die bekannte Angst der Hausfrauen vor dem Hefeteig. Doch die trifft schließlich nur die Klöße. Warum sollte darunter auch die Ebbelweisoß' leiden?, fragt die Hausherrin vom Erlenhof. Und sie bricht eine Lanze für die hessische Variante der Weinsoße, die vermutlich aus der Not heraus kreiert wurde: "Wer hat früher Wei gehabt?".
Wohl deshalb hat die leidenschaftliche Rezepteleserin sie auch noch nie in einem Kochbuch entdeckt. Die Empfehlung der Anspacherin zur Rettung der Ebbelweisoß': als Dessert, garniert mit Trauben oder Äpfeln - und das nicht nur zur Fastnachtszeit.
Fast am Ende einer Kampagne müssen wir kleinlaut eingestehen: Wir haben Friedbergs Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr völlig unterschätzt. Die lange mit Fleiß gepflegte Beurteilung, er sei nur ein phantasieloser Apparatschik einer bestimmten Partei, ein sturer Verwaltungsmann ohne Mut zu großen und damit auch risikoreichen Entwürfen, ein politischer Betonkopf ohne die leiseste Ahnung künftiger Entwicklungen, all diese Bewertungen waren und sind falsch. Sein jüngster Plan, von ihm bescheiden und fair noch unter der Decke gehalten, um mit ihm nicht den Wahlkampf zu beinflussen, belegt seine großen strategischen Fähigkeiten und sein taktisches Geschick. Würde seine Idee eines Fußgänger-Ringverkehrs in der umsatzkräftigsten Einkaufsmeile Mittelhessens realisiert, würde endlich mindestens ein Sache in der Kreisstadt geordnet und geregelt sein. Im entspannenden Fluß des Gleichschritts einer gegen den Uhrzeigersinn flanierenden Herzlichen Glückwunsch, Herr Bürgermeister! Menschenmasse wird das Individuum erkennen, wie unerträglich groß der Regelungsbedarf jahrelang war.
Hoffen wir, daß die Menschen in der Stadt den Plan des Bürgermeisters nicht als lästige Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit empfinden, sondern als einen Gewinn an Lebensfreude. Nur so nämlich kann unser Rathauschef ermuntert und ermutigt werden, seine Abstinenz bei der Schöpfung neuer Lösungen für neue Probleme aufzugeben und weitere originelle Ideen zu entwickeln.
PETER GWIASDA
sir ROM, 23. Februar. Der Hund ist krank, die Katze hat keinen Appetit? Keine Sorge, für die nötigen Medikamente kommt die Krankenkasse auf. Nach Angaben der Dachorganisation Federchimica, der auch die italienische Pharmaindustrie angehört, arrangieren sich viele Haustierbesitzer mit ihrem Arzt, der für "Fido" oder "Micio" Arzneien verschreibt, als wären sie Kinder der Familie. "Im Laufe eines Jahres werden 240 Milliarden Lire (250 Millionen Mark) an Pharmaka für Tiere verschrieben", sagte ein Industriesprecher auf einer Pressekonferenz, "aber nur ein Achtel hiervon sind ausschließlich für Tiere bestimmt. Von dem Rest wird ein großer Teil der Krankenkasse zur Last gelegt." Und in einem Land mit staatlichem Gesundheitsdienst bedeutet das: dem Steuerzahler.
Es gibt noch einen anderen Grund dafür, daß Veterinäre für "Fido" und "Micio" meist "humane" Medikamente verschreiben. Mit reichlicher Verspätung hat die italienische Regierung vor einem Jahr ein Dekret erlassen, das nach den Forderungen der Europäischen Gemeinschaft präzise Angaben darüber festlegt, welche Pharmaka (vor allem Antibiotika) einem Tier verabreicht werden. Nur: Die EG interessierte sich ausschließlich für die Behandlung von Schweinen, Kälbern, Rindern und Schafen (also von Nutztieren). Italien hingegen dehnte den Erlaß in einer hierzulande manchmal irrsinnigen Perfektion auch auf Haustiere aus. Medikamente, die der Tierarzt verschreibt, werden seitdem von einem ganzen Fächer zeitraubender Dokumente begleitet, die darüber Auskunft geben, welcher Arzt welchem Tier wieviel von welchem Medikament verschrieben hat und welcher Apotheker es wem verkauft hat. Italiener sind geschickt in der Kunst, staatlichen Schikanen aus dem Weg zu gehen. Also tun sie es. "Dieser Papierkrieg ist genauso aufwendig, als sollte den Haustier-Besitzern Morphium verkauft werden", klagen Ärzte und Apotheker.
Hunde und Katzen sind die liebsten Begleiter vieler Menschen, aber sie sind auch zu einem einträglichen Geschäft für die Industrie geworden. Innerhalb von sieben Jahren hat sich auf der Halbinsel die Zahl der Haustiere auf fast 20 Millionen verdoppelt. Sie verzehren dreimal mehr Büchsenfleisch als die Menschen, wobei die Abneigung der Italiener gegen Konservennahrung mit in Rechnung gestellt werden muß.
1985 verschlang die Tierbevölkerung des Landes 265 Millionen Mark, heute ist es mehr als eine Milliarde. Gleichzeitig verdreifachte sich die Zahl der vor allem in den großen Städten niedergelassenen Veterinäre. Eine solche finanzielle und arbeitsintensive Anstrengung war nicht vergebens: Statistiker versichern, Fidos Lebenserwartung sei um mehr als 20 Prozent gestiegen.
Namen+Notizen
KARL DIETZ, NC-Dreher und Landwirt, führt die Liste der Rockenberger CDU zur Kommunalwahl am 7. März an. Auf Platz zwei nominierten die Rockenberger Christdemokraten WERNER HILDEBRAND, Ortsbrandmeister aus Oppershofen. Dritte auf der insgesamt 60 Plätze umfassenden Liste ist die Anwaltsgehilfin KATHARINA JUNG vor ARNOLD PEICHL, langjähriger Fraktionschef, auf Platz vier. Der Gartenbauingenieur ALBERT BELL aus Oppershofen belegt Platz fünf, der Kaufmann NORBERT MERZ Platz sechs. Die Liste, so Spitzenkandidat DIETZ, repräsentiere einen respektablen Querschnitt der Rockenberger Bevölkerung. Ziel der Union: "Frischen Wind ins rote Rokkenberger Rathaus bringen".
FLÖRSHEIM. Rückgrat zu beweisen, sich in aufrechter Haltung zu üben - die Stadt Flörsheim zeigt ihren Bürgern, wie es gemacht wird: Sie bietet neue Kurse in Gymnastik speziell für gebeutelte Wirbelsäulen an. "Rückenbeschwerden nehmen in unserer Gesellschaft immer mehr zu", kündigt der Magistrat die Seminare an und kennt den Grund: die einseitige körperliche Belastung. Und die führe dazu, daß die Muskeln von Beinen und Rumpf aus dem Gleichgewicht geraten.
Das wieder ins Lot zu bringen, richtet die Stadt gekrümmte Rücken wieder auf. Dazu werden drei Kurse angeboten: von Donnerstag, 25. Februar, an jeweils von 20.30 bis 21.30 Uhr in der Grundschule Weilbach; von Montag, 1. März, an jeweils von 17.30 bis 18.30 Uhr in der Riedschule; und von Dienstag, 2. März, an von 16 bis 17 Uhr in der Stadthalle. Jeder Kurs umfaßt 15 Übungsstunden. Die Gebühr beträgt 65 Mark. kkü
BOCKENHEIM. Sein Bild von den "häßlichen Glatzen" mußte mancher der überwiegend jugendlichen Zuhörer nach dem Vortrag von Dr. Annette Streeck-Fischer noch einmal überdenken. Die Psychoanalytikerin und Kinderpsychiaterin aus Göttingen sprach in der Aula der Max-Beckmann-Schule zum Thema "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit - Psychische Grundlagen des Rassismus bei Jugendlichen". Eingeladen hatten die Max-Beckmann-Schule, die evangelische St. Jakobs- und die evangelische Markus-Gemeinde im Rahmen der Vortragsreiche über Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit.
Mit rechtsextremen Jugendlichen beschäftigt sich Dr. Streeck-Fischer in der stationären Psychotherapie. Als typisch für die Lebensgeschichte eines Skins schilderte sie den Werdegang des heute 15jährigen Martin: Seine damals 18jährige Mutter brachte ihn unehelich zur Welt. Als er drei Jahre alt war, heiratete die Mutter den Stiefvater, der ihn mit Haßattacken überhäufte.
Schon im Kindergarten fiel Martin als aggressives Kind auf, und die Gruppe nahm ihn nicht an. Als ihm die Sonderschule für Verhaltensgestörte empfohlen wurde, sperrten sich seine Eltern dagegen und überforderten ihn mit dem Besuch eines Gymnasiums. Er wurde mehrfach von Schulen verwiesen und ging zum Schluß auf die Hauptschule. Als Außenseiter unter Gleichaltrigen suchte er Anschluß an die rechtsextremen Skinheads.
Skinheads lebten die Gewalt aus, die sie früher in der Rolle des Opfers erfahren hätten, lautete eine These der Psychoanalytikerin. Die Entwicklung von Gewalt gegen Fremde gleiche einem "tödlichen Tanz". Zunächst empfinde der Jugendliche seine eigene Perspektivlosigkeit, mache aber äußere, bedrohliche Umstände verantwortlich. Sodann wird die eigene Bedrohung auf die Nation übertragen. In einer dritten Stufe erfolge die Entmenschlichung des Feindes. Der Prozeß münde in Gewaltanwendung "in einem rauschhaften Gewaltexzeß".
Falsch verstanden fühlte sich die Psychoanalytikerin von einem Schüler, der ihr vorwarf, die rassistischen Anschläge mit ihren Theorien zu rechtfertigen: "Verständnis wecken ist etwas anderes als dem zuzustimmen." Viele Besucher vermißten bei Dr. Streeck-Fischer Hinweise auf die politischen und gesellschaftlichen Ursachen von Fremdenfeindlichkeit. Sie entgegnete: "Sicherlich sind die psychischen Bedingungen nur ein Aspekt. Aber es ist wichtig zu fragen: Was sind das für Jugendliche, die gewalttätig werden?"
Wie man da eingreifen könne, wollte eine junge Frau wissen. "Es ist nicht leicht, mit diesen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen." Die Gesellschaft müsse früher auf die Probleme aufmerksam werden und günstigere Bedingungen für Heranwachsende schaffen. hes
MÖRFELDEN-WALLDORF. In der gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanz- sowie Bauausschuß am Donnerstag, 25. Februar, soll der inzwischen zugestellte Entwurf des Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) mit Stand vom Januar beraten werden; auch wenn, wie Bürgermeister Bernhard Brehl kritisiert, die neuen Entwürfe erst vergangene Woche zugestellt worden seien. Bis zum 26. Februar muß die Stadt ihre Stellungnahme abgeben, weil die für den 26. März einberufene Regionale Planungsversammlung die Offenlegung der Januar- Entwürfe beschließen will.
Viel zu knapp sei das, stöhnt Brehl, und meint, daß das "im Grunde eine Zumutung" sei. Aber immerhin dürften die Kommunen - im Gegensatz zu früher - jetzt wenigstens mit- reden.
Also muß Brehl Hausaufgaben machen: Am Donnerstag will er die Stellungnahme vorlegen. Das Papier wird sich auf die Gutachten des vorigen Jahres stützen und jene Stellungnahme heranziehen, die die Stadt schon im November 1992 abgegeben hat. Allerdings enthalte der Januar-Entwurf doch einige Abweichungen. wal
Bananenstreit Soziale Tat für die Plantagenarbeiter?
In Costa Rica, Panama, Kolumbien, Venezuela und Guatemala sind die Erzeuger der schönen "Dollarbananen" schlecht dran. Und das nicht erst durch die umstrittene EG-Bananenmarktordnung, die so viel Staub aufgewirbelt hat. Die dortigen Bauern erhalten nur knapp fünf Prozent des Preises, der auf den deutschen Großhandelsmärkten für die krummen gelben Früchte in den "schlechtesten Monaten" 1991 und 1992 gezahlt wurde.
Das zumindest verkündete der neue EG-Landwirtschaftskommissar Rene Steichen am Wochenende als ein Argument gegen die "skandaleuse" Kampagne, die gegen den jüngsten Streich des EG-Agrarministerrats - bei vergeblichen Gegenstimmen Deutschlands, Belgiens und der Niederlande - geführt werde. Um wieviel besser stünden sich doch die Produzenten der EG-Bananen von den Kanarischen Inseln, Madeira, Kreta und Lakonien. Sie, so der luxemburger EG-Kommissar, kassieren von dem viel höheren Vermarktungspreis auf den Großmärkten "ihrer" Gemeinschaftsländer immerhin ein Viertel. Indirekter Schluß: Die durch den EG-Binnenmarkt und den Wegfall der internen Grenzkontrollen notwendig gewordene EG-weite Bananenregelung ist eine soziale Tat.
Die Vermarktung der "Dollar-Bananen" in Europa geschieht durch US-Konzerne, denen größtenteils auch die Plantagen in den fünf zentralamerikanischen Republiken gehören. Und diese Konzerne betreiben ihr Geschäft nach den raffiniertesten Regeln des Kapitalismus. Auch das sagte Steichen nicht so direkt; er deutete es mit statistischen Zahlen an: 1988 habe die Brüsseler EG-Exekutive ihre Vorarbeiten für die Bananenmarktordnung begonnen. Noch im Jahr 1989 habe die gesamte EG- Einfuhr an Dollarbananen nur 1,7 Millionen Tonnen betragen. Sie sei dann aber sprunghaft - und nicht nur durch die deutsche Einigung - bis zu den 2,4 Millionen Tonnen von 1992 angestiegen.
Der Kommissar deutete wiederum nur an, daß die drei maßgeblichen US-Bananenkonzerne zwischen 1990 und 1992 eine "Vorhaltepolitik" betrieben hätten. Aber er sagte, daß das jetzt im EG-Ministerrat beschlossene Einfuhrkontingent von zwei Millionen Tonnen jährlich eher dem tatsächlichen Bedarf an Dollarbananen entsprechen dürfte, als die von Fruchtimporteuren, der Bundesregierung und Seehäfenvertretern als Maßstab genommene 1992er Einfuhrstatistik.
Steichen konkretisierte auch ein weiteres "Wunder" der US-Konzernpolitik. Deutschland ist bis zum 1. Juli das einzige EG-Land, in dem die Dollarbananen zollfrei eingeführt werden durften - dank "Adenauers" Bananenprotokoll zum EWG-Vertrag von 1957. In Belgien und den Niederlanden wurden aber bisher schon die gleichen Bananen mit dem Zollsatz von 20 Pfennigen pro Kilogramm belastet, der künftig für das gesamte EG- Einfuhrkontingent gilt. Doch wundersamerweise waren die Großhandelspreise schon seit Jahren in allen drei Ländern gleich hoch. Wie Steichen angab, betrug der Lieferpreis in Deutschland 1991 rund 1000 Mark pro Tonne, in Belgien und den Niederlanden aber nur (umgerechnet) rund 840 Mark. Mit anderen Worten: In der Preiskalkulation der US-Konzerne scheint viel Luft drin, die den wirklich armen zentralamerikanischen Plantagenarbeitern weder aufwärts, noch abwärts etwas bringt, sofern sich die Vermarktungslage etwas verändert.
Provokatorisch stellte der Luxemburger vor der Presse die Frage, wieviele Plantagenarbeiter denn zusätzlich von den US-Konzernen für die Exportsteigerung in die EG von 1,7 auf 2,4 Millionen Tonnen zwischen 1989 und 1992 in den fünf armen zentralamerikanischen Staaten eingestellt worden seien? Ob die Gegenschlußfolgerung stimmt, daß die armen Kerle künftig einfach weniger Bananenstauden zu betreuen haben werden, entziehe sich europäischer Kenntnis. Den in Nordamerika sitzenden Managern werde schon etwas einfallen.
Aber auch für die deutschen Bananen- Vielesser wußte der EG-Kommissar Trost: Nicht wegen Bonn, sondern eher wegen der Niederländer und Belgier im EG-Ministerrat will die Kommission jedes Jahr prüfen, ob das Einfuhrkontingent zum niedrigen Zollsatz von 20 Pfennigen pro Kilo über die zwei Millionen Tonnen hinaus erweitert werden muß, wenn die Nachfrage so groß sein sollte. Wenn die Deutschen weiterhin bei ihrer Bananenleidenschaft bleiben, könnte so vielleicht nicht den Plantagenarbeitern, aber doch den Konzernen geholfen werden.
Auf der Ludwig-Landmann-Straße im Bereich von Westhausen tritt der Magistrat auf die Tempobremse. Wie es in einem Bericht der Stadtregierung heißt, wird sie dem Wunsch des Ortsbeirats 7 folgen und die zulässige Höchstgeschwindigkeit dort von derzeit 70 auf 50 Stundenkilometer reduzieren.
Das Stadtteilparlament hatte im Januar vergangenen Jahres einen entsprechenden Vorstoß unternommen. Als Begründung führte der Ortsbeirat die erhebliche Lärmbelästigung der Anwohner an. Die autobahnmäßig ausgebaute Straße führe direkt an den Wohnhäusern von Westhausen vorbei. Zudem werde die ohnehin hohe Höchstgeschwindigkeit häufig noch überschritten, was auch eine Gefährdung ein- und aussteigender Autofahrer mit sich bringe.
Der Magistrat schloß sich in seinem Bericht ohne weitere Erläuterungen der Auffassung des Ortsbeirats an. gang
Hart ins Gericht mit dem vor knapp zwei Wochen vom Bundeskabinett verabschiedeten Jahreswirtschaftsbericht geht der SPD- Bundestagsabgeordnete Professor Uwe Jens. Im folgenden Beitrag wirft er der Koalition vor, Wunschdenken nachzuhängen, über keine geeigneten Rezepte zur Förderung des Wachstums zu verfügen und sich schwerer wirtschaftpolitischer Versäumnisse schuldig gemacht zu haben. Außerdem mahnt der sozialdemokratische Experte eine bessere Abstimmung zwischen den zehn wichtigsten Industrieländern an, um die lahmende Konjunktur wieder auf Trab zu bringen.
Zwischen den ökonomischen Daten der Lageanalyse und den verbalen Vorschlägen für wirtschaftspolitische Maßnahmen klafft im Jahreswirtschaftsbericht eine deutliche Lücke. Oder anders ausgedrückt: Die Therapie zur Belebung der wirtschaftlichen Tätigkeit hat mit der Diagnose der Lage kaum etwas zu tun.
Aus den sogenannten Frühindikatoren für die alten Bundesländer wird deutlich, daß seit Ende 1990 sowohl die Auftragseingänge als auch die Produktionspläne eine deutlich sinkende Tendenz aufweisen. Interessant ist, daß die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe in dieser Zeit von etwa 90 Prozent auf 80 Prozent bis heute gesunken ist. Die genau entgegengesetzte Entwicklung weisen die Lohnstückkosten aus. Sie sind seit Ende 1990 verstärkt gestiegen. Falsch ist jedoch der Eindruck, den die Bundesregierung gerne erweckt, daß die Lohnstückkosten durch zu starke Tariferhöhungen gestiegen sind. Die Hauptursache liegt - wie die Daten deutlich ausweisen - in der Verringerung der Ausbringung, in der gesunkenen Kapazitätsauslastung.
Nicht zu übersehen ist, daß sich die Lohnstückkosten in Ostdeutschland auf etwa 79 Mark und in Westdeutschland "nur" auf 49 Mark belaufen. Diese Daten könnten Investoren abschrecken. Sie haben aber ebenfalls primär nicht mit hohen Lohnkosten zu tun, sondern sie errechnen sich aufgrund der durchschnittlichen Produktivität, die in den neuen deutlich niedriger ist als in den alten Ländern. Investoren sollten sich von diesen Angaben deshalb auch nicht verschrecken lassen: sie kommen bei Neuinvestitionen auf niedrigere Lohnstückkosten als in den alten Bundesländern.
Besonders beunruhigend sind jedoch die gesamtwirtschaftlichen Daten der aggregierten Jahresprojektion für 1993 in konstanten Preisen. Für Gesamtdeutschland prognostiziert die Bundesregierung beim privaten Verbrauch einen Zuwachs von höchstens einem halben Prozent; der Staatsverbrauch sinkt um ein Prozent, und die Investitionen sollen stagnieren. Der Antrieb für die Verbesserung der Lage soll offenbar vom Ausland kommen, aber auch beim Export erwartet die Bundesregierung nur einen Zuwachs von ein bis zwei Prozent.
Diese Angaben müßten eigentlich jeden Ökonomen zwingen, darüber nachzudenken, wie die Entwicklung 1993 verbessert werden kann. Traditionsgemäß ist die Jahresprojektion der Bundesregierung auch noch geschönt, um ein wenig Optimismus zu verbreiten. Doch das klappt diesmal sicherlich nicht; es kann zwar vom Export her besser als erwartet laufen, aber es kann auch möglicherweise noch viel schlechter kommen.
Als wichtigste Voraussetzung für eine Verbesserung der lahmenden Konjunktur nennt der Jahreswirtschaftsbericht eine Konsolidierung der öffentlichen Haushalte; eine Wende in der Tarifpolitik und starke Wachstumsimpulse aus dem Ausland. Man will sich ferner um mehr Wettbewerb, um Deregulierung und Privatisierung, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, eine ausgewogenere Qualifizierungsstruktur und um das Verhältnis von Ökologie und Wirtschaft bemühen.
Doch durch mehr Markt und Wettbewerb - ein schöner Wusch, um den sich die Bundesregierung seit zehn Jahren bemüht - wird keine zusätzliche Nachfrage von Bedeutung geschaffen. Durch Entbürokratisierung und Deregulierung wird ebenfalls kaum zusätzliche Produktion angeregt. Impulse vom privaten Konsum zu erwarten ist bei kurzfristig sinkenden Reallöhnen eher Wunschdenken.
Insofern ist festzustellen: Die Vorschläge der Bundesregierung sind die bekannte Litanei der Vergangenheit; sie werden die Kapazitätsauslastung der deutschen Wirtschaft nicht verbessern, weil sie das Problem der Nachfrageschwäche niemals lösen können. Insofern besteht durchaus die Gefahr, daß die Rezession in der Bundesrepublik sich zur Depression verdichtet. Der Jahreswirtschaftsbericht enthält jedenfalls keine Maßnahmen, um aus eigener Kraft die wirtschaftliche Entwicklung zu beleben. Es bleibt nur das Prinzip Hoffnung - Hoffnung auf das Ausland, insbesondere auf die relativ positive Entwicklung in den Vereinigten Staaten.
Ein eklatanter Fehler der bisherigen Wirtschaftspolitik bestand darin, daß sie keine Vorsorge getroffen hat für schlechtere Zeiten. Bis 1989 waren die Schulden der Bundesregierung, die sie 1982 übernommen hatte, verdoppelt. Bis 1994 sind sie vervierfacht. Für 1993 wäre eine zusätzliche Verschuldung durchaus angebracht, aber angesichts der Situation ist dies kein sinnvolles Rezept. Mittelfristig müssen dringend die Staatsausgaben wesentlich seriöser finanziert werden als bisher. Konsumausgaben der privaten und öffentlichen Haushalte müssen reduziert und investive Ausgaben erhöht werden. Mit einem mittelfristigen Konsolidierungsprogramm geben wir der Bundesbank die Chance, sofort die Leitzinsen weiter - und zwar deutlich - zu senken.
Um den Konsum in der Volkswirtschaft insgesamt zu steigern, darf eine Steuererhöhung für Bezieher hoher Einkommen nicht tabu sein. Bei dieser Gruppe ist der Anteil, der konsumiert wird, erheblich geringer als bei kleinen Einkommensbeziehern. Das eingenommene Geld, sofern es der Staat ausgibt, hat deshalb gesamtwirtschaftlich durchaus einen positiven Nachfrageeffekt. Oder nach dem Ökonom Havelmoo: Über Steuererhöhungen finanzierte Investitionen des Staates haben einen Multiplikator von eins.
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage schaffen, verbunden mit einer höheren Kapazitätsauslastung, wäre das Gebot der Stunde. Mit den alten, angebotsorientierten Rezepten, die seit zehn Jahren in der Bundesrepublik offiziell versucht werden, ist der konjunkturelle Einbruch nicht zu beheben. Jetzt muß die Nachfrageseite bearbeitet werden. Ein mittelfristiges Zukunfts-Investitionsprogramm für die neuen Bundesländer wäre sofort in Kraft zu setzen. Ferner kommt es darauf an, damit der Export wirklich belebt wird, eine weitere Abwertung der Mark gegenüber dem Dollar hinzunehmen. Vor allem müssen sich die Wirtschafts- und Finanzminister der G-10- Staaten an einen Tisch setzen, und ihre Verantwortung gegenüber der weltwirtschaftlichen Entwicklung wahrnehmen.
Ein Land allein kann heute keine weltwirtschaftliche Konjunkturlokomotive mehr sein. Staaten mit hoher Kreditaufnahme, wie die USA und Deutschland, müssen diesbezüglich sicher Zurückhaltung üben. Eine internationale Zinsabrüstung ist dringend angebracht. Länder wie Japan oder Frankreich, mit geringer Neuverschuldung, müssen die weltwirtschaftliche Nachfrage stärker als bisher stützen. Die "europäische Konjunkturinitiative" des jüngsten EG-Gipfels war kein adäquater Beitrag der Europäer.
Die internationale Koordination der Wirtschaftspolitik war in den siebziger Jahren erheblich effektiver als in den achtziger Jahren bis heute. Wie schlecht die Position der Bundesrepublik im internationalen Vergleich geworden ist, weisen auch die Daten des Jahreswirtschaftsberichts für 1993 aus. Beim Wachstum hat Deutschland 1992 mit geringen 1,9 Prozent noch immerhin den dritten Platz belegt. Beim Vergleich der Arbeitslosenzahlen sind wir bereits auf Rang acht und bei der Preisentwicklung auf Rang zehn heruntergefallen. Die Spitzenstellung, die die Bundesrepublik früher einmal im internationalen Vergleich bei diesen Indikatoren eingenommen hat, büßte sie bereits vor der Vereinigung ein.
MAIN-KINZIG-KREIS. Im Rahmen eines Bildungsurlaubes bietet die Kreisvolkshochschule Interessenten, die bereits über gute Englischkenntnisse verfügen, ein Seminar an, das diese Kenntnisse weiter vertieft. Von Montag, 1. März, bis Freitag, 5. März, steht in Gelnhausen, im VHS-Seminarraum, Barbarossastraße 16, ein Englisch-Intensivkurs auf dem Programm. Angeboten werden Übungen zu den Fertigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben im Rahmen aktueller gesellschaftlicher Themen sowie im Rahmen von Informationen aus der Lebens- und Arbeitswelt Großbritanniens.
Unterricht ist jeweils von 9 bis 17 Uhr. Die Teilnahme kostet 175 Mark. Voraussetzung ist eine Beratung beim Fachbereich Sprachen der Kreisvolkshochschule in Gelnhausen, Barbarossastraße 16, Rufnummer 06051 / 85 490. are
FLORSTADT. Die geplante Schülerbetreuung an der Karl-Weigand-Schule in Nieder-Florstadt nimmt konkrete Formen an. Vorangetrieben wird das Projekt von einem Förderverein, in dem auch Schulleiter Dieter Stengel aktiv mitwirkt. Wie die Vorsitzende des etwa 20köpfigen Vereins, Roswitha Krum, auf Anfrage der FR erklärte, wurde für die Schülerbetreuung jetzt ein Konzept erarbeitet und dem Hessischen Kultusminister zur Genehmigung vorgelegt. Das Papier umfaßt neben einer an den Richtlinien des Landes orientierten, pädagogischen Begründung einen Raum- und Personalplan sowie einen Finanzierungsvorschlag.
Vorgesehen ist, ab Beginn des Schuljahres 1993/94 (6. September) 20 Kinder in zwei Schulräumen der Weigandschule von 7.30 bis 13.30 Uhr zu betreuen - wobei die Unterrichtskernzeit der dritten und vierten Stunde ausgespart wird. Zwei Erzieher/innen oder zwei Sozialpädagogen/innen sollen sich zu jeweils einer Drittel-Stelle die beiden "Schichten" vor und nach dieser Kernzeit teilen. Falls dies nicht möglich sei, so Frau Krum, könne nur eine Betreuungskraft beschäftigt werden, die dann durchgehend tätig sei und die Pause in der dritten und vierten Stunde für Vorbereitungsarbeiten nutze.
Laut Dieter Stengel kann die Zahl der Kinder bei Bedarf noch erhöht werden. Auch sei langfristig an eine Betreuung am Nachmittag gedacht, wobei dann auch eine Hausaufgabenhilfe angeboten werden könnte.
Einstweilen ist der Bedarf allerdings noch nicht so groß. Bislang haben 15 Eltern beim Förderverein ihr Interesse bekundet. Pro Kind hätten sie 50 Mark im Monat zu zahlen. Der Elternbeitrag sei bewußt niedrig angesetzt worden, um auch einkommensschwächere Familien anzusprechen, so Roswitha Krum.
Insgesamt wird der Elternbeitrag im Jahr auf 12 000 Mark veranschlagt. 15 000 Mark hat die Gemeinde Florstadt für 1993 in ihrem Etat vorgesehen. 1994 könnte diese Summe auf 20 000 Mark aufgestockt werden. 30 000 Mark sind beim Land Hessen beantragt. Der Kreis stellt die Räume sowie eine Erstausstattung an Spielmaterial.
Die Zeit bis zum Schuljahresbeginn beziehungsweise bis zur Genehmigung aus Wiesbaden will der Förderverein nicht ungenutzt verstreichen lassen. Mit sechs bis sieben Kindern soll am 3. Mai ein Probelauf starten. Schulleiter Stengel sowie pädagogisch qualifizierte Mitglieder des Vereinsvorstandes wollen auf ehrenamtlicher Basis an zwei bis drei Doppelstunden in der Woche das Betreuungsprojekt testen und ihre Erfahrungen während dieser Anschubphase gleichzeitig als Argumentationshilfe gegenüber dem Kultusminister nutzen. Vor den Sommerferien wird der Verein nochmals zu einer Informationsveranstaltung einladen. mu
BAD NAUHEIM. "There's no business like showbusiness" ist nur einer der bekanntesten Songs aus dem Musical "Annie get your gun" von Irving Berlin. Nach ihrem Erfolg mit "Oklahoma" zeigt die American Musical Company New York am Freitag, 26. Februar, das Stück um die Meisterschützin Annie Oakley um 19.30 Uhr im Kurtheater.
Die Geschichte: Annie gehört zur Wildwestshow des Buffalo Bill und ist hoffnungslos in den Flintenhelden Frank Butler verliebt. Jener aber sieht in ihr nur eine Konkurrentin und schließt sich einer anderen Gruppe an. Als Annie von einer erfolglosen Europatournee zurückkehrt, kommt es zum Schießduell. Annie verliert - und wird seine Ehefrau. cor
Ist er's oder ist er's nicht? Der Mann da vorne, am Schalter für Sondermarken, sieht ihm zumindest verteufelt ähnlich. Auch die große Tasche hat er dabei und das gemusterte Filzhütchen auf dem Kopf - ganz wie abends in der "Tagesschau". Langsam rückt er in der Warteschlange nach vorne. Ja kann denn das sein, der Minister höchstpersönlich hier im Postamt Bonn-Tannenbusch? "Grüß Gott", sagt der Mann jetzt zum Beamten hinterm Tresen, "was kostet denn ein Kartengruß ins schöne Frankenland?"
Kein Zweifel: Vor uns steht Wolfgang Bötsch. Inkognito hat sich der neue Postminister unters Volk gemischt, um eine 60-Pfennig-Marke zu kaufen. Ein Faschingswitz? Gott bewahre. Schließlich hat der CSU-Mann in der Bunten selber angekündigt, er beabsichtige, "in der nächsten Zeit die Ämter mal ab und zu als Kunde zu besuchen, um zu sehen, wie der Betrieb so abläuft". Donnerwetter! Der Mann hat Courage. Und Wissensdurst. Verläßt sein Büro und guckt sich selber an, wie seine 700 000 Untergebenen arbeiten und 80 Millionen Deutsche ihre Briefe aufgeben. Expedition ins pralle Leben. Das ist Bürgernähe!
Er ist halt einer von uns, der Herr Minister. Auch er hat sich über die neuen Postleitzahlen aufgeregt und sogar von einer Verschiebung geschwafelt, bis er offenbar staunend erfuhr, daß eine Einführung in der Vorweihnachtszeit ein noch viel größeres Chaos bedeuten würde. Und genau wie wir hat er sich "auch schon beim Postminister beschwert, sollten meine Leserbriefe beim Bayernkurier mal nicht pünktlich angekommen sein".
Ansonsten schreibt er "Post aus der Kur" und telefoniert "gern und ziemlich viel. Meistens sonntags abends". Wie hoch die Fernsprechrechnung ist, weiß "nur meine Frau". Genau wie bei uns zu Hause! Bloß ruft der Bötsch halt nicht Tante Erna an, sondern "den Kollegen Waigel oder Freunde aus dem Wahlkreis".
Wahrscheinlich von Waigel hat der Politiker erfahren, daß ein Standardbrief derzeit eine Mark Porto kostet. "Mit Sicherheit", verspricht er, werde das in einem Jahr genauso sein. Und überhaupt "spricht viel dafür", daß Telefon und Briefporto irgendwie vielleicht auch billiger werden. Hat man doch 'mal gehört, von wegen "Wettbewerb" und so - oder sind das etwa Monopoldienste? Egal, "allein von der Optik" muß bei der Post "einiges verbessert" werden. Da kann selbst ein Minister nicht viel falsch machen. doe
BAD NAUHEIM. Werke von Bach, Karl-Elert, Dupry und anderen stimmt am Samstag, 27. Februar, der Bad Nauheimer Organist Rainer Lille in der Dankeskirche an. Beginnen wird er sein Konzert um 20 Uhr auf dem Cembalo mit der Sarabande aus der Suite e-Moll von Johann-Sebastian Bach.
Auf der großen Orgel der Dankeskirche wird Rainer Lille unter anderem einen Satz aus den "Kreuzweg-Stationen" von Marcel Dupry spielen. Den Abschluß bildet Regers Introduktion und Passacaglia f-Moll.
Der Eintritt zum Konzert, das die weit über die Wetterau hinaus bekannte und erfolgreiche Reihe mit Kirchenmusiken in der Dankeskirche fortsetzt, ist frei. cor
Die Bilder kommen einem doch bekannt vor. Ein konservativer Regierungschef, der im Parlament eingestehen muß, daß die Arbeitslosenrate drei Millionen überschritten hat. Eine Labour-Opposition, die der Regierung vorwirft, die Arbeitslosen "ihrem Schicksal überlassen" zu haben. Protestmärsche vor dem Unterhaus, Fernseh-Reportagen aus allen Ekken und Enden des Landes, der Streit der Statistiker um die wahren Zahlen, Warnungen der Wirtschaftsexperten, neue Beschäftigungsprogramme, Umschulungsmodelle, große Aufregung. Und nicht viel Aussicht auf eine absehbare Änderung der Verhältnisse.
Erst sieben, acht Jahre ist es her, daß das Vereinigte Königreich so etwas erlebt hat. Damals war Margaret Thatcher noch Premierministerin, Neil Kinnock Führer der Opposition. Die Rezession der frühen 80er Jahren hatte sich, mit etwas zeitlicher Verzögerung, in einer Massenarbeitslosigkeit niedergeschlagen, wie sie Britannien seit den 30er Jahren nicht mehr gesehen hatte. Im Juli 1986 erreichte die Arbeitslosigkeit einen Rekordstand von 3 124 000. Die alte Manufaktur-Industrie war in die Knie gebrochen. Im Norden und in abgelegeneren Regionen des Westens fanden sich ganze Dörfer, ganze Landstriche ohne Jobs. Die ideologische Linie der Regierung - keine Eingriffe, die Industrie sich selbst überlassen - verschärfte die Lage drastisch und führte zu enormen politischen Spannungen.
Und nun? Dieselben Töne, dieselben Bilder, und eine ähnliche Politik, nur heißt der Regierungschef mittlerweile John Major und sein Labour-Gegenüber John Smith. Nach ein paar Jahren relativer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt meldet das Londoner Arbeitsministerium wieder über drei Millionen Arbeitslose. Im Mai dieses Jahres, heißt es, werde die Rekordmarke von 1986 erreicht sein.
10,8 oder, bei "bereinigter" Rechnungsart, 10,6 Prozent der Bevölkerung sind nach amtlichen Angaben schon heute arbeitslos - mehr als in den anderen EG- Ländern, von Spanien und von Irland abgesehen. Stellte man die drei Dutzend statistischen "Reformen" in Rechnung, mit denen die Tories in ihrer knapp vierzehnjährigen Amtszeit die Arbeitslosenzahlen frisierten, müßte man freilich eher von 14,2 Prozent (oder 4,1 Millionen Menschen) reden: Das ist die Zahl, die man im Gewerkschaftslager für realistisch hält.
Gleich, welchen Zahlen man vertraut: Trends und Prognosen für die weitere Entwicklung zeigen, wo die Ähnlichkeit mit der Krise der 80er Jahre endet. Zum einen ist die gegenwärtige Krise erheblich schwerwiegender als die der Thatcher-Ära. Die aktuelle Rezession ist schon jetzt die längste seit den 30er Jahren. 3,5 Millionen Arbeitslose (nach amtlicher Zählung) werde Britannien dieses Mal auf jeden Fall erreichen, meinen übereinstimmend die Auguren; und mit einem echten Absinken der Rate vor Ende des Jahrzehnts sei nicht zu rechnen - das letzte Mal lag die Arbeitslosenrate immerhin nicht länger als drei Jahre lang über der 3-Millionen-Marke. "So leicht", meinen auch Tory-Abgeordnete, "werden wir die Arbeitslosigkeit diesmal nicht mehr los."
Zum zweiten ist die neue Krise auf dem Arbeitsmarkt strukturell anderer Art als die der 80er Jahre. Damals war hauptsächlich die alte britische Industrie, mit ihrer Basis in Nordengland, in den Midlands, in Schottland und in Wales, betroffen: Das Land hatte sich unter Margaret Thatcher geteilt in einen verarmten Norden und einen von der Arbeitslosigkeit weitgehend unberührt gebliebenen Süden. Diesmal dagegen hat der Süden die schwersten Hiebe der Rezession abbekommen.
Allein im Südosten Englands ist die Arbeitslosigkeit seit Anfang 1990 um glatte 250 Prozent gestiegen. In der Hauptstadt London kommt heute ein Job-Angebot auf 58 Arbeitssuchende. Neben den Industriebetrieben, auch neueren Ursprungs, haben diesmal Dienstleistungsgewerbe, Banken, Einzelhandel, Büroangestellte und Selbständige schwere Einbrüche erlebt. Zehntausende von Briten, die nie an Arbeitslosigkeit dachten, sind in den letzten paar Jahren über Nacht ihres Jobs und ihres Einkommens beraubt worden. Die "neuen" Arbeitslosen sind Häuschenbesitzer, sind Bausparer mit Mittelklasse- Wagen und mit Mittelklasse-Ansprüchen - und traditionell Tory-Wähler, der "blaue Rumpf" des Tory-Erfolgs der letzten vierzehn Jahre.
Vor allem vor diesem Hintergrund müßte man eigentlich erwarten, daß die Konservative Partei kopf stünde vor Angst über die neue Entwicklung. Doch die Reaktionen im Tory-Lager sind durchaus ambivalenter Art. Nur ein Teil der Abgeordneten auf der Regierungsseite des Parlaments zeigt offene Zeichen der Betroffenheit, ruft nach einer politischen Kursänderung, nach einschneidenden Maßnahmen. Ein anderer Teil behält seine Nervosität einstweilen für sich - noch sind es drei bis vier Jahre zu den nächsten Wahlen, und schließlich hat man die letzten beiden Unterhaus-Wahlen auch trotz hoher Arbeitslosenzahlen gewonnen. Erst will man einmal sehen, was Regierungschef Major "auf der Pfanne" hat, und inwieweit überhaupt die Opposition aus der Situation Kapital zu schlagen vermag.
In der Tat haben sich die Konservativen seit Margaret Thatchers Amtszeit wieder daran gewöhnt, mit dem Prädikat "Partei der Arbeitslosigkeit" zu leben, und gar nicht schlecht zu leben - mit einem Schimpfnamen immerhin, der ihnen in den 30er Jahren verliehen worden war, und von dem sie sich nach dem Krieg, mit einer neuen Wohlstandspolitik und Vollbeschäftigungs-Gelöbnissen, nur mühsam lösten. Unter Thatcher gingen die Tories in dieser Frage aus der Verteidigung zum Angriff über: Mit der Inflationsbekämpfung als zentralem Angriffsziel und mit den Labour-Sünden der Vergangenheit als wunden Punkten in der Rüstung eines politischen Gegners, der sich als unfähig erwies, die Massenarbeitslosigkeit in politische Stoßkraft für die eigene Sache umzusetzen.
Aus dieser Zeit, aus der Thatcher-Ära, stammt auch die erstaunliche Arroganz, das betonte Desinteresse etlicher Tories am Problem der Arbeitslosigkeit. Nicht zufällig hatte noch vor wenigen Jahren Schatzkanzler Norman Lamont die Arbeitslosigkeit den "Preis der Inflation" genannt - einen "Preis, der es wert ist, daß wir ihn zahlen". Als diese Woche, nach Bekanntgabe der neuen Rekordmarke, britische Reporter sich vor dem Unterhaus-Eingang sammelten, rief ihnen ein Tory-Abgeordneter zu: "Was ist denn los? Außer drei Millionen Arbeitslosen, meine ich?"
Auch die von der Eisernen Lady dereinst landauf, landab gepredigte Maxime, Arbeitslosigkeit sei nicht Sache der Regierung, sondern der Wirtschaft, scheint sich tief ins Bewußtsein vieler Briten gesenkt zu haben. "Die Leute", meint dazu der konservative Vorsitzende des Finanzausschusses des Unterhauses, John Watts, "haben realistische Vorstellungen davon, was eine Regierung kurzfristig tun kann - nämlich sehr wenig."
In Regierungskreisen selbst ist man sich freilich bewußt, daß etwas getan werden muß, so man nicht die Unterstützung der bürgerlichen Schichten im Lande leichtfertig verspielen will. Neue Beschäftigungsprogramme, die die Vielzahl der alten ergänzen oder ablösen sollen, sind von Arbeitsministerin Gillian Shephard in Aussicht gestellt worden: Zehntausende von Kursplätzen, Umschulungsangeboten und vorübergehenden Jobs sind geplant, vor allem um Jugendliche davor zu bewahren, in die Falle der um sich greifenden langfristigen Arbeitslosigkeit zu geraten. (Über eine Million Briten sind schon länger als ein Jahr arbeitslos.)
In manchen besonders empfindlichen Bereichen, wie bei den Bergarbeitern, ist Premier Major mittlerweile offenbar auch bereit, von der strikten Linie seiner Vorgängerin abzurücken; wiewohl er bislang keine Hinweise darauf gegeben hat, daß er generell mit einem Investitions- Programm der britischen Industrie und einem neuen Aufschwung auf die Beine helfen wolle.
Solch massive Hilfe wird jedenfalls, auch mit einem Seitenblick auf Amerika, von der Labour-Opposition gefordert, die davon überzeugt ist, daß Britannien ohne staatliche Intervention irgendwann in den Rang eines Drittwelt-Landes abrutschen wird. Als weiteres Schlachtfeld hat sich Labour die Berufsbildung gewählt, die bisher in Britannien in Quantität und Qualität oft noch hinter den Bedingungen anderer Länder herhinkt, und die die Opposition gern in eine Art permanenten Lern- und Umlern-Vorgang ausbauen möchte.
Steuererleichterungen für Lernwillige und Umschuler, Steueranreize für Unternehmen, die betriebliche Weiterbildung bieten, leichterer Zugang zur beruflichen Fortbildung, etwa für Mütter kleiner Kinder, und eine "Industrie-Universität", deren Kurse per Satellit direkt in die Fabriken des Landes hineingesendet werden würden, gehören zum Arsenal der Labour-Ideen für eine Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Mit all diesen und einigen anderen Mitteln will die Oppositionspartei eins erreichen: Eine "Beschäftigungsgarantie" zu geben, die in Zukunft dafür sorgt, daß niemand auf der Insel länger als zwölf Monate ohne Job, oder ohne "hochgradige Weiterbildung", bleibt. Für ein solch ehrgeiziges Vorhaben, räumt freilich der Labour-Experte und Schatten-Kanzler Gordon Brown ein, müsse erst einmal die alte Idee der Vollbeschäftigung - nämlich als eines Angebots permanenter Ganztags-Jobs für den männlichen Teil der Bevölkerung - einer moderneren Definition Platz machen.
Auch in Britannien, meint Brown, steuere die Entwicklung auf einen Begriff von Arbeit zu, der es Männern und Frauen ermöglichen müsse, "in Ganztags- und Teilzeitarbeit, in einer persönlich befriedigenden Mischung aus Arbeit und familiärer Verantwortung, in einer Kombination aus Beschäftigung, Bildung und lebenslanger Fortbildung" ihre Existenz zu sichern und zu bereichern.
BAD NAUHEIM. Das Erste Deutsche Harfenensemble spielt am Sonntag, 28. Februar, um 19.30 Uhr im Spiegelsaal des Kurhauses Werke aus dem 17. bis 20. Jahrhundert. Das ausschließlich aus Frauen bestehende Sextett hat unter anderem Musik von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms, Richard Strauß, Bernard Andres und John Lennon im Repertoire. Ein Teil des Programms besteht aus speziell für das erste deutsche Harfenensemble komponierten Werken. Die Eintrittskarten für das Konzert kosten sechs bis neun Mark. cor
. . . und außerdem
Teatro Matto erst später! BAD NAUHEIM. Enzo Scanzi vom Teatro Matto wird heute abend nicht in der Alten Feuerwache auftreten. Der Regisseur und Sänger kommt erst einen Monat später, am 25. März, teilt das städtische Kulturamt mit. Jusos rocken gegen Rechts RANSTADT. Ein Zeichen gegen die in jüngster Zeit erlebte Gewalt von Rechts wollen die Ranstädter Jusos mit einem Disco-Abend am Freitag, 26. Februar, im Bürgerhaus der Kernstadt setzen. Unter dem Motto "Rock gegen Rechts" legt Discjockey Jörg Jakob ab 20 Uhr heiße Scheiben auf den Plattenteller.
M.T. WIZZARD im Kaktus FRIEDBERG. Rock-Klassiker, Eigenkompositionen und Oriental-Rock mit Saz, Trommeln, Flöte und Gong spielt die Limburger Band M.T. WIZZARD am Samstag, 27. Februar, ab 21 Uhr im Cafe Kaktus an der Hospitalgasse. Die fünfköpfige Band gibt es seit 1969; sie trat auch schon in Alzey, Lollar, Stuttgart und Straßburg auf. Der Deutschen Vaterland BAD NAUHEIM. Der Frage "Was ist des Deutschen Vaterland" geht am Montag, 1. März, Dr. Peter Longerich von der Universität München im Terrassensaal des Kurhauses nach. Longerich arbeitete am Institut für Zeitgeschichte in München und hat Arbeiten zur Geschichte des Dritten Reiches und der Ermordung der Juden veröffentlicht. Sein Vortrag setzt die am 25. Januar begonnene Reihe der Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim "Deutschland und die Deutschen" fort. Er beginnt um 19.30 Uhr.
Matzsingers im Klosterbau FRIEDBERG. Die Matzsingers gastieren am Montag, 1. März, ab 19.30 Uhr im Bibliothekszentrum an der Augustinergasse. Das Vokalensemble begibt sich auf eine musikalische Reise durch fünf Jahrhunderte. Der Friedberger Volksbildungsverein veranstaltet das Konzert.
Vortrag über die Herrnhuter BÜDINGEN. Dr. Thomas Martin wird am Dienstag, 2. März, im Heuson- Museum ab 20 Uhr über "Die Herrnhuter Brüdergemeine. Voraussetzungen und Anfänge - Theologische Ausrichtung - Mission" referieren. Rockkäppchen am Computer ORTENBERG. Stunde um Stunde haben die Jungen und Mädchen der Gesamtschule Konradsdorf geprobt, nun ist ihr Werk bühnenreif: Am Dienstag, 2. März, und Donnerstag, 4. März, jeweils um 19.30 Uhr führen sie im Bürgerhaus Ortenberg das Musical "Rockkäppchen und die Computer" von Martin Kraft auf. Der Eintritt kostet sieben Mark.
Wenn Frauen morden BAD VILBEL. Wie und warum Frauen morden, erzählt die Autorin Sabine Deimer unter anderem in ihrem Buch mit Kurzgeschichten "Bye, bye Bruno", das einen überragenden Erfolg hatte. Am kommenden Donnerstag, 4. März, wird sie es und ihr neues Werk ab 20. 30 Uhr in der Galerie des Kulturzentrums Alte Mühle vorstellen. Carl Sternheims Hose BAD VILBEL. Das bürgerliche Lustspiel "Die Hose" von Carl Sternheim steht am nächsten Donnerstag, 4. März, ab 20 Uhr im Kurhaus auf dem Programm. Dabei gibts ein Wiedersehen mit zwei Gesichtern aus Film und Fernsehen: Monika Lundi spielt die Gertrud Deuter. Und den Friseur Benjamin Mandelstam mimt Ilja Richter.
BAD VILBEL. Die Eroberung Europas durch die Rhythmen Amerikas schildert der Pianist Christoph Ullrich am Sonntag, 28. Februar, ab 11 Uhr in der Alten Mühle. Anhand von Tonbeispielen George Gershwins, Leonard Bernsteins und anderer amerikanischer Komponisten wird Ullrich den Weg von der "volkstümlichen" Musik zu "jenen oft intelligenten, persönlichen Annäherungen und Berechnungen der Tanzrhythmen" nachgehen. Daneben wird der Pianist auch Werke von Satie, Debussy und Hindemith spielen, die als Exempel dafür stehen, daß der Untergang der deutschen Romantik mit der Entdeckung einer Neuen Welt, der afro-/amerikanischen Rhythmen, einhergeht. cor
NIEDER-ERLENBACH. Mit einer Sammelaktion wollen die Nieder-Erlenbacher Blauröcke Freuerwehrmännern aus Kiew, die bei der Tschernobyl-Katastrophe eingesetzt wurden, zum zweiten Mal unterstützen. Spenden für die nächste Hilfslieferung in die ukrainische Hauptstadt können ab sofort bei Gerd Cerny in der Sudetenstraße 9 (Nieder-Erlenbach) abgegeben werden.
Ab März werden die Hilfsgüter dann auch samstags im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Erlenbach in der Oberen Burggasse von 10 bis 13 Uhr entgegengenommen.
Im Sommer 1992 kamen 81 Kinder aus Kiew nach Frankfurt und lebten drei Wochen bei ihren Gastfamilien in Bad Vilbel und Umgebung. Erzählungen über die wirtschaftliche Situation in der Ukraine ließen die Nieder-Erlenbacher Feuerwehrmänner aktiv werden. "Wenn allein jeder Haushalt Hilfsgüter im Wert von 2,50 Mark spendet, können wir einen ganzen Lkw bestücken", heißt es im Aufruf.
Die Bevölkerung wird gebeten, nur unverderbliche Lebensmittel abzugeben: beispielsweise Zucker, Mehl, Butter, Kaffee, Kakao, Konserven oder getrocknete Hülsenfrüchte. Eine Bad Vilbeler Firma stellt für den Transport Anfang April in die Unkraine einen Lastwagen und einen Fahrer zur Verfügung.
Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbel wird derzeit auch ein dreiwöchiger Ferienaufenthalt für 30 Kinder aus der Ukraine vorbereitet. Am 10. Juli werden die Gäste voraussichtlich in Frankfurt eintreffen. Familien, die die Kinder aufnehmen möchten, können sich bei Gerd Cerny unter der Telefonnummer 45 09 - 4 39 53 melden. tin
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Schwaetzer beim Frauenring OBERURSEL. Auf Einladung des Frauenrings spricht Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer am heutigen Mittwoch um 16 Uhr in der Stadthalle über "Frauen in der Politik; Wohnungsbau für Frauen". Fundsachen werden versteigert KRONBERG. Autoliebhaber aufgepaßt: Das Fundbüro der Stadt versteigert heute einen alten Mercedes Benz, ein Autoradio und zwei Autotelefone. Wer keinen Führerschein besitzt, kann herrenlose Fahrräder gegen ein entsprechendes Bargeldangebot ersteigern. Die Versteigerung beginnt um 15 Uhr am Bauhof. Al-Anon-Gruppe trifft sich OBERURSEL. Die Familiengruppe Al- Anon (Angehörige von Alkoholikern) trifft sich am Donnerstag, 25. Februar, im Gemeindehaus der Liebfrauengemeinde, Berliner Straße 65. Beginn: 19.30 Uhr. Altkönigschule spendet 1700 Mark
KRONBERG. 1700 Mark haben die Schüler der 7. Klasse der Altkönigschule dem Blindenhilfswerk Hessen gespendet. Es ist der Erlös aus einer Haussammlung vom Herbst vergangenen Jahres.
Königsteiner Kolloquien KÖNIGSTEIN. "Mittler zwischen Tschechen und Deutschen" heißt der Autorenabend mit Ota Filip aus München in der Reihe "Königsteiner Kolloquien". Beginn am morgigen Donnerstag um 20 Uhr im Haus der Begegnung.
Jagdgenossenschaft trifft sich OBERURSEL. Die Jagdgenossenschaft Stierstadt/Weißkirchen hat am Donnerstag, 25. Februar, Jahreshauptversammlung: ab 14 Uhr im Vereinsheim des Kleintierzuchtvereins Stierstadt.
Abfuhr der gelben Säcke KÖNIGSTEIN. Morgen, Donnerstag, werden im ganzen Stadtgebiet die gelben Säcke abgeholt.
Kühlschränke werden abgeholt STEINBACH. Kühlschränke, Gefriergeräte und Klimaanlagen können morgen nach vorheriger Anmeldung abgeholt werden: Tel. 70 00 33. Disco für Teenies KÖNIGSTEIN. Eine Teenie-Disco findet im Jugendhaus an der Adelheidstraße am Freitag, 26. Februar, von 18 bis 22 Uhr statt. Mieterverein berät OBERURSEL. Die nächste Beratung des Mietervereins Oberursel und Umgebung ist am Freitag, 26. Februar, von 18.30 bis 20 Uhr im Alten Hospital an der Hospitalstraße. Frühjahrsbasar im Mütterzentrum OBERURSEL. Kinder- und Umstandsbekleidung sowie Spielsachen werden am Samstag, 27. Februar, von 10 bis 13 Uhr im Mütterzentrum, Schulstraße 27 a, verkauft. Informationen und Nummernvergabe unter Tel. 5 99 05. Jahreshauptversammlung der Feuerwehr OBERURSEL. Die Freiwillige Feuerwehr Stierstadt trifft sich am Samstag, 27., zur Jahreshauptversammlung im Gerätehaus. Beginn: 20 Uhr. Musikverein spielt im Palmengarten KRONBERG. Der Musikverein gibt am Sonntag, 28. Februar, ab 15.30 Uhr ein Konzert im Frankfurter Palmengarten. Gespielt werden Märsche und Strauß-Melodien.Wie näht man Teddybären? OBERURSEL. Wie man Teddybären macht, zeigt die Elternschule Taunus am Montag, 1. März, 19 Uhr, in einem Kurs im Pfarrer-Hartmann-Haus, Altkönigstraße 24. Nähere Informationen: Elfriede Sehring, Tel. 0 61 71/5 43 12.
Richter und Schöffen im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß sind nicht befangen und können das Verfahren in dieser Woche fortsetzen. Das ergibt sich aus einem Beschluß der 23. Großen Strafkammer, mit dem ein letzte Woche gestellter Befangenheitsantrag der Verteidigung als unbegründet zurückgewiesen wurde.
Wie der Umweltstrafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas-Michael Seibert vorgeworfen worden war, sollte sie im Prozeß gegen zwei wegen Körperverletzung und Freisetzen von Gift angeklagte Geschäftsführer der Holzschutzmittelfirma Desowag ein "ideologisch begründetes Vorurteil gegen Industriemanager" zum Ausdruck gebracht haben. Beide Angeklagten könnten deshalb kein Vertrauen mehr in die Unparteilichkeit ihrer Richter haben.
Dem Beschluß zufolge, der von der für die Umweltsstrafkammer zuständigen Vertretungskammer gefaßt wurde, ist "aus der Sicht eines vernünftigen Angeklagten" jedoch kein Grund ersichtlich, der die Besorgnis von Befangenheit rechtfertigen könnte. Soweit die Verteidigung beanstandete, daß ein von ihr benannter Sachverständiger nicht vernommen wird, könne die Gerichtsentscheidung nur über die Revision, nicht aber per Befangenheitsantrag angefochten werden. Lepp
BUTZBACH. Einen Erzählnachmittag für Erwachsene und Jugendliche ab zehn Jahren mit keltischen Märchen und Mythen veranstaltet der Butzbacher Magistrat am Sonntag, 28. Februar, um 17 Uhr in der Wendelinskapelle. Das Programm gestalten Hansjörg Ostermayer, der die Geschichten frei vortragen wird, und Siobhan Armstrong aus Dublin an der keltischen Harfe. Karten zum Preis von acht, ermäßigt fünf Mark sind im Vorverkauf beim Kulturamt der Stadt unter der Rufnummer 0 60 33/895-133 und am Veranstaltungstag ab 16 Uhr in der Wendelinskapelle erhältlich. cor
"Die fehlende Note hat der Schüler nicht selbst zu vertreten." Die lapidare Bemerkung in den Zeugnissen von 80 Schülern und Schülerinnen der Schwanthalerschule in Sachsenhausen bringt die Eltern auf die Palme. Weil die achten und neunten Klassen seit Anfang September keinen Chemieunterricht hatten, haben die Schüler da einen Strich im Zeugnis.
Nach Ansicht des Schulelternbeirates Richard Rejek könnte das schwerwiegende Folgen für die Zukunft der Schüler haben. Die Schwanthalerschule ist eine Hauptschule. Die 40 Jungen und Mädchen aus den beiden neunten Klassen gehen nur noch wenige Monate zur Schule. Für viele beginnt jetzt schon die Suche nach einer Lehrstelle. Wenn sie da ohne Chemienote zum Bewerbungsgespräch kommen, fürchtet Rejek, werden sie ganz schlechte Chancen haben. Schulleiter Hans Senkler kann die Sorgen verstehen, gleichwohl kann er nichts ändern. Der einzige Chemielehrer der kleinen Hauptschule in Sachsenhausen ist Anfang September schwer erkrankt. Seitdem fallen für die achten und neunten Klassen Chemiestunden aus. Alle Bemühungen, vom Staatlichen Schulamt eine Vertretung zu bekommen, seien aber vergeblich gewesen. Das Geld dafür sei erschöpft, berichtete Elternbeirat Rejek.
Gleichwohl wollen es die Eltern nicht weiter dulden, daß ihren Kindern seit mehr als einem halben Jahr der Unterricht gestrichen wird. Ein Ende ist nicht in Sicht. Der erkrankte Lehrer will in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Bis ein Nachfolger kommt, gehen einige Monate ins Land, befürchtet Senkler. luf
Die Verhandlungen zwischen Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) und der Stadt über die Zukunft von vier ehemaligen US-Kasernen in Frankfurt sind festgefahren. Entsprechend auf Eis liegen Pläne der Kommune für mehr als 1500 Wohnungen auf dem Gelände der Drake- und Edwards-Kaserne in Bonames. Viermal trafen sich Vertreter der Stadt, darunter auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, vergeblich mit Repräsentanten Waigels und der Oberfinanzdirektion Frankfurt - beide Seiten können sich nicht einmal annähernd über den Wert der Flächen einigen, die nach Abzug der US-Truppen an den Bund fielen.
In dieser Situation griff der Magistrat nun zu einem ungewöhnlichen Mittel: Er beschloß für Drake und Edwards, aber auch für die Michael- und die McNair-Kaserne in Höchst die Einleitung städtebaulicher "Entwicklungsmaßnahmen" nach einem Gesetz, das der Bundestag 1990 beschlossen hatte. In der Konsequenz gibt das Gesetz die Grundlage, die jeweilige Fläche im Interesse des Gemeinwohls zu enteignen.
Es ist das erste Mal, daß eine Kommune in Deutschland mit derart drastischen Mitteln versucht, eine ehemalige US-Kaserne aus den Händen des Bundes in ihre Verfügungsgewalt zu bekommen. Wie OB von Schoeler sagte, friert die "Entwicklungsmaßnahme" den Wert des jeweiligen Geländes so ein, wie ihn die Kommune ermittelt. Und da hat sich der Magistrat vom kommunalen Gutachterausschuß zur Bewertung von Grundstükken einen Preis festschreiben lassen, der wirklich niedrig ist: Weil die Kasernen in der zweiten Hälfte der 30er Jahre auf Akkerland entstanden, dürfe man auch heute nur Ackerland berechnen - also 25 Mark pro Quadratmeter.
Aus dem Streit zwischen Stadt und Bund drangen Zahlen nach außen, die zeigen, wie weit beide Seiten voneinander entfernt sind: Die Bundesregierung nämlich sieht den Wert der Kasernen- Grundstücke bei 1000 Mark pro Quadratmeter. Bei einer Gesamtfläche der ehemaligen Truppenunterkünfte von 310 000 Quadratmeter käme auf die Stadt eine Summe von 310 Millionen Mark zu. Die Kalkulation der Kommune von 25 Mark pro Quadratmeter ergäbe nur einen Gesamtpreis von 7,75 Millionen.
Der Bund will bisher der Stadt auch noch die Kosten aufbürden, die durch Verlagerung von Bundesgrenzschutz- Unterkünften zugunsten neuer Wohnungen entstünden.
Die städtebauliche "Entwicklungsmaßnahme" spart Frankfurt beim Zugriff auf die Kasernen viel Zeit: Laut Gesetz tritt an die Stelle langer Umlegungsverfahren der direkte "Grunderwerb" durch die Gemeinde - oder die Enteignung. Der OB schätzte, daß sich so das Verfahren um fünf Jahre verkürzt - gespannt wartet man im Römer jetzt darauf, wie der Bund auf den Vorstoß der Stadt reagiert. jg
Seinen 104. Geburtstag feierte der Griesheimer Max Jellonnek. Ihm gratulierten fünf Kinder, zehn Enkel und vier Urenkel. Der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Hans-Dieter Bürger überbrachte dem Jubilar die Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Hessischen Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt. schu
&blt; Führung zu Dan Flavin Das Städel bietet am Sonntag eine Führung zur Sonderausstellung "Lichträume" von Dan Flavin an. Sie beginnt um 11 Uhr. &blt; Matinée mit Kulenkampff Der Freundeskreis Fritz Rémond Theater lädt zu seiner ersten Matinée ein. Am Sonntag um 11 liest Hans Joachim Kulenkampff aus dem Werk von Kurt Tucholsky. &blt; Literatursalon Zum akustischen Literatursalon lädt das Literaturhaus zusammen mit dem Hessischen Rundfunk ein. "Stückeschreiber und Theatermacher - Ein Konfliktspiel" ist das Thema der Veranstaltung, die um 20 Uhr beginnt. &blt; Harry Hass & Peter Wawerzinek Eine Lesung mit Performance-Charakter bietet der Verein zur Förderung Avantgardistischer Kunst mit den Berliner Autoren Harry Hass und Peter Wawerzinek. Sie lesen aus "Koko Metaller" am Samstag, 19.30 Uhr, in der Europa Intim Bar, Moselstraße. &blt; Liturgische Nacht Eine Liturgische Nacht feiert die evangelische Martinsgemeinde am Samstag von 20 bis 24 Uhr. Unter dem Motto "Seht, welch ein Mensch!" wird ein Gottesdienst mit Tänzen, Meditation, Pantomime, Musik, Stille . . . gestaltet. &blt; Bamberger Symphoniker Die Bamberger Symphoniker gastieren am Samstag in der Jahrhunderthalle. Ab 20 Uhr stehen die Symphonie Espagnole von Lalo und die Ouvertüre "Der Korsar" von Berlioz auf dem Programm. Solist ist Tedi Papavrami, Violine. &blt; Kindertheater Ein schwedisches Kindertheaterstück gibt das Gallus Theater am Samstag für Kinder ab 3 Jahren: Herr "Algot Storm" rettet einen Wurm vor einer gefräßigen Elster und nimmt ihn mit nach Hause . . . Das Stück von Barbro Lindgren und Cecilia Torudd beginnt um 15 Uhr. &blt; Spielplanänderung Wegen Erkrankung eines Schauspielers entfällt die Vorstellung "Das Weite Land" am Sonntag, 19.30 Uhr, im Schauspielhaus. Statt dessen werden Becketts' "Glückliche Tage" gezeigt. Es können aber auch bereits gekaufte Karten umgetauscht oder zurückgegeben werden. &blt; Forum Neue Musik Musik von Karlheinz Stockhausen, Edgard Varése, Igor Strawinsky und Olivier Messiaen wird im Forum Neue Musik des Hessischen Rundfunks in der Katharinenkirche aufgeführt. Das Konzert mit dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt beginnt am Samstag um 20 Uhr.
GOLDSTEIN. Die Carl-von-Weinberg- Schule öffnet am Freitag, 26. Februar, in der Zeit von 16.30 bis 19.30 Uhr, ihre Türen: Eltern und Kinder - vor allem der sechsten Grundschulklassen mit Förderstufe - aus Schwanheim, Goldstein und Niederrad sind eingeladen, die additive Gesamtschule näher kennenzulernen. Die Carl-von-Weinberg-Schule (Zur Waldau 21) bietet drei Schulzweige unter einem Dach: einen Hauptschul-, einen Realschul- und einen Gymnasialzweig bis zur zehnten Klasse.
Am "Info-Tag" steht das Lehrerkollegium zu Einzel- und Gruppenberatungen bereit. Außerdem werden in regelmäßigen Abständen Führungen durch die Schule angeboten, die einen Einblick in das innerschulische Angebot geben sollen: Die Fachräume für Arbeitslehre, Informatik und Naturwissenschaften können ebenso besichtigt werden, wie Schulküche, Foto- und Sprachlabor.
Die Schulbibliothek zeigt Kinder- und Jugendliteratur aus ihrem Angebot, es gibt eine Ausstellung zum Thema "Betriebspraktika", Ergebnisse aus dem Kunstunterricht werden vorgestellt und in der Turnhalle Sportvorführungen gezeigt. jh/08
Freie Aussprache
Gerangel vorm Sinkkasten Für uns, als ehemalige Sinkkastengängerinnen, war es interessant, über das Gerangel vor dem Sinkkasten in der Zeitung zu lesen. Es zeigt, daß das Freizeitangebot in der großen Stadt Frankfurt für Teens und Twens ihre Grenzen hat. Wir selbst haben es einfach aufgegeben, donnerstags den Kampf, mit hundert anderen Menschen die ein bißchen Spaß haben wollen, aufzunehmen.
Für Frauen ist es zumal doppelt schwer, in den Genuß dieses Discobesuches zu kommen, da sie meist zu klein sind - keine Luft mehr in der erdrükkenden Masse bekommen - und auch nicht die starken Ellenbogen haben, um sich gegen die männlichen Mitstreiter zu wehren. Für uns fördert ein Besuch im Sinkkasten aggressives und asoziales Verhalten. Es gab auch vor ein paar Jahren noch Zeiten, wo wir in Zweierreihen vor der Tür standen.
Wir fordern deshalb die Stadt Frankfurt auf, Mittel und Gelder zur Verfügung zu stellen, die ermöglichen solche Discotheken wie Sinkkasten - erschwingbarer Eintritt, gute Kontaktgelegenheit, gemischte Musik - entstehen zu lassen. Wir würden auch gerne Spaß in einem gewaltlosen Frankfurt haben.
Cora und Nicole Birkenbach, Frankfurt "Kein Platz für Schüler" Zum Artikel "Ökologisch wohnen mit Platz für Experimente": Die Bonameser sind gewiß nicht unkritisch im Umgang mit Planungsvorhaben in ihrem Stadtteil. Dennoch wird dem sozial-ökologischen Bauvorhaben mit 100 neuen Wohnungen am Burghof grundsätzlich Respekt gezollt und Akzeptanz entgegengebracht. Was der Artikel leider jedoch verschweigt, ist, daß Eltern und Elternbeiräte bei der Grundsteinlegung mit Transparenten demonstrierten, weil für die vielen zu erwartenden Kinder kein Schulplatz an der Grundschule vorhanden ist.
Schon auf der letzten Ortsbeiratssitzung war zur Verblüffung der Anwesenden vom Architekten ausgeführt worden, das Schuldezernat habe signalisiert, genug Schülerplätze seinen vorhanden. Das krasse Gegenteil ist jedoch der Fall. Unsere Grundschule ist jetzt schon überfüllt: Fast 500 Schüler, bei fünf- bis sechszügigen Jahrgängen, bei noch kleiner gewordenen Außenanlagen durch den Turnhallenneubau. Die Schulgemeinde hat schon lange signalisiert, daß diese Situation gerade im sozial vielschichtigen Einzugsgebiet unerträglich ist.
Die Bevölkerung in Bonames hat oft genug gesagt bekommen, daß die Herstellung der Infrastruktur und die Eröffnung neuer Wohngebiete Hand in Hand gehen werden. Bei diesem begonnenen Bauvorhaben werden wir sehen, ob dieses wichtige Postulat eingelöst wird. Die August- Jaspert-Schule hat jedenfalls keine Plätze frei, sondern ist absolut überbelegt.
M. Sgoff, A. F. Zabler Schulelternbeirats-Vorsitzende Behindertengerecht wohnen In dem Bericht "Viele wurschteln vor sich hin" erwähnt der Behindertenbeauftragte der Stadt Frankfurt, Volker Langguth- Wasem, daß nach einer Bedarfsanalyse der Stadt Frankfurt (sie wurde übrigens 1991 und nicht 1992 veröffentlicht) höchstens 270 behindertengerechte Wohnungen in der Stadt fehlen. Diese Zahl hält er für zu niedrig. Dies ist insofern richtig, als besagte Bedarfsanalyse für 540 Haushalte eine erhebliche oder mittlere Anzahl von Nutzungsproblemen festgestellt hat. Sie hat aber auch festgestellt, daß 50 Prozent dieser Haushalte an einem Umzug in eine behindertengerechte Wohnung nicht interessiert sind. Es erscheint deshalb auch nicht sinnvoll, für sie neue Wohnungen zu fordern.
Ein besonders großer Bedarf wurde dagegen im Bereich der Wohnungsanpassung ermittelt. Die Wohnsituation von 1800 Haushalten mit körperbehinderten Menschen könnte durch Wohnungsanpassungsmaßnahmen wesentlich erleichtert werden. Die Studie empfiehlt deshalb der Stadt Frankfurt, Maßnahmen zur Wohnungsanpassung zu forcieren, z. B. durch die Einrichtung einer Wohnungsanpassungs-Beratung. Nach Erfahrungen der Stadt München ist zu erwarten, daß drei Viertel der hilfreichen Maßnahmen weniger als 5000 Mark kosten.
Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung Frankfurt, Dr. Ulla Kleemann
Welche Antwort für Senioren? Laut Artikel "Neuer Altenplan in Arbeit" versichert Sozialdezernent Berg, alle Fragen zur Altenpolitik demnächst zu beantworten. Welche Antwort gibt Herr Berg den Senioren, die jetzt die fertiggestellten Senioren-Wohnungen in der Waldschmidtstr. Nr. 63 beziehen könnten, und fragen, warum die dort vorgesehene Betreuungskraft mit Wohnung gestrichen wurde. Die Kosten für diese Kraft sind doch niedriger als z. B. vier stumme Zementsäulen oder acht Kölner Teller, die zur Zeit aufgestellt und angebracht werden, um den Verkehr zu beruhigen. Für die Senioren, sprich Wähler, ist es gut, vor der Wahl zu wissen: die Stadt gibt Millionen für Verkehrsberuhigung, Parkerweiterung u. a. aus, aber für eine Kraft zur Betreuung der Senioren sind ein paar Tausender nicht da.
H. Zimmer, Frankfurt Platz für Wohnungen? Meines Erachtens gäbe es genung Wohnraum, wenn alle Büros und gewerblich genutzten Räume in die zum Teil leerstehenden Bürotürme umziehen würden. Ich meine jetzt nicht nur die "zweckentfremdeten" Wohnungen. Denn anscheinend sind viele ehemalige Wohnungen in den letzten Jahren ganz offiziell in Büroräume transformiert worden. Nicht nur die vielen vernichteten Wohnungen im Westend, sondern z. B. auch in dem Viertel, in dem ich wohne, ist mittlerweile jedes dritte bis zweite ehemalige Wohnhaus mit irgendwelchen Firmen, Gesellschaften oder Forschungseinrichtungen belegt. Oder es wurden Wohnhäuser abgerissen und statt dessen Bürohäuser gebaut.
Und jetzt wird geklagt, daß in den Bürotürmen so viele Geschäftsräume unvermietet sind. Das ist doch eine Chance, oder? Hier könnte man doch die verfehlte Wohnungsbaupolitik wieder rückgängig machen. Dann wird es auch nicht eng in Frankfurt und müssen keine Grünanlage und ökologisch wertvolle Räume bebaut werden.
Jeanette Breddemann, Frankfurt "Keinen blassen Schimmer" Zum FR-Interview von Claus Gellersen mit Lutz Sikorski, dem Geschäftsführer der Grünen im Römer, "Was passiert denn z. B. im Museum für Kunsthandwerk?": Die Kritik am Museum für Kunsthandwerk kommt mal wieder von jemandem, der offensichtlich keinen blassen Schimmer hat, von dem, was sich dort tagtäglich in den unteren Etagen tut.
Da arbeiten jeden Vormittag in der museumspädagogischen Abteilung ganze Schulklassen (die potentiellen Museumsbesucher von morgen) kreativ, schöpfen umweltbewußt Papier, drucken chinesische Gärten, gestalten Bucheinbände, entwickeln energiesparende Lampen und vieles mehr.
Der ausgebuchte Terminkalender kann jederzeit eingesehen werden. Der Glaubwürdigkeit von Politikern erweisen so einfach widerlegbare Äußerungen einen schlechten Dienst. Und der Sache selbst schadet's sowieso.
Sikorski sollte sich reuevoll zum Nachhilfeunterricht im Museum einfinden.
Rita Schultheis, Pädagogin, Frankfurt
FRANKFURT-WEST. Die "alarmierende Zahl" getöteter und verletzter Fußgänger und Radfahrer im Straßenverkehr erfordert nach Ansicht der Grünen im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald) ein Umdenken in der städtischen Verkehrspolitik. Sie fordern ein Fußwegreferat und ein Sofortprogramm zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern.
Die Grünen schlagen unter anderem vor, Geschwindigkeitsbegrenzungen konsequent umzusetzen. Außerdem sollen Zebrastreifen abgesichert, Ampeln fußgängerfreundlicher geschaltet und Falschparker abgeschleppt werden. Um das durchzusetzen, müsse das Fachpersonal und die Polizei geschult werden. Das Fußwegreferat brauche eine ausreichende finanzielle und personelle Ausstattung und solle dem neu zu schaffenden Verkehrsdezernat unterstellt werden. ov
Der Vorstand des Frankfurter Jugendrings ruft die Frankfurter Bürger auf, die Initiative "Referendum doppelte Staatsbürgerschaft" mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft könne ein wichtiger Schritt für das gleichberechtigte und friedliche Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern sein, heißt es in einer Mitteilung des Jugendrings.
Die Möglichkeit, die ursprüngliche Staatsbürgerschaft beizubehalten, würde vielen ausländischen Mitbürgern die Entscheidung erleichtern, einen Einbürgerungsantrag zu stellen. Ziel der Aktion ist, eine Million Unterschriften zu sammeln und nach Berlin weiterzuleiten.
Weitere Informationen unter der Telefonnummer: 28 07 62. reu
Lehr/Berl
Wer Sprachen zu seinem Beruf machen möchte, der kann sich bei "Berlitz" in speziellen Kursen zur Fremdsprachen-Hosteß
ausbilden lassen.
(Foto: J. Roewer)
Die "Schule für Touristik" bietet Anfängerkurse für zukünftige "Touristiker", die mit einem Diplom der IATA enden. Außerdem bietet sie Fortbildungslehrgänge für Touristikfachkräfte.
(Foto: J. Roewer)
Einzelunterricht, wie hier im "Sprachcaffe", ist die effektivste Möglichkeit, eine Sprache zu erlernen oder zu vertiefen. (Foto: J. Roewer)
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 18
LEHR/INLI
Bei "inlingua" wird Wirtschaftssprache in kleinen Gruppen mit modernen Medien trainiert. (Foto: J. Roewer)
Nach modernsten Gesichtspunkten erfolgt der Unterricht am Computer im Lernstudio für Bürokommunikation der "Rackow-Schule". (Foto: J. Roewer)
GELNHAUSEN. "Alles rund ums Kind" gibt es bei einem Flohmarkt im katholischen Kindergarten St. Peter am Samstag, 27. Februar, von 14 bis 16 Uhr. Einlaß im katholischen Pfarrzentrum, Am Schlachthaus 8, ist für Verkäufer ab 13 Uhr, für Käufer ab 14 Uhr.
Für Besucher werden Kuchen und Getränke bereitgehalten. lex
Lehr/DAG
Qualifizierte Kräfte haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Zahlreiche Lehrgangsteilnehmer des "DAG- Bildungswerkes" haben sich nach dem Besuch von Schreibmaschinen-, Steno- und Sekretärinnenkursen beruflich verbessern können. (Foto: J. Roewer)
Lehr/SIEMENS
Die Mikroelektronik fordert gut ausgebildete Menschen. Im Trainingscenter, der "Siemens Nixdorf Informationssysteme AG" wird dieses Wissen in einem breiten Kursusangebot vermittelt. (Foto: J. Roewer)
LEHR/FREMD
Aufmerksam folgen hier Kursteilnehmer des "Fremdspracheninstitut für Industrie und Wirtschaft" den Ausführungen ihrer Lehrkraft. (Foto: J. Roewer)
Die "FTO Bad Homburger Akademie" ist die einzige anerkannte Ausbildungsstätte durch die Europa-Sekretärinnen-Akademie
ESA Wien in Hessen. Diese Ausbildung richtet sich speziell an Abiturientinnen. (Foto: J. Roewer)
Für kaufmännisch, betriebswirtschaftlich Interessierte bietet die "Hessische Berufsakademie" die Kombination von betrieblicher Ausbildung und wirtschaftswissenschaftlichem
Studium. (Foto: J. Roewer)
Auf Intensivkurse Deutsch als Fremdsprache für Geschäftsleute hat sich das "did- deutsch-Institut" spezialisiert. (Foto: J. Roewer)
LEHR/DWE
Deutsch-Training für ausländische Fach- und Führungskräfte sowie Telefontraining bietet das "DWI-Institut". (Foto: J. Roewer)
Frauen, die ein Kind erwarten, können sich bei Pro Familia in Höchst auf die Geburt vorbereiten. Vom 11. März bis zum 22. April treffen sich die Mütter mit einer Ärztin jeden Donnerstag ab 9 Uhr. Anmeldungen unter Tel. 30 20 17. tos
&blt;Absatz "Mit deftiger Erbsensuppe" tauschen HÖCHST. Erster Spatenstich fürs neue 17. Polizeirevier. Nach zehnjähriger Planungszeit stieß Staatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD) die Schippe in den verseuchten Boden, der das Projekt zuletzt nochmals verzögerte. In rund zweijähriger Bauzeit soll für etwa 11,3 Millionen Mark Hessens modernstes Polizei- Domizil entstehen. 300 000 Mark kostet allein die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) wird einen Teil des stark mit Kohlenwasserstoffen belasteten Bodens in Biebesheim verbrennen.
&blt;Letzter Absatz "Nahe einer Katastrophe" Die Nasen der Anwohner sollen dank der neuen Technik dann nicht mehr so strapaziert werden. Derzeit weht bei stärkerem Wind öfter ein un-dezenter Duft über den Main. gre
Wie berichtet, hält Wentz das Gewerbegebiet unter bestimmten Voraussetzungen für "sehr gut vertretbar". So habe der TÜV Südwest in Freiburg empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost zu bauen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude geplant werden.
In Unterliederbach gebe es viele soziale Probleme, schreiben die Unterliederbacher Sozialdemokraten in ihrem Papier. "Wir verlangen im Interesse der Bewohner, daß nicht nur Dienstleistungs- und industrielle Arbeitsplätze gesichert werden, sondern auch solche im gewerblichen Bereich."
Das künftige Gewerbegebiet Sossenheim zeige, wie lange es dauere, bis erste Arbeitsplätze geschaffen seien. Die Auflagen dort machten aber auch deutlich, daß durch Höhe und Abstand der Gebäude sowie Begrünung der Bauten Ökonomie und Ökologie vereinbar seien. tos
BAD NAUHEIM. Noch einige Plätze hat die Kaufmännische Berufsschule des Wetteraukreises in Bad Nauheim für Schülerinnen und Schüler mit einem Realschulabschluß frei, die sich in zwei Jahren zum staatlich geprüften Assistenten für Datenverarbeitung oder Fremdsprachensekretär ausbilden lassen wollen. Informationen unter Tel. 0 60 32 / 60 90. str
Nachrichten-Börse
Front gegen Rettung britischer Zechen Angesichts wachsenden Widerstands bei Kabinettskollegen und Stromerzeugern muß der britische Industrieminister Michael Heseltine seine Pläne zur Rettung mehrerer der 31 bedrohten Kohlezechen revidieren. Wie der Guardian berichtet, lehnen mindestens sechs Minister der Regierung Major dies als zu teuer ab. Darüber hinaus weigern sich die Stromerzeuger, die Kosten für die zusätzliche Verarbeitung von inländischer Kohle zu übernehmen.
Elektrofirmen wollen Osten helfen Die westdeutsche Elektroindustrie will ihre Bezüge aus Ostdeutschland im laufenden Jahr um 15 Prozent auf über vier Milliarden Mark steigern. Das kündigt ihr Zentralverband ZVEI an. 1992 hätten West-Firmen der Branche insgesamt 1,6 Milliarden Mark in die Elektroindustrie der Ex-DDR investiert. Delors für G-7-Sondergipfel Für einen Sondergipfel der sieben führenden Industrieländer im April hat sich der Präsident der EG-Kommission, Jacques Delors, ausgesprochen. Dort sollen gemeinsame Schritte gegen die Arbeitslosigkeit beschlossen werden. IWF bricht Gespräche mit Slowakei ab Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine ersten Gespräche mit der neuen slowakischen Regierung über Wirtschaftsreformen und Finanzhilfen abgebrochen. Hauptstreitpunkt war die Empfehlung des IWF, den Wechselkurs der Krone freizugeben. Agrarminister für deutsches Prüfsiegel Ein Prüfsiegel für deutsche Lebensmittel-Markenprodukte hat Bundesernährungsminister Jochen Borchert (CDU) gefordert. Die Verbraucher hätten ein Recht zu erfahren, ob Produkte mit irgendeinem Risiko behaftet seien.
Den Begriff "Dia-Schau" wollen sie weder hören noch sehen: die Anhänger der "AV-Szene" im Lande. Ihre audio-visuellen Vorführungen haben mit dem herkömmlichen Lichtbilderabend im Familienkreise, bei Salzletten und Cognac, in der Tat wenig gemein. Bilder, Musik und Text werden hier absichtsvoll komponiert, synchronisiert und schließlich projeziert - möglichst perfekt, versteht sich. Dazu soll auch ein neues Festival beitragen: "Dia Visionen '93", am 26. und 27. Februar im Neuen Theater Höchst.
Dort will die "Szene" sich und ihre Kunst ins Bild setzen: Vorbildliche AV- Produktionen werden in mehreren Blocks vorgeführt; vier Workshops sollen dem Amateur die Feinheiten des Verfahrens näherbringen.
Etwa 800 Bundesbürger zählt Volkhard Sobota, Mit-Initiator der "Dia Visionen", zum "harten Kern der AV-Szene". Der Bekanntheitsgrad ihrer Ton-Bild-Schauen ist entsprechend. Werbung tut not; in anderen Städten haben die Audiovisualisten bereits Festivals gestartet und Vereine gegründet, um ein Forum für ihre heimischen Produktionen zu finden.
Denn die meisten sind Privatleute, erklärt Sobota - Hobby-Fotografen, die irgendwann mal "mehr" aus dem berühmten Dia-Abend machen wollen und sich zu dem Zwecke zusätzliches Gerät (mehr Projektoren, Recorder, Steuermodule) anschaffen. Das kostet: Unter 3 000 Mark sei die Grundausrüstung nicht zu haben.
Damit läßt sich dann freilich auch anderes erzählen als der übliche Reisebericht über Vaters Schwarzwald-Trekking. Auch "künstlerische Essays, sehr persönliches" und sozialkritische Stoffe gehören ins AV-Programm. Und natürlich: die Werbung - die Frankfurter Börse zum Beispiel informiert ihre Besucher schon seit längerer zeit mit einer kurzen AV- Schau über den Sinn und Zweck ihrer Einrichtung. Dabei nehmen die AV-Adepten eine eigene Bildsprache für ihr Medium in Anspruch. Mit dem "bloßen Aneinanderreihen von Bildern" sei es eben nicht getan. "Aus Musik, Bildern und Rhythmus muß man eine Einheit machen", sagt Sobota. Erst dann ergebe sich für das Publikum jener "überwältigende Eindruck" der "großen klaren Bilder", deren Qualität allen Video-Projektionen eben immer noch weit überlegen sei.
So schlicht und ergreifend das vergleichsweise antiquiert wirkende Dia- Verfahren aber ist: Auf High-Tech kann auch die AV-Szene nicht mehr ganz verzichten - die Steuerung mancher Ton- Bild-Schau wird heute längst am Computer programmiert.
Anmeldungen für die "Dia Visionen '93" nehmen Volkhard Sobota (069/51 84 60) oder Frank Seifert (06104/6 74 86) entgegen. two
Ein Gedicht von einem Bild: Wilhelm Orlopp redet über Sonette, wenn er den Charakter seiner Zeichnungen beschreiben will. Die formalen Beschränkungen des Gedichts - Reimschema, Versmaß, Silbenzahl - haben in der Tat vieles gemeinsam mit den strengen Vorschriften, die Orlopp sich beim Zeichnen auferlegt.
Vor allem aber ist es die Musikalität seiner Zeichen, die an Lyrisches denken läßt: ein feiner Gedankenstrom roter Linien, quer übers weiße Blatt Papier geschrieben, halb Konkrete Poesie, halb Notenschrift - Hunderte von Blättern schließlich, ein endloses Sonett, von dem ein kleiner, essentieller Ausschnitt nun in der Frankfurter Galerie der Künstler zu sehen ist.
Die Arbeit eines Jahres fügt sich hier zu einer einzigen Linie. Orlopp hat seine Blätter für die Ausstellung praktisch nahtlos aneinandergereiht. Ein langer, ruhiger Fluß, aber (natürlich) voller Überraschungen. So erleben wir weite Strekken gemächlichen Dahintreibens, Momente der Aufregung; tänzelnde Linien, fast figürlich anmutend, und chaotische Knäuel, die sich im nächsten Augenblick in Luft, in feine Farbkleckse auflösen, dann bedächtig weiterziehen. Die musikalische Note der Zeichnungen verweist dabei auf Orlopps Arbeit als Filmemacher. In beiden Medien spürt er den geheimen Melodien und Rhythmen des Lebens nach: Sein jüngster Film "What's Your Name", anläßlich der Ausstellung im Werkstattkino "mal seh'n" vorgeführt, verbindet Bilder einer Ägypten-Reise mit dem enervierenden Dauerton mahlender Wassermühlen - eine schaurig-schöne Litanei, die in den späteren Zeichnungen ihren Nachhall findet.
So sind die unterschiedlichen Arbeiten des Frankfurter Künstlers auch nicht als späte Fortsetzung der "ecriture automatique" zu lesen, wie sie die Surrealisten anstrebten. Es geht weniger um die (vermeintlich automatische) Aufzeichnung des Unterbewußten, nicht um die Seismographie der Künstlerseele; Orlopps Bilder entstehen aus einem entschiedenen Akt der Konzentration, der Beschränkung aufs Wesentliche. So erfindet er die Zeichnung immer wieder neu. Und der Fluß wird zum Kreislauf, der uns jeden Tag aufs neue in Bewegung hält. (Bis 17. März in der Galerie der Künstler, Barckhausstraße 1 bis 3) THOMAS A. WOLFF
WIRTSCHAFT 9
NORDWESTSTADT. "Wir feiern ein Jahr Kulturbuffet" - mit einem "Jubiläumsabend" zum Thema "Essen, Trinken, Fasten" gestalten die Organisatoren und Träger das Programm zum einjährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe in der Nordweststadtbücherei (Nidaforum 6) am heutigen Donnerstag, 25. Februar. Das Buffet öffnet um 18 Uhr, das Programm beginnt um 19 Uhr.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volkshochschule, der Nordweststadtbücherei und der Katholischen Familienbildung präsentieren ernste und heitere Texte sowie persönliche Erfahrungen zum Thema des Abends.
Versprochen werden "Einblicke in die Eßkultur des Mittelalters und schnelle Blicke in die Fast-food-Gesellschaft". Wer danach nicht weiß, was er essen oder trinken soll, kann etwas über das Fasten erfahren (und etwas trinken).
Die Speisen des Abends werden wie immer vom VHS-Resozialisierungsprojekt im Rahmen des gastronomischen Ausbildungsprogramms für straffällig gewordene Frauen zubereitet. ute
Gerade in der närrischen Zeit fällt viel Müll an: Girlanden, Papierschlangen, aufwendige Dekorationen, Kostüme und jede Art von Verpackung für Speis und Trank stellen das Fassungsvermögen unserer Mülltonnen auf die Probe. Da gilt es, Müll zu vermeiden, wo es geht. Einige Tips:
Wenn Sie eine Faschingsfeier ausrichten, sollten Sie sich beim Einkauf von Waren für die am wenigsten verpackten entscheiden. Auch Getränke in Mehrwegflaschen verringern die Müllmenge. Verzichten wir auf Einweggeschirr und -besteck! Reichen die eigenen Teller und Gläser nicht aus, finden sich bestimmt Freunde, die Geschirr und Besteck mitbringen. Der Getränkehandel bietet außerdem nicht nur Zapfanlagen und Gläser, sondern häufig auch mobile Geschirrspülmaschinen an. Dekorationen und Kostümierungen lassen sich wiederverwenden - wenn sie stabil genug sind und sorgfältig aufbewahrt werden. Kostüme selbst herzustellen macht Spaß und bietet Gelegenheit, ausrangierte Kleidungsstücke zu neuem Leben zu erwekken.
Bei allem, was nach der Feier in den Müll gehört, sollten Wertstoffe getrennt und in die entsprechenden Sammelsysteme gegeben werden. Wer bereits an die Wertstoffsammlung per Werttonne oder -sack angeschlossen ist, sichert hohe Recyclingquoten, indem er dort die Verpakkungen hineingibt. FR
"Unverständlich" und "völlig überzogen" nannte der Darmstädter Regierungspräsident Horst Daum (SPD) die Kritik von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am Entwurf für die Zukunft Südhessens. Daum warf der Stadt Frankfurt vor, ihre Wünsche zum Regionalen Raumordnungsplan überhaupt erst sehr spät, nämlich im Dezember 1992, geäußert zu haben.
Dennoch gehe das, was Wentz jetzt kritisiere, hauptsächlich auf Vorstellungen der Stadt zurück. Der Regierungspräsident nannte als Beispiel die große Wohnbaufläche am Niederurseler Hang mit 100 Hektar sowie Flächen in der Nordweststadt und im Hilgenfeld zwischen Frankfurter Berg und Bonames. Schon ein Teil der insgesamt 500 Hektar genüge für 25 000 bis 30 000 Wohnungen.
Als "völlig unrealistisch" erscheine das Ziel von Wentz, bis 2000 in Frankfurt 65 000 neue Wohnungen zu errichten. jg
tma MÜNCHEN. Die deutsche Sportartikelbranche taucht nach einem enttäuschenden Jahr 1992 in tiefere Preisregionen ab. Der Druck auf die Industrie, kostengünstigere Produktionsstandorte zu suchen, nehme zu, meint der Organisator der am Donnerstag startenden Fachmesse Ispo in München, Walter Klein. Beim Absatz müsse man sich auf mittlere Preislagen einstellen. Die diesmal 1317 Aussteller strotzen laut Klein nicht gerade vor Euphorie. Die Anbieter stünden vor einer Verschärfung des Ausleseprozesses, wobei "Gewinner europäisch" und "Verlierer traditionell denken".
Die Branche sieht sich gespalten zwischen Rezession und Aufschwung. Statt um die prognostizierten fünf wuchs der Sportfachhandel 1992 nur um ein halbes Prozent und mußte im Winterschlußverkauf sogar zweistellige Einbußen hinnehmen. Für den Handel meint Verbandsgeschäftsführer Hugo Laumann, nach Verlusten im vorigen Jahr könne auch von der derzeitigen Rendite von 0,2 Prozent "niemand leben".
Als Vertreter der Industrie zeigt sich Siegfried Passreiter insgesamt "zufrieden" über den aktuellen Geschäftsverlauf. Es gebe aber erhebliche Unterschiede von Firma zu Firma. Die Produktion des Wirtschaftszweiges sei zuletzt in Deutschland um 2,4 Prozent auf 5,9 Milliarden Mark gewachsen, wobei Geräte an der Spitze und Schuhe am Ende der Zuwachsskala lagen.
Für stark expandierende Geschäfte sorgen nach Angaben der Branchenvertreter Eishockey und Eislauf sowie Bademode. Während der Absatz beim traditionellen Skisport trotz "Nietenlook für Pistenrocker" sehr durchwachsen sei, boomt der Verkauf von Snowboards mit Steigerungen bis zu 50 Prozent. Impulse soll auch "Cellanetics" bringen. Dieser neueste Schrei aus Übersee wird als Mischung von Ballett und Yoga beschrieben.
Zur Ebbelweisoß' die Zutaten (für 4 Personen): 4 Eigelb, 2 ganze Eier, 125 g Zucker, gut 1/4 l Ebbelwei, ein Schuß Wasser und 1-2 Löffel Kartoffelmehl; Zitronensaft und Vanillezukker. Für größere Mengen (3/4 l Ebbelwei) reichen 8 Eier.
Die Zubereitung: Die Eier mit dem Zucker in einem Topf schlagen, bis die Masse cremig ist. Den Ebbelwei hinzufügen und das Kartoffelmehl, um ein Gerinnen zu vermeiden. Die Soße im Wasserbad (bei einer größeren Menge auch direkt auf dem Herd bei mittlerer Stufe) ständig mit dem Schneebesen schlagen, bis sie heiß und dick wird. Den Geschmack mit Zitronensaft und Vanillezucker abrunden; lauwarm servieren.
Zu den Hefeklößen die Zutaten (für 12 bis 14 Klöße): 1 Pfund Mehl, 1/4 l Milch, 60 g Zucker, 80 g Butter, 1 Prise Salz, 1-2 Eier, 1 Würfel Hefe.
Die Zubereitung: Hefe und Zucker in einer angewärmten Schüssel verrühren, bis sich die Hefe aufgelöst hat. Milch lauwarm dazugeben und mit einem Teil des Mehls gut verrühren. Dazu das restliche Mehl, Salz, Ei und das aufgelöste Fett geben und mit dem Handrührgerät schlagen, bis sich die Masse ohne zu kleben vom Schüsselrand löst (wenn nötig, Mehl nachgeben). Den Hefeteig 15 Minuten im Backofen bei 50 Grad gehen lassen. Dann wieder kräftig durchschlagen, anschließend fünf Minuten gehen lassen, das gleiche noch einmal wiederholen. Den Teig ausrollen, die Klöße mit einem Glas oder einer Tasse ausstechen und gehen lassen, bis sie sich rund wölben (15 bis 20 Minuten).
In einem heißen Topf den Boden mit einem Eßlöffel Fett/Margarine bedecken und die Klöße hineinsetzen. Eine halbe Tasse heiße Milch dazwischenschütten und den Topf sofort mit dem Deckel schließen. Ohne zu öffnen bruzzeln lassen; an den veränderten Geräuschen aus dem Topf ist nach etwa 20 Minuten nach der Erfahrung der Hauswirtschaftsmeisterin Hannelore Ernst zu hören, daß die Hefeklöß' gar sind. cn
In Obertshausen ist die Welt noch in Ordnung, sagt Bürgermeister Josef Seib (CDU) gerne. Kein Wunder: Seine Partei hat die absolute Mehrheit. Doch sie muß zittern. Schon bei den Kommunal- wahlen 1989 war ihr Ergebnis mit 50,2 Prozent denkbar knapp. Diesmal will die Opposition von SPD, Grünen und FDP die CDU vom Sockel holen, um für das zu sorgen, was nicht in Ordnung ist.
pit FRANKFURT A. M., 26. Februar. Für die Freilassung des österreichischen Kriegsdienstverweigerers Helmut Hejtmanek hat sich die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK) beim Bundespräsidenten Österreichs, Thomas Klestil, eingesetzt. Hejtmanek sei am 1. Februar zu sechs Monaten Haft verurteilt worden, weil er seiner Einberufung zum Militär nicht gefolgt war, berichtete die Organisation jetzt. Schon einmal sei der junge Mann zu einer Haftstrafe verurteilt worden, nachdem er 1986 den Kriegsdienst verweigert hatte. Nach einer weiteren Einberufung 1988 sei ein Antrag auf Zivildienst erneut abgewiesen worden. Als er deshalb 1990 wiederum angeklagt worden sei, sei Hejtmanek untergetaucht.
Die DFG-VK verweist auf eine Einschätzung der Menschenrechtsorganisation amnesty international, wonach die Festnahme von Hejtmanek gegen die Europäische Menschenrechtskonvention und gegen die internationale Übereinkunft über politische und zivile Bürgerrechte verstoße.
DORNBUSCH. Ursprünglich wollte die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) die weitere Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro "Retzko & Topp" platzen lassen. Grund der Aufregung im Dezember waren unstimmige Pläne über die Verkehrsberuhigung der Zone Nord I (Kirchhainerstraße), die das Büro an die Fraktionen verteilte.
Je ein Plan ging an die CDU, SPD, FDP und Grünen, ein fünftes Exemplar bekam der Ortsvorsteher Nikolaus Burggraf (CDU). "Die Pläne sind nicht identisch", beschwerte sich damals Gabriele Hartwig (CDU). Außerdem seien die Anweisungen zur Gestaltung der Verkehrsberuhigung, die der Ortsbeirat 9 dem Ingenieurbüro "Retzko &Topp" gegeben hatten, nicht beachtet worden, hieß es.
Zur Kündigung des Arbeitsauftrages kam es nicht, da die Verkehrsexperten Ende Januar 1993 zu einem klärenden Gespräch einluden. Auf der jüngsten Ortsbeiratsitzung zog die CDU-Fraktion alle entsprechenden Anträge zurück.
Der weiteren Zusammenarbeit mit "Retzko & Topp" steht jetzt unter zwei Bedingungen nichts mehr im Wege: Ein anderer Mitarbeiter des Büros wird die Planung der Tempo-30-Zone übernehmen, "damit wir wieder ein Vertrauensverhältnis aufbauen können", wie CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Günter Müller formulierte. Und alle Anregungen des Ortsbeirats 9 zur Verkehrsberuhigung im Stadtteil sollen von den Experten künftig berücksichtigt werden.
Damit die Fachleute auch wissen, was sie die nächsten Monate zu planen haben, formulierte die christdemokratische Fraktion zur letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen ein 15-Punkte-Papier. Sämtliche strittigen Fragen zur Verkehrsberuhigung werden darin noch einmal aufgezählt.
"Wir machen uns doch langsam lächerlich", wandte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Karl Semmelbauer gegen die Verfahrensweise. Mit den Stimmen der CDU, FDP und der Grünen wurde das 15-Punkte-Papier gegen den Willen der SPD- Fraktion in allen Details besprochen und angenommen. Denn: "Die besprochenen Maßnahmen nachträglich noch einmal exakt festzuhalten, ist vorteilhaft", meinte auch Peter Steinberg (Grüne). Die SPD stimmte gegen den Plan.
"Ausschließlich durch farbliche Markierungen auf dem Asphalt", heißt es in dem Papier, soll auf die Verkehrsverlangsamung aufmerksam gemacht werden. Stellvertreter oder Kölner Teller sind in der Zone Nord I unerwünscht. Die Grünen im Ortsbeirat nutzten die Abstimmung, um ihre abweichende Meinung zu verdeutlichen.
So wollen sie, im Gegensatz zur CDU- Fraktion, "daß der Fahrradverkehr durch die Dehnhardtstraße gegen die Einbahnstraße ausdrücklich erlaubt und durch Schilder im Kreuzungsbereich den Autofahrern angekündigt wird". Mit dieser Maßnahme soll lediglich nachträglich erlaubt werden, "was die Schulkinder ohnehin jeden Tag schon machen", erklärte Steinberg.
Auch auf der Kirchhainer Straße sollen, so fordern die Grünen, die Fahrbahnverengungen in der Form angelegt werden, "daß die Radfahrer nicht auf die Fahrbahn ausweichen müssen". tin
Die Bürgschaften des Bundes für Exporte in die Dritte Welt stehen zum Teil in starkem Widerspruch zur Hilfe für die Armen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Mit dieser Kritik reagieren die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe (EZE), das katholische Hilfswerk Misereor und die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes auf eine Studie der Bonner Informationsstelle "Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung" (WEED) über Hermes-Bürgschaften. Laut Misereor "konterkarieren die Bürgschaften die Armutsbekämpfung durch Selbsthilfe im Entwicklungsland", in die die Hilfswerke jährlich einige hundert Millionen Mark investieren.
Die EZE in Bonn begründet ihre Kritik mit einer Reihe von Hermes-abgesicherten Projekten, die die Verschuldung von Entwicklungsländern noch gesteigert hätten, wie zum Beispiel Atomkraftwerke in Brasilien. Könnten die Staaten die Darlehen nicht zurückzahlen, würden sie ihnen als zinspflichtige Schulden berechnet. Laut WEED sind Brasilien auf diese Weise drei Milliarden Mark zusätzliche Verbindlichkeiten aufgebürdet worden. Büßen müssen "insbesondere die Armen", weil die meisten hochverschuldeten Staaten Löhne und Sozialleistungen kürzten, so die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe.
Nicht nur Großprojekte wie Staudamm-Bauten, sondern auch Rüstungsexporte in Länder außerhalb der Nato würden durch Hermes abgesichert, heißt es in der Studie. Was bisher als Ausnahme dargestellt worden sei, "scheint der Regelfall zu sein". Der Haushaltsausschuß des Bundestages sei im Mai 1992 über anstehende Hermes-Bürgschaften unterrichtet worden, von denen mehr als die Hälfte "eindeutig militärische Projekte" gewesen seien, erklärt WEED. Unter anderem habe es sich um Überwachungsflugzeuge für Algerien, Ausrüstungs- und Ersatzteile für militärische Schnellboote in Kuwait und Patrouillenfahrzeuge für die Philippinen gehandelt. Mit auf der Liste stünden auch die Länder Iran, Südkorea, Mexiko, Ecuador und Rumänien. Hermes-Bürgschaften ermöglichten schon 1977 U-Boot-Lieferungen an Argentinien und später den Bau von Schutzbunkern im Irak.
In die Diskussion gerieten die Bürgschaften, die die Hamburger Hermes Kreditversicherungs-AG für den Bund abwickelt, bereits in den achtziger Jahren. Denn seit Beginn der internationalen Schuldenkrise 1982 verzeichnet die Assekuranz regelmäßig Defizite, die zunächst auf den Steuerzahler abgewälzt werden. Der Bund mußte dafür bis 1992 mehr als 15 Milliarden Mark bereitstellen. Allein im vergangenen Jahr waren es 2,3 Milliarden, die Hermes im Bonner Auftrag an versicherte Unternehmen auszahlen mußte. In Zukunft könnte sich dieser Betrag noch erhöhen, befürchtet WEED.
Zur Zeit bürgt die Bundesregierung der Studie zufolge für Exporte in die Dritte Welt in Höhe von mehr als 225 Milliarden Mark. Dazu gehöre auch das umstrittene brasilianische Atomkraftwerk Angra II, an dessen Bau die Siemens-Sparte KWU maßgeblich beteiligt ist. Das vor mehr als 15 Jahren begonnene Projekt hat bisher 18 Milliarden Mark verschlungen. Auch für ökologich und entwicklungspolitisch umstrittene Staudämme im Nordosten Brasiliens, für die Tausende Menschen umgesiedelt wurden, habe KWU mit Absicherung durch Hermes Generatoren geliefert. Die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe schlägt daher vor, "an die Hermes-Bürgschaften die gleichen entwicklungspolitischen und ökologischen Prüfkriterien anzulegen, wie diese für die gesamte bilaterale Entwicklungszusammenarbeit wirksam weren."
Zur Zeit werden die geplanten Geschäfte zunächst von Hermes und einem interministeriellen Ausschuß geprüft, in dem die Bundesministerien für Wirtschaft, Finanzen und Entwicklungshilfe vertreten sind. Wirtschaftiche Aspekte stünden jedoch an erster Stelle, und die Entscheidungen würden geheimgehalten, kritisiert WEED. Selbst Anfragen von Bundestagsabgeordneten seien bisher nur ausweichend beantwortet worden, während Vertreter aus Industrie, Handel und Banken als Sachverständige in den Ausschuß berufen würden. Die Beratung durch nichtstaatliche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen sei aus der Sicht des federführenden Wirtschaftsministeriums dagegen "nicht geboten".
Das Argument der Bundesregierung, daß von den abgesicherten Exporten bis zu 400 000 Arbeitsplätze in der Bundesrepublik abhingen, hält WEED für kurzsichtig. "Könnte mit den zur Abdeckung des Hermes-Defizites erforderlichen Steuergeldern auf andere Weise nicht ein größerer gesellschaftlicher Nutzen erzielt werden?" fragt der Autor der Studie, Thomas Fues. UWE POLLMANN
Mit dem Facharbeiter-Programm will die SPD neue Wohnungen bauen "FDP-Dezernent Barkey ist nach der Wahl auf alle Fälle fällig, egal unter welcher Koalition" / FR-Interview mit Peter Hartherz
Hartherz: Nein. Das wird einer der spannendsten Wahlabende im Landratsamt werden, die ich bisher erlebt habe. Ich gehe davon aus, daß der künftige Kreistag nicht aus vier Parteien, sondern aus fünf, möglicherweise auch aus sechs bestehen wird. Und dann ist natürlich alles möglich. Dabei dürfte eine rechnerische Mehrheit für Rot-Grün realistischerweise nur sehr schwer zu erreichen sein. Selbstverständlich sind wir bereit, mit jeder Partei außer den "Republikanern" nach dieser Wahl in Sachgespräche einzutreten.
FR: Wenn die SPD die Wahl hätte zwischen Rot-Grün und einer großen Koalition, was wäre dann das Näherliegende?
Hartherz: Selbstverständlich Rot-Grün, weil man große Koalitionen nicht ohne Not abschließen sollte - nur dann, wenn es gar nicht anders geht. Große Koalitionen haben den Nachteil, daß die kleinen Parteien, die dann in der Opposition landen, aus der nächsten Wahl erheblich gestärkt hervorgehen.
FR: Wie wird sich die SPD den "Republikanern" gegenüber verhalten, falls denen der Einzug gelingt?
Hartherz: Die "Republikaner" sind für uns in keiner Weise als Partner akzeptabel; eine Zusammenarbeit ist völlig ausgeschlossen. Wir würden auch bei möglichen Abwahlanträgen gegen den Landrat oder den Kreisbeigeordneten nicht stillschweigend auf "Republikaner"-Stimmen spekulieren, sondern von vornherein mit den demokratischen Parteien im Kreistag eine Absprache anstreben, die eine Unterstützung durch die "Republikaner" in jedweder Weise ausschließt.
FR: Sie haben in den vergangenen vier Jahren die CDU-Spitze immer wieder attackiert, vor allem im Zusammenhang mit der Verstrickung in den Korruptionsskandal. Ist die CDU jetzt geläutert, um für die SPD koalitionsfähig zu sein?
Hartherz: Ich habe vorhin gesagt, daß alle demokratischen Kräfte im Kreistag für uns koalitionsfähig sind. Das gilt auch für die CDU. Die jetzige CDU-Spitze hat zwar zu verantworten, daß in falsch verstandener Nibelungentreue insbesondere der Kreisbeigeordnete Galuschka über viele Jahre hinweg im Amt gehalten worden ist - entgegen unseren Warnungen, trotz seiner zahlreichen Verstrickungen und Verstöße gegen die Vergabeordnung. Ich meine aber, daß es den im Kreistag vertretenen Parteien im letzten Jahr gelungen ist, doch einschneidende Konsequenzen aus dem Skandal zu ziehen, insbesondere im Hinblick auf die Neuordnung des Vergabewesens im Kreis. Da hat auch die CDU ihren Beitrag geleistet - ich nenne insbesondere Professor Alsheimer, aber auch Landrat Banzer. Ich glaube, was da aus der gemeinsamen Arbeit entstanden ist, kann für Hessen als vorbildlich bezeichnet werden. Was mir noch fehlt, ist eine angemessene Ausstattung des Kreisrechnungsprüfungsamtes, vor allem für die technischen Prüfungen. Ich habe mich unheimlich darüber ärgert, daß auf meinen Antrag hin 1983 eine technische Prüferstelle im Kreishaushalt eingerichtet, aber nicht besetzt wurde.
FR: Nie?
Hartherz: Nie. Erst jetzt, nach der Aufdeckung des Korruptionsskandals. Jeder Einblick ist offenbar systematisch von Galuschka verhindert worden; die Gründe kann man sich ja leicht denken. Deshalb muß das Rechnungsprüfungsamt noch über das hinaus, was jetzt geschehen ist, weiter verstärkt werden. Und wir brauchen eine Verstärkung der überörtlichen Rechnungsprüfung.
FR: Wie ist die SPD mit der Arbeit von Landrat Banzer zufrieden? Kann der weitermachen, solange er gewählt ist, oder kann man sich eine Abwahl vorstellen?
Hartherz: Bei entsprechender Koalitionsbildung kann ich mir auch eine Abwahl von Banzer vorstellen. Er hat in den entscheidenden Politikfeldern, die wir zum Gegenstand von Koalitionsgesprächen machen werden, in den vergangenen vier Jahren versagt. In der Wohnungspolitik hat er auf unseren Antrag hin mehrfach Modelle für den Wohnungsbau vorgestellt, aber in keinem einzigen Fall sind sie zum Tragen gekommen. Er hat angekündigt, daß die Kreiswohnungsbaugesellschaft, die ihren Namen gar nicht verdient, weil sie seit über zehn Jahren keine Wohnung mehr gebaut hat, reaktiviert wird; es ist nichts geschehen. Das andere liegt mehr im Arbeitsbereich des Beigeordneten Dr. Barkey: Jugendhilfe und Altenhilfe; da sind bis heute überhaupt keine Voraussetzungen geschaffen, um hier aktiv tätig zu werden. Für mich ein Zeichen dafür, daß man den sozialpolitischen Bereich nicht einem FDP-Dezernenten übertragen kann. Der Mann ist aus unserer Sicht auf jeden Fall fällig, egal bei welcher Koalitionsbildung.
FR: Zum Wohnungsbau: Was kann - außer der schon angesprochenen Wohnungsbaugesellschaft - der Kreis tun, was könnte eine neue Mehrheit tun, wo kann er vor allem das in jedem Fall notwendige Geld herbekommen?
Hartherz: Geld für solche Maßnahmen muß man sich auf dem Kreditweg beschaffen. Das haben wir mehrfach gefordert, insbesondere zu Zeiten, als die Finanzlage des Hochtaunuskreises noch deutlich besser war als heute; es ist immer abgelehnt worden.
Ich könnte mir vorstellen, daß der Kreis sich auf dem Kreditwege Mittel in einer Größenordnung von ein oder zwei Millionen Mark besorgt, um offensiv einzusteigen in das sogenannte Facharbeiter-Wohnungsbauprogramm des Landes (4. Förderweg). Wir haben hier im Kreis bei unserer Bevölkerungsstruktur gerade bei diesen Leuten ein besonderes Problem: Die fallen aufgrund der niedrigen Einkommensgrenzen nicht unter den klassischen sozialen Wohnungsbau, können aber andererseits die im Hochtaunuskreis besonders hohen Mieten (18 bis 20 Mark pro Quadratmeter) nicht bezahlen. Das Angebot des Landes, das auch gegenüber dem Hochtaunuskreis steht, bedeutet, daß für diesen Bereich der Bevölkerung im Rahmen des 4. Förderwegs die Möglichkeit besteht, die Mietbelastung im finanzierten Wohnungsbau auf zehn bis zwölf Mark zu bringen. Das Land bietet dafür Mittel an, und in einer Kombination Kreis, bauwillige Gemeinden und Land könnte man da eine vernünftige Sache machen.
Außerdem haben wir mehrfach angeregt, zur Unterbringung von Schwestern und Pflegern am Krankenhaus Wohnungen zu bauen; das würde den Wohnungsmarkt entlasten und uns im Pflegenotstand Erleichterung verschaffen. Auch da ist es bisher bei dem Herrn Banzer nur bei Ankündigungen geblieben. Was er an Projekten an Land gezogen hat, ist immer kläglich gescheitert, weil es offensichtlich dilettantisch angelegt war.
FR: Neben dem Geldproblem gibt es da aber auch ein Grundstücksproblem?
Hartherz: Das ist richtig. Ich denke, daß der Kreis noch über das eine oder andere Grundstück verfügt, das er dem Kreiswohnungsbau zur Verfügung stellen könnte. Ansonsten ist das natürlich im Ballungsraum eines der Hauptprobleme. Es geht sicher leichter im Usinger Land als hier im Vordertaunus.
FR: Beobachter der Kreistagsarbeit hatten den Eindruck, die Rolle der klassischen, also scharfen Opposition ist von der SPD auf die Grünen übergegangen. Gibt es Resignation bei der SPD, weil sie schon so lange Opposition machen muß?
Hartherz: Es ist richtig, wir sind schon sehr lange, seit 1977, in der Opposition. Ich kann aber den Eindruck nicht so teilen. Wir haben, als sich die Grünen noch gar nicht im Kreistag getummelt haben, die Mißstände, besonders im Vergabewesen, ab 1980 offensiv aufgegriffen. Wir haben Galuschka nie mitgewählt, wir waren konsequent beim der Abwahl Galuschkas, die ja damals gescheitert ist, bei der er Unterstützung aus einem Teil der Grünen-Fraktion hatte. Und wir haben uns im vergangenen Jahr sehr stark auf sozialpolitische Themen konzentriert, während die Grünen nur das Thema Korruption hatten. Vielleicht entsteht daraus der Eindruck, daß sie sich in besonderer Weise als Opposition dargestellt hätten. Bei den Sachthemen ging die Auseinandersetzung mit der Kreisregierung eigentlich immer von der SPD aus.
FR: Gibt es jetzt im Hinblick auf diese Wahl so eine Art Ruck bei den Sozialdemokraten, unabhängig von der Bundespolitik eine Art lokalen Aufbruch?
Hartherz: Das ist sehr schwierig. Die Kreispolitik spielt ja in der Wahrnehmung der Bürger und der eigenen Parteimitglieder eine untergeordnete Rolle. Da verspüre ich also keinen Ruck. Es ist in der Tat ein Ruck durch die Partei gegangen, als von Bonn endlich das Signal kam: Die SPD ist jetzt bereit, mit einer Zunge in den wichtigen politischen Fragen zu sprechen. Und von diesen Themen wird auch weitestgehend dieser Kommunalwahlkampf bestimmt. Es ist zwar schade drum, denn es geht ja darum, die Vertretung der Bürgerinnen und Bürger auf kommunaler Ebene in die Parlamente zu entsenden. Das wird aber nach meiner Wahrnehmung der letzten Wochen völlig überlagert von dieser zentralen Auseinandersetzung. Das erschwert erheblich einen Vorort-Wahlkampf.
FR: Stichwort Parteiverdrossenheit: Auf der kommunalen Ebene fällt auf, daß jetzt viele freie Wählergemeinschaften auf die Bühne drängen. Was bedeutet das für die SPD als eine der etablierten Parteien? Hartherz: Ich erwarte durchaus, daß ein Teil dieser verdrossenen Bürger, soweit er zur Wahl geht, versuchen wird, sein Heil bei diesen Wählergemeinschaften zu finden. Das wird aber keine Dauererscheinung sein, weil die Bürger sehr schnell merken werden, daß dahinter sachpolitisch nicht so sonderlich viel steckt. Auf Kreisebene kandidiert ja eine, die versucht, aus Parteiverdrossenheit und Korruptionsskandal Honig zu saugen. Nur wenn man sich das personelle Angebot dieser Wählergemeinschaft anschaut, dann ist das von Grün bis Schwarz ein ganz, ganz breites Spektrum, und sachpolitisch habe ich bisher nichts Brauchbares gehört. Hinzu kommt, daß ihnen der Kontakt zur Landes- und Bundesebene fehlt, der enorm wichtig ist.
FR: Sie sind seit 1968 im Kreistag. . .
Hartherz: Das war noch der Usinger Kreistag.
FR: . . . und seit 1973 Fraktionschef, dazu seit 19 Jahren auch im Landtag. Ist es da nicht schwer, sich immer wieder neu zu motivieren?
Hartherz: Ich werde 53, das geht noch, nicht wahr? Ich bin noch in einem Alter, wo ich die Doppelbelastung ertragen kann. Ich habe das als sehr positiv empfunden, als Landespolitiker auch immer mit einem Bein in der Kommunalpolitik verankert zu sein. Sonst hebt man von den Problemen, die die Bürger haben, zu sehr ab. Ortsnah erfährt man doch noch mehr, wo die Leute der Schuh drückt. Solange ich Politik mache, werde ich versuchen, das beizubehalten. Und die Partei erwartet das auch geradezu.
FR: Ist aber unabhängig davon auf Kreisebene schon ein Nachfolger, eine Nachfolgerin in Sicht?
Hartherz: Das kann man so nicht sagen. Mein politisches Bestreben war es in der Vergangenheit einmal, den Frauenanteil in der Kreistagsfraktion zu stärken. Ich bin ganz stolz drauf, daß wir jetzt jeden zweiten Platz mit einer Frau besetzt haben. Damit sind wir in Hessen in der SPD absolut Spitzenreiter. Schwieriger war die Verjüngung der Fraktion, weil junge Leute auch von der Politikverdrossenheit erfaßt sind. Aber ich habe seit einigen Jahren zwei junge Stellvertreter mit in die Verantwortung reingenommen, mit denen ich gut zusammenarbeite. Das zeigt schon, daß ich auch von mir aus gesehen auf die Zukunft setze.
1
Ein Bürgermeister inszeniert sich selbst: "Mit diesem Plakat werde ich in die Bütt gehen", schmunzelt der kleine agile Mann, springt auf und zieht hinter dem Schrank ein DIN-A-0-Poster hervor. "Wählt GCC", macht Richard Hofmann sich zum Kandidaten des Karnevalvereins. Das Bild zeigt ihn als Jongleur auf dem Hochrad; die SPD hält er an der langen Leine, die FWG trägt er am Handgelenk, FDP und Grüne hat er in der Tasche. Er jongliert mit den Wappen der fünf Stadtteile: Ein Tausendsassa, ein Hansdampf in allen Gassen, mit einem Mundwerk, das auf dem Bild ganz offensichtlich in Aktion ist.
Über die Büttenrede selber wird natürlich nichts verraten; die Knittelverse sind Staatsgeheimnis. Politische Fehler sind verzeihlich - gähnende Narren natürlich nicht. So sieht Hofmann sich gerne: volksnah, multiples Vereinsmitglied und Gast bei jeder mittelgroßen Festivität; arbeitsam und als 23faches Gremienmitglied die lebende Ämterhäufung.
Eine saubere Verwaltung, Durchsichtigkeit der Entscheidungen und alles, nur kein Parteifilz, das seien die Prinzipien seiner Amtsführung, betont Hofmann. Das nimmt ihm sogar der politische Kontrahent ab: "Ein integrer Mann", lobt Jürgen Löns (SPD), der ein Vierteljahrhundert Opposition gegen den Bürgermeister machte und nun die politische Bühne verläßt. "Der Hofmann ist ein Verwaltungsfuchs", sagt Cornelia Arning von den Grünen, und es klingt nicht abwertend.
Überhaupt - nur selten schlagen die Wellen im Eppsteiner Parlament hoch. Vorbei die Diskussionen um den steinernen Krieger in der Ortsmitte, der noch heute trutzig gen Westen und Erbfeind blickt. Als die CDU vergangenen September beantragte, ein Asyl-Gutachten vom Hessischen Städte- und Gemeindebund anzufordern, dessen praktischer Nutzen in keinem Verhältnis zur propagandistischen Wirkung stand, da gab es einmal Zoff. "Ansonsten ist die Oppositionsarbeit der SPD eher lasch", klagt Cornelia Arning - auch wenn es rechnerisch zu RotGrün reichen sollte, "wüßte ich nicht, ob es zu einer Koalition kommen würde".
Doch Eppstein wählt ohnehin bürgerlich ("Ich bin auch ein Bürger", würde Sozi Jürgen Löns jetzt protestieren, wie immer, wenn die Rede von den "bürgerlichen Parteien" ist). Was die CDU verliert, bekommt die FWG, wer von den Freien Wählern genervt ist, macht sein Kreuzchen bei den Freien Demokraten. Daran ändert auch wenig, wenn die FWG mal dem Haushalt zunächst nicht das Plazet geben will: Im großen und ganzen funktioniert das lockere Bündnis. Der Kitt heißt "sparen, sparen, sparen". Schon in den vergangenen Jahren wurde die Kommune nicht mit Reichtümern gesegnet; vor 14 Tagen konnte der Haushalt 1993 nur noch dadurch ausgeglichen werden, daß die Dorferneuerung Niederjosbachs, der Rathaus-Neubau und Gelder für den Wohnungsbau zurückgestellt wurden.
Trotzdem singen CDU, FWG und FDP das Lied vom Sparen in unterschiedlichen Tonlagen: "Sparen ist kein Wert an sich, es kommt jetzt darauf an, wo wir die Gelder gezielt einsetzen", sagt die CDU- Spitzenkandidatin Christiane Nolte. Eine Spitze gegen FDP und FWG, die die Christdemokraten zu mehr Kürzungen drängen, "ohne dabei die reine Spar-Partei zu sein, wie man uns das vorwirft", wie Renate Quitzau von den Freien Wählern betont. Unumstritten zwischen FWG und CDU: daß für Altenarbeit, einen neuen Kindergarten und den Sozialen Wohnungsbau oder das geplante Zielgruppen-Wohnprojekt Geld da sein muß, daß Radwege gebaut und der Öffentliche Personen-Nahverkehr in der Fünf-Dörfer-Stadt besser werden muß. Der FDP behagt gar nicht, daß so viel Geld in den Bau neuer Wohnungen gesteckt wird: "Wir sind für Subjektförderung - daß sich Bedürftige mit einem Zuschuß auf dem freien Markt eine Wohnung suchen."
"Der Bürgermeister ist ein sehr sozialer Mann", konstatiert SPD-Mann Löns, "nur die Parteien, die ihn stützen, sind das nicht immer." Wenn es um Alten- und Sozialwohnungen ginge, seien der Bürgermeister und die SPD vorangegangen, die Union sei gefolgt, "und FWG und FDP haben dann die CDU zurückgepfiffen". Doch am heftigsten kritisiert Löns Eppsteins Jugendarbeit: Das erfolgreiche Streetworking-Konzept mit der rechtsextremen Jugendgruppe in Eppstein sei "rücksichtslos von der CDU gestoppt" worden.
Der neue Jugendpfleger sei gut und schön, "aber wir brauchen eine zusätzliche Halbtagsstelle" - und vor allem ein Jugendhaus in Eppstein neben der stadtteilbezogenen Jugendarbeit. Zu teuer, kontert die Regierungsseite auf die SPD- Vorschläge. "Wir setzen stärker auf die Jugendarbeit der Vereine", sagt die CDU- Kandidatin Nolte; und FDP-Stadtverordneter Günter Kopsch hat "noch keinen Jugendlichen getroffen, der sagt, er will das Jugendhaus".
Zurück zu Bürgermeister Hofmann. "Eppstein ist eine heile Welt", pflegt er zu sagen, mit Vereinsleben, Nachbarschaftshilfe, ehrenamtlichem Engagement. Die Jugendlichen, die mit Bomberjacken und Springerstiefeln durch den Ort zogen, die müssen woanders herkommen oder die braunen Sprüche von woanders her haben, "aus Frankfurt vielleicht, aus derSchule oder Berufsschule".
"Das hätte der gerne so", sagt Jürgen Löns; und Cornelia Arning bringt des Bürgermeisters Gartenzwergidylle auf die Palme: "Das ist Wunschdenken aus seinem konservativ-autoritären Weltbild heraus". Für sie zeigten die Sprüche der Jugendlichen, daß "Eppstein noch nicht die Zeiten verdaut hat, in denen hier 99 Prozent NSDAP wählten".
Aber vielleicht gehört das mit zur Heilen Welt der fünf Dörfer im Taunus, die zusammen Eppstein heißen. Wie sagte Cornelia Arning: "Wir haben alles hier: Umweltschutz, Radwege, Sozialpolitik, Ortskernerneuerung. Nur kommt hier alles etwas später als anderswo und oft auch etwas schlechter."
Akustische Signale soll künftig die Fußgängerampel an der Kreuzung Eschersheimer Landstraße / Fritz-Tarnow-Straße abgeben. Das beschloß in der jüngsten Sitzung der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) einstimmig. Nicht nur Blinde, sondern auch die Schüler und Schülerinnen der Heinrich- Steul-Schule würden von dieser Einrichtung profitieren, hieß es. tin
Alte Vereinsfotos sucht der Bonameser Heimat- und Geschichtsverein für eine Ausstellung als Leihgabe oder Stiftung. Neben Fotos werden auch Trophäen, Fahnen, Urkunden oder Zeitungsausschnitte gesucht. Nähere Auskunft sind unter Tel. 50 35 97 zu haben. kn
Der 78jährige Seiji Yoshida ist heute in der japanischen Friedensbewegung aktiv. Er unterstützt die ehemaligen "Trösterinnen" bei ihrem Kampf um Entschädigung. Am liebsten würde er seine Geschichte vor dem Parlament erzählen, aber die Regierungspartei zeigt keine Interesse an der Befragung von Zeitzeugen. Sie bleibt bislang dabei: 1965 zahlte Japan an Südkorea Reparationen für den Krieg, deshalb könne nun niemand mehr weitere Ansprüche stellen.
Die ehemaligen Zwangsprostituierten sehen das anders: sie fordern individuelle Wiedergutmachungszahlungen von der japanischen Regierung. Im Mai 1992 stand das Problem auf der Tagesordnung der UN-Menschenrechtskommission. Sie verabschiedete eine Erklärung: "Keine Regierung kann ihren Bürgern das Recht auf Wiedergutmachungsforderungen absprechen." Damit gerät Japan unter Druck, doch noch an die koreanischen, chinesischen und philippinischen Frauen zu zahlen.
Die ehemaligen Sex-Sklavinnen erwarten nicht nur Geld, sondern vor allem eine offene Auseinandersetzung der Japaner mit ihrer militärischen Vergangenheit. Immerhin werden die "Trösterinnen" inzwischen auch in einigen japanischen Geschichtsbüchern erwähnt - allerdings so beiläufig, daß die Schüler und Schülerinnen die Zusammenhänge nur schwer verstehen können.
Mizuho Fukushima, Rechtsanwältin der ehemaligen Sex-Sklavinnen aus Korea, will weiter vor Gericht für die Frauen kämpfen. Bei der letzten Verhandlung sagte sie: "Die Menschenrechte der Frauen wurden in jeder Hinsicht verletzt: Sie wurden in Lager, ferner ihrer Heimat, verschleppt; sie wurden immer wieder von den Soldaten vergewaltigt und mit Gewalt festgehalten. Als der Krieg zu Ende war, wurden sie neben dem Schlachtfeld zurückgelassen."
In Seoul kämpft die koreanische Professorin Yun Chung Ok für die Rechte der ehemaligen "Trösterinnen". Sie weiß, daß einige der Frauen in den letzten Kriegstagen von den Japanern erschossen wurden. Die Militärs versuchten so die Existenz ihrer Bordelle zu vertuschen. Yun Chung Ok sagt: "In unserer patriarchalischen Gesellschaft denken die meisten heute noch, die ehemaligen Zwangsprostituierten sollen ruhig sein und sich schämen. Ich denke dagegen: Die Frauen sollen über ihre schlimmen Erfahrungen reden. Und die Japaner sollen sich schämen. Auch diejenigen, die heute als Sex-Touristen wieder koreanische Frauen mißbrauchen."
Monika Bingen Die drei "F" - Fressen, Frauen und Freiheit Ein ungeschriebenes Kapitel: Zwangsprostitution im Nationalsozialismus
Auf der Suche nach Informationen über das Thema "Zwangsprostitution im Nationalsozialismus" entdeckte ich, daß darüber wenig veröffentlicht worden ist. Offensichtlich handelt es sich um ein Thema, dessen Tabuisierung mehrfach motiviert ist. Es gibt viele Gründe für die mangelnde Aufarbeitung und Information.
"So etwas hat es nicht gegeben", teilte schlicht ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Freiburg mit, als ich dort Näheres zum Thema (Zwangs)Prostitution in der Wehrmacht während des Nationalsozialismus erfragen wollte. Vergewaltigungen - das habe es wohl gegeben, aber keineswegs in staatlich verordneter Form. Wehrmachtseigene Bordelle seien undenkbar, es gebe keine Belege dafür.
Die gesellschaftliche Diskriminierung von Prostituierten ist so alt wie das Gewerbe selbst. Frauen, die zur Prostitution gezwungen worden waren und überlebt hatten, mußten auch nach dem Krieg mit Diffamierungen rechnen, wenn sie mit ihrem Verfolgungsschicksal an die Öffentlichkeit gingen.
Eine Diskriminierung bestimmter Opfergruppen zeigt sich auch in dem Verfolgtenbegriff des Bundesentschädigungsgesetzes (BEG) von 1956. Es teilte die Opfer des NS-Regimes in zwei Klassen. Anerkennung und damit "Wiedergutmachung" blieb denjenigen vorbehalten, die aus politischen, rassischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen verfolgt worden waren. Nicht anerkannt und nicht entschädigt wurden die Opfer der Zwangssterilisation, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, "Euthanasie"- Geschädigte, von den Nationalsozialisten als "asozial" bezeichnete Personen, Sinti und Roma sowie Homosexuelle. Entscheidend für die Anerkennung als Verfolgte(r) war nicht die Tatsache, daß man im KZ gewesen war, sondern der Grund, warum man ins KZ gekommen war. Die ehemaligen Zwangsprostituierten gehören also zweifach zu den ausgegrenzten Opfergruppen: Als Zwangsarbeiterinnen und als vermeintlich "Asoziale". Erst 1988 wurden außergesetzliche Härterichtlinien erlassen, nach denen auch bisher nicht anerkannte und entschädigte Verfolgte unter bestimmten Voraussetzungen (finanzielle Notlage, Gesundheitsschaden) eine einmalige Beihilfe von maximal 5000 Mark beantragen können und eine laufende Beihilfe, deren Höhe vom Familieneinkommen abhängig ist. Zwangssterilisierte erhalten seit 1980 auf Antrag eine einmalige Zuwendung von 5000 Mark.
Aus diesen Gründen muß die Geschichte der Zwangsprostitution im Nationalsozialismus erst noch wissenschaftlich erforscht und geschrieben werden. Bisher legen vor allem Erlebnis- und Leidensberichte von weiblichen KZ-Häftlingen Zeugnis ab von den mörderischen Bedingungen in den KZ-Bordellen. Die im folgenden eingestreuten Zitate entstammen dem Bericht einer Überlebenden des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Anja Lundholm schreibt in ihrem Buch "Das Höllentor" auch über die vernichtenden Lebens- und Arbeitsbedingungen in einem SS-Bordell.
Den Mädchen und Frauen wurde versprochen, daß sie nach einem halben Jahr Arbeit im Lagerbordell entlassen würden. Tatsächlich wurden sie nach einigen Monaten, häufig geschlechtskrank oder schwanger oder beides, nach Ravensbrück zurückgebracht und durch andere Häftlinge ersetzt.
Die Frage, ob Frauen sich freiwillig für die Bordellarbeit gemeldet haben, ist im Grunde eine Scheinfrage. Sie ignoriert die Tatsache, daß es unter den Existenzbedingungen im Konzentrationslager keine Freiwilligkeit geben kann.
Nach dem Besuch im Konzentrationslager Dachau im November 1942 bestimmte Himmler, nur solche Frauen für die Bordellarbeit auszuwählen, deren bisherige Lebens- und Verhaltensweise nicht den Vorstellungen der NS-Ideologen entsprach. Diese Frauen galten als "minderwertig", sie wurden zum Freiwild bei der Selektion für die Arbeit im Bordell.
"Das Bordell, in das man sie gebracht hatte, unterschied sich kaum von der bisherigen Unterkunft: eine elende, wenngleich geräumigere Bretterbaracke mit erbarmungslosen Wärterinnen und, bis auf ein paar Kartoffeln, der gleichen Verpflegung wie im Lager. Um sechs Uhr aufstehen, in den Waschraum, wo ihnen von den SS-Weibern mit Bürsten die Körper wundgeschrubbt wurden. Anschlienend in den Tagesraum zum ,Kaffeetrinken'&rquote; - natürlich dünner Ersatzkaffee, nicht anders als der unsere. Währenddessen erschienen schon die SS-Männer in voller Montur mit entblößtem Geschlechtsteil, rissen die Frauen an den Haaren vom Tisch, zwangen sie in die Knie: Los ihr Säue, holt euch die Sahne zu eurem Kaffee! Dann kamen die nächsten, pervertierte Kerle voller Häme und Spott, während die sich nach den ausgefallensten Methoden bedienen ließen. Beim geringsten Versuch eines Protestes setzte es Prügel. Die einzigen Unterbrechungen in diesem Sechzehn-Stunden- Programm, so hatte Theas Freundin berichtet, waren eine halbstündige Mittagspause und eine um sieben Uhr zur Abendsuppe."
Am 5. März 1943 schreibt Himmler an den Leiter des SS-Wirtschaft-Verwaltungshauptamtes (WVHA) Pohl: "Im Lager Buchenwald habe ich auch festgestellt, daß dort noch kein Lagerbordell ist. Ich bitte Sie, sich den ganzen Fragen eines Akkordsystems unter unseren Häftlingen intensiv zu widmen (. . .) Die 3. Stufe muß in jedem Lager die Möglichkeit sein, daß der Mann ein- oder zweimal in der Woche das Lager-Bordell besucht. Dieser ganze letzte Komplex ist nicht übertrieben schön, aber ist natürlich und wenn ich diese Natürlichkeit als Antriebsmittel für höhere Leistungen habe, so finde ich, daß wir verpflichtet sind, diesen Ansporn auszunützen."
Der Historiker Hermann Kaienburg berichtet in seinem 1990 erschienenen Buch über das KZ Neuengamme, daß Vertreter von IG Farben bereits 1942 bei einer Besprechung mit der SS vorgeschlagen hatten, die Häftlingsarbeiter nach dem "FFF-System" zu größeren Leistungen zu motivieren. Die drei "F" stehen für: Fressen, Frauen und Freiheit. Pohls "Prämienvorschrift", gültig ab dem 15. Mai 1943, orientierte sich an diesem Vorschlag: "Häftlinge, die sich durch Fleiß, Umsichtigkeit, gute Führung und besondere Arbeitsleistung auszeichnen, erhalten künftig Vergünstigungen. Diese bestehen in Gewährung von 1. Hafterleichterungen, 2. Verpflegungszulagen, 3. Geldprämien, 4. Tabakwarenbezug, 5. Bordellbesuch."
Einen entsetzlichen Aspekt der Zwangsprostitution offenbaren auch die "Kälteversuche", die seit dem 15. August 1942 im KZ Dachau durchgeführt wurden. Sie sind dokumentiert in dem von Mitscherlich/Mielke herausgegebenen Bericht über den Nürnberger Ärzteprozeß, "Medizin ohne Menschlichkeit". Die Experimente zur Wiedererwärmung unterkühlter Menschen durch Frauenkörper entsprachen einem persönlichen Wunsch Himmlers, und der KZ-Arzt Dr. Rascher informierte ihn persönlich in einem Geheimbericht über die Ergebnisse. Für die Versuche an KZ-Gefangenen ließ man Frauen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück nach Dachau kommen. Die mußten sich zu den bis zur Bewußtlosigkeit unterkühlten Männern legen, und es wurde untersucht, wie schnell deren Körpertemperatur wieder anstieg und wie der Koitus die Erwärmung beschleunigte. Viele Häftlinge starben an den Menschenexperimenten.
Zwangsprostitution im Nationalsozialismus hat es also gegeben - bei der Wehrmacht ebenso wie in den Lagern. Bordelle gab es in den Konzentrationslagern Auschwitz I, II und III, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück, Sachsenhausen und Neuengamme. Doch die wissenschaftliche Erforschung dieses grausamen Kapitels steht noch aus.
"Wanda steht nicht mit uns Strafappell. Im Auftrag ihres SS-Herren ist sie mit Zdenka zu den Polinnen ins Zelt hinüber, Nachschub für die SS-Bordelle aussuchen. Junge Frauen und Mädchen, unverbraucht, noch gut im Fleisch. Da wird sie unter den Evakuierten so manches Opfer finden. Zdenka soll dolmetschen. Ich stelle mir vor, wie Zdenka mit ihrer einschmeichelnden Stimme diesen Frauen erzählt, daß man sie nur heraushole, um sie menschenwürdiger unterzubringen und zu verpflegen, so wie man es ihnen in Warschau versprochen habe. Und: Ja, ihr kommt alle dran!, wenn die übrigen drängelnd auf die ihnen verbrieften Rechte pochen, während Wanda die Erwählten aufnotiert. Wenn sie ahnten, was ihnen bevorsteht!"
Zwangsprostitution ist die vielleicht verabscheuungswürdigste Form der Ausbeutung von Frauen. Ich möchte mich dem Thema nähern über die Frage nach den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Erwerbsprostituierten vor der Zeit des Nationalsozialismus gegen Ende der Weimarer Republik. 1927 wurde das Reichsgesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (RGBG) verabschiedet. Was auf den ersten Blick wie eine Liberalisierung aussieht, nämlich die prinzipielle Straffreiheit der sogenannten "gewerblichen Unzucht", bezweckte die perfekte Überwachung. Diejenigen Prostituierten, die bisher in der Illegalität gearbeitet und sich damit der Kontrolle durch die Sittenpolizei und Polizeiärzte entzogen hatten, sollten sich freiwillig unter die Kontrolle des Arztes und der Gesundheitsbehörden begeben: Erfassung der Prostituierten durch Entkriminalisierung der Prostitution war das Ziel.
Bereits vier Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, am 28. Februar 1933, erließ der Reichspräsident die Verordnung "Zum Schutz von Volk und Staat", die Grundrechte außer Kraft setzte. Die nun einsetzende "Schutzhaft"-Willkür führte zu Massenverhaftungen von politischen Gegnern ebenso wie von vermeintlich "Asozialen" - und als solche wurden Prostituierte angesehen.
Weitere Zwangsmaßnahmen ergaben sich aus dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933. Aufgrund dieses Gesetzes wurden in der nationalsozialistischen Regierungszeit über 400 000 Frauen und Männer gegen ihren Willen unfruchtbar gemacht. Insbesondere wurde das Gesetz gegen sozial und moralisch unangepaßte Personen angewandt, zu denen die Prostituierten zählten.
Wie vereinbart sich aber die Verfolgung der Prostituierten mit der Einrichtung von Wehrmacht- und Lagerbordellen? Der Runderlaß des Reichsinnenministers über die "Polizeiliche Behandlung der Prostitution" vom 9. September 1939 verbannte die Prostituierten von der Straße in "besondere Häuser", also Bordelle, die von der Polizei eingerichtet worden waren. Überwacht wurden sie von den Gesundheitsbehörden und der Kriminalpolizei. Ziel dieser Maßnahmen war nicht etwa die Abschaffung der Prostitution, sondern die totale Kontrolle.
Während des Ersten Weltkrieges hatte es rund zwei Millionen geschlechtskranke Soldaten gegeben. Aus diesem Grund versuchte die Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges, das Sexualleben der Soldaten zu überwachen. Laut Franz Seidlers 1977 erschienener Arbeit über Probleme der deutschen Sanitätsführung im Zweiten Weltkrieg verfügte die Wehrmacht im Jahre 1942 über rund 500 Bordelle. Diese standen alle unter ärztlicher Kontrolle. In den besetzten Westgebieten griff man zum Teil auf bereits bestehende Bordelle zurück. In den besetzten Ostgebieten, wo die Prostitution in jeder Form streng verboten gewesen war, mußten sie neu eingerichtet werden. Die örtlichen Feldkommandanturen suchten die Mädchen und Frauen aus, die in den Bordellen arbeiten sollten. Hierbei wandten sie häufig Zwang an. Die Frauen wurden vor die "Alternative" gestellt, entweder zur Zwangsarbeit ins Reichsgebiet verschleppt zu werden oder eben in dem besetzten Gebiet im Bordell zu arbeiten.
1941 wurde mit dem Bau von Bordellen für "fremdvölkische Arbeiter" begonnen. Die Nationalsozialisten sahen die Einhaltung der Rassengesetze durch die ausländischen Arbeiter gefährdet, die sie zwangsweise aus den besetzten Gebieten nach Deutschland gebracht hatten. In der einschlägigen Forschungsliteratur geht man von mehr als sieben Millionen Fremdarbeitern (1944) im Reich aus. Gemäß dem Runderlaß des Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, Heydrich, vom 16. Januar 1941, sollten die Baracken außerhalb geschlossener Ortschaften, in der Nähe der Arbeitslager gebaut werden. Dort mußten ausländische Prostituierte sowie Sinti- und Roma-Frauen arbeiten, die zum Teil aus den besetzten Gebieten in die Bordelle verschleppt wurden.
Oder man sorgte dafür, daß Fremdarbeiterinnen an den gleichen Orten wie ihre Landsleute eingesetzt wurden, wo sie dann zur Prostitution mit ihnen gezwungen wurden.
Als der Reichsführer SS, Himmler, im Sommer 1941 das Konzentrationslager Mauthausen besuchte, befahl er, dort ein Häftlingsbordell einzurichten und zu diesem Zweck Frauen aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück kommen zu lassen.
KRIFTEL/FRANKFURT. Keine Hoffnung auf Akteneinsicht für die Verteidigung des in Untersuchungshaft sitzenden Krifteler Bürgermeisters Hans Werner Börs: "Ich habe in keiner Weise Akteneinsicht in Aussicht gestellt", kommentiert Staatsanwalt Günter Wittig Aussagen von Börs-Anwältin Monika Banzer. Sie hatte die Entscheidung über einen Haftprüfungsantrag verschoben, weil sie hoffe, die Unterlagen sehen zu dürfen. md
So ein Quatsch aber auch, denn wie ist es bloß möglich, daß ein Intercity, der in Hamburg-Altona startet, im nur sieben Minuten entfernten Bahnhof Dammtor bereits mit einer halbstündigen Verspätung eintrifft. Und das ausgerechnet an einem Montagmorgen, an dem einem halbe Stunden, wenn man's auf Biegen und Brechen eilig hat, so lächerlich kurz erscheinen, daß du kaum eine Tasse Heißgetränk auszutrinken schaffst, wenn man aber untätig warten muß, dieselbe halbe Stunde dauert und dauert und ihre Minuten dahinkriechen, so unendlich langsam und quälend, und natürlich malst du dir aus, wieviel besser du diese halbe Stunde im warmen Bett hättest verbringen können, statt hier auf dem zugigen Bahnsteig mit Schwindel, Übelkeit und Kälte zu ringen.
Und dann raucht man, was soll man sonst tun, auch noch eine Zigarette, die die Symptome aber schlagartig verschlimmert. Und man möchte sich am liebsten vor den nächsten Zug werfen, und es kommt sogar gerade einer, nämlich ein ICE, und noch während der jetzt in den Bahnhof rauschte, entwickelte sich plötzlich eine interessante Diskussion über das viele tote Getier vorne an der Lok, und wie es käme, daß ein in Hamburg-Altona frisch eingesetzter ICE auf der kurzen Strecke bis Dammtor so vielen Fliegen den Tod bringen könne. Ob da zwischen den beiden Bahnhöfen vielleicht eine Art Schleuse existiere mit Millionen von Fliegen drin, die dann per Preßluft auf den durchfahrenden ICE geschleudert würden, um dessen Front mit toten Fliegen zu besprenkeln und zu bespritzen und diesem sein martialisches Aussehen zu geben, so wie es sich für einen topmodernen Hochgeschwindigkeitszug gehört, außerdem sei zu vermuten, daß die Bundesbahn zu diesem Zwecke eigens eine Fliegenart züchte, nämlich die I-TSE-TSE-Fliege, warum denn nicht, wer nämlich auf den Rückseiten seiner Fahrkarten für eine Kopfschmerztabelle wirbt und die Abteile seiner Reisezüge mit Reklametafeln für Abführmittel schmückt, dem sei alles zuzutrauen. Mit derlei Spekulationen aber vertrieben wir uns die Zeit. Und so ging die halbe Stunde vorbei, der Intercity kam, die Freunde stiegen gutgelaunt in den Speisewagen ein, und weg waren sie.
Mir hatten sie jedoch zuvor noch den Auftrag erteilt, die Zugverspätung telefonisch nach Hannover zu melden, denn sie würden dort erwartet. Und es wäre schon ein feiner Zug, betreffende Person über die halbstündige Verzögerung zu informieren, damit wenigstens sie in Ruhe frühstücken könne. Nur sollte ich recht bald telefonieren, sonst wäre jener Mensch womöglich schon zum Bahnhof unterwegs und jede Fürsorge vergebens. Also machte ich mich brav auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon, aber, man kennt das ja, es war keins zu finden. Jedenfalls im Bahnhof nicht, und so ließ ich mich mitreißen von dem Strom der berufstätigen Pendler, hinein zunächst in den Stilke-Zeitungsladen, die Morgenpost kaufen. Und vorbei an einem groschen- heischenden schwäbischen Drogensüchtigen trieb ich endlich hinaus aus dem Bahnhof, in einem Schwall von Menschen, so viele Menschen. Ich aber hielt Ausschau nach einem Telefon. Und siehe da, gleich links vom Bahnhofseingang waren ja gleich zwei und eins sogar frei. Das funktionierte aber nur mit Münzen, doch Münzen hatte ich nun keine mehr, denn die letzten waren soeben für die Zeitung und den Drogenabhängigen draufgegangen. Zum Glück war ich aber Besitzer einer Telefonkarte, soweit ich mich entsann, sogar mit ordentlich Restguthaben drauf.
Vorerst mußte ich mich allerdings gedulden, zum zweiten Mal bereits an diesem traurigen Morgen ausharren, denn in der Zelle stand ein weißer Regenmantel mit Kapuze und weißen Gummistiefeln unten dran und telefonierte. Immerhin, er stand, den leicht gebeugten Rükken mir zugewandt, und hatte es sich nicht etwa bequem gemacht, also Arsch auf der Telefonbuchablage und ein Bein hoch, das andere quer zur Tür, dabei gemütlich rauchend, wie es öffentlich telefonierende Heroinhändler immer tun, um nämlich etwaigen anderen Telefonbedürftigen zu bedeuten, daß es absolut keinen Zweck hat zu warten, denn Heroinhändler haben immer Wichtiges zu bekakeln, und weniger als eine Stunde dauert bei ihnen kein Gespräch, da ist gar nichts zu machen. Wie bitte? Es brennt? Sie müssen dringend die Feuerwehr rufen? Es besteht Lebensgefahr? Aber das interessiert Heroinhändler natürlich überhaupt nicht. Nicht die Bohne interessiert die das, schon gar nicht, wenn sie sich's gemütlich gemacht haben in ihren Zellen; denn merke: Heroinhändler telefonieren grundsätzlich nie unter einer Stunde. Im übrigen können sie sich das finanziell auch leisten, außerdem sind sie meistens stärker und gewaltbereiter als man selbst. Aber ich schweife ab.
Überdies waren bereits gute drei Minuten vergangen, die der Regenmamtel jetzt schon vertelefoniert hatte. So dachte ich zumindest, denn wozu sonst hält man sich in Telefonzellen auf, bis ich endlich bemerkte, daß der Hörer längst auf der Gabel hing und der Fernsprecher gar nicht mehr benutzt wurde, der weiße Mantel aber die Zelle weiterhin blockierte, indem er seelenruhig in seiner Handtasche wühlte und allerlei Zeug raus- und wieder reinkramte und sich währenddessen einen Dreck darum kümmerte, daß er meine Zeit vergeudete. Ich aber trat vor, um erbost gegen die Scheibe zu pochen. Da drehte sich der Regenmantel um, und unter seiner Kapuze schaute ein ältliches Frauengesicht hervor, mit meterdicken Brillengläsern vor den Augen, die mich verhuscht anglotzten. Ich aber wußte sofort, daß dies das Gesicht einer bekennenden Christin war. Kein Zweifel möglich, ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe Theologie studiert, ich kenne diese Sorte Mensch. Und dann entdeckte ich den Besenstil, der neben ihr an der Zellenwand lehnte, mit dem Schild oben dran, darauf dicht an dicht Buchstaben gepinnt worden waren, und ich las da was von "Jesus" und "Liebt auch Dich", hatte mich also nicht getäuscht, eine Christin war's, mit Lupen statt Brillengläsern, durch die sie mich jetzt anstarrte. Dazu kniff sie die offenbar kurzsichtigen Augen zusammen und bleckte die Oberlippe und ließ viel rosiges Zahnfleisch sehen, während sie die Zellentür öffnete und mit kirchenchorgeschulter Sopranstimme singsangte: Moment bitte, ich bin gleich soweit. Ich aber machte ein wütendes Gesicht und erwiderte nichts, sondern dachte bloß folgendes: Mach hin, alte Christenschlampe, ich hab's eilig, komm endlich raus da aus der Zelle, halt hier nicht den ganzen Laden auf, Brille, und lauter so Sachen. Und das in einem Ton, den ich nicht mal beim Talkshowgucken denken würde. So weit war es also schon gekommen, an diesem völlig durch und durcheinanderen Montagmorgen, ich benahm mich bereits so, wie sich allerhöchstens Heroinhändler vor besetzten Telefonzellen benehmen würden, mit dem Unterschied, daß Heroinhändler laut aussprächen, was ich ja jetzt nur dachte, aber immerhin, kaum zu glauben.
Dann aber schickte sich die Christin endlich an, aus der Zelle auszusteigen. Ich hielt ihr die Tür. Sie aber starrte mich an, wobei sie wieder fünf Zentimeter Zahnfleisch zeigte, während sie mit der Hand auf den Fernsprechapparat deutete und mit vor Barmherzigkeit bebender Stimme erklärte, daß da jemand seine Telefonkarte verloren habe und daß man sie da am besten liegenließe, weil, vielleicht gehöre sie ja einem Armen. Ich aber schob die Christin beiseite und mich in die Zelle und sah die Telefonkarte von dem Armen da liegen, steckte sie in den Schlitz, und sie war gültig, und ihr Guthaben betrug satte 6,40 DM. Klar, ich war der Arme, und prompt wählte ich schließlich die Hannoveraner Nummer, die ich mir zuvor auf meiner Zigarettenschachtel notierte hatte.
So nahm ich Reißaus. Ich drehte mich einfach um und ging in entgegengesetzter Richtung davon, allmählich mein Schrittempo steigernd. Im Tunnel unter den Gleisen begann ich sogar zu rennen, bloß weg hier, aber schnell, was für ein verrückter Montagmorgen. Den Fluchtwagen ließ ich vor dem Bahnhof stehen, auf dem Behindertenparkplatz, zu groß schien mit die Gefahr, daß meine Verfolgerin seine Nummer notierte und sie der Polizei übergab, und auf deren Nachstellungen war ich schon gar nicht scharf. Also flüchtete ich schön zu Fuß, nahm die Treppe am Plaza in wenigen Sätzen, nämlich drei Stufen auf einmal, und oben erst schaute ich mich um. Die Christin aber schien abgeschüttelt, weit und breit nichts von ihr zu sehen. Trotzdem rannte ich weiter, weil's auch dem Kreislauf gut bekam und frischer Sauerstoff die alkoholgetränkten Organe durchwallte und der Dumpf langsam von der Seele wich, und so kam ich putzmunter zu Hause an, wo ich mich frisch und ohne zu zaudern sogleich an mein Tagwerk begab.
Beim Mittagsschlaf aber senkte sich ein Traum ins Hirn, und darin sah ich mich vor Gericht zitiert und des Diebstahls einer Telefonkarte bezichtigt. Schuldig! schrie die Staatsanwältin, und ihr Gesicht war eindeutig das der Christin, und auch der vorsitzende Richter hatte eine verteufelte Ähnlichkeit mit ihr. Mein Anwalt war Dr. Saalfeld, der jedoch überhaupt keine Anstalten machte, sein Mandat zu erfüllen, statt dessen auf der Anklagebank lag und schlief. Als ich stotternd versuchte, die Tat mit meiner angeblich unzähmbaren Sammelleidenschaft für Telefonkarten zu rechtfertigen, und mir dies nicht gerade schlecht gelang, wurde der Herr Verteidiger von wohlwollendem Beifall des Publikums geweckt. Blitzartig richtete er sich auf, nahm einen Schluck Portwein und forderte dann meine härteste Bestrafung, denn er halte das Sammeln von Telefonkarten für eine sinnlose und verabscheuungswürdige Vergeudung von Zeit, Geld und Rohstoffen, ich aber pflichtete ihm seltsamerweise bei und beantragte sofortiges Aufwachen aus diesem eh nur erfundenen Traum. Dem Antrag wurde stattgegeben.
Um jedoch mit einer Wahrheit zu schließen: Der Ascona, Sie wissen schon, der Fluchtwagen auf dem Behindertenparkplatz, ward noch an selbigem Tag von einem Abschleppwagen weggebracht.
(Bild: dpa)
Zur Person:
SIEGFRIED PLATH, seit Wochen schon beurlaubter Oberkonsistorialrat in Greifswald, ist nach Angaben der Pommerschen Evangelischen Kirche wegen seiner Kontakte zum früheren DDR-Ministerium für Staatssicherheit zurückgetreten. Er sei in den "Wartestand" versetzt worden. Der heutige brandenburgischen Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hatte ihn als einen seiner acht Vertrauten bezeichnet, die mit dem Staatssicherheitsdienst regelmäßige Gespräche geführt hätten. Die Kirche sieht Plath allerdings von dem Vorwurf entlastet, "willentlich" für die Stasi "gegen die Kirche gewirkt zu haben", wie der Stasi- Untersuchungsausschuß der Evangelischen Kirche Deutschland zugleich feststellte. Man habe zwar Amtspflichtverletzungen festgestellt, wie die Entgegennahme eines "Kampfordens" und den Verdacht der Weitergabe interner Informationen, doch habe man "mit Erleichterung" erkannt, daß Plath "nicht die Seiten wechselte", sondern durch seine Stasi-Kontakte einzelnen Menschen helfen "und durchweg in guter Absicht für die Kirche" handeln wollte. (AP/dpa) .
FLENSBURG/WIEN, 21. Februar (AP). Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte rechtsradikale Österreicher Walter Ochensberger ist am Wochenende auf einem Schiff in einem schleswig-holsteinischen Hafen festgenommen worden. Das Grenzschutzamt Flensburg bestätigte am Samstag entsprechende Informationen des österreichischen Innenministers Franz Löschnak, wollte aber zunächst keine näheren Angaben machen.
Ochensberger, der als ein führender Rechtsradikaler in Österreich gilt, sei mit einem Schiff aus Litauen gekommen, berichtete die Nachrichtenagentur APA. Beim Versuch, die deutsche Grenze zu überschreiten, sei er verhaftet worden. Er hätte am 1. Oktober 1992 beim Landesgericht Feldkirch seine Haft antreten sollen, hatte sich jedoch ins Ausland abgesetzt. Wegen "nationalsozialistischer Wiederbetätigung" war er zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Von der österreichischen Justiz wurde bereits ein Auslieferungsbegehren gestellt.
BERN, 21. Februar (AP). Fast 30 000 Menschen haben am Samstag vor dem Parlament in Bern gegen einen Abbau der Arbeitslosenunterstützung und für Beschäftigungsprogramme in der Schweiz demonstriert. Zu der Kundgebung hatten verschiedene Arbeitslosengruppen, Gewerkschaften und Linksparteien aufgerufen.
Kurz gemeldet Ungarn dürfen ihre Symbole nicht zeigen
BUKAREST, 21. Februar (AP). Die Stadtverwaltung von Cluj (Klausenburg) in Siebenbürgen hat der ungarischen Minderheit verboten, sich mit Fahnen und vaterländischen Gesängen zu ihrer Nationalität zu bekennen, berichtete der Rundfunk. Oberbürgermeister Gheorge Funar, ein rumänischer Nationalist, hatte zuvor schon ungarischsprachige Plakate und Bekanntmachungen untersagt. Paris schickt Truppen nach Ruanda PARIS, 21. Februar (dpa). Paris hat die Entsendung zweier Kompanien von je 150 Mann nach Ruanda bekanntgegeben. Bisher sind nach offizieller Darstellung bereits 300 Soldaten in Ruanda im Einsatz, wo ein blutiger Bürgerkrieg tobt. Waffenstillstand in Kabul ISLAMABAD, 21. Februar (AFP). Die UN haben an die Bürgerkriegsfraktionen in Afghanistan appelliert, in der Hauptstadt Kabul einen Waffenstillstand einzuhalten, um Verwundete zu bergen und die Krankenhäuser mit Medikamenten versorgen zu können. Ein Sprecher der Mudjaheddin-Organisation Hezb-e Islami sagte dazu, man habe zugestimmt. USA helfen Togo nicht mehr LOMÉ, 21. Februar (Reuter). Die USA haben den größten Teil ihrer Entwicklungshilfe für das westafrikanische Land Togo eingestellt. Als Gründe nannte die US-Botschaft den Stillstand bei der Umwandlung Togos in eine Mehrparteiendemokratie sowie die Tötung von rund 20 Demonstranten durch Regierungssoldaten in der Hauptstadt im Januar. Opposition verliert Fraktionsstatus SEOUL, 21. Februar (AFP). Die zweitgrößte Oppositionspartei Südkoreas, die Nationale Vereinigungspartei (UNP), hat nach dem Parteiaustritt von sieben Abgeordneten ihren Fraktionsstatus im Parlament verloren. Sie verfügt nurmehr über 17 Mandate, drei weniger, als für den Fraktionsstatus erforderlich. 450 000 Sudanesen flohen nach Uganda KAMPALA, 21. Februar (dpa). In den ersten beiden Februar-Wochen haben insgesamt 450 000 sudanesische Flüchtlinge die nordwestliche Grenze zu Uganda überquert, berichtete Radio Uganda. Die meisten seien Schüler und Studenten, die vor dem Bürgerkrieg in Sudan flohen. Neuer Somalia-Gesandter der UN MOGADISCHU, 21. Februar (Reuter). Guineas Vertreter bei den UN, Lansana Kouyate, ist zum neuen Vize-Sondergesandten der UN für Somalia ernannt worden. Er übernimmt vorläufig die Amtsgeschäfte von UN-Sonderbotschafter Ismat Kittani, dessen Tätigkeit auf diesem Posten Ende dieses Monats abläuft.
NEW YORK, 21. Februar (AP). Die Mehrheit der Amerikaner unterstützt Umfragen zufolge das von Präsident Bill Clinton vorgeschlagene Wirtschaftsprogramm trotz den damit möglicherweise verbundenen persönlichen Einbußen. Laut einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Nachrichtenmagazins Time und des Senders CNN unterstützen 62 Prozent der US-Bürger die Vorschläge Clintons, das Magazin Newsweek meldete, 59 Prozent befürworteten eine Verabschiedung des Programms durch den Kongreß.
Newsweek hat für den Präsidenten auch weitere gute Neuigkeiten parat. In der Umfrage waren 57 Prozent der US- Bürger mit seiner Amtsführung zufrieden, nach 51 Prozent in der Vorwoche.
Der Rechtsruck in der ungarischen Gesellschaft führt offenbar zunehmend zu einer öffentlich artikulierten neuen Sichtweise der Zeit des ungarischen Faschismus. Jüngstes Zeichen dafür: Ausgerechnet dem faschistischen "Reichsverweser" Ungarns von 1920 bis 1944, Miklos Horthy, soll zuteil werden, womit auch die Symbolfigur des ungarischen Volksaufstandes von 1956, Imre Nagy, gewürdigt wurde: Horthys sterblichen Überreste sollen ehrenvoll umgebettet werden.
Der 1957 im portugiesischen Exil gestorbene letzte Oberbefehlshaber der österreichisch-ungarischen Flotte soll Anfang September in der Familiengruft in seinem Geburtsort Kenderes beigesetzt werden.
Horthys Schwiegertochter hatte sich zwei Jahre lang vergeblich darum bemüht, die Gebeine des umstrittenen Admirals in die Heimat überführen zu können. Auch eine Vorsprache bei Ministerpräsident Jozsef Antall blieb zunächst erfolglos. Inzwischen hat in Ungarn jedoch eine Neubewertung der Geschichte eingesetzt, die zunehmend zur Unterwerfung der Geschichtsschreibung unter die Interessen der Parteien wurde. Obwohl die Initiatorin der Horthy-Umbettung erklärt hatte, sie hoffe, daß "niemand versucht, aus dem Akt ein politisches Ereignis zu machen", haben sich schon jetzt viele Politiker für die ökumenische Zeremonie angemeldet.
Ungarn unter Horthy war als Verbündeter Nazi-Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, hatte später aber auf eigene Faust Friedensverhandlungen aufgenommen. Im Herbst 1944 mußte Horthy deswegen den radikaleren, ebenfalls faschistischeren Pfeilkreuzlern die Macht im Lande überlassen. Er lebte zunächst als Internierter in Deutschland und ging nach dem Krieg ins Exil nach Estoril in Portugal, wo er am 9. Februar 1957 starb.
Die Nachricht von der bevorstehenden Umbettung Horthys kam zu einem Zeitpunkt, als sich die Welt an die Schlacht von Stalingrad erinnerte. Auch für Ungarn wurde dieses Ereignis zu einer Tragödie. Von der etwa 200 000 Mann starken II. ungarischen Armee, die an der Seite der Deutschen zwischen Don und Dnjepr ins Feld zog, kehrten nur wenige zehntausend zurück. Doch das Gedenken zum 50. Jahrestag der Niederlage in Stalingrad geriet zur Farce: Ein Abgeordneter der Regierungspartei sprach im Parlament von "einem gerechten Krieg gegen den Kommunismus". Der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Ernö Raffay, forderte sogar die Rehabilitierung der nach dem Krieg hingerichteten Befehlshaber der II. Armee, Gusztav Jany und Ferenc Szombathelyi.
Obwohl in Ungarn nach 40 Jahren des Schweigens im kommunistischen System noch vieles einer geschichtswissenschaftlichen Klärung bedarf, warnen Historiker vor der Glorifizierung eines diktatorisch-autoritären Regimes durch eine Demokratie. Pal Kornis, selbst Soldat in der II. Armee und heute Vorstandsmitglied des Bundes Ungarischer Widerstandskämpfer und Antifaschisten, meinte: "Einige möchten die angebliche Ehre einer Armee restaurieren, die, wie es heute oft dargestellt wird, gegen den Bolschewismus und für ein heiliges Ziel kämpfte. Doch sie vergessen, daß die II. ungarische Armee am Don an der Seite der Faschisten im Kampf gegen die Alliierten fiel."
Die Diskussion weckt in vielen Ungarn Erinnerungen an die Zeit des Faschismus, besonders angesichts des zunehmenden Rechtsrucks in der Politik und der immer häufigeren Ausschreitungen rechtsextremistischer Skinheads. Erst vergangene Woche wurde in Budapest ein jüdisches Mädchen lebensgefährlich verletzt. Zwei Skinheads hatten sich mit dem Ruf "Abrechnung" auf sie gestürzt.
JULIA HORVARTH (dpa)
ISTANBUL, 21. Februar (dpa). Wenige Stunden nach ihrer Flucht aus dem Sondergefängnis Bayrampasa in Istanbul sind fünf von sechs entflohenen Häftlinge am Freitagabend wieder gefaßt worden. Bei einer Vorführung vor Journalisten bestätigten sie die Erklärung von Innenminister Ismet Sezgin, daß am vergangenen Dienstag bereits sechs weiteren Häftlingen die Flucht aus dem als besonders sicher geltenden Sondergefängnis für politische Gefangene gelungen sei. Wer bei beiden Fluchtaktionen Hilfe leistete und die Uniformen von Gefängnisaufsehern beschaffte, in denen die Häftlinge unbemerkt alle Kontrollen passieren konnten, blieb zunächst unklar.
Am vergangenen Mittwoch war es bereits 18 Gefangenen gelungen, aus dem Sondergefängnis für politische Gefangene im mittelanatolischen Nevsehir zu fliehen, nachdem sie in monatelanger Arbeit völlig unbemerkt einen fast 35 Meter langen Tunnel gegraben hatten.
PARIS, 21. Februar (dpa/FR). Die französische Umweltministerin Segolene Royal hat jetzt angekündigt, daß Frankreich noch vor Monatsende mit der Rücksendung der im vergangenen Jahr beanstandeten Importe von Kunststoffmüll aus Deutschland beginnen werde. Gleichzeitig forderte die Ministerin die französischen Regionen und die Pharmaindustrie ultimativ auf, für eine umweltfreundliche Beseitigung der medizinischen Abfälle zu sorgen.
Wenn die Regionen nicht binnen 18 Monaten einen Plan zur Entsorgung der 700 000 Tonnen Abfälle aus Kliniken und Spitälern vorlegten, werde der Staat dies zentral regeln, teilte das französische Umweltministerium mit. Im gleichen Zeitraum solle die Pharmaindustrie einen Plan zur Finanzierung der Müllsammlung und Abfallentsorgung vorlegen. Andernfalls werde die Regierung in Paris eine Sonderabgabe einführen. Das Sortieren und Verarbeiten der medizinischen Abfälle solle zu einem eigenen Industriezweig entwickelt werden, der die Umwelt schütze und die Wirtschaftsleistung erhöhe, kündigte das Ministerium in Paris an.
Das Straßburger Verwaltungsgericht hatte am Freitag mit einer einstweiligen Verfügung die Hausmüllimporte aus dem Ortenaukreis gestoppt, die in der Straßburger Müllverbrennungsanlage verbrannt werden sollen. Im August vergangenen Jahres hatte die zuständige Präfektur die Wiederaufnahme der Mülleinfuhren wieder genehmigt.
Zuvor hatte Umweltministerin Royal den seit 20 Jahren andauernden Abfallimport aus Deutschland unterbunden. Gegen die Entscheidung der Präfektur hatte der Naturschutzverband Alsace Nature geklagt und eine Gefährdung der Gesundheit durch die veraltete, nicht mehr normgerechte Müllverbrennungsanlage geltend gemacht.
BERLIN, 21. Februar (dpa/AFP). Das Interesse an dem Referendum Doppelte Staatsbürgerschaft wächst: In der ersten Woche nach dem Start seien mehr als 10 000 Referendumslisten (zu je 30 Stimmen) geordert worden, teilte das Bündnis 90/Die Grünen am Samstag in Berlin mit. Mit dem Referendum wird die Änderung des Artikel 116 Grundgesetz, eine erleichterte Einbürgerung und die doppelte Staatsbürgerschaft angestrebt. Ziel sei es, eine Bundestagsmehrheit für eine gesetzliche Neuregelung zu erreichen und das Abstammungsprinzip durch das Territorialprinzip zu ersetzen.
Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, plädiert dafür, die Vorschläge zur Erleichterung von Einbürgerungen und von Doppel-Staatsbürgerschaften zu bündeln. Es sei "im eigenen Interesse der Deutschen", daß Ausländer, die auf Dauer in der Bundesrepublik leben, leichter die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben können, sagte die FDP-Politikerin am Samstag im Sender Freies Berlin (SFB).
LONDON, 21. Februar (dpa). Im vergangenen Jahr sind in Großbritannien acht Menschen bei rassistischen Übergriffen getötet worden. Das berichtete die Anti Racist Alliance am Wochenende. Die offizielle Zahl von Angriffen gegen Vertreter ethnischer Minderheiten stieg von 4383 im Jahr 1988 auf 7780 im Jahr 1991, hieß es am Samstag in der Zeitung The Guardian.
Nach Ansicht der Alliance wird das Problem des Rassismus in Großbritannien verdrängt und heruntergespielt. Die Alliance glaubt, daß nur jeder zehnte Fall angezeigt wird und daß es deshalb rund 70 000 rassistische Angriffe im Jahr gibt. Die höchste Zahl der offiziell registrierten Delikte gab es in London.
Die Alliance macht sich Sorgen über Aufrufe in der ultrarechten Presse, gegen anti-rassistische Aktivisten vorzugehen.
FRANKFURT A. M., 21. Februar. Einnahmen aus der Zinsabschlagssteuer sollten bis zur Höhe von einer Milliarde Mark in Ostdeutschland investiert werden. Diesen Vorschlag haben die CDU/ CSU-Fraktionsvorsitzenden aus Bundestag und Landtagen nach einer Klausurtagung am Wochenende in Frankfurt gemacht. Dies sei eine "Geste des guten Willens in einer schwierigen Zeit", heißt es in einer CDU-Mitteilung. Die Fraktionschefs sprachen sich weiter dafür aus, den Solidaritätszuschlag ab 1. Januar 1995 zu erheben. Eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte lehnten sie ebenso ab wie Steuererhöhungen. In der derzeitigen konjunkturellen Lage seien diese "Gift für die Wirtschaft und gefährdeten Arbeitsplätze". Das Sparpaket der Bundesregierung im Rahmen des geplanten "Föderalen Konsolidierungsprogramms" hätten die Bundes- und Landespolitiker einstimmig gebilligt, hieß es.
Zur Person:
RUDOLF KRAUSE, CDU-Bundesabgeordneter aus Sachsen-Anhalt, hält an seinen nationalistischen Äußerungen in einer "Denkschrift" fest. Darin ist von "staatszersetzenden krankhaftem Liberalismus" der Medien, von "kerndeutscher Anständigkeit" und "deutschen Volksgenossen" die Rede. Krause "muß mit keinen Sanktionen der CDU rechnen", hatte der CDU-Landesvorsitzende, Ministerpräsident Werner Münch, zuvor nach einer Klausurtagung des Vorstandes bekanntgegeben. Begründet hatte Münch dies damit, daß Krause sich, wie gefordert,in einem Brief von Inhalt und Sprache seiner Schrift vom November distanziert habe. Der 45jährige Krause wertete diese Erklärung Münchs am Sonntag als "unzulässige Interpretation". (dpa)
MEININGEN, 21. Februar (dpa). An einer Polizeisperre bei Bad Salzungen in Thüringen hat ein Polizist in der Nacht zum Freitag einen flüchtenden Autofahrer mit einem Schuß in den Kopf so schwer verletzt, daß dieser am Sonntag seinen Verletzungen erlag. Der Mann, dessen Identität am Wochenende noch unklar war, hatte zuvor an einer Tankstelle in Eisenach die Benzinrechnung in Höhe von 37 Mark geprellt, sagte Staatsanwalt Gerd Krebs am Samstag in Meiningen auf Anfrage.
Der etwa 40jährige Mann war in eine Klinik in Bad Liebenstein eingeliefert worden. Nach Aussage des Staatsanwaltes hatte der Mann keinerlei Papiere oder Ausweise bei sich.
Staatsanwalt Krebs geht nach ersten Ermittlungen von einem Fehlschuß des Polizisten aus. An dem Fahrzeug seien zwei Einschüsse festgestellt worden, einer in der Karosserie, der andere im Heckfenster in Kopfhöhe des Flüchtenden. "Es gibt keinerlei Anlaß, dem Schützen zu unterstellen, daß er gezielt geschossen hat", sagte der Staatsanwalt. Er wies darauf hin, daß der Mann weder auf Warnschüsse noch auf andere Signale der Polizei reagiert habe und statt dessen mit unverminderter Geschwindigkeit weitergefahren sei.
Fortuna hatte Fortune 05er visierten dreimal nur den Pfosten an
Die Karnevalszeit hat Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf scheinbar Auftrieb gegeben. Das Tabellenschlußlicht erkämpfte sich bei Mainz 05 ein torloses Remis und feierte als bisher schwächste Elf auf fremden Rasen seinen fünften Auswärtszähler. Allerdings hatten die Düsseldorfer das Glück auf ihrer Seite, denn die Gastgeber verzeichneten vor 2600 enttäuschten Zuschauern bei Schüssen von Wagner (58./81.) und Hayer (58.) gleich drei Pfostentreffer.
In den ersten 45 Minuten des Abstiegsduells dominierte Mainz, das nun im sechsten Heimspiel hintereinander sieglos blieb. Kämpferisch präsentierte sich die Elf von Trainer Josip Kuze stark verbessert, konnte aber den glänzend aufgelegten Fortuna-Torhüter Koch nicht überwinden. Düsseldorf beschränkte sich weitgehend auf das Konterspiel, kam aber in der ersten Halbzeit lediglich zu zwei gefährlichen Torszenen. dpa
FSV Mainz 05 - Fortuna Düsseldorf 0:0
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Herzberger, Greilich - Zampach, Buvac, Schäfer (79. Schuhmacher), Müller, Hayer - Jaworek (60. Ruof), Wagner. Düsseldorf: Koch - Backhaus - Drazic, Quallo - Kaiser (76. Aigner), Albertz, Strerath, Schütz, Buncol (84. Degen) - Cyron, Novak.
Schiedsrichter: Haupt (Berlin).
Zuschauer: 2600.
Gelbe Karten: Buvac, Schäfer - Schütz, Novak, Strerath.
WASHINGTON, 21. Februar (dpa). Der Wissenschaftler Arthur H. L. Rudolph, der im Dritten Reich führend am Bau der V-2-Rakete beteiligt war und nach dem Krieg in den USA mit die Mondrakete Saturn entwickelte, erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft nicht zurück. Ein Richter in Kalifornien habe seinen Antrag abgelehnt, teilten Beamte des Justizministeriums in Washington am Samstag auf Anfrage mit.
Rudolph war 1949 als einer von 118 deutschen Fachleuten in die USA gekommen. Er wurde Programm-Manager des Saturn-Projektes. 1954 beantragte und erhielt er die US-Staatsbürgerschaft. Die US-Regierung beschuldigte ihn später, daß er als Operationsdirektor der unterirdischen V-2-Fabrik Mittelwerk von 1943 bis 1945 an Nazi-Verbrechen beteiligt gewesen sei. Dort wurden Zwangsarbeiter und Insassen von Konzentrationslagern eingesetzt. Von Ausweisung bedroht, gab er in einer Vereinbarung vom 28. November 1983 seine US-Staatsbürgerschaft auf und verließ 1984 das Land freiwillig. Der 86jährige wohnt jetzt in Hamburg.
In seiner Klage führte Rudolph an, daß er zu der Vereinbarung genötigt wurde und sie daher ungültig sei. Er bestreitet, an der Mißhandlung von Zwangsarbeitern mitgewirkt zu haben. Der kalifornische Richter entschied nicht über die Beschuldigungen an sich, sondern lehnte Rudolphs Antrag aus verfahrensrechtlichen Gründen ab. In einer Fußnote zum Urteil zitierte er die Entscheidung eines kanadischen Gerichts, wonach Rudolph "als Produktionsdirektor zugegebenermaßen Zwangsarbeit durch ausländische Gefangene bei der Herstellung der V-2- Rakete in Mittelwerk angefordert, benutzt und angeleitet hat".
TURNEN 1. WM-QUALIFIKATION der deutschen Turner in Kienbaum, Sechskampf: 1. Nikiferow (Berlin) 53,90 Punkte, 2. Behrend (Potsdam) 53,80, 3. Milbradt (Berlin) 53,45, 4. Büchner (Hannover) 53,30, 5. Oelsch (Cottbus) 53,20, 6. Hempel (Cottbus) 52,70.
WASHINGTON, 21. Februar (AFP). US- Präsident Bill Clinton plant die Schließung zweier amerikanischer Sender für das Ausland. Es handelt sich um "Radio Free Europe" (RFE) und "Radio Liberty", die zu Zeiten des Kalten Kriegs als Waffen gegen den Kommunismus installiert worden waren. Die Sender könnten innerhalb von zwei Jahren aufgegeben werden, heißt es in einem Dokument, das der Radiosender "Voice of America" (VOA) am Wochenende der Presse zukommen ließ. Die beiden Sender würden den angekündigten drastischen Ausgabenkürzungen des Präsidenten zum Opfer fallen.
Die Kosten für "Radio Free Europe" und "Radio Liberty" betrugen im vergangenen Jahr umgerechnet 337 Millionen Mark. Nach Informationen von "Voice of America" hat Clinton beschlossen, den ins kommunistische Kuba ausstrahlende Fernsehsender "TV Marti" beizubehalten.
JOHANNESBURG, 21. Februar (AFP/ AFP). Die internationalen Sanktionen gegen Südafrika könnten aufgehoben werden, sobald ein Termin für demokratische Wahlen und zur Einrichtung einer Übergangsregierung bekanntgegeben wird. Diese Empfehlung richtete der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung "an die demokratische Bewegung unseres Landes und an unsere internationalen Verbündeten". Dies solle für alle Sanktionen in den Bereichen Diplomatie, Goldmünzen, Handel, Kreditwesen, Investitionen und sonstige Finanztransfers gelten. Die Embargos für Waffen und für Öl sollten dagegen bis zu den Wahlen selbst bestehen bleiben, hieß es in der Erklärung weiter.
Die Erklärung war vor einigen Tagen vom Exekutivkomitee des ANC beschlossen worden. Zuvor hatte der ANC, die wichtigste Bewegung der Schwarzen in Südafrika, stets verlangt, alle Sanktionen sollten bis zu freien Wahlen in Kraft bleiben. Eine Entscheidung über den Wahltermin wird von der Mehrparteien-Konferenz erwartet, die am 5. März beginnen soll. Ursprünglich hatten die Gespräche bereits in der kommenden Woche beginnen sollen. Nach einer Ankündigung des südafrikanischen Verfassungsministers Roelf Meyer vom Freitag wurde der Termin jedoch verlegt, um weitere vorbereitende Gespräche zwischen der Regierung und dem ANC zu ermöglichen. Präsident Frederik de Klerk hatte zuvor angekündigt, das (weiße) Parlament des Landes könne noch während seiner bis Juni dauernden Sitzungsperiode die erforderlichen Wahlgesetze verabschieden. Die Wahlen selbst sollen bis März 1994 stattfinden.
Die Berufung von drei Nicht-Weißen ins südafrikanische Kabinett nannte der ANC "bedeutungslos". Die neuen Minister stammten alle aus dem verachteten Apartheid-System.
Der ANC trat am Samstag Berichten über eine ernsthafte Erkrankung seines Präsidenten Nelson Mandela entgegen. In Johannesburg veröffentlichte die Organisation einen typischen Tagesablauf des Schwarzenführers, um die Ursachen für die Erschöpfung des 74jährigen zu verdeutlichen.
LOUISVILLE, 21. Februar (AFP). Die britische Bergwerksgesellschaft Costain Coal hat ihre Schuld am Tod von zehn Bergleuten eingestanden, die 1989 bei einer unterirdischen Explosion in einer Zeche im US-Bundesstaat Kentucky ums Leben gekommen waren.
Vor einem US-Bundesgericht erklärte sich die Gesellschaft jetzt bereit, insgesamt 3,75 Millionen US-Dollar (umgerechnet 6,2 Millionen Mark) Schadenersatz zu zahlen und erreichte im Gegenzug die Einstellung des Verfahrens.
Es ist die höchste Summe, die je für einen Verstoß gegen das US-Gesetz über die Sicherheit in Bergwerken gezahlt wurde. Die Firma war unter anderem beschuldigt worden, Falschangaben über die Methangas-Entwicklung in den Stollen gemacht zu haben.
ERIWAN, 21. Februar (AFP). Im Zentrum der armenischen Hauptstadt Eriwan haben am Samstag Zehntausende wegen der Wirtschaftskrise des Landes mit ihren sozialen Notstandsfolgen demonstriert. Die Menschen versammelten sich bei bitterer Kälte gegen Mittag auf dem Freiheitsplatz. Sie folgten einem Aufruf der "Volksbewegung für Nagorny Karabach in Armenien" aus Anlaß des 5. Jahrestags der ersten Demonstrationen für die Unabhängigkeit Karabachs im Jahr 1988. Wie bei der Demonstration am Donnerstag forderten die Kundgebungsteilnehmer neben der Anerkennung der Unabhängigkeit Karabachs den Rücktritt der Regierung von Präsident Lewon Ter- Petrossjan.
Den Armeniern fehlt es zur Zeit an Elektrizität und Heizmitteln. Die Wirtschaft liegt aufgrund der Blockadepolitik Aserbaidschans am Boden.
TRIPOLIS, 21. Februar (AFP). Libyen hat am Wochenende "jegliche neutrale internationale Instanz" sowie die Weltpresse zum Besuch des Industrieortes Rabta eingeladen. Nach westlichen Geheimdiensterkenntnissen soll sich an dem etwa 40 Kilometer südwestlich von Tripolis gelegenen Standort eine Kampfgas- Produktionsanlage befinden. Libyen versichert, dort gebe es lediglich ein Wasserkraftwerk, davon könnten sich neutrale Beobachter vor Ort überzeugen.
In einer Erklärung des Außenministeriums in Tripolis hieß es, diese Einladung sei eine "Geste" gegenüber der neuen US- Regierung unter Präsident Bill Clinton. Libyen sei an freundschaftlichen Beziehungen zu dieser Regierung gelegen. Man sei schockiert über eine Erklärung des US-Außenministeriums von Donnerstag, wonach Libyen noch immer an seinem Chemiewaffenprogramm festhalte.
In der libyschen Erklärung wird andererseits kein Datum für einen möglichen Besuch vorgeschlagen und auch nicht präzisiert, was Tripolis unter einer "neutralen internationalen Instanz" versteht.
NEU-DELHI, 21. Februar (AFP). Die indische Regierung, die Vertretung des nordindischen Bundesstaates Assam und die Unabhängigkeitsbewegung des Volksstammes Bodo, die All Bodo Students Union (ABSU), haben am Samstag in Guwahati ein Friedensabkommen unterzeichnet. Die Übereinkunft sieht einen Unabhängigen Rat der Bodo in Assam vor, der über Gesetzgebungs- und Regierungsgewalt verfügt, berichtete am Samstag die indische Nachrichtenagentur PTI.
Der Stamm der Bodo kämpfte seit 1987 für die Teilung Assams in zwei Bundesstaaten, wobei die 1,4 Millionen Bodo im Norden leben sollten. Insgesamt sind in Assam 22 Millionen Menschen beheimatet. Die Bodo hatten ihren Kampf um die Unabhängigkeit, bei dem mehr als 150 Menschen getötet wurden, mit der Diskriminierung durch die Regierung in Assam begründet.
Christine Hohmann-Dennhardt (SPD), hessische Justizministerin, hat gefordert, Ausländern den Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft zu erleichtern. "Wir sind ein Einwanderungsland und brauchen Ausländer - schon um die Renten zu sichern", sagte die Ministerin auf einer Veranstaltung ihrer Partei in Hochheim (Main-Taunus-Kreis). Als Ursache für Fremdenfeindlichkeit nannte sie eine "soziale Schieflage". Die Schere zwischen Arm und Reich gehe weiter auf. "Man hat oben mehr dazugegeben, als unten geblieben ist."
MAINTAL. Beim Versuch, die Autobahn Frankfurt-Fulda nach einem Unfall zu Fuß zu überqueren, ist ein 56jähriger Autofahrer in der Nacht zum Samstag bei Maintal (Main-Kinzig-Kreis) tödlich verletzt worden.
Wie die Polizei mitteilte, erfaßte ein Auto den Mann auf der mittleren Fahrspur. Das Auto des 56jährige war in einer Ausfahrt ins Schleudern geraten und auf dem Grünstreifen beschädigt stehengeblieben. Daraufhin wollte der Mann offenbar zu Fuß seiner nahegelegenen Wohnung gehen. Der Fahrer des zweiten Wagens blieb unverletzt. lhe
BAD HERSFELD. Unbekannte Täter haben am frühen Samstagmorgen das Rathaus und das Wohnhaus des Bad Hersfelder Bürgermeisters Walter Weiss (SPD) mit antijüdischen Parolen beschmiert. Auf das Rathaus schmierten die Unbekannten "Jude raus", auf das Haus des Bürgermeisters einen Davidstern. Weiss erstattet Strafanzeige.
Auslöser der Aktion ist nach Ansicht von Weiss ein im Wahlkampf veröffentlichtes Flugblatt der örtlichen CDU, das in einer Karikatur den weißbärtigen Bürgermeister in einem kaftanähnlichen Gewand mit Geldsack und Knute zeigt. Die CDU verurteilte die Schmierereien. Sie würden von der CDU "in keiner Weise toleriert oder gutgeheißen", sagte Gunter Kerzmann, Vorsitzender des Bad Hersfelder CDU-Stadtverbandes. Kerzmann wies einen Zusammenhang zwischen den Schmierereien und Flugblatt zurück.
Auch die Zeichnung sei nicht antisemitisch. In der Lokalzeitung hatte Bürgermeister Weiss die Karikatur als antisemitisch und bösartig bezeichnet. Auch als Protestant fühle er sich persönlich betroffen. lhe
WÜRGASSEN. Für ein sofortiges Abschalten des etwa zwanzig Jahre alten Siedewasser-Reaktors in nordrhein-westfälischen Würgassen bei Höxter haben am Samstag Kommunalpolitiker der Grünen aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Südniedersachsen demonstriert. Die rund hundert Kernkraft-Kritiker waren in weiße Overalls gekleidet, auf die sie das Wort "abschalten" gemalt hatten.
Der Reaktor war am Freitag aufs neue ins Gerede gekommen, weil angeblich schon vor Jahren Schwachstellen im Stahl entdeckt, aber geheimgehalten worden seien. Michael Vesper, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Düsseldorfer Landtag, kritisierte den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD). Dieser habe vor sieben Jahren als Kanzlerkandidat "medienwirksam den Ausstieg aus der Atomwirtschaft bis 1997" verkündet, bis heute sei jedoch nichts geschehen. Den für die Kernkraftwerke zuständigen Düsseldorfer Wirtschaftsminister Einert nannte Vesper "einen der größten Verharmloser der Gefahren der Atomenergie".
Reinhold Weist, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Wiesbadener Landtag, forderte, der "Schrottreaktor" in Würgassen, der etwa vierzig Kilometer Luftlinie von der nordhessischen Großstadt Kassel entfernt liegt, müsse "einer der ersten sein, die abgeschaltet werden". Weist kritisierte, daß ausgerechnet dieser zweitälteste Siedewasser-Reaktor in der Bundesrepublik jetzt noch mit einem "Notventil" für den Ernstfall nachgerüstet werden solle.
Auch solle in Würgassen "noch mehr Atommüll eingelagert werden". In diesem Zusammenhang verlangte Weist "ein grundsätzliches Umdenken zugunsten einer dezentralen und umweltfreundlichen Energieversorgung ohne Atomkraft". lhe
Nachholspiel in der Oberliga Hessen Christoph Lang traf noch kurz vor Schluß
Die Nachholpartie in der Fußball-Oberliga Hessen zwischen der abstiegsgefährdeten Eintracht Haiger und dem Spitzenteam des KSV Hessen Kassel endete leistungsgerecht 1:1 (0:0). Beide Mannschaften offenbarten Angriffsschwächen, konnten aber auf stabile Hintermannschaften bauen, so daß es in den 90 Minuten nur wenige Torgelegenheiten gab. Kassel hatte zu Beginn optische Vorteile, Haiger dominierte leicht im zweiten Spielabschnitt.
Die favorisierten Gäste mußten auf die grippekranken Dickhaut, Deppe und Cakici verzichten, so daß Trainer Wolf improvisieren mußte. Das gelang mustergültig in der 56. Spielminute, als Kistner auf Vorarbeit von Richard Mason den Führungstreffer für die Gäste erzielte. Danach forcierten die Gastgeber das Tempo und kamen durch Lang in der 85. Minute noch zum verdienten Ausgleich. lhe
Haiger: Kässmann; Zeise; Hof, Weber, Zabel (60. Schuster), Boller, Waldschmidt, Klein, Jelaca, Lezaja (60. Zielinski), Lang.
Kassel: Kneuer; Schmidt; Schön, Matys, R. Mason, Höhle, Kistner, Zimmermann (46. Bonajejew), Becker (80. Jordache), M. Mason, Liebers. Tore: 0:1 Kistner (56.), 1:1 Lang (85.).
Schiedsrichter: Strzyz (Künzell).
Zuschauer: 200
BAD ORB. Beim Versuch, einen Einbrecher auf frischer Tat zu stellen, ist in der Nacht zum Samstag ein 43jähriger Gastwirt aus Bad Orb (Main-Kinzig- Kreis) niedergeschlagen und verletzt worden. Der Täter konnte zunächst flüchten, wurde aber kurze Zeit später zusammen mit drei Komplizen in einem Hotel der Stadt festgenommen.
Wie die Polizei in Hanau mitteilte, war der Gastwirt in der Nacht ins Freie gelaufen, als er das Klirren von Scheiben gehört hatte. Auf der Straße kam ihm ein junger Mann mit einer prall gefüllten Reisetasche entgegen, die er offensichtlich kurz zuvor bei einem Einbruch in ein benachbartes Fotogeschäft gefüllt hatte.
Als der Gastwirt ihn aufhalten wollte, wurde er von dem Einbrecher mit einem harten Gegenstand niedergeschlagen. Der Täter flüchtete, obwohl der Wirt mehrere Warnschüsse aus einer Pistole abfeuerte.
Noch in derselben Nacht konnte die Polizei den Tatverdächtigen, einen 40jährigen Touristen aus Polen, in einem Hotel in Bad Orb ermitteln. Drei seiner Landsleute, ebenfalls Touristen, wurden mit ihm festgenommen, außerdem konnte die Polizei reichlich Diebesgut sicherstellen.
Neben dem Einbruch in das Fotogeschäft dürfte nach Ansicht der Polizei auch ein Einbruchsdiebstahl in ein Waffengeschäft auf das Konto der Polen gehen. In dem Waffengeschäft hatten die Täter ein Fenster eingeschlagen und einen Trommelrevolver sowie eine Schreckschußwaffe erbeutet. lhe
BOGOTÁ, 21. Februar (Reuter). Der flüchtige kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar ist nach Darstellung seines Sohnes bereit, sich den Behörden zu stellen. Dazu bestehe jedoch auf seiten der Regierung keine Bereitschaft, sagte der 16 Jahre alte Juan Pablo Escobar am Freitag in einem Rundfunkinterview. Er äußerte zudem die Sorge, sein Vater könnte bei der Verfolgung durch die Sicherheitskräfte getötet werden. Der 16jährige war zuvor zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester von der Polizei daran gehindert worden, in die USA zu reisen. Medienberichten zufolge ist die Familie im Besitz gültiger Einreisevisa.
Der Sohn des Drogenbosses sagte weiter, er habe seinen Vater seit dessen Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis bei Medellin im Juli vergangenen Jahres nicht mehr gesehen. Pablo Escobar sei aber unschuldig, für die ihm zur Last gelegten Verbrechen gebe es keine Beweise.
MOSKAU, 21. Februar (Reuter/AP). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat sein alleiniges Recht bekräftigt, gegen Drittstaaten Embargos im Rüstungsbereich verhängen zu können. Sein Presseamt teilte am Wochenende mit, der Präsident habe eine entsprechende Weisung ausgegeben. Danach ist nur er allein befugt, die militärische Zusammenarbeit mit anderen Staaten sowie Rüstungsgeschäfte oder die Entsendung von Militärberatern zu untersagen. Mit der Anordnung solle erreicht werden, daß Embargo-Beschlüsse der UN umgesetzt würden.
Die russische Polizei hat nach Mitteilung des Innenministeriums in Moskau einen für die Ukraine bestimmten Plutoniumtransport gestoppt. Wie ein Sprecher am Wochenende mitteilte, werde untersucht, ob die Lieferung illegal sei. Der Transport bestand aus elf Bleicontainern von je einem Kubikmeter Größe mit einer unbekannten Menge des hochradioaktiven Materials. Laut der Zeitung Moskowski Komsomolez handelt es sich um atomwaffenfähiges Plutonium.
Der ukrainische Verteidigungsministerium gab am Wochende Probleme beim Umgang mit den ehemals sowjetischen Atomwaffen zu, zugleich wurde aber die Möglichkeit eines Atomunfalls bestritten. Mit seiner Erklärung reagierte das Ministerium auf einen Bericht der Zeitung Iswestija, wonach einige der Atomraketen vom Typ SS-24 auf dem Stützpunkt Perwomaisk schon zu lang im Dienst seien und ein Sicherheitsrisiko sein sollen.
Der stellvertretende russische Ministerpräsident Wladimir Schumeiko hat nur wenig Hoffnung, daß sich Jelzin und Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow auf eine Vereinbarung zur künftigen Machtverteilung einigen werden. Die Sitzung der gemeinsamen Arbeitsgruppe am Wochenende habe gezeigt, daß jeder mögliche Beschluß sehr wahrscheinlich vom Parlament abgelehnt würde, sagte Schumeiko, der die Präsidentendelegation leitet. Die Sitzung sei ergebnislos zu Ende gegangen.
(Leitartikel auf Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
BOGOTÁ, 21. Februar (Reuter). Rund 150 Mitgliedern einer Spezialeinheit zur Verhütung von Geiselnahmen in Kolumbien drohen jetzt Verfahren wegen Beteiligung an Folterungen, Morden und Erpressungen. General-Staatsanwalt Carlos Gustavo Arrista teilte am Wochenende in Bogotá weiter mit, allein 50 Fälle von "Verbrechen im Dienst" würden in der Rauschgift-Metropole Medellin untersucht. Um der wachsenden Zahl von Geiselnahmen und Erpressungen in Kolumbien zu begegnen, hatte die Regierung Dutzende Sondereinheiten aus Polizei und Militärs geschaffen. Allein 1992 wurden in Kolumbien über 1100 Entführungen gemeldet.
Aus der Umgebung der Generalstaatsanwaltschaft verlautete, es gebe Hinweise darauf, daß Mitglieder der Sondereinsatzgruppen Entführte nur aufgespürt hätten, um die Entführer zu foltern und zu ermorden und anschließend von Angehörigen der Geiseln selbst Lösegeld zu erpressen.
NEU-DELHI, 21. Februar (Reuter/AP/ AFP). Die Bundesregierung strebt nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) eine "neue Qualität der Beziehungen" zu Indien an. Kohl sagte am Samstag vor Vertretern der indischen Wirtschaft in Neu-Delhi, gemeinsamer Ehrgeiz beider Seiten sollte es sein, daß Deutschland unter den ausländischen Investoren bald wieder einen der ersten drei Plätze belege. Er warb zugleich für Investitionen in Ostdeutschland. "Es ist mein fester Wille, daß die deutschen Investitionen in Indien erheblich zunehmen", sagte Kohl. Trotz der Belastungen durch den Aufbau in Ostdeutschland und Osteuropa bleibe es auch bei der Entwicklungshilfe für Indien.
Kohl berichtete ferner, er habe mit Indiens Ministerpräsident Narasimha Rao vereinbart, daß die deutsche Wirtschaft eine Liste der in Indien bestehenden Investitionshemmnisse erstellen solle. Er hoffe, daß Rao 1994 in Bonn sein werde, damit dann gemeinsam eine Erfolgskontrolle vorgenommen werden könne.
BDI-Geschäftsführer Ludolf-Georg von Wartenberg sprach von einem gewachsenen deutschen Interesse an Indien seit Beginn der wirtschaftlichen Liberalisierung vor etwa zwei Jahren. Es bestehe nachhaltiges Interesse, daß dieser Prozeß fortgesetzt werde. Siemens-Vorstand Heinrich von Pierer und andere Industrievertreter betonten, sie betrachteten die Unruhen zwischen Moslems und Hindus nicht als Investitions-Hindernis. Pierer beklagte aber eine seines Erachtens zu starke Ausrichtung der deutschen Kapitalhilfe auf kleine Projekte zu Lasten größerer Infrastrukturvorhaben.
Ein indisches Tibet-Komitee rief Kohl auf, die tibetische Exilregierung des Dalai-Lama anzuerkennen. Der Dalai-Lama war 1959 nach einem gescheiterten Aufstand der Tibeter gegen die chinesische Herrschaft nach Indien geflohen.
(Weiterer Bericht auf Seite 5)
BRÜSSEL / NEW YORK / ZAGREB/ MOSKAU, 21. Februar (Reuter). Bis zu 60 000 Soldaten wären nach Einschätzung der NATO nötig, um die Einhaltung einer Friedensvereinbarung für Bosnien-Herzegowina durchzusetzen. Wie aus Kreisen der Allianz verlautete, geht das Bündnis in seiner bisherigen Planung zudem davon aus, daß ein derartiger Einsatz bis zu zehn Jahre dauern würde. Dies lehre die Erfahrung der vergangenen friedenserhaltenden UN-Einsätze.
Die NATO bot den UN an, Truppen zur Friedenserhaltung nach Bosnien zu schicken. Nach Erwägungen des Bündnisses könnte sich an einem solchen Einsatz auch erstmals Rußland beteiligen.
Über den von den Unterhändlern Cyrus Vance und Lord Owen vorgelegten Friedensplan soll in New York verhandelt werden. Sollte dabei eine Friedensvereinbarung getroffen werden, wären eine mit schweren Waffen ausgerüstete Truppe von 40 000 bis 60 000 Soldaten sowie Luftunterstützung nötig, um die Einhaltung zu sichern, lautet die Einschätzung der NATO-Experten.
Der Weltsicherheitsrat wird am heutigen Montag förmlich über ein Kriegsverbrechertribunal abstimmen, das auf französische Initiative hin am Freitag beschlossen worden war. Auf Wunsch des Sicherheitsrates soll UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali Vorschläge für die konkrete Umsetzung machen. Auch Hitlers Verbrechen seien "durch Waffengewalt, nicht durch Argumente" beendet worden, heißt es in der Einleitung des französischen Vorschlags. Der Sicherheitsrat müsse den Tötungen, Morden, Vergewaltigungen, ethnischen Säuberungen und Folterungen ein Ende machen.
Im Rahmen des von Frankreich initiierten Austauschs bosnischer und serbischer Kriegsgefangener wurde am Samstag abend in Bosnien-Herzegowina auch die zweite Gruppe serbischer Gefangener freigelassen, die in einem Gefängnis in Tarcin inhaftiert war. Sie seien in Kiseljak bei Sarajewo freigelassen worden, wurde aus zuverlässiger Quelle berichtet.
Der serbische Präsident Slobodan Milosevic machte am Samstag - wie schon früher mehrmals - Deutschland für den Untergang Jugoslawiens verantwortlich. Deutschland habe damit Rache für seine Niederlage im Zweiten Weltkrieg genommen, sagte der Präsident der Moskauer Zeitung Prawda. Jugoslawien und die Sowjetunion seien auf Betreiben einer "Deutsch-katholischen Allianz" zerschlagen worden. Alles habe mit der deutschen Vereinigung angefangen. Als diese erreicht worden sei, hätten die Deutschen damit begonnen, die Sieger des Weltkrieges "zu bestrafen".
Die deutsche Presse habe die Welt in gute und schlechte Länder eingeteilt. Die Guten hätten auf der Seite der Faschisten gekämpft, die Bösen auf seiten der Alliierten, sagte Milosevic der Prawda". Nur mit deutscher Unterstützung habe Kroatien Gebiete angreifen können, die unter dem Schutz der UN stünden, sagte Milosevic.
Milosevic, der im Westen als einer der Hauptverantwortlichen für das Blutvergießen im ehemaligen Jugslawien gilt, sagte weiter, nicht jeder in Rußland kenne die wahre Lage auf dem Balkan. Nur so sei zu erklären, daß Rußlands Regierung die Sanktionen gegen Serbien unterstütze. Das sei eine Schande.
In der mazedonischen Hauptstadt Skopje demonstrierten am Sonntag rund 3000 Menschen gegen den Bau einer von Nordrhein-Westfalen finanzierten Siedlung für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Bei Zusammenstößen mit der Polizei habe es 16 Verletzten gegeben, berichtete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug.
Beim Absturz eines Militärhubschraubers in der Nähe der serbisch-bulgarischen Grenze kamen am Wochenende vier Offiziere ums Leben.
MAGDEBURG, 21. Februar (Reuter). Ein 23 Jahre alter Beamter der Bereitschaftspolizei aus Magdeburg hat gestanden, vor einer Woche einen Überfall von 100 Randalierern auf ein Tanzlokal in Calbe (Kreis Schönebeck) angeführt zu haben. Der Direktor der sachsen-anhaltinischen Bereitschaftspolizei, Alfred Tilch, teilte am Sonntag mit, der Beamte habe sich am Samstag bei der Polizei gemeldet und die Tat gestanden. Der Mann, der früher einem Sondereinsatzkommando (SEK) angehört habe, sei sofort aus dem Beamtenverhältnis entlassen worden.
Über das Motiv der Tat machte Tilch keine Angaben. Auskünfte habe sich die Staatsanwaltschaft, die ein Ermittlungsverfahren gegen den 23jährigen führt, vorbehalten.
Die mit Baseballschlägern und Eisenstangen bewaffneten 100 Angreifer hatten nach Angaben der Polizei am Samstag voriger Woche in dem Tanzlokal eine Schlägerei angefangen. Dabei waren den Angaben zufolge zwei Gaststättenbesucher krankenhausreif geschlagen und 20 Autos demoliert worden. Das Lokal sei fast vollständig verwüstet worden.
JOHANNESBURG, 21. Februar (AP). Mit heftiger Kritik hat der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) am Sonntag auf die Berufung von drei nichtweißen Ministern in die Regierung von Präsident Frederik de Klerk reagiert. Die Organisation der Schwarzen Südafrikas sprach von einem Aprilscherz und einer leeren Geste. Die Berufung von zwei "Mischlingen" und einem Bürger indischer Abstammung ist Teil einer Kabinettsumbildung.
De Klerk gab am Samstag abend bekannt, bei der Kabinettsumbildung, die zum 1. April wirksam werde, würden vier altgediente Minister ausscheiden. Die Regierung gehe nun in "eine neue und auf die Wahlen ausgerichtete Phase", in der neue Gesichter am Kabinettstisch erforderlich seien. Zurücktreten werden Verteidigungsminister Gene Louw, Innenminister Louis Pienaar, der Minister für Landfragen Jacob de Villiers und Fremdenverkehrsminister Org Marais. Nur der Nachfolger von Marais ist schon bekannt.
Abe Williams, der Abgeordneter in der Parlamentskammer für Farbige ist, wird Sportminister, der farbige Politiker Jac Rabie soll das Ministerium für Bevölkerungsentwicklung übernehmen. Der Rechtsanwalt Bhadra Ranchod, der indischer Abstammung ist, wird neuer Fremdenverkehrsminister.(Weiterer Beriht Seite 2)
Die interessante Sportnotiz
Gilbert und Wheaton müssen ran Brad Gilbert und David Wheaton werden die Einzel für Titelverteidiger USA in der Saison-Auftaktrunde um den Daviscup gegen Australien bestreiten. Gilbert und Wheaton sind in der Weltrangliste auf den Rängen 24 und 48 notiert. Die vor ihnen plazierten Jim Courier (1), Pete Sampras (2), Andre Agassi (8), Ivan Lendl (9) und Malivai Washington (17) hatten auf einen Einsatz verzichtet. Ford muß an Jockey zahlen Rund zwei Jahre nach seinem schweren Autounfall hat der seitdem gelähmte Ex-Jockey Bill Shoemaker eine Millionenklage gegen den amerikanischen Automobilhersteller Ford gewonnen. Shoemaker konnte dem Konzern Sicherheitsmängel an seinem Ford Bronco nachweisen und erhielt nun von einem Gericht in Los Angeles eine Million Dollar Schmerzensgeld zugesprochen. Der Automobil-Konzern hatte Shoemaker zuvor einen Vergleich angeboten und 500 000 Dollar offeriert. Der gewinnreichste Reiter der USA bekam vor Gericht Recht, obwohl bei ihm nach dem Unfall ein hoher Alkoholwert im Blut festgestellt wurde. Kameramann schlug Boxer Ein Kameramann entschied die Halbschwergewichts-Weltmeisterschaft der Profiboxer zwischen den Amerikanern Virgil Hill und Adolpho Washington zugunsten des Titelverteidigers. Herausforderer Washington wurde nach der elften Runde auf seinem Stuhl sitzend von der TV-Kamera am linken Auge verletzt, als der Kameramann die Arbeit in der Ringecke filmen wollte. Der Ringrichter nahm Washington aus dem Kampf. Schoko-Berg für Navratilova Die Organisatoren des Tennisturniers in Paris überraschten Martina Navratilova (USA) mit 162 Kilogramm Schokolade. Jedes Kilo stand dabei symbolisch für einen Turniersieg der 36 Jahre alten ehemaligen Weltranglisten-Ersten, die die Schokolade mehreren Waisenhäusern im Großraum Paris zukommen lassen will. Hundertmarck auf Platz acht Bester deutscher Radprofi bei der Tour de Haut-Var, einem über 199 Kilometer führenden Eintagesrennen, war Kai Hundertmarck (Kelsterbach) als Achter. Tagessieger wurde der Franzose Thierry Claveyrolat. Italienerinnen vor Bau Sabine Bau aus Tauberbischofsheim belegte beim Weltcup-Turnier der Florettfechterinnen in Turin den dritten Platz. Den Finalkampf gewann die Weltranglistenerste Margherita Zalaffi aus Italien gegen ihre Mannschaftskameradin Diana Bianchedi. Rallye-Fahrer tödlich verunglückt Der polnische Rallye-Pilot Marian Bublewicz ist am Samstag im Südwesten Polens tödlich verunglückt. Der 43 Jahre alte EM-Zweite von 1992 war während einer nationalen Rallye von der Strecke abgekommen und mit seinem Ford gegen einen Baum geprallt. Keine Maßnahmen gegen Reynolds Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) plant auch nach Ablauf des Ultimatums gegen den Amerikaner Harry "Butch" Reynolds am morgigen Dienstag keine Maßnahmen gegen den 400-m- Weltrekordler wegen dessen Schadenersatzklage vor einem ordentlichen Gericht. Das erklärte IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai am Freitag in London. Bestätigung für Olympia-Gutachten Ein weiteres von der Berliner Olympia GmbH in Auftrag gegebenes Gutachten hat dem ebenfalls von den Berlinern finanzierten Maennig-Gutachten bestätigt, daß es "plausibel und schlüssig" sei. Das Maennig-Gutachten hatte für die Ausrichtung von Olympia 2000 in Berlin einen Überschuß errechnet und war deswegen als "schöngefärbte Werbebroschüre" bezeichnet worden.
Großwallstadt bekommt Punkte Das Bundesschiedsgericht des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hat dem Einspruch des TV Großwallstadt gegen die Wertung des am 6. Januar beim HC Empor Rostock mit 20:21 verlorenen Bundesligaspiels stattgegeben und wertete die Begegnung mit 2:0 Punkten und 0:0 Toren für Großwallstadt. Großwallstadt hatte die Spielberechtigung des Rostokker Spielers Holger Langhoff angezweifelt, weil er in der Begegnung zuvor gegen TuRu Düsseldorf wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte erhalten hatte und die Schiedsrichter den Paß einbehielten. Nikiferow turnt am besten Der Berliner Peter Nikiferow entschied in Kienbaum die erste Weltmeisterschafts-Qualifikation der deutschen Turner zu seinen Gunsten. Auf den Rängen folgten der Potsdamer Jörg Behrend, der Neu-Berliner Jens Milbradt und der Hannoveraner Ralf Büchner. Gera boxt um den Aufstieg Die Boxer des Stadtsportvereins Gera stehen als Sieger in der Staffel Süd der Zweiten Box-Bundesliga fest. Der Klub mit den Auswahlboxern Mario Loch, Markus Beyer und Bert Teuchert kämpft mit dem noch nicht feststehenden Nord- Sieger um den Bundesliga-Aufstieg.
Die Darbietung beider Mannschaften hatte phasenweise nicht einmal Zweitliga-Niveau. Im Mittelfeld reihte sich ein Fehlpaß an den anderen, die meisten Angriffsversuche endeten an der Strafraumgrenze.
Den Wattenscheider Spitzen fehlte die Unterstützung aus den Mittelfeld. Thorsten Fink neutralisierte als Manndecker zwar Millionenmann Radmilo Mihajlovic, konnte aber keinen Druck nach vorne machen. "Es hat mir oft in den Füßen gejuckt, wenn ich stehen bleiben mußte", bekannte der 25jährige etatmäßige Mittelfeldspieler, der trotzdem bei den abstiegsbedrohten Gastgebern bleiben will und unter anderem auch von Schalke umworben wurde.
Schalkes Trainer Schulte ließ neben Mihajlovic Peter Sendscheid stürmen und setzte den Dänen Bent Christensen ins rechte Mittelfeld. Doch nach gutem Beginn verpuffte auch diese Variante. sid
Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Fink, Prinzen - Emmerling, Langbein, Kula, Hermann - Sane, Tschiskale, Lesniak.
Schalke: Gehrke - Luginger - Herzog, Linke - Christensen, Eigenrauch, Müller, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic (82. Hey), Sendscheid.
Schiedsrichter: Kasper (Lindau).
Zuschauer: 30 000.
Gelbe Karten: Tschiskale, Langbein - Linke, Eigenrauch, Christensen.
Beim 1. FC Köln herrschte schon am Freitag Aschermittwochsstimmung: Die 0:3(0:1)-Heimpleite gegen den 1. FC Kaiserslautern machte die Hoffnung auf eine generelle Trendwende bei den "Geißbökken" zunichte, die "launische Diva" vom Rhein dürfte bis zum Saisonende gegen den Abstieg kämpfen.
"Wir haben uns durch individuelle Fehler selbst geschlagen. Nach dem Treffer zum 0:2 wurde Ordnung und Disziplin über den Haufen geworfen. Wir hätten sogar noch höher verlieren können", analysierte Kölns Trainer Jörg Berger.
Maßgeblichen Anteil an der vierten Heimschlappe nach zuletzt 10:0 Zählern hintereinander vor heimischer Kulisse hatte Nationaltorhüter Bodo Illgner, der gegen die "Roten Teufel" dort anknüpfte, wo er in seinem letzten Pflichtspiel des vergangenen Jahres - beim 1:3 im Länderspiel in Porto Alegre gegen Brasilien - aufgehört hatte. Während Berger beim ersten Gegentor durch den herrlichen Heber von Marcel Witeczek (28.) vor allem Manndecker Karsten Baumann aufgrund seines verlorenen Zweikampfes die Schuld gab, machte auch der zu weit vor seinem Tor postierte Schlußmann keine glückliche Figur.
Dem zweiten Torerfolg der Pfälzer durch den Dänen Bjarne Goldbaek (63.) ging eindeutig ein Illgner-Fauxpas voraus, als er unmotiviert sein Gehäuse verlassen hatte und Jung-Nationalspieler Martin Wagner Goldbaek bedienen konnte. Diesen Treffer nahm der Keeper dann auch auf seine Kappe. Den Schlußpunkt mit einem Konter aus dem Fußball-Lehrbuch setzte Demir Hotic (84.).
Bergers Trainerstuhl gerät gleich zu Beginn der zweiten Halbserie wieder ins Wanken. Für das Spiel bei Eintracht Frankfurt soll der Trainer vom Klubvorstand sowie Manager Thielen die Weisung erhalten haben, seine umstrittene Taktik aufzugeben und wieder einen Libero als Abwehrchef aufzubieten und vom Spiel mit einer Vierer-Abwehrkette
Köln: Illgner - Greiner, Baumann, Trulsen, Weiser - Janßen (81. Henri Fuchs), Rudy, Steinmann, Christofte (31. Heldt) - Kobylanski, Ordenewitz.
Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Ritter, Funkel - Haber (88. Schäfer), Goldbaek, Eriksson, Hotic, Wagner - Witeczek, Kuntz.
Schiedsrichter: Strigel (Horb).
Tore: 0:1 Witeczek (28.), 0:2 Goldbaek (69.), 0:3 Hotic (84.).
Zuschauer: 26 000.
Gelbe Karten: Rudy - Eriksson, Kadlec, Ritter.Fränkischer Untergang Nach dem Elfmeter völlig abgemeldet
Die Schlüsselszene: Rufer und Schwabl im Zweikampf, der Nürnberger grätscht, der Bremer fällt. Schiedsrichter Assenmacher pfeift und deutet auf den Elfmeterpunkt. Rufer verwandelt zum 1:0 in der 65. Minute.
Selten läßt sich in einem Bundesligaspiel die Entscheidung so klar an nur einer Aktion festmachen wie beim 3:0 (0:0)-Erfolg von Werder Bremen gegen den 1. FC Nürnberg. "Nach dem Strafstoß sind wir total zusammengebrochen", urteilte der Nürnberger Co-Trainer Dieter Renner.
Die Norddeutschen verwandelten den "fränkischen Zusammenbruch" durch Tore von Herzog (69.) und Bundesliga-Debütant Hobsch (79.) zu einem standesgemäßen Ergebnis und dokumentierten ihren Anspruch als Meisterschafts-Mitfavorit mit dem Sprung auf den zweiten Tabellenplatz.
Bis zu Rufers Fall tat sich der Europacupsieger schwer gegen die massiv verteidigenden Gäste, bereitete aber durch seiner Dauer-Attacken letztlich die Entscheidung vor. Zehn Minuten nach der Pause drückten die ersten der Zuschauer bereits mit Pfiffen Unmut über das bis dahin wenig effektive Angriffsspiel des Europapokalsiegers aus. Anfangs hatte Nürnberg nach Kontern durch Dorfner (20.) und Eckstein (26.) sogar die klareren Chancen.
"Wir hatten ein Spielverhältnis von 97:3", drückte Trainer Otto Rehhagel die Überlegenheit seiner Mannschaft drastisch aus. Der ständige Druck, das pausenlose Forechecking hatte die Süddeutschen schließlich zermürbt. "Uninteressant, ob der Elfmeter berechtigt war oder nicht", meinte Renner. "Wichtiger war, daß wir direkt vorher den Ball schon gewonnen hatten und wieder abgegeben haben." Fengler war der Übeltäter nach einem Zweikampf mit Wolter.
Lange nach der Partie noch stieß Werder-Manager Willi Lemke kleine Jubelrufe aus. Er weiß, in dieser Form ist seine Mannschaft ein ernsthafter Kandidat auf den Titel. sid
Bremen: Reck - Bratseth - Votava, Borowka - Wolter, Neubarth, Herzog, Eilts, Legat - Hobsch (85. Allofs), Rufer (90. Kohn).
Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Kramny, Oechler, Dorfner, Schwabl, Fengler (79. Bäurle) - Rösler, Eckstein (67. Wück).
Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).
Tore: 1:0 Rufer (65., Foulelfmeter), 2:0 Herzog (69.), 3:0 Hobsch (82.).
Zuschauer: 15 111.
Gelbe Karten: - Brunner, Eckstein, Fengler.
Das geplante Gipfeltreffen zwischen dem 100-Meter-Weltrekordler Carl Lewis und dem britischen Olympiasieger Linford Christie von Barcelona Ende Mai in Los Angeles ist vorerst geplatzt. Joe Douglas, Manager des US-Amerikaners, hatte ein ultimatives Angebot des amerikanischen Kabelsender HBO am Freitag abgelehnt. Die Privatanstalt hatte für jeden Athleten - Lewis sollte nach einer halbstündigen Pause auch noch gegen Weitsprung-Weltrekordler und -Weltmeister Mike Powell antreten - über 100 000 Dollar geboten.
Somit wird es aller Voraussicht nach auf europäischem Boden zu dem ersten dollarschweren Aufeinandertreffen nach den Olympischen Spielen in Barcelona und vor der Weltmeisterschaft in Stuttgart kommen. Nach Aussagen von Douglas würden Angebote des Veranstalters des Grand-Prix-Meetings in Lille (2. Juli) - dort war im vergangenen Jahr Lewis gegen den kanadischen Dopingsünder Ben Johnson gelaufen - und der britischen Fernsehgesellschaft BBC vorliegen, die "durchaus überlegenswert sind".
HBO hatte Lewis in der vergangenen Woche ein Angebot unterbreitet, allerdings bis zum Freitag auf eine Entscheidung gedrängt. "Für uns ist die Sache damit vorerst erledigt", meinte ein Verantwortlicher des Senders.
Douglas begründete die Absage mit der Tatsache, daß ihm die Vorstellungen der BBC und der französischen Veranstalter noch nicht vorliegen würden. sid
BL-Schemata
SG Wattenscheid 09 - Schalke 04 0:0 Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Fink, Prinzen - Emmerling, Langbein, Kula, Hermann - Sane, Tschiskale, Lesniak.
Schalke: Gehrke - Luginger - Herzog, Linke - Christensen, Eigenrauch, Müller, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic (82. Hey), Sendscheid.
Schiedsrichter: Kasper (Lindau).
Zuschauer: 30 000.
Gelbe Karten: Tschiskale, Langbein - Linke, Eigenrauch, Christensen. 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern 0:3 (0:1) Köln: Illgner - Greiner, Baumann, Trulsen, Weiser - Janßen (81. Henri Fuchs), Rudy, Steinmann, Christofte (31. Heldt) - Kobylanski, Ordenewitz. Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Ritter, Funkel - Haber (88. Schäfer), Goldbaek, Eriksson, Hotic, Wagner - Witeczek, Kuntz.
Schiedsrichter: Strigel (Horb).
Tore: 0:1 Witeczek (28.), 0:2 Goldbaek (69.), 0:3 Hotic (84.).
Zuschauer: 26 000.
Gelbe Karten: Rudy - Eriksson, Kadlec, Ritter.Werder Bremen - 1. FC Nürnberg 3:0 (0:0) Bremen: Reck - Bratseth - Votava, Borowka - Wolter, Neubarth, Herzog, Eilts, Legat - Hobsch (85. Allofs), Rufer (90. Kohn).
Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Kramny, Oechler, Dorfner, Schwabl, Fengler (79. Bäurle) - Rösler, Eckstein (67. Wück).
Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).
Tore: 1:0 Rufer (65., Foulelfmeter), 2:0 Herzog (69.), 3:0 Hobsch (82.).
Zuschauer: 15 111.
Gelbe Karten: - Brunner, Eckstein, Fengler. 1. FC Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt 0:2 (0:0) Dresden: Müller - Maucksch - Wagenhaus, Melzig - Schößler (55. Hauptmann), Beuchel, Kmetsch, Pilz, Stevic - Jähnig, Zickler.
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchachadse - Weber, Okocha, Bein, Komljenovic, Bommer (5. Falkenmayer) - Yeboah, Schmitt (90. Kruse).
Schiedsrichter: Strampe (Handorf).
Tore: 0:1 Schmitt (53.), 0:2 Okocha (76.).
Zuschauer: 13 500.
Gelbe Karten: Melzig, Stevic - Bein, Weber. Bayern München - Bayer Uerdingen 2:0 (1:0) München: Aumann - Thon - Helmer, Münch - Jorginho (82. Cerny), Schupp (53. Scholl), Wouters, Matthäus, Ziege - Wohlfarth, Labbadia.
Uerdingen: Dreher - Peschke - Paßlack, Posch - Gorlukowitsch, Bremser, Jüptner, Krümpelmann (82. Kühn), Kranz - Sassen (65. Bittengel), Laessig.
Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).
Tore: 1:0 Labbadia (25.), 2:0 Labbadia (66.).
Zuschauer: 13 000.
Gelbe Karten: - Posch. Borussia Dortmund - VfL Bochum 1:0 (0:0) Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Rummenigge (79. Kutowski), Tretschok - Povlsen (65. Mill), Chapuisat. Bochum: Zumdick - Herrmann - Heinemann, Reekers - Dressel (43. Wosz), Rzehaczek (78. Moutas), Christians, Kempe, Bonan - Aden, Wegmann.
Schiedsrichter: Dardenne (Mechernich).
Tor: 1:0 Sammer (72.).
Zuschauer: 41 730.
Gelbe Karten: Zorc, Rummenigge - Wegmann, Heinemann, Wosz, Reekers. Borussia Mönchengladbach - Karlsruher SC 3:1 (2:0) Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Fach (88. Schneider), Pflipsen, Wynhoff, Neun - Criens, Dahlin (89. Max).
Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz (46. Carl), Reich - Schütterle, Schmidt (67. Fritz), Rolff, Bender, Wittwer - Schuster, Krieg.
Schiedsrichter: Dellwing (Osburg).
Tore: 1:0 Criens (1.), 2:0 Dahlin (41.), 3:0 Criens (64., Foulelfmeter), 3:1 Krieg (65.).
Zuschauer: 18 000.
Gelb-Rote Karte: Reich wegen wiederholten Foulspiels (81.).
Gelbe Karten: Fach - Metz, Schuster. 1. FC Saarbrücken - Bayer Leverkusen 3:1 (1:0) Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl - Lust, Kristl (73. Bürger), Wuttke, Lange, Zechel - Sawitschew (60. Stickroth), Wynalda.
Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer (73. Rydlewicz), Scholz, Lupescu, Hapal, Hoffmann - Thom, Kirsten.
Schiedsrichter: Kiefer (Vellmar).
Tore: 1:0 Lust (8.), 1:1 Thom (56.), 2:1 Kristl (61.), 3:1 Stickroth (70.).
Zuschauer: 14 000.
Gelb-Rote Karte: Hapal wegen absichtlichen Handspiels (34.).
Gelbe Karten: Kristl, Kostner - Foda, Fischer. VfB Stuttgart - Hamburger SV 1:1 (1:1) Stuttgart: Immel - Dubajic - Schäfer, Frontzeck - Buck, Strunz (67. Golke), Sverrisson, Gaudino, Kögl - Knup, Walter.
Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik - Letschkow, Hartmann, von Heesen, Schnoor, Eck - Furtok (70. Weichert), Bäron (87. Babbel).
Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen).
Tore: 1:0 Dubajic (13.), 1:1 Furtok (43., Foulelfmeter). Zuschauer: 15 000.
Gelbe Karten: Sverrisson - Bäron, Furtok.
Wer schoß die Tore - wer waren die Besten?
FC St. Pauli - Wuppertaler SV 2:0 (1:0) St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schwinkendorf, Fröhling - Järvinen, Nikolic, Knäbel, Ottens, Sievers - Hjelm, Manzi (76. Goch).
Wuppertal: Albracht - Pusch - Voigt, Straka (68. Pröpper) - Schmugge, Glawas, Ksienzyk, Küttner, Hartwig - Hwang (62. Klein), Tönnies.
Schiedsrichter: Mölm (Bremerhaven).
Tore: 1:0 Ottens (35., Handelfmeter), 2:0 Manzi (58.). - Zuschauer: 11 668. FC Homburg - Fortuna Köln 2:0 (2:0) Homburg: Eich - Homp - Dudek, Jelev - Korell, Wruck, Landgraf, Cardoso, Pförtner - Maciel, Hubner (84. Müller).
Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Seufert, Brandts (46. Mink), Köhler, Lottner, Präger - Schröder, Deffke (73. Akonnar).
Schiedsrichter: Frey (Neu-Ulm).
Tore: 1:0 Wruck (30.), 2:0 Maciel (32.).
Zuschauer: 1200.
Beste Spieler: Wruck, Maciel - Hupe, Lottner.
Gelb-Rote Karte: Niggemann wegen wiederholten Foulspiels (31.).
Gelbe Karten: Pförtner - Deffke. FC Remscheid - Stuttgarter Kickers 0:0 Remscheid: Stocki - Kosanovic - Schmidt, Gemein (46. Hausen), Sturm - Flock (75. Jakubauskas), Bridaitis, Pröpper, Kröning - Putz, Tilner.
Stuttgart: Reitmaier - Schwinger - Schwartz, Kuhn, Keim - Tattermusch (53. Wüllbier), Gora, Neitzel, Richter - Dundee (70. Jovanovic), Palumbo. Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).
Zuschauer 1500.
Beste Spieler: Stocki, Kröning - Reitmaier, Schwinger.
Gelbe Karten: Bridaitis - Kuhn, Keim, Richter.
Mannheim - VfL Osnabrück 3:0 (2:0) Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer (61. Schnalke) - Fellhauer (78. Stanic), Lasser, Weidemann, Norbert Hofmann, Stohn - Petrenko, Kirsten.
Osnabrück: Brunn - Wijas - Baschetti (46. Greve), Gellrich - da Palma, Hetmanski, Dirk Hofmann, Golombek, Marquardt (59. Meinke), Wollitz - Grether.
Schiedsrichter: Dr. Fischer (St. Wendel).
Tore: 1:0 Kirsten (22.), 2:0 Lasser (42.), 3:0 Hofmann (51.).
Zuschauer: 6000.
Beste Spieler: Kirsten, Weidemann - Hofmann, Hetmanski.
Gelbe Karten: Schnalke - Marquardt, Wollitz, Hofmann, Hetmanski, Brunn, Grether, Wijas, Golombek. Hertha Berlin - VfB Leipzig 4:1 (2:0) Hertha: Junghans - Bayerschmidt - Tanjga, Scheinhardt - Winkhold, Basler, Gries (82. Feinbier), Kovac, Zernicke - Lünsmann, Demandt (74. Klews).
Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Däbritz, Grischin (63. Engelmann), Heidenreich, Hecking (30. Turowski), Gabriel - Anders, Rischke.
Schiedsrichter: Harder (Lüneburg).
Tore: 1:0 Demandt (5.), 2:0 Gries (20.), 3:0 Kracht (74., Eigentor), 3:1 Kracht (75.), 4:1 Basler (86.).
Beste Spieler: Gries, Basler - Lindner, Rische. Duisburg - Hansa Rostock 2:1 (1:0) Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Struckmann, Steininger - Araskiewicz (89. Seitz), Notthoff, Reinmayer, Minkwitz, Tarnat - Preetz, Wegmann (60. Harforth).
Rostock: Hoffmann - Sänger - Lange, Werner - Dowe, März, Persigehl, Weilandt, Fischer (55. Bodden) - Zallmann, Lissek.
Schiedsrichter: Dr. Merk (Kaiserslautern).
Tore: 1:0 Reinmayer (8.), 1:1 Lissek (60.), 2:1 Tarnat (73., Foulelfmeter).
Zuschauer: 10 000.
Beste Spieler: Araskiewicz, Struckmann - Hoffmann, Lange.
Gelbe Karten: Preetz, Minkwitz - Fischer, März. Carl-Zeiss Jena - Oldenburg 6:2 (1:1) Jena: Bräutigam - Szangolis - Röser (60. Wetzel), Fankhänel - Molata, Schneider, Holetschek, Penzel, Schreiber - Klee, Akpoborie (76. Zimmermann).
Oldenburg: Nofz (70. Brauer) - Wawrzyniak - Malchow, Jack - Gerstner, Brand (46. Linke), Azima, Machala, Schnell - Wuckel, Drulak.
Schiedsrichter: Brandauer (Rheinstetten).
Tore: 0:1 Drulak (6.), 1:1 Szangolis (41.), 2:1 Akpoborie (56.), 3:1 Akpoborie (58.), 4:1 Schreiber (60.), 5:1 Akpoborie (66.), 6:1 Akpoborie (70.), 6:2 Drulak (73., Foulelfmeter).
Zuschauer: 3200.
Beste Spieler: Akpoborie, Schneider - Wawrzyniak, Azima.
Rote Karten: Gerstner nach Tätlichkeit (40.).
Gelbe Karten: Holetschek, Röser, Klee - Wawrzyniak, Drulak, Wuckel, Jack. Chemnitzer FC - SC Freiburg 2:2 (1:1)
Chemnitz: Hiemann - Illing - Bittermann, Seifert - Mehlhorn, Keller, Veit, Heidenreich, Gerber (83. Haustein) - Boer, Torunarigha (60. Schweizer).
Freiburg: Eisenmenger - Schmidt (72. Seeliger) - Kohl, Vogel - Todt, Zeyer (80. Pfahler), Ruoff, Freund, Heidenreich - Spies, Rraklli.
Schiedsrichter: Osmers (Bremen).
Tore: 1:0 Veit (4.), 1:1 Rraklli (14.), 2:1 Gerber (60.), 2:2 Heidenreich (85.)
Beste Spieler: Mehlhorn, Heidrich - Heidenreich, Vogel. VfL Wolfsburg - Hannover 96 3:1 (1:0) Wolfsburg: Kick - Lieberam - Jensen, Ockert - Brunner, Akrapovic, Frackiewicz (78. Geiger), Ballwanz, Kohn (87. Fiebig) - Reich, Fincke.
Hannover: Sievers - Wojcicki - Klütz, Sundermann - Groth, Daschner, Raickovic, Djelmas, Schönberg - Koch, Grün (30. Heisig).
Schiedsrichter: Weber (Essen).
Tore: 1:0 Reich (35.), 2:0 Frackiewicz (48.), 3:0 Reich (49.), 3:1 Daschner (82.).
Zuschauer 6500.
Beste Spieler: Reich, Frackiewicz - Sievers, Wojcicki.
Rote Karten: - Klütz, Sundermann, Wojcicki. Meppen - Unterhaching 0:1 (0:0) Meppen: Kubik - Böttche - Faltin, Vorholt - Gartmann, Bujan, Brückner, Thoben, Zimmer (46. Zabirov) - van der Pütten (6. Dlugajczyk), Rauffmann.
Unterhaching: Häfele - Vladimir - Zwingel, Bucher - Bergen, Bogdan, Emig, Braun, Santl - Lemberger (79. Urosevic), Allievi (85. Leitl).
Schiedsrichter: Funken (Grevenbroich).
Tore: 0:1 Bergen (37.).
Zuschauer: 5000.
Beste Spieler: Vorholt, Brückner - Häfele, Vladimir.
Gelbe Karten: Zimmer, Böttche, Rauffmann - Lemberger, Vladimir, Santl.
ENGLAND, Premier League, 30. Spieltag: Aston Villa - FC Everton 2:1, FC Liverpool - Ipswich Town 0:0, Manchester United - FC Southampton 2:1, FC Middlesbrough - Nottingham Forest 1:2, Norwich City - Manchester City 2:1, Oldham Athletic - FC Arsenal 0:1, Queen's Park Rangers - Coventry City 2:0, Sheffield Wednesday - Crystal Palace 2:1, Tottenham Hotspur - Leeds United 4:0, FC Wimbledon - Sheffield United 2:0. -Die Tabellenspitze: 1. Aston Villa 30 Spiele/47:31 Tore/56 Punkte, 2. Manchester United 29/44:23/54, 3. Norwich City 28/42:42/51.
First Division: Bristol Rovers - Tranmere Rovers 1:0, Cambridge United - Swindon Town 1:0, Derby County - FC Watford 1:2, Grimsby Town - Birmingham City 1:1, Luton Town - Charlton Ath. 1:0, FC Millwall - FC Barnsley 0:4, FC Portsmouth - Leicester City 1:1, FC Sunderland - Bristol City 0:0, Wolverh. Wanderers - Oxford United 0:1. - Die Tabellenspitze: 1. Newcastle 29 Spiele/52:26Tore/62 Punkte, 2. West Ham United 30/56:29/58.
SCHOTTLAND, Premier Division: FC Airdrieonians - Heart of Midlothian 0:0, Celtic Glasgow - Partick Thistle 0:0, Dundee United - Glasgow Rangers 0:0, FC Falkirk - FC Motherwell 1:3, Hibernian Edinburgh - FC Dundee 1:3, FC St Johnstone - FC Aberdeen 0:2. - Die Tabellenspitze: 1. Glasgow Rangers 29 Spiele/70:23 Tore/50:8 Punkte, 2. FC Aberdeen 29/64:22/42:16, 3. Celtic Glasgow 30/45:31/37:23.
UNGARN, 16. Spieltag: Ujpest Budapest - Nyiregyhaza 0:0, MSC Pecs - Videoton-Waltham 2:0, Ferencvaros Budapest - Csepel Budapest 0:1, Honved Budapest - Bekescsaba 1:0, Banyas Siofok - FC Vac 1:1, ETO Györ - Vasas Budapest 2:0, Veszprem - MTK Budapest 1:1.
BELGIEN, 23. Spieltag: SC Lommel - FC Boom 2:0, SC Charleroi - FC Brügge 1:1, FC Antwerpen - SV Waregem 3:1, SK Beveren - RSC Anderlecht 1:3, FC Lüttich - AA Gent 3:1, KV Mechelen - Lierse SK 0:1, RWD Molenbeek - Standard Lüttich 0:0, Cercle Brügge - RC Genk 2:2, SK Lokeren - Germinal Ekeren 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. RSC Anderlecht 38:6 Punkte/53:18 Tore, 2. St. Lüttich 33:13/47:28.
TÜRKEI, 20. Spieltag: Aydinspor - Trabzonspor 1:1, Altay Izmir - Bursaspor 1:3, Ankaragücü - Fenerbahce Istanbul 0:4, Konyaspor - Kocaelispor 1:1, Sariyerspor - Besiktas Istanbul 0:1, Gaziantepspor - Gencler Birligi 4:0, Bakirköy - Karsiyakaspor 1:2, Galat. Istanbul - Kayserispor 4:1. - Die Tabellenspitze: 1. Fener. Istanbul 55:23 Tore/43 Punkte, 2. Galat. Istanbul 43:17/43, 3. Bes. Istanbul 41:18/43.
GRIECHENLAND, 22. Spieltag: Aris Saloniki - Apollon Saloniki 0:0, Pan. Athen - Ionikos 3:0, AO Xanthi - PAOK Saloniki 2:3, Edessaikos - Doxa Drama 1:1, Larissa - Apollon Athen 1:2, Iraklis Saloniki - Panachaiki Patras 1:0, Pierikos Katerini - Korinthos 1:0, AEK Athen - OFI Kreta 3:2. - Die Tabellenspitze: 1. Pan. Athen 51 Punkte/52:11 Tore, 2. AEK Athen 51/49:15.
FRANKREICH, 26. Spieltag: Racing Straßburg - Girondins Bordeaux 0:1; Olympique Marseille - RC Lens 2:0, AS St. Etienne - Le Havre 0:0; FC Sochaux - Nimes 1:1; Lille - Auxerre 1:0; Caen - Toulon 2:1, Montpellier - Lyon 0:2; Valenciennes - Metz 0:2; Paris St. Germain - FC Toulouse 0:0. - Die Tabellenspitze: 1. Olympique Marseille 37:15 Pkt.; 2. Paris St. Germain 35:17.
SPANIEN, 23. Spieltag: Atletico Madrid - FC Cadiz 2:0, Espanol Barcelona - Real Oviedo 2:0, Real Saragossa - Rayo Vallecano 2:0, Athletico Bilbao - Celta Vigo 0:1, CD Logrones - FC Sevilla 2:0, FC Valencia - FC Osasuna 3:1, Deportivo La Coruna - Real Sociedad San Sebastian 5:1, Albacete - Real Madrid 0:3, Sporting Gijon - CD Teneriffa 1:2, Real Burgos - FC Barcelona 0:1. - Die Tabellenspitze: 1. Deportivo La Coruna 36:10 Punkte/43:15 Tore, 2. Real Madrid 34:12/44:17, 3. FC Barcelona 32:12/50:22, 4. FC Valencia 30:16/35:19.
Europacup der Pokalsieger , Final-Rückspiel: Libertas Nuoto Pescara - Hohenlimburger SV 12:9 (Hinspiel 14:11 - Pescara Cupsieger).
Bökelberg wird zum Alptraum Auch im sechsten Anlauf blieb Schäfer erfolglos
Der Bökelberg wird für Winfried Schäfer zum Alptraum. An seiner alten Wirkungsstätte als Spieler konnte er als Trainer des Fußball-Bundesligisten Karlsruher SC auch im sechsten Anlauf keinen Erfolg feiern. Durch das 1:3 erhielten die Ambitionen, mit dem KSC in den UEFA-Cup zu stürmen, einen Dämpfer.
Ausgerechnet Schäfers Zögling Hansjörg Criens, den der 43jährige als Amateurtrainer der Borussia Anfang der 80er Jahre betreute, trug mit zwei Treffern maßgeblich zum Gladbacher Sieg bei. Schon nach 37 Sekunden erzielte er das 1:0, in der 64. Minute verwandelte der "Lange" einen Foulelfmeter zum 3:0. Der Schwede Dahlin hatte zuvor zum 2:0 getroffen (41.), Rainer Krieg gelang der Anschlußtreffer für den KSC (65.).
"Alle drei Gegentore waren Karnevalsscherze. Die Gelb-Rote Karte für Burkhard Reich wegen Meckerns war das I- Tüpfelchen auf unsere schwache Abwehrleistung", schimpfte Schäfer.
Ohne den gesperrten russischen Torjäger Sergej Kirjakow glich der Angriffswirbel der Gäste einem lauen Lüftchen.
Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Fach (88. Schneider), Pflipsen, Wynhoff, Neun - Criens, Dahlin (89. Max).
Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz (46. Carl), Reich - Schütterle, Schmidt (67. Fritz), Rolff, Bender, Wittwer - Schuster, Krieg.
Schiedsrichter: Dellwing (Osburg).
Tore: 1:0 Criens (1.), 2:0 Dahlin (41.), 3:0 Criens (64., Foulelfmeter), 3:1 Krieg (65.).
Zuschauer: 18 000.
Gelb-Rote Karte: Reich wegen wiederholten Foulspiels (81.).
Gelbe Karten: Fach - Metz, Schuster.
Weltrekordlerin Sandra Völker verschönte zum Auftakt der siebten und letzten Weltcup-Veranstaltung im norditalienischen Mailand mit ihrem Erfolg über 50 m Rücken die Bilanz des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Die 18 Jahre alte Hamburgerin blieb in 28,86 Sekunden 53 Hundertstelsekunden über ihrer am Dienstag in Sheffield geschwommenen Bestmarke. Die Rostockerin Anja Eichhorst schlug als Dritte (29,45) hinter der Japanerin Noriko Inada (54,81) an.
Ohne die bereits als Weltcup-Sieger feststehenden Kurzbahn-Asse Franziska van Almsick (Berlin) und Christian Keller (Essen) konnte das DSV-Team keine weiteren Sieg feiern. Zweite Plätze waren das beste, was Damen-Bundestrainer Achim Jedamsky (Norderstedt) in eigener Sache notieren konnte.
"Zum Abschluß des Weltcups ist bei vielen Nationen die Luft raus", hatte Jedamskys Kollege Manfred Thiesmann (Warendorf) bereits nach dem Weltcup in Sheffield Mitte der Woche geahnt. Nach der Flut von Rekorden konnten in Mailand keine herausragenden Leistungen erzielt werden. Thiesmann: "Das rauhe Klima in Sheffield hat bei vielen Athleten Erkältungskrankheiten verursacht. Da sind gute Zeiten kaum zu erwarten."
Freistil-Spezialist Björn Zikarsky mußte sich über die 100 m in 49,22 Sekunden lediglich Doppel-Oympiasieger Alexander Popow (Rußland/48,68) geschlagen geben. Der Zweimeter-Riese aus Würzburg war aber immerhin noch sechs Hundertstelsekunden schneller als der frischgebakkene 50-m-Weltrekordler Mark Foster (Großbritannien). Simone Osygus gelang auch in Abwesenheit von Franziska van Almsick kein Sieg. Die Bonnerin, die ihren Titel als Weltcup-Gewinnerin in der Kategorie Freistil-Sprint an die 14 Jahre alte Berlinerin abtreten muß, schlug über 200 m in 2:00,44 Minuten mit fünf Hundertstel Rückstand hinter der Slowakin Martina Moravcova als Zweite an. sid
Frauen, 50 m Freistil: 1. Ermakowa (Kasachstan) 25,14 Minuten, 2. de Bruijn (Niederlande) 25,96, 3. Verbauwen (Belgien) 26,08, 4. Osygus (Bonn) 26,15. - 200 m Freistil: 1. Moravcova (Slowakei) 2:00,39 Minuten, 2. Osygus 2:00,44, 3. Borgato (Italien) 2:01,26. - 1000 m Freistil: Splichalova (Tschechische Republik) 10:47,71 Minuten, 2. Wilson (Neuseeland) 10:57,73, Borgato (Italien) 10:58,02, 7. Kynast (Halle) 11:11,87. - 100 m Brust: 1. Huang (China) 1:07,99 Minuten, 2. Peczak (Polen) 1:09,25, 3. Gerasch (Hannover) 1:09,74. - 100 m Schmetterling: 1. Tochini (Italien) 1:00,69 Minuten, 2. De Bruijn 1:00,81, 3. Jeanson (Frankreich) 1:01,14, ... 8. Müller (Wuppertal) 1:03,56. - 50 m Rücken: 1. Völker (Hamburg) 28,86 Sekunden, 2. Inada (Japan) 29,37, 3. Eichhorst (Rostock) 29,45. - 200 m Rücken: 1. Balvalajo (Italien) 2:12,05 Minuten, 2. Jacobsen (Dänemark) 2:12,37, 3. Chun (China) 2:13,42. - 200 m Lagen: 1. Li (China) 2:13,54 Minuten, 2. Vestergaard (Schweden) 2:14,60, 3. Peczak 2:15,82, 5. Haas (Erfurt) 2:18,26.
Brandt Hagen - TVG Basketball Trier 95:87 (55:42) - Beste Werfer: Dinkins (26), Davis (17), Suhr (14), Neuhaus (13) für Hagen - Johnson (29), Babkow (20) für Trier. - Zuschauer: 1300.
BG Stuttgart/Ludwigsburg - SVD Dortmund 97:84 (49:36) - Beste Werfer: Montgomery (22), Kujawa (18), Baker (17), Jochum (13) für Stuttgart/Ludwigsburg - Mlynarski (25), Arntz (20), Radegast (12), Pernell (11) für Dortmund. - Zuschauer: 1000.
Tübinger SV - SG Braunschweig 78:80 (36:46) - Beste Werfer: Dietel (28 Punkte), Key (14), Schomers (13), Gilmore (11) für Tübingen - Svitek (31), Miglieniks (26), Arigbabu (10) für Braunschweig. - Zuschauer: 900.
TSV Bayer 04 Leverkusen - MTV Gießen 89:88 (80:80, 50:32) n.V. - Beste Werfer: Wheeler (33), Johnson (15), Harnisch (14), Koch (11) für Leverkusen - Armin Andres (25), McDonald (19), Roth (17), Villwock (13) für Gießen. - Zuschauer: 1600.
SSV Ulm - ALBA Berlin 90:81 (43:35) - Beste Werfer: Walker (36), Knörr (17), Sauer (14) für Ulm - Primorac (30), Öztürk (16), Mutapcic (13) für Berlin. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).
ALBA Berlin - TSV Bayer 04 Leverkusen 88:91 (42:49). Beste Werfer: Primorac (23), Öztürk (21), Freyer (13), Mutapcic (10) für Berlin - Koch (26), Wheeler (25), Harnisch (18), Johnson (16) für Leverkusen. - Zuschauer: 3000.
WASHINGTON, 21. Februar (AP). US- Bundesrichter Gerhard Gesell, der Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Watergate-Skandal und der Iran-Contra- Affäre leitete, ist am Freitag im Alter von 82 Jahren an Leberkrebs gestorben. Der Jurist war 1967 vom damaligen Präsidenten Lyndon Johnson an das Bundesbezirksgericht in Washington berufen worden und hatte danach immer wieder Prozesse zu führen, in denen es um strafbare Handlungen von Mitgliedern der Regierung oder von Beamten ging. 1989 verurteilte er den Oberstleutnant Oliver North, der im Weißen Haus tätig war, wegen seiner Rolle in der Iran-Contra-Affäre - der heimlichen Lieferung von Waffen an Iran und der Umleitung der Erlöse daraus an die Rebellen in Nicaragua - zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und 150 000 Dollar Geldstrafe.
KOPENHAGEN, 21. Februar (AP). Bei der Überfahrt von Kopenhagen nach Malmö sind - wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet - am Freitag abend 269 Passagiere des schwedischen Tragflügelboots "Cinderella II" aus Seenot gerettet worden. Wie die dänische Polizei mitteilte, war Wasser in die Fähre eingedrungen, nachdem ein schwerer Brecher die Frontscheiben durchschlagen hatte. Die Passagiere wurden von der dänischen Fähre "Bjornholm" im Pendelverkehr nach Kopenhagen zurückgebracht, die elfköpfige Besatzung blieb an Bord.
Das Unglück ereignete sich kurz nach dem Auslaufen aus dem Kopenhagener Hafen. Um 17.38 Uhr funkte die "Cinderella II" SOS. In kurzer Zeit erklärten sich sieben Schiffe und ein Hubschrauber zur Rettung bereit. Augenzeugen zufolge verhielten sich die Passagiere ruhig und blieben auf ihren Plätzen.
PORT-AU-PRINCE, 21. Februar (AP). Haiti stand am Wochenende im Zeichen der Trauer um die Opfer der Fährkatastrophe vor der Südwestküste der karibischen Inselrepublik, bei der wahrscheinlich 600 bis 700 Menschen ums Leben kamen. Die Regierung erklärte den Samstag zum Staatstrauertag: Geschäfte blieben geschlossen, Fahnen standen auf Halbmast, der Karneval, der am Sonntag beginnen sollte, wurde abgesagt.
Nach neuen Schätzungen der Behörden und des Schiffeigners waren zwischen 900 und 1000 Menschen an Bord der "Neptune", als sie am Dienstag in einem Gewittersturm sank. Bislang meldeten sich nur etwas mehr als 300 Überlebende, 275 Leichen wurden geborgen.
Unterdessen wurden in Haiti schwere Vorwürfe gegen die Regierung laut. Wegen der schlechten Straßen und völlig unzureichender öffentlicher Verkehrsmittel zu Lande sei die Bevölkerung geradezu gezwungen, auf den Schiffsverkehr auszuweichen. Deshalb seien die Fähren vor den Küsten Haitis auch ständig überfüllt, erklärten Kritiker. Ministerpräsident Marc Bazin versprach, die Straße zwischen Jeremie im Westen der Insel und der Hauptstadt Port-au-Prince umgehend instand setzen zu lassen. Auf der Fahrt zwischen beiden Städten war die Fähre verunglückt.
MOSKAU (AP/rtr). Rußland hat der Ukraine mit dem Stopp von Erdgaslieferungen gedroht, wenn bis zum kommenden Donnerstag nicht die Rechnung für die Januarlieferungen in Höhe von 165 Milliarden Rubeln (rund 450 Millionen Mark) bezahlt ist. Das teilt der Leiter der staatlichen Gasversorgungsgesellschaft Gasprom, Rem Wjachirew, mit. Er versicherte zugleich, der Erdgasexport nach Westeuropa werde davon nicht betroffen.
Eine Einstellung der Gaslieferungen hätte katastrophale Folgen für die Ukraine, die in diesem Winter ohnehin bereits an Brennstoffknappheit leidet. In einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax heißt es, in der Vergangenheit habe die Ukraine bei Lieferkürzungen einfach die Exportleitungen von Rußland nach Westeuropa angezapft, die zumeist durch ihr Territorium führen.
Laut Wjachirew hat Gasprom diesmal seine Kunden in 13 westeuropäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, über den möglichen Lieferstopp an die Ukraine informiert. Er beschuldigt Kiew, die seit Wochen laufenden Verhandlungen über eine Neufestsetzung von Umfang und Preis der russischen Erdgaslieferungen zu verschleppen. Wie berichtet hat Rußland in der vergangenen Woche einseitig den Preis seiner Lieferungen an die Ukraine von 27 auf 85 Dollar je 1000 Kubikmeter mehr als verdreifacht und damit auf Weltmarktniveau angehoben.
Die Ukraine versucht nun, ihren Energiebedarf bei anderen Mitgliedern der GUS zu decken. Am Samstag unterzeichneten die Regierungen der Ukraine und Usbekistans ein zweiseitiges Abkommen, das eine engere Zusammenarbeit beider Länder auf dem Gebiet der Energie vorsieht. So will sich Kiew künftig an der Suche nach neuen Erdöl- und Naturgasvorkommen sowie an der Ausbeutung bereits erschlossener Lager beteiligen. Ursprünglich hatte Usbekistan dem Nachbarland Pakistan ein solches Abkommen vorgeschlagen. Der Präsident des Landes, Islam Karimow, begründete den Kurswechsel aber explizit mit den Schwierigkeiten, die Kiew derzeit beim Thema Energie mit Rußland habe.
Derweil fordert das Ministerium für Außenhandel in Moskau den russischen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin auf, die Wirtschaftsbeziehungen Rußlands zu seinen GUS-Handelspartnern "in Ordnung" zu bringen. Tschernomyrdin hatte bei der jüngsten Kabinettssitzung gefordert, den Handel zwischen den neuen Republiken auf eine marktwirtschaftliche Basis zu stellen. Bisher verlange Rußland im Schnitt für seine Exporte innerhalb der GUS nur etwa 60 Prozent des Weltmarktpreises.
DHAKA, 21. Februar (AP). Offenbar aus Rache hat ein Elefant in Bangladesch eine Lokomotive demoliert und fünf Stunden lang den Bahnverkehr lahmgelegt. Wie die Zeitung Ittefaq am Samstag berichtete, ereignete sich der Zwischenfall am Freitag im Bezirk Sylhet, rund 190 Kilometer nordöstlich von Dhaka. Arzoo Miah, Lokomotivführer eines Personenzuges, berichtete dem Blatt, er habe den Elefanten auf den Schienen stehen sehen und die Pfeife betätigt. Da das Tier nicht gewichen sei, habe er die Lok wenige Meter vor ihm angehalten. Zu seinem Entsetzen habe der Elefant darauf etwa 15 Minuten lang mit dem Kopf die Maschine attackiert, bis sie nicht mehr fahrbereit gewesen sei. Dann sei der Elefant verschwunden. Die rund 200 Fahrgäste mußten fünf Stunden warten, bis eine Ersatzlok ankam.
Bahnbeamte vermuten, daß es sich bei dem Elefanten um die Mutter eines Jungtieres handelte, das eine Stunde zuvor an dieser Strecke von einer Lokomotive erfaßt und offenbar verletzt worden war.
BERLIN, 21. Februar (AP). Rund 5000 Menschen haben am Samstag in Berlin gegen den Krieg in Bosnien-Herzegowina demonstriert. Die Teilnehmer trugen Transparente, auf denen vor allem die Politik Serbiens als Völkermord verurteilt wurde. Der Protestzug stand unter dem Motto "Europa stirbt in Sarajewo".
Zu der Demonstration hatten mehr als 20 in- und ausländische Gruppen aufgerufen, darunter zahlreiche moslemische Organisationen. Über Lautsprecher wurde eine Erklärung der "Initiative gegen den Völkermord in Bosnien und Herzegowina" verlesen, in der eine verschärfte Durchsetzung des Embargos gegen Serbien gefordert wurde.
In München demonstrierten am Samstag rund 1300 Menschen gegen die serbische Aggression.
LONDON. Der Schriftsteller Salman Rushdie hat vom britischen Premierminister John Major persönliche Unterstützung im Kampf gegen die tödliche Bedrohung gefordert, der er seit dem Todesurteil des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeiny vor vierJahren ausgesetzt sei. In einem Interview der britischen Fernsehgesellschaft sagte Rushdie, daß ein Treffen mit Major eine symbolische Geste wäre. "Es ist wichtig, Iran zu zeigen, daß wir es ernst meinen. Nichts wäre besser, als wenn der Regierungschef neben mir steht und sagt: Wir werden unseren Bürger beschützen."
Der jetztige geistliche Führer Irans, Ayatollah Ali Khameiny, hatte in der vergangenen Woche die Gültigkeit des Todesurteils bekräftigt. Es wurde seinerzeit verhängt, weil Rushdies Buch "Satanische Verse" den Tatestand der Gotteslästerung erfüllt habe. Aus diplomatischen Kreisen Teherans verlautete unterdessen, daß "die einzige Lösung der Ablauf der Zeit" sei. Privat habe Staatspräsident Rafsandschani Großbritannien und anderen Ländern mitgeteilt, daß Rushdie kein Leid zugefügt werde; man solle die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. AP/dpa
LONDON, 21. Februar (dpa/Reuter/ AFP). Gefährlicher Zwischenfall auf einer Nordsee-Ölbohrinsel vor Schottland: Die Wohnplattform mit fast 500 Männern an Bord und die Ölinsel "Lomond" der US-Gesellschaft Amoco - beide mit Trossen und Brücken miteinander verbunden - drohten im Sturm zu kollidieren. Alle Verbindungen mußten gekappt werden. Hubschrauber evakuierten bis Sonntag nachmittag 433 Männer.
Laut Angaben von Amoco sollen nur 64 Arbeiter auf dem sogenannten "schwimmenden Hotel" bleiben, die dort gebraucht würden. Bergungsschiffe sollen die Plattform in einen norwegischen Hafen schleppen, wo sie repariert werden soll.
DAMASKUS, 21. Februar (AP/Reuter). Auf der dritten Etappe seiner Nahost- Mission hat US-Außenminister Warren Christopher am Wochenende Gespräche mit der syrischen Führung aufgenommen. Christopher, der aus Jordanien kam und nach Saudi-Arabien weiterreiste, traf am Sonntag in Damaskus zunächst mit seinem syrischen Kollegen Faruk el Scharaa und Präsident Hafiz el Assad zusammen. Danach sagte Christopher, er sei durch die Gespräche "ermutigt" worden. Syriens Präsident habe sich dafür ausgesprochen, die Nahost-Friedensgespräche so bald wie möglich wieder aufzunehmen. Der Friedensprozeß sei wichtiger als alle anderen Fragen.
Syriens Medien hatten zuvor gefordert, daß die USA in Israel intervenieren sollten, damit das Problem der Deportierten in Südlibanon gelöst werde. In einem Leitartikel des Regierungsorgans Al Thaura wurde es als sinnlos bezeichnet, die bilateralen Friedensgespräche mit Israel wiederaufzunehmen, wenn Jerusalem Frieden in der Region mit seiner starren Haltung verhindere.
Wesentliches Hindernis auf dem Weg zur Wiederaufnahme der Nahost-Konferenz blieb weiterhin das Schicksal der knapp 400 von Israel nach Südlibanon ausgewiesenen Palästinenser. Israel hatte die Araber im Dezember unter dem Vorwurf ausgewiesen, sie gehörten der fundamentalistischen Organisation Hamas an, die von Jerusalem für Terrorakte verantwortlich gemacht wird.
Vor dem Abflug aus der jordanischen Hauptstadt Amman hatte Christopher an Israel appelliert, Mittel und Wege zu finden, um eine größere Zahl der Abgeschobenen rasch nach Hause zurückkehren zu lassen. Dies könne geschehen, wenn Israel beginne, Fall für Fall zu prüfen. Mitglieder der Delegation Christophers erläuterten, mit einer Anhörung vor Zivilgerichten könnte die Rückführung beschleunigt werden. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin schloß indessen Zugeständnisse aus, die über seinen vorliegenden Kompromißvorschlag hinausgehen. Das israelische Angebot besteht darin, 101 der Ausgewiesenen sofort die Rückkehr in die besetzten Gebiete zu gestatten. Die übrigen 295 würden demnach bis Ende des Jahres wieder zu Hause sein. Außerdem wurde ihnen das Recht eingeräumt, vor Militärgerichten gegen die Ausweisung zu klagen.
Die Ausgewiesenen betonten am Sonntag, sie seien bereit, einen Zeitplan für ihre Heimkehr zu akzeptieren, wenn Israel die international abgesicherte Garantie abgebe, daß es künftig auf derartige Abschiebungen verzichte. Israel lehnt Sonderbeauftragten ab
JERUSALEM (AP/AFP). Ein israelischer Regierungssprecher hat sich gegen die Entsendung eines Sonderbeauftragten der Genfer UN-Menschenrechtskommission in die besetzten Gebiete gewandt. Israel werde dies völlig ignorieren, sagte Uri Dromi. In einer von der Kommission am Freitag verabschiedeten Resolution wird "die Besatzungsmacht Israel" aufgefordert, "auf jede Art von Menschenrechtsverletzungen in palästinensischen und anderen besetzten arabischen Gebieten zu verzichten". Die Entsendung des Beauftragten wurde gegen die Stimmen der USA, Rußlands und westeuropäischer Staaten beschlossen.
Ein einjähriges palästinensisches Baby wurde am Sonntag von israelischen Soldaten angeschossen. Von palästinensischer Seite hieß es, das Kind sei von einer verirrten Gummikugel am Auge getroffen worden, als die israelische Armee eine Demonstration in Nablus im israelisch besetzten Westjordanland auflöste. Das kleine Mädchen habe sich auf dem Arm seiner Mutter befunden, die über eine Straße in der Nähe des Demonstrationszuges gegangen sei.
Israelisches Militär erschoß am Freitag abend einen 17jährigen Palästinenser und verletzte einen zweiten möglicherweise lebensgefährlich, als sie das Flüchtlingslager von Tulkarem im besetzten Westjordanland durchsuchten.
Israelische Soldaten und mit ihnen verbündete Milizionäre der Südlibanesischen Armee beschossen am Sonntag morgen ein Dorf in Südlibanon mit Maschinengewehren. Wie die libanesische Polizei mitteilte, wurde dabei ein Zivilist verwundet. (Kommentar Seite 3)
DÜSSELDORF, 21. Februar (AP). Drei Jungen sind bei Moers ums Leben gekommen, als ein Nahverkehrszug auf offener Strecke in eine Gruppe von sieben jungen Leuten raste. Sie überquerten nachts den Bahndamm, weil sie einen Weg abkürzen wollten, wie Polizeisprecher Johannes Thißen am Samstag in Düsseldorf erklärte. Dabei wurden die drei im Alter von 14, 15 und 16 Jahren am Freitag um 21.59 Uhr vom Nahverkehrszug von Duisburg nach Moers erfaßt und getötet. "Der Zugführer hat die Jugendlichen zwar noch gesehen, konnte aber nicht mehr rechtzeitig anhalten."
Ein Bahnsprecher teilte mit, daß ein weiterer Jugendlicher mit Verletzungen und einem Schock im Krankenhaus liege. Der Zugführer habe ebenfalls einen Schock erlitten. Nach einem Pressebericht kamen die sieben Jungs von einer Tanzveranstaltung in einem Pfarrhaus. Die Abkürzung über die Schienen hätte ihnen 20 Minuten auf dem Weg nach Hause eingespart.
Die Jugendlichen haben den Zug laut Bahnsprecher möglicherweise schlecht hören könnnen, da es sich um einen sogenannten Wendezug handelte. Dabei ist die Lok nicht vorne am Zug, sondern schiebt hinten, und der Motorenlärm ist deshalb später zu hören, wie Bahnsprecher Norbert Klein sagte.
STENDAL/ERFURT, 21. Februar (AP). Im thüringischen Apolda haben am Wochenende rechtsradikale Jugendliche Asylbewerber mit Eisenstangen angegriffen. Diese wehrten sich. Der thüringischen Polizei zufolge konnten Polizeieinheiten den Überfall erst nach einer Stunde beenden. Ein Ausländer sei verletzt worden. In Klötze in Sachsen-Anhalt mußte die Polizei in der Nacht zum Sonntag eine Massenschlägerei zwischen rechten und linken Gruppen beenden. Laut Polizei bewarfen etwa 30 linke Jugendliche Autos mit Steinen. Daraufhin hätten rechte Jugendliche versucht, "das Problem selbst zu regeln", sagte ein Polizeisprecher in Stendal. 18 Personen der linken und acht der rechten Szene seien kontrolliert worden. Man habe Schreckschußpistolen, Klappmesser und andere Waffen sichergestellt. Die Kriminalpolizei ermittelt, da ein Sachschaden von rund 12 000 Mark entstanden sei.
WASHINGTON (dpa). In einer Umkehr von ihrer bisherigen Politik will die Weltbank künftig das Energiesparen in der Dritten Welt fördern. So sollen in Zukunft nur noch solche Projekte unterstützt werden, die den kostengünstigen Verkauf von Energie ohne Regierungssubventionen an die Verbraucher ermöglichen. Zugleich sollen die Entwicklungsländer mit alternativen Technologien wie Wind- und Solarkraft besser versorgt werden, kündigt die Bank an. Vor allem die Windenergie sei, wie Versuche gezeigt hätten, mit anderen Trägern fast konkurrenzfähig. Die neue Politik schließe die Unterstützung von Atomkraftwerken vermutlich aus, da die Nuklearenergie teuer sei, meint Bank-Experte Robert Saunders.
Gezielt gefördert werde dagegen die Erschließung der Erdgasvorräte in der Dritten Welt. Laut Saunders liegen in rund 50 Ländern ungenutzte Reserven von billigem und sauberem Erdgas, während zur gleichen Zeit Kohle und Öl importiert würden. In der Energiewirtschaft der Entwicklungsländer soll der Wettbewerb stimuliert werden, um den Übergang von der staatlichen zur privaten Versorgung zu ermöglichen. Nach Ansicht des Instituts ist die Dritte Welt bei der Anwendung von Energiespar-Methoden weiter hinter die Industrieländer zurückgefallen. Für verbesserte Fahrzeugmotoren oder neuartige Glühbirnen zum Beispiel gebe es dort keinen Markt.
Aller Anfang ist schwer. Für Nationalmannschaftskapitän Lothar Matthäus war es der typische Auftakt zu einer Rückrunde. Sein FC Bayern München tat sich beim 2:0 (1:0) über Bayer 05 Uerdingen sehr schwer, bleibt dennoch Spitzenreiter und hat endlich eines der schwierigen Heimspiele gegen einen Abstiegskandidaten in zwei Pluspunkte umgewandelt.
"Mir müssen mehr Gas geben, wenn wir vorn bleiben wollen. Mit der Leistung von heute können wir nächste Woche in Kaiserslautern nicht gewinnen. So habe ich mir Fußballspielen nicht vorgestellt", meinte Erich Ribbeck und fügte lakonisch hinzu: "Mit der Leistung haben wir uns der Kulisse angepaßt." Bei naßkaltem Wetter hatten nur 13 000 Zuschauer (Minusrekord in dieser Saison) den Weg ins Olympiastadion gefunden, die zwei sehenswerte Tore von Bruno Labbadia (25./67.) erlebten, aber sonst viel Leerlauf hinnehmen mußten.
Verständlich daher auch der Frust von Uerdingens Trainer Friedhelm Funkel. "Wir haben eine gute Chance vertan, in München einen Punkt zu holen. Wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren", meinte der Fußball-Lehrer, der in seiner Mannschaft allerdings vermißt, daß sie auch mal Tore schießt. Und da fand Funkel Unterstützung bei Matthäus. "Wenn die sich cleverer angestellt hätten, dann wäre sicherlich das 1:1 gefallen", meinte der Mittelfeldspieler, der vor allem in der zweiten Halbzeit Fehler im neuen Spielsystem der Bayern gesehen hat: "Da waren bei uns viele Unaufmerksamkeiten, die die Uerdinger zu Kontern eingeladen haben."
Dem System - nur noch ein statt zwei Manndecker - fiel erst einmal Mehmet Scholl gegen Markus Schupp zum Opfer; Oliver Kreuzer verzichtete wegen der Geburt seines Sohnes Niklas zugunsten von Markus Münch auf der linken Seite. Der Junioren-Nationalspieler nutzte seine Chance und gehörte zu den besten Bayern. Dagegen handelte sich auf der rechten Seite Brasiliens Nationalmannschaftskapitän Jorginho Schelte von Erich Ribbeck ein. Denn der gerade genesene Brasilianer ließ auf seiner Seite den Uerdingern erhebliche Freiheiten ange
München: Aumann - Thon - Helmer, Münch - Jorginho (82. Cerny), Schupp (53. Scholl), Wouters, Matthäus, Ziege - Wohlfarth, Labbadia.
Uerdingen: Dreher - Peschke - Paßlack, Posch - Gorlukowitsch, Bremser, Jüptner, Krümpelmann (82. Kühn), Kranz - Sassen (65. Bittengel), Laessig.
Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).
Tore: 1:0 Labbadia (25.), 2:0 Labbadia (66.).
Zuschauer: 13 000.
Gelbe Karten: - Posch.
Der umstrittene Platzverweis für Pavel Hapal war nicht nur spielentscheidend. Er sicherte vorerst Peter Neururers Arbeitsplatz. "Idiotisch, gegen elf hätten die nicht so gewonnen", schimpfte Bayer Leverkusens Manager Reiner Calmund nach der derben 1:3(0:1)-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken. Gar "lächerlich" fand selbst Saarbrückens Präsident Günther Schacht die gelb-rote Karte in der 35. Minute von Schiedsrichter Kiefer (Vellmar) für den tschechischen Nationalspieler wegen absichtlichen Handspiels. Neururer war's egal. Er machte aus seiner Erleichterung nach dem gelungenen Start in die zweite Saisonhälfte keinen Hehl: "Ich möchte nicht wissen, was mit mir passiert wäre, wenn wir verloren hätten."
Nach dem guten Vorrundenstart war Saarbrücken vor der Winterpause "eingebrochen", Neururers Hinauswurf nach dem verlorenen Heimspiel gegen Nürnberg (0:1) auf Spruchbändern im Ludwigspark gefordert. Am Samstag betonten mehrere Saarländer Profis, für die Weiterverpflichtung ihres Trainers beim Tabellenzwölften gekämpft zu haben.
Darüber hinaus will Saarbrückens Präsidium eine Reihe von Verträgen mit den Spielern möglichst schnell unter Dach und Fach bringen: Mit Libero Kostner, dem Torschützen Stickroth (70.) und Lange will Schacht in einer Woche einig sein. Wuttke will man ebenfalls halten, und Matthias Lust hat mit seinem ersten Bundesliga-Treffer (8.) wohl auch seinen Wert gesteigert. Den dritten Treffer steuerte Kristl (60.) bei.
Die Gäste trauerten zuvor schon einer leichtfertig vergebenen Riesenchance nach. Der sonst so sichere Strafstoß- Schütze Kree (17.) traf nicht mal aus elf Metern. Der umstrittene Platzverweis beendete das Leverkusener Aufbäumen, ehe es richtig begonnen hatte. Von Schiedsrichter Kiefer wurde die harte Entscheidung lapidar als der Regel entsprechend abgetan. Außer Thom (56.), der den Ausgleich zum 1:1 markierte, war nur Torwart Vollborn in der Nähe seiner Normalform. dpa
Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl - Lust, Kristl (73. Bürger), Wuttke, Lange, Zechel - Sawitschew (60. Stickroth), Wynalda.
Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer (73. Rydlewicz), Scholz, Lupescu, Hapal, Hoffmann - Thom, Kirsten.
Schiedsrichter: Kiefer (Vellmar).
Tore: 1:0 Lust (8.), 1:1 Thom (56.), 2:1 Kristl (61.), 3:1 Stickroth (70.).
Zuschauer: 14 000.
Gelb-Rote Karte: Hapal wegen absichtlichen Handspiels (34.).
Gelbe Karten: Kristl, Kostner - Foda, Fischer.
FRANKFURT A. M., 21. Februar (dpa/ AP/FR). Im ostdeutschen Tarifkampf hat die Industriegewerkschaft Metall am Wochenende härtere Töne angeschlagen, nachdem die Schlichtungsverhandlungen über die Angleichung der Löhne an das West-Niveau in vier der fünf Tarifbezirke gescheitert sind und die Arbeitgeber in Sachsen den Tarifvertrag in einem beispiellosen Schritt vorzeitig gekündigt haben. Mit dieser Kündigung will der Arbeitgeberverband Gesamtmetall nach Ansicht des Zweiten IG-Metall-Vorsitzenden, Klaus Zwickel, "das gesamte Tarifgefüge in Deutschland aushebeln" und seine schon lange verfolgte "Wende in der Tarifpolitik" erreichen. "Nur dieses prinzipielle Ziel erklärt, warum sich ein so wichtiger Arbeitgeberverband wie Gesamtmetall auf die Ebene von Winkeladvokaten begibt", sagte das für Tarifpolitik zuständige Vorstandsmitglied am Sonntag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. In dem Streit gehe es im Kern nur darum, ob ab 1. April ein Arbeiter statt 1900 Mark netto 200 oder 300 Mark mehr im Monat bekomme. Eine Verschlechterung des Vertrages würde die noch bestehenden Arbeitsplätze auch nicht sicherer machen.
Gesamtmetall provoziere einen "sozialen Schlüsselkonflikt", in dem erheblicher Sprengstoff für die Demokratie liege. Die Beschäftigten in Ostdeutschland hätten nach Jahrzehnten der Diktatur gehofft, in einem Rechtsstaat geschützt zu sein. "Jetzt erleben sie, wie Recht zur ökonomischen Machtfrage wird", sagte Zwickel.
Eine "Springflut gewerkschaftlichen Aufstands" kündigte in Rostock der Bezirksleiter Frank Teichmüller an, falls die Arbeitgeber auch in Mecklenburg-Vorpommern den Vertrag kündigen sollten. Dort läuft am heutigen Montag ein letzter Schlichtungsversuch. Der Vertrag sieht die Anhebung der Ost-Löhne von 72 auf 80 Prozent des West-Niveaus vor, was eine Erhöhung um 26 Prozent bedeutet. Die Arbeitgeber wollen nur neun Prozent Inflationausgleich oder weniger zahlen. Vor 5000 Demonstranten nannte Teichmüller die Arbeitgeber "Seelenverkäufer der Tarifautonomie". Die IG Metall in Thüringen warf den Arbeitgebern vor, sie hätten in der Schlichtung mit der Selbstauflösung ihres Verbandes gedroht, um sich so ihren Verpflichtungen entziehen zu können.Der Schlichter in Thüringen, der frühere Frankfurter Oberbürgermeister Rudi Arndt (SPD), sagte im Hessischen Rundfunk, die von den Arbeitgebern benannten Schlichter hätten offensichtlich "höhere Weisung" gehabt, die Schlichtung scheitern zu lassen. Der Schlichter für Berlin-Brandenburg, der früherer Berliner Oberbürgermeister Dietrich Stobbe (SPD) wies im Rundfunk - ebenso wie Arndt - darauf hin, daß die Arbeitgeber nicht belegt hätten, welche Betriebe den Tarifsprung nicht verkraften könnten.
Der Schlichter in der sächsischen Metallindustrie, der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel, forderte die Tarifparteien zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Ein Streik würde den Aufbau in Ostdeutschland "enorm zurückwerfen", sagte er dem Mitteldeutschen Rundfunk.
Für kurzsichtig hält der Tübringer Arbeitsrechtler Eduard Picker die Kalkulation der Arbeitgeber, ein Rechtsstreit über die Rechtmäßigkeit der Vertragskündigung könne bis zu drei Jahren dauern. Bereits in erster Instanz könne das Arbeitsgericht mit einer Einstweiligen Verfügung den Arbeitgeberverband zur Tarifanhebung verpflichten, und "die Höhe liegt im Ermessen der Richter", sagte er in einem Interview. Skeptisch bewertet auch der Arbeitsrechtler Bernd Rüthers die Erfolgsaussichten der Arbeitgeber vor Gericht. Die Arbeitgeber müßten im Einzelfall eine wirtschaftliche Notlage nachweisen, die mit einer 26prozentigen Lohnerhöhung entstehe, sagte er der Zeitung Die Welt. "Dann bekommen die Firmen gläserne Taschen." Darüber hinaus müsse das Gericht auch die genauen Lebensumstände der Arbeitnehmer im betroffenen Tarifgebiet und den Tarifvertragstext würdigen.
(Siehe auch "Im Wortlaut", Seite 4)
VOLLEYBALL EUROPACUP der Pokalsieger, Frauen, Finale: CJD Berlin - BZBK Baku 3:1 (15:9, 13:15, 15:8, 15:6).
BUNDESLIGA, Männer, 18. Spieltag: TV Düren - ASV Dachau 1:3 (15:13, 9:15, 9:15, 8:15), TuS Kriftel - VfB Friedrichshafen 2:3 (15:8, 8:15, 15:17, 15:11, 14:16), SV Bayer Wuppertal - SCC Berlin 1:3 (15:13, 14:16, 6:15, 11:15), Moerser SC - VC Hamburg 3:0 (15:11, 15:5, 15:9). Die Tabelle:
BUNDESLIGA, Frauen: VfL Oythe Vechta - VC Straubing 3:1 (10:15, 15:6, 15:9, 15:7), VG Alstertal-Harksheide - Bayer Leverkusen 3:1 (15:9, 15:2, 11:15, 15:7), Schweriner SC - SG Rupenhorn 3:0 (15:2, 15:0, 15:3), TSG Tübingen - CJD Feuerbach 2:3 (8:15, 15:8, 9:15, 15:13, 10:15), VC Schwerte - Bayern Lohhof 1:3 (11:15, 8:15, 15:13, 11:15).
EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Frauen, Endrunde in Perguia/Italien: Freitag: CJD Berlin - BZBK Baku/Aserbaidschan 3:0 (15:13, 15:11, 15:8); Samstag: CJD Berlin - US Sirio Perguia 3:0 (15:6, 15:6, 15:11); Damit im Finale: CJD Berlin - BZBK Baku/Aserbaidschan.
2. BUNDESLIGA SÜD, Frauen: DJK Karbach - TV Dingolfing 2:3, SC Leipzig - Ettlinger SV 3:0, TV Fechingen - TG Rüsselsheim 3:0, TSV Schmiden - TV Creglingen 3:2.
2. BUNDESLIGA SÜD, Männer: SV Schwaig - FTM Schwabing 0:3, USV TU Dresden- VBC Ludwigshafen 1:3, SSG Etzbach - SV Lohhof 1:3, USC Gießen - SV Lohhof 0:3, USV TU Dresden - Eintr. Mending 1:3, Internat Höchst - USC Gießen 1:3.
OBERLIGA, Männer: Eintracht Frankfurt II - VC Dornheim 0:3, Eintracht Frankfurt II - TSV Trebur 1:3, Orplid Darmstadt II - VC Ober-Roden 3:1, Orplid Darmstadt II - DSW 12 Darmstadt 2:3, TGV Schotten - TV Babenhausen 3:1, TGV Schotten - TG Wehlheiden 3:1 .
OBERLIGA, Frauen: 1. VC Wiesbaden II - TSV Spangenberg 3:2, 1. VC Wiesbaden - TSG Wilhelmshöhe 1:3, TS Bischofsheim - Eintracht Frankfurt 3:1, TS Bischofsheim - TV Wächtersbach 0:3.
TOULOUSE, 21. Februar (dpa). Ein mutmaßliches Führungsmitglied der baskischen Terrororganisation ETA ist am Wochenende im südfranzösischen Toulouse festgenommen worden. Die spanischen Behörden werfen Rafael Caride Simon vor, er habe 1987 das "Kommando Barcelona" geleitet.
Damals kamen bei einem Attentat auf einen Supermarkt in der katalanischen Metropole 23 Menschen ums Leben. Simon sei in einer Bar im Zentrum der südfranzösischen Stadt Toulouse festgenommen worden, verlautete aus Polizeikreisen.VW lieh Gerhard Schröder "Öko-Golf" als Testwagen
HANNOVER, 21. Februar (dpa). Der Automobilhersteller Volkswagen hat dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) zur privaten und dienstlichen Nutzung einen sogenannten Öko-Golf zur Verfügung gestellt. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye bestätigte am Sonntag einen Bericht der Bild am Sonntag, wonach Schröder das Auto monatelang gefahren hat. Schröder habe bereits vor rund einem Jahr Finanzminister Hinrich Swieter (SPD) angewiesen, den "geldwerten Vorteil" aus der Nutzung auf seine Ministerpräsidenten- Bezüge anzurechnen und entsprechend zu versteuern. Über die Höhe der Abzüge konnte er keine Angaben machen. Außerdem, so Heye, habe der Ministerpräsident als Mitglied des VW-Aufsichtsrats das Recht, Produkte des Wolfsburger Fahrzeugherstellers zu testen.
Das Bundesliga-Comeback wurde für Matthias Sammer zum Triumph. Der 25 Jahre alte Nationalspieler war bei Borussia Dortmund der "Mann des Tages". Beim hart erkämpften 1:0 (0:0)-Sieg im Ruhr-Derby gegen den VfL Bochum sorgte der Sachse mit einem eher außergewöhnlichen Freistoß-Tor das umjubelte Happy-End.
"Wenn man in meiner Lage steckt, lastet ein Riesendruck auf einem, der fast erdrückend scheint. So ein Tor macht natürlich sehr zufrieden", meinte Sammer nach dem Abpfiff freudestrahlend und erleichtert. Acht Monate nach seinem letzten Spiel für den VfB Stuttgart, als er beim Meisterstück in Leverkusen vom Platz verwiesen wurde, und einen Monat nach dem Rück-Transfer von Inter Mailand für die Rekordsumme von 8,5 Millionen Mark meldete sich Sammer - auch in spielerischer Hinsicht - als starker und umsichtiger Mann in der Bundesliga zurück.
"Die Belastung für ihn war ziemlich groß, weil er nicht wußte, wie er von den Fans nach den Schlagzeilen über den Transfer empfangen werden würde. Das Spiel gegen Mailand am Dienstag war ja nur ein Test", erklärte Dortmunds Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem erfolgreichen Spiel.
"Gott sei Dank haben sich die Leute nicht beeindrucken lassen über einige negative Berichte, ich wäre ein Geldhai. Ich habe mich nach dem Abpfiff bei ihnen bedankt, daß sie mich so unterstützt haben. Die Ablöse ist wirklich eine Wahnsinnssumme, für die ich nichts kann. Das Gehalt bekomme ich nicht in den Dimensionen wie es beschrieben wurde, aber es ist immer noch sehr viel. Die wirtschaftlich schwierige Situation der Leute geht auch an uns nichts spurlos vorüber, sondern ist ein Thema auch innerhalb der Mannschaft", berichtete Sammer, der immer wieder betonte, nicht er, sondern die Mannschaft habe die beiden für die Jagd auf den FC Bayern so wichtige Punkte gewonnen. Doch vor über 41 000 Zuschauern im Westfalenstadion war es seine Einzelleistung aus der 78. Minute, die den Sieg brachte.
"Hier, genau zwischen Spitze und Spann, habe ich den Ball getroffen. Diesen Spezialschuß konnte in der DDR der Joachim Streich am besten", beschrieb Sammer seinen Schuß, den er von Kindesbeinen an mit Vater Klaus, dem jetzigen Trainer von Dynamo Dresden, geübt hat, und den offensichtlich etwas unaufmerksamen Bochumer Torwart Ralf Zumdick wie einen Anfänger aussehen ließ.
Vor Freude über seinen Treffer sprang Sammer seinem Trainer Hitzfeld in die Arme. "Er hat immer für mich den Bukkel hingehalten und mich verteidigt, als es Kritik an dem Transfer gab", sagte Sammer. Manager Michael Meier freute sich ebenfalls wie ein Schneekönig: "Natürlich dauert es noch eine Weile, bis er komplett integriert ist. Aber der erste Eindruck ist der wichtigste. Ich freue mich für den Jungen."
Während die Dortmunder selbstkritisch einräumten, im Derby keine souveräne Leistung geboten zu haben, haderten die Bochumer mit dem Schicksal. "Mill hat mir bei dem Tor die Sicht verdeckt", meinte Torwart-"Oldie" Ralf Zumdick, der viele gute Szenen hatte, aber - wie so oft - wieder einmal einen folgenschweren Patzer produzierte.
"Das war wieder bitter. Wir haben gut gespielt, aber unsere Chancen nicht genutzt", kommentierte Trainer Jürgen Gelsdorf. In die gleiche Kerbe schlug auch Sammer: "Ich habe immer gelesen, die Italiener hätten die stärkste Liga der Welt, aber wenn man den Tabellenletzten Bochum erlebt hat, kann man nur sagen: Hut ab! Die waren von der Taktik her sehr stark. Und das ist kein Gesülze, sondern meine ehrliche Meinung."
Der VfL Bochum, der schon 15 Spiele ohne Sieg ist und überhaupt erst einmal in dieser Saison gewonnen hat, beklagte zudem den Ausfall von Olaf Dressel, der sich in der 43. Minute bei einem Zweikampf mit Rene Tretschok einen Wadenbeinbruch zuzog und für einige Zeit aus Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Rummenigge (79. Kutowski), Tretschok - Povlsen (65. Mill), Chapuisat. Bochum: Zumdick - Herrmann - Heinemann, Reekers - Dressel (43. Wosz), Rzehaczek (78. Moutas), Christians, Kempe, Bonan - Aden, Wegmann.
Schiedsrichter: Dardenne (Mechernich).
Tor: 1:0 Sammer (72.).
Zuschauer: 41 730.
Gelbe Karten: Zorc, Rummenigge - Wegmann, Heinemann, Wosz, Reekers.
BARCELONA (dpa). Läge im Zentrum nicht der einem südländischen Marktplatz nachempfundene Pausenhof mit Bänken, schattenspendenden Pergolen und einem Brunnen, so käme der Besucher der nagelneuen Seat-Montagefabrik in Martorell bei Barcelona nicht auf die Idee, daß es sich um ein Werk in Spanien handelt. Denn vieles an dem Komplex, der am Montag von König Juan Carlos eingeweiht wurde, ist eher von fernöstlicher Autobau-Kultur beeinflußt. Japan stand Pate bei der neuen Arbeitsorganisation, für die der von Nissan in Großbritannien abgeworbene technische Direktor Clive Griffiths verantwortlich ist. In langer Überzeugungsarbeit, besonders bei den Gewerkschaften, brach er Hierarchien auf und organisierte die Arbeit in Teams von je 18 bis 25 Mann.
Nach japanischem Vorbild ist auch der Produktionsablauf konzipiert. Der eigene Fertigungsanteil macht nur rund 30 Prozent aus. Der Großteil wird angeliefert. Für diese "Just-in-Time"-Produktion steht in 2,5 Kilometer Entfernung ein Zulieferzentrum mit 15 Firmen zur Verfügung, die 30 verschiedene Komponenten liefern und über einen Datenverbund ständig wissen, was gerade benötigt wird. Ein ins Werk integriertes Zentrum koordiniert die Zusammenarbeit mit den insgesamt 400 Zulieferern.
Natürlich hat auch die deutsche Mutter VW ihren Stempel aufgedrückt. Das zeigt sich unter anderem am Umweltschutz, der allein 20 Prozent der Investitionssumme von 245 Milliarden Peseten (3,4 Milliarden Mark) verschlungen hat. Eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, Abgasreinigung und der Einsatz umweltfreundlicher Farben in der Lackiererei sind nur einige Beispiele.
Die Kapazität ist auf 1500 Autos täglich ausgelegt. Die Endstufe mit 6000 Beschäftigten soll Ende 1993 erreicht sein.
MÜNCHEN, 21. Februar (dpa). Der bayerische Innenminister und CSU-Vize Edmund Stoiber hat der Schwesterpartei CDU vorgeworfen, den "Gegner von rechts" zu lange verkannt zu haben. "Es ist eine Schlüsselfrage für die CDU, wie sie auf Dauer rechte Wähler wieder binden kann", sagte Stoiber am Wochenende in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Um die rechtsradikalen "Republikaner" sowohl in Bonn als auch in München aus den Parlamenten zu halten, müsse die Union "harte" Themen wie innere Sicherheit, organisierte Kriminalität und unkontrollierte Zuwanderung entschiedener angehen. "Allein kann die CSU das nicht schaffen." Weiter sagte er: "Wir müssen den Menschen klarmachen, daß das eine Hetzerpartei, eine Anklägerpartei ist." Eine Koalition mit "Republikaner"-Chef Franz Schönhuber lehnt er entschieden ab: "Das wäre der Anfang vom Ende der CSU als einer breiten Volkspartei."
BANDUNG, 21. Februar (dpa/FR). Mit einem Appell zur sofortigen weltweiten Zusammenarbeit bei der Rettung der Wälder der Erde ist am Wochenende in der indonesischen Stadt Bandung eine internationale Waldkonferenz zu Ende gegangen. Rund 350 Kongreßteilnehmer, darunter hundert Forstwissenschaftler aus 35 Staaten, riefen UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali auf, eine unabhängige Expertenkommission einzusetzen. Sie soll gemäß den Beschlüssen des Umweltgipfels in Rio de Janeiro vom Juni 1992 eine weltweit verbindliche Waldkonvention ausarbeiten.
Hintergrund der Forderung sind der radikale Kahlschlag tropischer Regenwälder samt Brandrodungen, die den Treibhauseffekt verstärken, und das Waldsterben durch sauren Regen im Norden. Die Expertenkommission soll vorschlagen, wie die "grüne Lunge" der Erde durch großräumige Schutzgebiete und eine naturverträgliche Bewirtschaftung bewahrt werden kann. "Wir müssen allen Streit beilegen und aufhören, mit dem Finger auf den anderen zu zeigen", sagte Konferenzleiter Otto Soemarwoto vom Ökologieinstitut der Universität in Bandung. "Bei der Waldzerstörung haben wir uns alle schuldig gemacht." Der Nord- Süd-Konflikt über die Nutzung der Wälder müsse angesichts der Gefahren aufhören und in Partnerschaft münden.
Ohne es ausdrücklich zu benennen, wird in der Resolution auch ein Kapital- Transfer von Nord nach Süd zur Bewahrung der Wälder verlangt. Ein gerechter internationaler Handel ohne Zollschranken müsse die nationalen Möglichkeiten verbessern, damit die Länder der Dritten Welt stärker in die Waldwirtschaft und den Naturschutz investieren könnten.
Als Vorreiter für die Tropenholz-Exporteure der Dritten Welt haben Indonesien und Malaysia massiv gegen die Diskriminierung von Tropenholzimporten in den Industrieländern Front gemacht. Besonders umstrittene Harthölzer wie Teak, Mahagoni und Meranti stammten aus naturverträglicher Waldnutzung. Ohne Waldnutzung sei es der Dritten Welt nicht möglich, ihre Lage zu verbessern. Auch die Wälder der Nordhalbkugel müßten in einen neuen oder ausgeweiteten Vertrag aufgenommen werden.
Umweltgruppen kritisierten, daß an der "Welt-Wald-Konferenz", wie sie von indonesischer Seite genannt wurde, weder Vertreter der Umweltverbände noch Angehörige der von Waldproblemen besonders abhängigen lokalen Bevölkerung beteiligt wurden. "Da ist keine Partnerschaft und Kooperation zu sehen", sagte Ian Fry von Greenpeace Australien angesichts der staatlich dominierten indonesischen Forstwirtschaft.
Auch William Leverett, der in Hongkong die US-Umweltgruppe Friends of Earth vertritt, vermißte die Teilnahme der Einheimischen, obwohl "die aktive Teilnahme aller gesellschaftlichen Gruppen" als Konferenzziel gefordert worden war. Zwar habe die Konferenz einen ermutigenden Austausch wissenschaftlicher Ansichten gebracht, das Treffen sei aber zu stark von Problemen der Holzproduktion bestimmt gewesen.
Die Umweltorganisation Robin Wood nannte das Konferenzziel "verfehlt". Beiträge kritischer Wissenschaftler zur Beteiligung der Bevölkerung im Forstsektor seien abgelehnt worden. Das verwundere um so mehr, als Indonesien "phantastische Forstmanagement-Systeme" der lokalen Bevölkerung aufweise.
In den vergangenen 180 Jahren ist die Waldfläche der Erde um ein Fünftel auf 29 Millionen Quadratkilometer geschrumpft. Die höchsten Verluste unter den 87 Tropenländern verbuchten in den letzten zehn Jahren Westafrika mit mehr als 21 Prozent, Mittelamerika mit 18, Südostasien mit mehr als 16 und Indonesien mit über elf Prozent. Im Norden blieb der Waldbestand dagegen weitgehend stabil.
SANTIAGO DE CHILE, 21. Februar (dpa). Deutschland und Chile wollen ihre militärische Zusammenarbeit vertiefen. Das vereinbarte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Wochenende mit seinem chilenischen Amtskollegen Patricio Royas Saavedra in Santiago de Chile. Nach seinen Gesprächen besichtigte Rühe Truppen im Süden Chiles. Mit Rühe war erstmals ein deutscher Verteidigungsminister nach Chile gekommen.
Die Bundeswehr will der chilenischen Armee vor allem bei der Integration in die demokratische Gesellschaft helfen, wie Rühe sagte. An der Führungsakademie in Hamburg sollen verstärkt chilenische Offiziere ausgebildet werden.
Rühe betonte vor Journalisten, die Demokratie sei jetzt in Chile "fest etabliert". Für die Streitkräfte gelte es nun, das Prinzip vom "Staatsbürger in Uniform" einzuführen. Es wurde unter anderem verabredet, daß der Leiter der Führungsakademie und andere hohe Offiziere der deutschen Streitkräfte nach Chile reisen werden, um zu Beratungen und Hilfen zur Verfügung zu stehen.
Rühe betonte, bei seinen Gesprächen hätten das Thema des früheren Diktators Augusto Pinochet und des früheren DDR- Staatschefs Erich Honecker "überhaupt keine Rolle gespielt". Honecker lebt seit dem 15. Januar bei seiner Tochter in Santiago de Chile. Sein Domizil wird von Journalisten mit Fotoapparaten und Kameras nicht aus den Augen gelassen. Ein Fernsehteam drang sogar mit dem Teleobjektiv bis in das Badezimmer der Honeckers vor. Das Ehepaar bemühte daraufhin Gerichte wegen Verletzung der Privatsphäre. Die Klage wurde aber abgewiesen.
Ein chilenischer Journalist sagte am Wochenende: "Wir lauern für den Fall, daß etwas passiert. Die Welt ist halt immer noch an ihm interessiert. Das kann man nicht ignorieren. Vielleicht habe ich schon morgen meine Schlagzeile."
WIEN, 21. Februar (dpa). Ein massiver Wintereinbruch in Westösterreich hat den Verkehr am Wochenende nahezu völlig zum Erliegen gebracht. Allein am Samstag standen die Fahrzeuge auf einer Gesamtlänge von 200 Kilometern im Stau. Auch am Sonntag hielten die Schneefälle an.
Im Bundesland Tirol war nach Auskunft des Touringclubs ÖAMTC Winterausrüstung unbedingt erforderlich. Auf den höher gelegenen Bergstraßen wie am Arlberg, im Lechtal und auf der Silvretta wurden Schneeketten benötigt. Betroffen waren auch die Bundesländer Vorarlberg, Salzburg und Steiermark.
Glück hatten die Insassen von zwei voll besetzten Reisebussen auf der Arlberg- Schnellstraße bei Landeck in Tirol. Auf der schneeglatten Fahrbahn war am Samstag gegen vier Uhr der Fahrer eines mit Sommerreifen ausgerüsteten britischen Busses wegen überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern geraten und gegen einen entgegekommenden Bus aus Baden-Württemberg geprallt. Zehn Businsassen wurden leicht verletzt.
HAMBURG (dpa). Einen EG-weiten Abbau von Beihilfen für die angeschlagene Stahlindustrie fordern Vertreter der Branche. "In vielen Ländern werden marode Firmen mit Subventionen gestärkt, bei anderen werden durch einen Vergleich die Uhren wieder auf Null gestellt. Weil die Grenzanbieter nicht ausscheiden, befindet sich die gesamte Stahlindustrie in einem Dilemma", betont Krupp- Chef Gerhard Cromme im Spiegel. Zugleich verlangt er finanzielle Unterstützung aus Bonn und Brüssel, um Stellen ohne Entlassungen abbauen zu können.
Zur Lösung der Krise lehnt auch der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WVS), Ruprecht Vondran, planwirtschaftliche Schritte ab. "Es besteht die Chance, es besser zu machen, wenn wir die unternehmerischen Selbstheilungskräfte mobilisieren", meint er. Eine Marktwirtschaft pur reiche jedoch auch in Zukunft nicht aus, "weil im kritischen Fall die Regierungen dann doch Subventionen gewähren". Vor allem in Italien und Spanien werde stark subventioniert.
Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) plädiert für die Erhaltung der Stahlstandorte Eisenhüttenstadt, Eberswalde/Finow, Brandenburg, Hennigsdorf und Oranienburg. Die von der deutschen Stahlindustrie geplante Stillegung von Betrieben hätte verheerende Folgen über die Regionen hinaus.
Das Lehrstück mit drei Siegen und einer Niederlage der deutschen Handball- Nationalmannschaft innerhalb von 96 Stunden zwischen dem Polarkreis in Norwegen und den österreichischen Alpen hatte weltmeisterschaftswürdiges Format. "Wir sind einen Schritt vorangekommen und können die Feinarbeit bis zur WM auf den Punkt bringen. Wenn nicht ein Erdbeben passiert, bleibt der 16er- Kader so zusammen", zog Bundestrainer Armin Emrich nach dem richtungsweisenden Belastungstest der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) mit vier Tests von Donnerstag bis Sonntag gegen die WM-Mitkonkurrenten Norwegen (22:24 in Bodö/21:17 in Oslo) und Österreich (18:17 in Wangen/22:21 in Dornbirn) Bilanz.
Der Streß in der "Trimmphase", die noch um ein Turnier in Valladolid gegen Gastgeber Spanien, Weißrußland sowie Algerien (25. bis 28. Februar) und am 3. März in Göppingen gegen die Schweiz ergänzt wird, war so recht nach dem Geschmack des Studiendirektors Emrich: "Wir haben den Ernstfall simuliert." Die WM beginnt für das DHB-Team am 10. März in Malmö mit den Vorrundenspielen gegen Dänemark, Südkorea und Rußland.
Zeitarbeiter Emrich, dessen Vertrag als Bundestrainer Ende Mai ausläuft, wehrt sich gegen jede Kritik an der Intensität des Programms: "Die Spieler haben sich dem Leistungssport verschrieben und einen Lernprozeß mit allen positiven und negativen Facetten hinter sich, der mehr zählt als jedes nackte Ergebnis." Die Moral des Teams gibt dem 41jährigen recht, der keine Entschuldigung für die instabile Formkurve gelten läßt. Wer sich wie gegen Norwegen vor einem enthusiastischen Publikum behauptet und sogar mit zehn Toren im zweiten Match führt, habe Substanz für mehr.
Das zeigte sich auch gegen Österreich, als das Team beim 18:17 in Wangen innerhalb der letzten drei Minuten ein 15:17 und beim 22:21 in Dornbirn den 11:14-Pausenrückstand noch wettmachte.
"Deutschland muß sich von Platz zehn bei Olympia vorarbeiten. Dafür brauchen wir Jahre", beugte Emrich allen Spekulanten vor, die sich mehr als den als Minimum für die WM 1995 erforderlichen Qualifikations-Platz acht in Schweden erhoffen. Ohne das Leutershausener Stamm-Duo Kunze (Muskelfaserriß) und Löhr (Fieber), aber mit den noch gehandicapten Mudrow (Lemgo) und Hartz (Niederwürzbach) gegen Österreich blieb die um die kurzfristig nachnomierten Fuhrig, Lakenmacher und Schilling komplettierte Auswahl den Nachweis spielerischer Dominanz schuldig. Die Schwankungen in Konzentration und Effektivität waren eher ein Beweis der Unreife und typisch für die durchschnittlich 24jährigen, die nicht mehr als 45 Länderspiele im Schnitt haben.
Die hohe Belastung des 16köpfigen Kaders brachte noch einmal wichtige Aufschlüsse. Der 33jährige Senior, Kapitän und "Leitwolf" Andreas Thiel und Jan Holpert (Milbertshofen) lieferten im Tor gute Leistungen ab. Im Rückraum hat sich der Wallauer Fuhrig als Alternative zu den Regisseuren Mudrow und Nagel (Leutershausen) trotz der knappen Einspielzeit durchgesetzt. Das gilt auch für Lakenmacher als Nummer zwei hinter Baruth auf Linksaußen. Am Kreis empfahl sich hinter Schwarzer (Niederwürzbach) wieder Petersen (Gummersbach). Im Rückraum fehlen zum Lemgoer Zerbe die Alternativen. Der zu ungestüme Kohlhaas (Dormagen) konnte sich nicht für die erste Sieben mit Thiel, Baruth, Hartz, Fuhrig, Zerbe, Roos (Löhr) und Schwarzer aufdrängen. dpa
Österreich: Humenberger, Möstl; Ascherbauer (3), Caras (3), Dittert (2), Felsenstein, Frimmel (1), Gangel (2), Stefan Higatzberger, Wolfgang Hingatzberger, Kaschütz, Gibus, Mahne (1), Wuchterl (5/4), Ripper.
Deutschland: Thiel, Holpert; Fuhrig, Lakenmacher, Kohlhaas (2), Mudrow (1), Schwarzer (2), Petersen (1), Zerbe (6), Nagel, Schilling, Hartz (3), Baruth (1), Roos (2/1).
Schiedsrichter: Sousa/Aires (Portugal).
Zuschauer: 750. Österreich - Deutschland 21:22 (14:11)
Österreich: Humenberger, Möstl; Ascherbauer, Caras (3), Dittert (6/2), Felsenstein, Frimmel (1), Gangel, Stefan Higatzberger (3), Wolfgang Higatzberger (3), Kaschütz (1), Gibus, Mahne (2), Wuchterl (2/2), Ripper.
Deutschland: Thiel, Kürbis; Fuhrig (1), Lakenmacher, Kohlhaas (2), Mudrow (1), Schwarzer (2), Petersen, Zerbe (5), Nagel, Schilling, Hartz, Baruth (4), Roos (7/4).
Schiedsrichter: Sousa/Aires (Portugal)
Zuschauer: 500.
Alle drei deutschen Teams nutzten ihren Heimvorteil in den Viertelfinal-Hinspielen im Handball-Europapokal der Frauen zu Siegen. Gute Polster für die Rückspiele in einer Woche verschafften sich TuS Walle Bremen mit 19:12 (13:6) über den dänischen Titelträger GUG Gudme und der BFV Frankfurt/Oder mit einem 30:23 (11:15)-Sieg im IHF-Cup über den norwegischen Gast Gjerpen IF Skien. In diesem Wettbewerb muß ausgerechnet Pokalverteidiger SC Leipzig bangen, denn in einer Neuauflage des Vorjahrsfinales gelang gegen Tempo Partizanske aus der Slowakei nur ein 25:22 (16:8)-Erfolg.
Bremen vergab ein dickeres Polster, denn nach einem 19:7-Vorsprung (42.) gelang kein Tor mehr. Die Gäste kamen in der Endphase in Überzahl, zeitweise mit sechs gegen vier Bremerinnen, zur Resultats-Kosmetik. "Meine Spielerinnen sind konditionell eingebrochen, waren platt", sagte der neue Trainer Wolfgang Theis. Er ließ die Stammformation durchspielen, konnte sich auch in dieser Schwächephase nicht dazu entschließen, eine frische Spielerin zu bringen.
In Leipzig und Frankfurt gab es "verrückte" Spiele mit unterschiedlichen Halbzeiten: Der Pokalverteidiger drehte 20 Minuten groß auf, führte 13:2, ehe sich viele Fehler einschlichen und der komfortable Vorsprung beim 21:19 (53.) verspielt war. "Nach der Pause war kein System und keine Ordnung mehr zu erkennen", war Coach Lothar Doering sauer. Er glaubt an ein Weiterkommen, setzt auf die Steigerungsfähigkeit seines Teams, wenn es unter Druck gerät. Im Vorjahr hatte Leipzig zu Hause 28:18 gewonnen und auswärts 24:19.
Frankfurt/Oder lieferte eine großartige zweite Halbzeit, verwandelte ein 11:15 zur Pause noch in ein Sieben-Tore-Plus. Die BFV-Frauen kamen wie ausgewechselt aus der Kabine und boten eine sensationelle Aufholjagd. Nach dem 17:17 (39.) steckten sie auch einen erneuten 17:19- Rückstand (42.) weg und holten den klaren Erfolg über die Zwischenstation von 23:19 (50.) heraus. Manuela Fiedel (10/5) "neutralisierte" die für Skien spielende Polin Mirella Mirzejewska (9).
Im nationalen Pokal sind in der dritten Runde mit dem Berliner TSC (16:19-Niederlage beim drittklassigen Oldenburg i. H.) sowie in Bundesliga-Duellen der VfL Sindelfingen (19:24 beim Buxtehuder SV) und TuS Eintracht Minden (20:24 zu Hause gegen TV 05 Mainzlar) drei weitere Teams der höchsten Spielklasse ausgeschieden. Bereits eine Runde zuvor hatte es das Aus für den SC Magdeburg gegeben. dpa
Der westfälische Wasserball-Bundeligist Hohenlimburger SV hat elf Tage nach dem 11:14 in eigener Halle am Samstag auch das zweite Endspiel um den 19. Europacup der Pokalsieger im Wasserball bei Libertas Nuoto Pescara mit 9:12 (2:3, 2:4, 2:2, 3:3) verloren. Damit sicherten sich die Italiener bereits zum dritten Mal einen Europapokal.
Für Hohenlimburg war der Sprung in das Finale im ersten Jahr der Europapokal-Teilnahme ein bemerkenswerter Erfolg. Die Niederlagen mit jeweils drei Toren Unterschied gegen die Profis der italienischen Liga waren keine Blamage. Vor 1700 Zuschauern warfen Jörg Dresel (3), Voker Reiling und Torsten Dresel (je zwei) sowie das Brüderpaar Jörg und Dirk Schmidt die Tore für Hohenlimburg. Kurz vor Spielbeginn mußte Trainer Rainer Becker, der lediglich das schwache Überzahlspiel seiner Mannschaft zu beklagen hatte, den grippekranken Stammtorwart Frank Lindemann durch den freilich so gut wie gleichwertigen Arnd Bekker ersetzen. dpa
Mannschafts-Olympiasiegerin Monica Theodorescu war die überragende Dressur-Reiterin bei der Weltcup-Qualifikation in Neumünster. Mit dem 15jährigen Rapphengst Ganimedes verbesserte sie bei der mit 22 000 Mark dotierten Kür- Dressur am Sonntag mit 81,01 Punkten die seit vier Jahren gültige Bestmarke der Französin Margit Otto-Crepin (79,40). Nicole Uphoff (Warendorf) kam mit Grand Gilbert (75,77) auf Platz zwei. Die Olympiasiegerin hat nach dieser Niederlage nur noch theoretische Chancen, sich für das Weltcup-Finale vom 25. bis 28. März im niederländischen s'Hertogenbosch zu qualifizieren. dpa
BERLIN. Der Wolfgang-Staudte-Preis 1993 ist dem amerikanischen Regisseur Nick Gomez für seinen Erstlingsfilm "Laws of Gravity" (Gesetze der Schwerkraft) verliehen worden. Er lief im Forum des Jungen Films während der Berlinale. Ihre Entscheidung für Gomez begründete die Jury damit, daß er die dynamische Energie des Geistes des "Jungen Films" am besten dargestellt habe.
Die nach dem deutschen Regisseur Wolfgang Staudte (1906-1984) benannte Auszeichnung der Berliner Pressestiftung "Tagesspiegel" ist mit 20 000 Mark dotiert. dpa
DRESDEN. Die Sowjetunion und die DDR haben nach Ansicht des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow "große soziale Illusionen durchlebt, die an religiösen Fanatismus grenzten". Die Menschen dürften sich nicht mehr in Haß entfremden, sagte Aitmatow am Sonntag im Dresdner Schauspielhaus. Im Rahmen der Vortragsreihe "Zur Sache: Deutschland" sprach der 64jährige Schöpfer so bekannter Erzählungen wie "Djamila", "Die Richtstatt" und "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" vor überfülltem Haus.
Der Mensch müsse sich in seiner Geschichte selbst betrachten, damit nicht Krieg und Dikatatur über ihn herrschen und er aufhört, Geisel eines fatalen Schicksals zu sein, forderte Aitmatow (64), der heute Botschafter Rußlands in Luxemburg ist. In seiner derzeitigen Arbeit, einer Novelle mit dem Titel "Töten, nicht töten", wolle er darstellen, daß jeder Mensch Subjekt der Epoche, Träger eines Gewissens sei. Die Novelle handele von einem jungen Soldaten, den seine Mutter mahnte, nicht zu töten, und der daraufhin von einem verwundeten deutschen Soldaten in die Luft gesprengt wird. dpa
BERLIN. Europäische Filmakademie in Berlin und der internationale Kritikerverband Fipresci wollen künftig intensiver zusammenarbeiten. Ziel sei eine Stärkung des europäischen Kinos, teilten die Organisationen am Sonntag während der Berlinale mit. Einer der ersten Schritte soll noch in diesem Jahr die Vergabe eines Kritiker-Sonderpreises anläßlich des Europäischen Filmpreises "Felix" sein. dpa
Durch einen 4:3 (3:1)-Sieg im "deutschen Finale" gegen Titelverteidiger Limburger HC gewann der Deutsche Meister Rot-Weiß Köln am Sonntag in Wien zum drittenmal nach 1990 und 1991 den Hallenhockey-Europapokal der Landesmeister. Für die Kölner, die sich im Halbfinale souverän mit 8:2 über den Gastgeber ASC Wien durchgesetzt hatten, erzielten Volker Fried (2), Sebastian Warweg und Oliver Kurtz die Treffer im Endspiel.
Axel Schütt war mit drei Toren für die Hessen erfolgreich, die das Vorjahrs-Endspiel in Amiens/Frankreich noch mit 4:3 gegen Köln gewonnen hatten. Die Limburger werden trotz der Niederlage auch im kommenden Jahr an der Europacup- Endrunde teilnehmen dürfen, da sich die Kölner bereits als deutscher Hallenmeister 1993 qualifiziert haben. Die Kölner haben sich für die Ausrichtung der Finalrunde 1994 beworben.
Den Ausschlag für den Kölner Sieg dürften die personellen Probleme der Limburger gegeben haben, die im Semifinale am Samstag das englische Team von St. Albans mit 8:5 bezwungen hatten. Der überragende Schütt erzielte dabei fünf Treffer. Insgesamt erzielte der Torjäger sogar 23 der 33 Limburger Europacup- Treffer. Doch im Finale machte sich das Fehlen zweier Leistungsträger bei Limburg bemerkbar. Nachdem Spielmacher Chris Gerber wegen eines Bänderrisses fehlte, mußte vor dem Halbfinale auch Walter Broeckers wegen eines Ermüdungsbruchs im Mittelfuß passen.
Im Spiel um Platz drei bezwangen die Wiener mit 9:5 das Team von St. Albans. Die spanische Mannschaft von San Pablo Valdeluz belegte Rang fünf vor Lille HC (Frankreich), WKS Grunwald (Polen) und Oranje Zwart (Niederlande).
Beim Europapokal der Landesmeister der Frauen setzte sich im Finale vor heimischem Publikum der Berliner HC gegen den Rüsselsheimer RK mit 6:3 (3:2) durch. dpa
KÖLN, 21. Februar (dpa). Eine schwangere Frau ist in der Nacht zum Sonntag in Köln getötet worden, als ein Pkw mit hoher Geschwindigkeit in eine sechsköpfige Fußgängergruppe raste. Die Menschen wollten gerade die Straße überqueren. Auch das ungeborene Kind der 23jährigen Frau, die im achten Monat schwanger war, konnten die Ärzte nicht mehr retten. Von den fünf Begleitern der 23jährigen wurden drei schwer und zwei leicht verletzt.
Der unbekannte Unfallfahrer flüchtete, ohne sich um die Opfer zu kümmern. Der Wagen wurde am Sonntag ausgebrannt auf einem Kölner Parkplatz entdeckt. Die Polizei geht davon aus, daß der Todesfahrer das Auto selber angezündet hat, um Spuren des Unfalls zu verwischen. Das Auto hatte vor kurzem den Besitzer gewechselt, war aber noch nicht wieder ordnungsgemäß zugelassen worden.
Schneegestöber und Windböen machten am Wochenende aus einer gut gemeinten Premiere Stückwerk. Die Eisschnelläufer probten in Inzell zum ersten Mal eine Deutsche Meisterschaft auf den Einzelstrecken nach neuem publikumswirksamerem Modus: Viererstarts über 5000 Meter ohne Bahnwechsel, ein Massenstart über 10 000 Meter, Vor-, Zwischen- und Endläufe über 100 Meter sowie eine Entscheidung über 300 Meter. Zudem gab es noch Meistertitel in einer gemischten Staffel über 3 x 400 Meter. Und wieder bestätigte sich: Erfurts Aktive dominierten auch diesmal auf breiter Front.
Von elf möglichen Titeln gingen sechs erste Plätze nach Thüringen. Erfolgreichste Läuferin war Sabine Völker, die gleich dreimal (100 m, 300 m, 500 m). Im "klassisch" ausgetragenen 1500-Meter- Rennen war die überragende Weltmeisterin Gunda Niemann nicht zu schlagen. Zwei Siege steuerte Gordon Reyes-Loredo (500 m, 10 000 m) zur guten Erfurter Bilanz bei. Auch der Mainzer Timo Jankowski kam zu zwei Erfolgen über 100 und 300 m. Auf seiner Spezialstrecke, den 500 Metern, stürzte der schnellste deutsche Sprinter und verpaßte so den dritten Sieg.
Der neue Wettkampfmodus, von dem mehr Publikumsinteresse erwartet wird, fand allerdings keineswegs Beifall bei allen Aktiven. Bei den Frauen fiel der Massenstart über 3000 Meter sogar ganz aus. Bundestrainer Helmar Gröbel: "Der 100- Meter-Wettbewerb wird sich auch international durchsetzen. Aber erst nach 1995. Denn dann gibt es zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft auf den traditonellen Einzelstrecken zwischen 500 und 10 000 Meter."
Ähnlich sah das die Erfurter Erfolgstrainerin Gabi Fuß: "Massenstarts sind ganz interessant, aber es ist fraglich, ob sie sich durchsetzen werden. Man müßte alle Rekordlisten neu schreiben." Heike Warnicke aus Erfurt versuchte sich sogar als einzige Frau über 10 000 Meter gegen elf Männer und belegte einen beachtlichen sechsten Platz. dpa
Meister Düsseldorfer EG und der Kölner EC überstanden in den ersten Play- off-Spielen um die Deutsche Eishockey- Meisterschaft ihre Partien. Die Düsseldorfer feierten trotz Karnevals im mit 11 100 Zuschauern zum 17. Mal ausverkauften Stadion an der Brehmstraße ein klares 8:1 über den Aufsteiger EC Ratingen und der Kölner EC vor "nur" 6500 Zuschauern einen 8:2-Erfolg über den ESV Kaufbeuren. Dagegen ging es beim Krefelder EV vor 7100 Besuchern beim 3:4- Sieg des BSC Preussen Berlin spannend bis zur letzten Minute zu.
Die Düsseldorfer spielten teilweise "Einbahnstraßen-Eishockey", doch dauerte es bis zur 14. Minute, ehe Peter John Lee mit seinen Treffern 31 (14.) und 32 (20.) die DEG auf die Siegerstraße brachte. Danach war der Kampfgeist der Ratinger - bis auf eine fünfminütige Schlägerei - gebrochen. Ley (25.), Gotaas (30.) und Doucet (35.) erhöhten bei einem Gegentor von Boris Fuchs (26.) im zweiten Drittel auf 5:1. Danach konnten die Düsseldorfer durch Lees dritten Treffer (41.), Amann (42.) und Funk (49.) ohne Mühe den hohen Erfolg herausschießen. Trotz Karnevalstreibens ließen sich die Kölner gegen Kaufbeuren nicht aus der Fassung bringen. Gab es bis zum 1:0 durch Kwasigroch (6.) noch Probleme beim Überzahlspiel, so nutzten die Rheinländer ab dem zweiten Drittel jede sich bietende Chance. Sikora (24./28.) sorgte für einen Doppelschlag, ehe Rau für den ESVK (29.) und dann Lupzig (32.) und Pokorny (34.) eine Fünfminutenstrafe des Kaufbeurer Meidl ausnutzten. Im Schlußdrittel waren es dann Kwasigroch (47.), Chaidarow (49.), Pokorny (53.) und Hoffmann (54.), die den hohen Sieg herausschossen.
Der Krefelder EV kann gegen die Berliner Preussen auf eigenem Eis einfach nicht gewinnen. Die Berliner legten den Grundstock zum Erfolg in den ersten beiden Abschnitten, als Lehner nach 31 Sekunden, Jürgen Rumrich (13.), Schinko (20.) und Chabot (28.) bei Gegentreffern von Reuter (3.) und Geburtstagskind Meyer (40.) auf 4:2 davonzogen. Nach dem Anschlußtreffer von Ihnacak (42.) stand BSC-Keeper Klaus Merk im Mittelpunkt, ließ aber den Krefelder Ausgleich nicht zu. Vielmehr verzeichneten die Berliner zehn Sekunden vor Schluß, als der KEV den Torhüter herrausnahm, noch einen
Kölner EC - ESV Kaufbeuren 8:2 (1:0, 4:1, 3:1). - Tore: 1:0 Kwasigroch (5:49), 2:0 Sikora (23:36), 3:0 Sikora (27:12), 3:1 Rau (28:57), 4:1 Lupzig (31:05), 5:1 Pokorny (33:57). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 6800. - Strafminuten: Köln 8 - Kaufbeuren 17 + 10 Disziplinar (Ustorf).
Düsseldorfer EG - EC Ratingen 8:1 (2:0, 3:1, 3:0). - Tore: 1:0 Lee (13:48), 2:0 Lee (19:56), 3:0 Lay (24:25), 3:1 Boris Fuchs (25:35), 4:1 Gotaas (30:19), 5:1 Doucet (34:44), 6:1 Lee (40:56), 7:1 Amann (41:20), 8:1 Funk (48:52). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11 100. - Strafminuten: Düsseldorf 16 - Ratingen 19 + 10 Disziplinar (Andrej Fuchs).
Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:4 (1:3, 1:1, 1:0). - Tore: 0:1 Lehner (0:31), 1:1 Reuter (2:50), 1:2 Jürgen Rumrich (12:48), 1:3 Schinko (19:03), 1:4 Chabot (27:58), 2:4 Meyer (39:08), 3:4, 3:4 Ihnacak (41:33). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 6879. - Strafminuten: Krefeld 4 - Preussen 8.
Martina Navratilova (USA) feierte am Sonntag beim 375 000-Dollar-Tennis-Turnier von Paris mit dem 6:3, 4:6, 7:6 (7:3) über die Weltranglisten-Erste Monica Seles (Jugoslawien) ihren 163. Turnier-Erfolg seit 1975. Für die 36jährige war es bereits der siebte Sieg gegen die in Paris als Nummer 1 gesetzte Serbin. Seles verlor damit erstmals nach 34 Siegen hintereinander seit den US Open 1992. dpa
Bundesliga-Triumph bei den Europapokal-Endrunden im Hallenhockey der Landesmeister: In rein deutschen Endspielen setzte sich am Sonntag bei den Männern in Wien der Deutsche Meister Rot-Weiß Köln gegen Titelverteidiger Limburger HC mit 4:3 (3:1) durch, bei den Frauen bezwang der Gastgeber und Deutsche Meister Berliner HC Pokalverteidiger Rüsselsheimer RK mit 6:3 (3:2). Die neuen Titelträger qualifizierten sich damit automatisch für den nächsten Europapokal-Wettbewerb.
Bei den Männern gewannen die Kölner nach 1990 und 1991 zum dritten Mal die Europapokal-Krone. Für die Rheinländer, die sich im Halbfinale souverän mit 8:2 gegen den Gastgeber ASC Wien durchgesetzt hatten, erzielten im Endspiel Volker Fried (2), Oliver Kurtz und Sebastian Warweg die Tore. Axel Schütt schoß für die entthronten Limburger alle drei Treffer.
Die Hessen, die im Halbfinale den englischen Vertreter St. Albans mit 8:5 ausgeschaltet hatten, sind durch ihre Endspiel-Niederlage im nächsten Europapokal-Wettbewerb nicht vertreten. Ihre Vorrunden-Spiele hatten die beiden deutschen Klubs ohne Verlustpunkt absolviert.
Im Spiel um Platz 3 bezwangen die Wiener das Team von St. Albans mit 9:5. Die spanische Mannschaft von San Pablo Valdeluz erreichte im Endklassement Rang 5 vor Lille HC (Frankreich), WKS Grunwald (Polen) und Oranje Zwart Eindhoven.
Bei den Frauen waren die Kontrahentinnen aus Berlin und Rüsselsheim in den Vorrunden-Begegnungen ebenfalls verlustpunktfrei geblieben. Im einem begeisternden Finale vor 1300 Zuschauern waren für die Berlinerinnen in Schöneberg die dreimal erfolgreiche Wibke Weisel und Anke Wild (2) die Garanten für den Erfolg. Die Turnier-Torschützenkönigin Britta Becker (insgesamt 15 Treffer) allein vermochte das Blatt für die Rüsselsheimerinnen nicht mehr zu wenden. Am Wochenende wird sich in Bonn bei der 32. deutschen Hallenhockey-Meisterschaft der Damen entscheiden, ob es im nächsten Europapokal-Wettbewerb wieder zwei deutsche Vertreter geben wird. Dies ist nur dann der Fall, wenn der Berliner HC, der wie Rüsselsheim im Halbfinale steht, seinen Titel nicht verteidigen kann.
Hinter dem deutschen Duo belegten in Berlin Hightown L.H.C. Liverpool, Glasgow Western, Randalstown HC (Nordirland), EHC's Hertogenbosch (Niederlande), Real Sociedad de San Sebastian (Spanien) und der H.F. Lorenzoni Bra (Italien) die Plätze. dpa
Kenias fünffacher Cross-Weltmeister John Ngugi droht eine vierjährige Doping-Sperre. Er verweigerte einem medizinischen Team der IAAF eine Trainingskontrolle. Ngugi begründete seine Weigerung, die Kontrolleure seien unangemeldet und überdies nicht in Begleitung eines Offiziellen des eigenen Verbandes erschienen. Die IAAF sieht eine verweigerte Doping-Probe als positiven Befund. Wallau verpflichtet Baur
Nach einer 23:24-Niederlage in einem Testspiel beim Zweitligisten VfL Pfullingen verpflichtete Handball-Bundesligist SG Wallau/Massenheim den Mittelspieler des Gastgebers, Markus Baur. Der Junioren-Nationalspieler unterschrieb für zwei Jahre beim Deutschen Meister. Er ist der zweite Zugang nach dem Hüttenberger Thomas Schäfer.
Meister Düsseldorfer EG und der Kölner EC hatten am ersten Play-Off-Spieltag um die deutsche Eishockey-Meisterschaft keine Probleme. Die Düsseldorfer feierten trotz Karneval im mit 11 117 Zuschauern zum 17. Mal ausverkauften Stadion an der Brehmstraße ein klares 8:1 über Aufsteiger EC Ratingen und der Kölner EC vor "nur" 6500 Zuschauern einen 8:2-Erfolg über den ESV Kaufbeuren. Mehr Mühe als das Ergebnis verrät hatte der EC Hedos München zum Auftakt beim 3:0 über den Mannheimer ERC, der Krefelder EV mußte vor 7100 Besuchern eine überraschende 3:4-Niederlage gegen BSC Preussen Berlin einstecken. Die erste Überraschung im Abstiegskampf lieferten die Berliner Eisbären mit dem 6:4 beim Schwenninger ERC, während der EV Landshut beim 8:3 über den EHC Freiburg seine Heimstärke bewies.
Jung-Nationalspieler Stefan Ustorf kündigte unterdessen an, nach den Olympischen Spielen 1994 den ESV Kaufbeuren zu verlassen und in die NHL zu wechseln. Er unterschrieb einen Drei- Jahres-Vertrag bei den Washington Capitals, der ihm jährliche Einkünfte von 350 000 Dollar sichern soll.
Meister DEG spielte teilweise "Einbahnstraßen-Eishockey", doch es dauerte bis zur 14. Minute, ehe Peter John Lee (14./20.) die DEG auf die Siegesstraße brachte. Danach war der Kampfgeist der Ratinger - bis auf eine fünfminütige Schlägerei - gebrochen. Ley (25.), Gotaas (30.) und Doucet (35.) erhöhten bei einem Gegentor von Boris Fuchs (26.), ehe Lee mit seinem dritten Treffer (41.), Amann (42.) und Funk (49.) ohne Mühe den hohen Erfolg sicherstellten.
Trotz Karnevalstreibens ließen sich die Kölner "Haie" gegen Kaufbeuren nicht aus der Fassung bringen. Gab es bis zum 1:0 durch Kwasigroch (6.) noch Probleme beim Überzahlspiel, so nutzten die Rheinländer ab dem zweiten Drittel jede sich bietende Chance. Sikora (24./28.), danach Rau für den ESVK (29.), Lupzig (32.), Pokorny (34./53.), wieder Kwasigroch (47.) und Chaidarow (49.) erhöhten auf 8:1, bevor Hoffmann (54.) den zweiten ESVK- Treffer anbringen konnte.
In einer fast gleichwertigen Partie wirkte Hedos München vor 5500 Zuschauern gegen den MERC engagierter und ging durch Hilger (3.), der einen Torwartfehler von Peter Franke nutzte, 1:0 in Führung, die Berry (27.) und Birk (43.) zum letztlich verdienten Endstand ausbauten. Die Mannheimer schonten in den Schlußminuten offensichtlich ihre Kräfte für das Rückspiel.
Der Krefelder EV kann gegen die Berliner Preussen einfach auf eigenem Eis nicht gewinnen. Dabei legten die Berliner den Grundstock zum Erfolg in den ersten beiden Abschnitten, als Lehner nach 31 Sekunden, Jürgen Rumrich (13.), Schinko (20.) und Chabot (28.) bei Gegentreffern von Reuter (3.) und Geburtstagskind Meyer (40.) auf 4:2 davonzogen. Nach dem Anschlußtreffer von Ihnacak (42.) stand BSC-Keeper Klaus Merk im Mittelpunkt, ließ aber den Ausgleich nicht zu.
Düsseldorfer EG - EC Ratingen 8:1 (2:0, 3:1, 3:0). Tore: 1:0 Lee (13:48), 2:0 Lee (19:56), 3:0 Lay (24:25), 3:1 Boris Fuchs (25:35), 4:1 Gotaas (30:19), 5:1 Doucet (34:44), 6:1 Lee (40:56), 7:1 Amann (41:20), 8:1 Funk (48:52). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11.100. - Strafminuten: Düsseldorf 16 - Ratingen 19 + 10 Disziplinar (Andrej Fuchs).
Kölner EC - ESV Kaufbeuren 8:2 (1:0, 4:1, 3:1) Tore: 1:0 Kwasigroch (5:49), 2:0 Sikora (23:36), 3:0 Sikora (27:12), 3:1 Rau (28:57), 4:1 Lupzig (31:05), 5:1 Pokorny (33:57), 6:1 Kwasigroch (46:28), 7:1 Chaidarow (48:46), 8:1 Pokorny (52:09), 8:2 Hoffmann (52:33). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 6.800. - Strafminuten: Köln 8 - Kaufbeuren 17 + 10 Disziplinar (Ustorf).
Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:4 (1:3, 1:1, 1:0). Tore: 0:1 Lehner (0:31), 1:1 Reuter (2:50), 1:2 Jürgen Rumrich (12:48), 1:3 Schinko (19:03), 1:4 Chabot (27:58), 2:4 Meyer (39:08), 3:4 Ihnacak (41:33). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 6.879. - Strafminuten: Krefeld 4 - Preussen 8.
EC Hedos München - Mannheimer ERC 3:0 (1:0, 1:0, 1:0). Tore: 1:0 Hilger (2:56), 2:0 Berry (6:42), 3:0 Birk (48:33). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 5000. - StrafAbstiegsrunde
ERC Schwenningen - EHC Eisbären Berlin 4:6 (0:0, 1:4, 3:2). Tore: 1:0 Young (25:27), 1:1 Jooris (32:42), 1:2 Mitew (32:55), 1:3 Mitew (33:53), 1:4 Dopita (25:23), 2:4 Trojan (48:51), 3:4 Held (51:03), 4:4 Hardy (51:14), 4:5 Dopita (51:48), 4:6 Jooris (55:01). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath) - Zuschauer: 3.000. - Strafminuten: Schwenningen 10 - Berlin 16 plus 10 Disziplinar (Schertz).
EV Landshut - EHC Freiburg 8:3 (5:1, 1:1, 2:1). Tore: 1:0 Hantschke (1:16), 2:0 Biakin (3:04), 3:0 Hantschke (4:08), 4:0 Gardner (5:22), 4:1 Reichel (5:29), 5:1 Schneider (16:32), 5:2 Adamus (32:05), 6:2 Oswald (34:47), 7:2 Daffner (42:49), 8:2 Bleicher (47:48), 8:3 Benda (58:09). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Landshut 8 - Freiburg 10.
Terror mit 28 Toten
NAIROBI/PARIS, 22. Februar (dpa). Die Präsidentenwahl im westafrikanischen Senegal war am Sonntag von Terroranschlägen mit insgesamt mindestens 28 Toten überschattet.
In der südlichen Unruheprovinz Casamance kamen auf einem Kleinlaster etwa 20 Anhänger von Präsident Abdou Diouf (57) ums Leben, als eine Bombe oder eine Mine explodierte. Bei einem Überfall von Separatisten auf einen Kleinbus am Samstag wurden sechs Menschen getötet.
Bei einem dritten Attentat in der Casamance habe es am Sonntag zwei weitere Tote gegeben, berichtete ein Korrespondent des französischen Auslandssenders RFI aus Ziguinchor in der Casamance. Ein Lastwagen mit Wählern sei in einen Hinterhalt geraten, in einer Hochburg der Separatisten nahe der Grenze zu Guinea-Bissau. RFI gab die Gesamtzahl der am Wochenende Getöteten mit mindestens 28 an.
Bei der Abstimmung zeichnet sich erneut ein Zweikampf zwischen dem Sozialisten Diouf und dem liberalen Oppositionsführer Abdoulaye Wade (66) ab. Nach Ansicht politischer Beobachter hat Diouf gute Chancen, bestätigt zu werden. Er ist seit zwölf Jahren an der Macht. Wade, Chef der liberalen PDS (Demokratische Partei Senegals), kandidiert zum vierten Mal. Insgesamt bewarben sich acht Kandidaten. 2,5 Millionen Senegalesen waren wahlberechtigt. Ersten Schätzungen zufolge war die Wahlbeteiligung rege.
Ein Korrespondent des französischen Rundfunks berichtete, in der Hauptstadt Dakar seien schätzungsweise zwei Drittel der Wähler an die Urnen gegangen. In der Casamance dürfte die Beteiligung aus Angst vor Anschlägen wesentlich geringer gewesen sein.
Zur Explosion des Lastwagens hieß es, alle Opfer seien sozialistische Parteigänger. Zudem habe es mindestens vier Verletzte gegeben. Zunächst hieß es, es sei eine Bombe explodiert, später verlautete, das Auto sei auf eine Mine gefahren.
In die Casamance - eine Enklave im Süden - war ein starkes Truppenaufgebot entsandt worden. Der Kampf der Separatisten für die Unabhängigkeit der wohlhabenden Ferienregion hatte in den vergangenen sechs Monaten fast 300 Menschenleben gefordert. 1988 waren nach der Wahl schwere Unruhen im Senegal ausgebrochen.
RIO DE JANEIRO, 22. Februar (dpa). Bei einem Omnibusunglück in der Nähe von São Paulo (Brasilien) sind am Sonntag 19 Menschen ums Leben gekommen. Wie der brasilianische Rundfunk meldete, stieß der Omnibus auf einer schlecht ausgebauten Landstraße mit einem Lastwagen zusammen. Die Businsassen waren Familien und befreundete Nachbarn aus einer Kleinstadt im Landesinnern, die an der Atlantikküste über die Karnevalszeit Urlaub machen wollten.
HONGKONG, 23. Februar (AFP). China will die geplante Eisenbahnlinie von Peking nach Hongkong schon 1995 fertigstellen, zwei Jahre früher als bisher geplant. Diese Entscheidung habe die chinesische Regierung getroffen, berichtete die halbamtliche Nachrichtenagentur China News Service am Sonntag. Am Tag zuvor hatten die Vermessungsarbeiten an der mehr als 2370 Kilometer langen Strecke offiziell begonnen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet hatte.
Die neue Nord-Süd-Linie führt von Peking über Tianjin durch die Provinzen Shandong, Henan, Anhui, Hubei, Jiangxi und Guangdong auf die zu Hongkong gehörende Halbinsel Kowloon. Sie verläuft östlich der überlasteten Peking-Kanton- Linie und soll über fünf große Brücken und durch zwei mindestens drei Kilometer lange Tunnel führen.
ERFURT, 21. Februar (AFP). Anhänger der rechten Szene und Ausländer haben sich am Samstag im thüringischen Apolda eine Massenschlägerei geliefert. Wie ein Polizeisprecher am Sonntag in Erfurt mitteilte, gingen beide Gruppen mit Eisenstangen aufeinander los. Dabei wurde ein ausländischer Bürger im Gesicht verletzt. Insgesamt waren rund 50 überwiegend junge Leute an der Schlägerei beteiligt. Die Polizei mußte die beiden Gruppen trennen. Über die Ursache der gewalttätigen Auseinandersetzung konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen.
BERLIN, 21. Februar (AFP). Vertreter von antirassistischen Organisationen aus 13 westeuropäischen Ländern haben sich auf eine gemeinsame Strategie im Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit geeinigt. Das teilte die Vorsitzende des deutschen Netzwerks "Forum Buntes Deutschland - SOS Rassismus", Brigitte Erler, am Sonntag nach einem Kongreß im Berliner Reichstag mit. Die insgesamt 30 nationalen und internationalen Initiativen hätten beschlossen, sich in parallel laufenden Kampagnen vor allem für den Erhalt des Asylrechts, die Durchsetzung eines Wahlrechts für Ausländer und ein erweitertes Recht auf Einbürgerung einzusetzen.
Der Aufbau einer "Festung Europa" müsse verhindert werden, sagte Erler. Es könne nicht sein, daß eine ökonomische Großmacht verfolgte und hilfsbedürftige Menschen an den Grenzen "brutal abweise". Der Bonner Asylkompromiß, der Flüchtlingen eine Einreise nach Deutschland praktisch unmöglich mache, sei auf der Tagung einhellig abgelehnt worden. Für die Kampagnen seien symbolische Wahlen für ausländische Mitbürger, Unterschriftensammlungen und ein alternativer EG-Gipfel geplant.
ZIGUINCHOR/DAKAR, 21. Februar (AFP). Die Präsidentschaftswahlen in Senegal sind am Sonntag von mehreren Gewalttaten in der südlichen Unruheregion Casamance überschattet worden. Verkehrsminister Robert Sagna teilte mit, 20 Menschen seien getötet und vier weitere verletzt worden, als ihr Fahrzeug in der Nähe von Niadou auf eine Mine fuhr. Bei den Opfern habe es sich um Anhänger der Sozialistischen Partei gehandelt, die auf dem Weg zu ihrem Wahlbüro waren.
Bei einem Überfall auf einen anderen Lastwagen in der Casamance wurden am Sonntag zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt. Wie der sozialistische Abgeordnete der Casamance, Vincent Mendy, mitteilte, eröffneten Unbekannte in der Nähe von Ziguinchor das Feuer auf Sozialisten, die zur Wahl gingen.
Am Sonntag waren insgesamt 2,5 Millionen Senegalesen zu Präsidentschaftswahlen aufgerufen. Präsident Abdou Diouf hatte sieben Gegenkandidaten. Die Wahlen verliefen nach Aussage von Beobachtern abgesehen von den Gewalttaten in der Casamance weitgehend ruhig. Nachdem die Rebellenbewegung der Demokratischen Kräfte der Casamance (MFDC) am Freitag und Samstag zwei Anschläge verübt hatte, wurden die Wahlbüros von Soldaten bewacht.
MOSKAU, 22. Februar (AFP). Ein russisches Kampfflugzeug hat nach georgischen Angaben ein Wohngebiet in der abchasischen Gebietshauptstadt Suchumi bombardiert. Bei dem Luftangriff, der bereits in der Nacht zum Sonntag geflogen wurde, seien ein Mensch getötet und acht weitere verletzt worden, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax jetzt unter Berufung auf die georgische Militärführung. Georgiens Staatsoberhaupt Eduard Schewardnadse kündigte laut Interfax einen "angemessenen" Gegenschlag an. Schewardnadse habe den Angriff bei einer Ortsbesichtigung als "barbarischen Akt" bezeichnet.
Dagegen stritt das russische Verteidigungsministerium nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass ab, ein Wohngebiet in Suchumi beschossen zu haben. Es habe sich ausschließlich um einen Vergeltungsschlag gegen militärische Ziele gehandelt, hieß es weiter. Zuvor hatte das Ministerium den Angriff eines Kampfflugzeugs vom Typ Suchoi-25 auf Suchumi bestätigt. Nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums führte das russische Flugzeug einen Vergeltungsschlag gegen militärische Ziele aus, nachdem "georgische Militärs" am Samstag eine in Eschera stationierte russische Militäreinheit bombardiert hätten.
Unter den bei dem Luftangriff Verwundeten befindet sich der Journalist Tengis Pachkorija, der auch für die Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP) arbeitet. Der Reporter berichtete, sein Vater sei bei dem Angriff getötet und seine Mutter verletzt worden. Ihr Haus sei vollständig zerstört. Seinen Angaben zufolge wurden etwa zwanzig weitere Häuser in der Nachbarschaft von den Bomben zertrümmert.
Die im Westen Georgiens gelegene autonome Republik Abchasien hatte im Juli ihre Unabhängigkeit erklärt. Seither sind russische Einheiten in West-Georgien mehrfach in die Kämpfe zwischen den georgischen Regierungstruppen und den Abchasen verwickelt worden.
GENF / LONDON, 21. Februar (AFP/AP). Für den Anschlag auf ein Gebäude der Schweizer Chemiefirma Bioengineering am Sonntag abend in Wald im Kanton Zürich hat eine bislang unbekannte iranische Oppositionsgruppe die Verantwortung übernommen.
Bei dem Londoner Büro der französischen Nachrichtenagentur AFP meldete sich am Sonntag abend ein anonymer Telefonanrufer, der sich im Namen einer Organisation mit dem Namen "Gruppe der iranischen Märtyrer Mustapha Sadeki und Ali Sadeh" zu dem Anschlag bekannte. Bei der Explosion war nach Angaben der Schweizer Polizei ein Sachschaden in Höhe von schätzungsweise 1,5 Millionen Schweizer Franken entstanden. Bioengineering produziert Anlagen für die Pharmaindustrie.
Der anonyme Anrufer begründete den Anschlag damit, daß Bioengineering im Auftrag des deutschen Chemiekonzerns Bayer die Produktion von biologischen Waffen in Iran unterstütze. In der beschädigten Fabrikanlage würden Maschinen gebaut, mit denen für die Herstellung biologischer Waffen verwendbare Bakterien produziert werden könnten. Eine Maschine dieses Typs sei im vergangenen Jahr an die in Iran regierenden "Mörder" geliefert worden, sagte der unbekannte Anrufer. Bei den beiden inhaftierten Oppositionellen Mustapha Sadeki und Ali Sadeh seien die mit Hilfe der Maschine in einem "geheimen Labor" in Iran gezüchteten Bakterien zu Experimentierzwecken eingesetzt worden. Die beiden Häftlinge seien vor zwei Wochen an den Folgen gestorben, sagte der Anrufer weiter.
Nach Angaben der Schweizer Polizei handelte es sich um den bereits dritten Anschlag gegen die Firma Bioengineering innerhalb eines Jahres.
VIERNHEIM. Ein altertümlicher Badeofen hat vermutlich einen Wohnungsbrand in der Nacht zum Sonntag in Viernheim (Kreis Bergstraße) ausgelöst. Vier Bewohner wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei vermutet, daß aus einem mit Holz und Kohle beheizten Ofen Glut ausgetreten war, die den Teppichboden und gelagertes Holz entzündete. Es entstand ein Sachschaden von 100 000 Mark.
Die Feuerwehr war mit vier Löschfahrzeugen und 35 Mann im Einsatz. Sie rettete zwei Bewohner mit einer Drehleiter aus der Dachgeschoßwohnung. lhe
WIESBADEN. Ein seit einer Woche vermißter Patient ist am Samstag tot in einem Wiesbadener Krankenhauszimmer gefunden worden. Nach Angaben der Polizei sei er "in einem abgelegenen Raum" der Klinik entdeckt worden, in der er in der Nacht vom 12. auf 13. Februar kurz nach einer Operation verschwunden und vom Krankenhauspersonal als vermißt gemeldet worden war.
Die Polizei hatte eine Fahndung ausgeschrieben und vermutet, daß der Patient in hilflosem und verwirrtem Zustand unterwegs sein könnte. Den als "religiös veranlagt" geschilderten 49jährigen wollten nach dem Fahndungsaufruf zwei verschiedene Zeugen in der Wiesbadener Bonifatiuskirche und dem Mainzer Dom gesehen haben. Die Polizei hat bisher noch keine Hinweise darauf, wie der Mann in das abgelegene Zimmer gekommen ist und woran er starb. lhe/ana
JENA. Über "Sprachgeschichte und Sprachvariationen" werden vom 3. bis 5. März mehr als 600 deutsche und ausländische Linguisten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena diskutieren. Die 1979 in Frankfurt/Main gegründete Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft lädt damit erstmals zu einer Jahrestagung in den neuen Bundesländern ein. Vorgesehen sind drei Plenarveranstaltungen zur Geschichte der Sprachwissenschaft, zu neueren Ansätzen der Sprachgeschichtsforschung sowie zu Sprachvariationen, teilte die gastgebende Universität mit.
In zwölf Arbeitsgruppen können die Wissenschaftler sprachwissenschaftliche Einzelprobleme diskutieren. Außerdem sind Beiträge zur vergleichenden Sprachwissenschaft, Grammatik, Semantik und Soziolinguistik angekündigt. dpa
FRIEDBERG. Überfallen, bewußtlos geschlagen, beraubt und vergewaltigt haben drei Männer eine 40jährige Frau aus Bad Nauheim (Wetteraukreis).
Wie die Polizei in Friedberg am Sonntag berichtete, war das Opfer am späten Samstag abend alleine auf dem Nachhauseweg von einem Bekannten, als es von den drei Männern gepackt und in die Büsche einer Parkanlage gezerrt wurde. Dabei sei die Frau so brutal an den Kopf geschlagen worden, daß sie bewußtlos wurde. Erst Sonntag früh sei sie aus dem Koma erwacht.
Die Täter hätten ihr 120 Mark sowie einen Schlüsselbund geraubt und sechs Ringe von den Fingern abgezogen. Die Frau habe noch wahrgenommen, daß die Täter sich in einer Fremdsprache verständigten, so die Polizei.
Die drei Männer sollen zwischen 20 und 25 Jahre alt gewesen sein. In der Nacht hatten Passanten die Bewußtlose gefunden und Polizei sowie Rettungsdienst alarmiert. lhe
WIESBADEN. Ein Polizeibeamter aus Aarbergen (Rheingau-Taunus-Kreis) ist am Sonntag abend von Einbrechern angeschossen und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Die Polizei fahnde nach zwei Männern, die in einem weißen Opel Kadett geflüchtet seien, berichtete ein Polizeisprecher in Wiesbaden.
Der Polizist sei bei dem Einbruch in seiner Nachbarschaft "mehr oder weniger privat eingeschritten" und habe keine Uniform getragen, so Polizeisprecher Jörg Seiderer. Offenbar sei es zu einem Schußwechsel zwischen dem Beamten und den Einbrechern gekommen. Für den verletzten Kollegen "sieht es nicht gut aus", sagte Seiderer. (lhe)
NEW YORK (whp/rtr). Die stellvertretenden Finanzminister der sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten (G-7) haben das Programm von US-Präsident Bill Clinton zum Abbau des Haushaltsdefizits begrüßt. Sie bereiteten am Samstag das G-7-Ministertreffen in London am kommenden Wochenende vor. Die anderen sechs Staaten hatten Washington seit langem gedrängt, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen.
Amerikanische Regierungsvertreter hoffen jetzt, daß die USA sich in London mit ihren Partnern auf eine gemeinsame Strategie zur Förderung des Wachstums der Weltwirtschaft einigen können. Zugleich zeigten sie sich aber skeptisch, ob dies tatsächlich gelingen werde. In Deutschland sei der Handlungsspielraum wegen der hohen Kosten der Einheit begrenzt. Und in Japan vertrete die Regierung die Ansicht, bereits genug für die Weltkonjunktur getan zu haben, so durch Zinssenkungen und ein großes Ausgabenprogramm.
Zeitungen in Japan berichteten am Wochenende, die G-7 könnten sich möglicherweise auf eine Kooperation gegen große Wechselkursschwankungen einigen. Die japanische Währung hatte am Freitag in New York mit 118,15 Yen pro Dollar auf einem historischen Höchststand geschlossen. Notenbankgouverneur Yasushi Mieno kündigte Interventionen für den Fall einer anhaltenden Aufwertung an. Dagegen sprach sich US-Finanzminister Lloyd Bentsen für einen weiteren Yen-Anstieg aus, da so das Handelsdefizit der USA gegenüber Japan abgebaut werden könne.
Die amerikanische Wirtschaft wird in diesem Jahr nach einer Prognose der Zentralbank (FED) real um drei bis 3,25 Prozent wachsen. Die Inflation werde mit 2,5 bis 2,75 Prozent im Rahmen bleiben, betonte Zentralbankpräsident Alan Greenspan vor dem Bankenausschuß des US-Senats. Im vergangenen Jahr hatte die US-Wirtschaft um 2,9 Prozent zugelegt.
Greenspan begrüßte das Sanierungsprogramm Clintons als "ernsthaften Vorschlag". Er lobte vor allem das Ziel des Präsidenten, das Haushaltsdefizit abzubauen. Dies werde der Notenbank größeren Spielraum geben, auf wirtschaftliche Schwächen zu reagieren. Greenspan deutete denn auch an, geldpolitisch gegenzusteuern, falls die Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen zu einer erneuten Konjunkturschwäche führen sollten. Die Aussicht auf anhaltend niedrige oder vielleicht sogar fallende Zinsen ließ am US-Rentenmarkt die Kurse am Freitag kräftig steigen.
Auch unter der breiten Bevölkerung stößt das Wirtschaftsprogramm offenbar überwiegend auf Zustimmung. Bei einer Umfrage der Los Angeles Times unterstützten 60 Prozent der Befragten den Plan, 26 Prozent waren dagegen.
Nicht so zufrieden mit dem Programm sind dagegen Teile der Wirtschaft. Die größte Belastung ist nach Ansicht vieler Unternehmer die vorgesehene Energieabgabe. Obwohl diese Steuern an der Quelle erhoben werden sollen, kann man davon ausgehen, daß die Produzenten sie an den Verbraucher weitergeben. Die Folge dürften höhere Preise für Benzin, Heizöl, Erdgas und Kohle sein. Ein herber Schlag wäre dies auch für die ohnehin vielfach am Rande der Pleite stehenden US-Fluggesellschaften.
Die Wall Street hatte in der vergangenen Woche zunächst mit heftigen Verkäufen auf das Programm reagiert, so daß der Dow-Jones-Index um mehr als zwei Prozent absackte. Händler sprachen von einem Mißtrauensvotum für Clintons Konjunkturprogramm, das zu stark auf Steuererhöhungen und zu wenig auf Ausgabenkürzungen ausgerichtet sei. Am Freitag zeigte sich die Börse jedoch bereits wieder erholt (Dow-Jones: plus 20 Punkte auf 3322,18). Gerade die Aktien der besonders betroffenen Ölkonzerne konnten wieder etwas Boden gutmachen. Die von Clinton angestrebte Änderung der Besteuerung international tätiger Ölunternehmen könnte die Branche immerhin über fünf Milliarden Dollar im Jahr kosten.
Dagegen verzeichneten Pharma- und Chemie-Titel angesichts der geplanten Gesundheitsreform auch am Freitag erneut Kursverluste. Clinton hatte die Branche wegen angeblicher Preistreiberei schon während des Wahlkampfes aufs Korn genommen. Damals äußerte er die Ansicht, die Arzneimittelpreise seien zu hoch und stiegen zu schnell. Hinzu kommt, daß der Präsident seine Frau Hillary Rodham Clinton zur Leiterin einer Arbeitsgruppe ernannt hat, die eine Gesundheitsreform auszuarbeiten hat, mit der etliche Milliarden Dollar eingespart werden sollen. Seit der Wahl sind die im Dow-Jones-Index gelisteten Pharmawerte denn auch bereits um 19 Prozent gefallen.Verkleinerte Lkw-Firma DAF soll weiter arbeiten
EINDHOVEN (rtr). Das Kerngeschäft des Lkw-Herstellers DAF in Belgien und in den Niederlanden soll mit halbierter Belegschaft weitergeführt werden. Die Zwangsverwalter der Firma teilten jetzt mit, für die Betriebsteile in Großbritannien hätten sie dagegen keine Lösung gefunden, weil London eine Rettung nicht unterstütze. Verwalter Louis Deterink sagte, die Regierungen der Niederlande und der belgischen Region Flandern sowie Banken und Versicherungen wollten insgesamt 450 bis 500 Millionen Gulden (rund 400 bis 445 Millionen Mark) neues Kapital für DAF zur Verfügung stellen, davon die beiden Regierungen allein 270 Millionen.
Das neue Unternehmen wird nach der am Samstag geschlossenen Vereinbarung mit den Geldgebern die Fabriken und andere Vermögensteile der DAF NV erwerben, allerdings nur etwa halb so viele Leute beschäftigen wie diese allein in den Niederlanden und Belgien hatte. Die Produktion soll auf 10 000 Lastwagen 1993 schrumpfen. 1991 hatte DAF noch 26 000 Lastwagen und 22 000 Lieferwagen hergestellt.
Die Zwangsverwalter von Leyland DAF in Großbritannien zeigten sich dagegen enttäuscht. Sie würden nun versuchen, den britischen Ableger entweder insgesamt oder in Einzelteilen zu verkaufen. Leyland DAF hatte zuletzt bereits 1730 ihrer 5500 Arbeitsplätze abgebaut.
SARAJEWO, 21. Februar (Reuter/dpa/AFP). Die hungernden Menschen in Ostbosnien und Sarajewo können wieder auf UN-Hilfslieferungen hoffen. Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic hat den vor gut einer Woche verkündeten Verteilungs-Boykott für Sarajewo aufgehoben und gleichzeitig eine einseitige Waffenruhe verkündet. Nach UN-Angaben gab die Stadtverwaltung die Auslieferung der Güter am Sonntag jedoch zunächst nicht frei. Die Serben ließen am Sonntag einen für den ostbosnischen Ort Zepa bestimmten Hilfskonvoi passieren, nachdem sie ihn tagelang behindert hatten.
Der Versorgungs-Boykott in Sarajewo aus Solidarität mit den hungernden Moslems in Ostbosnien sei erfolgreich gewesen, sagte Izetbegovic am Wochenende in Sarajewo. Dadurch sei die internationale Aufmerksamkeit auf die von jeglicher Hilfe abgeschnittenen 100 000 Moslems in Ostbosnien gelenkt worden. Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) gab die Stadtverwaltung die Auslieferung der Nahrungsmittel an die 380 000 Bewohner von Sarajewo zunächst nicht frei. Er warte auf eine Entscheidung der Behörde, sagte der UNHCR-Gesandte Tony Land.
Das UNHCR wird seine unterbrochenen Hilfslieferungen nach Bosnien-Herzegowina am Montag wieder aufnehmen.
Nach tagelangen Bemühungen erreichte am Sonntag ein UN-Hilfskonvoi die ostbosnische Ortschaft Zepa. Eine UN- Sprecherin in Zagreb sagte, die zehn Lkw mit Lebensmitteln und Medikamenten seien am frühen Nachmittag in dem von Moslems bewohnten Ort angekommen. Der Konvoi war zunächst von serbischen Freischärlern zwölf Kilometer vor der Stadt aufgehalten worden.
US-Präsident Bill Clinton sagte in Washington, er erwäge eine Luftbrücke der US-Streitkräfte zur Versorgung Ost- bosniens. Die UN-Friedenstruppen in Sarajewo (UNPROFOR) äußerten sich eher skeptisch zu dem Plan.
Die bosnischen Regierungstruppen sind in den vergangenen Wochen unter verstärkten Druck der Serben in Bosnien geraten. Der serbischen Nachrichtenagentur SRNA zufolge haben die Serben seit Anfang Februar 17 Dörfer im Umkreis von Sarajewo unter ihre Kontrolle gebracht.
Nach Verkündung der Waffenruhe meldete Radio Sarajewo, in der Nacht zum Sonntag habe es nur in einigen Vororten einige "serbische Provokationen" gegeben.
(Weitere Berichte Seiten 2 und 3, Kommentar auf Seite 3)
KOPENHAGEN, 22. Februar (Reuter). In Dänemark wächst offenbar die Zahl der Befürworter der Europäischen Union. Einer am Sonntag von der Zeitung Politiken veröffentlichten Meinungsumfrage des Vilstrup-Instituts zufolge wollen bei dem zweiten Referendum über den Vertrag von Maastricht am 18. Mai 59 Prozent mit "Ja" stimmen. 27 Prozent äußerten Ablehnung, während 14 Prozent sich noch nicht entschieden hatten. Bei einer Vilstrup-Umfrage vor einem Monat hatten 53 Prozent Zustimmung und 31 Prozent Ablehnung signalisiert. Beim ersten Referendum hatten die Dänen am 2. Juni 1992 mit knapper Mehrheit den Maastrichter Vertrag der EG abgelehnt.
Bei den Weltmeisterschaften auf der olympischen Kunsteisbahn von Calgary gewannen die deutschen Rodler einmal Gold und zweimal Silber und erfüllten so die Erwartungen von Bundestrainer Sepp Lenz, der "pro Disziplin eine Medaille" gefordert hatte. "Als Rückschritt kann man die Ergebnisse nicht bezeichnen", meinte Lenz. Sein Fazit war auch ein Blick in die Zukunft: "Es gibt fahrerisch noch einiges zu verbessern, aber ein Jahr vor den Olympischen Spielen steht das Material. Die Experimentierphase ist im großen und ganzen beendet."
Während die Olympiasieger Stefan Krauße und Jan Behrendt (Oberhof) ihren Titel souverän verteidigten, wurde der Berchtesgadener Georg Hackl überraschend von dem amerikanischen Nobody Wendel Suckow geschlagen. Gabi Kohlisch (Oberwiesenthal) mußte der Italienerin Gerda Weissensteiner den Vortritt lassen, die wie Suckow erstmals eine WM gewann. In allen drei Disziplinen stellten die Deutschen neue Bahnrekorde auf.
Bei dichtem Schneetreiben und minus 15 Grad Celsius verbesserte zunächst Hackl, in Calgary 1988 Olympiazweiter, den Bahnrekord des Österreichers Markus Prock um sechs Hundertstelsekunden auf 45,978, wurde am Ende aber dennoch nur Zweiter hinter Suckow. "Wir haben schon im Training gesehen, daß der sehr stark ist", sagte Hackl, ohne allzu enttäuscht zu wirken. Für ihn habe die Saison "ein Happy-End gefunden". Rene Friedl aus Winterberg belegte Rang neun, der Oberhofer Lars Trapp kam lediglich auf Platz 21.
Hackl hatte im ersten Durchgang auf sehr schnellem Eis einen beruhigen Vorsprung von sieben Hundertstelsekunden auf den 25jährigen Suckow, der erst eine Saison komplett Einzel fährt und in La Plagne Neunter war. So schwierig habe er "die Bahn noch nie erlebt", erklärte Hackl, der im zweiten Durchgang auf Sicherheit fuhr. Der von dem früheren Lenz-Schüler Wolfgang Staudinger trainierte Suckow dagegen ging volles Risiko und gewann.
Keine Probleme mit den Nerven hatten die Doppelsitzer-Experten Stefan Krauße und Jan Behrendt aus Oberhof, die den Südtirolern Hansjörg Raffl/Norbert Huber und Kurt Brugger/Wilfried Huber das Nachsehen gaben und den Titel zum dritten Mal nach 1989 und 1991 gewannen. "Oft traue ich uns nicht mehr zu, das zu schaffen", erzählte Krauße. "Aber es klappt doch immer wieder."
Zum Erfolgsrezept des Duos zählt eine gehörige Portion Routine, die die beiden gleichaltrigen Illmenauer (26) in zwölf Jahren entwickelt haben. Daß sie mit allen Wassern gewaschen sind, bewiesen sie bei ihrem Olympiasieg von La Plagne, als sie sich einen Vorteil verschafften, indem sie am Start die Beine anzogen und so die Zeitauslösung verzögerten. Auch diesmal hatten sie sich etwas einfallen lassen, hüllten sich jedoch in Schweigen. "Die Füße ziehen inzwischen alle an, diesmal verraten wir nichts mehr", sagte Krauße.
Zufrieden mit Platz zwei war Gabi Kohlisch, die vor drei Jahren in Calgary ihren einzigen WM-Titel gewann. Die Sporttherapeutin, die ihr Sportstudium mit einer Diplomarbeit über "Fehler-Folgeverhalten im Rodelsport" abgeschlossen hat, wußte "vor dem zweiten Durchgang, daß ich an Kurve zwölf scheitern könnte". Trotz Bahnrekord im ersten Lauf unterlag sie prompt wegen eines Fehlers in dieser Passage der Südtirolerin Weissensteiner. Die zweimalige Weltmeisterin Susi Erdmann wurde Vierte hinter Olympiasiegerin Doris Neuner. Sylke Otto (Oberwiesenthal) und Jana Bode (Winterberg) belegten die Plätze sechs und sieben. sid
Am 26. Spieltag der Basketball-Bundesliga schrammte der Deutsche Meister TSV Bayer 04 Leverkusen haarscharf an der ersten Heimniederlage der Saison vorbei. Erst in der Verlängerung setzten sich die Leverkusener mit 89:88 (80:80, 50:32) gegen den MTV Gießen durch.
In der 23. Minute hatten die Gäste noch mit 21 Punkten (58:37) geführt. "Es ist typisch für diese Mannschaft, daß sie jede Gelegenheit sucht, um sich zu schonen. Wir haben uns schon viel zu sicher gefühlt und Gießen dadurch wieder stark gemacht", sagte Bayer-Coach Dirk Bauermann.
Held des Abends war der 19jährige Denis Wucherer, der mit seinem Korberfolg zum 80:80 acht Sekunden vor Schluß nicht nur die Verlängerung erzwang, sondern mit einem Drei-Punkte-Wurf in der Schlußsekunde den knappen Sieg für Leverkusen rettete. "Diese Niederlage ist bitter. Wir haben dem Meister alles abverlangt", sagte der enttäuschte Gästetrainer Hans Brauer.
Die Doppelbelastung mit Europa- und Bundesliga hat die Leverkusener gehörig unter Druck gesetzt. Zudem muß die Mannschaft weitere drei Wochen auf den verletzten Nationalspieler Christian Welp verzichten. Bayer-Manager Otto Reintjes bleibt jedoch zuversichtlich: "Rechtzeitig zum Meisterschafts-Endspurt werden wir wieder zu unserer alten Form finden." Verfolger ALBA Berlin (34:16 Punkte), bei dem Leverkusen am Sonntag nachmittag antrat (das Spiel dauerte bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch an), verspielte mit einem 81:90 (35:43) beim SSV Ulm die Gelegenheit, den Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen (38:10 Punkte) zu verringern. "Wer Meister werden will, muß in Ulm gewinnen. Die Mannschaft hat nicht das Engagement gezeigt, daß ich mir vorgestellt habe", wetterte Trainer Faruk Kulenovic. Manager Marco Baldi wußte einen anderen Grund für den Sieg des SSV: "Wenn das Ulmer Herz erwacht ist, ist die Mannschaft kaum zu stoppen."
Dank ihres besten Heimspiels in dieser Saison bauten die Ulmer ihren Vorsprung in der Südgruppe auf 34:18 Punkte gegenüber dem TTL Basketball Bamberg aus. Die endgültige Entscheidung fiel, als drei Minuten vor dem Schlußpfiff Emir Mutapcic, Dreh- und Angelpunkt bei den Berlinern, mit fünf Fouls ausschied.
Die 19. Niederlage mußte Neuling und Nord-Schlußlicht SVD Dortmund beim 84:97 (36:49) bei der BG Stuttgart/Ludwigsburg einstecken. Der Tabellenletzte der Südgruppe, der Tübinger SV, kassierte gar die 24. Niederlage (78:80 gegen Braunschweig). sid
Die dritte Saisonniederlage der Leverkusener Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel konnte den Sieg der deutschen Leichtathleten beim Hallen-Sechs- Länderkampf in Paris nicht verhindern. "Die Anlauf-Probleme werden immer katastrophaler", meinte die 28jährige nach schwachen 1,93 m und Rang zwei selbstkritisch, aber auch lachend. Wenig später stand der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) als bestes Team mit 97 Punkten vor Rußland (95,5) fest.
In Birmingham taten sich drei Läufer hervor: Michael Johnson (USA) kam über 400 Meter auf 45,14 Sekunden, Colin Jackson bot beim 60-m-Hürden-Erfolg in 7,44 vor Tony Dees (USA/7,48) und Kanadas Olympiasieger Mark McKoy (7,50) eine starke Leistung und Al- geriens 1500-m-Weltrekordler Noureddine Morceli erzielte über die Meile 3:50,70 Minuten.
In Los Angeles steigerte Maria Mutola (Mosambik) sich über 880 Yards auf 2:01,00 Minuten, Greg Foster (USA/34) glänzte in 6,41 auf der selten gelaufenen 50-m-Hürden-Distanz. US-Rekorde bedeuteten auf der gleichen Strecke die 6,84 von Siebenkampf-Star Jackie Joyner- Kersee und die 6,10 von 100-m-Olympiasiegerin Gail Devers auf der flachen 50- m-Strecke.
Butch Reynolds gewann in Boston in 46,79 eine 400-m-Ausscheidung zur Hallen-WM in Toronto, an der Ben Johnson wegen seiner Beinverletzung nicht teilnehmen wird. Kanadischer Meister wurde in seiner Abwesenheit Favorit Bruny Surin in 6,59.
Vor 6000 Zuschauern im Pariser Palais Omnisports siegten in 22 Disiplinen vier deutsche Athleten. Der am 24. April scheidende DLV-Präsident Helmut Meyer meinte zum Gesamt-Erfolg vor Rußland, Italien (93), Frankreich (83), Kuba (69,5) und Spanien (65): "Das ist ein schöner Abschluß meiner Amtszeit. Es gab kaum Einbrüche."
Der Heppenheimer Olympia-Fünfte Flo- rian Schwarthoff demonstrierte mit 7,60 Sekunden über 60 m Hürden ansteigende Form, dem Weinheimer Hochspringer Ralf Sonn, Jahresweltbester mit 2,36 m, genügten 2,27 m zum ersten Rang, Rico Lieder (Chemnitz) 46,69 Sekunden zum 400-m-Sieg und Silke Knoll (Dortmund) 23,13 Sekunden zum Erfolg über 200 m.
"Heike ist auch nur Mensch. Vielleicht liegt es ja auch daran, daß wir uns jetzt zwei Wochen lang nicht gesehen haben", meinte Henkel-Ehemann Rainer, der die Niederlage gegen Kubas Olympiadritte Ioamnet Quintero (1,95 m) nicht tragisch nahm. Bei 1,91 m in den Wettbewerb eingestiegen, verzeichnete die Weltmeisterin bei 1,93 m bereits einen Fehlversuch, ließ dann 1,95 aus und scheiterte dreimal an 1,97. "Chaotisch. Bis Toronto hoffe ich, das Problem in den Griff zu bekommen", meinte Henkel.
Krasser griff Rodion Gataullin (Rußland) daneben. Der einzige 6-m-Stabhochspringer neben Sergej Bubka patzte bei der Anfangshöhe von 5,64 m. sid
Der Erfolgsmensch Uwe Reinders setzte sich in der Stunde der Genugtuung unter Zugzwang: Der Trainer des MSV Duisburg war zwar mit seinen "Zebras" der große Gewinner des 28. Spieltages der Zweiten Fußball-Bundesliga, doch nach dem 2:1-Sieg über seinen von Freund Horst Hrubesch trainierten Ex- Klub FC Hansa Rostock erklärte er: "Wenn wir nicht aufsteigen, gehe ich."
Für Reinders und Absteiger Duisburg ist der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga absolute Pflicht. Die Kosten steigen ständig. Den Spitzenkräften wird mehr bezahlt als in der vergangenen Saison, nur so konnten sie gehalten werden. Über drei Millionen Mark wurden in neue Spieler investiert, der Saisonetat kletterte auf 8,5 Millionen Mark.
Nach dem Erfolgserlebnis gegen das Team von der Ostseeküste sind die "Zebras" im Wedaustadion bei 24:4 Punkten weiterhin ungeschlagen und stürmten mit 37:19 Punkten als einziger Gewinner des Spitzen-Quartetts auf Platz zwei. Der SC Freiburg (41:15), seit der siebten Runde am 2. August 1992 auf dem "Platz an der Sonne", rettete eine Woche nach der 1:3-Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg durch ein Tor des überragenden Maximilian Heidenreich in der 85. Minute immerhin ein 2:2 in Chemnitz.
Der SC Leipzig (36:20) ging nach einer Superserie von 16:4 Punkten aus den letzten zehn Spielen ohne Niederlage mit 1:4 bei Hertha BSC unter. Die Berliner sind mit einer Erfolgsbilanz von zuletzt 13:1 Punkten und 19:3 Toren die "Mannschaft der Stunde". Hertha-Trainer Günter Sebert: "So einen Siegeszug habe ich weder als Spieler noch als Trainer erlebt."
Fortuna Köln (33:23) erlitt durch ein 0:2 beim FC Homburg einen weiteren herben Rückschlag auf dem Weg in die Bundesliga. Die Kölner Südstädter sind in der Rückrunde bei 2:8 Punkten noch sieglos und fielen hinter den SV Waldhof Mannheim (34:22) auf Rang fünf zurück.
Der Star des Spieltages aber war Jonathan Akpoborie. Beim 6:2-Sieg des FC Carl Zeiss Jena über den VfB Oldenburg erzielte der Nigerianer gleich vier Treffer.
Erfolgserlebnisse nach langer Durststrecke melden der FC Homburg und der FC St. Pauli (2:0 gegen den Wuppertaler SV). Die Saarländer gewannen erstmals seit dem 26. September 1992 nach zehn sieglosen Spielen, die Hamburger erstmals nach elf Runden und 147 Tagen.
Durch einen 4:1 (0:1)-Erfolg beim VfB Rheine hat Bundesligist Grün Weiß Brauweiler das Endspiel der Frauen im Pokal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 12. Juni im Berliner Olympiastadion erreicht. Das zweite Halbfinale zwischen dem Deutschen Meister TSV Siegen und VfR Eintracht Wolfsburg wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
In Mexiko City stieg am Samstag die größte Show in der Geschichte des Profiboxens. 136 000 Zuschauer feierten im Aztekenstadion, wo 1970 das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft stattgefunden hatte, den 30. Gründungstag des Profibox- Weltverbandes World Boxing Council (WBC). Weitere 20 000 Boxverrückte, die keines der Tickets im Wert vom umgerechnet zwischen zwei und 850 Dollar ergattern konnten, harrten vor der riesigen Arena aus, um zumindest akustisch etwas von dem Spektakel zu erhaschen, bei dem gleich vier Profi-Weltmeister ihre Titel aufs Spiel setzten.
Zu den Protagonisten gehörten die Weltmeister Julio Cesar Chavez (Mexiko), Terry Norris, Michael Nunn (beide USA) und Azumah Nelson (Ghana). Eine vergleichbare Veranstaltung hatte es nur am 23. September 1937 gegeben, als vor 135 000 Zuschauern in New York schon einmal vier Champions ihre Titel "im Paket" verteidigten.
Im Hauptkampf behielt der 30 Jahre alte Lokalmatador Julio Cesar Chavez (Mexiko) seinen Halbweltergewichts-Titel gegen Greg Haugen (USA) durch Technischen K.o. nach 2:02 Minuten der fünften Runde. Bereits in der ersten Runde war Haugen, der vor dem Fight in Maulhelden-Manier verkündet hatte, seinem Gegner die erste Niederlage beibringen zu wollen, nach zwei genauen Rechten schwer angeschlagen. Nie konnte er Julio Cesar Chavez ernsthaft gefährden, der seit 13 Jahren im Ring ungeschlagen ist und alle seine 85 Kämpfe gewonnen hat.
Der 25 Jahre alte Sugar Ray Leonard- Bezwinger "Terrible" Terry Norris verteidigte sein Championat im Halbmittelgewicht gegen Maurice Blocker (USA) durch Technischen K.o. nach 49 Sekunden der zweiten Runde erfolgreich. Anschließend bot Norris' Promoter Dan Goosen eine Börse von zehn Millionen Dollar für einen Kampf der Giganten Chavez und Norris um die Weltmeisterschaftskrone.
Der 34 Jahre alte Azumah Nelson (Ghana) behielt seinen Titel im Superfedergewicht gegen den 22 Jahre alten gebürtigen Mexikaner Gabriel Ruelas aus Sylmar/Kalifornien. Nelson siegte im 40. Kampf knapp 115:115, 115:113 und 115:114 nach Punkten und erhöhte seinen Kampfrekord auf 37 Siege.
Der vierte erfolgreiche Weltmeister war der 29 Jahre alte Michael Nunn, der den WBA-Titel im Supermittelgewicht eine Sekunde vor dem Schlußgong der ersten Runde ebenfalls durch Technischen K.o. gegen seinen Landsmann Danny Morgan verteidigte und damit in seiner Bilanz 40 Siege bei 26. K.o.-Erfolgen aufweist. Der geplante Mittelgewichtskampf zwischen WBC-Champion Julian Jackson (Jungferninseln) und WBO-Titelträger Gerald McClellan (USA) kam nicht zustande. sid/dpa
Michael Lang (Trauchgau) hat bei der Eisspeedway-Weltmeisterschaft im russischen Saransk die Bronzemedaille gewonnen. Mit 23 Punkten lag der Deutsche Meister bei katastrophalen Witterungsbedingungen knapp vor dem Russen Waleri Ivanow (22 Punkte). Für einen russischen Doppelsieg sorgte Wladimir Fadejew, der sich mit 27 Punkten gegen Alexander Balaschow durchsetzte (26 Punkte).
Der dritte Platz von Lang, einziger deutscher Starter in Saransk, war die zweite deutsche Medaille in einem Einzelwettbewerb. 1991 in Assen hatte der gelernte Kfz.-Mechaniker ebenfalls den dritten Platz belegt. Beim Finale im Vorjahr in Frankfurt/Main war Lang schon am ersten Tag nach einem schweren Sturz ausgeschieden und mußte anschließend fast ein halbes Jahr pausieren. sid
Der vorzeitige Wechsel des Ex-Nationalspielers Pierre Littbarski vom Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln nach Japan ist in Frage gestellt. Der 32jährige sollte ursprünglich die Freigabe erhalten, wenn beim 1. FCK sportlich alles im Lot sei. Am Sonntag jedoch erklärte FC-Präsident Klaus Hartmann, daß diese Entscheidung nochmals überdacht werden müsse, wenn Köln zum vorgesehenen Zeitpunkt in Abstiegsnöten stecke oder über Personalsorgen klage.
Zum Rückrundenstart der Bundesliga hatte der Klub sein Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern sang- und klanglos mit 0:3 verloren und steht punktgleich mit dem Drittletzten Wattenscheid 09 auf Rang 15 der Tabelle. sid
Ein Wechsel des russischen Torjägers Sergej Kirjakow zum spanischen Meister FC Barcelona ist beim Fußball-Bundesligisten Karlsruher SC kein Thema. Gerüchte, der 23jährige liebäugele mit einem Transfer zu "Barca" und gehe davon aus, die vorzeitige Freigabe des KSC bei einer entsprechenden Ablöse zu erhalten, wiesen Trainer Winfried Schäfer und KSC-Manager Carl-Heinz Rühl am Rande des Punktspiels bei Borussia Mönchengladbach zurück.
Rühl machte am Sonntag deutlich: "Es liegt uns weder eine offizielle noch eine inoffizielle Anfrage aus Barcelona vor. Auch ist Kirjakow selbst nicht vorstellig geworden, um uns über seine Wechselabsichten zu informieren." sid
Die Klassenkameraden Franziska Schenk und Rene Taubenrauch aus Erfurt erwiesen sich bei den Junioren-Weltmeisterschaften der Eisschnelläufer im italienischen Baselga di Pine als echte "Musterschüler" des Junioren-Bundestrainers Stefan Gneupel (Erfurt). Mit dem WM-Titel im Vierkampf bei einem Punkte-Bahnrekord von 171 083 Zählern nahm die 18jährige Schenk die Erfolgsspur von Doppel-Olympiasiegerin Gunda Niemann auf und trumpfte dabei mit absoluten Klasseleistungen auf. Taubenrauch gewann überraschend die 5000-m- Strecke und landete im Endklassement auf dem fünften Rang.
Den Grundstein zu ihrem souveränen Erfolg hatte Schenk mit einer starken 500-m-Vorstellung in 41,33 Sekunden und weltrekordnahen 1:22,30 Minuten über 1000 m gelegt. Über 1500 m verbesserte sie in überragenden 2:07,08 Minuten den Bahnrekord ihrer Erfurter Vereinskameradin Niemann um acht Hundertstelsekunden. Im abschließenden 3000-m-Wettbewerb reichte ihr ein zweiter Rang in 4:37,46 Minuten für den Gesamtsieg.
Taubenrauch sorgte mit seinem Erfolg über 5000 m für eine faustdicke Überraschung. Der 1,97 m lange Athlet verbesserte in 7:02,56 Minuten seine persönliche Bestzeit um rund acht Sekunden. sid
Im Wind-Roulette von Falun bekamen Deutschlands Flieger die "große Flatter": Während Norwegen durch Espen Bredesen bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften erstmals seit 1985 wieder Gold von der Großschanze gewann, mußte sich Christof Duffner aus Schönwald als bester Springer des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) mit dem zehnten Platz (192,7 Punkte) bescheiden. Bredesen kassierte 241,4 Zähler und verwies Jaroslav Sakala (Tschechische Republik/239,1) sowie Andreas Goldberger (Österreich) (237,6) auf die Medaillenränge.
Unter den Augen von Norwegens König Harald legte das gerade 25 Jahre alt gewordene Leichtgewicht (60 kg) Bredesen den Grundstein zum Sieg im ersten Durchgang. Denn der Super-Satz des norwegischen Doppelmeisters war nach 125,5 m zu Ende - neun Meter weiter als der Schanzenrekord.
Während die mitgereisten Fans fahnenschwenkend und trotz krachender Kälte bei bester Laune im Auslauf das zweite WM-Gold in der Provinz Dalarna feierten, regierte der Frust im deutschen Lager. Kein Wunder: Während der ehemalige Olympiasieger Jens Weißflog nur 20. (165,7) wurde, Gerd Siegmund (Oberhof) bei seinem WM-Debüt auf Rang 23 (144,3) segelte, blieb Dieter Thoma im 60er-Feld auf den 54. Platz (71,7).
"Ich bin stinksauer", schimpfte Bundestrainer Rudi Tusch über den teaminternen Sprechfunk. Nach dem verpatzten Training hatte der 37jährige seine Springer "voll auf Angriff" getrimmt. Duffner war beim Probedurchgang mit 117,5 m am weitesten gesprungen. Aber als es darauf ankam, lagen die Nerven blank.
Überschattet wurd der Wettkampf durch zahlreiche Stürze. Österreichs Weltcup-Spitzenreiter Werner Rathmayr wurde im Probedurchgang von einer Windböe erfaßt und anschließend auf den Aufsprunghang gerissen, wo er sekundenlang ohnmächtig liegenblieb. Unmittelbar nachdem er ins benachbarte Krankenhaus eingeliefert worden war, diagnostizierten die Ärzte eine schwere Gehirnerschütterung sowie eine Vielzahl von Prellungen. Es war der schlimmste von insgesamt sieben Stürzen.
Die Windanfälligkeit der beiden Schanzen im Riksskid-Stadion ist die einzige Achillesferse der Titelkämpfe. Ihr war neben Rathmayr zuvor bereits Titelverteidiger Franci Petek zum Opfer gefallen. Der Slowene zog sich bei einem Horror- Sturz im Training einen Haarriß im rechten Oberschenkel zu und wurde sofort ausgeflogen.
Falun erlebte zudem die Entzauberung eines skispringenden Wunderknaben: Finnlands Olympiasieger Toni Nieminen hüpfte im ersten Durchgang gerade bis zur 69-m-Marke, sprang im zweiten Durchgang 114 m und wurde am Ende enttäuschender 29.
Rußlands Skilangläuferinnen bleiben die "Klassikerinnen" in der Loipe. Zwei Tage nach dem Triumph von Jelena Välbe über 15 km spurtete Larissa Lazutina am Sonntag bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Falun im klassischen 5- km-Sprint zu ihrem ersten WM-Einzeltitel. Die 27 Jahre alte Russin aus Petrosadowsk, 1987 bei der WM in Oberstdorf unter ihrem Mädchennamen Ptitsyna und 1992 in Albertville jeweils Mitglied der sowjetischen Gold-Staffel, ließ auf der schnellen, hartgefrorenen "Schnee- Autobahn" mit einem Durchschnittstempo von 21,2 km/h ihren Konkurrentinnen keine Chance.
Nach dem Ausfall der fünfmaligen Deutschen Meisterin Sigrid Wille (Maierhofen), die wegen einer Erkältung auf den Start verzichtete, um ihren Staffel- Einsatz nicht zu gefährden, konnten sich die deutschen Langläuferinnen nicht in der ersten Hälfte placieren: Claudia Bonsack (Oberhof) kam mit 1:16,8 Minuten Rückstand auf die neue Weltmeisterin auf den 43. Platz. (sid/dpa)
Kombinations-Weltmeisterin Miram Vogt (Starnberg) und Nachwuchsläufer Alois Vogl (Leitzachtal) gewannen bei den Internationalen Deutschen Alpinen Ski-Meisterschaften in Balderschwang die Titel im Slalom. Vogt siegte in einer Gesamtzeit von 1:12,95 Minuten vor der WM-Dritten Martina Ertl (1:13,39) und Angela Grassinger (1:14,90).
Alois Vogl profitierte vom Pech Armin Bittners, der nach Laufbestzeit wie bei der Weltmeisterschaft im zweiten Durchgang ausschied. In 1:20,12 Minuten lag der 20 Jahre alte B-Kader-Athlet am Ende knapp vor Gunter Mast (Enzklösterle/1:20,42) und Hans Willibald (Lenggries/1:20,73). Der WM-Achte Peter Roth (Königssee) und Bernhard Bauer (Oberwössen) gingen krankheitsbedingt nicht an den Start.
Der Riesenslalom der Frauen am Sonntag wie zuvor auch jener der Männer mußte wegen des starken Sturms abgebrochen werden. Zum Zeitpunkt der Absage führte Super-G-Weltmeisterin Katja Seizinger (Halblech) vor Miriam Vogt und Martina Ertl. Beide Rennen sollen nach dem Ende der Weltcup-Saison nachgeholt werden. sid
Slalom der Frauen: 1. Vogt (Starnberg) 1:12,95 Minuten (37,41+35,54), 2. Ertl (Lenggries) 1:13,39 (37,18+36,21), 3. Grassinger Berchtesgaden) 1:14,90 (38,72+35,68), 4. Riediger (Ebingen) 1:15,41 (38,74+36,75), 5. Milani (Italien) 1:15,55 (38,59+36,96), 6. Wendl (Schönau) 1:15,57 (39,39+36,18).
SKI NORDISCH WELTMEISTERSCHAFTEN in Falun/ Schweden: Langlauf, Männer, 30 km (klassisch): 1. Dählie 1:17:33,6 Stunden, 2. Ulvang (beide Norwegen) 1:17:55,0, 3. Smirnow (Kasachstan) 1:17:55,3, 4. Albarello (Italien) 1:18:21,4, 5. Badamschin (Rußland) 1:18:21,5, 6. Langli 1:18:29,6, 7. Jevne (beide Norwegen) 1:18:51,0, 8. de Zolt (Italien) 1:18:59,1, 9. Behle (Willingen) 1:18:59,5, 10. Kirvesniemi (Finnland) 1:19:20,6, 11. Prokurorow (Rußland) 1:19:24,8, 12. Majbäck (Schweden) 1:19:30,0, 13. Fauner (Italien) 1:19:33,1, 14. Mogren 1:19:36,2, 15. Ottosson (beide Schweden) 1:19:50,9, . . . 22. Kuss (Brend) 1:21:18,5, . . . 49. Neuber (Oberwiesenthal) 1:24:22,0.
Spezialsprunglauf von der 120-m-Schanze: 1. Bredesen (Norwegen) 241,1 Punkte (125,5 m+110,5 m), 2. Sakala (Tschechische Republik) 239,1 (119,5+114,5), 3. Goldberger (Österreich) 237,6 (113+118,5), 4. Harada (Japan) 231,2 (115+113), 5. Brendryen (Norwegen) 225,7 (121+109,5), 6. Parma (Tschechische Republik) 203,9 (111,5+102), 7. Kasai (Japan) 202,9 (114,5+99), 8. Delaup (Frankreich) 201,7 (112+103,5), 9. Lunardi (Italien) 201,7 (110+102,5), 10. Duffner (Schönwald) 192,7 (103+107,5), 11. Kuttin (Österreich) 191 (106,5+101), 12. Okabe (Japan) 189,4 (101,5+107), 13. Horngacher (Österreich) 188,8 (112+97,5), 14. Cecon (Italien) 188,7 (96,5+111,5), 15. Jussilainen (Finnland) 186,4 (110+96), . . . 20. Weißflog (Oberwiesenthal) 165,7 (104+91,5), . . . 23. Siegmund (Oberhof) 144,3 (106,5+80,5), . . . 53. Thoma (Hinterzarten) 72,2 (63,5+83).
Langlauf, Damen, 5 km (klassisch): 1. Lazutina 14:07,6 Minuten, 2. Jegorowa (beide Rußland) 14:12,1, 3. Dybendahl (Norwegen) 14:18,3, 4. Wjalbe (Rußland) 14:19,9, 5. Belmondo (Italien) 14:20,9, 6. Määttä 14:21,1, 7. Rolig (beide Finnland) 14:22,3, 8. Neumannova (Tschechische Republik) 14:26,0, 9. Moen (Norwegen) 14:26,5, 10. Di Centa (Italien) 14:31,2, 11. Westin (Schweden) 14:31,4, 12. Nybraaten (Norwegen) 14:31,9, 13. Pyykönen 14:33,8, 14. Kirvesniemi (beide Finnland) 14:39,3, 15. Gawriljuk (Rußland) 14:41,3, . . . 43. Bonsack (Oberhof) 15:24,4, . . . 48. Schulze (Willingen) 15:31,3, . . . 54. Wezel (Klingenthal) 15:46,3.
Drei Siege und eine knappe Niederlage: Das war die Erfolgsbilanz der deutschen Handballerinnen in den Viertelfinal-Hinspielen des Europapokals. Meister Walle Bremen schlug den dänischen Titelträger GOGG Gudme 19:12 (13:6). Cupverteidiger SC Leipzig gelang in einer Neuauflage des letztjährigen Endspiels nach Zwischenständen von 12:2 und 16:8 "nur" ein 25:22-Erfolg über TJ Tempo Partizanske. BFV Frankfurt/Oder, IHF- Pokalsieger 1985 und 1990, schaffte ein 30:23 (11:15) über das norwegische Team Gjerpen IF. Nur der TV Lützellinden patzte bei den Pokalsiegern, verlor beim norwegischen Vertreter Byaasen IL Trondheim 16:18 (8:9). Die Rückspiele finden am 27./28. Februar statt. Alle vier Klubs haben gute Aussichten auf den Einzug ins Halbfinale.
Eine Torflaute in den letzten zehn Minuten verbaute dem TV Lützellinden den Weg zum Erfolg in Norwegen. Nach einer 16:14-Führung gelang den Hessinnen kein Treffer mehr. Die Litauerin Ritskiavitchiene (5) und Wagner (4) waren vor 900 Zuschauern die besten Werferinnen der Gäste. Bei den Skandinavierinnen traf Haltvik (9/5) am besten. Der SC Leipzig verspielte beim 25:22 gegen TJ Tempo Partizanske einen höheren Sieg. In der Deckung gab es Schwächen. Beste Werferin war Ewa Szelag (8/3). sid
Play-off-Viertelfinale Düsseldorfer EG - EC Ratingen 8:1 (2:0, 3:1, 3:0). Tore: 1:0 Lee (13:48), 2:0 Lee (19:56), 3:0 Lay (24:25), 3:1 Boris Fuchs (25:35), 4:1 Gotaas (30:19), 5:1 Doucet (34:44), 6:1 Lee (40:56), 7:1 Amann (41:20), 8:1 Funk (48:52). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11.100. - Strafminuten: Düsseldorf 16 - Ratingen 19 + 10 Disziplinar (Andrej Fuchs).
Kölner EC - ESV Kaufbeuren 8:2 (1:0, 4:1, 3:1) Tore: 1:0 Kwasigroch (5:49), 2:0 Sikora (23:36), 3:0 Sikora (27:12), 3:1 Rau (28:57), 4:1 Lupzig (31:05), 5:1 Pokorny (33:57), 6:1 Kwasigroch (46:28), 7:1 Chaidarow (48:46), 8:1 Pokorny (52:09), 8:2 Hoffmann (52:33). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 6.800. - Strafminuten: Köln 8 - Kaufbeuren 17 + 10 Disziplinar (Ustorf).
Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:4 (1:3, 1:1, 1:0). Tore: 0:1 Lehner (0:31), 1:1 Reuter (2:50), 1:2 Jürgen Rumrich (12:48), 1:3 Schinko (19:03), 1:4 Chabot (27:58), 2:4 Meyer (39:08), 3:4 Ihnacak (41:33). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 6.879. - Strafminuten: Krefeld 4 - Preussen 8.
EC Hedos München - Mannheimer ERC 3:0 (1:0, 1:0, 1:0). Tore: 1:0 Hilger (2:56), 2:0 Berry (6:42), 3:0 Birk (48:33). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 10 - Mannheim 10. Abstiegsrunde ERC Schwenningen - EHC Eisbären Berlin 4:6 (0:0, 1:4, 3:2). Tore: 1:0 Young (25:27), 1:1 Jooris (32:42), 1:2 Mitew (32:55), 1:3 Mitew (33:53), 1:4 Dopita (25:23), 2:4 Trojan (48:51), 3:4 Held (51:03), 4:4 Hardy (51:14), 4:5 Dopita (51:48), 4:6 Jooris (55:01). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath) - Zuschauer: 3.000. - Strafminuten: Schwenningen 10 - Berlin 16 plus 10 Disziplinar (Schertz).
EV Landshut - EHC Freiburg 8:3 (5:1, 1:1, 2:1). Tore: 1:0 Hantschke (1:16), 2:0 Biakin (3:04), 3:0 Hantschke (4:08), 4:0 Gardner (5:22), 4:1 Reichel (5:29), 5:1 Schneider (16:32), 5:2 Adamus (32:05), 6:2 Oswald (34:47), 7:2 Daffner (42:49), 8:2 Bleicher (47:48), 8:3 Benda (58:09). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Landshut 8 - Freiburg 10.
sa FREIBURG, 23. Februar. Scharfe Kritik an der Sparpolitik in der kommunalen Frauenarbeit zahlreicher baden- württembergischer Städte, Gemeinden und Landkreise haben die südwestdeutschen Frauenbüros geübt. Für deren Landesverband sagte die Freiburger Frauenbeauftragte Ursula Knöpfle jetzt, hinter den Streichungen stehe oft die politische Absicht, die Finanznot zu nutzen, um "unliebsame Dinge" wie eine offensive Frauenpolitik zu kippen oder zumindest einzuschränken.
Wie Knöpfle berichtete, gibt es in Baden-Württemberg bislang ohnehin nur 32 hauptamtlich arbeitende kommunale Gleichstellungsstellen. Von den 35 Landkreisen hätten bislang lediglich fünf ein eigenständiges Frauenbüro eingerichtet. Im südbadischen Landkreis Emmendingen sei die Stelle der Frauenbeauftragten bereits gestrichen worden. In Filderstadt bei Stuttgart sei ein ähnlicher CDU-Antrag im Parlament gescheitert. Knöpfle registrierte in fast allen Frauenbüros Stellenabbau, Kürzungen bei Projektmitteln und Wiederbesetzungssperren. So sei beispielsweise der Öffentlichkeitsetat des Pforzheimer Büros um 40 Prozent zusammengestrichen worden. Einschränkungen seien auch in der Landeshauptstadt Stuttgart zu beobachten. Einzig Heidelberg gelte als positive Ausnahme: Seit dem Amtsantritt der SPD-Oberbürgermeisterin Beate Weber vor zwei Jahren sei das kommunale Frauenbüro aufgewertet worden.
Die Frauenbeauftragten wollen weiteren Kürzungsplänen in Städten und Kreisen entschieden entgegentreten, kündigte Knöpfle an. Das einzig wirkungsvolle Mittel zur Sicherung kommunaler Frauenpolitik sieht Knöpfle indes in einer gesetzlichen Regelung, die Gemeinden und Landkreise zur Einrichtung von Frauenbüros verpflichtet.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Telefon: 0 60 31 / 6 40 00.
Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 8 33 59.
DGB Kreis Wetterau: Arbeits- und sozialrechtliche Beratungen, 14.20 bis 16.30 Uhr, Ketteler Str. 19.
Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 12 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr; Atemgymnastik am Gradierbau, 10 Uhr; Geführter Stadtrundgang mit M. Montag, 14.30 Uhr.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Rheumaliga: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Kath. Pfarramt St. Bonifatius: Suchtberatung, 9-11.30 Uhr; Caritassprechstunde, 9-12 Uhr, Gymnasiumstr. 14. Kulturmix Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche; Arbeitstreffen für Männer und Frauen, die mitarbeiten wollen, 20 h, Altes Rathaus, 1. Stock.
Butzbach. Hausfrauenverband: Handarbeitsnachmittag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus, Gruppenraum.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Arbeitskreis "Leben und Wohnen im Alter", Treffen, 18-19.30 Uhr, Frankfurter Straße 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Mutter-Kind-Gruppe, 14.30-17.30 Uhr; Familienkreis II 20-24 Uhr, Räume der Gemeinde.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
BUND Ortsverband Karben: Treffen, 20 Uhr, Thomas Adam, Lindenweg 36, Klein- Karben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Butzbach. Faschingskehraus des Karnevalvereins Griedel, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Lumpenball der Gemeinschaft der Vereine von Hoch-Weisel, Hausberghalle.
Heringsessen der KG "Narrenzunft" Nieder Weisel, Mehrzweckhalle.
Heringsessen der Frw. Feuerwehr Wiesental, 18 Uhr, Feuerwehrgerätehaus.
Ober-Mörlen. Maskentreiben durch Mörlau.
Bad Vilbel. Kinderkostümfest des Karnevalsvereins "Fidele Sandhasen", 14.11 Uhr, Kurhaus.
Reichelsheim. Lumpenball der AJG, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Florstadt. Fastnachtsumzug in Stammheim, anschließend Fastnachtsveranstaltung in Bürgerhaus im Bürgerhaus.
Nidda. Kinderfasching des KTSV Borsdorf, 14.11 Uhr, Bürgerhaus.
Gedern. Kindermaskenball und Lumpenball des TV Gedern.
Kehraus des Vereinsringes Ober- Schmitten, 14.00 Uhr, Bürgerhaus.
Lumpenball der Frw. Feuerwehr Ober- Lais, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Lumpenball der Frw. Feuerwehr Ober- Lais, Bürgerhaus.
Kinderkostümfest des NCV, 14.11 Uhr, Bürgerhaus Nidda.
Lumpenball der Vereine Geiß-Nidda, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Kreppel-Kaffee der Landfrauen Nidda, 14.30 Uhr, Karl-Dietz-Haus. Ausstellungen
Friedberg. Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Foyer Landratsamt (bis 26. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel
Friedberg. Roxy: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20 Uhr) - Blende: Der letzte Mohikaner (15, 20.15 Uhr) - Studio: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr) - Keller: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Zimmer mit Aussicht (19.30 Uhr); Bob Marley - Time will tell (21.45 Uhr) (ohne Gewähr)
KELSTERBACH. Faustrecht übte nach Auskunft der Polizei in der Frankfurter Straße ein Autofahrer aus: Er schlug nach einem Zusammenstoß bei seinem Kontrahenten eine Scheibe ein und anschließend den anderen Fahrer zweimal mit der Faust ins Gesicht. Das Opfer mußte zur Behandlung ins Krankenhaus.
Diesem Akt ungewöhnlicher Selbstjustiz war ein Unfall vorausgegangen: Auf der Überführung hatte ein Personenwagen einen anderen überholt und ein entgegenkommendes Fahrzeug gerammt. Dessen Fahrer war so erbost, daß er daraufhin schlagkräftig reagierte. Insgesamt entstand Schaden in Höhe von 15 000 Mark. cas
Mit 40 Zugnummern lautstark durch Mörfelden "Sandhasen" und "Buschspatzen" hatten für Samstag nachmittag wieder zum närrischen Umzug eingeladen Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein Lindwurm närrischer Fröhlichkeit zog am Samstag nachmittag mit viel Helau, Bonbon- und Konfettiregen über zweieinhalb Stunden hinweg durch Mörfelden - ein gelungenes Gemeinschaftswerk der karnevalistischen Vereinigungen "Sandhasen" (Mörfelden) und "Buschspatzen" (Walldorf). Die veranstalten in jährlich wechselndem Turnus in den Stadtteilen dieses närrische Treiben, das sich aus bescheidenden Anfängen zu einem stattlichen Zug mit in diesem Jahr über 40 Nummern entwickelt hat. Mehrere hundert Mitwirkende aus verschiedenen lokalen Vereinen und närrischen Korporationen der Umgebung sorgten zwischen Festplatz, Dalles und Bürgerhaus für närrische Hochstimmung bei groß und klein. Tausende von Besuchern aus nah und fern säumten die Straßen, feierten vor dem alten Mörfelder Rathaus gemeinsam mit örtlicher Prominenz aus Politik und Wirtschaft. Am Ende tanzte Bürgermeister Bernhard Brehl auf der Straße, angespornt von den Zuschauern. Die große und kleine Politik wurde beim Umzug gekonnt auf die närrische Schippe genommen - beispielsweise von der Arbeiterwohlfahrt, die mit der von einem überdimensionalen Pleitegeier gezierten Wagennummer "Bonner Streichquartett" die Sparpläne der Bundesregierung kritisierte. Die Mörfelder Kerweborsche sorgten sich ob der Seehofer-Pläne "Ach wie teuer - wird die neue Krankesteuer", und der Motorsportclub (MSCM) schleppte mit einer Luxuskarosse symbolträchtig einen Oldtimer ab unter dem Motto "Wir ziehn die Karre aus dem Dreck - Aufschwung Ost".
Den lokalen Grüne-Krach (Grüne wollen den Grüne-Stadtrat Dirk Treber abwählen), griff die Freiwillige Feuerwehr Mörfelden mit dem Wagen "Grie is net grie" auf. Und obenauf thronte eine dem Stadtrat nachempfundende Figur mit einer Tube Uhu in der Hand - da sich Treber dem Begehren mancher Parteifreunde gegenüber als ziemlich resistent erwiesen hat: "Do klebt er ja - was mache mer da". Farbenprächtig anzusehen waren die mitwirkenden Garden und Komitees, neben "Sandhasen" und "Buschspatzen" unter anderem der Rüsselsheimer und der Bischofsheimer Carnevalsverein. Viele lokale Vereine und Organisationen wirkten ebenfalls mit: Da begrüßte beispielsweise der Brieftaubenverein Walldorf "den Rest der Welt" und bewiesen die SKV-Radsportlerinnen im Leopardendreß auf zwei Rädern Balance- Vermögen der Spitzenklasse.
Lautstark donnerten die "Tell"-Schützen in Wildwest-Manier, gefiel der Kleintierzuchtverein mit der "Freien Walldorfer Gickelschule", boten das DRK Mörfelden farbenprächtige Zauberei & Magie. Zwischen den Zuschauerriegen schlängelte sich sportlich der TGS-Tanzwurm hindurch, verrieten die Walldorfer Kerweborsche im Akademikergewand stolz "Nach zehn Jahren werden wir e.V." und reimten die Mörfelder Bahndammer "Un is de Bahndamm noch so klaa - Platz für e Bierzelt allemaa".
Immer wieder wurden Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß eine klare Absage erteilt, gab's unter anderem für die Folkloregruppe der örtlichen Griechen- gemeinde besonderen Applaus. Zu alledem spielten zahlreiche Musikformationen auf, beispielsweise das SKV-Blasorchester unter Leitung von Udo Milutzki als "Udo&rquote;s Panikorchester" - vorneweg der populäre Dirigent als Towaritsch Uli mit Pelzmütze und Orden aus Beständen der einstigen Roten Armee.
Für klangvolle Geräuschkulisse sorgten unter anderem noch Spielmannszüge wie der schwarz-weiß gewandtete TV Königstädten und die Blauweißen aus Dreieich-Götzenhain-Offenthal.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; Geführte Wanderung mit M. Montag, 14 Uhr; "Vegetarisch essen?", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr; "Bibel im Gespräch" - Der barmherziger Vater (G. Rettinghaus), 19.30 Uhr.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr; Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 /871 34.
Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 /44 71.
Kulturmix Bad Vilbel. Alte Mühle: "Das kleine Fegefeuer" - Kabarett zum Aschermittwoch, 20.30 Uhr.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16-18, Rettungswache.
Umweltwerkstatt Wetterau: Kindergruppe Bad Nauheim bereitet einen Info- Stand vor, 15 Uhr.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr; Männer und Frauen gemeinsam, Treffen, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum: Die Trotzköpfchen, Treff f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J., 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 47 / 27 16.
Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche.Parteien / Parlamente
Butzbach. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Rolandsbogen.
Butzbach. Heringsessen des Karnevalsvereines "Mörlau", KG-Halle.
Altenstadt. Heringsessen der CDU Altenstadt, 19.30 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.
Florstadt. Heringsessen des Karnevalclubs "Die Niddageister e.V.".
Verschiedenes Bad Vilbel. Seniorenbetreuung: "Basteln mit Schafswolle", 14 Uhr, Kurhaus, Glasveranda.
Ausstellungen Friedberg. Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Foyer Landratsamt (bis 26. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar).
Friedberg. Roxy: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20 Uhr) - Blende: Der letzte Mohikaner (15, 20.15 Uhr) - Studio: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr) - Keller: Stalingrad (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).
Altenstadt. Apollo: Das kleine Gespenst (16 Uhr); Reggae Sunsplash (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Dracula (20 Uhr) - Princess: Bodyguard (20 Uhr).
BAD HOMBURG. Mit Schildern, Transparenten und Buttons bewaffnet und lautstark schimpfend empfing die "Bürgerinitiative gegen eine Großanlage zur Klärschlamm-Trocknung in Bad Homburg/Ober-Erlenbach" am Samstagmorgen Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) vor der Martinuskirche. Hier wollte die Ober-Erlenbacher CDU ihre angekündigte Ortsbegehung starten - die BI nutzte die Gelegenheit, um Assmann eine mit grüner Schleife geschnürte Liste mit über 800 Unterschriften gegen den Bau der Klärschlamm-Trocknungsanlage zu überreichen.
Sichtlich fassungslos nahm der Oberbürgermeister von BI-Sprecher Uli Lerch das Päckchen entgegen. Schließlich hatte er es vor fast einem Jahr schon schriftlich abgelehnt, die Unterschriftenliste anzunehmen. Begründung: Nicht er sei zuständig, sondern der Umlandverband Frankfurt (UVF). Welch ein Glück, daß der Vorsitzende der Ober-Erlenbacher CDU, Martin Demandt, Sekunden später ins Horn blies zum Marsch durch den Ort. Das gab Assmann Zeit, sich zu sammeln. Er betonte erneut, daß der UVF zuständig sei. Doch fordert die BI vom Oberbürgermeister, daß der sich für die Belange der Bürger einsetze.
"Wir haben Angst vor einer solchen Anlage, weil hier etwas getrocknet werden soll, von dessen Problematik man noch nichts kennt; die Technik steckt ja noch in den Kinderschuhen", sagte Gerhard Pfeiffer von der BI. Schließlich solle auch belasteter Industrieschlamm in Ober-Erlenbach getrocknet werden. Nicht zu vergessen der damit verbundene Verkehr, der Dreck und der Gestank. Assmann hielt dagegen, daß eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben worden sei. dag/FR-Bild: Miorandi
Herrn Karl Waltz, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.
Frau Margarete Büsing, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Frau Anna Berkenkamp, Groß-Karben, zum 85. Geburtstag.
Frau Frieda Happ, Petterweil, zum 72. Geburtstag.
Frau Berta Schäfer, Bönstadt, zum 85. Geburtstag.
Frau Else Schrodt, Bönstadt, zum 75. Geburtstag.
KÖNIGSTEIN. T-shirts können Kinder am Montag, 1. März, ab 15 Uhr im Jugendhaus an der Adelheidstraße bemalen. Die Aktion dauert eineinhalb Stunden, die Materialien einschließlich T- shirts werden gestellt.
Anmeldungen für die Bastelstunde sind erforderlich, montags bis freitags von 16 bis 22 Uhr werden sie unter Tel. 202 303 angenommen. Die Veranstaltung wird von der Aktion Kinderspielplätze, vom Kinderhort und vom Jugendhaus gemeinsam organisiert. s
Frau Emma Zahradnik, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Herrn Georg Strauß, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Herrn Karl Waldschmidt, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Francisca Fernandez, Petterweil, zum 76. Geburtstag.
Frau Dora Pulver, Petterweil, zum 86. Geburtstag.
Frau Katharina Bauer, Assenheim, zum 73. Geburtstag.
Frau Gertraude Schubert, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Martha Merker, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Betty Wollenweber, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Frau Gertrud Luck, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Katharina Fuchs, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.
Herrn Willi Meyer, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.
Herrn Franz Gareis, Kloppenheim, zum 80. Geburtstag.
Frau Alwine Spengler, Petterweil, zum 82. Geburtstag.
Frau Elisabeth Cost, Petterweil, zum 90. Geburtstag.
Herrn Ludwig Schropp, Bönstadt, zum 72. Geburtstag.
Parteien + Wähler
Irmgard Schwaetzer kommt KRONBERG. Die FDP bietet heute abend um 19 Uhr im Altkönigstift in Oberhöchstadt Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer auf. Ihr Thema: "Liberale Politik für Menschenwürde". Armin Claus über Seniorenpolitik OBERURSEL. Der SPD-Ortsbezirk Weißkirchen lädt für Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr ins ehemalige Rathaus ein, um über Politik für ältere Menschen zu sprechen. SPD-Landtagsabgeordneter Armin Claus wird mit den Gästen diskutieren.Utopien für Kronberg? KRONBERG. Die Grünen veranstalten am Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, im Gasthaus "Zum Grünen Wald" (Schirnplatz) eine Diskussion. "Machbare Utopien - auch für Kronberg?" ist das Thema. Anhand eines Videofilmes "Fluchtwege aus dem Treibhaus" soll debattiert werden, wie jeder dazu beitragen kann, die Umweltsituation zu verbesseren. WILO diskutiert Verkehrsprobleme OBERURSEL. Die "Wähler Initiative Lebenswertes Oberursel" (WILO) veranstaltet morgen von 19 Uhr an in der Stadthalle eine Diskussion über Verkehrsprobleme in Oberursel. Nachbarschaftsparty der SPD OBERURSEL. Die nächste Nachbarschaftsparty der SPD ist für Freitag, 26. Februar, bei der Oberstedter SPD-Chefin Sigrid Daniel geplant. Wer eingeladen werden möchte, um mit den SPD-Kandidaten bei Käse und Wein zu plaudern und über aktuelle Probleme zu diskutieren, kann anrufen (Tel. 0 61 72 / 3 65 44).
Frau Maria Illian, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.
Frau Martha Röttger, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Hilde Schnaubelt, Groß-Karben, zum 71. Geburtstag.
Herrn Georg Megies, Okarben, zum 80. Geburtstag.
Frau Erna Gladdasch, Petterweil, zum 79. Geburtstag.
Frau Margarete Weitershausen, Assenheim, zum 71. Geburtstag.
Herrn Otto Meis, Bönstadt, zum 92. Geburtstag. Frau Maria Piegsa, Ilbenstadt, zum 86. Geburtstag.
Frau Luise Röll, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Else Bauer, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Friedrich Zwittlinger, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Lisbeth Krüger, Klein-Karben, zum 76. Geburtstag.
Frau Anna Hergt, Klein-Karben, zum 71. Geburtstag.
Frau Juliane Braun, Groß-Karben, zum 80. Geburtstag.
Frau Rosina Baumgartl, Groß-Karben, zum 81. Geburtstag.
Frau Martha Freidl, Kloppenheim, zum 78. Geburtstag.
Herrn Albert Kröll, Okarben, zum 70. Geburtstag.
Frau Margarethe Wehrheim, Rendel, zum 79. Geburtstag.
Frau Herta Geibel, Rendel, zum 80. Geburtstag. Herrn Karl Cost, Petterweil, zum 71. Geburtstag.
Frau Marie Spöhrer, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
Frau Johanna Kliem, Kaichen, zum 78. Geburtstag.
Herrn Robert Strauch, Kaichen, zum 71. Geburtstag.
KÖNIGSTEIN. Vom 3. bis 6. Juni wird in Südfrankreich der 20. Geburtstag der Städtepartnerschaft Königstein - Le Cannet-Rocheville gefeiert. Das Cannetaner Partnerschaftskomitee hat ein eindrucksvolles Programm zusammengestellt, das am Freitag abend, 4. Juni, mit einem Ausflug und einer romantischen Kreuzfahrt beginnt. Der Samstag, 5. Juni, steht ganz im Zeichen der Jubiläumsfeier, und am Sonntag fahren die Gäste aus dem Taunus wieder zurück.
Der Königsteiner Förderkreis der Städtepartnerschaft hat preisgünstige Flüge und Busse nach Südfrankreich organisiert und rechnet mit einer Gruppe von 150 Leuten, die mitfährt. Anmeldungen und nähere Auskünfte gibt es bei Reinhard Siepenkort (Tel. 5906) oder im Kurbüro.
Dort können sich auch die Wanderer melden, die vor den Festlichkeiten in Le Cannet eine städtepartnerschaftliche Wanderung durch die französischen See- Alpen machen möchten. Die Wanderfreunde aus beiden Städten suchen noch Leute, die mitlaufen möchten: Gewandert wird vom 31. Mai bis 3. Juni. s
Notdienste · Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Rufnummer 0 60 42 /12 11, von Samstag 11 bis Montag 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Rufnummer 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Samstag 12 Uhr bis Montag 6 Uhr, Rufnummer 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg/Bad Nauheim/Rosbach. Sa.: Apotheke am Park, Bad Nauheim, Parkstr. 16, Tel. 0 60 32 / 24 79.
Bad Vilbel. Sa.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21.
Butzbach. Sa.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, Tel. 0 60 33 / 6 51 42.
So.: Bahnhof-Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88.
Karben/Niddatal. Sa.: Römer-Apotheke, Okarben, Saalburgstr. 2, Tel. 0 60 39 / 34 45. - So.: Apotheke Assenheim, Assenheim, Nieder-Wöllstädter-Str. 2, Tel. 0 60 34 / 22 06.
Büdingen. Sa. und So: Stadt-Apotheke, Bahnhofstr. 30, Tel. 0 60 42 / 45 30 + 45 65.
Altenstadt/Limeshain/Düdelsheim. Sa. und So.: Barbarossa-Apotheke, Düdelsheim, Tel. 0 60 41 / 50131. Krankentransporte Bad Vilbel. DRK, Tel. 06101/84020, und ASB, Frankfurter Str. 85, Tel. 06101/2222.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
KÖNIGSTEIN. Der Sammelwagen für Sonderabfälle hält wieder in Königstein: Am Samstag, 27. Februar, können die Bürger die chemischen Abfälle aus dem Haushalt, Batterien und anderes in der Zeit von 9 bis 10.45 Uhr zum ehemaligen Betriebshof an der Limburger Straße bringen.
Am Mittwoch, 3. März, 9 bis 10 Uhr, steht die mobile Sammelstelle in Falkenstein auf dem Parkplatz am Bürgerhaus im Scharderhohlweg. s
Gelnhausens Narren kämpften unverdrossen, aber nahezu vergeblich gegen fröstelnde Zuschauerreihen an Der Funke sprang kaum über
GELNHAUSEN. Unten "beim Joh" ist von fastnachtlicher Stimmung nicht viel zu bemerken. Nur wenige haben sich hier an der Kinzigbrücke postiert, die der "Zuch" zuletzt erreichen wird. Masken und Verkleidungen haben Seltenheitswert. Vielleicht ist es auch zu kalt für freizügigen Mummenschanz. Der eisige Wind kündigt die polare Kaltluft an, die den Narren in den nächsten Tagen das Leben schwer machen soll. Imbißbuden machen gute Geschäfte, wenn sie warme Snacks oder heißen Apfelwein anzubieten haben.
Am Obermarkt stauen sich die Vereinswagen. Der Abschleppdienst muß den Weg freimachen, ehe sich der Gaudi-Wurm zu Tal wälzen kann. Auch hier hält sich der Andrang in Grenzen. Nur wenige bringen sich selbst mit Sekt und Liedern - "Mir wolle hüppe, hüppe hüppe, wolle hüppe, hüppe, hüppe . . ." - in Stimmung. Von der rollenden Tribüne aus versuchen die Jecken vom Dienst per Lautsprecheranweisung die Schaulustigen auf ein einig närrisch' Volk einzuschwören. "Humba, humba, täterää" vom Band gegen den Narhalla- Marsch der Blaskapelle. Und immer wieder Helauuuu . . .
Die Gruppen ziehen vorbei. Da wird ein Maskenball auf Burg Frankenstein gefeiert. Die Malervereinigung brüstet sich damit, den besten Pinsel zu besitzen. Ein Orchester hat es sich auf dem Wagen bequem gemacht. Kohl flaniert über das Pflaster, grüßt jovial die Menge. Es schneit Konfetti und Karamellen. Hustenbonbons sind praktischerweise auch dabei. Früher haben sich die Kinder darum gerissen, sich gemeinerweise auf die Hände getreten, um ja mehr zu ergattern als der andere. Heute bleibt vieles für die Straßenreinigung liegen.
Dann auch einmal ein Motivwagen mit einem politschen Ansatzpunkt. Der deutsche Michel auf dem Steuertopf: "Unn drückste ach wie doll, de Dibbe werd net voll." Und dann einer, der das Schild trägt: "Wie war es doch vordem mit Möllemännchen so bequem." Was er damit sagen will, bleibt unbeantwortet wie die Sehnsucht nach weiteren Spitzen, abgesehen von der lebenden Pyramide, die gewandte Sportler immer mal wieder aufbauen.
Und denen der vielen Gardemädchen und Cheerleaders in knappen Röckchen, die die Zuschauer frösteln lassen. Besser haben es da die Chorgeister von Meerholz. Unter den Laken lassen sich dicke Pullover verbergen.
Der Angelsportverein wirbt für Mensch, Natur und Umwelt. Für ersteren hat er ein heißes Getränk parat. Keine hohlen Floskeln also. Noch ein Spielmannszug und dann ist es auch schon vorbei. Die Menschen zerstreuen sich schnell. Das geschäftsmäßige Schauspiel hat sie offensichtlich kaum angerührt, kein Funke sprang da auf die Spektanten über. Nein, zum Mitschunkeln bestand kein Anlaß.
"Die meisten gehen her, wegen ihrer Kinner, und damit hat sich das auch schon", sagt einer. "Wenn das mal nicht mehr gemacht wird, fällt des gar nicht mehr auf." Ein anderer Eingeweihter meint, die vom Zug wären auch noch nicht richtig in Stimmung. In der Unterstadt sei das schon etwas anderes: "Da sind sie dann richtig angeheizt."
Also zurück zur Kinzigbrücke. Doch auch dort kein Bild der ausgelassenen Fröhlichkeit früherer Jahre. Nicht einmal Gedränge. Während er von einem Bein aufs andere tritt, unter- hält sich der Gelnhäuser über das Wetter. Es soll kälter werden und schneien . . . hein
KÖNIGSTEIN. "Viel Buch für wenig Geld" heißt es von Montag bis Mittwoch, 1. bis 3. März, wieder in der Stadtbibliothek im Kurhaus, denn dort ist ein Bücherflohmarkt angesagt.
Zum Wühlen auf den Büchertischen ist Zeit am Montag und Dienstag von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr. s
GELSENKIRCHEN, 21. Februar. Das Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen hat der Postgesellschaft Telekom eine schwere Niederlage bereitet, indem es der Klage eines Ehepaares gegen einen Funkturm der Telekom in Essen stattgab. Der Funkturm muß teilweise stillgelegt und darf nicht zum Betrieb des Mobilfunknetzes D 1 genutzt werden. Gegen den Betrieb des Funkturmes hatte ein junges Ehepaar geklagt, das nur knapp 30 Meter entfernt von der Anlage wohnt und gesundheitsgefährdende Strahlen vom Betrieb des Funkturmes befürchtete. Von dem Turm wollte die Telekom rund 100 000 Mobilfunkkunden bedienen.
Nach mehrstündiger Beweisaufnahme kamen das Gelsenkirchener Verwaltungsgericht abweichend von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Münster in einem ähnlichen Fall zu dem Ergebnis, daß aufgrund der mit 217 Hertz gepulsten Mobilfunkstrahlen "krankmachende Effekte auf die Allgemeinbevölkerung doch nicht ausgeschlossen werden können". Das Gericht hatte, abweichend von der üblichen Praxis in dem von den Klägern angestrengten Eilverfahren, eine mündliche Verhandlung mit Beweisaufnahme angeordnet, um die möglichen Gesundheitsgefährdungen durch Mobilfunkstrahlen abzuklären und zu prüfen, "ob in diesem Bereich der elektromagnetischen Strahlenfelder weitere gesetzliche Regelungen zum Schutz der Allgemeinbevölkerung notwendig sind". Die Telekom hat gegen die Gelsenkirchener Entscheidung Beschwerde eingelegt. Bis über diese entschieden ist, bleibt der Essener Funkturm für den D 1- Betrieb gesperrt. Bayern läßt Elektrosmog untersuchen
MÜNCHEN (dpa). Bayerns Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) will die Auswirkungen des sogenannten Elektrosmogs auf die menschliche Gesundheit erforschen lassen. Wie das Ministerium jetzt in München mitteilte, hat Gauweiler "bundesweit erstmalig" ein umfassendes Gutachten dazu in Auftrag gegeben. Dabei soll die Belastung der Bürger durch elektromagnetische Felder in allen Lebensbereichen untersucht werden. Auch die Erfahrungen des "Vereins der Elektrosensiblen" sollen einbezogen werden.
KÖNIGSTEIN. Die USA mit ihren südwestlichen Bundesstaaten sind das Thema der neusten Dia-Audiovision von Greta und Georg Hoch, die am Samstag, 27. Februar, 18 Uhr, im Haus der Begegnung (Bischof-Kaller-Straße) gezeigt wird. Karten im Kurbüro und an der Abendkasse. s
Amerikas Probleme sind beträchtlich. Rußlands Probleme sind enorm. Doch beide mit einem Schlag zu lösen, dies sagt der US-amerikanische Autor und Kolumnist Walter Russell Mead, ist ganz einfach. Die USA, so schlägt er in der jüngsten Ausgabe des "World Policy Journal" vor, sollen den Russen einfach Sibirien abkaufen, zu einem gerechten Preis versteht sich. Nicht wie damals mit Perlen für Manhattan oder 1867 ein paar tausend Dollars für Alaska. Nein, ehrlich soll Uncle Sam diesmal schon sein. Vielleicht 2-3 Billionen Dollar (knapp 5 Billionen DM) für die 4 Millionen Quadratmeilen, die das US-Territorium mit einem Schlag verdoppeln und 30 Millionen neue US- Bürger schaffen würde. Dieser Kauf würde über 20 Jahre jährlich 200 Milliarden Dollar erfordern, die Hälfte davon wären in Cash oder mit den Rohstoffen Sibiriens zu bezahlen; der Rest in Form von Exportkrediten, mit denen die Russen amerikanische Konsumgüter erstehen könnten. Landnahme in Sibirien Optimistisch sieht Mr. Mead als Folge seines Vorschlags schon, wie sich eine "moderne, vierspurige Seidenstraße mit Shopping Malls auf beiden Seiten von Berlin nach Korea" den Weg durch die Tundra bahnt. Auch das leidige Thema amerikanischer Truppenstationierung in Europa wäre gelöst. Die Vorteile für die USA liegen also auf der Hand: Stabilisierung der ehemaligen Sowjetunion durch kapitalistische Entwicklung, eigene Rohstoffunabhängigkeit und neue Märkte. Aber warum sollte Rußland diesem Ausverkauf Sibiriens zustimmen? Nun, den russischen Eliten würde ein solcher Deal genau das liefern, was den Neo-Kapitalisten noch fehlt, Kapital. Und die Massen, meint Mr. Mead, ließen sich leicht mit einer einmaligen Abschlagszahlung von 1000 US-Dollar pro Kopf ködern, mehr Geld als der russische Durchschnittsbürger sonst in seinem ganzen Leben zu sehen kriegt. Das Ganze, so Mr. Mead, wäre eine Kombination aus "leveraged buy out" und Neo-Kolonialismus: Siberien wäre mit seinem Sternchen auf dem "star spangled banner" gleich viel mehr wert, und den Russen eröffnete sich dafür ihr eigener Weg in die kapitalistische Unabhängigkeit. Der Kauf Sibiriens wäre so "der generöseste Akt amerikanischer Führung seit dem Marshall-Plan und die für die USA vorteilhafteste Landnahme seit dem Kauf Louisianas von den Franzosen". In Anlehnung an Jonathan Swifts weisen Rat an die Iren, zum Überleben doch ihre Kinder an die Engländer zu verkaufen, nennt auch Mr. Mead seinen Plan "einen gemäßigten Vorschlag". Doch hinter seinem Witz liegen auch die ernsten Tatsachen verborgen, daß die USA schon immer eine neue "frontier" zu ihrer Identitätsfindung brauchten und Rußlands Bedürfnisse viel größer sind, als unsere Bereitschaft zu altruistischer Hilfe. paa (Washington)
Im Wortlaut: Aus der Metall-Schlichtung Wie die Arbeitgeber blockten
Die Metall-Arbeitgeber hätten die Schlichtungsverhandlungen über eine Revision des Tarifvertrages über die Angleichung der Ost-Löhne an das West-Niveau keine Sekunde ernst genommen, sondern das Scheitern gewollt, um den Vertrag ganz kippen zu können - so nicht nur der Schlichter in Sachsen, der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel, sondern auch der Schlichter in Thüringen, der frühere Frankfurter Oberbürgermeister Rudi Arndt. Sein Protokoll gewährt Einblicke in das Verhalten der Arbeitgeber.. Wir dokumentieren im folgenden die Passagen über Öffnungsklauseln und die Frage nach der Rechtsverbindlichkeit des Tarifvertrages: . . . Schließlich nahm in der Debatte die von Politikern der Regierungskoalition aufgeworfene Frage einer von den Arbeitgebern geforderte Öffnungsklausel einen weiten Raum ein. Eine solche Öffnungsklausel, so wurde unwidersprochen von beiden Schlichtern vorgetragen, müßte die Anrufung beider Tarifvertragsparteien mit genauer Kostenanalyse und dem Beweis, daß die Tarife nicht eingehalten werden könnten, ermöglichen. Die dann von den Tarifvertragsparteien zu treffende Entscheidung müßte ins Tarifregister (beim Bundesarbeitsminister, Red.) eingetragen werden und würde an die Stelle des geltenden Tariflohns bzw. -gehalts treten. Regelungen, die trotzdem eine Reduzierung der Arbeitslosenunterstützung verhindern würden, halten beide Tarifpartner für machbar.
Dazu wurden die Arbeitgeber aufgefordert, Modelle zu entwickeln, wie die Öffnungsklausel auszugestalten sei. In keiner Phase der weiteren Verhandlung kam es zu einem solchen konkreten Vorschlag. Die Schlichter machten dann nach Beratung mit der IGM (Industriegewerkschaft Metall, Red.) folgenden Vorschlag:
Betriebe, deren Existenz durch die Lohnkosten gefährdet würde, könnten sich auch an eine Einigungsstelle der beiden Tarifpartner wenden. Vorzulegen seien all die Unterlagen, die auch vom Wirtschaftsministerium bei der Beantragung einer Förderung oder bei der Bank bei der Beantragung eines Kredits vorzulegen seien. Nach der Zustimmung der Einigungsstelle zu einem niedrigeren Lohn und Gehalt sei diese Einigung in das Tarifregister als Tarifvertrag für diese Firma einzutragen. Erst etwa eine Stunde vor dem Scheitern der Verhandlung machten die Arbeitgeber den Vorschlag, bei einer Einigung der Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat solle dies als neuer Tarifvertrag gelten. Die Schlichter wiesen dies zurück, weil nur über die Einigungsstelle ein einheitlicher Maßstab für das ganze Tarifgebiet gefunden und damit Wettbewerbsverzerrungen vermieden würden. Die endgültige Entscheidung müsse auf jeden Fall bei beiden Tarifpartnern liegen . . .
Die Arbeitgeberseite wurde aufgefordert, für ihre Behauptung, die vorgesehene Lohnangleichung würde zur Vernichtung zusätzlicher 20 000 Arbeitsplätze führen, konkret einige betroffene Firmen zu nennen. Bis zum Ende der Schlichtungsverhandlung wurde trotz wiederholtem Anmahnen kein Betrieb, auf den das konkret zutrifft, genannt . . . Gültiger Tarifvertrag oder nicht Der Vorsitzende bat die Tarifvertragspartner ausdrücklich, noch einmal festzustellen, ob der Wortlaut der Vereinbarung vom 8. 3. 91 in ein Tarifregister eingetragen sei. Für die Schlichter sei es außerordentlich wichtig zu wissen, ob die von VMET (Verband der Metall- und Eisenindutrie Thüringen, Red.) bestrittene Behauptung der IGM, es handele sich um einen gültigen Tarifvertrag, zutreffe. Auf die konkrete Frage des Vorsitzenden an die Vertreter des VMET, ob die mit der IGM ausgehandelte Vereinbarung im selben Wortlaut auch mit einer anderen Gewerkschaft abgeschlossen worden sei, dies sei nach ihrem Wissen nicht der Fall. Auf den Hinweis des Schlichters, er habe Grund zu der Annahme, die Vereinbarung sei als Tarifvertrag im Bonner Tarifregister eingetragen, antworteten die Arbeitgeber, diese Frage sei unbedeutend. Es könne sein, daß man denselben Wortlauf mit der DAG vereinbart habe. Mit Fernschreiben ging dann die im Bonner Tarifregister als Tarifvertrag eingetragene Vereinbarung mit genau demselben Wortlaut ein, den der VMET mit der IGM ausgehandelt hatte. Allerdings ist in dem Text nicht die IGM, sondern der Christliche Metallarbeitgeberverband genannt. Die Vereinbarung mit der IGM war einschließlich der Druckfehler lediglich abgeschrieben, auf den 8. 3. 91 zurückdatiert, von Herrn Stolle und Herrn Kunau (der erst nach dem 8. 3. 91 dafür zuständig war) vom VMET unterschrieben und dann im Tarifregister des Bundes eingetragen worden. Daraus ergibt sich die Gültigkeit der Vereinbarung vom 8. 3. 1991 als Tarifvertrag. Damit ging es für die Schlichtung nicht mehr darum, sich lediglich mit einer Verpflichtung des VMET zum Abschluß eines Tarifvertrages, sondern mit der Änderung eines wirksamen Tarifvertrages zu befassen.Hanau kämpft um Aufstieg
Das süddeutsche Trio für die Hallenhockey- Bundesliga-Aufstiegsrunde in Gernsbach ist komplett. SC 1880 Frankfurt, Stuttgarter Kikkers und der THC Hanau werden mit dem westdeutschen Zweiten um den von der Frankfurter Eintracht in der Bundesliga-Gruppe Süd frei gemachten Platz streiten. Den Hanauern gelang in Mannheim zwei Sekunden vor Schluß durch Nils Höra mit dem 6:5 der entscheidende Treffer. Die Hanauer zeigten beim TSV 1846 mehr Biß, hatten in Wolfgang Koch (2) und Jens Ritter (2) ihre treibenden Kräfte, die bis zur 45. Minute nach 3:3 Pausenstand zum 5:5 ausglichen und schließlich durch Koch und Höra noch den Sieg erreichten.
Der SC 1880 Frankfurt verteidigte seine Tabellenführung, da er in Rüsselsheim, dank der Schläfrigkeit des RRK bereits nach 22 Minuten durch Uli Moisl (Ecke), Stefan Blöcher, Andreas Mollandin und "Kiki" Ross 4:0 in Front lag. Der RRK kam zwar durch Eberts, Eifert, Nickolaus (2), Stalmach und Kloos, bei Gegentreffern von Ross (2) und Hermening, auf 6:7 heran, zum Ausgleich reichte es nicht mehr. ws
Knast-Rekord im Taunus
Überhaupt, viele Politiker, man sieht's auch von den Sternen, sich immer weiter vom Wähler entfernen. Und ich weise darauf hin, natürlich auch von der Wählerin. Die da mahnen, wir alle müssen sparsamer leben und sich dann schnell die Diäten anheben! Die versprechen, es verbessert sich alles enorm und was kommt dann raus? Die Gesundheitsreform! Letztens hört ich 'nen Erdling, der schimpfte verdrosse: Die Regierung gehört uff de Mond geschosse! Da da rief ich "Halt. Auf keinen Fall! Kein Altlasten-Export ins All."
Ich komm uff meim Rundgang nachts gege' halb zwei auch an de Audestraß vorbei. Die Straß, die is ganz zweifelsohne, Deutschlands meistbefahrene verkehrsberuhigte Zone. Die Anlieger habe ungeloge schon die Umbenennung der Straß erwoge. Zum Gedenke an den, der des Chaos produziert, wird ein Name besonders favorisiert. Ich verrat es Euch schon mal ganz leise: Die Straß soll Gerhold-Highway heiße.
Ach, da fällt mir auch noch ein, der Hochtaunuskreis kommt jetzt ins Guiness-Buch 'erein. Die sin jetzt uffgenommen worde in die Reihe der Rekorde, denn dem Kreis hier konnt's gelinge die meiste Politiker in einer Wahlzeit in de Knast zu bringe.
Daniela Kraft (Freunde des Carnevals Bad Homburg) als Protokollerin und als Nachtwächterin
Zur Sache
Was sind die
Die 1968 im Bundestag verabschiedeten Notstandsgesetze machen es möglich, im Falle eines Angriffs oder eines drohenden Angriffs auf die Bundesrepublik den Bundestag zu entmachten, seine Rechte an einen "Gemeinsamen Ausschuß" zu delegieren und eine Reihe von demokratischen Freiheitsrechten außer Kraft zu setzen. Der "Gemeinsame Ausschuß", der sich zu zwei Dritteln aus Abgeordneten des Bundestags und zu einem Drittel aus Vertretern der Länder zusammensetzt, kann selbst bestimmen, wann ein "Angriff droht", und den "Verteidigungsfall" erklären.
Die Notstandsgesetze machen es auch möglich, die Bundeswehr zur Verstärkung der Polizei gegen organisierte, bewaffnete Aufstände im eigenen Land einzusetzen - zur Abwehr von Gefahren für die "freiheitlich- demokratische Grundordnung". Sie wurden bisher nicht angewendet.
GLASHÜTTEN. Die Glashüttener SPD hat sich gegen die bestehenden Pläne zur Erweiterung des Commerzbank-Fortbildungszentrums in Oberems ausgesprochen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wandte sich der Ortsverein allen Bestrebungen entgegen, das Bauwerk auf den landschaftsgeschützten Außenbereich auszudehnen. Einer Erweiterung im Rahmen des gültigen Flächennutzungsplanes würden die Sozialdemokraten allerdings zustimmen.
Dem einstimmig gefaßten Beschluß gingen kontroverse Diskussionen voraus. Gottfried Sedlaczek warnte die Parteifreunde mit Blick auf die Kommunalwahl am 7. März: "Wenn von der SPD jetzt keine Position gegen das Commerzbank-Projekt kommt, kostet uns das bis zu zehn Prozent Wählerstimmen." Er hielt der Fraktion im Gemeindeparlament vor, sich nicht von Anfang an gegen das 100- Millionen-Vorhaben ausgesprochen zu haben, wie es die Glashüttener Grünen getan hatten.
Fraktionsmitglied Dariusch Yassemi wies den Vorwurf zurück: "Wir können es uns nicht so einfach machen, zu sagen: Das greift ins Naturbild ein, also lehnen wir es ab." Die SPD, so Yassemi, habe "noch andere Dinge zu bedenken als die Grünen". Wenn nämlich die Commerzbank brüskiert werde, könne sie unter Umständen dem Standort Glashütten den Rücken kehren. Vor den Folgen, falls sich ein anderer Betrieb am Hang des Eschbachtals ansiedeln würde, warnte Fraktionssprecher Manfred Pippert: "Eine sauberere Industrie als das Schulungszentrum ist nicht vorstellbar." Pippert bemühte sich um einen Kompromiß. "Gar zu klein können wir die Erweiterung nicht ausfallen lassen", sagte er und schlug vor, den Ausbau weiter oben am Hang zu genehmigen, unter Einbeziehung des leerstehenden Alfred-Teves- Hauses.
Die Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Hochtaunus, Hildegard Klär, machte dennoch ihrem Ärger Luft: "Wie kann eine Bank die Chuzpe haben, einen Plan vorzulegen, der in einem solchen Maß über das Ziel hinausschießt?", fragte sie. Wie berichtet, soll nach den Wünschen der Commerzbank am Hang ein fast 20 Meter hohes Zentrum mit 240 statt bisher 70 Räumen entstehen. Teile der Anlage sind in landschaftsgeschütztem Gebiet, dem sogenannten Außenbereich, geplant. Eine etwa 200 Meter lange Gebäudefront wäre dann weithin sichtbar und würde nach der Auffassung vieler Oberemser das Naturbild verschandeln.
Zu diesem Ergebnis kam auch der Kelkheimer Architekt und Sozialdemokrat Bernd Wellershaus, der während der Versammlung die vorliegenden Pläne erläuterte. Als "Klotz in der Landschaft" und "Riesen-Prügel, der das Bild ganz entscheidend beeinträchtigt", beurteilte er das Projekt. Und spekulierte: "Stellen Sie sich vor, jedes hochpotente Wirtschaftsunternehmen würde sich ein Filetstück aus der Natur herauspicken, um für seine Mitarbeiter ein schönes Fortbildungszentrum zu bauen - das wäre eine Katastrophe."
Bereits im Herbst 1988 hatte die Commerzbank den Antrag gestellt, ihr Gebäude um ein Drittel des Bestands erweitern zu dürfen. Eine solche Lösung würde die SPD heute mittragen. Damals hatte die Gemeinde zugestimmt; gebaut wurde allerdings nicht. ill
KARBEN. Zum "Tag der ungeduldigen Frauen" am 8. März wollen auch Karbens Frauen "auffällig Frauen-Arbeit und Frauen-Leistung sichtbar machen und Frauen-Forderungen lautstark Nachdruck verleihen", heißt es in der Einladung des Mütterzentrums. Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, machen die beteiligten Frauen blau, pardon, lila: Beim Lila-Frühstück im Mütterzentrum Karben, Hauptstraße 84 in Okarben, ab 9.30 Uhr. Zum Frauenfrühstück werden Brötchen und Kaffee geboten, Kaviar und Champagner, oder was frau sonst essen oder trinken möchte, bitte mitbringen.
Das neue Programm des Karbener Mütterzentrums kündigt auch einen Gesprächskreis am 2. März an, der diese Thematik systematisch aufgreift: "Eigentlich sollte ich zufrieden sein". Diese Selbsthilfegrupe mit sozialpädagogischer Begleitung mit Renate Bierwirth-Kunz wendet sich an Mütter, die Mittelpunkt im Beziehungsgeflecht Familie sind - und vielleicht selbst noch etwas anderes wollen, wie es in der Einladung heißt.
In der Gruppe können die Mütter im Gespräch mit Hilfe von Rollenspielen und Reflexion herausfinden, was in ihnen vorgeht und dann lernen, ihren Gefühlen wieder zu trauen und sie ernst zu nehmen. Information und schriftliche Anmeldung bei Renate Bierwirth-Kunz, Hauptstraße 84, 6367 Karben III, Telefon 44146, vormittags.
In eigener Sache berichten die Frauen des Mütterzentrums, daß der Umzug aus dem Übergangsdomizil Selzerbrunnenhof in das städtische Fachwerkhaus in Okarbens Hauptstraße inzwischen mit den nötigen Renovierungsaktionen vollendet ist. Das bedeutet auch wieder eine regelmäßige Besetzung des Büros, das montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr unter Telefon 0 60 39 / 4 41 46 erreichbar ist.
Mit dem besseren räumlichen Möglichkeiten in dem Haus, das die Stadt dem Mütterzentrum zur Verfügung stellt, haben sich inzwischen die offenen Treffs des Mütterzentrums etabliert: "So haben wir unseren monatlichen Stammtisch mit dem neuen Namen Dämmerschoppen ins Mütterzentrum verlegen können, außerdem gibt es seit Januar einmal im Montag ein Frauenfrühstück, und es wurden zwei neue Babytreffs gegründet", erwähnen die Aktiven im neuen Programm.
Das Montags-Plenum dient dazu, alles zu besprechen und zu entscheiden, was im Mütterzentrum passiert. Alle Mütterzentrums-Frauen und -Männer, die aktiv mitarbeiten, Ideen einbringen, und sich informieren wollen, sind dazu eingeladen. Die Beteiligten treffen sich im Mütterzentrum, Hauptstraße 84 in Okarben montags abwechselnd von 15 bis 17 Uhr und von 20 bis 22 Uhr.
Eine Gelegenheit, mal abzuschalten, andere Menschen zu treffen, sich auszutauschen - bei gleichzeitiger Kinderbetreuung - bietet das Café Mü(t)ze donnerstags ab 15 Uhr. Obendrein organisiert das Mütterzentrum eine Babysittervermittlung, damit Mutti mal zum Arzt oder zum Einkaufen gehen kann.
Wer sich in die Kartei als Babysitter aufnehmen lassen will, wende sich an Andrea Kemper, Telefon 0 60 39 / 4 22 73 oder Andrea Hoffmann, Telefon 0 60 39 / 12 88. Übrigens, erinnern die beiden, viele Kinder würden sich über liebevolle Ersatz-Omas und Opas freuen, "da die eigenen sooo weit weg sind." de
Im Blickpunkt: Gutscheine für Asylbewerber Angst an der Kasse
Im niedersächsischen Kreis Osterholz-Scharmbeck besetzten Anfang Februar 250 Asylbewerber das Landratsamt. Sie protestierten dagegen, daß ihnen die Sozialhilfe bis auf ein Taschengeld neuerdings in Form von Einkaufsgutscheinen ausgezahlt wird. Oberkreisdirektor Hans-Dieter von Friedrichs verweigerte ein Gespräch, berief statt dessen einen Krisenstab ein und ließ Bereitschaftspolizei aus Oldenburg anrücken. Es blieb beim Gutscheinsystem, das angeblich nicht aus eigener Initiative des Kreises eingeführt worden war, sondern auf Veranlassung der Bezirksregierung in Lüneburg. Als schließlich das Oberverwaltungsgericht Lüneburg beschloß, daß Asylbewerbern "laufende Hilfe zum Lebensunterhalt in der Regel durch Barauszahlung oder Überweisung zu gewähren ist", änderte die Osterholzer Kreisverwaltung ihre Praxis nicht. Jetzt wurde argumentiert, der Fall, über den die Richter entschieden hätten, sei aus einem anderen Landkreis gekommen; darum gelte die Entscheidung nicht automatisch in Osterholz.
Der niedersächsische Flüchtlingsrat, der am Wochenende in Hannover tagte und ähnliche Erfahrungsberichte aus allen Landesteilen zusammentrug, kam zu dem Ergebnis, daß Asylbewerber bei den Behörden oft Auskünfte erhalten, die sich widersprechen, daß sie willkürlich behandelt werden und daß sich manche zuständigen Beamten über geschriebenes Recht hinwegsetzen. Und er erörterte auch, welche Folgen das Gutscheinsystem zum Beispiel im Kreis Osterholz hat: Dort erhalten die Asylbewerber Gutscheine im Wert von 60, 30 und 15 Mark. Ein Flüchtling, der beim Bäcker ein Brot zum Preis von 4,50 Mark kaufen wollte und der Verkäuferin einen 15-Mark-Gutschein über die Theke reichte, erhielt statt Wechselgeld die Antwort, sie dürfe einem Asylbewerber nicht 10,50 Mark Bargeld aushändigen. Er kaufte ein zweites Brot, obwohl er es nicht brauchte - nur um vom Wert des Gutscheins nicht allzuviel zu verlieren.
Flüchtlinge schilderten die Angst, die in ihnen wachse, seitdem sie an der Ladenkasse mit Gutscheinen zahlen müssen: Sie seien jetzt als Asylbewerber sofort erkennbar, und wegen der Umständlichkeit der neuen Zahlungsweise bekämen sie verstärkte Aggressionen bei den hinter ihnen an der Ladenkasse Wartenden und auch beim Verkaufspersonal zu spüren. Gerade aus diesen Gründen organisierten im Kreis Diepholz deutsche Flüchtlingshelfer Umtauschaktionen: Sie kauften selber mit den Gutscheinen ein, auf denen sie ihre deutschen Namen eingetragen hatten; den Asylbewerbern gaben sie Bargeld dafür.
Solche Aktionen will der niedersächsische Flüchtlingsrat landesweit anregen, wenn im Frühsommer das geplante Gesetz zur Neuregelung von Leistungen an Asylbewerber in Kraft tritt und dann im Gegensatz zu der vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg bekräftigten bisherigen Rechtslage die Ausgabe von Gutscheinen zur Regel wird. Die Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, verlieren nach dem neuen Gesetz den Anspruch auf den Mindestsatz von 512 Mark im Monat, der nach dem Bundessozialhilfegesetz die Führung eines menschenwürdigen Lebens ermöglichen soll. Sie sollen künftig mit 360 Mark auskommen, und zwar hauptsächlich in Form von Sachleistungen oder Gutscheinen. Die Kritik im Flüchtlingsrat fiel einmütig aus. Diese Pläne verstießen gegen den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung; Flüchtlinge würden zu einem menschenunwürdigen Leben verurteilt; wenn es dazu komme, könne man schon jetzt absehen, daß später auch anderen Gruppen der Bevölkerung, vielleicht den Langzeitarbeitslosen, der Anspruch auf Sozialhilfe beschnitten werde. Dies sei der Einstieg in die Auflösung des Sozialhilfesystems.
Umtauschaktionen blieben nicht die einzige Idee für praktische Solidarität. An einigen Orten will man zum Beispiel Politiker zu Einkäufen mit Gutscheinen einladen, damit sie zu spüren bekommen, wie es Asylbewerbern ergeht. Auch ein gemeinsamer Marsch zum Sozialamt zehn Tage vor Monatsende mit dem Ruf "Wir haben Hunger" wurde vorgeschlagen.
ECKART SPOO (Hannover)
Eigentlich war doch das große Feiern angesagt. Schließlich wollten sich die Darmstädter mit dem Resultat aus der Partie gegen Mitkonkurrenten Braunschweig nicht nur Luft im Abstiegskampf der Zweiten Liga, sondern auch die adäquate Stimmung für ausgelassenes Treiben verschaffen. Zumindest das Ambiente in den Katakomben des Stadions erinnerte an bevorstehende Narreteien. Und das machte Sinn. Denn bei der Freiluft- Veranstaltung am Fastnachtssamstag hatten die Besucher nur wenig zu lachen.
Nein, vor Freude klopfte sich während des neunzigminütigen Kicks wahrliche keiner der 3150 Zuseher auf die Schenkel. Dabei herrschte rund ums Böllenfalltor doch allenthalben Optimismus. "Wir müssen gewinnen" - das vermeintliche Spektakel war schnell noch unter ein nicht gerade originelles Motto gestellt worden. Bei derlei ehrgeizigen Ambitionen, stellte Darmstadts Schatzmeister Uwe Wiesinger Fröhlichkeit zur Schau, ließ verlauten, daß er "gut drauf" sei, streifte sich sein lila Jäckchen über und verfolgte gespannt den sportlichen Vortrag. Doch daß dieser wenig pointiert gehalten wurde, das hatten sie ja schon irgendwie geahnt bei den "Lilien". Schließlich bereiten gerade die Heimspiele den Darmstädtern Ungemach. 14 Mal erst trafen die Mannen von Trainer Mandziara vor eigenem Publikum ins gegnerische Tor. Und weil auch eine umgestellte Mannschaft nur ein weiteres Erfolgserlebnis dazugesellte, hatte hernach keiner ein lustig Liedchen auf den Lippen.
Eher mißmutig gelaunt ging der Übungsleiter nach Hause, denn in Darmstadt dürfen auch weiterhin eher unbedarfte Mannschaften keck über Punktgewinne jubeln. Nur wenig Produktives genügte dem Gast, um hinterher einen internen Umzug zu den mitgereisten Fans abzuhalten. Zwar versuchten die Gäste kämpferisch ihre Chance im Kellerduell zu nutzen und ließen somit auch ihren Trainer Uli Maslo zufrieden lächeln. Doch das Niveau des Spiels, das nicht unerheblich an den Tabellenstand der beiden Teams erinnerte, konnte auch der Einsatzwille nicht heben. Darmstadts Schlußmann Eilers ward nur bei Schüssen von Nedic, Türr und Heskamp, sowie nach riskanten Rückgaben der eigenen Kollegen aus der Ruhe geschreckt. Die "Lilien" mühten sich zumindest in der ersten Hälfte Linie ins Geschehen zu bringen, übten sich im Paßspiel und präsentierten Anflüge spielerischer Intuition.
Der fleißige Baerhausen war darum bemüht, allerdings trug er auch seinen Teil dazu bei, daß die Zuschauer, trotz Simons Führungstor - aus der Drehung und 15 Metern mit einem satten Schuß erzielt - nicht in Verzückung gerieten. Denn auch er werkelte mit, als sich Darmstadt den Grundstock allen Übels zu schaffen begann. Nachdem die Platzherren ihre Vorteile hektisch aufs Spiel setzten und so manch brenzlige Situation zu überstehen hatten, machte er den Anfang der fahrlässigen Vollendung. Freistehend scheiterte er an Torhüter Lerch (31.). Ein Schicksal, das auch Hartenberger ereilte. Seinen aus fünf Metern und als Aufsetzer angesetzten Kopfball bugsierte Lerch per Reflex und Fuß von der Linie.
"Ein Tor ist zu wenig, um zu gewinnen", hat Alexander Mandziara längst erkannt. Aber ihm fehle im Sturm noch "ein Typ wie Stefan Simon", und deswegen mußte er sich mit der kläglichen Ausbeute bescheiden. "Dann schaffen wir eben den Klassenerhalt, ohne ein weiteres Heimspiel zu gewinnen", war Darmstadts Präsident Walter Grimm, hobbymäßig Sitzungspräsident des Karnevalklubs "Narhalla", um heitere Einlagen bemüht. Diese auf dem Feld zu demonstrieren, verpaßte der eingewechselte Ouedraogo. "Wolle mern reilasse", dachte sich der Trainer. Das Volk spendete Beifall, um den Mann alsbald als Ausgangspunkt der Schlüsselszene zu entlarven. Frei vor dem Tor wurde er von Nedic fair gestoppt, umgehend fiel nach Türrs Vorarbeit und Mahjoubis Kopfball der Ausgleich.
Und so hatte Mandziara das zunehmend planlose Spiel in die Spitze zu kritisieren und die Tatsache, daß "die Abwehr aufgrund des fehlenden Polsters immer am Rande der Niederlage agieren muß". Weil derartige Überlegungen aber einer freudigen Stimmung ganz und gar nicht zuträglich sind, sorgte zumindest Darmstadts Vize-Präsident Kaiser und Braunschweigs Coach Maslo für die heitere Attitude. "Ich begrüße Braunschweigs Präsident Tenzer und seine Frau." Ein freundlich Wort, das Maslo intervenieren ließ: "Das ist meine Frau" - Helau!
Darmstadt: Eilers - Kleppinger - Heß, Kowalewski - Baerhausen, Havutcu, Wörsdörfer, Hoffmann (46. Hartenberger), Malz - Bontschev (68. Ouedraogo), Simon.
Braunschweig: Lerch - Pfannkuch - Köpper, Fokin - Geilenkirchen (76. Kretschmer) , Nedic, Probst, Heskamp, Hoffart - Türr, Möller (46. Mahjoubi).
Schiedsrichter: Leimert (Ludwigshafen).
Tore: 1:0 Simon (22.), 1:1 Mahjoubi (81.).
Zuschauer: 3150.
Gelbe Karten: Baerhausen - Probst, Heskamp.
sp HANNOVER, 21. Februar. Der Kölner Soziologe Erwin Scheuch hat gefordert, daß Bestechung und Bestechlichkeit von Abgeordneten wieder strafbar werden wie in den ersten Jahren nach Gründung der Bundesrepublik. Der mit einer Veröffentlichung über Verfilzungen in der Kommunalpolitik hervorgetretene Wissenschaftler sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, große Firmen hätten eine "Kultur des Anbietens von Freundlichkeiten" entwickelt, und die Sitten seien schon so schlecht geworden, daß offenbar aus diesem Grund im Bundestag die Bereitschaft fehle, darüber zu debattieren, daß politische Korruption in Deutschland straffrei bleibe. Der öffentliche Druck sei bisher nicht stark genug und habe gegenwärtig eher die Wirkung, daß sich bei führenden Partei-Politikern "eine ausgesprochene Bevölkerungsverdrossenheit breitmacht".
Die große Mehrheit der Bevölkerung ahne gar nicht, daß es nicht strafbar sei, einen Abgeordneten zu bestechen, und daß dieser nicht bestraft werden könne, wenn er sich bestechen lasse, sagte Scheuch. Falls aber eine Fraktion einen Gesetzentwurf einbringe, gebe es aufgrund der Gesamtstimmung in der Bevölkerung gute Aussicht, daß der Entwurf schnell Gesetz werde.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans de With fordert ebenfall ein Gesetz zur Bestrafung bestochener Abgeordneter. Der frühere Staatssekretär im Bundesjustizministerium sagte der Berliner Sonntagspost: "Im März ist eine Anhörung. Diesmal müssen wir es hinkriegen, denn die Parlamentarier standen noch nie in einem so schiefen Licht wie heute." Stimmenkauf oder Stimmenverkauf sollten mit bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafe geahndet werden können.
BAD SODEN. Das Bett eines frischoperierten Zwei-Zentner-Mannes machen, Patienten im Gipsbett zur Behandlung auf die Bahre wuchten, unbewegliche Kranke vom Bett auf den Stuhl und wieder zurückhieven. Und das alles aus einer ungünstigen gebückten Haltung heraus - über die Bettkante, den Badewannenrand oder Rollstuhlbeine hinweg. "Krankenpflege ist ein körperlich ziemlich anstrengender Job." Daran, sagt Peter Ruf, Pflegedienstleiter der Main-Taunus-Kliniken, haben auch moderne Hilfsmittel und Geräte zwar einiges, aber nicht alles geändert. Die meisten Pflegerinnen oder Pfleger klagen über kurz oder lang über Rückenprobleme.
Wie sie die Wirbelsäule entlasten und Kraft nicht mehr aus dem Rücken heraus aufwenden, das lernen die ersten zwölf Pflegekräfte zur Zeit bei einer eigens für sie ausgearbeiteten Rückenschulung der AOK. Einmal pro Woche kommt eine Übungsleiterin für eine Stunde zum Unterricht vorbei, zeigt neue Hebetechniken und Gymnastikübungen. Am Ende des Kurses stehen darüber hinaus zwei Stunden Ernährungslehre auf dem Plan.
Peter Ruf möchte das Pilotprojekt im Krankenhaus gern zur Dauereinrichtung machen: "Wir wollen das Angebot auch in Hofheim einführen und es auch auf Verwaltungsleute, die viel am Schreibtisch sitzen, ausdehnen." Die Idee hatte die AOK vor einiger Zeit eigentlich für das Krankenhaus in Höchst konzipiert. Doch die Verwaltung konnte sich auch nach langwierigen Beratungen nie dazu entschließen. Ruf hörte davon und war gleich überzeugt. Die Pflegekräfte im Bad Sodener Krankenhaus auch, der Pilot- Kurs war sofort ausgebucht. "Und wir haben schon wieder 30 Anmeldungen."
Die Klinik-Leitung zeigte sich zudem spendabel und übernimmt die volle Kursgebühr, die, neben dem Anteil der Krankenkassen, noch fällig ist: 150 Mark pro Nase, die sich laut Ruf aber in jedem Falle bezahlt machen. Denn: Pflegekräfte sind rar, man muß sie gut pflegen. ana
KELKHEIM. Die Container-Landschaft in Kelkheim wird bunt: Vom heutigen Montag an stellt der Kübeldienst Kilb gelbe 1,1 Kubikmeter Container für die gelben Säcke an großen Reihenhäusern und Wohnanlagen auf. Das Abfallunternehmen will damit verhindern, daß sich bis zum Abfurtag häßliche Sackberge auf Höfen und Gehwegen türmen oder Einzelteile gar in alle Winde verweht werden. ana
LIEDERBACH. Die Bilanz kann sich sehen lasen: Genau 11 400 Mark haben die insgesamt 20 Vereine des Liederbacher Vereinsrings bei ihrem zwölften Weihnachtsmarkt rund um den Kulturhof in der Feldstraße eingenommen.
Knapp 5320 Mark davon gingen an die Ökumenische Diakoniestation. Spenden erhielten außerdem das DRK, die Leberecht-Stiftung, der Heimatverein, die Arbeitsgruppe Asyl, die Jugendfeuerwehr, der Kindergarten der thüringischen Partnerstadt Frauenwald und die Lebenshilfe Kelkheim.
Als durchschlagender Erfolg erwies sich auch das Konzert der Kreisvereingung der Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzüge der Arbeitsgemeinschaft der Blasmusik-Vereine des Main-Taunus- Kreises im November in der Liederbachhalle: 1200 Mark spielten die Freizeit-Musiker ebenfalls zugunsten der Diakoniestation ein. Die Spende wurde diese Tage übergeben. ana
LIEDERBACH. Seit 13 Jahren stand sie nutzlos herum, jetzt sind die Tage der "Schönen Aussicht" gezählt: Das alte Gaststättengebäude, das bereits seit 1980 leersteht, wird in den nächsten Tagen Platz für den Neubau des im Parlament lange diskutierten und umstrittenen Hotels garni samt Tiefgarage weichen.
Die Erlaubnis zum Abbruch liegt vor, ebenso die Baugenehmigung für das Hotel. Das wird auf einer Fläche von knapp 1800 Quadratmetern errichtet, unter der Erde breitet sich die Tiefgarage auf einer Fläche von 1130 Quadratmetern aus. ana
HEUSENSTAMM. "Wir wollen, daß die Arbeitsplätze in Heusenstamm erhalten bleiben," sagte Paul Neuroth, der Betriebsratsvorsitzende von MAN-Roland in Heusenstamm, am Samstag morgen. Vor dem Tor des Betriebes hatten sich rund 60 der 120 dort Beschäftigten eingefunden, um gegen dessen Schließung zu protestieren. Hinein durften sie nicht, das hatte die MAN-Chefetage nicht erlaubt, erzählten die Arbeiter.
Hinter der verschlossenen Tür tagte am Samstag die Einigungsstelle, be- stehend aus je vier Vertretern von Arbeitgeber und Arbeitnehmern sowie dem Direktor des Offenbacher Arbeitsgerichtes, Dieter Bertges, als Vorsitzendem. Dabei ging es um einen Interessenausgleich beziehungsweise einen Sozialplan für die 124 Beschäftigten, die dem Betrieb zum Teil schon sehr lange angehören.
Um 17 Uhr stand dann fest: Die Arbeitsplätze werden nicht erhalten, der Betrieb wird geschlossen. 31 der 124 Beschäftigten werden bei MAN-Roland in Offenbach übernommen. Für die restlichen Beschäftigten werden 2,24 Millionen Mark an Abfindung ausgezahlt.
"Vor 14 Tagen wurde uns mitgeteilt, daß am 30. Juni dichtgemacht wird," erläuterte Theo Beez, IG-Metall-Geschäftsführer und auf Gewerkschaftsseite Mitglied der Einigungsstelle, vor den Verhandlungen. Vor zwei Jahren habe MAN der Belegschaft noch versprochen, sie werde vollständig bei MAN-Roland in Offenbach integriert, dann sollten nur noch 79 Leute nach Offenbach, dann 59 und schließlich nur noch 30.
Theo Beez ging am Samstag morgen davon aus, daß niemand mehr in Offenbach übernommen werden sollte. In den Verhandlungen bot dann die Arbeitgeberseite acht Übernahmen an, aus denen letzten Endes dann die 31 geworden sind, berichtete Beez.
Nach seiner Einschätzung wird es demnächst auch bei Roland in Offenbach erhebliche Beschäftigungsprobleme geben. In der Gießerei werde kurzgearbeitet, im mechanischen Bereich sei die Nachtschicht ausgesetzt, demnächst würden auch andere Abteilungen folgen, prognostizierte er. "In Offenbach wird eher entlassen als weiterbeschäftigt," erklärte Beez.
In der Verhandlung hatte er versucht durchzusetzen, daß zumindest diejenigen einen Arbeitsplatz in Offenbach bekommen, die derzeit jene Maschinen bedienen, die demnächst in Heusenstamm abgebaut und in Offenbach wieder aufgestellt werden sollen. Daß die Schließung von MAN-Roland in Heusenstamm noch zu verhindern sei, daran glaubte Beez am Samstag nicht mehr. Das Firmengelände sei für MAN uninteressant, weil es wegen des naheliegenden Wasserschutzgebietes nicht erweitert werden könne. MAN wolle es an eine Schweizer Gruppe verkaufen, die ein EDV-Schulungszentrum dort einrichten wolle.
Die Schließung in Heusenstamm passe in die Unternehmensstrategie, die Tochterfirmen dichtzumachen und alles in Offenbach zu konzentrieren, erklärte Beez. Auch bei MAN-Roland in Mainhausen gehen von ehemals 1200 Arbeitsplätzen knapp 600 verloren.
MAN hatte die ehemalige Heusenstammer Firma Wachtberger 1971 übernommen. Im letzten Jahr erwarb der Konzern laut Beez auch die letzten 25 Prozent von dem ehemaligen Besitzer. Zu Zeit liefert die 100prozentige MAN-Tochter 95 Prozent ihrer Produktion, Farbkästen und Greiferwagen, an MAN. pmü
BAD SODEN. Freundlicher, offener, besser erlebbar, wirbt der Magistrat, wird sich der Quellenpark präsentieren, wenn all die geplanten Gestaltungsideen erst mal in die Tat umgesetzt sind und neu gepflanztes oder gesätes Grün sprießen kann. Der erste Schritt sei mit der Öffnung des Kneippgartens bereits erreicht: Die Hecke, die den Garten bis vor kurzem begrenzte, ist weg, die so entstandene Freifläche als Rasen in den Park integriert. Erfolgsbilanz des Magistrats: Die ganze Anlage sieht größer und heller aus.
Damit ist die städtische Kreativität nicht erschöpft. In Absprache mit dem Amt für Denkmalschutz wurde das Wegenetz des Parks komplett überarbeitet. Danach wird der Trampelpfad "legalisiert", der bisher vom Mittelweg über die Beete hinter dem Sodenia-Tempel direkt zur Dachbergstraße verlief. Offenbar hat die Verwaltung an der Hartnäckigkeit der Abkürzer den Bedarf nach einem zweiten, schnelleren Ausgang abgelesen.
Der Mittelweg entlang des Sulzbachs bleibt jedoch unverändert. Ein weiterer Weg ist auch vom Eingang an der evangelischen Kirche aus am Parkrand entlang zum Durchgang zur Straße An der Trinkhalle vorgesehen. Er soll den Kneippgarten anbinden. Dafür entfallen der Weg von der Terrasse des Kurcafés bis zum Sodenia-Tempel und der Weg entlang der Straße zum Quellenpark.
Für einen besseren Blick auf den Sulzbach samt der Blumenrabatte links und rechts des Uferrands wollen die Planer den ganzen Bereich abflachen und erweitern. Last not least soll für des Spaziergängers stilles Glück auf dem höchsten Punkt des neuen Wegs ein Sitzplatz mit Pergola installiert werden, von dem aus Park und Sodenia-Tempel ungehindert zu beschauen sind. ana
MAIN-TAUNUS-KREIS. Ferien und mal ausspannen können auch Familien oder Alleinerziehende mit schmalem Geldbeutel. Land und Kreis gewähren einen Zuschuß von 24 Mark pro Person und Tag, wenn der Aufenthalt in einer gemeinnützigen Familienferienstätte gebucht wird oder sich die Urlauber für eine Familienfreizeit bei einem der anerkannten Wohlfahrtsverbände entscheiden, zum Beispiel für das Diakonische Werk, den Caritasverband oder die Arbeiterwohlfahrt.
Berechtigt sind laut Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) Familien aus dem Kreis mit geringem Einkommen und mindestens zwei Kindern sowie Alleinerziehende mit einem Kind.
Gefördert wird auch der Aufenthalt in einer Jugendherbergen. Anträge und Informationsmaterial gibt es bei der Kreisverwaltung in Hofheim, Rufnummer 06192 / 20 16 11. ana
Sind die Narren los, bleibt nur noch der Griff zur weißen Fahne Mit Hall die Gail und Helau - von Flörsheim bis Eschborn, von Wiesbaden bis Okriftel folgten Tausende den Fastnachtszügen Von Anita Strecker (Text) und Monika Müller (Fotos) MAIN-TAUNUS-KREIS. Zugereiste Fastnachtsmuffel blieben das Wochenende über am besten im Bett oder hinter ihrem Ofen sitzen. Auf andere Art gab es vor der heißen Phase in der Ära der Narren kein Entrinnen: Von Wiesbaden bis Eschborn, von Kelkheim bis Okriftel - Ausnahmezustand in der ganzen Region: Raubkatzen, Lederstrümpfe, Piraten und Bat-Männer schoben schon am Samstag morgen Einkaufswägen durch den Supermarkt, bis dato unauffällige Mitbürger hatten mit Cowboyhut oder Rotem-Herz-auf- der-Wange ihr närrisches Coming-Out. In Flörsheim, Hattersheim, Eschborn und Wiesbaden zogen Narren-Hunderschaften tanzend und johlend durch die Straßen, Spielmanns- und Fanfarenzüge als taktvolle Tempogeber. "Widerstand ist zwecklos", raubte der Chef der närrischen Korporationen aus Okriftel, Eddersheim und Hattersheim Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) gleich von Anfang an alle Illussionen. Letzterer hatte sich am Samstag mit Honorationen der Verwaltung im Okrifteler Rathaus verschanzt, um die Regentenburg samt Stadtkasse vor der karnevalesischen Eroberung zu verteidigen. "Kampflos rücke mer des Rathaus net raus, unn in der Stadtkass iss sowieso nix drin", plärrte Schubert - wohl vom Wahlkampf-Mütchen noch in Fahrt - trotzig von drinnen raus. Ein Fehler, denn mit Narren ist nicht zu spaßen. Mit Pauken und Trompeten bließen sie das "Knollen"-Bombardement aus den Rathaus-Fenstern hinweg und schwupp-di- wupp trug der Bürgermeister zu Frack und weißem Zylinder auch noch ein weißes Fähnchen. Bereit, in Handschellen die feuchtfröhliche Vier-Tages-Haft anzutreten. . . .
Derlei Fisimatenten probierte sein Flörsheimer Amtskollege Dieter Wolf (CDU) erst gar nicht aus. Schicksalsergeben nahm er den viertägigen Machtentzug inkauf und rückte den Stadtschlüssel gleich freiwillig raus. Schließlich gelten die Flörsemer selbst in Insiderkreisen als Hardliner ihrer Zunft. Erst am Samstag wurden sie zudem von Chefnarr Willi Lauck auf ihre Pflichten eingeschworen, ". . .so lange nicht zu ruhen, bis auch der letzte Mucker und Philister vertrieben ist. . ." - was die Narren auch per Eid bekräftigten. Reine Formsache, meint Lauck, denn die Flörsheimer saugen die fassenächtliche Narretei "quasi mit der Muttermilch auf". Kurzum mit solchen Narren muß man sich gut stellen - das haben Flörsheims Stadtoberhäupter schon vor Jahrhunderten gelernt und stets auch so praktiziert.
Glimpflich ist unterm Strich aber auch Zwangsurlauber Schubert aus Hattersheim davongekommen. Ein echter Narr sieht schließlich über "kleine" Kompetenzquerelen großmütig hinweg - und so stand der entmachtete Rathauschef keine zwei Stunden nach seiner Niederlage schon wieder am Straßenrand und prostete wangenrot und guter Dinge dem bunten Völkchen des Fastnachtsumzug kräftig mit Äppler zu. Und am Ende durfte er sogar noch die sechs schönsten Festwägen der Karnevalisten prämieren - das weiße Fähnchen hatte er aber vorsorglich bei sich behalten.
Stattliche Wägen, bunte Fanfaren- und Spielmannszüge und Gruppen bunten Fußvolks in phantasievollen Kostümen zogen am Samstag und Sonntag aber auch in Eschborn und Flörsheim durch die Straßen. Stolze 120 Zugnummern hatte der närrische Elferrat aus der Main- und Fayencen-Stadt organisiert - allesamt von Karnevalsclubs aus Flörsheim oder der näheren Umgebung. Und darauf ist Willi Lauck vom Flörsheimer Narrenclub auch mächtig stolz, zeige es doch, wie tief der Fastnachtsbrauch in der Katholikenstadt verwurzelt ist: "Nirgendwo im Umkreis wird er noch so urwüchsig gefeiert wie bei uns."
Angefangen schon beim närrischen Gruß. Nicht Helau wie Närrin Hinz und Narhalese Kunz sich zu begrüßen pflegen: "Hall die Gail" rufen sich die Flersemer zu. Denn lange bevor telekommunikativ geworben wurde, fuhren die Narren mit Pferdewagen durch den Ort, um Maskenbälle stimmgewaltig anzukündigen. An jedem Hauseck mußte das Fuhrwerk für den vokalen Nachrichtendienst halten, wozu der Hintermann dem Kutscher stets zurief: "Hall die Gail". Beim Flörsheimer Volk schnell ein geflügeltes Wort - und für die Narren der Code.
Einen eigenen Gruß haben die Eschborner zwar nicht zu bieten, und ganz so lang wie in Flörsheim war auch der Festzug nicht - dafür aber lange unterwegs: Einen ganzen Nachmittag brauchte der Troß, um die lange Strecke von der Innenstadt bis in den hintersten Winkel von Niederhöchstadt zurückzulegen. Dabei gelang den Narren auf Anhieb, womit sich die Stadtväter und -mütter monate-, ja sogar jahrelang quälten: Blechkarossen blieben außen vor, die ganze Innenstadt war verkehrsberuhigte Zone. Freiraum für die Narren, den sie sich denn auch bis lange nach Einbruch der Dunkelheit nicht nehmen ließen. . .
Rolf-Jürgen Otto haben sie am Samstag ein Ferkel in den Arm gelegt. Zartrosa, zappelnd und quiekend vor Angst hat es dem neuen Präsidenten des 1. FC Dynamo Dresden kein Glück gebracht. Im ersten Spiel unter Ottos allgewaltigem Zepter unterlag das sächsische Fußball-Kollektiv einer vor allem in der zweiten Spielhälfte unwiderstehlich spielenden Frankfurter Mannschaft. Der schwergewichtige Bau-Unternehmer, der mit West-Ellbogen den dümpelnden Ost- Klub auf Vordermann bringen will, mußte stirnrunzelnd zur Kenntnis nehmen, daß die Seinen bei Wiederaufnahme des Liga-Spielbetriebes keineswegs die "Wutz rausgelassen" haben.
Dabei hatte Peter Hauskeller noch zur Pause seine Stimme mit einem hoffnungsfrohen Ton unterlegt. "Das waren die ersten 45 Minuten, die Tore fallen in der zweiten Halbzeit", kündigte der Stadionsprecher über die scheppernden Lautsprecher an. Sie fielen - nur auf der für Dynamo ungünstigen Seite. Neun Minuten nach Genuß des Pausentees waren die Frankfurter bei klirrender Kälte in Wallung geraten. Bis dahin hatten sie sich durchaus den Temperaturen angepaßt. Eher unterkühlt spulten sie ihr Pflichtpensum herunter: sicher zwar, aber keineswegs spektakulär. Von einem "typischen 0:0-Spiel" war auf den Rängen bereits orakelt worden, als Bein plötzlich mit dem Füßchen zuckte, der aufgerückte Binz steil auf Schmitt weiterleitete und Schmitt mittels strammer Oberschenkelmuskulatur den Ball in das Tor der völlig konsternierten Dresdener wuchtete.
Dieses Tor, dem Spielverlauf sicherlich längst entsprechend und damit auch verdient, hatte befreiende, weil krampflösende Wirkung. Nach wochenlangen Übungsstunden bei künstlichem Warmluftgebläse im Bierzelt schien den Frankfurtern die viele frische, sauerstoffreiche Luft, die vom schneebedeckten Erzgebirge her in das Rudolf-Harbig-Stadion wehte, nicht gerade gut zu bekommen. "Es dauert, bis man weiß, wo man steht", versuchte Kapitän Uli Stein (siehe Interview auf dieser Seite) erklärend einzuwirken. Urplötzlich aber standen die Hessen wieder mittendrin und erhoben sich bald derart über das Geschehen, daß Trainer Stepanovic fast überrascht feststellte: "Selten haben wir so souverän gespielt."
Schnell waren die Holprigkeiten des ersten Abschnittes vergessen, alle Abstimmungsproblemchen überwunden und die Fehlerquote minimiert - einträchtig bastelten die Frankfurter an ihrem filigranen Fußballwerk. Sie zelebrierten nun Fußball, während er von Dynamo Dresden gearbeitet wurde. Allen voran der wieder mit Bärenkräften und reichlich Selbstvertrauen ausgestattete Libero Binz, der kopfballstarke und keinen Zweikampf scheuende Neuzugang Tsahadadze bei seinem Debüt und der ballsichere Komljenovic überzeugten auf ganzer Linie. Aber auch die kraftvollen Vorstöße von Weber, die genauen Anspiele von Bein, die Kabinettstückchen von Okocha, die wachsende Sicherheit von Bindewald und schließlich die vielversprechende Rückkehr von Falkenmayer, der nach über fünfmonatiger Verletzungspause schon in der fünften Minute für Bommer (Muskelfaserriß in der Wade) gekommen war, all dies schien verantwortlich dafür, daß Vizepräsident Bernd Hölzenbein die Partie bis zum Schlußpfiff verfolgte. Letzte Saison hatte er das Frankfurter Gastspiel im Sächsischen 20 Minuten vor dem bitteren Ende verlassen und war zu Fuß ins Hotel zurückgelaufen. Ein 1:2 gegen nur noch zehn Dresdner, das war zuviel für Hölzenbeins sonst starkes Nervenkostüm.
Doch anno 1993, da sich die Frankfurter abermals aufmachen, den Kampf um den Titel aufzunehmen, harrte Hölzenbein aus bis zum Schluß. Die Gefahr, etwas zu versäumen, war groß, größer noch als sonst bei Eintracht-Spielen. Schon Okochas Treffer 14 Minuten vor dem Abpfiff war allein das Eintrittsgeld wert. Zweieinhalb Meter vor der Grundlinie schoß der 19jährige gleichermaßen unvermittelt wie kraftvoll aus fast schon unmöglichem Winkel ein wahrhaft sehenswertes Tor. Und als der nigerianische Ball-Rastelli aus dem Stand mit einem spektakulären Hackentrick auch noch den Ball über seinen Gegenspieler hob, schlug sich nicht nur Hölzenbein mit der flachen Hand vor Vergnügen auf den Oberschenkel. (Siehe auch Seite 22.)
Gegen soviel Geschick, Können und unbändige Willenskraft war der Dresdner Dynamo nicht kraftvoll genug. Irgend etwas schien da nicht zu funktionieren mit der Kraftübertragung. Jähnig und der junge Amateur Zickler, Libero Mauksch und Pilz aus der gestalterischen Abteilung mühten sich zwar, doch dabei blieb es auch. Gegen diese Frankfurter, unantastbar in Spiellaune und Spielkultur, hätte es wohl schon brachialer Kräfte bedurft, um die Niederlage zu verhindern. "Die Fehler, die wir gemacht haben, sind glashart bestraft worden", sagte Trainer Klaus Sammer.
Für immerhin 980 Mark die Nacht bewohnt Rolf-Jürgen Otto seit geraumer Zeit im Nobel-Hotel "Bellevue" direkt am Elbufer eine feudale Suite. Ob ihm die demnächst auch sportlich "schöne Aussichten" auf Dynamo Dresden bietet, konnte dem Manne keiner sagen. Einzig besagtes Ferkel, in der angenehmen Aussicht, wieder in den Stall zu dürfen, war genußvoll grunzend in den Katakomben verschwunden.
Dresden: Müller - Maucksch - Wagenhaus, Melzig - Schößler (55. Hauptmann), Beuchel, Kmetsch, Pilz, Stevic - Jähnig, Zickler.
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Tsahadadze - Weber, Okocha, Bein, Komljenovic, Bommer (5. Falkenmayer) - Yeboah, Schmitt (90. Kruse).
Schiedsrichter: Strampe (Handorf).
Tore: 0:1 Schmitt (53.), 0:2 Okocha (76.).
Zuschauer: 13 500.
Gelbe Karten: Melzig, Stevic - Bein, Weber.
RÜSSELSHEIM. Nein - der Schein trog am Samstag beim närrischen Rathaussturm: Auch beim Karneval werfen die Stadtoberen nicht mit Geld um sich, jedenfalls nicht mit richtigem, allenfalls Schokoladenmünzen. So zu erleben (Bild unten) beim großen Spektakel vor der Rathaustreppe, als gemeinsam die vier närrischen Korporationen RCV, Schwarze Elf, Bauschheimer Narrenzunft und Siedlerelf sich anschickten, bis Aschermittwoch endgültig die Macht zu übernehmen. Nach einem kurzen Umzug durch die Stadt wurden mit Kanonenböllern das Rathaus sturmreif geschossen, hatten Oberbürgermeister Norbert Winterstein und die Verteidiger um ihn keine Chance. So händigten sie symbolisch Stadtschlüssel und Stadtkasse aus, baten zum Umzug in den Sitzungssaal.
Derweil wurden draußen die Stadtfahnen herunter- und die Farben von Jokus aufgezogen. Heruntergelassen wurde auch (Bild links) ein in unmittelbarer Nähe der Rathaustreppe aufgehängtes Wahlkampfplakat der Grünen, mit dem speziell für dieses Ereignis gedachten ironischen Text: "Wenn die Jecken das Rathaus stürmen - sind die Narren schon drin". Da endete zumindest bei dem RCV- Aktiven und früheren SPD-Stadtverordneten Philipp Barth der Humor, er ließ das Grüne-Plakat herunter, so daß dies nicht mehr zu sehen war. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus verfolgten für die Grünen die Stadtverordneten Folkmar Schirmer und Heinz König amüsiert den unerwarteten Erfolg ihres Plakates und das Ende der Toleranz bei manchen Karnevalisten. cas
BÜTTELBORN. Zwei Verletzte und 22 000 Mark Schaden - die Bilanz eines Unfalls am Samstag auf der Kreuzung Bundesstraße 42/Kreisstraße 161. Weil eine Autofahrerin die Vorfahrt mißachtete, kollidierten drei Personenwagen. cas
Wir schreiben das Jahr 2047. Die Mannschaft des Deutschen Tennis Bundes (DTB) ist ein weiteres Mal mit ihrem Vorhaben gescheitert, aus dem Tiefgeschoß der sportlichen Hierarchie in die Beletage der Daviscup- Nationen aufzusteigen. Und während der Teamchef seinen Kopf darüber zerbricht, ob er im kommenden Jahr dem auf die Position 83 der Weltrangliste aufgerückten besten deutschen Spieler erneut das Vertrauen aussprechen soll, feiert in Leimen ein Mann seinen 80. Geburtstag, der vor 62 Jahren Tennisgeschichte schrieb als jüngster Sieger des Wimbledon-Turniers. Sechseinhalb Jahre später entriß ihm ein unbekannter Deutscher namens Michael Stich den Titel des Rasenmeisters, indem er im Wimbledon-Finale just Becker besiegte. Doch nach diesem Gipfelsturm, den Stefanie Graf komplettierte, ging es mit dem deutschen Tennis bergab, um mit dem Karriereende des Trios in jene Bedeutungslosigkeit zu versinken, aus der es Becker eine Dekade lang geführt hatte.
Eine solche Vision plagt einen Mann, dessen Tennis-Kompetenz über jeden Zweifel erhaben ist: Ion Tiriac. "Der DTB muß aufpassen, daß es ihm nicht so ergeht wie dem englischen Verband, der einen Haufen Geld besitzt, aber seit 50 Jahren keinen Spieler mehr der Weltklasse", sinnierte der Tennis-Guru, als der Zwist zwischen seinem Geschäftspartner Bekker und dessen sportlichem Rivalen Stich seinen Höhepunkt erreicht hatte. Indem er daran erinnerte, daß der britische Verband alljährlich über 30 Millionen Mark allein durch den Wimbledon-Profit erhält, seit Fred Perrys Siegeszug Ende der dreißiger Jahre aber vergeblich auf dessen Nachfolger wartet, nahm der Rumäne die Funktionäre des DTB in die Pflicht: Sie mögen durch klare Entscheidungen die Zukunft des deutschen Tennis sichern und Schaden von ihm abwenden.
Der millionenschwere Mega-Manager steht mit seiner Meinung nicht allein. Auch Becker und Stich warfen, in seltener, geradezu ironischer Einmütigkeit, der DTB-Spitze "Führungslosigkeit und Unglaubwürdigkeit" vor. Allzu häufig glänzten in letzter Zeit Präsident Claus Stauder, Generalsekretär Günter Sanders oder Davis- Cup-Teamchef Niki Pilic durch verbale Eiertänze oder Abwesenheit. Als es beispielsweise vor Jahresfrist galt, den Doppelpartner von Stich für das olympische Turnier zu benennen, wurde zunächst Udo Riglewski, dem langjährigen Mann an Stichs Seite und dessen Freund, ein Barcelona-Start avisiert. Nach Beckers Intervention, der mit Stich ja dann auch Gold gewinnen sollte, war dieser Plan aber schnell vom Tisch. Als bei den Australian Open Becker mit seiner Davis- Cup-Absage Stich zu scharfen Angriffen nötigte, waren Sanders und Pilic Der Tennis-Bund und das Daviscup-Dilemma als die sportlichen Leiter nicht vor Ort, um mit eindeutigen Stellungnahmen den Streit erst gar nicht entstehen zu lassen. Als Becker am vergangenen Donnerstag abend seiner Enttäuschung über den DTB, Pilic und Stich Luft verschaffte, sah es der Verband als ausreichend an, nach Wochen des Schweigens eine Pressemitteilung zu senden.
Daß sich im Spannungsfeld der beiden Antipoden Becker und Stich eine nicht mehr zu kontrollierende Ladung aufbauen konnte, hat aber nicht nur mit der Sprachlosigkeit von Funktionären zu tun, die der Aufgabe, sowohl zwei Millionen Freizeitsportlern gerecht werden zu müssen wie einem Trio (Becker, Stich, Graf) von millionenschweren Jungunternehmern, sondern auch mit dem wortgewaltigen Schweigen der deutschen Nummern eins und zwei des Tennis. Die ließen zwar kaum eine Gelegenheit aus, um übereinander zu sprechen, nicht aber miteinander. Das lassen verletzte Eitelkeiten nicht zu, wobei vor allem Becker chronisch erkrankt zu sein scheint. Die Wunde, die ihm Stich mit dem Triumph im Wimbledonfinale 1991 zufügte, wird wohl nie verheilen. Um dem Schmerz Linderung zu verschaffen, führt der bis zu jenem Tag unumschränkte deutsche Tennis- Regent seinen vermeintlichen Herausforderer vor, wann immer es geht.
Diese vertrackte zwischenmenschliche Situation zu lösen, geht über die Möglichkeiten der Verbandsfunktionäre. Insbesondere Pilic' Dilemma ist zum einen, es sich mit der Symbolfigur Becker nicht verscherzen zu dürfen, andererseits aber auch Stich nicht zu verprellen. Die Problemen haben ihre Ursache aber ganz einfach darin, daß es im Weltklasse-Tennis nicht nur um Sport, sondern auch und vor allem um Geschäft geht. Weil an dieser Konstellation Namen nichts ändern können, sind mit einer Ablösung von Personen allenfalls Symptome, nicht aber die Krankheit selbst zu beseitigen, die ihre Ursache in der totalen Professionalisierung hat.
Zuallererst kommt das ureigene Geschäftsinteresse, das abhängig ist vom ganz persönlichen, sportlichen Erfolg, weshalb auch die vier besten US-amerikanischen Spieler (Courier, Sampras, Chang, Agassi) die Erstrunden-Begegnung in Australien nicht bestreiten werden. In den USA regt sich über diesen Egoismus nur niemand auf.
In Deutschland ist das schon deswegen anders, weil hier Alternativen zu den beiden Stars fehlen. Stauder, Sanders und Pilic wissen, daß die Zeiten längst vorüber sind, da eine Jungmänner-Freundschaft mit einem unumschränkt anerkannten Cliquenführer genug Potential für zwei Davis-Cup- Siege freisetzte. Becker, Steeb, Kühnen und Jelen sind älter geworden, während in anderen Nationen starke Spieler nachwuchsen. Ein dritter Gewinn läßt sich bei der Stärke der Konkurrenz deshalb nur mit Becker und Stich realisieren. Ein adäquater Ersatz für einen der beiden ist trotz respektabler Nachwuchsarbeit nicht in Sicht. Was aber nichts heißen muß, schließlich schafften Becker, Stich und Graf auch ohne DTB-Hilfe und von heute auf morgen den Durchbruch. Britische Verhältnisse also muß es trotz eines zögerlichen Verbandes nicht gleich geben. Ion Tiriac hat dem DTB vielleicht doch zu große Fähigkeiten unterstellt.
REINHARD SOGL
SCHLUSSWORT
"In diesem Tennis-Turnier steckt der Wurm drin." Jürgen Völker, Radioreporter des Süddeutschen Rundfunks, über Beckers Absage des Halbfinalspieles in Stuttgart wegen einer Viruserkrankung.
WETTERAUKREIS. Viele politische Niederlagen hat der Mann mit der Thälmann-Mütze von Tante Käthe aus der ehemaligen DDR und dem roten Gesinnungsschal noch nicht hinnehmen müssen. Auch am Wahlkampfstand der Bad Vilbeler Sozialdemokraten gibt er sich selbstsicher und siegesbewußt: Rolf Gnadl, der Landrat, mit dem die Politik in der Wetterau durch "menschliches Denken und ehrliches Handeln" geprägt werden soll. Der SPD-Wahlkampfslogan ist dem diplomierten Verwaltungsmann Lebens- und Arbeitsmaxime. Ein "alter Sozi" ist der 39jährige nicht, aber ein überzeugter, "der Idee des demokratischen Sozialismus verhaftet".
Von Wählerinnen und Wählern wird der Spitzenkandidat an diesem kalten Februarmorgen nicht gerade bedrängt, wohl aber von den Vilbeler Genossen: "Dreh dich zur Straße, Rolf, die Leut' müsse dich sehn." Gnadl greift nach einem Primelchen, reicht es einer Vorbeieilenden: "Nehmen Sie ein Geschenk von Ihrem Landrat." Auch wenn sein Konterfei - "ein wenig unvorteilhaft" (Gnadl über Gnadl) - seit Wochen auf Plakatständern prangt, längst nicht jeder erkennt ihn. Oder interessiert sich für das, was er zu sagen hat: "Du bist doch ach 'n Schwätzer", murmelt eine Passantin und drückt aus, womit Gnadl ebenso wie Rainer Schwarz, Spitzenkandidat der CDU für das Landratsamt, zu kämpfen hat: Politikverdrossenheit.
Gnadl indes ist überzeugt, daß Erfolg hat, "wer schlicht und einfach die Wahrheit sagt". Da müssen sich die Vilbeler Sozialdemokraten von ihm dann auch schon sagen lassen, daß er nicht die Wünsche erfüllen könne, die sie politisch vor Ort nicht durchzusetzen in der Lage seien. Wer solches vertritt, dem klopft man nicht auf die Schulter, den begrüßt man per Handschlag. Distanzierte Freundlichkeit. Gnadl ist keine Vaterfigur wie sein Vorgänger Landrat Herbert Rüfer. Gnadl ist eitel, das ist der Punkt, an dem er zu treffen ist. Auch vom politischen Gegner. Seinem direkten Kontrahenten sei er überlegen, er sei der sympathischere, der bodenständigere, er habe die bessere Ausstrahlung.
Eine Mutter spricht ihn an, klagt über die Verhältnisse an der Schule ihrer Kinder. Gnadl verspricht, sich darum zu kümmern. Das verspricht er auch den Genossinnen und Genossen in Ranstadt, die ihn zur Ortsbegehung und zur Bürgerversammlung eingeladen haben. Auf einem Zettel notiert er sich Vorgänge, die überprüft werden müssen. Das ist alles, was er verspricht. Auch seine Parteilkollegen im Ostkreis müssen sich Unliebsames anhören. Seit Jahren fehlt in Ranstadt eine Schulturnhalle. Gnadl macht keinen Hehl daraus. Das wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben. "Wir haben kein Geld für Schulneubauten und erst recht keines für Turnhallen." Betretenes Schweigen bei den Genossen, da wagt bei aller Unzufriedenheit keiner zu widersprechen. Wieso das so ist, danach muß den Landrat niemanden fragen.
Neben Verkehrsproblemen und Umweltfragen ist das zentrale Thema seiner Wahlkampfreden die Finanzmisere des Kreises, sie muß er rechtfertigen. "Wer alles gesundbetet, was nicht in Ordnung ist, ist unfähig, die Zustände zu verändern", sagt er seinen Ranstädter Parteikollegen. Fast eine Stunde hören sie Gnadl zu, was an dem Loch in der Kasse fremdverschuldet, was hausgemacht sei. Gnadl braucht kein Manuskript dazu, redet frei, mit Nachdruck. Nicht der Kommunal-, sondern der Bundespolitik gilt vor allem seine Kritik. "Wenn es keinen sozialpolitischen Schwenk auf Bundesebene gibt, wird es auch den Gemeinden an den Hals gehen, wenn nicht bald eine Pflegeversicherung kommt, wird nicht nur der Wetteraukreis pleite sein." Damit trifft er die Unzufriedenheit vieler Bürgerinnen und Bürger über die Bonner Politik. Da bekommt er Zustimmung. "Sehr gut, Rolf!" - Applaus.
Wie in Rockenberg läßt er auch die Ranstädter Genossen wissen, daß eine sparsame Ausgabenpolitik das Defizit nicht allein abbauen könne, eine Veränderung der Finanzaufteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen müsse die Landkreise entlasten. An einem läßt er keinen Zweifel: Er ist der Spieler, der erst vor knapp zwei Jahren auf das Feld geschickt wurde und dort dafür sorgt, "daß es brummt", der noch Kondition hat und nicht auf die Reservebank gehört. Optimismus ist es nicht, den Gnadl verbreitet, kein aufmunterndes Wort oder gar ein Lob für die Ranstädter Genossen, denen es erstmals nach dem Krieg gemeinsam mit den Grünen gelingen könnte, in der nächsten Kommunalwahl die schwarze Mehrheit zu brechen.
Den Rundgang nutzt er, eine 21jährige Jurastudentin zu mehr politischer Aktivität zu ermuntern, erzählt von der Schulfreundin, die hier irgendwo ein Haus gebaut hat. Doch Gnadl, der über sich selbst sagt, er sei warmblütig, emotional, scheint den Menschen fremd zu bleiben. Mit seinen Auftritten an diesem Tag ist er zufrieden, so wie er es auch im Büdinger Stadtteil Diebach am Haag war. Da kamen 64 Interessierte, darunter zehn CDU-Anhänger. Da wurde interessiert gefragt, kontrovers diskutiert. Das hat dem Landrat imponiert. Ganz anders sein Gastspiel in der Diskothek "Alcazar" in Selters. Dort sei es pöbelhaft zugegangen, undifferenziert und aufgeheizt.
Närrisch ging es an diesem Abend noch für Gnadl zu. Auch Karnevalisten sind Wähler. Im schwarzen Anzug mit roter Fliege und rotem Einstecktuch kam der Landrat zur Fremdensitzung nach Friedberg. Lächelnd, schließlich soll ihm niemand anmerken, was er einem Parteikollegen in Vilbel am Morgen sagte: "Ich bin am Rande des physisch Leistbaren."
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein ungewöhnliches Räuberduo überfiel laut Polizei am Freitag gegen 18.15 Uhr ein Blumengeschäft in der Kelsterbacher Straße: Während ein etwa 50jähriger Mann die Verkäuferin mit einem Trommelrevolver bedrohte, ging ein ihn begleitendes Kind - ein zwölf- bis 13jähriger Junge - zur Kasse und entnahm etwa 500 Mark.
Anschließend rannten die Räuber mit der Beute in Richtung Platanenstraße davon.
Der Mann soll schlank sein, ein schmales Gesicht und graue Haare haben sowie einen Ohrstecker tragen. Sein kleiner Kumpan soll dunkle Haare haben und einen Walkman bei sich getragen haben. Vermutlich höre das Kind auf den Namen "Marcel", erklärte ein Kriposprecher. cas
Aufgespießt
"Am Anfang einer langen Kette steht die Autobahnvignette. Es folgen sodann: die Bundesstraßenvignette, die Landstraßenvignette, die Kreisstraßenvignette, die Gemeindestraßenvignette, die Bauernsträßlevignette, die Bürgersteigbenutzungsvignette, die Zebrastreifenüberquerungsvignette, die Brückenüberquerungsvignette. Politik ist immer begehrlich nach Geld, darum werden weitere Vignetten-Pläne aufgestellt. Der Politiker trägt an seinem Jackette eine Redenhaltevignette. Die Familienministerin schafft fürs Ehebette eine neuartige Verkehrsvignette. Bei der Presse braucht jede Redaktionsstätte eine Zeitungsentenverbreitungserlaubnisvignette . . ." Aus einem karnevalistischen Beitrag zum Rosenmontag, vorgetragen von dem baden-württembergischen SPD-Bundestagsabgeordneten Rudolf Bindig. (hll)
BERLIN, 21. Februar. Die Krise um die Freiwillige Polizeireserve (FPR) in Berlin zieht immer weitere Kreise. Nach einer Erklärung des ehemaligen Innensenators Erich Pätzold (SPD) am Wochenende im Regionalfernsehen sollen bei einer ersten Durchsicht der Personalakten durch die Dienstaufsichtsbehörde bei rund 600 der 2400 FPR-Mitglieder "dunkle Flecken" aufgetaucht sein, darunter viele Fälle von Waffenhandel, aber auch schwerer Körperverletzung.
Von der Polizeiführung wurde die Zahl im Kern bestätigt, jedoch mit der Einschränkung, nicht jeder der 600 sei zwangsläufig kriminell; es seien auch "Jugendsünder" darunter, deren Ausschluß aus der FPR anhand der Aktenlage allein sich nicht rechtfertigen lasse.
Die große Koalition ist sich weiterhin uneins, ob die 1961 gegründete Freiwillige Polizeireserve aus Anlaß dieses jüngsten Skandals nicht aufgelöst werden soll. Vor allem die CDU sträubt sich hartnäckig dagegen.
Bündnis 90/Grüne haben unterdessen einen Antrag auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses angekündigt. Zunächst wird sich am heutigen Montag der Innenausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses mit den Vorgängen befassen. Dabei wird es unter anderem um die Frage gehen, warum der Selbstmord eines bei der Justiz als "Waffenmeister der rechtsextremen Szene" bekannten FPR-Mitglieds beim Versuch seiner Festnahme im Jahre 1985 keine weiteren polizeiinternen Untersuchungen nach sich zog. Der Fall hatte seinerzeit ein Dutzend weiterer Ermittlungsverfahren nach sich gezogen.
Bisher unbestätigt blieben Presseberichte, wonach FPR-Mitglieder auch an gewaltsamen Todesfällen beteiligt gewesen sein sollen.
Zu der behaupteten Erschießung eines DDR-Grenzsoldaten durch FPR-Anhörige liegen der Staatsanwaltschaft nach einer Mitteilung vom Wochenende jedenfalls "keine Erkenntnisse" vor; weitere Einzelheiten über FPR-Angehörige würden wegen der laufenden Ermittlungen nicht mitgeteilt.
ost/gam MOSKAU/STOCKHOLM, 21. Februar. Die Entführung eines russischen Inlandsflugzeugs ist am Samstag abend in Stockholm glimpflich zu Ende gegangen. Der 27jährige Luftpirat, der gedroht hatte, die Maschine der russischen Fluggesellschaft Aeroflot mit 76 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord durch eingeschmuggelte Handgranaten in die Luft zu sprengen, stellte sich am Abend der Polizei. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.
Der Mann hatte Samstag früh eine russische Aeroflot-Maschine auf dem Flug von der sibirischen Ölstadt Tjumen nach St. Petersburg gekapert, indem er dem Piloten ein Stück Papier überreichte, auf dem stand: "Entweder landen wir gemeinsam in New York oder sterben gemeinsam." Der Entführer hatte seine 26jährige Frau, die gestand, an der Vorbereitung beteiligt gewesen zu sein, und einen noch nicht einjährigen Säugling bei sich.
Der Pilot der nicht für Transatlantik- Flüge geeigneten TU 154-Maschine landete zunächst zum Auftanken in Tallinn, wo der estnische Verteidigungsminister Hain Rebas vergeblich versuchte, den aus Baku stammenden Luftpiraten zur Aufgabe zu überreden. Er ließ jedoch 32 Geiseln frei. Zwölf weitere durften nach der Landung in Stockholm das Flugzeug verlassen. Der von Passagieren und der Polizei als "hart und sehr nervös" bezeichnete Entführer, der ständig die entsicherten Granaten in der Hand hielt, forderte die Bereitstellung eines größeren Flugzeuges, um in die USA weiterfliegen zu können. Schließlich gelang es dem russischkundigen Kriminalkommissar Niels Gunnar Danielsson, mit dem Aserbaidschaner in Kontakt zu kommen und ihn zur Einsicht zu bringen. Um 18.46 Uhr, über fünf Stunden nach der Landung, verließ der Mann das Flugzeug, legte die - laut Polizei scharf geladenen - Handgranaten auf die Treppe und setzte sich wortlos in ein Polizeiauto auf dem Flugfeld.
Der Entführer soll noch nicht um Asyl gebeten haben, die russische Botschaft verlangte seine Auslieferung noch nicht. Da der Mann aus Aserbaidschan stammt, ist noch ungeklärt, ob er gegebenenfalls nach Rußland oder in seine Heimat ausgeliefert werden soll. Daß er ausgewiesen wird, gilt in Stockholm als sicher, obwohl zunächst auch in Schweden wegen "schwerer Luftpiraterie" gegen ihn ermittelt wird. Schweden will eine neue Entführungswelle vermeiden, wie man sie im Sommer 1990 erlebte, als fünf junge Männer aus der damaligen UdSSR auf diesem Weg nach Skandinavien zu flüchten versuchten. Je zwei wurden aus Finnland und Schweden an die Sowjetunion ausgeliefert, einer durfte - trotz harter Proteste des schwedischen Pilotenverbandes - seine Strafe in Schweden verbüßen und ist nun wieder auf freiem Fuß.
WIESBADEN. Schilf und Hecken entlang der Aukammallee müssen oft als Müllschlucker herhalten - schlucken können sie die achtlos weggeworfenen Kunststoffverpackungen, Blechdosen und Alufolien nicht, geschweige denn verdauen. Das Wiesbadener Ökologiezentrum bläst deshalb am Samstag, 27. Februar, zur Aktiv-Exkursion. Mit Arbeitshandschuhen und einer Tasse im Rucksack geht's um 14 Uhr am Aukamm-Hotel los.
FLORSTADT. "Aufgebrachte Bürger/- innen haben sich an uns gewandt, weil sie maschinengeschriebene Aufforderungen von den Grünen erhalten haben, in denen Anzeige bei Behörden oder Strafverfahren angedroht wurden." Die Gemeindevertreterin der Grünen, Roswitha Krum, hatte nach eigenen Angaben einige Mühe, drei Betroffenen zu erklären, daß die Grünen sich zwar um Umweltdelikte kümmern, aber keinesfalls mit solchen Methoden arbeiten. "Wir nennen offen unsere persönlichen Namen", stellt die Grüne für alle Florstädter fest, die möglicherweise eine solche anonyme Bedrohung erhalten haben. Inzwischen hat die Ökopartei ein solches Pamphlet der Staatsanwaltschaft in Gießen mit einer Anzeige wegen Urkundenfälschung und Verleumdung geschickt. Daß irgend jemand, vielleicht sogar Mitglieder einer anderen Partei, die im Kommunalwahlkampf um Stimmen werben, zu solchen Mitteln greifen müssen, statt die Auseinandersetzung in der Sache zu suchen, wirft ein Schlaglicht darauf, daß der Wahlkampf auch in Florstadt offenbar seinen Namen nicht verdient. Der anonyme Autor wollte nach Beobachtung von Frau Krum in der Bevölkerung eine Stimmung gegen die Grünen und Gerüchte hinter vorgehaltener Hand erzeugen. Das sei ihm offensichtlich auch gelungen, wie die wütenden Reaktionen der Adressaten zeigten. Die Gemeindevertreterin und Kandidatin zur Wahl ins Gemeindeparlament bittet daher alle Florstädter, die ein solches Schriftstück erhalten haben, sich mit ihr in Verbindung zu setzen: Telefon 0 60 41 / 63 82. de
BUTZBACH. Bis zu seinem 70. Lebensjahr weigerte sich der Butzbacher Richard Rupp, einer Partei beizutreten: Er war nicht bei den Nazis und auch nicht Mitglied einer demokratischen Partei nach dem Krieg. Die Wende kam für den gelernten Dekorateur erst 1989, als er im Fernsehen eine flammende Rede von Trude Unruh hörte. Rupp war begeistert von der zentralen Forderung der "Grauen", nach der jeder soviel Rente bekommen sollte, "daß er seinen Lebensabend ohne den Gang zum Sozialamt verbringen kann". Rupp wurde Mitglied, im Wahlkampf 1990 klebte er über 140 Plakate und führte für Unruhs "Grauen" fast alleine den Wahlkampf im Wetteraukreis.
Als die Partei 1991 jedoch beschloß, eine Summe, die 30 Prozent der jeweiligen Wahlkampfkostenerstattung entspricht, an den Senioren-Schutz-Bund "Graue Panther" (SSB) zu überweisen, sorgte sich Rupp um den wirtschaftlichen Bestand der Partei und über den laxen Umgang mit Steuergeldern.
Seitdem liegt er im Clinch mit Trude Unruh, die in Personalunion die Partei "Die Grauen" und den SSB führt. Obwohl Unruh stets selbst die "Rebellion der Alten" fordert, zog sie gegen Rupp und weitere Kritiker mit Klagen zu Felde. Das Landgericht in Gießen entschied zwar im September 1991, daß Rupp nicht mehr behaupten darf, Unruh bereichere sich. Rupp darf aber seitdem über Trude Unruh ungestraft sagen: "Sie denkt praktisch nur an ihren persönlichen Vorteil und benutzt andere Menschen als willige Werkzeuge."
Daß Rupp damit richtig liegt, belegen Recherchen der FR über ein zwielichtiges Finanzgebaren bei der Seniorenpartei. Lesen Sie dazu einen ausführlichen Bericht auf der Seite 4 im Nachrichtenteil. REINER STRACK
BAD HOMBURG. Ein Blumentopf als Whiskyglas, eine Vase als Erdnußdose: in der Probe kommt es auf diese Details noch nicht so an. Doch wenn in wenigen Tagen die Volksbühne mit "Oh, diese Männer" ihre diesjährige Spielsaison eröffnet, müssen Gerlinde Solty, Kerstin Grunwald und Dagmar Möller dafür sorgen, daß die Requisiten stimmen. Gemeinsam mit zehn anderen sind sie die unsichtbaren guten Geister, die hinter der Bühne für eine gelungene Theatervorstellung sorgen.
Sie alle vereint der Spaß an einer Sache, die mit der bereits 1926 gegründeten "Volksbühne" in Bad Homburg nun schon auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Theater für viele zu machen, das bedeutet für diese Truppe nicht, auf anspruchsvolle Stücke zu verzichten. Jahr für Jahr deckt ihr Programm vom Klassiker über das Kriminalstück bis zum Boulevardtheater ein denkbar breites Spektrum ab.
Und dabei täusche man sich nicht: für die Macher ist die leichte Komödie durchaus nicht immer ein leichtes Spiel. Ingrid Petry, die beim Saisonauftakt Regie führt, seufzt: "Es ist gar nicht so leicht, in einem Boulevardstück für einen Ausgleich der Kräfte zu sorgen. Zu leicht dominiert hier oft eine Person aufgrund der Rolle." In Francoise Dorins "Oh, diese Männer" wollen drei Frauen dem starken Geschlecht zeigen, wie wenig sie von ihm abhängig sind. Doch eh sie sich versehen, kreisen sie als mehr oder weniger hilflose Planeten um das Zentralgestirn Bruno, das mit Hundeblick alle Register männlichen Imponiergehabes zieht. Eine Chance für den Kräfteausgleich? An diesem Probeabend im ehemaligen Möbellager in der Kirdorfer Straße sind ganz offensichtlich die Gewichte noch nicht endgültig verteilt. Alle vier Schauspieler/innen haben noch zu knabbern an ihren Texten und Einsätzen. "Zäh gehts heut'", stöhnt Regisseurin Ingrid Petry und feuert ihre Truppe zu mehr Elan an. In ihrem Kopf läuft das Bühnengeschehen wie ein fertiger Film ab. Schon als Fünfzehnjährige stand sie auf der Bühne, durfte aber erst nach Abschluß der Schulausbildung ihrer Leidenschaft für die Bretter, die die Welt bedeuten, nachgehen. Jahrelange Erfahrungen als Schauspielerin gaben ihr schließlich den Mut, sich auch einmal selbst an eine Inszenierung zu wagen, und heute zählt sie zum festen Regisseurstamm der "Volksbühne". Doch damit kein Irrtum aufkommt: Ingrid Petry hat, wie alle Mitarbeiter des kurstädtischen Traditionstheaters, noch einen Beruf, der sie tagsüber voll fordert. Da ist es nicht verwunderlich, wenn in der Probe die Konzentrationskraft einmal nachläßt.
"Umfallen und einschlafen" könnte etwa Jutta Garratt eigentlich nach einem Arbeitstag als Leiterin der physikalischen Therapie im Kreiskrankenhaus. Hans Gerlach hat schon eine lange Anfahrt hinter sich, denn er kommt extra aus Hanau zu den Proben. "Die Volksbühne hat schon einen gewissen Ruf, so daß auch Schauspieler von außerhalb gerne einmal hierher zum Spielen kommen", berichtet nicht ohne Stolz der Vorsitzende des Vereins, Heinz-August Möller.
Was treibt die Schauspielerinnen und Schauspieler dazu, mindestens zwanzig Abende zu opfern, bis ein Stück aufführungsreif ist? Für Möller sind es vor allem drei Gründe, die das Theater für Laienmimen immer wieder attraktiv machen. "Es ist eine tolle Selbstbestätigung, auf der Bühne zu stehen", und dies, so meint der Leiter der "Volksbühne", komme einem auch im übrigen Leben zugute. Außerdem sei das Studium der Rollen ein Gehirntraining, das viele zu schätzen wüßten. Und schließlich: "Wir sind eine gut eingespielte Truppe, in die aber auch Neulinge schnell integriert werden. Allen macht es Spaß, gemeinsam an einem Stück zu arbeiten", unterstreicht er das Gemeinschaftsgefühl aller Mitarbeiter.
Über Nachwuchssorgen braucht die "Volksbühne" nicht zu klagen, denn jedes Jahr inszenieren sie ein Weihnachtsmärchen, das vielen Kindern Lust auf Theater macht. Etwa 30 Kinder zählen neben den 50 bis 60 Aktiven derzeit zum Stamm des Vereins. Sie werden einmal pro Woche mit Text- und Sprechübungen und kleinen Stehgreifstücken trainiert. "Bei uns müssen die Kinder lernen, genau hinzuhören, auch abzuwarten, bis sie an der Reihe sind", unterstreicht Heinz- August Möller den pädagogischen Wert, den die Theaterarbeit für die Kleinen hat.
Nicht wenige bleiben dann von Kindesbeinen bis ins fortgeschrittenere Alter der Laienbühne treu. So kann etwa die Simone des neuen Stückes, alias Wally Seipp, mittlerweile auf fünfzig Jahre Bad Homburger Volksbühne zurückblicken.
Premiere ist am Sonntag, 28. Februar, um 15 Uhr im Kurtheater. Weitere Aufführungen folgen an Dienstag und Mittwoch, 2. und 3. März, jeweils um 20 Uhr.
GISELA GRAESER-GÜSMANN
Neue Bücher
Wasserwelt Aquarium, von Ulrich Schliewen, 160 Seiten, ca. 250 Farbfotos u. 40 Zeichnungen, Format: 17 ä 23,5 cm, Gräfe und Unzer Verlag, W-8000 München 40, Preis 39 DM.
USINGEN. Es war wie im Märchen. Viele Tage hatte die junge Prinzessin krank darniedergelegen, der Hofstaat war tief verzweifelt. Aber just im rechten Augenblick erholte sie sich. Babs I. ist wieder fit: Die Nachricht verbreitete sich wie Konfettiregen auf dem "Buchfinkenzug", dem Fastnachtsspektakel vom Neuen Markt bis zur Stadthalle. Mit dem traditionellen Schlachtruf "Usingen - Ulau!" feierten die Narren ihr Fest.
11.30 Uhr am Neuen Markt. Die Motivwagen, Kapellen und Gardegruppen testen die Lautsprecher, nesteln ein letztes Mal am Kostüm. Günter Knull von der Freiwilligen Feuerwehr fährt los. Sein roter Kleinbus ist die Lokomotive des Buchfinkenzugs. Als Knull die Straße zum Rathaus emporfährt, stürzen ihm einige Narren entgegen: "Was is' los? Um 11.45 Uhr ist doch erst Start." Über Funk kommt die Anweisung: "Mach' langsam, der Zug hat einen Abriß." Die Usinger, die am Rathaus in der Kälte warten, hätten es gern flotter. "Wir stehen hier seit 11 Uhr und zittern wie Espenlaub", beschwert sich eine Frau.
Ganz klar: Der Sturm aufs Rathaus kann nicht länger warten. Das wiedervereinigte Usinger Prinzenpaar, Carlos I. und Babs I., nimmt umgehend die Treppe ein. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr stimmt den Narrhallamarsch an. Oben am Fenster blicken Bürgermeister Detlef Ortmann und die Rathaus- Verteidigung resigniert drein (oder lacht da etwa jemand?). "Es gab zu viele kriegerische Auseinandersetzungen in letzter Zeit", tönt die närrische Streitmacht. Die Verwaltung soll den Schlüssel und die Stadtkasse kampflos hergeben.
Ohnehin ist es diesmal nicht geplant, den Bürgermeister in Handschellen abzuführen. Nach der Korruptionsaffäre, die Ortmanns Vorgänger ins Gefängnis gebracht hat, sei das nicht angebracht, findet Peter Goldhagen, Vorsitzender des Usinger Carnevalvereins (UCV). Und Ortmann spielt an diesem Tag eine zwielichtige Rolle: Er ist zugleich Bürgermeister und UCV-Mitglied - ein klarer Fall von Interessenverquickung.
Was Wunder, daß das Stadtoberhaupt sofort kapituliert. Mit dem nötigen Ernst grinst er unter seiner grünen Mütze mit der Aufschrift "Tanze Samba mit mir" hervor und spricht: "Unser Rathaus ist uralt, ich bitte Euch, gebietet Halt." Noch einmal wird die Festung mit Konfetti bombardiert, dann läßt der Bürgermeister Schlüssel und Stadtkasse am Seil herunter. Carlos und Babs präsentieren die Beute, das Volk jubelt. Usingen - Ulau! Narrhallamarsch.
Inzwischen hat der Buchfinkenzug aufgeschlossen, es kann losgehen. Cowboys und Clowns, Hexen und Punks schunkeln zur "Polonaise Blankenese". 45 Zugnummern setzen sich in Bewegung: "Das ist Rekord", freut sich Rudolf Schütz aus dem vierköpfigen Zugkomitee. Der Usinger Reit- und Fahrverein macht als Zirkus mit, die "Usa-Elfen" zeigen Karneval in Rio mit Kaktus und Sombreros. Die Mitglieder des Tennisvereins haben sich in Regentropfen verwandelt ("wegen des Wassernotstands") und die "Limes-Krätscher" feiern "Fastnacht ohne Grenzen": mit einer Weltkugel, vielen Flaggen und einem zerbrochenen Grenzpfahl. Der Wanderpokal für die beste Zugnummer geht beim anschließenden Fest in der Stadthalle an die als Hexen verkleideten Handball-Damen der Usinger TSG.
Peter Goldhagen freut sich am Ende über einen gelungenen Zug ohne den befürchteten Schneefall. Überraschen kann das den UCV-Chef aber nicht: "Wir haben ja rechtzeitig unseren Gott Jokus angerufen." THOMAS STILLBAUER
Wenn Männer Macht erhalten, werden sie mobil. Oder erlangen sie Macht, weil sie mobil sind? Die Dienstwagenhierarchie deutscher Unternehmen ist - lean management und demokratische Führungsprinzipien hin oder her - noch immer der anschaulichste Beleg für die Korrelation von Macht und Mobilität. Das Wirtschaftsmagazin Forbes hat sich, während die Arbeiter im Werk Rastatt schon mal den Abbau von Hierarchien durch Gruppenarbeit proben dürfen, im Mercedes-Benz-Fuhrpark umgesehen: Abteilungsleiter - unterste Hierarchieebene, die einen Dienstwagen erhält - bekommen einen 190er Mercedes. Die mittlere Ebene erhält, je nach Rang, einen Mercedes 200E bis 300E. Im Oberhaus schließlich gibt es die S-Klasse.
Neben dem Hubraum des Dienstwagens ist die Entfernung zwischen Park- und Arbeitsplatz der zweite Indikator für die Macht des Managers. Bei Bayer in Leverkusen verdient das Fußvolk seinen Namen zurecht. Denn gewöhnliche Mitarbeiter müssen täglich - bedingt durch die Vergabe des Parkausweis-Kontingents in den Direktionsbereichen - jeweils rund zwanzig Minuten von bzw. zu den Parkplätzen, die weit außerhalb des Werksgeländes liegen, zum Arbeitsplatz marschieren. Gruppenleiter erhalten immerhin schon einen reservierten Parkplatz, wenn auch noch weit außerhalb des Firmengeländes. Hauptabteilungsleiter parken, ebenfalls auf reserviertem Platz, bereits werksnäher. Direktoren, die als erste Hierarchiestufe einen Dienstwagen gestellt bekommen, dürfen damit auch auf ihren reservierten Parkplatz auf dem Werksgelände. Zahlreiche Parkplatzwächter überwachen strengstens, daß es nicht zum Zeit-Diebstahl durch unerlaubte Annäherung von Parkplatz und Werkbank durch einen für das Unternehmenswohl weniger bedeutsamen Kollegen kommt.
Schnelle Männer machen Verkehrspolitik für schnelle Männer. Obwohl nur elf Prozent aller Bahnreisenden im Fernverkehr unterwegs sind, das heißt, Strecken über 50 Kilometer Länge zurücklegen, konzentrieren sich die Planungen und Investitionen auf den Ausbau der Schieneninfrastruktur für lange Entfernungen - vor allem des Hochgeschwindigkeitsnetzes, denn das ist für Manager wichtig. Der Mobilitätskritiker Frederic Vester hat offensichtlich nicht verstanden, worum es bei dem "Blödsinn mit den Superschnellzügen" geht: "Ob sie jetzt zehn Minuten früher in Hamburg sind oder nicht, das spielt überhaupt keine Rolle", behauptet er im Öko-Test-Interview. Aber wenn in einem ICE mit 650 Plätzen 650 Manager sitzen, bedeuten je 10 Minuten Fahrzeitverkürzung insgesamt 108 gewonnene kostbare Manager-Stunden. Die Auswirkungen schnellerer Bahnverbindungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sind eben nicht zu unterschätzen.
Aktueller Höhepunkt der Verkehrspolitik von wichtigen Männern für wichtige Männer, bei der Geschwindigkeit zum Selbstzweck wird, ist zweifelsfrei die von Thyssen Henschel hergestellte Magnetschwebebahn Transrapid, die in einer knappen Stunde Hamburg mit Berlin verbinden soll. Immerhin ein beachtlicher, von Experten berechneter Zeitvorteil gegenüber dem ICE von neun Minuten auf 100 Kilometern. Thyssen-Ingenieur Hans Georg Raschbichler verbindet hiermit folglich die "Hoffnung, daß wir zumindest beim Transrapid den ,ewig Gestrigen' davonschweben werden". Die Begründungen für die Transrapid-Existenzberechtigung treiben vor dem Hintergrund der veranschlagten Baukosten in Milliardenhöhe immer erstaunlichere Blüten. Thyssen-Vorstandschef Eckhard Rohkamm verweist auf die Möglichkeit, dank der kurzen Reisezeit die Hotelkapazitäten von Hanse- und Hauptstadt zu "poolen". Wenn alle Hamburger Betten belegt sind, können die Gäste zum Übernachten einfach nach Berlin schweben. Unverständlich, wie bei solch überzeugender Argumentation eines mobilen Mannes das nicht gerade als Mobilitätsfeind verschrieene Fachblatt auto motor und sport noch fragen kann: "Wie heißt das Problem, für das der Transrapid die Lösung ist?"
Die Werbestrategen der Mobilitätsindustrie machen sich die Verbindung von Managermacht und Motorstärke längst zunutze, ob "6-Zylinder-Diesel für enge Termine" (BMW), "Arbeit muß sich wieder lohnen" (Jaguar) oder "Das Tempo ist die Kunst" (Lufthansa CityLine). Sogar an die neuen, schnellen Väter wird gedacht: "Sie können länger frühstücken. Sie sind früher zum Abendessen zurück. Gibt es ein besseres Familienauto?" (Porsche) oder "Die Kunst, mehr aus Ihrer Zeit zu machen: Morgens Bonn, mittags Berlin, abends Benjamin" (Lufthansa).
LANGEN / RODGAU. "Moritz" hat Ladehemmung. Und der Spott - wie sollte es anders sein - läßt für die Kanone mit der Narrenkappe nicht lange auf sich warten. "Hoho", ruft Bürgermeister Dieter Pitthan vom Balkon seines Amtssitzes herunter. Doch Hans Hoffart, Anführer des Narrensturms und Vorsitzender der hiesigen Karnevalsgesellschaft (LKG), weiß Rat: "Wenn's net klappt, dann mache mer ebe alle laut ,Bumm'."
Aber auch die Stimmkraft der Bürger bricht Pitthans Widerstand nicht. Endlich gelingt es den beiden LKGlern Jürgen Metzger und Andreas Raab, ihrem "Moritz" mächtige Böllertöne zu entlocken - und damit den Triumph zu erzwingen.
Während die Menschenmenge zu Brezeln und Gulaschsuppe ins Rathaus drängt, schauen die beiden Kanoniere ein wenig betröpfelt drein. Dabei hatten sie zuvor stolz über Moritzens Leistungsfähigkeit berichtet. Fünf Meter weit könnte man mit Hilfe der Patrone voll Schwarzpulver schießen; gar zehn Meter, wenn das Konfetti in einem Beutel beisammenbleibe. Zuverlässig sei Moritz auch, ebenso wie sein Zwillingsbruder "Max", der im nahen Roßdorf jahraus, jahrein den Bürgermeister erzittern läßt. Um es nicht am eigenen Können scheitern zu lassen, nahmen die zwei Männer zuvor noch kräftige Schlucke Zielwasser, sprich: Glühwein. Und dann diese Blamage.
Es ist aber auch nicht der Tag von Margarete Gugler. In grüner Uniform und mit Käppi auf dem Kopf steht sie am Rande des närrischen Geschehens und arbeitet. Oder besser: ist im Dienst. "Ich weiß auch nicht, was ich hier machen soll", sagt die städtische Hilfspolizistin: "Ich lauf halt mehr repräsentativ rum." Sie ist nicht zu beneiden, denn während ihr Dienstherr unter dem Gejohle der Kinder Süßigkeiten vom Balkon herunterwirft, darf Maragrete Gugler kein einziges ihrer speziellen "Knöllchen" verteilen. Schließlich ist Fasching.
In Langen läuft die allgemeine Narretei nach einem anderen Zeitplan ab als in den meisten anderen Städten. Anstatt das Rathaus schon Ende Januar oder Anfang Februar zu stürmen und die Macht damit für einige Wochen an sich zu reißen, begnügt sich die LKG mit knapp vier Tagen. Laut Hans Hoffart liegt die Bescheidenheit daran, daß es in Langen seit Ende des Zweiten Weltkriegs - mit zwei Ausnahmen in den 50er Jahren - keinen Umzug gibt. "Wer keinen Umzug hat, braucht kein Prinzenpaar. Und ohne Prinzenpaar reichen die paar Tage volllauf", erklärt er. In Egelsbach werde das Prinzenpaar wie fast überall vor der ersten Karnevalssitzung präsentiert. Um nicht ohne Rathausschlüssel aufzutreten, müsse eben zuvor gestürmt werden.
Derlei Narrenlogik sieht in Rodgauer Ortsteil "Giesem" (sonst: Jügesheim) anders aus. Auch dort geht das "Volk" erst am Faschingssamstag auf die Barrikaden, obwohl Prinzenpaar und Umzug zur Tradition gehören. "Aber das ist bei uns kein richtiger Sturm, eher ein Freilichttheater", sagt Heinz Mark, Ehrenpräsident der Turngesellschaft (TGS) Jügesheim. Denn das hoheitlich Paar bekomme jeweils schon in der ersten Fremdensitzung des Jahres den Rathausschlüssel vom Bürgermeister überreicht.
Dennoch geht es vor dem Rathaus auch diesmal um Sieg oder, was noch niemals eintrat, Niederlage. Im Mittelpunkt steht ein Streitgespräch zwischen dem Jecken Till - mit bürgerlichem Namen Lothar Mark -, Bürgermeister Paul Scherer und dem Elferrats-Präse Willi Colloseus, in dem verrückte Vorschläge zum Kultur-Sommer vorgetragen werden.
"Narrenernst" wird es erst, als Jugendliche eine vor dem Rathaus aufgebaute (Styropor-)Tür zerschmettern und so dem Prinzenpaar Heike und Gerald den Weg zur Macht ebnen. Danach ist nur noch eins zu hören: "Giesem Helau!" leo
EGELSBACH. Der Widerstand von Bürgerinitiativen aus Egelsbach und Erzhausen gegen noch mehr Flugzeuglärm steht im Mittelpunkt der Live-Diskussion, die das erste Programm des Hessische Rundfunks am heutigen Montag zwischen 10 und 12 vom Egelsbacher Flugplatz überträgt.
Zu Wort kommen werden in der Sendung "Unterwegs in Hessen" neben Anwohnern und Kommunalpolitikern auch der Flugplatzbetreiber sowie Vertreter des Verkehrs- und des Umweltministeriums. leo
Geradezu mobilitätssüchtig war Hermann Hesse. Er nutzte jede erste sich bietende Gelegenheit, um die Erfahrung mit neuartigen Fortbewegungsmitteln zu machen. 1911 flog er mit dem Zeppelin und schon ein Jahr später mit dem Flugzeug. Auch bedeutende Dichter unserer Tage gehören zu den mobileren Mitgliedern der Gesellschaft, Lew Kopelew zum Beispiel oder Henryk M. Broder.
Nachdem er in Frankfurt knapp drei Stunden auf eine Lufthansa-Maschine nach Berlin warten muß, dabei mit einem "therapeutischen Lächeln" der Angestellten am Schalter vertröstet wird, platzt ihm im Tagesspiegel der Kragen: "Die Lufthansa läßt drei Flüge ausfallen, die Passagiere der drei ausgefallenen Flüge kommen alle in eine Maschine. So spart die Lufthansa Material und Personal - auf Kosten der Passagiere". In den drei Wartestunden hätte Broder natürlich auch nachdenken können, etwa über die geringe Auslastung im innerdeutschen Flugverkehr (warum wohl passen die Passagiere dreier Flugzeuge so problemlos in eines?), auf Kosten der Menschen in Flughafennähe und auf Kosten der Ozonschicht, die durch die Stickoxidemissionen der Flugzeuge in großen Höhen besonders geschädigt wird. Johannes Hauenstein von der Berliner Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz empfiehlt Broder deshalb zur Heilung seiner Ungeduld "ein Therapieprogramm in der Tegeler Einflugschneise".
Die unbegrenzte Mobilität unserer wichtigen Männer stößt nun mal schnell an deren mentale Grenzen. Im Interview mit auto motor und sport gibt EG-Vizepräsident Martin Bangemann die intimen Erkenntnisse eines gewichtigen Mannes über Mobilität preis: "Wenn Leute, die Autofahren können, schneller fahren, trägt das zur Flüssigkeit des Verkehrs bei." Denn "es sind ja gar nicht die Raser, die so schnell fahren. meist sind es Leute, die beruflich unterwegs sind und mit diesem Tempo umgehen können." Auf den Hinweis, daß das Bundesverfassungsgericht keine Bedenken gegen ein Tempolimit auf Autobahnen hat, es aber auch kontrolliert werden müßte, folgert Bangemann als "Quintessenz" einen "Fahrtenschreiber in jedem Auto, der Tempoverstöße genau aufzeichnet. Wenn unter diesen Bedingungen noch eine Mehrheit in Europa für ein Tempolimit ist, dann wandere ich aus". Fragt sich bloß, wohin. Bangemann wird lange nach einem halbwegs zivilisierten Land ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen suchen müssen.
Die Mobilität hat zweifelsohne ihre fatalen Auswirkungen auf Rohstoffreserven und Umwelt. Doch "wir sind der Meinung, daß Menschen, die kraft Intellekts und Fleißes täglich ein hohes Maß an Wertschöpfung erarbeiten und mit überproportionaler steuerlicher Belastung in ganz besonderer Weise zu Gemeinwohl und Umweltschutz beitragen, auch ein geringfügig höherer Zugriff auf natürliche Ressourcen - sprich Erdölprodukte - gestattet sein darf", wirbt die Burkhard Bovensiepen GmbH für eines ihrer neuen getunten BMW-Modelle. Schließlich machen einflußreiche Männer ja auch kluge Vorschläge, wie das Problem der Erderwärmung aufgrund von Kohlendioxidemissionen aus den Auspuffrohren in den Griff zu kriegen ist. "Der Problemlöser Auto", da ist sich Trendforscher Gerd Gerken denn auch sicher, "wird bald wiederentdeckt werden."
HÖCHST. Die Fuzzys bahnen sich unaufhaltsam ihren Weg durch die weltweite Wüste. Ihr Ziel: Der Nordpol. Auf ihrem Weg erreichen sie am Freitag, 26. Februar, die "Oase Höchst", genauer das Kinderhaus in der Adolf-Hauser-Straße.
Und dieses Spektakel sollten sich die Kinder in und um Höchst nicht entgehen lassen, denn auf ihrem weiten Weg hat die Schauspielgruppe "Die Fuzzys" schon eine Menge Kuriositäten erlebt, und hinter jedem Stein lauern ständig neue. . .
Das Kindertheater ist für Menschen ab vier Jahren geeignet. ana
OBERURSEL. Libanesische Krokodile, deutsche Orientalen, kroatische Prinzessinnen, türkische Zauberer, spanische Teufel, slowenische Bienen und italieniche Cowboys - multikultureller hätte der Faschingstrubel am Samstagabend in der Taunushalle in Oberstedten gar nicht sein können. "Eigentlich hätten wir gerne ein Fest gemacht, bei dem alle ausländischen Gruppen zeigen, wie in ihrer Heimat Fasching gefeiert wird", sagte Eberhard Laeuen von der Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder 1933". Aber wie das so ist mit spontanen Ideen: Die Zeit von sechs Wochen zum Organisieren war eben zu kurz. Aber was nicht ist, könne 1994 ja noch werden, meinte Laeuen.
Hauptsache, "wir setzen ein Zeichen gegen die Ausländerfeindlichkeit", konstatierte Laeuen. Und das taten die rund 400 Gäste und Veranstalter laut, lange und voller Begeisterung. Sprachbarrieren und Ressentiments gegen andere Völker oder Asylbewerber (die Asylhilfe hatte etwa 50 Asylbewerber nacheinander mit Privatwagen aus dem Lager zum Feiern nach Oberstedten geholt) waren kein Thema.
Die Initiatoren, insgesamt 18 Gruppen, Vereine und Arbeitskreise, hatten es in nur sechs Wochen geschafft, ein buntes und vielseitiges Unterhaltungsprogramm zusammenzustellen und die Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten aus verschiedener Herren Länder zu verwöhnen. Am Rande des Geschehens gab es Gelegenheit, an einem Bücherstand zu verweilen, der Lektüre über andere Menschen, andere Länder, andere Sitten zum Schmökern hatte. Es gab einen "Eine- Welt-Laden", der zum Kauf von internationalen Leckereien einlud. Die Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder 1933" hatte einen Stand mit Bildern aufgebaut.
Zwar war das Motto des Unterhaltungsprogramms auf der Bühne "Karneval mit ernstem Hintergrund", aber die überwiegend erwachsene Gästeschar und natürlich die Kinder waren froh, daß die Fröhlichkeit die Oberhand behielt. Sie wollten tanzen, singen und herumtollen, wie es ihnen die Darsteller auf der Bühne vormachten - beispielsweise die Tanzgruppe "Ragazzi del Sole" von der Italienischen Katholischen Gemeinde Hochtaunus mit ihrer Tarantella Neapolitana und die Kinder-Rapper-Gruppe vom Verein zur Betreuung ausländischer Kinder, die zur Begeisterung der Kinder sogar eigens den plötzlich wieder dunkelhäutig gewordenen androgynen Popstar "Michael Jackson" aus Amerika eingeflogen hatte.
Das für seinen Biß und seinen ironischen Witz be- und anerkannte Kabarett "Spitze Feder" aus Steinbach stieß eher denn auch auf Widerwillen, als die jungen Leute beispielsweise den Kriegstourismus abenteuersüchtiger Deutscher ins benachbarte Ex-Jugoslawien aufs Korn nahmen. Oder als eine "Spitze Feder" einen Monolog über die Moral des selbstzufriedenen deutschen Einzelkämpfers hielt. Man wollte eben fröhlich sein an diesem Faschingsabend - ohne Wenn und Aber. dag
"Zeit für uns" und fit sein im Geist und Körper
KARBEN. "Beweglich sein - mit Körper, Geist und Seele" heißt ein Kursus, den das Mütterzentrum Karben zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Rendel am Donnerstag, 4. März, im evangelischen Gemeindezentrum, Pfarrgasse 1, anbietet. Schriftliche Anmeldung erbeten an Anne Franke, Klein- Karbener Straße 29, Telefon 0 60 39 / 4 17 60.
"Zeit für uns" wollen sich Frauen und Männer an einem Entspannungswochenende ab Samstag, 24. April, nehmen und neue Kräfte sammeln. Information und schriftliche Anmeldung bei Angela Greib- Siebertz, Obergasse 2 A, 6369 Schöneck I, Telefon 0 61 87 / 44 41.
Am Donnerstag, 25. Februar, ist bereits Anmeldeschluß für den Kurs: "Körpersprache und Durchsetzungsstrategien" am Samstag, 6., und Sonntag, 7. März. Schriftliche Anmeldung bei Barbara Cloos-Braun, Am Tiefen Born 5, Telefon 0 60 39 / 4 36 16. de
Kleine Lokalrundschau
Kinderfasching in Okriftel HATTERSHEIM. Der Carneval-Club Mainperle (CCM) lädt für den heutigen Dienstag zum Kinderfasching ins Haus der Vereine Okriftel. Ab 14.11 Uhr geht's rund, unter anderem mit dem Zirkus Don Balli. Deren Clowns Knalli und Balli werden artistische Darbietungen zeigen und mit den Kleinen zaubern und ulken. Aschermittwoch mit Sketchen FLÖRSHEIM. Sketche und Musik stehen auf dem Programm des politischen Aschermittwochs der SPD Main-Taunus. Bei dem Treffen am 24. Februar um 19 Uhr im Flörsheimer Keller wird auch Spitzenkandidat Gerd Mehler sprechen. Vorlesestunde mit Käpt'n Blaubär HATTERSHEIM. Käpt'n Blaubärs Geschichtenbuch wird am Mittwoch, 24. Februar, um 15 Uhr bei der Vorlesestunde in der Stadtbücherei "Am Markt" aufgeschlagen. Darin geht es um Geschichten, die Opa seinen zwei Enkeln und seiner Enkelin erzählt, bei denen sich die Schiffsbalken ganz schön biegen. 150 Kinder spielen "Froschkönig" HATTERSHEIM. Das Märchen "Der Froschkönig" führen die Ballettgruppen von Halina Mrokwa am Samstag, 28. Februar, um 16 Uhr in der Stadthalle Hattersheim auf. Insgesamt spielen und tanzen 150 Kinder mit. "Bluesbube" im Posthof HATTERSHEIM. Blues mit hessischen Texten - dieser außergewöhnlichen Kombination haben sich die "Bluesbube" aus Hanau verschrieben. Joachim Eckhardt (Schlagzeug), Dieter Höfler (Baß, Gesang), Manfred Hamburger (Bluesharp) und Rainer Weisbecker (Gitarre) treten am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr im Posthofkeller auf. Hausfrauen sehen "ganzen Picasso" EPPSTEIN. Hausfrauenverband und Kulturkreis fahren gemeinsam zur Ausstellung "Der ganze Picasso" im Museum Ludwig in Köln. Los geht's am Donnerstag, 11. März, um 13 Uhr am Rathaus I in Vockenhausen. Die Fahrt kostet 21 Mark, zuzüglich 17 Mark für Eintritt und Führung. Anmeldung bei Lorenz (06198 / 8589) und bei Hielscher (06198 / 8145) Die FWG liebt Lorsbach HOFHEIM. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) im Stadtteil Lorsbach zeigt Heimatverbundenheit: Ab sofort gibt es den Aufkleber "I love Lorsbach" kostenlos bei Foto Gerner oder der Lorsbacher Apotheke. Rechts prangt das FWG-Emblem. Die Freien Wähler betonen aber: "Wer sich mit Lorsbach identifizieren möchte, aber mit der FWG nichts am Hut hat, kann unser Emblem abtrennen."
WETTERAUKREIS. Trotz Alkoholgenusses haben sich etliche Wetterauer am Wochenende ans Steuer ihres Wagens gesetzt und deshalb Unfälle verursacht, wie die Polizei berichtet: So landete ein Mann aus Laubach in der Nacht zu Samstag wegen zu schnellen Fahrens auf glatter Fahrbahn der Landstraße 3134 in Ockstadt im Graben. Die Polizei nahm ihm Blut und den Führerschein ab.
Das gleiche Schicksal traf einen Friedberger, der sich mit seinem Auto auf der glatten Landstraße 3351 überschlug. Der Wagen blieb auf dem Dach liegen, der Fahrer wurde leicht verletzt.
Ohne im Besitz einer Führerscheins zu sein, hatte sich ein Wölfersheimer ans Steuer eines Autos gesetzt, mit dem er dem Polizeibericht zufolge am Freitag abend durch Dorn-Assenheim fuhr, gegen eine Hausmauer prallte und dann gegen geparkte Wagen geschleudert wurde. Dabei entstand ein Schaden von 15 000 Mark. Es wurde Blut entnommen.
Schwer verletzt wurde eine Frau aus Bad Homburg, die sich nach Angaben der Polizei in der Nacht zu Samstag auf der eisglatten K 13 in Richtung Ockstadt mit ihrem Wagen überschlagen hatte.
Daß Vorsicht auch für die Polizei selbst geboten ist, mußten zwei Beamte erfahren, die in der Nacht zum Samstag auf der B 3 in Richtung Kloppenheim unterwegs waren. Auf eisglatter Straße rutschten die Gesetzeshüter von der Straße und prallten gegen einen Baum. Fazit des Berichtes der Polizei: "Fahre nie schneller, als es die Polizei auf eisglatter Straße erlaubt". de
MAINTAL. Ein 56 Jahre alter Maintaler ist in der Nacht zum Samstag auf der Autobahn 66 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Mann war mit einem Personenwagen unterwegs und wollte vermutlich kurz nach 22 Uhr die Autobahn über die Abfahrt Maintal- Dörnigheim verlassen, heißt es im Polizeibericht.
In der Kurve geriet der Wagen aus noch ungeklärter Ursache ins Schleudern, streifte mehrere Verkehrseinrichtungen und blieb beschädigt auf dem Grünstreifen stehen. Der Fahrer stieg unverletzt aus und lief über die sechsspurige Autobahn in Richtung seiner nahegelegenen Wohnung.
Dabei wurde er auf der mittleren Fahrspur von einem Auto erfaßt, das ein 31 Jahre alter Mann aus Hungen (Wetterau- Kreis) steuerte. "Der Fußgänger flog durch die Winschutzscheibe des Wagens und wurde tödlich verletzt", heißt es im Polizeibericht weiter. Das Auto sei erst nach etwa 250 Metern auf dem Standsteifen zum Stehen gekommen. Der Hungener blieb unverletzt.
Wegen der Bergungsarbeiten blieb die A 66 Richtung Fulda etwa eine Stunde lang gesperrt. pom
Zweite Handball-Bundesliga, Süd Sehr glücklicher Sieg des hohen Favoriten
Ausgerechnet Routinier Martin Coors, der weiterhin mit dem TV Eitra in Verbindung gebracht wird, unterlief 15 Sekunden vor Schluß beim 22:23 am gegnerischen Kreis ein Schrittfehler, wodurch Gelnhausen seine berechtigte Chance auf einen Teilerfolg gegen den Meisterschaftsanwärter Eintracht Wiesbaden vergeben hatte. Im schnellen Gegenzug stellte Michael Jacob (5) den schmeichelhaften 24:22 (14:12) Gästesieg sicher.
Der TVG zeigte in Bestbesetzung eine seiner besten Saisonleistungen, aber ausgerechnet Spielmacher und Torjäger Martin Coors (80 Saisontreffer) blieb gegen die erstaunlich löcherige Eintracht-Abwehr auf zwei Toren sitzen. Von der halblinken Position markierte auch Marian fünf Tore, Wiesbadens "Grand ohne vier" (Armin Freisler, Hein, Suttner und Merten fehlten) wurde trotz vorübergehender 20:16 Führung oftmals mit vollem Risiko gespielt. Christoph Klotz (6/1) und Jörg Schulze (5) waren die Weichensteller beim Sieger. hdp
Von den vier für Freitag und Samstag angesetzten Nachholspielen konnte in der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost trotz guter Witterungsverhältnisse nur die Begegnung SG Nieder-Roden gegen SV Melitia Roth (1:1) ausgetragen werden. Aufsteiger Roth verbesserte sich damit auf Platz acht, Nieder-Roden ist jetzt Zehnter.
SG Nieder-Roden - SV Melitia Roth 1:1 (0:0). Die kleine Zuschauerkulisse wurde erst in der Endphase belohnt: Rössner (88.) erzielte nach einer Glasenhardt-Flanke per Kopfball das 1:0, im Gegenzug markierte Torjäger Holger Hofmann (14. Saisontreffer) mit sehenswertem Alleingang den Endstand. Die Rodgauer sahen sich durch Schiedsrichter Englert (Schwalheim), der Zeitstrafen gegen Paul und Weskamp (22.) wegen Meckerns, sowie nach einem Foul gegen Siebert (75.) verhängte, benachteiligt. Beim Gast durfte Bernd Hoffmann eine "Auszeit" nehmen. Libero Böle (N) sowie Torwart Hufnagel, Bernd Hoffmann und Mustillo (R) ragten heraus. hdp
LOS ANGELES im Februar, das ist geschäftiges Treiben unter der wärmenden kalifornischen Sonne, während andernorts, weiter im Osten (oder in Europa), der Schnee fällt und das Leben einfriert. Hier aber, an der Pazifikküste, dösen unerschütterlich die Pelikane im sanften Ozeanwind und strafen die Surfer, die sich unablässig in die Brandung werfen, mit Mißachtung.
Als Idylle erscheint L. A. gleichwohl nur bei oberflächlichem Blick. Es gärt wohl immer noch. Der Rauch der gewaltsamen Ausschreitungen vom Vorjahr hat sich keineswegs gänzlich verzogen, vielmehr befassen sich jetzt die Gerichte damit. Typische Reaktionen reichen von ironischem Gehabe bis hin zu antirassistischem Eifer. Im Kulturellem herrscht weithin business as usual. Auf die Häufung von drei Festen (Lincoln's Birthday, Valentine's Day, President's Day) binnen vier Tagen reagiert das Programm des L. A. Philharmonic mit milden Klangrätseln in Elgars Enigma-Variationen, und der englische Pianist Stephen Hough darf sein exorbitantes Können an Liszts triangeltingelndem Es-Dur-Konzert beweisen - eine artistische Sensation, über die eine vom Feiern müdgewordene Gruppe von Schulkindern selig hinwegschläft.
Wer nichts Besseres zu tun weiß, der setzt sich, gleichfalls im L. A. Music Center, dem "Phantom der Oper" aus. Oder er wählt den Weg der schauspielinteressierten Minorität, die es ins Mark Taper Forum zieht. "The Substance of Fire" von Jon Robin Baitz, 1987 und 1990 spielendes Fünfpersonenstück mit Gena Rowlands und Ron Rifkin als scheiterndem Verleger Isaac Geldhart, reißt das Publikum zu Lachsalven hin - gerade wegen der finsteren Thematik. Denn Vater Geldhart, ein den Holocaust überlebender New- York-Immigrant, prallt in heftigem Generationenkonflikt mit beiden Söhnen und der Tochter Sarah zusammen. Lieber ruiniert er Familie und Verlag, indem er ein garantiert schwerverkäufliches Kompendium über Nazi-Medizin publiziert, als daß er auf die schriftstellerischen Ambitionen seines Ältesten einginge. Er bemerkt sie gar nicht.
Es wäre ja verwunderlich, ausgerechnet in Los Angeles, wo Arnold Schönberg 1947 in zwölf oder dreizehn umdüsterten August-Tagen "A Survivor from Warsaw" schrieb, dem Schatten des Holocaust entkommen zu können. Im Gegenteil. Ein zentraler Gedenkort: das Martyrs Memorial Museum of the Holocaust. Weithin verstreut: die privaten Refugien der Exilanten. "Exiles in Paradise", Katalog einer Ausstellung im Hollywood Bowl Museum 1991, herausgegeben von Carol Merrill-Mirsky, nennt ihre Namen: Brecht und die Brüder Mann, Feuchtwanger und Werfel, Krenek und Korngold, Eisler und Lotte Lehmann, Klemperer und Bruno Walter - von anderer Prominenz ganz zu schweigen. Gestorben sind sie alle.
Nur einer lebt dort noch immer: Nicolas Slonimsky, Komponist, Musikschriftsteller ("Music since 1900") und geachteter Nestor der biographischen Musiklexikographie. Trotz seiner 98 Jahre blickt der 1894 in St. Petersburg geborene humorvolle Mann noch immer leidlich vergnügt in den Tag und zeigt sich ansprechbar.
In derselben langgezogenen Straße, wo eher unfroh die aus Stasiland nach Santa Monica ausgewichene Schriftstellerin Christa Wolf heute arbeitet, am Wilsshire Boulevard, hat sich jüngst auch der neue Direktor des Arnold-Schönberg-Instituts an der USC, Paul Zukofsky, niedergelassen. Ein waschechter East-Coast-Charakter, den es in den seichten Westen, ins Weichbild Hollywood verschlagen hat, was er mit fröhlichem Zynismus kommentiert. Liegen doch seine Auftritte als Dirigent und Geiger - der Sohn des Dichters Louis Zukofsky startete seine Wunderkindkarriere schon mit dreizehn in der Carnegie-Hall - eher in New York als anderweit.
Während die deutschen Editionsinstitute, die etwa die Bach-, Beethoven-, Haydn- oder Mozart-Gesamtausgabe betreuen, universitätsfrei unterhalten, aber von möglichst habilitierten Musikwissenschaftlern geführt werden, leitet in Los Angeles ein genuiner Praktiker das Schönberg-Institut, welches zugleich auf dem Campus derselben Universität erbaut und 1977 fertiggestellt wurde, an der Schönberg lange Exiljahre hindurch selber gelehrt hat. Der zweistöckige, geometrisch kantige Bau birgt, gesichert wie ein Banksafe, die hinterlassenen Autographen, Skizzenbücher, Briefwechsel sowie Schönbergs sorgfältig annotierte Bibliothek, Bücher wie Noten. Notiz über Bachs h-Moll-Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier: "Is this the first composition with 12 tones?"
Hinzukommen "Satellite Collections", Bestände, die engsten Bezug auf Schönberg haben, beginnend mit dem Besitz seiner zweiten Frau Gertrud, der Mutter der drei noch lebenden Kinder Nuria Schoenberg-Nono, Ronald und Lawrence Schoenberg. Daß Nuria einen Komponisten, Luigi Nono, heiratete, daß Ronald Amtsrichter, Lawrence Mathematiker wurde, spiegelt sinnfällig, wie sich die im Vater vereinten Wesenskomponenten in der nachfolgenden Generation wieder auseinanderdifferenziert haben.
Wer es nicht wußte, bekam es von Schönbergs Söhnen freundlich bestätigt: Welch herausragende Bedeutung dem Gastspiel der Bochumer Symphoniker unter Eberhard Kloke mit ihrer szenischen Produktion des unvollendeten Oratoriums "Die Jakobsleiter", nahe Schönbergs letztem Lebensort, in der Long Beach opera, beizumessen sei. Gewiß hat Martin Bernsheimer von der "L.A. Times" nicht unrecht, wenn er trocken bemerkt, die Werkpaarung mit Bernd Alois Zimmermanns Ekklesiastischer Aktion "Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne" in Werner Schroeters Regie und dem Bühnenbild von Alberte Barsacq werde kaum jemals die Popularität des unvermeidlichen "Gay & Pag"-Doppels, von "Cavelleria Rusticana" und "Bajazzo", übertreffen. Doch war das ja kaum die Absicht des Dreierbunds Kloke-Schroeter-Barsacq, die ihre Proben an der Frankfurter "Lady Macbeth von Mzensk" (Premiere der Schostakowitsch- Oper am 7. März) nur kurz für Amerika unterbrachen.
Eher schon dürfte Kloke - ab Sommer 1993 auf fünf Jahre GMD in Nürnberg, wo er mit Bergs "Wozzeck" (Regie Wolfgang Quetes) beginnt und Zimmermanns "Soldaten" mit Werner Schroeter für später plant - daran gedacht haben, einen weiteren Beitrag zur tönenden Metaphysik auf Erden zu leisten und, durchaus im Sinne beider Werke von Schönberg und Zimmermann, den Griff nach dem Unendlichen zu wagen. Entsprechendes signalisiert die Bühne: ein karges Turmgerüst und eine liegende Acht, die bei der September-Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus noch symbolisch durchs Publikum führte, in Long Beach hingegen an der Rampe sich brach. Einschneidender Verlust für die "Jakobsleiter" und ihr Raumbild, für Chorklang, Seelenweg und Todessymbolik; nicht jedoch für Zimmermanns solistisch besetzte "Aktion", auf die sich Schroeters Hauptinteresse ohnehin einzig richtete. Den Schönbergschen "Appell nach oben", das mysterienhafte Spiel jenseits vom "Totentanz der Prinzipien", unterläuft Schroeters Regie. Sie stellt den Geistesweg als Verirrung bloß, schreit "Priestertrug", wo Schönberg ernst wird, und hält sich im Rahmen eines pseudo-indisch getönten Privatmythologie. Verkörperte in Düsseldorf Martha Mödl den Großinquisitor im Zimmermann-Opus, so trat in Long Beach Marianne Hoppe an ihre Stelle: nicht deutsch, sondern auf Englisch den Dostojewski- Text (aus den "Brüdern Karamasov") rezitierend, eindrücklich in ihrer harten Strenge, nur gelegentlich vom Orchester verdeckt. Als Christusfigur statt Jens Berthold jetzt Markus Boysen: ein athletisch auftrumpfender, scheiternder Rebell der Liebesbotschaft. Durchdringend im (An-)Klageton der Bariton Johannes M. Kösters: depressives Schmerzensmann-Pendant zum erzautoritären Gabriel (Henk Smit) in Schönbergs Oratorium. "Aufbrechen Amerika", Motto der Bochumer Saison, bedeutete hier auch, Ad- hoc-Chor und Fernorchester-Substituten in Klang und Szene zu integrieren, was hinreichend gelang. Die Spannungsdichte des dritten und letzten Abends reichte an den früheren Düsseldorfer Eindruck heran, und die orchestrale Intensität - wachen Blicks von Kloke geschürt - ließ kaum Wünsche offen.
Schönbergs Mühlen mahlen langsam. Seine größten Entwürfe, vor allem "Die Jakobsleiter" (1917-1922) und die Oper "Moses und Aron" (1930-1932), blieben Fragment und konnten erst postum erklingen. In Amerika brachte 1968 die Santa Fé Opera das Oratorium heraus, doch danach dauerte es in Schönbergs Exilheimat ein weiteres Vierteljahrhundert bis zur Bochumer Gastproduktion. Es ist heute wie damals: mit Schönberg läßt sich nicht gut viel Geld verdienen. Er war kein Dollar-König wie Strawinsky. Keiner, der den Zeitton traf wie sein Tennispartner Gershwin. Schon gar nicht war Schönberg, was er einmal vorgab, werden zu wollen: "eine bessere Art Tschaikowsky". Sohn Lawrence durfte allmonatlich das Radioprogramm durchmustern, für jedes Schönberg-Stück gab es zehn Pence. Die Summe blieb klein.
HEINZ-HARALD LÖHLEIN
Spvgg. 05 Oberrad - Eintracht Windecken 3:0 (0:0). Im Vergleich der beiden Frankfurter Bezirksoberligen kamen die der West-Gruppe angehörenden Oberräder erst in der Schlußviertelstunde gegen den Ost-Staffel-Vertreter zum klaren Sieg, erwarten jetzt im Halbfinale des Frankfurter Bezirkspokals mit dem FSV Bad Orb einen weiteren Verein aus der Ost- Gruppe und haben damit gute Chancen, das Endspiel gegen Offenbach zu erreichen.
Vor 200 Zuschauern erzwang der Gast aus Nidderau, der erstmals seinen Neuzugang aus der ehemaligen CSFR, Lubos Melicharek (Spartak Hluk/2.Liga), einsetzen konnte, vor der Halbzeit einen offenen Verlauf. Der Frankfurter Kreispokalsieger mußte eine Schrecksekunde durch Puschkasch (51.) überstehen, bevor Manotti (73.) mit einem 18-m-Freistoß den Bann brach. Nur 120 Sekunden später markierte Sauer nach einem Pfostenschuß Häusers aus kurzer Distanz das 2:0, Sellig (87.) köpfte eine Spahn-Ecke kurz vor Schluß der Partie zum Endstand ein. hdp
Sprung verpaßt Der SV Mittel-/Nieder-Seemen verpaßte mit dem 1:1 im Nachholspiel beim VfB Höchst den Sprung an die Tabellenspitze der Bezirksliga Büdingen.
VfB Höchst - SV Mittel-/Nieder-Seemen 1:1 (1:1). Tore: 0:1 Silberling (25.), 1:1 Wrona (40.). Beste Spieler: Eichenauer, Link, Schneider, Wenzel, Hartenstein (H) sowie Silberling (MNS). hdp
Zum Höhepunkt der Faschingskampagne im Rheinland servierten beide Teams in der dritten Runde des DHB- Pokals der Frauen den nur 76 zahlenden Zuschauern eher eine Narretei als einen Pokalknüller. Bei ihrem Arbeitssieg über den Regionalliga-Tabellenführer zeigten die Wiesbadener Bundesligaspielerinnen eine lasche Einstellung. Obgleich die Schwarz-Weißen nach ihrem gelungenen Auftritt gegen Walle Bremen in Bestbesetzung antreten konnten, lief das Spiel holpernd. Allerdings konnte Nationalspielerin Christine Herrmann, die von einer Grippe erwischt wurde, nur sporadisch eingesetzt werden und blieb dabei erfolglos. Kathrin Mietzner (3/1) fehlte noch die Kraft, während Silvia Kilian (2) und Alexandra Istel (1) nach ihren Krankheiten den Anschluß fast bereits gefunden haben. Selbst eine 14:10-Führung (48.) reichte nicht zum souveränen Spiel, bis zum 13:15 (56.) mußte der Favorit um den Erfolg bangen. Nicole Müller, Petra Ritter, Vera Radic (je 3) sowie Simone Hegebart (2) wendeten eine Verlängerung ab. Die Torfrauen Melanie Günther und Claudia Bauer verdienten sich als einzige eine gute Note. hdp
Sieger über 12 000 m im vierten und letzten Durchgang der Seligenstädter Winterlaufserie wurde erneut Helmut Mahrenholz (TuS Griesheim) in 39:19,5 Minuten vor Oliver Schäfer (SSC Hanau/Rodenbach) in 39:21,6 und Günter Jung (TV Waldstraße Wiesbaden) in 39:38,2. Den Mannschaftssieg (vier Läufe) holte sich der SSC Hanau/Rodenbach in 2:44:12,8 Stunden. Es folgten die LG Offenbach in 2:53:28,1 und die TGM Jügesheim in 2:54:31,1. Schnellste Frau war Silke Welt (LG Frankfurt) in 44:53,5 Minuten (32. des Gesamtfeldes) vor Birgit Kraus (TV Haibach) in 48:20,7 und Anette Rühl (LG Ffm.) in 50:57,1 (92.). Den ersten Platz in der Mannschaftswertung (vier Läuferinnen) belegte die LG Seligenstadt in 3:42:41,2 Stunden vor dem TG Haibach in 3:55:19,9. Mit Michael Selker in 18:40,9 Minuten, Oliver Wohllebe in 19:30,4, Peter Weiland in 20:12,3 und Armin Hitschfel in 20:19,0 auf den ersten Plätzen triumphierte der Offenbacher LC über 6000 m Einzel und in der Teamwertung. In der Wertung der Frauen siegte Dagmar Beck (FC Dörleberg) in 25:49,5 Minuten (51. des Gesamtfeldes). Mannschaftssieger wurde die TGM Jügesheim in 1:57:01 Stunden. ch
AT: Japan-Wort
Im Vorwort zur Erstausgabe von 1936 widmen die Herausgeber ihr damals wie heute einzigartiges Werk allen "Stammesgenossen und japanischen Freunden, die - der Zeichen unkundig - sich bei Erlernung der japanischen Sprache (bis dato) mit unzulänglichen Mitteln behelfen mußten".
Nach 1936 wurde das Romaji Dokuwa Jiten noch einmal, und zwar in erweiterter und verbesserter Form aufgelegt. Das war 1947 (seitdem nie wieder!), hatten sich doch in die Erstausgabe noch Ungenauigkeiten eingeschlichen, wie jene Anekdote belegt, derzufolge ein Deutscher irgendwo in Japan aufgrund des Eintrages unter dem Stichwort "Milch" (: chichi, Kuh; gyunyu) im Laden nach Muttermilch - eben chichi verlangt haben soll, ein zweideutiges Mißverständnis, das selbst im heutigen Japan noch einiges verschämtes Kichern verursachen dürfte.
Auch fand der Japanreisende in der Erstausgabe des Romaji Dokuwa Jiten dezidierte Übersetzungen nicht existierender deutscher Begriffe wie etwa "krimpern" und "Klemper", die, wie uns die Herausgeber der zweiten Ausgabe des Romaji Dokuwa Jiten versichern (fast möchte ich sagen: leider), aus der überarbeiteten Fassung herausgenommen wurden. Noch zu gut erinnere ich mich an das verdutzte Gesicht meines japanischen Freundes, nachdem ich ihm mit Unschuldsmiene in perfektem Deutsch die Frage gestellt hatte, ob er nicht gerne mal mit mir eine Runde "krimpern" wolle.
Wer weiß, in anderen Kreisen hätte meine naiv gestellte Frage vielleicht allergrößte Bestürzung hervorgerufen. Höchstwahrscheinlich ist die bewußte Tätigkeit in Japan äußerst verpönt - darf eine solchermaßen gestellte Frage am Ende gar nur mit Blutrache (ketsuzoku no fukushu), sofortiger Liebesheirat (ren- ai-kekkon) oder je nachdem, was das Protokoll vorschreibt, einer anderen drastischen Handlung beantwortet werden. Ich werde es nie erfahren. Dieses eine Mal kam ich mit dem Leben also noch davon, und wahrscheinlich nur, weil man als Angehöriger einer fremden Rasse (gaikokujin) in Japan eine gewisse Narrenfreiheit (kichigat menjo - im Sinne von "Enthobensein") genießt. Seitdem bin ich aber ein wenig auf der Hut: Zu fremd sind uns die Denkstrukturen jener Inselbewohner, zu wenig nachvollziehbar ihre Sprache und deren Muster.
Was bleibt ist allemal die Faszination. Da gibt es also dieses Volk auf der anderen Seite der Welt, dort spricht man eine Sprache, die im Vergleich zu unserer eigenen um ein vielfaches komplizierter zu sein scheint. Verbirgt sich dahinter vielleicht auch eine kompliziertere Art, die Welt zu sehen, sie zu begreifen? Nicht umsonst wird behauptet, daß ein Deutscher mindestens sieben Jahre intensiven Studierens benötigt, um sich einigermaßen den Wortschatz an Japanisch anzueignen, den umgekehrt ein x-beliebiger Japaner beim Erlernen jeder x-beliebigen europäischen Sprache in weniger als zwei Jahren erreicht.
Aber nicht nur Japanreisenden oder den Studierenden der japanischen Sprache (oder besser gesagt, der japanischen Sprachen, denn es sind mehrere!), sei der Romaji Dokuwa Jiten ans Herz gelegt, auch allen anderen, die keine besonderen Lernambitionen haben, dürfte es einiges Vergnügen bereiten, darin herumzublättern. Hin und wieder prägt man sich dabei das eine oder andere Wort ein, weil es schön klingt, oder warum auch immer. Und wer wüßte nicht gerne, was etwa "Zulassungsgesuch" oder "Geringschätzung" auf Japanisch heißt. Mir bereitet es jedenfalls allergrößtes Vergnügen, vom praktischen Aspekt einmal abgesehen. Denn so kommt natürlich auf Dauer auch ein kleiner hübscher Wortschatz zusammen. Eines der ersten Worte, das ich bewußt nachschlug, war die Übersetzung von "Asyl" (hinansho oder nogareba), ein Begriff, den zu kennen immer gut ist, und den man eigentlich in jeder Sprache der Welt auswendig können sollte, schon allein für den Fall, daß man selber mal persönlich flüchten muß.
Ein anderer mir wichtiger Begriff ist das Wort "Zumutung". Ich schlage also in meinen Romaji Dokuwa Jiten unter Z nach und werde wie folgt fündig: "Zumutung (f) yokyu, kitai; ee. - (an jn.) stellen (ni) yokyu uo suru; das ist ee. starke - kono yokyu wa muri desu." (Romaji Dokuwa Jiten, Seite 1253, linke Spalte, 3. Eintragung.)
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erklärend hinzufügen, daß ich erst neulich wieder vergeblich in meinem Deutsch- Englisch/Englisch-Deutsch-Wörterbuch der Firma Langenscheidt nach einer adäquaten Übersetzung des Wortes fahndete, was zur Folge hatte, daß ich einem Gast aus England nichts über Neuentwicklungen im Bereich von Stadt-Architektur in Deutschland mitteilen konnte, ganz zu schweigen von der schieren Unmöglichkeit, mit diesem eklatanten sprachlichen Defizit ein auch nur annähernd intelligentes Gespräch über Kunst und Kultur führen zu können.
Als nächstes suche ich nach der Übersetzung des ebenso schönen deutschen Wortes "Anhaftung" (Lieblingsbegriff meines Freundes Thomas Rudolph, der damit Bäume und Sträucher benennt), werde aber diesmal nicht fündig und muß mich mit dem Verb zufriedengeben: "Anhaften - tsuite iru (es folgen 6 japanische Zeichen); dem Kleide haftet Staub an - kimono (aha!) ni gomi ga tsuite iru."
Schnell unter "Staub" nachgeschlagen: "gomi, hokori, chiri, - gomi" - und schon müßte ich in der Lage sein, meinen ersten japanischen Satz zu bilden: anzenchitai ni kamboku ga tsuite iru, auf der Verkehrsinsel wächst ein Strauch. Oder: anzen-chitai ni kihei-socho ga tsuitse iru, der Verkehrsinsel haftet ein Wachtmeister an. Was die beiden Silben "ni" und "ga" genau bedeuten, weiß ich natürlich nicht. Schätzungsweise (mitsu-motte) werden sie benötigt, um die Beziehungen der in meinem ersten eigenen japanischen Satz verwendeten Substantive zueinander zu klären. Soll mir recht sein.
Mit einem Wörterbuch allein läßt sich natürlich noch keine Fremdsprache erlernen, mit einem guten Wörterbuch aber kann der Lernende schon mal einen Eindruck gewinnen in die Vielschichtigkeit und Komplexität der Sprache, die zu erlernen er vorhat. Der Romaji Dokuwa Jiten ist ein gutes Wörterbuch und obendrein eines, das Spaß macht, auch an der eigenen Sprache. Denn wo sonst noch stößt man auf so hübsche Begriffe wie: Pneumatiker, Blutschuld, Rigorist, Oleaster, Metzelsuppe, Kirchensprengel, Meuchelmörder, Heumonat, Gefallsucht, Fopperei, Stößel, Trockenbatterie, Teezeremonie, Steinlaterne, Scherflein, Stänkerei, Ohrenspiegel, Niederschlesien, Nießbrauch, Nießnutzung, Monatsfluß, Mätzchen, Lebehoch, Irrtumslosigkeit, Hutzucker, Holdseligkeit, Geschreibsel, Geratewohl, Gängelband, futsch, fußfällig, Forstfrevel, Entleibung, Dusel, Beschleichung, Antung, aasen, um nur einige wenige zu nennen.
Wie man bei der Lektüre des Buches schnell feststellt, sind viele Begriffe - ähnlich wie im Deutschen - zusammengesetzes Substantive. Oft findet man zwei oder drei komplexe Zeichen, die aus drucktechnischen Gründen hier nicht wiedergegeben werden können, aber ein Großteil sowohl des Umfangs als auch der Attraktivität des Romaji Dokuwa Jiten ausmachen. Dieser komplizierte Code der Zeichen, ihr sehr spezieller Reiz und das unergründliche Geheimnis, das sie für jeden Europäer darstellen, präsentiert sich hier in gebündelter Form auf 1277 Seiten. Mehr als hunderttausend Zeichen dürften hier versammelt sein, und doch scheint diese scheinbar unzugängliche Sprache bei näherer Betrachtung einer inneren Logik zu folgen.
Nicht daß ich das ernsthaft bezweifeln hätte wollen, und doch war ich auf seltsame Art beruhigt, als ich beim Studium des Romaji Dokuwa Jiten einen kleinen Teil dieser Logik ausmachen zu können glaubte. Auf Seite 258 stoße ich auf folgende Eintragung: "Engel (m) tenshi" (es folgen zwei Schriftzeichen, das erste ist ein nach unten offenes Dreieck, das in zwei parallele Querstriche hineinragt); "amatsutsukai (ten no tsukai)" (hier werden die beiden oben genannten Zeichen nochmal abgebildet).
Aus Neugier schlage ich als nächstes das Wort "Himmel" nach und siehe, wer hätte es gedacht, "Himmel" heißt "ten", das Zeichen für "Himmel" ist eben jenes erste Zeichen, das der Japaner für "Engel" benutzt: ein nach unten offenes Dreieck, das in zwei parallele Querstriche hineinragt. Die Zeichen sind absolut identisch. "Engel" dürfte demnach so etwas wie "Wesen" oder "Bewohner des Himmels" bedeuten. Und während ich mich über dieses kleine Erfolgserlebnis freue, fällt mir ein, daß die Kaiser in Japan "tenno" genannt werden (Kreuzworträtselwissen), "ten-no" demnach also "des Himmels" oder "dem Himmel eigen" oder schlicht "himmlisch" heißt. Ein Attribut, das sich, wie ich meine, bedenkenlos auch auf das hier vorgestellte Wörterbuch anwenden läßt.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Mit freundlichen Grüßen JOHANNES BECK
Romaji Dokuwa Jiten - Deutsch-Japanisches Wörterbuch. Enderle-Verlag Tokio. In Deutschland nur über den Verlag Helmut Buske in Hamburg zu beziehen. Preis: ca. DM 120,-.
WÖLLSTADT. Beim Versuch, in der Hanauer Straße zu wenden, stieß ein 69jähriger aus Maintal am Samstag morgen mit dem Wagen einer Wetterauerin zusammen. Beide Wagenlenker wurden dabei leicht verletzt. de
MÖRFELDEN-WALLDORF. Traditionsgemäß veröffentlicht die FR auch dieses Jahr in ihrer Ausgabe am Karnevals- Dienstag Auszüge aus einer Büttenrede, diesmal von Edda Bassler gehalten, der Protokollerin beim Walldorfer Carnevalverein "Die Buschspatzen". Sie nahm das große und kleine Geschehen närrisch unter die Lupe:
Am liebste det ich&rquote;s ganz vergesse, denn dies Jahr bin ich nicht versesse, des Zeitgeschehe zu glossieren, viel Schlimmes mußt ich da notieren. Blick ich nach Jugoslawien gar, da stelle sich mir schon die Haar. Hier kämpfe Brüder gegen Brüder und lege net die Waffe nieder;
ja es werd noch immer schlimmer,
schände Fraue und auch Kinner
und die Not ist riesengroß
Tausende sind heimatlos.
Da ha ich die Schnauz schon voll
von dem neue Protokoll.....
Und hier bei uns in unserm Land
ist auch passiert so allerhand.
Der Aufschwung Ost ist en ganz zarte
was war auch anners zu erwarte,
des kann doch alles net geschehe,
wie mer so sacht im Handumdrehe
des kostet Zeit, des kostet Geld
wer hat sich da bloß vorgestellt
des sei für uns en kleine Spaß
zu zahle aus de Portokass?
Doch merkt mers jetzt und
tut beteuern
jetzt helfe nur noch höh&rquote;re Steuern,
höh&rquote;re Preise wer&rquote;n gestellt
wer weiß, was dene noch einfällt!
Noch eines hat mit tief bewegt
ich dacht die Zeit sei abgelegt,
und Fremde seien hier willkomme
doch anners ist es da gekomme.
Rowdies hirnlos mit Gewalt
machten selbst vor Mord nicht halt.
zerstörten sinnlos kurzerhand
und Schatten kam auf unser Land.
Mit so Leut' ham mer nix zu schicke
hinweg mit ewig Gestrige
Da ist eim doch de Hals gleich voll
und deshalb mußt's ins Protokoll.
zurück nach hier, in unsre Stadt
die außer Brehl - ach mehr noch hat.
Zum Beispiel Hauskrach
von de Grüne
hatte hier 'ne breite Bühne.
Hat sich bekämpft es wurd
stets besser
wie mer so sacht bis auf das Messer.
Den zweiten Stadtrat wurd betont
säh Schwarz und Grün gern auf dem Mond!
En zweite Stadtrat braucht mer nicht
darauf gerne man verzicht.
Doch weiter dreht sich's Karussell
denn auf eine Stadtratstell
wolle die Grüne net verzichte
deshalb dut sich des Dickicht lichte.
Mer will de erste Stadtratsposte
hawwe wolle was es koste.
De Haschi soll - wie soll mers sehe
dann vielleicht in Rente gehe?
Zwei Stadträt dann die ohne Poste
spazieregehn auf Eure Koste?
Des ruft die Rote uff de Plan
was geht uns der Krach der Grünen an?
Kehrt uff de Teppich bald zurück,
de Hund werd in de Pann verrückt!
Des Loch am Dalles wurd verfüllt
de Brunne kam - rund ab des Bild,
vom Edle und vom Wahre, Schöne
na ja - mer wer&rquote;n uns dra gewöhne
es ließ sich ja schon alle Zeite
üwwer Kunst gar trefflich streite.
Noch immer is die Langgass net
in einem einheitliche Bett,
zur Hälfte fertig, wohnlich schee
die anner Hälfte doch o weh
ist nach wie vor im alte Graus,
wie lang zieht sich des noch enaus?
De Bock macht fett so viel ich waas
die Reglung mit der Einbahnstraß.
Schon manches Unglück ist geschehe
weil mehr die Leut zu spät gesehe
die uff dem Rad verkehrterum
die Straß befahren - deshalb drum,
denkt an den Menschen der zu Fuß
sich uff de Straß beweche muß
und net gern hüpft und springt und dreht
nur weil er etwas kaufe geht.
Was annerswo schon längst passé
werd bei uns anners noch geseh
da wir der Nabel dieser Welt
werd der Versuch net eingestellt.
So jetzt habt Ihr Euer Fett,
nix genaues waas mer net!
Wenn Ihr meint des wär so toll
gut dann kommt&rquote;s ins Protokoll.
FSV-Vizepräsident Pietro Giampetruzzi spielte nach dem Schlußpfiff den Erzürnten: "Gerade hat mir OFC-Präsident Norbert Rocker vorgehalten, wir hätten dank zweier umstrittener Elfmeter gewonnen", äußerte er Unverständnis. Ganz unrecht hatte Rocker aber nicht.
60 Minuten brannte der FSV im Mittelfeld ein wahres Feuerwerk ab. Im gegnerischen Strafraum jedoch war es erloschen. Dort fand der Ball meist nicht einen einschußbereiten FSVler. Und wenn ja, dann traf der das Tor nicht. Folglich war der Gastgeber, der Titelambitionen hegt, auf anderweitige Unterstützung angewiesen.
Diese erhielt er zunächst von SC- Schlußmann Seum, der einer direkten Ecke des überragenden Schäfer nur schwer Herr wurde. Ob der Ball die Linie überschritten hatte, blieb unklar. Der Linienrichter jedenfalls sah ihn dahinter, was SG-Trainer Nico Semlitsch später veranlaßte, ihm "falsches Augenmaß" zu bescheinigen.
Nach dem FSV-Ausgleichstreffer rückte Schiedsrichter Becker in den Mittelpunkt. Er verhängte zwei fragliche Strafstöße für den FSV, die Schäfer jeweils sicher zu einer 3:1-Führung verwandelte. Einmal lief Lakies auf Bayer auf, das andere Mal nahm sich Becker eine (zu) lange Bedenkzeit, bevor er nach einem harmlosen Faller von Boy doch noch auf den Elfmeterpunkt zeigte.
Aber auch hinter dem überraschenden Führungstreffer für die Gäste in der zwölften Minute stand ein Fragezeichen. Während die FSV-Abwehr ein Handspiel von Wendler reklamierte, schob Losekam dessen Hereingabe über die Linie.
In der letzten halben Stunde kochte der FSV auf Sparflamme und verriet auch im Mittelfeld Unvermögen. Die Gäste atmeten nun auf und kamen durch einen Kopfball von Heidl noch zum 3:2- Anschlußtreffer.
FSV-Trainer Herbert Dörenberg sieht nach dem doppelten Punktgewinn "die Weichen für ein ganz großes Spiel am kommenden Wochenende gegen Offenbach gestellt". Sollte die FSV-Lokomotive dann jedoch entgleisen, ist der Meisterschaftszug für die Bornheimer entgültig abgefahren. JÖRG DANIELS
FSV: Croonen, Fischer, Zgraja (80. Grau), Conrad, Boy, Haupt, Duzel, Lakies (68. Sandt), Schäfer, Etebu, Grevelhörster.
Neukirchen: Seum, Bayer, Schneider, Stuckhardt, Sicaja, Meckbach, Schmier, Losekam, Münnn, Akkoyun (65. Heidl), Wendler.
Schiedsrichter: Becker (Egelsbach).
Tore: 0:1 Losekam (12.), 1:1 Schäfer (24.), 2:1 Schäfer (55.), 3:1 Schäfer (58.), 3:2 Heidl(69.).
Zuschauer: 400.
BAD VILBEL. Wegen schlechten Wetters mußte ein Sportflugzeug mit vier Personen eine Warteschleife über Bad Vilbel drehen. Gemäß dieser Fall-Annahme der Feuerwehr Bad Vilbel mußte die Maschine notlanden, der Pilot verlor über der Burg die Kontrolle, die Maschine stürzte auf das Gelände der Stadtwerke. Mit dieser Übung unter Leitung von Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel wollte die Feuerwehr am Freitag abend wichtige Erfahrungen für mögliche Notfall-Einsätze sammeln.
Gemäß der Annahme waren die vier Insassen aus dem Flugzeug herausgeschleudert worden, die Halle der Stadtwerke und angrenzende Wohnhäuer hatten Feuer gefangen. "Zuerst steht die Menschenrettung im Vordergrund", erläuterte Stengel. So wurde die Rettung vom Dach der brennenden Halle simuliert, gleichzeitig galt es, die Wasserversorgung aufzubauen. Die Personen, die durch das Dach in die Halle gefallen waren, mußten mit schwerem Atemschutz geborgen werden. Anschließend galt es, daß ausgelaufene Kerosin aufzunehmen. Die Rettungsdienste kümmerten sich dann um die "Verletzten".
Am Samstag morgen war die Kernstadtwehr ernsthaft im Einsatz: Es brannten drei Müllcontainer vor dem Haus Frankfurter straße 67 in der Innenstadt. de
SELIGENSTADT. Bei einem Dachstuhlbrand in einem Fachwerkhaus in der Seligenstädter Altstadt wurde am frühen Sonntagmorgen einer der Bewohner des Hauses verletzt. Mit einer leichten Rauchvergiftung mußte der Mann ins Krankenhaus transportiert werden, berichtete gestern Wehrführer Manfred Störger von der Freiwilligen Feuerwehr.
Der Brand war in einer ausgebauten Dachwohnung im Haus Aschaffenburger Straße 96 gegen 4.20 Uhr ausgebrochen. Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehren aus Seligenstadt, Klein-Welzheim, Froschhausen, Hainburg und des Feuerwehrstützpunktes Klein-Krotzenburg konnte verhindert werden, daß das Feuer auf den Dachstuhl eines zweiten mit dem Gebäude verbundenen Hauses übergriff.
Den Schaden an dem Gebäude schätzte die Polizei auf etwa 100 000 Mark. Der Einsatz der Feuerwehr dauerte bis morgens um 7 Uhr. Die Drehleiter wurde sogar noch bis 9.30 Uhr gebraucht: Eine Dachdeckerfirma benutzte sie, um das Dach notdürftig abzudecken. Die Ursache für den Brand ist gestern nicht bekannt gewesen. Die Kriminalpolizei ermittelt noch. pmü
Der Apparat
hat abgehoben
GIESSEN / BRÜSSEL. Fünfzig Kilometer hinter der deutsch-belgischen Grenze weist ein blaues Autobahnschild den Weg ins niederländische Maastricht - rechts ab. Auf einem anderen steht "Bruxelles 114 km". Der Omnibus, besetzt mit 28 Gießener Professoren und 17 Journalisten, rollt auf der schnurgeraden Autobahn durch die hügelige Landschaft: Hessen auf dem Weg nach Europa.
"Im Oktober letzten Jahres fragte ich mich, was ist eigentlich Europa und der Binnenmarkt", erzählt Siegfried Quandt, Professor für Fachjournalistik und Didaktik der Geschichte an der Gießener Justus-Liebig-Universität. Auch seine Kollegen vom Arbeitskreis Fachdidaktik und Lehrerausbildung wußten keine rechte Antwort auf die Frage. Die Professoren gründeten die Initiativgruppe "Hessen in Europa", bei der inzwischen auch die Stadt Gießen mitmacht und die von der Landesregierung als modellhaft anerkannt wurde. Die Hochschullehrer, die die Wissenschaft vom Lernen lehren, beschlossen in die Europa-Hauptstadt Brüssel zu fahren, um vor Ort, bei der EG-Kommission und beim 1989 eröffneten hessischen Informationsbüro, etwas über Europa zu lernen. Vergangenen Donnerstag brachen sie zur zweitägigen Erkundungsfahrt auf.
In einer kleinen Seitenstraße steht eines der vielen gesichtslosen Bürohäuser von Brüssel. Der am Eingang aufgestellte Tresen in Europablau macht deutlich, daß es sich um ein EG-Gebäude handelt. Im Konferenzraum "Adenauer" im ersten Stock berichtet die Britin Elisabeth Ogden den Professoren von der Notwendigkeit lebenslangen Lernens, die mit der Komplexität des modernen Lebens zusammenhängt. Tür auf, Tür zu.
Nach einer Stunde löst Kurt Gaissert, EG-Beamter aus Schwaben, sie ab. Er gibt Anekdoten aus dem Brüsseler Beamten-Alltag zum besten. Zum Beispiel die Verhandlungen über die Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen. Er erzählt von einer Richtlinie für Architekten, über die 17 Jahre verhandelt wurde, von einem Ersten Allgemeinen System und vom Zweiten Allgemeinen System. Bei der hessischen Delegation macht sich allgemeine Enttäuschung breit. Eigentlich wollten die Professoren aus erster Hand erfahren, was sich bei der Lehrerausbildung künftig ändern soll, wie es mit der Freizügigkeit im Bildungsbereich aussieht.
"Der Besuch bei der Kommission hat deutlich gemacht, wie abgehoben dieser Apparat ist", sagt Quandt später. "Wir sind ins Gestrüpp gerannt und mittendrin hängengeblieben." Für den Französisch-Didaktiker Herbert Christ geht der Lernerfolg des Nachmittags gegen Null: "Die haben sich auf eine Besuchergruppe eingestellt, die einen Betriebsausflug zur EG macht." Quandt analysiert, es gebe doch erhebliche Kommunikationsprobleme mit der EG- Verwaltung.
Davon weiß auch Hanns-Martin Buchmann, Leiter des hessischen Informationsbüros in Brüssel, zu berichten. "Wir sind darauf angesetzt, möglichst frühzeitig Informationen aus Europa zur Landesregierung zu transportieren." Doch das ist nicht immer ganz einfach. Viele Informationen bekomme die hessische Euro-Vorhut nicht auf offiziellem Wege, sondern müsse sie sich etwa bei Verbänden wie Gewerkschaften oder Arbeitgeberverband "erkungeln".
Und dann gebe es noch ein zweites wichtiges Jagdrevier: die Empfänge und Cocktailparties. "Dort trifft man meistens die Leute, die man tagsüber nicht ans Telefon bekommen hat." Gegenwärtig ist keine Saison für die hessischen Infojäger. Man sei in der Kommission noch mit den Aufräumarbeiten des Binnenmarktes beschäftigt.
Doch das Informationsbüro ist nicht nur für die Regierenden in Wiesbaden da. Bachmann: "Jeder hessische Bürger kann sich melden." Das Büro will die EG für Hessen benutzerfreundlicher machen. Ganz wichtig seien die insgesamt 150 Förderprogramme der Kommission, die für Firmen, Verbände, Vereine und auch für Hochschulen gedacht sind. Das Büro hat sich extra ein Software-Programm mit den wichtigsten Informationen über die Programme zugelegt. "Sie können sich bei uns melden, wir versuchen, direkt Kontakt mit dem zuständigen Sachbearbeiter aufzunehmen", forderte Claus-Peter Appel, Referent im Infobüro, die Gießener Professoren auf. Herbert Christ ließ sich prompt die Unterlagen über das Lehreraustauschprogramm ARION ausdrukken, um sie getrost nach Hause tragen zu können.
Was Europa ist, wurde den hessischen Kundschaftern von Ruth Schneider vor Augen geführt. Die Frau eines Kommissionsbeamten, die gelegentlich Fremde durch Brüssel führt, machte bei der Stadtrundfahrt per Bus auf den halbfertigen Büroklotz für den EG-Ministerrat mit seinen verspiegelten Glasscheiben aufmerksam. Wenn das Gebäude erst mal fertig sei, würden die Wohnungen in dem nahe gelegenen, ehemals gutbürgerlichen Wohnquartier bald alle verschwinden. "Dann gibt es hier nur noch Büros. Das ist Europa."
FRANK-THOMAS WENZEL
In der Bezirksklasse Friedberg ging am Faschings-Samstag lediglich eine von zwei angesetzten Nachholpartien über die Bühne. Dabei siegt Titelanwärter Friedberg über den abstiegsgefährdeten FSV Kloppenheim sicher mit 3:1 und rückte dadurch in der Tabelle auf Platz zwei vor.
FSV Kloppenheim - VfB Friedberg 1:3 (0:1) Tore: 0:1 Dombrow, 1:1 Presel, 1:2, 1:3 Funk. Beste Spieler: Finsterer, Unkelbach (K), Sturm, Mücke (F). bo Nur ein 2:2
In einem Nachholspiel der Bezirksliga Maintaunus mußte sich die SG Kelkheim bei Germania Weilbach mit einem 2:2 begnügen. Kilb und Hanschmann trafen für die Gäste, für die Weilbacher waren Jürgens und Zeilinger erfolgreich. wie.
BRUCHKÖBEL. Den politischen Background der Bruchköbeler Fassenacht erhellte bei der Sportgemeinschaft in diesem Jahr einmal mehr "Protokoller" Berti Schnell. Angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen, etwa in Bosnien-Herzegowina und den Mordanschlägen gegen Ausländer und Asylbewerber war dem Büttenredner allerdings nicht wohl in seiner Haut: "Wenn ich mir den ganze Schlamassel beseh, könnt' mir die Lust an der Fastnacht vergeh'", meinte er denn auch in seiner Einleitung.
Den Schnelle Berti bewegte diesmal aus bundesrepublikanischer Sicht der Prunkplenarsaal in Bonn mit teurer, aber unzuverlässiger Lautsprecheranlage, die Rücktritte von Schwarz- Schilling und Möllemann. Letzterer habe wohl den Fehler begangen, sich nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch für ferne Verwandte als Familien- und Entwicklungsminister betätigt zu haben.
Ein dominierendes Thema, in Bruchköbel wie anderswo, war eher sächlicher Natur. Kaum eine Sitzung vergeht, in der nicht der Gelbe Sack und der Grüne Punkt auf- und angegriffen werden. Berti Schnell betrachtet die Versprechungen des Dualen Systems mit Milde, wie auch die politischen Verhältnisse im Ort. Zwar habe die Opposition ihre eigene Meinung dazu, doch das Sagen habe eben die übermächtige Mehrheitsfraktion. So auch bei der "Bürgermeisterwahl, die verlief programmgemäß im Rathaussaal, und nicht bei den Bürgern draußen. Die Direktwahl ließ man sausen."
Hohe Wellen schlug allerdings bei der Bevölkerung der Rausschmiß des ehemaligen Bauamtsleiters:
"In Keewel haben wir keinen Aussteiger zur Hand. / Hier ist nur ein Rausflieger bekannt, / der einstmals aus dem Rathaus geflogen, / hat von der Stadt eine hübsche Abfindung bezogen.
Derweil nun die Parlamentarier noch immer über Verfahrensfragen brüten, / kann Edward Müller fröhlich die Mäuse hüten./ Es zeigt so allen, ob Frau ob Mann, / wie man in Keewel günstig zu Geld kommen kann." hein
BAD SODEN. Schock für die Nachtschwester im Kreiskrankenhaus: Ein frisch am Bauch operierter 65jähriger Mann aus dem Main-Taunus-Kreis lag in der Nacht zum Samstag plötzlich nicht mehr in seinem Bett. Nach groß anlegter Suchaktion über Funk, im Stadtgebiet und umliegenden Wäldern wurde der Mann am Samstag gegen 11 Uhr, noch mit Schläuchen im Bauch, in Soden entdeckt. Laut Polizei litt er unter dem Wahn, das Krankenhauspersonal wolle ihn töten. Er wurde in die psychiatrische Klinik nach Kiedrich überwiesen. ana
HOCHHEIM. "Ich möchte mal wissen, wen ich eigentlich noch wählen soll. Die SPD ist doch in der Asyl-Frage völlig umgeknickt." Wütend richtet die junge Frau aus dem Publikum ihre Frage an Christine Hohmann-Dennhardt (SPD). Doch die Justizministerin bleibt ihr die Antwort schuldig. Hanjo Seisster, Moderator des "Talks gegen rechts" im "Hochheimer Hof", springt für die Politikerin in die Bresche. Mit Hinweis auf die Zeit, die nun zu Ende sei, beendet er die Wahlkampfveranstaltung der SPD.
Zeit genug hingegen an diesem Freitag abend für lange Zwiegespräche zwischen Seisster und Hohmann-Dennhardt, die über lange Strecken allein auf dem Podium sitzen: Von ihrem Doktortitel, mit dem sie sich nicht rühmen wolle, erzählt die Ministerin und von den "Männerseilschaften" in den Parteien.
"Seichtes Geplänkel", flüstert ein Mann im Publikum seiner Nachbarin zu, ein anderer meldet sich zu Wort: "Ich dachte, wir wollten über Rechtsradikalismus reden." Zustimmendes Gelächter erntet denn auch Gunter Gabriel mit seiner Erkenntnis: "Was die Politiker sagen, ist auswendig gelernt, die leben doch in einem Elfenbeinturm." Nach einer knappen halben Stunde auf dem Podium spielt der Country-Star zum Abschied "mein Deutschlandlied": Von Goethes Haus in Weimar singt er, von den Fischern in Schwerin. Passend dazu seine Gitarre: Gunter Gabriel hat sie schwarz- rot-gold angestrichen, vor zehn Jahren schon, wie er fast entschuldigend betont.
Sein Lied löst geteilte Reaktionen in der "Talk gegen rechts"-Runde aus: "Damit kann ich leben", strahlt Moderator Hanjo Seisster. "Irritiert" ist dagegen der jüdische Schriftsteller Valentin Sänger, ein weiterer Gast: "Ich hätte nicht gedacht, daß ich hier ein Deutschland- lied hören muß", sagt der 75jährige, der im Dritten Reich nur dank einer falschen Identität überleben konnte: "Trotzdem werde ich versuchen, weiter mit Ihnen zu reden." Sänger Gunter Gabriel muß sich mit der Irritation des Mannes, der Deutschland "nach allem, was passiert ist", nicht lieben will, nicht auseinandersetzen - längst ist er zur Saaltür hinaus, als Valentin Sänger angesichts des Rechtsradikalismus um Worte ringt: "Sie hören das Gestottere um meine Sprachlosigkeit."
Alfred Biolek hört es nicht. Der Stargast ist schon gegangen: Nur kurz währte sein Intermezzo: "Man hat mich falsch programmiert", entschuldigt sich der Fernsehmoderator, der erst gegen zehn Uhr von einem anderen Auftritt nach Hochheim kam und nach zwanzig Minuten "zum nächsten Termin" muß: "Zivilcourage" fordert der Star von den Bürgern und, daß sie mehr "Druck auf die Parteien ausüben sollen". Zeit bleibt ihm auch für heftige Medien-Schelte. Die Presse habe behauptet, Lichterketten seien nur initiert worden, um das Ansehen Deutschlands im Ausland aufzupolieren. "99 Prozent" der Menschen, die zu Lichterketten gingen, hätten "einen guten Willen." Den nimmt auch Schwimmerin Dagmar Hase für sich in Anspruch, die Goldmedallengewinnerin aus Magdeburg, neben Jazz-Musiker Albert Mangelsdorff prominenter Gast in der ersten Runde des "Talk gegen rechts". Die Kerze habe sie in die Hand genommen, weil sie gegen rechts sei. Lichterketten könnten "in den Köpfen etwas ändern", so die Sportlerin, die zuvor um Verständnis für die Gewalttäter in Rostock plädiert hatte: "Die Deutschen sind eigentlich friedliche Menschen, aber es ist nun einmal so, daß viele Ausländer im Land sind und uns die Arbeitsplätze wegnehmen."
Ein Zusammentreffen von Vorurteilen und Lippenbekenntnis, daß die "Talk gegen rechts"-Runde nicht am Sinn von Lichterketten zweifeln läßt. Mit Moderator Hanjo Seisster sind sich alle Gäste einig, daß man die Demonstrationen nicht "hämisch abtun" solle. Nur ein Mann im Publikum springt wütend auf: "Ich protestiere. Die Politiker haben das psychologische Klima für die Rechtsradikalen selbst geschaffen. Solange sie das Ausländergesetz nicht abschaffen, haben sie kein Recht, bei Lichterketten mitzumachen." BARBARA HELFRICH
Bezirkspokalfinale Darmstadt Kampfgeist und gute Elfmeterschützen
Bürstadt überzeugte in Stockstadt durch Kampfgeist und gab auch nicht auf, als Schiedsrichter Jahn (Groß-Zimmern) Libero Vukadinovic wegen wiederholten Foulspiels des Feldes verwies. Doch die Leistung, die seine Mannschaft gegen Walldorf zeigte, macht Bürstadts Trainer Djuradj Vasic Mut im Kampf um den Klassenerhalt. Nach Chancen für Walldorf durch einen direkten Freistoß von Zwilling (19.) und einem Kopfball von Hormel (37.) erarbeitete sich der VfR vor 150 Zuschauern mehr Spielanteile und führte durch Kar mit 1:0 (42.). Nach einer Stunde glich Hormel nach einem Pfostenschuß von Zwilling aus. Ramadani verwandelte in der 94. Minute einen Strafstoß zur erneuten Führung. Der eingewechselte Heindl sorgte mit dem 2:2 (114.) für das Elfmeterschießen, das die Bürstädter 4:2 für sich entschieden. ba.
Tore: 1:0 Kar (42.), 1:1 Hormel (60.), 2:1 Ramadani (94./ Foulelfmeter), 2:2 Heindl (114.). Strafstöße für Bürstadt verwandelten Foale, Eichhorn, Kar und Ramadani. Hahn verschoß. Für Walldorf trafen Meixner und Hormel. Ferreiro, Plagentz und Meszaros verschossen.
Zuschauer: 150.
Schiedsrichter: Jahn (Groß-Zimmern).
Besondere Vorkommnisse: Platzverweis für Vukadinovic (87.).
69 lange Tage hat das Leder ganz hinten gelegen in den Ballschränken der Bundesligisten, hat Staub angesetzt, Luft verloren und die Form, wurde weder sanft gestreichelt, noch arg getreten und war doch nicht in Vergessenheit geraten. Kicks auf Filz unterm Dach oder in sonnigen Gefilden vermochten da bei der Fußballfans-Gemeinde allenfalls Begehrlichkeiten wecken, die an diesem Wochenende - endlich, endlich - wieder befriedigt werden konnten. 1000 Mal gespielt, 1000 Mal ist was passiert.
Doch was tun die großen vier Gewinner dieses ersten Spieltages der Rückrunde? Sie gerieren sich in bestem britischen Understatement. Wir und Meister? schreien da vier gequälte Seelen in den Brüsten der Herren Ribbeck, Stepanovic, Rehhagel und Hitzfeld auf, nie und nimmer. Ja, die anderen, die haben das Zeug dazu. "Wenn die nicht ganz blöd sind", sagt stellvertretend Bremens Langzeit- Trainer und meint die Münchner Bayern, "kriegst du die da oben doch nicht mehr weg." Ribbeck, darob geschmeichelt, lächelt da nur milde und verweist auf die vielen Spiele, die allesamt noch gespielt werden müßten. "16 Endspiele" hat sein so trefflicher Stürmer Bruno Labbadia flugs bemerkt, stünden noch bevor, ehe - wer auch immer - die Salatschüssel abgeholt werden dürfe. Und Stepanovic, der Eintracht-Dompteur, würde offensichtlich eher den Friseur wechseln als offen von der Meisterschaft zu reden.
Warum nur zieren sich die Herren so? Spätestens dieses närrische Fußball- Wochenende hat doch gezeigt, daß der Titel allein unter München, Frankfurt, Bremen und Dortmund ausgemacht wird. Karlsruhe und Leverkusen dürften sich nach den Niederlagen bei nicht übermächtigen Widersachern wohl aus dem Kreis der Kandidaten für den Platz an der Sonne, bei aller Vorsicht, verabschiedet haben. Dennoch pflegen die siegreichen Vier eine Taktik, die sie ihren Spielern selten nur vorgeben: kontrollierte Defensive.
Natürlich ist es ehrenhaft, den so arg gebeutelten Kickern wenigstens den Erfolgsdruck zu nehmen, die Erwartungen zurückzuschrauben und den Außenseiter zu mimen. Als underdog, den niemand auf der Rechnung hat, läßt's sich halt leichter spielen, als wenn alle Welt einen zum haushohen Favoriten erklärt, den die übrige Konkurrenz liebend gern vom Thron stürzen mag. Doch ein wenig mehr Chuzpe stünde den Erfolgstrainern nicht schlecht an. Zumal es gemäß Otto Rehhagel ohnehin ganz simpel ist: "Meister wird, wer am Ende die meisten Punkte hat." THOMAS KILCHENSTEIN
BAD ORB. Das Klirren von Glasscheiben schreckte in der Nacht zum Samstag einen 43 Jahre alten Bad Orber Gastwirt in der Ludwig-Schmank-Straße auf. Mit einer Pistole bewaffnet (für die er laut Polizeibericht einen Waffenschein hat), ging auf die Straße. Dort begegnete er einem Unbekannten, der offenbar gerade das benachbarte Fotogeschäft ausgeplündert hatte und mit einer prall gefüllten Tasche zu entkommen trachtete.
Der Wirt sei von dem Einbrecher mit einem noch unbekannten Gegenstand niedergeschlagen worden, teilt die Polizei mit. Er habe zwei Warnschüsse abgefeuert, aber dennoch sei der Unbekannte geflüchtet, wobei er einen Dia-Projektor und eine Kamera verloren habe.
Wie die Polizei weiter mitteilt, wurde der mutmaßliche Täter noch in derselben Nacht zusammen mit drei Komplizen in einem Bad Orber Hotel festgenommen. Aufgrund des dabei gefundenen umfangreichen Diebesgutes steht das Quartett auch im Verdacht, in ein anderes Fotogeschäft im Quellring und in ein Waffengeschäft in der Hauptstraße eingebrochen zu haben. Die Festgenommenen wurden dem Haftrichter vorgeführt. pom
Ein Wohnungseinbrecher scheiterte in Eckenheim am heftigen Widerstand der Mieterin und biß dann nach seiner Festnahme einen Streifenbeamten in die Hand. Wie die Polizei mitteilte, wurde der 42jährige Täter zunächst in einer Revierzelle ausgenüchtert und anderntags dem Haftrichter vorgeführt.
Der Mann hat dem Bericht zufolge bereits am vergangenen Freitag um 14.20 Uhr versucht, in die Erdgeschoß-Wohnung in der Engelthaler Straße einzudringen. Mit einem Pflasterstein warf er das Küchenfenster ein. Beim Einsteigen hatte er offenbar nicht damit gerechnet, daß die Bewohnerin zu Hause war und entschlossen reagierte. Die Frau hörte das Splittern der Scheibe im Nachbarzimmer, eilte in die Küche, und konnte die Rolläden schließen, was ihr trotz Gegenwehr des Täters gelang. Der rannte durch den Garten zurück zu Straße.
Inzwischen hatte die Frau die Polizei alarmiert. Wenige Minuten später fanden Beamte des 12. Reviers in der nahegelegenen Heinrich-Wilhelm-Römer-Anlage einen Mann in einem Gebüsch, auf den die Beschreibung passte. Die Mieterin identifizierte ihn als den Einbrecher.
Da er stark unter Alkoholeinwirkung stand, wurde eine Blutentnahme durchgeführt. "Der Täter war derart aggressiv, daß er nach dem ärztlichen Eingriff einem Polizeihauptmeister in die linke Hand biß", heißt es im Bericht, "wodurch dieser eine schmerzhafte Verletzung am Daumenballen erlitt." ric
Schlüsselerlebnis für OB von Schoeler
In der ganzen Stadt herrschen die Narren
Rund 2000 waren der Einladung des "Großen Rates" zum närrischen Kinderfest auf der Braubachstraße (Paulskirche) gefolgt. Zuspruch fand auch der Vergnügungspark auf Paulsplatz und Römerberg. Die närrischen Ereignisse überschlugen sich. Von einem Miniprinzenpaar aus Heddernheim wurde die Römer-Magistratsmannschaft zur bedingungslosen Räumung des "Regierungspalastes" aufgefordert. Im Gefolge nahmen Indianer, Cowboys, Sheriffs und andere "drohende" Haltung ein. Sie ballerten mit Zündblättchen-Revolvern wild drauflos. Frankfurts Regierungschef wehrte sich heftig mit Gummibärchen, "flüchtete" aber, nach Herausgabe des Stadtschlüssels an die Großen Tollitäten Petra I. und Bernd I., schließlich in Richtung Alte Oper.
In Heddernheim, der "Närrischen Freien Reichsstadt Klaa Paris", forderte Statthalter Alfons I. alle Mucker, Miesepeter und Griesgrämer auf, schleunigst das Narrenreich zu verlassen. Wer dies mißachtete, mußte zur Strafe Kölner Teller mit den "Nationalfarben" Gelb/Blau/ Weiß/Rot anpinseln. Im Frankfurter Norden heißen diese Teller "Klaa Pariser Raserbremser", die man in Nida-Heddernheim schon um 83 n. Chr. gegen römische Kampfwagen einsetzte, so haben Ausgrabungen ergeben . . .
Im Süden kam es in der Sachsenhäuser Warte zur überraschenden Verbrüderung der Angreifer aus dem "lustigen Dorf" Bornheim und den Verteidigern der "Neun unner aaner Kapp" Sachsenhausen. "Kaum war'n mer da, hatt' de Theo (Schramm) schon die Hos' vollgehabbt", so der Kommandeur der Maagard, Klaus Jürgen Koch, über seinen Gegenspieler. (Festungs-)Ritter Gert Kaiser und Burgfrau Gisela blieb vorbehalten, Angreifer und Verteidiger an einen Tisch zu bringen (am heutigen Rosenmontag geht es beim Sturm der Maagard aufs Präsidium dem Polizei-Vizepräsidenten Peter Frerichs an den Kragen).
Genügend Zeit zur Muße hat OB Andreas von Schoeler, da ja nun bis Aschermittwoch "Seine Tollität Bernd I." die Amtsgeschäfte führt, unterstützt von "Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Petra I." und dem Ratspräsidenten Konrad Trapp.
Den "Römerputsch" hatten die Minis Robert I. und Ute I. ausgelöst ("gebb uns de Schlüssel, sonst . . ."). Stolz zeigte Bernd I. dem jubelnden Narrenvolk die "Beute", den Stadtschlüssel.
Ein Novum in der Frankfurter Fastnacht: Nicht wie all die Jahre auf dem Balkon vor dem Magistratssitzungssaal, sondern auf einem Podium in der Braubachstraße - hautnah am Volk - wurde der Regierungswechsel vollzogen. Nach "Anordnung" des Prinzen soll die City ein Königreich für Parkplatzsuchende werden. Weiter in seinem Regierungsprogramm: "Küssen ist absolute Pflicht!"
Die karnevalstreibenden Vereine mußten zwischen Warte- und Rathaus-Sturm sowie Fastnachtszug etwa 1600 Aktive für die restlichen Sitzungen dieser Kampagne aufbieten. In der Schlußphase verwandelten die Narren die Säle in wahre Tollhäuser. Jeder auf seine Weise. Närrische Überstunden waren angesagt. Die "Eulen" residierten im Kolpinghaus, die Bornheimer "01er" im Zoo, Ginnheims TSV-Karnevalabteilung im Clubhaus, der Karnevalverein "Harlekin" (für die Ar- beiterwohlfahrt) im Nordend, die "Esch- berjer Zuckerreuwe" im Darmstädter Hof (Nieder-Eschbach).
Der "CC Laternche" präsentierte seine 7. Ebbelweisitzung der Saison im Volksbildungsheim (Superprogramm!), die "Spinner" Riederwald gastierten im Bornheimer Bürgerhaus. Bombenstimmung auch bei den Sitzungen der "Fidelen Nassauer" Heddernheim, bei den "Drei unner aaner Kapp" Niederrad (Turnverein, RC "Edelweiß" und NCV) in der Turnhalle Schwarzwaldstraße, bei St. Johannes in Goldstein, beim Katholischen Jugendverein Harheim und bei der seit Wochen ausverkauften Negersitzung der "Kameruner" im "Haus Gallus", mit einem erfolgreichen Comeback des einstigen Bütten-Stars Hans Böhner.
Ab ging die Post auch beim Nieder Carneval-Club, beim Sindlinger KV und bei den "Feuer-Funken" in der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach, wo mit Horst Wilhelm der frühere FKV-Ministerpräsident und Maagard-Kommandeur souverän das närrische Zepter schwang. Höhepunkte bei den "Feuer-Funken" waren die Guggemusik der "Node Chaote" aus Grenzach, alle Garde- und Schautänze sowie "Die Schürhaken". Ein Superprogramm präsentierten die "01er" im Zoo, unter anderem mit Charly Hey, der "Dollen" Corinna Orth, dem "Sanitäter" Rolli Müller, dem "Landarzt" Klaus Freier, mit dem "As" Karl Oertl, Manfred Friedrich, den tollen "Bernemer Handwerksburschen", den "Stutzer"-Knall- Bonbons, Garde und Tanzmariechen der "Narrhalla" und anderen. dixi
BAD VILBEL. Die katholischen Kirchen Bad Vilbels laden ein zu dem traditionellen Aschermittwochs-Gottesdiensten: In St. Nikolaus um 8.15 Uhr Schülergottesdienst und um 19 Uhr Wortgottesdienst; In Verklärung Christi um 8.30 Uhr Schülergottesdienst, um 9.30 Uhr Heilige Messe und um 19 Uhr Abendmesse; in St. Marien Dortelweil um 8.15 Uhr Schülergottesdienst und in Herz Jesu Massenheim am Abend um 18 Uhr Wortgottesdienst.
Das Auflegen des Aschenkreuzes soll an das Vergängliche alles Irdischen erinnern. Mit dem Aschermittwoch beginnt die vorösterliche Fastenzeit. Dieser Tag ist für katholische Christen Fast- und Abstinenztag. de
Die Lichterketten als Zeichen des Protest gegen rechtsradikale Gewalttaten dürfen "sich nicht abnutzen". Dies hat Ignatz Bubis bei einem Vortrag im Gästehaus der Universität betont. Die Menschen, die sich den Lichterketten angeschlossen hätten, "haben damit gezeigt: Wir gehören nicht dazu", und seien dann wieder nach Hause gegangen, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. Nun aber "muß der Dialog anfangen", forderte FDP-Mitglied Bubis in seinem Vortrag über "Politik für Toleranz und Menschenwürde". Eingeladen worden war er vom "Freundeskreis der FDP Frankfurt".
Er selbst, berichtete Bubis, habe in den vergangenen Monaten, wenn er über Ausländerfeindlichkeit sprach, immer wieder "bei Leuten gemerkt", daß er "in den Augen vieler selbst zu einem Fremden" werde. In Zuschriften werde er häufig gefragt, was ihn die Asylbewerber überhaupt angehen würden. Zugleich werde ihm dann nahegelegt: "Lassen Sie sie in Ruhe, Sie haben damit nichts zu tun." Auf die Frage, welche Staatsangehörigkeit er habe, berichtete Bubis von einer neuen Umfrage, hätten 43 Prozent der Befragten gesagt, er sei Deutscher, 22 Prozent hätten ihn für einen Israeli gehalten und über 30 Prozent die Frage gar nicht zu beantworten gewußt. "Das ist seit 1933 nicht aus den Köpfen zu kriegen", sagte der Vorsitzende des Zentralsrats: "Ein Jude ist ein Fremder."
Doch beide Daten, 1933 und 1993, haben nach Ansicht Bubis "nichts miteinander zu tun". Heute habe "die Bevölkerung eine grundsätzlich andere Haltung", während es damals an Demokraten gemangelt habe. Nicht vorstellen konnte er sich, daß "die demokratischen Parteien bereit wären, mit den Rechtsextremen eine Koalition einzugehen".
Beunruhigt sei er jedoch darüber, daß sich Menschen aufgrund von Arbeitslosogkeit und einer Verdrossenheit mit der Politik "von den Parteien abwenden". Denn berücksichtigt werden müsse doch, daß "wir auf einer Insel leben". Daher sei er besorgt darüber, sagte Bubis, wenn diese Gründe genannt würden: "Was passiert", gab Bubis zu bedenken, "wenn wir wirklich eine schlimme Rezession kriegen?". Erwartet werde heute, daß "der Staat uns alles abnimmt". An der Politikverdrossenheit "einen großen Teil Mitschuld" würden die Parteien tragen, "auch die FDP". ing
BAD NAUHEIM. 52 Prozent der kurzen Wege in Bad Nauheim werden laut einer Verkehrsuntersuchung der Stadt von 1992 per Auto erledigt. Um mehr Leute zum Umsteigen aufs Rad zu bewegen, will die Stadt am Marktplatz, in der Fußgängerzone, am Aliceplatz und am Rathaus insgesamt 110 Radeinstellplätze an 16 Standorten schaffen. Das teilte Stadtrat Peter Keller dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, Hans-Peter Thyssen, auf dessen Anfrage hin mit.
Die Aufträge sind schon vergeben. Als entscheidende Kriterien bei der Auswahl der Abstellanlagen nennt Keller in einer Pressemitteilung geringstmöglichen Parkbedarf, bequemes Einstellen auch für ältere Radler und sicheres Abstellen mit Befestigungsmöglichkeiten für Rahmen und Felge. Die ausgesuchten Anlagen vom Typ "Beta-Fahrradparker", bei denen die Räder von zwei Seiten eingestellt würden, gewährleisteten auf minimaler Fläche besondere Sicherheit, leichte Handhabung und schonende Behandlung der Räder. Am Bahnhof werden Radler auch künftig nur wenig geeignete Abstellplätze finden, da, so Keller, "eine Abstimmung mit der Grundstückseigentümerin, der Deutschen Bundesbahn, bislang noch nicht möglich gewesen ist". cor
Schwer verletzt wurden in der Nacht zum Samstag zwei Oberurseler bei einem Unfall in Niederursel, der nach polizeilichen Ermittlungen durch Trunkenheit passiert ist. Ob der Wagen von dem 34jährigen oder dem 22 Jahre alten Insassen gefahren worden ist, konnte bislang nicht geklärt werden.
Jedenfalls war der Fahrer am Samstag gegen 1 Uhr auf dem Oberurseler Weg in Richtung Niederursel nach links von der Straße abgekommen: der Wagen riß ein Verkehrszeichen ab und überschlug sich mehrfach.
Beide Männer waren eingeklemmt und mußten von der Frankfurter Berufsfeuerwehr mit der Rettungsschere geborgen werden. Mit gebrochenen Beinen kamen sie ins Krankenhaus. Da keiner Angaben machte, wer gefahren sei, wurde von beiden Männern Blutproben entnommen.
An dem Wagen entstand Totalschaden von 40 000 Mark. ric
DIETZENBACH. Ein Schüler habe einem anderen eine Schreckschußpistole an den Hals gesetzt, um Geld zu erpressen, erzählte Schulleiter Erich Sehr vor laufender Kamera. Eine Schülerin berichtete von einem "kleinen" Sprengstoffanschlag auf einen Lehrer - mittels Blumentopf. In der Cafeteria werde auch mal mit einer Schreckschußpistole "Russisches Roulette" gespielt, fuhr sie fort und erzählte vom alltäglichen Psychoterror gegen Schwächere. Der Film, der am Samstag im Bürgerhaus über die Leinwand flimmerte war zum Teil in Dietzenbach 1991 in einer Projektwoche gedreht worden.
Gezeigt wurde das Video bei einer Musik- und Diskussionsveranstaltung, zu der der Ausländerbeirat vor allem junge Leute eingeladen hatte. Überwiegend ausländische Jugendliche waren ins Bürgerhaus gekommen, um sich engagiert mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen.
"Ist das hier so, wie in dem Film gezeigt wurde?" wollte Moderatorin Yasemin Arkan wissen. Und sie erfuhr, daß Mädchen Kampfsport betreiben, um sich selbst zu verteidigen, die Jungs die Fäuste gebrauchen, "wenn jemand Ärger macht" und in der Schule angeblich "fast jeder eine Waffe trägt", so ein junger Mann. "Das kann nicht sein," widersprach ein anderer, von den vielen Schülern könnten nicht alle "schlecht" sein.
Er gab sich als Mitglied eines Kampfsportvereins zu erkennen, doch: "Wir benutzen unsere Kraft im Wettkampf und nicht gegen Unschuldige," erklärte er. "Ich gehe in den Verein, damit ich nicht auf der Straße herumhänge oder klaue," pflichtete ein anderer bei. Wer Waffen trage, sei verantwortung- und disziplinlos - habe offensichtlich nichts anderes, um sich bei seinen Freunden zu beweisen, kritisierte er.
In der Diskussion kam auf der Suche nach den Ursachen gewalttätigen Verhaltens immer wieder auch die Rede auf die Versäumnisse der Stadt und der Schulen in der Jugendarbeit. Aus dem Jugendcafé sei immer noch nichts geworden, es gebe zu wenig Treffpunkte "nur" für die Jugendlichen, hieß es. Die Angebote im Jugendzentrum seien zu wenig bekannt, die Schulen beschränkten sich darauf, das Schreiben und Rechnen zu lehren.
Einen Mangel an Anlaufpunkten für Jugendliche kritisierte auch die Psychologin Nicola Küpelikilinz, zumal es im schnell groß gewordenen Dietzenbach mehr Jugendliche als in vergleichbaren Kommunen gebe. Die Jugendlichen würden aber auch von ihren Eltern alleinegelassen. Die nähmen sich heutzutage keine Zeit mehr für ihre Kinder, kritisierte sie. Freizeitverhalten müsse erlernt, eingeübt werden. Die Psychologin bestätigte zudem eine zunehmende gesellschaftliche Tendenz, sich als Einzelner durchzuschlagen.
Nicht das anzeigbare Delikt, die rohe Gewalt, spiele eine entscheidende Rolle, meinte der Jugendkoordinator der Offenbacher Polizei, Robert Schmitt, die Belästigungen, Pöbeleien, "daß man sich die Schwächeren vorknöpft", das sei schlimm. Da habe es Vorfälle im Bus zwischen Offenbach und Dietzenbach gegeben, dort seien Fahrgäste von Jugendlichen belästigt worden, welhalb Beamte eingesetzt wurden. Schmitt machte dabei klar: "Die Jugendlichen, die Gewalt anwenden, haben oft weniger Perspektiven als andere, sie haben beispielsweise keine Aussicht auf eine Lehrstelle. Das schafft Aggressionen, da muß dann der Dampf raus."
Als ein von gegenseitigen Ängsten belastetes Verhältnis benannten die Jugendlichen auch das Mit- und Gegeneinander von Deutschen und Ausländern. "Deutsche und Ausländer werden zu wenig zusammengebracht," benannte ein junger Mann die Ursache der Ängste. Ein Mädchen erzählte von einer deutschen Mutter, die ihrem sechsjährigen Kind verboten hatte, mit einem Ausländerkind zu spielen. "Es soll nicht jeder in seiner Ecke sein," meinte ein anderer Diskussionsteilnehmer, "nicht die Türken, nicht die Marokkaner, nicht die Deutschen oder andere. Wir sollten alle zusammensein." Als einen Ort, der dieses Zusammensein fördern und erlernbar machen könnte, nannte er die Schule.
Mit Vorführungen des Budo-Vereins Bushido und Musik der Gruppe Ladverge endete der Abend. pmü
2. Bundesliga
Die nächsten Spiele: FC Carl Zeiss Jena - Fortuna Düsseldorf, Wuppertaler SV - FC Homburg (beide Di.); Fortuna Köln - FC St. Pauli Hamburg (Fr.); VfB Oldenburg - SV Waldhof Mannheim, Stuttgarter Kickers - FC Carl Zeiss Jena, SC Freiburg - FC Remscheid, VfB Leipzig - Darmstadt 98, Wuppertaler SV - Hertha BSC Berlin, FC Hansa Rostock - SV Meppen, Fortuna Düsseldorf - MSV Duisburg (alle Sa.); Hannover 96 - Eintracht Braunschweig, SpVgg. Unterhaching - FC Homburg, VfL Osnabrück - Mainz 05, VfL Wolfsburg - Chemnitzer FC (alle So.) OBERLIGA HESSEN Die nächsten Spiele: VfR Bürstadt - FV Bad Vilbel, Eintracht Haiger - SV Wehen, Spvgg Bad Homburg - SC Neukirchen, Rot-Weiß Walldorf - KSV Hessen Kassel, Vikt. Aschaffenburg - Borussia Fulda, SG Egelsbach - Rot-Weiß Frankfurt (alle Sa.); FSV Frankfurt - Kickers Offenbach, SV Wiesbaden - Eintracht Ffm. Amat. (beide So.). LANDESLIGA SÜD Die nächsten Spiele: Kl.-Krotzenburg - Wolfskehlen (Sa.); SGK Bad Homburg - Progress Frankfurt, Kl. Karben - Erbach, Riedrode - Neu-Isenburg, Italia - Dietesheim, Bayern Alzenau - Germ. Ober-Roden, Langenselbold - Jügesheim, Vikt. Griesheim - Bernbach (alle So.). LANDESLIGA MITTE Die nächsten Spiele: Biebrich - Vikt. Sindlingen, Höchst - Battenberg, Würges - Dillenburg, Gießen - Grünberg, Kirchhain - Unterliederbach (alle Sa.); Burkhardsfelden - Limburg, Wetter - Lich, Steinbach - Kastel, Nieder-Brechen - Herborn (alle So.) LANDESLIGA NORD Die nächsten Spiele: Eintracht Baunatal - Petersberg, Hönebach - Willingen, Wattenbach - Dillich/Nass-Tro., Gilsa-Jesberg - Hünfeld, Germ. Fulda - Bad Soden-Ahl, Hessen Kassel Res. - KSV Baunatal (alle Sa.); Eiterfeld - Hs. Kassel, Flieden - Lohfelden (beide So.).
ECHZELL. Karten spielen werden die Mitglieder des Schnauz Clubs Bingenheim ausnahmsweise nicht bei ihrem nächsten Treffen am Samstag, 6. März. Denn an diesem Abend steht ab 20 Uhr die Jahreshauptversammlung in der Gaststätte "Stadt Offenbach" an, in der ein neuer Vorstand gewählt und Termine für das laufende Jahr besprochen werden sollen. cor
MAINTAL. Die Nase des kleinen Bajazzos war vermutlich auch unter der roten Farbe rot - vor Kälte. Nicht nur der Knirps fror, auch viele andere, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, die sich am Samstag nachmittag in Maintal-Dörnigheim vom Standort vor dem Jugendzentrum Frankfurter Hof eine optimale Sicht auf den 12. Maintaler Karnevalszug versprachen, der durch die von Menschen dichtgesäumte Hasengasse direkt auf sie zu kommen mußte.
Ungehindert pfiff der Wind durch die Kennedystraße in die Menge auf dem Platz. "Papaaa, wann kommt er denn endlich?" nörgelte der Bajazzo. "Ich sehe da ganz hinten schon das Blaulicht der Polizei", tröste ein erhöht auf der Mauer stehender Gast. Aber der erste Wagen des Zuges war in diesem Abschnitt der Strecke vom Abschleppdienst. Das Ordnungsamt hatte "diese einschneidende Maßnahme" doch wahrlich lange vorher angedroht. Nun führte sie zu einer weiteren Verzögerung. Da kam lediglich Schadenfreude auf.
Als die Spitze des Zuges schließlich den Platz passierte und in die Zielgerade Frankfurter Straße einbog, war vom Publikum weiterhin Geduld gefordert. Denn an der kleinen Tribüne vor dem "Amadeus" hatte die närrische Prominenz ihren örtlichen Brenn- und zeitlichen Höhepunkt.
Von einer "Neuerung" hatte der Karnvalszug-Verein Maintal zuvor als Veranstalter gesprochen: Nach der Tribüne sollte sich der Zug auflösen und in der Frankfurter Straße sollte zwischen Frankfurter Hof und Historischem Rathaus eine Mischung aus Zugrummel und Straßenkarneval entstehen. Daraus wurde nichts. Wer den Auftritt vor dem "Amadeus" hinter sich hatte, suchte - offenbar froh, die letzte närrische Meile in Zeitlupe geschafft zu haben - das Weite.
Durchaus nicht alle "Sprüch", die hier gewaltig verstärkt geklopft wurden, sind mitteilenswert. Und so manches in einem Tonfall zwischen Beschwörung und Verzweiflung gebrüllte "Hellau" blieb ohne Echo.
"Was hier abgeht, ist ein Traum", schwärmte einer der zahlreich aus Nachbarkommunen angereisten Prinzen. Ein Präsident beschwor die Einigkeit zwischen Frankfurter und Maintaler Vereinen, die stark mache, und ließ kräftig Dampf ab: "Die Politiker lügen, das muß mal gesagt werden, aber wir, wir sagen die Wahrheit."
Für vieles, was sich das Publikum anhören mußte, traf das gewiß zu. Beispielsweise für die immer wieder per Lautsprecher angekündigten Vereinstermine oder die Reklamesprüche mit Leistungsangeboten der Sportschule Olympia, der Sound and Light Connection und anderer Unternehmen. Die Dortmunder Union Brauerei war mit einem Doppeldeckerbus als rollende Kneipe dabei, die Firma Höhl mit ihrem historischen Durstlöschzug und einem weiteren Festwagen, um nur einige Getränke-Namen aus den insgesamt 90 Zugnummern zu nennen.
"Weniger wäre mehr gewesen", kommentierte ein Gast, der auch nicht einsehen wollte, warum so viele schicke Personenwagen präsentiert wurden, die lediglich eine Tafel mit einem Spruch trugen, zum Beispiel: "In Maintal, dies is Euch doch klar, werd's heut' so schee wies immer war."
Wie auch immer: Es gab erfrischende Auftritte. Musikzüge, Garden und Tanzformationen, Vereine, Jugendorganisationen und Initiativen aus allen Maintaler Stadtteilen waren aktiv dabei, närrische Aufgebote aus Hanau, Frankfurt, Mühlheim, Offenbach, Lagendiebach, Sachsenhausen, Lämmerspiel, Brachttal, Seligenstadt, Heldenbergen, Fechenheim, Nieder- issigheim. . . Und besonders einige Fußgruppen - darunter eine Riege weiß Vermummter - bewiesen Phantasie und ließen erkennen, daß sie Spaß hatten. Was will man mehr? HELMUT POMPLUN
BAD NAUHEIM. Zu seiner ordentlichen Mitgliederversammlung lädt der Verein zur Förderung und Unterstützung der ökumenischen Sozialstation Bad Nauheim/Ober-Mörlen/Rockenberg für Samstag, 13. März, ein. Das Treffen beginnt um 15 Uhr in der Tagesstätte des Altenwohnheims Bad Nauheim.
Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Jahresbericht der Geschäftsführung und die Beschlußfassung über die Verwendung der Beiträge und Spenden. Bislang hat der über 900 Mitglieder zählende Verein aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden 24 Heimpflegebetten zur Ausleihe beschafft, die Umzugskosten der Sozialstation vom Konitzkystift Bad Nauheim in die Lutherstraße 28 übernommen und seit seiner Gründung 1984 Pflegehilfsmittel für etwa 16 000 Mark angeschafft. cor
Mit einem Besuch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb, von wo er am Sonntag vormittag nach Ankara zurückflog, hat der türkische Staatspräsident Turgut Özal eine Rundreise durch vier Balkan-Länder abgeschlossen. Die Regierung blieb auf Distanz: mit den groß-türkischen Ambitionen des eigenwilligen Staatschefs wollen Ministerpräsident Süleyman Demirel und sein Außenminister Hikmet Cetin nicht identifiziert werden.
Ob in Sofia oder Tirana, in Skopje oder Zagreb: Özal wurde nicht müde, vor den Gefahren einer Ausweitung des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien zu warnen: die Völkergemeinschaft müsse den serbischen Aggressoren endlich mit Waffengewalt Einhalt gebieten, sonst drohe Kosovo und anschließend der ganze Balkan in den Konflikt hineingezogen zu werden. Mit diesen Appellen fand Özal vor allem in Albanien und Mazedonien Beifall, zwei Ländern, für die eine Ausweitung des Konfliktes katastrophale Folgen hätte, zwei Ländern aber auch, die sich von engeren Beziehungen zur Türkei wirtschaftliche Vorteile versprechen.
Während Außenminister Cetin im Jugoslawien-Konflikt bewußt eine vorsichtige, zurückhaltende Politik betreibt, hat Präsident Özal in jüngster Zeit mehrfach die Ansicht geäußert, die Türkei müssen nun entschlossen die Gelegenheit beim Schopf ergreifen, sich als Schutzherr der moslemischen Völker auf dem Balkan und damit zur Führungsmacht der Region aufzuschwingen.
Den Balkan-Nachbarn stellte Özal jetzt massive türkische Hilfsprogramme in Aussicht: dem mazedonischen Präsidenten Kiro Gligorov, der bisher vergeblich um internationale Anerkennung für seine Republik bettelt, versprach Özal großzügige Militärhilfe und Stromlieferungen. Auch Albanien, wo bereits türkische Militärberater tätig sind, soll weiter aufgerüstet werden. Eine Autobahn, Hochspannungsleitungen und Breitbandkabel, so schwärmte der türkische Präsident, sollen von Istanbul über Bulgarien und Mazedonien bis zur albanischen Adriaküste führen.
Was aus diesen Plänen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt, denn der türkische Präsident kann nur für sich selbst sprechen. Die Regierung Demirel beobachtet die Alleingänge des Staatsoberhauptes mit wachsender Skepsis. So schlug Außenminister Cetin Anfang Februar eine Einladung Özals, ihn bei einem Besuchs ins Weiße Haus nach Washington zu begleiten, demonstrativ aus. Auch die Offerte des Präsidenten, ihm auf seiner Balkan-Tour Gesellschaft zu leisten, lehnte Cetin ab.
In ihrer seit langem gehegten Befürchtung, Özal steuere in der Außenpolitik einen zunehmend chauvinistischen Kurs und zerschlage damit Porzellan, sahen sich Demirel und Cetin erst vorvergangene Woche erneut bestätigt: Özal hatte zu einer Solidaritätskundgebung für die moslemischen Bosnier auf den Istanbuler Taksim- Platz gerufen. Statt Hunderttausender, mit denen die Organisatoren gerechnet hatten, kamen nur rund zehntausend Demonstranten. Bei den Zuhörern, die dem Redner Özal begeistert zujubelten, handelte es sich überwiegend um islamische Fundamentalisten und um Gefolgsleute des türkischen Neofaschisten Alparslan Türkesch. In Sprechchören wurden die Vereinten Nationen als "Terrororganisation" bezeichnet, Clinton, Kohl und Mitterrand wurde vorgeworfen, sie hätten im Jugoslawienkonflikt einen Kreuzzug gegen den Islam auf ihre Fahnen geschrieben.
Özals Ambitionen stoßen, wie die geringe Resonanz der Istanbuler Kundgebung zeigte, nicht nur bei vielen Türken auf Ablehnung. Auch in Sofia ist man offenbar skeptisch. Zwar beteuerte der bulgarische Präsident Schelju Schelew das Interesse seines Landes an engeren Beziehungen zur Türkei; doch mit seiner Forderung, Bulgarien solle den Türken einen Boden- und Luftkorridor für eine militärische Intervention im ehemaligen Jugoslawien öffnen, stieß Özal auf kategorische Ablehnung.
GERD HÖHLER (Athen)
ROSBACH. Die Grafik auf der Wahlkampfzeitung der Rosbacher CDU ist sehr anschaulich: Hoch wie ein Gebirge türmt sich der Anstieg der Personalausgaben in Rosbach. Dazu der knappe Text: "Seit 1989 bestimmen Rosbachs Sozialdemokraten den Kurs der Kommunalpolitik. Man sieht's gleich am Personalkostenanstieg." Bläht also Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) die Verwaltungskosten auf?
Dazu erläutert der Angesprochene, die Personalkosten wiesen in der Tat seit 1989 einen Zuwachs um rund 2,6 Millionen auf mittlerweile zirka 7,5 Millionen Mark pro Jahr auf. Von diesem Zuwachs entfielen rund 1,5 Millionen oder 58 Prozent auf zusätzliche Stellen im Kindergartenbereich, bei Kinderhorten und Kindertagesstätten in allen drei Stadtteilen.
Der Betrieb des Kinderhorts seit September 1990, die Umwandlung von Kindergärten in Kindertagesstätten in allen drei Stadtteilen, die Erweiterung der Kindergärten Taunusblick und Brüder- Grimm-Straße um jeweils eine Gruppe seit 1989 - all das sei mit den Stimmen aller im Parlament vertretenen Fraktionen geschehen. Medebach möchte der CDU daher ins Stammbuch schreiben, daß es zur Ehrlichkeit gegenüber den Bürgern gehört hätte, zu sagen, daß die Union an der Vermehrung der Personalausgaben mitgewirkt hat.
Hinzu kommen nach den Worten des Bürgermeisters noch Tariferhöhungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit 1989 in der Größenordnung von insgesamt 570 000 Mark. Damit mache der zweitgrößte Posten 22 Prozent Anteil an der Steigerung der Personalkosten aus, ein Ergebnis der Tarifautonomie, die weder Parlament noch Bürgermeister beeinflussen könnten.
Vehement hätten die Fraktionen des Stadtparlaments 1989 bis 1990, also vor der Amtszeit Medebachs, drei weitere Planstellen für den Bauhof beschlossen. Das mache einen Kostenfaktor von 180 000 Mark oder acht Prozent der Steigerung aus. Schließlich hätten die Kosten für die Büchereien in Rodheim und Rosbach sowie verstärkter Einsatz von ABM- Kräften weitere 250 000 Mark erfordert. Auch das sei der Wille aller Fraktionen im Parlament gewesen, eine sachgerechte Personalausstattung in neuen Einrichtungen zu gewährleisten. Anhand dieser Fakten könnten die Bürger selbst den Wahrheitsgehalt der Ausführungen der Rosbacher CDU prüfen. Das trifft nach den Worten Medebachs auch für den Vorwurf angeblichen "roten Filz'" zu. Für diese Behauptung sei der CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Kuhlmann bis heute jeglichen Beweis schuldig geblieben. de
Mit Sturmhauben maskiert haben zwei bewaffnete Räuber eine Oberräder Tankstelle überfallen. "Geld her, Überfall!", forderte der Wortführer in gebrochenem Deutsch und hielt der 34jährigen Kassiererin eine Pistole entgegen, wie ein Polizeisprecher den Sachverhalt schilderte.
Die Frau befand sich zum Zeitpunkt des Überfalls allein im Kassenraum der Station in der Offenbacher Landstraße. Während sie die Frau bedrohten, gingen die Männer hinter den Tresen und ließen sich die Kasse öffnen. Sie rafften die Tageseinnahmen in Höhe von etwa 2500 Mark an sich. Das Geld stopften sie in ihre Jacken- und Hosentaschen und flüchteten anschließend in Richtung Wiener Straße.
Die beiden Räuber werden als etwa 25 Jahre alt beschrieben. Sie trugen schwarze Jacken und Bluejeans. ric
ECHZELL. "Eine Reise in die Urzeit" nennt Karl-Heinz Diehl seinen Diavortrag über Neuguinea, den er am Montag, 1. März, um 20 Uhr bei den Landfrauen im Pfarrsaal Gettenau zeigen wird. cor
BAD NAUHEIM. Als Beitrag zur kulturellen Früherziehung in Bad Nauheim veranstaltet das Kulturamt vom 1. bis 31. März nunmehr bereits zum elften Mal seine Aktion "Mobiles Theater in Kindergärten und Grundschulen". Mit diesem Angebot sollen Jungen und Mädchen im Alter zwischen vier und sechs Jahren jährlich mindestens einmal die Gelegenheit bekommen, "schichtenunspezifisch und unter Vermeidung von Schwellenängsten hervorragende Kindertheaterproduktionen sehen zu können", schreibt das Kulturamt hierzu. Der Besuch der Veranstaltungen ist kostenlos.
In diesem Jahr ist Uwe Berg aus Freiburg eingeladen, der mit YaYas Klangtheater für "Summ und Bumm" sorgen wird. Erste Station ist am Montag, 8. März, um 10.40 Uhr in der Stadtschule an der Wilhelmskirche. Am Freitag, 13. März, können die Kinder ab 10.40 Uhr im Katholischen Kindergarten in Nieder- Mörlen miterleben, wie und worauf sich Töne erzeugen lassen.
Zur gleichen Zeit gastiert YaYas Klangtheater am Montag, 15. März, im städtischen Kindergarten in Schwalheim. Weitere Stationen sind die Spielstube des Kinderschutzbundes, der katholische Kindergarten "Apfelwiese" und die Grundschule Steinfurth. Am Dienstag, 30. März, hält Uwe Berg sein mobiles Kindertheater um 10.40 Uhr auch in der Elementary School an. Zum letzten Mal tritt das YaYa Klangtheater am Donnerstag, 1. April, im Evangelischen Kindergarten am Lee Boulevard auf. cor
FRANKFURT A. M. "Die multikulturelle Gesellschaft wird dann kommen, wenn alle Menschen die gleichen Rechte haben", prophezeit Charalambos Kefalides seinen etwa 100 Zuhörern im vollbesetzten Clubraum 1 des Bürgertreffs Bockenheim. Der Grieche von der Kommunalen Ausländervertretung ist einer von fünf Experten, die die Partei der Grünen zu ihrer Podiumsdiskussion eingeladen hat. Das Thema: "Die Deutschen und ihre Ausländer - zur real existierenden multikulturellen Gesellschaft".
Völkerwanderungen seien nun einmal die Realität, stellt Daniel Cohn-Bendit von den Grünen fest. Solange Menschenrechte auf der ganzen Welt verletzt werden, fliehen Frauen und Männer vor ihren Unterdrückern und suchen Zuflucht in anderen Ländern. Außerdem führe das krasse Ungleichgewicht zwischen armen und reichen Regionen unausweichlich zu Migrationsbewegungen. Der Politiker vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten plädiert deshalb auch in der Bundesrepublik für eine Viel-Völker-Gesellschaft. Sie sei keine Vision, sondern ganz einfach eine Realität, mit der es umzugehen gelte.
Eine zwanghafte Assimilation von Ausländern an die deutsche Kultur lehnt Cohn-Bendit ab. "Die Migranten gleichen sich automatisch ein wenig an", meint der Politiker. Er betrachtet diesen Prozeß auch als durchaus fruchtbar, "da er zum Überleben in dieser Gesellschaft notwendig ist".
Abschließend sprach sich der Multi- Kulti-Dezernent für die doppelte Staatsangehörigkeit ausländischer Mitbürger aus. Menschen anderer Nationalität, die eine deutsche Staatsbürgerschaft beantragten, gerieten so nicht in Gefahr, "ihre eigene Heimat zu verraten".
Weniger aufgrund seiner Herkunft, als wegen seines Glaubens fühlt sich Ismail Birol von den Deutschen diskriminiert. Die Nationalität spiele für den Moslem eine unwesentliche Rolle. Vielmehr sei es der Islam, der die Migranten aus arabischen Ländern prägt. In der Bundesrepublik treffen diese Menschen auf völlig neue Wertvorstellungen und haben es deshalb sehr schwer: "Sie finden in beiden Gesellschaften keinen Platz", erläutert der Mitarbeiter des Islamischen Kulturzentrums die Situation. Auch die bereits in Deutschland geborenen Kinder geraten nach Aussage von Birol immer wieder in einen kulturellen Zwiespalt.
Einerseits vermitteln ihnen die Eltern islamische Identität, andererseits treffen sie in der Schule oder bei Freunden auf ganz andere Lebenseinstellungen. Damit Muslime Anschluß an die Gesellschaft bekommen, fordert Birol, müßten die Deutschen den Islam akzeptieren: "Sonst können wir auch an Problemlösungen nicht partizipieren."
In Anspielung auf seinen türkischen Vorredner Ismail Birol äußerte der Grieche Kefalidis, er sei weder religiöser Fanatiker noch Kultur-Chauvinist. Vielmehr müsse der Umstand kritisiert werden, daß Ausländer nicht über die gleichen Rechte wie die Deutschen verfügen. Insofern könne in der Bundesrepublik nicht von einer multikulturellen Gesellschaft geredet werden. "Wir werden bevormundet - überall." Die ältere Generation ausländischer Bürger habe gelernt, damit umzugehen; fraglich sei, ob sich dies auch die nachfolgende Generation gefallen lasse, möglicherweise komme es zu Konflikten. Die Forderung des Mitarbeiters der Kommunalen Ausländervertretung an die Deutschen ist daher klar und deutlich: "Wir brauchen gleiche Rechte - die Arbeitsmigranten haben einen Anspruch auf Freiheit und Gleichheit."
Abschließend wies der Arzt Claus Metz auf die Aktion "Zuflucht" hin, initiiert von Apothekern und Ärzten Frankfurts. Ein Aufkleber mit gleichlautender Aufschrift und blauem Pfeil wird an Praxen, Geschäfte und Betriebe verteilt. Sie verpflichten sich damit, ausländischen Mitbürgern, die unmittelbar von Gewalt bedroht sind, Schutz zu gewähren. ole
Das Eingeständnis eigener Bedeutungslosigkeit und Ersetzbarkeit ist die wohl größte Bedrohung für das seelische Gleichgewicht des Mannes. Unerläßlich ist nur, wer sich Langsamkeit nicht leisten kann, wer durch viele Termine an vielen, möglichst weit voneinander entfernten Orten zeigt, daß er überall gebraucht wird. Hypermobilität als Psychohygiene für den modernen Mann.
Frauen scheinen diesen Mechanismen gegenüber besser gewappnet. Der Psychologe Walter Molt von der Universität Augsburg ist den Ursachen dafür nachgegangen und hat sie in der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen entdeckt. Beim Übergang "vom Sammler zum Anbauer" ging die Bedeutung der Jagd zurück "und mit ihr die Funktion des Mannes". Denn Ackerbau und Viehzucht waren Domänen der Frauen. So entwickelten die überflüssig gewordenen Männer "ihre eigenen Tätigkeiten" wie "Handel und Krieg, die dem männlichen Teil der Bevölkerung in einer seßhaft gewordenen Gesellschaft seine Mobilität retten." Allerdings ist es mit der sanften weiblichen Mobilität auch vorbei, sobald Frauen einflußreich werden. Literaturprofessorin Gertrud Höhler - laut Bunte Kanzlerberaterin - anläßlich der Vorstellung des Citroen AX im Juli 1991: "Erlebnismobilität ist gestaltete Zeit" und "Ist nicht das öffentliche Verkehrssystem ein autoritäres, patriarchalisches System?".
Wenn nun alle Menschen, egal ob Mann oder Frau, hypermobil werden, sobald sie an Macht und Einfluß gewinnen (über Henne oder Ei wollen wir uns mal keine weiteren Gedanken machen), wer soll dann die fürs Überleben der Menschheit unerläßliche Wende in der Verkehrspolitik hin zu Mobilitätsvermeidung und "neuer Langsamkeit" vollführen? Wie kann das Gespür für Nähe und Gemächlichkeit bei Menschen, die sich fast ausschließlich mit Flugzeug, ICE und PS- starkem Dienstwagen fortbewegen, erhalten beziehungsweise sogar neu geweckt werden? Man wird wohl auf die Hilfestellung vereinzelter Denker aus lange vergangenen Zeiten angewiesen sein. So warnte zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Spaziergang nach Syrakus der Dichter Johann Gottfried Seume seine Zeitgenossen vor der Kutschenfahrt: "Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbständigste im Manne. Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt. Man kann niemand mehr fest und rein ins Angesicht sehen. Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft."
SACHSENHAUSEN. "Wir warten seit Jahren auf eine Spieloase für den Hof" klagt Stefan Schmitt, Elternbeirat der Kindertagesstätte (KT) 48 in der Fritz-Kissel-Siedlung. Das Gebäude selbst befindet sich nach Aussage der Eltern in einem zufriedenstellenden Zustand; die etwa 40 Jahre alten Spielgeräte im Außenbereich bedürfen hingegen einer dringenden Erneuerung.
Die Einrichtung in der Liegnitzer Straße 1 stammt aus den fünfziger Jahren und liegt inmitten einer Siedlung des sozialen Wohnungsbaus. Bereits 1990 hatten die Eltern beim Schulamt die Renovierung des Hofes beantragt.
Ein Jahr später sagte das Amt der Kindertagesstätte die Montage einer Spieloase zu. Aufgrund fehlender Haushaltsmittel vertröstete das Schulamt den Elternbeirat jedoch um weitere zwölf Monate und kündigte an: "Wir beabsichtigen die Installation Anfang 1992 durchzuführen." Doch den Worten folgten keine Taten - vergeblich wartete die Kindertagesstätte auf die Monteure; nicht einmal eine Er- Fortsetzung auf Seite 3
Geschluckte Gefühle machen aggressiv Initiative "Fechenheimer Kinder" sprach mit Fachleuten über Gewalt und Erziehung
"Im Prinzip braucht der Mensch überhaupt keine Aggression" stellte Kobelt- Neuhaus fest. Dennoch werde er im Alltag häufig mit derartigen Gefühlsausbrüchen konfrontiert. Das beginnt bereits in der Schule. Wenn Lehrer schlechte Noten verteilen, so ist dies nach Meinung der Psychologin bereits eine "legalisierte Aggression". Relativierend ergänzte sie: "Kinder müssen auch Aggressionen erleben, um in dieser Gesellschaft voranzukommen." Diese Art von Angriffsverhalten bezeichnete Kobelt-Neuhaus als "positive Aggression".
Persönlich findet sie Noten in der Schule unangebracht: "Es ist schlecht, alles auf Zahlen zu reduzieren." Vielmehr hält sie eine "abgewogene Beurteilung mit Worten" für sinnvoll. Auch nach Meinung von Gierkes sind nur nackte Ziffern in Zeugnissen pädagogisch unzureichend: "Wenn die Kinder nur noch an Zahlen gemessen werden, entwickeln sich bei ihnen Aggressionen."
"Geschluckte Gefühle", beispielsweise ein schlechtes Gewissen, seien die Vorläufer von aggressiven Handlungsweisen, sagte von Gierke. Kobelt-Neuhaus stimmte dem zu und erklärte grundsätzlich: "Gefühle sind das A und O bei den Aggressionen." Die seelische Erregung stehe vor der Aggression, die sich auf die verschiedenste Art und Weise äußern könne. Jedoch liege bei allen Reaktionen ein schädigendes Verhalten gegenüber anderen vor. Ergänzend meinte die Psychologin: "Es gibt keine gesunde Aggression - es gibt nur einen gesunden Umgang mit ihr." Dazu gehöre, Gefühle zu analysieren und verbalisieren.
In bezug auf den Umgang mit Kindern erklärten die beiden Experten die einseitige Kräfteverteilung zwischen klein und groß zum Hauptproblem: "Die Machtgeschichte zwischen Eltern und Kindern schaukelt Aggressionen hoch", sagte Kobelt-Neuhaus. Die Erziehenden hätten oft eine bestimmte Zielrichtung im Kopf, an die sich die Sprößlinge halten müßten - ob sie wollen oder nicht. Die Psychologin fordert deshalb von den Eltern mehr Kompromißbereitschaft gegenüber ihren Kindern; der Nachwuchs solle bei Entscheidungsprozessen eingreifen können: "Kinder finden meistens die schöneren Lösungen als wir", untermauerte sie ihr Anliegen.
"Die Macht der Großen bekommen die Kleinen oft willkürlich zu spüren", begreift Georg von Gierke Maßnahmen, die Eltern aus reiner Wut ergreifen, als ein "Impuls von Aggression". Von diesen unterscheidet der Sonderschullehrer den sogenannten "Impuls des Schutzes". Im ersten Fall handle es sich ausschließlich um den Zweck der Strafe; in letzterem wolle der Erziehungsberechtigte seinen Sprößling vor Unheil bewahren - von Aggressionen könne keine Rede sein.
Seit 1991 setzt sich die Initiative "Fechenheimer Kinder" für die Belange von Mädchen und Jungen im Stadtteil ein. Erfolge konnte die Gruppe auch schon verzeichnen: Unter anderem wird den Kindern ab September dieses Jahres eine Mittagstischversorgung in der Heinrich- Kraft-Schule zur Verfügung stehen. Zudem stellen die Mitglieder den Heranwachsenden für die Zukunft einen Abenteuerspielplatz in Aussicht.
Auf die Idee einer Veranstaltungsreihe kam die Initiative, "weil es sonst in Fechenheim nichts gibt", erklärte Gabriele Daniel. Das Thema des Abends sei den "Fechenheimer Kindern" aufgrund der zunehmenden Gewalttätigkeit in unserer Umwelt "auf der Seele gelegen". ole
HÖCHST. Beim zweiten Unfall war am Samstag abend Endstation für einen 49 Jahre alten Mann aus Höchst.
Der 49jährige hatte laut Polizeibericht auf der Kreuzung Emmerich-Josef- / Kasinostraße eine Auto gestreift, war aber weiter gefahren, ohne sich um den Schaden zu kümmern. Auf der Kasinostraße endete die Fahrerflucht mit einem zweiten Zusammenstoß. Nach Angaben der Polizei kam der 49jährige mit seinem Opel Omega nach rechts von der Straße ab und rammte einen geparkten BMW. Dieser wurde durch die Wucht des Aufpralls noch auf einen Kadett geschleudert, der an der Ampel wartete.
Die Beamten des 17. Reviers witterten eine Fahne bei dem 49jährigen, der sich bei dem Unfall leicht verletzte. Er mußte eine Blutprobe über sich ergehen lassen und seinen Führerschein abgeben. Der Schaden beider Unfälle beläuft sich auf etwa 27 000 Mark. kkü
Sein Job als Generalsekretär der in Nordrhein-Westfalen nach 25 Jahren Opposition in einem tiefen, dunklen Keller herumkrebsenden CDU verpflichtet Herbert Reul zum Optimismus. Ein Traumtänzer ist er dennoch nicht. Rund 2,6 Millionen Stimmen gegen die SPD zu mobilisieren, das ist, gibt sich Reul realistisch, "viel Holz" und "wahnsinnig schwer" zusammenzuklauben. Aber gemeinsam mit der FDP, den Grünen, den Wählergemeinschaften und hoffentlich vielen politisch ungebundenen Frauen und Männern denkt Reul doch, diese Zahl im Sommer nächsten Jahres zusammenzubekommen, um die SPD in einem Volksbegehren zu zwingen, nach dem Vorbild der süddeutschen Länder - und demnächst auch Hessens - die Bürger- und Oberbürgermeister in den Städten an Rhein und Ruhr in Direktwahl küren zu lassen. Ein Bündnis "Mündige Bürger" (wegen des notwendigerweise kurzen Slogans fallen die Frauen mal wieder hinten runter) könnte, hofft Reul, die SPD daran erinnern, daß es deren verstorbener Ehrenvorsitzende Willy Brandt war, von dem die schon legendäre Behauptung stammt, daß Sozialdemokraten an den Schalthebeln der Macht "mehr Demokratie wagen" als alle anderen Parteien.
Das hatte ursprünglich auch der Düsseldorfer Innenminister Herbert Schnoor gedacht. Als er zu Beginn der Legislaturperiode vor drei Jahren von seinem Regierungschef Johannes Rau den Auftrag erhielt, die überständige Kommunalverfassung zu reformieren, legte Schnoor einen kühnen Entwurf vor. Die in den nordrhein-westfälischen Rathäusern herrschende sogenannte "Doppelspitze", bestehend aus ehrenamtlichem Oberbürgermeister bzw. Oberbürgermeisterin und hauptamtlichem Oberstadtdirektor (hier ist die weibliche Form überflüssig, weil es im ganzen Land keine einzige Oberstadtdirektorin gibt) als dem eigentlichen Chef im Rathaus sollte abgeschafft und durch eine(n) direkt gewählten Oberbürgermeister(in) ersetzt werden. Diese unbestrittene Nummer 1 im Rathaus sollte dann die Stadt nach außen repräsentieren und innen regieren.
Das war von Schnoor schön demokratisch gedacht. Aber bei den eigenen Genossen fuhr er mit diesem Plan krachend gegen die Wand. Die in den meisten Rathäusern herrschende sozialdemokratische Männermehrheit dachte gar nicht daran, aus jeweils zwei lukrativen Posten nur einen machen zu lassen und diesen obendrein vom Votum aller Bürgerinnen und Bürger in einer Stadt abhängig zu machen. Schnoor holte sich im vergangenen Jahr bei seinen Auftritten vor den SPD-Bezirksparteitagen und auf dem abschließenden Landesparteitag eine blutige Nase - auch deshalb, weil Ministerpräsident Johannes Rau für das Reformwerk seines Innenministers nicht kämpfen wollte oder konnte.
Als das Kind im Brunnen lag, lud der Ministerpräsident in der für ihn typischen Manier die Spitzen der im Düsseldorfer Landtag vertretenen Parteien zu vertraulichen Gesprächen in die Staatskanzlei ein, um vielleicht noch einen Kompromiß auszumauscheln, der allen Interessen gerecht würde. Doch diesmal ließ sich die Opposition nicht becircen. Zwar gibt es in Nordrhein-Westfalen auch ein paar Städte, in denen sich eine christdemokratische "Doppelspitze" Ehre und Macht teilt und dies gern weiter tun würde. Aber der Druck der CDU-Basis war in diesem Fall zu groß, als daß die Mandatsträger ernsthaften Widerstand gegen den Plan des für ein Volksbegehren streitenden reformerischen CDU-Generalsekretärs zu leisten wagten.
Als alle, die in der nordrhein-westfälischen CDU etwas zu sagen haben, sich deshalb Mitte Februar in Marienthal zu ihrer üblichen Klausurtagung zu Beginn eines neuen Jahres trafen, um die Strategie der Partei für die nächste Zukunft abzustimmen, konnte Herbert Reul sich mit seinem Verlangen nach einem Volksbegehren glatt durchsetzen. Ein Termin wurde auch schon ins Auge gefaßt. Da selbst die CDU skeptisch ist, ob sie "nur" für ein Volksbegehren 2,6 Millionen Frauen und Männer aus dem Haus lokken kann, soll die Volksbefragung mit der Europawahl im nächsten Frühjahr zusammengelegt werden. Da die nach den bisherigen Erfahrungen ja auch kein Renner ist, würden, so hofft die CDU, zwei Fliegen mit einer Klappe getroffen.
Die Stimmabgabe ist selbstverständlich geheim. Aber wenn Herbert Schnoor sich am Tag danach noch im Spiegel anschauen will, müßte er eigentlich für das Volksbegehren stimmen. Und dann brauchte das Bündnis "Mündige Bürger" nur noch 2 599 999 andere Stimmen.
BORNHEIM. Die Ortsgruppe des VdK (Verein der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner) Bornheim hat derzeit keinen stellvertretenden Vorsitzenden. Klaus Schäfer, der das Amt bisher ausgeübt hatte, ist aus "persönlichen Gründen" zurückgetreten, wie die Erste Vorsitzende, Edith Schön-Aswendt, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau sagte. Einen Nachfolger haben die Aktiven des VdK bislang jedoch noch nicht bestimmt - obwohl die "Nachwahl" auf der Tagesordnung stand.
"Es hat sich niemand bereiterklärt", erklärt Frau Schön-Aswendt. Sie vermutet, daß "es für die meisten einfach zu viel Arbeit ist". Bei den nächsten Treffen will sie aber weiterhin für das Amt werben. Der gesamte Vorstand wird erst im kommenden Jahr neu gewählt.
Das Angebot, das "alle interessierten Bürger" wahrnehmen können, bleibt freilich erhalten: Zweimal im Monat bietet die Vorsitzende mit anderen Vereinsmitgliedern Sprechstunden an. Wer Hilfe bei arbeitsrechtlichen Fragen braucht oder nicht weiß, wie Anträge und Formulare auszufüllen sind, kann jeden zweiten Dienstag im Monat in den Bornheimer Bürgertreff "Alte Post", Saalburgstraße 17, kommen. Von 16.30 bis 18.30 Uhr stehen zwei Vorstandsmitglieder für Fragen zur Verfügung. Die nächste Sprechstunde ist am kommenden Dienstag, 2. März.
Für den ersten Ausflug 1993 gibt's noch Plätze: Am 30. März fährt die Ortsgruppe nach Wiesbaden, um den Landtag zu besichtigen und eine Plenarsitzung anzuhören. Auskunft gibt Edith Schön-Aswendt, Telefonnummer: 49 24 97. Teilnehmen können auch Nicht-Mitglieder. sen
FRANKFURT-OST. Sechs Frauen und zwölf Männer stehen auf der Kandidatenliste der CDU für den Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach). Wolfgang Bodenstedt aus Fechenheim führt die Liste an. Er war bereits in dieser Wahlperiode Mitglied des Ortsbeirats. Den zweiten, dritten und vierten Platz belegen Helga Müller-Wankel (Seckbach), Joachim Horn (Riederwald) und Hannes Zimmermann (Fechenheim), die neu in das Gremium gewählt werden sollen. Mit Paul Bauriedel aus Seckbach (Platz 5) und Uta-Maria Bodenstedt (Platz 10) bewerben sich zwei weitere Ortsbeiräte erneut für einen Sitz im Stadtteilgremium.
Unter den ersten zwölf stehen außerdem Hans Mohr (Riederwald), Christel Ebisch (Fechenheim), Helga Schimander- Puttkammer (Seckbach), Frank Mohr (Riederwald), Gudrun Karkosch und Marianne Friedrich (beide Seckbach). Sie kandidieren zum ersten Mal für den Ortsbeirat 11. gap
FRIEDBERG/ALTENSTADT. Um die Wetterau für die Wirtschaft attraktiver zu machen, so trug es der ehemalige hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP), seinen Parteikollegen während eines Gesprächskreises auf, sollten sie "nach den Kommunalwahlen in die Kultur investieren". Mit dem "sommerlichen Jazzfrühschoppen" sei es nicht getan.
Eine Lanze brach Gerhardt in seinem Beitrag über "Kulturpolitik im ländlichen Raum" für das Altenstädter Apollo-Kino. Wie die FR berichtete, muß die Betreiberin das Kino wegen versiegender Zuschüsse schließen. Würden die kleinen wohnortnahen Kinos verschwinden, so Gerhardt, könnten Jugendliche in ihrer Freizeit kaum an ihren Heimatort gebunden werden.
Der FDP-Politiker sieht Investitionen in Kultur als Kapital für die Zukunft. So ließe sich kaum qualifiziertes Personal an Unternehmensstandorte bringen, an denen kein ausreichendes Kulturangebot gemacht würde.
Die Politiker müssen kulturelle Eigeninitiativen stärker fördern, so Gerhardt. Dabei sei auch zu bedenken, daß kulturelle Einrichtungen erst sehr spät eine Eigendynamik entwickelten. cor
OSTEND. "Enorme Probleme", "Horror", "drastische Schwierigkeiten" und "große Hindernisse" - so faßte die SPD- Stadtverordnete Elke Sautner die derzeitige Frankfurter Wohnsituation in Schlagworten zusammen. Endgültig vorbei seien die Zeiten, in denen man noch von einem geräumigen Zuhause träumen konnte, umgeben von fast verschwenderisch angelegten Grünflächen und dazu noch in der Nähe des eigenen Arbeitsplatzes. Statt dessen seien überall Kompromisse unumgänglich geworden.
Ursprünglich hatte Roland Frischkorn, der Referent von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) mit dem SPD-Ortsverein Ostend über das Thema "Arbeit, Wohnen und Soziales" sprechen sollen. Doch wegen Erkrankung war für ihn kurzfristig Elke Sautner, Mitglied des Ausschusses für Wohnungsbau und Wohnen im Römer, eingesprungen.
So lag zunächst der Schwerpunkt auf dem Thema "Wohnen". Allseits bekannte Probleme und Fragen tauchten auf: hohe Mieten, mangelndes Angebot, sozialer Wohnungsbau, Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und Wohnraumzweckentfremdung.
Elke Sautner versuchte, Antworten zu geben, so gut es ging: "Doch es wäre vermessen zu sagen, daß wir von der Stadt eine grundlegende Lösung parat hätten." Im Ballungsgebiet Frankfurt sei eben ein großer Bedarf vorhanden, der durch die deutsche Wiedervereinigung noch erheblich gestiegen sei. Außerdem könne die Stadt beim Neubau nur die Flächen nutzen, die vorgegeben sind. Und die seien stark begrenzt.
Deshalb liege der Schwerpunkt der Magistratsarbeit darin, möglichst rasch die Vorhaben zur Baureife voranzutreiben. Dennoch sei es ein langer Weg bis zum schlüsselfertigen Wohnhaus. "Es ist ein Horror, was es da allein an Gesetzesvorlagen zu beachten gibt." Elke Sautner betont jedoch, deswegen würden keinesfalls ökologische und soziale Aspekte außer acht gelassen. Man sollte sich schon die Zeit nehmen, Neubaugebiete in die vorhandenen Strukturen zu integrieren und nicht "einfach etwas ins Grüne zu setzen".
Weiter sei es wichtig, den derzeitigen Bestand zu erhalten. Hierbei komme erschwerend hinzu, daß der Bund seine Sanierungszuschüsse kürzlich gestrichen habe. Und auch im Bereich der Sozialwohnungen sehe es nicht rosig aus. Zwar habe die Stadt in den letzten vier Jahren eine runde Milliarde Mark in die Förderung von Wohnungen gesteckt, doch der Bedarf sei damit längst nicht gedeckt. Im Gegenteil: Der Bestand an Sozialwohnungen werde erst einmal abnehmen, räumt Elke Sautner ein.
Heiß her ging es in der Veranstaltung bei speziellen Problemen des Ostends. Die Mitglieder des Ortsvereins waren sich einig, der Stadtteil werde "total von der Stadt vernachlässigt". Seien es nun Kindergärten, der ersehnte Marktplatz als Ortszentrum - ein zentraler Treffpunkt für Bürger ist bislang überhaupt nicht vorhanden - oder die allgemeine Sanierung: Der östliche Stadtteil habe immer das Nachsehen und sei ein absolut "unterversorgtes Gebiet". Die Stadtverordnete versicherte, "wir bleiben an der Sanierung im Ostend dran". Allerdings mahlten die Mühlen der Behörden langsam, und der Bund habe die Mittel gekappt. Daher müsse hier sehr langfristig gedacht werden. So blieb an diesme Abend das einzig konkrete Versprechen der Stadt: "Wir werden Baurecht schaffen, wo es geht." mim
HANNOVER, 21. Februar. Das Erörterungsverfahren für die ersten Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen in Deutschland ist am Wochenende im niedersächsischen Northeim beendet worden. Wenn das Bundesgesundheitsamt erwartungsgemäß im Laufe des März die Genehmigung erteilt, will die Firma Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS) am 1. April auf einem Acker des Klosterguts Wetze bei Northeim mit dem Anbau von Rüben beginnen, die gegen Rizomania (krankhafte Wurzelbärtigkeit) resistent sein sollen. Außerdem will an gleicher Stelle das Berliner Institut für Genbiologische Forschung Kartoffeln testen, die infolge eines eingebauten Gens der Bäckerhefe größere Knollen entwickeln und mehr Stärke hergeben sollen. Der volkswirtschaftliche Nutzen beider Experimente blieb in dem Verfahren bis zuletzt umstritten. Kritiker argumentierten, auf dem deutschen Markt gebe es ohnehin ein Überangebot an Zukkerrüben und Kartoffelstärke, so daß eine künstliche Ertragssteigerung nicht sinnvoll erscheine.
In Bayern, wo in Oberviehhausen auf einem von Rizomania-Erregern befallenen Boden ein Parallelversuch mit Rüben aus dem KWS-Labor stattfinden soll, hatte das Bundesgesundheitsamt als Genehmigungsbehörde das Erörterungsverfahren schon Anfang Februar abgeschlossen, obwohl zahlreiche Einwendungen noch nicht zur Sprache gekommen waren. Die Behörde korrigierte sich inzwischen und setzte einen weiteren Termin für kommenden Donnerstag an.
Die Firma KWS, eines der größten Pflanzenzucht-Unternehmen der Welt, verneinte jedes Risiko, daß durch die bevorstehenden Freilandversuche, die zwei Jahre dauern sollen, die natürliche Entwicklung anderer Lebewesen beeinträchtigt werden könnte.
In den KWS-Labors und -Gewächshäusern laufen bereits Versuche mit anderen Nutzpflanzen. Außerdem bereiten Universitätsinstitute in Hamburg und München Freisetzungen von Speisekartoffeln, die gegen den Erreger von Knollenfäulnis resistent sein sollen, und von Raps- und Mais-Pflanzen vor, die durch Gen-Manipulation gegen ein Unkrautvernichtungsmittel resistent gemacht wurden. Der Erörterungstermin für das Hamburger Experiment soll am 8. März beginnen.
Fußball - kurz gemeldet
Festnahmen in Frankfurt/Oder Fünf Randalierer wurden am Samstag nach Mitteilung der Polizei in Frankfurt/ Oder im Anschluß an das Spiel der Fußball-Amateur-Oberliga zwischen dem Frankfurter FC Viktoria und BSV Brandenburg (1:4) vorläufig festgenommen. Sie hatten in der Frankfurter Altstadt abgestellte Autos und Fensterscheiben in Gebäuden zerstört. 30 Polizeibeamte waren im Einsatz. Heimrecht für Rom gegen Milan Der Häßler-Klub AS Rom hat im Halbfinale des italienischen Fußball-Pokals zuerst Heimrecht gegen Tabellenführer AC Mailand. Der deutsche Nationalspieler und seine Teamkollegen empfangen Milan am 10. März (20.30 Uhr) im Olympiastadion, das Rückspiel findet am 30. März (20.30 Uhr) statt. Im zweiten Halbfinale trifft Juventus Turin mit Andreas Möller und Jürgen Kohler auf den Lokalkonkurrenten AC Turin. Das Hinspiel findet am 9. oder 11. März (20.30 Uhr), das Rückspiel am 31. März (20.30 Uhr) statt. Schauplatz beider Spiele ist das Stadion "Delle Alpi". Geldstrafe für Sevilla-Trainer Umgerechnet rund 13 900 Mark kosten den früheren argentinischen Fußball-Nationaltrainer Carlos Bilardo seine verbalen Entgleisungen am Rande des spanischen Meisterschaftsspiels zwischen dem FC Sevilla und Deportivo La Coruna. Der heutige Coach von Sevilla hatte bei der 0:2-Niederlage am 6. Februar gegen den Tabellenführer lautstark seinen Unmut über eine Gelbe Karte gegen Sevillas argentinischen Star Diego Maradona geäußert. Ex-Weltmeister Maradona war wegen des Vorfalls nachträglich für ein Spiel gesperrt, dann aber zu einer Geldstrafe "begnadigt" worden. Brauweiler im DFB-Finale der Frauen Durch einen 4:1 (0:1)-Erfolg beim VfB Rheine hat Bundesligist Grün Weiß Brauweiler das Endspiel der Frauen im Pokal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 12. Juni im Berliner Olympiastadion erreicht. Das zweite Halbfinale zwischen dem Deutschen Meister TSV Siegen und VfR Eintracht Wolfsburg wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt. Hoeneß: "Bald keine Nationalelf mehr" In etwa zehn Jahren wird es keine Fußball-Nationalmannschaften mehr geben. Diese Meinung vertritt Uli Hoeneß, Manager des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, mit Blick auf die europäische Vereinigung in einem Interview mit dem am Montag erscheinenden kicker-Sportmagazin. Hoeneß: "Vielleicht spielt stattdessen der FC Bayern gegen Ajax Amsterdam." Auch die Ausländerfrage müsse in diesem Zusammenhang neu überdacht werden: "Man kann nicht vom vereinten Europa reden, und in fünf Jahren ist ein Holländer nach unseren Richtlinien immer noch ein Ausländer." Es sei durchaus denkbar, daß in Zukunft "in Schalke zehn Holländer spielen".
ROSBACH. Die Erweiterung der Stadtbuslinie von Rosbach zur S-Bahn-Station Friedrichsdorf hat sich als Erfolg erwiesen, teilt die Stadtverwaltung mit. Allein die beiden zusätzlichen Angebote im Berufsverkehr seit 14. Dezember, jeweils morgens und abends, hätten bis Ende Januar rund 900 Personen genutzt. Somit hätten im Durchschnitt täglich 30 Rosbacher und Rosbacherinnen von dem neuen Angebot profitiert.
Die gute Akzeptanz wird auch auf die Entscheidung zurückgeführt, Bundesbahnfahrkarten auf der gesamten Stadtbuslinie anzuerkennen. Das sei für regelmäßige Bahnbenutzer eine wesentliche Vereinfachung.
Der Stadtbuslinienverkehr soll auch an den seit kurzem vorliegenden Entwurf des neuen Fahrplanes der Bundesbahn für 1993/94 angepaßt werden. de
Gut möglich, daß Sven Kmetsch diesen Tag sein ganzes Leben nicht vergißt. Nicht auszuschließen aber auch, daß er ihn sofort aus seinem Gedächtnis streicht. Gleichwie, dem Freund filigraner Fußballkünste und technisch versierter Kabinettstückchen wird die Partie zwischen Dynamo Dresden und Eintracht Frankfurt am ersten Rückrundenspieltag der Saison 1992/93 allemal in Erinnerung bleiben. Zumindest die eine Szene. Mancher wird sie gar auf ein Video gebannt haben und sich an schlechteren Fußballtagen das Leben damit versüßen.
2:0 führten die Frankfurter im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. Ein beruhigender Vorsprung zehn Minuten vor dem Ende, zwei Tore die Ruhe vermittelten, Sicherheit gaben - und Mut machten. Jedenfalls führte Augustine "Jay-Jay" Okocha in dieser 80. Minute den Ball am rechten Flügel und lief auf Sven Kmetsch zu, der sich ihm, ganz auf Verhinderung weiterer Gegentore bedacht, in den Weg stellte. Unvermittelt blieb auch Okocha stehen und stoppte den Ball mit der Sohle. Dann geschah das Unglaubliche. Unter Zuhilfenahme der linken Schuhspitze und der rechten Ferse schnickte er den Ball hoch in die Luft, über sich und Kmetsch hinweg, umkurvte den völlig verdatterten Dresdner, ließ den Ball "abtropfen" und flankte. Wäre die Kugel einen Meter höher und zwei Meter weiter geflogen, hätte der freistehende Yeboah gar noch ein Tor köpfen können. Doch vielleicht wäre dies zuviel des Guten gewesen. Es blieb bei einem Griff in die Trickkiste, bei einem Kniff, den sicherlich hunderte Spieler beherrschen - im Training, daheim im Garten unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Selbst jene, die seit mehr als 30 Jahren den Fußball hierzulande beobachten, können sich nicht erinnern, derartiges je in einem Pflichtspiel der Ersten Liga gesehen zu haben. Nur der Argentinier Diego Armando Maradona (Weiter auf Seite 22)
Worüber wollen wir eigentlich noch lachen, fragt Stefan Wald allen Ernstes. Dabei klingt er wirklich wie einer, der auf Distanz geht zum eigenen Metier, dem das Imitieren und Vergackeiern von prominenten Stimmen fast schon Gewissensbisse bereitet, weil es insgeheim mit der hohlen, verlogenen Medienwelt, gegen die es anzugehen scheint, verbündet ist.
Walds Antwort ist nicht Realsatire, sondern harte Information: Eindringlich und sich leitmotivisch wiederholend berichtete er im Mousonturm unter anderem, daß die Herstellung eines Autos 400 000 Liter Wasser koste, und daß für jede Mark Entwicklungshilfe drei Mark Zinsen und Profit aus den armen in die reichen Länder zurückflössen. "Das Schiff ist unabänderlich auf Katastrophenkurs, und es spricht nicht für die Intelligenz der Passagiere, daß sie über den dicken Steuermann lachen."
Doch was ist mit dem Kabarettisten, der mit an Bord ist und dieses Lachen herauslockt, indem er den Dicken nachmacht und dessen Sitzfleisch besingt? Das muß er wohl selber sein, jener "Schizofritz", der Titel-Held von Stefan Walds neuem Programm, der aus den zum Zerreißen gespannten Widersprüchen seiner eigenen Existenz den humoristischen Funken schlägt.
Die bloße, sei's auch sehr gekonnte Imitation einer Stimme läuft sich tot, wenn der Imitator ihr keine pointierten, die reale Person treffenden Reden in den Mund legt. An diesem Problem kommt auch Wald nicht immer vorbei, wenn er zum Beispiel Heinz Rühmann Inge Meysel von seinen Computer-Nöten erzählen läßt, oder wenn Blüm und Reich-Ranicki Gesundheitsfragen erörtern, wo so lustige Stichworte wie Brennesselsaft oder Quarkpackung fallen.
Doch Stefan Walds Talente sind vielfältig, sein Repertoire ist groß genug, um der Fülle von zeitgenössischen Verrücktheiten mit einer bunten, nie monoton werdenden Mischung von kabarettistischen Gegenangriffen Paroli zu bieten.
So läßt er nicht nur die Polit-Elite salbabernd aufmarschieren, auch zahllose Stars aus dem Showgeschäft kommen zum Zuge, der Papst steuert salbungsvolle Werbespots bei, und irgendein namenloser Busfahrer schwärmt von seiner sauberen, süßen Kim aus Thailand, wo es ansonsten so viel dreckigen Tourismus gibt.
Wer Kohl-Witze nicht mehr hören mag, findet die verzweifelten Versuche von Hallervorden, Richling, Busse, Schneyder, Rogler, Jonas und, last not least, Thomas Freytag, einen Kanzler-Witz zu machen, vielleicht um so komischer - zärtliche Kollegen-Verspottung als Hommage an die Branche.
Auch die Songs von Stefan Wald haben eine erstaunliche Bandbreite: vom engagierten Chanson bis zum fastnachtshaften Schunkellied unter der vokalen Maske des Heinz Schenk, der die Fröhlichkeit der Armen so ansteckend findet: "Mensch sei immer positiv und lach dich schief." Ja, worüber sollen wir denn noch lachen? Über den Schizofritz zum Beispiel. Die allgemeine Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit hat immerhin den Vorteil, daß wir es können. Trotz alledem. PETER PETERS
HÖCHST. Ohne sichtbare Verletzungen überstand ein anderthalb Jahre alter Junge am Freitag den Sturz aus dem Kinderzimmerfenster, das nach Schätzungen der Polizei rund vier Meter über dem Hof liegt. Vorsorglich blieb der Junge jedoch zur Beobachtung im Krankenhaus.
Nach Angaben der Beamten hatte die Mutter den Jungen zum Spielen ins Kinderzimmer gesetzt, während sie in der Küche nebenan arbeitete. Als sie zwischendurch immer wieder nach dem Kind sah, entdeckte sie es plötzlich auf dem Innenhofpflaster liegend. Der Anderthalbjährige war auf die Fensterbank geklettert, verlor das Gleichgewicht und stürzte durchs offene Fenster in den Hof. Ersten Untersuchungen zufolge fiel der Junge vermutlich auf den Rücken, blieb aber unverletzt. ana
Damals wie heute - die Städte werden zum Narrenhaus Die "fünfte Jahreszeit" hat im Hessenland eine jahrhundertealte Tradition /Auch in Fulda gilt: "De Noarn sin öngerwägs"
Einige Jahrzehnte später sorgte ein anderer Zeitgenosse für Dokumentarisches zur Fastnacht in Fulda. Der Maler und Kupferstecher Hans Brosamer - er lebte zehn Jahre in der Stadt - gab um 1550 sein illustriertes Werk "Narrenschiff" beim Verlag Gülferich in Frankfurt heraus. Auf den mehr als hundert Holzschnitten von Narren hat Brosamer auch so manchen "Fulder" verewigt.
Auch in der Barockzeit wußte vor allem der Fuldaer Fürstabt Adolf von Dalberg die närrischen Tage zu feiern. 1734 wurde im Fürstensaal des Stadtschlosses ein "Fastnachtsspiel" gehalten. Laut Rechnung von Schneider Sauerbier wurden ". . . im großen Saal des Deatro zwey baar große Vorhänge gemacht und aufgehängt". Zu dieser "Hochfürstlichen Hofaktion" lieferte ein Buchdrucker "zehn Buch Fastnachts synobris" (Zinnober, Blödsinn), und der Maler Caspar Schumann mußte darauf das "Wappen von Ihro Hochfürstlichen Gnaden auf das gehaltene Fastnachtsspiel" anfertigen.
Es gibt noch andere Dokumente aus dieser Zeit, die der engagierte Fuldaer Barockexperte Ernst Kramer (83) aus verstaubten Archiven geholt und öffentlich gemacht hat. Im Staatsarchiv zu Münster liegen Briefe eines Studenten an seine Eltern, in denen er um eine finanzielle "Sonderzuteilung" bittet, weil er für das kostspielige Amt eines Fastnachtsprinzen in Fulda auserkoren wurde. Es gibt auch fürstäbtliche Mahnungen, in den "drei Tagen" nicht übermütig zu werden, und der Fuldaer Hofmaler Johann Andreas Herrlein verewigte närrisches Treiben am Hofe in seinem amüsanten Gemälde vom "Harlekin beim Zahnarzt". Damals schien der Dienstag der "Hauptnarrentag" gewesen zu sein, so vermelden es zumindest die "Hof- und Standeskalender".
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts avancierte die "Foaset" auch zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Gewissermaßen "unorganisiert" kam man zu "Bällen mit Darbietungen" zusammen, wo Professoren des Lyzeums ihr Bestes an heiteren Geschichten gaben. Überliefert ist das Jahr 1859, als Handwerksmeister und ihre Töchter den gesamten Olymp darstellten.
Weil es offenbar um die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht zum Besten bestellt und "Gefahr im Verzuge" war, gründete sich am 2. Oktober 1830 die "Fuldaer Bürgergarde". Ihr Auftrag: ". . . alle Straßen der Stadt zu durchziehen und jeden Taugenichts zu arretieren und in gefängliche Haft zu bringen, auch nach 10 Uhr alle in den Wirtshäusern befindlichen Gäste auszutreiben". Nur 20 Jahre lang hatte die Bürgergarde Bestand, sie wurde im September 1850 infolge der Streitereien zwischen der Staatsregierung und den Ständen nach Erklärung des Kriegszustandes aufgelöst.
Etwa 30 Jahre später, um 1880, gaben die Karnevalisten der Bürgergarde neuen Auftrieb, belebten sie wieder mit schikken Uniformen zu friedlichen und fröhlichen Zwecken. Damals galt es als gesellschaftliche Auszeichnung, dieser "neuen" Bürgergarde anzugehören. Sie existiert auch heute noch unter veränderten Vorzeichen: Gemeinsam mit einer später gegründeten Prinzengarde hat sie sich als zuverlässige Repräsentanten in der "Fulder Foaset" etabliert.
Vor genau 113 Jahren gründete sich in Fulda die "Carneval-Gesellschaft". Vom ersten Maskenzug 1880 mit Prinz Heinrich I. (Spenglermeister Kalb) und den "Geselligkeiten" ist wenig überliefert. Den jungen Gründern ging nach zwei "Campagnen" die Luft aus. Nach dem Motto "Wo das Geld fehlt, schweigen Pauken und Trompeten" führte die Gesellschaft "Mitgliedskarten à zwei Mark" ein. Und der Erfolg gab ihr recht. Der inzwischen verstorbene Heimatforscher Ludwig Müller fand für das Jahr 1885 in Archiven Hinweise auf "überfüllte Ballsäle, schöne Masken und einen Festzug mit der Militärkapelle der 97er aus Hanau". Das Entgelt damals für drei närrische Tage: "400 Mark nebst Verpflegung".
Und vor über hundert Jahren gab es auch schon einen Unfall am historischen Paulustor, "wo der große Spinnstubenwagen infolge seiner Breite widerrann und erst nach Abbruch der äußeren Dekoration flottgemacht werden konnte". Auch Büttenredner erfreuten sich damals großer Beliebtheit, wobei es eine spezielle Fulder Eigenart gab, das "Levitenlesen". Abends suchten maskierte Frauen ihre Ehemänner in deren Stammkneipen heim und verlasen zur Gaudi aller Zuhörer "häusliche Sünden und Querelen".
Die "Fulder Foaset" ist ein "uriges" Heimatfest, "bodenständiges, lebendig gebliebenes Brauchtum". Neben der Fuldaer Karneval-Gesellschaft (FKG) sind es vor allem die "Randstaaten", die das närrische Treiben auch im Sinne einer Traditionspflege mittragen. Die "Florengäßner Brunnenzeche", die nach Stadtbezirken benannten "Nordend", "Südend" und "Ostend", die "Wolkenkratzer", "Bronnzeller Schimmelreiter", "Kämmerzeller Mattebittel" oder die amerikanischen Soldaten mit dem eigenen "Westend" - der älteste von ihnen ist der im "Drei-Kaiser- Jahr" 1888 gegründete "Vorstädtische Bürgerverein". Der "Türkenbund", wie er sich auch offiziell nennt, hat jedoch nichts mit Menschen aus der Türkei zu tun. Das im Volksmund als "Türkei" bezeichnete Stadtviertel hat seinen Namen möglicherweise durch die Abwandlung von "Türkämmerei" erhalten: dort wohnte ein "Türkämmerer" (Torwächter) seit dem Mittelalter.
MARTIN ANGELSTEIN
So jemand wie der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hätte es wohl nicht nötig, Deutschland den Indern zu verkaufen, aber genau das habe er getan: So jedenfalls faßt die Zeitung Times of India den fünftägigen Indienbesuch Kohls zusammen, der am heutigen Montag zu Ende geht. Es war ein Besuch, der von hohen, mitunter gar unrealistisch überspitzten Erwartungen der indischen Seite begleitet wurde, der aber auch aus deutscher Sicht keineswegs so uneigennützig war, wie es der Kommentar der angesehenen indischen Zeitung glauben machen könnte. Daß Kohl sich mit zwei Wochen ungewöhnlich lange Zeit für seine Asientour genommen hat - nach Indien folgen noch Singapur, Indonesien, Südkorea und Japan -, zeigt, daß man in Bonn begriffen hat, wie überfällig es ist, in einer der dynamischsten Wachstumsregionen der Erde Flagge zu zeigen. Dabei scheint der Standort Indien geradezu ideal zu sein, den Zugang zu den Märkten Asiens und des Nahen Ostens angesichts einer überwältigenden japanischen Konkurrenz zu verbessern.
So machten die mehrfach wiederholte Erklärung des Bundeskanzlers, er werde sich persönlich für mehr deutsche Investitionen in Indien einsetzen, und die Unterzeichnung von zwei Grundsatzvereinbarungen über Projekte in Milliardenhöhe deutlich, daß die deutsche Wirtschaft nach langem, vorsichtigen Abwarten nun bereit ist, ins Geschäft einzusteigen. Das wurde ganz deutlich auf der am Wochenende zu Ende gegangenen Industriemesse, auf der Deutschland in diesem Jahr Partnerland war. Dort erhielt selbst so ein kleines mittelständisches Unternehmen wie die Firma Herrmann aus Schwerte, die ein billiges, sonnenbetriebenes Pumpsystem zeigte, fünfzig ernstzunehmende Joint-Venture-Angebote.
Die Großprojekte, die unter deutscher Beteiligung nun in Angriff genommen werden sollen, sind zwar - da so etwas lange vorbereitet werden muß - kein Ergebnis des Kanzlerbesuchs, aber sie dürften als deutliches Signal angesehen werden, nachdem in Kohls Anwesenheit die Unterschriften unter die Verträge gesetzt wurden. Es handelt sich einmal um ein kombiniertes Kraftwerk-/Braunkohleabraumprojekt in Tamil Nadu, in das ein deutsches Firmenkonsortium (Siemens, MAN Gutehoffnungshütte, die ostdeutsche Takraf und die Babcock) vorerst 1,4 Milliarden Mark investieren wird. Die indischen Partner sind die großen Industriehäuser Khaitan und Birla. Bei dem zweiten Projekt handelt es sich um ein Gaskraftwerk, das Siemens mit dem größten privaten indischen Industriekonzern, Tata, bauen wird. Das deutsche Investitionsvolumen beträgt dabei vorerst 700 Millionen Mark. Beide Projekte werden insgesamt etwa 5,1 Milliarden Mark kosten und gelten als Wegbereiter für die angestrebte Privatisierung des maroden indischen Energiesektors. Außerdem wurde während des Kohlbesuchs ein Abkommen über weitere 85 Millionen Mark Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau unterzeichnet.
Der Besuch des Kanzlers, der in Indien viel Aufmerksamkeit fand, dürfte die Stellung des stark angeschlagenen indischen Ministerpräsidenten Narasimha Rao wesentlich verbessert haben. Das Blutvergießen nach dem Sturm fanatischer Hindus auf die Moschee in Ayodhya und die Anarchie, die Indiens größte Wirtschaftsmetropole Bombay im Januar zehn Tage lang lahmlegte, machen der indischen Regierung noch immer schwer zu schaffen, scheinen aber der ausländischen Wirtschaft keine allzu großen Sorgen zu bereiten. Auch der englische Premierminister John Major besuchte trotz der Unruhen Indien, um für die Wirtschaft Großbritanniens zu werben. Gegenwärtig geben sich hochrangige französische und italienische Delegationen in New Delhi die Klinke die Hand. Das stützt die Position Narasimha Raos und seines selbst in der eigenen Partei nicht unumstrittenen Wirtschaftsreformers, des Finanzministers Manmohan Singh.
Daß nur ein Gelingen der Wirtschaftsreform, die mehr Arbeit und Einkommen schaffen soll, den unerbittlichen und selbstzerstörerischen Verteilungskampf verhindern kann, ist nicht nur potentiellen Investoren klar, sondern scheint auch der geschockten indischen Elite zunehmend bewußt zu werden. Mit anderen Worten: Es muß Indien jetzt schnell gelingen, die immer noch bestehenden beträchtlichen bürokratischen Investitionshemmnisse abzubauen und die Liberalisierung weiter voranzutreiben. Auch die Spitzenmanager der deutschen Wirtschaft, die den Kanzler begleiteten, haben in dieser Hinsicht kein Blatt vor den Mund genommen. Die Alternative zu wirtschaftlichem Aufschwung ist das Chaos, von dem Indien in den vergangenen unruhigen Wochen einen ersten Vorgeschmack erhielt. Immerhin wird in Indien noch vor der Jahrtausendwende eine Milliarde Menschen leben.
Daß Indien freilich nicht bereit ist, jeden Preis für Märkte und Handel zu zahlen, wurde durch eine kleine Begebenheit am Rande des Kanzler-Besuchs deutlich. Noch ehe Kohl überhaupt darauf zu sprechen kommen konnte, erklärte der indische Staatspräsident Shankar Dayal Sharma, sein Land werde sich nicht zur Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags zwingen lassen. Den Pakt empfindet Neu-Delhi als diskriminierend, weil er Indischer Ansicht zufolge die alten und die neuen Atommächte mit zweierlei Maß messe.
An diesem Punkt tritt wieder einmal die langandauernde Rivalität zwischen Indien und China zutage. Aber es wird auch Neu Delhis Mißtrauen gegenüber der neuen Atommacht Pakistan deutlich, zumal die Beziehungen zu dem Nachbarland, mit dem Indien drei Kriege geführt hat, auf einem neuen absoluten Tiefstand angekommen sind.
Gerade deshalb aber wird Südasien im Westen als Konfliktherd ersten Ranges betrachtet und auch die unverhältnismäßigen Rüstungsanstrengungen der beiden verarmten Länder werden mit großer Sorge verfolgt. Helmut Kohl hatte denn auch alle Mühe, den pikierten Indern zu erklären, selbstverständlich werde Bonn keinen wirtschaftlichen Druck auf den Subkontinent ausüben.
Obwohl im vergangenen Jahr zehnmal mehr Auslandsinvestitionen nach China geflossen sind als nach Indien, und dieser Trend auch in diesem Jahr anhalten dürfte, sieht die deutsche Wirtschaft auf lange Sicht viel ernstzunehmendes Potential in Indien. Einmal, weil es dort eine größere kaufkräftige Mittelschicht als in China gibt, zum anderen, weil es als Produktionsstandort interessant ist. Mit in Indien billiger als in Deutschland hergestellten Produkten will die deutsche Wirtschaft Märkte zurückgewinnen, die an die Japaner verloren gegangen sind. "Man darf nicht nur wegen der niedrigeren Lohnkosten ins Ausland gehen, sondern man muß auch Wertschöpfung in die Dritte Welt verlegen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Siemens, Heinrich von Pierer. Deutschland, das ein Handelsbilanzdefizit von 36 Milliarden Mark mit Asien hat, könnte durch die indische Tür wieder einiges ausgleichen.
Kaum, daß er Zeit fand, die Fragen zu beantworten. Björn Dählie goß seinen Plastikbecher voll mit einem Elektrolytgetränk aus einer großen Wärmekanne, setzte ihn an den Mund und trank ihn in einem Zug leer. Ein ums andere Mal goß er nach und trank, solange die Sieger- Pressekonferenz dauerte. Trinkpausen nutzte er, um kleine Bananenstückchen zu kauen. Der 30-Kilometer-Langlauf, den der Norweger eine halbe Stunde vorher gegen seinen Landsmann Vegard Ulvang bei zehn Minusgraden gewann, hatte alle Energievorräte aufgebraucht. Zum ersten Mal hat der 25jährige Dählie ein großes klassisches Rennen gegen seine sportliche Leitfigur Ulvang gewonnen. Zwischen zwei Bechern bekannte Dählie, daß er "sehr, sehr müde" gewesen sei auf den letzten Kilometern, zudem habe sich immer wieder der Gedanke in den Kopf gedrängt, daß auch ein relativ deutlicher 20- Sekunden-Vorsprung für Ulvang im klassischen Stil kein Hindernis gewesen sei auf dem Weg zum Sieg.
Grinsend hört der danebensitzende Ulvang den Worten des neuen Weltmeisters zu. Keine Spur vom Frust eines Favoriten, der in seiner bevorzugten Disziplin geschlagen wird. Auf der anderen Seite des Weltmeisters grinst Wladimir Smirnow genauso belustigt vor sich hin. Obwohl der eigentlich einen gewissen Anlaß hat, traurig zu sein. Schließlich hat ihn Ulvang auf den letzten Metern noch die fast schon sichere Silbermedaille vermasselt. 0,3 Sekunden, ein paar Zentimeter, war der Norweger schneller im Ziel.
Als bester Deutscher kam nach 30 km Jochen Behle als neunter ins Ziel. Ganze vier Zehntelsekunden trennten Behle vom achten rang und damit von einem Stammplatz in der sogenannten Kernmannschaft für die Olympischen Spiele 1994.
Keiner der drei Medaillengewinner in der ersten Langlauf-Disziplin braucht anzumerken, daß sie außer Gegnern in der Loipe auch ganz gute Kumpels sind. Ulvang und Dählie trainieren als Teamkollegen nicht nur einen guten Teil der notwendigen 10 000 bis 12 000 Kilometer im Jahr gemeinsam - der vier Jahre ältere Ulvang hat Dählie zum Beispiel vor zwei Jahren im Val di Fiemme als eine Art persönlicher Betreuer an der Strecke zu seinem ersten Titel im 15-Kilometer-Freistilrennen getrieben.
Und Smirnow, der aus dem kasachischen Sudschensk stammt und als Einzelkämpfer für die neue Republik Kasachstan startet, hätte ohne Mithilfe seiner skandinavischen Freunde vermutlich fast keine Chance mehr auf solch einen Spitzenplatz. Sein Hauptsponsor ist aber der schwedische Loipen-Konkurrent Torgny Mogren, der ein Finanzierungsbüro für Geschäfte aller Art besitzt. Daß Chef Mogren vor heimischem Publikum am Samstag als 14. elf Plätze hinter seinem Angestellten Smirnow ins Ziel einkam, hat den vermutlich nicht nur gefreut.
Ulvang hat am Samstag mit seinem zweiten Platz mehr Grund zur Freude gehabt. Im Sommer ist er mit Smirnow zwei Wochen lang durch unbesiedelte Gegenden Sibiriens gepaddelt. Bei dieser Art Überlebenstraining hat der Kasache vom erfahrenen Abenteurer Ulvang, der sich seine langläuferischen Qualitäten auch bei Expeditionen quer durch Grönland oder Touren auf die fünf höchsten Gipfel der fünf Kontinente holt, auch eine Menge gelernt.
Ulvang wie der passionierte Fischer Dählie holen sich einen Teil ihrer Kraft aus dem Leben in der Natur. Zwischen dem schweren 30-Kilometer-Lauf und dem Zehner wird die Erholungsfähigkeit ausschlaggebend sein über den Sieg. Und das Zuführen von Energie. Weltmeister Dählie hat deshalb sein Programm für die zwei freien Tage so festgelegt: "Ich esse und trinke und schlafe soviel wie möglich, um Montag wieder fit zu sein."
ULRIKE SPITZ
Niemals, erklärt die junge Frau im Brustton der Überzeugung, niemals werde sie sich mit ihren Haaren in die Hände eines Friseurs begeben. Allein die giftigen Chemikalien, die er bräuchte, um diesen Rotton hinzukriegen. Und dann wäre sie in puncto Schnitt dem Geschmack eines Wildfremden ausgeliefert - "Plötzlich ist das Wichtigste ab!" Weiß der Teufel, was dem alles einfällt.
Auch der Lebensgefährte - in Berlin sagt man gern: der Bekannte - der jungen Frau war Ewigkeiten nicht mehr beim Friseur. Während die Freundin Henna als Färbemittel entdeckt hat und das im allgemeinen frei fließende Haar zuweilen zu Pferdeschwänzen rafft oder zum Knoten bündelt, kultiviert er streng eine unansehnliche Formlosigkeit: Einmal im Monat fährt er mit der Schneidemaschine ziellos über seinen Schädel, und was ab ist, ist ab, was dran bleibt, bleibt dran.
Strenge Formlosigkeit bestimmt auch die Kleidung. Während seine Bekannte schwarze Rollkragenpullover, das klassische Existentialisten-Outfit der fünfziger Jahre, und Jeans bevorzugt, trägt er eine Art Blouson aus hellgrünem Cordsamt, darunter ein weißes Hemd mit feinen Karos, und ebenfalls Jeans. Sie gelten den beiden als eine Art natürlicher Beinkleidung. Das Hemd und das Blouson könnten aus einem der Rotkreuzsäcke gemopst sein, die, wenn Kleidersammlungen angekündigt sind, morgens in den Hauseingängen warten.
Weil seine überirdische Scheußlichkeit - die schrägen Taschen sind mit grünem Kunstleder paspeliert - das gute Stück für einen kurzen Augenblick in eine rare Antiquität verwandelt, zögere ich. Ob der junge Mann einem avancierten Kader angehört, dessen Kleiderregeln überraschenderweise denen des kleinbürgerlichen Rentners folgen? (Denn sie tragen noch in Mallorca solche hübsche Joppen.) Aber nein; der junge Mann kann mir seine Klamotten wie seine Freundin ihr Haar erklären: Niemals würde er Rat- oder auch nur Vorschläge zu Bekleidungsfragen von irgendeiner Instanz annehmen. Er hat heute morgen angelegt, was ihm als erstes aus seinem Kleiderschrank in die Hände fiel, ohne Überlegung. Das ist die Freiheit.
Wir befinden uns im Osten, in der Zone oder dem Beitrittsgebiet, in der ehemaligen DDR. Die beiden beschriebenen Menschen rechnen zur Intelligentsia, und wir entdecken leicht das Grundprinzip, dem ihr Outfit folgen soll. Selbstbestimmung. Die Gestaltung meines Erscheinungsbildes soll in keinem einzigen Punkt den Wünschen der anderen folgen. "Ich bin nicht auf dieser Welt, um euren Erwartungen zu entsprechen." Alles andere wäre Entfremdung.
Das kennen wir aus dem Westen, nicht wahr? Das Prinzip der restlosen Selbstbestimmung, des Kampfes gegen jedwede Form von Entfremdung, beherrschte die Jungintelligentsia zwischen 1960 und 1970. Blue jeans, Norwegerpullover, Henna, eine frei wachsende Haarpracht - darum tobten damals ungeheuerliche Kämpfe, die wir letzten Endes, was die Auflockerung nicht nur der Kleiderordnung angeht, gewonnen haben, was, wie die Kulturhistoriker einst schreiben werden, zur Liberalisierung und Zivilisierung des Lebens in Westdeutschland wesentlich beigetragen habe.
Kein Wunder, daß der Osten, endlich vom preußisch-sozialistischen Reglement aller Lebensäußerungen befreit, in dieser Hinsicht Nachholbedarf anmeldet, möchte man denken. Freilich führt dieser Gedanke geradewegs in die Irre. Die junge Frau mit dem naturbelassenen Haar, der junge Mann mit der Joppe aus Cord, ich habe sie schon zu Lebzeiten der DDR gekannt, und da sahen sie ganz genau so aus - wie man auch an anderen gesellschaftlichen Gruppierungen leicht beobachten kann, daß das Ende des Sozialismus viele Sitten und Gebräuche des Ostens kaum berührt hat.
Um aber unter uns zu bleiben: Das ostdeutsche Prinzip der Selbstbestimmung, demzufolge man sich möglichst nach Grundsätzen der (eigenen) Natur kleiden und Künstlichkeit, wo es nur geht, vermeiden soll, erinnert an unsere eigene Vergangenheit. Auch wir standen ja in den sechziger Jahren auf seiten der Natur und lehnten Künstlichkeit ab; daraus hat sich unterdessen eine blühende Subkultur samt Wirtschaftszweig, nämlich die Fraktion der Müslis, entwickelt - aber das ist hier nicht mein Thema.
Mit der 2:4-Niederlage beim Tabellen-Vorletzten FSV Oestrich/Winkel hat sich der FC Sportfr. Schwalbach wohl endgültig aus dem Meisterschaftsrennen der Bezirksoberliga Wiesbaden verabschiedet. Im Kampf gegen den Abstieg Boden gutgemacht hat der FC Eschborn mit dem 3:2 gegen SG Hausen/Fussingen.
FSV Oestrich/Winkel - FC Schwalbach 4:2 (3:2). Entscheidend war, daß Tade Condic nie den fixen Winkeler Stürmer Pala in den Griff bekam, der drei der vier Tore allein schoß. Das erste bereits in der ersten Minute. Dem jedoch setzte Dino Majuri das 1:1 entgegen und auch das 1:2 von Ernst vermochten die Gäste durch Bruna Banic noch ausgleichen. Das 3:2 zurPause leitete die Schwalbacher Niederlage ein.
FC Eschborn - SG Hausen/Fussingen 3:2 (2:2). Stefan Haida wurde in der 59. Minute nach einem groben Foulspiel in die Kabine geschickt. Durch ein Elfmetertor von Hendryk Pietruschka elf Minuten vor Spielende schafften es die Eschborner dann aber doch noch den Sieg. In der 16. Minute waren sie durch Erno Neumann in Führung gegangen, um dann aber durch Jörg Guckelsberger (Elfmeter) das 1:1 und durch Schmidt das 1:2 hinnehmen zu müssen. Das 2:2 von Oliver Süss schließlich (40.) gab der Mannschaft wieder neuen Mut.
Spvgg. Hochheim - SV Walsdorf 5:0 (2:0). Die Gäste hatten nicht die Spur einer Chance. Dafür verstanden sich auf der Hausherren-Seite Edgar Krämer und Dominik Szewczyk um so besser. Krämer traf zum 2:0 einmal, Szewczyk zum 1:0, 3:0 und 5:0 gar dreimal. Noch in die Torschützenliste trug sich Piszcolek ein.
TSG Wörsdorf - SG 01 Höchst 2 4:0 (1:0). Bis kurz vor Seitenwechsel hielt die stark ersatzgeschwächte Landesliga-Reserve der SG 01 Höchst dem amtierenden Wörsdorfer Tabellenführer stand, ehe durch Thomas März das 0:1 fiel. Nach der Pause waren die Höchster ganz abgeschrieben, die es vornehmlich ihrem Keeper Norbert Lorz und Libero Karl-Heinz Heß zu verdanken hatten, daß die 0:4-Niederlage nicht noch höher ausfiel. Sie zu verdanken war sie Lars Hünerbein, Frank März und einem Eigentor von Lars Ludin.
SV Hattersheim - SG Hünstetten 1:1 (0:0). Mit großer Kampfmoral bäumte sich der SV Hattersheim endlich einmal gegen das drohende Abstiegsgespenst auf und trotzte dem erklärten Hünstetter Favoriten beim 1:1 einen Punkt ab. Schwarz ließ einen von Janic an Enders verwirkten Elfmeter aus, Alvarez scheiterte aussichtsreich an Hünstettens Keeper Friedrich. Das 1:0 mit Flugkopfball von Antinac (53.) erzielt, glich in der 63. Minute Finger mit einem Freistoßtor aus. ll
Der exjugoslawische Kriegsschauplatz bleibt voller Widersprüche. Satish Nambiar, der Oberkommandierende der UN- Friedenstruppen für Kroatien und Bosnien-Herzegowina, zu denen jüngst noch in Mazedonien stationierte Einheiten hinzukamen, beurteilt die Lage als bei weitem schlechter als vor einem Jahr zu Beginn der Blauhelmaktion.
Verwirrend in ihrer Unterschiedlichkeit sind auch die Urteile der beiden Führer der wichtigsten Kriegsparteien in Bosnien am Vorabend der erwarteten Wiederaufnahme der Verhandlungen in New York. Radovan Karadzic, der Führer der bosnischen Serben, sieht das Kriegsende bereits in Sicht. Alija Izetbegovic, sein muslimischer Gegenpart, der soeben eine einseitige Waffenruhe für seine Truppen angeordnet hat, meint hingegen, der Krieg werde noch mindestens zehn Jahre dauern.
Keine Termine nannte der türkische Staatspräsident Turgut Özal, der soeben in der kroatischen Hauptstadt Zagreb seine diplomatische Tour der "Einkreisung Serbiens" beendete. Zuvor hatte er in Bulgarien, Mazedonien und Albanien im Stil eines Großmachtpolitikers wirtschaftliche und militärische Hilfe angeboten. Kein Wunder, wenn in Belgrad und Athen darin der Ansatz zur Herstellung neuer politischer und militärischer Allianzen auf dem Balkan gesehen wird. Das weckt verschüttete Ängste vor dem Wiedererstehen osmanischer Vorherrschaftsbestrebungen samt emotionalen antitürkischen Animositäten.
Özal seinerseits ortet die aktuelle Gefahr des Übergreifens des Krieges auf den muslimisch besiedelten serbischen Sandzak und Kosovo. Bei einigen solcher Lagebeurteilungen drängt sich der Eindruck auf, manche Politiker redeten eben das herbei, was sie angeblich verhindern möchten: Die Internationalisierung des exjugoslawischen Bürgerkrieges zum globalen Balkankrieg. yr
Zwei Nachholspiele sorgten am Wochenende dafür, daß die Tabelle der Landesliga Süd begradigt wurde. Alle Spiele der Vorrunde sind jetzt ausgetragen.
SV Bernbach - SG Riedrode 2:1 (0:0). Die Bernbacher hatten Schwierigkeiten beim Start in das neue Jahr. Bereits in der ersten Halbzeit hätten die Gastgeber in Führung gehen können, die beste Chance (neben einigen anderen) hatte Albert Repp. Doch der konnte erstmalig in einem Punktspiel einen Elfmeter nicht unterbringen und traf nur den Innenpfosten. Je länger die Partie dauerte, desto schlechter sah es für Bernbach aus. Riedrode tat zwar nicht viel für die Offensive, verteidigte jedoch geschickt und brachte die Gastgeber ein ums andere Mal in Verlegenheit. Schließlich gelang den Gästen in der 70. Minute gar die Führung durch einen Treffer von Deckenbach. Ein Ruck ging durch die Bernbacher und die Partie wurde noch aus dem Feuer gerissen. Für den Ausgleich sorgte Bangert nach einem Freistoß von Borchers; kurz vor Schluß erzielte Lachmann mit einem Kopfball das entscheidende Tor.
Viktoria Griesheim - Spvgg. Dietesheim 4:2 (1:1). In dieser kampfbetonten Begegnung gingen beide Mannschaften ordentlich zur Sache und suchten mit aller Kraft den Erfolg. Schon nach sechs Minuten ging Griesheim durch Pfeiffer in Führung, nur eine Minute später besorgte Wagner den Ausgleich. Griesheim hatte mehr und bessere Torchancen als die Gäste, kam aber zunächst zu keinem weiteren Erfolg. Im zweiten Spielabschnitt war Griesheim durch eine Zeitstrafe in Unterzahl, als Dietesheim durch Dymaschweski in Führung ging. Die Wende zugunsten der Gastgeber kam nach einem Foul an Diehl. Den Elfmeter schoß Bierhals sicher zum 2:2 ein. Eine Minute darauf ging Griesheim durch ein Tor von Rettig wieder in Führung, den Schlußpunkt setzte Holzbach mit dem 4:2 kurz vor Spielende. -oli-
"Ein Junge als Objekt staatlicher Gewalt" Proteste gegen die Ausweisung von Mehmet Sener Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer DREIEICH. "Nein", sagt der Junge und schüttelt den Kopf, "nach Feiern ist mir nicht zumute." Am vorigen Samstag waren genau fünf Jahre vergangen, seit Mehmet Sener am 20. Februar 1988 sein Heimatdorf in Anatolien verlassen hatte und von der Familie seines Patenonkels in Sprendlingen aufgenommen wurde. Was ihn an diesem Jahrestag bedrückt, ist nicht Sehnsucht nach seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern, sondern Ungewißheit. Denn nur noch der Petitionsausschuß des hessischen Landtages kann verhindern, daß der 15jährige vom Kreis Offenbach ausgewiesen wird und in seine türkische Heimat zurückkehren muß. Der Kreis beruft sich in seiner Entscheidung auf das Ausländergesetz, nach dem Kinder unter 16 Jahren lediglich ihren leiblichen Eltern nachfolgen dürfen. Auch das zweite Kriterium - "Härtefall" - erfüllt Mehmet Sener in den Augen von Mathias Graf von der Ausländerbehörde nicht. Den Jungen erwarte in der Türkei zwar eine "erschwerte Situation", räumt er ein: "Aber das soll ja allenthalben vorkommen." Mehr noch: "Es hätte kein Hahn danach gekräht, wenn er nicht Widerspruch gegen die Ausweisung erhoben hätte. Erst dadurch bekam die Sache so ein Gewicht."
Damit meint Graf nicht nur die Verhandlungen bei drei verschiedenen Gerichten und die Petition, sondern auch einen schriftlichen Hilferuf des Ausländerkomitees Egelsbach an die Öffentlichkeit, eine Unterschriftensammlung in der Dreieicher Heinrich-Heine-Schule, die der Junge derzeit besucht, und das Engagement der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen in Wiesbaden.
Wie Mehmet Seners Schicksal in den Akten der Stadt Dreieich und des Kreises "verewigt" wurde, wer dabei wann Fehler beging, ob vor allem Verständigungsprobleme die Ursache für falsche Eintragungen waren oder Beamte schlicht geschludert haben - all das scheint kaum noch aufzuklären zu sein. Fest steht, daß Mehmet seine Familie 1988 im Alter von zehn Jahren verließ, weil sein Vater 1983 nach einem schweren Unfall arbeitsunfähig geworden war. Die Mutter konnte ihre drei Kinder dadurch trotz finanzieller Hilfe von den Seners in Dreieich nur noch mit viel Mühe ernähren.
Am 29. Februar 1988, kurz nach der Ankunft des jungen Türken, stellten Beschäftigte im Sprendlinger Rathaus Mehmets Meldebescheinigung aus. Unklar ist, warum darin Ismet und Sidika Sener nicht als Onkel und Tante, sondern als Eltern verzeichnet wurden. Auch Thomas Müller, Leiter des Ordnungsamtes, konnte dies auf Anfrage der FR nicht beantworten. Ismet Sener erzählt, dem Kreis bereits Mitte 1988 eine Vollmacht der Eltern vorgelegt zu haben. Damit wären die tatsächlichen Verwandschaftsverhältnisse klar erkennbar gewesen. Doch laut Mathias Graf wurde seine Behörde erst im Mai 1990 von der Stadt Dreieich darauf aufmerksam gemacht, daß Ismet Sener nicht der Vater ist.
Seitdem steht für Graf fest, daß Mehmet keine Chance hat, auf Dauer in Deutschland zu bleiben. Doch erst im November 1991, eineinhalb Jahre später, ordnete er die Ausweisung an. Ursache für die Verzögerung: Mehmets Eltern sollten schriftlich bestätigen, daß der Onkel alle rechtlichen Angelegenheiten für ihn erledigen dürfe.
Doch die Hoffnung des Jungen während der langen Wartezeit war von vornherein vergebens. Denn: "Diese Erklärung", so Graf, "hatte keinen Einfluß auf die Entscheidung. Der Onkel ist nun mal nicht der Vater." Damit habe er sich lediglich absichern wollen, um den Ausweisungsbescheid nicht auf eine lange Reise nach Anatolien schicken zu müssen, sondern ihn direkt den Seners in Sprendlingen übergeben zu können.
Seitdem haben sich mehrere Gerichte mit dem Fall befaßt; eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Um das Urteil nicht von der Türkei aus abwarten zu müssen, rief Mehmet Sener den Petitionsausschuß in Wiesbaden an.
"Ein unschuldiger Junge wird hier zum bloßen Objekt staatlicher Gewalt", sagt Teyfik Özcan vom Egelsbacher Ausländerkomitee: "Die Ausländerbehörden im Kreis Offenbach und dem Main-Taunus- Kreis sind in ganz Hessen berüchtigt für solche Entscheidungen." Wenn die Behörden nicht sachgemäß gehandelt hätten, dürfe das nicht auf Kosten eines Heranwachsenden gehen und dessen Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig stören.
Wenn Mehmet zurück in die Türkei müsse, könne er keine Schule mehr besuchen und würde in dem ländlichen Gebiet vermutlich nur sehr schwer Arbeit finden. Der Junge habe in den vergangenen fünf Jahren mittlerweile nicht nur in der Schule Fuß gefaßt und Freunde gefunden: "Er hat die Familie des Onkels als seine eigene angenommen, eine zweite Mutter und neue Geschwister gefunden. Das darf ihm niemand wegnehmen."
ERLENSEE. Nachwehen zeitigte die Diskussion um die Demonstration gegen ein Konzert rechtsradikaler Gruppen in "Conny's Hard 'n' Heavy Palace" Ende vergangenne Jahres in der jüngsten Parlamentssitzung der Erlenseer Gemeindevertreter. Da nämlich gab Bürgermeister Manfred Heller für den Gemeindevorstand eine Ehrenerklärung ab, mit der er Vorwürfe des örtlichen Arbeitskreises Asyl, wonach die Parteivertreter "ein beschämendes Bild" abgegeben hätten, zurückweist.
Heller nannte diese Formulierung verletzend, intolerant und unberechtigt. Die Angehörigen des Parlaments hätten in ihrer großen Mehrheit die vorgesehene Kundgebung unterstützt, beteuerte der Bürgermeister.
Bedenken seien nur auf den Termin bezogen geäußert worden "wegen möglicher Zusammenstöße extrem radikaler Gruppierungen und Ausschreitungen, erläuterte Heller weiter. Bei solchen gewalttätigen Auseinandersetzungen hätte erfahrungsgemäß die Sicherheit nicht ausreichend und in jeder Hinsicht gewährleistet werden können."
Weiter sagte Bürgermeister Heller an diesem Sitzungsabend: "Die Gemeindevertreter, die sich gegen den Zeitpunkt der Kundgebung ausgesprochen haben, haben dies wohlüberlegt getan, also in keiner Weise oberflächlich. Wenn man auch nicht die Auffassung dieser Gemeindevertreter teilt, so muß man dennoch deren Entscheidung als wohlbegründet akzeptieren und nicht intolerant verzerren." hein
Kulturspiegel · Kulturspiegel
DREIEICH. Aus dem spanischen Märchen Das Honigdorf von Ulises Wensell liest am Mittwoch, 24. Februar, Ursula Stryk im Treffpunkt "Bücherei für kleine Leute", Fichtestraße 50, in Sprendlingen. In dem Märchen für Kinder von fünf Jahren an geht es um den geheimnisvollen Tragabald, der einer Großmutter und ihren drei Enkelinnen den ganzen Honigvorrat im Keller wegfrißt. Beginn ist um 15 Uhr.
Beim Heringsball am Mittwoch, 24. Februar, im Bürgerhaus Sprendlingen wird Jazz von drei Formationen geboten: Es spielen die Barrelhouse Jazzband, die "Tailgate Jazzband" und das "Flip Gehring Trio". Beginn ist um 20 Uhr.
Karl Hoffmann führt die Regie beim Theaterstück für Kinder "Die Prinzessin auf der Erbse", das am Samstag, 27. Februar, im Bürgerhaus Sprendlingen aufgeführt wird. Die Bühnenfassung des klassischen Märchens von Hans Christian Andersen, gedacht für Kinder von fünf Jahren an, wird um 15 Uhr zu sehen sein.
Jede Menge bekannte Songs erklingen in dem Musical "Annie get your gun" von Irving Berlin, das am Sonntag, 28. Februar, im Bürgerhaus Sprendlingen zu sehen und zu hören sein wird. Annie ist zwar nicht sehr gebildet, aber schießen kann sie gut. Der Aufforderung, in Buffalo Bills Wildwest-Show aufzutreten, kommt sie jedoch nur nach, weil sie sich in den Star der Show, Frank Butler, verliebt hat. Doch bei ihm hat sie wenig Chancen: Zum einen entspricht das resolute Mädchen absolut nicht seinen Idealvorstellungen von einer sanftmütigen Frau, zum anderen verletzt sie, weil sie besser schießen kann als er, seinen Stolz.
Das Gastspiel der New Yorker "American Musical Company" fängt um 20 Uhr an.
LANGEN. Horst Janson und Christiane Krüger spielen mit in dem psychologischen Thriller von J. J. Crisp, "Ein Sommerabend im Wintergarten", der am Freitag, 26. Februar, in der Langener Stadthalle aufgeführt wird. Die Idylle des Londoner "Upper- Class"-Ehepaars Sally und Mark Driscoll wird eines Tages heftig gestört, als das Paar eine lästige Partybekanntschaft, den linkischen John (Horst Janson), nicht mehr los wird. Er stellt den beiden unangenehme Fragen. Beginn ist um 20 Uhr.
NEU-ISENBURG. "Wir sind der Pichelsteiner Eintopf!" heißt das Kabarettprogramm, mit dem am Freitag und Samstag, 26. und 27. Februar, im Neu-Isenburger Kellertheater die "Spott-Lichter" zu sehen sind. Beginn ist an beiden Abenden um 20 Uhr im "Haus zum Löwen".
Werke von Brahms, Schumann und Wolf singt am Sonntag, 28. Februar, der Bariton Gerhard Steinkamp im Rahmen eines Liederabends. Das Konzert findet im Haus zum Löwen, Frankfurter Straße/Ecke Löwengasse, statt. Beginn ist um 19 Uhr.
Das Hamburger Fabula-Theater bringt am Montag und Dienstag, 1. und 2. März, Theater für Kinder nach Neu-Isenburg. Das Stück "Superpaul" ist im Rahmen des städtischen Kinder-Theater-Abos Forum 1A am Montag, im Abo Forum 1B am Dienstag im Großen Saal der Hugenottenhalle zu sehen. Die Aufführungen beginnen jeweils um 15 Uhr. fra
Daß man sich an die Natur halten muß in Fragen der Ästhetik wie der Moral, rechnet zum Erbe der Aufklärung. Sie richtet sich gegen die alten Mächte und ihre artifiziellen Absonderlichkeiten, das gezierte Betragen, eine Kleidung, die freie Bewegung behindert etc. Wir erkennen den Kampf des Bürgertums gegen den Adel. Friedrich Schiller verabscheut Perücke und Haarpuder und reckt unbeugsam den Hals aus dem bekannten Schillerkragen. Wenn wir in den sechziger Jahren zur Natur den Beatles-Kopf, die Blue jeans und den Pullover erklärten, wird daran deutlich, daß "Natur" kein Reservoir ein für allemal positiver Inhalte ist, sondern der positive Pol eines Schemas, das Inhalte erst positiv oder negativ auszeichnen soll. So wird zu den Monumenten der irgendwie "natürlichen" Architektur, mit denen in den siebziger Jahren die Hippies abgelegene Landstriche der Vereinigten Staaten bebauten, auch ein kunstvoll aus nichts anderem als den Dächern von Schrottautos zusammengeschweißter Traumpalast gezählt, ein Gebilde also, das man eigentlich auf dem Negativpol des Schemas, unter "Kunst, Künstlichkeit", verbuchen möchte. Eigentlich wollte ich hier, in Analogie zu dem amerikanischen Auto- Haus, junge Menschen in einem abgelegenen Tal des Erzgebirges - nahe dem Städtchen Zwönitz - ein ebensolches aus ausgeschlachteten Trabi-Karosserien aufbauen lassen, wo man dann in der "Großen Mittelhalle des Volkes" allabendlich aus den Schriften des Öko-Apokalyptikers Rudolf Bahro rezitieren könnte - aber dann erschien mir diese Erfindung allzu albern.
Ein Ostberliner Intelligenzblatt, das immer an der gleichen Stelle ein Foto veröffentlicht, das die Zeichen der Zeit deuten soll, schreibt zum Bild aus einer Diskothek folgendes: "Tanz auf dem Vulkan. Einmal alles vergessen. Ein Ritual massenhafter Einsamkeit. In der Ekstase des Techno suchen viele Jugendliche die Formel. Symbole ersetzen die Wirklichkeit, Trance die harte Realität des Alltags." Während ein bürgerlicher Altkonservativer die Disko als Ort des Triebausbruchs, mithin der Natur, ablehnen würde, greift diese Fraktion auf Charles Baudelaires Formel der künstlichen Paradiese zurück, um die Unnatur der Veranstaltung zu denunzieren.
Hier finden wir am Negativpol "Kunst, Künstlichkeit" zugleich "den Westen" - so sehen es auch meine beiden Hauptdarsteller, denen natürlich das exzessive Frisieren der Haare sowie die Herrenmode als Operationen des westlichen Kapitalismus und Manifestationen des durch diesen stimulierten Konsumrausches erscheinen. Mit dem folgenden werden sie alles andere als einverstanden sein. Aber wir kommen nicht umhin, den Nationalismus und Ausländerhaß, dem Jungmenschen im Osten immer noch zahlreicher als im Westen durch Brandanschläge Ausdruck verleihen, in unserem Schema Positivpol "Natur" anzusiedeln. Denn das soll uns ja als Deutsche miteinander verbinden, das Blut, das Schicksal, Deutscher zu sein, während Humanismus und Universalismus (alle Menschen werden Brüder) den Nationalisten als künstlicher Zwang, als konstruierte Gemeinschaftlichkeit vorkommen. Im Westen rangiert der Universalismus anhaltend vor dem Nationalismus. Der Jungnationalist bringt also den Osten als "Natur" im Unterschied zur Künstlichkeit des Westens ins Spiel. - Der Humanismus war aber zugleich eines der Prunkstücke der DDR- Offizialkultur, und wir können unser Schema für den Jungnationalisten auch auf früher und jetzt anwenden. Künstlich war die DDR; jetzt dürfen die Naturkräfte sich regen.
Dem Westberliner Autor Gerhard Henschel verdanken wir übrigens mit seinem Buch "Menschlich viel Fieses", das nach Karl-Kraus-Methode Zitate montiert, eine ebenso bösartige wie kenntnis- und lehrreiche Ethnographie des ostdeutschen Neo-Hippietums. Ihm entnehme ich mein letztes Beispiel.
Die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley - gewiß von westlicher Frisierkunst wie Kleidermode unerreichbar - hat nach dem Studium ihrer Stasi-Akten unter anderem zu beklagen gewußt: "Was ich finde, sind Daten. Wann was war. Oder Namen, die ich vergessen hatte. Das ist ja auch ganz gut. Aber mich selbst kann ich nicht finden. Das ist einfach diese gewalttätige Sprache, die einen Menschen vernichtet. Wenn da immer wieder steht: ,die Bohley hat&rquote; dies oder jenes getan oder gesagt. Es wurde so eine Distanz aufgebaut."
Das Früher, die DDR, die Staatssicherheit und ihre Akten, sie sind Inbegriff einer tödlichen Künstlichkeit, die "den Menschen", "mich selbst", vernichtet. Künstlich und tot ist das Amtsdeutsch der Stasi, welchem der lebendige Atem des Menschen, der feurige Geist oder was auch immer gegenübergestellt sind. Als menschlich vernichtet darf sich Frau Bohley insofern darstellen, als das Ministerium für Staatssicherheit über sie nicht in der Sprache, sagen wir: der expressionistischen Poesie, nicht einmal mit der Einfühlsamkeit, sagen wir: Gustave Flauberts in "Madame Bovary" berichtet hat. Eine komplett absurde Beschwerde, die aber schön aufzeigt, wie die Hippies aus der Zone vor allem das Schema "Natur gegen Kunst" zur Geltung zu bringen suchen, koste es, was es wolle.
Wie geht es weiter? Durch Umcodierung. Irgendwann wird die junge Frau, der junge Mann, mit denen ich angefangen habe, die Vorzüge der Frisierkunst bzw. der Herrenmode entdecken. Und sie werden ihrer Überzeugungen, die ihnen jetzt noch so unumstößlich wie Natur erscheinen, von der anderen Seite ansichtig werden können.
Zweite Basketball-Bundesliga, Frauen Spielerinnen gedanklich bereits im Urlaub
Der Heidenheimer SB bleibt trotz mäßiger Leistung mit 34:4 Punkten erster Anwärter auf die erste Basketball-Bundesliga der Frauen. Kronberg erwies sich vor immerhin 400 Zuschauern als idealer Partner, denn die demotivierten Gäste aus dem Taunus nahmen auch ohne Aufforderung von Trainerin Yvonne Schäfer nach ihrem kleinen Zwischenspurt zum 37:30 in der 27. Minute quasi bis zum Spielende eine "Auszeit".
Obgleich die Slowakin Marianna Klimentova (18) fast wie gewohnt im Abschluß traf und in der Defensive Eva Ruzickova (19 Punkte) über weite Strecken neutralisierte, hatte der Gast in den letzten 13 Minuten gegen die Schnellangriffe des Gastgebers nichts mehr entgegenzusetzen. Die mangelhafte Trainingsbereitschaft der Kronbergerinnen, die nicht mehr auf- oder absteigen können, wurde bestraft. Maja Kuchenbecker (12) schlug den MTV im Schlußdrittel des Spiels fast alleine. Neben Klimentova erfüllte lediglich Ilka May (12 ) ihr Soll. hdp
ehe WARSCHAU, 21. Februar. Die Gründung der Euroregion Karpaten vor einer Woche hat am Wochenende zu einem heftigen Schlagabtausch in der Regierungskoalition geführt. Der Abgeordnete Jan Lopuszanski, einer der führenden Politiker der zweitgrößten Regierungspartei, der Christlich-Nationalen Vereinigung, warf Außenminister Krystof Skubiszewski während einer Parlamentsdebatte vor, die Demontage der Staatsgrenzen zu unterstützen. Er zeigte eine Karte der neuen Euroregion, zu der sich die in den Karpaten liegenden Grenzregionen Ungarns, der Slowakei, der Ukraine und Polens im ungarischen Debrecin zusammengeschlossen haben. "Wo sind hier die Grenzen Polens?", rief er unter dem Beifall mehrerer rechter Abgeordnete aus und sprach von "finsteren Kräften", die an der Einschränkung der polnischen Souveränität interessiert seien.
Minister Skubiszewski erwiderte, daß die Euroregion "den Interessen der Menschen vor Ort, dem Umweltschutz, der Entwicklung von Tourismus und Wirtschaft" dienen solle und Polens Souveränität in keiner Weise beeinträchtige. Auch die Abgeordneten der Demokratischen Union der Regierungschefin Hanna Suchocka verteidigten die Euroregion.
Die Debatte eskalierte, als ein Abgeordneter der oppositionellen Zentrumsallianz der Demokratischen Union vorwarf, sie brauche Polen überhaupt nicht, da ihre Hauptstadt sowieso in Brüssel sei. Danach verließen die Abgeordneten der Demokratischen Union den Sitzungssaal. Die Debatte über die Euroregion Karpaten wurde vertagt. Polen ist bereits Mitglied der Euroregion Neiße im deutsch- tschechisch-polnischen Dreiländereck. Weitere Euroregionen im Grenzgebiet Oberschlesien/Tschechische Republik und im Bereich Pommern/Dänemark/ Schweden sind in Vorbereitung.
E-TELE I
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: Steiner Bayreuth - TV Lich 88:86 (47:29), TSV Speyer - FC Baunach 96:95 (86:86, 39:38) n.V., TV Langen - SV Oberelchingen 110:111 (97:97, 52:51) n.V. - Die Tabelle:
Zweite Bundesliga, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: DJK Bamberg - DJK Würzburg 70:53 (34:34), Heidenheimer SB - MTV Kronberg 59:35 (32:19). - Die Tabelle: BIATHLON
JUNIOREN-WM in Ruhpolding, Junioren, 10 km: 1. Bjoerndalen (Norwegen) 31:00,4 Minuten/1 Fehlschuß liegend/1 stehend, 2. Sikora (Polen) 31:13,8/0/1, 3. Pasterew (Bulgarien) 31:38,8/0/1, 4. Baschmakow (Rußland) 31:49,2/1/1, 5. Holvde (Norwegen) 31:53,6/1/1, 6. Bretschneider (Altenberg) 31:55,7/1/2, 7. Bechtorew 32:03,2/1/0, 8. Karkoschka (Altenberg) 32:11,0/1/1, 9. Ajdarow (Bulgarien) 32:14,0/0/1, 10. Leitner (Slovakei) 32:15,2/0/1, . . . 19. Klauder (Ruhpolding) 33:00,0/0/2, . . . 24. Gelfert (Altenberg) 33:19,9/1/0.
Juniorinnen, 7,5 km: 1. Melnik (Rußland) 27:06,5 Minuten/1 Schießfehler, 2. Tschiskina (Rußland) 27:56,0/2, 3. Idland (Norwegen) 28:00,5/5, 4. Markkanen (Finnland) 28:17,7/1, 5. Jasicova (Slowakische Republik) 28:26,6/3, 6. Kokujewa (Bulgarien) 28:42,1/4, 7. Holanti (Finnland) 28:54,2/0, 8. Vidi (Italien) 29:03,7/0, . . . 19. Zellner (SC Hammer) 29:40,6/3, . . . 21. Kaden (SSV Altenberg) 29:43,5/5, . . . 30. Meissner (WSV Oberhof) 30:18,4/5.
DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN in Bayerisch Eisenstein, Männer, 10 km: 1. Steinigen (Ruhpolding) 30:45,2/0/0, 2. Kirchner (Oberhof) 30:53,1/0/1, 3. Quappig (Viechtach) 31:24,1/0/1, 4. Heymann (Ruhpolding) 31:26,0/0/2, 5. Schönthier (Ruhpolding) 31:34,1/1/1, 6. Wallner (Eppenschlag) 31:46,3/0/0.
4 x 10 km: 1. Skiverband Thüringen (König, Danz, Fischer, Hoos) 1:54:21,0 Std., 2. Bayerischer Skiverband II 1:55:11,5, 3. Bayerischer Skiverband III 1:55:42,9, 4. Bayerischer Skiverband I 1:56:32,6, 5. Skiverband Sachsen 1:57:59,0, 6. Westdeutscher Skiverband 2:01:43,6.
Frauen, 7,5 km: 1. Humanik (Oberwiesenthal) 30:41,6 Minuten/0 Fehlschüsse liegend/3 stehend, 2. Misersky (Oberhof) 30:41,7/1/1, 3. Novotna (Tschechische Rupublik) 31:10,9/1/0, 4. Schneider (Altenberg) 31:41,0/0/1, 5. Sukova (Tschechische Rupublik) 31:48,2/0/1, 6. Kesper (Willingen) 32:07,5/1/2.
3 x 7,5 km: 1. SV Sachsen (Schneider, Heinrichs, Manik) 1:44:36,2 Std., 2. Bayerischer SV 1:50:32,2, 3. Tschechische Republik 1:50:40,2, 4. Thüringen 1:55:20,4, 5. Westdeutscher SV 2:06:03,8. BOXEN
BUNDESLIGA, 8. Kampftag: Boxring Berlin - Bayer Leverkusen 18:12, Boxring Brandenburg - Schweriner SC 16:14, Sparta Flensburg - SV Halle 17:13.
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nord: SSV PCK Schwedt - BSK Ahlen 13:13, BC Kamp- Lintfort - CSC Frankfurt/Main verlegt auf 27. Februar. EISHOCKEY
BUNDESLIGA, Play-Off-Viertelfinale: Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:4 (1:3, 1:1, 1:0), Kölner EC - ESV Kaufbeuren 8:2, (1:0, 4:1, 3:1), Düsseldorfer EG - EC Ratingen 8:1 (2:0, 3:1, 3:0).
OBERLIGA: ESC Wolfsburg - Schalker Haie 8:1, ESC Frankfurt - REV Bremerhaven 9:1, Herforder EG - ESC Wedemark 2:7, EC Harz-Braunlage - ETC Timmendorf 2:12. - Die Tabelle: EISSCHNELLAUF
JUNIOREN-WM in Baselga di Pine/Italien, Endstand bei den Junioren nach vier Wettbewerben: 1. Smith (USA) 162 617 Punkte, 2. Postma (Niederlande) 162 801, 3. Shirahata (Japan) 163 021, . . . 5. Taubenrauch (Erfurt) 164 207, 13. Pastoors (Grefrath) 122 038, . . . 19. Schreiter (Berlin) 123 213.
Juniorinnen, Endstand nach vier Wettbewerben: 1. Schenk (Erfurt) 171 083 (Punkte-Bahnrekord), 2. Shimizu 172 678, 3. Tabata (beide Japan) 174 176, . . . 8. Friesinger (Inzell) 177 279, . . . 12. Wohlrab (Pfaffenhofen) 203 254.
WELTCUP der Männer in Göteborg, 1500 m: 1. Soendral (Norwegen) 2:02,35 Minuten, 2. Ritsma 2:02,94, 3. Zandstra (beide Niederlande) 2:04,22, 4. Hadschieff (Österreich) 2:05,52, 5. Tröger (Inzell) 2:05,65.
Gesamtwertung: 1. Ritsma 94 Punkte, 2. Zandstra 67, 3. Adeberg (Berlin) 56, 4. Tröger 51, 5. Schreuder (Niederlande) 49.
DEUTSCHE Einzelstrecken-Meisterschaft in Inzell, Männer, 100 m: 1. Jankowski (Mainz) 10,03 Sekunden, 2. Reyes-Loredo (Erfurt) 10,26, 3. Harnisch (Dresden) 10,43.
300 Meter: 1. Jankowski (Mainz) 24,20, 2. Reyes-Loredo (Erfurt9 24,44, 3. Streb (Landshut) 24,71.
500 Meter: 1. Reyes-Loredo (Erfurt) 38,26 Sekunden, 2. Harnisch (Dresden) 39,21, 3. Streb (Landshut) 39,51.
5000 Meter (Massenstart): 1. Baumgärtel (Berlin) 7:10,08 Minuten, 2. Künstler 7:10,15, 3. Sonnenfeld (beide Chemnitz) gleiche Zeit.
1500 Meter: 1. Smulders (Grefrath) 2:02,53 Minuten, 2. Kurze (Dresden) 2:03,88, 3. Schmidt (Grefrath) 2:03,91.
10 000 m (Massenstart): 1. Reyes-Loredo (Erfurt) 15:11,51 Minuten, 2. Kotva (Inzell), 3. Sonnenfeld (Chemnitz) . . . 6. Warnicke (Erfurt/einzige Frau im Feld)
Gemischte Staffel 3 x 400 Meter: 1. Erfurt/ Mainz (Warnicke, Reyes-Loredo, Jankowski) 1:42,09 Minuten, 2. Chemnitz (Claus, Gleitsmann, Sonnenfeld) 1:42,34, 3. Berlin (Adeberg, Künzel, Baumgärtel) 1:44,40.
Frauen, 100 Meter: 1. Völker 11,10 Sekunden, 2. Bruske (beide Erfurt) 11,31, 3. Claus (Chemnitz) gleiche Zeit.
300 Meter: 1. Völker 26,90 Sekunden, 2. Baier (beide Erfurt) 26,99, 3. Adeberg (Berlin) 27,11.
500 Meter: 1. Völker 42,25 Sekunden, 2. Baier 42,30, 3. Niemann (alle Erfurt) 42,43
1500 Meter: 1. Niemann 2:09,05 Minuten, 2. Warnicke (beide Erfurt) 2:10,53, 3. Adeberg (Berlin) 2:11,71. EISSPEEDWAY WM-Finale in Saransk: 1. Fadejew 27 Punkte, 2. Balaschow 26 (beide Rußland), 3. Lang (Trauchgau) 23, 4. Iwanow (Rußland) 22, 5. Svensson (Schweden) 20. FECHTEN WELTCUP-Turnier Frauenflorett in Turin, Finale Zalaffi - Bianchedi (beide Italien) 2:0 (5:0, 6:5).
Halbfinale: Zalaffi - Szabo-Lazar (Rumänien) 2:0 (5:3, 6:5), Bianchedi - Bau (Tauberbischofsheim) 2:1 (5:3, 3:5, 5:2).
weitere Plazierungen: 3. Bau und Szabo-Lazar, 5. Vezzali, 6. Giacometti, 7. Lantos, 8. Bortolozzi, 9. Weber (Bonn), . . . 11. Müller, . . . 15. Susanne Lang (beide Tauberbischofsheim).
Weltrangliste: 1. Zalaffi 166 Punkte, 2. Szabo- Lazar 161, 3. Bau 158, 4. Bortolozzi 108, Bianchedi 108, 6. Zita Funkenhauser (Tauberbischofsheim) 103.
Deutsche Rangliste: 1. Bau 97,6 Punkte, 2. Funkenhauser 90. 3. Weber 52,8, 4. Anja Fichtel- Mauritz 45,8, 5. Rosalia Huszti 44,9, 6. Michaela Müller (alle Tauberbischofsheim) 31,7. GEWICHTHEBEN ERSTE BUNDESLIGA, 7. Wettkampftag, Gruppe Süd: ACG St. Ilgen - SV Fellbach 920,1:581,9 Punkte, TSV Regen - AC Mutterstadt 751,8:760,8, ASV Ladenburg - SVG Obrigheim 873,2:765,4.
Gruppe Nord: TuS Lüchow - VfL Wolfsburg 810,1:904,9, SVB Wuppertal - SSV Samswegen 736,2:708,1, KG Wolfsburg/Braunschweig - TSV Tündern 740,0:405,6, GSV Eintracht Baunatal - VfL Duisburg 775,8:803,4.
Gruppe Ost: AC Chemnitz - AC Plamag Plauen 801,0:723,0, AFC Frankfurt/O. - TSC Berlin 932,7:953,4, AC Heros Berlin - SV Meißen 777,8:829,1. GOLF MAROKKO OPEN in Agadir, Stand nach der dritten Runde (Par 72): 1. Spence (England) 208 Schläge (67+69+72), Gilford (England) 208 (68+70+70), 3. Ames (Trinidad) 208 (70+72+66), 4. Westner (Südafrika) 214 (70+71+73), Fernandez (Argentinien) 214 (77+67+70), 6. Karlsson (Schweden) 215 (75+67+73), . . . 22. Strüver (Hamburg) 220 (77+71+72) HANDBALL LÄNDERSPIELE der Männer: Deutschland - Österreich 18:17 (9:6), Österreich - Deutschland 21:22 (14:11).
EUROPAPOKAL der Frauen, Landesmeister, Viertelfinale, Hinspiel: TuS Walle Bremen - GOG Gudme/Dänemark 19:12 (13:6).
IHF-Pokal, Viertelfinale, Hinspiel: SC Leipzig - Tempo Partizanske/Slowakei 25:22 (16:8), BFV Frankfurt/Oder - Gjerpen IF 30:23 (11:15).
DHB-Pokal, Frauen, (3. Runde): SG Kleenheim - Bayer 04 Leverkusen 11:27 (6:16), SV Union Halle-Neustadt - TSG Wismar 20:26 (10:14), TV Echterdingen - BSV Sachsen Zwickau 21:29 (9:16), SW BW Frankfurt/Oder - SG GutsMuths/BTSV Berlin 22:27 (14:12), Oldenburg i.H. - Berliner TSC 19:16 (10:8), Buxtehuder SV - VfL Sindelfingen 24:19 (13:6), TuS Homberg - DJK SC SW Wiesbaden 14:17 (7:6), SG Ost Mosheim - VfL Bad Schwartau 18:19 (11:12), BvB 09 Dortmund - TSV Nord Harrislee 25:17 (12:8), TuS Eintracht Minden - TV Mainzlar 20:24 (10:10), HC Dambach-Gröbenzell - HC Empor Rostock 20:24 (9:11), TV Ebersdorf - VfL Oldesloe 12:24 (3:10), bereits zu einem früheren Zeitpunkt: SV Allensbach - TV Lützellinden 14:33 (7:17), TSV Breiholz - BFV Frankfurt/Oder 17:28 (5:9), SV Werder Bremen - SC Leipzig 17:32 (7:14).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, 20. Spieltag, Gruppe Süd: TuS Fürstenfeldbruck - VfLPfullingen 27:20 (10:11) CSG Erlangen - TSV KA-Rintheim 23:15 (9:7) EHV Aue - SG Stuttgart-Scharnhausen 24:23 (11:11) VfL Günzburg - VfL Heppenheim 28:21 (11:10) TPSG FA Göppingen - TuS Kaiserslautern-Dansenberg 18:20 (9:9) TV Gelnhausen - TuS Eintr. Wiesbaden 22:24 (12:14) TSG Ludwigsburg-Oßweil - SC Leipzig 27:24 (14:12).
Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach (1:1 bei der ebenso traditionsreichen Spvgg. Fürth) sowie die SG Egelsbach (1:0 gegen den VfR Mannheim) unterstrichen acht Tage vor Fortsetzung der Punktrunde im Vergleich mit den möglichen Gegnern der ab 1994/95 geplanten Regionalliga Süd ihre gute Verfassung. In zwei Vergleichen mit hessischen Oberligakontrahenden siegten die Amateure der Eintracht Frankfurt zunächst 2:0 beim FV Bad Vilbel und verloren am Sonntagvormittag mit dem gleichen Resultat bei Rot-Weiß Frankfurt. Die Vilbeler blieben auch im zweiten Anlauf am Faschings-Wochenende (0:0 gegen den Landesligisten FV Progres Frankfurt) ohne Treffer, ferner kam der SV Wiesbaden beim Bezirksoberligisten TSV Pfungstadt über ein torloses Remis nicht hinaus.
Einem echten Leistungstest vor dem Derby beim FSV Frankfurt unterzog sich der OFC Kickers mit dem 1:1 (1:1) vor 500 Zuschauern am Fürther Ronhof. Zettl (13.) markierte nach einem Konter über Plössner das 1:0, Wolf (28.) egalisierte mit einem Winkelschuß von der Strafraumgrenze. Selbst Fürths Trainer Gerling imponierte die Raumaufteilung und das taktische Verhalten des OFC. "Diese Mannschaft ist mit dem TSV 1860 München gleichzusetzen", lobte er den Gast, der Hartmann durch Verletzung einbüßte und in den letzten Minuten mit acht Feldspielern (Zeitstrafen gegen Albert und Koutsoliakos) auskommen mußte. Trainer Lothar Buchmann haderte lediglich mit seinem neuen Keeper Todericiu, der sich erneut als "Bruder Leichtfuß" erwies und schickte nach der Pause Keffel zwischen die Pfosten. Der Bayernliga- Vierte stand bei einem Pfostenschuß von Ebner vor einem weiteren Treffer, aber Libero Biehrer sowie Koutsoliakos setzten die Gegengewichte. Der Vergleich zwischen den Oberliga-Spitzenklubs SG Egelsbach und VfR Mannheim war überwiegend von einem unattraktiven Mittelfeldgeplänkel geprägt. Der Treffer von Sven Müller (71.), der nach der spannendsten Szene im gesamten Spiel einen Abpraller verwandelte, war das einzige Glanzlicht. Aleksic, Lauf und Müller konnten Torwart Gattinger vor nur 50 Fans nicht überwinden, auch der Klub aus Baden-Württemberg hatte seine Schußstiefel offenbar zu Hause gelassen.
Die Amateure von Eintracht Frankfurt siegten durch Würzburger (61.) und May (82.) 2:0 beim FV Bad Vilbel, der mit Peter Jung (tiefe Fleischwunde unterhalb der Kniescheibe) einen weiteren verletzten Spieler zu beklagen hatte. May hatte den Vilbeler unglücklich getroffen, von einer rüden Attacke wollte Trainer Berndroth nichts wissen. Am Sonntagmorgen gab es den nächsten Schreck für Bad Vilbel, denn mit Klaus Rodriguez (Oberschenkelverletzung) schied gegen Progres Frankfurt erneut ein Spieler des abstiegsbedrohten FVB verletzt aus. Die SG Rot-Weiß Frankfurt kam bei seiner Sonntagsmatinee durch Roth (36.) und Morhardt (84.), der einen Foulelfmeter im Nachschuß verwandelte, zum 2:0 gegen die Eintracht-Amateure, die ebenso wie die "Roten" diverse Nachwuchsakteure testeten. König und Wozniecki imponierten beim Gastgeber, Groh, Akkus und Bulut zeigten bei den Riederwäldern, daß weitere Talente aus der A-Jugend auf dem Sprung stehen. Der TSV Pfungstadt (Bezirksoberliga Darmstadt), der bereits gegen die Eintracht-Amateure ein torloses Ergebnis erreicht hatte sowie gegen Bürstadt (0:2) und den OFC Kickers (1:4) Achtungserfolge erzielte, ließ auch gegen den SV Wiesbaden (0:0) aufhorchen. Picciocchi (28.) traf ebenso wie später Wiesbadens Krüger (70.) den Pfosten. Der Ex- Darmstädter Keeper Huxhorn garantierte gegen Weidner und Krüger das "zu Null". hdp
Seit das Duale System Deutschland die Siedlung, in der ich lebe, fast vollständig erfaßt hat, beginnt mir zu dämmern, was am Grünen Punkt der springende ist: es handelt sich offensichtlich um die flächendeckende Umverteilung öffentlicher Endlager auf private Zwischenlager - und zwar in meiner Küche und mittels des Gelben Sacks. Das Prinzip ist von hintergründiger Schlichtheit und mit einem Dreisatz aus der Farbenlehre zu beschreiben: grüner Punkt, gelber Sack, blaues Wunder.
Besagter Sack lag eines Morgens in Gestalt einer kompakten, kiloschweren Plastikrolle vor meiner Haustür und ließ mich im ersten Augenblick an einen Akt illegaler Abfallbeseitigung durch übelwollende Nachbarn glauben. Zurück in der Wohnung entwickelte sich das Paket zwischen Flur, Eßzimmer und Terrassentür zu einer meterlangen, zartgelben Folienbahn aus achtzehn zusammenhängenden Supertüten, die sich per Aufdruck als zukunftsweisendes Entsorgungskonzept zu erkennen gaben und mich über meine Aufgaben als recyclingbewußten Haushalt belehrten: ab sofort würde jeder Sack meinen Schaumstoff-, Dämmstoff-, Kunst- und Verbundstoff unmittelbar in Wertstoff rückverwandeln, korrekte Füllung vorausgesetzt und Abholung alle vier Wochen. Und zwischenzeitlich?
Zwischenzeitlich habe ich ein Deponieproblem. Der lichte Raum in meiner Küche mißt zwischen Kühlschrank und Kochherd gerade mal Einszwanzig, zwischen Spüle und Rotweinregal ist auch kaum Platz. So ein Sack, wenn wohlgefüllt, wiegt zwar nicht viel, übertrifft einen herkömmlichen Kartoffelsack aus Jute statt Plastik aber um ein Beträchtliches an Volumen und steht in modernen Einbauküchen mithin ziemlich im Weg. Halbgefüllt steht er nicht, sondern liegt schlaff herum.
Natürlich habe ich, weisungsgemäß und nach Verzehr, die Becher meines Lieblingsjoghurts und meiner Diätmargarine vor Versackung ausgespült. Nur besitzen Milchprodukte und Pflanzenfette die Fähigkeit, auch aus mikroskopischen Rückständen noch ein körniges, linksdrehendes Aroma zu entfalten und einen günstigen Nährboden für Pilze, Hefen und weiß Gott welche Organismen abzugeben. In küchenwarmer Umgebung entwickelt sich der Gelbe Sack binnen kurzem zum schützenswerten Biotop.
Wegen dieser noch im letzten Winkel der Wohnung wahrnehmbaren Tatsache bunkerte ein Bekannter seinen ersten gelben Sack auf dem Balkon - im vierten Stock. Bis er Tage später auf halber Strecke zwischen Glascontainer und Straßenbahnhaltestelle auf verstreute Spuren der Rest- und Wertstoffe vom letzten Kinderfest stieß. Der Blick zurück nach oben wies auf dem Balkon just dort eine leere Stelle aus, wo der Sack hätte stehen sollen. Offensichtlich wurden hier die Fortschritte der globalen Klimaverschiebung und die Hub- und Tragkraft des letzten Orkantiefs über dem Rhein- Main-Gebiet unterschätzt.
Wenn also zur Binnenlagerung im Haus gezwungen, so bin ich doch angesichts der gegenwärtigen Quadratmetermietpreise nicht bereit, dem dualen Sack die Gästetoilette oder meine Dunkelkammer abzutreten und geruchsdicht zu versiegeln. Statt dessen experimentierte ich jetzt, bei überwiegender Füllung mit kleinteiligen Styroporfragmenten und gut geknülltem Schokoladenpapier, mit einer Beigabe von Rosenöl oder einer Handvoll Lavendelblüte und arrangiere jeweils drei oder vier Gelbe Säcke als attraktive Sitzgruppe im Wohnzimmer. Denn die Ära des Nobeldesigns der 80er Jahre ist unwiderruflich abgesagt und das Nulldesign aus dem Wiederverwertungskreislauf scheint mir ganz gut in die rezessionsbestimmte Zeitgeistlandschaft zu passen. Also - bei Grünem Punkt und Gelbem Sack nicht rotsehen und nicht schwarzärgern, sondern aus der Not eine Tugend gemacht. Denn bezahlen müssen wir für das Duale System so oder so. MANFRED E. SCHUCHMANN
JENA, 21. Februar. Im Streit um die Kündigung von Lehrern hat das Land Thüringen überraschend nachgegeben und auf den Kündigungsgrund "mangelnde persönliche Eignung" verzichtet. Vor dem Arbeitsgericht in Jena präsentierte das beklagte Land am Freitag den bereits gekündigten Lehrern ein Vergleichsangebot, das das Arbeitsverhältnis um vier Monate verlängert und als Kündigungsgrund "mangelnden Bedarf" angibt. Die zehn betroffenen Lehrer stimmten vor dem Arbeitsgericht dem Angebot zu, weil, wie ihre Rechtsanwälte erläuterten, auch nach einem langwierigen Prozeß kaum ein günstigeres Ergebnis erzielt werden könne. Da der Einigungsvertrag neben dem Grund "mangelnde persönliche Eignung" auch "mangelnden Bedarf" vorsieht, sei damit zu rechnen, daß das Land die Kläger im Erfolgsfalle mit dem zweiten Grund erneut kündige.
Bei den Betroffenen handelt es sich um Lehrer, die zu DDR-Zeiten meist mehr oder weniger untergeordnete ehrenamtliche SED-Positionen innehatten, die laut Einigungsvertrag nicht von vornherein einen Grund zur Entlassung geben. Den Betroffenen war aber meist unterstellt worden, dazu beigetragen zu haben, das gesellschaftliche und politische System der DDR "verherrlicht und stabilisiert" zu haben. Ihnen sei es bei Anhörungen vor Kommissionen des Schulamts oder des Kultusministeriums nicht gelungen, "ihre persönliche Abwendung vom alten System darzustellen". Nur wenn die betroffenen Lehrer nachweisen konnten, daß sich bei ihnen schon zu DDR-Zeiten ein Bruch in der Identifikation mit der SED vollzogen hatte, waren sie als "persönlich unbedenklich" eingestuft worden.
Die Kläger vor dem Jenaer Arbeitsgericht hatten jedoch meist Einstufungen erhalten, wie: ". . . ihre politische Biographie stellte eine konsequente Bindung an das System dar" oder ". . . hat die Politik der SED bis zum Schluß mitgetragen". Die Kläger argumentieren, es sei nicht zulässig, ihr pflichtbewußtes Verhalten zu DDR-Zeiten heute rückblickend als Verstoß gegen eine Pflicht aus ihrem alten Arbeitsverhältnis zu werten und jetzt daran Strafe zu knüpfen.
SACHSENHAUSEN. Plötzlich war er da, aber kaum einer hat's registriert. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler besuchte gänzlich unspektakulär den Stand des SPD-Ortsvereins am Schweizer Platz und warb für seine Politik.
Bei Regen, Wind und Temperaturen kaum über null Grad blieben nur wenige Passanten stehen, um mit dem Spitzenkandidaten der SPD für die Kommunalwahl am 7. März zu sprechen. "Auf der Zeil ist das ganz anders. Da bleiben viele Leute stehen, um mit mir zu diskutieren", tröstete Andreas von Schoeler sich und die frierenden Genossen vom Ortsverein Sachsenhausen-Ost. Die wenigen Fragen, die die Bürger an den Oberbürgermeister richteten, drehten sich meist um existentielle Themen wie Wohnungsnot und Angst um den Arbeitsplatz.
Großen Spaß am Wahlkampf konnten die Genossen an diesem unfreundlichen Samstagvormittag ebensowenig vortäuschen wie die politischen Kontrahenten, die ihre Schirmchen und Tapeziertische in sicherem Abstand zueinander rund um den Schweizer Platz aufgestellt hatten. Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat 5, sprach von einem "schwierigen Wahlkampf". "Es gibt zwei Gruppen von Menschen, die an den Stand kommen, um zu diskutieren: Die einen sagen, der Asylkompromiß geht uns nicht weit genug, die anderen beschimpfen uns als Umfaller." Da sei es nicht einfach, den Blick auf lokale Themen wie etwa den Öffentlichen Nahverkehr zu lenken. Bedenklich stimmte Kadelbach dabei: "Es wird als Schwäche ausgelegt, wenn man sagt: Wir diskutieren noch." ran
AT: Japan-Junk
In der Nähe meines Büros gibt es einen kleinen Süßwarenladen. Wie die meisten kleineren Läden in den Vororten Tokios ist er zur Straße hin offen. Vor dem Laden sind (in Kinderkniehöhe) die Waren mit ihren Verpackungen in knalligen, unnatürlichen Chartreuseblaus, Nagellackrots, Wachsbananengelbs, Pinks und Zitronengrüns ausgestellt. Eine allgemeingültige Richtlinie japanischer Süßigkeiten scheint eine Vorliebe für das Mischen verschiedenster Geschmacksrichtungen und das Nachbilden "richtiger Mahlzeiten" en miniature zu sein. Eine große Rolle spielen Süßigkeiten, die gemixt oder zusammengesetzt werden müssen.
Ich habe einige japanische Süßigkeiten für Kinder gegessen, die mich körperlich richtig krank gemacht haben (die Art ihrer Ernährung beweist übrigens anschaulich, daß Kinder eine Art fremder Rasse sind!).
In der nachfolgenden Auflistung habe ich alle Süßigkeiten weggelassen, die auch für Erwachsene genießbar sind:
Keekisuru?
"Keeki" heißt "Kuchen" und "suru" könnte eine Verb-Endung sein, die soviel wie "machen" bedeutet. Dieses Zeug heißt also ungefähr "Du Kuchen machen?"
In der Schachtel sind vier schwammige Küchelchen in Papierschälchen. Der Zukkerguß (Vanille und Schokolade) befindet sich in durchsichtigen Plastiktuben, die durch eine Einkerkerbng ohne Zuhilfenahme von Scheren zu öffnen sind. Eine kleine Packung mit Dekokügelchen aus Zucker vervollständigt das Set.
Die Gebrauchsanweisung auf der Pakkung ist ebenso erschöpfend und gut illustriert wie unnötig. Es ist klar, daß man nur den Zuckerguß über die Kuchen gießen und einige der Zuckerperlen darüberstreuen muß.
Der Kuchen schmeckt nicht sehr süß, aber sehr luftig. Der Guß ist süß (und nicht speziell "Vanille" oder "Schokolade"). Die Perlen sind zu winzig, um überhaupt nach irgend etwas zu schmekken. Immerhin: Der vollständige Kuchen schmeckt ganz gut.
Keekisuru kostet ungefähr 100 Yen.
Benberobeen Benberobeen ist zweifellos das verrückteste Candy, das ich jemals gesehen habe. Die Beschreibung ist etwas schwierig: In der Packung befindet sich ein Plastikbehälter mit zwei flachen kleinen Schüsseln. Eines der Schüsselchen ist am Rand eingekerbt. Außerdem ist in der Packung noch ein kleiner Plastikzylinder, der um 100 Grad gebogen ist und etwas an einen Ikea-Schraubenschlüssel erinnert. Außerdem gibt es dann noch zwei Päckchen mit grünlich-blauem und weißem Puder sowie eine Plastiktube mit einer goldgelben Flüssigkeit.
Nimm das Paket mit dem bläulichen Puder und schütte es in das Schüsselchen ohne Kerbe. Fülle das Schüsselchen dann bis zur Markierung mit Wasser. Verrühre es, bis ein duftender Sirup entsteht. Öffne dann die Tube mit der Flüssigkeit und gieße sie in das andere Schüsselchen (die goldene Flüssigkeit ist anscheinend eine Art Zuckersaft). Lege das gebogene Stück Plastik in das Schüsselchen mit der gelben Flüssigkeit. Öffne den Beutel mit dem weißen Puder. Das ist wirklich "strange stuff": es verhält sich in trockenem Zustand ein bißchen wie Silikon-Gel: wenn man es auf eine Tischplatte streut, fließt es zu einer Pfütze auseinander! Wenn es dagegen naß wird, haftet es an anderen Gegenständen (am besten haftet es, wenn es mit der goldenen Flüssigkeit angefeuchtet wird).
Als nächstes wird eine Linie des weißen Pulvers auf die Flüssigkeit (so, als würde man eine Line Kokain legen) und über den gebogenen Plastikzylinder gestreut. Gleichzeitig muß man den Zylinder langsam hochheben, indem man ihn durch die gestreute Linie zieht.
Das Puder gleitet herunter, vermischt sich mit der Flüssigkeit und verwandelt sie in eine dünne, durchscheinende, gallertartige Substanz. Je nachdem, wieviel Pulver man verwendet hat, kann man sich jetzt bis zu zehn, zwölf Zentimeter lange gummiartige Streifen mit dem Plastikzylinder ziehen.
Der letzte Schritt besteht darin, diese glibbrigen Streifen (die einem Stück rohem Tintenfisch, der auf einen Angelhaken gespießt ist, verdammt ähnlich sehen) in die blaue Soße zu stippsen, um sie einzufärben und mit Geschmack zu versehen. Jetzt kann man es essen.
Benberobeen ist schrecklich. Es schmeckt nicht wie normales Essen, es schmeckt (trotz des Melonenaromas) wie ein Stück Plastikband; es fühlt sich nicht einmal wie ein Nahrungsmittel an: Es fühlt sich eher an wie ein Fisch, der einem die Kehle herunterschwimmt; es riecht nicht wie etwas Eßbares, sondern wie ein Luftverbesserer, und es sieht auf jeden Fall nicht wie Nahrung aus - es sieht aus wie etwas, das nach einer Operation beim Tierarzt übriggeblieben ist. Trotzdem scheint Benerobeen nicht wirklich giftig zu sein. Ich habe es probiert und lebe immer noch. Es ist mir noch nicht einmal schlecht geworden davon (außer einer leichten Übelkeit bei dem Gedanken, daß ich dieses "Ding" schlukken sollte).
Benerobeen kostet ungefähr 100 Yen.
Kabayakisan
Kabayakisan ist ebenfalls recht eigenartig. Das Wörterbuch übersetzt "Kabayaki" mit "Spuckhahn", ich konnte aber "Spuckhahn" nicht in meinem Konversationslexikon finden.
Wenn man die Packung öffnet, wird das Konversationslexikon sowieso überflüssig. Dieses Zeug stinkt nach verfaultem Fisch. Es enthält Fischfleisch, Soyasauce, Karamelle, irgend etwas Süßliches und etliche Chemikalien. Es schmeckt wie ein Stück Verpackungskrepp, das in einem Eimer toter Fische eingeweicht wurde. Ich liebe es. Die meisten Menschen, denkt man, würden so etwas nicht essen. In Japan verkauft es sich aber gut, weil Aal als Kraftnahrung gilt. Der Hersteller empfiehlt unter anderem, diesen Abfall bei sportlicher Betätigung zu essen (30 Yen).
Pichipichigyopichan
Der Name ist für Japaner nicht halb so kompliziert, wie er klingt. Die Wiederholung von Silben ist in der japanischen Kindersprache ganz normal. Lange repetative Namen klingen daher für Japaner ganz allerliebst.
Und dieses Bonbon ist auch allerliebst. Die Verpackung ist mit einem herzallerliebsten Mädchen mit Untertassenaugen und Schuluniform sowie verschiedenen Comicfiguren verziert. Die Hauptfarben sind Rosa und Hellblau. Das Bonbon innen drin ist auch allerliebst. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Sehr viel ist da nicht. Das Produkt sieht außerdem einem Spielzeug ähnlicher als einer Süßigkeit: Pichipichigyopichan enthält fünf winzige, nach Pfirsich riechende Fruchtgummis, die alle wie allerliebste Comicfiguren geformt sind. Meine Pakkung enthielt vier deformierte Katzen und einen glotzäugigen Goldfisch. Der Geschmack der Süßigkeit ist nicht weiter bemerkenswert: irgendwo zwischen schwach pfirsichmäßig und einigermaßen süß. Es fühlt sich aber im Mund etwas weniger ungewöhnlich an als die "normalen" Süßigkeiten.
Befestigt ist alles auf einer Karte mit Bildern der Figuren auf der Verpackung. Außerdem sind da noch sechs halbdurchsichtige Plastikfiguren mit jeweils zwei Ösen. Wenn man sie verbindet, hat man ein relativ billiges Armband (100 Yen).
Watagamu
Die Packung verrät nichts über den Inhalt, außer daß es sich um Kaugummi mit "Super Cola"-Geschmack handelt. Die Packung ist sehr groß und wird vom Inhalt ausgefüllt. Es sieht aus, als müßte es das Gewicht eines Hamburgers haben, wiegt aber nur zwölf Gramm.
Ein Bekannter sagte mir, daß "wata" "Zuckerwatte" hieße. "Gama" heißt "Gummi" (englisch "gum").
Als ich die Packung öffnete, begann das ganze Zimmer nach Cola zu stinken. Es roch so stark, daß ich fast vermeinte, braune Cola-Gasschwaden zu sehen.
Als ich die Folie weiter aufriß, sah ich den Watagamu selbst: ein flaches, hellbraunes Vlies, das keinem schmutzigen Luftfilter nicht unähnlich sah. Seine Oberfläche ähnelte einem Nahrungsmittel, das ich bis jetzt kannte: Es fühlte sich schlüpfrig elastisch und leicht klebrig an, als wäre es in Nikotinharz getunkt worden. Im Gegensatz zu Zuckerwatte schmilzt Watagamu nicht, wenn er naß wird. Statt dessen zerfällt er. Dieser Super-Cola-Watagamu löste sich in Sekundenschnelle auf und ich mußte mit meiner Zunge akrobatische Kunststücke vollbringen, um die Myriaden kleinster Watagamu- Partikel ausfindig zu machen, die sich dann zu einem kaubaren Ball vereinigten. Das Produkt meiner intraoralen Bemühungen spuckte ich nach drei oder vier Minuten aus. Der Gummi selbst war gut, aber der penetrante Colageschmack brachte mich fast um (60 Yen). LISA BRITNOVIC
Montag, 22. Februar
Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Ulrich Tukur "Blaubarts Orchester" mit Kurzauftritt von Matthias Beltz.
Café Cult, Schillerpassage Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Kabarett Zeitgeister mit "Was wärt Ihr ohne uns". Musik Alte Oper, Opernplatz 1 34 04 00: 20.11 Uhr, Jahrmarkt in Timbuktu.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Joe Whitney & The Rhythm Poets.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Game over.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Mallett.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Pantaleon, Gesang, und Susi Alca, Tanz.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: 21 Uhr, Laura and her Tigers.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, B.L.A. & Raggamuffin Sound System.
Music Hall, Voltastr. 74-80: 21 Uhr, Cosmic Trigger.
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Duett.
Künstlerkeller, Seckbächer Gasse: 22 Uhr, Rio Samba Band.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Joan Baez.
Palmengarten: 20 Uhr, Rosenmontagskonzert. Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Tango- Café.
Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 19.11 Uhr, Rosenmontagsparty.Literatur Hess. Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Horst Karasek stellt sein Buch "Die Vierteilung" vor. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 10 im Anzeigenteil.
Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Kath. Deutscher Frauenbund, Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21: 18 Uhr, "Rente für Frauen".
Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstr. (Info 0 61 02 /3 85 43).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.
Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Kegeln, Ginnheimer Turnhalle; 14 Uhr, Bridge- Nachmittag, Haus Dornbusch.
Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch, Gaststätte im Südbahnhof.
Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 23. 2., 9 bis 12 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1.
Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Hainerweg, Sachsenhausen, Hainer Weg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 448, Tel. 52 46 86; Goldstein-Apo- theke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 6 66 74 57; Hirsch-Apotheke, Ffm., Zeil 111, Tel. 28 15 65; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Ffm., Markgrafenstr. 6, Tel.70 92 02; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstr. 261, Tel. 73 10 60; Rathaus-Apo- theke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg -Apotheke, Schellingstr. 1, Tel. 43 48 81.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Metzger, Vogelsbergstr. 32, Tel. 44 20 16; oder bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der Kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Montag, 22. Februar
Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Ulrich Tukur "Blaubarts Orchester" mit Kurzauftritt von Matthias Beltz.
Café Cult, Schillerpassage Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Kabarett Zeitgeister mit "Was wärt Ihr ohne uns". Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: 20.11 Uhr, Jahrmarkt in Timbuktu.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Joe Whitney & The Rhythm Poets.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Game over.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Mallet.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Pantaleon, Gesang, und Susi Alca, Tanz.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: 21 Uhr, Laura and her Tigers.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, B.L.A. & Ragamuffin Sound System.
Music Hall, Voltastr. 74-80: 21 Uhr, Cosmic Trigger.
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Duett.
Künstlerkeller, Seckbächer Gasse: 22 Uhr, Rio Samba Band.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Joan Baez.
Palmengarten: 20 Uhr, Rosenmontagskonzert. Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Tango-Café. Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 19.11 Uhr, Rosenmontagsparty. Literatur Hess. Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4: 20 Uhr, Horst Karasek stellt sein Buch "Die Vierteilung" vor.
Bei den Weltmeisterschaften auf der olympischen Kunsteisbahn von Calgary gewannen die deutschen Rodler einmal Gold und zweimal Silber und erfülten so die Erwartungen von Bundestrainer Sepp Lenz, der "pro Disziplin eine Medaille" gefordert hatte. "Als Rückschritt kann man die Ergebnisse nicht bezeichnen", meinte Lenz. Sein Fazit war auch ein Blick in die Zukunft: "Es gibt fahrerisch noch einiges zu verbessern, aber ein Jahr vor den Olympischen Spielen steht das Material. Die Experimentierphase ist im großen und ganzen beendet."
Während die Olympiasieger Stefan Krauße und Jan Behrendt (Oberhof) ihren Titel souverän verteidigten, wurde der Berchtesgadener Georg Hackl überraschend von dem amerikanischen Nobody Wendel Suckow geschlagen. Gabi Kohlisch (Oberwiesenthal) mußte der Italienerin Gerda Weissensteiner den Vortritt lassen, die wie Suckow erstmals eine WM gewann. In allen drei Disziplinen stellten die Deutschen allerdings neue Bahnrekorde auf.
Bei dichtem Schneetreiben und minus 15 Grad Celsius verbesserte zunächst Hackl, in Calgary 1988 Olympiazweiter, den Bahnrekord des Österreichers Markus Prock um sechs Hundertstelsekunden auf 45,978, wurde am Ende aber dennoch nur Zweiter hinter Suckow. "Wir haben schon im Training gesehen, daß der sehr stark ist", sagte Hackl, ohne allzu enttäuscht zu wirken. Für ihn habe die Saison "ein Happy-End gefunden". Rene Friedl aus Winterberg belegte Rang neun, der Oberhofer Lars Trapp kam lediglich auf Platz 21.
Hackl hatte im zweiten Durchgang auf sehr schnellem Eis einen beruhigenden Vorsprung von sieben Hundertstelsekunden auf den 25jährigen Suckow, der erst eine Saison komplett Einzel fährt und in La Plagne Neunter war. So schwierig habe er "die Bahn noch nie erlebt", erklärte Hackl, der im zweiten Durchgang auf Sicherheit fuhr. Der von dem früheren Lenz-Schüler Wolfgang Staudinger trainierte Suckow dagegen ging volles Risiko und gewann.
Keine Probleme mit den Nerven hatten die Doppelsitzer-Experten Stefan Krauße und Jan Behrendt aus Oberhof, die den Südtirolern Hansjörg Raffl/Norbert Huber und Kurt Brugger/Wilfried Huber das Nachsehen gaben und den Titel zum dritten Mal nach 1989 und 1991 gewannen. "Oft traue ich uns nicht mehr zu, das zu schaffen", erzählte Krauße. "Aber es klappt doch immer wieder." sid
ERLENSEE. "Echt unabhängig und frei" will die Wählergruppe FDP / Unabhängige Bürger sein, die in Erlensee zur Gemeindevertreterwahl am 7. März antritt. Die Wahlkämpfer um Spitzenkandidat Karl Hergenhan machen sich keine Illusionen, die satte Mehrheit der örtlichen SPD unter die 50 Prozent zu drükken, wollen aber, daß den Genossen eine stärkere Opposition entgegentritt: "Vor allem die klägliche Rolle der CDU hat mich bewogen, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren", meint Kandidatin Elke Elverfeld.
Listenkandidat zwei, Ronald Huth, erklärt dazu: "Was sich die CDU bei der Beratung des Haushaltsplanes 1993 geleistet hat, ist das beschämendste Bild, das ich jemals von einer Oppositionsfraktion gesehen habe.
Statt an den Beratungen des Haupt- und Finanzausschusses teilzunehmen, zog es die CDU-Fraktion nach eigenem Bekunden vor, eine Weinprobe mit einem Landtagsabgeordneten im Rheingau auf Staatskosten durchzuführen. Bei der Verabschiedung lieferte die CDU das gleiche Bild und stellte nicht einen einzigen Antrag zum Gemeindehaushalt."
Sich und ihre Anliegen vorstellen will die Wählergruppe am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr im Kollegraum der Erlenhalle. Außerdem plant sie Infostände für Samstag, 27. Februar, sowie den 6. März am Rathaus. hein
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24.3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm- Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Peiper-Riegraf Gallery, Büdinger Str. 7 c, Tel. 54 00 841: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr; Bob Haozous "Apfelbaum - Sacred Images" (bis 26. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u. n. V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abendvorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18.3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3.4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24.3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
WESTEND. Lebensgefährlich sei es, die Bockenheimer Landstraße zu überqueren. Beim Gesprächsabend über "Probleme der Schulwegsicherung", zu dem der Frankfurter Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) dieser Tage in das Bürgerhaus Westend eingeladen hatte, macht eine Mutter ihrem Unmut Luft.
Die Ampel an der Freiherr-vom-Stein- Straße schalte für die Fußgänger viel zu schnell wieder von grün auf rot. "Selbst ich muß mich hetzen, wenn ich da rüber will", berichtet sie. Wie gefährlich das für junge und alte Menschen sei, könne sich jeder selbst ausmalen. "Dabei ist die Bettina-Schule ganz in der Nähe. Aber dafür scheint sich niemand zu interessieren."
Ein Vater stimmt ihr zu und ergänzt, daß sich die Radfahrer kaum an die Ampelzeichen halten: "Da wird einfach rübergedonnert." Zwei Kinder seien dort durch Radfahrer verletzt worden. Gisela Becker vom VCD-Kreisverband kennt solche Sorgen. Schon seit Jahren kämpft die Sprecherin der Fachgruppe "Fuß und Rad" für sichere Schulwege und bietet einmal im Monat Gesprächsrunden zur Verkehrssicherheit an.
"Es macht keinen Spaß mehr, sich auf der Straße zu bewegen", meint Gisela Becker. Die Autofahrer bestimmten nach wie vor, wie die Straßen aussähen. Fußgänger seien meist Alte, Kinder, Frauen und Jugendliche. Weil diese Gruppen in der Politik verhältnismäßig machtlos seien, hätten die Fußgänger eben keine echte Lobby.
"Doch es geht kein Weg daran vorbei", betont Gisela Becker, "es muß aus der Perspektive der Kinder geplant werden werden. Nur so können Straßen wieder Lebensraum werden." Das Bewußtsein dafür sei noch nicht da, meint sie, hofft jedoch, daß es nicht erst zum Verkehrskollaps kommen muß, bis ein Umdenken einsetzt.
Wenig Vertrauen in die städtische Verkehrsplanung zeigt eine andere Mutter, deren Kind ab Sommer zur Schule gehen wird. "Bis sich da etwas ändert, werden wahrscheinlich schon meine Enkel eingeschult werden", meint sie ironisch. Doch Gisela Becker kann ihr etwas Mut machen.
Viele Eltern wüßten nicht, wie sie ihre Beschwerden und Verbesserungsvorschläge auf den Weg bringen sollen, doch gebe es Möglichkeiten, etwas zu tun: "Ein sehr nützliches Instrument ist der Schulweg-Plan, den es an den meisten Schulen gibt." Auf diesem Plan, der alle Straßen im Einzugsbereich einer Schule abbildet, können die Eltern alle Gefahrenstellen markieren. Der Schulelternrat habe dann die Möglichkeit, mit dem Stadtschulamt einen Ortstermin zu vereinbaren, an dem die gefährlichen Verkehrspunkte abgegangen werden. Solch einen Termin gebe es recht kurzfristig.
Bei der Ortbegehung seien dann die beteiligten Ämter der Stadt vertreten. Das bei der Begehung erstellte Protokoll sei schon ein Beschlußprotokoll. "Daher ist es wichtig aufzupassen, daß alles, was von den Eltern angemerkt wird, auch ins Protokoll kommt", informiert die Referentin.
Die protokollierten Verbesserungen müßten dann von den Behörden erledigt werden. "Das dauert allerdings meistens sehr lang", weiß Gisela Becker. "Wenn man aber immer wieder nachfragt und nicht locker läßt bei den Ämtern, dann tut sich auch was."
Die Eltern fordert die Sprecherin der Fachgruppe auf, Druck auf die zuständigen Behörden auszuüben, damit sich etwas bewege. In jedem Fall sei es nützlich, die Schulleitung einzubeziehen. Diese habe ein großes Interesse an sicheren Schulwegen. "Doch wenn Sie sich für die Sicherheit ihrer Kinder einsetzen", rät Gisela Becker, "suchen Sie sich Mitstreiter. Denn Sie werden einen langen Atem brauchen." mab
am 22. Februar.
BAD SODEN. "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung" heißt das diesjährige Motto für die Woche der Brüderlichkeit, die die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit verschiedenen Kommunen veranstaltet. Nach den Schändungen jüdischer Friedhöfe - wovon auch der Bad Sodener jüdische Friedhof in der Niederhofheimer Straße wiederholt betroffen war - ist ein Mahngang mit Informationen für Sonntag, 14. März, um 11.30 Uhr vorgesehen.
Mit der lokalen Geschichte zur Zeit des Dritten Reiches setzt sich der Aufsatz "Der jüdische Friedhof Bad Soden am Taunus" von Edith Vetter und Kurt Wagner im Heft 3 der Materialien zur Bad Sodener Geschichte auseinander.
Die Zentralveranstaltung ist für Dienstag, 9. März, in Hofheim geplant. Prominenter Gast ist die frühere Bundestagspräsidentin Annemarie Renger (SPD) in ihrer Funktion als Präsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. ana
Na, dann feiern wir halt mal wieder ein Fest." Der Herr im Smoking zeigt sich verhalten begeistert, verwöhnt seine in Spitze eingesponnene Dame mit Champagner und begrüßt die, die er immer sieht, wenn sich "tout Francfort" trifft. An diesem Samstag abend also zum Opernball - dem elften. Das Defilée der Prominenten, vorbei an Blitzlichtern, musternden Augen und dem Geplätscher, das Franz Lambert seiner Orgel entlockt, hat einen ersten Überblick gegeben. Aha, Walter Scheel ist da und Ministerpräsident Hans Eichel, die lokalen Politgrößen, Heinz Schenk, Liesel Christ und Lia Wöhr sowieso, Ernst-Dieter Lueg und ein weiteres Dutzend Fernseh-Gesichter - kein Grund zur Beunruhigung, alles wie gehabt.
Ein fröhlicher, heiterer Abend sollte es werden, hatte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler gewünscht, und das erledigten die Frankfurter und ihre Stammgäste ohne jede Anstrengung. Gewiß, mit Kaiserwalzer und Handkuß ging es los, aber dann brach sich das örtliche Naturell Bahn. Es dauerte gar nicht lange, und es wurde geschwoft zur "Waldesluhuhust" und zum Münchner Hofbräuhaus. Beim Tanz wurde eifrig getuschelt, wem man gerade auf die Füße getreten hatte.
Etwa dem ZDF-Mann Klaus Bresser, der sich ebenso temperamentvoll bewegte wie auf dem Bildschirm? Achtung, da walzte Stadtkämmerer Martin Grüber vorbei, während Kulturdezernentin Linda Reisch eifrig mit ihrem Amtsvorgänger Hilmar Hoffmann tuschelte. Für große Sprünge war ihr knallenges schwarzes Kleid mit den vielen Volants um die Knie eher ein Hindernis.
Nach Meinung von Kennern hatten die Damen in diesem Jahr bei den Kleidern noch etwas zugelegt. Romantik herrschte vor, spektakuläre Einblicke waren selten, und der Trend zum kurzen Rock setzte sich fort. Dafür glitzerte und glimmerte es in allen Farben.
Man amüsierte sich. Die fastnachtsreife Dixieland-Einlage der Marching Band konnte die Stimmung nicht stören - das gelang dagegen fast dem Stargast des Abends, Peter Hoffmann. Nicht, daß es, wie aufgeregte Skandalnudeln hofften, zu einer offenen Keilerei zwischen ihm und seiner Ex-Gattin Deborah Sasson gekommen wäre, die als einzige Interpretin mit ihren Musical-Songs das Publikum hinriß. Aber Hoffmanns Stimme kam gegen die völlig übersteuerte Band nicht an, und es gab Zwischenrufe wie "Auf Wiedersehen!" Dennoch legte das Ex-Ehepaar zum Abschluß ein schmelzendes Duett hin, das sogar den Ball-Organisator Manfred Pasenau, zugleich Moderator, fast aus dem Konzept brachte. Und die restlichen anderen 2200 Gäste offensichtlich inspirierte. abi
Frau Maria Link zum 85. Geburtstag am 22. Februar.
WOLLE MERN REILASSE? Schalkes neuer Trainer Helmut Schulte sorgte bei seinem ersten Auftritt für die "Knappen" sogleich für einen Lacherfolg. Angesichts der Null-Diät, die Wattenscheid und Schalke den Zuschauern vorsetzte, sagte der Coach hernach in der Pressekonferenz: "0:0 ist auswärts ein schönes Er- gebnis, aber am 1000. Bundesligaspieltag hat ein 0:0 zu viele Nullen." Tä-täää.
WOLLE MERN REILASSE? Nicht gut zu sprechen war Karlsruhes langhaariger Übungsleiter Winfried Schäfer auf das Abwehrverhalten seiner Mannen, die sich bei der 1:3-Niederlage in Mönchengladbach nicht sonderlich geschickt verhalten haben. "Die drei Gegentore waren doch drei Karnevalsgeschenke von uns." Tä-tääää.
WOLLE MERN REILASSE? Wolfram Wuttke, einstiges Enfant terrible der Liga und früher weder von den Gegenspielern noch von den eigenen Trainern zu bremsen, ist offenbar auf dem besten Wege, aus den Negativ-Schlagzeilen herauszukommen. In Saarbrücken zählt der Mittelfeldmann mit dem Auge für die Situation zu den herausragenden Akteuren. Von Querelen, Auseinandersetzungen oder Skandälchen ist nicht mehr die Rede. Für Wuttke, der seit Wochen einem Tor hinterherläuft, kommt die Wandlung allerdings nicht von ungefähr. "Ich bin jetzt in einem Alter", sagte der 31jährige nach dem 3:1-Sieg über Leverkusen, "wo ich glaube, den Ernst der Lage erkannt zu haben." Tä-tääää.
WOLLE MERN REILASSE? Restlos sauer war Leverkusens schwergewichtiger Manager Reiner Calmund nach dem Ausrutscher der Bayer-Elf beim Aufsteiger Saarbrücken. "Was die Spieler an Leistung gebracht haben, war ein Karnevalsscherz", schäumte der Mann, der sich "wahnsinnig" über die Einstellung der Elf geärgert hatte. Und wenn Bayer nicht im nächsten Jahr einen internationalen Wettbewerb erreiche, werde dies Konsequenzen haben: Prämien würden gekürzt, die Mannschaft über die Dörfer reisen und Geld einspielen, "und statt in Hotels würden wir künftig in Sportschulen Quartier beziehen." Zumindest für das Halbfinalspiel im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt erwartet Calmund eine andere Berufsauffassung: "Wenn wir in Frankfurt so spielen wie gegen Saarbrücken, haut die Eintracht uns den Laden voll, da paßt uns kein Hut mehr." Tä-täää.
WOLLE MERN REILASSE? Als Kenner tiefschürfender Volksweisheiten hat sich Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic entpuppt. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Eintracht nach dem 2:0-Erfolg in Dresden nun Meister wird, antwortete der Serbe launig: "Bei uns daheim heißte es: Ein Esel sagt zum anderen: Jetzt im tiefen Winter finden wir nichts zu fressen. Aber warte mal auf den Frühling, und in drei Monaten haben wir dann genügend Gras zum Sattwerden. Fragt der andere Esel: Aber wie überstehen wir die drei Monate?" Tä-tääää.
WOLLE MERN REILASSE? Als in Dresden die Partie gegen Eintracht Frankfurt nach einer Viertelstunde noch immer arm an Höhepunkten geblieben war, suchten Eintracht-Anhänger im Stehrang nach Beschäftigung. "Seht einmal das steht er, Stepi der Verräter", reimten sie gehässig. "Stört misch gar net", erwiderte der, "was misch net umbringt, macht misch nur härder." Tä-täää.
WOLLE MERN REINLASSE? Horst Reber, vormals Klatsch-Kolummnist in Frankfurt, heute Pressesprecher in Dresden und vielleicht schon bald Dyna- mo-Manager, machte die Pressekonferenz nach dem Eintracht-Spiel zu seiner persönlichen Talk-Show. Er stellte die Fragen und sonst niemand. Trainer Sam- mer bedrängte er besonders insistierend. "Wenn das bei uns der Falkenhain nach einer Niederlage mit mir machen würde, bekäm er was aufs Maul", sagte Eintracht-Coach Stepanovic mitleidig.
Und Ausmarsch!
Gut möglich, daß Sven Kmetsch diesen Tag sein ganzes Leben nicht vergißt. Nicht auszuschließen aber auch, daß er ihn sofort aus seinem Gedächtnis streicht. Gleichwie, dem Freund filigraner Fußballkünste und technisch versierter Kabinettstückchen wird die Partie zwischen Dynamo Dresden und Eintracht Frankfurt am ersten Rückrundenspieltag der Saison 1992/93 allemal in Erinnerung bleiben. Zumindest die eine Szene. Mancher wird sie gar auf ein Video gebannt haben und sich an schlechteren Fußballtagen das Leben damit versüßen.
2:0 führten die Frankfurter im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion. Ein beruhigender Vorsprung zehn Minuten vor dem Ende, zwei Tore die Ruhe vermittelten, Sicherheit gaben - und Mut machten. Jedenfalls führte Verdatterte Dresdner Augustine "Jay-Jay" Okocha in dieser 80. Minute den Ball am rechten Flügel und lief auf Sven Kmetsch zu, der sich ihm, ganz auf Verhinderung weiterer Gegentore bedacht, in den Weg stellte. Unvermittelt blieb auch Okocha stehen und stoppte den Ball mit der Sohle. Dann geschah das Unglaubliche. Unter Zuhilfenahme der linken Schuhspitze und der rechten Ferse schnickte er den Ball hoch in die Luft, über sich und Kmetsch hinweg, umkurvte den völlig verdatterten Dresdner, ließ den Ball "abtropfen" und flankte. Wäre die Kugel einen Meter höher und zwei Meter weiter geflogen, hätte der freistehende Yeboah gar noch ein Tor köpfen können. Doch vielleicht wäre dies zuviel des Guten gewesen. Es blieb bei einem Griff in die Trickkiste, bei einem Kniff, den sicherlich hunderte Spieler beherrschen - im Training, daheim im Garten unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Selbst jene, die seit mehr als 30 Jahren den Fußball hierzulande beobachten, können sich nicht erinnern, derartiges je in einem Pflichtspiel der Ersten Liga gesehen zu haben. Nur der Argentinier Diego Armando Maradona traute sich das einmal beim SSC Neapel. Und nun der für Frankfurt spielende Nigerianer Augustine Okocha.
8000 Meter über dem Boden geriet Dragoslav Stepanovic beim Rückflug noch einmal in sein unnachahmliches serbo- hessisches Schwärmen: "Unglaublisch, muß isch ma sage, die Okocha is so fresch. Und de Sauhund hat noch mehr von dene Dinger druff." Im Training narrt der 19jährige Vertragsamateur schon mal die Mitspieler. Erst vergangene Woche bekam Edgar Mit der Hacke durch die Beine Schmitt von Okocha einen "Beinschuß". Das ist nichts außergewöhnliches und kostet normalerweise zehn Mark in die Mannschaftskasse. Doch für das, was Okocha mit Schmitt machte, gibt es in Frankfurt noch gar keinen Tarif. Der spielte den Ball nämlich mit der Hacke durch die Beine Schmitts . . .
Mit einem Glas "Bitter Lemon" ausgestattet, stand Okocha in Dresden am Flughafen - und war bester Laune. "Das hat riesigen Spaß gemacht", lachte er, "aber so was traue ich mich nur, wenn es 2:0 steht." Dabei hatte der Tag so gut eigentlich gar nicht begonnen. Aufgestanden war Okocha in der Gewißheit, daß er gar nicht spielen würde. Drei Wochen hatte er mit der nigerianische U 21 auf Mauritius verbracht und dort bei der WM-Qualifikation gegen Kamerun und Ghana jeweils 0:1 verloren. Auch ein 2:0 gegen Mauritius nutzte da nichts mehr. Schlimmer noch wog schließlich die Tatsache, daß er mit einigem Trainings- Rückstand nach Frankfurt zurückkehrte und er sich im Bierzelt bei jedem Ballverlust das Gezeter der Kollegen und schließlich auch Kritik von Trainer Dragoslav Stepanovic anhören mußte.
Doch am Samstagvormittag gab es folgenden Dialog. Stepanovic: "He, Jay-Jay, traust du dich zu spielen?" Okocha: "Ja. Wenn du mich läßt, verspreche ich, daß ich ganz einfach, ohne Tricks und Dribblings spiele." Stepanovic: "Bist du verrückt geworden. Nur wenn du alles versuchst, was du kannst, bist du wertvoll "Bist du verrückt geworden?" für uns." Okocha nickte und spielte - mit vielem von dem, was er kann, aber längst nicht allem und mit nur einem Trick, der es allerdings in sich hatte.
Auch mit Kochaber Tsahadadze hatte Stepanovic am Morgen vor dem Spiel ein Gespräch. Weiß der Himmel, in welchen Sprachen das zusammengeschustert worden ist, jedenfalls galt es dem Neuzugang aus Georgien klarzumachen, daß er spielen würde, wenn er verspricht, im Strafraum die Finger vom Trikot des Gegners zu lassen. Daran zieht und zerrt der Abwehrspieler nämlich gern, wenn er zumKopfball hochsteigt. Das hat Stepanovic zumindest im Training ausgemacht. Tsahadadze verstand offenbar, hielt sich an die Anweisung und gab einen vielversprechenden Einstand. Recht zufrieden sei er gewesen, ließ der 1,5-Millionen- Mann wissen, der Dietmar Roth fürs erste von seiner Position verdrängt haben dürfte. Dragoslav Stepanovic war derart angetan, daß er Vizepräsident Bernd Hölzenbein in der Pressekonferenz öffentlich gratulierte: "Ich muß ,Holz&rquote; beglückwünschen zu diesem Transfer. Kochaber hat nicht 99, sondern 101 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen."
Um Tsahadadzes Zukunft muß sich Hölzenbein fürs erste keine Sorgen machen, denn der ist für zweieinhalb Jahre Abgezockter Künstler (ohne Freigabe-Klausel und Nebenabreden) an die Eintracht gebunden. Doch mit Augustine Okocha würde der Vizepräsident gern verlängern. Zwar beginnt der Profi-Vertrag des 19jährigen erst im Sommer, doch ist er nur für ein Jahr abgeschlossen. "Ich rede andauernd mit Jay-Jay, aber der weiß auch schon, was so bezahlt wird", sagt Hölzenbein, und Okocha erklärt lächelnd: "Ich würde gern hierbleiben und will auch verlängern. Aber da muß Hölzenbein noch einige Dinge in meinem Vertrag ändern, dann können wir das gleich erledigen." Diese "Dinge" sind die Summen, die sich am Ende zu einem jährlichen Salär aufrechnen lassen, das sich ein Künstler wie Okocha vorstellt. Aber auch Hölzenbein ist trickreich: "Nach so einem Ding verhandele ich besser nicht. Wenn Okocha schlechter drauf ist, tue ich mich sicher leichter." WALTHER LÜCKER
WEITERSTADT. Im Kugelhagel von drei unbekannten Tätern ist es der zweiköpfigen Besatzung eines Geldtransporters am Freitag abend in Weiterstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) gelungen, sich unverletzt in Sicherheit zu bringen. Die Räuber mußten ohne Beute fliehen.
Nach Angaben des Darmstädter Polizeipräsidiums hatten zwei der Unbekannten auf dem Dach des Supermarktes dem gepanzerten Geldfahrzeug aufgelauert, mit dem die Begleitmannschaft die Geschäftseinnahmen des Tages abholen wollte.
Als einer der Transportbegleiter die Schiebetür des vor dem Markteingang geparkten Fahrzeugs öffnete, schob ein Täter von oben ein Kunststoffrohr in das Wageninnere und feuerte gleichzeitig aus einer Pistole. Ein Schuß aus einer anderen Waffe traf den Außenspiegel.
Der Wachmann auf dem Beifahrersitz konnte die Autotür so arretieren, daß das Rohr steckenblieb. Während dessen kletterte einer der Unbekannten auf das Autodach und machte sich daran, die Dachluke aufzureißen. Als dies nicht gelang, rutschte er über die Frontscheibe zu Boden und versuchte erfolglos, die wegfahrenden Wachmänner, Angestellte einer Frankfurter Werttransportfirma im Alter von 24 und 31 Jahren, mit Schüssen aus einer Schrotflinte zu stoppen. Ein Projektil traf einen Hinterreifen.
Auch auf einen Nebenraum, in den sich drei Angestellte des Supermarktes nach Beginn des Überfalls geflüchtet hatten, gaben die Täter mindestens drei Schüsse ab. Verletzt wurde niemand.
Die Täter entkamen in zwei Fluchtautos. Kripobeamte stellten am Tatort laut Polizeipräsidium "zahlreiche" Geschoßhülsen sicher. feu
BERLIN. Die salvatorische Formel von der Zeit, die alle Wunden heilt, straft das Kino Lügen. Nicht nur, weil es seine eigene Kunst in der Zeit entfaltet und sich gerade deswegen dem Betrachter erst im Erinnern erschließt wie eine neue Tonfolge, die erst, wenn sie verklungen ist, als Melodie gehört werden kann, sondern auch, weil die immensen historischen Gedächtnisspeicher, die in ihm angelegt sind, die Wunden offenhalten, die Chronos' Schritte schließen sollen.
Auf ganz unterschiedliche Weise haben sich die zwei Filme auf dem Wettbewerb, Gyula Maárs "Hoppla" und Thomas Mitscherlichs "Die Denunziantin" des Problems historischer Erinnerung im Film angenommen. Maár versucht die biographischen und historischen Zeitebenen, auf denen sich ein Ehepaar um die sechzig durch die Krisen der Gegenwart bewegt, durch subjektive Erinnerungsbilder zu evozieren als Tagträume, Erzählungen in Dialogen und durch die Gleichzeitigkeit dreier Generationen einer Familie. Das ehrgeizige Unternehmen, Vergangenheit und Gegenwart Ungarns als permanente Ehekrise zu beschwören, scheitert freilich bereits an der offensichtlichsten Stelle, an der filmischen Präsentation. Zwar gelingen Maár einige Innenaufnahmen, in denen im Stile der Filme von Carlos Saura die erinnerten Personen vergegenwärtigt werden, aber dafür passen die Außenaufnahmen nicht so recht dazu, in denen sich der Kammerspielton im Nichts verliert.
Während Maár die Schwerfälligkeiten von Kostümfilmen ganz umgeht, versinkt Thomas Mitscherlich darin. "Die Denunziantin" greift auf einen historischen Fall zurück, auf den jener Frau nämlich, die den flüchtenden Carl Goerdeler erkennt und denunziert. Auf den Kopf des Widerstandskämpfers ist eine hohe Prämie ausgesetzt, deren Erhalt die junge Frau prominent macht. 1946 wird sie verhaftet und verurteilt. Was Mitscherlich an diesem Fall interessiert, verrät erst der Abspann - daß nämlich außer der Denunziantin keiner der an der Ermordung Goerdelers Beteiligten verurteilt wurde.
Die Kritik an der unzureichenden Entnazifizierungspraxis, an die Unbill rein opportunistisch vollzogener Wenden bleibt dem Film selbst gänzlich oberflächlich. Dieser konzentriert sich auf das Porträt der Denunziantin, die der Sozialneid, die Gekränktheit einer kleinlichen und verkniffenen Person weit mehr motiviert als die Politik. Obwohl Katharina Thalbach die Stationen eines giftigen Triumphs voller Enttäuschungen sorgsam entfaltet, wirkt der Film insgesamt merkwürdig blaß und spannungslos. Die Reduktion der gesamten visuellen Struktur des Films auf die Kammerspielperspektive entspricht zwar dem Konzept, in der "Denunziantin" jenen Charaktertypus zu treffen, der im wörtlichen Sinne außer der eigenen Binnenperspektive nichts sieht, Politisches nicht erfassen kann und alles Unangenehme aus der Wahrnehmung einfach ausschaltet. Aber dem Film fehlt als Film die notwendige Distanz und so fallen die Binnenperspektive der Protagonistin und die des Films aufs Unglücklichste zusammen. Das Dritte Reich, die Befreiung, die Prozesse: Kurz, die Historie des Falles verschwindet in der biedersinnigen Ausstattung und einigen feisten Typen, die wohl die "Banalität des Bösen" verkörpern sollen.
Auf gänzlich eigensinnige Weise dagegen entwirft Boris Lehmann Bilder und Einstellungen von Personen und einem Film in "Babel/Brief an meine in Belgien gebliebenen Freunde", einem vielstündigen Werk in zwei Teilen, den das Forum präsentierte. 1983 beginnt Lehmann als sein eigener Darsteller, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent zu drehen, fast zehn Jahre später montiert er das Material. Der Film kreist um die Planung einer Reise nach Mexiko, deren Vorbereitung und der Verabschiedung der Freunde in Brüssel und dem restlichen Belgien. Lehmann inszeniert sich dabei selbst, nicht nur im Sinne eines Selbstporträts, sondern auch als Komiker, Filmästhet und Autor. Die Idee der Reise ist die der Distanz: Orte und Personen werden dabei bereits in der Gegenwart zu Bildern der Erinnerung im Moment der Abreise. Die Reise, älteste Metapher für Trennung und Tod, wird zum Rahmen, die Gegenwart in Bilder zu fassen. Das ehrgeizige Programm Lehmanns spielt mit Zeitstrukturen wie der Parzen, die die Lebensfäden verknüpfen. Das Verweben der losen Fäden der Kontingenz zu einem riesigen Simultanteppich gelingt Lehmann auf faszienierende Weise, "mein Leben", schreibt er, "ist zum Drehbuch eines Films geworden, der selbst wiederum mein Leben wurde".
Das Risiko narzißtischer Gefälligkeiten, die der Regisseur sich als Darsteller erweist, ist naturgemäß groß, und es ist einer der gelungenen Drahtseilakte des Unternehmens, daß er diesem Risiko nicht erliegt, sondern einen Teil seiner komischen Momente daraus bezieht. Das romantische Motiv, Kunst und Leben ineinanderübergehen zu lassen, ineinanderzuspiegeln, distanziert er dabei selbst noch einmal, indem er darauf verweist.
Die Komplexität, die Lehmann entfaltet, resultiert daraus, daß er einen Diskurs über Bilder in Bildern führt. Vor diesem Hintergrund erscheint das programmatische Vorgehen der Filmästhetik von Barbara Hammers Film "Nitrate Kisses" allzu simpel. Ihr Versuch, die kulturelle und soziale Diskriminierung lesbischer und homosexueller Lebensformen durch experimentelle Montagen aufzuheben, verfängt sich in plakativen Analogien, denen es an historischer Genauigkeit mangelt und an ästhetischem Sinn. Kompilation und Inszenierung bekommen dabei einen pathetisch-propagandistischen Tonfall, der zum Thema der Verfolgung nicht so recht passen will. Die Ungenauigkeit von Hammers Film wird in Mark Rappaports und Mark Daniels Kompilationsfilm "Rock Hudson's Home Movies" durch Eindeutigkeit zwar vermieden, aber nicht unbedingt kompensiert. Die Rekonstruktion von Rock Hudson als Autor homosexueller Subtexte im dominanten, heterosexuellen Kino ist dennoch aufschlußreich. Einseitig wird sie allenfalls dadurch, daß sie die latente Frauenfeindlichkeit der Doris Day-/Rock Hudson-Komödien nicht mehr benennt, sondern selbst mitträgt.
GERTRUD KOCH
Das Wetter
FRANKFURT A. M., 21. Februar (FR). Schneeschauer im Nordstau der Mittelgebirge, Schneefall im Alpenbereich, sagt das Wetteramt vorher. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen minus zwei und plus drei, die nächtlichen Tiefstwerte zwischen minus zwei bis minus sieben Grad Celsius. (Siehe auch Lokalteil)
Tina Stadlmayer Nur Küsse waren verboten Zwangsprostituierte in japanischen Militär-Bordellen
Als der Krieg zu Ende war, schämte sich Sim Mi Ja, nach Korea zurückzukehren und blieb noch acht Jahre in Japan. Heute lebt sie alleine in Korea in der Nähe von Seoul. Sie sagt: "Ich konnte nicht mehr heiraten und Kinder bekommen. Sie haben mein Leben ruiniert." Als ein junger Reporter die Frage stellt: "Wieviel Geld verlangen Sie von der japanischen Regierung?", wird die Koreanerin unfreundlich: "Was man mir angetan hat, ist nicht mit Geld gutzumachen", schreit sie ihn an.
Von 1910 bis 1945 war Korea eine japanische Kolonie. In dieser Zeit machten die Besatzer Tausende von koreanischen Frauen zu Sex-Sklavinnen in ihren Soldaten-Bordellen. Historiker schätzen, daß während des Pazifischen Krieges (1931 bis 1945) zwischen 100 000 und 200 000 junge Frauen zur Arbeit als "Jugun Ianfu" (der beschönigende Ausdruck bedeutet: "den Soldaten Trost Spendende") gezwungen wurden. Es waren nicht nur Koreanerinnen, sondern auch Chinesinnen, Filipinas, Holländerinnen und Japanerinnen, die als Freudenmädchen tätig werden mußten. Im Dezember 1990 wurde die japanische Regierung von der Geschichte eingeholt: Drei ehemalige Zwangsprostituierte aus Korea erhoben vor einem Tokioter Gericht Klage gegen die japanische Regierung. Sie forderten eine Entschuldigung und Entschädigungszahlungen. Vor der japanischen Botschaft in Seoul versammeln sich seitdem an jedem Mittwoch koreanische Frauen und verlangen eine Entschuldigung von der japanischen Regierung. Eine Organisation zur Unterstützung der Frauen richtete ein Beratungstelefon ein: Einige ehemalige Sex-Sklavinnen und über hundert ehemalige Soldaten riefen an. Sie berichteten, wie es in den Militär- Bordellen zuging. Seither haben sich in fast allen Ländern, die während des Pazifischen Krieges von Japan besetzt waren, Frauen gemeldet und sich als ehemalige Zwangsprostituierte der Militärs zu erkennen gegeben.
In der philippinischen Hauptstadt Manila erzählte Maria Rosa Henson, 65, bei einer Pressekonferenz von ihren Erfahrungen: Mit 14 Jahren wurde sie beim Holzsammeln von einem japanischen Soldaten vergewaltigt. Danach schloß sie sich dem Widerstand gegen die Japaner an. Sie wurde festgenommen und in ein Bordell verschleppt. Maria Hensons erwachsene Kinder wußten bis zu dem Tag der Pressekonferenz nichts von der Vergangenheit ihrer Mutter.
Bereits 1948 wurden bei den Kriegsverbrecher-Prozessen in Jakarta neun Japaner verurteilt, weil sie Holländerinnen in japanischen Bordellen zur Prostitution gezwungen hatten. Als Japan 1942 die holländische Kolonie Niederländisch-Indien (heute: Indonesien) besetzte, sperrten die Militärs ihre Kriegsgefangenen in Internierungslager. Die weiblichen Gefangenen landeten in den Soldaten-Bordellen.Das Programm der "Wundertüte"
BRUCHKÖBEL. Der alternative Bruchköbeler Kulturverein "Wundertüte" hat jetzt sein Veranstaltungsprogramm für die nächsten Monate bekanntgegeben. Für den kommenden Freitag, 26. Februar, lädt die Gruppe ein zum gemeinsamen Besuch des "Philanthropin" in Frankfurt. Laut Vorankündigung handelt es sich dabei um eine Schlagerrevue aus den 50er und 60er Jahren, "als Männer noch Männer und Frauen noch Frauen waren, schamlos, geschmacklos, niveaulos".
Für den 6. März sollten sich Theaterfreunde das Gastspiel von "L'imagination malade" im Haus Shalom mit dem Stück "Wer fragt schon . . ." vormerken. Die Jahreshauptversammlung des Vereins ist für den 10. März um 20 Uhr an gleicher Stelle geplant. "Wenn die Berge erzittern" heißt ein Film zur Lebensgeschichte der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu und der Situation der Indios in Guatemala. Der Streifen von 1983 wird am 9. April um 19.30 Uhr in der Heinrich- Böll-Gesamtschule gezeigt.
Das "Basta"-Theater aus Wuppertal hat sich für den 24. März um 20 Uhr in der Aula der Böll-Schule mit dem Rollenspiel "Grenz-Fall" angesagt. Themen sind Festung Europa, Asyl, Müllexport, nationaler Umweltschutz zur Rettung der eigenen Haut statt globaler ökologischer Wende.
Die Mairadtour steht am 1. Mai um 10.30 Uhr ab Minimal-Parkplatz auf dem Programm. Das vierte Hof- und Gassefest plant die "Wundertüte" für das Wochenende vom 2. bis 4. Juli. Dafür werden noch Gaukler und Kleinkünstler gesucht. Mehr Informationen hat Marianne Walter, Telefon 7 25 04. hein
BERGEN-ENKHEIM. Die Bergen-Enkheimer Sozialdemokraten stellen insgeamt 20 Kandidaten zur Wahl für den Ortsbeirat 16. An erster Stelle steht Ortsvorsteher Herbert Loos. Auch die meisten anderen Kandidaten, die auf den ersten zehn Plätzen der SPD-Liste zu finden sind, waren bereits in dieser Wahlperiode Mitglieder des Stadtteilgremiums. Unter ihnen ist der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende, Gerd Weinrich (dritter Platz), und der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Josef Geis (Platz fünf).
Auch die übrigen Mitglieder der SPD- Fraktion - Gisela Henrich, Elke Gensler, Joachim Fischer, Gerda Frey und Hartmut Lange - kandidieren erneut für einen Sitz im Ortsbeirat.
Gisela Henrich arbeitet als Fraktionsassistentin, Elke Gensler war Kinderbeauftragte im Stadtteil. Neu auf der Kandidatenliste sind Margot Schmidt auf dem vierten und Inge Schulmeyer auf dem siebten Platz. gap
BORNHEIM. Für die Verkehrsführung rund um die Heidestraße tauchen immer mehr Ideen auf. Neueste Variante: Die Diagonalsperre in der Eichwaldstraße soll zeitweilig entfernt und die Burgstraße zwischen Wiesen- und Eichwaldstraße zur Einbahnstraße werden. Das Ordnungsamt hat diese Lösung vorgeschlagen, die gelten soll, solange die Baustelle an der Ecke Berger Straße/Wiesenstraße besteht. Der Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) verabschiedete in seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen von Grünen und SPD einen Dringlichkeitsantrag, der diesen Plan unterstützt.
Parallel dazu läßt der Ortsbeirat die Möglichkeiten prüfen, die Fahrtrichtungen in Heidestraße (ab Germania- zur Eichwaldstraße), Eichwaldstraße (ab Heidestraße zur Berger Straße) und Berger Straße (ab Eichwald- zur Höhenstraße) umzukehren. Alternativ sei der Ortsbeirat auch einverstanden, für begrenzte Zeit nur die Berger Straße zu "drehen".
Zur Erklärung: Neben den bereits vorhandenen Belastungen des Viertels durch das Parkhaus in der Heidestraße - jeden Samstag drängen wahre Automassen in das Wohngebiet - droht den lärm- und abgasgeplagten Anwohnern jetzt zusätzlich noch Schwerlastverkehr. Ende Februar beginnen die Abrißarbeiten am ehemaligen Woolworth-Gebäude auf der "Berger", an dessen Stelle die Frankfurter Sparkasse ihre neue Stadtteilzentrale errichtet. Damit die An- und Abfuhr von Schutt und Baumaterial nicht auch noch über die Heidestraße erfolgt, haben sich die Stadtteilpolitiker dem Vorschlag des Ordnungsamtes angeschlossen, die Sperre in der Eichwaldstraße vorübergehend aufzuheben. Der Verkehr könnte dann von der "Berger" direkt auf die Burgstraße und von dort zum Alleenring gelangen.
Um unerwünschten Durchgangsverkehr zu verhindern, der diese Strecke als "Schleichweg" in Richtung Osten benutzen könnte, soll die Burgstraße im oberen Abschnitt Einbahnstraße werden, so daß man aus der Eichwaldstraße nur nach links zum Alleenring abbiegen kann. Dennoch wurde bereits während der Sitzung des Ortsbeirates erster Widerspruch aus der Eichwaldstraße laut: Ziel der Sperre sei es, das Viertel zu beruhigen. "Jetzt sollen nicht nur wieder Autos, sondern auch noch Lastwagen durch unsere Straße rumpeln", beschwerte sich ein betroffener Bürger.
Doch die Alternative, den Verkehr direkt über die Berger Straße zur Höhenstraße zu leiten, läßt sich laut Hermann Steib (Grüne) kurzfristig nicht umsetzen, da im Kreuzungsbereich eine Ampel installiert werden müßte. Diese Lösung sei eher langfristig zur Entlastung der Heidestraße ins Auge zu fassen, sagte Steib. Die Diagonalsperre hingegen könne man von heute auf morgen entfernen - eine Sofortmaßnahme, die nötig sei, "wenn wir in der Heidestraße den endgültigen Verkehrsinfarkt verhindern wollen". rea
"Was halten Sie von dem jungen Mann hinter Ihnen?" Gregory Peck dreht sich langsam um, als wisse er tatsächlich nicht, wer da plakatiert ist. Er stutzt, staunt, schmunzelnd dreht er sich wieder zu den Journalisten der Pressekonferenz. Er zögert. "Nun, er hat viel Glück gehabt, dieser Kerl." Ein Weltstar hält Hof: ganz bescheiden, ein echter Gentleman, so distinguiert wie ein pensionierter Kronanwalt, obwohl in LaJolla/Südkalifornien geboren, Westernheld und Captain Hornblower, mit denkwürdigen Auftritten in Filmen von Alfred Hitchcock, King Vidor, Elia Kazan, William Wyler, Henry King und Raoul Walsh.
Er bekommt einen goldenen Bären für sein Lebenswerk. Den haben bisher außer ihm nur James Stewart, Sir Alec Guinness und Dustin Hoffman bekommen. "Bedeutet ihm diese Ehrung etwas?" Gregory bedankt sich artig und genießt sichtlich die Aufmerksamkeit, die Fotografen mit ihren "Greg, Greg-Rufen", damit er in ihre Kamera schaut und die "Standing Ovations", bei der Pressekonferenz und auch bei der Galavorführung seines Oskar-Triumphs von 1962 "To Kill a Mockingbird" im Berliner Zoopalast.
Gregory Peck macht ein paar Witze, darüber daß er seine deutschen Fans immer daran erkennt, daß sie Rückporto beilegen und darüber, wie es ist, mit Martin Scorsese zu drehen, dessen ganze Familie den Set in eine italienische Fiesta verwandelt und er erzählt ein paar Hintergrundgeschichten: "High Noon" lehnte er ab, weil er fand, das sei doch dieselbe Geschichte wie "The Gunfighter", den er 1950 für Henry King gedreht hatte: eine Fehlentscheidung, wie man weiß. "Gary Cooper sagte ja." "Mit welchem Regisseur würde er gerne noch einmal einen Film drehen?" Gregory Peck antwortet schnell: "Billy Wilder", denn der ist auch in Berlin, kriegt auch einen goldenen Bären und wird bei der Gala ebenso gefeiert wie Peck.
Diese Auftritte der Idole von einst verleihen in diesem Jahr der Berlinale mehr Glanz, als das aktuelle Programm. Als sei die Geschichte des Kinos schon an ein Ende gekommen, ein nostalgischer Blick zurück, wie sonst nur noch in filmhistorischen Retrospektiven. Ein widersprüchliches Gefühl, diesen irdischen Göttern der Filmkunst gegenüber zu stehen, mit einem überschaubaren Werk, mit bekannten Meriten und mit diesem aufrichtigen Vergnügen daran, sich feiern zu lassen, das nur das Alter möglich macht. In der Pressekonferenz mit 20 Kameras und ein paar hundert Kollegen, in einem Kinosaal mit denselben Kameras und 2000 Zuschauern fühlt man sich immer noch ganz nah der Legende - ein Erlebnis, das einem den Atem nimmt und das ganze Filmvestival mit seiner täglichen Jagd nach der Novität schmelzen läßt zu einer gefälligen "Trade-Show".
Kein guter Film, ein schlechter Film, noch eine Entdeckung, noch ein Geheimtip - Filmkritiker als Kinospekulanten. Als Schmiermittel im Getriebe der Filmdistribution. Nur wenn man ganz der Kinogeschichte verfällt. Wenn "Party-Girl" von Nicholas Ray in der Cinemascope- Retrospektive, gedreht 1958, zum wichtigsten Kinoerlebnis eines Festivals der Novitäten wird (die größtenteils tatsächlich nichts Neues wagen), ist endlich einmal das Kino "bigger than life" und das sollte es schon sein. Auch wenn große Ereignisse mit - wahrscheinlich gutgemeinten - Festreden zu peinlichen Verlautbarungsaktionen verdünnt werden, bleiben sie große Momente. Conrad Veidt hat das alles nicht verdient: Reden ohne Sachkenntnisse und ohne Sprachkompetenz, es sei denn, man versteht das eigenwillige Sprachkauderwelsch des Festivaldirektors Moritz de Haldeln, der im übrigen nichtg erklären konnte, wieso die Ehrung des Ufa- und Hollywoodstars Conrad Veidt 100 Jahre nach seiner Geburt und 50 Jahre nach seinem Tod mit einem einzigen Film so skandalös mager ausfiel. In den siebziger Jahren hatte man ihm zwar schon einmal eine Retrospektive gewidmet, aber ein paar Filme mehr von dem großen deutschen Schauspieler, der die Ästhetik des deutschen Stummfilmexpressionismus und dann das Hollywoodkino von "Caligari" bis "Casablanca" so sehr geprägt hat, schon verdient gehabt.
Freilich ist "Jew Süss", von dem Briten Lothar Mendes 1934 gedreht, ein ganz besonders beeindruckender Film. Er folgt Feuchtwangers Roman über den Juden Süss-Oppenheimer und seinem einsamen Kampf um die Rechte der Juden in einer Zeit der Intoleranz. Conrad Veidt war danach für den "Stürmer" in Deutschland nicht mehr tragbar, und das hat er wohl auch so gewollt. Er emigrierte und begann eine neue Karriere in Großbritannien und Hollywood. Der Naziregisseur Veidt Harlan drehte seine Version des Stoffes, die sie von den Füßen auf den Kopf stellte und die noch heute nicht nur als der propagandistisch perfideste, sondern auch als der filmisch beste antisemitische Propagandafilm der Nazis gilt: "Jud Süss". Gerne hätte man diesen Film mit Lothar Mendes prosemitischer Version "Jew Süss" direkt verglichen. Eine Lektion in Sachen Propaganda. Die gleiche Geschichte, die gleiche Figur - interessant sind die Differenzen. Mendes erzählt die Geschichte eines Idealisten, der seine Mittel nicht hinterfragt, Liebe, Glück und Selbstachtung opfert für die Macht, die er dann zum Besten seiner Juden im Getto einsetzen möchte, und Mendes erzählt, wie er an der Droge der Macht scheitert und doch ein großer Vorkämpfer der Menschenrechte bleibt.
Harlan macht daraus den schachernden und unberechenbaren geilen Juden, einen Grafen Dracula, der nur von einer reinen Seele gestoppt werden kann. Die Gesten sind anders gemeint - das kann man sehen, wenn man endlich "Jew Süss" gesehen hat - aber Hauptdarsteller Ferdinand Marian ist nur die farbige Taschenausgabe von Conrad Veidt. Und "Jew Süss" immer noch ein beeindrukkender Film mit Veidt und seiner vollkommenen Hingabe der tragischen Rebellenfigur gegenüber. Ein wichtiges Fundstück der Filmgeschichte und eines der großen Ereignisse dieser Berlinale abseits aller Retrospektiven, Reihen und Wettbewerbe. Ein Film, der reicher macht und der (auch) deutsche Filmgeschichte machte. Gäbe es gar keinen wirklich guten Grund für ein Filmfestival, wie die Berlinale - die Vorführung von "Jew Süss" hätte sie nachgeliefert. Der Blick zurück wird gerade für das Kino vielleicht immer wichtiger.
JOSEF SCHNELLE
MAIN-TAUNUS-KREIS. Cordula Schüer heißt die neue erste Frau an der Spitze der Jungen Liberalen im Main- Taunus-Kreis. Die 23jährige Jura-Studentin löst Julia Kappel aus Bad Soden ab, die nach fünfjähriger Amtszeit nicht mehr für den Vorsitz kandidieren wollte.
Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden der Architekt Dirk Westedt, und der Jura-Student Wilhelm Wolf wiedergewählt. Die "Schätze" verwaltet wie gehabt Christian Hofmeister. Zu Beisitzerinnen und Beisitzern wurden Andreas Gramsdorff, Julia Kappel, Heiko Kloss, Stefan Mehlun und Sylvia Wojczewski gewählt.
Den Schwerpunkt ihrer Arbeit wollen die Jungen Liberalen in den kommenden Monaten auf die Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Politikverdrossenheit junger Menschen sein, sagt Cordula Schüer: "Wir müssen verstärkt Zugang zu den Problemen, Wünschen und politischen Zielvorstellungen Jugendlicher suchen und mit ihnen diskutieren. . . ."
Gelegenheit dazu bieten die Julis an ihren Wahlkampf-Info-Ständen am Freitag, 5. März, auf dem Schwalbacher Markt und am Samstag, 6. März, in der Hofheimer Fußgängerzone. ana
BRUCHKÖBEL. Mit der Scheune, die dem Geschichtsverein versprochen war und nun nach dem Willen der CDU verkauft werden soll, und dem Nachbargrundstück der Sparkasse, die sich ebenfalls verändern will, befaßten sich die Bruchköbeler Mandatsträger erneut in der jüngsten Sitzung auf Antrag der SPD. Die Genossen schlugen vor, das Sparkassen-Grundstück zu kaufen, der Baugenossenschaft zu übertragen und dann einen Architektenwettbewerb auszuschreiben, in den auch die Scheune einbezogen wird.
Während sich die Sozialdemokraten erneut dafür aussprachen, in dem alten Gemäuer eine landwirtschaftliche Dauerausstellung und das Archiv des Geschichtsvereins unterzubringen, verwiesen CDU und Erster Stadtrat Ernst Garkisch auf Investitionskosten von 1,8 Millionen Mark, die nach ihrer Rechnung ein solches Projekt verschlingen werde und daher nicht leistbar seien. An der Scheune sei nichts Erhaltenswertes, betonte Unions-Sprecher Karlheinz Dziony und nannte die SPD-Initative schlicht Unfug.
Ernst Garkisch betrachtete den Antrag zudem als zumindest verfrüht, weil die Sparkasse bereits mit der Baugenossenschaft verhandele. Ehe die Gesprächspartner nicht zu einem Ergebnis gekommen seien, solle sich die Stadt nicht einmischen.
Die Eingabe wurde ebenso abgelehnt wie die Forderung der Genossen nach einem Frauenbeirat. Den bezeichnete die CDU-Vertreterin Hildegard Jost sehr zum Unmut der SPD-Fraktionssprecherin Neeb-Horn als überflüssig. In den Ausschuß wurde ein Antrag der Grünen verwiesen, mehr Räume für die Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls im Ausschuß wird ein Vertrag mit der Baugenossenschaft weiterberaten, die im Wilhelm-Busch-Ring eine Tiefgarage mit Parkdeck errichten will. hein
AT: CHAOS
Die Verschachtelung der Welt ist ein Werk des Menschen. All seine Hervorbringungen vollziehen sich prinzipiell in zwei Stufen. Deren erste ist immaterieller Natur, wird als Denken bezeichnet und läßt sich gut mit dem Gestus einer Hand veranschaulichen, die in die dunklen Tiefen einer Socke schlüpft, dort, am hintersten Ende, einen kleinen Zipfel erwischt, ihn begreift, sodann packt und ans Licht bringt, wobei das Innere nach außen gekehrt wird. Der Vorgang dürfte jedermann vertraut sein und kennzeichnet das Bewegungsgesetz einer simplen Alltagsgrübelei gleichermaßen wie die äußersten Anstrengungen von Philosophie und Wissenschaft.
Die zweite Stufe läßt sich als Transformation oder Realisierung der ersten bezeichnen. Sie hat materiellen Charakter und ist dadurch definiert, daß sie Raum verbraucht. Die dem Menschen eigentümliche Form, den Raum zu füllen und zu nutzen, ist die Schachtel. Beispiel: Ein Haus ist eine Schachtel. Es ist gegliedert in Unterschachteln, sogenannte Zimmer. In den meisten Zimmern befinden sich wiederum viele Schachteln - Schränke, Kommoden, Truhen -, und es bedarf wohl kaum noch einer weiteren Verfolgung der Sache: Schränke und Kommoden haben Schubladen, in den Schubladen werden Kästchen, Kartons, Schatullen und andere Repräsentanten der geradezu unüberschaubaren Gattung Schachtel aufbewahrt. Auch Bücher gehören dazu. Sie haben unzweifelhaft Schachtelcharakter und dienen dem Zweck, immaterielle Hervorbringungen des Menschen - im besonders günstigen Fall: Gedanken - mit einiger Umständlichkeit dingfest zu machen.
Bücher zählen wie Häuser, Schubladen und Koffer zu den quaderförmigen, starren Schachteln. Aber es gibt außer den symmetrischen auch unregelmäßig gestaltete und neben starren auch weiche wie Rucksäcke oder Handtaschen sowie Schachteln mit runden Formen, nämlich Flaschen, Töpfe, Kannen usf. Doch auch damit noch nicht genug. Den bisher genannten Manifestationen der Schachtel, die sich samt und sonders durch kinetische Indifferenz auszeichneten, ist noch die gewaltige Gruppe der beweglichen Schachteln, also Autos, Omnibusse, Flugzeuge, U-Bahnen, hinzuzufügen.
Fraglos läßt sich die Klassifizierung der Schachteln noch beliebig weiter treiben. Doch das bringt wenig ein. Denn nicht, was sie unterscheidet und trennt, sondern was sie eint und verbindet, bestimmt ihr eigentliches Wesen. Dieses ist demnach nicht in der eminenten Vielfalt ihrer Formen und Zwecke zu finden, sondern besteht in einem Charakteristikum, das sämtlichen Schachteln gemeinsam ist, nämlich in ihrer Befähigung zu universaler Kombinierbarkeit. Und diese Eigenschaft hat fatale Folgen, denn sie konstituiert zugleich die entscheidende Voraussetzung für die sukzessive Verschachtelung der Welt, wie sie sich in Gestalt von Regierungsvierteln, Freizeitanlagen, Wohnkomplexen, Entsorgungsparks, Einkaufscentern und Gewerbegebieten vor unseren Augen unaufhaltsam ausbreitet. Die unsere gegenwärtige Epoche prädominierenden Spielarten der Schachtel sind übrigens der Fernseher und der Computer.
Kehren wir zum Schöpfer der Schachtel zurück, zum Menschen also, dem Dreh- und Angelpunkt dieses globalen Verschachtelungsprozesses. Was ihn vom Tier und allen übrigen Lebewesen unterscheidet, sind primär seine immateriellen Hervorbringungen, also das Denken. Es macht sein Wesen aus. Wenn aber die materiellen Hervorbringungen des Menschen im wesentlichen Schachteln, diese jedoch selbst nichts anderes sind als Transformationen seiner immateriellen Hervorbringungen, folgt daraus zwingend, daß die Schachtel dem Denken als Form bereits apriorisch eingeprägt und das Wesen des Menschen demzufolge selbst schachtelhaft ist.
Verweilen wir noch ein wenig beim Denken. Eine der markantesten Eigenschaften dieser den Menschen ohnehin schon exponierenden Fähigkeit besteht darin, daß es zumeist zyklisch verläuft, also gleichartige Vorgänge ständig repetiert und dadurch endlose Schleifen bildet. Dieser Effekt, der auf einem beim Menschen stark ausgeprägten Zug zur Schlichtheit und Schonung seiner Gehirnkapazität beruht, läßt sich vorzüglich mit einer Drehtür veranschaulichen, deren Prinzip bekanntlich darauf beruht, daß sie einen Eingang hat und einen Ausgang, der unmittelbarrt wieder zum Eingang zurückführt. Anders ausgedrückt: Der Gestus mit der Socke wiederholt sich täglich tausendfach und überall. In allen Winkeln der Welt kehrt der Mensch fortwährend sein Inneres nach außen, läßt sich folglich nichts anderes einfallen als immer nur Schachteln und treibt auf diese Weise die allgemeine Verschachtelung wuchernd voran. Bis die Welt voll ist. Wie innen, so außen, könnte man sagen. Oder umgekehrt. Beiläufig festgestellt: Als letzte Ruhestätte hat sich der Mensch für einen Sarg entschieden. Typisch. Eine Schachtel. Was sonst.
Die Figur der endlosen Schleife, auf die wir bei der Betrachtung des individuellen Denkvorgangs gestoßen sind, der, wie sich zeigte, vorherrschend nach dem Drehtürprinzip, also kreisförmig und gewissermaßen ebenerdig verläuft, begegnet uns noch einmal, allerdings in verwirrend anderer Gestalt, und zwar wenn nicht das einzelne Individuum ins Auge gefaßt wird, sondern Wesen und Entwicklung der Gattung Mensch insgesamt: Seit Ninives Zeiten hat der strebende Mensch einen ungeheuren Weg zurückgelegt und dabei sich selbst und seine Leistungen in schier unfaßbarer Weise modifiziert. Nur eines ist er stets geblieben - unermüdlicher Produzent von Schachteln.
Die Figur, die dieser Entwicklungsverlauf beschreibt, ist ein spiralförmig sich emporschraubendes Gebilde, das die prekäre Eigenschaft besitzt, einen jedesmal, wenn man die Windungen und Stufen dieses hierarchischen Systems nach oben oder nach unten durchläuft, unerwartet wieder zum Ausgangspunkt zurückzuführen. Ein wunderliches Unding also, das nach den Gesetzen der Logik eigentlich gar nicht existieren kann. (Kunstkennern sind derartige Figuren durch die visuellen Phantasmagorien von M. C. Escher bekannt.) Wir wollen dieses Phänomen, das dem Prozeß der Entfaltung des Menschen samt all seinen Hervorbringungen zugrunde liegt, daher als "absurde Schleife" bezeichnen, wobei ein schwarzer Verdacht aufkommt, der partout nicht weichen will - der Verdacht auf einen fatalen Konstruktionsfehler, der dem ganzen Arrangement innewohnt. Und man ahnt, worauf das hinausläuft: Am Ende wird wieder Chaos herrschen. So wie am Anfang. Auch totale Unwirtlichkeit. Nur verschachtelt. MICHAEL VON SODEN
Am zweiten Nachholspieltag der Bezirksliga Gelnhausen kam es in der Begegnung zwischen Großenhausen und Haingründau zu einem torreichen Treffen, weitere Spiele mußten abgesagt werden.
Großenhausen - Haingründau 5:3 (2:2). Tore: 0:1 (4.) Scheuerer, 0:2 (24.) Wiederspahn, 1:2 (33.) Böhm, 2:2 (43.) Jäckel, 3:2 (67.) Börner, 3:3 (75.) Scheuerer, 4:3 (79.) Wilhelmi, 5:3 (87.) Börner. Beste Spieler Börner 8G), Lerch, Wiederspahn, Schlitzer (H). be
Vor allem weniger bekannten Bands bietet "Das Rind" in Rüsselsheim einen geeigneten Veranstaltungsort für Konzerte. Die kleine, technisch gut ausgerüstete Halle erspart frustrierende Live-Auftritte vor einem sich im Saal verlierenden Publikum, ohne daß die Musiker auf eine geräumige, gut ausgeleuchtete Bühne und eine professionelle Tonanlage verzichten müssen.
Zur Geltung kamen diese Qualitäten bei dem Konzert der beiden Gitarrenbands "Lüge" und "Blumfeld". Die Atmosphäre in dem restlos gefüllten Raum inspirierte die Musiker sichtlich. So präsentierten sich zwei vielversprechende Gruppen in zwei außergewöhnlichen Auftritten. Gitarre, Baß, Schlagzeug und deutschsprachiger Gesang: "Lüge" und "Blumfeld" arbeiten mit fast identischen Besetzungen. Die Perspektiven aber, die sie im Hinblick auf innovative Popmusik entwikkeln, sind sehr unterschiedlich. Das Darmstädter Trio "Lüge" orientiert sich am klassischen Popsong. Durch Übertreibung und persiflierende Momente, kokett schiefe Chorgesänge mit fast schlagerhaften Textelementen wird das Schema transparent gemacht, auf Distanz gehalten, gleichsam als Reibungsfläche genutzt. Solche an die neue deutsche Welle der achtziger Jahre erinnernden Verfahrensweisen mischen sich mit rotzigem Punk und schnellen, einfachen Rhythmen. Die musikalisch führende Rolle wird dem Baß übertragen, der von melodischen Themen über schwebende Pickings bis zu verzerrten Akkorden ein außergewöhnliches Spektrum an Spielmöglichkeiten und Klangfarben erschließt. Völlig anders "Blumfeld". Einem Zusammenführen unterschiedlicher Traditionen und dem Ungewöhnlichen im Detail setzt die Hamburger Underground-Gruppe, die mit ihrem Debut-Album "Ich-Maschine" im vergangenen Jahr bereits Aufsehen erregte, den Bruch mit popmusikalischen Idiomen entgegen. Blumfeld zweifelt an dem Prinzip des Popsongs, seiner auf den Refrain ausgerichteten Dramaturgie: "Ein Lied mehr, das Dich festhält / und nicht dahin läßt, wo Du hin willst."
Rhythmuswechsel, verschiedene harmonische Ebenen und eine differenzierte Dynamik unterwerfen die Musik permanenten Veränderungen, ohne daß diese sich zielgerichtet gegen einen bestimmten Punkt hin entwickelt.
Die offenen Akkorde der verzerrten Gitarre fügen sich zu Klangflächen, die sich im Rhythmus der Abfolge von Instrumental- und Textabschnitten dehnen und wieder zusammenziehen.
Darüber liegen die stakkatoartig, in Sprachgestus vorgetragenen Texte. Keine Illusionen, nichts Versöhnendes, vielmehr intelligente Auseinandersetzungen mit dem Versagen von Sprache, Bindungs- und Isolationsängsten, mehr Frage als Antworten (". . . sind zwei einer zuviel, um frei zu sein . . .?").
Indem sie die analytische Qualität ihrer Texte zusammenführen mit der emotionalen Intensität des musikalischen Ausdrucks, durchschlagen "Blumfeld" den gordischen Knoten der Popmusik in eindrucksvoller Weise: den Mythos der Trennung zwischen Kopf und Bauch. OLIVER GÜNTHER
Auch Chinesinnen mußten während des Pazifischen Krieges für die Japaner Sex-Dienste leisten. Die 71jährige Hou Donge aus der Provinz Shanxi war die erste Chinesin, die sich öffentlich als ehemalige "Trösterin" zu erkennen gab. Ihr 40 Tage altes Baby mußte verhungern, nachdem sie von den Japanern verschleppt worden war. Heute verlangt sie - gemeinsam mit anderen Chinesinnen - eine Entschuldigung und Wiedergutmachungszahlungen von den Japanern. Sogar im kommunistischen Nordkorea haben sich inzwischen einstige Sex-Sklavinnen der Japaner zu Wort gemeldet. Auf einer Konferenz in Pjöngjang formulierten sie gemeinsam mit Leidesgenossinnen aus dem kapitalistischen Süden Forderungen an die japanische Regierung.
Bei all ihren Reisen durch Asien werden der japanische Ministerpräsident und auch der japanische Kaiser mit den Forderungen der ehemaligen Kriegsopfer konfrontiert. Als Premierminister Miyazawa im Januar 1992 nach Korea kam, waren gerade neue Dokumente bekannt geworden: Die Japaner hatten sogar 12jährige Schulmädchen in ihre Bordelle verschleppt. Empörte Koreaner verbrannten die japanische Flagge vor den Augen des Staatsgastes. Miyazawa entschuldigte sich für die Taten der Militärs. An seine Landsleute gerichtet sagte er: "Ich möchte vor allem die Jugend darin unterstützen, den Fakten der eigenen Geschichte offen ins Auge zu sehen."
Dies bedeutete eine Wende in der japanischen Haltung. Denn bislang hatten die Japaner einfach behauptet, es habe gar keine Militär-Bordelle gegeben. Im Juli 1992 legte die Regierung Dokumente vor. Sie beweisen, daß die Soldaten-Bordelle von der militärischen Führung eingerichtet und überwacht worden waren. Jeder Geschäftsführer eines Bordells mußte den Militärs regelmäßige Berichte liefern. Nach den Militärvorschriften durften die Prostituierten auch nur zu bestimmten Zeiten spazieren gehen: "Von acht bis zehn Uhr morgens, andernfalls ist die Erlaubnis des höchsten Offiziers erforderlich". Mit einigen Bestimmungen versuchten die Militärs, das Ausbreiten von Krankheiten zu verhindern. Da heißt es beispielweise: "Der Geschlechtsverkehr ist verboten, wenn kein Kondom benützt wird. Die Frauen dürfen nicht geküßt werden". Aus zahlreichen Polizeiakten geht jedoch hervor, daß diese Regeln so gut wie nie eingehalten wurden.
In der philippinischen Hauptstadt Manila ist eine Broschüre aus den 40er Jahren aufgetaucht, in der es heißt: "Autorisierte Häuser der Entspannung dürfen nur von Soldaten und Zivilangestellten der Armee genutzt werden." Offiziere und hochrangige Zivilisten konnten sich, falls sie eine "Sondergenehmigung" hatten, durchaus auch mit minderjährigen Frauen vergnügen. Aus einem Bordell in Shanghai ist sogar die Preisliste erhalten: Offiziere zahlten für eine Japanerin oder eine Koreanerin drei Yen, Chinesinnen waren einen halben Yen billiger.
Besonders eindeutig ist ein Telegramm, das 1942 an den damaligen Kriegsminister ging. Der damalige Oberkommandeur der Streitkräfte in Taiwan fragte an: "Bezugnehmend auf eine Anfrage vom Hauptquartier der Südfront, 50 Trösterinnen nach Borneo zu schicken, bitte ich um Ihre Erlaubnis, die folgenden drei von der Militärpolizei ausgesuchten Personen als Manager zu entsenden."
Nachdem diese Dokumente aufgetaucht waren, konnte die japanische Regierung nicht bei ihrer Version bleiben, es habe keine Militär-Bordelle gegeben. Sie behauptete jedoch, die Frauen hätten freiwillig in den Häusern gearbeitet - und löste damit lautstarke Proteste in Korea und Taiwan aus. Japan solle endlich "die ganze Wahrheit ans Licht bringen" forderte das südkoreanische Außenministerium. Der heute 78jährige Seiji Yoshida, einst Soldat im Dienst des japanischen Kaisers, kennt "die ganze Wahrheit": Der kleine, freundliche Mann hatte von 1942 bis Kriegsende etwa tausend Frauen für die Armee-Bordelle rekrutiert. "Es war wie eine Sklavenjagd", erinnert er sich. Seine Männer umzingelten ein koreanisches Dorf und trieben die Frauen zusammen: "Ich werde den Anblick nie vergessen - ein kleines Kind lief schreiend seiner Mutter nach. Ein Soldat trat das Kind mit dem Fuß beiseite und zerrte die Mutter in den Wagen." Die Armee habe jede Woche mindestens 50 Frauen angefordert, berichtet der alte Mann: "Sogar stillende Mütter haben wir genommen." Seiji Yoshida erzählt, daß nicht alle Frauen mit Gewalt verschleppt wurden. Einige seien auch freiwillig mit den Soldaten mitgegangen, man hätte ihnen nämlich versprochen, als Sanitäterinnen und im Küchendienst könnten sie viel Geld verdienen.
Die Nahost-Shuttle-Diplomatie von US- Außenministern hat Tradition. Henry Kissinger darf als ihr Erfinder gelten, George Shulz und zuletzt James Baker setzten sie fort, in dem mühsamen und bisher ziemlich frustrierenden Unterfangen, Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn zu stiften.
Nun macht Warren Christopher die Runde. Zuhören wolle er vor allen Dingen und dabei Türchen und Zwischentöne aufspüren, wie die seit fast zwei Monaten ruhende Nahost-Friedenskonferenz wieder flottgemacht werden kann. Angesichts magerer Informationen nach Besuchen in Kairo, Amman und Damaskus kann man bislang nur aus formalen Abläufen der Reise darauf schließen, wie wichtig der neuen US-Administration die Friedenskonferenz ist.
Immerhin gilt Christophers erste Auslandsmission dem Nahen Osten. Nicht Moskau, nicht Westeuropa oder den amerikanischen Nachbarn. Diese Tatsache wird auch nicht durch Kommentare mitreisender Berater geschmälert, die darauf verweisen, daß der US-Außenminister die Sache ruhig angehe, Zeit für Touristenprogramme habe und nicht den intensiven Stil seines Vorgängers Baker pflegen wolle. Den Ansatz der Friedenskonferenz verkümmern zu lassen, wäre mehr als sträflich, und so sucht Christopher nach der goldenen Mitte zwischen der US-Freundschaft für Israel und den Ansprüchen der arabischen Nachbarn. sie
FRANKFURT-NORDWEST. "Die Kapelle ist fertig", freute sich Pfarrerin Hildegard Düll und eröffnete den musikalischen Festgottesdienst, mit dem das ökumenische Seelsorgerteam die Kapelle im Souterrain des Nordwest-Krankenhauses dieser Tage feierlich einweihen konnte.
Damit ging ein langjähriges Provisorium zu Ende. Bisher nämlich mußten die Pfarrer den Mehrzweckraum im ersten Stock mit vielen anderen Nutzern innerhalb des Krankenhauses teilen. "Es war nicht immer einfach, diesem Raum eine sakrale Note zu geben", betonten sie und erinnerten sich an so "manche schnellen Umräumarbeiten".
Durch die vielfältigen Um- und Ausbauten im gesamten Krankenhaus wurde es jetzt möglich, einen Raum ausschließlich für eine kleine Kapelle im Souterrain auszuweisen. Architekt Teuto Rocholl ist es gelungen, den etwa 50 Quadratmeter großen Raum zu einer ansprechenden Kapelle zu gestalten.
Die Innenarchitektur lebt vom sakralen Mobiliar wie Altar, Ambo (Lesepult), Kreuz, Tabernakel und Kerzenständer. Thomas Duttenhoefer hat diese Gegenstände aus Eisen in eigenwilligem Stil nach der Devise "aus Schwertern Pflugscharen machen" geformt und sie mit christlichen Symbolen versehen. Sie stehen im harmonischen Kontrast zum ebenfalls von ihm gestalteten Fenster, dessen Mittelpunkt ein weißes Kreuz bildet.
Den ökumenischen Einweihungsgottesdienst, den Bernd Lechla an der neuen Orgel musikalisch begleitete, zelebrierten neben Pfarrerin Hildegard Düll, Dekan Matthias von Kriegstein, Dr. Albrecht Bender und Ordinariatsrat Pater Friedolin Langenfeld sowie die Seelsorgerin Sr. Caritas Zilken, die Seelsorger Siegfried Kittler und Bruno Pockrandt.
Gruß- und Segenswünsche überbrachten unter anderen Martin Hinnenthal von der Evangelischen Landeskirche, Krankenhausverwaltungsleiter Siegfried Twelker und Esther Gebhardt vom Evangelischen Regionalverband. Pfarrer Josef König von der Praunheimer Christ- König-Gemeinde sagte: "Als ich in den Raum kam, habe ich mich gleich wohl gefühlt." Und das war wohl ein treffendes Kompliment an die Gestalter. *rw
WESTHAUSEN. "Wer seit 40 Jahren Mitglied der Partei ist, der ist auch ein Stück dieser Partei", sagte Sieghard Pawlik, der Vorsitzende des Frankfurter SPD- Unterbezirks bei der Ehrung von Jubilaren des Westhausener Ortsvereins im Bürgertreff.
Traditionsgemäß zeichnen die Westhausener Sozialdemokraten ihre langjährigen Mitglieder im Rahmen eines Empfangs aus. Damit bedanken sich die örtlichen Mandatsträgerinnen und -träger für die hervorragende Zusammenarbeit beim Vorstand und bei den Mitgliedern des Ortsvereins.
Pawlik erinnerte in seiner Laudatio an die politische Situation in Deutschland 1953 und 1968. In diesen Jahren waren die Jubilare der SPD beigetreten. Seit 1953, als in der damaligen DDR der erste Aufstand für Freiheit und Demokratie blutig niedergeschlagen worden war, gehören Philipp Kress, Reinhold Lang, Rudolf Ponsek und Ursula Dombrowski der sozialdemokratischen Partei an.
1968 veränderten die Studentenunruhen das politische Bild in der Bundesrepublik. Sie brachen verkrustete Strukturen nicht nur an den Universitäten auf. Vor 25 Jahren sind Friedrich Abel, Heinrich Goerlinger, Hannelore Merle und Edith Pelzer den Sozialdemokraten beigetreten.
Als "mustergültiges Beispiel für politisches Engagement vor Ort" würdigte Ortsvereinsvorsitzender Roland Sautner die Arbeit von Hannelore Merle. Schon nach einem Jahr wurde sie als Beisitzerin in den Vorstand gewählt, und seit 1974 gehört sie dem geschäftsführenden Vorstand an.
Zunächst als Schriftführerin, inzwischen kümmert sie sich um die Finanzen. "Drei Vorsitzende habe ich schon ertragen, es kann noch einer kommen", meinte sie spitzbübisch. Als Dankeschön für die langjährige Treue und Mitarbeit gab's für die Jubilare Urkunden, Ehrennadeln und - rote Nelken. rw
OFFENBACH. Wenn die Offenbacher närrisch werden, dann tanzen sie nicht auf dem Vulkan, sondern an seinen Hängen durch die heißen mexikanischen Nächte am Popocatepetl. Der traditionsreiche Ball des OKV hatte am Wochenende wieder einmal Hunderte von Clowns, Seeräubern oder Haremsdamen in die Stadthalle gelockt. Mit dem Erfolg: nach Hause gingen sie lange nicht. pmü
FR-Bilder: Oliver Weiner)
Motto
"Zwangsprostitution im Nationalsozialismus" ist ein besonders trübes Kapitel aus den Zeiten des "Dritten Reichs". Die Psychologin Monika Bingen, die im Kölner Gesundheitsamt eine Beratung für Zwangssterilisierte durchführt (Gesundheitsamt der Stadt Köln, Neumarkt 15-21, 5000 Köln 1, Tel.: 02 21 / 221 - 40 32), hat sich mit dem Thema "Zwangsprostitution im Nationalsozialismus" besonders beschäftigt.
FRANKFURT A. M. Ein Konzert kann dann oft als gelungen betrachtet werden, wenn das Programm sorgfältig ausgewählt und abgestimmt ist. Wenn ein Spannungsbogen sich wie ein roter Faden durch die aufgeführten Werke zieht. Der italienische Organist Mario Verdicchio (er lehrt in Parma am dortigen Konservatorium) tat genau dies. Er spielte an der Rieger-Orgel in der Katharinenkirche Kompositionen von Bach, Rota und Liszt. Das paßte zusammen, weil es Kontraste und Parallelen zugleich bot und en passant ein Stück Musikgeschichte lieferte.
Von J. S. Bach (1685-1750), Ausgangspunkt kontrapunktischer, polyphoner Meisterschaft, interpretierte Verdicchio die "Triosonate G-Dur" verhalten temperiert, ohne Prätentionen. Transparent in der Stimmenführung (eine kluge Registrierung) diente der Künstler dem musikalischen Fluß. Ausgewogen, akkurat in der Artikulation ließ der Künstler den Bachschen Puls durchgängig schlagen, unterstrich differente Farbnuancen. Besonders schön war der zweite Satz, "Largo" überschrieben, der kontemplative Ruhe ausstrahlte. Das "Vivace" hingegen hätte drängender, frischer sein können.
Das hatte sich Mario Verdicchio anscheinend für das Hauptwerk des Abends aufgehoben. Wie ein pittoreskes Gemälde stellt sich die "Fantasie über den Choral ,Ad nos, ad salutarem undam&rquote;" aus Meyerbeers Oper "Der Prophet" von Franz Liszt (1811 - 1886) dar. Das knapp halbstündige opus magnum birgt in sich alle Facetten des Orgelspiels, fodert Instrument und Interpret alles ab.
Der italienische Organist entwirrte das für Liszt so typische Überbordende, Schwülstige meisterhaft und dechiffrierte den an eine Sonate angelehnten Aufbau des Werkes. Einer großangelegten Exposition folgt ein schlichtes "Larghetto", Satyrspiel par excellence - der Zauberer und Spieler Liszt dringt hier durch. Nach einem überleitenden Gewitter "con fuoco" entwickelt sich das voluminöse Finale aus einer strengen Fuge, mündet schließlich in die hymnische Choral-Apotheose. Verdicchio belichtete die Kontraste und schöpfte da, wo es nötig war, die vielfältigen Möglichkeiten der Rieger-Orgel aus, glänzte in virtuosen Passagen mit ausgefeiltem Fingerspiel und hielt über die lange Zeitdauer einen steten Spannungsbogen. Wer die ähnlich strukturierte h-Moll-Sonate für Klavier kennt, weiß, wie schwierig dies ist. Eine eindrucksvolle Interpretation.
In der "Sonata per Organo" von Nino Rota (1911-1979) finden sich Anklänge an Liszt. Der geheimnisvolle Baßgang im "Allegro giusto" und die aufgebrochene Tonalität zeugen davon. Ansonsten birgt das kurze Werk nicht sehr viel. Schlichte Poesie, gemischt mit abrupten Wendungen und überraschenden Enden.
Es wäre jedoch unklug gewesen, neben Bach und Liszt ein weiteres "großes" Werk zu stellen. Der Zuhörer wäre überfordert gewesen. Mario Verdicchio hat dies erkannt und ein bemerkenswertes Konzert gegeben. JÜRGEN OTTEN
NIEDERDORFELDEN. Die Vorstellung der Interessengemeinschaft Dorfelder Bürger (IGDB) in Wort und Bild (FR vom 17. Februar: "Die IGDB will (wieder) für lebendige Kommunalpolitik sorgen" hat den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Niederdorfelden und Geschäftsführer der SPD Hessen-Süd, Günter Pohlmann, zu einer scharfen Replik veranlaßt.
Davon abgesehen, daß auch die SPD im Dorf "Bürgerinnen und Bürger aller Schichten und unterschiedlichen Alters" als Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl präsentiere, sei festzustellen, "daß die IGDB keinerlei inhaltliche Ausagen macht", stellt Pohlmann fest.
Spitzenkandidat Jürgen Ellmauer müsse sich deshalb einige Frage gefallen lassen: Wie er und seine Gruppe zur "städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme" zwischen Bahnlinie und Landessstraße 3008 stehe; welche Position sie zum Erwerb der Grundstücke für die Friedhofserweiterung hätten; wie sie zur personellen Aufstockung des Kindergartens stünden ("damit Kinder sofort nach Vollendung des dritten Lebensjahres aufgenommen werden können"); und schließlich, wie sie zum Bau von "Einfachhäusern" für Asylbewerber stünden. Die Antworten sind laut Pohlmann vor dem 7. März deshalb so interessant, weil Ellmauer bisher eindeutig für die Anwendung des Wohnungsbauerleichterungsgesetzes und für eine unnachgiebige Haltung gegenüber den Eigentümern der Friedhofsgrundstücke eingetreten sei, während sich bei den anderen Fragen extreme Meinungsunterschiede innherhalb der IGDB andeuten würden.
Wenn es Ellmauer gelänge, sich um Anworten zu drücken, so würden die Wählerinnen und Wähler das schon merken, meint Pohlmann, ebenso den Umstand, daß hier eine Gruppe "zusammengesucht" worden sei, die sich die Unzufriedenheit der Leute zu Nutze machen wolle, dabei jegliches Konzept vermissen lasse und unübersehbare Verbindungen zur örtlichen CDU aufweise.
Den von der IGDB geäußerten Vorwurf der Verkrustung in Partei und Verwaltung weist der Sozialdemokrat zurück mit dem Hinweis auf "unsere Fähigkeiten zu ständiger personeller Erneuerung und unserem Mut, über zeitliche und örtliche Grenzen hinauszudenken, was gerade bei der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme geschenen ist". pom
In der Stadtteil-Rundschau vor der Kommunalwahl: Die Bilanz des Ortsbeirats 10
FRANKFURT-NORD. Die letzte Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) vor der Kommunahlwahl zeigte es noch einmal: Die Bürger im Frankfurter Norden sind kritisch, wenn es um Dinge geht, die sie unmittelbar betreffen. Sei es die Buslinie, die eingestellt wurde, oder Tempo 30 in Wohngebieten.
Verkehr: Das war in der vierjährigen Wahlperiode des Gremiums - mit rund 40 000 Einwohnern zählt der Ortsbezirk 10 zu den größten in der Bundesrepublik - eines der beherrschenden Themen. Als wichtigste Ergebnisse auf diesem Gebiet sehen die Politiker die Einrichtung der Kleinbuslinien im Frankfurter Norden und die Verkehrsberuhigung, zumal der Ortsbeirat bei Tempo-30-Zonen Entscheidungsfreiheit hatte. In Bonames und Berkersheim wurde der Verkehr verlangsamt, für andere Stadtteile laufen derzeit die Planungen.
Heiße Diskussionen gab es zu den Plänen von Planungsdezernent Martin Wentz, die Linie der U 5 über den Marbachweg zu verlängern. Schnell gründete sich eine Bürgerinitiative, die opponierte. Das gleiche Resultat hatte die Verlegung der Haltestelle der Buslinie 34: Erst beschloß der Ortsbeirat dieses, dann wurde sie nach Bürgerprotesten zurückverlegt.
Nach Ansicht der Ortsbeiräte sind dies Zeichen für eine Verschiebung der Bürgerinteressen. "Die Themenkreise werden immer enger, das Wort Basisdemokratie wird hier im Norden sehr eng definiert", sagte Günther Häfner, SPD-Fraktionsvorsitzender, seit 20 Jahren dabei. Der Ausländerbeauftragte Metin Buz, der gerne Stimmrecht hätte, ergänzt: "Stadtteilpolitiker dürfen nicht zum Spielball partikularer Interessen werden."
Natürlich hätten sie sich, da herrscht Konsens, für die Bürger eingesetzt. Doch gerade beim Thema Verkehr sträuben sich ihnen die Haare. Trotz Verkehrsberuhigung sei das Verkehrsaufkommen im Norden gestiegen. "Für die Leute unzumutbar", meint der Grüne Christoph Zielonka.
Der zweite Schwerpunkt im Ortsbeirat 10 hieß Wohnen. Bonames-Ost, Preungesheimer Beuge, Edwards- und Drake- Kasernen, Burghof: Das sind die Gebiete, auf denen Wohnungen entstehen sollen. Als "besonders positiv" sieht der Fraktionsvorsitzende der CDU, Helmut Weber, die Entwicklung nach der "Wende". Die Kasernen der US-Amerikaner wurden plötzlich als Wohnungspotential in die Debatte geworfen.
Streit gab es in den letzten vier Jahren zwischen den Fraktionen beim Thema Wohnungsbau lediglich um das "Wie": Massive oder maßvolle Verdichtung? Ein bißchen Wahlkampfsophisterei, Parteiengeplänkel, oder doch mehr? Weber hat im Ortsbeirat 10 eine "coole Atmosphäre" ausgemacht, ist sich aber mit dem Liberalen Paul Stein, Häfner und Zielonka sowie Ortsvorsteher Hans Betz einig, daß das Verhältnis zwischen den Parteien besser geworden ist.
Dafür spricht, daß zahlreiche Projekte mit unterschiedlichen Konstellationen bei den Abstimmungen (75 Prozent waren einstimmig) verwirklicht wurden: Errichtung einer neuen Sporthalle in Bonames, Renovierung der Bürgertreffs "Haus Nidda" und "Haus Ronneburg" und des Jugendhauses am Frankfurter Berg, die Sozialstation am Bügel, eine neue Kindertagesstätte in Eckenheim, Verbesserungen im Hilfs- und Betreuungsangebot der Schulen, die Umwandlung der Carlo- Mierendorff-Schule in eine Integrierte Gesamtschule, die Renaturierung der Nidda sowie die Konstituierung eines Ausländerbeirats.
Darauf ist der Ortsbeirat 10 besonders stolz. "Wir waren die ersten, die den Antrag gestellt haben", sagt Häfner, der dies (anders als die CDU) lediglich als Zwischenschritt zum kommunalen Ausländerwahlrecht betrachtet.
Besorgt betrachten die selbsternannten "Hobbypolitiker" ein anderes Problem: Durch den unerwarteten Geburtenanstieg entstehen an vielen Grundschulen Engpässe. Albert-Schweitzer- und August-Jaspert-Schule können nicht alle Kinder, die sich anmelden, aufnehmen.
Gelassen sehen dagegen die meisten Fraktionen der Möglichkeit entgegen, daß extreme Rechte nach der Kommunalwahl im Ortsbeirat sitzen könnten. "Wir müssen damit leben, aber die werden keinen Fuß auf den Boden kriegen", gibt Häfner die Richtung vor.
Nur der Grüne Zielonka ist anderer Meinung: "Für die Stimmung wäre es schlecht." Wichtiger aber sind naheliegende Themen. "Soziale Infrastruktur" lautet das Schlagwort für die kommende Wahlperiode. Dazu gehöre auch auch der Zweierblock "Wohnen und Verkehr".
Realsatiren wie der Streit um die Schranken im Heiligenstockweg/Hofhausstraße (erst wurden sie auf Beschluß des Ortsbeirates installiert, dann vom Regierungspräsident per Verfügung wieder aufgehoben) oder ein Antrag auf Erhaltung eines Hauses, als die Bagger schon auf dem Gelände standen, sind auch dann nicht auszuschließen.
Einer, den sie alle achten für seine überparteiliche Loyalität, ist dann nicht mehr dabei: Ortsvorsteher Hans Betz verläßt aus gesundheitlichen Gründen nach 20 Jahren den Ortsbeirat 10. Einige "engagierte" Bürger hätten das in der letzten Sitzung des Stadtteilgremiums mehr würdigen können. Wohl ein Mangel der Basisdemokratie. jot
Innenansichten einer wiedervereinigten Nation Oskar Negt Zwischen Chancen und Tragödien
Eine panische Flucht in Ersatzkonstruktionen schneller Lösungen der Misere breitet sich aus. "Sauve qui peut" (Rette sich, wer kann) scheint die Devise der offiziellen Politik zur Zeit zu sein. Im Angstklima solcher Krisensituationen werden die Ursachenherde so miteinander vermischt und verdreht, daß nur noch ein Kurieren an Symptomen möglich ist; Realitätsverleugnung und Verdrängung sind die Grundmechanismen, mit denen eine Politik operiert, deren Handlungshorizont auf die Verabschiedung von Haushalten und auf Geldüberweisungen geschrumpft ist.
Wen wundert es da, daß die patriotischen Schlägerbanden den Eindruck gewinnen können, daß jetzt sie die Richtlinien der Politik bestimmen (wie in der Asyldebatte deutlich erkennbar), daß der Rechtsextremismus, dieses politische Falschgeld trügerischer Problemlösungen, erneut an Boden gewinnt und seine Gefolgschaft sich offenbar auch stärker aus dem gesellschaftlichen Zentrum rekrutiert?
Kein Weg führt daran vorbei, daß ein radikales Umdenken erforderlich ist, um aus den Sackgassen des zu bloßen Wucherungen herabgesunkenen Einigungsprozesses herauszukommen und realistische Perspektiven der Schadensbegrenzung zu entwickeln. Dieses Umdenken enthält gewiß auch eine moralische Seite, die Bereitschaft jedes einzelnen, für das, was sichtbar vor seinen Augen sich abspielt, aktiv Verantwortung zu übernehmen. Die Entwicklung von Urteils- und Unterscheidungsvermögen ist Voraussetzung für ein solches Umdenken, Ziel ist dagegen, eine zur kompakten Ideologie geronnene Verdrehung aufzusprengen: Die alles beherrschende Macht der Markt- und Kapitallogik, welche die sozial-kulturellen Dimensionen der menschlichen Existenzweise lediglich als lästige, ja störende Anhängsel mitschleift. Die Verarmung des öffentlichen Bewußtseins, das Abschleifen der sozialen Sensibilität gegenüber den Außenstehenden, den Fremden, den Armen, auch die Austrocknung der politischen Phantasie der Veränderung hat in dieser Verdrehung einen der entscheidenden Gründe.
Aber es wäre gefährlich, wollte man sich der Täuschung überlassen, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist; keine Sachgesetzlichkeiten, keine schicksalhaften Verkettungen sind heute, gut drei Jahre nach den ersten Parolen vom "einig Vaterland" und von dem "einen Volk", in diesem Prozeß der Wiedervereinigung erkennbar, dem nicht realistischere und vor allem kostengünstigere Alternativen gegenübergestanden hätten. Überall, wo sich heute weite gesellschaftliche Landstriche auf dem Gebiet der ehemaligen DDR im Zustand der Verödung zeigen, wo sich Armut, Arbeitslosigkeit und zerstörte Lebensperspektiven, Opportunismus und Mutlosigkeit ausbreiten, ist eine Politik mit im Spiel, die Legitimationsprofite aus einer auf bloßes Verwertungsmaterial gebrachten DDR zu schöpfen bestrebt war.
Die strapazierte "Erblast" des SED-Regimes ist die eine Seite; sie ist nicht gering einzuschätzen. Es ist kein blühendes und freies Land, das der westdeutschen Bundesrepublik angeschlossen wurde. Die Erblast der Wiedervereinigung ist die zweite, für den demokratischen Zustand der westdeutschen Republik und für Gesamtdeutschland immer bedrohlicher werdende Seite dieser Erneuerung Deutschlands. Im Triumphgeheul der Sieger über alle Formen der sozialistischen Alternativen zum bürgerlichen sozialen und demokratischen Rechtsstaat ist das patriotische Gebrüll auch jener immer lauter geworden, die nichts entschiedener betreiben, als diesem demokratischen Gemeinwesen den Todesstoß zu versetzen.
Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der vergangenen Jahre, wie eine optimistisch einsetzende Weltentwicklung in so kurzer Zeit in einen kollektiven Gemütszustand führen konnte, der mit Pessimismus und gebrochenen Zukunftserwartungen durchsetzt ist. "So viel Anfang war nie" - dieses Hölderlin-Wort zierte Podiumsdiskussionen, Radiobeiträge und wissenschaftliche Essays. Das war keine bloße Gefühlsaufwallung, sondern hatte objektive Gründe. So radikal ist die Stimmung umgeschlagen, daß selbst noch die Erinnerung daran getilgt ist.
Die staatliche Wiedervereinigung stand im Zeichen besonders günstiger geschichtlicher Bedingungen; der Mauerabbruch war überfälliger Schlußakt eines Prozesses der Selbstaushöhlung einer Weltordnung, die verriegelte und gefährlich hochgerüstete Blöcke zur Grundlage hatte. Die deutsche Wiedervereinigung besiegelt das Ende der Nachkriegszeit. Selten ist in der Geschichte eine so tiefgreifende Veränderung in Europa derart friedlich verlaufen. Das macht stolz.
Alle wesentlichen Probleme der Menschen liegen jedoch unterhalb der Ebene des Patriotismus. Denn die gesellschaftliche Wiedervereinigung wächst sich, über Unkenrufe einiger weit hinausgehend, zu einer unübersehbaren Zahl menschlicher Tragödien und zu öffentlichem Unglück aus. Daß im vergangenen Jahrzehnt weder eine von Reformbewußtsein bestimmte Gesellschaftspolitik noch eine Politik gesellschaftlich-kultureller Wiedervereinigung betrieben wurde, sondern politisches Handeln wesentlich im Horizont wirtschaftlicher Kategorien sich vollzog, erweist sich immer deutlicher als Rohstoff einer nationalen Tragödie. Insofern ist die Wiedervereinigung, gesellschaftspolitisch gesehen, im ungünstigsten Augenblick gekommen. Die deutsche Wiedervereinigung steht also, seit Beginn ihrer realistischen Perspektive, im Zwiespalt von Chancen und Tragödien.
Schuldzuschreibungen führen jedoch in die Irre; radikales Umdenken ist nötig. In Recheneinheiten der Marktlogik ist die Wiedervereinigung jedenfalls unbezahlbar; die steigenden Beträge erzeugen Angst in der Bevölkerung der alten Bundesländer. Diese Angst bedroht den sozialen Frieden und die Demokratie. Nur eine konsequente Umgewichtung der Marktlogik auf Prioritäten der sozial-kulturellen Logik vermag Abhilfe zu schaffen. "Investitionsvorhaben" einer neuen Gesellschaftspolitik der Wiedervereinigung wären z. B. Projekte, die der Identitätsbildung der Menschen, der Stärkung ihrer Selbstwertgefühle und der Erweiterung ihrer politischen Urteilsfähigkeit dienen.
NIEDER-ESCHBACH. Das Thema war interessant, die Referentin kompetent, der Termin lag günstig. Doch nur sehr wenige Besucher hatten den Weg in die Stadtteilbücherei in der Otto-Hahn-Schule gefunden, um den Vortrag von Heidemarie Pandey "Geh doch zurück in Dein Land!" (über Kinder im Spannungsfeld verschiedener Kulturen) anzuhören. Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilzentrums Nord der Volkshochschule, das eingeladen hatte, war die Enttäuschung anzusehen: "Die Leute scheinen dringendere Problem zu haben."
Kurzerhand einigte man sich darauf, den Vortrag in eine Gesprächsrunde umzuwandeln - Austausch en miniature also. Heidemarie Pandey, die zwei Bücher zu dem Thema geschrieben hat und selbst mit einem Inder verheiratet ist, berichtete zunächst von ihrer Arbeit in der "Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen" (IAF).
"Das Problem stellt sich in manchen bikulturellen Familien bereits vor der Geburt. Die Eltern rechnen mit Schwierigkeiten für ihr Kind", sagte Pandey. Diese "negative Prophezeiung" würde sich auf das Kind übertragen, zumal es in der Schule oft mit rassistischen Äußerungen konfrontiert werde.
Als bemerkenswert in diesem Zusammenhang bewertete die Diplomsoziologin die Tatsache, daß bei Hänseleien oft das "Schimpfwort" Neger gebraucht würde. Pandey: "Rassistische Vorurteile hängen heute nicht mehr unbedingt von der Hautfarbe ab."
Eine Mutter, Französin und mit einem Deutschen verheiratet, plädierte dafür, daß Eltern ihren Kindern den Reichtum der zwei Kulturen, insbesondere der Sprachen, vermitteln sollten. "Die Kinder müssen es als positiv empfinden, bikulturell aufzuwachsen."
Ferner sei es wichtig, daß in Kindertagesstätten und Schulen eine Basis bereitet würde. Beispielsweise sollten Einladungen zu Elternabenden und Festen mehrsprachig verfaßt werden, um die Akzeptanz der ausländischen Familien zu verdeutlichen.
Dies erkannte auch Heidemarie Pandey als Problem. "Oftmals findet die bikulturelle Erziehung in der Schule keine Fortsetzung. Die Folge ist, daß Kinder verunsichert sind, zum Teil einen ,Kulturschock&rquote; erleiden." Verstärkt trete dies in sozial schwächeren Familien auf, denen es aufgrund ihrer Lage an Selbstvertrauen fehle. "Manchmal reicht es schon, wenn man eine türkische Mutter dazu bewegen kann, einen Salat für ein Fest zuzubereiten. Da muß angesetzt werden", schlug Monika Westmeyer-Schick vor, die die Reihe "Erziehung" (insgesamt sind vier Vorträge zu diesem Thema bis zum Mai geplant) moderiert.
Die Frage blieb natürlich, wie das bewerkstelligt werden soll, wenn solch ein Angebot wie der Vortrag nicht angenommen wird. Vera Klinger, die ein nachlassendes Interesse für solche Veranstaltungen ausmacht (für die gesamte Reihe liegen bisher erst drei Anmeldungen vor), sagte dazu: "Künftig müssen und werden wir verstärkt mit den zuständigen Stellen wie Kindergärten und Grundschulen zusammenarbeiten."
Eine vernünftige Idee, war der Konsens bei den Teilnehmern. An die Basis muß man gehen, damit solche Sprüche wie "Geh doch zurück in Dein Land" bald der Vergangenheit angehören. jot
AT: Kino-Kochen
Hitchcock haßte Ketchup. Seine Krimis sind bekanntlich als ein einziger, auf Zelluloid geätzter Protest gegen die rote Einheits-Soße aus der Flasche zu verstehen, welche dem Maitre als Inbegriff imperialistischer Fast-food-Barbarei galt. So ließ Hitch seine Charaktere futtern, was die Küche hergab; wenn sie nicht aßen, mordeten sie oder wurden gemordet. Nur dann durfte auch Ketchup verwendet werden. Zum Koch reichte es bei Hitchcock (einem Zögling der britischen Küche) nicht, also wurde er Gourmet und Filmregisseur. Und mit ihm viele andere, wie Schulzens Studie nahelegt: Die vergleichend nebeneinander gestellten Film- Dialoge und Rezepte belegen eindrucksvoll die kulinarische Phantasie der Filmemacher.
Der geneigte Hobby-Filmkoch, auf den Geschmack gekommen, muß nun nicht gleich "Das große Fressen" am heimischen Herd anrichten. Für den Anfang, oder den kleinen Hunger zwischendurch, mag das bewährte Rezept aus "Goldrausch" genügen: "Gekochter Lederschuh in heißer Schneewasser-Soße" à la Chaplin. Das ist rasch und einfach zubereitet - aber aufgepaßt: "al dente" sollten die Senkel schon sein.
Allerdings: Ums Essen selbst, der Befriedigung des Hungertriebes wegen, scheint es dabei (wie eingangs angedeutet) nur am Rande zu gehen. Wohin man blickt und blättert, dienen die Speisen vielmehr als Appetizer (oder Ersatz) für sinnliche Genüsse anderer Natur: Ob "Spaghetti Casanova", japanische Nudelsuppe à la "Tampopo" oder eben jene "Linguini con pesto", mit denen besagte Kim B. genüßlich um den kleinen Gabelzinken gewickelt wurde - viele Speisen scheinen allein ihrer aphrodisierenden Wirkung wegen ausgewählt und angerichtet zu sein, auf daß uns das Wasser u. a. im Munde zusammenlaufe.
Nur am Süßwaren-Tresen im Kinofoyer, da hört der Spaß nach wie vor auf. Warum das dröge Popcorn? Wo doch im Saal die schärfsten Köstlichkeiten aufgefahren werden? Nun, vielleicht kommt hier doch jener Rest von doppelbödigem Puritanismus zum Ausdruck, wie ihn eben Meister Hitchcock stellvertretend für die Zunft der Kino-Köche pflegte: Den Appetit holt man sich auswärts - gegessen wird daheim. THOMAS A. WOLFF
ROM, 21. Februar. Am selben Karnevalswochenende, an dem die jüngste Regierungskrise in Rom ausbrach, ist sie auch wieder beigelegt worden. Nach dem Rücktritt der Minister Giovanni Goria (Finanzen) und Francesco De Lorenzo (Gesundheit), die direkt oder indirekt in die landesweite Korruptionsaffäre verstrickt sind, beschlossen die vier Koalitionsparteien, den sozialistischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato noch einmal zu unterstützen. Sie nahmen dabei auch auf die schwache Position der Lira Rücksicht, die in den vergangenen Tagen wiederholt unter Spekulationsdruck geraten war. Bei der Regierungsumbildung wurden einzelne Ministerien von parteilosen "Technikern" besetzt.
Der Kabinettschef nutzte die Gelegenheit der "kleinen Krise", um über die betroffenen Ressorts hinaus weitere Verschiebungen vorzunehmen. Um der Exekutive mehr Gewicht zu geben, sicherte er sich die Mitarbeit des renommierten christdemokratischen Wirtschaftsexperten Beniamino Andreatta, der das Haushaltsressort übernimmt. Der Liberale Raffaele Costa wird für Gesundheit verantwortlich, während an seiner Stelle Gianfranco Ciaurro das Ministerium für Regionalfragen leitet. Der Sozialist Franco Reviglio (bisher Haushalt) steigt um aufs Finanzministerium. Sergio Baratta übernimmt das neu geschaffene Ressort für Privatisierung staatlicher Unternehmen und für Arbeitsplatzbeschaffung.
Die Einstellung der Oppositionsparteien zu Amatos Kabinett hat sich nicht geändert. Die "Lega Nord" des Senators Umberto Bossi und Achille Occhettos "Demokratische Linke" zeigten Ende der Woche zwar vorsichtige Bereitschaft, einer erweiterten Regierung beizutreten, um die Probleme Arbeitslosigkeit und "politische Moral" anzugehen. Ihre Bedingung ist aber, daß die neue Mannschaft personell eindeutig mit der Vergangenheit bricht. Eine solche Forderung zu erfüllen, war Amato nicht bereit und in der Lage. Occhetto bekundete bei einer Versammlung, daß er die Übergangsregierung nicht zu unterstützen gedenke.
Die Mailänder Untersuchungsrichter, die seit einem Jahr gegen die zahlreichen Bestechungsfälle vorgehen, waren auch an diesem Wochenende aktiv. Diesmal trafen sie Antonio Cariglia, den früheren Chef der sozialdemokratischen Partei, der unter dem Verdacht steht, in einen Korruptionsskandal in der apulischen Stadt Foggia verwickelt zu sein. Um eine Bilanzfälschung bei der Sparkasse von Asti strafrechtlich zu klären, ist der zurückgetretene Finanzminister Goria zum erstenmal vernommen worden. (Kommentar Seite 3)
SACHSENHAUSEN. Wer soll die Geschicke der Heimatsiedlung künftig lenken: David oder Goliath? Über diese Frage dürfen am kommenden Samstag, 27. Februar, rund 2200 Mieter abstimmen. Eine Zweidrittel-Mehrheit aller Stimmberechtigten ist erforderlich, sollen die 1055 Wohnungen von der "Nassauische Heimstätten GmbH" an die Mietergenossenschaft verkauft werden. Auf die Tragweite der anstehenden Entscheidung wiesen die ungleichen Kontrahenten - hier der mächtige Wohnungsbaukonzern, dort die Mietergenossenschaft - auf getrennten Informationsveranstaltungen hin (die FR berichtete).
Dreh- und Angelpunkt des seit Jahren schwelenden Konfliktes zwischen dem jetzigen Eigner und zahlreichen Anwohnern sind die Sanierungsmaßnahmen, die auf die Siedlung zukommen. In den zwanziger Jahren unter der Regie von Stadtbaurat Ernst May errichtet, sind Wasser- und Elektroleitungen sowie Heizungsrohre vom sprichwörtlichen Zahn der Zeit angefressen und müssen erneuert werden. Darüber sind sich die Verfechter der Genossenschaftsidee und die Geschäftsleitung der Nassauischen Heimstätten einig. Während jedoch die Mietergenossenschaft lediglich die bestehenden Leitungen erneuern will, soll nach Meinung der Wohnungsbaugesellschaft etwa das Heizungskonzept geändert werden. Bislang werden die Räume von der Wohnungsmitte aus beheizt, künftig sollen die Heizkörper unter die Fenster verlegt werden - wenn es nach dem Willen der Nassauischen Heimstätten geht.
"Ihr Heizungssystem ist völlig veraltet. Es wird unerträglich viel Energie verpulvert", sagte Wolfgang Weber von der Geschäftsleitung der "Heimstätten" den Mietern auf einem der Info-Abende. Nach seiner Einschätzung lohnt sich der Umbau langfristig für die Mieter allemal, da die Heizkosten deutlich gesenkt werden könnten. Insgesamt veranschlagen die "Nassauischen Heimstätten" für die Sanierung 120 Millionen Mark. "Es geht viel billiger", argumentieren dagegen die Vertreter der Mietergenossenschaft (die formal noch in der Gründungsphase ist). Ein Gutachten geht von 60 Millionen Mark aus, doch das hält auch Bernd Block vom Aufsichtsrat der Genossenschaft für zu optimistisch. Realistisch erscheint ihm eine Summe von etwa 90 Millionen Mark, die in einem anderen Gutachten genannt wird.
Hauptvorwurf der Genossenschaft an die Eigentümergesellschaft: Sie will mehr machen als nötig, und aus der Instandhaltung wird dadurch eine Modernisierung. "Die Nassauischen Heimstätten wollen zum Beispiel Gegensprechanlagen und neue Briefkästen installieren - das brauchen die Leute nicht", sagte Bernd Block auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.
Die Unterscheidung zwischen Modernisierung und Sanierung ist mehr als nur eine sprachliche Spitzfindigkeit. Bloße Instandhaltung der alten Bausubstanz, wie sie die Genossenschaft fordert, hat auf die Mieten keine Auswirkungen. Die von den "Heimstätten" geplanten Maßnahmen laufen jedoch nach Einschätzung von Bernd Block auf eine Erhöhung des Wohnwertes hinaus. "Die Siedlung würde in eine höhere Kategorie im Mietspiegel der Stadt aufrücken", argumentiert Block. Höhere Mieten wären dann die Folge.
Daß es Mieterhöhungen geben werde, bestreitet auch die Geschäftsleitung der Nassauischen Heimstätten nicht. "Mieterhöhungen im gesetzlichen Rahmen sind nötig. Der Mietspiegel in Frankfurt läßt eine 30prozentige Erhöhung zu", so Bernhard Spiller von der Geschäftsleitung. Der Leitende Geschäftsführer, Reinhart Bartholomäi, versuchte auf "seiner" Informationsveranstaltung den Verdacht auszuräumen, die Nassauischen Heimstätten wollten aus wirtschaftlichen Interessen die Struktur der Siedlung verändern, die ausdrücklich für einkommensschwächere Menschen konzipiert wurde. "Wenn Sie am 27. Februar für die Genossenschaftslösung stimmen, dann klopfen mir die Kollegen in der Wohnungswirtschaft auf die Schultern: Zum Glück bist du das Ding jetzt endlich los", sagte Bartholomäi.
Den Nassauischen Heimstätten als einer Gesellschaft der Öffentlichen Hand (40 Prozent der GmbH gehören dem Land Hessen, 30 Prozent der Stadt Frankfurt) gehe es vor allem darum, die Mieter vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. "Wir besitzen 43 000 Wohnungen und können Überschüsse, die wir etwa in Neubausiedlungen erwirtschaften, auf die Sanierung der Heimatsiedlung umlegen", rechnete Bernhard Spiller als Mitglied der Geschäftsführung vor.
Vor einem möglichen finanziellen Ruin, wie ihn der Chef der Nassauischen Heimstätten, Reinhart Bartholomäi, in Aussicht gestellt hatte, fürchtet sich Bernd Block als Vertreter der Genossenschaft nicht. Sollten sich die Mieter der Heimatsiedlung für die Genossenschaftslösung entscheiden, soll es zunächst ein weiteres, gründliches Gutachten geben. Dann müßte die Genossenschaft ihr Konzept dem Genossenschaftsverband zur Prüfung vorlegen. "Wenn die sagen, das schafft Ihr nicht, dann lassen wir's", sagt Block. "Wir lassen uns doch nicht auf ein Abenteuer ein." Zuversichtlich setzt er nach: "Unser Modell funktioniert - etwas abgewandelt - in anderen Städten sehr gut." ran
Wenige Infektionsfolgen sind so weit verbreitet wie die Hautwarze. Dermatologen unterscheiden rund 60 verschiedene Arten von Warzen-Viren - kleinen kugeligen Erregern, die Haut- und Schleimhäute befallen und knotige Erhebungen bilden. Entsprechend der Vielzahl ihrer Erreger sehen Warzen auch ganz unterschiedlich aus: So gibt es beispielsweise neben der gewöhnlichen Warze auch Dell-, Mosaik-, Feig- und Flachwarzen sowie viele andere Formen. Warze ist also nicht gleich Warze. Alle haben aber gemeinsam, daß man sich damit ansteckt. Warzenviren werden meist über den unmittelbaren Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen. Das geschieht zum Beispiel beim Händeschütteln, beim Steicheln der Haut, beim Barfußlaufen, auf den Rosten in der Sauna und im Schwimmbad sowie bei Sexualkontakten.
Bei Kindern bilden sich die Warzen besonders häufig an den Händen. Das liegt daran, daß der kindliche Organismus einer Infektion mit Viren aller Art noch nicht die volle Kraft des Immunsystems entgegensetzen kann. Andererseits "begreifen" Kinder buchstäblich ihre Umwelt und kommen, weil sie alles anfassen, viel häufiger als Erwachsene mit Warzenviren in Berührung. Außerdem bilden sich ihre Abwehrkräfte erst dann aus, wenn eine Infektion erfolgt ist.
Wer an einer vorübergehenden Immunschwäche leidet, weil gerade eine andere Infektionskrankheit überstanden wurde, neigt vielmehr zu Warzen. Das ist besonders bei immunschwachen Diabetikern oder Krebskranken der Fall. Auch Raucher sind stärker gefährdet. Besonders empfänglich für Warzen sind jedoch Menschen, die allgemein zu Überempfindlichkeitsreaktionen neigen, wie beispielsweise Allergiker (Heuschnupfen, Asthma). Sie haben meist eine leicht reizbare Haut und leiden nicht selten bereits unter Ekzemen oder Neurodermitis.
Hautärzte warnen indessen davor, Warzen auf eigene Faust zu behandeln. Nicht jede Hautwucherung, die wie eine harmlose Warze aussieht, ist es auch wirklich. Bemerkt man eine oder mehrere Warzen am Körper, sollte möglichst bald der Hautarzt aufgesucht werden. Warzen im Genitalbereich sind Sache eines Facharztes für Haut- und Geschlechtskrankheiten, bei Frauen eines Gynäkologen. Gerade an den äußeren Geschlechtsorganen werden Warzen häufig von aggressiven Papillomviren ausgelöst, die unter Umständen sogar eine Krebserkrankung nach sich ziehen. Daher sollte man sie möglichst frühzeitig fachkundig entfernen.
Wer selbst an seinen Warzen herumdoktert, riskiert eine weitere Ausbreitung. Auch darf man nicht an Warzen herumdrücken oder kratzen. Schlimmstenfalls holt man sich dabei eine Blutvergiftung.
Je nachdem, wo die Warze sitzt und zu welchem Typ sie gehört, entscheidet der Arzt, ob und wie sie entfernt wird. Neueste Methode ist derzeit das laserchirurgische Abdampfen der Warze, erklärt Privatdozent Dr. Roland Kaufmann (Uni-Hautklinik Ulm). Aber auch das Abschaben von Warzen mittels eines scharfen chirurgischen Löffels, das Vereisen oder die elektrochirurgische Abtragung sind bewährte Verfahren. Daneben kommen schälende und ätzende Therapien in Frage. Da das Wegoperieren von Warzen mitunter kleine Narben hinterläßt, sollte zunächst eine weniger einschneidende Behandlung versucht werden. Warzen im Genitalbereich müssen jedenfalls so rasch als möglich entfernt werden. Erfahrene Hautärzte und Gynäkologen raten zur Operation. Auch die sehr schmerzhaften Dornwarzen an den Fußsohlen werden viele Patienten nur mittels eines kleinen chirurgischen Eingriffs endgültig los. Dr. med. HANNS H. WENK
MÜNCHEN. Die Götter kommen: Krachend zuckt ein Blitz durch Theben, in München ein Venushügel in rotem Plüsch, überspannt von einer Sternenbahn, ein Boudoir, scheußlich schön, reiner Kitsch und reine Geschmacksverirrung (Bühne: Jorge Villareal). Knatschgrün flimmert der Bühnenausschnitt, wenn es tagt, flächig wie ein Comic-Hintergrund. Rechts führt eine dreieckige Tür in Amphitryons Schloß. Lautlos öffnet sie sich, berührt Menschenhand das bläulich fluoreszierende Handsignet. Götter natürlich durchbrechen die Lichtschranke ganz ohne physischen Kontakt. So teilt Merkur auch seine Schläge aus: er hebt den Stock, und schon krümmt sich Sosias.
Ein Kinderspiel ist Andras Fricsay Kali Sons Inszenierung des Kleistschen "Amphitryon" am Münchner Residenztheater, theaterselig und effektverliebt. Das tiefgründigste aller deutschen Lustspiele, als Spaß- und Zaubertheater, halb Rüpelshakespeare und halb Raumschiff Orion, ganz sicher Volkstheater, Theatertheater. Es bleibt fast alles auf der Strekke, was Kleists Stück kostbar macht: die feinen Paradoxien des Verwechslungsspiels, die verzweifelte Identitätssuche hinter aller Komik, die immer nur haarscharf verpaßte Tragödie. Und leider auch die Sprache, obwohl Fricsay den Text, gestrichen zwar, doch kaum verballhornt, so läßt, wie er ist. Doch schnöde weggesprochen, von tausendundeinem Einfall ins zweite Glied verwiesen. Das Spiel frißt die Bedeutung. (Die Kids werden diese Inszenierung lieben, so wie sie scharenweise Fricsays "Räuber" vor vier Jahren bejubelten - sie werden aber nicht daran vorbeikommen, das Stück zu lesen, um es zu begreifen.)
Und Rufus Beck, nach seinem fulminanten Einstieg ins Münchner Theaterleben als Franz Moor vier Jahre lang trotz großer Rollen in einer bläßlichen Versenkung verschwunden, ist mit Friscay wieder da: als Entertainer von Graden, ein Ritter von der traurigen Gestalt, ein grotesker Ubu Roi, der ewige Verlierer zwischen Kleinmut und groß mißglückender großer Geste. An diesem Abend heißt Kleists Stück "Sosias Beck". Karin Adams hat ihn absurd ausstaffiert: die langen Spinnenbeine in kurzen Hosen, ein gewaltiger Bauch überm Bund, den endlos langen, langbenasten Schädel kahl geschoren unterm Helm mit Ohrenschützern. Beck grimassiert zum Steinerweichen, er kugelt übern Hügel, weiß nicht wohin mit Hand und Bein, ist irgendwie noch viel außerirdischer als die plastikschillernden Götter und doch das fleischgewordene lange Elend des vom Leben restlos überforderten Kleinbürgers. Als Charis (die kokette Antje Schmidt), sein Eheweib, sich ihm zärtlich nähert, in Verkennung seiner Identität (auch dies ein Gott, vielleicht Apoll in trauriger Gestalt?), entspannt er sich ganz in erstaunter Hingabe, ein kurzer Traum von göttergleicher Lust ist das indessen nur. In dieser Inszenierung, mit diesem Schauspieler, ist die rüdeste Figur die abgründigste.
Daneben, ungerecht, aber wahr, verblassen respektable Schauspielleistungen wie die von Esther Hausmann, deren Alkmene wunderschön sinnlich aufblüht nach der Liebesnacht mit Jupiter-Amphitryon, der die Regie jedoch die tragische Fallhöhe, die tiefe Verwirrung versagt. Eine Ehefrau auf Abwegen, mehr kaum. Michael Mendl ist ein statuarisch grimmiger Amphitryon, in seiner Attitüde als Schmerzensmann wie aus einer anderen, vielleicht wahreren Inszenierung. Gerd Anthoff amüsiert als genervter Merkur, ständig im Blickkontakt mit dem Publikum, ein griesgrämiger Spielleiter: ein Schnipps, das Licht wechselt, ein Schnappen, Wasser sprudelt aus dem Boden. Um Sosias zu narren, vervielfacht sich Merkur, aus allen Ecken taucht er auf, kein Doppel-, ein Mehrfachgänger. Ein wirklicher Ausfall ist nur Thomas Meinhardt als oberlehrerhafter Jupiter, der keine Sekunde glaubhaft machen kann, warum Alkmene dem schönen erotischen Irrtum verfiel. Dafür darf er im Sternengefunkel eine veritable Himmelfahrt absolvieren (die genauso tadellos funktionierte wie der gesamte technische Schnickschnack bei der Premiere). Ernüchtert bleibt das hohe Paar am Boden.
Ungeteilter Jubel im Publikum, das auch durch die blöderen Scherze nicht aus der Stimmung zu bringen war (Jupiter reicht Sosias sich bekreuzigend eine Oblate, die der würgend schluckt). Beim Schlußapplaus liegen sich die Schauspieler beglückt in den Armen. Für sie und für das Publikum: viel Spaßvergnügen. Aber wenig Kleist.
BARBARA SCHMITZ-BURCKHARDT
Auch für Landesliga-Spitzenreiter SG 01 Höchst, der sich beim SSV Dillenburg mit einem torlosen Unentschieden begnügen mußte, wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Enttäuschend auch die Leistung des VfB Unterliederbach beim 1:1 gegen den FCA Niederbrechen und ernüchternd die 0:1-Niederlage der Sindlinger gegen den TSV Kirchhain.
SSV Dillenburg - SG 01 Höchst 0:0. Die noch vom Abstieg leicht bedrohten Dillenburger packten gegen die West-Frankfurter die Sache mit Forechecking und hartem Einsatz genau richtig an, kauften den zuviel tändelnden Gästen vielfach den Schneid ab und wären beinahe kurz vor Schluß noch auf die Siegerstraße geraten, als Metzger frei vor Winkler stand, den Höchster Keeper aber nicht überwinden konnte. Die Möglichkeiten des Spitzenreiters hielten sich in Grenzen, so daß am Ende sogar von einer gerechten Punkteteilung gesprochen werden konnte. Wermutstropfen: Peter Joch erhielt in der 60. Minute einen Platzverweis.
Vikt. Sindlingen - TSV Kirchhain 0:1 (0:0). Diese weitere Heimniederlage war wohl der Abstieg für die Viktoria. Die stark ersatzgeschwächte Mannschaft war selten in der Lage, die kampfbetont aufspielenden Gäste in Gefahr zu bringen. Nur zwei Freistöße von Claus Plattek ließen auf einen Treffer hoffen. Das entscheidende Tor der Gäste gelang Thielemann in der 83. Minute nach einer Faustabwehr von Klaus Krieger.
VfB Unterliederbach - FCA Niederbrechen 1:1 (0:1). Mit einer indiskutablen Leistung ließ sich der VfB einen Punkt abknöpfen. Die Gäste gingen in der 15. Minute nach ihrem ersten Angriff durch Peluso in Führung und hätten diese bei permanenter Abwehrschwäche der Unterliederbacher noch ausbauen können. Christoph Abel gelang aus einem Gedränge heraus in der 65. Minute der Ausgleich. Michael Fischer traf einmal nur die Latte und ein Vergehen an Andreas Rank im Gästestrafraum wurde als Schwalbe ausgelegt. -ll-
Von einer bisher geheimgehaltenen Liste über neue "hauptamtliche Trainerverträge (Ost)" des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner heutigen Ausgabe. Darin sind 21 Ostdeutsche versammelt, die ausnahmslos im dopingdurchseuchten System des früheren DDR-Sports herausragende Rollen spielten. Sie erhielten Verträge mit einer Laufzeit von zwei und vier Jahren. Zu den letzteren zählt auch Bernd Schubert (Chemnitz), der letzte DDR-Cheftrainer, dem das Heidelberger Landgericht schon im November 1991 bestätigte, ein "ausgeprägter Fachdoper" gewesen zu sein.
Das zweiseitige Papier trägt das Datum vom 25. Januar. Dies ist insofern bemerkenswert, als nur zwei Tage vorher bei einem Runden Tisch Doping in Erfurt das brennendste Problem breit diskutiert wurde und dabei mit Befremden die Abwesenheit der DLV-Leistungssport-Abteilung mit Sportwart Professor Manfred Steinbach an der Spitze festgestellt werden mußte.
Die Zustimmung zur Liste liegt vom Bundesinnenministerium als dem Zahlmeister aus Steuermitteln und vom Bundesausschuß Leistungssport als der übergeordneten Leitungsinstanz des Deutschen Sportbundes vor. Ausdrücklich ist die Rede von "Abstimmungsgesprächen mit BMI/BAL". Zuletzt heißt es: "Die Verträge wurden vom Präsidenten und Sportwart unterzeichnet." Von Helmut Meyer, der für die im April anstehenden Verbandsneuwahlen nicht mehr kandidiert und von Steinbach. Der betreibt derzeit einen heftigen Wahlkampf, um die geräumte Position zu übernehmen.
Von den insgesamt 26 hauptamtlichen DLV-Bundestrainern kommen inzwischen 20 aus den neuen Bundesländern. Es bleibt das Geheimnis von Steinbach, Meyer, dem Innenministerium und dem Bundesausschuß Leistungssport, weshalb sie im neuen Deutschland die dokumentierten Dopinganwender tatsächlich noch beförderten. In der DDR waren sie nämlich als Heimtrainer eingesetzt, zuständig für ein, zwei Spitzensportler. Jetzt sollen sie ihre Disziplinen managen und nach Möglichkeit die Jugend begeistern. rh
Z.
Knapp fünf Jahre, schwarze Larve, schwarzer Mantel und ein Degen. Der Bub in Sindlingen war Zorro, und sehnsüchtig wartete er darauf, daß endlich der Sonntag kam und mit ihm der Fastnachtszug im Stadtteil.
Am Samstag nachmittag kämpfte Zorro so wild und tapfer, daß - oh Unglück - der Degen zerbrach. Mantel, Maske - alles nichts mehr wert. Ohne Degen war Zorro kein Zorro. Und am Samstag haben nun mal die Geschäfte zu, selbst für Zorro-Bedarfsartikel. Bitter, bitter.
Nun haben auch Helden Väter. Der Mann in Sindlingen fuhr zum Flughafen. Viele Geschäfte, aber kein Degen. Am Hauptbahnhof das gleiche. Eine Tankstelle vielleicht, die Degen führt? Nichts. Keine Rettung für Zorro.
Da gibt es in Sindlingen einen kleinen Laden. Der heißt nicht "Bei Zorro", aber er hätte den Namen verdient. Zwar war auch diese Tür verschlossen, aber der Vater des kleinen Zorro fand den Inhaber im Telefonbuch, rief ihn an, und um halb sieben am Samstag brachte der gute Mann einen nagelneuen Spielzeugdegen vorbei. Ein wahrer Retter.
Zorro kann seitdem wieder für die Gerechtigkeit kämpfen. Über den Schneeregen am Sonntag beim Fastnachtszug hat er nur gelacht. Ihr Bastian
Motto
I n allen Kriegen und in allen Diktaturen haben sich die Herrschenden Gedanken gemacht um die "Moral der Truppe". Sprich: Um den Männerspaß, der die Kampfeslust fördert. Und diesen Spaß gab's allemal im Bordell. Natürlich streng getrennt nach Dienstgraden. Ob es lauschige Treffpunkte für die "besseren Herren" der Heeresleitung und der Diplomatie waren, wie das berühmt-berüchtigte Berliner Etablissement "Kitty" in der Giesebrechtstraße, in dem die Gestapo beim Sexgestammel mithörte (unser Bild zeigt den Empfangssalon bei "Kitty"), oder ob es schlicht Soldatenbordelle waren oder ähnliche Einrichtungen in Lagern, für die inhaftierte Frauen zur Prostitution gezwungen wurden. Doch das Kapitel "Zwangsprostitution" war nicht nur auf das "Dritte Reich" beschränkt. Die Japaner benutzten für diese Zwecke zumeist Koreanerinnen. Man schätzt, daß es 200 000 Koreanerinnen waren, die von der japanischen Armee aus dem 1910 von Japan annektierten Korea zur Zwangsprostitution verschleppt worden sind. Neun von diesen Frauen haben inzwischen die japanische Regierung wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" verklagt. Bis heute weigern sich allerdings die japanischen Regierungsstellen, die ehemaligen Zwangsprostituierten zu entschädigen.
(In der Bundesrepublik gibt es zwei Fraueninitiativen, die sich mit dem Thema beschäftigen: Koreanische Frauengruppe Berlin c/o Kim Morris, Ronnebergstraße 15, W-1000 Berlin 41, Tel. 0 30 - 8 51 15 41 sowie Japanische Fraueninitiative Berlin c/o K. Hamada-Ritter, Grimmer Straße 18, W-1000 Berlin 61, Tel. 0 30 - 6 94 56 77)
(Bild: Bilderdienst Süddeutscher Verlag)
MÜHLHEIM. Eine Platzwunde am Hinterkopf zog sich ein zwölfjähriger Junge zu, der zusammen mit seinem 14jährigen Bruder am Samstag mit der Schreckschußpistole seines Vaters in der Wohnung der Eltern hantierte. Warum sich der Schuß gelöst hatte, konnte die Polizei noch nicht klären. Der Junge wurde vom Notarzt versorgt. pmü
Stinkt sie? Klebt sie? Staubt sie? Klumpt sie? Katzenstreu: Die Stiftung Warentest hat Nasen, Pfoten und moderne Technik aktiviert, um 37 organische und mineralische Streus zu testen. Insgesamt 14 schnitten mit "gut" ab, davon 4 organische aus Sägespänen beziehungsweise Stroh.
Die zum Granulat gemahlenen Materialien haben vor allem zwei Aufgaben: Sie sollen den Katzenurin aufsaugen und die Geruchsbelästigung eindämmen. In der Feuchtigkeitsaufnahme waren die getesteten Streus "gut", doch die Geruchsentwicklung wurde weitaus differenzierter bewertet. Bei den unterschiedlichen Streumaterialien, die die Aktivität von Bakterien bremsen und die Freisetzung von stechendem Ammoniakgeruch verzögern sollen, wurden die Ausdünstungen aus dem Katzenklo nach einem, zwei und fünf Tagen mit einem sensiblen Detektor gemessen. Nur die Streus, bei denen sich die Geruchsbelästigung auch nach fünf Tagen noch in erträglichen Grenzen hielt, bestanden den Härtetest und bekamen ein "Gut" für die Duftnote.
Katzenfreunde wissen auch zu schätzen, wenn die Sorge um Streu und Mieze sich ohne großen Zeitaufwand und anrüchige Säuberungsaktionen in die Alltagsroutine einfügen läßt. Renner könnten da Granulate aus dem Tonstein Bentonit werden, die bei unserem Test insgesamt die besten Ergebnisse erzielten. Besonderheit: Wenn diese Streus mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, verklumpen sie und bilden eine undurchlässige Hülle. Benutzte, klumpige Streu kann so leicht vom trockenen, sauberen Rest getrennt und entfernt werden. Angenehmer Nebeneffekt: Der Verbrauch an Katzenstreu wird auf ein Viertel der sonst üblichen Mengen verringert.
Schmierfilm und Nässe am Boden der Katzenkiste lassen sich bei den meisten Streus vermeiden, wenn das künstliche Buddelbeet mindestens fünf Zentimeter hoch aufgeschüttet wird. Doch wenn nach dem Stopp im Katzenklo die Streu an Fell und Pfoten haftete, gab es schlechte Noten.
Wie sieht es mit der Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier aus? Vor Jahren waren Katzenstreus aus Sepiolith und Attapulgit in Verruf geraten: Sie enthielten lange, dünne Fasern - dem Asbest nicht unähnlich -, die Krebs verursachen können. Auch die Stiftung Warentest hat beim letzten Test davor gewarnt.
Das Problem dabei ist der Staub, der beim Ein- und Ausschütten der porösen, trockenen Materialien durch die Luft wirbelt und eingeatmet wird. Wer die Streutüte beim Einfüllen nicht höher als 20 Zentimeter hält, kann die Staubwolken zwar eindämmen, aber nicht völlig vermeiden. Die Stiftung Warentest gibt jedoch Entwarnung: Die Muster der eingekauften Sepiolith- und Attapulgit-Streus kamen - ebenso wie die anderen Streus - unters Rasterelektronenmikroskop. In mehrtausendfacher Vergrößerung konnten sie genau betrachtet und ausgemessen werden. Ergebnis: Die Fasern dieser Proben waren kürzer als die gefährlichen lanzenartigen Fasern. Die auf dem Markt befindlichen Streus, so das Fazit, gelten deshalb nicht als gesundheitsgefährdend. Bleibt die Frage: Wie wird man die gebrauchten Katzensteine wieder los? Die Toilette können sie verstopfen, deshalb sollte man sie besser zum Hausmüll geben. Der Umwelt schaden die organischen und mineralischen Stoffe nicht. Katzenfreunde mit Garten oder Bio-Tonne wird freuen, daß die meisten Streus sich gut kompostieren lassen. Spitze sind natürlich die organischen Materialien wie Sägespäne, Stroh, Maiskolbenschrot und Altpapier. Aber auch die anderen Streus kann man meist in kleineren Mengen und gut verteilt dem Kompost beimischen.
Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich im Zeitschriftenhandel und bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test-Ausgabe 2/93).
Für alle Eltern bringt ein Kind, das zu früh geboren wurde, Sorgen. Außerdem schafft diese Tatsache auch Belastungen - das Kind bleibt zumeist länger im Krankenhaus, die Eltern müssen immer wieder hinfahren, es besuchen. An vielen Kliniken gibt es Elterninitiativen oder Gesprächskreise, die den Eltern helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Um die Zusammenarbeit dieser Elterninitiativen zu intensivieren, wurde der Bundesverband "Das frühgeborene Kind" gegründet. Der Untertitel lautet: "Dachorganisation der Elterninitiativen und Fördervereine für Frühgeborene und kranke Neugeborene." Der Bundesverband stellt sich unter anderem die Aufgabe, durch einen wissenschaftlichen Beirat die interdisziplinäre Forschung auf dem Gebiet der psychosozialen Betreuung von Frühgeborenen zu födern. Kontaktadresse: Bundesverband "Das frühgeborene Kind", Von der Tann-Straße 7, 6900 Heidelberg, Tel. 06221/32345. FR
Auf Wiedersehen, Herr Möllemann
BONN Wenn ein Minister schreiben kann und wendet dieses Wissen an, den kriegen seine Neider dran! Auf Wiedersehen, Herr Möllemann.
AUFSCHWUNG OST Der liebe Gott hat Mensch und Affen und alles in sechs Tag' erschaffen! Der Aufschwung Ost ist uns 'ne Qual: Lieber Gott, mach's noch einmal!
PFLEGEVERSICHERUNG Seh ich die Pflege-Diskussion, dann weiß ich leider eines schon: In Bonn, da gibt's nur essentielle, hoffnungslose Pflegefälle.
BOMMERSHEIM In Bommersheim, lehrt die Geschicht' gab's eine Burg, die sah man nicht! Für e' halb' Million neu hergericht', sieht man sie noch immer nicht.
(Klaus Anschütz und Martin Trapp, Protokoller des Karnevalvereins "Frohsinn" Oberursel)
FRANKFURT-SÜD. Das Naturfreundehaus am Poloplatz 15 soll renoviert werden. Das beschlossen die Mitglieder der Stadtteilgruppe der Naturfreunde für Sachsenhausen und Niederrad auf ihrer jüngsten Jahreshauptversammlung.
"Es gibt eine Minimal- und eine Maximallösung", sagte Vereinsmitglied Markus Kunkel. Die "Minimallösung" sehe vor, das baufällige Dach zu sanieren, die Elektroinstallationen auf den neuesten Stand zu bringen, den großen Veranstaltungsraum zu renovieren und einen Jugendraum einzurichten.
Nur mit städtischen Zuschüssen und großzügigen Spenden werden die Naturfreunde die gewünschte "Maximallösung" umsetzen: einen Neuausbau. "Wenn wir es finanzieren können", so Kunkel, wird mit einem ersten Geschoß in Holzbauweise das Gebäude aufgestockt und ein zweiter Seitenflügel angebaut. "Das hat den Vorteil", erläuterte Kunkel, "daß künftig auch Seminare und Bildungsurlaube mit Übernachtung angeboten werden könnten". Derzeit wird das Naturfreundehaus für Sitzungen, von Jugendgruppen und für traditionelle Veranstaltungen, wie die 1.-Mai-Feier, genutzt.
Auf der Jahreshauptversammlung aller Frankfurter Stadtteilgruppen der Naturfreunde am Samstag, 20. März, soll geklärt werden, welche Umbaumaßnahmen zu leisten sind. tin
Vor einer Woche, am 20. Februar, hatten wir an dieser Stelle einen Beitrag, der sich mit Frauen beschäftigte, die ihre Babys zur Adoption freigegeben hatten. ("Ich habe ein Kind und habe doch keines.") Die Frauen hatten ihre Gründe für diesen Schritt. Heute soll es um die andere Seite gehen - um adoptierte Kinder, die nach ihren leiblichen Eltern suchen. Christine Swientek, Erziehungs- Wissenschaftlerin und Professorin an der Universität Hannover, hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben. Es trägt den Titel "Wer sagt mir, wessen Kind ich bin?" Und die Unterzeile erklärt, worum es geht: "Von der Adoption Betroffene auf der Suche." Das Buch wird Anfang März herauskommen. Mit Genehmigung des Herder-Verlages veröffentlichen wir Auszüge aus einem Kapitel.
Deutsche Touristen treffen in anderen Ländern wohlvertraute Spiele an. Das blaue Dreieck der Ravensburger zum Beispiel findet man in Frankreich und England, in Holland und Italien - und gelegentlich sogar auf der anderen Seite des Ozeans. Die Amerikaner hingegen finden hierzulande anstandslos an MB- Spielen, was sie aus den USA gewohnt sind. Auch die Schachteln der Parker Brothers erkennen sie jederzeit an Logo und Schriftzug wieder, auch wenn Parker bei uns keine Brüder hat. Aber haben Sie je von einem Spiel gehört, das aus Italien stammt? Gibt es in Italien überhaupt Spielehersteller?
Es gibt. Nicht viele - und die wenigen mit einem Programm, das weit magerer ist, als es bei uns mittlerweile als Selbstverständlichkeit hingenommen wird. Aber es gibt sie. Einer davon ist Dal Negro; ein Hersteller, der in besonderer Weise auf die Qualität der Ausstattung und auf eine hochwertige Gestaltung seiner Produkte Wert legt.
Der Titel VELENO klingt wie ein von italienischer Sprachmusik durchtränkter Vorname. Doch er bedeutet zu deutsch schlicht: "Gift". Was der Titel aussagen will, merkt man erst, wenn man ein paar Partien hinter sich hat.
Gespielt wird auf einem eleganten, schwarzen Kunststoffteller mit 37 Vertiefungen. Ehe man die Spielregel zur Hand nimmt, kippt man erst einmal den Beutel mit Spielsteinen über das Feld und genießt sogleich eine gestalterische Finesse. Die großen, knallbunten Plastiklinsen, die in ihrer Form an Go-Steine erinnern, gleiten wie durch ein Wunder von Kuhle zu Kuhle, wenn man sie nur leicht mit dem Finger antippt. Die Sinnlichkeit des Materials führt intuitiv zum richtigen Umgang. Was gleich auffällt, ist die unterschiedliche Verteilung der Farben. Ein silberner, vier weiße und je acht rote, blaue, gelbe und grüne Steine füllen den Teller lückenfrei.
Die viersprachige Regel ist knapp und leicht verständlich. Die Linsen werden ausgekippt, der Teller wird leicht geschwenkt, bis die Steine wahllos verteilt alle Vertiefungen füllen. Aha, denkt man, soweit waren wir schon. Wer am Zug ist, nimmt einen beliebigen Stein. Dieser muß jedoch unmittelbar neben dem Silberstein liegen. Und den tippt man dann an und läßt ihn in die frei gewordene Vertiefung gleiten. Nun hat der Silberstein neue Nachbarn.
Das Ziel ist einfach: Man versucht, möglichst viele gleichfarbene Steine aufzulesen. Und nun versteht man auch, warum es nur so wenige weiße Steine gibt. Sie haben einen festen Wert und zählen 10 Augen. Die anderen Steine hingegen gewinnen ihren Wert aus ihrer Anzahl, weil diese mit sich multipliziert wird. Zwei Steine gleicher Farbe bringen 2 mal 2, also magere 4 Punkte; sechs Steine hingegen summieren sich auf satte 36 Augen.
Für zwei Personen ist es ein glattes, flüssiges, schnelles Spiel. Der eigentliche Reiz kommt aber erst, wenn sich mehrere Menschen um den schwarzen Teller scharen. Dann greift nämlich eine pfiffige Zusatzregel. Bei der Abrechnung rechnet jeder die Punkte seines rechten Nachbarn zu seinen eigenen Punkten hinzu. Da kommt sofort Pfeffer ins sanfte Spiel. Man schiebt den Silberstein möglichst so, daß der nächstfolgende Spieler ebenfalls hoch punktet. Dieser wiederum rafft nicht nur zusammen, was er brauchen kann, sondern versucht seinerseits, seinen Nachbarn zu begünstigen . . .
Weil VELENO eben so glatt und schnell ist und weil man sich natürlich auch keineswegs mit dem unberechtigten Punktezuwachs seines Nachbarn, der ja vor allem durch die eigene Tüchtigkeit begünstigt wurde, zufriedengeben will, spielt man gleich noch eine glatte, flüssige und schnelle Partie. Und noch eine. Und noch eine . . .
Im Handel wird man wahrscheinlich oft vergeblich nach VELENO forschen. Bestenfalls ein paar engagierte Spezialläden oder Versender kennen den Hersteller oder können gar das Spiel liefern.
TOM WERNECK
Veleno von Alex Randolph, Dal Negro, 131100 Treviso, C.P. 164, Vertrieb durch Unicorn, 8975 Fischen/Allg., Bargegg 3, Tel.: 08326/450, Fax: 08326/1048; 2, 3 oder mehr Spieler, DM 47,50 inkl. Porto und Verpackung.
Was ist es, das Adoptierte nach ihren leiblichen Eltern suchen läßt?
Die Motive scheinen so vielfältig zu sein, wie es suchende Adoptierte gibt. Letztlich bündeln sie sich aber alle in der Frage: Wer sind meine leiblichen Eltern - also wer bin ich?
Von rein "äußerlichen" Motiven wie: . . .
- Wie sehen sie aus?
- Sehe ich ihnen ähnlich?
- Wie leben Sie?
- Habe ich Geschwister?
- Was für Verwandte sind noch vor- handen?
- Wo wäre ich eigentlich aufgewach- sen . . .?
- . . . über die die schmerzhaftesten aller Fragen:
- Warum haben sie mich fortgegeben?
- Warum wurde ich im Stich gelas- sen?
- Warum konnten sie mich nicht be- halten?
- War ich vielleicht doch zu schwie- rig?
- Warum traf es mich und nicht meine Geschwister?
- Was war an mir schlechter als an ihnen . . .?
. . . sind alle Fragen, alle Probleme in den Motivationen enthalten. Aber auch das Motiv, "ich will, daß meine Mutter mich kennenlernt, daß sie sieht, daß ihr Verzicht Früchte getragen hat", kommt bei Suchenden (Frauen) vor. Hier finden wir ein tiefes Verständnis für die Mutter bis hin zur Identifikation. Das Hineindenken in die Situation der Frau, die mit 18 oder 20 Jahren von ihrem Kind getrennt wurde, ist so ausgeprägt, daß negative Gefühle der Mutter und der damaligen Entscheidung gegenüber gar nicht erst aufkommen.
Ob diese - im tiefenpsychologischen Sinne - verdrängt wurden oder ob das Verstehen der damaligen Situation durch eine fürsorgliche und behutsame Information von seiten der Adoptiveltern zustande kam, ist dabei nicht zentral.
Wenn die Adoptiveltern eine gute und tragfähige Beziehung zum Kind hatten, die Adoption voll akzeptierten und sie nicht als Ersatz ansahen und wenn sie mit dem Kind früh genug ausführlich und verständnisvoll über die leibliche Mutter gesprochen haben, besteht kein Grund zur Annahme, daß Aggressivität im Übermaß verdrängt werden mußte.
Adoptierte schreiben - wie zur Rechtfertigung - immer, warum sie ihre leiblichen Eltern gerne kennenlernen möchten. Manche betonen ganz ausdrücklich, daß man ihnen glauben möge, sie hätten keinerlei materielle Interessen. "Ihm nur einmal gegenüberstehen und ihm in die Augen sehen", wollte ein junger Mann, der seinen Vater suchte - und er war sehr überrascht, daß mir dieses Motiv verständlich und "ausreichend" erschien, die Suche einzuleiten.
Im folgenden zitiere ich aus Briefen von Adoptierten, die ihre Motive beschreiben: • "Meine Mutter hat dann nach Amerika geheiratet und meine Halbschwester mitgenommen. Warum sie mich nicht wollten, weiß ich nicht. Ich muß es aber wissen, um Ruhe zu finden!" (Frau, 31 Jahre alt).
• "Ich bin 1962 adoptiert worden und wollte aus Furcht zunächst bis zum 24. Lebensjahr gar nicht wissen, wer meine Eltern waren. Dann war mir das Jugendamt behilflich, meine Mutter zu finden. Sie kann uns bald besuchen, und ich glaube, daß mir dieser Kontakt viel gebracht hat bezüglich meiner noch immer andauernden Identitätsfindung.
Über meinen Vater konnte oder wollte sie mir jedoch nichts berichten, was bei mir der Auslöser für viele Gedanken ist. Irgendwie würde es mich brennend interessieren, was für ein Mensch er ist, und außerdem, so wie man mir berichtet hat, weiß er vielleicht gar nichts von meiner Existenz." (Mann, 30 Jahre alt).
• "Ich habe nie eine richtige Mutter gehabt. Meine Adoptivmutter und ich, wir haben uns nie verstanden. Eigentlich hat sie mich abgelehnt. Aber ich hatte einen lieben Adoptivvater. Mit ihm habe ich viel geschmust. Ich glaube heute, daß er unter seiner Frau auch sehr gelitten hat! Ich suche jetzt meine leibliche Mutter. Meinen leiblichen Vater brauche ich nicht zu suchen, weil ich einen guten Vater hatte!" (Frau, 24 Jahre alt). • "Ich möchte meine Eltern einfach mal kennenlernen. Schließlich stamme ich von ihnen ab, und ich habe doch auch viel Erbteil von ihnen in mir. Ich möchte gerne wissen, wie ich geworden bin und wie es kam, daß meine Mutter mich nicht behalten konnte. Ich will es aus ihrem eigenen Mund hören. Ich bin ganz sicher, daß sie triftige Gründe dafür hatte - daß es ihr sehr schlecht gegangen ist. Ich möchte mit ihr über alle diese Fragen sprechen - denn irgendwie hing es bestimmt auch mit meinem Erscheinen zusammen, daß es ihr schlecht ging. Ich sehe heute noch bei Freundinnen, wie sie Probleme bekommen, wenn sie ein Kind kriegen. Auf alle Fälle will ich meiner Mutter auch danken, daß sie mich zur Welt gebracht hat. Ich lebe gerne, und das soll sie wissen!" (Frau, 26 Jahre alt).
"Ich hasse diese Frau. Ich hasse sie abgrundtief! Keiner Frau kann es im Leben je so schlecht gehen, daß sie ihr Kind verläßt. Eine Frau, die das tut, ist eine Verbrecherin! Und das muß ich ihr sagen!"
Eine junge Frau schrieb:
"Als ich zwei Jahre alt war, ist meine Mutter abgehauen. Warum, weiß ich nicht. Mein Vater soll damals schon sehr getrunken haben. Das kann ich also verstehen. Was ich nicht verstehen kann, ist, daß sie mich nicht mitgenommen hat. Schließlich gehört ein Kind zur Mutter, und eine Mutter kann sich nicht einfach so einer Aufgabe entledigen. Jedenfalls kam ich damals in ein Heim. Es war ja in der Nachkriegszeit, und es muß alles ziemlich schlimm gewesen sein. Warum mein Vater mich nicht behalten hat?"
Alfred ist ratlos und erstaunt. Für ihn ist die Mutterrolle eng definiert, eine Vaterrolle ist nicht vorgesehen. Daß der Vater ihn nicht behalten hat, hat ihn scheinbar nie beschäftigt, im Gegensatz zum Verlassenwerden durch die Mutter.
Aus diesem Heim wird er mit fünfeinhalb Jahren von einem kinderlosen Ehepaar abgeholt. Sie sich schon recht betagt, leibliche Kinder sind nicht mehr zu erwarten. Der Mann - angesehener Arzt in einer süddeutschen Kleinstadt - möchte einen Erben, deshalb soll es auch ein Sohn sein.
Der Sohn erinnert sich gut an das Abholen und das Eingewöhnen. Er wird von der Arztfrau liebevoll aufgenommen - und er ist von Anbeginn an ein problemloses Kind.
"Ich hatte genug Erfahrung gesammelt, um dankbar zu sein. Und ich wußte die ganzen Jahr, wohl auch unbewußt, daß diese Pracht vorbei sein würde, wenn ich ausschere. Aber das war es nicht alleine. Ich war eben wohl nicht problematisch. Ich hatte es ja auch gut."
Als er acht Jahre alt ist, wird Alfred adoptiert. Ihm ist klar, daß die Eltern abwarten wollten, wie er sich entwickelt. "Jeden hätten die nicht genommen! Schließlich wollte mein Vater wissen, wem er sein Lebenswerk übergibt. Aber ich war auch ein guter Schüler, und so haben sie sich gesagt, mit dem können wir es versuchen."
Die Adoptivmutter stirbt, als Alfred 16 Jahre alt ist. Der Haushalt wird vom langjährigen Personal versorgt, der Adoptivvater ist schon knapp 70 Jahre alt und betreut nur noch seine ganz alten Patienten. Daß Alfred die Praxis nicht übernehmen würde, war schon länger bekannt - er war ein mittelmäßiger Schüler, und die Adoptiveltern bestanden nicht auf dem Besuch eines Gymnasiums und dem Abitur.
"Auch dafür war ich ihnen dankbar. Bei vielen Mitschülern hatte ich mitgekriegt, unter was für einem Druck die lebten, gerade weil sie in die Fußstapfen ihrer Väter treten sollten. Mit hätte der Arztberuf auch gar nicht gelegen. Ich gehe nicht gerne mit so vielen Menschen um, ich bin auch mehr für die Technik."
So ist der Adoptivvater einverstanden, als Alfred den Beruf des Orthopädiemechanikers erlernt, die Lehre erfolgreich abschließt und sich mit Hilfe des väterlichen Geldes eine eigene Werkstatt in einem großen orthopädischen Krankenhaus aufbaut. Als der Adoptivvater hochbetagt stirbt, ist Alfred knapp 30 Jahre alt.
"Und kurz nach seiner Beerdigung kam mir die Idee, nach meiner leiblichen Vater zu suchen. Ich hatte das Gefühl: Da ist doch noch was. Da hat doch noch wer in meinem Leben eine Rolle gespielt, wie mag der sein? Ich gebe zu, es war reine Neugier. Vielleicht auch ein bißchen Zusammentragen, vervollständigen . . . Ich will das gar nicht abwerten. Auf alle Fälle hatte ich keine sentimentalen Gefühle dabei. Ich habe nicht eine neue Familie suchen wollen. Vielleicht hing es auch damit zusammen, daß ich eine feste Freundin zu diesem Zeitpunkt hatte und gerne heiraten wollte. Da kommt einem schon die Idee, was man selber mitgekriegt hat und aus welchem Stall man stammt. Meiner Verlobten war das eigentlich ziemlich egal. Die wollte mich und sah auch die guten materiellen Möglichkeiten, da haben wir offen darüber gesprochen. Es sollte ruhig Geld zu Geld kommen. Und mein Adoptivvater hat mir ganz schön was hinterlassen. Ich wollte so gerne einen Sohn. Meiner Verlobten waren Kinder nicht so wichtig. Wir haben dann übrigens später eine Tochter bekommen. Ja, und deshalb wollte ich mir auch ansehen, wie die Linie so in unserer Familie aussehen würde.
Ich habe dann noch einige Zeit gewartet, und eines Tages bin ich einfach losgefahren. Ich hatte die alte Adresse von meinem Vater und hatte das feste Gefühl, daß er dort noch sein würde. Das war in einer kleinen norddeutschen Stadt. Ich bin zum Einwohnermeldeamt gegangen, habe meine persönlichen Papiere vorgelegt - Geburtsurkunde, Adoptionsbescheinigung und so - und da haben sie mir ohne Probleme die Adresse meines Vaters gegeben. Es war das Armenviertel, außerhalb gelegen. Es waren so eine Art Schlichtwohnungen, wie ich später gehört habe. Ich habe ihn auch angetroffen. Er sah viel älter aus als er war, und er war reichlich verwahrlost. Ich habe ihm gesagt, wer ich bin, aber ich hatte nicht das Gefühl, daß er sonderlich interessiert an der ganzen Geschichte war. "So, du bist das. Gut siehst du aus. Hast es wohl zu was gebracht, was?" Ja, das hat mir eigentlich schon gereicht. Ich wollte darauf nicht weiter eingehen. Ich hatte keine Lust, diesen Mann nun vom Erbe meines Adoptivvaters profitieren zu lassen. Und darauf wäre eine intensive Beziehung doch letztlich hinausgelaufen! Wir haben dann noch ein bißchen hin und her geredet. Er lebte mit einer Frau zusammen, beide bekamen Sozialunterstützung. Er trank sicher auch noch, es sah alles danach aus. Von meiner Mutter hatte er nie wieder was gehört. Aber er war ihr immer noch gram wegen damals. Dabei war das nun bald 30 Jahre her. Und er hatte sich bestimmt nicht gebessert.
Ich habe mich dann bald verabschiedet. Er sagte nur: "Guck mal wieder rein" - also völlig unverbindlich. Ich habe gedacht, dem hat es nie weh getan, daß er mich losgeworden ist. Ich bin bloß froh, daß ich da keine Emotionen investiert habe!
Nein, meine Mutter habe ich nicht gesucht. Daran hatte ich nie gedacht, und ich muß auch sagen, ich hatte nie Interesse daran. Sie hat ihre Familie damals verlassen. Was gibt es da zu sagen und zu fragen. Sie hatte bestimmt einen anderen Mann, denn warum läßt eine Frau sonst ihr Kind zurück?
Und für mich hat sich ja alles zum Besten entwickelt.
Nie hätte es mir besser gehen können. Ich war gewollt von meinen Adoptiveltern. Ich habe ihren Wünschen entsprochen, und sie haben mir eine gute Erziehung gegeben, mich mit allem ausgestattet, was ich brauchte, und im Grunde genommen ja auch mein weiteres Leben materiell abgesichert. Ich bin ihnen dankbar für alles. Was hätte ich von einer Mutter gehabt, die an mir so wenig Interesse hatte, daß sie mich allein zurückließ? Da war doch von vornherein ein Defekt vorhanden. Nein, es ist gut so. Meine Eltern sind die, die mich adoptiert haben. Die leiblichen - nun ja, die haben mich ins Leben gerufen. Mehr nicht!"
Daß Alfred so emotionslos und unberührt über seine leiblichen Eltern sprechen kann, hängt vermutlich wirklich damit zusammen, daß er von Anbeginn der Beziehung zu den Adoptiveltern das Gefühl hatte, einen guten "Tausch" gemacht zu haben: Überfülltes Kinderheim der 50er Jahre gegen Einzelkindsituation in privilegierter und materiell gesicherter Familie.
Ganz offensichtlich bestand zwischen Kind und Eltern sowas wie eine unausgesprochene Einigkeit: Die einen brauchten einen Erben, der andere ein Nest. Jeder bekam das Seine, und alle waren miteinander und über diese Lösung zufrieden. Es war zunächst so etwas wie ein Zweckvertrag, von dem jeder profitiert hat. Später mag Sympathie und auch Liebe dazugekommen sein. So spricht Alfred auch immer nur von "Dankbarkeit" seinen Adoptiveltern gegenüber, jedoch nie von Zärtlichkeit, Verbundenheit, Liebe. Nicht erstaunen mag in diesem Zusammenhang, daß er heute - 41 Jahre alt - von seiner Ehe ebenso spricht: Er würde sich trotz "seelischer Entfremdung" von seiner Frau nicht scheiden lassen. Sie hätten beide zusammen sehr viel in das gemeinsame Unternehmen investiert. Er habe sich mal beraten lassen und dabei erfahren, daß er seine Firma aufgeben müßte, würde er seine Frau nach einer Scheidung auszahlen. So würde er sich sein Lebenswerk zunichte machen und "das ist es doch nicht wert". Seine Frau sehe das ebenso. Sie profitierte schließlich von diesem gemeinsamen Geschäft, und auch für sie würde eine materielle Trennung einen erheblichen Einbruch bedeuten.
Von Verpflichtung der gemeinsamen Tochter gegenüber, von Liebe, Verantwortung . . . ist bei Alfred nicht die Rede. "Investieren", "profitieren" sind die Begriffe, die seine Adoptions- ebenso wie seine eigene Familiengeschichte prägen. Es klingt nie unzufrieden, nie lieblos - aber doch alles sehr verstandesbetont, sehr überlegend und berechnend: Wer hat was investiert? Wer hat nun zu profitieren? Das Leben also als materieller Vertrag. Gegenseitiges Gebrauchen mehr als Brauchen. Aufrechnen mehr als Lockerlassen. Alfred ist der betont coole Geschäftsmann. Seine Emotionen hat er möglicherweise im unfreiwilligen Abschied von den leiblichen Eltern verloren: Die Trauer mag für den Zweijährigen zu schmerzhaft gewesen sein - der Ersatz wurde als Rettung auch aus der materiellen Not des Heimlebens gesehen und akzeptiert. "Wenn ich lieb bin und mich anpasse, wird man mich behalten, und dann werde ich es gut haben." Sein Konzept hat sich realisieren lassen. Wer wollte ihm verübeln, daß er das angenommen hat, was ihm angeboten wurde, und diejenigen beiseite läßt, die ihn beiseite geschoben haben?
Andererseits hat man seinen Schilderungen entsprechend nicht den Eindruck, als ob der leibliche Vater irgendein besonderes Interesse an seinem Sohn haben würde. Hier scheint es keine Beziehung gegeben zu haben, die nun wieder aufleben könnte. Unter diesem Aspekt ist es auch verständlich, daß Alfred seinen leiblichen Vater nicht an seinen materiellen Gütern teilnehmen lassen will.
Alfred hat seinen Vater gefunden. Er hat seine Neugier befriedigt. Über die Mutter konnte er nichts erfahren. Ein sonderliches Interesse bestehe aufgrund seiner Verletztheit bei ihm auch nicht. Seine Biographie hat ihn so gemacht, wie er heute ist. CHRISTINE SWIENTEK
Literatur zum Thema: "Wer sagt mir, wessen Kind ich bin?" Von Christine Swientek. Reihe Herder Spektrum, Band 4163. Herder-Verlag, Hermann-HerderStraße 4, 7800 Freiburg. Preis: 17,80 DM.
Nachdem in der früheren Sowjetunion im Januar 1991 der Luftverkehr dem freien Markt geöffnet wurde, sind mehr als 60 neue Fluggesellschaften entstanden. Während beispielsweise die Ukraine, die baltischen, mittelasiatischen und kaukasischen Staaten jedoch längst eigene Luftlinien betreiben, fliegen Weißrußland, Moldawien, Kasachstan und Usbekistan zwar auf eigene Rechnung, aber nach wie vor unter der Flagge der früher größten Fluggesellschaft der Welt, die jetzt als Aeroflot Russian International Airlines immerhin noch 135 Ziele in 93 Ländern bedient. "Innerhalb der nächsten drei Monate werden wir in eine Aktiengesellschaft umgewandelt", erklärte nun Deutschland-Direktor Vladimir Iljin in einem Interview mit dem Branchendienst "Travel Tribune". "Dabei bleiben 51 Prozent in den Händen der russischen Regierung, der Rest geht überwiegend an die Belegschaft und private Investoren, die aber Russen sein müssen."
Seine Gesellschaft - sie beförderte zwischen Rußland und Deutschland 1992 etwa 500 000 Passagiere - sei heute ein rentables Unternehmen, der Sitzladefaktor liege bei 60 Prozent. Auch würden bei der Sicherheit keine Abstriche gemacht. Iljin: "Es hat allerdings in letzter Zeit Zwischenfälle gegeben. So haben russische Passagiere Maschinen quasi beschlagnahmt und Flüge erzwungen, obwohl die Flugzeuge wegen Versorgungsengpässen unzureichend mit Treibstoff aufgetankt waren." tdt
OFFENBACH. Ein Flamenco-Gitarren- Seminar bietet die Volkshochschule am Wochenende 6. und 7. März an. Die harmonischen und rhythmischen Grundlagen wird der Künstler Lobito vermitteln. Anmeldeschluß im VHS-Büro in der Kaiserstraße 7 ist Mittwoch, 24. Februar. Am 6. März, 20 Uhr, gibt Lobito ein Konzert im VHS-Saal in der Kaiserstraße. pmü
sp HANNOVER, 21. Februar. Delegierte der Bürgerinitiativen gegen Atomanlagen aus ganz Deutschland haben am Wochenende in Hannover Verhandlungen über einen Atom-Konsens strikt abgelehnt. In einer einmütigen Erklärung bekräftigten sie: "Es gibt keinen gesellschaftlichen Konsens über den Betrieb von Atomanlagen, und es wird ihn nie geben." Nur der endgültige Ausstieg könne den Weg zu einer ökologischen und demokratischen Energiepolitik bereiten. Dies sei aber nicht das Ziel der Energiekonzerne VEBA und RWE und des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) bei denBonner Konsens-Verhandlungen. Den Konzernen gehe es vielmehr um eine Bestandsgarantie für die laufenden Reaktoren, um politische Absicherung für die Entwicklung neuer Atomkraftwerke mit öffentlichen Mitteln und um die Zementierung der energiewirtschaftlichen Machtstrukturen. Diese seien undemokratisch und auf möglichst hohen Stromabsatz orientiert.
Die Initiativen erinnerten daran, daß nach Schätzung einer Enquete-Kommission des Bundestags bis zum Jahr 2005 zwischen 35 und 44 Prozent des deutschen Bedarfs an Primärenergie eingespart werden könne. Zum Schutze des Klimas müsse dieses Potential möglichst schnell ausgeschöpft werden. Darum sei die Vorstellung der Konzerne zurückzuweisen, daß für jeden abgeschalteten Atomreaktor der Bau eines neuen Großkraftwerks genehmigt werden müsse. Dieses Interesse behindere die Entwicklung von Kraft-Wärme-Kopplung und Blockheizkraftwerken. Auch für die verstärkte Nutzung von Wind-, Sonnen- und anderer sich selbst erneuernder Energie sei dezentrale, kommunalisierte Versorgung mit kleinen Netzen unerläßlich.
Bauernmalerei ist ein Hobby, das vielen Menschen Freude macht - zum Beispiel einen Holzteller oder eine kleine Truhe zu bemalen.
Bilder: Englisch-Verlag
Im Test: Katzenstreu
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 5
Die klassische Bauernmalerei kann man leicht erlernen, wenn man dabei etwas bedächtig vorgeht und sich nicht gleich an ein größeres Werk macht. Meist wird ein selbst bemaltes Möbelstück zu einer Wohnungseinrichtung mit modernen Möbeln gestellt, um so einen hübschen Kontrast zu bilden. Wem dieses Hobby Spaß macht, der hat auch bald keinen Mangel mehr an schönen Geschenken.
In Hobby-Geschäften, Heimwerkerläden und in Spezialabteilungen von Kaufhäusern findet man ein großes Angebot an Rohholzteilen zum bemalen: Leuchter, Teller, Truhen, Schachteln, Uhren, Schemel, Schränke . . . Denn die Bauernmalerei ist in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Hobbys geworden.
Für den Anfang braucht man einige gute Pinsel, Acryl-Farben, die wasserverdünnbar sind und rasch trocknen, Bleistifte, Leinenlappen und Pauspapier. Der ideale Arbeitsplatz wäre ein großer Tisch am Fenster, und zwar in einem Zimmer, in dem man ungestört arbeiten kann. Falls man nicht bei Tageslicht malen kann, sollte die Arbeitsfläche gut beleuchtet werden, zumindest mit zwei Glühbirnen von je 60 Watt, direkt auf das Werkstück gerichtet. Da sich angetrock-
nete Farbflecke nicht herauswaschen lassen, schützt beim Malen ein alter Kittel oder eine Schürze. Wer sich mit Motiven nicht sicher ist, findet in Bastelgeschäften auch Malvorlagen. An größere Möbelstücke sollte man sich erst heranwagen, wenn man sich ausreichende Fertigkeiten angeeignet hat. Es sind schließlich wertvolle Objekte, an denen man länger als eine Generation Freude haben soll.
G. MÜLLER-DECHENT
Ein Buch zu diesem Thema: "Bauernmalerei" (Hobbykurs für Anfänger und Fortgeschrittene) von Ruth Schröder, Englisch-Verlag, Wiesbaden, DM 16,80.
An diesem Fastnachtwochenende haben Italiens Politiker eine traurige Arbeit erfolgreich zu Ende geführt: Eine todkranke Regierung am Leben zu erhalten, die unter keinen Umständen sterben darf. Warum nicht? Wenn Giuliano Amato und sein Vier-Parteien-Kabinett jetzt stürzte, stürzte es ins Bodenlose und mit ihm die erste Italienische Republik. Neuwahlen wären mehr als wahrscheinlich, was bedeutet: Aus den zur Zeit 16 Fraktionen in der Kammer würden vielleicht 32. So etwas können sich nur erbitterte Gegner dieses Landes wünschen.
Um es nicht dazu kommen zu lassen, ringen die Parteien im Parlament um ein Wahlrecht, das künftig für klare Mehrheiten sorgen soll. Nur, Politiker wären nicht Politiker, wenn sie sich schnell auf eine Lösung einigen könnten.
Derweil schmilzt die Lira Tag für Tag mehr dahin, die Krise erfaßt einen immer größeren Teil der Bevölkerung. Auf dem Schreibtisch vieler Prominenter stapeln sich die Strafanzeigen in Sachen Schmiergelder. Vom täglich sinkenden Ansehen des politischen Rom haben nur Mafiosi und Schieber ihren Profit. Der Gesundheitsdienst, der Wohnungsmarkt und das Rentensystem warten vergebens auf ihre Reform.
Was zur Zeit in Rom an Entscheidungen gefällt wird, kann die Flut der Probleme nicht eindämmen. Dazu ist hundertmal mehr nötig als eine Schönheitsoperation der Regierung. sir (Rom)
"Aufgrund der großen Nachfrage" hat die Bundesregierung vor kurzem beschlossen, das Sonderprogramm für "besonders beeinträchtigte Langzeitarbeitslose und weitere schwerstvermittelbare Arbeitslose" bis 1996 zu verlängern. Seit Mitte 1989 wurden mit diesem Programm knapp 30 000 Betroffene wieder beschäftigt.
Das Besondere daran ist, daß die Arbeitsämter bei geeigneten Projekten auch Zuschüsse bis zu 80 Prozent zu den Kosten für Bau- und Ausstattungsinvestitionen, laufenden Betriebsmittelaufwand (für die Dauer bis zu zwei Jahren) und zu den Gehältern des Anleitungs-, Lehr- und (sozialen) Betreuungspersonals (ebenfalls bis zu zwei Jahren) zahlen. Ausnahmsweise kann sogar ein Zuschuß von 100 Prozent der Kosten gewährt werden.
Das Geld wird an die jeweiligen Arbeitgeber gezahlt. Dies können Behörden sein, aber auch private Unternehmen oder Einrichtungen, die gemeinnützige Zwecke verfolgen. Schließlich sehen die Richtlinien auch Zuschüsse an sonstige Firmen und Institutionen vor, wenn sie für diesen Zweck "besonders geeignet erscheinen". Voraussetzung ist, daß ein Vorhaben neu begonnen beziehungsweise ein bestehendes erweitert oder umgestellt wird. rb
BASKETBALL
BUNDESLIGA, Männer Gruppe Nord: 1. Bayer Leverkusen 24 19 5 2055:1823 38:10 2. ALBA Berlin 25 17 8 2122:1970 34:16 3. Bramsche/Osnabr. 25 14 11 2054:2063 28:22 4. Brandt Hagen 25 11 14 2105:2107 22:28 5. SG Braunschweig 26 11 15 1962:2060 22:30 6. SVD Dortmund 26 8 18 1986:2139 16:36
Gruppe Süd: 1. SSV Ulm 1846 26 17 9 2104:2096 34:18 2. Basketball Bamberg 25 15 10 2168:1990 30:20 3. Stuttg./Ludwigsburg 26 15 11 2089:2113 30:22 4. MTV 1846 Gießen 26 12 14 2225:2193 24:28 5. Basketball Trier 26 11 15 2025:2097 22:30 6. Tübinger SV 26 3 23 1998:2242 6:46 2. BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd Aufstiegsrunde: 1. Steiner Bayreuth 23 20 3 2097:1766 40:6 2. FC Baunach 23 18 5 1872:1740 36:10 3. SV Oberelchingen 23 16 7 2038:1894 32:14 4. TV Langen 23 15 8 2046:1987 20:16 5. TSV Speyer 23 13 10 1947:1949 26:20 6. TV Lich 23 11 12 1843:1862 22:24 2. BUNDESLIGA, Damen, Gruppe Süd Aufstiegsrunde: 1. SB Heidenheim 19 17 2 1451:1183 34:4 2. DJK Bamberg 20 17 3 1503:1231 34:6 3. TSV Nördlingen 19 13 6 1353:1172 26:12 4. DJK Würzburg 20 13 7 1473:1269 26:14 5. MTV Kronberg 20 8 12 1403:1534 16:24
OFFENBACH. Eine Sommerfreizeit für Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren bietet der Internationale Bund für Sozialarbeit vom 28. Juli bis 11. August an. Zum Surfen und Kanufahren geht es nach Südfrankreich in Richtung Biarritz. Quartier wird auf einem Campingplatz gemacht. Informationen gibt es unter der Rufnummer 86 000 421. pmü
Tausende beklatschten am Sonntag nachmittag den Taunus-Karnevalszug in Oberursel
,Rathauspenner&rquote; genossen
den Schutz der Narren
OBERURSEL. Erinnern sie sich noch an die beiden Tippelbrüder, die das Herz des Oberurseler Bürgermeisters Thomas Schadow erweichten? Denen er im Eifer des Mitleids Quartier im Alten Rathaus und gar einen Job im städtischen Bauhof vermitteln wollte? Und daß sich dann herausstellte, daß die beiden "armen Seelen", die Schutz in einem Torbogen der Altstadt gesucht hatten, polizeilich gesucht wurden?
Ganz Oberursel lachte und sollte auch gestern wieder lachen, als die "Rathaus- Penner" in der "Pension zum Rathaus" als eine von genau hundert Zugnummern des Taunus-Karnevalszuges durch den alten Ortskern von "Orschel" rollten. Mit diesem Motiv hatte der Karnevalverein Frohsinn bei den Narren am Straßenrand ins Schwarze getroffen.
Endlich kam etwas Fröhlichkeit auf, denn auf der Tribüne vor der Stadthalle beschwerte man sich nach dem ersten Drittel des Zuges schon, "eine Stimmung ist hier, da schlafen einem ja die Füße Popcorn und Lutscher flogen in die Menge ein". Zu allem Überdruß sparten die Karnevalisten auch noch mit Bonbons und mußten sich den Vorwurf, "Geizkragen" zu sein, gefallen lassen.
Nachdem aber auch Popcorn, Rosen und Lutscher flogen, verschwand der Mißmut. Noch lachte ja auch die Sonne, wurden die Karnevalisten aus dem restlichen Hochtaunuskreis vom Straßenrand mit fröhlich donnerndem "Orschel Helau" begrüßt, amüsierte man sich über die phantasievoll gestalteten Motivwagen und herrlich bunten Kostüme.
Erstaunlich wenig wurde die Lokalpolitik auf die Schippe genommen, gerade so, als gäbe es da nichts, was man hochnehmen könnte; ausgenommen der Müll. Dieses Thema - gelber Sack, Duales System Deutschland, Recycling in Steinbach - "zierte" deshalb, wen wundert's, gleich mehrere Wagen. Nicht zu vergessen das Kindergarten- und Kindertagesstättenproblem. Das Asylthema reizte die Karnevalisten zur boshaften Inszenierung einer deutschen Arche Noah, die "leider" schon voll, weil mit Luxusartikeln überladen war. Drum: "Asyl? - sorry, das Boot ist voll."
Großen Beifall erhielt auch der Wagen mit dem Hühner-käfig, der auf das Salmonellen-Problem aufmerksam machte. Und besonders weil der Wagen so aufwendig und farbenfroh geschmückt war, der "Ramba Zamba am Orschelino", der ein bißchen den Flair vom Carneval in Rio vermittelte.
Ja, und dann wirbelten auf einmal statt Konfetti die Graupelschauer in rauhen Mengen auf die Fassenachter nieder, flatterten die Röckchen der vielen vielen Gardemädchen, riß böiger Wind an den Hochzeitskleidern der Damen vom Theaterverein Oberursel, die "dringend Männer suchen", beziehungsweise suchten - es wird gemunkelt, die ein oder andere sei beim sich anschließenden tollen Treiben in der Stadthalle fündig geworden sind.
Das Unwetter wurde so heftig, daß es schließlich viele Narren vorzeitig nach Hause in die warme Stube trieb. Nur ganz eiserne harrten aus, um den ebenso eisernen, im Zug marschierenden oder oben auf den Wagen frierenden Fassenachtern die Stange zu halten; eben unverdrossen wie die alten Germanen vom Karnevalverein 1902 Oberhöchstadt, die in Bärenfelle gewandet waren und vom Wetter kaum was zu merken schienen.
DAGMAR ELSEN
Britische Truppenteile mit schwerer Artillerie, die aus Ersparnisgründen von ihren deutschen Standorten nach Großbritannien zurückverlegt werden, bedrohen den Northumberland National Park. Die Geschütze sollen auf Übungsplätzen in dem Park eingesetzt werden, sind aber so schwer, daß die Straßen durch den Park verändert werden müssen. Das "Council für National Parks" hat deshalb jetzt Großbritanniens Regierung daran erinnert, daß sie bereits vor einem Jahr eine Verminderung der Militäraktivitäten in britischen Parks - auch in anderen Nationalparks sind Straßenbaumaßnahmen vorgesehen - zugesagt hatte. "Solche Bauarbeiten", so ein Sprecher der genannten Umweltorganisation, "sind eine Gefahr für die Natur." tdt
Vor einiger Zeit hat Ion Tiriac einmal von sich behauptet, nur Gott könne ihn stoppen. Das selbsternannte Perpetuum mobile der Tennis-Szene muß spätestens in diesen Tagen in eine tiefe Glaubenskrise gekommen sein. Denn deutlicher als je zuvor mußte der geschäftstüchtige Rumäne erkennen, daß es keiner überirdischen Kräfte bedarf, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein ordinärer Virus dünnte das Feld des von ihm veranstalteten Tennis-Turniers in der Stuttgarter Schleyer-Halle endgültig zu einer zweitklassigen Veranstaltung aus, nachdem Tiriacs Glaube an die Macht des Geldes schon vorher erschüttert worden war.
Auf 2,25 Millionen Dollar hatte Tiriac im Vergleich zum Vorjahr das Preisgeld verdoppelt, bei dem es bis zu 330 Weltranglisten-Punkte zu gewinnen gab. Kein zweites Spektakel auf der ATP-Tour kann mit einer derart hohen Dotierung aufwarten, nur bei den vier Grand-Slam-Turnieren und der ATP-Weltmeisterschaft in Frankfurt gibt es mehr zu gewinnen. Die großen Verdienstmöglichkeiten waren Tiriacs Antwort auf den Affront der ATP, seinem Turnier nicht den exklusiven Status eines sogenannten Formel-1-Turniers zuzugestehen, zu dem parallel an keinem Ort dieser Welt um Geld und Punkte gespielt werden darf.
Dennoch ließen die vier US-amerikanischen Top-Ten-Spieler Stuttgart links liegen, demonstrativ traten Jim Courier und Pete Sampras bei einem vergleichsweise bescheiden besetzten Turnier in Philadelphia an. Nachdem auch noch Stefan Edberg und Goran Ivanisevic verletzungsbedingt absagen mußten, stand das despektierliche Motto endgültig fest: doppeltes Preisgeld, halb so viele Topspieler. Erstklassiger Spott statt erstklassiger Sport. Und mit dem unberechenbaren Virus ging Tiriacs buchstäblich kapitaler Angriff auf die ATP-Tour gewissermaßen endgültig in die Hose.
Nein, die Nornen meinen es mit dem schnauzbärtigen Rumänen nicht gut. Es ist schon so etwas wie Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet des Managers Schützling Boris Becker beim Stuttgarter Turnier keinen Fuß auf den Boden bringt. Schon bei den ersten beiden Auflagen, damals noch als Schaukampf ausgetragen, ging es daneben: 1988 war er verletzt, 1989 verhinderte ein dicker Gips am Bein seine Teilnahme. 1990 beflügelte Bekker die Aussicht auf erstmals zu gewinnende Weltranglisten-Punkte derart, daß er gewann. Ein Jahr später zwickte dann wieder der Oberschenkel, 1992 schlug ihn der Holländer Siemerink in Runde zwei, zwölf Monate später nun der in Stuttgart grassierende Virus.
Dem virulenten Problem mangelnder Akzeptanz in nordamerikanischen Spielerkreisen indessen will Tiriac vorerst nicht mit weiteren finanziellen Bonbons begegnen. In den nächsten zwei Jahren wolle er am Preisgeld nichts verändern und "dann sehen, ob ich richtig oder falsch gelegen habe". Statt auf Prämien setzt Tiriac vielmehr auf die zu gewinnenden Punkte, die zu verachten es sich eigentlich kein Spieler der Weltklasse leisten könne, meinte der Impresario vor dem sonntäglichen Finale.
Schon in Australien habe Pete Sampras seinen Fehler eingesehen, für Stuttgart nicht gemeldet zu haben, erzählte Berufsoptimist Tiriac. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall der besten Spieler dürfte sich der Weltranglisten-Dritte über diese Fehlplanung noch stärker grämen. Nie war es leichter, zu 330 Weltranglistenpunkten zu kommen. Ganz abgesehen von den 355 000 Dollar für den Sieger. Noch hat Tiriac den Glauben an seine Visionen nicht verloren. rs
An Dieter Hoeneß würde Erich Kästner seine helle Freude haben. Zielsicher fand der Manager des VfB Stuttgart am Samstag wieder einmal die Antwort auf die provozierende Frage des Literaten, wo denn das Positive bleibe. Als Hoeneß' Blick noch einmal auf die Ergebnisse des 18. Bundesliga-Spieltags fiel und auf die Tabelle, hellte sich die bis dahin eher düstere Miene des Schwaben wieder auf. Bayern mit Mühe, Dortmund nur mit Sammer, Leverkusen mit Schuß- und anderem Pech, der KSC gar mit untauglichen Mitteln - den meisten Konkurrenten um einen UEFA-Cup-Platz erging es zum Rückrundenauftakt nicht viel besser als dem Deutschen Meister. "Man muß sich das vor Augen führen: Bei einem hohen Sieg heute wären wir Fünfter gewesen", sinnierte der Mann fürs Analytische, der es mit Erich Kästner hält: "Grundsätzlich muß man jeder Situation etwas Positives abgewinnen."
Der vorangegangene Kick gegen den Hamburger SV mit dem letztlich gerechten Endergebnis von 1:1 (1:1) also doch gar nicht so schlecht? Hoeneß mag zwar aus psychologischen Gründen auch auf die zufriedenstellende Seite der Punkteteilung hingewiesen haben, zur Selbstkritik aber ist der Charakterkopf immer fähig gewesen. "Das war nicht der Start, den wir uns vorgestellt haben." Der VfB habe zwar gegen den wiedererstarkten HSV einen schweren Gang erwartet, "aber es war nicht klar, daß sich unsere Mannschaft so wenig bewegt". Statt eines Schritts nach vorn also eher einer zurück, vergleicht man das Unentschieden zum Wiederbeginn mit dem 1:1 bei Werder Bremen vom 12. Dezember.
69 Tage sind seither vergangen, in denen es dem HSV gelang, "die sportliche Entwicklung des letzten Jahres hinüberzuretten" (Trainer Benno Möhlmann). Sie war vor allem in einer guten kämpferischen Einstellung erkennbar, worin gerade die mit großen Hoffnungen in die Rückrunde gestarteten Gastgeber erhebliche Defizite offenbarten. Blieb der Einsatzwille in Portugal zurück? "Wir sind doch nicht im Trainingslager gewesen, damit man diese Dinge vergißt", rügte Hoeneß die Spieler mit Ausnahme von Kögl und Buck, ohne deshalb den Stab über der Mannschaft brechen zu wollen.
Deutliche Worte wird Trainer Christoph Daum ("gibt nichts zu beschönigen, der Punktverlust geht in Ordnung") vor allem wegen des mangelhaften Abwehrverhaltens seiner Spieler finden müssen. Ohne den wegen einer gelb-roten Karte gesperrten Kapitän Guido Buchwald wirkte das VfB-Schiff wie eine Nußschale bei hohem Seegang. Zum Glück ging dem hanseatischen Wind an der Stuttgarter Strafraumgrenze die Puste aus. "Im Endeffekt können wir froh sein, daß der HSV nur bis 20 Meter vor dem Tor gut gespielt und den entscheidenden Paß versäumt hat", meinte Aushilfskapitän Gaudino.
Dabei hatte es eigentlich verheißungsvoll für die Gastgeber begonnen. Schon nach 14 Spielminuten überwand Dubajic HSV-Torhüter Golz im Nachschuß. Statt nun gelöster zu spielen, wirkten die VfB- Aktionen zunehmend verkrampft, und nachdem Furtok kurz vor dem Halbzeitpfiff per Foulelfmeter der Ausgleich gelungen war, ging dann fast gar nichts mehr. "Aufhören", skandierten die enttäuschten Fans im Gottlieb-Daimler-Stadion, eine Forderung, die man zu Zeiten, als die Arena noch Neckarstadion hieß, selten gehört hatte. Daß der Schiedsrichter dem Treiben ein Ende machte, gehört zur positiven Nachricht: Ein Fußballspiel dauert auch 1993 nur 90 Minuten.
Stuttgart: Immel - Dubajic - Schäfer, Frontzeck - Buck, Strunz (67. Golke), Sverrisson, Gaudino, Kögl - Knup, Walter.
Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik - Letschkow, Hartmann, von Heesen, Schnoor, Eck - Furtok (70. Weichert), Bäron (87. Babbel).
Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen).
Tore: 1:0 Dubajic (13.), 1:1 Furtok (43., Foulelfmeter). Zuschauer: 15 000.
Gelbe Karten: Sverrisson - Bäron, Furtok.
"Uli Stein, was hat der 2:0-Sieg in Dresden bewirkt?
"Ich bin sehr zufrieden. Vor allem die Art und Weise, wie wir gewonnen haben, stimmt mich zuversichtlich. Wir sind unübersehbar gut durch den Winter gekommen."
"In der ersten Halbzeit lief es aber noch recht holprig. Hat es nicht zu lange gedauert, bis das erste Tor gefallen ist?"
"Das erste Spiel nach einer so langen Pause ist immer sehr schwer. Wir wußten nicht, wie weit wir sind, wo wir vom Leistungsvermögen her stehen. Gerade am Anfang lief es nicht rund. Da fehlte der Biß nach vorn."
"Wie würden Sie das Spiel im Vergleich der letzten Jahre einordnen?"
"Es war eines unserer besten, wenn nicht sogar das beste Auswärtsspiel überhaupt, seit ich in Frankfurt bin. Wie wir den Sieg nach einer gewissen Anlaufzeit herausgespielt haben, war einfach souverän. Wir haben Dresden über die vollen 90 Minuten beherrscht und nichts anbrennen lassen."
"Wie beurteilen Sie das Debüt von Tsahadadze, den Sie ja direkt vor sich beobachten konnten?"
"Kacha hat sich nahtlos eingefügt in diese eingespielte Mannschaft. Das ist bestimmt nicht einfach und schon gar nicht zu erwarten. In der Luft, beim Kopfballduell, ist er unheimlich stark, da hat er keinen Zweikampf verloren. Weil aber auch Bindewald sehr gut war, konnte Binz ganz befreit aufspielen und seine gefährlichen Vorstöße machen. Er wußte, wie ich, da kann hinten gar nichts passieren."
"Und was sagen Sie zu Okochas Griff in die Trickkiste?"
"So ein Ding habe ich in der Bundesliga überhaupt noch nicht gesehen. Auch international kann ich mich kaum an etwas Vergleichbares erinnern. Mich begeistert das. Gefährlich könnte es werden, wenn Jay-Jay das jede Woche macht. Beim Stande von 0:0 wäre das nie gut gegangen. -wl-
E-TELE II
HOCKEY EUROPACUP der Landesmeister, Männer, in Wien, Überkreuzspiele, Plätze 5-8: Lille HC (Frankreich) - WKS Grunwald (Polen) 7:6, San Pablo Valdeluz (Spanien) - MHC Oranje Zwart (Niederlande) 8:6. Halbfinale: Rot-Weiß Köln - Wiener AC 8:2, Limburger HC - St. Albans (England) 8:5. - Endspiel: Köln - Limburg 4:3 (3:1).
EUROPACUP der Landesmeister, Frauen in Berlin, Halbfinale: Rüsselsheimer RK - Hightown LC/England 7:3 (4:2), Berliner HC - Glasgow Western 3:2 (2:0). - Finale: Berliner HC - Rüsselsheimer RK 6:3 (3:2). - Spiel um Platz 3: Hightown - Glasgow Western 4:2. - Spiele um Platz 5 bis 8: s'Hertogenbosch - San Sebastian 7:4, Randalstown - Lorenzoni Bra 4:2.
REGIONALLIGA Süd, Männer: TSV 1846 Mannheim - 1. Hanauer THC 5:6 (3:3), Rüsselsheimer RK - SC 1880 Frankfurt 6:7 (1:5), HTC Stuttgarter Kickers - HC Heidelberg 10:7 (3:4), SSV Ulm - HC Speyer 10:5 (4:1). - Abschlußtabelle: 1. SC 1880 Frankfurt 133:98 Tore, 23:5 Punkte, 2. HTC Stuttgarter Kickers 88:78, 20:8, 3. 1. Hanauer THC 118:99, 17:11, 4. TSV 1846 Mannheim 95:87, 16:12, 5. Rüsselsheimer RK 79:76, 12:16, 6. SSV Ulm 93:98, 10:18, 7. HC Speyer 79:113, 8:20, 8. HC Heidelberg 88:124, 6:22.
SC 1880 Frankfurt, Stuttgarter Kickers, THC Hanau und West II (Entscheidung fällt erst am 28. 2.) bestreiten vom 5.-7. 3. in Gernsbach die Aufstiegsrunde zur Bundesliga, Gruppe Süd. HC Heidelberg muß in die Oberliga Baden absteigen.
REGIONALLIGA Süd, Frauen: Wiesbadener THC - TFC Ludwigshafen 4:4 (3:1), HC Wacker München - HC Ludwigsburg 8:4 (6:1), TSV Ludwigsburg - VfL Bad Kreuznach 6:11 (1:8), HC Rotweiß München - Stuttgarter Kickers 5:5 (2:4). Abschlußtabelle: 1. Stuttgarter Kickers 93:41 Tore, 23:5 Punkte, 2. VfL Bad Kreuznach 100:70, 21:7, 3. HC Wacker München 110:81, 21:7, 4. HC Ludwigsburg 68:61, 16:12, 5. Wiesbadener THC 52:64, 13:15, 6. HC Rotweiß München 70:90, 8:20, 7. TSV Ludwigsburg 63:84, 8:20, 8. TFC Ludwigshafen 57:122, 2:26.
Stuttgarter Kickers, VfL Bad Kreuznach, Uhlenhorst Mülheim und West II (Entscheidung fällt erst am 28. 2.) bestreiten vom 5.-7. 3. in München die Aufstiegsrunde zur Bundesliga, Gruppe Süd. TFC Ludwigshafen muß in die Oberliga Rheinland/Pfalz/Saar absteigen.
OBERLIGA Hessen, Männer: SC 1880 Frankfurt Ib - Wiesbadener THC 11:7 (4:3). - Tabelle: 1. SC SAFO Frankfurt 150:74 Tore, 24:2 Punkte, 2. Wiesbadener THC 113:72, 19:7, 3. SC 1880 Frankfurt Ib 100:96, 15:11, 4. Höchster THC 80:79, 14:12, 5. Limburger HC Ib 94:93, 13:13, 6. TEC Darmstadt 88:88, 12:14, 7. Offenbacher RV 81:117, 7:19, 8. Eintracht Frankfurt Ib 64:151, 0:26. SC SAFO Frankfurt hat sich für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Süd am 14. bis 15.3.1993 in Nürnberg qualifiziert. Eintracht Frankfurt IB muß in die 1. Verbandsliga Hessen absteigen.
OBERLIGA Hessen, Frauen: THC Hanau Ib - DHC Wiesbaden 7:7 (5:3). - Tabelle: 1. Rüsselsheimer RK Ib 127:50 Tore, 24:2 Punkte, 2. Eintracht Frankfurt Ib 86:57, 19:7, 3. SKG Frankfurt 70:60, 17:9, 4. SC 1880 Frankfurt Ib 107:79, 15:11, 5. Offenbacher RV 45:60, 11:15, 6. FSV Frankfurt 50:68, 8:18, 7. DHC Wiesbaden 62:119, 8:20, 8. THC Hanau Ib 51:105, 4:24. SKG Frankfurt nimmt an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Süd am 14.-15. 3. 1993 in Worms teil. THC Hanau Ib muß in die 1. Verbandsliga Hessen absteigen. JUDO BUNDESLIGA, Männer, 2. Kampftag, Gruppe Nord: Humboldt Uni Berlin - SC Berlin Wertung 0:2, Kämpfe 2:5, SU Witten-Annen - VfL Wolfsburg 2:0, 3:1, PSV Braunschweig - JC Grieth 2:0, 5:2. Braunschweiger JC und JC 90 Frankfurt/Oder kampffrei.
Gruppe Süd: JC Zweibrücken - MTV Ingolstadt Wertung 0:2, Kämpfe 2:5, TSV Abensberg - TSV Altenfurt 2:0, 7:0, TSV Großhadern - JC Rüsselsheim 2:0, 5:1, SC Leipzig - BC Karlsruhe 2:0, 5:2, JC Wiesbaden - VfL Sindelfingen 2:0, 3:2. - Die Tabelle: 1. TSV Abensberg Wertung 4:0, Kämpfe 12:1, 2. SC Leipzig 4:0, 9:4, 3. MTV Ingolstadt 2:0, 5:2, 4. JC Wiesbaden 2:0, 3:2, 5. JC Zweibrücken 2:2, 8:6, 6. TSV Großhadern, 2:2, 7:5, 7. VfL Sindelfingen 1:4, 5:6, 8. BC Karlsruhe 1:3, 5:8, 9. JC Rüsselsheim 0:4, 2:10, 10. TSV Altenfurt 0:4, 1:13. LEICHTATHLETIK HALLEN-SECHS-LÄNDERKAMPF in Paris, Endstand: 1. Deutschland 97 Punkte, 2. Rußland 95,5, 3. Italien 93, 4. Frankreich 83, 5. Kuba 69,5, 6. Spanien 65.
Männer, Endstand: 1. Italien 56 Punkte, 2. Deutschland 50, 3. Frankreich 48, 4. Rußland 42,5, 5. Spanien 39, 6. Kuba 36,5.
60 m: 1. Parchomowski (Rußland) 6,68 Sekunden, 2. Trapero (Spanien) 6,69, . . . 4. Schulte (Wattenscheid) 6,82
200 m: 1. Fedorow (Rußland) 20,80 Sekunden, 2. Garcia (Kuba) 20,98, 3. Diagana (Frankreich) 21,13, 4. Lack (Neubrandenburg) 21,17.
400 m: 1. Lieder (Chemnitz) 46,69 Sekunden, 2. Cornet (Spanien) 47,03, 3. Noirot (Frankreich) 47,56.
800 m: 1. D'Urso (Italien) 1:48,69 Minuten, 2. de Teresa (Spanien) 1:49,47, 3. Caquelard (Frankreich) 1:49,61, 4. Otte (Wattenscheid) 1:50,40.
1500 m: 1. Melnikow (Rußland) 3:52,12 Minuten, 2. Pancorbo (Spanien) 3:52,17, 3. Rota (Italien) 3:52,18 ... 5. Meyer (Hamburg) 3:53,06.
3000 m: 1. di Napoli (Italien) 7:53,10 Minuten, 2. Debus (Frankreich) 7:53,45, 3. Molina (Spanien) 7:53,60, 4. Döring (Rostock) 7:57,52.
4x400 m: 1. Italien (Montanari/Petrella/Grossi/Aimar) 3:08,23 Minuten, 2. Rußland 3:08,35, 3. Deutschland (Pfersich/Dortmund, Just/Berlin, Schönlebe/Chemnitz, Hense/Dortmund) 3:08,64.
60 m Hürden: 1. Schwarthoff (Heppenheim) 7,60 Sekunden (DLV-Jahresbestzeit), 2. Ottoz (Italien) 7,62, 3. Valle (Kuba) 7,71.
Hochsprung: 1. Sonn (Weinheim) 2,27 m, 2. Ferrari (Italien) 2,24, 3. Ortiz (Spanien) 2,24, 4. Berhard (Frankreich) 2,24.
Stabhochsprung: 1. Galfione (Frankreich) 5,63 Meter, 2. Pegoraro (Italien) 5,50, 3. Javier Garcia (Spanien) 5,50, 4. Holl (Stuttgart) 5,40.
Weitsprung: 1. Pedroso (Kuba) 8,17 m, 2. Tarasenko (Rußland) 7,86, 3. Lestage (Frankreich) 7,75, 4. Krause (Leverkusen) 7,67.
Dreisprung: 1. Quesada (Kuba) 16,71 m, 2. Camara (Frankreich) 16,60, 3. Richter (Rostock) 16,33, 4. Buttiglione (Italien) 16,33.
Kugelstoßen: 1. dal Soglio (Italien) 20,29 m, 2. Palchikow (Rußland) 20,05, 3. Buder (Wattenscheid) 19,59 (Deutsche Jahresbesteistung).
Frauen, Endstand: 1. Rußland 53 Punkte, 2. Deutschland 47, 3. Italien 37, 4. Frankreich 35, 5. Kuba 33, 6. Spanien 26.
60 m: 1. Woronowa (Rußland) 7,24 Sekunden, 2. Girard (Frankreich) 7,26, 3. Allen (Kuba) 7,27, 4. Paschke (Braunschweig) 7,29.
200 m: 1. Knoll (Dortmund) 23,13 Sekunden, 2. Ruzina (Rußland) 23,78.
400 m: 1. Myers (Spanien) 53,18 Sekunden, 2. Seuser (Berlin) 53,23, 3. Bevis (Frankreich) 53,35.
800 m: 1. Gurina (Rußland) 2:04,22 Minuten, ... 4. Huneke (Irhove) 2:06,97.
1500 m: 1. Podkopajewa (Rußland) 4:22,15 Minuten, 2. Rea (Italien) 4:23,15, 3. Hoffmann (Berlin) 4:23,56.
3000 m: 1. Rogaschowa (Rußland) 8:59,94 Minuten, 2. Mai (Dortmund) 9:05,64 (Deutsche Jahresbestzeit). 4x400 m: 1. Rußland (Alexewa/Radewa/Soleschewa/Ruzina) 3:30,34 Minuten, 2. Deutschland (Janke/Wolfsburg, Seuser/Berlin, Arendt, Steimle/beide Dortmund) 3:32,28, 3. Italien 3:39,26.
60 m Hürden: 1. Lopez (Kuba) 8,05 Sekunden, 2. Sokolowa (GUS) 8,08, 3. Cinelu (Frankreich) 8,10, ... 6. Jung (Mannheim) 8,32.
Hochsprung: 1. Quintero (Kuba) 1,95 m, 2. Henkel (Leverkusen) 1,93, 3. Bevilacqua (Italien) 1,93.
Weitsprung: 1. Capriotti (Italien) 6,72 Meter, 2. Tiedtke (Berlin) 6,57.
Kugelstoßen: 1. Peleschenko (Rußland) 19,82 m, 2. Kumbernuss (Neubrandenburg) 19,27, 3. Laza (Kuba) 18,54.
HALLEN-MEETING in Los Angeles, Männer: 50 m Hürden: 1. Foster 6,41 Sekunden (USA/ (Jahres-Weltbestzeit), 2. Crear 6,43 (USA).
Stabhochsprung: 1. Payne 5,70 m (USA).
Kugelstoßen: 1. Stulce (USA) 21,44 m, 2. Barnes (USA) 20,67 m.
Dreikampf der Zehnkämpfer: 1. Dan O'Brien 2897 Punkte (50 m 5,84, 50 m Hürden 6,65, Weitsprung 7,66 m), ... 3. Robert Zmelik (CSR) 2660.
Frauen, 50 m: 1. Devers 6,10 (USA-Rekord), 2. Teresa Neighbors (USA) 6,25.
880 Yards: 1. Mutola (Mozambique) 2:01,00 Minuten (800-m-Jahres-Weltbestzeit)
50 m Hürden: 1. Joyner-Kersee (USA) 6,84 (USA-Rekord eingestellt).
HALLEN-MEETING in Birmingham, Männer, 60 m: 1. Cason (USA) 6,65 Sekunden.
200 m: 1. Antonow (Bulgarien) 20,84 Sekunden, 2. Adam (Großbritannien) 20,89.
400 m: 1. Johnson (USA) 45,14 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Grindley (Großbritannien) 45,89.
Meile: 1. Morceli (Algerien) 3:50,70 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Yates (Großbrit.) 3:55,78.
60 m Hürden: 1. Jackson (Großbritannien) 7,44 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Dees (USA) 7,48, 3. McKoy (Kanada) 7,50, 4. Jarrett (Großbritannien) 7,55.
Hochsprung: 1. Conway (USA) 2,33 m, 2. Smith 2,29, 3. Grant (beide Großbritannien) 2,29.
Stabhochsprung: 1.Tarasow (Rußland) 5,81 m.
Dreisprung: 1. Edwards (Großbritannien) 17,16 m.
Frauen, 60 m: 1. Ottey (Jamaika) 7,12 Sekunden. 2000 m: 1. Murray (Großbritannien) 5:40,90 Minuten.
DEUTSCHE HALLEN-JUGENDMEISTERSCHAFT in Dortmund, erster Tag, männliche Jugend, 60 m Hürden: 1. Busemann (Dortmund) 7,60 Sekunden (deutscher Jugendrekord), 2. Göhler (Potsdam) 7,68, 3. Filip Bickel (Berlin) 7,76.
200 m: 1. Krause (Leipzig) 21,63, 2. Pannier (Fürth) 21,96, 3. Milde (Berlin 22,18).
4x200 m: 1. LG Olympia Dortmund (Busemann, Schembri, Potthoff, Hasse) 1:29,17 Minuten, 2. LT 85 Hannover 1:30,10, 3. ASV Köln 1:30,13.
3x1000 m: 1. SCC Berlin (May, Nico Motchebon, Herold) 6:59,95 Minuten (Deutscher Rekord), 2. SCC Berlin II 7:04,23, 3. LG Bayer Leverkusen 7:07,58.
5000 m Gehen: 1. Valentin (Berlin) 21:10,66 Minuten, 2. Rolf (Dortmund-Brakel) 21:13,58, 3. Schmidt (Erfurt) 21:45,33.
Stabhochsprung: 1. Stolle (Leverkusen) 5,10 m, 2. Pejic (Wattenscheid) 4,90, 3. Dahl (Dortmund) 4,90.
Weitsprung: 1. Hessek (Saarbrücken) 7,50 m, 2. Baum (Bad Sooden-Allendorf) 7,43, 3. Walter (Jena) 7,26.
Kugelstoßen: 1. Bock (Magdeburg) 18,76 m, 2. Natho (Berlin) 17,90, 3. Schätze (Mannheim) 17,83.
Weibliche Jugend, 60 m Hürden: 1. Ahlke (Paderborn) 8,26 Sekunden, 2. Koslowski (Gladbeck) 8,35, 3. Eckhardt (Leipzig) 8,55.
400 m: 1. Carla Faulhaber (Dresden) 55,76, 2. Claudia Angerhausen (Rumeln) 56,30, 3. Kirsten Röse (Oldenburg) 56,46.
4x200 m: 1. SV Halle 1:40,04 (Reinsperger, Thude, Bornschein, Müller), 2. TSV Erfurt 1:40,75, 3. LAZ Rhede 1:42,42.
Hochsprung: 1. Pleikies (Jena) 1,80 m, 2. Rath (Uerdingen/Dormagen) 1,80, 3. Buchholz (Berlin) 1,77.
Dreisprung: 1. Temme (Norden) 12,38 m, 2. Marsch (Jena) 12,04, 3. Speck (Altenholz) 12,03.
Stabhochsprung: 1. Adams (Dinslaken) 3,60 m, 2. Müller (Zweibrücken) 3,50, 3. Göbel (Berlin) 3,50.
HALLEN-MEHRKAMPF in Berlin, Männer, Siebenkampf: 1. Meier (Leverkusen) 6067 Punkte, 2. Schenk (Mainz) 6021, 3. Sandor Muncasi (Ungarn) 5902, ... 6. Jakobasch (Mainz) 5753.
Frauen, Fünfkampf: 1. Nastase (Rumänien) 4737 Punkte, 2. Tjuchai (Rußland) 4686, 3. Beer (Berlin) 4627, ... 7. Mau (Hannover) 4381.
30-km-Lauf der Männer in Ohme/Japan: 1. Hiratsuka (Japan) 1:30:57 Stunden, . . . 10. Dittmann 1:32,27.
Auch das Wetter gab sich närrisch an diesem Fastnachtssonntag, mit Sturmböen schon am Morgen, strahlendem Sonnenschein um die Mittagszeit und schließlich garstigen Graupelschauern, die den Karnevalisten mitten in den Zug hineinhagelten. Die Aktiven auf den Festwagen hielten sich zwar mit Hochprozentigem warm - allein die Gardemädchen fröstelten sichtlich in Reih' und Glied. Und so gegen halb Vier, als der Gaudiwurm mit seinen 284 Zugnummern zu gut zwei Dritteln Länge bereits den Römer passiert hatte, peitschte der Schneeregen ins bunte Treiben.
Die Folge: Tausende stapften mit hochgeschlagenem Mantelkragen - wo immer möglich - an überdachten Fassaden entlang in Richtung Heimat. Vor allem die vielen Familien suchten den durchnäßten Kindern zuliebe das Weite: In den U-Bahnhöfen drängten sich Tausende von Zug-Heimkehrern, quetschten sich in die rettungslos überfüllten Bahnen.
Und dabei hat es noch gegen Mittag so ausgesehen, als hätten die "Wetterfrösche" vom Offenbacher Amt mit ihrer Vorhersage stürmischer Ereignisse - wieder mal - völlig danebengehauen. Die morgendlichen Bagatelleschäden, von denen Einsatzleiter Peter Dürr von der Berufsfeuerwehr berichtet hatte, sie schienen Episoden: Da waren im gesamten Stadtgebiet lediglich an drei, vier Stellen, Bauzäune umgeweht, Äste von Bäumen gebrochen und Plakatwände auf Straßen und Gehwege gestürzt.
Während der Zug - wenn auch nur vor einer Rest-Zuschauerkulisse der Unentwegten, die tapfer dem Wetter trotzten - seinen Lauf nahm, mußte die Feuerwehr doch noch vielfach ausrücken. So drohte um 15.10 Uhr in der "Eschersheimer" - in Höhe Am Lindenbaum - eine vom Wind gelockerte Kaminabdeckung auf die Straße zu fallen; sie wurde abmontiert. Gleichzeitig barg ein Trupp im Nordend vom Dach eines Hauses in der Rotlintstraße eine Fernsehantenne, die abgenickt war. Kurz danach mußte in der Berger Marktstraße wiederum ein loses Transparent vertäut werden. Am Salzhaus riß der Sturm Planen von einem eingerüsteten Geschäftshaus. Die Polizei, sie zählte 200 000 Zuschauer und war mit 240 Beamten im Einsatz, hingegen registrierte bislang keinerlei ernstlichen Zwischenfälle. Lediglich vor dem Zug-Start mußten von 40 Fahrzeugen, die im absoluten Halteverbot - und außerdem im Weg - standen 28 abgeschleppt werden. Vielleicht ein Glück für die Halter - kamen sie doch schwerlich in Versuchung, bezechtermaßen loszubrettern. Denn die Alkoholkontrollen der Ordnungshüter, sie werden über die "tollen Tage" fortgesetzt. "Näheres", so Präsidiums-Sprecher Jürgen Linker am Sonntag abend, "geben wir in einer Bilanz nach Aschermittwoch bekannt" - ob aus taktischen oder praktischen Erwägungen, wer weiß es schon, auch die Polizei feiert ab und an. Fünf vermißte Kinder wurden ihren glücklichen Eltern zurückgebracht. DRK und ASB leisteten einige Dutzend Mal Hilfe.
Unterdessen wärmten sich die närrischen Zaungäste - so sie nicht schon längst am heimischen Herd gelandet waren, in ziemlich allen Kneipen der Innenstadt: "Frankfurt Helau", ein Stimmungshoch zwar, doch mit kalter Polarluft und überaus stürmischem Finale. ric
Muß Liverpool denn immer Trauer tragen? Die beiden großen Fußball- tragödien der 80er Jahre, das Heyssel- und das Hillsborough-Massaker, finden die Liverpooler, brachten schon Unglück genug über die verunsicherte, die von Niedergang und Arbeitslosigkeit frustrierte englische Stadt am Mersey. Und nun ein Mordfall, der erneut die Augen der Nation auf Liverpool zieht. Eine schaurige Geschichte, die seit einer Woche bereits Britannien beschäftigt und die am Wochenende in Liverpool zu Massenbekundungen des Schmerzes, zu Trauergottesdiensten und zu Schweigeminuten auf dem Fußballfeld führte.
Vor zehn Tagen, am Freitag vorletzter Woche, begann diese Geschichte, in einem Einkaufszentrum im Liverpooler Stadtteil Bootle, wo die 25jährige Denise Bulger mit ihrem zwei Jahre alten Söhnchen James Einkäufe machte. Ein paar Minuten lang schaute die Mutter nicht nach ihrem Kind - Zeit genug für zwei Jugendliche, den Jungen in die Mitte zu nehmen und mit ihm aus dem Einkaufszentrum zu marschieren. Zwei Tage später, am Sonntag, wurde James' Leiche Sind zwei zehnjährige Kinder die Mörder? auf einem Bahndamm gefunden, knapp vier Kilometer vom Ort der Entführung entfernt. Die Entführer hatten ihn auf grausame Weise zu Tode geprügelt und seinen kleinen Körper auf die Schienen gelegt, wo ihn ein Zug in zwei Teile säbelte.
Der Vorgang an sich, mit seinem blutigen Ausgang, war schlimm genug, die Liverpooler in erneutes kollektives Entsetzen zu stürzen: Am Schicksal der betroffenen Familie nahm die ganze Stadt Anteil. Kränze und Karten und Teddybären häuften sich innerhalb kürzester Zeit an dem bewußten Bahndamm und im Einkaufszentrum, emotionale Abschiedsgrüße einer Bevölkerung, für die das Wissen um die Entführung und Ermordung eines kleinen Jungen in ihrer Mitte eine schockierende Sache war. Noch größer wurde der Schock freilich, als die Polizei Videobilder veröffentlichte, die in vagen Umrissen die Entführer und ihr Opfer beim Verlassen des Einkaufszentrums und draußen auf der Straße zeigten, den Schatten des kleinen James zwischen den Schatten der beiden größeren Jungs, die den nach seiner Mama rufenden Knirps durch die halbe Stadt führten und zerrten, ohne daß sich ihnen jemand in den Weg stellte.
Mit der Ausstrahlung der Bilder im britischen Fernsehen breitete sich das Interesse am Falle des James Bulger im Laufe der letzten Woche landesweit aus: Ein Gemisch aus Entsetzen, Neugierde und kollektivem Schuldbewußtsein schien die Briten zu ergreifen. Die Liverpooler Polizei nahm derweil dutzendweise zögernde Zeugen fest, um sie zur Aussage zu zwingen und um endlich auf die Fährte der jugendlichen Mörder zu kommen. Zeitweise provozierte diese rabiate Vorgehensweise bedenkliche Ergebnisse: Vor dem Haus eines zwölfjährigen Jungen, den die Polizei mit Blaulicht und im Großeinsatz zum Verhör geholt hatte, sammelte sich ein Lynchmob, der erst durch erneuten Großeinsatz der Polizei wieder aufzulösen war. Der Zwölfjährige wurde später wieder freigelassen, er hatte mit dem Fall offensichtlich nichts zu tun.
Am vorigen Donnerstag dann, nach dem Verhör von 200 Zeugen, nahmen die Kripo-Beamten zwei Zehnjährige in Haft, denen sie zwei Tage später das Verbrechen zur Last legten - die beiden Jugendlichen sollen am heutigen Montag dem Untersuchungsrichter vorgeführt und noch in diesem Jahr vor Gericht gestellt werden. Außer dem Mord an James Bulger wird den beiden auch die versuchte Entführung eines anderen zweijährigen Jungen, im gleichen Einkaufszentrum, vorgeworfen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, droht den Zehnjährigen eine lebenslange Haftstrafe. Vom Alter von zehn Jahren an nämlich können in England Jugendliche strafrechtlich belangt werden; Zehn- bis 14jährigen Delinquenten muß die Anklagebehörde lediglich nachweisen, daß ihnen die Konsequenzen ihrer Tat zur Tatzeit klargewesen sind.
So selten, wie man meinen könnte, sind solche Verurteilungen auf der Insel nicht. Im letzten Jahr zum Beispiel wurde in Northumberland eine elfjährige Babysitterin, die einen anderthalbjährigen Jungen umgebracht hatte, weil sie sein Schreien nicht mehr aushielt, wegen Totschlags verurteilt; ein zwölfjähriger Junge in Glasgow, der einen Dreijährigen gesteinigt und ertränkt hatte, wurde "unbefristet" in Jugendhaft entsandt. Am bekanntesten war bislang die Geschichte der damals elfjährigen Mary Bell, die 1968 zwei kleine Jungs erdrosselt hatte, und die nach einem Urteil lebenslanger Haft zwölf Jahre hinter Gittern verbracht hatte, bis sie, 23jährig, auf "permanente Probe", mit lebenslanger Meldepflicht, entlassen wurde.
Mochte Mary Bells Fall damals schon Schlagzeilen machen: Die öffentliche Reaktion war nichts, verglichen mit der jüngsten Horrorstory aus Liverpool, deren Einzelheiten und graphische Details von den Medien in alle Wohnstuben des Königreichs geliefert wurden, und die selbst abgebrühte Politiker und Kommentatoren aus ihrem Winterschlaf schreckte.
PETER NONNENMACHER (London)
FRANKFURT A. M. "Praktische Solidarität zu leisten", grübelt Sozialarbeiter Günter Ettling kurz, "das ist schwer." Vom Fremdenhaß und den Pogromen gegen Asylbewerber wachgerüttelt, wenden sich immer wieder junge Leute an den Sozialarbeiter und bieten ihm Unterstützung an. Ettling, der seit über zwei Jahren im Asylheim Rödelheim arbeitet, erwidert dann: "Die Hilfe für Asylbewerber darf keine Alibifunktion haben."
Kurz vor Weihnachten luden Studenten des Hessenkollegs Frankfurt zu einem Symposium gegen rechts ein, an dem sich auch "amnesty international" beteiligte. In einem der Seminare erzählte Ettling von seiner Arbeit im Asylheim. Darauf erklärte sich spontan eine Gruppe von elf Studenten und einem Lehrer bereit, den Kindern im Rödelheimer Asylheim zweimal wöchentlich Nachhilfe zu geben - ohne Geld, ohne ausreichende Lehrmittel, aber mit dem Versprechen, die Hausaufgabenbetreuung mindestens bis zum Sommer 1993 fortzusetzen. "Dann wollen wir erst einmal Bilanz ziehen", meinte eine der Studentinnen.
Die Gruppe besteht aus vier Männern und acht Frauen. Ettling sieht das gern. Denn: "Hier im Asylheim leben viele weibliche Muslime, zu denen ich als Mann kein Vertrauensverhältnis aufbauen kann." Selten wenden sich die Frauen aus Pakistan oder Afghanistan mit Bitten oder ihren Problemen an den Sozialarbeiter. Und so hofft Ettling, daß die Studentinnen künftig auch die Mütter ihrer Schützlinge kennenlernen werden. Die Hoffnung, daß er die Arbeitsstelle mit einer Kollegin teilen kann, hat Ettling längst aufgegeben. Der "Betreuungsschlüssel" ist auf 1 : 100 festgelegt; demnach ist ein Sozialarbeiter Ansprechpartner für 100 Asylbewerber.
Im Rödelheimer Asylheim leben derzeit 55 Menschen, darunter 18 Kinder. Sie alle kommen mit ihren Problemen zu Ettling. In seinem Büro herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Kinder fragen nach dem Schlüssel für den Gemeinschaftsraum, Mütter brauchen Putzzeug, oder die Asylbewerber informieren Ettling über ihre Behördengänge. Zwischen einer Tasse Kaffee, Schlüssel verteilen und wieder wegschließen, einem Telefonat und Kurzgesprächen mit Bewohnern beschreibt Ettling seine Arbeit: "Was ich hier mache, ist Sozialkomik." Längst spekuliert er, daß seine "Sozialbetreuung" eigentlich "nichts zur Integration der Asylbewerber beitragen kann und soll". Fünf Jahre dauert durchschnittlich ein Asylverfahren. Für den Bewerber heißt das, ein fünfjähriges Provisorium durchzustehen. "Es besteht immer die Möglichkeit einer Abschiebung", sagt Ettling trocken. Deshalb habe er wohl auch keinen "inhaltlichen Arbeitsauftrag", sondern soll in erster Linie verwalten.
"Für Hausaufgabenbetreuung oder Beschäftigung mit den Jugendlichen habe ich überhaupt keine Zeit." Ettling organisiert vergangenen Sommer eine Kinderfreizeit auf einem Bauernhof und ein Sommerfest. Doch wollen die Bewohner darüber hinaus ihre Freizeit sinnvoll gestalten, sind sie auf sich selbst angewiesen. Wie etwa die Jugendlichen im Haus: Mit einem Kredit, den sie jetzt monatlich abstottern, kauften sie Trainingsmaschinen und richteten im Asylheim einen Bodybuilding-Raum ein. Pädagogische Arbeit, beklagt Ettling, sei aufgrund des Verwaltungsaufwandes kaum möglich.
Sein Vorgesetzter beim Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB), Ludger Schmiesing, sieht das anders: "Im Rödelheimer Asylheim leben nur etwa 50 Menschen: da reicht ein Sozialarbeiter." Eine zweite Person dort zu beschäftigen, bezeichnet er als "Vergeudung von Arbeitskraft". Tatsächlich hat der IB auch den Arbeitsauftrag zu erfüllen, im Rahmen der Betreuung der Asylbwewerber "Freizeitbeschäftigung oder Hausaufgabenbetreuung anzubieten". In den nächsten zwei Monaten wird in einer zweiten Rödelheimer Unterkunft für Asylbewerber voraussichtlich eine Sozialarbeiterin eingestellt. Schmiesing: "Die kann ja dann zwischen beiden Einrichtungen pendeln."
Das Engagement der Hessenkolleg- Studenten bewertet der IB-Vertreter als sinnvoll. Auch in anderen Häusern hat man schon mit anderen Institutionen wie Kirchengemeinden oder dem Sachsenhäuser Kinderbüro zusammengearbeitet. So richteten das Kinderbüro und der IB in Sachsenhausen eine Spielstube für Asylbewerberkinder ein. Schmiesing: "Das ist eine Form der konkreten Hilfe."
Ob der IB die Studenten finanziell unterstützt, ist derzeit noch unklar. Man will erst einmal abwarten, ob sich die wöchentliche Hausaufgabenbetreuung im Asylheim Rödelheim auch bewährt. Dann "kann der Sozialarbeiter beim Sozialamt einen entsprechenden Antrag stellen", sagt Schmiesing. Das wird Ettling auch machen müssen, denn im provisorischen Klassenraum ist weder Tafel noch Kreide vorhanden. Und die Unterrichtsbücher bringen die Kinder mit.
"Damit die Solidarität für uns nicht zur Belastung wird", meint eine der Studentinnen, werde der Stundenplan so eingeteilt, daß jeder nur alle zwei Wochen unterrichtet. Für pädagogisch sinnvollen Unterricht sorgt ein Lehrer: "Er gibt auf dem Hessenkolleg Mathe und Physik und hat sich sofort bereit erklärt, uns zu unterstützen", sagt die junge Frau. tin
Der Schießsport ist nicht jedermanns Sache. Die Vereine leben oft von ihrer Tradition, von familiären Banden, die ein Weiterbestehen garantieren. Befürworter sehen in diesem allerdings weitverbreiteten und anerkannten Sport die entsprechende Alternative zum Alltag, und die Vereinsfunktionäre sind sowieso davon überzeugt. Die Schützen betrachten ihre Aktivitäten als knallharten Sport, der "jede Menge Kondition" voraussetzt.
Selbst auf der Kreisebene wird absolute Konzentrationsfähigkeit verlangt. Kein Wunder, denn auch über 380 (von 400 möglichen) Ringe, wie von den erfolgreichsten Schießsportlern im Schützen- Kreis Main-Taunus in den zu Ende gegangenen Rundenkämpfen erzielt, wollen erst einmal auf die Scheibe gebracht werden. Nicht jedoch der SV Sulzbach mit dem zuletzt überragenden Thomas Kappes (382 Ringe), an dem mit 6:14 Punkten gerade noch der Kelch des Abstiegs vorbeiging, sondern der SV Hofheim wurde mit 14 481 Ringen und 18:2 Punkten in den Rundenkämpfen der Kreisklasse Sieger und nimmt an den Aufstiegskämpfen zur Gauklasse am 20./21.März teil.
Dem SV Hofheim drücken nicht nur die Kreisrivalen, sondern vor allem auch die Aktiven der zweiten Mannschaft (souveräner Sieger in der Grundklasse I) die Daumen: Steigt nämlich die erste Mannschaft nicht in die Gauklasse auf, wird es auch nichts mit dem Aufstieg der zweiten Garnitur. Dabei unterstrich Hofheim II mit 14 155 Ringen, daß sie die Qualifikation für die höhere Ebene mitbringen würde. Der SV Hofheim hatte drei überragende Einzelschützen, denn Horst Geier war mit 2972 Ringen Rundenkampf- Bester in der Schützenklasse. Der Schützenverein Hofheim konnte in den fünf Luftgewehr-Klassen dieses Kreises vier Titel erringen. Die Crux: Mit Sicherheit rücken nur die dritte und vierte Hofheimer Formation jeweils eine Stufe höher, während die beiden Aushängeschilder von den Ergebnissen in der Aufstiegsrunde ihrer "Ersten" abhängen. Bei optimalem Verlauf könnte der SV Hofheim vier Aufstiege feiern.
Schieß-Leistungen - eine Frage des Alters oder Geschlechts? Daß die Antwort "Ja" nur bedingt Gültigkeit hat, zeigen die Bilanzen, denn der Altersklassen-Erste, Manfred Muffert (SG Eschborn), kam auf 2903 Ringe, wäre somit die Nummer fünf in der Schützenklasse. Bei den Frauen imponierte Alexandra Leicher (SG 06 Flörsheim) mit 2940 Zählern, die nur von drei Männern in der Schützenklasse überboten werden konnten. Mit durchschnittlich 367,5 Ringen überragte sie ihre Rivalinnen allerdings um Längen. Der SV Hofheim stellte in Tobias Höhn (2912 - 364,0 pro Kampf) den erfolgreichsten Junioren-Schützen; Thoralt Münch (SG Okriftel/2911) folgte mit einem Treffer Rückstand. Im Feld der Senioren sorgte Jakob Schmidt (Edelweiß Flörsheim) mit 2861 Zählern für die Bestmarke. HANS-DIETER PUTH
SCHÜTZENKREIS Main-Taunus, Luftgewehr-Kreisklasse, Abschlußtabelle: 1. SV Hofheim 18:2 Punkte /14 481 Ringe, 2. SG Marxheim 16:4 /14 306, 3. SG Okriftel 10:10 /14 180, 4. SG Münster 8:12 /13 811, 5. SV Sulzbach 6:14 /14 218, 6. SG Eschborn 2:18 /14 095 - Grundklasse I: 1. SV Hofheim II 20:0 /14 155. - Grundklasse II: 1. SV Wicker 20:0 /13 866. - Grundklasse III: 1.SV Hofheim III 14:2 /10 774. - Grundklasse IV: 1. SV Hofheim IV 14:6 /13 241.
BÜTTELBORN. "De Bittelberner ein dreifach Helau" - und weil das offensichtlich aus vollem Herzen und donnernd kam, wurde aus lauter Begeisterung dem Helau noch ein zweites "L" spendiert! So nachzulesen auf dem Festwagen des Kniffel-Clubs Groß-Gerau beim traditionellen Karnevalszug durch die Gemeinde. Weit über zehntausend Besucher aus nah und fern säumten bei dem vom Kulturring Büttelborn veranstalteten Spektakel mit rund 100 Teilnehmernummern die Straßen der Gemeinde - erlebten einen Höhepunkt karnevalistischer Freuden im Kreisgebiet.
Es war zwar bitter kalt, aber die karnevalistische Atmosphäre war keineswegs unterkühlt, vielmehr hatten große und kleine Narren jede Menge Spaß. Zeitweilig verschwammen die Grenzen zwischen Agierenden und Zuschauern, wurde Straßenfastnacht in bester Manier geboten. Ganz Büttelborn schien zeitweilig auf der Straße zu tanzen. Rund 100 farbenprächtige Nummern mit Teilnehmern aus dem gesamten Kreis und darüber hinaus zählte der von Werner Senßfelder als Zugmarschall und Ulrich Trumpold als Zugleitung angeführte Faschingszug. Dessen Plakette zierte das Bild des Sauerkrautmännchens vom alten Fachwerkrathaus, ein Symbol der Gemeinde nicht nur an Karneval.
Ein buntes Bild wurde dem Beobachter im Konfetti- und Bonbonregen geboten, beispielsweise mit den statt "Helau" ein ungewöhnliches "Hüh Schlott" rufenden Gardeaktiven aus Griesheim, der Theatergruppe "Gerer Kindsköpp" und den Radsportlern der SKV Mörfelden, der italienischen Folkloregruppe "Trinacria", den Trippelbrüdern Mörfelden und dem RC 03 Worfelden. Flotte Gardemädchen und liebevoll gebastelte Kostüme unterschiedlichster Art wechselten einander ab, bescherten den Zuschauern ein buntes Seherlebnis. Und ganz nebenbei stellten sich einige Organisationen auch selbst gekonnt dar, so das Jugendrotkreuz Büttelborn mit "Norden, Süden, Osten, Westen - im JRK ist's am besten". Auf vielen Motivwagen wurden die Geschehnisse der großen und kleinen Politik närrisch unter die Lupe genommen, so von der Gruppe "Wendehammer Ringstraße" mit den "Honey-Airlines" der Flug des einstigen DDR-Chefs nach Südamerika: "Ihr könnt mich mal . . . - in Chile besuchen." Und der Automobilclub Büttelborn reimte: "Waigel ist groß, Waigel ist mächtig - de Lidder Benzin kost bald zwo sechzisch." Aber auch lokale Belange wurden glossiert: So von den SKV- Handballern der Wunsch nach einem Straßenbahnanschluß von Büttelborn nach Griesheim. Das Fahrerhaus der gelben Bahn zierte übrigens ein Porträt von Bürgermeister Horst Gölzenleuchter, der live auf dem Prominentenwagen reichlich Spaß hatte. Die DLRG Groß-Gerau feierte die Kreisstadt ob der Verschmutzung des Hegbachsees als "Bad Salmonelli", und die Feuerwehr Büttelborn bekannte sich mit karnevalistischem Understatement zum eher dörflichen Charakter des Gemeinwesen: "Aus Büttelborn wird keine Stadt - Auch wenn man große Häuser hat."
Für zünftige Geräuschkulisse sorgten zahlreiche Musikgruppen, darunter der Musikzug Rot-Weiß Walldorf und der Fanfarenzug Erfelden, das Blasorchester Büttelborn und der Musikverein Goddelau. cas
Der Winter wischte dem Fastnachtszug eins aus Rund 200 000 säumten den Weg von 282 Zugnummern / Prominenz auf der Ehrentribüne nicht sehr wetterfest
Auf der Ehrentribüne vor der Paulskirche warten mit über zehntausend auf der Braubachstraße Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, im Mantel und roten Schal eingehüllt und mit der "Großen Rats"-Mütze auf dem Kopf, noch ziviler die Gegenkandidatin Petra Roth, unkostümiert auch Umweltminister Joschka Fischer.
Nicht gerade frohe Gesichter machen sie ziemlich alle, die Prominenten, wie Bürgermeister Hans-Jürgen Moog und die vom Fastnachtsprinzen "abgesägten" Magistratsmitglieder. An das bevorstehende kommunale Ereignis werden sie vom Motivwagen "Damenwahl" erinnert: "Tanz auf politischem Parkett - dem Sieger winkt die golden Kett!" (Petra Roth und OB von Schoeler beim "Schuhsohlenwetzen").
Für Ablenkung sorgt die US-Army- Band der 3. Panzerdivision mit einer Extraeinlage: Glenn Millers "In the Mood". Immer dichter rücken die Zaungäste am Zugweg zusammen, unentschlossene, die dem Wetter mißtrauten, sind nachgerückt. Es lohnt sich. Mehr Stimmungsmusik zum Warmschunkeln wäre jetzt am gesamten Zugweg angebracht, zumal Regenwolken die Sonne mittlerweile verdrängt haben.
Der "Gaudiwurm" ist so "buntisch" wie selten zuvor, vielseitig in der Gestaltung: Große Motivwagen, Komiteewagen, Guggemusik aus Grenzach, Zürich und anderswo, närrische Kapellen, Musik- und Spielmannszüge, Brassbands (wie der Lübecker Musikverein, prächtige Züge aus Esselbach, Hainburg, Philippseck, aber auch aus Frankfurt), hübsche Gardemädchen, von "Purzels" bis Majoretten und Cheerleaders. Sie tänzeln und tanzen - in Regen und Schnee hinein. Schade!
Grünweiße, blaugelbe, schwarzrote und rotweiße Farben dominieren, kommen vorübergehend nicht mehr so recht zur Geltung wie der Witzwagen "Bonn im Wandel der Zeit" (Kanzler Kohl sortiert Flaschen in den Glascontainer aus: "Flasch' für Flasch' wird ausprobiert, der Berjer weiter aageschmiert. Jahrhundertweine kriehn mer nie, widder lauter Gorkebrieh!".
Fahnenträger haben Mühe, bei zunehmendem Wind das "Fähnchen" des Vereins hochzuhalten. Viele Pferde traben mit, vorgespannt an Sechserzügen, andere beritten von Amazonen der "13er Husaren" oder den Spielleuten aus Großostheim. Immer wieder Trommeln und Pfeifen, helle Fanfarenklänge. "Ruuuckiii- Zucki" und der treue Husar sind bevorzugte Melodien.
Alles schmunzelt über den nächsten Witzwagen "Mann-o-Mann": "Nach dem Geck vom dritten Mann, kommt jetzt vielleicht ein Fachmann dran?" ("Erbhof der FDP" mit den "Umfallern" Bange-, Haus- und Möllemann). Ebenfalls auf's Korn genommen: Wentzens sozialer Wohnungsbau ("Die Sach' ist ernst - es sind kaa Faxe, des Pflänzche will un will net wachse!").
Ungebrochen ist die Freude am Mitmachen der mehr als 6000 Aktiven und 37 Musikkapellen, dagegen lichten sich die Reihen, wirkt die (nasse) Ehrentribüne ziemlich geräumt. Schirme und anderer Regenschutz beherrschen das Bild. Von den Wagen prasselt anderer "Regen" über die Köpfe des Volkes in Form von Knolle, Gummibärchen, Puffreis und anderem mehr. Nun winken auch Frankfurts Tollitäten von ihrem Prunkwagen herab; nach der 282. Zugnummer kommt die Straßenreinigung. Dann ist wieder mal für ein Jahr alles vorbei. dixi
Die Spvgg. 05 Oberrad erhielt nach den Vorfällen im Heimspiel gegen die Spvgg. Neu-Isenburg (vom 12. Dezember 1992) eine Platzsperre für einen halben Monat (mindestens für ein Heimspiel), 200 Mark Geldstrafe und muß die Verfahrenskosten tragen. Ferner wurde Trainer Harald Klose vom Rechtsausschuß des Fußballbezirks Frankfurt zu 200 Mark Geldstrafe verurteilt. Hierbei handelte es sich keineswegs um ein brisantes Spiel der ersten Mannschaften, die durch die unterschiedliche Klassenzugehörigkeit (Bezirksoberliga Frankfurt-West/ Landesliga Süd) derzeit nicht in einem Punktspiel zusammentreffen können, sondern um die B-Jugend (14 bis 16 Jahre) beider Klubs.
Das Verbandsgremium kreidete dem Platzverein Oberrad mangelnden Schutz des Schiedsrichters sowie ein Fehlverhalten der Spieler nach dem Schlußpfiff an. Was war auf der Anlage an der Beckerwiese passiert? Schiedsrichter Karl-Heinz Sporck (SC Goldstein), der auch bei der Verhandlung im Vereinsheim des SV 1910 Steinheim einen sehr besonnenen Eindruck hinterließ, wurde laut seines Spielberichtes bereits während der Partie mit allen möglichen Titulierungen ("Du Depp, pfeif doch") bedacht. Diese setzten sich nach der Partie fort, eskalierten in Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie und einem Anspucken durch einen Oberräder Spieler. "Die Anfeindungen während des Spiels betrachte ich als nichts Besonderes, denn ich pfeife bereits 16 Jahre lang", zeigte sich der Unparteiische weiterhin kulant. "Die Hauptursache dieser Eskalation nach dem Spiel war das Ausflippen des Oberräder Kameraden Harald Klose", ergänzte der Refereé, der die verbalen Attacken des Trainers als Auslöser für die Handlungen der Spieler vermutete. "Betreuer und Trainer ließen die Jugendlichen gewähren. Niemand schritt dagegen ein und ich hatte keinen Schutz beim Gang in die Kabinen", prangerte er das Verhalten des Gastgebers an.
"Ich beleidigte den Schiedsrichter nicht, sondern kritisierte ihn nur", verteidigte sich Harald Klose, der seit 26 Jahren als Trainer fungiert und in dieser Region einen guten Ruf als Übungsleiter hat. "In der Hinrunde hatte es nach einer Oberräder Tätlichkeit eine rote Karte gegeben, dieses Mal kam nach unserem Tor Hektik auf. Der Schiedsrichter wurde ständig beleidigt und ihm wurde nach dem Spiel nachgestellt", fuhr der Neu-Isenburger Trainer Beck eine Breitseite gegen die Oberräder auf. Nachdem es in der vergangenen Saison Schlägereien in Oberrad gegeben hatte, holte der "Isenburger" seine Mannschaft nach dem Spiel schnell zusammen. "Ich verstehe nicht, daß sich die Oberräder nicht im gleichen Maße um ihre Spieler kümmerten", so Beck.
"Es wurde nach dem Tor hektisch, aber ich hörte nichts von unseren Spielern", versuchte der Oberräder Betreuer Peter Post abzuschwächen und dem Schiedsrichter den Schwarzen Peter zuzuschieben. "Es eskaliert, wenn der Schiedsrichter Mist pfeift", verwies er auf die Schwierigkeit mit dem Umgang ausländischer Kinder. In der Oberräder B-Jugend spielt nämlich nur noch ein Deutscher. Damit sind offenbar (deutsche) Schiedsrichter, Trainer und Betreuer überfordert. Die Spvgg. 05 Oberrad will übrigens intern den Spieler ermitteln, der gespuckt hat und ihn vereinsintern sperren. Die Spieler selbst hatten sich durch das Trikot-Ausziehen einer persönlichen Bestrafung durch den Schiedsrichter, der sie hierdurch nicht mehr von der Rückennummer her identifizieren konnte, entzogen.
HANS-DIETER PUTH
Der Beirat der "Gallus-Kulturwochen", legte jetzt eine Zwischenbilan vor. Demnach haben 20 000 Menschen bisher 20 Projekte mit mehr als 100 Veranstaltungen besucht, an denen rund 1500 ehrenamtliche Mitarbeiter und Helfer beteiligt waren.
Die Kulturbilanz soll in den kommenden Monaten ihre Fortsetzung finden. So hat man für den 23. Mai dieses Jahres den "Gallustag" als Höhepunkt und Schluß der "Kulturwochen" im Gallus geplant. Ein Tag, an dem die Mainzer Landstraße von der Galluswarte bis zum Rebstöcker Platz gesperrt werden soll, damit das Gallusviertel sich selbst in einer Werkschau vorstellen kann.
Erhalten werden soll die Jugend-Disco "Gallus bebt", wie auch das "Kameruner Tanzcafé", der "Kinderbasar" und der "Familienachmittag". wp
Im ersten Vergleich mit der Tabellenspitze (22:24 gegen Eintracht Wiesbaden) zeigte der TV Gelnhausen (2. Handball- Bundesliga-Süd) seine beste Saisonleistung. Es half nichts. Beim aktuellen Tabellenführer SG Stuttgart-Scharnhausen steigt an diesem Samstag (20 Uhr, Sporthalle Nellingen-Ostfildern) die nächste Bewährungsprobe für den designierten Absteiger (7:33 Punkte), der zwar 23 Zähler hinter der Spielgemeinschaft aus Stuttgart und Scharnhausen rangiert, aber keineswegs eine Klasse schwächer ist. Bereits in Gelnhausen (26:30) tat sich das Team von Rolf Brack erstaunlich schwer, nicht besser erging es zuletzt Wiesbaden.
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei", heißt es in der Faschingskampagne. "Am 3. April ist für den TV Gelnhausen alles vorbei", heißt es in Handball-Fachkreisen. Zumindest die Ära 2. Bundesliga endet an diesem Tag gegen den TSV Frisch Auf Göppingen. Zum Abschied aus Bundesligagefilden - Insider glauben an einen Abschied auf Dauer - gastiert dann mit dem ehemaligen Europapokalsieger ein Verein im Main-Kinzig-Kreise, der noch viel bessere Tage im großen Handballgeschäft erlebt hat und möglicherweise (derzeit mit 16:24 Punkten auf Absteigerrang 12 plaziert) zu den drei Absteigern in die Regionalliga Südwest gehört. Mit dem TSV Rintheim und dem SC Leipzig sind weitere traditionelle Erstligisten vor dem Sturz in die Regionalebene bedroht.
Kann der TV Gelnhausen den inzwischen 99prozentigen Abstieg in die 3.Liga wirtschaftlich auffangen? "Unsere Gespräche mit Trainer Claus Hormel sind bisher positiv gelaufen, wir rechnen mit einer kurzfristigen Entscheidung", setzt Abteilungschef Otfried Zipf auf das Zugpferd aus Großwallstadt. Mit dessen Verpflichtung sollte sich auch manches Spielergespräch erfolgreich gestalten lassen. "Unsere Planungen laufen ohne Gabriel Marian und Dariusz Maslanka, ansonsten haben wir mit allen Akteuren gesprochen und rechnen mit deren Bleiben", ergänzte der neue Vorsitzende. Zusammen mit Rainer Dotzauer, der am Ende dieser Runde mit großer Wahrscheinlichkeit beim TV Gelnhausen ausscheiden wird, will er unmittelbar nach den "närrischen Tagen" die Weichen in puncto Trainer und direkt danach im Spielerbereich stellen. Als wichtige Lebensader der Handballer betrachtet er ferner den "Förderkreis TV Gelnhausen Handball 2000 e.V.", der sich 1991 konstituiert hat und jetzt unter neuem Vorstand zu neuer Blüte gelangen soll. Hagen Neudert (1.Vorsitzender), Berthold Weinel (2.Vorsitzender) und Schatzmeister Frank Beyer wollen der Handballabteilung des TV Gelnhausen in allen Bereichen unter die Arme greifen. Allerdings nicht in puncto "Spielerbeschaffung" für die 1. Mannschaft. Der gemeinnützige Verein soll die Nachwuchs-Teams sowie die unteren Mannschaften des Großvereins unterstützen.
Bereits nach Ende der Bundesligasaison soll es in der Großsporthalle der Kreisrealschule Gelnhausen noch einmal zu einem echten Handball-Knüller kommen: Der stellvertretende Abteilungsleiter Rudi Lechleidner will sich am 23.April (20 Uhr) als aktiver Spieler vom TVG verabschieden. Der 43 Jahre alte Spieler, der maßgeblich am Aufstieg aus der Kreisklasse bis in die 2.Bundesliga beteiligt war, spielt immer noch in der 2.Mannschaft (Bezirksliga Frankfurt) und gilt dort weiterhin als großer Leistungsträger. Mit der Oberliga-Meistermannschaft 1984/85 - verstärkt durch populäre Gelnhäuser Akteure wie Christoph Klotz (Eintracht Wiesbaden), Uli Schaus (inaktiv) und eventuell auch Marek Kordowiecki (TV Niederwürzbach) - will Lechleidner gegen die Deutsche Weltmeister-Mannschaft 1978 antreten. Mit Trainer Vlado Stenzel werden populäre Spieler wie Erhard Wunderlich, Manni Freisler, Kurt Klühspies, Manfred Hofmann, Heiner Brand, Horst Spengler, Arnulf Meffle, Dieter Watke, Arno Ehret und last not least Claus Hormel in Gelnhausen erwartet. HANS-DIETER PUTH
Auf einen Blick
Eintracht-Torwart Stein
"Unser bestes Auswärtsspiel" S. 22
VfB Stuttgart
Meister vom Alltag eingeholt S. 22
1. FC Köln
Wieder Feuer unterm Dach S. 23
SV Darmstadt 98
Herber Rückschlag S. 23
Oberliga Hessen
FSV siegt mit Mühe S. 24
Ski nordisch
Dählie bezwang Ulvang S. 25
Rodeln
Silber für Hackl S. 26
Handball
Ernstfall simuliert S. 27
Basketball
Punkte durch Wucherer S. 27
Tennis
Sport rückt in den Hintergrund S. 28
Leichtathletik
Schnelle Sprinter S. 28
BORNHEIM. Das Parkhaus "Saturn Hansa" in der Heidestraße soll außerhalb der Geschäftszeiten den Anwohnern zur Verfügung stehen - dafür setzt sich der zuständige Ortsbeirat 4 ein. Mit großer Mehrheit stimmte das Gremium jetzt einem Antrag der Grünen zu, die für eine "vernünftige" Nutzung des Parkhauses plädieren. Der Magistrat soll sich mit "Saturn-Hansa" in Verbindung setzen, um ein Benutzungsrecht des Parkhauses für Anwohner - gegen kostendeckende Gebühren - zu erwirken.
Um den massenhaften Autoverkehr in der Heidestraße und rund um den Germaniaplatz, der durch die Kunden des Elektronik-Großmarktes entsteht, zu verringern, fordern die Stadtteilpolitiker, daß auf dem Alleenring Hinweistafeln angebracht werden, die den Autofahrern anzeigen, ob im Parkhaus überhaupt noch Stellplätze frei sind. Außerdem soll die Stadt sich bei den Eigentümern des Kaufhauses dafür einsetzen, daß sie in ihrer überregionalen Werbung die günstige U-Bahn-Verbindung (U 4, Haltestelle Höhenstraße) zu "Saturn-Hansa" in der Berger Straße empfehlen. rea
Eis-Ober-Tab
EISHOCKEY 1. ESC Frankfurt 20 160:58 38:2 2. ESC Wedemark 20 132:59 34:6 3. ESC Wolfsburg 21 128:81 29:13 4. ETC Timmendorf 20 130:105 22:18 5. EC Harz-Braunlage 20 76:109 13:27 6. REV Bremerhaven 19 80:143 8:30 7. Schalker Haie 19 59:144 8:30 8. Herforder EG 19 66:132 6:32
BOCKENHEIM. Am Anfang stand ein guter Wille - übriggeblieben ist ein heftiger Krach im Stadtteil. Was war passiert? Letzten Dezember traf sich der Stadtteilarbeitskreis Bockenheim, um über das Problem der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit in Deutschland und speziell in Bockenheim zu diskutieren.
Bald waren sich die einzelnen Einrichtungen des Arbeitskreises einig darüber, daß sie ein Zeichen gegen Intoleranz und Gewalt an ausländischen Mitbürgern setzen wollten. Die Idee, für den 29. Januar eine Werbefläche anzumieten und eine Plakatwand zu gestalten, wurde geboren.
Ausführen sollten das Projekt zwei Jugendliche aus dem Nachbarschaftsheim Bockenheim, die die Graffiti-Sprühtechnik beherrschen. Dann wurde zusammen mit den einzelnen Gruppen der künstlerische Rahmen des Motives abgesteckt: "Eine positive Ausstrahlung und keine extreme oder militante Aussage" sollte das Plakat haben, betont Winfried Klein, Sozialarbeiter im Jugendcafé "Lichtblick". "Davon war nie die Rede", entgegnet Margret Steen, Leiterin des Nachbarschaftsheims. Das "gemischte Leben im Stadtteil sollte anhand einer bunten Weltkugel dargestellt werden", beharrt Winfried Klein.
Die Situation komplizierte sich am 29. Januar, als die von der "Deutschen Städte-Reklame" zugesicherte Plakatwand an der Straßenbahnhaltestelle Bockenheimer Warte auf der Seite des Depots nicht frei und die zwei Jugendlichen nicht auffindbar waren. Zwei Tage später, am Samstag, sprach dann ein Sozialarbeiter mit einem der beiden Sprayer das Motiv der Weltkugel noch einmal ab.
Am Montag kam wieder ein Sozialarbeiter vorbei, sah die Jugendlichen arbeiten, war zufrieden, und ging wieder weg. Am Dienstag dann die "Katastrophe": Statt des "positiven Motivs" prangte auf dem Plakat über zwei Skinheads ein Hakenkreuz, und in großen, weißen Lettern bedankten sich die "Künstler" bei den Politikern und Medien für "die Toten, Verletzten und Gejagten". Außerdem wünschten sie noch eine "fröhliche Kommunalwahl Dreiunddreißig - durchgestrichen - Dreiundneunzig".
"Heimtückisch" findet Winfried Klein diese "eigenmächtige Nacht-und-Nebel- Aktion" und distanziert sich im Namen des Jugendcafés "Lichtblick" von dem, wie er es nennt, "Machwerk". Das Nachbarschaftsheim dagegen versteht die Aufregung nicht: "Da haben sich Jugendliche endlich mal kritisch engagiert, und dann veranstalten gewisse Träger im Stadtteil solch ein Affentheater", erzürnt sich Magret Steen: "Wir halten das Plakat nach wie vor für gut und stehen ohne Vorbehalte dazu." Auf die Frage, warum das Motiv geändert worden sei, antwortet Frau Steen: "Es war an dem betreffenden Tag viel zu kalt für das andere Bild."
Der Ärger im Stadtteil scheint noch lange nicht zu Ende, eine Einigung des Konflikts liegt in weiter Ferne: Bitterböse Briefe gehen derweil zwischen den einzelnen Trägern hin und her, das Jugendcafé "Lichtblick" möchte sich bei den Politikern im Ortsbeirat und bei den Medien entschuldigen und irgendwie die "Kuh wieder vom Eis holen", so Klein. Das Nachbarschaftsheim will sich hingegen nicht mehr zu der Sache äußern.
Was als friedliche Aktion von Jugendlichen gegen Ausländerfeindlichkeit gedacht war, hat sich jetzt zu einem endlosen Papier- und Meinungskrieg zwischen den sozialen Einrichtungen in Bockenheim entwickelt. KAREN WEISSHAAR
RÖDELHEIM. "Courage gegen Rassismus" - ihr Logo hat sich die "Rödelheimer Arbeitsgruppe gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus" zur Aufgabe gemacht: Seit Anfang Dezember 1992 kämpft die parteiunabhängige Stadtteilinitiative engagiert gegen rechtsradikale Propaganda im Zusammenhang mit den anstehenden Kommunalwahlen.
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die wöchentlichen Dienstags-Treffen im Gemeindehaus der Cyriakusgemeinde, bei denen jeweils 20 bis 30 Teilnehmer zusammenkommen, um Vorträge zu hören, Filme zu sehen und neue Aktionen zu planen. Themen sind dabei vor allem die schrittweise Änderung des Asylrechts und die geschickte Argumentation rechter Parteien.
"Die Resonanz im Stadtteil auf die Arbeit der Gruppe ist erstaunlich gut", freut sich Dietrich Marquardt. So hängen inzwischen in über 150 Rödelheimer Läden die Plakate der Initiative, die zur "Courage gegen Rassismus" auffordern.
Auch die Buttons mit dem Wahrzeichen Rödelheims, dem Wasserturm, und einer schwarzen und weißen Hand, die sich berühren, sind inzwischen an vielen Mänteln und Jacken im Stadtteil zu sehen. Samstags verteilen die Mitglieder an der Ecke Radilo- / Lorscher Straße Flugblätter und Informationsmaterial zu den einzelnen Aktionen.
Ein großer Supermarkt, vor dessen Toren samstags rechte Wahlpropaganda betrieben wird, und auch andere Rödelheimer haben bereits für die Arbeitsgruppe gespendet, um sie in ihrem Kampf gegen rechts zu unterstützen. Die Rödelheimer gehen dabei teilweise recht unkonventionell zur Sache: Bei einem "Frühschoppen" wurden ausgewählte literarische Texte zum Problem der Verfolgung und Flucht von Schauspielern gelesen und von einer Jazz-Musikerin mit Improvisationen begleitet.
Ein anderes Mal wurde "Der gewöhnliche Faschismus", ein Dokumentarfilm aus der früheren Sowjetunion von Michail Romm, vorgeführt, in dem in einer Montage aus deutschen und sowjetischen Archiven der Einfluß des Faschismus auf die Psyche des Menschen gezeigt wird.
Anfang März soll dann die Bilanz der auf drei Monate befristeten Arbeit gezogen werden. Das sich die Gruppe aber auch weiterhin im "lockeren" Rhythmus treffen wird, ist jetzt schon so gut wie sicher. aar
Max Richter will womöglich Künstler werden. Später einmal. Aber vielleicht schon in diesem Jahr könnte der 14 Jahre alte Schüler die ersten Lorbeeren ernten: Gemeinsam mit drei anderen Jungen beteiligt er sich an dem Malwettbewerb "Sonne ist Leben". Mit einem Werk, das auf einem zwei mal drei Meter großen Leinentuch entstanden ist: Im Vordergrund sind, nach dem Vorbild des englischen Stonehenge, große Steine zu sehen. Auf sie wirft die überdimensionierte Sonne ihre Strahlen. So zeichnet das Bild nach, wie mit Hilfe der sakralen Anlage in der Frühzeit nach der Länge der Schatten die Zeit bestimmt worden ist.
Entstanden ist dieser Beitrag für den internationalen Wettbewerb, der in Deutschland vom Bundesverband der genossenschaftlichen Banken ausgeschrieben wurde, im Rahmen eines Workshops Ende Januar. "Wir sollten ja was zur Sonne machen", erzählt Max Richter am Sonntag, wo die Workshop-Werke noch einmal im Historischen Museum zu sehen waren. Und das Beispiel aus den frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte habe ihn nun mal "besonders fasziniert". Für damalige Verhältnisse sei die Idee mit den Steinen eben "ziemlich fortschrittlich" gewesen.
Um noch einmal für den Wettbewerb zu werben: "Das war nur zur Animation, damit Jugendliche sich dafür interessieren", berichtete Helga Jöster. Schließlich haben sich im vergangenen Jahr zum Thema "Sport - Freude am Leben" in der BRD 640 000 Schüler aller Jahrgangsstufen an dem Wettstreit beteiligt.
Noch bis zum 26. März können Schüler für den Wettbewerb Beiträge bei den Volks- und Raiffeisenbanken einreichen. Dort sind auch die Unterlagen für die Malkonkurrenz zu haben. Eine Jury wird schließlich darüber entscheiden, wer bei der 23. Auflage dieses Wettbewerbs in seiner Altersgruppe die Nase vorn haben wird: Zu den Gewinnen für Teilnehmer aus der ersten bis vierten Klasse gehört ein Aufenthalt auf einem Ponyhof, Fünft- bis Achtkläßler fahren in ein Camp am Dach- stein. Preisträger aus den 9. bis 13. Klassen starten zu einer "Tour de France". ing
Firmen-Telegramm
Delta Air verschiebt Neuanschaffung Die US-Fluggesellschaft Delta Air will bis 1995 insgesamt 1,8 Milliarden Dollar durch eine verzögerte Abnahme von 35 bestellten Flugzeugen und durch gestreckte Zahlungen sparen. Dabei handelt es sich um Maschinen von Boeing und McDonnell Douglas. Die Belegschaft wird um sechs Prozent reduziert. Japanische Shell gerät ins Schleudern Japans größter Ölverkäufer und -verarbeiter, die Showa Shell Sekiyu, hat 1992 durch unerlaubte Devisenspekulationen rund 125 Milliarden Yen (1,7 Milliarden Mark) verloren. Dies wurde jetzt entdeckt. Das Unternehmen gehört zur Hälfte dem Shell-Konzern. Sportwagenbauer Lamborghini gestorben Im Alter von 76 Jahren ist der italienische Autokonstrukteur Ferruccio Lamborghini gestorben. Sein Unternehmen, das vor allem durch luxuriöse Sportwagen bekannt wurde, wurde 1987 vom US- Autokonzern Chrysler übernommen. Lamborghini, der mit der Herstellung von Traktoren begonnen hatte, wechselte vom Auto- zum Weinbauer. Hutschenreuther zahlt elf Mark Die Porzellanfirma Hutschenreuther will erneut elf Mark Dividende zahlen. Der Umsatz sank 1992 um sieben Prozent auf 503 Millionen Mark.
Dabei ist die Revue alles andere als nostalgisch. Wenn Dagmar Casse den "brääänend heißen Wüstensand" besingt, können sich die Gäste nie so ganz sicher sein, wer oder was hier nun eigentlich auf die Schippe genommen wird. Aber das ist vielleicht schon das ganze Erfolgsrezept der schrägen Revuestars. Am Freitag treten sie wieder im Philanthropin auf. Das Programm der Woche
Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", dramatische Ausgrabungen im Theaterhaus (Schützenstraße 12) mit dem Ensemble um den Regisseur und Komponisten Thomas Hertel; "Prall aus dem Leben", das Erfolgsstück der Tolleranzen über die Fährnisse des Schwulen- Alltags, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55).
20.30 Uhr: "Der Himmel war eine große Gegenwart", Ludwig Fels liest aus seinem Buch über das Sterben und den Tod, in der Romanfabrik (Uhlandstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft", ein düsteres Kammerspiel nach Jean-Paul Sartre, inszeniert von Werner Andreas auf der Studiobühne des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 26. Februar, 15 Uhr: eine weitere Runde "Theater im Museum" mit Sylvia Schopfs Theaterwerkstatt "Krick-Krack"; diesmal gastiert sie mit ihrer Eigenproduktion "Peppi Pepperoni" (für Kinder ab vier Jahren) im Senckenbergmuseum.
20 Uhr: Hertels "Höhlenexkursion" im Theaterhaus, die Tolleranzen im Gallus Theater. 20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", ultimative Schlager-Parodien mit dem Freien Schauspiel Ensemble, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion des Kellertheaters (Mainstraße 2); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB.
23 Uhr: "Sei mein, Frosch", lustvoll erzählte Märchen und lästerliches Liedgut, gesammelt und vorgetragen von Marie-Luise Ritter, Theaterhaus.
Samstag, 27. Februar, 15 Uhr: "Algot Storm", eine Fabel aus Schweden für Kinder ab drei Jahren, gespielt vom Heidelberger Tandem Theater, im Gallus; zur gleichen Stunde spielt noch einmal das Krick-Krack-Theater im Senckenbergmuseum.
20 Uhr: Im Gallus tratschen die Tolleranzen; im Theaterhaus geht es auf "Höhlenexkursion" zu den Grenzgebieten unserer Wahrnehmung. - 20.30 Uhr: "Piotr O'Hey" im Kellertheater, "Nachtwache" im Philanthropin und "Geschlossene Gesellschaft" im TiB.
Sonntag, 28. Februar, 15 Uhr: "Hemden mögen's heiß", die Klamotte allerKlamotten mit dem Klappmaul-Theater, für Kinder ab drei, Theaterhaus.
16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag" mit Conferencier Max Nix, den "Les Illusions", den Rollschuh-Akrobaten "Tornadas" - und dem beswingten Conny-Scheffel-Trio, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef- Straße 46a). 20 Uhr: Noch eine Runde "schwule Comedy" im Gallus Theater.
Dienstag, 2. März, 10 und 15 Uhr: "Der Kartoffelkönig", eine Abenteuergeschichte von und mit Fridolins Puppentheater, für Theatergänger ab Vier, im Neuen Theater Höchst. two
Volleyball-Bundesliga Trotz der Niederlage das beste Saisonspiel
"Solche Niederlagen tun nicht weh - das war unser bestes Saisonspiel", sagte Luis Ferradas, Trainer des Volleyballbundesligisten TuS Kriftel nach dem 2:3 (15:8, 8:15, 15:17, 15:11, 14:16) gegen den Tabellenzweiten VfB Friedrichshafen. Während die Gäste nicht ihren stärksten Tag erwischten, spielte Kriftel an der obersten Leistungsgrenze. "Unter den 850 Zuschauern waren viele meiner Freunde, die alle Wunderdinge von mir erwarteten", sagte der Bad Sodener. Kriftel hatte es in der Hand, den Riesen vom Bodensee die glänzende Ausgangslage auf dem zweiten Tabellenplatz zu vermasseln. Sieben Satzbälle hatten die Gastgeber im dritten Satz, zwei hatten sie auch verwandelt, doch Schiedsrichter Fred Kröger sah jeweils einen Regelverstoß.
Die Schützlinge von Luis Ferradas steckten aber nie auf. Sie glichen noch einmal aus, doch dann beendete ausgerechnet der ehemalige Krifteler Preindel nach 135 Minuten Spielzeit mit zwei Hinterfeldangriffen das Spiel. FR
NORDEND. "Die schöne Müllerin", Schuberts betörender Liederkreis, als Alltagsdrama in einer Frankfurter Wohnstubb verfilmt? Einblicke in dieses obskure Unternehmen gab es bereits während der vergangenen "Frankfurter Filmschau". Nun kommt das Drama noch mal ins Kino, zusammen mit anderen Werken des Filmkünstlerteams Hans Peter Böffgen/Walter Raffeiner, letzterer ein Tenor von seltenen Gnaden, ersterer ein Fernsehfilmprofi mit dem Mut zum Heim-Experiment. Ihre extravaganten Kollaborationen reichen von der Rittersaga bis zur Soap-Opera. Vom 11. bis 14. März sind ihre gesammelten Film- und Wanderer- Phantasien im Werkstattkino zu erleben.
Außerdem im Märzprogramm des "mal seh'n" (Adlerflychtstraße): Filme von Tony Richardson, Rares von Rainer Werner Fassbinder sowie Filme mit Michel Piccoli. Richardson gilt als einer der wichtigsten Vertreter des "Free Cinema". Wie der "Neo-Realimus" in Italien und die spätere "Nouvelle Vague" in Frankreich verstanden sich das junge britische Kino der 50er und 60er Jahre als Ausbruch aus den Konventionen des Nachkriegskinos. Im nüchternen Realismus dieser Filme verbildlichte sich die pessimistische Zeitstimmung der jüngeren Generation.
Richardsons bekannteste Filme spiegeln diese Atmosphäre exemplarisch wider: "Bitterer Honig" (1961) und "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" (1962). Zusammen mit der jüngeren John-Irving- Verfilmung, dem turbulenten "Hotel New Hampshire", sind die beiden Klassiker vom 4. bis 10. März zu sehen.
Im Anschluß läuft eine Auswahl mit Michel-Piccoli-Filmen: Claude Chabrols "Blutige Hochzeit", der anarchische "Themroc" von Claude Faraldo; "Die Nacht ist jung", eine frühe Arbeit von Leos Carax (dessen hinreißende Bilderoper "Die Liebenden von Pont-Neuf" gerade zu erleben war) und eine Erstaufführung: "Die Equilibristen", 1991 von Nico Papadakis in Szene gesetzt.
Am Monatsende selten gezeigte Fassbinder-Filme: "Warnung vor einer heiligen Nutte", die Selbstreflexion des Meisters über sich und die Seinen, "Chinesisches Roulette" und "Satansbraten", beide von 1976. In der Reihe "Der Blick ins Freie" stellt das Kino den unabhängigen Frankfurter Filmemacher Thomas Carle vor: am 31. März um 19.45 Uhr. two
Es ist unstreitig, daß sich der verfassungsrechtliche Grundsatz der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Realität bisher nicht durchgesetzt hat. Damit neben die rechtliche auch die tatsächliche Gleichberechtigung tritt, reicht es aus meiner Sicht nicht aus, ausschließlich bewußtseinsbildend tätig zu werden. Der Staat muß vielemehr da, wo dies möglich ist, durch seine Rahmengesetzgebung auf die tatsächliche Gleichberechtigung hinwirken. Sowohl der Artikel 31 des Einigungsvertrags als auch die Koalitionsvereinbarung gaben dem Bundesfrauenministerium den Auftrag, mit dem Entwurf eines Zweiten Gleichberechtigungsgesetzes die Rahmengesetzgebung des Bundes fortzuentwickeln.
Der Referentenentwurf des Zweiten Gleichberechtigungsgesetzes wurde von mir im Janaur vorgelegt. Die hessische Frauenministerin hat in diesen Tagen ebenfalls einen Entwurf für ein Landesgesetz vorgestellt, der von den bisher vorliegenden Landesgesetzen dem des Bundes am meisten vergleichbar ist. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, daß die beiden Entwürfe sich in ihrem Kern - und damit meine ich die berufliche Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst - nicht wesentlich unterscheiden. Der Gesetzentwurf des Bundes hat vor allem - bedingt durch die umfassenden Gesetzgebungskompetenzen - einen weiteren Rahmen.
Deutlich wird dies z. B. beim Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Hier sieht der hessische Entwurf eine Begriffsbestimmung und die Verpflichtung der Dienststelle zur Unterbindung der Belästigung vor. Der Entwurf des Bundes beinhaltet dagegen ein eigenes Gesetz, das den Schutz für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Gemeinden und in der Privatwirtschaft regelt und vor allem auch Sanktionsmöglichkeiten aufzeigt.
Mein Entwurf enthält darüber hinaus ein Gesetz zur Besetzung von Gremien im Einflußbereich des Bundes. Der von mir zu Beginn der Legislaturperiode vorgelegte Gremienbericht war zu dem Ergebnis gekommen, daß der Anteil der Frauen in diesen Gremien lediglich 7,5 Prozent beträgt. Zukünftig müssen alle vorschlagsberechtigten Stellen - Verbände, Organisationen, Behörden - für jede zu besetzende Position jeweils eine Frau und einen Mann mit entsprechender Eignung vorschlagen; sie müssen zwingende Abweichungen von diesem Verfahren schriftlich begründen. Ich bin sicher, daß wir mit dieser Vorschrift ähnlich wie z. B. in Dänemark den Anteil von Frauen in den Gremien schrittweise erheblich verbessern werden, auch ohne starre Quote. Der hessische Entwurf ist hier bedeutend unverbindlicher. Er sieht weder eine Begriffsbestimmung noch Verfahrensregelungen mit verbindlichen Vorgaben für vorschlagsberechtigte Stellen vor, obwohl das Land hier die gleichen gesetzgeberischen Möglichkeiten wie der Bund hat.
Schwerpunkt beider Gesetzentwürfe ist die berufliche Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst. Der Entwurf des Bundes bezieht darüber hinaus in diesem Bereich ausdrücklich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit ein. Das ist aus meiner Sicht ein sehr bedeutender Unterschied, weil der Gesetzentwurf sich hier auch an Männer wendet mit der klaren Zielsetzung, davon wegzukommen, daß die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausschließlich ein Problem von Frauen ist.
An meinem Entwurf des Artikels 1 wurde besonders kritisiert, er enthalte zu viele Kann- oder Sollbestimmungen anstelle von Mußvorschriften. Dieser Eindruck ist falsch. Das Verhältnis zwischen Mußvorschriften und Bestimmungen in etwas abgeschwächterer Form beträgt umgekehrt etwa 6:1. Außerdem ist eine pauschale Beanstandung als Sollbestimmung ohne ihre inhaltliche Bewertung fruchtlos. Soweit es um das Ziel der Frauenförderung im öffentlichen Dienst selbst geht, sind beide Entwürfe gleichwertig. Ansatzpunkt ist die Beseitigung der weiblichen Unterrepräsentanz unter Beachtung des Leistungsgrundsatzes. Begrifflich bedeutet Unterrepräsentanz, daß Frauen in einem Bereich in geringerer Zahl vertreten sind als Männer. Das Gesetzesziel kann, entsprechend der Vorgaben aus dem Gleichheitsgrundsatz, unabhängig vom einzelnen Bereich nur einheitlich bestimmt werden. Dazu steht nicht im Widerspruch, daß sich der Anteil der Geschlechter in verschiedenen beruflichen Laufbahnen noch für lange Zeit unterschiedlich entwickeln wird.
Wesentliche Elemente der Frauenförderung im öffentlichen Dienst sind wiederum in beiden Entwürfen Frauenförderpläne und Frauenbeauftragte. In der Bundesverwaltung muß jede Dienststelle für jeweils drei Jahre einen verbindlichen Frauenförderplan zur Verbesserung der Lage der weiblichen Beschäftigten aufstellen. Dazu gehören auch flexible, aber verpflichtende Zielvorgaben mit einem zeitlichen Stufenplan zur Erhöhung des Frauenanteils bei der Einstellung und dem beruflichen Aufstieg. Dieser Plan ist in der Dienststelle zu veröffentlichen. Neben der Verpflichtung zu seiner jährlichen Anpassung an die aktuelle Entwicklung muß nach Ablauf der drei Jahre im folgenden Frauenförderplan Rechenschaft über die Umsetzung der bisherigen Zielvorgaben gegeben werden.
Der hessische Entwurf schreibt einen sechsjährigen Frauenförderplan mit verbindlichen Zielvorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils für jeweils zwei Jahre vor. Unzutreffend ist die Kritik aus Hessen an der angeblichen Unverbindlichkeit der Bundesregelung. Im Ergebnis sind auch die hessischen Zielvorgaben flexibel - also nicht starr -, weil sie sich ebenfalls nach der Beschäftigungssituation in der einzelnen Dienststelle richten. Mit dem Stichwort Zielvorgabe verbindet sich natürlich die Frage nach einer Quotenregelung. Ich lehne sie, unabhängig von dem verfassungsrechtlichen Meinungsstreit, als praktisch unbrauchbares Mittel der Frauenförderung ab. Sie behindert die notwendige Flexibilität in der Personalentscheidung und beeinträchtigt unzumutbar den Betriebsfrieden. Im übrigen habe ich den Eindruck, daß meine Kollegin Pfarr in ihren politischen Erklärungen von der Quotenregelung zumindest abgerückt ist, auch wenn sie sich dennoch teilweise in ihrem Entwurf findet. Beispiele hierfür sind die grundsätzliche Besetzung von mehr als der Hälfte der freien Stellen mit Frauen und die 50prozentige Quote bei der Ausbildung, wenn in den betroffenen Bereichen und Ausbildungsberufen weniger Frauen als Männer sind.
Bei der Frauenförderung geht es nicht nur um die Einstellung und vor allem den beruflichen Aufstieg, sondern genauso um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen als entscheidende Voraussetzung für eine tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter. Der Entwurf des Bundesfrauenministeriums für ein Gleichberechtigungsgesetz stellt dazu auch, wie bemerkt, die erleichterte Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Mittelpunkt, der hessische Entwurf hält sich in seiner politischen Aussage hierzu zurück. Dafür hat man sich in Wiesbaden große Mühe gegeben mit den Verfahrensregelungen zur Genehmigung und Kontrolle des Frauenförderplanes. Die jeweilige Aufsichtsbehörde und im Bereich der Landesregierung das Frauenministerium sowie bei seiner eigenen Betroffenheit das Landespersonalamt haben ein entscheidendes Wort mitzureden. Das reicht bis zum Erfordernis der Zustimmung dieser Stellen zu jeder Stellenbesetzung oder Beförderung zugunsten eines Mannes, wenn die betroffene Dienststelle die Zielvorgaben aus ihrem Frauenförderplan nicht erfüllt hat. Dieser ausgeklügelte Kontrollmechanismus mag auf dem Papier eindrucksvoll wirken, nicht zu übersehen sind jedoch die praktischen Nachteile einer Überbürokratisierung und Behinderung der Verwaltung sowohl bei der Inkraftsetzung des Frauenförderplanes als auch bei den einzelnen Personalentscheidungen. Fraglich ist auch, ob die Aufsichtsbehörden oder das hessische Frauenministerium seine Kontrollaufgaben ohne Personalverstärkung erfüllen können oder längere Verzögerungen bei der Erteilung der notwendigen Zustimmung in Kauf genommen werden.
Das Bundesfrauenministerium hat jedenfalls auf zu bürokratische Regelungen, die letztlich den praktischen Nutzen der Frauenförderung ersticken, von vornherein verzichtet. Wenn eine Dienststelle unberechtigt von ihrem Frauenförderplan abweicht, verstößt sie gegen das Gesetz. Die Frauenbeauftragte und der Personalrat haben die erforderlichen Befugnisse, um gegen ein solches Handeln vorzugehen. Durch die Veröffentlichung des Frauenförderplanes können sich auch die Beschäftigten, z. B. in der Personalversammlung, an der kritischen Meinungsbildung beteiligen.
Der Frauenförderplan steht und fällt mit einer durchsetzungsfähigen Frauenbeauftragten, d. h. mit der Regelung ihrer Rechte und Aufgaben. Beim Bund ist vorgesehen, daß grundsätzlich jede Dienststelle ab 200 Beschäftigten (Hessen ab 20 Beschäftigten) eine Frauenbeauftragte bestellen muß. Sie gehört offensichtlich auch in der hessischen Konzeption der Verwaltung an, wird nicht gewählt, übt in beiden Entwürfen ihre Tätigkeit weisungsfrei aus und hat ein unmittelbares Vortragsrecht bei der Leitung der Dienststelle. Die Mitwirkung am Frauenförderplan und seine Durchsetzung sowie darüber hinaus die Beachtung aller Bestimmungen des Gleichberechtigungsgesetzes sind die wichtigsten Aufgaben der Frauenbeauftragten. In meinem Entwurf wird ergänzend die Beratung und Unterstützung von Frauen in Einzelfällen betont. Er schützt die Frauenbeauftragte ausdrücklich vor Benachteiligungen und vor Kündigung, Versetzung und Abordnung in gleicher Weise wie Mitglieder des Personalrates. Für die hessische Frauenbeauftragte ist der Rechtsschutz ähnlich, allerdings kann sie gegen ihren Willen aus wichtigen dienstlichen Gründen auch vorzeitig abgesetzt werden. Auch die Befugnisse zur Akteneinsicht sind in beiden Entwürfen gleichwertig, in der Bundesregelung kommt der Datenschutz bei Personalakten jedoch besser zum Ausdruck. Der hessische Entwurf kann für sich in Anspruch nehmen, daß das Widerspruchsrecht der Frauenbeauftragten gegen rechtswidrige Maßnahmen der Verwaltung grundsätzlich eine aufschiebende Wirkung hat, während in meiner Konzeption hier eine der wenigen Soll-Vorschriften gilt. Zumindest in gravierenden Fällen kann eine Verwaltungsentscheidung nicht bis zur Klärung über den Widerspruch der Frauenbeauftragten aufgeschoben werden, besonders wenn dabei die Aufsichtsbehörde zu beteiligen ist. Die praktische Akzeptanz der Frauenförderung könnte dadurch eher erschwert werden.
In beiden Entwürfen sind die Frauenbeauftragten im erforderlichen Umfang bis hin zur vollen Freistellung von anderweitigen Aufgaben zu entlasten und ggf. durch eine Vertretung zu unterstützen. Die Bundesregelung verzichtet allerdings aus zwingenden und einsichtigen Haushaltsgründen auf eine Steigerung der Personalkosten und somit auch auf starre Freistellungsregelungen, z. B. abhängig von der Anzahl der Beschäftigten und ohne Rücksicht auf den Frauenanteil. In Wiesbaden hat man das Problem der Personalmehrkosten im öffentlichen Dienst anscheinend nicht in dieser Deutlichkeit.
Beide Gleichberechtigungsgesetze werden künftig auch daran gemessen, was sie in den Bereichen Teilzeit, Beurlaubung und Fortbildung leisten. Annähernd gleichwertig sind die Regelungen in beiden Entwürfen über die grundsätzliche Verpflichtung zur Stellenausschreibung auch in Teilzeitform. An der Bundesregelung möchte ich besonders den ausdrücklichen Hinweis auf die Einbeziehung der Vorgesetzten- und Leitungsaufgaben hervorheben. Ähnlich wichtig ist die ausdrückliche Berücksichtigung sozialer Kompetenzen aus ehrenamtlicher Sozialarbeit und der Familienarbeit als Qualifikationsmerkmal für die persönliche Eignung, soweit diese Qualifikationen für die dienstlichen Tätigkeiten erheblich sind, so die Regelungen in beiden Entwürfen.
Beide Entwürfe enthalten Bestimmungen über familiengerechte Arbeitszeiten, die Verpflichtung der Dienststelle, eine ausreichende Anzahl von Teilarbeitsplätzen einzurichten und dabei Mehrbelastungen für die Beschäftigten zu vermeiden sowie Anträge auf Teilzeit und Beurlaubung wegen familiärer Verpflichtungen grundsätzlich zu bewilligen. Der Entwurf des Bundesfrauenministeriums legt den Akzent auch hierbei zusätzlich auf Stellen mit Vorgesetzten- und Leitungsaufgaben. Jedes Gleichberechtigungsgesetz muß darauf achten, daß es nicht mit arbeits- und dienstrechtlichen Spezialvorschriften kollidiert, d. h. unverbindlich bleibt ohne Folgeänderungen in anderen Gesetzen. Mein Entwurf enthält in den Artikeln 2-6 diese dienstrechtlichen Folgeänderungen zum Schwerpunkt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, besonders zum grundsätzlichen Rechtsanspruch auf familienbedingte Teilzeit und Beurlaubung, ferner zur angemessenen Berücksichtigung von Zeiten der Beurlaubung bei der Entscheidung über eine Beförderung und über ein allgemeines Benachteiligungsverbot für Beschäftigte mit Familienpflichten, die sich auf ihre berufliche Laufbahn auswirken. Das trifft zumindest teilweise jetzt auch für den neuen hessischen Entwurf zu.
Beide Entwürfe fördern das Kontakthalten zum Beruf während der Beurlaubung. Hessen kann darauf verweisen, daß die Regelung über die bevorzugte Berücksichtigung von Personen mit Familienpflichten bei der Besetzung von Vollzeitstellen vergleichsweise noch verbindlicher ist. In der Bundesregelung zur Fortbildung wird die dezentrale Veranstaltung für Beschäftigte mit Familienpflichten berücksichtigt.
Ich bleibe dabei:
Artikel 1 des Bundesgesetzes und das hessische Gleichberechtigungsgesetz haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Falsch ist die Kritik von Heide Pfarr, daß Artikel 1 mehr Kann- oder Soll-Vorschriften als Muß-Vorschriften enthält. Nicht jede Muß-Vorschrift über die Ziele der Frauenförderung ergibt allerdings im Einzelfall einen Rechtsanspruch. Das trifft auch für das hessische Gesetz nicht zu. Ebenso unrichtig ist die Behauptung, im Artikel 1 seien die Zielvorgaben nicht verbindlich oder der Frauenförderplan werde nicht kontrolliert. Artikel 1 enthält jedoch weniger bürokratische Regelungen - besonders im Verhältnis zwischen der Dienststelle und der Aufsichtsbehörde bei der Genehmigung des Frauenförderplanes und anschließender Abweichungen von ihm - als der hessische Entwurf. Dieser scheint sich bei einigen verfassungsrechtlichen Fragen leichter zu tun, indem er z. B. ohne Hinweis auf die Tarifautonomie Arbeitszeitregelungen für die Arbeitnehmer vorgibt oder für den Ausbildungsbereich teilweise eine starre Quote festsetzt. Der Vorrang des Leistungsgrundsatzes auch gegenüber der Frauenförderung bleibt etwas undeutlich. Und schließlich empfinde ich die ungenügende Thematisierung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im hessischen Entwurf als Mangel.
Die Frankfurter Bezirksliga nutzte das Karnevalswochenende, um einige Spiele nachzuholen. Dabei zeigte der Tabellenvorletzte, die FG Seckbach, gegen den Zweiten SV Heddernheim die beste Leistung der Saison und erkämpfte ein hochverdientes Unentschieden.
SC Goldstein - FFV 04 Sportfreunde 1:1 (0:0). Gut gespielt und doch nur einen Punkt, da der Goldsteiner Sturm unter Ladehemmung leidet. Typisch auch die beiden Tore, sie resultierten aus Elfmetern. Für die Platzherren verwandelte Klein, für die Gäste traf Hisch.
FC Dubrovnic - FC Maroc 3:2 (1:2). Das einzige Sonntagsspiel wäre fast einem Schneesturm zum Opfer gefallen. Dubrovnic reichte eine mäßige Leistung, die Tore gegen den Tabellenletzten erzielten Damjanovic (2) sowie Kristo.
FG 02 Seckbach - SV 07 Heddernheim 0:0. Seckbach war kaum wiederzuerkennen gegenüber den vergangenen Wochen und setzte dem Favoriten gehörig zu. Chancen, das Spiel zu entscheiden, gab es auf beiden Seiten. Bei den "02ern" verdienten sich Sicker und Wilhelm gute Noten, beim SV nur Keeper Sorge.
Union Niederrad - Germania Enkheim 0:2 (0:1). Die Union spielte schwach, Enkheim verpaßte es, weitere Tore zu machen. Die Treffer schossen Salamon (35.) und Buschbeck (90.), außerdem überzeugte Libero Mulliri. ask
"Ich bin zufrieden mit meiner Leistung", lehnte sich Christoph Klotz in den Gängen der Gelnhäuser Kreisrealschulsporthalle zufrieden zurück. Sechsmal war er an seiner alten Wirkungsstätte erfolgreich, sein neuer Klub TuS Eintracht Wiesbaden hatte standesgemäß gesiegt, versäumte es aber, den großen spielerischen Glanz zu verbreiten. Daß er erstmals im anderen Kabinentrakt war, fiel ihm nicht sonderlich auf - die Fans haben ihm offenbar auch seinen zweiten Weggang aus Gelnhausen verziehen, es gab keine Mißfallenskundgebungen oder Anfeindungen von den Rängen, denen der Akteur während der Partie oder hernach außerhalb der Spielfläche ausgesetzt war.
Allerdings gab es auch keine Beifallsstürme für den Gast, der beim weit abgeschlagenen Schlußlicht in keiner Phase wie ein Meisterkandidat wirkte. "Unser wichtigstes Spiel steht am Samstag gegen den Mitbewerber TSG Oßweil auf dem Programm. Bei einem Sieg bleiben wir an Scharnhausen dran", ergänzt Christoph Klotz. "Ich drücke dem TV Gelnhausen in Scharnhausen ganz fest die Daumen", hofft Wiesbadens Coach Manfred Bengs auf eine ähnlich couragierte Leistung der Gelnhausener in Nellingen- Ostfildern wie die, die der TV gegen seine Mannschaft bot.
Eintracht Wiesbaden ist in der Vergangenheit oftmals gegen die sogenannten "Kleinen" gestolpert, ließ auch in Gelnhausen die entsprechende Einstellung vermissen. Daher glauben die Intimkenner weniger an einen Ausrutscher gegen den Mitkonkurrenten aus Oßweil (Samstag, 20 Uhr, Elsässer Platz) als an Probleme in Günzburg (6. März) oder gegen Fürstenfeldbruck (13. März). Allerdings kann das Team aus der Landeshauptstadt auch an seiner andauernden Verletzungsmisere scheitern. Nach den Langzeitverletzten Martin Suttner und Lutz Merten stehen in dieser Saison auch Thomas Hein (Knieoperation) und Armin Freisler (Bänderabriß) nicht mehr zur Disposition. Mit nur sieben Feldspielern - Alexander Acker konnte zuletzt wegen einer Grippe nicht eingesetzt werden - sieht es bei Eintracht Wiesbaden nicht gerade gut aus. In Gelnhausen saß bereits Peter Lohaus (der ehemaliger Zweitligaspieler agiert eigentlich in der zweiten Mannschaft der Eintracht) für den Eventualfall auf der Ersatzbank.
Dank der Wurfkraft von Christoph Klotz, der als sechstbester Werfer dieser Klasse sein Konto auf nunmehr 93 Tore erhöhte, kam Wiesbaden um einen peinlichen Punktverlust herum. Spielmacher Alexander Masitrenko, der bislang 63 Mal den Ball in des Gegners Tor beförderte, blieb weit hinter den Erwartungen. Dafür trumpften die Routiniers Jörg Schulze, er markierte bislang 46 Treffer, und Thomas Bannach, der es bisher auf 40 Tore brachte, auf, und Michael Jacob, der bereits gegen Aue sechsmal traf, unterstrich auch in Gelnhausen seine derzeitige Treffsicherheit. hdp
HEUTE LESEN SIE
Mitterrand Ruf nach 35-Stunden-Woche Seite 2
Leitartikel Jelzins Niedergang Seite 3
Partei "Die Grauen" Finanzen im Zwielicht Seite 4
Feuilleton Wessis raus Seite 7
Wirtschaft Unterstützung für Clinton Seite 11
Frankfurt Helau auf allen Gassen Seiten 13 u. 14
Kulturspiegel Stephan Walds Kabarett Seite 17
Hessen Wohin mit dem Kompost? Seite 19
Aus aller Welt Gericht legt Funkturm lahm Seite 20
Fernsehen und Funk Seite 8
Freie Aussprache Seite 10
Filmspiegel Seite 10
Roman Seite 16
SPORTRUNDSCHAU 1. FC Köln Wieder Feuer unterm Dach Seite 23
Ski nordisch Dählie bezwang Ulvang Seite 25
Rodeln Silber für Hackl Seite 26
Tennis Sport rückt in den Hintergrund Seite 28
Es scheint sich bei der befaßten Strafjustiz zum Teil eine anmaßende Vorgehensweise zu entfalten, die meines Erachtens nicht akzeptiert werden kann (FR vom 16. 2. 1993 "Mutlangen-Prozeß eingestellt").
So sollen wohl vorerst bekannte Personen als "Vorreiter" benutzt werden, um dann den ganzen Schlamassel, den die Justiz sich eingebrockt hat und dessen Opfer zuvor Tausende Friedensdemonstranten geworden sind, "aus der Welt zu schaffen".
Damit bleibt dann allerdings prinzipiell alles beim alten: Der Nötigungsparagraph in seiner Nazi-Fassung wird nach wie vor nicht verändert.
In meinem Fall sieht das so aus: Das Amtsgericht Schwäbisch Gmünd hat gegen mich am 17. 1. 1989 wegen der Teilnahme an u. a. neun verschiedenen gewaltfreien Sitzdemonstrationen am Pershing-II-Stationierungsort Mutlangen einen Strafbefehl über 9ä50 Tagessätze (also insgesamt 450 Tagessätzen) erlassen, mit einer Reduzierung auf eine Gesamtstrafe von 200 Tagessätzen zu je 40 Mark, insgesamt 8000 Mark.
Gegen diesen Strafbefehl habe ich am 20. 1. 1989 Einspruch eingelegt. Seitdem liegt diese Sache beim Amtsgericht Schwäbisch Gmünd auf Halde (wie noch weitere unbearbeitete Strafbefehle gegen mich).
Nun wurde mir "richterlicher Weisung gemäß" mitgeteilt, daß die Staatsanwaltschaft Ellwangen beantragt habe, im Hinblick auf einschlägige Verurteilungen durch die Amtsgerichte Bonn (30 Tagessätze) und Simmern (27 Tagessätze) "das Verfahren bezüglich der dem Strafbefehl des Amtsgerichts Schwäbisch Gmünd am 17. 1. 1989 zugrundeliegenden Taten nach § 154 Abs. 2 Strafprozeßordnung einzustellen".
Dies ist demokratisch-rechtsstaatlich nicht zu akzeptieren. Deshalb wehre ich mich politisch dagegen, daß jetzt, da die Rechtsauffassung vieler Gerichte und Obergerichte nicht mehr davon ausgeht, daß die damaligen Sitzdemonstrationen als strafbar im Sinne von § 240 Strafgesetzbuch (Nötigung) einzustufen sind, in Schwäbisch Gmünd und Ellwangen der Versuch unternommen wird, einem wahrscheinlichen Freispruch auf höherer Gerichtsebene "vorzubeugen".
Geht man von der bisherigen und seit 1983 ungebrochenen Rechtsauffassung der Staatsanwaltschaft Ellwangen (und auch überwiegend des Amtsgerichts Schwäbisch Gmünd) aus, so beruhte dieser Strafbefehl gegen mich - wie andere auch - genau auf der Einschätzung, unser friedlicher und gewaltfreier Sitzprotest gegen Massenvernichtungswaffen sei als "Nötigung" strafbar.
Sollten Staatsanwaltschaft und Gericht heute der Auffassung sein, die inkriminierten Sitzdemonstrationen seien nicht strafbar, dann erwarte ich einen ordentlichen Prozeß und einen Freispruch, aber keine klammheimliche Verfahrenseinstellung.
Freispruch auch im Sinne einer politischen Rehabilitierung all der vielen verurteilten Friedensdemonstrantinnen und -demonstranten.
Wenn die Staatsanwaltschaft Ellwangen jetzt beantragt, diese Strafsache gegen mich einzustellen, und wenn das Amtsgericht Schwäbisch Gmünd dem folgt, ist dies meines Erachtens Rechtsbeugung bzw. Strafvereitelung im Amt.
Sollte es zu einer Einstellung unter Bezug auf die vergleichsweise geringfügigen Verurteilungen durch die Amtsgerichte Bonn und Simmern kommen, werde ich deshalb mit einer Strafanzeige gegen die Staatsanwaltschaft Ellwangen und die entscheidende Kammer des Amtsgerichts Schwäbisch Gmünd antworten.Klaus Vack, Sensbachtal
Kommen zu viele Urlauber in einen Ferienort, werden die Einwohner seelisch und körperlich krank. Das geht aus einer Studie des Salzburger Arbeitskreises für Vorsorgemedizin (AKV) hervor, der 400 Einwohner der Österreichischen Fremdenverkehrszentren St. Gilgen und Fuschl nach ihren Krankheiten befragte. "Der Ich-Verlust in der Saison, das dauernde Freundlich-sein-Müssen, die veränderten Eßgewohnheiten, wenig Zeit für sich selbst haben", so der Kernsatz der Analyse, "bewirken eine Streßsituation, die mittels erhöhtem Nikotin- und Alkoholkonsum sowie Beruhigungs- und Schlafmittel zu bewältigen versucht wird."
Frauen sind der Studie zufolge stärker gestreßt als Männer: mangelnde Zeit zum Essen und Ausspannen sowie die viel zu knapp bemessene Zeit für ein ausgewogenes Privatleben belasten Körper und Seele, die Folge sind unter anderem diffuse Ängste, Niedergeschlagenheit und ein Isolationsgefühl. Männer wiederum klagen häufig über Verdauungsprobleme und Schlaflosigkeit, vier von zehn greifen zur Flasche oder Beruhigungspillen.
Diese Symptome sind nach Ansicht der Salzburger Ärzte nicht nur in den genannten Fremdenverkehrsorten - 80 Prozent der zusammen jährlich 750 000 Übernachtungen entfallen auf den Zeitraum zwischen Juni und August - anzutreffen. "Das ist typisch für jeden Tourismusort", so Projektmanagerin Hedwig Klebel. "Viele Menschen arbeiten dort jedes Jahr ein paar Monate bis zur Erschöpfung, dann rauschen sie ab in die Südsee. Nur zur Ruhe und zu sich selbst kommen sie nie." tdt
Vielen Dank für den sehr informativen Abdruck aus Renate Kleins u. a. Buch zur Abtreibungspille (FR vom 17. 2. 1993 "RU 486/Pg verstärkt die Kontrolle von Männern über Frauen".) Wir stimmen dieser Position, die die Vorzüge der Abtreibungspille in Frage stellt, zu und informieren schon seit Jahren die Öffentlichkeit über die Probleme, die diese medikamentöse Form des Schwangerschaftsabbruchs mit sich bringt.
Es bleibt die Frage, aus welchen Gründen in der Bundesrepublik so viele öffentliche Personen und Organisationen die Zulassung der Pille fordern.
Es mag mangelnde Information sein, da die meisten Studien von Roussel Uclaf/Hoechst finanziert sind, und diese Auftragsarbeiten zur Zufriedenheit der Auftraggeber erfüllt werden. Aber warum lassen sich so viele vor den Karren der Pharmaindustrie spannen?
Die Erfahrungen vieler Menschen mit diesem Industriezweig, seien es die falschen Versprechungen mit den Hormonbehandlungen während der Schwangerschaft (DES), mit der Pille Danach Duogynon der 70er Jahre, den Prostaglandinexperimenten oder heute mit dem vermeintlichen Jungbrunnen der Hormonbehandlungen der Wechseljahre, sollten eine große Vorsicht und kritische Prüfung für notwendig erscheinen lassen. Die Zurückhaltung von Hoechst im eigenen Lande widerspricht dem nicht - wann wurde die Pharmaindustrie zuletzt so nett gebeten?
Wichtiger noch ist mir, daß die jetzige Diskussion um diese Pille von der Niederlage der Frauen in der Abtreibungsgesetzgebung ablenkt. Wir fordern seit über 75 Jahren die Abschaffung des § 218. Es sieht so aus, als ob selbst eine Fristenlösung von dem Bundesverfassungsgericht in Karlruhe nicht genehmigt würde.
Unter diesen unsäglichen Bedingungen führt die Diskussion um die Abtreibungspillen zu einer Ablenkung von den völlig unzureichende Abtreibungsmöglichkeiten in der BRD, vom Nord-Süd-Gefälle in dem Zugang und der Möglichkeit zu einer ambulanten Absaugung, der ÄrztInnenbevormundung, von Schnüffeleien und Verleumdungen à la Memmingen.
Ich fände es sinnvoller und glaubwürdiger, wenn in der BRD allen zugängliche, ambulante Abtreibungsbedingungen in frauenwürdigen Einrichtungen durchgesetzt würden. Denn die Abtreibungspille gäbe es nur im Rahmen des geltenden § 218.
Der aber ist Frauen nicht angemessen und wird nicht verbessert durch eine unzuverlässige RU 486/Pg, die aus berechtigter Furcht vor möglichen Notfallmaßnahmen nur unter strenger ÄrztInnenkontrolle mit vielen Folgewirkungen eingenommen werden kann.
Sylvia Groth, (Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum e.V.), Berlin
USINGEN. "Das Merzhäuser Festjahr ist eröffnet." Beifall umbrandete diesen Satz, den der kommissarische Usinger Bürgermeister Detlef Ortmann in der "Rauschpenn"-Mehrzweckhalle bedeutungsschwer aussprach. Die mehr als 400 Gäste applaudierten und freuten sich darauf, was das Jahr noch bringen wird - ihr Jahr, in dem sie das 700jährige Bestehen Merzhausens feiern.
Ortmann lobte den feierlichen Anlaß am Wochenende denn auch schon im voraus als "Auftakt eines hoffentlich großartigen Festjahres". Der Stadtteil habe in den sieben Jahrhunderten nichts von seiner Eigenständigkeit eingebüßt, hob der Bürgermeister hervor.
Im Foyer der Halle hatten die Organisatoren die einzelnen Seiten des Buches "Merzhausen im Taunus 1293 - 1993" ausgestellt, das Joachim Bierwirth zum Jubiläum geschrieben hatte. Ortmann betonte, fast das ganze Dorf habe dafür Material zusammengetragen. Nahtlos knüpfte Landrat Jürgen Banzer an die Lobeshymnen an. Daß die Welt in Merzhausen noch in Ordnung sei, sehe man daran, daß sich die Halle trotz Fastnacht bis zum Rand gefüllt habe, sagte er.
Raunen und Gelächter erntete Banzer für seine Bemerkung, der Stadtteil sei bekannt als "ein Ort, an dem viel, heftig und ausdauernd gefeiert wird". Der Landrat überreichte als Jubiläumsgeschenk ein Siegel mit dem Merzhäuser Wappen.
Zur Feier trugen der Kirchen-, der Männer- und der Posaunenchor bei, bevor die "Rauschpenn-Sänger" erstmals öffentlich das "Merzhäuser Lied" vortrugen. Ein Auszug: Hier in Merzhausen - da will ich leben / Hier in Merzhausen - da kenn ich mich aus / war ich mal fort und fern meiner Heimat / Kehr&rquote; ich mit Freuden dann wieder nach Haus&rquote;. ill
Die um vier Monate verzögerte Besoldungserhöhung der Beamten ist von ÖTV- und Beamtenfunktionären als "Solidaritätsbeitrag", als "Sparopfer" oder als "Strafaktion" bezeichnet worden (FR vom 17. 2. 1993 "Beamte müssen bis Mai warten").
Arbeiter und Angestellte müssen seit Jahr und Tag von ihren Gehaltserhöhungen wenigstens 18 Prozent Beiträge zur Sozialversicherung abführen, Beamte jedoch nicht. Beamte haben demzufolge in den vergangenen Jahren permanent Sparvorteile und Belohnungen erhalten.
Der sogenannte Aufbau Ost ist bislang im wesentlichen über eine Erhöhung der Beiträge und der Beitragsbemessungsgrenzen sowie über Leistungskürzungen in der Sozialversicherung finanziert worden.
Davon sind alle Beamten verschont geblieben. Wer dem unteren, dem mittleren oder gehobenen Dienst angehört, mag sich damit nicht zufriedengeben.
Sie mögen die ÖTV fragen, warum ausgerechnet in diesem Jahr eine nennenswerte soziale Komponente nicht angestrebt wurde.
Jürgen Bollinger, Neuwied
In der Bezirksliga Offenbach fand am Wochenende ein Nachholspiel statt. Der FV 06 Sprendlingen schlug dabei die SSG Langen mit 3:0. Langen ist somit auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht.
Langen - Sprendlingen 0:3 (0:0) Tore: Heine, Ferreira, Herbert. Beste Spieler: Thierolf (L). app.
KRONBERG. Die UBG ist in jedem Falle gegen die STEL. Sprecher Ulrich Brandt: "Wir haben unseren UBG- Stadtplan um die STEL bereinigt, weil wir sie auf keinen Fall wollen", so Brandt. Die UBG lehne es ab, in städtischer Regie eine überörtliche Straße zu planen und zu bauen. Das sei allein Aufgabe der Landesbehörden. FR
Der Bericht über die Abbaumethoden in Westkanadas Wäldern scheint nicht übertrieben (FR vom 16. 2. 1993 "Sie wollen sich nicht mehr wie die Axt im Urwald betragen"). Ich erinnere mich gut an unser Erschrecken, als wir anläßlich einer Urlaubsreise in herrlicher Landschaft auf riesige Kahlschläge trafen.
Und außerdem: Vancouver ist zwar die größte Stadt in British Columbia, jedoch nicht die Hauptstadt. Das ist immer noch Victoria, an der Südspitze von Vancouver Island gelegen.
Übrigens eine liebenswerte, interessante Stadt.
Dieter Dort, Staufenberg
Aus dem erhofften dritten Streich wurde nichts: Schon im Vorgriff auf den Spieltag am Wochenende unterlag der SV Kilianstädten in der Bezirksliga Hanau Eintracht Oberrodenbach mit 2:5.
SV Kilianstädten - Eintracht Oberrodenbach 2:5 (1:2). Tore: 0:1 Trageser, 0:2 Smola, 1:2 Brandstädter, 2:2 Brandstädter, 2:3 Smola, 2:4 Schilling, 2:5 Ruhnau. Beste Spieler: Schilling, Smola, Ruhnau (O). Brandstädter, Loosen (K) gö
OSTEND. Bleibt der Großmarkt nun doch am Osthafen? Sowohl im Stadtteil als auch im Römer mehren sich die Stimmen, die sich gegen eine Verlagerung des Marktes aussprechen und statt dessen für eine Modernisierung an Ort und Stelle plädieren. Spätestens seit ein entsprechender Antrag der Grünen im Ortsbeirat 4 (Bornheim / Ostend) zum Koalitionskrach mit der SPD geführt hatte (die Stadtteil-Rundschau berichtete), hat die Debatte um die Zukunft des Großmarktes wieder an Brisanz gewonnen. Neben den Grünen hat nun auch die CDU im Ortsbeirat und in der Stadtverordnetenfraktion signalisiert, daß sie von der Idee des Standortwechsels Abstand nimmt
Die Unionspolitiker wollen sich der Forderung der Grünen anschließen, ein Gutachten für eine Modernisierung des Marktes in der jetzigen Halle erstellen zu lassen. Das Bürgerforum Ostend hatte Politiker, Händler und Marktleitung eingeladen, um die Positionen und Perspektiven zu diesem Thema darzustellen. Die SPD war zu dieser Podiumsdiskussion nicht erschienen. Seit nunmehr vier Jahren wird über die Verlagerung des Großmarktes gesprochen. Dabei sei die Debatte ursprünglich nicht aus "großmarktspezifischen Gesichtspunkten" entstanden, sagte der Stadtverordnete Albrecht Hennemann (Grüne), sondern wegen der Pläne Frankfurts, sich als Ausrichter für die Olympiade zu bewerben. Seither, ergänzt Eugen Wicker vom Bürgerforum, sei die Diskussion "sehr einseitig" verlaufen: Alle Gutachten, die in Auftrag gegeben worden seien, beschäftigten sich ausschließlich mit dem Standortwechsel; bislang gebe es keine einzige Analyse, die aufzeige, was man aus dem alten Großmarkt alles machen kann.
"Hier wird nicht objektiv geprüft", glaubte auch Jürgen Schröder von der Interessensgemeinschaft der Händler; es werde lediglich versucht, die Verlagerung voranzutreiben. Und zwar gegen den Willen der Händler. Sie wollen laut Schröder an dem jetzigen Standort bleiben. Die Struktur des Marktes, der zu den vier größten in Deutschland gehört, sei "völlig intakt", meint Schröder.
Allerdings habe die Verlagerungsdebatte, die mittlerweile vier Jahre dauert, dazu geführt, daß niemand mehr investieren wolle, sagte Schröder. Deshalb lautet die zentrale Forderung der Händler: "Der Grundsatzbeschluß, den Großmarkt zu verlagern, muß rückgängig gemacht werden." Mit dieser Sicherheit im Hintergrund seien die Großhändler bereit, sich an den Kosten für eine Modernisierung zu beteiligen, betonte Schröder. Gemeinsam mit Walter Bachmann von der Betriebsleitung äußerte er einige Vorstellungen: So sollen die "überdimensionierten" Gleisanlagen entfernt werden, um mehr Platz für Lieferanten zu schaffen; eine eigene Halle soll das Provisorium vor dem Großmarkt ersetzen; außerdem müßten die unteren Räume sowie das komplette Lüftungssystem renoviert werden. "Das alles ist immer noch billiger, als in die Carl-Benz-Straße umzuziehen", berief sich Bachmann auf verschiedene Kostenanalysen.
Das ist auch das Argument, das laut CDU-Sprecher Karl Diensberg seine Fraktion im Römer dazu bewogen hat, das Thema Verlagerung nicht mehr in das Wahlblatt aufzunehmen. Er glaube zwar nach wie vor, daß dieses riesige innenstadtnahe Areal "zu wertvoll" für die gegenwärtige Nutzung sei; aber angesichts der leeren Kassen müßten sämtliche denkbaren Varianten geprüft und durchgerechnet werden, waren sich CDU und Grüne einig.
Übereinstimmung herrschte auch in einem weiteren Punkt: Die endgültige Entscheidung, wie die Zukunft des Großmarktes aussehen soll, müsse sehr schnell fallen. "Die Händler müssen endlich wissen, woran sie sind", forderte Albrecht Hennemann. rea
"Wer seine Englisch-Note verbessern will, sollte mal einen Feriensprachkurs im Ausland buchen." Mit solchen Empfehlungen begeben sich Gymnasiallehrer hart an die Grenze der Legalität. Doch nicht selten, so der Fachverband Deutscher Sprachreiseveranstalter (FDSV), geht der Pädagoge noch einen Schritt weiter: Er empfiehlt einen bestimmten Sprachkursveranstalter, und gelegentlich teilt er an die Schüler auch noch gleich Anmeldeformulare aus.
Noch mehr als die Lehrer schalten indessen einige Veranstalter von Sprachreisen Schüler in das "Keilen" von Interessenten ein: Kopfgelder von 40 Mark pro Buchung sind ebenso üblich wie Konkurrenzkämpfe unter Schülern, die für unterschiedliche Firmen akquirieren: "Da reißt schon mal der Vertreter der Kompaß-Sprachreisen das Plakat der FEE- Sprachreisen runter", schildert FDSV- Vorsitzender James Swift die Lage an der schulischen Front. Nur wenige Veranstalter, etwa die Münchener Studiosus Reisen, vertreiben ihre Angebote über Reisebüros.
Der Verband hat solchen Praktiken den Kampf angesagt. Mit freiwilligen Richtlinien der Selbstkontrolle achtet er nicht nur auf sauberes geschäftliches Verhalten seiner derzeit 15 Mitgliedsfirmen. In erster Linie geht es ihm darum, im Land des Sprachaufenthalts ordentlichen Unterricht und gute Betreuung der deutschen Schüler sicherzustellen. Mit zuletzt 90 000 Teilnehmern decken die FDSV-Unternehmen nach eigenen Angaben rund 50 Prozent des deutschen Marktes für Schüler-Sprachferien ab.
88 Prozent der FDSV-Schüler hatten sich letztes Jahr für einen Englischkurs entschieden. In die verbleibenden zwölf Prozent teilten sich die Interessenten für Französisch, Spanisch und Italienisch. Insgesamt bieten rund 150 Firmen und Einzelpersonen in Deutschland Sprachkurse im Ausland für den Nachwuchs an. Darunter auch eine ganze Anzahl sogenannter "Küchentischvermittler" und "Idealvereine", die nur vortäuschen, Sprachreisenveranstalter zu sein. In Wirklichkeit werben sie mit ihren Anschriften in Deutschland für Sprachschulen im Ausland. Der in der "Rechtsform eines eingetragenen Vereins auftretende Freundeskreis XY", so ein Urteil vom Dezember 1992 aus Braunschweig, gebe vor, Sprachkurse zu veranstalten. In Wirklichkeit reiche er die Adressen nur an ein College in Großbritannien weiter. Dies sei "Täuschung", denn dem deutschen "Idealverein" werde ein "größerer Sympathievorschuß entgegengebracht als einem Gewerbetreibenden".
Ein billiges Ferienvergnügen waren Schülersprachkurse noch nie. Ob Anreise mit der Bahn oder auf dem Luftweg: Für einen zweiwöchigen Junioren-Osterkurs in Süd-England müssen Eltern heute im Schnitt zwei Tausender lockermachen, das Taschengeld nicht mitgerechnet. Ausflüge sind in den Packages aus Fahrt, Kost & Logis sowie Unterricht zwar in der Regel eingeschlossen. Aber bei den Freizeitprogrammen fallen meist zusätzliche Ausgaben an.
Bisher war es üblich, daß die Veranstalter ihre Kursgruppen beim Sport am Nachmittag oder in Jugendclubs und Discos am Abend mit Einheimischen zusammenführten. Gerade hier konnte ohne Hemmschwellen durch Grammatik die Umgangssprache geübt und praktiziert werden. Die Konzentration vieler Veranstalter auf den südlichen Teil der britischen Insel hat in den letzten Jahren jedoch dort unter den einheimischen Jugendlichen vielfach Antipathie gegen die fremden Schüler entstehen lassen. Nachdem es in Freizeitstätten und beim Dancing wiederholt zu Prügeleien gekommen war, mieten einige Sprachveranstalter jetzt oft ganze Discos für Abende mit ihren Kunden. Weil sie dadurch ausgesperrt werden, wächst die Wut der Einheimischen auf die fremden Schüler noch mehr. Und vom sprachfördernden Kontakt mit der Bevölkerung kann ja dann auch nicht mehr die Rede sein.
Alle diese negativen Begleitumstände zu Sprachreisen verunsichern vor allem viele Eltern. Der Fachverband spricht zwar von "einzelnen schwarzen Schafen". Aber er hat erkannt, daß deren Verhalten droht, dem Ansehen der gesamten Branche zu schaden. Als Antwort auf die Fragen und Besorgnisse der Eltern hat der FDSV jetzt den Ratgeber "Sprachreisen für Schüler und Erwachsene" herausgebracht. Er ist kostenlos vom FDSV erhältlich. Die Adresse: Hauptstr. 26, 8751 Stockstadt/a. M., Tel. 06027/2790. FRITZ WINTER
E-TELEGANZNEU
Doppel, Halbfinale: Kratzman/Masur (beide Australien) - Stich/Forget (Elmshorn/Frankreich) 6:3, 7:6 (7:5) - Finale: Kratzmann/Masur (Australien) - de Vries/MacPherson (USA/Australien) 6:3, 7:6 (10:8).
MÄNNER-TURNIER in Philadelphia (700 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Lendl - Sampras (beide USA) 7:6 (7:4), 6:4, Woodforde (Australien) - Rostagno (USA) 7:5, 7:5. - Finale: Woodforde (Australien) - Lendl (USA) 5:4, Lendl wegen Verletzung aufgegeben.
FRAUEN-TURNIER in Oklahoma City (150 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Garrison- Jackson (USA) - Provis (Australien) 6:4, 6:3, Fendick - Whitlinger (beide USA) 5:7, 6:3, 6:3.
FRAUEN-TURNIER in Paris (375 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Seles (Jugoslawien) - Martinez (Spanien) 6:1, 6:1, Navratilova (USA) - Novotna (Tschechische Republik) 6:1, 6:2. - Finale: Seles - Navratilova 6:3, 4:6, 7:6 (7:3), Doppel-Finale: Novotna/Strnadova (Tschechische Republik) - Durie/Suire (Großbritannien/ Frankreich) 7:6 (7:2), 6:2. TISCHTENNIS
MEISTERSCHAFTEN der Slowakei in Preßburg, Frauen, Mannschaft, Endspiel: Schweden - Deutschland 3:2.
Männer-Einzel: Korbel (Tschechei) - Samsonow (Bulgarien) 21:18, 21:16, 21:13. - Männer- Doppel: Mommesin/Marmurek (Frankreich) - Nemeth/Turbok (Ungarn) 21:13, 21:12.
Frauen-Einzel: Struse (Steinhagen - Vriesekoop (Niederlande 21:17, 21:13, 21:18. - Frauen- Doppel: Svensson/Svensson (Schweden) - Nemes/Faltermaier (Dülmen/Steinhagen) 21:17, 21:12.
BUNDESLIGA der Männer, vorgezogenes Spiel vom 14. Spieltag: Spvg. Steinhagen - Post SV Mühlheim 6:1.
ZWEITE BUNDESLIGA der Männer, Gruppe Süd: TTC Grenzau II - Steiner Bayreuth 9:6, FTG Frankfurt - TTC Frickenhausen 2:9, TTC Frickenhausen - DJK Offenburg 9:0.
REGIONALLIGA: TV Müller Gönnern - TTC Elz 9:5.
HESSENLIGA der Frauen: Dillenburg - Neuenhain 4:8, Pfungstadt - Kassel III 8:5, Hähnlein - Staffel 0:8, Lahr - Watzenborn 5:8.
Nur gut, daß Michael Stich am Samstag den flapsigen Wunsch von Turnierdirektor Markus Günthardt nicht gehört hat, man möge den Elmshorner in der Nacht zu Sonntag doch "bitte in ein Zelt stecken". Bei Stichs in diesen Tagen bewiesenen Humorlosigkeit hätte die Gefahr bestanden, daß der Weltranglisten- Elfte der Aufforderung freiwillig nachgekommen wäre mit dem Resultat, daß es eben kein sportliches Ergebnis beim mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennis- Turnier in der Stuttgarter Schleyer-Halle gegeben hätte. Statt einer potentiellen Lungenentzündung im Freien setzte sich Michael Stich im Hotel der Bedrohung des ominösen Stuttgarter Virus' aus - und "überlebte", wie Veranstalter Ion Tiriac in einer Freudschen Fehlleistung den Umstand beschrieb, daß sich in Stich und dem Niederländer Richard Krajicek "die besten beiden" am Sonntag nachmittag als Finalgegner gegenüberstanden. Ob Stich die Siegprämie von 355 000 Dollar und 418 Zähler für die Weltrangliste (330 Basis- plus 84 Bonuspunkte) einstrich, stand bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht fest, das Spiel dauerte noch an.
In seiner Turnier-Bilanz, die von der wirtschaftlichen Seite aus gesehen bei über 54 000 Zuschauern an sieben Tagen und einer optimalen Vermarktung kaum besser hätte ausfallen können, gelang Tiriac der Spagat zwischen Wunsch und Wirklichkeit. "Wir haben ein sehr gutes Finale, ich bin damit sehr zufrieden, aber ich hätte mir auch ein anderes Finale gewünscht." Stich gegen Becker - auf dieses sportlich wie emotional brisante Duell hatte nach den Davis-Cup-Dissonanzen der vergangenen Tage nicht nur der Becker-Manager gehofft. Doch ein Magen-Darm-Virus, dem in dieser Woche schon der Schwede Magnus Larsson und der Tscheche Petr Korda zum Opfer gefallen waren, nötigte die Deutsche Nummer eins am Samstag zur Absage seines Halfinal-Matchs gegen Krajicek.
Während der Niederländer also kampflos um immerhin mindestens 87 000 Dollar reicher wurde, verdiente sich Stich, dessen Frau Jessica ebenfalls unter Durchfall, Magenverstimmung und erhöhter Temperatur litt, diese Summe immerhin in 102 Minuten Handarbeit. So lange brauchte der Wahl-Salzburger, um den Australier Wally Masur mit 6:7, 6:2, 6:2 zu besiegen.
Während Stich das Finale bestritt, bereitete sich Becker auf seine Abreise nach Rotterdam vor. Nach den Regeln der ATP ist der Weltranglisten-Vierte verpflichtet, in der niederländischen Hafenstadt zu erscheinen, wo er für das am heutigen Montag beginnende Turnier gemeldet hatte. Laut Tiriac stehe noch nicht fest, ob Becker in Rotterdam starten kann oder ob er sich noch weiter schonen muß. Virus-Erkrankungen, so der Becker in Stuttgart behandelnde Turnier-Arzt Stefan Zieger, müßten von Leistungssportlern ernstgenommen werden. Bei Eiskunstläufer Heiko Fischer hatte ein Infekt das Herz angegriffen, was zum Tod führte. REINHARD SOGL
"Die CDU Usingen gratuliert ganz herzlich allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern von Merzhausen zum 700. Geburtstag." Anzeige in der Festschrift der Dorfgemeinschaft zum 700jährigen Bestehen des Stadtteils.
Doppelsitzer, Endstand nach zwei Läufen: 1. Krauße/Behrendt (Oberhof) 1:29,850 Minuten (44,921/44,929 Sekunden); 2. Raffl/Huber (Italien) 1:30,017 (45,009/45,008); 3. Brugger/Huber (Italien) 1:30,149 (45,088/45,061); 4. Mankel/Rudolph (Winterberg) 1:30,561 (45,215/45,346); 5. Demchenko/Zelensky (Rußland) 1:30,622 (45,340/45,282); 6. Apostol/Cepoi (Rumänien) 1:30,692 (45,453/45,239).
Frauen-Einsitzer: 1. Weißensteiner (Italien) 1:30,445 (45,228+45,217) Minuten, 2. Kohlisch (Oberwiesenthal) 1:30,537 (45,165-Bahnrekord+45,372), 3. Neuner (Österreich) 1:30,787 (45,458+45,329), 4. Erdmann (Oberhof) 1:30,799 (45,443+45,356), 5. Neuner (Österreich) 1:30,906 (45,495+45,447), 6. Otto (Oberwiesenthal) 1:30,936 (45,528+45,408), 7. Bode (Winterberg) 1:30,968 (45,522+45,446). ROLLHOCKEY
BUNDESLIGA, 17. Spieltag: IG Remscheid - TuS Düsseldorf 6:5 (3:2) ERG Iserlohn - TSG Ober-Ramstadt 4:3 (3:1) GRSC Mönchengladbach - TV Dortmund 3:5 (1:0) RESG Walsum - RSC Cronenberg 3:1 (1:0) SpVg Herten - FC Recklinghausen 3:3 (1:0), RSV Weil - ERG Iserlohn 10:1 (4:1).
Türkischer FV Dreieich - OFC Kickers 0:20 (0:12). Schützenfest für den Oberliga- Tabellenführer: Im Offenbacher Kreispokalwettbewerb 92/93 schlug es im Tor des A-Klassisten Türkischer FV Dreieich 20mal ein.
David Behlil entwickelte dabei mit sieben Treffern den meisten Torhunger. Koutsoliakos (3), Biehrer, Peter Kriegsch, Figas (je 2) sowie Albert, Schummer, Wolf und Schneider (alle 1) machten vor immerhin rund 350 Zuschauern "An der Lettkaut" den Rekordsieg in diesem ungleichen Spiel perfekt, bei dem die Gastgeber aus der unteren Klasse nicht eine Minute lang eine reelle Chance hatten.
Für den in Fürth verletzten Hartmann spielte Schneider, der später durch Aydin (46.) abgelöst wurde. Ferner wechselte Trainer Lothar Buchmann Kriegsch für Wolf (60.) ein. hdp
Außer der Städelgalerie (bis 17 Uhr) sind am Fastnachtsdienstag die städtischen Museen geschlossen. Nur vormittags bis 13 Uhr öffnet das Senckenbergmuseum und bis 12 Uhr das Goethehaus sowie das Postmuseum.
Von 14 Uhr an sind die Hallenbäder, das Rebstockbad sowie Erlebnisbad und Sauna in den Titus-Thermen zu. Das Panoramabad öffnet nicht, die Eissporthalle kann wie üblich besucht werden. Von 11 Uhr an werden die Meldestellen, die Kfz-Zulassungsstelle und das Stadtgesundheitsamt geschlossen. Die Stadtkasse öffnet von 8 Uhr bis 10 Uhr. ing
Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach (1:1 bei der ebenso traditionsreichen Spvgg. Fürth) sowie die SG Egelsbach (1:0 gegen den VfR Mannheim) unterstrichen acht Tage vor Fortsetzung der Punktrunde im Vergleich mit den möglichen Gegnern der ab 1994/95 geplanten Regionalliga Süd ihre gute Verfassung. In zwei Vergleichen mit hessischen Oberligisten siegten die Amateure der Eintracht Frankfurt zunächst 2:0 beim FV Bad Vilbel und verloren am Sonntag vormittag mit dem gleichen Resultat bei Rot-Weiß Frankfurt. Die Vilbeler blieben auch im zweiten Anlauf am Faschings- Wochenende (0:0 gegen den Landesligisten FV Progres Frankfurt) ohne Treffer. Ferner spielte der SV Wiesbaden beim Bezirksoberligisten TSV Pfungstadt 0:0, gewann der SV Wehen 1:0 in Mörfelden und die Spvgg. Bad Homburg 4:1 bei Vatan Spor Bad Homburg.
Einem echten Leistungstest unterzog sich der OFC Kickers mit dem 1:1 (1:1) am Fürther Ronhof. Zettl (13.) markierte nach einem Konter das 1:0, Wolf (28.) egalisierte mit einem Winkelschuß von der Strafraumgrenze. Selbst Fürths Trainer Gerling imponierte die Raumaufteilung und das taktische Verhalten des OFC. "Diese Mannschaft ist mit dem TSV 1860 München gleichzusetzen", lobte er den Gast, der Hartmann durch Verletzung einbüßte. Trainer Lothar Buchmann haderte lediglich mit seinem neuen Keeper Todericiu, der sich als "Bruder Leichtfuß" erwies, und schickte nach der Pause Keffel zwischen die Pfosten. Libero Biehrer sowie Koutsoliakos gefielen beim OFC.
Der Vergleich zwischen den Oberliga- Spitzenklubs SG Egelsbach und VfR Mannheim war überwiegend von einem unattraktiven Mittelfeldgeplänkel geprägt. Der Treffer von Sven Müller (71.), der nach der spannendsten Szene im gesamten Spiel einen Abpraller verwandelte, war das einzige Glanzlicht. Aleksic, Lauf und Müller konnten Torwart Gattinger vor nur 50 Fans nicht überwinden.
Die Amateure von Eintracht Frankfurt siegten durch Würzburger (61.) und May (82.) 2:0 beim FV Bad Vilbel, der mit Peter Jung (tiefe Fleischwunde unterhalb der Kniescheibe) einen weiteren verletzten Spieler zu beklagen hatte. May hatte den Vilbeler unglücklich getroffen, von einer rüden Attacke wollte Trainer Berndroth nichts wissen. Am Sonntag morgen gab es den nächsten Schreck für Bad Vilbel, denn mit Klaus Rodriguez (Oberschenkelverletzung) schied gegen Progres Frankfurt erneut ein Spieler des abstiegsbedrohten FVB verletzt aus. Die SG Rot-Weiß Frankfurt kam bei ihrer Sonntagsmatinee durch Roth (36.) und Morhardt (84.), der einen Foulelfmeter im Nachschuß verwandelte, zum 2:0 gegen die Eintracht-Amateure, die ebenso wie die "Roten" diverse Nachwuchsakteure testeten. König und Wozniecki imponierten beim Gastgeber, Groh, Akkus und Bulut zeigten bei den Riederwäldern, daß weitere Talente aus der A-Jugend auf dem Sprung stehen. Die Spvgg. Bad Homburg kam beim Bezirksoberligisten Vatan Spor (4:1) durch Jörg Müller (2), Haub und Vitiello zu ihren Treffern. Das 1:0 hatte Taskiran geschossen.
Der SV Wehen hatte große Mühe, um im ersten Test unter Trainer Robert Jung 1:0 (1:0) beim Bezirksoberligisten SKV Mörfelden zu gewinnen. Peitsch (25.) fälschte dabei einen Feyen-Schuß unerreichbar für Pundmann ins eigene Tor ab. Der TSV Pfungstadt (Bezirksoberliga), der bereits gegen die Eintracht-Amateure ein torloses Ergebnis erreicht hatte sowie gegen Bürstadt (0:2) und den OFC Kickers (1:4) Achtungserfolge erzielte, ließ auch gegen den SV Wiesbaden (0:0) aufhorchen. Picciocchi (28.) traf ebenso wie später Wiesbadens Krüger (70.) den Pfosten. hdp
Als "Schaffner von der "Taunusbahn" stieg Landrat Jürgen Banzer in diesem Jahr in die närrische Bütt und gab jede Menge Ungereimtes, pardon: Prosa, von sich.
Apropos Frauensitzplätze: Letzte Woche ist da so eine junge Frau mitgefahren. Sie hat sich als Frauenbeauftragte des Kreises vorgestellt. Soweit ich das verstanden habe, ist es ihr Job, den Frauen die Probleme zu erklären, die sie vorher noch nicht hatten.
Ich bin heilfroh, daß es die Taunusbahn heißt.
Und was glauben Sie, was die Hochglanzprospekte aus Oberursel für ein Gewicht haben, die der Bürgermeister immer verladen läßt.
Auch die Geldsäcke für Weilrod gehen ganz schön ins Gewicht.
Die Homburger haben natürlich ihr eigenes Transportsystem."
Aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse konnten von den geplanten Nachholspielen in der Bezirksliga Hochtaunus nur zwei Partien durchgeführt werden. Dabei feierte der FSV Friedrichsdorf einen 3:0-Erfolg beim FC Inter Oberursel, hatte nur wenig Mühe, die Partie siegreich zu beenden. Das Kellerduell zwischen der SG Hausen und der TSG Pfaffenwiesbach endete 1:1 Unentschieden.
FC Inter Oberursel - FSV Friedrichsdorf 0:3 (0:1). Tore: 0:1 Schwarz, 0:2 Ellmers, 0:3 Reichert. - Beste Spieler: Ellmers (F).
SG Hausen - TSG Pfaffenwiesbach 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Vogel, 1:1 Wyschka (Foulelfmeter). - Besondere Vorkommnisse: Rottgardt von der TSG Pfaffenwiesbach sieht die rote Karte wegen Foulspiels. - Beste Spieler: Vogel (H). mar
HAUSEN. "Wir verstehen die Stadt nicht mehr" und "Müssen städtische Kindertagesstätten erst zu Verwahranstalten verkommen?" stand in großen Lettern auf Transparenten, die 20 Eltern und ihre Kinder im Saal des Käthe-Kollwitz-Hauses aufgehängt hatten. Sie protestierten damit während der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen und Industriehof) gegen die Zustände in der Praunheimer Kindertagesstätte (KT) 16.
Schon in der Januarsitzung des Ortsbeirates hatten sie ihrem Ärger Luft gemacht. Ein Antrag der Grünen wurde damals vom Stadtteilparlament einstimmig unterstützt, der die Stadt aufforderte, gekürzte Planstellen wieder zur Verfügung zu stellen. Nun unterstrichen die Eltern ihre Forderungen nochmals und schilderten in einer vorangegangenen Pressekonferenz ihre Probleme.
Momentan werden in der KT 16 zeitweise 96 Kinder von nur drei Erzieherinnen betreut. Offiziell waren elf Erzieherstellen vorgesehen. Im September vergangenen Jahres hatte das zuständige Stadtschulamt dem Elternbeirat mitgeteilt, daß die Kinderzahl gesenkt werde und dadurch künftig nur noch neun Stellen zur Verfügung stehen würden. Tatsächlich werden die Kinder längst nicht mehr von neun Erzieherinnen betreut. Denn zwei Erzieherinnen seien dauerhaft erkrankt und weitere zwei Stellen unbesetzt. Durch zusätzliche Krankheitsfälle ergeben sich nach Aussagen der Eltern die genannten drei besetzten Stellen.
Diesen andauernden Zustand halten die Eltern für unerträglich: "Im Amt drängt man die Erzieherinnen, Kinder nach Hause zu schicken. Aber wie soll das gehen, wenn eine Mutter berufstätig ist und es nicht daheim betreuen kann?" fragt sich Sigrid Schoemann, eine der Elternvertreterinnen. Verbittert ist sie auch darüber, daß in anderen KTs unbesetzte Stellen ausgeschrieben würden - nur bei ihnen nicht. Man wolle die Eltern mundtot machen und verdränge die Probleme, schließt sie aus dem Verhalten des Stadtschulamtes. In dieses Bild passe auch, daß gegen die Leiterin der KT eine disziplinarische Abmahnung von Schuldezernentin Jutta Ebeling ergangen sei. Dabei habe sie nur in der Presse zu den Problemen Stellung genommen und Kritik geäußert (die FR berichtete).
In der KT 16 werden Kinder aus 18 verschiedenen Nationen betreut. Ein spezielles Projekt versucht, die Deutschprobleme der Kinder in den Griff zu bekommen und dadurch die Eingliederung in die Schule zu erleichtern; eine gesonderte Hausaufgabenhilfe unterstützt diese Bemühungen. Das Projekt wird zudem von der Universität Frankfurt sozialwissenschaftlich begeleitet: "Diese vorbildliche Arbeit wird durch die Streichung der Stellen enorm erschwert. Wieder einmal trifft es die Schwächsten - Kinder von Ausländern und alleinerziehenden Müttern", meint Sigrid Schoemann. Die Eltern kündigten an, sie werden auch weiterhin mit allen Mitteln gegen die Zustände protestieren, um das Stadtschulamt doch noch zum Einlenken zu bewegen. laf
KALBACH. Heftige Kritik an dem seit Januar eingeführten Buskonzept des Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbunds (FVV) übten etwa 80 Bürger und der Ortsbeirat 12 (Kalbach) während der jüngsten Sitzung des Gremiums. Die Vertreterin des FVV, Petra Wich-Schielke, notierte sich die beanstandeten Punkte und versprach die Kritik weiterzugeben.
Neben Linienführung und Fahrplangestaltung (die FR berichtete) wurden auch Service und Komfort der Buslinien 27, 28 und 29 moniert."Das Ein- und Aussteigen ist in die viel zu engen Busse oft nicht möglich", sagte eine Bürgerin. Gerade im Berufsverkehr müßten Fahrgäste oft wegen Überfüllung auf den nächsten Bus warten. Auch das Aussteigen sei schwierig, besonders mit Gepäck.
Geklagt wurde auch über die unerträgliche Lautstärke und die ruckende Anfahrt. Zudem seien die Busfahrer oft schlecht gelaunt. Enttäuscht war eine Bürgerin auch über die Art und Weise, wie der FVV bislang mit Kritik und Anregungen umgegangen sei: "Da heißt es, die Bürger sollen anrufen, der FVV nimmt Vorschläge entgegen, doch dann bekommt man einen Vordruck als Antwortschreiben, der nichts zur Kritik sagt."
Petra Wich-Schielke zog den Zorn der Bürger auch für eine Linienführung auf sich: "Der FVV hält an der Absicht fest, im Herbst mit der Linie 29 die Nordweststadt über den Bonifatiusweg und durch das Mertonviertel zu erreichen." Dagegen habe sich der Ortsbeirat, so Helmut Steinmann (SPD), schon lange ausgesprochen und forderte: "Den Willen der Kalbacher muß der FVV endlich zur Kennis nehmen." Wenn das Mertonviertel für den Nahverkehr erschlossen werde, sagte Steinmann, so nicht von Kalbach aus. ara
NORDEND. Mit zwei unterschiedlichen Spielarten der Rockmusik unterhielten die Bands "Effektvoll, Famos und Farbenfroh" (EFF) sowie "Noxious Affect" die etwa 200 Fans im Gemeindesaal der katholischen St.-Bernhard-Gemeinde. Und: Für "EFF" war es (voraussichtlich) der letzte, für den "Üblen Einfluß" (Noxious Affect) der erste Auftritt. Der Anfang gehörte der vierköpfigen Nachwuchsgruppe.
Gleich mit der ersten Note brachten Sänger und Gitarrist Thomas Hoffmann (21), Baßist Felix Höck (23), Schlagzeuger Oliver Eichelhard (21) und Gitarrist Christian Falk (18) die Haare des tanzenden Publikums zum Fliegen. Mit den sechs eigenen Titeln überzeugte die Band, die sich unter der Kirche der Gemeinde mit "EFF" den Übungsraum teilen.
Vor allem die rauhe, kräftige Stimme des stämmigen Sängers Thomas Hoffmann prägte die Stücke der jungen Band: trotzig bei "Nevertheless love" und aggresiv bei "Dumping Heads". Etwas versöhnlicher und hoffnungsvoller stimmten dagegen die Titel "Brother" und "My Soul". Bei ihrer Bühnenpremiere zeigten sich "Noxious Affect", die sich dem "Krunch- Hard-Rock" zuordnen und als Vorbilder "Nirvana" und "Metallica" nennen, selbstsicher und nur leicht nervös. Der gutgemischte Sound war ein Ohrenschmaus und erinnerte an "Screaming Trees".
Die Show war allerdings (noch) etwas dürftig, Gitarrist und Baßist zurückhaltend bis schüchtern. Hält Hoffmanns Stimme durch und gelingt es den noch in Ausbildung befindlichen Bandmitgliedern zusammenzubleiben, dann dürfte Frankfurt noch einiges von "Noxious Affect" hören.
Die "Rock & Chaos Show" von EFF hingegen wird, nach den Worten von Sänger Frank Graichen, in Zukunft nicht mehr zu sehen sein. Nach 80 bis 90 Gigs in zehn Jahren seien die "über 30jährigen Musiker" zwar noch nicht müde. Aber: "Unsere Jobs beanspruchen uns sehr." Zudem seien "im Dorf am Main" Auftrittsmöglichkeiten rar geworden. Als Dankeschön habe "EFF" zum Abschieds- Auftritt den Saal der Gemeinde gewählt, da "wir unter der Kirche unseren Proberaum haben".
Auf der Bühne legte "EFF" höllisch los - von Abschiedsstimmung keine Spur. Noch einmal präsentierten sich spielfreudig Baßist Ernie Horn, Jo Windolf (Gitarre), Thomas Zissel (Perkussion) und "am Schlachtzeug" Thomas Schmidt. Die Stimme von Graichen lag angenehm über der Musik. Die ausschließlich deutschen Texte beschäftigten sich ironisch mit Problemen in Wohngemeinschaften oder mit der Ökobewegung.
Was "Noxious Affect" noch fehlte, bot "EFF", die schon im Sinkkasten auftraten, fast in Perfektion. Es schien, als ob alle Bewegungen einstudiert waren. Musikalisch konnte die "Rock-Theater-Gruppe" aus einem größeren Reservoir schöpfen (zweistimmiger Gesang) und auch die Show hatte wesentlich mehr Elemente. Noxious Gitarrist Christian Falk lobte anerkennend: "Das sind schon Virtuosen auf den Instrumenten." Die moderne, computerisierte Rockmusik, bei der alles "auf Mikro-Chips gespeichert ist", nahm "EFF" mit einer Einlage aufs Korn. Die Musiker verzehrten Kartoffelchips und spielten Lieder aus den 80er Jahren.
Sänger Graichen versuchte auch das vorwiegend junge Publikum in die Show mit einzubeziehen - das gelang jedoch nicht immer. Was interessieren 16 bis 18jährige Jugendliche die Probleme von Wohngemeinschaften oder die Kritik an der Computerisierung? Die meisten dürften noch zu Hause wohnen. Zudem wächst die heutige Generation mit Bits, Bytes und Chips auf, und viele gehen mit Hard- und Software ähnlich virtuos um wie "EFF" mit den Instrumenten. ara
BOCKENHEIM. Die "City West" und das geplante Wohnungs- und Bürogebiet am Battelle-Institut, die Kinderbetreuung und die Schulsituation sowie die Arbeitsplatzsituation und den Verkehr in Bokkenheim diskutierten etwa 50 Besucher im Zentrum der St.-Jakobs-Gemeinde.
Mit den Politikerinnen Inge Holle-Röder (SPD), Martina Schmiedhofer (Grüne), Walburga Zizka (CDU) und Caritas Escher (FDP) entstand eine kontroverse Debatte über das Thema "Stadtteilentwicklung ohne Bürger?", zu dem das "Forum Bockenheim" eingeladen hatte.
Moderatorin Anne Lamberjohann hatte stellenweise Mühe, die manchmal emotionsgeladene Debatte zu leiten. Zu Beginn nannte Holle-Röder (SPD) am Beispiel Bockenheim kenntnisreich derzeitige Probleme in Schule und Kindergarten: zu wenig Platz und zu viele Kinder, dazu Planer, die die Misere zu spät erkannt hätten. "Außerdem ist die Kasse leer, um schnell Abhilfe schaffen zu können." Aber: Der Engpaß sei erkannt "und mit dem Schulentwicklungsplan werden wir die Probleme in den Griff bekommen". Auf die Fra e aus dem Publikum, welche Auswirkungen die neuentstehenden mehr als 1500 Wohnungen in den (Neu-) Baugebieten "City West" und am Battelle- Institut auf die Bockenheimer Schulsituation haben könnten, antwortete Holle- Röder: "Es müssen vor allem unkonventionelle Lösungen gefunden werden, um überfüllte Schulen zu verhindern."
Angesprochen auf die Situation am tristen Kirchplatz, erklärte die Rödelheimerin Zizka (CDU), derzeit könne es sich die Stadt leider nicht leisten, 750 000 Mark für die geplante Gestaltung des Platzes in Bockenheim zu investieren. "Meine Partei ist aber dafür, Bürger in Planungen einzubeziehen, um auf diese Weise mögliche Konflikte zu entschärfen." Ein Anwohner des Kirchplatzes ging nicht nur Frau Zizka, sondern alle Vertreterinnen der Parteien heftig an.
Der Kirchplatz sei entweder ein gutes Beispiel für Fehlplanung oder zeige deutlich, wie Planer über die Köpfe der Bewohner hinweg Lebensraum gestalten. Sein Kommentar zu Einflußmöglichkeiten: "Wir werden verschaukelt - vom Hacken bis zum Nacken." Für seine Forderung nach einer "anwohnergerechten Planung" erhielt der Kritiker vom Publikum Applaus.
Eine Bürgerin monierte zudem: "Der Ortsbeirat, als Ansprechpartner für den Bürger, hat viel zu wenig Kompetenz." Und: Das Gremium werde vom Magistrat nicht ernst genommen, viele Anträge nicht beachtet. Der FDP-Politiker Peter Clemens aus dem Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), an diesem Abend Gast im Gemeindesaal, verteidigte das Gremium: "Bei uns hat sich in den letzten vier Jahren niemand vom Kirchplatz gemeldet." Der Anwohner konterte: "Stimmt schon, aber uns hat niemand nach unseren Wünschen gefragt."
Zu den langwierigen Planungen für das Jugendhaus "Schwanenkino" (Exzeß) nahm Schmiedhofer von den Grünen Stellung. "Insgesamt hat es zwar sieben Jahre gedauert, bis wir eine Einigung erzielen konnten, aber die Jugendlichen haben einen Lernprozeß durchgemacht."
Darüber hinaus lobte Schmiedhofer die Verkehrsberuhigung im Stadtteil. Ein Mitglied des Schulelternbeirats der Bonifatiusschule widersprach der positiven Bilanz. Die Hauptverkehrsadern (Grundwegenetz) blieben unberührt. Außerdem gingen die Planungen, so die Mutter, für die Hamburger Allee auf die Forderung der Grundschule nicht ein. Statt des geforderten Spielplatzes werde eine Straßenbahntrasse zur "City West" gebaut.
Weiter wurde beklagt, mit den vorgesehenen 17 500 Arbeitsplätzen in den Neubaugebieten am Opelkreisel entstehe wieder sehr viel mehr Verkehr, als "alle Verkehrsberuhigung eingeschränkt hat".
Bei der Grundsatzdebatte, in welche Richtung sich eine Stadt wie Frankfurt entwickeln solle, vertrat Caritas Escher (FDP) die Meinung, man müsse sich entscheiden, ob "wir eine Großstadt wie Tokio oder New York" werden wollen oder ob wir "bleiben wollen, was wir sind". Ihr entgegnete Forum-Mitorganisator Christian Brause: "Die Frage ist nur, ob die Bewohner gefragt werden."
Brause war mit dem Verlauf des Abends insgesamt zufrieden. "Das Forum Bokkenheim hat sich nach eineinhalb Jahren zurückgemeldet." Und: Trotz der vielfältigen Probleme fehlte an diesem Abend die in den letzten Monaten vielzitierte Politikverdrossenheit. ara
Zweite Basketball-Bundesliga In den Schlußminuten fehlte Eintracht die Ruhe
"Wir verlieren weiter, aber knapper und mit mehr Kampf", sagte Klaus Veit, Trainer der Eintracht-Basketballerinnen, nach der neuerlichen Niederlage des Tabellenvorletzten in der Abstiegsrunde der zweiten Bundesliga. Allzuweit war Frankfurt von einem positiven Erlebnis, das auch in der Tabelle zählt, nicht entfernt, denn in der 39. Minute lagen die Gastgeberinnen nur 64:60 vorn. Doch in den Sekunden bis zur Schlußsirene fehlte den Eintracht-Spielerinnen die Ruhe, um umzusetzen, was notwendig gewesen wäre. So fanden die Distanzwürfe nicht ihr Ziel, die Partie ging verloren.
Ein Einbruch nach der Pause hatte Frankfurt zurückgeworfen auf 36:52 in der 27. Minute; eine Minute später mußte Steffi Wegeler mit fünf Fouls vom Platz. Ohnehin kassierte die Eintracht, die sich in der Defensive gut gegen die Triererinnen behauptete, 20 Fouls. Die meisten Punkte für Frankfurt machten Eva Santina-Romero (21), Steffi Kudla (14) und Sandra Kojic und Eva Strippel (je 11). ah
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: Steiner Bayreuth - TV Lich 88:86 (47:29), TSV Speyer - FC Baunach 96:95 (86:86, 39:38) n.V., TV Langen - SV Oberelchingen 110:111 (97:97, 52:51) n.V. - Die Tabelle:
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Abstiegsrunde: Lotus München - Bayern München 91:82 (37:30), Post SV Karlsruhe - DJK Würzburg 79:87 (31:49), TSV Breitengüßbach - BG Offenbach/Neu-Isenburg 95:86 (51:38). - Die Tabelle:
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: DJK Bamberg - DJK Würzburg 70:53 (34:34), Heidenheimer SB - MTV Kronberg 59:35 (32:19). - Die Tabelle:
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Abstiegsrunde, Gruppe Süd: TVG Trier - Eintracht Frankfurt 69:62 (34:30), KuSG Leimen - USC Freiburg 57:48 (25:18). - Die Tabelle:
Die nächsten Spiele: Carl Zeiss Jena - Düsseldorf, Wuppertaler SV - FC Homburg (beide Di.); Fortuna Köln - FC St. Pauli Hamburg (Fr.); VfB Oldenburg - Waldhof Mannheim, Stuttgarter Kickers - Carl Zeiss Jena, SC Freiburg - FC Remscheid, VfB Leipzig - Darmstadt 98, Wuppertaler SV - Hertha BSC Berlin, FC Hansa Rostock - SV Meppen, Düsseldorf - MSV Duisburg (alle Sa.); Hannover 96 - Eintracht Braunschweig, SpVgg. Unterhaching - FC Homburg, VfL Osnabrück - Mainz 05, VfL Wolfsburg - Chemnitzer FC (alle So.)
EISHOCKEY BUNDESLIGA, Play-Off-Viertelfinale: Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:4 (1:3, 1:1, 1:0), Kölner EC - ESV Kaufbeuren 8:2, (1:0, 4:1, 3:1), Düsseldorfer EG - EC Ratingen 8:1 (2:0, 3:1, 3:0), ERC Schwenningen - EHC Eisbären Berlin 4:6 (0:0, 1:4, 3:2), Hedos München - Mannheimer ERC 3:0 (1:0, 1:0, 1:0).
BUNDESLIGA, Abstiegs-Play-Off: EV Landshut - EHC Freiburg 8:3 (5:1, 1:1, 2:1).
ZWEITE BUNDESLIGA, Play-Off-Viertelfinale: ES Weißwasser - EC Kassel 5:3 (2:2, 1:1, 2:0), Augsburg - Bayreuth 4:2 (1:0, 3:1, 0:1).
OBERLIGA: ESC Wolfsburg - Schalker Haie 8:1, ESC Frankfurt - REV Bremerhaven 9:1, Herforder EG - ESC Wedemark 2:7, EC Harz-Braunlage - ETC Timmendorf 2:12. - Die Tabelle:
Kleine Berichte
Als die Nässe überfror und heftiger Schneefall einsetzte, nahm das Chaos seinen Lauf: vom Nachmittag bis in den Abend hinein waren am gestrigen Sonntag im Bereich des Feldberges motorisierte Wintersportler stundenlang eingekeilt. Immer wieder waren Fahrzeuge ins Rutschen geraten und hatten sich quergestellt. "Sie sind nicht nur vom Chaos betroffen, sondern sie haben es verursacht", brachte gegen 19 Uhr Dienstgruppenleiter Schulze in der Polizeistation Königstein die mißliche Lage der festgefahrenen Wochenend-Urlauber aus dem Rhein-Main-Gebiet auf den Punkt.
Als sich nämlich der Frost am Nachmittag verschärfte und die Rutschgefahr zunahm, war plötzlich auch für die Streufahrzeuge kein Durchkommen mehr. Konstatierte der diensthabende Ordnungshüter um 17 Uhr: "Es ist das organisierte Chaos!" Auf dem Feldbergplateau waren alle Parkplätze besetzt, doch wer wegfahren wollte, blieb hängen: rauf oder runter, nichts ging mehr.
Am frühen Abend bot sich dann auf der Saalburgkuppel und in den Höhenlagen des Hintertaunus dasselbe Bild. Betroffen war vor allem der nach Frankfurt zurückflutende Verkehr, der "total zusammenbrach". Eine Lage, die sich, so ein Sprecher der Bad Homburger Polizeidirektion, später auch in seinem tiefergelegenen Dienstbereich abzeichnete. In den allgemeinen Wirrwarr hinein steuerten jetzt auch noch die vielen Taunusbewohner, die sich nachmittags den Frankfurter Fastnachtszug angesehen hatten.
Am "Brennpunkt" Feldberg entknäulte sich das Blechgewirr erst in den späteren Abendstunden. Bis dahin hatte es zwar etliche Unfälle gegeben, doch blieb es bei Blechschäden kleineren Ausmaßes. Der Königsteiner Schulze hatte auch dafür einen Grund parat: "Wo kein Verkehr fließt, gibt's halt auch keine Unfälle." ric
HANDBALL LÄNDERSPIELE der Männer: Deutschland - Österreich 18:17 (9:6), Österreich - Deutschland 21:22 (14:11).
EUROPAPOKAL der Frauen, Landesmeister, Viertelfinale, Hinspiel: TuS Walle Bremen - GOG Gudme/Dänemark 19:12 (13:6).
EUROPACUP der Pokalsieger, Frauen, Viertelfinale, Hinspiel: Trondheim - TV Lützellinden 18:16 (9:8).
IHF-Pokal, Viertelfinale, Hinspiel: SC Leipzig - Tempo Partizanske/Slowakei 25:22 (16:8), BFV Frankfurt/Oder - Gjerpen IF 30:23 (11:15).
PRIVATSPIEL: VfL Pfullingen - SG Wallau- Massenheim 24:23 (12:13).
DHB-Pokal, Frauen, (3. Runde): SG Kleenheim - Bayer 04 Leverkusen 11:27 (6:16), SV Union Halle-Neustadt - TSG Wismar 20:26 (10:14), TV Echterdingen - BSV Sachsen Zwickau 21:29 (9:16), SW BW Frankfurt/Oder - SG GutsMuths/BTSV Berlin 22:27 (14:12), Oldenburg i.H. - Berliner TSC 19:16 (10:8), Buxtehuder SV - VfL Sindelfingen 24:19 (13:6), TuS Homberg - DJK SC SW Wiesbaden 14:17 (7:6), SG Ost Mosheim - VfL Bad Schwartau 18:19 (11:12), BvB 09 Dortmund - TSV Nord Harrislee 25:17 (12:8), TuS Eintracht Minden - TV Mainzlar 20:24 (10:10), HC Dambach-Gröbenzell - HC Empor Rostock 20:24 (9:11), TV Ebersdorf - VfL Oldesloe 12:24 (3:10), bereits zu einem früheren Zeitpunkt: SV Allensbach - TV Lützellinden 14:33 (7:17), TSV Breiholz - BFV Frankfurt/Oder 17:28 (5:9), SV Werder Bremen - SC Leipzig 17:32 (7:14).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, 20. Spieltag, Gruppe Süd: TuS Fürstenfeldbruck - VfLPfullingen 27:20 (10:11) CSG Erlangen - TSV KA-Rintheim 23:15 (9:7) EHV Aue - SG Stuttgart-Scharnhausen 24:23 (11:11) VfL Günzburg - VfL Heppenheim 28:21 (11:10) TPSG FA Göppingen - TuS Kaiserslautern-Dansenberg 18:20 (9:9) TV Gelnhausen - TuS Eintr. Wiesbaden 22:24 (12:14) TSG Ludwigsburg-Oßweil - SC Leipzig 27:24 (14:12).
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: FT Dörnigheim - SG Dietzenbach 9:12.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TV Langenselbold - TG Hanau 18:17, SV Seulberg - HC Friedrichsdorf 14:23.
Hockey-Regionalliga Süd, Männer: Hanauer in letzter Sekunde in die Aufstiegsrunde Abgesagter Urlaub bezeugt richtige Einstellung Die Konkurrenz mit fünf Siegen in Folge geschockt / Auf weiteres Testspiel verzichten
Zwei Sekunden vor Spielende markierte Niels Höra das 6:5 beim TSV 1846 Mannheim und schoß damit den 1. Hanauer THC in die Aufstiegsrunde zur Hockey-Bundesliga der Männer. Damit hat die Mannschaft um Spielertrainer Harald Koch (26 Jahre) die Chance, nach dem Abstieg der HTHC-Frauen auch in der nächsten Hallenrunde Bundesliga- Hockey in Hanau anzubieten. Allerdings steht der Schlauch der Aufstiegsrunde (5. bis 7.März in Gernsbach bei Baden-Baden) dem Team erst noch bevor. Der Vorteil für die Hanauer Crew: Sie fährt als Süd-Dritter nicht unbedingt als Topfavorit zu diesem Turnier "jeder gegen jeden". Neben Süd-Staffelsieger SC 1880 Frankfurt (die 23:5 Punkte spielen in der Aufstiegsrunde keine Rolle mehr) und den Stuttgarter Kickers (20:8) treffen die Hanauer, die 17:11 Zähler ergatterten, auf den West-Zweiten, der noch nicht ermittelt ist. Der Gegner kommt aus Bonn, Marienberg oder Raffelberg. "Wir werden keine besonderen Vorbereitungen anzetteln, denn wir haben in den letzten Wochen genug trainiert und gespielt und daher auch am kommenden Wochenende kein Testspiel absolvieren", setzte Harald Koch auf sein eingespielte Formation, die nach schwacher Vorrunde (nur 6:8 Punkte) mit 11:3 Zählern in der zweiten Halbserie das Steuer auf den letzten Drücker herumreißen konnte. Voraussetzung für die Aufstiegsrunde waren jedoch fünf Siege in Serie, womit der Verein vom Kurpark Wilhelmsbad die Mitbewerber schockte und jetzt vor dem größten Triumph (der HTHC-Männer) in der Vereinsgeschichte steht. "Einige mußten ihren Skiurlaub abblasen, auch Coach Andreas Gick hat sich dazu durchgerungen und wird bei der Aufstiegsrunde dabei sein", freut sich der Spielertrainer über die professionelle Einstellung aller Beteiligten. Und das auch ohne Sieg- und Aufstiegsprämien. "Schlecht gespielt und gewonnen", lautete das Fazit von Mannheim. Über 200 Zuschauer, davon 50 aus Hanau, erlebten eine von großer Nervosität geprägte Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient hatte. "Der Mannheimer Torwart hat bei unserem entscheidenden Tor wesentlich mitgeholfen", bekennt Koch. Der Trainer selbst hatte durch einen Doppelpaß mit seinem Bruder Wolfgang Koch (23 Jahre) den Treffer von Niels Höra, der aus etwa acht Metern die Kugel auf das Mannheimer Tor schoß, vorbereitet. "Der Torwart war am Ball dran, aber er zappelte plötzlich im Netz und diese Tatsache löste riesigen Jubel aus", freute sich der HTHC- Trainer. Er hatte 90 Sekunden vor Schluß seinen guten Keeper Kait Bachmann durch einen sechsten Feldspieler ersetzt und damit eine spielentscheidende zahlenmäßige Überlegenheit ausgelöst.
Nach vier sehr guten Leistungen half dem Team dieses Mal Glücksgöttin Fortuna. "Wir waren alle sehr nervös, die Aufstiegsrunde vor Augen ließ kein geordnetes Spiel mehr zu", erklärte Koch das schlecht gewürzte Tagesmenü. Dem Mannheimer Aufgebot ging es nicht besser, selbst der Heimvorteil half dem TSV nicht weiter. "Jetzt ist alles drin", verweist Harald Koch auf das spektakuläre 14:8 in der Rückrunde gegen Mitbewerber Stuttgart sowie das 9:9 (nach 9:6 Führung) gegen Gruppensieger SC 1880 Frankfurt. "Die West-Gruppe ist durch die große Anzahl an Bundesligisten naturgemäß schwächer, in guter Form und mit dem entsprechenden Glück können wir es durchaus packen", spricht sich der Trainer selbst Mut zu.
HANS-DIETER PUTH
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengarry Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00, 23.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers; 19.00 Uhr: UTZ; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Däumling.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.00 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stoker's Dracula. Mo., 23.15 Uhr: Überraschungsfilm (DM 5,-).
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - (Mo. keine Vorstellung)
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 7.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: Janis, the Janis Joplin Story; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Buster - der Zauberer.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.-Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Keine Vorstellungen
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: 40 &metresq; Deutschland (OmU) v. T. Baser. - Filme von Akira Kurosawa: 19.45 Uhr: Yojimbo; 22.15 Uhr: German fried Movie; 500 Gags in 85 Minuten v. F. Lustig und U. Boll.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers; Mo., 23.15 Uhr: Überraschungsfilm (DM 7,-).
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Bitter Moon.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Dracula (in engl. OV).
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sneakers (in engl. OV).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version). ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 20.30, Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Bodyguard.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Die Schöne und das Biest.
Basketball-Aufstiegsrunde Erwartete Niederlage erst in Verlängerung
Recht gelassen startete der TV Langen in die Aufstiegsrunde zur ersten Basketball-Bundesliga, doch schon bald entdeckten die Hessen, daß sie mit den Gästen vom SV Oberelchingen durchaus mithalten konnten. Der TV Langen, der in der 6. Minute mit 16:10 in Front ging, gab seine Führungsposition allerdings schon in der 10. Minute wieder ab (21:23 für Oberelchingen). Ab diesem Zeitpunkt pendelte die Führung zwischen beiden Teams hin und her, was Zuschauer und Spieler gleichermaßen in Atem hielt. Zum Endstand von 111:110 für den SV Oberelchingen kam es erst nach einer Verlängerung, denn nach der regulären Spielzeit lagen beide Mannschaften mit 97:97 gleichauf.
Nach der 103:88-Niederlage gegen den SV in der Rückrunde der zweiten Bundesliga war dies eine gelunge Leistung der "Giraffen", die sich schon jetzt auf die neue Saison konzentrieren. Die besten Langener Korbschützen waren Frank Sillmon (44), Carsten Heinichen (19), Norbert Schiebelhut (18). rip
Abstieg
1. KuSG Leimen 19 9 10 1183:1263 18:20 2. TVG Trier 20 9 11 1494:1510 18:22 3. MTSV Schwabing 19 7 12 1152:1313 14:24 4. Eintr. Frankfurt 20 3 17 1226:1433 6:34 5. USC Freiburg 20 2 18 1103:1433 4:36
Männer, Endstand: 1. Italien 56 Punkte, 2. Deutschland 50, 3. Frankreich 48, 4. Rußland 42,5, 5. Spanien 39, 6. Kuba 36,5.
60 m: 1. Parchomowski (Rußland) 6,68 Sekunden, 2. Trapero (Spanien) 6,69, . . . 4. Schulte (Wattenscheid) 6,82
200 m: 1. Fedorow (Rußland) 20,80 Sekunden, 2. Garcia (Kuba) 20,98, 3. Diagana (Frankreich) 21,13, 4. Lack (Neubrandenburg) 21,17.
400 m: 1. Lieder (Chemnitz) 46,69 Sekunden, 2. Cornet (Spanien) 47,03, 3. Noirot (Frankreich) 47,56.
800 m: 1. D'Urso (Italien) 1:48,69 Minuten, 2. de Teresa (Spanien) 1:49,47, 3. Caquelard (Frankreich) 1:49,61, 4. Otte (Wattenscheid) 1:50,40.
1500 m: 1. Melnikow (Rußland) 3:52,12 Minuten, 2. Pancorbo (Spanien) 3:52,17, 3. Rota (Italien) 3:52,18 ... 5. Meyer (Hamburg) 3:53,06.
3000 m: 1. di Napoli (Italien) 7:53,10 Minuten, 2. Debus (Frankreich) 7:53,45, 3. Molina (Spanien) 7:53,60, 4. Döring (Rostock) 7:57,52.
4x400 m: 1. Italien (Montanari/Petrella/Grossi/Aimar) 3:08,23 Minuten, 2. Rußland 3:08,35, 3. Deutschland (Pfersich/Dortmund, Just/Berlin, Schönlebe/Chemnitz, Hense/Dortmund) 3:08,64.
60 m Hürden: 1. Schwarthoff (Heppenheim) 7,60 Sekunden (DLV-Jahresbestzeit), 2. Ottoz (Italien) 7,62, 3. Valle (Kuba) 7,71.
Hochsprung: 1. Sonn (Weinheim) 2,27 m, 2. Ferrari (Italien) 2,24, 3. Ortiz (Spanien) 2,24, 4. Berhard (Frankreich) 2,24.
Stabhochsprung: 1. Galfione (Frankreich) 5,63 Meter, 2. Pegoraro (Italien) 5,50, 3. Javier Garcia (Spanien) 5,50, 4. Holl (Stuttgart) 5,40.
Weitsprung: 1. Pedroso (Kuba) 8,17 m, 2. Tarasenko (Rußland) 7,86, 3. Lestage (Frankreich) 7,75, 4. Krause (Leverkusen) 7,67.
Dreisprung: 1. Quesada (Kuba) 16,71 m, 2. Camara (Frankreich) 16,60, 3. Richter (Rostock) 16,33, 4. Buttiglione (Italien) 16,33.
Kugelstoßen: 1. dal Soglio (Italien) 20,29 m, 2. Palchikow (Rußland) 20,05, 3. Buder (Wattenscheid) 19,59 (Deutsche Jahresbesteistung).
Frauen, Endstand: 1. Rußland 53 Punkte, 2. Deutschland 47, 3. Italien 37, 4. Frankreich 35, 5. Kuba 33, 6. Spanien 26.
60 m: 1. Woronowa (Rußland) 7,24 Sekunden, 2. Girard (Frankreich) 7,26, 3. Allen (Kuba) 7,27, 4. Paschke (Braunschweig) 7,29.
200 m: 1. Knoll (Dortmund) 23,13 Sekunden, 2. Ruzina (Rußland) 23,78.
400 m: 1. Myers (Spanien) 53,18 Sekunden, 2. Seuser (Berlin) 53,23, 3. Bevis (Frankreich) 53,35.
800 m: 1. Gurina (Rußland) 2:04,22 Minuten, ... 4. Huneke (Irhove) 2:06,97.
1500 m: 1. Podkopajewa (Rußland) 4:22,15 Minuten, 2. Rea (Italien) 4:23,15, 3. Hoffmann (Berlin) 4:23,56.
3000 m: 1. Rogaschowa (Rußland) 8:59,94 Minuten, 2. Mai (Dortmund) 9:05,64 (Deutsche Jahresbestzeit).
4x400 m: 1. Rußland (Alexewa/Radewa/Soleschewa/Ruzina) 3:30,34 Minuten, 2. Deutschland (Janke/Wolfsburg, Seuser/Berlin, Arendt, Steimle/beide Dortmund) 3:32,28, 3. Italien 3:39,26.
60 m Hürden: 1. Lopez (Kuba) 8,05 Sekunden, 2. Sokolowa (GUS) 8,08, 3. Cinelu (Frankreich) 8,10, ... 6. Jung (Mannheim) 8,32.
Hochsprung: 1. Quintero (Kuba) 1,95 m, 2. Henkel (Leverkusen) 1,93, 3. Bevilacqua (Italien) 1,93.
Weitsprung: 1. Capriotti (Italien) 6,72 Meter, 2. Tiedtke (Berlin) 6,57.
Kugelstoßen: 1. Peleschenko (Rußland) 19,82 m, 2. Kumbernuss (Neubrandenburg) 19,27, 3. Laza (Kuba) 18,54.
HALLEN-MEETING in Los Angeles, Männer: 50 m Hürden: 1. Foster 6,41 Sekunden (USA/ (Jahres-Weltbestzeit), 2. Crear 6,43 (USA).
Stabhochsprung: 1. Payne 5,70 m (USA).
Kugelstoßen: 1. Stulce (USA) 21,44 m, 2. Barnes (USA) 20,67 m.
Dreikampf der Zehnkämpfer: 1. Dan O'Brien 2897 Punkte (50 m 5,84, 50 m Hürden 6,65, Weitsprung 7,66 m), ... 3. Robert Zmelik (CSR) 2660.
Frauen, 50 m: 1. Devers 6,10 (USA-Rekord), 2. Teresa Neighbors (USA) 6,25.
880 Yards: 1. Mutola (Mozambique) 2:01,00 Minuten (800-m-Jahres-Weltbestzeit)
50 m Hürden: 1. Joyner-Kersee (USA) 6,84 (USA-Rekord eingestellt).
HALLEN-MEETING in Birmingham, Männer, 60 m: 1. Cason (USA) 6,65 Sekunden.
200 m: 1. Antonow (Bulgarien) 20,84 Sekunden, 2. Adam (Großbritannien) 20,89.
400 m: 1. Johnson (USA) 45,14 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Grindley (Großbritannien) 45,89.
Meile: 1. Morceli (Algerien) 3:50,70 Minuten (Jahres-Weltbestzeit), 2. Yates (Großbrit.) 3:55,78.
60 m Hürden: 1. Jackson (Großbritannien) 7,44 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Dees (USA) 7,48, 3. McKoy (Kanada) 7,50, 4. Jarrett (Großbritannien) 7,55.
Hochsprung: 1. Conway (USA) 2,33 m, 2. Smith 2,29, 3. Grant (beide Großbritannien) 2,29.
Stabhochsprung: 1.Tarasow (Rußland) 5,81 m.
Dreisprung: 1. Edwards (Großbritannien) 17,16 m.
Frauen, 60 m: 1. Ottey (Jamaika) 7,12 Sekunden. 2000 m: 1. Murray (Großbritannien) 5:40,90 Minuten.
DEUTSCHE HALLEN-JUGENDMEISTERSCHAFT in Dortmund, männliche Jugend, 60 m: 1. Schreiber (Andernach-Neuwied) 6,78 Sekunden, 2. Hammelstein (Bad Sooden-Allendorf) 6,91, 3. Eisenbeiß (Saarbrücken) 6,93.
200 m: 1. Krause (Leipzig) 21,63. 400 m: 1. Axel Weyhing (Kornwestheim) 48,86.
800 m: 1. Marc Brede (Saarbrücken) 1:54,57.
1500 m: 1. Roman Tabor (Cottbus) 3:56,21, 2. Eric Daniels (Iserlohn) 3:58,73, 3. Oliver Pausch (Stadtallendorf) 3:59,47.
3000 m: 1. Frank Hanke (Jena) 8:30,39, 2. Vincenzo Leanza (Hanau) 8:36,56, 3. Guido Streit (Trier) 8:38,38.
4x200 m: 1. LG Olympia Dortmund (Busemann, Schembri, Potthoff, Hasse) 1:29,17 Minuten. 3x1000 m: 1. SCC Berlin (May, Motchebon, Herold) 6:59,95 Minuten (Deutscher Rekord).
60 m Hürden: 1. Frank Busemann (Dortmund) 7,60 Sekunden (deutscher Jugendrekord). 5000 m Gehen: 1. Heiko Valentin (Berlin) 21:10,66 Minuten.
Hochsprung: 1. Kristofer Lamos (Frankfurt) 2,16 m, 2. Christian Rhoden (Duisburg) 2,05, 3. Christian Huck (Rönnau) 2,00.
Stabhochsprung: 1. Michael Stolle (Leverkusen) 5,10 m.
Weitsprung: 1. Michael Hessek (Saarbrücken) 7,50 m, 2. Torsten Baum (Bad Soden-Allendorf) 7,43, 3. Christian Walter (Jena) 7,26.
Dreisprung: 1. Carsten Pohl (Oberhausen) 15,30 m.
Kugelstoßen: 1. Detlef Bock (Magdeburg) 18,76 m, 2. Michael Natho (Berlin) 17,90, 3. Christian Schätze (Mannheim) 17,83.
Weibliche Jugend, 60 m: 1. Becker (Bruchköbel) 7,41 Sekunden, 2. Möller und Birgit Brodbeck (beide Rönnau) je 5,52.
200 m: 1. Schmitz (Berlin) 24,14 Sekunden, 2. Bornscheuer (Schwalmstadt) 24,63, 3. Brodbeck (Rönnau) 24,67.
400 m: 1. Faulhaber (Dresden) 55,76. 800 m: 1. Kühemund (Halle) 2:07,06 Minuten.
1500 m: 1. Seegers (Magdeburg) 4:30,39.
3000-m-Gehen: 1. Anders (Berlin) 13:50,32.
4x200 m: 1. SV Halle 1:40,04 (Reinsperger, Thude, Bornschein, Müller), 2. TSV Erfurt 1:40,75, 3. LAZ Rhede 1:42,42.
60 m Hürden: 1. Ahlke (Paderborn) 8,26 Sekunden. Hochsprung: 1. Romy Pleikies (Jena) 1,80 m.
Stabhochsprung: 1. Adams (Dinslaken) 3,60 m.
Dreisprung: 1. Temme (Norden) 12,38 m.
Weitsprung: 1. Clement (Uerdingen/Dormagen) 6,23 m, 2. Sattler (Nußloch) 6,13, 3. Schulte (Hamm) 6,11.
Kugel: 1. Kleinert (Magdeburg) 16,30 m.
HALLEN-MEHRKAMPF in Berlin, Männer, Siebenkampf: 1. Meier (Leverkusen) 6067 Punkte, 2. Schenk (Mainz) 6021, 3. Sandor Muncasi (Ungarn) 5902, ... 6. Jakobasch (Mainz) 5753.
Frauen, Fünfkampf: 1. Nastase (Rumänien) 4737 Punkte, 2. Tjuchai (Rußland) 4686, 3. Beer (Berlin) 4627, ... 7. Mau (Hannover) 4381.
30-km-Lauf der Männer in Ohme/Japan: 1. Hiratsuka (Japan) 1:30:57 Stunden, . . . 10. Dittmann 1:32,27.
FRAUEN-VOLLEY
1. Schweriner SC 17 +39 48: 9 32: 2 2. USC Münster 16 +37 47:10 30: 2 3. CJD Berlin 16 +30 41:11 26: 6 4. CJD Feuerbach 17 +23 42:19 26: 8 5. VG/Alstertal 17 + 3 34:31 18:16 6. TSG Tübingen 16 0 28:28 16:16 7. Bayern Lohof 17 - 3 28:31 16:18 8. VfL Oythe Vechta 17 -11 27:38 12:22 9. VC Straubing 17 -13 24:37 12:22 10. 1. VC Schwerte 16 -25 18:43 6:26 11. Bayer Leverkusen 17 -39 8:47 4:30 12. SG Rupenhorn 17 -41 8:49 2:32
Mit der Kamera dabei: FR-Fotograf Georg Kumpfmüller
Montag, 22. Februar
Kath. Deutscher Frauenbund, Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21: 18 Uhr, "Rente für Frauen".
Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstr. (Info 0 61 02 /3 85 43).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.
Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Kegeln, Ginnheimer Turnhalle; 14 Uhr, Bridge- Nachmittag, Haus Dornbusch.
Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch, Gaststätte im Südbahnhof. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 23. 2., 9 bis 12 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Hainerweg, Sachsenhausen, Hainer Weg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 448, Tel. 52 46 86; Goldstein-Apo- theke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 6 66 74 57; Hirsch-Apotheke, Ffm., Zeil 111, Tel. 28 15 65; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Ffm., Markgrafenstr. 6, Tel.70 92 02; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstr. 261, Tel. 73 10 60; Rathaus-Apo- theke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg -Apotheke, Schellingstr. 1, Tel. 43 48 81. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
19 bis 6 Uhr:
Dr. Metzger, Vogelsbergstraße 32, Telefon 44 20 16; oder bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der Kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Dressur-Grand-Prix in Kranichstein Heuriger trug Plaege auf den ersten Platz
Den Dressur-Grand-Prix beim 16. Kranichsteiner Hallenreitturnier gewann am Sonntag die für den RFV Dill-Lemp startende Britta Plaege auf Heuriger mit 1570 Punkten. Dahinter sicherte sich Dietrich Plewa (Wiesental) auf Geronimo mit 1536 Punkten Rang zwei. Dritter wurde Rudolf Brumme (Alsenborn) mit Lugiano und 1528 Punkten. Mitfavoritin An- Kathrin Kroth (Kronberg) konnte sich auf ihrem neuen Pferd Victor nicht qualifizieren.
Die am Samstag entschiedene FEI-Kür mit Musik endete mit dem Sieg von Dietrich Plewa auf Heuriger mit 44,51 Punkten. Susanne Rüben (Würselen) belegte auf Eiger mit 42,96 Punkten Rang zwei. Dritte wurde Nicole Holzer auf Ricardo und 42,19 Punkten. Die beste Teilnehmerin der Gastgeber war Petra Lindemann- Schmid. Auf Maradeur wurde die Amazone mit 41,19 Punkten fünfte. reh
BASKET 1
BASKETBALL 1 Gruppe Nord: 1. Bayer Leverkusen 25 20 5 2146:1911 4010 2. ALBA Berlin 26 17 9 2210:2061 34:18 3. BG Bram./Osnab. 26 14 12 2120:2139 28:24 4. Brandt Hagen 25 11 14 2105:2107 22:28 5. SG FT/MTV Brauns. 26 11 15 1962:2060 22:30 6. SVD Dortmund 26 8 18 1986:2139 16:26 Gruppe Süd: 1. SSV Ulm 1846 26 17 9 2104:2096 34:18 2. Basketb. Bamberg 26 16 10 2244:2056 32:20 3. Stuttg./Ludwigsburg 26 15 11 2089:2113 30:22 4. MTV 1846 Gießen 26 12 14 2225:2193 24:28 5. TSG Basketb. Trier 26 11 15 2025:2097 22:30 6. Tübinger SV 26 3 23 1998:2242 6:46
EISSCHNELLAUF JUNIOREN-WM in Baselga di Pine/Italien, Endstand, Junioren, nach vier Wettbewerben: 1. Smith (USA) 162 617 Punkte, 2. Postma (Niederlande) 162 801, 3. Shirahata (Japan) 163 021, . . . 5. Taubenrauch (Erfurt) 164 207, 13. Pastoors (Grefrath) 122 038, . . . 19. Schreiter (Berlin) 123 213.
Juniorinnen, Endstand nach vier Wettbewerben: 1. Schenk (Erfurt) 171 083 (Punkte-Bahnrekord), 2. Shimizu 172 678, 3. Tabata (beide Japan) 174 176, . . . 8. Friesinger (Inzell) 177 279, . . . 12. Wohlrab (Pfaffenhofen) 203 254.
WELTCUP der Männer in Göteborg, 5000 m: 1. Veldkamp 7:14,18, 2. Ritsma 7:15,74 (beide Niederlande, 3. Koss (Norwegen) 7:16,38.
Weltcup-Stand nach vier Rennen: 1. Koss 83 Punkte, 2. Ritsma 82, Veldkamp 72.
DEUTSCHE Einzelstrecken-Meisterschaft in Inzell, Männer, 100 m: 1. Jankowski (Mainz) 10,03 Sekunden, 2. Reyes-Loredo (Erfurt) 10,26, 3. Harnisch (Dresden) 10,43.
300 Meter: 1. Jankowski (Mainz) 24,20, 2. Reyes-Loredo (Erfurt) 24,44, 3. Streb (Landshut) 24,71.
500 Meter: 1. Reyes-Loredo (Erfurt) 38,26 Sekunden, 2. Harnisch (Dresden) 39,21, 3. Streb (Landshut) 39,51.
5000 Meter (Massenstart): 1. Baumgärtel (Berlin) 7:10,08 Minuten, 2. Künstler 7:10,15, 3. Sonnenfeld (beide Chemnitz) gleiche Zeit.
1500 Meter: 1. Smulders (Grefrath) 2:02,53 Minuten, 2. Kurze (Dresden) 2:03,88, 3. Schmidt (Grefrath) 2:03,91.
10 000 m (Massenstart): 1. Reyes-Loredo (Erfurt) 15:11,51 Minuten, 2. Kotva (Inzell), 3. Sonnenfeld (Chemnitz) . . . 6. Warnicke (Erfurt/einzige Frau im Feld)
Gemischte Staffel 3 x 400 Meter: 1. Erfurt/ Mainz (Warnicke, Reyes-Loredo, Jankowski) 1:42,09 Minuten, 2. Chemnitz (Claus, Gleitsmann, Sonnenfeld) 1:42,34, 3. Berlin (Adeberg, Künzel, Baumgärtel) 1:44,40.
Frauen, 100 Meter: 1. Völker 11,10 Sekunden, 2. Bruske (beide Erfurt) 11,31, 3. Claus (Chemnitz) gleiche Zeit.
300 Meter: 1. Völker 26,90 Sekunden, 2. Baier (beide Erfurt) 26,99, 3. Adeberg (Berlin) 27,11.
500 Meter: 1. Völker 42,25 Sekunden, 2. Baier 42,30, 3. Niemann (alle Erfurt) 42,43
1500 Meter: 1. Niemann 2:09,05 Minuten, 2. Warnicke (beide Erfurt) 2:10,53, 3. Adeberg (Berlin) 2:11,71.
Die in Offenbach ausgetragenen hessischen Hallen-Tennismeisterschaften waren zumindest bei den Männern kein gutes Pflaster für Favoriten. Schon in Runde eins hatte der topgesetzte Ungar Noszaly Sandor (TC Bad Homburg) im Frankfurter Philipp Stockhoff (FTC Palmengarten) seinen Meister gefunden, und auch Vereinskollege Alexander Radulescu (TC Bad Homburg) machte es kaum besser. Im Halbfinale gegen den erst 17 Jahre alten Aschaffenburger Peter Hajek hatte der in Offenbach lebende Rumäne ebenfalls das Nachsehen. Von dem Favoritensterben blieb einer gänzlich unberührt. Der hessische Ranglistenerste Claus Dübbe (FTC Palmengarten) erkannte diesmal seine Chance und machte das beste daraus.
Auch wenn der 24jährige Frankfurter im Finale gegen den aufstrebenden Grundlinienpeitscher Peter Hajek (WB Aschaffenburg) seine liebe Mühe hatte und den ersten Satz im Tie-Break verlor, konnte er das Spiel noch einmal herumreißen. Mit 6:7, 6:2 und 6:4 holte sich Claus Dübbe den Hessentitel. Dritte wurden der an Nummer zwei gesetzte Alexander Radulescu und Michael Franken (PP Rosbach).
Bei den Frauen war das Teilnehmerfeld von vornherein dezimiert. Die verletzungsbedingten Absagen von Titelfavoritin Meike Babel (Rotweiß Neu-Isenburg) und Mitfavoritin Sandra Wächtershäuser (SC 80 Frankfurt) ebneten einer Russin den Weg. Die für die TGB Darmstadt aufspielende Moskauerin Natalja Chasovaya machte in zwei Sätzen alles klar. Mit 7:5, 6:2 zermürbte sie die durch einen Muskelfaserriß gehandikapte Finalgegnerin Gabriela Mach (FTC Palmengarten).
Für die 20jährige Sportstudentin ist der Titel eines hessischen Hallenmeisters erst der Anfang. Mit unbeirrbarer Zielstrebigkeit und ohne den nötigen finanziellen Hintergrund möchte Natalja Chasovaya die Weltrangliste stürmen. "Einen Platz unter den ersten hundert hält meine Moskauer Trainerin durchaus für realistisch." Der aufkeimende Ehrgeiz verwunderte um so mehr, als die Wahlhessin noch bis vor kurzem nicht die geringste Freude am Tennis hatte: "Ich war fett und mußte mich im Training quälen, ohne die Motivationskünste meiner Mutter wäre ich nie so weit gekommen." Trotz dieser Niederlage blieb die zweitplazierte Ungarin Gabriela Mach gelassen. Nachdem ihr Arzt von einer Teilnahme abgeraten hatte, war sie mit ihrer Leistung zufrieden und hofft auf bessere Zeiten. Den dritten Rang in der Frauenkonkurrenz teilten sich Simone Hermann (TC Rüsselsheim) und Jeanine Christian (Rotweiß Neu-Isenburg). MARGIT REHN
Eishockey-Abstiegsrunde Kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt
"Die Entscheidung in dieser Serie fällt schon in der ersten Partie", hatte Nauheims Trainer Sindelar bereits vor dem ersten Spiel der Abstiegs-Runde vorausgesagt. Nimmt man den Verlauf des ersten Spiels der Abstiegsrunde beim EHC Essen-West genauer unter die Lupe, darf man den EC Bad Nauheim bereits getrost als Absteiger aus der zweiten Eishockey- Bundesliga bezeichnen.
Bei der überdeutlichen 3:10 (0:4, 2:3, 1:3)-Niederlage hatten die Badestädter zu keinem Zeitpunkt den Hauch einer Chance. Vor 2000 Zuschauern fiel die Vorentscheidung bereits zwischen der 7. und 9. Minute. Die Gastgeber zogen auf 3:0 davon und noch vor der ersten Pause mußte EC-Trainer Sindelar nach dem vierten Treffer der engagierten Essener sein taktisches Konzept völlig über den Haufen werfen.
Auch im zweiten und dritten Abschnitt dominierten die Blaugelben fast völlig nach Belieben. Erst beim Stande von 0:6 gelang Dave Latta das erste Tor des Abends für die Gäste. Er zeichnete dann auch noch für die beiden anderen Nauheimer Tore in Essen verantwortlich. Undiszipliniert agierten die Hessen zudem im letzten Abschnitt, in dem Schiedsrichter Kluge alleine 16 Strafminuten verhängen mußte. ni
Eishockey-Oberliga "Löwen" gelingt der vorentscheidende Sieg
Bereits acht Spieltage vor Ende dürfte in der Finalrunde der Eishockey-Oberliga Nord die Entscheidung um die Meisterschaft gefallen sein. Der Frankfurter ESC setzte sich am Sonntagabend mit 7:5 (2:1, 3:2, 2:2)-Toren im Spitzenspiel beim ESC Wedemark durch, dessen Rückstand in der Tabelle damit auf sechs Punkte angewachsen ist.
Die "Löwen", die damit 21 Spiele der Finalrunde bei nur zwei Unentschieden ungeschlagen geblieben sind, könnten sich jetzt sogar noch drei Niederlagen erlauben, da sie gegenüber Wedemark den besseren direkten Vergleich haben.
Die Frankfurter führten bereits Anfang des zweiten Drittels beim 1:3 mit zwei Toren. Als die Gastgeber danach ausgleichen konnten, schien das Spiel noch einmal zu kippen. Zum "Matchwinner" wurde in dieser Phase Leos Zajic, der einen Fehler des Wedermarker Schlußmannes Beeck zum 3:4 nutzte und kurz vor der zweiten Sirene mit einem weiteren Treffer sogar den alten Abstand wieder herstellte.
Im letzten Spielabschnitt kontrollierten die "Löwen" dann Spiel und Gegner. Die übrigen Tore zum bislang wohl wichtigsten Saisonsieg der Frankfurter erzielten Hall, Erhardt, Thurnbury, Eckart und Wolf vor 2000 Zuschauern. Sim.
BERLIN. Als Winfrid, der Generalbevollmächtigte Papst Gregors II. für die germanischen Länder, geschichtsbekannt als hl. Bonifatius mit dem Beinamen "Apostel der Deutschen", eine mächtige Wotan-Eiche fällte, ohne daß der Blitz aus dem Himmel der alten Götter auf ihn niederfuhr, bedeutete diese Holzhackerei die Christianisierung der rechtsrheinischen Völkerstämme. Was, nun kaum mehr noch als eine rhetorische Frage, bedeutete die Demontage des 19 Meter hohen Lenin-Monuments des sowjetischen Bildhauers Nikolai W. Tomski in Berlin- Ost?
Viele Anwohner, vielleicht nur an den Anblick mittlerweile gewöhnt, bekundeten Abneigung, partiell sogar Widerstand gegen diesen Denkmalssturz - vergeblich. Ungehört verklang der Vorschlag eines ortsansässigen Künstlers, das große Ding, Politik hin und Ästhetik her, erst einmal von Grün überwachsen zu lassen, von irgendwelchen schnellsprießenden Kletterpflanzen - obgleich dies keine endgültige Lösung gewesen wäre und eben dies womöglich auch gerade nicht sein sollte: das war relativ vernünftig. Die mit allerlei juristischen Querelen vollzogene Demontage und Verlagerung der immer noch enorm schweren Teilstücke im Hinblick auf eine museale Rekonstruktion, die aus dokumentarischen Gründen nie ausgeschlossen blieb, soll ziemlich viel gekostet haben. Zwei Abrißfirmen waren tätig, offiziell herrscht granitenes Schweigen.
Im Auftrag des Senats trat eine "Kommission zum Umgang mit den politischen Denkmälern der Nachkriegszeit in OstBerlin" nach zweijähriger interner Disputation u. a. mit diesen Empfehlungen öffentlich auf den Plan: Abriß der 13 Meter hohen Bronzeplastik Ernst Thälmanns von dem sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel, Tomski-Schüler, in der Greifwalder Straße/Prenzlauer Berg; des Spartakus-Reliefs zum Novemberrevolutionsversuch 1918/19 an der Nordseite des Neuen Marstalls linkerhand des ehemaligen Staatsratsgebäudes mit jenem Balkon des gesprengten königlichen Stadtschlosses, von woher Liebknecht dazumal die "sozialistische deutsche Republik" auszurufen unternahm. Die Denkmalkommission, bestehend aus sechs Ost- und vier Westberliner Kunsthistorikern, Architekten und Politikern mit der Wortführerin Christine Steer, wäre vermutlich, nein sogar wahrscheinlich nie gegründet worden ohne die Ausstellung des "Aktiven Museums Faschismus und Widerstand", einer Westberliner Vereinigung, im Herbst 1990 in den Räumen der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst, ebenfalls in West-Berlin - dies mit der Frage: "Erhalten - zerstören - verändern?" anregte. Von dorther leitet sich die Kommissionsempfehlung ab, manche, womöglich penetrante Polit-Denkmäler mit Kommentaren zu versehen; aber: Klippschule für Blöde, ganz Blöde und historische Analphabeten?
Schwerlich dahingestellt bleiben können Einwände, die sowohl das PDS-"Neue Deutschland" als auch die Gruner & Jahr-Ost-"Berliner Zeitung" erheben, in diesem Blatt formuliert von dem Architekten und "Bauwelt"-Architekturkritiker Wolfgang Kil: Was soll, parallel zu Ostberlins politischen Denkmälern eigentlich mit den Nazi- und Kalte-Kriegs-Hinterlassenschaften im Westteil der Stadt geschehen? Beispielsweise den Skulpturen Arno Brekers und eines plastisch tätigen Mannes namens Adolf Wamper am Olympia-Stadion, vormals "Reichssportfeld"? Oder einer skulpturalen Hervorbringung vor dem Siemens-Hauptgebäude, woran man inzwischen vorbeifährt, ohne daß sie einem noch besonders auffiele? Was mit den Gedenkkreuzen für die "deutschen Ostgebiete" jenseits der längst "garantierten" Grenze von Oder und Neiße an West-Berlins Kreuzberg mit dem (ja!) von Schinkel entworfenen Einsernen Kreuz? Darüber und dergleichen hat die Kommission in zweijähriger Disputation eigentümlicherweise nicht "nachgedacht".
Statt dessen erwog sie den Abriß, respektive die Veränderung des Marx-Engels-Denkmals in dem nach diesen beiden "Klassikern des historischen und dialektischen Materialismus" benannten Forum zur Seite des Roten Rathauses (so längst vor DDR-Zeiten seiner brandenburgisch-berlinscher Ziegelsteinfarbe geheißenes Bauwerk), worin jetzt das Gesamtberliner Parlament tagt. Dieses Denkmal ist ungewöhnlich deshalb: Karl Marx sitzt - Friedrich Engels steht, leicht nach hinten verschoben, neben ihm wie der große, selbstbewußte Bruder. Wem fiele dabei nicht ein: Engels, Jungunternehmer in Wuppertal-Barmen, dann Chef des Unternehmens der metallverarbeitenden Branche, Verfasser der nicht zur soziologisch, sondern auch literarisch brillanten Schrift "Über die Lage der arbeitenden Klasse in England" mit Passagen, die selbst Charles Dickens zur Ehre gereicht hätten - er, Engels, hat Marx, der persönlich ein unbequemer Patron gewesen zu sein scheint, finanziell lebensunterhaltlich geholfen; kurzum, ohne Engels' kapitalistische Tätigkeit kaum dieses theoretische, richtige oder halbrichtige, dieses wichtige Schriftwerk von Marx. Dieses Denkmal bringt das komplizierte Verhältnis vor Augen. Es stand immer, es steht immer noch genau am richtigen Platz. An seinen Sockel hat ein Anonymus geschrieben: "Nächstes Mal wird alles besser." Ironie, gegen alles gegenteilige Sagen ein Nicht-aufgeben-Wollen von Utopie?
Zur Disposition stehen, nach Ansicht der Kommissionsmitglieder, etwa 15 weitere politische Denkmäler in der Ex- DDR-Hauptstadt, darunter - wen würde das nicht erschrecken? - der "Ehrenfriedhof für die Märzgefallenen" in Friedrichshain, ein Mal mit Rückblick auf 1848! Auch das hinfort, Schrott? Ist hier nicht Gesamtberlins Denkmalschützer, wozu heißt er schließlich so, bevor mancherlei zu spät sein könnte, gefordert?
JÜRGEN BECKELMANN
LOS ANGELES, 22. Februar (AP). Der Polizei in Los Angeles liegen einem Zeitungsbericht zufolge seit längerer Zeit Zeugenaussagen vor, die die Darstellung von vier der Mißhandlung des schwarzen Autofahrers Rodney King angeklagten weißen Polizisten widerlegen. Die Beamten müssen sich seit Anfang Februar wegen dieses Falls erneut vor Gericht verantworten. Die Zeitung Pasadena Star- News berichtete, aus einem internen Polizeibericht gehe hervor, daß neun Zeugen der Darstellung der beschuldigten Polizisten, King habe sich einer Festnahme widersetzen wollen, widersprochen hätten.
Rühe empfiehlt Chile
SANTIAGO, 22. Februar (AP). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe hat der jahrzehntelangen Tradition der chilenischen Armee, Staat im Staate zu sein, das demokratische Prinzip des "Staatsbürgers in Uniform" gegenübergestellt.
In einer Rede vor chilenischen Politikern und Offizieren sagte Rühe am Montag in Santiago de Chile, dieses auch "innere Führung" genannte Konzept habe sich bei der Übernahme ehemaliger Soldaten der im Inneren zutiefst inhumanen DDR-Armee in die Bundeswehr voll bewährt. Es habe deshalb auch großes Interesse bei den neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa gefunden.
Rühe zählte dann eine ganze Reihe von Merkmalen einer Armee im demokratischen Staat auf, die in den chilenischen Streitkräften auch drei Jahre nach Ende der Diktatur noch weitestgehend fehlen. So sei die Bundeswehr Teil der staatlichen Exekutive, unterliege dem Primat der Politik und der parlamentarischen Kontrolle. Jeder Soldat habe die gleichen verfassungsmäßigen Rechte wie alle anderen Bürger. Er sei Staatsbürger in Uniform. Seine Rechte seien nur insoweit eingeschränkt, wie es der klar umrissene militärische Auftrag erfordere.
Die Grenzen von Befehl und Gehorsam seien im Soldatengesetz genau bestimmt, fuhr Rühe fort. Es gebe zahlreiche Sicherungen, um diese Rechte zu wahren. Dazu gehöre auch die Überprüfung durch unabhängige Gerichte.
Rühe, der sich als erster bundesdeutscher Verteidigungsminister zu viertägigen politischen Gesprächen in Chile aufhält, hatte sich bereits bei seiner Ankunft für eine engere Zusammenarbeit der deutschen und der chilenischen Armee ausgesprochen. Vorgesehen ist eine Vereinbarung, nach der weitere chilenische Offiziere, allerdings keine Generäle, an der Hamburger Führungsakademie sowie an Hochschulen der Bundeswehr die Prinzipien der Soldaten-Ausbildung in der Demokratie lernen.
Der Verteidigungsminister war in Santiago unter anderem mit seinem Kollegen Patricio Rojas zusammengetroffen. Eine Unterredung mit Staatspräsident Patricio Aylwin ist für Dienstag morgen vorgesehen. Außerdem hat Rühe Einheiten von Marine, Luftwaffe und Heer besucht.
LOS ANGELES, 22. Februar (AP). Der Polizei in Los Angeles liegen einem Zeitungsbericht zufolge seit längerer Zeit Zeugenaussagen vor, die die Darstellung von vier der Mißhandlung eines schwarzen Autofahrers angeklagten weißen Polizisten in Frage stellen.
Die Beamten müssen sich seit Anfang Februar wegen dieses Falls ein zweites Mal vor Gericht verantworten. Sie waren vergangenes Jahr in einem aufsehenerregenden Prozeß freigesprochen worden.
Die Zeitung Pasadena Star-News berichtete am Sonntag, aus einem internen Polizeibericht gehe hervor, daß neun Zeugen der Darstellung der beschuldigten Polizisten, der Autofahrer - Rodney King - habe sich einer Festnahme widersetzen wollen, widersprochen hätten. Die Aussagen hätten bereits zu Beginn des ersten Prozesses im vergangenen Jahr vorgelegen, trotzdem sei keiner der Zeugen vorgeladen worden.
Die Polizisten hatten ihr Vorgehen gegen King damit begründet, der Mann habe sich mit aller Kraft gegen seine Festnahme gewehrt. Der Zwischenfall war von einem Augenzeugen mit der Videokamera aufgezeichnet worden und hatte für große Empörung in den USA gesorgt. Nach dem Freispruch der Polizisten brachen Rassenunruhen in mehreren Städten der USA aus.
Die Krankenschwester Dorothy Shimes berichtete der Pasadena Star-News, King habe die Anordnung der Polizisten ohne Gegenwehr befolgt. "Sie sagten ihm, er solle sich auf den Boden legen, und ich sah, wie er auf dem Boden lag mit ausgestreckten Armen", sagte die Frau, die ganz in der Nähe des Tatortes wohnt. Einer der Polizisten habe auf ihn eingeschlagen, und sie habe den Eindruck gewonnen, dieser habe die Kontrolle über sich selbst verloren, berichtete sie weiter.
DEN HAAG, 22. Februar (AP). Die Regierung in Den Haag will die Kritik aus dem Vatikan am neuen Sterbehilfegesetz der Niederlande zurückweisen. Der päpstliche Nuntius Henri Lemaitre soll im Laufe dieser Woche ins Außenministerium bestellt werden und dort einen formellen Protest entgegennehmen. In einem Leitartikel der Vatikanzeitung Osservatore Romano hatte es am Sonntag geheißen, das neue Gesetz könnte zu einer "grausamen Methode der rassischen Selektion" führen. Das niederländische Parlament hatte am 9. Februar nach mehrjähriger Debatte ein Gesetz verabschiedet, das Sterbehilfe zuläßt, wenn sich die Ärzte an strikte Auflagen halten.
CDU: Baurecht muß
BONN, 22. Februar (AP). Bauen in Deutschland ist nach den Worten von CDU-Generalsekretär Peter Hintze viel zu teuer. Neben hohen persönlichen Ansprüchen seien daran auch überflüssige baubürokratische Vorschriften schuld.
Hintze forderte deshalb am Montag in Bonn Bund und Länder auf, das Baurecht nach überflüssigen Regelungen zu durchforsten. Dabei dürften die den Bauämtern lieb, dem Bürger aber teuer gewordenen Auflagen in Baugenehmigungen und der Wust bautechnischer Normen kein Tabu sein, erklärte er.
"Die staatliche Fürsorge muß den Bauherren nicht bis in die Details der Küchen- oder Toiletten-Entlüftung verfolgen." Die Wohnqualität hänge auch nicht von 0,5 Quadratmetern Abstellfläche für den Besenschrank ab, wenn insgesamt genügend Abstellfläche vorhanden ist. Ebensowenig sei es notwendig, die Maße von Dachspeichern zentimetergenau vorzugeben. "Der Staat muß aufhören, sich um jede Kleinigkeit kümmern zu wollen", forderte Hintze. Zwar sei die Bewahrung der Schöpfung ein zentrales Anliegen, dem die CDU verpflichtet sei. "Die Vorschriften des Umwelt- und Naturschutzes müssen allerdings daraufhin überprüft werden, ob sie nicht überzogene oder unnötige Regelungen enthalten", regte der Generalsekretär an. Natur- und Umweltschutz müßten mit der Notwendigkeit, den Wohnungsbau zu fördern, in einen vernünftigen Einklang gebracht werden.
"Die Ablehnung von Bauanträgen, weil sich während der langen Genehmigungsdauer ein Schachtelhalm angesiedelt hat, der Schutz von ,Spontanvegetation&rquote; sowie die Aufblähung der Bauleitplanung tragen ihren Teil dazu bei, daß der Wohnungsbau verteuert, wenn nicht gar verhindert wird", erklärte Hintze.
ORANGE, 22. Februar (AP). Bei einem dreisten Raubüberfall auf einem ländlichen Flugplatz in Australien haben drei Gangster über eine Million australische Dollar (rund 1,12 Millionen Mark) erbeutet. Wie die Polizei mitteilte, tauchten die bewaffneten Täter, die Overalls, Wollmützen und Handschuhe trugen, auf dem Flugfeld von Orange im Staat New South Wales auf, als zwei Sicherheitsbeamte vier Geldsäkke zu einem Flugzeug mit Bestimmungsort Sydney transportieren wollten. Vor den Augen von rund 20 wartenden Fluggästen entwaffneten sie die Geldtransporteure und verschwanden mit drei der Geldsäcke in einem gestohlenen Auto.
MEKKA, 22. Februar (AP). Für rund eine Milliarde Moslems auf der ganzen Welt hat am Montag morgen bei Sonnenaufgang der traditionelle Fastenmonat Ramadan begonnen. Allein in der heiligen Stadt Mekka, dem Geburtsort des Religionsstifters Mohammed, versammelten sich am Sonntag abend Tausende Moslems, um vor Beginn der Fastenzeit ausgiebig zu feiern. Während des Ramadan, der mit dem Erscheinen der Sichel des neuen Mondes am Abendhimmel beginnt, ist den Gläubigen tagsüber jeder leibliche Genuß wie Essen, Trinken und Rauchen untersagt. Erst nach Anbruch der Abenddämmerung wird dieses Tabu mit religiösen Andachten und Feiern gebrochen. Zum Fasten bei Tageslicht ist während des neunten Monats im islamischen Mondjahr jeder erwachsene und gesunde Moslem verpflichtet; lediglich Reisende, Kranke und Schwangere sind von der Regelung entbunden.
Inzwischen hat sich auch das Geschäftsleben auf den Fastenmonat eingestellt. Islamische Regierungen ordnen kürzere Arbeitszeiten an, Restaurants, Cafés und Geschäfte schließen am Tag, um am Abend wieder zu öffnen, und viele Moslems schlafen in dieser Zeit tagsüber.
MÜNCHEN, 22. Februar (AP). Polizisten haben am Montag morgen in München einen Einbrecher angeschossen. Wie das Polizeipräsidium mitteilte, war der 65jährige Mann gegen 3.00 Uhr von einer Streifenwagenbesatzung bei einem Einbruch in der Karlshofpassage in der Innenstadt überrascht worden. Der Mann habe eine Waffe gezogen, daraufhin hätten die Beamten in Notwehr geschossen. Der Einbrecher wurde von zwei Kugeln getroffen, nach Angaben der Polizei jedoch nicht lebensgefährlich verletzt. Er soll bereits zahlreiche Vorstrafen haben.
KUALA LUMPUR, 22. Februar (AP). In Malaysia sind bei einer seit dem 1. Februar dauernden Aktion bisher mehr als 5000 illegale Einwanderer festgenommen und zum Teil vorübergehend interniert worden. Wie das Innenministerium am Montag mitteilte, stammen diese Menschen aus Indonesien, Pakistan, Indien, Bangladesch und Birma. 2000 seien inzwischen abgeschoben worden. Die übrigen befänden sich in insgesamt zehn Lagern in verschiedenen Teilen des Landes, wo sie überprüft würden.
Anfang vergangenen Jahres hatte die Regierung eine Amnestie für illegal eingereiste Personen verkündet: Sie mußten sich den Behörden melden und erhielten dann eine Aufenthaltserlaubnis, ohne daß sie mit strafrechtlichen Folgen rechnen mußten. Wie verlautete, machten rund 450 000 Menschen davon Gebrauch. Ausländische Arbeitnehmer werden durch den Umstand angelockt, daß in Malaysia höhere Löhne gezahlt werden als in ihren Heimatländern.
TAIPEH, 22. Februar (AP). Die taiwanische Regierung will Werbung für Babynahrung verbieten, um Mütter zum Stillen ihrer Säuglinge zu ermuntern. Wie das Gesundheitsministerium am Montag mitteilte, soll ein entsprechendes Gesetz am 1. April in Kraft treten. Darüber hinaus hat die Regierung die Entbindungsstationen in Krankenhäusern aufgefordert, keine kostenlosen Proben für Babynahrung mehr zu verteilen. Mit einer Kampagne für das Stillen will das Gesundheitsministerium im März beginnen.
In Taiwan stillten 1990 nur 5,8 Prozent der Mütter ihre Säuglinge - weltweit die niedrigste Rate. Noch 1980 waren es 15,3 Prozent und 1960 95 Prozent. Der Rückgang des Stillens wird auf die Berufstätigkeit der Mütter und die aggressiven Wettbewerbsstrategien der Babynahrungshersteller zurückgeführt. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Rate bis 1996 wieder auf 35 Prozent zu steigern. Kinder, die gestillt werden, gelten als widerstandsfähiger gegen Allergien und Infektionen.
PARIS, 22. Februar (AP). Der französische Zentrumspolitiker
Der Politiker, der schon mit 22 Jahren Philosophieprofessor war, galt als Begründer einer Bewegung der politischen Mitte und als Anhänger der europäischen Union. 1963 bemühte er sich um die Schaffung eines Lagers der demokratischen Mitte unter Einschluß der Radikalen, des Linken Zentrums, der Sozialisten und der Volksrepublikanischen Partei (MRP), deren Präsident er von 1963 bis 1965 war. Bei den Präsidentschaftswahlen 1965 trat er als Kandidat der Mitte an und erhielt auf Anhieb 15,8 Prozent. Damit erzwang er eine Stichwahl zwischen Charles de Gaulle und dem Sozialisten François Mitterrand. Den Nachfolgebewegungen der Mitte, dem Zentrum für Sozialdemokratie (CDS) und der Union für die Französische Demokratie (UDF), stand Lecanuet von 1976 bis 1982 und von 1978 bis 1988 vor.
ITZEHOE, 22. Februar (AP). Im sogenannten Plattenleger-Prozeß von Itzehoe hat die Staatsanwaltschaft am Montag gegen ihre Überzeugung Freispruch für die beiden Angeklagten Knud A. und Ralf G. beantragt. Staatsanwältin Heike Roitsch von Almeloe kritisierte, daß sie in den vergangenen 56 Prozeßtagen von der Schwurgerichtskammer immer wieder "in der Wahrnehmung ihrer Rechte behindert" worden sei. Das Gericht habe wichtige Beweisanträge abgelehnt. Sie sei "felsenfest von der Täterschaft" der beiden überzeugt. Trotzdem müsse sie aufgrund des Verfahrensablaufs einen Freispruch beantragen.
Den beiden Männern aus der links-alternativen Hamburger Szene war vorgeworfen worden, am 29. Juli 1991 in Pinneberg Betonplatten auf Bahngleise gelegt zu haben. Sie wurden deshalb wegen Mordversuchs und gefährlicher Eingriffe in den Schienenverkehr angeklagt.
Vier Staatsschützer hatten zunächst behauptet, sie hätten die mutmaßlichen "Plattenleger" beobachtet. Die Polizisten verwickelten sich bei ihren Aussagen jedoch mehrfach in Widersprüche. Zudem war die Observation der Männer ohne Rechtsgrundlage erfolgt.
AUGSBURG, 22. Februar (AP). Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben hat nach Informationen der Ermittlungsbehörden über ein bundesweites Kuriernetz tödliche Zyankali-Kapseln verkauft. Wie die Leiterin der Staatsanwaltschaft Augsburg, Wilma Resenscheck, am Montag auf Anfrage berichtete, haben drei Frauen gestanden, als Boten für den früheren DGHS-Präsidenten Hans Henning Atrott gearbeitet zu haben. Die Staatsanwältin bestätigte, daß insgesamt gegen sechs mutmaßliche Helfer ermittelt wird. Das Gift soll in mindestens 117 Fällen für Preise zwischen 1500 und 10 000 Mark verkauft worden sein.
Laut Resenscheck gaben die drei Frauen in den Vernehmungen "definitiv" zu, als Giftkuriere für Atrott gearbeitet zu haben. Die Geschäfte wurden nach ihren Aussagen bundesweit abgewickelt, wobei sich die Boten mehrfach mit Kunden auf Bahnhöfen getroffen hätten. Das Gift sei dabei nicht nur an Schwerkranke, sondern auch an gesunde Menschen für Preise bis zu 10 000 Mark abgegeben worden. Die Frauen hätten kein Geld für ihre Kurierdienste bekommen, ihnen seien nur die Auslagen erstattet worden. "Atrott hat sich dieser Kuriere bedient", sagte die Staatsanwältin.
Der frühere DGHS-Präsident hat dies bisher stets bestritten. Sein Rechtsanwalt Steffen Ufer hatte erst vor kurzem erklärt, ein erheblicher Teil der Fälle gehe auf das Konto der Helfer, die Geschäfte auf eigene Rechnung gemacht hätten.
MAINZ / DÜSSELDORF, 22. Februar (AP). Mit begeisterten Helau- und Alaafrufen, ausgelassenen Tänzen, farbenfrohen Kostümen und Hektolitern von Glühwein und Bier haben mehr als eineinhalb Millionen Narren den Rosenmontag in den rheinischen Karnevalshochburgen gefeiert. Dabei kapitulierten die Jecken in Düsseldorf und Köln auch nicht vor dem Schnee und Regen. Nur hundert Kilometer weiter südlich traf dagegen der Spruch "der Herrgott muß a Määnzer sei" auch in diesem Jahr wieder zu. Nachdem es noch in der Nacht geschneit hatte, herrschte hier gegen Mittag zu Beginn des Zuges strahlender Sonnenschein.
Auf ihren Motivwagen nahmen die Narren in diesem Jahr vor allem die Bundespolitik aufs Korn. So mußte sich Bundeskanzler Helmut Kohl in Düsseldorf mit einem halbfertigen Wagen zufriedengeben. In Köln mußte "Seemann" Björn Engholm zusehen, wie seine SPD das Oppositionsschiff nicht voranbringt.
Pünktlich um 11.45 Uhr begrüßten rund 400 000 Menschen den 92. Mainzer Rosenmontagszug mit über 6600 Teilnehmern und rund 100 Motivwagen, 84 Musikkapellen und zahllosen Fußgruppen. Bei Temperaturen um null Grad hatten sich die meisten Zuschauer nicht nur mit Pappnasen und Perücken, sondern auch mit Schals und dicken Jacken gerüstet.
Obwohl die meisten Narren und Narrhallesen schon am frühen Morgen in die Mainzer Innenstadt gezogen waren, brach der Strom der Schaulustigen den ganzen Tag über nicht mehr ab. Busse und Sonderzüge brachten das jecke Fußvolk aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet scharenweise herbei.
Auf den Motivwagen wurde die Diskussion um Steuererhöhungen ebenso kritisiert wie die politischen Reaktionen auf den Rechtsextremismus in Deutschland, die Gesundheitsreform oder der "Grüne Punkt". Unter der Überschrift "UN-fähig" wurden die UN als kleiner, schwacher Kampfrichter zwischen handfesten Streithähnen gezeichnet. Die schwierige deutsch-deutsche Vereinigung dagegen symbolisierte ein Ehepaar, das sich auf der Bettkante sitzend verschnupft gegenseitig anblickt.
"Ejal wat dröckt, et wöhd jejöckt" (Egal was bedrückt, es wird gefeiert) stand als Motto über dem Düsseldorfer Umzug. Trotz Schneegestöbers und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt kamen rund 600 000 Narren zum Höhepunkt des diesjährigen Karnevals. Maskiert und mit wärmenden Getränken versehen, schunkelten die Jecken entlang des 6,5 Kilometer langen Weges des Rosenmontagszuges. Insgesamt 57 Wagen, 51 Kapellen, 58 Fußgruppen und 160 Pferde bildeten in diesem Jahr den närrischen Lindwurm. 22 Tonnen Bonbons, Popcorn und Gummibärchen fanden sich in der Menge wieder.
Regierung und Opposition bekamen auf den Motivwagen ihr Fett ab. Die Versprechungen Kohls zur deutschen Einheit hatten die Rheinländer nicht vergessen. Ein Motivwagen zeigte einen doppelten Kanzler: Unter dem Motto "Einheit 1990" durfte er sich noch einmal mit Siegeskranz in Siegerpose zeigen, doch unter dem Motto "Einheit 1993" präsentierte sich dann ein bleicher, abgemagerter Kohl am Pranger. Ein Arbeiter im Blaumann mit der Aufschrift SPD zeigte den Jecken gleich mit elf Armen "Da gehts lang!" - in elf verschiedene Richtungen. Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm sah sich schließlich als Schießbudenfigur für die eigenen Parteifreunde vorgeführt. "Ein Wurf 3 x 11 Pfennig" warb ein Schild.
In Köln ließen fast pausenloser Schneefall und Schneeregen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die Narrenschar deutlich schrumpfen. Fast 500 000 Jecken säumten nach ersten Polizeischätzungen die Straßen entlang des rund fünf Kilometer langen farbenprächtigen Umzuges. Im vergangenen Jahr waren es noch mehr als eine Million Zuschauer gewesen. Unter dem Motto "Sinfonie in Doll" zogen 110 Musikkapellen, auch aus dem benachbarten Ausland, 25 Prunkwagen und Reiterkorps durch die Straßen der Domstadt.
Kamellen, Pralinen, Schokoladen und vorwiegend aus Tulpen gebundene "Stüßjer" wurden massenhaft unters Narrenvolk geworfen. Auf insgesamt weit mehr als 1,3 Millionen Mark schätzten Insider die Kosten allein für das Wurfmaterial. Als Spezialität wurden diesmal auch CDs verschenkt. Die kamen von Kölns illustrer Rockgarde: Jürgen Zeltinger, Arno Steffen und Co. fuhren mit - in einem riesigen "Ghetto-Blaster" mit Live-Musik. Auch mit einem Michael-Jackson-Double und einem von Ex-Happening-Künstler Wolf Vostell gestalteten Wagen mit einer in Knoblauch gebetteten Riesennackten gelang es, dem Zug ein jugendliches Image zu verpassen. Umweltbewußt gab sich der Zug selbst: Um die Müllmenge zu verringern, fuhren diesmal sechs Müllwagen im Zug mit, vor allem, um die Kartons der Kamellen sofort einzusammeln.
LEIPZIG. Die Stadt Leipzig setzt dem Komponisten und Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) ein neues Denkmal; es wird am 10. März vor dem Festkonzert zum 250jährigen Bestehen des Gewandhaus- Orchesters im Innenhof des Konzerthauses eingeweiht werden. Schöpfer der drei Meter hohen Bronzeplastik ist der Rostocker Bildhauer Jo Jastram.
Mendelssohn hatte das Amt des Gewandhaus-Kapellmeisters 1835 angetreten. Unter seiner Leitung entwickelte sich das erste bürgerliche Orchester Deutschlands zu einer Institution von Weltruf. Mendelssohn verwirklichte auch eine Idee des Direktoriums und gründete 1843 das erste Konservatorium in Deutschland.
Mit dem Denkmal hebe Leipzig "das Verdienst eines Mannes hervor, der mit Um- und Weitsicht im 19. Jahrhundert das Fundament Leipzigs als europäisches Musikzentrum erneuert und befestigt hat", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Dieses Jahr werden gleichzeitig das 300jährige Bestehen der Leipziger Oper, der 250. Gründungstag des Gewandhaus-Orchsters und der 150. Gründungstag der Musikhochschule gefeiert.
Bereits 1892 war Mendelssohn-Bartholdy ein überlebensgroßes Standbild vor dem heute nicht mehr existierenden alten Gewandhaus gewidmet worden. Nationalsozialistische Ratsmitglieder ließen dieses Denkmal jedoch 1936 in einer Nacht- und Nebelaktion abreißen, weil der Musiker Jude war.
Seit dem vergangenen Jahr bemüht sich eine internationale Mendelssohn- Stiftung unter Vorsitz von Kapellmeister Kurt Masur um den Erhalt des Hauses, in dem Mendelssohn wohnte und starb. Darin soll ein Kulturzentrum entstehen.
AP
BREMEN, 22. Februar (AP). Deutsche Forscher befürchten schon in den nächsten Wochen einen deutlichen Schwund der Ozonschicht im Nordpolargebiet. Vor allem die extremen Minusgrade der letzten Zeit seien dafür verantwortlich, erklärte der Direktor des Alfred Wegener Instituts für Polar- und Meeresforschung, Max Tilzer, am Montag in Bremerhaven.
Die Temperaturen in diesem Winter sind in der Stratosphäre über Spitzbergen unter minus 80 Grad Celsius gefallen, wie der Atmosphären-Chemiker Otto Schrems vom Bremerhavener Institut ergänzte, das in Spitzbergen eine Meßstation unterhält. Durch die große Kälte hätten sich viele und sehr stabile stratosphärische Wolken gebildet. Das seien Wolken aus Eis- und Säurekristallen, die etwa 20 Kilometer über der Erde schwebten. Mit diesen Kristallen würden sich die Zerfallsprodukte der als Ozonkiller bekannten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) verbinden. "Wenn der Polarwinter zu Ende geht und die Sonne wieder scheint, kommen aus diesen Kristallen aggressive Chloratome frei, die das Ozon aufspalten", sagte Schrems.
In diesem Winter sei der Polarwirbel - also die Winde, die den Pol umkreisen - besonders stabil. Es könnte also keine warme Luft aus dem Süden ins Polargebiet vordringen, erklärte der Wissenschaftler. Deshalb hätten sich die stratosphärischen Kristallwolken so lange halten können.
KAIRO, 22. Februar (AP). Die ägyptischen Streitkräfte haben Algerien nach einer Mitteilung vom Montag 50 Schützenpanzer geschenkt, die auch für den Einsatz von Tränengas geeignet sind. Wie ein Sprecher der Rüstungsfirma AOI in Kairo sagte, handelt es sich bei dem Geschenk um eine Reaktion auf die Unterstützung, die die algerischen Streitkräfte Ägypten im arabisch-israelischen Krieg 1973 gewährten. Beobachter vermuteten allerdings, daß die Schützenpanzer als Hilfe für Algier im Kampf gegen islamische Fundamentalisten gedacht seien.
LONDON, 22. Februar (Reuter). Das Selbstwertgefühl der Briten ist einer Umfrage zufolge auf einem Tiefpunkt. 49 Prozent, rund die Hälfte der Befragten, hätten erklärt, lieber im Ausland als in Großbritannien leben zu wollen, wenn die Möglichkeit dazu bestünde, hieß es in einer Gallup-Umfrage, die am Montag von der Tageszeitung Daily Telegraph veröffentlicht wurde. Über ein Drittel der Interviewten habe erklärt, es gebe für sie eigentlich nichts, worauf man noch stolz sein könne in Großbritannien. Nur einer von zehn sei der Ansicht, das Land sei "im Einklang mit sich selbst".
Hauptursachen der Mißstimmung dürften die anhaltende Rezession und die hohe Arbeitslosigkeit sein.
SANTIAGO, 23. Februar (AP/dpa/FR). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) schließt eine weitere Verringerung der Wehrpflichtzeit von heute zwölf auf zehn Monate nicht mehr aus. In einer Diskussion mit chilenischen Offizieren sagte Rühe in der Nacht zum Dienstag in Santiago, ein solcher Schritt werde im Zusammenhang mit den Plänen zur weiteren Verringerung der Bundeswehrstärke unter die international vereinbarte Grenze von 370 000 Mann für die zweite Hälfte der 90er Jahre geprüft.
Rühe wies darauf hin, daß eine Wehrpflichtzeit von zehn Monaten auch in der französischen Armee praktiziert werde. Grundsätzlich wolle Deutschland an der allgemeinen Wehrpflicht festhalten.
Das Bonner Verteidigungsministerium wies am Dienstag darauf hin, daß Rühe keine Verkürzung des Grundwehrdienstes von zwölf auf zehn Monate angekündigt habe. Vielmehr habe der Minister auf einen bereits bekannten Sachverhalt hingewiesen. Danach werde im Rahmen der eventuellen Reduzierung der Bundeswehr unter die international vereinbarte Höchststärke von 370 000 Mann in der zweiten Hälfte der 90er Jahre auch die Frage untersucht, ob eine Reduzierung des Grundwehrdienstes "erforderlich und möglich" sei. Am Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht werde festgehalten, betonte auch das Ministerium.
Bundeswehr-Generalinspekteur Klaus Naumann hatte erst am Sonntag abend vor weiteren Vorschlägen zur Verkleinerung und zum Sparen beim deutschen Militär gewarnt. Im Zweiten Deutschen Fernsehen sagte Naumann, es müsse "an irgendeiner Stelle einmal Schluß sein mit den permanenten Änderungen.
Den Ausbau der militärischen Zusammenarbeit vereinbarte Rühe anschließend bei einem Besuch in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires mit seinem Amtskollegen Antonio Erman Gonzalez. Es soll einen Austausch zu rüstungspolitischen Konzepten geben. Die Bundeswehr will von den Erfahrungen Argentiniens bei Blauhelmeinsätzen der Vereinten Nationen profitieren.
(Kommentar S. 3, weiterer Bericht S. 7)
BERLIN, 23. Februar (AP). Die Tarifeinkommen der 80 000 Beschäftigten der Chemie-Industrie in Ostdeutschland werden ab 1. Februar um neun Prozent erhöht. Dies hat die Schlichtungsstelle der Tarifparteien am späten Montag abend in Berlin einstimmig und verbindlich beschlossen, wie der Arbeitgeberverband Chemie mitteilte. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 14 Monaten. Die Einkommen für Januar werden nicht erhöht, er gilt als sogenannter Leermonat.
Wie der Sprecher des Arbeitgeberverbands, Burkhard Jahn, sagte, werden die Ausbildungsvergütungen ab Februar für alle vier Ausbildungsjahre einheitlich um 70 Mark pro Monat erhöht. Der neue Tarifvertrag läuft bis 28. Februar 1994. Die Jahresleistung beträgt 1993 weiterhin 50 Prozent eines Monatsentgelts; 1994 wird sie auf 65 Prozent erhöht.
Jahn sagte, aus Sicht des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie stelle der Tarifabschluß für die zum großen Teil noch mit Verlusten arbeitenden Unternehmen der Ostchemie eine erhebliche Belastung dar. Es sei zu hoffen, daß der Arbeitsplatzabbau dadurch nicht verstärkt werde. Andererseits seien die Interessen der Betriebe und der Arbeitnehmer weitgehend in Einklang gebracht worden. Der Abschluß stelle sicher, daß die Einkommensschere zwischen Ost und West sich weiter schließe.
Mit dem Schlichtungsspruch sei der Tariffrieden in der Chemie-Industrie im Osten wiederhergestellt. Für potentielle Investoren existierten damit klare Tarifverhältnisse, sagte Jahn. Der Abschluß sei gleichzeitig ein tarifpolitisches Signal in der Solidarpakt-Diskussion. In der Ostchemie gibt es weiterhin keine Stufenregelungen mit einer automatischen Anhebung der Osttarife auf das Westniveau, wie Jahn sagte.
Der Tarifexperte des Vorstands der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik, Hans Terbrack, sagte, es sei gelungen, das Arbeitgeber-Angebot von vier Nullmonaten und einer anschließenden Erhöhung um 7,5 Prozent zu durchbrechen. Das Ergebnis berücksichtige die für 1993 zu erwartende Preissteigerung in den neuen Ländern.
LEIPZIG. "Ich mache mir große Sorgen um das chinesische Volk." Duo Duo, Schriftsteller aus der Volksrepublik und seit 1989 im Exil, glaubt bei den Menschen in seiner Heimat eine zunehmend auf materielle Werte ausgerichtete Grundhaltung zu erkennen. Es gehe nur noch um Geld und Vergnügen, klagt er am Rande einer Lesung aus seinen Werken in Leipzig. Der einst durch den Buddhismus zutiefst ausgeprägte Einklang des Menschen mit der Natur sei dahin, Ideale seien kaum noch zu erkennen.
Andererseits hat Duo wie sein ebenfalls in den Niederlanden lebender Kollege Bei Dao, der kürzlich ebenfalls sein Werk in Leipzig vorstellte, keine Illusionen mehr, was die Gesellschaften des Westens betrifft. Diese Lebensformen seien für sein Land nicht in jedem Punkt übertragbar.
Im Werk des 1951 geborenen Duo, so in dem auch auf deutsch erschienenen "Mann im Käfig", wirken die Erfahrungen des Exils als Impulsgeber. Dargestellt wird die konfliktbeladene Beziehung zur Heimat und zum Ort der Zuflucht: Liebe und eine aus den politischen Umständen resultierende Ablehnung einerseits, Fremdheit und Desillusionierung andererseits. Das Hin- und Hergerissensein zwischen den Kulturen klingt an, und manchmal scheint es, als würde die neu gewonnene Freiheit als bedrohlich empfunden. So meint auch Bei Dao, daß während der vier Jahre, die er nun in Europa lebt, viele Werte zerronnen seien: "Der Begriff der Demokratie ist immer undeutlicher geworden."
Bei Dao und Duo Duo, die der chinesischen Avantgardeliteratur zuzurechnen sind, gehören zu den Tausenden, die sich in der Demokratiebewegung besonders engagiert haben, von denen viele nach den blutigen Unruhen im Sommer 1989 das Land verlassen mußten oder nicht mehr zurückkehren konnten. Bei Dao zum Beispiel hielt sich zum Zeitpunkt des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens auf Einladung des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes in Berlin auf. "Ich wurde gewarnt, zurückzukommen."
Der 1949 in Peking geborene Lyriker und Erzähler, der eigentlich Zhao Zhenkai heißt, wird zu den bedeutendsten chinesischen Autoren der Gegenwart gezählt. Sein Gedicht "Die Antwort", in dem ein zentrales Moment seines Werkes erscheint - die Suche nach einem Leben, das frei ist von den überkommenen Strukturen der Macht und der Lüge -, hat in der Demokratiebewegung eine wichtige Rolle gespielt. Anfang 1989 organisierte er einen Offenen Brief an Chinas Staatslenker Deng Xiaoping, in dem Intellektuelle die Freilassung politischer Gefangener forderten. Dies hatte in China eine breite Kampagne für die Menschenrechte ausgelöst.
Bei Dao ist der wohl umstrittenste Dichter chinesischer Sprache und wichtigste Vertreter "dunkler Lyrik". Eine komplexe Bild- und Sprachwelt, symbolhaltig und reich an Anspielungen, zeichnet seine Lyrik aus. Seit 1989 ist sie in seiner Heimat nicht mehr erhältlich. Immerhin sei es inzwischen wieder möglich, Werke nach China zu schicken, auch wenn sie dort nicht veröffentlicht würden, sagt er. Kritische Autoren, die noch in der Volksrepublik lebten, publizierten ihre Werke unterdessen unter Pseudonym in der Untergrundzeitschrift "Jintian" ("Beute"), die nun in Schweden herausgegeben wird. Schätzungsweise ein Viertel der chinesischen Schriftsteller lebt mittlerweile im Exil.
Von Bei Dao liegen auf deutsch die Erzählung "Heimkehr des Fremden" (in: "Hundert Blumen", 1980) und der Roman "Gezeiten" (1991) sowie Gedichte in Anthologien wie "Nachrichten von der Hauptstadt der Sonne" (1985) vor. Von Duo Duo ist das Buch "Der Mann im Käfig" (1990) erhältlich. Werke des Dichters wurden auch in das Luchterhand-Lyrikjahrbuch 1990/91 aufgenommen.
REGINA WEINRICH (dpa)
Das Bild vom Studienabbrecher wandelt sich: Vor allem, seit das Hochschul- Informations-System (HIS) in Hannover eine Untersuchung zu dem Thema veröffentlicht hat. Bis vor kurzem wußte niemand, wieviele Studenten aus welchen Gründen die Hochschulen ohne Abschluß verlassen und wohin sie gehen. Bekannt war nur, daß es viele sind. Die Studie beziffert die Quote der Abbrecher in Universitäten auf 31 Prozent, in Fachhochschulen auf 20 Prozent.
Dazu hält die Studie eine Überraschung parat: Diejenigen, die ihr Studium abbrechen haben in der Regel sicherere Arbeitsplätze als Examensabsolventen. "Ein Studienabbrecher ist nicht jemand, der den Staat völlig unnötig belastet hat", kommentiert der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (SPD) diese Tatsache. Er will sich dafür einsetzen, daß Studenten auch ohne Examen eine Bescheinigung ihrer Leistung erhalten. "Das wäre ein vorzeigbarer Baustein. Denn die Studenten haben etwas gelernt und sind auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich."
Auch die Hochschulen nehmen die Abbrecher inzwischen in Schutz. "Abbrechen muß kein Versagen sein", sagt der Sprecher der Universität Kaiserslautern, Elmar Hein. "Viele kommen von einem Praktikum nicht mehr zurück", sagte Bernhard Einig, Abteilungleiter Studium und Lehre an der Universität Mainz. Besonders Geisteswissenschaftler ergriffen gern eine Berufschance, auch wenn sie sich mitten im Studium ergibt.
Laut HIS-Studie müssen Abbrecher zwar mit niedrigeren Stufen in der Hierarchie von Betrieben und Behörden sowie geringerem Einkommen vorlieb nehmen. Aber von Arbeitslosigkeit seien sie heute deutlich weniger betroffen als Hochschulabsolventen. An den einzelnen Hochschulen liegen so gut wie keine Daten über Gründe des Studienabbruchs vor. Minister Zöllner bemängelt, daß rechtliche Grundlagen fehlten. Dadurch ließen sich mögliche hausgemachte Probleme der Hochschulen nicht erkennen. Abteilungsleiter Einig wundert sich zum Beispiel über einen "riesigen Schwund" im Fach Philosophie. Dort seien 153 Studenten eingeschrieben, trotzdem pendelten die Examenszahlen seit Jahren im einstelligen Bereich.
Der niedrigste Wert wurde 1991 mit drei Absolventen erreicht, 1990 waren es sieben und im Jahr zuvor vier. "Wo die Studenten bleiben, wissen wir noch nicht." Nun sei eine Stellungnahme des Fachbereichs angefordert. Dabei müßten jedoch Empfindlichkeiten der Professoren berücksichtigt werden.
Insgesamt erreichen in Mainz etwa 50 bis 60 Prozent derer, die ein Studium beginnen, einen Abschluß. In Kaiserslautern machen "über den Daumen gepeilt über 50 Prozent der Erstsemester kein Diplom", meint Hein. Für Frauen sind nach der HIS-Studie in einem Viertel aller Fälle familiäre Gründe für den Abbruch ausschlaggebend. Zöllner hält deshalb ein flächendeckendes Netz von Hochschul-Kindergärten für erforderlich.
Ein anderer häufig genannter Grund ist der Mangel an Information über das Studienfach. Deshalb fordert Zöllner die Hochschulen auf, die Beratung und auch die Besprechung von Semesterarbeiten zu verstärken. "Wenn jemand nach einem Semester merkt, daß das Studium nichts für ihn ist, kann man das hinnehmen. Beunruhigend ist aber, daß der Abbruch im Durchschnitt erst nach acht Semstern erfolgt." ROLF WESTERMANN (dpa)
PARIS. "Abel Gance war der größte Visionär der siebten Kunst", urteilte der französisch-belgische Schriftsteller Maurice Maeterlinck. Am 3. März kommt nun das gigantische Archiv des 1981 im Alter von 92 Jahren gestorbenen Filmregisseurs, Erfinders und Schriftstellers Abel Gance in Paris unter den Hammer: Raritäten, die die Entwicklung des Filmes in diesem Jahrhundert dokumentieren.
Die Schätze läßt die argentinische Regisseurin Nelly Kaplan versteigern, die zehn Jahre lang Gances Assistentin war. "Ich öffne jetzt meine Kisten und Kästen", sagte sie. "Ich kann sie nicht weiter verbergen, Abel Gance wird heute neu entdeckt."
Bereits 1911, mit 22 Jahren, hatte der Filmpionier mit "Der Damm oder um Holland zu retten" den ersten seiner etwa 50 Filme gedreht. Zu den rund hundert Drehbuchmanuskripten, die im Pariser "Hotel Drouot" versteigert werden, gehören auch die Vorlagen zu seinen bekanntesten Werken wie "Ich klage an" (J'accuse, Stummfilm 1918/Tonfilm 1937), die beiden Fassungen von "Rollende Räder - rasendes Blut" (La Roue, 1922/1956) sowie seine berühmteste Arbeit, der monumentale "Napoleon". Das 1927 in der Pariser Oper uraufgeführte Epos wurde für die kommmerzielle Auswertung um ein Fünftel gekürzt.
Von Anfang an arbeitete Gance unermüdlich an der Verbesserung des neuen Mediums und benutzte beispielsweise für den Antikriegs-Film "J'accuse" erstmals eine Handkamera. Für "Napoleon" erfand er die dreigeteilte Leinwand, auch eine Vorläuferin des Breitwandverfahrens. Bei "Beethoven" (1936) experimentierte er als erster mit dem stereophonischen Ton.
Seine immer hochfliegenderen Projekte und Visionen verschreckten schließlich die Produzenten. "Auch ich bin ein toter Mann, der Film hat mich umgebracht", sagte Gance 1953 bei den Filmfestspielen in Cannes bei einem Nachruf auf seinen Freund, den Bildhauer Jean Epstein. Und selbst die triumphale Wiederaufführung von "Napoleon" Ende der 70er Jahre in Europa und den USA riß ihn nicht mehr aus seiner Gleichgültigkeit.
Zu den 400 Losen der Auktion zählen auch für die Filmforschung unermeßlich wertvolle Notizbücher, fast 2000 Photos sowie Briefe von Künstlern seiner Zeit. Aus der Dekor-Sammlung ragt das Messing-Modell für die Lokomotive aus "La Roue" hervor. 1913 schuf der Maler Robert Delaunay eine Gouache für Abel Gances Patent einer aus bunten elektrischen Lampen bestehenden "Lichtorgel"; sie hat mit runf 400 000 Francs den höchsten Schätzpreis der Auktion, die außerdem viele historische Dokumente für kleine Geldbörsen bietet.
TONI BAILLY (dpa)
NEU-DELHI, 22. Februar (dpa). Deutschland drängt nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl nicht in den UN-Sicherheitsrat, werde aber bei einer Reform dieses Gremiums seine Ansprüche geltend machen. Dies bestätigte Kohl am Montag zum Abschluß seines Indiens-Besuchs vor der Presse in Neu Dehli.
Kohl betonte, für die Deutschen stelle sich die Frage der Dringlichkeit einer Mitgliedschaft nicht so, wie sie von anderen gestellt werde. Er reagierte damit auf Fragen, ob nicht Deutschland zusammen mit Japan und Indien als ständiges Mitglied dem Sicherheitsrat angehören müsse. Dieses Thema wird nach Meinung deutscher Delegationskreise auch bei Kohls Gesprächen in Japan, der vorletzten Station seiner Reise durch fünf asiatische Nationen, eine Rolle spielen.
Kohl wiederholte vor Journalisten seine Überzeugung, daß Deutschland schon bald wieder unter den ersten drei Nationen als ausländischer Investor stehen werde. In diesem Zusammenhang unterstrich er die Bedeutung eines Abkommens, das ein aus fünf Unternehmen bestehendes deutsches Firmen-Konsortium mit zwei indischen Partnern geschlossen hatte. Vorgesehen ist der Bau von zwei konventionellen Kraftwerken mit einem Auftragswert von fünf Milliarden Mark. Die deutsch-indischen Handelsbeziehungen - die gegenwärtig sechs Milliarden Mark jährlich betragen - seien steigerungsfähig, sagte Kohl.
ROSTOCK, 22. Februar (dpa). Das Sturm-Hochwasser ist an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern in der Nacht zu Montag zurückgegangen. Am Morgen meldete der Wasserstandsvorhersage- und Sturmwarndienst in Warnemünde für die meisten Küstenabschnitte nur noch Pegelstände von etwa 75 Zentimeter über Normal. Am höchsten stand das Wasser noch im Raum Wismar, wo 92 Zentimeter über Normal gemessen wurden. Durch das Abflauen der nördlichen Winde habe sich die Situation an der Ostseeküste deutlich entspannt, sagte eine Sprecherin der Warnemünder Dienststelle.
NEU-DELHI, 22. Februar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl wird wahrscheinlich Mitte März zu seinem ersten Gespräch mit US-Präsident Bill Clinton in die Vereinigten Staaten reisen. Das verlautete am Rande von Kohls Indien-Besuch zuverlässig in Neu Delhi. Ein genauer Termin steht offenbar noch nicht fest. Wahrscheinlich wird der Kanzler aber zwischen dem 14. und 16. März mit Clinton und anderen Mitgliedern der US-Regierung zusammentreffen.
Der in großen finanziellen Schwierigkeiten steckende englische Nationalligaverein FC Barnet hat seine komplette Mannschaft auf die Transferliste gesetzt und zum Verkauf angeboten. Die 30 Profis bekamen vorerst kein Gehalt, nachdem die vom Verein ausgestellten Schecks von der Bank wegen fehlender Mittel nicht eingelöst wurden.
Der FC Barnet, 1888 gegründet, hat in der dritten Division einen Vorsprung von sieben Punkten und gilt als klarer Aufstiegsfavorit. Der Klub könnte sich in der zweiten Liga durch erhöhte Einnahmen sanieren. Falls er gezwungen wird, die besten Spieler zu verkaufen, ist der Aufstieg ausgeschlossen. dpa
Verkehrschaos
Massenunfall
auf der
LÖRRACH, 22. Februar (dpa). In einen Massenunfall auf der Hochrheinautobahn A 98 bei Lörrach sind in der Nacht zu Montag 13 Autos und ein Lkw verwickelt worden.
Wie die Autobahnpolizei Müllheim am Montag mitteilte, hatte ein Fahrer wegen widriger Straßenverhältnisse infolge Schneefalls auf der Standspur angehalten. Ein nachfolgender Sattelzug geriet ins Schleudern und rammte das Auto, dessen beide Insassen ausgestiegen waren. Der Wagen überschlug sich und blieb im angrenzenden Gelände liegen. Der Schweizer Lkw-Fahrer beging Fahrerflucht, wurde jedoch wenig später bei Rheinfelden gestellt.
Nacheinander fuhren weitere zwölf Personenwagen, in Anbetracht der schlechten Straßenverhältnisse meist mit überhöhtem Tempo, an der Unfallstelle ineinander oder sie rutschten in die Leitplanke. Dabei wurde eine Person leicht verletzt. Der Sachschaden wird auf 76 500 Mark geschätzt.
MÜNCHEN, 22. Februar (dpa). Airbags im Auto können eine Gefahr für kleine Kinder bedeuten: In Autos, die mit zwei Airbags ausgerüstet sind, dürfen nach Angaben des Deutschen Touring Automobil Club (DTC) auf dem Beifahrersitz keine Kindersitze installiert werden. Bei einem Unfall bestehe die Gefahr, daß der Beifahrer-Airbag das Kind samt Sitz in den Wagenfond katapultiert, berichtete der Club am Montag in München.
INNSBRUCK, 22. Februar (dpa). Als Folge der heftigen Schneefälle der vergangenen Tage sind die Wintersportorte am Arlberg in Österreich von der Außenwelt abgeschnitten. 14 000 Touristen halten sich derzeit laut Polizei in den Touristenorten Lech, Stuben und Zürs auf. Das Verkehrsamt Lech hofft auf eine schnelle Räumung der Straßen, damit rund 1000 Touristen, deren Urlaubszeit abgelaufen ist, ihre Heimreise antreten können.
Zur Benutzung vieler anderer Straßen in den österreichischen Alpengebieten sind Schneeketten erforderlich. Die Schneefälle im westlichen Österreich dauerten am Montag an. Es herrscht "große bis extreme Lawinengefahr".
BERLIN. Dem Regisseur Einar Schleef ist juristisch untersagt worden, bei seiner Inszenierung von Rolf Hochhuths Stück "Wessis in Weimar" am Berliner Ensemble weiterhin Texte aus Bertolt Brechts Hymne "Lob des Kommunismus" zu verwenden. Als Gründe nannten die Brecht- Erben u. a. eine nicht fristgemäß eingereichte Aufführungserlaubnis und die im Fernsehen geäußerte negative Haltung Hochhuths zu der Einfügung des Brecht-Gedichts. Das Stück "Wessis in Weimar" war am 10. Februar uraufgeführt und samt Inszenierung überwiegend verrissen, letztere jedoch auch als beste eines Hochhuth-Textes überhaupt gelobt worden. dpa/fr
LONDON, 22. Februar (dpa). Einen Stern, der vermutlich noch nicht einmal 10 000 Jahre alt ist, haben Astronomen entdeckt. Der Himmelskörper namens "VLA 1623" sei der jüngste jemals beobachtete Stern, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner jüngsten Ausgabe. Das leuchtende Gebilde, das sich noch in der frühesten Phase der Sternentwicklung befindet, wird als "Protostern" bezeichnet. Es sammelt Materie aus der Umgebung und vergrößtert damit seine eigene Masse.
Das Team um Philippe Andre vom französichen Centre D'Etudes de Saclay entdeckte den jungen Stern in einer Molekülwolke namens "Rho-Ophiuchi A", heißt es in dem Bericht. Die wolkige Hülle, die "VLA 1623" umgibt, besitzt den Angaben zufolge den 25fachen Durchmesser unseres Sonnensystems, aber nur 60 Prozent der Sonnenmasse.
INNSBRUCK, 22. Februar (dpa). "Die galoppierende Schwindsucht der Gletscher dauert an." Das sagte Professor Gernot Patzelt, der Leiter des Gletschermeßdienstes beim Österreichischen Alpenverein, am Montag in Innsbruck. Von 114 beobachteten Alpen-Gletschern in Österreich seien im vergangenen Jahr nahezu alle um durchschnittlich fast zwölf Meter und damit doppelt so stark wie 1991 zurückgeschmolzen.
Mit 49 Metern sei die Länge des Wielingerkees (Kaprunertal) am meisten zurückgegangen, gefolgt vom Wildgerloskees im Gerlostal (minus 30 Meter). Insgesamt seien 17 Gletscher um mehr als 20 Meter zurückgeschmolzen, hieß es weiter. Die Experten führen den Schwund auf die zunehmende Erwärmung der Erdatmosphäre zurück. Im vergangenen Sommer sei es im Gebirge zwei Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt gewesen.
So nah war Jochen Behle noch nie an einer Medaille. Der 32jährige Willinger wurde am Montag bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun fünfter über 10 km im klassischen Stil mit nur 19 Sekunden Rückstand auf den norwegischen Überraschungssieger Sture Sivertsen. Der 26jährige, dem in seiner Laufbahn noch kein Weltcup-Sieg glückte, sicherte sich den Titel in 24:51,6 Minuten vor dem Kasachen Wladimir Smirnow (24:55,5) und dem norwegischen Olympiasieger Vegard Ulvang (24:58,1).
"Totgesagte leben länger", konnte sich Behle mit Blick auf kritische Stimmen im Deutschen Skiverband (DSV) bei den nationalen Titelkämpfen nach seinem Sturmlauf einen Seitenhieb nicht verkneifen. "Heute hätte es zwei Kilometer länger gehen müssen, dann wäre ich auch noch am viertplazierten Björn Dählie vorbeigekommen", meinte der Nordhesse. Er war auf den ersten drei Kilometern "etwas schwer in Tritt gekommen", analysierte er sein Rennen.
Ein bissel traurig sei er schon, "denn wenn man einmal so nah dran ist und das Edelmetall so greifbar nah ist, will man auch zufassen. Trotzdem bin ich zufrieden. Es war ja mein bestes Ergebnis." Und das beste Resultat eines deutschen Langläufers seit dem fünften Platz von Holger Bauroth (Hirschau) über 50 km bei den Olympischen Spielen 1988. Über 15 km Freistil als zweitem Teil des Jagdrennens will er versuchen, den Platz unter den ersten 15 zu behaupten.
Mit sich zufrieden war auch der Harzer Torald Rein. Nach 26:44,1 landete er auf Rang 38. "Ich habe zwar die Weltcup- Punkte um acht Plätze verpaßt, doch insgesamt war das ein Ergebnis im Rahmen meiner Möglichkeiten, kein herausragender Lauf, aber auch kein schlechter", meinte der Altenauer. Dagegen blieben die Skating-Spezialisten Peter Schlickenrieder (Schliersee) als 66. (27:33,3) und Johann Mühlegg (Marktoberdorf) als 44. (26:48,8) hinter den Erwartungen zurück.
"Ich war vor meinem ersten WM-Start doch etwas aufgeregter als sonst, hatte auch leichte Halsschmerzen, kam einfach nicht richtig in Tritt", kommentierte Schlickenrieder. Johann Mühlegg dagegen lag bis drei Kilometer vor dem Ziel auf Platz 20. "Dann war es aus. Mir wurde schlecht, und im Ziel hab ich mindestens zwei Liter Wasser gespuckt", erläuterte der Allgäuer. Disziplin-Trainer Georg Zipfel faßte das Rennen unter dem Blickwinkel Staffel zusammen: "Mit den vier heutigen Startern haben wir eine gute Chance, unter die besten sechs zu kommen." dpa
GENF, 22. Februar (dpa). Sechs Friedensnobelpreisträger, darunter Rigoberta Menchú und Elie Wiesel, haben in Genf die völlige Isolierung Birmas gefordert, um eine Rückkehr des südostasiatischen Landes zur Demokratie zu erzwingen.
Vor der UN-Menschenrechtskommission verlangte der frühere Präsident von Costa Rica und Friedensnobelpreisträger von 1987, Oscar Arias Sanchez, am Montag den Ausschluß Birmas aus der UN, ein sofortiges Waffen- und Wirtschaftsembargo gegen den Militärstaat. Die seit fast vier Jahren unter Hausarrest stehende Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin von 1991, Aung San Suu Kyi, und alle anderen politischen Gefangenen müßten freigelassen werden.
Oscar Arias Sanchez prangerte vor allem den Verkauf von Waffen an die Militärherrscher an, die damit massiv gegen die eigene Bevölkerung vorgingen. Hauptlieferant sei China, das allein im vergangenen Jahr für umgerechnet rund 1,9 Milliarden Mark Waffen an Birma verkauft habe. Angesichts der unvorstellbaren Grausamkeiten in Birma dürfe die Weltgemeinschaft die Machthaber nicht länger mit Investitionen stützen.
Die Nobelpreisträger empfahlen außerdem eine Aufwertung der Opposition in Birma sowie eine stärkere Einflußnahme der Staaten der ASEAN-Gruppe. In den Grenzregionen würden Menschen gewaltsam in die Flucht getrieben, berichteten die irischen Nobelpreisträgerinnen von 1976, Mairead Maguire und Betty Williams. Es dürfe nicht noch eine Situation wie in Ex-Jugoslawien entstehen.
ZAGREB, 22. Februar (dpa/AFP). Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat sich bei seinem ersten offiziellen Besuch in Kroatien am Montag mit der Problematik von Hunderttausenden von Flüchtlingen des bosnischen und kroatischen Bürgerkriegs befaßt. Bei seinem Treffen mit dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman in Zagreb wurden nach einer Mitteilung "Fragen im Zusammenhang mit der humanitären Hilfeleistung aus Deutschland" angesprochen.
Das Verfassungsgericht in Mazedonien verfügte, daß der Bau eines Lagers für bosnische Flüchtlinge zunächst eingestellt wird. Die Entscheidung der Regierung, das Lager in Skopje zu bauen, verstoße gegen das mazedonische Umwelt- und Besiedlungsgesetz. 3000 Menschen hatten am Sonntag in Skopje gegen das Flüchtlingslager demonstriert.
MÜNCHEN, 22. Februar (dpa). Der bayerische Verfassungsschutz hat jahrelang rechtswidrig Daten über eine Journalistin gespeichert. Dies hat das Verwaltungsgericht München bestätigt. Die Daten seien inzwischen gelöscht, sagte eine Gerichtssprecherin am Montag.
Die illegale Daten-Sammlung des Verfassungsschutzes war im Mai 1989 aufgeflogen, als der Frau wegen "Sicherheitsbedenken" die Akkreditierung für die Beisetzungsfeier des früheren Bundesinnenministers Hermann Höcherl (CSU) verweigert worden war. Das Gericht sah keine Bestrebungen der Journalistin, "gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" zu handeln. Der Frau war unter anderem vorgeworfen worden, bei der vom bayerischen Verfassungsschutz als "linksextremistisch" eingestuften "Gruppe Internationaler Marxisten" Vorträge gehalten zu haben. Ob der Freistaat gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil Rechtsmittel einlege, sei noch unklar, sagte die Gerichtssprecherin.
BERLIN. Die Volksrepublik China und der chinesische Inselstaat Taiwan, der vom Mutterland nicht anerkannt wird, sind zu gleichen Teilen Gewinner des "Goldenen Bären" und damit Überraschungssieger der Berlinale. Erstmals hatten beide Länder gleichzeitig am Wettbewerb teilgenommen. Die Volksrepublik gewann schon einmal im Jahre 1988 einen "Goldenen Bären".
Die diesjährigen Gewinner im Wettbewerbsprogramm sind die Filme "Die Frauen vom See der duftenden Seelen" über die Alltagsprobleme einer Ölmühlenbesitzerin und ihrer Familie von dem 50jährigen Xie Fei aus der Volksrepubklik und "Das Hochzeitsbankett" über die Scheinehe eines Homosexuellen in New York von dem 1954 geborenen Ang Lee aus Taiwan.
"Silberne Bären" gingen an Frankreich für den in den USA spielenden Eröffnungsbeitrag "Arizona Dream" von Emir Kusturica und an den Briten Andrew Birkin für "Der Zementgarten" über alleingelassene Kinder und deren erwachende Sexualität. Weitere "Silberne Bären" erhielten der georgische Film "Die Sonne der Wachenden" von Temur Babluani und "Samba Traore" von Idrissa Ouedraogoaus aus dem afrikanischen Burkina Faso.
Die internationale Jury unter Vorsitz des ostdeutschen Regisseurs Frank Beyer verlieh erstmals den Großen Preis der Europäischen Film- und Fernsehakademie "Der blaue Engel", der an "Der junge Werther" von Jacques Doillon ging, "Silberne Bären" als beste Darsteller erhielten die Amerikanerin Michelle Pfeiffer (in "Love Field" von Jonathan Kaplan) und ihr Landsmann Denzel Washington ("Malcolm X" von Spike Lee).
Mit einer "lobenden Erwähnung" mußte sich die vom Publikum gefeierte deutsche Road-Movie-Groteske "Wir können auch anders . . ." von Detlev Buck zufriedengeben, ebenso der in einer Nachtbar in Tel Aviv spielende apokalyptische Film über Einsamkeit und Gewalt "Das Leben, wie von Agfa bezeugt" von Assi Dayan, dem Sohn des früheren israelischen Verteidigungsministers. dpa
MOSKAU, 22. Februar (dpa). Präsident Boris Jelzin hat eine aggressive und expansive Militärpolitik Rußlands ausgeschlossen. "Wir lehnen Krieg, Gewalt und Drohungen mit Gewalt als Mittel ab, um politische und wirtschaftliche Ziele zu erreichen", sagte Jelzin der Militärzeitung Krasnaja Swesda zum 75jährigen Bestehen der einst sowjetischen und jetzt russischen Armee.
"Kein Staat und kein Staatenbund - weder im Westen noch im Osten - werden von Rußland als Feinde betrachtet", sagte der Präsident. Das Prinzip der Außenpolitik sei, einen Gürtel von befreundeten Staaten entlang der russischen Grenzen zu schaffen. "Davon sollte die neue Militärdoktrin ausgehen." "Unter den heutigen Bedingungen ist die Gefahr eines globalen nuklearen oder konventionellen Krieges weitgehend gebannt", meinte Jelzin. "Aber gleichzeitig wächst die Gefahr lokaler Kriege und Konflikte." Die Streitkräfte müßten kompakt, professionell, modern ausgerüstet und mobil sein. Dort liege vor allem die neue Rolle der Armee.
TSCHERNOBYL, 22. Februar (dpa). Die Ukraine will das Atomkraftwerk in Tschernobyl in diesem Jahr endgültig abschalten. Das sicherte die Führung in Kiew am Montag Bundesumweltminister Klaus Töpfer zu. Töpfer besuchte Kiew und Tschernobyl. Er sprach unter anderem mit Präsident Leonid Krawtschuk, Umweltminister Juri Kostenko, Energieminister Juli Joffe und dem Minister für die Überwindung der Folgen des Tschernobyl-Unglücks, Georgi Gotowschitz.
FRANKFURT A. M., 22. Februar (dpa). Nach einem Unfall beim Chemie-Konzern Hoechst sind am Montag zwei Tonnen des giftigen Farben-Rohstoffs o-Nitroanisol über Frankfurter Stadteile niedergegangen. In Schwanheim und Goldstein fiel auf einem Kilometer Länge und 300 Metern Breite ein brauner Belag herab. Offiziellen Angaben zufolge soll für die Bevölkerung keine direkte Gefahr bestanden haben.
Nach Angaben des Wiesbadener Umweltministeriums wurde aber Rhein- Alarm ausgelöst und die Anlage stillgelegt. Es wurde nicht ausgeschlossen, daß sich die Chemikalie in Wasser löst. Bei höheren Temnperaturen als den gegenwärtigen winterlichen wäre das Gift leichter löslich.
Die Menschen wurden aufgefordert, keine Lebensmittel aus dem Freien oder aus Gärten zu essen. Alles, was mit der Chemikalie in Berührung kam, müsse abgewaschen werden. Wieviel von der Chemikalie in den Rhein-Nebenfluß Main gelangte, war zunächst nicht bekannt.
Der Unfall war nach Werksangaben durch den Bedienungsfehler im Werk Griesheim verursacht worden. Die Polizei nahm gegen Hoechst-Verantwortliche Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Verdachts der Gewässerverunreinigung auf. Hoechst selbst behauptete: Bei den derzeitigen Außentemperaturen sei das Gift in Wasser so gut wie unlöslich. Bei sommerlichen Temperaturen wären die Folgen "mit Sicherheit gravierender" gewesen.
(Bericht im Lokalteil)
KIEL, 23. Februar (dpa). Ein Gastwirt, der das Wohnzimmer seines Untermieters mit 4000 Liter Gülle überschwemmt hatte, ist am Montag vom Kieler Landgericht zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Als Auflage verhängte die zuständige Kammer zudem ein Bußgeld von 4000 Mark zugunsten des Umweltvereins in Kiel-Molfsee. Die Anklage hatte auf Körperverletzung, Nötigung, umweltgefährdende Abfallbeseitigung und Sachbeschädigung gelautet.
Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Gastwirt aus Padenstedt bei Neumünster die Jauche "vorsätzlich" in die Wohnung des Mieters und seiner Lebensgefährtin geleitet hatte. Das Paar hatte sich mehrfach geweigert, die in einem Resthof gelegene Wohnung des Angeklagten zu räumen. Der Angeklagte hatte den Zwischenfall als "großes Mißgeschick" dargestellt.
TENNIS
ATP-TURNIER der Männer in Rotterdamm (600 000 Dollar): Einzel, 1. Runde: Nargiso (Italien) - Delaitre (Frankreich) 6:2, 6:4; Holm (Schweden) - Svensson (Schweden) 6:3, 6:2, Novacek (Tschechische Republik) - Medwedew (Ukraine) 6:0, 6:4.
SAN SALVADOR (dpa). Die Außenminister der EG und der Staaten Mittelamerikas haben ein neues Rahmenabkommen zur Zusammenarbeit in den nächsten fünf Jahren unterzeichnet. Es macht die Kooperation vom Respekt für Demokratie und Menschenrechte in den mittelamerikanischen Ländern abhängig. Die Zwölfergemeinschaft will Projekten Vorrang einräumen, deren Ziel es ist, die Grundbedürfnisse der ärmsten Bevölkerungsgruppen in Mittelamerika zu befriedigen. Beide Seiten verpflichteten sich, ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu verstärken, unter Berücksichtigung des Umweltschutzes zur Entwicklung beizutragen und die Ausweitung ihres Handels zu fördern, damit neue Märkte für Mittelamerika erschlossen werden können.
Das Treffen in San Salvador wurde überschattet vom EG-Beschluß, die Bananen-Importe aus Lateinamerika zu beschränken. Kolumbiens Außenministerin Noemi Sanin betonte, man verlange lediglich die Erfüllung der Verpflichtungen im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens. Gerhard Henze, im Bonner Auswärtigen Amt zuständig für die Handelsbeziehungen zu Lateinamerika, sagte, Deutschland werte die Proteste der Bananen-produzierenden Länder Lateinamerikas als "gerechtfertigt" und werde sich nach wie vor der geplanten Einschränkung der Einfuhr widersetzen.
TAIPEH. Das taiwanesische Informationsministerium (GIO) wird Regisseur Ang Lee für seinen "Goldenen Bären" einen mit 120 000 Dollar dotierten Preis verleihen. Der Regisseur werde an diesem Mittwoch bei seiner Rückkehr mit einer großen Feier geehrt, zitierte der staatliche Hörfunk GIO-Direktor Hu Chih-chiang. Der Berlinale-Preis, Taiwans zweiter überhaupt auf einem internationalen Festival, werde der dahinsiechenden Filmindustrie auf der Insel Auftrieb geben. Der "Goldene Bär" sei nicht nur eine Auszeichnung für die heimische Filmproduktion, sondern auch für das taiwanesische Volk. dpa
BERLIN, 23. Februar (dpa/AP). Die Schlichtungsverhandlungen für die ostdeutsche chemische Industrie sind in Berlin mit einem einstimmigen Schlichtungsspruch erfolgreich beendet worden. Die 80 000 Beschäftigten erhalten rückwirkend zum 1. Februar neun Prozent mehr Lohn und Gehalt, teilte der Arbeitgeberverband AVCO nach der in der Nacht zum Dienstag erzielten Einigung mit. Zum gleichen Zeitpunkt werden die Ausbildungsvergütungen um 70 Mark erhöht. Als 13. Gehalt werden in diesem Jahr unverändert 50 Prozent und im nächsten Jahr 65 Prozent eines Monatsgehalts gezahlt. Der Tarifabschluß hat eine Laufzeit bis Ende Februar 1994.
Für die Arbeitgeber wertete der Vorsitzende der Tarifkommission, Hans-Hermann Dehmel, das Ergebnis als "noch vertretbar". Es handele sich um einen schmerzhaften Kompromiß, der den Unternehmen neue schwere Lasten aufbürde. Positiv sei aber, daß sich der Abschluß stärker als früher an der wirtschaftlichen Lage der Branche orientiere.
Die Arbeitgeber hatten zuletzt 7,5 Prozent bei einer Laufzeit von 16 Monaten angeboten. Für die Monate Januar bis April sollte es keine Erhöhung geben.
Der Tarifexperte der IG Chemie, Hans Terbrack, sagte, es sei gelungen, das Arbeitgeberangebot von vier Null-Monaten zu durchbrechen. Das Ergebnis berücksichtige die Preissteigerung. Unterschriftenlisten liegen aus FRANKFURT A. M. (dpa/Reuter). Die IG Metall hat eine Mobilisierungskampagne im Tarifkonflikt der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie gestartet. In Berlin-Brandenburg und Sachsen sind erste Unterschriftenlisten ausgelegt, mit denen die Belegschaften die Geschäftsleitungen zur Einhaltung des Stufenplans mit einer Anhebung der Löhne und Gehälter von 71 auf 82 Prozent des Westniveaus auffordern. Mit einer Serie von Betriebsversammlungen sollen die Arbeitnehmervertreter die Beschäftigten über den Stand der gescheiterten Schlichtungsverhandlungen informieren. Die Beschäftigten der Ost-Berliner Metallfirma WSSB-Verkehrstechnik GmbH wurden für den heutigen Mittwoch zu ersten Protestaktionen aufgerufen. Arbeitsrechtler über Tarif uneins BERLIN/BREMEN (dpa). Die von den Metall-Arbeitgebern ausgesprochene einseitige Kündigung der Tarifverträge in Sachsen und Berlin/Brandenburg wird von Arbeitsrechtlern unterschiedlich bewertet. Der Berliner Jura-Professor Klaus Adomeit sagte, er halte die Kündigung für Rechtens. Beim Abschluß der Tarifverträge 1991 sei man von einer stetigen wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung in den neuen Ländern ausgegangen. Der Tarifvertrag wäre normalerweise für die Arbeitgeber bindend gewesen. Wenn die Geschäftsgrundlage des Vertrages aber entfalle, gebe es ein außerordentliches Kündigungsrecht. Mit der Kündigung erlösche die Friedenspflicht.
Dagegen vertrat der Bremer Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler im Deutschlandfunk die Ansicht, daß für die Kündigung die rechtliche Grundlage fehle. Einen Tarifvertrag könne man nur kündigen, wenn sich die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in nicht vorhersehbaren Umfang geändert hätten. Dies wäre beispielsweise gegeben, wenn die Inflationsrate innerhalb eines Jahres plötzlich auf 40 oder 50 Prozent steige. Davon könne aber nicht die Rede sein.
Adomeit wertet die Auseinandersetzungen als eine "Krise der Tarifautonomie". Arbeitgeber würden aus ihren Verbänden austreten, um nicht mehr tarifgebunden zu sein. Es gebe auch Fälle, wo an den bestehenden Tarifverträgen vorbei mit den Betriebsräten "wilde betriebliche Abmachungen" getroffen werden. CDU fordert neue Gespräche BONN (dpa). CDU-Generalsekretär Peter Hintze hat die IG Metall zu neuen Gesprächen mit den Arbeitgebern aufgefordert. Die Verantwortung dürfe nicht den Gerichten zugeschoben werden. An Tarifverträgen festzuhalten, die sich als Jobkiller auswirkten, liege nicht im Interesse der Arbeitnehmer und schade der Zukunft des Standorts Deutschland.
In den Tarifkonflikt soll sich nach Vorstellungen der hessischen IG Metall der Thüringer Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) einschalten. Der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Karl Kronawitter, der auch für Thüringen zuständig ist, forderte Vogel zum Gespräch auf. Arbeitgeberwort angeprangert ulf FRANKFURT A. M. Die IG Metall hat gegen die Wortwahl der Arbeitgeber im Tarifkonflikt protestiert. Der Präsident von Gesamtmetall, Hans Joachim Gottschol, habe einen möglichen Arbeitskampf als "verbrecherisch" bezeichnet, sagte Gewerkschaftssprecher Jörg Barczynski. "Wenn ein Arbeitskampf verbrecherisch ist, sind die Streikenden logischerweise Verbrecher." Von Arbeitgeberpräsidenten des verbrecherischen Handelns bezichtigt zu werden, sei neu.
BONN, 22. Januar (dpa/AFP). Die Bundesregierung blockiert nach den Worten von Bayerns Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) mit ihrer Sparpolitik beim Hochschulausbau die von allen gewünschte Reform des Studiums. Man könne angesichts überlasteter Hochschulen nicht erwarten, daß ein qualifiziertes Studium innerhalb der Regelstudienzeit abgeschlossen wird, wenn nicht auch die räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen würden, sagte Zehetmair am Montag der Deutschen Presseagentur.
Der von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und den Ministerpräsidenten für den Sommer angekündigte Bildungsgipfel mache für Bayern keinen Sinn mehr, wenn sich die Bundesregierung beim Hochschulbau nicht endlich bewege. Auch die Wirtschaftsminister des Saarlands und Nordrhein-Westfalens, Dieter Breitenbach (SPD) und Anke Brunn (SPD), hatten betont, einen Bildungsgipfel werde es nur geben, wenn auch über Geld geredet werden dürfe (siehe FR vom Samstag).
Nach Zehetmairs Angaben sind allein in Bayern durch die Bonner Finanzpolitik 30 dringliche Vorhaben blockiert. "In den alten Ländern kann 1993 kein einziges neues Vorhaben starten", sagte Zehetmair, der gleichzeitig Sprecher der unionsgeführten Bundesländer in der Kultusministerkonferenz ist. Angesichts der starren Bonner Haltung sei die "Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau" zu einem "Instrument der Verhinderung des Hochschulbaus" geworden.
Hintergrund von Zehetmairs Kritik ist die im Bundesetat festgelegte Beschränkung der Bonner Hochschulbaumittel auf 1,68 Milliarden Mark, während die Länder für 1993 mindestens zwei Milliarden Mark und ab dem nächsten Jahr 2,3 Milliarden Mark verlangen. Die Bundesregierung hat im Vorfeld des Bildungsgipfels mehr Geld zur Reform des Hochschulwesens kategorisch abgelehnt.
Am Mittwoch dieser Woche wollen Bund und Länder versuchen, wenigstens einen "Rumpf-Rahmenplan" mit den dringlichsten Vorhaben zu verabschieden. Zehetmair kündigte an, man werde auf der Sitzung Hilfen für die neuen Bundesländer nicht blockieren. Spätestens 1994 müßten jedoch auch die alten Länder wieder zum Zuge kommen. "Das Ende der Fahnenstange ist erreicht", sagte der Minister.
Der brandenburgische Finanzminister Klaus Dieter Kühbacher (SPD) hat die alten Bundesländern zu Abstrichen beim Hochschulausbau aufgefordert, um den Aufbau der Universitäten im Osten voranbringen zu können. Wenn entsprechende Mittel nicht umgeschichtet würden, gerate beispielsweise die deutsch-polnische Europauniversität in Frankfurt/ Oder in eine Krisensituation, sagte Kühbacher am Montag vor Journalisten in Potsdam.
Für die erste Ausbaustufe der Frankfurter Universität, die im vergangenen Wintersemester ihren Lehrbetrieb aufgenommen hatte, seien 330 Millionen Mark erforderlich, sagte der Gründungsrektor Knut Ipsen. Derzeit müßten die knapp 500 Studenten mit 600 Quadratmetern auskommen. Für das kommende Sommersemster würden 1100 Studenten erwartet. Die Zahl der Professoren solle bis dahin von den jetzigen zwölf auf 36 erhöht werden. Das Konzept für die Europa-Universität, das gemeinsame Lehrveranstaltungen für deutsche und polnische Studenten vorsieht, habe sich als "wirklich gut" bewährt, betonte Ipsen.
(Kommentar auf Seite 3)
NAIROBI, 22. Februar (AFP). Eine Diebesbande hat im westlichen Kenia 27 Menschen, darunter zwölf Kinder, getötet und rund tausend Stück Vieh geraubt. Das berichtete am Sonntag das kenianische Fernsehen unter Berufung auf Polizei-Angaben. Zwei Mitglieder der Bande seien im Verlauf der Überfälle am Samstag in dem Distrikt Pokot von einem privaten Wachmann erschossen worden, die übrigen Räuber seien entkommen.
Der Diebstahl von Vieh ist in dem an der Grenze zu Uganda liegenden Gebiet weit verbreitet. Im Dezember hatten Viehdiebe aus Sudan in dem nördlich an Pokot angrenzenden Distrik Turkana 89 Menschen, darunter 42 Kinder, getötet und Tausende Stück Vieh geraubt.
WASHINGTON, 22. Februar (AFP). Zwölf hochrangigen US-Marineoffizieren droht wegen einer Affäre um die sexuelle Belästigung von Frauen ein Prozeß vor dem Militärgericht. Wie das Magazin Time berichtete, wurde im Auftrag der Regierung ein interner Untersuchungsbericht der US-Navy erstellt, in dem eine Strafanklage gegen zwölf Offiziere empfohlen wird. Bei der Affäre geht es um die sexuelle Belästigung von mindestens 26 weiblichen Marinemitgliedern während der Jahrestagung einer privaten Vereinigung von Marinesoldaten im September 1991.
Nach Aussagen der Frauen wurden sie während der feucht-fröhlichen Versammlung der "Tailhook"-Vereinigung in einem Hotel in Las Vegas von betrunkenen Marineoffizieren belästigt, indem diese versuchten, sie auszuziehen und zu berühren.Über Stolpe will niemand mehr den Stab brechen
POTSDAM, 22. Februar (AFP). Für Manfred Stolpe ist die Welt wieder in Ordnung. Der brandenburgische SPD- Ministerpräsident kann sich derzeit ungestört darauf konzentrieren, frustrierten Stahlarbeitern Mut zu machen und in Bonn Hilfen für den Aufschwung Ost einzufordern. Nach den umstrittenen Kontakten, die er als einstiger Kirchenjurist der DDR zur Staatssicherheit unterhielt, fragt ihn kaum noch jemand.
Und der Landtags-Untersuchungsausschuß, der eigens wegen Stolpes Stasi- Verstrickungen gebildet worden war, bereitet sich ein Jahr nach seiner Konstituierung auf den Abschlußbericht vor. Größere Widrigkeiten hat Stolpe davon indes nicht zu befürchten.
Zwar hatte sich der Ausschuß im Herbst vergangenen Jahres auf eine härtere Gangart verständigt, nachdem an Stolpe fast die Potsdamer Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 zerbrochen wäre. Doch die meisten der über 50 Zeugenvernehmungen entpuppten sich als fulminante Entlastung für den Ministerpräsidenten. Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) pries ihn als "Freund, der niemand geschadet hat", der letzte SED- Chef Egon Krenz nannte ihn doppeldeutig einen "kritischen, aber loyalen Staatsbürger".
Der Ausschuß hinkte stets den Presseenthüllungen über Stolpes Stasi-Verstrickungen hinterher. Bei entscheidenden Fragen mußte er sogar kapitulieren. So blieb die pikante Affäre um die DDR- Verdienstmedaille, die Stolpe 1978 auf Anweisung der Stasi bekommen haben soll, weitgehend im Dunkeln. Mit den Behauptungen des einstigen Stasi-Offiziers Klaus Roßberg, der dem Kirchenjuristen das verräterische Metall höchstpersönlich ans Revers geheftet haben will, beschäftigt sich inzwischen die Potsdamer Staatsanwaltschaft. Stolpe hatte die Ausführungen des Geheimdienstlers vehement bestritten.
Zwar hat die CDU, auf deren Initiative der Ausschuß Ende Februar 1992 eingesetzt worden war, für März dieses Jahres weitere Zeugenvernehmungen durchgesetzt. Doch von den Auftritten ehemaligen DDR-Bürgerrechtler wie Bärbel Bohley und Ralf Hirsch erwartet in Potsdam niemand mehr bedeutsame Neuigkeiten. So erklärt es sich, daß der Ausschußvorsitzende, der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky, noch vor Beendigung der Beweisaufnahme mit der Arbeit an dem Abschlußbericht begonnen hat.
Nach einem häufig zermürbenden Parteienstreit über Verfahrensfragen, die den Ausschuß mehrfach an den Rand seiner Existenz brachten, bemüht man sich jetzt, mögliche Konfliktfelder bereits im Vorfeld auszuräumen. So hat sich der Ausschuß auch von seinem ehrgeizigen Ziel verabschiedet, im Schlußdokument ausführlich auf die Berührungspunkte zwischen Kirche und Staat in der DDR einzugehen.
Breiten Raum wird im Endbericht, dessen Konzept Bisky kürzlich präsentierte, der umstrittene Auftrag der früheren DDR-Kirche an Stolpe für Verhandlungen mit dem DDR-Regime einnehmen. Auch nach der Vernehmung von rund 50 Zeugen und 6000 Seiten Aktenmaterial aus dem Gauck-Archiv konnte der Ausschuß nicht klären, ob Stolpe die Stasi bei Verhandlungen über Ausreisewillige und Oppositionelle mit Billigung der Kirche einbezog. Der Bericht, den Bisky bis zur Sommerpause vorlegen will, soll außerdem darlegen, auf welche Weise Stolpes Kontakte zum Geheimdienst zustande kamen und wie es zur Registrierung als "IM Sekretär" kam.
Trotzdem wird der Abschlußbericht noch einmal für politischem Streit sorgen. Denn das Bündnis 90, das stets die heftigsten Bauchschmerzen mit Stolpes Stasi-Kontakten hatte, will sich mit einem Minderheitsvotum von den anderen Fraktionen abheben. Die Bürgerbewegung fürchtet nämlich, daß im Mehrheitsbericht "nicht alle möglichen Sichten auf den Fall Stolpe berücksichtigt werden", wie Fraktionschef Günter Nooke betont.
Der Ex-Bürgerrechtler Nooke will sicherstellen, daß auch die Kritik an Stolpes Stellung innerhalb der Kirche, wie sie vor allem in ehemaligen DDR-Oppositionskreisen laut wurde, ihren Niederschlag findet. Es dürfe nicht allein aus Perspektive von "westdeutschen Chefredakteure und Stasi-Offizieren" geurteilt werden.
Schließlich sei es "keineswegs normal" gewesen, mit der Stasi zu reden. Allerdings will auch Nooke nicht den Stab über seinen Ministerpräsidenten brechen. Denn die Abschlußberichte sollen lediglich Vorgaben für das Urteil über Stolpe liefern. "Die Wertungen sollen den Abgeordneten überlassen bleiben", beteuert Nooke.
MANAGUA, 22. Februar (AFP). Eine Gruppe wiederbewaffneter Sandinisten hat damit gedroht, ihre Kampfhandlungen in Nord-Nicaragua zu verstärken, falls die Regierung nicht umgehend mit ihr verhandelt. Die etwa 200 sogenannten Recompas fordern eine Entschädigung zwischen 600 und 6500 Dollar, je nachdem welche Stellung sie im früheren Sandinistischen Volksheer innehatten. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Gruppe die Straße nach Murra, 300 Kilometer nördlich von Managua, blockiert.
Die Regierung von Violeta Chamorro, die vor drei Jahren die sandinistische Staatsführung ablöste, hat die Armee von 90 000 auf 16 000 Mann reduziert. Die ehemaligen Militärs fordern mehr Unterstützung seitens der Regierung: neben Entschädigungen auch die Zuteilung von Land sowie Kredite.
BUENOS AIRES, 22. Februar (AFP). Nach dem Genuß von Wein, der mit Methylalkohol versetzt war, sind in Argentinien sechs Menschen gestorben. Zehn Personen wurden ins Krankenhaus eingeliefert, wie das Gesundheitsministerium am Sonntag bekanntgab. Der in Fässern abgefüllte Billigwein wurde in Ensenada verkauft, einem Armenvorort von Buenos Aires. Hergestellt wurde der Wein in der Provinz San Juan, tausend Kilometer nordwestlich der argentinischen Hauptstadt. Die Behörden ermitteln derzeit, ob der Wein schon während der Herstellung oder erst vor dem Verkauf verfälscht wurde.
PARIS, 22. Februar (AFP). Französische Bauern haben mit Protestaktionen gegen die EG-Agrarreform den Zugverkehr in ganz Frankreich am Montag erheblich behindert. Wie die Eisenbahndirektion mitteilte, errichteten die Landwirte auf vielen Strecken Sperren auf den Gleisen. Besonders beeinträchtigt wurde der Schienenverkehr im Südwesten, in den Pyrenäen, im Zentrum und in der Bretagne. Bis auf die Strecke von Carcassone waren am Morgen sämtliche Zugverbindungen nach Toulouse gesperrt. Am Pariser Austerlitz-Bahnhof fielen alle Züge in den Südwesten aus. Am Montparnasse-Bahnhof, von dem die Züge in die Bretagne abgehen, kam es zu erheblichen Verspätungen. Die Bauern dringen auf ein Veto der französischen Regierung gegen den Agrarkompromiß bei den GATT-Verhandlungen und wollen ein Einfrieren ihrer Schulden erreichen.
BADEN-BADEN, 22. Februar (AFP). Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans Joachim Gottschol, hat die IG Metall vor einem Arbeitskampf in der ostdeutschen Metallindustrie gewarnt. Ein solcher Arbeitskampf wäre "verbrecherisch", sagte Gottschol am Montag im Südwestfunk. In den neuen Ländern würden viele Betriebe einen Streik mit Sicherheit nicht überstehen. "Wir denken nicht daran, mit kranken Betrieben in einen Arbeitskampf zu gehen." Auch könne er sich nicht vorstellen, daß die Gewerkschaften "so schnöde" die Interessen der Menschen im Osten verletzen würden, sagte Gottschol. Auf dem Spiel stehe das Schicksal der neuen Länder als Industriestandort.
KÖLN, 22. Februar (AFP). Die Bestechung und Bestechlichkeit von Abgeordneten soll nach Ansicht des Vorsitzenden des Bundestags- Rechtsausschusses, Horst Eylmann (CDU), unter Strafe gestellt werden. Eylmann unterstützte in der Tageszeitung Express einen entsprechenden Vorschlag des Kölner Soziologieprofessors Erwin Scheuch. Gleichzeitig wies der CDU-Politiker auf die Beweisschwierigkeit einer solchen Regelung hin: Es müsse im Einzelfall bewiesen werden, daß ein Parlamentarier bewußt wegen Bestechungsgeldern für oder gegen ein bestimmtes Gesetzesvorhaben gestimmt habe.
WASHINGTON, 22. Februar (AFP). US-Verteidigungsminister Les Aspin ist am Sonntag abend wegen eines Anfalls von Atemnot ins Krankenhaus eingeliefert worden. Das erklärte das Pentagon am Montag morgen in Washington. Der Zustand des Ministers verbessere sich rasch, hieß es in der Erklärung. Die Atemnot sei durch eine bereits seit längerem existierende Herzschwäche bedingt. Ausgelöst worden sei sie durch eine Reihe von Impfungen, denen sich Aspin am Samstag unterzogen habe. Der 54jährige Aspin war 1991 schon einmal wegen Atemnot in ein Krankenhaus gebracht worden.
BERLIN, 22. Februar (AFP). Der ehemalige DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler und sein früherer Stellvertreter Fritz Streletz erhalten Haftverschonung. Das teilte der Vorsitzende Richter der 27. Großen Strafkammer am Berliner Landgericht, Hans Boß, im Prozeß um die Todesschüsse an Mauer und Stacheldraht am Montag mit. Das Gericht begründete den Beschluß mit der Unverhältnismäßigkeit der seit eindreiviertel Jahren andauernden Untersuchungshaft gegenüber dem hohen Alter der Angeklagten und der zu erwartenden Haftstrafe und gab den Anträgen der Verteidigung statt. Die Staatsanwaltschaft legte Beschwerde gegen den Beschluß ein.
PARIS, 22. Februar (Reuter/AFP). Im oberelsässischen Mülhausen (Mulhouse) ist nach Angaben der französischen Polizei erneut ein antisemitischer Anschlag verübt worden. Unbekannte hätten in der Nacht zum Montag eine Synagoge anzuzünden versucht. Auf einer Außenwand hätten die Täter den Spruch "Allah ist groß" auf arabisch hingeschmiert. Auch seien Wertgegenstände aus dem jüdischen Gotteshaus gestohlen worden.
Auf Korsika wurden am Wochenende fremdenfeindliche Anschläge verübt. Nach Mitteilung der Polizei explodierte in Ghisonaccia im Norden der französischen Mittelmeerinsel eine Sprengladung vor der Metzgerei eines Marokkaners. Vor einem islamischen Gebetszentrum wurde ein nicht explodierter Sprengsatz sichergestellt. Außerdem wurde das Auto eines Tunesiers gesprengt und der Wagen eines Portugiesen schwer beschädigt.
DAKAR, 22. Februar (AFP). In der südsenegalesischen Provinz Casamance sind am Sonntag, dem Tag der Präsidentschaftswahlen, zwei Lokalpolitiker der oppositionellen Demokratischen Partei Senegals (PDS) getötet worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Rebellenbewegung der Demokratischen Kräfte der Casamance (MFDC), die zum Wahlboykott aufgerufen hatte. Mit dem erst am Montag bekanntgewordenen Anschlag auf die PDS-Funktionäre erhöhte sich die Zahl der Menschen, die am Rande der Wahlen von Rebellen der MFDC getötet wurden, auf 27.
Die PDS ist die Partei des 66jährigen Anwalts Abdoulaye Wade, dem Hauptrivalen des amtierenden Präsidenten Abdou Diouf. Diouf wurde am Montag nach übereinstimmenden Angaben ein deutlicher Vorsprung vor seinen Mitbewerbern eingeräumt.
MAILAND, 22. Februar (AFP). Zwei führende Mitarbeiter des italienischen Agnelli-Konzerns sind am Montag im Rahmen der Anti-Korruptionskampagne "Saubere Hände" in Turin festgenommen worden. Wie Mitarbeiter der italienischen Justiz berichteten, handelt es sich um den Finanzchef der Fiat-Gruppe, Francesco Paolo Mattioli, und den Generaldirektor der Versicherungsgesellschaft Toro Assicurazioni, Antonio Mosconi. Ihnen werden den Angaben zufolge Korruption und Verstöße gegen das Gesetz zur Parteienfinanzierung vorgeworfen.
Beide Manager sollen sich im Rahmen ihrer Führungstätigkeit bei den von Fiat kontrollierten Baugesellschaften Cogefarimpresit und Fiatimpresit strafbar gemacht haben. Dabei geht es offenbar um die Vergabe öffentlicher Aufträge.
Kurz gemeldet Briefmarke stellt Gettoaufstand dar
JERUSALEM, 22. Februar (AFP). Israel und Polen wollen zum ersten Mal gemeinsam eine Briefmarke herausgeben, um an den 50. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Getto gegen die Nationalsozialisten zu erinnern. Dies teilte am Montag der Sammlerservice der israelischen Post mit. Aspin mit Atemnot im Hospital WASHINGTON, 22. Februar (AFP). US- Verteidigungsminister Les Aspin ist am Sonntag abend mit Atemnot ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der Zustand des Ministers verbessere sich rasch, hieß es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums.China baut in Iran zwei AKW PEKING, 22. Februar (Reuter). China wird in Iran zwei Atomkraftwerke mit einer Leistungskraft von jeweils 300 Megawatt bauen. Das meldete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Achille Lollo in Rio verhaftet RIO DE JANEIRO, 22. Februar (AFP). Die brasilianische Polizei hat am Samstag in Rio de Janeiro den von der italienischen Justiz wegen Terrorismus gesuchten Achille Lollo verhaftet. Der ehemalige Aktivist der Roten Brigaden war 1978 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er 1972 eine Bombe am Sitz der Sozialistischen Partei in Rom gelegt hatte. Wirtschaftsexperte wird Regierungschef SEOUL, 22. Februar (AFP). Der künftige südkoreanische Präsident Kim Young Sam hat den Wirtschaftsexperten Hwang In Sung als Ministerpräsidenten nominiert. Das teilte ein Sprecher Kimsam Montag in Seoul mit.
LAGOS, 22. Februar (AFP). In Nigeria sind Presseberichten vom Montag zufolge seit dem Putsch im Dezember 1983 mehr als 46 Journalisten und Verleger festgenommen sowie in Untersuchungshaft festgehalten worden. Die Zeitungen beriefen sich dabei auf einen Bericht der Menschenrechtsorganisation "Projekt für Verfassungsrechte", der am Wochenende in der nigerianischen Hauptstadt Lagos veröffentlicht worden war.
Der 127 Seiten umfassende Report über die "Krise der Pressefreiheit in Nigeria" berichtet von mindestens sieben Zeitungen und Magazinen, die des öfteren vorübergehend verboten worden seien und ferner unter Zensur gestanden hätten. Die Menschenrechtler kritisieren ferner, daß in der Verfassung vom Mai 1989 Pressefreiheit nicht ausdrücklich garantiert wird. Die Informations- und Pressefreiheit sollte deutlich in der Verfassung verankert werden, forderten die Verfasser des Berichts.
PARIS, 22. Februar (AFP). In Frankreich haben protestierende Bauern am Montag den Zugverkehr erheblich behindert. Die Landwirte forderten ein Veto der französischen Regierung gegen den Ölsaaten-Kompromiß zwischen den USA und der Europäischen Gemeinschaft (EG). Die Staatsbahn SNCF will einer offiziellen Mitteilung zufolge Anzeige wegen Behinderungen auf ihrem Schienennetz erstatten.
Frankreichs Landwirtschaftsminister Pierre Soisson hatte am Freitag versichert, die Regierung werde beim nächsten EG-Agrarministerrat am 16. und 17. März ihr Veto gegen den Kompromiß vom November einlegen, bei dem sich die EG und Washington auf eine Reduzierung der Anbaufläche für Ölsaaten in Europa geeinigt hatten. Fischer blockieren Hafen
PARIS (AFP). Die Fischer der westfranzösischen Bretagne haben ihre Protestaktionen gegen den nach ihrer Ansicht "unlauteren Wettbewerb der EG- Länder" am Montag verstärkt. Ein Frachtschiff mit 300 Tonnen Fisch aus Großbritannien, das seit Samstag im Hafen von Roscoff am Entladen gehindert wurde, mußte nach Cherbourg in der Normandie umgeleitet werden. Der wichtige Fischereihafen von Concorneau war am Montag durch eine Aktion "Tote Stadt" gelähmt. In den vergangenen Tagen hatten die Fischer an verschiedenen Orten tonnenweise faulen Fisch auf wichtige Straßen gekippt.
Die Aktionen gegen Billigeinfuhren aus EG-Partnerländern und dem übrigen Ausland sollen bis zum nächsten Rat der für Fischereifragen zuständigen EG-Minister am 25. Februar fortgesetzt werden. Frankreichs Minister für Meeresfragen, Charles Josselin, hatte ein Sofortproramm angekündigt, das aber von den Fischern als unzulänglich abgelehnt wird.
Die EG-Kommission plant dem Vernehmen nach unter anderem die Einführung von Mindestpreisen für bestimmte Kategorien von Fischimporten aus Drittländern.Kritik an Israels Armee
WIEN, 22. Februar (AFP). Die israelische Armee hat im besetzten Gaza-Streifen nach Angaben des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) seit Dezember mehr Palästinenser getötet als in den vergleichbaren Zeiträumen der vergangenen Jahre. Aus einem am Montag in Wien veröffentlichten Kommuniqué der Organisation geht hervor, daß seit dem 1. Dezember vergangenen Jahres 13 Jugendliche unter 16 Jahren von Sicherheitskräften getötet und weitere 250 durch Schüsse verletzt wurden. Seit Anfang Februar hätten israelische Soldaten neun Menschen erschossen, den letzten am Montag.
Nach UNRWA-Angaben benutzten israelische Sicherheitskräfte mehrfach Sprengstoff und Panzerabwehrwaffen bei der Suche nach verdächtigten Personen im Flüchtlingslager Chan Junis. Seit Dezember registrierte das Hilfswerk elf solcher Aktionen, bei denen insgesamt 68 Wohnungen zerstört wurden.
SARAJEWO, 22. Februar (AFP/Reuter). Die UN-Schutztruppe (UNPROFOR) für Bosnien-Herzegowina will versuchen, durch Verhandlungen die serbische Belagerung der bosnischen Hauptstadt zu beenden. UNPROFOR-Kommandant General Philippe Morillon kündigte am Montag in Sarajewo ein Treffen mit den Generalstabschefs, dem Serben Ratko Mladic, dem Kroaten Milivoj Petkovic und dem Moslem Sefer Halilovic an, bei dem über die Freigabe mehrerer Zufahrtsstraßen gesprochen werden soll. Alle Volksgruppen sollten einen ungehinderten Zugang zur Stadt haben, betonte Morillon.
Die Blockade der ostbosnischen Stadt Zepa durch serbische Truppen hat vor allem Kinder dem Hungertod preisgegeben. Dies ergab eine erste Übersicht des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), nachdem am Sonntag ein UN-Konvoi nach tagelanger Irrfahrt den eingeschlossenen Ort erreicht hatte.
Der Präsident der selbstausgerufenen Serben-Republik in Bosnien, Radovan Karadzic, wird nicht an den Bosnien- Friedensgesprächen in New York teilnehmen. Karadzic teilte in Zvornik mit, die Delegation der bosnischen Serben werde von seinem Stellvertreter Nikola Koljevic und Parlamentspräsident Momcilo Krajisnik geleitet werden.
Die Westeuropäische Union (WEU) dementierte Berichte aus Moskau, nach denen Flottenverbände der WEU im Schwarzen Meer Manöver abhalten wollen, mit denen zugleich eine Durchsetzung des gegen Rest-Jugoslawien verhängten Embargos erreicht werden soll.
Rund 200 Russen kämpfen nach Informationen des Fernsehens der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an der Seite serbischer Freischärler gegen moslemische Einheiten in Bosnien. Der Moskauer Sender zeigte am Sonntag einige der Soldaten, die erklärten, sie stammten aus St. Petersburg. Nicht genannte Privatfirmen organisierten die Anwerbung und schickten die Männer dann in den Kampf.
Giftwolke aus Hoechst-Werk über Frankfurter Stadtteilen
FRANKFURT A. M., 22. Februar (AFP). Auf einem Gelände der Hoechst AG in Frankfurt sind am Montag morgen etwa zwei Tonnen der giftigen Chemikalie Ortho-Nitroanisol freigesetzt worden. Ein Firmensprecher führte den Unfall im Vorort Griesheim auf einen Bedienungsfehler zurück. Die Giftwolke aus einem Zwischenprodukt bei der Farbherstellung sei kurz nach vier Uhr aus einem Kessel durch ein Sicherheitsventil in die Luft entwichen. Außer den zwei Tonnen Anisol wurden aus dem Kessel acht Tonnen Methanol ausgestoßen. Die Wasserschutzpolizei löste auf dem Main unterhalb von Griesheim Gewässerschutzalarm aus und ordnete Gewässer- und Bodenproben an. Das Gewerbeaufsichtsamt ordnete einen Produktionsstopp an. (Siehe auch Lokalteil)
BERLIN, 22. Februar (AFP/Reuter/ulf). Wie schon in Sachsen, haben am Montag auch die Metall-Arbeitgeber für den Tarifbezirk Berlin-Brandenburg den 1991 vereinbarten Tarifvertrag vorzeitig gekündigt. Arbeitgeber-Sprecher Hartmann Kleiner sagte in Berlin, der Stufenplan zur Angleichung der Ost-Tarife an das West-Niveau werde aufgehoben und die zum 1. April vereinbarte Lohnanhebung um 26 Prozent nicht gezahlt. IG-Metall- Bezirksleiter Horst Wagner bewertete die Kündigung als "klaren Rechtsbruch", gegen den sich die Gewerkschaft mit allen Mitteln zur Wehr setzen werde.
"Die IG Metall darf sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen, daß die Kündigung einen eklatanten Rechtsbruch darstellt", betonte der Arbeitgeberverband. Die Gewerkschaft solle Verhandlungen über einen neuen Vertrag auf Grundlage des Angebots von neun Prozent aufnehmen, der auch eine Öffnungsklausel nach unten enthalten müsse. Wagner wies dies zurück und sagte, es sei "bemerkenswert, daß die Arbeitgeber keinerlei Rechtsgrundlage für diesen Schritt angeben konnten, weil es sie einfach nicht gibt".
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans Joachim Gottschol, bewertete die Chancen, daß die IG Metall den Tarifvertrag vor dem Arbeitsgericht durchsetzen könne, als "sehr unwahrscheinlich". Ein Arbeitskampf in Ostdeutschland wäre "verbrecherisch", sagte er weiter im Südwestfunk.
Die Metallarbeitgeber Thüringens wiesen die Behauptung des dortigen Schlichters Rudi Arndt zurück, ihr Verband habe eine Einigung bei den Schlichtungsgesprächen "vorsätzlich verhindert".
Auch in Mecklenburg-Vorpommern scheiterten die Schlichtungsverhandlungen über eine Revision.
POITERS, 23. Februar (AFP). Narren hatten am Faschingsdienstag in der westfranzösischen Stadt Poitiers freie Fahrt. Die rund 80 000 Bewohner konnten die städtischen Busse kostenlos benutzen, wenn sie ein Faschingskostüm trugen. Auch die Busfahrer hatten Kostümzwang. Mit der erstmals 1989 gestarteten Aktion wollen die Verkehrsbetriebe nach eigenen Angaben vor allem die Jugendlichen der Universitätsstadt mit ihren 25 000 Studenten gewinnen.
STOCKHOLM, 23. Februar (AFP). Der Aserbaidschaner, der am Samstag eine Maschine der russischen Fluggesellschaft Aeroflot von Tjumen nach Stockholm entführte, hat nach eigenen Angaben einem Sicherheitsbeamten 30 000 Rubel (86 Mark) bezahlt, um die Kontrollen mit seinen zwei Handgranaten zu passieren. Jeder wüßte, daß das auf dem Flughafen von Tjumen in Sibirien möglich sei, sagte der Entführer am Montag in Stockholm. Die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax meldete, ein Sicherheitsbeamter des Flughafens sei inzwischen unter dem Verdacht der Komplizenschaft festgenommen worden.
WARSCHAU, 23. Februar (AFP). Die polnische Polizei hat am Montag einer Bande, die sich auf das Fälschen von Busfahrkarten spezialisiert hatte, das Handwerk gelegt. Sie beschlagnahmte in Piaseczno unweit von Warschau gefälschte Bustickets im Wert von umgerechnet vier Millionen Mark. Drei Fälscher sind festgenommen worden. Seit Monaten war nach der Bande gefahndet worden. Ihre gefälschten Tickets waren so gut, daß sie nur im Labor von echten unterschieden werden konnten. Die Verkehrsbetriebe von Warschau hatten seit geraumer Zeit über schwere Umsatzeinbußen geklagt.
TYRUS, 23. Februar (AFP). Bei einem Bombenangriff der mit Israel verbündeten Milizen in Südlibanon ist am Montag abend ein nepalesischer Soldat der UN- Interimstruppe (UNIFIL) getötet worden.
Ein weiterer nepalesischer Soldat wurde verletzt, wie ein UNIFIL-Sprecher mitteilte. Die in der israelisch besetzten "Sicherheitszone" in Südlibanon stationierten Milizen der Südlibanesischen Armee (SLA) bombardierten den Angaben zufolge die Stellung des nepalesischen UNIFIL-Kontingents in dem Dorf Jater. Zuvor war hingegen noch aus libanesischen Sicherheitskreisen mitgeteilt worden, der Bombenangriff sei von der israelischen Armee ausgeführt worden.
In Südlibanon lieferten sich israelische Armee und SLA auf der einen Seite und die pro-iranische Hisbollah-Miliz auf der anderen Seite am Montag abend heftige Artilleriegefechte. Dabei wurde nach Angaben der libanesischen Polizei in dem Dorf Jater ein 40 Jahre alter Zivilist getötet und seine Schwester verletzt. Am Abend schlugen zwei Raketen vom Typ Katjuscha in der Nähe einer israelischen Stellung in der "Sicherheitszone" ein. Dabei wurde jedoch niemand verletzt, wie aus Sicherheitskreisen in der Region verlautete. Die Raketen schlugen den Angaben zufolge in der Umgebung von Maruahin ein, in einem Kilometer Entfernung von der libanesisch-israelischen Grenze. Bereits in der Nacht zum Montag waren in der "Sicherheitszone" nach Angaben der SLA drei Katjuscha-Raketen eingeschlagen. Bei diesem Angriff hatte es keine Verletzten gegeben.
AARBERGEN. Der am Sonntag abend von einem Einbrecher angeschossene 46jährige Polizeibeamte aus Aarbergen- Michelbach (Rheingau-Taunus-Kreis) liegt mit einem Kopfsteckschuß in der Universitätsklinik Mainz - die FR berichtete in einem Teil ihrer Auflage darüber. Er schwebt nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) vom Montag nach wie vor in Lebensgefahr.
Die Fahndung nach den beiden Einbrechern, die von dem unbewaffneten 46jährigen Mann und seinen zwei erwachsenen Söhnen überrascht worden waren, sei bislang ohne Ergebnis geblieben, berichtete ein Sprecher der Behörde in Wiesbaden.
Das LKA hat inzwischen Ärzte und Krankenhäuser um Hilfe bei der Suche nach den beiden Tätern gebeten. Einer der beiden Männer müsse eine Schußverletzung an der rechten Hand erlitten haben, er selbst oder sein Komplize habe eine Platzwunde am Kopf.
Da der Polizeibeamte keine Waffe bei sich gehabt habe, habe sich einer der beiden Einbrecher möglicherweise selbst verletzt. Nach Angaben der beiden 23 und 25 Jahre alten Söhne des Polizeibeamten könnte es sich bei den Tätern um Türken handeln.
Auf den Einbruch in ein Einfamilienhaus war der in unmittelbarer Nachbarschaft wohnende Polizeibeamte durch Geräusche aufmerksam geworden.
Nachdem er die Polizei in Bad Schwalbach alarmiert hatte, begab er sich mit seinen beiden Söhnen an den Tatort. Den drei Männern war es zunächst gelungen, einen der beiden Täter festzuhalten.
Der Mann konnte aber ebenfalls flüchten, nachdem sein Komplize auf den Polizeibeamten geschossen hatte. lhe
Gebrauchtwagenhändler müssen beim Fahrzeugverkauf einen einwandfreien Eigentumsnachweis erbringen. Falls nach dem Verkauf ein Eigentumsvorbehalt geltend gemacht wird, haftet der Händler. Das hat das Amtsgericht Frankfurt in einem jetzt veröffentlichten Urteil entschieden (Aktenzeichen: 32 C 2221 /92-19).
Das Gericht sprach dem Käufer eines Gebrauchtwagens Schadenersatz vom Händler in Höhe von rund 5300 Mark für den Kaufpreis des Wagens sowie zusätzliche Kosten zu. Der Kläger hatte nach dem Erwerb des Fahrzeugs überraschend eine Rückgabeforderung des rechtmäßigen Eigentümers erhalten.
Vor Gericht stellte sich heraus, daß der Händler weder zum Erwerb noch zum Weiterverkauf des Gebrauchtwagens berechtigt war. Der Halter des Fahrzeugs saß im Gefängnis, der Wagen war in Frankfurt auf Anordnung der städtischen Behörden abgeschleppt und dem Abschleppunternehmen übereignet worden, weil der Halter nicht ermittelt werden konnte. Vom Abschleppunternehmen erwarb der Händler den Wagen ohne Kfz- Brief für 800 Mark und verkaufte ihn für 5000 Mark an den Kläger, immer noch ohne Brief, aber mit der Zusicherung rechtmäßigen Eigentums und der unzutreffenden Angabe, der Brief liege bei der Kfz-Zulassungsstelle.
Inzwischen war der Halter jedoch wieder auf freiem Fuß, spürte seinen Wagen bei dem Kläger auf und erzwang als rechtmäßiger Eigentümer schließlich die Rückgabe. lhe
DARMSTADT. 131 ertappte Schwarzarbeiter haben in Südhessen im vergangenen Jahr Geldbußen von durchschnittlich 4000 Mark, zusammen über 530 000 Mark, zahlen müssen.
Die meisten von ihnen stammten aus dem Baugewerbe, der Elektro- und der Metallbranche, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt jetzt mit. Doch seien auch Bäcker, Friseure und Tischler darunter gewesen. 17 seien mit Verwarnungen davongekommen, 196 Verfahren hätten aus Mangel an Beweisen eingestellt werden müssen.
258 "unzuverlässigen" Südhessen hat der Darmstädter Regierungspräsident im Vorjahr die Ausübung ihres Gewerbes untersagt. Unzuverlässigkeit liegt für die Behörde meist dann vor, wenn ein Gewerbetreibender erhebliche Steuerschulden hat oder keine Sozialabgaben zahlt.
305 Südhessen kamen an einem Gewerbeverbot vorbei, weil sie die erhobenen Vorwürfe ausräumen konnten, 39 mußten Bußgelder von durchschnittlich 2300 Mark zahlen. lhe
Dem Hanauer Bildhauer und Elfenbeinkünstler Albrecht Glenz ist eine umfassende Ausstellung des Historischen Museums Hanau in Schloß Philippsruhe gewidmet, die am Sonntag, 28. Februar, eröffnet wird. Glenz (1907 - 1990) war Leiter der Fachschule für Elfenbeinkunst in Erbach im Odenwald und später Dozent an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau.
Überregionale Bedeutung errang Glenz als Bildhauer, wobei ein Schwerpunkt seines Schaffens im sakralen Bereich lag. Die Ausstellung ist bis zum 18. April zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr. lhe
Jeweils rund 50 000 Menschen haben die Fastnachtsumzüge in Seligenstadt (Kreis Offenbach) und Fulda am Rosenmontag angelockt. Doch auch anderenorts zog es die Narren auf die Straßen, wo meist bei strahlendblau
FULDA. Aus 111 Zugnummern bestand der närrische Lindwurm, der gestern durch die Straßen der Barockstadt Fulda zog. 29 Motivwagen karikierten Lokal- und Bundespolitik, etwa 3000 Teilnehmer in Fußgruppen und Musikkapellen sorgten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für
HERBSTEIN. In Herbstein bewunderten mehr als 3000 Besucher den Springerzug, dessen Ursprung auf das 13. Jahrhundert zurückreicht. Angeführt vom Bajaß, einer in jedem Jahr neu versteigerten Rolle, zogen die Teilnehmer tanzend durch die Klein
SELIGENSTADT. Mehr als 100 Gruppen beteiligten sich gestern an einem der längsten Rosenmontagsumzüge in Seligenstadt (Kreis Offenbach), wo verkleidete Narren seit 1859 durch die Straßen des historischen Ortskerns ziehen. "Schlumberland", wie die Stadt am Main in der fünften Jahreszeit genannt wird, stand gestern kopf. Rund 50 000 Besucher verfolgten das närrische Treiben mit rund zwei Dutzend Prunk- und Motivwagen, 35 Fußgruppen, 16 Kapellen und zehn Garden. aim
FRIEDBERG. Der "Wetterauer Narrenexpreß" verbannt am heutigen Dienstag die Autos von der Bundesstraße 3 in Friedberg. Ab 14.11 Uhr ziehen hundert Tanzgruppen, Motivwagen und Kapellen über die Kaiserstraße. Seitlich in der Altstadt beginnt schon um zehn die Fastnacht. nes
HANAU. Pünktlich um 15.11 Uhr soll sich am heutigen Dienstag in Hanau der bunte Zug in Bewegung setzen, dem die Narren als Höhepunkt des närrischen Treibens in der Stadt entgegenfiebern. Rund 60 Zugnummern, 20 weniger als im Vorjahr, haben sich für den etwa 1,5 Kilometer langen Gaudiwurm angemeldet. res
NEU-ISENBURG. "Isenborsch - Helau": Der Bonbon-Regen des Neu- Isenburger Karnevalvereins "Die Watzen" war zwar am traditionellen Lumpenmontags-Umzug willkommen, doch nicht die Eier, die in Höhe der Rathausfront gegen Karnevalisten flogen. Eine Phalanx junger, schwarz gekleideter Leute, manche steckten in Gespenster- und Piratenkostümen, hatte sich dort mit einer Zehnerpackung Eier postiert und nach Lust und Laune die bunten Wagen beworfen. Die Polizei nahm's gelassen, obwohl der Dotter auch die Jacke eines der Beamten verunzierte. fra
KELKHEIM. Den Narren im Kelkheimer Stadtteil Fischbach (Main- Taunus-Kreis) hat am Montag mittag keine Stunde geschlagen: Mit kleiner Verspätung setzte sich der Lindwurm mit 64 Wagen, Garden, Fußgruppen von der Eppsteiner Straße aus in Bewegung. Über tausend Schaulustige säumten die Straßen. Gleich mehrfach wurde "Europa" zum Thema. schu
OFFENBACH. Vor rund 30 Jahren stellten die Offenbacher Narren ihren Fastnachts-Umzug ein, weil sie die Kosten nicht mehr bezahlen konnten. Statt dessen entwickelte sich im Stadtteil Bürgel, närrisch Burgilla genannt, aus dem Vereinsleben heraus eine Kappenfahrt. Mitterweile strömen am astnachtsdienstag um 14.11 Uhr 50 000 Besucher in den 1200 Jahre alten Stadtteil. Die "Ranzengarde" lädt mit dem Schlachtruf "Gut Stuß und Ahoi" zur Straßenfastnacht. lz
WIESBADEN. Der am Samstag in einem Abstellraum einer Wiesbadener Klinik tot aufgefundene 49jährige Mann gibt den Ermittlern weiterhin Rätsel auf.
Der Regierungsoberrat beim hessischen Wirtschaftsministerium war eine Woche zuvor, einige Tage nach einer Blinddarmoperation, plötzlich aus seinem Krankenzimmer verschwunden. Trotz einer intensiven Suche des Klinikpersonals und der Polizei wurde er im Haus nicht gefunden.
Ein Patient, auf dem Weg zu einer Zigarettenpause, hatte dann den Toten (die FR berichtete) am Wochenende in einem Lüftungsraum auf dem Dach des siebenstöckigen Gebäudes entdeckt. Über das Ergebnis der Obduktion der Leiche gab es gestern noch keine Angaben.
Der Verwaltungsleiter des katholischen Hospitals geht eher nicht von einem Selbstmord aus, weil der 49jährige seine Tasche ordentlich gepackt und sich vor dem Verlassen seines Mehrbettzimmers, in dem allerdings kein anderer Patient untergebracht gewesen sei, voll angekleidet habe. Die Tasche sei im selben Raum wie der Tote gefunden worden. lhe
HADAMAR. "Zum Glück ist die Tür offen", flachst der Neuntkläßler. Mit dieser Bemerkung überspielt er sein Unbehagen. Denn ihn und seine Mitschüler von der Realschule Montabaur befällt ein Gefühl starker Beklommenheit, als sie das Halbdunkel des Kellers betreten. Eigentlich erwartet sie nichts Schlimmes: ein nackter Raum, auf dem Boden schwarze und gelbe Fliesen, an der Wand hellgelbe Kacheln, und links ein kleines Fenster. Aber allein die Vorstellung, daß mehr als 10 000 Menschen in diesem gut zehn Quadratmeter großen Raum einen qualvollen Tod fanden, schreckt die Schüler. Schreie waren nicht zu hören
Bis in die Einzelheiten hinein versuchen sie, sich das Funktionieren der Tötungsmaschinerie auszumalen: "Ist denn kein Gas durch die Türen gedrungen?" Peter Sandner, der die Jugendlichen durch die frühere NS-"Euthanasie-Anstalt" in Hadamar im Kreis Limburg-Weilburg führt, antwortet genau. Damals, von Januar bis August 1941, hätten schwere Eisentüren den Kellerraum dicht abgeriegelt, so daß die psychisch Kranken und geistig Behinderten unausweichlich dem einströmenden Kohlenmonoxyd- Gas ausgeliefert gewesen seien. "Wie viele Kranke wurden denn auf einmal vergast?" Sandner: 50 bis 60 Menschen seien jeweils in die Gaskammer hineingezwängt worden. "Konnte man die Schreie nicht hören?" Nein, erklärt Sandner, das Fenster sei erst später eingebaut worden, um zu verschleiern, daß hier eine Gaskammer war.
Hadamar steht heute als ein Synonym für die Vernichtung der von den Nationalsozialisten als "lebensunwert", "unproduktiv" und "unnütz" abgewerteten Behinderten. Hitler und seine Schergen pervertierten die dort schon 1906 eingerichtete "Landesheil- und Pflegeanstalt" in eine von insgesamt sechs Tötungsanstalten, in denen der Wahn der "Rassenhygiene" in mörderischer Weise umgesetzt wurde.
Heutzutage werden an diesem Ort überwiegend junge Leute - vor allem Schüler, aber auch Sozialarbeiter, Zivildienstleistende oder Medizinstudenten - mit den rassistischen Greueln vergangener Tage konfrontiert. 1992 kamen in die Einrichtung des Landeswohlfahrtsverbandes 6700 Besucher.
Längst aber geht es in der Gedenkstätte Hadamar nicht mehr allein um den Kampf gegen das Vergessen. Rechtsradikale Gewalt in Deutschland verleiht der Einrichtung einen ungewollten Gegenwartsbezug. Der Haß gegen Minderheiten sucht sich Opfer längst nicht nur unter Ausländern, sondern auch bei Gebrechlichen. Die "Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte" klagt über Mord- und Bombendrohungen gegen Schulen für behinderte Kinder. Häufig müßten sie sich Bemerkungen gefallen lassen wie "Daß so was heute überhaupt noch geboren wird . . ."
Für die Schüler aus Montabaur, die Peter Sandner gerade auf die Dübellöcher in der Wand aufmerksam macht, an denen damals die Gasleitungen hingen, gehören die "Euthanasie"- Morde und deren ideologischer Irrsinn aber längst vergangenen Zeiten an. "Das muß man sich alles mal vorstellen, daß es so etwas überhaupt gegeben hat", schüttelt Ralf den Kopf. Er und seine Mitschüler können die Brutalität nicht fassen, mit der die Vernichtung der Kranken betrieben wurde: daß Ärzte, die eigentlich Menschen heilen sollten, den Gashahn aufdrehten; daß die Behinderten langsam und qualvoll erstickten, bis das Kohlenmonoxyd aus etwa vier bis fünf mannshohen Flaschen nach und nach in den Todeskeller geströmt war.
Silke hat schon genug von der Führung. Der Kellerraum mit dem Seziertisch jagt ihr einen weiteren Schrekken ein. Die Bahre aus Stein und grauem Zement führt noch plastischer als die Gaskammer vor Augen, wie die Nazis Menschen hemmungslos abschlachteten. Hier wurde "ausgewählten" Behinderten nach dem Gastod der Schädel aufgebrochen - zu "wissenschaftlichen" Zwecken. Professoren warteten begierig auf die herausgeschnittenen Gehirne.
Die Westerwälder Jugendlichen müssen tief durchatmen, auch als sie den Krematorium-Keller betreten. Wo früher die Leichen verbrannt wurden, simuliert heute ein großes Plakat täuschend echt einen der beiden Verbrennungsöfen. "Wie konnten die Leute darin eine gute Arbeit sehen?" fragt Silke. Sie kann einfach nicht verstehen, daß Ärzte und Pfleger sich zum Töten Unschuldiger und zum Verbrennen von Leichen hergaben.
Sandner versucht aufzuklären: Die Täter hätten sich offenbar an ihr schmutziges Geschäft gewöhnt; einige seien gezwungen worden. Doch die Schüler sind überzeugt: "Die Leute müssen doch durchgedreht sein."
Schwer nachvollziehen können die jungen Leute auch das Verhalten der Hadamarer Bevölkerung. "Haben die Anwohner denn nichts gerochen?" Aus ihrer Sicht hätten der aus dem Schornstein aufsteigende Rauch und die von den einheimischen Kindern als "Mordkisten" bezeichneten zahlreichen Busse, die die Behinderten zur Anstalt transportierten, wilden Protest und energischen Widerstand herausfordern müssen. Geduldig bringt Sandner seinen Zuhörern bei, daß Widerstand riskant gewesen sei. Eine Schwester, die über die Gasmorde trotz Verbots berichtet habe, sei in ein Konzentrationslager gekommen.
Der Stopp der Gasmorde, so erfahren die Schüler, sei erst veranlaßt worden, nachdem der Münsteraner Kardinal Graf von Galen am 3. August 1941 öffentlich gegen die Massenmorde gepredigt habe. Das Bild des Bischofs ist in der Dauer-Ausstellung im Stockwerk über dem Vernichtungs- Keller zu sehen.
Auch nach dem Stopp der Gasmorde brachten die Nazis in Hadamar Behinderte um, indem ihnen Gift gespritzt oder kein Essen mehr gegeben wurde. Auf diese Weise verreckten in nochmals etwa 5000 Menschen, darunter auch an Tuberkulose erkrankte Zwangsarbeiter und 35 Kinder aus Ehen zwischen Juden und Nichtjuden. Die Grausamkeit ist spürbar
Die Gedenkstätte ist weit davon entfernt, Geschichte museal zu konservieren; die Grausamkeit der NS-"Euthanasie"-Morde ist in dem Keller immer noch spürbar. Das mag viele der jungen Besucher zu eindeutigen Absagen an rassistische Gewalt provozieren. Sprüche wie "Der Feind steht rechts" oder "Ausländer bleibt hier! Laßt uns nicht mit den Deutschen allein!" tauchen immer wieder im Gästebuch auf. Ein anderer hat seiner Wut in Form einer Karikatur freien Lauf gelassen und malte eine Faust, die kraftvoll ein Hakenkreuz zerquetscht. ANDREAS OTTO (kna)
BONN, 22. Februar (Reuter). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) hat sich für den von Rupert Scholz (CDU) vorgelegten Kompromißvorschlag zur Verankerung des Staatsziels Umweltschutz im Grundgesetz ausgesprochen. Die Formulierung: "Die natürlichen Lebensgrundlagen stehen im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung unter dem Schutz des Staates" halte sie für einen sehr vernünftigen Kompromiß, sagte die Ministerin der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Die Politikerin rügte die ablehnende Haltung der Fraktionsspitze der Union.
Leutheuser-Schnarrenberger plädierte nach Angaben der Zeitung für eine Aufnahme von Volksinitiativen in die Verfassung.Briten nicht mehr stolz auf die Insel
LONDON, 22. Februar (Reuter). Das Selbstwertgefühl der Briten ist einer Umfrage zufolge auf einem Tiefpunkt. 49 Prozent, rund die Hälfte der Befragten, hätten erklärt, lieber im Ausland als in Großbritannien leben zu wollen, wenn die Möglichkeit dazu bestünde, hieß es in einer Gallup-Umfrage am Montag von der Tageszeitung Daily Telegraph veröffentlichten Umfrage. Über ein Drittel der Interviewten habe erklärt, es gebe für sie eigentlich nichts, worauf man noch stolz sein könne in Großbritannien. Nur einer von zehn sei der Ansicht, das Land sei "im Einklang mit sich selbst". Hauptursachen der Mißstimmung ist die anhaltende Rezession und die hohe Arbeitslosigkeit.
JERUSALEM, 22. Februar (Reuter). Der in Israel als KZ-Mörder zum Tode verurteilte John Demjanjuk will nach Angaben seines Anwalts in einen Hungerstreik treten. Mit seiner ab 1. März geplanten Aktion wolle Demjanjuk, der von ehemaligen KZ-Insassen als der berüchtigte Treblinka-Wächter "Iwan der Schreckliche" identifiziert wurde, gegen die Verzögerung einer Entscheidung in dem von ihm beantragten Wiederaufnahmeverfahren protestieren. Der 72jährige gebürtige Ukrainer Iwan Demjanjuk, der später seinen Vornamen änderte, war vor sieben Jahren von den USA ausgeliefert worden. Er sieht sich als Opfer einer Personenverwechslung.
Seit der Verurteilung Demjanjuks 1988 sollen neue Beweismittel aufgetaucht sein, wonach ein untergetauchter Iwan Marchenko der Massenmörder und Sadist "Iwan" sei. Im Konzentrationslager Treblinka waren Hunderttausende Menschen von den Nazis ermordet worden.
BONN, 22. Februar (Reuter/AP/dpa). Deutschland wird nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl im früheren Jugoslawien mit Gewalt herbeigeführte Gebietsgewinne nicht akzeptieren. Dies werde Folgen haben, wenn es nach einem Ende der Kämpfe um die Frage von Wiederaufbauhilfe gehe, sagte Kohl am Montag in Neu-Delhi.
Der Kanzler warnte mit Blick auf Kroatien vor der Annahme, Deutschland werde in dieser Frage unterschiedliche Maßstäbe an die Bürgerkriegsparteien legen. Die deutsche Politik sei "frei von Einseitigkeiten". Wenn irgendeine Seite glauben sollte, Deutschland werde sie in der Frage der Territorialgewinne unterstützen, "täuscht sie sich", betonte Kohl. Er widersprach auch Darstellungen, vor allem Kroatien erhalte Waffen aus früheren NVA-Beständen. "Die Deutschen liefern keine Waffen, weder an die eine noch an die andere Seite", sagte Kohl.
Der SPD-Verteidigungsexperte Erwin Horn setzt sich für eine Teillösung im Streit um Bundeswehreinsätze im UN- Auftrag ein. In der Neuen Osnabrücker Zeitung forderte er am Montag als ersten Schritt eine rasche Grundgesetzänderung, um den Einsatz von Bundeswehrsoldaten als Blauhelme und ihren notwendigen militärischen Schutz zu ermöglichen. Damit wäre auch eine AWACS- Aufklärung zur Durchsetzung des UN- Flugverbotes über Bosnien mit deutscher Beteiligung möglich, erklärte Horn.
Die kroatische Adria-Küstenstadt Zadar ist nach Berichten des Regierungssenders Radio Zagreb am frühen Montag morgen erneut von Serben-Freischärlern aus der Krajina mit Raketen beschossen worden. Unter serbischem Beschuß gelegen hätten auch militärische Stellungen in der Umgebung der Stadt Karlovac.
Im bosnischen Sarajewo war die Lage am Montag morgen nach lokalen Rundfunkberichten ruhig. Dort hatte der moslemische Präsident Alija Izetbegovic eine einseitige Waffenruhe verkündet.
Die ursprünglich für Montag geplante Fahrt eines UN-Hilfsgüterkonvois für die bosnische Stadt Gorazde ist auf Wunsch der Serben wegen einer Trauerfeier auf Dienstag verschoben worden. Diese finde für angeblich von Moslems getötete Serben statt, deren Leichen in der Nähe der Route des Konvois in Gräbern gefunden (Fortsetzung auf Seite 2)
NEU-DELHI, 22. Februar (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl hat die Entschlossenheit bekräftigt, den Prozeß der europäischen Einigung voranzutreiben. In Neu-Delhi sagte Kohl am Montag vor Journalisten, dies gelte auch für den Fall, daß die Ratifizierung des Einigungsvertrags von Maastricht nicht binnen sechs Monaten von Briten und Dänen ratifiziert worden sein sollte. Sollten Dänen und Briten nicht innerhalb eines halben Jahres ratifizieren, werde dies den Prozeß der europäischen Einigung "nicht einen einzigen Tag" aufhalten, sagte Kohl. Er sei jedoch zuversichtlich.
NEU-DELHI, 22. Februar (Reuter). Rechtsradikale Parteien haben nach Auffassung des CDU-Vorsitzenden, Bundeskanzler Helmut Kohl, keine Chance, bei den Wahlen 1994 in den Bundestag einzuziehen. Keine dieser Parteien werde nach der Wahl im Parlament sein, sagte Kohl am Montag vor Journalisten in Neu-Delhi. Von einem neuen Nationalismus, gar von einem neuen Nationalsozialismus könne in Deutschland keine Rede sein. Die Deutschen seien nicht fremdenfeindlich, und die Bundesrepublik sei und bleibe ein weltoffenes Land.
PARIS, 22. Februar (Reuter). Der französische Zentrumspolitiker Jean Lecanuet ist am Montag im Alter von 72 Jahren gestorben. Kollegen teilten weiter mit, der Tod sei nach einer "langen und grausamen Krankheit" eingetreten. Der langjährige Bürgermeister der Stadt Rouen war in der Politik des Landes vor allem durch seine Kandidatur gegen Amtsinhaber Charles de Gaulle bei der Präsidentwahl von 1965 bekannt geworden, bei der er unterlag. Unter Präsident Valery Giscard d'Estaing war Lecanuet Mitte der 70er Jahre Justizminister.
Nachrichten-Börse
Dänemark senkt Leitzinsen Dänemarks Nationalbank hat gestern zwei wichtige Zinssätze um einen vollen Punkt auf 10,5 Prozent gesenkt. Die Ermäßigung sei durch einen beträchtlichen Devisenzufluß seit dem 4. Februar ermöglicht worden, heißt es zur Begründung in Kopenhagen. Damals hatten die dänischen Währungshüter die beiden Schlüsselsätze zur Verteidigung der Krone um zwei Prozentpunkte heraufgesetzt. Polen lockert Geldpolitik Die polnische Zentralbank hat gestern den Diskontsatz von 32 auf 29 Prozent zurückgenommen. Der Lombardsatz wurde von 37 auf 33 Prozent und der für Refinanzierungskredite von 38 auf 35 Prozent ermäßigt. Die Nationalbankvorsitzende Hanna Gronkiewicz-Waltz verweist dazu auf eine günstigere Wirtschaftslage im abgelaufenen Jahr. In Finanzkreisen hofft man, daß die privaten Banken nachziehen und Investitionen dann zu niedrigeren Zinsen finanziert werden können. Bundesobligationen werfen weniger ab Das Bonner Finanzministerium hat die Rendite seiner fünfjährigen Bundesobligationen nochmals gesenkt. Die Papiere der Serie 105 mit einem Nominalzins von 6,625 Prozent werfen statt zuletzt 6,42 laut Bundesbank von heute an noch 6,28 Prozent ab. Der Verkaufskurs wird von 100,80 auf 101,40 Prozent angehoben.
BONN, 22. Februar (Reuter). Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt, will in Rußland prüfen, ob in der Region um St. Petersburg weitere Rußlanddeutsche angesiedelt werden können. Wie das Bundesinnenministerium in Bonn mitteilte, startete Waffenschmidt am Montag zu einer Reise nach St. Petersburg und Moskau. Im Rahmen des deutsch-russischen Kulturaustausches übergebe Waffenschmidt zudem eine Bücherspende der Bundesregierung im Wert von 500 000 Mark für die Zentralbücherei St. Petersburg.
Danach reise der Staatssekretär zum Kongreß der Rußlanddeutschen in Moskau. Waffenschmidt werde in einer Rede vor dem Kongreß über das Kriegsfolgen- bereinigungsgesetz sprechen, das am 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist und die Aufnahme von 225 000 Aussiedlern aus dem Osten Europas pro Jahr ermöglicht.
Firmen-Telegramm
Preussag erhöht Stahlpreise Preussag Stahl erhöht die Preise für bestimmte Stahlprodukte um 15 Prozent. "Im Hinblick auf die Stabilisierung der Nachfrage in Europa, die gestützt wird durch bedeutende Exportgeschäfte nach Fernost" werden Formstahl/Breitflanschträger teurer. Dies ist laut Preussag der erste Schritt weiterer vorgesehener Preiserhöhungen in diesem Jahre. Direktoren der Fiat-Gruppe verhaftet Im Zusammenhang mit dem italienischen Korruptionsskandal sind gestern zwei Direktoren der Fiat-Gruppe verhaftet worden. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, es handele sich um Francesco Paolo Mattioli, Finanzchef von Fiat, und Antonio Mosconi, geschäftsführender Direktor des zur Gruppe gehörenden Versicherers Toro Assicurazioni. Aus Gerichtskreisen verlautet, ihnen würden Verstöße gegen die gesetzlichen Bestimmungen zur Parteienfinanzierung und Mittäterschaft bei Bestechung angelastet.
BAGDAD, 22. Februar (Reuter). Die Vereinten Nationen haben ihre Suche nach irakischen Massenvernichtungswaffen am Montag intensiviert. Während kurzfristig die Abreise einer Gruppe von Raketen-Experten aus Bagdad verschoben wurde, flog überraschend ein weiteres Inspektorenteam von Bahrain nach Irak. Ihm gehören 20 Experten für alle Waffengattungen an. Leiter Nikita Smidowitsch teilte lediglich mit, daß der Aufenthalt in Irak kurz sein werde. Statt abzureisen fuhren 13 Experten zu einem nicht genannten irakischen Ort, wo sich eine militärische Anlage befinden soll. Ein überraschter Iraker fragte die UN- Mitarbeiter, wohin man überhaupt fahre. "Folgen Sie uns einfach", antwortete Teamchef Patrice Palanque.
Die Raketenexperten hatten kürzlich mitgeteilt, daß sie neue Informationen über das irakische Raketenprogramm gesammelt hätten. Laut Waffenstillstandsvereinbarung aus dem zweiten Golfkrieg muß Irak alle Massenvernichtungswaffen nebst Produktionsstätten vernichten.
BERLIN, 22. Februar (Reuter). Gegen jedes dritte Mitglied der umstrittenen Freiwilligen Polizeireserve (FPR) von Berlin sind schon einmal Ermittlungen anhängig gewesen. Das teilte der Leitende Polizeidirektor Günter Waldow am Montag vor dem Innenausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses mit. Bei Durchsicht der knapp 2400 FPR-Personalakten seien insgesamt 807 solcher Fälle festgestellt worden. "Da ist alles drin, von der Jugendsünde über das Verkehrsdelikt, die fahrlässige Körperverletzung, aber auch die Körperverletzung oder das Eigentumsdelikt", sagte Waldow. Der FPR wird rechtsradikale Unterwanderung vorgeworfen.
Knapp die Hälfte der FPR-Angehörigen habe bisher ihr Einverständnis zu weiteren Untersuchungen erteilt, sagte Innensenator Dieter Heckelmann (CDU). Von diesen Rückläufern wurden nach Waldows Angaben bisher 595 überprüft, wobei wiederum 118 in den Dateien der Polizei erfaßt waren. Davon seien 38 nach wie vor vom Einsatz supendiert, von denen wiederum 18 wegen nachweislicher Körperverletzungen und Eingentumsdelikten aus der Polizeireserve ausgeschlossen werden sollen. 58 Fälle seien derzeit in der Schwebe, bei 22 weiteren Polizeireservisten hätten sich die Erkenntnisse als Bagatellen erwiesen.
SARAJEWO, 22. Februar (Reuter/dpa). Die Versorgung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo mit Hilfsgütern ist am Montag wieder aufgenommen worden. Auf dem Flughafen landeten Flugzeuge mit Lieferungen. Der Stadtrat hob formell den Boykott der Hilfsaktionen auf, mit dem erreicht werden sollte, daß auch die übrigen Teile Bosniens Lebensmittel und Medikamente erhalten. Dieser Forderung kommt das UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) jetzt ebenfalls nach. Der UN-Sicherheitsrat beschloß, ein Tribunal zur Verfolgung von Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien zu bilden.
UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali wurde in dem Beschluß des Sicherheitsrats aufgefordert, binnen 60 Tagen detaillierte Vorschläge für die Arbeit eines solchen internationalen Gerichts vorzulegen. Die von Frankreich eingebrachte entsprechende Resolution wurde einstimmig angenommen. Es wird das erste derartige Gericht sein seit dem 1945 in Nürnberg gebildeten Tribunal zur Ahndung von NS-Verbrechen.
Das UNHCR hatte am Wochenende die volle Wiederaufnahme ihrer Hilfsaktionen für Bosnien-Herzegowina angekündigt, nachdem die Kriegsparteien ihre Zusammenarbeit mit den Helfern zugesagt hatten. Allerdings wurde die Fahrt eines Hilfskonvois in die belagerte Stadt Gorazde von Montag auf Dienstag verschoben. Dies geschah auf Wunsch der bosnischen Serben.
Eine UN-Sprecherin teilte mit, diese hätten die Bitte wegen einer Trauerfeier gestellt. Sie finde für angeblich von Moslems getötete Serben statt, deren Leichen in der Nähe der Route des Konvois in Gräbern gefunden worden seien.
Erstmals wurden Hilfsflüge vom italienischen Luftstützpunkt Ancona aus unternommen. Unter anderem flog eine mit Krankenwagen beladene Transall C-160 der deutschen Bundeswehr von dort nach Sarajewo. Über zusätzliche Hilfsmaßnahmen wollen am heutigen Dienstag US- Präsident Bill Clinton und UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali beraten. Dabei sei aber keine rasche Entscheidung über die von Clinton in Aussicht gestellte Luftbrücke für Ost-Bosnien zu erwarten, teilte das US-Präsidialamt mit.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
LUANDA, 22. Februar (Reuter/AP). Die angolanischen Unita-Rebellen haben nach eigenen Angaben einen Verband der Regierungstruppen aufgerieben, der sich auf dem Weg zu der strategisch wichtigen Stadt Huambo befand. Unter den Soldaten habe es viele Opfer gegeben, erklärte die Unita am Montag. In Kreisen der Armee in Luanda wurde zwar bestätigt, daß es rund 100 Kilometer vor Huambo am Sonntag ein Gefecht gegeben habe. Der angebliche Unita-Sieg sei aber "reine Propaganda".
In der von Unita-General Arlindo Chenda Pena unterzeichneten Erklärung, die bei der Nachrichtenagentur Reuter in Lissabon einging, hieß es, den Rebellen seien 57 Fahrzeuge mit Kriegsmaterial in die Hände gefallen.
Der portugiesische Botschafter in Luanda sagte, die Kämpfe in Huambo hätten erschreckende Ausmaße angenommen.Indien Nummer eins zugesagt Kohl warnt aber in Neu-Delhi vor überzogenen Erwartungen
NEU-DELHI, 22. Februar (Reuter/ AFP). Indien soll Bundeskanzler Helmut Kohl zufolge bei der Entwicklungs-Zusammenarbeit Deutschlands Partner Nummer eins bleiben. Zum Abschluß seines Besuchs in Indien sagte Kohl am Montag in Neu-Delhi, Deutschland könne indische Erwartungen jedoch nur begrenzt erfüllen. Er verwies auf die immensen Belastungen durch die Hilfen für Ostdeutschland und Osteuropa. Ein Scheitern der Reformpolitik in Rußland würde "schreckliche" Folgen haben.
Kohl sagte, er könne zwar keine Garantien für mehr deutsche Investitionen abgeben. Er habe nach den Gesprächen jedoch keinen Zweifel, daß das Handels- und Investitionsvolumen steigen werde. Sein Besuch habe auch dem Ausbau des deutsch-indischen Handels dienen sollen, der gegenwärtig bei sechs Milliarden Mark liegt. Indien sei "mit absoluter Sicherheit" ein Land der Zukunft.
Kohl legte Neu-Delhi nahe, die Streitigkeiten mit dem Nachbarstaat Pakistan über die geteilte Grenzregion Kaschmir beizulegen. Er äußerte gleichzeitig die Hoffnung, daß Indien den Atomwaffen- Sperrvertrag unterzeichnen werde. Er respektiere jedoch die Position Indiens in dieser Frage und werde die Beziehungen nicht davon beeinträchtigen lassen. Indien weigert sich, den Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen zu unterzeichnen, weil es darin eine Benachteiligung der Länder ohne solche Waffen sieht. Der Kanzler reiste nach Singapur weiter, der zweiten Station seiner zweiwöchigen Asien-Reise. 100 000 radikale Hindus festgenommen Etwa 100 000 radikale Hindus wurden in ganz Indien festgenommen, um eine Kundgebung in Neu-Delhi zu verhindern. Wie ein Regierungssprecher am Montag mitteilte, war die Oppositions-Versammlung verboten worden, da Gewalt zu befürchten sei. Sprecher der radikalen Bharatiya Janata Partei (BJP) gaben sich entschlossen, die Versammlung am Donnerstag abzuhalten. Dabei will die BJP vorgezogene Wahlen und den Bau eines Hindu-Tempels auf dem Gelände der zerstörten Moschee in Ayodhya fordern. Indiens Präsident Shankar Dayal Sharma rief im Parlament Hindus und Moslems dazu auf, ihren Streit zu beenden. Zugleich warf Sharma dem Nachbarland Pakistan vor, Abspaltungsbewegungen der Moslems im indischen Teil Kaschmirs anzustacheln. Zu dem Konflikt in Ayodhya sagte Sharma, die indische Regierung sei verpflichtet, die zerstörte Moschee wiederaufzubauen. Auf dem Gelände solle jedoch auch ein Hindu-Tempel errichtet werden. Weiter bat der Präsident um Unterstützung für die geplante stärkere marktwirtschaftliche Orientierung der Wirtschaft.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse der öffentlichen Anleihen sind zum Wochenanfang am Frankfurter Rentenmarkt kräftig gestiegen. Die Aufschläge reichten bis zu 70 Pfennig. Die durchschnittliche Umlaufrendite fiel gegenüber Freitag um zehn Stellen auf 6,60 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als rund vier Jahren. Die seit einiger Zeit laufende Aufwärtsbewegung der Kurse, die am Freitag im Anschluß an die Bekanntgabe der im Januar um 2,3 Prozent geschrumpften Geldmenge M3 mit weiterer Nahrung versorgt worden sei, habe sich gestern noch fortgesetzt, sagten Händler. Der Markt sei in einer sich selbst tragenden Bewegung und verfüge derzeit über "unwahrscheinliche Stärke".
Andererseits wurde aber gewarnt, daß "das Ende der Fahnenstange erreicht" sein könnte und eine Korrektur bevorstehe. Ermüdungserscheinungen ließen sich auch am mit 117,3 Millionen Mark relativ niedrigen Abgabesaldo der Bundesbank in Frankfurt ablesen.
Am Aktienmarkt profitierten die Bankenwerte von der Entwicklung bei den Anleihen. Sie wurden auf dem Parkett als die Favoriten gesehen, während die Autotitel die Verlierer des Tages waren. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß am Rosenmontag nach vorübergehenden Einbußen mit einem Plus von 3,35 Zählern. Das Geschäft verlief angesichts der Faschingszeit nach Angaben aus dem Handel ruhig.
Für Druck auf die Automobilaktien sorgten Börsianern zufolge vor allem die jüngsten schwachen Zulassungs- und Produktionszahlen. Daimler etwa fielen um 6,20 Mark.
BRÜSSEL, 22. Februar (Reuter). Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Banden in der südsomalischen Stadt Kismayo sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in der Nacht zum Montag Dutzende Menschen ums Leben gekommen.
Wie MSF am Montag in Brüssel weiter mitteilte, haben sich rund 100 Menschen in den von belgischen Soldaten bewachten Gebäudekomplex der Ärzteorganisation in der Stadt nahe der Grenze zu Kenia geflüchtet. Bei den Gefechten sei es den Kämpfern des Clanführers Mohamed Said Hersi offenbar gelungen, Teile der Stadt in ihre Gewalt zu bringen.
BONN, 22. Februar (Reuter). Die Türkei erwartet von Deutschland, daß es keine türkischen Asylbewerber mehr dauerhaft aufnimmt. Der türkische Ministerpräsident Suleyman Demirel begründetete dies laut Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Montag damit, daß es in seinem Land keine Verfolgung gebe. In einer neuen Form des Sklavenhandels würden Türken von Schlepperbanden in die Bundesrepublik gebracht, sagte Demirel. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft pro asyl, Herbert Leuninger, wies Demirels Forderung zurück. Die Lage der türkischen Kurden habe sich dramatisch verschlechtert.
Demirel sagte zu Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, in Einzelfällen seien Übergriffe nicht auszuschließen. Die Türkei sei jedoch ein offenes Land mit einem freien Parlament und einer freien Presse. Leuninger hielt Demirel vor, selbst nach den strengen Kriterien in Deutschland seien vergangenes Jahr zehn Prozent der Asylbewerber aus der Türkei anerkannt worden.
POTSDAM, 23. Februar (Reuter). Der Verzicht der Evangelischen Kirche auf ein Disziplinarverfahren gegen einen der Stasi-Mitarbeit beschuldigten Vertrauten des Brandenburger Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) hat beim Bündnis 90 Empörung ausgelöst. Der Potsdamer Bündnis-Fraktionschef Günther Nooke nannte die Rückendeckung der Pommerschen Kirche für den bisherigen Oberkonsistorialrat Siegfried Plath "abgrundtief skandalös". Plath sei Träger des Stasi-"Kampfordens" gewesen.
Der 61jährige Theologe hatte wegen der Vorwürfe sein Amt niedergelegt. Dennoch hatte ihm die Kirche ihr Vertrauen ausgesprochen. Der Greifswalder Oberkonsistorialrat Plath gehörte zu den "Entlastungszeugen", die Stolpe 1992 zur Rechtfertigung seiner Stasi-Kontakte als DDR-Kirchenpolitiker präsentiert hatte. Seitdem wurde auch Plath beschuldigt, für die Stasi gearbeitet zu haben. Am Freitagabend hatte die Pommersche Kirchenleitung beschlossen, auf ein Disziplinarverfahren zu verzichten, weil sich Plaths Persönlichkeit und Werk nicht auf Stasi-Kontakte reduzieren ließen. Plath wurde in den Wartestand versetzt.
MOSKAU (rtr). Die Versorgung Deutschlands mit russischem Gas droht durch den Konflikt zwischen Moskau und der Ukraine stark gestört zu werden. Nach Angaben eines Ruhrgas-Sprechers hat das Unternehmen "ein technisches Krisenmanagement gebildet, um für den Fall des Falles die Beeinträchtigungen für unsere Kunden abzumildern". Der russische Konzern Gazprom hatte erklärt, er werde die Belieferung der Ukraine von Donnerstag an stoppen, falls das Land nicht die Januar-Rechnung im Wert von 165 Milliarden Rubel bezahle. Dies könne sich negativ auf den Gas-Transit durch die Ukraine auswirken. Moskau hatte dem Land vergangene Woche mitgeteilt, es müsse nun den dreimal höheren (Weltmarkt)-Preis für russisches Gas zahlen.
Gazprom machte seine Kunden darauf aufmerksam, die Ukraine könnte sich bei einem Lieferstopp selbst aus den für den Westen bestimmten Gasmengen bedienen. Im Falle schwerer Störungen müßten sie sich aber an die Ukraine wenden. Der Ruhrgas-Vertreter sagte dazu, gemäß den Bezugsverträgen sei Rußland für den Transport bis zur deutsch-tschechischen Grenze verantwortlich. "Wir halten die Situation für sehr ernst und befürchten erhebliche Störungen." Ruhrgas sei mit 20 Milliarden Kubikmeter im Jahr "größter Bezieher" von russischem Gas in Westeuropa. Mehr als 90 Prozent der Exporte in den Westen laufen durch Pipelines auf ukrainischem Gebiet.
MÜNCHEN, 22. Februar (Reuter). Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) hat sich 1988 auf Kosten des Luftfahrtkonzerns MBB eine Satellitenempfangsanlage liefern und installieren lassen. Streibl rechtfertigte das am Montag in Reaktion auf eine Meldung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel mit seiner Funktion als damaliger Aufsichtsratschef von MBB. Im übrigen hätten Reflektor und Receiver der Anlage insgesamt 1890 Mark und nicht, wie vom Spiegel genannt, 25 000 Mark gekostet. Die Behauptung, Streibl habe bei einem Ischia- Urlaub einen Leih-BMW reparaturreif gefahren und dafür nicht gezahlt, entbehre "jeder Grundlage".
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse zeigte die Kursentwicklung gestern zunächst aufwärts. Der Dow- Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte während der ersten Stunde des Handels um 6,49 auf 3328,67 Punkte.
In Japan hatten die Kurse zuvor nachgegeben. Der Nikkei-Index für 225 Top- Werte fiel um 189,42 auf zuletzt 16 820,61 Zähler.
ISLAMABAD, 22. Februar (Reuter). Die Vereinten Nationen (UN) haben am Montag einen Konvoi mit Medikamenten und Decken für die afghanische Hauptstadt Kabul von Pakistan aus auf den Weg gebracht. Man hoffe, daß die Lastwagen mit 16 Tonnen Hilfsgütern die Krankenhäuser in der umkämpften Stadt sicher erreichten, sagte der Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs in Afghanistan, Sotirios Mousouris. Die UN habe nicht länger auf eine dauerhafte Waffenruhe zwischen der Regierung von Präsident Burhanuddin Rabbani und den fundamentalistischen Modjaheddin von Gulbuddin Hekmatjar warten können.
Die beiden Kampfparteien hatten sich am vergangenen Freitag bereit erklärt, die seit Wochen in Kabul anhaltenden Gefechte für 72 Stunden einzustellen, um Schwerverletzte aus der Stadt zu evakuieren. In Kabul sind bei wochenlangen Raketen- und Artillerieduellen mehr als 1000 Menschen getötet und 6000 verwundet worden.
MOGADISCHU, 22. Februar (Reuter). Bei Kämpfen zwischen verfeindeten Clans in der somalischen Stadt Kismayo sind nach US-Angaben am Montag mindestens sieben Menschen getötet und 21 weitere verletzt worden. Der Sprecher der US-Truppen in Somalia, Oberst Fred Peck, teilte in Mogadischu mit, die multinationale Friedenstruppe habe eine nächtliche Ausgangssperre über die Hafenstadt verhängt. Bei einem Überfall nahe der Stadt Afgoi wurde die 23jährige Irin Valery Place getötet, die seit sechs Monaten in Somalia für die irische Hilfsorganisation Charity Concern arbeitete.
Peck nannte die Kämpfe einen "Rückschlag für den Frieden in der Region".
NIKOSIA, 23. Februar (Reuter). Der iranische Parlamentspräsident hat die Christen in aller Welt aufgefordert, sich an der Jagd auf den britischen Schriftsteller Salman Rushdie zu beteiligen und diesen zu ermorden. Ali Akbar Natek-Nuri sagte am Montag bei einem Treffen mit dem kanadischen Botschafter Paul Dingledine, Mohammed sei nicht der einzige Prophet gewesen, der in Rushdies Buch "Satanische Verse" geschmäht worden sei.
Der britische Premierminister John Major ist Regierungsangaben zufolge bereit, sich mit dem von Iran zum Tode verurteilten Schriftsteller zu treffen. Er wolle Solidarität mit dem unter britischem Polizeischutz versteckt lebenden Autor bekunden, hieß es in London.
Der verstorbene iranische Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini hatte Rushdie zum Tode verurteilt, weil dessen Buch den Islam verhöhne. (Kommentar im Feuilleton)
Nicht nur die italienischen Fußballfans werden am Mittwoch mit einigem Unbehagen nach Porto blicken, wo ihre Fußball-Nationalmannschaft ihr WM-Qualifikationsspiel gegen Portugal bestreitet. Insgeheim zittert auch die mit den Italienern. Denn eine Niederlage würde deren Qualifikation für die WM 1994 in den USA gefährden. Bei 4:2 Punkten liegt Italien in der Gruppe eins auf Rang zwei hinter der Schweiz (7:1 Punkten) und vor Schottland (4:4).
Nach den beiden Unentschieden gegen die Schweiz und in Schottland sowie dem knappen 2:1-Sieg in Malta steht die Elf von Nationaltrainer Arrigo Sacchi unter Erfolgszwang. Seitdem der frühere Coach des AC Mailand das Sagen hat, haben die "Azzurri" in zwölf Spielen nicht mal verloren. Dennoch haben Italiens Spieler bisher nicht das gezeigt, was sich der bestbezahlte Nationaltrainer aller Zeiten von ihnen erhofft hat. Seit Wochen steht auch Sacchi in der Kritik.
In Porto wird Libero Franco Baresi fehlen, der in Malta des Feldes verwiesen wurde. Seinen Platz nimmt der 33jährige Pietro Vierchowod ein. Im Sturm setzt Sacchi auf Pierluigi Casiraghi von Juventus Turin, dem in der Meisterschaft seit dem 9. Februar 1992 nur ein Treffer gelungen ist. Casiraghis Klubkamerad Gianluca Vialli wurde erst gar nicht nominiert. Und zum erstenmal seit 15 Jahren gehört dem Aufgebot der Nationalmannschaft kein Spieler von Inter Mailand an. sid
Die wegen Dopings gesperrten britischen Gewichtheber Andrew Davies und Andrew Saxon dürfen ab sofort wieder bei internationalen Wettkämpfen starten. Das erklärte der Generalsekretär der Internationalen Gewichtheber-Federation (IWF), Dr. Tamas Ajan, im Anschluß an eine IWF-Sitzung in Budapest.
Davies und Saxon waren vor Beginn der Olympischen Spiele in Barcelona nach Hause geschickt worden, nachdem bei ihnen kurz vor der Abreise nach Spanien in einem Trainingstest das wegen seiner anabolen Wirkung auf der "schwarzen Liste" stehende Mittel Clenbuterol entdeckt worden war.
Ob die Sichtweise des IWF Auswirkungen auf den Fall von Sprint-Weltmeisterin Katrin Krabbe hat, der ebenfalls in einem Trainingstest die Clenbuterol-Einnahme nachgewiesen worden war, ist allerdings fraglich. Die Neubrandenburgerin ist wie ihre Trainingspartnerinnen Grit Breuer und Manuela Derr noch nicht rechtskräftig verurteilt, allerdings vorläufig national und international gesperrt.
Nach Auffassung des Anti-Doping-Beauftragten des DLV, Rüdiger Nickel, haben Krabee, Breuer und Derr ihre Chance auf einen Start bei der Leichtathletik- WM in Stuttgart ungeachtet des Ausgangs ihres Verfahrens verspielt, weil sie zum 1. Januar dieses Jahres nicht ihre Bereitschaft erklärt hatten, für Doping- Kontrollen außerhalb von Wettkämpfen zur Verfügung zu stehen. sid
Die Favoriten gaben sich beim mit 600 000 Dollar dotierten Tennis-Grand- Prix in Rotterdam keine Blöße. Sowohl der Russe Alexander Wolkow als auch der Schweden Henrik Holm und Karel Novacek (Tschechische Republik) erreichten das Achtelfinale.
ski/rin FRANKFURT A. M./MEXIKO- STADT. Mercedes-Benz wird in Monterrey im Norden Mexikos einen neuen Produktionsstandort eröffnen und noch in diesem Jahr mit der Herstellung von Stadt- und Überlandlinienbussen für den dortigen Markt beginnen. Nach Angaben von Vorstandschef Werner Niefer schafft das Unternehmen mit Investitionen von mehr als 80 Millionen Mark eine Fertigungskapazität für über 3000 Einheiten. Dazu erwirbt der Konzern eine bestehende Fabrik. Vorgesehen ist, daß der mexikanische Mercedes-Ableger und der brasilianische Aufbauhersteller CAIO eine eigenständige Busgesellschaft gründen. Diese werde die Aufbauten auf Mercedes- Fahrgestelle unter Lizenz montieren.
Von dem Engagement im Land der Azteken versprechen sich die schwäbischen Autobauer, den in den zwei vergangenen Jahren bereits auf 29 Prozent verdoppelten Marktanteil von "Bussen mit dem Stern" weiter erhöhen zu können. Das für die Sparte Nutzfahrzeuge verantwortliche Vorstandsmitglied Bernd Gottschalk weist außerdem auf die von den USA, Kanada und Mexiko vereinbarte Freihandelszone (Nafta) hin: "Wir vollziehen einen weiteren Schritt in Richtung auf Internationalisierung und bereiten uns frühzeitig auf die Nafta vor." Die im brasilianischen Campinas hergestellten Luxusbusse würden weiterhin in Lateinamerika angeboten. Die Erschließung speziell des mexikanischen Marktes für Stadt- und Überlandbusse sei jedoch unter Nafta-Bedingungen langfristig nur mit einer Produktion vor Ort erfolgversprechend, heißt es in Stuttgart.
Daimler-Benz-Konzernchef Edzard Reuter eröffnete gestern das modernisierte Werk in Santiago Tianguistenco (unweit von Mexiko-Stadt), wo die Daimler-Tochter bislang mittelschwere Lkw fertigt. Dort werden künftig auch die ersten Mercedes-Pkw auf dem Kontinent montiert. Zunächst sollen jährlich 1000 Fahrzeuge der Mittel- und der S-Klasse zusammengeschweißt werden, wofür laut dpa vorerst alle Teilesätze aus Deutschland kommen. Reuter meinte, daß sein Haus die Standortfrage "nur unter dem Gesichtspunkt der Wettbewerbsfähigkeit und Qualität" beantworten könne. Dogmen wie die Fertigung von Pkw nur in Deutschland dürfe es nicht geben. Er wies aber Befürchtungen zurück, daß das Engagement in Mexiko in "nennenswertem Umfang" Stellen in der Bundesrepublik koste. "Die Arbeitsplätze in Deutschland sind gefährdet", so Reuter, "weil wir uns zuviel Speckansatz geleistet haben, und der muß abgebaut werden."
ZÜRICH. Der Mann auf der Bühne nimmt das Gewehr und sucht sein Ziel im Publikum. Das Rohr schwankt ein wenig hin und her, dann richtet es sich mit der Mündung genau auf dich. Du erstarrst. Der Schuß kracht.
Der "Freischütz", eine zerschlissene Oper aus der Romantik? Fromme Weisen, schneidige Jagdchöre, gemütlich kitzelnder Naturspuk? Ruth Berghaus, Nikolaus Harnoncourt und die Sängerdarsteller der Neuinszenierung am Zürcher Opernhaus machen die flaue, falsche, verharmlosende Rezeption des Stückes vergessen wie nur wenige Bemühungen vor ihnen. Sie bedürfen zudem keiner krampfhaften Aktualisierung, um die Aktualität dieses Meisterwerkes zu zeigen.
Hier breitet sich nicht wissende Ironie der Spätgeborenen über die Naivität eines überholten, kindischen Stoffes (tatsächlich hieß der Librettist Friedrich Kind). Das, was die Menschen in dieser Oper umtreibt - Angst, Aberglauben, Verunsicherung, Gewaltbereitschaft - ist uns keineswegs fremd geworden. Auch wir sind Entwurzelte (mehr noch als die Überlebenden des Dreißigjährigen Krieges, die Handelnden und Leidenden des "Freischütz"), und selbst stärkere Köpfe wie ein Botho Strauß können diesen Zustand kaum ertragen und sehnen sich nach Autoritäten, gar den ganz alten. Wie bequem, wenn das Böse kompakt als Person kenntlich und eliminierbar wird: "Fort, werft das Scheusal in die Wolfsschlucht" - so reinigt sich die Gemeinschaft von einem Kaspar, der doch in jedem steckt. Und wie tröstlich die Institutionalisierung des Guten durch den Eremiten, der sogar der Staatsmacht mild korrigierend in den Arm fallen darf und, statt Tod oder Verbannung, ein Prüfungsjahr für den Sünder verfügt. Wie schmal dieser Hoffnungsschimmer in die Seele des Verzweifelten hineinscheint, macht Max am Ende deutlich, indem er auch noch den Würfel zu Rate zieht, um Sichereres über das ferngerückte Glück zu erfahren. Bei Ruth Berghaus gibt es kaum das ungemischte Nebeneinander von Schwarz und Weiß, biederer Jäger- und Bauernsphäre und nächtlich-grausigem Naturschauder.Gleich das Anfangstableau markiert den Horror des Jagens: Max schießt ins Parkett. Die Choristen liegen auf dem Bühnenboden wie Tote auf einem Schlachtfeld. Aber es war ein Fehlschuß (das Publikum lebt noch, du erholst dich auf dem Sitz von deinem Schreck), und schleunigst erheben sich die Hingestreckten und formieren sich zur handgreiflichen Verspottung des glücklosen Jägers.
Traute Schauplätze schafft auch das Bühnenbild von Hartmut Meyer nicht. Kein Wald, kein gemütliches Försterhaus. Flexible, gleichsam schwankende Böden; Wände oder Wandteile, die schräg herabhängen wie ein Verhängnis oder weggleiten wie Schemen. Statt des heruntergefallenen Ahnenbildes im 2. Akt ein aus der Wand gebrochenes Segment, das sich wie ein Steg in den Raum streckt. Die leere Öffnung wird für Agathes Kavatine ("Leise, leise") umgedeutet: Im Beleuchtungswechsel wird das Drinnen zum Draußen, als stünde das Mädchen am Fenster und sänge ins Freie heraus. Später, auch beim Jungfernkranz-Liedchen, turnen die Sängerinnen hoch auf den Wänden herum. Max dagegen kriecht, mühevoll herausgezogen von Agathe und Ännchen, zu seiner abendlichen Verabredung aus einer Luke im Bühnenboden.
Nicht erst im Wolfsschluchtbild werden Abgründe sichtbar. Das Grausen ist in dieser Inszenierung allgegenwärtig. Der Bauerntanz im 1. Akt ist eher ein wüster Gespensterreigen, fast Totentanz. Männer und Frauen sind dunkel gekleidet, die Männer tragen Militär- oder Schäfermäntel und Schlapphüte (Kostüme: Marieluise Strandt). Die Wolfsschlucht wird bevölkert von einer Schar Schwarzgekleideter (Bewegungschor), die auf stark abschüssigem Boden taumeln, klettern und liegen. Zwischen diesem Gedränge hindurch rutscht Max dem am Grund kugelgießenden Kaspar entgegen.
Auch Samiel ist immer dabei, ein schmaler, eleganter Pantomime (Mark Schneider) in Habit und Körpersprache eines jungen Gangsters. Noch im allerletzten Finale macht er sich bemerkbar, mischt sich unter die andächtig hingehockte Menge, die den Sprüchen des Klausners lauscht, überlegt sich's dann aber wieder anders und tritt beiseite.
Der Eremit (jugendlich kraftvolle Baßstimme: Jacob Will) trägt den gleichen Mantel und Hut wie die anderen. Er ist nicht aus einer "anderen" Welt, sondern Agent einer nur um Nuancen von der Regierungsmacht (verkörpert in Fürst Ottokar, mit virilem Bariton intoniert von Cheyne Davidson) unterschiedenen "Gerechtigkeit", derzufolge denn auch die aufeinander zueilenden Liebenden schroff getrennt werden. Agathes Entscheidung zählt in diesem "politischen" Kreis sowieso nicht. Inga Nielsen hat ihre Stimme der reinen, unbedingten Menschlichkeit gleichsam nur in der Zwiesprache mit ihrem lyrischen Ich (und mit dem weniger schattenreichen, gleichwohl gefühlvollen Ännchen) voll entfalten können - in einem Gesangsduktus von wunderbarer Intensität, ganz aufgehend in der Rolle der angstvoll-beherzt Liebenden. Auch Ännchen, die minuziös geführte Silberstimme der jungen Schwedin Malin Hartelius, war weit weggeführt vom Klischee einer Niedlich-Nekkischen, Leichtfertigen. Im freundschaftlich-geschwisterlichen Miteinander der beiden Frauenfiguren wurde am ehesten so etwas merklich wie eine Gegenwelt zu der von Jagd, Spuk und Autorität bestimmten "gesellschaftlichen" Realität.
Mit dieser kommt vor allem der Jägerbursche Max nicht zurecht. Während sich die beiden Frauen sozusagen am Rand der Realität spielerisch einen gefährdeten Freiraum erhalten, muß Max, um angepaßt leben zu können, zu illegalen Mitteln greifen: Er wird "verführbar". Reiner Goldberg zeichnet ihn, mit Brille, als einen Intellektuellen und Sonderling, durch die widrigen Umstände verleitet, zerbrechlichsten Halt zu suchen. Die Stimme ist technisch bewundernswert geführt, wenn auch vom Timbre her nicht mehr ausgesprochen jugendlich: ein Max, der schon manche Erfahrung hinter sich brachte. Riesenformat hat der Kaspar von Matti Salminen: brutaler, zynischer Kriegsveteran, der sich in einer noch so brüchigen Normalität nicht zurechtfindet. Ruth Berghaus ist weit davon entfernt, für diese John Wayne- oder Jack Palance- Spezies um Sympathie zu werben. So malt Salminen einen ebenso bitterbösen wie bärenhaft deftigen Bösewicht - nicht "von je", aber unwiderruflich. Alle Hauptrollendarsteller (mit Ausnahme Goldbergs) wurden in Zürich übrigens als Rollendebütanten ausgewiesen.
Neuland betrat mit seinem "Freischütz"-Dirigat auch Nikolaus Harnoncourt, der zum erstenmal eine romantische Oper leitete und - kaum zu verstehen - bislang noch niemals mit der Regisseurin Ruth Berghaus zusammenarbeitete. Auch musikalisch wurde die Aufführung außerordentlich. Diesen Eindruck konnte man bereits bei den ersten Takten der Ouvertüre bekommen. Spätestens beim Einsatz der Hörner, der sich nicht im geschmeidig-glatten Pianissimo ankündigte, eher ungelenk, körnig wirkte, die Terz stärker hervortreten ließ als die melodiebestimmte Quint, womit die "Natur" des schwierig zu blasenden Instruments sich durchsetzte gegenüber einer Idealität, die längst verdorben ist in der Routine ihrer Warenform. (Eine auf Nummer sicher gehende Wiedergabe würde solche empfindlichen Bläsereinsätze sowieso am besten vom nachahmungsgewandten Synthesizer klonen lassen). Selbstverständlich ist damit keine Apologie der Perfektionsverweigerung gemeint. Der Kiekser hat im Prinzip keine größere musikalische Ausdruckskraft als der gelungene Ton. Aber eine Vortragsweise, die als erstes die Vermeidung von Fehlern im Sinn hat, verfehlt alles. Das ist denn auch der Kern von Harnoncourts Radikalität: So riskant zu spielen, daß es keine Sicherheit des Gelingens gibt (vielleicht ist damit auch der Wortsinn des "Spielens" überhaupt erst erfüllt,denn sonst wäre es ein Exekutieren).
Diese Rasanz und Rigorosität erfordert, zumindest bei der Live-Wiedergabe von Musik, ihren Preis, und der ist für den, dem ein Ton "danebenging", schmerzlicher als für den Hörer. Zugleich ist aber auch das hier und da im expressiven Furor Verpatzte Indiz des "richtigen", hochgespannten Umgangs mit der Musik. Soviel zum Gesamtbild der musikalischen Darstellung dieses "Freischütz", der sich im Vokalen allerdings schlackenloser (ohne Ausdrucksverlust) erwies als im Instrumentalen. Und dennoch war die Sprachgewalt der von Weber emanzipierten Einzelinstrumente und des sturmgepeitschten oder jubilierenden Tuttiklangs kaum jemals größer als hier (streckenweise fühlte man sich an das gewittrige Dirigat Carlos Kleibers erinnert). Harnoncourt fegt aber nicht nur mit eisernem Besen durch die Partitur, sondern verweilt auch, wenn es nötig ist, gibt den ruhigen Partien Breite und Raumtiefe, atmet in großen Gesangsbögen. Und vor allem: die Klänge "leben", sie wachsen, blühen und verebben in einer Fülle dynamischer Schattierungen, die, ohne je luxushaft Selbstzweck zu werden, bis ins letzte vom Drama durchpulst sind.
Musik und Schauspiel gehen aus der zwiefachen Entschiedenheit dieser Neuaneignung ungemein gekräftigt hervor. Vergessen sind all die kleinlichen, der Erinnerung an kleinliche Aufführungen (zu denen allerdings ältere Inszenierungen von Nel, Freyer und Rudolph, auch die umstrittene Berghaus-Inszenierung an der Berliner Staatsoper vor zwanzig Jahren, nicht gehören) geschuldeten Bedenken gegen das Werk. Feiert es zum Schluß wirklich die Versöhnung der Menschen im Zeichen von Thron und Altar? Keine Spur davon in Zürich. Zum pflichtgemäßen Gottslob des Kollektivs schwenkt Ännchen leicht aufmüpfig den zum nutzlosen Tand gewordenen Brautkranz Agathes. Max separiert sich aufs neue mit seinen Glücks- oder Unglückswürfeln. Mehr als eine schwache Hoffnung bleibt nicht.
In den herzlichen Publikumsjubel für alle Sänger und den (durch seine Monteverdi- und Mozartarbeit) bestens akkreditierten Harnoncourt mischt sich nach der Vorstellung kräftiges Buh für die Regisseurin, deren provokatorischer Ernst während der Oper keinerlei merklichen Unmut im Auditorium hervorrief. Das Zürcher Publikum ist weltgewandt und höflich, letzten Endes wohl aber doch geistig feist. Die Deutschschweizer wissen mindestens so gut wie die Deutschen, wie sie ihren "Freischütz" haben wollen.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH (Weitere Aufführungen geplant für 25. Februar, 4., 6., 21., 24. und 27. März).
KELKHEIM. Schutz vor Sonne, Regen und Wind - wer glaubt, damit seien die Funktionen jener vorwiegend femininen Kopfbedeckung erklärt, kennt nur den Bruchteil der Wahrheit. Ein schier unendlich weites Feld gesellschaftlicher Symbolik bleibt ausgeblendet. Frauen und Tücher sind eine unendliche Geschichte.
Die Kelkheimer Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) hat sich ihrer angenommen und zeigt von Dienstag, 2. März, an im Gartensaal des Rathauses die Ausstellung "Kopftuch, Schleier, Körpertuch - Zierde oder Zwang?".
Ausgangspunkt der Ausstellung, so die AsF-Vorsitzende Anne Buchert-Senft, war ein von der AsF organisierter Info- Abend im vorigen Jahr zum Thema: "Wie erleben Ausländerinnen Deutsche?" An dem Abend stellten die Frauen fest, daß eine "Frau mit Kopftuch" unangenehm als Ausländerin auffalle. Ihre Ausstellung verstehen die Kelkheimer AsF-Frauen deshalb als Beitrag gegen Fremdenfeindlichkeit und Werbung für mehr gegenseitiges Verständnis.
Zur Eröffnung am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr, versprechen die AsF-Frauen "viele kleine Überraschungen". Zu sehen ist die Ausstellung bis einschließlich Sonntag, 7. März: am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr, am Donnerstag von 9 bis 12 Uhr, am Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 17 bis 20 Uhr und am Wochenende jeweils von 10 bis 13 Uhr. ana
KELKHEIM. Wer Lust hat, Kinder und Jugendliche während der städtischen Ferienspiele oder Jugendfreizeiten im Sommer zu betreuen, sollte sich so bald wie möglich bei den Jugendpflegerinnen Petra Bliedtner und Petra Vogel-Jones, Tel. 061 95 / 803-806 oder 807, melden und sich schriftlich bei der Stadtjugendpflege im Rathaus, Gagernring 6-8, 6233 Kelkheim, bewerben. Gesucht werden außerdem kreative Leute für das Organisationsteam.
Die Ferienspiele für Kinder von sechs bis zehn Jahren sind in der Zeit vom 2. bis 13. August geplant und zwar jeweils montags bis freitag von 9.30 bis 16.30 Uhr. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein, einen Führerschein haben und entweder durch Vereins- oder Jugendleiterarbeit Erfahrungen mit Kinderbetreuung haben oder an einer pädagogischen Hochschule studieren. Alle, die sich bereis als Ferienspiel-Betreuer/innen bewährt haben, sind ebenfalls willkommen.
Was im eEinzelnen auf sie zukommt, erfahren die "Kandidaten" bei einem Vorbereitungsseminar vom 7. bis 9. Mai sowie bei zwei Abendtreffen. Dabei können die Betreuer auch eigene Vorstellungen und Ideen einbringen. Die Treffen werden mit 200 Mark vergütet; die Stadt zahlt außerdem während der Ferienspiele zwölf Mark pro Stunde. Die Arbeit kann als Praktikum bescheinigt werden.
Ähnlich lauten auch die Konditionen für die Jugendfreizeit vom 25. August bis 3. September für Kinder zwischen zehn und 13 Jahren. Die Bewerberinnen und Bewerber sollten allerdings mindestens 20 Jahre alt sein und nach Möglichkeit Französisch oder Englisch sprechen, weil auch einige Kinder aus den Partnerstädten Saint-Fons und High Wycombe erwartet werden. Das Vorbereitsungsseminar ist für das Wochenende vom 11. bis 13. Juni vorgesehen. Bis zu acht Betreuer/innen werden eingestellt, die während der Freizeit 120 Mark pro Tag und Nacht erhalten. ana
KELKHEIM. Wie Obstbäume, insbesondere auf einer Streuobstwiese, richtig gehegt, gepflegt und beschnitten werden, können Hobbyobstgärtner bei zwei Baumschnittkursen lernen, die die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz gemeinsam mit der Stadtverwaltung an den Samstagen 27. Februar und 6. März anbietet.
Kursleiter Hertter wird an beiden Tagen zunächst von 10 Uhr an in der Cafeteria des Kelkheimer Rathauses ausgehend vom natürlichen Wuchs der Obstgehölze das Warum und Wie des sogenannten "extensiven, naturnahen Baumschnitt" erläutern, dazu die passenden Werkzeuge vorstellen und Fragen der Teilnehmer beantworten.
Nach der Theorie folgt dann die Praxis: Objekte sind Obstbäume auf den Streuobstwiesen im Schmiehbachtal. Sofern vorhanden, sollten die Teilnehmer Baum- und Astscheren, Bügelsägen und gegebenenfalls auch eine Leiter mitbringen. Wer mit derlei Rüstzeug weniger gut bestückt ist, kann sich gutes Schneidwerkzeug auch über den Kursleiter kaufen. ana
Gelassen startete der TV Langen in die Aufstiegsrunde zur ersten Basketball- Bundesliga. Gegen den SV Oberelchingen zeigte der hessische Zweitligist zwar eine starke Leistung, doch gegen die ebenbürtigen Gäste aus Oberelchingen reichte es nach einer packenden Begegnung auch nach Verlängerung nur zu einer knappen 111:110-Niederlage. Das war ärgerlich, denn der TV Langen hätte durchaus das Zeug gehabt, die Partie für sich zu entscheiden. Das ganze Spiel über lieferten sich beide Mannschaften eine verbissene Auseinandersetzung beim Kampf um den Ball, während keiner Phase der Begegnung gelang es einer der beiden Mannschaften, sich mehr als zehn Punkte abzusetzen.
Dennoch war es eine ganz passable Vorstellung für die Langener "Giraffen", die im Heimspiel gegen den SV zwar mit 104:102 gewannen, in der Rückrunde jedoch mit 103:88 eine recht deutliche Niederlage einstecken mußten. Mit dem Ergebnis vom Wochenende liegen die Hessen jetzt auf Platz vier in der Aufstiegsrunde, besser, als sie zu Saisonbeginn selbst gedacht hätten. Als nach dem unglücklichen Abstieg in die Zweitklassigkeit nach der letzen Punktrunde sieben der wichtigsten Spieler den Verein verlassen hatten (darunter Nico und Dennis Wucherer, Kelby Stuckey und Joe Whitney, der dem Verein jetzt als Trainer zur Verfügung steht) wurde beim TV Langen sogar schon über einen Rückzug des Teams aus der zweiten Bundesliga nachgedacht.
Im Frühsommer 1992 sah es schlecht aus für den TVL. Recht kurzfristig wurde eine junge, aber immerhin perspektivreiche Mannschaft zusammengestellt, die in dieser Saison deutlich über den Erwartungen spielte, zwischenzeitlich sogar einmal die Tabelle anführte und schließlich mit Rang vier in der zweiten Bundesliga locker die Teilnahme an der Aufstiegsrunde schaffte. Der Aufstieg ist in dieser Saison zwar nicht mehr möglich (die Punktdiffernenz zu Tabellenführer Steiner Bayreuth beträgt mittlerweile zehn Punkte), soll aber für die Saison 93/94 das erklärte Ziel der Mannschaft sein. Darauf arbeitet der TVL jetzt schon hin. "Wir nutzen die Aufstiegsrunde als Vorbereitung auf die nächste Saison", sagt der hauptamtlich angestellte Manager Wolfgang Klinner. Schon jetzt laufen die Gespräche mit den Spielern, spätestens Ende März soll feststehen, wer in Langen bleibt. Auch Kontakte zu potentiellen Verstärkungen wurden vom TV Langen bereits geknüpft. "Ideal wäre es, wenn wir mit dem letzten Spieltag am 24. April der Aufstiegsrunde 75 Prozent des neuen Kaders stehen hätten", will Klinner frühzeitig klare Verhältnisse schaffen.
Mit dem gegenüber der letzten Saison jetzt vorhandenen Zeitvorteil soll diesmal schon von Anfang der Wiederaufstieg in das deutsche Basketball-Oberhaus angestrebt und dies auch im Umfeld entsprechend angegangen werden. Dazu gehört auch eine generelle Professionalisierung. Kontakte zu neuen Sponsoren sind bereits oder werden bald geknüpft, hierbei soll auch ein Videofilm bei der Selbstdarstellung helfen. Und die ist wichtig, wenn das Geld fließen soll. Als hilfreich hat sich hier das Engagement des "Freundeskreises Basketball" erwiesen, in dem sich namhafte Rüsselsheimer Persönlichkeiten, darunter auch der Bürgermeister, für die Basketballstadt Langen einsetzen und Gespräche mit möglichen Geldgebern vermittelt haben.
Daß sich "Manager" Wolfgang Klinner mit soviel Einsatz um seine "Giraffen" kümmern kann, auch das ist ein Teil der Professionalisierung im TV Langen. Mit dem Deutschen Basketball-Verband wurde ein beispielhaftes Modell gefunden, das Klinner den Lebensunterhalt und dem TV Langen einen kompetenten Manager sichert. Manager Klinner ist mit einer halben Stelle beim Basketball-Verband angestellt und leitet in dieser Funktion das Langener Basketball-Teilzeit-Internat (BIT). Mit einer weiteren halben Stelle arbeitet Klinner für die Bundesliga-Abteilung des TV Langen ("Basketball-Organisations-Team", kurz BOT). Dieses Modell sichert dem Verein die wichtige hauptamtliche Unterstützung, ohne die es im professionellen Sport, und da gehört Basketball auch in der zweiten Bundesliga nun mal dazu, nicht mehr ginge.
All dies will der TV Langen nutzen, um 1994 wieder ganz oben, in der ersten Bundesliga, zu stehen. Bis dahin kann es der Turnverein in der diesjährigen Aufstiegsrunde vergleichsweise locker angehen und schon jetzt die neue Saison anvisieren, auch wenn Head-Coach Joe Whitney, der parallel auch an einer Musiker-Karriere arbeitet, ganz gerne vom derzeit vierten Platz noch ein oder zwei Ränge nach vorne rutschen möchte. Am nächsten Wochenende muß der TVL beim derzeit zweitplazierten FC Baunach ran, in 14 Tagen kommt dann der Tabellenführer Steiner Bayreuth nach Langen.
ANDREAS RIPPL
Punktgewinne beim "Klinkenputzen" Mit den SPD- und CDU-Spitzenkandidaten Martin und Härtel auf Tour Von Regine Schlett
Der Oberbürgermeister gilt als Spezialist im "Klinkenputzen", wie böse Stimmen den Einsatz an körperlicher Kraft und Geduld abfällig bezeichnen. An tausenden von Wohnungen hat er in seiner über 20jährigen Amtszeit als Zugpferd der Hanauer Sozialdemokraten schon geklingelt. Ein Schwerpunkt der Hausbesuche liegt jedes Jahr im Lamboyviertel, einer traditionellen SPD-Hochburg, in der angesichts des hohen Ausländeranteils auch starke Gewinne der "Republikaner" befürchtet werden. Bereits bei der Landtagswahl '91 hatten sie dort 4,3 Prozent erhalten. Die Aktivierung des sozialdemokratischen Stammklientels ist denn auch das Hauptanliegen Martins bei den Hausbesuchen: "Wir müssen unsere Wähler mobilisieren", sagt er.
Freitag abend, Karl-Marx-Straße: Der Oberbürgermeister beginnt seine Tour mit SPD-Stadträtin Marianne Buschbeck im Schlepptau in der Straße mit den gesichtslosen Wohnblocks. Sein Konterfei auf dem SPD-Kurzwahlprogramm in der Hand, klingelt er an der ersten Wohnungstür: "Guten Tag, ich bin der Oberbürgermeister, am 7. März ist Kommunalwahl..." Er sagt sein Sprüchlein oft in diesen Wochen, mit dem er die Broschüre überreicht.
Die Leute fühlen sich dennoch geehrt. Das ist der Zweck der Übung. Ein Politiker zum Anfassen - "der Martin war da" - das spricht sich rum im Haus, bei Freunden und Verwandten. Dieser Multiplikator erhöht die Effektivität der Hausbesuche, in der naturgemäß nur ein ganz kleiner Teil der Wähler angesprochen werden kann. "Ich kenn' Sie doch", dürfte die häufigste Antwort sein, mit der der Spitzenkandidat empfangen wird. "Beschimpft", so Martins Erfahrung seit vielen Jahren, "wird man eigentlich nie." Ablehnung äußert sich höchstens im schmalen Türspalt, der die Ungebetenheit des Gastes ausdrückt. Dann geht er schnell weiter. "Man darf sich nicht aufdrängen", lautet eine Grundregel des Geschäfts.
Ein bescheidener solider Arbeiter, das Ohr an den Problemen des kleinen Mannes, an diesem Image, um das sich alle Politiker in Wahlkampfzeiten reißen, hat Martin jahrzehntelang gearbeitet. Das macht ihn so unentbehrlich für die Hanauer Sozialdemokraten, dafür steigt er trotz seiner 62 Jahre dunkle Treppen hoch und hört sich Lebensgeschichten an.
Gertrud C., Rentnerin und seit zwei Monaten Witwe, möchte mit dem Oberbürgermeister nicht über Politk diskutieren. Am Wohnzimmertisch, Marke "Eiche rustikal", schüttet sie ihr Herz aus. 47 Jahre verheiratet und jetzt allein, das ist hart, sagt sie. Und überhaupt, "man kommt ja kaum raus, aber wenigstens sind die Nachbarn hilfsbereit". "Ja, das ist viel wert", findet der Oberbürgermeister und sagt ein paar Nettigkeiten, zum Beispiel, daß nicht jeder das Glück hat, fast 50 Jahre verheiratet zu sein, und daß es in Hanau einen Seniorenpaß gibt. Dann muß er weiter. Frau C. versteht das gut. "Sie sind ja so ein vielbeschäftigter Mann."
Nicht immer wird Martin hereingebeten, nicht immer kann er solchen Einladungen folgen. Aber wenn einer wie Friedrich K. ein Vierteljahrhundert Genosse ist, wird der Plausch in der Wohnstube zum absoluten Muß. "Zwei Jahre wollte ich schon mit Ihnen sprechen", sagt seine Frau, die eine Idee für den Hanauer Wochenmarkt anbringen will. Martin zieht Papier und Bleistift aus der Brusttasche des Mantels und notiert.
Anschließend wird der Hyde-Park mit dem Schloßpark verglichen, weil sich der Genosse auch eine "Speakers Corner" in der Stadt wünscht, "wo jeder mal sagen kann, was er will". Davon hält der Oberbürgermeister nichts. London ist nicht Hanau, hier wäre die Resonanz für eine solche Plattform nicht groß, glaubt er. Und noch eines beschäftigt Friedrich K.: "Warum ist denn der Oskar Ott gegen Sie?" Martin spricht jetzt nicht von Rache, gekränkter Eitelkeit oder gar Geltungsbewußtsein. Zu den Beschimpfungen der Liste "Bürger für Hanau" (BFH), das ist Devise für den Kommunalwahlkampf, äußert er sich nicht. Er verweist nur darauf, daß es persönlich weh tut, "wenn man nicht mehr gewollt wird", und er erinnert an 1984, als er ein knappes Jahr lang seinen Sessel für CDU-Mann Helmut Kuhn räumen mußte. Dieser Niederlage folgte 1985 der "Hauptlaufwahlkampf", wie sich der Oberbürgermeister an "zehntausend" Hausbesuche erinnerte. Er lohnte sich. Nicht nur für seine Cholesterinwerte, die vom vielen Treppensteigen "noch nie so niedrig waren". Die SPD schaffte 1985 ein Spitzenergebnis. Als Anwalt, sagt er, hatte er damals freilich mehr Zeit als heute. "Ich bin tagelang nur die Häuser abgelaufen." Jetzt wird eine Tour zwischen Feierabend und der nächsten Wahlversammlung eingeschoben. "Es gibt kein Soll", sagt der Spitzenkandidat, der auch die anderen SPD-Dezernenten zu den Bürgern schickt.
Kritische Fragen sind bei den Hausbesuchen eher die Ausnahme. Die Schulden, die Wohnungsnot, hohe Mieten und niedrige Einkommen, "das geht doch nicht", sagt eine 56jährige Hausfrau. Martin macht sich die Diskussion leicht: "Das ist die verfehlte Bundespolitik." rgumente sind in solchen Momen- ten ohnehin kaum gefragt. Die Menschen wollen ihren Unmut
Die 49jährige, die seit 1983 Partei- und seit 1989 Fraktionsvorsitzende der Hanauer CDU ist, weiß, daß gegen den Oberbürgermeister keine Wahl zu gewinnen ist. Ihr Werben um Stimmen vergleicht sie an den Haustüren gerne mit einem Tennismatch. "Es geht um jeden Punkt", sagt sie den Bewohnern eines Hochhauses in der August- Schärttner-Straße, in dem sie Heimvorteil genießt. Manche kennen sie hier als Nachbarin aus der nahegelegenen Einfamilienhaussiedlung, andere von Plakaten. Wenn sie sich wie Martin an die angestammte Wählerschaft richten würde, wäre das Lamboyviertel ein ungünstiges Gebiet. Die CDU erreichte bei der vergangenen Kommunalwahl gerade 26 Prozent, der Ortsverband zählt mit rund 90 Mitgliedern zu den kleinen im Stadtverband. Doch Härtel setzt auf ihre persönliche Überzeugungskraft. "Hausbesuche sind schon immer meine Stärke", sagt sie stolz und stellt klar, daß sie zumindest in diesem Punkt mit Hans Martin mithalten kann.
Im vierten Stock des Hochhauses trifft die Christdemokratin eine ehemalige Krankenschwester, bei der der Hausbesuch offenbar zu spät kommt. "Ich war immer für die CDU", sagt die 60jährige, "aber diesmal wähle ich die Reps." Die Begründungen klingen diffus, drehen sich um die Ordnung im kleinen und im großen, die nicht mehr stimmt, und um den Wunsch, es "denen da oben" mal zu zeigen. Da ist Margret Härtel ratlos.
Mehr Erfolg verspricht das Gespräch mit einer Erstwählerin in den Sozialwohnungen um die Ecke, der die Spitzenkandidatin Nachhilfe in praktischen Fragen der Wahl gibt. "Daß Sie dafür noch Zeit haben", wundert sich die 18jährige, "finde ich gut." Ein Punktgewinn.
Das dicke Kommunalwahlprogramm wird nur in aussichtsreichen Fällen übergeben. Wenn Männer und Frauen öffnen, die Margret Härtel als SPD- Sympatisanten einordnet, gibt es Geschenke für die Kinder - kleine Plüschtierchen, die an ihrer Visitenkarte hängen - oder ein verbindliches Wort "von Frau zu Frau".
Sie möchte die Kinder zum Lesen verführen Katja Harjes leitet die Jugendbücherei in Isenburg Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß NEU-ISENBURG. Als Jugendliche wollte sie Tiermedizinerin oder Buchhändlerin werden, heute ist Katja Harjes froh, daß ihr der Zwang, die "Ware Buch" unbedingt an Frau oder Mann bringen zu müssen, erspart geblieben ist. Die neue Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung in der Neu-Isenburger Stadtbücherei - Anfang November hat sie ihre Arbeit aufgenommen - fühlt sich wohl in ihrem Beruf und trauert weder den Tieren noch der Buchhandlung hinterher: "Während des Studiums habe ich das noch nicht so positiv gesehen." Dem ungeliebten Blaustrumpf-Image der Bibliothekarin möchte sie nun in Neu-Isenburg etwas entgegensetzen. Sie sieht sich selbst als Beraterin der Büchereibesucher/innen, die angesichts des immer unübersichtlicher werdenden Buchmarkts auf die Unterstützung durch Fachleute angewiesen sind. "Viele Leute lassen sich von uns beraten, bevor sie ein Buch verschenken."
Die Bücherei als Service-Betrieb verstanden, ist ganz nach Katja Harjes Geschmack. Als Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung ist ihr oberstes Ziel in Isenburg jedoch die Leseförderung. Den Nachwuchs "zum Lesen verführen" möchte sie.
Da die Stadt den Etat der Bücherei in diesem Jahr empfindlich gekürzt hat (siehe nebenstehenden Kasten), "ist das natürlich nicht immer ganz leicht". Die Bücherei sei halt eine freiwillige, eine Kann- Einrichtung der Stadt, bei der natürlich immer zuerst gestrichen würde.
Um Kindern und Jugendlichen die Angst vor der Bücherei zu nehmen, die Hemmschwelle zu beseitigen, bedient sie sich der einschlägigen Möglichkeiten: Spielnachmittage ("ich spiele selbst furchtbar gerne") und Vorlesestunden, gekoppelt mit Diavorführungen für die Kleinen oder Autorenlesungen für die Größeren. Schon jetzt freut sich die im westfälischen Detmold geborene Holländerin auf den Herbst, wenn die Bücherei, ergänzend zum Frankfurter Buchmesse- Schwerpunkt "Niederlande", Kinder- und Jugendbuchautoren aus den Niederlanden zu Lesungen einladen will.
Begeistert ist Katja Harjes von der Vorarbeit, die ihre Vorgängerin geleistet hat: "Die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten klappt hier ja hervorragend." Das ist ihr wichtig: "Schließlich sind das doch die Leser von morgen."
So können Lehrerinnen und Lehrer unbürokratisch Bücherkisten zu einzelnen Themengebieten ordern und diese sechs bis acht Wochen in der Schule behalten. Regelmäßig finden Büchereiführungen für Kinder und Jugendliche statt, um sie mit den Möglichkeiten, die sich ihnen in der Frankfurter Straße 152 bieten, vertraut zu machen.
Wenn es nach der Bibliothekarin geht, muß die Stadtbücherei endlich weg von ihrem Image als Bücher-Verwahr- und Ausleihanstalt. Daß es dort nicht nur Bücher, sondern auch die von den Kids heißgeliebten Hörspiel- und Musikkassetten mit aktuellen Techno-, Rock- und Pop-Interpreten gibt, haben viele der jüngsten Isenburger/innen schon lange entdeckt. "Deshalb werden wir die moderne Musik wohl bald aus der Medienabteilung im ersten Stock rausnehmen und damit in die Kinderabteilung im Erdgeschoß umziehen", sagt die Leiterin und freut sich über den "Run" der Jungen auf die ersehnte Tonkonserve. "Ältere Leute, die hier oben ihre Klassikkassetten heraussuchen, fühlen sich von den lärmenden Jugendgruppen zuweilen etwas gestört." Ihr großer Wunsch wäre, daß die Bücherei zur Institution im kommunalen Leben würde, "so wie in England oder Amerika, wo jeder, der etwas wissen möchte, zuallererst einmal in die Bücherei geht". In den Visionen der jungen Bibliothekarin ist ihr Arbeitsplatz ein Treffpunkt für junge und alte Leute, "ein lebendiger Ort, an dem man sich ebenso mit Freunden treffen wie Hausaufgaben machen kann".
Die Kinder- und Jugendbuchabteilung ist für die Diplom-Bibliothekarin "endlich eine Möglichkeit, mich auf einen Arbeitsbereich zu konzentrieren. Außerdem arbeite ich sehr gerne mit Kindern."
Bevor sie im November nach Isenburg kam, lebte die 29jährige acht Jahre lang in Baden-Württemberg: zunächst während des dreijährigen Studiums in Stuttgart und schließlich fünf Jahre lang als Leiterin der städtischen Bücherei in Lorch bei Schwäbisch-Gmünd.
Nebenher hatte sie dort auch noch die Aufgabe, das Jugendzentrum zu betreuen. Auch ein Grund, warum sie sich schließlich nach etwas Neuem umsah: "Beides gleichzeitig zu machen wurde irgendwann zuviel."
Daß Neu-Isenburgs Kinder- und Jugendbuchabteilung mit ihren 12 000 Büchern und Medien allein schon soviel Bestand zu bieten hat wie die gesamte Lorcher Bücherei, ist für Katja Harjes ganz ungewohnt. Das gleiche gilt für die Arbeit im Team. Zuvor war sie quasi ein Ein- Frau-Betrieb: Nur zwei Helferinnen standen ihr dort manchmal zur Seite. "Es ist eine tolle Erfahrung, sich auch mal mit Kollegen austauschen zu können."
Rundum wohl würde sie sich in Neu- Isenburg fühlen, wäre da nicht das eine Problem: "Eine Wohnung hier im Ort habe ich noch nicht gefunden."
Wie wollen Sie die Weichen für eine sichere finanzielle Basis der Kommunalpolitik stellen?
SPD Da in den nächsten Jahren nicht mehr mit Gewerbesteuer in gleicher Höhe gerechnet werden kann, wurden Rücklagen gebildet, von denen die Stadt künftig zehren kann. Mit unter 1000 Mark pro Einwohner hat Rüsselsheim den niedrigsten Schuldenstand aller vergleichbaren Städte Hessens.
CDU Abbau der Monostruktur mit dem Ziel gleichmäßiger Steuereinnahmen. In Zeiten hoher Steuereinnahmen Kredite abbauen, Sanierungen vorhandener Einrichtungen vorantreiben und maßvoll investieren. Werden Sparmaßnahmen erforderlich, sind Baumaßnahmen zu strecken.
Grüne Zurück zur soliden Haushaltsführung. Den lockeren Umgang mit Bau-Millionen drastisch beschneiden: sorgfältige Planung, überwachte Ausführung. Weg von der Repräsentation - hin zur zukunftsbezogenen Infrastrukturinvestition. Keine Einschnitte im im sozialen Bereich.
FDP Bisherige kommunale Leistungen werden auf die ursprünglichen Aufgaben der Daseinsvorsorge zurückgeführt. Alle übrigen Wirtschaftsaktivitäten möglichst privatisieren, Personalkosten durch Organisationsänderungen langfristig reduzieren, Investitionen zeitlich strecken.
Wie soll die Stadt weiterentwickelt werden, was läuft richtig oder falsch?
SPD Zu den wichigsten Zielen zählt Wohnungsbau. Unser Programm "1000 Wohnungen für Rüsselsheim" ist mehr als erfüllt. Stadtentwicklung muß der Umstrukturierung der Wirtschaft angemessen sein. Weiterhin sind Stadtbildgestaltung, Natur- und Landschaftsschutz vorrangige Ziele.
CDU Verstärkte Förderung von privatem Wohnungsbau und Gewerbeansiedlung. Aufwertung der Innenstadt durch Stadtbildpflege und mehr Parkraum. Verkehrsberuhigung in Wohngebieten, Sicherung des Verkehrsflusses auf Hauptverkehrsstraßen, Förderung des Personennahverkehrs.
Grüne Stadtentwicklung als permanenter Prozeß von Denken-Planen-Handeln. Ein Ansatz (Speer- Gutachten) läuft richtig, schlägt sich aber weder im Planen noch im Handeln nieder. Isolierte, teilweise widersprüchliche Tagesentscheidungen führen zum "Wursteln" und verbauen die Zukunft.
FDP Rüsselsheim soll Heimstatt moderner Technologie sein und Dienstleistungszentrum werden; Erhaltung und Erschließung von Gewerbegebieten mit neuen Arbeitsplätzen sowie Ausweisung neuer Wohngebiete. Wichtig: Erweiterung und Verbindung öffentlicher, Grün-, Frei- und Wasserflächen.
Welche Projekte/Ideen stehen für Sie in der kommenden Legislaturperiode oben an?
SPD Milderung der Folgen wirtschaftlicher Monostruktur durch neue Betriebe, besonders des Dienstleistungs- und High-Tech-Sektors. Gedacht wird an ein Umwelttechnologiezentrum. Bau von Wohnungen im sozialen Wohnungsbau und im "Rüsselsheimer Modell" für bestimmte Berufsgruppen.
CDU Unser Ziel ist der Abschluß begonnener Baumaßnahmen wie Krankenhaus- und Schulerweiterungen, Sanierungen, Rathausanbau und zweites Altenheim. Zusätzliche Projekte sprengen den Finanzrahmen der Stadt. Die sozialen Dienste sind durch Zuschüsse abzusichern.
Grüne Die politische Kultur in der Stadt verbessern, Machtausübung nach Gutsherrenart durch große Koalition und Oberbürgermeister Winterstein einschränken. Stärken der Oppositions- und Bürger/innen- Rechte, Einbeziehung interessierter Bürger/innen in Entscheidungsfindungen.
FDP In Rüsselsheim muß auch der Schwächere Platz finden und Hilfe erfahren. Deshalb: Verbesserung der mobilen Pflege, Förderung der Nachbarschaftshilfe, Schutz der Bürger vor zunehmender Gewalt gegen Sachen und Personen durch verstärkte Fußstreifen der Polizei sowie mehr Lärmschutz.
Für welche Form der Schulpolitik in Rüsselsheim tritt Ihre Partei ein?
SPD Für offene und pluralistische Schulpolitik und Bekenntnis zur Mittelpunktfunktion unserer Schulstadt. Vordringlich in den nächsten vier Jahren: zügige Fortsetzung baulicher Sanierung aller Schulgebäude, Erweiterung beider Gymnasien, Umwandlung der Humboldt-Schule in eine Ganztagsschule.
CDU Die CDU tritt ein für die Erhaltung des gegliederten Schulwesens und Bereitstellung des erforderlichen Schulraumes entsprechend den Schullaufbahnentscheidungen der Eltern. Außerdem machen wir uns für einen behutsamen Ausbau der Betreuenden Grundschulen stark.
Grüne Wir fordern eine Schule, in der alle Kinder und Jugendlichen möglichst lange gemeinsam lernen. Vielfalt des Angebots ohne konservative Ideologie der Leistungsauslese, das heißt stärkere Durchlässigkeit zwischen Schulsystem und Förderung auf allen Leistungsebenen.
FDP Die Rüsselsheimer FDP steht für Erhalt von Schul- und Bildungsfreiheit, Mammutschulen mit über 1500 Schülern werden abgelehnt. Stattdessen sind wir für den Bau eines dritten Gymnasiums. Eine Ausweitung des Angebots von Betreuungsschulen halten wir für wünschenswert.
STRASSBURG. Noch vor den Parlamentswahlen am 21. März ist mit der Unterzeichnung der in Frankreich monatelang umstrittenen Charta des Europarats zum Schutz von Regional- und Minderheitensprache zu rechnen. Diese Überzeugung vertritt nach einer Sprachen- Konferenz im französischen Senat Fred Urban, Päsident des wohleingeführten und renommierten elsässischen René- Schickele-Kreises, der sich seit Jahren in Ostfrankreich für die Förderung der Zweisprachigkeit engagiert.
Bei diesem auf elsässische Initiative zustande gekommenen Kongreß im Senat, einer Premiere in Frankreich, hatten die Sprecher fast aller französischen Parteien für die Unterzeichnung der Konvention des Europarats plädiert. In einem Grußwort signalisierte überdies Überseeminister Le Pensec für die nächsten Wochen eine positive Entscheidung der Regierung, welche die Signatur der Sprachen-Charta besonders auf Betreiben des Außenministeriums bislang abgelehnt hat.
Fred Urban führt den Sinneswandel in Paris auf den massiven Druck zurück, den jene französischen Regionen auf die Regierung und auch auf Staatspräsident Mitterrand ausübten, in denen eine lebendige Regionalsprache gesprochen wird, so aus dem Elsaß, Lothringen, Korsika, der Provence, dem Baskenland und der Bretagne.
Regionalparlamente, Städte wie Straßburg und Toulouse, kulturelle Vereinigungen, auch 120 Abgeordnete der Nationalversammlung und Senatoren hatten die Regierung zu einer Abkehr von ihrem Nein aufgefordert. Selbst Kabinettsmitglieder wie Le Pensec und Kulturminister Jack Lang sprachen sich für die Unterzeichnung der Europarats-Konvention aus.
Der Kongreß in Paris bildete den Höhepunkt dieser Kampagne: Das elsässische "Hohe Komitee für Zweisprachigkeit" hatte die anderen betroffenen Regionen für diese Initiative gewonnen. Nur die Gaullisten, die traditionell regionalistischen Tendenzen reserviert gegenüberstehen, hatten keinen Vertreter zu dieser Tagung entsandt, während führende Politiker der Sozialisten, der Grünen, der Zentristen und auch des von Ex-Präsident Giscard d'Estaing geführten liberal-konservativen Parteienbündnisses UDF für die Konvention des Europarats plädierten.
Frankreich gehört zu den ganz wenigen europäischen Staaten, welche die seit Herbst zur Signatur ausliegende Charta des ausgerechnet in Straßburg ansässigen Europarats nicht unterzeichnet haben. Die offizielle Begründung für das Nein: Eine Förderung von Minderheitensprachen, wie sie die Konvention für die in Europa von rund 50 Millionen Menschen gesprochenen ungefähr 50 Regionalsprachen im Auge hat, widerspreche dem Gleichheitsgrundsatz der französischen Verfassung, wonach auf dem nationalen Territorium offiziell nur eine Sprache existieren könne, nämlich das Französische.
Die Charta des Europarats sieht unter anderem vor, daß die Mitgliedsstaaten im jeweiligen Einzugsbereich der Minderheitensprache deren Gebrauch in den Verwaltungsinstanzen und vor Gericht zulassen. Zudem sollen zweisprachige Verwaltungs- und auch Bankenformulare ausgegeben werden (die im Elsaß auf französisch und auf deutsch, der schriftlichen Form des Elsässischen, abgefaßt wären). Überdies sollen den regionalen Minderheiten Hörfunk- und TV-Sendungen in der angestammten Sprache zugestanden werden.
Für die französischen Regionalisten widerspricht die Förderung von Regionalsprachen keineswegs dem Artikel zwei der Konstitution, wonach Französisch die Sprache der Republik ist; wobei aus ihren Reihen der Vorschlag stammt, diese Passage mit der Formulierung "Im Respekt der Regionalsprachen Frankreichs" zu ergänzen.
Aus Sicht Urbans haben sich die Widerstände in der Pariser Regierung gegen die Konvention des Europarats nach mehreren interministeriellen Konferenzen zu diesem Thema letztlich auf praktische Fragen reduziert: Ob die Programme zur Sprachförderung von Paris oder den Regionen zu finanzieren sind; oder ob im französischen Justiz-Recht eigens die Rolle von Dolmetschern zu verankern ist, die vor Gericht notfalls Auslassungen in der regionalen Sprache ins Französische übersetzen müssen.
KARL-OTTO SATTLER
Was gefällt Ihnen an der Rüsselsheimer Kulturpolitik, was nicht?
SPD Seit einiger Zeit zeichnet sich die Rüsselsheimer Kulturszene durch Mut zum Experiment aus. Kritik an neuen Darstellungsformen ist nie ganz auszuschließen. Es wird aber diskutiert, wo früher Nichtbeachtung vorherrschte; und auch dies ist Ausdruck einer dynamischen Stadt.
CDU An der Kulturpolitik in unserer Stadt schätzen wir Christdemokraten das breitgefächerte Angebot. Wir weisen aber auch darauf hin, daß es sich Rüsselsheim auf Dauer nicht leisten kann, wesentlich über dem Ausgabenvolumen vergleichbarer Städte zu liegen.
Grüne Die Kulturpolitik in Rüsselsheim ist nicht mehr ausschließlich am Bildungsbürgertum orientiert, ist vielfältiger geworden, das gefällt uns. Sie ist jedoch noch zu stark "von oben" verordnet und läßt zu wenig "von unten" wachsen, das wiederum mißfällt uns.
FDP Uns gefällt, daß Kulturpolitik in Rüsselsheim aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist und neben Traditionellem auch alternative und experimentelle Kunst Förderung finden. Wir sagen nein zu Zensur von Kunst und Kultur, aber ja zu kritischer Auseinandersetzung der Bürger mit ihr.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kinderkino, Das kleine Gespenst (16 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bram Stoker's Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (20 Uhr).
Filmclub: Alte Schule, Hornau: Lavamad (20.30 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Dracula (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Liederbach. Rathaus: "Sehweisen", Ausstellung der Lebenshilfe, 9 bis 12, 15 bis 19 Uhr (bis 10. 3.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Aschermittwochs-Heringsessen, Tennisgaststätte "Am Erlenborn", 19.30 Uhr.
Flörsheim. SPD: Aschermittwochstreffen, Flörsheimer Keller, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Kelkheim. Malteser soz. Dienste: Stundenweise Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8-16 Uhr; Sprechst., Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl). Vereine / Organisationen Flörsheim. Flörsheimer Narren-Club: Kateressen, Gasthaus "Deutscher Hof", 19 Uhr.
Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Handarbeiten und Basteln, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr.
Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.
Carneval-Club Mainperle und Sängervereinigung Okriftel: Kateressen, Haus der Vereine, Okriftel, 19 Uhr.
Hattersheimer Carneval-Club: Heringsessen, Stadthalle, 19.11 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
AsF: Treff um 19.30 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20.30 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.
Schwalbach. Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Badener Straße 23, Limes, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Heringsessen am Aschermittwoch, 18 Uhr.
Flörsheim. Seniorentanzkreis, Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.
Kelkheim. St.-Dreifaltigkeits-Gemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Diavortrag "Jesu Leben", Kirchgasse 12, 15 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Singkreis mit Renate Uthe, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 und 2, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Käpt'n Blaubärs Geschichtenbuch", Hauptstraße 48, 15 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.
Kelkheim.Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr.
Spiele am Nachmittag, Stadtbücherei, Frankenallee 10, für Kinder von 6-8 Jahren, 15 Uhr, Kinder ab 9 Jahren, 16 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.
Flörsheim. Ev. Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Wiedersehen in Howards End (20 Uhr). Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4, 17 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Aschermittwochskegeln, Bürgermeister-Gräf-Haus, Hühnerweg 20, 14.30 Uhr. Treffpunkt: S-Bahn Höchst, 13.39 Uhr bis Hauptbahnhof, von dort S 6 / 7 bis Lokalbahnhof.
Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr.
Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Bärbel Nolden und Rolo Schriefer "Jedermann sein eigner Fußball", eine Dada-Revue, 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater "Der kleine Prinz", 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.15, 15.30, 17.45 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Jesus (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr); Koyaanisqatsi (15.30, 20.15, 23 Uhr). Ausstellungen Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer" von Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr.
Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.) , Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr.
- ohne Gewähr -
FRANKFURT A. M. Das Gedränge vor den Sälen im Bürgerhaus von Friedberg- Ockstadt ist groß, das FDP-Plakat am Eingang auch gar nicht zu übersehen, doch die versammelten Damen sind vom Gesangverein, und die warten kurz nach acht Uhr an diesem Abend im Februar offensichtlich auf ihren Dirigenten, keineswegs aber auf Wolfgang Gerhardt, den FDP-Landesvorsitzenden. "Kultur im ländlichen Raum - Möglichkeiten und Grenzen" heißt das Wahlkampfthema des Liberalen, Kultur aber machen die Sängerinnen lieber selbst, sie benötigen die politischen Ratschläge des Freidemokraten nicht. So bleiben die sieben Funktionäre, darunter die örtliche Spitzenkandidatin Barbara Uhdris, unter sich, denn niemand sonst erscheint.
Klassische Wahlkampfveranstaltungen im Saale, versucht der stellvertretende Bundesvorsitzende Gerhardt das Malheur der ausbleibenden Zuhörerschaft wenige Wochen vor der hessischen Kommunalwahl am 7. März zu ergründen, hätten heute kaum noch Zuspruch, es gelte neue Formen zu entdecken, die ohne das frontale Element des vom Podium sprechenden Redners auskommen. An dem Ockstädter Abend wird ihm das wieder einmal deutlich, und Gerhardt scheint sich zu sehnen nach seinen Neujahrsempfängen, mit denen er Anfang des Jahres im ganzen Land mit persönlichen Einladungen ein (überparteiliches) Publikum aus Politik und Wirtschaft lokken konnte. Der Zulauf soll enorm gewesen sein.
Nachbarn dürfen zu Empfängen dieser Art mitgebracht werden, Christ- und Sozialdemokraten sind sogar erwünscht, erzählt der Politiker. Bei Wein und Bier, die Brezeln auf dem Tisch, in einer lockeren Atmosphäre also, "haben wir alle Themen angesprochen und nichts weggedrückt". Ob in Wiesbaden, dort sogar in Begleitung von Außenminister Klaus Kinkel, in Kassel, Fulda oder an der Bergstraße: "In Wolfhagen waren 90 Leute da, und das trotz Glatteis".
Bei solchen geselligen Plauderstündchen mit politischem Touch (Gerhardt: "Ich will das anders gar nicht mehr haben") geht es dann in diesem Spätwinter nicht nur um Fragen zu Arbeitsmarkt, wirtschaftlicher Talfahrt, Bildung, Kultur oder Wohnungsmisere - es geht auch um Politik- und Parteienverdrossenheit. Und um eines: "Was ich immer anspreche, das ist die Warnung vor den Republikanern", eine Warnung vor dem "Signal, das von Hessen ausgeht", wenn die Rechtsextremen am 7. März zu achtbaren Erfolgen kämen. Da erlebe er in Versammlungen doch immer wieder "verärgerte Leute", die bekennen würden, lediglich aus "Anstandsgründen" nicht rechtsextrem zu wählen. Gerhardt appelliert in solchen Situtionen leidenschaftlich für eine "Absage an den Ungeist". Denn es gehe um das "Ansehen unseres Landes und um unser eigenes Ansehen, um den Charakter unserer Demokratie", sagte der FDP-Politiker etwa in Wiesbaden.
Ein anderes Thema, bei dem es um die Spielarten der Demokratie geht, spart Wolfgang Gerhardt in diesen Tagen zwar nicht gerade aus, führt es aber eher seltem im Munde, was verwundern mag. Denn die FDP, die bei den Kommunalwahlen vor vier Jahren eine schwere Wahlschlappe erlitten hatte, ist, wie die Freien Wählergemeinschaften seit Jahren schon, heuer angetreten, um nach der Einführung der Bürgermeister- und Landräte-Direktwahl auch das Kumulieren und Panaschieren durchzusetzen. Bei dieser Form des Wahlverfahrens kann sich "jeder sein Parlament zu Hause allein zusammenstellen", übersetzt der Landesgeschäftsführer der Freien Wählergemeinschaften (FWG), Werner Emde, ein Verfahren, das die FDP über ein Volksbegehren anstrebt. Allein für die Zulassung des Verfahrens sind allerdings Unterschriften von drei Prozent der Wahlberechtigten, immerhin 128 000, nötig, um den Landeswahlleiter zum Ansetzen eines Volksbegehrens zu zwingen, über das die Hessen dann abstimmen.
Wenn auch das Volksbegehren nicht für diesen Wahlkampf "erfunden" wurde - bei den Liberalen hatte man sich ausgerechnet, auf motivierte Freiwillige zurückgreifen zu können, die mit dem Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens Klinkenputzen gehen. Zwar sind inzwischen einige tausend Unterschriften beisammen, doch zeigt es sich, daß sich Kommunalwahl und Volksbegehren schon organisatorisch kaum unter einen Hut bringen lassen. Auch gelang es nicht, zusammen mit den Freien Wählern und eventuell auch mit der CDU in diesem Kommunalwahlkampf auf Unterschriftensuche zu gehen. Da kassierte die FDP einen Korb sogar vom Landesverband der FWG, obwohl den Freien Wählern viel daran liegt, wenn der Bürger sich aus den verschiedenen Listen seine Lieblingskandidaten herauspicken ("Panaschieren") und ihnen noch dazu mehr als nur eine Stimme ("Kumulieren" oder Häufeln) zuschustern kann.
Doch die FWG will sich nicht an einer "programmierten Niederlage" die Finger verbrennen, sagt Geschäftsführer Emde. Es sei eben kaum denkbar, derart viele Signaturen für diesen Vorstoß zu bekommen, wenn nicht wenigstens auch noch die CDU mitmache, was die aber ebenfalls abgelehnt hatte. "Das Thema ist doch viel schwerer herüberzubringen", als dies bei der Direktwahl der Bürgermeister der Fall gewesen sei, vermutet Emde.
Doch es gibt auch organisatorische Macken: "Wir haben den Aufwand unterschätzt", der den Wahlhelfern entsteht, gesteht Gerhardt ein, denn wer im Wahlkampf stehe, der wolle sich nicht auch noch mit der Sammlung von Unterschriften beschäftigen, die beglaubigt werden müssen. "Ich muß das Thema hinterher noch einmal ansetzen, und zwar auch als Person", verspricht Gerhardt.
So ist denn das Kumulieren und Panaschieren in diesem Wahlkampf auch für die Freien Wähler kaum mehr als eine der Grundforderungen im Kampf gegen Parteienverdrossenheit, nicht aber ein brandaktuelles Thema, mit dem man zur Zeit hausieren geht. Die um eine eigene Identität bemühten Freien Wähler wollen sich im Kommunalwahlkampf, in dem sie sich profilieren müssen, nicht vor den Karren einer Partei spannen lassen, mit der sie fast überall im Land in Konkurrenz stehen. Nur im Kreis Marburg-Biedenkopf, wo eine Listenverbindung mit den Liberalen existiert, und im Kreis Darmstadt-Dieburg, wo FWG-Funktionäre auf der FDP-Liste kandidieren, gibt es eine enge Kooperation zwischen Freien Wählern und Freidemokraten.
Überall sonst treten sie gegeneinander an, was sich für die Wählergemeinschaften auch auszahlt. Denn mit 1703 kommunalen Abgeordneten (davon allerdings nur 54 in den Kreistagen) sind die Wählergemeinschaften immer noch stärker als FDP (rund 306) und Grüne (619) zusammen.
Versuche, "statt sich weiter zu zerfleischen" (FDP-Landesgeschäftsführer Michael Denzin) mit Absprachen auch in Offenbach-Land eine fruchtlose Konkurrenz durch intensive Zusammenarbeit zu ersetzen, schlugen vor einem Jahr fehl. "Zu selbstbewußt" seien FDP und FWG vor Ort gewesen, als daß man sich dort, wie von den Landesspitzen der beiden Organisationen gewünscht, ebenfalls auf eine gemeinsame Liste hätte einigen können, sagt Emde.
Daß so eine Übereinkunft sinnvoll sein könnte, zeigt der Blick in die Wahlstatistik von 1989: FWG und FDP scheiterten nur knapp bei Einzug in den Kreistag, die Wählergemeinschaft hatte 4,1 Prozent bekommen, die Liberalen verfehlten das Klassenziel mit 4,9 Prozent zum Haaresbreite. STEPHAN BÖRNECKE
Kleine FR
Prunksitzung der AKS KRONBERG. Unter dem Motto "Ei Kronberg is nu emal Kronberg" kommen die Narren der Altkönigschule am heutigen Dienstag in der Pausenhalle zusammen. Beginn: 11.40 Uhr Fastnachtsumzug in Oberhöchstadt KRONBERG. Am heutigen Fastnachtsumzug nehmen über 100 Vereine und Organisationen teil. Der Zug startet um 14.30 Uhr. KV 02 lädt zum Lumpenball KRONBERG. Zum Lumpenball lädt der KV 02 Oberhöchstadt heute ins Haus Altkönig ein. Beginn: 19.31 Uhr. An Fastnacht fällt Sprechstunde aus STEINBACH. Die Abendsprechstunde des Magistrats fällt heute aus. Auch das Ortsgericht und die Stadtbücherei bleiben geschlossen. Sportler laden zum Lumpenball OBERURSEL. Zum Lumpenball lädt der Turnverein Stierstadt am Faschingsdienstag, 20 Uhr, in die Vereinsturnhalle, Platanenstraße, ein. Es spielt das Jan Derix Sextett. Tennisclub feiert Karneval STEINBACH. Von 16 Uhr bis Mitternacht lädt der Tennisclub TC Steinbach heute zur Faschingsfeier ins Clubhaus an der Waldstraße ein. Info zu Kriegsgräberfahrten GRÄVENWIESBACH. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge informiert am Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Hundstadt über die geplanten Fahrten zu Kriegsgräbern in Frankreich und Ostdeutschland.Haushaltsplan liegt aus OBERURSEL. Der Haushaltsplan der Stadt Oberursel für das laufende Jahr ist - entsprechend der Gemeindeordnung - öffentlich ausgelegt noch bis einschließlich Dienstag, 2. März, im zweiten Stock des Rathauses, Rathausplatz 1, Zimmer 218. Während der Dienstzeiten kann er ohne Voranmeldung eingesehen werden.
BRUCHKÖBEL. "Du-bi-du-bi-du-bi- dam-di-dam" tönt es im Seniorentreff Mitte. Das ist nicht etwa ein verspäteter karnevalistischer Schrei der Bruchköbeler, sondern das "Einsingen" künftiger Musicalstars, die sich Ton für Ton die Oktave höher schrauben. Seit Oktober probt Benjamin Baumann hier all- sonntäglich an seinem jüngsten Projekt. "Moments of Broadway" stehen auf dem Programm, und folgerichtig herrscht in den Clubräumen Chorus- Line-Atmosphäre. Die Eleven stecken in Bodies, Leggings, Sweats, Stulpen und Ballettschuhen, dehnen und strekken sich, experimentieren mit Sprüngen und Drehungen zum "Du-bi-du". Baumann, Inspirator des "Jungen Projekttheaters", ist in der Region bisher mit Sprechtheater hervorgetreten ("Plötzlich letzten Sommer", "Gefährliche Liebschaften" und "Ich bin begeistert"). In Frankfurt hat der Student der Theater-, Film- und Medienwissenschaften allerdings schon einmal einen Ausflug ins Showgeschäft unternommen und am Theater in Bornheim eine Revue mit dem Titel "Ladies in Tune" inszeniert. Das hat ihm Spaß gemacht, zumal er selbst seit Jahren in dieser Sparte Unterricht nimmt. Für "Moments of Broadway" hat er ein 14köpfiges Ensemble zusammengestellt, junge Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, die Gesang, Tanz oder Musik studieren, meist kurz vor dem Abschluß ihrer Ausbildung stehen und alle - wie sich beim Probenbesuch zeigt - schon bühnenreif sind. Baumann ist von der Arbeit mit ihnen ganz angetan: "Du sagst, was du haben willst und es kommt", langwierige Improvisationen entfallen. Unterstützt wird der junge Regisseur von Thomas Pohl, der in Frankfurt Musik und Germanistik studiert und als freier Musiker, Arrangeur und Komponist im Bereich Pop, Rock und Jazz aktiv ist. Er hat die musikalische Einstudierung und Leitung übernommen, Christine Steglich fungiert als Choreographin und Primaballerina.
Das Programm umfaßt verschiedene Abschnitte der Musicalgeschichte. Es beginnt mit Jazz-Standards und Glitzernummern der Nightclub-Genres, dann folgen Klassiker von Brecht/Weill bis Irving Berlin. Im zweiten Teil bestimmen Flower Power, Pop und das Phantom der Oper die Szenerie.
Regina Montes eröffnet diesen Part im Lacklederdreß als laszive Domina aus der "Rocky Horror Picture Show". In der sonntäglichen Probe, die von der FR besucht wird, geht es weiter mit Sequenzen aus "A Chorus Line". Hier bekommt man das Gefühl, als spielten die Nachwuchsdarsteller/innen ihre eigene Situation, wenn sie zu dem Song "I Hope I Get It" dem Spielleiter ihre Bewerbunsschreiben abliefern oder wenn Jeanne-Marie Nigl, Regina Montes und Conny Bunn mit dem Lied "At The Ballett" daran erinnern, wie sie die Theaterleidenschaft gepackt hat. Schließlich hat sogar Benjamin Baumann sie aus doppelt so vielen Aspiranten ausgewählt, und der Refrain "O God, I Need This Job" wird vielen von ihnen zur Zukunftsmelodie werden. "There Is No Business Like Showbusiness" nicht nur, was die Licht-, sondern auch was die Schattenseiten anbelangt. Angela Scochi kann heute schon ein Lied davon singen: Sie hat am Vortag mehrere Stunden Tanztraining absolviert, und nun schleicht sie wie gerädert zur Probe, hat Muskelkater an Körperpartien, an denen sie gar keine Muskeln mehr vermutet hat. Ihr Papa mußte sie am Morgen in die Badewanne tragen . . .
Bis zur Premiere sind nicht nur Angelas Gliederschmerzen vorbei, sondern auch die Mühen vergessen, die das Projekt seine Teilnehmer/innen gekostet hat. Denn schon am 6. März heißt es im Bürgerhaus "Vorhang auf!" zur Gala- Vorstellung bei Kerzenschein. Weitere Aufführungen sind am 27. und 28. März im Comoedienhaus Wilhelmsbad in Hanau, Beginn ist jeweils 20 Uhr.
Für die Bruchköbeler Vorstellung gibt es die Möglichkeit der Kartenreservierung unter Tel. 06181 / 70 12 95 und im Zimmer U 9 der Stadtverwaltung, für Wilhelmsbad läuft der Vorverkauf über CD-Tickets, Hanau (06181 / 25 85 55) oder Bruchköbeler Kurier (06181/7 23 62) zum Preis von 18 Mark, ermäßigt zwölf Mark. RUTH DRÖSE
Was wollen Sie besonders gern zum Wähler rüberbringen?
SPD Eines der wichtigsten Probleme der nächsten Legislaturperiode ist die Entwicklung und Realisierung eines neuen Energieversorgungskonzeptes. Die Einrichtung von Blockheizkraftwerken als Ergänzung zur herkömmlichen Stromversorgung ist eine denkbare Alternative.
CDU Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement im Bereich Sport und Kultur, zumal diese Arbeit das friedliche Zusammenleben aller Einwohner in hervorragender Weise fördert. Die Arbeit der caritativen Verbände, insbesondere bei der ambulanten Pflege, mehr finanziell fördern.
Grüne Weitestmögliche Gleichstellung nicht-deutscher und deutscher Rüsselsheimer/innen. Sonntagsreden reichen nicht aus. Eintreten für sparsamen Umgang mit Fläche sowie ökologisch verträgliche Realisierung bereits geplanter Baugebiete; Tempo 30 in Wohngebieten schnell umsetzen.
FDP Wir wollen Eigenverantwortung der Bürger fördern und sie zum Mitmachen statt Miesmachen ermuntern: Selbsthilfe statt staatlicher Bevormundung, Förderung des ehrenamtlichen Engagements. Wir wollen die Sicht- und Erlebnisweisen von Kindern und Jugendlichen stärker berücksichtigen.
Ich und das Alter nennt sich ein Kurs der katholischen Herz Jesu-Gemeinde, Alt-Fechenheim 54, der am Dienstag, 2. März, beginnt. Aspekte der praktischen Pflege und die eigene Einstellung zum Alter sind die Themen. Informationen und Anmeldung (bis Donnerstag, 25. Februar): unter Tel. 41 21 24. ov/08
Das "Café Rosa L." öffnet ab Montag, 1. März, wieder seine Pforten. Ab 18 Uhr steigt eine kleine Feier im Café an der Windeckstraße 62 im Ostend. ov/08
Der Kleingartenbauverein Nord-Ost hat am Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, seine Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24. Der Verein verpachtet noch einige Gärten. Informationen sind mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 11 Uhr, unter Tel. 47 10 51, erhältlich. ov/08
Transplantations-Medizin ist Thema des Diskussionsabends der evangelischen Philippusgemeinde (Riederwald) am kommenden Dienstag, 2. März, ab 19.30 Uhr, im Gemeindehaus, Raiffeisenstraße 70-72. Der Abend ist die erste Veranstaltung der Reihe "Organspende - ein Akt der Nächstenliebe?" der Gemeinde. ov/08
Der CDU-Stadtbezirksverband Bornheim lädt am Dienstag, 2. März, von 17 bis 19 Uhr, zur Bürgersprechstunde in den Bürgertreff Bornheim, Saalburgstraße, ein. Neben den Stadtverordneten Martin Gerhard und Gerhard Ley stehen Mitglieder des Ortsbeirats und des Vorstandes der CDU-Bornheim als Ansprechpartner zur Verfügung. ov/08
RODGAU. Über "Ötzi", den im Gletschereis der Ötztaler Alpen gefundenen jungsteinzeitlichen Menschen berichtet am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Casino der Rodgau-Bank in Jügesheim in einer Veranstaltung des Arbeits- kreises Heimatkunde sowie des Jügesheimer Museums für Heimat- und Erdgeschichte Dr. Markus Egg vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz.
Der Eintritt ist frei. ttt
"Balkan-Kriegsfolgen nicht anerkennen"
Der deutsche Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) wird am heutigen Montag zu einem offiziellen Besuch in Kroatien erwartet. Blüm will zunächst mit dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman und seinem Amtskollegen Josip Juras zusammenkommen, ehe er mit Vertretern internationaler und kroatischer Hilfsorganisationen die Lage der Flüchtlinge in Kroatien und Bosnien erörtert.
Am zweiten Tag seines Kroatien-Aufenthalts will Blüm die Flüchtlingslager in Karlovac in der Nähe von Zagreb besuchen und sich über den Stand eines von Bonn mit 50 Millionen Mark finanzierten Bauprojekts informieren.
Die Schützengemeinschaft 1963 Münster machte sich zum 30. Vereinsgeburtstag mit der Kreismeisterschaft in der Disziplin Luftpistole selbst das schönste Geschenk. Nicht nur die erste Garnitur des Vereins aus dem Kelkheimer Stadtteil, auch die zweite Mannschaft (Grundklasse I) sowie die dritte Formation (Grundklasse III) wurde im Schützenkreis Main-Taunus in ihrer Klasse Rundenkampfsieger und krönte damit die Runde 92/93, in der zudem Münster IV in der Grundklasse IV knapp am punktgleichen Team der SG Okriftel scheiterte. Der Schützenverein Kriftel holte in der Grundklasse II mit 18:2 Punkten ebenfalls einen Titel.
Mit 14 562 Ringen stellte die Schützengemeinschaft Münster im Schützenkreis Main-Taunus das treffsicherste Ensemble, allerdings entscheidet bei Punktgleichheit (die SG 06 Flörsheim erzielte ebenfalls 16:4 Zähler) nicht die Gesamtringezahl, sondern der direkte Vergleich. Münster hatte jedoch beide Spitzenkämpfe für sich entschieden, zudem den optischen Vorteil von 52 Ringen. Die Entscheidung fiel erst im 10. und letzten Durchgang, als die Schützengemeinschaft an eigenen Ständen die "Nullsechser" aus Flörsheim mit 1468:1457 Ringen knapp niederhalten konnte. Damit kompensierte der Rundenkampfsieger seine Schlappe vom neunten Durchgang (1417:1436 beim SV Hochheim), aber auch die ebenso überraschende Niederlage beim SV Edelweiß Flörsheim, der seinem Ortsrivalen jedwede Schützenhilfe leistete, was aber der SG 06 in der Endabrechnung nicht mehr half. Der SV Sulzbach mußte sich mit nur einem Erfolg bescheiden und steigt in die Grundklasse I ab.
Die zweite Mannschaft der Schützengemeinschaft Münster drückt jetzt ihrer "Ersten" in der Aufstiegsrunde zur Gauklasse den Daumen, denn beim Nichtaufstieg muß sie weiterhin in der Grundklasse I an die Stände gehen. Der Grundklassen-Zweite SG 06 Flörsheim kann generell durch den Verbleib von Flörsheim I in der Kreisklasse nicht in die gute Kreisstube eintreten. Lachender Dritter wäre beim Scheitern der SGem Münster I in der Aufstiegsrunde der Schützenverein Hofheim, der dann als Rangdritter mit seiner ersten Formation in die Kreisklasse aufsteigen würde. Allerdings wäre zukünftig eine Leistungssteigerung erforderlich, 14 214 Ringe reichen generell nicht zum Ligaerhalt aus.
Die letzten beiden Durchgänge brachten keine Rekordwerte: Franz Kautzmann (SV Hochheim) und Peter Lammer (SV Sulzbach) erzielten in der Kreisklasse mit 372 von 400 möglichen Ringen die besten Einzelergebnisse, auch Rudi Latzel (SGem Münster II) und Carsten Dudde (SV Hofheim), beide Grundklasse I, erzielten exakt diese Quote. Die "Meisterschützen" von Münster I überzeugten als Kollektiv, Helmut Hartung (370) erzielt zuletzt die höchste Ringezahl im Sweater der 1.Mannschaft des Geburtstagskindes. dip
Zwei Tonnen Gift traten bei Hoechst aus
Kleine FR
Einweihungsfest für Elterninitiative HAMMERSBACH. Mit einem Festtag will die Elterninitiative am Samstag, 27. Februar, ab 11 Uhr den Abschluß der Renovierungsarbeiten im Pavillon Langenbergheim (Hanauer Straße 3a) feiern. Gleich zu Beginn wird die Bürgermeisterin den Schlüssel übergeben. Bei Sekt und Brezeln können anschließend die Räume besichtigt werden. Ab 14 Uhr folgt ein Familiennachmittag mit Kuchen, Kaffee und Tombola. Der Auftritt des Zauberclowns um 15 Uhr ist der Höhepunkt der Einweihungsparty. Sport und Soziales
NIDDERAU. Der Sport- und Sozialausschuß tagt am Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, im Pausenraum des Rathauses. Politischer Abend der Kolpingfamilie SCHÖNECK. Die Kolpingfamilie organisiert am Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, eine politische Diskussion zur Kommunalwahl. Die örtlichen Spitzenkandidaten der Parteien werden im Pfarrzentrum der katholischen Kirche in Kilianstädten Rede und Antwort stehen. Kreisfeuerwehr lädt ein NIDDERAU. Zu einer Verbandsversammlung trifft sich die Kreisfeuerwehr Main-Kinzig am Samstag, 27. Februar, 14 Uhr, in der Schloßberghalle Nidderau- Windecken. Umweltausschuß lädt zur Sitzung NIDDERAU. Der Umweltausschuß tagt öffentlich am 2. März im "Pausenraum" des Rathauses. Um 17 Uhr beginnt die Arbeit mit einer Besichtigung des Nidder-Altarmes an der Brücke, Heldenberger Straße. Lesung aus "Zager, Zedorn" NIDDERAU. Der Autor Klaus Göddert liest am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der Stadtbücherei Nidderau-Windecken aus seinem Buch "Zager, Zedorn". Der Eintritt ist kostenlos.
Die erste Hallenmeisterschaft im Fußballkreis Büdingen erfüllte nicht alle Erwartungen. Die Termingestaltung, aber auch die Rahmenbedingungen bedürfen einer Verbesserung. Der Informationsfluß war nicht optimal, die Akzeptanz bei den Vereinen (vor allem bei deren Fans) eher mäßig. Ein entscheidendes Manko: Die kleinen Hallenhandballtore ließen nur eine geringe Trefferquote zu, Stimmung kam selten auf.
Das war in der Endrunde (zwangsweise in der "Handball-Hochburg" Ortenberg-Konradsdorf ausgetragen) nicht besser als in der Vorrunde. Indoor-Fußball dürfte aufgrund der technischen Mängel vieler Kreisvereine generell mit einem Fragezeichen versehen bleiben, was die erste Ausführung bestätigte. Mit dem SC Viktoria Nidda (2:1 Finalsieger gegen den 1.FC Rommelhausen) hatten die beiden technisch besten Formationen verdientermaßen die Nase vorne. Nidda gewann damit den Siegerpokal sowie 500 Mark Preisgeld.
"Die gesamte Veranstaltung wurde relativ kurzfristig geplant", begründet der stellvertretende Kreisfußballwart Gerhard Schröder die Geburtswehen. "Wir haben bereits jetzt mit den Vorbereitungen für 1994 begonnen, wollen die zweiten Kreismeisterschaften komplett im Januar terminieren, große Tore installieren lassen und möglicherweise die Endrunde bereits am Freitag abend einläuten", ergänzte Schröder. Die Verantwortlichen hoffen im Interesse des Fußballkreises, auch die fehlenden Spitzenklubs (Bezirksoberligist KSG 1921 Ober-Seemen fehlte ebenso wie die "Bezirksliga-Elite" Phönix Düdelsheim, SV Mittel-/Nieder- Seemen und SV Calbach) für diesen "Budenzauber" gewinnen zu können. Schließlich gibt es bei den Vorrundenspielen für die jeweiligen Ausrichter (Eintrittsgelder respektive Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken) einiges zu verdienen.
Beim Endturnier verdient der Fußballkreis - der Kreis-Jugendausschuß übernimmt die Bewirtung, der Kreisfußballausschuß kassiert die Eintrittsgelder - ebenfalls mit. Dabei schlagen nur Einnahmen, aber keine Ausgaben für Vereine beziehungsweise den Fußballkreis zu Buche, denn die als Hauptsponsor fungierende Sparkasse Wetterau trägt die Schiedsrichterkosten, versorgt die Teams mit Getränken etc. Zudem werden insgesamt 1400 Mark Preisgelder sowie Pokale für die ersten Vier ausgeworfen, ferner für die 16 Endrunden-Teilnehmer Bälle zur Verfügung gestellt.
Bis auf die SG 05 Büdingen (der Ex- Landesligist gehört in dieser Runde "nur" der Kreisliga A an) setzten sich in den vier Endrundengruppen erwartungsgemäß die Bezirksligavereine SC Viktoria Nidda (Gruppe A), TV 08 Kefenrod (B) und 1.FC Rommelhausen (D) durch. In der Staffel C hatte Büdingen bei Punktgleichheit (2:3 im direkten Vergleich) dank der besseren Tordifferenz die Nase knapp vor dem SV Orleshausen.
In den Viertelfinals (Überkreuzspiele) konnten jedoch auch die Gruppenzweiten mögliche Schwächen aus den Gruppenspielen kompensieren. Mit dem VfR Ulfa drang allerdings nur ein Staffel-Zweiter (2:1 gegen TV Kefenrod) ins Semifinale vor. Dort setzte sich die "Torearmut", die sich über fast allen Endrundenspielen ausgebreitet hatte, unvermindert fort. Kefenrods 6:1 im Gruppenspiel gegen Lindheim bedeutete einen absoluten Rekord, ansonsten gelangen nur Hallenchampion Nidda (4:1 gegen Dauernheim) mehr als drei Treffer in einem Spiel. Die schwachen Torebilanzen wurden durch ein Shoot-Out (nach unentschiedenem Ausgang) leicht aufpoliert.
Frank Trupp (SV Orleshausen) hatte mit insgesamt 14 Toren den Bogen in Konradsdorf am besten raus, auch der Büdinger Ralf Herrmann (12 Treffer) zeigte den nur etwa 100 zahlenden Zuschauern ebenfalls Torjägerqualitäten. Im Finale garantierten Josip Kosor und Stephen Müller - beim Gegentreffer von Thorsten Funk - dem SC Viktoria Nidda den gerechten 2:1 Erfolg gegen den FC Rommelhausen. Kurios: das Spiel um Platz drei zwischen der SG Büdingen und dem VfR Ulfa wurde nicht ausgetragen, sondern durch ein Shoot-Out mit 3:2 zugunsten des Außenseiters, der damit einen Hunderter mehr (300 Mark) kassierte, entschieden.
Neben den beiden Torjägern zeigten Bernd Spitzhorn (SV Orleshausen), Josip Kosor (Nidda), Volker Sussmann (VfR Ulfa) sowie Torwart Dieter Mann (Ulfa) die besten Leistungen.
BÜDINGER HALLENFUSSBALL- KREISMEISTERSCHAFTEN, Endrunde
GRUPPE A: 1. Viktoria Nidda 6:0 Punkte/8:3 Tore, 2. VfR Ulfa 4:2 /6:3, 3. FSV Dauernheim 2:4 /3:7, 4. Rohrbacher SV 0:6 /1:5.
GRUPPE B: 1. TV Kefenrod 4:2 /9:3, 2. SV Merkenfritz 4:2 /3:2, 3. VfB Ober- Schmitten 2:4 /2:4, 4. SSV Lindheim 2:4 /3:8.
GRUPPE C: 1. SG Büdingen 4:2 /7:4, 2. SV Orleshausen 4:2 /6:5, 3. Eintracht Ober-Mockstadt 2:4 /4:6, 4. Rot-Weiß Gelnhaar 2:4/3:5.
GRUPPE D: 1. FC Rommelhausen 4:2/6:3, 2. SV Burgbracht/Bösgesäß 4:2/5:3, 3. SV Lißberg 4:2 /3:3, 4. TSV Stockheim 0:6 /1:6.
VIERTELFINALE: Nidda - Merkenfritz 1:0, Ulfa - Kefenrod 2:1, Büdingen - Burgbracht/Bösgesäß 3:0, Orleshausen - Rommelhausen 1:2 im Shoot-Out.
HALBFINALE: Nidda - Büdingen 2:0, Ulfa - Rommelhausen 1:2. - PLATZ 3: Büdingen - Ulfa 3:2 im Shoot-Out.
FINALE: SC Viktoria Nidda - 1.FC Rommelhausen 2:1.
HANS-DIETER PUTH
Für die Händlerschürze:
Massenunfall auf der Rheinautobahn
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Schwimmkursus für Erwachsene BAD ORB. Die Kurverwaltung bietet einen Schwimmkursus für Erwachsene an. Er beginnt am Montag, 1. März, um 19 Uhr im Leopold-Koch-Bad. Unterricht ist montags und mittwochs. Die Teilnahmegebühr einschließlich Eintritt beträgt 200 Mark. Barbara Weiler in Kerbersdorf BAD SODEN-SALMÜNSTER. Zum politischen Aschermittwoch laden die Sozialdemokraten für 24. Februar, 20 Uhr, in die Gaststätte "Zum Alten Huth" nach Kerbersdorf ein. "Aus dem Zentrum des sozialen Wirbelsturms in Bonn" berichtet die SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Weiler, außerdem stellen sich die Spitzenkandidaten den Fragen der Bürger. Hauptversammlung des VdK BIEBERGEMÜND. Die VdK-Ortsgruppe Lanzingen lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 28. Februar. Das Treffen im Gasthof Schick beginnt um 14.30 Uhr.
BIRSTEIN. Die Gemeindevertretung tagt öffentlich am Donnerstag, 25. Februar, ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Untersotzbach. Die Themen sind das "Gewerbegebiet Bien Haus" und die Nutzung von Regenwasser.
BRACHTTAL. In die Sächsische Schweiz und nach Dresden führt eine Busreise des Obst- und Gartenbauvereins Brachttal vom 24. bis zum 27. Juni. Anmeldungen nehmen Gusta und Friedel Baist, Birsteiner Straße 11, in Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 2613 entgegen.
Treffen der Obst- und Gartenbauer FREIGERICHT. Zur Jahresversammlung trifft sich der Obst- und Gartenbauverein Somborn am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Gasthaus "Zum Engel". Anschließend ist ein Dia-Vortrag geplant. Neue Akzente beim Hering GELNHAUSEN. Die Ehrung verdienter Mitglieder steht im Mittelpunkt eines politischen Heringsessens der SPD Gelnhausen-Mitte am Donnerstag, 25. Februar, ab 20 Uhr im Kolleg der Stadthalle. Der neugewählte Vorstand will mit dieser Veranstaltung "neue Akzente setzen", so Vorsitzender Hans-Jürgen Freund. Familienabend GRÜNDAU. Einen bunten Familienabend veranstalten die Hain-Gründauer Vogel- und Naturschutzfreunde am Freitag, 12. März, ab 19 Uhr. Neben Musik, Tanz, Unterhaltung und einem Dreiakter der neu gegründeten Theater-AG wird eine Tombola geboten. CDU prüft DSD HASSELROTH. "Wie grün ist der Grüne Punkt?" Beim politischen Aschermittwoch am 24. Februar ab 20 Uhr im Niedermittlauer Gasthaus "Zur Krone" nimmt die Hasselrother CDU diesmal das Duale System unter die Lupe. Referent ist Tilman Kluge, Mitglied im Umweltausschuß der CDU Hessen. Prominenz bei der SPD LINSENGERICHT. Prominente Unterstützung aus Wiesbaden für die SPD Linsengericht: Am Donnerstag, 25. Februar kommen Landesentwicklungsminister Jörg Jordan und Fraktionschef Lothar Klemm nach Altenhaßlau. Um 16 Uhr beginnen sie vor der Raiffeisenbank einen Rundgang, um sich über den Stand der Dorferneuerung zu informieren. Neue Adresse der SPD SCHLÜCHTERN. Die Schlüchterner SPD ist umgezogen. Die neue Geschäftsstelle befindet sich in der Obertorstraße 24. Sie ist montags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr sowie freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Geschäftsstellen-Leiterin Ursula Hohmann betont jedoch, daß sie auch weiterhin den Bürgern außerhalb der Öffnungszeiten zur Verfügung stehe. Feuerwehr besucht Technik-Museum SINNTAL. Am Samstag, 13. März, fährt die Freiwillige Feuerwehr Jossa ins Auto- und Technik-Museum nach Sinsheim. Der Preis beträgt pro Person 15 Mark. Alle Interessierten können sich bis zum 27. Februar im Edeka-Geschäft anmelden. Die Abfahrt ist um 7 Uhr an der Bushaltestelle Jossa. Bürgeraktion meldet Protest an STEINAU. Protest gegen den aus ihrer Sicht drohenden "Förderstufenzwang" hat die Bürgeraktion "Freie Schulwahl" bei einem Informationsabend im katholischen Pfarrheim angemeldet. Das neue hessische Schulgesetz, das ab August wirksam werde, höhle das Elternrecht aus. Deshalb erwäge die Bürgeraktion nun eine erneute Verfassungsklage. Entscheidung über Kulturpreis WÄCHTERSBACH. Wer erhält den nächsten Wächtersbacher Kulturpreis? Diese Frage beschäftigt den Aussschuß für Kultur, Fremdenverkehr und Wirtschaftsförderung am Freitag, 26. Februar, ab 19 Uhr in der Rathauskantine. Der Magistrat hat einen Vorschlag gemacht, über den der Ausschuß in öffentlicher Sitzung entscheiden soll.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Englischkurse werden fortgesetzt BAD ORB. Die Englisch-Kurse der Hobbythek werden jetzt fortgesetzt. Teilnehmen können alle Interessierten mit mäßigen Vorkenntnissen in Englisch. Der Kursus beginnt am Dienstag, 2. März, um 18.30 Uhr im Haus des Gastes. Anmeldungen unter Telefon 86 25. Volkstümliches Konzert BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Original Thüringer Hainich Musikanten treten am Sonntag, 14. März, um 19.30 Uhr in der Konzerthalle auf. Das Repertoire des volkstümlichen Orchesters umfaßt zünftige Blasmusik, Schlager und "perfekten Big-Band-Sound". Fahrt zu Guns N' Roses BIEBERGEMÜND. Eine Fahrt zum Open-air-Konzert mit Guns N' Roses am Freitag, 25. Juni, im Frankfurter Waldstadion bietet die Gemeinde in ihrem Jugendprogramm an. Eintrittskarten für die Haupttribüne liegen bereit. Anmeldungen im Rathaus, Telefon 70 83 oder 70 84.
Treffen des Geschichtsvereins BIRSTEIN. Der Geschichtsverein Birstein lädt alle Interessierten zu einem Treffen am Montag, 1. März, im Foyer des Bürgerzentrums ein. Beginn: 20 Uhr. Neuer "Zivi" für Sozialstation BRACHTTAL. Die Sozialstation kann zum 1. April mit einem neuen Zivildienstleistenden rechnen. Bürgermeister Gölz denkt daran, mit seiner Hilfe einen Einkaufsservice für ältere und pflegebedürftige Bürger aufzubauen, die mangels Geschäften in einigen Ortsteilen nicht einmal mehr Lebensmittel kaufen können. Radwege scherbenfrei halten FREIGERICHT. Glasscherben auf Radwegen, die unvernünftige Zeitgenossen vor allem an den Wochenenden hinterlassen, gefährden spielende Kinder und Radfahrer. Aus diesem Grund appelliert die Gemeindeverwaltung nun an die Bürger: Sie sollten solche "Ablagerungen" umgehend melden und bei "akuter Gefahr" beseitigen.
Kunst im Rathaus GELNHAUSEN. Eine Kunstausstellung ist vom 1. bis 5. März im Gelnhäuser Rathaus zu sehen. Christine Lichte und Momo zeigen Bilder aus ihrer jüngsten Schaffensperiode. Die Eröffnung ist am Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr. Auch Bauern werden umworben GRÜNDAU. Im Wahlkampf "ein Zeichen für die Landwirtschaft setzen" will die Kreis-CDU und lädt für Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, ins Gemeinschaftshaus Lieblos. Als Hauptrednerin gastiert Petra Wernicke, Landwirtschaftsministerin aus Sachsen-Anhalt. Seidenmalkursus der Kreis-VHS SCHLÜCHTERN. Ein Seidenmalkursus der Kreisvolkshochschule beginnt am Donnerstag, 4. März, um 18.15 Uhr in den Beruflichen Schulen. Der Kurs umfaßt 30 Unterrichtsstunden an acht Abenden. Letzte Sitzung vor der Wahl SINNTAL. Die letzte Gemeindevertretersitzung vor der Kommunalwahl beginnt am Montag, 1. März, um 19 Uhr im kleinen Saal der Mehrzweckhalle Sterbfritz. Auf der Tagesordnung stehen Grenzregelungsverfahren in Züntersbach, Altengronau, Weichersbach und Schwarzenfels sowie die Wahl eines Schiedsmannes für den Bezirk Sinntal. Klemm und Jordan im Viehhof STEINAU. Prominente Genossen aus Wiesbaden erwartet die Stadt Steinau am Donnerstag, 25. Februar: Minister Jörg Jordan und Fraktionschef Lothar Klemm besichtigen um 17 Uhr den Bau des Altenwohn- und Dienstleistungszentrums im Viehhof. Podiumsdiskussion fällt aus WÄCHTERSBACH. Die für Samstag, 27. Februar, in Wächtersbach geplante Podiumsdiskussion über die Zukunft des Güterverkehrs fällt aus. Nach Mitteilung des Veranstalters, des Bundes Deutscher Berufskraftfahrer, haben sieben von zehn Podiumsmitgliedern kurzfristig abgesagt.
BAD HOMBURG. Konflikte bewältigen ist nicht immer leicht. Wie man besser mit solchen Situationen umgehen kann, soll der Kurs "Konstruktive Konfliktbewältigung" vermitteln.
Er beginnt mit einem Infoabend am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr im Frauenzentrum. mbo
Aufgespießt
"Wenn man die sogenannte Brüsseler Regelungswut nicht bremst, regeln die auch noch den Durchmesser der Kugeln in den Trillerpfeifen." Der FDP-Europaabgeordnete Martin Holzfuß in einer Presseerklärung zum EG-Bananenbeschluß.Zwischen Vogelsberg und Spessart
Jusos laden zur Diskussion BAD ORB. Zwei Diskussionsabende haben die Jusos im Hotel Weidenau, jeweils ab 19.30 Uhr geplant. Am heutigen Donnerstag lautet das Thema "Toleranz zwischen Jung und Alt - Miteinander der Generationen". "Die Kur als Lebensnerv und Zukunft von Bad Orb" steht am Montag, 1. März, im Mittelpunkt. Waserschaden behoben BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Bad Sodener Laurentius-Kindergarten beherbergt nun wieder alle vier Gruppen. Wegen eines Wasserschadens mußte die Spielstätte Ende vergangenen Jahren renoviert werden, ein Teil der Kinder zog während dessen ins katholische Gemeindezentrum um. Neben den Reparaturen wurde der gesamte Kindergarten innen renoviert. Dämmerschoppen mit Bernd Reuter BIEBERGEMÜND. Frust abladen können die Wähler am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Wirtheimer Hotel Krone beim Dämmerschoppen der Biebergemünder SPD. Zuhören wird der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter, der im übrigen die "Schieflage der CDU / FDP- Koalition in Bonn" und deren Auswirkungen auf die Kommunalpolitik zu beleuchten gedenkt. Wahlkampfhilfe aus Bonn STEINAU. Die Bundestagsabgeordnete Barbara Weiler hilft den Steinauer Genossen am Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr im "Grünen Baum" die Wahlkampftrommel rühren. Warnung vor hohen Kosten BIRSTEIN. Die Ausweisung von Fischborn zur Wasserschutzzone II könnte die Bürger nach Meinung der SPD teuer zu stehen kommen. Nachdem die CDU / FBG-Fraktion sich mit der Einrichtung von Baugebieten viel Zeit gelassen habe, sei es fraglich, ob nun überhaupt noch Neubauflächen genehmigt werden könnten, erklärte die SPD-Fraktion. Sitzung des Ortsbeirats BRACHTTAL. Der Ortsbeirat von Schlierbach tagt öffentlich am Freitag, 6. Februar, ab 20 Uhr im Frankfurter Hof. Unter anderem will Ortsvorsteher Kurt Esser, der kürzlich der SPD den Rücken kehrte und nun auf der CDU-Liste kandidiert, eine Erklärung abgeben. Sänger laden zum "Schnuppern" ein FLÖRSBACHTAL. Zum "Schnupperabend" lädt der evangelische Singkreis Lohrhaupten für Freitag, 26. Februar, ab 19.30 Uhr in die Alte Schule ein. Nach der Chorprobe, zum unverbindlichen Ausprobieren, serviert der Singkreis Kreppel. "Die Entdeckung der Langsamkeit" FREIGERICHT. Noch einen freien Platz meldet das Freigerichter Jugendreferat für das Seminar "Die Entdeckung der Langsamkeit" vom 26. bis 28. Februar auf Burg Rieneck. Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 60 55 / 8 24 32. Treffen der Grimmelshäuser GELNHAUSEN. Der Verein der Ehemaligen und Freunde des Grimmelshausen-Gymnasiums" trifft sich am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr in der Stadthalle zur Jahreshauptversammlung. Themen sind das geplante Wiedersehensfest aller ehemaligen Schüler am 18. September und das zehnjährige Jubiläum, das die Ehemaligen mit einem Ball am 4. Dezember feiern wollen. Gemeinde kauft 24 Hektar GRÜNDAU. Die Gemeindeverwaltung will "die Vernetzung größerer Natureinheiten anpacken". Deshalb kaufe die Kommune nun ein knapp 24 Hektar großes Ackergelände in der Gemarkung Mittel-Gründau, das derzeit noch intensiv genutzt werde. Ein Teil der Fläche soll "extensiviert und renaturiert" werden, den Rest will die Gemeinde als Tauschgelände einsetzen. Senioren basteln fürs Osterfest HASSELROTH. Basteln fürs Osterfest können Hasselrother Senioren am Dienstag, 2. März, unter Leitung von Anni Koch. Die Veranstaltung im Seniorentreff in der alten Schule Niedermittlau beginnt um 15 Uhr. "Non(n)sens" in Schlüchtern SCHLÜCHTERN. Mit dem Musical "Non(n)sens" von Dan Goggin gastiert das "Kleine Theater" Bad Godesberg am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in der Stadthalle. Karten gibt's in den Schlüchterner Buchhandlungen Karmann, Lotz und Nauland, in der Steinauer Bücherstube Freund und der Buchhandlung Hill in Bad Soden-Salmünster. Die Abendkasse öffnet um 19 Uhr. Parlament berät über Baupläne SINNTAL. Der Ortsbeirat Züntersbach tagt am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zirkel Schmidt". Dabei geht es unter anderem um die Realisierung der Bebauungspläne "Die Reitäcker" und "Die Gehederichstrift". Schüler besuchten Autokonzern WÄCHTERSBACH. Einblicke in die Infrastruktur eines japanischen Autokonzerns in Deutschland erhielten unlängst 35 Schüler der Wächtersbacher Gesamtschule. Bei dem Besuch in der Kölner Niederlassung beeindruckte die Pennäler besonders das hochmoderne Lagersystem und das mehr als 15 Millionen Mark teure Ausbildungszentrum.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Bernd Reuter beim Frühschoppen BAD ORB. Um soziale Gerechtigkeit und Autobahngebühr dreht sich das Gespräch bei einem politischen Frühschoppen der SPD am Sonntag, 28. Februar, 10 Uhr in der Bahnhofsgaststätte. Als Gast hat sich der Nidderauer SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter angesagt. GWL im Wahlkampf BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Wahlkampftrommel rührt die GWL am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Goldenen Hirsch" in Bad Soden. 27 waren zu schnell BIEBERGEMÜND. Vier Wochen Fahrverbot erhält ein Autofahrer, der auf der Bundesstraße in Wirtheim mit 91 Stundenkilometern geblitzt wurde. Bei der Tempokontrolle waren von 617 Fahrzeugen in zwei Stunden 27 zu schnell. 25 Fahrer kamen mit Verwarnungsgeld davon, zwei wurden mit Punkten für Flensburg belegt. Treffen des Geschichtsvereins BIRSTEIN. Der Geschichtsverein trifft sich am Montag, 1. März, im Foyer des Bürgerzentrums. Beginn ist um 20 Uhr. Alle Interessierten sind willkommen. Grüne laden ein BRACHTTAL. Die Grünen laden alle Interessierten zu ihrem nächsten Treffen ein. Es findet am Montag, 1. März, ab 20 Uhr in der Alten Schule Hellstein statt. Ferienspiel-Betreuer gesucht FREIGERICHT. Betreuer für die 16. Ferienspiele vom 23. bis 28. August sucht die Gemeinde Freigericht. Bewerber können sich ab sofort schriftlich bei der Gemeindeverwaltung melden. Sie sollten mindestens 16 Jahre alt sein und Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben. Rat in Rentenfragen GELNHAUSEN. Der Versichertenälteste der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Rolf Friske, hat am Mittwoch, 3. März, Sprechstunde im AOK-Gesundheitszentrum, Schulstraße 7. Von 14 bis 16 Uhr berät er kostenlos in Rentenangelegenheiten.Ortsbeirat tagt SCHLÜCHTERN. Zum letzten Mal vor der Kommunalwahl tagt der Ahlersbacher Ortsbeirat am Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Drei neue Gemeindewohnungen GRÜNDAU. Drei neue, je 60 Quadratmeter große Gemeindewohnungen sollen noch in diesem Jahr im Dachboden des kommunalen Wohnblocks in der Rothenberger Wiesenstraße entstehen. Einen entsprechenden Auftrag an einen Gründauer Architekten hat der Gemeindevorstand nun vergeben. Heringsessen bei "Euterpe" HASSELROTH. Zum Heringsessen lädt der Musikverein "Euterpe" für Freitag, 27. Februar, 20 Uhr ins Niedermittlauer Vereinshaus.
STEINAU. Zum Hutzelfeuer lädt der Ulmbacher Tennisclub für Samstag, 27. Februar, auf den Grillplatz am Schützenhaus. Um 18 Uhr startet ein Fackelzug am Tennisplatz, das Hutzelfeuer wird eine Stunde später angesteckt. Nicht auf Vorfahrt geachtet
JOSSGRUND. 10 000 Mark Schaden entstanden am Mittwoch abend bei einem Unfall in Lettgenbrunn. Wie die Polizei am Donnerstag berichtete, wollte gegen 18 Uhr ein Autofahrer mit seinem Wagen vom Südmehrer Weg in die Sudentenstraße einbiegen, beachtete die Vorfahrt nicht und stieß mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen.
SINNTAL. Eine winterliche Familienwanderung bietet der TSV Altengronau für Sonntag, 28. Februar, an. Die Teilnehmer treffen sich um 13 Uhr bei den Baken und wandern über Grauberg zur Grillhütte in Jossa. Thüringer Musikanten kommen
WÄCHTERSBACH. Die Original Thüringer Hainich Musikanten, gastieren am Freitag, 26. März, ab 20 Uhr im Wächtersbacher Bürgerhaus. Ihr Repertoire reicht von Egerländer Melodien über Märsche, Evergreens und Blasmusik bis zum Big Band Sound. Karten gibt es ab sofort im Rathaus und bei Volkers Club am Lindenplatz.Zwischen Vogelsberg und Spessart
Wassergymnastik für Senioren BAD ORB. Seniorenschwimmen wird im Leopold-Koch-Bad angeboten. Montags zwischen 14 und 16 Uhr werden viertelstündige Animationsprogramme aus Bewegungs- und Lockerungsübungen sowie spielerischer Wassergymnastik angeboten.Menschen malen ihre Leiden BAD SODEN-SALMÜNSTER. Einen Malwettbewerb für Teilnehmer jeden Alters und jeder Konfession hat die evangelische Kirchengemeinde ausgeschrieben. Thema sind Leidenserfahrungen von Menschen aus Bibel und Gegenwart unter dem Motto "Das Kreuz als Lebensbaum". Abgabeschluß für die Werke im DIN-A4-Format ist der 1. April. Jazztänzer gesucht BIEBERGEMÜND. Die Jazztanzgruppe des TSV Wirtheim bietet für alle Jazztänzer und Interessierten mit und ohne Vorkenntnissen am Samstag, 13. März, 10 bis 16 Uhr, in der Turnhalle ein Schnupper- Seminar für 15 Mark an. Anmeldungen bei Renate Breitenbach, Telefon 0 60 50 / 76 65 oder Cordula Löffler, Telefon 0 60 50 / 88 37. Gespräche mit dem Kreisbauern-Chef BIRSTEIN. Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes kommt nach Birstein. Er hat am Donnerstag, 4. März, ab 14.15 Uhr Sprechstunde in der Gaststätte Mohr. Parlament diskutiert über Wasser FLÖRSBACHTAL. Die Gemeindevertretung tagt am Montag, 1. März, ab 20 Uhr im Bürgersaal der Sparkasse Lohrhaupten. Themen der öffentlichen Sitzung sind unter anderem die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung. Elternsprechtag in Kopernikussschule FREIGERICHT. Zum Elternsprechtag am Freitag, 5. März, lädt die Kopernikusschule. Das Lehrerkollegium der Gesamtschule steht von 15 bis 19 Uhr für pädagogische Beratungsgespräche zur Verfügung.Frühschoppen bei der SPD GELNHAUSEN. Zu einem politischen Frühschoppen in der Gaststätte Waldschwimmbad lädt die SPD Roth für Sonntag, 28. Februar, ab 10.30 Uhr ein. Kommunalpolitische Themen sollen zur Sprache kommen. Kindergarten wurde erweitert GRÜNDAU. Die 200 000 Mark teure Erweiterung des Breitenborner Kindergartens ist abgeschlossen. Wie der Gemeindevorstand mitteilt, wurden ein weiterer Gruppenraum angebaut und die gesamte Spielstätte modernisiert. Insgesamt stehen nun 50 Plätze zur Verfügung. Historische Fotos gesucht HASSELROTH. Historische Fotos für den "Heimatlichen Nachmittag" am 21. März im Kirchengemeindeheim Gondsroth sucht der Niedermittlauer Heimat- und Geschichtsverein. Leihgaben nehmen Ottilie Reußwig, Tel. 48 17, oder Johann Schneider, Tel. 58 42 entgegen. Schau mit Objekten aus Holz SCHLÜCHTERN. "Sprache des Holzes" lautet der Titel einer Ausstellung, die von 8. März bis 2. April in der Schlüchterner Kreissparkasse zu sehen ist. Peter Hromek und Tom Rudholm zeigen kunstvoll gefertigte Gebrauchsobjekte, Schalen und Dosen aus heimischen und exotischen Hölzern. Das Hutzelfeuer brennt SINNTAL. Ein Hutzelfeuer zündet die Arbeitsgemeinschaft der Altengronauer Vereine am Samstag, 27. Februar, um 19 Uhr auf dem Festplatz am Aspenweg an. 350 000 Mark für Altstadtsanierung STEINAU. Einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 350 000 Mark für die städtebauliche Förderung Steinaus brachte Minister Jörg Jordan (SPD) mit, der am Donnerstag den Bau des Altenwohn- und Dienstleistungszentrums im Viehhof besichtigte. "Damit ist die Altstadtsanierung zwar abgespeckt, aber wenigstens nicht gestorben", betont Bürgermeister Knobeloch. Zumal Jordan ankündigte, daß das Land im kommenden Jahr weitere Mittel zur Verfügung stellen wolle, die ausschließlich für die Schaffung und Erhaltung von Wohnraum verwendet werden sollen.
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Auftakt in Erlensee ERLENSEE. Bei seiner Aschermittwochs-Tour durch den Westkreis wird Ministerpräsident Hans Eichel zuerst um 18 Uhr beim AsF-Heringsessen in der Erlenhalle erwartet. Wieder runder Tisch NEUBERG. Bürgermeister Uwe Hofmann lädt Vereine, Parteien und alle Menschen guten Willens ein für das zweite Zusammentreffen am Runden Tisch gegen Ausländerfeindlichkeit. Besprochen werden sollen am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr im Rüdigheimer Bürgerhaus die Möglichkeiten, die Kontakte mit den in Neuberg wohnenden Asylbewerbern und Ausländern zu verbessern. "Robin Hood" im Jugendzentrum
GROSSKROTZENBURG. Vom Kampf der Armen gegen ihre Unterdrücker handelt der Film "Robin Hood - König der Diebe", der am Freitag, 26. Februar, ab 19.30 Uhr über die Leinwand des Jugendzentrums flimmert. Der Eintritt kostet 3,50 Mark.
Kandidaten beim Heringsessen GROSSKROTZENBURG. Zum politischen Aschermittwoch mit Heringsessen lädt die SPD für den 24. Februar, 19 Uhr, in die "Taunusstuben" ein. Außer den Kandidaten für die Gemeindewahl steht Ronald Battenhausen, Mitglied des hessichen Landtags, Rede und Antwort. Integration behinderter Kinder RODENBACH. Die Einzelintegration behinderter Kinder in kommunale Kindertagesstätten und eine Darlehens-Umschuldung sind die Themen einer Sitzung des Haupt-, Finanz- und Sozialausschusses am Donnerstag, 25. Februar. Sie findet im Rathaus statt und beginnt um 20 Uhr. An "Gelben Sack" denken GROSSKROTZENBURG. "Aus gegebenen Anlaß" weist die Gemeinde erneut darauf hin, daß jeweils in der letzten Woche eines Monats "gelbe Säcke" und die grauen Restmülltonne geleert werden.Schulbücherei feiert zehnjähriges Bestehen
RODGAU. Seit zehn Jahren gibt es an der Heinrich-Böll-Schule in Nieder-Roden eine große Leih- und Arbeitsbücherei, ehrenamtlich betreut von Mitarbeiterinnen - zumeist Müttern der Schüler. Jeden Morgen von 9 bis 12.30 Uhr haben bisher 37 Frauen diesen Dienst versehen. In einer Feier am Mittwoch, 3. März, 11.30 bis 13 Uhr, werden "Ehemalige" und Gäste das Jubiläum gebührend feiern. ttt
ORANGE, 22. Februar (AP). Bei einem dreisten Raubüberfall auf einem ländlichen Flugplatz in Australien habe drei Gangster über eine Million australische Dollar (rund 1,12 Millionen Mark) erbeutet. Wie die Polizei mitteilte, tauchten die bewaffneten Täter, die Overalls, Wollmützen und Handschuhe trugen, auf dem Flugfeld von Orange im Staat New South Wales auf, als zwei Sicherheitsbeamte vier Geldsäcke zu einem Flugzeug mit Bestimmungsort Sydney transportieren wollten. Vor den Augen von rund 20 wartenden Fluggästen entwaffneten sie die Geldtransporteure und verschwanden mit drei der Geldsäcke in einem gestohlenen Auto, das später leer aufgefunden wurde. Bei der Tat wurde kein Schuß abgefeuert.
ENNO SIEHR, Landrat des Kreises Groß-Gerau, wird heute, Samstag, 27. Februar, bei der Altenfeier des Kreisbauernverbandes siebenmal den Ehrenbrief des Landes Hessen überreichen. Bei der Veranstaltung, die um 14 Uhr in der Altrheinhalle in Stockstadt beginnt, werden gewürdigt: Hans Funk (Büttelborn), Philipp Graf (Worfelden), Georg und Philipp Klink (beide Worfelden), Heinrich Melchior (Leeheim), Theo Nau (Biebesheim) und Philippp Traupel (Ginsheim-Gustavsburg). lis
CHRISTIAN ZWILLING, Altbürgermeister und Ehrenbürger der ehemals selbständigen Stadt Walldorf, wird anläßlich seines 75. Geburtstages am Dienstag, 2. März, um 11 Uhr vom Magistrat der Stadt Mörfelden-Walldorf mit einem Empfang im Sitzungssaal des Walldorfer Rathauses geehrt. wal
MAINTAL. Die CDU beschließt die närrische Kampagne mit ihrem traditionellen "Politischen Aschermittwoch" morgen, 19 Uhr, im Bürgerhaus des Stadtteils Bischofsheim. Die Gäste werden mit Heringen und Apfelwein bewirtet. Für Unterhaltung sorgt das Musik-Corps Bischofsheim. "Im Gegensatz zu vergangenen Jahren haben wir im Hinblick auf die Kommunalwahl darauf verzichtet, einen prominenten Gastredner von außerhalb einzuladen", so die Pressesprecherin des CDU-Stadtverbandes Maintal, Angelika Feuerbach. "Damit soll deutlich gemacht werden, daß es bei der Wahl am 7. März allein um Maintal geht." Das heißt, die CDU verläßt sich auf ihre eigene Prominenz: Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat Erhard Rohrbach wird die Vorstellungen seiner Partei zu wichtigen Arbeitsfeldern wie Finanzen, Wohnungspolitik und Kindertagesstätten erläutern und zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung stehen. pom
MAIN-TAUNUS-KREIS. Kaum neigt sich die närrische Saison dem Ende entgegen, da steht den Machern der organisierten Heiterkeit unverhofft Ärger ins närrische Haus: Erstmals in der Geschichte des Landes arbeiten Finanzfachleute und Juristen im Innenministerium an einer Parlamentsvorlage, die in bislang einmaliger Weise in die humorvolle Tätigkeit der Karnevalsvereine eingreifen und manchem Funktionärsnarren geradezu dionysische Zornesröte ins Gesicht treiben wird. Wie die FR am Samstag im Flörsheim durch die gezielte Indiskretion eines prominenten Christdemokraten erfuhr, soll bis zum Herbst dieses Jahres den Städten und Gemeinden durch Gesetz erlaubt sein, eine sogenannte "Verursacher-bemessene und jux-progressive Amüsiersteuer" bei den Karnevalsvereinen zu erheben. Die geplante Abgabe, über die Experten im Auftrag rot-grüner Muffelköpfe aus gutem Grund nur hinter verschlossen Türen diskutiert haben, trifft vor allem jene, die öffentliche und kommerziell ausgerichtete Prunk- und Fassenachtssitzungen ausrichten und für ihre Veranstaltungen mehr als 2,99 Mark Eintritt verlangen.
Nach einem komplizierten, offenbar noch nicht präzisierten Schlüssel sollen die Gemeinde- und Stadtverwaltungen mit dem Segen aus Wiesbaden in der Lage sein, abhängig von der Mitgliederzahl, der Menge der Besucher und einer sogenannten Kalauer-Quote, bis zu 30 Prozent der Einnahmen abzuschöpfen, wobei nach dem Modell der progressiven Besteuerung die großen und potenten Vereine in der Regel stärker zur Kasse gebeten werden als kleinere.
Schon im Herbst 1991 sollte die "Amüsiersteuer" als besondere Abgabe der Vergnügungssteuer vom hessischen Parlament zusammen mit der Getränkesteuer und der erhöhten Spielautomatensteuer beschlossen werden. Ein beratendes Gremium, dem beispielsweise Helmut Jäger von den Eschborner Käwwern und Willi Lauck vom Flörsheimer Narrenclub angehören sollen, kritisierte die Vorlage jedoch als unausgereift und unflexibel. "Wenn sich Leistung gerade in Hessen wieder lohnen soll, muß jeder gute Spaß in der Bütt' mit einer geringeren Steuerbelastung für den Verein honoriert werden", sagte Lauck am Wochenende der FR. Im Gegensatz zum Rat der Experten fordert Flörsheims Obernarr eine auf Originalität und Spontaneität ausgelegte Besteuerung; beim Qualitäts-Jux soll die starke Hand des Fiskus nicht so kräftig zupacken dürfen wie beim Konfektions- Klamauk von der Stange.
Die Finanzexperten in Wiesbaden warnen freilich vor dem Lauck'schen Vorschlag, wie aus ungewöhnlich gutinformierten Kreisen bekannt wurde. Nach Qualität und Leistung besteuerte Vereine brächten kaum Geld in die Kassen, weil gute Vereine selten seien. Die Experten favorisieren deshalb den intern vorliegenden Entwurf, der schlechte und mittelmäßige Klaumaukrunden - nach dem Verursacher-Prinzip und im Sinne des bislang wenig beachteten Verbraucherschutzes - stärker zur Kasse bittet.
Dahinter verbirgt sich offenbar die Absicht der rot-grünen Muffelköpfe, mit einer restriktiven Fiskalpolitik das Angebot an hochwertigem Qualitäts-Jux zu erhöhen. Wer derbe oder öde Reime mit hohem Langweiler-Effekt zuläßt, muß künftig kräftig blechen. "Warum sollen ausschließlich die Zuhörer für jeden schlechten Witz bezahlen", sagt ein Ministerialbeamter. "Da bitten wir doch lieber die verantwortlichen Narren zur Kasse", sagt der Fachmann, der aus naheliegenden Gründen ungenannt bleiben möchte. Ein sogenannter Joki-Koeffizient, der über den Schalldruck närrischen Gelächters bei den jeweils ersten Sitzungen gemessen wird, soll die Formel für die Steuerbemessung ergänzen und die Karnevalsvereine dann fiskalisch entlasten, wenn der Saal bebt. Bloße Klatsch-Höflichkeit und der allenthalben gegebene Anstandsbeifall für durchschnittliche Witze dürften den mäßigen Frohsinns-Vereinen ordentlich ins Geld-Kontor hauen.
Das übrige regelt dann der spaßige Jux-Markt: Wo Mittelmäßiges notwendig zu höherem Preis angeboten werden muß, weil sonst die Kosten nicht mehr gedeckt werden können, bleiben die Nachfrage aus und die Säle leer. Ein Grund mehr also für Katerstimmung am morgigen Aschermittwoch.
Flörsheims Bürgermeister Dieter Wolf denkt derweil schon darüber nach, den Magistrat als Gremium zu nutzen, in dem Büttenreden auf ihre Qualität hin beurteilt werden sollen. In der letzten Sitzung vor der Karnevalssaison sollen die Redner zum närrischen Vortrag geladen werden. Die Mitglieder des verwaltenden Gremiums der Mainstadt, die ohnehin selten 'was zu lachen haben, drohen hinter verschlossenen Türen schon mit Rücktritt. Die Ehrenamtlichen fürchten nämlich ums seelische Wohl. JÜRGEN SCHULTHEIS
Stadt ehrt ihre Sportler NIDDERAU. Die Stadt ehrt ihre Sportler. Die Feier beginnt am Samstag, 27. Februar, 16.30 Uhr, im Saal des Hessischen Hof Heldenbergen. Der ehemalige Europameister im 400-Meter-Hürdenlauf, Harald Schmid, ist angekündigt. Für Musik sorgt die "Mini-Big-Band" der Musikschule Schöneck / Nidderau. jur
Kulturspiegel
OFFENBACH. Die turbulente Geschichte "Winterschlaf" um die Clownin Rosina und den Weltenreisenden Hugo präsentiert das "Theater Blauhaus" am Donnerstag, 25. Februar, 15 Uhr, auf der Studiobühne des Theaters in der Goethestraße. Das Clownsmärchen wendet sich an Kinder vom vierten Lebensjahr an.
Der im Rhein-Main-Gebiet lebende amerikanische Tänzer und Choreograph Chauncey Roberts hat eine Tanzgruppe gegründet. Die "Contempo Dance Company Frankfurt" hat Premiere am Freitag und Samstag, 26. und 27. Februar, jeweils 19.30 Uhr, auf der Studiobühne des Theaters in der Goethestraße. Die zwölfköpfige Gruppe bietet Modern-Dance, Jazz-Dance und Afro-Dance. lz
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Clownsmärchen: Winterschlaf, 15 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße.
Rodgau. Nickelodeon: Great lovers in history, 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kein Pardon (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr). - Viktoria: Dracula (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.45 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Musikraum der Hugenottenhalle: Die amerikanische Nacht (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr). Vorträge / Kurse Langen. Diavortrag: China - Kaiserstädte und Naturwunder, 20 Uhr, Stadthalle.Parteien / Parlamente Offenbach. Stadtverordnetenversammlung, 17 Uhr, Rathaus.
Veranstaltung der Grünen mit Iris Blaul, 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Dietzenbach. Bürgeranhörung zum Bebauungsplan 78: Stadtpark nördlich der Vélizystraße, 19 Uhr, Rathaus.
BfD-Bürgerrunde, 20 Uhr, Göpferthaus.
Dreieich. CDU-Versammlung, 20 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain.
FDP-Dämmerschoppen, 20 Uhr, Aeschehannes, Frankfurter Straße.
Mühlheim. CDU-Bürgergespräch, 20 Uhr, TSV-Gaststätte, Offenbacher Weg.
Obertshausen. Talkshow der Grünen, 20 Uhr, Meson Madrid in Hausen, Kantstraße.Vereine / Organisationen Offenbach. Sitzung des Stadtelternbeirats, 19.30 Uhr, Mediothek der Edith- Stein-Schule, Gravenbruchweg 27.
Egelsbach. Obst- und Gartenbauverein: Monatsversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.Ausstellungen Dreieich. Eröffnung der Fotoausstellung: Plätze Europas, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Eröffnung der Naturschutzbund-Ausstellung: Gefährdung der Brutvögel im Kreis Offenbach, 19 Uhr, Foyer des Rathauses. Beratungen / Termine Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstr. 32-34: 12 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Telefon 88 36 88.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Hauptstraße 32-36, Sprendlingen: 13 bis 19 Uhr, Tel. 6 49 47.
Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner-Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44 .
Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 19 Uhr, Tel. 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: 11.30 bis 12.30 Uhr.
Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 14 bis 16 Uhr, Tel. 25 47 47.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, Halle Urberach: 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 60 74 / 689 66.
Seligenstadt. Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Str. 1: 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 92. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel.0 61 03 / 5 18 84. Polio-Schluckimpfung Offenbach. Heute: 14 bis 18 Uhr, Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Musical: Annie Get Your Gun, 20 Uhr, Stadttheater. Kinos / Filme
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Grüne Tomaten (20 h).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Stalingrad (20 Uhr). - Bambi: Bodyguard (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Lucky Luke (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen ( 17.30, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Bitter Moon (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Mo'Money - Meh'Geld (20 Uhr). Vorträge / Kurse
Rüsselsheim. Kursbeginn: Malen auf Seide, 18 Uhr, VHS, Am Treff.
Kelsterbach. Gesprächsabend: Kinder, Küche, Karriere, 20 Uhr, Ev. Friedensgemeinde, Brandenburger Weg 7.
Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Haupt- und Finanzausschuß, 19.30 Uhr; Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus Mörfelden.
Rüsselsheim. Podiumsdiskussion: Perspektiven einer Stadt im Zeichen der Krise, 19.30 Uhr, Stadthalle.
Kelsterbach. SPD-Veranstaltung mit Hans-Jochen Vogel, 17 Uhr, Bürgerhaus; Heringsessen, ab 19 Uhr, im Siedlerhaus.
Riedstadt. GLR-Diskussion: Gleichstellungsbeauftragte für Riedstadt ?, 20 Uhr, Volkshaus Crumstadt.
Kelsterbach. Hobbykünstler, Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Lindenhof.
Skatclub Falsch gedrückt: Clubabend, 20 Uhr, im Treffpunkt.
Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 7 67 60.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Rüsselsheim. Pro Familia, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstr. 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 12.30 bis 14.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Lucky Luke (15 Uhr); Dracula (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Bitter Moon (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Kevin allein in New York (16 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Sister Act (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Dracula (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Sinclairhaus, Ecke Dorotheenstraße/Löwengasse: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen u. Aquarelle 1880 - 1918, 15-19 h.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: "Frauen-Ansichten", Ausstellung nicht nur für Frauen von Gabi Gukkes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr. Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und Beckenbodengymnastik, Ev. Gemeindehaus, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9-12 h, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 9 bis 11 Uhr; Tel. 6 69 66.
Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 7 34 02.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 .
Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.
Bad Homburg. Kinderfaschingsumzug ab Bürgerhaus Kirdorf, 14 Uhr.
Kinderfasching und Heringsessen der Gonzenheimer Geselligkeit, Vereinshaus, 15 Uhr.
Maskenball im Bürgerhaus Kirdorf, 19.31 Uhr.
Friedrichsdorf. Faschingskehraus in der TSG-Turnhalle, Hugenottenstraße, 20 Uhr.
Wehrheim. Faschingskehrhaus im Kath. Gemeindehaus St. Michael, 20.11 Uhr.
Weilrod. Kinderfasching im TuS Sportlerheim Altweilnau, 14 Uhr.
Oberursel. Lumpenball in der Turnhalle Stierstadt, 19.11 Uhr.
Maskenball in der Turnhalle Weißkirchen, 20.11 Uhr.
Hexenrummel im Haus Bommersheim, 20.11 Uhr.
"Treffpunkt Oase" im Zelt auf der KHD-Wiese, 14.11 Uhr.
Fastnacht bei der Guttemplergemeinschaft Altkönig, Kreuzkirche, 19.11 Uhr.
Kronberg. Prunksitzung in der Pausenhalle der AKS, 11.40 Uhr.
Fastnachtsumzug in Oberhöchstadt, 14.30 Uhr.
Heringsessen des Kappenclubs, Ritterkeller, 18.30 Uhr.
Lumpenball im Haus Altkönig, 19.31 Uhr.
Königstein. Straßenfasching in der Fußgängerzone, 14.30 Uhr.
Steinbach. Faschingsfeier des Tennisclubs, Clubhaus, 16 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Kreppelnachmittag mit Musik und Tanz,15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 9.30 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.
Singkreis, Alte Schule, Am Placken, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche
Friedrichsdorf. Treffen der BUND- Jugend, Ev. Gemeindezntrum, 20 Uhr.
Schmitten. Jugendtreff im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 19 Uhr.
Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Filmabend, 20 Uhr. Sonstiges
Bad Homburg. Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
ZEILSHEIM. Normalerweise machen sich kluge Erwachsene so ihre gewichtigen Gedanken, was denn für ihre Sprößlinge gut ist. In Zeilsheim dürfen Kinder am Donnerstag, 25. Februar, in eigener Sache einmal selbst mitreden. Im Saal der Bartholomäus- Gemeinde, Alt Zeilsheim 18, können die Mädchen und Jungen von 14 Uhr an ihre Wünsche, Anliegen und Vorschläge für den Stadtteil vorbringen.
Veranstalter der zweiten Frankfurter Kinderanhörung sind das Frankfurter Kinderbüro und die Kinderbeauftragte für die westlichen Stadtteile, Christine Schwab.
"Was die Erwachsenen für das Wohlbefinden und die Zukunft der Kinder entscheiden, muß sich nicht unbedingt mit den eigentlichen Interessen der Kinder decken", erklärt Christine Schwab. Geht es nach ihren Vorstellungen, dann ist die Anhörung der Mädchen und Jungen nur eine Auftaktveranstaltung: "In Zukunft werden Kinder mitreden und die politisch Verantwortlichen auffordern, dazu Stellung zu nehmen."
Auf die Anhörung haben sich die Mädchen und Jungen in der Schule und den Kindertagesstätten bereits gut vorbereitet. An den Vorgesprächen beteiligten sich neben den Kitas die Adolf-Reichwein-Schule und die Käthe-Kollwitz-Schule.
Was sich die Kinder unter anderem zu den Themen Spielplätze, Verkehr, Schule, Freizeitangebote und Umwelt ausgedacht haben, können Kommunalpolitiker und interessierte Erwachsene am Donnerstag erfahren. Eingeladen sind nach Auskunft von Christine Schwab Vertreter und Vertreterinnen aller im Ortsbeirat 6 vertretenen Parteien.
Mit Martin Lauer vom Kinderfunk des Hessischen Rundfunks wird ein echter Profi die Veranstaltung moderieren.
"Zeilsheim hat eine Kinderanhörung am nötigsten", begründet die Kinderbeauftragte Christine Schwab die Wahl des Premierenorts in den westlichen Stadtteilen. In Ortsbezirk 6 gebe es in allen Stadtteilen außer Zeilsheim Arbeitskreise oder Foren, die Interessen von Kindern und Jugendlichen vertreten. Menschen aus den verschiedensten Einrichtungen versuchten, Verbesserungen für die jungen Mitbürger zu erreichen. In Zeilsheim allerdings, so Christine Schwab, glaube der Vereinsring, die Welt sei für Kinder und Jugendliche in Ordnung.
Die erste Frankfurter Kinderanhörung unter dem Motto "Kinder reden mit" veranstaltete das Kinderbüro bereits vor einigen Wochen in Niedereschbach. tos
Dienstag, 23. Februar
Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Sturmwarnung". Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Faschingsdisco. Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 18 Uhr, Game Over.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, RMallet - Heartrock.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: 15 Uhr, Wheap, Rock&rquote;n Roll-Oldies.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvador Lastra.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, Strahler 70.
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Frankfurter Rhythm&rquote; & Blues-Band, Juke Joint. Music-Hall, Voltastr. 74-80: 20 Uhr, Faschings-Parta - Go for Gold.
Cooky&rquote;s, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Club Supreme Band.
Café Fundus, Theaterplatz 1-3: 14 Uhr, Suely&rquote;s Samba Disco Show.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Fastnacht Alte Oper, Großer Saal: 14.11 Uhr, Kinder Kostüm Ball.
Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 15 Uhr, Galaktischer Kindermaskenball. Vorträge / Diskussionen Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz: 19 Uhr, Vortrag "Auschwitz und die Feinderklärung im Faschismus", ehem. Fabrik Günther & Co, Ecke Voltastr./Pfingstbrunnenstr. Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstr. 83: 20 Uhr, Farbdia-Vortrag "Madrid simpática: Kaffeehaus-Szene, Restaurants und Tavernen in der spanischen Hauptstadt".
Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 11 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Kreppelkaffee.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38/EG: 19 Uhr, Offener Massageabend für Frauen.
Kultur im Krankenhaus: 15 Uhr, Toni Brandner - Bauchredner, Klamauk-Travestie, Parodie, Bürgerhospital, Nibelungenallee 37-41. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstr. 3, Tel. 7 89 16 11; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Str. 1, Tel. 39 66 41; Feuerbach- Apotheke, Westendstr. 42, Tel. 72 10 32; Ried- Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstr. 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstr. 7, Tel. 54 58 33; Rotlint-Apotheke, Rotlintstr. 80, Tel. 45 40 46; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schwarzbach-Apotheke, Schwanheim, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Hochhaus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr. MÜller, Alt-Eschersheim 29, Tel. 52 52 02. Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.
- ohne Gewähr -
BAD HOMBURG. Im Frauenzentrum geht die neue "Kurse-Saison" los. In "Dein Schicksal liegt in Deiner Hand" werden an sechs Abenden Handtypen, Zeichen und Linien erklärt und analysiert. Beginn ist Montag, 1. März, 17.30 Uhr. Ebenfalls am Montag, 1. März, gibt es "Französisch im Alltag". An zehn Abenden werden Anfänger soweit in die Sprache eingeführt, daß sie sich im Urlaub oder auf Reisen ausdrücken können. Der Kurs kostet 100 Mark und beginnt um 20 Uhr.
Den Frauen, die schreiben oder es lernen möchten, bieten vier Abende "Gedichte - die Macht der Worte und Gefühle" die Möglichkeit zu Austausch und Inspiration. Beginn ist Dienstag, 2. März, von 19 Uhr bis 20.30 Uhr. Alle Kurse sind in den Räumen des Frauenzentrums, Louisenstraße 38. mbo
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Contempo Dance Company: Dance in motion, 19.30 Uhr, Bühnenhaus, Theater an der Goethestraße.
Konzert: Mainzelmurders und Exzessiv, 21 Uhr, Isenburger Schloß, Schloßstraße 66.
Dreieich. Liederabend der Musikschule, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Psychologischer Thriller: Ein Sommerabend im Wintergarten, 20 Uhr, Stadthalle (ausverkauft).
Neu-Isenburg. Kindertheater: Kathi B. oder die Einsamkeit der Pinguine, 15 Uhr, Hugenottenhalle.
Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen.
Rödermark. Vortragsreihe Literatur: König Lear, 20 Uhr, Rothaha-Saal der Stadtbücherei. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Kein Pardon (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr); Hero - Ein ganz normaler Held (22.45 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20, 22.30 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr).
Dietzenbach. Kommunales Kino im Bürgerhaus: Doppelprogramm: Ein Fisch namens Wanda + L.A. Story (21 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr). - Viktoria: Dracula (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.45 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15, 22.30 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Der letzte Mohikaner (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr). Vorträge / Kurse Mühlheim. Film und Vortrag über eine Toskana-Fahrt, 19.30 Uhr, Rathaus, Friedensstraße. Neu-Isenburg. Diavortrag: Expeditionsreise von Peking in den Ural, 19.30 Uhr, Musikraum der Hugenottenhalle.
Vortrag und Diskussion: Müssen wir Angst um unsere Umwelt haben ?, 20 Uhr, Gemeindezentrum, Kurt-Schumacher- Straße 8. Parteien / Parlamente Offenbach. Diskussion mit Gregor Gysi: Was will die PDS im Westen ?, 19.30 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Dietzenbach. Stadtverordnetenversammlung, 19 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Dreieich. Jahreshauptversammlung der Arbeiterwohlfahrt, 18 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.
Langen. Sportlerehrung 1993 der Stadt, 19.30 Uhr, Rathaus.
Rödermark. Jahreshauptversammlung der Flüchtlingshilfe, 20 Uhr, Bücherturm in Ober-Roden. Ausstellungen Neu-Isenburg. Eröffnung: Zeichnungscollagen von Rolf Kissel: Kontexturen, 20 Uhr, Galerie Patio, Waldstraße 115. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 14 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Caféteria, 17 bis 18.30 Uhr.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dockendorffstraße Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 40 11.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 9 bis 12 Uhr, Tel. 25 47 47.
AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Telefon 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: Telefon 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36, Sprendlingen, Telefon 6 49 47.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.
Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner-Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.
Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
BAD HOMBURG. Der Anmeldetermine für die Ferienspiele, die die Arbeiterwohlfahrt (AW) in den Sommerferien wieder im Auftrag der Stadt durchführt, sind am Mittwoch, 24. Februar, 15 Uhr, und am Montag, 1. März, 9 bis 11 Uhr, in der AW- Geschäftsstelle, Unterer Mittelweg 24 (Mehrzweckhalle Gonzenheim). Geplant sind für sieben- bis elfjährige Kinder zwei dreiwöchige Spiele, vom 26. Juli bis 13. August und vom 16. August bis 3. September am Peter-Schall-Haus.
Für beide Ferienmaßnahmen werden noch Küchenpersonal und pädagogische Betreuer/innen gesucht. Bewerbungen und Infos: Tel. 06172/33244. s
GRIESHEIM. Ortsvorsteher Rudolf Hartleib hatte während der letzten Sitzung des Ortsbeirates 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) eine angenehme Aufgabe: Den vier scheidenden Mitgliedern des Stadtteilparlaments überreichte er als Zeichen des Danks für ihre Mitarbeit kleine Präsente.
Gleich doppelt geehrt wurde der stellvertretende Ortsvorsteher Josef Hartinger (CDU), der am Sitzungstag auch noch Geburtstag feierte. Außer Josef Hartinger scheiden die Griesheimer SPD-Abgeordnete Waltraud Adelmann, der Grüne Thomas Rahner und Sozialdemokrat Karl-Albert Kallert aus dem Ortsbeirat 6 aus.
Waltraud Adelmann gehörte dem Gremium seit 1981 an, Karl-Albert Kallert ist seit 1972 im "Sechser". Thomas Rahner will in Zukunft seinem Beruf mehr Zeit widmen.
Mit einer kleinen Aufmerksamkeit bedachte der Ortsvorsteher Hartleib auch Schriftführerin Irene Reithmeier, ohne deren Betreuung "wir an Arbeit ersticken würden". Im Anschluß an die letzte Sitzung in dieser Wahlperiode lud Josef Hartinger den Beirat zum Umtrunk bei Ebbelwei und Brezeln ein. hen
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Knobi Bonbon und Mütze & Z-Band: Diskussion und Programm für ein friedliches Zusammenleben im Kreis Groß-Gerau, 20 Uhr, Stadthalle.
Science-Fiction-Rock: Phantoms Of Future, 21 Uhr, das Rind, Mainstraße. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der letzte Mohikaner (17 Uhr); Bodyguard (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Stalingrad (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Stalingrad + Bodyguard (21.30 Uhr). - Bambi: Bodyguard (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Lucky Luke (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20, 22.45 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20, 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Herr der Gezeiten (17.15 Uhr); Bodyguard (19.30 Uhr); Bitter Moon (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Mo'Money - Meh'Geld (20 Uhr). Parteien / Parlamente Rüsselsheim. CDU-Gespräch mit Manfred Kanther, 14 Uhr, Bürgerhaus Bauschheim.
Kelsterbach. Haupt- und Finanzausschuß, 18.30 Uhr, Rathaus.
Stadtverordnetenversammlung, 19.30 Uhr, Mehrzweckhalle Nord.
Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Vereinigung der Hobby-Künstler: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Mörfelden.
Kelsterbach. DLRG-Männerstammtisch, 20 Uhr, in der Arche. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 7 60 74: 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 7 67 70.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau", 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Telefon 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Marktstraße 29, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
Nach Störfall gingen zwei Tonnen einer Chemikalie auf Griesheim und Schwanheim nieder Giftwolke entwich bei Hoechst AG Ursache: Bedienungsfehler Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Bei einem Störfall im Werk Griesheim der Hoechst AG sind in der Nacht zum Montag bei der Farbenvorproduktion zwei Tonnen eines giftigen Reaktionsgemisches freigesetzt worden. Gegen vier Uhr zog eine Wolke über den Main nach Schwanheim, die sich als rot-braune Kruste auf Häusern, Straßen und Autos absetzte. Werksleitung und Berufsfeuerwehr erklärten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz, es habe keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden. Ausgangspunkt für den Betriebsunfall - gegen 4 Uhr - in dem Werk an der Stroofstraße war ein Stahlbehälter mit einem Fassungsvermögen von 36 Kubikmetern. Der Kessel wurde in der Nacht zum Montag mit drei verschiedenen Produkten gefüllt. Bei der dadurch ausgelösten Reaktion entstand o-Nitroanisol, ein Vorprodukt für die Farbherstellung.
Die Bedienungsanleitung schreibt vor, daß bei dem Mischvorgang ständig ein Rührwerk laufen muß, um eine Überhitzung in dem Behälter zu verhindern. Der Rührer wurde jedoch zu spät eingeschaltet. Werksleiter Gerhard Rümmler: "Es handelt sich um einen Bedienungsfehler, für den wir bislang keine Erklärung haben". In dem Behälter erhöhte sich der Druck um das doppelte auf 16 bar. Dadurch wurde das Sicherheitsventil auf dem Dach des Produktionsgebäudes automatisch geöffnet. Der Überdruck entwich in Form einer rot-braunen Wolke.
Die hüllte in der Stroofstraße einen Bäcker ein, der mit dem Fahrrad auf dem Weg zu seinem Griesheimer Arbeitsplatz war. Weiter südlich ging der Niederschlag auf zwei Mainschiffe nieder, die im Verlauf des Tages im Südhafen gründlich gereinigt werden mußten.
Auf der anderen Mainseite überzog das o-Nitroanisol meherere hundert Autos. Die Hoechst AG ist bereit, Schadenersatz zu leisten. Die Polizei hat Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Gewässerverunreinigung aufgenommen.
In der "Hommel-Liste", die die Gefährlichkeit von Chemikalien benennt, wird o- Nitroanisol bei Erhitzung als Haut- und Atemgift geführt. Nach Angaben des Frankfurter Beilstein-Instituts verändert die farblose bis gelbliche Flüssigkeit den Blutfarbstoff und wirkt bei Aufnahme erregend bis narkotisierend. Die Chemikalie werde bei der Produktion von Farben und Arzneimitteln verwendet und sei bei den derzeitigen Außentemperaturen in Wasser so gut wie unlöslich.
ANREISE: Mit der Fähre ab Trapani, sie verkehrt täglich, (außer Samstag in der Wintersaison) Abfahrt 24 Uhr im Hafen von Trapani, morgens 10 Uhr im Hafen von Pantelleria Richtung Trapani. Das SIREMAR-Büro für die Fähre befindet sich in Trapani direkt an der Hafenstraße. Die einfache Fahrt kostet rund 35 Mark pro Person, rund 120 Mark pro Auto. Von Mai bis Oktober verkehrt auch ein Schiff der Firma SNAV, mit dem die Weiterfahrt nach Kalibia in Tunesien möglich ist (etwa 80 Mark pro Person). Pantelleria hat einen kleinen Flughafen, und es gibt täglich Flüge der Fluggesellschaft Alitalia ab Palermo und ab Trapani auf die Insel, auch eine durchgehende Verbindung Rom - Palermo - Pantelleria. Die Flugpreise wurden am 1. Januar erhöht, der Flug von Trapani nach Pantelleria kostet jetzt ca. 100 Mark. Wer nicht mit dem Auto oder Flugzeug, sondern mit dem Zug nach Sizilien kommt, sollte ab Palermo den Bus nehmen. Er fährt stündlich nach Trapani und braucht nur eineinhalb Stunden. Er fährt jedoch in Palermo nicht am Hauptbahnhof ab, sondern um die Ecke am Busbahnhof.
UNTERKUNFT: Es gibt keine Pauschalangebote. Am Ende der Hafenmole des Ortes Pantelleria befindet sich das Tourist-Info "Pro Loco", wo auch Appartements und Häuser vermittelt werden. Und das ist bestimmt das Gescheiteste. Im Hafenort Pantelleria gibt es drei Hotels, deren Doppelzimmerpreise von 50 bis 100 Mark gehen: Hotel "Del Porto", Hotel "Agadir", Hotel "Miryam". Da der Ort ausnehmend häßlich ist und diese Hotels es nicht minder sind, sollte man sie nur als Übergangsquartier verwenden und sich dann eine schönere Unterkunft auf der Insel suchen. Außerhalb des Ortes gibt es: Hotel "Cossyria" und "Francesco del Fresco", Vollpension pro Kopf rund 130 Mark, im Sommer voll mit italienischen Reisegesellschaften; Swimming-Pool und halbherziges Animations- Tingel-Tangel in der Hochsaison. Außerdem: "Turistico Residenziale", Doppelzimmer 70 Mark, auf dem Weg nach Khamma und nicht sehr schön gelegen. Ideal für den Aufenthalt mit (wasser-)sportlichen Ambitionen: "Villaggio Turistico Sciavurra", 350 bis 400 Mark pro Woche für die Zwei-Zimmer-Appartements, die in langen Flachbauten liegen, in der Nähe des "Spechhio di Venere". "Centro Ippico Pantelleria", an der Straße nach "Scauri", auch Reiterferien und Unterbringung in "dammusi" im Gebiet von Scauri. "Circolo Vela Pantelleria", Segelschule mit Exkursionen um die Insel und bis nach Tunesien, mit Restaurant, Unterbringung in "dammusi", zwei Betten in der Hochsaison rund 800 Mark pro Woche. Es gibt aber auch "dammusi" mit vier und mehr Betten, dann wird es billiger. Alle Hotels und Hoteleinrichtungen außerhalb Pantelleria-Ort sind in der Wintersaison geschlossen. Hotellisten kann man über das Fremdenverkehrsbüro in Düsseldorf und Frankfurt a.M. beziehen.
AUSFLÜGE: Es empfiehlt sich, ein Auto zu mieten, zumindest für ein paar Tage, um die Insel kennenzulernen und einen Überblick zu haben. Man sollte für einen Leihwagen nicht mehr als 40 Mark pro Tag bezahlen!
KLEIDUNG: Die sizilianischen Tage können im Winter bikiniwarm sein. Die Nächte sind allemal kalt, und es wird in Sizilien nicht geheizt in den Räumen. Man sollte einen guten Schlafsack mitbringen, dicke Unterwäsche und einen gewissen Humor.
AUSKUNFT: Staatliches Italienisches Verkehrsbüro, 6000 Frankfurt a. M., Kaiserstr. 65, Tel. 0 69 / 23 74 30. umä
BAD HOMBURG. Wer sich eigene Musikboxen bauen will, kann im E-Werk üben. Für das Café und die Musikhalle entstehen aus Bausätzen sechs Lautsprecher. Wer dabei mitmacht, hat genug gelernt, um sich eigene Boxen bauen zu können. Anmeldung im E-Werk, Wallstraße 24, bei Martin Roth. mbo
Närrischer Lindwurm schlängelt sich heute durch die Kaiserstraße
KONRAD WEISS, Ex-Bürgerrechtler aus der DDR und Bundestagsabgeordneter des Bündnis 90, hat die Bundesregierung aufgefordert, "mit dem groben Unfug" aufzuhören, "Hilfspersonal beim Bundesgrenzschutz einzusetzen". Gegenwärtig läuft auf Initiative von Bundesinnenminister RUDOLF SEITERS (CDU) die bislang größte Anwerbeaktion in der Geschichte des BGS, um die wachsende Zahl der illegalen Einwanderer an der deutschen Ostgrenze einzudämmen. Weiß moniert insbesondere, daß "nicht erkennbar" sei, "wie die Bundesregierung verhindern will, daß Ex-Mitglieder der ,bewaffneten Organe&rquote; der DDR sowie ihrer Hilfsgliederungen - zum Beispiel ,Helfer der Deutschen Volkspolizei&rquote;, Informelle Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes oder der ,Gesellschaft für Sport und Technik&rquote; - Helfer des Bundesgrenzschutzes werden". Für ihn sei auch die Vorstellung "unerträglich", daß "Personen mit extremistischen oder fremdenfeindlichen Überzeugnungen oder Kriminelle an der deutschen Ostgrenze hoheitliche Aufgaben wahrnehmen oder am Fahndungscomputer Zugriff auf sensible Daten haben könnten". (Vbn)
WALTER SCMIDT, Vorsitzender der Mühlheimer Vergnügungs-Karnevalsgesellschaft "Sonnau", ist nach 33jähriger karnevalistischer Tätigkeit als Sitzungspräsident zurückgetreten und hat das Amt in die Hände von Heinz Frieder Gruber gelegt. Schmidt hatte 1965 den "Ritter für den menschlichen Spaß" ins Leben gerufen, der seither jedes Jahr gekürt wird. Auch die Ernennung eines Ehrensenators ist ihm zuzuschreiben. Schließlich hat sich unter Walter Schmidt 1988 die Jugendtanzsportabteilung gegründet, die Erfolge bis zur Europameisterschaft erzielte und den Deutschland-Pokal gewann. Schmidt überreichte dem Verein zur Erinnerung an seine Präsidentschaft 50 Sonderorden "Goldener Narr von Mühlheim", die pro Jahr nur ein- bis zweimal vergeben werden sollen. Eine Ausnahme machte er selbst in diesem Jahr. Schmidt verlieh den Orden an Bürgermeister Karl-Christian Schelzke, an den Ersten Stadtrat Horst-Lehr, Udo Heinzerling, Karl-Heinz Steger und seinen Nachfolger Heinz Frieder Gruber. pmü
Kreis Darmstadt-Dieburg sucht Pflegeeltern
DARMSTADT-DIEBURG. Mit einem Informations-Faltblatt ist im Kreis Darmstadt-Dieburg eine Initiative zur Werbung von "Eltern auf Zeit" angelaufen. Gesucht werden Elternpaare, die bereit sind, Pflegekindern - kurzfristig, vorübergehend oder auch auf längere Sicht - ein Zuhause zu bieten. Da die Kinder oft keiner heilen Welt entstammen, sind Pflegeeltern in hohem Maß gefordert. Für Interessenten bietet der Pflegedienst des Kreises im März in Reinheim Seminare an. Diese Vorbereitung soll helfen, den Wunsch nach einem Pflegekind richtig einzuschätzen und die eigenen Fähigkeiten zu hinterfragen. Nähere Auskünfte: Pflegedienst des Kreises, Telefon 06151 / 88 13 50, 88 13 51 oder 88 13 78. sch.
BAD VILBEL. Die Handbremse gezogen hat eine Beifahrerin, als am Samstag um 15.37 Uhr ein Auto auf schneeglatter Straße in Bad Vilbel ins Schleudern geraten war. Das Fahrzeug geriet nach Polizeiangaben vollends außer Kontrolle und beschädigte zwei geparkte Autos. Es entstand Schaden von 11 500 Mark. hm
FRANKFURT-WEST. Daß die Arbeitsatmosphäre in der zu Ende gehenden Wahlperiode gut war, darüber sind sich die Fraktionen im Ortsbeirat 7 einig. Wenn es allerdings um die Ergebnisse für Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen und den Industriehof geht, liegen die Ortsbeiräte nicht mehr ganz auf einer Linie. Denn die herausragenden Themen der letzten vier Jahre werden unterschiedlich beurteilt.
"Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit war der Jugendbereich", sagt Ortsvorsteher Volker Erhard (SPD). So hat das Stadtteilparlament zu zwei Bürgeranhörungen eingeladen: Themen waren "Jugend und Gewalt" sowie "Drogen". Darüber hinaus wurde auch das Jugendhaus Rödelheim intensiv behandelt. Hier waren sich erst nach längeren Diskussionen die Ortbeiratsmitglieder über den Standort "Auf der Insel" einig geworden. Obwohl die Mitglieder des Trägervereins für das künftige Jugendhaus zerstritten seien, glauben SPD und Grüne, könne das Projekt bald verwirklicht werden.
"Ich verstehe zwar nicht, warum jetzt jedes der Mitglieder des Trägervereins seine Vorstellungen durchsetzen will - vorher war man sich doch schon einig geworden. Aber ich hoffe, daß die sich wieder zusammenraufen", erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Hofmeister zu den Streitigkeiten innerhalb der Institutionen, die für die Rödelheimer Jugendarbeit zuständig sind, wie etwa die Kirchengemeinden und die Arbeiterwohlfahrt. FDP und CDU sehen den Baubeginn dagegen auf unabsehbare Zeit hinausgeschoben.
Vom Arbeitsaufwand her der größte Brocken für den Ortsbeirat 7 waren die Beschlüsse zu insgesamt acht Tempo-30- Zonen in Rödelheim-Ost und -West, Praunheim-Ost und -West, im Industriehof, der Willi-Brundert-Siedlung, Westhausen und Hausen. Die Bürgerbeteiligung sei hierbei gut gewesen, sind sich die Fraktionen einig.
Die Zusammenarbeit mit Ordnungsamt, Müllabfuhr und Feuerwehr in der Frankfurter Tempo-30-Kommission wird dagegen kritisch betrachtet, weil hier "letztlich aus manchmal uneinsichtigen Gründen Vorlagen des Ortsbeirates verändert wurden", erläutert Horst Hofmeister. Den Grünen gehen solche Regelungen, die die Geschwindigkeitsbegrenzung ermöglichen sollen, nicht weit genug. Denn wenn da oft nur Schilder aufgestellt werden, genüge das nicht, meint dazu Peter Gärtner (Die Grünen).
Seit fast 30 Jahren ein Dauerbrenner ist die Ortsumfahrung Praunheim. CDU und SPD beurteilen den schleppenden Fortgang unterschiedlich. Während Ursula Kelety für die Christdemokraten von einer "aussichtslosen Situation" spricht, sehen die Sozialdemokraten nach Absprache mit den Genossen im benachbarten Ortsbezirk 8 eine Lösung in Sicht. Gleichgültig, welche Partei die Kommunalwahlen gewinne, alle Stadtverordnetenfraktionen wüßten, wie sehr das Problem dränge, zeigt sich Hofmeister optimistisch.
Besonders am Herzen liegt Frau Kelety noch die Einrichtung der Förderstufe an der Rödelheimer Arndtschule und wie dem Mangel an Plätzen in den meisten Kindertagesstätten abzuhelfen sei. Insgesamt ist sie mit den Ergebnissen, die das Stadtteilparlament erreichen konnte, nicht zufrieden: "Wenn überhaupt etwas bewirkt wurde, dann nur in ganz kleinen Schritten." Trotzdem wünscht sie sich keine neuen Kompetenzen für den Ortsbeirat, die Abstimmung mit den Ämtern könne allerdings besser werden, glaubt die Christdemokratin.
Dem widerspricht Peter Gärtner für die Fraktion der Grünen. Er fordert Stadtteilbüros als Anlaufstelle für Bürger sowie eine dezentralere Verwaltung, die die Probleme vor Ort lösen solle. Außerdem müsse der Ortsbeirat endlich das Recht bekommen, auch über Geld zu entscheiden. Nicht ganz so weit will die SPD gehen, eine Verwaltung mit lokalerem Bezug kann sie sich trotzdem vorstellen.
Die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes, der soziale Wohnungsbau in Rödelheim sowie der endgültige Standort der Sporthalle in Westhausen sind allen Fraktionen wichtige Anliegen. In Zukunft werden das die Themen sein, die den neugewählten Ortsbeirat unter anderem beschäftigen werden.
In den Fraktionen der CDU, FDP und bei den Grünen sind größere personelle Veränderungen nicht zu erwarten - alleine in der SPD-Riege steht ein Generationenwechsel an: Neben anderen Genossen ist auch Fraktionsvorsitzender Horst Hofmeister nicht mehr auf der Wahlliste vertreten.
Ortsvorsteher Volker Erhard will sich ebenfalls aus der Stadtteilpolitik zurückziehen. Im Falle des Wahlsieges der SPD ist Reinhard Pietsch für die Nachfolge im Gespräch, der auf Listenplatz 1 seiner Partei steht. Der scheidende Volker Erhard war schon einmal Ortsvorsteher in der Wahlperiode 1985 bis 1989 und hatte das Amt kurzfristig im Februar vergangenen Jahres - nach dem Tod der bis dahin amtierenden Ortsvorsteherin Liselotte Hinz - übernommen.
Ihren Tod haben alle Fraktionen im Stadtteilparlament einmütig als einen "großen menschlichen Verlust" bezeichnet: "Ihr Engagement für soziale Belange war vorbildlich und als erfahrene Kommunalpolitkerin hat sie das positive Arbeitsklima im Ortsbeirat wesentlich geprägt", sagt Horst Hofmeister. laf
RÖDELHEIM. "An die zwölf Prozent müßten wir in Rödelheim erreichen, um ein Mandat zu bekommen", hat sich Christof Schneller ausgerechnet. Er kandidiert mit vier weiteren Gleichgesinnten in der "Rödelheimer Bürgerliste" bei den Kommunalwahlen am 7. März für den Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen, Industriehof). Besonders für die Rödelheimer Belange wollen sich die fünf Studenten einsetzen. Aber auch für die anderen Stadtteile seien ihre Aussagen gültig; deshalb erhoffen sie sich auch dort einige Stimmen.
"Ein bißchen Lokalpatriotismus ist schon dabei", sagt Schneller, der im Stadtteil aufgewachsen ist. Gerade Rödelheim ist seiner Meinung nach in den letzten Jahren zu kurz gekommen: Die im Stadtteil erwirtschaftete Gewerbesteuer sei kaum zurückgeflossen, die sozialen Probleme würden immer größer, wichtige Projekte seien nicht verwirklicht worden oder ruhten seit Jahren. Vor allem ein Jugendzentrum, ein Bürgerhaus sowie eine eigene Verwaltungsstelle fordert die "Rödelheimer Bürgerliste".
Im Bürgerhaus seien kulturelle Veranstaltungen möglich, könnten freie Theatergruppen, ein Kommunales Kino oder die Vereine mit Projekten unterkommen. Verbunden werden soll das Ganze mit einem lokalen Verwaltungszentrum, als Anlaufstelle für Bürger, einer Paßstelle und anderen Dienstleistungen: "Wenn man einen Paß anfertigen lassen muß oder sonstige amtliche Dokumente braucht, müßte man dann beispielsweise nicht mehr bis in die Mainzer Landstraße fahren. Gerade für Ältere ist das ein großes Problem", meint Schneller.
Vorbilder für ihre Überlegungen sind Heidelberg und Berlin, wo eine dezentrale Verwaltung mit Stadtteilbürgermeistern verwirklicht wurde. "Wirkliche Kompetenzen und nicht nur unverbindlicher Ansprechpartner zu sein", wünschen sich die Kandidaten der "Bürgerliste" für den Ortsbeirat. Viel Geld sei für die Umsetzung ihrer Vorschläge nicht erforderlich, es ginge vor allem durch Umschichten, betonen sie.
Ihre Erkenntnisse haben die Kandidaten als ehrenamtliche Helfer in der Kinder- und Jugendarbeit bei Kirchengemeinden, als Zivildienstleistende in Alteneinrichtungen sowie als Übungsleiter in Sportvereinen gewonnen. Einer von ihnen hat auch bei den "Grünen" kommunalpolitische Erfahrungen gesammelt.
Die fünf Studenten Christof Schneller, Silke Seitz, Thomas Jaitner, Wolfgang Schaub und Beate Fritz werden bei ihrem Wahlkampf von fünf weiteren Mitstreitern unterstützt. Die Idee, eine eigene Liste zu gründen, ist schon zwei Jahre alt; der konkrete Anlaß waren nun die anstehenden Kommunalwahlen.
Zwar würden die im Ortsbeirat vertretenen Parteien teilweise ähnliche Forderungen formulieren, die lokalen Belange aber nicht ausreichend vertreten: "Gerade die SPD achtet stark darauf, nicht mit ihrer Römer-Fraktion in Konflikt zu geraten." Deren potentielle Wähler seien nicht nur junge Menschen, sondern auch viele Ältere, die von der Entwicklung in den letzten Jahren enttäuscht seien. Und eben für die möchte die "Bürgerliste" eine Interessenvertretung werden; sie wirbt mit Plakaten wie "Alle sprechen vom Römer, wir vom Bürgerhaus" oder "Für ein Rödelheim der Bürger".
Zusätzlich sollen der "Liste" bis zu den Wahlen mehrere Infostände, Handzettel und Pressearbeit den Erfolg bringen: "Die Chancen stehen nicht schlecht, da Rödelheim etwas mehr als 40 Prozent der gesamten Wahlbevölkerung des Ortsbezirkes stellt", hofft Scheller. laf
CHRISTA JAENICH (SPD), Kronberger Stadtälteste und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, feierte gestern Jubiläum: Seit 20 Jahren ist sie ehrenamtliche Stadträtin. Christa Jaenich war die erste Stadträtin im nach der Gebietsreform neugebildeten Kronberger Magistrat; zuvor hatte sie bereits zwölf Jahre in der Stadtverordnetenversammlung gesessen. Ihr besonderes Engagement gilt von jeher der Behindertenarbeit - ob im Spielkreis für behinderte und nichtbehinderte Kinder, bei der Organisation von Senioren- und Behindertenfahrten nach Le Lavandou oder bei der Finanzierung des ersten Behindertentaxis.Rehse schwamm vorneweg
Bei den Hessenmeisterschaften der Schwimmer über die langen Strecken konnte Sven Rehse von der SG Frankfurt gleich zwei neue persönliche Bestleistungen in der offenen Klasse aufstellen. Sehr gute 16:11,7 Minuten für die 1500 m Freistil brachten ihm zudem den Meistertitel ein. Über die 400 m Lagen wurde Rehse in 4:42,7 Zweiter hinter dem Wiesbadener Michael Hiller (4:41,8), den dritten Platz belegte der Frankfurter Stephan Schürer (4:56,5).
Bei den Frauen kam Christin Lachnit in 9:39,7 über 800 m Freistil auf den dritten Rang. Hessenmeisterin wurde über diese Strecke Julia Jung (Lahn/Eder) in 9:12,6. Das hervorragende Abschneiden der Frankfurter wurde durch 13 erste Plätze in den verschiedenen Jahrgangs-Konkurrenzen abgerundet. fes
KARL SCHMAHL, 78jähriger Offenbacher Renter, wurde jetzt von Peter Lickfett, Geschäftsführer der Gewerkschaft, Handel, Banken und Versicherungen (HBV), in seiner Tempelseer Wohnung für seine 60jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft geehrt. Karl Schmahl, Handlungsgehilfe-Lehrling bei der inzwischen nicht mehr existierenden Firma MSO, wurde im Januar 1932, also in politisch brisanten Zeiten, Gewerkschaftsmitglied. Von 1937 bis 1946 war er Soldat in Rußland und Frankreich. Als Kriegsfangener kam er auch in die USA. Nach dem Konkurs von MSO im Jahre 1973 arbeitete er bis seiner Pensionierung im Jahre 1976 bei einer Bank. Lickfett würdigte den Jubilar als einen Gewerkschafter mit ausgeprägtem Interesse für das politische Geschehen in seiner Heimatstadt. lz
GUNTER KREBS, Obermeister der Offenbacher Bauinnung und Technischer Geschäftsführer des Straßen- und Tiefbauunternehmens Wilhelm Krebs GmbH & Co KG, mußte jetzt anläßlich seines 50. Geburtstag viele Hände schütteln. Gunter Krebs ist nicht nur Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer, sondern auch Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbandes Osthessen, Beisitzer beim Arbeitsgericht und Mitglied zahlreicher berufsständischer Gremien. Krebs fühlt sich besonders dem Umweltschutz verpflichtet. So erreichte er als Innungsobermeister, daß noch in diesem Jahr zwischen Oberthausen und Heusenstamm als hessisches Pilotprojekt ein Zwischenlager für nichtbelasteteten Erdstoff eingerichtet wird. Krebs hat zudem ein Verfahren entwickelt, mit dem Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen wieder für den Straßenbau verwandt werden kann. lz
D. BAHMAN SOLOUKI, Vorsitzender des Geistigen Rates der Bahá-i in Offenbach, überreichte Oberbürgermeister Wolfgang Reuter ein großformatiges mediatives Bild des Münchener Malers Volker Hofmann. Das Bild und eine Schrifttafel mahnen nun die Politiker, Bediensteten und Bürger zum Weltfrieden und zur "Gerechtigkeit und Einheit im Offenbacher Rathaus". lz
Kleine FR
Lesezeichen selber basteln BAD HOMBURG. Kinder ab fünf Jahren können am Donnerstag, 25. Februar, um 15 Uhr in der Kinderbücherei der Stadtbibliothek ein Dinosaurier-Lesezeichen basteln. Der Eintritt ist frei. Winterfahrt fällt aus BAD HOMBURG. Weil die Reiseleiterin Friedericke Werner krank ist, wird die Winterfahrt in den Taunus am Donnerstag, 25. Februar, verschoben. Kinderfasching der Pfadfinder NEU-ANSPACH. Der Bund Deutscher Pfadfinder lädt zum närrischen Treiben mit der Zirkusgruppe "Trippel-Trappel" und anschließender Kinderdisco in die Alte Schule in Anspach ein. Um 15 Uhr geht&rquote;s heute, 23. Februar, los. Spielkreis in Burgholzhausen FRIEDRICHSDORF. Einen Spielkreis für Kleinkinder ab einem Jahr und ihre Mütter bietet die evangelische Kirchengemeinde Burgholzhausen an. Die Gruppe soll sich ab dem 4. März donnerstags von 9.45 bis 11.30 Uhr im Gemeindehaus treffen. Weitere Infos: Tel. 06007 / 7713.
Planung für Eichenstahlfest BAD HOMBURG. Der Leiterkreis Eichenstahlfest trifft sich am Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, im Bonhoeffer-Haus, um das nächste Fest vorzubereiten. Das Stadtteilfest rund um die Eichenstahlsiedlung wird 1993 zum 10. Mal gefeiert. Senioren-Kulturkreis tagt FRIEDRICHSDORF. Der Kulturkreis des Seniorenbeirates tagt wieder am Montag, 1.März, 15.30 Uhr, im Vereinszentrum Alte Schule in Seulberg. DRK hat Jahreshauptversammlung FRIEDRICHSDORF. Die Jahreshauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes Friedrichsdorf ist am Freitag, 19. März, 20 Uhr in Burgholzhausen im "Darmstädter Hof", Hanauer Straße 11. 186 spendeten Blut FRIEDRICHSDORF. Bei Blutspendeterminen des DRK in Ober-Erlenbach und Burgholzhausen im Januar und Februar spendeten 186 Männer und Frauen; zehn von ihnen waren zum ersten Mal dabei. Belohnung für die Spende waren für jeden eine Mahlzeit mit Rippchen und Kraut und drei Tafeln Schokolade.
Staat und Kirche - zwei ungleiche Geschwister, die nicht voneinander lassen können: In der Vergangenheit hat sich die evangelische Kirche nicht selten zum Erfüllungsgehilfen staatlicher Macht gemacht. Während der Zeit des Faschismus haben Bekennende Christen versucht, die unheilige Allianz zu durchberechen und einige bezahlten dieses Engagement mit dem Leben. Die Trennung Deutschlands nach dem Weltkrieg zwang die Protestanten auf verschiedene Wege: Im Westen wurde die Evangelische Kirche fester Bestandteil demokratischer Willensbildung. Im Osten kämpfte der Bund der Evangelischen Kirchen (BEK) ums Überleben und fand sich am Ende der DDR als "Kirche im Sozialismus" wieder.
Unter der Überschrift "Zwischen Anpassung und Widerstand" diskutiert am Mittwoch, 24. Februar, um 19.30 Uhr in der Alten Nikolai-Kirche am Römerberg, ein Podium das Verhältnis von Kirche und Staat unter den Verhältnissen des vereinten Deutschlands. Der Evangelische Bund in Hessen und Nassau hat dazu den Kirchenpräsidenten Helmut Spengler, den Oberkirchenrat Harald Schulze aus der Kirchenprovinz Sachsen, Politiker von CDU und SPD und Medienvertreter geladen. Die Moderation übernimmt der Frankfurter Dekan Martin Zentgraf. ber
"Kamelle", "Strüßjer", Parfümfläschchen oder Pralinenschachteln fliegen von den bunten Wagen. In vielen Büros bleiben die Computermonitore dunkel. Statt dessen treibt es die Menschen seltsam gewandet auf die Straßen und an die Tresen. Der Karneval erreichte gestern im Rheinland seinen Höhepunkt, andernorts hauen die Jekken heute richtig auf den Putz. Die "fünfte Jahreszeit" ist jedoch nicht nur ein Hort des Spaßes, sondern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Hochburgen der Ausgelassenheit.
Das Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V. wollte es genau wissen und gab bei der Unternehmensberatung McKinsey eine Studie in Auftrag. Ergebnis: Der ökonomische Gesamtnutzen des närrischen Treibens in der Domstadt beträgt rund 500 Millionen Mark. Etwa 3000 Arbeitsplätze werden gesichert, das Finanzamt kassiert rund 50 Millionen Mark an Steuern. Etwa zwei Millionen Besucher strömen während der tollen Tage in die Rheinmetropole. Sie können dann zwischen 1000 Veranstaltungen und 80 000 Privatfeiern wählen. Für Bälle, Sitzungen inklusive Verzehr daselbst geben die Jecken etwa 50 Millionen Mark aus. Noch einmal die Hälfte machen sie an den zahlreichen Theken für Kölsch und Korn locker. Etwa 39 Millionen lassen sie für Friseurbesuche und auffallende Garderobe springen. Und für die teils kostbaren Kostümierungen schieben sie 25 Millionen Mark rüber. Dazu kommen eine Menge anderer Posten, wie zum Beispiel Ausgaben für Übernachtung und Taxifahrten.
Soweit die gute Nachricht für das Kölner Festkommitee. Doch die Leute von McKinsey klopften in der Untersuchung die rund 2000 befragten Bürger auch auf ihre Einstellung zum Karneval hin ab. Das Ergebnis dürfte manchem Narren den Frohsinn aus dem Kostüm treiben. Denn viele junge Leute lehnen die organisierte Feierei mit Sitzungen und Elferrat ab. In die Säle pilgern vor allem 40jährige sowie Ältere. Zudem begeistern sich wenige Frauen für Narrenkappe und Trööt - nur 27 Prozent zählten die Marktforscher. Zu verkrustet, zu verklüngelt und zu altbacken lautet die Kritik am Kölner Karneval. Die jungen Leute frönen dem Frohsinn lieber in Kneipen oder bei der alternativen "Stunksitzung", einem kabarettistischen Gegenstück zu den offiziellen Sitzungen, das inzwischen 30 000 Besucher anlockt. Kräftig getrunken wird auch dort. aho
ROSBACH/WÖLLSTADT/NIDDATAL. 58 000 Mark Einnahmen mehr als veranschlagt konnte der Zweckverband "Sozialstation für die Städte und Gemeinden Niddatal, Rosbach und Wöllstadt" im ersten Geschäftsjahr verbuchen. Wie der Verbandsvorsitzende, der Rosbacher Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD), erläutert, hat sich damit die Gründung des Zweckverbandes noch einmal als richtige Entscheidung erwiesen. Die Zahl der Betreuten sei sprunghaft angestiegen und mit den Krankenkassen sei ebenso gründlich wie zeitnah abgerechnet worden, so daß alleine durch die Gebührenabrechnungen mit den Kassen 24 600 Mark mehr Einnahmen in den Verwaltungshaushalt des Jahres 1992 flossen als geplant. Bewährt habe sich hier auch die Einteilung von Pflegebezirken.
Die weiteren Mehreinnahmen setzen sich aus Zuschüssen zusammen. Der Wetteraukreis nämlich machte zusätzlich rund 15 500 Mark locker und das Land Hessen rund 2500 Mark.
Auf verschiedenen Ausgabepositionen hatte der Verband im vergangenen Jahr überdies 22 600 Mark einsparen können. Bei der Anschaffung von zwei Fahrzeugen für die Gemeindeschwestern entstanden Mehrausgaben für Winterreifen. Für Dienstreisen der Verbandsmitglieder entstanden höhere Ausgaben in Höhe von 1346 Mark.
Die Rosbacher Geschäftsleute hatten übrigens wie in den Vorjahren ihre Kundenpräsente zur Weihnachtszeit eingeschränkt und 5600 Mark gespendet. Vorsitzender Medebach wertet diese Aktion als vorbildlich und empfiehlt sie auch den anderen Kommunen.
Der Haushalt des Zweckverbandes hatte im ersten Jahr seines Bestehens ein Gesamtvolumen von 658 822 Mark. Medebach rechnet damit, daß sich in Zukunft der Aufgabenbereich erweitern wird. Im Bereich von Haushalts- und Familienhilfen für Alleinstehende oder ältere Ehepaare hofft er künftig auf ehrenamtliche Unterstützung von Hilfsorganisationen, caritativer Verbände und der Kirchen. Hier seien neue Weichenstellungen des Verbandes nötig, erklärte Medebach bei der Vorlage des Abschlußberichtes'92. hm
Ergebnis-Telegramm
EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: ETC Timmendorf - Herforder EG 18:7, ESC Wedemark - ESC Frankfurt 5:7, REV Bremerhaven - ESC Wolfsburg 7:5, Schalker Haie - EC Harz- Braunlage.
1. ESC Frankfurt 21 167:63 40:3 2. ESC Wedemark 21 137:66 34:8 3. ESC Wolfsburg 22 133:99 29:15 4. ETC Timmendorf 21 148:112 24:18 5. EC Harz-Braunlage 21 87:111 15:27 6. REV Bremerhaven 20 87:148 10:30 7. Schalker Haie 20 61:155 8:32 8. Herforder EGH 20 73:150 6:34 FUSSBALL
FRANKREICH, 26. Spieltag: FC Nantes - AS Monaco 1:0, Olympique Marseille - Racing Club Lens 2:0, AS St. Etienne - AC Le Havre 0:0, FC Paris St. Germain - FC Toulouse 0:0, FC Sochaux - Olympique Nimes 1:1, FC Valenciennes - FC Metz 0:2, Racing Straßburg - Girondins Bordeaux 0:1, Olympique Lille - FC Auxerre 1:0, SC Montpellier - Olympique Lyon 0:2, SM Caen - FC Toulon 2:1. - Die Tabellenspitze: Olympique Marseille 48:27 Tore/37:15 Punkte, 2. FC Paris St. Germain 45:18, 3. AS Monaco 36:15/35:17, 4. FC Nantes 40:22/34:18. RODELN
WM in Calgary, Team-Wettbewerb: 1. Deutschland 137 Punkte, 2. Österreich 136, 3. Italien 133. SKI NORDISCH
WM in Falun, 10-km-Langlauf der Männer (klassisch): 1. Sivertsen (Norwegen) 24:51,6 Minuten, 2. Smirnow (Kasachstan) 24:55,5, 3. Ulvang 2:58,1, 4. Dählie (beide Norwegen) 25:00,3, 5. Behle (Willingen) 25:10,6, 6. Fauner (Italien) 25:13,6, . . . 38. Rein (Altenau) 26:44,1, . . . 44. Mühlegg (Marktoberdorf) 26:48,8, . . . 66. Schlickenrieder (Schliersee) 27:33,3. VOLLEYBALL OBERLIGA MÄNNER, 14. Spieltag: Eintracht Frankfurt II - VC Dornheim 0:3, Eintracht Frankfurt II - TSV Trebur 1:3, Orplid Darmstadt II - DSW Darmstadt 2:3, Orplid Darmstadt II - VC Ober-Roden 3:1, TGV Schotten - TV Babenhausen 3:1, TGV Schotten - TG Wehlheiden 3:1.
OBERLIGA HESSEN FRAUEN, 14. Spieltag: VC Wiesbaden II - TSV Spangenberg 3:2, VC Wiesbaden II - TSG Wilhelmshöhe 1:3, TS Bischofsheim - Eintracht Frankfurt 3:1, TS Bischofsheim - TV Wächtersbach 0:3.
LANDESLIGA MITTE MÄNNER, 14. Spieltag: TSG Erlensee - VBC Büdingen verlegt, TSG Erlensee - DJK Großenlüder 3:1, BSC Offenbach - PSV Blau-Gelb Frankfurt 2:3, BSC Offenbach - TV Salmünster 3:1, TG Hanau - SC Friedberg 2:3, Hanau - Oberrodenbach 2:3.
LANDESLIGA MITTE FRAUEN, 14. Spieltag: TSV Sachsenhausen - TG Römerstadt 1:3, TSV Sachsenhausen - Wacker Offenbach 0:3, TV Salmünster - TV Dipperz 3:0, TV Salmünster - TG Hanau 3:0, TV Kesselstadt - Eintracht Frankfurt II 3:0, TV Kesselstadt - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:1.
LANDESLIGA SÜD MÄNNER, 14. Spieltag: SVC Gernsheim - TG Naurod 2:3, SVC Gernsheim - VC Hofheim 1:3, TG Bad Soden - TV Groß-Rohrheim 3:0, TG Bad Soden - VC Wiesbaden 1:3, TV Lampertheim - Rot-Weiß Auerbach 1:3, Lampertheim - TuS Griesheim 0:3.
LANDESLIGA SÜD FRAUEN, 14. Spieltag: VC Ober-Roden - Orplid Darmstadt II 0:3, VC Ober-Roden - TV Nauheim 0:3, TV Königstädten II - TG 75 Darmstadt 0:3, TV Königstein II - TV Lampertheim 0:3, TV Groß-Umstadt - Rot-Weiß Auerbach 3:0, TV Groß-Umstadt - TG Bad Soden 3:1.
VERBANDSLIGA MITTE FRAUEN, Nachholspiel: TSV Hanau II - TV Bommersheim 1:3, TSV Hanau II - TuS Steinbach 3:1.
MAINTAL. Die Maintaler Sozialdemokraten bieten ihr Aschermittwochs-Heringsessen traditionell im Bürgerhaus des kleinsten Stadtteils Wachenbuchen an, morgen wie üblich um 19 Uhr im großen Colleg. "Wachenbuchens SPD-Frauen haben wie jedes Jahr die Aufgabe übernommen, den pikanten Heringssalat zu zaubern", lockt der SPD-Medien-Service: "Die Heringe sind besorgt, die Zutaten wie Äpfel, Zwiebeln, diverse Gewürze, selbstverständlich auch Sahne. . .
Als prominentesten Gast erwartet die SPD ihren Genossen Hans Eichel aus Wiesbaden, Ministerpräsident und Partei- Cherf des Landes. Der Star komme "gleich zu Beginn", also pünktlich um 19 Uhr, wird vorsorglich mitgeteilt. Denn noch am selben Abend werde er in Bruchköbel-Roßdorf nochmals Heringe vorgesetzt bekommen, laut Planung um 20 Uhr. Daß der "Landesvater" zuvor - bereits um 18 Uhr - in Erlensee Heringe essen muß, übergehen die Maintaler dezent. Nun darf man gespannt sein, wo es Eichel am besten schmeckt. pom
Frau Frieda Püschel aus Maintal-Bischofsheim, zum 80. Geburtstag, am Dienstag, 23. Februar.
FRIEDRICHSDORF. Frauen aus Guatemala gestalten den Gottesdienst zum Weltgebetstag am Freitag, 5. März, 19.30 Uhr in der evangelisch-methodistischen Kirche, Wilhelmstraße 28.
Zur Vorbereitung darauf treffen sich bereits am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr alle Interessierten in der Kirche, um sich über Guatemala, die Geschichte des mittelamerikanischen Landes und die Probleme von Frauen und Kindern zu informieren. Frauen aller Konfessionen wollen daran teilnehmen. s
KREIS GROSS-GERAU. Der BUND- Kreisverband wirft dem Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt (SPD) vor, den Rhein-Main-Verkehrsverbund zu torpedieren. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) reagiert auf Äußerungen, die Schmitt gegenüber der FR gemacht hatte. Er hatte zum Verkehrsverbund erklärt, "daß wir da nicht mitziehen können, auch wenn wir es gerne täten". Der Beitritt würde den Kreis 2,5 Millionen Mark kosten, "einen solchen Betrag können wir aus unserem Haushalt nicht rausschneiden".
Gegenwärtig müssen die beteiligten 33 Kommunen und Landkreise entscheiden, ob sie der Gesellschaft zur Vorbereitung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) endgültig beitreten und wieviel ihnen der Anschluß an den verbesserten Schienenverkehr wert ist. Schätzungen gehen von zehn Mark je Einwohner aus.
Der RMV soll 1994 starten und einheitliche Tarife auf Bussen und Bahnen im Rhein-Main-Gebiet bescheren. Als wahrscheinlich gilt, daß vorerst nur Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden, Mainz sowie die finanzstarken Landkreise Main-Taunus und Hochtaunus beitreten werden.
In der Stellungnahme von Baldur Schmitt zum Beitritt sieht der BUND- Kreisverband "eine unerträgliche Fehlleistung", die angesichts der "dringend notwendigen Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs in keiner Weise nachzuvollziehen ist". Peter Zeisler wirft Schmitt zudem vor: Während dieser eine angemessene Beteilung des Kreises am RMV im Ansatz blockiere, "erweist er sich als eifriger Förderer des Baus der den umweltzerstörerischen Individualverkehr massiv begünstigenden Mörfelder B 44 / B 486 Südumgehung". Schmitt lasse sich weder durch das um Mörfelden-Walldorf dramatisch zunehmende Waldsterben irritieren noch dadurch, daß der rasant zunehmende Verkehr die schadstoffmindernden Effekte des Katalysators wieder aufhebe. Der BUND erwartet von den Kreistagsfraktionen klare Vorgaben für die Kreisverwaltung. Damit solle in der Verkehrspolitik "das in lokales Handeln umgesetzt werden, was aus der Bedrohung der Umwelt geboten ist". lis
BAD SODEN. Da steht er nun, groß und mächtig in den Asphalt der Brunnenstraße gerammt, heiß begehrt und lange gefordert von der Verkehrsinitiative "Liebenswertes Bad Soden": Der stählerne Parkplatz für Drahtesel - "von beiden Seiten zu benutzen", wie Bürgermeister Kurt Bender (CDU) lobt.
Ursel Meitinger, der Sprecherin vom "Liebenswerten Bad Soden", ist das Drum jedoch ein Dorn im Auge - das sie obendrein bei jedem Blick aus ihrem Wohnungsfenster sieht. Denn: So leer wie auf dem Foto, steht der Ständer auch realiter die meiste Zeit herum. Und daran, sagt die Streiterin wider den kurstädtischen Autoverkehr, ist der falsche Standort schuld. Mitglieder ihrer Initiative hätten das von Anfang an gesagt und bei der Stadtverwaltung auch gegen den Standort protestiert.
Dabei hatte die zuvor eigens bei der Initiative nach Standortwünschen angeklopft. Daß der Ständer nun trotzdem steht, wo er steht, empfindet Ursel Meitinger als Schickane: "Erstens stellt da kein Mensch sein Fahrrad ab, weil es zu den Geschäften noch ein Stück zu gehen ist; dafür müssen sich jetzt Fußgänger an dem Ding vorbeiquetschen."
Die Initative hatte für eine Stellfläche auf dem Autoparkplatz in Richtung Alleestraße plädiert, wo Hausfrauen bereits jetzt täglich ihre zweirädrigen Einkaufsvehikel parken. Dazu allerdings sagte der Magistrat nein: "Wir wollten keinen Parkplatz opfern, weil dann nur ein Auto mehr am gegenüberliegenden Straßenrand stehen würde." Im übrigen sind die Verwaltungschefs davon überzeugt, daß Radfahrer den neuen Ständer über kurz oder lang annehmen werden: "Die müssen sich eben erst daran gewöhnen."
Für Ursel Meitinger hingegen ist das Verhalten des Magistrats einmal mehr Beweis, welchen Gesetzen die Verkehrspolitik der Stadt gehorcht: Am Anfang steht das Auto und dann kommt erst mal lange Zeit nichts. . . .
(ana / FR-Bild: Müller)
HANAU. Wenn sich am heutigen Faschingsdienstag der Gaudiwurm durch die Hanauer Innenstadt schlängelt, werden die Parkplätze knapp. Entlang des Weges besteht absolutes Halteverbot. Die Narren stellen sich mit ihren Motivwagen, Kapellen und Prinzengefährten in der Friedrichstraße auf und ziehen dann über die Hauptbahnhof- und die Nürnberger Straße, Markplatz Südseite, Römerstraße über den Heumarkt zum Frankfurter Tor. Weiter geht es durch die Langstraße, Leimen- und Mühlstraße zur Südseite des Freiheitsplatzes, in die Bangertstraße und bis zur Hospitalstraße.
In diesem Jahr haben sich mit 60 Zugnummern etwa 20 weniger als im Vorjahr angemeldet. Auch zwei Kapellen sagten ab, so daß nun noch sechs Musikgruppen neben den Fanfaren- und Spielmannszügen für die Geräuschkulisse sorgen. Karnevalsvereine, Oberbürgermeister, Magistrat und Prinzenpaare werden sich auf den Wagen präsentieren. Auch Sport- und Kulturvereine aus den Stadtteilen umliegenden Gemeinden beteiligen sich. res
Im Friedberger Fußball-Kreispokal hat der SV Germania Ockstadt als zweites Team nach dem bereits im Dezember letzten Jahres durch einen 2:1-Sieg gegen den SV Steinfurth qualifizierten TSV Bad Nauheim das Halbfinale erreicht. Die Elf des Germanen-Trainers Jürgen Kesper, der Anfang Januar die Nachfolge von Bernd Kammer angetreten hatte, bezwang den Bezirksligisten SV Nieder- Wöllstadt mit 4:2.
Auf nur schwer zu spielendem Boden traf nach zwanzig Minuten Oliver Eckl für den gastgebenden Bezirksoberligisten zum 1:0. Dieter Ceranski erhöhte in der 51. Minuten auf 2:0. Alexander Finks Anschlußtreffer (55.) beantwortete Ockstadts Reno Schlichting nach 62 Minuten mit dem vorentscheidenden 3:1. Ein Freistoßtreffer von Torsten Zimmermann (65.) bedeutete zwar noch einmal neue Hoffnung im Nieder-Wöllstädter Lager, doch Uwe Glasner machte zehn Minuten vor dem Abpfiff für die Friedberger Vorstädter alles klar.
Die beiden übrigen Teilnehmer der Vorschlußrunde werden in den Partien SG Rodheim - SVP Fauerbach und SV Nieder-Weisel - KSV Klein-Karben ermittelt. Diese Begegnungen sollten eigentlich am 3. und 17. Februar über die Bühne gehen, fielen allerdings den schlechten Platzverhältnissen zum Opfer und sollen bis Ende März absolviert worden sein. bo
Indonesien ist die dritte Station der Asien- Reise des Bundeskanzlers und der ihn begleitenden Manager. Zu diesem Land mit seinen nahezu 14 000 Inseln und rund 150 Millionen Menschen pflegt Deutschland traditionell enge Beziehungen. An der Spitze steht seit 1968 Präsident Suharto. Wie viele Oberhäupter und Regierungschefs in unterentwikkelten Staaten achtet auch Suharto darauf, daß unter seiner Ägide die Familie nicht zu kurz kommt. Was im demokratischen Westen als Vetternwirtschaft und Korrpution gebrandmarkt würde, ist in Ländern wie Indonesien gang und gäbe, ist praktisch ein Element des Systems. Wegen seiner reichhaltigen Öl-, Gas- und Kohlevorkommen besitzt das einzige asiatische Mitgliedsland der Opec für fremde Investoren eine hohe Attraktivität.Für Ulrich Schamoni geht ein Traum in Erfüllung Ehemaliger Filmemacher erhielt Lizenz für das erste deutsche kommerzielle Regionalfernsehen
"Das war mein härtester Lebenskampf gegen die Berliner Stadtmafia." Dem früheren Filmemacher und erfolgreichen Radio-Gründer Ulrich Schamoni ist die Erleichterung anzuhören. Nach monatelangem Lizenzpoker hat der Berlin-Brandenburger Medienrat ihm am Wochenende, wie kurz berichtet, die stärkste Fernsehfrequenz der Region für das erste private Regionalprogramm in Deutschland zugeteilt. Mit Genugtuung erfüllt Schamoni vor allem, daß er sich gegen den lokalen Konkurrenten TBB-TV durchgesetzt hat. Unter diesem Namen waren seine früheren "Hundert,6"-Partner aus der Berliner Baubranche angetreten, um seinen langgehegten Fernsehtraum zu vereiteln.
Der Medienrat unter Vorsitz des früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Ernst Benda (CDU) hatte viele Gründe, Schamoni den Vorzug zu geben. Programmkonzept und Zusammensetzung der Schamoni TV GmbH, so die Pressemitteilung der Medienanstalt, ließen einen "höheren Beitrag zur Vielfalt des Gesamtprogrammangebots" in Berlin und Brandenburg erwarten. Ausschlaggebend war für das siebenköpfige Zwei- Länder-Gremium, daß Schamoni einen höheren Anteil regionaler Berichterstattung, eine stärkere Berücksichtigung Brandenburgs sowie mehr Eigen- und Auftragsproduktionen ins Programm aufnehmen will als alle anderen Mitbewerber.
Mit dem Zuschlag an die Schamoni- Gruppe treten in Deutschland erstmals internationale Konzerne auf einem regional begrenzten Fernsehmarkt auf. Hauptgesellschafter sind der US-Multi Time Warner, einer der größten Medienunternehmen der Welt, ferner die im Berliner Baugeschäft engagierte US-Investgesellschaft Central European Development Company (CEDC) sowie der US-Devisenhändler George Soros (alle mit 20,769 Prozent). Neben Schamoni (zehn Prozent) ist ferner eine im Fernsehgeschäft bisher unbekannte Münchener Investgesellschaft APEX (6,9 Prozent) an dem Unternehmen beteiligt. 20 Prozent der Anteile sollen für weitere Interessenten offengehalten werden, deren Vergabe durch den Medienrat genehmigt werden muß.
Schärfster Konkurrent Schamonis um die Veranstaltung des Regionalprogramms war die von einflußreichen Berliner Geschäftsleuten gegründete Gesellschaft TBB-TV (TOP-TV). Außer dem offenbar schlechteren Konzept wurde dem lokalen Mitbewerber auch die Nähe zum Münchener Medienmulti Leo Kirch zum Verhängnis. Kirch, bereits an fünf TV- Sendern beteiligt und zudem Großaktionär beim Springer-Verlag, trat bei TBB- TV als Programmlieferant auf. Nach den Worten von MABB-Direktor Hans Hege sah der Medienrat darin jedoch eine "potentielle Gefahr der Einflußnahme durch Kirch und Springer".
Für den Berliner Alternativsender "Fernsehen aus Berlin" (FAB), der sich ebenfalls um die Frequenz beworben hatte und dringend auf Werbeeinnahmen angewiesen ist, bedeutet die Medienratsentscheidung wahrscheinlich das Aus. FAB- Vorstandsvorsitzender Paul Stutenbäumer kündigte für diese Woche eine Gesellschafterversammlung an, die die Konsequenzen aus der "skandalösen und katastrophalen Entscheidung" ziehen werde. Für ihn sei "die Sache erledigt", sagte Stutenbäumer. Er kündigte zugleich an, rund "100 bis 200 Mitarbeitern" zum Quartalsende vorsorglich zu kündigen, damit der Sender bei einem entsprechenden Beschluß der Gesellschafter aufgelöst werden könne. FAB strahlt mit wenig Geld seit zwei Jahren im Berliner Kabel ein Rotationsprogramm sowie auf dem RTL-Kanal ein lokales Fensterprogramm aus. Ohne eine Antennen-Frequenz und damit ohne nennenswerte Werbeeinnahmen bestehe jedoch "keine wirtschaftliche Basis mehr für das Programm", sagte Stutenbäumer.
Zur Berliner Funkausstellung im Herbst will Schamoni zunächst mit einem zwölfstündigen regionalen Vollprogramm auf Sendung gehen. Geplant seien ausführliche Informationen, Service- und Ratgebersendungen sowie Spielfilme und Serien. Für die Anlaufphase stünden ihm zunächst 100 Millionen Mark zur Verfügung. Insgesamt sollen 120 Mitarbeiter beschäftigt werden. Für die Sendezentrale habe er "ein hervorragendes Objekt" am Berliner Alexanderplatz im Auge, um das er sich jetzt bemühen wolle. Später sollen auch Studios in Potsdam- Babelsberg, Frankfurt/Oder und Cottbus folgen.
Die überregionalen TV-Sender können sich nach der Vergabe des Kanals 5, des ehemaligen Kanals des Deutschen Fernsehfunks in Berlin (Ost), nun erneut um eine reichweitenstarke Frequenz in der Hauptstadtregion bewerben. Der Medienrat verlängerte dazu erneut die Bewerbungsfrist für den ausgeschriebenen Fernsehkanal 47 sowie für mehrere Brandenburger Lokalfrequenzen, die zu einer nahezu flächendeckenden Frequenzkette zusammengeschaltet werden könnten. Nach Heges Angaben würde diese Frequenz ebensoviel Fernsehhaushalte erreichen wie Kanal 5. Allerdings müßten die Fernsehantennen auf diesen Kanal erst neu ausgerichtet werden, so daß erst nach einer längeren Zeit mit der vollen Reichweite zu rechnen sei. Dieser Umstand habe auch dazu geführt, einem Regionalveranstalter auf jeden Fall Kanal 5 zuzuteilen, da er gleich die volle Reichweite ermögliche.
Mit der Fristverlängerung will der Medienrat offenbar vor allem RTL eine Brücke bauen und eine Chance zur erneuten Bewerbung einräumen. RTL, das in Berlin bislang nur auf dem äußerst schwachen Fernsehkanal 56 verbreitet wird und damit in einigen Außenbezirken nicht zu empfangen ist, hatte einen Frequenzwechsel auf Kanal 5 beantragt. Um den Medienrat unter Druck zu setzen, hatte RTL-Chef Helmut Thoma in der Vergangenheit wiederholt damit gedroht, den medienwirtschaftlichen Umsatz von derzeit angeblich rund 800 Millionen Mark in der Hauptstadt um einen dreistelligen Millionenbetrag zu reduzieren.
UWE-JENS LINDNER
SPD stellt Kandidaten vor SCHÖNECK. Wer die Schönecker SPD- Kandidaten noch nicht kennt, kann sie am Dienstag, 2. März, persönlich kennenkernen. Ab 20 Uhr stellen die Sozialdemokraten im Bürgertreff Kilianstädten sich und ihr Wahlprogramm vor. jur
HANAU. Bis in die Nacht hinein hat am Sonntag die Feuerwehr rund um den Bahnhof Wolfgang Benzindämpfen nachgeforscht, die aus der Kanalisation stiegen. Anwohner hatten die Wehr gegen 20.40 Uhr alarmiert. Die Messungen ergaben an einigen Kanaldeckeln erhebliche Konzentrationen in der Luft, bis hin zur Explosionsgefahr. Die Polizei sperrte bis gegen 22 Uhr die Straßen großräumig für jeden Verkehr ab, dann hatte sich der Geruch verflüchtigt. Die Feuerwehr maß dennoch in den folgenden Stunden mehrmals nach, nachdem sie die Kanalisation gründlich durchgespült hatte. Die Ursache für die Verunreinigung im Abwasser stand am Montag noch nicht fest, die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Schon am Sonntag hatten sie in der Umgegend alle abgestellten Autos überprüft, aber keinen undichten Tank oder ähnliches entdecken können. az
Geschäft
Neue Collection Louis Féraud stellt am Donnerstag, 25. Februar, seine neue Frühjahrs- und Sommercollection vor. Internationale Mannequins werden um 14, 16 und 18 Uhr in der Damen-Exquisit-Abteilung von Peek & Cloppenburg auf der Zeil die Modelle präsentieren. abi "Mexiko" lädt ein Zur Eröffnung der "Mexikanischen Kultur- und Gastronomiewochen", die bis zum 15. März im mexikanischen Restaurant "El Torito", Alte Rothofstraße 10 (Telefon 29 69 14), stattfinden, begrüßte am Montagabend der Konsul von Mexiko, Gonzalo Aquirre Enrile, Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Politik.
Drei Wochen lang wird dort (nur abends) das Gitarren-Duos "Rosamarie y Joséantonio" traditionelle und moderne Musikstücke seines Landes zu Gehör bringen.
Auf der Karte stehen Gerichte wie "Guacamole" (pürrierte Advocados), "Sopa de Frijol" (schwarze Bohnensuppe), und, neben vielen anderen Spezialitäten, die typischen "Tacos", gebratene Maisfladen mit verschiedenen Füllungen oder "Fajitas", dünn geschnittene , gegrillte Rinderfiletsreifen, dazu scharfe Soßen.
Öffnungszeiten: 11.30 bis 23.30 Uhr. -vau
FRIEDRICHSDORF. Privatleute, die Zisternen oder andere Anlagen zur Trinkwasser-Einsparung bauen wollen, können jetzt Zuschüsse vom Land bekommen. Beantragt werden müssen sie über die Stadtverwaltung, teilt Stadtrat Günter Bastian mit. Das Zuschußvolumen kann 60 bis 80 Prozent betragen; es gebe jetzt neben dem städtischen Zisternen-Förderungsprogramm noch einen zweiten Weg, Zuschüsse zu bekommen. Allerdings: Werden Anträge zu beiden Programmen gestellt, wird das Zuschußgeld miteinander verrechnet. Für 1993er- Maßnahmen müssen die Anträge bis zum 20. April bei der Stadt vorliegen.
Die Landesgelder stammen aus der Grundwasserabgabe der hessischen Kommunen. Das Geld fließt laut Richtlinien des hessischen Umweltministeriums in Trinkwasser-Sparmaßnahmen. s
BERLIN. Mit dem Ende der Berlinale, pünktlich zum Beginn der Bundesligarückrunde, nahte der allfällige Schnee, der sich unter Autoreifen und Schuhsohlen blitzschnell in Matsch verwandelte und erst zum Abend hin zur dünnen Eisschicht gefror. Was auf diesem Festival nicht nur an seinen beiden letzten Tagen zu sehen war, das gleicht in seiner flüchtigen Konsistenz den Launen des Wetters. Bilder, die sich über Bilder legen, ohne daß diese jene noch durchschimmern ließen, dazwischen ein paar Augenblicke, die zum Still fürs imaginäre Museum einfrieren: Die Zungenspitze von Alfre Woodward, wie sie verlegen nach den Lippen tastet in John Sayles "Passion Fish" (im Panorama), hitzige Wortduelle wie immer lauter klatschende Schläge in Nick Gomez "Laws of Gravity" (im Forum) oder die Witwe, die zum langhingestreckten schwarzen Anzug ihres Mannes spricht in Ousmane Sembènes "Guelwaar" (im Forum).
Sembène, der große alte Mann des afrikanischen Kinos, hat seinen Film als Allegorie konzipiert, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Es ist ein Blick auf den Senegal von heute, auf eine Dorfgemeinde, die sich anschickt, einen lokalen Politiker zu Grabe zu tragen. Doch im Leichenhaus liegt der falsche Tote: Die Moslems haben Guelwaars Leichnam infolge von Schlamperei der Verwaltung bereits auf ihrem Friedhof beerdigt. Die katholischen Angehörigen wollen den Ihren zurück. So beginnt der Ärger mit Guelwaar. Zwischen beiden Gemeinden droht eine handfeste Fehde, der eitle Präfekt und der Bürgermeister erscheinen, um den delikaten Fall zu "klären". Nebenfronten tun sich auf zwischen dem wackeren Polizisten und dem frisch aus Frankreich angereisten ältesten Sohn des Verblichenen, wenn sie einander in ironisch-gestochenem Französisch duellieren. Und ganz en passant stellt sich heraus, daß es schon immer Ärger um Guelwaar gab.
Sembène, der sich in der Tradition der afrikanischen Geschichtenerzähler sieht, findet für diese Mischung aus Kabale und Komödie den richtigen Ton. Seine Parabel wurzelt in genauen Alltagsbeobachtungen; wo sie von Inkompetenz, Schlamperei und Starrsinn erzählt, die allesamt zum Verzweifeln sind, da tut sie dies mit einem heiteren Timbre, mit einem Humor, so trocken wie der Staub der Landschaft. Die Geschichte schweift scheinbar ab, die Rückblenden kommen ansatzlos, bis man bemerkt, daß all dies eine Frage des Rhythmus ist, den Sembène dem Geschehen nicht aufzwingt, sondern den er ihm ablauscht.
Guelwaar, so stellt sich en passant heraus, war ein veritabler Kotzbrocken daheim und zugleich ein entschiedener Gegner von mildtätigen Lebensmittelspenden aus der "Ersten" Welt, die sein Volk nur zu Bettlern machten - nicht besser als die anderen, nur entschiedener. Und so ist es auch nur konsequent, daß die mit der "richtigen" Leiche Heimziehenden die Lebensmittelgabe des Bürgermeisters usurpieren und die Säcke auf dem Boden ausleeren, wo das Weiß des Mehls auf dem rötlichen Grund kräftig leuchtet. "Eine afrikanische Legende aus dem 21. Jahrhundert", schiebt sich dazu als Titel ins Bild.
Keine Legende, keine Heiterkeit inmitten desolater Zustände will sich in "Ihre Geschichte" (im Forum) von Buddhadeb Dasgupta aus Indien ausbreiten. Shibnaths Weg nach elf Jahren Gefängnis und Psychiatrie ist eine elegische Folge von Mollakkorden. Inhaftiert, weil er Ende der dreißiger Jahre für ein freies Indien kämpfte, kehrt Shibnath zu seiner Familie zurück und doch nicht heim. Ostbengalen ist an Pakistan gefallen, und Westbengalen, wo Familie und alte Kampfgefährten inzwischen leben, ist ein Ort, an dem er sich nicht zurechtfindet. Seine Frau verachtet ihn, seine Kinder schämen sich seiner; sich mit seinen siegreichen alten Mitkämpfern arrangieren, das will dieser aus der Zeit und der Welt Gefallene nicht. Weil ihm die Welt als Gefängnis erscheint, sieht er in der milden, leicht hügeligen Flußlandschaft immer wieder Rahmen und Gitterstäbe; selbst die locker stehenden Bäume im Wald werden für seine Augen zur Chiffre des Gefangenseins.
In Bildern, die von Ferne an Theo Angelopoulos erinnern - nicht nur wegen der letzten Einstellung, in der der Sohn seinem Vater in eine Landschaft im Nebel nachrennt -, zeichnet Dasgupta die Geschichte eines Scheiterns. Man sucht nach Vergleichen, nach einem Äquivalent für das Spiel der Darsteller und bleibt als Zuschauer doch nur interessierter Tourist - ähnlich wie bei Sembène -, weil keine europäisch-amerikanische Kino-Hermeneutik jenen Filmen aus der "Dritten Welt" gerecht wird, die ihre Anleihen in der "Ersten Kinowelt" auf ein Minimum beschränken. Das Bekannte im Unbekannten wiederfinden, um über das Gefühl einer vagen Faszination hinauszukommen, das war auch auf dieser Berlinale ein mühsames Geschäft, weil eine andere Kinosprache, in der man mehr als nur radebrechen will, sich nicht allein auf Festivals erlernen läßt.
Um so vertrauter wirkt da ein Zeitreisender, eine Orientierungswaise im Berlin der Gegenwart. Viktor, Major der Sowjetarmee, begibt sich in ärztliche Behandlung. Als er zurückkehrt, hat nicht er seine Truppe, sondern sie ihn verlassen. Er versucht sich durchzuschlagen, quartiert sich mit anderen Randständigen in einer Fabrikruine ein, stiehlt den Tigern im Zoo das Fleisch, den Schimpansen die Bananen und wird Zeuge einer Demontage: des monumentalen Ostberliner Lenindenkmals. Am Ende verkauft er seine Uniform vor dem Reichstag.
Dusan Makavejews "The Gorilla Bathes at Noon" (im Wettbewerb) gibt sich als Essay und Collage Berliner Wendezeit-Bilder. Doch er bleibt seltsam unverbindlich und wird bisweilen albern. Zu mehr als gedämpfter Verwunderung über die Veränderungen reicht es nicht. "Dem Leben folgen wie ein streunender Hund", hat Makavejew sein Verfahren genannt. Doch er verfährt viel zu planvoll und ist zu wenig neugierig, obgleich in seiner Maxime eine Wahrheit steckt, von der so mancher Film auf dieser Berlinale hätte profitieren können. Statt zu streunen und sich überraschen zu lassen, setzte die Mehrzahl der Filme im Wettbewerb wie Forum sich mit der verbissenen Energie eines gutdressierten Polizeihunds auf längst bekannte Fährten.
Daß die Viktor-Figur am Ende von "The Gorilla Bathes at Noon" wie eine Seifenblase zerplatzt, mag man kaum als Zufall hinnehmen. Viktor entpuppt sich als Kopf- bzw. Zelluloidgeburt, gezeugt von jenem heldenhaften Rotarmisten, der die sowjetische Flagge auf dem Reichstag hißte, und einer imaginären Natascha, die einander im Angesicht von Väterchen Stalin umarmten: im Kino, in "Der Fall von Berlin", einem rührend-pathetischen Sowjetfilm von 1949 . . .
Und dann war da noch, überraschend und belebend wie die Montagssonne in der klirrenden Kälte: "Die kleine Apokalypse" - als wollte das Festival demonstrieren, daß das Bleiben bis zum letzten Tag lohnt. "Man hat verloren. Man hat an allen Fronten verloren. Wenn wir uns schon äußern, wenn wir Filme machen und wenn wir Geschichten schreiben, dann ist es notwendig, daß wir uns selbst darstellen; uns, die Verlierer", sagt der Regisseur Costa-Gavras. Deshalb ist "Die kleine Apokalypse" eine Komödie geworden, deshalb ist sie in ihrer Schwärze und ihrem Zynismus überaus beschwingt.
Henri und Jacques, Pariser Altkommunisten und Neudepressive, von Magengeschwüren und Gewissensbissen gepeinigt, während sie Champagner trinken, haben sie so geliebt, die Revolution; doch weil ihre Liebe unerwidert blieb, wurden sie Medienmacher, Manager und Melancholiker. Auf ihrer Recherche nach den verlorenen Illusionen läuft ihnen Stan, Ex-Gatte von Henris Frau Barbara, über den Weg: ein polnischer Ex-Kommunist, der als Autor nicht über den ersten Satz seines Testaments hinauskommt, täppisch, mit zwei linken Händen und vom tschechischen Regisseur Jiri Menzel wunderbar gespielt.
Stan will eine Glühbirne wechseln, doch wie er sich dabei anstellt, das erweckt den Eindruck, er habe sich aus tiefster Verzweiflung über den Lauf der Welt umbringen wollen. Die Selbstbetrüger und gewesenen Dialektiker, die ihr Scheitern als Sieg und ihren Weltschmerz als heroischen Widerstand deuten wollen, wittern einen späten subversiven Triumph: Auf dem Petersplatz, unter den Augen von Papst und Politikern, die der Armen dieser Welt gedenken, soll Stan sich verbrennen. Die Exklusivrechte am Fanal erwirbt der Altmaoist und Medienzar Arnold.
Costa-Gavras, den meisten nur aus der Abteilung Politthriller bekannt, hat den schönen Irrwitz dieses Szenarios konsequent bis auf die Spitze getrieben. Der Film gerät zwar mitunter außer Tritt, weil er sich keine denkbare Pointe durch die Lappen gehen lassen will, doch er fängt sich immer wieder. Mit einem Galgenhumor, wie ihn nur die von allen Gewißheiten Verlassenen mobilisieren können, bescherte er zugleich den Besuchern einer enttäuschenden Berlinale ein befreiendes Schlußgelächter.
"Die Welt ist eine Sackgasse", orakelt düster einer der beiden Altkommunisten. "Die kleine Apokalypse" tummelt sich in ihr, als sei's ein breiter Boulevard der Intellektuellendämmerung. Mochte Costa- Gavras 1990 für seine fade "Music Box" keinen Goldenen Bären verdient haben: für dieses Schelmenstück wäre er ihm zu gönnen gewesen. PETER KÖRTE
Kultur in Eschersheim heißt die Reihe, die der SPD-Ortsverein am Sonntag, 28. Februar, 11 Uhr, tartet. Im Altenklub Am Brückengarten 9 a, wird Barney Hallmann Texte von Tucholsky vortragen. Dazu gibt es ein Heringessen. li/08
Kulturspiegel · Kulturspiegel · Kulturspiegel
DIETZENBACH. Zwei bemerkenswerte Nachwuchskünstler geben auf Einladung der Musikschule Dietzenbach am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr in der Alten Schule ein Konzert mit Sonaten für Violoncello und Klavier. Yen-I Yang, 1974 in Taiwan geboren, erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von sechs Jahren. Das gleiche gilt für Emanuel Matz, zur Zeit Abiturient, der sich im Alter von sechs Jahren mit dem Violoncello anzufreunden begann und es dort inzwischen zur Meisterschaft gebracht hat.
Beide spielen Werke von Johann Sebastian Bach, Gabriel Faure und Johannes Brahms. Der Eintritt ist frei, es wird lediglich um eine Spende zur Kostendeckung gebeten.
Zu einem Literarischen Frühstück mit den Autor(inn)en Dorit Zinn, Paulus Böhmer und Uve Schmidt sowie den Musikern Tom Nicholas und Vitold Rek lädt die Hessische Jugendbildungsstätte gemeinsam mit dem Hessischen Literaturbüro Frankfurt und dem Frankfurter Kulturverein für Sonntag, 28. Februar, ein. Gefrühstückt wird von 11 bis 13 Uhr in der Jugendbildungsstätte in der Offenthaler Straße 75.
Zu einer Podiumsdiskussion über " Kultur für Dietzenbach" lädt die Kulturgesellschaft für Montag, 1. März, um 20 Uhr ins Aktionstheater des Bürgerhauses ein. Diskussionsleiter ist Dr. Heinz Schilling vom Institut für Kulturanthropologie an der Universität Frankfurt.
RODGAU. Die Gruppe "Nickelodeon" wartet in der Kleinkunst- und Kabarettreihe der Stadt Rodgau am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Roden mit einer zwerchfellerschütternden Comedy-Show auf: Es werden Liebespaare dieser Welt - Romeo und Julia, Lady Di und Prinz Charles, Tarzan und Jane - mit schrägen Tanzeinlagen, unnachahmlicher Gesichtsmotorik und Akrobatik parodiert.
RÖDERMARK. Die Musikgemeinde Ober-Roden bietet am Aschermittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr im Rothaha-Saal der Stadtbücherei einen Balladenabend an. Der in Ober-Roden aufgewachsene Sänger und Musikwissenschaftler Dr. Thomas Lippert (Bariton) singt Werke berühmter Komponisten aus Romantik und Biedermeierzeit; er wird begleitet am Klavier von Peter Schmalfuß.
Im Jazzkeller in der Friedrich- Ebert-Straße in Ober-Roden gastieren am Samstag, 27. Februar, um 20.30 Uhr die dem Harlem Swing verhafteten "Dreamboat Serenaders" sowie das seiner großen Bandbreite klassischer Swing- und Bebop-Titel wegen weithin gerühmte "Mika Stanojevic Quartett".
HAINBURG. Songs der 60er bis 90er Jahren präsentiert Rick Mayfield live mit Gesang und Gitarre am Dienstag, 2. März, um 21 Uhr im "Dakar" in der Offenbacher Landstraße 14 in Hainstadt.
DIEBURG. Im Rahmen der Dieburger Schloßkonzerte im Schloß Fechenbach treten am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr Christine Aschner (Mezzosopran) und Volker Höh (Gitarre) auf. ttt
BERLIN. Daß alle Menschen eine Psychomacke haben und daß die mit Sex und Katholizismus zu tun hat, von dieser Überzeugung läßt sich Peter Turrini einfach nicht abbringen, ist sie doch die Trieb-Feder seiner Dramen-Produktion. Eigentlich sollte der schmächtige Einakter "Grillparzer im Pornoladen", schon vor dem ausgewachsenen "Alpenglühen" ins Rampenlicht geholt werden, aber das "Berliner Ensemble" verschob seine Premiere, Peter Palitzsch ließ Claus Peymann den Vortritt und seinen beiden Protagonisten Irm Hermann und Volker Spengler ein paar Tage mehr Probenzeit, um sich in ihrem Pornoladen zurechtzufinden. Der besteht nach Karl Kneidls Vorstellung in ein paar Stapeln mit Kartons, in denen man sich die einschlägigen Liebeshilfen zu denken hat, aufgebaut in den Eckbereichen der vier Tribünen, die die Spielfläche umgeben. (Mit seiner dritten Produktion ist das Berliner Ensemble ins "Ballhaus Rixdorf" ausgewichen, eine "alternative" Spielstätte, die schon anderen großen Häusern der Stadt kaum je Glück gebracht hat.)
Turrini erzählt (nach Wilbus Manus' "Love Boutique") eine so triste wie simple Geschichte: eine Frau aus den besseren Ständen geht in einen Pornoladen und kriegt Prügel. Damit es für eine Stunde Spieldauer langt, hat der Autor sie ein bißchen mit Biographischem angereichert: "die Frau" stellt sich als Arztfrau und Fernsehredakteurin vor (verantwortlich für Hintergrundmusiken bei Kinder- und Familiensendungen: wer lacht da?); "der Mann", am Umsatz beteiligter Verkäufer, wer einmal "der letzte männliche Souffleur" am Burgtheater und ist über die Stufen: Portier, Heizer (alles noch bei der Bundestheaterverwaltung) in die Tiefe des Pornoshops abgestürzt.
Kein Wunder, daß er die Frauen so wenig mag, wie sie die Männer - beide sind sich darin einig: das jeweils andere Geschlecht ist an allem schuld. Es werden einige einschlägige Gummiwaren erklärt, er steckt sie in eine Lederkluft und bearbeitet sie mit einer Peitsche, sie verpaßt ihm ein anderes Lederkorsett und würgt ihn ein bißchen. Das war's dann auch. Wenn man einmal absieht von den mehr oder minder treffenden Sentenzen, in denen Turrini seine Figuren über Gott und die diversen Löcher philosophieren läßt, die jener in seinen Ebenbildern und diese in ihren aufblasbaren Kopien angebracht haben.
Es gehört der Heroismus gestählter Selbstdarsteller dazu, um diesen Quark öffentlich breitzutreten. Volker Spengler versucht es immerhin, den dicken armen Hund so "anzulegen", daß man merkt, irgendwann wird dieser Bernhardiner zubeißen; Irm Hermann begnügt sich mit strahlend verkniffener Hysterie. Wenn nicht alles trügt, war dem Regisseur bei der Chose nicht wohl. Er läßt die Peinlichkeiten wegspielen, die Gewaltszenen bloß andeuten, wertet die paar komische Stellen auf und gewinnt so eine ausgenüchterte, trübe Nacherzählung, der man eines nicht nachsagen kann: Infektion mit der Lustseuche (welcher auch immer). Die Zurichtung hält sich an die (in den letzten Jahren freilich ständig großzügiger ausgelegten) Regeln des guten Geschmacks und bringt so Turrinis Stücklein um das einzige, was seine Aufführung künstlerisch rechtfertigen könnte: die Tabuverletzung.
Daß Menschen eine Macke haben, ist nicht abendfüllend, es ist nur zu bekannt. FHW
Briefe an die Redaktion
"Atemwegserkrankungen sollten zu denken geben" In unserem Artikel "SPD: Jörg Jordan hegt Vorurteile" vom 16. Februar haben wir über das Schreiben der Unterliederbacher SPD zum gewünschten Gewerbegebiet an Minister Jörg Jordan berichtet. Dazu erreichte uns folgender Lesebrief:
"Ich bin Unterliederbacherin und gegen das geplante Gewerbegebiet - mit Sicherheit mit mir noch viele andere. Allein die wachsende Zahl der atemwegserkrankten Kinder, bedingt durch die chemische Industrie, bei uns hier im Westen, sollte uns zu denken geben.
Der Minister für Landesentwicklung, Herr Jordan, kann keine Vorurteile, ohne entsprechende Kenntnis der ökologischen Fakten, haben. Seine Sachkenntnis bezieht sich auf den Luftreinhalteplan Untermain, herausgegeben vom hessischen Minister für Umwelt, welcher u. a. besagt, Störungen in den Frischluftschneisen führten im (geplanten) Bereich geringen Gefälles zu einer nachhaltigen Schwächung der Frischluftströmungen.
Das nun vorgelegte Gutachten soll auf einmal eine verträgliche Lösung sein, für die Bebauung eines Gebietes, das für uns lebensnotwendigen Luftaustausch bedeutet, obwohl keine neuen Meßergebnisse vorliegen, also von den alten Daten ausgegangen worden ist. Nicht nur die CDU, auch die SPD, die in ihrem Wahlprogramm von 1989 kundtat, daß die letzten vorhandenen Frischluftschneisen zur Durchlüftung des Stadtteils unverbaut bleiben müßten, will an dieser Stelle ein
Christine Schwab Langobardenweg 5 6230 Frankfurt 80
ALFRED BENDER und REINHOLD DIEGEL werden am Freitag, 26. Februar, anläßlich einer Feierstunde der Neuberger SPD im Rüdigheimer Bürgerhaus für 40jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. 25 Jahre dabei sind HORST GERHARDT, ERICH SCHNEIDER, HELMUT BERGER, CLAUS JACOBI, KURT BECHTOLD, GERHARD GRIMMER, UWE HOFMANN, LOTHAR KLEMM, KARL LACH, FRIEDEL LEUCHTENBERGER, REINHARDT MEININGER, HEINRICH MEYER, KARL- HEINZ OPPERMANN, WILHELM BECHTOLD, PHILIPP ECKERT, STEFAN ERB, REINER HECK, FRIEDEL LERCH, OTTO LUKOWICS, JOSEF MILDNER, HEINER RÖDER, FRIEDEL STEINBRECHER, WALTER STEUERNAGEL und WILHELM UHRIG.
NORBERT ENGEL aus Bruchköbel und EWIN SCHARMACHER aus Hammersbach werden am Freitag, 26. Februar, um 10 Uhr im Landratsamt mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.
Gegen den Ärger zweier Kelkheimer Bürger, die von der Polizei mit ihrer Strafanzeige gegen ein ihrer Meinung nach volksverhetzendes Inserat der NPD abgewiesen wurden, wendet sich Kelkheims Polizeidienststellen-Leiter Gunter Viererbe. Anders als die Staatsanwaltschaft, die es "grundsätzlich" nicht als Sache der Polizei erachtet, Strafanzeigen abzuweisen, rechnet Viererbe diese Möglichkeit zu seinen Kompetenzen:
"Jeder Polizeibeamte ist verpflichtet, ihm vorgetragene Sachverhalte auf Tatbestandsmäßigkeit zu überprüfen, also festzustellen, ob das, was der Bürger anzeigt, tatsächlich einen Verstoß gegen rechtliche Bestimmungen beinhaltet oder nicht. Das macht er übrigens nicht "aus dem hohlen Bauch", sondern nach pflichtmäßigem Ermessen. Das heißt: Alle Umstände, die die Rechtslage bestimmen, hat er in sein "Urteil" einzubeziehen. Kommt er dabei zum Beispiel zu dem überprüfbaren Ergebnis, daß es sich um einen Zivilrechtsfall handelt, der im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt ist, nimmt er selbstverständlich keine formale Strafanzeige auf, auch wenn der Bürger ausdrücklich darauf besteht, sondern weist ihn auf den Rechtsweg hin. Das ist übrigens keine Kelkheimer Eigenart. So verfährt die Vollzugspolizei in Deutschland.
Anders ist das auch nicht vorstellbar. Denn Anzeigen, insbesondere Strafanzeigen, verpflichten die Vollzugspolizei im Extremfall zu gewaltigen Eingriffen in die Grundrechte und damit in die Integrität des Beschuldigten. Die Strafprozeßordnung räumt das ausdrücklich ein. Müßte der Polizeibeamte dem "Anzeigewunsch" des Bürgers blind folgen, würde also der Anzeigeerstatter abschließend darüber entscheiden, was eine Strafanzeige ist, und wann sie aufzunehmen ist, wäre das Rechtsstaatsprinzip in dieser Hinsicht ausgehebelt. Gestatten die Eingriffsbefugnisse des Polizeirechts dem Polizeibeamten in einer Rechtssache lediglich den Austausch der Personalien, damit die Parteien ihr Recht bei Gericht erstreiten können, und einer der "Anzeigeerstatter" fordert die Festnahme des anderen, ist dieser Wunsch für die Polizei absolut unbeachtlich. Einer Entscheidung der Staatsanwaltschaft bedarf es dabei nicht.
Obwohl solche Fälle überpointiert erscheinen, werden sie der Polizei vorgetragen. Sie hat sich damit auseinanderzusetzen. Dabei ist das "Prüfungsmuster", ob diese oder jene oder überhaupt keine Anzeige aufzunehmen ist, stets gleich. Zugegebenermaßen sind Grenzfälle strafrechtlich relevanten Verhaltens auch für die Vollzugspolizei nicht leicht zu handhaben. Insbesondere beim Verdacht von Straftaten gegen die öffentliche Ordnung. Deshalb wird die Polizei im Zweifelsfall wenigstens die Entscheidung der Staatsanwaltschaft herbeiführen, auch wenn zunächst keine formale Anzeige erstattet wird. Das erfolgte auch im Falle der NPD-Veröffentlichung. Nach den hier vorliegenden Informationen verneinte auch die Staatsanwaltschaft den Tatbestand der Volksverhetzung."
Gunter Viererbe, Leiter der Polizeistation Kelkheim.
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Als der sächsische Kurfürst August der Starke am Ende des siebzehnten Jahrhunderts auch die Messestadt Leipzig mit prunkvollen Bauprojekten beehren wollte, sollen die Stadtväter dieses Ansinnen listig abgewehrt haben. Ob sie dies auch getan hätten, wenn sie gewußt hätten, wie wichtig Prunkbauten für den 300 Jahre später nach Osten reisenden Westtouristen sein würden? Schließlich ist es heutzutage Dresden (umgeben von Augusts Schloß- und Gartenanlagen) und nicht Leipzig, zu dem es den kulturbeflissenen Wessi zieht. Es steht zu befürchten, daß sich der Leipziger Eigensinn auch solch lukrativen Überlegungen verschlossen hätte - der Drang nach Unabhängigkeit war in dieser Stadt wohl schon immer größer als anderswo.
Auf Wohlstand mußten die Leipziger trotzdem nicht verzichten, denn schon 1165 hatte ihnen ein anderer Fürst, Markgraf Otto der Reiche, das Marktprivileg vor seinen anderen Bistümern gewährt. Am Schnittpunkt europäischer Fernhandelsstraßen gelegen, entwickelte sich Leipzig schnell vom Marktort zur bedeutenden Messestadt. Damit war auch der Grundstein für eine ganz eigentümliche Stadtstruktur gelegt, deren Originalität durchaus einen Besuch wert ist.
Wie ein Labyrinth überzieht ein Netz ineinander verschachtelter Handelshöfe und Passagen den Leipziger Innenstadtbereich. Wenn alle Passagen und Höfe begehbar wären (einige sind wegen Renovierungsarbeiten oder einfach wegen Baufälligkeit geschlossen), könnte man stundenlang durch diese Stadt in der Stadt spazieren. Die meisten Messepaläste entstanden zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, als Leipzig als erste Stadt den Übergang von der traditionellen Waren- zur Mustermesse vollzog. Vorgänger der Messepaläste waren die zumeist in der Renaissance errichteten Handelshöfe, Wohn- und Geschäftsanlagen, die sich um einen Durchgangshof gruppierten. In ihnen lebten die Kaufleute, hier hatten sie Warenlager, Speicher und Kontor eingerichtet, durchreisende Händler fanden darin Unterkunft und Verpflegung.
Doch die Mustermesse erforderte andere Präsentationsformen, die in den unübersichtlichen dunklen Verkaufsgewölben der historischen Handelshöfe nicht realisiert werden konnten. In einem beispiellosen Bauboom wurden im Leipziger Innenstadtbereich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auf dem Gelände der historischen Handelshöfe dreißig der sogenannten Messepaläste errichtet. Sie folgten alle dem gleichen Baumuster: Der Besucher wurde in einem Rundgang systematisch von Etage zu Etage durch alle Ausstellungsräume geführt. Der traditionelle Durchgangshof wich der modernen Passage, in der Geschäfte und gastronomische Betriebe untergebracht wurden. Bereits damals waren übrigens verzwickte Eigentumsverhältnisse das größte Problem bei der Realisierung der ehrgeizigen Bauvorhaben, dem ein großer Teil der historischen Altstadtsubstanz zum Opfer fiel.
Einer der wenigen Handelshöfe, die den Kahlschlag überstanden haben, ist der 1523 gebaute Barthels Hof, der den Markt mit der Kleinen Fleischergasse verbindet. Der schmale Innenhof bot Händlern und Käufern Schutz vor den Unbilden des Wetters. Von einer umlaufenden Holzgalerie aus konnten die Kaufleute das Marktgeschehen beobachten. Heute hat sich das geschäftige Treiben in die angrenzenden Straßen verlagert, und die prunkvolle Fassade des Handelshofes kann man unter den verhüllenden Gerüsten und Planen gerade noch erahnen: Das historische Ensemble wird originalgetreu rekonstruiert. Dafür bietet die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts erbaute Handwerkerpassage zwei Häuser weiter ein anschauliches Beispiel für einen Durchgangshof der Warenmesse.
Einige Straßen weiter sorgt die moderne Ausgestaltung von Specks Hof in der Reichsstraße für ein Kontrastprogramm: Hier ist die ursprüngliche Anlage der historischen Handelshöfe und ihre Überlagerung durch die Messepaläste gut zu erkennen: hohe, ineinanderverschachtelte Messehäuser sind durch schmale Lichthöfe miteinander verbunden und bilden so ein intimes Passagen-System, das leider durch die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg arg gelitten hat. Die von namhaften Künstlern mit modernen Stilmitteln unternommene Restaurierung in den achtziger Jahren nimmt historische Elemente der Passage wieder auf, gibt Specks Hof aber zugleich auch einen sehr kühlen Charakter. Inzwischen wurde fleißig an Umbauplänen gearbeitet, die heftig umstritten sind. Solange Eigentümer und Bürgerinitiativen noch um das richtige Konzept rangelten, konnten sich die Passanten in Specks Hof an einer der wenigen Leipziger Passagen erfreuen, die tatsächlich noch genützt wurde. Im Gegensatz zu den meisten anderen Messehöfen waren hier fast alle Lokale vermietet, und die "Szene" feierte in Specks Hof rauschende Feste. Zum Jahresende mußte aber geräumt werden, damit Baugerüste und Schuttcontainer endlich auch Specks Hof "verschönern" können.
Das Baustadium hat die großzügig-elegante Mädler-Passage an der Grimmaischen Straße hinter sich: Decken und Wände wurden in zartem Gelb gestrichen, das Glockenspiel aus Meißner Porzellan in der zentralen Rotunde überholt, Parfümerien, Juweliere und Boutiquen als solvente Mieter gewonnen und ein Wachtdienst engagiert, der Geschäfte und Flaneure vor der rapide wachsenden Kriminalität schützen soll. Luxus und Glitzer sind hier angesichts der grauschwarzen Häuserfassaden in der Umgebung fast obszön geballt zur Schau gestellt. Die Leipziger laufen mit großen, aber auch sehr skeptischen Augen durch den Konsumtempel. Hier einzukaufen, kann sich die große Mehrheit der Bevölkerung sowieso nicht leisten.
Die Passage wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf dem Gelände von Auerbachs Hof errichtet. Diese wertvolle Immobilie brachte, wie ein Reisender berichtet, ihrem Besitzer bereits 1793 jährlich 12 000 Taler Miete und war vornehmlich dem Handel mit Juwelen, Spitzen und Seide gewidmet. Auerbachs Hof barg nicht nur Verkaufs- und Unterkunftsräume, sondern auch Leipzigs traditionsreichstes Gasthaus, Auerbachs Keller. Daß das Lokal den Umbau des Handelshofes unbeschadet überstanden hat, verdankt es einem häufigen Gast, dem Leipziger Studenten Goethe, der dem Weinkeller in seinem "Faust" ein Denkmal setzte. Einen Besuch lohnt Auerbachs Keller einfach schon aus historischem Interesse, allzugroße Gaumenfreuden sollte der Besucher aber nicht erwarten: Essen und Service leiden hier - wie an ähnlich prominenten Orten überall auf der Welt - unter dem Ansturm der Reisegruppen. Und da das Personal durch die Kommunikationsprobleme mit japanischen oder italienischen Gästen sowieso völlig überfordert ist, fällt ein Besucher, der nur zum Betrachten der mit Faust-Szenen ausgeschmückten Gewölbe kommt, niemandem weiter auf.
Verläßt man die Mädler-Passage in Richtung Petersstraße oder Neumarkt, gerät man in ein Passagensystem, mit dem das Messehaus am Markt, die Königshauspassage und der Messehof verbunden sind. Der in den vierziger Jahren gebaute Messehof hat ebensoviel Charme wie eine heruntergekommene U-Bahn- Haltestelle, was diese Passage aber - im Augenblick jedenfalls - ganz besonders auszeichnet, ist, daß hier tatsächlich gelebt und eingekauft wird: beim Metzger, im Café Corso oder beim "Schnäppchenmarkt" mit den bei den Ostdeutschen so beliebten Stores zu Sonderpreisen. Mit der "Connewitzer", einer engagierten Buchhandlung mit anspruchsvollem Sortiment, hat sich sogar ein Ableger der Leip- ziger Alternativen im Messehof niedergelassen. Und an der Frittenbude in der Königshofpassage kann man bei südameri kanischer Live-Musik noch einmal so richtig die Akustik des Passagensystems genießen. DANIELA SCHETAR-KÖTHE
Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim: In der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 5), liest am Dienstag, 2. März (20 Uhr), Werner Fritsch aus "Sense" und aus neuen Arbeiten. Vorgestellt wird Fritsch von Stadtschreiber Ralf Rothmann (Eintritt fünf Mark, Schüler und Studenten zahlen drei Mark). od/08
Die VdK-Ortsgruppe Stadtmitte/Ostend trifft sich zur Mitgliederversammlung am Mittwoch, 3. März, um 19 Uhr im August-Stunz-Altenhilfezentrum, Röderbergweg 82. ck/08
Karnevalverein Enkheim: Die Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins treffen sich zum traditionellen Heringsessen (mit Fastnachtsbeerdigung) am Samstag, 27. Februar, 19.31 Uhr, im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. od/08
Schach-Club 1922 Bergen-Enkheim: Spielabend am Dienstag, 2. März, 20 Uhr, in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 3). od/08
Concordia-Chor 1846 Frankfurt: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven am kommenden Dienstag, 2. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24 (Raum 1). Der Chor bereitet sich derzeit auf zwei Frühlingskonzerte vor (20. März im Hufelandhaus in Seckbach, 30. März in der Altenwohnanlage Mousonstraße). Es werden noch am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen; der Singstundenbesuch ist unverbindlich. Weitere Auskunft gibt die Vorsitzende Gisela Held unter Tel. 65 32 00. od/08
Senioren-Singgemeinschaft Riederwald: Zur Chorprobe treffen sich die Mitglieder am Mittwoch, 3. März (9.30 bis 11 Uhr), im "Bürgertreff Riederwald", Am Erlenbruch 26. Der Chor nimmt noch singfreudige Frauen auf. Weitere Auskunft gibt die Leiterin der Singgemeinschaft Gisela Held (Tel. 65 32 00). od/08
Volkschor Liederkranz Bergen-Enkheim: Zur Chorprobe treffen sich die Mitglieder am Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 1). od/08
Carneval-Club "Frankforter Schlippcher": Für Verdienste und langjährige aktive Mitarbeit im Verein wurde Robert Koch vom "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine mit dem "Goldenen Frankfurter Adler" ausgezeichnet. Vorgenommen haben die Ehrung Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sowie Ratspräsident Konrad Trapp. fd/07
Karnevalverein "Eulen" Frankfurt: Für Verdienste und langjährige Mitarbeit im Verein wurden Manfred Schick und Waltraud Dey vom "Großen Rat" der Karnevalvereine Frankfurt mit dem "Goldenen Frankfurter Adler" ausgezeichnet. Vorgenommen haben die Ehrung Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Ratspräsident Konrad Trapp. od/07
Trachtenverein "Almrausch" Bornheim: Zum Vereinsabend und zur Plattlerprobe treffen sich die Mitglieder des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins am Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, im Clubhaus "Berger Ried" in Seckbach, Nähe Leonhardsgasse. od/08
Die Ausstellung "Vorlesen und Spielen mit Linda de Vos 1992/93" (eine Veranstaltungsreihe der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek) ist bis Samstag, 6. März, in der Bornheimer Bücherei (Arnsburger Straße 24) zu sehen. Informationsveranstaltungen zu Inhalten und Techniken sind für Pädagogen nach Anmeldung unter Tel. 21 23 36 31 möglich. ov/09
"Ich und das Alter" heißt eine Kursreihe, zu der die katholische Pfarrgemeinde Herz Jesu Fechenheim (Alt-Fechenheim 54) im März einlädt. Der Kurs vermittelt theoretische Kenntnisse und praktische Hilfen. Anmeldungen sind bis 25. Februar unter Tel. 41 21 24 möglich. ov/08
Wasserhäuschen sind Thema einer Ausstellung des Fotografen Hubert Gloss, die noch bis Samstag, 27. Februar, in der Stadtteilbücherei Bornheim (Arnsburger Straße 24) zu sehen ist. ov/08
Zu ihrem "Titus-Treff" für Senioren lädt die Saalbau-Gesellschaft am heutigen Donnerstag, 25. Februar, von 15 bis 17.30 Uhr, in den Bürgerhaussaal im Nordwestzentrum ein. Nach der Kaffeetafel hält Karl Oertl einen Diavortrag über die Azteken und Mayas, streift aber auch Mexico und Acapulco (Eintritt acht Mark inklusive Kännchen Kaffee). nd/08
BAD HOMBURG. Die Elternaktion "Kleine Klasse" vergibt "gelbe Karten" an hessische Bildungspolitiker. Mit ihrem Aufruf "Schluß mit dem Bildungsbetrug an unseren Kindern" will sie auf die Bedeutung von Schulpolitik hinweisen. Es gehe nicht, an der Bildung der Kinder zu sparen. Mit ihrer Unterschrift können sich Interessenten an der Aktion beteiligen; die gelben Karten werden an den Landtag geschickt. Für Samstag, 27. 2., sind Vertreter der Landtagsparteien eingeladen, sich ab 11.30 Uhr auf dem Waisenhausplatz "gelb" zeigen zu lassen. mbo
Den Kino-Freunden in der FR-Leserschaft steht wieder einmal eine lange Nacht bevor. In der Spätvorstellung (23 Uhr) am Donnerstag, 25. Februar, läuft im Turm-Palast der neue Dustin-Hoffman-Film "Ein ganz normaler Held", und 200 FR-Leserinnen und -Leser können kostenlos mit dabei sein.
Bevor der Film offiziell in die Kinos kommt, starten die Marlboro Lights Cinema Previews Vorab-Vorführungen, nach denen das Publikum seine Meinung über den Streifen abgeben und dabei Preise gewinnen kann. Der FR werden 100 Gratis-Karten für jeweils zwei Personen zur Verfügung gestellt, die unter Interessierten verlost werden.
"Ein ganz normaler Held" erzählt die Geschichte des kleinen Gelegenheitsgauners Bernie La Plante (Dustin Hoffman), der Zeuge wird, wie ein Flugzeug in einem Gewittersturm notlandet. Er kennt sich selbst nicht wieder, als er hinläuft und 54 Menschen aus dem brennenden Wrack befreit. Kurz darauf ist der "Held" verschwunden, und nur ein Schuh im Morast bleibt von ihm zurück.
Die Aschenputtel-Geschichte zieht Kreise, denn im Flugzeug saß eine berühmte Fernseh-Reporterin (Geena Davis), die einen gewaltigen Medienrummel entfacht, um den Retter ausfindig zu machen und ihn reich zu belohnen. Leider trifft sie den Verkehrten, denn der zwielichtige John Bubber (Andy Garcia) ist in den Besitz des zweiten Schuhs gelangt und läßt sich als "Schutzengel von Flug 104" feiern. Dem ewig flunkernden Bernie aber glaubt kein Mensch, daß er ein Lebensretter ist . . . Wir wollen nicht verraten, wie diese "bitterböse Satire auf die Macht der Medien und die Leichtgläubigkeit der Massen" endet.
Wer die Preview besuchen will, kann sich an die FR-Lokalredaktion wenden. Am heutigen Mittwoch, 24. Februar von 15 bis 16 Uhr unter den Rufnummern 21 99-577 und 21 99-324.
abi
ESCHBORN. Wie kann ich mich im Notfall gegen einen Angreifer zur Wehr setzen? Diese Frage beantwortet der Verein für Ausgleichssport Frischauf, der für interessierte junge Leute von 16 Jahren an eine eigene Abteilung "Selbtverteidigung" gründete.
Ein Team mit langjähriger Erfahrung im Kampfsport stellte ein realitätsbezogenes Programm zusammen. Darin geht es weniger darum, komplizierte Techniken zu lernen, sondern sich wirkungsvoll zu verteidigen. Nicht nur physische, sondern auch psychische Leistungskraft wird trainiert und damit selbstbewußtes Handeln bei Gefahr verstärkt.
Der Verein trainiert jeden Montag zwischen 18 und 20 Uhr in der Sporthalle der Hartmutschule am Dörnweg, Ecke Pestalozzistraße. Wer mitmachen möchte, zahlt eine einmalige Gebühr von 30 Mark, um Vereinsmitglied zu werden, und blättert im Monat noch mal zwölf Mark hin.
Nähere Auskünfte erteilt Frau Bachus in der Geschäftsstelle des Vereins an der Hamburger Straße 1 unter der Rufnummer 06196 / 4 23 07. she
LANGENSELBOLD. Terracotta-Skulpturen von Helmut Kiel zeigt die Galerie "Kunstform" ab Freitag, 26. Februar. Elisabeth Jung aus Darmstadt hält am Eröffnungsabend - er beginnt um 19.30 Uhr, einen Vortrag.
Auch der Künstler Helmut Kiel wird bei der Vernissage an diesem Abend zugegen sein. Zu sehen ist die Ausstellung in der Gartenstraße 5 bis zum 26. März, montags, dienstags, donnerstags und freitags zwischen 10 und 18 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr. jur
NEUBERG. Für die neu zu bauende viergruppige Kindertagesstätte in Rüdigheim hat die hessische Landesregierung nach Mitteilung der Gemeindeverwaltung dieser Tage einen Zuschuß in Höhe von 750 000 Mark aus einem Sonderprogramm bewilligt.
In Europa fallen die Grenzen, in Frankfurt lassen sich benachbarte Stadtteile derzeit kaum ohne beträchtliche Zollformalitäten erreichen. Faschingszoll heißt das Zauberwort, mit dem Milchbubis ihre maroden Finanzen sanieren. Nur mit Cash lassen sich auf den Straßen die Schranken von Luftschlangen passieren. Der verwegene Versuch eines Frankfurters, sich mit Hilfe von Butterkeksen nach Hause durchzuschlagen, schlug jämmerlich fehl. Wer hat aber auch je davon gehört, daß ein Spediteur mit Gauloises den Zoll auf der Europabrücke von Kehl beglichen hätte?
Dabei sind die karnevalesken Zolleintreiber nicht immer so gut organisiert wie die bunt zusammengewürfelte Truppe in Niederursel: Mit einem kräftigen Seil hatten zwei liebliche Prinzessinnen die Straße gesperrt. Eine Clownin mit roten Herzen auf den Wangen hielt dem Autofahrer ein Schild mit der Aufschrift "Halt! Faschingszoll" entgegen, Cowboys und Indianer fuchtelten drohend mit ihren Revolvern vor der Windschutzscheibe herum, um dem Begehren Nachdruck zu verleihen. Ein finsterer Magier schließlich hielt am Seitenfester seinen Zauberzylinder hin, in dem viele glänzende Silbermünzen Neid auf das ertragreiche Räuberhandwerk aufkommen ließen. Für den obligaten Obolus entschädigte immerhin ein schön gemaltes "Danke"-Plakat.
An der Truppe könnten sich die beiden Buben ein Vorbild nehmen, die an der Hügelstraße Autofahrer vor der roten Ampel abkassierten. Lieblos hatten sie sich ein paar schwarze Krakel unter die Nase getuscht und klapperten mit forderndem Blick die Autos ab. Das Klimpern aus den Jakkentaschen zeigte, daß in diesen tollen Tagen manche Leute sogar bereit sind, für solch geringen Aufwand 'ne Mark springen zu lassen.
Dabei kennt die faschingsbedingte Wegelagerei keine Altersgrenzen. In Preungesheim ist der jüngste der Gang gerade vier. Ein breites Cowboygrinsen ist die Quittung für jeden löhnenden Autofahrer. Geduldig hockt Robin Hood auf einem Campingstühlchen, bis sich in die Wohnstraße wieder mal ein Auto verirrt. An die acht Mark Tagesgage bringt die Räuberbraut am Abend nach Hause und ihrer ersehnten Glitzerstrand-Barbie wieder etwas näher. Die Eltern werden in den kommenden Tagen die Nachbarn besonders freundlich grüßen müssen. luf
Wenn die Lehrer der Ludwig-Richter- Schule künftig Kaffee kochen, müssen sie anschließend Umweltbewußtsein demonstrieren. In wenigen Wochen wird die Grund- und Hauptschule eine Kompostiertonne des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) bekommen. Da sollen dann nicht nur das Laub von den Bäumen und das Unkraut von den Schulbeeten, sondern auch die Kaffeefilter und Apfelkrotzen aus dem Lehrerzimmer landen, um irgendwann zu feinem Humus zu werden.
Die Ludwig-Richter-Schule gehört zu den ersten zwei Dutzend Schulen, die das Kompostiergerät beim UVF angefordert haben. Bis Anfang März haben auch die restlichen 120 Frankfurter Schulen noch Gelegenheit, die Tonne beim UVF zu bestellen.
Damit will der UVF die Schulen zur Abfallvermeidung anhalten und bei den Schülern frühzeitig für das Getrenntsammeln werben. Denn schließlich sei es allemal besser, wenn Bioabfälle im Naturkreislauf bleiben, statt in der Müllverbrennung oder auf Deponien zu landen, meint UVF-Mitarbeiterin Alexandra Woll. Damit das auch die Schüler frühzeitig lernen und als "Multiplikatoren" in ihre Familien tragen, spendiert der UVF die Komposttonnen (Neupreis 300 Mark) allen interessierten Schulen. Die 660-Liter- Behälter sind aus Recycling-Kunststoff.
Erhard Claudy, Leiter der Ludwig- Richter-Schule, verspricht sich von den neuen Tonnen auch interessanten Lehrstoff für den Unterricht. Die Schüler sollen die Kompostierung in den gelöcherten Behältern beobachten und mit der Zersetzung im selbstgezimmerten Kompostgatter vergleichen.
"Grundlegende Einsichten in ökologische Zusammenhänge" verspricht sich auch Schuldezernentin Jutta Ebeling von den spendierten Tonnen. In einem Brief an alle Schulen hat sie die Anschaffung der Komposter wärmstens ans Herz gelegt. Schließlich, unterstreicht Ökoberater Michael Breh vom Schuldezernat, seien diese Tonnen ein schöner Baustein für das Konzept der "müllfreien Schule". luf
NIDDERAU. Trotz der Abstimmungsniederlage bei der jüngsten Stadtverordnetensitzung halten die Grünen an ihrer Kritik an den Plänen für ein Altenheim an der Bundesstraße 45 fest. Ein Privatinvestor soll das Projekt bauen.
"Wie wirkt sich die feuchte Lage auf die Gesundheit alter Menschen aus?" fragen die Grünen in einer Mitteilung.
Des weiteren möchten sie wissen, ob die Größe des Areal ausreicht, um viele Seniorenwohnungen anzugliedern. Außerdem zweifeln sie an der Eignung des Ersatzstandorts für das Jugendhaus, das an die Bundesstraße verlegt werden soll.
Inkompetenz werfen die Grünen der SPD-Fraktionsvorsitzenden Lisa Limpert vor. Diese hatte während der Parlamentssitzung gesagt, der Landeswohlfahrtsverband müsse meist einspringen, um die hohen Pflegesätze zu finanzieren. Diese Regelung gilt seit dem ersten Januar diesen Jahres nicht mehr, heißt es in der Mitteilung.
"Der Main-Kinzig-Kreis ist jetzt für die Zahlung des eventuell anfallenden Differenzbetrages verantwortlich. "Unabhängig davon solle die Stadt "eine gewisse Sorgfaltspflicht gegenüber Steuergeldern" zeigen. jur
Das große farbige Bastel- und Werkbuch, von Dieter Rex, 256 Seiten, 999 Farbfotos, 33 farbige Zeichnungen, Falken-Verlag, W-6272 Niedernhausen, Preis 36,- DM.
Dieses reich illustrierte, durchgehend vierfarbige Werk- und Bastelbuch für Jungen und Mädchen entstand in Zusammenarbeit mit Werklehrern und Kunstpädagogen. Ausgehend von den charakteristischen Besonderheiten jedes Werkstoffes werden grundlegende Gestaltungsmöglichkeiten ausführlich vorgestellt. So wird das Materialgefühl behutsam ausgebildet und der junge Leser in die Lage versetzt, schöpferische Fähigkeiten zu entwickeln und seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Das Buch enthält zu allen Materialien - Papier, Stoff, Stein, Gips, Ton, Holz, Metall und Kunststoff - interessante Bastelvorschläge und Werkanleitungen. Detaillierte Schritt-für- Schritt-Abbildungen und leicht verständliche, anschauliche Texte ermöglichen den Nachbau selbst komplizierter Objekte. elle
Bis Ende kommender Woche will das Staatliche Schulamt alle Unterlagen zu den Vorwürfen gegen die Rektorin der Deutschherrenschule, Monika Intrau, zur Entscheidung an das Regierungspräsidium in Darmstadt und das Kultusministerium schicken. Bis dahin sollen noch zwei Dutzend Schüler im Detail zu ihren Vorwürfen gegen die Rektorin gehört werden, um die Vorhaltungen zu überprüfen, sagte Ludwig Mahlerwein.
Die Jugendlichen hatten der Schulleiterin Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen, weil sie unter anderem verboten habe, sich auf dem Schulgelände in der Muttersprache zu unterhalten oder Kopftücher zu tragen. Diesen "gewaltigen Beschuldigungen" müsse das Staatliche Schulamt mit aller Sorgfalt und im Detail nachgehen, unterstrich Mahlerwein. Dazu werde die Behörde jetzt kurzfristig Termine für Einzelanhörungen anberaumen.
Dies habe er auch am Freitag den Schülervertretern gesagt. An dem Tag hatten nahezu alle Schüler und Schülerinnen der Sachsenhäuser Realschule gestreikt, um eine Versetzung ihrer Rektorin zu erzwingen. Obwohl Schüler die Fortsetzung ihres Streiks angekündigt hatten, lief am gestrigen Montag der "Schulbetrieb wieder ganz normal", berichtete Intrau. Einige Eltern hätten ihre Kinder zur Schule gebracht, um selbst nach dem Rechten zu schauen.
Unterdessen hat Schuldezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen) die Schüler zur Besonnenheit aufgerufen. Ihr Streik sei jetzt der falsche Weg. Schließlich müsse ein so schwerwiegender Vorwurf "gründlich und sorgfältig" untersucht werden. Und es müsse eine "faire" Untersuchung sein, "die vor der Öffentlichkeit Bestand hat". Darum sollten die Schüler jetzt die "Geduld aufbringen, das Untersuchungsergebnis abzuwarten" und nicht durch einen Streik die Situation noch verschärfen. luf
WIESBADEN. Der doppelstöckige Straßenbahnwaggon flitzt über den Konferenztisch - per Fingerstups angetrieben von Volker Kastner. Der Fraktionschef der Grünen im Rathaus hat das seltene Sammlerstück aus dem Fundus seiner Modelleisenbahn mitgebracht: zur Demonstration zukunftsweisender Nahverkehrsmittel. Seit Jahren redet die Öko-Partei einer Wiederbelebung der Wiesbadener Straßenbahn das Wort. Bislang verhallten ihre Vorschläge ungehört. Nun haben sie mit einer Studie ihre Forderung bekräftigt. Fazit: "Ein modernes Stadtbahnsystem ist in der Landeshauptstadt unverzichtbar."
"Wir wollen nicht in Nostalgie verfallen", widerspricht Volker Kastner Vermutungen, daß die Umweltpartei verkehrspolitisch der "guten alten Zeit" nachhängt. 1955 wurde die letzte Straßenbahn in Wiesbaden stillgelegt. Das Streckennetz betrugt damals gerade noch siebeneinhalb Kilometer gegenüber über 21 Kilometern im Jahr 1937. Die alte Tram getreu dem "Wagen von der Linie Acht" habe mit den modernen Niederflurwagen heutiger Stadtbahnen nichts mehr zu tun. Modernes Design und Hightech haben die rumpelnden und quietschenden Straßenbahnwagen längst abgelöst.
Schneller, billiger und umweltfreundlicher nennt Wolfgang Nickel, Autor der Studie, die Vorzüge der Stadtbahn - im Expertendeutsch: "schienengebundenes Verkehrsmittel". Sie sei eine hervorragende Alternative zum Stadtbus, der in Wiesbaden an seine Kapazitätsgrenzen stoße. 49 000 Einpendler fahren Tag für Tag in die Landeshauptstadt zur Arbeit - die meisten von ihnen mit dem Auto: 85 Prozent. Sie gelte es, zum Umsteigen in öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Das Stadtbussystem könne allerdings den erwünschten drastischen Anstieg der Fahrgastzahlen überhaupt nicht verkraften. Schon jetzt, beschreibt Volker Kastner die mißliche Situation, quälten sich in den Verkehrssspitzenzeiten 55 Busse stündlich durch die Dotzheimer Straße. "Sehr viel mehr ist da nicht mehr drin."
Ausweg aus dieser buchstäblich verfahrenen Lage sei ein leistungsfähiges Stadtbahnnetz, das auch den überzeugtesten Autofahrer zum Umdenken veranlassen könnte. Wenn der nämlich preiswert, schnell und bequem von zu Hause bis zum Arbeitsplatz per Bahn fahren könnte, sei er von den Vorteilen des öffentlichen Nahverkehrs eher zu überzeugen. Nach den ersten Skizzen des Expertenteams um Wolfgang Nickel ist zunächst einmal an drei Strecken für die Wiesbadener Stadtbahn gedacht: An eine Nord-Süd-Linie und eine Ost-West-Linie, die sich Richtung Klarenthal und Richtung Dotzheim gabelt. In dieses Streckenkonzept werden die frühere Aartalbahn (auch Bad Schwalbach und Taunusstein), die noch bestehende Ländchesbahn (aus Niedernhausen) und die S-Bahn (aus Frankfurt) mit einbezogen. In der Friedrichstraße "bündeln" sich die Stadtbahnlinien. Vorerst soll es nach Empfehlung des Fachmanns bei diesen "Hauptschienensträngen" bleiben, die "Feinverteilung" könne dann über das Stadtbusnetz erfolgen.
Rund 25 Kilometer Straßenbahntrasse müßten nach diesen Plänen innerhalb Wiesbadens neu verlegt werden. Ein teures Vorhaben: Zwölf Millionen Mark sind je Kilometer Straßenbahnschiene zu berappen. Ganz abgesehen von dem Kauf der Waggons, die pro Stück mit 2,2 Millionen Mark zu Buche schlagen. "Alles in allem wären 300 bis 400 Millionen Mark zu finanzieren", schätzt Volker Kastner. Allerdings ginge dies nicht allein zu Lasten der Stadtkasse. Den Löwenanteil dieser Summe würden Bund und Land aus einem besonderen Topf zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs bezahlen. Auf Wiesbaden entfielen rund 40 bis 60 Millionen Mark - und dies über mehrere Jahre verteilt. Kein zu dicker Brocken, meint der Stadtverordnete der Grünen, wenn man die Beträge bedenke, die die Stadt für die Tiefgarage unter dem Dernschen Gelände oder für die Anwohnerparkplätze auf dem Wallufer Platz aufwende. Und unterm Strich sei der Stadtbahn-Betrieb billiger als Busverkehr: Im Straßenbahnwaggon finden weit mehr Passagiere Platz als im Stadtbus, folglich sinken die Kosten pro "Beförderungskilometer".
Mit bescheidenen 7000 Mark sind die Grünen schon einmal in Vorleistung getreten: Soviel kostete die Studie, die von einer Kasseler Ingenieursgesellschaft unter der Leitung von Wolfgang Nickel erarbeitet wurde. "Jetzt wäre ein detailliertes Planungskonzept erforderlich", sagt Volker Kastner - eine Arbeit, deren Kosten freilich in die Hunderttausende ginge. Gleichwohl sei sie dringend notwendig, um "Flächensicherunng" betreiben zu können. Beispiel: Entwicklungsgebiete Bierstadt oder Erbenheim. "Dort sollte man die Stadtbahn-Trasse schon jetzt in die Planung einbeziehen."
MARGIT FEHLINGER
MAINTAL. Der Kunst-Frischwasser-Verein Maintal eröffnet sein Angebot in der kürzlich in Betrieb genommenen "Kultur-Etage" im Historischen Rathaus des Stadtteils Wachenbuchen mit einem Wochenend-Seminar unter dem Arbeitstitel "Farbberührungen": Von Freitag, 26., bis Sonntag, 28. Februar. Kursleiterin ist Irmgard Holtkötter.
Inhaltlich geht es schlicht darum, eigene Werke - etwa Farbexperimente oder Collagen - herzustellen und darüber zu sprechen, je nach Bedarf in Einzel- oder Gruppenarbeit.
Mal-Therarpeutin Holtkötter verspricht: "Diese Auseinandersetzung verhilft zur Entspannung und neuen Erkenntnissen, so öffnen sich für das alltägliche Leben andere Wege und Möglichkeiten." Weitere Auskünfte und Anmeldung telefonisch unter der Nummer 0 61 81/4 79 15.
Die Teilnahme kostet 85 Mark. Die Teilnehmerzahl ist auf zwölf begrenzt.
Die Veranstaltung findet am Freitag von 19 bis 21 Uhr statt, am Samstag von 10 bis 16 Uhrt und am Sonntag von 10 bis 14 Uhr. pom
BRUCHKÖBEL. Gleich nach den tollen Tagen wird in Bruchköbel weitergefeiert. Auf dem Programm steht am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus der Sportlerball mit der Showband "Take five", örtlichen Tanzgruppen und einem Bauchredner. Mit einer Goldmedaille für ihre Leistungen im vergangenen Jahr werden sechs Sportler ausgezeichnet.
Die Ehrung erhält die 17jährige Gaby Becker für ihren zweiten Platz bei den Deutschen Leichtathletik-Jugendmeisterschaften über 100 Meter und den gleichen Rang bei den 60-Meter-Hallenmeisterschaften. Bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Seoul über 100 Meter wurde Gaby Becker immerhin Zehnte.
Lorbeer erwarb sich außerdem die Fünfkampf-Nachwuchsmannschaft mit einem 3. Platz bei den Deutschen und dem Sieg bei den Hessischen Meisterschaften. Es sind dies Thorsten Reich, Jens Ritzert, Alexander Marinescu, Sven Kölsch und Lutz Brückner. hein
ESCHBORN. Ihr Image als brettzerschlagende Kämpfer ist verbreitet. Daß ein Karateka tatsächlich aber ein verantwortungsbewußter Sportler ist, der Spaß daran hat, sich geistig und körperlich zu schulen, möchte der Karate-Club bei einem öffentlichen Training heute, 27. Februar, in der Hartmutschule zeigen. Zwischen 14.30 und 17.30 Uhr gibt es Kaffee, Kuchen und Einblicke ins Training.
Wer nach der Vorführung Lust bekommen hat, auch Karate zu betreiben, kann vom 1. März an in einem Anfängerkurs mitmachen. Trainingszeiten sind montags zwischen 20 und 22 Uhr in der Hartmutschule und donnerstags von 20 bis 22 Uhr in der Turnhalle der Westerbachschule in Niederhöchstadt. she
WÖLLSTADT. Die Gemeindevertretung kommt noch einmal vor der Kommunalwahl am Donnerstag, 25. Februar, um 19 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt zusammen - und macht es kurz.
Auf der Tagesordnung steht neben Mitteilungen die Ermächtigung des Gemeindevorstandes zur Aufnahme und Umschuldung von Kommunalkrediten, die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Gewerbegebiet "Am Kalkofen", der Grunderwerb für Neubaugebiete in den beiden Ortsteilen und der Aufstellungsbeschluß für den Bebauungsplan für die Erweiterung des Gebietes "In den Weingärten". hm
Große Aufregung herrschte am Wochenende in Bonn. Bild am Sonntag hatte gemeldet, Bundeskanzler Helmut Kohl wolle den Gewinn der Bundesbank, anders als in den vergangenen Jahren, nicht teilweise zur Tilgung von Altschulden verwenden, sondern voll in den laufenden Haushalt übernehmen. Ein Dementi jagte das andere: Die Bild-Meldung sei "von A bis Z frei erfunden", verlautbarte das Kanzleramt. Und "ähnlich harsch", so berichteten Agenturen, habe das Bonner Finanzministerium reagiert.
Viel Lärm um so gut wie nichts. Tatsache ist, daß - wie schon seit einigen Jahren - sieben Milliarden Mark aus dem Bundesbankgewinn in den Haushalt eingestellt sind. Der Rest soll zur Tilgung von Altschulden verwendet werden. Daß es einen solchen "Rest" in Höhe etlicher (schätzungsweise vier bis acht) Milliarden auch diesmal geben wird, ist längst bekannt (siehe FR vom 26. Januar). Was das Haus Waigel letztlich mit dem Geld macht, läuft aber im großen und ganzen auf ein Nullsummenspiel hinaus, wenn man davon ausgeht, daß der Staat einen bestimmten Mittelbedarf hat und daß dieser finanziert werden muß - so oder so.
Angenommen, die Währungshüter schütten 13 Milliarden aus, also sechs Milliarden mehr als eingeplant. Wird dieser "Rest" in den laufenden Haushalt gesteckt, reduziert sich die Neuverschuldung entsprechend, die Altschulden bleiben unverändert. Bleibt es dagegen beim vorgesehenen Verfahren, sinken die Altschulden um sechs Milliarden, und für das aktuelle Budget muß dieser Betrag zusätzlich beschafft werden. Die Gesamtverschuldung ist in beiden Fällen gleich.
Nach Ansicht von Volkswirten kann die Variante Altschuldentilgung zwar sinnvoller sein: erstens wegen eines "psychologischen Effekts". Die drohende höhere Neuverschuldung könnte disziplinierend wirken; man hofft also, daß der Bund weniger Geld ausgibt, als wenn der Gewinn voll zur Verfügung steht. Zweitens: Wenn es gelänge, hochverzinste Altkredite zu tilgen und neue Mittel günstiger aufzunehmen, ergäbe sich eine Entlastung beim Zinsaufwand. Doch ob sich diese Effekte wirklich einstellen, gilt unter Experten als äußerst ungewiß.
Was die von dicken Milliardenschecks der Währungshüter verwöhnten Bonner freilich, wie auch immer der Gewinn verwendet wird, bedenken müssen: Eine "Garantiedividende" aus Frankfurt gibt es nicht - auch keine von sieben Milliarden. Sinkende Zinserträge oder Währungsabschreibungen könnten, wie in den siebziger Jahren und zuletzt 1987, den Gewinn auch künftig einmal ganz oder fast völlig aufzehren. Dann wäre die Frage nach der Verwendung sehr schnell beantwortet: keine. ski
OFFENBACH. Zwei Dienstleistungsabende zur Kommunalwahl am 7. März bietet der Magistrat den Bürgern an zwei Donnerstagen - 25. Februar und 4. März - an. Bis 20 Uhr können die Bürger in einem extra eingerichteten Briefwahllokal, dem Saal 5 im Erdgeschoß des Rathauses, Berliner Straße 100, ihre Stimme abgeben.
Ansonsten ist das Briefwahllokal geöffnet: montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis freitags von 13.30 bis 18 Uhr und montags von 13.30 bis 16 Uhr.
Oberbürgermeister und Wahlleiter Wolfgang Reuter sagt: "Der Dienstleistungsabend ist der Versuch für ein Mehr an Bürgerservice. Wir möchten Berufstätigen, die am 7. März nicht wählen können, Gelegenheit geben, am sogenannten Dienstleistungsdonnerstag ihr Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen. Dies ist ein Experiment. Wenn es angenommen wird, werden wir das Angebot auch bei künftigen Wahlen machen."
Matthias Müller, Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Wahlen, hebt hervor, daß diese Dienstleistungsabende ohne personellen Mehreinsatz möglich sind: "Wir kommen bei den Kommunalwahlen in Offenbach mit weniger Personal aus als alle anderen hessischen Großstädte - auch gemessen an der Einwohnerzahl."
Die Kommunalwahl am 7. März wird von fünf Bediensteten abgewickelt. In Hanau sind es neun, in Kassel zwölf, Wiesbaden zehn Mitarbeiter. Müller sagt: "Die günstige Personalrelation ist möglich, weil wir konsequent auf den Einsatz von elektronischer Datenverarbeitung setzen."
Selbst die Einteilung von Wahlhelfern macht in Offenbach der Computer. lz
OBERURSEL/FRIEDRICHSDORF. Zu Fuß ist ein Dieb geflohen, den die Polizei am Wochenende in der Kumeliusstraße beim Verladen gestohlener Damenoberbekleidung überraschte. Ein Zeuge hatte beobachtet, wie der 41jährige einen Schaukasten aufbrach, die Negligés entwendete und sie zu seinem Wagen brachte.
Gegen 5.30 Uhr stellte sich der reuige Täter schließlich bei der Oberurseler Polizeistation. Dort gab der Frankfurter zu, bereits in der vergangenen Woche Schaukästen in Köppern aufgebrochen und Ware im Wert von 1000 Mark mitgenommen zu haben.
Außerdem wird ihm ein Einbruch im Januar in Frankfurt zur Last gelegt. Weiteres Diebesgut fand die Polizei bei der Durchsuchung seiner Frankfurter Wohnung. ki
BAD VILBEL. Zu Meditationen über die Leidensgeschichte Jesu laden die Pfarrer der Evangelischen Christuskirche ab Mittwoch, 24. Februar, 19 Uhr, in das Gemeindezentrum Grüner Weg ein.
Bis Ostern, jeweils mittwochs zur gleichen Zeit am gleichen Ort, soll in 20minütigen Andachten über die Passion nachgedacht werden, heißt es in einer Mitteilung der evangelischen Christen. hm
BAD VILBEL. Zurückgezogen hat die SPD-Fraktion ihren Antrag im Stadtparlament, der Magistrat solle ein Fortbestehen des Jüdischen Diaspora-Museums gewährleisten. Der Antrag war gegenstandslos geworden, nachdem der Frankfurter Geschäftsmann Michael Messmer das privat geführte Museum Ende Januar aus finanziellen Gründen geschlossen und enttäuscht über die Haltung Bürgermeister Günther Biwers (CDU) erklärt hatte, er werde die Einrichtung auf keinen Fall mehr in Bad Vilbel belassen.
Marcus Gräser, frisch promovierter Historiker, warf seitens der SPD-Fraktion dem CDU-geführten Magistrat vor, er habe sich nicht genügend für den Erhalt des Museums engagiert. Bürgermeister Biwer, bei dem Michael Messmer um städtische Hilfe nachgesucht hatte, wies die Kritik zurück. Von der Schließung habe er aus der Zeitung erfahren und von Messmer bis heute nichts Schriftliches erhalten, um die Situation des Museums und den Finanzierungsbedarf prüfen zu können.
SPD-Fraktionsvorsitzender Johannes Frank forderte den Magistrat in einer persönlichen Erklärung auf, er solle dafür sorgen, daß die Gedenktafel am ehemaligen Museumsgebäude, die an die Verfolgung und Ermordung Vilbeler Juden erinnert, einen neuen, würdigen Platz bekomme. mu
SINDLINGEN. Eine Fotoausstellung zum Thema "Die Kirchen im Dekanat Höchst" ist derzeit im evangelischen Pfarrhaus, Sindlinger Bahnstraße 44, zu sehen. Mit ihren Kameras haben sich die Fotofreunde der ev. Kirchengemeinde Zeilsheim-Friedenau an die Gotteshäuser rangemacht. Die Ausstellung ist wochentags außer Mittwochs von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. tos
Sport am Dienstag
EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Meisterschaft u.a.: Frankfurter ESC - Bremerhaven (19.30). FUSSBALL 2. BUNDESLIGA, Nachholspiele: Carl Zeiss Jena - Fortuna Düsseldorf (18. Uhr), Wuppertaler SV - FC Homburg (19 Uhr).
"Auch sanfte Ideen müssen hart vermarktet werden", sagt Klaus Lukas, Generaldirektor der Österreich Werbung. Sanfte Ideen, das sind für die Österreicher, die mit stagnierenden Touristenzahlen fertig werden müssen, "saisonentzerrende Maßnahmen" wie Angebote für Radfahrer und Dorfurlauber, Gesundheits- und Kulturtouristen, die nicht an bestimmte Urlaubszeiten gebunden sind.
Vor allem soll Österreich Radland werden. In spätestens zwei Jahren will man zum Beispiel einen einschlägigen Hotelführer für Radwanderer herausbringen. Bis es soweit ist, können Urlauber mit dem "Radfrühling in Österreich" vorlieb nehmen. Hauptinhalt sind die vier Themenbereiche "Rad und Natur", "Rad und Kultur", "Rad und Familie", sowie "Rad und Sport" mit Angeboten von Reiseveranstaltern und Literaturtips. Sieben ausgewählte Radtouren zwischen Vorarlberg und dem Burgenland und sieben radfreundlichen Städten finden sich in einem weiteren Prospekt. Daneben gibt es zahlreiche Offerten von lokalen Anbietern, etwa das Familien-Rad-Erlebnis entlang des Karnischen Radwanderweges oder Kulturradeln durch das Thayatal in Niederösterreich.
Auch für Mountain Biker will Österreich Traumland werden mit nunmehr 80 Verleihstellen für geländegängige Zweiräder und zahlreichen organisierten Touren. Diesen Hardlinern unter den sanften Radlern verspricht man 130 000 Kilomter befahrbare Forstwege sobald die Haftungsfragen geklärt sind.
Ganz dem ökologischen Aspekt haben sich dagegen 21 Orte in Österreich verschrieben, die sich im Verein "Natürlich, Dorfurlaub in Österreich" zusammengeschlossen haben. Sie unterwerfen sich strengen Richtlinien. Keinesfalls, so Lukas, gehe es darum, auch die letzten noch unberührten Gebiete zu vermarkten, sondern darum, bestehende Angebote zu verbessern. Die 21 Dörfer bieten auch für Radurlauber interessante und naturnahe Ferien. Umfassende Radunterlagen mit Routenbeschreibungen sind bei "Dorfurlaub in Österreich" in Ausarbeitung und stehen ab März zur Verfügung. us
Kharis Suhud, bis vergangenen Sommer Sprecher des indonesischen Parlaments, hatte in ein Wespennest gestochen. Danach fiel er in Ungnade. "Wo immer Schlüsselindustrien entstehen oder staatliche Förderung genießen, ergeht es den potentiellen Investoren wie dem Hasen in der Fabel im Wettlauf mit dem Igel: die sechs Präsidenten-Kinder sind stets vor ihnen da." Und ein Banker in Djakarta weiß zu berichten: "Ein Anruf aus dem Präsidentenpalast genügt, und die Kredite fließen." Riesige Imperien verwalten die Kinder und nächsten Verwandten von Indonesiens Präsident Suharto, begründet auf Vetternwirtschaft und Privilegien.
Doch darüber redet man im Insel-Staat nicht. Angriffe auf die Geschäftsgebaren seiner Kinder betrachtet der Präsident als Angriffe auf seine Person. "Und wenn es um seine Kinder geht", meint ein westlicher Diplomat in Djkarta, "reagiert er irrational". Für Suharto sind seine Sprößlinge die "Motoren der Nation".
Doch selbst im politischen Dunstkreis Suhartos befürchtet man inzwischen, daß die Motoren der Nation den wirtschaftlichen Karren Indonesiens in den Dreck fahren könnten. "Je heftiger die Kritik an den Imperien der Präsidentenkinder, desto mehr bedürfen diese der politischen Protektion. Und je stärker der Filz, desto schwieriger fällt es den Technokraten, die Wirtschaft zu entflechten und zu liberalisieren." Um die Interessen der Erben in der Zeit nach Suharto zu sichern, bleibt die demokratische Entwicklung auf der Strecke, und das Wirtschaftswachstum wird gebremst.
Bambang Suharto war 29 Jahre alt, als er Bimantara gründete. Pertamina, die staatliche Ölgesellschaft, hatte ihm eine spezielle Lizenz für den Ölhandel verschafft. Heute, zehn Jahre später, kommandiert Bambang 134 Tochterfirmen mit 11 000 Beschäftigten und kommt auf einen Jahresumsatz von mehr als eine Milliarde Dollar. Er macht in Öl und Erdgas, Tropenholz und Tierfutter, in Baugewerbe und Immobilien, Autobau und Schiffahrt, besitzt eine private Fernsehanstalt und Bankanteile, verleiht Flugzeuge an die staatliche Garuda und handelt mit Orangen aus Kalimantan.
Siti Hardijana Rukmana, 43 Jahre, Suhartos älteste Tochter, leitet die Gruppe Citra Lamtoro Gung mit 62 Beteiligungen und jährlichen Erlösen von 350 Millionen Dollar. Das Konglomerat produziert Papier und Impfstoffe gegen Hepatitis, besitzt Plantagen und kassiert Autobahnzölle, betreibt eine Fernsehanstalt und baut Telekommunikationsanlagen. Die mittlere Tochter, Siti Hedijanti Herijadi, 33 Jahre, ist Zulieferer einer ganzen Reihe von staatlichen Unternehmen, und Siti Hutami, mit 27 Lenzen die Jüngste, spielt in der Öl-Industrie, im Transportwesen und der Landwirtschaft mit.
Ein weiterer Großverdiener ist Tommy Suharto, mit 29 Jahren der jüngste Sohn. Für ein Geschäft von knapp einer Milliarde Dollar steht seine Humpuss-Gruppe mit 69 Firmen und 13 000 Leuten. Neben vielem anderen besitzt Tommy Anteile an Sempati Airlines, dem offiziellen Konkurrenten von Garuda International Airlines. Bleibt der vierzigjährige Sigit Harjojudanto, der älteste Sohn. Er hat sich in die Unternehmen seiner Geschwister eingekauft und ist Teilhaber der Bank Central Asia.
Wer die Geschäfte des Suharto-Klans näher in Augenschein nimmt, stolpert über zahlreiche Monopole und Firmen, die künstlich geschaffen wurden, um spezielle Pfründe zu sichern. American Telephone & Telegraph bekam ohne zu fragen Siti Hardijanti als Partner aufs Auge gedrückt und NEC den Suharto- Sohn Bambang, um gemeinsam 750 000 Telefonanschlüsse zu produzieren. Garuda muß seine neuen Flugzeuge - sechs MD-11 und mehrere Boeing 747 - von den Suharto-Kindern leasen. Sigit Hardjojudanto durfte bis vor kurzem die Fernsehgebühren im ganzen Land kassieren.
Obwohl die "Motoren der Nation" kräftig geschmiert werden, laufen sie nicht immer reibungslos. Als das Gewürznelken-Monopol von Tommy wegen Überproduktion in Schwierigkeiten geriet, sollten die Bauern die Hälfte ihrer Ernte verbrennen, um die Preise zu stabilisieren. Schließlich wurde die Bank Indonesia durch Suharto gezwungen, die Gesellschaft mit 325 Millionen Dollar aus der Pleite zu holen. Nicht einmal doppelt so hoch war im selben Jahr das Agrar-Kredit-Budget der Bank für alle Landwirte des Inselstaates zusammen. Die Orangen-Plantagen von Bambang bleiben den Pflanzern auf Kalimantan bereits seit Jahren den Mindestpreis schuldig. Um Bambang mit einer Finanzspritze zu versehen, durfte er als einziger jene 1000 Luxus-Limousinen importieren und an den Staat verkaufen, in denen die Delegierten des Blockfreien-Gipfels im vergangenen September durch die Gegend kutschiert wurden.
"Es gibt heute kaum noch einen Wirtschaftsbereich, in dem Investoren ohne Einbeziehung des Suharto-Klans handeln können", klagt ein deutscher Geschäftsmann in Djakarta. Viele Fachleute bezeichnen die Suharto-Imperien als ineffizient und eine Last für die nationale Wirtschaft. "Es kostet Milliarden, und zwar in US-Dollar, um den Suharto-Kindern immer wieder mit billigen Krediten aus der Patsche zu helfen." Das Gesamtvolumen ihrer Geschäftsinteressen läßt sich nur erahnen, konkrete Zahlen darüber werden in Indonesien nicht veröffentlicht. Sicher ist aber, daß auf die Suharto-Beteiligungen ein hoher Prozentsatz der Auslandsschulden entfällt. Somit beißen sie von jeder Mark, die Bonn so fleißig in die Entwicklungshilfe für Indonesien steckt, ein erhebliches Stück ab. Darüber hinaus verhindern sie die Liberalisierung und eine breitere Beteiligung aller Gruppen an der indonesischen Wirtschaft. Dieser Zustand muß, so glauben Diplomaten, auch in die Zukunft projiziert werden. Suharto kandidiert noch einmal für eine sechste Amtsperiode. Als Vizepräsidenten versucht der den Oberkommandierenden der Streitkräfte, General Try Sutrisno, zu gewinnen und damit einen Nachfolger aufzubauen, dem er und sein Klan vertrauen können.
JÜRGEN DAUTH
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Landwirtschaftsminister bei CDU FLORSTADT. Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert spricht am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Florstadt in einer Wahlveranstaltung des CDU-Kreisverbandes.Verwaltungsstellen geschlossen
BAD VILBEL. Die Verwaltungsstellen Gronau und Dortelweil bleiben von Donnerstag, 4. März, bis einschließlich Mittwoch, 24. März, wegen Urlaubs der Sachbearbeiterin geschlossen. In dringenden Fällen ist die Stadtverwaltung ansprechbar.Vortrag über Agrargesellschaften
ROSBACH. Die Agrargesellschaft und die Beziehungen des Menschen zur Landschaft sind die Schwerpunktthemen von Dr. Eugen Schmidt in einem Vortrag der Reihe "Ökologie" am Donnerstag, 25. Februar, um 19.30 Uhr in der Adolf-Reichwein-Halle in einer Veranstaltung des Bundes für Umwelt und Naturschutz. Der BUND kündigt seine Jahreshauptversammlung für Mittwoch, 3. März, 20 Uhr, in der Reichwein-Halle an. Podiumsgespräch über Pflege FLORSTADT. Eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Parteienvertretern und Bürgermeister Heinz Trupp (SPD) veranstaltet der "Förderverein für ambulante und stationäre Pflege und Betreuung in Florstadt" am Samstag, 27. Februar, um 16.30 Uhr im Bürgerhaus Stammheim. Vorher, um 14.30 Uhr, ist zur Mitgliederversammlung des Vereins geladen. Der Förderverein, der im vorigen Jahr gegründet wurde, hat inzwischen 140 Mitglieder. Handballer wählen Vorstand BAD VILBEL. Die Handballabteilung des Turnvereins kündigt die Jahreshauptversammlung für Montag, 8. März, 20 Uhr, in der Turnhalle Feststraße an. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Neuwahl des Vorstandes. Bauarbeiter tagen im Kurhaus BAD VILBEL. Der Bezirksverbandstag der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden findet am Samstag, 27. Februar, um 9 Uhr im Kurhaus Bad Vilbel statt. Eltern arrangieren Flohmarkt KARBEN. Einen Frühjahrs-Flohmarkt veranstaltet der Elternbeirat des Kindergartens Petterweil am Samstag, 13. März, von 9 bis 14 Uhr im Bürgerhaus Petterweil. Angeboten werden Spielsachen und Kinderbekleidung. Gleichzeitig findet ein Osterbasar statt, dessen Erlös der Mucoviszidose-Ambulanz an der Frankfurter Kinderklinik zugute kommt. Für Informationen zur Standmiete werden die Telefonnummern 66 13 und 4 22 82 mitgeteilt.Spezialitäten aus vielen Ländern
KARBEN. Einen Verkaufsstand mit Spezialitäten aus vielen Ländern bietet die Kindergruppe des Deutsch-Ausländischen-Freundschaftskreises am Samstag, 27. Februar, 9 Uhr auf dem Wochenmarkt in Klein-Karben an. Mit dem Erlös werden bosnische Familien unterstützt, die zur Zeit in der ehemaligen Grundschule Petterweil wohnen.
BAD HOMBURG. Im Bus der Linie 5 auf dem Weg zum Alten Bahnhof ist am Samstag gegen 14.30 Uhr eine junge Frau überfallen worden. Während der Fahrt trat ihr plötzlich ein Mann gegen das Bein und verlangte, daß die 17jährige ihren Geldbeutel herausrückt. Aus Angst, der Mann könnte sie weiter treten, gab sie ihm das Portemannaie mit 80 Mark.
Die Polizei sucht nach Zeugen und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 06172 / 1200. dag
SCHWALBACH. Märchen, Mythen und Sagen inspirierten die Künstler vom Schwalbacher Kunstkreis für ihre Frühjahrsausstellung. Was dabei herauskam, ist vom Montag, 1. März, an im Rathaus zu sehen. Um 18.30 Uhr eröffnen Erste Stadträtin Ulrike Scholtz und der Geschäftsführer der Kulturkreis GmbH, Herbert Jost-Hof, die Ausstellung. Im Rahmenprogramm wird Herbert Jost-Hof am Donnerstag, 11. März, mit einer Lesung selbst verfaßter Prosa auftreten, Beginn: 19.30 Uhr.
Die Ausstellung ist bis zum 17. März zu sehen. Montags, mittwochs und donnerstags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs außerdem zwischen 15 und 18 Uhr und freitags zwischen 7 und 12 Uhr. Samstags und sonntags ist sie von 14 bis 17 Uhr zu betrachten. Der Eintritt ist kostenlos, das Art-Café ist sonntags offen. she
STADT UND KREIS OFFENBACH. Bedankt hat sich der Zagreber Weihbischof Monsignore Juraj Jezerinac beim Malteser-Hilfsdienst für dessen Hilfslieferungen nach Kroatien. Der Bischof, war auf Einladung des stellvertretenden Kreisvorsitzenden Gerhard Zimmer nach Obertshausen gekommen und hatte in der Pfarrkirche Herz-Jesu eine Messe gelesen.
Nach Auskunft von Gerhard Zimmer haben die Malteser seit Beginn der Hilfsaktion im August 1991 unter anderem Krankenwagen, ein Blutspendelabor, Notarztkoffer, chirurgische Instrumente, Medikament, Lebensmittel und Bekleidung im Wert von mehr als einer halben Million Mark nach Kroatien gebracht. Laut Zimmer ist sichergestellt, daß die Hilfsgüter auch die Menschen erreichen, die sie am nötigsten haben. Die Malteser arbeiten eng mit dem Bischof zusammen, der zugleich Präsident der im Aufbau befindlichen Caritas in Kroatien ist. Von der Caritas werden beispielsweise tausende muslimischer Frauen und Kinder betreut, die aus Bosnien-Herzegowina vertrieben wurden.
Damit die Malteser auch weiterhin Hilfe leisten können, sind sie auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, sagt Gerhard Zimmer. Spenden können eingezahlt werden: bei der Städtischen Sparkasse Offenbach, Konto 8 103 447, Bankleitzahl 505 500 20 oder bei der Volksbank Hausen, Konto 6 045 804, Bankleitzahl 505 613 15. Wer bei den Maltesern mitarbeiten will, kann sich bei Gerhard Zimmer, Telefon 069 / 81 85 47 nach 19 Uhr melden oder sich mit der Geschäftsstelle, Telefon 0 61 04 / 4600, in Verbindung setzen. pmü
FRANKFURT A. M., 22. Februar. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat der Kammer für Öffentliche Verantwortung beim Kirchenamt in Hannover den Auftrag erteilt, einen protestantischen Standpunkt zur Diskussion um den Einsatz deutscher Soldaten in internationalen Krisengebieten zu entwickeln. Wie EKD-Sprecher Peter Kollmar der Frankfurter Rundschau jetzt erläuterte, wird das Thema auch vor dem Hintergrund des Krieges im ehemaligen Jugoslawien in der EKD schon seit Monaten kontrovers diskutiert. Aus der Gesellschaft werde immer drängender der Wunsch nach einem klärenden Wort der Kirche laut, räumte Kollmar ein. Die jüngste EKD-Denkschrift zum Thema Frieden stammt aus dem Jahre 1981.
Dennoch könne vor Ende kommenden Jahres nicht mit einer Ausarbeitung der Kammer gerechnet werden, die dann in eine Denkschrift münden könnte, sagte Kollmar, weil die "verschiedensten Gesichtspunkte" berücksichtigt werden müßten.
Einerseits nannte er die Frage nach einer Reform der Vereinten Nationen (UN), die beispielsweise von der SPD im Zusammenhang mit deutschen Blauhelm- Einsätzen gestellt wird. Zugleich müsse die Debatte über eine Änderung des Grundgesetzes, das derzeit ein militärisches Eingreifen deutscher Soldaten außerhalb des NATO-Gebietes verbietet, berücksichtigt werden. Andererseits, so Kollmar, habe der Rats-Vorsitzende und badische Bischof Klaus Engelhardt bereits auf der EKD-Synode im November im thüringischen Suhl darauf hingewiesen, daß die christliche Friedensethik "neu formuliert" werden müsse.
Seit dem Golf-Krieg der westlichen Alliierten gegen Irak drängen auf diese Debatte vor allem auch evangelische Militärgeistliche. Peter Blaschke, Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr in Bonn zeigte sich im Gespräch mit der FR "nicht ganz unglücklich" über die innerkirchliche Debatte, weil sie der "Fragestellung des Soldaten" entgegenkomme: "Wie ist es ethisch zu beurteilen, wenn er nicht nur sein Land verteidigt?"
Der "hohe moralische" Anspruch des 1948 in Amsterdam gegebenen Bekenntnisses des Weltkirchenrates "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein", lasse sich "politisch nicht immer durchsetzen". Dort wo Menschen- und Völkerrecht "eklatant" verletzt würden, seien Militäreinsätze als "letztes Mittel" nicht auszuschließen. "Menschenrechtsverletzungen überall auf der Welt tangieren uns hier." Deutschland dürfe sich deswegen "nicht dort dispensieren, wo sich andere engagieren", meinte Blaschke, der sich zugleich aber gegen ein militärisches Eingreifen in Bosnien-Herzegowina ausprach.
Auch die Pommersche Landeskirche gab inzwischen bei der Theologischen Fakultät an der Universität Greifswald ein Gutachten über die theologischen und ethischen Gesichtspunkte für einen Militäreinsatz deutscher Streitkräfte in internationalen Krisengebieten in Auftrag. Mit einem Ergebnis rechnet Landesbischof Eduard Berger "in der zweiten Hälfte des Jahres".
Vorausgegangen waren verschiedenste Voten evangelischer Kirchenchefs. In einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) im Januar hatte sich beispielsweise der Bischof der Landeskirche in Schaumburg-Lippe, Heinrich Hermann, für eine Beteiligung der Bundeswehr an militärischen UN-Maßnahmen ausgesprochen. Der rheinische Präses Peter Baier hatte auf der Landessynode Anfang Januar in Bad Neuenahr eingeräumt, daß es Situationen gebe, "die keine andere Möglichkeit mehr offen lassen als eine Androhung und schließlich Anwendung militärischer Gewalt". Dagegen hatte der thüringische Bischof Roland Hoffmann auf dem Satz "Frieden schaffen ohne Waffen" bestanden.
Der Wolfener Pfarrer Axel Noack, ebenfalls Mitglied im EKD-Rat, sprach von einer "Ratlosigkeit auf allen Seiten". Er bezeichnete die "vorschnelle Option auf Gewalt" als "Resignation", die auch ihre Wirkung auf die Innenpolitik entfalte. "Auch der ethische Zweck heiligt nicht alle Mittel", sagte er der Frankfurter Rundschau. Die "vorrangige Option der Gewaltfreiheit", die im koniziliaren Prozeß für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gefunden worden sei, habe ihre Gültigkeit nicht verloren. Allerdings müsse sie gegenüber der "Option für Gerechtigkeit" genauer begründet werden.
Joachim Garstecki, Generalsekretär der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, der in der evangelischen Kirche der DDR für Friedensarbeit zuständig war, hob das "Primat des Politischen" hervor. Die Aussage, "politische Mittel seien am Ende" erweckten nur den Eindruck, es fehle am politischen Willen. Diejenigen, die nach Militäreinsätzen riefen, benutzten die "Betroffenheit der Menschen angesichts des Leides in Bosnien", um "platten Interventionismus" durchzusetzen. Dies sei "moralisch verwerflich". (Kommentar Seite 3)
Schutz und Hilfe bei "Karla 3" Für wohnungslose Frauen gibt es in Kassel seit kurzem eine spezielle Kontaktstelle: "Karla 3", so der Name des Projektes in Trägerschaft des Diakonischen Werkes, bietet diesen Frauen an vier Vormittagen pro Woche Schutz und Hilfe. Sie haben dort Gelegenheit, sich zu duschen, ihre Wäsche zu waschen und zu kochen. Zwei Sozialarbeiterinnen beraten zudem bei der Arbeits- und Wohnungssuche sowie bei Behördenangelegenheiten.
Als eine "Politik des kalten Herzens", die den sozialen Frieden in der Stadt gefährde, hat Frankfurts SPD-Vorsitzender Sieghard Pawlik die Absicht der CDU kritisiert, im Falle ihres Wahlsieges die Zahl der Frankfurt Paßinhaber zu reduzieren.
Pawlik reagierte damit auf eine Aussage der CDU-Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt, Petra Roth, die in einem Interview mit einer Frankfurter Tageszeitung angekündigt hatte, die Einkommensgrenzen und den Kreis der Anspruchsberechtigten zu überprüfen. Dies, so Pawlik, würde faktisch auf eine Streichung des Passes hinauslaufen, welcher derzeit rund 40 000 Frauen und Männern mit geringem Einkommen die Teilnahme am Leben in Frankfurt ermögliche.
In dieser Ankündigung sieht der SPD- Chef die Fortsetzung der Bonner Sparpolitik auf kommunaler Ebene. Hier sollten die, welche ohnehin am wenigsten hätten, am stärksten zur Kasse gebeten werden. Pawlik verwies in diesem Zusammenhang auf die Streichung von Wohngeld für sogenannte Besserverdienende. In diese Kategorie fielen bereits Bezieher von geringem Nettoeinkommen in Höhe von rund 2000 Mark. sar
Das Ottoneum wird saniert Das Ottoneum, einst als erstes festes Theatergebäude in Deutschland errichtet und heute Standort des Kasseler Naturkundemuseums, kann endlich saniert werden: Knapp sechs Millionen der insgesamt notwendigen sieben Millionen Mark hat Hessen hierfür jetzt bewilligt. Geplant sind Arbeiten an der Bausubstanz, der Heizung und der Klimaanlage, verbessert werden sollen auch die Lärmisolierung und die Alarmanlage.
GELNHAUSEN. Ein Frühstückstreffen für Frauen ist für Samstag, 6. März, in der Stadthalle Gelnhausen geplant. Es beginnt um 9 Uhr. Rosemarie Moll spricht zum Thema "Einander verstehen - aufeinander zugehen".
Die Frühstückstreffen sind konfessionell unabhängig und bieten Gelegenheit, mit anderen Frauen über Lebens- und Glaubensfragen ins Gespräch zu kommen.
Anmeldungen sind bis Montag, 1. März, möglich unter der Telefonnummer 0 61 81/7 52 32. lex
FRIEDBERG. Unzählige Stufen sind zu überwinden, um in die Beratungsstelle der Pro Familia im Dachgeschoß des Hauses in der Kleinen Klostergasse 16 zu kommen. Doch wer sich zu diesen Schritten entschließt, hat die größte Hürde schon genommen: sich einzugestehen, daß er in einer schwierigen Lebenssituation Hilfe braucht. Bereits seit den 70er Jahren helfen die Pro-Familia-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Konflikten in der Schwangerschaft, nach einem Abort, bei Krisen in Ehe und Partnerschaft.
Da ist das Paar, das nach den ersten glücklichen Ehejahren immer mehr Distanz zueinander bekommt, sich fremd geworden ist, wo an die Stelle von Aussprachen, Schweigen getreten ist. Da ist der junge Mann, den Potenzprobleme quälen, die Frau, die nach einem Schwangerschaftsabbruch kaum mehr Lust auf Geschlechtsverkehr verspürt. Die Menschen, die bei der Familientherapeutin Frauke Mack und dem Sozialarbeiter und Sexualpädagogen Harald Kliczbor, den beiden Partnerschafts- und Sexualberatern, um einen Termin nachfragen, kommen aus dem gesamten Wetteraukreis, vornehmlich aus der bürgerlichen Mittelschicht, die meisten sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. "Bei den Paaren stehen viele vor einer Trennung", berichtet Harald Kliczbor, "sie können nicht mehr miteinander reden und suchen nach einer Entscheidungshilfe." Wer jedoch erwartet, den Rat zu bekommen, den Parnter zu verlassen oder nicht, der wird enttäuscht. "Wir sorgen erst einmal dafür, daß eine Vertrauensbasis geschaffen wird, wo sich beide ernst- und wahrgenommen fühlen", erklärt Frauke Mack ihre Arbeit. Schuldzuweisungen sind da fehl am Platz. Die Berater sind keine Richter. "Jeder hat ein Recht auf seine eigenen Gefühle."
Besonders Männer haben in Beziehungen aber gerade die Schwierigkeit, ihre Emotionen auszudrücken. Statt sich auszusprechen, ziehen sie sich zurück. Von ihren Partnerinnen wird dies jedoch häufig als Provokation empfunden, die ihrerseits Wut auslöst. Der Teufelskreis beginnt: Sie drängt ihn immer mehr, er zieht sich immer weiter zurück, bis der Konflikt eskaliert. Harald Kliczbor: "Frauen werten Schweigen als Angriff, Männer erleben es aber oft als Schwäche." In den Gesprächen bei Pro Familia bekommen die Partner Gelegenheit, sich lange versteckte Erwartungen und Enttäuschungen mitzuteilen. Gerade wo sich ein Partner weiterentwickelt, der andere aber nach seiner Meinung nicht mitzieht, sind Konflikte vorprogrammiert. Auch die "neuen Erwartungen" an die Geschlechterrollen sind es, die Männer wie Frauen in ihrem Selbstverständnis erschüttern und zu Leistungsdruck führen. Vor allem Männer, so berichten beide Berater übereinstimmend, sind es, die Angst bekommen und sich verunsichert fühlen, wenn die Frauen sich weiter- und ein Stück aus der Beziehung entwickeln.
Eines der Beratungsziele ist es, die aktuelle Krise in einen Zusammenhang mit der jeweiligen Geschichte der Partner zu bringen, die Erfahrungen der Beteiligten zu verstehen. So wiederholen Erwachsene Beziehungsstrukturen, die sie in ihrer Kindheit gelernt haben, übertragen Verhaltensmuster aus dem Eltern-Kind-Verhältnis auf die aktuelle Situation. So wütend manches Paar zu Hause aufeinander sein mag, in der Beratung erleben es Frauke Mack und Harald Kliczbor selten, daß ein Beteiligter "ausrastet". Nicht selten kommen allerdings erst nach mehreren Sitzungen die grundlegenden Probleme zur Sprache: Enttäuschung durch einen Seitensprung, fehlende Lust, mangelnder Respekt gegenüber den Eigenheiten des anderen. Deshalb müssen die Ratsuchenden eines mitbringen: die Bereitschaft, ehrlich zu sich zu sein.
Wer die Hilfe der Pro Familia in Anspruch nehmen möchte, sollte unter Tel. 0 60 31 / 23 36 einen Termin vereinbaren. Mit zwei bis drei Wochen Wartezeit ist zu rechnen. Das erste Gespräch ist kostenlos, für weitere Beratungen zahlen Paare 70 Mark, Einzelpersonen 50 Mark. CORINNA WILLFÜHR
Der von SPD und Grünen gebildete Magistrat in Frankfurt gehe allzu sorglos mit Steuergeldern um, glaubt der FDP- Spitzenkandidat Hans-Joachim Otto. Der Bundestagsabgeordnete der Liberalen sieht seine "schlimmsten Befürchtungen" durch ein in der Zeitschrift Wirtschaftswoche veröffentlichtes Gutachten des Instituts für Innovative Entwicklung in Bonn bestätigt.
Danach lagen die Ausgaben des Frankfurter Verwaltungshaushaltes im vergangenen Jahr bei 6664 Mark pro Einwohner der Stadt . Die Bankenstadt am Main rangiere damit an der Spitze aller deutschen Städte mit mehr als 500 000 Einwohnern, wobei die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen allerdings nicht eingerechnet sind. Ferner mache das Kreditvolumen mit 1576 Mark pro Einwohner mehr als 40 Prozent der gesamten Steuereinnahmen aus. Damit sei Frankfurt wiederum "traurige Spitze".
"Diese wissenschaftliche Untersuchung bedeutet einen Offenbarungseid für den rot-grünen Magistrat", erklärt Otto, der einen konsequenten Sparkurs fordert. Die Zahl der Beschäftigen im öffentlichen Dienst lasse sich ohne einen Verlust an Bürgernähe um mindestens 2000 reduzieren. Zudem könnten mindestens zwei Dezernenten und mehrere Amtsleiter eingespart werden, sagt der FDP-Politiker. hu
ESCHBORN. Mit den alten Volksweisheiten, die sich unter anderem in Redewendungen und Sprichwörtern niederschlagen, will sich der ökumenische Senioren-Treff in der Andreas-Kirchengemeinde am kommenden Dienstag, 2. März, befassen.
Dabei werden nicht nur Bauernregeln wie "März nicht zu trocken, nicht zu naß, füllt den Bauern Scheu&rquote;r und Faß" zur Sprache kommen, sondern die Senioren selbst können sich auch mit dem beteiligen, was ihnen einfällt - frei nach dem Motto "Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen".
Das Treffen beginnt um 15 Uhr im Gemeindezentrum Langer Weg in Niederhöchstadt. she
hll BONN, 22. Februar. Ein Gesetz, das die Bestechung von Abgeordneten unter Strafe stellt, wird in Bonn vorbereitet. Am 3. März sollen im Bundestag Sachverständige zu diesem Thema angehört werden, teilte der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Horst Eylmann (CDU), am Montag mit. Im Gespräch mit der FR sagte Eylmann: "Ein solches Gesetz muß kommen und wird kommen." Allerdings wies er auf juristische "Abgrenzungsschwierigkeiten" hin.
Es gebe bei der Abgeordnetenbestechung "klare Fälle, die sind strafwürdig", erläuterte Eylmann. Selbstverständlich müsse der Stimmenkauf unter Strafe gestellt werden. Jedoch wolle er keine Prognose abgeben, wie dieser Straftatbestand beschrieben wird. Denn es müßten "vernünftige Abgrenzungskriterien" zu der straflosen Entgegennahme von Spenden geschaffen werden. Von einem neuen Paragraphen schwer erfaßbar wären Fälle wie die Privatreisen von Ministerpräsidenten und Ministern mit Flugzeugen oder Autos, die von Firmen zur Verfügung gestellt werden.
Im Bundestag liegen zwei Gesetzentwürfe der SPD-Fraktion und der Gruppe Bündnis 90/Die Grünen zum Thema Abgeordnetenbestechung vor. Sie sind schon vor einem Jahr in erster Lesung beraten worden. Eine geplante Anhörung mußte verschoben werden, weil die Mehrzahl der eingeladenen Sachverständigen abgesagt hatte. Nun wurde der 3. März als neuer Termin festgelegt. Danach wollen der Rechtsausschuß sowie der Ausschuß für Wahlprüfung und Geschäftsordnung den Gesetzestext endgültig formulieren. Das Gesetz soll im Sommer verabschiedet werden.
Der SPD-Vorschlag für einen neuen Strafgesetzbuch-Paragraphen 108 e lautet: "Wer es unternimmt, für eine Wahl oder Abstimmung in einer Volksvertretung des Bundes, der Länder, Gemeinden oder Gemeindeverbände eine Stimme zu kaufen oder zu verkaufen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft." Der Entwurf der Grünen hat einen ähnlichen Wortlaut und nennt als Bestechung zusätzlich "Geld oder andere Vermögenswerte".
Über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten kann sich jetzt jedermann per Bildschirm individuell in den "Berufsinformationszentren
(BIZ)" der hessischen Arbeitsämter informieren. Das Informationssystem
"KURS" enthält z. Zt. Angebote von 110 000 staatlichen und privaten Einrichtungen.(Foto: J. Roewer)
OFFENBACH. Der Magistrat fördert mit über 2,2 Millionen Mark den sozialen Wohnungsbau. Er beschloß zudem in Abstimmung mit der Stadtverordnetenversammlung neue Richtlinien zur Förderung des privaten Wohnungsbaues.
Darlehen in Höhe von 800 000 Mark vergibt der Magistrat, wenn Wohnungen durch Neubau, Ausbau des Dachgeschosses, Umwandlung von bislang nicht zum Wohnen genutzten Räume, durch Aufstockung und Anbau eines Gebäudes geschaffen werden.
Die Darlehen bekommen vorzugsweise Bauwillige, die eigengenutzte Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen erwerben oder errichten wollen und dabei eine Sozialwohnung freimachen.
Von einer Förderung ausgeschlossen sind reine Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen und Projekte, die ohne vorherige Zustimmung und Baugenehmigung der Stadt vor Antragstellung entweder begonnen oder vor dem 1. September 1992 bezugsfertig waren.
Die städtische Förderung besteht aus einem Baudarlehen bis zu einem Höchstbetrag von 42 000 Mark je Wohneinheit. Das Darlehen ist zehn Jahre lang zins- und tilgungsfrei, muß dann mit zwei Prozent verzinst und sechs Prozent getilgt werden. Zehn Jahre ist die Mietean eine Mietobergrenze gebunden (zwölf Mark pro Quadratmeter).
Wer ein Darlehen haben will, wendet sich an das Team der städtischen Wohnbauförderung im Rathaus, 9. Stock, Telefon 8065-2592 und 8065-2692. Sprechstunden sind dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung.
Die Baugenossenschaft Odenwaldring erhält ein zinsloses Hypothekendarlehen von 1,479 Millionen Mark. Das Geld dient der Teilfinanzierung von 24 Mietwohnungen im Kreuzfeldweg.
Die Baugenossenschaft realisiert noch in diesem Jahr dieses Projekt auch mit Inanspruchnahme von Landes-Fördermittel nach dem vierten Weg.
Voraussetzung für die Landesförderung ist, daß die Wohnungen für mindestens 20 Jahre an Wohnberechtigte abgegeben werden. Weitere Bedingung ist, daß diese Wohnungen in den ersten drei Jahren mit einer maximalen Anfangsmiete von zwölf Mark pro Quadratmeter vermietet werden. lz
"Spielt die Mannschaft gegen ihren Trainer oder nicht?" Diese Frage beschäftigt die Fan-Gemeinde des EC Bad Nauheim seit einigen Wochen. Spätestens aber seit der peinlichen 3:10-Niederlage im ersten Spiel der Abstiegsrunde beim EHC Essen-West muß man sich fragen, ob der Trainer noch das Vertrauen der Mannschaft genießt. Denn nicht zum erstenmal gab es ein Debakel in der Ferne. Seit Wochen spielt nur noch die Höhe der Niederlage eine Rolle. Doch EC-Coach Rudolf Sindelar wiegt sich in Sicherheit. Er kann sich einen Spieleraufstand gegen seine Person nicht vorstellen.
Am Mittwoch, 19.30 Uhr, müssen seine Schützlinge erneut Farbe bekennen. Zum zweiten Spiel der Best-of-Seven-Serie erwarten die Bad Nauheimer das Team vom Westbahnhof.
Um überhaupt annähernd mithalten zu können, muß sich aber einiges ändern. So beispielsweise das undisziplinierte Vorgehen im letzten Drittel. Mit 16 Strafminuten kann man nun mal kein Spiel gewinnen. Gespannt sein darf man auf das Duell der beiden Ausländer Poddubny und Jaschin. Schon im ersten Spiel beharkten sich die beiden, wo es nur ging. Um seine Spieler vor erneuten Attacken zu schützen, will Essens Trainer Gailer deshalb Verbandsaufsicht anfordern.
Ob EC-Trainer Sindelar wieder mit zwei Sturmreihen beginnt, steht noch in den Sternen. In der ersten Begegnung entpuppte sich diese Variante jedenfalls als Fehlschlag. Noch im Eröffnungsdrittel stellte Sindelar auf drei Linien um. Zu allem Überfuß kam auch das Verletzungspech hinzu. Thomas Barczikowski blieb nach 20 Minuten verletzt in der Kabine. Hinter seinem Einsatz am Mittwoch steht noch ein Fragezeichen. Doch mit oder ohne ihn: ein Sieg ist Pflicht, wollen sich die Nauheimer ihre Chance auf den vorzeitigen Klassenerhalt wahren. ni
GELNHAUSEN. Eigentlich sollte der nächste Container aus Gelnhausen mit Hilfgütern für Nicaragua schon am 26. Februar auf die Reise gehen (die FR berichtete). Nun verschiebt sich aber der Termin wegen technischer Schwierigkeiten auf den 19. März. Das bietet Gelegenheit für die Initiative um Winfried Kalbitz, noch einige Hilfsgüter zusätzlich zu sammeln.
Kalbitz: "Wir suchen jetzt noch dringend für das Krankenhaus Leon weiße Bettwäsche, Verbandsmaterial und Medikamente, auch Spritzen und besonders Schmerzmittel und Mittel gegen Parasiten." Die Initiative hofft hier vor allem auf die Unterstützung der Ärzte im Kinzigtal.
Dringend gesucht werden außerdem noch Kinderbekleidung und Schuhe. Die Sachen werden abgeholt oder können angeliefert werden bei Winfried Kalbitz, Am Ringwolf 12, in Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 3163. lex
Die kommende Bundeshauptstadt Berlin war für die Hockeyspielerinnen des Rüsselsheimer RK nicht unbedingt eine Reise wert, nun hofft man in Rüsselsheim, daß der Ausflug in die derzeitige Regierungsstadt Bonn von größerem Erfolg gekrönt sein wird. Nach Berlin waren die Rüsselsheimerinnen als Verteidigerinnen des Hallenhockey-Europapokals gereist und mußten sich in diesem Jahr mit dem zweiten Rang hinter dem noch amtierenden Deutschen Hallenmeister Berliner HC begnügen. Nach Bonn reist das Team als Deutscher Vizemeister und will nun aber den "Spieß herumdrehen". Eine Neuauflage des Europacup-Finales, das der Berliner HC mit 6:3 für sich entschied, könnte bei den Spielen in Bonn bevorstehen.
"Um wenigstens einen Titel zu holen und im internationalen Wettbewerb zu bleiben, müssen wir die Deutsche Meisterschaft gewinnen", bekennt Mannschaftsbetreuer Thomas Blivier Farbe. Die Deutsche Meisterschaft genießt ohnehin den höheren Stellenwert gegenüber dem Europapokal. Dies liegt in erster Linie an der sportlichen Dominanz der deutschen Teams im internationalen Vergleich. Auch in Berlin dominierten die beiden heimischen Vertreter das Geschehen, insbesondere die Mannschaft aus Rüsselsheim. Nach souveränen Leistungen auf dem Weg ins Finale wurden die Schützlinge von Berti Rauth als Favorit gehandelt, erlebten jedoch im Finale einen unerklärlichen Einbruch.
Die Gruppenspiele des RRK ließen keinen Zweifel an den guten Aussichten des Titelverteidigers aufkommen, auch in diesem Jahr den europäischen Wettbewerb für sich zu entscheiden: 8:1 über Western Glasgow (Schottland), 8:3 über s'Hertogenbosch (Niederlande) und 14:3 über Lorenzoni (Italien) waren die Stationen des überlegenen Gruppensieges. Auch das Halbfinale gegen Hightown (England) wurde mit 7:3 sicher gewonnen. Gastgeber Berliner HC tat sich schwerer, erzielte im Gruppenspiel gegen San Sebastian (Spanien) nur ein mühevolles 5:4 und im Halbfinale gegen Glasgow ein knappes 3:2.
Das Finale verlief bis zur Pause ausgeglichen (2:1 für Berlin), doch nach dem Wechsel verloren die Rüsselsheimerinnen völlig ihre bis dahin so klare spielerische Linie und unterlagen zurecht mit 3:6. Wie im letztjährigen DM-Finale scheiterte das RRK-Team gegen die Berlinerinnen an den eigenen Nerven. Dies soll nun bei den Deutschen Meisterschaften wieder gutgemacht werden. Bereits am Freitagabend treten die Rüsselsheimerinnen die Reise nach Bonn an, wo sie am Samstag (14 Uhr, Pennenfeldhalle in Bonn-Bad Godesberg) zunächst im Halbfinale Klipper Hamburg gegenüberstehen werden. In diese Partie gegen die Zweitplazierten der Bundesliga-Nordgruppe geht der RRK als Favorit.
Im zweiten Halbfinale stehen sich der Berliner HC und Eintracht Frankfurt gegenüber. Diese Partie gilt als offen. Wen wünschen sich die Rüsselsheimerinnen im Finale ? "Wir würden natürlich schon einmal gerne die Berlinerinnen schlagen, die nach den zwei Finalsiegen momentan große Sprüche klopfen", meint Blivier. Doch ein wenig fürchtet er schon den "Berlin-Komplex" und gibt zu bedenken, daß "wir die Eintracht recht gut kennen und mit deren Spiel ganz gut zurechtkommen". Das Finale ist für Sonntag, 15 Uhr anberaumt und wer immer der Gegner des RRK sein wird, für den eine Halbfinalniederlage einer Katastrophe gleichkäme, er soll unbedingt bezwungen werden. Die Deutsche Meisterschaft ist der Renommier-Titel im Hallenhockey, wird deutlich höher bewertet als der Europapokal, und nach dem Titel auf dem Feld würde der Sieg den Rüsselsheimerinnen erstmals das Double bringen.
Auch in finanzieller Hinsicht hat der zweite Versuch des RRK, in diesem Jahr einen Hallentitel zu erringen, einige Bedeutung. Durch den verpaßten Titel in Berlin entging dem Verein ein beträchtlicher Obolus von Hauptsponsor Opel. Unter dem Strich rissen daher 8000 Mark Reisekosten ein beträchtliches Loch in die Klubkasse. Die Reise nach Bonn werden die 12 Spielerinnen und ihre Betreuer per Pkw antreten, um die finanzielle Belastung so gering als möglich zu halten.
Bereits im Mai steht die nächste große Auf- und Ausgabe an, dann wird in Brüssel der Europapokal auf dem Feld ausgetragen. Dieser Wettbewerb genießt einen deutlich höheren Stellenwert als sein Gegenstück in der Halle.
Auf dem Feld ist die internationale Konkurrenz doch stärker, ist unter anderem auch die "Hockeynation" Holland, die in der Halle nicht aktiv ist, vertreten. Doch zunächst gilt es für die Rüsselsheimerinnen achtzugeben, daß sie nicht nach einer souverän gespielten Hallensaison am Ende mit leeren Händen dastehen. Entscheidend wird sein, ob Berti Rauth sein Team auf den "Punkt" genau in Bestverfassung bringt und - möglicherweise - auch, ob der Berlin-Komplex auch in Bonn nicht abgelegt werden kann. ina
Lebensqualität für behagliches Wohnen bieten moderne Kachel-Heizkamine. Bei diesem Modell beispielsweise kann mit einer patentierten Vertikal-Glasfeuerraumtür aus Spezial-Glaskeramik die Feuerung offen oder geschlossen betrieben werden. Das Türelement läßt sich hinter die Verkleidung schieben und wird damit unsichtbar.(Foto: Rösler/Openfire)
Wenn es dem Musikkritiker zu wohl wird, greift er in die Tasten Rezensenten auf fremdem Terrain: Vertauschte Rollen bei einem ungewöhnlichen Konzert im Frankfurter Holzhausenschlößchen
Der ausübende Musiker, so er sich in Konzerten einem Publikum und damit auch der Kritik stellt, hat ein zwiespältiges Verhältnis zum Vertreter der schreibenden Zunft, was sich auch hier in meiner Kritik - übrigens der ersten meines Lebens - zeigen wird. Getreu dem berühmten Satz von Georg Kreisler ". . . denn jedem Künstler ist es recht, spricht man von andern Künstlern schlecht . . ." freut man sich über Verrisse - seien sie noch so hämisch und ungerecht - solange sie einem anderen gelten. Ist man selbst betroffen, so hat die gute Kritik ein sensibler, intelligenter und von Fachwissen geprägter Rezensent verfaßt, im anderen Falle stammt sie von einem boshaften Gehörgeschädigten, der wahrscheinlich von der Sportredaktion ans Feuilleton ausgeliehen worden ist.
Das alte Vorurteil über Musikkritiker, das sich in der Frage manifestiert: Was haben Eunuchen und Musikkritiker gemeinsam? Antwort: Beide wissen, wie's geht, aber können's nicht . . . dieses Vorurteil wurde an diesem denkwürdigen Konzertabend im Holzhausenschlößchen widerlegt: Die Herren Schroth (FAZ) und Ullmann (Rundschau) können "es" - das Klavierspielen zumindest.
Wenn ich als aktiver Musiker nun eine Kritik über dieses Ereignis zu verfassen mir erlaubte, so schien es nur gerecht, unsre Künstler an ihren Worten, sprich: an ihren geschriebenen Kritiken zu messen und an dem Anspruch, den sie an andere Pianisten zu stellen pflegten.
Und so war denn der erste Teil des Konzertes, dem vor allem Gerhard Schroth, der unerschrockene Kämpe an der Konzertfront bei der FAZ seinen Stempel aufgedrückt hat, zu verstehen als kreative Antwort auf den Leidensdruck von vielen Jahren freudloser Konzertbesuche. Wie oft - das können wir nun nachvollziehen - hat er immer wieder diese unheilvolle Trias "Stille - Musik - Applaus" ertragen! Diese triste Kulisse für ein zunehmend langweiliger werdendes Ritual namens Konzert sollte aufgebrochen werden - und tatsächlich! Wie erfrischend anders, wie geistig anregend, wie aufwühlend neu war das doch an diesem Abend! Endlich sprach der Künstler zu uns, seinem Publikum, endlich durften wir mitfiebern, mitraten, was sonst aus gelehrsam sich gebenden Programmheften nur zu entziffern ist. Und endlich einmal ein Künstler, der Abschied nimmt, rechtzeitig! Abschied von der unsinnigen Jagd nach manueller Perfektion, der Absage erteilt diesem guinessbuchhaften Rausch des Runs auf immer neue Bestmarken bei Allegro und Vivace. Und endlich ein Künstler, der sich nicht auf seinem Podium distanzierende Ferne schafft, sondern uns Hörer pädagogisch so einfühlsam an der Hand nimmt auf der Wanderung durch die Irrgärten nicht nur harmonischer Natur. Und schließlich ein Pianist, der nicht in egomanischer Eitelkeit meint, einen ganzen langen ersten Programmteil alleine bestreiten zu müssen, sondern in einer volksbildungshaft besonders zu würdigenden Weise einem Kollegen Gelegenheit gibt, mit seinem Gesange uns allen Mut zu machen. Mut zu machen mit der Botschaft: Ein jeder aus dem Publikum könnte eigentlich hier auf dem Podium stehen und singen! Wo geschieht so etwas heute sonst noch?
Und schon war man bei der Pause angelangt, die sich auch eine kurze Kritik gefallen lassen muß: Sie war viel zu kurz. Sie hatte überdies nicht dieses singende Melos, das A. Ullmann bei Pollini so liebt und sie entbehrte jener intimen Herbheit, die G. Schroth unlängst bei Pogorelich so zu loben wußte. Doch genug von der Pause, denn nun strebte man auf einen ersten Höhepunkt des Abends zu: Erstmals waren FAZ und Rundschau innig vereint - wie sonst selten - an den selben 88 Tasten: Schroth und Ullmann mit 20 Fingern (aber leider nur 2 Pedalen), mit Diabelli.
Doch wer meinte, einer einfachen musikalischen Darbietung beizuwohnen, hatte sich getäuscht, ging es doch darum, den täglichen Konkurrenzkampf zwischen den Printmedien Frankfurts auf tönendem Terrain mitzuerleben. So durften wir denn mitzittern, wer zuerst einen Abgabetermin - die Fermate - erreicht (Sieger Schroth), wir wurden Zeuge, wie man sich gegenseitig in Wortwahl - sprich Tonarten - zu übertrumpfen sucht (Sieger Ullmann) und wie man mit ungewöhnlichen Stilmitteln - sprich: jazzigen Baßtönen - den Kollegen aufs Glatteis zu führen sucht. Nach dem Kampf, der hart, aber nicht unfair geführt wurde, bleibt als Resümee: Der Bösendorfer hat es überlebt, der Verlierer ist Diabelli.
Im "Albtraum eines Musikkritikers" - hier steht übrigens das "b" des Alp(b)- traums für des Pianisten stille Liebe zur schwäbischen Alb - blieb das Rätselraten über die Zutaten in diesem musikalischen Pichelsteiner Eintopf dem Zuhörer überlassen. Wie so oft hat Ullmann in seinen unsterblichen Rezensionen nicht auf den Rätselcharakter der Musik hingewiesen! Und an diesem Abend wurde man charmant belehrt, daß auch Claydermanns Melodien zu großer Attitüde auflaufen können.
Bei Gershwins "Plenty o'nuttin" kam dem auch für die Krifteler Nachrichten schreibenden Fluglotsen Vollmert seine blendenden Englischkenntnisse zugute; Ullmann bewältigte einen Großteil der Noten des begleitenden Klavierparts. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Daß eine veritable Uraufführung Schmuck und Zier eines jeden ambitionierten Konzertes ist, war auch hier nicht zu übersehen: Mit "Gamma-IKS" eines gewissen Van Minh für unpräpariertes Klavier erklang ein Stück Minimalmusic, das tatsächlich minimalste Anforderungen bei minimalster Ausbeute zeigte; sicher an der betörenden Kürze der japanischen Haikus orientiert, zeigt es in modernem Habitus die Situation eines grübelnden Kritikers, dem beim besten Willen nichts mehr einfallen will. Insofern gleicht das Werkchen dem trotz der Ödnis im Hirn entstehenden Text in allen Schattierungen. Ullmanns Interpretation war denn auch von spartanischer Werktreue: Das Klavier war tatsächlich nicht präpariert.
Weil Pianisten in Konzerten sich unnötigerweise sklavisch an den originalen Notentext zu halten pflegen, wollte Ullmann mit seinem Finalstück wohl zeigen, wie spannend Improvisationen sein könnten. Könnten! Ullmanns Hervorbringung - entstanden wohl zwischen 1882-86 - hatte viel von einem kränklichen Chopin, einem mit Melancholie darniederliegenden Rossini und einem mittleren Schumann in einer äußerst schwachen Minute. Doch soll nicht die sportliche Eleganz und der Mut verschwiegen werden, mit denen der frühvollendete Ullmann Anläufe und Überschwünge versuchte und bisweilen auch leidlich zu vollenden suchte.
Wenn hier nun der Eindruck entstanden sein sollte, der Rezensent hätte die günstige Gelegenheit benutzt, endlich einmal den hauptberuflichen Schreiberlingen mit einer überkritischen Würdigung ihrer Darbietungen eins auszuwischen, so muß dem mit aller gebotenen Schärfe entgegnet werden. Ich, der Kritiker für einen Abend, rufe meinen musizierenden Kollegen für einen Abend trostreich zu: Ich weiß nicht, was das Publikum hatte - ich fand euch toll! CHRISTIAN KABITZ
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Ein Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes hatte angerufen: Am Mainufer laufe ein Graureiher auf und ab, der offensichtlich "nicht mehr wegkommt". Günter Röll holte den Vogel. Er hatte sich mit einer im Gebüsch verhedderten Angelschnur einen Teil des linken Flügels glatt abgeschnitten. Der Reiher wird nie wieder fliegen. Er genießt in der Pfle xxx xxxx gestation für Wildtiere, die Röll auf seinem Privatgrundstück in der Dörnigheimer August-Bebel-Straße ehrenamtlich betreibt, seit etwa zwei Jahren das Gnadenbrot. 126 verletzte und hilflose Vögel und 35 andere Wildtiere sind 1992 in Rölls helfende Hände gelangt, etwa doppelt so viele wie im Vorjahr. Der Reiher ist eher die Ausnahme als die Regel, denn wesentliches Ziel des "Vogeldoktors", wie Röll inzwischen genannt wird, ist die Wiedereingliederung der Kreaturen in ihre natürlichen Lebensräume. In rund 30 Prozent der Fälle sind seine Bemühungen vergeblich.
Derzeit überwintern 25 junge Igel Es könne auch nicht grundsätzlich darum gehen, die Tiere vor dem Tod zu bewahren, erklärt Günter Röll . So sei beispielsweise auch "die Igel-Hilfe" - bei Röll überwintern derzeit 25 Jungtiere - umstritten und werde immer wieder als "Eingriff in die Natur" kritisiert. "Aber von einer intakten Natur kann hier ja gar nicht mehr die Rede sein. Deshalb ist ein helfendes Eingreifen durchaus sinnvoll", rechtfertigte der Tierschützer sein Engagement. Praktiziert er auch Euthanasie (Sterbehilfe)? "Ja, sicher. Dazu ein Beispiel: Ein Bussard ist mit der Eisenbahn zusammengestoßen und so schwer verletzt worden, daß eine Genesung ausgeschlossen schien. Ich habe das Tier erlöst. Und ich lasse auch keine Krüppel frei."
Bürgermeister Dr. Walter Unger würdigte Rölls Arbeit als "eine gute und wichtige Sache, eine Art ausgleichende Gerechtigkeit zu den Eingriffen des Menschen in die Natur". Die Stadt unterstütze Rölls ehrenamtliche Arbeit finanziell. Dennoch sei aufgrund der enorm gestiegenen Pflegefälle seine zeitliche und finananzielle Belastungsgrenze fast schon überschritten. Röll sei auch auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen, mahnte Unger, die Kosten für Futter und Medikamente hätten mittlerweile enorme Ausmaße angenommen.
Die meisten der in der Pflegestation für Wildtiere eingelieferten Patienten leiden an Vergiftungen, Verletzungen oder an Unterernährung. Aber Röll betreibt auch Aufzucht und Auswilderung von Jungtieren, beispielsweise - erstmals im vergangenen Jahr - Rebhühner.
Der Anlaß war die Folge eines durchaus gut gemeinten Verhaltens: Ein Maintaler Landwirt hatte das Rebhuhn-Gelege auf seiner Wiese entdeckt und rücksichtsvoll solange um das Nest herumgemäht, bis es von einer Grasinsel umgeben war. "Aber die Krähen und Elstern erkennen die Insel auch", wußte Röll. "Ich habe die Eier gesichert und ausgebrütet, die Jungtiere auf das Leben in Freiheit vorbereitet und ausgesetzt."
Wie unsentimental Günter Röll mit der Tierwelt umgeht, ist schon daraus zu schließen, daß er auch Jäger - speziell Falkner - ist. Von Beruf Gärtner - mit einer ihm sehr angenehmen Stelle als Blumen- und Ziefplanzen-Pfleger im Frankfurter Palmengarten - hält der 45jährige für die Beizjagd zwei Falken, einen Steppenadler und einen Habicht. Ein weiteres Falkenpaar sorgt für den Nachwuchs.
Die klassische Beute der jagenden Greifvögel waren einst Rebhuhn und Fasan. Weil Rebhühner aufgrund ihrer Gefährdung inzwischen Dauerschonung genießen und Fasane auch schon selten geworden sind, konzentiert sich Röll auf Kaninchen: "Es gibt einfach zu viele, allein in Maintal 3500 bis 4000 Stück, und sie vermehren sich enorm. Rund 500 werden pro Jahr gejagt. Saison ist von Oktober bis Anfang Januar."
Das nötige Fachwissen hat sich Röll autodidaktisch über Jahre hinweg angeeignet. Er ist zwar auf Vögel spezialisiert, aber zunehmend muß er sich auch mit anderen Wildtieren befassen, etwa mit Hasen und Rehen, die in Kreiselmäher geraten und oft gräßlich zugerichtet sind. Nur wenige derart verletzte Tiere hätten eine Überlebenschance, berichtete Röll und bedauerte, daß eine dem Mähwerk Ausgezeichnet mit dem Umweltpreis der Stadt vorgehängte Kettenreihe, die das ins Gras geduckte Wild durch direkte Berührung aufschreckt und somit rettet, "leider noch nicht verpflichtend vorgeschrieben ist".
1987 ist er mit dem Umweltpreis der Stadt Maintal ausgezeichnet und damit auch größeren Teilen der Bevölkerung als "der Maintaler Vogeldoktor" bekannt geworden. Seither hat er zunehmend zu tun, nicht selten auch aufgrund von Unwissenheit. Deshalb seine dringende Bitte an alle, die hilflose Tiere entdecken, "diese nicht sofort mitzunehmen, sondern zunächst genau zu beobachten, ob nicht beispielsweise Elterntiere in der Nähe sind".
Inzwischen arbeitet Günter Röll mit Ingeborg Polaschek zusammen, die im Raum Gelnhausen mit vergleichbaren Funktionen als "Igelmutter" bekanntgeworden ist: "Wir beraten und helfen uns gegenseitig, und wir haben uns die Arbeit im Kreis aufgeteilt, sie im Osten, ich im Westen." HELMUT POMPLUN
Kurz gemeldet
Die Post schließt heute mittag Das Postamt 1 (Zeil) schließt die große Schalterhalle heute, Dienstag, um 14 Uhr. Geöffnet bleiben jedoch die "Spätschalter" mit umfassendem Leistungsangebot, ausgenommen Paketannahme. Sämtliche Annahme-Postämter mit dreistelliger Unterscheidungsziffer (beispielsweise Postamt 102) schließen jedoch bereits um 12 Uhr. Die Paketannahme beim Postamt Franfurt 2 (Rudolfstraße) schließt um 16 Uhr. Die Paketausgabe ist von dieser Regelung nicht betroffen. Falsche Telefonnummer Die Rufnummer des Frankfurter Jugendrings, Bleichstraße 8-10, wurde in unserer Montagsausgabe versehentlich falsch angegeben. Die Telefonnummer lautet richtig: 28 52 28. Bildungsurlaub Wirtschaftsdeutsch Einen Bildungsurlaub für ausländische Büro-Arbeitnehmer mit guten Deutschkenntnissen bietet die Lehrerkooperative an. Eine Woche lang können die Teilnehmer ab 23. März in einem Intensivkurs "Wirtschaftsdeutsch" Telefonkommunikation, Geschäftskorrespondenz und Fachtermini pauken. Information unter Telefon 29 15 48.
DIETZENBACH. Zwei buntberockte, 16 und 20 Jahre alte Frauen stehen im Verdacht, am hellichten Tag einen Wohnungseinbruch verübt zu haben. Ein in der Rodgaustraße wohnender Dietzenbacher bemerkte beim Nachhausekommen das Duo und stellte wenig später Manipulationen an seiner Etagentür fest. Er verfolgte die beiden. Die ebenfalls verständigte Polizei machte die Verdächtigen im Starkenburgring dingfest. ttt
LONDON, 22. Februar. Nach dem Mord an einem zweijährigen Liverpooler Jungen, der zwei Zehnjährigen zur Last gelegt wird, haben britische Politiker mit der Suche nach neuen Initiativen gegen die wachsende Kinder- und Jugendkriminalität im Lande begonnen. Auch die Labour-Opposition scheint dabei erstmals bereit, dem Bau neuer Jugendstrafanstalten "für hartnäckige jugendliche Straftäter" zuzustimmen.
Ausgelöst wurde die neue Debatte durch die Entführung und Ermordung des kleinen James Bulger in Liverpool in der vorletzten Woche. Zwei zehnjährige Jungen werden von der Polizei für die Tat verantwortlich gemacht und sind am Montag dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Der Richter beschloß, daß die Beschuldigten bis zum nächsten Gerichtstermin am 3. März in Verwahrung bleiben sollen. In Großbritannien können Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren des Mordes oder Totschlags angeklagt werden. 15- bis 17jährige Jugendliche können auch wegen Vergewaltigung und Raub verurteilt werden. Insgesamt wird mittlerweile jedes fünfte gemeldete Verbrechen auf der Insel von Personen begangen, die 17 oder jünger sind.
In einer Reaktion auf das öffentliche Entsetzen über den Liverpooler Mord kündigte Innenminister Kenneth Clarke neue Initiativen der Regierung gegen "üble und beharrliche kleine Straftäter unter den Jugendlichen" an. Clarke plant, das allgemeine Strafrecht auch auf die unter 15jährigen auszuweiten. Neue Jugendstrafanstalten sollen geschaffen werden, in denen Zwölf- bis 15jährige "sicher verwahrt" und mit einer Mischung aus Strafe, Erziehung und fachlicher Bildung resozialisiert würden. Der Minister gestand zu, daß solche Anstalten "vernünftig geleitet" werden müßten, ließ sich aber nicht durch den Einwand beirren, daß ähnliche Experimente in der Vergangenheit abgeblasen werden mußten, weil die aus solchen Zentren entlassenen Jugendlichen rascher als nicht-inhaftierte Altersgenossen wieder rückfällig wurden.
Zu den Ursachen der Jugendkriminalität gefragt, meinte Kenneth Clarke, daß "ein Verlust an Werten und ein Verlust an Lebenssinn" eine gewisse Rolle spiele. Mit dieser halben Anerkennung gesellschaftlicher Einflüsse distanzierte sich der Minister erstmals von der früher gültigen Tory-Linie, derzufolge Kriminalität ein rein individuelles Problem sei.
Umgekehrt verzichtete der innenpolitische Sprecher der Labour Party, Tony Blair, darauf, die hohe Kriminalitätsrate allein auf soziale Faktoren zu reduzieren. Blair erklärte, Labour werde genauso hart gegen das Verbrechen wie gegen dessen Ursachen vorgehen. Die kleine Zahl "wirklich hartnäckiger Straftäter" unter den Jugendlichen bilde offensichtlich "eine Bedrohung für die Gesellschaft" und dürfe nicht das Gefühl haben, man lasse ihr alles durchgehen. Nach Blairs Worten wird die Opposition die Einrichtung neuer Jugendstrafanstalten unterstützen.
Der Labour-Sprecher wies allerdings auch der Regierung einen Teil an der Schuld für die hohe Kriminalitätsrate zu. "Die Idee, daß man kriegt, was man will", meinte Blair, "und daß man es so schnell kriegt, wie man will, ohne Rücksicht auf die anderen - die herrschende Philosophie der letzten Jahre -, diese Idee müssen wir loswerden." Premierminister John Major hingegen beschränkte seinen Diskussionsbeitrag auf die Forderung nach einem neuen "Kreuzzug gegen das Verbrechen". Es sei Zeit, meinte Major, daß man im Königreich "ein bißchen mehr Verurteilung und ein bißchen weniger Verständnis" höre.
SCHWALBACH. Gegen Presseberichte, die die Zustimmung der Unabhängigen Liste zum Bebauungsplan "Kronberger Hang" in Zusammenhang mit dem Bemühen des Bundes Deutscher PfadfinderInnen (BDP) bringen, Räume im städtischen Pavillon gegenüber der Geschwister-Scholl-Schule zu bekommen, setzen sich die Pfadfinder zur Wehr. Einen solchen Zusammenhang, den die CDU mehrfach herstellte, gebe es nicht. Der BDP sei parteipolitisch neutral. she
WETTERAUKREIS. Kaum neigt sich die närrische Saison dem Ende zu, da steht den Machern der organisierten Heiterkeit unverhofft Ärger ins närrische Haus: Erstmals in der Geschichte des Landes arbeiten Finanzfachleute und Juristen im Innenministerium an einer Parlamentsvorlage, die in bislang einmaliger Weise in die humorvolle Tätigkeit der Karnevalsvereine eingreifen und manchem Funktionärsnarren geradezu dionysische Zornesröte ins Gesicht treiben wird. Wie die FR am Samstag in Bad Nauheim durch die gezielte Indiskretion eines prominenten Grünen erfuhr, soll bis zum Herbst '93 den Kommunen durch Gesetz erlaubt sein, eine sogenannte "Verursacher-bemessene und jux-progressive Amüsiersteuer" bei den Karnevalsvereinen zu erheben. Die geplante Abgabe, über die Experten im Auftrag rot-grüner Muffelköpfe nur hinter verschlossenen Türen diskutiert haben, trifft vor allem jene, die öffentliche und kommerziell ausgerichtete Fassenachtssitzungen ausrichten und für ihre Veranstaltungen mehr als 2,99 Mark Eintritt verlangen.
Nach einem komplizierten, offenbar noch nicht präzisierten Schlüssel sollen die Gemeinde- und Stadtverwaltungen mit dem Segen aus Wiesbaden in der Lage sein, abhängig von der Mitgliederzahl, der Menge der Besucher und einer sogenannten Kalauer-Quote bis zu 30 Prozent der Einnahmen abzuschöpfen, wobei nach dem Modell der progressiven Besteuerung die großen und potenten Vereine in der Regel stärker zur Kasse gebeten werden als kleinere.
Schon im Herbst 1991 sollte die "Amüsiersteuer" als besondere Abgabe der Vergnügungssteuer vom hessischen Parlament mit der Getränkesteuer und der erhöhten Spielautomatensteuer beschlossen werden. Ein beratendes Gremium, darunter auch Mitglieder der Vereinigten Friedberger Carnevalsgesellschaft (VFCG), kritisierte die Vorlage jedoch als unausgereift und unflexibel. "Wenn sich Leistung in Hessen wieder lohnen soll, muß jeder gute Spaß in der Bütt' mit einer geringeren Steuerbelastung für den Verein honoriert werden", sagte Sieghard Höhne (VFCG) am Wochenende der FR. Im Gegensatz zum Rat der Experten fordert Höhne eine auf Orginalität und Spontaneität ausgelegte Besteuerung; beim Qualitäts-Jux soll die starke Hand des Fiskus nicht so kräftig zupacken dürfen wie beim Konfektions-Klamauk von der Stange.
Die Finanzexperten in Wiesbaden warnen freilich vor Höhnes Vorschlag, wie aus informierten Kreisen bekannt wurde. Nach Qualität und Leistung besteuerte Vereine brächten kaum Geld in die Kassen, weil gute Vereine selten seien. Die Experten favorisieren deshalb den intern vorliegenden Entwurf, der für schlechten und mittelmäßigen Klaumauk - nach dem Verursacher- Prinzip und im Sinne des Verbraucherschutzes - stärker zur Kasse bittet.
Dahinter verbirgt sich offenbar die Absicht der rot-grünen Muffelköpfe, mit einer restriktiven Fiskalpolitik das Angebot an hochwertigem Qualitäts-Jux zu erhöhen. Wer derbe oder öde Reime mit hohem Langweiler-Effekt zuläßt, muß künftig kräftig blechen. "Warum sollen ausschließlich die Zuhörer für jeden schlechten Witz bezahlen", fragt ein Ministerialbeamter. Ein Joki-Koeffizient, der über den Schalldruck närrischen Gelächters bei den ersten Sitzungen gemessen wird, soll die Formel für die Steuerbemessung ergänzen und die Karnevalsvereine dann fiskalisch entlasten, wenn der Saal bebt. Bloße Klatsch-Höflichkeit für schwachen Witz dürfte den mäßigen Frohsinns-Vereinen ordentlich ins Geld-Kontor hauen.
Das Übrige regelt dann der spaßige Jux-Markt: Wo Mittelmäßiges notwendig zu höherem Preis angeboten werden muß, weil sonst die Kosten nicht mehr gedeckt werden können, bleibt die Nachfrage aus und der Saal leer.
Bad Nauheims Bürgermeister Bernd Rohde denkt derweil schon darüber nach, den Magistrat als Gremium zu nutzen, in dem Büttenreden auf ihre Qualität hin beurteilt werden. In der letzten Sitzung vor der Karnevalssaison sollen die Redner zum närrischen Vortrag geladen werden. Die Mitglieder des verwaltenden Gremiums der Kurstadt, die selten 'was zu lachen haben, drohen hinter vorgehaltener Hand mit Rücktritt. Die Ehrenamtlichen fürchten ums seelische Wohl.
JÜRGEN SCHULTHEIS
OBERURSEL. Vier Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren, die in der Nacht zum Samstag im Oberurseler Bahnhof einen Mann niedergeschlagen und beraubt hatten, haben nach ihrer Festnahme noch weitere Straftaten gestanden. Wie die Kripo gestern mitteilte, griffen die Jugendlichen am Samstag gegen 1.15 Uhr einen 50jährigen an, der im Bahnhof wartete, schlugen ihn nieder und nahmen ihm Zigaretten und Tabak ab. Das Opfer mußte mit Prellungen und ausgekugeltem Schultergelenk ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Jugendlichen konnten unmittelbar nach der Tat auf dem Bahnhofsgelände festgenommen werden. Es stellte sich heraus, daß sie seit November in wechselnder Besetzung an anderen Straftaten beteiligt waren, zum Beispiel an drei Einbrüchen in Oberursel und bei einem Raubüberfall auf einen U-Bahn-Fahrgast.
Die Wohnungen der Täter wurden durchsucht. Dabei fanden sich gestohlene Kleidung und Elektrogeräte. Die Jugendlichen wurden nach Abschluß der Vernehmungen zu ihren Eltern zurückgebracht. esi
Zu seiner Veranstaltung "Jugend gegen Rassismus" mit den Rodgau Monotones lädt für Samstag, 27. Februar, 19 Uhr (Einlaß ab 18 Uhr), der "Verein türkischer Jugendlicher Frankfurt" in das Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2, ein. Für zehn Mark Eintritt sind noch die "Sunshine Steelband" mit südamerikanischer und karibischer Musik, die "Prosechos" (Rembetiko aus Griechenland), ferner "Emty Pocket" (Rock und Blues aus England) sowie "Yurdun Sesi" mit Volksliedern aus der Türkei zu hören.
Die Moderation hat Yasemin Arkan. Es werden unter anderem Jugendliche aus Deutschland und der Türkei, darunter Gewerkschaftsvertreter, über Beispiele des täglichen Rassismus kurz berichten. Näheres unter Telefon 23 14 09. -vau
Die interessante Sportnotiz
5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann (Leverkusen) verzichtet auf eine Teilnahme an den 40. Deutschen Hallen- Meisterschaften der Leichtathleten in Sindelfingen. "Der Sommer ist mir wichtiger", begründete er seine Absage.
Der Erlanger Kreisläufer Gerhard Meder wechselt in der kommenden Saison zum Handball-Bundesligisten TV Großwallstadt. Er spielte schon unter dem Großwallstädter Trainer Velimir Kljaic bei TuSpo Nürnberg in der Bundesliga.
Hervorragend hielten sich die deutschen Fahrer auf der achten Etappe der Mexiko-Rundfahrt über 81 km rund um Guadalajara. Raimond Lehnert (Dortmund) gewann im Spurt mit 1:42:38 Stunden vor dem Mexikaner Ruben Martinez. Der Leipziger Jürgen Werner imponierte - mit einem fünften Rang. Im Gesamtklassement führt Laurent Fignon (Frankreich) mit 21:56:00 Stunden.
Tödliche Verletzungen erlitt der spanische Radamateur Jesus Antonio Gil am Sonntag beim Zwei-Etappen-Rennen vom französischen Perpignan nach Gerona (Spanien). Kurz vor der französisch-spanischen Grenze mußte Gil einem gestürzten Konkurrenten ausweichen und raste frontal in ein parkendes Auto. An den Folgen der schweren Kopfverletzungen starb er später im Krankenhaus.
Schalke suspendierte Günter Schlipper Der Vorstand des FC Schalke 04 hat Lizenzspieler Günter Schlipper mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert. Als Grund nannte der Klub Schlippers unentschuldigte Fernbleiben beim Freundschaftsspiel in Bocholt am Wochenende. Dreispringer vier Jahre gesperrt Der kanadische Leichtathletik-Verband hat den Dreispringer Oral O'Gilvie wegen der Einnahme einer leistungsfördernden Substanz für vier Jahre gesperrt. Der 24jährige war bei Trainingskontrollen erwischt worden. Zwei Monate Pause für Sampras Der US-amerikanische Tennis-Profi Pete Sampras muß mit einem sogenannten Ermüdungsbruch im rechten Knöchel zwei Monate pausieren. Thiel verlängerte Vertrag Handball-Bundesligist TSV Bayer Dormagen und Torwart Andreas Thiel, Kapitän der Handball-National-Mannschaft, verlängerten einen noch bis 1994 laufenen Vertrag um weitere zwei Jahre. Termin im "Fall Krabbe" Der "Fall Krabbe" wird vor dem Rechts- ausschuß des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) entweder am 20. März oder bei einer weiteren Verzögerung der ausstehenden Gutachten nicht vor Ende April verhandelt. Wolfgang Schoeppe (Anspach), über dessen mögliche Befangenheit es Diskussionen gegeben hatte, behält den Vorsitz des Gremiums.
SCHWALBACH. Zum Aschermittwochs-Heringsessen lädt die Schwalbacher CDU für Mittwoch, 24. Februar, 19.30 Uhr, in die Tennisgaststätte "Am Erlenborn" ein. Neben dem ehemaligen Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber essen Landrat Jochen Riebel und der Schwalbacher CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Marcus mit. Im Rahmen einer Talk- Schow können Besucher den Kandidaten "Löcher in den Bauch" fragen. she
LANGENSELBOLD. Der erste Optionsvertrag nach den vom Parlament beschlossenen Richtlinien für die Ausweisung von Bauland ist abgeschlossen. Dies teilte Bürgermeister Hans-Peter Ebner jetzt mit und wertet es als "Beweis, daß die Bürger mitziehen".
Laut dem Beschluß darf Ackerland erst als Bauland ausgewiesen werden, wenn die Stadt Besitzerin ist. "Die enorme Differenz zwischen Preisen, die die Grundstückseigentümer erzielen und dem Endverkaufspreis" hätten vorher "Spekulanten eingesteckt", so Ebner. Jetzt sei das Land billiger, und die ursprünglichen Eigentümer würden dennoch "einen ordentlichen Gewinn machen". jur
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Lucky Luke (15 Uhr); Dracula (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15 Uhr); Wintermärchen (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Harry und Sally (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Dracula (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Sister Act (20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Dracula (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Geld anderer Leute", Komödie von und mit Wallstreet-Gangstern, 20 Uhr (Abonnement D). Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9-11 Uhr und 16- 18.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus, Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: "Frauen-Ansichten" von Gabi Guckes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr.
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf du und du" von Heinz Jürgen Göttert, 18 bis 20 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Stadthaus-Forum: "Ungarn", Vortrag des Orient-Vereins/BdV, 19 Uhr.
Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Kreativ, selbständig, weltoffen - Bad Homburger Frauen in unserem Jahrhundert", Vortrag von Gerta Walsh, 19 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. "Rockt euch den Lokschuppen selbst?!", Podiumsdiskussion des Jugendparlaments, Stadthaus, 19.30 Uhr.
Politischer Aschermittwoch der Frauenunion, Ratsstuben im Stadthaus, 19.30
Neu-Anspach. CDU-Mitgliederversammlung mit Ergänzungswahlen, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Schmitten. Heringsessen der CDU, Café Waldschmidt, Oberreifenberg, 20 Uhr.
Wehrheim. Wahlveranstaltung der CDU, Mehrzweckhalle Pfaffenwiesbach, 20 Uhr.
Weilrod. Heringsessen der CDU, Dorfgemeinschaftshaus Oberlauken, 20 Uhr.
Oberursel. Heringsessen der SPD, Mehrzweckhalle Bommersheim, 17.30 Uhr.
Steinbach. Politischer Aschermittwoch der Grünen, Backhaus, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Gesundheitsamt, Taunusstraße 3: Mütterberatung 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.
Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.
Oberursel. Treffen des Deutschen Frauenrings und Vortrag zum Thema "Frauen in der Politik: Wohnungsbau für Frauen", Referentin: Irmgard Schwaetzer, Stadthallen-Foyer, 16 Uhr.
Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.
Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Aquarellkurs und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Yoga 8.45; Video-Gruppe 10 Uhr; Tischtennis und Billard 14 Uhr; Atemschulung 19 und 20.15 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Faschingsfeier in der Stadthalle, 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Gespräche über aktuelles Tagesgeschehen, 14 bis 17 Uhr.
Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22, 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Oberursel. "Antifa-Café" im Jugendcafé, Hohemarkstr. 18, ab 19 Uhr. Müll Grävenwiesbach. Standort des Sondermüll-Mobils: Dorfgemeinschaftshaus Laubach, 13.30 bis 14.15 Uhr.
Usingen. Standort des Sondermüll-Mobils: alte Schule Merzhausen, 16.45 bis 17.30 Uhr.
Weilrod. Standort des Sondermüll-Mobils: Dorfgemeinschaftshaus Gemünden, 12.30 bis 13.15 Uhr; altes Rathaus Niederlauken, 14.30 bis 15.15 Uhr; Ortsmitte Oberlauken, 15.30 bis 16.15 Uhr.
Politiker und Journalisten
Oskar Lafontaine, der Ministerpräsident des Saarlands, liebt es deftig. Als "Schweinejournalismus" hat er vor wenigen Tagen im Zusammenhang mit der Rotlichtaffäre das angebliche Gebaren nicht genannter "professioneller Nachrichtenhändler" qualifiziert, Politiker jahrelang auszuspionieren, um das Material dann gegen viel Geld interessierten Medien anzubieten. Kaum anders äußerte sich Max Streibl, Landesvater in Bayern, der seinem Amtskollegen verbal dicht auf den Fersen blieb. "Schmutz- und Hetzkampagne", "unwürdige Schnüffelei", heuchlerisch und niederträchtig, so der Aufschrei des Bedrängten, müsse er Berichte über teure Urlaubsreisen auf Kosten des befreundeten Unternehmers Burkhard Grob nennen.
Starke Worte. Sie stammen von Männern, die nicht ohne Grund befürchten, in einem seit Tagen und Wochen wuchernden Gestrüpp von Wahrheiten, Halbwahrheiten und unbewiesenen Beschuldigungen hängenzubleiben. Die wissen, daß in einer Zeit großer Politikverdrossenheit die Karten für sie schlecht gemischt sind, wenn parallel zum Bürgerunmut über tatsächliche oder unterstellte Kompetenzmängel und Handlungsunfähigkeiten im öffentlichen Sektor jetzt erneut schwere Zweifel an den moralischen Qualitäten einer Klasse geweckt werden. Ihr wird nämlich immer auch noch abverlangt, Vorbild in der Gesellschaft zu sein. Sie bemühen sich deshalb beim Zurückkeilen nicht bloß darum, den eigenen Ruf zu retten, sondern versuchen zugleich auch den Eindruck zu mindern, alle Bürger dieses Landes seien Untertanen in einer verlotterten Republik.
Lafontaine und Streibl wehren sich. Das ist ihr gutes Recht. Sie tun es nicht im Rahmen eines Verfahrens mit zwei Beschuldigten. Jeder agiert für sich vor dem Hintergrund unterschiedlicher Beweislagen. Der CSU-Politiker hat die ihn belastenden Fakten eingeräumt. Die Erregung in der Münchner Staatskanzlei entzündet sich deshalb nur an den wertenden, bis zum Verdacht eines strafbaren Verhaltens reichenden Schlüssen.
Bei dem Sozialdemokraten hingegen sind die Tatbestände keineswegs alle klar. Empörung herrscht deshalb im Kreise Lafontaines darüber, daß ein zum Kronzeugen hochstilisierter Krimineller mehr Glaubwürdigkeit genieße als der Ministerpräsident. In der Bemerkung vom Verlust des "Mindestehrenschutzes" bündelt sich der Zorn des Regierungschefs - zugleich war dies eine unzweideutige Aufforderung an die Journalisten, Grenzen der Pressefreiheit zu respektieren.
Es läßt sich nicht bestreiten, daß in Deutschland die Politiker gefährlich an Ansehen verloren haben. Diesen Prozeß hat vor allem die Parteispendenaffäre beschleunigt. Dabei führte damals nicht so sehr deliktisches Verhalten einzelner Geldbeschaffer beim Souverän jeder Demokratie zu inneren Abkoppelungen von den parlamentarischen Vertretern, sondern das immerwährende, jämmerliche und selbst mit dem Instrument der Amnestie gelenkte Bemühen, ungeschoren aus dem Skandal herauszukommen. Seit dieser Erfahrung stehen Volksdeputierte hierzulande in dem Verdacht, der Wahrheit selten die Ehre zu geben, wenn etwas hochkocht. Oder auf der Harmlosigkeit ihrer Motive selbst da zu beharren, wo das Belastungsmaterial erdrückend ist. Und die Politiker, wen wundert es, spüren als Folge davon tiefreichende Distanz und generelle Skepsis bei den Menschen.
Wer sich bei den Wählern im Verschiß wähnt, sollte darauf nicht mit "Bevölkerungsverdrossenheit" (Erwin K. Scheuch) reagieren, sondern die eigene Kaste zur Ordnung rufen. Akzeptanz läßt sich darüber hinaus auch nicht erzwingen, indem beharrlich auf die Rechtsstaatsmaxime der Unschuldsvermutung gepocht wird. Verzicht auf Vorverurteilung kann nicht in Stammkneipen oder Wohnungen, auf Sportplätzen oder Parkanlagen, am Arbeitsplatz oder auf der Autobahn erzwungen werden.
Vielleicht jedoch in den Medien. Nein, es geht nicht um Unterdrückung von Berichterstattung nach dem Muster britischer Contempt of Court-Bestimmungen, die den Journalisten das mühsame Geschäft der Selbstbeschränkung schlicht und einfach abnehmen. Es steht auch nicht der vom Bundesverfassungsgericht in richtungweisenden Urteilen weit gezogene Meinungsfreiheits- Rahmen zur Debatte. Worüber zu reden ist, bewegt sich in der Sphäre dessen, was der einstige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Ernst Benda, in einer kritischen Würdigung der "vierten Gewalt" einmal die "Besinnung auf Standards der politischen Kultur" genannt hat. Und da gibt es im Spannungsfeld zwischen Wächterfunktion der Presse sowie den Persönlichkeitsrechten der Politiker zumindest in der Theorie Markierungen, mit denen beide Seiten leben könnten.
Aber die Praxis! Wer wollte bestreiten, daß im Alltag hehre publizistische Gebote mißachtet werden? Wer nähme nicht besorgt zur Kenntnis, daß sich in der aufbrechenden, konkurrenzgeschärften Medienlandschaft auch so etwas wie Pitbull-Journalismus breitmacht, der nicht lange fackelt, sondern bedenkenlos gleich zubeißt. Will jedoch auch Journalismus glaubwürdig bleiben, müssen seine Vertreter ein paar Grundsätze beachten - nicht ohne Beleg anklagen zum Beispiel, das Präjudiz meiden, Fairneß höher veranschlagen als die schräge aber auflagenträchtige Schlagzeile. Politiker müssen nicht geschont werden, im Gegenteil. Was zu sagen ist, muß gesagt werden, auch wenn es wehtut. Auf die Belege und Begründungen kommt es an.
ESCHBORN. "Biedermann und die Brandstifter" sind am Dienstag, 2. März, in der Stadthalle zu Gast. Die Komödie von Max Frisch führt das "Tourneetheater Greve" auf.
Der Schweizer Schriftsteller zeigt in seinem Stück, wie sich ein biederer Bürger aus lauter Angst Brandstiftern ausliefert, die es darauf anlegen, seine Welt zu zerstören. Akribisch vollzieht Frisch nach, wie Fehler letztlich zum Unheil führen können.
Als Vorverkaufsstellen fungieren Schreibwaren Kraft in Eschborn und Schreibwaren Höhne in Niederhöchstadt. Die Abendkasse öffnet am 2. März um 19 Uhr, eine Stunde vor Beginn der Vorstellung. she
Tip-Vorschau
Schalke 04 - Borussia Dortmund 2 1. FC Nürnberg - VfB Stuttgart 0 Karlsruher SC - 1. FC Saarbrücken 1 Bayer Uerdingen - Wattenscheid 09 2 1. FC Kaiserslautern - Bayern München 1 Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln 1 Beyer Leverkusen - Werder Bremen 1 Wuppertaler SV - Hertha BSC 2 FC Hansa Rostock - SV Meppen 0 Stuttgarter Kickers - FC Carl Zeiss Jena 2 Hannover 96 - Eintracht Braunschweig 1 6 aus 45 16 - 17 - 22 - 32 - 38 - 42
Im Jahre 1819 machte Franz Schubert Bekanntschaft mit dem Amateurcellisten Sylvester Paumgartner und komponierte für dessen Mitwirkung das A-Dur "Forellenquintett". 1918 entstand Edward Elgars Quintett a-Moll op. 84 für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello, wobei der Komponist eine Gruppe spanischer, zur Strafe für unorthodoxe Riten vom Blitz getroffener und nun in Gestalt verdorrter, verbogener Bäume auf englischem Boden verwurzelter Mönche im Sinn hatte.
Dies alles erfuhr man aus dem Programmblatt für ein Konzert der Sonntags-Matinee-Reihe mit Musikern und Gästen des Radio-Sinfonie-Orchesters Frankfurt (RSO) im Finkenhof, wo dem staunenden Publikum die mit Gerhard Miesen und Klaus Schwamm (Violine), Walter Müller (Viola), Christiane Peters (Violoncello) und Kai von Goetze (Kontrabaß) musizierende Pianistin Katharina Miesen vorgestellt wurde.
Skepsis wegen Familiennamensgleichheit und angesichts des Geburtsjahrgangs verflog schnell: Mit energischem, sensibel differenzierendem Anschlag zeigte Katharina Miesen, wie gut sie Elgars hintergründige Musik verstanden hat. Diese frappiert durch ihren enormen Facettenreichtum: nicht nur Gruselmusik (dunkle, tapsend schleichende Klanggestalten, fahle Helligkeit im erstem Satz), sondern auch viel spätromantische Emphase, raffinierte Mixturen im Kolorit, oft auch verhaltenes, versonnenes Sentiment - lebhaftes Wechselspiel der Charaktere, eine begeisternde Aufgabe für kommunikative Kammermusiker.
Als solche traten die RSO-Mitglieder auch bei Franz Schuberts Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabaß auf. Überaus nuanciert befolgte man die Tempovorschriften, respektierte im temperamentvollen Spiel auch dunkle, stockende Passagen, in denen der idyllische Grund der Musik einbricht.
Wie schon im Elgar-Quintett beeindruckte Katharina Miesen als gleichermaßen aufmerksame und hellhörige, souveräne und konzentrierte, musikalisch kompetente Interpretin, die die Noten und ihre Bedeutung im Kopf hat und die viel reifer wirkt, als sie alt ist (16 Jahre) - vielleicht deshalb, weil sie so viel von der Musik, die sie spielt, weiß.
VERA LUMPE
SCHWALBACH. Mit zwei Veranstaltungen nimmt die evangelische Limesgemeinde an der "Woche der Brüderlichkeit" teil, in deren Verlauf sich Christen und Juden besonders für eine gemeinsam zu verantwortende Zukunft engagieren. Am heutigen Dienstag, 23. Februar, spricht Dr. Jacov Zur aus Israel zum Thema "Israel und Deutschland nach den letzten Geschehnissen in beiden Ländern".
Jacov Zur ist Historiker und lebt seit vielen Jahren in einem Kibbuz in Beth Shean. Er pflegt enge Kontakte zu seiner Heimatstadt Rostock, wo er nach den Spuren seiner Familie suchte. Jacov Zur bemühte sich bei seinen Besuchen in Deutschland immer um ein besseres Verstehen zwischen Christen und Juden.
Am Donnerstag, 11. März, spricht Rabbiner Tovia Ben-Chorin aus Jerusalem zum Jahresthema "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung". Tovia Ben- Chorin ist Rabbiner an der Har-El Reformsynagoge in Jerusalem und vielen Schwalbachern von seinen Besuchen in der Region her bekannt.
Beide Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr in der evangelischen Limesgemeinde am Ostring 15 in Schwalbach. she
Während sich die intellektuellen Gewichtheber in den Feuilletons die Hände mit Talkum einreiben, damit die Zentnerlast der Fragen: "What's left", "What's right" in der allgemeinen politischen Beunruhigung, nicht in den hierzulande gültigen Kreisverkehrsregeln untergeht, haben die Schriftsteller der Saison auf ihre Weise reagiert. Ihre Antwort lautet: "It's round"!
Denn rund ist gleich dick, und dick sind die Bücher der Saison. Der Schriftsteller ist das letzte wahrhaft unabhängige Wesen, der selbst sein bester Kunde ist, weil er tatsächlich von der Hand in den Mund lebt oder, anders ausgedrückt, ißt, was er schreibt. Ihre Wälzer oder Backsteine liegen in diesen oder den kommenden Tagen für den Käufer bereit.
Adolf Muschg liegt in der Antwort zur Frage: "What's round" an der Tabellenspitze. Sein 1000-Seiten-Roman - das Register, so jubelt der Verlagskatalog, zählt 163 verbriefte Namen, inbegriffen die Pferde, Burgen, Flüsse - behandelt das Leben des "Roten Ritters" (Suhrkamp), was ein Deckname für Parzival ist.
Zu einem vergleichbaren Zeitensprung bittet Helmut Krausser ins Italien Umberto Ecos. Krausser hat, im Gegensatz zu Meister Muschg, an seinem 864-Seiten-Roman keine zwanzig Jahre herumgedoktert, was er, da noch unter Dreißig, auch bei günstigster Selbstüberschätzung nicht von sich behaupten könnte. Helmut Krausser zieht in seinen "Melodien" (List) die Spurrille nicht ganz so weit wie Muschg, aber immerhin auch 600 Jahre zurück. Sein wirklicher Held ist kein Ritter und kein Mensch, sondern - Magier, Mönche, Kastraten abgerechnet - die Musik. Und damit sind wir in der Nähe von Harry Mulisch, dessen "Entdeckung des Himmels" (Hanser) 840 Seiten wiegt. Trotz des günstigen Weltraumtitels geht es in Mulischs Buch irdisch und heutig und zweifelnd zu.
Weil Briefeschreiben ähnlich schön gestrig ist wie Monogramme in die Aussteuerstücke sticken, hat Antonia Byatts im Repertoire des 19. Jahrhunderts geblättert und eine saftige Brief-Romanze aufgedeckt; "Besessen" (Insel) ist vergleichsweise schlank, da das Buch nur 560 Seiten umfaßt.
Nun muß sich erst zeigen, wer in diesem dicken Frühjahr bei der Gunst der letzten Leser vorne liegt. Wir tippen auf Kraussers "Melodien". Von links bis rechts, von Savonarola bis Ernst Jünger, von Päpsten und Sängerknaben, vom Lederjackenträger bis zum verrückten Professor ist in diesem genialen Kreisverkehr alles drin.
Bei den Grimms frißt der böse Wolf Kreide und die liebe Großmutter liegt mit Ziegelsteinen im Bauch tot im Bett. Im Non-Book-Age werden Ziegelsteine zu Büchern und Wölfe zu Sängern. Hurra: Das Buch ist was? "Rund" heißt die Melodie. V.A.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Nord- Apotheke, Bad Homburg, Gluckensteinweg 91; Hirsch-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102.
Oberursel/Steinbach. Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Str. 2-4.
Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2; Glaskopf-Apotheke, Glashütten, Limburger Str. 29.
NIDDERAU. Ein ausgewogenes Programm verspricht der Kulturring wieder für dieses Jahr. Am Mittwoch, 3. März, liest der im Taunus geborene Klaus Göddert in der Stadtbücherei Windecken ab 20 Uhr aus seinem Erstlingswerk "Zager, Zedorn". Der hessische Kultusminister würdigte den Roman mit einem Förderpreis. Die Familienchronik erzählt von der sich langsam wandelnden Dorfkultur mit all ihren Begleiterscheinungen.
Zehn Tage später, am Samstag, 13. März, lädt der Kulturring zu einer klingenden Europa-Revue mit Multimedia- Show und Quiz ein. "Europa singt und tanzt" lautet der Titel der Veranstaltung in der Schloßberghalle Windecken. Entertainer Fred Geez moderiert den Abend.
Einen humoristischen Abend mit zeitnahen Sketchen in hessischer Mundart im Saalbau Schmidt in Eichen steht für den 24. April auf dem Programm. Im Bürgerhaus Ostheim gastiert das Tegernseer Volkstheater am 8. Mai mit dem Lustspiel "Die Schwindelnichte". Am selben Ort erklingt am 13. Juni "Musik à la Francaise". Während des zweistündigen Konzerts sind am Jazz orientierte Interpretationen von Musik zu hören, deren Wurzeln in Barock und Klassik liegen.
Auch den Nachwuchs hat der Kulturring nicht vergessen: Am 20. Juni spielt das Wittener Kinder- und Jugendtheater im Bürgerhaus Ostheim das Stück "Guten Tag kleines Schweinchen". Gleich zwei Vorstellungen gibt das Frankfurter Fronttheater in der Schloßberghalle. Die Künstler aus der Metropole gastieren dort am 30. und 31. Juli. Nach einer kurzen Sommerpause setzt der Kulturring seine Veranstaltungsreihe am 11. September in der Schloßberghalle mit einem Auftritt des Vokalensembles "Sechszylinder" fort. Das Tourneetheater Oenicke führt am 1. Oktober am selben Ort Woody Allens "Spiel's noch mal, Sam" auf. Am 6. November zeigt die Theatergemeinschaft "Frischauf Bruchköbel" in der Mehrzweckhalle Erbstadt "Die Mausefalle" von Agatha Christie.
Wie in den Jahren zuvor steht die Schloßberghalle im November Hobby- Künstlern zur Verfügung, und für den 19. Dezember lädt der Kulturring zum Weihnachtmärchenspiel ein. Wie er mitteilt, sind weitere Dichterlesungen, unter anderem mit Eva Demski, in Planung. jur
jk FRANKFURT A. M. In ungewöhnlich scharfer Form weist die Lufthansa einen Bericht in der heute erscheinenden neuen Ausgabe des Manager Magazin zurück. Die Zeitschrift zitiert darin ein Papier der Düsseldorfer Unternehmensberatungsgesellschaft McKinsey, das der Lufthansa für den Zeitraum 1993 bis 1996 Verluste im laufenden Geschäft von vier Milliarden Mark prognostiziert. Dieser Fehlbetrag werde nach Darstellung des Hamburger Magazins trotz des gegenwärtigen Sparkurses anfallen. Ohne zusätzliche drastische Beschlüsse sind der McKinsey-Analyse zufolge daher Illiquidität und Konkurs der Fluggesellschaft unausweichlich. Als Beleg für diese Einschätzung zitiert das Blatt einen an die Adresse des Aufsichtsrates gerichteten Satz von Vorstandschef Jürgen Weber: "Eine nachhaltige Sanierung und Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit ist innerhalb des bestehenden Handlungsspielraums der Lufthansa nicht möglich."
Die Kranich-Firma reagiert darauf mit den Worten, daß die Behauptungen über den Verlust "jeder Grundlage entbehren". McKinsey habe "ohne Auftrag und mit nicht nachvollziehbaren Zahlen ein Szenario gezeichnet, das angesichts der tatsächlichen Sanierungserfolge der Lufthansa unseriös ist". Ein Sprecher bekräftigt vielmehr, daß "spätestens 1995 ein mindestens ausgeglichenes Geschäftsergebnis" zu erwarten sei. Zahlen zur Untermauerung dieser Perspektive würden dem Aufsichtsrat im März vorgelegt. Von McKinsey in Düsseldorf war wegen Rosenmontag keine Stellungnahme zu dem Vorwurf der Unseriosität und des eigenmächtigen Handelns zu bekommen.
Wie der Lufthansa-Sprecher ferner betont, ist der zitierte Satz des Vorstandschefs keineswegs auf eine angeblich drohende Pleite gemünzt. Weber habe mit diesen Worten darauf hinweisen wollen, daß die Lufthansa derzeit keine Möglichkeit habe, sich neues Kapital zu beschaffen. Eine finanzielle Zufuhr durch den Hauptaktionär Bund scheidet jetzt und in absehbarer Zukunft durch die leeren Bonner Kassen aus, und vor einer Privatisierung steht das Problem mit den Renten der Beschäftigten unter Verwaltung der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Würde die Beteiligungsquote der Bonner unter die 50-Prozent-Marke rutschen, verlöre unter den derzeitigen Bedingungen das Lufthansa- Personal den Großteil seiner Ansprüche auf Altersruhegeld. Bevor dafür keine Ersatzregelung gefunden ist, liegt die Privatisierung in weiter Ferne und ist der - wie Weber dem Aufsichtsrat deutlich machen wollte - Handlungsspielraum des Vorstandes eingeschränkt. Die Bundesrepublik hält am Stammaktien-Kapital der Lufthansa von knapp 1,4 Milliarden Mark einen Anteil von 56,3 Prozent. Die Vorzugsaktien, meist in Händen privater Anleger, repräsentieren 133 Millionen Mark.
Über das finanzielle Abschneiden der Firma im vergangenen Jahr gibt es bislang nur lückenhafte Informationen. Finanzchef Klaus Schlede hatte vor kurzem den Verlust aus dem laufenden Geschäft auf 1,2 Milliarden Mark beziffert. Diese Zahl wird freilich in der Ergebnisrechnung nicht auftauchen, denn dann wäre der Vorstand gemäß Aktiengesetz schon längst zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung verpflichtet gewesen. Stille Reserven in einem hohen dreistelligen Millionen-Umfang mobilisieren die Buchhalter durch eine Änderung der Rechnungslegung. Hatte die Lufthansa ihre Flugzeuge bisher über zehn Jahre auf einen Restwert von fünf Prozent abgeschrieben, so umfaßt der Abschreibungszeitraum nun zwölf Jahre auf 15 Prozent Rest vom Anschaffungspreis. Der Unterschied ist enorm, wie die Quartalsberichte zum 30. Juni und 30. September verdeutlichen. Hatte der Vorsteuer- Verlust nach den ersten sechs Monaten 1992 noch 542 Millionen Mark betragen, so machte er am Ende der ersten drei Quartale lediglich 262 Millionen aus. Die Differenz geht fast in vollem Umfang auf das Konto "Neue Abschreibungsmethode", denn die Monate Juli, August und September brachten "ein nahezu ausgeglichenes operatives Ergebnis", wie es in einem im November veröffentlichten Rückblick hieß.
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Wohnwagen-Inventar geklaut NIDDA. Inventar im Wert von 6 600 Mark schleppten Diebe aus Wohnwagen davon, die auf dem Ausstellungsgelände eines Caravan-Händlers in Merkenfritz abgestellt waren. Die Wohnwagen wurden bereits am Dienstag, 16. Februar, aufgebrochen, teilt die Polizei mit. Vorfahrt nicht beachtet NIDDA. Weil eine BMW-Fahrerin aus Nidda nicht die Vorfahrt eines entgegenkommenden Mercedes aus Nidda beachtete, kam es am Freitag zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein Schaden von 10 500 Mark entstand. Laut Polizei wollte die BMW-Fahrerin gegen 7.50 Uhr von der Beunde nach links in die Reinhard- Koch-Straße abbiegen. Der Zusammenstoß mit dem Mercedes war so heftig, daß der BMW noch gegen einen haltenden Opel aus Schotten geschoben wurde. Frauen-Union informiert über DSD BAD NAUHEIM. Über das Duale System Deutschland (DSD), das Recyclingunternehmen der Verpackungsindustrie, spricht der CDU-Landtagsabgeordnete Clemens Reif am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr im Kurhaus. Anschließend darf über das "brandheiße Thema", so die veranstaltende Frauen-Union Bad Nauheim, diskutiert werden. Neun Bäumen droht die Motorsäge FRIEDBERG. Der Umweltausschuß des Stadtparlamentes schaut sich am Donnerstag, 25. Februar, neun Bäume an, für die Anträge auf Fällen gestellt wurden: eine Esche im Burggarten, eine Robinie im "Schützenrain", drei Birken am Attichrain in Fauerbach, ein Zwetschenbaum am Parkplatz Burgfeld, zwei Pyramidenpappeln am Sportplatz in Ockstadt und eine Birke auf dem Friedhof in Ockstadt. Der Ausschuß trifft sich um 17 Uhr am Eingang der Burgkirche. Ziegenzüchter tagen FLORSTADT. Die Vereinigung der Ziegenhalter und -züchter für Wetterau und Umgebung veranstaltet ihre Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus in Nieder-Florstadt. Der "Tag der Ziege" im Hessenpark und die Ziegenschau in Florstadt sollen vorbereitet werden.
DREIEICH. Von der SPD und den Grünen im Landtag abgelehnt wurde ein erneuter Vorstoß des CDU-Abgeordneten Rüdiger Hermanns aus Dreieich, die vom Verwaltungsgericht in Kassel bereits im Juni vergangenen Jahres abgelehnte Planung der B 46 (neu) als mögliche Lösung der Verkehrsprobleme in Dreieich im Gespräch zu halten. Die CDU forderte eine umfassende Untersuchung darüber, wie die Verkehrsprobleme der Dreieicher Stadtteile Offenthal und Götzenhain sowie des Rödermarker Stadtteils Urberach beseitigt werden könnten. Dabei müsse ausdrücklich die bestehende Planung der B 46 (neu) mit einbezogen werden, die in Kassel aus Gründen des Naturschutzes abgelehnt worden war.
Derzeit prüft das Bundesverwaltungsgericht, ob eine Revision des Verfahrens zulässig ist. Zustimmung fand die Landes-CDU bei der FDP in Wiesbaden, während die FDP in Dreieich sich gegen die vorliegende Planung ausspricht. fra
Briefe an die Redaktion
"Blick nicht nur in eine Richtung" FR-Leser Oswald Stein hat am 5. Februar an dieser Stelle die Rede von Hartmut Wiethaup (DGB) bei der Kundgebung gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhaß in Kronberg am 30. Januar kritisiert. Auf die Replik Wiethaups, die wir am 10. Februar abdruckten, antwortet
In seiner Antwort auf meinen Leserbrief vom 5. Februar geht Hartmut Wiethaup nicht auf meine Argumentation ein, sondern wiederholt im wesentlichen das, was er bei der Kundgebung des DGB in Kronberg gesagt hat. Ich muß also meinen Standpunkt etwas ausführlicher darlegen. Herr Wiethaup schreibt: "Es besteht unbestritten die Notwendigkeit gerade der Deutschen, aus ihrer für viele Menschen leidvollen Geschichte zu lernen. Deshalb sollten sich alle Deutschen mitverantwortlich fühlen, daß sich eine Situation wie 1933 mit allen schrecklichen Folgen nicht wiederholt." Damit rennt er bei mir offene Türen ein. Aber nicht nur bei mir, sondern auch bei dem Mann, den er als den "Doktorand der Geschichte, Helmut Kohl", apostrophiert (übrigens: Ein Doktorand ist einer, der gerade seine Doktorarbeit schreibt. Erstaunlich, daß ein Bundeskanzler für so etwas noch Zeit findet!)
Kohl sagt zur Erläuterung seines Ausspruchs von der "Gnade der späten Geburt": "Gnade" meint eben nicht das Recht, sich der gemeinsamen Haftung für das im deutschen Namen begangene Unrecht zu entziehen. Gerade umgekehrt: Sie bedeutet eine Verpflichtung - den durch eigenes Erleben beglaubigten Auftrag, alles daranzusetzen, damit auf deutschem Boden nie wieder Unrecht, Unfreiheit und Unfrieden möglich werden . . . Gnade meint aber auch: Es ist nicht das moralische Verdienst einer Generation, der Verstrickung in Schuld entgangen zu sein. Der Zufall des Geburtsdatums hat uns davor bewahrt, zwischen Anpassen und Mitmachen einerseits und Märtyrertum andererseits wählen zu müssen. Wir haben keinen Grund, darauf stolz zu sein."
Es gibt noch einen weiteren Punkt, in dem ich Herrn Wiethaup zustimme. Er spricht von der "Mitverantwortung der CDU . . . für die ausländerfeindlichen Ereignisse". Mit Recht. Aber fairerweise muß man sagen: Auch andere Parteien haben dazu beigetragen. Bei der SPD sind es vor allem Kommunalpolitiker, die Dreck am Stecken haben. So wird von einem SPD-Ratsherrn in Hünxe ein Ausspruch über Aussiedler und Asylbewerber berichtet: "Wenn's nach mir geht - weg mit dem Pack!" Zwei Monate später brannte in Hünxe die Flüchtlingsunterkunft. Auch das verbale Bekenntnis der SPD-Spitze zum Asylrecht hat durch ihr Verhalten im sogenannten Asylkompromiß nicht gerade an Glaubwürdigkeit gewonnen. Wenn man schon Ursachen feststellen will, darf man den Blick nicht nur in eine Richtung wenden.
Oswald Stein Königstein
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
DREIEICH. Ihren Kandidaten für die erste direkte Bürgermeisterwahl in Dreieich, am 6. Juni, wählen die Mitglieder des Stadtverbands der CDU am Donnerstag, 25. Februar, im Burghofsaal Dreieichenhain. Wer von der CDU ins Rennen geschickt wird, steht jedoch schon fest. In der Einladung an die Mitglieder heißt es: "Es ist selbstverständlich, daß unser Bürgermeister Bernd Abeln auch in der Zukunft die Geschicke der Stadt Dreieich leiten soll." Beginn der Versammlung ist um 20 Uhr. fra
ESCHBORN. Wie können Menschen die Bibel verstehen? Müssen sie sie wörtlich nehmen, wie dies bestimmte Richtungen in der Kirche tun, oder können sie die bildreichen Erzählungen nach allgemein menschlichen, immer wiederkehrenden Mustern (Archetypen) auslegen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Gesprächskreis in der evangelischen Andreas-Kirchengemeinde am Freitag, 26. Februar.
Ansatzpunkte für die Diskussion sind die Ideen der Theologin Christa Mewes, die schon vor Jahren Bibeltexte unter Anwendung der Psychologie Carl Gustav Jungs als archetypische Bilder interpretiert. Diese Gedanken führte unter anderem der katholische Theologe Eugen Drewermann weiter. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum, Langer Weg 2. she
OFFENBACH. Gleich dreimal waren Einrecher am Wochenende unterwegs. Nach Auskunft der Polizei ließen sie in einer Wohnung in der Bismarckstraße am Samstag abend zwischen 20.30 und 24 Uhr zwei Fernsehgeräte, einen Videorekorder, Vasen, einen Pelzmantel und eine Schmuckkassette mitgehen. Den Schaden beziffert die Polizei auf 15 000 Mark.
Am gleichen Abend zwischen 17.30 und 22.30 drang auch ein Einbrecher in eine Wohnung in der Friedrichstraße ein und nahm Goldschmuck und eine lilafarbene Velourlederjacke mit. Beim Öffnen eines Fensters in einem Seitenbau des Mehrfamilienhauses muß sich der Einbrecher an den Händen verletzt haben. Dort wurden Blutspuren entdeckt.
Schmuck, Bargeld und ein Videorecorder gehörten schließlich auch zur Beute, die ein Einbrecher in einer Wohnung in der Hugo-Wolf-Straße machte. Dabei wurde ein Sparschwein auf dem Boden zertrümmert. Schaden: 20 000 Mark. pmü
Kleine Lokalrundschau
Der Erde helfen "Die Umwandlung der kosmischen Kräfte oder wie wir der Erde helfen können" heißt das Thema eines Vortrags, zu dem die "Christliche Universelle Gnostische Bewegung" für Donnerstag, 25. Feburar, um 20 Uhr in das Hilde-Müller- Haus, Wallufer Platz, einlädt. Kunst aus Leder und Holz "Haltbare Arbeiten aus Leder und Holz" zeigt der Hattersheimer Künstler Jörg Stein bis zum 28. März in der Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32. Die Ausstellung ist ab Donnerstag, 25. Februar, dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Ausblicke und Einblicke Gemälde, Collagen und Monotypien von der in Kelkheim lebenden Künstlerin Barbara Heier-Rainer sind ab Samstag, 27. Februar, in der Villa Clementine, Frankfurter Straße/Wilhelmstraße, ausgestellt. Thema: "Ausblicke, Einblicke - Zonen des Übergangs". Die Ausstellung ist bis zum 14. März donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Spaziergang durchs Westend Die Wiesbadener SPD lädt ein zu einem Stadtspaziergang am Samstag, 27. Februar, mit Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Luxemburg-Platz. Bilder im Hotel Die Malerin Heike Keymer zeigt ihre Ölgemälde und Bilder in Mischtechnik vom 1. März bis 30. April in der Lobby des Wiesbadener Penta-Hotels, Auguste- Viktoria-Straße 15. Vollwertkost für Anfänger Die AOK veranstaltet vom 2. bis 23. März einen Ernährungskursus: "Vollwert für Einsteiger", der viermal dienstags ab 18 Uhr im Gesundheitsforum, Rheintalstraße 15, in Dotzheim stattfindet. Anmeldungen erbittet die AOK unter der Telefonnummer 0611 / 44 71 49.
BAD VILBEL. Eine Änderung der Abwassergebühren-Satzung hat die FDP im Stadtparlament beantragt. Nach der Vorstellung der Liberalen soll sich die Stadt künftig an einer vom Hessischen Städte- und Gemeindebund erarbeiteten Mustersatzung orientieren, derzufolge die Gebühren nicht - wie in Bad Vilbel der Fall - nur auf der Grundlage des Frischwasserverbrauchs berechnet werden, sondern bei der ebenfalls das abfließende Niederschlagswasser von versiegelten Flächen berücksichtigt wird.
Grundstücksbesitzer, so FDP-Sprecher Gregor Weiser, könnten so dazu motiviert werden, eine Flächenversiegelung zu vermeiden oder wieder zu beseitigen und damit einen Beitrag zum Grundwasserschutz zu leisten.
Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU) bezeichnete das Anliegen der FDP als "alten Hut". Gleichwohl sei der Antrag erwägenswert. Minkel gab zu bedenken, daß es eines erheblichen Verwaltungsaufwandes bedürfe, um alle versiegelten Flächen zu erfassen und zu berechnen sowie die ständigen baulichen Veränderungen zu überwachen. Auf Antrag der CDU wurde der FPD-Antrag nahezu einstimmig in den Haupt- und Finanzausschuß überwiesen. mu
SULZBACH. Flaschenkorken sind viel zu schade, um sie in den Müll zu werfen. Deshalb will die Gemeinde ab sofort auf dem Bauhof Korken, beispielsweise von Weinflaschen, sammeln. Denn seit Aluminium in den gelben Sack kommt, stehen auf dem Bauhof die Tonnen leer. Dort hinein könnten die Sulzbacher ab sofort Korken werfen. Die Verschlüsse aus dem natürlichen Stoff werden anschließend in der Werkstatt des Epilepsiezentrums in Kehl zu einem Granulat verarbeitet, das in Hohlräume geschüttet wird, zum Beispiel zur Wärmedämmung zwischen Dachsparren oder in Zwischenwände .
Die Gemeinde will mit der Korken- Sammlung nicht nur Arbeitsplätze behinderter Menschen erhalten helfen, sondern auch einen Beitrag leisten, damit die Korkeichenwälder im Mittelmeerraum nicht weiter abgeholzt werden. she
. . . und außerdem Weisheitszahn eines Chatten im Garten
Jahrzehntelange Bemühungen, wertvolle Ausgrabungsfunde aus dem Bereich Nida-Heddernheim einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, führten jetzt zum Erfolg: Das in der Oranienstraße in Heddernheim als Kindertagesstätte vorgesehene Gebäude, neben der Kirche St. Peter und Paul, stellte die Stadt Frankfurt für ein Museum zur Verfügung. Aufgrund seiner Holz-Stein-Bauweise eignet sich das Haus hierfür besonders gut.
Mittlerweile wurde das Oranien- Museum vom örtlichen Bürgerverein eingerichtet und von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler seiner Bestimmung übergeben. Zur feierlichen Eröffnung am Rosenmontag kamen unter anderen auch die Kulturdezernentin Linda Reisch sowie die Magistratsmitglieder Hanskarl Protzmann, Martin Grüber, Dr. Martin Wentz, Tom Koenigs und Stadträtin Lilli Pölt. Mit Helmut Gärtner an der Spitze, war auch der Ortsbeirat 8 fast vollständig vertreten.
Der Neubau wurde umgewidmet, weil Erhebungen die zwingende Notwendigkeit nicht bestätigten. Das Hundertwasser-Jahrhundertwerk im Mertonviertel würde auf lange Sicht genügend Kindergartenplätze bieten, so die Kulturdezernentin. Ein drastischer Geburtenrückgang im Ortskern Heddernheims habe die Entscheidung des Magistrats zur Umwidmung des Gebäudes in der Oranienstraße erheblich erleichtert, erklärte OB von Schoeler. Folgekosten entstünden der Stadt kaum, da sich der Bürgerverein und der Karnevalverein "Heddemer Käwwern" spontan bereit erklärt hätten, das Museum in eigener Regie zu verwalten.
"Käwwern"-Vorsitzender Dietmar Pontow und sein Freund, Bürgervereinsvorsitzender Dieter Luwe, werden sich für die Führungen durch das Haus zur Verfügung stellen. "Wir verlangen dafür nichts", versicherten beide. Darüber freut sich besonders Stadtkämmerer Grüber.
Im übrigen ist auch das Problem des kontaminierten Bodens gelöst: Der Erdaushub aus der Oranienstraße ersetzt die verseuchte Erde im Mertonviertel. Unterstützung bei der Einrichtung von Parkplätzen auf Grünflächen in der näheren Umgebung des Museums, den großen Stiftsgarten einbezogen, hat Umweltdezernent Tom Koenigs signalisiert. Allerdings müßten erst noch einige Bäume gefällt werden.
"Parkplätze müssen schnellstens geschaffen werden, da wir viele Touristen aus dem In- und Ausland erwarten", drängt Bürgervereinsvorsitzender Luwe den Dezernenten zur Eile. Als Geschenk der Stadt an das Museum hatte Linda Reisch einen Kölner Teller mitgebracht. "Er ist zwar fabrikneu, wird aber irgendwann auch einmal prähistorisch sein", schmunzelte sie. Für die Überraschung sorgte das Ortsbeiratsmitglied Alfons Dresch. Er präsentierte ein Fundstück, von dem berühmte Archäologen überzeugt sind, daß es zur Zeit der Römer als Bodenhindernis gegen die Raser unter den römischen Kampfwagenführern verwendet wurde. Dresch nannte auch den Namen des igelförmigen Gebildes: "Klaa Pariser Raserbremser".
Die Resonanz schon einen Tag nach der Einweihung des Museums verblüffte: Tausende machten sich bereits heute vormittag auf den Weg nach Heddernheim, um - noch vor dem Fassenachtszug in "Klaa Paris" - die unschätzbar wertvollen prähistorischen Funde zu bewundern.
Zu den wertvollsten Exponaten gehören ein Weisheitszahn (vermutlich eines Chatten und etwa 11 000 Jahre alt), beim Bau der Römerstadt entdeckt, eine Priapusfigur (um 83 nach Christus), 1976 bei Umgrabungen in der Kleingartenanlage Brühlwiese gefunden, sowie ein versteinerter Mondfisch, der darauf schließen läßt, daß der Bereich Nida-Heddernheim in der Steinzeit ein Riesensee gewesen sein muß. GÜNTHER DILLENBURGER
BAD VILBEL. Eine Radtour für 15 Mädchen und Jungen ab 15 Jahren nach Schlesien bietet die Evangelische Kirchengemeinde Massenheim vom 11. bis 24. August an. Pfarrer Harald Wysk und die Betreuerinnen wollen mit den jungen Leuten 600 Kilometer von Görlitz nach Krakow in neun Etappen bewältigen.
Mit der Bahn wird nach Görlitz und von Krakow zurückgefahren. Die Teilnahme kostet einschließlich Verpflegung, Gepäck- und Fahrradversicherung 550 Mark. Die Gruppe kommt bei deutschsprechenden polnischen Familien unter. Es wird auch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau besucht. Eingeladen sind ebenfalls Jugendliche aus der anhaltischen Partnergemeinde Löhsten/Döbrichau/Rehfeld. Zur Vorbereitung werden eigens Konditionstrips stattfinden und Kurse in der Fahrradwerkstatt der Kirche. Anmeldeschluß ist am Osterferien-Ende. Auskünfte sind dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr unter Tel. 4 10 77 zu erhalten. hm
DREIEICH. Eine Ausstellung über die Architektur von Plätzen in europäischen Städten, zusammengestellt vom Pariser Centre Pompidou, ist von Donnerstag, 25. Februar, an im Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße 50, zu sehen. Auf 89 Schautafeln werden Fotos und Planskizzen von 39 der berühmtesten Stadtplätze aus den zwölf EG-Ländern, zusammen mit Kommentaren über deren Bau- und Sanierungsgeschichte präsentiert.
Die Funktionen des Platzes als Sinnbild der Gesellschaftsordnung, als repräsentativen Ort, Marktplatz und Treffpunkt bis hin zum Verkehrsknotenpunkt, werden durchschaubar gemacht.
Unter den 39 Plätzen fehlt auch nicht der durch gravierende Baumängel bei der Rekonstruktion der "Ostzeile" ins Gerede gekommene Frankfurter Römerberg. Zur Ausstellung, die "zum Nachdenken über die Zukunft der in Mitleidenschaft gezogenen europäischen Städte anregen" will, laden die EG-Vertretung in Bonn, der Kreisverband der Europa-Union und der Magistrat der Stadt Dreieich. Beginn ist um 19.30 Uhr. Die Schau ist bis Sonntag, 14. März, täglich von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. fra
KEFENROD. Ein historisches Zeichen der Versöhnung zwischen Hitzkirchen und Helfersdorf soll noch vor der Jahrtausendwende auf einer Wiese entstehen. Ab 1994 plant auf Beschluß des Kefenröder Parlaments ein Architekt den Bau eines gemeinsamen Bürgerhauses. 20 000 Mark setzten die Politiker dafür ins Investitionsprogramm ein. Die Gemeinschaftshalle wird zwischen die beiden Dörfer gebaut. Hitzkirchen (390 Seelen) und Helfersdorf (170 Seelen) liegen nur wenige Meter auseinander. Seit Jahrhunderten überwog jedoch das Trennende.
Schon im Mittelalter lebten sich die Dörfler auseinander, Heinz Eckert. Damals gehörten die Siedlungen dem Ysenburger Fürsten. Der unternahm jedoch einen sogenannten Grenzritt, als er seinen Besitz auf mehrere Söhne verteilen mußte. Auf den Spuren der fürstlichen Pferde zieht sich bis heute eine Grenzline. Nach der Erbteilung gehörte Hitzkirchen zum Großherzogtum Hessen. Helfersdorf war preußisch. Es hat immer Übergriffe gegeben", resümiert Eckert die Geschichte. Vielleicht aus Fremdenangst? "Die Kinder haben sich gar nicht gekannt", erinnert sich Heinz Eckert. Die Helfersdörfer Jugend drückte noch kürzlich in Birstein die Schulbank, die Hitzkirchener in Kefenrod. Hitzkirchen hatte ein eigenes Kirchspiel, während die Helfersdörfer fünf Kilometer weiter in Spielberg das Vaterunser beteten. Bis 1972 gehörte Hitzkirchen zum Kreis Büdingen, Helfersdorf dagegen zu Gelnhausen. Erst dann ließ sich das kleinere Dorf im Tausch gegen Mittel-Gründau zur Wetterau eingemeinden.
Noch immer trennt manches die beiden Ortsteile von Kefenrod. Hitzkirchen bezieht seinen Strom von der OVAG - Helfersdorf von den Gelnhausener Kreiswerken. Hitzkirchen gehört zum Brandkassenbezirk Kassel, Hitzkirchen zur Darmstädter Direktion. Das Vereinsleben der Dörfler findet getrennt in den beiden alten Schulen statt. Die Säle sind so klein, daß kaum mehr als 30 Menschen hineinpassen. Aber das hat etwa 1996 ein Ende, schätzt Bürgermeister Bernd Kling. Das gemeinsame Bürgerhaus wäre größer und auf Dauer billiger als die beiden alten Säle. Man habe auch überlegt, ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus anzugliedern. "Aber da muß man vorsichtig agieren", meint Kling. Wer weiß, ob sich die Helfersdorfer Wehr widerspruchslos den Hitzkirchenern angliedert . . . nes
Am vergangenen Wochenende verübten noch unbekannte Täter in Bockenheim, Bornheim, im Nordend sowie am Nordwestkreuz insgesamt vier äußerst brutal ausgeführte Raubüberfälle.
Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich die erste dieser vier Straftaten am Samstagmittag. Die Inhaberin eines Lotto- Toto-Ladens mit Tabakverkauf in der Schloßstraße hatte gegen zwölf Uhr ihr Geschäft abschließen wollen, als ein etwa 25 Jahre alter Mann den Laden betrat. Er verlangte Zigaretten, die die 52jährige aus einem Hinterraum holen mußte. Als sie zurückkehrte, zwang er sie mit gezückter Schußwaffe, sich auf den Boden zu legen und flüchtete mit zwei Geldtaschen, in denen rund 18 000 Mark sowie diverse Schecks steckten.
Auf die Gleise der U-Bahn-Station Merianplatz stießen drei Täter am Samstag gegen 20.15 Uhr einen 33jährigen, nachdem sie ihm 300 Mark geraubt hatten. Mit ihrer Beute flüchteten die Männer in Richtung Berger Straße. Am Sonntag gegen Mitternacht wurde der 42 Jahre alte Angestellte einer Imbißbude in der Saalburgallee Opfer eines Raubüberfalls. Nach Angaben der Polizei hatten zwei Männer kurz zuvor den Imbiß betreten und zunächst Essen und Getränke bestellt. Als die anderen Gäste gegangen waren, zog einer der beiden Männer plötzlich eine Schußwaffe, drängte den 42jährigen in die Küche und zwang ihn, die Kasse zu öffnen, in der sich etwa 1200 Mark befanden.
Der Täter soll laut Aussage des Überfallenen einmal in den Küchenboden und sein Komplize mit einer Maschinenpistole in die Luft geschossen haben. Die ermittelnden Beamten konnte wenig später jedoch weder Einschußlöcher noch Schmauchspuren feststellen.
Nur wenig später - gegen 1.50 Uhr - überfielen zwei Täter in der Friedrich- Kahl-Straße eine 33 Jahre alte Taxifahrerin. Die beiden Männer waren an der Hauptwache in das Taxi eingestiegen und hatten als Fahrtziel Rödelheim angegeben. Einer der beiden Täter, der im Fond des Wagens Platz nahm, hatte zwei Krücken in den Händen. Sein Komplize setzte sich auf den Beifahrersitz. In der Friedrich-Kahl-Straße verlangten die Männer von der Taxifahrerin, sie sollte anhalten. Als sie gerade das Taxameter abschalten wollte, zog der Mann, der hinter ihr saß, die Frau an den Haaren zu sich heran, hielt ihr eine Schußwaffe, vermutlich eine Pistole mit Schalldämpfer, an die Schläfe und forderte die Geldtasche.
Der Beifahrer riß die Tasche mit 130 Mark an sich, öffnete die Fahrertür und schubste die Frau aus dem Fahrzeug. Beide Täter flüchteten mit dem Taxi, das eine knappe Stunde später in der Wiesbadener Straße in Königstein von Polizisten verlassen aufgefunden wurde.
In keinem der Fälle wurde eines der Opfer verletzt. enk
HANAU. Gesucht wird: ein Lastwagen mit Kastenaufbau und einer Ladefläche von vier bis fünf Metern Länge. Und ein Besitzer, der ein solches Fahrzeug - am besten kostenlos - zur Verfügung stellt, für einen Hilfstransport nach Dalmatien. Mit diesem Wunsch hat sich nun Ralf Amend an die Öffentlichkeit gewandt, nachdem alle anderen Bemühungen vergeblich waren.
Amend, von Beruf Polizeibeamter, hat in der Vergangenheit bereits drei Ladungen auf die Adria-Inseln Cres und Losinj geschafft. Ihr Ziel dort: Flüchtlingslager für bosnische und kroatische Mütter mit ihren Kindern, die in kaum nachvollziehbaren Verhältnissen zu überleben versuchen. Zusammen mit seinen Mitstreitern - darunter viele aus der Polizeidirektion - hat Amend nun eine vierte Ladung zusammengestellt, die aus Bekleidung, Kindernahrung, Vitaminen, Medikamenten und mehreren Krankenbetten besteht.
Wegen dieser Betten wird auch ein Lastwagen benötigt, nachdem für den jüngsten Transport der Kreis seinen Partnerschafts-Reisebus zur Verfügung gestellt hatte. Amend suchte bisher vergebens, auch die Stadt Hanau wollte nicht helfen - mit dem Argument, die Stadt konzentriere ihre Hilfe derzeit auf die russische Stadt Jaroslawl.
Gefragt sind nun Firmen, Speditionen oder ähnliche Unternehmen, die einen Lastwagen bereitstellen könnten. Ralf Amend ist zu erreichen unter den Telefonnummern 0 61 81 / 1 00 - 3 79 oder 0 61 81 / 2 69 11. Die Initiatoren garantieren im übrigen, daß die Fahrtroute nicht durch Krisen- oder Kriegsgebiete führt. az
JÜRGEN W. DIENER ist zum 24. Mal zum Vorsitzenden des Fördervereins der Pfadfinder Petterweil gewählt worden. Als Zweite Vorsitzende wurden WALTRAUD DIENER und als Schatzmeister DIETER LÜDTKE bestätigt.
Der Verein betreibt das Pfadfinderzentrum im Lilienwald, das seit Sommer 1973 175 000mal Pfadfinder/-innen aus aller Herren Länder aufgenommen hat.
ELLEN STRENG hat WOLFGANG ROSENHAGEN im Vorsitz der Sängerlust Kloppenheim abgelöst. Die neue Vorsitzende ist seit sechs Jahren Mitglied des Frauenchors und die erste Frau an der Spitze des 82 Jahre alten Gesangvereins. Zweite Vorsitzende wurde in der Jahreshauptversammlung RENATE ASBACH. Höhepunkt im Veranstaltungsreigen des Vereins wird das Herbstkonzert am 16. Oktober im Bürgerzentrum sein.
SCHLÜCHTERN. "Äktschen für lasche Waden" bietet das Jugendbildungswerk des Main-Kinzig-Kreises im nächsten Halbjahr gleich dreimal an: Die erste, rund 50 Kilometer lange Radtour unter diesem Motto startet am 9. Mai um 10 Uhr in Schlüchtern. Die Radler folgen den Spuren Ulrich von Huttens auf dem Drei-Burgen-Weg.
Entlang des Wanderweges im oberen Kinzigtal fahren die Pedaleure durch das Elmbachtal zur Burg Brandenstein und zur Steckelburg. Weiter geht&rquote;s durchs Sinntal bis zur Burgruine Schwarzenfels, die Rückfahrt führt über Sterbfritz und Herolz zurück nach Schlüchtern.
Anmeldungen nimmt das Kreis-Jugendbildungswerk, Barbarossastraße 16-18 in 6460 Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 8 54 80, entgegen. Meldeschluß ist am 25. April. Des weiteren sind am 23. Mai eine "Raubritter-Tour" mit Ausgangspunkt Gelnhausen und am 27. Juni eine Fahrt rund um Steinau geplant. tja
HANAU. Der Topf für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) im Arbeitsamt ist leer. Von 3,8 Millionen Mark, die im Arbeitsamtsbezirk Main-Kinzig im vergangenen Jahr zur Verfügung standen, bleiben nach den Bonner Sparbeschlüssen gerade mal 300 000 Mark übrig. 1991 waren es noch acht Millionen Mark.
"Das bedeutet, daß wir keine ABM mehr anleiern können", bedauert Jürgen Jung, Sprecher im Arbeitsamt Hanau. Die kleine Summe reiche nur noch für fünf Stellen aus. Für viele der 203 Männer und Frauen, die derzeit in den 142 ABM-Projekten im Kreis beschäftigt sind, heißt dies, daß sie nach Ablauf ihrer Verträge wieder arbeitslos werden. ABM- Verträge, die in diesem Jahr auslaufen, kann das Arbeitsamt nur in wenigen Fällen verlängern. "Wir haben keine Mark mehr zur Verfügung", sagt Jung.
"Mehr als übel", findet das die Diplompädagogin Margarete Petersein vom Vorstand der Jugendwerkstatt, die Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte für erwerblose junge Leute anbietet. Für acht ABM-Kräfte, die derzeit von der Jugendwerkstatt beschäftigt und betreut werden, laufen ab Sommer die Verträge aus. Nur zwei von insgesamt zehn können in ein festes Beschäftigungsverhältnis übernommen werden.
Dabei habe das Arbeitsamt vor Bekanntgabe der Sparpläne noch dazu angeregt, die Jugendwerkstatt möge rund 15 zusätzliche ABM-Stellen schaffen, berichtet Geschäftsführer Torsten Reinhardt. Das Konzept lag bereits vor, interessierte Erwerbslose und mögliche Arbeitgeber waren gefunden. Nun hagele es Absagen, und der Plan verschwinde in der Schublade. Die Jugendwerkstatt sieht ihre Möglichkeiten stark eingeschränkt, mit Arbeitslosen zusammen "aus der Arbeit heraus neue Perspektiven zu entwikkeln". Was das für die Projekte konkret bedeutet, soll auf einer Vorstandssitzung am Mittwoch besprochen werden.
Nicht nur in der Jugendwerkstatt, auch im Pflegeheim Mehrholz fallen ab August drei ABM-Stellen weg. Der stellvertretende Leiter Alois Klein sieht es gelassen. Bei rund 200 Beschäftigten führe der Verlust der Arbeitskräfte nicht dazu, daß sich das Leistungsangebot verschlechtere. Was jedoch wegfalle, sei eine zusätzliche Möglichkeit, Heimbewohnern das Leben zu verschönern.
Auch auf dem Bauhof der Gemeinde Birstein könne man ohne die drei Arbeiter auskommen, meint Bürgermeister Walter Kurzkurt. Sie waren im Zuge von ABM beispielsweise für den Winterdienst in der Gemeinde zuständig. Bei der Bücherei in Erlensee wird die ABM-Dame dagegen sehr fehlen. Sie war eingesetzt, um das Karteikartensystem auf EDV umzustellen.
"Glücklich sind wir natürlich nicht darüber", versichert Arbeitsamtsdirektor Christian Greiner. Durch ABM habe die Behörde eine arbeitsmarktpolitische Möglichkeit gehabt, vor allem Langzeitarbeitslose wieder in feste Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Siebzig Prozent aller 12 224 Menschen ohne Arbeit im Main-Kinzig-Kreis seien dies bereits seit mehr als einem Jahr. Der Direktor gibt die Hoffnung allerdings noch nicht ganz auf, daß im Laufe des Jahres noch ABM-Mittel dazukommen werden.
Auch im Sozialamt wird sich die Veränderung in naher Zukunft bemerkbar machen. "Ein Teil der Betroffenen wird den Gang zum Sozialamt machen müssen", glaubt Leiter Manfred Vosbeck. gem
GLASHÜTTEN. Nach Ansicht der FDP ist der Sportplatz in Schloßborn schon für 200 000 Mark zu sanieren. Bei einer Vorführung Mitte Februar in Offenbach- Rumpenheim habe sich gezeigt, daß sich der Platz in mehreren Lagen mit einem Vlies beschichten lasse. Diese Maßnahme stünde mit dem Landeserlaß im Einklang, wonach die Kommunen die dioxinverseuchten Anlagen sanieren müssen.
Bei dieser Lösung könne man neue Erkenntnisse über "Kieselrot" auch jederzeit nachträglich umsetzen. Wenn aber der Boden für zwei Millionen Mark komplett ausgetauscht werde, müsse die Gemeinde zwei Jahre auf jegliche sonstige Investitionen verzichten, zum Beispiel die Grundschulerweiterung. jd
KARBEN. Eltern und Grundschulkinder der ersten und zweiten Klassen können bei der Volkshochschule spielerisch Englisch lernen. Ein Informationsabend findet am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr in der Grundschule Petterweil statt. Der Kursus selbst beginnt am Montag, 8. März, um 15 Uhr in der Grundschule. Geplant sind 30 Unterichtseinheiten an 14 Tagen zu einer Gebühr von 120 Mark für ein Kind und ein Elternteil zusammen. Die Leitung hat Lori Tengler. Geplant sind Rollenspiele, Lieder, Pantomimen und Dialoge. hm
Kleine FR
"Ein Bürger unserer Stadt" Dem russischen Maler Alexej von Jawlensky, der in Wiesbaden lebte, ist eine "thematische Führung" mit Dr. Kornelia von Berswordt-Wallrabe im Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2, gewidmet. Termin: Dienstag, 2. März, um 18.30 Uhr. König Adolf von Nassau Die Familienkundliche Gesellschaft für Nassau und Frankfurt lädt zu einem Vortrag am Mittwoch, 3. März, 17 Uhr im Staatsarchiv, Mosbacher Straße 55. Dr. Hartmut Heinemann spricht über "König Adolf von Nassau und seine Familie".
NEU-ANSPACH. An die Hupe müssen sich die Westerfelder erst noch gewöhnen. Mehrmals und mit Ausdauer muß Harald Möwes sie betätigen, seit sein im Dorf bekanntes Markenzeichen - die Klingel - kaputtgegangen ist. Der 32jährige benötigt die lautstarke Unterstützung, um auf sich aufmerksam zu machen: Er kutschiert einen Tante-Emma- Laden auf Rädern übers Land und macht in Schlafdörfern wie Westerfeld Station, wo es (außer einer Postfiliale) keine Geschäfte mehr gibt.
"Unser Auto ist praktisch der Marktplatz auf den Dörfern", sagt Möwes nicht ohne Stolz auf seinen Tourenwagen. Jeden Dienstag von 13.30 bis 14.30 Uhr steht das Spezialgefährt, in dem außer dem Fahrersitz kein Plätzchen mehr frei ist, in Westerfeld. In den Regalen an allen Seiten und in Truhen, sogar einer tiefkühlenden, findet sich alles, was man für einen Suppentopf braucht. Und mancherlei mehr. Das Angebot richtet sich hauptsächlich nach den Bedürfnissen der Kundschaft. 80 Prozent, erklärt Möwes, seien ältere Menschen. "Die von den Supermärkten vergessen werden."
Und so pflegt der mobile Laden auch die Grundregel jener häufig mitvergessenen Der-Kunde-ist-König-Philosophie: Beratung und Service. "Wir gehen mit Ruhe auf die Älteren ein. Bei uns ist kein Massentourismus wie in den Ladenketten", erklärt Möwes. Er ist Mitarbeiter eines Groß- und Einzelhandels mit Sitz in Reichelsheim in der Wetterau. Mit vier Wagen klappert die Firma die von Geschäftsleuten aufgegebenen Geisterdörfer Hessens ab. Möwes, der seit einem Dreivierteljahr über Land fährt, kennt seine Westerfelder Stammkunden schon genau. "Wenn einer in der Sammlung fehlt, frage ich immer, was hat die Oma denn? Ist sie gefallen?" In solchen Fällen kommt der Laden selbstverständlich vor die Haustür.
Albert Barth, mit 84 Jahren Mitglied der "Sammlung", weiß das rollende Geschäft zu schätzen: "Ich bin froh, daß wir es haben. Meine Frau ist im Sommer gestorben, und jetzt lebe ich allein." Nach Usingen zu fahren, ist ihm zu umständlich. Mehr noch: Zu den Einkaufskosten kämen vier Mark für die Busfahrt hinzu, so daß die Lebensmittel etwa genauso teuer sind wie die Einkaufswagen-Ware mit Zuschlag.
Alexandra Jung kalkuliert genauso: "Wenn ich den Spritverbrauch mitrechne, machen die zehn Pfennig mehr auch nichts aus." Für die junge Mutter ist es außerdem angenehmer und praktischer, ihren sieben Monate alten Sohn in den Kinderwagen zu packen und den Einkauf mit einem Spaziergang zu verbinden - statt das Auto aus der Garage zu holen. Jeden Dienstag kauft sie daher alles, was sie für die Woche braucht. Dabei nutzt sie auch das Angebot von Möwes, Sonderwünsche auf Bestellung mitzubringen. Max Günther gehört ebenfalls zur jüngeren Stammkundschaft. Der 39jährige erledigt seinen Wocheneinkauf im rollenden Lädchen, um diese Möglichkeit für das Dorf zu erhalten. Er will damit einen Fehler gutmachen: "Bei unserem letzten Laden habe ich nicht regelmäßig und konsequent eingekauft." Da er offenbar nicht der einzige "kurzsichtige Kunde" war, ging die Filiale vor anderthalb Jahren ein.
Wie sehr Unterstützung notwendig ist, zeigt das Schicksal der Nachbargemeinde Rod am Berg. Sie verlor nicht nur wie Westerfeld den letzten Spar-Laden, sondern ist mittlerweile sogar aus dem Tourenplan von Harald Möwes herausgefallen. "Das hat sich nicht so entwickelt wie gedacht", bedauert der Kaufmann. Gefahr für Westerfeld sei allerdings nicht in Verzug, versichert er. "Westerfeld ist anders." Zum einen umfasse die Kundschaft eine größere Gruppe als die üblichen sieben bis acht Einkäufer pro Station.
Zum anderen hätten sich die beiden Haltestellen im Dorf, die Möwes während seiner Stunde Aufenthalt anfährt, zu einem wirklichen Marktplatz entwickelt. Will heißen, zum Dorfmittelpunkt, wo sich alle treffen und die Neuigkeiten austauschen. "Es gibt Leute, die wohnen 30 bis 40 Meter auseinander und sehen sich die ganze Woche nicht. Wenn ich vorfahre, kommen sie raus aus dem Ameisenhaufen, und der Dorfklatsch geht los." Dabei kommt es auch schon einmal vor, "daß eine Oma bei mir zu weinen anfängt", erzählt Möwes.
In solchen Fällen wird der Kaufmann zum Seelsorger: "Ich höre zu. Viele sind ja ganz alleine - und ein gutes Wort tut auch ganz gut."
BAD VILBEL. Auf einen Antrag der FDP hin hat die Stadtverordnetenversammlung einstimmig die Stadtverwaltung aufgefordert, im Grünen Weg verstärkt die Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindikeit von 30 Stundenkilometern zu kontrollieren.
Im Grünen Weg befindet sich der Kindergarten der Christuskirchengemeinde, argumentierten die Freidemokraten. Weil der Weg noch ein Jahr lang wegen der Bauarbeiten in der Innenstadt als Umgehungsstraße genutzt werden muß, seien die Kinder hier besonders gefährdet. mu
ha BRÜSSEL. Die Stahleinfuhren aus den mit der Europäischen Gemeinschaft assoziierten Staaten Mittel- und Osteuropas werden voraussichtlich bei der Krisensitzung des EG-Ministerrates am kommenden Donnerstag nur als Randproblem angesprochen werden. Dies verlautet aus gut unterrichteten Kreisen in Brüssel. Trotz mancher kritischer Äußerungen vor allem aus Deutschland wird in Brüssel die Ansicht vertreten, daß die osteuropäischen Importe für die EG-weiten Schwierigkeiten der Branche keineswegs ausschlaggebend seien.
Das wichtigste Lieferland, die ehemalige Tschechoslowakei, hatte im vergangenen Jahr rund 1,3 Millionen Tonnen in die Gemeinschaft exportiert. Das entspricht grob gerechnet einem Prozent der EG-Stahlproduktion von rund 1,2 Millionen Tonnen. Allerdings war der Zuwachs im Vergleich zur Vorperiode mit einem Drittel beträchtlich. Dies ist nach Angaben von Experten auf zwei Faktoren zurückzuführen: 1991 hatten noch die "Selbstbeschränkungsabkommen" der ehemaligen Staatshandelsländer mit dem Zwölfer-Bund gegolten, während sich von vergangenem Frühjahr an die vorweg in Kraft gesetzte EG-Einfuhrliberalisierung aufgrund des Prager Assoziierungsvertrages auswirkte.
Nach Produkten getrennt, verlief die Entwicklung unterschiedlich. Am kräftigsten stiegen die Importe von warmgewalzten Blechen aus der ehemaligen Tschechoslowakei, die zwischen 1991 und 1992 auf 200 000 Tonnen verdoppelt wurden. Es folgt der Posten Walzdraht mit einem Anstieg um 13 Prozent auf 170 000 Tonnen.
Der EG-Assoziierungspartner Polen als zweitwichtigster östlicher Lieferant beförderte nach Angaben von Fachleuten 1992 rund eine Million Tonnen Stahlerzeugnisse nach Westeuropa. Die Einfuhren aus Ungarn, Bulgarien und Rumänien sind statistisch fast unerheblich, wie weiter verlautet.
Ein Preisdumping sei den tschechischen, slowakischen oder polnischen Lieferanten wohl kaum nachzuweisen, heißt es in Brüssel, wenngleich der EG-Industriellenverband Eurofer mit einer Beschwerde bei der Kommission "gedroht" habe. Die Löhne der Stahlarbeiter in den assoziierten Staaten betrügen im Schnitt etwa ein Zehntel ihrer westeuropäischen Kollegen, und der Rohstoff komme vorwiegend aus Rußland zu niedrigsten Preisen. Deshalb seien die tatsächlichen Produktionskosten für die östlichen Lieferanten um 30 bis 40 Prozent niedriger.
Diese Kostendifferenz schöpften sie bei der Gestaltung der Abnehmerpreise gar nicht aus, meint ein Beobachter, "weil die ja längst marktwirtschaftlich denken". Da bei einer "Dumpingbeschwerde" nachgewiesen werden muß, daß der attackierte fremdstaatliche Konkurrent nicht seine vollen Gestehungskosten berücksichtigt habe, vermutet man in Brüssel, daß es zwangsläufig bei der Eurofer-"Drohung" bleiben werde.
Zugegeben wird in der EG-Zentrale, daß die Ost-Einfuhren bisher "zum allergrößten Teil auf dem deutschen Stahlmarkt landen". Mit dem Wegfall der Kontrollformalitäten an den innergemeinschaftlichen Grenzen im europäischen Binnenmarkt werde sich das aber auch ändern, weil "gewisse Tricks" einiger anderer wichtiger EG-Partner nicht mehr so leicht anwendbar seien, heißt es in Fachkreisen.
Wie der EG-Industriekommissar Martin Bangemann vorige Woche erklärte, denkt die Kommission nicht daran, die in den Assoziierungsabkommen mit Prag, Warschau, Budapest, Sofia und Bukarest vereinbarte Handelsliberalisierung einschließlich der Stahlerzeugnisse zu ändern. Auch neue "Selbstbeschränkungsabkommen" schließt Brüssel für diese Staatengruppe aus. In den zweiseitigen Ausschüssen soll aber angemahnt werden, die Stahlkrise in der Gemeinschaft bei der Exportpolitik dieser Länder zu berücksichtigen.
Die Frau ist mit den Nerven am Ende. Sie sitzt im Kalten, weil der Gas- Ofen im Wohnzimmer die restliche Wohnung mitheizen muß und damit hoffnungslos überfordert ist. Wegen des Frostes kann sie ihre Badenische im Schlafzimmer nicht nutzen - das würde ihr Rheuma nicht mitmachen. Und schlafen kann sie auch nicht, weil nebenan auf der Baustelle der Fachhochschule Tag und Nacht gehämmert, gebohrt und gehupt wird.
Jetzt ist ihre letzte Hoffnung dahingeschwunden: Das Wohnungsamt hat es abgelehnt, sie als Wohnungssuchende zu registrieren. Sie sei auf ihren64 Quadratmetern "ausreichend untergebracht". Sonja S. (Name geändert) gehört zu denen, die sich als permanente Verlierer im Leben betrachten. Jahrelang hat sie als geschiedene Alleinerziehende mit ihren beiden Töchtern in der Kleiststraße gewohnt. Dann kaufte das Land Hessen 1970 die Häuser auf, um sie abreißen und Gebäude für die FH hochziehen zu lassen. Die Kleinfamilie mußte sich auf dem freien Markt eine neue Wohnung besorgen. Daß sie bei der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen mit ihrer Bewerbung nicht berücksichtigt wurde - zugunsten einer "kompletten" Familie aus Ehepaar mit einer Tochter - erlebt Sonja S. noch heute als Stigma.
1973 kehrte sie in die Kleiststraße zurück. Um die Ecke, in der Rat-Beil- Straße, ist sie geboren, in diesem Viertel kennt sie die Nachbarn, hier fühlt sie sich wohl. Die Wohnung war zwar in einem miserablen Zustand, aber billig. Die Bauarbeiten an der FH hielt Sonja S. für abgeschlossen.
Darin hatte sie sich geirrt. Ein Ende ist nicht abzusehen, und wenn nicht gerade gebaut wird, herrscht reger Zubringerverkehr, oder die Studierenden "feiern Feste bis in die Nacht". Nach mehreren Schicksalsschlägen wurde die Anwohnerin immer weniger belastbar. Ihre älteste Tochter starb, Sonja S. verfiel in schwere Depressionen. Der ständige Krach, die Mängel in der Wohnung, dazu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, eine Gastritis und Beschwerden mit der Wirbelsäule kamen hinzu.
Eines kam zum anderen und führte schließlich zur Erwerbsunfähigkeit. Mit der Heirat ihrer jüngeren Tochter verlor Sonja S. ihren nie eingelösten Anspruch auf eine Sozialwohnung. Erst vor zwei Wochen ist ihr Widerspruch gegen diese Entscheidung als unbegründet zurückgewiesen worden.
Das Amt hatte sie wissen lassen, daß in "Gebieten mit erhöhtem Wohnbedarf" Wohnungen nur dann zur Verfügung gestellt werden könnten, wenn das Einkommen entsprechend niedrig ist, wenn die Leute unzureichend untergebracht sind oder sonstige soziale Dringlichkeiten vorliegen. Wenn man Umweltbelastungen in einer Großstadt als unzumutbar anerkennen wollte, müßte man Tausende von Wohnungen aus dem sozialen Angebot nehmen. Und im übrigen gebe es Tausende, die wesentlich schlechter dran seien. Klaus Miehrig, Leiter des Wohnungsamtes, kennt das Dilemma zwischen den Vergaberichtlinien, die sich an "objektiv" erfaßbare Kriterien halten wie Einkommen, Wohnungsgröße im Verhältnis zur Personenzahl oder Ausstattung und dem subjektiven Unbehagen, ja Leiden von Mietern, die es wegen weniger leicht faßbarer Faktoren in ihrer alten Wohnung nicht aushalten, auf dem freien Markt nicht mithalten können und von der Stadt Hilfe erhoffen.
Angesichts der Tatsache, daß gut 13 000 Wohnungen schon für die kraß unterversorgten Fälle fehlen, eine Illusion. "Viele Wohnungssuchende versuchen, beispielsweise mit ärztlichen Attesten, ihrem Antrag mehr Nachdruck zu verschaffen. Aber wir haben einfach zu viel Fälle von großer Dringlichkeit."
Sonja S. wird mit ihrer Angst leben müssen. Mit der Angst, in absehbarer Zeit auf der Straße zu sitzen, wenn ihre 84jährige Hauseigentümerin stirbt. Mit der Angst, dann doch als Härtefall in einem Hochhaus zu landen, vor dem sie panische Angst hat. Die 50jährige weiß genau, wo sie gerne wohnen würde. In einem "normalen", überschaubaren Haus, in "ihrem Viertel", dort, wo es etwas ruhiger ist. Es gibt diese Wohnungen, sie kennt einige davon. Aber für die Sozialwohnungen bekommt sie keinen Berechtigungsschein, und privat vermietete kann sie sich nicht leisten von ihrer Mini-Rente. Sie wird zum nächst- schwereren Anti-Depressivum übergehen müssen. abi
Die 150 000 Sozialmieter in Frankfurt werden es als gute Nachricht ansehen, bei den Verantwortlichen im Römer schafft es mächtig Verdruß: Die geplante Fehlbelegungsabgabe für gutverdienende Inhaber von Sozialwohnungen entwickelt sich zur unendlichen Geschichte. Vor der Kommunalwahl am 7. März muß kein Sozialmieter mehr in der Stadt, verdiente er auch noch so viel, mit einem Bescheid über höhere Mieten rechnen. Auch die schon im Januar geplante Mahn-Aktion für 15 000 Bürger, die den städtischen Fragebogen zur Fehlbelegung einfach ignoriert hatten, fiel bisher ins Wasser. Gemeinsame Ursache: Für die Computer der 20 eigens eingestellten Mitarbeiter im Amt für Wohnungswesen existiert auch nach acht Monaten noch immer kein funktionsfähiges Programm, die Terminals stehen nutzlos herum.
"Wir warten auf ein Signal aus Freiburg", sagte Roland Frischkorn, Referent von Sozialdezernent Martin Berg (SPD). Bei einer EDV-Fachfirma in dieser baden-württembergischen Stadt hatte das Wohnungsamt schon im Sommer ein Datenprogramm zur Fehlbelegungsabgabe angefordert. War doch das benachbarte Bundesland mit gutem Beispiel vorangegangen - dort hatte die Abgabe schon Millionen Mark in die Kassen der Kommunen gespült.
Das EDV-Programm freilich aus Freiburg erwies sich nach einem ersten Probelauf in Frankfurt als untauglich - wegen zahlreicher hessischer Besonderheiten mußte es geändert werden. Nur ein Beispiel: Der in Hessen vorgesehene höchste Mietaufschlag von neun Mark pro Quadratmeter - in Baden-Württemberg kamen die Bürger billiger davon.
So arbeiten sich die Fachleute im Amt derzeit ohne Computer mühevoll durch Berge von Akten. 45 000 von 70 000 verschickten Fragebögen sind nach Auskunft von Amtsleiter Klaus Miehrig wieder eingegangen. Etwa 18 000 der Papiere vermochte man bisher zu überprüfen. Ernüchternde Erkenntnis: "Bei mindestens einem Drittel müssen wir erneut nachfassen" (Miehrig). Diese Fragebögen sind nur lücken- und fehlerhaft ausgefüllt.
Eine ungleich spannendere Arbeit haben die Experten, die den 10 000 "Irrläufern" auf der Spur sind - also den Briefen mit Fragebögen, die ins Amt zurückkamen, weil der Adressat entweder verzogen oder gar inzwischen gestorben war. Wie Miehrig sagt, gelang es, bis heute 3500 der "Irrläufer"-Fälle aufzuklären. Abgesandte der Behörde, die an der Wohnungstür klingelten, trafen Kinder oder Verwandte der ursprünglichen Mieter an - oder ganz andere Familien. Der Amtsleiter vermutet, daß es schon 1991 "Übertragungsfehler" gab - als die ersten Computer im Wohnungsamt aufgestellt wurden und es galt, unzählige Daten von Karteikarten zu übertragen. Niemand im Wohnungsamt legt sich derzeit mehr fest, wie die unendliche Geschichte von der Fehlbelegungsabgabe weitergeht. Ist das Computer-Programm aus Freiburg endlich in Frankfurt, möchte Amtsleiter Miehrig so schnell wie möglich wenigstens die Mahn-Aktion starten: Die 15 000 Haushalte, die noch gar nicht auf die Post aus dem Römer reagierten, bekommen eine neue Frist von drei Wochen, um zu antworten.
Wer auch dann seinen Fragebogen nicht zurückschickt, muß unweigerlich mit dem höchsten Mietaufschlag von neun Mark pro Quadratmeter und Monat rechnen.
Über das Durcheinander um die Fehlbelegung dürfen sich 15 000 Sozialmieter ganz besonders freuen: Nach Schätzung der Stadt müßten sie tatsächlich eine höhere Miete bezahlen. jg
Jakob heißt seit einigen Tagen nicht mehr Jakob, sondern Jack the Shatterhand - seine Freunde dürfen aber einfach Jack zu ihm sagen! Jack fährt natürlich kein Fahrrad mehr, denn sein Drahtesel ist kein Drahtesel, sondern hat die wundersame Metamorphose zum glänzenden schwarzen Rappen namens Hatatitla vollzogen - daß nach wie vor Herkules auf der Stange zwischen Lenker und Sattel steht, tut nichts zur Sache. Es ist deshalb auch nicht mehr das Schutzblech, das da klappert, sondern Hatatitla, der wiehert.
Klar, daß Jakob - pardon - Jack des morgens nicht zur Schule radelt, er reitet vielmehr ins feindliche Lager der Huronen, zum Kriegsrat ans große Lagerfeuer. Freilich ganz im Geheimen - nur tumbe Greenhorns glauben immer noch die Mär vom Klassenzimmer. . .
Doch jetzt ist high noon, die Stunde der Wahrheit. Jack the Shatterhand kann endlich seine wahre Identität offenbaren. Zwischen all den Narren auf der Straße fällt selbst ein echter Held des Westens nicht auf.
Womit Jack freilich nicht gerechnet hat: Die Stunde der Wahrheit hat auch für die "Squaw" an seiner Seite geschlagen, die andere Leute Jakob- Jacks Mutter nennen. Unvermittelt war das bis dato harmlose Wesen in eine wilde Raubkatze verwandelt.
Einen Mann mit eisernen Nerven kann das jedoch keineswegs erschüttern. Blitzeschnell hat Jack the Shatterhand seine Verteidigungsstrategie zurechtgelegt. Und die hört sich recht simpel an: "Ich ruf einfach Mami, ich bin's, Jakob - da fällt die bestimmt drauf rein." ana
Am kommenden Donnerstag wird "der Otto" wie immer im Rathaus bei "der Steffi" den Kopf in die Tür stecken, laut rufen "Wie geht's?" und vielleicht noch kurz auf den Tisch klopfen. Und die meisten, die schon Kaffee und belegtes Brötchen angucken, werden sich umdrehen und freundlich zurückfragen: "Na, Otto, und Dir?" Bis auf die, die noch neu sind in der Cafeteria der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung - die werden nur einen kleinen, älteren Mann sehen, dessen Gesicht häufig Lachfalten überziehen. Und sie werden gar nicht wissen, daß der SPD- Stadtverordnete Otto Thomazewski nach 29 Jahren im Stadtparlament ein wehmütiges Gefühl im Bauch hat.
Thomazewski ist ein Sozialdemokrat, wie es heute nur noch ganz wenige gibt. 1953, als die Arbeiter in der DDR gegen höhere Normen protestierten, da zog in Bitterfeld auch der junge Schweißer mit. Das brachte ihm 14 Monate ein wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" und eine "zweite Heimat", wie Thomazewski heute sagt - aus der Haft entlassen, floh er nach Frankfurt.
Hier, in Schwanheim engagierte sich der junge Sozialdemokrat nach der Erfahrung der "zweiten deutschen Diktatur" nicht nur bei den Kleintierzüchtern, sondern auch im SPD-Ortsverein. Bis heute. Und damit ist alles gesagt - und gar nichts natürlich. Überflüssig zu erwähnen, daß dem 67jährigen Rentner heute die Lichterketten gegen rechts "zu wenig" sind - er wünscht sich "mehr Zivilcourage" im Alltag. Bei Hermann-Josef Kreling kämen nur wenige im Römer auf die Idee, ihn beim Vornamen zu nennen. Dafür wirkt der ehemalige Stadtamtmann hinter seiner Brille ein wenig zu unnahbar. Menschen, die ihn kennen, wissen jedoch, daß das nur die halbe Wahrheit ist. Nicht temperamentvoll wie Thomazewski, ruhig und nachdrücklich prägte der Christdemokrat über Jahrzehnte manche Diskussion im Planungsausschuß des Rathauses.
1960 zog er ins Stadtparlament ein. War Kreling einmal von einer Sache überzeugt, stand er dazu. Fast sprichwörtlich ist im Römer der Heiligenstock geworden. 1978 hatte die CDU ein Wohngebiet nördlich von Seckbach wegen "klimatischer Bedenken" abgelehnt, 1979 schwenkte sie im Stadtparlament um - bis auf Kreling. Auch als Umlandverbands-Direktor scheute er kräftige Worte gegen Parteifreunde nicht.
Kreling und Thomazewski haben nicht nur gemein, daß sie am Donnerstag zum letzten Mal als Stadtverordnete den Plenarsaal betreten. "Ich habe immer gerne mitgearbeitet", hat der CDU- Politiker gesagt, als er nach 33 Jahren im Ausschuß verabschiedet wurde - mehr nicht. Im Römer-Handbuch umfassen seine Angaben zur Person zwei Zeilen - Thomazewski braucht fünf. Andere sagen auf einer Seite weniger.
Bescheidenheit im Engagement - (Kommunal)-politik bräuchte mehr davon. jg
Kleine Lokalrundschau
Gespräch: Was geht noch im MTK? HATTERSHEIM. Zu einem Informations- und Diskussionsabend unter dem Motto "Was geht noch im Main-Taunus- Kreis - die Grenzen der Belastbarkeit" lädt die Hattersheimer SPD für Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr ins Foyer der Stadthalle am Karl-Eckel-Weg ein. Rede und Antwort stehen Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler und Bürgermeister Alfred Schubert. Heringe mit Polit-Dressing ESCHBORN. Zum traditionellen Heringsessen mit dem Bundestagsabgeordneten Wolfgang Mischnick lädt die FDP- Fraktion für Freitag, 26. Februar, ins Bürgerzentrum Niederhöchstadt ein. Mischnick wird über das Thema "Aufschwung Ost - historische Herausforderung für uns alle" sprechen. Beginn: 19 Uhr. Tennisclub trifft sich SCHWALBACH. Der Umbau des Clubhauses und Vorstandswahlen sowie das sportliche und gesellschaftliche Konzept stehen auf der Tagesordnung des Tennisclubs TC Sportfreunde, der sich am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr im Clubhaus zur Mitgliederversammlung trifft. West Coast Jazz in Schwalbach SCHWALBACH. Wer Näheres über den West Coast Jazz erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, am Montag, 1. März, zu einer Veranstaltung des Jazzclubs um 20 Uhr ins Bürgerhaus, Raum 2, zu kommen. Dieter Caspritz wird auch Klangbeispiele auflegen. UL diskutiert über Autoverkehr SCHWALBACH. Zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem Thema "Weniger Autoverkehr - Was kann der Bürger tun" lädt die Unabhängige Liste (UL) für Dienstag, 2. März, 20 Uhr, ins Historische Rathaus ein. Referenten sind Frank Laurent vom Verkehrsclub Deutschland und ein Vertreter von car sharing Frankfurt. Film im Bürgerhaus SCHWALBACH. "Von Mäusen und Menschen" erzählt der gleichnamige Film, der am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus-Kino läuft. Der Eintritt beträgt sechs Mark. Kleidermarkt der SPD-Frauen SCHWALBACH. Einen Kleidermarkt veranstalten die Schwalbacher SPD- Frauen am Freitag, 5. März, zwischen 14 und 17 Uhr im Foyer des Bürgerhauses. Dabei wollen sie nicht nur Kleider an Frauen und Männer bringen, sondern auch als Ansprechpartnerinnen für politische Themen zur Verfügung.
BAD HOMBURG. Seit 1990 seien fast 200 städtische Kindergartenplätze neu geschaffen worden, betont CDU-Fraktionschefin Gudrun Hofmann. Allein 1992 seien über sechs Millionen Mark in Kindertagesstätten investiert worden, und keine vergleichbare Stadt biete wie Bad Homburg eine fast hundertprozentige Versorgung mit Kindergartenplätzen, heißt es weiter. Anlaß für die Darstellung war die Kritik der FHW (Freie Homburger Wähler), es gebe zu wenig Kindergartenplätze.
Trotz allem müßten weitere Krabbel-, Krippen- und Hortplätze gefordert werden, unterstützt die SPD die FHW. Auch Kinder, die noch nicht oder nicht mehr in den Kindergarten gehen, bräuchten eine Betreuung, wenn die Mütter beruftstätig seien. Außerdem könne man nicht erst auf die Geburten warten. "Eine vorausschauende Planung hat die derzeitige CDU/FDP-Mehrheit noch nicht zustande gebracht", meint die SPD-Fraktionsvorsitzende Beate Fleige. mbo
HANAU. Von sechs unbekannten Männern sei er in der Nacht zum Sonntag geschlagen und getreten worden. Das gab am Sonntag ein 17jähriger Hanauer bei der Polizei zu Protokoll.
Der Überfall soll sich gegen 4.30 Uhr in Steinheim ereignet haben. Anschließend seien die Täter in einem Mercedes Diesel geflohen. az
NIDDERAU. Einen Lizenzlehrgang zum Erlangen der Amateurfunkgenehmigung der Lizenzklasse B bietet der Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio- Clubs an. Ziel ist die Lizenzprüfung beim Bundesamt für Post und Telecom in Eschborn noch vor Weihnachten. Der Kurs beginnt am Montag, 26. 4., 19.30 Uhr, in der Heinrich-Böll-Schule mit einer Einführung. Ab 3. Mai treffen sich die Teilnehmer montags, 19.30 Uhr. Wer sich für den Telegrafieteil interessiert, beginnt um 19 Uhr. Die Teilnahme an den etwa 25 Abenden kostet 150 Mark, Schüler und Studenten zahlen 100 Mark. jur
GOLDSTEIN. Eine Bedingung für die Teilnahme an der Kampfsportart Ken Jutsu beim Verein für Leibesübung Goldstein 1953 (VfL) kann auch schon mal die Vorlage eines Führungszeugnisses sein. "Außerdem achten wir darauf, wer wie am Training teilnimmt", erklärt Übungsleiter Michael Klingenberg, Träger des dritten Dan im traditionellen Ken Jutsu. Ziel der Sportler ist es, den Umgang mit dem mehr als einen Meter langen Schwert zu erlernen. Doch der Weg ist lang. "Meist dauert es einige Jahre und kostet viel Ausdauer."
Am Anfang des Trainings stehen Gehübungen. Erst nachdem eine bestimmte Grundtechnik alleine einstudiert wurde und beherrscht wird, folgt im nächsten Schritt die Partnerübung mit einem Fortgeschrittenen. "Runde Bewegungen aus der Mitte heraus sind Voraussetzung für einen guten Trainingserfolg." Und: "Der Gegner ist ein Gegenüber, der mir das Training ermöglicht." Die Schule in Japan heißt nicht umsonst Kashima-Shin- Ryu. Kashima steht für die Region, Ryu für Schule und Shin hat gleich zwei Bedeutungen: Aus der Körpermitte heraus und reiner Geist, reines Herz. "Ein weiteres wichtiges Lernziel."
Der Griff zum Holz- oder Lederschwert statt zur scharfen Metallklinge macht aus dem Anfänger allein noch keinen Kämpfer. Wichtig in den kommenden Jahren ist es, die Augen und Reflexe zu schärfen, um im richtigen Augenblick und mit der angemessenen Kraft zuzuschlagen, den Kampf für sich zu entscheiden. "Bin ich zu ungestüm, läßt mich der Partner ins Leere laufen; bin ich zu sanft, kommt postwendend der Gegenangriff", erklärt Klingenberg.
Prüfungen gibt es erst nach etwa zwei Jahren bei der Kampfsportart, die 1472 erstmals offiziell Erwähnung fand und seither mündlich überliefert wird. Deshalb muß der Bewerber entweder selbst nach Japan reisen, wo die Prüfung abgenommen wird, oder seine Fähigkeiten auf Video aufzeichnen und nach Japan schikken. Werden die Standards erfüllt, gibt es das Kirigami-Diploma. "Im Vordergrund steht die Förderung und Bewertung individueller Fähigkeiten."
Weitere zwei Jahre sind nötig, um das Shomoku-Roko-Diplom zu erhalten, das dem ersten Dan entspricht. Den letzten Schliff bekommt der Lernende in einem Training, das zu zwei Dritteln aus Übungen mit Schwert besteht. Das letzte Drittel sind (schwertlose) Bewegungen, die dem Bewegungsablauf mit Schwert nachempfunden sind.
Erst der zweite Dan erlaubt das Führen einer scharfen Klinge. Die Übungen werden in der Luft oder am Karton durchgeführt, "um das Schneiden zu lernen." Das Prinzip heißt ziehen, schneiden, wegstecken; geübt wird mit einem imaginären Gegenüber. Eingeweihte sprechen vom Batton-Jutsu - dem Kampf mit scharfer Klinge. Mit der heutigen Sportart "haben sich japanische und chinesische Krieger früher" wirklich Schlachten geliefert, sagt Klingenberg.
Wem der Schwertkampf allein nicht ausreicht, dem kann Klingenberg noch das japanische Bogenschießen beibringen. Der zweifache Deutsche Meister mit dem Bogen betreut neben den etwa 25 Mitgliedern im VfL noch zwei weitere Gruppen in Deutschland. Für ihn steht außer Frage: "Im Mittelpunkt der Sportart stehen letztendlich soziale Aspekte."
Deshalb gebe es auch keine Wettkämpfe. Nähere Informationen gibt's unter der Telefonnummer 6 66 83 86. ara
KRONBERG. Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) hat den CDU-Vorsitzenden Thomas Möller in einem offenen Brief aufgefordert, die Wahlplakate "Sicherheit statt Schikane" umgehend aus dem Stadtbild zu entfernen. Text und Karikatur seien "eindeutig diffamierend" gegenüber den Mitarbeitern des Ordnungsamtes und der Polizei. Wie berichtet, hängen zur Zeit in Kronberg Wahlplakate der CDU, die einen schwarz gekleideten Dieb zeigen, der gerade aus einem Auto ein Radio gestohlen hat und weglaufen will. Der dabeistehende Ordnungshüter greift nicht ein, sondern klemmt statt dessen ein "Knöllchen" hinter den Scheibenwischer des im Halteverbot stehenden Autos.
CDU-Chef Möller kommentierte den Brief von Kreß mit dem Hinweis, daß das Plakat Satire sei und als solche verstanden werden sollte. Das Motiv sei keine Kritik an den Hilfspolizisten, sondern an Kreß als dem Verantwortlichen. Statt der ständigen "Knöllchenjagd" im Stadtkern sollten die Hipos lieber in den Stadtteilen durch Präsenz abschreckend auf Einbrecher wirken. Kreß und nicht die CDU solle sich bei der Bevölkerung entschuldigen. Die umstrittenen Plakate würden sowieso bald mit neuen Motiven überklebt, lägen aber weiter an den Info-Ständen der CDU aus.
Am Freitag hatte die CDU in einer Protestaktion gegen das neue stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsgerät (GÜG) in der Friedrich-Ebert-Straße Kreß als "Obersheriff, der sein Kontrollfaible ausleben will", angegriffen und einen "Kreß- ler Hut" in Anspielung auf "Wilhelm Tell" hochgehalten (wir berichteten). Kreß nannte diese Aktion jetzt "unglaubwürdig und unseriös". Geschwindigkeitskontrollen hätten gezeigt, daß 62 Prozent der Autofahrer in der Friedrich-Ebert-Straße zu schnell fahren würden. Auch Gespräche mit den Autofahrern hätten da nichts geholfen.
Ihn nun wegen der Aufstellung des GÜG mit dem tyrannischen Landvogt Geßler aus "Wilhelm Tell" zu vergleichen, sei "unverschämt und gemein". Das Schrittempo in dieser Straße bedeute weniger Lärm und Abgase und mehr Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmer. Auch der Stadtbus verspäte sich dadurch nicht - dies sei mit den Verkehrsträgern extra abgeklärt worden. esi
NIEDER-ERLENBACH. Weisheiten erheitern das Dasein, besonders dann, wenn sie fröhlich übermittelt werden. "Freunde, das Leben ist lebenswert", sang der Tenor Rainer Zagovec mit Inbrunst Franz Lehárs (1870-1948) Operettenmelodien in der Aula der Anna-Schmidt- Schule, begleitet vom Salon-Orchester Frankfurt, und erntete dafür begeisterten Applaus.
Mit einem bunten Programm aus Potpourris, Walzern und Dauerbrennern der Caféhausmusik gastierte das Ensemble am Karnevalsonntag auf Einladung des Nieder-Erlenbacher Kulturhauses. Wer sich nicht dem närrischen Treiben anschließen mochte, schlug den Weg in den mit Luftballons und -schlangen liebevoll geschmückten Saal ein, plauderte, trank Kaffee oder Sekt oder bediente sich an der reichhaltigen Kuchentheke. Es gab anscheinend viel zu erzählen, denn manchmal übertönte der Geräuschpegel an den Tischen gar die Musik - Caféhaus-Atmosphäre eben. Die fünf Musiker (Mitglieder des Frankfurter Opernorchesters) nahmen es gelassen hin. Zumal Kontrabassist Ingolf Bergs im bezauernden Sträflingsdreß "an diesem Tag Ausgang erhalten hatte" und mit Verve die sanften Melodien des Primgeigers Sandor Karoly begleitete. Die Stimmung während der zwei Stunden war prächtig. Ein alter Herr, den Rhythmus auf der Tischkante mitklopfend, war ebenso angetan wie die Jüngeren unter den Besuchern. Vor allem dann, wenn Rainer Zagovec seine Stimme erhob und Evergreens wie "Küssen ist keine Sünd/bei einem schönen Kind" intonierte, bebte die "Nieder-Erlenbacher Scala".
Eine schöne Alternative zu den närrischen Umzügen auf den Straßen war es allemal. Und manches Zuhörer-Auge glänzte bei den "sehnsüchtig-romantischen" Klängen der Streicher. Etwas wehmütig betrachtete Barbara Ziegner, eine der Organisatorinnen des Nachmittags, das Treiben. "Wie schön wäre es, wenn so viele Leute zu den anderen Konzerten kommen würden." Sie sei an die heiteren Weisheiten erinnert. jot
Warum sollen sich die Wähler ausgerechnet für Ihre Partei oder Wählergemeinschaft entscheiden?
SPD Weil wir das beste Programm und die besseren Leute haben. Die SPD will wieder stärkste Fraktion werden, um ihren Einfluß im Bündnis mit der CDU auszubauen, um die Politik des ökonomischen und ökologischen Umbaues der Stadt kontinuierlich fortsetzen zu können; und damit Manfred Wirsing Stadtverordnetenvorsteher bleibt.
CDU Weil wir das beste Programm und die besseren Leute haben. Weil die CDU vor zwei Jahren den Mut hatte, angesichts der verzweifelten Finanzsituation der Stadt Verantwortung zu übernehmen und der SPD angeboten hat, mit ihr zusammen den Haushalt zu sanieren. Das ist der CDU durch ihre große Durchsetzungskraft auch weitgehendst schon gelungen. Die CDU will Sanierung und Bündnis fortsetzen, dabei aber die stärkste politische Kraft im Rathaus werden. Grüne Die Grünen sind ein wesentlicher Faktor der Opposition und eine gewichtige Stimme gegen den großen Block der rot-schwarzen Koalition. Für die Grünen ist eine starke Opposition wichtig, um mehr Einfluß auf die Umwelt-, Schul- und Verkehrspolitik zu bekommen, um die große Koalition besser kontrollieren zu können und um die Rathauspolitik für den Bürger transparenter werden zu lassen. Eine starke Opposition hilft gegen die Politik- und Parteienverdrossenheit.
FDP Die große Koalition kann man nicht allein lassen, sie braucht eine engagierte Opposition, die die Elefanten kontrolliert und dafür sorgt, daß Politik für den Bürger transparent und überschaubar wird und bleibt. Daß dies die FDP in den vergangenen vier Jahren gewesen ist, hat sie eindeutig bewiesen, während die anderen Oppositionsparteien sanft entschlummert sind.
FWG Politische Leitlinie für die FWG ist die Wiedererlangung und Sicherung der kommunalen Unabhängigkeit zur Ermöglichung bürgernaher Politik. Hauptaufgabe bleibt die konsequente und radikale Fortschreibung des Sanierungskonzeptes. Aufweichungen, Geschenke zur Klientelbefriedung, Verzögerungen und Abweichungen vom Sparkurs akzeptiert die FWG nicht.
HOCHTAUNUSKREIS. Fastnachtsmuffel, die am Sonntag einen Ausflug auf den Feldberg unternahmen, wurden in den späten Nachmittagsstunden von heftigen Schneeschauern überrascht. Um 17 Uhr war für die Streufahrzeuge, wie gestern bereits berichtet, kein Durchkommen mehr, weil die Autos in Höhe des Feldbergplateaus und im Hintertaunus kreuz und quer auf den Straßen standen.
Es sei zwar zu keinem schweren Unfall gekommen, teilte die Polizei mit, aber zu zahlreichen Blechschäden. Knapp 80 Helfer des Roten Kreuzes rückten aus, um die Liegengebliebenen mit heißem Tee und wärmenden Decken zu versorgen. Ein sechs Monate altes Baby mußte in die Kronberger DRK-Station transportiert werden, um es vor weiterer Unterkühlung zu schützen. Erst am Abend entwirrte sich das Verkehrschaos wieder.
Schon am frühen Sonntag gegen 5 Uhr war es auf spiegelglatter Fahrbahn auf der Bundesstraße von Wehrheim nach Bad Homburg auf der Saalburgkuppe zu einem Verkehrsunfall gekommen. Ein Pkw-Fahrer kam von der Straße nach rechts ab, überfuhr eine Verkehrsinsel und landete schließlich im Graben. Der Schaden beträgt 8000 Mark. dag
Die kleinen Krabbeltierchen geben sich mit wenig zufrieden: Ein paar Mikroorganismen im Heizungskeller oder Schimmelpilze in einer feuchten Abstellkammer reichen ihnen. "Schaben sind Allesfresser und Überlebenskünstler", weiß Schädlingsbekämpfer Gunther Weiss. Und deshalb haben sie sich so gut wie überall eingenistet und breiten sich immer stärker aus. "Das fängt an bei der kleinen Wohnung von Lieschen Müller und geht bis zu großen Hotels", sagt Weiss, der in ganz Frankfurt den Schaben auf der Spur ist.
In Edel-Behausungen auf dem Lerchesberg sind die mit ansehnlichen Kauwerkzeugen und langen Fühlern ausgestatteten Flügeltiere ebenso anzutreffen wie in heruntergekommenen Mietshäusern in Fechenheim.
Daß Schaben vor allem in Altbauten vorkommen, hält Weiss für ein Vorurteil. "Die müssen eingeschleppt werden", und das könne überall passieren. "Verstärkte Importe aus aller Herren Länder" nennt der Schädlingsbekämpfer als Grund für das wachsende Gewimmel hinter heimischen Sockelleisten. So gibt es Vertragskunden, bei denen Weiss alle sechs bis acht Wochen Jagd auf die unappetitlichen Allesfresser macht - etwa in der Küche einer Fluggesellschaft auf Rhein-Main.
Im Leitungssystem eines Hauses herrscht meist ein ideales Kleinklima, in dem die Tiere ihr verborgenes Leben führen. Drei Arten haben sich hier niedergelassen: die deutsche Schabe, die irgendwann wahrscheinlich per Schiff aus Ostafrika eingeschleppt wurde und 0,8 bis 1,5 Zentimeter groß wird. Doppelt so groß können die orientalischen Schaben oder Kakerlaken werden, die aber wie die amerikanischen Schaben seltener anzutreffen sind.
Eine unverhoffte Begegnung mit ausgewachsenen Exemplaren beeindruckt auch unerschrockene Gemüter. "Ganz schöne Brummer" sah Sozialamtsleiter Ingo Staymann unlängst im Hotel Rex, einer Unterkunft für Drogenabhängige in der Berliner Straße. Da ihnen "die Kakerlaken zwischen den Beinen herumsprangen", forderten die Bewohner eine sofortige Evakuierung.
Beim Anblick des Ungeziefers legen manche Menschen den Rückwärtsgang ein, obwohl die Bedrohung vergleichsweise gering ist. "Unhygienisch" nennt Margarete Peters, Leiterin des Gesundheitsamtes, den Befall.
Schaben könnten Lebensmittel verunreinigen, aber ihr Treiben "muß nicht unbedingt gesundheitsgefährdend sein". Nichtsdestoweniger bilden manche Menschen einen "krankhaften Ekel" gegenüber den unerwünschten Haustieren aus.
Gegen den Befall hilft nur Chemie. Atem-, Freß- und Kontaktgifte machen den Schaben den Garaus. Weil die Weibchen Eierpakete mit einer Chitinhülle ablegen, "die kein Mittel der Welt knackt" (Weiss), sind in der Regel zwei Einsätze erforderlich.
Obwohl Hausbesitzer nach dem Bundesseuchengesetz verpflichtet sind, gegen Ungeziefer vorzugehen, lassen es manche in ihren Häusern weiter wimmeln.
Im vergangenen Jahr schritt die Gesundheitsaufsicht im Ordnungsamt in 572 Fällen ein, wobei es allerdings nicht nur um Schaben ging. In gravierenden Fällen wird auch ein Bußgeld verhängt. Zu diesem Mittel griff die Behörde 1991 in 31 Fällen. vo
Den Faustballern des TV Okriftel droht nach dem sportlichen Abstieg aus der 2. Feldfaustball-Bundesliga nun auch das Bundesliga-Aus in der Halle. Sportlich allerdings hat sich der TVO bereits vor Ablauf der Zweitligasaison die Teilnahme an der Qualifikationsrunde gesichert. Die Qualifikationsrunde wird aufgrund der Umstrukturierung der Klassen nötig und würde nach rein sportlichen Gesichtspunkten mit dem TV Okriftel stattfinden, der zwei Spieltage vor Saisonende mit 12:12 Punkten auf Rang vier plaziert ist. Auch zwei Niederlagen in den noch ausstehenden Partien am Samstag in Bleidenstadt und am Sonntag in Wasenbach könnten die Okrifteler nicht mehr in Gefahr bringen. Aufgrund des Fehlens einer Jugendmannschaft müssen die TVO- Faustballer jedoch mit einer Abstufung von Verbandsseite rechnen.
TVO-Abteilungsleiter Roland Schöppner rechnet mit einer Entscheidung am "grünen Tisch", die zu ungunsten seines Klubs ausgeht. Laut Satzung des Verbandes ist jeder Verein der 1. und 2. Bundesliga verpflichtet, eine Jugendmannschaft in die Punktrunde zu entsenden. Doch Nachwuchs ist bei den Faustballern nicht leicht zu finden. Zwar trainieren in Reihen des TVO acht Jugendliche, doch deren Spielstärke reicht noch nicht für eine Meldung zur Punktrunde aus. "Es hat doch auch keinen Sinn, diese jungen Leute zu demoralisieren", steht Schöppner zu dieser Entscheidung, die nun allerdings den Ligaerhalt kosten kann.
Im Falle eines Zwangsabstieges in die Landesklasse wäre der direkte Wiederaufstieg das erklärte Ziel der Okrifteler. "Wir können das Wegstecken, denn wir sind eine gewachsene Abteilung", erklärt Schöppner, der darauf setzt, daß seine Mannschaft auch im Falle der Abstufung in der derzeitigen Besetzung zusammenbleibt. Gegen die geplante Maßnahme, den TVO auch von den Qualifikationsspielen zur 2. Liga auszuschließen, will der Abteilungsleiter in jedem Falle angehen. "Diese Qualifikationsspiele gehören zur Hallenrunde 1992/93, für die wir ja ordnungsgemäß startberechtigt sind", argumentiert er. Allerdings würde der TVO dann quasi außer Konkurrenz teilnehmen. Ob die Verbandsentscheidung angesichts der durchaus verständlichen Probleme der Okrifteler im Nachwuchsbereich angebracht ist, das scheint zweifelhaft. Zumindest löst sie nicht die - für eine Randsportart typischen - Nachwuchsprobleme. ina
OBERURSEL. Mit dem neuen Radweg zwischen Bommersheim und Niederursel will die Stadt nicht nur den Interessen der Radfahrer, Fußgänger und Landwirte Rechnung tragen, sondern auch die Verkehrssicherheit auf der Frankfurter Landstraße verbessern. Damit werde heute das verwirklicht, wofür der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) schon vor zehn Jahren vehement eingetreten sei, sagte Erster Stadtrat Eberhard Häfner.
Rund 600 000 Mark hat der Ausbau des drei Meter breiten und 1700 Meter langen Weges an der U 3-Stadtbahn parallel zur Frankfurter Landstraße gekostet. Eine Beleuchtung des Weges, für den die Stadt die Versicherungs- und Unterhaltspflicht übernommen hat, ist bislang jedoch nicht vorgesehen. Der Grund: Sie würde rund 150 000 Mark kosten. ki
FREIGERICHT. Als weltanschaulich und parteipolitisch ungebundenes Gremium sieht sich der "Arbeitkreis Asyl Freigericht", den 25 Männer und Frauen "quer durch alle Generationen" vor kurzem gegründet haben. Sie wollen sich in ihrer Freizeit "um die Menschen kümmern, die nunmehr als Flüchtlinge mit uns in Freigericht leben". Erklärtes Ziel: Kontakte und gegenseitiges Kennenlernen fördern, "ohne mit dem Pathos des Besserwissers aufzutreten", wie ein Mitglied betont. Im Sinne von einfacher Nachbarschaftshilfe, so Sprecher Jürgen Parr, wolle der Arbeitskreis auf mitmenschlicher Ebene bei der Lösung von Fragen und Problemen helfen, die sich für Flüchtlinge wie für Einheimische einstellten könnten. "Auf diese Weise wollen wir mithelfen, gegenseitiges Verständnis zu wecken, überzogenen Erwartungen abzubauen und wirkliche Nöte zu lindern."
Ebenso wichtig sei dem Arbeitskreis die "enge, kooperative Zusammenarbeit mit Behörden und Gemeindeverwaltung". Dabei wollen seine Mitglieder nicht öffentlich vorgehen, sondern den "Weg des bewährten internen, partnerschaftlichen Dialogs" einschlagen. Schließlich wisse man, "daß alle Beteiligten - engagierte Bürger wie Behörden und politisch Verantwortliche - kooperatives Mitdenken und den konstruktiven Dialog suchen und brauchen".
Der "Arbeitskreis Asyl Freigericht" ist offen für alle, die ein solches Engagement als sinnvoll und hilfreich erachten. Seine Mitglieder treffen sich alle zwei Wochen dienstags von 17 bis 19 Uhr in der evangelischen Johanneskirche in Somborn. Nächster Termin: Dienstag, 2. März. Nähere Auskünfte erteilt Arbeitskreis-Sprecher Jürgen Parr unter der Rufnummer 8 27 17. tja
HATTERSHEIM. Die evangelische Dekanatsjugend lädt für Freitag, 27. Febraur, zu einem Konzert der beiden Liedermacher Jonathan & Laurent in die Stadhalle Hattersheim ein. Es beginnt um 20 Uhr.
Jonathan Böttcher und Laurent Quiros sind Sänger und Instrumentalisten gleichzeitig. Ihre Stimmen reichen bis in höchste Falsett-Lagen, sie verblüffen mit Scat-Gesang in atemberaubendem Tempo und bieten als Kontrast rhythmischen Gitarrengroove, aber auch Folk-Guitar-Pikking, heißt es in der Ankündigung. Die Texte verbinden Persönliches mit Allerweltsgeschehen und vermitteln im ganzheitlichen Glauben eine Botschaft der Hoffnung. set
Was ist los mit den Jugendlichen? Eine Frage, die stets an Aktualität und Brisanz gewinnt, oft diskutiert und doch nicht zufriedenstellend beantwortet wird. Nimmt man den Sport, der oft nicht zu Unrecht als Spiegelbild der Gesellschaft erachtet wird, dann kann einem angst und bange werden. Immer weniger Jugendliche sind bereit, sich über die Befriedigung ihrer persönliche Freizeitbedürfnisse hinaus zu engagieren. Das beste Beispiel liefert sicher der Fußballsport, nach wie vor Deutschlands Volkssport Nummer eins.
Immer weniger junge Menschen wollen sich den Anforderungen eines Mannschaftssportes stellen, immer öfter werden soziale Probleme in Form von Gewalt in Sportvereinen zum Ausdruck gebracht. Ein Lied davon singen können die Verantwortlichen des FV Alemannia Nied, die trotz starken Engagements kein Fortkommen erkennen können.
Zumindest im Bereich der zwölf bis 18jährigen wollen die Nieder ihre Bemühungen daher zurückschrauben, sich verstärkt auf die jüngeren Jahrgänge konzentrieren. Am Samstag wird in der Niddahalle ein F-Jugend-Hallenturnier stattfinden, dessen Austragung zunächst nicht möglich schien. Die nachbarschaftliche Hilfe der SG Nied macht nun doch den Kick der Jüngsten möglich. Die Tennis- und Tischtennisspieler verzichteten auf die Austragung der Übungsstunden.
Ab 12 Uhr treten acht F-Jugendteams gegeneinander an, darunter eine Vertretung der Gastgeber. Die Altersstufen von sechs bis zwölf Jahren sind mit 70 jungen Fußballern beim FV Alemannia gut bestückt, während die A-, B- und C-Jugendmannschaften in der Vergangenheit stets nur mit viel Zeit- und Nervenaufwand seitens der Betreuer zusammengehalten werden konnten. Viele "schräge Vögel", so Jugendleiter Harald Müller, hätten ein erhebliches Gewaltpotential in den Verein eingebracht. Der Verein beschloß, keine A- und B-Jugend mehr zu formieren.
Nicht zuletzt der Mangel an qualifizierten Betreuern und Ausbildern trug zum derzeitigen Mißstand bei. Übernehmen bei den kleineren Kickern oft die Eltern noch Betreuungsaufgaben , so findet sich für die älteren Jahrgänge meist kein geeigneter Trainer mehr. Finanzielle Anreize für qualifizierte Jugendbetreuer kann der Verein nicht bieten. So wandern ausgebildete Trainer in lukrativere Bereiche ab. Wünschenswert erscheint, daß die übergeordneten Organe des - durchaus nicht armen - Verbandes die Problematik erkennen und Anreize für potentielle Jugendbetreuer schaffen. Daß die Beschäftigung mit heranwachsenden Fußballern durchaus ihre positiven Seiten hat, beweisen die Nieder mit ihrem D-Jugendturnier, das unter dem Motto "Kinder spielen für Kinder" zugunsten der Leberecht-Stiftung am 27. März steht. Sie hoffen mit der Unterstützung der Fußballfreunde in Nied Zeichen für eine bessere Zukunft zu setzen. ina
EWALD FISCHER aus Großkrotzenburg erhält am Freitag das Bundesverdienstkreuz. Im Alter von 16 Jahren trat er in die Freiwillige Feuerwehr ein, übernahm später das Amt des Ersten Vorsitzenden. Der 63jährige war maßgebend an der Gründung der Jugendfeuerwehr beteiligt und war 25 Jahre lang Ortsbrandmeister. Fischer ist jetzt Mitglied der Alters- und Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr.
BAD HOMBURG. Rose-Marie B. schüttelt fassungslos den Kopf. "Das ist ungeheuerlich, das ist eine glatte Irreführung der Bevölkerung", macht sie ihrem Zorn über ein Flugblatt, das die Christdemokraten vergangenen Samstag in der Luisenstraße verteilt haben, Luft.
Darin geht es auf der einen Blattseite um die Verbrechensbekämpfung beziehungsweise die Kriminalstatistik der letzten sechs Jahre. "Die Grafik ist falsch dargestellt, und die die Zahlen umsetzenden Balken haben nicht alle die korrekte Höhe", stellt die Bad Homburgerin fest. Auf diese Art machten die Christdemokraten die Bürger glauben, daß die Zahl der Straftaten während der Regierungszeit der CDU von 1988 bis 1991 um ein Vielfaches geringer war als zu SPD- Zeiten, 1987 und 1992. "Dabei sind die Unterschiede, wie man anhand der Zahlen erkennen kann, minimal", schimpft Rose-Marie B.
In Kombination mit dem Text des Flugblattes gewinnt der Bürger den Eindruck, daß SPD und Grüne im Kampf gegen das Verbrechen versagten. Die Union sieht hier eine klare Chance zum eigenen Vorstoß. Denn sie habe ein klares Konzept, um der Kriminalität zu begegnen. Zudem muß der CDU auch noch vorgeworfen werden, daß das sonst für Flugblätter übliche Impressum fehlt.
Bernd Hamer, Chef der Bad Homburger CDU, läßt sich von den Vorwürfen nicht aus der Ruhe bringen: "Das ist völlig korrekt. Grafische Darstellungen sollen nur den Trend wiedergeben." Im Landesverband der CDU sei das auch so gemacht worden. Die Grafiken nachzuzeichnen, sei "filigrane Arbeit".
"Ein Versehen" eingestehen muß Hamer allerdings hinsichtlich des fehlenden Impressums; das sei wohl im Wahlkampftrubel vergessen worden. "Das müßten wir dann noch draufsetzen lassen", schickt sich der Stadtverbandschef an einzulenken. Denn schließlich heißt es auch: "Wir stehen zu unseren Darstellungen." dag
GEDERN. Auf schneeglatten Straßen ereigneten sich am Sonntag zwei Unfälle. Um 10.25 Uhr kam auf der Mittelseemener Straße in Ober-Seemen ein Omnibus aus Gelsenkirchen in einer Linkskurve von der Fahrbahn ab und prallte gegen ein Wohnhaus, berichtet die Polizei. Der Bus drehte sich, rutschte quer über die Straße und prallte gegen eine Garage. Der Schaden beläuft sich auf 200 000 Mark. Niemand wurde verletzt.
Ein von Gedern in Richtung Grebenhain fahrender Autofahrer aus Frankfurt kam gegen 12.25 Uhr ausgangs einer Linkskurve auf der Straße mit seinem Wagen auf die Gegenfahrbahn und stieß dort laut Polizei mit einem Auto aus Grebenhain zusammen. Eine Beifahrerin wurde leicht verletzt. An den Autos entstand ein Schaden von 9000 Mark. ieb
BAD VILBEL. Nahezu einstimmig hat das Parlament auf Antrag der FDP den Magistrat aufgefordert, über seine Planungen zur künftigen Nutzung der Zehntscheuer zu berichten.
Die FDP will das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gebäude, das bis vor wenigen Wochen noch den städtischen Betriebshof beherbergte, kulturell genutzt wissen. Die Stadtbücherei und ebenfalls ein Teil des Heimat- und Brunnenmuseums könnten hier untergebracht werden, schlugen die Freidemokraten vor.
Die Sozialdemokraten ergänzten, ein parlamentarischer Arbeitskreis könne sich wie schon bei der Planung der Alten Mühle Gedanken über die künftige Nutzung des Fachwerkhauses machen, in dem einst die steuerlichen Naturalienabgaben der Vilbeler gehortet wurden. Erster Stadtrat Klaus Minkel fand Gefallen an der Idee, während die CDU sich gegen den SPD-Ergänzungsantrag aussprach und lieber erst einmal den Magistratsbericht abwarten will.
Überzogene Erwartungshaltungen an die Möglichkeit, das "identitätsstiftende historische Gebäude" (FDP) in den nächsten Jahren für den städtischen Kulturbetrieb flottzumachen, dämpfte Minkel mit dem Hinweis, das Stadtbauamt habe die Sanierungskosten auf drei Millionen Mark veranschlagt. Eine solche Summe, so der Stadtrat, könne die Kommune vorerst nicht aufbringen. Zunächst stünden andere Großprojekte wie der Bau von Kindergärten und Sozialwohnungen sowie die Kläranlagenerneuerung an. Die Stadt könne es sich nicht leisten, für die Scheuer Schulden größeren Umfangs aufzunehmen.
Die FDP sprach sich für einen Ideenwettbewerb zur Nutzung des Gebäudes aus, das nicht länger nur als Abstellkammer für die Burgfestspiele dienen dürfe.
Zur Zeit befinden sich in dem Gebäude eine Schreinerwerkstatt der Kulturpflege sowie ein Lager, das sowohl vom Heimatmuseum als auch von der Kulturpflege genutzt wird. Das ehemalige Büro der Betriebshofleitung soll künftig für Verwaltung und Kartenvorverkauf der Burgfestspiele genutzt werden. Im Anbau befindet sich eine Gästewohnung, die im Sommer der Unterbringung von Festspielpersonal (Regisseur, Schauspieler) dient. mu
Eishockey
Play-off Viertelfinale EC Hedos München - Mannheimer ERC 3:0 (1:0, 1:0, 1:0). Tore: 1:0 Hilger (2:56), 2:0 Berry (6:42), 3:0 Birk (48:33). - Schiedsrichter: Lichtnecker. - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 10 - Mannheim 10.
Abstiegsrunde ERC Schwenningen - EHC Eisbären Berlin 4:6 (0:0, 1:4, 3:2). Tore: 1:0 Young (25:27), 1:1 Jooris (32:42), 1:2 Mitew (32:55), 1:3 Mitew (33:53), 1:4 Dopita (25:23), 2:4 Trojan (48:51), 3:4 Held (51:03), 4:4 Hardy (51:14), 4:5 Dopita (51:48), 4:6 Jooris (55:01). - Schiedsrichter: von de Fenn - Zuschauer: 3000. - Strafminuten: Schwenningen 10 - Berlin 16 plus 10 Disziplinar (Schertz).
EV Landshut - EHC Freiburg 8:3 (5:1, 1:1, 2:1). Tore: 1:0 Hantschke (1:16), 2:0 Biakin (3:04), 3:0 Hantschke (4:08), 4:0 Gardner (5:22), 4:1 Reichel (5:29), 5:1 Schneider (16:32), 5:2 Adamus (32:05), 6:2 Oswald (34:47), 7:2 Daffner (42:49), 8:2 Bleicher (47:48), 8:3 Benda (58:09). - Schiedsrichter: Awizus. - Strafminuten: Landshut 8 - Freiburg 10.
MAIN-KINZIG-KREIS. Das DGB-Bildungswerk Hessen bietet auch für Nichtmitglieder wieder mehrere Seminare im kommenden Monat an. Frauenbilder - Frauenblicke heißt das Motiv für die bildungspolitische Woche vom 8. bis 12. März.
Die Teilnehmerinnen wollen dem Image der Frau und dessen Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten nachspüren, außerdem aus persönlichen Geschichten und Bildern eine Ton-Dia- Schau zusammenstellen.
Tagungsort ist Hassenroth im Odenwald. Die Gebühr beträgt 125 Mark wie auch bei den übrigen Angeboten.
Das Phänomen Auto steht im Mittelpunkt eines Seminars vom 22. bis 26. März in Söhrewald.
Schließlich wird bei einem Kursus zum gleichen Zeitraum in der Bildungsstätte Falkenstein die Frage gestellt: "Macht Fernsehen dumm?"
Interessenten wenden sich jeweils an das DGB-Bildungswerk in Frankfurt, Telefon 069 / 27 30 05 - 61. hein
SINNTAL. Der Elternbeirat der Grundschule Weichersbach hat die Machtprobe mit dem Schulamt aufgegeben und den Schulstreik beendet. Nach fast vierwöchiger Unterrichtsabstinenz nehmen die 42 Schüler seit Montag wieder vollzählig am Unterricht teil. Elternsprecher Andreas Münch teilte mit, daß man sich "resigniert der personalpolitischen Hilflosigkeit der Schulbehörde" beuge.
Am vergangenen Freitag hatte in dem Konflikt um ständigen Lehrerwechsel an der Zwergschule ein Gespräch zwischen Eltern und Vertretern der Schulbehörde stattgefunden. Laut Münch ist das Ende des Streiks jedoch keinesfalls das Ergebnis aus dieser Unterredung. "Wir können den Schulboykott vor unseren Kindern und der neuen Lehrerin nicht mehr weiter verantworten", sagte der Elternsprecher.
In der Erklärung des Elternbeirates wird das Schulamt massiv kritisiert. Was die Eltern am Freitag erlebt hätten, zeuge nicht nur von behördlicher Arroganz und Ignoranz, sondern "auch von scheinbar chaotischen Verhältnissen in den Schulverwaltungsbehörden". Die Diskussion habe kurz vor einem Eklat gestanden, als der kommissarische Schulamtsleiter Karl-Heinz Kunkel den Eltern massiven Rechtsbruch vorgeworfen habe. "Das äußerst rechtsbedenkliche Vorgehen der Behörden in den letzten zwölf Monaten und das den Weichersbacher Kindern damit angetane Unrecht", so Münch, habe Kunkel hingegen bestritten.
Münch betonte, daß einzig die Sorge um die Unversehrtheit der Kinder der Grund für den Streik gewesen sei. Die Eltern hätten den nunmehr vierten Lehrerwechsel innerhalb von zwölf Monaten abwenden wollen, da sie aus schmerzlicher Erfahrung wüßten, wie schlimm sich die Fluktuation auf die seelische und schulische Entwicklung der Kinder auswirke. Leider habe der Vertreter des Darmstädter Regierungspräsidenten in dem Gespräch die Betroffenheit der Eltern nicht nachvollziehen können und sich bei seinen Entscheidungen nur von Recht und Gesetz leiten lassen.
Das ursprüngliche Ziel des Streiks, einen weiteren Lehrerwechsel mitten im Schuljahr zu verhindern, sei zwar nicht erreicht, resümiert der Elternbeirat. Aber man sei jetzt schon sehr froh, daß die neue Lehrerin offensichtlich keinen nur bis Schuljahrsende befristeten Arbeitsvertrag habe. Alle Eltern und Kinder würden auf eine engagierte und freundschaftliche Zusammenarbeit mit der neuen Lehrerin hoffen und wünschten ihr trotz der ungünstigen Startbedingungen viel Freude und Erfolg an der kleinen Grundschule.
BOCKENHEIM. "Wir machen Krach", hatten die Schüler der Bonifatiusschule angekündigt. Kürzlich machten sie ihre Drohung war. Der Umzug mit ernstem Hintergrund machte mit ohrenbetäubendem Lärm auf sich aufmerksam: Rund 300 Kinder und ihre Eltern zogen mit Trommeln, Trillerpfeifen und Transparenten durchs südliche Bockenheim, um gegen die geplante Straßenbahntrasse auf der Hamburger Allee zu protestieren.
Die Eltern befürchten, daß die Grundschüler durch die Tram, die direkt am Schulhof vorüberfahren würde, gefährdet werden. Sie forderten, die Hamburger Allee aufzupflastern und zur Spielstraße zur erklären, um das Defizit an Spielflächen im Stadtteil zu beseitigen.
Schuldirektor Engelbert Wrede klagte, die rot-grüne Stadtregierung breche ihr Wahlversprechen von der kinderfreundlichen Stadt und nehme dabei keine Rücksicht auf die Sicherheit und Interessen der Kinder. Außerdem könnten die neuen Wohn- und Gewerbegebiete in der City- West und am Rebstock über die Adalbertstraße viel besser angebunden werden. Mit dem Westbahnhof sei dann auch gleichzeitig ein S-Bahn-Anschluß für die Pendler vorhanden.
Den praktischen Nutzen der neuen Straßenbahnlinie für die Schüler bezeichnet Wrede als zweifelhaft: Die meisten kämen sowieso zu Fuß. Schüler aus der Kuhwaldsiedlung und der Rödelheimer Landstraße könnten weiterhin den Schulbus benutzen.
Jürgen Häußler vom Planungsdezernat kann die Argumente des Rektors und der Eltern nicht nachvollziehen: "Es ist nicht nachgewiesen, daß eine Straßenbahntrasse vor einer Schule die Unfallhäufigkeit erhöht", entgegnete er den Vorwürfen. "Wenn das Argument stichhaltig wäre, müßten wir viele Schulen oder Straßenbahnlinien im Stadtgebiet schließen", fügte er hinzu. Außerdem werde nicht vor dem Sommer darüber entschieden, wie die neuen Stadtteile angebunden werden, denn die aufwendige Kosten-Nutzen- Rechnung sei noch nicht abgeschlossen.
Engelbert Wrede dagegen rechnet fest mit Unfällen in der Hamburger Allee, wenn die Straßenbahn an der Schule vorbeigeführt werden sollte: "Darum sollte man im Vorfeld nachdenken, nicht erst, wenn etwas passiert ist", fordert er die Stadtplaner auf. Er sei zwar kein Gegner des öffentlichen Nahverkehrs, doch bei einer Grundschule, deren Hof von der Schuldezernentin ausdrücklich als Spielplatz freigegeben ist, sei es unvermeidlich, daß einmal ein Ball auf die Straße rollt. Der Bau von zwei Meter hohen Fangzäunen sei auch keine Alternative, da die Schüler der Bonifatiusschule schon genügend Verkehrsschneisen zu überqueren hätten. gun
GRÜNBERG. Der "schweigenden Mehrheit eine Stimme geben", dieser Leitgedanke war 23 Schülerinnen und Schülern der Theo-Koch-Schule seit Ende August inhaltliches Programm. In einem vielbeachteten Projekt betätigten sich die 17- und 18jährigen Oberstufler aus dem Leistungskurs Gemeinschaftskunde unter der Anleitung des Fachlehrers Jochen Maus ein halbes Jahr als "Flüchtlingspaten". Beim bundesweiten Wettbewerb des Klett-Verlages "Gemeinsam leben - gemeinsam arbeiten, Deutsche und Ausländer in unserer Region" wurden die Zwölftkläßler der Grünberger Gesamtschule (Kreis Gießen) für ihr Engagement und ihre Konzeption jetzt mit dem mit 5000 Mark dotierten ersten Preis ausgezeichnet.
Unter dem Eindruck der rechtsextremistischen Krawalle in Rostock-Lichtenhagen im Spätsommer des vergangenen Jahres versuchten die Projektteilnehmer, ihr theoretisches Wissen in Sachen "Grundrechte/Menschenrechte; Sozialstaat/Rechtsstaat" mit praktischen Hilfeleistungen bei den Asylsuchenden in Rainhardshain, einer Außenstelle der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft Schwalbach, zu verbinden. Es war der Versuch, die nach den menschenverachtenden Ausschreitungen in der Hafenstadt entstandene Ratlosigkeit und Betroffenheit in einem über sechs Monate währenden Projekt zu thematisieren und aufzuarbeiten. "Wir waren getragen von dem Bedürfnis, nach Rostock nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen", sagt der Lehrer.
So wurden in den fünf wöchentlichen Leistungskurs-Stunden ("Information, Planung, Reflexion") unter anderem die Geschichte der Genfer Flüchtlingskonvention und des Asylrechts sowie die Ursachen der weltweiten Migrationsbewegung gepaukt. Im außerschulischen Teil des Projekts stellten die Schüler vor Ort einen Sprachunterricht auf die Beine, kümmerten sich um die Betreuung der Flüchtlingskinder, führten Gespräche mit den Asylsuchenden und lernten so die Fluchtgründe, die wirtschaftlichen Bedingungen und den sozialen Hintergrund in den Herkunftsländern kennen.
Vor allem aber bauten viele Schüler Berührungsängste fremden Menschen gegenüber ab. "Flüchtlingspatenschaft heißt", so hatten die Projektteilnehmer zuvor formuliert, "sich nicht an Diffamierung und Diskriminierung von Ausländern in Deutschland zu beteiligen und pauschalen Urteilen über ,die Asylanten&rquote; und ,die Ausländer&rquote; entgegenzutreten".
Was sich in der Theorie fast selbstverständlich anhört, war in der Praxis indes gar nicht so einfach zu verwirklichen. Denn der "Rahmen des Machbaren", in dem die verschiedenen Hilfen geleistet wurden, war, zumindest was die finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten betraf, eng gesteckt. "Und am Anfang gab es natürlich die Hemmschwelle, nach Rainhardshain zu gehen", erzählt Mario. "Denn keiner von uns wußte, ob wir dort überhaupt erwünscht waren."
Das Eis indes war schnell gebrochen. Bereits nach dem ersten Treffen, das in der Schule akribisch vorbereitet wurde, schlug den Schülern Sympathie und Interesse entgegen. "Wichtig war es", erzählt der Lehrer, "sich von Vorurteilen und Klischeevorstellungen zu lösen." Die Schüler merkten schnell, daß sie mit ihren Fragen, Ideen und Angeboten etwas Leben in den monotonen Alltag der Flüchtlinge brachten. Was sich besonders bemerkbar machte, war das gesteigerte Selbstbewußtsein, mit dem die Teilnehmer inzwischen auch in der Öffentlichkeit für einen menschlicheren Umgang mit Asylsuchenden Stellung bezogen.
"Es hat uns geholfen, uns über das Problem Ausländerfeindlichkeit klarzuwerden", betont Mario, der zusammen mit Daniel jeweils freitags den Asylbewerbern Grundlagen der deutschen Sprache vermittelte.
Natürlich sorgte dieses Projekt für Spannungen innerhalb des Leistungskurses. Toleranz und Zivilcourage lassen sich nicht so einfach "verordnen". Viele erkannten erst mit den Wochen, daß Engagement "mit viel Arbeit verbunden ist" (Yasemin). Kleine und größere Sticheleien blieben da nicht aus. Daß allerdings Kritik aus den eigenen Reihen "oft hintenherum" (Mario) geäußert wurde, ärgert besonders diejenigen, die selbst einen Großteil ihrer Freizeit für das Projekt "Flüchtlingspatenschaft" opferten.
Was es heißt, in der permanenten Angst vor Übergriffen ausharren zu müssen, bekamen Schüler in der Nacht des 3. Oktobers zu spüren. Weil am Vorabend des "Tags der deutschen Einheit" rechtsradikale Übergriffe befürchtet wurden, übernachtete ein Teil der Gruppe in dem Wohnheim. "Es war eine unglaublich schöne Nacht", sagt Daniel, "denn nichts passierte." Am darauffolgenden Abend war es mit der Ruhe vorbei. Es kursierten Gerüchte, daß Rechtsradikale das Heim stürmen wollten, "in dem wir noch am Abend zuvor mit den Bewohnern zusammengewesen waren".
Mit der Wut kam die Angst. Jugendliche Skins auf Motorrädern hatten ausländerfeindliche Parolen gebrüllt und angekündigt, mit Verstärkung wiederzukommen. Die Stimmung vor Ort, erinnert sich ein Schüler, sei spürbar gedrückter gewesen. "Zum Glück", sagt Mario, "haben die ihre Androhung nicht wahr gemacht". Es blieb ruhig, auch in jener Nacht. Doch den "Beschützern" wurde schlagartig bewußt, was es in der Konsequenz heißt, Hilfe für genau diese gefährlichen Situationen angeboten zu haben.
Jochen Maus, dem die Schüler bescheinigen, sie als "Triebfeder" ständig neu motiviert zu haben, zieht am Ende des Projekts ein positives Fazit. Ein solches Vorhaben würde er künftig allerdings auf mehreren Schultern verteilt sehen.
"Es war das einzige Mal", ergänzt Sybille, "daß ich das Gefühl hatte, richtig für das Leben zu lernen." Probleme innerhalb des Kurses gab es freilich nicht zuletzt deshalb, weil dieses Projekt als schulische Veranstaltung auch bestimmten Regularien unterworfen war. "Was wäre alles möglich", sinniert der Lehrer, "wenn es keine Zensuren gäbe." Jetzt überlegen einige Schüler, das Projekt als Arbeitsgemeinschaft weiterzuführen. Denn daß es "bitter nötig war, so etwas auf die Beine zu stellen" (Maus), davon sind sie überzeugt. VOLKER TRUNK
FLÖRSHEIM / BAD SODEN. Dürfen sich Polizisten an Fasching verkleiden? "Wieso, wir sind doch verkleidet", kontert der Sprecher des Flörsheimer Reviers. "Und stellen Sie sich mal vor: Wenn wir mit roter Pappnase dienstlich einschreiten müssen. . . ." So begnügten sich die rund 80 Beamten aus Frankfurt und Wiesbaden, die am Sonntag beim Faschingszug durch die Mainstadt im Einsatz waren, mit ihrer grünen Einheitsmaskerade. Viel zu tun hatten sie nicht. Trotz der rund 120 000 Zuschauer, auf die die Menschenmasse gegen 15 Uhr geschätzt wurde. "Alles verlief weitgehend störungsfrei", lautet das Fazit der Polizei.
Aber eben nicht ganz. Am Flörsheimer Bahnhof nahmen Beamte zwei Männer fest, die sie der Skinhead-Szene zurechnen. Jedenfalls hatten sie die Polizisten mit dem Hitlergruß empfangen. Auch ein Zuschauer des Festzuges wurde inhaftiert. Er hatte versucht, dem Zugmarschall einen Bonbonsack zu entwenden und ihn im Handgemenge vom Wagen gerissen. Dabei verletzte sich der Verteiler der süßen "Knöllsche" leicht.
Ein anderer Streit dagegen endete friedlich. Ein Hausbesitzer hatte einen Mann mit Tränengas besprüht, weil dieser seine Hauswand "offensichtlich mit der Toilette verwechselt hatte", so die Polizei. Dann aber packte beide die Reue. Sie entschuldigten sich gegenseitig und der Hausbesitzer drückte dem Kontrahenten mit der schwachen Blase noch 20 Mark "Schmerzensgeld" in die Hand.
Neben den 80 Polizisten waren bei kaltem Wetter und Sturmböen 45 Ärzte und Helfer des Roten Kreuzes im Einsatz. Sie nüchterten vier Personen aus, versorgten elf Menschen ambulant und kümmerten sich um zwei Findlingskinder.
Weniger närrisch zumute war in der Nacht zum Sonntag dem Schatzmeister des in der Bad Sodener Hasselgrundhalle feiernden Karnevalsvereins. Er war gegen 0.10 Uhr gerade beim Zählen der Eintrittsgelder, als eine Gruppe von drei mit Plastiktüten maskierten Männern, ihm die Kasse entwendete. Sie flüchteten mit den gesamten Einnahmen von rund 4000 Mark. Noch ist unklar, ob die "Narren" den Coup bereits zuvor geplant hatten oder spontan die Gelegenheit für den Überfall nutzten. set
SCHWALBACH. Kalt ist es. Markus hat sich das Kapuzen-Shirt über die Kappe gezogen. Sieht natürlich cooler aus so. Die Schultern hochgezogen, sucht er in seiner Sportjacke Schutz. Für einen kessen Spruch gegen "die Kleinen" langt es immer noch. "Ihr kommt nicht mit rein", meint der Elfjährige zu den Achtjährigen aus der Limesstadt, die nur verlegen grinsen und sich nicht vom Fleck rühren. Jeden Freitag warten sie so vor der Georg-Kerschensteiner-Schule geduldig auf die Rapper. Sie wissen genau, daß sie zu dem abgehackten Sprechgesang aus dem Ghetto-Booster niemals mittanzen dürfen. Aber versuchen wollen sie es trotzdem immer wieder.
Gazi (12) interessiert mehr, wer eigentlich Musik dabei hat. Abdi, 21, der für die zehn Rapper die Schule aufschließt und ihnen ab und zu Tips gibt, welche Bewegung besser aussieht, legt eine CD von Michael Jackson ein. Ein paar Takte - dann Unsicherheit. "Muß das so klingen?" Nö, die Scheibe ist kaputt. Also weiter warten. Attila kommt rein. Eine ärmellose weiße Jeansjacke über das T-Shirt gezogen, die Kappe mit der goldenen Aufschrift "Notre Dames" tief ins Gesicht gezogen. Nee, Kassetten hat er auch keine mitgebracht. Aber bis nach Hause sind es nur ein paar Schritte.
Markus nutzt derweil die Wartezeit, um von seinen Wünschen zu erzählen: "Ne Disco, wo wir hingehen könnten, wär gut." Und mehr Auftritte, "in Frankfurt und in Sulzbach, und Geld dafür kriegen", wünschen sich die jungen Rapper. Bei den Kinderkulturtagen im vergangenen Jahr lernten sie sich kennen, erzählt der zwölfjährige Martin. Silbern blitzt das Metallschild mit der schwarzen Aufschrift "No. 1" (Nummer eins) auf seiner Kappe. Die gehört einfach zum Outfit. Der Auftritt damals zum Abschluß der Kinderkulturtage "war ein großer Erfolg", setzt der Gymnasiast hinzu. Beim Neujahrsempfang trafen sich die jungen Rapper wieder, weitere kamen dazu, und seit Januar üben die Jungens ein bis zwei Mal pro Woche in der Schule am Ostring.
Und was ist Rap? "Rap ist Tanz", sagt Raschid und springt zusammen mit Markus auf die Bühne: "Mach mal Michael Jackson an, dann zeig ich dir, wie man tanzt." Klatsch, schlagen die beiden Jungens ihre Handflächen aneinander, wie zum Gruß, grinsen und verdrehen die Füße zum schnellen Rhythmus aus dem Kassettenrekorder. Zack, der Spagat klappt gleichzeitig. Und wieder hoch und weiter. Keine Pause, die Wangen röten sich. Und ein halbes Rad geschlagen, um von der kleinen Bühne hinunter auf den Teppichboden zu rollen. Nur cool bleiben.
Raschid verteilt Schokolade. Von seinem großen Bruder hat er gelernt, wie man rapt. "Ja, wenn man tanzt, kann man auch einen Sport draus machen und ein Spiel. Das macht Spaß", sagt er. Und David weiß: "Rap heißt eigentlich singen. Mal die Wut rauslassen." Attila mischt sich ein: "Es gibt auch einen Tanz, den macht man eigentlich mit Knarren." Raschid und er hechten wieder auf die Bühne, um das vorzumachen.
Anregungen für die Tänze holen sich die zehn- bis zwölfjährigen Jungens aus dem Kabel-Fernsehen. Der Sender MTV zeigt, wie man es macht. "Einer von uns schlägt ein Lied vor von Bobby Brown, Humping Around, Jump oder Kris Kross zum Beispiel", sagt Martin. Zwei Jungens singen playback und gestalten die Show, die anderen halten sich im Hintergrund. "Drei Lieder haben sie bis jetzt im Repertoire", sagt Abdi. Die Stadt bezahlt ihn dafür, die Rapper zu begleiten. Doch von dem Tanz selbst versteht der Schreiner- Lehrling wenig.
Dafür kann er gut mit den Jungens umgehen. Und als die vor kurzem im Limes-Bahnhof tanzten und so ein "40jähriger Glatzenkönig den Abdi anmachte, was wir da für einen Blödsinn machen", da verteidigte ein Älterer die Kinder. "Und dann kamen wir", sagt Markus und betont: So ne Anmache, die "geht uns am Arsch vorbei, die geht uns sogar durch den Arsch."
Kleine FR
Flohmarkt im Gemeindezentrum SCHMITTEN. Zu einem großen Flohmarkt für Kinder- und Erwachsenenkleidung lädt die Evangelische Kirchengemeinde Arnoldshain am Samstag, 27. Februar, von 14 bis 17 Uhr in das Arnoldshainer Gemeindezentrum. Reservierungen für Verkaufstische nimmt Frau Pahlke, Tel. 0 60 84 / 3106 oder 0 60 84 / 2276 von 9 bis 12 Uhr entgegen. Der Erlös aus Tischmiete und Kuchenverkauf kommt der Initiative "Hilfe für das Krankenhaus Nucet in Rumänien" zugute. Recyclinghof öffnet USINGEN. Am Samstag, 27. Februar, können Usinger wieder Wertstoffe auf dem Bauhof an der Weilburger Straße in der Zeit zwischen 9 und 12.30 Uhr abgeben. Dies gilt nur für Usinger Bürger, Fremdanlieferer werden abgewiesen. Die Wertstoffe müssen sauber und sortiert abgeliefert werden. Frauen lernen Textverarbeitung USINGEN. Das "Zentrum für Weiterbildung" führt am 5. und 6. sowie 12. und 13. März für Frauen einen Computerkurs mit der Textverarbeitung Word 5 durch. Das Seminar findet jeweils freitags von 17 bis 20.15 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr in der Schulungsstätte Hattsteiner Allee 17 in Usingen statt. Informationen: Tel. 069 / 7 07 42 61. Die Stadt fällt Bäume USINGEN. In der Hattsteiner Allee, am Neuen Marktplatz und im Schloßgarten will die Stadtverwaltung in den nächsten Tagen Bäume fällen, die vom Sturm beschädigt wurden. Anschließend werden junge Bäume nachgepflanzt. Trommeln für Teens NEU-ANSPACH. Einen Schlagzeug- Workshop für 12- bis 16jährige bietet die Gemeinde an: dienstags und mittwochs, am 7./8. und 14./15. April, jeweils von 16 bis 18 Uhr, im Clubraum 3 des Bürgerhauses. Die Teilnahme kostet 15 Mark. Anmeldung bei Jugendpflegerin Regine Haring, Tel. 0 60 81 / 10 25 - 66.
FRIEDBERG. Es war fast so wie an jedem anderen Tag. Wären da nicht die Luftschlangen und die Konfettischnipsel in den Schaufenstern gewesen, man hätte vergessen können, daß Rosenmontag ist.
Die Frau mit der bunten Haarsträhne wirkte fast exotisch im sonst normalen Straßenbild. "Noch kein Ansturm auf die Kreppel", meldeten die Bäcker. Auch in den Kneipen war's ruhig, nicht 'mal Faschingsmusik dudelte. Die Friedberger Narren hielten sich zurück, offenbar um ihre Kräfte für den Umzug heute und die anschließenden Umtriebe zu sammeln.
"Wir haben schon jede Menge Bestellungen für Aschermittwoch", sagte die Fischverkäuferin. Bei ihr gingen allerdings auch Montag schon viele Matjes über die Theke. Katerstimmung? Ein paar Geschäfte weiter wurden gestern noch zwei grellbunte Punker-Perücken aus dem Schaufenster geangelt. Innen waren die Regale fast leer, lediglich noch ein paar Mäusemützen mit großen schwarzen Ohren zu haben. Draußen auf der Straße stimmte sich ein kleiner Junge mit lauten Helau-Rufen auf den Zug ein. Noch antwortete ihm niemand. re
FRIEDBERG / ORTENBERG. Einmal nicht im Fernsehen, sondern vor der eigenen Haustür konnten Bewohner des Ortenberger Stadtteils Effolderbach am Samstag die Festnahme von zwei Bankräubern verfolgen. Drei Zivilwagen der Friedberger Kripo, begleitet von zwei Streifenwagen, fuhren gegen zwölf Uhr vor dem dreistöckigen Haus in Effolderbach vor, um nach wenigen Minuten zwei Männer in Handschellen abzuführen. Dabei handelt es sich um einen 32jährigen Ortenberger und einen gleichaltrigen Mann aus Nidda-Kohden. Den beiden wird zur Last gelegt, gemeinschaftlich den Überfall auf die Filiale der Raiffeisenbank Heldenbergen in Rommelhausen am 8. Februar (Beute: 35 000 Mark) verübt zu haben. Beide Beschuldigte sind nach Polizeiangaben heroinabhängig.
Ihrer Festnahme waren umfangreiche Ermittlungen und Observationen der Friedberger Kripo nach Hinweisen von Frankfurter Kollegen vorausgegangen. Sie hatten den Beamten in der Kreisstadt am Freitag mitgeteilt, daß an mehreren Parkhaus-Wechselautomaten der Mainmetropole Geldscheine mit Rotfärbung eingelöst worden waren. Durch ein sogenanntes Sicherheitspaket, das Bankangestellte der Beute beigelegt hatten, war auch ein Teil des Geldes bei dem Überfall in Rommelhausen rot eingefärbt worden. Über das Autokennzeichen gelang es den Beamten, den Halter des Wagens zu ermitteln, eben jenen 32jährigen aus Ortenberg.
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung konnten auch die Tatwaffe, eine langläufige Luftpistole, und 30 000 Mark aus dem Bankraub sichergestellt werden. Gegen beide Männer wurde vom Haftrichter des Büdinger Amtsgerichts Haftbefehl erlassen. Während der eine Beschuldigte in Untersuchungshaft eingewiesen wurde, konnte der zweite unter Auflagen zu seiner fünfköpfigen Familie zurückkehren. Mit der Festnahme des räuberischen Duos kann die Kripo Friedberg erneut einen Erfolg für ihre Kriminalstatistik verbuchen. Erst vor wenigen Wochen hatten die Beamten eine Serie von vier Raubüberfällen im Kreis aufklären können. cor
VOLLEYBALL
OBERLIGA MÄNNER, 14. Spieltag: Eintracht Frankfurt II - VC Dornheim 0:3, Eintracht Frankfurt II - TSV Trebur 1:3, Orplid Darmstadt II - DSW Darmstadt 2:3, Orplid Darmstadt II - VC Ober-Roden 3:1, TGV Schotten - TV Babenhausen 3:1, TGV Schotten - TG Wehlheiden 3:1.
OBERLIGA HESSEN FRAUEN, 14. Spieltag: VC Wiesbaden II - TSV Spangenberg 3:2, VC Wiesbaden II - TSG Wilhelmshöhe 1:3, TS Bischofsheim - Eintracht Frankfurt 3:1, TS Bischofsheim - TV Wächtersbach 0:3.
LANDESLIGA MITTE MÄNNER, 14. Spieltag: TSG Erlensee - VBC Büdingen verlegt, TSG Erlensee - DJK Großenlüder 3:1, BSC Offenbach - PSV Blau-Gelb Frankfurt 2:3, BSC Offenbach - TV Salmünster 3:1, TG Hanau - SC Friedberg 2:3, TG Hanau - TV Oberrodenbach 2:3.
LANDESLIGA MITTE FRAUEN, 14. Spieltag: TSV Sachsenhausen - TG Römerstadt 1:3, TSV Sachsenhausen - Wacker Offenbach 0:3, TV Salmünster - TV Dipperz 3:0, TV Salmünster - TG Hanau 3:0, TV Kesselstadt - Eintracht Frankfurt II 3:0, TV Kesselstadt - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:1.
LANDESLIGA SÜD MÄNNER, 14. Spieltag: SVC Gernsheim - TG Naurod 2:3, SVC Gernsheim - VC Hofheim 1:3, TG Bad Soden - TV Groß-Rohrheim 3:0, TG Bad Soden - VC Wiesbaden 1:3, TV Lampertheim - Rot-Weiß Auerbach 1:3, TV Lampertheim - TuS Griesheim 0:3.
LANDESLIGA SÜD FRAUEN, 14. Spieltag: VC Ober-Roden - Orplid Darmstadt II 0:3, VC Ober-Roden - TV Nauheim 0:3, TV Königstädten II - TG 75 Darmstadt 0:3, TV Königstein II - TV Lampertheim 0:3, TV Groß-Umstadt - Rot-Weiß Auerbach 3:0, TV Groß-Umstadt - TG Bad Soden 3:1.
VERBANDSLIGA MITTE FRAUEN, Nachholspiel: TSV Hanau II - TV Bommersheim 1:3, TSV Hanau II - TuS Steinbach 3:1.
MONIKA MISCHKE aus Bad Vilbel ist zur neuen Vorsitzenden des Kreisverbandes Wetterau des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gewählt worden. Als stellvertretende Vorsitzende wählten die BUND-Mitglieder MATTHIAS KALKHOF aus Ortenberg und STEPHAN HÜBNER aus Bad Nauheim von der BUND-Jugend. Kassenwart ist BERND NEU aus Friedberg. Mit der Schriftführung ist URSULA KRAUS-IDE aus Ober-Mörlen betraut. Beisitzer sind HANS JÖRG LANGEN aus Ober-Mörlen und DIETER NÖLLE aus Karben.
MARTIN HOLZFUSS, FDP-Europaabgeordneter aus Butzbach, hat - wie die übrigen drei deutschen liberalen Europaabgeordneten - entgegen der Fraktionsempfehlung gegen die aufsehenerregende Bananenmarktordnung der Europäischen Gemeinschaft gestimmt. Insgesamt waren es nur sieben der 81 deutschen Europaabgeordneten, die der umstrittenen Importregelung für Bananen ihre Stimme verweigerten. Holzfuß erklärte zu seiner Entscheidung: "Ich habe gegen die Bananenmarkt- ordnung gestimmt, weil ich keinen Regelungsbedarf sehe. Wenn man die Brüsseler Regelungswut nicht bremst, regeln die auch noch den Durchmesser
LUTZ KREß (Wölfersheim), MICHAEL HAHN (Niddatal) und HOLGER PABST (Friedberg-Dorheim) haben sich jetzt für den Landesentscheid des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend qualifiziert. Bei der Entscheidung in der Berufsschule Butzbach notierte die Jury sehr gute Leistungen für den zwischen 15 und 25 Jahre alten landwirtschaftlichen Nachwuchs. Die Berufsschule Butzbach wollte mit der Austragung des Wettbewerbs für ihre landwirtschaftliche Berufsfachschulklasse nach der Klasse 9 werben und einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Probleme der Landwirtschaft leisten.
Um die Riederwald-Autobahn geht es bei der Mahnwache mit anschließender Kundgebung, zu der das Aktionsbündnis "Unmenschliche Autobahn" für Sonntag, 28. Februar, ab 15 Uhr, aufruft. Die Aktion ist im Bereich Am Erlenbruch/Höhe Schäfflestraße zu finden. ov/08
Die Arbeiterwohlfahrt Seckbach war gemeinsam mit den SPD-Senioren Organisator des "närrischen Kreppelnachmittages" Anfang Februar in der Gaststätte "Zum Schwanen". Durch ein Versehen waren die Mitveranstalter der AW nicht erwähnt worden. ck/08
Ökologische Linke Liste Bornheim: Jakob Moneta, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift "Metall" und Kandidat der Linken Liste für den Römer, liest am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Eisenbletter & Naumann (Berger Straße 168) aus seinem Buch "Mehr Macht für die Ohnmächtigen". ck/08
Zum "politischen Heringsessen" mit der Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach-Hermann lädt die CDU Bornheim / Ostend am Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, in den Partykeller der TG Bornheim (Falltorstraße 15) ein. ck/08
Gregor Gysi, ehemaliger PDS-Vorsitzender, kommt am Mittwoch, 3. März, von 16 bis 18 Uhr zum Informationsstand der Ökologischen Linken Liste Bornheim in der Berger Straße 168 (Buchhandlung Eisenbletter & Naumann). ck/08
Zur Jazz'n'Blues-Session treffen sich Tillman Suhr (Gitarre), M. Halfmann (Saxophon) und Ralf Schohl (Bass) am Mittwoch, 3. März, im Musiklokal "Mampf" im Sandweg 64. Die Session beginnt um 21 Uhr. ck/08
Das Musical "Begegnungen" von Christoph Zehendner und Johannes Nitsch nach Texten des Johnnes-Evangeliums wird am morgigen Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr von den Jugendchören der evangelisch-freikirchlichen Gemeinden Frankfurt und Höchst in den Gemeinderäumen Am Tiergarten 50 im Ostend aufgeführt. ck/08
"Äktschen für Detektive" gibt es am Mittwoch, 3. März, in der Bornheimer Kinder- und Jugendbibliothek (Arnsburger Straße 24) für Kinder ab sechs Jahren. Bibliothekspädagogin Linda de Vos zeigt den Kleinen den Umgang mit Geheimtinte und gestaltet mit ihnen ein "Fahndungsplakat". ck/08
In Bern wird die elektronische Grenzüberwachung mit automatischen Videokameras vorbereitet, weil nach Angaben des Schweizer Justizministers Arnold Koller nach wie vor "zwei Drittel aller illegalen Einwanderer durch Schlepper über die Landesgrenze geführt" werden. In St. Gingolphe auf der Südseite des Genfer Sees läuft bereits an zwei "Schlupflöchern" zum Frankreich ein "vielversprechender Versuch". Vor Jahresfrist richtete dort die eidgenössische Zollverwaltung die beiden ersten automatischen Kameras mit Bildübertragung zu den Stützpunkten der Grenzbeamten ein.
"Dank der Kameraüberwachung konnten wir vergangenes Jahr 120 Personen verhaften, die Hälfte davon wegen illegaler Einreise oder Schwarzarbeit", lautet die Versuchsbilanz von Jacques Strahm, dem Kommandanten des Grenzwachtkorps 5 am Genfer See. Die Beamten müssen dabei nicht rund um die Uhr auf die Bildschirme starren, um Benutzer der "grünen Grenze" zu erkennen. Sobald sich im überwachten Raum etwas bewegt, ertönt ein automatisches Warnsignal am Stützpunkt der Grenzwächter, und mit einem Blick auf den Bildschirm läßt sich entscheiden, ob die Sache eine Personenkontrolle rechtfertigt oder nicht. "Eine einzige Kamera ersetzt etwa fünfzehn Beamte", meint Strahm. Weitere fünfzehn Grenzübergänge werden derzeit geprüft, ob sie sich für Video-Überwachung eignen.
Zusätzlichen Druck hat in Bern die Aargauer Kantonsregierung gemacht, welche beim Schweizer Bundesrat (Regierung) Mitte Februar schriftlich protestierte, daß "die zunehmende illegale Einwanderung über die nichtbewachten Grenzübergänge entlang des Rheins", zwingend nach durchgehenden Kontrollen rufe. Vergangenes Jahr seien nahe der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland 444 Personen angehalten und 79 Schlepper verhaftet worden. Der Landammann (Regierungspräsident) des Kantons Aargau, Peter Wertli, schätzt, "daß nur ungefähr ein Fünftel der illegalen Einwanderer angehalten werden kann", solange keine technischen Hilfsmittel zur Grenzsicherung aufgebaut werden. Wertli berichtete der Regierung in Bern: "Es liegen gesicherte Erkenntnisse vor, daß auch Drogen und Diebesgut über die nicht kontrollierten Übergänge am Rhein verschoben werden. Das Sicherheitsgefühl der Bewohner dieser Grenzregion erfährt dadurch eine erhebliche Störung."
Im Interesse der öffentlichen Sicherheit fordert die Aargauer Behörde für die Grenze zu Deutschland eine "durchgehende Grenzkontrolle an allen mit Motorfahrzeugen befahrbaren Übergängen", den Kamera-Einbau mit Bildübertragung auf das Hauptzollamt sowie die Ausrüstung einer Eisenbahnbrücke mit einer Lichtschranke, damit sie für Fußgänger unbenutzbar wird. Nach der Budapester Konferenz der Innenminister über illegale Einwanderung behauptete Justizminister Koller zu möglichen Grenzabsicherungsmaßnahmen: "Wenn man tatenlos zuschauen würde, wäre mit Sicherheit nicht nur die innenpolitische Stabilität in größtem Maße gefährdet, ich würde sogar sagen, es käme zu einer Gefährdung der inneren Sicherheit. Deutschland war ja bereits im letzten Jahre nahe daran. Wir selber waren 1991 mit fast achtzig Brandanschlägen auf Asylunterkünfte ebenfalls hart betroffen. Der gewalttätige Extremismus könnte in allen europäischen Ländern zum allergrößten Problem werden, wenn wir nichts unternehmen."
Vergangenes Jahr gingen 771 Asylantenschlepper den Schweizer Grenzbehörden ins Netz, doppelt so viele wie 1991. "Wir machen Fortschritte", meint Koller, aber: "Gerade dieses Schlepperunwesen, das ja grenzüberschreitend organisiert ist, kann man letztlich nur effizient bekämpfen, wenn man in Europa zusammenzuarbeiten beginnt."
PETER AMSTUTZ (Bern)
Parteien + Wähler
Jordan ißt Heringe NEU-ANSPACH. Am traditionellen Heringsessen der SPD zum Aschermittwoch wird sich der hessische Minister für Landwirtschaft und Wohnen, Jörg Jordan, beteiligen. Alle Mitglieder der SPD und die Mitglieder der Neu-Anspacher Vereine sind eingeladen, Fragen und Wünsche an Jordan zu richten. Das Heringsessen beginnt um 18 Uhr im Wanderheim des Taunusclubs. Grüne auf Tour WEILROD. Die Grünen laden zum politischen Frühschoppen ein: Am Sonntag, 28. Februar, soll es ab 10 Uhr in der Gaststätte "Zur Post" in Rod an der Weil um die Baugebietsplanung Cratzenbacher Berg gehen. Bürgerwünsche wollen sich die Mauloffer Grünen am Donnerstag, 4. März, ab 19 Uhr in der Gaststätte "Zur Rose" anhören und notieren. FWG-UBN informiert NEU-ANSPACH. Zu einem Informationsabend für Neu-Anspacher Bürger lädt die FWG-UBN für Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr in das Dorfgemeinschaftshaus Hausen-Arnsbach in der Hauptstraße 69 ein. Dabei sollen die Bau- und Verkehrspolitik sowie die Wassergebühren in der Gemeinde behandelt werden. Eingeladen sind Vertreter von zwölf Bürgerinitiativen. Ihnen soll die Möglichkeit eingeräumt werden, ihre Erfahrungen mit der Kommunalpolitik darzulegen.
BAD HOMBURG. Mit einer kommunalen Verpackungssteuer wollen die Bad Homburger Grünen Wegwerfprodukte bekämpfen. Zugunsten der Umweltpolitik streben sie zudem an, die seit Jahren unbesetzte Stelle eines fünften hauptamtlichen Magistratsmitglieds wieder zu besetzen: "Stadtrat/rätin für Umwelt und Verkehr". Das ihr oder ihm zu unterstellende Umweltamt soll um mindestens fünf Stellen erweitert werden.
Ober-Erlenbacher locken die Grünen mit weiteren Versprechen: Die geplante Anlage des Umlandverbands zur Klärschlammtrocknung soll keine Baugenehmigung der Stadt erhalten und das Zwischenlager für dioxinbelastetes Kieselrot "unverzüglich" geräumt werden.
Diese und andere Orientierungspunkte für die nächsten vier Jahre haben die Grünen in ihrem kommunalpolitischen Programm zur Wahl des Stadtparlaments am 7. März festgehalten. Die Partei hofft, daß ihr 55-Seiten-Papier zum Regierungsprogramm wird: "Genauso ehrlich wie wir Oppositionsarbeit gemacht haben, wollen wir in den nächsten Jahren die Stadt mitregieren", merkt Grünen-Sprecher Michael Korwisi an.
Das Programm faßt bekannte Positionen der Öko-Partei zusammen - von der Ablehnung der U-Bahn-Verlängerung ("keine Zusammenarbeit mit Parteien, die diese ökologische und kulturelle Barbarei weiter verfolgen") über den Widerstand gegen den Hotelbau im Kleinen Tannenwald bis zum Vorschlag, auf dem Schloßplatz Wohnhäuser zu erstellen. Die Wohnungsnot wollen die Grünen mit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft und einem "kommunalen Interventionsfond zum Ankauf, zur Erhaltung, Modernisierung und preisgünstigen Vermietung von Wohnraum" bekämpfen. Mit fünf Millionen Mark jährlich soll die Stadt darüber Miethäuser aufkaufen, um die Umwandlung in Eigentumswohnungen zu verhindern.
Breiten Raum geben die Grünen dem Umweltschutz, vor allem dem Wassersparen: "Bis zum Jahr 2005 soll Bad Homburg unabhängig sein vom Fremdwasserbezug."
Mit Zielen der "Friedensarbeit", unter anderem die allmähliche Auflösung des Köpperner Munitionsdepots und die Beseitigung von Sprengschächten in Straßen, gehen die Grünen über den gewohnten Rahmen anderer Parteiprogramme hinaus. Und unter der Überschrift "Gegen Fremdenhaß" kündigen sie an: "Die Grünen Bad Homburg werden gegen Politiker und BürgerInnen, die ausländerfeindliche Tätigkeiten fördern oder dulden, alle rechtsstaatlichen Mittel ausschöpfen." stk
Chemikalien auf Griesheim und Schwanheim
Der Plan-Entwurf des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt zur Zukunft Südhessens bis zum Jahr 2000, der dem Grün besonderes Gewicht gibt, scheint gescheitert. Für die Sitzung der Regionalen Planungsversammlung (RPV) am 26. März im Frankfurter Römer zeichnet sich eine Zwei-Drittel-Mehrheit von SPD und CDU gegen die Vorstellungen des RP ab.
Der hessische Minister für Raumordnung Jörg Jordan (SPD) hatte erstmals das Flächenwachstum für neue Wohnungen und neues Gewerbe in Südhessen begrenzen wollen. Die 45 SPD-Abgeordneten in der RPV beschlossen jedoch am Wochenende bei einer Klausurtagung, die von Jordan im Regionalen Raumordnungsplan (RROP) gestrichenen 650 Hektar Fläche für Wohnen und Gewerbe wieder einzufordern. Nur mit diesem Ziel soll der RROP-Entwurf zur Anhörung durch die 180 südhessischen Gemeinden freigegeben werden.
Auch der Vorsitzende der 33 CDU-Abgeordneten, Alfons Faust, sagte am Montag: "Wir möchten alles zurückgewinnen, was gestrichen wurde - es sei denn, es sprächen tatsächlich zwingende Gründe dagegen."
Die beiden großen Parteien können auch mit den Stimmen der fünf FDP-Abgeordneten rechnen. Lediglich die 13 Vertreter der südhessischen Grünen werden das von Minister Jordan vertretene Planwerk wohl gutheißen. Die Grünen im Umlandverband geißelten gestern eine "Chaos-Koalition aus CDSPU" für "Wildwuchs statt rationaler Planung".
Die SPD-Abgeordneten in der RPV verabschiedeten einen Beschluß, dessen entscheidender Satz lautet: "Die Ausweisungen des derzeitigen RROP sollen grundsätzlich nicht unterschritten werden." Die Sozialdemokraten setzten sich außerdem zum Ziel, die Entnahme von Grundwasser im Vogelsberg und im Hessischen Ried zur Versorgung Frankfurts und anderer Siedlungsschwerpunkte zu reduzieren. Sie beschlossen, daß durch Nutzung von Regenwasser Trinkwasser gespart werden solle. jg
Wichtige Akten aus seinem Büro herausschmuggeln wollte am Rosenmontag früh der von Prinz Karneval "abgesägte" Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Gerade hatte er das (Geheim-)Papier zur Abschaffung der Getränkesteuer seiner Kollegin Lilli Pölt zugesteckt, als Frankfurts Maagard den Römer stürmte und Schlimmeres vereitelte.
Alle Papiere wurden von Maagard- Kommandeur Klaus Jürgen Koch "konfußziert". Knapp eine Stunde später hatte die Maagard den Polizei-Vizepräsident Peter Frerichs in Ketten gelegt, Präsident Karlheinz Gemmer war ihr allerdings durch die Lappen gegangen. Durch die Preußentruppe des Polizeichores hoffte Frerich auf seine Befreiung. Die jedoch dachte nicht daran, hielt sich strikt an des "Vize" Tagesbefehl: "Bewaffnung mit gute Laune, Fastnachtskostüm und Vorträgen". Die Handschellen wieder los wurde Frerichs erst nach Erfüllung der Lösegeldforderung: "Kreppel für alle, heiße Werschtscher mit Senf und etwas Süffiges!" dixi
KRONBERG. Die SPD-Fraktion hat das Diskussionspapier des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) zu einem neuen Buskonzept in Kronberg begrüßt. Wie Fraktionsvorsitzender Peter Stuckenschmidt an den VCD schreibt, werde seine Partei das Papier gründlich diskutieren - allerdings erst nach der Wahl. Die SPD halte es für sinnvoll, eine Planungsstudie zum Thema Quartierbussystem in Auftrag zu geben. Dabei müßten auch die genauen Kosten errechnet werden. esi
Kleine FR · Kleine FR
Besuch im Landratsamt ROSBACH. Dem Landratsamt Friedberg statten ältere Bürger am Donnerstag, 4. März, einen Besuch ab. Ein Omnibus fährt um 13 Uhr am Marktplatz Rodheim ab und 13.05 Uhr ab Gaststätte Wehrheim und 13.10 Uhr ab Marktplatz Ober-Rosbach. Nach dem Empfang im Landratsamt ist noch ein Besuch des Klosters Friedberg geplant. Der Kostenanteil beträgt 10 Mark. Anmeldungen werden ab sofort im Rathaus entgegengenommen.Schöne Bilder aus Irland ROSBACH. Einen Diavortrag über Irland mit einem speziellen Projektionsverfahren und Stereoton kündigt Karl Baretschneider für Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr in der Adolf-Reichwein-Halle an. Der Eintritt kostet fünf Mark für Erwachsene und drei Mark für Jugendliche. Hauptversammlung des SSV BAD VILBEL. Der SSV Heilsberg kündigt die Hauptversammlung für Freitag, 12. März, um 20 Uhr im Vereinsheim Danziger Straße 7 a an. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Vorstandsneuwahlen.Treffen der Sportschützen KARBEN. Der Sportschützenverein Burg-Gräfenrode veranstaltet die Jahreshauptversammlung am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr im Schützenhaus. Mitspieler gesucht BAD VILBEL. Mitspieler sucht die Volleyball-Freizeitgruppe des TV Massenheim. Jeweils mittwochs von 18.45 bis 20.45 Uhr in der Turnhalle Homburger Straße wird trainiert. Interessierte melden sich in der Übungsstunde oder bei Ingrid Dehler, Telefon 4 13 94. SPD zieht Jahresbilanz BAD VILBEL. Die Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins findet am Freitag, 12. März, um 18 Uhr im Kurhaus statt. Kalorienarm kochen BAD VILBEL. Einen Kochkursus für kalorienreduzierte Nahrung bietet die Evangelische Familienbildungsstätte im Grünen Weg 4 bis 6 an. Der Kursus beginnt am Dienstag, 2. März, um 10 Uhr und findet viermal dienstags von 10 bis 13 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 36 Mark plus Lebensmittelumlage. Informationen bei Renate Ebert, Telefon 4 42 69.
Das Zitat Medaillen-Maß
Jochen Behle fehlten 19 Sekunden zum Gold. Überschrift des Sport-Informations-Dienstes (sid) in seinem Bericht über den Langlauf der Nordischen WM. Behle fehlten 165 m an Bronze Die Agentur dpa zum gleichen Thema
Trotz der Doppelniederlage der Hofheimer Bundesliga-Frauen in der Potsdamer Vorschlußdoppelrunde sehen die Hofheimerinnen ihren Ligaerhalt als gesichert. SV Hofheim war zwar 1,5:4,5 gegen Buna Halle und 2,5:3,5 gegen Uni Potsdam unterlegen, weisen aber einen Vier-Punkte-Vorsprung im Tabellenmittelfeld auf, vor der punktbesten Absteigermannschaft Schott Mainz. Die Mainzerinnen unterlagen ebenfalls und zwar mit jeweils 2,5:3,5 gegen Potsdam und Halle. In der Schluß-Doppelrunde, die auf den 13./14. März verlegt wurde, sind Post Dresden und SV Leipzig die Gegnerinnen der Hofheimer und Mainzer Frauen.
1.Frauen-Bundesliga (2 Wettkämofe vor Schluß): 1. SG Elberfeld 16:2 - 2. SK Hamburg 14:4 - 3. Rotation Berlin 13:5 - 4. Turm Krefeld 12:6 - 5. Post Dresden, 6. SC Weimar, 7. Buna Halle je 10:8 - 8. SV Hofheim 8:10 - 9. SV Leipzig 5:13 - 10. Schott Mainz 4:14 - 11. Uni Potsdam, 12, TSG Gera je 3:15 Punkte.
2. Frauen-Bundesliga (eine Runde vor Schluß): Hessenvertreter SV Griesheim gewann 4:2 bei Schachfreunde Birkenfeld. Die Griesheimer Frauen haben damit den Klassenerhalt geschafft. Stand: 1. SC Bessenbach 10:2 - 2. SG Augsburg 9:3 - 3. SG Bochum, 4. SV Griesheim je 7:5 - 5. SV Stuttgart-Wolfbusch 5:7 - 6. SV Koblenz, 7. Sfr. Dortmund-Brackel je 4:8 - 8. Sfr. Birkenfeld 2:10 Punkte.
Der SV Neu-Isenburg wurde in Camberg mit Marco Lisanti, Reinhard Wiesner, Christoph Manus und Klaudius Mainka Hessischer A- Jugend-Mannschaftsmeister im Blitzschach. Die Neu-Isenburger waren nur in der Vorrunde einmal unterlegen, gegen Bad Hersfeld mit 1,5:2,5, revanchierten sich aber im Rückspiel mit 3:1. ZEY
NEU-ISENBURG. Obwohl es noch zwölf Tage bis zur Kommunalwahl sind, haben mehrere Isenburger Bürgerinitiativen bereits Vorschläge ausgearbeitet, mit denen sie die kommende Parlamentsmehrheit konfrontieren wollen. Anwohner der Karlstraße, Bansastraße und Offenbacher Straße sowie des Gravenbruchrings und des Alten Ortes schlossen sich zusammen, um ein Verkehrskonzept für den gesamten Nordosten der Hugenottenstadt auszuarbeiten.
Nach den Worten von BI-Sprecher Richard Schorch soll der von Durchgangsverkehr arg gebeutelte Teil Neu-Isenburgs auf diese Weise entlastet und unfallträchtige Stellen für Fußgänger und Autofahrer sicherer gemacht werden. Stimmen die Parteien zu, dann wird es künftig nicht mehr möglich sein, von der Bundesstraße 459 aus Richtung Dietzenbach geradeaus auf den Gravenbruchring zu fahren.
Die weiteren Forderungen: Die Offenbacher Straße soll nicht nur von der Friedhofstraße "abgebunden", sondern auch zwischen der Frankfurter und der Herzogstraße zur Einbahnstraße erklärt werden, auf der die Autos nur noch stadtauswärts fahren dürfen. Außerdem schlagen die Bürgergruppen vor, die Kreuzung Herzogstraße / Ernst Reuter-Straße durch einen Umbau zu "entschärfen" und das Linksabbiegen aus der Ausfahrt des Parkhauses am Isenburg-Zentrum zu verbieten.
In eine Richtung - nämlich zur Herzogstraße - soll der Verkehr in der Wilhelmstraße rollen dürfen. Und für die Peterstraße wünschen sich die Anwohner, die Einbahnregelung in Richtung Frankfurter Straße umzukehren.
"Mit unserem Konzept kann bei geringsten Investitionen ein Maximum an Wirkung erzielt werden", gibt sich Richard Schorch zuversichtlich. Weniger an die nach dem 7. März verantwortlichen Kommunalpolitiker als vielmehr an die Autofahrer dürfte seine Frage gerichtet sein: "Ist es wirklich nötig, den täglichen Berufsverkehr aus den Nachbarorten mitten durch Neu-Isenburg zu schleußen?" Schließlich sei die Stadt umgeben von einem Netz von Autobahnen. leo
WIESBADEN. Wie geht es weiter mit dem Domizil in der Spiegelgasse? Der Förderkreis Aktives Museum Deutsch-Jüdischer Geschichte in Wiesbaden, dem die Stadt Räume im alten Gemäuer versprochen hat, will das Konzept für ein Archiv in einem Gesprächskreis erörtern. Ideen werden gesucht und praktische Hilfe handwerklich begabter Mitstreiter. Treffpunkt: Mittwoch, 24. Februar, 19.30 Uhr, im Gemeindehaus der Ringkirche.
Derweil geht die Vortrags- und Informationsarbeit des Förderkreises uneingeschränkt weiter. Geplant sind zwei Rundgänge durch die Stadt: "Auf den Spuren jüdischen Lebens". Die Führung übernimmt Lothar Bembenek. Am Freitag, 5. März, geht es darum, Wiesbadener Geschichte und Biographien wiederzuentdecken und die Gebäude, die noch stehen, mit neuen Augen zu sehen. Treffpunkt: 15 Uhr vorm Pariser Hof, Spiegelgasse.
Der zweite Rundgang am Freitag, 19. März, führt durch die südliche Innenstadt und vermittelt das nachbarschaftliche Zusammenleben, die eigenständige jüdische Tradition und schließlich die Vernichtung durch die Nazis. Treffpunkt ist um 15 Uhr an der Oranienschule.
Eine Gedenkveranstaltung für die deportierten und ermordeten Wiesbadener Sinti und Roma ist für Montag, 8. März, geplant. Vor 50 Jahren waren sie verhaftet und in der Friedrichstraße zusammengetrieben worden. 119 Menschen wurden zum Bahnhof geführt und ins "Zigeunerlager" nach Birkenau transportiert. Die Gedenkveranstaltung ist um 17 Uhr in der Bonifatiuskriche, anschließend wird um 18.15 Uhr der Dokumentarfilm "Verfolgt und vergessen" im Roncalli-Haus, Friedrichstraße 26-28, gezeigt.
Einen Tag später, 9. März, erinnert ein weiterer Film an das Schicksal der Roma und Sinti: "Gelem Gelem" (19.30 Uhr im Archivkino Caligari, Marktkirche) beschreibt den Versuch einer Gruppe heimatloser Roma, den Teufelskreis von sozialer Verelendung, Kriminalisierung und Abschiebung zu durchbrechen. maf
WIESBADEN. Auf knapp 1400 Mark beläuft sich die Beute der beiden bewaffneten Räuber, die am Sonntagabend gegen 21.10 Uhr den 63jährigen Angestellten einer Spielothek in der Wiesbadener Moritzstraße bedrohten und zur Herausgabe des Geldes zwangen.
Die beiden Männer hatten laut Polizeibericht ihre Gesichter mit Strumpfmasken verhüllt. Einer von ihnen hatte zunächst versucht, den Mitarbeiter in die Toilette abzudrängen. Es kam zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf der zweite Täter eingriff. Der Mann zückte eine Pistole und hielt das Opfer mit der Schußwaffe in Schach.
Beide Männer zerrten den Angestellten schließlich zur Kasse. Dort zwangen sie ihn, diese sowie einen kleinen Tresor zu öffnen.
Die beiden Räuber sackten das Geld ein. Anschließend flohen sie in unbekannte Richtung. Zuvor allerdings zogen sie noch das Telefonkabel aus der Wand. Die Fahndung der Polizei blieb bislang erfolglos.
Die beiden Räuber sollen sich nach Angaben der Polizei auf türkisch unterhalten haben, einer von ihnen wird auf 25 Jahre geschätzt; er ist etwa 1,70 Meter groß und trug einen kleinen Oberlippenbart.
Sein Komplize ist vermutlich jünger, etwa 20 Jahre alt und 1,75 Meter groß.
Hinweise erbittet die Wiesbadener Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 06 11 / 34 53 21. maf
WIESBADEN. Spaziergänger haben am Sonntag vormittag auf Wiesen und Wingerten am Gänsaalweg viele tote Vögel entdeckt. Sie alarmierten Polizei und Feldschütz, die auf einem Quadratkilometer großen Areal 75 Krähen und einen Bussard fanden. Deren Todesursache ist völlig unklar. Mitarbeiter des Veterinäramts sollen nun feststellen, woran die Tiere eingegangen sind. maf
"Drei mal null ist null, ist null". Das Sing- und Schunkellied des Kölner Karneval, das sich über Neunmalkluge lustig macht, paßt. Nicht nur, weil Karneval und Fasching ist, sondern weil die Finanzminister in Bund und Ländern nach diesem Motto Politik betreiben, zumindest wenn es um Lehrer und Schüler, Studenten, Professoren, Wissenschaft und Forschung geht. Das verscheucht jede Stimmung und feuchtfröhliche Ausgelassenheit, vor allem bei den Kultus- und Wissenschaftsministern von Düsseldorf bis München.
Was ihnen bleibt, ist mißtrauische Nüchternheit, denn ein Blick in die vielen Papiere, die in den letzten Wochen in Bonn produziert worden sind, hat sie belehrt, daß es in dem "föderalen Konsolidierungsprogramm" zwar um große Geldbeträge geht, aber in ihrem Bereich nur um viele Nullen. Die Misere in den Universitäten, in den Schulen und Lehrwerkstätten taucht überhaupt nicht auf. Dieses Programm aber ist nicht irgendein beliebiges, in dem um ein paar Projekte gerangelt wird. Es ist vielmehr die vermutlich letzte Geld- und damit Machtverteilung, die zwischen Bund und Ländern bis zu den nächsten Bundestagswahlen stattfindet: mindestens bis dahin.
Wer jetzt nicht mit allen Kräften, die noch zu mobilisieren sind, dafür sorgt, daß er nicht zu kurz kommt, hat Pech gehabt. Doch wen schon können die Bildungsleute noch mobilisieren, im Karneval und in den Semesterferien? jr
Aktion Kinderstadt auch am Gräselberg
WIESBADEN. Nach den guten Erfahrungen, die das Jugendamt mit seiner "Aktion Kinderstadt" gemacht hat, soll nun im Gräselberg mit einem solchen Projekt begonnen werden. Mitarbeiter der Verwaltung und der Ortsbeirat versuchen gemeinsam, den Gräselberg für Junioren attraktiver zu gestalten. Auftakt ist am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr in der Lukasgemeinde, Klagenfurther Ring, mit einem Informationsabend. maf
Anbau am Roncalli-Haus nimmt Formen an
WIESBADEN. Gute Fortschritte macht der Erweiterungsbau des Roncalli-Hauses in der Friedrichstraße. Wenn das Wetter mitspielt, soll im Zentrum der katholischen Kirche bereits im Juli Richtfest gefeiert werden. Mit dem Anbau wird das Roncalli-Haus endlich komplett: Neue Büroräume entstehen hier und vor allem ein lange vermißter großer Saal, der rund 250 Besuchern Platz bietet. maf
WIESBADEN. "Lebenserfahrung - ein nützliches Gut". Rentner und Pensionäre, die sich noch nicht zum alten Eisen zugehörig fühlen und gerne ihr Wissen und ihre Lebens- und Berufserfahrung einbringen möchten, können an verschiedenen Projekten teilnehmen. In der "Akademie für Ältere" informiert Dr. Ringling an vier Vormittagen über die vielfältigen Möglichkeiten zu aktiver Mitarbeit für Senioren. Der Kursus findet dienstags von 10 bis 12 Uhr in der Villa Schnitzler, Biebricher Allee, statt und beginnt am Dienstag, 2. März. maf
Facettenreich ist in Rüsselsheim die Parteienlandschaft zur Kommunalwahl 1993. Neben den vier im Parlament vertretenen Parteien SPD, CDU, Grüne und FDP treten drei alternative Listen an. Eine - die fNEP - war beim letzten Mal mit 4,4 Prozent nur knapp gescheitert. Am 7. März werden in Rüsselsheim auch Orts- beiräte für die Stadtteile Bauschheim und Königstädten gewählt.
Die Geste des Triumphators hatte durchaus symbolhafte Züge. Als wolle er Erinnerungen an seinen bislang größten Sieg wecken, ließ sich Michael Stich am Sonntag abend nach 3:45 Stunden Spielzeit im Finale des mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennis-Turniers in der Stuttgarter Schleyer-Halle auf die Knie sinken, reckte die Arme nach oben und strahlte übers ganze Gesicht. Wie den Wimbledon-Sieg von 1991 zelebrierte der Elmshorner den Gewinn von 355 000 Dollar, 418 Weltranglisten-Punkten und jeder Menge Sympathien, die ihm das finale Ergebnis von 4:6, 7:5, 7:6 (7:4), 3:6, 7:5 gegen den Niederländer Richard Krajicek einbrachten. Mit Stuttgart 1993 scheint Michael Stich der Anschluß an Wimbledon 1991 endgültig geglückt.
Daß er sich seiner Emotionen nach dem Sieg vor fast zwei Jahren über Boris Becker erinnerte, wies Stich in der Stunde "eines meiner größten Erfolge" weit von sich. Der Kniefall war nichts anderes als die Reminiszenz an seine Gefühle und ein Kotau vor dem Publikum.
Das war nach dem unsäglichen Davis- Cup-Streit mit Boris Becker so deutlich nicht zu erwarten gewesen. Es scheint, als habe sich der Elmshorner gegenüber Becker in der Öffentlichkeit emanzipiert, nicht geliebt wie der Leimener, aber respektiert. Schon bei seinem großartigen Erfolg mit dem Gewinn von zwei Millionen Dollar beim Münchner Grand Slam- Cup im Dezember, der aufgrund der hochklassigen Besetzung sportlich gar höher einzuordnen ist als sein Sieg bei Ion Tiriacs Pech- und Pannen-Turnier, hatte er auf der Popularitätsleiter einen großen Schritt nach oben gemacht. In Stuttgart stieg er noch ein paar Sprossen weiter hinauf, weil er die über Nacht erhaltene Chance, für den unpäßlichen Becker in die Bresche zu springen, beim Schopfe packte.
Mit dem Sieg über Krajicek in einem spannenden Spiel mit Höhen und Tiefen aber hievte sich der Wahl-Österreicher nicht nur in der Sympathie-Skala, sondern auch in der Weltrangliste auf den zehnten Platz. Sein insgesamt siebter Einzel-Titel im Grand-Prix-Zirkus sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück in das Quintett der Weltbesten, meinte der in jeder Beziehung glückliche Norddeutsche. Die ersten Gehversuche nach dem Münchner Neubeginn waren mit dem Erreichen des Halbfinales bei den Australian Open schon äußerst erfolgreich verlaufen. Seither hat Stich diesbezüglich eine ganze Menge dazugewonnen. "Hier war ich die ganze Woche über in der Lage, mich zu konzentrieren, wenn's eng geworden ist." Ähnlich wie Becker scheint auch Stich aus der Reibung mit dem deutschen Rivalen entscheidende Energien zu gewinnen. REINHARD SOGL
Eine Schöne Spröde, leicht nervös Zwischen den Kontinenten: die sizilianische Insel Pantelleria
Das Leben von Inseln beginnt meist nachts und in der Dunkelheit. Es beginnt in dem Hafen, von dem die Schiffe auslaufen, die die Insel mit dem Festland verbinden; die sie mit Proviant versorgen, vom Nagellack bis zur Zementmischmaschine. Das Schiff zu der italienischen Insel Pantelleria fährt fünf Minuten nach Mitternacht im Hafen von Trapani ab, dem westlichsten und arabischsten Punkt Siziliens. Morgens zwischen sechs und sieben Uhr ist es da.
Pantelleria ist seit vier Wochen ohne Zigaretten. Es durchleidet eine Rauchkrise, vergleichbar der Mehlkrise, die sich vor zehn Jahren, wenn auch aus anderen Gründen, zutrug und mehr als zwei Wochen dauerte. Die Meeresstürme im Kanal von Sizilien waren damals so heftig und gefährlich, daß das Schiff aus Trapani nicht verkehren konnte und auch kein Flugzeug sich nach Pantelleria wagte. Die Vorräte auf der Insel wurden knapp, das Mehl ging aus und eine Woche lang gab es kein Brot.
Die Inhaberin des Hotels "Agadir" ist zweifellos eine der eifrigsten Zigarettenkonsumentinnen unter den Inselbewohnern. Sie öffnet halbverschlafen die Hoteltür und mit einer Miene, als zöge sie es vor, in dieser kühlen Jahreszeit keine Gäste zu empfangen. Das übellaunige Benehmen kann aber auch daher rühren, daß sie über dem eindringlichen Klingeln mit dem Rauchen in Verzug gekommen ist. Sie hält eine unangezündete Zigarette in der einen und ein giftgrünes Feuerzeug in der anderen Hand. Beim Ausfüllen des Meldezettels steckt sie sich schon die nächste Zigarette an. Signora, wieviel rauchen Sie so am Tag? - Oh, zwei, drei Schachteln, naja, naja, manchmal auch vier, wie es hinkommt. - Meine Güte ist das viel! - Ja, naja, ich rauche schon sehr gern. Rauchen Sie, Signorina? - Ja, aber viel weniger. - Wenn Sie nämlich, also ein Päckchen könnte ich Ihnen immer verkaufen. - Was kostet eine Pakkung momentan? - Ja, naja, kommt darauf an, zwischen 6000 und 10 000 Lire vielleicht?
Der Name "Pantelleria" leitet sich aus der arabischen Bezeichnung "Bent El Rion" ab - "Tochter des Windes". Pantelleria hat Ähnlichkeit mit einer herumgeschubsten Stieftochter, die im Schatten der Favoritinnen (Capri, Stromboli, Lampedusa) steht und nie so recht dazu kommt, ihre schwierige und eigenwillige Schönheit herzuzeigen. Pantelleria liegt zwischen Kontinenten, Tunesien näher als Sizilien, auf dem 37. Breitengrad nördlich des Äquators und auf dem 12. östlichen Längengrad. Es liegt, anders gesagt, etwa 250 Kilometer südlich und 200 Kilometer östlich von Mallorca, aber Lichtjahre von dessen hochtourigem Tourismus entfernt - bei vergleichbar mildem Winterklima. Aber Pantelleria hat keine Strände. Es hat keinen einzigen Meter Strand. Auf Pantelleria kann man nicht im Sand lümmeln. Auf Pantelleria muß man sich aufmachen: über Klippen zu schwer erreichbaren Meeresgrotten, über kultivierte Terrassenlandschaft ins gebirgige Inselinnere. Pantelleria ist eine Vulkaninsel. Steil, zerklüftet, rissig fällt eine Küste aus schwarzem Lavastein ins Meer. Wäre Pantelleria ein Film, würde man sagen: Es gibt nur Nahaufnahmen und Totalen. Entweder man steckt seine Nase zwischen die herumbaumelnden Orangen und Zitronen, oder man schaut und schaut in die Weite, auf Silhouetten melancholischer Festlichkeit, auf schwarze, schräg-vertikale Linien, sie sich mit der Horizontalen der silbrigen Meeresoberfläche kreuzen.
Rauchst du? - Ja, ab und zu. - Rauchst du viel? - Es geht, im Urlaub weniger, wegen der Erholung. - Willst du eine Schachtel Zigaretten kaufen? - Ja, aber ich habe gehört, es gibt keine. - Das stimmt, es wird gestreikt. - Wer streikt denn? - Ja, der Staat. - Das ist doch Blödsinn, der Staat kann doch nicht streiken. - Ahhh, das ist kompliziert, der Staat kontrolliert die Zigaretten, die Tabakhändler weigern sich jetzt aber, die neuen Steuern zu bezahlen, und solange gibt der Staat keine Zigaretten mehr her. Ich könnte aber schon eine Schachtel besorgen. - Wo denn? - Warte mal. Gleich kommt einer. Aus Deutschland was? - Ja, aus Deutschland. - Kenne ich. - Wo warst du in Deutschland? - In Celle. Mein Bruder ist in Celle verheiratet. Welches Sternzeichen bist du? - Schützin. - O Gott! O nein! Schütze! Eine Frau und Schütze! Ahh, na macht nichts, ich komme immer mit allen Leuten aus. Was glaubst du, wo ich politisch stehe, was denkst du, sag mal? - Keine Ahnung. - Ich bin Kommunist. - Tatsächlich, es sieht aber schlecht aus für den Kommunismus zur Zeit. - Es geht. - Und was für Kommunismus findest du gut, sowjetisch? - No, no, communismo normale. - ? - Paß auf, ich kauf jetzt Zigaretten. In der Eingangstür der Bar an der Promenade des Hafenortes Pantelleria steht ein Mann, der trotz der Mittagssonne ein Jackett und darüber einen Anorak trägt. Die Taschen sind voll mit Zigarettenpakkungen und jeweils sortiert nach Marken. In der rechten inneren Brusttasche des Anoraks steckt Marlboro, in der Tasche darunter die italienische Marke Merit. Merit ist wie im offiziellen Handel etwas billiger als Marlboro. Wir qualmen sofort los. In der politischen Privatphilosophie des italienischen Konsumenten zählt der Anorakhändler von den drei Kategorien "mafioso-mafioso" (echter Mafioso), "mafioso-prepotente" (aufgeblasener Quatschkopf in der Rolle des Küchentischgangsters), "mezzo mafioso" (Aktivist mit unerheblichem Machtbereich) zu letzterer.
Der Hauptort Pantelleria ist mit seinem diffusen und billigen, drei- bis fünfstöckigen Betonplunder von einer außerordentlichen Häßlichkeit, die Schlamperei und Spekulation nicht allein zustande gebracht haben können. Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Ort und Hafengelände kein Stein mehr auf dem anderen. Pantelleria wurde im Juni 1943 als erster italienischer Ort von amerikanischen Fallschirmspringern besetzt, nach langem Bombardement. Die Bevölkerung saß auf der Insel wie in einer Falle. Und als besäße die Zivilisation in hoher Not die Fähigkeit, sich an ihre Anfänge zurückzukoppeln, schlüpften die Pantellerianer bäuchlings in die "Stesi" genannten megalithischen Kuppelgräber wie in natürliche Bunker. Sie wohnten, aßen, schliefen in den mannshohen Grabkammern im Innern der runden Türme aus unbearbeiteten Lavablöcken.
Das Pünktchen Pantelleria im Meer zwischen Afrika und Europa dient seit jeher als Sprungschanze und günstige Gelegenheit für militärische Ideen und Eroberungsunternehmungen. Vis-à-vis von Karthago und in empfindlicher Nähe zum ghaddafischen Libyen gelegen, NATO-Stützpunkt in dieser Lage selbstredend - wie soll so eine Insel wochenlang ohne Zigaretten auskommen? Pantelleria überlebte die Punischen Kriege, die Eroberung durch die Römer, die Vandalen, die Byzantiner, die Araber, die Normannen, die Türken, die Seeräuber und bevor die Alliierten kamen, wickelte Mussolini seine Afrika-Expansionspläne über die Insel ab.
Heute droht ein stiller, ziviler Niedergang der Wirtschaft. Der Markt mit Kapern strauchelt an der Konkurrenz zu Nordafrika, der Wein und die Tafeltrauben an der zu Sizilien. Aber die größte Bedrohung ist der Bevölkerungsrückgang. Vor drei Jahren waren es noch 9000 Inselbewohner, heute 7500.
Salvatore Giglio, Pantellerias Bürgermeister, der Realist und gleichermaßen beharrlicher Träumer zu sein scheint (Raucher dazu), sieht die Zukunft der vom Fischfang und der Agrarwirtschaft lebenden Insel im "sviluppo agrituristico", der Entwicklung eines mit dem Bäuerlichen harmonierenden Tourismus. Er sympathisiert mit der Vorstellung eines Touristen, der zugleich zur Erholung und zur Erntehilfe kommt, ein kleines, modern hergerichtetes "dammusi" bewohnt, zum erschwinglichen Preis bei den Dörflern mitißt, halb mitlebt, halbtags pflückt und in der übrigen Zeit schnorchelt.
Die Feriengäste, die seit ein und zwei Jahrzehnten Pantelleria regelmäßig aufsuchen, werden dafür nicht zu haben sein. Es handelt sich um Zweit-Villen-Besitzer aus den finanziellen und gesellschaftlichen Höhenregionen Norditaliens. Ihr prominentester Vertreter ist Giorgio Armani, der eine Villenanlage an der Nordseite Pantellerias besitzt, wo er die Sommermonate verbringt und auch übers Wochenende mal hinhuscht. Leute mit viel Geld haben nicht unbedingt Geschmack, aber wenn sie außerdem das Portiönchen Geist besitzen, den enormen Unterhaltungsmangel und die majestätische Sprödheit Pantellerias europäischen Orten vorzuziehen, die eine Ähnlichkeit mit Leopardenfellen aus Chemiefaser haben, darf man auf Geschmack schließen. Dank dieses guten Geschmacks verfügt Pantelleria über einen architektonisch vorbildlichen Haustypus: das in eine Villa verwandelte "dammusi"; innen Luxus, außen strenge Wahrung der ursprünglichen Ästhetik.
Die "dammusi" sind eine Hinterlassenschaft der Araber, rechteckige, meist quadratische kleine Häuser mit bis zu einem Meter dicken Wänden aus schwarzen Lavasteinen. Die Spezialität der "dammusi" aber ist der gegen den Himmel gestülpte runde Buckel, "cubico arabico", auf den Flachdächern. Dieser Buckel funktioniert im Hausinnern als natürliche Klimaanlage und auf dem Dach als Regenleitung. Dach und Dachbuckel sind blendend weiß. Sie sind die ausgestreuten Blitzlichter auf der Insel, auf der es nur zwei Farben gibt, diese aber in allen Schattierungen: Schwarz und Grün. Aus der Entfernung betrachtet sind die schwarzen Hauswände der zimmergroßen "dammusi" von den schwarzen Mauern der Terrassenlandschaft kaum zu unterscheiden. Es ist dasselbe Lavagestein. Was man sieht, sind nur die weißen Hauben. "Dammusi" sind ganz und gar inselorganische Gebilde. Sie scheinen direkt aus der Erde zu wachsen - in den sechs kleinen Berg- und Küstenorten und verstreut über die Landschaft. "Dammusi" sind zeitlos. Ein wacher (und finanziell unlimitierter) Architekt kann mit ihnen spielen wie mit Bauklötzen, wenn er die archetypische Struktur, die Urzelle beibehält. Er kann jahrhundertealte "dammusi"-Ruinen restaurieren und drei neue identische aus Lavastein so dazusetzen, daß in der Mitte ein Atrium mit einem Swimming-Pool Platz hat. Er kann das Quadrat zum Rechteck verlängern und drei weiße Bukkel auf das Dach setzen. Er kann vor ein "dammusi" eine niedrigere, überdachte Terrasse bauen, deren Fensterbogenlinien mit dem Halbkreis des Buckels harmonieren. Der Ein-Zimmer-Würfel einer alten Frau im Ort Bugeber, der innen mit azurblauer Lackfarbe gestrichen ist und den zu wärmen den ganzen Winter hindurch das Aufsetzen des Kochtopfes genügt, unterscheidet sich nur im Format von dem Würfelkomplex, in dem Italiens größter Zuckerindustrieller aus Bologna sich erholt.
Der zögerliche Zuspruch der touristischen Mittelschicht ist Pantellerias Glück und Unglück. Ein Denkmal des Unglücks, ein Trümmer- und Scherbenhaufen, durch den der Wind pfeift, befindet sich an der Westseite der Insel, auf halbem Weg zwischen Pantelleria und dem hoch auf dem Felsen gelegenen Ort Scauri: Dort steht, leer, abblätternd und ungenutzt seit zwei Jahren ein Hotelwrack. Die Hotelzimmer, etwa 60, sind zertrümmert, leer geräumt, leer geraubt, im Pool setzt Schimmel an, im Rezeptionshäuschen flattern die Seiten internationaler Telefonbücher.
Schwarze Inseln vulkanischen Ursprungs, Inseln wie Vulcano, Stromboli, wie das kanarische La Palma, wie Pantelleria sind nicht schmiegsam, sie sind bizarr, in ihrer Atmosphäre gibt es eine Spur einsamen Hochmuts. Aber keine treibt mit dem Anschein des Abweisenden und Felsigen ein solches Täuschungsmanöver wie Pantelleria. Die Küste gleicht streckenweise einer Kohlenhalde, das Inselinnere streckenweise einem weichen toskanischen Weinbaugelände, südlicher nur mit den Feigenkakteen und Zitrusfrüchten. Das Lavaschwarz hellt sich auf ins Anthrazit, ins Braun und verschwindet in kilometerlangen Talflächen endgültig unter dem Grün. An der empfindlichsten Stelle ist das 83 Quadratkilometer große ruppige Vulkangebilde mit dem 830 Meter hohen "Montagna Grande" ein romantisches Seelchen. Sensibel, daß er im Wind zu flattern und zu frösteln scheint, liegt Pantellerias kleiner See - eher eine flache Wasserschicht auf hellsandigem Untergrund - mit dem erotisch-ironischen Namen "Specchio di Venere", Venusspiegel, in einer erkalteten Kratermulde.
Da sie 17 Jahre in der Schweiz gelebt und in einer Schuhfabrik gearbeitet hat, spricht die Inhaberin des Zigarettengeschäftes in Scauri ein kehlig gurgelndes Deutsch. Sie nennt ihr Geschäft "Ladeli" und das Ladeli hat Zulauf. Es gibt wieder Zigaretten. Stangenweise liegen sie in den Regalen. Stangenweise werden sie verkauft. Die Pantellerianer klemmen die Stangen unter den Arm, rauchen mit der einen Hand und zahlen mit der anderen. Sie rauchen am Nachmittag und am Abend, sie sitzen am Feierabend zusammen und qualmen über einem neuen Problem: Am 1. Januar wurden die Flugpreise erhöht, von 60 auf fast 100 Mark. Und am nächsten Morgen, wenn das Flugzeug aus Trapani kommt, wird man auf der Landebahn demonstrieren müssen.
URSULA MÄRZ
Wie wollen Sie trotz Geldnot das Niveau der öffentlichen Leistungen halten und neue Projekte finanzieren?
SPD Das Niveau ist durch den Umbau der Struktur der Stadtverwaltung zu einer modernen Dienstleistungsverwaltung zu halten. Dazu gehört auch die Umwandlung städtischer Ämter in privatwirtschaftlich organisierte Betriebe. Neue Projekte sind nur mit Hilfe privater Investoren zu realisieren. Die Stadt versteht sich hier als Moderator zwischen öffentlichen und privaten Interessen, indem sie Einfluß über die Aufstellung von Bebauungsplänen nimmt und Baurecht schafft.
CDU Das Haushalts-Sanierungskonzept wird konsequent fortgeschrieben, ohne daß es dabei zu weiteren Belastungen für den Bürger kommt. Investitionen in neue größere Projekte sind demnach erst wieder ab 1995, vielleicht aber auch schon 1994 - falls bis dahin der Haushaltausgleich gelingen sollte - möglich. Private Investoren wird die CDU unterstützen. Grüne Die angespannte Haushaltslage zwingt zu differenzierter Betrachtung. Es muß gespart werden, ohne daß dabei die Substanz angegriffen wird. Das ist eine Gratwanderung. Keinesfalls darf bei der Sozialhilfe und bei den Umweltschutzinvestitionen gespart werden, denn das sind Investitionen in die Zukunft der Stadt und ihrer Bürger.
FDP Nicht alle Einrichtungen, die geschlossen werden, sind Sparmaßnahmen. Die Schließung von Einrichtungen im Kultur-, Sport-, Jugend- und Freizeitbereich kommt letztlich teurer, weil der Steuerzahler die Stadt verläßt, und weil er in einer anderen Kommune für sein Geld einen höheren Gegenwert der Lebensqualität erhält.
Der Ablauf des letzten Saisonspieles in der Hallenhockey-Regionalliga war für das Team des Rüsselsheimer RK ein Spiegelbild des Rundenverlaufes: Den Start haben sie "verpennt", dann eine spielerisch durchaus ansprechende Leistung geboten, aber zu viele Chancen ausgelassen. Am Ende stand die Rauth- Truppe mit leeren Händen da. Das Abschlußspiel gegen Meister SC 1880 Frankfurt ging mit 6:7 verloren, die Saison wurde damit mit dem mittelmäßigen fünften Rang beendet. Es wäre mehr "drin" gewesen, sowohl in der Partie gegen SC 80 Frankfurt als auch in der diesjährigen Hallenrunde.
"Irgendwo zwischen den Aufstiegs- und den Abstiegskandidaten" hatte Berti Rauth seine Mannschaft vor Saisonstart angesiedelt, nicht ohne ein wenig auf einen der vorderen drei Plätze zu spekulieren, die zur Teilnahme an der Bundesliga-Aufstiegsrunde berechtigen. Doch die junge Mannschaft, die gegenüber der vergangenen Hallensaison einige Veränderungen erfuhr, erwies sich als noch nicht "reif" für höhere Aufgaben. "Vielleicht sind wir die Saison zu locker angegangen", meint Spieler Jens George, der am letzten Spieltag aufgrund einer Sperre nach drei gelben Karten nur als Zuschauer dabei war.
Das Fehlen von George sowie die verletzten Fritz Schmidt und Björn Emmerling können jedoch keine Entschuldigung für den desolaten Start der Rüsselsheimer ins letzte Saisonspiel sein. 28 Minuten lang blieben sie ohne Torerfolg, lagen nach verschlafener Anfangsphase bereit in der 22. Minute mit 0:4 im Rückstand. Nach der schienen die Rüsselsheimer jedoch noch einmal beweisen zu wollen, was in ihnen steckt. In einer fulminanten Aufholjagd kamen sie noch auf 6:7 heran, zum Ausgleich reichte es jedoch aufgrund fehlender Kaltschnäuzigkeit vor des Gegners Tor leider nicht mehr.
Neben der sportlichen Konstanz und Stabilität fehlt der Mannschaft sicher auch das nötige Quentchen Cleverneß, müssen einige Akteure noch ein paar Erfahrungen sammeln, ehe das Team sich zu den ernsthaften Aufstiegs-Aspiranten zählen darf. Mit Torben Stallmach, Björn Emmerling und Thomas Nikolaus stehen drei 17jährige im Kader, denen es gewiß nicht an Talent, aber wohl noch an Erfahrung fehlt. Dennoch verspricht gerade die Jugend des RRK eine gute Entwicklung für die nahe Zukunft. "In die Feldsaison wollen wir auf jeden Fall positiv gehen. Das Engagement wird stimmen", verspricht George.
Der Trainer, der das Spiel gegen Frankfurt ebenso wie die meisten RRK- Anhänger nicht verfolgte, weil er mit den Frauen zum Europapokal-Turnier in Berlin weilte, wird es gerne hören. Er kann mit einem 20 Spieler starken Kader für die Feldrunde planen, womit für den Einzelnen ausreichend Motivation vorgegeben sein dürfte, um überhaupt in der Mannschaft zu stehen. Die Vorbereitung auf die Feldsaison in der Zweiten Bundesliga beginnt bereits am 9. März. Bis dahin dürfen die Rüsselsheimer Hockeyspieler "relaxen".
Der Großteil des Teams hatte am Wochenende das Frauen-Team unterstützt, welches in Bonn um die deutsche Meisterschaft spielte. Eine ähnliche Rolle wie die der Frauen erwartet sich der RRK- Vorstand in Zukunft auch von den männlichen Hockey-Cracks. "Das Präsidium hat von uns das Erreichen der Aufstiegsrunde erwartet. Vielleicht waren die Ansprüche einfach zu hoch", meint George, und bittet um etwas mehr Geduld. Beim RRK, da kommen die Männer langsam - aber (hoffentlich) gewaltig.
RÜSSELSHEIMER RK: Christopher Reitz (Tor); Klaus Eberts (1 Tor), Glenn Eifert (1), Patrick Honnef, Holger Klein, Stefan Klos (1), Thomas Nikolaus (2), Torben Stallmach (1), Marcel Janzon. ina
FLÖRSHEIM. Dreimal ist Rußland, einmal Amerika der Schauplatz: Ein Nebenzimmer des Moskauer Künstlertheaters, der Salon eines russischen Gutshauses, das Büro einer Bank irgendwo in der Provinz Rußlands und eine Advokatenkanzlei in New Orleans. An diesen Orten spielen drei Humoresken von Anton Tschechow und ein Einakter von Thornton Wilder, die am Freitag im Flörsheimer Keller Premiere haben. Schwerer Stoff für das Amateurtheater. Doch Regisseur Wolfgang Stock ist zuversichtlich, hat die Stücke auf die Laien-Darsteller zugeschrieben, hat mit dem Ensemble in einjähriger Probenarbeit an dem Stoff gefeilt.
Dem Anschein nach eine gewagte Mischung, die das Flörsheimer Amateurtheater unter dem Titel "Anton Tschechow und die Königinnen von Frankreich" zusammengestellt hat. Die Epoche und die Menschlichkeit der Geschichten jedoch halten die vier Szenen zusammen, auch wenn Amerika und Rußland sich historisch Ende des 19. Jahrhunderts in noch nicht allzu vielen Punkten berührten.
Hunderte kleiner Humoresken hat Tschechow geschrieben, die neben seinen großen Dramen kaum jemand kennt. Der Regisseur der Theatergruppe, Wolfgang Stock, hat drei davon ausgewählt und in Bearbeitungen Neil Simons für die Flörsheimer Gruppe inszeniert. Im ersten Stück "Das Vorsprechen" spielt Tschechow als Figur mit. Er sucht bei einer Sprechprobe die beste Schauspielerin für sein Stück aus. Eine junge Frau wird mit wirklicher Leidenschaft fürs Theater die Aufmerksamkeit von Tschechow erlangen. Bei den anderen Stücken übernimmt er eine Art Ansagefunktion, führt in die Stücke ein und stellt Episoden aus seinem Leben vor. Einmal wird der unechte Tschechow den echten Tschechow zitieren und sagen, daß oft enge materielle Verhältnisse auch enge geistige Verhältnisse zur Folge hätten, und daß seine Figuren nach einer Befreiung aus dieser Enge suchten.
Dies ist für alle drei Tschechow-Szenen charakteristisch - und für das Stück von Thorton Wilder gilt es ebenfalls. Im Mittelpunkt steht in "Die Königinnen von Frankreich" ein fieser, gleichzeitig sympathischer Winkeladvokat, der drei Frauen mit der Hoffnung auf Berühmtheit und Ansehen ködert und ihnen ihr Geld aus der Tasche zieht. Als intelligenter und stets sympathischer Täter legt er sich den Frauen zu Füßen, weil er ihre Sehnsüchte und Begierden richtig einschätzt und eiskalt berechnet. Die Frauen träumen sich in die Rolle von Königinnen und erliegen selbstverliebt und blind dem Betrug.
Das Ziel der Theatergruppe um Wolfgang Stock ist es, zu unterhalten. Stockweiß ganz genau, was ein Amateurtheater leisten kann. "Wir haben nun mal keine Sexbomben, die man für gewisse erotisch-witzige Stückchen bräuchte, und wir wollen dieses klassische Boulevardtheater auch gar nicht machen", sagt er. Er kennt die Gratwanderung am Abgrund der Lächerlichkeit, die Nichtprofis so schnell zum Verhängnis wird, weil sie sich stets an den Profis messen lassen müssen. Stock ist bewußt, wie wichtig es ist, das die Schauspieler ihre Rollen auch bewältigen können. Und weil er seit Jahren selbst schreibt, kann er seinen Leuten entgegenkommen. Die Rollen auf sie und die Bühne zuschreiben, die Stücke kürzen und bearbeiten. Für jede Geste, jede Nuance entwirft er eine Anregung.
Tschechow und Wilder sind bekannt als leidenschaftlos beobachtende Schriftsteller. Sie ergreifen keine Partei, machen aber doch durch die Charakterzüge ihrer Figuren deutlich, auf welcher Seite das Publikum zu stehen hat. Wolfgang Stock hat beobachtet, wie seine Gruppe in einjähriger Probenarbeit von der Basis des bloßen Wortwitzes und der Situationskomik auf die Entwicklung der Charaktere hinarbeitet. Denn nur so können Lehrstücke, wie die dritte Tschechow- Szene "Die Gouvernante" funktionieren. Die Gutsherrin, die dem Kindermädchen in einer bitterernsten Lektion beibringt, nicht naiv zu sein und sich alles gefallen zu lassen, muß eine harte, gemeine Frau sein. Auch wenn die Pointe das Gegenteil beweisen wird.
Gottvoll und ohne jeglichen Selbstzweifel muß die Frau wirken, die den Bankdirektor in "Ein schutzloses Geschöpf", dem Abschlußstück des Theaterabends, den letzten Nerv kosten wird. Solange wird sie auf den Direktor einreden und ihn verfluchen, bis er ihr schließlich Geld auszahlen läßt, auf das sie keinerlei Anspruch hat - nur, damit seine blankliegenden Nerven endlich Ruhe haben. Doch die impertinente Russin wird das letzte Wort haben . . .
Das Flörsheimer Amateurtheater spielt die nächsten beiden Wochenenden im Flörsheimer Keller, jeweils freitags und samstags, am 27. und 28. Februar und am 5. und 6. März, um 20 Uhr. Eintrittskarten zu zehn Mark und ermäßigt zu acht Mark gibt es im Kulturlädchen und an der Abendkasse. ege
Minister Krauses Autobahnvignette ist besser als ihr Ruf, meint der Berliner Umwelt- Staatssekretär und FR-Gastautor Lutz Wicke in der "Gegenrede". S. 6.
Der grausame Krieg in Bosnien legt die Nerven bloß. Um des Friedens willen dreinschlagen oder nicht, diese Frage bewegt die Menschen. Ethische Maßstäbe für eine Entscheidung werden gesucht. Der Blick richtet sich auf die Kirchen. Auf der Grundlage ihrer christlichen Botschaft stehen sie - häufig selbstverkündet - in dem Ruf, der Gesellschaft moralische Orientierung geben zu können.
Doch die Kirchen bleiben merkwürdig still. Nur vereinzelt votieren Theologen für oder gegen militärisches Eingreifen. Es bleiben Einzelaussagen, die im kirchlichen Meinungspuzzle kein Bild ergeben wollen. Dabei hatten Katholiken und Protestanten im gemeinsamen konziliaren Prozeß für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung vor nicht so langer Zeit eine Option gefunden: Vorrang der Gewaltfreiheit. Hat sie ihre Gültigkeit verloren, weil die Grausamkeiten nicht mehr irgendwo auf der Welt, sondern mitten in Europa stattfinden? Oder wurde sie obsolet, weil die Militärs nach dem Zerbrechen der Blöcke nach neuen Aufgaben suchen und die Kirchen dem Staat in der Erhaltung seiner demokratischen Instrumente helfen wollen?
Ein Grund für das Schweigen ist auch im Verhältnis der Konfessionen untereinander zu suchen. Seit dem Scheitern des Ostblocks ist der Dialog - einzige Grundlage allen friedlichen Lebens - abhanden gekommen. Zwischen den Kirchen herrscht gefährliche Funkstille. ber
In der Liste der Kandidaten für das chinesische Parlament taucht der Name Yang Shangkun nicht mehr auf. Es ist der Name des Staatspräsidenten. Daß der 85jährige seinen Abschied nehmen muß, ist diesem Indiz zufolge wohl sicher; wer nicht dem grundsätzlich machtlosen Parlament (amtlich: dem Nationalen Volkskongreß) angehört, kann nicht Präsident der Volksrepublik sein.
Yangs Ausscheiden, auf das auch andere Indizien hindeuten, ist überfällig nicht allein wegen seines Alters. Er, der alte Weggefährte des immer noch unverwüstlichen Deng Xiaoping, ist seit jenem 4. Juni 1989 belastet als Rechtfertiger des Militäreinsatzes auf dem Pekinger Tian'anmen-Platz. Er war auch Oberhaupt jenes Clans, der die Gewaltaktion gegen unbewaffnete Demonstranten durchführte. Sein Bruder Yang Baibing als politischer Chef der Armee, ein Schwiegersohn als Generalstäbler, ein weiterer Verwandter als Kommandeur der Peking stürmenden 27. Armee gehörten dazu.
Die Deng-Fraktion hat jene Juni-Täter in den vergangenen Monaten der Reihe nach aus den Ämtern entfernt. Das "Yang-Familiendorf" wird für die Kontrolle über Armee, Staat und Gesellschaft nicht mehr gebraucht; solange Deng lebt, wird er beschmutztes Werkzeug immer wieder wegwerfen. Daraus hoffnungsfroh auf eine politische Wende zu schließen, wäre jedoch verfrüht. Dengs Konzept der Entwicklungsdiktatur duldet Freiheiten nur in der Ökonomie. Das ist das ideologische Gemeingut der Machtelite. gro
GELNHAUSEN. Zum zweiten Gelnhäuser "Tag der Knochengesundheit" lädt das Kreiskrankenhaus für Samstag, 27. Februar, ein. Erste Programmpunkte nach der Eröffnung um 9.30 Uhr sind Vorträge über die Therapie und die Diagnostik der Osteoporose.
Ab 10.15 Uhr sind Gesprächs- und Informationsstände für alle Interessierten geöffnet. Um 12.30 Uhr schließt sich ein Podiumsgespräch an, in dem die Referenten auf Fragen der Teilnehmer eingehen sollen. Die Informationsstände beleuchten Knochenerkrankungen unter den verschiedensten Fragestellungen. Ein Krankengymnast erläutert die richtigen Bewegungsübungen bei Osteoporose. Über die korrekte Ernährung informiert eine Diätberaterin des Kreiskrankenhauses und zwei Ärzte klären über die Beurteilung von Röntgenbildern des Knochens auf. Zudem erläutern Experten, wie sich Knochen mit Ultraschall messen lassen, welche Probleme und Vorteile weibliche Hormone bringen und welche orthopädischen Aspekte bei der Osteoporosebetreuung beachtenswert sind. lex
Betrunken und mit Absicht auf Polizisten losgerast Amokfahrer soll sich wegen versuchten Totschlags verantworten Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Nach seiner Amokfahrt über die Autobahnen rund um das Frankfurter Kreuz mit 2,1 Promille Alkohol im Blut muß sich ein 30 Jahre alter Autofahrer aus Polen demnächst vor dem Schwurgericht wegen versuchten Totschlags verantworten. Wie sich vor dem Amtsgericht herausstellte, besteht Verdacht, daß der Angeklagte auch den Tod eines Polizeibeamten in Kauf genommen hatte, der ihn stoppen wollte. Auf der Suche nach einem Parkplatz war der Autofahrer am 17. September vergangenen Jahres gegen 21 Uhr auf der Hanauer Landstraße einer Polizeistreife aufgefallen. Statt anzuhalten, fuhr er in dem übrigens nicht versicherten Wagen mit dem polnischen Kennzeichen weiter Richtung Kaiserlei-Kreisel, wo er auf die Autobahn ging. Folge war eine Großfahndung, an der sich innerhalb der nächsten eineinhalb Stunden zahlreiche Streifenwagen beteiligten.
Wie ein Beamter der Autobahnpolizei Neu-Isenburg berichtete, versuchte er den Wagen des Polen am Frankfurter Kreuz, Abzweigung Flughafen, zu stoppen. Zu diesem Zeitpunkt war das Polizeifahrzeug im Zuge der Verfolgungsjagd bereits mehrfach gerammt worden, wobei die Polizisten Prellungen erlitten. Mit der Haltekelle auf der Fahrbahn sah der Polizist eigenen Angaben zufolge, wie der Pole "hinter der Windschutzscheibe grinste" und mit erhöhtem Tempo auf ihn zubretterte. Nur mit einem Sprung zur Seite habe er sich retten können.
"Ich gebe alles zu und bedauere es", erklärte der Angeklagte, als es am Montag vor dem Amtsgericht zu einer ersten Verhandlung kam. Über den Vorwurf der Trunkenheitsfahrt hinaus war er unter anderem wegen Nötigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie Körperverletzung und wegen eines Eingriffs in den Straßenverkehr angeklagt worden. Nach Darstellung des Polen - er hielt sich damals gerade erst zwei Wochen in der Bundesrepublik auf - war ihm nicht so klar, daß es Polizei war, die ihn verfolgte. "Ich dachte, es wären Leute, die Polen jagen." Nach Ansicht der Verteidigung hatte der Pole in jener Nacht "den Kopf verloren". Dafür spreche vor allem sein Verhalten, nachdem der Wagen wegen eines quer zur Fahrbahn gestellten Polizeiautos am Flughafen endlich doch zum Stehen gekommen war. Restlos entnervt, sei der Fahrer geflüchtet und über eine Leitplanke direkt vor ein anderes Auto gesprungen.
Der Verteidiger: "Ein Selbstmordversuch." Hatte das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Manfred Gönsch für den Termin ursprünglich nur eine halbe Stunde vorgesehen, ergab sich nach der Vernehmung des ersten Zeugen eine erhebliche Ausweitung. Wie auf Antrag der Staatsanwaltschaft entschieden wurde, wird der Fall ans Schwurgericht verwiesen. Da der Autofahrer hinreichend verdächtig sei, den Tod des Polizisten zumindest bedingt in Kauf genommen zu haben, soll er sich nun wegen versuchten Totschlags verantworten. Da er keinen festen Wohnsitz in der Bundesrepublik hat, wird er bis zum Beginn des Schwurgerichtsprozesses in Untersuchungshaft bleiben.
Was sind für Sie die zwei, drei dringlichsten Aufgaben in der neuen Legislaturperiode?
SPD Die Haushaltsanierung, die Sozialpolitik mit der Verbesserung der Kinderbetreuung, der Bau von Kindergärten und die Einrichtung betreuender Grundschulen. Eltern sollen sicher sein, daß ihre Kinder zu verläßlichen Zeiten betreut werden. Das Ansehen der Stadt bei ihren Bürgern muß weiter verbessert, die Stadt attraktiver, sauberer, sicherer und verkehrsberuhigter gestaltet werden.
CDU Die Sozial- und Infrastruktur der Stadt wesentlich und damit die Steuerkraft und die Einnahmen erhöhen. Die Stadt muß sicherer, sauberer und attraktiver werden. Die Verkehrslenkung muß im Zusammenhang mit dem S-Bahnbau verbessert werden. Viele Wohnungen müssen gebaut werden. Im Rathaus ist die Verwaltungsreform mit noch mehr Effizienz zügig voranzutreiben. Grüne Es muß in Offenbach endlich wieder Schulpolitik betrieben werden. Der öffentliche Nahverkehr muß attraktiver werden, den Autofahrern müssen die Zugangsmöglichkeiten in die Innenstadt erschwert werden. Die Stadt braucht endlich einen ausführlichen Umwelt- und Gesundheitsbericht als Zustandsbeschreibung, um daraus Schritte für eine gesunde Zukunft der Bürger entwickeln und einleiten zu können.
FDP Die Haushaltssanierung mit Verstand und mit Blick auf die Zukunft der Stadt. Bebauungspläne vor allem zur Förderung des Wohnungsbaues müssen her. Außerdem brauchen wir ganz schnell eine vernünftige Lösung für die Führung der S-Bahn durch Bieber und in den Rodgau.
FWG Radikalsanierung des städtischen Haushaltes zur Wiedererlangung einer bürgernahen, selbständigen Politik. Neben der konsequenten, auch im kommunalen Etat zu berücksichtigenden Förderung der Vereine in Kultur und Sport - durch gezielte Unterstützung und Erhöhung der Mittel für Jugendarbeit - verlangt die FWG eine möglichst vielfältige Schullandschaft. Die öffentliche Sicherheit muß erhöht werden, Innenstadt und Büsing-Park müssen wieder für jedermann begehbar werden.
HARHEIM. Im Ortsbeirat 14 wird mit harten Bandagen gekämpft. Da sitzt so mancher verbale Schlag schon einmal unter der Gürtellinie. Nachdem sich FDP, SPD und die Grünen 1989 zu einer Ampelkoalition zusammenschlossen und die CDU, die nach wie vor stärkste Fraktion im Ortsbeirat 14 ist, regelmäßig überstimmen, herrscht zwischen einigen Freizeitpolitikern privat strikte Funkstille.
Lediglich während der Sitzungen wird heftig diskutiert. Dann muß Ortsvorsteher Herbert Staude (SPD) ersteinmal die Gemüter beruhigen.
"Die Stimmung im Ortsbeirat war nicht immer friedlich", meinte er rückblickend auf die vergangenen vier Jahre. Angesichts der "kleinen politischen Geschäfte, die wir hier auf unserer nördlichen Insel betreiben", wirbt Staude unter den Kollegen für mehr Gelassenheit und Toleranz. Das hätte den langen und oft unfruchtbaren Diskussionen um die Riedhalsstraße oder die Baugebiete Harheim-Nord und Harheim-Südwest sicher gut getan. Und der Grünen-Abgeordnete Jürgen Kunik zog die Konsequenz, sich auf den Sitzungen meist überhaupt nicht zu äußern.
Daß die Riedhalsstraße letztendlich zum Zweck einer Spielstraße gesperrt wurde, haben die Harheimer Kinder in erster Linie nicht dem Ortsbeirat zu verdanken. "Der Widerstand war erlahmt, als die Mütter in den Sitzungen Partei für die Einrichtung der Spielzone ergriffen", meinte Staude. Und die "emotionale Ablehnung der Baugebiete ist durch die Kompromißbereitschaft der Stadt und der Harheimer Bürger abgebaut worden". Manchmal ist der Ortsbeirat 14 auf Unterstützung von außen angewiesen. Dennoch: Kein Fraktionsvorsitzender ist mit der Kompetenz des Gremiums zufrieden. "Der rot-grüne Magistrat hat zwar erweiterte Ortsbeiratsrechte versprochen, sie aber nicht eingelöst", kritisierte CDU- Fraktionsvorsitzender Bernd Kölling.
Er wünscht sich "direkte Einflußnahme" vor allem im Zusammenhang mit der Planung der beiden Baugebiete. Die CDU setzte sich für eine gemäßigte Bebauuung ein und forderte auf beiden Baugebieten nur 300 anstelle der 550 neuen Wohnungen.
Die SPD dagegen unterstützte die Pläne der Stadt. "Wir brauchen preiswerten Wohnraum für den Mittelstand", solidarisierte sich Günter Seib mit Baudezernent Martin Wentz (SPD). 1990 forderte der einzige FDP-Vertreter, Matthias Perez, daß keine Hochhäuser in Harheim gebaut werden, die Harheimer Bürger Bauvorrecht erhalten und maximal 300 Wohnungen errichtet werden. Doch "angesichts der Wohnungsnot unterstütze ich die aktuelle Planung", meinte er.
Auch er beklagte sich rückblickend über die geringen Kompetenzen des Ortsbeirats: "Seit fast vier Jahren warten wir etwa auf einen Verkehrsspiegel, der vom Ortsbeirat einstimmig gefordert wurde." Wurden politische Entscheidungen auch von der Stadtverordnetenversammlung akzeptiert, so "scheiterte deren Umsetzung nicht selten an den Behörden", sagte SPD-Fraktionschef Günther Seib.
Schleppend ging auch die Planung der Tempo-30-Zone in Harheim voran. "Vier Jahre haben wir diskutiert und nichts zuwege gebracht", meinte Kölling. FDP und SPD sahen das anders. Zumindest sei festgelegt worden, "daß es in Harheim keine Kölner Teller und keine Stellvertreter geben wird", erklärten die Fraktionsvorsitzenden unisono. Nur durch straßenbauliche Veränderungen am Ortseingang, versetztes Parken im Ortsbereich und Markierungen auf der Fahrbahn sollen die Autofahrer zum langsamen Fahren angehalten werden. Die Verkehrsberuhigung, die das Büro IMB-Plan GmbH plant, soll in der kommenden Wahlperiode realisiert werden.
Immerhin konnte der Mangel an Kindergartenplätze behoben werden. 1989 hatten "125 Kinder in Harheim keinen Kindergarten- oder Hortplatz", erinnerte sich Ortsvorsteher Staude. Die KT 96 wurde erweitert und ein Hortcontainer aufgestellt.
Den Neubau der Sozialstation am Bügel hatte auch der Ortsbeirat 14 die letzten Jahre vehement eingeklagt. "Jetzt müssen unsere Senioren nicht mehr den langen Weg in die Nordweststadt zurücklegen", freute sich Staude. Weiterhin wolle man sich für eine gymnasiale Oberstufe auf der Otto-Hahn-Schule (Nieder- Eschbach) stark machen.
Im Oktober 1990 stellte die FDP-Fraktion den Antrag, eine Busverbindung zwischen Harheim und Berkersheim einzurichten. Mit dem Einsatz von Minibussen, die seit Anfang 1993 im Frankfurter Norden verkehren (die Stadtteil-Rundschau berichtete), wurde vom Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) auch diese Anregung realisiert.
Großes Thema in der kommenden Wahlperiode: die seit vielen Jahren geforderte Bezirkssporthalle. "Eventuell wird der Flächennutzungsplan geändert", spekulierte Ortsvorsteher Herbert Staude, so daß die Sporthalle dann doch neben dem Biotop im Ried, Nähe Riedhalsstraße, errichtet würde. tin
GEDERN. Die Kindergartengebühren in Gedern steigen nun vorerst doch nicht - wie im Dezember beschlossen - um 50 Prozent auf 120 Mark pro Kind und Monat. Das Stadtparlament nahm die Teuerung in seiner letzten Sitzung vor der Wahl zurück.
Der Grund: Der evangelische Kindergarten in der Kernstadt verlangt nach wie vor 80 Mark im Monat von den Eltern. Es sei ungerecht, wenn die Benutzer der städtischen Kindergärten in Wenigs und Ober-Seemen 40 Mark mehr zahlen müßten - so der FWG-Sprecher Herbert Weber. Die Stadtverwaltung soll nun mit der Kirche über einheitliche Gebühren verhandeln.
SPD und UBG hatten zuvor vergeblich eine einheitliche Gebühr von 100 Mark ab dem nächsten Kindergartenjahr gefordert. Die Opposition wollte zugleich die Staffelung in Vor-, Nachmittags- und Ganztagsgebühren abgeschafft wissen. Sie habe sich nicht bewährt.
CDU und FWG möchten die Gebühren stärker erhöhen. Für jeden der 185 Kindergartenplätze müsse die Stadt 3630 Mark im Jahr zahlen, rechnete Herbert Weber vor. Der Eltern-Anteil betrage nur 960 Mark im Jahr.
Der Mann von der Freien Wähler Gemeinschaft rechtfertigte die Staffelung der Gebühren, die den Nachmittagsbesuch der Kindergärten auf 50 Mark im Monat verbilligt. Er äußerte Zweifel an dem Nutzen von Ganztagskindergärten: "Ich frage mich, ob es richtig ist, daß man die Kinder von der Familie immer weiter in betreuende Einrichtungen schiebt." Für dieses Statement erntete der Politiker prompt Protestrufe aus dem etwa 30köpfigen Publikum. nes
FREIGERICHT / RODENBACH. Mit 2000 Unterschriften untermauert die 14 Jahre alte Kopernikus-Schülerin Petra Leimbach ihre Forderung nach dem Bau des Rad- und Fußweges zwischen Oberrodenbach und Somborn, der seit mehr als zehn Jahren auf sich warten läßt. Beim Verfassen des offenen Briefes, den sie an die Landesregierung sowie an Landes-, Kreis- und Kommunalpolitiker aller Couleur geschickt hat, griff der jungen Rodenbacherin zwar der Vater unter die Arme, doch die Idee zu der Aktion "über alle Parteigrenzen hinweg" stammt von ihr.
Der "ewigen Vertröstungen satt", willPetra Leimbach mit dem Schreiben erreichen, daß sich die Addressaten persönlich für die Realisierung des schon oft zugesagten Projektes engagieren, das längst seine tatsächliche und auch politische Reife erlangt habe. Denn obwohl weder Verkehrsministerium noch Politiker die Notwendigkeit des rund vier Kilometer langen Radweges bestreiten, wurde die Planung 1991 wegen der "angespannten Personalsituation" im Hanauer Straßenbauamt eingestellt. Inzwischen sei sie jedoch wieder aufgenommen worden, heißt es dort.
Was die 2000 Unterzeichner vor allem fuchst, ist die permanent dräuende Unfallgefahr für Pennäler, die entlang der vielbefahrenen schmalen Landesstraße 3268 zur Kopernikusschule radeln müssen. Und da viele Familien "nach der Zeit der bezuschußten Schulbusfahrten" nicht in der Lage seien, diese Kosten selbst zu tragen, werde verstärkt auf das umweltfreundliche Fahrrad zurückgegriffen.
Auch ansonsten gibt der offene Brief seinen Empfängern jede Menge Argumentationshilfen. Denn sowohl was Kosten, Technik als auch Finanzierung anbelange, sei "der Bau dieses Rad- und Fußweges eine Frage der Priorität". tja
BONN, 22. Februar. Die Grünen sind ausschließlich zu Verhandlungen über das Abschalten von Atomkraftwerken bereit. Debatten über einen Atom-Konsens, die den längerfristigen Weiterbetrieb von Nuklearanlagen beinhalten, lehnt der Bundesvorstand ab. "Wir nehmen nur an Gesprächen über einen Ausstieg teil", beschrieb Grünen-Vorstandssprecher Ludger Vollmer jetzt der FR die Haltung seiner Partei. An Diskussionen mit anderen Parteien und der Wirtschaft zur Festlegung eines allgemein akzeptierten Energie-Mixes unter Einbeziehung konventioneller Atomkraftwerke hätten die Grünen kein Interesse, sagte Vollmer. Sollten die von den beiden Stromkonzernen RWE und Veba angeregten parteiübergreifenden Gespräche über den künftigen Umgang mit der Atomenergie auf lange Restlaufzeiten für im Betrieb befindliche Meiler hinauslaufen, "würden wir uns sofort wieder verabschieden", betonte Vollmer. Doch wüßten auch die Grünen, daß sofortiger Ausstieg "nicht von jetzt auf gleich" heiße.
Bislang sei bei den Grünen keine formelle Einladung eingegangen, sagte Vollmer. Wird dem Bundesvorstand ein Sitz am Verhandlungstisch angeboten, soll Undine von Blottnitz dort für die Grünen sprechen.
Bislang ist freilich unklar, ob der Bundesvorstand der Öko-Partei einbezogen wird. Die Pro-Atomkraft-Parteien CDU/ CSU und FDP haben ihre sechs Vertreter bereits benannt. Die Opposition wird ihre Mannschaft am Wochenende benennen; ihr sollen Abgeordnete der Bundestagsfraktion sowie Repräsentanten SPD-geführter Landesregierungen angehören. Der Verhandlungsführer der SPD, Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder, möchte Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) mit am Tisch sehen. Ein besonderer Platz für die grüne Partei ist umstritten.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Müller plädierte für eine "klare Trennung der unterschiedlichen Interessen und Parteistrukturen". Die Grünen sollten nach Ansicht des umweltpolitischen Sprechers der SPD deshalb als "eigene Gruppe" teilnehmen.
Die Gespräche über den künftigen Umgang mit der Atom-Technik werden voraussichtlich erst Mitte März beginnen. Zusätzlich zur Parteienrunde wird ein zweiter Zwölferkreis berufen. Dem sollen Vertreter der Stromerzeuger und -verbraucher, der Gewerkschaften sowie von Umweltgruppen angehören.
OBERURSEL. Zwei Mädchen, das eine schwarz, das andere weiß, umarmen sich und lachen in die Kamera. Eine alte Frau bückt sich mühsam, aber liebevoll zu einem kleinen Kind herunter. Ein Junge im Rollstuhl schaut traurig zu, wie seine Altersgenossen herumtoben. Diese und andere Fotos sind zur Zeit in der Ausstellung "Kinder - unser Motiv" zu sehen, die kürzlich im Foyer des Oberurseler Rathauses eröffnet wurde.
Zusammengestellt wurde die Wanderausstellung vom Bundesministerium für Frauen und Jugend. Aus 4700 Einsendungen von Amateuren und Profis zu einem Fotowettbewerb wurden die 100 besten Motive ausgewählt. Das eingangs erwähnte Bild der alten Frau mit dem Kind, aufgenommen von Diether Breidecker aus Wiesbaden, gewann den ersten Preis der Amateure.
Staatssekretärin Cornelia Yzer (CDU), die die Ausstellung mit ein paar kurzen Worten eröffnete, erhofft sich von den Bildern auch Anregungen für die Betrachter, wieder mehr auf Kinder in ihrer Umgebung zuzugehen: "Vielleicht überlegt sich dann die Oma, daß sie ihr Enkelkind viel zu lange nicht gesehen hat." Viele der Fotografien zeigen Kindheit als etwas Schönes: Spielen am Strand, die Welt mit großen Augen entdecken, vertrauensvoll vom Vater aufgefangen werden.
Aber auch negative Seiten sind zu sehen: Kinder zwischen Betonmauern und Asphalthöfen, mit rauchenden Schloten im Hintergrund. Autobahnen statt Wiesen, die Tristesse bundesdeutscher Großstädte. Sicher und glücklich, das ist die Botschaft der Fotografen, sind Kinder nur, wenn sich die Erwachsenen um sie kümmern.
Die Ausstellung ist noch bis zum Donnerstag, 18. März, im Rathausfoyer zu sehen. Für Kinder sind die Fotos noch einmal in kleinerem Format auf niedrigerer Höhe aufgehängt. esi
FLORSTADT. Im Sommer, so hofft der FC 1920 Nieder-Florstadt, kann das im Herbst vorigen Jahres durch Brandstiftung in Schutt und Asche gelegte Vereinsheim am Sportplatz wieder in Betrieb genommen werden. Erst in der vergangenen Woche konnte mit den Instandsetzungsarbeiten begonnen werden, weil erst kürzlich die Schätzurkunde und damit die Schadensanerkennung der Brandversicherung eingetroffen war.
Zunächst wurde mit dem Abriß des schadhaften Dachgebälks begonnen. Der Wiederaufbau des Dachs ist in vollem Gange. Bei der bevorstehenden Prüfung der Fußbodenheizung erwartet der Verein noch das Schlimmste. Im Sommer aber sollen wenigstens die Umkleiden wieder benutzbar sein - so hoffen wenigstens die Optimisten des Nieder-Florstädter Traditionsvereins. hm
NIED. Die Ortsgruppe Westliche Stadtteile des BUND trifft sich am heutigen Fastnachtsdienstag ausnahmsweise in Nied zu einem "gemütlichen Beisammensein" in Nied. In der Gaststätte "Rheingauer Hof", An der Steinmühle 1, sind von 19.30 Uhr an auch Gäste willkommen, die mit den Leuten vom BUND über Umwelt- und Verkehrsprobleme der westlichen Vororte diskutieren wollen. tos
Das Amigo-System
Daß in Bayern manches ein bißchen anders ist als im Rest der Republik, erfüllt die Einheimischen durchaus mit Stolz. In Bayern gehen die Uhren anders, lautet ein selbstbewußtes Sprichwort. Auch in der Politik. Da hat sich die CSU das Land ganz ungeniert unter den Nagel gerissen, ohne daß sich, von ein paar notorischen Nörglern abgesehen, jemand daran gestört hätte. Die von Werbeprofis geschickt inszenierte Identifikation des weiß-blauen Alpenstaates mit seiner Regierungspartei wurde im Laufe der Zeit von der CSU-Propaganda zu einer quasi gottgewollten Schicksalsgemeinschaft verklärt. Bayern war die CSU, Korruption inklusive. Mit Andersdenkenden verfuhr man tolerant: Wem's nicht paßt, kann ja gehen, lautete die CSU-Lesart der "Liberalitas Bavariae".
Alles lief wie geschmiert im Freistaat Bayern, besonders, als der große Franz Josef Strauß das Land regierte. Die Sonne schien wärmer als anderswo, die Wirtschaft wuchs schneller, wer wollte sich da im Ernst darüber erregen, daß die bayerische Variante der alltäglichen Korruption, die augenzwinkernde Spezl-Wirtschaft, zu einem festen Bestandteil des Regierungssystems geworden war? Wenn Franz Josef Strauß von dem fürs Entertainment des Strauß- Clans zuständigen Mercedes-Statthalter "Karli" Dersch einen Gratis-Geländewagen für die Überquerung unwegsamer Alpenpässe hingestellt bekam, gab es nicht etwa naserümpfende Schlagzeilen, sondern einen Testbericht des begeisterten Hobby-Chauffeurs für Bild am Sonntag.
Kritik galt als Majestätsbeleidigung und wurde entweder lächerlich gemacht oder mit einer Unterlassungsklage beantwortet. Unrechtsbewußtsein gedeiht in einem solchem Klima nur schwer. Als 1991, Strauß war schon mehr als zwei Jahre tot, Lothar Späth über seine "Traumschiff-Affäre" stolperte, herrschte in der CSU die Gewißheit, daß so etwas in München nicht passieren könne. Dann hätte ja Franz Josef selig beinahe jede Woche seinen Hut nehmen müssen.
Auf einmal nun ist alles ganz anders. Max Streibl steht wegen seiner Gratis- Reisen auf Unternehmerkosten am Pranger, Edmund Stoiber entschuldigt sich für Freiflüge mit MBB. Ständig neue Details kommen ans Licht, für sich genommen oft Kleinigkeiten, insgesamt aber ein Bild ungenierter Selbstbedienungsmentalität der Großen, während für die Kleinen strenge Maßstäbe gelten. Der Herr Minister darf mit den neuesten Produkten bayerischer Autotechnologie gratis durchs Land brausen, der Amtsvorsteher, der sich drei Flaschen Wein schenken läßt, ist bestechlich.
Die CSU spürt den plötzlichen Gegenwind und reagiert wie eine beleidigte Leberwurst auf die "Amigo-Affäre". In oft bewährter Manier stilisiert sich die bayerische Christenunion als Opfer einer bösartigen Kampagne. Doch die Masche verfängt nicht mehr. Nicht nur, weil immer weniger auch der konservativeren Medien die Melodie von der verfolgten Unschuld übernehmen wollen. Sondern auch, weil der Überdruß an den gängigen Praktiken längst das System selbst erfaßt hat. In Bayern ist es ähnlich wie in Italien, wo die jahrzehntelang akzeptierte Pfründewirtschaft in einem schmerzhaften und unerbittlichen Selbstreinigungsprozeß auch moralisch in sich zusammenbricht: Das "Amigo-System" implodiert.
In der CSU, wo weinerliches Lamento über angeblich anonyme Verleumder vorherrscht, scheint diesen Wandel bis jetzt nur Edmund Stoiber begriffen zu haben. Mit seiner Generalbeichte hat der CSU-Vize sich nicht nur taktisch geschickt, wenn auch um den Preis heftiger Medienschelte, vor möglichen Erpressungsversuchen aus den eigenen Reihen in Sicherheit gebracht. Mit seiner zwar sparsamen, aber immerhin erkennbaren Selbstkritik hat Stoiber vor allem deutlich gemacht, daß auch für die CSU die Grenzen neu gezogen werden müssen.
Damit aber steht Max Streibl noch bornierter da, als er ohnehin ist. Streibls Luxus-Reisen zum Nulltarif wiegen weit schwerer als Stoibers Freiflüge in den Arbeitsurlaub mit Strauß. Doch anders als seinem Innenminister fehlt dem Ministerpräsidenten bis heute selbst der kleinste Hauch von Einsicht. Streibl ist zum politischen Autisten geworden, der mit seiner Verstocktheit die ganze Partei mit in den Abgrund zu reißen droht. Wenn die jüngsten, für die CSU niederschmetternden Umfragen stimmen, ist die Legende vom netten Max, der bei den Leuten draußen gut ankommt, während ihn in München eine Handvoll mißliebiger Journalisten fertigmachen will, zusammengebrochen. Mit Streibl, so hat ein enger Waigel-Vertrauter kürzlich eingeräumt, ist die nächste Wahl für die CSU in Bayern verloren. Den störrischen Max zum Abdanken zu bewegen, ist eine schwere Aufgabe für seine Parteifreunde, die selber noch unter dem Kater des langen Machtrausches leiden. Wenn sie es nicht schaffen, wird es 1994 der Wähler besorgen. Auch in Bayern gehen die Uhren nicht mehr anders.
GELNHAUSEN. Eine Multimedia- Schau der besonderen Art bietet der Fachbereich Sprachen der Kreisvolkshochschule am Freitag, 19. März, ab 20 Uhr in der Zehntscheune an. Uli Zähringer und Rudi Camerer präsentieren Lieder und Texte des schottischen Romantikers Robert Burns.
Aber wer ist hierzulande schon des Schottischen mächtig? Dennoch soll es keinerlei Verstehens- und Verständigungsprobleme geben, da die beiden Künstler freie Übersetzungen gleich mitliefern.
Die Musiker geben auch einen Überblick zu Burns Biografie und erhellen historische Hintergründe, wo dies der Deutung seiner Texte förderlich scheint.
Schottische Folklore wird klassisch interpretiert mit Gitarren, Flöte, Mundharmonika und Fiddel. Dazu gibt es passende Farbdias zu sehen. Die Teilnahme kostet 12 Mark. Anmeldungen nimmt ab sofort die Volkshochschule, Fachbereich Sprachen, im Landratsamt Gelnhausen, Barbarossastraße 16, Telefon 0 60 51 / 8 54 90 entgegen. lex
So mancher Stahlarbeiter in Dortmund, Rheinhausen oder Eisenhüttenstadt könnte den Eindruck gewinnen, er drohe das Opfer einer zu großzügigen Osthandelspolitik zu werden. Bei jeder Krise setzt die Jagd nach Sündenböcken ein, und die Verantwortlichen versuchen, den Zorn auf andere abzulenken. So ist es auch diesmal. Vor allem deutsche Manager bringen immer wieder das Argument vor, die billigen Lieferungen aus Osteuropa seien mit ein Grund, daß ihre Erzeugnisse vom Markt verdrängt würden. Doch Zahlen der EG-Kommission belegen eindeutig, daß dies eine maßlose Übertreibung ist.
Derweil geht das böse Gerücht um, westdeutsche und westeuropäische Stahlbosse könnten Pläne hegen, in ihren Ländern ganze Standorte "plattzumachen", um später von besagten mitteleuropäischen, EG-assoziierten Staaten aus groß mit hochwertigen Produkten zu einem Zehntel der heimischen Lohnkosten in den EG-Markt einzusteigen.
Da in den deutschen Stahlkonzernen die paritätische Mitbestimmung herrscht, müßten die IG-Metall-Vertreter in den Aufsichtsräten solche Vorhaben - so sie nicht aus der Luft gegriffen sind - kennen und an die Öffentlichkeit bringen. Andernfalls wäre die Ablenkung des Arbeiterzorns auf die östlichen Nachbarn oder die EG-Ostpolitik ein schlimmes Falschspiel. Da der EG-Ministerrat noch in dieser Woche zu einer Stahlkrise-Sondersitzung zusammentritt, in der auch die traditionellen Handelsprotektionisten aus Paris oder Madrid ihr Wörtchen mitreden, wäre eine Aufdeckung aller Erkenntnisse der IG Metall schon wichtig. Denn grundsätzlich kann es nicht im deutschen Interesse liegen, die für das Ende des Jahrzehnts schon denkbare Aufnahme der fortgeschrittensten mittelosteuropäischen Nachbarn in die Europäische Gemeinschaft durch unnötige neue Handelsbarrieren zu verzögern.
Andererseits liegt auf der Hand, daß ein Teil der "politischen Klasse" bei unseren Westpartnern die EG-Erweiterung nach Osten und die damit verbundene deutsche Zentralstellung möglichst lang hinausschieben möchte, und sei es mit Scheinargumenten zur Stahlkrise.
Deshalb gehören alle Karten auf den Tisch. Unfundierte Behauptungen sollten umgekehrt aber den Bürgern der bedrohten Stahlstandorte auch nicht aufgetischt werden. ha (Brüssel
Weil ein gewaltiger Schuldenberg nicht von heute auf morgen abgetragen werden kann, unpopuläre Sparbeschlüsse breite Mehrheiten brauchen, verschworen sich in Offenbach die "Elefanten", SPD und CDU, zu einer Not- gemeinschaft über die Kommunalwahlen hinaus bis 1997. Um so lauter trompeten die kleinen Oppositionsparteien Grüne, FDP und Freie Wähler- gemeinschaft (FWG) ihren Protest gegen den "selbstherrlichen" rot-schwarzen Block hinaus. SPD und CDU schonen sich im ungewöhnlich ruhigen Wahlkampf und nutzen ihn zur Profilierung ihrer Oberbürgermeister-Kandidaten für die erste Direktwahl eines Rathauschefs im September.
MAINTAL. Die Maintaler Pflegestation für Wildtiere befindet sich in der August-Bebel-Straße 9 im Stadtteil Dörnigheim. Günter Röll ist telefonisch unter der Nummer 06181/493545 zu erreichen. Spenden für Futter und Medikamente können auf das Konto Nr. 372 802 345 bei der Sparkasse von 1822, Zweigstelle Dörnigheim, Bankleitzahl 500 502 01, überwiesen werden. pom
SANTIAGO, 22. Februar (IPS/AP). Der ehemalige chilenische Diktator und derzeitige Oberbefehlshaber über das Heer, General Augusto Pinochet, hat es abgelehnt, dem Beispiel des Nachbarstaates Argentinien zu folgen und sein Truppenkontingent zu reduzieren. Wie Pinochet jetzt in der südchilenischen Stadt Puerto Aysen verlauten ließ, sei das chilenische Heer bereits auf ein Minimum verkleinert worden. Mit rund 180 000 Offizieren und Rekruten ist das Heer allerdings der mächtigste Teil der Streitkräfte.
Auf die Ankündigung des argentinischen Befehlshabers über das Heer, General Martin Balza, 20 Prozent des jetzigen Kontingents abzubauen, erwiderte der Ex-Diktator: "Dies ist ein argentinisches Problem, in das ich mich nicht einmischen will."
Vertreter der Mitte- und Linksparteien in Chile sprachen sich nachdrücklich für eine Kürzung der Verteidigungsausgaben und eine Verringerung des Truppenbestandes aus, da die Souveränität des Landes nicht bedroht sei, dagegen aber dringend Geldmittel für den Sozialbereich benötigt werden.
Bundesverteidigungsminister Volker Rühe hat der jahrzehntelangen Tradition der chilenischen Armee, Staat im Staate zu sein, das demokratische Prinzip des "Staatsbürgers in Uniform" gegenübergestellt. In einer Rede vor chilenischen Politikern und ranghohen Offizieren sagte Rühe am Montag in Santiago de Chile, dieses auch "innere Führung" genannte Konzept habe sich bei der Übernahme ehemaliger Soldaten der im Inneren zutiefst inhumanen DDR-Armee in die Bundeswehr voll bewährt. Es habe deshalb auch großes Interesse bei den neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa gefunden.
Rühe, der sich als erster bundesdeutscher Verteidigungsminister zu politischen Gesprächen in Chile aufhält, hatte sich bereits bei seiner Ankunft für eine engere Zusammenarbeit der deutschen und der chilenischen Armee ausgeprochen. Vorgesehen ist eine Vereinbarung, nach der chilenische Offiziere, allerdings keine Generäle, an der Hamburger Führungsakademie sowie an Hochschulen der Bundeswehr die Prinzipien der Soldatenausbildung in der Demokratie lernen.Schmidt-Glintzer nach Wolfenbüttel
HANNOVER. Helwig Schmidt-Glintzer, Professor für ostasiatische Kultur- und Sprachwissenschaften in München, wird Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. sp
WALD, 22. Februar (AP). Die von einem schweren Sprengstoffanschlag betroffene Firma Bioengineering AG in Wald bei Zürich war schon im vergangenen Jahr von den schweizerischen Bundesbehörden vor heiklen Iran-Geschäften gewarnt worden. Ein Sprecher des Unternehmens sagte am Montag auf Anfrage, die Firma tätige seit geraumer Zeit keine Geschäfte mehr mit Kunden aus dem Nahen Osten. Bei dem Anschlag vom Sonntag war ein Schaden von rund eineinhalb Millionen Franken entstanden, niemand wurde verletzt.
Am Sonntag abend bekannte sich eine bisher unbekannte iranische Oppositionsgruppe namens "Märtyrer Mustafa Sadiki und Ali Sadh" zur Tat und warf der Firma vor, Iran eine Maschine geliefert zu haben, mit der dort biologische Waffen hergestellt würden.
Die Täter drangen nach Angaben der Polizei in die Montagehalle ein und zündeten Sprengladungen an verschiedenen Rührkesseln, die für die Herstellung von Medikamenten benötigt werden. Nach der Tat leitete die schweizerische Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein. Ihr Sprecher Peter Lehmann bestätigte, daß die durch den Anschlag zerstörten Halbfabrikate für einen pharmazeutischen Betrieb in Deutschland bestimmt gewesen seien.
Die Regierung in Bern hatte bereits im vergangenen Sommer bestätigt, daß sich die Firma Bioengineering AG im Zürcher Oberland bei der Lieferung von sogenannten Bio-Fermentern an Iran über Bedenken der Bundesbehörden bezüglich der Waffentauglichkeit dieser Güter hinweggesetzt und dabei von einer Rechtslücke profitiert habe. Das Bundesamt für Außenwirtschaft hatte dem Unternehmen von einer Lieferung der Fermenter nach Iran abgeraten, da gesicherte Erkenntnisse über eine militärische Nutzung zwar nicht vorlagen, aber auch nicht ausgeschlossen werden könnten.
Die im Maschinenbau tätige Bioengineering AG beschäftigt rund 50 Angestellte und produziert Anlagen zu Herstellung von Medikamenten.
HONGKONG, 22. Februar. Wichtige personelle Veränderungen in der chinesischen Staatsführung werden für das Mitte März stattfindende Plenum des Nationalen Volkskongresses (NVK) erwartet. Wie die von Peking kontrollierte Hongkonger Zeitung Wen Hui Bao am Montag berichtet, hat Staatspräsident Yang Shangkun nicht bei den gerade abgeschlossenen Wahlen für den NVK, das chinesische Parlament, kandidiert.
Wenn der Bericht der gewöhnlich gut informierten Zeitung zutrifft und Yang nicht mehr Delegierter im NVK ist, kann er auch nicht in seinem Amt als Staatschef bestätigt werden. "Der derzeitige Staatspräsident Yang Shangkun hat nicht an den Delegiertenwahlen teilgenommen", schreibt die Wen Hui Bao. Politische Beobachter in Peking hatten seit Wochen über die Ablösung des 85jährigen Yang spekuliert. Als möglicher Nachfolger wird der derzeitige Parteichef Jiang Zemin gehandelt, der dann die beiden höchsten Staats- und Parteiämter in Personalunion innehätte.
Parlamentspräsident Wan Li habe sich ebenfalls nicht mehr an den Wahlen beteiligt, und sein Amt werde neu besetzt werden, berichtet die Zeitung. Auch in der Zentralregierung, der Zentralen Militärkommission, dem Obersten Volksgericht und anderen Staatsorganen werde es Personalveränderungen geben.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China) berichtet, stellt die Volksbefreiungsarmee mit 267 Delegierten das größte Kontingent in der 2977 Abgeordnete umfassenden Volkskongreß. Auch der Altpolitiker Deng Xiaoping, "Chefarchitekt der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik", sei wieder als Mitglied der Armee-Delegation in den Volkskongreß gewählt worden. Der 88jährige Deng, der längst von allen offiziellen Führungsämtern zurückgetreten ist, gilt noch immer als der mächtigste Mann Chinas und ist bisher jedes Jahr auch in das Präsidium des NVK gewählt worden.
Aus Berlin gibt es Unerhörtes zu vermelden. Das "bessere" Deutschland hat den Durchbruch erreicht! Mittlerweile marschiert schon die Springerstiefel-Fraktion zu Großveranstaltungen, die demonstrativ dem "Haß keine Chance" geben. Zumindest plakativ. So zu sehen auf Werbepostern für die Vierte Internationale Waffenbörse in der Kongreßhalle am Alexanderplatz, die am Sonntag zu Ende ging. "Haß und Gewalt - nein danke" prangte dort im unschuldig weißen Feld.
Nein, nicht Antirassisten hatten da ihren Protest aufgepappt. Die ideenreichen Veranstalter hatten besagtes Rechteck von vorherein mit aufdrukken lassen. "Natürlich wegen der entsetzlichen Ausschreitungen", so Manager Wolf Krey. Damit wolle man nichts zu tun haben. Und die Mehrzahl der 12 000 Besucher ebensowenig.
Nun ist es einfach so, daß sich ausländerfeindliche Glatzen und noch mehr saubergescheitelte Rechtsradikale magisch von Büchern über die Uniformen der Waffen-SS oder "Hitlers Polenfeldzug", von Kriegswaffen der Wehrmacht und Militaria aller Art angezogen fühlen. Also kam auch diese Klientel, wenn auch nicht in der Mehrheit. Und mit ihnen Polizei und Kontrolleure des Gewerbeamtes, die nach verbotenen Nazi-Emblemen und ähnlichem fahndeten. Welche Gruppe im größeren Umfang fündig wurde, ist nicht bekannt.
Der eigene Blick förderte allerdings schon am dritten Stand ein Hakenkreuz-Abzeichen zutage. So ganz kann die Selbstbeschränkungsklausel, die alle Aussteller unterschreiben mußten, also nicht gegriffen habe. "Wir verpflichten uns", hieß es darin, "zur strikten Einhaltung des Paragraphen 86 a Strafgesetzbuch" (der die Verwendung von verfassungswidrigen Emblemen unter Strafe stellt). Im anderen Fall müsse der Stand umgehend dichtgemacht werden. Doch da war manch dezente Ver-Warnung vor. Zu ruppig wollte man ja auch nicht sein. "Haß und Gewalt" sind schließlich "out". INGE GÜNTHER (Berlin)
Drei Verbände haben bisher die Anti- Doping-Kommission des Deutschen Sport-Bundes (DSB) gebeten, Empfehlungen über die Beschäftigung von Trainern abzugeben, Trainer, die möglicherweise eine Doping-Vergangenheit haben. Der Deutsche Leichathletik-Verband (DLV) hat dies nach den Worten des Kommissionsvorsitzenden Hans Evers nicht getan, was ihn verwundert. "Man hätte annehmen können", sagte er der FR, "daß es im Interesse des DLV liegt, sich einen solchen ,Persilschein&rquote; ausstellen zu lassen", eine Unbedenklichkeitsbescheinigung also.
Die siebenköpfige Evers-Kommission gibt eine Stellungnahme zu einer geplanten Trainerbestallung nur ab, "wenn dies vom Verband beantragt wird" (Evers). Der DLV hat nun die Verträge mit 22 Trainern aus der ehemaligen DDR um zwei- beziehungsweise vier Jahre verlängert (einer bekam nur einen einjährigen), darunter einige, die eine dopingbelastete Vergangenheit haben, und beruft sich darauf, daß es seitens des Bundesinnenministeriums (BMI), des Bundesausschusses Leistungssport (BAL) und der Anti-Doping-Kommission des DSB "keine Einsprüche" gegeben habe, wie DLV-Präsident Helmut Meyer auf Anfrage erklärte. Die Kommission jedoch ist, wie beschrieben, mangels Auftrag gar nicht tätig geworden.
Als "absolut unzutreffend" bezeichnet Meyer den Bericht des Spiegel (siehe FR vom 22. Februar), wonach es sich bei den Trainerverträgen um eine "geheimgehaltene Liste" handele. Auf der Verbandsratssitzung Ende November vergangenen Jahres im mecklenburgischen Dierhagen hatte das DLV-Präsidium die Liste der Trainer aus der ehemaligen DDR vorgelegt, die nach der Wende zunächst für ein Jahr angestellt worden waren und eine Verlängerung um ein weiteres Jahr bekommen hatten.
In Dierhagen habe der Verbandsrat "fast einstimmig" (Meyer) die Trainer- Liste genehmigt. Allerdings schlossen sich erst nach Dierhagen die Überprüfungen der Kandidaten an. Das BMI, dessen Sportabteilung Erich Schaible (laut Spiegel "ein Duzfreund Meyers") leitet, hat laut Meyer in einem Fall nachgefragt, aber in keinem die Zustimmung verweigert.
Über die Vertragsdauer wurde auf der Verbandsratssitzung in Dierhagen nichts beschlossen. DLV-Sportwart Manfred Steinbach und Präsident Meyer legten sich auf zwei Jahre für 14 Disziplintrainer und vier für die Blocktrainer fest. Normalerweise schließen die Verbände Vierjahreskontrakte mit Bundestrainern ab. Die Trainer aus den neuen Bundesländern hätten sich schon darüber beschwert, daß sie nur die halbe Laufzeit bekommen hätten, sagt der Präsident.
Die Arbeitsplatz-Entscheidungen von Meyer und Steinbach schlagen aber nicht nur deshalb Wellen, weil Kritiker der Verbandsspitze einige der Ost-Trainer, wie den "Fachdoper" Bernd Schubert, für untragbar halten, sondern weil damit, Wochen bevor eine neue Verbandsführung gewählt wird, die Personalpolitik bei den hauptamtlichen Kräften in den neuen Bundesländern entschieden worden ist.
Die Vorsitzenden der Landesverbände haben fürs Wochenende nach Sindelfingen (dort finden die Hallen-Meisterschaften statt) die Kandidaten zu einem Gespräch geladen, die sich um die Nachfolge des zurücktretenden Meyer bewerben. (Am 24. April wird in Duisburg ein neues Präsidium gewählt.) Während sich auf Seiten der Verbandskritiker der Kieler Bodo Schmidt - nach dem Rücktritt von Eberhard Munzert schon als Interimspräsident bis zur Wahl Meyers tätig - als Kandidat herausschält, denkt auch Sportwart Steinbach an eine Bewerbung fürs höchste DLV-Amt. Steinbach, der als Kämpfer wider das Doping keine Schlagzeilen gemacht hat, bestallte jetzt die teilweise umstrittenen Trainer, mit denen ein neues Präsidium mittelfristig arbeiten muß. CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
öhl ATHEN, 22. Februar. Die kurdische Arbeiterpartei PKK, deren Rebellen seit 1984 in der Südosttürkei für Autonomie kämpfen, droht jetzt mit Terroranschlägen auf touristische Einrichtungen in der Türkei. Nach einer Meldung der PKK-nahen kurdischen Nachrichtenagentur Kurd-Ha, deren Zentrale sich in der Bundesrepublik befindet, plant die Organisation "bewaffnete Angriffe" auf Einrichtungen in türkischen Badeorten, um damit "gegen die türkische Diktatur" zu protestieren.
In der am Montag in Ankara verbreiteten Meldung wird vor Reisen in die Türkei gewarnt. Bei den geplanten Angriffen handele es sich um "gerechtfertigte Notwehr" gegen den türkischen Staat, der seinen "Krieg gegen das kurdische Volk" mit Einnahmen aus dem Tourismus finanziere, schreibt die Agentur.
GELNHAUSEN. "Wie hast Du&rquote;s mit den Frauen?" lautet aus Sicht der Sozialdemokratinnen-Arbeitsgemeinschaft
Die AsF-Vorsitzende Rotraud Schäfer greift eine Bemerkung der Frauenministerin Angela Merkel (CDU) auf, wonach die CDU keine Quotenregelung brauche, sondern auch ohne Zwang die Frauen angemessen beteilige. "Sollte das 13:1 ein für die CDU ausgewogenes Verhältnis sein?" fragt die AsF-Chefin. Die AsF könne nicht glauben, daß es in der CDU nicht genügend Frauen gebe, die für die Kreispolitik qualifiziert und motiviert genug seien. Die SPD jedenfalls habe inzwischen bei der Aufstellung von Kandidatinnen kaum noch Schwierigkeiten. Die CDU solle besser ebenfalls eine Quotenregelung einführen. lex
ULRIKE KOBER-KLEINERT (36) wird neue Bürgerbeauftragte des Gießener Regierungspräsidiums. Die Marburger Diplom-Psychologin tritt im März die Nachfolge des Juristen RAINER ERD an, der eine Professur für Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Darmstadt angenommen hat. Die in Stuttgart geborene Kober-Kleinert ist seit 1986 Geschäftsführerin der Kommunalpolitischen Vereinigung der Grünen und für diese Partei seit 1985 im Marburger Stadtparlament. In dieser Vertrauensposition, so Regierungspräsident und Parteifreund HARTMUT BÄUMER, komme es vor allem darauf an, ein besonderes Gespür für Bürgeranliegen zu haben. Kober-Kleinert, Kandidatin für den vakanten Oberbürgermeisterposten in Marburg, soll nach den Vorstellungen von Bäumer unter anderem die mittelhessischen Kulturaktivitäten weiterführen, bei denen ihr Vorgänger einen besonderen Schwerpunkt gesetzt hatte.
sp HANNOVER, 22. Februar. Der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Werner Münch (CDU) fordert, daß der Solidaritätszuschlag am 1. Juli dieses Jahres wieder eingeführt wird. Vor Journalisten in Hannover sagte Münch am Montag, er halte es für sozial gerecht, wenn alle Bundesbürger 7,5 Prozent Zuschlag zur individuellen Steuerschuld zahlen müßten. Ungerecht fände er es dagegen, einzelne Berufsgruppen einseitig zu belasten, etwa die Beamten. Münch nannte es einen Fehler, daß der Solidaritätszuschlag Mitte 1992 abgeschafft worden sei. Er bezifferte die Staatseinnahmen, die aus dieser Quelle zu erwarten seien, auf 20 Milliarden Mark im Jahr.
Der CDU-Politiker forderte eine rasche Einigung. Nur wenn Bund und Länder bis Mitte März Klarheit über den angestrebten "Solidarpakt" geschaffen hätten, werde es noch möglich sein, im diesjährigen Nachtragshaushalt des Bundes die zusätzlichen Mittel und ihre Verwendung einzuplanen. Je näher aber die Parteien dem Jahr 1994 mit seinen vielen Wahlterminen kämen, desto schwieriger werde die Verständigung über die Finanzierung der deutschen Einheit.
HÖCHST. Eine Gruppe, die nach dem Prager Eltern-Kind-Programm (PEKiP) des Psychologen Koch arbeitet, bietet das Deutsche Rote Kreuz in Höchst an. Ziel des Programms ist es, das Kind durch Bewegung dabei zu unterstützen, sich in seiner Ganzheit zu entfalten. Mit Übungen sollen Babys animiert werden, eigene motorische Fähigkeiten zu entdecken und die Sinne zu entfalten.
Spielerisch sollen die Kinder auch erfahren, daß ihre Freiheit dort aufhört, wo die des anderen beginnt. Die Kleinen sollen außerdem lernen, sich zu behaupten.
Der Kurs für Eltern mit Kindern ab der sechsten Lebenswoche beginnt am Dienstag, 2. März, um 14 Uhr im DRK- Haus, Hostatostraße 35. Geplant sind zehn Treffen von eineinhalb Stunden. Die Teilnahmegebühr beträgt 75 Mark.
Weitere Informationen zur PEKiP- Gruppe gibt deren Leiterin Regina Günkel unter Tel. 0 61 90 / 7 43 56. tos
Die Vereine der englischen "Premier League" jubeln. Die Rekordsumme von rund 30 Millionen Mark bringt der neue Werbevertrag in vier Jahren in die Kassen des Verbandes. Der großzügige Sponsor ist eine Brauerei, die sich damit das Recht auf Trikotwerbung bei jedem Verein erkauft. Zudem wird die englische Eliteklasse künftig den Namen dieser Biermarke tragen. Damit allerdings fließt immer noch nicht genug Geld aus dem Geschäft mit Gerstensaft in Englands Fußball. Gleich vier namhafte Vereine der "Premier League" werden von unterschiedlichen Brauereien gesponsert - die Klubs werden fürderhin für zweierlei Sorten Bier Reklame laufen.
Aber selbst im Lande der ausgewiesenen Bier- und Ale-Trinker bleibt dieser Schritt nicht ohne Kritik. Kurz vor der Abreise zu neuen Aufgaben nach Japan erklärte Gary Lineker sein äußerstes moralisches Unverständnis für Alkohol-Werbung im Sport. Nun ist das mit den moralischen Argumenten zunächst einmal eine Frage des Standpunktes, es sei nur erinnert an die merkwürdige Empörung über die Präser-Werbung auf Homburger Fußballer-Brüsten. Und für die Volksdroge Alkohol gaben immerhin die ersten Werbeträger in der Fußball-Bundesliga, die Eintrachtler aus Braunschweig, ihre Leibchen her. Doch auch wenn sie spät kommt - die vier englischen Vereine werben schon seit längerem für ihre "Hausmarke" -, ist Linekers Kritik durchaus verständlich, zumal die Fußball- Oberen nicht müde werden, Vorbildfunktion und läuternde Kraft ihres Sports auf eine orientierungslose Jugend zu beschwören. Dieser Anspruch zumindest mag von einer Liga, die den Namen eines Bieres trägt, nurmehr schwer eingelöst werden.
Aber nicht nur, daß der zahlungswillige Sponsor von denkwürdigem Rufe ist, auch die Begeisterung über die großartigen Mehreinnahmen scheint verfrüht. Denn kaum ein anderes Gewerbe wird von einer derart galoppierenden Inflation heimgesucht wie der Sport. Und vor allem, wenn ein Sponsor alle Vereine einer Klasse gleichmäßig bedient, liegt die Vermutung nahe, daß sich die bisherigen finanziellen Machtverhältnisse nicht ändern, sondern einfach auf höherem Niveau einpendeln werden. Die Reichen bleiben reicher, die Armen ärmer.
Da die meisten Vereine dazu neigen, ihre Einnahmen komplett in Spielern anzulegen, sind diese die wahren Nutznießer der Finanz-Rekorde. Auch hier werden die guten weiterhin besser bezahlt als die schlechten, verändern sich die Verhältnisse also im wesentlichen nicht. Nur auf höherem Niveau spielt die Sache sich ab. ARND FESTERLING
FRIEDBERG. Der BUND-Ortsverband Friedberg / Bad Nauheim unterstützt die Forderung nach einem "Juz jetzt" in Friedberg. Während für Projekte, die von den Stadtverordneten für wünschenswert und wichtig gehalten würden, ohne lange Diskussion große Geldsummen zur Verfügung gestellt würden, verweigere das Friedberger Parlament den Jugendlichen die Erfüllung des berechtigten Wunsches nach einem Jugendzentrum, beklagt der BUND-Ortsverband.
Bernd Neu vom BUND Friedberg / Bad Nauheim: "Die Vorurteile und Ängste, die viele Stadtverordnete gerade gegenüber Jugendlichen zu haben scheinen, spielen dabei sicher eine Rolle. Jugendliche, die sich nicht in das Schema von Ballettstunden und Fußballverein einordnen lassen, scheinen den Stadtvätern und Stadtmütten suspekt zu sein. Vertrauen - von den Politikern gern für sich eingefordert - wird den Jugendlichen nicht entgegengebracht."
Der BUND fordert Friedberger Vereine, Institutionen und Privatpersonen auf, "sich zugunsten der Friedberger Jugend in die Diskussion einzumischen". Wenn von vielen Seiten ein Jugendzentrum gewünscht werde, würden sich die Parlamentarier schneller zu einem positiven Entschluß durchringen können, meint der BUND-Ortsverband. ieb
NEU-ISENBURG. "Wir brauchen Ihre Unterstützung . . ." Mit diesem Appell wenden sich der Sanitätsverein, die Arbeiterwohlfahrt, die städtische Altenförderung und die Hilfe für ältere Bürger an die Isenburger Bürgerinnen und Bürger.
Für die Pflege von Kranken suchen die ambulanten sozialen Dienste freiwillige Helfer und Helferinnen - ehrenamtlich, gegen Bezahlung oder auf Rentenbasis. Wie groß die Not in der häuslichen Pflege tatsächlich ist, darüber können sich alle Interessierten bei einem Gesprächsabend am Donnerstag, 25. Februar, informieren, der um 15 Uhr im Treff im Quartier IV an der Luisenstraße beginnt.
Für die Betreuung von Kindern wird gesorgt sein. leo
NEU-ISENBURG. Möglicherweise kann noch in diesem Jahr mit der Sanierung des Alten Stadthauses an der Frankfurter Straße begonnen werden. Nach den Worten des Ersten Stadtrats Berthold Depper (FDP) wurde vor wenigen Tagen eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gegründet, die - unter städtischer Regie - das 15 Millionen Mark Projekt abwickeln soll.
Während der Magistrat der alleinige Gesellschafter ist, setzt sich der Aufsichtsrat aus Bürgermeister Robert Maier (CDU), der den Vorsitz innehat, Berthold Depper sowie acht Stadtverordneten zu sammen. Zum ersten Geschäftsführer wurde jetzt der Leiter des Hochbauamtes, Theo Ehatt, ernannt, der diese Aufgabe laut Depper außerhalb seiner Dienstzeit erfüllen soll.
Auf dem Grundstück des ehemaligen, seit 1985 leerstehenden Rathauses sollen neben Büroräumen auch sechs Wohnungen, ein Café, eine Kulturgalerie, eine Außenstelle des Stadtarchivs entstehen. Für die ebenfalls geplante Tiefgarage mit 60 Stellplätzen werden zwei Kastanien weichen müssen, die bereits rund 100 Jahre alt sind. Der denkmalgeschützte Teil des alten Schulhauses soll erhalten und von Grund auf renoviert werden.
Der Erste Stadtrat dementierte, daß der lange Zeit als Investor gehandelte Frankfurter Immobilienmakler Michael Baum die technische Abwicklung des Vorhabens übertragen bekomme. In Rathauskreisen war von einem Honorar in Höhe von einer Million Mark die Rede gewesen. Dazu Depper: "Herr Baum hat mit dem Alten Stadthaus nicht mehr das geringste zu tun." leo
NEU-ISENBURG. In der Nähe von Isenburger Schulen, Sportplätzen und Kirchen werden künftig keine Reklameplakate mehr für Zigaretten und Alkohol zu sehen sein - allerdings nur auf den städtischen Werbeflächen. Ein entsprechender Passus wurde in den Vertrag aufgenommen, den der Magistrat mit der Deutschen Städtereklame jetzt um weitere zehn Jahre verlängerte. Das Unternehmen darf damit über 22 Wartehallen, sechs Großwerbeflächen und fünf Litfaßsäulen verfügen.
Als Gegenleistung fließen 37 Prozent des Umsatzes in die städtische Kasse. In den vergangenen Jahren waren das rund 500 000 Mark pro Jahr. Wie es aus dem Rathaus weiter hieß, habe die Stadt auf die überwiegende Mehrheit der Werbeflächen keinen Einfluß, weil diese auf privatem Grund und Boden stünden. leo
NEU-ISENBURG. Seit 1990 wurden in Neu-Isenburg 142 neue Sozialwohnungen fertiggestellt oder können noch in diesem Jahr bezogen werden. Indes stehen noch immer rund 1000 Einzelpersonen, Paare und Familien auf der Warteliste des städtischen Sozialamtes. Insgesamt gibt es in der Hugenottenstadt derzeit 2500 staatlich finanzierte Mietwohungen.
Diese und andere Fakten wurden jetzt erstmals gemeinsam von der Stadt und der hiesigen Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GEWOBAU) in einem "Sozialwohnungsreport" zusammengefaßt. Die Anregung dazu hatte die Stadtverordnetenversammlung Ende vorigen Jahres gegeben.
Wie es darin heißt, wurde ein Drittel der Wohnungen an ältere Menschen vergeben. 36 Unterkünfte gingen an "Wohnungsnotstandsfälle": Darunter fallen beispielsweise Familien mit drei und mehr Personen, die lediglich in einem Raum leben müssen oder denen pro Person nicht mehr als neun Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen oder deren Gesundheit nach Einschätzung der Behörden gefährdet ist. Die Entscheidung trifft in diesem Fall nicht die Stadt, sondern der Regierungspräsident in Darmstadt. Laut Rathaussprecher Herbert Hunkel sind in Neu-Isenburg derzeit noch 85 solcher Wohnungsnotstandsfälle registriert.
Nach der Statistik zogen in ein Drittel aller neuerbauten und freigewordenen Wohnungen ausländische Familien ein. Damit möchte der Magistrat, so Hunkel, Gerüchte entkräften, nach denen junge deutsche Familien gegenüber ausländischen kaum noch Chancen auf eine Wohung hätten.
Auf ein nur schwer lösbares Problem machte Erster Stadtrat Berthold Depper (FDP) aufmerksam. Viele behindertengerechte Wohnungen seien ausschließlich von unversehrten Familienmitgliedern belegt. Auch wenn der oder die Behinderte, zu dessen Gunsten die Unterkunft vergeben wurde, mittlerweile verstorben sei, gelte das "Bindungsrecht" weiterhin. Mit anderen Worten: Es gebe keine gesetzliche Handhabe, die nichtbehinderten Mieter zum Umzug zu veranlassen. leo
Kleine FR
Diskussion über Umwelt NEU-ISENBURG. "Müssen wir Angst haben um unsere Umwelt?" Nicht regional, sondern mit Blick auf die gesamte Erde soll es um diese Frage bei einem Diskussionsabend gehen, zu dem die evangelische Lukasgemeinde für Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, ins Gemeindezentrum in die Kurt-Schumacher-Straße 8 einlädt. Collagen von Rolf Kissel NEU-ISENBURG. Zeichnungscollagen von Rolf Kissel sind in einer Ausstellung in der Galerie Patio zu sehen, die am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr eröffnet wird. Bis zum 19. März gelten in der Waldstraße 115 folgende Öffnungszeiten: freitags von 19 bis 22 Uhr, samstags von 16 bis 18 Uhr sowie sonntags zwischen 11 und 13 Uhr. Dias von Peking bis zum Ural NEU-ISENBURG. Eindrücke seiner Expeditionsreise von Peking in den Ural präsentiert Ekkehart Lange am Freitag, 26. Februar, bei einem Lichtbildervortrag in der Hugenottenhalle. Die Veranstaltung des städtischen Kulturamtes im Rahmen des "Dia- und Filmforums" beginnt um 19.30 Uhr. Langener Sportler/innen des Jahres LANGEN. Wer sind die Langener Sportlerinnen und Sportler des Jahres? Die Antwort darauf gibt's anläßlich der Ehrung der Stadt am Freitag, 26. Februar, von 19.30 Uhr an im Sitzungssaal des Rathauses. Jahreshauptversammlung der AWO DREIEICH. Die Arbeiterwohlfahrt in Dreieich veranstaltet ihre diesjährige Hauptversammlung am Freitag, 26. Februar, um 18 Uhr im kleinen Saal der Offenthaler Mehrzweckhalle. Kindertheater mit "Käthi B." NEU-ISENBURG. "Käthi B. oder die Einsamkeit der Pinguine" ist der Titel des Theaterstücks für Kinder ab vier Jahren, das am Freitag, 26. Februar, in der Hugenottenhalle geboten wird. Die Vorstellung des "Institut für plötzliche Bewegung" beginnt um 15 Uhr. Konzert der Musikschule DREIEICH. Solisten und Ensembles der Musikschule musizieren am Freitag, 26. Februar, 18 Uhr, im Foyer des Bürgerhauses Sprendlingen. Anlaß ist die Ausstellung "Plätze Europas". Der Eintritt ist frei. Flohmarkt in der Weibelfeldschule DREIEICH. Die Weibelfeldschule, Am Trauben 17, macht am Freitag, 26. Februar, von 15.30 bis 18.30 Uhr einen Tag der offenen Tür. Der Erlös der Flohmarkts soll einem Heim für rumänische Straßenkinder zugute kommen. "Boogie Band" im Treffpunkt NEU-ISENBURG. "Papa's Finest Boogie Band" gastiert auf Einladung der Isenburger Grünen am Samstag, 27. Februar, im Treffpunkt in der Bahnhofstraße 50. Die Fête mit Musik und Politik steigt um 20 Uhr. Gottesdienst zur Fastenzeit NEU-ISENBURG. Die evangelische Johannesgemeinde eröffnet die Fastenzeit am Sonntag, 28. Februar, mit einem Familiengottesdienst, der unter dem Motto "Mein Lebensbaumtraum" steht. Beginn ist um 11 Uhr im Gemeindezentrum in der Friedrichstraße 94.
Wolfgang Börnsen hat Ahi Sema Issever nie gesehen, hat noch nie mit ihr gesprochen, weiß eigentlich nichts über sie und trifft doch ein weitreichendes Urteil. Die Schülerin aus Marl, meint der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Kommission des Ältestenrates für Internationale Austauschprogramme, könne im Ausland kein treffendes Bild von Deutschland vermitteln. Sie besitze nämlich nur die türkische Staatsbürgerschaft. Deshalb fehle der Bewerberin um eine Teilnahme am "Parlamentarischen Patenschafts-Programm", Ahi Sema Issever, eine zentrale Voraussetzung. Sie komme als Anwärterin für diesen vom Bundestag organisierten und geförderten Schüleraustausch mit den USA nicht in Frage.
Daß das 16jährige Mädchen in der Bundesrepublik geboren ist, seitdem nur hier gelebt hat, perfekt deutsch spricht, als Beste in der Klasse 10 b des Marler Albert-Schweitzer-Gymnasiums gilt, vermag den Unionspolitiker nicht umzustimmen. Er findet es "ohne jeden Zweifel sachgerecht", was Ahi Sema Issever bei ihrem Bemühen um eine Teilnahme an dem Patenschaftsprogramm bisher zu hören und zu lesen bekam.
Sie sei keine deutsche Staatsbürgerin und könne sich deshalb für diesen Schüleraustausch gar nicht bewerben. Das erfuhr Ahi, als sie sich Ende vergangenen Jahres erstmals über die Teilnahmebedingungen erkundigte. Daraufhin verfaßte ihre Klasse zusammen mit dem Politiklehrer der 10 b einen Brief an Rita Süssmuth. Die Bundestagspräsidentin selbst und das Parlament, heißt es in dem Schreiben, hätten sich mehrfach öffentlich von der Ausländerfeindlichkeit hierzulande distanziert. Solche Bekundungen seien mit der im Fall Ahi Sema Issever "offensichtlich praktizierten Ausgrenzung selbst in Deutschland geborener Ausländer nicht ... zu vereinbaren".
Diesen Vorwurf entkräftete Helmuth Becker, Vizepräsident des Bundestages und Sozialdemokrat, in seiner von der 10 b erbetenen Stellungnahme der Parlamentsspitze keineswegs. Das Ausstauschprogramm, so schrieb Becker an die Schüler, habe nicht zum Ziel, "befähigten jungen Menschen die Vergünstigung eines weitgehend kostenlosen Aufenthalts in den USA zukommen zu lassen." Vielmehr wolle es zu einer besseren Verständigung zwischen jungen Deutschen und Amerikanern beitragen. Ein junger Ausländer, möge er auch noch so geeignet, gewillt und befähigt sein, ein zutreffendes Bild von Deutschland zu entwerfen "kann nun aber einmal nicht in eigener Person als junger Deutscher auftreten." Und: Es handele sich nicht darum, junge Deutsche gegenüber hier lebenden Ausländern zu bevorzugen, "sondern darum, den für den Austausch vorgesehenen Jugendlichen eine Aufgabe zu übertragen, die naturgemäß nur von Deutschen wahrgenommen werden kann." So sehe es auch die Kommission des Ältestenrates des Bundestages für internationale Austauschprogramme.
Deren Vorsitzender Wolfgang Börnsen kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum Schüler und Lehrer die Argumentation Beckers bürokratisch, knöchern und unsinnig finden. Die deutsche Staatsbürgerschaft sei nun einmal Voraussetzung für eine Teilnahme am Austauschprogramm, sagt er immer wieder. Daß ein hier aufwachsender Mensch auch ohne deutschen Paß in den USA die hiesigen Jugendlichen repräsentieren, einen Eindruck von ihrem Alltag vermitteln könne, vermag Börnsen nicht einzusehen. So jemand, das behauptet der Christdemokrat, könne nicht "ein Repräsentant Deutschlands, ein junger Botschafter unseres Landes" sein. So jemand "identifiziert sich nämlich nicht mit Deutschland".
Was das, zumal für Menschen im Alter Ahis, überhaupt heißt, erklärt Börnsen nicht. Stattdessen beharrt er darauf, daß ein Bild der Bundesrepublik nur vermitteln könne, wer sich zu ihr bekennt. Und bekennen bedeute eben deutscher Staatsbürger sein. Daß Ahi Sema Issever als Minderjährige gar nicht darüber entscheiden kann, ob sie lieber einen deutschen oder lieber einen türkischen Paß besitzt, läßt Wolfgang Börnsen unberührt. Den Eltern sei es ja möglich, ihre türkische Staatsbürgerschaft abzulegen und die deutsche anzunehmen. Dann werde auch die Tochter Deutsche und könne sich bewerben.
Weshalb so etwas unverhältnismäßig sein sollte, vermag der CDU-Parlamentarier nicht einzusehen. Ihn bringt nicht einmal ins Grübeln, daß eine Einbürgerung hierzulande sehr schwer ist. Wenn das Mädchen sich jetzt nicht bewerben könne, sagt Börnsen, möge sie es doch in ein paar Jahren noch einmal versuchen. Das Parlamentarische Patenschaftsprogramm vermittle nämlich auch den Austausch von jungen Beruftstätigen- sofern sie die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
FERDOS FORUDASTAN (Bonn)
FRANKFURT A. M., 22. Februar (FR). im Osten Bewölkungsverdichtung und nachfolgend Schneefall, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus drei und minus sieben, im Süden und Osten örtlich unter minus zehn Grad. Weitere Aussichten: kalt.
(Siehe auch Lokalteil)
&blt; Städel an Fasching geöffnet
Das Städelsche Kunstinstitut und die Städtische Galerie haben am Faschingsdienstag, 23. Februar, von 10 bis 13 Uhr geöffnet. &blt; "Feinderklärung" im Faschismus Im Begleitprogramm der Auschwitz- Ausstellung in der Voltastraße 31 spricht am heutigen Dienstag, 23. Februar, um 19 Uhr Klaus Fritzsche aus Gießen über "Auschwitz und die Feinderklärung im Faschismus". &blt; Kindermaskenball Die Saalbau und der Knax-Klub der Frankfurter Sparkasse laden für heute Nachmittag, 15 Uhr, in das Volksbildungsheim am Eschenheimer Turm zu einem "Galaktischen Kindermaskenball" ein mit Polonaisen durch die Milchstraße, Kometenspielen, einer Tombola und einer Kostümprämierung. &blt; Richtfest bei Tröster & Schlüter Die Galerie Tröster & Schlüter in der Fahrgasse 87 begeht am heutigen Dienstag ein "Richtfest" mit zwei Arbeiten von "Memory", die bis zum 27. Februar gezeigt werden. &blt; Landschaft um Frankfurt Der Verein "Freunde Frankfurts" zeigt im Haus Schellgasse 8 noch bis zum 7. März eine Ausstellung mit Bildern des Frankfurter Malers Klaus Kappel. Das Thema ist "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder". Die Ausstellung ist dienstags und freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. &blt; Konjunktionen des Zufalls Die Galerie am Luxemburgplatz in Wiesbaden (neue Adresse: Adolfsallee 47) zeigt noch bis 12. März Fotoarbeiten und Installationen von Annegret Soltau unter dem Titel "Konjunktionen des Zufalls". &blt; Aquarelle von Eva Blaschek Der Frankfurter Künstlerclub zeigt im Nebbienschen Gartenhaus in der Bockenheimer Anlage bis 28. Februar Aquarelle von Eva Blaschek. Die Ausstellung ist täglich von elf bis 17 Uhr geöffnet. &blt; Büchner-Frühling in der Katakombe Das Frankfurter Theater "Die Katakombe" bietet von Anfang März bis Ende Mai einen Georg-Büchner-Frühling. Alle Werke des Dichters werden gespielt. Am 5. März ist Premiere mit dem Lustspiel "Leonce und Lena". Auch "Woyzeck", "Dantons Tod", "Friede den Hütten, Krieg den Palästen" und "Lenz" werden aufgeführt.&blt; Arno Rink stellt aus Die erste Ausstellung mit Werken des Leipziger Künstlers Arno Rink im Westen zeigt die Frankfurter Galerie Timm Gierig im Leinwandhaus. Vom 6. März bis zum 30. April sind 32 neuere Bilder zu sehen. Der sächsische Maler bevorzugt Aktbilder. Er ist Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. (Geöffnet Dienstag bis Freitag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 12 bis 17 Uhr). &blt; Tanz-Austausch Gastspiele im Austausch bieten die Londoner Tanzgruppe The Place Theatre und die Kompagnie des Frankfurter Mousonturms S.O.A.P. Dance Theatre. Die Frankfurter werden in London auftreten, dafür präsentieren die Londoner vom 16. April bis zum 1. Mai ihre neuen Produktionen, drei davon als deutsche Erstaufführungen, im Mousonturm.
Wie bekannt im März sein Wahle, do wähle mir die Kommunale, doch könnts passiern, daß dann im Mai hei off de Bürgermeisterei als erster Mann da an der Spitze en Bürgermeister dort könnt sitze, den all gewählt hun, hier am Ort, der awwer nix zu sage hot, weil sei Partei, das ist der Mist, nur das fünfte Rad am Wage ist.
Ich bin an arme, klaane Mann, der kaaner Mick was antun kann. Ich tret aach nit, wie Gerd der Hillen, nur um die Gunst der Wähler willen aus de Partei raus, vor de Wahle und b'haupt aach noch, er wär&rquote;n Neutrale.
(Der Neu-Anspacher Feuerwehrmann und Büttenredner Erhard Planz, der sich als "Onschbächer Poatzeblecker" (Anspacher Heidelbeerpflücker) für den Bürgermeisterstuhl empfiehlt. Mit-Autor des Vortrags ist Erwin Henrici.)
KREIS OFFENBACH. Kaum ist die närrische Saison zu Ende gegangen, da steht den Machern der organisierten Heiterkeit unverhofft Ärger ins Haus: Erstmals in der Geschichte des Landes arbeiten Finanzfachleute und Juristen im Innenministerium an einer Parlamentsvorlage, die in bislang einmaliger Weise in die humorvolle Tätigkeit der Karnevalsvereine eingreifen und manchem Funktionärsnarren die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte.
Wie die FR gestern beim Fastnachtsumzug in Dreieich durch die gezielte Indiskretion eines prominenten Christdemokraten erfuhr, soll bis zum Herbst dieses Jahres den Städten und Gemeinden durch Gesetz erlaubt sein, eine "Verursacher-bemessene und jux-progressive Amüsiersteuer" bei den Karnevalsvereinen zu erheben. Die geplante Abgabe, über bereits Experten im Auftrag der rot-grünen Landesregierung hinter verschlossenen Türen diskutiert haben, trifft vor allem jene, die öffentliche und kommerziell ausgerichtete Prunk- und Fassenachtssitzungen ausrichten und für ihre Veranstaltungen mehr als 2,99 Mark Eintritt verlangen.
Nach einem komplizierten, offenbar noch nicht präzisierten Schlüssel sollen die Gemeinde- und Stadtverwaltungen mit dem Segen aus Wiesbaden in der Lage sein, abhängig von der Mitgliederzahl, der Menge der Besucher und einer sogenannten Kalauer-Quote bis zu 30 Prozent der Einnahmen abzuschöpfen.
Nach dem bislang erfolgreich unter Verschluß gehaltenen Entwurf sollen die Veranstalter von schlechten und mittelmäßigen Klaumaukrunden - nach dem Verursacher-Prinzip - stärker zur Kasse gebeten werden.
Dahinter verbirgt sich offenbar die Absicht, mit einer restriktiven Fiskalpolitik das Angebot an hochwertigem Qualitäts-Jux zu erhöhen. Wer derbe oder öde Reime mit hohem Langweiler- Effekt zuläßt, muß künftig kräftig blechen. "Warum sollen ausschließlich die Zuhörer für jeden schlechten Witz bezahlen", sagt ein Ministerialbeamter, der ungenannt bleiben möchte: "Da bitten wir doch lieber die verantwortlichen Narren zur Kasse."
Ein "Joki-Koeffizient", der über den Schalldruck des närrischen Gelächters bei den jeweils ersten Sitzungen gemessen wird, soll die Formel für die Steuerbemessung ergänzen und die Karnevalsvereine dann fiskalisch entlasten, wenn der Saal bebt. Bloße Klatsch-Höflichkeit und der allenthalben gegebene Anstandsbeifall für durchschnittliche Witze dürften den mäßigen Frohsinns- Vereinen ordentlich ins Geld-Kontor hauen.
Das Übrige regelt der spaßige Jux- Markt: Wo Mittelmäßiges notwendig zu höherem Preis angeboten werden muß, weil sonst die Kosten nicht mehr gedeckt werden können, bleibt die Nachfrage aus und die Säle leer. Ein Grund mehr also für Katerstimmung am heutigen Aschermittwoch. JÜRGEN SCHULTHEIS
Nach Störfall gingen zwei Tonnen einer Chemikalie auf Griesheim und Schwanheim nieder Giftwolke entwich bei Hoechst AG Ursache: Bedienungsfehler Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Das laute Pfeifen auf dem Dach des Gebäudes 19 im Griesheimer Werk der Hoechst AG dauerte etwa drei Minuten. In dieser Zeit sind am Montag, 4 Uhr nachts, durch das Überdruckventil eines Kessels rund zehn Tonnen chemischer Substanzen entwichen, darunter alleine 50 Zentner des als giftig eingestuften Farbenvorproduktes o-Nitroanisol. Der gelbe Schmierfilm schlug sich vor allem südlich des Mains in Schwanheim nieder. Umweltminister Joschka Fischer und Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs sprachen im Verlauf des Tages von einem gravierenden Störfall, bei dem ein Gebiet kontaminiert wurde, in dem 1000 Menschen wohnen. Es bestehe zwar keine akute Gesundheitsgefährdung, doch der Bevölkerung ist ein Verhaltenskatalog an die Hand gegeben worden.
Nach Darstellung von Werksleiter Gerhard Rümmler ist der chemische Prozeß in einem Stahlkessel für die Farbenvorproduktion wegen eines Bedienungsfehlers außer Kontrolle geraten. Durch den Überdruck wurde das Sicherheitsventil aktiviert, das dann eine braun-gelbe Wolke in die Atmosphäre freisetzte. Der Nordostwind trieb die Emission über die Stroofstraße, wo gerade ein Bäcker mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz unterwegs war.
Danach regnete der Niederschlag auf zwei Mainschiffe nieder, die an der Schleuseneinfahrt lagen, ehe sich die Schadstoffe in Schwanheim absetzten. Mehrere hundert Fahrzeuge waren am Morgen mit einer Fettschicht beschmutzt. Gelbe Flecken zeigten sich im Verlauf des Vormittags auf Verkehrsflächen, in Gärten, auf Balkonen und Spielplätzen. Betroffen ist das Gebiet zwischen der Straßenbahnlinie, der Rheinlandstraße, dem Mainufer und dem Tannenkopfweg. In diesem Areal roch es noch am Montag nachmittag penetrant nach Chemie.
Margarethe Peters, Leiterin des Gesundheitsamtes, hält eine Evakuierung des Quartiers nicht für notwendig. Sie wird die Schwanheimer Bevölkerung bei einer für den morgigen Mittwoch abend angesetzten Bürgerversammlung über Verhaltensregeln im Detail informieren.
Tom Koenigs übte harte Kritik an der Hoechst AG. "Der Schaden ist in grober Weise unterschätzt worden", warf er dem Konzern vor. Das Werk habe sich nicht an den verabredeten Alarmplan gehalten. So sei die Berufsfeuerwehr erst eine dreiviertel Stunde nach dem Störfall informiert worden und dann auch nur oberflächlich durch einen Anruf der Polizei.
Das Ausmaß der Umweltbelastung habe die Feuerwehr im Laufe des Vormittags mühsam ermitteln müssen. "Was und welche Menge ausgetreten ist, das hätte man eher sagen müssen." Die Hoechst AG hat bislang auf die massiven Vorhaltungen nicht reagiert.
Umweltminister Fischer begrüßte die Anordnung der Gewerbeaufsicht, den Betriebszweig im Werk Griesheim zunächst einmal still zu legen. Es gelte jetzt Konzepte zu entwickeln, die eine Wiederholung eines solchen Störfalles ausschlössen. "Die Hoechst AG hat die Verantwortung für den sicheren Betrieb übernommen", nahm der Minister die Firma ausdrücklich in die Pflicht.
Fischer hat noch am Montag eine Arbeitsgruppe gebildet, die Vorschläge für die Entgiftung der Schwanheimer Flächen entwickeln soll. Ein Patentrezept existiert bislang nicht. Für die Bürger hat die Feuerwehr ein "Informationstelefon" geschaltet. Über die Nummer 40 30 30 sind rund um die Uhr Informationen abrufbar.
(Siehe auch "Schuhe und . . ." sowie Kommentar auf Seite 20)
SCHWALBACH. Bis zum 19. März können zehn bis 15 Kilogramm schwere Pakete mit haltbaren Lebensmitteln für die Hilfsaktion der Stadt und des Ausländerbeirates für Bosnien im Rathausfoyer, das mittwochs bis 19 Uhr geöffnet ist, abgegeben werden.
Der Ausländerbeirat betont, es sei gesichert, daß die Pakete mit Mehl, Reis, Kerzen und anderem Haltbarem die Hilfesuchenden erreichen. she
Dienstag, 23. Februar
Theater Fritz-Rémond-Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Intern. Artistenrevue. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Faschingsdisco. Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 18 Uhr, Game Over.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, RMallet - Heartrock.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: 15 Uhr, Wheap, Rock&rquote;n Roll-Oldies.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvador Lastra.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, Strahler 70.
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Frankfurter Rhythm&rquote; & Blues-Band, Juke Joint.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: 20 Uhr, Faschings-Parta - Go for Gold.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Club Supreme Band.
Café Fundus, Theaterplatz 1-3: 14 Uhr, Suely's Samba Disco Show.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Fastnacht Alte Oper, Großer Saal: 14.11 Uhr, Kinder Kostüm Ball.
Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 15 Uhr, Galaktischer Kindermaskenball.Versammlung in Ober-Mörlen Nachbarschaftsladen für täglichen Bedarf
OBER-MÖRLEN. Das Projekt eines Nachbarschaftsladens wird in einer Bürgerversammlung am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Langenhain-Ziegenberg vorgestellt. In dem Ober-Mörler Ortsteil gibt es kein Geschäft, in dem Dinge des täglichen Bedarfs gekauft werden können. Im Zuge der Dorferneuerung wurde die Idee entwickelt, einen Nachbarschaftsladen zu schaffen, dessen Angebot von Kaffee über Hefe und bis hin zu Obst reichen soll. Eine Lotto- und Totoannahmestelle zu integrieren wird ebenso erwogen wie eine Poststelle, eine Reinigung und eine Ecke zum Kaffeetrinken. "Dieser Laden soll, ähnlich wie früher der Konsumladen, nicht privaten Gewinn erwirtschaften, sondern durch den Zusammenschluß von Bürgerinnen und Bürgern in einer Kooperative einen preiswerten und guten Einkauf im Ort ermöglichen", erläutert Bürgermeisterin Erika Schäfer. Es soll eine Gesellschaft gegründet werden, an der sich die Bürgerinnen und Bürger des Ortes mit Einlagen beteiligen können. Schäfer: "Je mehr Gesellschafterinnen und Gesellschafter der Laden haben wird, desto besser werden sein Start und seine Zukunftschancen sein." In der Bürgerversammlung wird das Vorhaben von den Projektbetreuerinnen und Ralf Neubert vom Amt für Regionalentwicklung in Friedberg vorgestellt. ieb
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergenissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 2 12 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Caféteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 - 2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Peiper-Riegraf Gallery, Büdinger Str. 7c, Tel. 54 00 841: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr; Bob Haozous "Apfelbaum - Sacred Images" (bis 26. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 75 90 40: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 2 69 83 78: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21.3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung - Widerruf - Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Mit Geduld ist es in der Nacht zum vergangenen Sonntag zwei Zivilbeamten des 1. Polizeireviers in der Innenstadt gelungen, einen von zwei Autoknackern festzunehmen. Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Beamten gegen 0.30 Uhr hinter dem Parkhaus Junghofstraße einen abgestellten Wagen entdeckt, der tags zuvor in Sulzbach im Taunus als gestohlen gemeldet worden war.
Sie observierten das Fahrzeug zwei Stunden lang. Kurz nach Mitternacht gingen ein 19jähriger und sein noch flüchtiger Begleiter auf das Auto zu und stiegen ein. Als einer der Zivilbeamten die Männer aufforderte, den Wagen zu verlassen, gab der Fahrer Gas, flüchtete mit überhöhter Geschwindigkeit und prallte dabei gegen mehrere Gehwegpoller.
Die beiden Insassen rannten die Zeil in verschiedene Richtungen hinunter. Den Beamten gelang es dort, den 19jährigen festzunehmen. enk
Am Aschermittwoch ist alles vorbei - manchmal fängt dann der Streit mit dem Arbeitgeber aber erst an. Der eine oder andere Karnevals-Jeck könnte nämlich Ärger bekommen, wenn er in den "tollen Tagen" zu lange oder sogar ganz ohne Erlaubnis seinem Arbeitsplatz ferngeblieben ist. Denkbar ist auch, daß etliche krisengeschüttelte Betriebe von ihrem bisherigen Gewohnheitsrecht abweichen und an der traditionellen Freistellung der Beschäftigten sparen wollen.
Wichtige Hinweise über die arbeitsrechtliche Behandlung dieses Themas dürfte das für den 24. März erwartete Urteil des Bundesarbeitsgerichts zum "Anspruch auf Vergütung am Rosenmontag" geben. Dabei handelt es sich um den Sonderfall des Jahres 1991, als wegen des Golfkriegs alle Karnevalszüge ausfielen. Die Klägerin ist eine Angestellte der Universität Bonn, der die Vergütung damals gekürzt wurde, weil sie an jenem Rosenmontag dennoch nicht zur Arbeit erschien. Sie meint, ein Lohnanspruch ergebe sich aus betrieblicher Übung, war in den ganzen Jahren zuvor doch stets Dienstbefreiung gewährt worden.
Ihre Chancen stehen gut, denn solchen "Betriebsübungen" hat das BAG schon in früheren Urteilen den Rang von Ansprüchen aus Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträgen zugesprochen, die nur im gegenseitigen Einvernehmen geändert werden können. Unklar ist aber, wie oft ein Verhalten des Arbeitgebers in der Vergangenheit ausreicht, um einen solchen Daueranspruch zu schaffen. Bei freiwilligen Gratifikationen beispielsweise reicht eine dreimalige Zahlung.
Manchmal fängt der Streit aber schon vorher an, etwa wenn in Betrieben ohne Freistellung ein Arbeitnehmer Faschingsurlaub nehmen möchte und ihm das verweigert wird. Hier gelten die generellen Regeln zur zeitlichen Festlegung des Urlaubs: Dabei sind die Wünsche des Arbeitnehmers stets zu berücksichtigen. Das gilt ausnahmsweise dann nicht, wenn dem "dringende betriebliche Belange" oder vorrangige Urlaubswünsche anderer Beschäftigter entgegenstehen. rb
KELKHEIM. Wenn die Fischbacher die Stühle vors Haus stellen, die alten Hoftore öffnen und Lautsprecher vor den Eingängen plazieren, wenn in den Gassen die Läufe der Revolver und Gewehre mehr als üblich rauchen, Ninjas öfter mal zum Plastiksäbel greifen und der Brezelmann den Brezelfrauen die Brezeln in das Körbchen legt, dann ist Fassenacht im Kelkheimer Stadtteil. Jokus tobt, und die Menge will Spaß. Also haben sie sich aufgemacht, Mutter, Vater und die Kleinen, bunt gekleidet und solchermaßen unernst, daß die Stimmung schon vor Beginn des großen Aufmarsches dionysische Grade erreicht hat.
Und während die Schaulustigen entlang der Eppsteiner und der Langstraße warten, die Tüten bereitgelegt werden fürs Karamel- und Mohrkopf-Angeln, bringt sich der Elfer-Rat des Fischbacher Carnevals-Vereins in der Eppsteiner Straße, wo sich der Zug formiert, in die rechte Stimmung. Auch die Herren in ihren babyblauen Jackets haben ihren Spaß hoch auf dem Wagen. Ihr Präsident, der Herr Ewald Wittekind, darf nämlich nicht mit. Und deshalb lachen sich die Männer ein Ästchen, weil der Herr Wittekind die Organisation übernommen hat - oder übernehmen mußte - und nun zusammen mit seinem Vize ein wenig abseits der tobenden Menge die Fäden in der Hand hält.
Und dann geht's los, ein wenig später als erwartet - aber den Narren schlägt an diesem sonnigen Montag mittag ohnehin keine Stunde. Ein wenig gelangweilt hatten die beiden Polizisten dem Treiben zugesehen, bis sie schließlich das Qualitätsgefährt aus Rüsselheim anwerfen und die gute Tonne Gewicht in Bewegung setzen. Hintendran folgen - der Optik wegen - vier stattliche Pferde mit beinahe ebenso stattlichen Reitern. Das Blasorchester aus Hornau schmettert einen; und die Jungs der Kelkheimer Karnevalisten feuern ihre Kanone ab, daß es in halb Fischbach die Luft zerreißt. Nun gibt's kein Halten mehr, der Zug nimmt Fahrt auf, die Kinder nehmen Position ein, und die Großen rufen brav "Helau".
Gleich hintendran werfen die Mädels von der Roten und Blauen Garde ihre Beine, das es den Jungs gegenüber beinahe den Atem raubt. Die Marktfrauen schieben frohlockend ihren Wagen und das Fanfarencorps aus Königsstein stößt kräftig ins Horn. Nur der Mann in der letzten Reihe, der schwer trägt an seinem Saxophon, läßt den Kopf ein wenig hängen. Den anderen den Marsch zu blasen muß nicht immer gefallen.
Fröhliche Eintracht demonstrieren die Mitglieder der Malteser Jugend. Die Jungs und Mädels tragen die Fahnen europäischer Staaten voran, unter ihnen das blaue Banner mit den zwölf Sternen der Gemeinschaft.
Dann defilieren der Musikverein aus Hausen und mehrere Sindlinger Gruppen am sprichwörtlich buntgemischten Völkchen vorbei.
Bei den Sarotti-Mohren, die gar keine Mohren sind und noch weniger männlichen Geschlechts, schlägt die Stimmung Purzelbäume. Der Mohr hat in Fischbach noch längst nicht seine Schuldigkeit getan; und daß man ihn gar nicht weit weg in Hattersheim des Städtchens verweisen will, bekümmert heute keine(n). Dann zieht das Piratenschiff vorbei, und die Männer obenauf geben sich nun gar keine Mühe mit ihren finsteren Mienen. Auch der römische Wagenlenker verläßt sich nicht mehr auf der Pferde Kraft - er knattert mit seinem motorgetriebenen Streitwagen - fernab vom Hippodrom - durch die Eppsteiner Straße. Auf dem "Schoppefort" der Fischbacher Kerbeburschen hintendran toben die Jungs und auch ein paar Mädchen, daß die Federn bedenklich nachgeben. Dann grinsen die Mitglieder des Schneidhainer Elferrates als Gallier vom Gefährt.
Bei den Feuerteufeln der Freiwilligen Feuerwehr aus Fischbach ist der Funken längst übergesprungen. Mit teuflischer Begeisterung toben die gesetzten Herren im roten Dreß um den Schwefeltopf.
Und immer wieder tanzen Garden und Cheerleaders vorbei. Bis es den Jungs gegenüber zuviel wird. "Ausziehen, ausziehen", rufen die Bengels, die inzwischen das eine oder andere Bier geleert haben. Doch die jungen und jung-gebliebenen Damen behalten Takt und Fassung gleichermaßen, schwingen ihre Büschel und marschieren davon.
pid HILDESHEIM, 22. Februar. Der Polizistenmord-Prozeß gegen die Brüder Dietmar, Manfred und Ludwig Jüschke, der seit September 1992 vor dem Landgericht Hildesheim läuft, wird voraussichtlich auch in diesem Jahr noch nicht zu Ende gehen. Die Schwurgerichtskammer, die bereits an über 40 Prozeßtagen gegen die Brüder aus Bredenborn bei Höxter verhandelt hat, habe erneut zusätzliche Termine anberaumt, teilte ein Gerichtssprecher am Montag mit. Die Planung reiche jetzt bereits bis zum 3. Januar 1994.
Die Jüschke-Brüder müssen sich für den Tod der beiden Polizisten Andreas Wilkending und Jörg Lorkowski verantworten, die im Oktober 1991 in einen Hinterhalt auf einem Waldparkplatz im Solling gelockt und dort erschossen wurden.
Querfeldein
Schon wird Trainer in Klein-Karben Nach der Kündigung Achim Schmidts hat der KSV Klein-Karben schnell Ersatz für den Trainer der zweiten Mannschaft gefunden. Mit Achim Schon hat der KSV einen Trainer verpflichtet, der aus dem eigenen Vereins stammt. Gabi Becker deutsche Jugendmeisterin Gabi Becker vom LAZ Bruchköbel wurde in Dortmund deutsche Jugend-Hallenmeisterin über 60 Meter. Die 17jährige Sprinterin gewann in 7,41 Sekunden. Vincenzo Leanza vom SSC Hanau-Rodenbach belegte in 8:36,56 Minuten über 3000 Meter den zweiten Platz. Nordhessenmeisterschaft Die Nordhessenmeisterschaft der männlichen Volleyball-B-Jugend findet am 6. März in Birstein statt.
Zur Person:
CHRISTIAN WULFF, CDU-Spitzenkandidat für die niedersächsische Landtagswahl 1994, hat seinen Parteivorsitzenden, Bundeskanzler Helmut Kohl, aufgefordert, "das Ruder herumzureißen". Ihm erscheine die Bonner Politik richtungslos, sagte Wulff in Hannover. "Gegen Bonn" sei für die CDU die Niedersachsen-Wahl kaum zu gewinnen, sondern nur "mit einem besseren Bonn, als es sich gegenwärtig präsentiert". Auf die Frage, ob nach seiner Ansicht Kohl in der Lage sei, das Ruder herumzureißen, verweigerte Wulff die Antwort. Er bestritt jedoch, daß es möglich sei, in absehbarer Zeit Parteivorsitz und das Amt des Bundeskanzlers personell zu trennen, wie es der Fraktionsvorsitzende der CDU im niedersächsischen Landtag, Jürgen Gansäuer, vorgeschlagen hatte. "Wir werden die Probleme entweder mit Kohl meistern, oder wir werden scheitern", sagte Wulff. (spo)
FRANKFURT A. M. (FR). Die Stärke des japanischen Yen gegenüber dem US- Dollar und neue Spannungen im Europäischen Währungssystem (EWS) prägten gestern das Geschehen an den internationalen Devisenmärkten. Der "Greenback" fiel zeitweise auf ein Rekordtief von knapp über 116 Yen. Hauptgrund war weiterhin die Aussage von US-Finanzminister Lloyd Bentsen am Freitag, er würde gerne einen stärkeren Yen sehen, um das wachsende Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten einzudämmen.
In Europa gerieten die aus dem EWS ausgescherte italienische Lira, die spanische Peseta und der portugiesische Escudo unter Druck. Sie fielen auf neue historische Tiefstände (Escudo und Lira) oder kamen diesen äußerst nahe (Peseta).
HATTERSHEIM / BAD SODEN. Zwei Autos wurden am vergangenen Wochenende in der Mainstadt entwendet. Unbekannte Täter stahlen einen roten VW Polo (MZ-C 4709) aus der Siemensstraße sowie einen neuwertigen Opel Vectra (F-V 2283) vom Parkplatz am Posthof. Der Schaden beträgt nach Angaben der Polizei insgesamt 30 000 Mark.
Ebenfalls einen fahrbaren Untersatz stahlen Diebe in Bad Soden. Die Tochter einer 86jährigen Neuenhainerin bemerkte erst jetzt, daß der Rollstuhl ihrer pflegebedürftigen Mutter aus dem Keller des Mietshauses entwendet wurde. Sie hatte das 1000 Mark teure Gefährt zuletzt Mitte Januar gesehen. set
KÖNIGSTEIN. Um einem drohenden "Müllnotstand" zu entgehen, muß der Magistrat auf die bereits ausrangierten grünen Altglascontainer zurückgreifen. Die Containerstationen an der Wiesbadener Straße/Ecke Drosselweg, Bischof-Kaller- Straße, Parkplatz am Burgweg, Thewaltstraße, Am Kaltenborn und am Kreisel reichen nämlich nicht mehr aus. Der Grund: Seit Einführung des Dualen Systems im Januar sammelten die Königsteiner sehr viel eifriger Altglas als noch in den Monaten zuvor.
Jeder Standort wird nun mit je drei Containern für Weiß-, Grün- und Braunglas "verstärkt". Eng wird's auch beim Altpapier: Zusätzliche Container werden in den nächsten Tagen an der Limburger Straße sowie an den Parkplätzen Georg- Pingler-Straße und Mönchswald aufgestellt.
Ursache für den Engpaß sind Lieferschwierigkeiten der Entsorgungsfirma. Erst Ende März ist nach Angaben der Stadt mit den bestellten neuen Containern zu rechnen.
Sobald die weißen Behälter da sind, werden die grünen Sanmmelbehälter wieder eingemottet. ki
Die Filmreihe "Vor 60 Jahren: der 30. Januar 1933. Von Babelsberg nach Hollywood", die im Februar und März im Kommunalen Kino des Deutschen Filmmuseums stattfindet, soll daran erinnern, daß durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten eine Vielzahl deutscher Filmschaffender dieses Land aufgrund rassischer und politischer Verfolgung verlassen mußten.
Im Rahmen dieser Reihe hält der Filmwissenschaftler Eric Rentschler am Donnerstag, dem 25. Februar 1993, um 20.15 Uhr einen Vortrag mit dem Thema "Exil in Hollywood". Eric Rentschler ist Professor für Germanistik und Director of Film Studies an der University of California in Irvine sowie Autor mehrerer Bücher über den deutschen Film. Nach seinem Vortrag läuft der Film "The Exile" (1947) von Max Ophüls. lhe
öhl ATHEN, 22. Februar. Bei Kämpfen zwischen der kurdischen Rebellenorganisation PKK und Staatseinheiten sind am Wochenende nahe der Provinzhauptstadt Mardin in der Südosttürkei sechs PKK- Angehörige getötet worden. Das gab am Montag der Sondergouverneur in Diyarbakir bekannt, der für dreizehn unter Ausnahmezustand stehende Südostprovinzen zuständig ist. Bei einem zweiten Feuergefecht seien in der Provinz Sirnak zehn PKK-Rebellen festgenommen und ein Soldat getötet worden, hieß es.
Im Blickpunkt: Christophers Nahost-Mission Deportierte nur ein Dorn
Noch bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Damaskus am Samstag abend hatte Warren Christopher mit seiner Fähigkeit kokettiert, geduldig "zuhören" zu können. So war es nur natürlich, daß ihn Hafis al-Assad, gefürchtet ob seiner Dauermonologe, beim Wort nehmen würde. Nicht weniger als vier Stunden verbrachte der US-Außenminister am Sonntag nachmittag in Gesellschaft des syrischen Staatschefs - immerhin so lange, daß sich angesichts des stundenlangen Nachrichtenlochs aus Damaskus in den benachbarten Hauptstädten schließlich die Vermutung zur Gewißheit zu verdichten schien, Christopher habe heimlich einen Abstecher nach Libanon unternommen. Den bis zur letzten Minute geheimgehaltenen Besuch in Libanon machte Christopher zwar erst am Montag. Dabei stellte er erfreut fest, daß Libanons Regierung zu einer schnellen Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche bereit ist. Schon nach seinem Treffen mit dem syrischen Amtskollegen Faruk al-Scharaa am Vortag war jedoch deutlich geworden, daß dem US-Amerikaner auf keiner anderen Etappe seiner Nah-Ost-Jungfernreise so unumwunden wie in Damaskus klargemacht worden war, wie wichtig den Arabern die unverzügliche Wiederaufnahme ihrer Friedensverhandlungen mit Israel ist - nach syrischer Auffassung jedenfalls wichtiger als das Schicksal der 400 von Israel ins Niemandsland deportierten palästinensischen Hamas-Aktivisten.
Wie Syrien seine Prioritäten setzt, machte al-Scharaa deutlich, als er das Resümee der Assad-Christopher-Begegnung zog: "Ohne Zweifel ist das Deportierten-Problem wie ein Dorn, der die Friedensgespräche stört. Und dieser Dorn muß entfernt werden. Aber das Ziel des Friedensprozesses ist sehr viel breiter angelegt und sehr viel wichtiger; denn es läuft auf einen Wandel in der gesamten Region hinaus." Im Gegensatz zum ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und zu König Hussein von Jordanien ließ der syrische Staatspräsident keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit aufkommen, sich nicht zum Werkzeug des regionalen Moslemfundamentalismus mit der palästinensischen "Hamas"-Bewegung als Speerspitze machen zu lassen.
Assad, kein Freund Yassir Arafats und dessen Flügel innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), kann es sich leisten, aus der islamistischen Ecke mit dem Vorwurf des Verrats belegt zu werden; denn paradoxerweise gilt er trotz seiner engen Beziehungen zu Iran als entschiedenster Gegner des politischen Islam in der arabischen Welt. Durch Syriens Absage an die von "Hamas" eingeforderte bedingungslose Solidarität mit den Deportationsopfern der Israelis, ist in erster Linie die PLO in Bedrängnis geraten. Zwar hat sie gemeinsam mit Ägypten einen Dreistufenplan vorgelegt, demzufolge einem Drittel der Ausgewiesenen sofort, einem weiteren Drittel im April und dem Rest im Juni die Heimkehr gestattet werden soll; aber schon mit Rücksicht auf die Stimmung in den besetzten Gebieten muß die Palästinenserzentrale - noch - den Standpunkt verfechten, daß die israelisch- arabischen Verhandlungen erst dann wieder aufgenommen werden sollten, wenn das Deportierten-Hindernis gemäß der einschlägigen UN-Resolution 799 ausgeräumt ist.
Noch deutlicher als in Kairo und Amman hat der US-Außenminister auf seiner syrischen Reise-Etappe klargestellt, daß er entgegen arabischer Erwartungen nicht gewillt sei, in dieser Frage Druck auf Israel auszuüben. Als ehrlicher Makler im Friedensprozeß könne sich Washington eine solche Politik nicht leisten. Nach einem Besuch Saudi-Arabiens am Sonntagabend scheint er nun am heutigen Dienstag in Jerusalem jene Karte ausspielen zu wollen, die ihm Israels Premier Rabin zugeschoben hat, als er sich Anfang Februar bereit erklärte, 100 Deportierte umgehend und den Rest nach Überprüfung aller Einzelfälle binnen Jahresfrist nach Hause zurückkehren zu lassen. Dieser zweite Passus sei nicht genügend beachtet worden, insistierte Christopher in Jordanien; aber gerade er ermögliche schon in nächster Zeit die "Rückkehr in Phasen" einer "beträchtlichen Anzahl" der Deportierten.
PETER GERNER (Amman)
WESTLICHE STADTTEILE. Wohin mit dem Baum- und Heckenschnitt? Nicht in die Mülltonne werfen, sondern als Kompost nutzen, rät das Umweltdezernat. Wer das Zeug dafür kleinkriegen möchte, kann zum mobilen Häckseldienst kommen, der in den kommenden Wochen durch einige Stadtteile tourt.
Das gehäckselte Material verrottet schnell und kann als Mulch im Garten auf Beeten und Wegen ausgebracht werden. Es schützt den Boden im Sommer vorm Austrocknen und im Winter vor Kälte. Der Mulch bietet außerdem Nahrung für Bodenlebewesen.
In Zeilsheim macht der Häckseldienst am Samstag, 27. Februar, von 8 bis 11 Uhr auf dem Parkplatz Schützenhaus (Steinrutsch/Bitterfeldstraße) Station. Am Samstag, 17. Mai, steht der Häckseldienst von 8 bis 11 Uhr in Höchst (Betriebshof Breuerwiesenstraße 2). Der Service ist kostenlos. tos
NORDEND. Eine Diskussion mit dem Titel "Schönes Nordend!?" organisiert die SPD des Ortsbeirates 3 am Freitag, 26. Februar, Uhr im Epiphanias-Saal, Oeder Weg 154. An sieben Tischen sollen Gespräche über wichtige Themen aus dem Nordend und der Stadt geführt werden. Zur Auswahl stehen die Themen Wohnen, Soziales, Gewerbe, Bildung, Parken, Kinder und Freizeit. Zu jedem Schwerpunkt stehen Experten aus dem Magistrat und dem Ortsbeirat zur Verfügung, um Fragen zu beantworten und mit den Bürgern zu diskutieren. Die Disksussionsrunde beginnt um 19.30 Uhr. rea
BORNHEIM. Kein Narrenstreich war die "Aktion Wäscheleine", mit der jetzt Mitglieder der Verkehrsinitiative Bornheim und der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen auf das illegale Parken auf den Radwegen entlang der Rothschildallee aufmerksam machen wollten. So flatterten an der Ekke Rohrbachstraße alte Laken und Unterhosen im Wind, und zwischen den abgestellten Wagen, die vorübergehend als Wäschständer dienten, baumelten Luftballons und Luftschlangen. Der bunte Fastnachtsschmuck war dieser Tage kein ungewöhnlicher Anblick. Die Flugblätter, die die Rad- und Fußwegschützer verteilten, klärten allerdings über den ernsten Hintergrund der Aktion auf.
"Unser wesentliches Anliegen ist, daß der Radweg endlich durch Rohrbügel von der Fahrbahn getrennt wird", erklärte Rainer May von der Bornheimer Verkehrsinitiative. Denn für ihn sind die grauen Stahlrohre das einzig wirksame Mittel, um Autofahrer davon abzuhalten, die Rad- und Fußwege zuzuparken.
Schon seit längerem setzt sich die Verkehrsinitiative dafür ein, daß solche Bügel entlang der Rothschildallee angebracht werden, bisher allerdings ohne Erfolg. Das Straßenbauamt habe zwar bereits zugesagt, daß die Metallsperren dort hinkommen sollen, doch "seit einem dreiviertel Jahr heißt es, es sei kein Baumaterial da oder man komme nicht dazu", rüffelt May die Behörde. Dabei erinnerte sein Mitstreiter Karl- Heinz Platz daran, daß sich die Rohrbügel an anderer Stelle bereits bewährt hätten. Als Beispiel nannte er die Höhenstraße, wo schon seit einiger Zeit Stahlrohre potentielle Falschparker davon abhalten, ihre Autos auf Geh- und Radwegen abzustellen. Daß dort überhaupt Stahlbügel angebracht wurden, schreibt Karl-Heinz Platz vor allem den zahlreichen Aktionen und unermüdlichen Protesten der Verkehrsinitiative Bornheim zu. Den notorischen Radweg-Parkern, da ist sich Platz sicher, "haben wir damals kräftig am Gewohnheitsrecht gerüttelt". In einer spektakulären Aktion hatten Mitglieder der Verkehrsinitiative die Autos kurzerhand vom Gehweg auf die Fahrbahn gehievt.
An der Rothschildallee protestierten sie diesmal allerdings nicht mit solchen Mitteln gegen die Zweckentfremdung der Radwege als Parkplätze. "Es war keine sehr provokative Aktion", räumte Rainer May ein, sondern den närrischen Tagen angemessen "eher helaumäßig". "Ein bißchen Spaß" sollte diesmal dabei sein, denn bitterernste Aktionen habe es ja schon genug gegeben.
Entsprechend gelassen waren die Reaktionen auf die "Wäscheleine": Zwei Autofahrer ließen sich ein Flugblatt in die Hand drücken, entknoteten die Außenspiegel ihrer Wagen und fuhren ohne zu murren davon. "Die Leute wissen ja, daß sie dort nicht parken dürfen", sagte May. Eine Polizeistreife sei "auch mal aufgetaucht", habe sich die Aktion aus einiger Entfernung angesehen und sich dann lediglich über den Hintergrund informieren lassen.
Zuspruch erhielt die Verkehrsinitiative dagegen von Anwohnern. Denn einigen von ihnen sind die "wild" geparkten Autos schon lange ein Dorn im Auge. So klagte eine junge Mutter darüber, daß sie ihren Kinderwagen oft nur mit Mühe an den abgestellten Karossen vorbeischieben könne.
Mit ihrer jüngsten Aktion hat die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen eine Reihe von vier bis fünf Aktionen gestartet, die in verschiedenen Stadtteilen auf Mißstände für Radfahrer und Fußgänger hinweisen sollen. Als nächstes wird der "Arbeitskreis Rad" am kommenden Samstag, 27. Februar, eine Radtour durch die Innenstadt starten, bei der gefährliche Stellen in der City ausgemacht werden sollen. Treffpunkt ist um 12 Uhr der Römerberg. gap
Rasen und Toben in den Stadtteilen
Kindermaskenbälle waren ausverkauft
Bald ist's rappelvoll, haben die kleinen Cowboys und Indianer, wild um sich schießend, die Tanzfläche gestürmt, fassen sich aber spätestens bei der Polonaise brav an den Hüften und ziehen friedlich-fröhlich durch die Tischreihen.
Zumeist sind maskierte und hübsch ausstaffierte Mütter dabei, beobachten beim Kreppel-Kaffee ihren Nachwuchs. Die kleine Sylvia Donath beispielsweise, die, aufgeregt und mit künstlich geröteten Wangen an der Hand ihres gewiß schon 70 Jahre alten "Kindermädchens", wie sie sagt, das Spektakel als Zauberfee besucht. Das hübsche Kostümchen "hat mir der Papa gekauft", sagt Sylvia.
Ein stolzer Papa sitzt auch drinnen am Tisch. Schiebt dem vielleicht siebenjährigen Cowboy-Sprößling, von Mann zu Mann, versuchsweise das frische Pils hin. Doch der lehnt ab und hält sich an seine Cola. Was sich später wohl ändern wird, vermutet der Vater lächelnd.
Ähnlich wie in Ginnheim war gestern aber auch in vielen anderen Vororten high-life.
Während die Innenstadt dem Namen "Rosenmontag", der ursprünglich mit "rasen, toben" zu tun hat, nicht annähernd gerecht wurde, waren auch der Kinderkulturtreff Eschersheim und die dortige TV-Turnhalle, die Jugendhäuser in Bonames, im Gallus und in Fechenheim bei zivilen Eintrittspreisen "ausverkauft". Es herrschte, wie im Bürgerhaus Riederwald oder im Jugendclub Eckenheim und drüben, in der Turnhalle der TSG Nordweststadt, überall ausgelassene Konfetti-Stimmung.
In einem der größten Säle, dem Bürgerhaus Bornheim, hatten sich einige hundert Kinder und Jugendliche auf Einladung der "Bernemer Käwwern" eingefunden. Da tanzte die ewig aktuelle, sommersprossige Pippi Langstrumpf mit dem schwarzbemantelten Zorro, da half das als sanftes Engelchen verkleidete Mädchen im blondgelockten Haar dem vierjährigen Häschen, das auf die Nase gefallen war und fürchterlich heulte, wieder auf die Beine. Und zur musikalischen Nachricht, daß jemand "am Rosenmontag in Mainz geboren" sei, schunkelten sogar die kleinen Cowboys und vergaßen für einige Minuten, in die Luft zu ballern.
Verzehrt wurden dabei hunderte von Cocobällen und "Stüss", wie die Negerküsse heute heißen, und dicke Tüten voller Bonbons, was man heutzutage manchen Kindern in den Hüften ganz schön ansieht.
Nachdem der Film "Sister act" soviele humorvolle Nonnen im Programm hat, nimmt es auch nicht wunder, daß eine (nicht waschechte) vielleicht 25 Jahre alte Nonne übers Parkett schwebte. Ein Kind hatte sie allerdings nicht dabei. -vau
Die umstrittenen Wahlkampfbroschüren der rechtsextremistischen "Deutschen Volksunion" (DVU), die am 7. März bei der Kommunalwahl auch in Frankfurt antritt, sind am vergangenen Samstag und am Montag weitgehend von Briefträgern an die Frankfurter Haushalte ausgetragen worden. Wie berichtet, hatte der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim (VGH) in der vergangenen Woche die Generaldirektion des gelben Dienstes dazu verpflichtet. Die baden- württembergischen Oberrichter hatten damit eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Freiburg (VG) aufgehoben, das bei Formulierungen der Postille den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt gesehen hatte.
Am Montag gingen die Einschätzungen von Vertretern der Oberpostdirektion Frankfurt (OPD) und der Bezirksverwaltung Hessen der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) über die Bereitschaft der Briefträger, das Material auszuliefern, weit auseinander. OPD-Sprecher Dieter Heinbuch erklärte, mit Ausnahme einiger Mitarbeiter des Höchster Postamts 80 habe niemand gemurrt, die Flugschrift der Rechtsextremen zu befördern.
Die OPD hatte noch am Samstag auf Plakaten in allen Frankfurter Postämtern, die auf deutsch, italienisch und spanisch verfaßt worden waren, auf den schon bekannten Rechtsstandpunkt des gelben Dienstes hingewiesen wurde, wonach der Beschluß im Eilverfahren das Unternehmen an die Beförderung binde.
Über andere Informationen verfügte eigenen Worten nach die Bezirkssekretärin der DPG, Sonja Marko. "Kollegen haben von ihrem Recht, dieser Beförderung formell zu widersprechen, Gebrauch gemacht. Etliche haben verweigert. Zahlen können wir frühestens am Mittwoch nennen, wenn auch die letzten Sendungen ausgetragen worden sind."
Erfreulich sei, sagte die Gewerkschaftssekretärin, "der Berg von Briefen zustimmender Art aus der Bevölkerung zu unserer Haltung." Viele hätten am Samstag die DVU-Broschüren aus ihrem Briefkasten gleich an die DPG weitergeschickt. enk
FRIEDBERG. Maximal 200 Flüchtlinge werden nach Angaben des Kreis-Pressesprechers Michael Elsaß "schon bald" in die leerstehende Blindenschule an der Mainzer-Tor-Anlage einziehen. Für zunächst drei Monate mietet eine private Betreiberfirma das Haus, so Elsaß. Sie habe zuvor die Asyl-Unterkunft in der Butzbacher Schloßkaserne verwaltet. Die notwendigen Duschen und Toiletten würden durch Reaktivierung des Sanitärbereichs im Keller der Blindenschule bereitgestellt. Die Asylbewerber könnten länger bleiben, wenn die Stadt Friedberg das Schulgebäude dann noch nicht vom Landeswohlfahrtsverband gekauft hat und in ein Rathaus umbauen läßt.
Noch vor dieser Fax-Mitteilung des Landratsamtes begrüßte der Grünen- Kreistagsabgeordnete Gerhard Salz in einer Freitag abgesandten Pressemitteilung die "mutige Entscheidung" der Ersten Kreisbeigeordneten zur Einrichtung des neuen Flüchtlingsheimes. Öffentlich wurde sie zu diesem Zeitpunkt nur als Reserve-Unterkunft bezeichnet. nes
Der Kreppel gehört zum Fasching wie Büttenreden und Narrenkappen. Soweit, so unbefriedigend. Denn kaum sind die klebrigen Hände dezent an der Jeans abgewischt, stellt sich die Frage: Woher rührt sie, diese Allianz zwischen dem zuckerigen Pummel und den Elferratssitzungen? Der moderne Volkskundler, mit der Frage nach der kulturgeschichtlichen Dimension des Gebäcks seit Jahren beschäftigt, paßt. Als kleinen Forschungsbeitrag verstehen wir das nachfolgende Gespräch mit Hans-Georg Müller, Obermeister der Hessischen Bäckerinnung.
FR: Herr Müller, warum heißt der Kreppel Kreppel?
Müller: Ach du je, da muß ich passen. FR: Woher rührt dieser Heißhunger auf Kreppel gerade im Fasching?
Müller: Das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen.
FR: Gibt es landsmannschaftliche Unterschiede zwischen dem hessischen Kreppel und, sagen wir mal, dem norddeutschen Krapfen?
Müller: Das sind Variationen. Die Grundstruktur des Fettgebäcks ist gleich: Hefeteig mit Eiern. Außerdem gibt es eine Tendenz zum Butter- Hefeteig. Da bekommt der Kreppel einen noch besseren Geschmack. Der ist so wichtig wie der helle Rand.
FR: Warum ist der Rand wichtig?
Müller: Der ist ein Qualitätsmerkmal. Ohne Rand stimmt der Teig nicht, und wenn der Teig nicht stimmt, stimmt der Geschmack nicht. Der Teig muß luftig sein. Der Kreppel darf auf dem Fett nur schwimmen.
FR: Herr Müller, unlängst hat uns Ihre Branche enttäuscht. Der Kreppel war mit Pflaumenmus gefüllt. In diesem Zusammenhang, wie stehen Sie zu einem Reinheitsgebot für den Kreppel? Die Innung soll in dieser Frage ja gespalten sein.
Müller: Geschmack kann man nicht vorschreiben. Üblich ist die Himbeer- Johannisbeer-Füllung. Pflaumenmus ist eine Geschmacksvariante. Ich möchte das mal so bezeichnen.
FR: Macht der Kreppel dick?
Müller: Also, die Kalorienzahl kenne ich nicht. Aber ein Kreppel pro Tag, das macht keinen großen Schaden. FR: Herr Landesinnungs-Obermeister, wird danken Ihnen für das Gespräch.Mit Hans-Georg Müller sprach FR-Mitarbeiterin Sabine Riedel.
Briefe an die Redaktion
"Der Koloß wäre ein ökologischer Skandal" Zum geplanten Bau des Commerzbank- Kongreßzentrums in Glashütten-Oberems schreiben uns zwei Leser:
Hier bahnt sich in mehrfacher Hinsicht ein Skandal an: Für wie dumm werden Bürger und Wähler eigentlich gehalten, wenn Bürgermeister und Gemeindevertreter glauben, etwas mit einer Großbank auskungeln und bis nach den Wahlen verstecken zu können? Gerade eine Gemeindeverwaltung, die mit der korrupten Firma Niklas gute Geschäfte gemacht hat und für die das entsprechende Prüfungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, täte gut daran, mit Offenheit das Vertrauen der Bürger zu gewinnen.
Die jetzt anberaumte Bürgerversammlung soll ausgerechnet in den Räumen des Commerzbank-Zentrums stattfinden - das Oberemser Bürgern bisher verschlossen blieb. Vielleicht leisten Häppchen und Drinks im gepflegten Ambiente des Zentrums ja bessere Überzeugungsarbeit als der Gemeindevorstand. Dann freilich könnten die Bürger doch gleich die Bank wählen.
In ökologischer Hinsicht ist der geplante Koloß ein Skandal, weil er außerhalb des Bebauungsplanes in Nachbarschaft zum Naturpark Hochtaunus entstehen soll. Die Umweltverträglichkeitsprüfung der bestellten Architekten bescheinigt "gravierende Beeinträchtigungen, die auch durch Eingrünung und eine ansprechende Architektur nicht auszugleichen sind", daß das Vorhaben gegen die Naturschutzgesetze von Bund/Land verstößt und möglichst zu vermeiden ist. Sofern dieser Aspekt in der Abwägung unterliegt, ist der Eingriff in Natur und Landschaft möglichst klein zu halten, benachbart Ersatz zu leisten oder eine Ausgleichsabgabe zu erbringen.
Das obere Emsbachtal gilt als eine der wertvollsten Naturlandschaften des Taunus. Bisher räumte die Gemeindeverwaltung dem auch höchste Priorität ein: So wurde der Bau eines Vereinsheims und eines Schafstalls verhindert. In bezug auf den zu erwartenden Verkehr ist zu sagen, daß die B 8 jetzt schon völlig verstopft ist; der Buspendelverkehr zum Flughafen wäre zudem völlig unrealistisch.
Das eigentliche Motiv der Gemeindevertreter liegt wohl im erwarteten finanziellen Nutzen. Was von den Versprechungen der Bank (den Bau eines Kindergartens in Oberems und die dortige Wasserversorgung zu unterstützen) zu halten ist, zeigt das Beispiel des Schwimmbades. Dessen Benutzung sollte den Oberemsern gestattet werden - wozu es aber niemals kam. Und die Ausgleichsabgabe für die Verstöße gegen den Landschaftsschutz werden an den Kreis fließen. Was der Gemeinde bei all dem mit Sicherheit noch bleibt: Der Ruf, käuflich zu sein.
Alfred Merkle Glashütten-Oberems
"Die Erweiterung bringt uns keine Vorteile" In der letzten Gemeindevertretersitzung vor der Kommunalwahl wurde vor allem der angeblich von den Grünen begangene Vertrauensbruch thematisiert, während die zahlreich anwesenden Bürger offensichtlich wissen wollten, was denn nun in Oberems tatsächlich passieren soll. Je früher die Bürger über Großprojekte dieser Art informiert werden, desto besser.
Es ist ein eklatanter Widerspruch, wenn einerseits Geheimhaltung mit internen Planungen der Commerzbank begründet wird, während andererseits diese Pläne bereits mit dem Bürgermeister und den Fraktionsspitzen der Gemeindevertretung erörtert werden. Die Kernfrage wird sträflich vernachlässigt: Welche Vor- und Nachteile entstehen der Gemeinde Glashütten durch die Erweiterung des Schulungszentrums? Vorteile vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen.
Als Negativ-Beispiel sei auf das Parallelprojekt der Deutschen Bank in Kronberg hingewiesen. Anstelle von Arbeitsplätzen im Dienstleistungs- und gewerblichen Bereich sowie Zugangsmöglichkeiten zu den Einrichtungen des Zentrums für die Bürger gibt es dort ein weiträumig mit Stacheldraht, scharfen Hunden und Sicherheitskräften abgesichertes Areal auf Kosten von Natur und Landschaft. Auf die Unterstützung der Commerzbank für kommunale Infrastrukturmaßnahmen mag man zwar hoffen. Doch selbst wenn es dazu kommen sollte, würde dies niemals die Verluste an Lebensqualität aufwiegen, wie sie Grüne und Naturschutzverbände im einzelnen dargelegt haben.
Ich meine, die Commerzbank wäre gut beraten, ihr Schulungszentrum nicht ausgerechnet in dem schon über Gebühr zersiedelten und belasteten Einzugsgebiet Frankfurts zu errichten, sondern sich in den östlichen Bundesländern nach einem geeigneten Standort umzusehen. Wäre das nicht ein angemessener Solidarbeitrag? Albrecht Bode Glashütten-Schloßborn
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Kulturelles Leben
Etwa 70 000 Langspielplatten, Singles und CDs werden bei der Hanauer Schallplatten- und CD-Börse am Sonntag von 11 bis 17 Uhr in der Stadthalle, Schloßgartenallee, angeboten.
Die Deutsch-Indische Gesellschaft in Darmstadt lädt heute abend zu einem Vortrag von Ulrich Gruber über "Mustang - mittelalterliches Fürstentum zwischen Nepal und Tibet". Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Schloß Darmstadt, Hörsaal 36.
Die schönsten Funde aus der Grube Messel sind im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Friedensplatz 1, zu sehen. Die "Versteinerte Zeit" wird von 23 Original-Fossilien von Wirbeltieren dokumentiert. Das Museum ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs von 19 bis 21 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Ein Kaspertheater für Kinder ab vier Jahren führt die Puppenspielgruppe Kikeriki am Sonntag im Seitengebäude der Bessunger Turnhalle, Heidelberger Straße 131, in Darmstadt auf. Das Stück "Kasper und Maus im Zauberhaus" wird um 11 und um 15 Uhr gespielt.
HATTERSHEIM. Über alle Berge waren die sechs Kontrahenten eines Streits, als die Polizei Samstag abend gegen 22.45 Uhr in eine Hattersheimer Gaststätte gerufen wurde. Die 40 bis 50 Gäste waren "der späten Faschingsstunde entsprechend angeheitert", sagte ein Polizeisprecher; folglich konnten sie nur ungenau wiedergeben, was sich zugetragen hatte.
Demnach sollen vier Männer einen Gast angegangen sein. Als ihm ein Freund zu Hilfe kommen wollte, wurde er geschlagen und seiner Lederjacke beraubt. Daraufhin flüchteten zunächst die Opfer. Als die Polizei eintraf, waren auch die Täter getürmt. set
sp/Vbn HANNOVER, 22. Februar. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Krause muß sich nun doch auf ein Parteiausschlußverfahren einstellen. Der CDU- Landesvorstand von Sachsen-Anhalt hatte ihn Mitte Januar aufgefordert, sich von Form und Inhalt einer nationalistischen "Denkschrift" zu distanzieren, die er im vergangenen Jahr verfaßt hatte. Krause raisoniert in seiner Denkschrift unter anderem über "kerndeutsche Anständigkeit" und "deutsche Volksgenossen".
Krause hatte an den CDU-Landesvorstand einen Brief geschrieben, den der Landesvorstand als Distanzierung anerkannte. Krause hatte aber am Wochenende betont, der Brief sei falsch interpretiert worden. Am Montag sagte Werner Münch, Ministerpräsident von Sachsen- Anhalt und CDU-Landesvorsitzender, der Landesvorstand werde nun den Parteiausschluß des Bundestagsabgeordneten beantragen, wenn die Äußerung so gefallen sei, woran er nicht zweifele.
Zwar begreife sich die CDU in Ostdeutschland nicht mit gleicher Selbstverständlichkeit als Partei der Mitte wie im Westen. Vielmehr spiele die "nationale Frage" historisch bedingt eine wesentlich größere Rolle, doch Krause sei mit seiner "Denkschrift" weit über die Grenzen dieses besonderen Selbstverständnisses der ostdeutschen CDU hinausgegangen, sagte Münch auf Anfragen der FR.
Peter Mart, Landesgeschäftsführer der SPD in Sachsen-Anhalt, hat Münch vorgeworfen, einen "Bärendienst für das Land Sachsen-Anhalt und die Entwicklung des demokratischen Gedankens" geleistet zu haben. Mart kritisiert scharf, daß Münch nicht entschieden genug auf Distanz zu seinem Parteifreund Krause gegangen ist. Mart mutmaßt: "Wenn undemokratische Äußerungen und deutschtümelnde Verunglimpfungen nicht konsequent unterbunden werden, hat das Folgen - negative Folgen unter anderem bei Menschen und Firmen, die sich in Sachsen-Anhalt niederlassen wollen." Die Einhaltung demokratischer Spielregeln, so Mart, "schafft auch Arbeitsplätze". Der SPD-Mann wird das Gefühl nicht los, daß die Landes-CDU "klammheimlich" auf rechte Wählerschichten schiele.
FLÖRSHEIM. Einen ökumenischen Gottesdienst für Schülerinnen und Schüler gestalten die Pfarrer Reinhold Ihrig und Lorenz Eckhardt am Aschermittwoch, 24. Februar, um 9 Uhr in der katholischen Kirche "Maria Himmelfahrt" in Weilbach.
Die Symbolik des Aschekreuzes - eigentlich eine katholische Tradition - ermögliche einen guten Einstieg in die Passionszeit Jesu.
Asche als Zeichen der Vergänglichkeit, verbunden mit dem Kreuz als Hoffnung der Auferstehung. set
GENF, 22. Februar (epd/aud). Die Menschenrechte werden in Iran nach einem Bericht der UN-Menschenrechtskommission weiter schwer verletzt. Laut dem am Montag in Genf vorgelegten Bericht des Sondervertreters der Kommission, Reynald Galindo Pohl, verletzt der Iran das "Recht auf Leben" durch "Folter, unmenschliche und entwürdigende Behandlung oder Strafen". Vor den Revolutionsgerichten gebe es oft keine ordnungsgemäßen Verfahren und kein Recht auf einen Anwalt. Auch die Bewegungs- und Vereinigungsfreiheit, die Presse- und Religionsfreiheit würden mißachtet.
Der Sondervertreter empfiehlt den UN auf eine starke Verringerung der Zahl der Hinrichtungen zu drängen. Im vergangenen Jahr seien 300 Menschen hingerichtet worden, 164 von ihnen möglicherweise aus politischen Gründen.
Die oppositionellen Volksmudschaheddin berichteten am Montag über Sprengstoffanschläge auf Ölquellen in Südiran. Um die Unterwerfung der aufsässigen Ölarbeiter anzuleiten, sei der Mullah Ali Fallahian, der Geheimpolizeiminister Teherans, nach Ahwas, der Hauptstadt der Erdölprovinz Khusistan gereist.
NEU-DELHI, 22. Februar (Reuter). Deutschland wird nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl im früheren Jugoslawien mit Gewalt herbeigeführte Gebietsgewinne nicht akzeptieren. Diese Haltung werde Folgen haben, wenn es nach einem Ende der Kämpfe um die Frage von Wiederaufbauhilfe gehe, sagte Kohl am Montag in Neu-Delhi. Der Kanzler warnte offenbar mit Blick auf Kroatien vor der Annahme, Deutschland werde möglicherweise in dieser Frage unterschiedliche Maßstäbe an die Bürgerkriegsparteien legen. Die deutsche Politik sei "frei von Einseitigkeiten".
Der SPD-Verteidigungsexperte Erwin Horn setzte sich für eine Teillösung im Streit um Bundeswehreinsätze im UN- Auftrag ein. In der Neuen Osnabrücker Zeitung forderte er als ersten Schritt eine rasche Grundgesetzänderung, um den Einsatz von Bundeswehrsoldaten als Blauhelme und ihren militärischen Schutz zu ermöglichen. Damit wäre auch eine Awacs-Aufklärung zur Durchsetzung des UN-Flugverbotes über Bosnien mit deutscher Beteiligung möglich.
SELIGENSTADT. Die Narren im Schlumberland hatten einen Platz an der Sonne. Bei blauem Himmel schlängelte sich gestern ein rund vier Kilometer langer Rosenmontagszug durch die engen Gassen der Altstadt. Quasi als Dankeschön für das schöne Wetter legten die Damen des Gesangvereins Harmonie Froschhausen auf ihrem Wagen den "Tanz der Sonnenkönigin" aufs Parkett. Die Sonnenstrahlen waren genau die richtige Nahrung für das Lebenselexier des Prinzen und Gärtnermeisters Herbert, dem auf einem großen Wagen riesige Blumen präsentiert wurden.
Die Narren staunten nicht schlecht über den Pizza-Mann, Napoleon, die holländische Käsefrau und die anderen Figuren aus den Nachbarländern, die passiv neben dem deutschen Michel mit der Schwarzwälder Kuckucksuhr standen.
Auch vorm Rathaus kam die Menschenmasse bei den Klängen des Spielmannszuges der Spielvereinigung aus Hainstadt richtig in Schwung. Die Musiker steckten mit ihren Rhythmen Bürgermeister Rolf Wenzel sowie seine Gäste auf der Ehrentribüne an. Da schunkelten Landrat Josef Lach, sein Vorgänger Friedrich Keller und Ex- Bürgermeister Karl Schmidt Arm in Arm.
Trockene Kehlen gibt es im Schlumberland nicht. Bei überschäumender Stimmung auf den Straßen wurde den Aktiven immer wieder der heimische Gerstensaft oder auch mal 'was Warmes gereicht. Das ließ die Kolpingfamilie jedoch kalt. Ihre Fußgruppe zeigte sich in aufwendigen Kostümen "gefangen im Zauber des Feuers". Heiß her ging es auch bei den Brunkelhexen, deren Kollegin auf einem Motivwagen schon den Ofen für Hänsel und Gretel vorbereitete.
Ganz groß raus kam Finanzminister Waigel, der auf einem Stuhl hoch oben über ein Sparschwein wachte.
"Rucki-Zucki" schallte es immer wieder durch die Gassen, doch die Geschwindigkeit des Zuges lag weit unter Tempo 30. Mit diesem Thema hatten sich die "Blokker" beschäftigt und einen der längsten Wagen in Bewegung gesetzt.
NEU-ISENBURG. Kanzler Kohls Augen wären nicht trocken geblieben, hätte er den Isenburgern die Freude gemacht und ihren Lumpenmontags-Umzug besucht. Denn, geht man nach den die bunt bemalten Wagen zierenden Losungen, stinkt sein "Steuermist" den meisten der hiesigen Karnevalisten. Nur einer der Sprüche hob sich ab aus der thematisch einheitlichen Kritik: Auf einer überdimensionalen Karikatur, die das Abgase absondernde Auto, als mit Blähungen kämpfender, deutscher Michel darstellte, kritisierten die Narren die Abgassonderuntersuchung als "Steuer aufs Furzen".
Astronauten, Indianer, Cowboys, Mäuse, Hexen und "gelbe Müllsäcke", egal in welchem Kostüm die Isenburger steckten, jeder neue Wagen, der vor dem Rathaus auftauchte, wurde mit "Isenborsch - Helau" begrüßt.
MÜHLHEIM. Bevor sich der Rosenmontagszug in Bewegung setzte, ließen es die Kanoniere der Stadtgarde mächtig krachen, damit das närrische Volk herbeieile. Und es kam zuhauf, um "Wasser uff die Mühl zu gieße", wie das Motto des Mühlheimer Karneval-Vereins in dieser Kampagne lautete. Mehr als 60 Zugnummern schoben sich durch den Ort, vorbei an geschmückten Häusern und Narren, die die kalten Nasen mit heißem Äppelwoi wärmten. Vorneweg radelten Bürgermeister Karl-Christian-Schelzke und Erster Stadtrat Horst Lehr (beide SPD), "Müllem" oder "Diddesem" riefen sie in die Menge und schleuderten Knolle hinterher. Weiter hinten stand das "Football- Team" der CDU auf einem Wagen. 50,1 Prozent bekommen wir, stand dort zu lesen. "Alle blasen groß ins Horn, doch wer hat die Nase wirklich vorn", machte sich der "Mann mit dem Gabelstapler" seinen Reim auf das "wer mit wem im ratlosen Rathaus" nach dem 7. März.
Die Feuerwehr empfahl sich als Betreiber der Stadtbuslinie zwischen Kalleschluch, Dalles und Unnergass. Am schönsten geschminkt waren die Girls vom Football-Team der Mühlheimer Sharks. Sie hatten sich spitze Haifischzähne ins Gesicht gemalt. Heute um 14 Uhr startet der Zug in Lämmerspiel.
paa WASHINGTON, 22. Februar. Die US-Bundesbehörde für das Management von Notmaßnahmen (FEMA) hat in den letzten Jahren einen Großteil der Gelder für die Katastrophenhilfe dazu mißbraucht, das Land auf die Folgen eines Atomkriegs vorzubereiten. Wie die Zeitung Palm Beach Post jetzt berichtete, gab die Behörde, die 1992 wegen ihrer langsamen Reaktion auf den Wirbelsturm "Andrew" heftig kritisiert worden war, in den 80er Jahren insgesamt 1,3 Milliarden Dollar für ein Geheimprojekt aus. Dieses sollte zum Schutz von Regierungsbeamten im Falle eines Atomkrieges dienen.
Als der Bürgermeister der Stadt Homestead in Florida nach "Andrew" von der FEMA 100 Mobiltelefone anforderte, sandte ihm die Behörde einige High- Tech-Fahrzeuge. Von denen konnten zwar kodierte Nachrichten zum Start eines Luftangriffs losgeschickt, nicht aber die Katastrophenhelfer im nächsten Straßenzug erreicht werden. Wie die Palm Beach Post herausfand, waren zwischen 1982 und 1991 78 Prozent der FEMA-Gelder für die "nationale Sicherheit" verwandt worden und nur 6,6 Prozent für die Bekämpfung natürlicher Katastrophen. Auch heute arbeiten noch 940 der insgesamt 2700 FEMA-Angestellten für die Verwaltung eines Bunkersystems aus den 60er Jahren und die geheimen "Mobile Emergency Response Support"-Einheiten (MERS).
Diese Einheiten zum flexiblen Schutz der Regierung im Falle eines Atomkriegs wurden von der Reagan-Administration installiert. Nachdem der Nationale Sicherheitsrat damals festgestellt hatte, daß die USA auf einen Atomkrieg völlig unvorbereitet seien, entwarfen Strategen im Weißen Haus den Plan für eine mobile Atomkriegs-Regierung. Diese sollte mit gestählten FEMA-Fahrzeugen im Zick- Zack durch das Land fahren, um der feindlichen Attacke zu entgehen.
STEINBACH. Die Grünen haben der SPD vorgeworfen, beim Thema "Südumgehung Steinbach-Weißkirchen" zu "verschleiern" und den Wähler zu täuschen. Seit 30 Jahren beschränke sich die Verkehrspolitik der Sozialdemokraten auf die "stereotype" Wiederholung der Forderung nach der Südumgehung, kritisiert die Partei.
Doch im verkehrspolitischen Konzept der Kreis-SPD sei die Umgehungsstraße "aus Angst vor innerparteilichen Querelen" gar nicht erwähnt.
Anders als die Steinbacher SPD gehen die Grünen davon aus, daß selbst nach dem Bau der Südumgehung die Ortsdurchfahrten immer noch mit zwei Drittel des Autoverkehrs belastet sein werden. "Denn der überwiegende Teil ist hausgemachter Ziel- und Quellverkehr", argumentieren die Grünen. Werde die Südumgehung tatsächlich realisiert, bliebe das Steinbachtal als Naherholungsgebiet auf der Strecke. ki
HATTERSHEIM. Einstimmigkeit gab es nur in Einzelpunkten: In der jüngsten Sitzung des Sportausschusses sprachen sich alle Fraktionen für den Bau von Vereinsturnhallen am Okrifteler Haus der Vereine und an der Flörsheimer Straße in Eddersheim aus. Außerdem beschlossen sie die Ausweisung eines Sondergebiets Sport für Reiter und Tennisfans in Eddersheim. Doch der Rest des Gesamtpakets Sportstättenplanung, das Magistrat und Verwaltung noch im Dezember dem Parlament vorgelegt hatten, wurde ohne CDU, FWG und FDP verabschiedet.
Die SPD will mit den einzelnen sogenannten dezentralen Problemlösungen den betroffenen Vereinen über Mängel hinweghelfen. Den Traum vom großen Sportzentrum im Überschwemmungsgebiet des Mains zwischen den Ortsteilen Okriftel und Eddersheim hat sie indes nicht ausgeträumt; ebenso wie die CDU. Zu teuer lautete denn auch die Kritik von Fraktionschef Klaus Lapatki, der keine 1,75 Millionen Mark für einen Kunststoffbelag auf dem Fußballplatz der Germania-Kicker ausgeben will. Das sei keine Sanierung mehr, sondern eine Neubaumaßnahme, monierte er. Außerdem sei die Gefahr zu groß, daß sich bei Hochwasser der Kunstrasen als ungeeignet erweise. Er setzte sich zunächst dafür ein, ein Gutachten anzufordern.
Bürgermeister Schubert (SPD) dagegen verteidigte die teure Renovierung. Ein Hartplatz sei auch nicht unter einer Million Mark zu haben. Und daß man sich bei so hohen Investitionen grundsätzlich planerisch beraten lasse, sei eine Selbstverständlichkeit. Gemeinsam mit den Grünen beschlossen die Sozialdemokraten, Leichtathletik-Trainingsanlagen im Okrifteler Wäldchen sowie den Umbau des Sportplatzes an der Albert- Schweitzer-Schule in eine wettkampfgerechte Kleinsportanlage.
In den Augen der CDU ist letzterer eine Fehlpanung. Erst nach Intervention des TV Okriftel wurden die Maße für Laufbahn und Wurffläche vergrößert. Und die dafür veranschlagten 800 000 Mark lösten die Probleme des Vereins nicht. Man hätte viel früher handeln sollen, als es der Stadt finanziell besser ging. Statt dessen hätten die Prioritäten des Magistrats bei den Prestigeobjekten wie dem Brunnen am Posthof und den Stadttoren gelegen, wirft Lapatki den regierenden Sozialdemokraten vor. set
NEU-ISENBURG. Was war denn das? Ein Fremdkörper im närrischen Luftverkehr über der Isenburger Hugenottenallee. Gewohnt ist man ja mittlerweile vieles: Bonbons, Streichholzbriefchen, bunte Papierstreifen, Konfetti, Konfetti, Konfetti. Aber Eier? Die jungen Leute finden ganz offensichtlich, daß die Cholesterinbomben als Wurfgeschosse dazugehören.
Das Grüppchen im schwarzen Modelook, einige sind als Piraten oder Gespenster verkleidet, hat sich vor der Post versammelt, "bewaffnet" mit einem Zehnerpack Supermarkt-Eier. Als der Wagen des Neu-Isenburger Karnevalvereins "Die Watzen" vorbeikommt und das "Isenborsch - Helau" ertönt, antwortet einer der Jungs - karnevalsuntypisch - mit Slang-Ausdrücken der unfeineren Art. Der Bonbonwerfer auf dem Wagen verbittet sich das und schon klatscht das erste Ei gegen den übergroßen Pappmaché- Bembel.
Aufzuregen scheint sich jedoch niemand über die "Eier statt Bonbons". Selbst der Polizist, dem der gelbe Schleim die grüne Jacke verunziert, bleibt cool und ignoriert die jungen Rebellen: "Isenborsch - Helau". fra
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Die FR kämpft für die Rettung der Ebbelweisoße - Dessert nicht nur zur Faschingszeit.
Seite III NÄRRISCHE RUNDSCHAU. Von der mautpflichtigen Usinger Nordumgehung und anderen Tollheiten.
Seite IV SPORT. Die TSG Pfaffenwiesbach will sich mit "alten" Mitteln in der Fußball-Bezirksliga halten.
GRIESHEIM. Durch einen Bedienungsfehler im Werk Griesheim der Hoechst AG wurden am Montag morgen gegen 4 Uhr zehn Tonnen eines zumindestens teilweise giftigen Reaktionsgemisches aus einem Sicherheitsventil geblasen. Die chemische Wolke überzog die Stroofstraße mit einer rot-braunen Kruste und wanderte anschließend auf die andere Mainseite. Dort heftete sich der chemische Stoff, der zur Farbherstellung verwendet wird, auf den Lack mehrerer hundert Autos. Bei der Chemikalie handlet es sich teilweise um O-Nitroanisol, ein Vorprodukt für die Farbherstellung. Diese Chemikalie sei toxikologisch als "mindergiftig" eingestuft, so die Hoechst AG.
Der Begriff "mindergiftig" sei bei diesem Störfall der Hoechst AG irreführend", meint Peter Kyritz von den "Höchster Schnüffler un' Maagucker". "Mindergiftig" heiße lediglich, daß ein Mensch, der das O-Nitroanisol verschluckt, einatmet oder es berührt "nicht sofort tot umfällt", sagte der Chemie-Experte.
Zu dem Unfall war es gekommen, weil einzelne Komponenten des Farb-Grundstoffes O-Nitroanisols beim Mischen in einem 36-Kubikmeter-Stahlbehälter - entgegen aller Anweisungen - nicht gerührt wurden. "Daß das Rührwerk beim Einfüllen zu spät eingeschaltet wurde ist ein elementarer Fehler, jeder Chemiekant lernt das im ersten Lehrjahr", wettert Kyritz von den "Schnüfflern". Es habe sich wieder gezeigt, wie leicht der Mensch von der Technik überrollt werden könne. Anders als die deutsche Gefahrenstoffverordnung stuften kanadische Wissenschaftler den ausgetretenen Stoff O-Nitroanisol als "extrem gefährlich für die Gesundheit" ein, sagte Kyritz. Auch sei der Stoff in der Mak-Liste (Maximale Konzentration am Arbeitsplatz" als "Stoff mit begründetem Verdacht auf krebserzeugendes Potential" klassifiziert.
Das bestreitet Hoechst Unternehmenssprecher Hans-Bernd Heier. O-Nitroanisol sei in der Mak-Liste nicht aufgeführt, lediglich einzelne Bestandteile des Reaktionsstoffes fänden sich in der Liste.
Die Schadstoff-Konzentration am Montag früh in Griesheim sei so gering gewesen, daß für die Bevölkerung keine Gefahr bestanden habe. Kopfschmerzen und Übelkeit seien zwar symptomatisch für eine O-Nitroanisol-Vergiftung, bislang sei ihm aber kein Fall aus Griesheim oder Umgebung bekannt geworden. Darüber hinaus habe der Konzern allen Autofahrern angeboten, ihre verschmutzten Wagen kostenlos mit Dampfstrahlern, Waschanlagen und Seifenlaugen auf dem Firmengelände reinigen zu lassen. gre (Siehe auch Stadtrundschau.)
In Liverpool stehen zwei Zehnjährige vor dem Untersuchungsrichter. Sie werden beschuldigt, einen Zweijährigen aus einem Einkaufszentrum entführt, ihn durch die halbe Stadt gezerrt und dann ermordet zu haben. Videokameras haben die Entführung dokumentiert, die Bilder wurden gedruckt, vom Fernsehen verbreitet. Zeugen wurden vernommen, die das um Hilfe bettelnde Kind und seine Entführer unterwegs trafen, ohne einzuschreiten. Kein Wunder, daß der Fall eine ganze Nation aufschreckte - des kleinen James Bulger letzte Stunde ist den Briten zur nachfühlbaren Erfahrung, zum eigenen Horrortrip geworden.
Aber das Medium allein, das Grauen der Videobilder, erklärt nicht alles. Die Verunsicherung, die die Briten ob dieser schrecklichen Geschichte ergriffen hat, hat noch andere Seiten. Der zähe alte Glaube an das "Böse im Menschen" hat damit zu tun, der sich in England länger gehalten hat als anderswo in Europa. 14 Jahre Tory-Herrschaft haben damit zu tun, die Ideologie eines rücksichtslosen Individualismus, dem nichts daran liegt, Realitäten wie Armut und soziale Hoffnungslosigkeit anzuerkennen. Ein anachronistisches Strafrecht hat damit zu tun und wachsende Gewalttätigkeit unter Englands Jugendlichen. Die Fragen reichen tief; die Zehnjährigen, selbst Kinder, mit Haß zu verfolgen und ins Verlies zu werfen, ist keine Antwort. Was für eine Geschichte! Schmerzhafter könnte der Blick in den Spiegel für die britische Seele kaum sein. P.N. (London)
ECHZELL. Die Landfrauen von Gettenau laden für Montag, 1. März, 20 Uhr, in den Pfarrsaal Gettenau zu einer "Reise in die Urzeit" ein. Karl-Heinz Diehl berichtet in Wort und Bild über Neu-Guinea. Nicht-Mitglieder sind bei dem Diavortrag willkommen. Mit den Echzeller Landfrauen laden die Gettenauer Landfrauen zudem zum Vortrag "Aufklärung über Organspende" für Donnerstag, 11. März, 20 Uhr, in die Horlofftalhalle ein. cor
"Wir sind stolz auf diese Stadt, und wir sind stolz auf unseren Oberbürgermeister Andreas von Schoeler": Ein Satz aus einem Wahlaufruf, den 100 prominente Frankfurter unter dem Motto "Manchmal ist ein Amt eben bestens besetzt" veröffentlichten. Von Schoeler, so heißt es in dem Papier, stehe für Liberalität und Toleranz: "Er hört zu, wägt ab und entscheidet dann."
Die Unterzeichner urteilen, daß "die Zeiten schwieriger geworden" seien: "In Zukunft wird nicht mehr all das finanziert werden können, was politisch wichtig wäre." Von Schoeler und seine politischen Freunde stünden jedoch dafür ein, daß das Wirtschaftszentrum Frankfurt weiter ausgebaut werde - unter "Berücksichtigung sozialer und ökologischer Erfordernisse". Nur wenn die Stadt wirtschaftlich gedeihe, könne das kulturelle und soziale Engagement der Kommune fortgesetzt werden.
Der Aufruf kommt zu dem Urteil, daß der Rechtsradikalismus in der Gesellschaft "beängstigend" wachse. Der derzeitige OB sei Garant dafür, daß Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus entschieden bekämpft würden. Es gelte, Bürgersinn und Liberalität in der Stadt zu erhalten.
Zu den Unterzeichnern gehören prominente ehemalige FDP-Mitglieder wie Wolfgang Fertsch-Röver oder Ruth Dörrbecker. Es unterschrieben aber auch die Schriftsteller Horst Bingel und Valentin Senger, der Schauspieler Edgar M. Böhlke, die Justizreformerin Helga Einsele, der Politologe Iring Fetscher, die Musiker Albert und Emil Mangelsdorff, der Pfarrer Dieter Trautwein und der Verleger Vito von Eichborn. jg
zba BERLIN, 22. Februar. Im Verfahren gegen den einstigen DDR-Staatssicherheitsminister Erich Mielke ist die 23. Strafkammer in Berlin wieder in die Beweisaufnahme eingetreten. Als Sachverständiger wurde am Montag der Historiker Klaus Bestlein vernommen, der zur Geschichte des Widerstands in Deutschland 1933-45 zahlreiche Prozeßakten aus den dreißiger Jahren überprüft hat. Es gebe Indizien, daß die preußische Justizverwaltung nach 1933 bereits eingeleitete Verfahren aus der Zeit vor der NS- Machtergreifung "ganz gezielt beeeinflußt" habe. Bestlein nannte dabei den Beamten Freisler, den späteren berüchtigten Präsidenten des Volksgerichtshofs.
Aus Akten damaliger Prozesse ergebe sich, daß nach 1933 Polizei und Staatsanwaltschaft "Skizzen gefälscht, Beweisstücke unterschoben und Zeugen unzulässig beeinflußt" hätten. Bei den Akten sei zu berücksichtigen, daß die NS-Justiz "mit dem politischen Gegner abgerechnet" habe. Zeugen aus dem KP-Umfeld hätten damals möglichst Leute belastet, die vor den NS-Organen sicher waren. Der frühere Stasi-Chef Erich Mielke war kurz nach den ihm zur Last gelegten beiden Polizistenmorden auf dem Berliner Bülowplatz 1931 nach Moskau gegangen.
zba BERLIN, 22. Februar. Die beiden letzten noch in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten des einstigen Prozesses gegen Erich Honecker und Mitglieder der DDR-Spitze, Heinz Keßler (75, Verteidigungsminister) und Fritz Streletz (66, Sekretär des Verteidigungsrats), können mit Haftverschonung rechnen. Die 27. Strafkammer des Berliner Landgerichts verkündete am Montag einen solchen Beschluß, setzte ihn aber nach sofortiger Beschwerde der Staatsanwaltschaft aus. Endgültig wird in den nächsten Tagen das Kammergericht entscheiden.
Nach dem Beschluß bleibt der Haftbefehl bestehen und die Haftverschonung wird an strenge Auflagen geknüpft, wenn das Kammergericht zustimmt. Keßler und Streletz müssen ihre Papiere beim Gericht hinterlegen und sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden. Für Reisen außerhalb Berlins und Brandenburgs benötigen sie die Zustimmung der Behörden. Ihren Hauptwohnsitz dürfen sie nur mit Zustimmung des Gerichts ändern. Außerdem untersagt ihnen das Gericht die Kontaktaufnahme zu Angehörigen der Streitkräfte des früheren Warschauer Vertrags, des SED-Politbüros und des SED-Zentralkomitees.
Die Haftverschonung begründete die Kammer mit der langen Dauer der Untersuchungshaft von 21 Monaten. Mit einem schnellen Prozeßende sei nicht zu rechnen. Es bestehe zwar Fluchtgefahr, die Einbindung der Angeklagten in ihre Familien und ihr fester Wohnsitz mindere die Gefahr aber. Längere Haftdauer könnte unverhältnismäßig sein.
Dem dritten Angeklagten aus dem Honecker-Verfahren, dem Suhler SED-Bezirkschef Hans Albrecht, war vor Prozeßbeginn Haftverschonung gewährt worden. Die Verfahren gegen den einstigen Ministerpräsidenten Willi Stoph und Stasi-Chef Erich Mielke sind abgetrennt.
FRANKFURT A. M. Unter dem Motto "Sie nehmen uns die Häuser - Wir müssen auf die Straße" organisieren verschiedene Frankfurter Kinder- und Jugendeinrichtungen heute, Donnerstag, 25. Februar, 15 Uhr, eine Demonstration auf dem Römerberg. Das Kinderfest (ab 15 Uhr) bietet Ponyreiten, das Musikmobil und ein Riesenluftkissen. Ab 16.30 Uhr spielen die Bands "Persecuted Pharisees", "Paul", "Wet'n'wild", "Line out" und "Captain Transistor". Die Demostration richtet sich gegen die geplanten Sozialkürzungen der Stadt.
Veranstalter sind folgende Einrichtungen: Jugendzentrum Nordweststadt, Jugendinitiative Rödelheim, Juz Fechenheim, Kinderhaus am Weingarten, Juz Bockenheim, Spielstube Bornheim, Juz Sachsenhausen, JUCA Sossenheim, Verein für ausländische Kinder Gallus, Stadtteilwerkstatt Bornheim, Juz Fechenheim-Nord, Juz Oberrad, Kinderwerkstatt Bockenheim, Kinderkeller Böttgerstraße sowie die Geschäftsstelle des Zusammenschlusses freier Kinder- und Jugendeinrichtungen. ov
OFFENBACH. Es ist wie immer im Wahlkampf: Die Parteien versprechen in ihren Wahlprogrammen allen Offenbachern nur das Allerbeste. Das allerdings ist ungewöhnlich in diesem Wahlkampf: Im Kleingedruckten der Programme fehlt diesmal nicht der deutliche Hinweis, daß weiter eisern gespart und der Haushalt saniert werden muß.
Außerdem: Erstmals bewerben sich sieben Parteien und Wählergemeinschaften um die 71 Mandate im Stadtparlament. Sechs Parteien sind sich einig: Sie wollen den siebten Bewerber, die rechtsextremen Republikaner, nicht im Rathaus sehen, hoffen, daß diese Partei die Fünf- Prozent-Hürde nicht schaffen wird.
Den etablierten Parteien und Wahlkämpfern sind die Republikaner unheimlich wie ein Phantom, denn keiner kennt sie in Offenbach. Sie stellten bislang weder in einer öffentlichen Veranstaltung ihr Wahlprogramm, noch ihre Kandidaten vor, haben sich auch noch nie kommunalpolitisch artikuliert. Nur die Namen der Kandidaten, nicht aber die dazu gehörigen Gesichter sind bekannt, auch wenn man einige gelegentlich Flugblätter verteilen sieht.
Im sonst so politisierten und diskussionsfreudigen Offenbach schleppt sich der Wahlkampf müde hin. Gleichwohl appellieren alle Parteien an die 74 900 wahlberechtigten Offenbacher, nicht verdrossen zu Hause zu bleiben, sondern zur Wahl zu gehen. Genauso wie SPD und CDU sind sich Grüne, FDP und Freie Wählergemeinschaft (FWG) sicher, wieder ins Parlament zu kommen. Die vier Kleinen allerdings richten sich auf weitere vier Jahre Opposition ein.
Als Opposition versteht sich auch eine Wählergemeinschaft mit dem geheimnisvollen Namen "Niemand". In ihr haben sich Leute zusammengefunden, denen die SPD und die Grünen zu etabliert sind und nicht konsequent genug "linke Kommunal-Politik" machen. Die PDS (Partei des demokratischen Sozialismus/Linke Liste), die in der Offenbacher Kaiserstraße ihre Hessenzentrale hat, ruft dazu auf, die Liste 5 "Niemand" zu wählen.
Die "Elefanten" SPD und CDU haben sich vor zwei Jahren zur Notgemeinschaft bis 1997 verschworen und kämpfen - jede für sich - darum, stärkste Fraktion zu werden und damit die Meinungsführerschaft zu bekommen. Das beliebte Spiel "Wer koaliert mit wem?" wird nach einem Wahltag, der wahrscheinlich keine absolute Mehrheit bringen wird, diesmal also nicht stattfinden.
Die Karten sind ausgereizt. Außerdem koalierte in der Vergangenheit fast schon jeder mit jedem. Die Bündnisse zerbrachen jedoch alle beim Pokern um Programme, Positionen und Posten. Mehr von symbolischer Spar-Bedeutung ist, daß die große Koalition die Zahl der hauptamtlichen Magistratsmitglieder um zwei auf vier reduziert hat, nachdem die sechsjährigen Amtszeiten von Stadtbaurat Wilfried Kaib und Kultur- und Schuldezernentin Dr. Ursula Beul (beide SPD) im Oktober 1992 ausliefen. Jetzt herrscht mit jeweils zwei hauptamtlichen Stadträten Parität im Magistrat zwischen SPD und CDU. Sie wollen auch die Zahl der Ehrenamtlichen von derzeit zehn auf sechs verringern. Diese werden nach Listen von der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Die kleinen Fraktionen müssen also damit rechnen, ihre "Ehrenamtlichen" zu verlieren. In diesem Wahlkampf konzentriert sich alles mehr auf die Frage, wer ab Januar 1994 neuer Oberbürgermeister wird. Erstmals wird durch die Novellierung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) der Rathauschef nicht mehr durch das Stadtparlament, sondern direkt von den Bürgern gewählt. Diese Wahl wird wahrscheinlich im September sein, wirkt aber jetzt schon stark in den Parlamentswahlkampf hinein.
SPD-Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, 57, kündigte bereits an, nicht mehr kandidieren zu wollen. Für die SPD strebt der ehemalige Unternehmensberater und jetzige Stadtkämmerer Gerhard Grandke, 38, für die CDU der Sozialdezernent Stefan Grüttner, 36, und für die FDP der ehemalige Kulturdezernent Ferdi Walther, 56, den OB-Stuhl an.
Dieser Diadochen-Kampf ist von besonderer Pikanterie, weil der Stadtkämmerer dem Sozialdezernenten den finanziellen Rahmen für die Sozialhilfe vorgibt. Immerhin bezieht fast jeder zehnte Offenbacher in irgendeiner Form Sozialhilfe. Diese Ausgaben übersteigen mit 110 Millionen Mark die Gewerbesteuereinnahmen von 100 Millionen Mark. Der kommunale Anteil an der Einkommensteuer signalisiert mit 96 Millionen Mark das niedrige Einkommensniveau der Offenbacher. Über 25 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer, weitere 23 Prozent über 60 Jahre alt und Rentner.
Um die Steuerkraft und die Sozialstruktur der ehemaligen Arbeiter- und Industriestadt (116 000 Einwohner) zu heben, riefen die Koalitionäre von SPD und CDU den "Pakt für Offenbach" aus, schrie- ben den ökonomischen und ökologischen Umbau der Stadt auf die weißblaue Stadtfahne. Helfen soll dabei der S-Bahnbau (Investitionsvolumen 1,6 Milliarden Mark). Entlang der 3,5 Kilometer langen Trasse investierten Private auf den so aufgewerteten Grundstücken inzwischen runde zwei Milliarden Mark. Die Stadt verkaufte jede Menge Grundstücke an die Investoren. Am Kaiserlei soll noch in diesem Jahrhundert ein "Dienstleistungszentrum von eurozentraler Bedeutung mit 21 000 Arbeitsplätzen" entstehen.
SPD und CDU halten sich an das gemeinsam erarbeitete Haushalts-Sanierungskonzept und schreiben es fort. Seit 1985 kann der Etat nicht mehr ausgeglichen werden. Diese Defizite wachsen bis Ende 1993 auf 201 Millionen Mark an. Dazu existiert ein Berg langfristiger Schulden in Höhe von 500 Millionen Mark.
Geld für neue Projekte ist nicht da. Das verfügbare Investitionsvolumen von 57 Millionen Mark fließt hauptsächlich in den S-Bahnbau und in den Substanzerhalt städtischer Gebäude wie Schulen.
Die Koalitionäre haben zwei sanierungsbedürftige Schwimmbäder, das Theater, zwei Jugendzentren und eine Stadtteilbücherei geschlossen, alle Gebühren kräftig erhöht. Bis 1995 soll die Zahl der städtischen Bediensteten von derzeit noch 2200 auf 1200 gesenkt werden. Das geschieht mit einem Trick: Städtische Dienstleistungen wie Müllabfuhr, Straßenreinigung, Gebäudereinigung, Friedhof, Alten- und Pflegeheim werden zu stadteigenen Gesellschaften und kommunalen Eigenbetrieben umgegründet.
"Glaub nur ja nicht, daß ich das für Dich tu'!"
"Was halten Sie davon, Fräulein Inge, wenn wir die Tiere sich ein
wenig selbst überlassen und inzwischen einen . . . äh . . . einen Solidarpakt schließen?
(Aus Ludwig Richters "Hausschatz", geplündert von H. R. Sattler)
Kennen Sie den?
ERNST DITTRICH
NEU-DELHI, 22. Februar (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat seine Entschlossenheit bekräftigt, den Prozeß der europäischen Einigung voranzutreiben. In der indischen Hauptstadt Neu-Delhi sagte Kohl am Montag, dies gelte auch für den Fall, daß die Ratifizierung des Maastricht-Vertrages zur Europa-Union nicht binnen sechs Monaten von Briten und Dänen ratifiziert worden sein sollte.
Regierungssprecher Dieter Vogel fügte hinzu, die Aussichten, daß die Dänen dem Vertrag in einer zweiten Volksabstimmung im Mai zustimmten, würden von Bonn positiv gesehen. Auch gehe man davon aus, daß das britische Parlament zwischen Juni und Juli über Maastricht entscheiden werde. Kohl sagte, er erwarte bis 1995 den Beitritt der Länder Norwegen, Schweden, Österreich und Finnland zur Europäischen Gemeinschaft (EG).
DREIEICH. Kurz vor der Kommunalwahl am 7. März tritt - wie schon bei früheren Wahlen - das Dreieicher Ortskartell des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit einer Sammlung von "Wahlprüfsteinen" auf den Plan.
Da die Wohnungsnot im Rhein-Main- Gebiet zum zentralen Problem, insbesondere für kinderreiche und einkommensschwache Familien, geworden ist, fordert das Kartell den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus.
Außerdem macht es sich für die flächendeckende Einrichtung von Kinderkrippen und Kindergartenplätzen stark. Dabei unterstützt es ausdrücklich das Projekt der Kinder- und Jugendfarm des Vereins Dreieichhörnchen, den es als "Gegenpol zur konsumorientierten Freizeitgestaltung" lobt. Damit auch die ältere Generation in der Kommune eine Lobby hat, müsse in Dreieich ein Seniorenbeirat ins Leben gerufen werden, meint die Gewerkschaft. Zum Schutz von Umwelt und Natur sei dem öffentlichen Nahverkehr und dem Fahrrad in Dreieich künftig Prioriät einzuräumen.
Das Kartell fordert außerdem die Entlastung der Stadt vom Durchgangsverkehr, durch die Abstufung der Autobahn A 661 zur Bundesstraße und die der Bundesstraße 3 zur Gemeindestraße. Die Hauptverkehrsstraßen innerhalb Dreieichs müßten verkehrsberuhigt werden und dadurch als Einkaufsgebiete attraktiver gemacht werden. fra
sp HANNOVER, 22. Februar. Der niedersächsische Sozialminister Walter Hiller, der gemeinsam mit Ministerpräsident Gerhard Schröder (beide SPD) dem Aufsichtsrat des VW-Konzerns angehört, erhält seit 1990 regelmäßig kostenlos "Testwagen". Im Gegensatz zu Schröder, der ebenfalls VW-Testwagen erhielt, hat er jedoch bisher keinen Anlaß gesehen, den sogenannten geldwerten Vorteil zu versteuern. Wie der Sprecher des Sozialministeriums am Montag erläuterte, verließ sich Hiller, Ex-Betriebsratsvorsitzender des Konzerns, auf die Mitteilung des bisherigen VW-Vorstandsvorsitzenden Carl Hahn. Demnach hat das Unternehmen die Steuer-Frage geprüft und festgestellt, daß Aufsichtsratsmitglieder als "Testfahrer" dem Fiskus nichts schuldeten.
Ausdrücklich sei zwischen Vorstand und Aufsichtsrat auch festgelegt worden, daß Familienangehörige die Wagen mitbenutzen dürfen. Schröder hatte einen Öko-Golf "getestet". Das Finanzministerium in Hannover gab an, eine Anfrage Schröders vom März 1991 sei mit Hinweisen beantwortet worden, wie der "geldwerte Vorteil" zu versteuern sei.
Auch Finanzminister Hinrich Swieter (SPD) hat, wie dpa ergänzend meldete, nach Angaben seines Sprechers in einem Fall für eine mehrtägige Dienstreise nach Sachsen einen VW-Konferenzbus in Anspruch genommen und dafür den "geldwerten Vorteil" versteuert.
90 Aussteller bei
FRANKFURT A. M. "Süße Püppchen" sind wieder am Sonntag, 28. Februar, von 11 bis 17 Uhr im Hotel "Frankfurter Hof", Am Kaiserplatz, zu bestaunen, wenn die 20. Internationale Puppenbörse beginnt. Veranstalter Ulrich Gierse erwartet 90 Aussteller mit fast 7000 alten Puppen und Spielzeug aus der Zeit ab 1650. Angeboten werden auch Zubehör wie Puppenstuben, Puppenhäuser, Puppenküchen, Kaufläden, Teddybären, Stofftiere, Blechspielzeug, altes Spielzeug und Fachliteratur.
Die ersten Holzpuppen wurden etwa um 1650 in England hergestellt. 200 Jahre später kamen die ersten Porzellankopfpuppen, vorwiegend aus Frankreich und Deutschland, auf den Markt. Für gut erhaltene Porzellankopfpuppen müssen Liebhaber heute viel Geld lockermachen - ab 700 Mark beginnen die Preise und sind nach oben offen. So kosten seltene Exemplare 30 000 Mark und mehr.
Einen besonderen Service bietet die Börse diesmal für Besucher: Wer seine alten Puppen, Teddybären, Steifftiere, Barbie-Puppen, Kinderspielzeuge, Schuco-Autos und Blechspielzeug mitbringt, kann diese von Experten kostenlos schätzen lassen. Wer Glück hat und ein seltenes Stück sein eigen nennt, findet vielleicht auch gleich noch einen Käufer. ov
Eine Playback-Show gegen "Gewalt und Fremdenhaß" veranstalten die Kinder der "Rosa Krawallschachtel" am morgigen Freitag, 26. Februar. Die turbulente Show mit Tanz und Gesang startet um 15.30 Uhr in der Nieder-Erlenbacher Grundschule, Im Feldchen 26. Für kulinarische Genüsse ist ebenfalls gesorgt: Im Hortcontainer "Rosa Krawallschachtel" gibt es anschließend heiße Getränke, Kuchen, Gebäck und Süßigkeiten. Der Erlös der Playback-Kinderfete ist zu Gunsten der Bewohner des Asylbewerberheims in Schwalbach. tin/08
Der CDU-Stadtbezirksverband Dornbusch lädt zu einem politischen Frühschoppen mit der Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach ein - sie referiert am Sonntag, 28. Februar, 11 Uhr, im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, über Asylpolitik, Solidarpakt und Aspekte der Steuerpolitik. uv/08
Die VdK-Ortsgruppe Preungesheim/ Berkersheim lädt zur Jahreshauptversammlung am Sonntag 28. Februar, 15 Uhr, in die Begegnungsstätte Preungesheim, Jaspertstraße 11, ein. ks/08
"Über den affirmativen Charakter der Rülpsunterdrückung" Überschrift über einen Beitrag der Oberurseler Schülerzeitung "Le chienlit" vom Frühjahr 1968
FRANKFURT A. M. Eine umfassende Information zum Thema Trinkwasserhärte bieten die Stadtwerke Frankfurt in ihrem Beratungszentrum, An der Hauptwache (B-Ebene), an. Dort liegt der Trinkwasserreport Nr. 1 kostenlos aus.
Die Stadtwerke empfehlen eine abgestufte Dosierung der Waschmittelmengen. Dadurch soll sowohl der Geldbeutel als auch die Umwelt geschont werden.
In Frankfurt sind die Härtebereiche folgenden Stadtteilen zugeordnet.
Härtebereich 1: Im Osten - Fechenheim, Riederwald, Seckbach (südliche Bereiche), Bornheim (östliche Randgebiete), Bergen-Enkheim, im Süden - Sachsenhausen (südliche Bereiche).
Härtebereich 2: Im Norden - Nieder- Erlenbach, Harheim, Bonames, Kalbach, Nieder-Ursel, Heddernheim, Berkersheim, Eckenheim, Preungesheim, im Osten - Seckbach (nördliche Bereiche), Bornheim, Nordend (östlich der Eschenheimer Landstraße), Innenstadt.
Härtebereich 2 oder 3: Im Westen - Ginnheim (Bereich westlich der Eschenheimer Landstraße bis zur Bockenheimer Landstraße); das Gebiet des Frankfurter Flughafens.
Härtebereich 3: Im Norden - Nieder- Eschbach, im Westen - Praunheim, Rödelheim, Bockenheim, im Süden - Schwanheim, Goldstein, Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad.
Härtebereich 3 oder 4: Im Westen - der Stadtteil Griesheim.
Fragen, besonders aus den Haushalten, die in den Randgebieten der Härtebereiche liegen, werden vom Stadtwerke-Wasserlabor werktags zwischen 7 und 15.30 Uhr unter 21 32 63 51 beantwortet. di
Die Geste des Triumphators hatte durchaus symbolhafte Züge. Als wolle er Erinnerungen an seinen bislang größten Sieg wecken, ließ sich Michael Stich am Sonntag abend nach 3:45 Stunden Spielzeit im Finale des mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennis-Turniers in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle auf die Knie sinken, reckte die Arme nach oben und strahlte übers ganze Gesicht. Wie den Wimbledon-Sieg von 1991 zelebrierte der Elmshorner den Gewinn von 355 000 Dollar, 418 Weltranglisten- Punkten und jeder Menge Sympathien, die ihm das finale Ergebnis von 4:6, 7:5, 7:6 (7:4), 3:6, 7:5 gegen den Niederländer Richard Krajicek einbrachten. Mit Stuttgart 1993 scheint Michael Stich der Anschluß an Wimbledon 1991 endgültig geglückt.
Daß er sich seiner Emotionen nach dem denkwürdigen Sieg vor fast zwei Jahren über Boris Becker erinnerte, wies Stich in der Stunde "eines meiner größten Erfolge" aber weit von sich. Der Kniefall war nichts anderes als die Reminiszenz an seine Gefühle und ein Kotau vor dem Publikum: "Es ist einfach toll, nach langer Zeit wieder ein ATP-Turnier zu gewinnen, und das auch noch in Deutschland. Die Zuschauer waren die ganze Woche über großartig und mir eine große Unterstützung." Das war nach dem unsäglichen Daviscup-Streit mit Boris Bekker so deutlich nicht zu erwarten gewesen. Es scheint, als habe sich der Elmshorner gegenüber Becker in der Öffentlichkeit emanzipiert: nicht geliebt wie der Leimener, aber respektiert. Schon bei seinem großartigen Erfolg mit dem Gewinn von zwei Millionen Dollar beim Münchener Grand Slam-Cup im Dezember, der aufgrund der hochklassigen Besetzung sportlich gar höher einzuordnen ist, als jetzt sein Sieg bei Ion Tiriacs Pech-und- Pannen-Turnier, hatte er auf der Popularitätsleiter einen großen Schritt nach oben gemacht. In Stuttgart stieg er noch ein paar Sprossen weiter hinauf, weil er die über Nacht erhaltene Chance, für den unpäßlichen Becker in die Bresche zu springen, beim Schopfe packte.
Mit dem Sieg über Krajicek in einem spannenden Spiel mit Höhen und Tiefen aber hievte sich der Wahl-Österreicher nicht nur in der Sympathie-Skala, sondern auch in der Weltrangliste nach oben. Sein insgesamt siebter Einzel-Titel im Grand-Prix-Zirkus sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück in das Quintett der Weltbesten, meinte der in jeder Beziehung glückliche Norddeutsche.
Die ersten Gehversuche nach dem Münchener Neubeginn waren mit dem Erreichen des Halbfinales bei den Australian Open schon äußerst erfolgreich verlaufen. In Melbourne habe er bei der Niederlage gegen Jim Courier "gesehen, daß mir mental noch was fehlt", blickte Stich drei Wochen zurück. Seither hat der Elmshorner diesbezüglich eine ganze Menge dazugewonnen. "Hier war ich die ganze Woche über in der Lage, mich zu konzentrieren, wenn's eng geworden ist."
Ähnlich wie Becker scheint auch Stich, der spätestens Ende dieser Woche in die USA fliegen will zur Vorbereitung auf die anstehenden Turniere in Indian Wells und Key Biscayne, aus der Reibung mit dem deutschen Rivalen entscheidende Energien zu gewinnen.
So gesehen, war es vielleicht ganz gut, daß es wegen Beckers Virus-Infektion, die auch dessen Teilnahme beim Rotterdamer Turnier in Frage stellt, in Stuttgart nicht zu der von Stich avisierten Aussprache kommen konnte. Graf, Seles und Capriati sagen ab
Nach Steffi Graf haben nun auch die Weltranglisten-Erste Monica Seles und die sechste der Computerliste, Jennifer Capriati (Magenschmerzen), ihre Teilnahme am Tennisturnier in Indian Wells (Kalifornien) abgesagt.
Vor 25 Jahren probten Schüler
am Oberurseler Gymnasium den
Aufstand gegen die Tanzbären
25 Jahre danach sind die Kämpfer von damals in alle Winde zerstreut. Einer der einst führenden Köpfe ist heute Rechtsanwalt in Frankfurt, ein zweiter Journalist - nach Jahren bei einer Boulevard- Zeitung und einer Illustrierten hat er sich inzwischen als Korrespondent in Washington niedergelassen. Mehrere der Aktiven von damals sind mittlerweile Lehrer, mindestens einer sogar an der Stätte des einstigen Protests. Ganz so, wie die Schüler es sich anno 1968 in einem Grundsatzpapier selbst prophezeit hatten: "Wir, die Schüler eines Gymnasiums, kommen in der Mehrzahl aus Familien des Mittelstands im weitesten Sinn. Wir werden bis auf wenige Ausnahmen mittlere bis gehobene Stellungen im Beruf einnehmen und werden mittlere bis hohe Gehälter ausgezahlt bekommen. Und wir werden uns in einer Hierarchie wiederfinden, in der wir mittlere bis gehobene Rangstufen erreicht haben, die aber trotzdem unserem Einfluß entzogen Von Günther Scherf sind, die wir genausowenig überblicken können, weil wir eben auch nur Rädchen in einem vorausgeplanten Mechanismus sind. Und eben weil wir ,Rädchen im Mechanismus&rquote; sein werden, der seinen Profit an einen Unternehmer abwirft, werden wir in ähnlichem Maße unterdrückt werden wie unsere Genossen in der Fabrik."
Etwa zwei Wochen nach der Ermordung des US-amerikanischen Farbigen- Führers Martin Luther King und elf Tage nach dem Attentat gegen den Berliner Studenten Rudi Dutschke, am 22. April 1968, gründeten 30 Oberurseler Schüler die "Sozialistische Schülergemeinschaft". "Die SSG hat das Ziel, eine paritätische Mitbestimmung der Schüler auf allen Gebieten der Schule und der Schulpolitik durchzusetzen", berichtete eine Lokalzeitung damals: "Das bedeutet, daß Schüler in allen Organen der Schule gleichberechtigt und in gleicher Zahl wie Lehrer und unter Umständen Eltern vertreten sein sollen."
Einen mindestens ebenso hohen Stellenwert wie die Forderung nach Mitbestimmung genoß unterdessen der Protest gegen die Notstandsgesetze ("NS-Gesetze"), die die Große Koalition in jenen Tagen gegen den Widerstand der Studenten und eines Teils der DGB-Gewerkschaften durchpeitschte.
Als der Versuch der SSG scheiterte, anläßlich der ersten großen Bundestagsdebatte Schüler zum - verbotenen - Streik und zur Teilnahme an einem Sternmarsch auf Bonn aufzurufen, frohlockte die damalige Schulleitung noch: "Es ist gelungen, der Schülerschaft zu zeigen, welche Möglichkeiten es innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen gibt, aktuelle Fragen zu behandeln und Stellung zu beziehen." Der Oberstudiendirektor, den der Oberurseler Bürgerfreund damals mit diesem Satz zitierte, mußte schon wenige Tage später erkennen, daß er sich geirrt hatte.
Am 27. Mai 1968, dem Tag der zweiten Lesung der Notstandsgesetze, lautete die Schlagzeile im Taunus-Anzeiger "Heute morgen wurde am Gymnasium gestreikt." Und ein anderes Blatt malte in bedrohlichen Farben: "Heute sollen im Gymnasium wieder rote Fahnen wehen." Zwischen 30 und 80 Schüler (die Zahlen der Zeitungsberichte wichen, wie damals üblich, erheblich voneinander ab) zogen aus der Schule durch die Vorstadt zum Epinayplatz, um dort mit Passanten gegen (!) die Notstandsgesetze zu diskutieren. Der Versuch, mit Arbeitern in Oberurseler Betrieben zu reden, scheiterte an deren Desinteresse.
Für Wirbel sorgten indessen der Leiter der Berufsschule, indem er die Tore vor den Demonstranten abschloß, und ein aggressiver Autofahrer: Der gab Gas, als Schüler sich zu einem "Sit-in" auf die Bären-Kreuzung setzten. Verletzt wurde niemand. Aber die Staatsanwaltschaft ermittelte vier Monate später nicht etwa gegen den Autofahrer, sondern gegen jene drei Schüler, die Anzeige gegen ihn erstattet hatten - "Verkehrsgefährdung" und "Nötigung" hießen die zitierten Paragraphen.
Am Nachmittag folgte ein Teach-in in der Adenauerallee, bei dem die dort versammelten Schüler beschlossen, am 29. Mai, dem Tag der dritten und abschließenden Lesung der " NS-Gesetze" im Bonner Bundestag, erneut zu streiken. An diesem Tag demonstrierten auch in Königstein 130 Taunus-Schüler, und an der Kronberger Altkönigschule versammelte sich eine Gruppe von Schülern zum Teach-in.
Die wütendsten Proteste gegen die Aktivitäten der aufmüpfigen Schüler in Oberursel ertönten aus den Reihen des Elternbeirats. Die Meinungen der Lehrer umfaßten das gesamte Spektrum von scharfer Ablehnung über das Bemühen um pädagogischen Ausgleich bis zu offener Sympathie. Kritik wurde auch unter Mitschülern laut. Die Frankfurter Rundschau wußte damals von einem Flugblatt einer nicht beschriebenen Gruppe, die zwar genau wie die SSG die Notstandsgesetze scharf ablehnte, aber statt der Streiks zur Diskussion aufrief - unter anderem mit dem damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten des Obertaunuskreises, Walther Leisler Kiep.
"Wir schwanken als Schüler heute zwischen Reform und Revolution", analysierte Schulsprecher Jürgen Negenborn vor dem Elternkreis der Volkshochschule. Die SSG konzentrierte sich unterdessen nach der Verabschiedung der Notstandsgesetze auf ihre Forderungen nach Demokratisierung der Schule. Paritätische Beteiligung an den Konferenzen, Abschaffung der Kopfnoten ("eine unzulässige Benotung der Persönlichkeit"), die Einführung der Gesamtschule und die Beseitigung des Beamtenstatus der Lehrer ("da dieser Unfähigkeit und schlechtes Bemühen deckt und eine leistungsgerechte Bezahlung unmöglich macht") wurden unter anderem verlangt.
Mehrmals verbot die Leitung des Oberurseler Gymnasiums das Verteilen der SSG-Flugblätter - und mit jedem Verbot spitzte sich der Konflikt zu. Die Einladung zum ersten Teach-in nach den Sommerferien 1968 endete noch mit dem ironischen Hauch maoistischer Bildhaftigkeit: "Alle autoritären Lehrer sind Tanzbären!" Ein späteres Flugblatt im Dezember des Jahres begann mit dem Zitat: "Verweigert dieser Schule den Gehorsam, die euch demokratische Rechte einschränkt, um jedes kritische Denken sofort zu unterbinden, die euch reibungslos in eine scheindemokratische Gesellschaft eingliedern will." Drei Tage später folgte ein Aufruf an die Mitschüler "Informiert uns über etwaige Machtmißbräuche ,der&rquote; Lehrer."
Für die Mehrheit der Lehrer am Oberurseler Gymnasium war damit die Schwelle der Toleranz überschritten. Sie beschloß, vier Schülern, die ihrer Ansicht nach für Flugblätter, Plakate oder deren Verteilung verantwortlich waren, den Verweis von der Schule förmlich anzudrohen.
Für drei von ihnen, die bald darauf ihr Abitur bestanden, blieb die Drohung - von den Jungsozialisten damals als "Terror-Urteil" apostrophiert - ohne Folgen. Der vierte, drei Klassen jünger, sollte später von der Schule fliegen. Nach einem spektakulären Hungerstreik, dem sich viele Mitschüler solidarisch anschlossen, und einer parallel dazu geführten gerichtlichen Auseinandersetzung wurde der Verweis schließlich zurückgenommen.Verfrorenes Helau am Rosenmontag
Sonne über dem Römerberg: vor glasklarem Himmel hebt sich die Wellenschaukel, in den Sesseln ein paar ganz unverfrorene Rosenmontagskinder. Wenn sie aussteigen, hauchen sie verdächtig lange in die Hände oder schleichen zum nächsten Stand mit heißem Ebbelwei oder auch Glühwein. Sie sind die Renner.
Die kleine Budenwelt, die nur spärlich besetzte "Dampfschaukel", die schon etwas stärker belegten Wagen des Auto-Scooters, sie haben nachmittags wenig Besucher.
Erst nach Geschäftsschluß finden noch ein paar Pappnasen dorthin, verzehren Zwiebelbraten oder Fischbrötchen und die Kartoffelpuffer, die sich bis dahin zu Bergen stapelten.
Da können die Verkäuferinnen von Glück reden, die Bratwürste oder Schaschlik heiß halten: das wärmt zumindest die Hände.
Frankfurt Helau? In der Kälte ersterben solche Laute. Fastnacht im Freien - viel ist daraus noch nie geworden.
Vielleicht wird es heute besser? Sie sind noch da, die Schießbuden und die Popcorn-Kocher. Erst am Aschermittwoch ist, auch vorm Römer, alles vorbei. -vau
"Das waren wichtige Lernprozesse für diejenigen, die damals an den Bestrebungen um Demokratisierung beteiligt waren", analysiert Dieter Höfer, seit 1979 Deutsch- und Geschichtslehrer am Oberurseler Gymnasium, heute die Vorgänge vor 25 Jahren. Höfer war auch damals dabei - als Schüler und zeitweise als gewählter Schulsprecher. Zwar sei der Zustand Deutschlands heute weit entfernt von dem, "wofür sich die Leute damals engagiert haben", sagt er, doch auf die Frage, ob die Aktivitäten der 68er also für die Katz gewesen seien, antwortet er sehr entschieden "nein".
Viele Lebens- und Verhaltensweisen hätten sich damals grundlegend gewandelt, ruft Höfer in Erinnerung: Wohngemeinschaften beispielsweise seien "vor 68" unbekannt gewesen, in den Jahren des Protests ein provozierendes Experiment, heute eine selbstverständliche Lebensform. "In den 60er Jahren wurde an manchen Schulen auch noch ernsthaft darüber diskutiert, ob ein Schüler von der Schule zu verweisen sei, wenn er lange Haare trug."
Nicht nur die Alltagskultur, auch die Lehrer seien anders geworden, betont Volker Bielefeldt, damals wie heute Mathematik- und Physiklehrer am Gymnasium Oberursel. Daß der Konflikt in den 70er Jahren allmählich einschlief, sei unter anderem darauf zurückzuführen, daß einige der attackierten, weil konservativen Lehrer in Pension gegangen und "reformwillige" nachgerückt seien. Mitte der 70er Jahre habe unter den Schülern die Tendenz "Nur noch Lernen" eingesetzt, weil zentrale Studienplatzvergabe und Numerus clausus einen guten Notendurchschnitt verlangten, wollte jemand sein Wunschfach studieren.
Sogar ein Fernziel der SSG, das mittlerweile 80 Jahre alte Gymnasium zur Gesamtschule weiterzuentwickeln, wurde in den 70er Jahren verwirklicht; doch Ende der 80er Jahre drehten CDU/FDP- Koalitionen im Wiesbadener Landtag und im Bad Homburger Kreistag das Rad der Geschichte wieder zurück.
Nicht durchgesetzt wurde die Abschaffung der Kopfnoten (Betragen, Fleiß usw.). Zwar sei die Oberstufe der damaligen Gesamtschule dazu bereit gewesen, erinnert sich Volker Bielefeldt, doch der Hauptschulzweig habe dagegen gehalten: Die Kopfnoten seien nötig, um positive Eigenschaften von Schülern würdigen zu können, deren Lernleistungen eher schlecht seien.
Bis heute etabliert habe sich das Anfang der 70er Jahre eingeführte Kurssystem, betonen der Mathematik- und der Deutschlehrer unisono; es lasse den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe begrenzte Möglichkeiten, ihre Fächer zu wählen. Und geblieben ist, wie Höfer ergänzt, auch das Recht der gewählten Schülervertreter, an allen Konferenzen (außer den Notenkonferenzen) teilzunehmen. Doch was vor 25 Jahren junge Leute in den Streik trieb, scheint heute oft nur von minderem Interesse: "Es ist schwer, Schüler zu finden, die sich an solchen institutionalisierten Formen der Mitbestimmung beteiligen", gesteht Höfer: "Dabei ist die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler durchaus engagiert und aufgeschlossen, wenn es darum geht, bildungs- oder allgemeinpolitische Fragen zu behandeln."
HEUTE LESEN SIE
Schweiz Bewachungskameras an Grenze Seite 2
Leitartikel Politiker und Journalisten Seite 3
Jugendaustausch Nur Deutsche zugelassen Seite 4
Feuilleton Goldene China-Bären Seite 9
Forum Humanwissenschaften Republik und "Republikaner" Seite 12
Wirtschaft Lufthansa empört Seite 13
Sport Klinsmann auf neuen Wegen Seite 17
Medienrundschau Streit um Reality-TV Seite 18
Hessen Paten für Flüchtlinge Seite 22
Aus aller Welt Täglich Ölpest für Vögel Seite 26
Fernsehen und Funk Seiten 9, 10
Roman Seite 11
Filmspiegel Seite 11
Börse Seite 14
Freie Aussprache Seiten 16, 25
Ein politischer Jugendirrtum oder ein gescheiterter Traum? Was bedeutet die 68er Revolte heute für diejenigen, die damals dabei waren? Die FR befragte dazu Kurt-Hartwig Richter (42). Der heute in Frankfurt lebende Rechtsanwalt war damals einer der Sprecher der Sozialistischen Schüler-Gemeinschaft (SSG) in Oberursel und zeitweise auch Vorsitzender der Jungsozialisten in der Oberurseler SPD.
FR: Die Notstandsgesetze wurden bestenfalls abgemildert, aber nicht verhindert. Die paritätische Mitbestimmung der Schüler ist bis heute nicht durchgesetzt, und die Mitbestimmung der Eltern entwickelte sich in der 70er Jahren zu einem erfolgreichen Machtinstrument konservativer Kreise. Was ist geblieben vom Engagement der Studenten und Schüler in den Jahren um 1968?
Richter: Die erste Folge von "68" war "69", also der Wechsel von der Großen zur sozial-liberalen Koalition, zu einer Regierung, die mit dem Programm antrat ,Mehr Demokratie wagen&rquote;. Dies war eine Folge der Politisierung bis dahin unpolitischer Teile der Bevölkerung, eine Folge der politischen Öffentlichkeit auf der Straße, also außerhalb der Parteien. Auch wenn es später Rückschläge gab: Soweit sich unser Handeln auf mehr Liberalität, mehr bürgerliche Freiheiten bezog, haben wir Veränderungen erreicht, die bis heute Bestand haben.
FR: Zum Beispiel?
Richter: Die autoritäre Struktur der Familie ist weitgehend zerbrochen. Frauen und Kinder praktizieren heute selbstverständlich Rechte, die zu fordern sich vor "1968" nur wenige trauten. Sexualität ist enttabuisiert, Minderheiten sind akzeptiert. Denken Sie doch nur daran, daß Homosexualität damals noch bei Strafe verboten war. Oder der Gedanke, Vergewaltigung in der Ehe so zu benennen und zu bestrafen - das wäre vorher undenkbar gewesen.
Wir dürfen aber aus der "68er Revolte" keinen Fetisch machen. Das ist schon historisch falsch, denn der große Aufstand An der Strippe war 1967, die Demonstrationen und Blokkaden gegen den Springer-Konzern. Und wir müssen die Zusammenhänge im ganzen Jahrhundert bedenken. Da ist auch ein Entwicklungsbogen von 1967 bis 1985 zu beobachten - von den ersten Zweifeln an der autoritär gegliederten bürgerlichen Gesellschaft bis zu jener Weizsäkker-Rede, in der der höchste Repräsentant dieses Staates das Kriegsende von 1945 erstmals nicht mehr als Niederlage, sondern als Befreiung vom Faschismus bewertete. Wir leben heute in einer anderen politischen Kultur - nur daß die Parteien darin keine so große Rolle mehr spielen, weil sie vielfach noch alten, autoritären Strukturen verhaftet sind.
Und im übrigen: Geschichte wird selten von Einzelpersonen gemacht. Man lebt in seiner Zeit, ist Träger einer gesellschaftlichen Entwicklung. Auch wir in Oberursel waren damals nur mit dabei.
SACHSENHAUSEN. Er liebt Krokolederschuhe, Gürtel von Hermes und seinen roten Mercedes-Benz - Attribute eines wohlhabenden Wessis. Die Wiege von Igor Andreev steht allerdings in der ehemaligen Sowjetunion. In den 70er Jahren verließ er seine Heimatstadt Leningrad, das heutige St. Petersburg, und siedelte zunächst nach Kanada über. Mit einem kleinen Umweg über die Vereinigten Staaten zog es ihn Anfang der 80er Jahre nach Paris. Damals begann er auch zu malen. Sein Handwerk perfektionierte er binnen so kurzer Zeit, daß er mittlerweile auch mit Auftragsarbeiten für den Reiseclub-"Mediterrané" sein Geld verdient. Gefragt sind vor allem seine Metallbilder und Designer-Armbanduhren.
Andreev hat sich der schrillen Dekorationskunst verschrieben. Die Galerie Try Art präsentiert derzeit eine Auswahl seiner Metall- und Acrylbilder. "Arbeiten für die Ewigkeit", wie der Maler gerne kokettiert. Denn die Zeichnungen, mit Autolack auf großformatige Aluminiumplatten verewigt, sind tatsächlich unverwüstlich.
Weniger für die Ewigkeit als mehr für den flüchtigen Augenblick sind dagegen die Motive und Themen seiner Arbeiten. Ob Hund, ob Kerl, ob Weib - der innere Antrieb seiner Figuren scheint der Narzißmus zu sein. Andreev läßt die exotischen Nachtschwärmer der Subkultur auftreten. Menschen, die mehr Gedanken daran verschwenden, was sie auf dem Kopf tragen, als was in ihm zu finden ist. Der apathisch bis dümmliche Blick seiner Protagonisten läßt vermuten: nichts!
Seine Sichtweise bezeichnet der St. Petersburger ungenau "als eine bestimmte Art von Humor". Beeinflußt von der amerikanischen Pop-Art will Andreev seine eigene Ikonografie entwickeln. Das Typische in seinen Bildern ist, daß er als Maler und Betrachter zugleich zu nahe an seine Motive herantritt. Er wählt lieber die "Nahaufnahme", als daß er auch nur einen Zentimeter zuviel an Bildhintergrund darstellt. Meistens sind die Figuren auch komplett ausgeschnitten. So wirken die Figuren nur durch sich selbst, haben keinerlei Verbindung zu einer Umwelt, lassen auf keinen sozialen Hintergrund schließen. Sie sind sich selbst, sonst nichts, und dabei doch nur ein Abklatsch irgendwelcher Modezeitschriften. Der Mensch als Modepuppe ist nichts anderes als manipulierbare Massenware.
Die Bilder von Igor Andreev sind bis zum 9. März in der Galerie Try Art, Schneckenhofstraße 10, zu sehen. Die Galerie ist dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. tin
SCHWALMSTADT/ZIEGENHAIN. Eine in Deutschland einmalige Gesamtanlage ist sie nach Einschätzung von Experten: die ehemalige Wasserfestung Ziegenhain. Über Jahrhunderte galt sie als uneinnehmbar, jene auf Geheiß des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen 1537 bis 1539 erbaute viereckige Anlage (340 mal 430 Meter) mit doppeltem Wassergraben, Wällen und Eckrondellen, die nicht nur eine Burg, sondern eine kleine Stadt beherbergte. Nur über eine zweiteilige Zugbrücke war die Festung zugänglich, und wollte man sich unliebsamer Besucher erwehren, konnte kurzerhand das Umland geflutet werden.
Sehnsüchtig mag sich so mancher der heute 270 Einwohner an diese Möglichkeit zum Schutz der ehemaligen Wasserfestung erinnern, die auf der Bundesstraße 254 (Homberg-Alsfeld) von täglich über 13 000 lärmenden, stinkenden Blechkarossen durchquert wird. Die Fertigstellung der Umgehungsstraße kann sich wegen der Klagen gegen ein Teilstück noch lange Jahre hinziehen. Pro Tag donnern allein 1500 Lastwagen quer über die Festungsinsel, zu über 50 Prozent überregionaler Durchgangsverkehr, der sich ein Stück der bergigen A 5/A 7 sparen will.
"Wir wollen kein Freiluftmuseum schaffen, sondern dem Denkmalschutz eine neue, soziale Dimension geben", erklärt Traugott Heil die Ziele der Bürgerinitiative "Arbeitskreis Wasserfestung Ziegenhain", die sich dort seit 1989 für die Rettung wertvoller Bausubstanz und die Sanierung der Gesamtanlage einsetzt. Ziel ist eine lebenswerte, lebendige Stadt, die modellhaft und in Kooperation mit sozialen Diensten "intergeneratives Wohnen" möglich machen soll: jung und alt unter einem Dach, Familien mit Kindern, Alleinerziehende, Ältere.
Wohnraum für 200 Menschen kann nach Ansicht des Arbeitskreises in fast einem Dutzend denkmalgeschützter Fachwerkhäuser geschaffen werden, die seit Jahren leerstehen und teils in der Substanz gefährdet sind, sowie auf bislang ungenutzten Flächen. Über 1300 Wohnungssuchende, davon 300 dringliche Fälle, gibt es in der Großgemeinde Schwalmstadt, zu der das Festungsareal als Teil von Ziegenhain gehört.
Um die Bedeutung der 1807 von napoleonischen Truppen weitgehend geschleiften Wasserfestung ins öffentliche Bewußtsein zu heben und für ihre Anliegen zu werben, sucht die Bürgerinitiative mit ihrem rastlosen Geschäftsführer Traugott Heil (hauptberuflich Landarzt) seit Jahren immer wieder das Gespräch mit zahlreichen Politikern, Experten und Ministern der hessischen Landesregierung. 1990 gab es vor Ort einen Workshop mit Professoren und Studenten von sechs deutschen Hochschulen, von München bis Weimar, die Ideen lieferten für die Erhaltung und Rekonstruktion der Festung. 1991 folgte ein Symposium über "Bauen und Wohnen in alten Städten".
Die Festungsinsel leidet nicht nur unter dem unerträglichen Verkehr, dem zerbröselnden Kulturgut und den verfallenden Häuserzeilen. Viele Bürger stoßen sich ebenso an der großflächigen Teer- Versiegelung zugunsten des ruhenden Verkehrs im historischen Kern, an mangelnden Spielmöglichkeiten für Kinder, dem fehlenden Fußwegenetz und am ökologisch bedenklichen Zustand des fast vollständig erhaltenen großen Wallgrabens, dem Frischwasser fehlt.
Die mangelnde "Erlebbarkeit" der Festungsanlage rührt zu einem nicht unerheblichen Teil vom Gefängnis her, das schon seit 1824 im alten Schloß residiert und etwa ein Drittel der gesamten Festungsinsel okkupiert. An einen vollständigen Rundweg für Fußgänger ist aus Sicherheitserwägungen deshalb nicht zu denken.
In einem architektonischen Gewaltakt wurde dann vor einem Jahrzehnt auch noch das nordöstliche Eckrondell mit einem funktionalen Neubau der JVA verschandelt, inklusive Hochsicherheitstrakt (neben NS-Tätern saßen hier auch Terroristen wie Andreas Baader ein) und Wachtürmen, die gewissermaßen für eine moderne Anknüpfung an alte Festungstraditionen sorgen.
Die Denkmalpflege ließ sich damals nach langen Diskussionen zu diesem Tort breitschlagen. Eine "soziale Verantwortung" des Landes sehen allerdings die Bürger vom Arbeitskreis Wasserfestung, nun im Gegenzug der Stadt bei der nötigen Generalsanierung unter die Arme zu greifen. Wenn das Land ein Startsignal gebe und mithelfe, fänden sich auch mehr als bisher private Investoren.
Und endlich scheint nun Bewegung in die Sache zu kommen. Auf Anregung von Landeskonservator Gottfried Kiesow, Chef des Landesamtes für Denkmalpflege, tagt am morgigen Donnerstag zum ersten Mal eine interministerielle Arbeitsgruppe. Fünf von zehn hessischen Ministerien beteiligen sich, um das Problembündel der Wasserfestung aufzuschnüren und die einzelnen Ressorts auf konkrete Schritte festzunageln - allerdings noch nicht gleich am Donnerstag.
Diskussionsgrundlage ist ein Entwicklungskonzept für den Festungsbereich, das die Stadt von einer Planungsgruppe hat ausarbeiten lassen. Vertreten sind neben der Staatskanzlei die Ressorts Justiz (JVA), Wissenschaft und Kunst (Denkmalpflege), Umwelt (Wasserfragen), Wirtschaft und Verkehr (B 254) und federführend das Landesentwicklungsministerium von Jörg Jordan.
Der hat versichert, daß nach Schwalmstadt über 1995 hinaus Städtebauförderungsmittel fließen sollen - solange es diese Mittel beim Land gibt, was durchaus nicht so sicher ist. Der Bund wird sich bekanntlich in Kürze in Deutschland (West) aus dem Programm verabschieden. Nicht zuletzt durch den Hessentag, der 1995 in Schwalmstadt stattfinden soll, erhoffen sich die Stadtoberen einen Schub für die Gesamtstadt und eben auch für die Wasserfestung als "Denkmal von europäischem Rang", wie der vom Naturell her eher bedächtige Traugott Heil formuliert. Es wird bei den Sitzungen der interministeriellen Arbeitsgruppe nämlich nicht nur um Fachfragen und Interessenskonflikte der Ressorts im Areal der ehemaligen Wasserfestung gehen, sondern auch ums Geld. Sonst wären alle Planungen sinnlos. "Denn letztendlich: Ohne Geld können wir noch so schöne Konzepte machen", meint der Schwalmstädter Bürgermeister Gert-Friedrich Huck (SPD). Sein Parteifreund, Minister Jörg Jordan, hat im Vorfeld des ressortübergreifenden Arbeitstreffens allerdings schon angekündigt, daß man sich angesichts knapper öffentlicher Kassen mehr denn je an der Machbarkeit orientieren müsse. "Private Initiative ist also besonders gefragt", so der Minister.
Die exerziert die Bürgerinitiative "Arbeitskreis Wasserfestung Ziegenhain" ja schon seit Jahren vor. Neben den vielen Gesprächen mit Politikern und Fachleuten und der Organisation von Workshop und Symposium zum Thema Erhaltung und Erneuerung der Festungsinsel haben die unermüdlichen Aktiven des Vereins auch durch ambitionierte kulturelle Veranstaltungen immer wieder versucht, Leben in die Stadt zu bringen. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auch künftig neue Musik der Gegenwart sein - keine bodenständige Hausmannskost also. "Wenn wir diese Stadt wieder lebens- und liebenswert gestalten wollen, müssen wir als Bürger auch ein bißchen was bieten", meint Traugott Heil.
ANDREA TERSTAPPEN
Verantwortlich: Martina I. Kischke
Mit 14 Jahren von einem japanischen Soldaten vergewaltigt: Maria Rosa Henson, 65, von den Philippinen. (Bild: Stadlmayer)
DREIEICH. Die Dreieicher Ricarda- Huch-Schule soll in den kommenden Jahren zu einem fünfzügigen Gymnasium mit einer Oberstufen-Jahrgangsstärke von je 125 Schülern ausgebaut werden. So steht es im Raumprogramm des Kreises Offenbach.
Elternbeirat, Schulleitung und Personalrat der Schule begrüßen die Pläne. Somit steht dem Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidenten nichts mehr im Wege.
Der Ausbau soll stufenweise erfolgen. Den Anfang macht der Bau von Klassen- und Verwaltungsräumen. Auf keinen Fall, so die Eltern, sollte in die 20 Jahre alten, "abrißreifen Pavillons" noch Geld gesteckt werden. Außerdem wünschen sich die Eltern, eine geräumige "Kommunikationsfläche", in der auch größere Schulveranstaltungen stattfinden können. Ebenso sei zur Verschönerung der Schule der Altbau zu restaurieren. Im Kreis- Haushalt 1993 sind 100 000 Mark für das Projekt bereitgestellt.
Einzige Kritik der Eltern ist bisher, daß keine verbindliche Zusage gemacht wurde, wann der Stufenplan seinen Lauf nehmen wird. fra
a
Gymnasion Oberursel - TV Langen 32:97 (15:41). Die Gastgeberinnen verrieten kein Oberligaformat, wirkten in puncto Basketball vergleichsweise wie Hilfsschülerinnen. "Das war Anti-Basketball, Oberursel stand nur in der Zone herum", resümierte TVL-Sprecher Harald Sapper. Da die Gymnasion-Spielerinnen auch im Angriff eher chaotisch, denn geordnet agierten, hatte der Süitzenreiter leichtes Spiel. Die engen Verhältnisse unter dem Korb nutzte der Gast zu gelungenen Aktionen von den Flügelpositionen her aus. Besonders die erst 16 Jahre alten Heger- Zwillinge Silke (erzielte mit 25 Korbpunkten Tagesbestmarke) und Nina sowie auch Veronika Tomasevic - dieses Trio vereinte allein 55 Korbpunkte auf seinem Konto - zeigte Oberursel, wie erfolgreich gespielt wird. Der 13. Sieg in Folge war kaum mehr als ein besseres Training. "Für die Regionalliga wären eine oder zwei große Spielerinnen wichtig, aber "Neueinkäufe" dürfte es vermutlich auch dieses Mal beim TVL nicht geben", mutmaßt Harald Sapper. hdp
TV LANGEN: Silke Heger (25 Korbpunktte), Veronika Tomasevic (16), Nina Heger (14), Katrin Rollwaage (12), Andrea Steiner (10), Ulrike Keim (8), Silke Dietrich (6), Nina Gerdes (6), Ulrike Köhm-Greunke, Britta Walter.
In Schwanheim herrschte am Montag der Ausnahmezustand. Vom späten Vormittag an patrouillierte die Polizei mit Lautsprecherwagen durch das Viertel östlich der Reinlandstraße und informierte über den "gelben Regen" und seine Folgen. Bis zum Nachmittag ordnete die Berufsfeuerwehr 80 Männer in den Stadtteil südlich des Mains ab. "Die sind systematisch durch die Straßen gegangen und haben die Leute angesprochen", sagte Feuerwehrchef Reinhard Ries und versicherte, daß die Branddirektion totale Aufklärung leiste. "Hier wird nichts vertuscht", bekäftigte Umweltminister Joschka Fischer.
Von den gelben Flecken an Baumstämmen und auf Gartenpflanzen droht den Bürgern vermutlich keine Gefahr, wenn sie sich an Grundregeln halten. Die verbieten den Genuß von Lebensmitteln - wie Kartoffeln - die offen auf Balkonen gelagert wurden und auf denen sich Nitroanisol abgelagert haben könnte. Die Ernte aus dem Kleingarten, Grünkohl oder Feldsalat, gehört gleichfalls in die Mülltonne. Bevor Wohnungen betreten werden, sollte man die Schuhsohlen abwaschen. Pfotenreinigung bei Hunden und Katzen ist Pflicht.
Die Feuerwehr hat gestern bereits Schadensbegrenzung betrieben. Schulen und Kitas wurden angewiesen, ihre Spiel- und Sportplätze vorerst nicht mehr zu benutzen. Auch Sandkisten, aus denen Proben entnommen wurden, sind bis auf weiteres tabu. Verkehrsflächen, wie die Brücke über die Mainuferstraße, hat die Feuerwehr am Montag nachmittag mit Wasser gereinigt.
Das Nitroanisol, so die Leiterin des Gesundheitsamtes, Margarethe Peters, wird durch Einatmen, Verschlucken oder über die Haut aufgenommen werden. Mögliche Folgen: Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und Apathie. Mit solchen Symptomen haben am Montag acht Bürger die Werksärzte der Hoechst AG, vier die Uniklinik und drei das Höchster Krankenhaus aufgesucht. habe
Zypern will den weiteren Ausbau des Tourismus bremsen. Durch den Abbau von Steuererleichterungen und günstigen Krediten soll eine Erweiterung der Hotelkapazitäten verhindert werden. In bestimmten Regionen sollen zudem keine Genehmigungen für den Bau neuer Hotels mehr erteilt werden. Das kündigte der Direktor der zyprischen Fremdenverkehrszentrale, Andreas Sakkas, dieser Tage an. Damit solle verhindert werden, daß der griechische Teil der Insel von Massentourismus überflutet werde, sagte Sakkas.
Im abgelaufenen Jahr registrierte Zypern einen neuen Tourismusrekord. Insgesamt besuchten 1,9 Millionen Touristen die Insel, 37 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Aus Deutschland kamen rund 100 000 Gäste, ein Plus von 52 Prozent gegenüber dem Golfkriegsjahr 1991.
In diesem Jahr erwartet Zypern einen Zuwachs an deutschen Gästen um zehn bis 15 Prozent. Um genug Transportmöglichkeiten bereitzustellen, werden Cyprus Airways und ihre Tochtergesellschaft Eurocypria die Zahl der Flüge aus Deutschland vom Frühjahr an stark ausweiten. Von Hamburg wird künftig dreimal wöchentlich nonstop geflogen, und erstmals gibt es auch von Hannover, Nürnberg und Leipzig Direktflüge nach Zypern. dpa
Was ihnen in 14 Bundesligaspielen nicht gelungen war, glückte den Eishockeyspielerinnen des Frankfurter ESC auch im ersten Spiel der Relegationsrunde nicht - ein Sieg. Auf eigenem Eis bezogen die "Löwinnen" gegen den OSC Berlin eine 2:5 (1:2, 1:2, O:1)-Niederlage, zu der Steffi Komma und Alexandra Kraus die Gegentreffer beisteuerten. Was Trainer Stefan Kagerer und seiner Mannschaft mehr zu denken geben dürfte als die Niederlage, ist die Tatsache, daß der OSC Berlin die vorausgegangenen Spiele in Weißwasser (0:4) und gegen die Eisbären Düsseldorf (2:4) verloren hatte, so daß diese beiden Gegner, die für den FESC bis dahin unbeschriebene Blätter waren, eher noch höher als der OSC eingeschätzt werden müssen. Nur die beiden besten Mannschaften dieser Relegationsrunde, die mit Hin- und Rückspielen absolviert wird, qualifizieren sich für die nächstjährige Saison in der Bundesliga, Gruppe Nord. Sim.
habe FRANKFURT A. M., 22. Februar. Bei einem Betriebsunfall im Griesheimer Werk des Chemiekonzerns Hoechst AG sind in der Nacht zum Montag zehn Tonnen Chemikalien freigesetzt worden. Die entwichene Wolke bestand zu einem Viertel aus dem giftigen o-Nitroanisol, das bei der Farbenvorproduktion entsteht. Bis Montag abend wurden 15 Menschen behandelt, die an den Folgen der Emission litten. Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) sprach von einem der "größten Störfälle" in der chemischen Industrie.
Nach Aussage der Hoechst AG ist der Schadensfall auf menschliches Versagen zurückzuführen. Entgegen der Bedienungsanleitung sei ein Rührwerk nicht eingeschaltet worden. Durch dieses Fehlverhalten sei der Druck in einem Stahlkessel mit einem Fassungsvermögen von 36 Kubikmetern auf das Doppelte angestiegen. Dies habe automatisch zur Öffnung des Sicherheitsventils geführt.
Aus der Wolke schlug sich auf dem Stadtteil Schwanheim ein gelber Film nieder, der die Atemwege angreifen kann. Die Behörden bildeten eine Arbeitsgruppe, die Pläne zur Entgiftung des Stadtteils ausarbeiten soll.
Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) erhob schwere Vorwürfe gegen die Hoechst AG. Deren Informationspolitik sei nicht geeignet gewesen, um auf den Schaden schnell und angemessen zu reagieren. Der Minister: "Wir müssen die Meldewege verbessern und Konzepte entwickeln, die eine Wiederholung des Störfalles ausschließen". (Bericht im Lokalteil)
Dienstag, 23. Februar
Fastnacht Alte Oper, Großer Saal: 14.11 Uhr, Kinder Kostüm Ball.
Volksbildungsheim, Eschenheimer Anlage 40: 15 Uhr, Galaktischer Kindermaskenball. Vorträge / Diskussionen Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz: 19 Uhr, Vortrag "Auschwitz und die Feinderklärung im Faschismus", ehem. Fabrik Günther & Co, Ecke Voltastr./Pfingstbrunnenstr. Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstraße 83: 20 Uhr, Farbdia-Vortrag "Madrid simpática: Kaffeehaus-Szene, Restaurants und Tavernen in der spanischen Hauptstadt".Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann- Wo".
Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 11 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Kreppelkaffee.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38/EG: 19 Uhr, Offener Massageabend für Frauen.
Kultur im Krankenhaus: 15 Uhr, Toni Brandner - Bauchredner, Klamauk-Travestie, Parodie, Bürgerhospital, Nibelungenallee 37-41. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstr. 3, Tel. 7 89 16 11.
Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Str. 1, Tel. 39 66 41.
Feuerbach-Apotheke, Westendstr. 42, Tel. 72 10 32.
Ried-Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstr. 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55.
Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstr. 7, Tel. 54 58 33.
Rotlint-Apotheke, Rotlintstr. 80, Tel. 45 40 46.
Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96.
Schwarzbach-Apotheke, Schwanheim, Alt- Schwanheim 10, Tel. 35 52 59.
Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Hochhaus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Telefon 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr. MÜller, Alt-Eschersheim 29, Tel. 52 52 02. Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche:
1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation
der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.
- ohne Gewähr -
Die Hoechst AG muß sich wieder einmal den Vorwurf gefallen lassen, sie breite über Störfälle in ihrem "Hoheitsgebiet" am liebsten den Mantel des Schweigens. Das mag ja noch akzeptabel sein, wenn die Folgen auf das Werksgelände beschränkt bleiben. In diesem Fall wäre das in erster
Zu spät informiert Linie ein Thema für den Betriebsrat und die Sektion Sicherheit am Arbeitsplatz. Doch jetzt ist die gewaltige Menge von zehn Tonnen durch das Sicherheitsventil "gerauscht" und das Ausmaß der Emission war im Werk innerhalb kurzer Zeit bekannt. Die Verantwortlichen wußten - ganz unabhängig von Windrichtung und Windgeschwindigkeit -, daß eine Giftwolke dieser Dimension ihre Spuren zumindest auf dem Main und wahrscheinlich auch in Wohngebieten hinterlassen würde.
Die Hoechster haben dennoch geschwiegen. Die Feuerwehr wurde erst von der Polizei und, weil auch die nicht Bescheid wußte, nur sehr vage, über eine Verschmutzung der Stroofstraße am Werksgelände informiert. Das war eine Dreiviertelstunde nach dem Störfall. Dann machte sich der Feuerwehrchef mühsam auf Spurensuche. Bei einer schnellen und korrekten Information durch die Hoechst AG hätten die Schwanheimer Bürger wesentlich früher ein Merkblatt in den Händen gehalten, auf dem ihnen angeraten wurde, beim Abwaschen des gelben Films tunlichst Handschuhe zu benutzen, weil der Hautkontakt mit dem Nitroanisol Atembeschwerden und Schwindelgefühle auslösen kann.
Mit der Hoechst AG hat sich schon der längst pensionierte Feuerwehrchef Ernst Achilles angelegt. Ohne Erfolg. Jetzt gehen Joschka Fischer und Tom Koenigs in die Offensive. Ohne gesetzliche Grundlage für eine strengere Meldepflicht ist dem Chemiekonzern anscheinend kaum beizukommen. Bloße Vereinbarungen reichen ganz offensichtlich nicht.
HANS-JÜRGEN BIEDERMANN
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengany Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00, 23.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Däumling.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stoker's Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 17.30 Uhr: Freud v. J. Huston; 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Tel. 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: Janis, the Janis Joplin Story; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 h: Buster - der Zauberer.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.-Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Mervyn LeRoy: Escape, USA 1940, OF, Norma Shearer, Robert Taylor; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Christine Noll Brinckmann: Stief, BRD 1988; 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Lothar Mendes: Jew Süss, Großbritannien 1934, OF, Conrad Veidt, Benita Hume; 22.15 Uhr: Porträt: Conrad Veidt, Victor Seastrom: Under the Red Robe, Großbritannien 1937, OF, Conrad Veidt, Raymond Massey.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: 40 &metresq; Deutschland (OmU) v. T. Baser. - Filme von Akira Kurosawa: 19.45 Uhr: Yojimbo; 22.15 Uhr: German fried Movie; 500 Gags in 85 Minuten v. F. Lustig und U. Boll.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula; 23.00 Uhr: Der Sinn des Lebens (DM 9,-).
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Bitter Moon.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Dracula (in engl. OV).
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sneakers (in engl. OV).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 20.30, Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Bodyguard.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Die Schöne und das Biest.
Der Rollstuhlclub Frankfurt ist DRS-Pokalsieger. Im Finale besiegte die Basketball-Mannschaft von Trainerin Bartels das Team des UBC Münster mit 67:42 (31:20). Herausragender Akteur war Ex-Nationalspieler Wolfgang Hollhorst, der 25 Punkte erzielte. Im Halbfinale hatte der RSC Duisburg mit 61:40 bezwungen. kil
LONDON, 23. Februar (AP). Die Restaurierung von Schloß Windsor, das bei einem Feuer im November schwer beschädigt wurde, wird zwischen 30 und 40 Millionen Pfund (etwa 70 bis 90 Millionen Mark) kosten. Dies teilte der Minister für Kultur und Nationales Erbe, Peter Brooke, am Montag abend dem Unterhaus mit. Bei dem Brand ist der Nordwestflügel des Gebäudes, das 30 Kilometer westlich von London liegt, teilweise zerstört worden. Schloß Windsor ist der Wochenendsitz von Königin Elizabeth II. und ihrer Familie.
LONDON, 23. Februar (AP). Zu einem Rekordpreis von elf Millionen Pfund (rund 25 Millionen Mark) ist ein Bild des britischen Künstlers Joseph Mallord William Turner an das kalifornische Paul-Getty- Museum verkauft worden. Das 1844 entstandene Werk des berühmten Malers von Landschaften und Meeresbildern gehört bislang der Universität von London. Die britische Regierung muß nun noch ihre Zustimmung geben, daß das Gemälde ins Ausland verkauft werden darf.
MOGADISCHU, 23. Februar (AP). Bei heftigen Kämpfen in der somalischen Hafenstadt Kismayo sind zehn Somalier getötet und 20 verwundet worden, wie am heutigen Dienstag bekannt wurde.
Wegen dieser Gefechte verschoben die amerikanischen Truppen ihren Abzug aus der Stadt im Süden des Landes. Sprecher der internationalen Interventionstruppe in Somalia und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten, die Kämpfe zwischen bewaffneten Anhängern von Mohammed Said Hirsi, der als General Morgan bekannt ist, und seinem Rivalen Oberst Omar Dschess hätten am Montag morgen begonnen. Dabei seien sieben Menschen umgekommen. Mindestens 20 Personen hätten Verletzungen erlitten, sagte die US-Militärsprecherin Major Karen Conley. Bei Gefechten am Abend wurden dann weitere drei Somalier getötet.
In die Kämpfe wurden teilweise auch belgische, nicht aber amerikanische, Soldaten verwickelt. Am Abend wurden Stellungen der Belgier am Südrand des Flughafens der Stadt von rund 60 Somaliern angegriffen, die Verteidiger erwiderten das Feuer. Dabei erschossen nach Angaben einer Sprecherin der US-Streitkräfte belgische Soldaten zwei Somalier.
Am Dienstag wurden zunächst keine neuen Kämpfe gemeldet, amerikanische Offiziere bemühten sich um ein Treffen von Vertretern der Bürgerkriegsparteien. Oberst Fred Peck, der Sprecher des US- Militärs in Somalia, erklärte, der Abzug der amerikanischen Einheiten aus Kismayo, die dort ursprünglich das Kommando an die Belgier abgeben wollten, sei bis auf weiteres verschoben worden. Nun blieben rund 1000 amerikanische Soldaten noch in der Hafenstadt, in der außerdem 700 Belgier stationiert sind.
Bei einem Überfall auf einen Fahrzeugkonvoi nahe der Stadt Afgoi war am Montag die 23jährige Irin Valery Place getötet worden, die seit Januar für eine irische Hilfsorganisation gearbeitet hatte.
PHNOM PENH, 23. Februar (AP/Reuter). Die Roten Khmer haben ihre Übergriffe gegen Mitarbeiter der UN-Friedenstruppen in Kambodscha nach Angaben der Vereinten Nationen verstärkt. Wie die UN am Dienstag in Phnom Penh mitteilte, hielten die Roten Khmer zwei Gruppen mit insgesamt zwölf Mitarbeitern der Friedenstruppen vorübergehend fest. Zudem sei ein UN-Fahrzeug gestohlen worden. Ein Sprecher der Roten Khmer sagte dazu der Nachrichtenagentur AP, die Guerillagruppe wolle den UN- Truppen keinen Schaden zufügen, die Blauhelme aber aus den von ihr kontrollierten Gebieten fernhalten. Die Roten Khmer weigern sich, mit den UN bei der Vorbereitung der für Mai geplanten Parlamentswahl zusammenzuarbeiten.
Die meisten Flüchtlinge des kambodschanischen Bürgerkriegs kehrten UN- Angaben zufolge inzwischen aus Thailand in ihre Heimat zurück. Die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), Sylvana Foa, sagte in Genf, das Rückführungsprogramm sei fast abgeschlossen. 310 000 Flüchtlinge hätten bislang mit UN-Hilfe den Heimweg nach Kambodscha angetreten. 60 000 weitere würden bis Ende März folgen.
LONDON, 23. Februar (AP). In der Westsahara machen sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) sowohl die marokkanischen Behörden als auch die Befreiungsbewegung Polisario schwerer Verletzungen der Menschenrechte schuldig. ai teilte in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht mit, dies geschehe trotz der Anwesenheit von Beobachtern der Vereinten Nationen (UN) in dem von Marokko besetzten westafrikanischen Gebiet.
In der Westsahara, berichtete ai, würden die Garantien für die Einhaltung der Menschenrechte, wie sie 1991 von den UN, Marokko, der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und der Polisario vereinbart worden seien, mißachtet. "Ungeachtet der Existenz von UN-Personal" seien Hunderte von Einheimischen verhaftet "oder sonstwie gequält" worden, die der Unterstützung der Befreiungsfront verdächtigt würden oder an friedlichen Protesten teilgenommen hätten. Hunderte von Menschen, die zwischen 1975 und 1988 von marokkanischen Sicherheitskräften festgenommen worden seien, gälten als "verschwunden" und würden dem Vernehmen nach in geheimen Lagern festgehalten. Verbrechen von seiten der Polisario schlössen langandauernde Einzelhaft sowie Folterung und Tötung von vermeintlichen Gegnern in den Lagern der Organisation in Westalgerien ein.
In der ehemaligen spanischen Sahara, die von Marokko annektiert wurde, haben beide Seiten Ende August 1988 einen Friedensplan der UN angenommen. Er sah neben einer Waffenruhe auch eine Volksabstimmung für das Jahr 1992 vor, die aber mehrmals verschoben wurde.
LONDON, 23. Februar (AP). Die Restaurierung von Schloß Windsor, das bei einem Feuer im November schwer beschädigt wurde, wird zwischen 30 und 40 Millionen Pfund (etwa 70 bis 90 Millionen Mark) kosten. Dies teilte der Minister für Kultur und Nationales Erbe, Peter Brooke, am Montag abend dem Unterhaus mit. Bei dem Brand ist der Nordwestflügel des Gebäudes, das 30 Kilometer westlich von London liegt, teilweise zerstört worden. Schloß Windsor ist der Wochenendsitz von Königin Elizabeth II. und ihrer Familie.
Die Verteilung der Kosten für den Wiederaufbau wurde so geregelt, daß der Steuerzahler für die Restaurierung des Gebäudes aufkommen muß, während die Erneuerung der beschädigten Kunstwerke aus der Königsschatulle bezahlt wird.
FRANKFURT A. M., 23. Februar (AP). Die tschechischen Grenzbehörden haben in der Nacht zum Dienstag am sächsisch- tschechischen Übergang Zinnwald die Abfertigung in Richtung Tschechische Republik eingestellt. Ein Ende dieser Maßnahme sei noch nicht absehbar, erklärte ein Sprecher des Bundesverbandes des deutschen Güterfernverkehrs in Frankfurt am Main. Er riet Lastwagen- wie Personenwagenfahrern von einer Fahrt ab. Es sei offen, ob es sich um eine Arbeitskampfmaßnahme handele oder ob die Zöllner wegen der im östlichen Erzgebirge herrschenden "extremen winterlichen Straßenverhältnisse" aufgehört hätten zu arbeiten. Bei Zinnwald führt die Bundesstraße 170 von Dresden in Richtung Teplitz-Schönau über einen fast 800 Meter hoch liegenden Paß.
DRESDEN/ROSTOCK, 23. Februar (AP/Reuter/AFP). In Hoyerswerda haben am Wochenende 40 rechtsextremistische Jugendliche einen Jugendklub überfallen, zahlreiche Gäste mißhandelt und einen Musiker lebensgefährlich verletzt. Wie der Sprecher des sächsischen Landeskriminalamtes, Volker Lange, am Dienstag berichtete, erhängte sich einer der Tatverdächtigen nach seiner Festnahme in einer Zelle im Gefängnis Bautzen. Er sei wegen ausländerfeindlichen Aktionen bereits vorbestraft gewesen. Polizei und Staatsanwaltschaft hätten zunächst eine Nachrichtensperre verhängt, um eine "Eskalation der Gewalt zwischen Rechten und Linken zu vermeiden".
Lange zufolge hatten die Jugendlichen in der Nacht zum Samstag den Jugendklub "Nachtasyl" nach einem Konzert einer Heavy-Metal-Band überfallen. Die Angreifer hätten dabei einen Musiker zusammengeschlagen und das Auto der Band auf ihn gestürzt. Kurz nach dem Überfall habe die Polizei mehrere Tatverdächtige festgenommen. Die Staatsanwaltschaft erließ gegen drei Jugendliche Haftbefehl wegen Landfriedensbruchs und schwerer Körperverletzung.
Vor dem Landgericht Rostock bestritt am Dienstag ein wegen versuchten Mordes Angeklagter, während der Rostocker Ausschreitungen einen Molotowcocktail auf einen Polizisten geworfen zu haben. Er habe niemals einen Brandsatz in der Hand gehabt, sagte der arbeitslose Maler aus Berlin in der Hauptverhandlung.
Als im August die Krawalle vor dem Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen tobten, sei er mit zwei Freunden von Berlin an die Ostsee unterwegs gewesen, sagte der 22jährige.
Durch Rundfunkberichte neugierig geworden, sei er nach Lichtenhagen gefahren. Zwar habe er seine Haare damals kurzgeschoren getragen, doch sei dies kein Ausdruck einer politischen Haltung gewesen. Er sei in jener Nacht stark alkoholisiert gewesen.
DISENTIS, 23. Februar (AP). Ein seit Sonntag in den Schweizer Alpen vermißtes deutsches Privatflugzeug ist am 3073 Meter hohen Piz Ault in den Bündner Alpen zerschellt. Die Suchmannschaften entdeckten die Cessna 303 am Dienstag knapp 300 Meter unterhalb des Gipfels. Bei dem Absturz kamen vier Deutsche im Alter von 25 bis 63 Jahren sowie ein 23jähriger Schweizer ums Leben.
Die Cessna war am Sonntag vom Flughafen Lugano in Richtung Bielefeld gestartet. Nach Unterschreitung der Mindestflughöhe und sofortiger Warnung der Flugüberwachung in Zürich war die Maschine dann plötzlich vom Radar verschwunden. Der Pilot war zuvor auf starke Turbulenzen hingewiesen worden.
SINGAPUR, 23. Februar (AP/Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl hat in Singapur der Forderung des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand nach einem Schutz Europas vor ausländischen Billigimporten eine Absage erteilt. Kohl führte am Dienstag diese Äußerung Mitterrands auf den Wahlkampf in Frankreich zurück und bekräftigte, eine "Festung Europa" werde es mit den Deutschen nicht geben.
Bei einem Essen versicherte Kohl an die Adresse Singapurs: "Europa wird auch in Zukunft ein weltoffener großer Markt sein - mit erheblichen Chancen auch für Sie." Europa bleibe ein Eckpfeiler des freien Wetthandels und des internationalen Wettbewerbs. Kohl zeigte sich überzeugt, daß Europa und die USA in diesem Jahr das weltweite Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) erfolgreich abschließen würden.
Kohl und der Ministerpräsident von Singapur, Goh Chok Tong, vereinbarten nach Angaben des deutschen Gastes eine Intensivierung der bereits guten Beziehungen beider Länder. So sollen sich die Außenminister künftig einmal im Jahr treffen. Der Kanzler sagte ferner, er habe Grund zu der Annahme, daß Singapur in Ostdeutschland investieren werde, äußerte sich jedoch nicht über Umfang und Einzelheiten.
Als Standort für Hochtechnologie und Dienstleistungen sowie als Finanzzentrum ist Singapur laut Kohl für Deutschland ein "natürlicher Partner". Auch die kulturellen Beziehungen sollten verbessert werden. Die beiden Länder planen nach Worten des Kanzlers auch gemeinsame Infrastrukturprojekte in Entwicklungsländern, beispielsweise in China. Auf Fragen erwähnte der Kanzler auch Vorhaben in Afrika, betonte aber, die Planungen seien noch nicht so konkret, daß er bereits öffentlich Einzelheiten nennen könne. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hans-Peter Repnik, erläuterte, die Projekte sollten vom "German Singapore Institute" getragen werden, das vor allem technische Führungskräfte ausbildet. Ministerpräsident Goh habe dies akzeptiert.
KIGALI, 23. Februar (AP). Die Regierung von Ruanda hat ein Angebot der Rebellen für einen vorübergehenden Waffenstillstand in dem inzwischen zweijährigen Krieg angenommen. Wie der staatliche Rundfunk am Dienstag berichtete, bat Außenminister Boniface Ngurinzira um die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe. Nach Angaben der Behörden sind allein in den vergangenen zwei Wochen bei Kämpfen in der nördlichen Provinz Ruhengeri mehr als 2200 Menschen getötet worden. Ngurinzira bat auch um Spenden für sein Land. Zur Versorgung der bis zu 700 000 Flüchtlinge seien sechs Millionen Dollar notwendig.
LOS ANGELES, 23. Februar (AP). Alle Oberschulen in Los Angeles erhalten tragbare Metalldetektoren, mit denen die Schüler auf Waffen hin untersucht werden können. Schulrat Sid Thompson teilte am Montag mit, 200 dieser Geräte seien bereits angeschafft worden und stünden in zwei bis drei Wochen allen 92 Ober- und möglicherweise auch den 72 Mittelschulen zur Verfügung. Er strebe an, daß sie "an jedem Tag in jeder Schule" benutzt würden. Bisher existierten ein Dutzend Detektoren für die Schulen. In diesem Jahr sind in Schulen von Los Angeles bereits zwei Morde verübt worden.
KÖLN, 23. Februar (AP/dpa). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm ist es nach eigenen Angaben gelungen, in Kroatien die Errichtung von Zufluchtstätten für im ehemaligen Jugoslawien vergewaltigte Frauen zu sichern. Blüm, der am Dienstag aus Zagreb nach Bonn zurückkehrte, sagte im Deutschlandfunk, die Hilfsorganisation Cap Anamur könne nun Mitte der Woche ein Haus für diesen Zweck in der kroatischen Hauptstadt anmieten. "Zwei weitere Häuser sind in Küstennähe", fügte der Minister hinzu. Mit dem Besuch eines Flüchtlingslagers in Karlovac bei Zagreb hatte Blüm seine Kroatien-Visite beendet.
Die Bundesregierung spendete 31 geländegängige Lastwagen für humanitäre Aktionen der EG im ehemaligen Jugoslawien. Mit den Fahrzeugen soll die EG-Beobachtermission bei der Verteilung von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern in "schwer zugänglichen Teilen" Bosniens und Kroatiens unterstützt werden.
WASHINGTON / SARAJEWO, 23. Februar (AP/dpa/ Reuter). Die von den USA geplanten Abwürfe von Hilfsgütern für Ostbosnien aus der Luft haben einen Kompetenzstreit zwischen US-Präsident Bill Clinton und UN- Generalsekretär Butros Butros-Ghali ausgelöst. Beide wollten in der Nacht zum heutigen Mittwoch über die Aktion beraten, die nach US-Angaben noch diese Woche beginnen soll. Mehrere Länder begrüßten das Vorhaben.
Bei der Hilfsaktion für Ostbosnien aus der Luft, die nach US-Darstellung bereits diese Woche anlaufen könnte, sollen Versorgungsgüter aus 4000 Metern Höhe an Fallschirmen abgeworfen werden. Die Transportmaschinen sind in Deutschland stationiert und sollen von Jagdflugzeugen gesichert werden.
Butros-Ghali sagte in New York, die UN müßten die Kontrolle über die US- Luftbrücke wie über alle anderen zum ehemaligen Jugoslawien gehörenden Aktivitäten behalten. Die UN-Botschafterin der USA, Madeleine Albright, sagte, die USA suchten keinen Alleingang, sie fühlten sich durch die UN-Resolution 770 hinreichend autorisiert. Danach sind die Staaten unter Einsatz "aller notwendigen Mittel" zur Versorgung Bosniens aufgefordert.
Der UN-Kommandeur in Bosnien, General Philippe Morillon, meldete starke Zweifel am Sinn der geplanten Operationen an. Er sagte der US-Zeitung New York Times: "Wenn die Amerikaner beginnen, Güter mit Fallschirmen abzuwerfen, gibt es hier eine Explosion. Im gegenwärtigen Klima des Verfolgungswahns wird jeder auf alles feuern, was in der Luft ist."
Der Stabschef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Larry Hollingworth, meinte in Sarajewo, gezielt abgeworfene Güterpakete würden zwangsläufig Häuser zerstören.
Der stellvertretende Kommandeur der bosnischen Serbenarmee, General Milan Gvero, sagte, die Luftbrücke werde zu einem "massiven Einsatz militärischer Kräfte und zu einer Eskalation mit unvorhersehbaren Konsequenzen führen".
Der Plan Clintons wurde von mehreren Staaten begrüßt. Die britische Regierung will sich nach den Worten von Außenminister Douglas Hurd nicht an dem US- Plan beteiligen. Vor dem Unterhaus in London begrüßte Hurd jedoch das Vorhaben. Paris nannte die Aktion "eine außerordentlich positive Initiative". Die niederländische Regierung will gegebenenfalls Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen, um die Abwürfe zu sichern. Die Türkei will sich ebenfalls an den Abwürfen beteiligen. Auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel begrüßte die Aktion.
Ein UN-Hilfskonvoi erreichte am Dienstag die bosnische Stadt Tuzla, während ein zweiter Konvoi für das belagerte Gorazde erneut von serbischen Milizen gestoppt wurde. Die schweren Kämpfe in der Tiefebene der Save in Nordbosnien wurden unvermindert fortgesetzt. Wie der bosnische Rundfunk berichtete, war unter anderem die Stadt Gradacac erneut schweren Artillerieangriffen serbischer Truppen ausgesetzt.
Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic verlangte in einem Schreiben an die Jugoslawien-Vermittler Lord Owen und Cyrus Vance Garantien, daß er bei einer Teilnahme an den Bosnien-Gesprächen in New York nicht vor ein dortiges Gericht gestellt wird.
(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar Seite 3)
SAARBRÜCKEN, 23. Februar (AP). Die Städte und Gemeinden sehen sich nicht in der Lage, die finanziellen Mittel für das von 1996 an vorgesehene Recht auf einen Kindergartenplatz bereitzustellen. Der Vizepräsident des Deutschen Städtetages, Herbert Schmalstieg, sagte am Dienstag im Saarländischen Rundfunk, zusätzlich zu Investitionskosten von mehr als 20 Milliarden Mark kämen auf die Kommunen jährliche Betriebskosten von etwa vier Milliarden Mark zu. Aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz ergäben sich für die nochmals Kosten in Höhe von 23 Milliarden Mark.
Nach Aussagen Schmalstiegs sind allein in den alten Bundesländern 600 000 neue Kindergartenplätze nötig, um die geplante Betreuung umzusetzen. 36 000 zusätzliche Erzieher müßten ausgebildet und 10 000 neue Kindergärten gebaut werden.
MAGDEBURG, 23. Februar (AP). Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt will sich im Bundesrat für eine 0,0-Promille-Grenze im Straßenverkehr einsetzen. Sollte dies keine Mehrheit im Bundesrat finden, werde versucht, wenigstens eine 0,5-Promille-Grenze durchzusetzen, sagte Regierungssprecher Gerd Dietrich am Dienstag nach der Kabinettsitzung in Magdeburg.
Diese scheine mittelfristig realisierbar, da die derzeit geltenden 0,8-Promille- Grenze sowohl unter Medizinern als auch unter Verkehrsexperten umstritten sei. Auch die Unfallstatistiken seien Beleg dafür, daß der Wert von 0,8 Promille erlaubter Blutkonzentration zum Führen eines Kraftfahrzeuges zu hoch sei.
MOSKAU, 23. Februar (AP/Reuter). Am Tag der Streitkräfte haben am Dienstag in Moskau Tausende kommunistische Demonstranten das Militär zum Sturz von Präsident Boris Jelzin aufgerufen. Die Demonstranten waren zumeist Veteranen oder pensionierte Soldaten. Unter den Demonstranten marschierten drei Anführer des gescheiterten Putsches gegen Michail Gorbatschow vom August 1991: Ex-Ministerpräsident Valentin Pawlow, der damalige Chef des Staatssicherheitsdienstes, Wladimir Kryuschkow, und Oleg Baklanow. Die Demonstranten gründeten ein "Komitee zur nationalen Rettung". (Weiterer Bericht auf Seite 2)
JERUSALEM, 24. Februar (epd/AP). Eine positive Bilanz seines Israel-Besuches hat der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, am Mittwoch zum Abschluß seines viertägigen Aufenthaltes in Jerusalem gezogen. Die Haltung des Zentralrates zu Deutschland sei bei den Gesprächen mit Ministerpräsident Yitzhak Rabin, Außenminister Schimon Peres und anderen Politikern "in unterschiedlichen Abstufungen durchweg auf Verständnis gestoßen", sagte Bubis. Er habe seinen Gesprächspartnern erläutert, daß es in der augenblicklichen politischen Situation in Deutschland trotz zahlreicher antisemitischer und ausländerfeindlicher Vorgänge "keinen Grund zur Panik" gebe. Die deutsche Demokratie sei so gefestigt, "daß noch keine Gefahren drohen".
Die Ereignisse in der Bundesrepublik würden aber von den deutschen und den israelischen Juden besonders aufmerksam beobachtet, betonte Bubis. "Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gibt es zwar in vielen Ländern, aber einen Hitler gab es nur in Deutschland", sagte der Zentralrats-Vorsitzende. Die "Empfindlichkeit" gegenüber Deutschland sei daher in Israel besonders groß. Bubis ist selbst Überlebender der Konzentrationslager der Nationalsozialisten.
Zu seiner Unterredung mit dem israelischen Oberrabbinat, der obersten religiösen Instanz Israels, sagte Bubis, der Zentralrat habe "große Anfragen" an diese Behörde, wie in Deutschland mit den Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion umgegangen werden solle. Die Mehrheit dieser 25 000 Einwanderer sei nicht jüdisch erzogen und aufgewachsen. Vor allem Fragen des Übertritts zum Judentum sowie der Gültigkeit von Scheidungen seien angesprochen worden. Das deutsche Judentum wolle sich hier mit den Oberrabbinern abstimmen, sagte Bubis.
In einem vorab veröffentlichten Interview der Zeit schloß Bubis erneut eine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten aus. Dem in Hamburg erscheinenden Wochenmagazin sagte er: "Ich stehe nicht dafür zur Verfügung. Es ehrt mich zwar, aber ich halte mich nicht für befähigt, ein solch hohes Amt auszuüben." Bubis widersprach damit Zeitungsberichten aus der vergangenen Woche, in denen eine Kandidatur angeregt worden war.
"Unabhängig davon wäre es auch nicht gut für die Juden in Deutschland. Auch nicht für Deutschland", sagte Bubis. "Ich bin sicher, daß eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung es weder verstehen noch akzeptieren würde." Schon eine Diskussion dieser Frage halte er "nicht für gut".
(Kommentar auf Seite 3)
JERUSALEM, 23. Februar (AP). Israel ist zu weiteren Konzessionen gegenüber den rund 400 ausgewiesenen Palästinensern bereit, um den Friedensprozeß wieder in Gang zu bringen. Das bekam US- Außenminister Warren Christopher vom israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres am Dienstag in Jerusalem zugesichert.
Peres sagte nach den Gesprächen, die Abschiebung ins südlibanesische Niemandsland sei "ein Ausnahmefall" gewesen. Deportation sei "keine Politik der Regierung". Israelische Regierungsbeamte sagten, man wolle ohne öffentliches Aufsehen die Prüfung der einzelnen Abschiebefälle beschleunigen. Damit solle der palästinensischen Seite ermöglicht werden, "das Gesicht zu wahren".
KAPSTADT, 24. Februar (AP). Erstmals in der Welt ist einem Kind in Südafrika am Dienstag eine künstliche Luftröhre eingepflanzt worden. Der Erfinder der Silikonprothese, der britische Chirurg Stephen Westaby, operierte in Kapstadt den zweijährigen Oslin Williams, der nach starken Verbrennungen seiner Atemwege zu ersticken drohte. Nach Aussage von Westaby verlief der Eingriff gut. Oslin müsse aber noch einige Tage im Krankenhaus bleiben. Der Zweijährige erlitt seine hochgradigen Verbrennungen, als eine Gasflasche im Wohnwagen seiner Eltern explodierte. Oslin kann auch nicht sprechen, weil sein Kehlkopf stark verbrannt wurde. In fünf Jahren soll Westaby zufolge die künstliche Luftröhre entfernt werden, weil dann das Gewebe der Atemwege wieder regeneriert sei.
NEW YORK, 23. Februar (dpa). Sogar China stimmte am Montag im Weltsicherheitsrat für ein Kriegsverbrechertribunal, das schwere Menschenrechtsverletzungen im ehemaligen Jugoslawien verfolgen soll.
Aber Pekings amtierender UN-Botschafter Chen Jian forderte vor der Abstimmung, daß die chinesische Haltung zu Protokoll genommen werden müsse: "Dies wird Chinas Position zu künftigen Entscheidungen des Sicherheitsrats zum selben Problem nicht präjudizieren."
Chen war nicht allein unter den 15 Botschaftern, die ihre Länder im Sicherheitsrat vertreten, der solche Klarheit forderte. Das Tribunal dient, heißt es in der einstimmig verabschiedeten Resolution 808, "der strafrechtlichen Verfolgung von Personen, die verantwortlich sind für schwere Verletzungen der internationalen Menschenrechte auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien seit 1991".
Die präzise territoriale und zeitliche Einschränkung in der Resolution wurde festgelegt, damit Mitglieder des Sicherheitsrates, die selbst für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind oder sein könnten, nicht ihrerseits vor einem Kriegsverbrecher-Tribunal angeklagt werden können.
Was die chinesische Führung bei der Niederschlagung des Studentenaufstands in Peking leistete, was zu Titos Zeiten in Jugoslawien geschah, wie Dissidenten bis vor nicht allzu vielen Jahren in der damaligen Sowjetunion behandelt wurden - das darf natürlich vor keinem Tribunal angeklagt werden, das der Weltsicherheitsrat einsetzt.
Wer ist im ehemaligen Jugoslawien ein Kriegsverbrecher? "Niemand ist genannt worden", sagte der britische UN-Botschafter Sir David Hannay nach der Verabschiedung der Resolution. "Alle Seiten" seien verantwortlich, sagte sein französischer Kollege Jean-Bernard Merimee. "Nur eine Partei" - die von Belgrad unterstützten Serben - stelle die Kriegsverbrecher, sagte Muhamed Sacirbey, UN-Botschafter Bosnien-Herzegowinas und Sprecher der bosnischen Moslems.
Die Bestrafung der Schuldigen müsse eine klare Botschaft für jene sein, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen - sie würden für ihre Taten verantwortlich gemacht. Das war der immer wiederkehrende Kernsatz, mit dem die Mitglieder des Sicherheitsrats ihre Zustimmung zur Resolution begründeten.
Der russische UN-Botschafter Juli Worontsow meinte: "Morde, Vergewaltigungen, ethnische Säuberungen müssen sofort aufhören, und die Schuldigen, zu welchem Lager sie auch immer gehören, müssen angemessen bestraft werden."
Warnung der Polizei
Serben drohen
mit Attentaten
OSNABRÜCK, 23. Februar (dpa). Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürchtet "in naher Zukunft" Anschläge serbischer Terroristen in der Bundesrepublik. In der Neuen Osnabrücker Zeitung am Dienstag sagte der GdP-Vizevorsitzende Horst-Udo Ahlers, die deutschen Sicherheitsbehörden sollten "auf alles gefaßt sein".
Die Beschuldigungen aus Belgrad, Bonn sei für den Zerfall Jugoslawiens hauptverantwortlich, müßten als ernste Drohung gewertet werden. Die Gefahr wachse, daß die Bundesregierung durch Attentate zu einer serbienfreundlichen Politik gezwungen werden solle. Die Hinweise verdichteten sich, daß der Konflikt auf andere Staaten - bevorzugt Deutschland - überschwappe.
Der stellvertretende GdP-Vorsitzende forderte Bund und Länder auf, "flexibel" auf die Situation zu reagieren und Bürger aus dem früheren Jugoslawien mit einem Beraterstatus bei der Polizei einzustellen. Diese Personen könnten aufgrund ihrer Sprachkenntnisse wertvolle Dienste leisten.
SANTIAGO DE CHILE, 23. Februar (dpa). Die Wehrdienstzeit in Deutschland soll von zwölf auf zehn Monate verkürzt werden.
Dafür sprach sich Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Montag bei seinem Besuch in Santiago de Chile in der Diskussion mit chilenischen Offizieren aus. Es sei "denkbar", daß die Verkürzung ab Mitte der 90er Jahre vorgenommen werden könne. Nachdrücklich sprach sich Rühe für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht aus.
Zum Abschluß eines viertägigen Besuches in Chile vereinbarte Rühe mit seinem Amtskollegen Patricio Rojas eine "neue Phase der Zusammenarbeit". Bei der Diskussion mit den Offizieren antwortete Rühe auf die Frage nach einem neuen Aufkeimen des Nationalsozialismus in Deutschland, es gebe ihn "nur bei einigen Verrückten". Der Minister wird an diesem Dienstag in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires erwartet.
In einer gemeinsamen Erklärung unterstrichen Rühe und Rojas, die Streitkräfte beider Länder wollten vor allem auf den Gebieten der Ausbildung und Menschenführung zusammenarbeiten. So sollen chilenische Offiziere an den Universitäten der Bundeswehr, an der Führungsakademie in Hamburg und am Zentrum für Innere Führung in Koblenz, ausgebildet werden. Die Bundeswehr könne für eine solche Ausbildung schon Plätze bereitstellen, heißt es in der Mitteilung. Mit Rühe sprach zum ersten Mal ein deutscher Verteidigungsminister vor chilenischen Offizieren.
Die chilenische Armee wird in der neuen Demokratie Chiles von Grund auf umstrukturiert. Die chilenische Regierung zeigt nach den Worten Rühes großes Interesse an den deutschen Grundprinzipien des "Staatsbürgers in Uniform" und der "Inneren Führung". Einer der Offiziere meinte, diese von General Graf Wolf Baudissin beim Aufbau der Bundeswehr entwickelten Prinzipien würden "mit den deutschen militärischen Traditionen" brechen.
Rühe unterstrich in seiner Antwort, die Bundeswehr sei nach dem Zweiten Weltkrieg im völlig neuen Geist aufgebaut worden und sei fest in der deutschen Bevölkerung "verankert". Die deutschen Streitkräfte seien stolz auf Traditionen im Geist eines Oberst Stauffenberg, der versuchte, die Diktatur von Adolf Hitler zu beenden.
Im Kampf gegen das tiefe Loch im US-Haushalt hat Präsident Bill Clinton unerwartete Unterstützung von einer 14jährigen Unternehmerin erhalten. Das Mädchen, das mit der Erfindung einer wassersparenden Sprinkleranlage im Bundesstaat Nord-Dakota zusammen mit ihren Eltern ein Geschäft aufbaute, schickte dem Präsidenten einen Scheck über 1000 Dollar.
Clinton bedankte sich am Montag telefonisch bei der Jugendlichen für die Spende. Zugleich sagte er jedoch, es müsse zuerst noch geklärt werden, ob die Regierung von Bürgern Spenden für einen ganz bestimmten Zweck annehmen dürfe. Die Verschuldung der USA beläuft sich derzeit auf umgerechnet 6,5 Billionen Mark.
Sollte dies nicht der Fall sein, haben auch die acht Beschäftigten eines Fotogeschäfts in Indiana möglicherweise umsonst auf einen Anteil ihres Lohns verzichtet. Sie versprachen am Montag, 60 Dollar pro Kopf nach Washington zu schicken. (dpa)
L. A.-Prozeß Die zwölf Geschworenen
LOS ANGELES, 23. Februar (dpa). Gestern haben sich Anklage und Verteidigung im neu aufgelegten Prozeß gegen vier Polizisten, die 1991 in Los Angeles einen Schwarzen schwer mißhandelt hatten, auf die zwölf Geschworenen geeinigt. Ihr gehören acht Männer und vier Frauen an, darunter zwei Afroamerikaner und ein Vertreter mexikanischer Abstammung. Die Polizisten Laurence Powell, Theodore Briseno, Timothy Wind und Stacey Koon müssen sich in einem Bundesverfahren in Los Angeles wegen möglicher Verletzung der Bürgerrechte des Opfers Rodney King verantworten, nachdem sie Ende April vergangenen Jahres von einem Geschworenengericht in Simi Valley weitgehend vom Vorwurf der schweren Körperverletzung freigesprochen worden waren. Das Urteil hatte schwere Rassenunruhen in der Filmmetropole ausgelöst. Der Jury im ersten Prozeß gehörten ausschließlich Weiße an.
Im Gegensatz zum damaligen Verfahren werden die Geschworenen diesmal außerdem anonym bleiben und für die Dauer des Prozesses von der Öffentlichkeit isoliert, nachdem Jury-Mitglieder in Simi Valley nach den Freisprüchen Morddrohungen erhalten hatten. Sie werden ihre Freizeit in einem Hotel verbringen und dürfen nur in Gruppen mit Begleitschutz ausgehen. Um eine Beeinflussung von außen zu verhindern, werden Fernsehen und Zeitungen den Geschworenen nur zensiert zugänglich gemacht.
Von 6000 angeschriebenen Bürgern in sieben kalifornischen Bezirken hatten sich nur rund 300 als Geschworene zur Verfügung gestellt. Nach Ausfüllung eines 53seitigen Fragebogens und einer mündlichen Anhörung wurden Dutzende von Kandidaten unter anderem wegen vorgefaßter Meinungen und rassistischer Vorurteile abgelehnt.
BONN, 23. Februar (dpa). Wer sein Auto so parkt, daß er eine Straßenbahn längere Zeit blockiert, haftet dem betroffenen Verkehrsbetrieb für alle daraus entstehenden Kosten. Dazu zählen auch die zusätzlichen Aufwendungen für den Einsatz von Bussen, mit denen die Fahrgäste weitertransportiert werden, entschied das Amtsgericht Bonn (Az.: 11 C 36/92). Bei dem Prozeß ging es um die Behinderung einer Straßenbahn von 35 Minuten Dauer, teilte am Dienstag der Deutsche Anwalt-Verein weiter mit.
MOSKAU, 23. Februar (dpa). In Rußland werden Wehrpflichtige erstmals das Recht haben, einen Zivildienst abzuleisten. Der russische Präsident Boris Jelzin unterzeichnete am Dienstag ein entsprechendes Gesetz, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Danach haben Männer das Recht, entweder die normalerweise zweijährige Wehrpflicht zu leisten, sich als Berufssoldaten zu verpflichten oder einen Ersatzdienst anzutreten. Angaben über das Inkrafttreten des Gesetzes oder die Länge des Zivildienstes gingen aus der Meldung nicht hervor. Der Präsident nannte das Gesetz einen wichtigen Schritt, um die Streitkräfte zu modernisieren. Die Armee werde ein "machtvoller Schutz für den demokratischen russischen Staat" sein.
HAMBURG / SCHWERIN, 23. Februar (dpa). Auf der Autobahn Hannover-Berlin ging in der Nacht zum Dienstag nichts mehr: Bis zu acht Stunden blieben nach Schneefällen zahllose Menschen im Stau stecken. Die Autoschlange war bis zu 40 km lang. Bei Temperaturen um fünf Grad minus versorgte die Feuerwehr die frierenden Fahrzeuginsassen mit Getränken und Decken. Der Stau löste sich nach Angaben der Polizei erst am frühen Morgen auf. Dabei kam es zu Verzögerungen, weil viele Lkw-Fahrer eingeschlafen waren und erst durch Kollegen geweckt werden mußten.
BRATISLAVA, 23. Februar (dpa). Wieder Waffenlager in der Ex- CSFR ausgehoben: Wenige Tage nach der Entdeckung zweier illegaler Depots in der Tschechischen Republik, machte auch die slowakische Polizei einen solchen Fund. Im südslowakischen Nitra wurden nach Zeitungsberichten vom Dienstag 1300 Maschinengewehre entdeckt. In Bratislava (Preßburg) wurde ein Versteck mit 316 Gewehren gefunden. Die Polizei sucht in einer Großaktion nach weiteren geheimen Waffenlagern. Nach Angaben der Sicherheitskräfte stammen die Gewehre aus den Beständen des Militärsportverbandes der früheren CSSR, Sväzarm, und wurden bereits 1991 in die Verstecke gebracht.
MAINZ, 23. Februar (dpa). Erdbeeren im Februar aus Israel, Trauben im Mai aus Südafrika, Kopfsalat im Winter aus dem Treibhaus: Dieses Luxus-Eßverhalten kann zur Schädigung der Erdatmosphäre beitragen, teilte am Dienstag die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz mit. So werde für die Produktion eines Kopfsalates im winterlichen Treibhausanbau ein Liter Heizöl verbraucht. Die langen Transportwege der Südfrüchte seien ebenfalls sehr energieaufwendig und trügen zur Luftverschmutzung bei. Eine gute Versorgung mit Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sei auch mit heimischen Äpfeln, Möhren, Sellerieknollen oder mit Sauerkraut möglich.
Kurz gemeldet: Belgien holt Munition aus Deutschland
BRÜSSEL, 23. Februar (dpa). Die belgische Armee hat damit begonnen, insgesamt 23 000 Tonnen Munition aus ihren Beständen in der Bundesrepublik abzuziehen. Nach Presseberichten vom Dienstag wird die Munition in ein ehemaliges amerikanisches Depot in der belgischen Provinz Luxemburg verlegt. Die Operation "Explosiver Esel" soll bis März nächsten Jahres abgeschlossen sein. Wörner trifft Clinton BRÜSSEL, 23. Februar (dpa). NATO- Generalsekretär Manfred Wörner reist Anfang März zu einem Treffen mit US- Präsident Bill Clinton in die USA. Jungfernflug des Eurojägers geplant LONDON, 23. Februar (Reuter). Der Prototyp des umstrittenen Jäger-90-Nachfolgers wird nach britischen Angaben voraussichtlich noch in diesem Jahr in Deutschland seinen Jungfernflug absolvieren. Der britische Minister für Verteidigungsbeschaffung, Jonathan Aitken, teilte am Montag mit, es gebe allerdings noch Probleme mit dem computergestützten Flugkontrollsystem. Extremist zum Tode verurteilt ALEXANDRIA, 23. Februar (AP). Ein Militärgericht in der ägyptischen Stadt Alexandria hat am Dienstag den 45jährigen moslemischen Extremisten Hassan Schehata Badran wegen Ermordung eines Polizisten zum Tode verurteilt. Lien Chan als Regierungschef bestätigt TAIPEH, 23. Februar (Reuter). Taiwans Parlament hat Lien Chan am Dienstag als Ministerpräsident bestätigt. Die Abgeordneten votierten mit 109 gegen 33 Stimmen für den bisherigen Provinzgouverneur. Beobachter erwarteten, daß Lien sein Kabinett am Freitag der Spitze der Nationalistischen Partei vorstellen wird.
BERLIN (dpa). Die Beiersdorf-Gruppe hat die Markenrechte für Nivea in Großbritannien und in den Ländern des Commonwealth zurückerworben. Sie mußte dafür umgerechnet rund 116 Millionen Mark zahlen, wie Vorstandsmitglied Rolf Kunisch berichtet. Die Position von Beiersdorf werde sich damit in Europa und weltweit entscheidend verstärken. Die Marke Nivea war - wie die meisten deutschen Markenrechte im Ausland - nach dem Zweiten Weltkrieg als "Feindeigentum" beschlagnahmt und von den Briten bisher nicht zurückgegeben worden. Die Kosmetik-Sparte von Beiersdorf namens Cosmed steigerte im vergangenen Jahr ihren Umsatz rund um den Globus um sieben Prozent auf gut 2,2 Milliarden Mark.
Das größte Gewicht kam dabei wie gewohnt dem Nivea-Sortiment zu, das für 1,4 Milliarden Mark in den Kassen der Hamburger Gruppe sorgte. Kunisch fügt hinzu: "Die Wachstums- und Ertragsstärke der Marke Nivea ist der Motor für die gesamte Cosmed-Entwicklung."
Recht bescheiden nimmt sich das Cosmed-Geschäftsvolumen noch in Osteuropa aus. Es lag bei knapp 35 Millionen Mark (plus 5,8 Prozent). Im Januar wurde eine eigenständige Tochtergesellschaft in der Tschechischen Republik gegründet. In Ungarn absolvierte Beiersdorf dies schon im April vergangenen Jahres.
BERLIN (dpa). Bei der Klärung der Eigentumsverhältnisse in Ostdeutschland zeichnen sich erste Fortschritte ab. Nach Angaben des Bundesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen war Ende vergangenen Jahres jeder siebte der insgesamt 1 155 980 Anträge mit rund 2,5 Millionen Einzelansprüchen abgearbeitet. Die Quote der erledigten Anträge stieg damit auf 14,6 Prozent nach 11,2 Prozent, die Ende September ausgewiesen worden waren. Die Zahl der Widerspruchsverfahren wird mit insgesamt 13 884 angegeben.
Von den Ansprüchen auf Unternehmen konnte knapp jeder vierte der 119 733 Eingänge entschieden werden. Bei Immobilien, Geldforderungen und anderen Vermögenswerten erledigten die Ämter 14,2 Prozent aller Begehren .
In den letzten drei Monaten 1992 hat sich die Zahl der Anträge im Vergleich zum Vorquartal um 71 141 und die der betroffenen Vermögenswerte um 154 000 erhöht. Das Bundesamt rechnet trotz der Ende Dezember abgelaufenen Anmeldefrist für Rückübertragungs- und Entschädigungsforderungen mit einer weiteren Zunahme, da noch nicht alle Begehren datentechnisch erfaßt worden seien.
Am meisten haben die Behörden in Brandenburg zu tun. Beim dortigen Landesamt gingen bislang insgesamt 314 965 Anträge ein. Erledigt war davon Ende Dezember mehr als ein Zehntel.
HAMBURG, 23. Februar (dpa). Als eine "Zumutung für Ex-DDR-Bürger" hat der stellvertretende SPD-Vorsitzende, Wolfgang Thierse, die mögliche Haftverschonung für den ehemaligen DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler und dessen Stellvertreter Fritz Streletz bezeichnet.
"Wenn da im Herbst '89 nichts passiert wäre, dann wären die noch voll im Amt und würden über uns noch Herrschaft ausüben", sagte der SPD-Politiker am Dienstag im Südwestfunk. Es sei unverständlich, daß diese Leute "jetzt unfähig sind, sich ihrer Verantwortung zu stellen". Am Montag hatte in Berlin die Staatsanwaltschaft mit einer Beschwerde die sofortige Freilassung der beiden wegen Tötungsdelikten an der innerdeutschen Grenze Angeklagten verhindert. Die 27. Große Strafkammer hatte zuvor die Haftverschonung verkündet.
BERLIN, 23. Februar (dpa). Das Bundesgesundheitsamt (BGA) hat am Dienstag davor gewarnt, Kondome ohne amtliche Prüfnummer zu benutzen. Die Präservative müssen in Deutschland vom BGA zugelassen werden und tragen dann auf der Packung und auf der Kondom- Versiegelung eine Zulassungsnummer. Nach Erkenntnissen der Behörde werden aber zahlreiche Kondome vertrieben, die entgegen der gesetzlichen Vorschrift nicht über die erforderliche Genehmigung verfügen.
Verbraucher sollten auch auf das Haltbarkeitsdatum achten, riet eine Mitarbeiterin des BGA-Instituts für Arzneimittel. Kondome hielten lange, aber nicht ewig. Das BGA überprüfe derzeit alle bisher erteilten, teilweise schon 30 Jahre alten Zulassungen und vergebe neue Nummern. Sie begännen mit einer Ziffer ab 200. Einige Hersteller ohne Vertriebserlaubnis druckten aber "Phantasienummern" auf ihre Schachteln, was die Verbraucher in die Irre führen könne.
Nach Industrieangaben wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 168 Millionen Kondome verkauft.
LONDON. Die Universität London hat ein Gemälde des Landschaftsmalers William Turner (1775-1851) zum neuen Höchstpreis von elf Millionen Pfund (26,4 Millionen Mark) an das J. Paul-Getty- Museum in Los Angeles verkauft. Ob und wann die Erteilung einer Lizenz zur Ausfuhr des Werks erteilt wird, konnte eine Sprecherin des Kulturministeriums in London nicht angeben.
Die Universität hatte das 1844 gemalte Seestück angeboten, um die Renovierung eines wichtigen Gebäudes finanzieren zu können. Britische Museen haben sich den Angaben zufolge nicht für das Bild mit der Flotte des niederländischen Admirals Tromp beim Sieg über die britische Marine im Jahr 1652 interessiert. In Londoner Kunstkreisen wird deshalb mit einer problemlosen Ausfuhrbewilligung gerechnet. Experten bedauerten jedoch den Verlust des Gemäldes mit dem langen Namen "Van Tromp auf dem Weg, seinen Herren zu gefallen, Schiffe auf dem Meer, vor einer unfreiwilligen Dusche".
Der bisherige Höchstpreis für ein britisches Gemälde war 1990 bei der Versteigerung des Bildes "Die Schleuse" von John Constable (1776-1837) erzielt worden. Das Werk ging für 10,7 Millionen Pfund (wegen des höheren Pfundkurses damals umgerechnet 31 Millionen Mark) an Baron Thyssen-Bornemisza in der Schweiz. dpa
Drei Tage nach dem 0:2 von Fußball- Bundesligist Dynamo Dresden gegen Eintracht Frankfurt kündigte Rolf-Jürgen Otto erste Konsequenzen an, die vor allem mit der Person von Manager Reinhard Häfner verbunden sind. Häfner solle künftig in erster Linie die sportlichen Belange koordinieren, erklärte der Präsident am Dienstag, und zwar "bis in den Jugend-Bereich hinein". An die Seite des Managers wird nach Ottos Vorstellungen Horst Reber rücken, der bisher als Pressesprecher des Vereins wirkte.
Reber, vor seinem Wechsel nach Dresden Gesellschafts-Reporter in Frankfurt/ Main, soll laut Otto "künftig verstärkt seine Erfahrungen ins Vereinsmanagment einbringen". Wie die genaue Aufgaben-Verteilung zwischen Häfner, Reber und Geschäftsführer Wolfgang Loos aussehen kann, will das Präsidium auf einer Sitzung am Mittwoch besprechen. Häfner selbst, der 1976 in Montreal Olympiasieger war und in Dresden noch als Idol gilt, hatte zu Wochenbeginn von seiner geplanten "Entmachtung" offiziell noch keine Information.
Der 41jährige ist derzeit mitten in den Gesprächen über Vertragsverlängerungen. "Ich gehe davon aus, daß dies weiter mit meine Aufgabe ist", sagte der 58fache Fußball-Auswahlspieler der DDR. Immerhin sieben Spieler-Kontrakte laufen im Sommer aus. dpa
BERLIN. Zwei wiederentdeckte Briefe Heinrich von Kleists (1777-1811) gehören zu den wertvollsten Stücken einer Autographen-Versteigerung des Auktionshauses J. A. Stargardt am 11. und 12. März in Berlin. Als 24jähriger hatte der Dichter während seines ersten Paris-Aufenthalts seinen berühmten "großen Erkenntnisbrief" an Adolphine von Werdeck geschrieben, eine seiner Jugendbekanntschaften aus der Potsdamer Zeit. In einer tiefen Lebenskrise versuchte er darin die Frage "Herz oder Vernunft, Gefühl oder Verstand" zu beantworten. Das sechsseitige Schreiben hat einen Schätzpreis von 75 000 Mark.
Auch der zweite Kleist-Brief ging an dieselbe Adressatin (Schätzpreis 25 000 Mark).
Unter den Angeboten bei Stargardt befinden sich außerdem Gedichtmanuskripte und Zeichnungen von Johann Wolfgang von Goethe und mehrere Briefe von Heinrich Heine. 34 Postkarten und Briefe, die Bertolt Brecht an die Schauspielerin Helene Weigel zwischen 1925/1936 schrieb und die bisher überwiegend unveröffentlicht sind, werden zu einem Schätzpreis von 16 000 Mark angeboten.
Wertvollste Stücke im Bereich Musik sind eine Mozart-Handschrift und ei- ne Liedkomposition von Johannes Brahms, beide auf jeweils 40 000 Mark geschätzt. dpa
ZÜRICH, 23. Februar (dpa). Die 37jährige Schweizerin Barbara Kistler aus Zürich, die 1992 von einem türkischen Gericht in Abwesenheit zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war, ist nach Angaben ihres früheren Anwalts vor etwa zwei Wochen im türkischen Kurdistan bei einem Feuergefecht von Militärs erschossen worden. Die genaueren Umstände ihres Todes seien noch nicht bekannt, sagte Marcel Bosonnet am Dienstag in Zürich. Frau Kistler war im Januar 1992 in Ankara wegen Unterstützung von Terroristen zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Dieses Urteil war noch nicht rechtskräftig.
BUENOS AIRES, 23. Februar (dpa). Container mit Giftmüll aus Deutschland sind möglicherweise aus dem Hafen in Buenos Aires ins Inland verschoben worden. Das haben drei argentinische Parlaments-Abgeordnete nach Presseberichten vom Dienstag bei einer Inspektion festgestellt. Danach sollen 65 von 70 deutschen Giftmüll-Containern im Hafen verschwunden sein. Sie waren Mitte 1991 aus Bremen kommend in der argentinischen Hauptstadt ausgeladen worden.
Trotz einer richterlichen Anordnung, die Container wieder nach Deutschland zurückzubringen, seien sie vermutlich ins Inland transportiert worden, hieß es. Das hat nach Aussagen der Parlamentarier auch der Chef der Zollbehörde eingeräumt. Ein Sprecher des Umweltsekretariats meinte dagegen, ihm lägen keine Hinweise vor, daß die Container ins Inland gebracht wurden.
KÖLN, 23. Februar (dpa). Die Arbeitgeber haben vorgeschlagen, die soziale Sicherung auf "Mißbrauch, falsche Anreize und Ausuferungen" zu durchforsten. Dies könne erhebliche Einsparungen für den "Solidarpakt" ermöglichen, heißt es in einem Beitrag des offiziellen Organs der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände. So könnte man den Lohn in den ersten 14 Krankheitstagen auf 80 Prozent des vorherigen Bruttoeinkommens senken, den Abstand zwischen Sozialhilfeleistungen und Arbeitseinkommen wieder vergrößern und bei Kuraufenthalten zwei Wochen auf den Jahresurlaub anrechnen.
In dem Artikel wird kritisiert, daß in der Diskussion über den "Solidarpakt" zuwenig über Einsparungen nachgedacht werde. "Im Vordergrund steht zunehmend die Erschließung neuer Geldquellen", heißt es. Dabei werde die Solidargemeinschaft "rücksichtslos ausgenutzt". Fehlverhalten sei "zuvorderst bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall auszumachen", die die Betriebe annähernd 60 Milliarden Mark pro Jahr koste. Wenn beim "Krankfeiern" keine Einkommenseinbußen drohten, sei dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet.
Auch lasse sich in vielen Fällen mit der Sozialhilfe ein höherer Lebensstandard realisieren als mit Berufstätigkeit.
Seit einigen Tagen gibt es neue Spannungen im Europäischen Währungssystem, und dabei geriet nicht zuletzt die Peseta unter Druck. An den Finanzmärkten kursierten Gerüchte, nach Großbritannien und Italien könnte auch Spanien mit seiner Währung vorerst den EG- Wechselkursverbund verlassen. Regierungschef Felipe Gonzalez versuchte nun, mit einer "Eilbotschaft" die Spekulationen um die Peseta zu beenden. "Es steht völlig außer Zweifel, daß Spanien im Europäischen Währungssystem bleiben wird und sich weiter der Disziplin der Währungs- und Wechselkurspolitik unterwirft", versicherte er, um Börsianer und Öffentlichkeit zu beruhigen. In die gleiche Richtung zielt der Beschluß der Notenbank in Madrid, einen wichtigen Geldmarktsatz, eine Art Leitzins, um rund 0,7 Punkte auf 15,32 Prozent zu erhöhen. Trotzdem fiel die Peseta gestern wieder auf ihren bisherigen Tiefstand zurück.
In jüngster Zeit waren Zweifel aufgekommen, ob Spanien angesichts der stark gestiegenen Arbeitslosigkeit seine strikte Anti-Inflationspolitik und die Bemühungen um den Abbau des Haushaltsdefizits durchhalten kann. Für Verwirrung sorgte zudem die Ankündigung spezieller Schritte zur Bekämpfung der Erwerbslosigkeit, die morgen vom Kabinett abgesegnet werden sollen. Gonzalez machte aber klar, daß dieses Paket nicht im Widerspruch zum "Konvergenzplan" steht, mit dem sein Land den Anschluß an die wirtschaftlich führenden EG-Mitglieder finden möchte. Details will der Sozialist in einer Sondersitzung des Parlaments nächste Woche bekanntgeben.
Die Diskussion über Spaniens wirtschaftlichen Kurs hatte neue Nahrung erhalten, als bekannt wurde, daß einer Umfrage bei den Unternehmen zufolge Ende 1992 die Zahl der Arbeitslosen auf drei Millionen und die Quote auf 20 Prozent gewachsen ist. Offiziell gemeldet waren Ende Dezember jedoch "nur" 2,4 Millionen Menschen ohne Job. Experten vertreten freilich seit Jahren die Ansicht, daß die tatsächliche Erwerbslosigkeit mindestens ein Drittel niedriger als angegeben ist, weil viele, die offiziell keine Stelle haben, in Wirklichkeit schwarzarbeiteten. Gleichwohl ist nicht zu bestreiten, daß besonders im vierten Quartal eine hohe Zahl von Jobs vernichtet wurde, als Spanien nach dem seit 1986 verzeichneten konjunkturellen Boom in die Rezession zu schlittern begann. Das Wirtschaftswachstum betrug im gesamten vergangenen Jahr zwar noch 1,2 Prozent, dürfte 1993 aber gegen Null tendieren. Fast alle Indikatoren verschlechterten sich, so daß die Zeitung La Vanguardia resümierte: "Spaniens Wirtschaft entfernt sich von den Zielen der Währungsunion."
Angesichts der ökonomischen Probleme wächst der Druck auf Gonzalez, bei der Aufholjagd auf die reichen EG-Länder eine langsamere Gangart einzuschlagen. Öl ins Feuer goß vor kurzem EG- Kommissionspräsident Jacques Delors, aus dessen Sicht Spanien wegen der hohen Arbeitslosigkeit beim ersten Anlauf zur Währungsunion 1997 außen vor bleiben wird (wobei völlig ungewiß ist, ob und - falls ja - mit wie wenigen Mitgliedern der in Maastricht vereinbarte Geldverbund dann schon starten kann). Die Gewerkschaften stimmten dem sofort zu. Nicolas Redondo, Chef der Arbeitnehmerorganisation UGT, meinte: "Es ist doch klar, daß Spanien nicht zur Spitzengruppe der ersten Phase der Wirtschafts- und Währungsunion gehören wird." Deshalb sollte Madrid den Traum von der Konvergenz (der Annäherung der volkswirtschaftlichen Daten der einzelnen Länder) eine Weile zurückstellen. Weder die UGT noch die kommunistische CCOO scheinen zudem bereit, über die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu verhandeln, die für die Regierung eine der wichtigsten Reformen auf dem Weg zu größerer Wettbewerbsfähigkeit ist.
Für Unsicherheit sorgt zudem die Vorwahlkampf-Atmosphäre. Bei der Wahl im Herbst gilt ein Sieg des konservativen Oppositionsführers José Maria Aznar nicht als ausgeschlossen. Das hat auch bisher mit den Sozialisten mehr als zufriedene Unternehmer bewogen, sich auf die andere Seite zu schlagen. dpa/FR
FRANKFURT A. M., 23. Februar (dpa/ AP). Schnee, Schnee, nochmals Schnee: Bereits in der Nacht zum Dienstag sorgten heftige Schneefälle auf deutschen Straßen für ein Chaos: Auf der Autobahn Hannover-Berlin ging zeitweise nichts mehr. Bis zu acht Stunden blieben viele Menschen im Stau stecken. Die Autoschlange war bis zu 40 Kilometer lang. Bei Temperaturen um fünf Grad minus versorgte die Feuerwehr die frierenden Autoinsassen mit Getränken und Decken.
Bei einem Lawinenunglück am Jenner oberhalb vom Königssee bei Schönau ist am Montag ein 21jähriger Skifahrer getötet worden. Sein zwei Jahre älterer Freund erlitt schwere Verletzungen. Wie die Grenzpolizei in Königssee am Dienstag mitteilte, hatten die beiden jungen Männer trotz eindringlicher Lawinenwarnungen die Skipiste verlassen, um im Tiefschnee eine steile Bergrinne hinunterzufahren. Dabei lösten sie eine Schneebrettlawine aus, die die Skifahrer über 100 Meter in die Tiefe riß.
Nach einer fahrlässig ausgelösten Lawinenkatastrophe im westösterreichischen Vorarlberg wird jetzt die Staatsanwaltschaft aktiv. Die Behörden von Stuben am Arlberg teilten am Dienstag mit, sie würden gegen einen 20jährigen Tiroler ermitteln, der am Montag eine Lawine losgetreten hatte. Der Student, der selbst in die Schneemassen geraten war, wurde mit Herz- und Lungenquetschungen geborgen. Für eine 59jährige Deutsche kam aber jede Hilfe zu spät.
Der Tiroler hatte trotz Warnungen der Behörden vor der extremen Lawinengefahr einen Tiefschneehang befahren, der oberhalb einer Familienabfahrt liegt. Dort war die Deutsche von der ins Tal donnernden Lawine erfaßt worden.
Ebenfalls am Montag war in Egg im Bregenzerwald eine 23jährige Skifahrerin in 1600 Meter Höhe abseits der Tristenkopfliftpiste in eine Staublawine geraten. Sie wurde 150 Meter weit mitgerissen. Die Frau wurde mit Knie- und Rükkenverletzungen geborgen, weil sie von den Schneemassen an die Oberfläche gespült worden war. Getötet wurde dagegen ein 13jähriger Tiroler, der abseits der Piste am Neunerkopf in Tannheim ein Schneebrett lostrat und darin umkam.
Die Lawinengefahr hielt nach den neuen starken Schneefällen unvermindert an. Lawinenexperten der Innsbrukker Landesregierung teilten mit, neue Ablagerungen der durch die orkanartigen Winde herangetriebenen Schneemassen und die tiefen Temperaturen in den Skigebieten Nordtirols hätten eine Verbindung der alten mit der neuen Schneedecke verhindert. Beide Schneeschichten liegen danach lose aufeinander, wobei die obere leicht abrutschen kann. Auch die Neuschneedecke mit einer Stärke bis zu 20 Zentimetern liege nur lose auf dem vereisten Altschnee.
Die Medaillenkandidaten wurden zum Narren gehalten: Am Faschings-Dienstag verkleideten sich die deutschen Spezialspringer als "Trainingsweltmeister" und wurden im Wettkampf brutal demaskiert. Nach überzeugenden Leistungen und Platz zwei im Probedurchgang stürzten Christof Duffner (Schönwald), Jens Weißflog (Oberwiesenthal), Dieter Thoma (Hinterzarten) und Gerd Siegmund (Oberhof) bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft im Mannschaftswettbewerb in das Loch der Zweitklassigkeit.
Mit 632,2 Punkten reichte es dem Bronzemedaillen-Gewinner der WM 1991 in Falun lediglich zum enttäuschenden elften Platz, dem schlechtesten WM-Ergebnis seit Einführung des Wettbewerbs vor elf Jahren. "Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich in dem Amt weitermache", reagierte Rudi Tusch mit Rücktrittsabsichten auf das "Begräbnis erster Klasse". Der Bundestrainer sagte: "Ein solch extremer Leistungsabfall ist mir noch nicht passiert." Der Ohlstädter überlegt nun, schon nach der WM einen Schnitt vorzunehmen: "Vielleicht ist es besser, mit jungen Leuten weiterzuarbeiten."
Weltmeister wurde zum zweitenmal - wie 1982 - Norwegen (821,5 Punkte) überlegen vor der Tschechischen und Slowakischen Republik (772,1) und Titelverteidiger Österreich (745,4). Norwegens König Harald zog auf der Tribüne anerkennend seine Mütze vor Myrbakken, Brendryen, Berg und Doppel-Weltmeister Bredesen, die das vierte Gold für die Skandinavier holten. Während die Norweger wie Drachen von der Schanze segelten und federleicht landeten, hatten die Deutschen abermals die Hosen voll und sprangen mutlos.
"Wir haben es im Kopf nicht drauf", erklärte sich Siegmund das Debakel. Daß der gebürtige Sachse mit 101,5 und 104 Metern bester Deutscher war, wo er sich doch erst gegen Andreas Scherer für die WM-Wettbewerbe qualifiziert hatte, zeigt die schlimme Verfassung, in der die Routiniers Weißflog (86,5 und 97,5 m) und Thoma (88,5 und 92,5 m) stecken. Auch Duffner (100 m) enttäuschte.
Ski-Springer Dieter Thoma wird das Ende der WM in Falun nicht mehr vor Ort miterleben. "Die Mannschaftsleitung hat beschlossen, ihn nach Hause zu schicken", erklärte Detlef Braun, Chef Ski Nordisch im DSV während einer Pressekonferenz am Abend. Demnach wird der 23 Jahre alte ehemalige Vierschanzentournee-Sieger und Skiflug- Weltmeister Thoma "wegen mangelnder Leistungsbereitschaft" am Mittwoch morgen die Heimreise antreten. Der Hinterzartener wird zudem in den noch ausstehenden Weltcup-Konkurrenzen dieser Saison nicht mehr eingesetzt.
Bei der Ursachenforschung kamen die Deutschen nicht weiter. "Auf dem Video sehen die Sprünge gut aus, doch es fehlen 20 Meter Weite", meinte Tusch. Wo die Distanz zu den Weltbesten verloren wird, darüber rätseln auch die Springer. "Es sieht aus wie 111 Meter, aber es geht nicht runter", klagte Weißflog. "Immer wenn es darauf ankommt, sind wir nicht da. Ich bin topfit, aber ratlos", gab Thoma zu. Eines stand für Tusch trotzdem fest: "Man kann Sechster oder Siebter werden, aber nicht Elfter."
Am Vormittag hatte Falun eine "Belmondonissimo" erlebt. Im Jagdrennen über 10 km war Stefania Belmondo aus dem Piemont Weltmeisterin geworden. Die 24 Jahre alte, 1,56 Meter große "Piccola" holte nicht nur ihren Rückstand von 13 Sekunden aus dem 5-km-Lauf auf, sondern verwies in 40:19,0 Minuten die Russinnen Larissa Lasutina (40:19,4) und Olympiasiegerin Ljubow Jegorowa (40:19,7) auf die Plätze zwei und drei. Die Goldmedaille brachte der Olympiasiegerin über 30 km rund 55 000 Mark Prämien vom Verband und noch einmal die gleiche Summe von ihrer Skifirma und dem "Kopfsponsor" ein. Die deutschen Mädchen liefen wieder hinterher: Claudia Bonsack (Oberhof) kam auf den 38., Anke Schulze (Willingen) nach einem Sturz auf den 40. Platz. dpa
MANNHEIM. Der Wiener Linguist Peter Ernst erhält den diesjährigen Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft der Hugo-Moser-Stiftung. Die mit 12 000 Mark dotierte Auszeichnung wird nach Angaben des Instituts für deutsche Sprache vom Dienstag am 16. März in Mannheim während der Jahrestagung der Forschungseinrichtung überreicht. Der vom ersten Instituts-Präsidenten Hugo Moser gestiftete und jährlich vergebene Preis wird für noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten zur germanistischen Sprachwissenschaft vergeben. Ernst untersucht "Anfänge der frühneuhochdeutschen Schriftsprache in Wien". dpa
MOSKAU, 23. Februar (dpa). Zehntausende von Veteranen, Altkommunisten und Nationalisten haben sich am Dienstag zum Tag der russischen Armee in einen Demonstrationszug durch die Moskauer Innenstadt eingereiht. Die Teilnehmer marschierten vom Weißrussischen Bahnhof über die Twerskajastraße, die frühere Gorkistraße, zum Manegeplatz am Kreml. Auf Transparenten wurde die einstige Sowjetarmee gepriesen.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
NEU-DELHI, 23. Februar (dpa). Der Ministerpräsident des indischen Bundesstaates Maharashtra, Sudhakarrao Naik, ist am Dienstag zurückgetreten. Der Rücktritt erfolgte sechs Wochen nachdem es seiner Regierung nicht gelungen war, ein Massaker zwischen Moslems und Hindus in Bombay zu verhindern. Bei den Auseinandersetzungen waren mehr als 600 Menschen getötet worden.
CELLE, 24. Februar (dpa). Wegen eines besonders schweren Falls von Landesverrat ist ein Oberleutnant der Bundeswehr am Dienstag zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Gleichzeitig wurde dem Offizier, der seit Bekanntwerden der Vorwürfe vom Dienst suspendiert ist, das aktive Wahlrecht für vier Jahre aberkannt. Das Oberlandesgericht Celle entsprach mit diesem Urteil dem Antrag der Bundesanwaltschaft.
Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Offizier mehr als 26 Jahre wichtiges Material an die DDR geliefert habe. Ein Gutachter des Bundesverteidigungsministeriums hatte im Prozeß die verratenen Alarmierungs- und Mobilmachungsunterlagen als "bedeutend für die äußere Sicherheit der Bundesrepublik" bezeichnet. Unter anderem hatte die DDR Erkenntnisse über die teilweise geringe Nachtkampffähigkeit und über materielle Engpässe erfahren. Der Mann hatte insgesamt rund 120 000 Mark für seine Spionagetätigkeit erhalten.
FRANKFURT A. M., 23. Februar (dpa). Der Entführer des Lufthansa-Airbus "Chemnitz" hatte sich die Schreckschußpistole, mit der er die Maschine vor knapp zwei Wochen in seine Gewalt brachte, von einem Versandhaus zuschikken lassen. Das gab der Äthiopier Zevolde Nebiu Demeke nach Angaben des Bundesinnenministeriums bei seiner Vernehmung in den USA an.
Unterdessen wurde bekannt, daß aus Großbritannien bereits eine Woche vor der Entführung ein Hinweis auf einen in Frankfurt unentdeckt gebliebenen Revolver eingetroffen war. Reinigungspersonal in Birmingham hatte kurz nach der Landung einer Frankfurter Maschine eine Waffe und Patronen entdeckt. Darüber informierten die britischen Behörden den Bundesgrenzschutz (BGS) und das Bonner Verkehrsministerium. Wie ein BGS- Sprecher am Dienstag mitteilte, saßen in der nach England fliegenden Maschine mehr als 20 Transitpassagiere, von denen einige in Frankfurt nochmals kontrolliert worden waren.
Wie der Luftpirat seine Waffe an Bord der "Chemnitz" schmuggeln konnte, ist noch immer unbekannt. Das hessische Verkehrsministerium widersprach am Dienstag der Darstellung, daß der Äthiopier laut Zeugenaussagen bei der Gepäckidentifizierung auf dem Rollfeld an seinen Koffer gekommen sei. Der Mann sei nur mit Handgepäck gereist, hieß es.
WIESBADEN, 23. Februar (dpa/AP). Vier US-Soldaten sind beim Absturz eines US-Militärhubschraubers am Dienstag abend auf dem amerikanischen Militärflugplatz in Wiesbaden-Erbenheim ums Leben gekommen.
Wie das Polizeipräsidium in Wiesbaden berichtete, stürzte der mit acht Soldaten besetzte Hubschrauber beim Landeanflug ab. Dabei habe es außerdem noch vier Verletzte gegeben. Die Absturzursache sei noch ungeklärt.
BREMEN, 24. Februar (dpa). Die Bremer Grünen sind trotz mehrstündiger Debatte hinsichtlich ihrer Haltung zu einem Militäreinsatz im ehemaligen Jugoslawien noch unschlüssig. Der Landesvorstand hatte Mitte Januar grundsätzlich den Einsatz militärischer Gewalt abgelehnt. Ein entsprechender Antrag lag am Dienstag abend der Landesmitgliederversammlung vor. Der grüne Umweltsenator Ralf Fücks dagegen plädierte für eine Erweiterung des Blauhelm-Mandats durch die UN einschließlich des Auftrags, die humanitären Ziele notfalls auch militärisch durchzusetzen. Die Mitgliederversammlung verschob eine Entscheidung.
Zuvor hatten unter anderen der Völkerrechtler Professor Norman Paech, Hamburg, an die Grünen appelliert, ein eindeutiges Votum gegen militärische Intervention abzugeben.
BONN, 23. Februar (dpa/ojw/AFP). Die SPD-Alternativen zum "Föderalen Konsolidierungsprogramm" (FKP) der Koalition, mit dem der Aufbau Ost unterstützt werden soll, würden nach Angaben von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) Milliarden-Finanzlöcher aufreißen, die ohne weitere Finanzierungsvorschläge nur durch eine höhere Neuverschuldung zu schließen wären. Berücksichtige man die von der SPD ab Juli 1993 geforderte zehnprozentige Ergänzungsabgabe und die Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige, lasse das SPD-Vorschlagspaket für 1993 und 1994 zusammen eine Mindestlücke von 22 Milliarden Mark und ab 1995 von wenigstens 75 Milliarden Mark offen, sagte Waigel am Dienstag.
Dabei kritisierte er, daß das Beschlußpapier des SPD-Vorstandes "keine Sparvorschläge", sondern die Maßgabe enthalte, vorgesehene Einsparungen bei der Sozialhilfe, bei Wohngeld und Arbeitslosenunterstützung wegfallen zu lassen.
Im Vorfeld der für das Wochenende anberaumten Ministerpräsidentenkonferenz in Potsdam hat der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) eine rasche Einigung beim "Solidarpakt" angemahnt. Allen müsse deutlich sein, daß "eine Wende auf dem Arbeitsmarkt in diesem Jahr der Schlüssel für das gesellschaftliche Zusammenleben in der Zukunft" sei. Der Aufbau Ost, so Stolpe als turnusmäßiger Sprecher der neuen Länder, sei "keineswegs eine unlösbare Aufgabe".
Im Mittelpunkt der Klausurtagung steht vor allem die Frage des als "Kernproblem" geltenden Länderfinanzausgleichs ab 1995. Auch die Altlasten im Wohnungsbau Ost und die Pläne des Bundesverkehrsministeriums sollen besprochen werden. Wenn die Länder sich darüber untereinander einigen könnten, so Stolpe, seien die Chancen für die Verhandlungen mit der Bundesregierung Mitte März "ausgesprochen gut". Bis dahin solle hinsichtlich möglicher Steuererhöhungen Klarheit bestehen.
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine fordert im Zusammenhang mit dem "Solidarpakt" einen ökologischen Wandel in der Industriegesellschaft. Es dürfe nicht die Chance verpaßt werden, den "Solidarpakt" mit einer "ökologischen Dimension" zu versehen, schrieb er im SPD-Magazin Vorwärts.
HAMBURG, 23. Februar (AFP). Die Entführung des Lufthansa-Airbusses "Chemnitz" ist offenbar durch schwere Sicherheitsmängel am Frankfurter Flughafen ermöglicht worden. Die Bild-Zeitung zitiert in ihrer Dienstagsausgabe einen internen Bericht des Bundesinnenministeriums, wonach der Entführer seine Schreckschußpistole mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine Panne in den Sicherheitsvorkehrungen an Bord habe schmuggeln können. Augenzeugen hätten den Ermittlungsbehörden berichtet, der 20jährige Äthiopier habe bei der Gepäckidentifizierung auf dem Rollfeld Gegenstände aus dem Koffer geholt.
SINGAPUR, 23. Februar (AFP). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat am Dienstag seine politischen Gespräche in Singapur aufgenommen. Nach einem Treffen mit Ministerpräsident Goh Chok Tong bemühte er sich vor Journalisten, die Furcht ostasiatischer Staaten vor einer "Festung Europa" zu zerstreuen. Er glaube nicht, daß diese Gefahr bestehe, sagte Kohl. Europa werde sich nicht in diese Richtung entwickeln.
BUENOS AIRES, 23. Februar (AFP). In Argentinien sind weitere fünf Menschen nach dem Konsum von mit Methylalkohol versetztem Wein gestorben. Damit erhöhte sich die Zahl der Toten auf elf, wie das Gesundheitsministerium am Montag bekanntgab. Von 19 Personen, die ins Krankenhaus gebracht wurden, befanden sich sechs in kritischem Zustand. Weil die ersten sechs Opfer alle aus Ensenada, einem Armenvorort von Buenos Aires, stammten, hatten die Behörden zunächst angenommen, der Wein sei nur dort verkauft worden. Die neuen Fälle wurden jedoch in Gualeguaychu, etwa 200 Kilometer von der Hauptstadt entfernt registriert. Die Behörden ermitteln derzeit, ob der Wein versehentlich oder absichtlich verunreinigt wurde.
BOGOTÁ, 23. Februar (AFP). Drei französische Höhlenforscher, die seit Freitag in einer Andengrotte im Nordwesten Kolumbiens eingeschlossen waren, sind am Montag tot aufgefunden worden. Nach Angaben des kolumbianischen Roten Kreuzes starben die drei Männer, bevor Rettungsmannschaften ihnen zu Hilfe eilen konnten. Der Austritt von Methangas aus der in der Nähe der Ortschaft Bolivar im Departamento Santander gelegenen Höhle habe die Rettungsarbeiten erschwert. Die drei Franzosen gehörten dem Club der Höhlenforscher von Marseille an.
AUGSBURG, 23. Februar (AFP). Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) hat der CDU vorgeworfen, "dem Zeitgeist hinterherzurennen". In der Ausburger Allgemeinen kritisierte Stoiber, Bundeskanzler Helmut Kohl lasse als CDU-Vorsitzender eine "endlose Diskutiererei" zu. Durch die Vielfältigkeit der Stimmen trage die CDU zur Verunsicherung der Bürger bei. In Bonn werde viel zuviel geredet und viel zuviel zerredet. Ohne "schnellere politische Entscheidungen in Bonn" werde es aber nicht gelingen, aus der allgemeinen Parteien- und Politikverdrossenheit herauszukommen.
BUDAPEST, 23. Februar (AFP). Das ungarische Parlament hat am Montag den Vertrag über den "Offenen Himmel" ratifiziert, wie die Nachrichtenagentur MTI am Dienstag berichtete. Der Vertrag gibt den 24 Unterzeichnerstaaten das Recht auf gegenseitige Rüstungskontrolle aus der Luft. Er legt die Anzahl der Flüge pro Jahr fest, die jedes Land ausführen darf und hinnehmen muß. Bereits Anfang Oktober hatten Kanada, Dänemark und Rußland Versuchsflüge über ungarischem Gebiet ausgeführt. Der Vertrag "Offener Himmel" war im März von den Außenministern der NATO-Staaten, der ehemaligen Warschauer-Pakt-Mitglieder sowie Rußlands, Weißrußlands und der Ukraine unterzeichnet worden.
BOGOTA, 23. Februar (AFP). Zwei venezolanische Offiziere, die nach eigenen Angaben am gescheiterten Militärputsch vom 27. November 1992 gegen Staatspräsident Carlos Andres Perez beteiligt waren, haben politisches Asyl in Kolumbien beantragt.
Die beiden Militärs wurden mit falschen Papieren in der kolumbianischen Stadt Ipiales an der Grenze zu Ecuador gefaßt, wie die kolumbianischen Behörden am Montag mitteilten. Oberst Insiginio Alfredo Castro und Hauptmann Oscar de Jesus Navas Tortolero hätten zugegeben, sich in Peru einer Gruppe von venezolanischen Putschoffizieren anschließen zu wollen. Die peruanische Regierung hatte den venezolanischen Militärs politisches Asyl gewährt. Nach Angaben von Venezuelas Verteidigungsministers, General Ivan Dario Jimenez, wurde die Auslieferung der beiden Offiziere verlangt.Thailands Armee ruft Kadi
BANGKOK, 23. Februar (AFP). Die thailändische Armee hat bei 52 Polizeistationen des Landes gegen eine Tageszeitung Anzeige wegen Verleumdung erstattet. Grund sei ein im Januar veröffentlichter Bericht, der nach Ansicht der Militärs das Ansehen der Armee schädige, teilte die Chefredaktion der Zeitung Khao Sod am Dienstag mit. In dem Bericht hätten mehrere Personen erklärt, sie seien als Militärangehörige in einen Raubüberfall verwickelt gewesen. Der Armee-Oberst Vimol Wongwanich hatte schon damals die seiner Meinung nach "gefährliche" Berichterstattung der Zeitung kritisiert. Ein Ansehensverlust des Militärs könne im "Diktat der Straße" enden, erklärte der Oberst.
Laut Gesetz muß in Thailand die beschuldigte Partei jeweils dort erscheinen, wo die Anzeige erstattet wurde. Der Chefredakteur der Khao Sod erhielt deshalb Vorladungen zu 52 Polizeistationen, einige davon am selben Tag.
ARLES. Eine Ausstellung mit Werken des Expressionisten Alexej von Jawlensky (1864-1941) wird vom 3. April bis zum 30. Juni im südfranzösischen Arles gezeigt. Unter den 70 Exponaten befinden sich zahlreiche Leihgaben aus Deutschland und der Schweiz, die vielfach bisher nicht öffentlich zu sehen waren. Landschaftsdarstellungen aus der Zeit um 1910, die der Künstler selbst als seine besten Werke der Vorkriegszeit betrachtete, werden unter anderem von der Hamburger Kunsthalle, der Berliner Nationalgalerie und dem Dortmunder Museum Am Ostwall zur Verfügung gestellt. Eine Reihe von Gemälden, die erstmals in Europa gezeigt werden, gehören amerikanischen Sammlungen.
Der gebürtige Russe Jawlensky ließ sich 1886 in München nieder. Er traf mit Wassilij Kandinsky, Paul Klee und Emil Nolde zusammen und stand dem Blauen Reiter nahe. Mit Kandinsky, Klee und Lionel Feininger gründete er 1924 die Gruppe der "Blauen Vier". Der Erste Weltkrieg und die Schweizer Jahre (1914 bis 1921) kennzeichnen eine Wende.
Obwohl in Europa in den vergangenen Jahren mehrere Jawlensky-Retrospektiven stattfanden, liegt die jüngste ihm gewidmete Ausstellung in Frankreich 23 Jahre zurück. Sie wurde 1970 anläßlich des Ankaufs von Jawlenskys "Medusa" vom Saint-Pierre-Museum in Lyon veranstaltet, das als eine der wenigen öffentlichen Sammlungen in Frankreich ein Werk von ihm besitzt. Jawlensky wurde einem breiteren französischen Publikum durch eine große Ausstellung über den deutschen Expressionismus bekannt, die derzeit vom Pariser Museum für moderne Kunst veranstaltet wird. afp
PARIS. Nach der größten Matisse-Retrospektive aller Zeiten im New Yorker Museum of Modern Art hat der französische Präsident François Mitterrand am Dienstag in Paris die Ausstellung "Henri Matisse 1904-1917" eingeweiht. Die 28 Millionen Franc (8,4 Millionen Mark) teure Schau im Musee National d'Art Moderne des Centre Pompidou bietet mit über 130 Gemälden und den wichtigsten bildhauerischen Arbeiten den ersten umfassenden Überblick über die signifikante Periode im Schaffen des französischen Künstlers, der 1954 in Nizza im Alter von 85 Jahren starb.
In Paris werden rund dreißig Werke gezeigt, die bei der Retrospektive in New York nicht gezeigt werden konnten. Dazu gehört das "Interieur mit Auberginen" (1911), das noch nie in einer Retrospektive zu sehen war und zu der Pariser Ausstellung möglicherweise zum letztenmal das Museum von Grenoble verlassen hat. Aus der Kollektion des Statens Museum for Kunst in Kopenhagen kommen fünf Exponate, die damit erstmals seit den zwanziger Jahren wieder in Frankreich zu sehen sind. Das Museum of Modern Art in New York und die Eremitage in Sankt Petersburg haben je zwanzig, das Moskauer Puschkin-Museum zehn Leihgaben zur Verfügung gestellt.
Der Katalog zu der bis 21. Juli dauernden Ausstellung enthält unter anderem eine Anthologie zeitgenössischer oder seltener Texte zu jedem der gezeigten Werke. Im Musée d'Orsay in Paris werden im September wichtige Matisse-Werke aus der amerikanischen Barnes-Stiftung zu sehen sein, die damit erstmals ihren angestammten Ort in Merion (Pennsylvania) verlassen. afp
POTSDAM, 26. Februar (AFP). Die Unternehmen in Ostdeutschland verzichten nach Angaben der brandenburgischen Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) wegen der angespannten Wirtschaftslage immer häufiger auf ausreichenden Arbeitsschutz. Die Beschäftigten müßten immer öfter unter sicherheitsbedenklichen und gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten, sagte Hildebrandt jetzt in Potsdam. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sei zwischen 1991 und 1993 um 20 Prozent gestiegen.
Im Hintergrund: Balkan-Kriegsverbrechen US-Liste der Massaker
Der Beschluß des UN-Sicherheitsrates, ein internationales Gericht zur Verfolgung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien einzurichten, läßt zahlreiche Fragen offen. Unklar blieb unter anderem, welche Personen vor dem Tribunal angeklagt werden sollen. Vorstellungen darüber haben die USA bereits im vergangenen Jahr entwickelt. Im Dezember stellte der damals amtierende US-Außenminister Lawrence Eagleburger vor der Genfer Jugoslawien-Konferenz eine Liste mit potentiellen Angeklagten sowie mit Kriegsverbrechen, die den USA als erwiesen gelten, vor. Wir dokumentieren im folgenden die Liste, die die Nachrichtenagentur Agence France Press jetzt verbreitete. • Zeljko Raznjatovic, besser bekannt als Kommandant "Arkan" (Tiger), dessen "Tiger-Milizen" in Zvornik, Srebrenica, Bratunac und Grobnica ethnische Gruppen vertrieben haben sollen. Die "Tiger-Milizen" sollen außerdem an Massakern in der Nähe von Brcko beteiligt gewesen sein, bei denen bis zu 3000 Zivilisten getötet wurden. "Arkan" selbst verbrachte vor dem Bürgerkrieg wegen Banküberfällen mehrere Jahre in jugoslawischen und ausländischen Gefängnissen. Später wurde er Agent des jugoslawischen Geheimdienstes. Im Dezember wurde er in der mehrheitlich von Albanern bewohnten serbischen Provinz Kosovo zum Abgeordneten des serbischen Parlaments gewählt. Seine Milizen kämpften zunächst in Kroatien, dann in Bosnien. Derzeit unterstützt "Arkan" die Truppen der serbischen "Krajina-Republik" bei Zadar im Kampf gegen die kroatische Armee.
• Vojislav Seselj, dessen "Weiße Adler" in zahlreichen bosnischen Städten, darunter Brcko, Greueltaten verübt haben sollen. Seselj ist Chef der ultranationalistischen Radikalen Partei Serbiens und sitzt als Abgeordneter im Parlament Rest-Jugoslawiens. Er ist mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic verbündet und fordert ein Großserbien, zu dem seiner Ansicht nach Mazedonien, die Stadt Shkoder in Albanien und ein Teil von Kroatien gehören sollen.
• Drago Prcac, Kommandant des Internierungslagers Omarska. In Omarska sollen Massenhinrichtungen und Folterungen stattgefunden haben. Prcacs Nationalität ist nicht bekannt.
• Adem Delic, Kommandant des Internierungslagers Celebici, wo im August mindestens 15 Serben zu Tode geprügelt worden sein sollen. Auch seine Nationalität ist unbekannt.
• Borislav Herak, ein bosnischer Serbe, der gestanden hat, mehr als 230 Zivilisten getötet zu haben.
• "Adil" und "Arif", zwei Angehörige kroatischer paramilitärischer Einheiten, die im vergangenen August rund 50 serbische Frauen und Kinder getötet haben sollen.
Als "unwiderlegbare" Kriegsverbrechen nannte Eagleburger:
• Die im April 1992 begonnene Belagerung Sarajewos und die tägliche Bombardierung der Stadt, bei der zahlreiche Menschen getötet wurden und noch immer werden.
• Die anhaltende Blockade der Hilfslieferungen für Bosnien, unter der Tausende Unbekannte leiden müßten.
• Die Zerstörung der kroatischen Stadt Vukovar Ende 1991.
• Die Terrorisierung der 30 000 Moslems von Banja Luka.
• Unmenschliche Behandlung und Massaker in Internierungslagern wie Banja Luka/Manjaca, Brcko/Luca, Krajina/Prnjavor, Omarska, Prijedor/ Keraterm und Trnopolje/Kozarac.
• Das Massaker, das serbische Polizisten an mehr als 200 Moslems in der Nähe von Varjanta in den Bergen von Vlasica verübten.
• Die Ermordung von 2000 bis 3000 moslemischen Männern, Frauen und Kindern durch serbische Freischärler in einer Fabrik und einer Schweinezucht bei Brcko im Mai/Juni 1992.
• Die Hinrichtung von 100 Moslems im Juni in Brod.
• Die Hinrichtung von 56 moslemischen Zivilisten in Grbavci in der Nähe von Zvornik am 18. Mai 1992.
• Die Erschießung von fast 300 Moslems durch Kroaten in Prozor
• Die Tötung von mehr als 60 serbischen Soldaten und Zivilisten in Kamenica zwischen dem 24. und dem 26. September 1992. (AFP)
BONN, 23. Februar (AFP). Für den in der Türkei inhaftierten Freiburger Journalisten Stephan Waldberg gibt es kaum Aussicht auf baldige Heimkehr. Sein Vater Herbert wirft der Bundesregierung vor, nicht genügend Druck auf den NATO-Partner Türkei auszuüben. Er verweist auf die Bonner Bemühungen für den Ende August in Serbien verhafteten ZDF-Kameramann Hermann Wohlberg. Dieser wurde zwar ebenfalls zu einer Haftstrafe verurteilt, aber unmittelbar danach abgeschoben.
Das Bonner Auswärtige Amt widersprach "vehement" den Vorwürfen Herbert Waldbergs. Ein Sprecher verwies darauf, daß der 28jährige im Gefängnis von Diyarbakir neben dem Vorsitzenden des Bonner Auswärtigen Ausschusses Hans Stercken (CDU) auch vom türkischen Innenminister Ismet Sezgin und dem deutschen Botschafter besucht worden sei. Müller bezeichnete dieses Eingehen Ankaras auf Bonner Wünsche als "einmaligen Vorgang". Trotz massiver Proteste aus Deutschland war Waldberg am 22. Januar wegen "Komplizenschaft mit der kurdischen Rebellion" zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden.
Zur Person:
KARLHEINZ BLESSING, SPD-Bundesgeschäftsführer, sieht zur derzeitigen Bundesregierung keine klare Alternative. "Die klare gesellschaftliche oder politische Alternative zur Bundesregierung ist angesichts der Probleme in Deutschland eine Illusion", sagte Blessing in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview der Wochenzeitung Wochenpost. "Bei elementaren Fragen wie dem Aufbau Ost müssen wir zusammenarbeiten. Eine simple Verweigerungsstrategie würde uns doch genauso angekreidet." In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation stellten sich ordnungspolitische Fragen zur Herstellung einer wirtschaftlich leistungstungsfähigen und sozial gerechten Gesellschaft ganz neu. "Gerade wenn es nichts mehr zu verteilen gibt, werden wir eisern darauf achten, daß das nach dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit abgeht", sagte er. Die wirklich vorwärtsweisende Utopie sehe er nach wie vor in der ökologischen Umgestaltung der Industriegesellschaft. (AFP)
WALTER HIRCHE, brandenburgischer Wirtschaftsminister, strebt in den Bundestag. An seinem Wohnort Hannover ist dem stellvertretenden Vorsitzenden des FDP-Landesverbands Niedersachsen jedoch eine Kandidatur versperrt, weil der Abgeordnete Detlef Kleinert hier wieder kandidieren will. Hirche wich deshalb nach Braunschweig aus. Die dortigen Freidemokraten erklärten sich bereit, ihn zu nominieren. Kürzlich hatte sich der 51jährige vergeblich um die Nachfolge von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann beworben. (sp)
GÜNTER KRUSCHE, evangelischer Generalsuperintendent in Berlin, der 1992 selbst über Gesprächskontakte
mit dem Staatssicherheitsdienst der DDR berichtet hatte, geht Ende Februar auf eigenen Wunsch in den Ru-
hestand. Das teilte die Kirchenleitung mit. Sie hatte sich zuvor mit den Voten des Stasi-Überprüfungsausschusses der Berlin-Brandenburgischen Kirche und des Vorermittlungsausschusses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) befaßt. Beide Gremien fanden keine Anhaltspunkte dafür, daß Krusche wissentlich und willentlich als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi gearbeitet habe. Er war von 1974 bis zu seiner Wahl als Generalsuperintendent Dozent für Praktische Theologie am früheren Sprachenkonvikt in Berlin gewesen. Krusche ist in Berlin Vorsitzender des Ökumenischen Rates und gehört seit 1991 dem Zentralausschuß des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf an. (dpa)
JERUSALEM, 23. Februar (dpa). Ebenso wie Israel sind auch dessen arabische Nachbarstaaten zu einer raschen Fortsetzung der Friedensgespräche unter der Schirmherrschaft der US-Regierung bereit. Das versicherte US-Außenminister Warren Christopher am Dienstag dem israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in Jerusalem, der letzten Station seiner einwöchigen Nahostreise.
Christopher sagte nach Angaben von Rabins Sprecher Gad Ben-Ari, er habe von seinen vorangegangenen Gesprächen in sechs arabischen Ländern einen "sehr positiven" Eindruck mitgenommen. Der syrische Außenminister Faruk al-Schara schränkte allerdings ein, die Ausweisung von mehr als 400 Palästinensern durch Israel sei immer noch ein "Hindernis".
Bei einem Bombenangriff der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) wurden am Montag abend nach UN-Angaben in Südlibanon ein nepalesischer Soldat der UN-Interimstruppe (UNIFIL) getötet und ein weiterer verletzt. Ferner wurde nach diesen Angaben ein Zivilist bei Artilleriegefechten mit der pro-iranischen Hisbollah-Miliz getötet.
LONDON, 23. Februar (AFP). Das Internationale Presse Institut (IPI) in London ist darüber "bestürzt", daß mit dem Journalisten Kemal Kilic zum 14. Mal innerhalb eines Jahres ein Journalist in der Türkei getötet wurde. Ein entsprechendes Schreiben an den türkischen Ministerpräsidenten Suleyman Demirel wurde am Dienstag in London veröffentlicht. Darin fordert das Institut den türkischen Regierungschef auf, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Verantwortlichen für diesen "furchtbaren Mord" zu finden. Kilic war am 18. Februar von unbekannten Tätern erschossen worden.
BERLIN, 24. Februar (AFP). Der CDU- Bundestagsabgeordnete Rudolf Krause will zu den rechtsextremen Parteien Republikaner, NPD, Deutsche Partei und DVU überwechseln, wenn die CDU ihm wegen seiner "Denkschrift zu nationalen Fragen" Schwierigkeiten macht. In dem Papier ist unter anderem von "kerndeutscher Anständigkeit" und "deutschen Volksgenossen" die Rede.
Der Berliner Zeitung sagte Krause, er habe "Signale von den vier rechten Parteien erhalten, daß man sich vereinigen will". Sollten ihm in der CDU Konsequenzen wegen seiner nationalistischen Denkschrift Konsequenzen drohen, werde er eine Zusammenarbeit mit diesem Bündnis anstreben.
DARESSALAM, 24. Februar (AFP). Drei tansanische Polizisten sind wegen Folterung und Tötung eines Schülers zu je fünf Jahren Gefängnis und zur Zahlung von umgerechnet je 80 Mark Schmerzensgeld an die Familie des Schülers verurteilt worden. Dies meldete die staatliche Nachrichtenagentur Shihata in der Hauptstadt Daressalam. Den Angaben zufolge hatten die drei Polizisten einen Grundschüler zu Tode gefoltert. Sie hatten ihn verdächtigt, ein Radio gestohlen zu haben. Wie es in der Meldung weiter heißt, verurteilte der Richter des Obersten Strafgerichts die Brutalität der drei Polizisten. Sie hätten den Schüler festgehalten, geschlagen und an einem Seil mit dem Kopf nach unten aufgehängt.Zeitungen in Kenia eingezogen
LONDON, 24. Februar (AFP). Das Internationale Presse-Institut (IPI) hat gegen die Beschlagnahme zweier kenianischer Zeitschriften protestiert, die Präsident Daniel Arap Moi kritisiert hatten. Kenias Polizei hatte zuvor die oppositionellen Wochenblätter The People und The Watchman eingezogen. "Wir verstehen, daß der Regierungspartei vorgeworfen wurde, kritische Meinungen zu unterdrücken", schrieb IPI an Moi.
WARSCHAU. Der Regisseur Costa- Gavras will nächstes Jahr in Polen einen Film über Rudolf Höß drehen. Höß war im Zweiten Weltkrieg Kommandant des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Auschwitz in Polen. Die polnisch- französische Koproduktion will ein psychologisches Porträt von Höß entwerfen und seinen Werdegang von der Jugendzeit bis zu seiner Ernennung zum Kommandanten von Auschwitz zeigen.
Höß, der als Kriegsverbrecher für den Tod von 2,5 Millionen Menschen verantwortlich war, wurde nach dem Krieg an Polen ausgeliefert, in Auschwitz zum Tode verurteilt und 1947 hingerichtet.
Vor fünfzehn Jahren war in Theodor Kotulles Film "Aus einem deutschen Leben" bereits in einer Mischform aus Dokumentation und Spielfilm eindringlich die Vita von Höß auch im Privatbereich dargestellt worden; für Götz George in der Hauptrolle war dies eine wichtige Station in seiner Laufbahn als ernsthafter Schauspieler. afp/fr
VENEDIG, 24. Februar (AFP). Im Rahmen der Korruptionsermittlungen hat die Polizei in der nordostitalienischen Region Venetien 26 Menschen festgenommen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, nahm sie in Verona rund 20 Verdächtige mit. Es handle sich vor allem um Firmenchefs, die in Bestechungsaffären im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft in Italien 1990 verwikkelt seien. In Rovigo in der Nähe von Venedig wurden sechs Personen festgenommen, darunter ein führender Mitarbeiter der örtlichen Gesundheitsbehörde. Sie werden verdächtigt, öffentliche Gelder, die vor allem für ein Krankenhaus vorgesehen waren, veruntreut zu haben.
Unter den Festgenommenen von Verona sind zwei große Bauunternehmer der Region Ferrara.
MAINTAL, 23. Februar (lhe). Ein 23jähriger hat in Maintal (Main- Kinzig-Kreis) beim Zurücksetzen seines Wagens seinen zwölf Monate alten Sohn übersehen und totgefahren. Wie die Hanauer Polizei am Dienstag mitteilte, hatte der 23jährige am Montag nachmittag auf dem Gelände einer Autowaschanlage den Innenraum seines Wagens reinigen wollen. Sein Sohn habe den Wagen bereits verlassen, als der 23jährige das Auto ein wenig zurücksetzte, um besser an das Sauggerät zu gelangen. Dabei habe er nicht bemerkt, daß das Kind mittlerweile hinter dem Wagen war.
FRANKFURT A. M., 23. Februar (lhe). Die Beatlemanie lebt und feiert fröhlich kreischend Urständ. Der Virus-Überträger heißt Paul McCartney: der gab am Rosenmontag abend das erste von zwei Konzerten in der Frankfurter Festhalle.
165 Minuten lang bot der 50jährige Ex- Beatle mit seinen fünf Mitmusikern, darunter seine Frau Linda, eine Kostprobe davon, wie ansteckend er noch sein kann. Dem Vernehmen nach sollen vor der Bühne sogar wieder Mädchen in Ohnmacht gefallen sein.
Das Rezept, das die über 10 000 Fans in der Halle dazu brachte, lauthals mitzusingen, Feuerzeuge und Wunderkerzen zu schwingen: Viele alte Songs aus der Zeit mit John, George und Ringo, einiges Material aus der Zeit der "Wings" und natürlich Titel aus "Off the Ground", der neuen CD McCartneys. Die Kostprobe aus der neuen Welttour des Liverpoolers, die ihn nach Australien und in die USA, später auch nach Europa bringen wird, verdanken die deutschen Fans dem "Wetten, daß . . ?"-Team des ZDF, das Paul neulich als Wettpaten präsentierte.
Eine einfallsreiche, aber nicht überdrehte Lightshow gab dem Frankfurter Konzert, das das Prädikat "extra rockig" verdient, den nötigen Pfiff. Mit einigen deutschen Sätzen wie: "Schön, daß wir zusammen sind!" schuf Paul schnell Kontakt zum Publikum. Ovationen schließlich, als die Musiker beim Schlußstück "Hey Jude" auf einer Art Hebebühne über dem Publikum in den ersten Reihen schwebten, während McCartney den Chorus des Songs dirigierte und die Fans nach seinem Gusto singen ließ.
Begonnen hatte der Abend mit McCartney mit einer Multivisionsshow, die die alten Beatleszeiten mit "A Hard Days Night" und "All You need ist Love" beschwor und auch die furchtbaren Bilder dieser Jahre, wie den Vietnamkrieg, nicht ausließ. Mit "Baby you can drive my car" begann dann das Konzert, das mit Titeln wie "Michelle", Magical Mystery Tour", "Sergeant Pepper", "Here, there and everywhere" oder "Lady Madonna" seinem Höhepunkt zustrebte und eigentlich gar nicht zu enden brauchte . . .
&blt; Ludwig Fels liest
Ludwig Fels liest heute um 20.30 Uhr in der Romanfabrik aus seinem Buch "Der Himmel war eine große Gegenwart", die Geschichte über den Tod seiner Mutter. &blt; Debatte über Multikultur "Was bedeutet Multikulturalität?" ist der Titel einer Diskussion, die der türkische Literatur- und Kunstverein veranstaltet. Sie beginnt mit einer Einführung von Hasan Cakir um 19.30 Uhr im Internationalen Familienzentrum, Adalbertstraße 10 a. &blt; Über Hertha Pappenheim Helga Heubach liest heute im Literaturhaus aus den Texten von Hertha Pappenheim, der bedeutenden, international anerkannten jüdischen Frauenrechtlerin ihrer Zeit. Anlaß dazu gibt die Ausstellung "Zedakah" im Jüdischen Museum und ihr Geburtstag am 27. Februar. &blt; "Haus Deutschland" Die Deutsch-Israelische Gesellschaft lädt gemeinsam mit der Katholischen Hochschulgemeinde zu der Veranstaltung "Haus Deutschland oder Die Geschichte eines ungesühnten Mordes" ein. Das ist der Titel eines jüngst erschienenen Buches, einer Reportage des Kölner Publizisten Peter Finkelgruen, der auf die Spur dessen stößt, der seinen Großvater in Theresienstadt umgebracht hat. Die Lesung mit Diskussion beginnt um 19 Uhr, im Saal der Katholischen Hochschulgemeinde, Beethovenstraße 28. &blt; Semesterende der Musikwerkstatt Die FMW Frankfurter Musikwerkstatt veranstaltet heute im TAT-Café ihr traditionelles Semesterabschlußkonzert. Beginn ist um 21 Uhr. &blt; "Der Tod und das Mädchen" Zur Erstaufführung im Goethe-Theater kommt das Stück "Der Tod und das Mädchen" von Ariel Fuhrman. Es ist die Geschichte eines Arztes in Auschwitz, der an den Folterungen beteiligt ist und sich nach dem Ende der Gewaltherrschaft wieder zum unauffälligen, freundlichen und hilfsbereiten Menschen wandelt. Die Vorstellung beginnt um 20.30 Uhr &blt; Ein Wintermärchen Der Schauspieler Alexander Finkel bringt Heinrich Heines "Deutschland - ein Wintermärchen" ins "Café Cult". Seine kabarettistische Interpretation Heines wird dort vom 25. bis 28. Februar jeweils um 20 Uhr aufgetischt. &blt; Über Arnold Ruge Helmut Reinalter von der Universität Innsbruck liest am Donnerstag, dem 25. Februar, um 18 Uhr, im Historischen Museum über "Arnold Ruge und die demokratische Bewegungen im Vormärz". &blt; Kultur-Buffet Nordweststadt In der Nordweststadtbücherei findet heute Abend ab 18 Uhr das sogenannteKultur Buffet statt, bei dem die Veranstalter des Buffets Texte zum Thema "Essen, Trinken, Fasten" lesen. &blt; Fotos aus Argentinien Die "Airport Gallery" auf dem Rhein- Main-Flughafen eröffnet ihr diesjähriges Veranstaltungsprogramm mit einer Foto- Ausstellung über Argentinien. Unter dem Titel "Von Iguazu bis Feuerland" sind jetzt 120 Bilder über die argentinischen Nationalparks zu sehen.
ROM, 23. Februar (KNA). Als "kriminell" hat Papst Johannes Paul II. die von einer "anarchistischen industriellen Entwicklung" verursachten ungeheuren Umweltschäden verurteilt. Zahllose Menschen erlitten dadurch "Elend und Tod", sagte der Papst in seiner diesjährigen Fastenbotschaft. Es bestehe die Gefahr, daß in vielen Weltgegenden den künftigen Generationen "das Drama des Durstes und der Wüste" hinterlassen würde. Vor allem in Afrika, aber auch in Lateinamerika und Asien werde der Wassermangel immer problematischer. Angesichts der weltweiten Not appelliert Johannes Paul II. an die Katholiken in aller Welt, sich von "überflüssigen Gütern" zu trennen, damit Millionen im Elend lebenden Menschen geholfen werden könne.
GENF/HANNOVER, 23. Februar (dpa/ epd). Die UN-Menschenrechtskommission hat am Dienstag in Genf in scharfer Form die schweren Menschenrechtsverletzungen im früheren Jugoslawien verurteilt. Die bosnischen Serben sowie die Führer Ex-Jugoslawiens in Belgrad wurden als Hauptverantwortliche für die Menschenrechtsverletzungen genannt.
In einer zweiten Resolution werden die systematischen Vergewaltigungen angeprangert, die ein Kriegsverbrechen seien. Begrüßt wurde in diesem Zusammenhang das vom UN-Sicherheitsrat in New York am Montag abend beschlossene Kriegsverbrechertribunal.
Listen mit den Namen von insgesamt 1050 Kriegsverbrechern will das "Dokumentationszentrum für Kriegsverbrechen und den Völkermord an Muslimen" in Bosnien der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen in Genf übergeben. Wie Vertreter des Zentrums in Zenica, nordwestlich von Sarajewo,in Hannover berichteten, haben die rund 400 ehrenamtlichen Mitarbeiter 35 000 Daten von Flüchtlingen, Vertriebenen und anderen Opfern des Krieges gesammelt und die Namen von 20 000 Verschwundenen oder Toten registriert.
Die Liste der Beschuldigten, die mindestens von je fünf Zeugen benannt worden seien, enthalte nicht nur serbische Tschetniks, sondern auch Kroaten und Muslime.
Bundesaußenminister Klaus Kinkel erwartet noch in dieser Woche die Ausarbeitung der Grundlagen einer völkerrechtlich völlig neuen, internationalen "Strafprozeßordnung" in den UN. Bereits an diesem Donnerstag werde eine von der Bundesrepublik angeregte Sofortkommission mit der Ausarbeitung eines Statuts für das Kriegsverbrechertribunal beginnen.
Für das internationale Tribunal gibt es nach Experten-Auffassung eine ausreichende Rechtsgrundlage. Stefan Oeter, wissenschaftlicher Referent am Max- Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, sagte der dpa, in den Rot-Kreuz- Konventionen von 1949 und den Zusatzprotokollen von 1977 würden Kriegsverbrechen verbindlich definiert. Nach dem Völkerrecht seien auch die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien daran gebunden.
GENF, 23. Februar (epd). Aus Afghanistan fliehen nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) immer mehr Menschen nach Pakistan. Wie das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) am Dienstag in Genf mitteilte, sind in den ersten beiden Februarwochen fast 6800 Menschen nach Pakistan geflohen und nur etwa 1400 in ihre Heimat zurückgekehrt.
Insgesamt seien durch das UNHCR- Rückführungsprogramm bisher mehr als 1,5 Millionen afghanische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehrt.
TEGUCIGALPA, 23. Februar (epd). Ein früherer Agent der honduranischen Polizei hat Mitglieder der Sicherheitskräfte des mittelamerikanischen Landes beschuldigt, eine Serie politischer Morde begangen und illegale Geschäfte betrieben zu haben. Geheimagenten der Polizei und Mitglieder des Bataillons 3-16 des militärischen Geheimdienstes hätten seit März vergangenen Jahres neun Menschen getötet, sagte Josue Zuniga Martinez der Tageszeitung Tiempo in der nordhonduranischen Stadt San Pedro Sula.
Der Bericht, der am Montag veröffentlicht wurde, erregte großes Aufsehen. Die Nationale Menschenrechtskommission forderte eine schnelle gerichtliche Untersuchung der Vorwürfe.
Zuniga hält sich derzeit unter dem Schutz des von der Regierung eingesetzten Menschenrechtsbeauftragten Leo Valladares in der Hauptstadt Tegucigalpa verborgen.
Nach Angaben des früheren Polizeiagenten gehen die im Januar begangenen Morde an den Geschäftsleuten Eduardo Pina, Guillermo Agurcia und Lourdes Enamorado auf das Konto der Sicherheitskräfte. Auch der Arbeiterführer Rigoberto Borjas, ein Ingenieur, zwei frühere Geheimagenten, "die zuviel wußten", und zwei Kriminelle sollen von Angehörigen der Sicherheitskräfte getötet worden sein.
Hohe Beamte des militärischen Geheimdienstes und der Polizei seien zudem in den Drogenhandel, Erpressungen und Schwarzmarkt-Geschäfte verwickelt, sagte Zuniga weiter. Nach Berichten aus Militärkreisen sollen einige der namentlich genannten Verdächtigen bereits unter Arrest gestellt worden sein.
FRANKFURT A. M., 23. Februar (epd/ FR). Die Zivildienstleistenden wollen mit bundesweiten Aktionen gegen die Sparpläne der Bonner Koalition protestieren. Die "Zivis" dürften im Rahmen des Solidarpaktes nicht zu "Sparschweinen der Nation" werden, heißt es in einer am Dienstag in Frankfurt am Main veröffentlichten Erklärung der Selbstorganisation der Zivildienstleistenden.
Die Regierung wolle bis zu 50 Prozent des Einkommens der "Zivis" einsparen und plane die Streichung des Verpflegungsgeldes für "Heimschläfer" sowie die Kürzung des Entlassungsgeldes.
TÜBINGEN, 23. Februar (epd). Die Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" hat einen sofortigen Abschiebestopp für vergewaltigte Frauen und Mädchen und die Anerkennung geschlechtsspezifischer Gewalt als Asylgrund gefordert. Angesichts der Empörung über die Vergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina durch Serben und der Welle der Hilfsbereitschaft für die Frauen sei es um so unverständlicher, daß die Zirndorfer Anerkennungsstelle für Asylbewerber die Abschiebung mehrerer vergewaltigter Frauen angeordnet habe, erklärte die Organisation am Dienstag in Tübingen.
Im Fall einer muslimischen Frau aus Bosnien habe die Behörde festgestellt, Vergewaltigungen seien nicht politisch motiviert und daher "asylunerheblich". "Diese Argumentation ist an Menschenverachtung und Zynismus kaum noch zu überbieten und setzt die von den Frauen in ihren Heimatländern erlittene Erniedrigung fort", betonte "Terre des Femmes". Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen sei in Kriegen und bei Eroberungen schon immer grausame Realität gewesen.
KIEW, 23. Februar (Reuter). Die Ukraine hat an das Ausland appelliert, seine Ansprüche auf das Vermögen der früheren Sowjetunion zu beachten. Die Ukraine erkenne den Anspruch Rußlands nicht an, das Auslandsvermögen der UdSSR zu übernehmen, teilte das Außenministerium in Kiew mit. Ausländische Staaten wurden ersucht, keine Eigentumsübertragungen zu erlauben, bis die Ukraine und Rußland ihren Streit geregelt hätten. Rußlands Präsident Boris Jelzin hatte dekretiert, sein Land übernehme das Auslandsvermögen der UdSSR.
WASHINGTON, 23. Februar (Reuter/ AFP/dpa). Die USA wollen die notleidenden Menschen in Bosnien-Herzegowina aus der Luft versorgen. Nach der Grundsatzentscheidung berate Präsident Bill Clinton nun mit den Vereinten Nationen (UN) und westlichen Staaten darüber, teilten Regierungsvertreter in Washington am Montag abend mit.
Anschließend wolle Clinton den Beschluß, Hilfsgüter über Bosnien abzuwerfen, offiziell bekanntgeben. Die Transportmaschinen sollten von US-Kampfflugzeugen eskortiert werden. Möglicherweise beginne der Einsatz noch in dieser Woche. Die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, die US-Regierung habe den Beschluß gefaßt, die belagerten Menschen aus der Luft zu versorgen und die Behörden in Belgrad am Montag darüber informiert.
Clinton wollte am Dienstag mit UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali über die Lage in Bosnien-Herzegowina sprechen, der die Auffassung vertrat, die Versorgung aus der Luft müsse von den UN genehmigt werden. Die amerikanische UN-Botschafterin Madeleine Albright äußerte dagegen die Ansicht, die USA seien bereits durch die UN-Resolution 770 autorisiert, den Bosniern humanitäre Hilfe mit allen erforderlichen Mitteln zukommen zu lassen.
Im Osten Bosnien-Herzegowinas belagern die Serben rund 100 000 Menschen, zumeist Moslems, und haben sie praktisch von jeglicher Hilfe abgeschnitten. Die Hilfskonvois der UN wurden durch serbische Verbände immer wieder blokkiert und erst am Sonntag durfte eine Kolonne in die Stadt Zepa fahren. Am Dienstag wollte ein weiterer UN-Konvoi aus Belgrad in die belagerte ostbosnische Stadt Gorazde aufbrechen. Die Serben haben zugesagt, ihn passieren zu lassen.
Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hat Clintons Überlegungen zur Hilfe aus der Luft begrüßt. Im Kölner Express wies Kinkel am Dienstag darauf hin, daß eine solche Aktion eventuell militärisch geschützt werden müsse. Zurückhaltend äußerte sich der Außenminister zu der Frage, ob sich Deutschland an einer solchen Aktion beteiligen sollte. Das Abwerfen von Hilfsgütern sei "technisch und militärisch schwierig".
Der Außenminister betonte zugleich, daß die Bundesrepublik sich bereits mit Notunterkünften für Flüchtlinge, medizinischer Betreuung, Lebensmittellieferungen und auch durch den Einsatz von Transportflugzeugen der Bundeswehr bei der Luftbrücke für Sarajewo an der humanitären Hilfe für die Kriegsopfer im ehemaligen Jugoslawien beteilige.
Als "hochriskante" Operation haben Diplomaten Rest-Jugoslawiens die Überlegung des US-Präsidenten Clinton bezeichnet, die notleidene Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina mit Fallschirmen aus der Luft zu versorgen. Die Belgrader Presse berichtete am Dienstag, die niedrig fliegenden Transportflugzeuge könnten sogar mit leichten Waffen getroffen werden. "Jeder derartige Vorfall könnte zu Vergeltungsmaßnahmen führen, und das würde die USA immer mehr in den Krieg verwickeln", hieß es.
Die schweren Kämpfe in der Tiefebene der Save im Norden Bosniens sind offenbar auch in der Nacht zum Dienstag unvermindert fortgesetzt worden. Wie der bosnische Rundfunk berichtete, war die Stadt Gradacac erneut schweren Artillerieangriffen serbischer Truppen ausgesetzt. Heftige Angriffe wurden auch auf den sogenannten Brückenkopf von Brcko und Orasje an der Save gemeldet.
Im Verlauf der serbischen Angriffe auf die Stellungen moslemisch-kroatischer Truppen geriet auch die Gemeinde Zupanja auf kroatischer Seite des Grenzflusses Save unter Artilleriebeschuß.
Die Benzinpreise in Serbien sind seit Dienstag um 100 Prozent gestiegen. Ein Liter Benzin kostet beim Kauf mit Bezugsscheinen rund 8000 Dinare (etwa 17 Mark). Mit Bezugsscheinen können monatlich 15 Liter Benzin pro Auto gekauft werden. Im freien Verkauf sind die Benzinpreise nicht begrenzt.
NEW YORK, 23. Februar (Reuter). Serbien versucht nach US-Erkenntnissen derzeit möglicherweise, Waffen nach Somalia zu liefern. Die US-Zeitung New York Times berichtet am Dienstag, ein unter griechischer Flagge fahrendes Schiff, das offenbar Waffen aus Serbien an Bord habe, habe nach vorliegenden Erkenntnissen Kurs auf Kenia genommen, von wo aus die Rüstungsgüter voraussichtlich weiter nach Somalia gebracht werden sollten. Dies wäre ein Bruch des von den UN gegen Serbien verhängten Handelsembargos. Das US- Außenministerium habe Griechenland und Kenia aufgefordert, eine Verletzung des Handelsembargos nicht zuzulassen.
Golan-Höhen US-Minister auf Eis gelegt
JERUSALEM / TEL AVIV, 23. Februar (Reuter/AFP). Jüdische Siedler von den israelisch besetzten Golan-Höhen haben US-Außenminister Warren Christopher heute einen kühlen Empfang beschert. Vor seinem geplanten Treffen mit Israels Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin luden sie 120 Tonnen Schnee vor dessen Büro ab. "Wir wollen die Verhandlungen damit in gewisser Weise einfrieren", erklärte der Siedler Udi Margalit die Aktion. Die Rückgabe auch nur eines Teils der strategisch wichtigen Golan-Höhen dürfe nicht Gegenstand der Verhandlungen mit Syrien sein.
Der amerikanische Außenminister nimmt heute seine Gespräche in Israel auf. Neben Treffen mit der israelischen Regierung sind auch Gespräche mit Vertretern der palästinensischen Unterhändler bei der Nahost-Konferenz geplant. Bei seiner Ankunft in Tel Aviv am Montag abend äußerte Christopher die Hoffnung, daß die festgefahrenen Friedensverhandlungen sobald wie möglich fortgesetzt werden könnten. Christopher appellierte auf dem Flughafen Ben Gorion bei Tel Aviv eindringlich an die Araber und Israeli, für einen Durchbruch im Nahost- Friedensprozeß zu sorgen. Die Friedensverhandlungen dürften nicht zu einer "versäumten Gelegenheit" werden, betonte er.
Zugleich bekräftigte der US-Außenminister, ein "reeller Frieden" in der Region könne nur unter der Voraussetzung erreicht werden, daß die Sicherheit Israels vollkommen gesichert sei.
Israels Außenminister Shimon Peres erklärte, auch sein Land hoffe, die Gespräche mit den arabischen Nachbarn bald wiederaufzunehmen. Haupthindernis für die Fortsetzung der Verhandlungen ist die Abschiebung von rund 400 Palästinensern durch Israel.
MÜNCHEN, 23. Februar (Reuter). Bei einem Lawinenunglück bei Schönau am Königssee ist am Montag ein 21jähriger Skifahrer aus der oberbayerischen Ortschaft ums Leben gekommen. Sein 23jähriger Begleiter wurde schwer verletzt geborgen. Die beiden Wintersportler waren abseits der gesicherten Skipiste gefahren, als sich eine Schneebrettlawine löste und sie 100 bis 250 Meter mit sich riß. Der 21jährige wurde gegen einen Baum geschleudert und erlitt dabei tödliche Verletzungen. Durch einen Lawinenabgang verschüttet wurde auch die Bundesstraße zwischen Kreuth nahe dem Tegernsee und dem Achenpaß. Mehrere Skigebiete in Oberbayern sind mit dem Auto derzeit nur mit Schneeketten erreichbar.
PEKING, 23. Februar (Reuter). Die in Peking arbeitenden Auslandskorrespondenten haben die Regierung aufgefordert, einen Angriff der Sicherheitskräfte auf einen Reporter des US-Fernsehsenders ABC aufzuklären. Eine erste entsprechende Aufforderung sei ohne Antwort geblieben, rügten die Journalisten am Dienstag in einem Brief an den Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wu Jianmin. Todd Carrell war am 3. Juni 1992 festgenommen worden, als er einen Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens filmte.
Carrell habe Verletzungen an Rückgrat und Gehirn erlitten, heißt es in dem Protestbrief. Bis heute leide der 41jährige unter ständigen Schmerzen. Seine Arbeit in Peking könne er nicht mehr ausüben. Nach der Verhaftung Carrells hatte Wu erklärt, einige Auslandskorrespondenten hätten am 3. Juni verbotswidrig auf dem Platz des Himmlischen Friedens recherchiert. Die Angelegenheit sei von den chinesischen Behörden "dem Gesetz entsprechend" behandelt worden.
POTSDAM, 23. Februar (Reuter). In der Diskussion um einen Solidarpakt für Ostdeutschland hat Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) vorsichtig eine neue Erhöhung der Mehrwertsteuer angeregt. Ein solcher Gedanke erscheine ihm "immer noch akzeptabel", sagte Stolpe am Dienstag in Potsdam. "Man muß darüber diskutieren." Es müsse jetzt rasche Lösungen geben, Abwarten führe zu "schädlicher Verunsicherung". Stolpe bekräftigte die Forderung der SPD, Beamte und Selbständige mit einer Arbeitsmarktabgabe zu belegen. Die "zweitbeste Lösung" sei die Wiedereinführung des Solidarzuschlags.Fischer verwüsten Großmarkt Bretonen kämpften drei Stunden mit Polizei / Preise verfallen
PARIS, 23. Februar (Reuter/AFP). Aus Protest gegen Billigimporte von Fisch und Schalentieren haben über 800 westfranzösische Fischer am Dienstag einen Großmarkt in Rungis bei Paris verwüstet. Sie zertrümmerten Verkaufsstände und lieferten sich einen rund dreistündigen Kampf mit der Polizei. Nach Angaben der Behörden wurden zwei Beamte und drei Demonstranten verletzt.
Die überwiegend bretonischen Fischer sind über niedrige Preise und Billigimporte aus Südamerika, Osteuropa und Großbritannien erzürnt. Als unzureichend haben sie die Ankündigung der Regierung zurückgewiesen, umgerechnet rund 80 Millionen Mark zur Rettung ihrer Branche zur Verfügung zu stellen.
Charles Josselin, Staatssekretär für Meeresfragen, äußerte am Dienstag im Rundfunk die Erwartung, daß die Europäische Gemeinschaft (EG) in Kürze Mindestpreise für einige Fischsorten beschließen werde. Weitere Gewalttaten würden aber die Bemühungen Frankreichs in Brüssel untergraben.
Die Fischer waren am Montag abend in Bussen nach Rungis gefahren, wo sie kurz nach Mitternacht über den Markt herfielen. Sie verwüsteten den Teil mit Fisch- und Meeresfrüchteständen. Dabei wurden mehrere hundert Kilogramm Meeresgetier vernichtet. Als die Polizei einschritt, wurden die Beamten mit Flaschen und Steinen beworfen. Erst nach drei Stunden gelang es, den Markt zu räumen. Am Dienstag vormittag versammelten sich wieder mehrere hundert Fischer in Rungis.
Preisstürze um 15 bis 30 Prozent treffen die Fischer in der gesamten EG. Die EG-Kommission will in Kürze Maßnahmen zur Abwendung einer Krise vorschlagen. (Weiterer Bericht Seite 2)
MOSKAU, 23. Februar (Reuter). Der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschew hat nationalistische Offiziere in den Streitkräften beschuldigt, die Armee zu unterwandern und für ihre Zwecke nutzen zu wollen. Zum Tag der Streitkräfte am Dienstag sagte Gratschew im Moskauer Fernsehen, das Oberkommando werde nicht zulassen, daß die Armee für politische Ziele eingespannt werde.
Gemeinsam mit anderen Vertretern der Regierung nahm Gratschew am Dienstag an der traditionellen Kranzniederlegung vor dem Kreml teil. Präsident Boris Jelzin erschien dazu aber nicht. Jelzin mache außerhalb Moskaus Urlaub, sagte sein Vize Alexander Ruzkoi.
Eine Gruppe Offiziere habe am Wochenende in Uniform an einem Treffen von Altkommunisten und Nationalisten teilgenommen und seinen Rücktritt gefordert, sagte Gratschew. Das Oberkommando werde alle Versuche, die Armee zu spalten, unterbinden.
Gratschew zufolge wurden Disziplinarstrafen gegen 3000 Offiziere wegen Korruption verhängt. Gegen 46 Generäle und andere Offiziere sei Anklage erhoben worden. Maschinen des Militärs seien illegal verkauft, die Bezahlung über ausländische Konten abgewickelt worden. Das Geld werde sichergestellt und an das Verteidigungsministerium überwiesen, versicherte der Minister. Ungeachtet dieser Vorfälle sei die Armee jedoch die einzige verläßliche und gut organisierte Macht in der Gesellschaft, unterstrich Gratschew.
Am Tag der Streitkräfte wird der Gründung der früheren Sowjetarmee am 23. Februar 1918 gedacht.
KINSHASA, 23. Februar (Reuter). In Zaires Hauptstadt Kinshasa sind erneut blutige Unruhen ausgebrochen. Augenzeugen berichteten am Dienstag, bei einem Rachefeldzug der Garde von Präsident Mobutu Sese Seko am Montag abend seien zwischen 30 und 50 Menschen ums Leben gekommen. Die gefürchtete Elitetruppe habe Vergeltung für den Tod eines Wachsoldaten genommen, der von Bewohnern eines Vorortes mit Macheten zerhackt worden sei. Dies wiederum sei die Antwort auf die Ermordung eines Anwohners gewesen, wofür Soldaten verantwortlich gemacht worden seien.
BAGDAD, 23. Februar (Reuter). Eine großangelegte Suche nach irakischen Mittelstreckenraketen ist offenbar vergeblich geblieben. Zwei Teams mit insgesamt 34 Experten der Vereinten Nationen reisten am Dienstag aus Bagdad ab. Ein zuständiger irakischer Vertreter sagte, die Inspektoren hätten nichts gefunden. Dem widersprachen die UN-Experten nicht. Irak versteckt nach Einschätzung der Weltorganisation rund 100 Raketen vom Typ Scud. Diese darf das Land nach den Golf-Beschlüssen der UN nicht mehr besitzen, weil sie eine Reichweite von über 150 Kilometer haben. Die Iraker dementieren den Vorwurf.
Die UN-Experten ließen erkennen, daß keine Raketen entdeckt worden waren. Dennoch sprach einer der Teamchefs, Nikita Smidowitsch, von einer "guten Inspektion". Nach seinen Worten waren "sehr spezifische Informationen über verbotene Gegenstände" überprüft worden. Es sei besser, die Sache zu kontrollieren und die Akte dann zu schließen, sagte er.
MÜNCHEN (rtr). Der Vorstandsvorsitzende der weltweit größten Rückversicherung, der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Horst Jannott (siehe Archiv-Foto), ist tot. Der 65 Jahre alte Manager starb am Sonntag an Herzversagen, wie das Unternehmen mitteilt. Jannott wollte Ende diesen Monats in Ruhestand gehen.
Der am 1. Februar 1928 in Gotha geborene Jannott hinterläßt seine Ehefrau und zwei verheiratete Töchter. Der Manager war 1954 bei der Münchener Rückversicherung eingetreten und 1969, vor 24 Jahren, an die Spitze der Assekuranz gerückt. In seiner Ära stieg die Münchener "Versicherung der Versicherungen" zum unbestrittenen Primus der Branche auf.
Dem Vorstand der Münchener Gesellschaft gehörte Jannott seit 1964 an. Jannott sollte nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand Ende Februar in den Aufsichtsrat der Münchener Rück wechseln und in dem Kontrollgremium den Vorsitz übernehmen. Als sein Nachfolger war vor wenigen Wochen Finanzchef Hans-Jürgen Schinzler berufen worden.
BONN, 23. Februar (Reuter). Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat gegen die Aufforderung des türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel protestiert, Deutschland solle asylsuchende Flüchtlinge aus der Türkei nicht mehr aufnehmen. "Unser Grundrecht auf Asyl ist nichts mehr wert, wenn wir uns nach den Auskünften der Verfolgerstaaten und nicht nach denen der Verfolgten richten" meinte der Vorsitzende der Gesellschaft, Tilman Zülch, am Dienstag in Göttingen.
Die türkische Armee gehe bei der Bekämpfung der kurdischen Guerillaorganisation PKK immer brutaler gegen die unschuldige Zivilbevölkerung vor, sagte Zülch. Auch Oppositionspolitiker, Journalisten und Gewerkschafter würden zunehmend Opfer von Anschlägen. Der Vorschlag des deutschen Innenministeriums, die Türkei auf die Liste der Nichtverfolgerstaaten zu setzen, sei völlig verfehlt.
DÜSSELDORF, 23. Februar (Reuter). Ein Loch von über sechs Metern Tiefe und Durchmesser hat sich am Dienstag auf der Autobahn A 46 von Wuppertal nach Düsseldorf aufgetan. Eine Sprecherin des Düsseldorfer Regierungspräsidiums sagte, am Morgen habe sich die Fahrbahndecke unmittelbar hinter einer Autobahnbrücke bei Düsseldorf-Eller so weit abgesenkt, daß sich ein Autofahrer mit seinem Wagen darin festfuhr. Bei der anschließenden Untersuchung sei ein metertiefer und -breiter Hohlraum unter der Fahrbahn entdeckt worden. Vermutlich sei die Autobahn wegen der Bauarbeiten an der Brücke unterspült worden.
STOCKHOLM, 23. Februar (Reuter). Schweden will seine gegen Südafrika verhängten Sanktionen nach Worten von Ministerpräsident Carl Bildt innerhalb der nächsten Wochen aufheben. Im Rundfunk wollte er am Dienstag aber keinen genauen Zeitpunkt dafür nennen. Sein Land hatte wegen der Rassentrennung 1979 finanzielle und 1987 Handelssanktionen gegen Südafrika verhängt. Auch Norwegen plant die Aufhebung seiner Südafrika-Sanktionen, allerdings schrittweise. Das Außenministerium in Oslo teilte am Dienstag mit, am 15. März falle das Handels- und Investitionsverbot. In Kraft bleibe aber ein Öl- und Waffenembargo.
Nur wenige Länder halten offizielle Sanktionen gegen Südafrika noch aufrecht. Dessen Präsident Frederik Willem de Klerk betreibt die Abschaffung der Rassendiskriminierung.
ASCHAFFENBURG, 23. Februar (Reuter). Bei einer Schlägerei zwischen Deutschen und Ausländern in der Aschaffenburger Innenstadt mitten im lebhaften Faschingstreiben ist am Dienstag ein 20jähriger Schüler erstochen worden. Ein Polizeisprecher sagte, der Schüler sei von Messerstichen getroffen worden und wenig später im Krankenhaus gestorben. Nach der Tat seien sieben Beteiligte an der Schlägerei festgenommen worden. Nach zwei Ausländern wurde noch erfolglos gefahndet. Die Ursache für die massiv mit Steinen und Holzknüppeln geführte Auseinandersetzung war unklar. Allerdings hieß es, vermutlich habe Alkohol eine Rolle gespielt.
Der erstochene Schüler hatte laut Polizei mit dem Beginn der Schlägerei offenbar gar nichts zu tun, sondern war in den Streit hereingezogen worden.
TIFLIS, 23. Februar (Reuter/AFP). Georgiens Staatschef Eduard Schewardnadse hat am Dienstag den Abzug der russischen Truppen aus den beiden georgischen Schwarzmeer-Provinzen Abchasien und Adscharien gefordert. Sollte dies nicht geschehen, müsse die Generalmobilmachung angeordnet und zu den Waffen gegriffen werden, sagte er im Parlament. Er wolle versuchen, den Konflikt mit Rußlands Präsident Boris Jelzin beizulegen. Seine Forderung sei die Antwort auf die Erklärung des russischen Verteidigungsministers Pawel Gratschew, die Truppen müßten aus strategischen Gründen bleiben. In Abchasien kämpfen Separatisten für eine Loslösung von Georgien. Georgien wirft Rußland vor, die Rebellen zu unterstützen. Am Montag hatte Schewardnadse die in Georgien stationierten russischen Truppen beschuldigt, für einen Luftangriff auf ein Wohngebiet in der abchasischen Gebietshauptstadt Suchumi verantwortlich zu sein.
ESSEN (rtr/FR). Die Ruhrkohle AG und Krupp-Hoesch verhandeln derzeit über die Konditionen für Koks-Lieferungen. Dabei sieht die RAG aber offenbar keine Möglichkeiten, den Preisvorstellungen der Stahlkocher vollständig zu entsprechen. Nach Darstellung der Essener liegen die geäußerten Vorstellungen über Abschläge außerhalb ihrer Möglichkeiten. Die Firma widerspricht damit indirekt Berichten über eine Vorentscheidung für Dortmund als Hochofen-Standort von Krupp-Hoesch.
Die Wahl zwischen Dortmund und Rheinhausen soll nach Vermutungen in der Branche am 11. März fallen. An diesem Tag werden die Vorstände und Aufsichtsräte der vor der Fusion stehenden Krupp Stahl und Hoesch Stahl zu einer Sitzung zusammenkommen.
Die Westdeutsche Allgemeine hatte berichtet, die neue Dortmunder RAG-Kokerei Kaiserstuhl III werde künftig ebenso günstig anbieten wie die Krupp-Kokerei in Rheinhausen. Krupp-Chef Gerhard Cromme beziffert den Preisunterschied auf 80 Mark je Tonne und betont stets, eine niedrigere Koksrechnung der RAG hätte erheblichen Einfluß auf die Standort-Entscheidung. Laut RAG ist ihr Dortmunder Betrieb derzeit nur 26 Mark teurer als der von Krupp in Rheinhausen.
FRANKFURT A. M. (FR). Am New Yorker Aktienmarkt lag gestern der Dow- Jones-Index 30 führender Industriewerte rund eine Stunde nach Beginn mit 4,33 Punkten im Minus. Am Montag war er deutlich um 20,81 Zähler auf einen Schlußstand von 3342,99 gestiegen.
In Tokio kletterte am Dienstag der Nikkei-Index für 225 Top-Werte um 42,54 auf zuletzt 16 863,15 Punkte.
MANAMA, 24. Februar (Reuter). Der Leiter eines Teams von UN-Waffeninspektoren hat Irak am Dienstag aufgefordert, keine falschen Angaben über sein Waffenprogramm mehr zu machen und die Arbeit der UN-Experten künftig nicht mehr zu behindern. Teamchef Nikita Smidowitsch sagte nach seiner Rückkehr von einer zweitägigen Inspektionsreise in Bahrain, Iraks Führung müsse noch viel tun, um die Golf-Kriegs-Beschlüsse der UN zu erfüllen. Zu den Ergebnissen der jüngsten Suche nach irakischen Mittelstreckenraketen wollte sich Smidowitsch nicht äußern. Er sei lediglich befugt anzudeuten, daß es "Probleme" gegeben habe.
Smidowitsch forderte, die Iraker müßten künftig "völlig korrekte Erklärungen" zu ihrem Waffenprogramm abgeben. "Wir wissen, daß einige ihrer Erklärungen einfach falsch sind."
PASSAU, 24. Februar (Reuter). CSU- Landesgruppenchef Michael Glos ist Spekulationen über einen möglichen Rückzug der CSU aus der Koalition entgegengetreten.
Mit dem Erscheinungsbild der Koalition sei die CSU derzeit zwar "nicht zufrieden", dennoch wäre es falsch, sich in einer schwierigen Zeit aus dem Bündnis zu lösen, sagte Glos gestern abend.
Die CSU werde trotz der heftigen Kritik an Ministerpräsident Max Streibl in der "Amigo-Affäre" mit ihm in den Wahlkampf gehen und 1994 wieder die absolute Mehrheit anstreben. In der CSU gebe es keine "Putsch-Strömung" gegen Streibl.
Zum Gewicht der CSU in der Koalition sagte Glos, dazu sei die absolute Mehrheit in Bayern unverzichtbar. Jüngste Umfragen, die die CSU in der Wählergunst bei unter 40 Prozent sehen, "regen uns . . . nicht sonderlich auf", sagte hierzu CSU-Generalsekretär Erwin Huber, der sich auch erneut gegen eine immer wieder ins Gespräch gebrachte bundesweite Ausdehnung der CSU aussprach. Die von Beobachtern als Anzeichen für ein abnehmendes Gewicht der CSU in der Koalition gewertete Tatsache, daß Bundeskanzler Helmut Kohl auf seiner Südostasienreise keinen Vertreter der CSU mitgenommen hat, sei auf einen "Fehler" im Büro des Kanzlers zurückzuführen, sagte Glos. Kohl habe dies in einem Brief an die CSU bedauert.
Zu der in der "Amigo-Affäre" kritisierten Inanspruchnahme von Unternehmensdiensten durch CSU-Politiker sagte Glos: "Wir dürfen uns unsere guten Kontakte zur Wirtschaft nicht kaputtschlagen lassen." Die CSU sehe ihre Aufgabe darin, Kontakte zu allen gesellschaftlichen Gruppen zu halten, "insbesondere zur Wirtschaft".
Ergebnis-Telegramm
FUSSBALL ENGLISCHE MEISTERSCHAFT, Nachholspiel: Sheffield United - Oldham Athletic 2:0. Tabellenspitze: Aston Villa, 56 Punkte, vor Manchester United (54) und Norwich City (51). SKI NORDISCH WELTMEISTERSCHAFT in Falun/Schweden, Frauen, Jagdrennen (5 km klassisch, 10 km Freistil): 1. Belmondo (Italien) 40:19,0 Minuten, 2. Lasutina (Rußland) 40:19,3, 3. Jegorowa (Rußland), 40:19,6, 4. di Centa (Italien) 40:20,3, 5. Neumanova (Tschechische Republik) 41:15,5, 6. Välbe (Rußland) 41:16,9, 7. Gawriljuk (Rußland) 41:21,4, 8. Moen (Norwegen) 41:21,8, 9. Rolig (Finnland) 41:22,0, 10. Westin (Schweden) 41:30,0, . . . 38. Bonsack (Oberhof) 43:29,4, 40. Anke Schulze (Willingen) 43:35,3.
Spezialspringen, Mannschaft, Großschanze, 1. Norwegen 821,5 Punkte (Myrbacken 107 + 112 m, Brendryen 110 + 108 m, Berg 102 + 101 m, Bredesen 112 + 113 m), 2. Gemeinsame Mannschaft Tschechische und Slowakische Republik 772,1 (Svagerko 99 + 102 m, Jez 100,5 + 107,5 m, Parma 102,5 + 105,5 m, Sakala 105 + 117 m), 3. Österreich 745,4 (Vettori 100 + 103,5 m, Kuttin 97,5 + 105 m, Horngacher 103 + 102 m, Goldberger 105 + 107,5 m), 4. Frankreich 724,2, 5. Japan 716,0, 6. Finnland 702,7, 7. Slowenien 671,0, 8. Schweiz 652,9, 9. Schweden 647,9, 10. Italien 644,9, 11. Deutschland 632,2 (Duffner 173,5/100 + 100 m, Weißflog 142,1/86,5 + 97,5 m, Thoma 130,4/88,5 + 92,5 m, Siegmund 186,2/101,5 + 104 m). TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Scottsdale (275 000 Dollar), 1. Runde: Markus (Argentinien) - Karbacher (München) 7:5, 6:7 (4:7), 6:3. FRAUEN-TURNIER in Indian Wells (375 000 Dollar), 1. Runde: McQuillan (Australien/Nr. 14) - Zivec-Skulj (München) 1:6, 6:3, 6:2.
FRAUEN-TURNIER in Linz (150 000), 1. Runde: Probst (München/Nr. 6) - Nowak (Polen) 3:6, 6:2, 6:4.
Im Ballsport ist das Verletzungsrisiko größer als anderswo. Fast 70 Prozent aller Sportunfälle passieren in den Sportarten Fußball, Handball, Volleyball und Basketball. Dies ergab eine Langzeitstudie, die auf Veranlassung der Europäischen Sportministerkonferenz erstellt wurde. Versicherungsfachleute sowie Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft in Köln analysierten in den zurückliegenden fünf Jahren rund 50 000 Sportunfälle in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Bei der Suche nach den Unfallgründen standen die vier großen Ballsportarten im Mittelpunkt. Dabei kamen die Analytiker zu der Erkenntnis: 75 Prozent aller Unfälle beim Fußball passieren im Wettkampfgeschehen, während der gleiche Prozentsatz beim Volleyball außerhalb der Spiele, also im Trainingsbereich, registriert wurde.
Im Vergleich der untersuchten Ballsportarten ergaben sich mit 49 Prozent beim Fußball die meisten Verletzungen, gefolgt von Handball (15 Prozent), Volleyball (6 Prozent) und Basketball (2 Prozent). In Relation zu den gemeldeten Mitgliederzahlen in den Landessportbünden Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg liegt Basketball mit 14 Unfällen pro 1000 Mitglieder an der Spitze, vor Handball (9), Volleyball (9) und Fußball (6). In der Studie wird jedoch auf den Anteil von passiven Verbandsmitgliedern hingewiesen, der bei den Ermittlungen unberücksichtigt bleiben mußte.
Auch diese Feststellung überraschte die Wissenschaftler und Versicherungsexperten. In den Sportarten Fußball, Handball und Volleyball ergibt sich für Männer und Frauen in etwa das gleiche Verletzungsrisiko. Über 50 Prozent der Sportunfälle bei den Sportlern entfallen auf die Altersgruppe der 22- bis 35jährigen. Hier spielen Risikobereitschaft und Intensität eine Rolle. Bei den Sportlerinnen verschiebt sich das Bild nach unten. In den Unfallstatistiken erscheinen die 15- bis 21jährigen Frauen genauso häufig wie die Gruppe der 22- bis 35jährigen. "Spitzenreiter" in der Verletzungsart sind Schäden an den Sprunggelenken. Insgesamt 60 Prozent der Sportunfälle im Fußball, Handball, Volleyball und Basketball ergeben diese Diagnose. Im einzelnen weist die Studie folgende Verletzungsarten aus - Handball: Handverletzungen (22 Prozent), Knieverletzungen (25), Sprunggelenksverletzungen (31); Fußball: Kopfverletzungen (8), Sprunggelenksverletzungen (34), Knieverletzungen (28); Basketball: Handverletzungen (26), Knieverletzungen (13), Sprunggelenksverletzungen (53); Volleyball: Handverletzungen (17), Knieverletzungen (10) und Sprunggelenksverletzungen (60). prd/DSB
In Utrecht herrscht gespannte Ruhe. Einwohner und Polizei sehen dem WM- Qualifikationsspiel zwischen den Niederlanden und der Türkei am Mittwoch gelassen entgegen, obwohl durchaus mit Ausschreitungen gerechnet werden kann. Rotterdam und Amsterdam hatten die Ausrichtung des Spiels aus Angst vor Krawallen zuvor sogar abgelehnt, nachdem es in den vergangenen Wochen in und vor holländischen Fußball-Stadien wiederholt zu Ausschreitungen mit ausländerfeindlichem Hintergrund gekommen war. In Utrecht dagegen wurden keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Vielleicht weil die Angst vor einer Niederlage gegen die vom Deutschen Sepp Piontek betreuten Türken, die mit der Unterstützung zahlreicher in Holland lebender Landsleute rechnen, bei den "Oranje"-Fans größer ist als die Furcht vor Randale. Einen neuerlichen Punktverlust nämlich darf sich der Europameister von 1988, der in der Qualifikationsgruppe zwei mit 3:3 Zählern auf Platz vier hinter Norwegen (7:1), England (5:1) und Polen (3:1) liegt, auf dem Weg zur WM-Endrunde 1994 in den USA nicht leisten.
"Für uns ist jedes Spiel ein Finale. Wir müssen noch sechs unserer sieben Spiele gewinnen, um die Qualifikation zu schaffen", erklärte "Bondscoach" Dick Advocaat: "Trotz des 3:1 haben wir in Istanbul nicht gut gespielt. Im Rückspiel aber werden wir jetzt mit gleich vier Angreifern stürmen und versuchen, unser Spiel zu machen."
Gleich drei verletzte Stammspieler muß Advocaat ersetzen. Torjäger Marco van Basten fällt wie Frank Rijkaard (beide AC Mailand) und Wim Kieft (Eindhoven) aus. Dagegen kann Advocaat, der seinen Trainerstuhl im Fall der WM-Teilnahme für "König" Johan Cruyff räumen wird, neben Ruud Gullit (Milan) und Bayern-Spieler Jan Wouters wieder Dennis Bergkamp (Ajax) einsetzen.
Ohne den gesperrten Libero Franco Baresi (Milan) muß Italiens Nationaltrainer Arrigo Sacchi für das Qualifikationsspiel gegen Portugal in Porto planen. Sein Debüt in der "squadra azzurra", die in der Gruppe eins bei 4:2 Zählern hinter der Schweiz (7:1) Platz zwei belegt, feiert Diego Fuser von Lazio Rom. "Ich stelle eine Mannschaft auf, die sich durchsetzt, nicht leidet", verspricht Sacchi: "Es ist ein wichtiges Spiel, in dem wir antreten, um zu gewinnen."
Auf die Nominierung des formschwachen Gianluca Vialli von Juventus Turin verzichtete Sacchi erneut. Im Sturm setzt er auf die "Juve"-Stars Roberto Baggio und Pierluigi Casiraghi.
Für einigen Ärger sorgt das WM-Qualifikationsspiel der Spanier in der Gruppe drei gegen Litauen in Sevilla bei Europapokalsieger und Meister FC Barcelona. Neun "Barca"-Spieler berief Nationaltrainer Javier Clemente ins Aufgebot. Die Katalanen fühlen sich im Kampf um den Meistertitel durch die Mehrbelastung benachteiligt, da der Erzrivale Real Madrid wie Tabellenführer Deportivo La Coruna nur einen Spieler abstellen muß. "Barca" protestierte beim Verband auch mit der Begründung, daß Bakero, Amor und Guardiola angeschlagen seien.
"Ich schätze Litauen stärker als Lettland ein, das wir 5:0 geschlagen haben. Die Qualifikation wird allerdings zwischen uns, Irland und Dänemark entschieden", sagte Clemente. sid
Das Thema war schon abgehakt, jetzt scheint ein Wechsel des Fußball-Nationalspielers Karl-Heinz Riedle zum FC Bayern München doch wieder möglich. Nachdem der italienische Erstligist Lazio Rom Bereitschaft signalisierte, den 26 Jahre alten Torjäger am Saisonende ziehen zu lassen, will Bayern-Manager Uli Hoeneß am Mittwoch mit Roms Manager Enrico Bendoni telefonisch verhandeln.
"Wir werden uns umgehend mit Lazio und Riedle in Verbindung setzen und dann sehen, was machbar ist", erklärte dazu Bayern-Vize Karlheinz Rummenigge. Bendoni hatte in einem Interview mit mehreren italienischen Zeitungen am Sonntag Riedles Verkauf erstmals nicht mehr ausgeschlossen. "Wenn wir ihn abgeben, dann nicht innerhalb Italiens. Dann lieber in die Bundesliga. Die Bayern könnten ihn wenigstens bezahlen", sagte der Lazio-Manager. München hat gerade Frankfurts Stürmer Anthony Yeboah ein Angebot für die neue Saison unterbreitet. sid
GRAND-PRIX-TURNIER in Rotterdam (600.000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Camporese (Italien) - Bates (Großbritannien) 6:2, 6:0, Carlsen (Dänemark) - Bergström (Schweden) 6:4, 7:5, Mansdorf (Israel) - Steven (Neuseeland) 6:0, 2:6, 6:2, Nijssen (Niederlande) - Eltingh (Niederlande) 6:3, 4:6, 6:2.
FRAUENTURNIER in Linz (150.000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Singer (Stuttgart) - Dopfer (Österreich) 5:7, 7:5, 7:6 (7:2), Meier (Saarlouis) - Mothes (Frankreich) 6:1, 7:6 (7:3), Maleewa- Fragniere (Schweiz/Nr. 2) - van Lottum (Frankreich) 6:0, 6:3, Boogert (Niederlande) - Bykowa-Jegorowa (Russland) 7:5, 6:3.
Zweite Bundesliga
Zeiss Jena - Fort. Düsseldorf 1:0 (0:0) Jena: Bräutigam - Szangolies - Röser, Fankhänel - Molata, Schneider (90. 14 Wentzel), Holetschek, Schreiber, Penzel - Weber (84. 13 Klee), Akpoborie.
Düsseldorf: Koch - Backhaus - Quallo, Drazic - Kaiser (73. 13 Aigner), Schütz, Buncol (67. 12 Gärtner), Strerath, Albertz - Novak, Cyron
Schiedsrichter: Schäfer (Frankenthal)
Tor: 1:0 Molata (88.)
Zuschauer: 3227
Beste Spieler: Szangolies, Schreiber - Koch, Backhaus, Albertz.
Rote Karten: keine
Gelbe Karten: Penzel - Quallo. Wuppertaler SV - FC Homburg 0:1 (0:0) Wuppertal: Albracht - Pusch - Voigt, Ksienzyk - Glavas (58. Hartwig), Zilles, Szewczyk (46. Müller), Schmugge, Pröpper - Hwang, Tönnies
Homburg: Eich - Homp - Dudek, Jelev - Korell, Wruck, Landgraf, Cardoso, Pförtner (67. Müller) - Hubner (77. Quirin), Maciel
Schiedsrichter: Weise (Könitz)
Tor: 0:1 Hubner (53.)
Zuschauer: 5500
Beste Spieler: Szewczyk - Cardoso, Eich, Hubner
Rote Karten: keine
Gelbe Karten: Ksienzyk, Voigt - Korell, Wruck.
50 Doping-Kontrollen in Rotterdam Insgesamt 50 Doping-Kontrollen wird die Spielervereinigung ATP beim Tennis- Grand-Prix in Rotterdam durchführen. "Normalerweise werden im Turnier bis dreißig Proben bei weniger bedeutenden Spielern entnommen", so Dr. David Martin, Verantwortlicher des Anti-Doping- Programms der ATP.
In dem Artikel, der das Leben Kaiser Wilhelm II. in seinem niederländischen Exil behandelt, haben sich ein paar Fehler eingeschlichen (FR vom 13. Februar 1993 "Des Kaisers alte Kleider"). So stammt zwar das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert; seine Geschichte geht jedoch zurück bis ins 9. Jahrhundert (in einer Urkunde von 838 wird Huis Doorn unter dem Namen Thornheim erwähnt).
Es rollten auch keine fünf Züge mit 59 Waggons (12 Waggons pro Zug?) beim kaiserlichen Umzug in die Niederlande. Richtig ist vielmehr, daß die Reichsregierung genehmigte, daß ein Teil der kaiserlichen Besitztümer in einem Sonderzug mit 59 Waggons - Hausrat und eine ausgedehnte Sammlung von Kunstgegenständen - nach Doorn transportiert werden durfte.
Darüber hinaus bedürfen auch die Umstände des Anfalls der kaiserlichen Besitztümer an den niederländischen Staat einer Klarstellung. Beim deutschen Einmarsch in die Niederlande am 10. Mai 1940 wurde dem Kaiser namens des Oberkommandos der Wehrmacht mitgeteilt, daß seine Person und sein Besitz respektiert würden. Wilhelm II. wurde in seinem eigenen Wohnsitz interniert und bewacht. Unter diesen Umständen starb er am 4. Juni 1941. Nach Ende des Krieges mußte die niederländische Regierung eine Entscheidung über das weitere Schicksal von Huis Doorn treffen. Als Faustregel galt, daß alle Besitzungen von Deutschen als teilweise Entschädigung für den in den Jahren der Besatzung zugefügten Schaden beschlagnahmt wurden.
Der gesetzliche Erbe des Kaisers, sein Sohn, Kronprinz Wilhelm (1882-1951), ersuchte die niederländische Regierung, in seinen Erbfolgerechten anerkannt zu werden. Die dafür erforderliche "Entfeindungserklärung" wurde letztinstanzlich verweigert. Daß der Kronprinz mit seiner Bitte abgewiesen worden war, hing auch eng damit zusammen, daß der ehemalige Kaiser sich aus Prinzip weigerte, in den Niederlanden Steuern zu zahlen. Wilhelm II. verfügte anfangs über ein Vermögen von etwa 10 Millionen Gulden. Da es 1941, als er starb, zu wenig Mittel gab, die kumulierte Steuerschuld zu bezahlen, wurde Huis Doorn mit den 37 ha Wald und Park sowie dem vollständigen Inventar konfisziert.
Da es sehr wichtig war, die als kulturhistorisch wertvoll angesehene Sammlung als Ganzes der Nachwelt zu erhalten, beschloß die niederländische Regierung, sie nicht zu veräußern, sondern in der Zusammensetzung, die der Kaiser bestimmt hatte, fortbestehen zu lassen.
Christian Schmidt, Rodenbach
BERLIN. Auf den ersten Blick hat uns die Berlinale die Eckpunkte eines nordamerikanisch-subversiven Film-Deiecks gezeigt: "Malcolm X", "El Mariachi" und "Ein ganz normaler Held" ("Accidental Hero"). In der Mitte dieses Dreiecks aber befand sich der schönste aller Filme, die ich hier sehen konnte: "Die dunkle Seite des Herzens" - ein Werk, das offenbart, daß man Künstler nur sein kann, wenn man immer das größte Risiko eingeht.
"Malcolm X" ist eine teure und lange Produktion. Sie präsentiert ein Thema, das in der Geschichte der größten Filmindustrie der Welt bislang nicht repräsentiert war: wie Schwarze, die keinen Platz im "american dream" finden können, begonnen haben, sich eine Schwarze Identität aufzubauen. Spike Lee hat, was wir bisher nur als Dokumentar- oder No-budget-Film gesehen hatten, als spektakuläres Licht-, Farb- & Ton-Spiel inszeniert. Gewiß: "Malcolm X" ist eine Großproduktion wie viele andere; aber es gibt darin eine Reihe von subversiven Augenblikken, die wir nicht alle Tage im Hollywood-Kino sehen.
Um einen Abenteuerfilm à la Hollywood zu Hause zu machen, standen ihm für 80 Minuten nur 7000 Dollar zur Verfügung: für eine schon oftmals gezeigte Geschichte, ohne komplizierte Kameraarbeit, ohne Tricks, mit fast nichts. Robert Rodriguez, ein 23 Jahre alter mexikanischer Student, hat das Drehbuch geschrieben, die Kamera geführt, den Film montiert und ihn mit ein paar Freuden einer kleinen Stadt an der Grenze von Mexiko zu den USA produziert. Sein "El Mariachi" ist daraus entstanden: die komische Imitation aller Abenteuerfilme, die wir schon mal im Kino oder Fernsehen gesehen haben, gewissermaßen auch: eine Filmkritik als Film.
Und der dritte Eckpunkt des subversiven Dreiecks ist eine nicht zu teure und nicht zu billige Produktion, nämlich Stephan Frears "Accidental Hero", der die Bilder, die wir täglich in den "News"-Sendungen sehen, als Fernseh-Information diskutiert, nein: ironisiert, noch besser: als vom Medien-System kontrollierte Fiktion begreift. Frears unverhoffter Held, gespielt von Dustin Hoffman, ist die Karikatur des typischen Fernsehzuschauers: Er hat normalerweise nichts zu tun mit den Menschen, die in einem brennenden Flugzeug sitzen. Als aber eines vor seiner Nase abstürzt, geht er ins Feuer, um den Passagieren zu helfen - jedoch er macht es wie jemand, der sich in einem Film fühlt. Er bleibt ein Zuschauer der Realität, das Flugzeug hat gar nichts mit seinem Leben zu tun (das er dabei aufs Spiel setzt). Dieser ganz normale, dieser "zufällige" Held interessiert sich nur für seine Schuhe, die er im Wasser verloren, und die Kreditkarte, die er in seiner Tasche gefunden hat.
Subversion eins: Es ist möglich, einen vielfarbigen Film zu machen, der schwarz auf weiß Farbe bekennt. Subversion zwei: Es ist möglich, einen farbigen Abenteuerfilm zu machen, der ohne die Farbe Geld auskommt. Subversion drei: Es ist besser, die farbige Information im Fernsehen nicht immer als Porträt der Realität zu sehen, sondern als Schwarzweißbild.
Wenn man bei uns in Brasilien ein Thema ganz eng an der Sache diskutieren will, sagen wir: Wir müssen alle Punkte in Schwarz und Weiß nehmen. Auf deutsch heißt das etwa: Man will es schwarz auf weiß wissen. Die diesjährigen Internationalen Filmfestspiele haben in allen Sektionen die europäischen Schwierigkeiten (mit der Indentität und dem Rassismus) über den Schwarz-weiß- Konflikt diskutiert: das gleiche Problem in den USA und in Afrika.
Zusammen mit "Malcolm X" haben nämlich zwei andere nordamerikanische Filme diesen Konflikt thematisiert: "Love Field" (Regie: Jonathan Kaplan) und "Passion Fish" (Regie: John Sayles). In beiden Fällen sind es ganz naive Frauen, die im entscheidenden Moment anfangen, das Problem zu begreifen. Vier afrikanische Filme beschäftigen sich ebenfalls damit: "Samba Traoré" von Idrissa Ouedraogo, "Die Ursache" von Nissi Traoré, "Sankofa" von Haile Gerima (alle Burkina Faso) und "Guelwaar" von Ousmane Sembène (Senegal).
Viele Fragen haben alle diese Filme aufgeworfen, der Rassismus war ihr wichtigstes Thema, daneben aber auch die Suche nach kulturellen und sozialen Identitäten und die Frage nach der Krise des Films und des Kinos in aller Welt. Afrikanische Kinosprache und nordamerikanischer Rassismus, das waren Spiegelbilder einer Allegorie. Keine Antworten, nur Fragen. Sembène, Gerima und das erstaunliche Kino von Burkina Faso wirkten nahezu wie Reflektoren der europäischen Filmproduktion, mit der sie ja als koproduzierte Filme verbunden sind. Der Kampf um die schwarze Identität in Nordamerika glich wiederum einem Spiegel, in dem das ganze Europa seine individuellen Konflikte studieren konnte.
Kann man nun vielleicht sagen, es gäbe eine "Schwarze Identität", die man in den Filmen von Spike Lee, Gerima, Traoré, Ouedraogo und Sembène erblickt? Sie diskutieren, jeder auf seine spezifische Art, den Kampf von Tradition und Modernität in der Psyche und Lebensweise schwarzer Menschen. In dem kleinen afrikanischen Dorf gibt es noch eine Solidarität, welche die Männer in den Großstädten und der vollindustrialisierten Gesellschaft nicht mehr kennen, sagte Traoré in der Diskussion nach seinem Film "Die Ursache". Im Dorf könne niemand allein überleben - im Gegensatz zur Großstadt mit ihrer technischen Infrastruktur. Wird es künftig noch möglich sein, Filme mit dem dörflichen Solidargefühl in Afrika zu drehen - danach fragten alle afrikanischen Filme. Oder: Wie kann man zu einem besseren Dialog mit Europa gelangen, wie ihn über das Kino führen?
Fragen wie diese wurden auch in einigen anderen Filmen des Festivals diskutiert, thematisch in Thomas Mitscherlichs "Die Denunziantin" oder formal in "Frame Up" von Jon Jost, "Die Frauen vom See der duftenden Seelen" von Xie Fei oder in "Sehnsucht" von Tamasuro Bando. Wie sieht ein nationales Kino aus? Schwarz auf weiß: Die Frage nach der Identität der Schwarzen bewegt strukturell auch die Diskussion über die Identität des Kinos in Europa. Ist es nicht so, daß in Deutschland, aber auch in Frankreich, Italien, Spanien, die Zuschauer das nationale Kino so ansehen wie einen Fremden in ihren Straßen? Und daß sie das internationale Niemandslandkino der größten Filmindustrie als Ort sehen, wo sie ihr Paradies finden?
Deshalb traf "Die dunkle Seite des Herzens" von Eliseo Subiela, eine argentinisch-kanadische Koproduktion, direkt ins Herz der Fragen auf der diesjährigen Berlinale. Es ist die Geschichte eines Mannes, der täglich seinen Dialog mit dem Tod führt und ein lebendiges Bild unserer Zeit entwirft. Während die drei subversiven Filme aus Nordamerika die Sprache der Filmindustrie porös gemacht haben, macht der Film von Subiela einen radikalen Vorschlag: helles Licht in die dunkle Seite des Herzens zu werfen. Jeder Mensch soll wie ein Dichter leben, um den Kampf gegen den Tod zu gewinnen. Am Ende des Films können wir den müden Tod sehen. Die Antwort heißt: freie Poesie, Kino-Poesie als wirksamste subversive Struktur.
Im Zentrum der Diskussion um das heutige Europa (und seinen Dialog mit Nordamerika und dessen Erinnerung an den Kolonialismus in Afrika), welche die Berliner Filmfestspiele organisiert haben, war "Die dunkle Seite des Herzens" der einzige lateinamerikanische Film: ein gewiß schwierig zu übersetzendes Gedicht im Angesicht des tödlichen Überlebens, das uns die Großkinoindustrie täglich bereitet. JOSÉ CARLOS AVALLAR
Der Autor ist einer der bekannte sten brasilianischen Filmkritiker und einer der international besten Kenner der Weltkinematographie. Er arbeitet an der Kinematek in Rio de Janeiro. fr
EVERETT/NEW YORK (rtr/whp). US- Präsident Bill Clinton hat der heimischen Luftfahrtbranche Hilfe im Kampf gegen die europäische Konkurrenz versprochen. Er will eine nationale Kommission einsetzen lassen, die binnen 90 Tagen konkrete Vorschläge zur Sicherung der Branche unterbreiten soll. Vor Arbeitern des Flugzeugbauers Boeing kritisierte Clinton außerdem die europäischen Subventionen für den Airbus und forderte die strikte Einhaltung eines Abkommens mit der EG über die Begrenzung dieser staatlichen Hilfen. Der US-Präsident will auch im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) gegen den seiner Ansicht nach unfairen Wettbewerb im Luftfahrtgeschäft kämpfen.
Boeing hatte kürzlich die Entlassung von 28 000 der weltweit 141 500 Beschäftigten aufgrund des Mangels an Flugzeugaufträgen angekündigt. Dazu meinte Clinton, dieser Stellenabbau sei zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, daß die Vereinigten Staaten untätig zugesehen hätten, wie Europa 26 Milliarden Dollar an Zuschüssen in den Airbus hineingebuttert habe. "Deshalb wollen wir nun die Spielregeln ändern."
Die erwähnte nationale Kommission war Thema eines Gesprächs zwischen Clinton und Vertretern der US-Flugzeugbauer und -Airlines. Die Luftfahrtgesellschaften begrüßten zwar die Einsetzung eines solchen Gremiums, bezweifelten jedoch, daß die internen Rivalitäten der Branche schnell überwunden werden können. Diese hat sich wiederholt Preiskämpfe geliefert, die den Firmen in den vergangenen drei Jahren rund acht Milliarden Dollar an Verlusten bescherten. Der Chef von Continental Airlines, Robert Ferguson, warnte davor, den Konkurrenzkampf auszuschalten. Vielmehr sollten sich die großen Fluggesellschaften um einen Abbau der Überkapazitäten bemühen, die durch ihre eigenen ehrgeizigen Wachstumspläne entstanden seien.
Das europäische Airbus-Konsortium drohte nach der Clinton-Rede mit Reaktionen, falls die USA den Export des "Euro-Vogels" behindern sollten. Airbus- Sprecher Robert Alizard sagte in Toulouse, "wir können wirksam antworten, wenn die USA versuchen, ihren Markt zu schließen". Die US-Flugzeugbauer exportierten mehr Maschinen nach Europa als sie hier kaufen, so daß "leicht vorstellbar" sei, wie die Reaktion aussehen dürfte.
Clinton stellte ferner eine Technologieoffensive in Aussicht, mit der er die US- Wirtschaft stärken will. Das Programm sieht Steuervorteile für Forschung und Entwicklung sowie beschleunigte Investitionen in moderne Industrietechniken vor. Im Rahmen der Initiative will die US-Regierung innerhalb von vier Jahren 17 Milliarden Dollar für Forschungszwekke aufwenden. Clintons Industriepolitik könnte zur Gründung öffentlich-privater Konsortien nach dem Muster einer Unternehmensgruppe führen, die vor sechs Jahren zur Unterstützung der strauchelnden Halbleiterbranche ins Leben gerufen worden war. Ein Teil des Geldes soll zur Umwandlung einer Abteilung im Handelsministerium verwendet werden, die sich auf die Entwicklung fortgeschrittener Technologien konzentrieren wird.
Die Offensive wird nach den Plänen des Präsidenten an vielen Fronten ansetzen. Unter anderem geht es um die Finanzierung von Forschungsprojekten für ein nationales Hochgeschwindigkeits- Computernetz, die Schaffung einer Partnerschaft zwischen Staat und Autoindustrie mit dem Ziel, ein umweltfreundliches Fahrzeug zu produzieren, sowie Kooperationen zwischen privaten und staatlich betriebenen Forschungslabors.
WIESBADEN. Das landesweite Signet der hessischen Grünen zur Kommunalwahl ist ein Wal. Das grüne, freundlich grinsende Meeressäugetier schmückt Wahlprogramme, wird mit der Aufschrift Wahlplakat ganz ohne sonstige Politparolen geklebt, lädt zur Wahlparty oder schmückt den Bierfilz im Wahllokal. In der Partei gibt das Signet zu Interpretationen Anlaß: Machen sich die Grünen mittlerweile wie der Riesensäuger in der Parteienlandschaft in Hessen breit oder müssen sie als Partei unter Artenschutz gestellt werden? Wohl keines von beiden. Bei einer Wahlveranstaltung hatte ein grüner Zuhörer eine simple Auslegung des Wal-Gags: der symbolisiere den gewichtigen Landespolitiker Joschka Fischer, der nach Bonn "wegschwimmt". Und für die Hessen bleibe die Frage: "Wohin schwimmen wir?"
Umfragen vor der Kommunalwahl scheinen darauf eine eindeutige Antwort zu geben. Die Grünen können landesweit mit zehn Prozent der Wählerstimmen rechnen, sagte die letzte Erhebung der Wiesbadener Staatskanzlei von Ende Januar. Die Umfrage einer Tageszeitung brachte ähnlich gute Werte für die Grünen. Die Partei wehrt sich jedoch vehement dagegen, "schöngefragt" zu werden.
Allerdings ist man in der Wiesbadener Landtagsfraktion, die das grüne Politikbild für die Öffentlichkeit entscheidend prägt, ebenso wie in der Landesgeschäftsstelle der Grünen am Kaiser-Friedrich- Ring in Wiesbaden der Überzeugung, daß "Hessens Grüne bundesweit Gewicht haben". Diese Bedeutung will man auch bei den Kommunalwahlen wenn möglich unterstreichen, meint Landesgeschäftsführerin Margareta Wolf, die die Partei professionell managt.
Hessens Grüne treten landesweit in allen Kreisen an. Allerdings hatten sie bei der Aufstellung der Kandidaten mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Gruppe der Aktiven ist nicht in allen Gemeinden riesengroß, das Reservoir der Kandidaten erschöpflich. "Und außerdem müssen wir bedenken, daß manche Kommunalpolitiker nun schon für die dritte Legislaturperiode kandidieren", sagt Margareta Wolf, eine Zeitspanne, die weit über das hinaus geht, was sich grüne Politik-Aktivisten einst vorgestellt hatten.
Und so läuft in diesen Vorwahltagen vieles wie bei einer "Alt-Partei". Seit Iris Blaul und Joschka Fischer bei der letzten Landtagswahl ihre Köpfe für Wahlplakate hergaben, ist auch bei den kommunalen Grünen die Zeit des kopflosen Wahlkampfes vorbei. Grüne Kandidaten zieren Plakate, grüne Köpfe - "das hat einen gewissen Wiedererkennungswert" - sind auf den Rückseiten von Prospekten und Faltblättern abgebildet. Der Wähler soll wissen, mit wem er es zu tun hat.
In Fulda lautet die Forderung "Grün braucht mehr Gewicht". Auf dem Wahlplakat drücken die grünen Spitzenkandidaten, drei Frauen und ein Mann, konservativ in blauem Einreiher gekleidete Stadtpolitiker auf einer Schaukel spielend in die Höhe. In der Bischofsstadt, die nach Ansicht des Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Fritz Hertle ein "falsches Außenbild" hat, arbeiten die Grünen konstruktiv mit. In der Stadtpolitik verstehen sie sich als "akzeptierte, ernstgenommene Gesprächspartner. Bernd Eckart, Grüner im Kreistag, sagt: "Was für die Stadt gilt, gilt auch für den Kreistag. Wir machen keine Schau- und Vorführanträge." Man sei dieser Verführung auch nicht erlegen, als im Sommer 1992 CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Raum Fulda über Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den "Republikanern" nachdachten.
Die Grünen seien in Stadt und Landkreis nie mit der Devise "Wir können es besser", sondern mit dem moderaten "Wir versuchen es anders" angetreten. Damit habe man Achtungserfolge in der Verkehrs- und der Kulturpolitik erzielt, wirksame Überzeugungsarbeit in der Umweltpolitik geleistet.
Kreisweit verständigten sich alle demokratischen Parteien auf Anregung der Grünen darauf, "Asyl- und Ausländerpolitik aus dem Wahlkampf herauszuhalten". Bislang hat das geklappt. Das ging sogar soweit, daß alle Parteien mit ihren Ständen Flagge zeigten, als die "Republikaner" in Fulda erstmals für sich auf Stimmenfang zogen. Der Wahlkampf verläuft grün-gemächlich, ein paar wenige Veranstaltungen, ein bißchen Kultur und Werbung an Ständen. Die wahre Kommunalpolitik, "in der wir uns als kommunalpolitische Gesprächspartner" bewiesen haben, läuft, wie die Fraktionsvorsitzende Beate Mohr meint, zwischen den Wahlkämpfen ab.
Grüne Prominenz ist allerdings auch unterwegs, jedenfalls das, was Hessen in der Regierungsverantwortung zu bieten hat. Das sind Joschka Fischer und Ministerin Iris Blaul. Fast täglich haben die beiden eine Veranstaltung. Fischer ist dabei eine Zugnummer von hohem Unterhaltungswert, der schon nervös werde, wenn mal weniger als 300 Zuhörer kommen, heißt es bei den lokalen Veranstaltern. Meist sind es aber mehr, die Fischer erleben wollen.
Fischer kommt dabei der Erfolg des Einigungsparteitages von Grünen und Bündnis 90 zugute. Dieser Parteitag und die Rolle, die Fischer dabei gespielt habe, sei eine zusätzliche Motivation im hessischen Wahlkampf. Das habe den Grünen auch wieder eine Perspektive auf Bundesebene vermittelt. Der angekündigte Weggang Fischers nach Bonn, so werten es die Wahlkämpfer, sei ein Gewinn für die Parteiarbeit. Der Kurs der hessischen Grünen habe sich durchgesetzt.
Schwierig ist es allerdings, das Gewicht überall in den Kommunen zu behalten. Im Kreis Groß-Gerau geben die Grünen ein wirres Bild ab, das kaum Anknüpfungen an die Erfolge der Vergangenheit zu bieten scheint. Zweistellige Wahlergebnisse in der Hochburg der Startbahn- West-Gegner in Mörfelden-Walldorf scheinen 1993 nicht mehr erreichbar, seit sich die Grünen dort erbitterte personelle Auseinandersetzungen lieferten. "Irrational" nennte Kreis-Vorstandssprecher Dirk Langolf die Debatte, in der sich "Neo-Fundamentalisten" und "Ober-Realos" bekämpfen. Ärger auch im südlichen Kreisteil. Dort hat die Landespolitik mit dem grünen Umweltminister Joschka Fischer einem dritten Sondermüllverbrennungsofen in Biebesheim zugestimmt. Die örtlichen Grünen sind dagegen, fühlen sich von Fischer verraten.
Währenddessen versucht der Kreisverband Politik für die Zukunft zu gestalten. Dirk Langolf ist dabei einer von den Jung-Grünen. Gerade 19 Jahre alt, gehört der Abiturient zum raren Parteinachwuchs, der zwischen sich und den Parteivorderen die "Zehn-Jahreslücke" spürt und die Auseinandersetzungen mit den manchmal etwas konfusen Älteren" führen muß. Ein einheitlicher Wahlkampf ist bei solchen Konstellationen manchmal schwierig. Allerdings machen sich die Grünen trotzdem Hoffnung, seit doch eine gemeinsame Kreisliste zustande kam. Denn nach der Kommunalwahl könnten bei leichten Verlusten der regierenden SPD Koalitionsverhandlungen auf Kreisebene anstehen.
Auch im Kreis Groß-Gerau zeigt der Wahlkampf die neuen pragmatischen Ansätze grüner Kommunalpolitik. Die oft broschürendicken Wahlprogramme sind auf ein lesbares Kondensat zusammengeschrumpft. 50 Seiten waren "einzudampfen". Die Wahlveranstaltungen sollen neue Perspektiven aufweisen. In Rüsselsheim hieß das Treffen "Wirtschafts-Ratschlag Grün". Eine Veranstaltung, die zeigen sollte, daß sich auch die Grünen Gedanken über die Entwicklung der Wirtschaftspolitik machen und dafür den Dialog mit der Industrie suchen. Angefragt hatte man bei den Industrie- und Handelskammern, bei der Flughafen Gesellschaft, bei Opel und Südzucker. Aber nicht alle kamen zu den Grünen, es ist schließlich Wahlkampf.
Trotzdem, so meinten Veranstaltungsteilnehmer, zeichne sich hier der grüne Weg der Zukunft ab. Eine neue Offenheit zum Dialog mit allen, eine Orientierung hin zu einer "Öko-FDP", wie sie Joschka Fischer schon einmal angedacht hatte.
MICHAEL GRABENSTRÖER
Lange vor dem eigentlichen Termin legt der Osterhase seine Eier, damit Künstler in vielen Ländern sie bemalen und auf immer mehr Ostereiermärkten ausstellen und feilbieten können. Gleich nach Fastnacht ist es wieder so weit, daß die kunstvoll verzierten Gelege und allerlei anderer Osterschmuck dazu an vielen Orten ausgestellt, ihre Machart sogar abgeguckt werden kann. Nachfolgend einige Daten der schönsten, größten Ostermärkte.
Neu-Isenburg: 27./28. Februar, 10 bis 18 Uhr, Hugenottenhalle. Dazu im Stadtmuseum Frankfurter Straße/Löwengasse Ausstellung der hervorragenden Ostereiersammlung des Museums Otzberg zur hessischen Volkskunde.
Veste Otzberg: Ostereiermarkt des Museums Otzberg an den drei Wochenenden 20./21., 27./28. März, 3./4. April und in kleinerer Besetzung bis Karsamstag, 10. April, mittwochs und samstags 14 bis 17, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Wetzlar: Wochenende 27./28. Februar, samstags ab 14, sonntags 10 bis 18 Uhr, Stadthalle.
Bensheim: Gleiches Datum, gleiche Uhrzeit, Bürgerhaus.
Braunfels: Wochenende 6./7. März, Uhrzeit wie oben, Haus des Gastes.
Hofheim am Taunus: Gleiches Datum, gleiche Uhrzeit, Stadthalle.
Friedberg: Wochenende 13./14. März, Uhrzeit wie oben, Stadthalle.
Eberbach am Neckar: Wochenende 20./21. März 10 bis 18 Uhr, Kurhaus.
Alsfeld: Samstag, 20. März, ab 14 Uhr, Sonntag, 21. März, 10-18 Uhr, Stadthalle.
Wachenheim/Pfalz: Samstag, 20. März, ab 15 Uhr, Sonntag, 21. März, 11 bis 18 Uhr, Ludwigskapelle.
Cölbe (bei Marburg): Freitag, 19. März, ab 14 Uhr; Wochenende 20./21. März, 10 bis 18 Uhr, Gemeindehalle.
Cochem/Mosel: Wochenende 27./28. März, 10 bis 18 Uhr, Verkehrsamt und Endertplatz.
Kronberg-Oberhöchstadt: Gleiches Wochenende, 11 bis 17 Uhr, Dalles.
Ransbach-Baumbach im Westerwald: Wochenende 27./28. März, 11 bis 18 Uhr, Stadthalle.
Friedrichsdorf-Seulberg: Sonntag, 28. März, 10 bis 18 Uhr, Heimatmuseum.
Amöneburg-Mardorf: Freitag, 2. April, ab 14 Uhr; Wochenende 3./4. April, 10 bis 18 Uhr, Bürgerhaus.
Wehrheim/Taunus: Karsamstag, 10. April, vormittags, Rathausplatz. er
Mittwoch, 24. Februar Die Grünen: Zum Thema Stadtentwicklung diskutieren Carola Scholz, stellvertretende Vorsitzende des Römer-Planungsausschusses, Angelika Fuchs vom Ortsbeirat 3 und der Rechtsanwalt Norbert Pahl. Die Moderation hat Cornelia Walther. Die Veranstaltung bei der Arbeiterwohlfahrt, Eckenheimer Landstraße 93, beginnt um 20 Uhr.
SPD: Politischer Aschermittwoch mit OB Andreas von Schoeler und Regine Hildebrandt, Sozialministerin von Brandenburg. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Bürgerhaus Bornheim.
CDU: Politischer Aschermittwoch mit OB-Kandidatin Petra Roth und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen. Die Veranstaltung im Bürgerhaus Harheim beginnt um 19 Uhr.
FDP: Aschermittwoch-Heringsessen im Börsenkeller, Schillerstraße 11, von 18 Uhr an. Donnerstag, 25. Februar CDU: Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth und OB-Kandidatin Petra Roth im Schirn-Café, 17 Uhr.
Ökolinx: Zum Thema "Am Anfang war die 18-West. Noch immer Flughafenerweiterung, Waldzerstörung, Wolkenkratzer" veranstaltet die Ökologische Linke Liste einen Diskussionsabend im Bürgerhaus Niederrad, Goldsteinstraße 33-35 H. Beginn: 20 Uhr. Im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, geht es am selben Abend um 20 Uhr um die "Perspektiven ökologischer Stadtentwicklung - Autos rrraus!" Montag, 1. März SPD: Eine Diskussion für Jungwähler über Politikverdrossenheit findet um 20 Uhr in der Stadthalle Bergen-Enkheim statt. Als Gäste sind Arthur Fischer, Autor der Shell-Studie über Jugend in Deutschland, Peter Feldmann, jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Römer und Corinna Geis, Juso-Sprecherin geladen.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Alarmstufe: Rot (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Hape Kerkeling, Kein Pardon (15, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Kurse / Vorträge Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. SPD: Diskussionsabend "Was geht noch im Main-Taunus-Kreis - die Grenzen der Belastbarkeit", Stadthalle, Foyer, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Frau Fetscher).
Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 16 bis 18 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: "Fit über 45", Fitnesstraining für Frauen und Männer, Ballspiele, Leichtathletik, Gymnastik u.a., Schönwiesenhalle, 18.30 bis 20 Uhr;
Tischtennis für Erwachsene, Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr; Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Gesprächskreis Literatur "Erdbeben", Zwei Dichter - Ein Thema, Heinrich von Kleist und Reinhold Schneider, Vortragssaal, 16 Uhr.
Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr, Untergeschoß.Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Ich bin meine eigene Frau (18.30 Uhr); Coming out (20.30 Uhr), Emmerich-Josef- Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 17 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, Eröffnung, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Psycho-soziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr; Treff für Angehörige psychisch Kranker, 18 Uhr, Tel. 30 32 14.
Institut für Legastheniker-Therapie, telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Caritasverband: Internationale Jugendberatung, Kasinostraße 16, 14 bis 18 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.
Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr; Kulturgruppe, Rückblick auf die beiden Ausstellungsbesuche, 14.30 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Endstation Sehnsucht, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Ein Stall voller Schweine, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival: Cornelia Niemann "Solo im Supermarkt", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr); Vorpremiere: Ein ganz normaler Held (22.45 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die dumme Augustine (13, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20 Uhr).
Alpha: Hape Kerkeling - kein Pardon (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Ehemänner und Ehefrauen (17, 19.45 Uhr); Nikita (22.30 Uhr).
Ausstellungen Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer" von Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Vorträge / Kurse Christliche Universelle Gnostische Bewegung: "Die Umwandlung der kosmischen Kräfte oder wie wir der Erde helfen können", Hilde Müller Haus, im Café, Wallufer Platz, 20 Uhr.
Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung: "Kartenkunst des 16. und 17. Jahrhunderts", Maler des Rhein-Main-Gebietes als Kartographen (mit Lichtbildern), von Dr. Fritz Wolff, Hessisches Hauptstaatsarchiv, Mosbacher Straße 55, 17 Uhr.
"Immer noch Zeit des Schweigens?", sexueller Mißbrauch bei Kindern, Referentin Rosemarie Steinhage, Wildwasser e.V., Haus der evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6, 19.30 Uhr. Parteien / Parlamente "Entscheidung für Demokratie" mit Hans-Jochen Vogel, Achim Exner und Konrad Schacht, Bürgerhaus Kastel, 19 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Pro familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Marcobrunnenstraße 7, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde: Eltern-Kind-Treff, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 16 bis 21 Uhr.
- ohne Gewähr -
Ich finde den Artikel unfair und minderheitenfeindlich (FR vom 19. 2. 1993 "Der Tünnes überm Kreuz sorgt für Stunk in Köln"). Ich bin gregorianische Christin und Armenierin aus der Türkei und lebe in Köln.
Unsere Kirchenmitglieder sind eine kleine Minderheit mitten unter Moslems. Kein Moslem würde aber wagen, uns dadurch der Lächerlichkeit preiszugeben, daß der Gekreuzigte als Tünnes verhöhnt würde.
Ich kann auch nicht verstehen, daß man die Stunk-Sitzung nicht besuchen soll, wenn dort Christen vorsätzlich in der Dreck gezogen werden.
Soll das heißen, daß ich nie in meinem Leben die deutschen Orte besuchen darf, wo Skinheads mit oder ohne Pappnase das Sagen haben?
Nathali Tokgözoglu, Köln
Der heilige Antonio sitzt im Mailänder Justizpalast Ein halsstarriger kleiner Richter zwingt Italien mit der Aktion "saubere Hände" auf ein neues Gleis
Der junge Mailänder Unternehmer Luca Magni öffnete vor mehr als einem Jahr die Schleusen, als es ihm gelang zu beweisen, daß der völlig unbekannte Mario Chiesa von ihm sieben Millionen Lire (knapp 10 000 Mark) an Schmiergeldern genommen hatte. Die Spur führte von Chiesa, damals Leiter eines Altersheims, zu den Statthaltern der sozialistischen Partei (PSI). Vergebens leugneten die Lokalmatadore der alten Arbeiterpartei ihre Schuld. Der ertappte Mittelsmann ergriff die Flucht nach vorn und gab zu, regelmäßig tangenti für die Vergabe öffentlicher Aufträge gefordert und erhalten zu haben. Bald meldeten sich andere Geschäftsleute und gestanden, an einem Netz unlauterer Beziehungen mitgeknüpft zu haben. In jenen frühen Tagen erhielt Mailand den zweifelhaften Titel Tangentopoli.
Ein kleiner Richter, der bis dahin keine einzige aufsehenerregende Untersuchung geführt hatte, wurde in ganz Italien bekannt: Antonio Di Pietro. Wenn fromme Leute etwas verloren haben, beten sie zum heiligen Antonius von Padua, er möge für sie die Suche übernehmen. Mit der auch im neuen Jahr anhaltenden Aktion mani pulite (saubere Hände) ging die Justiz auf die Suche nach "verlorenen" Lire-Milliarden. Dem Mailänder Antonio behagte seine plötzliche Berühmtheit wenig. Immerhin hat er klare Ideen, denen er unbeirrt folgt. Der aus dem Mezzogiorno stammende Mann - einige Jahre arbeitete er sogar als Polizeibeamter - genießt inzwischen den Ruf, scharf wie ein Kripo-Beamter, präzise wie ein Computer und geduldig wie ein Lamm zu sein. "Im wesentlichen stimmt das", gibt er widerwillig zu, "wenn ich auch eher halsstarrig bin als geduldig."
Das Schnittmuster, nach dem die Rathausfunktionäre fast aller Parteien arbeiteten, war immer gleich, ob es sich um die Modernisierung des Mailänder Flug- Von Horst Schlitter (Rom) hafens, den Bau einer U-Bahn-Strecke in Rom oder um andere Großprojekte handelte, die aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren waren. Bauunternehmer oder Lieferfirmen, die an dem Geschäft interessiert waren, wurden ohne Umschweife aufgefordert, ein Zehntel der Gesamtsumme an einen "Briefträger" zu übergeben. Dann konnten sie gewiß sein, den Auftrag in der Tasche zu haben. Natürlich setzten die Geschäftsleute den im voraus gezahlten Betrag auf die Rechnung und ließen so den Staatsbürger die Zeche bezahlen.
Was anfangs wie die Unehrlichkeit einiger Lokalfunktionäre ausgesehen hatte, entpuppte sich in kurzer Zeit als das seit vielen Jahren übliche System zur Finanzierung der Parteien. Inzwischen sind die Gaunereien rings um die Rathäuser fast in Vergessenheit geraten. Die Meldungen über den letzten Stand der landesweiten Korruption jonglieren heute meist mit Buchstabenkombinationen, hinter denen sich Holdings und andere Staatsunternehmen verstecken: Ob ENEL (Elektrizität) oder ANAS (Straßenbau), ob RAI (Fernsehen) oder ENI (Erdöl und Chemie), sie alle trugen mit schwindelerregenden Zuschüssen zur Finanzierung der Regierungsparteien bei.
Sehen wir uns das Beispiel ENI an: Nach Aussagen des windigen Finanzgenies Florio Fiorini, der zur Zeit wegen anderer Gaunereien in einem Genfer Gefängnis sitzt, sind monatlich einige Millionen Dollar an ENI-Geldern in die Kassen der Parteien geflossen. So teilte sich die regierungstragende Koalition den Kuchen: Christdemokraten und Sozialisten je 40 Prozent, Sozialdemokraten und Republikaner je zehn Prozent. Die mitregierenden Liberalen hielten nur dem Schein nach ihre Weste rein; in vielen anderen Fällen langten auch sie zu, wenn es um die Verteilung öffentlicher oder privater Gelder ging. Fiorini erwähnte auch das Protezione genannte Zahlenkonto bei der Schweizerischen Bankunion in Lugano, das zum Sturz des PSI-Chefs Bettino Craxi und seines früheren Vize Claudio Martelli beitrug. "Auf dieses Konto", erzählte er Richter Di Pietro, "zahlten außer ENI auch andere italienische Institutionen ihre Beiträge."
Üble Manchenschaften enthüllte die Aktion mani pulite auch in den Büchern der staatlichen Straßenbaugesellschaft ANAS. Erst am 20. Januar dieses Jahres beschlagnahmte die Polizei im Auftrag Di Pietros und seiner Kollegen mehrere Zentner von Akten. Aus ihnen ging hervor, daß immer dieselben Firmen den Zuschlag für den Bau von Straßen und Autobahnen erhielten. Luigi Agostinelli, ein römischer Unternehmer, dem es nie gelungen war, ins Geschäft zu kommen, hatte den Anstoß zur Untersuchung gegeben. Mit kaum unterdrücktem Zorn schildert Agostinelli seine Erfahrungen: "Bei allen Ausschreibungen, an denen ich teilnahm, stand der Sieger schon von vornherein fest. Für ein Projekt mit den Kosten 100 verlangte die ausführende Firma den Betrag 150. Damit waren auch die Schmiergelder bezahlt." Falls die Rechnung des Bauunternehmers stimmt, sind allein in den Jahren 1991 und 1992 mehr als 6,5 Milliarden Mark an tangenti über die ANAS abgeführt worden.
Noch völlig ungeklärt sind die trüben Geschäfte in der südlichen Region Kampanien, wo sich die Camorra nach dem schweren Erdbeben vom November 1980 auf unverschämte Weise bereichert hat. An staatlicher Hilfe für die Opfer hat es nicht gefehlt. Umgerechnet 65 Milliarden Mark ließ der Staat in die verwüstete Irpinia rollen, und doch leben mehr als zwölf Jahre nach der Katastrophe noch Tausende ohne ein Dach über dem Kopf. Viele begonnenen Straßen enden sinnlos in einem Acker. Neu geschaffene Industrien haben pleite gemacht. Tausende von Arbeitsplätzen bleiben schöne Versprechungen. Erst zögernd beginnen neapolitanische Richter mit ihren Untersuchungen. Staatspräsident Scalfaro hat die Regierung bisher vergebens aufgefordert, einen Bericht darüber abzuliefern, wo die Milliarden des Staates geblieben sind.
Daß die alten Parteien, die seit Jahrzehnten in Rom die Regierung stellen, den Staat ruiniert haben, sieht jeder normale Bürger. Das Forschungszentrum des Turiner Instituts Luigi Einaudi errechnete: Über ein Sechstel der Staatsverschuldung in Höhe von 600 Billionen Lire (630 Milliarden Mark) sind der Korruption anzukreiden. Andererseits ließ sich der große Aufwand, den die Parteien trieben, zum Teil treiben mußten, nicht aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und aus dem Parteienfinanzierungsgesetz bestreiten. Scalfaros Mahnung, die er zuletzt in seiner Neujahrsansprache äußerte, nur "saubere Gelder" dürften in die Parteikassen fließen, bleibt angesichts dieser Tatsachen ein frommer Wunsch.
Andere Politiker, denen es gelungen ist, Tangentopoli und seine landesweiten Wucherungen zu meiden, beginnen sich Gedanken darüber zu machen, wie die Demokratie auf der Halbinsel zu noch retten ist, ohne die Schuldigen vor Bestrafung zu schützen. Einer von ihnen ist Giuseppe Ayala, bis vor wenigen Jahren als Staatsanwalt Mafiajäger auf Sizilien, seit den letzten Wahlen Abgeordneter der republikanischen Partei. In diesen Tagen beschäftigt er sich damit, ein Gesetz zu entwerfen, das der Korruption künftig den Boden entziehen soll.
Fünf Punkte sind in einem Entwurf enthalten. Erstens: Ein Mehrheitswahlrecht mit verkleinerten Wahlkreisen vermeidet teure Wahlreisen und macht die Kandidaten besser kontrollierbar. Zweitens: Die Wahlkampfkosten der Kandidaten werden begrenzt. Drittens: Ein neues Gesetz regelt die Ausschreibungen für öffentliche Arbeiten. Viertens: Erste Ermittlungen gegen Abgeordnete sind auch ohne Aufhebung der Immunität möglich. Und fünftens: Die im Parteidienst korrupt gewordenen Politiker gehen straffrei aus, unterliegen aber einem fünfjährigen Berufsverbot.
Italiens Situation ist trüb: 1992 sank die Zahl der öffentlichen Aufträge um 30 Prozent. Eisenbahn, Gesundheitsdienst und Gemeinden stellen die meisten Aufgaben zurück. Die Industrieproduktion fällt und mit ihr die Zahl der Arbeitsplätze. Und doch hat die Aktion mani pulite nicht nur negative Auswirkungen gehabt. Anfang März wird die Deputiertenkammer über Möglichkeiten diskutieren, die politische Moral zurückzugewinnen. Schon jetzt gehen die Arbeiten einer Wahlrechtskommission zu Ende, in der sich Christdemokraten und "Demokratische Linke" über eine Variante des Mehrheitswahlrechts geeinigt haben. Ein weiterer Ausschuß arbeitet an einer Reform der öffentlichen Ausschreibungen, und der Senat will ein neues Gesetz zur Parteienfinanzierung aus der Taufe heben.
Mit Tangentopoli wird Italiens erste Republik verschwinden. Damit ihr ohne Pannen die zweite Republik folgen kann, muß noch viel Arbeit geleistet werden. Auch die Einstellung der Bürger zum Staat muß sich ändern. Zu weit verbreitet ist noch der Glaube daran, Abgeordnete hätten vor allem die Wünsche ihrer Freunde zu erfüllen. Doch mancher glaubt an eine Wende zum Guten. Spitzenmanager Cesare Romiti sagt optimistisch: "Mehr als alles andere sind es Krisen, die ein Land verändern. Auch wenn manches schiefläuft, Italien wird sich wandeln und gewiß zum Guten. Wir alle werden etwas ärmer sein aber wieder Ideale haben. Das Leben erhält wieder einen Sinn."
Der Beitrag Ihrer Mitarbeiterin Alexandra Jaenicke "Zwischen Tourismus und Werbung" (FR vom 18. 2. 1993) über die Europäische Studentenmesse in Brüssel muß in einigen entscheidenden Aussagen korrigiert werden. Die Bundesrepublik Deutschland war nicht nur mit den Ständen der Universität Köln und der Hochschulen des Landes Niedersachsen, die in dem Artikel erwähnt werden, sondern auch mit einem Stand der Bundesanstalt für Arbeit und vor allem mit einem vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft betriebenen Gemeinschaftsstand unter dem Motto "Studieren in Deutschland" vertreten. Dieser Stand war in der Ausstellungshalle 3 so gut plaziert, daß er von Messebesuchern schwerlich übersehen werden konnte.
Neben den Vertretern des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Deutschen Studentenwerkes und der Hochschulrektorenkonferenz sind Fachleute aus der Hochschule der Künste, Berlin, der Universität Bonn, der Technischen Universität Dresden und der Fachhochschule Köln wärend der gesamten Dauer der Messe auf dem Stand präsent gewesen. Wir haben in vier Tagen Hunderte von Informationsgesprächen geführt und Tausende von einschlägigen Broschüren verteilt, darunter insbesondere solche, die über die Hochschulen in den neuen Bundesländern und ihre Studienangebote informieren.
Besonders diese Informationen sind auf ein großes Interesse bei den Besuchern der Messe gestoßen.
Olivia Priester (DAAD), Dieter Schäferbarthold (DSW) und Dr. Werner Becker (HRK), Bonn
FRANKFURT A. M.-HÖCHST. Schnelllebige Prominenz gerät nicht einfach in Vergessenheit; wenn ihre Zeit um ist, winkt paradoxerweise Monumentalisierung. Erst dreißig Jahre sind seit dem Bethlehem der Beatles vergangen, aber nach vielen Totsagungen und kommerziell gekurbelten Auferstehungswundern thronen sie unwiderruflich im Pantheon. Paul MacCartney, am selben Abend wie Joan Baez in Rhein-Main, wurde von den Kommentatoren seines Auftritts in der Festhalle mit legitim lakonischer Schlichtheit als "Klassiker" etikettiert. In der Populärkultur fließen die Zeiten unversehens ineinander. Interpreten der sogenannten E-Musik haben die Konservierungs-List auf ihrer Seite. Alfred Brendel oder Hermann Prey hatten schon vor 30 Jahren keinen Stockhausen oder Nono im Programm, deshalb vermißt man Rihm oder Turnage bei ihnen heute auch nicht. Hingegen erscheinen gealterte Popstars von vorgestern als Veteranen längst beendeter Kriege. Schlimmen-, aber gewöhnlichenfalls als Selbstfledderer ihres früheren Ruhms. Die auf sie angewandte Bezeichnung "Klassiker" ist oft nur eine freundliche Umschreibung dafür, daß sie als kreative, eingreifende Potenzen eigentlich schon tot sind, ihr Werk (ihr Nimbus, ihr Markenname) im Verwertungszusammenhang "ewiger" Kulturgüter einen festen Platz gefunden hat.
Selbstverständlich hat auch die amerikanische Sängerin und Songautorin Joan Baez (wie der ebenfalls gerade durch Deutschland tourende Bob Dylan) mit dem Altern umzugehen, was ohnehin nicht leichtfällt, aber mit einer berühmten Vergangenheit im Nacken und dem "Klassiker"-Siegel im Gesicht zur prekär in Würde zu meisternden Aufgabe wird. In der Jahrhunderthalle erlebten immerhin gut 2000 junge und ältere Zuhörer eine Künstlerin, die mit Anstand und Dezenz und ohne geschäftige Ausverkaufsgesten auf Erinnerungsspuren wandelte. Es war wie eine Wanderung bei stillem, milden Mondlicht auf den Wegen einer Vergangenheit, die einst hellbesonnte Gegenwart war.
Klar, daß in den Ansagen immer wieder auf die eigenen veröffentlichten "Alben" verwiesen wurde, was hier weniger der Produktwerbung als der Wegsicherung anhand solider Wandermarkierung dienen mochte. Doch dann ließ die sich Erinnernde (und aus den Erinnerungen heraus Singende) wie versehentlich, doch sicher mit Absicht die Erinnerung an ihre erste, vor nunmehr 33 Jahren erschienene Platte fallen - und sendete damit den freundlichen Bazillus des Zeitbedenkens unwiderstehlich in den Raum.
Ja, damals war Joan Baez so etwas wie eine junge, von Delacroix gemalte Revolutionsgöttin, eine andere Voice of America, Vorkämpferin und Heldin der Campus- und Straßenschlachten wider den Vietnamkrieg, Präzeptorin und Symbolfigur der internationalen Studenten- und Friedensbewegungen. Dieses Feuer strahlte stark und tat seine Wirkung. Aber es verhinderte nicht Nixon, nicht Reagan und Bush. Die Welt wurde nicht besser. Nur älter. Und mit ihr alterten wir samt unserer Freundin Joan Baez, mondmild und weise werdend oder sorgsam unsere Wut behütend bis zur Museumsreife, wiewohl sie doch bitter aktuell wäre. Wut darüber etwa, daß Joan Baez,wie zu hören war, vor einigen Tagen mit Begleitung am Betreten einer Mannheimer Disco gehindert wurde,weil man nicht "so viele Ausländer auf einmal" im Haus haben wollte
Resignation und Nostalgie lassen sich kaum verdrängen, doch relativieren in einer Haltung des Wartens und Aushaltens und des unaufdringlichen Versuchs, Erfahrungen weiterzugeben. So könnte es auch Joan Baez meinen, wenn sie weiter ihre Stimme erhebt, nun Solidarität wider Rassismus und Ausländerfeindlichkeit einklagt.
Ihre Stimme: Sie schwang sich gerne in Höhen, wo sich der schmelzend sinnliche, fast sirenenhafte Ton öffnete zu seherischer Ekstase, zu einer vergeistigten Verführungskraft, die Utopisches herbeizauberte, Unsagbares, aber unmittelbar erfühlte Erfüllung. In der enthemmten, ichvergessenen Beschwörung des Guten und Schönen wurde die über sich hinausgewachsene Frauenstimme bei Joan Baez, ähnlich wie die entmaterialisierten Sopranvokalisen Luigi Nonos, zum Flammenzeichen des Humanum: bestens geeignet für die Beispielsammlung von Blochs "Prinzip Hoffnung". (Kein Zufall, daß diese Literarisierung, indem sie namhaft gemacht wird, bereits einen leicht zynischen Beigeschmack annimmt.)
Die Joan Baez der neunziger Jahre ist eine andere. Die ehedem langen Haare sind weggeschnitten und die Illusionen. Die Stimme erhebt sich nicht mehr so leicht vom sanften Säuseln zum überflutenden Klangstrom. Sie nimmt sich zurück, hält haus. Wenn die alten, schwärmerischen Linien noch einmal ausgezogen werden, dann als Abglanz, gewissermaßen als Mondlichtreflex des Früheren. So erklingen die alten Lieder aufs neue, aber wie angetönt: die Erinnerung der Hörer soll das Ihre hinzufügen. Und die neuen Lieder, die es selbstverständlich auch gibt, zehren ebenfalls vom Damals, dem sie nachgebildet sind. Das alles bezeugt freilich nicht so sehr Ermattung als die Festigkeit einer in sich Ruhenden. Joan Baez gibt sich den Anschein einer ruhigen, unnervösen reifen Frau.
Sie musiziert, immer lieb und zärtlich, mit drei jüngeren Musikern, in der Mitte ihres Programms aber auch eine Weile allein, einmal sogar ohne Gitarre. Das ist vielleicht der ergreifendste, der einzige wirklich große Moment des Konzerts: Sie ignoriert auf einmal das Mikrofon und tritt ganz vor an die Rampe, um, ungeachtet der lausigen Hallenakustik, mit ihrer "natürlichen" Stimme das ehrwürdige Spiritual "Swing low" zu intonieren. Selbstverständlich vermag die Stimme den immensen Raum nicht zu füllen, beredte Hand- und Körpersprache bemüht sich, diesen Mangel zu kompensieren. Ein wunderbares Spiel zwischen Möglichkeit und Unmöglichkeit entsteht. Scheitern und Gelingen verknoten sich unlöslich wie Kunst und Leben, Vergangenheit und Zukunft im Jetzt. Danach zerträufelt die Faszination sanft wieder in gemeinsamem Latino-Sound, angekündigt als Plädoyer "for all Auslanders everywhere", was sich aber bloß als Musikfolie für animierte Kids gestaltet, die nun endlich doch Lust haben, in den Gängen munter vor sich hinzutanzen. Ja, das Leben geht weiter. Irgendwie. Everywhere.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Haben Sie schon ein Hobby
BAD HOMBURG. Eine gute Portion Humor hatten die Besucher des Rosenmontagskonzerts im Gotischen Haus bitter nötig; denn wer sich auf ein wohlgelauntes, kurzweiliges, prickelnd frisches, karnevalistisches Feuerwerk unter dem Motto "Mozart und Ragtime - geht das?" eingestellt hatte, mußte aufgrund der musikalischen Darbietung und der wenig ergiebigen Erläuterungen auf seine Humor- Reserven aus den tollen Tagen zurückgreifen.
Eher einer Katerstimmung am Aschermittwoch entsprach die blanke Gegenüberstellung mit Lebensdaten der Komponisten Mozart und Joplin samt einiger Klangbeispiele. Eine karge Heringskost, die durch das äußerst schroffe Spiel des "Rosenquartetts" aus Göttingen sauer gewürzt war.
Eines zumindest wurde in diesem Kammerkonzert unter der Ägide und mit den denkwürdigen Erläuterungen Horst Langkamms klar: Ragtime und Mozart sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die gründlichen Unsauberkeiten, Intonationsnebel und das schrammelnde Fideln der Musiker stände einer Kaffeehausmusik im Freien zu Gesicht, kaum jedoch einem hochdotierten professionellen Konzertensemble. Zumal für die munteren Rags der nötige Pep mit dem Mantel an der Garderobe hinterlegt war.
So nivellierten die Interpreten Wojtek Bolimowski, Dimitrios Papanikolau, Janusz Nosarzewski und Ernö Török auf wunderliche Weise den Charme Mozarts mit dem Scott Joplins. Und da die ausgewählten Werke wahrhaft unverwüstlich sind, blieb vordergründig ein durchaus unterhaltsamer Eindruck zurück.
"Mozart und Ragtime - geht das?" Warum auch nicht? Mozart und Rag (natürlich gibt es auch andere Vertreter dieser Stilrichtung; Langkamm stellte allein Joplin vor) sind Vertreter der gehobenen Unterhaltungsmusik, wobei Mozart außer seinen Serenaden und Divertimenti auch "ernste" Musik für den Konzertsaal und die Kirche komponierte. Denkt man jedoch an solch köstliche Werke wie das "Nannerl-Septett" oder "Ein musikalischer Spaß", wird die Nähe zum Rag sehr deutlich.
Diese musikalischen Querverbindungen überließ Langkamm dem heimischen Plattenarchiv. Ein dissonanter Rosenmontagsakkord - wie das müde beifallheischende "Tuff-Täh" einer in den Sand gesetzten Büttenrede! BERND GAU
GROSS-GERAU. In der zurückliegenden Legislaturperiode stellten die Kommunalpolitiker die Weichen für ein Ereignis, das ihrem Lokalbewußtsein schmeichelt, aber auch Mut und Pioniergeist demonstriert: Sie haben sich erfolgreich für die Hessentage beworben. Diese werden 1994 in Groß-Gerau ausgerichtet - das erste Mal im gleichnamigen Kreis.
Die Hessentage dürften tiefgreifende Auswirkungen auf die Stadtentwicklung haben, beispielsweise im Bereich des neu zu gestaltenden Marktplatzes, aber auch auf die innerstädtische Verkehrsführung, deren Ziel es ist, Durchgangsverkehr umzuleiten. Seit 1989 wird darüber mehr denn je diskutiert, werden Pläne entworfen. In den kommenden Jahren ist vieles in die Praxis umzusetzen, auch wenn nicht alles bis zu den Hessentagen fertig sein wird. So bleibt für die kommenden Jahre ein schon in der auslaufenden Legislaturperiode wichtiges Thema aktuell: die Ortsumgehung der stark befahrenen Bundesstraße 44.
Die Hessentage sind es auch, die dazu führten, daß die wichtige Kanalsanierung im Bereich Darmstädter Straße verschoben wird. Die Kommunalpolitiker fürchteten, daß diese wichtige innerstädtische Verbindung nicht rechtzeitig zum großen Spektakel fertig werden könnte.
In der zurückliegenden Legislaturperiode verstärkte die Kreisstadt mit neuen Projekten und Farbtupfern über den Bereich der allgemeinen Daseinsvorsorge hinaus das mittelstädtische Angebot; mit über die Gemarkungsgrenze hinaus Attraktivem. Dafür stehen die Aktivitäten im neuen Stadtmuseum am Marktplatz, dem einstigen AOK-Gebäude, oder die demnächst zur Eröffnung anstehende neue Stadtbücherei unweit des Stadthauses. Aber auch Einrichtungen wie Kulturcafé und VHS im alten Amtsgericht haben überörtliche Bedeutung.
Auf den Weg gebracht haben die Kommunalpolitiker die neue Zentralkläranlage, 1992 war Richtfest. In der nächsten Legislaturperiode müssen sich die Fraktionen über den Finanzierungsmodus klar werden, wie die Bürger zur Kasse gebeten werden sollen, durch spezielle Klärbeiträge oder höhere Gebühren oder eine Mischform daraus. Ein Thema aus dem Randbereich der Ökologie verlor in den vergangenen Jahren an Brisanz: die Rekultivierung des einstigen Safariland- Geländes Wallerstädten. Und daß dieser Stadtteil ins hessische Dorferneuerungsprogramm mit satten Zuschüssen aufgenommen wurde, das freut&rquote; die Leut&rquote; auch in der Kernstadt.
Ebenfalls weitgehend abgehakt werden konnte das Thema "Schachen"-Gelände. Dabei handelte es sich um einstiges kommunales Terrain, das die Firma Südzukker für eventuelle Erweiterungen erworben hatte, dann aber doch nicht benötigte. Das Gelände wurde an Gewerbeunternehmen weiterverkauft, und die Stadt partizipierte satt an den Einnahmen. Das provozierte gerade in der Parlamentszeit 89-93 politischen Zündstoff, es wurde sogar über einen Rechtsstreit nachgedacht, bevor in der Stadtverordnetenversammlung die entscheidenden Beschlüsse für eine gütliche Regelung fielen.
Für den Kämmerer und Ersten Stadtrat Gerhard Hasenzahl (SPD) kam die über zehn Millionen Mark betragende Finanzspritze gerade recht: Längst muß in Groß-Gerau mit noch viel spitzerem Rotstift als in der Vergangenheit gerechnet werden. Die zwar nicht üppige, aber immerhin bescheidende Prosperität wurde in den zurückliegenden Jahren durch die Verlagerung des zentralen Firmensitzes des Unternehmens Richardson und Morell - ein einstmals bedeutender Gewerbesteuerzahler - erheblich gebeutelt.
Daher steht die Verbesserung der Einnahmesituation bei vielen Kommunalpolitikern auf der Wunschliste obenan, beispielsweise durch neue Gewerbeansiedlungen, - ein Thema, das im Ballungsgebiet immer für Konflikte gut ist.
Probleme gibt es auch mit einem anderen Ballungsgebietthema: der Wohnungsnot. Ausweisung und baldige Verwirklichungen neuer Wohngebiete wie im Gebiet "Auf Esch III" stehen hierfür. Krach entwickelte sich um die Gestaltung des Neubaugebietes "Am Hermannsberg". In diesem Zusammenhang entstand sogar eine neue Liste zur Kommunalwahl, die Unabhängige Bürgerliste Groß-Gerau (UBG), über deren Chancen noch gerätselt wird. Darüber hinaus treten SPD, CDU, Grüne und FDP an, letztere derzeit nicht im Parlament vertreten.
Die kommunalpolitische Szene in Groß-Gerau zeichnet sich durch relative Friedfertigkeit aus, was manchem gelegentlich gar zuviel der Ruhe scheint. Immerhin können in diesem Stadtparlament auch umstrittene Themen wie Atomkraft, Schulpolitik und Asyl vergleichsweise besonnen und teilweise sogar konsensfähig behandelt werden. Während mancherorts zwischen den Parteien über Erklärungen zu Lichterketten und Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit um Worte gerauft wurde, verlief das in Groß-Gerau vergleichsweise unproblematisch: Alle im Parlament vertretenen Parteien unterstützten ohne große Diskussion die Demonstration und Kundgebung auf dem Marktplatz.
GROSS-GERAU. Um die Gunst der Wähler bewerben sich am 7. März fünf Gruppierungen: SPD, CDU, Grüne und FDP sowie als Neuling die "Unabhängige Bürgerliste Groß-Gerau (UBG)".
Bei der Kommunalwahl 1989 erreichten SPD 54,1 Prozent = 21 Sitze (85: 49,4/19), CDU 29,7 = elf Sitze (85: 37/14), Grüne 12,4 = fünf Sitze (85: 9,6/vier). Die FDP scheiterte mit 3,8 Prozent (85: 3,5) an der Fünf-Prozent-Hürde und ist seit 1972 nicht mehr im Parlament. Es folgten neun Jahre mit zwei Fraktionen, erst 1981 gesellten sich die Grünen als neue Gruppe hinzu. Bis 1985 mühte sich die DKP erfolglos.
Seit rund 40 Jahren stellt die SPD nahezu ununterbrochen die absolute Mehrheit und - nach einem Parteilosen - auch die Bürgermeister mit Karl Martin, Endrick Lankau und dem derzeit amtierenden Manfred Hohl. Bestform erreichte sie 1972 mit 61 Prozent (CDU: 34,3). Der Absturz folgte bei der Kommunalwahl 1977, als die SPD offensichtlich für die damals unter SPD-geführter Landesregierung vollzogene Verwaltungsreform auf Gemeindeebene die Quittung erhielt, nachdem zum Jahresanfang nach Groß- Gerau Dornheim und Wallerstädten - zuvor Berkach - eingemeindet worden waren. Die SPD sackte auf 48,8 Prozent ab, behielt mit 19 Sitzen aber die absolute Mehrheit, weil nur noch die - um über zehn - auf 44,8 Prozent angewachsene CDU mit 18 Sitzen ins Parlament kam. Die FDP scheiterte mit 4,6 Prozent.
Unterbrochen wurde die Phase der absoluten SPD-Mehrheit erst im Zusammenhang mit dem Konflikt um die Startbahn West bei der Kommunalwahl 1981, als auch in der Kreisstadt auf Anhieb eine Grüne Liste 12,6 Prozent erreichte. Die SPD rutschte auf gerade noch 43,4, die CDU auf 39,4 Prozent.
Zur Kommunalwahl '93 bewerben sich (jeweils die ersten fünf):
SPD: Manfred Hohl, Werner Auer, Franz Simon, Jochen Auer, Gerd Stüber.
CDU: Eberhard Reis, Peter Holleschowsky, Rainer Landau, Stefan Sauer, Michael Gensheimer.
Grüne: Thomas Krambeer, Roswitha Heinemann-Auer, Dr. Christoph Willms, Walter Schaffner, Rolf Pomplun.
FDP: Brigitte Preuß, Rudolf Hübner, Christian Adamski, Carola Sauerland, Gunter Rebske.
UBG: Helmut Werner, Volkmar Sperling, Franz-Josef Söder, Roswitha Söder, Sylke Söder. cas
Im Blickpunkt: UN-Bemühungen für Bosnien Ohne Rußland läuft nichts
Die erste Begegnung des neuen US-Außenministers Warren Christopher mit seinem sowjetischen Kollegen Andreij Kosyrew am morgigen Donnerstag wird für eine eventuelle UN-Friedensaktion in Bosnien-Herzegowina als Schlüssel betrachtet. "Ohne Rußland läuft dort künftig nichts mehr", sagen Diplomaten in Brüssel. Christopher wird direkt aus Moskau zu einer Sondertagung der NATO-Außenminister am Freitag in Brüssel erwartet und soll anschließend mit den zwölf EG-Außenministern zusammentreffen. Die US-Regierung George Bushs hatte sich aus dem Balkankonflikt herausgehalten. Die Administration Bill Clintons steht unter dem Druck ihrer Öffentlichkeit, vor allem wegen der Berichte über Massenvergewaltigungen von Frauen. Erst diese umstrittenen Befunde gaben dem gemeinsamen Friedensplan des UN-Beauftragten Cyrus Vance und des EG- Beauftragten Lord Owen für Bosnien- Herzegowina Auftrieb. Zur Durchsetzung des Friedensplans wäre zunächst ein Auftrag des UN-Sicherheitsrates nötig. Ein Veto Rußlands, dessen nationalistische Kräfte für den "Schutz der Serben" eintreten, könnte den Auftrag vereiteln.
Die Clinton-Regierung qualifizierte den Vance-Owen-Aufteilungsplan für Bosnien-Herzegowina zunächst als zu "serbenfreundlich" ab. Deshalb gehen diplomatische NATO-Kreise davon aus, ein Auftrag des UN-Sicherheitsrates könnte durch Christopher zustande kommen, wenn russische und US- amerikanische Truppen "gleichgewichtig" als Blauhelme zur Durchsetzung des Plans nach Bosnien geschickt würden. Dort geht es um den Schutz von moslemischen, serbischen und kroatischen Regionen und Ortschaften, die von Territorien der jeweils anderen Bevölkerungsteile in einem seit Jahrhunderten durchmischten Gebiet umschlossen sind.
40 000 bis 60 000 Friedenssoldaten sind nach den Analysen der NATO- Militärs dafür als Verstärkung des Blauhelmkontingents erforderlich. Durchgesetzt werden müßte vorher das vom Sicherheitsrat längst beschlossene Flugverbot über Bosnien- Herzegowina. Ohne überfallartige Verstärkung der UN-Truppen müßten aber vorher die dortigen Kontingente zeitweilig evakuiert werden, damit sie nicht als politische Geiseln genommen werden können. Dank der Ende 1991 begonnenen NATO-Kooperation mit den Nachfolgestaaten des einstigen Warschauer Pakts ist die "militärische Zusammenarbeit" inzwischen auf einem Stand, der das gemeinsame Operieren russischer und US-amerikanischer Truppen erlauben würde, meint ein Diplomat. Truppen beider Großmächte seien auch erforderlich, weil die EG-Staaten der NATO ihre Truppengestellungsmöglichkeiten für die UN weitgehend erschöpft hätten.
Das ehrgeizige UN-Sicherheitsrats- und NATO-Mitglied Frankreich habe mit rund 6 000 Blauhelmen in Ex-Jugoslawien seine Leistungsgrenze erreicht. Großbritannien, der stete Warner vor einem nicht mehr nur symbolischen Friedenstruppenengagement, könnte seinen 3 000 Blauhelmen in Ex-Jugoslawien noch einige hinzufügen, wolle aber nicht. Ein Londoner Argument ist, daß Hitlers Wehrmacht die Jugoslawen einst mit mehr als 300 000 Mann nicht habe kontrollieren können, und außerdem sei ja gar kein zeitliches Ende des ex-jugoslawischen Unfriedens abzusehen. Unter den übrigen EG- und NATO-Partnern scheuen sich die Italiener aus dem gleichen Grund wie die Bundesregierung, in diesem Jahrhundert noch einmal mit Streitkräften jugoslawischen Boden zu betreten. Die Niederländer wollen äußerstenfalls zur Durchsetzung des "Flugverbots" beitragen, aber nicht mit Bodentruppen. Die Belgier leisten mit gleichzeitigen Einsätzen in Ex-Jugoslawien, Somalia und ihrer Ex-Kolonie Zaire schon mehr, als man ihnen in Brüssel zugetraut hat. Türken und Griechen kommen wegen nationaler Balkaninteressen nicht in Frage.
Als merkwürdiges Phänomen wird in Brüssel registriert, daß es am "weiblichen Rand" der deutschen Grünen und der SPD mittlerweile bis hin zu Europa-Abgeordneten Rufe nach einem "militärischen Eingreifen" gibt. Auch das immer häufiger geforderte "Tribunal" für die Vergewaltigungskriegsverbrechen ließe sich ja nicht ohne massives internationales Truppen- und Polizeiaufgebot durchsetzen, meinen Beobachter. Solange dabei nur Soldaten anderer Nationen eingesetzt werden sollten, seien solche Forderungen aus Deutschland "unbegreiflich", formulierte ein Brite.
ERICH HAUSER (Brüssel
WETTERAUKREIS. Gerade mal fünf Jahre alt ist einer der aufsehenerregendsten Preise des Wetteraukreises geworden. Die Wetterauer Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in der IG Medien sagt dem "Maulkorb" für pressefeindliches Verhalten ade. "Wir finden zum Glück keine Preisträger mehr. Vielleicht ist das auch ein Erfolg unseres abschreckenden Preises. Ich habe den Eindruck, daß die zu öffentlicher Auskunft verpflichteten Funktionäre und Politiker im Kreis kooperativer und offener im Umgang mit der Presse geworden sind", sagt Toni Seib vom kollektiven Wetterauerer dju-Vorstand. Der "Maulkorb" wurde 1988 von der dju Wetterau gestiftet, um diejenigen Personen, Institutionen und Organisationen anzuprangern, die Journalistinnen und Journalisten öffentlichkeitsrelevante Informationen vorenthalten, sie bewußt falsch informieren oder sogar versuchen, sie unter Druck zu setzen.
Der erste Empfänger des Negativ- Preises war der damalige Butzbacher Bürgermeister Karl Heinz Hofmann (SPD). Er wurde mit dem "Maulkorb" bedacht, weil er zu häufig für fragende Journalistinnen und Journalisten unerreichbar war und sich auch sonst nicht gerne in die Karten schauen ließ. Hofmanns abwehrende Haltung werteten die gewerkschaftlich organisierten Presseleute als typisch für das Verhalten zahlreicher Amtsträger gegenüber den Medien.
Im folgenden Jahr mußte sich die Büdinger CDU mit dem Maulkorb schmücken, weil sie auf unerträgliche Art und Weise versucht hatte, auf die Redaktion des Kreis-Anzeigers einzuwirken. Auf den "Maulkorb" reagierten die Büdinger Christdemokraten mit der Ankündigung eines "Otto-Keller-Preises", mit dem sie hervorragende Artikel über Büdingen auszeichnen wollten. Die Union hielt ihr Versprechen nicht. Der "Otto-Keller-Preis" wurde - obwohl von der dju mehrfach angemahnt - bis heute nicht verliehen. 1991 war ein maulkorbloses Jahr. "Weil bedeutsame Preise nur an solche Personen oder Institutionen verliehen werden sollten, die ihrer würdig sind, wird es in diesem Jahr keinen ,Maulkorb&rquote; für Pressefeindlichkeit geben", erklärte die Journalistinnen und Journalisten Union damals ihre Probleme, einen würdigen Preisträger zu finden. Weil naheliegende Dinge leicht übersehen werden können, erhielt ein Jahr später ein Kandidat den "Maulkorb" verpaßt, der ihn nach Ansicht der dju längt verdient hatte: die US-Armee. Die schotte ihre Militäranlagen vor der Öfffentlichkeit ab und reagiere auf Fragen mit nichtssagenden Floskeln.
Die gewerkschaftlich organisierten Wetterauer Journalistinnen und Journalisten wollten mit dieser Preisverleihung zudem gegen die während des Golf-Krieges von den US-Militärs verhängte Medienzensur protestieren. Nun scheint der "Maulkorb" endgültig ausgereizt zu sein. "Weit und breit war kein Pressefeind zu finden", freut sich dju-Vorstandsmitglied Klaus Nissen. "Wir behalten den ,Maulkorb&rquote; aber in der Hinterhand, falls sich die Zeiten wieder ändern", betont sein Vorstandskollege Toni Seib. In der dju wird erwogen, statt des "Maulkorbes" eine Auszeichnung für pressefreundliches Verhalten zu verleihen. Vielleicht sogar einen Preis für allzu pressefreundliches Verhalten: den "Vollen Papierkorb". ieb
Wir gratulieren
Frau Susanne Brüger zum 90. Geburtstag am 24. Februar.
Vom Wendemanöver in Bonn nie wieder erholt FDP will der SPD absolute Mehrheit vermasseln
WIESBADEN. Wiesbadens Freidemokraten sind mit den Jahren genügsam geworden. Sieben Prozent der Wählerstimmen konnten sie 1989 auf sich vereinen, und für den 7. März wünschen sie sich ganz und gar bescheiden nur "ein bißchen mehr". Keine Rede von den Zeiten, als sie den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt stellten: Dr. Erich Mix - Stadtoberhaupt von 1954 bis 1960. Und auch keine Rede mehr von jenen Legislaturperioden, als die FDP in der Kurstadt mühelos zweistellige Wahlergebnisse verbuchen konnte - 1960 waren es noch 19,2 Prozent. Nach dem liberalen Wendemanöver in Bonn - von der bürgerlich-konservativen zur sozialliberalen Koalition - ging es mit den Freien Demokraten in Wiesbaden stetig bergab. Turbulenzen in der Bundeshauptstadt haben ihnen seither immer wieder schwer zu schaffen gemacht. Und auch die glücklose Ministerriege in Bonn läßt die hiesige FDP an der kommunalpolitischen Front in Wiesbaden Böses ahnen. Fraktionschef Wolfgang Schwarz: "Wir leben in der ständigen Furcht, was wohl wieder aus dem Bonner Theater zu vernehmen ist."
Eine bürgerliche Mehrheit mit der CDU im Stadtparlament ist ihr Wahlziel, was dem Spitzenkandidaten und Realisten Professor Gottfried Kiesow freilich ziemlich hochgesteckt erscheint: Gemeinsam mit den Christdemokraten müßten sie mindestens acht Mandate zulegen - knapp zehn Prozent, und das, meint Prof. Kiesow, "dürfte kaum zu schaffen sein". So hofft die FDP denn wenigstens, die absolute Mehrheit der SPD zu brechen, die sich "nur nach außen homogen, intern aber völlig zerstritten darstellt", wie Wolfgang Schwarz erklärt. Die Genossen hätten einen Dämpfer bitter nötig, "damit man in den städtischen Gremien wieder vernünftig arbeiten kann". Die Affäre um den Chefrevisor der Stadt habe gezeigt, wie parlamentarische Mehrheiten zu Einflußnahme auf jene Verwaltungsstellen verleiteten, deren parteipolitische Neutralität zwingend geboten sei.
An einem Strang ziehen FDP und SPD derzeit nur bei einem - allerdings wichtigen - kommunalpolitischen Projekt: dem schätzungsweise 60 Millionen Mark teuren Neubau der Kunst- und Musikschule, der auf dem Dernschen Gelände entstehen soll. Ein Nein zu diesem bei den Wiesbadener Politikern und Bürgern höchst umstrittenen Vorhaben könnten sich die Freidemokraten jedoch ohnehin kaum leisten. Einmal beklagt Prof. Kiesow - von Beruf Landeskonservator - seit langem, daß die Kulturpolitik in Wiesbaden stark vernachlässigt werde. Zum anderen können sie ihren Parteifreund Stadtrat Thomas Dilger nicht im Regen stehen lassen. Der Stadtentwicklungsdezernent hat an der städtebaulich futuristischen Konzeption maßgeblichen Anteil.
Ansonsten geht die FDP auf klaren Oppositionskurs. Beispiel: Verkehrspolitik. Straßensperrungen und Anwohnerparken nennt Wolfgang Schwarz "untaugliche Doktorspiele" des sozialdemokratischen Stadtrats Dieter Berlitz, die das FDP-Klientel, nämlich "die Gewerbetreibenden, in die Knie zwingen". Hinter der Verbannung des Autos aus der Innenstadt argwöhnen die Liberalen Methode: Da versuche die SPD, "den Klassenfeind zu piesacken und ihm die sozialdemokratischen Muskeln zu zeigen". Deshalb möchte die FDP nach den Kommunalen "so stark sein, um Dieter Berlitz wegen Unfähigkeit zu entmachten", ihm das Verkehrsressort zu entziehen und es statt dessen ihrem Baudezernenten zuzuordnen. Dieter Berlitz könnte sich nach Ansicht der FDP dann vor allem "auf dem Sektor der Abfallwirtschaft tummeln".
Auch in Sachen Finanz- und Sozialpolitik wollen die FDP-Aktiven auf die Bremse treten. Ihr Landesvorsitzender Dr. Wolfgang Gerhard hatte auf einer Wahlveranstaltung unwidersprochen gegen die "Vollkasko-Mentalität" der Bürger gewettert, und Annegret Kracht, stellvertretende Vorsitzende der Wiesbadener FDP, verwendet fast wortgleich ähnliches Vokabular: Die Anspruchsmentalität der Bevölkerung müsse eingedämmt werden "zugunsten einer Rückbesinnung auf das liberale Grundprinzip der Eigenverantwortlichkeit". Ausgabenkürzungen, so lautet die freidemokratische Präferenz, stehen vor Abgabenerhöhung und Neuverschuldung. Steuergelder sollen schließlich durch die Privatisierung öffentlicher Aufgaben gespart werden.
Und die übrigen Mitbewerber um Sitz und Stimme im Stadtparlament? Die Wiesbadener CDU ist den Freidemokraten "oft zu lahm. Ihnen fehlt der Pep." Zu den Grünen im Rathaus fällt Wolfgang Schwarz "überhaupt nichts ein". Und den Republikanern gönnt er "höchstens 4,8 Prozent - und zwar auf Kosten der SPD".
SCHMITTEN. Die evangelische Kirchengemeinde Arnoldshain lädt für Samstag, 27. Februar, zum zweiten Flohmarkt ein, dessen Erlös wieder der rumänischen Psychiatrieanstalt in Nucet zugute kommen soll. Nachdem Anfang des Monats der Verkauf von Trödel und Tand rund 5000 Mark für die Privatinitiative des Arnoldshainer Ehepaares Max einbrachte, wird sich jetzt alles um Kinder- und Erwachsenenkleidung drehen.
Wer gut erhaltene Sachen verkaufen möchte, kann sich gegen einen Unkostenbeitrag einen Verkaufstisch reservieren lassen (Tel. 0 60 84 / 31 06 oder 22 76, jeweils von 9 bis 12 Uhr). Im Rahmenprogramm der Veranstaltung, die von 14 bis 17 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in Arnoldshain stattfindet, informiert Familie Max über die Hilfsaktion; sie zeigt außerdem ein Video über den letzten Hilfsgütertransport und jenen Fernsehbeitrag, der im vergangenen Jahr alles ins Rollen brachte. cn
So gut der Raum oben in der Schwedlerstraße für den Klang eines Streichquaretts, einer Streichergruppe oder einer kleinen Bläserbesetzung auch klingen mag - wenn da aber ein Orchester von fast drei Dutzend Musikern einen modernen Komponisten spielt, kann das schon zum psychischen und physischen Streß ausarten. Unter diesen Bedingungen ist es nicht unproblematisch, jetzt Hans Werner Henzes "Requiem" für die Kölner Uraufführung (und dann die Frankfurter Aufführung am kommenden Sonntag in der Alten Oper) vorzubereiten.
Jetzt hatte das Ensemble Modern dazu - zum ersten Mal - die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde der Alten Oper zu einer "offenen Probe" eingeladen.
Schon als Andreas Möhlich-Zebhauser, der Manager des Ensembles, die Gäste und den Komponisten begrüßt, macht er auf die Schwächen der Akustik aufmerksam. Ob jemand abhelfen kann? Die Stadt in ihrer Finanznot sicher nicht.
Der Komponist gibt stichwortartig eine Einführung, macht darauf aufmerksam, daß diese Gesamtfassung des Requiems sich aus neun Instrumentalstücken zusammensetzt, die wiederum teilweise von Instrumentalsolisten getragen werden.
Vorn steht der Trompeter Hakan Hardenberger und flirtet auf englisch und mit überwältigendem Lächeln mit der Konzertmeisterin. Ueli Wiget, einer der Musiker, die so etwas wie eine Seele des Ensembles sind, drischt noch wie besessen auf den Flügel ein, während Ingo Metzmacher, der Dirigent, mal da, mal dort an den Pulten in Englisch oder Deutsch letzte Anweisungen über Einzelheiten gibt.
Nach dem Warmspielen und dem Stimmen gibt Henze noch einmal einen Hinweis darauf, wie man sich den Einstieg in das "Rex tremendus" vielleicht bildhaft vorstellen könnte: Henze erklärt, daß er die brutale Macht (einen General etwa) auf der einen Seite und andererseits die Ohnmacht, die Unterdrückten, die Leidenden (die Gefolterten) darstellen wollte.
Natürlich, so betont er, stehe jedem frei, die Musik ganz persönlich und auch nicht an ein Bild gefesselt zu empfinden, nur: Brutalität und Leiden, das habe er ausdrücken wollen. Und das wird auch deutlich in den sich steigernden Schlägen und Marschtritten der Pauken, dem Klirren der "Sporen" im Schlagwerk, dem grellen Schreien der Flöten und dem plötzlichen Losplärren der rasselnden Trompete.
Und bei jeder Wiederholung der einzelnen Passagen wird die Partitur durchsichtiger, gewinnt der Hörer neue Erkenntnisse über ihre innere Struktur und architektonischen Zusammenhänge.
Zentrum des Lacrimosa ist natürlich der Schmerz. Weinen in allen Stadien: Schluchzen, Klagen (ein Trompetensolo erinnert - wunderbar und ergreifend anzuhören - zufällig ein paar Takte lang an Miles Davis' "Sketches of Spain") und alles endet zuletzt in einem irren Aufwinseln, das sich bis an die Hörgrenze hochschraubt.
Später gleitet die Szenerie in eine völlig andere musikalische Landschaft hinüber. Bei aller Modernität wird man an Venedig und San Marco erinnert. Breite Teppiche von Streichern werden ausgebreitet. Alte Kompositionsformen wie etwa das Ritornell klingen an. Trompeten hallen wie Fanfaren in Kirchenschiffen von irgendwoher aus einer anderen, höher angesiedelten Welt, vermitteln plötzlich Gefühle von Ästhetik, von Klarheit und Reinheit. Und wenn sich jetzt Frömmigkeit, Jubel und Anbetung ausbreiten, zeigt sich die ganze, unglaublich breite Palette Henzes - die man ihm andererseits auch immer wieder neidvoll zum Vorwurf macht.
Aus Termingründen sah sich das Ensemble modern gezwungen, die Uraufführung nach Köln und eine weitere Erstaufführung nach Hamburg zu verlegen, bevor Henzes "Requiem" am Sonntag in der Alten Oper aufgeführt wird. Aber bekanntlich ist auch an der Oper immer die dritte Aufführung (also die zweite nach der Premiere) immer die optimale: Die Frankfurter können gespannt sein. wp
Kurz gemeldet
Mütter-Selbsthilfe Eine Selbsthilfegruppe für Mütter, die lernen wollen, ihre Kinder "loszulassen", plant die psychosoziale Ambulanz des Uni- klinikums. Interessierte Frauen treffen sich am Donnerstag, 25. Februar, um 18.30 Uhr in der Beratungsstelle, Sandhofstraße 74. Schüler demonstrieren Gegen den eklatanten Raummangel und für eine bessere Ausstattung ihrer Lehran- stalten wollen die Schüler und Schülerinnen der Frankfurter Berufsschulen am Freitag, 26. Februar, auf die Straße gehen. Der De- monstrationszug beginnt um 11 Uhr vor der Alten Oper. Das Ziel ist der Römerberg.
BAD HOMBURG. 25 Jahre danach? "68er-Utopien - Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft" ist eine Doppelveranstaltung überschrieben, zu der eine Gruppe von Bürgern einlädt. Heute beginnt um 19.30 Uhr in der Gaststätte "Am alten Schlachthof" (Urseler Straße) eine Filmnacht. Gezeigt werden vier Filme über Gründe und Ereignisse der Studentenrevolte um das Jahr 1968. Am Sonntag ab 11 Uhr können Besucher bei einem "Politischen Frühstück" mit prominenten Aktiven der außerparlamentarischen Opposition (ApO) diskutieren.
NEU-ANSPACH. Ein Gutshof als Trostpflaster: Nachdem der kurhessische Innenminister Friedrich Scheffer über die Revolution von 1848 "gestolpert" war, versüßte er sich wenigstens seinen einstweiligen Ruhestand - auf einem riesigen Besitz mit nicht weniger als 17 Wirtschaftsgebäuden, darunter Schäfereien, sowie Obst- und Parkanlagen.
Der Zug der Zeit erwischte das Gutshaus, "Filetstück" der Anlage im nordhessischen Engelbach, dann beim Ausbau der Bahntrasse Hamburg - München: Über den einstigen Standort rauschen heute die ICE, zum Gram der Denkmalschützer. Deren Streit mit der Bundesbahn jedoch konnte salomonisch beigelegt werden: Das über 300 Jahre alte Haus wird jetzt im Hessenpark neu errichtet.
"So haben beide Seiten das Gesicht gewahrt. Und wir sind glücklich, denn wir haben ein echtes Stück Sozialgeschichte erworben", erklärt Professor Eugen Ernst, Leiter des Freilichtmuseums. Zum einen gebe es ein vergleichbares Haus in ganz Hessen nicht mehr. Trotz der repräsentativen Ausstattung handele es sich auch um kein einzigartiges "Lustschlößchen" - schließlich sollen nur für die Region typische Bauwerke eine Heimstatt in dem Museum finden.
Das Gutshaus, dessen Wiederaufbau am 12. März mit dem Spatenstich beginnt, hat rund 180 Quadratmeter mit 14 Zimmern und Kammern. Wie die übrigen zum Hof gehörenden Gebäude ist auch das Original-Mobiliar nicht mehr vorhanden. Die Innenausstattung des Hauses wird also komplett simuliert. Zum Glück habe man noch einige Schränke und Tische aus dieser Epoche im Fundus, sagt Ernst; dies sei auf jeden Fall besser, als ein leeres Haus auszustellen.
Die Suche nach passenden Stücken gerät jetzt zur Detektivarbeit; auf eine Inventarliste wagen die Museumsbetreiber nicht mehr zu hoffen. Erfolgversprechender ist da schon der Briefwechsel Scheffers, der in Archiven und Stockbüchern auf Hinweise auf die Art und Weise der Ausstattung durchforstet wird.
Das Äußere des Fachwerkhauses jedenfalls ist von vergleichsweise schlichter Eleganz. Einzig der verspielte Eingang mit Anklängen an die Neo-Renaissance sticht heraus; die Fassade hingegen war vor dem Abbau komplett hinter Holzschindeln versteckt. Dieser architektonische Frevel geriet früher nämlich nicht selten zur Mode; die Denkmalschützer sähen die Verkleidung deshalb nicht ungern im Hessenpark wieder. Die Tauglichkeit der Holzbalken vorausgesetzt - was demnächst untersucht wird -, möchte Eugen Ernst das Haus jedoch so wieder aufbauen, wie es unter Friedrich Scheffer aussah.
In dessen Ära erlebte der Hof seine Blütezeit. Die Schrecken des 30jährigen Krieges, der das Land verwüstet zurückgelassen hatte - von vorher rund 900 Haushaltungen im Amt Niederaula gab es danach nur noch 200 -, waren vergessen. Diesen Streubesitz hatte der Hersfelder Amtmann Siegmund von Petersfeld im 18. Jahrhundert zu der für hessische Verhältnisse ansehnlichen Größe von 260 Hektar zusammengekauft. Nach dem Tode Friedrich Scheffers verfiel das Anwesen zusehends. 1910 gehörten nur noch 22 Hektar dazu; die Agrarkrise in Europa angesichts des konkurrenzlos billigen Getreides aus Amerika hatte die Erben Scheffers veranlaßt, sich lukrativere Haciendas in Argentinien zuzulegen. Der letzte Erbe verkaufte das Anwesen dann an die Bundesbahn, die auch den Abbau des Gutshofes durch das Hessische Staatsbauamt finanzierte.
Im Moment liegt der Hof gut verpackt auf dem Gelände des Freilichtmuseums - ein Riesenhaufen Holz, Dachziegel und Wandschindeln. Seine endgültige Renaissance wird er in Nachbarschaft zur Windmühle des Parks erleben, zwischen Scheunen und Stallungen des Hofgutes Emstal-Sand und der "Zehntscheuer" Trendelburg. "Damit stimmt auch das ursprüngliche Ambiente wieder", erklärt Eugen Ernst stolz.
Mit Fertigstellung des Gutshauses voraussichtlich Ende 1993 dürften sich noch andere Kreise schließen: Ein wuchtiger "Frankfurter Schrank", der einst von Sulzbach auf eine brasilianische Farm und dann zurück in den Taunus verfrachtet wurde, wird seine Odyssee wohl nun beenden und in dem Engelbacher Haus ein Asyl finden. JÜRGEN DICKHAUS
"Marianna Klimentova, Steffi Herzog und Marion Kühn erfüllen als einzige das von mir geforderte Trainingspensum, das vier Einheiten pro Woche ausweist", ärgert sich Trainerin Yvonne Schäfer maßlos über das Desinteresse vieler Spielerinnen. Dabei stehen die Kronbergerinnen in der Aufstiegsrunde zur 1. Basketball-Bundesliga, was besonders für junge Sportlerinnen ein lohnendes Ziel sein sollte. Das Verhalten der Spielerinnen ist jedoch ein Spiegelbild dieses zirka 3000 Mitglieder zählenden Großvereins, wo der Basketball zweifelsohne eine wichtige Rolle spielt, aber die Männer (Regionalliga Südwest) klar dominieren. Das fängt bei den Funktionären an und hört beim Zuschauerinteresse auf - die Frauen sind eindeutig das fünfte Rad am Wagen. Daran würde vermutlich auch der Sprung in die höchste Klasse nichts ändern.
Bei Yvonne Schäfer klangen nach der argen Enttäuschung in Heidenheim (35 Korbpunkte in 40 effektiven Spielminuten bedeuten eine absolute Minusquote für die MTV-Frauen) erste deutliche Resignationstendenzen durch. Glück (oder Pech) für die überaus engagierte Trainerin: Durch den Sprung auf den fünften Tabellenplatz entledigte sich ihre Mannschaft vorzeitig aller Abstiegssorgen, dafür kann die Mannschaft durch die Mitnahme der Punkte aus den 18 Spielen aus Vor- und Rückrunde in der Aufstiegsrunde nichts mehr ausrichten. Eine unglückliche Regelung im Basketballverband, die zwar sportliche Gerechtigkeit und dennoch eine erhebliche Spielbeeinflussung bedeutet. "Früher gab es nach der normalen Punktrunde eine Neutralisation, wodurch analog einer Play-off- Runde alle Teilnehmer die gleichen Aufstiegschancen hatten", bedauert Yvonne Schäfer. Nach der Niederlage beim Aufstiegsanwärter Heidenheim, wo es mit 400 Anhängern eine für Frauen-Basketballverhältnisse in Kronberg fast bereits utopisch anmutende Zuschauerzahl gab, klaffen beispielsweise zum Spitzenreiter 18 Punkte Unterschied, selbst zum Tabellenvierten Würzburg (26:14) sind es beim Gruppenletzten und damit Rangfünften zehn Zähler Rückstand. Prinzipiell sind auch die restlichen sechs Aufstiegsspiele für die MTV-Basketballerinnen sportlich wertlose Pflichtübungen. Gegen die zum Teil nicht einmal unverständliche Einstellung der Spielerinnen, die ihr Trainingspensum drastisch zurückgeschraubt haben, kämpft Schäfer wie eine Löwin an.
Mit freiwilligem Training stieß sie großteils auf taube Ohren, und selbst bei den Spielen klaffen oft große Lücken auf der Auswechselbank. Beispiel Heidenheim: Silke Dehn fehlte wegen Umzugs, Claudia Horn war leicht umgeknickt und hatte sich die Tour zum Rangersten gespart, Heidi Globig - bereits in Bad Homburg als "enfant terrible" geltend - war aufgrund einer Darmgrippe ebenfalls nicht dabei. Aus dem einst stolzen 12er- Aufgebot waren zuletzt sieben "Aufrechte" verblieben. Dabei hatte sich die Saison für den Aufsteiger gut angelassen, Yvonne Schäfer und Co-Trainer Franz Arbinger eine sehr gute Vorbereitung geboten. Das sportliche Ziel "Aufstiegsrunde" wurde erreicht, und dennoch herrscht jetzt Frust vor. Vor dem Spiel in Heidenheim wurden am wichtigsten Trainingstag (mittwochs) vier (!) Akteurinnen gesichtet. Der Hobby-Basketball läßt grüßen. Das will sich Yvonne Schäfer auf Dauer nicht bieten lassen: "Ich werde in diesen Tagen intensive Gespräche mit den Spielerinnen führen und danach entscheiden, wie und ob es in Kronberg weitergehen soll", fordert sie unmißverständlich ein größeres Engagement jener Spielerinnen, die sich nur im Erfolg sonnen, aber kaum etwas dafür tun wollen.
Mit dem 75:62 gegen den Erzrivalen Eintracht Frankfurt, der endgültig die Aufstiegsrunde bescherte, hatten einige offenbar gedanklich die Saison 92/93 abgehakt, wenngleich das 72:84 gegen Bamberg noch ein achtbares Resultat bedeutete und auch die Differenz von 24 Korbpunkten in Heidenheim nicht das Kardinalproblem ist. "Die Einstellung zum Training und Spiel stimmt bei vielen Kronbergerinnen generell nicht", klagt Yvonne Schäfer, die möglicherweise mit ihren "Ziehkindern" Marianna Klimentova und Marion Kühn, die eigens wegen des Basketballs von Kassel nach Kronberg kam und bei der Trainerin wohnen kann, Kronberg nach Rundenende verlassen wird. Diese Entscheidung soll nach den konkreten Gesprächen mit allen Akteurinnen in den nächsten Tagen getroffen werden. Es ist nicht nur die fehlende Bereitschaft im Kader, sondern sind auch Umfeldprobleme (geringer Zuschuß vom Hauptverein, fehlende Erstattung der Fahrtkosten etc.), die dem Team in der 2.Bundesliga Sorgen bereiten. Süffisant: Ex-Frauen-Trainer Carl-Ernst Brisach ist heute Abteilungsleiter und kann maßgeblich über das Wohl und Wehe der 1. Mannschaft(en) befinden. HANS-DIETER PUTH
Die Anfangszeiten in der Kinoanzeige ließen einen Dreistünder erwarten. Das Meer ist tief, Tauchen braucht seine Zeit, Wassertiere sind (noch) undressiertere Wesen als ihre Verwandtschaft zu Lande, ihre Beobachtung mit der Kamera würde Zeit und Geduld erfordern. Die brachte man gerne mit in Luc Bessons Film "Atlantis", wo man neuerlich dem Rausch der Tiefe zu verfallen hoffte und Le Grand Bleu noch intensiver zu erfahren. Das Vorortkino hält für den kleinen Hunger der Besucher Popcorn bereit. Knister, crunch, krach: das Röstzeug macht bei der Vertilgung einen Höllenlärm, zumal wenn im raunenden Eingangskommentar das Publikum ausdrücklich aufgefordert wird, die Geräusche des Alltags nun hinter sich zu lassen und ganz auf die Wunder des Meeres sich zu konzentrieren, aus dem alles Leben kam.
Es lebt aber nur, wer ißt - knister, crunch, krrrrach -, das auf "Atlantis" eingestellte Gehör wird weiterhin mit Landlauten alltäglichster Art malträtiert. Immerhin, die junge Dame gleich hinterm linken Ohr stellt nach einem (freundlichen!) Hinweis den Popcornverzehr vollständig ein, obwohl die Tüte noch dreiviertels voll ist, wie sich hinterher herausstellt. Es bleiben Geräuschnester im Saal, an die man sich gewöhnt in dem Maß, in dem sich herausstellt, daß "Atlantis" dem Wunsch nach optischer und akustischer Konzentration herzlich wenig Nahrung zu bieten hat. Statt die Tiere und ihr Lebenselement zum Sprechen zu bringen, zum magischen Schwingen, schneidet Luc Besson zu meist läppischer Musik eine Art Wasserballett zusammen. Obwohl er laut zahlreicher Selbstzeugnisse anderes im Sinn hatte, disneyt es in "Atlantis" ganz gewaltig. Putzige Flossenträger prallen - Boing macht's - mit der Kamera zusammen und greifen sich - Schnitt - an die beginnende Beule; der Tanz der Fischschwärme wird offenbar für blinde Besucher musikalisch nachformuliert, und die Haie werden höchstwahrscheinlich mit blutigen Gaben an den Kamerakäfig gelockt, um gefährlich die Beißer zu blekken. Kapitelüberschrift für diese Passage: "Haß". Man glaubt es kaum.
Doch schon zuvor war Besson zu Stichworten wie "Verstand" oder "Liebe" nichts Triftiges eingefallen, wie überhaupt sein Film fast durchgängig naheliegend-einfältig wirkt, welchem Eindruck weder die willkürliche Einteilung in Kapitel - die keine Strukturierung bewirken - noch die dramaturgisch banal eingesetzte Musik abhelfen können. Gewiß "schöne Bilder", aber kein tragfähiges Konzept für dieses Kino ohne Schauspieler, ohne Handlung, ohne Philosophie und - am enttäuschendsten - ohne visuelle und filmische Originalität.
Die Popcornklänge haben sich unterdessen denen des Films längst zwanglos untermischt - da ist dieser plötzlich zu Ende, nach fünfviertel Stunden. Das Kino spielt offenbar im Wechsel noch einen anderen Titel, daher die falsche Zeiterwartung. Man ist erleichtert, weitere Stunden im Flachwasser von Atlantis nicht verbringen zu müssen. Des Regisseurs Ausstieg aus seinem Werk wirkt seinerseits fast wie eine Flucht. Nach zwei Jahren intensiver Dreharbeiten: bloß das. Also weg. Draußen im Kinofoyer ein freundlicher Blick auf die Popcornecke. Nächstes Mal probieren wir das Zeug auch mal. Es soll sich auf der Zunge ja so rasch in Nichts auflösen, zerrinnen, wie Luc Bessons "Atlantis" auf der Leinwand. HS
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei", bedauern die Karnevalisten. Für die Bundesliga-Handballerinnen vom DJK-Sportclub Wiesbaden soll dieser Ausspruch auch drei Tage danach noch keine Gültigkeit haben, wenngleich das Kellertreffen in der Frauen-Handball-Bundesliga beim TuS Eintracht Minden am Samstag (16.30 Uhr, Kreissporthalle) richtungweisenden Charakter besitzt. Bei einem Wiesbadener Sieg wäre tatsächlich alles Zittern vorbei. Der Klassenerhalt wäre dem Aufgebot von Heinz-Peter "Beppo" Brehm nämlich fast bereits sicher.
Beim Pokalsieg am Fastnachtsamstag in Homberg - wie in der FR berichtet - schien der Aufsteiger aus der Landeshauptstadt leicht "faschingsgeschädigt" zu sein, kam aber mit einem blauen Auge (17:14) davon. Die Ausgangsposition ist klar: Hessenrivale Grün-Weiß Frankfurt (freiwilliger Rückzug im November 1992) gilt als erster Absteiger, der VfL Oldenburg (4:30-Punkte) dürfte als Tabellendreizehnter nicht mehr zu retten sein und der TSC Berlin (7:27) nimmt derzeit die dritte Absteiger-Position ein. Daneben sind Eintracht Minden (9:23-Zähler) und DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden (10:22) bei drei Fix-Absteigern am meisten gefährdet.
Durch das vorgezogene Spiel in Lützellinden sind die Berlinerinnen an diesem Wochenende frei. Wiesbaden könnte hierdurch seinen Abstand auf effektive fünf Punkte vergrößern. Im anderen Fall würde der Abstiegskampf neu entfacht werden, zumal noch weitere sieben Begegnungen absolviert werden müssen. Das würde mehr als an die Substanz gehen, kann man da jetzt schon mit einiger Sicherheit mutmaßen.
Nach dem Mindener Spiel gibt es allerdings eine Zäsur, denn der Bundesliga wird vom DHB eine dreiwöchige Spielpause auferlegt. Und als nächster Gegner (20. März, 20 Uhr, Sporthalle am Elsässer Platz) gastiert der mehrfache deutsche Meister TSV Bayer 04 Leverkusen, derzeit Rangvierter und in aufsteigender Form, in Wiesbaden. Exakt einen Monat nach dem ersten Nord-Trip (Minden) folgt am 27. März das wahrscheinlich alles entscheidende Treffen beim Schlußlicht VfL Oldenburg. Analog dem Spiel in Minden folgt hintendrauf mit dem Heimspiel gegen den Tabellendritten Buxtehuder SV sofort wieder eine besonders knifflige Heimaufgabe.
Trainer "Beppo" Brehm und seine Spielerinnen, die sich trotz aller personeller Engpässe bisher bravourös bei ihrem Bundesliga-Debüt schlugen, sind aufgrund dieser Konstellation nicht zu beneiden. Der Bundesliga-Schlauch ist möglicherweise zu lange, denn erst am 1.Mai (gegen den Hessenrivalen TV 05 Mainzlar) wird - dem Rahmen-Terminplan gemäß - zum Saison-Halali geblasen.
Minden gilt vor allem für Jung-Nationalspielerin Christine Herrmann (24 Jahre) als weitere wichtige Station in ihrem Handballer-Leben. Die Mathematik-, Chemie- und Sport-Studentin ist schwer ausrechenbar. Sie hat bisher mit 91 Saisontreffern (davon 38 Siebenmeter) die siebtmeisten Treffer in der Bundesliga erzielt, ließ damit beispielsweise profilierte Akteurinnen wie die Nationalmannschaftskolleginnen Katja Kittler (TV Lützellinden/89 Tore) sowie Bianca Urbanke (Bayer Leverkusen/81) und Silke Fittinger (Walle Bremen/79) hinter sich. Lediglich Elena Leonte (TV Mainzlar), die es bereits auf 146 Saisontreffer brachte, ist der Wiesbadenerin weiter enteilt.
Außer Christine Herrmann konnte sich bis dato keine Schwarz-Weiß-Akteurin unter die "Top 15" plazieren. Selbst die deutsche Rekord-Torjägerin Kathrin Mietzner (1095 Treffer in 260 Länderspielen für die ehemalige DDR werden in der vereinten Statistik aus "Ost und West" von keiner Spielerin annähernd erreicht) mußte durch Krankheit und Verletzung in einigen Spielen pausieren und daher auf diesem Sektor etwas kleinere Brötchen backen.
Hinter Petra Uhlig (282 Länderspiele) und Evelyn Hübscher (270) ist die Wiesbadenerin Rekord-Nationalspielerin. Zusammen mit Christine Herrmann sowie der 35fachen jugoslawischen Internationalen Vera Radic sollte sie im Rückraum am ehesten die Weichen Richtung Klassenerhalt stellen können.
HANS-DIETER PUTH
"Zur politischen Praxis von Frauen" heißt eine zweitägige Veranstaltung, zu der das Frauenreferat für 26. und 27. Februar einlädt. Die Tagung bilanziert die Geschichte der neuen Frauenbewegung in Frankfurt und reflektiert Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Einflußnahme.
In Arbeitsgruppen sollen zudem Fragen etwa nach dem Verhältnis zwischen deutschen und ausländischen Frauen im Betriebsalltag sowie nach der politischen Teilhabe von Frauen fremder Nationalität diskutiert werden. Als Referentinnen kommen zu Wort Cherifa Magdi, Magda Foster, Rosa Cappabianca und Farideh Akashe-Böhme. Die Veranstaltung wird von Frauendezernentin Margarethe Nimsch am Freitag abend eröffnet. Um 19 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof, Hedderichstraße 51. Weitere Informationen zur Tagung gibt das Frauenreferat unter der Rufnummer 21 23 - 01 16. sar
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SG Höchst II - Spvgg. Hochheim (Sa., 12.45 Uhr), SV Walsdorf - 1.FC Eschborn, FC Sportfreunde Schwalbach - TSG Wörsdorf, SV Frauenstein - FSV Winkel, SG Walluf - SV Erbenheim, Spvgg. Eltville - SV Kriftel, SG Hünstetten - Germania Wiesbaden, SG Hausen/Fussingen - SV Hattersheim (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA WIESBADEN: DJK SW Wiesbaden - FC Freudenberg (So., 11 Uhr), FSV Schierstein - FC Bierstadt, FC Biebrich - SV Kostheim, Italia Wiesbaden - Tennis- Borussia Rambach, FC Nord Wiesbaden - SV Biebrich, Türkischer SV Wiesbaden - FSV Gräselberg, SV Niedernhausen - 1.FC Naurod, TuS Nordenstadt - Freie Turner Wiesbaden (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: Usinger TSG - TSG Pfaffenwiesbach, SCCP Bad Homburg - FC Inter Oberursel, Spvgg. Bad Homburg II - FSV Friedrichsdorf, 1.FC Oberursel - SG 05 Hausen, FC Weißkirchen - SV Seulberg, Spvgg. Hattstein - EFC Kronberg, SG Oberhöchstadt - FC Königstein, SG Schneidhain/Falkenstein - TuS Weilnau, Eintracht Oberursel - Helvetia Bad Homburg, FV 09 Stierstadt - TG Wernborn (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: TuS Hornau - FC Germania Okriftel, FC Eddersheim - SV Flörsheim, VfB Unterliederbach II - SV Hofheim, SV Fischbach - Alemannia Nied, DJK-SG Hattersheim - Vikt. Kelsterbach, 1.FC Sulzbach - Germania Weilbach, DJK-SG Rot- Weiß Zeilsheim - SG Kelkheim, 1.FC Lorsbach - SV 19 Zeilsheim (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A WIESBADEN: SV Wiesbaden II - Spvgg. Amöneburg, FV 02 Biebrich II - DJK-SC Klarenthal (beide So., 11 Uhr), FV 08 Delkenheim - FC Hellas Schierstein, TuS Kostheim 05 - 1.SC Kohlheck, Spvgg. Nassau Wiesbaden - TSG 1846 Kastel, Spvgg. Sonnenberg - TuS Dotzheim, Spvgg. Igstadt - VfB Westend Wiesbaden, TV 1890 Breckenheim - SKG Karadeniz Wiesbaden (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: Eschbacher Bomber - FC Oberstedten (Sa., 14.30 Uhr), SGK Bad Homburg II - TV Burgholzhausen (So., 12.45 Uhr), Sportfreunde Friedrichsdorf - TuS Eschbach, SG Hundstadt - FC Laubach, SG Weilrod - FC Reifenberg, SV Teutonia Köppern - TuS Merzhausen, SV Frisch Auf Emmershausen - TSG Wehrheim, SG Anspach - SG Mönstadt, TSV 08 Grävenwiesbach - SG 1910 Westerfeld, SG Niederlauken - SC Farblos Schneidhain, SV 12 Bommersheim - SG Oberursel (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: Schwarz- Weiß Flörsheim - FC Italia Hattersheim, SG Bremthal - SG Sossenheim, BSC Altenhain - TuRa Niederhöchstadt, FC Marxheim - SG Bad Soden, BSC 47 Kelsterbach - SG Nassau Diedenbergen, Roter Stern Hofheim - 1.FC Mammolshain, Sportfreunde Schwanheim - BSC Schwalbach (alle So., 14.30 Uhr), Delfi Kelsterbach - TV Wallau (So., 15.30 Uhr).
KREISLIGA B WIESBADEN: SC Gräselberg - Fvgg. 06 Kastel II (So., 11 Uhr), Portugiesischer SV Wiesbaden - PSV Blau-Gelb Wiesbaden, Espanol Wiesbaden - BW Wiesbaden, TuS Medenbach - VfR Wiesbaden, SV Schierstein - TV Kloppenheim, Mesop. Wiesbaden - GW Wiesbaden, FC Rhein-Main Kostheim - FC Maroc Wiesbaden (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 1: Club Recreativo Espanol Höchst - Germania Schwanheim, DJK-SC Hochheim - SG Oberliederbach, Türk Spor Hattersheim - FG Eichwald Sulzbach, FC Viktoria Sindlingen II - 1. FC Blau-Weiß Zeilsheim, Espanol Kriftel - Rot-Weiß Sindlingen (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 2: FC Schloßborn - FCCB Niederhöchstadt (So., 14.30 Uhr).
Frauen
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SG Germania Wiesbaden - SV Steckenroth, Spvgg. Eltville - FSV Schierstein II (beide Sa., 15 Uhr), FC Bierstadt - SV Heftrich (Samstag, 16.30 Uhr), RSV Weyer - SG Limburg/Linter II, SG Kelkheim/Schwalbach - DJK-SC SW Wiesbaden (beide Sa., 17 Uhr). hdp
Im Gespräch: Militärseelsorgerin Vorurteile überwunden
Ruth Drach-Weicker kann sich derzeit hoher Medienaufmerksamkeit erfreuen: Die 30jährige evangelische Theologin gilt als erste Frau, die für längere Zeit als Seelsorgerin in einer Kaserne arbeiten will. Die Pfarrerin z. A. (zur Anstellung) in der Militärseelsorge der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau hat in dem bislang fast ausschließlich von Männern dominierten Bereich bereits Erfahrungen gesammelt: Im vergangenen Jahr absolvierte sie ein Spezialpraktikum in der Kurmainz-Kaserne in Mainz. Mit Drach-Weicker sprach FR-Redakteurin Katharina Sperber. "Weil ich mir sagte, da komme ich nie mehr in meinem Leben hin", beschreibt die junge Frau ihr Motiv, nach dem ersten Staatsexamen in einem Praktikum Soldaten seelsorgerisch zu begleiten. Im Mainzer Militär-Dekan Friedrich Wolf fand sie einen "einen guten Mentor". Das Praktikum wurde "zu einer meiner schönsten Zeiten", resümiert sie nun. Spannend sei vor allem gewesen, "mit Leuten zu arbeiten, die Kirche sonst überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen". Während ihres Studiums in Gießen und Tübingen "automatisch" mit der Friedensbewegung in Berührung gekommen - "mein Freundeskreis war stark davon beeinflußt" - habe sie, so sagt Drach-Weicker heute, während ihres Kasernen-Praktikums "Vorurteile überwunden". Militärs "denken nicht nur in Rüstungsspiralen", weiß sie nun. In der Kurmainz- Kaserne, in der vor allem Funker und Nachschub-Einheiten stationiert sind, habe sie "eine ganz ernsthafte Sorge um den Frieden" gefunden.
Gemeinsam mit Wolf gab sie sogenannten lebenskundlichen Unterricht für Soldaten, in dem Militärgeistliche ethische-moralische Fragen erörtern. Sie feierte "Standort-Gottesdienste", gestaltete Tagungen und "Rüstzeiten". Als eines der Hauptprobleme, die Soldaten besonders drückten, nennt die Theologin den veränderten Auftrag der Bundeswehr. Die Debatten darüber in Politik und Gesellschaft werden nach Ansicht von Soldaten "auf schwammigem Boden" geführt. Die Frage, ob deutsche Soldaten unter dem Kommando der Vereinten Nationen überall auf der Welt in Krisen eingreifen sollen, entwickle für die Soldaten ihre eigene Brisanz.
Sie machten sich vor allem Gedanken über die eigene Absicherung und die ihrer Familien, wenn sie im Einsatz verletzt werden oder ums Leben kommen. Außerdem beschäftige die Truppe die Frage nach den Gründen für einen eventuellen Einsatz: "Wirtschaftsinteressen oder Menschenrechte - da werden klare Antworten erwartet." Drach-Weicker, die bei ihrem Eintritt in die Männerdomäne Armee in der Truppe "keine Berührungsängste vor einer Frau" ausmachen konnte, sieht keine Probleme darin, daß sie als Militärseelsorgerin Beamtin des Staates auf Zeit werden muß. Dies sieht der Militärseelsorgevertrag zwischen Staat und Kirche so vor. Der Staat sichert sich so die Loyalität der Pastoren und Pastorinnen und "uns garantiert dies Bewegungsfreiheit im militärisch sensiblen Bereich". Außerdem, und darauf legt Drach-Weicker Wert, garantiere ihr die Verbeamtung ein "Vortragsrecht beim Kommandeur". Denn sie sieht ihre Aufgabe auch darin, "die Sorgen und Ängste der Soldaten aufzunehmen und nach oben zu bringen", weil sich in der strengen Hierarchie von Befehl und Gehorsam Wehrpflichtige nur selten getrauten, Beschwerden loszuwerden.
Die Pastorin möchte für die nächsten Jahre Militärpfarrerin bleiben, wenn Militärbischof und Kirchenleitung zustimmen. Sie ist bereit, mit Kreuzen auf den Achselklappen ihres "Schutzanzuges" - sollte denn das Grundgesetz geändert und damit deutsche Soldaten außerhalb der NATO eingesetzt werden - mit der Truppe in Krisengebiete zu ziehen. Sie weiß auch, daß der Grat zwischen geistlichem Beistand für den Soldaten und militärischer Führung sehr schmal ist. Aber sie ist gewiß: "Wir stärken damit nicht die Kampfmoral."
Kleine FR
Sprechtag jetzt donnerstags OFFENBACH. Von Freitag auf Donnerstag verlegen Stadtplanungsamt, Vermessungs- und Bauaufsichtsamt einen ihrer zwei Sprechtage in jeder Woche. Die neue Regelung tritt am 1. März in Kraft. Auskünfte gibt es dann dienstags und donnerstags zwischen 8 und 12 Uhr im Technischen Rathaus, Stadthof 13. Kabelarbeiten in Heusenstamm HEUSENSTAMM. Zu Störungen des Rundfunk- und Fernsehempfangs kann es in der Stadt bis zum 5. März zwischen 8.30 und 13.30 Uhr kommen. In dieser Zeit ist die Telekom mit Umrüstarbeiten des Kabelanschlußnetzes beschäftigt. Besuch bei Auschwitz-Ausstellung MÜHLHEIM. Zu einem Besuch der Frankfurter Ausstellung "Auschwitz - Verbrechen gegen die Menschheit" lädt die Volkshochschule für Freitag, 26. Februar, ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Bahnhof. Anmeldungen bei Jürgen Zern, Telefon 06108/601602. Bauchtanz am Wochenende OFFENBACH. Ein Bauchtanz-Seminar veranstaltet am kommenden Wochenende, 27. und 28. Februar, die Volkshochschule. Anmeldungen nimmt das VHS- Büro, Kaiserstraße 7, entgegen. Originale bis 31. März OFFENBACH. Verlängert hat das Stadtarchiv die Dauer der Ausstellung "Alt-Offenbacher Originale", die ursprünglich nur bis zum 26. Febraur gezeigt werden sollte, bis zum 31. März. Öffnungszeiten des Archivs in der Herrnstraße: montags bis mittwochs von 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15 Uhr, donnerstags von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 17.30 Uhr, freitags von 8 bis 14 Uhr. Paul Anka kommt nicht OFFENBACH. Das für den 14. April geplante Konzert von Paul Anka in Frankfurt fällt aus. Wer bei der Offenbach-Information am Stadthof Karten gekauft hat, kann sie gegen Bargeld zurückgeben: montags bis mittwochs und freitags 9.30 bis 13 und 13.45 bis 18 Uhr, donnerstags 12 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr.
Zum FR-Bericht über eine Debatte der Bad Vilbeler Stadtverordnetenversammlung über einen Artikel in der CDU-Postille "Quelle" äußern sich Katrin Rehse, Am Hang 79 und Klaus König, Bahnhofstraße 17, beide aus Bad Vilbel. Die Initiatoren der Veranstaltung "Kultur für Menschenrechte" schreiben:
"Sehr erfreut nehmen wir die Reaktionen auf unsere Veranstaltung ,Kultur für Menschenrechte&rquote; am Samstag, 13. Februar, in der Alten Mühle zur Kenntnis. Die zwar negativ gemeinte Kritik von Frau Magda Klug (Mitglied der CDU Bad Vilbel) überzeugt uns von der Wirksamkeit des Programmes. Frau Klug fühlte sich von einer Textcollage, bei der der ,Quelle-Artikel&rquote; zusammen mit ausländerfeindlichen Witzen und Zitaten von Rechtsextremen verlesen wurde, angewidert. Dieser Eindruck ist für uns wünschenswert und das beste Zeichen dafür, daß wir mit unserem Programm ,ins Schwarze getroffen&rquote; haben. Was Frau Klug unter Kultur versteht, wissen wir zwar nicht, für uns jedoch ist es mehr als angenehme und amüsante Berieselung. Sie soll durchaus auch nachdenklich stimmen und schockieren."
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
BONN, 23. Februar (dpa). Wer sein Auto so parkt, daß er eine Straßenbahn längere Zeit blockiert, haftet dem betroffenen Verkehrsbetrieb für alle daraus entstehenden Kosten. Dazu zählen auch die zusätzlichen Aufwendungen für den Einsatz von Bussen, mit denen die Fahrgäste weitertransportiert werden, entschied das Amtsgericht Bonn (Az.: 11 C 36/92). Bei dem Prozeß ging es um die Behinderung einer Straßenbahn von 35 Minuten Dauer, teilte am Dienstag der Deutsche Anwalt-Verein weiter mit.
OBER-MÖRLEN. Die Bürgerinitiative für den Bau der weiträumigen Umgehungsstraße um Ober-Mörlen und Bad Nauheim (B 275a) hat jetzt alle politisch Verantwortlichen im Wetteraukreis, im Land und im Bund aufgefordert, sich für eine rasche Realisierung der B 275a einzusetzen. Konkret fordert die BI die baldige Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für die 3,5 Kilometer lange und zwischen 35 und 40 Millionen Mark teure Straße. Sie soll in Höhe des gegenüber dem Maiberg liegenden Ober-Mörler Waldes beginnen und über die Felder in die Nähe der Autobahn-Raststätte Wetterau führen, wo diese unterquert wird. Vorbei am Hasselhecker Hof und am Bad Nauheimer Hochwald soll die zweispurige Straße beim sogenannten Pfaffenbrunnen in die auch geplante B 3a münden.
Die Befürworter des Projektes wollen mit ihrem Vorstoß die anstehende Entscheidung des Bundestages zu ihren Gunsten beeinflussen. Denn nach dem Entwurf der Bundesregierung soll die Planung für die B 275a durch die Aufnahme in den vordringlichen Bedarf forciert werden. Obwohl die Entscheidung des Bundestages bereits Ende des vergangenen Jahres erwartet worden war, steht sie immer noch aus. Der Leiter des Straßenbauamtes Gießen, Hans Zutt, erwartet sie jedoch "in diesem Frühjahr". Sollte der Bundestag tatsächlich auch die B 275a in den vordringlichen Bedarf aufnehmen, dann werde das Hessische Landesamt für Straßenbau das zuständige Straßenbauamt in Gießen anweisen, das Planfeststellungsverfahren einzuleiten.
Selbst wenn es keine Klagen im Rahmen dieses Verfahrens geben sollte, ist der Bau der Straße nicht in Sicht. Denn die B 275a soll beim Pfaffenbrunnen in die geplante Umgehungsstraße von Friedberg und Nauheim münden. Der hessische Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aber will sein Recht der Verbandsklage nutzen und gegen den Teil der B 3a klagen, womit das Verfahren sich vermutlich um Jahre verzögern wird.
Wegen dieser Probleme hatte das Stadtparlament von Bad Nauheim den Wunsch geäußert, sowohl das Planfestellungsverfahren für die B 275a als auch für die B 3a getrennt voneinander durchzuführen. Wie Nauheims Erster Stadtrat Dr. Werner Flach nach einem Gespräch mit Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke berichtete, meine dieser dazu, daß er "einem abgetrennten und vorgezogenen Planfeststellungsbeschluß für die B 3a zwischen Bad Nauheim und Friedberg nicht zustimmen könne, da die Rechtsbeständigkeit des gesamten Verfahrens gefährdet sei". Für das Planfeststellungsverfahren sei nämlich eine "ausführliche Begründung mit Güterabwägung erforderlich, die in diesem Fall für den gesamten Abschnitt Friedberg auf die Entlastung der Kaiserstraße vom Durchgangsverkehr abgestellt sei". str
Für die Händlerschürze:
Serben drohen mit Attentaten in Deutschland
DIETZENBACH. Für die Jungen und Mädchen in der Kindertagesstätte am Starkenburgring gibt es in dieser Woche einen Grund zum Feiern. Das Haus wurde aufgestockt, damit im gleichen Gebäuneben den 80 Kindern in den vier Gruppen künftig auch die 40 anderen Kinder des Hortes Platz haben. Sie waren bisher in einem Pavillon untergebracht, der baufällig war und abgerissen werden mußte. Jetzt können sie in den acht neuen Räumen in der ersten Etage spielen. Bei der kleinen Einweihungsfeier am Donnerstag, 25. Februar, um 16 Uhr werden auch die am Bau beteiligten Handwerker in der Kindertagesstätte zu Besuch sein.
Diese Aufstockung der sogenannten Kinderburg hat nach Auskunft von Bürgermeister Jürgen Heyer rund eine halbe Million Mark gekostet. Das Haus wurde 1974 errichtet und schon damals waren nach Darstellung Heyers nur 20 Kinder in einer der vier Gruppen sowie 25 in der Hortgruppe untergebracht. Der zweite Hort sei dann 1977 eröffnet worden. aim
WETTERAUKREIS. Ein dickes Lob verteilt die Polizei an die Autofahrer im Wetteraukreis: Sie seien an den närrischen Tagen diszipliniert und vorsichtig gefahren. Trotz verstärkter Kontrollen gingen der Schutzpolizei nur wenige Alkoholsünder ins Netz. "Es gab zwar einige Unfälle, auch Unfallflucht kam vor", berichtete gestern Dieter Appel, Dienststellenleiter in Büdingen, "aber insgesamt hatten wir nicht mehr Vorkommnisse als sonst." Ähnlich diszipliniert spielte es sich in Butzbach ab: Zahlreiche Fahrer wurden zum Alkoholtest an die Seite gewunken, doch die Werte waren in allen Fällen minimal. Den Führerschein mußte bisher niemand abgeben.
Bei der Polizei Bad Vilbel hieß es ebenfalls: "Es ist nicht mehr passiert als an anderen Tagen auch." Rudolf Brosig von der Schutzpolizei Friedberg führte diese erfreulichen Ergebisse auf einen "bewußteren Umgang mit Alkohol" zurück, ein Trend, der sich schon in den vergangenen Jahren abgezeichnet habe. Viele Besucher feuchtfröhlicher Veranstaltungen hätten auch diesmal von Anfang an alkoholfreies Bier getrunken, anderenfalls sich ein Taxi für den Heimweg bestellt oder aber - "die nüchternen Ehefrauen fahren lassen".
Zur Kontrolle wurden die Streifenwagen meist für ein oder zwei Stunden an einer bestimmten Stelle, etwa dem Ortseingang oder -ausgang postiert. Daß sich die Polizei dabei ganz gezielt in der näheren Umgebung von närrischen Großveranstaltungen auf die Lauer lege, sei jedoch keinesfalls üblich. Im Gegenteil: "Wir wollen gut sichtbar sein, auch als Abschreckung und zur Warnung", und das am besten schon vor Beginn eines Festes. Besonders bei größeren Feiern, berichtet Borsig, schalten die Polizisten auch schon mal Blaulicht und Martinshorn ein: "Die Leute wissen dann ganz genau, daß wir da sind und daß sie mit Kontrollen zu rechnen haben." Schließlich sei es nicht Sinn der Sache, möglichst viele angetrunkene Autofahrer zu erwischen, meint auch Jürgen Mank von der Polizei in Bad Vilbel, sondern Unfälle vorbeugend zu verhindern. re
MAINTAL/MAINZ. Die in Maintal mit der Verlegung von Breitbandkabeln beauftragte Mainzer Firma "Süweda" (Elektronische Medien- und Kabelkommunikations-Aktiengesellschaft) teilt in einer "Bürgerinformation an alle Kabelfernsehteilnehmer in Maintal" vorsorglich mit, daß in der Zeit vom 6. bis 9. April mit Ausfällen zu rechnen ist.
Zur Begründung werden Messungen am Kabelfernsehnetz genannt. "Diese Messungen dienen der Qualitätserhaltung der Fernseh- und Hörfunksignale, damit Ihnen der einwandfreie Empfang sichergestellt bleibt", informiert das Unternehmen seine Kundschaft.
Im Zuge dieser Messungen werde es "verschiedentlich zu kurzen Unterbrechungen" kommen, wofür um Verständnis gebeten wird.
Telefonisch ist die Firma unter der Nummer 0 61 31 / 94 40 zu erreichen. pom
An seinem freien Tag, so hatte der Frankfurter beschlossen, wollte er es sich richtig gutgehen lassen. Ausschlafen, ein Spaziergang mit den Kindern, und nachmittags in aller Ruhe zum Frisör. Zu dem bestimmten, den er schon seit Jahren heimsucht, um dem Kopf die gewünschte Kontur verpassen zu lassen.
Alles klappte wie gewünscht. Sogar der Besuch im Salon. Das allgemeine Hochgefühl, das nicht nur Frauen nach einem gelungenen Haarschnitt begleitet, hielt gerade ein paar Schritte an. Denn plötzlich trat ein junger Mann auf ihn zu, stellte sich vor als Mitarbeiter eines weltweit renommierten Coiffeurs und fragte: "Hätten Sie nicht Lust, sich als Modell für einen Probe-Haarschnitt zur Verfügung zu stellen?" Und er krönte das Ansinnen, nach einem kritischen Blick auf das frischgestylte Haupt, mit dem Hinweis: "Sie könnten einen neuen Schnitt gebrauchen!" Ihre Bastienne
Ärger mit
Altkleidern
Ausrangierte Kleidungsstücke bringt FR-Leserin Charlotte R. ab und an zu einem Altkleider-Container des Deutschen Roten Kreuzes, der an der Ecke Mörfelder Landstraße/ Stresemannallee steht. Weil Charlotte R. viel Mühe darauf verwendet, die Textilien zu sammeln und zu verpacken, ärgert es sie, daß der Container zuweilen überfüllt ist und Plastiksäcke mit Altkleidern daneben stehen. Denn die würden aufgerissen und durchgewühlt, wie Charlotte R. beobachtet hat. "Ich gebe ja keine Lumpen ab", meint die FR-Leserin. Alles könne noch angezogen werden, "und dann liegen meine Sachen in der Gegend rum".
Ihrer Meinung nach kann das nicht Sinn der Sammelaktion sein. Die Kleidung sei doch für hilfsbedürftige Menschen bestimmt und dürfe nicht in und neben den Containern vergammeln. Deshalb, findet Charlotte R., sollte das Rote Kreuz sich der Sache einmal annehmen. Wenn die Container öfter geleert würden, kämen sie bei den Hilfsbedürftigen auch in brauchbarem Zustand an.
Das Rote Kreuz hat ein Unternehmen mit der Sammlung betraut, dem das Problem der Spender sattsam bekannt ist. Doch dies hänge nicht mit den Leerungsterminen zusammen, versichert Bernd Wassener von der beauftragten Firma: "Alle zwei Tage werden die Sachen eingesammelt." Zwei Fahrzeuge seien ständig in der Stadt unterwegs, um die rund 70 Container zu leeren. Doch häufig "dringen Unbefugte in die Behälter ein und holen die Altkleider raus", klagt Wassener. Das sei in den beiden vergangenen Jahren "immer schlimmer geworden", obwohl man schon Drehkreuze eingebaut habe, damit die Säcke nicht hervorgezerrt werden können. Teilweise würden die Container umgeworfen oder angezündet, weshalb einige Standorte bereits aufgegeben worden seien.
Bei der Bevölkerung stoße man deshalb auf unterschiedliche Meinungen. Ein Teil der Bürger sei froh, Altkleider jederzeit abgeben zu können, es gebe jedoch verständlicherweise auch Klagen über den Vandalismus. Daß momentan die Container nicht ausreichen, hält Wassener für ausgeschlossen. Frühjahr und Herbst seien die "florierenden Zeiten". Im Winter dagegen lasse die Spendenfreudigkeit nach. vo
STADT UND KREIS OFFENBACH. Wer um seinen Arbeitsplatz kämpfen und gegen seine Kündigung klagen will, muß fast ein ganzes Jahr auf einen Verhandlungstermin beim Offenbacher Arbeitsgericht warten. Dieses ist hoffnungslos überlastet und unterbesetzt. Für Klaus Isensee von der DGB-Rechtsstelle ist das ein unhaltbarer Zustand.
Einig ist er sich hier nicht nur mit dem Arbeitgeber-Verband Metall, sondern auch mit Arbeitsgerichtsdirektor Dieter Bertges. Er mahnte bereits im vergangenen Jahr beim Präsidenten des Landesarbeitsgerichtes mehr Personal an. Der Präsident schrieb zurück, "daß für das Haushaltsjahr 1993 lediglich eine weitere Angestelltenstelle für die gesamte hessische Arbeitsgerichtsbarkeit zur Verfügung gestellt wurde."
Der Dreieicher CDU-Landtagsabgeordnete Rüdiger Hermanns schickte bereits einen geharnischten Protestbrief an das hessische Justizministeriums, nachdem sich eine Langener Firma bei ihm über die vielen Terminverschiebungen beim Offenbacher Arbeitsgericht beschwerte.
Hermanns meint: "Wir erleben, wie Gericht für Gericht nicht mehr in der Lage ist, die anfallenden Fälle in einer verantwortbaren Zeit zu behandeln. Seine Rechte durchzusetzen wird immer mehr zur Ausdauerübung."
FDP-Landtagsabgeordneter Jörg-Uwe Hahn will nun den Offenbacher und hessischen Richter- und Schreibkräftemangel in der Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit zum Thema im Landtag machen. "Einen zynischen Widerspruch zwischen Theorie und Wirklichkeit" nennt er die katastrophale Personalsituation am Offenbacher Arbeitsgericht.
Eva Nehrenheim, Leiterin des Wiesbadener Ministerinnenbüros für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, neuerdings zuständig für die Arbeitsgerichte, sagt: "Wir haben das Problem erkannt und suchen nach Lösungen. Wir wollen auch schnell Abhilfe schaffen und mehr EDV- Logistik und Schreibcomputer in die Gerichte bringen."
Sie verweist darauf, daß in Hessen ein Bedarf von 16 zusätzlichen Richtern und 50 nichtrichterlichen Mitarbeitern besteht. Problem für das Ministerium ist der Paragraph 8 des Haushaltsgesetzes. Er zwingt die Regierung zum Sparen und zum Planstellenabbau. Hoffnungsschimmer: Bei den jetzt beginnenden Beratungen für den Landeshaushalt 1994 in Kabinett und Landtag werde neu über die Personalnot an den Arbeitsgerichten diskutiert, kündigt Nehrenheim an.
Isensee und Hahn befürchten, daß es eine kurzfristige Lösung des Problems nicht geben wird. Angesichts der konjunkturellen wirtschaftlichen Flaute und der wachsenden Entlassungswelle nehmen die Kündigungsschutzklagen enorm zu. In Wetzlar stiegen die Verfahren innerhalb eines Jahres um 37 Prozent, in Frankfurt um 13, in Darmstadt, Marburg und Offenbach um 25 Prozent.
In Offenbach mußten im vergangenen Jahr fünf Richter und 8,5 Mitarbeiter 4671 Verfahren entscheiden. Davon waren noch nicht entschiedene 1256 Fälle aus 1991. In den achtziger Jahren hatte das Arbeitsgericht durchschnittlich über 2700 Fälle jährlich zu befinden.
Das Offenbacher Arbeitsgericht bemüht sich um Rechtssicherheit, indem es bei Kündigungsschutzklagen so schnell wie möglich einen Gütetermin ansetzt, berichtet Isensee. Kommt keine Einigung zustande, wird der Kläger von seinem bisherigen Arbeitgeber weiter "prozeßbeschäftigt nach dem Prinzip Lohn gegen Arbeit ohne tarifliche Sonderleistungen." Eine psychisch problematische Situation. Wird der Kläger vom Arbeitgeber jedoch nicht mehr an seinen Arbeitsplatz gelassen, muß er zum Arbeitsamt und mit Arbeitslosengeld sein Dasein bis zur Arbeitsgerichts-Entscheidung fristen.
Die Arbeitsrichter bemühen sich, die Wartefristen zu verkürzen und die Verfahren zu beschleunigen, berichtet Isensee. Weil Protokollanten und Schreibkräfte fehlen, werden die Verhandlungen auf Tonband aufgenommen. Isensee weiß aus Erfahrung: "Auch dabei gibt es Probleme. Manchmal geben die Geräte ihren Geist auf, oder die Batterien sind leer." lz
FRANKFURT A. M. Möglichst viele Menschen sollen bei der Kommunalwahl ihre Stimme abgeben und dafür sorgen, daß rechtsextreme Parteien nicht mehr im Römer vertreten sind - für dieses Ziel engagiert sich die Wählerinitiative "Frankfurt gegen rechts". Mit einer Talkshow, bei der zahlreiche Prominente mitwirken, wendet sich die Gruppe jetzt an die Öffentlichkeit. Beginn ist am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr, in der Kalbacher TSG-Turnhalle (Grubweg 6).
Mit dabei sind die Journalisten Hanns- Joachim Friedrichs und Stefan Aust, die Künstler Frank Farian, Edo Zanki, Gitte und Eintracht-Trainer "Stepi" Stepanovic. Ferner kommen der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) und die Referentin des Amts für mulitikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf-Almanasreh. Diether Dehm (SPD) moderiert den "Talk gegen rechts".
Karten gibt es beim Kiosk Sandrock (Hauptwache, B-Ebene) und an der Abendkasse. mb/08
Kleine FR
Feuerwehr-Jahreshauptversammlung RODGAU. Die aktiven Mitglieder der Einsatzabteilungen der fünf Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Rodgau sind für Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr ins Bürgerhaus Nieder-Roden eingeladen. Richtfest für Sozialwohnungen RODGAU. Der Rohbau für die beiden Gebäude mit 23 Sozialwohnungen in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Weiskirchen ist fertiggestellt; am Mittwoch, 3. März, wird um 15 Uhr Richtfest gefeiert. Ortsbeirat tagt noch einmal RODGAU. Um Zuschüsse für die Partnerschaft zwischen Dudenhofen und dem belgischen Nieuwpoort geht es in der Ortsbeiratssitzung am Donnerstag, 25. Februar, um 18.30 Uhr im Kolleg des Bürgerhauses Dudenhofen. Rüstwagen für die Wehr RODGAU. Über einen neuen Rüstwagen darf sich die Freiwillige Feuerwehr Dudenhofen freuen. Er wird am Donnerstag, 25. Februar, um 18.30 Uhr am Feuerwehrgerätehaus in der Friedberger Straße seiner Bestimmung übergeben. Generalversammlung des Volkschors RÖDERMARK. Die Hauptversammlung des Volkschors 1893 Ober-Roden findet am Samstag, 27. Februar, um 16 Uhr in der Halle der Turnerschaft statt. Neue Gehwege DIETZENBACH. Für rund 30 000 Mark werden im Neubaugebiet an der Waldstraße zwei Gehwege geschaffen. Matjes-Essen der CDU DIETZENBACH. Zum Matjes-Essen lädt der CDU-Stadtverband für Montag, 1. März, um 18 Uhr ins SG-Vereinshaus in der Offenthaler Straße ein. Film mit Bette Midler RODGAU. In ihrer Filmreihe zeigen die Frauen in der Rodgauer SPD am Dienstag, 2. März, um 20.15 Uhr im "Saalbau"-Kino in Jügesheim den Streifen "Ein ganz normaler Hochzeitstag" mit Bette Midler und Woody Allen in den Hauptrollen.
WETTERAUKREIS. Vom schmutzigen Donnerstag, der seinen Namen von Schmuitz für Fett ableitet und als Weiberfastnacht bekannt ist, über den schmalzigen Samstag bis zum gestrigen Schnitzeltag - die tollen und ebenso üppigen Tage sind vorüber. Die Fastenzeit beginnt. Allerorten erhalten die katholischen Gläubigen in der Wetterau heute schon in den Morgenstunden als ein sichtbares Zeichen, das zur Besinnung mahnt, ein Aschenkreuz auf die Stirn. Es soll den Menschen an seine Vergänglichkeit erinnern: "Gedenke Mensch, daß Du Staub bist und zu Staub wirst." Kein Fleisch von warmblütigen Tieren und keinen Alkohol sollen die Gläubigen an diesem Tag zu sich nehmen, nur eine sättigende Mahlzeit ist erlaubt. Seit 1966 gebietet die katholische Kirche das strenge Fasten neben dem Aschermittwoch nur noch an Karfreitag.
Doch unter Fasten verstehen viele Christen heute nicht nur die Abstinenz von verschiedenen Speisen, sondern auch die Enthaltsamkeit von Fernsehen oder Zigaretten. Besinnung ist an die Stelle von Buße getreten. So sind die Wochen bis Karfreitag auch für Pfarrer Rupert Rützel aus Altenstadt eine Periode, in der er über den Sinn des Lebens stärker nachdenken möchte. Und das, so fanden die Religionsstifter, läßt sich mit leerem Bauch besser als mit vollem tun. So hungerte Moses, bevor er die Zehn Gebote aufschrieb, Jesus, bevor er zu predigen begann, und Mohammed fastete auf dem Berg Hira, ehe er den Koran niederschrieb. Martin Luther indes hielt nicht viel vom Fasten. Er war für "reichliches Essen und Trinken als ein Heilmittel gegen Glaubenszweifel und Schwermut".
Wenn auch das Fastengebot längst nicht mehr so streng gehandhabt wird, keine Ortsgendarmen mehr wie in früheren Tagen seine Einhaltung überwachen und kleine Jungen und Mädchen Naschereien nicht beichten müssen, so halten sich die Gläubigen freiwillig an dieses Gebot. Vielerorts sind es gerade die Jugendlichen, die sich in dieser Zeit gemeinsam dem Glauben widmen. So haben die Kindergruppen der katholischen Bonifatiusgemeinde in Karben eine Ausstellung zum Motto der diesjährigen Fastenzeit "Die Schöpfung bewahren" zusammengestellt, die am Sonntag nach dem Gottesdienst gezeigt wird. Auch die "Frühschichten", wie sie beispielsweise bei der katholischen Kirche St. Gottfried jeden Freitagmorgen um 6.30 Uhr begangen werden, stehen im Zeichen von Abstinenz und Besinnung. Die "Frühschicht" in St. Bonifatius Karben am Dienstag, 2. März, beginnt um 6 Uhr.
Auf Speisen, Alkohol und Zigaretten verzichten in diesen Tagen auch die islamischen Gläubigen in der Wetterau. Einen Monat lang, dem Ramadan, müssen sich die Muslime in der Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang der Nahrung enthalten. Ohne religiösen Hintergrund treibt es manch' Übergewichtigen nach den Festtagen weg von Kühlschrank, um überflüssige Pfunde loszuwerden. Wer dies mit dem sogenannten Heilfasten tun möchte, sollte sich in jedem Fall unter ärztliche Aufsicht begeben. Von Versprechungen wie "Nach den Fastentagen zehn Kilo weniger" durch die Diät X oder Y sollte man sich nicht verführen lassen, sondern lieber beispielsweise bei der Ernäherungsberaterin der AOK, Sieglinde Scholl, Tel. 0 60 31 / 9 37 - 0 oder Tel. 0 60 42 / 84 - 1 07, Tips für eine gesunde Ernährung erfragen. cor
LANGENSELBOLD. Schon bevor in seinem Zwei-Personen- Haushalt die Gelbe-Sack-Ära begann, überkam FR-Leser Günther R. aus Langenselbold der Ärger. Die Papiertonne ist meist nur zur Hälfte gefüllt, das 120- Liter-Gefäß für den Restmüll ebenfalls nie voll, wenn er es zum Abfuhrtermin an die Straße rollte. Jetzt, da die Stadt Langenselbold ebenfalls an das "Duale System" angeschlossen ist, fällt noch weniger Abfall für das Gefäß an. Deshalb wandte er sich an die Stadt und erklärte ihr das Dilemma: "Teilen Sie mit bitte mit, ob es möglich ist, kleinere Tonnen aufzustellen", schrieb der FR-Leser.
Die Verwaltung antwortete ihm prompt, "daß keine 50-Liter-Restmülltonnen mehr ausgegeben werden". Laut geltender Abfallsatzung sei "eine Verringerung des Behältervolumens für den Restmüll in einem Haushalt Ihrer Größe nicht möglich", erfuhr Günther R. ergänzend. "Würden alle Bürger ihr Gefäßvolumen um mehr als die Hälfte reduzieren, müßten die Gebühren alleine aus diesem Grund um fast 50 Prozent erhöht werden, da die Entsorgungskosten annähernd gleich bleiben." Denn auch das Geld für die Entsorgung von Sperrmüll, Gartenabfällen, Altpapier, Sondermüll, Kühlschränken und Leuchtstoffröhren nehme die Stadt Langenselbold aus diesem Topf.
Die Antwort befriedigt den FR-Leser nicht. "Die Produkte mit dem grünen Punkt sind vom Preis doch schon ,dual&rquote; verteuert", argumentiert er. Er empfindet es als "Bestrafung", daß er "Riesen-Mülltonnen" bezahlen muß.
Günter Volz, im Rathaus für die Abfallbeseitigung zuständig, kennt das Problem. Seine Abteilung erhielt in den vergangenen Wochen viele Anfragen dieser Art. "Für Bürger ist das nicht nachvollziehbar." Deshalb hat die Stadt inzwischen ein Standard- Antwortschreiben aufgesetzt. Volz nennt weitere Gründe dafür, daß der FR-Leser sich mit der derzeitigen Situation abfinden muß: Im "gelben Sack" steckten die leichten Abfälle, in der Restmülltonne die schweren. Und die Deponiegebühren, die sich im Juli fast verdoppeln werden, richten sich nach dem Gewicht.
Außerdem entsprechen die kleinen Metallgefäße nicht den neuen EG- Richtlinien. "Alle Leute mit 50-Liter- Tonnen werden 80-Liter-Tonnen bekommen." Derzeit plane ein Hersteller zwar ein 60-Liter-Gefäß, das von der Größe her ebenfalls an die Müllwagen paßt. Doch der stellvertretende Amtsleiter zweifelt an dessen Standfestigkeit.
Um den neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen, will die Stadt die Abfallsatzung ändern, so Volz. Ab Juli sei ein Abfuhrrhythmus von zwei Wochen im Gespräch, im nächsten Jahr komme das Müllauto vielleicht nur alle drei bis vier Wochen. Daß die Fahrzeuge mit einer Wiegeeinrichtung ausgestattet sind, sei zwar die gerechteste Lösung, "doch das System steckt noch in den Kinderschuhen. Irgendwann kommt das in den nächsten fünf Jahren."
Für FR-Leser Günther R. bleibt die Situation nach wie vor unbefriedigend. Vielleicht, überlegt er, setzt er demnächst eine Anzeige in die Zeitung: "Nehme Müll von Geschäftsleuten entgegen." jur
NIEDERDORFELDEN. Spätestens am Montag, 1. März, müssen der Gemeindeverwaltung die Adressen (gegebenenfalls auch Telefonnummern) derjenigen Haushalte vorliegen, die ein ausgedientes Kühlgerät loswerden wollen. Die Gemeinde ist unter Telefon 3001 zu erreichen. Die Sammlung der Geräte übernimmt die Abteilung Abfallwirtschaft und Umwelttechnik des Main-Kinzig-Kreises - am Mittwoch, 10. März. pom
FREIGERICHT. Das eigentliche Jubiläum war schon 1992. Gefeiert wird allerdings erst in diesem Jahr. Auf 80 Jahre Vereinsgeschichte will der SV Altenmittlau in den kommenden Monaten zurückschauen. Den Anfang macht am Samstag, 27. Februar, eine akademische Feier in der Freigericht-Halle. Ab 20 Uhr sind dazu Freunde, Gönner und natürlich auch die Mitglieder eingeladen. Auf dem Programm stehen neben Ansprachen und Unterhaltung auch Ehrungen verdienter Mitglieder.
Die eigentliche Jubiläumswoche läuft dann vom 28. bis 31. Mai. Am 28. Mai spielen die Lokalmatadoren "Free Judgement". Am 29. Mai moderiert Jörg Bombach eine große Zelt-Disco, und für den großen Auftritt am Sonntag haben sich die Zillertaler Schürzenjäger angesagt, bevor am Montag das Fest ausklingt. tw
MAIN-KINZIG-KREIS. "So kann man sein Ehrenamt doch nicht zu Wahlkampfzwecken mißbrauchen", empört sich der CDU-Kreistagsabgeordnete Hugo Klein über den Sportkreisvorsitzenden Kurt Wilhelm. Vorsitzender Wilhelm hatte in der vergangenen Woche eine halbseitige Zeitungsanzeige mitunterzeichnet, in der unter der Überschrift "Erich Pipa muß Vizelandrat bleiben", für den Ersten Kreisbeigeordneten und SPD-Mann geworben worden war.
Laut Klein ist es bisher immer üblich gewesen, daß ehrenamtlich Tätige im Sport und in sonstigen Vereinen sich mit Stellungnahmen zugunsten der einen oder anderen Partei zurückgehalten hätten. Diese Zurückhaltung sei durchaus im Sinne einer Vereins- und Verbandsarbeit, die sich nicht von Parteipolitik vor den Karren habe spannen lassen, gewesen. Klein: "Daß durch den Vorsitzenden des Sportkreises Gelnhausen, Kurt Wilhelm, diese bisher eingehaltene Neutralität verletzt wurde, ist völlig unverständlich."Der CDU-Poltiker hofft, daß die "Entglei- sung" des Sportkreisvorsitzenden nicht Schule macht und Wilhelm eine Erklärung für seine Sportler findet, die ihn alle gewählt hätten, unabhängig davon, zu welcher Partei sie sich hingezogen fühlten. Klein kann sich "bei einer derartigen Parteinahme des Sportkreisvorsitzenden nicht vorstellen, daß er weiter als neutraler Sachwalter des Sportes gelten kann". are
BÜDINGEN. Philip McCarty (37) horcht. Sein kleiner Finger ruht auf der Tastatur des Steinway-Flügels, auf dem Kammerton a. Dazu schlägt er mit dem Daumen die weiße Taste eine Oktave tiefer an. Der 37jährige nickt: Die Tonhöhe stimmt. Schnell überprüft er das e, das h, das fis und so weiter. Quer durch die zwölf Tonarten, immer dem Quintenzirkel nach. "Bim, bim, bim", äfft McCarty sein Geklimper auf dem mächtigen Instrument nach - und läßt es sein. Der eigene Konzertflügel ist ohnehin nicht verstimmt: Ehrensache für einen Klavierstimmer.
"Das ist eine Nervenbelastung", kommentiert Philip McCarty seine Arbeit. Der gebürtige Amerikaner überprüft bis zu vier Klaviere täglich. Pro Stück braucht er etwa eine Stunde Zeit. Scheinbar endlose 60 Minuten lang: "Bim, bim, bim." Der Grund: Für den Klang jeder einzelnen der 88 schwarzen und weißen Tasten sind bis zu drei Metallsaiten verantwortlich. Und eben diese müssen richtig gespannt sein, damit der Anschlag durch die kleinen Hämmerchen auch die richtigen Schwingungen auslöst, beim Kammerton a beispielsweise 440 Hertz. Hält die Kostprobe McCartys Gehör oder seinem Stimmgerät nicht stand, muß er an der Befestigung der Saiten, den sogenannten Stimmnägeln, drehen - bis zur richtigen Tonhöhe. Das Ergebnis läßt sich nur durchs Antippen der Tasten überprüfen: "Bim, bim, bim."
Philip McCarty kennt Kollegen, die zehnmal täglich ihr Gehör dieser Prozedur unterziehen. "Das könnt' ich net aushalten", gesteht er unverhohlen. Und sein hessischer Dialekt - auffälliger als der leichte amerikanische Akzent - verrät, wo der 37jährige die deutsche Sprache erlernt hat: in Büdingen.
In Kokomo im US-Bundesstaat Indiana geboren und zur Schule gegangen, entschloß sich Philip McCarty nach der Hochschulreife zum Militärdienst. 1976 wurde er als Feldwebel der Luftabwehr in der Büdinger Garnison der US-Armee stationiert. In dem Wetterau-Städtchen lernte er seine Frau Barbara (33) kennen, mit der er nach dem Ende seines fünfjährigen Militärdienstes 1979 in die Vereinigten Staaten zog.
Philip McCarty begann ein Studium. Sein Berufsziel: Lehrer. Doch während der ersten vier Semester lernte er vor allem Allgemeinwissen: Volkswirtschaft, Biologie, Physik. Erst als er einen Klavierstimmer kennenlernte, wußte der Student, womit er sein Geld verdienen will. Er verließ die Universität wieder. Die McCartys kehrten nach Deutschland zurück. In einem Offenbacher Reparaturbetrieb absolvierte der Ex-Soldat eine Lehre als Klavierbauer ("Es gibt auch den Beruf des Klavierstimmers: Aber ich weiß nicht, wo man das lernen kann.") und arbeitete dort zunächst als Geselle.
Vor fünf Jahren machte sich McCarty in Büdingen als Klavierstimmer selbständig. Das Geschäft läuft ausgezeichnet. Etwa 350 Kunden, meist Hobby-Pianisten und Familien mit Kindern, die regelmäßigen Unterricht erteilt bekommen, fordern McCartys Dienste jährlich an. Mindestens alle zölf Monate müssen nämlich die Piano-Saiten überprüft werden. Der Grund: Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter sowie die Luftfeuchtigkeit, die auf das Metall und den hölzernen Resonanzboden der Instrumente einwirken. Der Preis pro Klavier: Etwa 120 Mark.
Der Klavierstimmer fährt zu Kunden bis nach Frankfurt, Gießen, Schlüchtern und Alzenau. Sein Können hat sich längst herumgesprochen. Auch für Konstantin Wecker und Bill Ramsey stimmte er bereits die Konzertflügel. Jede weitere Werbung ist Philip McCarty inzwischen ein Greuel, zumal Klavierspielen "immer populärer" werde. Seine Telefonnummer will er nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen ("Sonst kann ich mich nicht mehr retten vor Anrufen."). Wozu auch? Die Nummer steht schließlich im Branchenbuch.
Das feine Gehör, unentbehrliches Handwerkszeug des Klavierstimmers, entwickelte sich bei Philip McCarty mit der Tätigkeit. Der 37jährige zuckt bescheiden mit den Schultern: Hören könne wohl jeder lernen. Er selbst saß allerdings bereits im Alter von fünf Jahren am Klavier und besuchte den Unterricht bis zum elften Lebensjahr. Danach spielte McCarty zwar seltener auf den Tasten, dafür aber um so häufiger auf den Ventilen seiner Trompete. Außerdem sang er in einem Chor. "Ich hatte schon immer viel mit Musik zu tun", erzählt Philip McCarty.
Und auch seinen Hang zum geduldigen Tüfteln hatte Philip McCarty schon lange vor der Berufswahl entdeckt. Sein Hobby ist der Modellbau. Auf dem hochglanzpolierten Lack seines selbst aufgemöbelten Steinway-Flügels, Baujahr 1910, hat im Büdinger Fachwerkhaus ein funkferngesteuerter Doppeldecker einen Ehrenplatz gefunden. Den selbstgebauten Flieger läßt der Klavierstimmer am Wochenende in den Wetterauer Himmel aufsteigen. Wenn er sich nicht beim Klavierspielen entspannt. Philip McCarty übt am Feierabend vorzugsweise Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Schubert, Mozart "und ganz viele Gospel-Sachen". In seiner Kirchengemeinde der protestantisch-lutherischen Gemeinde in Gelnhausen, begleitet er sonntags die Lieder der Gläubigen auf dem Klavier.
Auf dem mächtigen Flügel im Wohnzimmer des Büdinger Fachwerkhauses spielen auch Philip McCartys Söhne, Benjamin (10) und David (9). Tochter Sarah (8) lernt auf der Violine. Hannah (4) steht der Musikunterricht noch bevor. Auch wenn sie einmal keine Lust haben, hält McCarty den Klavierunterricht seiner Kinder für wichtig: Seine Frau Barbara und er selbst seien in ihrer Kindheit zum Üben "gezwungen" worden. "Aber jetzt können wir Klavier spielen", freut sich der vierfache Vater. Und das tut er gerne: Musizieren ist für ihn der schönste Kontrast zu seinem täglichen "grausamen Konzert" während der Arbeit, dem stetigen "bim, bim, bim". Stimmt.
DIETZENBACH. Wenn alles klappt, werden in diesem Sommer im Freibad viele Kinder und Erwachsene einen besonderen Spaß haben. Der Magistrat hat den Auftrag für eine Riesenrutsche erteilt. Sie wird knapp 40 Meter lang und aus Edelstahl sein. aim
Norbert Blüm, Bundesarbeitsminister und Mitglied der IG Metall, bleibt zugeknöpft. Wollen ihn Stahlwerker um finanzielle Hilfen für neue Sozialpläne anpumpen, wehrt er ab. "Zunächst einmal", beschied er kürzlich in Dortmund, "sind die Stahlunternehmen selbst gefragt. Sie haben in den letzten Jahren hervorragende Gewinne gemacht. Diese müssen sie jetzt zur sozialen Flankierung einsetzen."
Der Minister irrt. Das Geld ist weitgehend weg; und zwar ausgerechnet bei jenen Firmen, die es am dringendsten bräuchten: Krupp, Hoesch und die Klöckner-Werke. Das ist kein Zufall. Denn diese drei waren in den relativ fetten Jahren die Verlierer. Sie erwirtschafteten zwischen 1985 und 1991 zu wenig, um die während der vorausgegangenen Krise von 1975 bis 1985 abgemagerten Bilanzen wieder aufzupäppeln und zu stabilisieren. Weil die Stahlkocher inzwischen fast durchweg rechtlich verselbständigte Töchter sind, ist auch ein Durchgriff auf das Eingemachte der Konzern-Mütter nur bedingt möglich.
Eine betriebswirtschaftliche Analyse zeigt, daß die westdeutsche Branche mit ihren noch 150 000 Beschäftigten in zwei Blöcke zerfällt: In die finanziell als gesichert anzusehenden Firmen Preussag und Thyssen und in die gefährdeten Unternehmen wie Krupp, Hoesch, Saarstahl, Dillinger Hütte und Klöckner. Die Stahlindustrie der Saar ist insoweit eine Ausnahme, als die dortigen Hütten wiederum unter dem Dach des französischen Staatskonzerns Usinor-Sacilor stehen.
Nach den Statistiken der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf blieben in den sieben Jahren seit 1985 nach Steuern ungefähr 3,2 Milliarden Mark als Gewinn in den Kassen. Das ergibt eine durchschnittliche Umsatzrendite von 1,3 Prozent - im Vergleich zu den meisten anderen Wirtschaftszweigen zwar nicht üppig, aber dennoch auskömmlich.
Doch diese Zahl sagt wenig aus. Der warme Regen verteilte sich auf die wenigen Wettbewerber sehr ungleichmäßig. Es profitierten vor allem die einschlägigen Gesellschaften von Thyssen und Preussag-Stahl (früher Peine-Salzgitter). Diese kassierten nahezu 2,7 Milliarden von den in den genannten Arbeitgeber- Unterlagen erfaßten Profite. Knapp zwei Milliarden erfreuten die Thyssen- und gut 650 Millionen die Preussag-Manager. In relativer Betrachtung gebührt Preussag die Krone. Das Ertragsniveau der Norddeutschen liegt mit etwa drei Prozent durchschnittlicher Netto-Umsatzrendite um rund ein Drittel über dem des Branchenführers Thyssen und gar um rund zwei Drittel über dem von Hoesch und Krupp. Absolut hat natürlich Thyssen die kräftigsten Muskeln.
Die Fusion von Krupp und Hoesch erscheint somit aus Rendite-Sicht zwingend. Versprechen sich die Analytiker von dem Zusammenschluß doch jährliche Kostenvorteile allein bei der Stahlproduktion von etwa 300 bis 350 Millionen Mark - ungefähr so viel, wie gegenwärtig Zinsen zu zahlen sind. Thyssen und Preussag hielten sich dagegen nahezu schuldenfrei und haben schon deshalb einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Und bis Krupp die Früchte der anfangs heftig umstrittenen Ehe ernten kann, muß noch viel bereinigt werden.
Erst wenn dieses Kapitel abgeschlossen und außerdem ein Teil der hohen Verbindlichkeiten weggeräumt ist, können Krupp und Hoesch vielleicht daran denken, mit Thyssen in einem Atemzug genannt zu werden. Bis dahin bleibt die Verschmelzung der beiden Traditionskonzerne eine Zitterpartie. Die Krupp- Leute haben zudem nicht annähernd so stattliche Konzern-Reserven wie Thyssen oder Preussag auf der Hinterhand. Das gesamte Essener Konglomerat erwirtschaftete in den Zeiten des Stahlbooms und während der allgemeinen Hochkonjunktur auch in anderen Sparten nur bescheidene Ergebnisse und erlitt sogar enorme Verluste im Anlagenbau.
Die Thyssen-Gesellschaften und Preussag Stahl sind auch die einzigen, die nennenswerte Fettpölsterchen für karge Zeiten im genannten Zeitraum anlegten. Die ersteren erhöhten ihr Eigenkapital - von der Wirtschaftsvereinigung definiert als Addition von Grundkapital, Rücklagen und Sonderposten mit Rücklagen-Anteil - um rund 1,5 Milliarden auf fast vier Milliarden Mark. Die Bilanzsummen sind zu einem guten Drittel mit Eigenmitteln gedeckt. Preussag Stahl hat das Eigenkapital sogar auf 1,6 Milliarden verdoppelt, während bei Hoesch beispielsweise nur 200 Millionen auf knapp 850 Millionen Mark hinzukamen.
Nicht haltbar erscheint somit der Vorwurf, die Firmen hätten in der Vergangenheit ihre Eigentümer zu großzügig bedacht. Eine für die Kapitalgeber halbwegs akzeptable Verzinsung können wiederum nur Thyssen und Preussag vorweisen. Krupp Stahl hat in den vergangenen zwanzig Jahren gerade zweimal eine Dividende von zusammen 80 Millionen Mark gezahlt. Die Klöckner-Manager ließen gar nur ein einziges Mal etwas springen. In beiden Fällen war dies zudem eher ein kosmetischer Akt, um gegenüber der Konkurrenz nicht allzu blaß auszusehen, als von der Ertragskraft her gerechtfertigt. Der Hoesch-Vorstand scheint noch am stärksten die extern nicht genau zu bestimmenden Gewinne bei Stahl "zweckentfremdet" in andere Sparten gepumpt und für Firmen-Käufe genutzt zu haben. Alles in allem wurden zwischen 1985 und 1991 etwa 15 Prozent der Überschüsse ausgeschüttet. Pleite kein Zufall
Ferner zeigt sich, daß die Klöckner- Bosse nicht zufällig beim Vergleichsrichter anklopfen mußten. Die Duisburger sind unter den Großen die einzigen mit Verlusten in den genannten sieben Jahren. Unter dem Strich kommen 300 Millionen zusammen. Die beiden Stahlgesellschaften des Konzerns erscheinen außerdem unterkapitalisiert. 3,2 Milliarden Mark Bilanzsumme stehen nur 330 Millionen Mark Eigenmittel gegenüber. Die guten Jahre reichten offensichtlich für Klöckner in Bremen und Georgsmarienhütte nicht aus.
Mit den teils geringen Profiten in der zweiten Hälfte der abgelaufenen Dekade gingen auch zu geringe Investitionen einher. Die Wattenscheider Beratungs- Agentur IKS ermittelte für die IG Metall, daß die europäische Konkurrenz in dieser Hinsicht eifriger war. Das Gesamtvolumen zwischen 1986 und 1990 lag den Angaben zufolge in den deutschen Hütten bei 8,3 Milliarden Mark. Das sind 23 Prozent der gesamten Investitionen in der EG-Stahlindustrie. In Relation zur Fertigung hätte die Quote einige Punkte größer ausfallen müssen.
Etwa die Hälfte des Geldes wurde in Walzwerke gesteckt, was dem Institut zufolge nicht die weiseste Entscheidung war. Vorzugsweise flossen die Mittel in sogenannte Bandbeschichtungsanlagen (Oberflächen-Veredelung der Bleche). Genau in dieses Gebiet investierten aber viele in Europa mit der Folge, daß neue Überkapazitäten und die neue Krise fast zwangsläufig kamen. IKS meint ferner, die deutschen Stahlwerker hätten im Laufe der Zeit ihre technische Spitzenstellung in der EG eingebüßt. Die Produktivität steige weniger stark als bei den Nachbarn - ein versteckter Appell, die Rationalisierung schneller voranzutreiben. LEONHARD SPIELHOFER
ECHZELL. Ein CB-Funkgerät, eine Lötpistole und ein Koffer voller Werkzeuge sind bereits am vergangenen Wochenende aus einer Lagerhalle in der Nähe der Schulstraße gestohlen worden. Die Polizei meldete den Einbruch erst gestern. Nach ihren Angaben handelt es sich bei den Tätern wahrscheinlich um Jugendliche. Am Tatort wurde ein Kugelschreiber der Bundespost mit einer Kunststoffschlaufe gefunden. Hinweise nimmt die Polizeistation in Friedberg unter der Rufnummer 0 60 31 / 60 10 entgegen. re
GELNHAUSEN. Grüne Realpolitik bei absoluten Mehrheiten oder Rückzug in die Fundamentalopposition? Diese Frage soll das Leitmotto eines Diskussionsabends am Donnerstag, 25. Februar, ab 19.30 Uhr in der Zehntscheune sein.
Die Gelnhäuser Grünen wollen mit den Besuchern gemeinsam reflektieren, was sie in den vergangenen vier Jahren in der Kommunalpolitik bewegt haben. Zudem gilt es, Perspektiven grüner Politik in Gelnhausen aufzuzeigen, die Kandidaten für die Kommunalwahl vorzustellen und die Frage zu beantworten, wie die Grünen ihr politisches Profil stärken können. lex
Ohne Schuld und Sühne Klaus Lüderssen über Mauerschützen
THOMAS KREUDER Klaus Lüderssen: Der Staat geht unter - das Unrecht bleibt? Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, 157 Seiten, 16 DM.
BÜDINGEN. Philip McCarty (37) horcht. Sein kleiner Finger ruht auf der Tastatur des Steinway-Flügels, auf dem Kammerton a. Dazu schlägt er mit dem Daumen die weiße Taste eine Oktave tiefer an. Der 37jährige nickt: Die Tonhöhe stimmt. Schnell überprüft er das e, das h, das fis und so weiter. Quer durch die zwölf Tonarten, immer dem Quintenzirkel nach. "Bim, bim, bim", äfft McCarty sein Geklimper auf dem mächtigen Instrument nach - und läßt es sein. Der eigene Konzertflügel ist ohnehin nicht verstimmt: Ehrensache für einen Klavierstimmer.
"Das ist eine Nervenbelastung", kommentiert Philip McCarty seine Arbeit. Der gebürtige Amerikaner überprüft bis zu vier Klaviere täglich. Pro Stück braucht er etwa eine Stunde Zeit. Scheinbar endlose 60 Minuten lang: "Bim, bim, bim." Der Grund: Für den Klang jeder einzelnen der 88 schwarzen und weißen Tasten sind bis zu drei Metallsaiten verantwortlich. Und eben diese müssen richtig gespannt sein, damit der Anschlag durch die kleinen Hämmerchen auch die richtigen Schwingungen auslöst, beim Kammerton a beispielsweise 440 Hertz. Hält die Kostprobe McCartys Gehör oder seinem Stimmgerät nicht stand, muß er an der Befestigung der Saiten, den sogenannten Stimmnägeln, drehen - bis zur richtigen Tonhöhe. Das Ergebnis läßt sich nur durchs Antippen der Tasten überprüfen: "Bim, bim, bim."
Philip McCarty kennt Kollegen, die zehnmal täglich ihr Gehör dieser Prozedur unterziehen. "Das könnt' ich net aushalten", gesteht er unverhohlen. Und sein hessischer Dialekt - auffälliger als der leichte amerikanische Akzent - verrät, wo der 37jährige die deutsche Sprache erlernt hat: in Büdingen.
In Kokomo im US-Bundesstaat Indiana geboren und zur Schule gegangen, entschloß sich Philip McCarty nach der Hochschulreife zum Militärdienst. 1976 wurde er als Feldwebel der Luftabwehr in der Büdinger Garnison der US-Armee stationiert. In dem Wetterau-Städtchen lernte er seine Frau Barbara (33) kennen, mit der er nach dem Ende seines fünfjährigen Militärdienstes 1979 in die Vereinigten Staaten zog.
Philip McCarty begann ein Studium. Sein Berufsziel: Lehrer. Doch während der ersten vier Semester lernte er vor allem Allgemeinwissen: Volkswirtschaft, Biologie, Physik. Erst als er einen Klavierstimmer kennenlernte, wußte der Student, womit er sein Geld verdienen will. Er verließ die Universität wieder. Die McCartys kehrten nach Deutschland zurück. In einem Offenbacher Reparaturbetrieb absolvierte der Ex-Soldat eine Lehre als Klavierbauer ("Es gibt auch den Beruf des Klavierstimmers: Aber ich weiß nicht, wo man das lernen kann.") und arbeitete dort zunächst als Geselle.
Vor fünf Jahren machte sich McCarty in Büdingen als Klavierstimmer selbständig. Das Geschäft läuft ausgezeichnet. Etwa 350 Kunden, meist Hobby-Pianisten und Familien mit Kindern, die regelmäßigen Unterricht erteilt bekommen, fordern McCartys Dienste jährlich an. Mindestens alle zölf Monate müssen nämlich die Piano-Saiten überprüft werden. Der Grund: Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter sowie die Luftfeuchtigkeit, die auf das Metall und den hölzernen Resonanzboden der Instrumente einwirken. Der Preis pro Klavier: Etwa 120 Mark.
Der Klavierstimmer fährt zu Kunden bis nach Frankfurt, Gießen, Schlüchtern und Alzenau. Sein Können hat sich längst herumgesprochen. Auch für Konstantin Wecker und Bill Ramsey stimmte er bereits die Konzertflügel. Jede weitere Werbung ist Philip McCarty inzwischen ein Greuel, zumal Klavierspielen "immer populärer" werde. Seine Telefonnummer will er nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen ("Sonst kann ich mich nicht mehr retten vor Anrufen."). Wozu auch? Die Nummer steht schließlich im Branchenbuch.
Das feine Gehör, unentbehrliches Handwerkszeug des Klavierstimmers, entwickelte sich bei Philip McCarty mit der Tätigkeit. Der 37jährige zuckt bescheiden mit den Schultern: Hören könne wohl jeder lernen. Er selbst saß allerdings bereits im Alter von fünf Jahren am Klavier und besuchte den Unterricht bis zum elften Lebensjahr. Danach spielte McCarty zwar seltener auf den Tasten, dafür aber um so häufiger auf den Ventilen seiner Trompete. Außerdem sang er in einem Chor. "Ich hatte schon immer viel mit Musik zu tun", erzählt Philip McCarty.
Und auch seinen Hang zum geduldigen Tüfteln hatte Philip McCarty schon lange vor der Berufswahl entdeckt. Sein Hobby ist der Modellbau. Auf dem hochglanzpolierten Lack seines selbst aufgemöbelten Steinway-Flügels, Baujahr 1910, hat im Büdinger Fachwerkhaus ein funkferngesteuerter Doppeldecker einen Ehrenplatz gefunden. Den selbstgebauten Flieger läßt der Klavierstimmer am Wochenende in den Wetterauer Himmel aufsteigen. Wenn er sich nicht beim Klavierspielen entspannt. Philip McCarty übt am Feierabend vorzugsweise Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Schubert, Mozart "und ganz viele Gospel-Sachen". In seiner Kirchengemeinde der protestantisch-lutherischen Gemeinde in Gelnhausen, begleitet er sonntags die Lieder der Gläubigen auf dem Klavier.
Auf dem mächtigen Flügel im Wohnzimmer des Büdinger Fachwerkhauses spielen auch Philip McCartys Söhne, Benjamin (10) und David (9). Tochter Sarah (8) lernt auf der Violine. Hannah (4) steht der Musikunterricht noch bevor. Auch wenn sie einmal keine Lust haben, hält McCarty den Klavierunterricht seiner Kinder für wichtig: Seine Frau Barbara und er selbst seien in ihrer Kindheit zum Üben "gezwungen" worden. "Aber jetzt können wir Klavier spielen", freut sich der vierfache Vater. Und das tut er gerne: Musizieren ist für ihn der schönste Kontrast zu seinem täglichen "grausamen Konzert" während der Arbeit, dem stetigen "bim, bim, bim". Stimmt.
Nach dem Chemieunfall: Großputz in Schwanheim Verletzungen behandelt / Politiker kritisieren Hoechst Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Drei Dutzend Menschen haben sich bis zum gestrigen Nachmittag an den gesundheitlichen Folgen des Störfalles vom Montag nacht im Werk Griesheim der Hoechst AG behandeln lassen. Feuerwehrchef Reinhard Ries nannte Atemprobleme, Kopfschmerzen und Augenreizungen als typische Symptome bei den Patienten. Stationäre Fälle sind bislang nicht bekannt geworden. Die Beschwerden sind durch das Einamten oder den Hautkontakt mit dem als "mindergiftig" eingestuften o-Nitroanisol ausgelöst worden, einem Vorprodukt der Farbenherstellung. Davon waren mehr als zwei Tonnen durch das Sicherheitsventil eines Kessels freigesetzt worden. Das Anisol ist vor allem im Stadtteil Schwanheim - südlich des Mains - als gelber Regen niedergegangen. Am Dienstag haben mehrere hundert Feuerwehrmänner, darunter auch Angehörige der Werksfeuerwehr Griesheim, in Schwanheim mit der Reinigung von Verkehrsschildern, Sitzbänken und Bushaltestellen begonnen. Mit Hochdruckgeräten wurden die gelben Flecken von glatten Flächen gespritzt. Offen blieb zunächst, ob und wenn ja wie die kontaminierten Rasenflächen und die Kleingärten "behandelt" werden sollen.
Der SPD-Landtagsabgeordnete und Frankfurter Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik hat am Dienstag für seine Fraktion 17 Fragen an die Landesregierung gerichtet. Damit wollen die Sozialdemokraten zu einer schnellen und lückenlosen Aufklärung über die Ursachen und die Folgen des Störfalls beitragen. Pawlik: "Es ist sicherzustellen, daß derartige Unfälle für die Zukunft ausgeschlossen werden können."
Auf Drängen der Grünen im Römer wird der Magistrat am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung über die Ereignisse vom Montag berichten.
Umweltdezernent Tom Koenigs hatte am Montag harte Kritik an der Hoechst AG geübt. "Der Schaden ist in grober Weise unterschätzt worden", warf er dem Konzern vor. Das Werk habe sich nicht an den verabredeten Alarmplan gehalten. So sei die Berufsfeuerwehr erst eine dreiviertel Stunde nach dem Störfall informiert worden und dann auch nur oberflächlich durch einen Anruf der Polizei.
Das Ausmaß der Umweltbelastung habe die Feuerwehr im Laufe des Vormittags mühsam ermitteln müssen. "Was und welche Menge ausgetreten ist, das hätte man eher sagen müssen." Die Hoechst AG hat bislang auf die massiven Vorhaltungen nicht reagiert.
Umweltminister Fischer begrüßte die Anordnung der Gewerbeaufsicht, den Betriebszweig im Werk Griesheim zunächst einmal stillzulegen. Es gelte jetzt Konzepte zu entwickeln, die eine Wiederholung eines solchen Störfalles ausschlössen. "Die Hoechst AG hat die Verantwortung für den sicheren Betrieb übernommen", nahm der Minister die Firma ausdrücklich in die Pflicht.
Fischer hat noch am Montag eine Arbeitsgruppe gebildet, die Vorschläge für die Entgiftung der Schwanheimer Flächen entwickeln soll. Ein Patentrezept existiert bislang nicht. Für die Bürger hat die Feuerwehr ein "Informationstelefon" geschaltet. Über die Nummer 40 30 30 sind rund um die Uhr Informationen abrufbar.
Am heutigen Mittwoch soll die Schwanheimer Bevölkerung auf einer Bürgerversammlung über Verhaltensregeln informiert werden. Die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarethe Peters, hatte eine Evakuierung des Stadtteils nicht für erforderlich gehalten.
(Siehe auch Kommentar auf Seite 23)
BAD HOMBURG. Politrunde und Frauenkabarett bestreiten das Programm zum Internationalen Frauentag am Montag, 8. Februar, im Café im Kurpark. In der Politrunde ab 17.30 Uhr sind Frauenthemen angesagt. Kommunalpolitikerinnen von allen bisherigen Parteien im Stadtparlament nehmen Stellung und beantworten Fragen.
Ab 20 Uhr wird es heiter-ironisch. Die vier Kabarettistinnen von "Mamma Grappa" aus Köln stellen ihr neues Programm "Auslaufmodelle oder Fritz Schmitz darf nicht sterben" vor.
Der Einlaß zum Kabarett beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 16 Mark; Schüler, Studenten und Behinderte zahlen die Hälfte.
Organisiert hat die Veranstaltung das Frauenbüro der Stadt zusammen mit Vereinen, Verbänden und Parteien. mbo
GELNHAUSEN. Palästinenser, Israelis und jüdische Deutsche treffen sich am Samstag, 27. Februar, zum Dialog in der Zehntscheune. Zu diesem Treffen, das um 10 Uhr beginnt, lädt der Verein "Partnerschaft" Main- Kinzig alle Interessierten ein.
Laut "Partnerschaft" haben Micha Brumlik und Cilly Kugelmann von der jüdischen Gemeinde Frankfurt, der Israeli David Atzmon und der palästinensische Journalist Khalil Thoama ihr Kommen zugesagt. An dem Seminar nehmen auch Flüchtlinge aus anderen Ländern und Einheimische teil.
Zu Beginn gibt es eine Einführung in die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Gelnhausen, die mit Vertreibung und Mord endete. "Damit sollen die Ängste anschaulich werden", so "Partnerschaft", "die bis heute Basis der israelischen Politik sind."
Anschließend stellen Palästinenser dar, was die Entstehung und Politik des Staates Israel für sie und ihre Familien bedeuten. Sodann sollen die Chancen des israelisch-palästinensischen Bürgerdialogs erörtert werden. Gegenstand der Diskussion soll auch die Frage sein, "ob wir aus der Bundesrepublik einen Beitrag zu dieser Verständigung leisten können". lex
Der Genuß ist teurer, verschafft aber ein gutes Gewissen: Kaffee, der die Produzenten gerechter beteiligt Fair gehandelte Bohnen im Kommen Dritte-Welt-Läden bereiteten den Boden, nun steigen große Handelsketten ein Von Melanie Bommhardt BAD HOMBURG. Schokoladenbraune Beutel mit warmen roten, gelben und blauen Farben. Sie spiegeln die Sonne der Herkunftsländer in Lateinamerika und Afrika wider. Die Gepa-Kaffees sind seit vier Wochen in Kaufhaus- und Supermarktketten zu finden. Aus den Dritte-Welt-Läden sind den Insidern dieser Kaffee und sein Hintergrund längst bekannt. Jetzt wagt die Gepa den Schritt aus der Marktnische in die Supermärkte. Gleichzeitig schmückt die Kaffees ein neues Siegel: TransFair. Es ist ein Mensch - halb schwarz, halb weiß - vor der Weltkugel. Unter den Armen hält er einen weißen und einen schwarzen Korb.
Das Siegel wird von der "TransFair Deutschland" vergeben, einem Zusammenschluß von Organisationen, die sich für partnerschaftliche Wirtschaftsbeziehungen mit der sogenannten "Dritten Welt" einsetzen. Die Lizenznehmer verpflichten sich damit, ohne Zwischenhandel direkt mit den dortigen Anbauern zusammenzuarbeiten. Außerdem müssen sie einen Mindestpreis zahlen und die Abnahme über ein "Kaffeejahr" garantieren. Dadurch sollen die Lebensbedingungen in den Anbauländern verbessert und deren Selbständigkeit gefördert werden.
In Steinbach hat Heidi Burg, die Sprecherin der "Eine-Welt-Gruppe", den fair gehandelten Kaffee noch nicht in den Supermärkten gesehen. Aber auch dort wird er bald in einigen Geschäften stehen, denn Rewe und Edeka ziehen nach.
Bereits im vergangenen Jahr liefen bei den Handelsriesen regionale Tests mit dem "Aha-Kaffee" von Gepa. Bei dem neuen transfair gesiegelten Kaffee bekommt die Gepa jetzt Konkurrenz von anderen Lizenznehmern. Edeka wird fair gehandelten Kaffee zukünftig von der Union-Rösterei beziehen. Nur im süddeutschen Raum will die Edeka vorerst bei der Gepa bleiben. Den Kaffee für die Rewe-Handelsorganisation liefern die Gepa, aber auch andere Röstereien.
Die Gepa gehe mit ihrem Programm über die Mindestforderungen der Transfair Deutschland hinaus; darum sei der Kaffee auch teurer als die transfair gesiegelten Angebote der beiden Röster Schirmer und Union, wie Gepa-Pressesprecherin Helga Kirchhoff erklärt. Ein Pfund Kaffee von der Gepa kostet rund zehn Mark, dagegen ein Pfund von Schirmer knapp neun Mark und von der Union-Rösterei nur acht Mark. Die Gepa zahlt ihren Vertragsbauern für ein Pfund Rohkaffee etwa 140 Cent - fast das Dreifache des derzeitigen Börsenpreises. Zusätzlich kommt noch ein Aufschlag von knapp sechs Cent pro Pfund in einen gesonderten Fonds, über dessen Verwendung gemeinsam mit den Produzentengruppen entschieden wird.
Für die Verbraucher heißt das letztendlich, daß der schwarze Gepa-Trunk teurer ist als von anderen Anbietern. Bei Hertie kostet das halbe Pfund "Camino mild" 4,49 Mark. Der kontrolliert biologisch angebaute "Esperanza öko" aus kontrolliert biologischem Anbau liegt bei 5,90 Mark je 250 Gramm. Trotz des höheren Preises werde der Kaffee ganz gut verkauft, "auch wenn er nicht gerade der Renner ist", gibt Christian Roth, Leiter der Lebensmittelabteilung, Auskunft.
Heidi Burg findet die ganze Sache gut. Also keine Konkurrenz zu den Dritte- Welt-Läden? Ganz im Gegenteil, meint sie. Es mache es leichter, die Käufer auf die Probleme eines gerechten Welthandels aufmerksam zu machen. Der Preis der Gepa-Kaffees in den Kaufhäusern und in den Dritte-Welt-Läden ist gleich. Und die Stammkundschaft kaufe schließlich nicht nur bewußt Kaffee, sondern auch Tee, Honig, Rohrzucker, Gewürze und andere Produkte.
FRIEDBERG. Zwölf Bürocontainer sollen die Raumnot an der Fachhochschule in Friedberg lindern. Die mobilen Unterkünfte mit einer Gesamtfläche von etwa 300 Quadratmetern werden heute, Mittwoch, aufgestellt. Die Fachhochschule Gießen/Friedberg spricht in einer Pressemitteilung von einer "in Hessen bisher einmaligen Maßnahme".
Die Studentenzahl in Friedberg hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Im Wintersemester 1992/93 zählte die Fachhochschule 3157 Studentinnen und Studenten. Die Zahl der Professoren ist in diesem Zeitraum um ein Drittel auf 92 gestiegen. Seit ihrer Gründung im Jahre 1971 ist die FH nicht erweitert worden. Sie muß - gemessen an ihrer Plankapazität - eine Überbelastung von 500 Prozent verkraften. "Damit ist Friedberg in Hessen der Hochschulstandort mit der höchsten Überbelegung. Die Raumnot prägt den gesamten Campus-Alltag, führt zu massiven Störungen im Lehrbetrieb und beeinträchtigt die Arbeitsbedingungen des Personals in Lehre und Verwaltung", beklagt die Fachhochschule in ihrer Pressemitteilung.
Für dringend erforderliche Neubauten fand sich bislang kein Grundstück. Professor Dr. Hans-Jörg Kollmar, Rektor der FH Gießen-Friedberg, bezeichnet die Container als "Provisorium zur Linderung des akuten Raummangels". Die dringend benötigten Erweiterungsbauten seien der einzige Weg, das Raumproblem dauerhaft zu lösen, meint er.
Die zwölf "Standard-Doppelcontainer", wie sie fachmännisch heißen, werden zum Komplettpreis von rund 600 000 Mark schlüsselfertig installiert. Sie sollen vor allem als Dienstzimmer für Professoren dienen, von denen sich bislang bis zu fünf ein Büro teilen müssen. Außerdem soll die Studienberatung in den Containern Platz finden. Die Verwaltung kann dann auf freiwerdende Büroräume im Hauptgebäude zurückgreifen. ieb
MAINTAL. Seine nächste Sprechstunde bietet Bürgermeister Dr. Walter Unger am Montag, 1. März, 17 bis 19 Uhr, im Rathaus des Stadtteils Hochstadt an.
HOCHTAUNUSKREIS. Noch nie war der Deutschen liebstes Getränk so billig wie heute. Nicht das Bier ist gemeint, sondern der Kaffee. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 180 Litern pro Kopf und Jahr liegt er an erster Stelle.
Seit 1989 sind die Weltmarktpreise für Rohkaffee auf einem Tiefpunkt. Bezahlen müssen das die Erzeugerländer und dort vor allem die Kleinbauern. Um überleben zu können, schließen sie sich zu Kooperativen zusammen, und mit denen handelt die Gepa.
Die Gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) importiert seit über 17 Jahren Kaffee von solchen Kleinbauern- Zusammenschlüssen in Lateinamerika und Afrika. Sie zahlt ihren Partnern feste Mindestpreise und einen Aufschlag für Entwicklungsaufgaben. Daneben leistet sie Organisations- und Produktionsberatungen und unterstützt die Umstellung auf kontrolliert biologischen Anbau.
Verkauft wurde der Kaffee bisher durch Dritte-Welt-Läden, kirchliche und in der Entwicklungstätigkeit engagierte Aktionsgruppen. Mit der Ausweitung der Vertriebswege in die Supermärkte und Kaufhäuser will die Gepa die Absatzchancen vergrößern. Was ganz im Interesse der Kleinbauerngenossenschaften sei, wie Pressesprecherin Helga Kirchhoff mitteilt. mbo
FRANKFURT-NORDWEST. "Wir feiern ein Jahr Kulturbuffet" - mit einem "Jubiläumsabend" zum Thema "Essen, Trinken, Fasten" gestalten die Organisatoren und Träger das Programm zum einjährigen Bestehen der Veranstaltungsreihe in der Nordweststadtbücherei (Nidaforum 6) am heutigen Donnerstag, 25. Februar. Das Buffet öffnet um 18 Uhr, das Programm beginnt um 19 Uhr.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volkshochschule, der Nordweststadtbücherei und der Katholischen Familienbildung präsentieren ernste und heitere Texte sowie persönliche Erfahrungen zum Thema des Abends.
Versprochen werden "Einblicke in die Eßkultur des Mittelalters und schnelle Blicke in die Fast-food-Gesellschaft". Wer danach nicht weiß, was er essen oder trinken soll, kann etwas über das Fasten erfahren (und etwas trinken).
Die Speisen des Abends werden wie immer vom VHS-Resozialisierungsprojekt im Rahmen des gastronomischen Ausbildungsprogramms für straffällig gewordene Frauen zubereitet. *ute
Im Wortlaut: Wie Bürger(innen) Kurzweil in das Leben ihrer gelangweilten Stadtoberhäupter bringen können Traumjob: "Fit, rastlos und allwissend" Ein Rathauschef beschreibt Müh' und Plag' im gar schwierigen Bürgermeisteramt
HOCHTAUNUSKREIS. Heiß begehrt ist der Traumjob des Bürgermeisters. Stets drängen sich die Kandidaten, wenn der Stuhl eines Verwaltungschefs vakant wird. Siehe Weilrod, Grävenwiesbach und Neu-Anspach. Der Andrang ist verständlich, ein Bürgermeister kann von seinem Gehalt ganz gut leben. Zudem ist er in seinem Reich die Nummer eins. Niemand kann an ihm vorbei, er ist eine wichtige Persönlichkeit. Trotzdem wird gejammert: In einem Aufsatz beschwerte sich Rudolf Köppler, Bürgermeister von Günzburg in Bayern, kürzlich über seine Bürger. Er sprach damit so vielen hessischen Amtskollegen aus dem Herzen, daß sie den Abdruck seiner Klage in der "Hessischen Städte- und Gemeindezeitung" bewirkten. Die FR gibt sie im Wortlaut wieder - damit den Bürgerinnen und Bürgern einmal klar wird, welche Pein sie ihren armen Bürgermeistern täglich antun: 1. Bürgermeister sind gern rastlos.
Rufen Sie Ihren Bürgermeister möglichst am Wochenende an. Oft genug hat er eine kurze Pause zwischen den Terminen und wartet gelangweilt auf Telefonate.
Bringen Sie Kurzweil in sein Leben!
2. Bürgermeister wissen alles.
Erkundigen Sie sich bei ihm persönlich, warum die Genehmigung für Ihren Zaun noch nicht gekommen oder Ihr Brief noch nicht beantwortet ist. Je größer die Stadt, desto mehr wird es ihn freuen, daß Sie ihm Zuständigkeit für alles zutrauen.
3. Bürgermeister sind für alles da.
Ist ein Kanaldeckel lose, eine Straßenleuchte defekt oder haben Sie ein Schlagloch gesehen, dann brauchen Sie nicht extra den hierfür Zuständigen darauf hinzuweisen.
Der Bürgermeister wird sich am liebstem selbst um diese Dinge kümmern.
4. Bürgermeister reden gern und gratis.
Für Vereinsjubiläen (z. B. 5 Jahre des Sportvereins oder 35 Jahre seit Gründung des Schützenvereins) sind nur schwer Festredner zu bekommen. Wenn man wirklich einen findet, will er Geld, Speise oder Trank, oder gleich alles.
Der Bürgermeister kostet Sie nur ein Wort.
5. Bürgermeister lieben Überraschungen. Ersparen Sie Ihrem Bürgermeister den Aufwand, sich auf jede Frage vorzubereiten, sich zu erkundigen oder gar vorher in Papieren nachzusehen. Je überraschender Fragen gestellt werden (über die Zeitung, in Versammlungen oder bei sonstigen publikumswirksamen Anlässen), auf desto mehr Spontanität dürfen Sie hoffen.
6. Bürgermeister lesen gern über sich.
Vorwürfe erhebt man am besten in Form von Beiträgen für die Presse. Könner bevorzugen Briefe an ihren Bürgermeister. Beachten Sie aber bitte, daß der Durchschlag vorher bei der Zeitung eintrifft.
Zusammen mit seiner Antwort bringt es Ihr Bürgermeister auf zwei Ausgaben, in denen sein Name steht.
7. Bürgermeister wollen fit bleiben.
Bürgermeister gelten als Politiker, brauchen also nicht wie Mimosen behandelt zu werden. Klug verpaßte Künstlernamen (z. B. Spruchbeutel, Schaumschläger, Schwätzer usw.) erfrischen das Klima, beleben die Diskussion und härten Ihren Bürgermeister für weitere Anlässe ab.
8. Bürgermeister hören gern alles.
Wenn Sie ein Anliegen vortragen, sollten Sie nie mit der Tür ins Haus fallen. Sagen Sie nicht gleich, weswegen Sie kommen, sondern schildern Sie die Vorgeschichte, z. B. welchen Kuchen Sie gerade in welchem Café bestellt hatten, als Ihnen eine Idee kam. Durch aufmerksames Zuhören kann Ihr Bürgermeister seine Dialogfähigkeit zeigen.
9. Bürgermeister können beim Wort genommen werden.
Haben Sie einen Wunsch geäußert, dessen Erfüllung nicht sofort garantiert werden kann, dann genügt es völlig, wenn Ihnen eine Prüfung, vielleicht sogar eine wohlwollende, in Aussicht gestellt worden ist. Darauf gestützt, können Sie künftig überall und gegenüber allen erklären, daß Sie eine Zusage, am besten: eine verbindliche, vom höchsten Vertreter der Gemeinde, erhalten haben.
10. Bürgermeister sind zum Anfassen da.
Auf dem Höhepunkt geselliger Veranstaltungen, z. B. bei Volksfesten oder Geburtstagsfeiern, kann die Stimmung zusätzlich gelockert werden, wenn der Bürgermeister umarmt und geduzt wird. Läßt er sich noch beim Vornamen anreden, dann beweist er der ganzen Runde seine unverbrüchliche Bürgernähe.
HEINZ KOCH ist neuer Vorsitzender des Vereins "Bürger für Wölfersheim gegen Extremismus", kurz: "Wöbü". Er löste KARL-ERNST PULKERT in dieser Funktion ab. Der Verein will auch künftig öffentlich für ein besseres Image von Wölfersheim arbeiten, schreibt die neue Pressesprecherin ULRIKE ROLF-SCHILLER. "Gerade in der jetzigen Zeit des Wahlkampfes drängt sich auswärtigen Besuchern wieder das Bild auf, daß ein großer Teil der Wölfersheimer Bürger hinter den ketzerischen Parolen der NPD stünde, die einem alle paar Meter entgegengeschickt werden". Der Verein begrüße die Initiative der OVAG, die zur Entfernung von NPD-Wahlplakaten von den Lampenmasten geführt habe.
KARL-HEINZ GRUN, SPD-Politiker aus Gedern-Wenings, darf nicht für seine Partei in den Kreistag einziehen. Die Kreis-SPD hatte ihn bereits auf den aussichtsreichen Platz 29 gesetzt. Der 37jährige arbeitet jedoch als Polizist in Büdingen - untersteht somit dem Landrat als Chef der staatlichen Verwaltung im Kreisgebiet. Da er laut Hessischer Landkreisordnung dem Landrat nicht zugleich gehorchen und ihn kontrollieren kann, muß Grun auf die Kreistagskandidatur verzichten. Aus dem gleichen Grund mußte vor Jahresfrist bereits der Grüne CARL CELLARIUS den Kreistag verlassen. Der Friedberger Rettungssanitäter war damals vom Roten Kreuz in die Dienste des Wetteraukreises gewechselt. Karl- Heinz Grun wird seine politische Energie nun auf Gedern konzentrieren: Er kandidiert für die SPD an erster Stelle für das Stadtparlament.
BARBARA SCHMIDT aus Unter- Widdersheim kandidiert für die Niddaer Grünen an erster Stelle zur Kommunalwahl. Hauptberuflich betreibt sie den einzigen Niddaer Naturkostladen. Der einzige Mann auf den vorderen Plätzen der Grünen-Liste ist Dr. STEFAN BRÜCKMANN aus Ober-Widdersheim. Der Diplombiologe und Umweltberater setzt seinen politischen Schwerpunkt auf den gesamten Umweltbereich von Müll über Verkehr bis zum Naturschutz. MARGARETE LOTZ aus Ulfa steht auf Platz drei der Liste. Sie ist Erzieherin und Leiterin der "Krabbelstube Sonnenkäfer Ulfa". Es folgt URSULA SEIPEL aus Nidda, eine der Mitbegründerinnen des Borsdorfer Frauen-Notrufes. Die Hausfrau BEATE APPEL aus Unter-Widdersheim und die Sozialpädagogin HEIDEROSE TISCHER-BERGER aus Borsdorf stehen ebenfalls für das Stadtparlament zur Wahl.
WOLFGANG PATZAK (FDP) und RICHARD MÜLLER (FWG) haben ihre Sitze in der Eigenbetriebskommission der Büdinger Stadtwerke niedergelegt. Sie protestierten damit gegen die Weigerung des rot-grün regierten Magistrats, einen Stadtwerke-Angestellten zu befördern. Die verweigerte Beförderung sei ein "hinterhältiger Schlag gegen die Arbeitnehmerinteressen", so Patzak und Müller in einer Presseerklärung.
JUDITH SCHWARZENBERG aus Bad Nauheim ist als Vorsitzende im Ortsring Wetterau des Deutschen Frauenrings bestätigt worden. Zur neuen Stellvertreterin wählten die Frauen LIESELOTTE SIENER-PERNE. Die seit 37 Jahren bestehende Organisation zählt im Kreis nach eigenen Angaben 133 Mitglieder. Der Deutsche Frauenring sei der größte deutsche Verband für staatsbürgerliche Bildung und Mitarbeit der Frau, so die alte und neue Vorsitzende. Der Ortsring veranstaltet jedes Jahr diverse Vorträge, Theaterfahrten, Besichtigungen und Seminare.
INGO BÖCK ist neuer Vorsitzender des Fischereisportvereins Hirzenhain von 1972. Der Polizist und HWI-Politiker löste in der Hauptversammlung den bisherigen Vorsitzenden WALTER WINTER ab, der jedoch als Böcks Stellvertreter im Vorstand bleibt.
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Ein Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes hatte angerufen: Am Mainufer laufe ein Graureiher auf und ab, der offensichtlich "nicht mehr wegkommt". Günter Röll holte den Vogel. Er hatte sich mit einer im Gebüsch verhedderten Angelschnur einen Teil des linken Flügels glatt abgeschnitten. Der Reiher wird nie wieder fliegen. Er genießt in der Pflegestation für Wildtiere, die Röll auf seinem Privatgrundstück in der Dörnigheimer August-Bebel-Straße ehrenamtlich betreibt, seit etwa zwei Jahren das Gnadenbrot. 126 verletzte und hilflose Vögel und 35 andere Wildtiere sind 1992 in Rölls helfende Hände gelangt, etwa doppelt so viele wie im Vorjahr. Der Reiher ist eher die Ausnahme als die Regel, denn wesentliches Ziel des "Vogeldoktors", wie Röll inzwischen genannt wird, ist die Wiedereingliederung der Kreaturen in ihre natürlichen Lebensräume. In rund 30 Prozent der Fälle sind seine Bemühungen vergeblich.
Es könne auch nicht grundsätzlich darum gehen, die Tiere vor dem Tod zu bewahren, erklärte Günter Röll dieser Tage als Gast in der Maintaler Magistratspressekonerenz. So sei beispielsweise auch "die Igel-Hilfe" - bei Röll überwintern derzeit 25 Jungtiere - umstritten und werde immer wieder als "Eingriff in die Natur" kritisiert. "Aber von einer intakten Natur kann hier ja gar nicht mehr die Rede sein. Deshalb ist ein helfendes Eingreifen durchaus sinnvoll", rechtfertigte der Tierschützer sein Engagement.
Praktiziert er auch Euthanasie (Sterbehilfe)? "Ja, sicher. Dazu ein Beispiel: Ein Bussard ist mit der Eisenbahn zusammengestoßen und so schwer verletzt worden, daß eine Genesung ausgeschlossen schien. Ich habe das Tier erlöst. Und ich lasse auch keine Krüppel frei."
Bürgermeister Dr. Walter Unger würdigte Rölls Arbeit als "eine gute und wichtige Sache, eine Art ausgleichende Gerechtigkeit zu den Eingriffen des Menschen in die Natur". Die Stadt unterstütze Rölls ehrenamtliche Arbeit finanziell. Dennoch sei aufgrund der enorm gestiegenen Pflegefälle seine zeitliche und finananzielle Belastungsgrenze fast schon überschritten. Röll sei auch auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen, mahnte Unger, die Kosten für Futter und Medikamente hätten mittlerweile enorme Ausmaße angenommen.
Die meisten der in der Pflegestation für Wildtiere eingelieferten Patienten leiden an Vergiftungen, Verletzungen oder an Unterernährung. Aber Röll betreibt auch Aufzucht und Auswilderung von Jungtieren, beispielsweise - erstmals im vergangenen Jahr - Rebhühner.
Der Anlaß war die Folge eines durchaus gut gemeinten Verhaltens: Ein Maintaler Landwirt hatte das Rebhuhn-Gelege auf seiner Wiese entdeckt und rücksichtsvoll solange um das Nest herumgemäht, bis es von einer Grasinsel umgeben war. "Aber die Krähen und Elstern erkennen die Insel auch", wußte Röll. "Ich habe die Eier gesichert und ausgebrütet, die Jungtiere auf das Leben in Freiheit vorbereitet und ausgesetzt."
Wie unsentimental Günter Röll mit der Tierwelt umgeht, ist schon daraus zu schließen, daß er auch Jäger - speziell Falkner - ist. Von Beruf Gärtner - mit einer ihm sehr angenehmen Stelle als Blumen- und Zierpflanzen-Pfleger im Frankfurter Palmengarten - hält der 45jährige für die Beizjagd zwei Falken, einen Steppenadler und einen Habicht. Ein weiteres Falkenpaar sorgt für den Nachwuchs.
Die klassische Beute der jagenden Greifvögel waren einst Rebhuhn und Fasan. Weil Rebhühner aufgrund ihrer Gefährdung inzwischen Dauerschonung genießen und Fasane auch schon selten geworden sind, konzentiert sich Röll auf Kaninchen: "Es gibt einfach zu viele, allein in Maintal 3500 bis 4000 Stück, und sie vermehren sich enorm. Rund 500 werden pro Jahr gejagt. Saison ist von Oktober bis Anfang Januar."
Das nötige Fachwissen hat sich Röll autodidaktisch über Jahre hinweg angeeignet. Er ist zwar auf Vögel spezialisiert, aber zunehmend muß er sich auch mit anderen Wildtieren befassen, etwa mit Hasen und Rehen, die in Kreiselmäher geraten und oft gräßlich zugerichtet sind. Nur wenige derart verletzte Tiere hätten eine Überlebenschance, berichtete Röll und bedauerte, daß eine dem Mähwerk vorgehängte Kettenreihe, die das ins Gras geduckte Wild durch direkte Berührung aufschreckt und somit rettet, "leider noch nicht verpflichtend vorgeschrieben ist".
1987 ist er mit dem Umweltpreis der Stadt Maintal ausgezeichnet und damit auch größeren Teilen der Bevölkerung als "der Maintaler Vogeldoktor" bekannt geworden. Seither hat er zunehmend zu tun, nicht selten auch aufgrund von Unwissenheit.
Deshalb seine dringende Bitte an alle, die hilflose Tiere entdecken, "diese nicht sofort mitzunehmen, sondern zunächst genau zu beobachten, ob nicht beispielsweise Elterntiere in der Nähe sind".
Inzwischen arbeitet Günter Röll mit Ingeborg Polaschek zusammen, die im Raum Gelnhausen mit vergleichbaren Funktionen als "Igelmutter" bekanntgeworden ist: "Wir beraten und helfen uns gegenseitig, und wir haben uns die Arbeit im Kreis aufgeteilt, sie im Osten, ich im Westen." HELMUT POMPLUN
USINGEN. Vermutlich wegen nicht angepaßter Geschwindigkeit und Eisglätte auf der Fahrbahn knallten am Montag abend auf der Bundesstraße 275 zwischen Usingen und Bad Nauheim zwei Autos aufeinander. Der Pkw-Fahrer, der aus Richtung Bad Nauheim kam, war auf die Gegenspur geraten. Ein drittes, aus Usingen kommendes Auto, dessen Fahrerin den Unfall zwar sah, kam durch Bremsen von der Straße ab und prallte gegen eine Leitplanke.
Der Schaden beläuft sich auf insgesamt 25 000 Mark, die Fahrer erlitten alle drei leichte Verletzungen. dag
SCHWANHEIM. Roms Vermächtnis ist überall sichtbar. Nicht zuletzt in Schwanheim hinterließ die antike Kultur ihre Spuren. Einer davon widmete sich Norbert Müller im Heimatmuseum. Das Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins sprach vor zahlreichen Interessierten über den archäologischen Fund einer römischen Villa Rustica. Beim Ausbau der Autobahn "Kelsterbacher Querspange" waren Fundamente des antiken Landhauses westlich der Wanzenschanze entdeckt worden.
Bereits 1971 waren die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Schwanheim im Rahmen einer Spurensuche nach dem "Altdorf" Schwanheim auf ein größeres römisches Anwesen gestoßen. 1984 wurde ein weiteres Landhaus zwischen Alsterbacher und Kelsterbacher Weg freigelegt. Doch beide Ausgrabungen erregten nicht eine solche Aufmerksamkeit wie die Villa Rustica im Gebiet der Südumgehung Frankfurt-Höchst.
Das 24 Meter lange und elf Meter breite Gebäude stammt vermutlich aus der Zeit von 230 nach Christus. Darauf hin deutet der Fund einer Münze mit dem Emblem des Severus Alexander, der zwischen 222 und 235 nach Christus über Rom herrschte. Die Hobbyarchäologen stießen bei ihren Ausgrabungen auf Gebrauchskeramik, Mühlsteinfragmente und Küchengeschirr. Gleichzeitig entdeckten sie Brandschichten im Gemäuer, die auf eine Zerstörung des Gebäudes schließen lassen. Die Tatsache, daß zur gleichen Zeit die Germanen von Norden in das römisch besetzte Gebiet eindrangen, untermauert die Vermutung einer gewaltsamen Vernichtung der Villa Rustica.
Barry Cuncliffe, Professor für Archäologie in Southampton, beschreibt die damalige Situation mit den Worten: "Die mittleren Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts sahen die Barbaren auf allen Seiten die Grenzen durchbrechen und in römisches Territorium einfallen." Zurückzuführen war die militärische Schwäche des Weltreichs auf die Anarchie nach dem Tod Severus Alexanders.
Wichtigster Teil der Ausgrabungen des römischen Anwesens ist der Steinbrunnen. Neben den Gebrauchsgegenständen fanden Müller und seine Kollegen auch die Knochen eines menschlichen Skelettes. In Zusammenarbeit mit dem Anthropologischen Institut der Universität Frankfurt konnten Geschlecht, Größe und Gestalt des Toten rekonstruiert werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler handelt es sich um die sterblichen Überreste eines etwa 23 Jahre alten Mannes; sein Tod wurde vermutlich durch einen Schwerthieb verursacht, möglicherweise im Kampf mit einfallenden Germanenstämmen. Rätselhaft ist den Experten, weshalb die Leiche in einem Brunnen zwischen allerlei Gegenständen bestattet wurde. Eine beigelegte Stierskulptur, sagt Müller, könnte Licht ins Dunkel bringen: Sie galt als Symbol übernatürlicher Kräfte und ist möglicherweise ein Hinweis auf eine Sonderbestattung mit mystischen Hintergründen.
Viele Fundstücke der Villa Rustica werden derzeit im Heimatmuseum Schwanheim ausgestellt. Darüber zeigen auch die Relikte der beiden weiteren Ausgrabungen, wie die Römer vor 1800 Jahren in der Gemarkung lebten. Das Museum ist geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. ole
Baby hatte Arm und Bein gebrochen: Haftstrafe Freund der Mutter gab Unfälle als Verletzungsgrund an Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Wegen Kindesmißhandlung ist ein 26 Jahre alter Transportunternehmer zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, im Sommer 1991 den damals knapp einjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin mehrfach erheblich verletzt zu haben. Die Mutter des Kindes mußte sich vor Gericht dafür verantworten, daß sie den Mißhandlungen keinen Einhalt geboten hatte. Das Frankfurter Schöffengericht setzte ihre Strafe zur Bewährung aus. Seit Dezember 1991 lebt der Junge bei Pflegeeltern. Laut Anklageschrift erlitt der Junge im Sommer Verletzungen, die keinesfalls, wie beteuert, auf Unglücksfälle bei der Versorgung zurückzuführen waren. Vielmehr war der Partner der 28 Jahre alten Mutter Urheber dieser Verletzungen: Einmal wurde das Kind mit einem Armbruch, einmal mit einem Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert, jeweils mit diversen Blutergüssen auf seinem Körper.
Der Angeklagte hatte diese Version des Geschehens stets bestritten und sich für unschuldig erklärt. Vielmehr hätten Unfälle zu den bedauerlichen Bein-und Armbrüchen geführt: So sei Jakob zum Beispiel eines Nachts aus dem Kinderbettchen gefallen und habe sich dabei seinen Arm gebrochen. Erst am nächsten Morgen hätten er und die Mutter den Unfall bemerkt und das Kind sogleich ins Krankenhaus gebracht.
Beim nächsten Mal erschien der Angeklagte allein mit dem Kind im Krankenhaus, denn wieder war es nach seiner Aussage zu einem Unfall gekommen: Diesmal hatte er das Kind aufs Fahrrad gepackt und war mit ihm durch die Stadt gefahren, als ihm plötzlich ein Autofahrer die Vorfahrt genommen habe und er bremsen mußte. Dabei sei ihm der Junge aus dem Sitz gefallen und habe sich verletzt. Mißhandelt habe er den Kleinen nie. Als Erklärung dafür, daß die Mutter bei diesem Vorfall nicht mit in die Klinik gekommen war, gab er an, seine Lebensgefährtin habe sich zu dem Zeitpunkt in Berlin aufgehalten.
Beide Kliniken, in die der Junge in den Sommermonaten 1991 eingeliefert worden war, hatten sich mit den Erklärungen der Mutter und deren Partner nicht zufriedengegeben, sondern wegen des Verdachts auf Kindesmißhandlung das Jugendamt eingeschaltet. Das Amt leitete daraufhin ein Verfahren ein, das der Mutter das Sorgerecht für ihren Sohn entzog.
Die Staatsanwaltschaft wie auch das Gericht nahmen diesen Fall zum Anlaß, grundsätzliche Kritik am Gesetzgeber zu äußern: Wie Richter Gönsch in seiner Urteilsbegründung bemerkte, müsse "die Justiz dann handeln, wenn der Gesetzgeber versagt" habe. Er spielte damit darauf an, daß im Strafgesetzbuch "Eigentum" stärker geschützt werde als die körperliche Unversehrtheit, und wies darauf hin, daß die Mindeststrafe für einen schweren Raub der Höchststrafe für Kindesmißhandlung entspreche.
Bilder
Im Hafen von Wanino wurden Häftlinge auf den "Ausflugsdampfer" Jalta verladen; später wurden Metallkäfige benutzt für 50 bis 60 Menschen.
Nächtlicher Abtransport der "Volksfeinde", die von ihren Kindern beim NKWD-"Verhör" denunziert worden waren.
Während des Transports kaufen Kriminellen-Häftlinge der Eskorte weibliche "Lebendware" ab.
Leichen erfrorener Häftlinge werden durch Eislöcher in einem sibirischen Fluß versenkt, der sie ins nördliche Eismeer treibt.
Massenvergewaltigungen durch Kriminellen-Häftlinge während des Transports; Vernichtung vereister Leichen.
Im Folterkeller des NKWD: Plakate: "Es lebe Stalin" - "Hier werden Zungen gelöst" - "Tod den Volksfeinden".
Massengräber und Ermordung von Häftlingen durch Kriminelle.
Wer gegen das Arbeitsregime verstoßen hatte, wurde an einen Baum gefesselt und eine Treppe hinuntergezogen.
Als "Volksfeinde" verurteilte Häftlinge müssen, wo Baracken fehlten, in Wolfsgruben übernachten.
"Maulstopfen" war die Strafe für "Volksfeinde", die es gewagt hatten, gegenüber der Lagerleitung oder den Anführern der Kriminellen- Mafia den Mund aufzumachen.
Eine von der Kriminellen-Mafia praktizierte Todesstrafe: die "indische Marter".
Häftlinge wurden an einen Holzstamm gebunden und eine Treppe mit 365 Stufen hinabgestürzt.
Copyright: Zweitausendeins Verlag
Danzig Sergejewitsch Baldajew
RODGAU. Zu einer Reise durch das südliche Mexiko anhand von Dias laden Kreis- und Volkshochschule Rodgau gemeinsam für Montag, 8. März, um 19 Uhr in die Georg-Büchner-Schule in Jügesheim ein. Bei freiem Eintritt vermittelt der Darmstädter Horst Thomas seine Eindrücke vom Land der Mayas. Kultstätten der Urbevölkerung, Kathedralen der Neuzeit, unterschiedliche Landschaften und Impressionen von Menschen zeigen ein Bild des mittelamerikanischen Landes. ttt
öhl ATHEN, 23. Februar. Der Ausnahmezustand in dreizehn überwiegend kurdisch besiedelten Provinzen der Südosttürkei soll um weitere vier Monate verlängert werden. Das beschloß am Montag abend in Ankara der Nationale Sicherheitsrat. Dem Gremium gehören der Generalstabschef, die Oberkommandierenden der drei Waffengattungen, der Chef der paramilitärischen Gendarmerie sowie der Staatspräsident, der Regierungschef, der Innen- und der Außenminister an.
Die Verlängerung des Ausnahmezustandes bedarf noch der Billigung durch das Parlament, was aber als Formsache gilt. In den türkischen Kurdenprovinzen herrschen seit Dezember 1978 ununterbrochen Kriegsrecht oder Ausnahmezustand. Unter dem Ausnahmezustand sind eine Anzahl von Grundrechten wie die Presse- und die Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt. Auch haben Polizei und Militär erheblich erweiterte Kompetenzen. In den Südostprovinzen sind seit 1984, als hier die Separatistenorganisation PKK mit dem bewaffneten Unabhängigkeitskampf für einen Kurdenstaat begann, mehr als sechstausend Menschen getötet worden.
GRÄVENWIESBACH. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat im "Umweltkrimi" über die illegalen Ablagerungen im Landschaftsschutzgebiet südlich der Saarwerke ein neues Fragen-Kapitel aufgeschlagen. Sie schob ihrem Antrag zur Aufklärung der Vorfälle einen 15-Punkte- Katalog hinterher. Außerdem wollen die Grünen wissen, warum die in den Korruptionsskandal verstrickte Firma Ohly den nach eigenen Angaben verfüllten Mutterboden nicht zwischengelagert habe, wie es die hessischen Baugesetze vorschrieben. Und warum im Falle eines Überschusses dieser nicht verkauft worden sei?
Die Grünen bezweifeln, daß es sich bei den Ablagerungen um Erdaushub handelt. "Bevor die Stelle mit Mutterboden zugedeckt und Gras eingesät wurde - um im wahrsten Sinne des Wortes ,Gras darüber wachsen zu lassen&rquote;, war deutlich sichtbar, daß die Firma Ohly Bauschutt deponiert hat", behaupten die Grünen. Zum Schreiben der Firma an den Kreis, stellen sie fest: "Es ist für uns völlig unbegreiflich, daß der Landrat nach der Korruptionsaffäre und den Beratungen im Haupt- und Finanzausschuß einer schriftlichen Versicherung der Firma Ohly ungeprüft vertraut."
Der Knackpunkt: Wer widerrechtlich verfüllt, spart Deponiegebühren; bei 10 000 Tonnen Bauschutt zum Beispiel rund 2,5 Millionen Mark, rechnen die Grünen vor. Aus diesem Grund pochen sie vor allem auf eine Auskunft über die Höhe der angerichteten Schäden. cn
Kleingartenbauverein Nord-Ost 1919: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr im Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24). Auf der Tagesordnung stehen auch Ehrungen. od/08
ROSBACH. Der Wassernotstand vom Sommer vorigen Jahres hatte Eugen Appel nachdenklich gemacht. Der Geschäftsführer des Rosbacher Brunnen ging aufmerksam durch seinen Betrieb und raufte sich alsbald die Haare. "Wo hier überall Wasser herumgespritzt wird, das ist Wahnsinn!" So reifte eine spektakuläre Idee: Der Rosbacher Brunnen will im laufenden Jahr 1993 20 000 Kubikmeter, das sind zwanzig Millionen Liter, Wasser einsparen und damit die Trinkwasserreserven der städtischen Brunnen und der betriebseigenen Süßwasserbrunnen schonen.
Wenn das klappt, spart die "Vereinte Mineral- und Heilquellen Gesellschaft (VMH)", zu der sich der Rosbacher Brunnen schon 1983 mit einem Offenbacher Unternehmen zusammengeschlossen hat, 80 000 Mark an Wassergebühren. Für Appel ist das nur ein Nebeneffekt. Im Vordergrund steht für den Unternehmer aber der ökologische Nutzen. "Wir sind alle aufgerufen, mit unserem kostbaren Lebensmittel sehr sparsam umzugehen und jeder einzelne muß dazu beitragen, daß auch in Zukunft der Quell allen Lebens uns und unseren Nachkommen erhalten bleibt und nicht versiegt", sagt Appel. Im Hinterkopf sieht er einen globalen Zusammenhang: "Von den Gesamtmengen an Wasser auf unserer Erde sind nur 0,015 Prozent Grundwasser oder Tiefenwasser. Stirbt das Wasser, stirbt der Mensch."
Zum Nulltarif lassen sich die guten Vorsätze für 1993 allerdings nicht verwirklichen. 2,5 Millionen Mark wurden bereits in ein neues Tanklager investiert. Weitere kleinere, aber sehr wirkungsvolle Maßnahmen werden noch einmal mit einer halben Million Mark zu Buche schlagen.
Das kostspielige neue Tanklager, das bereits im April vorigen Jahres in Betrieb genommen wurde, faßt 12 Millionen Liter Mineralwasser. Dieses Wasser, das im Nieder-Rosbacher Talgrund artesisch, das heißt, ohne besonderen Einsatz von Pumpen zutage tritt, kann nunmehr kontinuierlich aufgenommen werden. Damit werden die Quellen geschont. Das Wasser wird Tag und Nacht aufgenommen und nur in Stoßzeiten bei Bedarf mit kleiner Leistung abgepumpt. Der artesische Überlauf, der trotz des riesigen "Ausgleichsgefäßes" im Winterhalbjahr oder bei der Betriebsruhe an Wochenenden anfällt, wird in den umfangreichen Brunnenparkanlagen versickert, kommt also wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zurück.
Direkt gespart wird zum Beispiel beim Kühlsystem der Vakuumpumpen in der Enteisenungs- und den Mixanlagen. Das Kühlwasser, also im wesentlichen gekauftes Süßwasser, wird jetzt in einem Tank gesammelt und wiederverwendet. Das spart nach Angaben von Eugen Appel eintausend Liter pro Betriebsstunde. Mit dem Brauchwasser werden die Fußböden des Betriebs gereinigt und die Kettengleitmittelanlage gespeist, die mit 14 Kubikmeter Trinkwasser pro Tag einen erheblichen "Durst" hat.
Der Betrieb preßt die von den zurückgekommenen Mineralwasserflaschen mit Wasser abgelösten Etiketten aus. Sie haben jetzt nur noch 20 Prozent Restfeuchte. Das spart täglich 2500 Liter Wasser. Eine Wasserstrahlpumpe wurde jetzt durch eine Laborvakuumpumpe ersetzt, die kein Wasser mehr verbraucht. Das spart 800 Kubikmeter, gleich 800 000 Liter Wasser.
Im Winterhalbjahr 93/94 will der Brunnenbetrieb weiterhin eine neue Flaschenwaschmaschine installieren, die 0,15 Liter Frischwasser pro Flasche spart. Bei einer Jahresproduktion von 80 Millionen Flaschen summiert sich das auf 12 000 Kubikmeter.
Neben weiteren kleinen Maßnahmen ist die Anschaffung einer neuen Reinigungsanlage geplant, die mit einem geschlossenen Kreislauf ausgerüstet ist (CIP für "cleaning in place"). Hier können Reinigungs- und Desinfektionsmittel mehrfach verwendet werden. Es müssen nicht mehr täglich Reinigungsmittel in das Abwasser abgelassen werden.
Eugen Appel denkt weit in die Zukunft. Bei den Neubauten des Betriebes, die geplant, aber noch nicht genehmigt sind, soll Regenwasser gesammelt und Abwasser in den Brauchwasserkreislauf zurückgeleitet werden. Das werde viele tausend Liter wertvolles Trinkwasser sparen.
Das 20-Millionen-Sparprogramm wird innerbetrieblich mit einer Schulung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ergänzt. Wenn künftig einmal Wasserflaschen zu Bruch gehen, werden die Scherben nicht mehr mit dem Wasserschlauch auf einen Haufen geschwemmt. Künftig werden Spritzpistolen und Gummischießer genutzt. Auch solch vergleichsweise kleine Maßnahmen zahlen sich aus. Allein in Rosbach füllt VMH im Jahr nicht weniger als 200 Millionen Flaschen mit Mineralwasser.
Eugen Appel, dessen Vorfahren bereits in Nieder-Rosbach Wasser gezapft und verkauft haben, kennt und beherzigt ein altes Sprichwort: "Den Wert des Wassers schätzt man erst, wenn der Brunnen trocken ist." HANNES MATHIAS
HÖCHST. Ein Mann trägt zur Jogginghose Schnürschuhe in schwarzem Lack, die meisten anderen welche aus glattem Leder. Die Frauen haben ihre Füße in straßbesetzte Riemchenschuhe oder dunkle Pumps mit oder ohne Glitzersteinchen gezwängt. Ausnahmslos mit hohen Absätzen. Manche kommen direkt von ihrem Arbeitsplatz, andere von zu Hause: Die Schuhe, die sie auf dem Weg ins Casino der Jahrhunderthalle anhatten, stehen unter den Stühlen.
"Nach rechts und absenken. Jetzt doppeltes Tempo", dirigiert eine Frauenstimme. An diesem Montagabend fügen sich etwa 20 Frauen und Männer des Tanzkreises Höchst ihrem Kommando. Jugendliche und Ehepaare machen synchron die befohlenen Schritte.
Zur Zeit hat Frankfurts zweitgrößter Tanzclub 300 Mitglieder in seinen Sport- und Gesellschaftsgruppen. Wer neu dazukommt, hat irgendwann einen Tanzkurs gemacht, wird von Bekannten eingeladen oder hört bei Turnieren und den zwei jährlichen Bällen vom Tanzkreis. "Die meisten kommen als Paare dazu, die Männer selten freiwillig. Für neue einzelne Mitglieder haben wir deshalb fast nie einen passenden Partner", sagt Wolfgang Meier, stellvertretender Vorsitzender.
Die neuen Paare schauen sich die Gesellschaftsgruppen an und entscheiden sich dann, wo sie mittanzen wollen. Wer nach einiger Zeit trittsicher und rhythmisch übers Parkett kreiselt, kann in eine der sogenannten Sportgruppen für Standard- oder Lateintänze wechseln. Diese Gruppen bereiten auf das Turniertanzen in allen Startklassen Deutschlands vor, das Training ist entsprechend härter. Alle Tanzlehrer und Übungsleiter sind vom deutschen Tanzsportverband geprüft.
"Lassen Sie Ihre Körper einfach reinlaufen in die Bewegung", sagt Meier und tanzt mit seiner Frau, der Übungsleiterin der Gruppe, die Passage vor, "jetzt mit Musik!" Max Gregers Band spielt irgendeinen Tango. Einmal pro Woche haben die Sportgruppen ihren Unterricht. Tanzflächen und Musik stehen jedoch jeden Abend zur Verfügung, denn Paare, die wirklich gut sein wollen, müssen mindestens zweimal wöchentlich üben.
Christina Hendeß ist 22 Jahre alt. Sie macht eine Ausbildung als Speditionskauffrau. Tanzen gehöre zu ihrem Leben, sagt sie, und daß sie ohne Tanzen gar nicht glücklich sein könnte. Tanzen sei nicht nur ein Sport, Leidenschaft gehöre auch dazu. Zwei oder drei Abende jede Woche übt sie mit ihrem Tanzpartner Sven Wilhelm (28): "Mein Freund muß das akzeptieren, oder er hat Pech gehabt." In der Regel fängt die Jugend im Club bei 18 Jahren an. Das Problem bei jungen Paaren sei die Kontinuität, sagt Wolfgang Meier. Wenn sie sich streiten, ist es vorbei mit den Turniersiegen, von denen jeder Tänzer träumt. Daniela Glatzel (19) und Sascha Meier (21) tanzen seit drei Jahren zusammen, auch sie wollen sich ihr Leben ohne Tanzen nicht vorstellen.
Im Januar wurden sie Hessische Vizemeister. Sie erzählen davon, wieviel Zeit dieser Sport mit den Übungsabenden und den Turnierwochenenden verschlucke und daß Tanzen nicht billig sei. Alle paar Monate neue Tanzschuhe, die jedes Mal mindestens 120 Mark kosten; der monatliche Mitgliedsbeitrag von 35 Mark pro Paar; die Turniergelder und die Kostüme. "In den unteren Klassen kaufen wir gebrauchte Kleider, denn wenn man sich eins neu machen läßt, das kostet schon 3000 Mark", sagt Daniela.
Seit dem Gründungsjahr 1974 dabei Im Raum nebenan übt die Gruppe von Helga und Hartmut Sitte. "Zwei, vier and quick and quick", zählt Sitte. Seine Frau achtet auf die Haltung der Paare. Sie kritisiert eine Hand, die nicht daliegt, wo sie hingehört, rückt die Köpfe zurecht. Zur Gruppe gehören Liselotte und Hans- Peter Maier - 64 und 68 Jahre -, die in Höchst seit dem Gründungsjahr 1974 mittanzen. "Es macht noch immer Spaß, und wir tanzen vor allem, um uns fit zu halten", sagt der Chemiker. Das Ehepaar empfindet den Club auch als Freundeskreis. Nach der Übungsstunde treffen sie sich im Restaurant oder privat.
Noch ein langsamer Walzer liegt auf dem Plattenteller. Dann wird der Rollwagen mit der Stereoanlage abgesperrt und weggerollt. Die sechs Paare richten das Casino wieder her, schieben die langen Konferenztische auf die freie Fläche und ziehen ihre Straßenschuhe an. Die silbernen Riemchen und die gelackten Schuhe verschwinden in Sporttaschen und Plastiktüten. BIRTTA EGETEMAIER
RODGAU. Das Thema S-Bahn - konkret: die Planfeststellung der Deutschen Bundesbahn - steht im Mittelpunkt der letzten öffentlichen Stadtverordnetensitzung vor der Kommunalwahl am Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Jügesheimer Rathauses. Daneben stehen auf der Tagesordnung: Um- und Anbau am Bürgerhaus Weiskirchen, die Altortserneuerung Nieder-Roden, der Beitritt der Stadt Rodgau zur Kreis-Verkehrs-Gesellschaft Offenbach sowie die Verleihung von Ehrenbezeichnungen an langjährige Parlamentarier. ttt
Touristen- und Mandolinenclub 1918 Bornheim: Der Verein unternimmt am kommenden Sonntag, 28. Februar, eine Wanderung im Odenwald. Ziel ist Kirschhausen bei Heppenheim. Die Teilnehmer treffen sich zur Abfahrt um 9 Uhr in der Wetterausstraße (Eingang Günthersburgpark). Gäste sind willkommen. Weitere Informationen gibt die Vereinsgeschäftsstelle (Tel. 44 13 03 oder 45 93 14). od/08
Handwerkern wird künftig das Parken in Frankfurt leichter gemacht. Vorbei ist die leidige Suche nach ein paar Quadratmetern Abstellfläche für den Kleintransporter. Ausnahmegenehmigungen werden ab 1. April Abhilfe schaffen. Anwohnerparkzonen und Fußgängerbereiche sind dann keine Tabuzonen mehr.
Nach zweijährigen Verhandlungen haben die Stadt Frankfurt und die Handwerkskammer Rhein-Main eine entsprechende Sonderregelung vorgelegt. Für 180 Mark kann dann jeder Handwerksbetrieb ein Zehner-Abo erwerben, das seinen Mitarbeitern das Parken in Anwohnerzonen erlaubt. Es gibt unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten, die entsprechend auf dem "Gutschein" - der gut sichbar hinter der Windschutzscheibe angebracht sein muß - vermerkt werden müssen. Die Genehmingung ermöglicht beispielsweise "den Malermeister, sein Fahrzeug eine Woche lang in einer Parkzone abzustellen, oder aber den Installateur, bis zu fünf Anwohnerparkzonen an einem Tag zu nutzen", erklärt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) bei der Vorstellung der Sonderregelung.
Von ihr profitiere aber nicht nur das Handwerksunternehmen, sondern auch der Kunde. "Durch verkürzte Wegzeiten sparen die Haushalte entsprechend Geld", glaubt der OB, der die Regelung als einen Beitrag zur Verkehrspolitik der Römer-Koalition versteht: "Wirtschaftsverkehr hat Vorrang vor Pendlerverkehr."
Eine weitere Plakette soll die Parkmöglichkeiten von Handwerksunternehmen erweitern, die mit ihrem Betrieb in einem Stadtteil mit Anwohnerparken angesiedelt sind. Pro Betrieb gibt es zwei Plaketten. Aber auch die sind nicht kostenlos. Für die auf zwei Jahre ausgestellte Vignette muß eine Firma 200 Mark hinblättern.
Handwerkspräsident Horst Abt ist sicher, daß die neue Regelung entsprechend genutzt wird. Eine Umfrage hatte ergeben, daß "der Andienungsverkehr in Frankfurt ein ernstes Problem ist". Allein im Stadtgebiet zählt die Kammer 4800 Handwerksunternehmen. Hinzu kommen zahlreiche aus dem Umland, die in Frankfurt tätig sind.
Der Zehnerblock wird von der Handwerkskammer Rhein-Main vertrieben. "Wir wollen der Stadt damit Kosten sparen", so Abt. Außerdem könne die Kammer wesentlich effektiver die Berechtigungsgrundlage prüfen. hu
Außerordentlich umstritten ist der Bonner Asylkompromiß unter Richtern. Zu den langjährigen Asylrechtsexperten gehört Ralf Rothkegel, Richter am Bundesverwaltungsgericht in Berlin. Von 1980 bis 1986 war er Asylrichter und von 1986 bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem für das Asylrecht zuständigen Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. Er ist Mitautor eines mehrbändigen Fachkommentars zum Asylverfahrensrecht. Sein Beitrag ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den Rothkegel Ende Januar auf den Hohenheimer Tagen zum Ausländerrecht gehalten hat.
RODGAU. Schon rund 1000 Rodgauer Wahlberechtigte haben ihre Stimme per Briefwahl für eine der vier bei der Kommunalwahl am 7. März für die Stadtverordnetenversammlung kandidierenden Parteien - SPD, CDU, Grüne und FDP - beziehungsweise deren Bewerber um Sitz und Stimme abgegeben. Das entspricht in etwa der Größenordnung von 1989, wie Kommunnalwahlleiter Ralph Kieffer mitteilte. Ausgezählt werden die Stimmzettel freilich erst am Abend des Wahltages.
Die Briefwahl ist sozusagen noch bis zur letzten Minute möglich, wenn beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen am Sonntag, 7. März, der persönliche Gang zur Wahlurne nicht möglich sein sollte. Dann können die Briefwahlunterlagen noch im Briefwahlbüro - Telefon 69 32 62 - beantragt und abgeholt werden, und zwar nach Vorlage einer Vollmacht und der Wahlbenachrichtigung. Ebenfalls der Briefwahl wegen ist das Wahlbüro im Rathaus am Freitag vor dem Wahlsonntag, also am 5. März, bis 18 Uhr besetzt, außerdem am Samstag, 6. März, zwischen 10 und 12 Uhr. Haben die Briefwähler ihre Entscheidung getroffen, ihre Kreuze für die Wahl der Stadtverordnetenversammlung, der Ortsbeiräte, des Kreistages und des Umlandverbandes (UVF) gemacht, bleibt ihnen eine weitere Qual der Wahl: Bis Sonntag morgen können sie den Briefumschlag mit den Stimmzetteln entweder der Post in einem ihrer mit einem roten Punkt markierten Briefkästen anvertrauen, oder die Briefe direkt im Wahlbüro des Rathauses oder in einem beliebigen Wahllokal abgeben. Auch im Rathaus-Briefkasten können die Wahlbriefe eingeworfen werden.
Wie die Briefwähler müssen auch die meisten übrigen Rodgauer Wahlbürger ihre Entscheidung auf dem Stimmzettel treffen. Lediglich in den vier größten Stimmbezirken werden Wahlmaschinen eingesetzt.
Während für die Stadtverordneten-, Ortsbeirats- und Umlandverbandswahlen Stimmzettel im Format DIN A 5 genutzt werden, erfolgt die Wahl zum Kreistag auf einem großen DIN-A 4-Blatt. Für den Kreistag kandidieren sieben Parteien und Gruppierungen, für den UVF sechs, für die Stadtverordnetenversammlung vier und für die fünf Ortsbeiräte nur noch drei Parteien. Die Rodgauer FDP kandidiert nicht für die Ortsbeiräte.
Erste Ergebnisse aus den Stimmbezirken werden gegen 19 Uhr erwartet. Interessierte Bürger erfahren die aktuellen Zahlen im Jügesheimer Rathaus, wo sie auf einer Tafel registriert und dann per Datenverarbeitung weiter ausgewertet werden. ttt
Mittwoch, 24. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Confederacy of Fools - "Heartland".
Mouson Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Studiobühne: 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 10: 20 Uhr, Pi - eine Höhlenexkursion.
Kinder- & Jugendtheater, 57 05 96: 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Kultur im Krankenhaus, Maingau-Krankenhaus, Scheffelstr. 2-16: 15 Uhr, Toni Brandner - Klamauk-Travestie, Bauchredner, Parodie.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, The Blues Cruisers.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, CoPapa's Finest Boogie Band.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Dieter Stephan Solo.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Vorträge / Diskussionen Paul-Ehrlich-Institut, Langen: 11 Uhr, Vortrag "Detection of Llmd Protein in Mouse Testis", Hörsaal, Paul-Ehrlich-Institut.
Romanfabrik, Uhlandstr. 50: 20 Uhr, Diskussion - Welche Kultur braucht Frankfurt?
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Angst vor der Freiheit? Frauenorientierte Therapie und Gruppen".
Ökumenisches Zentrum Christuskirche, Beethovenplatz: 19 Uhr, Entwicklungspolitischer Aschermittwoch, "Was heißt: Fluchtursachen bekämpfen?" Museen / Führungen Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag "Aspekte des Kulturplakates".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Korrespondenzen - Werkdialoge"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925"; 20.15 Uhr, Vortrag über Sergej Eisenstein, mit Filmvorführungen.
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zu "Asiatische Kunst - Baukeramik und Grabkeramik Chinas".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag "Arnold Ruge und die demokratische Bewegung im Vormärz"; 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung: Zedaka - Almosen oder Soziale Gerechtigkeit?"; 19.30 Uhr, Vortrag "Im Heckhaus die Lahmen, Blinden und Hungerleider . . . - Die sozialen Institutionen der Frankfurter Judengasse".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Tiere des Erdaltertums"; Treffpunkt 1. Lichthof, Dinosauriersaal.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Literatur / Lesungen
Literatur Forum im Jüdischen Gemeindezentrum, Savignystr. 66: 20 Uhr, Bruno Ganz - Prosa von Heinrich von Kleist.
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: 18.30 Uhr, Lesung im Rahmen der Plakatausstellung, "Analphabeten, Philosophen, arme Schlucker, Mörder, Revolutionäre?" Kino / Filme
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 20 im Anzeigenteil.
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/R. 3.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: 16 Uhr, Stammtisch in der Oberschweinstiege.
Frankfurter Stadtwald Verein 03: Senioren- wanderung "Durch die Oberräder Gemüsefelder"; Treffpunkt Straba-Haltestelle "Wiener Straße", Linie 15 und 16, 14 Uhr.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 12 Uhr, Heringsessen zum Aschermittwoch.
Evangelische Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 10 bis 12 Uhr, Offene Stillgruppe; 19.30 Uhr, Rentenfragen - wichtige Fragen für Frauen, Information und Diskussion.
Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur: 17 Uhr, Info-Treff, Alte Backstube, Dominikanergasse 6.
Au-pair-Treff, Treff 38, Stalburgstr. 38, 14 Uhr.
Hausfrauen-Verband: 13.30 Uhr, Besuch des Geldmuseums in der Bundesbank; Treffpunkt Haupteingang Wilhelm-Epstein-Str. 14; 15 Uhr, Literaturkreis. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle/Schelmenburg.Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Donnerstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstr. 64,Tel. 36 43 32; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Str. 1, Tel. 34 44 64; Fontane- Apotheke, Niederrad, Gerauer Str. 100, Tel. 6 66 24 42; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Str. 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 553, Tel. 52 52 28; Malteser Apotheke, Berger Str. 176, Tel. 49 00 60; Spessart- Apotheke, Fechenheim, Pfortenstr. 26, Tel. 41 56 57. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der Kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 82 77 - 3 66
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
EPPSTEIN. Die "Wende" kam in Eppstein bereits vor 25 Jahren: 1968 wählten die Burgstädter - damals noch selbständig - völlig überraschend mit den Stimmen der Freien Wählergemeinschaft einen 30 Jahre jungen Mann von der bis dahin oppositionellen CDU zum Bürgermeister: Richard Hofmann aus Schwalbach. Der wird im April sein 25jähriges Dienstjubiläum feiern. Eppstein wurde für die Christdemokraten zur sichern Bank, 1977 und 1983 sogar mit absoluter Mehrheit. Doch 1989 schrumpfte der Stimmenanteil auf 38 Prozent. Hofmann mußte seine Mehrheiten bei FWG und FDP suchen. Und so möchte diesmal keine Partei sagen, wie das Rennen ausgehen wird: Es könnte Überraschungen geben.
MAINTAL. Ein 23jähriger Mann hat in Maintal (Main-Kinzig-Kreis) beim Zurücksetzen seines Wagens seinen zwölf Monate alten Sohn übersehen und getötet.
Wie die Hanauer Polizei am Dienstag mitteilte, hatte der 23jährige am Montag nachmittag auf dem Gelände einer Autowaschanlage den Innenraum seines Wagens reinigen wollen. Sein Sohn habe den Wagen bereits verlassen, als der 23jährige das Auto ein wenig zurücksetzte, um besser an das Sauggerät zu gelangen. Dabei habe er nicht bemerkt, daß sich das Kind mittlerweile bereits hinter dem Wagen befand. lhe
KT wartet . . .
Monika Berkenfeld von der Abteilung Kindertagesstätten im Stadtschulamt bestätigt auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau die Aussagen der Eltern. Es stimme, daß ihr Amt die neuen Spielgeräte genehmigt habe. Eine Haushaltssperre im Jahr 1991 habe jedoch allen Planungen ein Strich durch die Rechnung gemacht. Auch für die nahe Zukunft sieht Berkenfeld bei der momentanen finanziellen Situation der Stadt nur wenig Aussicht, die Spieloase in absehbarer Zeit auf dem KT-Gelände zu installieren.
Auch Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, gibt der allgemein schlechten finanziellen Lage der Stadt die Schuld: "Die Finanzmittel reichen für Maßnahmen und Wünsche der Kindertagesstätten nicht aus." Mit dem knappen Budget muß in erster Linie der Unterhalt der Gebäude und das Personal bezahlt werden; noch wichtiger sei die Beseitigung von Unfallgefahren. Für alles andere bleibe deshalb nur wenig Geld übrig. Deshalb solle besonders die Eigeninitiative im Bereich von Schulen und Kindertagesstätten unterstützt werden. Im Fall der KT 48 macht der Leiter des Garten- und Friedhofsamt dem Elternbeirat allerdings wenig Hoffnung. Allein der Einbau von Fallschutzplatten koste 10 000 Merk. Ganz zu schweigen von den Aufwendungen für das Spielgerät und dessen Montage: Alles in allem beziffert Amtsleiter Heil ein solches Projekt auf etwa 30 000 Mark - zuviel in den Augen der zuständigen Behörden.
Heil rechtfertigt auch das Verhalten der Ämter, gegenüber den Eltern keine Stellungnahme abgegeben zu haben. Diese hatten sich beklagt, über die Einstellung der Planungen von den Behörden nicht unterrichtet worden zu sein. "Da es tausend verschiedene Angelegenheiten gibt, ist eine Rückmeldung eigentlich ungewöhnlich", sagt der Amtsleiter.
So bleiben den Betroffenen der Kindertagesstätte 48 nur die Hoffnung auf bessere Zeiten und die veralteten Spielgeräte im Hof - aller Voraussicht nach werden diese auch noch ihren 50. Geburtstag erleben. ole
Der Oberstaatsanwalt kam am zweiten Hafttag persönlich in die Zelle. Er teilte dem in der Mainzer Jusitzvollzugsanstalt (JVA) einsitzendenden Studenten Hermann Theisen mit, daß er nun wieder gehen könne. Die Erzwingungshaft, mit der die Mainzer Justiz von dem Angehörigen der Friedensbewegung eine Geldstrafe von 250 Mark plus 232 Mark Gerichtskosten eintreiben wollte, war damit im Oktober vergangenen Jahres zunächst beendet. Theisen mußte vorerst nicht zahlen und wurde noch lange nach dem offiziellen Dienstschluß in der JVA-Kleiderkammer zuvorkommend abgefertigt und nach Hause geschickt.
Der Student war verurteilt worden, weil er 1987 zur Blockade der Cruise- Missile-Basis Hasselbach im Hunsrück aufgerufen hatte, bei der die NATO-Atomwaffenstellung Pytna rund um die Uhr von Demonstranten belagert werden sollte. Allerdings war der Aufruf nicht besonders erfolgreich, so daß das Mainzer Landgericht 1989 in der Berufungsinstanz das strengere Urteil des Amtsgerichtes Simmern in "gemeinschaftliche erfolglose Aufforderung zu Straftaten" abänderte. 25 Tagessätze zu 10 Mark hielten die Richter jetzt für angemessen. Seitdem versucht die Justiz das Geld einzutreiben. Theisen weigerte sich zu zahlen, legte nicht den geforderten Offenbarungseid ab und zu pfänden war bei ihm auch nichts. Zum Antritt einer regulären Haftstrafe von 25 Tagen wurde Theisen jedoch nicht aufgefordert. Stattdessen wurde ihm angeboten, die Strafe 150 Stunden lang durch gemeinnützige Arbeit "abzuleisten". Der Tagessatz (10 Mark bei Theisen), so schrieb die Justiz, sei dabei "im Regelfall durch sechs Stunden Arbeit getilgt." Noch vor einem Jahr teilte die Mainzer Staatsanwalt dem Friedensdemonstranten schriftlich mit, daß "auf die gegen Sie verhängte Geldstrafe nicht verzichtet wird."
Ein Jahr später sieht das anders aus. In einer "Gnadenentscheidung von amtswegen" wurde Theisens Geldstrafe nebst Gerichtskosten vom Mainzer Justizministerium kassiert. Der Friedensdemonstrant muß auf Betreiben der Staatsanwaltschaft nicht zahlen. "Wer hätte das vor ein paar Jahren für möglich gehalten," kommentierte Theisen den freiwilligen Gnadenerweis höchster Stellen.
MICHAEL GRABENSTRÖER (Mainz)
GELNHAUSEN. Endlich können Pädagogen sich ganz dem Hang fürs Komödiantische hingeben. Lehrerinnen und Lehrer, der Direktor vornedran, haben sich am Grimmelshausen-Gymnasium zur Theatertruppe formiert, um endlich einmal Heiteres in Szene zu setzen. Die Pauker geben Molieres "Schule der Frauen", und zwar auf hessisch. Keine Frage, daß die Teilhabe am Amüsement kostenlos ist. Wer möchte, kann gleich dreimal die "Schule der Frauen" besuchen: Premiere ist am Sonntag, 28. Februar, in der Stadthalle. Weitere Aufführungen stehen dort für 14. und 16. März auf dem Spielplan. Der Vorhang hebt sich jeweils um 20 Uhr.
Zumindest für die Schulgemeinde dürfte es eine besondere Attraktion darstellen, daß in dem Stück Schulchef Heiner Kauck seine Premiere als Laiendarsteller feiert. Zusammen mit Marion Göttling- Fuchs mimt er das dumme Dienerpaar des Herrn von Strunk alias Arnold (Wolfgang Schmidt). Das tumbe Duo soll eine naive junge Frau (Olgitta Becke-Simon) bewachen, die der von Strunk im Kloster erziehen ließ, um sie nun zu ehelichen. Aber da ist auch noch ein junger Mann (Jürgen Eichmann), dessen Vater (Roland Krischke), ein Freund des von Strunk (Ingo Evers) und ein Besucher aus Amerika (Günther Schweitzer). Sie sorgen für einen bunten Reigen von Verwicklungen.
Das Bühnenbild hat Karim Sabano gestaltet. Für die Ausstattung sorgt Renate Schlipköther. Joachim Becke führt Regie. Besondere Würze verspricht Wolfgang Deichsels Übersetzung aus dem Französischen ins Hessische. lex
MÜHLHEIM. Tagesmüttern möchte die Stadt zu einem besseren Versicherungsschutz verhelfen - deshalb beteiligt sie sich mit jährlich 50 Mark an den Kosten einer Privat- und Berufshaftpflichtversicherung. Wie die Frauenbeauftragte Doris Globig weiter mitteilt, plant die Stadt außerdem regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen für Frauen, die als Tagesmütter Kinder betreuen. Der erste Erfahrungsaustausch ist für Samstag, 27. Februar, um 15 Uhr im Rathäuschen an der Friedensstraße vorgesehen. Geleitet werden diese Veranstaltungen von der Diplom-Pädagogin Petra Helbig.
Die Vermittlung der Tagesmütter haben die Frauenbeauftragte und die Arbeiterwohlfahrt übernommen. Wer noch nicht in der Kartei geführt wird und an städtischen Angeboten interessiert ist, kann sich über 06108 / 601105 anmelden. hf
FRIEDRICHSDORF. Der Berufsverkehr wird sich am Freitag nachmittag in der Köpperner Ortsdurchfahrt noch mehr stauen als an anderen Tagen: Die "Bürgerinitiative für umwelt- und menschenfreundlichen Straßenverkehr" hat für 17 Uhr eine Demonstration durch Köppern angekündigt. Sie führt am 26. Februar vom Bahnhof zum Brunnen hinter dem alten Rathaus - wobei die Demonstranten die Köpperner Straße dreimal queren und so die Autos stoppen werden.
Die Bürgerinitiative will mit dem Protestzug ihre Forderung nach einem schnellen Bau der Umgehungsstraße mit gleichzeitiger Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrt untermauern. Diese Forderung haben in den Wochen vor dem Jahreswechsel 2200 Frauen und Männer mit ihrer Unterschrift unterstützt.
Die Unterschriften sollen nun bei der Demonstration Bürgermeister Gerd Schmidt (parteilos) und Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) überreicht werden - wenn sie und die ebenfalls extra eingeladenen Stadtverordneten und Landtagsabgeordneten aus dem Kreis nach Köppern kommen. Die Demo-Initiatoren indes hegen darob keine Zweifel: "Wir denken, daß die von uns gewählten Vertreter erscheinen, um die Unterschriften entgegenzunehmen."
Den versammelten Politikern, so die BI, soll "mit dem nötigen Druck" klargemacht werden, daß es "zwingend notwendig" sei, die Verkehrsbelastung zu vermindern. Die Bürgerinitiative bittet daher die Demonstranten, Hupen, Pfeifen, Gasmasken, Transparente und Schilder mitzubringen. stk
Förderkreis Orgel und Orgelmusik Bergen-Enkheim: Jahresversammlung am Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, im katholischen Gemeindezentrum, Barbarossastraße 59. od/08
Den Krankenhäusern, seit der Gesundheitsreform ohnehin in Krisenstimmung, droht neues Ungemach. Diesmal nicht aus dem Bonner Gesundheitsministerium, sondern von der Brüsseler EG-Bürokratie. Die will mit einer Richtlinie über gefährliche Abfälle, die im Dezember diesen Jahres in Kraft treten soll, die Entsorgung von Abfällen aus Krankenhäusern und ärztlichen Praxen neu regeln. Demnach soll künftig der gesamte anfallende Müll als Sondermüll deklariert und unter entsprechenden Auflagen vernichtet werden.
Sollte sich die neue Regelung durchsetzen, so warnen Klinikvertreter und Ärzteorganisationen, könnten sich die Entsorgungskosten verzehnfachen. Eine Einschätzung, die von Frankfurter Kliniken geteilt wird.
"Hygienisch unbegründet, ökologisch bedenklich und ökonomisch nicht zu verkraften": so kommentiert der Verein der Demokratischen Ärztinnen und Ärzte die Absicht Brüssels, die bislang gültige Praxis der Müllentsorgung außer Kraft zu setzen. Derzeit gelten für den in Kliniken und Praxen anfallenden Müll je nach dem Grad der von ihm ausgehenden Infektionsgefahr unterschiedliche Vorgaben. So können etwa Zeitungen oder Getränkedosen von Patienten als Hausmüll entsorgt werden. Auch Tupfer, Spritzen, Verbandmaterial und Abdecktücher gelten als hausmüllähnlicher Abfall und können wie dieser über die kommunalen Einrichtungen beseitigt werden. Eine Handhabung, die nach Ansicht des Frankfurter Mediziners Rolf Teßmann sinnvoll ist, da von solchen Abfällen oft ein geringeres Infektionsrisiko ausginge als zuweilen von regulärem Hausmüll. Allein der Abfall, der mit Erregern meldepflichtiger Krankheiten behaftet ist, muß derzeit, in Einwegfässern verpackt, als Gefahrgut zu Sondermüllverbrennungsanlagen gefahren werden. Der Anteil dieses infektiösen Mülls am Gesamtabfallaufkommen war bislang gering. Deutschlandweit, schätzt Teßmann, der im hessischen Arbeitskreis Krankenhausentsorgung engagiert ist, dürfte der Anteil bei rund zwei Prozent liegen.
An der BG Unfallklinik, an welcher der Mediziner tätig ist, ist der Anteil noch geringer. Von 200 Tonnen an Gesamtmüll mußten 97 Kilogramm als Sondermüll deklariert werden. Die gesamte Entsorgung kostete die Klinik im vergangenen Jahr 60 000 Mark. Sollte künftig der Abfall ausnahmslos als Sondermüll den Weg in die Verbrennungsanlagen nehmen, rechnet Teßmann für die Unfallklinik mit einer Belastung von 600 000 Mark.
Auch für das Uni-Klinikum würden sich die Kosten nach Einschätzung von Wolfgang Dietrich, dem Leiter der technischen Verwaltung, "drastisch erhöhen". Mit 1,5 Millionen Mark schlug die Abfallbeseitigung im vergangenen Jahr zu Buche; 270 000 Mark davon entfielen auf die Entsorgung des Sondermülls, der in der Verbrennungsanlage der Marburger Behring-Werke verbrannt wird.
Auch für die Umwelt hätte die neue Regelung nach Ansicht Teßmanns "katastrophale Folgen". So müßte nach Einschätzung des Mediziners die Zahl der Sondermüllverbrennungsanlagen verdreifacht werden. sar
HÖCHST. Die Nasen der "Höchster Garde '74" waren so rot wie ihre Uniformen. Bei den Kindern hatte die Kälte die Gesichtserker gefärbt, bei den Älteren waren es auch die durchgefeierten, feucht-fröhlichen Nächte, die den leuchtenden Teint der 40 Garde-Mitglieder ausmachte.
"Mitten in der Nacht", um 10 Uhr morgens, ging es nach der Nacht im Höchster Vereinsheim mit dem Schunkeln gleich weiter - auf der Königsteiner Straße. In der Fußgängerzone, an der Ecke Königsteiner/Melchiorstraße ging's rund während der Straßenfastnacht. Hoch oben auf dem Lastwagen spielte eine Live- Band neue und alte Faschings-Hits, und unten wurde geschunkelt und gelacht. Vom Roten Kreuz gab's Würstchen und Bier.
Bis Jochem Safran von den "Echte Heechster Narrn" auftauchte. Der hatte gleich einen Lautsprecherwagen mitgebracht und lud die Narren zur "höchst unpolitischen Aktion" an die Leuna- Brücke. Denn "die Obrigkeit" müsse schnellstmöglich "kapiern, daß die Brick fertig wern muß". Deswegen lud er alle Fans der fünften Jahreszeit zur Brückenweihe an das Betonbauwerk ohne Anschluß ein.
Laut und blechern tönte der Refrain "wer soll das bezahlen" aus dem Lautsprecher auf dem Auto. Die Narren riefen zur Polonaise an den Main, und viele Passanten schlossen sich an. Der Gaudiwurm wühlte sich im Gleichschritt durch die volle Königsteiner Straße über den Dainberg runter an den Fluß. Dort ging's weiter direkt zu den Pfeilern, die die verwaiste Leuna-Brücke tragen.
"Wenn wir eine große Aktion daraus gemacht hätten, dann würden uns die Leut' ein böses Maul anhängen, entschuldigte Joachim Safran die für die Narren frühe Uhrzeit. Aber großes Aufheben um "ihre Aktion" machen, das wollten die Narren nicht.
Nach einer Büttenrede über die Brücke, bei der "Öko-Freaks" Volkes Zorn spüren sollten, (siehe Kasten "Die Brick") ging Ober-Jecke Safran zur Taufe über. Er zog ein Fläschchen Mainwasser aus der Tasche, mit der die Leuna- Brücke getauft wurde. "Fünfmal gefiltert un chemisch gereinigt, dodruff habb ich mich mit de Umweltschützer geeinigt, so schütt ich des Wasser vom Maa, wie en Hund der Brick ans Baa.". Einen Brükkenheiligen bekam die Überführung auch noch verpaßt: St. Bürokratius, eine Rittergestalt aus Pappmasché, Überbleibsel des Höchster Schloßfestes. Was die Fassenachter über die Zukunft der Leuna- Brücke wußten, verhüllte Jochem Safran in Versform: "Es is des einzische, was mer waaß, du führst direkt zur Leunastraß." gre
BAD NAUHEIM. In die Toscana, die Bretagne, an den Atlantik und die Costa Brava führen vier verschiedene Campingreisen im Sommer für Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr, die die Stadt Bad Nauheim zusammen mit dem Bielefelder Reiseunternehmen "RUF" anbietet. Die Reisen sollen den Jugendlichen nicht nur Freizeit, Erholung und Sport bieten, sondern auch die Möglichkeit, Gleichaltrige und deren Kulturen kennenzulernen. Deshalb bezuschußt die Stadt auch die Kosten von mitreisenden Bad Nauheimern, wie der zuständige Dezernent Peter Keller mitteilte. Die erste Reise führt zunächst vom 26. Juli bis 11. August in das Jugendcamp Mauny bei Dinard in der Bretagne. Dinard gilt als Königin der Seebäder mit südenglischem Flair. Der Vier-Sterne-Campingplatz befindet sich auf einem Wiesengelände mit Bäumen. Von dort ist der Strand in rund 20 Minuten per pedes zu erreichen. Zur Anlage gehören ein Swimmingpool und ein Kiosk. Dinard bietet wechselhaftes Wetter, eine interessante Landschaft mit vielen Ausflugsmöglichkeiten und einen kostenlosen Fahrrad- und Surfbretterverleih. Vom 29. Juli bis 14. August geht es nach Seignose am Atlantik, das eine typische Atlantikküste mit langem, breitem und weißem Sandstrand bietet, tolle Wellen und einen kostenlosen Fahrradverleih. Der Zeltplatz liegt in einem 16 Hektar großen Pinienwald, ist 800 Meter vom Strand und 1,5 Kilometer von dem nächsten Ort entfernt. Jugendliche aus Bad Nauheim zahlen 795 Mark.
Der Playa de Aro an der Costa Brava in Spanien wird ebenfalls vom 29. Juli bis 14. August angefahren (Preis für Bad Nauheimer: 828 Mark). Der direkt am Strand gelegene Zeltplatz verfügt über eine sehr gute Infrastruktur, neue Sanitäranlagen, zwei Swimmingpools, Unterhaltungsprogramme und Discoabende. Ausflüge in das 130 Kilometer entfernte Barcelona sind ebenso möglich wie in die Water-World unweit von Lloret, in das Castell Mechiavall, nach Girona und Figueras mit Dali-Museum. In Italien wird Riortorto-Pappasole vom 29. Juli bis 14. August angefahren. Die kleine, italienische Stadt mit vielen Geschäften und Supermärkten bietet auch Sport- und Ausflugsmöglichkeiten. Bei Nachfrage sind auch Ausflüge nach Florenz, Pisa, Rom und Siena möglich. Für Kinder zwischen elf und 13 Jahren bietet die Stadt im Juli zudem eine attraktive Freizeit auf Hubertus an. Die Ferienspiele für Kinder von sechs bis zehn Jahren sind vom 26. Juli bis 5. August. Voranmeldungen für alle Angebote - außer dem der Ferienspiele - nimmt die Stadt Bad Nauheim, in der Friedrichstraße 3 entgegen. Telefonauskünfte unter Tel. 0 60 32 / 343 - 295. str
Die EG ist, insbesondere seit Abschluß des Maastrichter Unionsvertrages, als bürokratischer und undemokratischer Moloch ins Gerede gekommen. Der fortschreitende europäische Integrationsprozeß stößt vielfach auf Skepsis. Schon länger wird hierzulande außerdem häufig beklagt, die Deutschen seien in dem Zwölferbund nur die Zahlmeister. Daß die Gemeinschaft der Wirtschaft und den Bürgern sehr oft auch ganz konkrete Vorteile bringt, und zwar keineswegs nur in den ärmsten Mitgliedsländern, gerät in der aktuellen Diskussion bisweilen in Vergessenheit.
Beispiele dafür sind die diversen Förderprogramme, die entweder direkt Arbeitnehmern oder Unternehmen und damit indirekt auch deren Beschäftigten zugute kommen. Die Wirtschaftsförderung Hessen Investitionsbank weist in der Februar-Ausgabe ihres Informationsdienstes EG-Aktuell auf einige dieser Hilfen hin. Ein relativ neues Programm ist "Conver". Es richtet sich an Regionen, die durch die Umstellung militärischer auf zivile Produktion und den Abbau von Militäranlagen mit schwerwiegenden Strukturproblemen konfrontiert sind. Das Europäische Parlament hat dafür Haushaltsmittel von umgerechnet rund 230 Millionen Mark für 1993 bereitgestellt. Für die Förderung kommen zum Beispiel in Hessen die Landkreise Fulda (ohne Stadt), Vogelsberg, Werra-Meißner (ohne Stadt Eschwege) und Hersfeld-Rotenburg (ohne Bad Hersfeld) in Frage. Geplant sind unter anderem die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, Schaffung neuer Arbeitsplätze oder auch Schulungen für das Personal betroffener Betriebe. Zuständig für das Einreichen von Anträgen ist in Hessen das Wirtschaftsministerium in Wiesbaden (Abteilung I a 1).
Weitere EG-Hilfen, die in dem Infodienst angesprochen werden, sind etwa "Retex" (Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in ländlichen Gebieten, in denen die Textil- und Bekleidungsbranche besonders vertreten ist) oder Strukturmittel zur Förderung des ländlichen Raumes (unter anderem Landwirtschaft, Dorferneuerung, Verbesserung der touristischen Infrastruktur).
Sofern Arbeitnehmer (wie zum Beispiel durch Schulungen) gefördert werden können, spricht übrigens nichts dagegen, daß auch Betriebsräte die Initiative für einen Antrag ergreifen, falls der Unternehmer nicht von allein auf die Idee kommt.
Nähere Informationen sind bei der Wirtschaftsförderung Hessen, EG-Beratungsstelle, Abraham-Lincoln- Straße 38-42 in 6200 Wiesbaden (Tel. 0611/774-0 oder Durchwahl -219) erhältlich. ski
WETTERAUKREIS. Im Sommer soll das Gutachten für ein ÖPNV-Konzept im westlichen Teil des Wetteraukreises vorgelegt werden, kündigt Landrat Rolf Gnadl (SPD) in einer Pressemitteilung an. Damit sind dann die Planungen für den gesamten Kreis abgeschlossen.
Für den Ostkreis liegt das Konzept längst vor. Die Umsetzung wurde bereits für 1990 angekündigt, seither aber immer wieder verschoben.
Das Nahverkehrskonzept soll im gesamten Wetteraukreis bessere Linienführungen, einheitliche Tarife und detaillierte Fahrpläne für Busse und Bahnen bringen. Wann die Pläne verwirklicht werden, ist nach wie vor ungewiß. Gnadl: "Bei einem voraussichtlichen Defizit von insgesamt vier Millionen Mark für den ÖPNV im Wetteraukreis ist die Umsetzung für den laufenden Betrieb, wie jetzt von den Grünen gefordert, eine abenteuerliche Forderung. Bevor nicht restlos geklärt ist, wie diese Defizite gedeckt werden sollen, kann dieses Konzept nicht umgesetzt werden." Der Landrat setzt sich dafür ein, den Zuschußbedarf für Bahn und Bus durch Steuerersparnisse der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG) zu decken. Er stellt sich einen Verkehrsbetrieb bei der OVAG vor. "Mit einem solchen Modell", meint Gnadl, "könnten erhebliche Summen an Körperschaftssteuer eingespart werden." ieb
cri FRANKFURT A. M. Zur Rettung der deutschen Textilindustrie müssen Bonn und die Landesregierungen endlich aktiv werden. Ein Umdenken sei aber auch in der Branche selbst vonnöten, die stärker zusammenrücken müsse. Dies fordert der Vorsitzende der Gewerkschaft Textil, Bekleidung, Willi Arens, in einem FR-Gespräch. Andernfalls sei der weitere Niedergang des Zweiges mit dem Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen programmiert. Die Beschäftigung in der Textilindustrie wird nach Einschätzung von Arens zwar bedingt durch den technologischen Fortschritt auch künftig weiter zurückgehen, ein "Kahlschlag" wie etwa 1992 könne aber durch rechtzeitiges Gegensteuern vermieden werden.
Im vergangenen Jahr wurden in den westdeutschen Firmen nach ersten Schätzungen erneut 18 000 Stellen gestrichen. Seit Anfang der siebziger Dekade hat sich der Personalbestand damit von fast einer halben Million auf weniger als 200 000 Männer und Frauen verringert. Die Produktion in der abgelaufenen Periode schrumpfte nach Angaben des Arbeitgeberverbands Gesamttextil zuletzt um reichlich sechs Prozent allein im Westen, in den neuen Ländern sogar um ein Viertel. Die kommenden Monaten versprächen keine grundlegende Besserung, zumal der Auftragseingang in den alten Ländern im vergangenen Jahr um 6,4 Prozent abnahm und im Osten um etwa ein Viertel eingeknickt sein dürfte. Traditionsfirmen wie Nino mußten Vergleich beantragen, Pfersee-Kolbermoor oder die Textilgruppe Hof schreiben tiefrote Zahlen.
Als Ausweg aus der Krise muß nach Ansicht von Arens zweigleisig gefahren werden. Drei Viertel der Branche seien auf die Länder Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern konzentriert. Deshalb schlägt er die Einrichtung regionaler "Textilzentren" vor, "um dort Synergieeffekte der Firmen zu bündeln". Eine stärkere Zusammenarbeit sei bislang aber an den Egoismen der einzelnen Unternehmen gescheitert. Die strukturellen Schwierigkeiten der Branche seien seit Jahren bekannt. "Aber jeder hat gedacht, er sei besser als der andere" und ihn würden die Schwierigkeiten nicht treffen. "Und das", so Arens, "war der Haupttrugschluß." Mit der vorgeschlagenen Zusammenarbeit würden zwar auch Stellen verlorengehen, räumt er ein. "Damit wird die Textilindustrie aber stabiler", was somit langfristig Beschäftigung sichere. Die Landesregierungen sollten zum einen politisch darauf hinwirken, daß derartige Wege beschritten werden, den möglichen Aufbau von Textilzentren aber auch durch umfassende Strukturhilfen finanziell unterstützen.
Die Bundesregierung müsse auf internationaler Ebene außerdem darauf hinwirken, daß die handelspolitischen Rahmenbedingungen verändert werden. Der Markt für Textilien und Bekleidungen ist nach Ansicht von Arens weitestgehend gesättigt, enorme Zuwächse seien nicht drin. Wenn dann die Importe vor allem aus Asien enorm stiegen, "führt dies zwangsläufig zu Problemen auf dem heimischen Markt". Allein zwischen 1989 und 1991 ist der Importüberschuß von knapp zwölf auf 24,5 Milliarden Mark geklettert. Besonders kräftig ist der Schub aus China. Im genannten Zeitraum hat das Reich der Mitte seinen textilen Export nach Deutschland auf 4,5 Milliarden Mark mehr als verdoppelt. Die Lieferungen dorthin umfaßten 1991 gerademal 68 Millionen Mark. Die eingeführten Waren aus China und anderen asiatischen Staaten werden nach Darstellung von Arens aber oft nicht "nach den gängigen Marktregeln" hergestellt, sondern häufig in Arbeitslagern gefertigt und könnten deshalb auch günstig angeboten werden. "Menschenverachtende Produktionsbedingungen dürfen aber kein Wettbewerbsvorteil sein", sagt Arens. Die Gewerkschaft fordert daher die Bundesregierung auf, in Brüssel und auf internationaler Ebene Druck zu machen, daß derartige Praktiken durch handelspolitische Sanktionen geahndet werden. Im Fall Südafrika sei dies schließlich auch geschehen. Außerdem sollte Bonn darauf dringen, daß das Welttextilabkommen überholt und um eine Sozialklausel ergänzt wird. In ihr sollen Mindeststandards für materielle Arbeitsbedingungen und Mitbestimmungsrechte verankert und deren Einhaltung regelmäßig überprüft werden. "Wenn man bei Textil keine einigermaßen vernünftigen Handelsbeziehungen weltweit hinbekommt", so Arens, dann sei die Entwicklung hierzulande nicht steuerbar.
Unterbringung der 88 Kinder sorgt für Zündstoff Elternbeirat der Kindertagesstätte kontra Stadträtin Priska Hinz / Heute Elternabend Von Helmut Pomplun MAINTAL. Schweres Geschütz hat der Elternbeirat (EB) der Kindertagesstätte Kilianstädter Straße im kleinsten Stadtteil Wachenbuchen gegen Stadträtin Priska Hinz (Grüne) aufgefahren. Wochenlang sei die Verwaltung der Dezernentin untätig geblieben, statt die mit der geplanten Sanierung der PCP-verseuchten Einrichtung anstehenden Fragen zu klären, moniert der EB und wirft Hinz "ein gestörtes Verhältnis zu Elternrechten" und "eine vordemokratische Einstellung" vor. Daß sie für heute einen Elternabend einberufen hat, wertet der EB als "unverschämten Höhepunkt" und droht mit Dienstaufsichtsbeschwerde. Die Politikerin weist die Vorwürfe zurück und kommentiert: "Elternbeiräte haben den Eindruck, daß sie dann ihre Rechte gewahrt sehen, wenn sie ihre Vorstellungen durchdrücken können." Das soll ihnen in diesem Fall offenbar nicht gelingen. Unstrittig ist derzeit nur (noch), daß der Kindergarten wegen "Belastungen" mit Penta-Chlor-Phenol und anderen Giften saniert werden muß, und zwar so rasch wie möglich. Die Sanierung soll Ende März beginnen und etwa drei Monate dauern. Doch zur Frage, wo und wie die 88 Kinder in dem Vierteljahr untergebracht und betreut werden sollen, sind die Fronten zwischen EB und Verwaltung erstarrt. Ob sie heute abend aufzulösen sind, ist fraglich.
Nach Meinung des EB sollen die Kinder in zwei Klassenräumen der Büchertalschule, einem Raum im Evangelischen Gemeindehaus und im kompletten ersten Stock des städtischen Verwaltungshauses (alte Schule) in der Raiffeisen-Straße untergebracht werden. Darüber sei mit Rektor Buckart beziehungsweise seiner Stellvertreterin Trott, mit Pfarrer Müller und Amtsleiter Begemann Einvernehmen hergestellt worden. Für die Aufteilung der Kinder auf die drei verschiedenen Standorte hätten die Erzieherinnen ein pädagogisches Konzept erarbeitet, das bereits am 14. Januar der Verwaltung vorgestellt worden sei, erinnert der EB in einem Rundschreiben an die Eltern.
Bei dem Treffen habe der EB vergeblich präzise Informationen über Modalitäten gefordert: "Mit Bestürzung mußten wir feststellen, daß keiner der Gesprächspartner auskunftsfähig war." Gemeint sind Stadträtin Hinz, Amtsleiter Begemann und der pädagogische Leiter des städtischen Elementarbereichs, Baldauf.
Die Zusage, innerhalb von drei Tagen Auskunft zu geben, sei nicht eingehalten worden. Der EB habe sich zwischenzeitlich im Bauamt informiert. Am 15. Februar schließlich habe Baldauf der Kindergartenleitung und dem EB seine Vorstellungen dargelegt, wonach die Kinder in den Horten Siemensallee und Berliner Straße (beide im Stadtteil Dörnigheim) untergebracht werden sollen.
Das aber hält der EB für "völlig unzureichend, da dort nur die Hälfte unserer Kinder untergebracht werden können". Kritisches Fazit des EB: Die Verwaltung handle nur dann, wenn der EB das nachdrücklich fordere und schon selbst aktiv geworden sei: "Das Ganze war begleitet von einer Taktik des Hinhaltens, der Nicht- beziehungsweise der gezielten Desinformation, des Verbotes für Erzieherinnen zur Kooperation mit uns, des Intrigierens mit anderen staatlichen Stellen und so weiter, offensichtlich mit dem einzigen Grund, eine Unterbringung der Kinder in Wachenbuchen um jeden Preis zu verhindern."
Stadträtin Hinz kann sich nur wundern über diese Sicht der Dinge. Sie erinnert an die erste Elternversammlung, bei der eine schrittweise Sanierung - Raum für Raum - vorgeschlagen worden sei. Die Gruppen hätten jeweils in den großen Mehrzweckraum umziehen können. Aber das sei von den Eltern wegen der Staubgefahr vehement abgelehnt worden, und sie hätten vorgeschlagen, selbst aktiv zu werden. Somit sei der nun erhobene Vorwurf des EB, daß er aktiv werden müsse, bevor sich die Verwaltung bequeme, "schon eine Verdrehung".
Die vom EB vorgeschlagene Dreiteilung (Schule, Gemeindehaus, Rathaus) sei von der Verwaltung geprüft worden mit folgenden Ergebnissen: Im Verwaltungsgebäude müßte ein Wasseranschluß gelegt und baulich einiges verändert werden, die Räume stünden maximal bis 14 Uhr, danach anderen Gruppen zur Verfügung. Zudem seien keine Außenanlagen zum Spielen vorhanden. Auch das Landesjugendamt halte diese Lösung für bedenklich, berichtete Hinz. Auf diesen Kontakt beziehe sich wohl der Vorwurf der Intrige.
In der Büchertalschule sei eine Klasse frei, aber im Pavillon mit gegenüberliegenden Klassen, was beiderseits als sehr störend empfunden würde. Die Küche liege "über den Hof", auf die Toilette sollten die Kleinkinder möglichst nur in der Pause, und draußend hätten sie zum Spielen die Fläche zwischen Schule und Landstraße angeboten bekommen - ohne Zaun. Der Raum im Evangelischen Gemeindehaus schließlich stünde laut Hinz nur morgens von 8 bis 12 Uhr zur Verfügung und in der Woche nach Ostern überhaupt nicht wegen der Kinder-Woche Wachenbuchen (KiWoWa). "Das kann doch nicht der Ernst der Eltern sein", meint die Stadträtin, "Kinder hauptsächlich weg, statt zu fragen, was die Kinder brauchen."
Die Verwaltung will die 36 "Ganztagskinder" auf die Horte Siemensallee und Berliner Straße aufteilen, weil dort hinreichend Platz ist und alles Notwendige zur Verfügung steht. Die "Vormittagskinder" sollen die Eltern selbst in Spielgruppen organisieren, wofür das Gemeindehaus ausreiche. Hinz will dabei den EB beim Wort nehmen, der entsprechende Hilfe zugesagt habe: "Das ist eine Notsituation, alles gilt nur für drei Monate."
Zum heutigen Abend meinte die Stadträtin: "Das ist durchaus abgesprochen, der Elternbeirat will zwar lieber das Treffen erst am nächsten Mittwoch, aber dann wirft er mir wieder Verzögerungstaktik vor."
HOFHEIM. "Wir wußten in England gar nicht, was für ein lebhaftes Fest der Karneval hier ist. Bei uns wird nur mit Pfannkuchen gefeiert", sagte Mike Howell, Leiter des Education Department im Partnerkreis Solihull. Mit "Helau" und "Hall die Gail" in stark englischem Akzent dankte er seinen Gastgebern im Main-Taunus-Kreis. Gestern waren die zwölf Lehrerinnen und Lehrer aus Mittelengland, die seit Samstag bei ihren deutschen Kollegen zu Gast sind, von Landrat Jochen Riebel (CDU) zum Sektempfang im Kreishaus eingeladen.
Die Lehrkräfte aus Grund- und Berufsschulen nutzten die Gelegenheit, den Partnerschaftsvertrag beider Kreise in die Praxis umzusetzen und Kontakte zu knüpfen. Vor allem wollten sie sich anschauliches Unterrichtsmaterial zwischen Main und Taunus besorgen, um den Partnerkreis zu Hause lebendig in den Unterricht einbauen zu können.
Hinter dem Kollegenaustausch steckt die Idee, künftig auch den Schülern einen Aufenthalt im Ausland möglich zu machen. Landrat Riebel will versuchen, auch Grundschüler in das Programm einzubeziehen. Bei zehnjährigen Kindern könne das tiefgehende positive Erlebnis eines Austauschs einen besonderen Beitrag zur Friedenssicherung und zum Zusammenwachsen der europäischen Gemeinschaft leisten, sagte er.
Johannes Scholz als Abgeordneter des staatlichen Schulamts bestätigte zwar, daß es im Main-Taunus-Kreis sieben Grundschulen gebe, die ab der dritten Klasse einen spielerischen Englischunterricht anböten, er hat allerdings Bedenken an Aufenthalten der jungen Schüler im Ausland.
Paul Abicht, Leiter der Robinsonschule in Hattersheim, konkretisierte die Zweifel: Die Grundschulkinder seien nicht daran gewöhnt, lange von zuhause wegzubleiben.
Vorläufig seien deshalb vor allem Schülerpartnerschaften für die siebten, neunten und elften Klassen im Gespräch, sagte Reinhard Schindehütte, Lehrer an der Main-Taunus-Schule, der zusammen mit Mike Howell das Treffen der Pauker koordinierte.
Das endete mit närrischem Nachhilfeunterricht: Walter Faust vom 1. Frankfurter Gardekorps erläuterte den Gästen einige Fastnachtsbräuche und überreichte Mike Howell und Landrat Riebel einen Narrenorden. ege
Das Frankfurter Mainufer vor zwei Weltkriegen - St. Leonhard umgeben von Hafengebäuden, Kräne zum Beladen kleiner Frachtschiffe, dahinter der Dom im silbrig blassen Dunst, am Eisernen Steg dümpeln Segelboote und auf dem Main zieht ein Fischer seine Netze ein. 1908 mit liebevoller Detailtreue gemalt ist Friedrich Ernst Morgensterns "Ansicht von Frankfurt" ein künstlerischer Spätling, geradezu ein Nachzügler. Zu einer Zeit entstanden, als etwa Picasso und Braque zum Kubismus fanden, die Fauves die Farben ihrer Bilder in bis dahin ungeahnter Weise explodieren ließen und sich Kirchner und Heckel zur expressionistischen Brücke zusammengeschlossen hatten, scheinen in Morgensterns Malerei gerade die Möglichkeiten des Impressionismus auf: verschwimmende Farbwerte, auf Fernsicht angelegte Konturen.
Von vehementem Aufbruch oder gar radikaler Neuerung ist in den gegenwärtig im Historischen Museum ausgestellten Werken der "Frankfurter Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts" beileibe nichts zu spüren. Bisweilen sind es Blätter eines langsam absterbenden Baumes alter Maltraditionen, Bilder eines stillen, beharrlichen Rückzuges in eine Welt bürgerlicher Ideale. Konsequent ausgeblendet sind auch noch am Ende des 19. Jahrhunderts alle drängenden Themen, die sich über den Menschen der Zeit zusammenzogen - Industriealisierung, soziale Umwälzungen, das sich wandelnde moderne Leben in einer wachsenden Großstadt. Was bleibt sind nostalgische Innenwelten. Doch auch wer an die Sprengkraft wahrer Kunst glaubt, wird sich dem beschaulichen Reiz dieser Werke sicher kaum entziehen können.
1983 fanden sich Liebhaber der Frankfurter Malerei des 19. Jahrhunderts zur Hasselhorst-Limpert Gesellschaft zusammen, benannt nach zwei in Frankfurt geborenen Malern, die beide an der Städelschule studiert hatten. Inzwischen haben die etwa zweihundert Mitglieder der Gesellschaft beschlossen, ihre Interessen auch auf andere Frankfurter Malerei auszuweiten. Auch an Künstler der Gegenwart ist dabei gedacht.
Eindrucksvoll das Engagement, mit dem die nun umbenannte "Gesellschaft zur Förderung Frankfurter Malerei" mit dieser Ausstellung ihren Einstand gibt: Die große Mehrheit der Exponate stammt aus sonst unzugänglichem Privatbesitz, für die Finanzierung konnten zahlreiche Frankfurter Firmen als Sponsoren gewonnen werden.
Frankfurt war im späten 19. Jahrhundert eine Stadt mit lebhaftem künstlerischen Leben, das sich besonders um das 1815 von dem Kaufmann Johann Friedrich Städel gestiftete Städelsche Kunstinstitut entfaltete. Viele der ausgestellten Künstler, darunter J. F. Dielmann, C. T. Reiffenstein und Otto Scholderer studierten an der Städelschule Malerei, andere, wie etwa Wilhelm Trübner, lehrten dort.
Reiselustig waren fast alle Frankfurter Maler. Kurze Visiten führten in das Gebiet der Schwalm. Die Landschaft und die in ihre charakteristischen Trachten gekleideten Schwälmer dienten als Staffage für artifizielle Szenen idealisierten Landlebens, so bei Jakob Beckers "Mädchen am Brunnen" (1860). Doch nicht selten kam es auch zu wahren Expeditionen: Johann Heinrich Hasselhorst reiste 1861 über Norwegen nach Island. Christian Adolf Schreyer dagegen zog es im gleichen Jahr nach Algerien, eine Erfahrung, die wie sein Gemälde "Beduinen an der Tränke" zeigt, freilich seine an der zeitgenössischen Orientmalerei und Delacroix ausgerichtete Sicht auf das fremde Land kaum zu verändern vermochte.
Italien war auch im 19. Jahrhundert noch das klassische Reiseland. Die Eindrücke dieser Fahrt prägten häufig auch nach der Rückkehr die Gestaltung der Bilder. Nicht wenige Stadtansichten lassen Frankfurt im südlichen Licht einer italienischen Stadt erstrahlen, eher an Florenz oder Rom als an eine Stadt am Main denken. Das änderte sich spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Nun gingen die wichtigsten Impulse von Frankreich aus, besonders in der Landschaftsmalerei, denn seit ungefähr 1830 zogen einige Maler aus Paris in den nahegelegenen Wald von Fontainebleau, unter ihnen Corot und Courbet. Karl Peter Burnitz, der seit 1850 in Frankreich lebte, vermittelte die Freilichtmalerei der Barbizon-Schule mit ihrer lichten, fein abgestuften Farbigkeit nach Frankfurt.
Auch zu Münchener Malern bestanden enge Beziehungen. Hans Thoma, Otto Scholderer und Louis Eysen hatten Kontakt zum Münchener Kreis um Wilhelm Leibl. Aus dieser Nähe entstanden Werke, die zu den eindruckvollsten der Ausstellung zählen: so ein Tisch mit wie beiläufig arrangierten Trauben und Birnen von Otto Scholderer oder Louis Eysens kleines Bild mit voll erblühten Rosen vor dunklem Grund.
(Historisches Museum, bis 4. April; Dienstag bis Sonntag zehn bis 17 Uhr; mittwochs bis 20 Uhr.) ANTJE TERRAHE
Jürgen Herborn weiß, wie er die Anhänger bei Laune halten kann. Deshalb bläst der Mann auch ganz kräftig ins Horn: "Nächstes Jahr greifen wir an", verspricht der "Macher" des VfB Unterliederbach den Fans. Nach dem vierten Rang der vergangenen Saison wird der VfB auch in diesem Jahr nicht über eine Plazierung in der Spitzengruppe der Fußball-Landesliga Mitte hinauskommen, damit hat sich nicht nur Herborn bereits abgefunden. Die Hauptmotivation für das Spiel bei Aufsteiger Kirchhain (Samstag, 14.30 Uhr) schöpft die Mannschaft aus der Heimniederlage, die sie im Hinspiel erlitten hat und für die man sich nun aber unbedingt revanchieren möchte. Zudem kann der VfB der Sindlinger Viktoria noch ein wenig Nachbarschaftshilfe erweisen.
Eine Plazierung unter den ersten fünf gilt als das Maß aller Dinge für die laufende Runde. Will der Klub nicht stagnieren, dann kann das Ziel für die neue Saison nur Aufstieg heißen. Zumal sich die Möglichkeiten diesbezüglich angesichts der - geplanten - Regionalliga-Einführung erheblich verbessern sollten. Das Rezept für eine entsprechende Steigerung hat Jürgen Herborn bereits parat: "Wir werden von hinten aufbauen", erklärt er, und meint damit keineswegs die hinteren Tabellenregionen. Vielmehr will Herborn einen Makel auswetzen, der schon lange auf den Unterliederbacher Kickern lastet. Die defensive Abteilung läßt den Gegner zu oft gewähren, die Quote der Gegentreffer ist mit 34 deutlich zu hoch.
Daß die Sorgen von Trainer Toni Schießer im Defensivbereich liegen, wußten die Beobachter bereits im vergangenen Jahr. Es wurden zwar Spieler für diese Aufgabe gesucht und gefunden, doch die kamen durchweg aus unteren Klassen. Die Zeiten, in denen technisch eher weniger bedarfte Spieler mal eben schnell zum Toreverhindern eingeteilt wurden und sich ausschließlich in der "Einer-Verfolgung" übten, die sind jedoch vorbei. "Ich habe den Fehler gemacht zu glauben, daß ich für die Defensive nicht unbedingt in höhere Klassen gehen muß. Das war ein Irrtum", gesteht Jürgen Herborn offen ein, daß es die, von denen sich der Verein mehr Impulse versprach, nicht geschafft haben, für die gewünschte Stabilität in der eigenen Abwehrreihe zu sorgen.
Mit vier neuen Defensivkräften soll das Thema "Abwehrschwäche" in bezug auf die neue Saison ad acta gelegt werden. Daß sich Herborn nicht in der Kreisliga umschauen wird, ist seinen Aussagen zu entnehmen. "Große Freude" bereitet ihm die Vertragsverlängerung von Toni Schießer, mit dessen Arbeit man beim VfB rundherum zufrieden ist. Auch mit dem Gros der Spieler wurde bereits verhandelt, in der Mehrzahl der Fälle gewann die Führung dabei einen positiven Eindruck. Nur Michael Hochheimer scheint nicht beim VfB bleiben zu wollen. "Ich denke, daß er geht", schätzt Herborn. Einen Ersatz für den offensiven Mittelfeldspieler benötige der VfB allerdings nicht, so Herborn: "Wir haben in der Offensive genügend Möglichkeiten." Das Hauptaugenmerk soll nun einmal auf die Sicherheit des eigenen Tores gelegt werden.
Im ersten Spiel des neuen Jahres tat sich der VfB jedoch auch im Vorwärtsgang eher schwer und kam über ein mageres 1:1 gegen Niederbrechen nicht hinaus. In der Vorbereitung hatte sich das Team noch in Schußlaune präsentiert (13:0 gegen Diedenbergen, 11:0 gegen SG Griesheim) und auch gegen stärkere Gegner überzeugt (2:1 gegen den Landesligisten KSV Klein-Karben und den Oberligisten FV Bad Vilbel). Trotz widriger Bedingungen auf dem Sportplatz an der Hans-Böckler-Straße verlief die Testphase positiv. In Kirchhain muß Toni Schießer auf Chakir Charaf verzichten, dessen Knieverletzung jedoch nicht als der befürchtete Kreuzbandriß diagnostiziert wurde. Weitere Verletzte würden den Coach angesichts des engen Kaders in arge Probleme bringen. Auch dies soll sich mittels Aufstockung der Alternativen in der neuen Saison ändern, damit der VfB Unterliederbach nicht auf dem letzten Loch, sondern zu Attacke bläst. ina
HANAU. 60 bis 80 Lastwagen mit Hilfsgütern für die Menschen in Bosnien und Herzegowina sollen Anfang April aus dem Rhein-Main-Gebiet starten. An der Vorbereitung des Konvois, der der bisher größte aus Deutschland werden soll, beteiligen sich verschiedene Organisationen, unter anderem die Malteser, Adventgemeinden, islamische Vereine sowie die Kultur- und Sportgemeinschaft Bosnien- Herzegowina aus Frankfurt. Die Koordinierung der Spenden übernimmt der Hanauer Ausländerbeirat.
Zur Unterstützung des Spendenaufrufs waren am Dienstag auch Vertreter der bosnischen Regierung zu einer Pressekonferenz der Initiative nach Hanau gekommen. In der Stadt arbeiten bereits seit Mitte vergangenen Jahres engagierte Bürger im "Hanauer Helferkreis für Flüchtlinge und Asylbewerber" zusammen. Sie kümmern sich schwerpunktmäßig um die Bosnier, die vor Hunger und Krieg bei Verwandten in Hanau Zuflucht fanden und keinerlei staatliche Unterstützung erhalten. Außerdem leben derzeit bereits rund 500 bosnische Flüchtlinge in der Hessen-Homburg-Kaserne. Die Stadt hat sich darüber hinaus bereit erklärt, 500 weitere Bosnier unterzubringen, die im Rahmen des nächsten offiziellen deutschen Kontingents dem Land Hessen zugeteilt werden.
Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin (SPD) sicherte vor diesem Hintergrund zu, auch dem Hilfskonvoi, der im April starten soll, "soweit wie möglich Hilfestellung zu leisten". Die SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Zapf aus Dreieich übernimmt die Schirmherrschaft.
Wie Heiko Wenner von der Flüchtlingshilfe Langen erklärte, stünden derzeit 30 bis 40 Lastwagen zur Verfügung. In einem Rundschreiben wurden Kommunen, Verbände, Betriebe und Landkreise aufgefordert, Patenschaften für Lastwagen zu übernehmen und diese mit Grundnahrungsmitteln, Hygieneartikeln und Getreidesaatgut zu beladen. Die Stadt Hanau will zwei Fahrzeuge zur Verfügung stellen.
Der Konvoi soll bis nach Zagreb oder Split fahren. Von dort werden die Güter in 30 Städte und Dörfer gebracht, in denen die größte Not herrscht. Der Attaché der Botschaft für Bosnien und Herzegowina in Zagreb, Clatko Hurtic, versicherte bei der Pressekonferenz, daß die Regierung die Garantie für die Verteilung der Hilfe übernehme. Die Spender haben außerdem die Möglichkeit, mit in die Kriegsgebiete zu fahren und die Ankunft der Lieferungen zu überwachen.
Gesucht werden insbesondere noch Firmen, die Lastwagen leihweise bereitstellen. Das bosnische Gesundheitsministerium hat den dringendsten Bedarf an Spenden zusammengestellt. Großer Mangel herrscht im medizinischen Bereich. Es fehlen insbesondere Medikamente, Antibiotika, Verbände, Röntgenfilme, Laborkulturen oder orthopädisches Zubehör. Weiter werden Windeln, Bettdecken, Hygieneartikel wie Zahnpasta und Seifen und mit Wasser zubereitbare Kindernahrung gebraucht. Saatgut für das Frühjahr soll bei der Selbstversorgung helfen.
Nähere Informationen erteilt das Koordinationsbüro in Hanau unter Telefon 0 61 81 / 29 55 78. Die zentrale Organisation der Transporte übernimmt der Malteserhilfsdienst in Oestrich-Winkel, Telefon 0 67 23 / 68 22. Weitere Sammelstellen werden noch bekanntgegeben. Für Geldspenden gibt es ein Konto bei der Volksbank Frankfurt, Stichwort "Hilfe für Bosnien- Herzegowina, Kontonummer 276391470, Bankleitzahl 501 900 00. res
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Tante-Emma-Laden auf vier Rädern: Einmal pro Woche kommt das Einkaufsmobil. Seite III OBERURSEL. Der Kindergarten im Eschbachweg ist gestern nach dem Ausbau neueröffnet worden. Seite IV LOKALSPORT. Den Basketballerinnen des MTV Kronberg fehlt in der Aufstiegsrunde die Motivation.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5.5.).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6.6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Caféteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze"; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bockenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Frank Diergardt, Spielertrainer des Fußball-Landesligisten SGK Bad Homburg, ist wirklich der letzte, der einem anderen etwas Schlechtes wünscht, aber ein Abstieg der derzeitigen Nummer eins im Bad Homburger Fußballgeschehen, der Spielvereinigung 05, käme ihm nicht ungelegen. "Das könnte doch eine reizvolle Situation ergeben, wenn beide Bad Homburger Klubs im nächsten Jahr in der Landesliga spielen", meint der 33jährige Goalgetter und Trainer in Personalunion, der mit seinem Team am Sonntag (14.30 Uhr, Am Wiesenborn) gegen Progres Frankfurt in das neue Fußballjahr startet.
Frank Diergardt ist einer, der über den Tellerrand hinausschaut und erkennt, daß die Kirdorfer mittel- bis langfristig durchaus die Führungsrolle in der Kurstadt übernehmen könnten. Die Basis scheint bei der SGK nicht nur vorhanden, sondern auch durchaus noch ausbaufähig zu sein. "Wir sind auf einem sehr guten Weg", bestätigt der Trainer, der sich eine weitere Zusammenarbeit durchaus vorstellen kann. Rücksprache zu halten gilt es für Diergardt noch mit seiner Familie, die kürzlich um ein weiteres Mitglied erweitert wurde, und mit Co-Trainer und "Spezi" Roger Müller. Wenn beide "grünes Licht" geben, dann wird Diergardt wohl auch in der nächsten Saison das Zepter bei den Kirdorfern schwingen, nicht jedoch die Schuhe schnüren. Denn die will der Stürmer zum Ende dieser Saison endgültig an den Nagel hängen.
Kein Wunder also, daß der Coach eine Verstärkung im Sturm für "unbedingt nötig" hält. Darüber hinaus ist Diergardt jedoch durchaus mit seinen Spielern zufrieden. 19 landesligataugliche Akteure stehen ihm zur Verfügung. Zufrieden ist er auch mit der Vereinsführung. Abteilungsleiter Jürgen Bernhaurd wird weiterhin Regie führen, ihm wurde in der Jahreshauptversammlung in Jürgen Becker als Stellvertreter ein Mann zur Seite gestellt, den Diergardt für "sehr gut" hält. Bewährter Spielausschußvorsitzender bleibt Manfred Spengler. All dies wertet der engagierte Coach als "positives Signal".
Auch wenn es mit der Stadt bereits so manchen Strauß auszufechten gab - innerhalb des Vereins herrscht eine gute Atmosphäre, die gar manchmal dazu führt, daß die Kirdorfer ein wenig abschätzig als Hobby-Verein bewertet werden. "Wir haben auch sportlichen Ehrgeiz, keine Frage", klärt Diergardt auf, "aber hier werden auch die Frauen und Kinder eingebunden, ist das Vereinsleben nicht auf den Fußballplatz begrenzt." Was dem jungen Familienvater ja durchaus gelegen kommt. Die richtige Mischung zwischen Kameradschaft und sportlicher Konkurrenz zu finden, daß ist Aufgabe und Ziel des Trainers, der sich auf bestem Wege befindet, derlei zu realisieren.
Die SGK gilt, im Gegensatz zum Ortsrivalen, als finanziell zwar nicht übermäßig potenter, aber gesunder Verein, und gerade hierin liegen auch einige sportliche Möglichkeiten begründet. Während bei der Spvgg. 05 die Alarmglocken läuten, kann Diergardt in Kirdorf ebenso ruhig wie konstant arbeiten. "Wenn beide in der Landesliga spielen sollten und wir schuldenfrei sind, dann liegt da für uns einiges offen", meint der Trainer, der sich von der Bad Homburger Geschäftswelt einige Unterstützung erhofft. Die Bad Homburger sind zwar nachweislich nicht gerade Fußballverückte, doch gerade im Umfeld der Spvgg. 05 mag in Zukunft einiges brachliegen. Dieses Feld gilt es für die SGK-Macher zu beackern.
Nicht nur mit seinen Zukunftsaussichten, auch mit dem Verlauf der Saisonvorbereitung ist Diergardt ausgesprochen zufrieden. "Wir hatten da in der Vergangenheit öfter einmal Probleme, aber in diesem Jahr haben wirklich alle sehr gut mitgezogen", lobt er sein Team. Daß es im Rahmen der Vorbereitung unter anderem ein 0:9 gegen Oberligist Rot-Weiß Frankfurt setzte, das stört den Trainer wenig: "Auf die Resultate habe ich überhaupt keinen Wert gelegt, wir wollen für die Punktrunde fit sein", stellt Diergardt dar. Eine "ganz tolle Sache" waren für ihn die beiden Auftritte in Stepis Fußballzelt, in dem das Treffen mit den Eintracht-Profis 5:20 endete.
Am Wiesenborn hingegen waren die Bedingungen nicht immer optimal, hier kommt wieder einmal die Stadt ins Spiel: "Die Pflege des Platzes ist ein absolutes Chaos", nimmt der SGK-Coach kein Blatt vor den Mund. Mal wird Sand auf den Rasen geschüttet, mal wird gesperrt, dann bei widrigen Bedingungen freigegeben und dies alles "völlig ohne System".
Dennoch ist Diergardt überzeugt, seine Spieler in Bestverfassung in die ersten vier Partien schicken zu können, die er als "richtungsweisend" betrachtet. Zunächst gastiert mit Progres ein Top-Team in Kirdorf. "Neben Mörlenbach die stärkste Mannschaft", meint Diergardt, dann folgt das "Schlüsselspiel" in Wolfskehlen. Hier gilt es für die SGK unbedingt zu siegen, um die Weichen nach oben zu stellen. Mit Griesheim und Bernbach stehen dann zwei weitere "Große" auf dem Plan. "Wir brauchen vor keiner Mannschaft Angst zu haben", meint der Trainer selbstbewußt. Das Lazarett der SGK hat sich rechtzeitig gelichtet, auch wenn Büntemeyer, Bausewein und Schwarz noch nicht topfit sind. Andreas Jädicke wird als einziger Spieler fehlen. Wie Diergardt den spiel- und laufstarken Frankfurtern beikommen will ? "Mit Kampf, Moral und Einstellung." Was seiner Art genau entspricht. INA SCHNEIDER
Querfeldein
Dressur-Turnier in Sulzbach In den Hallen der Reitschule Kranz und des Reiterhofes St. Georg wird vom 26. bis 28. Februar das 4. Dressurturnier ausgetragen. Die erste Prüfung beginnt am Freitag um 13.30 Uhr. TV Burgholzhausen im Abstiegskampf Im Abstiegskampf der Regionalliga empfangen die Tischtennisspieler des TV Burgholzhausen (So., 10 Uhr, Sporthalle am Sauerborn) den Vorletzten der Tabelle, DJK Bous. Pokalschreck will wieder aktiv werden Die Handballerinnen des TV Wicker empfangen (So., 17 Uhr, Stauffenberghalle in Flörsheim) den Regionalligisten Thüringer SV Eisenach in der ersten Runde des Pokals auf Südwestebene.
David will Goliath Bein stellen Im Wiesbadener Bezirksderby der Handball-Oberliga Hessen Süd will die TSG Sulbach (Tabellenvorletzter) Spitzenreiter TV Breckenheim (So., 18.30 Uhr, Eichwaldhalle) ein Bein stellen. Dezimierte Wiesbadener im Spitzenspiel Beim Spitzenspiel der 2. Handball-Bundesliga Süd gegen die TSG Oßweil (Sa., 20 Uhr, Elsäßer Platz) muß Eintracht Wiesbaden auf Peter Lohaus (2. Mannschaft) und Ralf Ochs (Betreuer) zurückgreifen. Hein, A. Freisler, Suttner und Merten fallen aus, der Einsatz der grippekranken Schulze und Karrer ist fraglich.
Es war eines der ehrgeizigsten Verlagsprojekte der vergangenen Jahre. Ein literarisches Programm der allerersten Güteklasse, von den Kritikern hochgelobt. Ebenso wie der Verleger von den Autoren: Einer im klassischen Sinne sei das, hat Eva Demski von ihm gesagt, einer, der sich um "seine" Schriftsteller kümmere. Wenn einer etwas zu den (Nicht-) Perspektiven der Frankfurter Verlagslandschaft hätte sagen können, dann wäre er es gewesen: Klaus Schöffling, der Gründer der Frankfurter Verlagsanstalt. Ende des vergangenen Jahres mußte der Verleger das Handtuch werfen. Mehr als zwei Millionen Mark Schulden, ein stiller Teilhaber übernimmt den Verlag, die Autoren protestieren, jetziger Zustand: ungewiß. Doch Klaus Schöffling zog es vor, am Sonntagnachmittag nicht ins "Kulturcafé" des Hessischen Rundfunks im Mousonturm zu kommen und statt dessen in den Urlaub zu entschwinden.
So blieben für die Runde zum Thema "Literatur ohne Leser? Perspektiven der Frankfurter Verlagslandschaft" Gottfried Honnefelder aus dem Hause Suhrkamp und Verleger Vito von Eichborn, die Kritikerin Verena Auffermann und Ursula Krechel, die Schriftstellerin. Für den erkrankten Hilmar Hoffmann war Hanne Kulessa vom Hessischen Kulturbüro eingesprungen.
Merchandising, Non-Book-Programm: Richtig interessant war es eigentlich nur, wenn Vito von Eichborn sein Verlagskonzept verteidigte. Daß er keine Probleme hat, die Plastikfigur zum Buch zu verkaufen, wenn sich auf diese Art und Weise andere ehrgeizige Projekte finanzieren lassen: Die Nicht-Buch-Produkte zu Walter Moers' Comic-Figur "Kleines Arschloch" belegen es aufs schönste. Mischkalkulation war das Zauberwort des Nachmittags. Das einzelne Buch verliere doch nicht dadurch an Qualität, daß es in einem Verlag erscheine, in dem auch anderes Platz habe, sagte von Eichborn. Immerhin leistet er sich in seinem Hause ja auch die "Andere Bibiothek", die als anspruchsvolle Reihe aus dem Greno-Verlag dazukam, als der aufgrund wirtschaftlicher Probleme seine Pforten schließen mußte.
"Mich interessieren weniger die Kritiker als die Endverbraucher" setzte er dazu. Leser, meinte er, und die Wortwahl zeigt, daß er begriffen hat, das Büchermachen ein Geschäft ist und sein muß, wenn es denn länger funktionieren soll.
Verena Auffermann beklagte dagegen, daß die Programme vieler Verlage immer weniger Profil zeigten. Sie selbst gehe dann auch kritischer mit den einzelnen Büchern um, wenn sich das gesamtem Umfeld ändere. Zum Fall der Frankfurter Verlangsanstalt äußerte sie den Verdacht, daß Verleger Schöffling mit der "wunderschönen Arroganz des Intellektuellen" den Kontakt mit dem Kapital gescheut habe und daß dies schließlich entscheidend für das schnelle Ende gewesen sei. Das klingt wie die Geschichte von den viereckigen Bonbons, die rund aussehen: Arbeiten wie Eichborn, Programm machen wie Schöffling - doch leider fragte keiner mehr nach, wie das funktionieren soll.
Und es fragte auch niemand, wie es kommt, daß im Insel-Verlag (der ja zum Hause Suhrkamp gehört) im Frühjahrsprogramm eine Kosmologie-Reihe auftaucht, die so gar nicht zum zumindest gehegten Verlagsprofil passen will. Obwohl das schon seit Jahren heftig brökkelt.
So konnte Gottfried Honnefelder seinen Verlag weitgehend außen vor lassen. Er sprach von der Konzentration im Buchhandel, die weitergehen werde, von der drohenden Aufhebung der Preisbindung im Zuge der Vereinheitlichungen in der EG, die zu Problemen in den Verlagen führen könnten, weil potentielle Großabnehmer dann die Preise bestimmen könnten. Vertieft wurde das Thema nicht. Dabei hätte es gerade da spannend werden können.
Daß das computergesteuerte Lexikon nicht das Ende der schönen Literatur im Buch bedeuten werde, daß insgesamt viel zu viele Bücher produziert würden, daß die literarische Öffentlichkeit (wer oder was ist das eigentlich?) zerfalle: Das hörte man auch vorher schon. Und glaubte es. Oder eben nicht. Blieb das Schlußwort von Hanne Kulessa. "Alle Leute", sagte sie, "die schreiben, sollten auch lesen. Dann hätten wir mehr Leser." Das wären doch echte Perspektiven. Nicht nur für die Frankfurter Verlagslandschaft. JÖRG RHEINLÄNDER
SCHÖNECK. Zu einer Veranstaltung von Frauen mit Frauen für Frauen und Männer laden die Grünen für kommenden Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, in den Bürgertreff Kilianstädten ein.
"Frauen(t)räume" lautet der Titel. Die Einahmen kommen dem Verein "Frauen helfen Frauen" Hanau zugute.
Ursula Hillmann, Mitherausgeberin des Frankfurter Frauenblatts, zeigt die Fotoausstellung "Außenwelt / Innenwelt". Das Schönecker Frauenkabarett "Hick- Hack" will weibliche und männliche Träume gegen den Strich bürsten.
An der Gesprächsrunde beteiligen sich Kai Förster, Ursula Hillmann sowie Mitglieder des Vereins "Frauen helfen Frauen" und von "Lila Luftschloß".
Zum Abschluß serviert die Frauenband "Kick La Luna" funkige Rhythmen, klassische Flamenco-Sequenzen, afro-karibische Klänge und Soul. jur
DREIEICH. Nur mit Mühe gelang es der Polizei am Montag abend, einen augenscheinlich angetrunkenen Mann zur Raison zu bringen, der zuvor seine Frau und die beiden Kinder bedroht haben soll. Laut Polizei war die Mutter ins Dreieicher Revier gekommen und hatte um Hilfe gebeten, da ihr Ehemann "ausgerastet" sei. Als die Beamten zur Wohnung der Familie fuhren, ging der 64jährige sofort mit einem Messer auf sie zu. Bei der anschließenden Rangelei wurden ein Polizist und der Wüterich selbst leicht verletzt. Die Polizei nahm ihn zur Ausnüchterung in Gewahrsam. leo
Kai Hundertmarck wurde von sich selbst überrascht. "Erstaunlich, wie gut das schon rollt. Ich bin doch ein Spätstarter und in den anderen Jahren lief es bei mir so früh nie so richtig." Am Mittelmeer hat der Kelsterbacher Radprofi gleich zu Saisonbeginn die ersten Plazierungen eingefahren. Sechster bei Monte Carlo-Alassio, achter in der Tour de Haut Var, elfter auf der bergigen Schlußetappe der Mittelmeerrundfahrt. Für den Außenstehenden hört sich das nicht so überragend an, aber er bedenkt auch selten, daß Hundertmarck für solche Plazierungen stets etwa 150 bis 200 Konkurrenten hinter sich lassen muß. Die Felder der Radprofis sind aufgeplustert und an prominenten Namen ist kein Mangel.
"Die Ergebnisse sind nicht das wichtigste", freut sich Hundertmarck, "für mich war besonders schön, daß ich schon in der Mittelmeerrundfahrt immer mit den besten Zehn über die großen Steigungen kam. Ich hatte richtig Druck auf den Pedalen." Vor Alassio entwischten dann drei Fahrer und es gewann der Italiener Bortolani, der junge deutsche Meister Heinrich Trumheller wurde dritter und Hundertmarck mußte im Spurt von zwölf Verfolgern nur den Italienern Fondriest (Weltmeister 1988) und Ballerini den Vortritt lassen. In der Tour de Haut Var, die der Franzose Claveyrolat als Ausreißer vor dem Schweizer Jeker gewann, spurtete Hundertmarck in einem 30 Fahrer starken Verfolgerfeld mit.
In der vorjährigen Saison war der Kelsterbacher mit sich nicht zufrieden. Aber jetzt hat er an der Riviera viel Selbstvertrauen getankt für den langen Weg durch die Saison, in der sein neuer Teamleiter Hennie Kuiper - der Olympiasieger von München, Profiweltmeister 1975 und Tour de France-Zweiter 1977 - für ihn bis zur Weltmeisterschaft in Norwegen (29. August) 24 Rennen vorgemerkt hat. Darunter sind zehn Etappenrennen und Kais größte Aufgabe wird der Start im Giro d&rquote;Italia (23. Mai bis 13. Juni) sein.
Dem Auftakt am Mittelmeer folgen drei Rennen in Belgien, am morgigen Donnerstag der Preis der Wieler-Revue, am Samstag der Semi-Klassiker Het Folk in Gent und am Sonntag Kuurne-Brüssel- Kuurne. "Hoffentlich ist es nicht so kalt", wünscht sich Kai Hundertmarck.
Schon vor der Saison war er zusammen mit seinem neuen Teamkollegen Jan Schur in den USA, dem Land seiner neuen Vertragsfirma Motorola, trainierte in Californien, fuhr dann zur Mannschaftsvorstellung nach Chicago, besichtigte auch Stammwerke der Firma, lernte Chefs, Abteilungsleiter, Arbeiter kennen, für die Autogrammstunden arrangiert wurden. Jan Schur ist schon im zweiten Jahr bei der Mannschaft und das Besondere ist, daß im Familienalbum der Hundertmarcks ein Foto besonders in Ehren gehalten wird, auf dem Kais Vater Walter bei einem Etappenrennen im bundesdeutschen Nationaltrikot neben Jans Vater Gustav Adolf "Taeve" Schur im DDR-Nationaltrikot radelt, der ja damals zweifacher Weltmeister der Amateur- Straßenfahrer war. "Der Jan ist ein prima Kumpel", hat Kai schon herausgefunden, aber auch mit den Stars des Teams Andrew Hampsten (früherer Giro- und Tour de Suisse-Sieger)und Phil Anderson (zweimal Gewinner am Henninger-Turm) pflegt er schon guten Kontakt. Daß man im Team Englisch spricht, erleichtert Kai vieles. In Englisch hatte der Abiturient auch im Sportgymnasium Kaiserslautern immer gute Noten. Mit einem Trainer in Belgien, einem Mannschaftsarzt in Italien hält Hundertmarck zudem ständigen Kontakt und bisher ist er der Meinung, daß diese dritte Profimannschaft, die er kennenlernt, die bisher beste ist. Und dieser Superlativ gelte auch für Teamleiter Hennie Kuiper. HELMER BOELSEN
Einen "Notstand der Berufsschulen" haben die Schülervertretungen ausgerufen. Um darauf hinzuweisen, demonstrieren die Schülerinnen und Schüler am morgigen Freitag, 26. Februar. Treffpunkt: Gutenbergschule (Bockenheim, Hamburger Allee 23), 10 Uhr. mb/08
Die Uli Beckerhoff Group spielt am Mittwoch, 3. März, ab 20 Uhr, im Haus Gallus, Frankenallee 111). Der Veranstalter, die "Kulturwochen im Gallus", verspricht Musik von Rock über Avantgarde und Jazz bis hin zur Klassik. mb/08
GRÜNDAU. Seit 20 Jahren sitzen die Christdemokraten in Gründau fest im Sattel. Mit Hilfe der FWG geben sie seit dem Bestehen der Kommune den Ton im Gemeindeparlament an. Ob des "nicht geringen Stolzes auf das Erreichte", den beide Parteien propagieren, könnten sie dem 7. März eigentlich gelassen entgegensehen - zumal die SPD bei 1989 mit einem neunprozentigen Verlust die größte Schlappe im ganzen Kreis einstecken mußte. Daß dem nicht so ist, liegt nicht allein an Gründaus Grünen, die vor vier Jahren aus dem Stand von null auf acht Prozent kamen. Neben den Bonner Eskapaden spielt dabei eine Fernsehsendung über Filz in Deutschland eine Rolle, in der neben prominenteren Kollegen auch Bürgermeister Georg Meyer ins Schußfeld geriet.
Im Wahlprogramm der Grünen kommen Gründaus Regierende nicht gerade glimpflich davon. Von "drei feudalen Herren" ist da die Rede, die Hofstaat hielten, "als wäre das Rathaus ihr Schloß und die Gemeinde ihre fürstliche Domäne". Gemeint sind die CDU- Oberen: neben Georg Meyer Fraktionschef Claus Witte und Parteivorsitzender Günter Skowski. Sie bestimmen aus Sicht der Ökopartei "so gut wie alles". Der Rest der CDU und die FWG dienten als "Lakaien, Wasserträger und Kopfnicker", der Gemeindevorstand glänze durch "bedingungslose Gefolgschaft".
Der Rathauschef reagierte auf derlei "Infamie" mit dem Vorwurf: "Unseriöse grüne Schlammschlacht." Und Günter Skowski will sogar wegen "übler, unlauterer Nachrede" vor den Kadi ziehen. Grund: Die Grünen erinnerten an die umstrittene Pressemitteilung des CDU- Chefs zum Thema Asyl, nach der ihn ein Gründauer Jugendlicher wegen Volksverhetzung angezeigt hatte - obgleich das Verfahren eingestellt wurde. Wer "solche Brandreden" führe, spiele mit dem Feuer, wofür auch die "einen Tag nach dem Skowski-Aufruf gerade noch verhinderte Brandstiftung an der Coleman-Kaserne durch Gründauer Jugendliche" spreche.
Skowski fühlt sich indes "zu Unrecht mit Dreck beworfen", da die Staatsanwaltschaft in seinen Aussagen keinen Straftatbestand gesehen habe und er somit "200prozentigen Persilschein" besitze: "Es gehört sich nicht, daß mir danach noch Hetze gegen Flüchtlinge vorgeworfen wird."
Dennoch glaubt der CDU-Chef nicht, daß derlei "grüner Käse" bei den Gründauern ankommt. Selbstbewußt blickt er auf die "Erfolge" seiner Partei. Die schlügen sich in Wahlbroschüren nieder, die bewiesen, "daß wir den Mund nicht zu voll genommen haben". Während die durchschnittliche Pro-Kopf- Verschuldung im Kreis bei 1400 Mark liege, weist die CDU-Graphik für Gründau 80 Mark pro Einwohner auf.
Des weiteren verweist die CDU auf auf die niedrigen Steuer- und Gebührensätze, die "vorbildliche" Abfallentsorgung, den Anschluß sämtlicher Ortsteile an die Kläranlage an der Kinzigmühle und den Ausbau des Kindergartenangebots, das nun allen Dreijährigen einen Platz sichere. Auch die Aufwertung der sieben Ortsteile und deren "voll intakte" Bürgerhäuser buchen sie auf ihr Konto.
Ins gleiche Horn stößt Koalitionspartnerin FWG. Dank ihrer "realistischen Kommunalpolitik" sei Gründau zu einer aufstrebenden Gemeinde geworden, meint Fraktionschef Wilhelm Schneider und verspricht, "auch weiterhin für die Bürger das Beste herauszuholen". Was es künftig noch zu tun gebe? Unter anderem "die Busverbindungen nach Hanau und Gelnhausen besser regeln, eine Abfahrt von der Bundesstraße 457 ins Liebloser Gewerbegebiet und eine Auffahrt in Richtung Büdingen bauen und eine Großsporthalle in Rothenbergen".
Letzteres hat sich auch die SPD vorgenommen, deren Ex-Vorsitzender Peter Rug im vergangenen Jahr das Handtuch geworfen und als Grund mangelnde Unterstützung seitens der übrigen Genossen angegeben hatte. Querelen dieser Art gehören unter dem jetzigen Parteichef Dieter Sturm der Vergangenheit an, "und unsere Arbeit hat sich mit dem neuen Vorstand wesentlich verbessert", versichert Fraktionsvorsitzender Ingo Evers.
Die SPD will nun unter anderem neue Wege in der Jugendpolitik gehen. Statt wie "CDU und FWG die Leistungen der Vereine als Alibi für eigenen Ideenmangel zu mißbrauchen", fordern die Genossen einen Jugendpfleger und neue "zwanglose" Treffs unter dessen Leitung. Des weiteren plädieren sie für ein Seniorenheim mit Tages- und Vollpflege, einen Bus nach Hanau, einen Umweltberater im Rathaus und den Ausbau des Radwegenetzes.
Für den vorrangigen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und mehr Radwege stehen ebenfalls die Grünen. Auch aus ihrer Sicht benötigt Gründau einen Jugendpfleger, aber auch ein "autonomes Jugendzentrum". Weitere wichtige Aufgaben sind laut Spitzenkandidatin Christa Hackl unter anderem der Bau von Sozialwohnungen, der Ausbau der alten Rathäuser in Lieblos und Niedergründau als Kultur-Cafés, ortsnahe Frauenzentren und nachmittägliche Betreuungsangebote für Schulkinder.
Geld für solche Aufgaben ist laut Hackl in einer der "landesweit finanzstärksten Gemeinden" auf alle Fälle vorhanden. Doch leider gäben CDU und FWG bislang "das Geld fast ausschließlich für prestigeträchtige Projekte aus". Beispiel Kindergärten: Zwar rühme sich die Mehrheit, jedem dreijährigen Kind einen Platz anbieten zu können, doch die Personalsituation in den Spielstätten sei mehr als angespannt.
Auch der bisherigen Auftragsvergabe bei Bauprojekten mißtrauen die Grünen, die sich übrigens mit ihrem vergleichsweise hohen Frauenanteil von den übrigen Parteien abheben. Seit Jahren würden Planungen ohne kostensparenden Wettbewerb an das gleiche Ingenieurbüro vergeben. "Rein vorbeugend" fordert die Ökopartei deshalb die Beteiligung des Parlamentes an der Auftragsvergabe. KATJA SCHOSSER
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
CDU 43,2 Prozent (16 Sitze)
SPD 35,8 Prozent (13 Sitze)
FWG 13,1 Prozent (5 Sitze)
Grüne 0,8 Prozent (3 Sitze)
LANGEN. Leicht verletzt worden ist am Nachmittag des Rosenmontages ein elf Jahre alter Junge, als er mit dem Fahrrad fahrend auf dem Kreisel am Lutherplatz von einem Auto angefahren wurde. Wie die Polizei in ihrem Bericht mitteilte, hatte der 55 Jahre alte Autofahrer des Wagens den elfjährigen Radfahrer offenbar beim Rechtsabbiegen übersehen. leo
WEHRHEIM. Die Terrassentür eines Wohnhauses in der Töpferstraße war leicht gekippt, ein gefundenes "Fressen" für den Einbrecher. Er brauchte am Rosenmontag zwischen 18 und 21.25 Uhr nur durch die Tür zu greifen und diese entriegeln. Er stahl einen größeren Geldbetrag, Schmuck, Teppiche und Modelleisenbahnen. dag
FRIEDRICHSDORF. Einst schlugen die Wellen hoch, Friedrichsdorf sollte ein richtiges Spaßbad erhalten. Doch die Begeisterung verebbte im Lauf der Jahre, jetzt hat das Landratsamt den Hahn völlig zugedreht: Es lehnte das Bad wegen der ungesicherten Wasserversorgung ab. Dem Bauherrn, der Bad Homburger Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft IPG, scheint dies indes zupaßzukommen. Sie hat den Baugrund einst zwar zweckgebunden von der Stadt erhalten, will aber schon lange statt des Bads lieber Büros bauen. Durch das Bad- Aus steigen die Chancen der IPG, entgegen dem Grundstücks-Kaufvertrag doch die Erlaubnis der Stadt für Büros zu bekommen. Der Bauausschuß wird morgen über Pläne für ein vierstöckiges Gebäude informiert.
"Es wird keine Entscheidung geben", betont Bau-Stadtrat Günter Bastian (SPD) allerdings; wichtige Beschlüsse sollen dem neuen Stadtparlament vorbehalten bleiben, das am 7. März gewählt wird. "Für mich ist alles offen", sieht Bastian auch keine entscheidenden Veränderungen; selbst die Spaßbad-Pläne auf dem Grundstück nahe Cheshamer und Färberstraße am Gleisdreieck sind für ihn nicht endgültig vom Tisch: "Da wird man noch einmal darüber zu reden haben."
Der Kreis hat die großen Pläne für ein Spaßbad mit Sauna, Solarium und mannigfaltigen anderen Freizeiteinrichtungen indes Anfang 1993 abgelehnt. Die Versorgung mit den täglich nötigen 30 Kubikmetern Trinkwasser sei nicht gesichert, beschied er im Jahr nach der großen Wassernot, am 13. Januar.
Die 13 könnte somit für die IPG und ihren Geschäftsführer Jörg Richard Lemberg zur Glückszahl werden - könnte sie so ihre gescheiterten Büro-Pläne doch noch durchbekommen. Von Lemberg war gestern trotz mehrfacher Anfragen keine Stellungnahme zu erhalten, auch der angekündigte Rückruf unterblieb.
Bisher hatte die IPG stets vergeblich versucht, andere Nutzungen anstelle eines inzwischen nicht mehr lukrativen Spaßbads durchzusetzen. Im Gegenzug war allerdings auch der Versuch gescheitert, sie zum Bau zu zwingen: Die Baupflicht für das Grundstück ist bereits eineinhalb Jahre abgelaufen, ohne daß bisher Folgen bekannt sind.
Die Stadt hat das Grundstück einst ausdrücklich für den Bau eines Spaßbades verkauft. Diese Nutzung wurde per Kaufvertrag auch abgesichert. Ob die Stadt das Grundstück nun zurückfordert, falls die IPG die vereinbarte Nutzung nicht umsetzen kann, oder einen Nachschlag zum Kaufpreis verlangt, falls darauf statt eines Bads gewinnversprechendere Bürobauten entstehen sollten, ist laut Bastian noch nicht entschieden: "Da müssen wir in Verhandlungen treten."
Ein reines Bürohaus will die IPG jetzt allerdings nicht mehr erstellen. Die beiden oberen Etagen und das ausgebaute Dach sollen Wohnungen beherbergen, beschreibt sie in einem zwei Wochen alten Papier die von ihr binnen drei Wochen nach dem Aus für das Bad-Projekt auserkorene Alternativ-Nutzung des Geländes. Der Bau- und Planungsausschuß soll darüber unter dem Punkt "Bauanträge und Bauvoranfragen" am Ende seiner Tagesordnung morgen ab 20 Uhr im Rathaus nichtöffentlich informiert werden.
Einen Beschlußvorschlag des Magistrats gibt es nicht. Laut Günter Bastian hat der Magistrat keine offizielle Stellungnahme beschlossen: "Die Überlegungen sind noch nicht beendet." Der Hinweis des Magistrats allerdings, der Bebauungsplan lasse an dieser Stelle dreigeschossige Häuser zu, wird von manchen Polit-Auguren bereits als Indiz dafür gewertet, daß die Stadtspitze die neuen Büro-Pläne unterstützen wird. stk
BRACHTTAL. Die Haushaltslage der Gemeinde Brachttal hat sich laut Bürgermeister Werner Gölz (SPD) dramatisch verschlechert. Der Verwaltungschef legte jetzt dem Parlament einen Etat für dieses Jahr vor, der den Sparkurs des Vorjahres noch steigert. Darüber hinaus legte er nahe, für 1994 über höhere Gebühren und Gemeindesteuern nachzudenken. Auch die Verwertung von Vermögen der Gemeinde könne kein Tabu mehr sein.
Laut Gölz erreicht der Etat ein Volumen von knapp 14 Millionen Mark und liegt somit um 3,5 Prozent über der Vorjahreszahl. Kennzeichnend seien strengste Ausgabendisziplin und "weitestgehende" Festschreibung und sogar Kürzung der Ausgabeansätze auf das Niveau der Vorjahre. Trotzdem lasse sich die bislang einkalkulierte freie Spitze von rund einer halben Million Mark nicht halten. Diese für Investitionen verfügbare Summe schrumpfe auf 227 000 Mark. Die Ursachen lägen außerhalb des Brachttaler Rathauses und könnten von der Gemeinde nicht beeinflußt werden. So resultierten aus dem Steueränderungsgesetz von 1992 Einnahmeausfälle von mindestens 300 000 Mark bei der Gewerbesteuer.
Gölz rechnet auch für die kommenden Jahre mit zusätzlichen Belastungen. Er kündigte an, "daß zum Teil wohl auch Dienstleistungen einzuschränken sein werden, die die Bürger im allgemeinen von uns erwarten". Als Beispiel für den Sparkurs nannte er die Erweiterung der Straßenbeleuchtung. Statt der bislang üblichen 30 000 bis 40 000 Mark stünden dafür nur noch 10 000 Mark zur Verfügung. Das reiche für drei oder vier Lampen.
Trotz solch düsterer Aussichten macht die Rotstift-Politik nicht alle Vorhaben zunichte. Für das Notwendigste reicht es laut Gölz noch. Den Investitionsschwerpunkt bilde die Fortsetzung des Umbaues des Schlierbacher Dorfgemeinschaftshauses, die mit 700 000 Mark zu Buche schlage. Hinzu komme der Ausbau der Straßen im Neubaugebiet "Struth" und der Sandwerkstraße in Hellstein. Für die Freiwillige Feuerwehr in Hellstein soll ein neues Löschauto angeschafft werden, und in Spielberg will Gölz in die Dorferneuerung investieren. Vorgesehen ist auch der Ausbau der Spielberger Ortsdurchfahrt.
Weitere Vorhaben im Haushalt 1993 sind die Neuanlage der Feuerwehrzufahrt in Udenhain und Wasserleitungsbau und Aufforstung im Gemeindewald. In Neuenschmidten soll der Wegebau auf dem Friedhof fortgesetzt werden. In Streitberg stehen der Umbau des Feuerwehrgerätehauses und ebenfalls Wegebau auf dem Friedhof an. lex
BAD VILBEL. Auf Antrag der FDP hat die Stadtverordnetenversammlung die Stadtverwaltung aufgefordert, zusammen mit der OVAG die Straßenbeleuchtung in Vilbeler Wohngebieten zu überprüfen.
Vor allem Frauen klagten häufig über eine unzureichende Ausleuchtung der nächtlich dunklen Straßen, begründete die FDP ihren Antrag. Insbesondere auf dem Niederberg fehle es an einer ausreichenden Zahl Laternen. mu
Zwei unbekannte Täter haben im Rothschildpark eine 39 Jahre alte Frau mit einem Messer bedroht und völlig ausgeraubt. Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Männer die 39jährige Passantin gegen 20 Uhr in ein Gebüsch gedrängt und sie gezwungen, ihren schwarzen Nerzmantel auszuziehen.
Die Räuber nahmen der Frau ferner ihre Handtasche, die Armbanduhr, drei Ringe sowie die Ohrringe ab. Der Schaden beläuft sich nach Angaben der Polizei auf rund 20 000 Mark.
Die 39jährige war durch den Überfall so geschockt, daß sie nur eine kaum verwertbare Personenbeschreibung von den Tätern geben konnte. enk
Erholung an der Autobahn
Zur Erholung war die dreiköpfige Familie R. nach Portugal gereist. Aus den versprochenen Urlaubsfreuden in einem "ruhigen und besonders zu empfehlenden" Hotel, so der Reisekatalog, wurde jedoch nichts. Der Lärm einer vierspurigen Schnellstraße direkt neben dem Hotel und die Bauarbeiten im Appartement über der Ferienwohnung raubten Vater, Mutter und dem zweieinhalbjährigen Sprößling den Schlaf. Auch der Ausblick aus dem achtstöckigen Hotelgebäude erwies sich als wenig erquicklich: rundherum nur Bauruinen. Auch ließen sich Fenster und Terrassentür nicht öffnen. Schon nach wenigen Tagen stand für Familie R. fest: entweder Umzug in ein anderes Hotel oder Rückflug nach Frankfurt.
Nicht nur sie, sondern auch andere Hotelgäste beschwerten sich bei der Reiseleitung. Diese bestätigte zwar die Mängel, konnte den Gästen jedoch keine Alternative anbieten. Herr und Frau R. dokumentierten ihre Unterkunft vor Ort auf Fotos und erstellten eine Mängelliste. Endlich zu Hause angekommen, richteten sie ihre Schadenersatzforderung über 1000 Mark schriftlich an das Büro des Reiseveranstalters MP Travel Line. Mehrere Male versuchte Jutta R., den verantwortlichen Sachbearbeiter auch telefonisch zu erreichen. Immer wieder wurde sie vertröstet. Er sei nicht im Hause und würde sie so bald wie möglich zurückrufen. Nichts geschah.
"Sind vertragliche Vereinbarungen vom Reiseveranstalter verletzt worden, muß der Geschädigte bereits am Ferienort um Abhilfe ersuchen", erklärt Ellen Waitzis von der Verbraucherberatung, "ist dort keine Abhilfe möglich, so sollten Beweismittel gesammelt werden. Innerhalb eines Monats nach der Rückkehr müssen die Mängel dann dem Reiseveranstalter schriftlich mitgeteilt werden. Der Geschädigte kann eine Reisepreisminderung verlangen."
Zwei Wochen nach einer schriftlichen Anfrage der FR - eine telefonische Stellungnahme wurde verweigert - antwortete die Direktion des Kundendienstes von MP Travel Line per Fax, daß die Kundenreklamation zwar verzögert bearbeitet worden war, man sich jedoch entschuldigt habe. Eine Summe von 750 Mark Schadenersatz sei auf dem Weg zum Kunden.
Jutta R. bestätigte, daß sie das Geld inzwischen erhalten hat. Zwischen ihrer Beschwerde bei MP Travel Line und der Erstattung waren fünf Monate vergangen. Entschuldigt habe man sich bei ihr jedoch nicht. reu
Einen "Notstand der Berufsschulen" haben die Schülervertretungen ausgerufen. Um darauf hinzuweisen, demonstrieren die Schülerinnen und Schüler am morgigen Freitag, 26. Februar. Treffpunkt: Gutenbergschule (Bockenheim), Hamburger Allee 23, 10 Uhr. mb/08
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Eppelmann in Oberissigheim BRUCHKÖBEL. Ein weiteres Mal hat die CDU Bruchköbel den früheren Regimekritiker und letzten Verteidigungsminister der DDR, Rainer Eppelmann, eingeladen. Eppelmann wird heute beim politischen Aschermittwoch der Union um 20 Uhr im Oberissigheimer Bürgerhaus aus eigener Anschauung über die bisherige Aufklärungsarbeit zum Wirken der Stasi berichten. Die Bevölkerung ist zu diesem Vortrag mit anschließendem Heringsessen eingeladen.
Abgabe von Sondermüll GROSSKROTZENBURG. Sondermüll wird am Mittwoch, 24. Februar, von 11 bis 12.30 Uhr am Bauhof, Anne-Frank-Platz, und von 13 bis 14.30 Uhr in der Robert- Koch-Straße 16-18 angenommen. Reizen mit den "Rodenbacher Assen" RODENBACH. In der Bürgerhalle findet am Samstag, 27. Februar, die 12. offene Skat-Pokalmeisterschaft statt, veranstaltet von den "Rodenbacher Assen". Beginn ist um 14.30 Uhr, auf den Sieger warten neben dem Pokal 1000 Mark, auf die Plazierten weitere Preise. Das Startgeld beträgt 15 Mark. Grüne offerieren reinen Wein BRUCHKÖBEL. Reinen Wein einschenken wollen die Grünen den Besuchern ihrer Informationsveranstaltung am Samstag, 27. Februar, von 9 bis 13 Uhr vor dem Minimal-Markt am Rathaus. Interessenten können ökologisch angebauten Rebensaft kosten und sich über die Zielsetzungen der Partei für die kommende Wahlperiode informieren lassen.
Polit-Frühschoppen LANGENSELBOLD. Der CDU-Ortsverein veranstaltet am Sonntag, 28. Februar, um 11 Uhr in der Gaststätte Am Kinzigsee einen politischen Frühschoppen, zu dem vor allem die örtlichen Händler und Gewerbetreibenden eingeladen sind. Die Union möchte den Kontakt zu dieser Schicht intensivieren. Wer will sich die Karten legen? BRUCHKÖBEL. Der Frauentreff will Interessentinnen am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Neuen Spielhaus in die Geheimnisse des Tarot-Kartenlegens einweihen. Um Voranmeldungen bei Christina Poerschke, Telefon 7 63 91, oder Walli Rothweil, Telefon 0 61 87 / 2 15 36, wird gebeten.Makramee-Häkeln BRUCHKÖBEL. Zwei Lehrgänge über Makramee-Häkelei mit Zierstich bietet die evangelische Kirchengemeinde im Gemeindehaus Arche in der Zeit vom 4. März bis 6. Mai an. Der erste Kursus beginnt jeweils um 15.15, der zweite um 19 Uhr. Anmeldungen nimmt M. Ionescu, Telefon 7 29 63, entgegen. Für Rechtsabbieger schneller ERLENSEE. Die Gemeinde Erlensee will die Ampel an der Hanauer Straße, Kreuzung zu den Landesstraßen 3193 und 3268, für diejenigen, die aus der Ortsmitte kommen und nach Richtung Langendiebach, Bruchköbel und Neuberg abbiegen wollen, um eine Phase ergänzen, damit die Rechtsabbieger schneller wegkommen. Das beschloß das Gemeindeparlament in seiner jüngsten Sitzung einstimmig.
BAD HOMBURG. In den meisten Städten und Gemeinden waren die Verwaltungsburgen in den letzten Tagen fest in den Händen der Narren. In Bad Homburg hatte Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) den Schlüssel seiner Veste indes nicht abgeben müssen. Daß der Magistrat, wie die Grünen berichten, dem Personalrat den Parkplatz in der Tiefgarage entzogen hat, könne glauben machen, es hätten doch die Karnevalisten ihre Finger im Spiel.
Wie die Grünen erfuhren, sollen die hauptamtlichen Personalratsmitglieder ihre Fahrten - beispielsweise zu den Außenstellen der Verwaltung - mit dem Stadtbus machen.
Und für welche VIP (very important person) ist der Parkplatz nun reserviert? "Für die Pressesprecherin des Magistrats", wissen die Grünen. Oberbürgermeister Assmann war zu diesem "albernen Spielchen" (Grünen) gestern nicht mehr zu sprechen.
Die Grünen haben Assmann nun einen Brief geschrieben, in dem sie den Oberbürgermeister auffordern, eine "sachliche Zusammenarbeit mit dem Personalrat zu pflegen" und sich nicht auf "derart alberne Schikanen gegenüber der gewählten Vertretung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen einzulassen".
Außerdem haben die grünen Politiker beschlossen, ihren Parkplatz dem vertriebenen Personalrat vorübergehend zur Verfügung zu stellen. Schließlich ist es zum Radfahren nie zu kalt . . . dag
Beinahe wäre es für Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) während seines Besuchs in Chile zu einer peinlichen Begegnung gekommen. Kurz nach seiner Ankunft auf dem Flughafen des Städtchens Puerto Montt traf ein anderer prominenter Gast ein, dem der deutsche Besucher auf keinen Fall über den Weg laufen wollte: Ex-Diktator Augusto Pinochet. Der befand sich auf dem Weg in die Hauptstadt Santiago und hielt sich - während Rühe am nahe gelegenen See Todos Los Santos zu Mittag aß - zum Zwischenstopp in Puerto Montt auf. Von chilenischen Journalisten darauf angesprochen, warum kein Treffen mit dem deutschen Gast vorgesehen sei, gab sich Pinochet gelassen: Nicht er, sondern Verteidigungsminister Patricio Rojas habe Rühes Programm gemacht und die darin vorgesehenen Gesprächspartner entsprächen durchaus dessen Rang.
Gefragt, wie er denn bei einer zufälligen Begegnung mit Pinochet reagiert hätte, antwortete Rühe mit einem Scherz: "Dann hätte ich auch noch Honecker besucht." Obwohl Rühe weder den einen noch den andren traf, spielten beide Männer eine große Rolle während des viertägigen Besuchs des Verteidigungsministers in Chile. Anders als Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der seine geplante Chile-Reise mit vorgeschobenen Argumenten, in Wirklichkeit aber wegen der Anwesenheit Honeckers abgesagt hat, konnte Rühe sich darauf berufen, daß er gekommen sei, um über die Bundeswehr und Chiles Armee zu reden. Bei deren Demokratisierung zu helfen, betrachtete Rühe als seine Aufgabe.
Ein Lehrstück in Demokratie war für die chilenischen Militärs bereits die Anwesenheit der mit Rühe reisenden Journalisten. Im Umgang mit der Presse ungeübt, verhielten sie sich widersprüchlich. Mal wollten sie die Reporter von Veranstaltungen ausschließen, mal gaben sie bereitwillig Interviews. Dann redeten sich die Offiziere bisweilen in Rage. Ein hochrangiger chilenischer Offizier fuhr eine Journalistin an: "Wenn Sie es genau wissen wollen, wir alle lieben Pinochet." Als Stabschef des Heeres übt der Ex-Diktator noch immer großen Einfluß aus.
Für die christdemokratische Regierung von Präsident Patricio Aylwin sei er "so etwas wie ein Wundertier", sagt Rühe. Nicht nur der lockere Umgangston mit seinen Offizieren irritiere chilenische Politiker und Militärs. Viel merkwürdiger sei für sie die Tatsache, daß er als Zivilist den Oberbefehl habe "und das Militär tun muß, was ich sage". Vielleicht hat Pinochet nicht zuletzt aus diesem Grund die Bundeswehr vor einigen Jahren als disziplinlosen Haufen von Homosexuellen, Langhaarigen und Gewerkschaftern beschimpft. Als Rühe in Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles, auf diese Äußerung Pinochets angesprochen wurde, erntete er mit seiner Antwort Gelächter: Er habe einige Bundeswehroffiziere mitgebracht, "die können Sie sich ja mal ansehen", empfahl er.
Am Montag hatten chilenische Militärs Gelegenheit, sich ausführlicher über die Bundeswehr zu informieren, die Rühe in einem Vortrag im Verteidigungsministerium in Santiago als "die Armee der Einheit" präsentierte. Die anschließende Diskussion ließ sich reichlich zäh an. Chilenische Soldaten seien es nicht gewohnt, Fragen zu stellen, mutmaßte ein Zuhörer. Nur einer wagte sich etwas vor, indem er nach dem Einfluß nationalsozialistischen Gedankenguts in der Bundeswehr fragte. Mit Ausnahme einiger "Verrückter" spiele der Rechtsradikalismus in der Bundeswehr keine Rolle, antwortete ihm Rühe. Die Bundeswehr identifiziere sich mit dem Widerstand gegen Hitler, angeführt von Oberst Stauffenberg.
Richtig grob wurde Rühe nur einmal: am Montagmorgen beim Frühstück mit chilenischen Wirtschaftsjournalisten. Als einer von ihnen rügte, das Bild Chiles sei in den vergangenen 12 Jahren in der deutschen Presse nicht korrekt wiedergegeben worden, bekam er eine barsche Replik: daß in Chile 17 Jahre lang gefoltert und gemordet worden sei, habe schließlich nicht einfach ignoriert werden können, beschied ihm der deutsche Verteidigungsminister. In Rühes Delegation wurde vermutet, der Fragesteller sei von rechtsradikalen chilenischen Politikern "vorgeschickt" worden. Es sei womöglich ein Versuch gewesen, Rühe dazu zu bringen, die nicht bewältigte Vergangenheit Chiles durch eine nichtssagende Antwort mit dem "Mäntelchen der Vergebung" zu umhüllen. Von diesem mißlungenen Unterfangen vorgewarnt, seien die Militärs am Nachmittag so zahm gewesen.
A capella-Lieder aus verschiedensten Epochen präsentiert das Vokalensemble "Zibeben" im Gemeindehaus der evangelischen Cantate Domino-Gemeinde (Nordweststadt), Ernst-Kahn-Straße 20, am Sonntag 28. Februar, um 18 Uhr. ks/08
BAD VILBEL. Otto Bismarck hat eine und Friedrich Ebert ebenso. Auch an Theodor Heuss und an Ludwig Erhard erinnert eine Straße in der Brunnenstadt. Weitere Persönlichkeiten der deutschen Geschichte sind auf Straßenschilder in Bad Vilbel nicht vertreten.
Bei Ausweisung neuer Baugebiete soll sich das ändern. Einstimmig verabschiedete jetzt das Stadtparlament einen Antrag der SPD, eine repräsentative Straße oder einen Platz nach dem im vergangenen Jahr verstorbenen Willy Brandt zu benennen. Eine Absichtserklärung, die nicht ausschließt, daß später auch Konrad Adenauer eine Vilbeler Straße gewidmet wird, wie in der Parlamentsdiskussion geäußert wurde. mu
Außer einem Hungerstreik will Bürgermeister Hans-Peter Ebner nichts unversucht gelassen haben, um die ersehnte Lärmschutzwand für Langenselbold durchzusetzen (FR vom 16. Februar). Anderer Meinung ist eine FR-Leserin:
"Mit Erstaunen las ich in Ihrem Artikel "Lärmschutzwand auf der langen Bank", daß Langenselbolds Bürgermeister Ebner anführt, er habe "nichts unversucht gelassen" und selbst Herrn MdB Bernd Reuter eingeschaltet. Als betroffene Anliegerin möchte ich dazu bemerken: Nach Gesprächen mit Herrn Ebner und dem zuständigen Sachbearbeiter im Langenselbolder Bauamt gewann ich den Eindruck, daß das Thema Lärmschutzwand bei der Langenselbolder Verwaltung offenbar keine besondere Priorität genießt. (Zitat des Sachbearbeiters: "Tja, man müßte halt mal wieder einen Brief schreiben, aber das nützt doch nichts!" Nach zwei Wochen nachgefragt, ob der Brief geschrieben worden sei, erhält man die Antwort, es sei noch keine Zeit gewesen !)
Nach solchen Erfahrungen verfestigte sich bei mir und anderen betroffenen Bürgern die Einsicht, daß man selbst aktiv werden müsse. Die von Frau A. Wiegels und mir ins Leben gerufene "Bürgeraktion Lärmschutz" sammelte im Sommer 1992 knapp 300 Unterschriften betroffener Anlieger und kontaktierte die zuständigen Stellen beim Autobahnamt und beim Regierungspräsidenten in Darmstadt.
Negative beziehungsweise ausweichende Bescheide dieser Stellen veranlaßten uns daraufhin, Politiker aller Parteien um Intervention zu bitten. Einzig Herr Reuter nahm mit uns Kontakt auf und setzte sich nachhaltig für unser Anliegen ein. Er erreichte beim Leiter des Hessischen Amtes für Straßenbau, Herrn Dr. Sparmann, folgende "Zusicherung"(!): ". . . habe ich veranlaßt, daß mit dem Lärmschutzwall im Anschlußstellenbereich im Spätherbst 1993 begonnen und die Lärmschutzwand im Anschluß daran 1994 ausgeführt wird (Schreiben von Dr. Sparmann vom 13. August 1992 an Herrn Reuter)!"
Diese Zusicherung, von der wir hoffen, daß sie verbindlich ist, wurde meines Erachtens allein aufgrund der Bürgeraktivitäten und der Hilfe von Herrn Reuter erreicht. Herr Ebner sollte die Einhaltung dieser Zustimmung beim Straßenbauamt einfordern!" Jutta Lerch-Schmidt, 6456 Langenselbold Eine Haltung mit "zwei Gesichtern" Die "Schmähschrift" des hessischen SPD-Fraktionsvorsitzenden Lothar Klemm (SPD) gegen den Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba unter dem Titel "Gnadenlos intolerant" sorgt weiter für Aufregung. Ein weiterer FR-Leser schreibt:
"Mit seinem Leserbrief in der Frankfurter Rundschau vom 19. Februar 1993 hat sich Herr Wolfgang Caspar in die Reihen der Befürworter der durch den SPD-Kreistagsvorsitzenden Klemm verbreiteten Hetzschrift gegen den Fuldaer Bischof Dyba eingereiht.
Er meint, den katholischen Herrn Eyerkaufer verteidigen zu müssen und greift dabei - wie üblich - mit Biedermannsmiene den Spitzenkandidaten der CDU, Hubert Müller, an. Es war aber gerade nicht die CDU, die die Konfession des Herrn Eyerkaufer genannt hat. Er selbst ist es, der sich gerne in katholischen Kreisen als "der erste katholische Landrat des Kreises" bezeichnet. Wer sich also selbst, wie Landrat Eyerkaufer, - wo es paßt - als katholisch bezeichnet, der muß auch Farbe bekennen, wenn die Kirche und der Bischof von Herrn Klemm (SPD) und den Jusos diffamiert werden. Eine Haltung der Kirche gegenüber mit "zwei Gesichtern", das geht eben nicht.
Über die Junge Union bis zur Wandlung zum Genossen hat der Leserbriefschreiber Caspar versucht, in Gelnhausen Politik zu machen. Sein jetziger Profilierungsversuch auf der Seite der Genossen, die die Kirche und den Fuldaer Bischof "niedermachen" wollen, entlarvt ihn endgültig." Hans-Georg Engels, 6460 Gelnhausen-Roth
Namen + Notizen
HELENE KUGEL, nicht nur Karnevalistin bei den "Heddemer Käwwern", sondern auf allen Frankfurter Fastnachtsbühnen gemeinsam mit Ehemann Hans als Gesangsduo "Die Kugels" zu Hause, feiert am Samstag, 27. Februar, im Saal der evangelischen Gethsemane-Gemeinde in der Marschnerstraße (Nordend) mit Freunden ihren 60. Geburtstag. Anfang der siebziger Jahre tauchten sie als (heute noch) ungleiches Paar im Karneval auf: Sie mollig und chic, der Hans "spindeldürr" und einen Kopf größer. Mit dem Lied "Es Dickerchen" schafften Helene und Hans mit Bravour den "Einstieg" in die Frankfurter Fastnacht, seit nunmehr zwei Jahrzehnten gehören sie dazu, begeisterten in dieser Zeit mehr als 120 000 Menschen. Und sie überraschen das Publikum immer wieder mit neuen, selbst getexteten Liedern. Ihr größter Hit ist das Lied "Oma hipp . . ." dixi
Ein elfjähriger spanischer Junge ist am Montagnachmittag bei einem Verkehrsunfall in der Friedberger Anlage schwer verletzt worden.
Wie die Polizei mitteilte, war das Kind kurz nach 17 Uhr vor dem Haus Nummer 22 plötzlich zwischen zwei geparkten Autos auf die Fahrbahn gelaufen und von dem Wagen eines 25 Jahre alten Autofahrers, der in Richtung Friedberger Landstraße fuhr, erfaßt worden. Der Frankfurter hatte vergeblich versucht, den Unfall durch eine Vollbremsung seines Wagens zu verhindern.
Der Elfjährige, der alleine unterwegs gewesen war, mußte mit einem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Ärzte stellten fest, daß er eine schwere Gehirnerschütterung und Prellungen erlitten hatte. Für den Jungen besteht laut Polizei keine Lebensgefahr.
Da die Identität des Kindes zunächst unklar war, brauchte die Polizei mehrere Stunden bis sie die Eltern ausfindig gemacht hatte. enk
OBERTSHAUSEN. Mit Barhocker und Messer gingen nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Dienstag zwei Gäste in einem Hausener Lokal aufeinander los. Weshalb der Streit ausgebrochen war, ist bisher noch nicht bekannt - wohl aber die Folgen: Die beiden Männer, 27 und 41 Jahre alt, mußten ihre Schnittwunden und Prellungen in den Städtischen Kliniken in Offenbach behandeln lassen. hf
BAD HOMBURG. Mit Sämereien und Deutschbüchern im Gepäck fliegen Bürgermeister Evgenij Petrovitsch Istomin und vier seiner Dezernenten heute wieder ins heimische Peterhof - und mit Trauer im Herzen, wie Istomin schon gestern versicherte. Schließlich gehe es um die Trennung von Freunden. Eine gute Woche hat sich die russische Delegation in Bad Homburg über die Organisation einer Stadtverwaltung und die Arbeit der Behörden informiert. Künftig sollen zusätzlich zu den offiziellen vor allem private Kontakte zwischen den Städten wachsen, so der Peterhofer Jurist German Oskarowitsch Gref stellvertretend für Gäste und Homburger Gastgeber: "Das ist unser Hauptziel." Mehrere Schritte dazu wurden jetzt beschlossen.
"Mit rein privaten Kontakten haben wir in Ermangelung solcher noch keine Erfahrungen", räumt Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) ein. Die Treffen der Verwaltungsspitzen hätten dazu erst den Rahmen schaffen sollen. Private Reisen nach Peterhof fördert die Stadt mit 248 Mark pro Person, wenn die Reisegruppe mindestens fünf Mitglieder hat. Zudem hilft sie bei der Beschaffung von Hotelplätzen - denn ohne Nachweis einer Übernachtungsmöglichkeit gibt es kein Visum. Die Ausweichmöglichkeit Privatquartier gibt es bisher noch nicht, doch Istomin versichert, "unsere Leute sind sehr gastfreundlich und würden gern aufnehmen".
Schwieriger sind Besuche von Peterhofern in Bad Homburg - kostete der (privat bezahlte) 300 Mark teure Aeroflot- Flug doch schon den Bürgermeister und seine Dezernenten jeweils zwei Monatsgehälter. Um eine "Einbahnstraße" zu vermeiden, wirbt Assmann deshalb für einen Fonds, gespeist von Sponsoren und den beiden Städten, zur Unterstützung russischer Homburg-Besucher.
Viele Bad Homburgerinnen und Bad Homburger wollen in den nächsten Monaten ohnehin schon nach Peterhof reisen. So besuchen Schüler der Humboldtschule die russische Stadt im April, um eine Partnerschule als mögliche Grundlage für Schüleraustausch und familiäre Kontakte zu suchen, so Assmann. Der Deutsch-Russische Förderverein und der Homburger Kreis folgen im Sommer. Umgekehrt erwartet der RSC Rennradler aus Peterhof als Gäste.
Eine "warmherzige Beziehung" bestehe schon jetzt, versicherten die russischen Gäste unisono und priesen die Hilfslieferungen der Bad Homburger Bevölkerung. Den Dank aus Peterhof übermittelten sie bei einem Treffen mit den Helfern im Gotischen Haus.
Die Sprachbarriere sei das größte Problem der angestrebten Städtepartnerschaft, waren sich beide Seiten einig. Außer Appellen an die Bad Homburger, Russisch zu lernen, setzt die Stadt daher auf Sprachkurse in Peterhof. Zunächst sollen 60 Peterhofer in ihren Genuß kommen - eine Palette von Lehrbüchern hat die Delegation bereits erhalten.
Die Kursteilnehmer sollen parallel auf die Betreuung von Touristen vorbereitet werden. Dabei hilft die Bad Homburger Kur- und Kongreß-Gesellschaft ebenso wie mit einem Seminar und bei der Konzeption eines kurzfristigen Tourismusprogramms für das bisherige Ein-Tages- Ziel für Petersburg-Besucher. Peterhof sieht im Fremdenverkehr seine größte wirtschaftliche Chance.
Weihnachts- und Kunstausstellungen sollen die Beziehungen weiter vertiefen. Konkrete Hilfszusagen erhielten die Gäste bei ihren Gesprächen mit Stadt, Experten und möglichen Investoren auch: So will die Pharmafirma Fresenius medizinische Grundausstattung liefern.
Die humanitären Hilfsaktionen in der Kurstadt sollen fortgesetzt werden - und Peterhofer Kleingärtner sich selbst helfen können. Denn Bad Homburger Landwirte hatten die Idee, die Kleingärtner könnten sich mit Saatgut und Setzlingen ihr Gemüse selbst ziehen. Dicke Musterbeutel zur Auswahl für die folgenden Lieferungen fliegen heute schon gen Peterhof. stk
eh WARSCHAU. In Polen haben Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgeber nach sechsmonatigen Verhandlungen einen "Pakt über die staatlichen Unternehmen" unterschrieben. Dieser von Arbeitsminister Jacek Kuron initiierte "Solidarpakt" soll die Privatisierung der Staatsbetriebe beschleunigen und zugleich die Interessen der Arbeiter im Umstrukturierungsprozeß sichern. Ministerpräsidentin Hanna Suchocka erwartet, daß es aufgrund des Abkommens künftig weniger soziale Konflikte geben wird. Laut Kuron handelt es sich um die erste derartige Übereinkunft in einem osteuropäischen Reformland. "Sie schafft einen Verhandlungsmechanismus, ohne den die weitere Wirtschaftsreform nicht möglich wäre."
Der Pakt garantiert den Arbeitern in privatisierten Staatsbetrieben die kostenlose Überlassung von zehn Prozent der Aktien und eine Vertretung im Vorstand der neuen Gesellschaft. In Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit soll ein Leasing der Betriebe durch Belegschaftsfirmen erleichtert werden. Da den Beschäftigten auch ein auf ein halbes Jahr begrenztes Mitspracherecht bei der Wahl der Privatisierungsform eingeräumt wird, befürchtet der zuständige Minister Janusz Lewandowski Widerstände gegen den Verkauf an Großinvestoren. Trotzdem zeigt er sich überzeugt, daß der Zwang zur Entscheidung die Privatisierung insgesamt beschleunigen wird. Der finanzielle Teil des Abkommens sieht die beschleunigte Restrukturierung der Banken sowie die Aufhebung der gegenseitigen Verschuldung durch vereinfachte Vergleichsverfahren und Ausgabe von Obligationen vor. Wichtigste soziale Vereinbarung ist die Schaffung eines Garantiefonds, der im Falle des Bankrotts des Arbeitgebers dessen Zahlungsverpflichtungen übernimmt. Die notwendigen Gesetze sollen rasch durchs Parlament gebracht werden.
Bislang wurde in Polen etwa jeder fünfte der knapp 8000 Industriebetriebe ganz oder teilweise privatisiert. Handel und Dienstleistungen sind nahezu vollständig in privater Hand. Hinzu kommen 1,5 Millionen Privatunternehmen, in denen (einschließlich Landwirtschaft) bereits etwa 60 Prozent der Polen beschäftigt sind.
DIETZENBACH. Damit die Wohnungsnot weiter gemindert werden kann, appelliert die Stadt an die Bürger und hier vor allem an die Besitzer von Zweifamilienhäusern, leerstehende Wohnungen zu vermieten. Die Befürchtungen mancher Hausbesitzer, sie würden die Mieter nach einem Streit nicht mehr los, sind nach Ansicht des Ersten Stadtrates Lothar Niemann falsch. Der Gesetzgeber habe das Mietrecht für Häuser mit vielen Wohnungen wie Hochhäuser und für die kleineren, in denen Vermieter und Mieter unter dem gleichen Dach wohnen, geteilt. In den Zweifamilienhäusern gelten nach Darstellung Niemanns nicht die allgemeinen Kündigungsmodalitäten. Es sei längst nicht so schwer zu kündigen, dafür habe der Gesetzgeber den Mietern allerdings die Frist verlängert, damit diese eine Alternative finden können.
Allein in Dietzenbach stehen nach Darstellung des Ersten Stadtrates rund 100 Wohnungen leer, die noch vermietet werden könnten. In diesem Zusammenhang verweist Niemann darauf, daß Leute, die Räume absichtlich leerstehen lassen, nach der Verordnung für Zweckentfremdung mit einem Bußgeld von bis zu 50 000 Mark belangt werden können. aim
BAD VILBEL. Auf Antrag der SPD fordert die Stadtverordnetenversammlung in einem einstimmigen Beschluß die Bundesregierung auf, das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz nicht zum Nachteil der Gemeinden, insbesondere zum Nachteil des öffentlichen Personennahverkehrs, zu ändern. Für Bad Vilbel hätte dies zur Folge, daß das dritte S-Bahn-Gleis von Frankfurt nach Bad Vilbel nicht gebaut werden könnte.
Die CDU-Mehrheit im Parlament setzte in einer Ergänzung des SPD-Antrages durch, daß nach dem Wetterauer Kreistag nun auch das Bad Vilbeler Parlament das Land Hessen aufforderte, das Planabweichungsverfahren für die Nordumgehung rasch voranzubringen. SPD und FDP stimmten dafür, die Grünen dagegen.
In einer weiteren Ergänzung setze die CDU durch, daß das Parlament das Land Hessen aufforderte, seine Landesstraßenbaumittel aufzustocken und auf den Stand der CDU-geführten Wallmann-Regierung zu bringen. Diese Ergänzung wurde nur mit den Stimmen der Union verabschiedet. mu
RÜSSELSHEIM. Otti Geschka, designierte CDU-Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters, wird sich am Freitag, 26. Februar, erstmals der Öffentlichkeit vorstellen. Die Landtagsabgeordnete wird um 14 Uhr im Bürgerhaus Bauschheim erwartet. Am Vorabend wird eine Mitgliederversammlung darüber befinden, ob die CDU Otti Geschka für die Direktwahl am 4. Juli als Gegenkandidatin zum amtierenden Oberbürgermeister Norbert Winterstein (SPD) nominiert. Die Zustimmung gilt als sicher. Der Vorstand hat sich bereits für die frühere hessische Frauenbeauftragte ausgesprochen. lis
Die Frankfurter FDP hat dem rot-grünen Magistrat vorgeworfen, die Erhebung der Fehlbelegungsabgabe für Sozialwohnungen bewußt über den Termin der Kommunalwahl am 7. März hinaus zu verschleppen. Die Stadt verzichte auf Millioneneinnahmen von gutverdienenden Sozialmietern, "um die Wahlaussichten von SPD und Grünen zu verbessern". Die FR hatte berichtet, daß die Kommune unter Berufung auf fehlende Computerprogramme vor der Kommunalwahl keine Bescheide mehr über mögliche Mieterhöhungen verschicken wird.
Der FDP-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Otto schenkte dieser Begründung keinen Glauben: "Seit einem Jahr werden ständig neue rechtliche und organisatorische Schwierigkeiten vorgeschoben." Völlig unglaubwürdig sei zum Beispiel, daß wegen eines fehlenden Datenprogrammes nicht einmal jene 15 000 Bürger gemahnt werden konnten, die bisher die Fragebögen der Stadt ignoriert hatten.
Die "offenkundige Verzögerungstaktik" von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) erinnere fatal an das Vorgehen des Hamburger Bausenators Eugen Wagner (SPD), der vor der Bürgerschaftswahl 1987 ebenfalls aus wahltaktischen Gründen Erhöhungen der Sozialmieten unterlassen hatte. jg
WIESBADEN. "Martin Luther und die Reformation in Deutschland" ist das Thema einer Informationsveranstaltung der Pfarrei St. Bonifatius am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr im Boni-Stübchen des Pfarrhauses, Luisenstraße 31. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Wiesbaden und Historiker Dr. Wilhelm Platz zeigt in seinem Referat Voraussetzungen, Verlauf und Folgen der Reformation Luthers auf. Anschließend wird ein Videofilm über das Leben und Wirken des deutschen Reformators vorgeführt. maf
FRANKFURT-NORDWEST. "Die Kapelle ist fertig", freute sich Pfarrerin Hildegard Düll und eröffnete den musikalischen Festgottesdienst, mit dem das ökumenische Seelsorgerteam die Kapelle im Souterrain des Nordwest-Krankenhauses dieser Tage feierlich einweihen konnte.
Damit ging ein langjähriges Provisorium zu Ende. Bisher nämlich mußten die Pfarrer den Mehrzweckraum im ersten Stock mit vielen anderen Nutzern innerhalb des Krankenhauses teilen. "Es war nicht immer einfach, diesem Raum eine sakrale Note zu geben", betonten sie und erinnerten sich an so "manche schnellen Umräumarbeiten".
Durch die vielfältigen Um- und Ausbauten im gesamten Krankenhaus wurde es jetzt möglich, einen Raum ausschließlich für eine kleine Kapelle im Souterrain auszuweisen. Architekt Teuto Rocholl ist es gelungen, den etwa 50 Quadratmeter großen Raum zu einer ansprechenden Kapelle zu gestalten.
Die Innenarchitektur lebt vom sakralen Mobiliar wie Altar, Ambo (Lesepult), Kreuz, Tabernakel und Kerzenständer. Thomas Duttenhoefer hat diese Gegenstände aus Eisen in eigenwilligem Stil nach der Devise "aus Schwertern Pflugscharen machen" geformt und sie mit christlichen Symbolen versehen. Sie stehen im harmonischen Kontrast zum ebenfalls von ihm gestalteten Fenster, dessen Mittelpunkt ein weißes Kreuz bildet.
Den ökumenischen Einweihungsgottesdienst, den Bernd Lechla an der neuen Orgel musikalisch begleitete, zelebrierten neben Pfarrerin Hildegard Düll, Dekan Matthias von Kriegstein, Dr. Albrecht Bender und Ordinariatsrat Pater Friedolin Langenfeld sowie die Seelsorgerin Sr. Caritas Zilken, die Seelsorger Siegfried Kittler und Bruno Pockrandt.
Gruß- und Segenswünsche überbrachten unter anderen Martin Hinnenthal von der Evangelischen Landeskirche, Krankenhausverwaltungsleiter Siegfried Twelker und Esther Gebhardt vom Evangelischen Regionalverband. Pfarrer Josef König von der Praunheimer Christ- König-Gemeinde sagte: "Als ich in den Raum kam, habe ich mich gleich wohl gefühlt." Und das war wohl ein treffendes Kompliment an die Gestalter. rw
Kleine FR · Kleine FR
DGB-Ortskartell wählt Vorstand BÜDINGEN. Vorstandswahlen stehen bei der DGB-Mitgliederversammlung des Ortskartells Büdingen am Donnerstag, 25. Februar, 19 Uhr, im Büdinger Bürgerhaus an. Zudem referiert Karin Kirchner von der Stadtjugendpflege über "Was bedeuten gesellschaftliche Wandlungsprozesse für die Jugendarbeit?" Wie verkauft man Bildung? BÜDINGEN. "Wie verkauft man Bildung?" ist Thema der schulinternen Lehrerfortbildungsgruppe der Berufsschule Büdingen am Montag, 1. März. Unter dem Aspekt der Öffnung der Schule wird das Lehrer-Team mit dem Marketingleiter der Büdinger Volksbank zusammentreffen, um über die Felder künftiger Zusammenarbeit zu sprechen. Fragebogen zur Kinderbetreuung NIDDA. Alle Niddaer Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren sollen ihren Bedarf an Kinderbetreuung in einem Fragebogen anmelden. Das fordert die von den Grünen initiierte "Arbeitsgemeinschaft Kindertagesstätten Nidda". Ein Entwurf des Fragebogens sei fertig; er könne aber erst nach der Kommunalwahl in den städtischen Gremien beraten werden. Welche Vollwertkost schmeckt Kindern? BAD NAUHEIM. Diese Frage beantwortet Gesundheitsberaterin Huesmann ab Dienstag, 2. März, in einem Kursus des Naturheilvereins in der Stadtschule. Jeweils ab 19 Uhr treffen sich Interessierte dort an vier Dienstagabenden. Informationen unter Tel. 0 60 31 / 6 22 76. Sole-Bewegungsbad geschlossen NIDDA. Wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten ist das Sole-Bewegungsbad in Bad Salzhausen vom 8. bis 14. März geschlossen, ebenso das Therapiebecken . Der Badebetrieb startet wieder am 15.3.
WIESBADEN. Mit einem Experiment will sich Wiesbadens Mobiles Theater "Baustelle" an die jungen Zuschauer wenden: Im Forumtheater sollen die Jungen und Mädchen selbst in das Bühnengeschehen eingreifen. Premiere des neuen Stücks "Der dritte Tag" ist am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr in der Gewerbeschule, Walramstraße 16. Thema: Eine Jugendbuchautorin arbeitet an ihrem neuen Buch über drei Jugendliche, die sich im Verlaufe ihrer Geschichte nicht näherkommen. Die Autorin bittet um Hilfe der Zuschauer. maf
LIMESHAIN. Vier Sozialwohnungen mit einer Gesamtfläche von 237 Quadratmetern sind zusätzlich im gemeindeeigenen Mehrfamilienhaus in der Ostheimer Straße 15 geschaffen worden, indem auf das einstige Flachdach ein Mansardendach aufgesetzt wurde. Die SPD-Fraktion im Gemeindeparlament hatte vor zwei Jahren, als die Reparatur des Flachdaches anstand, diese Lösung angestrebt, "um kostengünstigen Wohnraum zu schaffen", wie es in einer Pressemitteilung der Fraktion heißt. "Aufgrund der Ausschreibung und der jetzt vorliegenden Rechnungen kann von einer Bausumme von rund 605 000 Mark ausgegangen werden". In dieser Summe seien die bislang noch nicht ausgeführten Arbeiten im Treppenhaus und an der Außenwand enthalten. Das Land gewährte einen Zuschuß von 125 600 Mark. Die Sanierung des Flachdaches hätte 150 000 Mark gekostet, mithin kosteten die vier Wohnungen mit ihrer Gesamtfläche von 237 Quadratmetern die Gemeinde 331 000 Mark. "Dies ist eine beachtliche Leistung", meint die SPD-Fraktion. ieb
BAD NAUHEIM. Zahlreiche Vorträge, Kurse und Seminare bietet der Naturheilverein Bad Nauheim-Friedberg im ersten Halbjahr 1993 an, wie aus dem neuen Programm des Vereins hervorgeht.
Eröffnet wird das Programm am Donnerstag, 4. März, mit einem Referat des Mediziners Rainer Matejka über die "Alternativen in der Krebstherapie". Matejka ist Pressereferent des Deutschen Naturheilbundes und medizinischer Schriftleiter der Zeitschrift "Naturarzt". Am 19. März folgt der Vortrag "Der Traum, ein Weg zu unserem Unbewußten", dem sich am 20. März ein Tagesseminar zur Thematik anschließt. Referent ist der klinische Psychologe, Psychotherapeut und Heilpraktiker Matthias Geisler.
Am 31. März kommt der Arzt für Naturheilverfahren und Leiter des Schloßparksanatoriums in Gersfeld, Dr. Rosen, nach Bad Nauheim. Er spricht voraussichtlich über Heilmethoden und Gesundheitspfelge. Das Thema: "Vollwerternährung - Gesundheit für Mensch und Natur" wird am 25. Mai vorgestellt von Prof. Dr. Meier-Ploeger. Alle Vorträge beginnen jeweils um 19.30 Uhr im Bad Nauheimer Sportheim.
Nach dem beachtlichen Erfolg des ersten Heilpflanzenseminars führt der Verein das Thema fort mit "Heilpflanzen im Frühling" unter der bewährten Leitung von Elfriede Hübner-Schittek vom 4. bis 6. Juni im alten Rathaus.
Der Verein bietet zudem folgende Kochkurse an: "Vitalstoffreiche Vollwertküche", "Tierisch-eiweißfreie Vollwertkost", "Vollwertig kochen - mal orientalisch" und "Vollwertkost, die Kindern schmeckt".
Für die Seminare und Kochkurse ist eine Anmeldung bei Marlis Malwig, Gutenbergstraße 49, in 6350 Bad Nauheim Tel. 0 60 32 / 3 22 70 erforderlich, die auch für Fragen zur Verfügung steht. str
SCHÖNECK. Eine neue Siedlung für 3000 Personen soll im Süden von Kilianstädten entstehen. Dieses Großprojekt zählt zu den Schwerpunkten des Wahlprogramms der Grünen, das sie jetzt veröffentlichten. Nach ihrer Auffassung muß die Gemeinde dem Bevölkerungsdruck im Rhein-Main-Gebiet Rechnung tragen. In ein Drittel der Wohnungen sollen sozial Schwache einziehen, ein Drittel der Fläche für "emissionsarmes" Gewerbe reserviert bleiben.
Des weiteren fordern die Grünen den Ausbau des "Stockheimer Lieschen" zur City-Bahn. Dies würde die Fahrzeit nach Frankfurt auf eine halbe Stunde verkürzen. Zehn Prozent der Fläche von Schöneck will die Partei unter Naturschutz stellen. Davon maximal die Hälfte auch für Sportler und Spaziergänger sperren.
Landwirte könnten dort ein neues Beschäftigungsfeld finden, heißt es in dem Programm. Und es seien "nur wenige Eingriffe" nötig, die keine Unsummen von Geld verschlingen.
Nach wie vor fordern die Grünen einen Ausländerbeirat für die Gemeinde. Die Einrichtung eines solchen Gremiums "böte die Chance, Ausländern als bisher ungleiche Nachbarn überhaupt zu signalisieren, daß wir sie ernst nehmen".
Eine "aktive Auseinandersetzung" statt "Konsum" setzt sich die Partei als kulturpolitisches Ziel. Vor allem örtliche Initiativen sollen die Inhalte liefern. Das Konzept wurde in der Vergangenheit schon vorgestellt (die FR berichtete). Locker lassen die Grünen auch nicht bei ihrer Forderung nach einer Frauenbeauftragten. Als sie im Mai vergangenen Jahres eine entsprechende Stelle beantragten, "begann ein absurder Eiertanz der Herren von SPD und CDU", stellen sie fest.
Kritik an den beiden großen Parteien üben sie in ihrem Wahlprogramm auch beim Punkt Jugendpolitik. So soll nach ihrem Wunsch endlich der Jugendclub im Kilianstädter Bahnhof in Angriff genommen werden. Auch Oberdorfelden soll nach Wunsch der Grünen eine solche Einrichtung erhalten und die Gemeinde "einen Streetworker als Ansprechpartner für Kids" einstellen. jur
LANGENSELBOLD. Die Pianisten Kurt Bauer und Heidi Bung, beide Professoren an der Musikhochschule Hannover, gastieren am Sonntag, 7. März, 17 Uhr, zum ersten Schloßkonzert im neuen Jahr im Langenselbolder Stucksaal.
Die international bekannten Künstler werden Werke von Mozart, Schubert, Mendelssohn, Bizet, Ravel und Brahms interpretieren. Eintrittskarten sind an der Tageskasse zum Preis von zehn Mark, für Schüler und Studenten für fünf Mark erhältlich. hein
FRANKFURT A. M. Wie gestalten Frauen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit die gesellschaftliche und politische Entwicklung Frankfurts mit? Wie und bis an welche Grenzen können sie zusammenarbeiten? Und: Welche Ziele sollen sie künftig anstreben? Diese Fragen behandelt eine zweitägige "Tagung zur politischen Praxis", die morgen, Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, im Sachsenhäuser Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz, beginnt. Es lädt ein das Dezernat Frauen und Gesundheit der Stadt.
Für Samstag sind ab 10 Uhr folgende vier Arbeitsgruppen geplant: Umgang mit Fundamentalisten; ausländische und deutsche Frauen am Arbeitsplatz; Frauenbewegung, Parteien und Institutionen sowie: Weiblichkeitsvorstellungen im interkulturellen Vergleich. mb/08
FRIEDRICHSDORF / FRANKFURT. Im zweiten Anlauf versucht das Frankfurter Jugendgericht, die Serie von Brandstiftungen juristisch zu würdigen, die Friedrichsdorf vor zwei Jahren in Atem hielt. Am Donnerstag verhandelt es gegen den Sohn eines früheren Friedrichsdorfer Stadtbrandinspektors.
Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten 55 Brände mit Schäden in Millionenhöhe zur Last. Der erste Termin vor einigen Wochen war nicht zustandekommen, weil ein Richter krank war. tom
BAD VILBEL. Der neue Pflasterbelag der Frankfurter Straße wird an einigen Stellen nachgebessert werden. Das kündigte Erster Stadtrat Klaus Minkel auf eine Anfrage der Grünen im Stadtparlament an.
Die Umweltpartei hatte beanstandet, daß die Frankfurter Straße bereits in ihrer momentanen Umbauphase zahlreiche Mängel wie Unebenheiten im gepflasterten Bereich sowie Höhenunterschiede zwischen den verschiedenen Belagsflächen aufweise.
Stadtrat Minkel nannte als Ursache hierfür zwei Gründe: Zum einen habe eine Baukolonne nicht ordnungsgemäß gearbeitet und sei von dem Bauunternehmen daraufhin ausgewechselt worden. Zum anderen hätten die Pflasterarbeiten ohne längerfristige Totalsperrung erfolgen müssen. Die jeweiligen Teilstücke hätten eigentlich rund vier Wochen vom Verkehr freigehalten werden müssen, bis das Mörtelbett hart gewesen sei. Der Baudezernent kündigte an, die Stadt werde die Straße erst abnehmen, wenn eine Ausbesserung an den beanstandeten Stellen erfolgt sei. mu
DIETZENBACH. Der Ortsverein des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) lädt für heute, 24. Februar, 19 Uhr, ins Rathaus zu einem Diavortrag mit dem Thema "Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken" ein. Referieren wird der bekannte Fachmann Hermann Benjes, nach dem die Feldhecken benannt wurden.
In der stark zersiedelten Gemarkung von Dietzenbach gibt es nach Darstellung des Ortsvereins nur noch wenige Refugien für die Pflanzen- und Tierwelt. Deshalb müßten bestehende Hecken geschützt und neue geschaffen werden. Wie dies nicht nur auf weiter Flur, sondern auch in kleineren Gärten aussehen könnte, darüber spricht Hermann Benjes. aim
FRANKFURT A. M. Was hat ein Vegetarier und Softie auf einer Rockbühne zu suchen? Wie animalisch ist ein solcher Mann samt Ehefrau ("A Fish Named Linda")? Verrät er nicht die schrillsten Tugenden des Rock, das Bestialische, das Ur-"Antiautoritäre", das heimelig "Sexistische"?
Ein Schwiegersohn wie aus dem Bilderbuch war Paul McCartney bereits, als sein Quartett "Pilzköpfe" und deren Oeuvre "Negermusik" geschimpft wurde. Jetzt ist er 50, und mit allbekannten Kompositionen hat er es zum Milliardär gebracht. Er gilt - Rekorde, Rekorde, Rekorde - als erfolgreichster Komponist aller Zeiten, ("Roll Over Beethoven". . .). "Yesterday" ist der meistgespielte Song aller Zeiten ("all my troubles seemed so far away . . .").
Gar keine Troubles verursacht so ein Doppelkonzert in der Frankfurter Festhalle. Auch wenn die Hiwis des Kunstgewerbes (Plattenfirma, Management etc.) so etwas gerne wie einen Sozialstaatsbesuch inszenieren: Es bedurfte kaum einer Werbung, die Shows waren auf blasse Ankündigung hin überausverkauft. Etwa 200 Journalisten der "Weltpresse" mußten sich "akkreditieren", und während Paul sich "yesterday" eitel im Blitzlicht zahlreicher Fotografen sonnte, waren diesmal pro Veranstaltung nur acht Knipser zugelassen. (Ehefrau Linda hat kürzlich unter dem weltweiten Gelächter von Fotografen Stilleben aus ihrer gespreizten Groupie-Zeit zwischen Buchdeckel pressen lassen. Kaltleimbindung. Die Stones waren Rhythmus, die Beatles Harmonie.)
Paul hält neuerdings die unnötigen Fäden wie Zügel in der Hand. Selbst mit Mick, der in diesem Jahr ebenfalls 50 wird, verbindet ihn eine alte Londoner Straßenfreundschaft: Man winkt sich aus dem Taxi entgegen und verabredet zeitversetzte Veröffentlichungen möglicherweise konkurrierender Tonträger. "Was!?" schreit Mick, "Totengräber?" "Nein! Tonträger!", ruft Paul, "John ist tot!" "Ach was!", meint Mick und kurbelt die Scheibe hoch.
Keith ist bis heute nicht glücklich darüber, daß die Stones mit einer ausgemusterten Beatles-Komposition in die Hitparaden kamen. Aber was soll's? Beide Brians sind tot (Epstein und Jones), und Nichtraucher Paul kommt gar nicht erst in die Verlegenheit, Geldscheine mit Hilfe eines Feuerzeugs zu verbrennen.
Was der gute Mensch aus Liverpool heute bietet, ist (und das entspricht seiner lobenswerten Öko-Ideologie): Kompost. Kompost ist die Urform des Recyclings. Lange bevor es Verpackungen gab, haben Bauern mit dicken Kartoffeln herausgefunden, daß Schale guten Dung ergibt. Termiten, Käfer, Regenwürmer scheiden löbliche Reste aus, die Mutter Erde gut gebrauchen kann. Kulturelle Kost lebt vom gleichen Prinzip.
Der zweitägige Zwischenstop in Frankfurt (Bruder Paul ist auf dem Weg nach Japan) war so etwas wie eine Weltpremiere alter Liebe: So perfekt, wie es schon vor einigen Tagen in der von MTV produzierten Show im Sullivan-Theater in der ARD zu sehen war, bot er mit seiner nicht mehr "Wings" genannten Band zu knapp 75 Prozent Prozent Beatles- Nummern in einer nie dagewesenen Perfektion. Seinen "Frieden" habe er mit den alten Zeiten gemacht, sagt er, deshalb spiele er nun jene Lennon-McCartney- Nummern, die zum größten Teil auf sein Konto gehen.
Der Beifall des Publikums ist ihm gewiß: Wer hat schließlich die Beatles je "live" erlebt? "Mindestens eine Minderheit", mag Veranstalter Fritz Rau einwenden, der auch mit Jimi per du war. Uwe Ochsenknecht schreitet aufgeregt den Gang entlang und wundert sich offenbar darüber, daß besungene Legenden noch leben, während das Publikum unten im Saal zwischen Madonna und "Lady Modonna" zu unterscheiden weiß und, alles in allem, ein so bescheidenes Spektakel abläuft, daß man nur all denen recht geben kann, die im Verzicht den Ursprung "wahrer" Kultur sehen.
Nicht, daß Paul irgendeiner Beatles- Nummer irgendeine Note hinzugefügt hätte, da sei "Werktreue" vor. Nicht, daß er mit "Yesterday" irgendeinen karnevalistischen Schabernack getrieben hätte, der nicht nach gestern klang. Nein, Paul schmiß sich auch optisch in die bereits erwähnte Schale und bot auf erfrischend uneitle Weise ein "Superkonzert" ohne John, George und Ringo. Selbst der Hessische Rundfunk, der im Poker um die "Präsentationsrechte" dieses Konzertes nicht mehr mithalten wollte (der Clou ging an die kommerzielle Konkurrenz von Radio FFH), meinte, Ehefrau Linda habe im Laufe der bühnenreifen Darbietung "keinen allzu großen Schaden angerichtet".
In der Tat war dieses Konzert Hightech ohne Overkill, ein appetitlich anmutender Komposthaufen, wenig wurmstichig, an Konservierungsmittel erinnernd, die die Welt der Frische in ihr haltbares Gegenteil verkehren: "Baby, you can drive my car", Pauls Eröffnungsnummer (anno 1966), erinnerte auf fatale Weise an Melissa Etheridges "Baby, you can sleep while I drive" (anno 1991).
Wir leben im Zeitalter von Promotions und Vergangenheitsbewältigung. Preisfrage: Wer weiß, wer diesen Satz geprägt hat: "It's the singer, not the song"? Für Paul McCartney gilt: It's the song.
WOLFGANG SPINDLER
WETTERAUKREIS. Um Mithilfe aus der Bevölkerung bittet der Denkmalbeirat bei der Erstellung einer ergänzten Topographie I des Wetteraukreises. In diese Topographie sollen die im Altkreis Büdingen seit 1982 eingetretenen Veränderungen an Baudenkmalen und damals vergessene Objekte aufgenommen werden. Insbesondere Hauseigentümer werden um Unterstützung gebeten. cor
KRIFTEL. Keine talkshow-mäßige Expertenvorführung, sondern ein offenes Bürgergespräch wollen die Grünen am heutigen Aschermittwoch bieten.
Einziges Thema, das nach Meinung der Alternativen die Krifteler Bürger am meisten bewegt: Die Tatsache, daß Bürgermeister und CDU-Spitzenkandidat Hans-Werner Börs noch immer im Untersuchungsgefängnis sitzt.
Im großen Saal des Bürgerhauses sind um 20 Uhr Vertreter von Grünen, SPD und FWG anwesend, um Stellung zu nehmen. set
Der größte Hilfskonvoi der Republik 60 bis 80 Lastwagen starten nach Bosnien / Koordination in Hanau Von Regine Schlett HANAU. Clatko Hurtic, Botschaftsattaché der Botschaft für Bosnien und Herzegowina in Zagreb, beschrieb bei seinem Besuch in Hanau die Not in seinem Heimatland: 1,7 Millionen Menschen leben derzeit in Bosnien von den humanitären Hilfen. Die Selbstversorgung reiche nur für 300 000 Männer, Frauen und Kinder. Die Spendenbereitschaft, so die Erfahrungen Willi Hausmanns vom Hanauer Helferkreis für Flüchtlinge und Asylbewerber, ist ungebrochen. Jetzt sind die Bürgerinnen und Bürger zu einer großangelegten Hilfsaktion aufgerufen, deren organisatorische Fäden in ihrer Stadt zusammenlaufen: Im April soll ein Hilfskonvoi von 60 bis 80 Lastwagen aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Bosnien auf die Reise gehen. An der Vorbereitung des Konvois, der der bisher größte aus Deutschland werden soll (siehe Bericht auf der Hessenseite), sind der Hanauer Helferkreis für Flüchtlinge und Asylbewerber und auch der Hanauer Ausländerbeirat maßgeblich beteiligt. Bei dessen Geschäftsführer Wolfgang Schwab dürften in den kommenden Wochen die Drähte heißlaufen: Er übernimmt das Koordinationsbüro der Aktion, an der sich mehrere Organisationen aus dem Rhein-Main-Gebiet beteiligen. Willi Hausmann ist zuversichtlich, daß die Ladung, die am 1. April zunächst nach Zagreb oder Split und dann in die Kriegsgebiete gehen soll, zusammenkommt. "Wir können uns zum Teil vor Spenden kaum retten", sagt er. Ein größeres Problem stellt sich bei den Fahrzeugen. Oberbürgermeister Hans Martin sicherte bereits zu, daß er zwei Lastwagen zur Verfügung stellen wolle. Auch Dieter Hussing, Geschäftsführer der Kreiswerke, signalisierte bei einer Pressekonferenz der Initiatoren Unterstützung. Allerdings seien die Fahrzeuge des Kreises schon im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark für Hilfslieferungen im Einsatz gewesen.
Die Organisationsleiter der zahlreichen Verbände und Vereine, die zu der Aktion aufrufen, treffen sich derzeit wöchentlich, um die logistischen Probleme abzustimmen. So müssen beispielsweise beim dringend benötigten Saatgut genaue Informationen über den Bedarf vorliegen. Medikamente, die angesichts der schlimmen medizinischen Versorgung besonders gebraucht werden, werden häufig von Großkonzernen geliefert, berichtete Heiko Wenner von der Flüchtlingshilfe Langen.
Jedoch sind nicht nur Betriebe und Unternehmen aufgerufen, Hygieneartikel, Babynahrung oder Bettdecken zu spenden. Bürger können Lebensmittelpakete packen, die dann direkt verteilt werden. Die Helferkreise haben eine genaue Liste von sinnvollen und haltbaren Nahrungsmitteln wie Reis, Mehl, Salz, Margarine oder Fleisch und Gemüse in Dosen zusammengestellt. Pakete können an Sammelstellen abgegeben werden, die noch veröffentlicht werden.
In welcher Stadt die Lastwagen Anfang April starten werden, ist noch offen. Die Initiatoren haben den ersten April als Reisetag ins Auge gefaßt. Die bosnische Regierung übernimmt eine Garantie, daß die Waren auch bei den notleidenden Menschen ankommen. Nur zwölf bis 13 Prozent der Hilfslieferungen in Sarajewo, so die Auskunft von Hurtic, verschwinden auf dem Schwarzmarkt. Dies sei im Verhältnis zu anderen Lieferungen eine geringe Zahl.
Wer sich als Fahrer oder einen Lastwagen zur Verfügung stellen will, hat nichts zu befürchten. Der Konvoi fährt nicht ins Kriegsgebiet. In Zagreb und Split wird umgeladen. Weitere Begleitung in die betroffenen Städte und Dörfer ist jedoch auf Wunsch möglich.
Die Hanauer Helferkreise bitten alle Bürger um Unterstützung. Informationen erteilt das Koordinationsbüro, Telefon 0 61 81 / 29 55 78. Ein Spendenkonto wurde bei der Volksbank Frankfurt eingerichtet, Stichwort "Hilfe für Bosnien-Herzegowina", Kontonummer 276 391 470, Bankleitzahl 501 900 00.
Im Blickpunkt: Studienabbrecher Erfolg auf dem Arbeitsmarkt
Das Bild vom Studienabbrecher wandelt sich - vor allem, seit das Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover eine Untersuchung zu dem Thema veröffentlichte. Bis vor kurzem wußte niemand, wieviele Studenten aus welchen Gründen die Hochschulen ohne Abschluß verlassen und wohin sie gehen. Bekannt war nur, daß es viele sind. Die Studie beziffert die Quote der Abbrecher in Universitäten auf 31 Prozent, in Fachhochschulen auf 20 Prozent. Die Studie hält eine Überraschung parat: Diejenigen, die ihr Studium abbrechen, haben in der Regel sicherere Arbeitsplätze als Examensabsolventen. "Ein Studienabbrecher ist nicht jemand, der den Staat völlig unnötig belastet hat", kommentiert der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (SPD) diese Tatsache. Er will sich dafür einsetzen, daß Studenten auch ohne Examen eine Bescheinigung ihrer Leistung erhalten. "Das wäre ein vorzeigbarer Baustein. Denn die Studenten haben etwas gelernt und sind auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich."
Auch die Hochschulen nehmen die Abbrecher inzwischen in Schutz. "Abbrechen muß kein Versagen sein", sagt der Pressesprecher der Universität Kaiserslautern, Elmar Hein. "Viele kommen von einem Praktikum nicht mehr zurück", weiß Bernhard Einig, Abteilungleiter Studium und Lehre an der Universität Mainz. Besonders Geisteswissenschaftler ergriffen gern eine Berufschance, auch wenn sie sich mitten im Studium ergibt. Laut HIS- Studie müssen Abbrecher zwar mit niedrigeren Stufen in der Hierarchie von Betrieben und Behörden sowie geringerem Einkommen vorlieb nehmen. Aber von Arbeitslosigkeit seien sie heute deutlich weniger betroffen als Hochschulabsolventen.
An den einzelnen Hochschulen liegen so gut wie keine Daten über dieGründe für den Studienabbruch vor. Minister Zöllner bemängelt, daß rechtliche Grundlagen fehlten. Dadurch ließen sich mögliche hausgemachte Probleme der Hochschulen nicht erkennen. Abteilungsleiter Einig wundert sich zum Beispiel über einen "riesigen Schwund" im Fach Philosophie. Dort seien 153 Studenten eingeschrieben, trotzdem pendelten die Examenszahlen seit Jahren im einstelligen Bereich. Der niedrigste Wert wurde 1991 mit drei Absolventen erreicht, 1990 waren es sieben und im Jahr zuvor vier. "Wo die Studenten bleiben, wissen wir noch nicht." Nun sei eine Stellungnahme des Fachbereichs angefordert. Dabei müßten jedoch Empfindlichkeiten der Professoren berücksichtigt werden.
Insgesamt erreichen in Mainz etwa 50 bis 60 Prozent derer, die ein Studium beginnen, einen Abschluß. In Kaiserslautern machen "über den Daumen gepeilt über 50 Prozent der Erstsemester kein Diplom", meint Hein. Für Frauen sind nach der HIS- Studie in einem Viertel aller Fälle familiäre Gründe für den Abbruch ausschlaggebend. Zöllner hält deshalb ein flächendeckendes Netz von Hochschul-Kindergärten für erforderlich.
Ein anderer häufig genannter Grund ist der Mangel an Information über das Studienfach. Deshalb fordert Zöllner die Hochschulen auf, die Beratung und auch die Besprechung von Semesterarbeiten zu verstärken. "Wenn jemand nach einem Semester merkt, daß das Studium nichts für ihn ist, kann man das hinnehmen. Beunruhigend ist aber, daß der Abbruch im Durchschnitt erst nach acht Semestern erfolgt."
ROLF WESTERMANN (dpa)
"Schlagen Sie mich nicht tot", bittet Amtsrichter Christian Dutzmann aus Itzehoe schmunzelnd, bevor er wie erwartet Heiterkeit erntet für seinen unkonventionellen Vorschlag, den man "nicht dogmatisch sehen" solle. Pensionierte Bundeswehrfeldwebel als Betreuer für psychisch Kranke, Altersgebrechliche, geistig Behinderte - warum eigentlich nicht? Die mit 52 Jahren in den Ruhestand verabschiedeten Soldaten hätten nun mal "Sinn für Ordnung und Korrektheit" und auch ein "menschliches Herz". Ernsthafte Gedankenspiele aus Norddeutschland, geboren aus der Not, die Zahl der noch raren Betreuer dringend vermehren zu müssen. Überhaupt könnte die Bundeswehr ein reiches Rekrutierungsreservoir werden, ruft einer scherzhaft dazwischen: "Die reduziert ja auch gerade."
Ärztinnen, Richter, Sozialpädagogen und ehrenamtliche Betreuer sind bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Hofgeismar im osthessischen Bad Orb in Klausur gegangen. Bilanz ist zu ziehen: Gut ein Jahr ist das Betreuungsgesetz in Kraft, mit dem Abschied genommen wurde von Zwangspflegschaft, Vormundschaft, Entmündigung für Volljährige wegen Geisteskrankheit, Verschwendungs- und Trunksucht oder Rauschgiftkonsums. Fast 100 Jahre hat man mit diesen juristischen "Kanonen auf Spatzen geschossen" (Dutzmann), Menschen zu Dutzenden anonym in Rechtsanwaltspraxen verwaltet. Rund 300 000 Betroffene waren es zuletzt in den alten Bundesländern.
Die Reform war ein Meilenstein, weil sie die "Fürsorge" hinterfragt. Es geht nicht um Pflege, Putzen oder Kochen, sondern um Mindeststandards für die Regelung von Geldangelegenheiten, Mietsachen oder medizinischen Eingriffen bei Menschen, die keine Freunde oder Verwandten haben und von karitativen Organisationen nicht ambulant gepflegt werden können. Richter prüfen die Betreuungsnotwendigkeit im regelmäßigen Turnus, es gibt ein Geflecht von Kontrollen zwischen dem Gericht, der Betreuungsbehörde von Stadt und Landkreis und den ehrenamtlichen oder von Vereinen wie Diakonie oder Caritas angestellten professionellen Betreuern.
Bei "vorweggenommenen Erbschaftskriegen" in der Familie zum Beispiel sind Richter wie Christian Dutzmann freilich froh, außenstehende Betreuer an der Hand zu haben. Nur "nicht Einsichtsfähige" dürfen zur Untersuchung und Heilbehandlung in geschlossenen Abteilungen von Krankenhäusern untergebracht werden. Untersuchung aus "erzieherischen Gründen" ist nicht mehr statthaft. Angestellte etwa in Behindertenwerkstätten dürfen nicht mehr Betreuer ihrer Schützlinge werden - wegen möglicher "Interessenkonflikte", also der Gefahr, Vermögen in die eigene Tasche zu wirtschaften. Aber ist das nun die "heile Welt"? Mitnichten", sagt Vormundschaftsrichter Dutzmann.
"Unzufriedenheit und Unsicherheit überwiegen", resümiert auch Jura-Professor Werner Bienwald und fragt provozierend nach, ob es "schon Bedarf für Reparaturen" gibt. Viele grundsätzliche Fragen tauchen auf, es ist ein Tasten im Paragraphen-Neuland: Wann muß der Arzt einen Betreuer einschalten? Erst bei der gerichtlich abzusegnenden Gabe von Psychopharmaka ("freiheitsentziehende Maßnahmen") oder, wie von Fachleuten bisweilen behauptet, bereits beim Einnehmen von Aspirin-Tabletten? In Altersheimen, wo die Umstellung von der Pflegschaft auf Betreuung erst auf dem Papier vollzogen wurde, wird weiter ohne große Rückfragen bei Richtern mit Medikamenten - besonders an Wochenenden - ruhiggestellt und mit Handfesseln fixiert, mit Bettgittern und Türschließanlagen in Schach gehalten: "Inwieweit machen die Heimleiter die Augen zu?", fragt ein Teilnehmer. "Das muß aufhören", fordert Dutzmann, "Sensibilität und Umdenken sind in den Heimen nötig". Einen "sozialpolitischen Skandal" nennt es der Marburger Jurist Ulrich Hellmann, daß Freiheitsbeschränkung wegen Geldmangels geduldet werde.
Ein Sachverhalt verunsichert viele im Seminar und läßt die Leiterin der Kasseler Betreuungsbehörde, Brunhilde Ackermann, wütend auffahren: So mancher Richter reiche den notwendigen Beschluß zur Unterbringung in aller Ruhe nach, wenn etwa eine altersverwirrte, aus ihrer verdreckten Wohnung herausgeholte Frau längst in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie untergebracht wurde.
Das Recht auf Selbstbestimmung, das Ernstnehmen der Wünsche des Betreuten (auch geistig Behinderte pochen immer mehr darauf, bei der Auswahl des Betreuers gehört zu werden) ist nicht einfach umzusetzen: Soll man sich taub stellen, wenn ein psychisch Kranker einen Freund als Betreuer benennt und den von der Betreuungsbehörde aus der nahen Verwandtschaft Auserkorenen ablehnt? Wird die Konstellation einer zerrütteten Familienbeziehung, in der der Vater Betreuer seiner manisch-depressiven Tochter wird, nicht bloß Unheil anrichten? Da gibt es Streitigkeiten um Telefon- und Briefkontrolle, weil der Betreute Rechnungen und Mahnungen versteckt und sich überwacht fühlt. Manch ein Gericht ordnet da den "Einwilligungsvorbehalt" an, um den Abschluß windiger Ratenzahlungsgeschäfte zu verhindern. Wo ist da die Grenze zur alten Entmündigung?
Die vom Gesetz auferlegte Abstimmung zwischen der Betreuungsbehörde, an der die "schwersten Fälle" zur Betreuung hängenbleiben, dem Vormundschaftsgericht, ärztlichen Sachverständigen und Sozialarbeitern wird schnell zum Reizthema: Machtgefälle, berufliches Abgrenzungsbedürfnis und Standesdünkel produzieren Konflikte. Der Gummersbacher Sozialpädagoge Gerhard Müller erzählt den Fall, wie Ärzte erbost reagierten, als er sich erkundigte, ob die Medikamentengabe bei einem Fall von "genehmigungsbedürftiger Heilbehandlung" wirklich "nötig und richtig" war. Richter Dutzmann gibt zum besten, wie pikiert der Hausarzt ist, wenn er auf dessen Hinweis "Oma muß ins Heim, sie macht in die Ecke" entgegnet, er werde die Betreuungsbehörde einschalten, damit sich ein Sozialpädagoge einmal das Umfeld daraufhin ansieht, ob nicht andere Lösungen in Betracht kommen. Der Arzt fassungslos: "Reicht Ihnen nicht, was ich sage?"
Natürlich spielt auch das überall fehlende Geld eine Rolle in der Diskussion. Die leidigen Finanzen lassen viele Verbesserungen "wie an einer Mauer abprallen", klagt Ulrich Hellmann von der Bundesvereinigung "Lebenshilfe für geistig Behinderte". Betreuungsbehörden als "Zuarbeiter" für die Gerichte sind längst nicht in allen Kommunalverwaltungen installiert; Hamburg und Thüringen haben noch nicht einmal Landesausführungsgesetze zur Reform erlassen. Keine Richtlinien zur Förderung von Betreuungsvereinen gibt es in Hessen, Bayern, Saarland und Sachsen. Besser gestellt sind die Vereine in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Brandenburg, vorbildlich in Sachsen-Anhalt.
Die wenigen existierenden Vereine seien "am Rande der Bankrotterklärung", sagt Brunhilde Ackermann. Es gibt, das ist deutlich zu spüren, Konkurrenz zwischen den Vereinen, die Betreuer gewinnen, beraten und fortbilden sollen, und den ehrenamtlich Engagierten, die argwöhnen, Sozialberufler wollten sich nur neue Arbeitsplätze freischaufeln. Die Vereine müssen ihre Existenzsicherung selbst erwirtschaften - über eigene Berufsbetreuer, die vom Ersparten der Betreuten oder aus öffentlichen Mitteln (Entgelt 20 Mark pro Stunde) bezahlt werden. "Mit Ehrenamtlichkeit haben die meisten Leute bei uns wegen der hohen Arbeitslosigkeit nix am Hut", betont die Sozialberaterin Erika Fieseler aus Quedlinburg.
Die alten Pflegschafts-Akten müßten in den kommenden Jahren noch dringender als die Vormundschafts-Fälle aufgearbeitet werden, fordert Brunhilde Ackermann. "Da ist viel mehr geschludert worden", obwohl auch Entmündigungen mit hanebüchenen Begründungen (häufig wechselnder Geschlechtsverkehr, psychische Labilität wegen Kontakten zu ausländischen Männern) stattgegeben wurde. Richter Dutzmann gibt nur Andeutungen davon preis, was sich bei den 20 und 30 Jahre alten Fällen von Entrechtung alles findet. Da wurden Menschen unter Pflegschaft gestellt, "die nie einen Arzt zu Gesicht bekommen haben", da kamen Menschen in Behinderteneinrichtungen, "die nach heutigem Verständnis da gar nichts zu suchen haben".
HIRZENHAIN. Unbekannte Brandstifter versuchten am vergangenen Montag abend, ein Gebäude der Buderus-Kunstgießerei anzuzünden. Die von Anwohnern verständigte Werksfeuerwehr konnte den Brand gegen 22 Uhr löschen, wie die Friedberger Kriminalpolizei gestern mitteilte.
Wie schon bei zwei weiteren Zündeleien im Januar seien die Fenster mit brennbarer Flüssigkeit übergossen worden. Am Montag wurde die Flüssigkeit durch ein Loch in der Fensterscheibe ins Gebäude gegossen und angezündet. Der Schaden beträgt rund 5000 Mark, so die Polizei.
Bereits 1989 beunruhigte eine Serie unaufgeklärter Brandstiftungen im Bauhof und im Schwimmbad die Hirzenhainer. Im Februar 1992 wurde das Konsum-Gebäude angesteckt. 30 Feuerwehrleute mußten den Brand damals löschen. Der Schaden verzögerte den Umbau des Hauses zur Gemeindeverwaltung. Das Rathaus soll im kommenden Frühling bezogen werden. nes
ALTENSTADT. Mit einem neuen Vorstand - mit Peter Brinkschulte und Waltraut Hantke an der Spitze - will die Kinderlobby Altenstadt ihre Arbeit 1993 fortsetzen. So will sich der Verein weiterhin für mehr Kindergartenplätze und attraktivere Spielplätze einsetzen. Außerdem plant die Kinderlobby eine privat betriebene Krabbelstube. Von der Gemeinde fordert sie, die Stelle des Jugendbetreuers wieder zu besetzen und ein qualifizierteres Angebot für Jugendliche.
Wie im Vorjahr will der Verein Kurse mit der Johanniter Unfall-Hilfe anbieten. Unter der Leitung der Hilfseinrichtung steht auch der Kursus "Erste Hilfe am Kind", zu dem die Kinderlobby interessierte Eltern und Erzieher im März einlädt. In der Zeit vom 4. März bis 1. April und vom 29. April bis 3. Juni können Erwachsene dort lernen, wie kleinen Kindern in Notfällen geholfen werden kann. Am letzten Kursabend ist ein Kinderarzt anwesend. Kursort ist das Gemeindehaus der evangelischen Nikolaikirche in Altenstadt. Nähere Informationen erteilt täglich bis 20 Uhr Waltraut Hantke unter der Rufnummer 0 60 47 / 74 30. cor
MAIN-KINZIG-KREIS. Wandern ist die natürlichste Art, gesund zu bleiben. Aus diesem Grund bietet die Abteilung Sport und Freizeit des Kreises in jedem Jahr ausreichend Gelegenheit, bei frischer Luft und Bewegung fit zu bleiben. Standardangebot seit Jahren: der Europäische Fernwanderweg E 1 von der Nordsee bis zum Bodensee. Vom 5. bis zum 12. Juni wird die 7. Etappe in Angriff genommen. Sie führt die Wanderer vom Siegerland über den Hohen Westerwald entlang der Lahn zum Taunus. Die Teilnehmergebühr beträgt 590 Mark. Darin sind die Kosten für Hin- und Rückfahrt mit der Bahn, Unterkunft, Frühstück, Besichtigungen, Programm und Wanderführer enthalten. Teilnehmen können Erwachsene ab 18 Jahren. Telefonische Anmeldungen bei der Abteilung Sport und Freizeit unter der Rufnummer 06051 / 8 54 58. are
Gerade hat der britische Premierminister Major - nach langem Zögern der Konservativen und bei fortdauernd-nachhaltigem Schweigen der Labour-Party - sich dazu bereit erklärt, mit seinem Staatsbürger Salman Rushdie sich zu treffen, um "ihm Solidarität zu beweisen" (nachdem ihn der Schriftsteller darum zum wiederholten Male gebeten hatte): - da meldet sich der iranische Parlamentspräsident zu Wort. Er heißt Ali Akbar- Nuri und meint, "die Christen in aller Welt" sollten sich an der Jagd auf "dieses unerwünschte Element" beteiligen und es beseitigen; denn Mohammed sei nicht "der einzige Prophet", den Rushdie in seinen Satanischen Versen "unter dem Vorwand der freien Meinungsäußerung verspottet" habe. Ali Akbar-Nuri könne gar nicht begreifen, warum "eine derart ignorante Person so wichtig für den Westen sei, daß dieser eine Konfrontation mit der islamischen Welt riskiert".
Gott sei Dank ist "die islamische Welt" nicht nur der schiitische Islam des Iran; und das Gottesgnadentum und den Prophetensegen, den sich Khomeinis Nachfolger zusprechen, ist im Hinblick auf die islamische Welt so repräsentativ wie das Unfehlbarkeitsdogma des derzeitigen Inhabers von Petris Stuhl in Rom für die christliche Welt.
Deshalb muß es sich für uns verbieten, die Mordgier aus Teheran mit dem Islam in eins zu setzen. Freilich: Wehe uns, der schon im eigenen Lande wütende iranische Haß auf Andersdenkende würde zum Fundament jeglichen Islams . . . Nicht nur Rushdie weiß, dessen Buch ja gerade die anstößige Probe aufs Exempel ist, daß aber der islamischen Religion insgesamt der "Ausgang der Menschheit aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit" (wie das Kantsche Aufklärungsprogramm lautet) noch bevorsteht.
Dabei hatte der Islam, der uns die vorchristlichen antiken Philosophen übermittelte, als die Christen sie wie "Rushdies" behandelten, einmal eine Höhe der menschlichen Toleranzkultur entwickelt (nämlich in Spanien), die vorteilhaft vom "christlichen" Mittelalter abstach. Es waren eben solche mörderisch-intoleranten christlichen Fundamentalisten wie die heutigen islamischen Tonangeber des Irans, sprich Ferdinand & Isabella, welche die Mauren (& die Juden) von der europäischen Halbinsel vertrieben: In ihrem Gefolge wütete die Inquisition.
Der jetzige iranische Mordaufruf an "die Christen" offenbart zweierlei: eine hirnverbrannte Weltfremdheit; und die Zwangslage von Dogmatikern, die aus der Falle selbstverschuldeter Unmündigkeit, nämlich Khomeinis Dr.-Mabuse-Befehlen folgen zu müssen, nicht herausfinden. Sie befinden sich in einem Dilemma, das unseres nicht mehr ist - mögen selbst anglikanische Würdenträger und der polnische Primas Glemp in Rushdie auch einen wiedergeborenen Voltaire sehen: wir, übrigens, u. a. ebenfalls.
Selbstverständlich kann man darüber nachdenken, wie die iranischen Machthaber ihrem Dilemma entkommen und dabei ihr Gesicht wahren können. Aber Rushdies Leib & Leben ist dafür kein Tauschwert. Nachdem "der Westen" zulange gezögert hat, den Ritualmördern mit Gangstermethoden öffentlich entgegenzutreten, wird es höchste Zeit, daß der britische Premier John Major sich endlich an der Seite Salman Rushdies zeigt.
Die vier Jahre, in denen sich nun schon der Autor einer putativen Geiselhaft ausgesetzt sieht, waren bitter, demütigend und enttäuschend für ihn, weil er erst jetzt die politische Prominenz "des Westens" dazu gebracht hat, sich nicht nur mit ihm zu solidarisieren, sondern demonstrativ und symbolisch das wichtigste Grundprinzip unserer demokratischen Gesellschaften zu verteidigen. Obwohl aufklärerisch, ist es wohl "christlicher" als Ali Akbar-Nuri meint. WoS
NORDWESTSTADT. "Neuer Start ab 35 - Neuorientierung für Familienfrauen" heißt eine Kurs, den die Katholische Familienbildungsstätte Nordweststadt jetzt anbietet. Frauen, die wieder in ihren Beruf einsteigen möchten, können sich im Kreis Gleichgesinnter informieren. Der Kurs richtet sich an Frauen, die bislang wenig Berufserfahrung oder keine abgeschlosene Berufsausbildung haben oder über 50 Jahre alt sind.
Kursbeginn ist am Mittwoch, 3. März, um 9 Uhr in der Familienbildungsstätte, Tituscorso 1. Anmeldung und Information dort oder unter Telefon 57 09 19. ks
BAD VILBEL. Die Grünen sind unzufrieden mit dem Zustand und der Nutzung des Kurparks. Im Parlament beantragten sie daher, eine Planung über die Neugestaltung der Grünfläche zwischen Hallenbad und Marktplatz anfertigen zu lassen.
Im Park, so die Umweltpartei, herrsche zu wenig Leben. Dabei bestehe genügend Platz zum Picknicken, zum Grillen oder für sportliche Aktivitäten. Nicht befriedigend sei auch der Zustand des Marktplatzes. Die Lastwagen-Parkfläche könnte per Markierung abgetrennt und befestigt, die Restfläche dem Park zugeschlagen werden.
Erster Stadtrat Klaus Minkel hielt den Grünen entgegen, im Kurpark bestehe bereits ein häufig genutzter Grillplatz. Ebenfalls eine Wassertretanlage und ein Minigolfplatz sowie drei Kinderspielplätze seien vorhanden und würden größtenteils von der Bevölkerung gut angenommen. Bewährt hätten sich auch die Ruheliegen im Kurhausbereich. Minkel räumte allerdings ein, daß durchaus noch Verbesserungen möglich seien.
Mit den Großbaustellen an der Seniorenwohnanlage sowie der am Kurhaus geplanten Tiefgarage komme es jedoch zu zwei größeren Eingriffen in den Grünzug. Minkel: "Solange diese Großprojekte nicht abgeschlossen sind, hat es wenig Sinn, Veränderungen des Parks anzugehen."
Der Stadtrat sprach sich überdies gegen eine Einschränkung für die Brunnenlaster auf dem Marktplatz aus. Die Brunnenindustrie leide ohnehin unter Raumnot.
Die Sozialdemokraten unterstützten weitgehend den Antrag der Grünen. Die überwiegende Mehrheit von CDU und FDP stimmte dagegen. mu
Saarland Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Das mag für die Narren gelten, nicht jedoch für Saarbrückens Oberbürgermeister Hans-Joachim ("Hajo") Hoffmann. Der Politiker, der 1991 aus dem Wirtschaftsministerium ins Oberbürgermeisteramt wechselte, um die saarländische Landeshauptstadt für die Sozialdemokraten nach dem Abrutschen von 1989 bei den nächsten Kommunalwahlen im Sommer 1994 wieder bei 50 Prozent zu stabilisieren, versuchte es im Karneval volkstümlich-politisch. Der populäre SPD- Mann zog von Kappensitzung zu Kappensitzung, um dort sein Klagelied als Stadtoberhaupt zu singen.
Hoffmanns Erfolgsnummer wurde im Sitzungsreigen stets als "De Hajo un sei lääre Säck" ("Der Oberbürgermeister und sein leerer Sack") angekündigt, zur Freude der Besucher. Ganz modern nach der Melodie eines Monty-Python-Songs (Griffolge E, Cis-Moll, Fis-Moll, H) klagte er da über die Widrigkeiten als Rathaus-Politiker, der es keinem recht machen kann, von jedem angemeckert wird und von den Leuten "de ledschde Reschd von Geld" einfordern muß.
Hajo Hoffmanns Erfolgsrolle, in den Kappensitzungen erprobt, geht auch nach dem Aschermittwoch weiter, wenn der Oberbürgermeister wieder über das leere Stadtsäckel klagt - dann allerdings nicht mehr in Versform. Die Wahrheit hat er ja bereits, geschminkt und selbstironisch, an den Saarbrücker Narr, die Saarbrücker Närrin gebracht. gra Nordrhein-Westfalen Mexiko, das ferne, sicherlich schöne Mexiko - warum nicht Mexiko, werden sich die Mitglieder des Innenausschusses im Düsseldorfer Landtag gedacht haben, als sie überlegten, wohin sie denn diesmal ihren alljährlichen Ausflug machen könnten. Die Begründung, mit der der Landtagspräsidentin - und uns Steuerzahlern - die Notwendigkeit einer solchen Reise plausibel gemacht werden konnte, war zwar nicht ganz einfach. Aber gab es da nicht das Thema "Asyl"? Und wenn das geschickt mit der angeblich fast undurchdringlichen Grenze zwischen Mexiko und USA verknüpft würde? Gedacht, getan und die Reise beantragt.
Doch der Frau Präsidentin war solche Begründung etwas zu dünn. Sie verlangte zusätzliche Argumente der vom Fernweh geplagten 17 Abgeordneten des Innenausschusses. Fernweh selbst fiel ja als offizieller Grund flach. Und so reagierte der Ausschuß auf die präsidiale Aufforderung nach besseren Argumenten mit bockigem Schweigen. Die Präsidentin tat, was sie angesichts dieser Sachlage tun mußte: Sie lehnte die Reise ab, nicht ohne anzumerken, daß die "für Nordrhein-Westfalen gegebene Grenzsituation mit der in Mexiko überhaupt nicht verglichen werden könne", eine heimatliche Nutzanwendung also nicht ersichtlich sei.
Damit wäre die Sache also erledigt? Wer so denkt, kennt die Beharrlichkeit unserer Parlamentarier und die Langmut der Präsidentin schlecht. Der Abgeordnete Stefan Frechen (SPD) konnte seinen Kolleginnen und Kollegen im Innenausschuß nämlich nach Vorsprache im Präsidialbüro mitteilen, daß unter noch nicht näher geklärten "bestimmten Voraussetzungen" der Ausschuß im nächsten Jahr nach Mexiko jetten könne. Die dafür in der Reiseanmeldung nötigen Änderungen sollten allerdings, so wußte Frechen laut Ausschußprotokoll zu berichten, "zügig" ausgebrütet werden . . . Seitdem wird, von der Öffentlichkeit durch die stets geschlossenen Ausschußtüren gut abgeschirmt, interfraktionell und ganz ohne Parteienstreit bös gegrübelt . . . vs Berlin Machen Sie mit beim Assoziationsspiel? Also gut: drei Dinge, die Ihnen zu Berlin einfallen. Schnell, schnell, Augen zu und nachdenken.
Und? Kam was? Das Berliner Büro der Frankfurter Rundschau hat kürzlich eine interne Blitzumfage gestartet. Hier das Ergebnis. Testperson I: Olympia, Hauptstadt, Hertha BSC. Testperson II: Spree, Havel, Autonome. Testperson III: Brandenburger Tor, Reichstag, Mauer.
Berlin - ein Lindenblatt? Darauf kommt kein Mensch, meinen Sie? Doch. Die Rede ist von Jean Widmer und dem Designer-Wettbewerb um das neue Layout der Berlin-Visitenkarte. Der ist entschieden. Jean Widmer hat den zweiten Preis gemacht. Und weil es keinen ersten gab, werden - möglicherweise - die offiziellen Berliner Briefköpfe und Broschüren demnächst mit eben jenem silbernen Lindenblatt gekennzeichnet. Aha, aus Berlin, muß es dann dem Empfänger durch den Kopf schießen.
So übertrieben weit hergeholt, befanden die Juroren, seien dieserart Gedankensprünge nun auch wieder nicht. Schließlich symbolisiere das Blatt die "grüne, umweltfreundliche Stadt", und natürlich zöge am geistigen Auge sofort der Boulevard "Unter den Linden" vorbei. Wer dächte von dort aus nicht weiter. Ja, ja, die Wiedervereinigung.
Wie gesagt, der erste Preis ist nicht vergeben - und ob das Lindenblatt jemals aufs Blatt Papier kommt, noch nicht sicher. Übermäßig lange sollte man allerdings nicht warten, sonst wird womöglich der Assoziationssprung zu groß. Denn "Unter den Linden" sterben die Linden. Ein gutes Drittel der 360 Bäume zwischen Brandenburger Tor und Marx-Engels-Platz ist todkrank, den anderen geht es auch nicht übermäßig gut. So könnte das Berlin-Logo ungewollt noch eine historische Komponente bekommen - Erinnerung an die Zeit, als "Unter den Linden" noch Linden standen. Vbn
Wenn am Sonntag, 7. März, um 8 Uhr die Wahllokale öffnen, sehen sich die etwa 398 000 wahlberechtigten Bürger in Frankfurt mit drei Stimmzetteln konfrontiert - einem weißen, einem gelben oder orangefarbenen und einem grünen.
Mit ihrem Kreuz auf dem weißen Papier bestimmen die Frankfurter, wie sich ihr Stadtparlament in den kommenden vier Jahren zusammensetzt. Insgesamt 15 Parteien und Gruppen bewerben sich um die 93 Sitze in der Stadtverordnetenversammlung. In der Reihenfolge auf dem weißen Stimmzettel sind dies: SPD, CDU, Grüne, FDP, Linkswende, Frankfurter Offensive (F.O.), Demokratische Mitte Frankfurt (DMF), Ökologische Linke Liste (ÖkoLinX), Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), Freie Wählergemeinschaft Frankfurt (FWF), "Republikaner", Deutsche Heimat Partei, Partei Bibeltreuer Christen (PBC), NPD und DVU.
Parallel dazu entscheidet der Wähler über die künftige Zusammensetzung des Ortsbeirats in seinem Bezirk. Auf einem gesonderten gelben oder orangen Wahlzettel kann er sein Votum abgeben. Je nach Ortsbezirk - in Frankfurt gibt es 16 - bewerben sich zwischen vier und neun Parteien für die "Stadtteil-Parlamente".
Die Verbandswahl im Umlandverband Frankfurt wird der Bürger mit seinem Kreuz auf dem grünen Stimmzettel entscheiden. Für den Wahlkreis 1 (Frankfurt und Bad Vilbel) bewerben sich zehn Parteien um die Sitze. Neben den zuletzt im Umlandverband vertretenen SPD, CDU, Grüne und FDP stellen sich ÖkoLinX, ÖDP, DVU, "Republikaner", F.O. und NPD zur Wahl.
Die Reihenfolge der Wahlvorschläge ist dabei nicht willkürlich gewählt. Sie ist gesetzlich geregelt. Zunächst sind die im hessischen Landtag vertretenen Parteien aufgelistet. Die SPD, stärkste Fraktion in Wiesbaden, steht aus diesem Grund an erster Stelle der Vorschlagsliste. Danach folgen auf jedem Stimmzettel CDU, Grüne und FDP. Die Reihenfolge der übrigen Wahlvorschläge wurde per Losentscheid bestimmt. hu
MAIN-KINZIG-KREIS. Sprachen lernen kinderleicht - dieses Prädikat könnten die Wochenendkurse führen, die die Kreisvolkshochschule in regelmäßigen Abständen anbietet. Die Lehrmethode macht sich Erkenntnisse zunutze, die aus Untersuchungen gewonnen wurden, die sich mit dem Phänomen beschäftigten, wie Kinder ihre Muttersprache erlernen - nämlich kinderleicht.
Ungewöhnlich und effektiv, intensiv und entspannt, lebendig und abwechslungsreich, so beschreibt der Fachbereich Sprachen der Kreisvolkshochschule seine Kurse. Unter dieser Prämisse bietet sich Interessenten am Französischen an den Wochenenden des 19. bis 21. März und am 2. bis 4. April in Gelnhausen, im VHS- Seminarraum in der Barbarossastraße 16, die Gelegenheit, die Sprache entweder von Grund auf zu erlernen oder bereits vorhandene Kenntnisse zu vertiefen und zu erweitern.
Freitags ist jeweils von 17.30 bis 21.30 Uhr, samstags von 9.30 bis 18 Uhr und sonntags von 9.30 bis 16.30 Uhr Unterricht. Die Teilnahme kostet 270 Mark. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Beratung beim Fachbereich Sprachen, 6460 Gelnhausen, Barbarossastraße 16, Tel.: 06051 / 85-490. are
Wir veröffentlichen nachfolgend in Auszügen die Faßnachtsrede von Joachim Safran über die Leuna-Brücke.
Es steht e Brick bei uns am Maa
sie fühlt sich mutterseelsallaa
es sin halt noch kaa Straße draa
was nutzt uns do die Brick am Maa.
Die Grüne wie der BUND,
die tun de Bürger auch noch weh,
egal welch Lösung mer do kürt,
es werd bestimmt Prozeß geführt.
So kann mer zehn bis 15 Jahrn,
net über diese Brücke fahrn
wer sich leist im Lebe solche Sache,
über den derf mer mal wirklich lache.
Doch rege mir uns doch net uff
un warte ganz geduldig druff
seit Verspreche sinn erst 65 Jahre um
do kriehn mir die Zeit ach noch rum.
Drum Leute, nur net uffgerecht,
weil Ärger sich uffs Herzche lecht
jetzt wird mir des so langsam klar,
Schilda 'n Vorort von Frankfurt war.
Es ist schon a Überlegung wert
mir verlege die Straß unner die Erd'
dann könne unne die Autos passiern
un obbe könne die Kröte marschieren
MAIN-TAUNUS-KREIS. Wer ein Herz für Tiere hat, muß nicht immer klar bei Verstand sein; und wer gern über die Stränge schlägt, kann nicht immer auf Verständnis hoffen. Polizeibeamte im Kreis, die von ihren Revieren in Eschborn, Hofheim, Kelkheim und Flörsheim aus für Sicherheit und Ordnung sorgen sollen, machen während der tollen Tage gelegentlich Erfahrungen, die sich ein wenig vom Alltagsgeschäft unterscheiden. Dazu zählt gewiß der junge Mann, der am Dienstag gegen 1.30 Uhr die Beamten in Eschborn besuchte.
Der 29jährige, der es nach Auskunft eines Polizeisprechers "sicherlich gut gemeint" hat, brachte den Polizisten einen jungen Bernhardiner aufs Revier, den er kurz zuvor in der Nähe der Hessenallee aufgelesen hatte. "Mit schwerer Zunge" erklärte der Tierfreund den Polizisten die Geschichte. Die lobten zwar den Einsatz des 29jährigen, fühlten sich aber dennoch verpflichtet, dem Tierfreund den Führerschein abzunehmen: Der Student war angetrunken mit seinem Auto vorgefahren. Nach der Blutentnahme durfte der junge Mann die Wache zwar wieder verlassen, nahm aber - entgegen seiner ursprünglichen Absicht - den Hund wieder mit. Kommentar des Polizeisprechers: "Auch wenn der 29jährige eine Weile gezwungenermaßen zu Fuß gehen muß, wird sicherlich der Hund davon profitieren. Er kann jetzt öfter Gassi gehen."
Tragikkomische Ereignisse bilden freilich die Ausnahme; überhaupt unterscheidet sich der "Faschings-Dienst" der Beamten nur unwesentlich von der Alltagsarbeit vor und nach den tollen Tagen. Weitaus häufiger rücken die Polizisten etwa zu Alkoholkontrollen aus.
Dienstag morgen beispielsweise kontrollierten Eschborner Beamte 50 Autofahrer. In zwei Fällen forderten die Sicherheitskräfte Personen zum Pusten auf, in einem Fall ordneten die Beamten gar eine Blutentnahme an. Neben sieben Mängelanzeigen und zwei schriftlichen Verwarnungen untersagten die Polizisten einem Mann die Weiterfahrt mit seinem Wagen, weil das Gefährt technische Mängel aufwies.
Massive Kontrollen wie in den 70ern sind heute die große Ausnahme. Folge der Aktion Pustefix: Die Zahl der Fälle, bei denen Autofahrer zuviel getrunken hatten, sank um 80 Prozent, erinnert sich ein Beamter der Polizeistation in Kelkheim. schu
MAIN-TAUNUS-KREIS. . . . und jetzt erst mal 'nen Kaffee - mühsam schleppen sich heute früh unzählige Fastnachter und Närrinen vom Bett in die Küche - Brummschädel inklusive. Doch mit dem Duft des frisch gebrauten Muntermachers kehren meistens die Lebensgeister zurück, auch wenn es ernährungswissenschaftlich dafür keine Erklärung gibt. Im Gegenteil: Kaffee verstärkt die kleine Alkoholvergiftung, wie Helmut Oberritter, wissenschaftlicher Leiter der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Frankfurt, den "postnärrischen" Zustand wenig beschönigend nennt.
Dagegen hilft der Griff zum Katerkiller Hering tatsächlich: Das bläulich schimmernde, salzige Fischfilet bringt den durcheinander geratenen Mineralhaushalt wieder in Ordnung. Die durch Alkohol vermehrte Wasser- und Mineralstoffausscheidung über die Nieren - übrigens ein Grund für den "Nachdurst" - werde so kompensiert. Freilich täten es auch Mineralwasser, Salzgurken oder Brühe. Aber für jene, die erst abends zum Fischessen gehen, fehlte dann ja der Grund für ein Bierchen. So kann man sich sagen: Der Hering muß schwimmen . . . Den scherzhaften Tagen noch nicht vollkommen abhold, können sich ganz Schlaue beim Fischmahl auch vorgaukeln, sie begännen die Fastenzeit. Denn am Aschermittwoch startet die 40tägige Spanne bis Ostern, in der "in Vorbereitung auf das hohe Fest Verzicht geübt" werden soll, wie Bezirksdekan Rolf Kaifer sagt. Doch daß Karnevalsvereine und Parteien heute Abend in der Kneipe traditionell und bewußt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen, dafür gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.
Die Kirche jedenfalls sei auf den Fisch gekommen, weil er eine Speise der Armen gewesen sei, erklärt Kaifer. Wer auf das teure Fleisch verzichtete, demonstrierte seine Opferbereitschaft. Warum ausgerechnet Politiker am Aschermittwoch zusammenkommen, ist Kaifer unverständlich. Vielleicht hätten sie nach den Tagen des Spotts und der "scherzhaften Rügespiele", wie es im Lexikon heißt, ebenfalls die geistige Sammlung nötig, sinniert er. Wer durch den Kakao gezogen werde, müsse sich erst wieder auf sinnvolles Arbeiten vorbereiten. set
ESCHBORN. Eschborner Musiker unter der Leitung von Gerhard Schroth musizieren am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr während des 11. Konzertes im Stadtmuseum. Dabei erklingt unter anderem Mozarts Trio G-Dur für Violine, Cello und Klavier, Franz Schuberts Fuge e-Moll für Klavier und Carl Maria von Webers Sonate für Violine und Klavier. Die Sopranistin Anne Kroll intoniert Ludwig van Beethovens "Ich liebe dich", von Felix Mendelssohn-Bartholdy erklingt der Gruß aus dem "Lobgesang" und der Sänger Egils Silins bringt Hugo Wolfs "Verborgenheit" und "der Gärtner" nach Texten von Eduard Mörike zu Gehör.
Werke von Richard Strauss, Charles Gounod und Rossini runden das Programm ab. Die Veranstaltung der Eschborner Stadtverwaltung wird von der Frankfurter Sparkasse unterstützt. she
BOGOTA, 23. Februar (AFP). Drei französische Höhlenforscher, die seit Freitag in einer Andengrotte im Nordwesten Kolumbiens eingeschlossen waren, sind am Montag tot aufgefunden worden. Nach Angaben des kolumbianischen Roten Kreuzes starben die Männer, bevor Rettungsmannschaften ihnen zu Hilfe eilen konnten. Der Austritt von Methangas aus der in der Nähe der Ortschaft Bolivar im Departamento Santander gelegenen Höhle habe die Rettungsarbeiten erschwert.
Die drei Franzosen gehörten dem Club der Höhlenforscher von Marseille an.
Lebensgefährliche Verletzungen trug am frühen Dienstagmorgen ein 58 Jahre alter Fußgänger bei einem Verkehrsunfall in Sachsenhausen davon. Nach Angaben der Polizei hatte der alkoholisierte Mann gegen 4.40 Uhr in Höhe der Schulstraße die Uferstraße überqueren wollen und war dabei von dem Wagen eines 37jährigen erfaßt und auf die Gegenfahrbahn geschleudert worden.
Der 58jährige trug einen Schädelbasisbruch und Beinbrüche davon. Die Besatzung eines Notarztwagens brachte den Schwerverletzten ins Krankenhaus. enk
HIRZENHAIN. Seinen Führerschein wurde Montag ein Hirzenhainer los. Er hatte betrunken sein Auto gegen einen geparkten Opel in der Karl-Birx-Straße gelenkt. Der zunächst flüchtige Fahrer wurde nach Zeugenaussagen ermittelt.
BIEDENKOPF. Ein Motorschaden beim Sessellift auf der Sackpfeife bescherte am späten Montag nachmittag 17 Skibegeisterten einige eisige Stunden in luftiger Höhe.
Nachdem sich das technische Personal vergeblich um die Reparatur bemüht hatte, gelang es schließlich der hinzugerufenen Biedenkopfer Feuerwehr, die frierenden Wintersportfreunde aus bis zu 12 Metern Höhe zu bergen.
Auf der glatten Piste hatten die 20 freiwilligen Feuerwehrleute einige Mühe, den hohen Leitern festen Stand zu geben. Alle 17 auf den Sesselliftsitzen Ausharrenden gelangten jedoch wohlbehalten nach unten. Allerdings mußte ein Wintersportler wegen starker Unterkühlungen ins Krankenhaus gebracht werden. tap
OBERTSHAUSEN. Zum Richtfest eines neuen Kindergartens lädt die Stadt für Montag, 1. März, die Bürgerinnen und Bürger in die Vogelsbergstraße ein.
Nach fünfmonatiger Bauzeit wird nach 15 Uhr der Richtkranz über dem Rohbau schweben.
Der Kindergarten bietet Platz für 95 Mädchen und Jungen: drei Kitagruppen und eine Hortgruppe. Im Dachgeschoß sind Wohnungen für zwei Erzieherinnen untergebracht.
Die Stadt Obertshausen nimmt schon jetzt Anmeldungen von Eltern für den neuen Kindergarten entgegen. Voraussichtlich wird der Neubau im Herbst bezogen. hf
Eröffnungspolonaise in die aufgestockten Kindergartenräume / Bürgermeister vorneweg
OBERURSEL. Friedel-Marie Martin senkte die Nadel auf den Plattenspieler, lustige Musik ertönte, und los ging's: In einer langen Kette zogen Kinder und Erzieherinnen tanzend durch den Flur und die Wendeltreppe hinauf. Bürgermeister Thomas Schadow stieg vorneweg und zertrennte mit der Schere die vielen quergespannten Luftschlangen. Am Dienstag nahmen die Kinder des Kindergartens Eschbachweg ihre neuen Räume im oberen Stock mit einem großen Faschingsfest in Besitz.
Lange war von der notwendigen Erweiterung gesprochen worden, und dann ging alles ganz schnell: Mitte November rückten die Bauarbeiter an, bauten ein Gerüst auf und setzten binnen weniger Wochen ein neues Stockwerk obendrauf. "Wir haben fast nichts von den Arbeiten gehört", lobt die Kindergartenleiterin Martin. Ein schöner heller Schlafraum entstand, durch Schiebewände abteilbar, daneben ein Personalzimmer und neue Toiletten. Erst ganz zum Schluß wurde der Turm angebaut, der die Wendeltreppe nach oben beherbergt.
Die 66 Kinder hatten sich schon wochenlang auf die Feier gefreut. "Der Weg ins Traumland" stand auf einer lustigen Zeichnung am Fuß der Treppe, überall waren Girlanden und Luftballons aufgehängt. Bürgermeister Thomas Schadow, Erster Stadtrat Eberhard Häfner und Sozialdezernent Gerd Krämer bekamen ein buntes Programm gezeigt mit Zaubereien, Liedern und Tänzen.
"Batman", Prinzessinnen, Geister, Hexen und Piraten hüpften im Kreis herum und fielen begeistert ein, als Schadow seine Eröffnungsrede mit einem donnernden "Orschel Helau" beendete.
Mit dem neuen Personalzimmer haben nun endlich auch die Erzieherinnen ein bißchen Platz für sich bekommen. Bislang war es im Kindergarten so eng, daß die Kinder in ihren Gruppenräumen spielen, essen und schlafen mußten und selbst die Putzmittel in irgendeine Ecke gequetscht werden mußten.
430 000 Mark haben der Aufbau und der Turm gekostet. Rote, blaue und gelbe Fenster zieren den hellgestrichenen Turm. Die noch etwas rutschigen Marmorstufen der steilen Treppe haben die Kinder mit aufgeklebten Noppen-Wölkchen geziert.
So mancher stutzte beim ersten Gang ins Obergeschoß und fragte sich, was ungewohnt war: Die Wendeltreppe windet sich - anders als in den Plänen und wie üblich vorgesehen - rechtsherum nach oben. esi
KELSTERBACH. Wenn die Stadtverordneten am Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, in der Mehrzweckhalle Nord zur letzten Sitzung dieser Legislaturperiode zusammenkommen, steht auf der Tagesordnung auch ein Thema, das umfangreicher klingt als es ist: die Novellierung der städtischen Abwasserbeitrags- und Gebührensatzung, die nur in einem Punkt - den Grundstücksanschlußkosten - verändert werden soll. Mit dieser Änderung will die Stadt, so begründet Oberamtsrat Erhard Dreyer, ein Problem aus der Welt schaffen, "das immer häufiger auftritt": Auf großen Grundstücken würde zunehmend ein zweites Haus "meist für die Kinder oder Enkel" gebaut.
Das Problem, das dabei aus Sicht der Stadt entsteht: Um einen separaten Kanalschluß für jedes Gebäude zu erhalten, würde das eine Grundstück rechtlich in zwei aufgeteilt. Nach der alten Satzung, zuletzt 1987 modifiziert, muß die Stadt für dieses "neue" Grundstück den Kanalanschluß erstellen - in bereits bebauten Gebieten führt dies zu erheblich mehr Kosten als in Neubaugebieten, auf die die alte Satzung eigentlich abzielte.
Mithin sieht die Magistratsvorlage vor, bei den Grundstücksanschlüssen danach zu unterscheiden, ob sie in erschlossenen oder nicht erschlossenen Gebieten erfolgen. Zugleich wird die Gebühr (bisher 114 Mark) gesplittet und kräftig angehoben: für Anschlüsse in erschlossenen Gebieten muß der Grundstücksbesitzer 1161 Mark zahlen, in nicht erschlossenen 383 Mark. Angehoben werden auch die Gebühren für Erneuerung von Anschlüssen auf 1122 Mark (bisher 277 Mark) und für Beseitigung von Anschlüssen auf 998 Mark (bisher 231 Mark).
Thema morgen ist auch der Bau des Alten- und Pflegeheimes. Nachdem die Arbeiten ausgeschrieben wurden, werden nun die Aufträge vergeben. lis
GRIESHEIM / SCHWANHEIM. Am Tag danach liefen bei der Hoechst AG die Telefonleitungen heiß. Bewohner von Griesheim und Schwanheim, denen das nach einem Störfall am Montag freigesetzte o-Nitroanisol auf Autos und Gebäude regnete, forderten Schadenersatz oder bestellten die von Hoechst eingesetzten Putzkolonnen. In den werksärztlichen Abteilungen des Unternehmens und den Städtischen Kliniken Höchst meldeten sich insgesamt 31 Menschen, die über Kopfweh und Reizung der Atemwege klagten. Die Grünen im Ortsbeirat und ein Sprecher der Bürgerinitiative "Höchster Schnüffler un' Maagucker" übten gestern scharfe Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen bei Hoechst.
Wie berichtet, waren in der Nacht zum Montag über ein Sicherheitsventil im Werk Griesheim zehn Tonnen Chemikalien in die Luft geblasen worden. Mit dem gasförmigen Sprühnebel, der sich als karamelartiger Belag auf Straßen, Main- Schiffen, Autos und Häusern festsetzte, gelangten zwei Tonnen des giftigen o-Nitroanisols ins Freie. Ursache des Störfalls war laut Hoechst menschliches Versagen. Ein Mitarbeiter habe vergessen, ein Rührwerk einzuschalten.
Die Grünen im Ortsbeirat forderten Hoechst gestern auf, alle Betriebe mit Rührwerken auf ihre Sicherheit zu überprüfen. Bereits am 20. Januar 1986 sei nach einem Störfall gelber Regen über Griesheim niedergegangen. Thomas Schlimme: "Auch damals war ein Rührwerk nicht eingeschaltet worden." Nachträglich habe Hoechst dann eine Warn- hupe eingebaut.
Mit einem solchen Sicherheitssignal sei auch die Störfall-Anlage ausgerüstet, erklärte Werksleiter Gerd Rümmler gestern. "Die springt zum Beispiel bei einem Motorschaden an." Wenn das Rührwerk stillsteht, weil es nicht eingeschaltet wurde, ertöne das Warnsignal indes nicht.
Nach Angaben von Horst Roth, zuständiger Abteilungsleiter beim Gewerbeaufsichtsamt, sollen jetzt alle technisch vergleichbaren Anlagen unter die Lupe genommen werden. Den Unglücksbetrieb hatte das Gewerbeaufsichtsamt am Montag sofort stillegen lassen.
Berichte, nach denen der für den Störfall verantwortliche Mitarbeiter alkoholsiert am Steuerpult stand, dementierte Werksleiter Rümmler gestern. "Den Mann haben wir am Montag erst einmal nach Hause geschickt." Heute soll der Farbwerker ausführlich zum Vorfall gehört werden.
Peter Kyritz von den "Höchster Schnüfflern un' Maaguckern" zufolge trägt vor allem der Konzernvorstand Verantwortung für das Unglück. "Bei Hoechst werden zur Zeit ja viele Stellen abgebaut. Da steht dann manchmal nur noch ein Mann an einem Kessel, den zuvor zwei Leute kontrollierten."
(Siehe auch Stadtrundschau) TOBIAS SCHWAB
Die schnelle Abschiebung schwer kriminell gewordener Asylbewerber in ihre Heimatländer wird nach Ansicht von Frankfurts Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD) von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) nicht, wie von ihm zugesagt, beschleunigt, sondern im Gegenteil erheblich behindert. Seit Mitte September vergangenen Jahres hatte die Frankfurter Ausländerbehörde dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf insgesamt 16 derartige Fälle genannt, um solche Asylverfahren mit dem Ziel der Abschiebungen zu forcieren. Vandreike: "Nur in vier dieser Fälle wurden bislang in Zirndorf in der Sache entschieden."
Akten, die nach Frankfurt zurückgeschickt worden sein sollen, kamen bislang nicht an, eine Postzustellungsurkunde verschwand spurlos. Als "Zynismus" wird es im Römer empfunden, daß Seiters am 15. Dezember 1992 das Zirndorfer Amt anwies, "nur in Fällen erheblicher Straffälligkeit die Akten krimineller Asylbewerber vorzuziehen".
Im August 1992 stach ein 27 Jahre alter Asylbewerber aus Marokko in der Schäfergasse auf eine 24jährige Frau in deren Wohnung ein und mißhandelte sie sexuell - eindeutig einer der Fälle, die das Zirndorfer Amt laut einem Seiters-Erlaß vom Mai 1992 vorrangig behandeln sollte. Der Marokkaner hatte im November 1991 hier seinen Asylantrag gestellt. Der Stadt Frankfurt war ebenso wie anderen deutschen Kommunen bislang von dem Seiters-Erlaß nichts bekannt gewesen.
Frankfurt hatte verschiedende Asylbewerber aus der kriminellen Szene mit der Bitte um Beschleunigung der Verfahren an Zirndorf gemeldet. Im Fall des Asylbewerbers aus Marokko schrieb die Stadtverwaltung das Amt am 14. September an. Die Nachfrage der Stadt vom 16. November, was aus der Sache geworden sei, wurde von Zirndorf am 18. Dezember beantwortet. Der 27jährige habe noch nicht angehört werden können. Dem Frankfurter Ordnungsamt wurde gleichzeitig mitgeteilt, die Ausländerakte des Mannes werde an die Stadt zurückgeschickt. Vandreike: "Trotz mehrfacher Nachfrage haben sie wir bis heute noch nicht."
Auch im Fall eines Asylbewerbers aus dem albanischen Kosovo, gegen den wegen versuchten Totschlags und mehrerer Waffendelikte ermittelt wird und über den das Ordnungsamt ebenfalls Mitte September Zirndorf Bericht erstattete, erfuhr die Ordnungsbehörde mit Nachricht vom 16. Februar aus Zirndorf lediglich, es sei unklar, ob diesem Ausländer der negative Bescheid über seinen Asylantrag überhaupt zugestellt worden sei. Die Post- zustellungsurkunde sei nicht auffindbar.
Vandreike: "Die Liste der Pannen beim Bundesamt läßt sich fortsetzen." So sei in einem von Frankfurt gemeldeten Fall zunächst durch eine Verwechslung der Cousin des Antragstellers geladen worden. "In anderen Fällen bat Zirndorf unser Ordnungsamt, ihnen die betreffenden Ausländerakten zu überlassen, da die eigenen nicht auffindbar seien."
Der Ordnungsdezernent hat "Zweifel", ob Seiters tatsächlich die Beschleunigung derartiger Verfahren wolle, nachdem er nun im Dezember mitgeteilt habe, das Zirndorfer Amt solle sich in diesen Fällen nur noch auf Fälle "erheblicher" Kriminalität beschränken. Im Fall des Marokkaners und des Kosovo-Albaners will die Stadt nun trotz möglicherweise noch laufender Asylverfahren Ausweisungen aussprechen. Stellungnahmen aus dem Bundesinnenministerium und von Zirndorf waren am Dienstag nicht zu erhalten. enk
FRIEDBERG. Hilfe für die Menschen in Cerska im Osten Bosniens soll ein Konvoi der Jungen Union bringen, an dem sich der JU-Kreisverband beteiligt. Geplant ist die Aktion für Ostern. Sollten dort dann noch Kämpfe ausgetragen werden, fährt der Transport in die dalmatinische Hafenstadt Makarska, wo sich viele bosnische Flüchtlinge aufhalten.
Für die Hilfsaktion werden dringend Säuglings- und Kindernahrung, Spielsachen, Lebensmittel für Erwachsene und Krankenhausartikel benötigt. Zudem sucht die JU nach einer Firma, die einen Laster bereitstellt. Wie die CDU-Kreistagskandidatin und Finanzreferentin der JU Wetterau, Gabriele Erk, betont, werden wie bei den drei früheren JU-Hilfsaktionen Mitglieder des Kreisverbandes in das Krisengebiet reisen und die Spendenübergabe überwachen. Beim CDU-Landesparteitag in Frankfurt sammelte die JU schon 1200 Mark für ihre Aktion.
Geldspenden können auf die Kontonummer 50 004 970 der Sparkasse Wetterau, Stichwort "Bosnienhilfe", eingezahlt werden. Um Sachspenden kümmert sich Gabriele Erk, Tel. 0 60 31 / 57 52 (abends). cor
ESCHBORN. Bald beginnt die Schulzeit für Kinder, die zwischen dem 1. Juli 1986 und dem 30. Juni 1987 geboren wurden. Anfang März nehmen die Süd-West- Schule an der Berliner Straße 27-29 und die Hartmutschule an der Pestalozzistraße 7-11 Anmeldungen entgegen. Auch die Westerbachschule an der Niederhöchstädter Georg-Büchner-Straße wartet auf Pennäler. Kinder, deren Namen mit den Buchstaben A bis J beginnen, kommen am Mittwoch, 3. März, zwischen 8.30 und 12 Uhr in die Westerbachschule. Die übrigen sind für Donnerstag, 4. März, um dieselbe Zeit eingeladen.
Die Hartmutschule bittet Schüler und Eltern, deren Namen die Anfangsbuchstaben A bis K tragen, am Mittwoch, 3. März, zwischen 8 und 12 Uhr zur Anmeldung. Einen Tag drauf sind die übrigen dran. Einen Zusatztermin bietet die Schule am Donnerstag, 4. März, zwischen 16 und 18 Uhr. Die Südwestschule öffnet ihre Türen für Neulinge am 4. März von 8 bis 12 und von 16 bis 18 Uhr.
Die Schulen bitten Eltern und Kinder, ein wenig Zeit mitzubringen. Stammbuch und Impfausweis sollten sie ebenfalls dabei haben. Jungen und Mädchen, die zwischen dem 1. Juli und 31. Dezember 1987 geboren sind, können auf Antrag aufgenommmen werden, sofern Amtsarzt und Lehrer von deren Schulfähigkeit überzeugt sind. she
HAMBURG, 23. Februar. Der Itzehoer "Plattenleger"-Prozeß, bei dem die Staatsanwältin am Montag Freispruch gefordert hatte, wird noch ein politisches Nachspiel in der Hamburger Bürgerschaft haben. Die Grünen haben angekündigt, sie wollten einen Untersuchungsausschuß beantragen, der sich mit "Rechtsbrüchen, Pannen und Pleiten" der Hamburger Polizei befassen soll. Auch die FDP denkt laut über politische Folgen nach. Beide werden allerdings mit Einzelheiten bis zum 8. März warten. An diesem Tag wird in diesem Verfahren um ein angebliches Zugattentat die Entscheidung fallen , die nach übereinstimmender Ansicht aller Beobachter ebenfalls nur noch Freispruch heißen kann.
Vor dem Itzehoer Landgericht hatte die Staatsanwältin am Montag überraschend Freispruch für die beiden Angeklagten gefordert, obwohl sie nach wie vor davon überzeugt ist, daß die jungen Männer aus der autonomen Szene Hamburgs Ende Juli 1991 Betonplatten auf ein Gleis der Bundesbahn gelegt und damit einen Mordversuch begangen hätten.
Nach Ansicht von Prozeßbeobachtern hatte der Hamburger Staatsschutz das Verfahren zu einer Farce auf Kosten der beiden Angeklagten werden lassen, die wegen des schweren Verdachts zunächst sechs Monate im Gefängnis hatten einsitzen müssen. Monatelang hatte die Hamburger Polizei verschwiegen, daß die Männer nur aufgrund einer rechtswidrigen Observation auf die Anklagebank gekommen waren. Die Hamburger Polizeiführung hatte die Fahndungspanne vertuschen wollen. Erst aufgrund eines Urteils des Hanseatischen Oberlandesgerichts mußte die Observationsakte herausgegeben werden, nachdem sich bereits zuvor die als Zeugen vernommenen Staatsschutzbeamten in Widersprüche verwickelt hatten. Jetzt ist der Staatsschutz in den Verdacht geraten, die Festnahme der beiden Männer überhaupt nur inszeniert zu haben, um von der Fahndungspanne abzulenken.
Die Grünen wollen nicht nur diesen Fall politisch aufklären. Ihnen geht es auch um andere Skandalmeldungen der jüngeren Zeit. So hat das Hamburger Landgericht die Polizei in der vergangenen Woche dazu verurteilt, an zwei Männer Schmerzensgeld zu zahlen. Das Gericht hält es für erwiesen, daß die beiden 25jährigen auf einer Revierwache zusammengeschlagen worden sind.
Vor allem auch der Innensenator Werner Hackmann (SPD) steht im Blickpunkt der Polizeikritiker. Gegen ihn liegt inwischen eine Strafanzeige im Zusammenhang mit den Trauerfeierlichkeiten um die in Mölln ermordeten drei Türkinnen vor. Am Tage der Hamburger Trauerkundgebung hatte es einen massiven Polizeieinsatz gegen Türken gegeben, die die Särge nach Abschluß des offiziellen Geschehens zum Flughafen Fuhlsbüttel geleitet hatten. Hackmann hatte das starke Polizeiaufgebot damit gerechtfertigt, die Polizei habe Hinweise bekommen, die linksradikale türkische Organisation Dev Sol und die militante kurdische PKK wollten beim Abflug Aktionen unternehmen. Woher die - falschen - Hinweise gekommen waren, mochte Hackmann, der sich inzwischen in der Bürgerschaft für die Fehleinschätzung entschuldigt hat, nicht sagen. Für einen Teil der Teilnehmer, unter denen sich auch der Vater des ermordeten Mädchens befand, kann die polizeiliche Fehleinschätzung böse Folgen haben: Sie haben bereits Drohanrufe von offenbar nationalistischen türkischen Gruppierungen bekommen.
Der Rosengarten im Hinterhof der Weitzelstraße 11 ist unter der Rufnummer 0 66 61 / 7 14 14 zu erreichen. Sprechzeiten bietet das Team montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr, dienstags und mittwochs von 15 bis 20 Uhr sowie nach Vereinbarung an.
STADTALLENDORF. Zu einer Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus und Rassismus ruft für den heutigen Samstag, 18 Uhr, das gleichnamige Aktionsbündnis in Stadtallendorf (Kreis Marburg-Biedenkopf) auf.
In der Demonstrationen nicht gewohnten kleinen Industriestadt leben 20 000 Menschen, 20 Prozent sind Ausländer, darunter viele Türken. Das bisher zumeist friedliche Miteinander ist nach gewalttätigen Übergriffen andernorts auch hier nicht mehr so reibungslos wie früher. Die Veranstalter der Lichterkette berichten von Beschimpfungen und Drohungen gegen politisch aktive ausländische Mitbürger.
"Die türkische Beratungsstelle und die Gesamtschule wurden mit Naziparolen beschmiert. Es wurde versucht, das Asylbewerberheim anzuzünden", so Sprecher des Aktionsbündnisses.
"Wir fordern alle Bürgerinnen und Bürger auf, diesem Klima und diesen Übergriffen gegen Ausländerinnen und Ausländer aktiv entgegenzutreten", heißt es in dem Aufruf zur Lichterkette vom Arbeitsamt bis zum Marktplatz. tap
Mittwoch, 24. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Gallus-Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Confederacy of Fools - "Heartland".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Studiobühne: 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 10: 20 Uhr, Pi - eine Höhlenexkursion. Kinder- & Jugendtheater, 57 05 96: 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Kultur im Krankenhaus, Maingau- Krankenhaus, Scheffelstr. 2-16: 15 Uhr, Toni Brandner - Klamauk-Travestie, Bauchredner, Parodie.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel. 289691: 20 h, Internationale Artistenrevue. Musik Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, The Blues Cruisers.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, CoPapa's Finest Boogie Band.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Dieter Stephan Solo.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance.
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Seit 1. Januar 1993 gelten für viele Gewerbetreibende, Ladeninhaber und freie Berufe höhere Freibeträge bei der Gewerbesteuer - Tausende von Bürgern müssen weniger an den Stadtsäckel bezahlen. Die Stadt Frankfurt freilich gewährt - sehr zum Verdruß etlicher Betroffener - den Steuernachlaß nur auf Antrag. Peter Heine, Leiter des Stadtsteueramtes, bestätigte, was Steuerzahler in Anrufen bei der FR beklagt hatten: Anders als andere Gemeinden setze die Stadt Frankfurt den Steuerbetrag nicht von sich aus herab.
Der Handelsvertreter Reinhold Nöding aus Frankfurt stand gestern für andere empörte Betroffene: "Ich gehe davon aus, daß gesetzliche Neuerungen von einer Stadt unaufgefordert umgesetzt werden", beschwerte er sich. Nicht wenige Bürger glauben, Kämmerer Martin Grüber (SPD) wolle angesichts der prekären Finanzlage der Stadt so lange wie möglich noch die alten, höheren Steuersätze kassieren. Sie warfen der Kommune vor, damit gegen geltendes Recht zu verstoßen und bewußt die Bürger nicht über die neue Lage zu informieren.
Klaus Klipp, Referent des Kämmerers, beteuerte am Dienstag, es liege "kein Rechtsverstoß" vor. Was jetzt zuviel gezahlt werde, könne bei der nächsten Steuerveranschlagung wieder ausgeglichen werden.
Steueramtsleiter Heine bestätigte, daß andere Gemeinden schon per Computer den Steuersatz für die betroffenen Bürger von vorneherein heruntergesetzt hätten. Der Behördenchef stellte sich aber auf den Standpunkt, "für Staatsbürger und Steuerzahler" existiere eine "Informationspflicht". Über die Änderungen des Bundesgesetzes sei, so Heine, "überall hinreichend geredet worden" - jeder "muß sich selbst darum kümmern". Zudem stünden Gewerbesteuerzahlern häufig gut ausgebildete Juristen zur Seite.
Der Amtsleiter machte auch praktische Gründe geltend: Das Risiko, den Steuerbetrag durch eine Absenkung im voraus falsch festzusetzen, sei zu groß. Tatsächlich hätten nicht wenige Frankfurter die Änderung des entsprechenden Bundesgesetzes in den vergangenen knapp zwei Monaten seit Jahresbeginn mitbekommen: "Bei uns im Amt geht eine Vielzahl von Anträgen ein."
In der Stadt zahlen nach Angaben Heines etwa 15 500 Betriebe und Einzelpersonen Gewerbesteuer. Wie viele dieser Unternehmen und Bürger Anspruch auf die höheren Steuerfreibeträge hätten, wußte der Amtsleiter auf Anfrage jedoch nicht zu sagen. jg
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 21 23 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 2 12 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag "Aspekte des Kulturplakates".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925"; 20.15 Uhr, Vortrag über Sergej Eisenstein, mit Filmvorführungen.
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zu "Asiatische Kunst - Baukeramik und Grabkeramik Chinas".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag "Arnold Ruge und die demokratische Bewegung im Vormärz"; 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung: "Zedaka - Almosen oder Soziale Gerechtigkeit?"; 19.30 Uhr, Vortrag "Im Heckhaus die Lahmen, Blinden und Hungerleider . . . - Die sozialen Institutionen der Frankfurter Judengasse".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Tiere des Erdaltertums"; Treffpunkt 1. Lichthof, Dinosauriersaal.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Peiper-Riegraf Gallery, Büdinger Str. 7 c, Tel. 5 40 08 41: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr; Bob Haozous "Apfelbaum - Sacred Images" (bis 26. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 75 90 40: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 2 69 83 78: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u. n. V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di.-Fr., 10-18.30 Uhr, Sa., 10-13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u. a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F. W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung - Widerruf - Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 7 07 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo.-Do., 10-16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 - 1933 - Motive in Texten und Bildern" (-2. 12.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung - Widerruf - Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 7 07 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
OFFENBACH. Wegen Renovierungsarbeiten bleibt die Artothek, Kaiserstraße 99, am Samstag, 27. Februar, geschlossen. Zwischen dem 2. und 4. März wird nur ein begrenztes Angebot von Bildern für die Ausleihe zur Verfügung stehen, da die Ausstellung "Glaskunst aus Lauscha" aufgebaut ist. Das vollständige Angebot gibt es wieder nach dem 5. März: dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr. Telefonisch ist die Artothek über 069/81 28 20 zu erreichen. hf
WETTERAUKREIS. "Wollen Sie Günter Rexrodt persönlich kennenlernen?" fragt die Wetterauer FDP. Der Wahlkampf macht's möglich. Für Montag, 1. März, laden die Liberalen zu einem "Talk bei Kaffee und Tee" mit dem neuen Bundeswirtschaftsminister ein. Man trifft sich zwischen 15.15 und 16.45 Uhr im Terrassensaal des Bad Nauheimer Parkhotels.
Die CDU wirbt mit einem anderen Slogan und Gesicht: "Sie wollen, daß Politiker uns nicht mit glatten Formeln abspeisen, sondern offen und ehrlich sagen, was los ist? Dann müssen Sie ihn kennenlernen: Stefan Schwarz." Der junge CDU- Bundestagsabgeordnete aus Rheinland- Pfalz wurde jüngst im Fernsehen durch seine frische Art berühmt. Am Montag ab 20 Uhr können alle Interessenten persönlich mit Stefan Schwarz reden, teilt die CDU mit. nes
Die vier hatten einen aggressiven Stil gefahren, blitzten aber wie alle Oppositionsparteien bei der CDU immer wieder ab.
FLORSTADT. Ausdrücklich zurückgewiesen hat der Florstädter SPD-Vorsitzende Herbert Unger den offensichtlich laut geäußerten Verdacht, aus den Reihen seiner Partei könnten die anonymen, fingierten Briefe stammen, die gegenwärtig in Florstadt kursieren und in denen angeblich die Grünen einzelnen Bürgern mit Strafanzeigen drohen (siehe FR vom 22. Febrauar: "Wahlkampf mit falschen Briefen").
Unger zur FR: "Mit diesen Briefen haben wir nichts zu tun." Dieser Wahlkampf erfordere die Solidarität aller demokratischen Parteien, deren Zusammenarbeit im Parlament in der Vergangenheit relativ gut funktioniert habe, so Unger. "Unsere Gegner sind die Rechtsextremen und die Wahlverdrossenheit", meinte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende. mu
Nachrichten-Börse
Bundespapiere werfen weniger ab Der Bund hat erneut die Rendite für seine Obligationen gesenkt. Durch Anhebung des Ausgabekurses werfen die Papiere nach Mitteilung der Bundesbank von heute an nur noch 6,21 statt 6,28 Prozent ab. Auch die Renditen der ein- und zweijährigen Finanzierungsschätze sowie der sechs- und siebenjährigen Bundesschatzbriefe wurden ermäßigt. Britische Wirtschaft schrumpft weniger Das Bruttoinlandsprodukt Großbritanniens ist im vergangenen Jahr um 0,5 Prozent und damit weniger stark als befürchtet geschrumpft. Schatzkanzler Norman Lamont hatte im November noch mit einem Minus von ein Prozent gerechnet. 1991 war das Bruttoinlandsprodukt im übrigen um 2,5 Prozent gefallen. Slowaken bauen Importhürden auf Die Slowakei will mit Einfuhrbeschränkungen die heimische Wirtschaft schützen. Das kündigte Finanzminister Julius Toth an. "Einige Monate" sei eine Anti- Import-Politik notwendig. Polen macht den Weg frei Polens Staatspräsident Lech Walesa hat das Etatgesetz für 1993 unterzeichnet und damit den Weg frei gemacht für neue Schulden-Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF).
Briefe an die Redaktion "Schon fast eine Beleidigung"
Der FR-Bericht vom 18. Februar über die Debatte des Butzbacher Stadtparlamentes und seine Entscheidung zum Waldfriedhof hat die Gemüter erhitzt. Der Fraktionsvorsitzende des Bürgerforums, Herbert Lamers, schreibt dazu, daß die Stadtverordneten für "belanglose Dinge weit im voraus die Beratungsunterlagen bekommen, für wichtige Dinge, zum Beispiel Friedhof, Rathaus, Verkehrsplanung, erst drei bis vier Tage vor der Sitzung". Lamers: "Es kann nicht angehen, daß für eine Generationenentscheidung nur Informationen aus geheimen Quellen zu erhalten sind." Zu einer gänzlich anderen Meinung kommt der Butzbacher SPD-Stadtverordnete Rudi Dörr. In einem Leserbrief schreibt er der Frank "1. Von Hauruck-Politik kann im Falle des Waldfriedhofes Butzbach keine Rede sein. Das Problem wurde nach einer Denkpause am 11. Juni 1992 durch eine eigens geschaffene Friedhofskommission neu aufgerollt. Die abschließende Ausschußsitzung fand am 4. Februar 1993 und die abschließende Stadtverordnetensitzung am 16. Februar 1993 statt. Es war also ein Beratungszeitraum von über acht Monaten gegeben. (Zum Vergleich: Bei Haushaltsberatungen beträgt die Zeitspanne nur 4 Wochen.)
2. Der Vorwurf der mangelnden Information der Stadtverordneten trifft nicht zu. Wir haben noch nie soviel Material bekommen wie seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke. Zusatzinformationen kann man sich während der Dienstzeiten in der Verwaltung holen, man muß nur wollen. Die Mitarbeiter, in diesem Fall das Bauamt, verhalten sich sehr kooperativ.
3. Dem Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke mangelndes Demokratieverständnis zu unterstellen, ist schon fast eine Be Rudi Dörr Kastanienweg 1 6308 Butzbach / Hoch-Weisel.
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Unvorsichtigerweise hat sich vor ein paar Tagen Max Golser, der Sprungtrainer der deutschen Ski- Zweikämpfer, öffentlich Sorgen gemacht um die Zukunft der Nordischen Kombination. Von den zehn Weltcup- Wettbewerben seien nach Abzug der zwei wegen Schneemangels ausgefallenen nur noch zwei für Sponsoren interessant, der Rest mit jeweils einer Handvoll Zuschauern eigentlich ziemlich überflüssig fürs Geschäft. Kaum ausgesprochen, die Klage, schon taucht der Retter in Form von Helmut Weinbuch in Verbindung mit einer Bierbrauerei auf.
Der Komitee-Vorsitzende für Kombination im Ski-Weltverband hat natürlich längst einen aufgetan, der sich für seine Sportler in aller Welt auch vor kleiner Kulisse interessiert, weshalb künftig Logo und Schrift der Brauerei Warsteiner die tapferen Athleten und alle möglichen Bereiche der Skistadien zieren wird. Hochleistungssportler, die für Bier werben, nähern sich menschlich dem Zuseher vor dem Fernsehgerät doch viel mehr an als solche, die sagen, nichts mögen sie mehr als ein Elektrolytgetränk.
Und der junge Nachahmer auf Schanze und Loipe weiß auch gleich genau, wo er die Schwerpunkte setzen muß, wenn er's zu etwas bringen will. Weinbuch und der Bierproduzent müssen jetzt bloß noch ein bißchen darauf achten, daß die Sportler ihre alten Jacken und T-Shirts, auf denen dummerweise immer noch der Aufdruck "Keine Macht den Drogen" klebt, nur noch tragen, wenn's keiner sieht.
Aber halt, wir sind ja einer Fehlinformation aufgesessen: Die geldgebende Brauerei ist natürlich hauptsächlich für ihre Limonaden bekannt, und - wenn überhaupt - für alkoholfreies Bier. Weinbuch hat das erklärt und uns auch gleich die ganze Wahrheit über Bier mitgeteilt: "Bei uns in Bayern ist Bier ein Nahrungsmittel. Wir betrachten das nicht als Droge." Also: Umdenken, Ärzte, Lehrer, Eltern oder wer sonst noch den Spaß am Trinken verderben will. Die Sportler fordern doch nicht zum Alkoholtrinken auf - allenfalls zum Kalorienaufnehmen. Lieber Bier als gar nichts hat sich derweil DSV-Wirtschaftsreferent Heinz Krecek gedacht und gesagt, daß sich der Sport künftig zwar nicht zu "jeder Hure ins Bett" legen müsse, aber "Zugeständnisse machen wir schon". Prost Mahlzeit.
ULRIKE SPITZ
BIRSTEIN. Gegen Benachteiligungen bei der Informationspolitik des Bürgermeisters Walter Kurzkurt (CDU) hat die SPD-Fraktion Birstein protestiert. Der Verwaltungschef informiere nur die CDU-Fraktion und verletze seine Dienstpflichten, beschweren sich die Sozialdemokraten über einen Mangel an Objektivität. Sie drohen mit der Möglichkeit einer Dienstaufsichtsbeschwerde.
"Auf das schärfste zu verurteilen" ist es nach Meinung von Fraktionschef Karl Herchenröther, "wenn montags amtliche Mitteilungen im Rathaus eingehen und sie am Mittwoch schon mit entsprechender Wertung und Stellungnahme durch den CDU-Fraktionsvorsitzenden in der Presse nachzulesen sind". Im genannten Fall habe die Gemeinde am Montag die Mitteilung vom Regierungspräsidenten erhalten, daß der Ortsteil Fischborn als Wasserschutzzone II ausgewiesen werde. In der folgenden Veröffentlichung habe der CDU-Fraktionschef Hans Leuschner aufgrund des Informationsvorsprungs den Eindruck erwecken können, daß nur die CDU alleine die Folgen der Entscheidung für den Ort erkenne.
Für Herchenröther stellt sich nun die Frage, "wie Leuschner von dieser Mitteilung erfahren hat, von der die übrigen Fraktionen nichts wissen". Offensichtlich spiele der Bürgermeister seiner Fraktion in Wahlkampfzeiten Informationen zu, mutmaßt er. Dies sei um so verwerflicher, als gerade er "sich immer wieder aufspielt, wenn sich SPD-Vertreter darum bemühen, selbst Daten und Fakten zu erhalten, die ihnen der Bürgermeister vorenthält".
Kurzkurt wolle den Gemeindevertretern absprechen, daß sie sich selbst mit Behörden und Ministerien in Verbindung setzen, um die für ihre politische Aufgabe nötige Information zu sammeln. Auch habe er der Rathausverwaltung einen Maulkorb verpaßt, so daß sie nur mit seiner Genehmigung Auskünfte geben dürfe. Dies sei zwar durch die Hessische Gemeindeordnung abgedeckt, urteilt Herchenröther, müsse aber für alle Fraktionen und nicht nur den politischen Gegner gelten. Der SPD-Fraktionschef überläßt Kurzkurt die Entscheidung, ob die Alternative nun "Fairplay oder Dienstaufsichtsbeschwerde" heißt. lex
OFFENBACH. Bis zum Sonntag, 28. Februar, ist noch die Internationale Bilderbuch-Ausstellung im Klingspor-Museum zu sehen. Ausgestellt werden außerdem bis zum Wochenende noch in Sonderschauen Arbeiten von Klaus Dill (vorallem Wildwest-Plakate) und Gerhard Oberländer, dem bekannten Illustrator.
Wegen Reparaturarbeiten ist das Klingspor-Museum vom 1. bis 14. März (einschließlich) geschlossen.
In dieser Zeit wird die nächste Ausstellung aufgebaut: Es werden Arbeiten von Professor Friedrich Friedl unter dem Motto "Zehn Jahre Typographie in Offenbach" gezeigt. Die Vernissage ist für den 19. März, 20 Uhr, vorgesehen. hf
MAIN-TAUNUS-KREIS. In zahlreichen Kommunen des Kreises wird der Ruf nach mehr Sicherheit, verstärkter Polizeipräsenz und weiteren Dienststellen laut. Entsprangen diese Forderungen eher einem diffusen Angstgefühl der Bevölkerung, zeigt die jüngste Kriminalstatistik des Frankfurter Polizeipräsidiums, daß es nicht ganz unbegründet ist: Die Zahl der Straftaten im MTK stieg 1992 um 16,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Landesdurchschnitt waren es nur 9,6 Prozent. Allerdings ist daran vor allem die überproportionale Zunahme (+ 30,7 Prozent) an Autoaufbrüchen schuld. Dies steht in krassem Gegensatz zur Entwicklung in Frankfurt, zu dessen Dienstbezirk der Main-Taunus-Kreis gehört und in dessen Statistik etwas mehr als zehn Prozent aller Straftaten einfließen. Weil in der Mainmetropole lediglich eine Steigerung der Diebstähle aus Fahrzeugen von 8,4 Prozent verzeichnet wurde, spricht der Jahresbericht von einer Verlagerung. Ein Zeichen dafür, daß "brennpunktorientierte Maßnahmen Kriminalität nicht zwangsläufig eindämmen müssen, sondern die Gefahr einer Verdrängung beinhalten". Die Täter sind trotz der geringen Aufklärungsquote, die keine absolut sicheren Aussagen zulasse, bekannt: Es seien "überwiegend Drogenabhängige", die wiederholt straffällig würden, heißt es im Bericht. Der Anteil der mehrmals "in Erscheinung getretenen Tatverdächtigen" beträgt für Frankfurt und MTK zusammen 94,1 Prozent. Knapp die Hälfte ist minderjährig, mehr als zwei Drittel der unter 18jährigen sind Ausländer.
Polizeipräsident Karl-Heinz Gemmer verweist denn auch auf eine Trendwende: So hätten Bürger in Untersuchungen trotz erheblicher Zunahme der Massenkriminalität in den 80er Jahren ein kontinuierlich sinkendes Angstgefühl gehabt. Seit Anfang der 90er Jahre aber verursachten "wirtschaftliche Stagnation, Gewalt um der Gewalt willen und ein fehlendes, offensichtlich nie vorhanden gewesenes Unrechtsbewußtsein" eine Umkehr der Einschätzung. Im Gegensatz zu Diebstahl und Sachbeschädigung, gegen die man sich versichern könne, bedrohten diese Delikte die Existenz der Menschen unmittelbar.
Neben den vielen Autoaufbrüchen zeigte sich im MTK auch ein "deutlicher Anstieg" der sogenannten Gewaltkriminalität. Dazu rechnet die Statistik neben Mord, Totschlag und Vergewaltigung vor allem Raub, räuberische Erpressung und Körperverletzung. Um 24,4 Prozent auf 336 erhöhte sich die Zahl der Fälle. Können sich die Frankfurter darüber freuen, daß Straßenraubdelikte eingedämmt wurden, führt der Bericht bei Überfällen auf Poststellen und Geldinstituten eine Verdrängung in den MTK an. Als Begründung heißt es, die ländlich strukturierten Außenbezirke hätten weniger optimale Sicherheitseinrichtungen. Außerdem würden Banken bevorzugt, die besonders günstig an Schnellstraßen gelegen seien. Im gesamten Dienstbezirk auffällig zugenommen haben Betrugsdelikte wie Schwarzfahren (im Fachjargon Leistungserschleichung) und "Tankbetrug" - nach Erfahrung der Kripo beides eine Domäne deutscher Tatverdächtiger. Gut steht der MTK im Gegensatz zu den Fallzahlen in Frankfurt bei Wohnungseinbrüchen da. Der sogenannte schwere Diebstahl aus Wohnräumen, der inzwischen in mehr als der Hälfte aller Fälle tagsüber geschieht, sank um 13,1 Prozent.
Die überwiegend in Frankfurt verstärkte Polizeipräsenz sowie offene Stellen kosteten die Beamten 1992 mehr als eine halbe Million Überstunden. Dabei halfen Beamte der Bereitschaftspolizei und des Bundesgrenzschutzes aus. Rund 1800 der etwa 3300 Polizeibeamten tun täglich Dienst. set
Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil spielt das "Theater Pappmobil" für Kinder (ab vier Jahre) am Montag, 1. März, 15 Uhr, im Bürgertreff Kalbach, Am Weißkirchener Berg 3. uv/08
Furcht und Zorn in Schwanheim
"Da kam in all den Jahren höchstens mal etwas Ruß von der Hoechst AG rüber. Wenn da die Hüttendächer gesprenkelt waren, haben die vom Werk halt ein paar Eimer Farbe geschickt, und die Sache war erledigt." Diesmal jedoch, so fürchtet Josef Jahn, seit 1967 Erster Vorsitzender des Schwanheimer Kleingärtnervereins, ist die Sache nicht so rasch zu bereinigen. Die Giftwolke, die am Rosenmontag vom Griesheimer Hoechst-Werk über den Main trieb, hat 90 der 150 Schreberparzellen mit quittengelbem o-Nitroanisol überzogen.
Für Jahn ist klar, daß damit nicht nur die Rosenkohl- und Feldsalaternte perdu ist: "Ob wir da je wieder was pflanzen können?" Die Sorge: "Da werden alle Obstbäume umgehackt, Büsche gerodet, der Boden abgetragen und unsere Lauben plattgemacht." Reinhard Ries, Frankfurts Feuerwehrchef, konnte dem Mann auch kein Dementi liefern.
Was mit den Gärten und dem öffentlichen Grün auf dem 300 Meter langen und einen Kilometer breiten kontaminierten Stück Schwanheim geschieht, stehe, so Ries, "noch in den Sternen". Ob da - "irre Dimensionen!" - großflächig "Grünanlagen abgetragen werden" hänge von der "Abbaubarkeit der Chemikalie" ab. Über die müsse sich jedoch noch eine Expertenrunde ein Urteil bilden.
Am Dienstag hatte indes die Feuerwehr begonnen, den Stadtteil zu waschen. Gut 30 Einsatzwagen waren angerollt, als Putzlappengeschwader formierten sich 40 Berufsfeuerwehrleute, 40 Mann der Hoechst-Werksfeuerwehr und etliche Mannen der Freiwilligen Wehren von Unterliederbach, Nied, Niederrad, Niederursel, Schwanheim, Sindlingen und Hausen. Sie schwärmten in Kolonnen aus, gerüstet mit Eimern und Sprühflaschen. Als Reinigungsflüssigkeit mixte man sich eine halbe-halbe-Brühe aus Alkohol (Etanol) und Wasser.
Feuerwehrschef Ries nannte das "Bürgerservice" für die 1200 Bewohner von Henriette-Fürth-Straße, Friedrich-Dirichs-Weg, Bruno-Stürmer-Straße und Sauerackerweg. Die mit giftgrünen Handschuhen geschützten Feuerwehrleute putzten mit dem Lappen die weiterhin penetrant nach "Chemie" stinkende Schmiere von Fensterbänken, Balkongittern und Zaunpfählen weg. Sie reinigten Straßenlaternen, Verteilerschränke, Briefkästen und Klingelleisten. Order war, so Einsatzleiter Helmut Herth, "bis auf Handhöhe alles wegzumachen, damit da nicht die Kinder rankommen und sich das Zeugs eventuell in den Mund schmieren. Das wäre lebensgefährlich."
Herth rechnet damit, "daß wir erst Aschermittwoch fertig werden". In der Tat: Es gab augenfällig viel zu tun. Auf Sandkästen, Klettergeräten, Bolzplatztoren - überall klebte noch schmutziggelber Film. Und viele Autodächer waren eingefärbt. "Ich muß nochmal in die Waschanlage mit meiner Karre", schimpfte der Besitzer eines Caravans, "das Zeugs ist beim ersten Mal nicht abgegangen." Ein anderer riet zu rigoroseren Maßnahmen: "Ich habe einen vereidigten Sachverständigen konsultiert. Der hat 10 000 Mark Schaden festgestellt. Der Lack und das Kunststoffdach an meinem Jeep sind hin." Andere sorgen sich da eher um ihre Gesundheit, klagten bei den Feuerwehrleuten über "heftiges Sodbrennen", "Kreislauftrouble". Und glaubten von den Bekundungen der Hoechst AG, das Ganze sei "mindergiftig", kein Wort. "Jetzt haben wir unser Tschernobyl hier", wetterte die 53jährige Helma H. unterm Beifall der Umstehenden, "die sollten wenigstens ehrlich sein und uns nicht auch noch verarschen wollen." peh
Tempo-30-Zonen sollen
nun Zug um Zug kommen Nur die Unionsfraktion verweigerte sich Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. Zwar stammten die Anträge von den Grünen, doch neu waren ihre Vorstellungen, die sie in der jüngsten Parlamentssitzung vortrugen, nicht. Für die regierenden Sozialdemokraten ist es daher nur die Fortsetzung des Begonnenen, wenn sie jetzt ihr Placet zu dem Verlangen der Ökopartei gaben, flächendeckend in der Gemeinde Tempo 30 einzuführen und dabei besonderes Augenmerk auf diejenigen Bereiche zu legen, in denen sich vermehrt Kinder aufhalten. Dort soll das Konzept, das es schon seit einigen Jahren gibt, schneller umgesetzt werden als anderswo. Da die SPD gute Miene zu den Grünen- Anträgen machte, wobei Herbert Horst den De-facto-Juniorpartner in vielen Fragen offensichtlich ein wenig bremste und erklärte, die Umsetzung könne aus Kostengründen natürlich nur schrittweise erfolgen, sonnte sich Reiner Bousonville in der allgemeinen Zustimmung. Der Grüne wollte erkannt haben, daß die Sozis endlich eingesehen hätten, daß seine Fraktion wieder einmal recht gehabt habe. Er schwadronierte weiter, daß nun auch der öffentliche Personennahverkehr dringend einer Verbesserung bedürfe - eine Einsicht, der auch die CDU-Opposition seit langem nähergetreten ist. Schließlich der Appell des Grünen an die Verwaltung, nun auch die Hilfspolizisten an die neuralgischen Punkte zu entsenden, auf daß sie die Raser mit dem einen oder anderen Knöllchen zur Raison brächten.
Bei soviel Eintracht mußten dann doch die Christdemokraten die Notbremse ziehen. Heinz-Dieter Winter klagte lauthals, die Anwohner der Ravolzhäuser und Rodenbacher Straße würden zu Bürgern zweiter Klasse erklärt, weil die Beschränkung nicht für diese Durchgangsstraßen gelte. Auch dort müsse Abhilfe geschaffen werden, etwa in Form einer verschärften Ampelschaltung oder der Installation einer Dauer-Radarfalle. Stimme die Mehrheit diesen Forderungen seiner Partei nicht zu, dann werde die Unionsriege auch den Tempo-30-Zonen ihr Wohlwollen versagen.
Doch die Appelle an die Union fruchteten nicht, zumal Winter noch draufsattelte: Die geplanten baulichen Maßnahmen seien zu teuer und wenig sinnvoll. Statt dessen solle die Verwaltung Park- und Halteverbote aufheben, um durch die parkenden Hindernisse den Verkehr zu verlangsamen.
Gegen die Stimmen der Unionsfraktion wurde von der Mehrheit schließlich ein Stufenplan beschlossen: Die Tempo-30- Zonen werden zunächst provisorisch eingerichtet. Für die dann notwendigen Umbauten soll ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden. Verkehrsberuhigt werden vorrangig die Straßen an Schulen und Kindergärten.
FRANKFURT A. M., 23. Februar (FR). Im Westen eher heiter, nach Osten hin Schneefall, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und minus zwei Grad, die Tiefstwerte zwischen minus fünf und minus zehn Grad, örtlich bei minus 15 Grad. Aussichten: weiter kalt. (Siehe auch Lokalteil)
Der Mensch in der Natur heißt ein Vortrag von Gerhard Deny in der Stadtteilbücherei Dornbusch (Haus Dornbusch) in der Eschersheimer Landstraße 248, der am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr, beginnt. uv/08
Die Grünen Nordwest treffen sich jeden ersten Montag im Monat in der Gaststätte "Frieseneck" in der Heddernheimer Landstraße (Heddernheim). Nähere Informationen gibt Frank Mahlmeister unter Tel. 57 82 46. uv/08
Die drei städtischen Schadstoffmobile sind unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt- Battieren, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern. Vier Stadtteile werden am heutigen Donnerstag, 25. Februar, angesteuert: Heddernheim (Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße) um 11 Uhr, Kalbach (Parkplatz, Kalbacher Stadtpfad) um 14 Uhr, Nieder-Erlenbach (Bürgerhaus, Im Sauern 10) um 16 Uhr und Harheim (Parkplatz Zur Untermühle) schließlich um 18 Uhr. bs/08
Karneval-Club "Fidele Nassauer" Heddernheim: Die Mitglieder des Vereinsvorstands und des blaugelben Gardecorps gratulierten dem langjährigen Mitglied Karl Ernst Storck zu seinem 70. Geburtstag. nd/08
OBERURSEL. Münzsammlung, Schmuck, Lederjacken und Pelzmantel nahm ein Einbrecher mit, der am Rosenmontag zwischen 13.45 und 20 Uhr über einen Balkon in eine Wohnung in der Herzbergstraße einstieg. Es ist nicht der einzige Tageseinbruch, der der Kripo gemeldet wurde: In der Kumeliusstraße sind in den letzten Tagen Einbrecher unterwegs, die auf Balkone klettern, Scheiben einschlagen und in Wohnungen nach Wertgegenständen suchen. Die Kripo bittet eventuelle Zeugen, sich zu melden. s
1
Auf einen Blick
Seite II Nach dem "schmalzigen Samstag" bricht für viele Wetterauer heute mit Aschermittwoch die Zeit der Enthaltsamkeit an. Seite III Rosbachs Brunnenbetrieb will jährlich 20 000 Kubikmeter Wasser weniger verbrauchen. Seite IV Kaffee, der die Produzenten gerechter am Preis beteiligt, ist jetzt auch in Supermarktketten zu haben.
1
Giftunfall: ,Gefahr verschwiegen&rquote;
Scharfe Kritik an Hoechst Von Hans-Jürgen Biedermann, Peter Holle und Anne Borowski Einen Tag, nachdem ein Chemikalien-Gemisch mit zweieinhalb Tonnen des möglicherweise krebserregenden Nitroanisol aus einem Werk der Hoechst AG über Schwanheim und Teilen von Griesheim und Goldstein niedergegangen ist, herrschte gestern in den Stadtteilen helle Aufregung. Den ganzen Tag über blieben die betroffenen Bewohner weitgehend im ungewissen. Über 40 Menschen meldeten sich mit Beschwerden bei Ärzten und in Kliniken. Am Abend warf der hessische Umweltminister Fischer dem Unternehmen vor, wichtige Informationen verschwiegen zu haben. Die Geschäftsleitung räumte unterdessen ein, daß Nitroanisol im langfristigen Tierversuch Krebs erregen kann. Den ganzen Tag über wuschen Feuerwehrleute den gelben, öligen Belag von Balkonen, Zäunen und Fahrbahnen ab. Über 500 Anwohner riefen bei der Branddirektion an, 250 Autobesitzer ließen ihre Fahrzeuge bei der Hoechst AG reinigen. Die Anlage, aus der das Nitroanisol entwichen war, bleibt weiterhin auf Weisung des Gewerbeaufsichtsamtes stillgelegt. Die Produktion dort dürfe, so das Umweltministerium, erst wieder aufgenommen werden, wenn die Hoechst AG ein "schlüssiges Sicherheitskonzept" realisiert habe.
Über das Ausmaß des durch einen Bedienungsfehler entstandenen Umweltschadens herrschte gestern weitgehend Unklarheit. Auch ansatzweise konnte noch nicht geschätzt werden, wie teuer eventuell Sanierungen und Schadenersatz zu stehen kommen. Und: Die Gefahr ist nach Ansicht des Hessischen Umweltministeriums noch nicht gebannt. Minister Joschka Fischer empfiehlt "der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten dringend, den Hautkontakt mit den Chemikalien, die giftig und ätzend sind, zu meiden und insbesondere Kinder von allen verunreinigten Flächen und Gegenständen fernzuhalten."
In einem Report vom 12. Februar diesen Jahres, den sich das Umweltministerium gestern nach eigenen Angaben über Bonner Quellen beschaffen mußte, also nicht von der Hoechst AG erhalten habe, (Joschka Fischer: "Dieser Vorgang ist einmalig"), hatte die Firma folgende Bewertung aktenkundig gemacht: "In Langzeitversuchen konnte gezeigt werden, daß o-Nitroanisol für männliche und weibliche Ratten sowie für männliche Mäuse karzinogen (krebserzeugend, d. Red.) wirkt. Im Zusammenhang mit den vorliegenden Mutagenitätsuntersuchungen ist o-Nitroanisol somit als gentoxisch wirkendes Karzinogen zu betrachten."
Die Hoechst AG, die besorgte und kritische Anfragen von Ärzten und Gesundheitsbehörden am Nachmittag noch mit dem Hinweis auf die gängigen DIN-Sicherheitsdatenblätter abzuwiegeln versucht hatte, bildete unterdessen einen Krisenstab. Im Umweltministerium, das Vorstandsmitglieder des Unternehmens für heute nach Wiesbaden zitierte, prüft eine Arbeitsgruppe derzeit, wie Rasenflächen und Kinderspielplätze dekontaminiert werden können. Die SPD-Landtagsfraktion richtete einen langen Fragenkatalog an die Landesregierung. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Morgen wird sich auch das
(Fortsetzung auf Seite 22)
Der Diego Armando Maradona ist halt immer einer gewesen, der aus dem Bauch heraus gelebt und gespielt hat. Und weil er mit dem Ball so wundersame Sachen machen kann, wenn er will, haben ihm die Leute meistens verziehen, was er vor und nach den 90 Minuten so alles angestellt hat. Schnurzegal beispielsweise ist ihnen, ob der Kleine mit den stämmigen Beinen außerhalb des Rasens ein "Vorbild für die Jugend" abgibt; solchermaßen maßstabsetzend tätig zu sein, wird einem Profisportler der gehobenen Art ja eigentlich abverlangt. Und also tragen hiesige Größen den Aufnäher "Keine Macht den Drogen" am Trikot. Was aber machte Diego Armando Maradona statt dessen? Er schnupfte Kokain, und zwar in solchen Mengen, daß eine Entziehungskur angezeigt war. Das Mitleid darüber, daß er dem weißen Pulver anheimgefallen war, hielt sich aber ebenso in engen Grenzen wie die Entrüstung über das lasterhafte Leben des genialen Gestalters.
Die Argentinier haben ihn umstandslos gefeiert, als er jetzt in Buenos Aires wieder im blau-weiß-längsgestreiften Hemd der Nationalmannschaft auflief. Der Star, der schon in Neapel in Zeiten der Beziehungskrise die ihn vergötternden Menschen spüren ließ, daß er sich nur zu Hause heimisch fühlt, wurde übermannt von der Liebe der Massen, so daß er ein bißchen spät zur Arbeit ins Spanische zurückkehrte. Mehr noch: Der übermüdete Maradona stieg nach einem uninspirierten Kick im Meisterschaftsspiel für den FC Sevilla flugs wieder ins Flugzeug, um sich am Rio de la Plata aufs Länderspiel gegen Dänemark vorzubereiten, statt in Andalusien für die Liga-Partie gegen Atletico Bilbao zu trainieren . Und schließlich: Er hat seinen Klub überhaupt nicht gefragt, ob er auch zum zweiten Länderspiel nach Buenos Aires darf.
Schadet ihm das? Nicht die Bohne. Gewiß, der FC-Chef Luis Cuervas nimmt übel und kündigt Strafe an nach dem Motto: wenn das jeder machen würde; kann sich gar eine Vertragsauflösung vorstellen. Na und? Sollen sie mich doch rausschmeißen, sagt Maradona. Im übrigen flirrt der Name Diego Armando Maradona schon durch die Gerüchteküchen von Turin (Juventus), Paris (St. Germain) und Japan. Ob was dran ist? Jedenfalls finden sich genug Klubbosse mit einem Gespür für die Sehnsüchte des Publikums, dem ein Ball-Künstler mit Allüren lieber ist als ein Ball-Arbeiter mit schnurgeradem Auftreten. Auf dem Bolzplatz ist allemal - der übergewichtige, disziplinlose, trainingsfaule, unberechenbare - Maradona das Vorbild der Jugend.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
ptz BONN. Die IG Bergbau und Energie akzeptiert die Stillegung einer weiteren Zeche im Ruhrgebiet; sie macht ihr Einverständnis aber davon abhängig, daß die Bundesregierung zuvor festlegt, wie die Verstromung von Steinkohle in der zweiten Hälfte dieser Dekade garantiert und bezahlt wird. Dies sei ein Junktim, betont der Vorsitzende der Gewerkschaft, Hans Berger, das Bundeskanzler Helmut Kohl in der vergangenen Woche schriftlich dargelegt wurde.
Berger, SPD-Abgeordneter im Bundestag, teilt die Auffassung der Ruhrkohle AG, daß die deutschen Kokskohlekapazität um drei Millionen Tonnen zu hoch ist. Ein Abbau sei unerläßlich. Im laufenden Jahr könne die Firma die wegen der Stahlkrise nicht verkäufliche Menge auf Halde nehmen. Nochmals sei dies aber nicht machbar. Schließlich binde jede Tonne nicht abgesetzter Kohle rund 280 Mark Kapital.
Ein Zurücknehmen der Förderung um drei Millionen Tonnen würde nach Bergers Angaben 6000 Arbeitsplätze zusätzlich kosten. Berichte, es sei an die Aufgabe des Bergwerks Haus Aden gedacht, hatte die Essener Einheitsgesellschaft dementiert. Gleichwohl spricht einiges für diese Spekulation, da die Zeche zu überdurchschnittlich hohen Kosten produziert. Andererseits ist für den Standort Bergkamen zu bedenken, daß die akute Montankrise das östliche Ruhrgebiet ohnehin besonders hart trifft. Vor einer Woche hatte die Ruhrkohle angekündigt, sie werde in diesem Jahr nicht 5000, sondern 8000 Arbeitsplätze abbauen. Dies reiche jedoch nicht aus. Selbst danach müßten jährlich drei Millionen Tonnen aufgehaldet werden.
"Die Stahlkrise hat den Bergbau voll erwischt", erläutert Berger. Er werde nun "bruchartig bei der Menge landen, die wir erst für das Jahr 2000 erwartet hatten." Für die laufende Periode schätzt er den Absatz auf 15 bis 16 Millionen Tonnen Koks statt einkalkulierter 18 Millionen und warnt vor Illusionen. Man könne nicht damit rechnen, daß wir in Zukunft "wieder über die 15 bis 16 Millionen Tonnen hinauskommen."
Ohne Garantien trägt die IG Bergbau aber den auch für sie nötigen Kapazitätsabbau nicht mit. Berger will erst zustimmen, wenn Bonn die bei der Kohlerunde im November 1991 abgegebenen Verpflichtungen erfülle. Damals hatten Bund, Länder, Gewerkschaft und Wirtschaft unter anderem eine Anschlußregelung für den 1995 endenden Jahrhundertvertrag verabredet, der die E-Werke zur Verstromung von zuletzt knapp 41 Millionen Tonnen Steinkohle zwingt. 1996 soll der subventionierte Absatz noch 37,5 Millionen Tonnen und anschließend bis 2005 rund 35 Millionen jährlich betragen.
Keine Einigung wurde damals jedoch über die Finanzierung erzielt. Die E-Werke lehnten eine Fortschreibung des Kohlepfennigs - ein prozentualer Zuschlag auf jede Stromrechnung - ab. Sie beharrten darauf, künftig Kohle zum Weltmarktpreis kaufen zu können. Die Elektrizitätswirtschaft sähe deshalb am liebsten, daß Subventionen aus dem Staatssäckel für den Bergbau flössen. Das dürfte freilich an den leeren Bonner Kassen scheitern.
KASSEL. Kasseler Wohnungsmieter haben sich kürzlich erfolgreich dagegen gewehrt, von ihnen genutzte Dachkammern und Trockenböden aufgeben zu müssen. Der Hausbesitzer hatte den Dachboden ausbauen wollen und von seinen Mietern deshalb verlangt, daß sie den Boden innerhalb von 14 Tagen räumen sollten.
Die Mieter weigerten sich. Mit gutem Recht, wie der Kasseler Mieterverein feststellte: Die Dachkammern, die einige der Hausbewohner mit ihrer Wohnung gemietet und als Gästezimmer genutzt hatten, konnten demnach nicht isoliert vom Mietvertrag gekündigt werden.
Und auch über den Trockenboden durfte der Hausbesitzer nicht frei verfügen: Er hätte den Bewohnern Ersatz anbieten oder einen Teil der Miete erlassen müssen, darauf wies der Verein hin. ebo
Parteien + Wähler
Spaziergang durch Steinbach STEINBACH. Auf einem Spaziergang durch Steinbach wollen die Grünen am Samstag, 27. Februar, Verbesserungen für die nächste Wahlperiode überlegen. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Plus-Markt am Hessenring. Horst Burghardt informiert KÖNIGSTEIN. Der Landtagsabgeordnete Horst Burghardt wird sich am Samstag, 27. Februar, von 11.15 bis 13 Uhr am Informationsstand der Grünen in der Königsteiner Fußgängerzone den Fragen der Bürger stellen. Seine Themen: Korruptionsaffäre im Hochtaunuskreis, Anliegerkosten bei Straßenerneuerungen, Wasserversorgung und Kinderbetreuung.Politischer Frühschoppen STEINBACH. Zu einem politischen Frühschoppen lädt der SPD-Ortsverein Steinbach am Sonntag, 28. Februar, in den Clubraum I des Bürgerhauses ein. Es diskutieren Wolfgang Bödicker, Walter Herbst, Hannelore Rahlwes und Edgar Parnet; die SPD-Vorsitzende Maria Riha moderiert.
PARIS. Die literarische Karriere von Jean Rouaud begann exakt am 19. November 1990, eine Minute nach dreizehn Uhr. Es war der Augenblick, in dem der Sekretär der Académie Goncourt, François Nourissier, aus dem Pariser Restaurant Drouant und vor die laufenden Kameras und Mikrophone der französischen Fernseh- und Radiostationen trat und den Namen des neuesten Goncourt-Preisträgers bekanntgab.
Rouaud war zwar schon einige Tage vor der Entscheidung als Favorit bezeichnet worden, doch seine Wahl stellte immer noch eine Überraschung dar: weil der Preis zum ersten Mal seit vierzig Jahren an einen Erstlingsroman ging, und weil er nicht bei einem der drei großen Literaturverlage - Gallimard, Grasset, Le Seuil - erschien, die auf den "Prix Goncourt" fast abonniert sind, sondern in den "Éditions de Minuit", die zwar mit Marguerite Duras schon einmal den "Goncourt" gewonnen hatten, aber ihr Außenseiterimage durchaus pflegen.
Die ganzen Umstände von Rouauds Debüt waren von so märchenhafter Art, daß die Zeitungsberichte darüber einfach nicht in allen Fällen stimmen konnten. So hatte Rouaud sein Manuskript zum Beispiel keineswegs unbekannterweise an den Verlag geschickt und anderntags einen Autorenvertrag erhalten, sondern er war erst mit einem anderen, essayistischen Text bei "Minuit"-Verleger Jérôme Lindon abgeblitzt, der ihm den guten Rat gab, sich aufs Romanschreiben zu verlegen; 600 000 französische Leser haben ihm recht gegeben.
Um so mehr Stoff für eine literarische Legende fanden die Medien allerdings in der Person des Schriftstellers: Rouaud, geboren 1951, betrieb einen Zeitungskiosk im 19. Pariser Arrondissement. Vorher war er Tankwart, Kulissenschreiber, ging mit einer medizinischen Enzyklopädie hausieren, betätigte sich als Kinderphotograph, verkaufte Eis am Badestrand und schlug sich schließlich als Telexist bei einer Zeitung durch. 1981 kam er nach Paris und fand einen Job bei einer heute nicht mehr existierenden Kunstbuchhandlung, 1983 übernahm er mit einem Kompagnon den Kiosk in der Rue de Flandre und gewöhnte sich daran, morgens um fünf aufstehen zu müssen.
Die pittoresken Beschreibungen vom Zeitungsverkäufer als Romancier passen allerdings mitnichten zu der sprachlichen Virtuosität, die das prämiierte Werk kennzeichnet: jenes im Original nicht einmal 160 Seiten lange Buch mit dem Titel "Les Champs d'Honneur", das uns jetzt in deutscher Übersetzung erreicht - "Die Felder der Ehre" (Piper, 217 Seiten, 34 DM). Es ist eine elegische Familiengeschichte, deren Autor nur ganz am Anfang in der ersten Person präsent ist, um dann gewissermaßen die Erinnerung selbst sprechen zu lassen, die unversehens in die Zeit des Ersten Weltkriegs führt.
Die klinisch präzise Darstellung eines Gasangriffs gehört nicht nur zu den stärksten Stellen des Romans, sondern ist wohl - zusammen mit einer ähnlichen Passage in Malraux' "Kampf mit dem Engel" - einer der eindringlichsten Versuche, die epochale Entwertung alles Menschlichen in den Schützengräben bei Ypern und Verdun literarisch zu "verarbeiten". "Wir haben den zwanzigjährigen Greisen, deren Erfahrung uns helfen könnte, die Wege des Schreckens nachzuvollziehen, wohl nie richtig zugehört", schreibt Rouaud. Er jedoch hat ihnen - über den Abstand von zwei Generationen hinweg - "zugehört"; er vollzieht die Wege des Schreckens nach - im Präsens meist, aber mit der gedämpften Stimme eines Erzählers, der selbst darüber verzweifelt ist, daß er am grausigen Geschehen nichts ändern kann.
Darin erweist sich zugleich die große Zuneigung, die er sämtlichen Figuren entgegenbringt, allen, die auf gänzlich unheroische Art - von wegen "Felder der Ehre" - das Zeitliche gesegnet haben. Seine Porträts verstorbener Angehöriger, des Vaters, des Großvaters, der Tante, reihen sich zu einem Requiem, einer Fuge der Vergänglichkeit - und das heißt auch: der Zeitlosigkeit. Schon auf den ersten Seiten stimmt das "Regenkapitel" darauf ein: eine zwölf Seiten lange Evokation des nassen Niederschlags in sämtlichen Erscheinungsformen - vom feinsten Nieseln bis zum Wolkenbruch -, der in Rouauds Heimat, der Gegend von Nantes (an der Loiremündung), fast eine conditio humana ist und Laune und Lebensrhythmus der Leute bestimmt.
Der geradezu obsessive Versuch, eine selbst nicht erlebte Vergangenheit in die erzählerische Dimension der Allgegenwart heraufzuholen, erinnert etwas an Patrick Modiano, doch im totalen Gegensatz zu dessen raunendem Unterton steht Rouauds vokabelreiche Detailschärfe, bei der Claude Simons Einfluß unverkennbar ist. Übersetzer haben an einem solchen Text kein leichtes Arbeiten: es gibt Satzperioden, die wie Spiralen erst durch mehrere Windungen zum Kern führen, und Begriffe, die in keinem Wörterbuch zu finden sind; in diesen sehr distinguierten Stil mischen sich dann plötzlich saloppe Wendungen, deren Klangfarbe man nur in der Muttersprache spürt.
Der Piper-Verlag gab sich mit der Eindeutschung
besondere Mühe und verwarf
angeblich mehrere bereits in Auftrag gegebene
Versionen. In der jetzt (immerhin
ein Jahr nach - zum Beispiel - der englischen)
erschienenen Ausgabe werden,
ungewöhnlich für ein so kurzes Buch,
zwei Übersetzer genannt: Carina von Enzenberg
und Hartmut Zahn. Merkwürdig
dennoch, daß bei aller aufgewendeten
Anstrengung und erzielten Eleganz einige
grobe Schnitzer stehenblieben, von denen
der ärgste (und ärgerlichste) die Wiedergabe
von "camps de la mort" durch
"von Toten übersäte Schlachtfelder" ist.
Gemeint sind indes unzweifelhaft die
"Todeslager" (der Nazis), die "sich am Horizont
seiner
des Giftgaserfinders
Forschungsarbeit
abzeichneten".
Abgesehen von genau diesem Hinweis auf die KZs sowie einer Anspielung auf japanische Kamikaze-Piloten erweckt der Roman den Eindruck, sein Autor sei in den dreißiger Jahren aufgewachsen und ohne Kenntnis von der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, der doch in Rouauds Jugend, also den sechziger Jahren, sicherlich ein viel gewichtigeres Gesprächsthema war. Mit seinem nächsten Roman, der diesen Sommer in Frankreich erscheint, wird Jean Rouaud die "Lücke" schließen: im Mittelpunkt des Buchs, an dem er bereits arbeitete, als er den "Prix Goncourt" erhielt, steht nämlich sein Vater.
BURKHARD MÜLLER-ULLRICH
Spätestens in der kommenden Saison wollen die Fußballer des TSV Pfungstadt in der Bezirksoberliga Darmstadt "richtig oben mitmischen", doch auch die laufende Saison birgt ihre Chancen für die Fußballer aus dem Großverein (3500 Mitglieder). Drei Punkte beträgt der Rückstand auf den aktuellen Spitzenreiter SV Raunheim, vom zweiten, dem Relegationsplatz, trennt die Pfungstädter nur ein Zähler.
Mit ihrer bisherigen Rückrundenbilanz können die Pfungstädter zufrieden sein. Das alte Jahr beendete die Elf von Trainer Christian Hansetz mit drei Siegen und will das neue Jahr nun mit einem weiteren Erfolg beim Tabellensiebten FCA Darmstadt (Sonntag, 14.30 Uhr) ebenso erfolgreich einläuten. Im ehemaligen Oberliga-Torjäger Hansetz, der zuvor als Co-Trainer beim Oberligisten SG Egelsbach tätig war, haben die Pfungstädter nach einigem Hin und Her auf dem Trainerposten zu Saisonbeginn ihren Wunschkandidaten verpflichtet und diese Entscheidung bis dato nicht bereut. Der erfolgreiche Coach wird auch in der kommenden Saison die Marschroute bestimmen und soll spätestens dann den TSV in die Landesliga führen.
Auch an der Politik, ehemalige Pfungstädter, die sich in der "Fußballwelt" einen Namen gemacht haben, zurückzuholen, halten die Pfungstädter fest. Mit Jürgen Molnar (SG Egelsbach) und Radek Nitsch (FV Bad Vilbel) konnten zu Beginn der Saison zwei gestandene Oberligaspieler begrüßt werden. In der Winterpause stieß nun noch der bei Darmstadt 98 geschaßte Wilhelm Huxhorn zum Kader, der die Torwartmisere beheben soll. Auch der zweitligaerfahrene Keeper (37 Jahre) ist ein Pfungstädter, hütete allerdings zuletzt elf Jahre lang das Tor der "Lilien". Die Verpflichtung eines Torwarts wurde nötig, nachdem Norbert Stang aus beruflichen Gründen kürzertreten mußte und der junge Norbert Kühn (20) doch noch nicht reif genug war, den Anforderungen der Bezirksoberliga standzuhalten. "Wir packen es", meint Huxhorn und will mit dem TSV noch in diesem Jahr in die Landesliga. In der Tat hat der TSV eine gute Basis, um am Ende die konstanteste der Spitzenmannschaften zu sein.
In den Vorbereitungsspielen gegen vier Oberligisten gab der TSV stets eine gute Figur ab: 0:2 gegen VfR Bürstadt, 0:0 gegen die Eintracht-Amateure und den SV Wiesbaden, 1:4 gegen Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach. Ganz besonders brisant wird sicher das Ortsderby gegen die Germania, das gleich am zweiten Spieltag (7. März, 15 Uhr) ansteht. Denn auch die Germanen sind noch im Titelrennen vertreten, weisen ebenfalls 23:11 Zähler auf und wollen natürlich den TSV nicht die Führungsrolle übernehmen lassen. Neben dem Nachbarn gelten der TSV Neustadt und der SV Raunheim als Titelanwärter. Im zweiten Heimspiel (21. 3.) kommt Spitzenreiter Raunheim. Bei positivem Ausgang dieser Schlüsselpartie könnte die Abschlußpartie beim TSV Neustadt (23. Mai) zu einem echten Endspiel avancieren. Doch der Weg dorthin ist weit. Was den Pfungstädtern besser gelingen muß als in der Vergangenheit, das ist das Toreschießen.
Jürgen Molnar, der aufgrund einiger Verletzungen erst ein Spiel voll durchstand, gilt diesbezüglich als Hoffnungsträger. Eine feste Größe im Angriff ist der junge Stefan Picciocchi (10 Tore), der im zweiten Jahr den Durchbruch ebenso geschafft hat wie sein Mittelfeldkollege Marcus Koch (beide 20 Jahre). Manndekker Carsten Laue und Antreiber Thomas Koslowski gelten zudem als Leistungsträger, Radek Nitsch ist seit November ein umsichtiger Abwehrchef. Huxhorn soll die ohnehin stabile Abwehr weiter festigen. INA SCHNEIDER
ulf FRANKFURT A. M., 23. Februar. Die Bundesratsmehrheit der SPD-regierten Länder lehnt den Referentenentwurf eines Arbeitsschutz-Rahmengesetzes ab, den das Bundesarbeitsministerium jüngst vorgelegt hat. Als Grund werden "grundsätzliche konzeptionelle Erwägungen und fachlich-inhaltliche Gesichtspunkte" genannt, wie der Fach-Informationsdienst Arbeit & Ökologie-Briefe in seiner neuesten Ausgabe schreibt.
Der Entwurf soll die Arbeitsschutzrichtlinien der EG aus dem Jahr 1989 in deutsches Recht umsetzen. Neuen Schwerpunkten wie der geforderten "aktiven Beteiligung der Arbeitnehmer an allen Belangen des Arbeitsschutzes" trage der Entwurf nicht Rechnung, heißt es in einer internen Stellungnahme der Länder. Kritisiert wird auch, daß die Pflichten des Arbeitgebers für den Arbeitsschutz nicht umfassend niedergelegt seien. Die angestrebte Vereinheitlichung des Arbeitsschutzrechts werde nicht erreicht.Basketball-HessenmeisterschaftenJugendteams wollen sich Fahrkarte sichern
Um die Hessischen Titel sowie den Einzug in die Regionalmeisterschaften geht es am Wochenende für die weibliche Basketball-Jugend aus Langen und Dreieichenhain. Der TV Langen wird das hessische Finalturnier der weiblichen A- Jugend in der Georg-Sehring-Halle ausrichten, während zeitgleich in der Sporthalle der Weibelfeldschule in Dreieichenhain die B-Jugend des SV Dreieichenhain als Gastgeber fungiert. Die Langener D- Mädchen reisen zu den Bezirksmeisterschaften nach Ober-Ramstadt.
Mit der Langener A-Jugend will die kürzlich für ihre hervorragende Trainerarbeit ausgezeichnete Silke Dietrich an die Erfolge mit der B-Jugend im vergangen Jahr anknüpfen. Einige jener Spielerinnen, die damals die Deutsche Meisterschaft feierten, stehen nun im A- Jugend-Team. Besonders das schnelle Rückraumtrio Nina und Silke Heger sowie Veronika Tomasevic wird seine Oberliga-Erfahrung in die Waagschale werfen.
Zu Beginn des Turniers (Sa., 14 Uhr) kommt es zur Neuauflage des Bezirksduells gegen Eintracht Frankfurt. Obwohl die Eintracht auf die bundesliga-erfahrenen Eva Strippel und Steffi Wegeler zurückgreifen kann, hatten die Langenerinnen im Vorturnier 88:85 gewonnen. Am Sonntag müssen die Langenerinnen ab 9 Uhr gegen den ACT Kassel bestehen. Um 15 Uhr folgt die Partie gegen Grünberg. Die beiden Turnierersten werden am 20. und 21. März um den Regionaltitel und den Einzug in die Endrunde der DM spielen.
Die B-Jugend des SV Dreieichenhain trifft ebenfalls auf das Team von Eintracht Frankfurt (Sa., 14 Uhr). Tags darauf folgen die Partien mit Krofdorf/Gleiberg (10.30 Uhr) und zum Abschluß DDJK TV Aschaffenburg-Mainhausen. Um 18.15 Uhr werden die Medaillen verteilt. Auch hier geht es um die beiden vorderen Ränge, die zur Teilnahme an den Regionalmeisterschaften berechtigen.
Langens D-Mädchen kämpfen zunächst um den Titel im Bezirk Darmstadt. Fikreta Smajic hat das junge Team gemeinsam mit Frank Sillmon auf die erste große Aufgabe vorbereitet. Mit Spannung erwartet wird das Duell mit der SG Weiterstadt, die dem TVL im Punktspiel leicht überlegen war. Zudem bewerben sich das Team der Gastgeber sowie die SKG Roßdorf um die Tickets zu den Hessenmeisterschaften. Langens Mädchen werden am Samstag um 12 Uhr, am Sonntag um 12 und 16 Uhr antreten. ina
ESCHBORN. Das "Eschborn K" ist wieder da: Am Freitag, 5. März, startet das Kinoprogramm in der Stadthalle. Es läuft der Streifen "Schtonk", eine Komödie mit Götz George, Harald Juhnke und Uwe Ochsenknecht um die gefälschten sogenannten Hitler-Tagebücher, auf die der "Stern" hereinfiel.
Das Eschborn K wird für etwa ein Jahr in den Großen Saal der Stadthalle ausweichen, weil das Vereinshaus an der Jahnstraße 3, in dem es bisher seine Veranstaltungen anbot, umgebaut wird. Das Kinoprogramm startet erst jetzt, weil wegen Karneval vorher keine Termine in der Halle frei waren.
Auch in diesem Jahr will das "K" interessante Filme zeigen, Theater- und Musikveranstaltungen anbieten und Diavorträge halten lassen. Ein Highlight ist für Samstag, 17. April, geplant: Da gastiert das "Frankfurter Kurorchester" in der Stadthalle. Karten soll es rechtzeitig im Vorverkauf geben. she
SCHOTTEN. Spätestens bis nächsten Montag, 1. März, nimmt der Vogelsbergkreis Vorschläge für den diesjährigen, mit 5000 Mark dotierten Umweltpreis entgegen. Beiträge zur Abfallwirtschaft, Luft- oder Wasserreinhaltung, Landschaftspflege, Umweltplanung, zum Lärm- oder Gewässerschutz, Biotop- oder Artenschutz werden nach Auskunft des Kreis-Umweltberaters Harald Georg mit dem Preis honoriert.
Preisbewerber können sich auch selbst im Landratsamt (Goldhelg 20, 6420 Lauterbach) vorschlagen. Genaue Informationen gibt Harald Georg unter der Rufnummer 0 66 41 / 85 444. nes
Als ausgesprochene Hallenspezialisten präsentierten sich die Fußballer des FC Bayern Alzenau insbesondere anläßlich der Hanau "Fußball-Gala" nun gerade nicht, aber auf dem Feld, da stellen die Bayern eine Bereicherung der Landesliga-Süd dar. Auch zur Fortsetzung der Rückrunde mit dem Heimspiel gegen Germania Ober-Roden (Sonntag, 14.30 Uhr, Am Rothen Strauch) will sich die Elf um Spielertrainer Hans-Peter "Bubu" Knecht wieder von seiner besten Seite zeigen. In ähnlicher Form, wie sie es beim Testspiel gegen den benachbarten Oberligisten Viktoria Aschaffenburg tat. Nur drei Unsicherheiten von Keeper Helmut Rausch ermöglichten dem Oberligisten ein 3:2, von einem Klassenunterschied war nichts zu bemerken.
Den Mißerfolg in der Halle relativiert FCB-Manager Alois Sambeth hingegen: "Wir haben alles eingesetzt, was laufen kann", räumt aber ein: "Das nächste Mal schicken wir wohl doch unsere Hallenspezialisten auf das Feld." Zu den Negativ-Aspekten des Indoor-Auftrittes gehört auch die Verletzung von Stürmer Hans- Martin Müller, der am Meniskus operiert wurde, mittlerweile allerdings das Lauftraining wieder aufgenommen hat. Zum Start gegen Ober-Roden wird er jedoch ebenso fehlen wie Klaus Naumann (Bänder- und Kapselriß), Peter King (doppelter Leistenbruch) und Torsten Bartke (Muskelfaserriß).
Die Alternativen für "Bubu" Knecht, der ja seinen Vertrag bis 94 verlängerte, halten sich also in Grenzen. Der schußgewaltige Spielertrainer wird den Liberopart übernehmen, Jochen Dahlem und Harald Klösel gelten als Alternativen für das Mittelfeld. Im Sturm wird neben Rainer Sever wohl Seref Zangir zum Zuge kommen. Derweil ist das Management des soliden Klubs bereits damit beschäftigt, die Weichen für die kommende Saison zu stellen. "Wir wollen uns in jedem Mannschaftsteil verstärken", erklärt Sambeth. Der Aufstieg ist im kommenden Spieljahr das Ziel der Bayern, die sich in der hessischen Landesliga zwar wohlfühlen, aber sie dennoch nicht ungern in Richtung Oberliga verlassen würden. ina
Kleine FR
Jahresbilanz MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Vereinigung der Hobby-Künstler lädt für Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, ins Bürgerhaus von Mörfelden ein. Geld und Liebe GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Peter McDonalds Film "Mo' money" ist am Donnerstag und Freitag, 25. / 26. Februar, im Kommunalen Kino Mainspitze angesagt. Erzählt wird die Geschichte von Johnny aus Chicagos Schwarzenviertel, der sich mit Gaunereien über Wasser hält, bis er Amber kennenlernt. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr in den Burglichtspielen Gustavsburg; Eintritt fünf Mark. Stammtisch KELSTERBACH. Einen Männerstammtisch veranstaltet die DLRG am Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, im Vereinsheim "Arche". Haselbach in Raunheim RAUNHEIM. Der Landtagsabgeordnete Rudi Haselbach wird am Sonntag, 28. Februar, beim Bürgerfrühschoppen des CDU-Stadtverbandes erwartet. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr in der Ratsschänke am Dalles.
Der Hessische Journalistenverband (HJV) möchte der Landesmedienanstalt in Hessen, die sich bisher als "zahnloser Tiger" erwiesen habe, nun "Zähne" verordnen. Zur anstehenden Novellierung des hessischen Privatrundfunkgesetzes (HPRG) erklärte jetzt der Journalistenverband, die aktuellen Auseinandersetzungen insbesondere um die Lizenz für den geplanten Kommerzsender RTL 2 hätten gezeigt, daß die bisher im Gesetz vorgesehenen Regelungen einer "Präzisierung" bedürften, "um eine Machtkonzentration in den elektronischen Medien zu verhindern". Da die Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) in Kassel die Angaben der Lizenzantragsteller bislang "nicht oder nur unzureichend überprüfen" könne, müsse sie im novellierten Gesetz "die Zuständigkeit erhalten, eidesstattliche Versicherungen abnehmen und das Offenlegen von Bilanzen und Gewinnabführungen verlangen zu können", forderte der HJV. Für weitergehende Kontrollbefugnisse der Landesmedienanstalten hatte sich zuletzt auch die CDU Nordrhein-Westfalen ausgesprochen.
Neben einer "Aufstockung der Zahl der Bediensteten" in der LPR fordert die hessische Journalistengewerkschaft weitergehend, daß die Landesanstalt auch verbesserte Mittel zur Durchsetzung ihrer Aufsichtsmaßnahmen erhält. Gedacht sei dabei vor allem an die Anordnung sofortiger Vollziehungen. Ein "aufsichtlich rechtswidriger Zustand" dürfe nicht durch den Widerspruch des privaten Rundfunkveranstalters "über mehrere Jahre" bestehen bleiben, bis eine abschließende Verwaltungsgerichtsentscheidung vorliege.
Der Journalistenverband erinnerte an die Vorgabe in Paragraph 15 HPRG, wonach mehrfache Programmträgerschaft auszuschließen sei. Die Kriterien dafür seien zwar mittlerweile in Paragraph 21 Rundfunkstaatsvertrag präzisiert worden, so der HJV, doch sei eine weitere "Übertragung kartellrechtlicher Regelungen" auf die LPR erforderlich, um so "die Medienunternehmen zur Offenlegung ihrer Besitzverhältnisse zu verpflichten". Im einzelnen schlägt der HJV vor, der LPR gesetzlich das Recht zu erteilen, bei den Privatsendern "innerhalb der üblichen Geschäftszeiten" geschäftliche Unterlagen einzusehen. Die Sender müßten "deren Prüfung dulden".
Unzufrieden ist die Journalistenorganisation auch mit den bisherigen gesetzlichen Programmanforderungen für das landesweite Privatradio FFH. Die Mindestanteile an Information und Bildung müßten dahingehend präzisiert werden, daß "von diesen Inhalten mindestens fünf Prozent" angeboten werden müßten, "bei einem ganztägigen Programm mindestens 30 Prozent in der Sendezeit zwischen 7 und 22 Uhr". Ebenso solle die Regionalisierung ausgebaut werden: "Das ganztägige landesweite Hörfunkvollprogramm ist zur Darstellung der regionalen Vielfalt des Landes verpflichtet", so ein Formulierungsvorschlag des HJV. epd
BAD SODEN. Tolstoi verewigte sie als Schauplatz in seiner "Anna Karenina", Mendelssohn-Bartholdy vollendete hier sein einziges Violinkonzert. Von illustren Gästen und dem wohlhabenden Flair der Kurstadt können Bad Sodens Stadtväter und -mütter heute nur träumen. Die CDU/FDP-Regierung habe die Stadt abgewirtschaftet, sagen die Grünen. Kur und Kongreßzentrum sind zum Schuldenproduzenten Nummer eins geworden. Rund 100 Millionen Mark Miese drücken auf den Stadtsäckel; mit einer Pro- Kopf-Verschuldung von gut 5 000 Mark liegt die an der Bevölkerungsstruktur gemessen reiche Stadt in der unrühmlichen Dreier-Spitzengruppe von Hessens Kommunen. Dennoch sitzt die konservative Mehrheit fest im Sattel. Nicht einmal die millionenschweren Betrugsskandale um den früheren CDU-Bürgermeister Volker Hodann konnte sie erschüttern. Im Gegenteil. Punkte machte Nachfolger Berthold Gall (CDU) gut, dem es gelang, das interfraktionelle Gespräch zu kultivieren. Alle Knackpunkte werden möglichst gemeinsam entschieden; CDU-Fraktionschef Klaus Plösser ist sich denn auch nach der Wahl fester Mehrheiten sicher. Stimmen könnten allenfalls der "kalte Wind" aus Bonn und die allseits gefürchtete Parteienverdrossenheit kosten: "Wir haben konstruktiv und gut gearbeitet", lobt Plösser, der vor "keiner Partei Berührungsängste" hat. Eine große Koalition scheint dennoch unwahrscheinlich, vielmehr signalisiert Wunschkandidatin FWG ihre Bereitschaft, den Mehrheitsgaranten zu spielen.
ESCHBORN. Die Initiative Eschbornerinnen und Eschborner gegen Ausländerfeindlichkeit hat in einem Brief die Bundestagsabgeordneten aus Frankfurt und dem Main-Taunus-Kreis aufgefordert, der geplanten Änderung des Asylrechtsartikel 16 a im Grundgesetz nicht zuzustimmen. Die Änderung sei "beschämend für unser Land", weil damit nur noch wenige Menschen überhaupt Chancen auf ein Asylverfahren hätten. Östliche Nachbarn wie Polen und Tschechen könnten die in Deutschland abgewiesenen Asylsuchenden weder "finanziell noch verwaltungsmäßig" aufnehmen. Außerdem sollen sich die Politiker für ein Einwanderungsgesetz auf europäischer Ebene einsetzen.
Während ihres jüngsten Treffens beschloß die Initiative, auch in Eschborn Plakate mit der Botschaft "MTK - Stimmen gegen Gewalt" zu kleben. Sie wird sich am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum an der Hauptstraße 52 wieder treffen. she
Der Mann macht wirklich keinen gebrochenen Eindruck: Halle 3 auf dem Münchner Bavaria-Gelände, Aufzeichnung einer Sendung von "Gottschalk" von RTL. Die Zuschauer, die sich zuvor draußen die Beine in den Bauch gestanden haben (Eintritt: 10 Mark), merken kaum, daß der große Mann in schwarzem Leder, der von der Seite in die Halle kommt, ihr Idol ist: Thomas Gottschalk. Warm-up für die Show. Erst als Gottschalk den Mund aufmacht, nehmen sie ihn wahr: lose Sprüche wie gehabt. Zum Klatschen: "Hier bitte das intellektuelle Klatschen, damit die Leute glauben, es gibt einen Grund."
Danach ist die Presse geladen: Gottschalk möchte aufmerksam machen auf seine vor einem Jahr ins Leben gerufene und am 30. November 1992 genehmigte Thomas Gottschalk-Stiftung. Aber er weiß, was er den Journalisten schuldig ist: Das sei kein "Reue-Unternehmen", er versuche nicht "kurz vorm Absturz das Interesse der Nation abzulenken", er habe "keinen Anlaß zur Verzweiflung" - die Turbulenzen um die tägliche Sendung, die Gerüchte um die Zwei-Millionen-Quotenanforderung des Senders RTL ("alles Quatsch"), der Abgang seines Producers Holm Dressler ("Holm hat gesagt, die Sendung journalistischer zu machen, sei nicht reizvoll für ihn, aber die Männerfreundschaft Dressler-Gottschalk hat dadurch keinen Schaden genommen") - all das streift er nur. Man brauche sich keine Gedanken um ihn zu machen, alles, was angefangen sei, "läuft weiter, auch Haribo", alle Beteiligten würden an die Sendung "glauben", und außerdem habe ihm gerade in Berlin der ZDF-Intendant Dieter Stolte und "ein nicht genannt sein wollender Vertreter der Kirch-Gruppe" gesagt: "Ich brauche mir um meine Zukunft keine Sorgen zu machen."
Also die Stiftung: "Ich habe anfangs meinen Erfolg mit Kindern aufgebaut - und deshalb glaube ich, daß ich den Kindern etwas schuldig bin." Die gemeinnützige Stiftung - die Rechtsaufsicht liegt bei der Regierung von Oberbayern - will Kindern helfen, die in Not sind. Das mit zwei Millionen Mark bezifferte Vermögen der Stiftung wird schwerpunktmäßig zur Unterstützung langfristiger Projekte eingesetzt, als erstes wird die Errichtung eines "Kinderhauses" in München durch den Kinderschutzbund mit 250 000 Mark gefördert. Darüber hinaus sollen weitere Projekte, vor allem auch in den neuen Bundesländern, unterstützt werden.
Der Stiftungsrat ist mit honorigen Persönlichkeiten besetzt: darunter ExAußenminister Hans-Dietrich Genscher, RTL-Chef Helmut Thomas, der Journalist Dagobert Lindlau und Bertelsmann-Vorstand Frank Wössner. Gottschalk: "Ich glaube, daß wir im Fernsehen am Problem Gewalt gegen Kinder nicht ganz unschuldig sind. Ab jetzt werde ich meinen Namen für die Stiftung einsetzen und wenn ich irgendwo meine Rübe hinhalte, dann tue ich das nicht mehr für mich, sondern als Promotion für die Stiftung."
JOACHIM HAUSCHILD
Im Hintergrund: Bestechung von Abgeordneten Lücke vor der Grauzone
Ein Beamter, der sich vom Antragsteller 20 Mark zustecken läßt, damit dieser seinen Paß sofort verlängert bekommt, muß mit harten Konsequenzen rechnen. Einen Bundestagsabgeordneten aber, der mit 200 000 Mark "gekauft" wird, damit ein Bauauftrag mit seiner Stimme befördert im Sinne des Zahlenden wird, "könnten wir nicht einmal aus dem Parlament schmeißen". So beschreibt der CDU-Bundestagsabgeordnete Rolf Olderog das von vielen Parlamentariern als "peinlich" empfundene Privileg, daß Abgeordnete im Unterschied zu Beamten und Richtern straflos bestochen werden können. Olderog hat 1967 seine Doktorarbeit zum Thema "Die Wahl- und Abgeordnetenbestechung" geschrieben. Und darin hat der schleswig-holsteinische Parlamentarier einen Vorschlag für einen Gesetzestext gemacht. Ohne Erfolg. Bereits viermal scheiterten im Bundestag Versuche, die Käuflichkeit von Abgeordneten in einen Strafgesetzbuch-Paragraphen zu fassen. Ein Reichsgesetz von 1871 stellte die Bestechung von Abgeordneten unter Strafe. 1953 wurde diese Bestimmung mit dem Hinweis auf die "besondere Schwierigkeit" der Materie gestrichen. Die Frage wurde, wie es damals hieß, "einstweilen" vertagt.
Einstweilen dauert nun schon 40 Jahre. SPD, FDP und CDU haben 1956, 1959, 1962 und 1974 Gesetzentwürfe vorgelegt, die alle "aus Zeitnot" nicht abschließend beraten wurden. Dabei scheint, wie Olderog anmerkt, eine gewisse "Scheu" des Parlaments eine Rolle gespielt zu haben, "präziser als bisher die Grenzen zulässigen Verhaltens für den ,freien Abgeordneten&rquote; abzustecken". Nun liegen wieder zwei Vorschläge für eine Neuregelung in Bonn vor - einer von der SPD und einer vom Bündnis 90/Die Grünen.
Der Strafgesetzbuch-Paragraph 108 bedroht die "Wählerbestechung" mit Gefängnis bis zu fünf Jahren, aber nur bei "Wahlen und Abstimmungen des Volkes". Strafbar macht sich demnach, wer Geschenke oder andere Vorteile für die Stimmabgabe bei Parlamentswahlen gewährt oder annimmt. Nicht erfaßt sind die aktive und die passive Bestechung von Abgeordneten, deren Stimmverhalten im Parlament mit Geld oder Geschenken beeinflußt werden soll.
"Keine einleuchtenden Gründe" sehen SPD und Bündnis 90/Grüne für die Bevorzugung von Volksvertretern gegenüber Beamten. Alle Abstimmungen im Parlament müßten "strafrechtlich gegen unzulässige und störende Eingriffe" abgeschirmt werden. Der Straftatbestand der Käuflichkeit von Abgeordneten solle "verhindern, daß parlamentarische Entscheidungen auf sachfremden und eigennützigen Motiven beruhen".
Die dem SPD-Entwurf beigefügte Erläuterung liest sich wie die vorbeugende Begründung zur Abwehr einer Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht. Tatsächlich sind in einer Bundestagsdebatte zu dem Thema schon dermaßen viele Bedenken zur Abgrenzung von erwünschter Interessenwahrnehmung der Volksvertreter und unlauterer Einwirkung auf Politiker vorgetragen worden, daß Einsprüche wahrscheinlich sind. Diese werden sich auf den "besonderen Schutz der Abgeordneten" berufen. Jörg von Essen (FDP) hält "Mischfälle" für denkbar, Hans de With (SPD) sieht "eine breite Grauzone", die strafrechtlich "schwer definierbar" sei. "Was ist zum Beispiel", fragt Erwin Marschewski (CDU), "wenn eine Partei Koalitionsgespräche führt und einer anderen Partei für eine politische Gegenleistung Ämter anbietet?" Ob das nun "alltägliches politisches Geschäft" sei oder "Einkaufen"?
"Der derzeitige Zustand schadet der Demokratie", sagt der Bündnis-90-Abgeordnete Wolfgang Ullmann. Auch die PDS stimmt dem Anliegen beider vorliegender Gesetzentwürfe zu, das Anbieten oder Annehmen von Geld oder von "geldwerten" Vorteilen wie etwa Reisen zu bestrafen.
Eine Experten-Kommission hat empfohlen, Direktspenden an Abgeordnete wegen der "Gefahr der Korrumpierung" zu verbieten. Einig sind Abgeordnete aller Parteien, die im Bundestag geltenden "Verhaltensrichtlinien" müßten verbindlicher formuliert werden.
HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)
NEU-DELHI, 23. Februar. 20 Jahre, nachdem mit dem "Projekt Tiger" eines der ehrgeizigsten Projekte zur Rettung des vom Aussterben bedrohten Tigers gestartet worden war, haben sich in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi Experten aus aller Welt versammelt, um Bilanz zu ziehen. Die ist einerseits erfreulich, denn es ist gelungen, die Zahl der in Indien lebenden Tiger zu verdoppeln, so daß die Zahl weltweit mit knapp 7000 etwa konstant geblieben ist. Aber die Spezies ist nach wie vor gefährlich bedroht. Durch die ländliche Bevölkerung, die die Wildkatze als "Menschenfresser" und damit als ihren Feind betrachtet, durch fortschreitende Industrialisierung und durch Wilderer, die Felle, vor allem aber Knochen erbeuten wollen, für die chinesische "Medizin"-Hersteller astronomische Preise bezahlen, die auf Heroin-Niveau liegen.
Die größte Gefahr aber birgt, gerade in Indien, die sich explosionsartig vermehrende Bevölkerung, die mit den Tieren um Lebensraum konkurriert. Tigerreservate brauchen viel Platz, und der wird immer rarer. In Indien gibt es eine wachsende Zahl von Menschen, die dagegen kämpfen, daß ganze Dörfer aus Tigerreservaten ausgesiedelt werden, und daß neues Land für die bedrohten Wildkatzen zur Verfügung gestellt wird. "Der Mensch muß zuerst kommen", fordern sie. Es gibt aber auch eine wachsende Zahl von Umweltschützern, die die Bemühungen um den Erhalt der Spezies als "elitistisch", als im Dienste von Tourismus und Großwildjägern bezeichnen.
Indien hatte am Anfang des Jahrhunderts etwa 40 000 Tiger. Als im Jahre 1972 diese Zahl auf 1827 gefallen war, beschloß man, die ersten Reservate einzurichten, deren bekanntestes der Corbett National Park wurde. Heute gibt es 19 Parks in Indien und man hofft in Delhi, bis zur Jahrtausendwende etwa 30 zu haben. Dies ist dringend, denn in den anderen Teilen der Welt, wo es noch Tiger gibt, nimmt der Bestand ständig weiter ab. Der Bali-Tiger gilt seit 1940 als ausgestorben, der kaspische Tiger, der in Teilen der früheren Sowjetunion, der Osttürkei, Irans, Iraks und Afghanistan lebte, ist in den siebziger Jahren ausgestorben und die letzten Java-Tiger wurden 1980 gesichtet.
Heute gibt es noch rund 5000 indo- bengalische Tiger in Indien, Nepal und Bangladesh, von denen etwa 2500 in freier Wildbahn leben, etwa 100 Tiger in China, 400 bis 800 in Sumatra, einige hundert in Thailand und Malaysia und etwa 200 in Vietnam. Der sibirische Tiger wird kaum noch zu retten sein. Es gibt nur noch etwa 50 Exemplare. Außer den Tigern sind freilich auch andere Großkatzen vom Aussterben bedroht, wie Löwe, Jaguar, Leopard und Schneeleopard.
Weil es immer schwerer wird, genügend Lebensraum für Tiger in Indien zu finden, und weil der Widerstand der Bevölkerung gegen die Einrichtung von Reservaten und National-Parks wächst, ist man hier mittlerweile dazu übergegangen, der Bevölkerung Einkommensalternativen anzubieten, um sie davon abzuhalten, trotz Verbots die Reservate abzuholzen oder ihr Vieh in den Schutzgebieten weiden zu lassen. So will man nun um die Reservate herum Weidegebiete zur Verfügung stellen oder aufforsten, so daß Brennholz für die lokale Bevölkerung zur Verfügung steht. "Wir können nicht nur Wild- und Naturschutz betreiben, sondern wir müssen auch dafür sorgen, daß den Menschen die für ihr Überleben notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden", wurde jetzt auf der Konferenz in Delhi festgestellt.
Doch zwischen solcher Einsicht und der Wirklichkeit befinden sich nach wie vor Abgründe. Indiens Umweltminister, der für die neuen Programme 100 Millionen Rupien, rund fünf Millionen Mark, zur Verfügung stellen will, sprach denn auch von einer völlig ungenügenden Summe und appellierte an die Welt, mitzuhelfen, den Tiger vor dem Aussterben zu bewahren. Schließlich kommt eine solche Rettungsaktion nicht nur der stolzen Großkatze zugute, sondern auch vielen anderen Tieren, deren Überleben nur dann gesichert werden kann, wenn ihr natürliches Habitat erhalten bleibt.
Dafür freilich brauchen die Naturschützer auch die Unterstützung des Staates, damit das endlich aufhört, was das Tigerprojekt Sariska im indischen Rajasthan gegenwärtig erlebt. Obwohl durch Beschluß des Obersten Gerichts verboten, laufen die dortigen Bergwerke immer noch auf Hochbetrieb. Das Sariska-Schutzgebiet gehört damit zu den Regionen, wo der Tiger mit am meisten gefährdet ist.
Erhobenen Hauptes watschelt Fridolin über die Straße. Er ist ein stattlicher Kerl. Die Leute drehen sich nach ihm um, tuscheln hinter seinem Rücken. Fridolin stört das nicht. Er ist es gewohnt, würdigt seine Nachbarn aus dem Sauerackerweg keines Blickes. Warum auch? Sie würden ihn sowieso nicht verstehen. Denn Fridolin ist ein Erpel. Und was für einer.
Walt Disney hätte seine Freude an ihm. Seine "Duck-Tales" halten Karin und Rudi Hochwimmer, die ihren Fridolin 1983 als verwaistes Küken aus dem Main gefischt und aufgezogen haben, ganz schön auf Trapp. Denn Fridolin ist ein sehr reiselustiger Vertreter seiner Zunft. Immer wieder erkundet er die Nachbarschaft. Fliegt mal kurz um die Ecke oder hält einen Schnack mit einer "ordinären" Wildente.
Fridolin geht mit der Zeit. Der öffentliche Nahverkehr ist ihm nicht fremd. Karin Hochwimmer erinnert sich noch gut an seinen ersten Versuch, mit dem FVV auf große Fahrt zu gehen. Eine Nachbarin hatte sie angerufen, erzählte ihr, daß Fridolin an der Bushaltestelle stehe und auf den 70er in Richtung Höchst warte. Ruhig und gelassen, wohlwissend, daß der Bus gleich kommen würde, stand er da. Aus dem Trip wurde aber nichts. Schwarzfahren ist für Fridolin eben nicht drin - Ehrensache. Tick, Trick und Track, die drei Halbstarken aus Entenhausen, hätten zweifellos ihre helle Freude an ihrem Kollegen aus Goldstein, der selbstverständlich verheiratet ist. Daisy heißt sie - wie sonst. Seit acht Jahren sind sie bereits zusammen und haben eine fünfjährige Tochter. Sie leben in einem kleinen Häuschen am Teich. Idyllisch gelegen im Garten der Hochwimmers. Allzu oft gibt's Krach am Tümpel. Dann nimmt Fridolin reißaus. Klopft mit seinem Schnabel solange an die Tür seiner Adoptiveltern, bis sie ihn in die gute Stube lassen. Ganz zum Leidwesen seiner eifersüchtigen Gattin.
Das protestierenden Quacken seiner Familie entlockt ihm aber nur ein müdes Quäk. Den Störfall in der benachbarten Niederlassung der Hoechst AG hat Fridolin gleich richtig eingeschätzt. Er verkrümelte sich mit seinen Lieben in seiner kuscheligen Laube.
Familie Hochwimmer war dennoch besorgt. Ein Anruf beim Bürgertele- fon verschaffte Klarheit: "Solange sie die nicht essen, kann nichts passieren." hu
MÖRFELDEN-WALLDORF. Enttäuscht zeigt sich Michael Denk, Pressesprecher des BUND-Ortsverbandes, "über den Versuch von Bürgermeister Bernhard Brehl, die Naturschutzverbände als Sündenbocke für sich abzeichnende Probleme beim Raumordungsverfahren zur Ortsumgehung zu präsentieren". Diese - darunter der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) - hatten in ihren Stellungnahmen der favorisierten Trasse der Mörfelder Umgehungsstraße eine Absage erteilt. Wegen nicht vertretbarer Eingriffe in die Natur sei allenfalls eine Nord-Variante gutzuheißen. Bürgermeister Brehl hatte erklärt, daß die Einwände das seit Jahrzehnten geplante Projekt verzögern könnten.
Der BUND-Sprecher hält es hingegen für "scheinheilig, den Bürgern vorzugaukeln, daß mit der Ortsumgehung in näherer Zukunft eine Verkehrsentlastung in Mörfelden zu erreichen sei, die nun durch den Naturschutz verhindert würde". Wegen der prekären Finanzlage von Bund und Land werde es in den nächsten zehn Jahren keine Ortsumgehung geben.
Hingegen rechnet der BUND bei der von ihm favorisierten Nordumfahrung (Industriestraße, Querspange, Vitrolles- ring) "in Kürze mit einer Entlastung Mörfeldens". Denk stellt klar: "Dem BUND geht es nicht um irgendwelche Frösche, sondern um den Erhalt der Natur als Lebensraum für den Menschen."
Bürgermeister Brehl hat inzwischen mit Regierungspräsident Dr. Horst Daum gesprochen, um zu erfahren, "wie, wann und in welcher Form das laufende Raumordungsverfahren zur Ortsumgehung Mörfelden fortgesetzt wird". Dieses soll demnach "zügig fortgesetzt" werden, "wobei zu dem vorliegenden Hauptvorschlag eine begleitende fachliche Überprüfung der in den Stellungnahmen angeregten Alternativlösungen erfolgt, damit eine fach- und sachgerechte Abwägung stattfinden kann".
Von der Stadt werde dazu eine fachliche Stellungnahme erwartet, erklärt Brehl in seiner Vorlage für Haupt- und Finanzausschuß sowie Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß, die heute abend gemeinsam tagen. Die Stadtverordneten sollen den Magistrat beauftragen, "baldmöglichst" die Stellungnahme durch ein Verkehrsplanungs- und ein Landschaftsplanungsbüro erarbeiten zu erlassen.
Brehl hat zudem eine Erklärung zu den Stellungnahmen der Naturschutzverbände erstellt. Er empfiehlt den Ausschüssen, alles beim alten zu belassen und zu beschließen: "Die vorliegenden Stellungnahmen im Raumordnungsverfahren geben keinen Anlaß dazu, den Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 15. September 1992 zu relativieren oder zu verändern, da keine wesentlichen neuen Erkenntnisse vorgetragen wurden."
Gänzlich anders schätzt Jörg Blöcher, parteiloser Kandidat für die Grünen, die Lage ein: Es sei eine erstaunlich große Einhelligkeit, mit der die Naturschutzverbände sich gegen die Ortsumgehung ausgesprochen hätten. Diese Bedenken seien nicht einfach vom Tisch zu wischen.
Das Thema Ortsumgehung spielte auch beim Forum "Weit und Nah VERKEHRt die Welt" eine Rolle, zu dem der Grüne- Ortsverband Professor Rolf Denk, Vorsitzender der Interessengemeinschaft gegen Fluglärm (IGF), und Stephan Hajak vom Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) eingeladen hatte. Vor rund fünfzig Anwesenden stellte Spitzenkandidatin Ursula Kuppert die Bedenken der Grünen gegen dieses Straßenprojekt heraus. lis
Fußball-Termine
GELNHAUSEN. Wahlkampf mit unlauteren Mitteln wirft der Vorsitzende des SPD-Ortsbezirks Gelnhausen Mitte, Hans-Jürgen Freund, der CDU vor. Sie streue gezielt Hinweise zur Schulpolitik, um Eltern mit schulpflichtigen Kindern zu verunsichern. So habe sie zum Beispiel die "Ente" von einer angeblichen Schließung des Schulstandorts Höchst verbreitet.
Einen weiteren Hinweis für "christdemokratische Verunsicherungspolitik" erblickt Freund in der Forderung eines CDU-Wahlkämpfers, daß die Grundschulen und Grund- und Hauptschulen in allen Stadtteilen erhalten bleiben müßten, um "kurze und vertraute Wege" zu sichern. Freund: "Gepaart mit konkreten Hinweisen von CDU-Repräsentanten in den Stadtteilen an Stammtischen und in ähnlichen Zirkeln schließlich macht man Stimmung gegen die ungeliebte Kreisregierung und die Sozialdemokraten."
Freund betont, daß der Kreis ein wohnortnahes und umfassendes Bildungsangebot erhalten wolle. Dies sei im Schulentwicklungsplan gegen die Stimmen der CDU festgelegt worden.
Die Leistungen des Kreises auf schulischem Gebiet könnten sich durchaus sehen lassen. Das berufliche Schulangebot werde ausgeweitet, das Grimmelhausen- Gymnasium großzügig erweitert, für die Grundschule Roth seien neue Räume ausgebaut worden, und für die Philipp- Reis-Schule sei zum nächsten Schuljahr eine Erweiterung vorgesehen. lex
Einst, als noch Ernst Albrecht regierte, kam in Niedersachsen ein Skandal nach dem anderen ans Licht. Da war in Münchehagen jahrelang unrechtmäßig Giftmüll aus dem In- und Ausland in Gruben gekippt worden, die angeblich absolut dicht waren; weil sie aber nicht dicht waren, sondern Dioxin und andere Gifte austraten, starben in der Umgebung Bäume und Tiere. Da statteten Behörden einen Privatdetektiv namens Mauss mit Tarnpapieren aus, der in vielen Ländern Europas Straftaten anstiftete, wodurch es ihm möglich wurde, Menschen als Täter unter Druck zu setzen oder bei anderen Menschen Angst und ein Bedürfnis nach käuflichem Schutz zu erregen oder bei Versicherungen Provision zu kassieren. Da ließ das Verfassungsschutzamt - mit Albrechts Billigung - ein Loch in die Celler Gefängnismauer sprengen, um die Öffentlichkeit glauben zu machen, die "Rote Armee Fraktion" habe wieder zugeschlagen. Da wurde die Konzession für drei Spielbanken an einen Wäschehändler vergeben, der selber notorischer Glücksspieler war, aber die CDU mit Spenden und den zuständigen Beamten des Innenministeriums mit allerlei Freundlichkeiten bedachte.
Das sind Geschichten, die inzwischen in manchen deutschen Lesebüchern verewigt sind. Damals kostete ihre Aufklärung allerdings viel Mühe. Etliche Journalisten trugen dazu bei, und viel Kleinarbeit leisteten Sozialdemokraten und vor allem Grüne in den vom Landtag eingesetzten Untersuchungsausschüssen.
Seit 1990 bilden diese beiden Parteien selber die Regierung. Die CDU und die von jenen Skandalen ebenfalls blessierte FDP müssen seitdem opponieren. Für sie lag nach den leidvollen Erfahrungen im Landtagswahlkampf 1990, als ihnen die Skandale auf Handzetteln und Plakaten vorgehalten worden waren, der Gedanke nahe, nun ihrerseits parlamentarische Untersuchungsausschüsse einzusetzen (wozu es keiner Parlamentsmehrheit bedarf), um in vermeintlichen Affären so lange zu wühlen, bis Tatsachen oder zumindest Verdachtsmomente zum Vorschein kämen, mit denen man dann in der Öffentlichkeit die rot-grüne Koalition attackieren könnte.
Dazu brauchte die Opposition freilich Anlässe. Im Herbst 1991 fand sich einer: In der Celler Haftanstalt hatten vier Häftlinge Geiseln genommen und waren auf diese Weise für kurze Zeit freigekommen. Ähnliches war schon früher hier und da passiert, auch zu Zeiten der Regierung Albrecht. Aber diesmal zeigte sich die CDU entschlossen, einen politischen Skandal zu vermuten, von dem man nur lange genug würde reden müssen, damit schließlich niemand mehr an Albrechts "Celler Loch" dächte und damit vor allem die Ankläger von damals irgendwie auf die Anklagebank kämen.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Hartmut Möllring, der, solange seine Partei noch an der Regierung gewesen war, zur politischen Spitze des Justizministeriums gehört hatte, argwöhnte schon fünf Tage nach der Geiselnahme öffentlich, die Häftlinge könnten die Möglichkeit, Waffen zu bauen, dadurch bekommen haben, daß das Sicherheitskonzept der Justizvollzugsanstalt Celle I geändert worden sei. Justizministerin Heidi Alm-Merk (SPD) müsse dringend eine Kurskorrektur vornehmen. In der Bild-Zeitung behauptete Möllring forsch, viele Bedienstete hätten sich bei ihm beklagt, sie bekämen in Sicherheitsfragen bei der Ministerin nicht genug Rückhalt. Der Pressesprecher der CDU-Landtagsfraktion verdeutlichte die Schuldzuweisung, indem er verlautbarte, die Ministerin habe schon öfter erkennen lassen, daß ihr "das Schicksal von Häftlingen wichtiger ist als das der Bediensteten".
Sogleich meinte auch die CDU-Bundestagsfraktion sich an der fröhlichen Hatz beteiligen zu sollen. Ihr innenpolitischer Sprecher Johannes Gerster verkündete, eine "überzogene Liberalisierung" im Strafvollzug SPD-geführter Länder sei für die Celler Geiselnahme mitverantwortlich. Und noch dreister: "Die Gangster der vergangenen Jahre wußten offenbar genau, warum sie Geiselnahmen in SPD-geführten Ländern organisiert haben." So vorbereitet wurde in Hannover kurzfristig ein Untersuchungsausschuß mit dem Thema "Sicherheitskonzept für die Justizvollzugsanstalt Celle I" unter dem Vorsitz des CDU-Abgeordneten Albert Heinemann, eines Rechtsanwalts und Notars aus Celle, installiert.
Als "Ergebnis einer gut einjährigen intensiven Ermittlungstätigkeit, die den Mitgliedern des Ausschusses einen großen Einsatz an Zeit und Mühe abverlangt hat" (und den Steuerzahlern viel Geld), legte Heinemann vergangene Woche dem Landtagsplenum den Abschlußbericht vor. Kritik an Ministerin Alm-Merk ist darin an keiner Stelle enthalten. Im Gegenteil, ausdrücklich mußte Heinemann einräumen, daß sich die Vermutung, die von ihr betriebene Liberalisierung des Strafvollzugs habe die Geiselnahme ermöglicht, nicht bestätigt habe.
Mit beißendem Spott kommentierte Ausschußmitglied Thomas Oppermann, rechtspolitischer Sprecher der niedersächsischen Sozialdemokraten: Was auf 132 eng bedruckten Seiten des Abschlußberichts stehe, sei alles schon ein Jahr oder noch länger bekannt. In dem ganzen Bericht finde sich kein relevanter Satz, den nicht bereits die Staatsanwaltschaft oder Expertengruppen der rot-grünen Landesregierung so oder ähnlich formuliert hätten. Der Ausschuß habe über die Geiselnahme keinerlei eigene Erkenntnisse gewonnen. Dennoch, so berichtete Oppermann in der Landtagsdebatte, sei der Ausschuß nicht ganz ins Leere gelaufen: "Je tiefer er in die lange Vorgeschichte der Geiselnahme einstieg, um so offenkundiger wurde, daß ihre Ursachen in der Amtszeit von Minister Walter Remmers (CDU) entstanden waren", dem Amtsvorgänger von Heidi Alm-Merk.
Aus Untersuchenden wurden Untersuchte. Das galt vor allem für die Hauptfrage, wie es den Häftlingen gelungen war, einen hochgefährlichen Schußapparat zu basteln. Im Jahre 1984 hatte in der Celler Anstalt schon einmal ein Gefangener einen solchen Schußapparat gebaut, Vollzugsbedienstete als Geisel genommen und seine Flucht erpreßt. Er hatte dazu stählerne Bettpfosten verwendet. Remmers hatte daraufhin die Auswechslung der Bettpfosten angeordnet. In den Zellen blieben jedoch Tische mit ebenfalls hohlen Stahlbeinen. Dieses Materials konnten sich dann die Geiselnehmer von 1991 bedienen. Nach solchen Feststellungen, die schnell getroffen waren, verzichtete der Ausschuß darauf, Ministerin Alm-Merk überhaupt noch als Zeugin zu laden. Ein Bediensteter, von dessen Aussage sich die Christdemokraten besonders viel erhofft hatten, beklagte tatsächlich, daß er sich bei etlichen Gelegenheiten von seinem obersten Dienstherrn, womit er die politische Führung des Ministeriums meinte, im Stich gelassen gefühlt habe. Auf Nachfrage gab der Zeuge zu Protokoll, alle diese fürs Personal demotivierenden Vorfälle hätten vor dem Regierungswechsel 1990 gelegen. Am Ende konnte die CDU froh sein, daß der Ausschuß nicht den Versäumnissen aus der Amtszeit des Ministers Remmers und seines engsten Mitarbeiters Möllring ausdrücklich die Hauptschuld zuschrieb. Oppermanns Fazit: "Die Opposition ist bei diesem Untersuchungsausschuß noch glimpflich davongekommen."
Am selben Tag, als der Landtag in Hannover den Bericht seines 13. Untersuchungsausschusses entgegennahm, setzte er auf Betreiben von FDP und CDU den 14. ein, der sich mit dem Einsatz von Ministerpräsident Gerhard Schröder für die Lieferung von U-Booten an Taiwan befassen soll. Unter diesem Einsatz, mit dem der Sozialdemokrat Beschlüssen seiner Partei, seiner Koalition und seines Kabinetts zuwiderhandelte, litt der Zusammenhalt der Koalition ebenso wie die Glaubwürdigkeit des Regierungschefs. Insofern muß es die Opposition reizen, dieses Thema möglichst lange auf dem Ofen eines Untersuchungsausschusses am Kochen zu halten. Aber was daran noch aufklärungsbedürftig ist, vermochten CDU- und FDP-Sprecher bei der Antragstellung nicht recht deutlich zu machen. SPD-Fraktionsvorsitzender Johann Bruns sprach deswegen von einer "Zumutung für das Parlament und für jeden Steuerzahler". Wie die Beratungen dieses Ausschusses ausgehen werden, zeichnete sich schon ab, als Bruns genüßlich erwähnte, FDP-Fraktionsvorsitzender Martin Hildebrandt, der gegenwärtig forscheste Sprecher der Opposition im Landtag, habe sich selbst wiederholt für das umstrittene U-Boot-Geschäft eingesetzt.
Untersuchungsausschüsse sind eigentlich ein wertvolles Instrument parlamentarisch-demokratischer Kontrolle. Wenn es weiter so mißbraucht wird wie jetzt in Niedersachsen, verliert es an Wert. Zur Entwertung der Untersuchungsausschüsse trägt aber auch bei, wenn von ihnen aufgeklärte Skandale ohne die notwendigen Konsequenzen bleiben. Die rot-grüne Koalition hat seit 1990 die Möglichkeit, die CDU/FDP-Skandale abzuarbeiten, die damals Hauptgrund ihres Wahlerfolgs waren. Aber die daran beteiligten Staatsanwälte, Polizei-, Verfassungsschutz- und Ministerialbeamten blieben bislang ungestraft. Mauss kam nicht vor Gericht. Und die Entschädigung der Opfer lief allzu gemächlich an.
FRANKFURT A. M. (FR). An den deutschen Aktienmärkten kam am Fastnachtdienstag Katerstimmung auf. Hatten sich die Kursausschläge zu Beginn der Sitzung noch in engen Grenzen gehalten, bröckelten die Notierungen gegen Geschäftsschluß doch merklich ab.
Eine "echte Begründung" dafür hatten Händler in Frankfurt nicht parat. Die Standardwerte hätten nach Gewinnmitnahmen auf breiter Front nachgegeben, hieß es lediglich. Und: Eine Konsolidierung sei nach den zurückliegenden Kurssteigerungen längst überfällig gewesen.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1661,58 Punkten. Dies bedeutete ein Minus von etwas mehr als 1,1 Prozent.
Verkaufsaufträge aus dem Ausland machten sich vor allem bei den drei Farben-Nachfolgern bemerkbar. Bayer büßten 7,80, BASF 5,30 und Hoechst 5,40 Mark ein.
Auf dem Frankfurter Parkett wurden diese Abschläge auch mit Blick auf die Folgen der Gesundheitsstrukturreform erklärt. Dies kam nicht von ungefähr: Die BASF-Pharmatochter Knoll hatte zuvor von Kurzarbeit und einem drastischen Rückgang der Arzneimittelumsätze im Inland berichtet.
Am Rentenmarkt gab es Kursausschläge nach beiden Seiten, wobei aber die Anhebungen bis 0,40 Mark in der Spitze eindeutig dominierten. Aufgrund technischer Probleme konnte die Durchschnittsrendite nicht ermittelt werden. Die Bundesbank schleuste Titel im Nennwert von 53,9 Millionen Mark in den Markt.
Bei Mark-Auslandsanleihen zeigte sich ebenfalls eine freundliche Tendenz.
ORTENBERG. Das Versiegen der Zuschüsse für die Altstadtsanierung und die geplante Zuständigkeit des Hanauer Straßenbauamtes für die Ortenberger Region bringen die örtlichen Politiker auf die Palme. Sie bereiten zwei Resolutionen vor, die am Donnerstag, 25. Februar, ab 19.30 Uhr im Haupt und Finanzausschuß im Rathaus beraten werden.
Auch das Stadtparlament berät am Dienstag, 2. März, ab 20 Uhr im Bergheimer Gemeinschaftshaus die Protestnoten an Landes- und Bundesregierung. Der Stopp der Fördermittel bis 1997, heißt es im Text, bedeute "schlichtweg das Aus für das Städtebauförderungsprogramm in Ortenberg". In Sachen Straßenbau will der Resolutionsentwurf die Ortenberger Region weiter unter der Obhut des Gießener Straßenbauamtes wissen. Wenn ortsunkundige Sachbearbeiter in Hanau zuständig würden, komme es zu Verzögerungen beim Straßenbau. Der Ortenberger Basaltbruch ist ein weiteres Thema der öffentlichen Parlamentssitzung am Dienstagabend. Die Casseler Basalt AG will den Steinbruch laut Vorlage erweitern: Bis zum Jahr 2045 sollen fast 4,6 Millionen Kubikmeter Basalt links der Straße nach Eckartsborn gebrochen werden.
Die Sohle des schon seit Jahrzehnten betriebenen Basaltbruchs will der Betreiber mit 3,14 Millionen Kubikmeter unbelastetem Bauschutt und Erdaushub verfüllen - was dem Magistrat aber nicht gefällt. Besser sei die Anlage eines Sees zur Rekultivierung der abgebauten Flächen. Die Verfüllung des Steinbruchs mit Erde sei "deutlich" zu reduzieren. Das Parlament soll am Dienstag die endgültige Stellungnahme der Stadt zum Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz formulieren. nes
HEUSENSTAMM. Rund 200 erfolgreiche Sportler/innen ehrt die Stadt beim 7. Heusenstammer Sportlerball am 20. März. Karten im Vorverkauf gibt es ab sofort in der Rathaus-Information.
Die Gäste erwartet im Kultur- und Sportzentrum ein munteres Programm mit Tanz, viel Musik und sportlicher Unterhaltung. Mitwirkende sind vor allem die Vereine: die Lateinformation des Tanzsportzentrums, der Tanzsportclub Dynamotion, eine Jazzgymnastikgruppe des Post-Sportvereins und eine Hockey- Jugendmannschaft des Turnvereins Rembrücken.
Bürgermeister Josef Eckstein wird die Sportlerinnen und Sportler für Meisterschaften und Spitzenplätze auszeichnen. Die Moderation des Abends hat der Fernsehjournalist Herbert Kranz übernommen. hf
MÖRFELDEN-WALLDORF. An dem Baubeginn für die neue Polizeistation gibt es seit gestern keinen Zweifel mehr: Das Jahr 1995 ist hierfür ausdrücklich in dem Erbbaupachtvertrag festgeschrieben, der gestern im Rathaus Mörfelden von Vertretern der Stadt und des Landes Hessen unterzeichnet wurde. Auf dem 1860 Quadratmeter großen Grundstück wird an der Okrifteler Straße neben der Stadthalle das neue Domizil für rund dreißig Polizeibeamte entstehen, die derzeit in beengten Verhältnissen in der Mörfelder Bahnhofsstraße auskommen und aus Platznot für Dienstsitzungen gelegentlich ins Rathaus umziehen müssen.
Wenn die Polizei ihre bisherige Unterkunft räumt, wird dort Platz frei für die Stadtteilbücherei, die bisher schon in diesem Haus, ebenfalls beengt, untergebracht ist. Der Umzugstermin ist in dem auf 99 Jahre gültigen Vertrag zwar nicht festgelegt, doch mit 18 bis 24 Monaten Bauzeit ist zu rechnen, erklärte Rolf Thyssen, der als Direktor des Hessischen Polizeiverwaltungsamtes für das Land Hessen die Unterschrift unter das umfangreiche und von einem Notar verlesene Vertragswerk setzte. Auf fünf Millionen Mark werden die Baukosten veranschlagt, weitere 2,5 Millionen Mark dürfte die Ausstattung kosten. "Zum Schluß wird doch alles gut", befand Bürgermeister Bernhard Brehl angesichts des langen Tauziehens um den seit Mitte der achtziger Jahre als erforderlich angesehenen Neubau. 1991 hatte schon einmal ein Vertrag kurz vor dem Abschluß gestanden: Die Stadt sollte das Gelände stellen und einen Bauträger suchen, von dem das Land die Räume anmietet. Dann kamen aus dem Justizministerium rechtliche Bedenken, das Vorhaben lag fast ein Jahr auf Eis, ehe aus Wiesbaden grünes Licht für eine leicht geänderte Variante kam: Die Stadt gibt dem Land für einen symbolischen Pachtzins von einer Mark pro Jahr das amtlich "Flurstück 284/29" genannte Gelände, auf dem das Land baut - ohne einen Bauträger zwischenzuschalten.
Innenminister Dr. Herbert Günther (SPD), der zur Vertragsunterzeichnung angereist war, gestand: Die günstigen Erbpachtkonditionen seien ausschlaggebend gewesen, daß das Land trotz angespannter Finanzlage seine Zusage gegeben habe. Mit Blick auf die "facettenreiche Vorgeschichte" für den Neubau meinte Günther: "Dann können Sie sich vielleicht vorstellen, warum es in der ehemaligen DDR angeblich einen Investitionsstau von 500 Milliarden Mark gibt - das Bodenrecht muß gesichert sein."
Wenn die Polizeistation in Walldorf eingeweiht wird, wird an ihrer Spitze ein neuer Dienststellenleiter stehen. Der 60 Jahre alte Hans-Joachim Gottschalk, bisheriger Leiter, geht Ende diesen Monat in Ruhestand. Der in Rüsselsheim lebende Erste Polizeihauptkommissar wurde gestern offiziell verabschiedet. Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Die Stelle wird ausgeschrieben, ehe letztlich das Regierungspräsidium entscheidet.
Staatsminister Günther dankte Gottschalk für die Verdienste in 41 Dienstjahren: Er gehöre zu der Generation, die das demokratische Polizeiwesen im Lande mit aufgebaut habe. Gottschalk, der 36 Dienstjahre im Kreis Groß-Gerau verbrachte, habe die Leitung der Polizeistation in schwieriger Zeit übernommen: im Mai 1980, als die Auseinandersetzung um die Startbahn West auf dem Höhepunkt war. Gottschalk befand, seine letzten zehn Jahre seien die härtesten gewesen. Doch habe er immer Wert darauf gelegt, daß die Polizisten "den Bürger in einem vernünftigen Ton ansprechen - sonst läßt sich gar nichts erreichen".
Langweile werde er im Ruhestand nicht haben, sagte Gottschalk. Dafür sorgten seine Hobbys, Faustball und Schach, und sein Ferienhäuschen im Odenwald. Damit es dem passionierten Handwerker nicht an Werkzeug mangelt, erhielt er vom Personalrat einen Schraubstock geschenkt. JÜRGEN GELIS
KRONBERG. Über 30 000 Mark im Jahr kann die Stadt Kronberg durch die neue Müllpresse und den neuen Preßcontainer sparen, die jetzt vorgestellt wurden. Wie Bürgermeister Wilhelm Kreß und Bauhofsleiter Günter Apel erläuterten, wird der Müll, der von der Stadtreinigung am Bauhof angekarrt wird, durch die Presse auf ein Siebtel des ursprünglichen Volumens zusammengedrückt. Damit werden erhebliche Fahrtkosten zur Deponie Brandholz bei Neu-Anspach eingespart.
In dem Container landen nicht nur Hausmüll und der Inhalt der Papierkörbe, die überall in der Stadt hängen, sondern auch der "kleine Sperrmüll", der seit dem vergangenen Sommer nicht mehr extra entsorgt wird. Da die neue Errungenschaft 30 000 Mark gekostet hat, wird sich die Investition schon nach einem Jahr amortisiert haben. esi
pl HAMBURG, 23. Februar. Vor der dritten Tarifrunde im Bankgewerbe haben die jungen Bankangestellten in der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (junge hbv) erneut gefordert, daß die Arbeitgeber den Auszubildenden die Kosten für die Fahrt zwischen Wohnort und Arbeitsplatz ersetzen sollen. Außerdem fordert der gewerkschaftlich organisierte Banknachwuchs einen tarifvertraglichen Rahmen für die weitere Fortbildung junger Bankangestellter nach Abschluß der Berufsausbildung. Die nächsten Verhandlungen finden kommenden Donnerstag in Düsseldorf statt.
Nach Auskunft eines Sprechers der jungen hbv vom Dienstag müssen gegenwärtig von den Auszubildenden im Bankgewerbe rund hundert Mark pro Monat für den täglichen Weg zum Ausbildungsort ausgegeben werden. Durch die Forderung nach einer tariflichen Absicherung der Rückerstattung werde Umweltschutz in praktische Tarifpolitik umgesetzt.
Zwar gebe es heute bereits vereinzelt Betriebsvereinbarungen für die Kostenerstattung. Doch erst mit einer tarifvertraglichen Absicherung werde eine breitere umweltpolitische Zielsetzung erreicht.Stadtteil-Fenster
Zu ihrem "Titus-Treff" für Senioren lädt die "Saalbau" am heutigen Donnerstag, 25. Februar, von 15 bis 17.30 Uhr in den Bürgerhaussaal im Nordwestzentrum ein. Nach der Kaffeetafel hält Karl Oertl einen Diavortrag und erzählt vom Land der Azteken und Mayas. Oertl führt die Besucher auch in das moderne Mexiko mit seiner pulsierenden Hauptstadt Mexico-City, außerdem nach Palenque bis hin zu den sonnigen Stränden Acapulcos. In dem Eintrittspreis von acht Mark sind Kuchen und ein Kännchen Kaffee enthalten. nd/08
Der Solidarpakt und seine Auswirkungen im Gesundheitswesen ist Thema eines Frühstücks, zu dem der SPD-Ortsverein Bahnhof/Gutleut am Sonntag, 28. Februar, 10 Uhr, ins Johanna-Kirchner- Zentrum der AW (Gutleutstraße 319) einlädt. Gäste sind die Bundestagsabgordnete Gudrun Schaich-Walch und die Stadtverordnete Ute Hochgrebe. ks/08
Die Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung Reuterweg (BIV Reuterweg) lädt zu einer Diskussion am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr, in die Wolfsgangstraße 109 ein. Die Bürgerinitiative fordert unter anderem eine Bahn- oder Busverbindung, Tempo-30-Zonen und eine Reduzierung des Autoverkehrs im vielbefahrenen Reuterweg. ks/08
ESCHBORN. Der Hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) wird mit seinem Auftritt im Bürgerzentrum Niederhöchstadt am Dienstag, 2. März, den Wahlkampf der Main-Taunus-SPD beenden.
Neben Eichel werden die Architektin Karin Gerhard, Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler, der Eschborner SPD- Fraktionsvorsitzende Otto Jehn und Moderator Dieter Dehm auf dem Podium über kommunalpolitische Themen des Main-Taunus-Kreises und Eschborns diskutieren. Der Kabarettist Hans Scheibner gestaltet das Rahmenprogramm.
Die Veranstaltung, bei der für Essen und Trinken ausreichend gesorgt ist, beginnt um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum am Montgeronplatz. she
Das Wetter
Wetterlage Auf der Ostseite des nach Skandinavien gerichteten Keils des atlantischen Hochs fließt weiterhin Kaltluft nach Deutschland. Auf den Osten Deutschlands greift im Tagesverlauf der Ausläufer eines Karpatentiefs über. Vorhersage bis Donnertag früh Im Westen vielfach heiter und kaum Niederschlag. Nach Osten zu stark bewölkt und im Tagesverlauf aufkommender Schneefall. Höchstwerte im Westen und Norden um 0, sonst um -2 Grad. Tiefstwerte -5 bis -10 Grad, örtlich um -15 Grad.
Schwacher bis mäßiger, im Osten frischer Wind um Nord. Weitere Aussichten für Donnerstag Im Osten auflockernde Bewölkung und kaum noch Niederschlag. Im Westen Bewölkungszunahme und nachfolgend einsetzender Schneefall. Weiterhin kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
stark bewölkt 11 Amsterdam
leicht bewölkt 3 Athen
wolkig 11 Barcelona
wolkenlos 10 Bordeaux
wolkig 5 Brüssel
leicht bewölkt 0 Budapest
bedeckt -1 Dublin
leicht bewölkt 10 Helsinki
stark bewölkt -3 Istanbul
Regenschauer 7 Kairo
wolkenlos 22 Larnaka
leicht bewölkt 18 Las Palmas
leicht bewölkt 20 Lissabon
wolkenlos 11 Locarno
leicht bewölkt 2 London
leicht bewölkt 6 Madrid
leicht bewölkt 7 Malaga
wolkig 15 Mallorca
bedeckt 8 Moskau
leicht bewölkt -4 Nizza
wolkig 7 Paris
leicht bewölkt 3 Rom
wolkenlos 6 St. Petersburg
bedeckt 0 Stockholm
Schneefall -3 Tunis
stark bewölkt 7 Varna
leicht bewölkt 4 Venedig
wolkenlos 5 Warschau
bedeckt -5 Wien
wolkig -2 Zürich
stark bewölkt -3 Deutschland Berlin
wolkig -2 Dresden
stark bewölkt -5 Feldberg/Ts.
Schneefall -9 Feldberg/Schw.
Schneeschauer -12 Frankfurt/M.
wolkig -2 Freiburg
Schneeschauer -1 Garmisch
Schneefall -6 Hamburg
leicht bewölkt -1 Köln/Bonn
leicht bewölkt -1 Leipzig
wolkig -3 München
wolkig -6 Norderney
wolkig 3 Rostock
wolkig -1 Sylt
leicht bewölkt 1 Zugspitze
Schneefall -25
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.19 Uhr Sonnenuntergang 17.59 Uhr Mondaufgang 7.50 Uhr Monduntergang 21.27 Uhr
George Bush und sein Außenminister James Baker, das seien "Fachleute" gewesen, betrauert der Journalist, Universitätsprofessor und Philosoph Uri Avneri noch immer die republikanische Wahlniederlage in den USA: Die beiden seien "weit gekommen" in ihren Bemühungen um einen Frieden im Nahen Osten. Doch "jetzt kommen zwei total unschuldige Menschen, die keine Ahnung haben", schüttelt er sein weißhaariges Haupt.
Einem der beiden, denen der israelische Kritiker nahöstlicher Zustände mangelnde Erfahrung im levantinischen Ränkespiel unterstellt, US-Außenminister Warren Christopher, liefern die Israelis gleich zu Beginn seines knapp dreitägigen Besuchs ersten Anschauungsunterricht über die vielschichtigen politischen Probleme. Mit schwarzen Fahnen protestieren israelische Araber vor dem Büro des Ministerpräsidenten, wo sich der US- Amerikaner mit Yitzhak Rabin zu einem eineinhalbstündigen Meinungsaustausch eingeschlossen hat, gegen die Deportation der 400 Palästinenser.
Gegenüber errichteten rechte Siedler aus dem Westjordanland ein überdimensionales Stellbild, auf dem der Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, mit dem Victory-Zeichen und behängt mit Totenschädeln, Pistole sowie Schlachtermesser grinst: "Willkommen Warren." Auf der anderen Seite demonstrieren mit weißen Fahnen und einem 120-Tonnen-Schneeberg, den sie eigens nach Jerusalem gekarrt haben, Siedler von den Golanhöhen. Eine Laienspielgruppe führt die Mär vom "Rotkäppchen Rabin" auf, dem die Amerikaner weismachen wollen, Syriens Präsident Hafis al-Assad sei die "Großmutter". Zwischen den unterschiedlichen Gruppen sorgen Einheiten der Polizei sowie des Grenzschutzes für die notwendige Distanz, um drohende handfeste Auseinandersetzungen zu unterbinden. Monatelang bewegte sich nichts bei den Nahost-Friedensverhandlungen. Zuerst warteten alle auf den Regierungswechsel in Israel, anschließend auf die Wahlen in den USA. Haupthindernis ist immer noch die Drohung der Palästinenser, die Verhandlungen solange zu boykottieren, bis die Deportierten aus Libanon zurück sind. Zwar hat Ministerpräsident Rabin inzwischen - enttäuscht von der Entscheidungsschwäche in der palästinensischen Delegation - eine neue sogenannte "Syrien-zuerst"-Strategie eingeschlagen und zielt zum Entsetzen der Golansiedler einen Frieden mit Damaskus an. Weil die Palästinenser aber weiterhin auf ihrem Boykott beharren, "hat keine der arabischen Regierungen eine definitive Zusage" für eine Wiederaufnahme an den Verhandlungen gemacht, heißt es skeptisch aus US-Kreisen.
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
RODGAU. Am Himmel von Giesem, Rodgaus närrischer Hochburg, herrschte keineswegs eitel Sonnenschein. Durch die wenigen während des Umzugs niederrieselnden Schneeflocken hindurch witterten maßgebliche Jecken ganz dunkle Wolken: Der Zug droht an Attraktivität zu verlieren. Wenn von acht Rodgauer Musikkapellen nur noch vier mitmarschieren, so sah Elferratspräsident Willi Colloseus schwarz für die Zukunft.
Die einen geben vor, beruflich unabkömmlich zu sein, die anderen wollen nicht in Pferdeäppel treten. Aber es gibt da wohl auch noch Animositäten innerhalb der fünf Stadtteile, die noch lange nicht ein, eben das Giesemer Prinzenpaar und die führende Rolle der Turngesellschaft ebendort anerkennen.
Drei Dutzend Wagen und Gruppen zählte der Zug, mehr als ein Drittel davon stellte allein die TGS. Der Magistrat war dafür aber so gut wie komplett in gelben Plastiksäcken angetreten, sehen und gesehen werden zählt in Wahlkampfzeiten doppelt. Zumal nicht mit dem berüchtigten Grünen Punkt versehen, wird der Wähler über ein mögliches Recycling der Regierenden bald entscheiden.
Das Volk am Straßenrand war wieder vollzählig erschienen - sei es in Cowboy- und Cowgirl-Montur, als Scheichs, Haremsdamen oder in Phantasiekostümen. In die Menge flogen Bonbons, Konfetti, und auch Alkohol in kalter und heißer Form floß bei Minusgraden wohldosiert.
Es gab heuer in Rodgau kein lokales Thema Nr. 1, so daß sich das Motto der ganzen Kampagne im Zug wiederfand: "Galaxis, Weltraum, Himmelszelt, wo Frohsinn herrscht, ist unsere Welt". ttt
FRANKFURT A. M. Wie gestalten Frauen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit die gesellschaftliche und politische Entwicklung Frankfurts mit? Wie und bis an welche Grenzen können sie zusammenarbeiten? Und: Welche Ziele sollen sie künftig anstreben? Diese Fragen behandelt eine zweitägige "Tagung zur politischen Praxis", die morgen, Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr im Sachsenhäuser Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz, beginnt. Zu der Veranstaltung lädt ein das Dezernat Frauen und Gesundheit der Stadt.
Für Samstag sind ab 10 Uhr folgende vier Arbeitsgruppen geplant: Umgang mit Fundamentalisten; ausländische und deutsche Frauen am Arbeitsplatz; Frauenbewegung, Parteien und Institutionen. Außerdem steht auf dem Stundenplan: "Weiblichkeitsvorstellungen im interkulturellen Vergleich". mb/08
FRANKFURT A. M. Wie gestalten Frauen mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit die gesellschaftliche und politische Entwicklung Frankfurts mit? Wie und bis an welche Grenzen können sie zusammenarbeiten? Und: Welche Ziele sollen sie künftig anstreben? Diese Fragen behandelt eine zweitägige "Tagung zur politischen Praxis", die morgen, Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr im Sachsenhäuser Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz, beginnt. Es lädt ein das Dezernat Frauen und Gesundheit der Stadt.
Für Samstag sind ab 10 Uhr folgende vier Arbeitsgruppen geplant: Umgang mit Fundamentalisten; ausländische und deutsche Frauen am Arbeitsplatz; Frauenbewegung, Parteien und Institutionen sowie: Weiblichkeitsvorstellungen im interkulturellen Vergleich. mb/08
GRIESHEIM. Nach vier Jahren kommunalpolitischer Arbeit, nach vielen Sitzungen bis nach Mitternacht, nach Tausenden von Anträgen und Anfragen zieht der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) Bilanz über das Geleistete. Trotz der zeitaufwendigen und vielfach "nervenaufreibenden" Tätigkeit im größten Frankfurter Stadtteilgremium sind sich die Fraktionsführer von CDU, SPD und Grünen mit dem Ortsvorsteher einig: Viele der gesteckten Ziele wurden erreicht und einige unerwünschte Planungen gestoppt.
"Die herausragenden Themen waren eindeutig der Wohnungsbau und die Verkehrsplanung", resümiert Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. So konnte beispielsweise die geplante Aufstockung der Bizonalen Siedlung in Griesheim vorerst verhindert werden. "Wenigstens wurde nicht überstürzt gebaut, sondern alle Beteiligten reden noch einmal darüber", freut sich CDU-Fraktionschef Bernhard Mertens.
Mertens wertet es zudem als Erfolg für seiner Partei, daß die sofortige Schließung der Schwanheimer Bahnstraße verhindert werden konnte. "Die Sache ist aber noch nicht vom Tisch", warnt er. Nach Mertens' Schätzung wird auch in Zukunft über die Dauerbrenner Leunabrücke und Autobahnanschluß Goldstein diskutiert werden. SPD-Chef Norbert Wildhirt hebt Ergebnisse im sozialen Bereich hervor. "Wir konnten in Goldstein und Griesheim zwei Kindertagesstätten eröffnen, außerdem wird noch in diesem Jahr der Bau des Funktionsgebäudes für die SG Griesheim anlaufen."
Unterschiedliche Positionen - auch innerhalb der einzelnen Fraktionen - gibt es zu den Überlegungen, den Ortsbeirat 6 wegen seiner Größe aufzuteilen. "Dazu müssen wir auf jeden Fall Vereine und Bürger befragen, schließlich sollen die sich ja vertreten fühlen", findet der Ortsvorsteher. Bernhard Mertens steht einer Teilung persönlich skeptisch gegenüber, in der CDU-Fraktion gibt es jedoch auch Befürworter. Ähnlich wie Mertens sieht Norbert Wildhirt "keine Notwendigkeit" zur Teilung. Einig sind sich jedoch alle, daß der entsprechende Antrag der Grünen nach der Kommunalwahl wieder auf den Tisch kommen soll.
Trotz der Größe des "Sechsers" sind CDU und SPD der Meinung, daß die Nähe zum Bürger noch ausreichend gegeben ist. "Die Bürgerfragestunde geht so lange, bis alle Fragen beantwortet sind. Während der Sitzung haben die Gäste außerdem Rederecht", sagt Sozialdemokrat Norbert Wildhirt. Thomas Schlimme (Grüne) sieht das problematischer: "Die Fragestunde ist zu früh am Abend angesetzt, viele Bürger müssen außerdem lange Wege in den Höchster Sitzungssaal in Kauf nehmen."
Die Grünen-Fraktion hatte es nach ihrer Ansicht in der auslaufenden Wahlperiode schwer, sich gegen die beiden großen Parteien zu behaupten. "Einige Beiratsmitglieder müssen noch lernen, uns zuzuhören", beklagt sich Thomas Schlimme. Mit nur zwei Sitzen im Stadtteilparlament sei es darüber hinaus schwer, grüne Forderungen durchzusetzen. "Bei ökologisch wichtigen Themen wie dem Ausbau des Straßennetzes stimmen Rot und Schwarz immer zusammen."
Positiv bewerten die Fraktionen, daß die lange geforderten Tempo-30-Zonen jetzt umgesetzt werden. Mit dem Lob für die 1989 von der rot-grünen Stadtregierung geschaffenen neuen Ortsbeiratsgeschäftsordnung verbinden sie auch Kritik. "Gerade in der Verkehrsplanung vor Ort könnten wir aber noch mehr Befugnisse gebrauchen", findet Norbert Wildhirt. Ein Manko sei, daß in der Zusammenarbeit mit den Ämtern "vieles nicht so schnell umzusetzen ist, wie wir uns das dachten", unterstreicht Wildhirt. Für ihn ergibt sich deshalb die Forderung, dem Stadtteilparlament noch mehr Kompetenzen zuzusprechen, beispielsweise bei Finanzierungen von kleinen Projekten wie Parkbänken oder Papierkörben.
Thomas Schlimme sieht in der neuen Geschäftsordung nur einen ersten Schritt. Nach seiner Auffasung sollten auch die Grundnetzstraßen vom Ortsbeirat beruhigt werden dürfen. Für ihn ist ein eigener Haushalt unabdingbar, um gesteckte Ziele schneller umsetzen zu können.
Ein entsprechendes Thesenpapier von Ortsvorsteher Hartleib und dem Grünen Thomas Rahner, wonach den Beiräten grundsätzlich mehr Rechte eingeräumt und ein eigener Haushalt samt Verwaltungsstelle geschaffen werden sollen, ist jedoch unter den Beiräten umstritten.
"Das Geld ist schon knapp genug. Ich will nicht, daß sich ein Zeilsheimer mit einem Griesheimer Politiker um die letzte Mark streiten muß", argumentiert Wildhirt. Innerhalb der Christdemokraten gibt es noch keine einheitliche Meinung zu einem eigenen Etat. "Wir wollen das nach der Wahl frankfurtweit erörtern", sagt Bernhard Mertens. Auf jeden Fall solle ein gesonderter Etat nicht weiteren Verwaltungsaufwand mit sich bringen.
Durchweg gelobt wird das gute Klima auf den Sitzungen im Höchster Bolongaropalast. "Die Diskussionen sind in den letzten Jahren fairer geworden", stellt Rudolf Hartleib fest. Bernhard Mertens bezeichnet die Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten sogar als "hervorragend". Und der SPD-Vorsitzende Wildhirt meint, daß vor allem das Verhältnis zur Fraktion der Grünen wesentlich besser geworden sei. hen
MAINTAL. Der SPD-Stadtverband Maintal wirb am kommenden Wochenende mit zwei kostenlosen Kulturveranstaltungen um die Gunst der Wähler. Am Samstag, 27. Februar, wird um 20 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim ein Auftritt der schwäbischen "Wattkiller" geboten. Das vierköpfige Kabarett gastiert mit dem Programm: "Um-Welt. Atom und Strom. Global denken - lokal ha(e)ndeln."
Am Sonntag, 28. Februar, gastiert um 16 Uhr in der TG-Turnhalle Dörnigheim (Bahnhofstraße) das Fechenheimer Caféhaus-Ensemble mit einem Wunschkonzert speziell für Senioren: Walzer, Polka, Marsch, Operettenmelodien. . . Die Gäste werden dabei mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Zudem richtet die SPD einen Fahrdienst ein. Der Bus fährt um 15.15 Uhr ab Bürgerhaus Wachenbuchen, 15.25 Uhr ab Bürgerhaus Hochstadt und 15.45 Uhr ab Bürgerhaus Bischofsheim. pom
Die Kinderärzte im Frankfurter Westen sind, so der Mediziner Christian Kohls, "stinksauer". Nachdem sich am Montag der giftige Chemikalien-Nebel über die Stadtteile südlich der Hoechst AG gesenkt hatte, standen die Telefone nicht mehr still. Besorgte Eltern wollten wissen, wie sie ihre Kinder schützen können. Aber die Ärzte mußten passen: Vom Chemie-Konzern sei bis 17 Uhr kein Wort darüber zu erfahren gewesen, was in die Luft gepustet wurde und welche Schutzmaßnahmen angezeigt sind. "Niveaulos und skandalös" nennt Kohls das Verhalten der AG.
Nach Mitteilung von Margarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, meldeten sich am Dienstag im Krankenhaus Höchst 30 Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Bei ihnen seien Infektionen festgestellt worden und keine Gift-Einwirkungen. In der Uni-Klinik hätten sich drei Geschädigte vorgestellt, bei Hoechst-Werksärzten insgesamt acht. Mehrere Kinder seien zu Ärzten gebracht worden; mit Grippe und Durchfall. Peters: "Die Abgrenzung allerdings ist schwer."
Das Gesundheitsamt hatte einen kurzen Draht geknüpft zum Wassermann-Institut in Kiel, um überhaupt etwas über die Wirkung von Ortho-Nitroanisol zu erfahren. Man wusste zwar, daß die Chemikalie auf das Zentrale Nevensystem erregend und narkotisierend wirke, daß Kopfschmerzen, Augenreizungen und Atembeschwerden bei direktem Kontakt auftreten können. Entscheident für die Gefährlichkeit des Reaktiosgemisches sei der Anteil des krebseregenden Chlornitrobenzols. Auch wie sich das Gift im Boden verhält und wie es sich abbaut, sei bisher unbekannt.
Auch Claudia Weißbart vom Hessischen Gesundheitsministerium wußte gestern noch nicht mehr. Der Stoff sei kaum untersucht worden: "Er kommt ja nur im Produktionsprozeß vor und tritt nicht nach außen - bis jetzt". abi
BERLIN. Am 22. September gibt das Internationale Olympische Komitee seine Entscheidung bekannt: welche Stadt richtet die Olympischen Spiele im Jahr 2000 aus? Olympische Spiele: das bedeutet beschleunigte Verbesserung der Infrastruktur, ein beträchtlicher Prestigegewinn, kommerzieller Nutzen, verbunden mit den moralisch hochstehenden "olymischen Idealen".
Berlin, mit der Idee einer Ost-West- Olympiade angetreten, hat mittlerweile mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen - die Anschläge gegen Ausländer, ein gewisser Imageverlust, die Assoziationen, die in fremdsprachigen Zeitungen auftauchen. Peking gilt da im Moment als Favorit für Olympia 2000.
Nun hat Hilmar Hoffmann, der Beauftragte der Berliner "Olympia GmbH" für die Kulturkonzeption, seine Vorstellungen öffentlich gemacht: eine Kulturoffensive, die das Gesicht einer weltoffenen Metropole zeigt. Rechtsradikale Ausschreitungen, davon ist Hoffmann überzeugt, werden "im Jahr 2000 keine entscheidende Komponente mehr sein" in Berlin. Sein Konzeption ist von multikulturellen Vorstellungen geprägt, unter programmatischer Einbindung der alternativen Kulturszene.
Den "kritischsten Punkt" der Berliner Olympiabewerbung überhaupt, den die Olympia Gmbh bisher eher umgangen hat, thematisiert Hoffmann dabei offen: die Olympischen Spiele in Berlin 1936, die zumindest im Ausland wieder aktuelle Erinnerung an deutsche Traditionen. Für ein Buch über den "Mythos Olympia", das demnächst im Aufbau-Verlag erscheinen soll, hat er namhafte Persönlichkeiten um Stellungnahme auch zu diesem Punkt gegeben: daß Wolf Jobst Siedler seinen Beitrag, mit dem Hoffmann inhaltlich im übrigen nicht übereinstimmt, ohne Rücksprache in der "Frankfurter Allgemeinen" vorabdrucken ließ, hat das Thema immerhin öffentlich gemacht.
Hoffmann hat Vorschläge gemacht, "damit die Diskussion überhaupt in Gang kommt", wie man mit den denkmalgeschützten Statuen der Breker etc. umgehen könnte, die das nordische Kämpfer- ideal proklamieren. Zum einen gäbe es die Möglichkeit, sie "wegzuräumen, an einem musealen Ort auszustellen und mit Plastiken zu konterkarieren", die eine andere Ästhetik dagegensetzen: von Kollwitz bis Hrdlicka. Zum anderen wäre es möglich, die Plastiken an Ort und Stelle zu lassen, sie mit einer "Museumsvitrine zu umgeben" und auf die jeweilige Funktion im Dritten Reich hinzuweisen. In einem Sportmuseum solle es darum gehen, "die Geschichte des Olympiastadions kritisch aufzuarbeiten" - die blutgetränkte Erde aus Langemarck etwa, der Nazimythos vom Opfertod (in einer Stele des Glockenturms alias "Führerturm" ausgestellt), oder die Tatsache, daß 2000 Hitlerjungen bei der Verteidigung des Olympiastadions 1945 umgekommen sind.
Berlin 1936 soll auch beim olympischen Fackellauf thematisiert werden: der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hat auf einen Brief Stefan Flatows aus Rotterdam reagiert, dessen Vater wegen seines Judentums in Theresienstadt umkam. Er war 1896 bei den Olympischen Spielen in Athen dabei und 1936 als "Ehrengast" von Hitler eingeladen worden. Die Route des Fackellaufs soll im Jahr 2000 über Theresienstadt gehen.
Hoffmanns Kulturkonzeption für die vier vorolympischen Jahre ist von den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft geprägt. Die "vier universalen lebensstiftenden Prinzipien" sollen jeweils das Motto für die Kulturveranstaltungen der einzelnen Jahre liefern, mit der "Kultur" als fünftem Element im Jahr 2000 als Höhepunkt: als "Dialog mit den Weltkulturen" (Hoffmann verweist dabei auf das Indienfestival des "Hauses der Kulturen der Welt").
Den Schauplatz soll dabei die spezielle Topographie der Wasserstadt Berlin stellen: mehr als 60 Seen, 130 Kanäle und Flüsse, tausend Brücken. Die Versöhnung von Natur und Kultur soll zum Programm werden: "In den vorolympischen Jahren 1996 bis 1999 wird Jahr für Jahr neu ein zusammenhängendes Wassersegment für kulturelle Aktivitäten erschlossen, thematisch jeweils orientiert an einem der Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer. Im olympischen Jahr 2000 addieren sich die vier vorolympischen Wassersegmente zu einer topographisch übergreifenden Stadtinszenierung."
Für das erste Jahr spricht Hoffmann konkret von einem "Wasserfest auf dem Wannsee, mit großen Bühnen auf Pontons", und von einem "Wasserkorso" durch die Kanäle. Das Motto "Erde" soll dann unter dem Gesichtspunkt "Urbanität" die Stadt als Wohnumfeld und Lebensraum thematisieren und den Begriff der "Heimat" problematisieren: die "Weltkulturen" sind für Hoffmann zentral; "Stadt als Lebensraum" soll auch Thema eines Symposiums der "großen Kulturmetropolen" sein.
Berlin als "kulturelle Hauptstadt Deutschlands" wird nach Hoffmanns Vorstellungen mit seinen Kulturinstitutionen eingebunden. "Meine ersten Besuche waren nicht bei den Opernhäusern, sondern bei der Alternativszene, um ein Zeichen zu setzen". Die "Vielfalt dieser Stadt, die multikulturell angelegt ist", soll zum Tragen kommen, "alles, was nicht etablierte Kultur ist, was Laune macht". Damit will er die "notorischen Fernseher" erreichen, ohne auf die "Kulturhabitués, die auf ihre Ansprüche pochen werden", zu verzichten: die etablierte Kultur ist selbstverständlich ein festes Fundament in seinen Vorstellungen.
Am 1. Oktober, nach der Entscheidung des IOC, endet Hoffmanns Vertrag. Die "Profilierung der kulturellen Infrastruktur Berlins" ist für ihn auch dann durchführbar, wenn Berlin nicht den Zuschlag für Olympia bekommen sollte. Wegen der Hauptstadtfunktion müßte sich dann die Bundesregierung stärker beteiligen, sollten die Sponsoren abspringen: wie in Bonn, wo der Etat der Oper ja auch den Bedürfnissen des Regierungssitzes angepaßt worden sei.
Daß bei Olympia 2000 in Berlin das Kulturkonzept aufgrund der Sponsoren ein Selbstläufer sein würde, davon ist Hoffmann überzeugt: Das Geld, das Olympia koste, würde nicht "der Kultur weggenommen", sondern sie würde im Gegenteil davon profitieren.
HELMUT BÖTTIGER
EGELSBACH. Ganz und gar friedlich, wenngleich begleitet von Böllerschüssen und schrillen Rufen verlief eine Demonstration organisierten Frohsinns quer durch den Ortskern. Unter dem Motto "Narrenvolk in Mass', in Elschbach uff de Gass'" hatten sich auf dem Berliner Platz maskierte und vermummte Gestalten zusammengerottet und waren von dort aus losgezogen. Daß sich die 40 Demonstrantengruppen dem Ende der närrischen Saison nicht kampflos ergeben wollten, war deutlich zu sehen: Die 86er Kerbeborsche traten als Rittersleut' mit Schwert und Lanze auf, der "Äppeli-Club" kam mit einer Rakete daher, die Karnevalsgesellschaft ließ gleich zwei Kanonen "sprechen" und die Kämpen des Kegelvereins schleuderten ununterbrochen zuckerhaltige Wurfgeschosse.
Den größten Schrecken dürfte freilich der Bürgermeister davongetragen haben. Denn auf einem Wagen stand zu lesen: "Elschbach wählt Fassenacht." Wenn das mal für Heinz Eyßen am 7. März kein böses Erwachen gibt . . . leo
Keine leichten Zeiten für die Bundeswehr: Ohne konkretes Bedrohungsbild, orientierungslos zwischen Verteidigungsaufgaben von gestern und möglichen weltweiten Einsätzen morgen. Planungen des Generalinspekteurs sind schon überholt, wenn sie vorgelegt werden. Sogar Mitteilungen über die Truppenstärke insgesamt ähneln Wasserstandsmeldungen, sinken und steigen je nachdem, ob der Kanzler oder sein Verteidigungsminister sprechen.
Wie in diesem Kuddelmuddel die Soldaten zu motivieren sind und die Akzeptanz für die Bundeswehr in der Bevölkerung hoch bleiben kann, ist schleierhaft. Neues Durcheinander liefern nun "Gedanken" von Volker Rühe ausgerechnet aus dem fernen Chile, man könne möglicherweise die Wehrpflicht in zwei, drei Jahren von zwölf auf zehn Monate absenken. Klar ist: Wird die Stärke der Bundeswehr unter die derzeit angepeilte Zahl von 370 000 Soldaten sinken, wird man in der Tat, um der Wehrgerechtigkeit auch nur einigermaßen Genüge zu tun, den Wehrdienst weiter verkürzen müssen. Allerdings kann auch das gebetsmühlenhaft wiederholte Bekenntnis zur Wehrpflicht ganz auf der Strecke bleiben.
Derzeit wünscht man sich angesichts solch fundamentaler und gegensetzlicher Optionen vor allem eines: Daß Politiker nicht bei jedem Reisestopp oder jeder Tagung neue Zahlen und Varianten in die Debatte werfen. Welchem Wehrpflichtigen soll denn bitte der Sinn (und die Länge) seines Dienstes einleuchten, wenn Politiker ständig laut darüber nachdenkenwie, wie lang und in welcher Form er überhaupt sinnvoll ist? sie
DREIEICH. "Tierisch" ging's zu beim Umzug durch Sprendlingen: Die Buchschlager "Bremser" hatten sich als Mäuse verkleidet und blinzelten aus den Löchern eines riesigen Käsestücks heraus. "Die Schnaken" brachten ein überdimensionales, aber offenkundig flügellahmes Insekt mit, mußten sie es doch mit Hilfe eines Vier-Narren-Pedalomobils fortbewegen. Auf einem Wagen thronte der Kanzler und tat das Übliche: "krumme" Eier legen. Eine der rund 60 Fastnachtsgruppen präsentierte den Steuerzahler gar als "Schlachtvieh", bei dem sich die Politiker mal mit der Lende (Mehrwertsteuer), mal mit Bauchfleisch (Autobahngebühren) bedienen durften.
Tausende von Schaulustigen erfreuten sich auch an der Mixtur aus Schneetreiben, Konfettiregen und Bonbonhagel. Einige Jugendliche fanden's wohl gar nicht lustig und warfen mit Eiern und leeren Schnapsfläschchen nach den Garden, Spielmannzügen und Wagen. Offenbar hatten da ein paar "Frischlinge" den Sinn des Fastnachtsumzugs "tierisch" mißverstanden. leo
ESCHBORN. Für "eine große Anzahl" von sozial geförderten Wohnungen in den neuen Baugebieten macht sich die CDU in ihrem Wahlprogramm stark. Nach dem Motto "Wir können etwas bewegen" rechnen die Christdemokraten den Wählern vor, neun Millionen Mark seien in den nächsten Jahren zur Förderung preiswerten Wohnraums vorgesehen.
In der Stadtmitte möchte sie die Einkaufsmöglichkeiten verbessern und den Rathausplatz und die angrenzenden Teile der Kurt-Schumacher-Straße als Einkaufszone gestalten. In der Unterortstraße sollen die Parkplätze wegfallen, damit Fußgänger ungestörter flanieren können. Dafür will die CDU auf dem Gelände der ehemaligen "Fettschmelze" an der Hauptstraße neben dem evangelischen Gemeindehaus ein Parkhaus oder eine Tiefgarage bauen.
In Niederhöchstadt soll der Platz am Ende der Hauptstraße als "Bürgertreff" gestaltet und die alte Scheune saniert werden. Von dort bis zur ehemaligen Polizeistation soll die Hauptstraße attraktiver werden; die Christdemokraten wollen zudem Hauseigentümer unterstützen, damit sie die historische Bausubstanz erhalten.
Der Stadtbus 825 soll nach CDU-Vorstellungen optimal mit der Linie, die Eschborn und Hofheim verbindet, verknüpft werden. Die Verkehrssituation in Eschborn-Süd will die CDU lindern, indem sie die Gewerbegebiete Süd und Ost mit einer zusätzlichen Straße verbindet und versucht, die Brücke über die Autobahn nach Sossenheim zu öffnen.
Die "Grüne Achse Westerbach" möchte sie weiter ausbauen. Die CDU will auch weiterhin jedem Kind, das das vierte Lebensjahr erreicht hat, einen Platz im Kindergarten und später im Hort zusichern können.
Auch in Niederhöchstadt will sie sich dafür einsetzen, daß altengerechte Wohnungen gebaut werden. Während der vergangenen Kommunalwahl erreichte die CDU 43,7 Prozent. she
OFFENBACH. Bis zum 15. März nimmt die Käthe-Kollwitz-Schule noch Anmeldungen von jungen Leuten entgegen, die eine Ausbildung im Damenschneiderhandwerk absolvieren möchten. Im September beginnt das Berufsgrundbildungsjahr, dessen Besuch Voraussetzung für die sogenannte "vollschulische Ausbildung" ist. Auskünfte gibt es über die Telefonnummer 069/80 65-29 45.
Voraussetzung für den Einstieg in diesen Beruf ist der Hauptschulabschluß. Insgesamt dauert die Ausbildung an der Käthe-Kollwitz-Schule drei Jahre. Sie endet mit der Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer. Parallel wird die Ausbildung zum/zur Industrienäher/in angeboten. hf
HÖCHST. Fans von Dia-Shows können sich am Freitag und Samstag, 26. / 27. Februar, im Neuen Theater beim AV-Festival "Dia Visionen '93" satt sehen. An den beiden Tagen werden in der Emmerich- Josef-Straße 36 Produktionen präsentiert. Auf die Leinwand kommen Reiseberichte, künstlerische Essays, ganz persönliche Impressionen und PR-Shows.
Mit dabei sind Amateure mit Zwei-Projektoren-Schauen, aber auch Profis, die mit bis zu neun Projektoren arbeiten.
Ziel des Initiatoren-Teams ist es, das Medium Dia-Schau mit seinen vielfältigen Möglichkeitei und Stilmitteln auch im Rhein-Main-Gebiet stärker zu etablieren.
Am Samstag nachmittag stehen vier Workshops zu den Thema "AV-Steuertechniken", die AV-gerechte Forografie", "Von Pins, Masken und Pixels" und "Die Dramarturgie in der Dia-AV" auf dem Programm.
Das vollständige Programm liegt im Foyer des Neuen Theaters aus. Ausführliche Informationen erteilen Frank Seifert (Tel. 06104 / 67 486.) und Volkhard Sobota (Tel. 069 / 51 84 69) tos
FRANKFURT A. M., 23. Februar. Einen Tag nach dem Betriebsunfall bei der Farbwerke Hoechst AG, bei dem ein Nebel aus etwa zehn Tonnen giftiger Chemikalien über den Frankfurter Stadtteilen Schwanheim, Griesheim und Goldstein schwebte und einen schmierigen, gelb-bräunlichen Belag hinterließ, sind die Gefährlichkeit des Giftes und das Ausmaß der Schäden noch nicht abzusehen. "Weitgehend unbekannt" sei, so das hessische Gesundheitsministerium wie auch das Öko-Institut Darmstadt, wie sich das o-Nitroanisol, der Hauptanteil des Giftnebels, im Boden weiter verhält und welche längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffene Menschen zu erwarten haben.
Rund 30 Personen haben sich im Laufe des Dienstag mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Augenreizungen und Atembeschwerden in Krankenhäusern gemeldet, berichtete die Leiterin des städtischen Gesundheitsamtes, Margarete Peters. Bei elf von ihnen hätten die Beschwerden eindeutig dem Kontakt mit Giftstoffen zugeordnet werden können.
Kinderärzte in den angrenzenden Stadtteilen registrierten keine akuten Fälle, aber eine Vielzahl von Anrufen besorgter Eltern, die Verhaltensmaßregeln erfragten. Wegen des verseuchten Bodens sollen die Kinder nicht im Freien spielen, nach jedem Gang ins Freie sollen die Schuhsohlen abgewaschen, und das Wintergemüse in den Gärten muß auf den Müll geworfen werden. Die Kinderärzte warfen in diesem Zusammenhang dem Chemiekonzern vor, er betreibe eine "menschenverachtende Desinformationspolitik". Sie beklagten, nicht umfassend informiert worden zu sein.
Hunderte von Betroffenen riefen am Dienstag beim eigens zusammengestellten Krisenstab der Hoechst AG an und meldeten Verschmutzungen an Kraftfahrzeugen und Gebäuden. Rund 250 Autos wurden auf dem Werksgelände mit Spezialstoffen gereinigt.
(Berichte im Lokalteil)
Warum jetzt erst? Warum mußten an Hunger und Kälte - benutzt als völkerrechtswidrige, perverse Kriegswaffen - in Ostbosnien wie in Sarajewo erst so viele Menschen sterben, bloß weil die rettenden Konvois nicht zu ihnen durchkamen? Warum wurde gewartet, bis die USA die Idee mit der Versorgung von oben hatten? Ist doch naheliegend, mit Hilfe am Fallschirm die elende Lage der Belagerten zu erleichtern - und das Gewissen von uns Zuschauern?
Langsam; es ist leider nicht die Rede von einem Patentrezept. Es ist ein höchst riskantes Unterfangen, das wie die Hilfe zu Lande vom Wohlwollen der Angreifer wie der Verteidiger abhängig ist. Wenn Hilfe aus der Luft gegen ihren Willen durchgesetzt wird, muß das zweifelsohne mit Hilfe von Kampfflugzeugen geschehen. Die Planer wissen dies und müssen sich auch des Risikos einer militärischen Verwicklung der USA und einer generellen Eskalation bewußt sein.
Wenn Transport- und Kampfflugzeuge hoch über Bosnien mit dortigen Waffen nicht erreichbar sein sollten, könnten sich Aggressoren an den UN-Blauhelmen auf dem Boden vergreifen, sie quasi zu Geiseln machen. Man darf auch nicht die Risiken beim Landen und Aufklauben der Hilfe aus der Luft übersehen.
Dies sind Szenarien einer bitteren Realität, Anlässe auch für skeptische Einwürfe von militärischer Seite. Es verblüfft, wie massiv die USA, die noch vor kurzem Europa mit Problemen Ex-Jugoslawiens allein lassen wollten, nun einsteigen.
Zur Rechtfertigung der Risiken gehört auch eine moralische Güterabwägung von Mittel und Maß: Ein hoher Einsatz zur Rettung von Menschenleben kann sittlich geboten sein. Trifft dies für die geplante Hilfe aus der Luft zu? ens
tma FÜRTH. Der Unterhaltungselektronikhersteller Grundig sendet weiterhin schwer verständliche Signale. Der nach eigener Einschätzung um seine Existenz kämpfende fränkische Konzern wird enger mit seinem Großaktionär Philips aus dem niederländischen Eindhoven zusammenrücken. Dies soll der "optimalen Ausnutzung der vorhandenen Produktionskapazitäten" dienen. Beide Unternehmen sähen sich wegen der nötigen "drastischen Kostenreduzierung" gezwungen, Doppelarbeiten in Entwicklung und Produktion zu vermeiden. Das teilte Grundig anläßlich einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung mit. Ein Firmensprecher erläuterte, damit könnten Zusammenlegungen von Produktionen bei Fernsehgeräten, Autoradios, Hifi-Artikeln und in der Industrieelektronik gemeint sein.
Beschlossen wurde im übrigen, daß Grundig rückwirkend von Januar 1992 an "auf konsolidierter Basis" in die Rechnungslegung der Philips-Gruppe einbezogen wird. Dies geschehe, um den Prozeß der Rationalisierung zu fördern und mit Rücksicht auf die finanzielle Verantwortung von Philips für Grundig. Was das letztlich für die Franken-Firma heißt, war nicht zu erfahren. Ein Unternehmenssprecher: "Wir haben das Schreiben aus Eindhoven zur Kenntnis genommen." Identität und Wert der Marke Grundig werden angeblich aber nicht beeinträchtigt.
In der Philips-Zentrale in Eindhoven hieß es, der Konzern, der mit 31,6 Prozent an Grundig beteiligt ist, werde keine weiteren Anteile zukaufen. Philips übernehmen den Verlust der Franken in Höhe von 200 Millionen Mark voll. Was die geplante Zusammenlegung von Aktivitäten für die Arbeitsplätze bedeutet und welche Sparten davon betroffen sein werden, war von den Niederländern, die selbst finanziell angeschlagen sind, nicht zu erfahren. Früheren Angaben zufolge peilt Grundig einen Personalbestand von 15 000 Leuten an nach knapp 20 500 vor einem Jahr. Weiterhin unklar ist derweil auch die Zukunft des französischen TV- Geräte-Werks Creutzwald mit fast 900 Beschäftigten. Offenbar wird eine Entscheidung zur Schließung der Fabrik mit Blick auf die in Frankreich anstehenden Wahlen auf die lange Bank geschoben.
Wird in Creutzwald dichtgemacht, könnte der Verlust von Grundig im Geschäftsjahr 1992/93 (Ende März) auf 300 Millionen Mark anschwellen. Das glaubt jedenfalls der Betriebsrat. Grundig kalkuliert für die Rechnungsperiode mit rund 3,8 Milliarden Mark Umsatz.
Firmen-Telegramm
Nissan bremst 5000 Beschäftigte aus Japans zweitgrößter Autobauer Nissan reagiert mit Produktionskürzungen und Stellenabbau auf wachsende Verluste. Bis März 1996 sollen 5000 von insgesamt 53 000 Arbeitsplätzen gestrichen werden. Ein Werk bei Tokio will Nissan schließen. Für das Ende März ablaufende Geschäftsjahr rechnet die Firma jetzt mit einem Betriebsverlust von umgerechnet 406 Millionen Mark, doppelt soviel wie bisher vorausgesagt. Gesundheitsreform macht Knoll krank Die Folgen der Seehofer-Reform des Gesundheitswesens veranlassen die BASF-Tochter Knoll zu Produktionskürzungen. Nach Firmenangaben sank der Inlandsumsatz mit Arzneimitteln im Februar um 40 bis 50 Prozent, rote Zahlen seien die Folge. Beim Ableger Nordmark Arzneimittel in Uetersen soll nun Kurzarbeit eingeführt werden. In Ludwigshafen will man die Produktion nach Möglichkeit auf andere Weise einschränken.
Aus dem Brunnen fließen fünf Mark Brau und Brunnen, die größte deutsche Getränkegruppe, will für 1992 eine unveränderte Dividende von fünf Mark je Aktie ausschütten. Der Absatz stieg zuletzt um vier Prozent auf 13 Millionen Hektoliter, der Umsatz um sechs Prozent auf 1,7 Milliarden Mark. Matsushita-Chef wirft Handtuch Der japanische Matsushita-Konzern, mit den Marken Panasonic, National, Technics und Quasar weltgrößter Hersteller von Unterhaltungselektronik, hat überraschend seinen Präsidenten Akio Tanii abgelöst. Das Unternehmen hatte zuvor einen Gewinneinbruch im dritten Geschäftsquartal unter anderem wegen der schlappen Nachfrage gemeldet. Tanii begründete sein Ausscheiden außerdem mit der Verstrickung der Konzerntochter National Leasing in eine Kreditbetrugsaffäre. Nachfolger wurde der bisherige Stellvertreter Yoichi Morishita.
Aus Anlaß ihres fünfjährigen Bestehens lud die Schopenhauer-Stiftung "Artur Angelika Hübscher in memoriam Christian Hübscher" gemeinsam mit dem Kuratorium Kulturelles Frankfurt zu einer Matinee ins Literaturhaus. Es kamen so viele, daß der Raum eng wurde. Angelika Hübscher (den 80. Geburtstag bereits hinter sich), rief die Stiftung ins Leben und erhält sie mit Engagement und freundschaftlicher Unterstützung. Sie will mit dem derzeit am Main "einzigen Salon" neue Akzente setzen und die Quintessenz von Schopenhauers Ethik: "Verletze niemanden, hilf allen, soviel du kannst", in die Stiftung einbringen.
Ein Streicher-Trio der Musikhochschule umrahmte die kleine Feier mit Moderner Musik. Professor Alfred Schmidt, Goethekenner und -Bekenner, sprach über Goethe als "Denker der Natur". Ingeborg Strauss begleitete den Vortrag, der Ideen von Kant, Hegel und Fichte einbezog, mit Goethe-Gedichten, die unverblümt die Beziehungen des Denkers zur Natur wiedergaben: vom Gingkoblatt, "der ich eines und doppelt bin", übers "Blümlein am Wege" bis hin zum "Erlkönig", in dem dämonische Naturgewalten triumphieren. Der Dichter, empirische Betrachter und Philosoph, der sich "auf des Auges Sonnenkraft" verließ und von der Forschung, ob Biologie, Zoologie, Optik oder Farbenlehre, Anregung empfing, wurde vom Redner liebevoll und als universaler Geist gezeichnet. Die "Verstandeshelle" des 18. Jahrhunderts und die Magie, das Unergründliche des Elementaren, sah er sich gegenüberstehend: "Das Ewige liegt fest in allem!"
Da "der Wunsch zusammen zu essen der Ausdruck des Verlangens nach Gemeinschaft" sei, gab es anschließend einen - gespendeten - Eintopf. Der fünfjährige Geburtstag der Stiftung, die als ersten Stipendiaten einen Schopenhauer übersetzenden Chinesen betreut hat und jetzt einen jungen Deutschen bei seinen Schopenhauer-Studien fördert, wurde also angemessen begangen. E-S
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15, 23 Uhr).
C'est la vie: Kein Pardon (15.30, 18, 20.30, 22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Alarmstufe: Rot (14.30, 17, 20, 22.30 Uhr).
Kino II: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15, 22.45 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15), Bitter Moon (17.30, 20.30. 23 Uhr).
Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15, 23 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Eine Familie zum Knutschen in Manhattan (16 Uhr), Sister Act (19.45 Uhr); Delicatessen (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.45 Uhr), Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).
Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.30 Uhr), Sneakers - Die Lautlosen (19.45 Uhr), Die Commitments (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kein Pardon (20.30 Uhr).
Casino: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Schülerkonzert der Paul-Hindemith-Musikschule, 19.30 Uhr Weißer Saal Schloß Philippsruhe.
"Robinson und Crusoe", Theater Grüne Soße für junge Leute ab 15 Jahren, 19 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad, (Einführung 18.30 Uhr).
Jazzkeller Philippsruher Allee, "Stimmband" (Folk Rock Country), 21 Uhr.
Im Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41) werden Gedichte von Ernst Jandl aus den letzten Jahrzehnten verlesen.
Ausstellungseröffnung "Hanauer Künstler sehen die Bibel", 17 Uhr Foyer des Historischen Rathauses, Am Markt.
Langenselbold. Ausstellungseröffnung Terracotta von Helmut Kiel, 19.30 Uhr Galerie Kunstform, Gartenstraße 5.
Freigericht. "Endspurt", Komödie von Peter Ustinov mit der Theatergruppe Characters, 19.30 Uhr Bürgertreff in Oberrodenbach. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9.30 Uhr Spiel- und Lerngruppe für Kinder, 14.15 Uhr Hausaufgabenhilfe für Heine-Schule, 15 und 16.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 18.30 Uhr "Rund ums Baby", 19 Uhr Nähkursus.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Rückenschule, 9.30 Uhr "Hausfrau und Mutter, und wo bleibe ich?", 9.30 Uhr Miniclub, 11 Uhr Gymnastik für Paare. Parteien / Wahl Hanau. "Ist der Staat ein Selbstbedienungsladen", Veranstaltung der Karl Hermann Flach Stiftung, 20 Uhr Stadthalle. Heringsessen der CDU, 19 Uhr Turnhalle des TVK Kesselstadt, Kastanienallee 44.
Niederdorfelden. Dämmerschoppen der SPD mit Lothar Klemm, 18 Uhr Bürgerhaus. Schöneck. "Frauen(t)räume", Benefizveranstaltung der Grünen für den Verein Frauen helfen Frauen, 19.30 Uhr Bürgertreff Kilianstädten.
Politische Diskussion der Kolpingsfamilie zur Kommunalwahl mit Vertretern der örtlichen Parteien, 20 Uhr Pfarrzentrum der katholischen Kirche Kilianstädten.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al Anon Angehörigen Gruppe, 19.30 Uhr Dietrich Bonhoeffer Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 7 74 99.
Hanauer Lesbenstammtisch 19.30 Uhr in einem Hanauer Lokal, Information Telefon 0 61 83 / 36 07.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks 9 bis 12 Uhr, Gustav Hoch Straße 10, Telefon 80 98 31.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses, (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe) 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 13 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe 9.30 bis 12 Uhr, Telefon 1 58 56.
Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.
Großkrotzenburg. Arbeitskreis Drogen und Süchte, Information Telefon 0 61 86 / 82 11 oder 6 37.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 10 bis 14 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 45 77.
Vereine Hanau. Schachverein Königsspringer, 18 Uhr für Jugendliche, ab 20 Uhr für Erwachsene, Bürgerhaus Großauheim.
Bruchköbel. Schachabteilung der Sportgemeinschaft 1868, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Jahnstraße.
Langenselbold. Jahreshauptversammlung der Freizeitgemeinschaft Kosmos, 19.30 Uhr Pizzeria Zum weißen Roß.
Erlensee. Winterlauftreff der Turn- und Sportgemeinde, 15 Uhr Parkplatz am Vogelschutzpark neben der Einfahrt zum Bärensee. Verschiedenes Hanau. Kinder-Kino: "Auf Wiedersehen Kinder", 14.30 Uhr Spielhaus, Marienkirchgasse 4.
Disco im Jugendtreff Hans Böckler Haus, 18 Uhr Sandeldamm 19.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 15 Uhr Jugendtreff, 16.30 Uhr Asylanten und Bürger aus Großkrotzenburg treffen sich im Gemeindezentrum, 17 Uhr FAN 70 Disco Time im Teehaus Marienstraße.
Bürgerkeller Großauheim, 14.30 Uhr Seniorentreff, altes Bürgerhaus.
Maintal. Disco für 10 bis 15jährige in Räumen des Dörnigheimer Kinderclubs, 18 bis 21 Uhr Dietrich Bonhoeffer Schule.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, Hobbythek: 9.30 Uhr Aquarellkursus.
Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2, Dörnigheim, 14.30 Uhr Kinderprogramm bis 11 Jahre, mit Spiel-, Bastel- und Koch-/Backaktionen.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 14.30 Uhr Kinderbetreuung für Kinder von 3 bis 6 Jahren, 16 Uhr Kindergruppe für Kinder von 6 bis 9 Jahren.
Treffen der Pfadfindersippe "Wühlmäuse", 15 Uhr In den Simmetwiesen, Wachenbuchen. Bruchköbel. Seniorentreff, 14.30 Uhr Vortrag zum Thema "Was fasziniert an Werbefahrten?", Mehrzweckhalle Roßdorf, 15 Uhr Singkreis im sT Mitte.
Evangelische Kirchengemeinde, 17 Uhr Jugendgruppe für 13 bis 16jährige.
Langenselbold. Jugendzentrum Underground, Nenners Music Mix, ab 18 Uhr im Schloß.
Rodenbach. 14 Uhr Spaziertreff, Treffpunkt Rathaus.
Großkrotzenburg. Jugendzentrum, Film "Robin Hood - König der Diebe", 19.30 Uhr.
BRUCHKÖBEL. In der Endphase des Wahlkampfes veranstaltet die Bruchköbeler CDU zwei weitere Bürgergespräche in den Stadtteilen.
Mit den Themen Verkehrsberuhigung, Radweg nach Niederissigheim, öffentlicher Personennahverkehr und City-Bus sowie der Erweiterung des Feuerwehrhauses wollen sich die Christdemokraten am kommenden Sonntag, 28. Februar, um 10 Uhr im Butterstädter Gerätehaus beschäftigen.
Um Strukturverbesserungen in der Kernstadt, den Umbau der Hauptstraße, Verkehrsberuhigung, Ballsporthalle, Sanierung des Hallenbades, Gewerbegebiet "Galgengarten" und Baugebiet "Im Bücherfeld" geht es in einem weiteren Bürgergespräch. Es findet am Montag, 1. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus in der Kernstadt statt. hein
Die Pille verstärke die Kontrolle von Männern über Frauen. Das behaupten die Feministinnen (FR vom 17. 2. 1993 "RU486/Pg verstärkt Kontrolle von Männern über Frauen").
Da stellt sich doch die Frage: "Sind Frauen mündige, selbstverantwortliche, über sich selbst, ihren Mund und ,ihren Bauch' bestimmende Menschen/Bürgerinnen?" Wenn ja, können sie nicht männlicher (?) Kontrolle unterliegen! Richtige Frauen werden doch "ihr Glück" als weibliche Menschen nicht bei den Männern einklagen. Wenn sie es dennoch tun ergeben sich Zweifel, ob sie tatsächlich echte Feministinnen sind.
H. D. Basse (BUR e.V. / Bür- gerbund gegen ScheidungsUN- recht), Hagen
Mit einem "Go-in" haben Frauen der Selbsthilfeorganisation "Huren wehren sich gemeinsam" (HWG) auf einen Personalnotstand in der Untersuchungs- und Beratungsstelle für Geschlechtskranke aufmerksam gemacht. Der Vorwurf der HWG: Die Einrichtung in Sachsenhausen, die das Stadtgesundheitsamt unterhält, werde von Frauen immer wieder verschlossen vorgefunden. Besonders während der Ferienzeiten machten sich Prostituierte oft vergeblich auf den Weg in die Untersuchungsstelle, die neben einer medizinischen Kontrolle auch soziale Beratung anbietet.
Diese Stelle, die von den Frauen stark frequentiert werde, ohne daß diese einer Untersuchungspflicht unterliegen, sei gerade auch für die aus Lateinamerika stammenden Prostituierten wichtig, da die dort tätige Ärztin spanisch spreche.
Verantwortlich für die wiederholte Schließung der medizinischen Einrichtung ist nach Angabe von Gesundheitsamtsleiterin Margarete Peters der Umstand, daß von zwei festen Stellen derzeit eine nicht besetzt sei. Wie sie sagte, ist vorgesehen, daß immer zwei Ärztinnen in der Unterssuchungsstelle Dienst tun. Derzeit aber befinde sich eine von ihnen im Mutterschaftsurlaub. sar
BAD HOMBURG. Ein Lastwagen mit sechs Tonnen Hilfsgütern rollt am Montag, 1. März, nach Sarande in Südalbanien: Lebensmittel, Kleidung, Medizin - das Nötigste zum Überleben. Außerdem ein Brutkasten und eine komplette Einrichtung für eine HNO-Praxis - alles gespendet von Bürgern und Firmen. Organisiert wird die Tour von zwei Bad Homburgern, dem Revisionsleiter Wolfgang Seemann und seiner Frau Marita.
Angefangen haben sie vor zwei Jahren. Nach einem Urlaub in Albanien erhielten sie Bittbriefe von Bekannten, die sie dort kennengelernt hatten. Sie schickten zunächst Pakete. Doch das sei nicht sehr rationell gewesen, berichtet Wolfgang Seemann inzwischen. Bereits das Porto habe 60 Mark gekostet. Der nächste Schritt war ein Kleinbus voll von Geschenken, die Freunde und Bekannte gesammelt hatten. Jetzt wird also ein ganzer Lastwagen folgen.
Die Strapazen nehmen die beiden und ihren ehrenamtlichen Fahrer auf sich, weil sie der Meinung sind, daß jeder etwas gegen Ausländerhaß unternehmen müsse. Man dürfe das Thema nicht isoliert betrachten und die Grenzen vor den Menschen und ihren Problemen schließen, argumentieren die Seemanns. Ihre Absicht sei es, vor Ort zu helfen - auch wenn sie wüßten, daß ihr Beitrag nur sehr gering sei. Den Lastwagen stellt eine Speyrer Autofirma kostenlos zur Verfügung. Die sonstigen Verwaltungs- und Organisationskosten zahlen die Seemanns vom eigenen Konto (rund 2000 Mark) und einigen Geldspenden. 3000 Mark fehlen noch. Unterstützen kann man das Projekt durch eine Spende auf die Liga-Bank Speyer, BLZ 547 903 00, Konto-Nr. 53902 "Albanien-Hilfe".
Der Transport sei nicht ungefährlich, betont Seemann, unter Hinweis auf mögliche Überfälle in Albanien. Das Auswärtige Amt in Bonn und der Malteser-Hilfsdienst hätten ihm dringend abgeraten. Doch etwas Abenteuer im Leben müsse sein, meint Seemann und macht seinem Namen damit alle Ehre. mbo
Vor 200 Jahren stiftete König Friedrich-Wilhelm II von Preußen das Hessendenkmal
HAMMERSBACH / WIESBADEN. Unabhängig von der Diskussion um eine Autobahnanbindung im Zusammenhang mit der geplanten Kreismülldeponie im Bereich Langenselbold / Neuberg haben sich prominente FDP-Vertreter wie der Wetterauer Landtagsabgeordnete Jörg- Uwe Hahn und der Main-Kinzig-Kreisvorsitzende Dieter Becker erneut für eine Auf- und Abfahrt im Bereich Hammersbach ausgesprochen.
Die Freidemokraten denken dabei daran, die bestehenden Versorgungsstraßen zu der Autobahnraststätte "Langen-Bergheim", die schon jetzt von den Hammersbachern und Ronneburgern als Schleichweg zur A 45 benutzt werden, zu regelrechten Auf- und Abfahrten zu machen. Der bestehende Bedarf könne somit kostengünstig gedeckt werden. Außerdem würde diese Lösung kaum einen Eingriff in die Landschaft bedeuten, meinen Hahn und Becker. Kritik üben die FDPler in diesem Zusammenhang an Verkehrsminister Ernst Welteke. Die zugesagte Überprüfung der möglichen Varianten habe sein Haus bereits seit langem abschließen wollen. Wenn die Straßenbauverw. nicht in der Lage sei, selbst die Bewertungen innerhalb einer angemessenen Frist vorzunehmen, dann müsse der Verantwortliche eben ein privates Ingenieurbüro damit beauftragen. hein
Es wird immer weniger Steinkohle aus deutschen Zechen verbraucht. Trotzdem steigt der Subventionsbedarf. Das ist die bittere Wirklichkeit. Die Weltmarktpreise für die heute verpönten "schwarzen Diamanten" fallen nämlich schneller als die bezuschußte Förderung schrumpft.
Vor zehn Jahren kosteten die Steinkohlenbeihilfen Staat und Bürger 2,5 Milliarden Mark. Inzwischen ist der vierfache Betrag überschritten. Tendenz: steigend. Hieran ändern auch die Absprachen der Kohlerunde vom 11. November 1991 nichts, die eine Rücknahme der Förderung auf 50 Millionen Tonnen zur Jahrtausendwende vorsehen. Die Differenz der deutschen Kosten zum Weltmarktpreis beträgt pro Tonne etwa 220 Mark. Selbst wenn der aus ökologischen Gründen fatale Preisverfall an den Energiemärkten nicht weiterginge, entsteht somit ein jährlicher Subventionsbedarf von elf Milliarden Mark.
So weit, so klar. Diese schlichte Hochrechnung wird übereinstimmend von Politikern, Bergbau, Gewerkschaften und Kohlekunden nachvollzogen. Völlig im dunkeln liegen freilich die Wege, auf denen die Kohle für die Kohle herangeschafft werden soll. Diesen strittigen Punkt hatten die Gipfelteilnehmer zum Auftakt der närrischen Kampagne anno 1991 nicht abgehakt. Die vom damaligen Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann unerledigten Hausaufgaben muß nun dessen Nachfolger Günter Rexrodt erledigen. Ihm stehen unangenehme Gespräche mit der Brüsseler Kommission und der Stromwirtschaft bevor. Und die IG Bergbau macht nun ebenfalls Druck, wie Bergers Junktium zeigt.
Die Gewerkschaft will einer rasche Klärung. Die Alternative zum Kohlepfennig, dessen Fortschreibung die Stromerzeuger ablehnen, ist die Zahlung der Beihilfen aus dem Bonner Haushalt. Dazu müßte die Kasse erst durch eine Energiesteuer gefüllt werden. Auf diese Einnahmequellen schielen freilich auch andere in der Pleitenriege des Kanzlers. Vielleicht möchte Berger deshalb seine Schäfchen jetzt so schnell wie möglich ins Trockene bringen. ptz (Bonn)
spi DÜSSELDORF. Voll erwischt hat es den Düsseldorfer Mannesmann-Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr. Wie aus dem Zwischenbericht des Vorstandes hervorgeht, ist die Ertragskraft erneut "deutlich" zurückgegangen. Schon in der Vorperiode war der Jahresüberschuß um 40 Prozent auf 263 Millionen Mark gefallen. Rote Zahlen schrieben zuletzt wieder die Röhrenwerke und die Fahrzeugtechnik, erstmals aber auch der Handel. Kräftig fielen aber auch die Vorlaufkosten für den Ausbau des Mobilfunk-Netzes D2 ins Gewicht. In die schwarzen Zahlen gelangte nach zwei Verlustjahren die Unternehmensgruppe Brasilien. "Deutlich positiv" steht daneben auch die Sparte Maschinen- und Anlagenbau da. Beobachter schließen nicht aus, daß die Anteilseigner diesmal mit einer weitaus geringeren Dividende abgespeist werden. Im Vorjahr waren noch neun Mark gezahlt worden. Der Vorstand äußert sich nicht dazu.
Bedingt auch durch die Einbeziehung neuer Unternehmen kletterte der Außenumsatz um 15 Prozent auf 28 Milliarden Mark. Dazu steuerte der Maschinen- und Anlagenbau mit 12,7 Milliarden Mark den Löwenanteil bei. Der gesamte Zuwachs geht jedoch ausschließlich auf das Konto einer Reihe von erstmals konsolidierten Firmen, die Mannesmann gekauft hat. Darunter sind die Beteiligungen an den Automobil-Zulieferern VDO und Boge. Bereinigt ergibt sich ein Minus um ein Prozent. Der Auftragseingang stieg um neun Prozent auf 27,7 Milliarden, auf vergleichbarer Basis wäre er um sieben Prozent gesunken.
Das Management begründet die nach unten gerichtete Entwicklung mit der allgemeinen Konjunkturflaute. Die Situation bei Stahlrohren hatte sich im Jahresverlauf verschlechtert. Auch die Nachfrage der Autoindustrie schwächte sich im zweiten Semester ab. Die Sparte Kraftfahrzeuge verbuchte in den vergangenen Monaten (mit Fichtel & Sachs, Boge und VDO) "starke Einbußen". Als einziger Lichtblick wird die Konzerngesellschaft Hartmann & Braun in Frankfurt herausgestellt. Diese profitiere vor allem von Großprojekten für Kraftwerksleit- Technik in den neuen Bundesländern und im Ausland.
Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich durch die Neuerwerbungen um rund 11 500 auf 137 000. Vergleichbar aber stehen wiederum 7500 Männer und Frauen weniger auf den Lohn- und Gehaltslisten. Betroffen waren alle Sparten mit Ausnahme der Telekommunikation. In Deutschland arbeiten für Mannesmann rund 97 500 Leute.
MOSKAU, 23. Februar (dpa). In Rußland werden Wehrpflichtige erstmals das Recht haben, einen Zivildienst abzuleisten. Der russische Präsident Boris Jelzin unterzeichnete am Dienstag ein entsprechendes Gesetz, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Danach haben Männer in Rußland das Recht, entweder die normalerweise zweijährige Wehrpflicht zu leisten, sich als Berufssoldaten zu verpflichten oder einen Ersatzdienst anzutreten.Im Blickpunkt: Bretonische Fischer Die wilde Nacht von Rungis
Die Wut der bretonischen Fischer ist groß. Schon vor einigen Tagen hatte sich an der bretonischen Küste Unruhe ausgebreitet. Aus Verärgerung über den Preisverfall bei Fisch und Meeresfrüchten aufgrund von Billigimporten wurden in manchen Orten ganze Fänge einer Nacht auf die Straßen gekippt. Und in der Nacht zum Dienstag verwüsteten über 800 Fischer die Fischhalle des Großmarktes von Rungis. Ausgekippte Ladungen, tonnenweise verdorbene Fische, zerstörte Marktstände - das ist die Bilanz der gewalttätigen Aktion, mit der wütende Bretonen im Großmarkt ihre Wut über den Preisverfall austobten.
Über die Höhe des Schadens im Pavillon de la Marée, der größten Halle des neuen modernen Großmarktes bei Paris, gab es zunächst nur vage Vermutungen, die von sieben bis 50 Millionen Mark reichten.
Es war nicht die erste gewaltsame Aktion der Fischer. Schon vor einigen Tagen gingen in Orten an der bretonischen Küste Schaufenster von Großhändlern zu Bruch, bei denen importierte Ware vermutet wurde. In Roscoff verhinderten etwa 500 Fischer das Anlegen einer Fähre mit einer Ladung Fisch aus England.
In einem anderen Hafen wurden zwei Kutter in Brand gesteckt, und bei Penmarch brachten Demonstranten einen Lastwagen auf, dessen Fracht sie mit Dieselöl ungenießbar machten. Am Montag schließlich zogen die Einwohner von Douarnenez durch die Straßen ihrer Stadt mit Schildern, auf denen zum "Nein am Völkermord der bretonischen Fischerei" aufgerufen wurde.
An die Ausschreitungen der Bauern hat man sich in Frankreich weitgehend gewöhnt. Doch das Kommandounternehmen der Fischer, dessen Ausmaß alle bisherigen Gewaltausbrüche von Berufsgruppen übertrifft, hat allenthalben Bestürzung hervorgerufen.
Charles Josselin, der Staatssekretär für Fragen des Meeres, äußerte "tiefstes Bedauern", zugleich aber bekundete er "großes Verständnis für die Not der Fischer". Noch am vergangenen Freitag hatte er im Auftrag der sozialistischen Pariser Regierung ein Notprogramm von 90 Millionen Mark zur Überbrückung der Krise im Fischereigewerbe bekanntgegeben. Doch diese Ankündigung hat die Gemüter der Küstenfischer offenbar nicht beruhigen können.
Diese sehen sich, wie das Beispiel von Alain Roussel, Kapitän eines Kutters in Douarnenz, zeigt, in der Tat in ihrer Existenz bedroht. Für sechs Tonnen Wittling, Seeteufel und Seehecht, der Ausbeute einer achttägigen Fangfahrt, hat er bei der Versteigerung rund 17 000 Mark erzielt. Das hat, wie er vorrechnete, nicht mehr als 2,80 Mark je Kilo Frischfisch ergeben, der ihm früher 20 bis 23 Mark einbrachte. Von dem Versteigerungserlös sind ihm nach Abzug der Kreditkosten und der Ausgaben für Bordverpflegung, Treibstoff, Steuern und Versicherung etwas mehr als 8000 Mark geblieben, die er sich mit seinen fünf Besatzungsmitgliedern teilen mußte. Von dem Geld gingen noch die Abgaben an die Sozialversicherung ab, so daß jeder der sechs Fischer nach einer Woche auf See gerade mal 330 Mark netto mit nach Hause brachte.
Hauptursache der desolaten Lage sind, wie der Nationale Fischereiausschuß erklärte, die wachsende Konkurrenz von Fischeinfuhren aus Nicht-EG-Ländern wie den USA, Kanada, Japan, China und Rußland. Nach den Angaben eines Sprechers gelangen diese Importe durch eine zu großzügige Handhabung der Kontrollbestimmungen der EG durch die Mitgliedstaaten auf den Markt. Paris solle daher im Fischereiausschuß der EG, der am Donnerstag in Brüssel zu einer Krisensitzung zusammentritt, auf strengere Einfuhrkontrollen drängen, um die "unlautere Konkurrenz" abzuwehren. "Es geht nicht an", sagte der Sprecher, "daß Amerikaner oder Russen die Bestände vor der westafrikanischen Küste abräumen und dann mit ihren Fängen auch noch uns die Preise verderben."
HANS-HAGEN BREMER (Paris)
BRATISLAVA, 23. Februar (dpa). Wenige Tage nach der Entdeckung zweier illegaler Waffenlager in der Tschechischen Republik, machte auch die slowakische Polizei einen solchen Fund. Im südslowakischen Nitra wurden laut Zeitungsberichten vom Dienstag 1300 Maschinengewehre entdeckt. In Bratislava (Preßburg) wurde ein Versteck mit 316 Gewehren gefunden. Die Polizei sucht nach weiteren geheimen Waffenlagern.
Nach Angaben der Sicherheitskräfte stammen die Gewehre aus den Beständen des früheren Militärsportverbandes der früheren CSSR, Sväzarm, und wurden bereits 1991 in die Verstecke gebracht. Auf dem Schwarzmarkt werden in der Slowakei laut Presseberichten bis zu 15 000 Kronen (rund 830 Mark) für Maschinengewehre bezahlt.
FRIEDBERG. War es zu kalt oder haben sich die Mannen des Männerballettes der Vereinigten Friedberger Carnevalsgesellschaft (VFCG) einfach nicht getraut? "Die schönsten Beine der Wetterau" versprachen sie an ihrem Wagen gestern nachmitag beim Wetterauer Fastnachtszug in Friedberg. Aber nix da. Dick eingemummelte Herren tummelten sich auf dem Gefährt. Die warm angezogenen Ballett-Männer konnten nur neidvoll auf die vielen Gardemädchen schauen, die kurzberockt Schnee und Kälte trotzten.
Zwei Stunden lang zog sich der 100 Zugnummern lange närrische Lindwurm bei bitterer Kälte und gelegentlichem Schneetreiben durch die Kreisstadtstraßen. Ganz hinten, bei Zugnummer 99, wurde der karnevalistische Bandwurm verblüffend realistisch. Dort tuckerte der Traktor der Jugendzentrums AG, dessen Anhänger vollgestopft war mit Jugendlichen, bunt von Kopf bis Fuß wie immer, und dazu die Transparente wie immer: "Schluß jetzt! Juz Jetzt!" und "Entkriminalisierung der HausbesetzerInnen". Dahinter als Zugnummer 100 die Polizei, die echte.
Nicht ganz auf der Höhe der Zeit bezüglich der Zusammensetzung des Bundeskabinetts war der Motivwagen des Karnevalvereins Griedel, mit dem der Umzug der Bundesverwaltung von Bonn nach Berlin ("da gehn Eure Steuergelder hin") auf die Schippe genommen wurde. Unter den Masken auf den Wagen tummelte sich auch Hans-Dietrich Genscher, der längst nicht mehr Außenminister ist.
Phantasievoll setzten sich die Griedeler Karnevalisten auf insgesamt sieben Motivwagen mit der aktuellen Politik auseinander. Bundeskanzler Helmut Kohl war beispielsweise im Beutel eines riesigen Kängurus zu sehen. "Leere Beutel, große Sprünge" stand am Wagen und "Die Diäten steigen an, und die Kleinen schaffen&rquote;s ran".
Die 1. Allgemeine Södler Verunsicherung hatte eine Riesenfigur des Lügenbarons Münchhausen geschaffen und dazu gereimt: "Vor den Politikern muß uns grausen, die lügen besser als Münchhausen."
"Klasse statt Masse" forderte eine Frau aus dem vieltausendköpfigen Publikum, das trotz der Kälte die Straßen säumte. Sie meinte aber nicht die Zugnummern, sondern die Bonbons, die von den Wagen regneten. BRUNO RIEB
In Frühlingserwartung wird sich der Kurpark von Bad Homburg bei einer Führung am Dienstag, 2. März, den Besuchern zeigen, die sich um 15 Uhr beim Kurhausgarten einfinden.
Die Stadt bietet solche Führungen auch durch Bad Homburg und den Taunus zwar das ganze Jahr über, aber um so zahlreicher in der schönen Jahreszeit. Die nächsten Stadtführungen jeweils 15 Uhr ab Verkehrsamt Kurhaus sind im März jeden Freitag angesetzt.
Auskunft: Verkehrsamt, Telefon 0 61 72 / 12 13 10. In Bad Soden am Taunus findet am Freitag, 5. März, um 14 Uhr ab dem Badehaus eine Stadtführung statt. er
Redaktion: Corinna Willführ
ROSBACH. Mühelos füllten die beiden türkischen Kabarettisten von "Knobibonbon" das hohe Haus der Alten Oper in Frankfurt. Auch in der Wetterau sind ihre Gastspiele stets ausverkauft. So muß man sich sputen, um noch eine Karte für das neue Programm "Der Beschneider von Ulm" zu ergattern, das "Knobibonbon" heute abend um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Rodheim aufführt. Die Kabarett- Truppe, die sich durch scharfen Wortwitz auszeichnet und vielen als das "witzigste, großartigste, intelligenteste und bösartigste Kabarett" gilt, kommt auf Einladung der ortsansässigen Sozialdemokraten nach Rosbach. cor
OFFENBACH. Trotz eisigen Windes und einiger Schneeschauer ging es wieder heiß und hoch her in Bürgel: Schätzungsweise über 30 000 Schaulustige, viele von ihnen originell kostümiert, säumten in Vierer und Fünfer-Reihen die Straßen. Rund um Bürgel, närrisch Burgilla geheißen, gab es kaum noch Parkplätze. Die Polizei paßte auf, daß in den engen Gassen keines der herumwieselnden und Bonbons aufsammelnden Kinder überfahren wurde.
Traditionsgemäß führte die Bürgeler Kappenfahrt der Oberbürgermeister an. Wolfgang Reuter imitierte einen roten römischen Imperator. Weiter hinten im rund hundert Gruppen umfassenden Zug folgte ein schwarzer Block: die reaktionär-mittelalterlich schwarzgewandeten CDU-Ratsherren Hermann Schoppe, Günter Hammann und Stefan Grüttner. SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Schneider kam als Bannerträger des Jazz e.V eher inkognito daher. Er hatte sich ein schwarzes Auge angemalt.
Politische Themen fehlten diesmal bei der Bürgeler Kappenfahrt, wohl wegen des bevorstehenden Kommunalwahlkampfes. Lediglich die Rumpenheimer Vereine verlangten den Erhalt ihres Bürgerhauses.
Weil vor über 30 Jahren den Offenbacher Narren der Fastnachtsumzug mit teuren Prunkwagen zu teuer wurde, rief die Bürgeler Ranzengarde die Kappenfahrt ins Leben. Auch für dem Karneval nicht so verbundene Zeitgenossen ist sie deshalb so beliebt geworden, weil hier vor allem die Vereine für sich werben.
Für den besonderen Reiz des Zuges (Schlachtruf: Gut Stuß - Ahoi!) sorgten wieder die vielen Fußgruppen und die närrischen Individualisten mit ihren originellen Kostümen. So rief diesmal auch ein einsamer Bundeskanzler Helmut Kohl den unentwegt jubelnden Massen ein fröhliches "Offenbach Hallau" zu. lz
In der Wiesbadener (Kultur-)Villa Clementine, Frankfurter-/Ecke Wilhelmstraße, eröffnet am Freitag, 26. Februar, der Magistrat der Landeshauptstadt um 20 Uhr eine Ausstellung der Kasseler Malerin Barbara Heier-Rainer.
Bis 14. März werden dort jeweils donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags auch von 11 bis 13 Uhr zum Thema "Ausblicke, Einblicke - Zonen des Übergangs" Gemälde, Collagen, Monotypien zu sehen sein.
Der Besuch läßt sich am Freitag, 5. März, mit einem Konzert des Soloviolinisten Mathias Neundorf verbinden, der ab 20 Uhr Werke von J. S. Bach, Prokofieff, Reger und Eugéne Ysaye spielt.
Am Donnerstag, 11. März, 20 Uhr, gibt es am gleichen Ort aktuelle brasilianische Musik, "Brazilian Guitars" mit den Interpreten Ahmed El-Salamouny und Claudio Menandro. er
Graureiher genießt sein Gnadenbrot
?
Diebe erbeuteten Gemälde von A. R. Penck
Wenige Tage zuvor hatte die Vernissage stattgefunden. Offensichtlich waren die Diebe gezielt auf jenes Gemälde aus. Die Polizei erbittet Hinweise unter der Nummer 06 11 / 3 45 99 82. ege
Der Schützenverein Eschersheim "böllert" am Samstag, 27. Februar, 11 Uhr, den Eisernen Steg im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten an. Am folgenden Tag lädt er befreundete Vereine zum Empfang ins Vereinsheim des Fußballvereins 09, Sportplatz Berkersheimer Weg, ab 11 Uhr, ein. ks/07
Sekten und außerkirchliche Religiosität als Herausforderung an die Kirchen heißt ein Seminar der Kolpingfamilie Heddernheim am Montag, 1. März, 20.15 Uhr, im Pfarrheim St. Peter und Paul, Heddernheimer Landstraße 47. ks/08
Über den ökumenischen Flughafensozialdienst informiert die Evangelisch- Französische Gemeinde (Eschersheimer Landstraße 393) am Dienstag, 2. März, 20 Uhr. Referentin ist die Leiterin des Flughafensozialdienstes, Gudrun Petsch. ks/08
Ein Kantaten-Konzert mit Werken von Bach und Mendelssohn-Bartholdy ist am Sonntag, 28. Februar, 20 Uhr, in der evangelischen St. Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstraße 2, zu hören. uv/08
Das Abenteuertheater "Die Fuzzy's" spielt "Die Fuzzy's in der Wüste": Kreuzgemeinde, Alt-Preungesheim 22, am Donnerstag, 25. Februar, 15.30 Uhr. uv/08
Eine Schülergruppe aus der mit Nieder-Eschbach verschwisterten französischen Partnerstadt Deuil-la-Barre hält sich derzeit bei Schülerinnen und Schülern der Otto-Hahn-Schule auf. Der ehrenamtliche Stadtrat Anton Bretz aus Nieder-Eschbach wird die Gäste am Donnerstag, 25. Februar, um 10 Uhr im Kasiersaal des Römers begrüßen. uv/08
Der Verein zur Durchsetzung verursacher- und leistungsgerechter Straßenreinigungsgebühren in Frankfurt lädt zu seiner Mitgliederversammlung am morgigen Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, in den Sitzungssaal des Harheimer Rathauses (Ecke Philipp-Schnell-Straße / Alt-Harheim) ein. Manfred Morgenstern, Chef des Stadtreinigungsamtes, ist eingeladen, um ein Referat zu halten. uv/08
Der Sportverein Viktoria-Preußen 07 lädt zu seiner Jahreshauptversammlung am Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, ins Vereinsheim auf der Bezirkssportanlage Nord in Eckenheim (Hügelstraße) ein. Der Vorstand stellt sich zur Wahl. uv/08
Deutsche Rheuma-Liga: Die Stadtteilgruppe Nordweststadt/Praunheim lädt zu ihrem nächsten Treffen ein, das am Montag, 1. März, 15.30 Uhr, in der katholischen Christ-König-Gemeinde in Praunheim (Damaschkeanger 158) ist. Auskunft: Hermann Erbe, Tel. 76 56 53. uv/08
Phänomen Japan heißt ein Diavortrag von Armin Gnadt am Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, im Holdersaal der Freien Bildungsstätte "der hof" in Niederursel, Alt-Niederursel 42. Das Figurentheater "Phönix" zeigt "Hans im Glück" als Figurentheater für Kinder ab sechs Jahren am Sonntag, 28. Februar, 16 Uhr, ebenfalls im Holdersaal. uv/08
Der Singkreis für Jahreszeitenlieder ist neu im Angebot der Freien Bildungsstätte "der hof" in Niederursel, Alt-Niederursel 42: Das nächste Treffen in der "Teescheune" ist am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr. Weitere Termine mit Rainer Beckey sind jeweils am ersten Mittwoch eines Monats. Nähere Auskunft über den Kursus gibt's unter Tel. 57 50 78. uv/08
Die Johannes-Passion von Heinrich Schütz steht auf dem Programm einer musikalischen Vesper am Samstag, 6. März, um 18 Uhr in der evangelischen Andreaskirche in Eschersheim, Kirchhainer Straße 2. uv/09 Verein für Polizei- und Schutzhunde Preungesheim: Die nächsten Übungstage des Hundevereins sind am kommenden Samstag, 27. (ab 16.30 Uhr), und Sonntag, 28. Februar (ab 10 Uhr), sowie Dienstag, 2. März (ab 17.30 Uhr), auf dem Übungsgelände in der Oberwiesenstraße ohne Nummer (Tel. 5 48 76 95). Gäste sind eingeladen. Auskunft geben Vorsitzender Hans Günther (Tel. 5 48 67 46) oder Walter Fleischer unter Tel. 47 99 62). nd/08
TSG 98 Nordwest: Gesundheits- und Fitneßgymnastik ist am Donnerstag, 25. Februar (17.15 bis 18 Uhr), und am Samstag, 27. Februar (von 11 bis 12 Uhr), in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12. Am Mittwoch, 3. März (von 19.15 bis 20 Uhr), ist Erwachsenenschwimmen im Lehrschwimmbecken der Ernst-Reuter-Schule 1, am Praunheimer Weg. nd/08
Gesangverein "Frohsinn 1840" Heddernheim: Der gemischte Chor probt unter Leitung des neuen Dirigenten Karl Schultz von Larszky heute, Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, im Saal des katholischen Pfarrhauses St. Peter und Paul, Heddernheimer Landstraße 47. nd/08
Kleingärtnerverein Heddernheim: Die Mitglieder des Kleingärtnervereins treffen sich zur Jahreshauptversammlung am morgigen Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr, im katholischen Pfarrheim St. Peter und Paul an der Heddernheimer Landstraße 47. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Ehrungen. nd/08
Sportverein Viktoria/Preußen 07 Ekkenheim: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder des Sportvereins am morgigen Freitag, 26. Februar, 20 Uhr, im Vereinsheim auf der Bezirkssportanlage Nord (an der Hügelstraße). Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Neuwahlen. nd/08
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31/23 36.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Elternkreis Friedberg: SH-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.
Gesundheitsamt: Aids-Beratung, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad; Treffen, 19.30 Uhr, Schwalheimer Pfanne.
Rheuma-Liga: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.
Bürgeraktive: öffentl. Beratungsstunde für Gesundheits- und Ernährungsfragen, 18.30-19.30 Uhr, Frankfurter Straße 15.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben. Kulturmix Bad Vilbel. Alte Mühle: Workshop Maskenbau und -spiel, 18-22 Uhr, Künstlerkeller, Lohstraße 13.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
VCD: Treffen für Mitglieder und Interessierte, 19 Uhr, Literaturcafé Haagstr.
Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.
Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eing. Stadtschule Wilhelmskirche. Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Bürgeraktive: Offener Single-Treff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus, Bahnhofstraße.
Pommernkreis: 15 Uhr, Café im Kurhaus. Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Büdingen. DGB-Ortskartell: Mitgliederversammlung, 19 Uhr, Bürgerhaus, Jahnstraße 16.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Butzbach.Arbeiterwohlfahrt: Autogenes Training für Mütter, Väter und Kinder ab acht Jahren, 15.30-16.30 Uhr, Berufsschule, Emil-Vogt-Straße.
Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Friedensinitiative: Treffen, 20.30 Uhr, Gaststätte Zum Bosporus, Neugasse. Florstadt. Wanderfreunde Staden, Jahreshauptversammlung, Bürgerhaus Staden.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Niddatal. Umweltwerkstatt Wetterau: Treffen der Naturschutzgruppe Niddatal, "Wahlprüfsteine vor der Kommunalwahl", 20 Uhr, Wirtsgasse 1.
Vorträge / Kurse Rosbach. BUND-Ortsverband: Vortrag zu "Landwirtschaft und Umwelt", 19.30 Uhr, Adolf-Reichwein-Halle.
Karben. VHS: Kursus Maschinenschreiben, 19.45 Uhr, Kurt-Schumacher- Gesamtschule, Anmeldung vor Ort. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Umweltausschuß: Ortsbesichtigung, 17 Uhr, Treffpunkt Eingang Burgkirche, anschließend Sitzung im Alten Rathaus, Kaiserstr. 21.
Bad Vilbel. SPD-Senioren: Treffen mit Kommunalpolitikern, 15 Uhr, Kurhaus. Ortenberg. Haupt- und Finanzausschuß, 19.30 Uhr, Sitzungssaal des Rathauses.
Wöllstadt. Gemeindevertretung: Sitzung, 19 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt, Paul-Hallmann-Str. 3 Verschiedenes Karben. Grundschule Okarben: Anmeldung für Schulanfänger, Buchstaben A-L, 8.30-12 Uhr.
Freiwillige Feuerwehr: Richtfest für Petterweiler Feuerwehrgerätehaus, 15.30 Uhr, Schloßstraße.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor der Kurverwaltung Bad Salzhausen.
Wöllstadt. "Wege zum Selbst": Wege- Treff, 20.15-22.30 Uhr, Niederwöllstadt, Lindenstraße 8. Wahlkampfveranstaltung Gedern. CDU-Kreisverband Wetterau: Besuch von Manfred Kanther, Vorsitzender der CDU Hessen, 16-16.30 Uhr Besichtigung der Schloßberg-Klinik, 16.45-18.30 Uhr Gespräch mit Wirtschaftsvertretern und Kommunalpolitikern über Region Vogelsberg, Gaststätte zum Laabhans.
Hirzenhain. Wählerinitiative Hirzenhain: Wahlkampfkundgebung, 20 Uhr, Gasthaus Stolberger Hof.
Florstadt. CDU-Kreisverband Wetterau: Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert spricht, 20 Uhr, Bürgerhaus. Filmspiegel Friedberg. Roxy: Alarmstufe Rot (15, 20 Uhr) - Blende: Der kleine Punker (15 Uhr); Kein Pardon (20.15 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Der letzte Mohikaner (15, 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Alarmstufe Rot (20 Uhr) - Princess: Dracula (20 Uhr).
(ohne Gewähr)
MOGADISCHU, 23. Februar (AP). Bei heftigen Kämpfen in der somalischen Hafenstadt Kismayo sind zehn Somalier getötet und 20 verwundet worden, wie am Dienstag bekannt wurde. Wegen dieser Gefechte verschoben die US-Truppen ihren Abzug aus der Stadt.
Sprecher der internationalen Interventionstruppe in Somalia und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten, die Kämpfe zwischen bewaffneten Anhängern von Mohammed Said Hirsi, der als General Morgan bekannt ist, und seines Rivalen Oberst Omar Dschess hätten am Montag begonnen. Dabei seien sieben Menschen umgekommen. Mindestens 20 Personen hätten Verletzungen erlitten, sagte die US-Militärsprecherin Major Karen Conley. Bei Gefechten am Abend wurden dann weitere sieben Somalier getötet. In die Kämpfe wurden teilweise auch belgische, nicht aber US-amerikanische Soldaten verwickelt.
BÜTTELBORN. SPD, CDU und die Unabhängige Wählergemeinschaft "Grüne Bürgerliste Büttelborn (GLB)" - somit jene drei Gruppierungen, die seit 1989 in der Gemeindevertretung sitzen, kandidieren am 7. März wieder fürs neue Parlament. Große Veränderungen werden nicht erwartet - jedenfalls nicht aufgrund kommunalpolitischer Fragen. Kontroverse, mit großen Redeschlachten und viel Herzblut diskutierte Themen gibt es derzeit in der Gemeinde kaum, auch wenn das Parlament in Sachfragen durchaus munter debattiert.
Schon das traditionell schmale Budget der Gemeinde läßt keine großen Sprünge zu. Oder es hilft, auf dem Teppich zu bleiben, um mit Bürgermeister Horst Gölzenleuchter (SPD), einem über die Grenzen seiner Partei hinaus populären Mann, zu sprechen. Viele Büttelborner teilen seine Meinung, daß wenig Geld auch eine Chance für vernünftige und kostenbewußte Kommunalpolitik sein kann.
In der ausklingenden Legislaturperiode brachten die Kommunalpolitiker eine Reihe gewichtiger Projekte auf den Weg, vor allem den Neubau der zentralen Kläranlage auf dem Gelände in Richtung Groß-Gerau. Beispielhaft bewältigte die nicht gerade begüterte Kommune die gewaltigen Probleme, die sich bei der Finanzierung solch eines millionenträchtigen Vorhabens ergeben; Parteien und Politiker traten in intensive Diskussion mit den Bürgern und Wählern ein.
Genauso war es bei der neuen Kreismülldeponie gelaufen, die in dieser Legislaturperiode in Büttelborn offiziell in Betrieb genommen wurde. Der darüber geführte Dialog zwischen Politikern, Planern und Bürgern war zwar lang, bescherte aber am Ende dem Kreis Groß- Gerau als erstem in Hessen eine ohne Rechtsstreit eröffnete neue Zentralhalde.
Der Landkreis und seine "Riedwerke" waren weitgehend auf Wünsche und Kritik der Büttelborner - sowohl der Kommunalpolitiker als auch einer Bürgerinitiative - eingegangen. Der Erfolg: Die Halde ist am Ort kaum noch ein Thema. Versüßt wurde den Büttelbornern der Müllstandort durch Ausgleichszahlungen des Kreises, was bei knapper Kasse willkommen kam. Darüber hinaus wurde für die Versorgung auf dem flachen Lande mit den Plänen für ein Zentrum für Gemeinschaftshilfe ambulanter sozialer Dienste ein Zeichen gesetzt. Relativ unproblematisch schaffte die Gemeinde auch die Unterbringung von Asylbewerbern, setzte früh auf einen Weg, bei dem am Ende die Kommune wenigstens Vermögenswerte in Form von Wohneigentum geschaffen hat, was auf höherer politischer Ebene zunächst schwer durchzusetzen war.
Weiteres Thema war in den zurückliegenden vier Jahren der Fluglärm über Büttelborn, weshalb beispielsweise Änderungen der Abflugrouten immer große Aufmerksamkeit finden. Außerdem beschäftigte die Beseitigung der Baumschäden durch Stürme wie "Wiebke" die Kommunalpolitiker.
Politisch ist Büttelborn traditionell rot - von einer kurzen Unterbrechung ob des Konfliktes um die Startbahn West abgesehen. Bei der Kommunalwahl 1989 erreichte die SPD 58,1 Prozent = 22 Sitze (85: 56,9 = 21), die CDU 24,2 = neun (Sitze 85: 28,7 = elf) und die GLB 14,4 = sechs Sitze (85: 12,2 = fünf). Einen Spitzenwert hatte die SPD 1972 mit 66,4 Prozent erreicht, doch 1977 kam ein erheblicher Rückgang auf 57,8 Prozent.
Das war damals das Jahr der Verwaltungsreform auf Gemeindeebene und des Zusammenschlusses von Klein-Gerau und Worfelden mit Büttelborn zu der gleichnamigen Großgemeinde. Was damals ironisch als "Klein-Büttelfelden" apostrophiert wurde, erweist sich inzwischen längst als kommunalpolitisch lebensfähig, Eingemeindungspläne gibt es nicht mehr. Zunächst gab es freilich am Ort selbst einige Vorbehalte gegen den Zusammenschluß, bekam 1977 offensichtlich die traditionelle Regierungspartei SPD einen Denkzettel verpaßt, wenn sie auch am Ende dennoch sehr deutlich ihre absolute Mehrheit behielt. Profitieren konnte von solch lokalem Unmut damals vermutlich die CDU, die von 27,5 Prozent im Jahr 1972 auf 36,6 bei der 77er Wahl hochschnellte.
1981 - in der Hochphase des Protestes gegen die Frankfurter Flughafenerweiterung - war aber auch in Büttelborn alles ganz anders. Denn auch hier war, wie im benachbarten Mörfelden-Walldorf, Fluglärm nicht abstrakt, sondern beinahe täglich erlebbar.
Die vor Ort gegen die Startbahn West streitende SPD bekam dennoch - wohl stellvertretend für ihre Landespartei - die Quittung, sackte bei der 81er Wahl auf einen historischen Tiefstand von 44,6 Prozent ab. Auch die CDU, ebenfalls im Startbahnprotest mit eingebunden, mußte für ihre Landespartei Federn lassen und rutschte auf 27,8 Prozent ab.
Damals schaffte die neue Grüne Liste Büttelborn aus dem Stand stolze 25,2 Prozent.Kleine FR
Neuer Kindergarten BAD HOMBURG. Der Kindergarten "Hessengärten", Churer Weg 14, wird am Montag, 1. März, 11 Uhr, eröffnet. Rote Ampel übersehen BAD HOMBURG. Weil er wegen der "tiefstehenden Sonne die rote Ampel übersehen" hatte, fuhr ein Pkw-Fahrer am Montag nachmittag auf der Bundesstraße von Köppern nach Bad Homburg auf den Wagen seines Vordermannes auf. Damit richtete er einen Schaden von 10 000 Mark an; der andere Fahrer wurde leicht verletzt. Bauausschuß tagt FRIEDRICHSDORF. Der Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß tagt am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr im Rathaus der Stadt. Unter anderem steht die Aufstockung des Feuerwehrhauses und Postgebäudes in Seulberg an. Tricks fürs Jonglieren BAD HOMBURG. Jonglierbegeisterte, die schon Erfahrung in der Kunst haben, können sich weiterbilden. Die Volkshochschule bietet an drei Samstagen von 14 Uhr bis 17 Uhr einen Kurs an, in dem Tricks gelernt und Wurfmuster für mehrere Personen ausprobiert werden. Beginn ist Samstag, 27. Februar; Kosten 49 Mark. Anmeldung bei der VHS, Elisabethenstr. 4-8, Telefon 0 61 72 / 2 30 06. Wer will mitmachen? BAD HOMBURG. Für das Musical "Die Hochzeit zu Kana" am Sonntag, 28. März, sucht die Evangelische Waldenser-Kirchengemeinde, Dornholzhäuser Str. 12, noch Kinder, die mitmachen wollen.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Im Spätsommer möchte der Kreis mit der Sanierung und Erweiterung des Krankenhauses in Bad Soden beginnen. Wie Landrat Jochen Riebel (CDU) jetzt mitteilte, stellt das Land 30 Millionen Mark in seinem Krankenhausbauprogramm für die Jahre 1994 bis 1996 für das Sodener Projekt bereit. Der Kreisausschuß hat jetzt Aufträge an Architekten und Ingenieure vergeben.
Operationssäle und andere Funktionsräume in den Kliniken, die 1970 in Betrieb genommen wurden, müssen nach Darstellung Riebels den "Anforderungen unserer Zeit" angepaßt werden. So sollen die Räume ausgebaut, erweitert und besser ausgestattet werden. Der Kreis beschloß jetzt, einen Architektenvertrag abzuschließen und einen Vertrag mit Fachingenieuren auszuhandeln, der beispielsweise die Bereiche Elektro, Heizung, Lüftung, Wasser und sanitäre Anlagen umfaßt.
Der Kreis meldete bereits 1983 beim Hessischen Sozialministerium seine Wünsche an. 1989 wurden die Entwürfe überarbeitet und inzwischen sind die Verhandlungen mit den Vertretern des Ministeriums so weit gediehen, daß das Projekt in die Tat umgesetzt werden kann. she
sp HANNOVER, 23. Februar. Wegen "Amtsverschwiegenheit" und "Steuergeheimnis" hat das niedersächsische Finanzministerium am Dienstag Auskünfte darüber abgelehnt, wie Finanzminister Hinrich Swieter (SPD) den geldwerten Vorteil versteuerte, den ihm der VW-Konzern verschaffte, indem er ihm im Sommer 1991 unentgeltlich für mehrere Tage einen Konferenzbus zur Verfügung stellte. Nach Darstellung des Ministeriums wollte Swieter damals "vor Ort" einen persönlichen Eindruck vom Aufbauwillen in Ostdeutschland gewinnen. Zu diesem Zweck habe er Gespräche mit sächsischen Regierungsmitgliedern und dem Dresdner Oberbürgermeister vereinbart und daran einige Tage Urlaub gehängt. Ehefrau, zwei Kinder, eine Kinderbetreuerin und deren Ehemann seien mitgereist. Eine Sprecherin des Ministeriums erläuterte, Swieter habe die Reise als "Test" angesehen, weil er damals erwogen habe, einen solchen Konferenz- bus als Dienstwagen anzuschaffen.
In den vergangenen Tagen war in Hannover bekannt geworden, daß der VW- Konzern Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und anderen Aufsichtsratsmitgliedern jeweils für mehrere Monate "Testwagen" unentgeltlich überlassen hat. Schröder versteuerte nach eigenen Angaben den geldwerten Vorteil, Sozialminister Walter Hiller (SPD) unterließ das, nachdem er vom VW-Vorstand die Auskunft erhalten hatte, daß er dem Finanzamt nichts angeben müsse.
Niedersachsens Oppositionsführer Jürgen Gansäuer (CDU) sprach am Dienstag von einem "Leihwagen-Deal". Mit der "Hochstilisierung" des Ministerpräsidenten und des Sozialministers zu "Testwagenfahrern" lasse sich nicht verschleiern, daß ihnen und ihren Familienangehörigen private Zweitwagen gestellt worden seien. Auf Hinweise, daß sich der frühere niedersächsische Finanzminister Walther Leisler Kiep (CDU), der damals VW-Aufsichtsratsmitglied war, mehrmals für auswärtige Termine ein Flugzeug des Konzerns zur Verfügung stellen ließ, antwortete ein CDU-Sprecher, Service-Leistungen der Wirtschaft, durch die staatliche Haushaltsmittel hätten eingespart werden können, seien sinnvoll gewesen. Da sich inzwischen aber gezeigt habe, daß auch dadurch Abhängigkeiten entstehen könnten, sollten solche Angebote heute anders beurteilt werden.
Nach niedersächsischem Haushaltsgesetz steht jedem Minister ein Dienstwagen zum Preis bis 47 000 Mark zu.
Mit einer weiteren Gast-Ausstellung begibt sich das Museum für Moderne Kunst (MMK) in die Jahrhunderthalle Höchst. Direktor Jean-Christophe Ammann will damit seinem eigenen Anspruch gerecht werden, "diese Institution in Stadt und Land bei einer interessierten Bevölkerung zu verwurzeln". Vom 8. März bis 12. April werden Werkgruppen gezeigt, die bisher im Museum noch nicht ausgestellt werden konnten: Arbeiten von Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf, Silvia Bächli und Heiner Blum. Das MMK setzt damit auch seine Ankaufspolitik in Szene: Diese gibt dem Erwerb von zusammenhängenden Werkgruppen den Vorrang vor spektakulärn Einzelstücken. So geht vielen der in Höchst gezeigten Arbeiten eine intensive Sammel-Tätigkeit voraus. Heiner Blums Serie von übermalten Zeitungs-Ausschnitten umfaßt 205 Blatt; aus dem "Sperrmüll der Tageszeitungen" las er bestimmte Begriffe und Schlagworte heraus. Von Manfred Stumpf sind 39 Computer-Zeichnungen zu sehen, die als Grundlage für sein Wandmosaik in der Frankfurter U-Bahn dienten. Walter Dahn, einer der Wegbereiter der neo-expressiven Malerei der achtziger Jahre, ist mit einem Satz Zeichnungen aus den Jahren 1974 bis 1991 vertreten. Dem Sammeln und Bearbeiten von Wohlstands-Müll widmet sich der Künstler Peter Rösel; das MMK stellt eine Serie mit Miniatur- Malereieien auf Konservenblech aus. Mit dem Thema innerer und äußerer Wahrnehmung setzt sich schließlich Silvia Bächli in ihren Zeichnungen auseinander. (two)
FLÖRSHEIM. Die Mitglieder der "fNEP", die Wahlliste "für NichtwählerInnen, ErstwählerInnen und ProtestwählerInnen", haben Wahlleiter Norbert Hegmann aufgefordert, in der Diskussion um die Spitzenkandidatin der unkonventionellen Gruppe "Fehler des Ordnungsamtes und seine eigene Verantwortlichkeit ohne wenn und aber einzugestehen". Hegmann solle seinen Täuschungsvorwurf zurücknehmen und nicht länger mit "äußerst fragwürdigen und peinlichen Rechtfertigungsversuchen um sich werfen".
Der Streit um die fNEP-Kandidatin Doris Akrap war vor kurzem entstanden, als bekannt wurde, daß die Frau keinen deutschen Paß hat und bei der Kommunalwahl nicht kandidieren darf (die FR berichtete am 19. Februar). Wahlleiter Norbert Hegmann, Flörsheims Erster Stadtrat, räumte daraufhin zwar Fehler in der Verwaltung ein, erhob zugleich aber den Vorwurf, Doris Akrap habe sich bewußt an der Wahl beteiligt, obwohl sie gewußt habe, daß sie nicht wahlberechtigt sei.
Die fNEP hat inzwischen bekräftigt, daß Hegmann allein für die Anfechtbarkeit der Kommunalwahl verantwortlich sei. Die Mitglieder der neuen Liste fordern ihn darüber hinaus auf, "sich öffentlich bei unserer Spitzenkandidatin Doris Akrap zu entschuldigen". Andernfalls behalte sich die fNEP vor, Anzeige gegen Hegmann zu erstatten. schu
Karnevalverein "Die Bodentrampler" Nieder-Erlenbach: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum Heringsessen am Samstag, 27. Februar, ab 19 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum (Charlottenburg). nd/08
Germania 1873 Preungesheim: Die Mitglieder der gemischten Chorgemeinschaft treffen sich zur Probe am Montag, 1. März, 20 Uhr, in der evangelischen Kreuzgemeinde, Jaspertstraße. Auskunft: Milli Schneider (Tel. 5 40 07 34). nd/08
Freiwillige Feuerwehr Heddernheim: Die Mitglieder der Einsatzabteilung treffen sich zur Ausbildung am Dienstag, 2. März, 19.30 Uhr, im Gerätehaus, Dillgasse 8 (Thema ist "Unfallverhütung"). nd/08
Karnevalverein "Die Bodentrampler" Nieder-Erlenbach: Für Verdienste um den Verein wurde Bärbel Schuch-Beckers zur Ehrensenatorin ernannt. nd/08
Wildschweine grüßen
Für manche Besucher beginnt die Wildschweinfütterung bei Würzberg im Odenwald zunächst mit einem gehörigen Schrecken: Sie werden bereits auf dem Parkplatz von einigen aufdringlichen Schwarzkitteln "begrüßt". Doch die schwarzbraunen Gesellen entpuppen sich als recht friedfertig. Sie spekulieren nur auf eine Handvoll Maiskörner, die es zur Fütterungszeit auf dem 1000 Hektar großen Terrain nicht so ohne weiteres zu erhaschen gibt. Denn auf ihrem eingezäunten Fütterungsplatz, etwa 150 Meter weiter im Wald, balgen sich bis zu 250 Wildschweinleiber.
Vor allem die mächten Keiler verstehen dabei wenig Spaß. Aus gutem Grund. Schließlich haben sie während ihrer herbstlichen Rausch(Liebes)-zeit bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes verloren. Die gilt es nun aufzuholen, und zwar mit der den Wildschweinen eigenen Vehemenz. Beliebtes Objekt der Begierde sind freilich auch die Futtertüten der Zaungäste, für die fünf Groschen zu zahlen sind.
Fütterungszeit: Täglich gegen 16 Uhr; samstags und sonntags ist die Anlage bereits ab 13 Uhr geöffnet. Ab 15. März Öffnungszeiten täglich ab 13 Uhr.
Eintrittspreise: Erwachsene zahlen zwei, Kinder eine Mark.
Weitere Auskünfte: Tel. 0 60 62 / 17 82 (Herr Neff).
Auf der Anfahrt zur Wildschweinfütterung empfiehlt sich ein Abstecher zum Würzberger Römerbad. Dessen restaurierte Überreste bieten Verblüffendes. Da gab es zum Beispiel eine Fußbodenheizung, die schon vor 1800 Jahren vortrefflich funktionierte. Warmluft stieg durch Hohlräume in den Wänden empor und garantierte wohlige Badetemperaturen.
Anfahrt: Über die B 45 in den Odenwald. Nach Michelstadt links ab auf die B 47 in Richtung Amorbach. Nach etwa sechs Kilometer geht es dann rechts ab nach Würzberg. Etwa 400 Meter hinter dem Würzberger Ortsschild zeigt ein Hinweisschild zum nahen Römerbad und zur drei Kilometer entfernten Wildschweinfütterung.Kleine FR
Die DLRG wählt WEHRHEIM. Die DLRG-Kreisgruppe Usinger Land lädt ein für Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr zu ihrer Jahreshauptversammlung in das Bürgerhaus Wehrheim. Dabei stehen die Neuwahlen des Vorstandes, die Rechnungslegung für das vergangene Jahr und die Planung des Rettungsdienstes für den Hattstein- weiher auf dem Programm. Bauausschuß tagt GLASHÜTTEN. Die nächste Sitzung des Bau- und Siedlungsausschusses findet am Donnerstag, 25. Februar, um 19.30 Uhr im Rathaus im Schloßborner Weg 2 statt. DRK bekommt ein Zuhause WEHRHEIM. Zu einem Tag der offenen Tür anläßlich des neuen Domizils in der Bahnhofstraße 15 lädt das DRK ein am Sonntag, 28. Februar, von 13 bis 18 Uhr. Dabei besteht Gelegenheit, Fahrzeug, Rotkreuz-Team und das Aktionsprogramm kennenzulernen. Außerdem stehen Kaffee und Kuchen bereit. Weilrod und der Umlandverband WEILROD. Zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Hört der Umlandverband vor Weilrod auf?" lädt die FDP für den 28. Februar, 10 Uhr, in das Bürgerhaus Emmershausen ein. Dabei geht es um die Frage, was der Umlandverband an finanzieller Unterstützung für Weilrod leistet. Diskussionspartner sind Volker Stein, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Umlandverband, und Heinrich Gerhold, Mitglied der Fraktion. Gualtemaltekische Frauen berichten USINGEN. Über ihre Situation berichten Frauen aus Guatemala am Freitag, 5. März, um 19.30 Uhr in der Evangelischen Kirche Usingen. Bei der Veranstaltung anläßlich des Weltgebetstages, zu der Frauen aller Konfessionen einladen, geht es um die bedrückenden sozialen Probleme in dem mittelamerikanischen Land und um die Rolle der Kirche. Auch Männer sind herzlich willkommen. Müllabfuhr im März WEHRHEIM. Die Leerung der Altpapiertonnen erfolgt am 1. und 29. März. Die Gelben Säcke werden am 2., 16. und 30. März geleert, der Sperrmüll wird am 12. und 26. März abgeholt. Für den Sperrmüll ist eine vorherige Anmeldung bis spätestens zum Vortag 10 Uhr erforderlich, und zwar bei der Gemeindeverwaltung unter der Nummer 06081 / 5890 oder mittels Postkarte.
Täglich sind in Deutschland rund 5000 Tanklastzüge, 10 000 Eisenbahnwaggons und einige hundert Binnenschiffe mit gefährlicher Fracht unterwegs. "Frankfurt wird wie kaum eine andere Stadt von diesen Gefahrgutttransporten berührt", sagt Umweltdezernent Tom Koenigs und stellt das Problem am Aschermittwoch, 24. Februar, 20 Uhr, im Plenarsaal des Römer im Rahmen der Reihe "Stichwort Umwelt" zur Diskussion.
Es sprechen Reinhard Ries, neuer Chef der Frankfurter Feuerwehr, und Herman Kirchner, Gefahrgutreferent im hessischen Verkehrsministerium. peh
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 2 892 363,90 DM; Kl. 2: 1 892 363,20 DM; Kl. 3: 82 276,60 DM; Kl. 4: 8853,10 DM; Kl. 5: 147,80 DM; Kl. 6: 59,70 DM; Kl. 7: 9,50 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 3201,30 DM; Kl. 2: 115,50 DM; Kl. 3: 15,- DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 280 703,60 DM; Kl. 2: 14 035,10 DM; Kl. 3: 1427,30 DM; Kl. 4: 43,50 DM; Kl. 5: 5,70 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 1 746 207,- DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 120,20 DM; Kl. 2: 10,50 DM; Rennen B: Kl. 1: 257,60 DM; Kl. 2: 97,40 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 14 309,40 DM.
(Ohne Gewähr)
Das Wetter
Wetterlage Auf der Ostseite des nach Skandinavien gerichteten Keils des atlantischen Hochs fließt weiterhin Kalt- luft nach Deutschland. Auf den Osten Deutschlands greift im Tagesverlauf der Ausläufer eines Karpatentiefs über. Vorhersage bis Donnertag früh Im Westen vielfach heiter und kaum Niederschlag. Nach Osten zu stark bewölkt und im Tagesverlauf aufkommender Schneefall.
Höchstwerte im Westen und Norden um 0, sonst um -2 Grad.
Tiefstwerte -5 bis -10 Grad, örtlich um -15 Grad.
Schwacher bis mäßiger, im Osten frischer Wind um Nord. Weitere Aussichten für Donnerstag Im Osten auflockernde Bewölkung und kaum noch Niederschlag.
Im Westen Bewölkungszunahme und nachfolgend einsetzender Schneefall. Weiterhin kalt.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
stark bewölkt 11 Amsterdam
leicht bewölkt 3 Athen
wolkig 11 Barcelona
wolkenlos 10 Bordeaux
wolkig 5 Brüssel
leicht bewölkt 0 Budapest
bedeckt -1 Dublin
leicht bewölkt 10 Helsinki
stark bewölkt -3 Istanbul
Regenschauer 7 Kairo
wolkenlos 22 Larnaka
leicht bewölkt 18 Las Palmas
leicht bewölkt 20 Lissabon
wolkenlos 11 Locarno
leicht bewölkt 2 London
leicht bewölkt 6 Madrid
leicht bewölkt 7 Malaga
wolkig 15 Mallorca
bedeckt 8 Moskau
leicht bewölkt -4 Nizza
wolkig 7 Paris
leicht bewölkt 3 Rom
wolkenlos 6 St. Petersburg
bedeckt 0 Stockholm
Schneefall -3 Tunis
stark bewölkt 7 Varna
leicht bewölkt 4 Venedig
wolkenlos 5 Warschau
bedeckt -5 Wien
wolkig -2 Zürich
stark bewölkt -3 Deutschland Berlin
wolkig -2 Dresden
stark bewölkt -5 Feldberg/Ts.
Schneefall -9 Feldberg/Schw.
Schneeschauer -12 Frankfurt/M.
wolkig -2 Freiburg
Schneeschauer -1 Garmisch
Schneefall -6 Hamburg
leicht bewölkt -1 Köln/Bonn
leicht bewölkt -1 Leipzig
wolkig -3 München
wolkig -6 Norderney
wolkig 3 Rostock
wolkig -1 Sylt
leicht bewölkt 1 Zugspitze
Schneefall -25 Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.19 Uhr
Sonnenuntergang 17.59 Uhr
Mondaufgang 7.50 Uhr
Monduntergang 21.27 Uhr
1
Einen Foto-Laborkurs für Frauen bietet die Medienwerkstatt Frankfurt im Germaniabunker am Sonntag, 28. Februar, von 11 bis 17 Uhr, an. Die Kursgebühr beträgt 90 Mark. Anmeldungen unter Tel. 46 92 36 2. ov/08
Ludwig Fels, Gewinner des Kranichsteiner Literaturpreises 1992, ist mit seinem Buch "Der Himmel war eine große Gegenwart" am heutigen Donnerstag, 25. Februar, ab 20.30 Uhr, zu Gast in der Romanfabrik, Uhlandstraße 21. ov/08
SPD-Ortsverein Nordend I: Der "Arbeitskreis Theorie" trifft sich jeden Sonntag, ab 19.30 Uhr, im "Club Voltaire", Kleine Hochstraße 5. po
SCHLÜCHTERN. Um die Erhaltung der Kopfhainbuchen an der Breitenbacher Grill- und Freizeitanlage "Im Bühl" kümmert sich seit kurzem der BUND Schlüchtern. Mit regelmäßigen Beschneidungen wollen die Umweltschützer erreichen, daß der "einmalige und besonders schützenswerte Bestand seine ursprünglichen Charakter beibehält". Die erste Pflegeaktion stieß indes nicht überall auf Begeisterung: Bürger und Vereine vor Ort sind sauer, daß sich der BUND ausgerechnet die ohnehin gebeutelten Stämme unterhalb der Grillhütte vorgenommen hat und verlangen, daß solche Schritte nur noch in Absprache mit der Vereinsgemeinschaft erfolgen..
Nicht nur aus BUND-Sicht ist ein regelmäßiges Beschneiden der Kopfhainbuchen indes unumgänglich, um den Erhalt des wertvollen Baumbestandes zu sichern. Auch Ortsvorsteher Gerd Grabausky (SPD) betont, daß die Buchen periodisch entästet werden müßten. Bei einem Ortstermin mit dem städtischen Umweltberater, den Naturschützern und dem Revierförster sei deshalb die Vorgehensweise genau festgelegt worden.
Grabausky gab sein Placet unter der Bedingung, daß der Förster derlei Aktionen beaufsichtige. Doch nun hätten die Umweltschützer genau die Bäume vorschriftsmäßig entästet, die vorerst unberührt bleiben sollten. "Der BUND hat da wohl ein wenig vorgegriffen", meint der Ortsvorsteher nun, der die ganze Geschichte "net so hoch hängen will". Er bemühe sich jetzt, die Wogen zu glätten und will dafür sorgen, daß künftige Aktionen mit den Beteiligten abgestimmt werden.
Das besondere an den Breitenbacher Hainbuchen ist nach BUND-Angaben ihre eigenartige Wuchsform, die sie der historischen Waldnutzung verdanken. Früher wurden die Äste regelmäßig abgeschnitten und als Brennholz verwendet. Da diese traditionelle Nutzung heute flachfällt und die Kopfhainbuchen zuletzt in den 50er Jahren beschnitten wurden, faulen etliche Bäume wegen des Lichtmangels. Zwei seien bereits umgekippt, andere seien mittlerweile so kopflastig, daß sie beim nächsten Sturm umzufallen drohten, erläutert BUND-Chefin Gabriele Frenz.
Anders als in den vergangenen Jahren, in denen die Bäume eltiche Male unsachgemäß beschnitten worden seien, pflege sie der BUND nun unter fachmännischer Anleitung. Nur so sei gewährleistet, daß die Buchen in kürzester Zeit wieder ausschlügen. Und in diesem Winter hätten BUND-Mitglieder vereinbarungsgemäß drei Bäume beschnitten.
Aus Sicht der Umweltschützer muß die Pflege "abschnittweise, aber zügig erfolgen". Da sie sich nicht um das gesamte, rund ein Hektar große Areal kümmern können, plane das Forstamt demnächst einen größeren Einsatz. Auch die artenreiche Wiese unter den Hainbuchen solle durch eine gezielte Pflege erhalten und regeneriert werden. tja
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 9
Die Eintrittskarte zur Tennis-Gala am Samstag, 27. Januar, in der Festhalle ist gleichzeitig ein gültiger FVV-Fahrschein. Der Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund weist alle Besucher der Veranstaltung darauf hin, daß neben den Tramlinien 16 und 19 zwei zusätzliche Straßenbahnfahrten zwischen Hauptbahnhof und Festhalle angeboten werden. hu
Vor 25 Jahren probten Schüler am Oberurseler Gymnasium den Aufstand gegen die Tanzbären
HEUTE LESEN SIE
Nahost Israel macht Konzessionen Seite 2
Leitartikel Das Amigo-System Seite 3
Abgeordnete Bestechung nicht strafbar Seite 4
Feuilleton Berliner Denkmalstürze Seite 9
Medienrundschau TV-Festival in Monte Carlo Seite 11
Dokumentation In der Transitfalle Seite 12
Wirtschaft Stahlkrise reißt Kohle mit Seite 13
Sport Flieger mit schwachen Nerven Seite 17
Frankfurt Großputz nach Chemieunfall Seite 21
Kulturspiegel Tänzerin Isabel Gerber Seite 26
Hessen Wahlkampf der Grünen Seite 27
Aus aller Welt Zahl der Tiger verdoppelt Seite 30
Roman Seite 9
Fernsehen und Funk Seiten 10/11
Freie Aussprache Seite 11
Börse Seite 16
Filmspiegel Seite 20
ptz/sp BONN/HANNOVER, 23. Februar. Hans Berger, SPD-Bundestagsabgeordneter und Chef der IG Bergbau und Energie, hofft, daß Anfang des kommenden Jahrhunderts in der Bundesrepublik ein Atomkraftwerk der nächsten Generation gebaut werden kann. Er persönlich sage ja zu einer Nutzung von Atomkraft und Kohle in der Stromversorgung, sagte Berger vor Journalisten in Bonn.
Der Gewerkschafter setzt große Hoffnungen in die bevorstehenden parteiübergreifenden Gespräche über einen Konsens in der Energiepolitik. Die hatte neben anderen der Vorstandsvorsitzende des Veba-Konzerns, Klaus Piltz, nach Vorgesprächen mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder und IG-Chemie-Vorstandschef Hermann Rappe (beide SPD) angeregt. In den Reihen der Energiewirtschaft wird Piltz, der auch ein "geordnetes Auslaufen der heute genutzten" Atomkraftwerke angeboten hatte, stark kritisiert. "Piltz wird recht behalten", meinte Berger, "diejenigen, die jetzt nein sagen, werden weiter verhandeln müssen."
Von seiner Partei erwartet Berger, daß sie die Option auf die Nutzung der Atomtechnik nicht aufgebe. Seiner Ansicht nach wird die SPD vom 1986 in Nürnberg formulierten Ausstieg aus der Atomenergie Abstand nehmen müssen. So ein Ausstiegsbeschluß tauge als Grundlage zur Opposition, nicht aber zum Regieren.
Der Umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller, forderte am Dienstag dagegen eine durchgreifende Reform der Energieversorgung, die auf Einsparen, Vermeiden und mehr Effizienz zielt. "Nicht nur wegen der ungelösten Entsorgungsprobleme, großen Sicherheitsrisiken und militärischen Mißbrauchsmöglichkeiten ist die Atomkraft für die SPD nicht akzeptabel, sondern weil ein Festhalten an dieser Energietechnologie auch ökonomisch und ökologisch unsinnig ist", stellte Müller fest. Er forderte zugleich die Grünen auf, sich an den "kontroversen Diskussionen" zu beteiligen. Der Vorstandssprecher der Grünen, Ludger Volmer, hatte zuvor betont, seine Partei sei ausschließlich zu Gesprächen über einen Ausstieg aus der Atomenergienutzung bereit; sie werde aber nicht über lange Restlaufzeiten für im Betrieb befindliche Meiler verhandeln.
Die niedersächsische Landesvorsitzende der Grünen, Gila Altmann, bewertete das Angebot der Vorstandsvorsitzenden der Energiekonzerne Veba und RWE für einen atompolitischen Konsens als "Mogelpackung". Bei näherem Hinsehen, schreibt Altmann im niedersächsischen Partei-Magazin Grüne Zeiten, zeige sich, daß das vermeintliche Angebot der Konzerne nicht auf Ausstieg aus der Atomenergie hinauslaufe, sondern im Gegenteil auf Herstellung gesellschaftlicher Akzeptanz für die Atomenergie.
Zwar zeichne sich ein Rückzug aus der kostspieligen Wiederaufarbeitung und Plutoniumwirtschaft ab, schreibt Altmann, aber für das, was sich die Energiekonzerne nicht mehr leisten könnten, erwarteten sie Gegenleistungen wie die zügige Inbetriebnahme von Atommüllendlagern in Salzgitter und Morsleben sowie garantierte Laufzeiten für den Weiterbetrieb der 21 deutschen Atommeiler. Für die Bereitschaft, einzelne marode Reaktoren abzuschalten, verlangten sie die Bereitschaft des Staates, den Weg zu neuen Reaktor-Generationen offenzuhalten und diese dann wieder mit öffentlichen Mitteln zu fördern. (Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
"Staatsbürgerschaft, Einwanderung und Asyl im weltoffenen Deutschland" sind Thema einer Diskussion am Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr, im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23.
Es sprechen: der hessische Datenschutzbeauftragte Winfried Hassemer, der Autor Thomas Schmidt, Alexander Gauland, ehemals Chef der Hessischen Staatskanzlei, DGB-Kreisvorsitzender Dieter Hooge, Henning von Vieregge (Unternehmerverband) und die Politikwissenschaftlerin Chérifa Magdi. peh
HOFHEIM. Eine junge Frau ist am frühen Montag abend bei einem Verkehrsunfall auf der Niederhofheimer Straße leicht verletzt worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte sich die 28jährige mit ihrem Wagen gegen 18.15 Uhr ordnungsgemäß auf der Linksabbiegerspur in Richtung Vorderwart eingeordnet. Ein 86 Jahre alter Autofahrer, der zu dieser Zeit in Richtung Kelkheim unterwegs war, bemerkte den Wagen offenbar zu spät und fuhr auf. Es entstand Schaden in Höhe von 7 000 Mark. schu
Mit einer kleinen Retrospektive würdigt das Deutsche Filmmuseum das Werk des deutschen Regisseurs Werner Schroeter. In einem Gespräch am Freitag, 26. Februar (20 Uhr), stellt der Fernseh-Journalist Jürgen Kritz den Filmemacher vor; anschließend ist Schroeters "Der Rosenkönig" von 1986 zu sehen. Anlaß der Reihe ist Schroeters Arbeit als Opernregisseur in Frankfurt: Derzeit arbeitet er an einer Inszenierung von Dmitri Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk".
Der "Rosenkönig" aber ist ganz der Schauspielerin Magdalena Montezuma gewidmet. Sie starb noch vor der Uraufführung des Melodrams, das seither als ihr "Denkmal" gedeutet wird. Bis Ende März zeigt das Kommunale Kino sechs weitere Schroeter-Filme aus den Jahren 1972 bis 1990: "Der Tod der Maria Malibran", "De L&rquote;Argentine", "Tag der Idioten", "Der lachende Stern", "Auf der Suche nach der Sonne" und "Malina". two
Von den 210 Menschen, die das Unglück der Fähre "Neptun" in Haiti überlebt haben, sind offenbar nur wenige im Krankenhaus versorgt worden. Ein Medizin-Student aus Jeremie, der Hafenstadt, von der aus die Fähre gestartet war, beklagte in der vergangenen Woche im Radio, daß das dortige Krankenhaus von 80 Überlebenden, die stark unterkühlt gewesen seien, nur zwei aufgenommen hätte. Die übrigen seien ohne Medizin nach Hause geschickt worden. Als die Bevölkerung von dem größten Fährunglück seit 40 Jahren in der vergangenen Woche wie gelähmt war, kündigte die Militärjunta von Haiti unverdrossen an, den Karneval zu subventionieren.
Rosenmontag beherrschten dann wie angeordnet Masken und Rum die Szene in Port-au-Prince, während immer noch Leichen angeschwemmt wurden.
"Das Land", empörte sich Jeremies Bischof Willy Romélus am gleichen Tag, "kann sich den Luxus dieser Geldverschwendung nicht leisten, während die Bevölkerung in Elend lebt und leidet". Der Kirchenmann wies darauf hin, daß eigentlich schon Ende 1991 mit dem Bau einer neuen Straße nach Port-au- Prince begonnen werden sollte: "Wenn eine wirkliche Regierung an der Macht wäre, wäre die Straße nicht in diesem Zustand" - die Menschen wären nicht gezwungen, die Fähren zu benutzen.
Zudem, so Romélus, würden nicht so viele Menschen Jeremie verlassen, wenn nicht Unterdrückung durch die Militärs und die grassierende Arbeitslosigkeit Tausende in die Flucht trieben. Und schließlich: "Die Korruption im Staat ermöglicht eine Überladung der Boote, auch wenn sie nicht in gutem Zustand sind."
Wer im staatlichen Fernsehen nach dem Unglück Sonderberichte oder Pietät erwartet hätte, sah sich getäuscht. Am vergangenen Donnerstag, als Schulen und Geschäfte in dem 20 000 Einwohner zählenden Städtchen Jeremie aus Trauer schlossen, wurden die Abendnachrichten verschoben - wegen der Übertragung eines Fußballspiels zwischen Argentinien und Brasilien.
Aus Jeremie konnte Rosenmontag und am Dienstag niemand in der Hauptstadt mittanzen. Denn mit der gekenterten "Neptun" ist jetzt jede Verbindung in die Hauptstadt abgerissen. Die einzige andere Fähre wird gerade repariert. Am Sonntag hatten Marine- schiffe die Bewohner mit Lebensmitteln versorgt. Und Militärchef Raoul Cedras war mit dem Hubschrauber eingeschwebt.
Die lasche Haltung der Regierung hat nach dem Unglück viele Menschen aufgebracht. Sie nehmen sehr wohl wahr, daß Haitis Marine nicht einmal die Toten, die aus dem Meer gefischt worden waren, verhüllen konnte, mangels Material. Die Plastiksäcke hatte die US-Marine zur Verfügung gestellt.
Daß der Karneval unverdrossen mit satter staatlicher Unterstützung funktioniert, wundert kaum jemand. Denn schon immer geriet das maskierte Treiben mit seiner bestellten Fröhlichkeit der jeweiligen Regierung zu einer Werbeveranstaltung. Motto: lachenden Menschen kann es nicht schlecht gehen.
In Deutschland haben unterdessen drei Organisationen - Haiti-Med, Haiti-Info und Christliche Initiative Romero - zu Spenden für die Überlebenden in Jeremie aufgerufen. Das Geld soll direkt an Bischof Romélus weitergeleitet werden. Kontonummer der Christlichen Initiative Romero: 3 112 200 bei der Darlehenskasse im Bistum Münster, Bankleitzahl 400 602 65, Kennwort: Haiti-Schiffsunglück. (ips)
Das Ausmaß des Schadens an Kraftfahrzeugen und Gebäuden durch den gelben Gift-Belag ist noch nicht absehbar. Die Hoechst AG berichtete am Dienstag, daß sich Hunderte von geschädigten Anwohnern telefonisch bei der Informationszentrale (Telefon 305-22 22) gemeldet hätten. Rund 250 Autos seien auf dem Werksgelände mit Spezialmitteln gereinigt, besonders problematische Fälle seien an private Sachverständigenbüros verwiesen worden.
Unter derselben Rufnummer, erklärt der Hoechst-Pressesprecher Ludwig Schönefeld, säßen auch Experten, die Auskunft geben über alle Versicherungsfragen und über Schadensersatz, außerdem könnten Fragen nach den "Stoffeigenschaften" des ausgetretenen Giftes und nach Folgen für die Umwelt beantwortet werden.
Daß zuständige Behörden wie das städtische Gesundheitsamt oder das Hessische Gesundheitsministerium mit diesen Informationen am nachmittag noch unterversorgt seien, konnte sich Schönefeld nicht erklären. Es gebe ja die "DIN-Sicherheits-Datenblätter", aus denen alles abgelesen werden könne.
Nur im "Notfall", rät der Pressesprecher, sollten Autobesitzer auf eigene Faust eine Waschanlage ansteuern. Zwar könnten sie die Rechnung einreichen mit dem Hinweis, daß es sich um einen Waschgang zur Beseitigung der gelben Hoechst-Schmiere handele. "Aber lieber ist uns, wenn die Autofahrer hierher kommen. Wir haben die richtigen Reinigungsmittel dafür".
Die Betroffenen müssen sich auf eine längere Wartezeit gefaßt machen, denn die Schicksalsgenossen stehen seit inzwischen vor der Waschhalle Schlange. Voranmeldungen wurden nicht entgegengenommen.
Dafür hat die Hoechst AG ein Fahrzeug aufgestellt, in dem sich die Wartenden gut gewärmt die Zeit vertreiben können. abi
Am heutigen Freitag veranstaltet das städtische Umweltdezernat im Römer- Plenarsaal ein Symposium über "Energiepolitische Verständigungsaufgaben". Dazu sind prominente Gastredner geladen. Von 10.30 Uhr an sprechen u. a. die Umweltminister Joschka Fischer (Hessen) und Harald Schäfer (Baden- Württemberg), die ÖTV-Chefin Monika Wulf-Mathies, Hans-Ulrich Fabian vom Preussen-Elektra-Vorstand.
Am Nachmittag haben Wissenschaftler das Wort. Über die "energiepolitischen Optionen der Bundesrepublik" reden u. a. Eberhard Jochem (Fraunhofer-Institut Karlsruhe), Hans-Jochen Zising (DIW Berlin) sowieKlaus Traube (Bremen) und Eilert Herms (Mainz). peh
Der Satz, daß Pädagogik Politik nicht ersetzen kann, gilt aber auch umgekehrt: Politik kann Pädagogik nicht ersetzen. Wer sich auf das Feld der Erziehungshilfen begibt, ist gefordert, dessen Eigengesetzlichkeit zu beachten. Das heißt zum Beispiel, daß nur über das Verstehen - nicht die Akzeptanz oder die Gleichgültigkeit! - jugendlichen Verhaltens ein Zugang zu jungen Menschen möglich ist, der wiederum Ausgangspunkt für Veränderungen sein kann. Der bloße Ruf nach "Erziehung" im Sinne einer klaren Vorgabe von Normen ist verführerisch, greift aber zu kurz. Autoritäre Erziehungsstrukturen führen im übrigen zu einer Geisteshaltung, sich nur äußerlich dem zu beugen, was stärker ist, es also mit der Macht zu halten. Untertanengeist war aber noch nie geeignete Grundlage für ein faires Zusammenleben mit Minderheiten und Schwächeren.
Was soll nun Pädagogik bewirken? Theodor Adorno hat in seinem bekannten Essay "Erziehung nach Auschwitz" das auch heute noch zutreffende pädagogische Ziel beschrieben: Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz sei Autonomie: die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zur Verweigerung blinden Gehorsams. Hierzu ist (Selbst-)Aufklärung über die aktuelle politische Situation und die tatsächlichen sozialen und wirtschaftlichen Problemlagen erforderlich.
Darüber hinaus besteht die Aufgabe von Pädagoginnen und Pädagogen darin, Jugendlichen attraktive und plausible, nicht-rassistische und gewaltfreie Leitbilder und Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen. Das schwierige Geschäft der Sozialpädagogik ist es also, in einer auf Konkurrenz basierenden Gesellschaft benachteiligten Jugendlichen die Notwendigkeit und den moralischen Wert eines solidarischen, fairen und zivilen Zusammenlebens nahezubringen, und Leistungen der Jugendhilfe praktisch erfahrbar werden zu lassen. Die in Einrichtungen der Jugendhilfe betreuten jungen Menschen müssen die Erfahrung machen, ernstgenommen zu werden und integriert zu sein, damit sie selbst die Angst vor Fremden verlieren und ausländische Bürger nicht als Bedrohung und nicht nur als Konkurrenten erleben.
Aus einer gemeinsamen Resolution des Evangelischen Erziehungsverbandes und der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen vom 15. Februar in Frankfurt.
Die "Putzkolonne" auf dem Weg zu ihrem Einsatz in Schwanheim (oben). Bild rechts: Auch auf Geländern wurden die Spuren des gelben Chemie-Regens beseitigt. (FR-Bilder: Kumpfmüller)
Wahrscheinlich wetzen sie schon das Messer, die Kritikaster: "Hat das wirklich sein müssen - eine russische Oper in der Originalsprache in Frankfurt aufzuführen? Ob das nicht Quatsch ist, rausgeschmissenes Geld? Seit einem Jahr (!) schon studiert der Chor seinen Text auf russisch. Ein Jahr lang für Texte, die nachher sowieso ohne Untertitel kein Mensch versteht. Hätte man nicht Zigtausende sparen können, wenn man sich jemanden geholt hätte, der nicht den Spleen im Kopf hat, sowas auf Russisch zu machen? Wir haben früher die "Nase" und den "Boris" auch auf deutsch hier in der Oper gehabt, und das waren ja schöne Aufführungen gewesen. Das nennt die Oper also Sparmaßnahmen?"
Nun - die Kritik klingt schlüssig, trifft aber doch völlig daneben. Denn ist es schon nicht gleich, ob ich die "Macht des Schicksals" in deutsch oder italienisch singe (beziehungsweise höre), so sind es erst recht zwei Paar Stiefel, ob ich die "Lady Macbeth von Mzensk" auf russisch oder auf deutsch singe (oder höre).
Denn diese Oper mit ihrer komplexen, typisch russischen Vergangenheit (sie wurde nach ihrer Premiere von "Väterchen" Stalin verboten, weil die Titelfigur nicht den sowjetischen Parteiidealen entsprach) ist kein folkloristischer "Kalinka- Kram", wie vielleicht von manchen befürchtet oder gehofft wird - eher im Gegenteil, den der Regisseur vermeidet alles, was den Anstrich von Folklore (gleich ob russischer oder sowjetischer) haben könnte - sondern die Oper ist zutiefst russisch (so wie Dostojewsky oder Gogol oder Tschechow zufiest russisch ist) und auch von der Musik her ganz und gar für diese Sprache geschrieben. Für eine Sprache, von der wir aber so gut wie keine Ahnung haben; wenn ja, dann ist es die falsche. Denn die russische Sprache spricht viel mehr das Gefühl an wie das Deutsche.
Werner Schroeter, der Regisseur, hat sich in die Crew der Dramaturgie Mascha Pörzgen, eine junge Studentin geholt, die derzeit in Hamburg Regie studiert. Sie, die als Tochter eines deutschen Jounalisten-Ehepaars in Moskau das Russische schon im Kindergarten lernte und es so beherrscht wie manche russische Studentin, sie ist derzeit an der Oper also die Gewährsfrau für richtiges Russisch, für Sprache, für Sitten und Gebräuche und dafür, daß die Dinge übereinstimmen: Wenn einer der Solisten kommt und fragt, "heißt das hier jetzt ,Kopf&rquote; und das ,Bauch&rquote; oder umgekehrt? Ich kann ja nicht ,Kopf&rquote; singen und mich an den Bauch fassen". Dann muß sie Rede und Anwort stehen. Und wenn es darum geht, einen Trinkspruch - eine alte und sehr schöne Sitte in Rußland, die weit über das vielzitierte "Na sdarowje" hinausgeht - auszusprechen, dann zeigt sie, wie das zu geschehen hat, nämlich im Stehen und mit bestimmten Gesten.
Vor allem aber muß sie den Sängerinnen und Sängern zum Beispiel vermitteln, daß das Russische Vokale (und Konsonanten) hat, die man hierzulande überhaupt nicht kennt und daß viele Worte auch als Töne begriffen und so widergegeben werden müssen, wenn sie ihren Sinn behalten sollen.
"Sie müssen das Russische so aussprechen, als ob es italienisch wäre", erklärt die junge Frau den staunenden Künstlern und versucht ihnen zu zeigen, daß russisch und russisch nicht zweierlei, sei sondern vielerlei ist.
Weil die offizielle Übersetzung ins Deutsche eine gesungene Übersetzung ist, die inhaltlich nicht mit dem Original übereinstimmt, hat Frau Pörzgen eine neue, inhaltlich richtige Übersetzung geschaffen (sie wird im Programmheft abgedruckt sein), damit sie auch dem Publikum wie den Künstlern sagen kann: "Das was Sie hier (auf russisch) singen, steht so garnicht im deutschen Gesangstext - in Wirklichkeit ist ja das Original viel stärker, viel treffender".
Und schließlich versucht sie auch in vielen Einzelgesprächen den Sängern beizubringen, daß das Russisch, das wir vielleicht aus Wochenschauen und Parteiveranstaltungen (per Ost-Television) oder aus noch früheren, schlimmeren Zeiten im Hinterkopf haben, nur ein Abklatsch der wirklichen russischen Sprache ist, die ja etwas ganz anderes ist, etwas viel Schöneres, Runderes, ja sogar etwas Weicheres ist. (So etwa, als müßten wir zum Beispiel Spaniern erklären, daß es auch im Deutschen einen Unterschied gibt (zumindest gab), zwischen "Heidewitzka, Herr Kapitän . . ." und "Füllest wieder Busch und Tal still mit deinem Glanz . . .")
Daß der Entschluß, die "Lady Macbeth von Mzensk" auf russisch und nicht auf deutsch zu bringen, weder Angeberei noch Geldverschwendung ist, sondern eine Verbeugung vor der russischen Sprache, der russischen Kultur und dem Komponisten sein will, auch das versucht derzeit Mascha Pörzgen den Mitwirkenden der Oper Frankfurt zu vermitteln. Und nicht zuletzt versucht sie, auch mit Regisseur Schroeter und all den Künstlern der Oper Frankfurt, zu beweisen, daß es dringend notwendig ist, unser Rußlandbild (das durch die Manipulationen der Nazionalsozialisten und nachher von manch einem deutschen Nachkriegspolitiker völlig verfälscht und verbogen wurde) zurechtzurücken und als das eines hochstehenden Kulturvolkes zu enthüllen.
Die Rolle des Komponisten Schostakowitsch in seiner Zeit und in der unsrigen beleuchtet eine große und ausführliche Soiree am heutigen Donnerstagabend, 20 Uhr, im Bockenheimer Depot, wo Eberhard Kloke, der Dirigent der Aufführung und Dietmar Schwarz, der Dramaturg der Oper Frankfurt, zusammen mit dem Opernhausorchester und Solisten der Frankfurter Oper eine Zeitkollage unter dem Titel "Das Ende des Futurismus im Bolschewismus - Schostakowitsch: Repräsentant und Verweigerer" vorstellen werden. Auf dem Programm stehen Musikwerke von Schostakowitsch natürlich, aber auch von Alban Berg, von Gustav Mahler und von Darius Milhaud. Dazwischen werden Texte ebenfalls von Schostakowitsch, von Wsewolod Meyerhold, Alexander Besymenski, Nicolai Leskow, Salomon Volkow, Hanns Eisler, Oskar Fried und anderen gelesen. Der Abend beginnt mit einem Leninzitat über "Kunst und Revolution" und endet mit einer "Rede der sowjetischen Schriftsteller auf den Genossen Stalin" von A. Tardowski. WERNER PETERMANN
ESCHBORN. Einen ökologischen Stadtumbau und eine städtische Wirtschaft, die sich nach ökologischen Kriterien ausrichtet, versprechen die Eschborner Grünen, falls sie genügend stark aus der Kommunalwahl am 7. März hervorgehen. In ihrem Wahlprogramm fordern sie auch ein "Umdenken in der Verkehrspolitik", das heißt weg vom individuellen Autoverkehr, hin zu einem umweltschonenden öffentlichen Personennahverkehr.
Im einzelnen planen die Grünen flächendeckende Verkehrsberuhigung auch durch Baumaßnahmen, keine weiteren öffentlichen Parkplätze zu bauen, ein Ruftaxi einzurichten und die Frankfurter Nachtbuslinie bis nach Eschborn zu verlängern. Unter einem "Ökologischen Stadtentwicklungskonzept" verstehen sie, bei allen Neu- und Umbauten energie- und wassersparende Maßnahmen nach dem neuesten Stand der Technik einzubauen, keine neuen Gewerbegebiete auszuweisen und den Westerbach frei durch die Unterortstraße fließen zu lassen.
Krabbelstuben für Kleinkinder, die in Eschborn bisher gänzlich fehlen, gehören zu den sozialen Forderungen der Grünen. Sie kritisieren die "verschwenderische Ausgabenpolitik" der vergangenen Jahre und fordern, bei immer enger werdenden finanziellen Spielräumen, die auch durch "Prestigeobjekte" und ihre Folgekosten verursacht seien, künftige Ausgaben "ausschließlich an ökologischen und sozialen Gesichtspunkten " zu orientieren.
Damit die Sorgen und Nöte der Bürger auch zwischen den Wahlen genügend berücksichtigt werden, setzen sich die Grünen für eine Bürgerfragestunde vor jeder Stadtverordnetenversammlung ein.
In ihrem Wahlprogramm distanzieren sie sich klar von jeder Gewalt und Hetze gegen Ausländerinnen und Minderheiten. In der Kommunalwahl von 1989 bildeten Grüne und Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) noch eine gemeinsame Liste. Zusammen erlangten sie 10,7 Prozent der Stimmen. she
108 Zentner Bonbons, jede Menge heißer Getränke und kleiner Schnapsflaschen hielten Hanaus Karnevalszug auf muntere Gangart
"Warum nicht gemeinsam Latein und Elektrotechnik lernen?" Bremer Schulreform-Kommission legt Gutachten vor / Einmaliges Stufenschulsystem findet Lob und Kritik
Da kam der rettende Einfall: Die Streitenden einigten sich auf die Einsetzung einer Kommission aus sechs auswärtigen Fachleuten. Genau ein Jahr nach ihrer ersten Arbeitssitzung hat die "Kommission zur Weiterführung der Schulreform in Bremen" jetzt ihren 163-Seiten-Bericht "Innovation und Kontinuität - Empfehlungen zur Schulentwicklung in Bremen" vorgelegt. Das Gutachten sei ein "Glücksfall", schwärmte Bildungssenator Henning Scherf (SPD), und er sparte nicht mit Lob für die "Ampelkoalition": Erstmalig habe ein Bundesland sein Bildungssystem "freiwillig auf den Prüfstand" geschickt und sich der Kritik von Fachleuten gestellt.
Das Gutachten ist wirklich lesenswert. Es enthält eine Fülle von Anregungen, die auch für Bildungspolitiker außerhalb Bremens hilfreich sein können, wenn sie im Sinne der Kommission eine "zeitgemäße und zukunftsoffene, humane und demokratische Kinder- und Jugendschule" anstreben wollen.
In über 20 Gesprächsrunden mit allen Betroffenengruppen machten sich die Pädagogikprofessoren Wolfgang Klafki (Marburg), Klaus Klemm (Essen) und Peter Zedler (Erfurt), der Regierungsdirektor Gunther Bonz, die Studiendirektorin Cornelia von Ilsemann (beide Hamburg) und Magistratsdirektor Thomas Stryck (Frankfurt a. M.) ein Bild über das bundesweit einmalige Bremer Schulsystem.
1974 hatte die damals noch alleinregierende SPD damit begonnen, unter Berufung auf Empfehlungen des Deutschen Bildungsrats und gegen heftige Widerstände von rechts fast alle traditionellen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien aufzulösen und statt dessen im Stadtstaat "horizontale Stufenschulen" einzuführen: Nach vierjähriger Grundschule und zwei Jahren Orientierungsstufe werden die Jungen und Mädchen nicht auf getrennte Lehranstalten verteilt, sondern besuchen gemeinsam ein Schulzentrum der Sekundarstufe I, eine Art Kooperative Gesamtschule. Dort gibt es zwar getrennte Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweige, aber sie arbeiten alle unter einem Dach. Dadurch bleiben soziale Kontaktmöglichkeiten; ein Wechsel zwischen den Schulzweigen ist leichter als im herkömmlichen Schulsystem. Jeder Stadtteil hat sein eigenes Schul- Zentrum und damit einen wohnortnahen Gymnasialzweig. Ab der 11. Klasse müssen Gymnasiasten in ein Oberstufen-Zentrum wechseln, das eine Gymnasiale Oberstufe und einen Berufsschulzweig umfaßt.
Die CDU und viele Freidemokraten halten dieses Schulzentrensystem für zu gleichmacherisch und (wegen der wohnortnahen Gymnasialzweige) für zu teuer. Die Kommission dagegen lobt das System, weil es "zum Abbau von Chancenungleichheit" beitrage. Bestätigt wird allerdings die Kritik, daß zwischen den Schulstufen zu große Brüche klaffen. Darunter leide die Lernkontinuität ebenso wie das kulturelle Schulleben. Deshalb regt die Kommission an, neue Schulformen mit mehr "Durchgängigkeit" zu erproben - zum Beispiel sechsjährige Grundschulen oder durchgängige Schulen von Klasse 1 bis 10.
Auch innerhalb der Stufen werden die Chancen des Systems "bei weitem noch nicht ausgeschöpft", meinen die Gutachter. So könnten Schüler aus verschiedenen Zweigen in Kunst, Musik, Werken oder Fremdsprachen gemeinsam unterrichtet werden. Gerade die "Sek-II-Zentren" mit Gymnasialer Oberstufe und Berufsschule seien ein noch weitgehend ungenutzter Standortvorteil. "Warum sollen nicht Gymnasiasten und Berufsschüler gemeinsam Latein und Elektrotechnik lernen?", fragt der Kommissionsvorsitzende Wolfgang Klafki. Denn allgemeine und berufliche Bildung müßten mehr zusammenwachsen. Alles andere sei "Denken des 19. Jahrhunderts", meint Klafki.
Überhaupt wünscht sich die Kommission eine Umorientierung bei den Lerninhalten. Statt isoliertes Fachwissen anzusammeln, sollten die Schülerinnen und Schüler die Auseinandersetzung mit "Schlüsselproblemen" lernen. Dabei könnten die Schulen ein "eigenes Profil" herausbilden und sich schwerpunktmäßig mit Themen wie Umwelt, Dritte Welt oder Europa befassen. Anstelle des üblichen "zerstückelten Lernens in einzelnen Stunden" (Klafki) seien offenere Unterrichtsformen nötig. Die Schulen könnten auch stärker zum kulturellen Stadtteilzentrum werden und den Kindern einen Ort bieten, wo sie sich (so Klafki) "für ihre Schulphase zu Hause fühlen und sagen: Das ist meine Schule."
Besonderen Wert legen die Experten darauf, den Entscheidungs- und Handlungsspielraum der einzelnen Schule gegenüber der Schulbehörde auszuweiten. Nur so und durch mehr Mitbestimmung innerhalb der Schule werde Demokratie für die Schüler erlebbar. Jede Schule sollte selbst über die Verwendung ihrer zugewiesenen Gelder entscheiden und in begrenztem Umfang von den Lehrplänen abweichen dürfen. Die Behörde sollte neben ihrer Aufsichtsfunktion vor allem beraten, fördern und eine effektive Fortbildung anbieten.
Weitere Reformvorschläge sind unter anderem eine Lockerung der starren Schuleinzugsgebiete bis hin zur freien Schulwahl in der Oberstufe, die Einführung eines "Realgymnasiums" in den Klassen 11 und 12 mit Fachhochschulreife, Kooperation von Sonderschulklassen mit Sek-I-Zentren, muttersprachlicher Unterricht für jeden Ausländer, mehr Versuche mit Lernentwicklungsberichten statt normaler Zeugnisse, und die Ausweitung der Grundschule zur "vollen Halbtagsschule" mit gleitendem Schulanfang, Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und spielerischer Einführung einer ersten Fremdsprache.
Am Rande haben sich die Gutachter auch Gedanken über die knappen Finanzen bei steigender Schülerzahl gemacht: Wenn gespart werden müsse, dann dürfe dies auf keinen Fall zu Lasten der Grundschüler, der Behinderten, Ausländer und anderer sozial Schwacher geschehen, sondern eher beim breiten Oberstufenkursangebot oder bei der Lernmittelfreiheit für Besserverdienende.
Bildungssenator Scherf hat inzwischen versprochen, die Anregungen "sehr sorgfältig aufzunehmen" und mit allen Betroffenen darüber zu diskutieren, denn er ist sich mit den Gutachtern darin einig, daß Reformen nicht "von oben nach unten" zu verwirklichen sind.
Neben Scherf haben auch SPD, Grüne und die Gewerkschaft GEW das Gutachten als gute Diskussionsgrundlage akzeptiert. Etwas skeptischer äußerte sich die FDP. Sie stellt aber nicht länger die Koalition in Frage, nachdem sie inzwischen die Einrichtung zweier neuer Gymnasien (neben den drei noch vorhandenen) durchgesetzt hat. Die einzige vernichtende Kritik kam bisher von der CDU-Opposition: Ihr Bildungsexperte Klaus Bürger nannte die Gutachtervorschläge "realitätsfern" und forderte eine "radikale Umkehr" zurück zum dreigliedrigen Schulsystem. ECKHARD STENGEL
Die neuen Wanderpläne des Hunsrückvereins 1993 sind ab sofort erhältlich. Die Broschüre enthält eine Fülle von nützlichen Informationen, auch über regelmäßig stattfindende Wanderungen, mehrtägige Ferienwanderungen oder Veranstaltungen. Ergänzt wird sie durch ein Adressenverzeichnis der Ortsgruppen. Zu allen Wanderungen sind Gäste herzlich willkommen.
Erhältlich ist die Broschüre beim Verkehrsamt Herrstein, Brühlstraße 16, 6583 Herrstein, Telefon 0 67 85 / 7 91 03 / 4.
Immer wieder wird in der aktuellen Diskussion über Studiendauer, Hochschulnotstand und Reformbedarf im Hochschulbereich darauf verwiesen, daß (im Westen) inzwischen 30 Prozent eines Jahrgangs studieren und damit grundsätzlich andere Bedingungen herrschen als zur Zeit der Einrichtung von Universitäten und Studiengängen. Dieser Anteil, die "magischen 30 Prozent", werden immer wieder zitiert, und ihre Korrektheit scheint sich allein durch die ständige Wiederholung zu bestätigen.
Vielleicht liegt der Glaube an diese Zahl daran, daß die über dieses Thema schreibenden Autoren sich in Kreisen bewegen, in denen die meisten Jugendlichen studieren; der Vergleich absoluter Studenten- und Auszubildendenzahlen, unabhängig von der jeweiligen Ausbildungsdauer und der Stärke der sich im betreffenden Lebensabschnitt befindenden Jahrgänge (Auszubildende - im allgemeinen eher jünger - gehören nicht mehr, Studierende dagegen - im allgemeinen eher älter - immer noch den geburtenstarken Jahrgängen an) tut ein übriges, um diesen Eindruck zu verstärken.
Tatsächlich nachgerechnet, wie hoch der Anteil der Studenten eines Jahrgangs ist, hat anscheinend niemand. Das ist auch überaus schwierig, denn: auf welche Jahrgänge soll man sich beziehen, und wo - außer bei der Volkszählung - wird sowohl die Gesamtbevölkerung erhoben als auch zusätzlich erfragt, welcher Anteil an ihr studiert bzw. studiert hat? Und selbst die Ergebnisse der Volkszählungen sind bei den jeweiligen statistischen Landesämtern völlig unterschiedlich abgelegt, so daß eine Untersuchung des Studentenanteils auch für 1987 auf der damaligen Bundesebene sehr schwierig sowie zeit- und kostenaufwendig ist.
Orientierungshilfen bieten hier die jährlich vom Bundesminister für Bildung und Wissenschaft herausgegebenen "Grund- und Strukturdaten" an. In der Ausgabe 1992/93 wird der Anteil der Studierenden (Deutsche und Ausländer) für 1991 mit 21,3 Prozent angegeben, nach 19,6 Prozent im Jahr 1990 (Deutsche 1991: 22,2 Prozent, 1990: 20,3 Prozent). Dies sind immerhin nur noch zwei Drittel der sonst durch die Diskussionen schwirrenden Zahlen.
Eine Fußnote weist jedoch darauf hin, daß hier alle Studenten auf die "19- bis unter 26jährige Bevölkerung" bezogen werden, d. h., dieser Anteil wäre korrekt, wenn tatsächlich alle Studenten 19 bis unter 26 Jahre alt wären. Angesichts der allseits beklagten langen Studienzeiten und der Möglichkeiten des Studiums auch in späteren Lebensabschnitten muß also selbst dieser Anteil noch zu hoch gegriffen sein.
In den Grund- und Strukturdaten selbst gibt es jedoch auch Angaben zur Altersverteilung der Studenten; demnach sind von allen Studenten nur 57,4 Prozent 19 bis einschließlich 25 Jahre alt (ich übernehme hier diese auch allgemein dem tertiären Bildungsbereich zugeordnete Altersgruppe; statistisch korrekt spricht man von 19- bis unter 26jährigen) - angesichts des Durchschnittsalters von 25,6 Jahren kein Wunder. Der Anteil der 19- bis 25jährigen Studenten an der gleichaltrigen Bevölkerung hätte dieser groben Berechnung zufolge 1991 also nur bei gut zwölf Prozent gelegen!
Genauere Informationen ergeben sich aus der auch in den Grund- und Strukturdaten aufgeführten Gesamtübersicht über Bevölkerung, Schüler und Studenten und ihre Verteilung auf die verschiedenen Ausbildungseinrichtungen nach Altersjahrgängen im Jahr 1990. Auszüge daraus sind in der Tabelle abgebildet.
Die 19- bis 25jährigen befinden sich zwar zu einem hohen Anteil im Bildungssystem; der Anteil der Studenten liegt jedoch nur für einen einzigen Altersjahrgang über 15 Prozent.
Eigene Berechnungen mit diesen grob gerundeten Daten ergeben denn auch hier einen Studentenanteil an den 19- bis 25jährigen von 12,4 Prozent für 1990 und bestätigen damit die obige Schätzung.
Natürlich ergeben sich bei der Berücksichtigung anderer Altersjahrgänge (z. B. der 20- bis 26jährigen) andere Anteile; diese unterscheiden sich jedoch nicht grundlegend von dem in diesem Beispiel errechneten. Von 30 Prozent Studierenden eines Jahrgangs kann also keine Rede sein.
Der Bildungsminister verleiht im Vorwort der "Grund- und Strukturdaten" der Hoffnung Ausdruck, daß diese "weiterhin zu einer sachbezogenen bildungspolitischen Diskussion beitragen". Dieser Hoffnung kann man sich nur anschließen: Das Argumentieren mit einem dreißigprozentigen Studentenanteil ist angesichts der öffentlich zugänglichen Daten und der hier angestellten nachvollziehbaren Berechnungen reine Polemik. SUSANNE VON BELOW
Wie eine Schneeflocke trieb es ihn nach dem Klaa-Pariser Zug in die Kneipe, den Touristen aus den USA. Kein Wort Deutsch, aber mitreden wollen! Und umgekehrt. Sein Nachbar verfügte nurmehr über das Restenglisch aus der Penne vor 40 Jahren. Doch mit jedem Bier floß auch der Redestrom schneller, gingen die Begriffe flüssiger von den Lippen.
"Have you had a pleasure with our Zuuch?" - "O yes, it was wonderful, beautiful!" - "And so much Musik, didn't you not wonder auch dadriwwer?" - "O Yes. Good Boys. Bands like Glenn Miller!" - "And what you think about our Böbbcher, this Girls with the korze Röckcher?" - "Yeah, they where wonderful too!" - "And ob! They didn't, ähh, horchdema, was heißtn widder ,friern&rquote; . . .?". "Ach ja: They are not frozen, you understand?".
Drei Stunden später. Zwei deutsch- amerikanische Freunde liegen sich in den Armen: "Please, sprich mers nach: "Heed-Deemerr Käww-wern!" - "Nonono, my friend. Thats to difficult, sooo schwer!"
Wer weiß, wie sie heute morgen aussehen, die zwei. Gestern jedenfalls sind sie etwas neben sich nach Hause gegangen. Ihr Bastian
Was haften bleibt, sind Bilder, Emotionen. Das Videobild des kleinen James Bulger, der von zwei Schattengestalten aus einem Einkaufszentrum in Liverpool zu seinem Tod geführt wird. Das Gesicht seines Onkels, der im Fernsehen verzweifelt um Hilfe bittet. Das Gesicht des Kriminalkommissars Albert Kirby, der die Ermordung des Zweijährigen bekanntgibt und der in den folgenden Tagen über 200 Zeugen in die Polizeiwachen von Liverpool zwingt. Das Gesicht eines 12jährigen Jungen, der als Zeuge vernommen wird und den die Massen für einen der Mörder halten - sein Elternhaus belagert von einem Lynchmob, den die Polizei kaum im Zaum halten kann.
Schließlich die Gesichter der Schaulustigen und der vor Zorn Rasenden, die sich vor dem Untersuchungsgericht sammeln, in das am Montag dieser Woche die von Kirby gefaßten mutmaßlichen Täter, zwei zehnjährige Kinder, eingeliefert werden. Die "Mörder"-Schreie, die Steine und Eier, der Sprung eines kahlköpfigen Mannes gegen den fensterlosen Polizeiwagen, in dem die Jungen transportiert werden. Nur die Betroffenen selbst bleiben gesichtslos. Wegen ihres Alters dürfen ihre Namen nicht genannt, darf kein Von Peter Nonnenmacher (London) Hinweis auf ihre Adresse, auf ihre Lebensumstände gegeben werden. Selbst auf der Skizze des Gerichtszeichners bleiben ihre Gesichtszüge ausgespart; was freilich den einen oder anderen Reporter nicht daran hindert, Details in die Berichterstattung einfließen zu lassen, aus denen sich im Stadtviertel selbst die Identität der Beschuldigten leicht erschließen läßt.
So ist mittlerweile bekannt, daß die Zehnjährigen aus einer der verwahrlosteren Ecken Liverpools kommen, und daß einer der beiden aus einer siebenköpfigen Familie stammt, der der Vater abhanden kam und die von Sozialhilfe lebt: So ähnlich war es ja auch zu erwarten gewesen. Die meisten jugendlichen Straftäter im Königreich kommen schließlich aus Arbeitslosenquartieren und aus den Wohnblocks des sozialen Wohnungsbaus; nicht wenige kommen aus Familien, in denen sie selbst gewalttätig behandelt wurden oder sogar Opfer von Mißhandlungen geworden sind.
Was freilich die Einzelheiten im Mordfall des kleinen James betrifft, so wird man den Prozeß abwarten müssen, der später in diesem Jahr stattfinden wird und der erst Rückschlüsse auf Motive und Beweggründe erlauben wird. Nicht daß diese Motive momentan sehr viele Briten beschäftigen. Die Frage der Strafe, die Frage "sicherer Verwahrung" steht viel mehr im Vordergrund der allgemeinen Überlegungen. Zu schmerzhaft scheint vielen Leuten, nicht nur in Liverpool, der Gedanke zu sein, daß der kleine James aus ihrer Mitte heraus entführt, daß er von Kindern aus der Nachbarschaft ermordet wurde, als daß sie ihren Finger auf die Wunde legen wollten. Sehr viel einfacher war es für viele in den letzten Tagen, dem Abscheu über die "kleinen Bestien" Ausdruck zu geben, die "abgesondert" werden müßten, mit denen man nichts zu schaffen haben wollte.
Die Steinewerfer an die Front: "Verurteilen", sagt ja selbst Premierminister John Major, sei an der Zeit, nicht das nutzlose "Verständnis" für die Täter, das ewige Gequengele der Sozialarbeiter über die "sozialen Verhältnisse", die nie so sind, wie man sie gern haben möchte. Selbst die Labour-Opposition, sonst relativ schnell auf soziale Verhältnisse anspringend, hält sich diesmal zurück. In den 14 langen Jahren der Tory-Herrschaft ist die Kriminalitätsrate weiter und weiter angestiegen; aber geholfen hat es der Opposition in diesen 14 Jahren wenig, auf die zugleich gewachsene Arbeitslosigkeit und soziale Hoffnungslosigkeit und Desorientierung als auf offenkundige Ursachen der Gewalt hinzuweisen.
Also hat die "neue" Labour Party unter John Smith beschlossen, sich als die bessere Law-and-Order-Partei zu präsentieren. Auch Labour verlangt nun erst einmal schärfere Maßnahmen, zusätzliche Verwahrung "hartnäckiger jugendlicher Straftäter" - auch wenn sich die Labour- Pläne von denen der Tories in einigen Punkten unterscheiden. So schwebt den Labour-Leuten der Ausbau des bestehenden Systems örtlicher und überregionaler "Verwahranstalten" vor, in denen Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren festgehalten, betreut, behandelt und unterrichtet werden. Die konservative Regierung will dagegen fünf neue Jugendstrafanstalten bauen lassen, die möglicherweise in privater Regie geführt werden sollen und in denen ein klares Element von "Strafe und Disziplin" die nötige Schulung und psychologische Behandlung ergänzen soll.
Mit dieser Idee, die Innenminister Kenneth Clarke eigentlich erst im Frühjahr hatte enthüllen wollen, die er aber nach den Ereignissen von Liverpool rasch aufs Tapet brachte, hofft die Tory-Regierung der Jugendkriminalität im Lande leichter Herr zu werden und gleichzeitig die wachsende Unruhe in der Bevölkerung in Sachen Verbrechensrate generell zu dämpfen. Daß diese Unruhe längst auf die Regierungspartei übergegriffen hat, machen neuerdings wiedererwachte Stimmen auf der Tory-Rechten deutlich, die neben der Wiedereinführung der Todesstrafe für Volljährige auch ein altes Patentrezept für potentielle Straftäter im Kindesalter empfehlen. Was dem Land bitter fehle, erklärte der Tory-Abgeordnete John Townend dazu diese Woche, sei der leider vor ein paar Jahren abgeschaffte Rohrstock: "Jeder, der mit Tieren zu tun hat, weiß schließlich, daß ein Hieb zur rechten Zeit viel Gutes bewirken kann. Kinder lernen durch Schmerz."
Wodurch lernen Regierungen? Minister Clarke und seine Kollegen sind sich jedenfalls bewußt, daß die "Rohrstock"- Modelle der Strafanstalten für Jüngst- und Jungtäter in der Vergangenheit kein sonderlicher Erfolg waren. Die alten "Borstals", die "Besserungsanstalten" der britischen Geschichte, wurden in den 60er Jahren geschlossen, weil sie zu neuen Brutstätten der Gewalt geworden waren und nichts "besserten", insbesondere nicht ihre Insassen. "Haftzentren" für 14- bis 17jährige, zwischen den 50er und den 70er Jahren erprobt, erwiesen sich als nutzlos. Auch die in der Thatcher-Ära von Willie Whitelaw eingerichteten vier Anstalten des Programms für einen "kurzen, scharfen Schock" - mit militärähnlichem Training und drakonischen Disziplinarprogrammen - mußten nach kurzer Zeit wieder abgeschafft werden. 80 Prozent der Entlassenen, so zeigte sich, lernten bei ihrem Aufenthalt nur neue Tricks und wurden innerhalb von zwei Jahren wieder straffällig.
Um solche Konsequenzen zu vermeiden, versprach der Innenminister bereits, müßten die neu geplanten Jugendstrafanstalten mit "Vernunft und Fingerspitzengefühl" geführt werden. Strafvollzugs- Experten und Bewährungshelfer führen dagegen ins Feld, daß genau das ja schon von den bestehenden Einrichtungen geleistet werde, die, abseits aller Tory- Rhetorik, in den 80er Jahren unter Duldung und mit Unterstützung der Regierung solide Arbeit leisteten: die beiden "Gesicherten Behandlungs-Einheiten" des Gesundheitsministeriums in Birmingham und Essex mit über 200 Plätzen für zehn- bis 17jährige Urheber schwererer Straftaten, die "gesicherten Einheiten" auf Gemeindeebene in 30 Gemeinden des Landes mit noch einmal so vielen Plätzen für Straftäter leichteren Kalibers und all die ausgeklügelten Programme des sozialen Beistands vor Ort, dazu da, Jugendliche vor einem Abrutschen in die Kriminalität zu bewahren.
Gerade diese Programme aber sind zu einem Großteil dem Rotstift der Rezession zum Opfer gefallen. Und auch die allgemein gelobten "Gesicherten Behandlungs-Einheiten" verschlingen so viel Geld, daß ihr Ausbau nicht ohne kräftige Aufstockung der staatlichen Etats bewerkstelligt werden könnte (die Kosten pro Kind und pro Woche werden mit 4000 bis 5000 Mark angegeben). Gerade deshalb, vermuten nun Kritiker der Regierung, plane Minister Clarke eine billigere Lösung, unter Beteiligung privatwirtschaftlichen Kapitals. Mit dem Bau solcher Anlagen aber, warnt etwa der Direktor der Howard-Liga für Strafreform in Großbritannien, Frances Crook, "bauen wir uns nur neue Probleme auf und trennen diese Kinder von ihren eh schon brüchigen Wurzeln in der Gemeinschaft ab". Die ganze aufgeregte Diskussion um neue Jugendstrafanstalten, meint Crook, diene doch nur den Politikern zur Selbstprofilierung im Scheinwerferlicht der Kameras, die der Fall des kleinen James Bulger auf den Plan gerufen habe. In der Tat hat die von dem Kindesmord aufgeladene Atmosphäre im Königreich wenig Raum für kühle Überlegungen gelassen. Ohne weiteres haben die Politiker aller Parteien minderjährige Urheber schwerer Verbrechen - von denen es in England auch nicht mehr gibt als sonstwo in der Welt - mit "hartnäckigen jugendlichen Straftätern" in einen Topf geworfen, womit vor allem junge Wiederholungsdiebe, Einbrecher und Automarder gemeint sind und denen die neuen Strafanstalten oder Heimplätze zugedacht sind. Nicht einmal über den Trend der Jugendkriminalität ist man sich einig oder im klaren. Während Polizei und Richter in ganz England von einem klaren Anstieg der Kriminalitätsrate bei den Unter-18jährigen berichten, weisen die Statistiken des Innenministeriums einen realen Fall dieser Rate aus - im Widerspruch zur Überzeugung des Regierungschefs immerhin, der dem Wachstum der Verbrechensrate mit einem neuen "Kreuzzug gegen die Kriminalität" begegnen will.
Die Hintergründe dieser Verbrechensrate bleiben derweil im dunkeln: Die glänzenden Rüstungen des Kreuzzugs beherrschen ganz die Szene. "Die enormen wirtschaftlichen und sozialen Probleme, denen wir uns gegenübersehen, verdienen wesentlich mehr Beachtung", mahnt Strafreformer Frances Crook. Die Lage der Kinder der desolaten Innenstädte, der schwarzen Kinder, der Kinder armer Familien verlange Verständnis, nicht Verurteilung: "Sonst werden hier nächstens 12- und 13jährige Kinder zu Sündenböcken, zu inneren Landesfeinden gestempelt."Besichtigungsfahrten in Marburg und Umgebung
Für Besuchergruppen, die beim Tagesausflug möglichst viel von einer Gegend kennenlernen wollen, hat der Fremdenverkehrsverband Marburg-Biedenkopf etliche Programme ganzjährig eingerichtet.
Bequem terminiert für die Anreise werden so zwischen 11 und 17 Uhr Marburgs Sehenswürdigkeiten, das mit seinem Park besonders sehenswerte Schloß in Rauischholzhausen und das geschichtsträchtige Bergstädtchen Amöneburg unter kundiger Führung besucht.
Weitere Besichtigungsfahrten führen zwischen 13 und 18 Uhr entlang der Lahn ins Hessische Hinterland und sein Herz, Biedenkopf, oder in die "Hinterländer Schweiz" um das Kneippbad Gladenbach.
Mindestteilnehmerzahl 25 Personen. Anmeldung beim Fremdenverkehrsverband Marburg-Biedenkopf, Im Lichtenholz 60, Postfach 70 11 40, 3550 Marburg, Telefon 0 64 21 / 40 53 81 oder 82. er
LINSENGERICHT. Nach siebenjährigem Tauziehen um Abbruch oder Sanierung des sogenannten Russenhauses in Altenhaßlau (Main-Kinzig-Kreis) hat die Gemeindevertretung doch noch einen Schlußstrich gezogen. Der unansehnlich gewordene Backsteinbau an der Hauptstraße soll instand gesetzt werden, um das Angebot an preiswertem Wohnraum zu vergrößern. Einmütig nahm das Gemeindeparlament seinen Abrißbeschluß von 1989 zurück und akzeptierte die vorliegende Umbauplanung. Das Vorhaben ist auf rund 750 000 Mark kalkuliert.
Die Vorbehalte gegen die Erhaltung des Hauses auf seiten der Koalition Bürgerliste/CDU sind mit der neuen Entscheidung allerdings nicht ausgeräumt. Nur zähneknirschend stimmten die Konservativen der von der SPD schon seit Jahren favorisierten Lösung zu. CDU- Fraktionschef Peter Schleicher sprach von einem "deprimierenden Schlußpunkt, weil die Ortskerngestaltung uns aufgezwungen wird". Wie sein Kollege Otto Wagner von der Bürgerliste protestierte er gegen das angebliche "Diktat durch Dienststellen des Kreises und des Regierungspräsidenten".
Zur Wende hatte lediglich die Aussicht motiviert, bei weiterem Zögern Zuschüsse in Höhe von rund 300 000 Mark in den Wind schreiben zu müssen und mit dem Umbau der Hauptstraße nicht weiterzukommen. Aus Mitteln des Dorferneuerungsprogramms wird in diesem Fall nur die Instandsetzung und nicht etwa ein Ersatzbau gefördert. Die Alternative zum Sanierungsbeschluß hätte allerdings sowieso nur darin bestanden, auf den Einsturz des laut Gutachten im Kern soliden Gebäudes zu warten. Denn es ist längst klar, daß die Denkmalpflege auf Kreis- und Landesebene dem Abriß oder dem alternativ diskutierten Abtragen eines Stockwerkes keinesfalls zustimmen wird.
Der Konflikt um das "Russenhaus", das seinen Namen wahrscheinlich dem Sichtmauerwerk aus Backsteinen - früher auch Russen genannt - verdankt, spiegelt das Spannungsfeld zwischen zeit- und ortsbedingtem Schönheits- und Harmoniempfinden auf der einen und den darüber hinausgreifenden aber gleichfalls dem Wandel unterliegenden Kriterien der Denkmalpflege auf der anderen Seite. Welches Gebäude als Symbol für die Ortsgeschichte als erhaltenswert angesehen wird und welches nicht, richtet sich zudem nach den jeweiligen politischen Auffassungen. Auch das hat den Streit um das Russenhaus beeinflußt, der sich vordergründig um die Fragen drehte, ob das Gebäude einer Neugestaltung der Hauptstraße im Wege steht und ob es als Bestandteil des historischen Amtshofensemble zu hoch aufgeschossen ist und ob Sanieren wirklich viel billiger sein wird als ein Neubau.
Otto Wagner, Chef der Bürgerliste und lautstarker Abrißverfechter, enthielt sich als einziger Teilnehmer der neuerlichen Russenhaus-Entscheidung der Stimme. Zuvor hatte er nochmals deutlich gemacht, daß er nach wie vor der Meinung sei, "daß das Ding weggehört". Zur fachlichen Untermauerung dieser Haltung zitierte Wagner den einstigen Landeskonservator Bickell, der vor 90 Jahren geurteilt hatte, das als "Logierhaus für polnische Arbeiter" errichtete Russenhaus verschandele die unmittelbar angrenzende Anlage des hanauischen Amtshofes aus dem 16. Jahrhundert.
Die Denkmalschützer von heute sehen in der 1890 erbauten Landarbeiterunterkunft jedoch ein durchaus schützenswertes bauliches Zeugnis der Entwicklung des Ortes - eine Auffassung, die SPD- Fraktionschef Bernd Becker gegen die "Schandfleck"-Theorie verteidigt. Ob von allen geliebt oder nicht, ist der Backsteinbau seit Bickell eben doch zu einem Stück Dorfleben geworden, entspricht "der historische gewachsenen Situation."
Das Arme-Leute-Haus direkt neben der einstigen Residenz der Exekutivbeamten der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, die für rund sechs Millionen Mark aufs edelste saniert und als Rathaus eingerichtet wurde - das bleibt ein nicht nur optisch augenfälliger Gegensatz. Manchem Kommunalpolitiker bereitet die Vorstellung offenbar Unbehagen, daß das bisher als Notunterkunft genutzte Gebäude praktisch mitten in Linsengerichts guter Stube auch in Zukunft nicht wenigstens durch einen etwas erhabeneren Verwendungszweck geadelt werden sollte.
Sollten gemeindliche Wohnungen für Benachteiligte, die auf dem freien Markt kein Domizil finden, wirklich unumgänglich neben Linsengerichts ganzem Stolz sein? Man könne ja vielleicht statt Sozialwohnungen auch "Kleinwohnungen" dort unterbringen, klang die Suche nach Alternativen in der Gemeindevertretung an. "Wie wäre es denn", verschaffte sich Otto Wagner noch einmal Gehör, "wenn wir aus dem Haus eine Begegnungsstätte für deutsch-russische Freundschaft machten?" Nicht allen verschlug es die Sprache. Den Verweis erteilte Becker: "Das halte ich für ausgesprochen zynisch."
ALEXANDER POLASCHEK
Umweltpolitik in Frankfurt ist Thema einer Diskussion der Grünen am Montag, 1. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Westend (Ulmenstraße 20) mit Umweltdezernent Tom Koenigs, Angelika Gimbel und Rosemarie Oswald. ov/08
Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim: Der Arbeitskreis "Wir lesen alte Schriften" trifft sich am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. Gäste sind willkommen. rw/08
Psychostorm & Malefactors, zwei Bands aus England und Frankfurt, spielen am Montag, 1. März, 21 Uhr, im Juz Bockenheim, Varrentrappstraße 38. ov/08
Die nächste Workshopreihe mit Alison Gould im Internationalen Treff, Adalbertstraße 14, beginnt am Dienstag, 2. März, um 19.30 Uhr. Alison Gould geht davon aus: "Wir Frauen sind nicht mit sanften, weiblichen Stimmen geboren. Wir haben ihren richtigen Einsatz im Lauf des Zivilisationsprozesses verlernt." Dem will sie abhelfen, indem sie den Teilnehmern das Fundament einer gesunden Stimmtechnik vermittelt. In spielerischer Weise sollen Atem- und Theatertechniken der Profis erprobt werden. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit dem Selbst. Der Workshop soll - je nach Teilnehmerzahl - acht bis zehn Wochen lang laufen. Anmeldungen unter Tel. 44 40 01. li/08
Tanzen lernen, Schritt für Schritt: Unter diesem Motto lädt der Tanzclub Genno im Turn- und Sportverein Ginnheim (TSV) ein. Die erste Stunde beginnt am Donnerstag, 4. März, 19.30 Uhr, im Clubhaus des TSV, Am Mühlgarten 2. Im Programm: Tango, Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Quickstep, Jive, Rumba, Samba und andere lateinamerikanische Tänze. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Auskunft gibt Heinzdieter Schukart unter Tel. 53 13 85. li/08
Solarwärme lohnt und wird belohnt ist das Motto einer Informationsveranstaltung des Energiereferates der Stadt und der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik am Donnerstag, 25. Februar, ab 9 Uhr, im Bürgerhaus Gallus (kleiner Saal), an der Frankenallee 111. ks/08
Einen Meditations-Workshop bietet die FTG am Samstag/Sonntag, 13./14. März, jeweils von 11 bis 17 Uhr, an. Zwischen den Meditationsblöcken sind Yoga- und Entspannungsübungen vorgesehen. Mitgebracht werden sollten Sportkleidung, eine Decke und ein kleiner Imbiß. Die Kursgebühr beträgt für Mitglieder 48 Mark, für Nichtmitglieder 130 Mark. Anmeldungen unter Tel. 77 49 29. ov/08
ESCHBORN. Auf "Mut statt Mißmut" setzt die Eschborner FDP. Die 35 Mitglieder starke Partei will, falls sich die Verhältnisse im Stadtparlament nach der Wahl zugunsten von CDU und FDP ändern (zur Zeit verfügen die Koalitionäre nicht über die Mehrheit), in der Finanzplanung Dinge "kippen", die die SPD hineinschrieb. So soll die "überflüssige" Position eines Umweltbeauftragten wieder gestrichen werden. Auch Umschichtungen innerhalb des Finanzplanes zugunsten des öffentlichen Personennahverkehrs, die die SPD durchsetzte, sollen rückgängig gemacht werden.
Während der Partner CDU den Stadtbus stärken will, setzt die FDP darauf, die 400 000 Mark Zuschüsse für andere Konzepte wie ein subventioniertes Ruftaxi einzusetzen.
Auch in punkto sozial geförderter Wohnungsbau verfolgen die beiden vermeintlichen Koalitionäre in ihren Wahlprogrammen unterschiedliche Positionen. Die CDU preist die neun Millionen Mark, die in den nächsten Jahren für preiswerte Wohnungen ausgegeben werden sollen; die FDP hingegen betont, der soziale Wohnungsbau in seiner traditionellen Form habe sich nicht bewährt. Anstelle dessen setzen die Freidemokraten auf personenbezogene Förderung der Mieter.
Nach Einschätzung der FDP hinkt Eschborn städtebaulich "um ein Jahrzehnt hinterher". Deshalb solle mehr getan werden, vor allem um das "Rieseneinkaufspotential" der Beschäftigten aus dem Gewerbegebiet Eschborn Süd für Eschborn zu gewinnen. Weitere innerstädtische Parkplätze gehören daher für die FDP zur Attraktivitätssteigerung.
Die Liberalen sind für Verkehrsberuhigung insbesondere in der Niederhöchstädter Hauptstraße zwischen Steinbacher und Kronberger Straße. Im Baugebiet "Untere Katzenbach" soll eine Seniorenwohnanlage entstehen. Und für das Wiesenbad wollen sie ein 50-Meter-Freibecken bauen.
Im Rathaus möchte die FDP das Leistungsprinzip durchsetzen und der Privatisierung öffentlicher Aufgaben so weit als möglich Vorrang geben. Die FDP erreichte 1989 7,4 Prozent. she
BAD HOMBURG. Rock, Reggae und Blus mit deutschen Texten, "die Stimmung und Meinung machen" verspricht die Gruppe "Querkopp", die am Freitag, 26. Februar im Jugendtreff E-Werk an der Wallstraße 24 spielt. Die Band ist ein Taunus-Gewächs, das sich schon viele Freunde gemacht hat. Einlaß ins E-Werk ist ab 20 Uhr.
Seit mehr als 20 Jahren gehört die Berliner "White Eagle Jazzband" zu den führenden New-Orleans-Jazz-Formationen Deutschlands. Um möglichst unverfälschten Traditional zu spielen, reiste die Band mehrmals in die USA, die Musiker erlernten ihr Handwerk in der Heimat des Jazz.
Die Investition hat sich gelohnt: die Band hat bereits acht Schallplatten herausgebracht. Die "White Eagles" gastieren am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr im Kulturzentrum Englische Kirche am Ferdinandplatz.
FRIEDRICHSDORF. Die CDU Friedrichsdorf veranstaltet am Sonntag, 28. Februar, einen Jazz-Frühschoppen im Köpperner Bürgerhaus. Von 11 bis 14 Uhr spielt die Band "Echoes of Jazz" aus Bad Homburg.
Die Gruppe hat sich mit swingender, fetziger Musik einen Namen gemacht, spielt Oldtime, Swing und Blues. Im Programm sind viele Titel aus den 20er und 30er Jahren.
OBERURSEL. Im Jugendcafé an der Hohemarkstraße treten am Samstag, 27. Februar, ab 20 Uhr zwei Bands auf, die heiße Musik versprechen: "Fatal Impact" und "In to The Abbys".
Das nächste "1822-Jazz-Concert" am Samstag, 6. März, ab 20 Uhr in der Stadthalle Oberursel ist eine Blues-Night. A.C. Humphrey's Cotton Field Blues Band wird "richtig schönen Blues aus den Südstaaten" spielen.
Little Willie Littlefield, ein vom Wunderkind zum gestandenen Rhythm-and- Blues Musiker gereifter Mann, der in den 50er Jahren viele Hits hatte und zwischenzeitlich vergessen wurde, entwickelt seine Musik aus dem Boogie und gilt heute als As am Piano und einfühlsamer Sänger.
Mit dabei sind außerdem The Chicago Blues Busters und als energiegeladene Sängerin Joan Faulkner.
KRONBERG. Die Marburger Rockband "Merceless Gnomes" und - als Vorgruppe - "Exiled" spielen am Freitag, 26. Februar im "Café Kanne". Das Konzert, das vom städtischen Jugendpfleger organisiert wird, beginnt um 19.30 Uhr. nau
Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die Mitglieder am Dienstag, 2. März, 20 Uhr, in der evangelischen St.-Jakobs-Gemeinde, Grempstraße 41. Am Gesang interessierte Frauen und Männer können unverbindlich daran teilnehmen. Weiter Informationen über den Chor gibt der Vorsitzende Wolfgang Ochs unter Tel. 76 67 43. wd/08
Die Mitleidslosigkeit der Gesellschaft sei eine derart "ungeheuerliche Sache", daß ihn dieses Thema in all seinen Büchern, Features oder Hörspielen immer wieder beschäftigt habe, sagt Horst Karasek in einem kurzen Vorgespräch zu seiner Lesung im Hessischen Literaturbüro. "Vorgestellt", so die Reihe, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturfonds in Darmstadt allmonatlich fortgesetzt wird, präsentierte diesmal ein Kapitel aus "Die Vierteilung", dem jüngsten Romanmanuskript von Karasek. Es ist die literarische Verarbeitung eines jener Phänomene der Mitleidslosigkeit, die grausame Bestrafung eines "Königsmörders" (der Ludwig XV. lediglich mit dem Messer geritzt hatte), die 1757 nach tagelanger Folter ein Ende fand.
"Königsstrafe" hieß dieser Gipfel der Machtdemonstration, der nicht nur die Vierteilung des Opfers in einem öffentlichen Schauspiel zelebrierte, sondern letztendlich die Erinnerung an die Person auslöschen sollte: Der Name Damiens wurde in Frankreich verboten (heute heißt der Bürgermeister von Versailles wieder so, verrät Karasek), sein Wohnhaus niederbrannt, jeglicher Neubau auf diesem Grundstück untersagt und die Verwandtschaft des Delinquenten des Landes verwiesen.
In den siebziger Jahren begann Karasek, der in Frankfurt besonders durch seine Dokumentation des Startbahn-Konflikts bekannt wurde, sich mit solchen, in ihrer Zeit öffentlich geächteten und von den Historikern unterschlagenen "Einzeltätern", aber auch Anführern von Aufständen zu befassen. Er hat Dokumentationen über die deutschen Anarchisten von Chicago, über die Kommune der Wiedertäufer, über den "Fedtmilchaufstand" in Frankfurt oder über den "Brandtstifter" Marinus van der Lubbe verfaßt und 1991 seinen ersten Roman, "Die Stelzer", einem auffälligen Brüderpaar des Dreißigjährigen Krieges, veröffentlicht.
"Rehabilitationsschriften" nennt er seine Werke. Also nicht nur das Phänomen der "Mitleidslosigkeit", das sich in Ausgrenzung und Bestrafung solcher Täter äußert, interessiert ihn, sondern auch die Wiedergutmachung, den Täter in seiner Tat zu rehabilitieren. Sein Kommentar zu der Vierteilung Robert François Damiens': "Die haben ihm selbst nicht die Tat zugestanden." Obwohl die eigentlichen Verschwörer an der Staatsspitze säßen, wie er sich empört, suche man bei "Einzeltätern", die Karasek als Vorboten von "Kollektivaufständen" sieht, immer nach Hintermännern, wittere die Verschwörung. Damiens, der Verlierer dieses Machtspiels, war ein Mann des Volkes, wie es so schön heißt. Er war Anhänger einer religiösen Sekte, die vom Klerus das "Recht auf Gnade" forderte, da besonders die hohen Geistlichen dem die heiligen Sakramente verweigerten, der es wagte, gegen Hunger und Ausbeutung zu protestieren.
In jahrelanger mühseliger Archivarbeit, im Studium Voltaires und Casanovas - immer wieder unterbrochen von seiner Krankheit, deren Auswirkungen er in "Die Blutwäsche" schildert - hat Karasek das Material zu seinem Roman zusammengetragen. Das schriftliche Vermächtnis zu dem Fall Damiens ist von fünf namentlich genannten Zeitzeugen in der "Bibliotheque National" in Paris archiviert: Henker, Gerichtsschreiber, Wachposten, ein Historiker und ein Lebemann. Karasek hat sie alle fünf in Ich- Form über die Tat am 5. Januar 1757, über die Folter und die über Stunden dauernde Hinrichtung berichten lassen. Dabei hat er die Mitleidslosigkeit der Zeit über eine protekollarisch knappe Sprache nachempfunden und ein Sittenbild der Zeit entworfen.
Doch das Buch, das Anfang nächsten Jahres bei Luchterhand erscheinen soll, sei nicht nur ein Sittenbild des 18. Jahrhunderts, sagt Karasek. Sein Thema hätte durchaus Aktualität, da die "mitleidslose Brutalität" auch heute, ob im ehemaligen Jugoslawien oder bei den Skinheads vor unserer Haustür, praktiziert werde. Besonders ein Aspekt seines Romans sei dabei interessant: das Zusammenspiel von Grausamkeit und Sexualität. Karasek schildert den Lustgewinn, den die Hinrichtung dem gaffenden Publikum offensichtlich bereitet. Es sind Szenen, wie sie auch Casanova beschrieben hat.
ANGELIKA BURHARD
Zu einer öffentlichen Bürgeranhörung lädt der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald) ein. Es geht um die geplante Einführung von Tempo 30 im Ginnheimer Höhenviertel. Diskutiert wird am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr, im Clubraum 1 des Bürgertreffs Bockenheim, Schwälmer Straße 28. ov/08
Der 9. Kinder- und Jugendbasar derkatholischen Sancta-Familia-Gemeinde in Ginnheim ist am nächsten Samstag, 6. März, von 15 bis 17.30 Uhr. Der Aufbau der Stände beginnt um 14 Uhr. Die Verkaufsfläche kostet pro Tisch zwölf Mark. Informationen und Tischvergabe unter Tel. 53 19 57; Sachspenden für Frankfurter Frauenhäuser werden ebenfalls gerne angenommen. ov/08
ost MOSKAU, 24. Februar. Der Sicherheitsstandard russischer Atomkraftwerke wird von russischen und westlichen Fachleuten sehr unterschiedlich bewertet. Darauf hat Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Dienstag nach Gesprächen mit Vertretern der russischen Atombehörden hingewiesen. "Ich glaube, daß es hier noch unterschiedliche Einschätzungen gibt", sagte Töpfer bei der Eröffnung eines deutsch-französischen Büros für Reaktorsicherheit in Moskau. In Rußland seien die für die Atomindustrie Verantwortlichen nach wie vor der Meinung, "exportfähige Atomkraftwerke zu bauen".
Der Chef der russischen Atomaufsichtsbehörde, Jurij Wischnewskij, wies die Kritik westlicher Experten an den russischen Reaktoren erneut zurück. Die Kritik des Westen liege darin begründet, "daß man die Technik unserer Atomkraftwerke nicht genau kennt". Wischnewskij sagte, durch den "Kampf auf dem Markt" seien Firmen daran interessiert, "sich negativ über russische Reaktoren zu äußern". Die Sicherheit eines Atommeilers sei aber keine Frage "schöner weißer Wände und sauberer Gänge".
Die in Osteuropa und der GUS arbeitenden Atomkraftwerke sowjetischer Bauart, besonders die der ersten Generation des Tschernobyl-Typs, gelten im Westen als störanfällig. Zur Sicherung der osteuropäischen Atommeiler hatten die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industriestaaten auf ihrem Gipfeltreffen im Juli die Einrichtung eines Fonds beschlossen. Dieser soll nach den Worten von Töpfer in Kraft treten, wenn rund 120 Millionen Mark eingezahlt sind. Insgesamt seien in den nächsten drei Jahren für Sofortmaßnahmen rund 400 Millionen Mark erforderlich.
In der deutschen Delegation hieß es, in der Ukraine sei die Einsicht, daß die alten sowjetischen Reaktoren technisch nachgerüstet werden müßten, "stärker verbreitet" als in Rußland. Vor seiner Ankunft in Moskau hatte Umweltminister Töpfer am Montag in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Leonid Krawtschuk gesprochen und den Unglücksreaktor von Tschernobyl besucht.
In der Ukraine werde die Abschaltung oder Nachrüstung von Kraftwerken mit niedrigem Sicherheitsstandard jedoch durch wirtschaftliche Probleme behindert, berichtete Töpfer. So könne möglicherweise die Zusage der ukrainischen Regierung, die beiden noch arbeitenden Meiler des Kraftwerks von Tschernobyl stillzulegen, nicht wie geplant eingehalten werden. Verschärft worden sei die Energiekrise der Ukraine durch die Ankündigung Rußlands, künftig Erdöl und Erdgas nur noch gegen Weltmarktpreise zu verkaufen.
Vor Ort notiert
Das Café Katakombe der evangelischen Nord-Ost-Gemeinde im Ostend ist an jedem ersten, dritten und - so es der Kalender zuläßt - an jedem fünften Samstag im Monat von 19 bis 22.30 Uhr geöffnet. Die Besucher können spielen (Darts, Tischfußball, Karten), auch eine Auswahl an warmen und kalten Getränken, Knabbereien und etwas Gekochtem (Tagesangebot) steht in der Wingertstraße 15 (Ostend) bereit. ak
Waren aus der Dritten Welt verkauft die Ghana-Gruppe der evangelischen Mariengemeinde Seckbach, Zentgrafenstraße 23, jeden Montag von 16 bis 18 Uhr im Gemeindehaus. ov
Immer, wenn durch die Drehtür im Haus des Sports in der Otto-Fleck- Schneise in Frankfurt in den letzten Monaten unbekannte Herren im dunklen Zwirn und durchgestylte Damen mit Aktenköfferchen an der Empfangstheke erscheinen, und ihnen auf dem Weg zum Generalsekretär Norbert Wolf oder den Geschäftsführern Beschäftigte des Deutschen Sportbundes (DSB) entgegenkommen, werden sie argwöhnisch beäugt: Was ist jetzt im Busch? Sind das wieder Vertreter von irgendwelchen Agenturen, die herausfinden sollen, was beim DSB schief läuft? Alarmglocken schrillen bei so manchem Angestellten des DSB, die in letzter Zeit durch Aktionen ihrer Arbeitgeber verunsichert sind.
Die Sparwelle, die quer durch die Republik schwappt, hat auch den DSB erfaßt: Öffentliche Mittel werden weniger. Nach Umsetzung verlangt die Erkenntnis eine Fachverbandsvorsitzenden, die ihn während des Kaffeetrinkens beim DSB- Bundestag in Berlin überkam: "Die üppigen Zeiten, in denen wir in Saus und Braus lebten, sind vorbei, jetzt müssen wir uns etwas einfallen lassen."
Doch Konzepte, geschweige denn wirkungsvolle Einzelmaßnahmen, sind nach der Erneuerung in der hauptamtlichen Führungsetage vor fast zwei Jahren im DSB immer noch nicht zu erkennen. Das einzige, was erreicht wurde, beschreibt Betriebsratsvorsitzener Lothar Pietsch so: "Die Kolleginnen und Kollegen sind durch verschiedene Vorgehensweisen der Geschäftsleitung demotiviert."
Seit Monaten ist Pietsch beschäftigt wie nie zuvor. Seit eine Arbeitsplatzanalyse ohne Information des Betriebsrates (wozu der Arbeitgeber laut Betriebsverfassungsgesetz verpflichtet ist) angekurbelt, dann mit der Androhung einer einstweiligen Verfügung gestoppt wurde und nun neu aufgelegt werden soll (bisher erneut ohne Rücksprache mit dem Betriebsrat) kommen immer wieder Mitarbeiter, die sich um die Arbeitsplätze sorgen.
DSB-Präsident Hans Hansen beruhigt: "Für uns war eine Arbeitsplatzbeschreibung deshalb wichtig, weil wir wissen wollten, wo wir umstrukturieren können, wo es sinnvoll ist zu erweitern oder zu ergänzen. Von Entlassungen kann keine Rede sein. Wir sind doch keine Kopfjäger. Aber wir werden vermutlich die eine oder andere Stelle nicht mehr besetzen, wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin in den Ruhestand geht."
Daß es sicher in einigen Ressorts Veränderungen geben muß, Bereiche wie etwa Senioren, Ausländer oder Umwelt sowie der Spitzensport unter den Vorgaben der Dopingbekämpfung erweitert oder neu konzipiert werden müssen, andere Aktionen ersatzlos gestrichen werden können, darüber sind sich im Haus des Sports alle einig. Während Hansen im hauptamtlichen Bereich die "natürliche" Gesundschrumpfung des Personalapparats propagiert, wollen er und sein Präsidium auf dem ehrenamtlichen Sektor rigoros den Rotstift ansetzen: Die fast nicht mehr zu überblickende Zahl von Beiräten, Ausschüssen und Kommissionen soll deutlich reduziert werden, denn: Weniger Gremien bedeuten auch weniger Ausgaben. Was wichtig ist, denn die beiden finanziellen Standbeine des Mitglieder-Riesen sind noch wackliger geworden. Die Mittel aus der Glücksspirale gehen weiter zurück, und sportpolitisch hat man sich noch nicht durchgerungen, die seit 1977 unveränderten Mitgliedsbeiträge (pro Kopf 20 Pfennige) zu erhöhen.
Über Marketing wird im DSB viel geredet. Während sich die Mitarbeiter auf den meisten Ebenen sehr kreativ und erfolgreich gezeigt haben, sind sie bei der Erschließung von Geldquellen ziemlich phantasielos. Die Aktivitäten in diesem Bereich, für die Verwaltungs- und Personalchefin Hannelore Leuschner-Lang zuständig ist, erschöpften sich bisher in den Bemühungen, eine Marketing-Konzeption in Auftrag zu geben. Die Marketing- und Communicationsberatungs- GmbH Dr. Mussler & Partner bemüht sich für teures Geld darum, eine solche Konzeption zu entwickeln.
Daß ausgerechnet Agenturen beauftragt werden, die mit dem Sport und Sportorganisationen bisher nichts oder wenig zu tun haben, ist allerdings ein Armutszeugnis für die hauptamtliche Geschäftsführung. Denn gerade die fünf Geschäftsführer und der Generalsekretär müßten doch daran interessiert sein, ein neues Gesamtkonzept, neue Ideen zu entwickeln, mitzugestalten. Aber das Interesse an der Gesamtentwicklung des DSB hält sich offensichtlich in Grenzen: Erbhöfe und eigene Karriere sind manchem wichtiger.
Deshalb rechnet das "DSB-Fußvolk" es seinem Präsidenten hoch an, daß er versucht, den Sand aus dem DSB-Getriebe zu bekommen, und vor allem die betriebliche "Zwischen-Eiszeit" wieder in ein angenehmes Betriebsklima zu verwandeln. Doch ihm wird von seinen Verwaltern und Verwalterinnen schon einiges zugemutet: zwischen kleinkariertem Possentheater und hausgemachten Soloauftritten seines Ensembles wird alles geboten, Versöhnungsversuche oft genug durch einen weiteren zielsicheren Tritt in einen Fettnapf zunichte gemacht. Vieles, so vermuten Schwarzseher, hat Methode. Wenn Informationsmaterial über die 100 Arbeitsplätze, noch dazu von "externen Experten", auf dem Tisch liegt, so hat man als Geschäftsführer/in etwas in der Hand, um die Belegschaft zu disziplinieren.
"Es ist so viel schiefgelaufen, daß es schwer ist, wieder eine Vertrauensbasis herzustellen", sagt Betriebsrat Pietsch. "Zum eigentlichen Arbeiten kommt man oft gar nicht, weil man sich ständig mit irgendwelchem Kleinkram wie unzugänglichen Faxgeräten, veränderten "Hauspost-Bestimmungen" oder verschlossenen Haustüren herumschlagen muß", klagt einer, der nach Überstunden nur dank eines Kollegen, der zufällig auch länger gearbeitet hatte und einen Schlüssel für die Haupttür besaß, seine Arbeitsstätte verlassen konnte.
"Nach den vielen Turbulenzen nun endlich Konsequenzen", hatte Hans Hansen beim DSB-Bundestag als Motto für 1993 ausgegeben. Ein Satz, der auch für die hausgemachten Probleme zugeschnitten sein könnte, die es schnell zu lösen gilt, denn: Auf die 100 DSB-Mitarbeiter warten wirklich wichtige Aufgaben. BIANKA SCHREIBER-RIETIG
Sonnenblume heißt ein offener Gesprächskreis für Alleinerziehende, den die katholische St.-Josef-Gemeinde Bornheim, Eichwaldstraße 40, anbietet: jeden Mittwoch um 15 Uhr. gs
Eine demokratische Schule wird nur dann entstehen, wenn eine aktive Selbstbefreiung der Schüler und Lehrer von den gesellschaftlichen Zwängen vorausgegangen ist. Das bedeutet natürlich harte Konfrontation mit den staatlichen Institutionen. Aber daraus werden sich Formen der neuen, antiautoritären Schule entwickeln.
Der Lehrbetrieb könnte in gemeinsamer, gleichberechtigter Zusammenarbeit der Schüler und Lehrer wieder aufgenommen werden. Dort kämen die konkreten Probleme zur Sprache. Die Schule wäre dann ein Ort, der die Möglichkeit gäbe, die aktuellen Vorfälle zu durchdenken, eine Hilfe zur Selbstbefreiung, ein Mittel im Kampf gegen die Unterdrückung.
Aus einer Dokumentation der SSG Oberursel
Politische Erziehung, das kann immer nur heißen, Menschen zu befähigen, das zu erkennen, was ihre Interessen sind. Niemand kann mir vormachen, daß 14-, 15-, 16-, 17- und 18jährige sich ernsthaft dafür interessieren, wie ein Parlament gewählt wird, was der Bundespräsident ist und wie sich die Bundesversammlung zusammensetzt. Ihre Interessen, Schülerinnen und Schüler, sind mit Recht dort, wo sich Ihr Körper anmeldet, nämlich bei Ihrem Unterleib. . . . Erst wenn Ihnen alle diesbezüglichen Fragen beantwortet sein werden, haben Sie Zeit, sich mit Fragen des ,Gemeinwohls' zu befassen. Aber: Solchermaßen Aufgeklärte werden nicht mehr funktionieren im Interesse derer, die über Sie verfügen wollen. . . . Wer eine zärtliche Liebesnacht kennt, weiß, auf was er verzichtet, wenn ihm das Töten am Schreibtisch und im Schützengraben beigebracht werden soll. Er wird sich verweigern, nicht jedoch der Geliebten, sondern der Bundeswehr.
Schülerinnen und Schüler, fordern Sie den koedukierten(!), gemischten Sportunterricht und räumen Sie Reck- und Schwebebalken, Kisten und Kasten, kurz alle jene Kastrations- und Entjungferungsgeräte aus der Turnhalle und lassen Sie als einziges zurück: Decken und Matten, auf denen Sie sich paarweise ausstrecken, à faire l'amour, um Liebe zu machen.
Aus "Venceremos", Zeitschrift des RC Bad Homburg. Autor ist vermutlich Günter Amendt.
Der Taunusbote distanziert sich von den Machenschaften des SDS, er wird mit Argusaugen darüber wachen, daß in Bad Homburg den kleinsten Anfängen entgegengetreten wird. Unsere Stadt ist der ruhende Pol am Rande der Großstadt Frankfurt, in der es zunehmend unruhiger wird. Unserer Bürger schätzen die ruhige Beschaulichkeit ihrer Stadt und wollen sich dieser Ruhe auch in Zukunft erfreuen. Jugendliche Randalierer haben bei uns keinen Platz, ob sie dem SDS oder anderen radikalen Gruppen angehören. Ihnen gegenüber gilt der Grundsatz: "Wehret den Anfängen."
Taunusbote, April 1968
Trotz bitterer Kälte und Schneetreibens gaben Tausende dem närrischen Lindwurm Geleit
ESCHBORN. Der vollbärtige Mann sitzt aufrecht auf seinem Karren, die Zügel, an denen zwei schwarz glänzende Rösser gehen, fest in der Hand. Vor beinahe 90 Jahren entstand das Bild auf dem Hof von Richard Hoffmann am Niederhöchstädter Altkönigweg. Der Name des vollbärtigen Wagenlenkers ist unbekannt, während sich die Nachfahren an Richard und Heinrich Hoffmann, die in derselben Haltung fotografiert wurden, noch erinnern. Zeugnisse vom Alltagsleben auf Feldern und in Höfen, aber auch Foto-Dokumente von Straßenansichten, von öffentlichen und privaten Gebäuden. Sie sind enthalten in zwei Bildbänden, die Hansjörg Ziegler von der Historischen Gesellschaft bisher über das ehemalige Straßendorf Niederhöchstadt herausgab.
Der Hobbyhistoriker begann im vergangenen Jahr Bilder zu sammeln. Zunächst lief die Aktion schleppend an. Hatten die Bewohner des ehemaligen Straßendorfs doch schon einmal erlebt, wie Aufnahmen für die 1200-Jahrfeier gesammelt und teilweise nicht zurückgegeben wurden, berichtet Ziegler. Außerdem hegten manche Niederhöchstädter "etwas Mißtrauen", weil da ein Eschborner kam und ihre Fotos wollte. Doch mittlerweile liegen die ersten beiden Bände auf dem Tisch, sechs weitere sollen folgen - und Ziegler bekommt immer mehr Material.
In ein paar Monaten möchte er die Bändchen "Sonn- und Festtage" und "Vereinsleben" herausbringen, zu Weihnachten sollen die Büchlein über "Kinder" und "Familien" fertiggestellt sein. Im nächsten Frühjahr schließlich soll mit den Bänden "Jugendliche" und Bürger" die von der Stadt subventionierten Arbeiten zunächst abgeschlossen sein. Was an zusätzlichem Material vorliegt, will die Historische Gesellschaft archivieren.
Wer weiß noch, wo das alte Ziegeleigelände war und wie es aussah? Heute donnern Autos auf der Hessenallee achtlos über den Ort, an dem von 1890 bis zum Zweiten Weltkrieg Ziegel gebrannt wurden. Eine Lehmmühle zerrieb die Erde, die dann mit Sand angereichert wurde, um Ziegel herzustellen. Oder wer erinnert sich noch an die mühsame Feldarbeit und die Kreuzschmerzen nach der Kartoffel- und der Erdbeerernte? Die Bilder erzählen davon - vom Leben in den Hinterhöfen, mit Katzen, Hunden und Federvieh. Sie zeigen Frauen "beim Rübenköpfen" auf dem Hof Gottschalk an der Hauptstraße und wecken wehmütige Erinnerungen an die Zeit, als es im Straßendorf noch gemütliche Gaststätten mit Wirtsgärten wie Philipp Buchs "Zum Schwan" oder den "Äpfelweinmüller" gab.
Zieglers Büchlein sind ein Muß für Alteingesessene und auch für neu Hinzugezogene. Sie liefern einen beredten Eindruck, wie sich Niederhöchstadt entwikkelte, wie das Leben früher war. Manch einer wird auch alte Bekannte, die vielleicht schon lange nicht mehr leben, darin entdecken.
Die Bände sind zum Preis von 20 Mark bei Papierwaren Höhne an der Steinbacher Straße zu haben oder auch bei Hansjörg Ziegler selbst, der jeden Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr in den Vereinsräumen der Verwaltungsstelle Niederhöchstadt an der Hauptstraße 295 anzutreffen ist. she
Lachgebühr beim Klaa-Pariser Wurm
Heddernheim im Fastnachts-Fieber
Vorsichtig dirigieren berittene Polizisten ihre Gäule um eine "Schikane" und über die ersten Kölner Teller in der verkehrsberuhigten Zone Richtung Alt-Heddernheim. "Von hier ab derft ihr die Dreißisch net üwwerschreite", ruft es "Simbelche" Ebbi Ditter und hat schon - wie in den letzten Wochen bei Sitzungen - die Lacher erneut auf seiner Seite. "Halt' euch gut fest, jetzt raddern mer üwwer die Klaa Pariser Raserbremser", uzt Walter Faust vom 1. Frankfurter Gardecorps. Oertl's ihrn Kall wär fast vom Kühler gefallen.
Die Faust-Truppe in Grüngelb mit Musikzug führt das ganze Fastnachtdienstag-Spektakel an. "Es gibt kein Bier auf Hawaii . . ." und "Humbatäterää", brüllt es aus einem der vielen Lautsprecher, mit denen die "Klaa Pariser" ihre Straßen, Gassen und Gäßchen beschallen, nur noch übertönt von tausendfachen "Helaus". Häuserschmuck wird bestaunt, er ist "schee buntisch wie de Zuuch". Luftballons und Luftschlangen tänzeln im kalten Wind um die Wette. Innere Wärme bringen Flachmänner, kräftiges Schunkeln hilft ebenfalls.
Drei Straßenecken weiter: Hunderte tribbeln im Takt gegen kalte Füß'. Schlag auf Schlag kommen sie an: große und kleine Gardebebbscher, Gardisten, Spielleute, Standartenträger, Clowns, Westernhelden, Cheerleaders, die "Schlicht"-Sippe mit Kind und Kegel, außer Rand und Band die "Löwen". Dazwischen berittene Polizei, Amazonen des 1. Frankfurter Reitercorps, Kaltblüter vor "Sechserziisch", ein römischer Herold und das phantastische Reiter-Fanfarencorps Großostheim.
Immer mehr Menschen gesellen sich zu den Tausenden, trotz Frostgrenze. Auf der Ehrentribüne in der Hessestraße haben die Stadtoberen Andreas von Schoeler und Hans-Jürgen Moog Platz genommen, aber auch Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch, Frankfurts Tollitäten, Zugmarschall Dieter Schwarz und die Lilli Pölt. Petra Roth ist auch da und staunt über ihr Konterfei auf Wagen 25: "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im Land . . .?" Den Spiegel hält ihr "Andy" vors Gesicht.
Und so stellen die Heddemer eine Verkehrsberuhigung dar: Kölner Teller vor und hinter einer vollbusigen Eva: "Der Verkehr in Frankfurt ruht, wann mer'n beruhische dut!" Dahinter Clowns der Maagard, die Schalmeienkapelle Vollhofen, die "Nordendler" und die "Enkemer Käwwern".
Schon wieder ein Witzwagen mit einem nasenbohrenden Norbert Blüm: "Wenn's nach em Nobbi geht, wern die Pille selbst gedreht!". Weiter auf die Schippe genommen: Möllemann, Fußballprofis und Honecker ("Weil die Richter hier gesponne, lieht der Honni in de Sonne!"). Die deutsche Einheit wird mit einem Faß ohne Boden dargestellt.
Spanische Folklore ist angesagt. Eine Tanz- und Musikschau präsentiert die Main-Brassband aus Offenbach. Dortelweiler Kerweborsch', "Weißbüsch" und die "Nullzweier", "Krätscher" sowie süße Ginnheimer Gymnastik-Schmusekätzchen bereichern das farbenprächtige Bild. 30 "Kinziggeister" ziehen "die Schau des Jahres" ab, Kolpings Döchder un Söhn' kommen fernöstlich mit "Hochwürden" Hans Joachim, die Pegauer Stadtkapelle mit "Rucki-Zucki" und "Aaner geht noch . . .". Dieter Daniel demonstriert mit seinem Bonameser Fanfarencorps den "Kreisverkehr", dahinter die große Schar Uniformierter der "Fidelen Nassauer" sowie der "Heddemer Käwwern", zum 111jährigen Vereinsbestehen in den traditionellen Farben Blau / Weiß / Rot. Da grüßt auch schon der Boß Dietmar Pontow und der Statthalter Alfons I. mit Kölner Tellern in Fastnachtsfarben auf den Ohren. dixi
OBERURSEL. "Bon Voyage" (Gute Reise) ruft das Frankfurter Kurorchester am Donnerstag, 4. März, ab 20 Uhr den Gästen in der Stadthalle zu. Die SPD Oberursel hat das Orchester, das alles andere als sanfte Kurmusik spielt, engagiert, "um sich selbst eine Ruhepause während der Wahlvorbereitungen zu gönnen", wie es in der Einladung heißt, die auch für die Wähler gilt.
Das Reiseprogramm von Anne Bärenz, Frank Wolff, Willi Kappich und Jos Rink, die seit 1985 das im Kurorchster spielen, ist allerdings nicht nur ganz leichte musikalische Kost. Die "Bon Voyage " geht gut los. Reisefieber bricht aus, Sehnsucht und Sonne brennen - Traumreise ins Paradies bei paradiesischer Musik. Die Reise wird zum Alptraum, das Flugzeug zur Höllenmaschine - und schließlich die Menschen zu Boatpeople, die auf fantastische Weise gerettet werden. Musikalisch wird das in bester Kurorchester-Manier präsentiert. Und das bedeutet: Respektlose Vermischung von U- Und E- Musik, Klassik und Pop werden auf höchstem Niveau gespielt, so daß auch Beethoven nichts dagegen hätte, zusammen mit Jimmy Hendrix oder Nina Hagen auf die musikalische Reise geschickt zu werden.
Tickets gibt es im OK-Service-Center, Kumeliusstraße 8 und bei allen SPD- Ortsbezirken. s
Giftunfall . . .
Am heutigen Mittwoch um 18.30 Uhr sollen die Bürger während einer Sonderveranstaltung des Magistrats im Gemeindesaal in der Schwanheimer Martinskirchstraße 53 informiert werden.
Am Nachmittag tagte die von Umweltminister Joschka Fischer eingesetzte Arbeitsgruppe, die ein Konzept zur Entgiftung von Rasenflächen und Kleingartenarealen ausarbeiten soll. Ein erstes Ergebnis soll heute abend von Umweltdezernent Tom Koenigs und Gesundheitsstadträtin Margarethe Nimsch in Schwanheim mitgeteilt werden. Auch Vertreter der Hoechst AG sind angekündigt.
Unternehmens-Sprecher Ludwig Schönefeld übte am Dienstag gegenüber der FR verhaltene Selbstkritik: "Wir müssen prüfen, ob der Schadensfall richtig bewertet worden ist." Denn: Die Feuerwehr wurde über den Unfall, bei dem die zweieinhalb Tonnen des vom Chemie-Unternehmen zunächst lediglich als "mindergiftig" eingestuften o-Nitroanisol entwichen, erst von der Polizei informiert. Die Beamten waren nicht von der Werksfeuerwehr der Hoechst AG, sondern von einem Busfahrer der Stadtwerke angesprochen worden, der mit seinem Fahrzeug beinahe auf der Schmierschicht in der Stroofstraße ausgerutscht wäre.
17 Fragen hat der Frankfurter SPD- Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Sieghard Pawlik, der früher selbst bei den Farbwerken beschäftigt war, an die Wiesbadener Regierung formuliert. Pawlik: "Der Vorgang muß rasch und umfassend geklärt werden. Es ist sicherzustellen, daß derartige Unfälle in der Zukunft ausgeschlossen werden können."
Für die Grünen im Römer sprach Lutz Sikorski "von einer Desinformationspolitik" der Hoechst AG. "Es ist ein Skandal, wie dieser Chemiekonzern ganz offensichtlich mehr um seinen Ruf als um Aufklärung besorgt ist", empörte sich der Fraktionsgeschäftsführer.
Der Sprecher des Kreisverbandes der Grünen, Marcus Bocklet, forderte eine Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen für die chemische Industrie. Unfälle wie am Montag könnten sich "jeden Tag in fast allen Niederlassungen der Hoechst AG wiederholen, da überall mit Überdruck-Ventilsystemen gearbeitet wird". Gesetzliche Maßnahmen, die bei solchen Störfällen die schnelle Information der Öffentlichkeit vorschreiben, hält auch der Betriebsrat von Triumph Adler - das Unternehmen ist ein Nachbar des Griesheimer Werkes - für notwendig. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat unterdessen ein Verfahren wegen Umweltgefährdung eingeleitet.
(Siehe Bericht oben und Kästen rechts)
BAD HOMBURG. Zu einer Nacht besonderer Art laden die Grünen im Hochtaunuskreis am Freitag, 26. Februar, 19.30 Uhr ins Bürgerhaus Kirdorf ein. Sie versprechen einen "Kultur-Schock!?" (mit Fragezeichen, wohlgemerkt): "black and white" zusammen bei der Grünen-"night" heißt der Slogan.
Eric Adjeiteh Adjei & Friends sind dabei, die dunklen Trommler und Tänzer aus Ghana. Das Kabarett "Müller Müller Kunz" aus dem Taunus sorgt für die Satire und "The Runners" aus Frankfurt machen Musik für alle. Moderiert wird das Ganze von Knut Zilian, der das schon bei hr 3 geübt hat.
Eintrittskarten gibt es im Umweltbüro Bad Homburg, Louisenstraße 23 (Tel. 06172 - 20965) und im Rapunzel-Naturladen, Audenstraße 3 (Tel. 06172 - 21666). s
FRANKFURT A. M., 23. Februar. Die am Montag nach einem Betriebsunfall bei der Hoechst AG über den Frankfurter Stadtteilen Griesheim, Schwanheim und Goldstein tonnenweise niedergegangene Chemikalie o-Nitroanisol gilt als krebserregend und kann Erbschäden verursachen. Das teilte das Hessische Umweltministerium am Dienstag mit und warf dem Chemieunternehmen vor, "diese wichtige Information aus völlig unverständlichen Gründen" der Öffentlichkeit und den Behörden vorenthalten zu haben. Dadurch seien, rügte Minister Joschka Fischer (Grüne), "die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gefährdet oder behindert worden".
Die "brandneuen Informationen" über die Gefährlichkeit des als schmierig gelb- bräunlicher Belag niedergegangenen Farbvorprodukts wurden, wie Fischer berichtete, einem Firmen-Papier der Hoechst AG vom 12. Februar entnommen, das das Ministerium jedoch nicht vom Unternehmen selbst, sondern über den "Behördenweg" erhalten habe. Fischer nannte es einen unglaublichen Vorgang, "daß eine große Chemiefirma eine brandneue toxikologische Bewertung den zuständigen Gesundheits- und Umweltbehörden vorenthält". Es müsse "Schluß sein mit jeglicher Geheimniskrämerei". Laut Reuter hat die Hoechst AG die Existenz des Nitroanisol-Reports bestätigt. Der Stoff könne "im Tierversuch nach Langzeiteinwirkung Krebs erregen", teilte das Unternehmen mit, eine Einstufung nach bundesdeutschen Richtlinien sei noch nicht vorgenommen worden. Fischer bestellte Vertreter des Hoechst- Vorstandes für den heutigen Mittwoch ins Ministerium ein.
40 Personen aus den betroffenen Stadtteilen meldeten sich am Dienstag mit Kopfschmerzen, Augenreizungen und Atembeschwerden in Krankenhäusern.
1. FC Frankfurt 66: Die Mitglieder des Fußballvereins wählten auf der Jahreshauptversammlung Reinhold Gilles zum Ersten Vorsitzenden. Zweiter Vorsitzender wurde Jens Madl. Zum Kassierer wählte die Versammlung Rainer Pfaff. Sein Vertreter ist Horst Zeihs. Als Schriftführer wurde Peter Bekiesch gewählt, ihn vertritt Lotte Zimmer. Gerti Rettig leitet die Abteilung Gymnastik, Gisela Arnrich die Abteilung Kegeln. Und der Spielausschußvorsitzende ist Armin Velasquez. ov
KRONBERG. In den Kronberger Lichtspielen gibt es am heutigen Freitag eine Filmnacht: Um 20.15 wird "Dracula" gezeigt, anschließend ab 22.45 Uhr der Hit "Blues Brothers". Die Junge Union hat die Veranstaltung zusammen mit dem Kino organisiert. s
Die interessante Sportnotiz
Becker sagt Rotterdam ab Der immer noch von einer Virusinfektion geplagte dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker aus Leimen hat einen Tag vor seinem Erstrundenspiel gegen den Niederländer Jan Siemerink seinen Start beim Rotterdamer Tennis-Grand- Prix abgesagt. Dreispringer vier Jahre gesperrt Der kanadische Leichtathletik-Verband hat den Dreispringer Oral O'Gilvie wegen der Einnahme einer leistungsfördernden Substanz für vier Jahre gesperrt. Der 24jährige war bei Trainingskontrollen erwischt worden. Zwei Monate Pause für Sampras Der US-amerikanische Tennis-Profi Pete Sampras muß mit einem sogenannten Ermüdungsbruch im rechten Knöchel zwei Monate pausieren. Thiel verlängerte Vertrag Handball-Bundesligist TSV Bayer Dormagen und Torwart Andreas Thiel, Kapitän der Handball-Nationalmannschaft, verlängerten einen noch bis 1994 laufenden Vertrag um weitere zwei Jahre. Termin im "Fall Krabbe" Der "Fall Krabbe" wird vor dem Rechts- ausschuß des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) entweder am 20. März oder bei einer weiteren Verzögerung der ausstehenden Gutachten nicht vor Ende April verhandelt. Wolfgang Schoeppe (Anspach), über dessen mögliche Befangenheit es Diskussionen gegeben hatte, behält den Vorsitz des Gremiums.
Schach-WM nun in Manchester Der Kampf um die Schachweltmeisterschaft zwischen dem russischen Weltmeister Garri Kasparow und seinem britischen Herausforderer Nigel Short wird von Ende August an in Manchester ausgetragen. Das teilte der Internationale Schachverband in Luzern mit. Holger Friz geht nach Klein-Karben Holger Friz, zwischen 1983 und 1988 Profi der Frankfurter Eintracht, wird den hessischen Fußball-Landesligisten KSV Klein-Karben ab dem 15. April verstärken. Der 27jährige verpflichtete sich bis 1994.
Grüne stehen zu Anti-Olympia-Video Die Grünen haben sich am Dienstag hinter Judith Demba und das umstrittene Anti-Olympia-Video gestellt. Norbert Schellberg, Landes-Geschäftsführer der Grünen in Berlin, wies Forderungen des Bündnis 90 nach Rücktritt der Abgeordneten Demba zurück. Auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien absolut dünn und unsinnig. Deutsche U 18 verlor in Griechenland Die U 18-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verlor am Dienstag ein Testspiel gegen Griechenland mit 0:1 (0:0). Vor 200 Zuschauern in Athen fiel der Siegtreffer der Gastgeber in der 46. Minute. Die Mannschaft von DFB-Trainer Hans-Jürgen Dörner vergab durch Sarner (Bayer Leverkusen), Hagner (Eintracht Frankfurt) und Jaekel (Hertha BSC) mehrere Ausgleichschancen. Bester deutscher Akteur war Mittelfeldspieler Sobotzik (Eintracht Frankfurt).
Aufgespießt
"Am 22. Februar gegen 4 Uhr trat aus einem Sicherheitsventil Produkt aus, das infolge des starken Windes verweht wurde. Bereits kleinste Mengen schlagen sich an kalten Flächen gut sichtbar nieder. Das Produkt ist laut DIN-Sicherheitsdatenblatt mindergiftig. Maßnahmen:
Gebäudeteile können mit warmen Wasser und Haushaltsreinigungsmitteln gereinigt werden. Schutzhandschuhe tragen! Vor Eintritt in Wohnungen Schuhsohlen reinigen." Erste Information der HoechstAG nach dem Giftunfall an die Schwanheimer Bevölkerung
Mittwoch, 24. Februar
Vorträge / Diskussionen Paul-Ehrlich-Institut, Langen: 11 Uhr, Vortrag "Detection of Llmd Protein in Mouse Testis", Hörsaal, Paul-Ehrlich-Institut.
Romanfabrik, Uhlandstr. 50: 20 Uhr, Diskussion - Welche Kultur braucht Frankfurt?
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Angst vor der Freiheit? Frauenorientierte Therapie und Gruppen".
Ökumenisches Zentrum Christuskirche, Beethovenplatz: 19 Uhr, Entwicklungspolitischer Aschermittwoch, "Was heißt: Fluchtursachen bekämpfen?" Museen / Führungen Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag "Aspekte des Kulturplakates".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Korrespondenzen - Werkdialoge"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925"; 20.15 Uhr, Vortrag über Sergej Eisenstein, mit Filmvorführungen.
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zu "Asiatische Kunst - Baukeramik und Grabkeramik Chinas".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag "Arnold Ruge und die demokratische Bewegung im Vormärz"; 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung: Zedaka - Almosen oder Soziale Gerechtigkeit?"; 19.30 Uhr, Vortrag "Im Heckhaus die Lahmen, Blinden und Hungerleider . . . - Die sozialen Institutionen der Frankfurter Judengasse".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Tiere des Erdaltertums"; Treffpunkt 1. Lichthof, Dinosauriersaal. Literatur / Lesungen
Literatur Forum im Jüdischen Gemeindezentrum, Savignystr. 66: 20 Uhr, Bruno Ganz - Prosa von Heinrich von Kleist.
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: 18.30 Uhr, Lesung im Rahmen der Plakatausstellung, "Analphabeten, Philosophen, arme Schlucker, Mörder, Revolutionäre?"
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/R. 3.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: 16 Uhr, Stammtisch in der Oberschweinstiege.
Frankfurter Stadtwald Verein 03: Senioren- wanderung "Durch die Oberräder Gemüsefelder"; Treffpunkt Straba-Haltestelle "Wiener Straße", Linie 15 und 16, 14 Uhr.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 12 Uhr, Heringsessen zum Aschermittwoch.
Evangelische Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 10 bis 12 Uhr, Offene Stillgruppe; 19.30 Uhr, Rentenfragen - wichtige Fragen für Frauen, Information und Diskussion.
Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur: 17 Uhr, Info-Treff, Alte Backstube, Dominikanergasse 6.
Au-pair-Treff, Treff 38, Stalburgstr. 38, 14 Uhr.
Hausfrauen-Verband: 13.30 Uhr, Besuch des Geldmuseums in der Bundesbank; Treffpunkt Haupteingang Wilhelm-Epstein-Str. 14; 15 Uhr, Literaturkreis. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle/Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Donnerstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Bechtenwald-Apotheke, Zeilsheim, Bechtenwaldstr. 64,Tel. 36 43 32; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Str. 1, Tel. 34 44 64; Fontane- Apotheke, Niederrad, Gerauer Str. 100, Tel. 6 66 24 42; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Str. 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 553, Tel. 52 52 28; Malteser Apotheke, Berger Str. 176, Tel. 49 00 60; Spessart- Apotheke, Fechenheim, Pfortenstr. 26, Tel. 41 56 57. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der Kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21 / 82 77 - 3 66
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengany Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00, 23.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Däumling.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stoker's Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End v. J. Ivory.
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Buster - der Zauberer.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.-Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Portrait: Conrad Veidt. Victor Seastrom: Under the Red Robe, Großbritannien 1937, OF, Conrad Veidt, Raymond Massey; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Jon Jost: Repetition, USA 1963, OF; 20.15 Uhr: Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925. Vortrag von Naum Klejman über Eisenstein. Dazu laufen die Filme Unter Mexikos Sonne (Time in the Sun, Marie Seton, USA 1939, DF) und Die Beshin-Wiese ("Bezin lug" Sergeja Ejzenstejna, Sergej Jutkevic, Naum Klejman, UdSSR 1967, DF).
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Tägl. 17.45 Uhr: 40 &metresq; Deutschland (OmU) v. T. Baser; tägl. 19.45 Uhr: Filme von Akira Kurosawa; Mo.-Mi.: Yojimbo; tägl., 22.15 Uhr: German Fried Movie, 500 Gags in 85 Minuten v. F. Lustig und U. Boll.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando; 23.00 Uhr: Premiere "Mord in Genf" (Der Fall Barschel), Regisseur Uwe Boll ist anwesend.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula; 23.00 Uhr: Flathners (DM 9,-).
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Bitter Moon.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Dracula (in engl. OV).
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sneakers (in engl. OV).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (in english OV).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 20.30 Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - Do.-Mo. 20.00 Uhr: Bodyguard.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Die Schöne und das Biest.
Eishockey-Oberliga "Löwen" standen sich sehr häufig im Weg
Seit ihrem Sieg am Sonntag in Wedemark dürfen sich die Eishockeyspieler des Frankfurter ESC als Meister der Oberliga Nord fühlen. Beim 5:3 (2:1, 1:0, 2:2)-Erfolg gegen den REV Bremerhaven konnte man den Eindruck gewinnen, als hätten die "Löwen" seit diesem freudigen Ereignis durchgehend gefeiert. Der gleiche Gegner, der nur fünf Tage zuvor 9:1 abgekanzelt worden war, hatte zwar auch diesmal trotz einer 1:0-Führung keine echte Erfolgschance, doch dafür standen sich die Frankfurter häufig genug gegenseitig im Wege.
Das Kombinationsspiel war ebenso mangelhaft wie die Verwertung der Torchancen, die durch Eigensinn und Leichtfertigkeit gleich dutzendweise vergeben wurden. Für Ausnahmen von der Regel sorgten Scholz (2), Thornbury, Zajic und Wolf.
Dennoch: Ein Glück für die Mannschaft, daß das närrische Publikum ebenso großzügig gestimmt war und das angesichts der schwachen Vorstellung eigentlich fällige Pfeifkonzert ausblieb. Sim
Während des Fastnachtszuges in Heddernheim ("Klaa Paris") mußten die Frankfurter Hilfsorganisationen insgesamt 13mal verletzten und hilflosen Personen zu Hilfe kommen. Wie der Schichtführer der Berufsfeuerwehr in der Hanauer Landstraße am Abend sagte, seien etliche der Einsätze dadurch zustandegekommen, daß Karnevalisten über den Durst getrunken hätten. Nähere Einzelheiten dazu konnte er allerdings noch nicht sagen.
Gravierendster Fall im Laufe des Heddernheimer Umzuges: Die Reiterin eines Karnevalvereins stürzte gegen 14.45 Uhr in der Tiberiusstraße von ihrem Pferd. Die Frau mußte mit einem Beckenbruch in ein Krankenhaus gebracht werden. enk
Reiseliteratur
WIESBADEN, 24. Februar (AP). Beim Absturz eines US-Militärhubschraubers sind am Dienstag abend in Wiesbaden vier Soldaten ums Leben gekommen und vier verletzt worden. Das Unglück ereignete sich gegen 19.30 beim Landeanflug auf den amerikanischen Flugplatz im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim. Die Ursache des Unglücks war zunächst nicht bekannt, es wurde eine Untersuchung eingeleitet. Ein Sprecher der US-Streitkräfte, Oberstleutnant Dick Bridges, sagte, die UH-60 Blackhawk sei aus Stuttgart gekommen. An Bord hätten sich drei in Wiesbaden und fünf in Frankfurt stationierte amerikanische Soldaten befunden.
Nach Angaben eines Wiesbadener Feuerwehrsprechers haben sich auch deutsche Feuerwehrleute an der Bergungsaktion nach dem Absturz beteiligt. Mehr wollte er nicht sagen: "Schweigepflicht von den Amerikanern."
JERUSALEM, 24. Februar (AP). Die Nahostmission des neuen US-Außenministers Warren Christopher hat nicht den entscheidenden Durchbruch gebracht.
Vertreter der Palästinenser lehnten am Dienstag abend die Wiederaufnahme der Nahost-Friedenskonferenz ab, solange das Problem der rund 400 aus Israel deportierten Araber nicht gelöst sei. Die israelische Regierung hatte zuvor die Bereitschaft zu Konzessionen im Streit um die vor mehr als zwei Monaten aus ihrer Heimat Ausgewiesenen signalisiert.
Hanan Aschrawi, Sprecherin der Palästinenser-Delegation bei den Friedensgesprächen, sagte nach dem anderthalbstündigen Gespräch mit Christopher in Jerusalem, der US-Außenminister habe keine neuen Angebote Israels überbracht, die die Palästinenser von ihrer Haltung abbringen könnten, eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zumindest für den Augenblick abzulehnen.
"Unter den derzeitigen Bedingungen denke ich nicht, daß die Friedensgespräche fortgestezt werden", sagte sie vor Journalisten. Die Palästinenser bestünden auf der Umsetzung der vom Weltsicherheitsrat beschlossenen Resolution 799, die die Rückkehr der am 17. Dezember Deportierten in ihre Heimat vorsieht.
Man erwarte, daß die USA eine größere Rolle bei der Nahost-Konferenz und beim Schutz der Menschenrechte spielten, fügte Frau Aschrawi hinzu. Die arabische Seite hat die USA immer wieder aufgefordert, sich aktiver an den Friedensgesprächen zu beteiligen; Israel vertritt dagegen die Ansicht, Washington solle sich nur als Vermittler betätigen.
Christopher gab nach der Unterredung, an der zehn palästinensische Vertreter teilnahmen, keine Stellungnahme ab. Er hatte zuvor mit dem israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres gesprochen.
FRANKFURT, 24. Februar (AP). Gegen den offiziellen Standpunkt der meisten Gewerkschaften zur deutschen Beteiligung an Blauhelm- Einsätzen der UN und an militärischen Kampfmaßnahmen zur Sicherung des Friedens hat der DGB-Vorsitzende Heinz-Werner Meyer eindeutig Stellung bezogen. Er sagte in einem Interview der in Frankfurt erscheinenden Zeitschrift Tribüne: "Menschenrechte dürfen wir nicht nur verbal verteidigen." Die Frage nach Deutschen als militärische Friedensstifter bejahte Meyer klar.
BONN/MÜNCHEN (ap/FR). Voreilige Äußerungen des Vorsitzenden des Bundestags-Umweltausschusses, des CDU- Abgeordneten Wolfgang von Geldern, haben einen Streit über die Umweltfreundlichkeit verschiedener Verpackungen ausgelöst. Von Geldern pries Getränkekartons für Frischmilch als ökologisch sinnvoller im Vergleich zu Mehrwegflaschen und berief sich auf eine sogenannte Öko-Bilanz des Fraunhofer-Instituts für Lebensmitteltechnologie und Verpakkung in München. Der Vorstoß des CDU- Mannes gipfelte in der Forderung, Frischmilch deshalb von der geplanten Mehrweg-Verordnung auszunehmen.
Die Verlautbarung von Gelderns wollte das Münchener Institut nicht auf sich sitzen lassen. Es erklärte, die Studie lasse eine solche Aussage bisher nicht zu. Politisch brisanter ist die Stellungnahme des Bundesumweltministeriums. Das Haus von Klaus Töpfer (CDU) wies die "Vorab- kommentierungen" zurück und stufte sie als unseriös ein.
Von Geldern sprach wiederholt von der "ökologischen Vorzüglichkeit" der Kartonverpackung für Frischmilch. "Selbst bei relativ kurzen Wegen hat die Mehrweg-Glasflasche keine Vorteile." Auf Nachfrage war er aber nicht bereit, Zahlen aus der Studie zu nennen, da das vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebene Gutachten noch nicht veröffentlicht sei und außerdem die Industrie dafür Daten zur Verfügung gestellt habe, die er nicht ohne Erlaubnis freigeben könne. Die Information sei für die "Beteiligten" - Handel, Industrie und Verbraucher - jedoch so wichtig, daß er auch ohne konkrete Fakten an die Öffentlichkeit gehen wolle. Selbst der Verkauf von Milch in Plastiksäcken sei ökologisch besser als die Mehrwegflasche.
Das Fraunhofer-Institut betonte dagegen, die an der Studie beteiligten Institute hätten Umweltministerium und Umweltbundesamt am 12. Februar klargemacht, "daß der derzeitige Stand der Arbeiten noch keine belastbaren Vergleiche zwischen alternativen Verpackungen zulasse". So fehlten für Getränkekartons "im wesentlichen die Umweltbelastungen aus der Abfallwirtschaft wie Deponierung, thermische Müll- und Reststoffverwertung sowie die Energie-, Emmissions- und Abfallströme aus dem Recycling". Aussagekräftige Ergebnisse werde es voraussichtlich erst Anfang Mai geben.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte von Geldern als "lupenreinen Verpackungs-Lobbyisten" und forderte ihn auf, sein Amt als Vorsitzender des Umweltausschusses niederzulegen. Seine Aussagen seien eine "politisch gewollte Manipulation, um die geplante Mehrweg-Verordnung zu torpedieren".
Auf Fragen nach seinen Kontakten zu den Karton-Herstellern erklärte von Geldern, er habe keine geschäftliche Verbindung zur Verpackungsindustrie. Ein Unternehmen aus dieser Branche in seinem Wahlkreis stelle nur Dosen her.
SAARBRÜCKEN (AP) Massenentlassungen in der ostdeutschen Metallindustrie wären nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin die Folge der von der IG Metall geforderten Lohnanhebung um 26 Prozent. Als eine "sehr vernünftige Linie" bezeichnete der Leiter der Abteilung Konjunktur im DIW, Heiner Flassbeck, dagegen Lohnsteigerungen von neun Prozent wie in der ostdeutschen Chemieindustrie. Im Saarländischen Rundfunk sagte er am Mittwoch, eine vollständige Angleichung der Löhne in Deutschland werde noch "sehr lange dauern".
Die ostdeutschen Arbeitnehmer verdienten bereits jetzt viel mehr, als es ihrer Produktivität entspreche, erklärte Flassbeck. In den vergangenen zwei Jahren habe es in der ostdeutschen Lohnentwicklung einen enormen Schub gegeben; auch die Reallöhne seien sehr deutlich gestiegen. Damit die Produktivität in der ostdeutschen Wirtschaft steige, müßten die Unternehmen ihre Kosten und damit die Löhne senken, meinte der Wissenschaftler. Ende
AP/fh/ro/
BUENOS AIRES, 24. Februar (AP). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) und sein argentinischer Kollege Antonio Erman Gonzalez haben eine enge Zusammenarbeit in der Sicherheits- und Militärpolitik, der Ausbildung der Soldaten sowie der Menschenführung in den Streitkräften vereinbart. Zum Abschluß ihrer zweitägigen Gespräche wurde in einer Erklärung als weiterer Bereich künftiger Kooperation die "Einbettung der Streitkräfte in eine freiheitlich demokratische Gesellschaft" genannt.
Der Erklärung zufolge sollen argentinische Offiziere in verschiedenen Fachrichtungen an Universitäten der Bundeswehr und Einheitsführer am Zentrum Innere Führung in Koblenz ausgebildet werden. Ferner ist eine Teilnahme argentinischer Offiziere an der deutschen General- und Admiralstabsausbildung vorgesehen. Umgekehrt sollen deutsche Offiziere höhere Lehranstalten der argentinischen Streitkräfte besuchen. Für den Bereich der Rüstungspolitik sieht die Vereinbarung lediglich einen Erfahrungsaustausch vor.
Österreich setzt Panzer gegen Schneemassen in Marsch
WIEN, 24. Februar (AP/dpa). Österreich hat am Mittwoch im Kampf um Menschenleben bei den pausenlosen Schneefällen Panzer und Infanterie in Marsch gesetzt. Während weite Teile im Osten des Landes bei Windböen bis Tempo 80 unter einer meterhohen Schneedecke versanken, rückten in Baden südlich von Wien zwei Bergepanzer, zahlreiche Spezialfahrzeuge und 600 Mann mit Hilfsausrüstungen aus, um eingeschneite Autos zu befreien. Im Westen Österreichs ging die Todesserie bei fahrlässig ausgelösten Lawinenunglücken weiter.
Die Lawinengefahr in Tirol stieg stetig an und näherte sich dem Extrembereich. Der Warndienst in Innsbruck verhängte Stufe fünf der sechsteiligen Skala. Die österreichische Justiz ermittelt jetzt unter dem Verdacht der fahrlässigen Tötung gegen den Überlebenden eines weiteren Lawinenunglücks im Bregenzer Wald, bei dem am Dienstag ein 47jähriger Deutscher starb.
Der Mann schlug nach einem Bericht der Kronen-Zeitung alle Warnungen vor Tiefschneefahrten an einem gesperrten Hang in den Wind und fuhr mit zwei Freunden los. Einer trat eine Lawine los, aus der der Deutsche nur noch tot und einer seiner Freunde schwer verletzt geborgen werden konnte. Die seit Sonntag anhaltenden Lawinenkatastrophen sind nach dem Urteil der Zeitung bedingt durch "Ahnungslosigkeit und Arroganz, gepaart mit dem Ehrgeiz, die eigenen Spuren in einen verschneiten Hang zu ziehen".
Die Schlittenfahrt einer Urlaubergruppe aus Bremen hat in der Nacht zum Mittwoch in Großkirchheim im österreichischen Bundesland Kärnten für zwei Teilnehmer ein tödliches Ende gefunden. Der Ziehschlitten stürzte nach Auskunft der Gendarmerie rund 100 Meter in die Tiefe. Drei weitere Personen wurden schwer verletzt. Ein 40jähriger Einheimischer wollte gegen 23.40 Uhr auf einem Güterweg mit fünf seiner Gäste zu Tal fahren. Rund 200 Meter nach dem Start geriet das Gefährt außer Kontrolle und kam vom Weg ab.
Auf der Südostautobahn bei Ebreichsdorf verkeilten sich rund 40 Fahrzeuge, bei St. Christophen auf der Autobahn Richtung Salzburg fuhren 15 Fahrzeuge ineinander. Autobahnen wurden zeitweise gesperrt, manchmal waren Umleitungen nicht möglich.
Am Verteilerkreis Wien-Favoriten ging für Autos, die nur mit Sommerreifen ausgerüstet waren, nichts mehr. Manche Autofahrer blieben einfach stehen und fingen mitten auf der Straße an, Schneeketten zu montieren. Auch die Polizei fuhr mit Ketten. Ein Beamter sagte fassungslos, daß Einsatzfahrzeuge mit Schneeketten, die mit Blaulicht zu Unfallstellen unterwegs waren, von Rasern mit Sommerreifen überholt wurden.
Anhaltender Schneefall führte auch in Ungarn zu empfindlichen Verkehrsstörungen. Bei starkem Wind kam es in vielen Landesteilen zu Verwehungen, so daß vor allem Nebenstraßen gesperrt werden mußten. Der Straßendienst war pausenlos im Einsatz, um Autobahnen und Hauptstraßen freizuhalten.
In weiten Teilen Deutschlands sanken die Temperaturen in der Nacht zum Mittwoch weit unter den Gefrierpunkt. Im baden-württembergische Stötten auf der Ostalb wurden am Boden minus 21,6 Grad gemessen, für das thüringische Kaltennordheim wurden minus 14 Grad gemeldet."Haft für Waldheim-Kritik"
LEIPZIG, 24. Februar (AP). Die DDR- Führung hat offenbar mit allen Mitteln versucht, Verlauf und Urteile der berüchtigten Waldheimer Prozesse im Jahr 1950 geheimzuhalten. Wie der Zeuge Helmut Brand im Prozeß gegen den ehemaligen Waldheim-Richter Otto Jürgens am Mittwoch vor dem Leipziger Landgericht sagte, wurde er als damaliger Staatssekretär im DDR-Justizministerium wegen seiner Kritik an den Schnellverfahren verhaftet und zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt.
In den Waldheim-Prozessen fällten als SED-linientreu geltende Richter im Schnellverfahren innerhalb von sechs Wochen insgesamt 3324 Urteile - daruntur 32 Todesurteile - gegen Mitläufer des Naziregimes, Gegner des stalinistischen Systems, zufällig Aufgegriffene und auch einige Straftäter. Die Urteile seien "im Zehn- bis Zwanzigminutentakt" gefällt worden, berichtete Brand. Wie andere Zeugen vor ihm bestätigte auch Brand, daß es damals für die Angeklagten keine Verteidiger und auch keine Zeugen gegeben habe.
DUISBURG, 24. Februar (AP). Mehr als 10 000 Stahlarbeiter von Krupp und Thyssen sowie Kollegen aus anderen Branchen haben am Mittwoch wieder gegen die drohende Schließung der Stahlwerke demonstriert. Unter dem Motto "Stirbt das Revier" zogen zwei Demonstrationszüge von den Stahlwerken Thyssen und Krupp zur "Brücke der Solidarität" in Duisburg-Rheinhausen. (Bericht Seite 4)
KIGALI, 24. Februar (AP). Die UN haben am Mittwoch den ersten Hilfsflug für 800 000 Vertriebene in Ruanda gestartet. Eine vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen gecharterte Transportmaschine mit 45 Tonnen Mais an Bord hob in Entebbe im Nachbarland Uganda ab, wie UN-Sprecherin Brenda Barton mitteilte. Am Donnerstag soll ihren Angaben zufolge ein Lastwagenkonvoi folgen, der aus Sicherheitsgründen einen Umweg über Tansania fahren wird.
Die Zahl der Flüchtlinge, die von dem inzwischen zwei Jahre andauernden Bürgerkrieg vertrieben wurden, habe sich innerhalb eines halben Jahres von 147 000 auf jetzt 800 000 erhöht, sagte Barton. Die Vereinten Nationen wollen innerhalb der nächsten vier Wochen 4000 Tonnen Lebensmittel liefern. Die Vertriebenen sind Opfer des blutigen Konfliktes zwischen der Regierung und den Rebellen der Patriotischen Front. Die Aufständischen gehören in ihrer Mehrheit zum Tutsistamm, der vor über 30 Jahren von den Hutus vertrieben worden war.
OTTAWA, 24. Februar (AP/Reuter). Der kanadische Ministerpräsident Brian Mulroney hat am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt. In dem Schreiben des 53jährigen (FR-Archivbild) an seine Konservative Partei heißt es: "Es ist jetzt für mich angezeigt, zurückzutreten. Es ist Zeit für die Partei, einen neuen Führer zu wählen." Mulroney stand seit 1984 an der Spitze der kanadischen Regierung.
Der Premier hat seit geraumer Zeit einen sehr deutlichen Ansehensverlust hinnehmen müssen. Im Land stieg die Arbeitslosigkeit, die Wirtschaftslage verschlechterte sich erheblich. Ihm wurde vorgeworfen, kein Konzept für einen Ausweg aus der Krise zu haben. Dazu kamen Rückschläge beim Versuch einer staatlichen Neuordnung Kanadas, in der vor allem die französischsprachige Bevölkerung auf mehr Autonomie dringt. Mulroney mußte im Oktober eine empfindliche Niederlage einstecken, als sich die Wähler in sechs Provinzen gegen seine Vorstellungen für eine beschränkte Autonomie Quebecs und eine eigenständige Verwaltung der Indianer aussprachen.
1992 erntete Mulroney bei einer Meinungsumfrage nur zwölf Prozent Zustimmung. Das war der bisher niedrigste Wert eines Ministerpräsidenten, seit diese Befragungen vorgenommen werden.
Als Kandidaten für Mulroneys Nachfolge gelten Verteidigungsministerin Kim Campbell, Handelsminister Michael Wilson, der Minister für das Fernmeldewesen Perrin Beatty und Umweltministerin Jean Charest. Mulroney, der 24. Regierungschef in der Geschichte Kanadas, wird die Amtsgeschäfte bis zur Regelung der Nachfolgefrage weiterführen, voraussichtlich bis zum Sommer.
OTTAWA, 24. Februar (AP). Der kanadische Ministerpräsident Brian Mulroney hat am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt. Wie die kanadische Nachrichtenagentur CP meldete, unterrichtete er seine Konservative Partei schriftlich von diesem Schritt. (Bericht auf Seite 2)
WASHINGTON, 25. Februar (AP/dpa). Mehr als 25 Staaten sollen nach Informationen des US-Geheimdienstes CIA mit der Entwicklung von biologischen, chemischen oder atomaren Waffen befaßt sein. Der Anfang Februar vereidigte neue CIA- Direktor James Woolsey sagte am Mittwoch dem Kongreß in Washington, insbesondere die Plutoniumproduktion Nordkoreas bereite seiner Behörde Sorge. Das Land besitze inzwischen genug spaltbares Material, um eine Atombombe zu bauen, berichtete Woolsey. Nach wie vor bemühe sich Nordkorea, sein Nuklearprogramm vor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO zu verstecken.
Der CIA-Direktor beschuldigte gleichzeitig Nordkorea, Raketen nach Libyen liefern zu wollen, nachdem es bereits Scud-Raketen an Syrien und Iran verkauft habe.
Die IAEO räumt Nordkorea eine Frist von vier bis sechs Wochen ein, um die von ihr geforderten Sonderinspektionen in zwei Atomlagern zuzulassen. Das sieht ein Resolutionsentwurf des IAEO-Gouverneursrates vor, in dem die Atombehörde die Haltung Pjöngjangs kritisiert, verlautete am Donnerstag aus westlichen Diplomatenkreisen.
Die meisten Berichte über nukleare Exporte durch Länder der ehemaligen Sowjetunion scheinen nach Ansicht Woolseys "Schwindel oder Übertreibungen zu sein, aber ein paar Transfers sensitiver Technologie hat es gegeben", berichtete der CIA-Direktor weiter. "Bisher haben wir keine Lieferungen von Materialien zur Herstellung von Nuklearwaffen in bedeutsamer Menge entdeckt. Wir haben keine zuverlässigen Berichte, daß Nuklearwaffen das GUS-Gebiet verlassen haben, und wir glauben nicht, daß Unterlagen über die Herstellung von Nuklearwaffen an ausländische Staaten verkauft oder geliefert wurden."
Woolsey bezeichnete es als "höchst unwahrscheinlich", daß die russische Regierung bewußt Atomsprengköpfe ins Ausland liefern würde. Er räumte jedoch ein, daß die Fähigkeit Moskaus, dies zu verhindern, durch die politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten "in gewisser Weise geschwächt wurde."
. . . und außerdem Justiz ignoriert SS-Runen in Haut
Der Trend zur Tätowierung hat nicht nur feuerspeiende Drachen, Schmetterlinge oder Meerjungfrauen auf deutsche Körper gezaubert. Es prangen dort auch immer mehr Hakenkreuze. Besonders in Berlin floriert das eigentlich verbotene Geschäft mit in die Haut gestichelten Nazi-Symbolen. Im Ostteil der Stadt gab es bereits Mitte der 80er Jahre eine Untergrundgruppe, die in großem Umfang und mit Hilfe von "West-Glatzen" rechtsextreme Gesinnung auf der Haut verewigte, wie eine junge Frau berichtet, die dabei war. "Wir hatten im Monat etwa zehn Kunden, und für ein Rückenbild mit Reichsadler und der Aufschrift ,Deutschland über alles&rquote; mußten damals schon über 500 Mark hingeblättert werden."
Weder die auf diese Weise Gezeichneten noch die Hinterzimmer-Tätowierer haben viel von Polizei und Justiz zu befürchten. Dabei ist das öffentliche Tragen von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen nach Paragraph 86 a des Strafgesetzbuches verboten. "Zwar werden Tätowierungen nicht extra aufgeführt, aber an der Strafbarkeit gibt es nichts zu deuteln", sagt Berlins Justizsprecher Bruno Rautenberg. Es habe immer mal wieder Verurteilungen in solchen Fällen gegeben.
Im Mai vergangenen Jahres standen fünf jugendliche Skinheads wegen eines brutalen Überfalls auf zwei Algerier vor dem Berliner Landgericht. Einer davon trug für jeden sichtbar ein Hakenkreuz auf dem Unterarm, ein anderer gar auf Hals und Nacken. Die Staatsanwälte müssen es übersehen haben. Bei der Feststellung der Personalien sagte einer der Angeklagten aus, arbeitslos und Tätowierer zu sein. "Ich hab' viele Kunden aus allen Schichten und in jedem Alter gehabt, die SS-Runen, Reichskriegsflaggen oder Hakenkreuze wollten", tönte der junge Mann in einer Verhandlungspause. "Da gibt's 'ne riesige Nachfrage."
Die neun offiziell registrierten Tätowierungsstudios in der Hauptstadt wollen mit solchen Motiven allerdings nichts zu tun haben. Sie fürchten um ihr Geschäft und glauben, daß politische Motive vergänglich sind. Daher stechen sie nach eigenen Angaben weder RAF- noch NS- Symbole. Bodo von "Fantasy Tattoo" in Kreuzberg sagt, nach der Maueröffnung seien "Fascho-Motive" häufig verlangt worden. "Aber die haben längst mitgekriegt, daß kein Profi politische Motive macht", sagt Hans-Joachim Monien vom Verein professioneller Tätowierer Deutschlands und Inhaber von "Hängo's Tattoo Studio" in Charlottenburg.
Doch kaum jemand ruft die Polizei, wenn er zufällig auf einem Unterarm eine Rune sieht. "Wo kein Kläger, da kein Richter", sagt ein Polizeisprecher. Unter der Kleidung könne jeder tragen, was er wolle. "Wenn sich einer eine Hitler-Büste aufs Klavier stellt, ist das ja auch nicht strafbar", erläutert der Leiter der Abteilung Extremismus der Berliner Staatsanwaltschaft, Carlo Weber.
In der Hauptstadt sei den Beschuldigten bisher meist nahegelegt worden, sich die Tätowierung entfernen zu lassen oder unkenntlich zu machen. Dann seien Verfahren, so fügt Weber hinzu, häufig wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. Vor Jahren wurde die Entfernung sogar zur Bewährungsauflage gemacht, wie sich Justizsprecher Rautenberg erinnert. Dadurch jedoch wird der Betroffene indirekt gezwungen, einen Eingriff an seinem Körper vorzunehmen. Laut Grundgesetz aber ist die körperliche Unversehrtheit des Individuums garantiert. Und eine Tätowierung herausschälen oder wegätzen zu lassen, ist schmerzhaft und hinterläßt in jedem Fall Narben. "Die müssen das schon freiwillig machen", erläutert Weber. "Wir können ja nicht einfach an den Leuten 'rumschnippeln."
Nur die öffentliche Zurschaustellung von NS-Symbolen ist verboten. Im Gegensatz zu anderen Straftatbeständen ist eine solche Tätowierung ein sogenanntes Dauerdelikt: Für ein und dasselbe Zeichen kann es immer neue Anzeigen hageln. "Selbst Uneinsichtige merken dann schon, daß sie damit nicht weiterkommen", sagt Weber. Dafür sei jedoch der entsprechende Druck nötig. UTE MEINEL (dpa)
Gedächtnisforschung Kein Platz für Witze
LANDAU, 24. Februar (dpa). Frauen merken sich besonders gut Geburts- oder Hochzeitstage, Männer finden dafür in der Großstadt das geparkte Auto schneller wieder. Das Behalten von Witzen, so hat der Gedächtnisforscher Roland Arbinger herausgefunden, bereitet beiden Geschlechtern Probleme. Arbinger stellte bei der Befragung von 600 Testpersonen aus allen Alters- und Berufsschichten fest, daß Frauen sich Situationen mit sozialer Bedeutung besser ins Gedächtnis rufen können als Männer. Männer haben dagegen mehr Erfolg beim Abruf von Erinnerungen, in denen es um den Beruf oder räumliche Orientierung geht. "Der Mensch merkt sich vor allem das, was ihm wichtig ist", erklärt der am Fachbereich Psychologie in Landau lehrende Wissenschaftler.
Arbinger kennt die Methoden, mit denen scheinbare Genies wie Varietékünstler, die sich angeblich alle ihnen zugerufenen Begriffe merken können, ihr Gedächtnis trainieren, und ist davon überzeugt, daß er einen ganz normalen Menschen mit speziellem Training in sechs Wochen zum Gedächtniskünstler ausbilden könnte: "Diese Leute arbeiten mit Assoziationen. Wir können uns dasjenige merken, mit dem wir etwas verbinden. Unzusammenhängendes verschwindet sofort wieder."
Doch nicht nur ein gutes Gedächtnis, auch das Vergessen ist nach Arbingers Meinung für den Menschen wichtig. Berühmt geworden sei der Fall eines Russen, der sich jede Kleinigkeit und alles, was ihm zustieß, gemerkt habe. Die Welt sei für diesen Mann nur noch ein buntes Muster zahlloser Details gewesen, deshalb habe er keine Zusammenhänge mehr erkannt und sei lebensunfähig geworden: "Vieles müssen wir vergessen, sonst können wir nicht mehr denken", meint Arbinger.
Krebserreger Nicht Fleisch sondern Bier
DEN HAAG, 24. Februar (dpa). Wer viel Fleisch ißt, hat nach einer großangelegten Untersuchung niederländischer Wissenschaftler kein höheres Darmkrebs-Risiko als ein Vegetarier. Auch Alkohol verursacht der Studie zufolge keinen Darmkrebs. Allenfalls bei Biertrinkern kann der Verdacht nicht von der Hand gewiesen werden. Insbesondere ältere Menschen, die über Jahrzehnte hinweg regelmäßig Bier getrunken haben, erkrankten überdurchschnittlich häufig an Mastdarmkrebs. Wie die Niederländische Krebsbekämpfung am Mittwoch in Den Haag mitteilte, wurden für die Studie in den vergangenen sechs Jahren die Ernährungsgewohnheiten von mehr als 120 000 niederländischen Männern und Frauen zwischen 55 und 69 Jahren untersucht.
"Entgegen weit verbreiteter Annahme scheint es zwischen Fleisch als Bestandteil einer warmen Mahlzeit und der Entstehung von Darmkrebs nicht die geringste Verbindung zu geben", lautet das Fazit der Untersuchung. Nur bestimmte Wurstwaren enthielten offenbar krebserregende Stoffe. Welche das seien, müsse allerdings noch herausgefunden werden. Ebenso wenig wie vegetarische Kost schützt den Angaben zufolge fettarmes Essen vor bösartigen Tumoren.
Ursache der erhöhten Darmkrebs-Rate bei Biertrinkern könnten nach Vermutungen der Wissenschaftler Nitrosamine sein, die bis 1979 auch im deutschen Bier enthalten gewesen seien. Auf Anfrage bestätigte das Bundesgesundheitsamt (BGA) in Berlin, daß es keine Probleme mehr mit Nitrosaminen im deutschen Bier gebe. Im Tierversuch haben sich die Stickstoffverbindungen als krebserregend erwiesen. "Ob sie allerdings auch hier für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind, ist noch gänzlich ungeklärt", so die niederländischen Wissenschaftler.
OSNABRÜCK, 24. Februar (dpa). Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Rudi Walther (SPD), hat die Bundesregierung angesichts neuer Finanzprobleme beim Jäger 90-Nachfolger aufgefordert, "sofort und endgültig aus dem ebenso unsinnigen wie teuren Projekt" auszusteigen.
In der Neuen Osnabrücker Zeitung am Mittwoch betonte Walther, andernfalls würden sich die finanziellen Horrormeldungen jedes Jahr wiederholen, weil Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) keinen Einfluß auf das Finanzgebaren beim Management des Euro-Jägers habe.
"Deshalb ist ein Ende mit Schrecken allemal besser als ein Schrecken ohne Ende, der völlig unbezahlbar wird", betonte Walther, der Berichterstatter für den Verteidigungshaushalt ist. Walther bestätigte, daß "mindestens 680 Millionen, vermutlich aber noch mehr" in diesem Jahr zur Finanzierung der Entwicklung des Flugzeuges im Bundeshaushalt fehlen. Es sei eine Illusion von Rühe, eine billigere "Light-Version" für 90 Millionen pro Stück bauen zu können. Schon die jetzige Version sei ein Sparmodell.
Rühe habe sich von der Rüstungsindustrie schlichtweg über den Tisch ziehen lassen. Diese habe nämlich nicht gesagt, was sie denn für die 90 Millionen liefern wolle. Im Verteidigungsetat könnten die Mehrkosten für den Jäger 90 in diesem Jahr nicht mehr aufgebracht werden, sagte der SPD-Politiker. Rühe brauche deshalb einen Nachschlag von Finanzminister Waigel, der allerdings den Verteidigungshaushalt im Nachtragshaushalt um eine Milliarde Mark kürzen wolle.
WASHINGTON, 24. Februar (dpa/Reuter). Ungeachtet zahlreicher Bedenken sind sich der US-Präsident Bill Clinton und UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali einig, daß die notleidende Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina aus der Luft versorgt werden soll. Dies sagte Butros-Ghali nach einem Treffen mit Clinton am Dienstag.
Das Weiße Haus gab dazu keine offizielle Erklärung ab. Nach Ansicht von Beobachtern geschah dies mit Rücksicht auf den britischen Premierminister John Major, der an diesem Mittwoch Clinton in Washington trifft und den amerikanischen Plänen eher skeptisch gegenübersteht. Clinton hatte jedoch bereits vor dem Treffen mit Butros-Ghali erklärt, der geplante Einsatz sei "rein humanitär" und "begrenzt". Clinton weiter: "Wir glauben, die Risiken sind ganz gering."
NATO-Generalsekretär Manfred Wörner hat am Mittwoch seine Unterstützung für den Plan der USA erklärt. Auch ein Sprecher des Außenministeriums in Paris begrüßte die US-Initiative für Bosnien. Der UN-Generalsekretär erklärte im Anschluß an die Unterredung im Weißen Haus: "Die Luftversorgung wird in Koordination mit den UN geschehen." "Wir wissen nicht, wer diese Einheiten kommandiert", erklärte Butros-Ghali.
Ziel der US-Regierung ist es, durch die Versorgung aus der Luft die Lage der bosnischen Moslems zu erleichtern. Zugleich soll der bosnische Präsident Alija Izetbegovic überzeugt werden, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
In Washington wurde damit gerechnet, daß die US-Streitkräfte noch in dieser Woche die ersten Hilfsflüge für die von serbischen Einheiten belagerte moslemische Bevölkerung in den abgelegenen Bergregionen im Osten Bosniens unternehmen könnten.
Nach US-Fernsehberichten sollen in Deutschland stationierte US-Transportflugzeuge ohne Begleitung durch Kampfflugzeuge die Hilfslieferungen aus rund 3000 Meter Höhe abwerfen, um damit dem Beschuß durch die serbische Flugabwehr zu umgehen. Dies würde bedeuten, daß die Güter bis zu fünf Kilometer von ihren Zielen entfernt niedergehen könnten. Aber in Washington wird davon ausgegangen, daß die Ungenauigkeit der Abwürfe die davon vermutlich profitierenden Serben dazu bringt, auf einen Beschuß der Maschinen zu verzichten.
Die Bedenken gegen den Abwurf von Hilfsgütern über bosnischem Gebiet kommen vor allem von militärischer Seite. Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums glauben, daß diese Flüge riskant, kostspielig und nicht besonders wirksam sind. Der französische Oberkommandierende der UN-Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, bezeichnete in der New York Times die Versorgung aus der Luft "absolut unnötig", weil Transporte über Land nach der Entspannung der Situation durchaus möglich seien.
Die Verhandlungen über eine Beilegung des Kriegs in Bosnien sind nach Überzeugung von Cyrus Vance und Lord Owen, den Co-Vorsitzenden der internationalen Konferenz über das ehemalige Jugoslawien, trotz aller Schwierigkeiten nicht festgefahren. Vor dem Weltsicherheitsrat in New York äußerten sie die Hoffnung, daß es noch in dieser Woche neue Gespräche geben könne. Der bosnische Präsident Izetbegovic und der Serbenführer Karadzic haben sich mit unterschiedlichen Begründungen geweigert, nach New York zu kommen.
In den Bürgerkriegsgebieten in Bosnien-Herzegowina und Kroatien ist es in der Nacht zum Mittwoch offenbar weitgehend ruhig geblieben. Radio Sarajewo berichtete, lediglich in dem Vorort Stup, der wegen seiner Lage am Flughafen von Sarajewo hohe strategische Bedeutung hat, seien Schußwechsel zu hören gewesen. In Dobrina seien einige Granaten eingeschlagen. Der kroatische Rundfunk meldete, nur in Turanj, einem südlich von Karlovac gelegenen Dorf, habe es einen Angriff der Serben gegeben.
UN-Vertreter teilten mit, der für die ostbosnische Hauptstadt Gorazde bestimmte Hilfskonvoi werde am Mittwoch erneut versuchen, die belagerte Stadt zu erreichen. Den Lastwagen war am Dienstag an einem Kontrollpunkt der Serben die Weiterfahrt verwehrt worden.
MANILA, 24. Februar (dpa). Ungeachtet der Warnungen vor einem möglichen neuen Ausbruch des philippinischen Vulkans Mayon in der Provinz Albay strömten am Mittwoch Tausende von Menschen in die weniger gefährdeten Dörfer zurück. Es sind rund 23 000 Menschen, die ihre Orte verlassen hatten. Dagegen müssen rund 40 000 Vulkanflüchtlinge noch in den überfüllten Evakuierungszentren bleiben.
Seit Dienstag abend wurde der Mayon nach Messungen des Instituts für Vulkanforschung in Manila durch fünf Explosionen erschüttert. Die Vulkanologen warnten abermals, der Mayon könnte "in Tagen oder Stunden" ausbrechen.
Der Vulkan war am 2. Februar ohne Vorwarnung ausgebrochen. Nach Berichten des Amtes für den Zivilen Katastrophenschutz kamen dabei mindestens 73 Menschen um.
Braungebrannt stieg Tracy Austin aus dem Cabriolet. "Hallo, hier bin ich", sagte sie fröhlich, und die Veranstalter des Frauen-Turniers in Indian Wells atmeten erleichtert auf. Nach den verletzungsbedingten Absagen von Steffi Graf und Jennifer Capriati kam der schlagzeilenträchtige zweite Comeback-Versuch des ehemaligen Covergirls des US-Tennis gerade recht. Und nach ihrem 7:5, 6:4-Erstrunden-Sieg über die Australierin Rennae Stubbs bleibt sie vorerst sogar die Hauptattraktion. "Was für ein tolles Gefühl. Es gab so viele Unbekannte, ich war nervös, aber jetzt bin ich glücklich", sagte die zweimalige US-Open-Siegerin beim Evert-Cup nach ihrem ersten Einzel in knapp dreieinhalb Jahren.
Sogar ihre Autobiographie hat die 30jährige bereits geschrieben. Im August kam "Über den Centre Court hinaus" auf den Markt. Das Märchen eines hochtalentierten Mädchens, das mit einem lustigen Pferdeschwanz an die Weltspitze stürmte, dabei meist unschuldig lächelte und Millionen verdiente. Eine rätselhafte Nervenverletzung in der Pobacke hatte sie 1983 erstmals zum Rücktritt gezwungen. Sechs Jahre später kam das Teenie- Wunder wieder, diesmal als Frau und mit neuem Elan. Ein tragischer Autounfall beendete im August 1989 das erste Comeback: Der komplizierte Knochenbruch unterhalb des rechten Knies konnte nur mit Hilfe eines verpflanzten Hüftknochens geheilt werden.
"Erst im vergangenen Oktober habe ich wieder ernsthaft daran gedacht, wieder zu spielen, aber jetzt fühle ich mich gut. Ich liebe Tennis ganz einfach und will sehen, wie es geht", sagte die Kalifornierin, die sich inzwischen längst zur erfolgreichen TV-Reporterin gemausert hat. "Das Problem ist, daß ich unheimlich hohe Erwartungen an mich selbst stelle. Ich brauche Geduld." Genau das aber hat sie nie gehabt. Alles in ihrem Leben ging schnell. Sogar ihr Verschwinden von der Szene. Die Ankündigung ihrer Hochzeit am 17. April war den meisten Zeitungen in den USA nicht einmal eine Zeile wert.
Seit Oktober trainiert Austin täglich in einem mondänen Club in Manhattan Beach mit dem Ex-Profi Elliot Teltscher und ihrem langjährigen Coach Robert Lansdorp. "Ich habe sie trainieren sehen", sagte Chris Evert, "sie hat sich an die neuen Schläger gewöhnt und schlägt noch immer so hart wie zuvor. Sie hat alles erreicht. Sie muß niemandem mehr etwas beweisen." Nur die Neuauflage ihrer Autobiographie um ein Kapitel erweitern. dpa
ADANA, 24. Februar (dpa). Bei einem Terroranschlag sind am Mittoch im südtürkischen Adana sechs Polizisten verletzt worden. Nach Angaben der Polizei wurden kurz nach Mitternacht zwei hintereinander fahrende Streifenwagen aus dem Hinterhalt beschossen, als diese angehalten hätten, um einem Epileptiker zu helfen. Bei der Suche nach den unerkannt entkommenen Schützen seien mehrere Personen festgenommen worden, hieß es.
HAMBURG, 24. Februar (dpa). Deutscher Giftmüll, der illegal nach Rumänien geschafft worden war, wird Anfang März im Auftrag Bonns von der Bundesbahn zurücktransportiert. Am 8. März werden mehr als 40 Eisenbahnwaggons mit mehr als 3000 Stahlfässern in Sibiu/ Hermannstadt eintreffen, teilte Greenpeace am Mittwoch in Hamburg mit. Ein Firmenkonsortium der Deutschen Entsorgungswirtschaft unter Aufsicht des TÜV Rheinland werde die teils geborstenen, "teils leckenden und erbärmlich stinkenden Fässer neu verpacken und auf den Weg nach Deutschland bringen."
Ein Teil der 425 Tonnen Altpestizide soll nach Greenpeace-Informationen im hessischen Herfa-Neurode gelagert werden. Der Rest werde auf dem Umweg über ein Zwischenlager in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt auf verschiedene Anlagen in den alten Bundesländern verteilt und dort unschädlich gemacht. Greenpeace hatte Umweltminister Klaus Töpfer zuvor ein Ultimatum gestellt: Falls deutsche Behörden nicht für den Rücktransport sorgten, wollte die Umweltschutzorganisation auf Kosten Bonns den Chemie-Müll selbst abholen und ihn vor Töpfers Ministerium stellen.
Bereits im Mai 1992 hatte Greenpeace den illegalen Export von mehr als 2000 Tonnen Altpestiziden nach Rumänien aufgedeckt. Unter Mithilfe der Bevölkerung konnten die Umweltschützer mehr als 400 Tonnen der Giftlast finden.
Den Profifußballspielern der schottischen Liga drohen im Sommer Massenentlassungen. Die wirtschaftliche Lage der meisten Vereine hat sich dermaßen verschlechtert, daß inzwischen sogar die Spielergewerkschaft diese unabwendbare Entwicklung akzeptiert hat. Zur prekären Lage erklärte der Vorsitzende vom renommierten Spitzenklubs FC Heart of Midlothian, Wallac Mercer:"Wir haben an drei Fronten sehr viel Geld eingebüßt. Es gibt keinen Ligasponsor mehr, der Fernsehvertrag für Livesendungen wurde nicht erneuert und die Zuschauerzahlen in den Stadien sind drastisch zurückgegangen."
Die "Hearts" beispielsweise haben allein aus entgangenen Fernsehhonoraren 200 000 Pfund (rund 500 000 Mark) eingebüßt. Mercer: "Der Fußball muß auch der wachsenden Arbeitslosigkeit Rechnung tragen. Eine Rekordzahl von Berufsspielern wird ab Sommer ohne Verein bleiben." Zur Zeit beschäftigen die 38 Klubs in den drei Divisionen der Liga 431 Vollprofis. Neben den zwölf Vereinen der Premier Division wurden bislang weitere sieben aus der ersten Division als reine Profiklubs geführt. Auch Gewerkschaftsführer Tony Higgins klagte: "Dies sind die schlimmsten Zustände, seit ich in den 70er Jahren selbst Profispieler war. Manche Klubs werden nicht mehr in der Lage sein, Vollprofis zu unterhalten." dpa
Firmen-Telegramm
British Aerospace tief in roten Zahlen Das Luft- und Raumfahrtunternehmen British Aerospace hat im vergangenen Jahr einen Verlust vor Steuern in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund verbucht, verglichen mit einem Defizit von 112 Millionen in der Vorperiode. Der höhere Fehlbetrag geht vor allem auf die Umstrukturierung des Konzerns zurück. 1992 wurden 13 000 Arbeitsplätze abgebaut. Der Betriebsverlust betrug 81 Millionen Pfund, nach einem Plus von 250 Millionen Pfund. Kahlschlag bei Japans NTT Der japanische Telekommunikationskonzern NTT, größter privater Arbeitgeber des Landes, will in den nächsten drei Jahren zusätzlich 30 000 Stellen streichen. Bereits seit 1990 läuft eine Rotstiftaktion, die den Abbau von 40 000 Jobs auf noch 230 000 im Jahr 1994 vorsieht. Nach Informationen aus Branchenkreisen will der Telefonriese ein Drittel seiner 1300 Niederlassungen dichtmachen. Gründe sind vermutlich die Konjunkturschwäche und die zunehmende Konkurrenz auf dem Kommunikationsmarkt. Ford fährt Sonderschichten in Genk Der Autobauer Ford will in seinem belgischen Werk Genk, in dem seit Anfang des Jahres der neue Mondeo produziert wird, an allen vier Samstagen im März Sonderschichten einlegen. Das Mittelklassemodell soll am 4. März auf den Markt kommen. In Genk werden nach Firmenangaben derzeit 1500 Einheiten pro Tag gefertigt. Im Laufe des Jahres soll der Ausstoß auf 2000 Stück hochgefahren werden.
WIEN, 24. Februar (dpa). Sturm und heftige Schneefälle haben am Mittwoch im Osten Österreichs ein Schneechaos verursacht. Autos und öffentliche Verkehrsmittel kamen - wenn überhaupt - nur im Schrittempo weiter. Im Rundfunk wurden die Autofahrer aufgefordert, mit Sommerreifen ausgerüstete Fahrzeuge unbedingt stehen zu lassen.
In Wien mußten Autobus- und Straßenbahnlinien eingestellt werden. Allein in der österreichischen Hauptstadt waren 400 Räumfahrzeuge und rund 1300 Personen im Einsatz. Auch im Wiener Umland gab es Verkehrsstörungen. Auf der Autobahn Wien-Eisenstadt krachten rund 40 Fahrzeuge ineinander.
Die Westautobahn war durch mehrere hängengebliebene Fahrzeuge zeitweise unpassierbar. Auf der Südautobahn stauten sich die Autos Richtung Wien auf einer Länge von mehr als 20 Kilometern. Ein Autofahrer dürfte dabei die Nerven verloren haben: Im dichten Schneegestöber wurde in diesem Bereich ein Geisterfahrer gemeldet. Probleme gab es auch durch Autofahrer, die auf den Autobahnen ihre Schneeketten anlegten. Schneeverwehungen von bis zu einem Meter verschärften die Situation.
HAMBURG, 24. Februar (dpa). Gewalttätige Fahrgäste machen der Bundesbahn immer mehr zu schaffen: Durch Vandalismus entstünden allein in S-Bahnen der Ballungsräume jährlich Schäden in Höhe von elf Millionen Mark, sagte der Security-Manager der Frankfurter Bundesbahn-Zentrale, Christian Krakow, am Dienstag abend im Saarländischen Rundfunk. Jugendliche Straftäter würden bewußt Sitze zerstören, Fenster heraustreten, Wandverkleidungen beschmieren oder von den Wänden reißen. Viele Zugbegleiter beklagten sich zudem in zunehmendem Maße über "Anfeindungen" durch Fahrgäste, die bis zu körperlichen Tätlichkeiten reichten, sagte Krakow.
TEL AVIV, 24. Februar (dpa). Eine aidskranke Prostituierte aus Tel Aviv hat Tausende von Freiern angesteckt, weil ein Krankenhaus ihr vor zwei Jahren ein positives Testergebnis nicht mitteilte. Wie die Tageszeitung Jediot Acharonot am Mittwoch berichtete, hatte die heroinabhängige 23jährige 1991 einen Aidstest gemacht, das Ergebnis jedoch nie abgeholt. In der Zwischenzeit hatte die Frau nach eigener Aussage ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Tausenden von Männern. Nach Aussage ihres Rechtsanwaltes hat das Krankenhaus nie versucht, die Aids-Infizierte von ihrer Krankheit zu unterrichten.
BERLIN. Das Vermächtnis des Sexualwissenschaftlers und Mediziners Magnus Hirschfeld ist noch nicht erfüllt. Der bekannte jüdische Forscher (1868-1935) hatte verfügt, das Vermögen seines 1933 von den Nazis zerstörten Instituts für Sexualwissenschaft in Berlin solle zur Errichtung eines sexualwissenschaftlichen Lehrstuhls an einer Universität der Stadt verwendet werden. Bisher ist dies nicht geschehen. Die 1982 gegründete Magnus- Hirschfeld-Gesellschaft wollte mit einer Ausstellung im kommenden Jahr an den 75. Jahrestag der Gründung des Instituts erinnern. Seit einem Jahr erforschten aus diesem Grund sieben Ost-Berliner Wissenschaftler im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Geschichte des Instituts.
Für die Wissenschaftler, die mit der Ausstellung und einer Dokumentation eine breite Öffentlichkeit mit einem Stück Berliner Wissenschaftsgeschichte bekanntmachen wollten, kam jetzt das Aus. Das zuständige Arbeitsamt sperrte die Fördermittel für das ABM-Projekt. Begründung: "Die in der beantragten Maßnahme zu beschäftigende Personen- und Berufsgruppe gehört gegenwärtig nicht zu dem besonders zu fördernden Personenkreis." Es seien nicht nur 361 000 Mark in den Sand gesetzt worden, sagte Projektleiter Rainer Herrn. Vielmehr sei damit auch der Versuch gescheitert, die Pionierleistungen der Sexualwissenschaft zu würdigen. dpa
HILDEN, 24. Februar (dpa). Über hundert Restaurant-Gäste sind in Hilden im Rheinland nur knapp einer Brandkatastrophe entgangen. Nach Angaben der Polizei vom Mittwoch hatte sich ein früherer Mitarbeiter am Geschäftsführer rächen wollen und versucht, die Gaststätte in Brand zu setzen. Dazu hatte er am Dienstag nachmittag bereits etwa vier Liter Benzin auf dem Teppichboden verteilt und sein Feuerzeug angezündet. Gerade noch rechtzeitig nahmen Kellner den Benzingeruch wahr und überwältigten den 48jährigen. Er wurde wegen versuchter schwerer Brandstiftung festgenommen.
BUDAPEST, 24. Februar (dpa). Autofahrer in Ungarn müssen künftig außerhalb von Ortschaften auch bei Tag und guter Sicht die Scheinwerfer einschalten. Das ist eine von mehreren Änderungen der ungarischen Straßenverkehrsordnung, die am kommenden Montag in Kraft treten. Gleichzeitig wird das Tempolimit in Ortschaften von bisher 60 auf 50 Stundenkilometer gesenkt. Anschnallpflicht besteht in Ungarn von diesem Zeitpunkt an auch auf den Rücksitzen.
Grund für diese Neuerungen ist der Umstand, daß 70 Prozent aller Unfälle in bewohntem Gebiet passieren. In 90 Prozent der Unfälle sind Fußgänger verwikkelt.Alle Olympiasieger beim Judo World Masters in München Bangemachen gilt nicht Deutsche Athleten trotz starker Konkurrenz zuversichtlich
Noch nie fand das "World Masters" eine bessere Resonanz als an diesem Wochenende. 170 Frauen und 235 Männer aus 32 Ländern werden sich in den 14 Gewichtsklassen auf den Matten der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle gegenüberstehen. Das bemerkenswerte aber ist, daß alle Judo-Olympiasieger von Barcelona sowie sämtliche Titelträger der letzten Weltmeistermeisterschaften ihre Visitenkarte abgeben wollen.
"Mit dieser Beteiligung ist das World Masters das bestbesetzte Turnier in der Welt", meint Chef-Bundestrainer Han Ho San. Ein Sieg sei deshalb doppelt wertvoll. "Sich in München durchzusetzen, ist viel schwerer als bei einer Weltmeisterschaft, da hier die leistungsstärksten Nationen nicht nur einen, sondern in einzelnen Klassen drei Aktive aufbieten."
Doch Bangemachen gilt für die deutsche Männer-Nationalmannschaft nicht, auch wenn der Weltmeister im Halbmittelgewicht, Daniel Lascau (Abensberg), der sich nach komplizierter Knieoperation auf dem Wege der Besserung befindet, nicht nominiert werden konnte. Dafür sind, so Bundestrainer Dietmar Hötger, die olympischen Bronzemedaillengewinner Richard Trautmann (Großhadern/ Superleicht) und Udo Quellmalz (Ingolstadt/Halbleicht) sowie die Europameister Marko Spittka (Frankfurt/Oder/ Halbmittel) und Schwergewichtler Frank Möller (Berlin) in beachtlicher Form. Ein Erfolg in München, das wissen die Athleten, ist ein wichtiger Schritt hin zur Europameisterschaft im Mai in Athen.
Bei den deutschen Judo-Frauen geht indessen das große Zittern um. Halbmittelgewichts-Weltmeisterin Frauke Eickhoff (Braunschweig) wurde ebenso wie Claudia Weber (Leverkusen) und Gudrun Hausch (Reutlingen) am Kreuzband operiert; sie fallen für längere Zeit aus. "Für uns wird es sehr schwer, in einer Gewichtsklasse zu gewinnen", sagt Frauen- Bundestrainer Norbert Littkopf. Für einige Überraschungen allerdings sollten seine Kämpferinnen gut sein. dpa
ZAGREB, 24. Februar (dpa). Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen (UN) im ehemaligen Jugoslawien erhalten am kommenden Wochenende einen neuen Kommandeur. Das teilte ein Sprecher des UN-Hauptquartiers in der kroatischen Hauptstadt Zagreb am Mittwoch mit. Die auf ein Jahr festgelegte Dienstzeit des indischen Generals Satish Nambiar läuft am Wochenende ab. Gründe für die Nicht-Verlängerung des Vertrags wurden jedoch nicht genannt.
Nambiar wird nach diesen Angaben durch den schwedischen Generalleutnant Eric Wahlgren abgelöst, der zuvor im Rahmen der UN-Friedensmission im Nahen Osten im Einsatz war. Der 63 Jahre alte Schwede habe jedoch noch keinen zeitlich abgegrenzten Auftrag, da das Mandat der Friedenstruppen erst vor wenigen Tagen vom Weltsicherheitsrat der UN vorerst nur bis Ende März verlängert worden war.
HANNOVER (dpa/FR). Ferdinand Piëch, seit Jahresanfang VW-Chef, scheint nun mit der Remedur in seinem Führungsteam ernst zu machen. Es sei möglich, daß der derzeit bei General Motors beschäftigte Ignacio Lopez de Arriortua zum 1. April das Ressort Produktion im Konzern-Vorstand übernimmt, sagte ein Beamter aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium. Lopez gilt als harter Kostendrücker. Bei Opel von 1987 bis 1992 für den Materialeinkauf zuständig, gelang es ihm mühelos, in Kreisen der Zulieferfirmen innerhalb kürzester Zeit zum bestgehaßten Rüsselsheimer Manager zu werden. Derzeit ist Günter Hartwich für die Produktion zuständig.
Dem Vernehmen soll auch Finanzchef Dieter Ullsperger seine Sachen in Wolfsburg packen. Um Vertragsauflösung hat angeblich ferner Ulrich Steger, Mitglied des Markenvorstandes VW und zuständig für Umwelt und Verkehr, gebeten. Daß der Vertrag von Peter Frerk (Recht, Revision) nicht verlängert wird, ist schon seit geraumer Zeit klar. Daniel Goeudevert, nicht über alle Zweifel erhabener Vorsitzender der Marke VW, soll die Steger- Aufgaben mit übernehmen.
PROVO. Der amerikanische Filmarchitekt und -ausstatter Ted Haworth ist 75jährig gestorben. Er war an über 50 Hollywood-Produktionen beteiligt, darunter "Sayonara" (Oscar-Preis), "Marty" und "Manche mögen's heiß". dpa
DÜSSELDORF, 24. Februar (dpa). Für 1017 Karnevalsjecken in Nordrhein-Westfalen hat die närrische Zeit unangenehme "Spätfolgen": Sie wurden ihren Führerschein los. "Die Leute werden einfach nicht klug", sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Innenministeriums bei der "Tolle-Tage-Bilanz" am Aschermittwoch.
Kurz gemeldet: Schengener Abkommen gebilligt
DEN HAAG, 24. Februar (AFP). Die Erste Kammer des niederländischen Parlaments hat am Dienstag das Schengener Abkommen gebilligt, dem die Zweite Kammer bereits zugestimmt hat. Das Abkommen sieht unter anderem eine gemeinsame Sicherheits- und Asylpolitik vor. Zehn Illegale im Auto PERPIGNAN, 24. Februar (AFP). Mit zehn illegalen ägyptischen Einwanderern in seinem Pkw ist ein Spanier in der Nacht zum Dienstag in der südfranzösischen Stadt Perpignan festgenommen worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, hatte der 47 Jahre alte Mann aus Barcelona für den Schlepperdienst umgerechnet 1080 Mark erhalten. Die Ägypter sollen in Kürze abgeschoben werden. Putsch-Offizieren Asyl verweigert BOGOTÁ, 24. Februar (AFP). Die kolumbianische Regierung hat es abgelehnt, zwei venezolanischen Offizieren Asyl zu gewähren, die nach eigenen Angaben am gescheiterten Militärputsch vom 27. November 1992 gegen Venezuelas Staatspräsident Carlos Andres Perez beteiligt waren. Die beiden Militärs waren mit gefälschten Papieren eingereist.
Aufgespießt
"Freunde zu haben, ist das denn eine Schande bei uns in der CSU? - Deshalb: Saludos Amigos." Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl, der wegen der "Amigo-Affäre" um private Vorteile unter Druck geraten ist, am Mittwoch zum Auftakt des Politischen Aschermittwochs in Passau.
Endspurt im Kampf um den Gesamt- Weltcup: Nach vierwöchiger Pause startet der alpine Ski-Weltcup am Wochenende in seine letzte Etappe. Die beiden Weltmeisterinnen Katja Seizinger (Halblech) und Miriam Vogt (Starnberg) nehmen bereits am morgigen Freitag bei der ersten Abfahrt im schweizerischen Veysonnaz die Verfolgung der Weltcup-Führenden Anita Wachter (Österreich) auf. In Veysonnaz wird das in Haus (Österreich) abgesagte Rennen nachgeholt. Am Samstag steht erneut eine Abfahrt, am Sonntag ein Super-G auf dem Programm. Die Männer bestreiten die ersten Rennen nach der WM in Morioka am Samstag und Sonntag in Kanada.
Super-G-Weltmeisterin Katja Seizinger und Miriam Vogt, die Goldmedaillengewinnerin in der Kombination, belegen mit 583 und 399 Punkten die Ränge drei und fünf in der Gesamtwertung. Anita Wachter führt mit 829 Zählern vor der Französin Carole Merle (609), die bei der WM ebenfalls Gold holte. Im Abfahrts- Weltcup dominiert Katja Seizinger (340) vor der derzeit verletzten Schweizerin Chantal Bournissen (258). Bei den Männern rangiert Marc Girardelli (Luxemburg) mit 1073 Punkten überlegen an der Spitze der Gesamtwertung. dpa
FRANKFURT A. M., 24. Februar (dpa). In Deutschland und sieben anderen Ländern Europas beginnt in diesen Tagen eine klinische Aids-Impfstudie. Insgesamt 200 HIV-infizierte Patienten, die noch nicht erkrankt sind, werden an der Untersuchung mit dem Präparat der österreichischen Firma Immuno AG teilnehmen. Die auf 18 Monate angelegte Studie solle Hinweise darauf geben, ob sich der gentechnisch hergestellte Impfstoff rgp 160 zur Behandlung der Patienten eigne, berichteten Wissenschaftler der Firma am Mittwoch in Frankfurt.
Jede der beteiligten 16 Kliniken in Deutschland, Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden und der Schweiz betreut zwölf Patienten, die freiwillig an der Studie teilnehmen.
Der Langlauf-Weltmeistertitel im Jagdrennen der Herren ist am Mittwoch in Falun am "grünen Tisch" vergeben worden. Die Jury benötigte weitaus länger als zuvor die Läufer für ihre 15 Kilometer, ehe der zweite Sieg von Olympiasieger Björn Dählie (Norwegen) bei der Nordischen Ski-WM feststand. Der Skandal dabei: Die Organisatoren hatten keine Zielfotografie aufgebaut. Zu der salomonischen Entscheidung, sowohl Dählie als auch dem zeitgleichen Kasachen Wladimir Smirnow, die 13 Kilometer miteinander gekämpft hatten und nebeneinander ins Ziel stürmten, WM-Gold zuzuerkennen, konnte sie sich freilich nicht durchringen.
Odd Martinsen, der norwegische Chef des Langlauf-Komitees im Weltskiverband (FIS), begründete die Entscheidung: "In unseren Regeln steht, daß man unterschiedlich plazieren soll, wenn Unterschiede festzustellen sind. Und Dählie war drei Hundertstelsekunden schneller." Das Paradoxe: Laut Reglement wird nur nach Zehntelsekunden gemessen.
Mit einer Gesamtzeit von 1:01:45,0 Stunden für die klassischen 10 Kilometer am Montag und die 15 km Freistil wurde das norwegische Schlitzohr Dählie zum Weltmeister gekürt. Für den "ewigen Zweiten" Smirnow blieb nach dem abgewiesenen Protest der kasachischen Mannschaft erneut nur Silber. "Es wäre schöner gewesen, wenn wir beide Gold bekommen hätten", waren sich die Betroffenen einig. Den Spurt um Bronze entschied der Italiener Silvio Fauner mit 1:10,5 Minuten Rückstand gegen den Norweger Vegard Ulvang zu seinen Gunsten. Hervorragend kämpften Jochen Behle (Willingen) als Neunter und Johann Mühlegg (Marktoberdorf) mit der drittbesten Zeit des Skating-Laufes als 17. der Gesamtwertung.
Björn Dählie, vor Jahresfrist bereits Olympiasieger des Jagdrennens, profitierte beim Zieleinlauf vom Weltcup-Auftakt dieser Saison in Ramsau, als er im Foto-Finish Vegard Ulvang bezwang. "Da habe ich erfahren, daß die entscheidende Lichtschranke in 25 Zentimeter Höhe angebracht ist. Deshalb habe ich mein linkes Knie angewinkelt nach vorn geschoben", erzählte Dählie. Smirnow dagegen streckte sein linkes Bein weit vor und überquerte nur mit dem Fuß das Ziel eher als der Norweger. dpa
LONDON, 24. Februar (dpa). Die britische Labourpartei will den Einfluß der Gewerkschaften auf die Parteipolitik weiter zurückdrängen. Labour-Chef John Smith sagte am Mittwoch, er unterstütze derartige Bemühungen aus dem Kreise der Parteiführung.
Es ist geplant, den Anteil der Gewerkschaftsstimmen auf Parteitagen von gegenwärtig 70 Prozent auf 50 Prozent zu reduzieren. Smith wünscht außerdem, daß bei der Wahl des Parteiführers und von Parlamentskandidaten die Gewerkschaften künftig keine garantierten Stimmanteile mehr bekommen. Die Hälfte der Stimmen soll an die Abgeordneten gehen und die andere Hälfte an die Delegierten der Parteimitglieder. Bisher hatten hier die Gewerkschaften einen Stimmanteil von 40 Prozent.
HOMBURG/SAAR, 24. Februar (dpa). Ein Leichenwagen darf auch von einem Fahrer gesteuert werden, der seinen Führerschein los ist. Das hat das Amtsgericht Homburg entschieden, teilte die Arbeitsgemeinschaft der Verkehrsrechtsanwälte am Mittwoch mit. Im zugrunde liegenden Fall war einem Leichenwagenfahrer wegen Alkohols am Steuer der Führerschein entzogen worden. Dagegen war er vor Gericht gezogen.
Die Richter machten nun eine Ausnahme: Zwar darf der Mann privat vorerst kein Auto mehr steuern, den Leichenwagen jedoch "im Rahmen seiner beruflichen Verpflichtungen weiterfahren". Ein Mißbrauch der Ausnahmegenehmigung sei im Hinblick auf erschwerte betriebliche Gründe ausgeschlossen". Ähnliche Regelungen gibt es nach Darstellung der Verkehrsrechts-Anwälte für die Fahrer von Krankenwagen, Pannenhilfsfahrzeugen und Behindertentransporten. (Az.: 5 Gs 885/92)
RIO DE JANEIRO, 24. Februar (dpa). Der Karneval in Rio ist in diesem Jahr besonders gewalttätig: an vier Karnevalstagen sind im Großraum Rio de Janeiro 107 Menschen umgebracht worden. Das meldete am Mittwoch die Rio-Zeitung O Povo. Laut Bericht wurden bis Dienstag allein im Leichenschauhaus des Gerichtsmedizinischen Instituts (IML) von Rio de Janeiro 70 Ermordete eingeliefert. 33 Menschen starben in den Vorstädten Niteroi und Nova Iguacu. Vier Leichen wurden in anderen Orten des Großraums Rio gefunden. Im vergangenen Jahr starben insgesamt 84 Menschen im Karneval von Rio.
WARSCHAU, 24. Februar (dpa). Der polnische Grenzschutz will die 1245 Kilometer lange Grenze nach Osten wirksamer gegen Schmuggler und illegale Grenzgänger absichern. Wie der Oberbefehlshaber des Grenzschutzes, Jan Wojcieszczuk, am Mittwoch vor der Presse mitteilte, soll dies durch Einsatz von technisch gut ausgerüsteten mobilen Einheiten und Einladungspflicht für Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion, Rumänien und Bulgarien erreicht werden. Die Einladungen sollen amtlich bestätigt und registriert werden.
Wojcieszczuk hob die gute Zusammenarbeit mit den deutschen Grenzbehörden hervor. Besonders wichtig sei ein gemeinsamer Kampf gegen Drogenhandel, internationale Schmugglerbanden und Schlepperorganisationen. Im vergangenen Jahr hat der polnische Grenzschutz 553 gestohlene Autos sichergestellt.
HAMBURG (dpa/FR). Der wirtschaftliche Aufschwung in den neuen Bundesländern wird durch die Übertragung der westdeutschen Rechtsnormen behindert. Diese Ansicht vertritt der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper: "Wir haben unser hochentwickeltes Rechtssystem flächendeckend über die ehemalige DDR ergossen und ersticken jetzt daran."
Die komplizierte Verwaltung blockiere eine Reihe von Projekten. Alles in allem habe die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren weit über drei Milliarden Mark jenseits von Elbe und Werra investiert. Aber viele Baugruben lägen noch brach. Auch würde der Branchenprimus des hiesigen Geldgewerbes gerne Wohnungen bauen. "Doch es fehlen die Genehmigungen", klagt Kopper. Deshalb bestehe die Gefahr einer Immobilienkrise in Ostdeutschland. Grundsätzlich sei für den Aufbau in den neuen Ländern eine "mentale Umstellung" nötig.
Die Talsohle des konjunkturellen Abschwungs hierzulande ist nach Ansicht des Bankiers noch nicht erreicht. Eine Steuerreform zu Lasten der Unternehmen hält Kopper derzeit für kontraproduktiv, da es gerade an Investitionen fehle. Allerdings dürften sich die Rendite- Aussichten für Unternehmer verbessern. "Wir werden noch 1993 ein deutliches Zinssenkungspotential vor uns haben." Unabhängig davon lehnt der Deutsche- Bank-Chef Sonderkonditionen bei Krediten für Vorhaben in Ostdeutschland entschieden ab. "Wir können keinen Schlußverkaufszinssatz anbieten."
MOSKAU, 24. Februar (dpa). Rußland erwägt eine Teilnahme an internationalen Friedenstruppen in Bosnien-Herzegowina nach einer Annahme des Vance- Owen-Plans durch die Kriegsparteien. Dies geht aus einem von Präsident Boris Jelzin gebilligten Acht-Punkte-Programm für eine Beilegung des Konflikts im früheren Jugoslawien hervor, das Vize-Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch in Moskau vorstellte. Nachdem Serbien den Vance-Owen-Plan akzeptiert habe, könnten die Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien schrittweise abgebaut werden.
Der Moskauer Acht-Punkte-Plan ist die erste umfassende Intiative der russischen Führung zur Beilegung der Jugoslawien-Krise nach dem Besuch des US- Sonderbotschafters für Bosnien, Reginald Bartholomew, in Moskau Mitte Februar. Nach den Worten Lawrows sollte der UN- Sicherheitsrat das Waffenembargo gegen Bosnien mit aller Schärfe durchsetzen. Rußland fordert auch eine unverzügliche Einstellung der Kämpfe in Kroatien, ansonsten werde sich Rußland für Sanktionen gegen Kroatien einsetzen.
MAINZ, 24. Februar (dpa). Bei einer Explosion in einer Mainzer Sojaölraffinerie sind am Mittwoch zwei Beschäftigte von einer bis zu 70 Meter hohen Stichflamme leicht verletzt worden. Ursache für die "explosionsartige Verpuffung" auf dem Firmengelände soll ein technischer Defekt gewesen sein.
BONN, 24. Februar (dpa). Auch der FDP-Vorsitzende Graf Lambsdorff nimmt das "Testwagen"-Angebot von VW in Anspruch. Lambsdorff fahre seit dem vergangenen Jahr einen VW-Testwagen, bestätigte ein Parteisprecher am Mittwoch auf Anfrage. Der geldwerte Vorteil werde von Lambsdorff "ordnungsgemäß versteuert". Im übrigen sitze Lambsdorff im VW-Aufsichtsrat nicht als FDP-Politiker, sondern als Vorsitzender der Schutzgemeinschaft deutscher Wertpapierbesitzer.
HAMBURG, 24. Februar (dpa). Einen Sieg vor dem Hamburger Verwaltungsgericht hat am Donnerstag ein Kampfhunde-Halter errungen. Er muß sich nicht an die im Juni 1991 nach blutigen Zwischenfällen mit Kampfhunden in der Hansestadt erlassene Hundeverordnung halten. Dies bestätigte die Rechtsanwältin des Hundehalters, Mareike Berg, auf Anfrage. Nach der Verordnung müssen Hamburger Kampfhunde-Halter eine Art Waffenschein für ihre gefährlichen Tiere beantragen. Festgelegt wird darin auch, wann die Hunde angeleint oder einen Maulkorb tragen müssen.
Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts lehnt an ein Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofs an. Die Entscheidung setze die Verordnung nicht außer Kraft, werde aber sicherlich dazu führen, daß die Regierung über eine Änderung oder gar Rücknahme derselben nachdenken wird, meinte die Anwältin, denn die Begründung des Hamburger Urteils lautet wie in Baden- Württemberg.
Die Baden-Württemberger hatten beanstandet, daß in der Polizeiverordnung "über das Halten gefährlicher Hunde" Gleiches ohne sachlichen Grund ungleich behandelt werde - dies verstoße gegen das verfassungsrechtliche Gleichbehandlungsgebot. Einige Rassen seien aus der Gesamtzahl der potentiell gefährlichen Hunde herausgegriffen und als Kampfhunde Einschränkungen unterworfen worden, andere Rassen vergleichbarer Gefährlichkeit aber nicht.
GERA, 24. Februar (dpa). Die Berufung des Weimarer Neonazis Thomas Dienel vor der 6. Strafkammer des Bezirksgerichts Gera ist am Mittwoch verworfen worden. Dies gab der Vorsitzende Richter Klaus Eckardt bekannt. Damit bleibt das Urteil des Kreisgerichts Rudolstadt in Kraft, das den 31jährigen selbsternannten Führer der Deutsch Nationalen Partei (DNP) wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt hatte.
Laut Gericht wird das Urteil nicht nur als Strafe für Dienel, sondern als allgemeine Abschreckung für ähnlich Gesinnte aufrechterhalten.
LÜBECK, 25. Februar (dpa). Ein Lübekker Taxifahrer ist am Mittwoch vom Landgericht Lübeck im zweiten Anlauf wegen Mordes zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte hatte in der Nacht zum 10. Mai 1991 in Lübeck einen 56jährigen Stadtstreicher erschossen. Eine Hilfsschwurgerichtskammer des Landgerichts Lübeck hatte den Todesschützen im Februar 1992 nur wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BHG) hatte das Urteil auf Antrag der Staatsanwaltschaft aufgehoben.
Müllberge und Obdachlose auf Parkbänken hatten den Todesschützen verärgert. Schon 14 Tage vor dem Mord hatte der Taxifahrer, bewaffnet mit einer großkalibrigen Smith and Wesson Kaliber 38, den Stadtstreicher ins Wasser der Wakenitz getrieben. Am Tattag hatte der Angeklagte den Erfolg seiner "Vertreibungsaktion" prüfen wollen. Doch das Opfer war wieder in seiner Nische unter einer Brücke. "Mit bedingtem Tötungsvorsatz" hatte der Taxifahrer aus kurzer Distanz zweimal in die Nische geschossen, dem schwer Verletzten dann mit dem Fuß oder einem Gegenstand den Schädel eingeschlagen und in den Kopf geschossen.
MÜNCHEN/DÜSSELDORF (dpa). Der Kaufring will sein Handelsgeschäft mit Sportartikeln kräftig ausbauen und hat dazu eine eigene Tochtergesellschaft gegründet. In der neuen Firma namens Golden Team Sport Einkaufsgesellschaft für Sportfachgeschäfte gehen weitgehend die Aktivitäten der Einkaufsgenossenschaft MSE Münchener Sport in Weinheim auf, die 345 Mitglieder vornehmlich im süddeutschen Raum zählt. Laut Kaufring- Vorstandschef Helmut Massier erwartet seine Gruppe auf dem Sportmarkt überdurchschnittliche Wachstumsraten.
Bislang erzielte der Kaufring in diesem Zweig über seine Fachabteilung Sport Point rund 180 Millionen Mark Umsatz. Zusammen mit den Erlösen der MSE- Gruppe, zu der auch deren Tochter Union zählt, rechnet Kaufring-Einkaufsvorstand Siegfried Mandel mit einem Verkaufsvolumen von 1,3 Milliarden Mark. MSE-Aufsichtsratsvorsitzender Horst Lauterbach verweist darauf, daß die Einkaufsgenossenschaft in ihrer bisherigen Form auf Dauer nicht fortzuführen war. Die MSE mit einst 100 Beschäftigten wird aufgelöst. Kaufring-Boß Massier dementiert mit Nachdruck jede Abhängigkeit seines Hauses von der Metro. Der Ende 1991 an die Börse gegangene Kaufring steuere eine absolut eigenständige Politik, auch wenn gemeinsam mit dem Metro-Ableger Kaufhof eine Beteiligung am Düsseldorfer Warenhauskonzern Horten bestehe.
MOSKAU, 24. Februar (dpa). Aus den Atomraketen-Silos in der Ukraine treten nach offiziellen Angaben wegen technischer Mängel erhöhte Dosen von Radioaktivität aus. Der Oberkommandierende der Streitkräfte der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), Marschall Jewgeni Schaposchnikow, sagte der Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch, sollten die Streitigkeiten zwischen Rußland und der Ukraine über die Wartung nicht binnen eines halben Jahres beigelegt sein, drohten dem Personal an den Abschußanlagen gesundheitliche Schäden. Experten haben seinen Angaben zufolge erhöhte Strahlendosen gemessen.
Rußland und die Ukraine beanspruchen beide die alleinige technische Kontrolle über die 176 Langstreckenraketen. Vergangene Woche hatten sich die Nachbarrepubliken gegenseitig beschuldigt, bei Wartung und Instandhaltung nachlässig zu sein und die Gefahr einer nuklearen Katastrophe in Kauf zu nehmen.
BRAUNSCHWEIG, 25. Februar (dpa). Wegen einer Serie von Vergewaltigungen muß ein 36 Jahre alter Diplom-Psychologe aus Hamburg elf Jahre in Haft. Das Landgericht Braunschweig hielt den Angeklagten am Mittwoch für schuldig, zwischen September 1990 und April 1992 sechs Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren vergewaltigt und zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben.
"Was der Angeklagte den Opfern angetan hat, ist nicht wiedergutzumachen", hieß es in der Urteilsbegründung. Die Gesamtstrafe liegt nur knapp unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf zwölf Jahre Haft. Der Mann soll sich im Gefängnis einer Therapie unterziehen. Nach Überzeugung des Gerichts sprach besonders die Grausamkeit des Vergewaltigers für eine harte Strafe.
Der verheiratete Vater zweier Kleinkinder hatte seinen Opfern in Waldgebieten aufgelauert.
WASHINGTON, 25. Februar (dpa). Die Regierung in Washington feiert zu viel und zu teuer, meint der demokratische Abgeordnete Pete Stark aus Kalifornien. Er verlangte daher am Mittwoch, die jährlichen Ausgaben von 8,7 Millionen Dollar für Empfänge und ähnliche Veranstaltungen im Zeichen der neuen, von Präsident Bill Clinton verordneten Sparsamkeit zu kürzen. Die Informationsbehörde USIA habe mit 1,285 Millionen Dollar den höchsten Einzeletat für Feste. Außen-, Handels und Justizministerium mit ihren angeschlossenen Behörden gäben den Löwenanteil aus. "Ich hoffe, daß die 2500 Dollar für Partys des Forschungsprogramms für die Antarktis keine Rechnung für Eis einschließt," meinte Stark.
Der Kapitän der englischen Weltmeister-Elf von 1966, Bobby Moore, ist am Mittwoch in London im Alter von 51 Jahren gestorben. Wie seine Frau Stephanie mitteilte, starb der zu den größten Fußballern zählende Moore im Kreise seiner Familie. Er litt an Leber- und Darmkrebs.
Moore hatte erstmals vor zwei Wochen in der Öffentlichkeit von seiner Krankheit gesprochen. "Ich habe einen Kampf zu gewinnen", hatte er damals gesagt. Noch in der vergangenen Woche hatte er den englischen 6:0-Sieg im WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino für einen Londoner Radiosender kommentiert.
Moore bestritt in den 60er und 70er Jahren als damaliger englischer Rekord- Nationalspieler 108 Länderspiele. Bei seinen beiden größten Erfolgen triumphierte er über deutsche Teams. Am 19. Mai 1965 schlug der Abwehr- und Mittelfeldspieler mit seinem Klub West Ham United in London 1860 München im Finale des Europapokals der Pokalsieger mit 2:0. Ein Jahr später führte er am 30. Juli 1966 als Kapitän England im denkwürdigen WM-Finale von Wembley zum 4:2-Erfolg nach Verlängerung über Deutschland. Bobby Moore galt in England schon zu Lebzeiten als Fußball-Legende und wurde immer in einem Atemzug mit Pele und Beckenbauer genannt. dpa
HAMBURG, 25. Februar (dpa). In Wulfsdorf östlich von Hamburg werden keine genmanipulierten Kartoffeln gepflanzt. Die Universität der Hansestadt hat nach eigenen Angaben den beim Bundesgesundheitsamt gestellten "Freisetzungsantrag für baktierenresistente Kartoffeln" zurückgezogen. Die Hochschule begründete am Mittwoch abend ihren Schritt mit unzureichenden begleitenden Forschungsmöglichkeiten.
Den verantwortlichen Wissenschaftlern und der Universität sei außerdem nicht bekannt gewesen, daß das Gelände in unmittelbarer Nähe zum Versuchsfeld biologisch-dynamisch bewirtschaftet werden sollte. Der geplante Freilandversuch sei in der Bevölkerung auf erhebliche Bedenken gestoßen. Inzwischen lägen über 6000 Einwendungen gegen das Auspflanzen der behandelten Knollenfrüchte vor. Man bemühe sich gemeinsam mit der Hamburger Umweltbehörde, geeignetere Versuchsflächen für den Versuch zu finden.
PESCHAWAR, 25. Februar (dpa). Afghanistan hat rund 4000 arabische Modjaheddin außer Landes gewiesen. Die Araber hatten am "Heiligen Krieg" in Afghanistan gegen die damalige Sowjetunion teilgenommen und seither im Osten des Landes in der Provinz Ningarhar gelebt. Die Araber waren für Afganistan und Pakistan ein Problem geworden, nachdem sich mehrere arabische Staaten beschwert hatten, sie stünden hinter militanten islamischen Bewegungen.
BONN, 24. Februar (dpa). Hannelore Kohl, Ehefrau des Bundeskanzlers, ist schwerer erkrankt als bisher bekannt und liegt in einem Ludwigshafener Krankenhaus. Sie werde wegen einer Medikamentenallergie behandelt, bestätigte das Kanzleramt am Mittwoch. Sie befinde sich auf dem Wege der Besserung und telefoniere täglich mit ihrem Mann, der zur Zeit die indonesische Hauptstadt Jakarta besucht. Ursprünglich sollte Hannelore Kohl ihren Mann auf seiner Asien-Reise begleiten, mußte aber wegen einer schweren Grippe kurzfristig absagen. Bei der Behandlung trat dann die Allergie auf.
BONN, 25. Februar (dpa/AP). Als solidarische Kraftanstrengung für den Aufbau in den neuen Bundesländern und als Beitrag zur Konjunkturbelebung hat der SPD-Finanzpolitiker Eike Ebert "nur eine Stunde Mehrarbeit" pro Woche in Deutschland angeregt. Der Staat hätte dann über alle Steuerarten pro Jahr 35 Milliarden Mark Mehreinnahmen und die Arbeitnehmer durch den höheren Verdienst einen Ausgleich für die im "Solidarpakt" verlangten Steuer- und Abgabenerhöhungen, schlug der SPD-Bundestagsabgeordnete in Bonn vor.
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) soll den Verzicht auf Steuererhöhungen vor 1995 mit Wahltaktik begründet haben. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer sagte dem Wirtschaftsmagazin DM: "Der Bundeskanzler hat uns bei einem der letzten Wirtschaftsgespräche klipp und klar gesagt: ,Ich will die nächsten Wahlen gewinnen. Und deshalb gibt es vor 1995 mit mir keine Steuererhöhung.&rquote;" Von einem "Solidarpakt" könne daher keine Rede mehr sein.
BONN, 24. Februar (dpa). Die Bundesrepublik Deutschland will sich von der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UN) nicht einseitig wegen der Erscheinungen von Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß an den Pranger stellen lassen. Dafür will sich der Leiter der deutschen Delegation bei der Menschenrechtskommission, der FDP- Politiker Gerhart Baum, am morgigen Freitag in Genf einsetzen. Die Kommission will eine Resolution zum Thema Fremdenfeindlichkeit verabschieden.
Wie Baum am Mittwoch in Bonn berichtete, ist Deutschland in der vorbereitenden Aussprache der Kommission - ohne direkt beim Namen genannt zu werden - einseitig wegen der Gewaltaktionen gegen Ausländer kritisiert worden. Wortführer seien vor allem Regierungen gewesen, die selbst die Menschenrechte mißachteten, wie die Türkei und andere islamische Länder oder Staaten Lateinamerikas. Baum meinte, damit wollten diese Regierungen von der Lage im eigenen Lande ablenken.
Zur Person:
ULF FINK, Vorsitzender der CDU-Sozialausschüsse, wird auf der Bundestagung der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) vom 4. bis 6. Juni in Chemnitz erneut für dieses Amt kandidieren. Dies kündigte der 50jährige Landesvorsitzende der CDU Brandenburgs in Bonn an. Fink, der auch stellvertretender DGB-Vorsitzender ist, steht seit 1987 an der Spitze der rund 30 000 Mitglieder zählenden Arbeitnehmerorganisation der Union. 1992 war ihm aus den eigenen Reihen Ämterhäufung vorgeworfen und ein Verzicht auf einige der Spitzenpositionen verlangt worden. In Unionskreisen hieß es, Fink müsse in Chemnitz mit einem Gegenkandidaten rechnen. (dpa)
CHRISTINE KUBY, RAF-Terroristin, wegen zweifachen Mordversuchs zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, wird nicht nach 15 Jahren vorzeitig entlassen. Wie die Hamburger Justizbehörde mitteilte, hat das hanseatische Oberlandesgericht ein entsprechendes Gesuch der 36jährigen abgelehnt. Kuby müsse auf jeden Fall noch ein Jahr einsitzen. Dann werde neu geprüft. Der 3. Strafsenat habe diese Entscheidung mit der "besonderen Schwere" der Tat begründet. Die Arzthelferin hatte 1978 im Hamburger Stadtteil Winterhude ohne Vorwarnung auf zwei Polizisten geschossen. Der Tod eines der angeschossenen Beamten sei "nur durch einen an Wunder grenzenden Zufall ausgeblieben", begründete die Kammer die Entscheidung. (AFP)
BONN, 25. Februar (dpa). Mehr als 3000 Rumänen, die illegal in die Bundesrepublik eingereist waren, sind seit Inkrafttreten des deutsch-rumänischen Rücknahmevertrages am 1. November letzten Jahres in ihre Heimat zurücktransportiert worden. Dies geht aus der jetzt in Bonn bekannt gewordenen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der PDS/Linke Liste hervor. Bis einschließlich 26. Januar seien 2998 Personen auf dem Luft- und 62 auf dem Landweg nach Rumänien gebracht worden.
In zehn Fällen habe die Bundesregierung Flugzeuge für Sammeltransporte gechartert, hieß es weiter. Bei diesen Flügen von Berlin-Schönefeld und München aus seien ausschließlich rumänische Staatsangehörige an Bord gewesen, die an den Grenzen zu Polen und der tschechischen Republik aufgegriffen worden seien.
BONN, 24. Februar (dpa). Der Fritz- Sänger-Preis wird in diesem Jahr an die im ehemaligen Jugoslawien getöteten Journalisten verliehen. Dies teilte die SPD am Mittwoch in Bonn mit. Der Reporter der Frankfurter Rundschau, Roman Arens, der für die Hinterbliebenen einen Hilfsfonds gegründet hat, wird den mit 10 000 Mark ausgestatteten Preis am 12. März entgegennehmen. Im ehemaligen Jugoslawien sind bislang rund 30 Journalisten getötet worden, darunter der Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung", Egon Scotland.
Der alle zwei Jahre verliehene Preis erinnert an den Journalisten und früheren SPD-Abgeordneten Fritz Sänger (1901 - 1984), der auch erster Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur war.
BERLIN, 24. Februar (AFP). Die SPD will im Bundestag eine Verkürzung des Wehrdienstes auf neun Monate durchsetzen. In einem Interview der Berliner Zeitung sagte der SPD-Verteidigungsexperte Norbert Gansel zu einem entsprechenden Antrag seiner Fraktion, nur durch die Verkürzung der Wehrpflicht sei gesichert, daß auch alle wehrpflichtigen und -willigen jungen Männer eingezogen werden könnten. Nur so könne die Wehrgerechtigkeit garantiert werden. Scharfe Kritik äußerte der SPD-Politiker am Verhalten von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU): "Es ist unerträglich, wenn er in Chile über einen zehnmonatigen Wehrdienst fabuliert, ohne einen Bundeswehrplan vorgelegt zu haben."
JERUSALEM, 24. Februar (AFP). Ein palästinensischer Krankenpfleger ist am Dienstag bei der Ausübung seiner Arbeit im von Israel besetzten Gaza-Streifen durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden. Der 22jährige Mann, der für das UN-Hilfsbüro für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) arbeitete, wurde von einer Kugel in den Nacken getroffen, als er während einer Demonstration im Flüchtlingslager Rafah einem Verletzten zu Hilfe kam, teilte ein Sprecher des UN-Büros mit. Der 22jährige habe ein Krankenpfleger-Hemd getragen. Er sei aus rund 15 Metern Entfernung von den Soldaten beschossen worden.
HANNOVER, 24. Februar (AFP/AP). SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing hat die Kündigung der Metall- Tarifverträge in den neuen Ländern scharf kritisiert und die Arbeitgeber vor einem "Spiel mit dem Feuer" gewarnt. Wer um des kurzfristigen Vorteils willen seine Verläßlichkeit als Tarifpartei in Frage stelle, stelle insgesamt die Tarifautonomie in Frage, sagte Blessing der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Als "allerletzte Möglichkeit" für die Betriebe, die tatsächlich überfordert seien, schlug Blessing für eine Übergangszeit "degressiv gestaltete Lohnkostenzuschüsse" durch die Treuhand vor.
Massenentlassungen in der ostdeutschen Metallindustrie wären nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin die Folge der von der IG Metall geforderten Lohnanhebung um 26 Prozent. Als eine "sehr vernünftige Linie" bezeichnete der Leiter der Abteilung Konjunktur im DIW, Heiner Flassbeck, dagegen Lohnsteigerungen von neun Prozent wie in der ostdeutschen Chemieindustrie. Im Saarländischen Rundfunk sagte er am Mittwoch, eine volle Angleichung der Löhne werde noch "sehr lange dauern".
Die ostdeutschen Arbeitnehmer verdienten bereits jetzt viel mehr, als es ihrer Produktivität entspreche, sagte Flassbeck. In den vergangenen zwei Jahren habe es in der ostdeutschen Lohnentwicklung einen enormen Schub gegeben, auch die Reallöhne seien sehr deutlich gestiegen. Damit die Produktivität steige, müßten die Ost-Unternehmen Kosten und damit die Löhne senken, meinte er.
Die IG Metall Mecklenburg-Vorpommern will ab 1. April in den Metallbetrieben des Landes streiken. Das beschloß die Tarifkommission der IG Metall Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch in Schwerin nach der gescheiterten dritten Schlichtungsrunde. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Dieter Kirchner, nannte in der Zeitung Die Welt Metaller-Streiks in Ostdeutschland rechtswidrig, da sie auf die Vernichtung des Gegners abzielten.
WASHINGTON, 24. Februar (AFP). Die US-Regierung hat am Dienstag bestätigt, daß sich ein griechisches Handelsschiff, das aus Serbien stammende Waffen an Bord haben soll, auf dem Weg nach Somalia befindet.
Entsprechende Informationen über das Schiff "Maria", das in "Bana-1" umgetauft worden sein soll, waren von der New York Times veröffentlicht worden. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Joe Snyder, teilte in Washington mit, die US-Regierung wolle dafür sorgen, daß das Schiff gestoppt und die Ladung untersucht wird. Zu diesem Zweck sei Kontakt mit den Regierungen Griechenlands und Kenias aufgenommen worden. Nach Angaben Snyders will das Schiff in Kenia einen Zwischenstopp einlegen.
Das Sanktionskomitee der Vereinten Nationen, das für das gegen Serbien und Montenegro verhängte Embargo zuständig ist, wollte sich nach Angaben des Pentagon-Sprechers am Mittwoch mit dem Fall der "Maria" befassen. Der mutmaßliche Waffentransport aus Serbien in Richtung Somalia zeigt nach Ansicht der US-Regierung, daß die Maßnahmen zur Durchsetzung des Embargos nicht ausreichen und daß Serbien offenbar so viele Waffen zur Verfügung hat, daß es einen Teil davon verkaufen kann. Unklarheit herrschte bei der US-Regierung darüber, wer in Somalia die Empfänger der mutmaßlichen Waffenlieferung sein sollten.
Pentagon-Sprecher Snyder betonte, mögliche Sanktionen wegen des Falls der "Maria" sollten nicht gegen die griechische Regierung verhängt werden, sondern gegen das Unternehmen, dem das Schiff gehöre. Der Sprecher begrüßte die "bedeutenden Maßnahmen", die Griechenland in den vergangenen Tagen ergriffen habe, um für die Durchsetzung der von der UN gegen Restjugoslawien verhängten Sanktionen zu sorgen.
HAMBURG, 24. Februar (AFP). Die Bundesbürger sollen ihre Briefmarken nach den Vorstellungen von Bundespostminister Wolfgang Bötsch (CSU) in Zukunft möglicherweise auch in Geschäften und an Tankstellen kaufen können. In der Bild-Zeitung meinte Bötsch, die Post müsse künftig "noch näher zum Bürger kommen als bisher". Es sei deshalb zu überlegen, ob Dienstleistungen der Post künftig auch "von Tankstellen, Geschäften und Friseuren" angeboten werden.
Eine ehrwürdige gotische Kathedrale mit leuchtend bunten Figurenzyklen an den Portalen der Fassade, das klingt fast wie ein neuer Einfall für die farbige Welt des Disneylands. In Wirklichkeit ist diese Möglichkeit jedoch seit Wochen Diskussions- und Streitthema im nordfranzösischen Amiens. Die im 13. Jahrhundert erbaute prachtvolle Kathedrale der Stadt wird seit vorigem Jahr einer neuartigen Laserbehandlung unterzogen, die jahrhundertealten Schmutz ablöst, ohne den Stein wie bei der Reinigung mit chemischen oder mechanischen Mitteln anzugreifen. Dadurch bleiben auch die Reste gotischer Farbigkeit auf dem reichen Skulpturenschmuck intakt. An einem der drei Portale werden langsam Figuren mit roten, blauen oder goldenen Gewändern, mit blonden oder braunen Haaren sichtbar. Jetzt propagiert der temperamentvolle städtische Kulturbeauftragte Frederic Thorel mit Leidenschaft die Idee, die Kathedrale so wiederherzustellen, wie sie ursprünglich war: mit einer Fassade, die "als buntes steinernes Bilderbuch" gemäß der belehrenden und erzählerischen Aufgabe der bauplastischen Zyklen des Mittelalters gedacht war. Eine Kirche sei kein farbloses Denkmal, sondern ein lebendiges Bauwerk. "Zur Restaurierung gehört etwas Kühnheit", meint Thorel, der ohne Scheu vor radikalen ästhetischen Eingriffen darauf hofft, daß "der Laser nicht nur den Stein, sondern auch die Gehirne entkrustet".
Kunsthistoriker sind allerdings völlig anderer Ansicht. Sie warnen vor restauratorischer Interpretation und machen geltend, daß sich heute nicht mehr die ursprüngliche Intensität der Farben bestimmen lasse. Der auf Polychromie in der gotischen Architektur spezialisierte Jürgen Michler vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg gibt zu bedenken, daß beispielsweise auch nicht mehr feststellbar ist, ob die farbigen Gewänder gemustert waren. In diesem Sinne äußern sich auch der französische Kunsthistoriker Alain Erlande Brandebourg und sein US-Kollege Stephen Murray. In Köln neigt man nach Auskunft der Dombauhütte eher dazu, die gotischen Farben zu ihrem Schutz von nachmittelalterlicher Tünche bedeckt zu lassen. Die nur noch selten erhaltenen Spuren farbiger Außenarchitektur der Gotik seien von wesentlichem Quellenwert für Erkenntnisse über die mittelalterliche Baukunst.
Die Diskussion um die zulässigen Grenzen der Farbrestaurierung von Kunst- und Kulturdenkmälern, wie sie etwa bei der Wiederherstellung der stark nachgedunkelten Farben von Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle oder bei Veroneses "Hochzeit von Kana" im Louvre geführt wurde, hat mit Amiens auf jeden Fall neue Aktualität erhalten. Der Direktor des zuständigen Denkmalschutzamtes, Michel Brioist, hält die Restaurierung der ursprünglichen Farben am Figurenschmuck der Kathedrale allerdings schon jetzt für "höchst unwahrscheinlich". Für Chefrestaurator Didier Groux ist die Diskussion ohnehin erst in einigen Jahren reif, denn vorher sei die Farbgebung des Portals kaum überschaubar. Mit dem Laser-Gerät werden nicht mehr als sechs Quadratzentimeter pro Stunde gereinigt, und so wird die Restaurierung der Fassade erst in sechs Jahren vollendet sein.
Doch mit solchem Bescheid will sich der Kulturbeauftragte Thorel nicht abfinden. Er hat bereits Kontakt zu der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) aufgenommen, um eine internationale Debatte über die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbfassung der Fassade zu erreichen. Zwar befinde sich die Kathedrale im Besitz des französischen Staats, doch stehe sie auch auf der UNESCO-Liste der Weltkulturdenkmäler. Die Frage der Farbrestaurierung gehe deshalb über die staatliche Kompetenz hinaus, lautet sein Argument. An der Debatte sollen sich nach seinen Vorstellungen nicht nur Kunsthistoriker, sondern auch Vertreter anderer Personenkreise wie etwa zeitgenössische Kulturschaffende beteiligen. Manche Bewohner vn Amiens meinen allerdings, daß es Thorel "weniger um ein kulturelles als um ein touristisches Anliegen" gehe, denn bis 1995 will die im Krieg stark zerstörte Stadt die Verdreifachung der Besucherzahl auf 1,5 Millionen jährlich erreichen.
GRETA MAIELLO (AFP)
WASHINGTON, 24. Februar (AFP/AP/ Reuter). US-Präsident Bill Clinton hat von UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali Rückendeckung für seinen Plan erhalten, Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung in Ostbosnien aus der Luft abwerfen zu lassen. Nach einem 45minütigen Gespräch mit Clinton in der Nacht zum Mittwoch in Washington sagte Butros-Ghali, die Luftversorgung werde in enger Koordination mit den Vereinten Nationen (UN) erfolgen. Der UN-Sicherheitsrat billigte den Plan Clintons und die Verabredung mit Butros-Ghali.
Ungeklärt blieb die Frage, ob die USA oder die UN die Kommandohoheit über die Operation haben sollen. Der UN-Generalsekretär betonte zwar, die Aktion solle unter dem "Mandat" der UN stattfinden, räumte aber ein, zur Frage der Kommandohoheit sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Auch ein Termin für den Start der Aktion sei noch nicht festgelegt. Das Weiße Haus erklärte, Clinton und Butros-Ghali hätten Einvernehmen darüber erzielt, daß die Versorgung aus der Luft eine vorübergehende Maßnahme sein solle, die die Versorgung der bosnischen Bevölkerung auf dem Landweg ergänzen solle.
Die mit der Abwurfaktion verbundenen militärischen Risiken hatte Clinton beim Empfang des UN-Generalsekretärs als "eher gering" bezeichnet. Seine Sprecherin Dee Dee Myers sagte, die US-Regierung wolle die Hilfsflugzeuge nicht durch Kampfmaschinen eskortieren lassen. Eine solche Sicherung sei als nicht notwendig erachtet worden. Auch die Entsendung von US-Bodentruppen sei ausgeschlossen. Meyers bestätigte, daß erwogen werde, nicht nur eingeschlossene Moslems durch Abwürfe zu versorgen, sondern auch Kroaten und Serben in Not.
NATO-Generalsekretär Manfred Wörner begrüßte die Entscheidung der USA, Hilfsgüter abzuwerfen. Auch der stellvertretende russische Außenminister Sergej Lawlow hieß die Aktion gut. Der Chef der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, sagte dem britischen Sender BBC, die serbische Seite werde die Sicherheit der beteiligten Flugzeuge garantieren.
Einer deutschen Beteiligung an der Abwurfaktion steht nach Ansicht des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Hans Stercken (CDU), rechtlich und politisch nichts im Wege. Das Risiko humanitärer Hilfsflüge, wie sie auch mit deutscher Unterstützung nach Sarajewo stattfinden, sei "viel größer" als Beteiligung am Abwurf aus der Luft. Regierungssprecher Norbert Schäfer sagte in Bonn, die US-Initiative biete angesichts der Behinderungen von UN- Hilfskonvois einen "erfolgversprechenden Ansatz", den bedrängten Menschen zu Hilfe zu kommen und auf diese Weise - ohne Einsatz militärischer Mittel - Menschenleben zu retten.
Den bosnischen Serben ist es nach eigenen Angaben gelungen, einen strategisch wichtigen Vorort Sarajewos, Azici, zu besetzen. Serbische Truppen haben in der Nacht zum Mittwoch nach Angaben des bosnischen Rundfunks den sogenannten Kessel von Bihac im Westen Bosniens unter schweren Artilleriebeschuß genommen. Im Norden Bosniens seien serbische Truppen mit Panzern und Artillerie zu einem Großangriff gegen den sogenannten Brückenkopf von Brcko und Orasje an der Save angetreten.
(Weitere Berichte auf Seite 2)
CHICAGO, 24. Februar (AFP). Glatzköpfige Männer im Alter von unter 55 Jahren haben nach neuen Forschungsergebnissen ein dreifach höheres Herzattacken-Risiko als gleichaltrige Männer mit voller Haarpracht. In einer am Dienstag von der Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association veröffentlichten Studie der Medizinischen Fakultät in Boston wird ein Zusammenhang zwischen dem Risiko von Herzerkrankungen und dem Zustand der Haare hergestellt. So ist das Risiko bei Männern, die eine halbe Glatze auf dem oberen Teil des Schädels haben, eineinhalbfach höher als bei Männern mit vollem Haar. Männer, bei denen das Haar lediglich schütter geworden, aber immer noch gleichmäßig auf dem ganzen Kopf verteilt ist, haben hingegen kein erhöhtes Herzattacken-Risiko.
NAIROBI, 24. Februar (AFP). Im Nordosten Kenias sind bei einer Schießerei zwischen der Polizei und einer Bande von Viehdieben 19 Menschen getötet worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, hatten die Polizisten zwei Tage zuvor in der Provinz Wajir die Gruppe von Räubern gestellt, die 260 Stück Vieh gestohlen hatten. Bei dem anschließenden Schußwechsel wurden den Angaben zufolge acht Polizisten, acht Mitglieder der Diebesbande und drei Viehbesitzer getötet, die die Polizeitruppe begleitet hatten. Am Samstag hatte eine Bande von Viehdieben in der westkenianischen Provinz Pokot 27 Menschen getötet, darunter zwölf Kinder.
JERUSALEM, 24. Februar (AFP). Der in Israel als "König der Unterwelt" bekannte Jecheskiel Aslan ist in der Nacht zum Mittwoch von einem Maskierten in Tel Aviv erschossen worden. In Polizeikreisen wurde eine Abrechnung in Unterweltkreisen hinter der Tat vermutet. Der 46jährige Aslan habe seit rund 15 Jahren an der Spitze des organisierten Verbrechens in Israel gestanden. Dort habe er sich viele Feinde gemacht. Zum Zeitpunkt des Anschlags befand sich Aslan in Begleitung einer jungen Frau in einem Auto. Seine Begleiterin wurde leicht am Bein verletzt. Aslan, Vater von fünf Kindern, besaß zahlreiche Restaurants. Das Vermögen des Mafiosi, der immer wieder mit Drogenhandel in Verbindung gebracht wurde, wird auf Dutzende Millionen Dollar geschätzt.
TEHERAN, 24. Februar (AFP). Eine Rakete bislang unbekannter Herkunft ist auf einer Hauptverkehrsstraße im Süden der iranischen Hauptstadt Teheran eingeschlagen, aber "glücklicherweise" nicht explodiert. Die iranische Tageszeitung Salam berichtete in ihrer Mittwochausgabe von dem Zwischenfall vom Montag nachmittag. Unter Berufung auf Augenzeugen hieß es, vermutlich habe ein Militärflugzeug seine Ladung über der Stadt verloren. Seitens der Behörden habe es keine Informationen gegeben, schrieb das Blatt weiter. Die Rakete sei vor Ort von Experten entschärft worden. Verletzte oder größere Schäden habe es nicht gegeben.
MOSKAU, 24. Februar (AFP). Das Verteidigungsbudget Weißrußlands für 1993 ist im Vergleich zum Vorjahr auf die Hälfte zusammengestrichen worden, berichtete am Mittwoch die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass. 6,3 Prozent des Staatshaushalts seien als Verteidigungsausgaben ausgewiesen, das seien 56,5 Milliarden Rubel (rund 200 Millionen Mark). Mit dem Geld solle die weißrussische Armee finanziert und vor allem Grenzschutz-Einheiten aufgestellt werden. Die Armee der ehemaligen Sowjetrepublik, in der auch strategische Atomraketen vom Typ SS-25 stationiert sind, umfaßt derzeit rund 125 000 Soldaten. Sie soll auf 90 000 Mann verkleinert werden.
BUENOS AIRES, 24. Februar (AFP). In Argentinien sind weitere fünf Menschen nach dem Konsum von mit Methylalkohol versetztem Wein gestorben. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstag bekanntgab, wurden damit bislang 16 Menschen durch den vergifteten Wein getötet. Rund 50 Personen wurden den Angaben zufolge ins Krankenhaus eingeliefert, unter ihnen eine Mutter, deren Säugling sich nach dem Stillen in einem kritischen Zustand befand. Der von zwei Firmen in San Juan, tausend Kilometer nordwestlich von Buenos Aires, hergestellte Billigwein wurde landesweit in großen Transportflaschen vertrieben.
JAKARTA, 24. Februar (epd/AFP). Die Folterung und Mißhandlung von Gefangenen ist in Indonesien nach Angaben von US-Anwälten alltägliche Praxis. Vor allem politische Häftlinge würden von Polizisten und Militärs gequält, betonte das "Rechtsanwalts-Komitee für Menschenrechte" in New York in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Bericht.
Gefangenen werde der Kontakt zu Anwälten verboten, die auch selbst bedroht und eingeschüchtert würden, kritisierten die US-Anwälte. Trotz eines 1981 verabschiedeten neuen Strafgesetzbuches, das die Rechte von Verdächtigen und Häftlingen besser schützen soll, zeige die indonesische Regierung wenig Neigung, die für Folter Verantwortlichen zu bestrafen. Folteropfer würden daran gehindert, Klagen bei Gericht vorzubringen. Außerdem seien die Richter nicht unabhängig.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf, sich entschieden für die Achtung der Menschenrechte in Indonesien einzusetzen und deutsche Waffenlieferungen an das südostasiatische Land zu unterbinden. Außerdem solle Kohl, der sich zu einem Staatsbesuch in Indonesien aufhält, sich für die Beendigung der Ausbildung indonesischer Soldaten in der Bundesrepublik einsetzen. Die Soldaten würden nach wie vor zur Unterdrückung der Bevölkerung des 1976 von Indonesien widerrechtlich annektierten Ost-Timor eingesetzt. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker sind 150 000 der 690 000 Ost-Timoresen ermordet worden oder verhungert.
Angaben aus der deutschen Delegation zufolge wollte Kohl bei seinem Treffen mit dem indonesischen Präsidenten Suharto am Mittwoch abend die Frage der Menschenrechte in Osttimor ansprechen.
SAARBRÜCKEN, 24. Februar (AFP). Einer deutschen Beteiligung an den US-Hilfsflügen nach Bosnien steht nach Ansicht des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Hans Stercken (CDU), rechtlich und politisch nichts im Wege. Das Risiko humanitärer Hilfsflüge, wie sie auch mit deutscher Unterstützung nach Sarajewo stattfinden, sei "viel größer" als eine Beteiligung am Abwurf aus der Luft, sagte Stercken am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk. Insofern läge eine deutsche Teilnahme "in der Logik dessen, was wir bisher akzeptiert haben". (Weiterer Bericht auf Seite 2)
WASHINGTON, 24. Februar (AFP). US-Verteidigungsminister Les Aspin befindet sich wegen einer Herzerkrankung auf der Intensivstation des Krankenhauses der Georgetown-Universität in Washington, wird sich aber nach Auskunft des Pentagon vollständig erholen. Die Ärzte erklärten, Aspins augenblicklicher Zustand sei "stabil und auf dem Weg der Besserung". Der 54jährige war am Sonntag mit Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums leidet Aspin unter einer Herzschwäche und unregelmäßigem Herzschlag. Aspin wurde ein Herzkatheder eingesetzt, der die Flüssigkeitsbildung in seinem Herz überwachen soll. Bis zum Donnerstag wollen die Ärzte den Katheder wieder entfernen.
BERLIN, 24. Februar (AFP). Die SPD will im Bundestag eine Verkürzung des Wehrdienstes auf neun Monate durchsetzen. Laut Berliner Zeitung vom Mittwoch sagte der SPD-Verteidigungsexperte Norbert Gansel zu einem entsprechenden Antrag seiner Fraktion, nur durch die Verkürzung der Wehrpflicht sei gesichert, daß auch alle wehrpflichtigen und -willigen jungen Männer eingezogen werden könnten. Nur so könne die Wehrgerechtigkeit garantiert werden. Scharfe Kritik äußerte der SPD-Politiker am Verhalten von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU): "Es ist unerträglich, wenn er in Chile über einen zehnmonatigen Wehrdienst fabuliert, ohne einen Bundeswehrplan vorgelegt zu haben."
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Rolf Wenzel, sagte dem Berliner Sender RIAS, er halte eine Verkürzung des Grundwehrdienstes für sinnvoll, da dies mehr Wehrgerechtigkeit bedeute. Entscheidend sei jedoch, daß eine befriedigende Ausbildung gesichert und die soziale Absicherung der Soldaten gewährleistet blieben.
BONN, 24. Februar (AFP). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) will die Novellierung des Gentechnikgesetzes noch in diesem Jahr zum Abschluß bringen. Ein entsprechender Entwurf sei den anderen Ressorts sowie den Ländern und zuständigen Verbänden zur Stellungnahme zugeleitet worden, teilte sein Ministerium am Mittwoch in Bonn mit. Die Änderung ziele darauf ab, die gentechnische Forschung und den Betrieb von gentechnischen Anlagen zu erleichtern, ohne den Schutz von Mensch und Umwelt zu verringern.
Schwerpunkte des Entwurfs sind dem Ministerium zufolge eine Verkürzung der Fristen für Anmelde- und Genehmigungsverfahren für gentechnische Arbeiten und Anlagen der niedrigen Sicherheitsstufen, Verfahrensvereinfachungen bei der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in die Umwelt sowie Verzicht auf entbehrliche Genehmigungsverfahren beim Versand gentechnisch veränderter Organismen zu Forschungszwecken.Brandsatzwerfer erkannt
ROSTOCK, 24. Februar (AFP). Vor dem Landgericht Rostock hat der 25jährige Polizist Rene R. am Mittwoch den wegen Mordversuchs angeklagten arbeitslosen Maler Bernd T. als denjenigen identifiziert, der ihn während der Rostocker Krawalle vom vergangenen August mit einem Molotowcocktail beworfen hatte. Er habe den Täter in den wenigen Sekunden zwischen Tat und Festnahme nicht aus den Augen gelassen, so daß ein Irrtum unwahrscheinlich sei. Der 22jährige Angeklagte hatte am Vortag bestritten, jemals auch nur einen Brandsatz in der Hand gehabt zu haben.
Auch ein zweiter Polizist, der den Angriff beobachtet hatte, sagte als Zeuge aus, er erkenne den Angeklagten wieder.
BRÜSSEL, 24. Februar (AFP). Nach dem Beispiel Belgiens wollen künftig auch die Niederlande und Luxemburg den Familienangehörigen und Mitarbeitern des zairischen Präsidenten Mobutu Sese Seko Einreisevisa verweigern. Wie das belgische Außenministerium am Mittwoch mitteilte, werden gegenwärtig Schritte unternommen, damit sämtliche Mitglieder der Schengen-Gruppe dies ebenfalls tun. Außer den Benelux-Ländern haben Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland die Schengener Abkommen unterzeichnet, die eine gemeinsame Visa- und Einwanderungspolitik anstreben.
Belgien hatte am 12. Februar beschlossen, Mitgliedern des Mobutu-Clans künftig kein Visum mehr zu erteilen, da er den Demokratisierungsprozeß in seinem Land behindere. Mobuto besitzt mehrere Anwesen in Belgien. Seine Angehörigen und Mitarbeiter reisen häufig nach Belgien.Reformen in der Schublade
HONGKONG, 24. Februar (AFP). Der britische Gouverneur in Hongkong, Christopher Patten, hat die offizielle Veröffentlichung seiner Demokratisierungsvorschläge für die Kolonie verschoben, die in China heftige Reaktionen hervorgerufen hatten. Die Entscheidung kündigte er am Mittwoch vor dem Hongkonger Gesetzgebungsrat an. Politische Beobachter sehen darin ein Entgegenkommen an China, das bisher die Wiederaufnahme der offiziellen Gespräche mit Großbritannien verweigerte, bis Patten sein Reformvorhaben zurückgezogen hat. Nach den Worten des Beauftragten für Verfassungsangelegenheiten, Michael Sze, sollen die Reformvorschläge jedoch nur vorrübergehend in der Schublade bleiben. Sie sollten bald im Amtsblatt erscheinen, wenn die Gespräche mit China nicht in Kürze wieder aufgenommen würden, kündigte Sze an.
Im Hinblick auf die Wahlen 1995 hatte Patten vorgeschlagen, die Zahl der direkt gewählten Mitglieder des Gesetzgebenden Rates zu erhöhen und mit Hilfe neuer Bestimmungen des Wahlrechts die Zahl der Wahlberechtigten zu vergrößern.
PASSAU/VILSHOFEN, 24. Februar (AFP/dpa/AP/Reuter). Die sogenannte Amigo-Affäre um kostenlose Reisen des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) waren am politischen Aschermittwoch in Bayern Thema heftigen Parteienzanks. SPD und Grüne geißelten die Zuwendungen aus der Industrie für Streibl und Innenminister Edmund Stoiber (CSU) als Beispiel für moralischen Verfall. Streibl versicherte in der Passauer Nibelungenhalle vor 7000 Zuhörern: "Ich stehe im Feuer. Aber ich stehe."
CSU-Parteichef Theo Waigel sagte dort: "Max Streibl ist unbestechlich, Max Streibl ist ein Ehrenmann." Er habe sich seit 1961 für Bayern und die Demokratie eingesetzt "und das, was mit ihm jetzt geschieht, nicht verdient". Den Kritikern Stoibers warf Waigel vor, den Innenminister "mundtot machen zu wollen".
Scharf rügte Waigel manche Entscheidungsprozesse in Bonn, bei denen "zuviel Sand im Getriebe" sei. Es gebe "zu viele Gesetze, zu viele Gremien und zu wenig Entscheidungen", rief er unter starkem Beifall. Als Beispiele ungelöster Fragen nannte er unter anderem die Asylgesetzgebung, Bundeswehreinsätze außerhalb der NATO und den "Solidarpakt". Auch die CDU biete "nicht immer ein glänzendes Bild der Geschlossenheit".
Die SPD-Landesvorsitzende Renate Schmidt warf der CSU vor, nach 36jähriger Alleinherrschaft "jegliches Gespür dafür verloren zu haben, was richtig und was falsch ist". Bayern werde von einer "reichlich gesponserten Hazienda-Fraktion" mißbraucht und verkomme zum Amigo-System. "Was dringend nottut, ist Rückbesinnung auf die gute alte Moral", forderte die Bundestagsvizepräsidentin im Wolferstetter Keller in Vilshofen vor rund 500 Parteifreunden. Gleichzeitig forderte sie Politiker, Manager und andere Gutverdienende auf, ein Zeichen zu setzen und auf Diätenerhöhung zu verzichten beziehungsweise eine zehnprozentige Abgabe zu leisten.
Politiker hätten in Fragen der öffentlichen Moral eine Leitbildfunktion, der sie gerecht werden müßten, sagte Schmidt an die Adresse Streibls und Stoibers. Als Voraussetzung für einen Neuanfang nannte sie Mut zur Wahrheit. "Es ist nicht nur für Bier ein Reinheitsgebot nötig, sondern auch für die Politik." Ein Gebot für Politiker laute: "Halte deine Wähler nicht für dümmer als dich selbst."
Heftige Kritik übte die bayerische SPD-Chefin an der Bundesregierung, der sie "wirtschaftspolitischen Wahnsinn" vorwarf. Besonders Finanzminister Waigel habe ein gestörtes Verhältnis zu Zahlen. Wenn Steuerhinterziehung so vehement bekämpft würde wie Mißbrauch von Sozialhilfe, könnten Unsummen von Geld bereitgestellt werden, betonte Schmidt. Sie plädierte für eine Arbeitsmarktabgabe. Im übrigen müsse bei der Rüstung gespart und der "Jäger 90" gestrichen werden.
Der designierte FDP-Vorsitzende Außenminister Klaus Kinkel ging bei dem FDP-Aschermittwochstreffen in Bayerbach auf "schwere Fehler" aller Parteien ein, die zur Politikverdrossenheit beigetragen hätten. "Natürlich sind Politiker auch nur Menschen. Wer aber in die Politik geht, muß sich gefallen lassen, daß er mit besonderen Maßstäben gemessen wird", sagte Kinkel dem vorab verbreiteten Redetext zufolge. Viele Bürger verbänden heute mit der Politik Begriffe wie "Selbstbedienung und Machterhalt". "Gerade jetzt, wo von unseren Bürgern Opferbereitschaft und mehr Füreinander verlangt wird, müssen Parteien und Politiker mit gutem Beispiel vorangehen."
Ein "Machtfasten" empfahl der Grünen-Landesvorsitzende Gerald Häfner der Regierungspartei CSU. "Streibl ist nicht ins Fettnäpfchen getreten, er hat in Fett gebadet", kommentierte er in Vilshofen die "Amigo-Affäre". Es gehe nicht darum, ob Politiker der Wirtschaft Gegenleistungen für Reisen und Autos versprochen hätten. Ausschlaggebend sei, daß "offenbar Gegenleistungen erbracht wurden". So sei die Verkehrspolitik der CSU eine "Politik der Absatzförderung schneller Autos", beklagte Häfner. Die bayerische Staatsregierung drohe eine "multikriminelle Gesellschaft" zu werden.
Der Vorsitzende der rechtsextremen "Republikaner", Franz Schönhuber, bezeichnete Stoiber als "Neonazi, der mit Stasi-Methoden versucht, die ,Republikaner&rquote; auszuspitzeln". Schönhuber sprach vor über 5000 Anhängern in der überfüllten Rottgau-Halle im niederbayerischen Eggenfelden. Seit Beginn dieses Jahres beobachtet der bayerische Verfassungsschutz die "Republikaner".
Der politische Aschermittwoch in Bayern geht auf den Hornvieh- und Roßmarkt in Vilshofen zurück, nach dem die Bauern schon in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die königlich-bayerische Regierung beim Bier kritisierten.
(Weiterer Bericht Seite 3)
NEW YORK, 24. Februar (AFP). Der Chef der UN-Sonderkommission zur Beseitigung irakischer Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, hat am Mittwoch Berichte bestätigt, nach denen Irak während einer UN-Inspektion am Montag Flugabwehrraketen aktivierte und auf einen UN-Hubschrauber richtete. Die irakische Führung habe ausdrücklich damit gedroht, den Helikopter abzuschießen, wenn dieser nicht umkehre, sagte Ekeus vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Das Inspektorenteam war überraschend Hinweisen auf Raketenstandorte nachgegangen.
LONDON, 26. Februar (AFP). Im britischen Unterhaus ist jetzt eine Ausstellung mit Hardcore-Pornos eröffnet worden. Wie ein Sprecher der Anti-Porno- Einheit der Londoner Polizei berichtete, soll den Abgeordneten dadurch die Gefahr derartiger, gewaltverherrlichender Zeitschriften und Filme vor Augen geführt werden, damit sie erkennen, daß ein neues, verschärftes Gesetz das alte von 1959 ersetzen müsse. Die Labour-Abgeordnete Ann Winterton sagte, sie sei "tief schockiert, daß solche Magazine und Filme neuerdings auf einem großen Markt zu erhalten sind, vor allem weil kein politischer Wille existiert, gegen die Unwirksamkeit des Gesetzes über obszöne Veröffentlichungen anzukämpfen". Das Gesetz sei veraltet, vor allem im Hinblick auf die neuen technischen Möglichkeiten, durch die es neuerdings möglich sei, Hardcore-Pornos über Satelliten-Antennen in die Häuser zu senden.
ALTENSTADT. Unbekannte Diebe haben am Dienstag abend einen Brand in einer Autowerkstatt und -lackiererei in Altenstadt-Waldsiedlung (Wetteraukreis) gelegt, der einen Schaden von rund einer Million Mark anrichtete.
Nach bisherigen Ermittlungen der Kriminalpolizei Friedberg waren die Diebe gewaltsam eingedrungen und hatten zunächst eine Schreibmaschine und Telefaxgerät aus einem der Büroräume entwendet. Anschließend setzten sie vorsätzlich die Werkhalle mit 13 Wagen und einen Wohnwagen in Brand.
Halle und Fahrzeuge wurden - so die Polizei - ein Raub der Flammen.
Im Ausstellungsraum versuchten die Diebe, auch noch ein Porsche 911 Cabrio in Brand zu setzen, was jedoch nicht gelang. Menschen kamen bei dem Feuer nicht zu Schaden.
Es waren etwa 60 Feuerwehrleute aus dem Großraum Altenstadt im Einsatz, um den Brand zu löschen. lhe
WIESBADEN. Der am Sonntag in Aarbergen-Michelbach (Rheingau- Taunus-Kreis) von Einbrechern angeschossene 46jährige Polizist Hans- Friedrich Stöcklein ist am Mittwoch morgen in der Mainzer Uniklinik an den Folgen seiner Kopfverletzungen gestorben. Die beiden mutmaßlichen Täter, zwei in Wiesbaden lebende Serben im Alter von 22 und 29 Jahren, sind mittlerweile in Haft.
Die Ermittlungen führten nach Angaben des Landeskriminalamts noch zur Festnahme von sechs anderen Personen aus dem Jugo-Milieu. Beim Durchsuchen mehrerer Wohnungen seien Schmuck, Waffen und Handgranaten sichergestellt worden, die vermutlich aus Einbrüchen stammten.
Stöcklein und seine beiden Söhne waren am Sonntag abend durch verdächtige Geräusche auf den Einbruch in ein Nachbarhaus aufmerksam geworden. Am Tatort gelang es den drei Männern zunächst, einen der Täter festzuhalten. Der Einbrecher konnte flüchten, nachdem sein Komplize mit einer Pistole auf den 46jährigen gefeuert hatte.
Der 22jährige Serbe war bereits am Dienstag morgen festgenommen worden. Er hatte sich am Abend zuvor in einer Wiesbadener Klinik seine Schußverletzungen behandeln lassen. Bei waffentechnischen Untersuchungen war festgestellt worden, daß ein aus seinem Körper entferntes Projektil aus derselben Pistole stammte, mit der auf den Polizeibeamten geschossen worden war. Sein Komplize (29) wurde Dienstag abend gefaßt. lhe
FRANKFURT A. M., 24. Februar (lhe). In der Führungsriege der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gibt es einen Generationswechsel: Zu neuen Herausgebern sind Frank Schirrmacher und Günther Nonnenmacher berufen worden, wie die Zeitung am Mittwoch bestätigte. Sie lösen in dem fünfköpfigen Herausgeber- Gremium zum 1. Januar 1994 Joachim Fest und Fritz Ullrich Fack ab, die nach mehr als 20 Jahren ausscheiden.
Der 44jährige Nonnenmacher, seit Oktober 1982 Redakteur der FAZ und derzeit verantwortlich für Außenpolitik, studierte Politische Wissenschaften, Geschichte, Staatsrecht und Philosophie. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent in Wuppertal.
Der 33jährige Frank Schirrmacher hatte vor vier Jahren die Leitung der FAZ- Redaktion Literatur und literarisches Leben von Marcel Reich-Ranicki übernommen. Er gehört der Zeitung seit Juli 1985 als Redakteur an. Schirrmacher studierte Germanistik und Anglistik, Philosophie und Literatur.
BONN, 24. Februar (KNA). Die Bundestagsparteien haben die Bundesregierung einmütig aufgefordert, sich dafür einzusetzen, die Anwendung der Europäischen Menschenrechtskonvention zu erleichtern. Wie die Parlamentspressestelle am Mittwoch in Bonn mitteilte, sprachen sich die Fraktionen von CDU/CSU, SPD und FDP sowie die Gruppe Bündnis 90/ Die Grünen dafür aus, in Straßburg einen einzigen Gerichtshof für Menschenrechts- fragen zu schaffen und mit vollzeitbeschäftigten Richtern zu besetzen. Die Bundesregierung solle im Rahmen des Europarates für eine unverzügliche Reform des Kontrollmechanismus der Menschenrechtskonvention eintreten.
RIO DE JANEIRO, 24. Februar (epd). Brasiliens Bundespolizei und Militär werden am heutigen Donnerstag damit beginnen, rund 10 000 illegal arbeitende Goldsucher aus den Regenwald-Reservaten der Yanomami-Indianer zu vertreiben. Wie das Justizministerium am Dienstag in Rio de Janeiro mitteilte, werden Polizei, Heer und Luftwaffe 250 Beamte einsetzen, um die unerlaubten Eindringlinge aus dem 9,4 Millionen Hektar großen Indianergebiet im Norden des südamerikanischen Landes abzuziehen. Gold, Geräte sowie Flugzeuge sollten beschlagnahmt, Versorgungsflüge zu den Goldsucher-Camps im Urwald verhindert werden. Nach Angaben des Justizministeriums kann die Operation in der schwer zugänglichen, dünn besiedelten Region bis zu vier Monate lang dauern. Zehn Ärzte würden die Polizisten und Soldaten begleiten, um kranke Indianer und Goldsucher zu behandeln. Mehrere tausend "Garimpeiros" (Goldsucher), die mit primitiven Mitteln auf eigene Faust arbeiten, waren bereits vor einem Jahr vertrieben und ihre im Urwald angelegten Flugpisten zerstört worden. Seit April sind jedoch erneut Goldsucher in das Gebiet eingedrungen, die das Überleben von rund 8000 Yanomami durch eingeschleppte Krankheiten, Kriminalität und die Verschmutzung der Gewässer durch Quecksilber gefährden.
WASHINGTON, 24. Februar (epd). Bessere Haftbedingungen in ägyptischen Gefängnissen hat die US-Menschenrechtsorganisation "Middle East Watch" gefordert. Vor allem Gefangene, die aus Gründen der sogenannten nationalen Sicherheit inhaftiert seien, würden häufig geschlagen oder ausgepeitscht, monatelang ohne Hofgang in überfüllten Zellen zusammengepfercht oder über ihre Haftzeit hinaus willkürlich im Gefängnis festgehalten, heißt es in einem am Donnerstag in Washington veröffentlichten Bericht. Bei den Häftlingen handle es sich zumeist um Islamisten.
Der Bericht basiert zum Teil auf Aussagen von Gefangenen in sechs ägyptischen Haftanstalten, die erstmals von einer internationalen Organisation besucht werden durften. "Middle East Watch" appellierte an die Regierung in Kairo, ägyptischen Menschenrechtsgruppen den Zugang zu den Gefängnissen zu gestatten und Mißhandlungen von Gefangenen gerichtlich zu verfolgen. Vom Innenministerium, dem die Gefängnisse unterstehen, sei keine Verbesserung der Situation zu erwarten, rügte "Middle East Watch". Das Ministerium selbst sei in der Vergangenheit für Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Folterungen verantwortlich gewesen.
JOHANNESBURG, 24. Februar (Reuter/AP). Die südafrikanische Inkatha- Partei (IFP) lehnt nach Angaben eines hohen Vertreters die Pläne der rivalisierenden Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) und der weißen Regierung zur politischen Neuordnung des Landes ab. Der Berater von Inkatha-Chef Mangosuthu Buthelezi, Ben Ngubane, sagte jetzt, seine Partei sei dagegen, eine Übergangsregierung der Nationalen Einheit mit verfassungsgebenden Vollmachten zu bilden. Vielmehr sollte vor allgemeinen Wahlen erst eine neue Verfassung ausgearbeitet werden.
Die militante Schwarzenbewegung Panafrikanischer Kongreß (PAC) erklärte erstmals ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Gesprächen mit der weißen Regierung.
LISSABON, 24. Februar (Reuter). Die USA, Rußland und Portugal haben als Garantiemächte des Friedensabkommens für Angola die Bürgerkriegsparteien des westafrikanischen Landes aufgefordert, die Kämpfe einzustellen. Andernfalls drohe eine "angemessene internationale Reaktion", sagten Vertreter der drei Staaten nach einem Treffen in Lissabon. Der Regierung Angolas und der Rebellenorganisation UNITA lägen vernünftige Vorschläge für eine friedliche und demokratische Lösung vor, hieß es.
Die Garantiemächte äußerten die Hoffnung, daß die für Freitag in Addis Abeba vorgesehenen Gespräche zwischen der UNITA und der regierenden MPLA (Bewegung für die Befreiung Angolas) zu einer Waffenruhe führen.
WASHINGTON, 24. Februar (Reuter/ AFP/dpa). Auf diplomatischem Wege wollen die USA die Lieferung serbischer Waffen an Somalia verhindern. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Joe Snyder, bestätigte am Dienstag einen Bericht, wonach die Waffen offenbar derzeit auf einem Schiff unter griechischer Flagge nach Kenia transportiert werden, von wo sie über Land nach Somalia gebracht werden sollen. Die USA hätten deshalb bereits Kontakt zur griechischen und kenianischen Regierung aufgenommen.
Die ukrainischen Behörden stoppten auf der Donau einen Tanker, der trotz des UN-Embargos Öl nach Serbien bringen sollte.
Ungarns Außenminister Geza Jeszenszky sprach sich gegen eine weitere Verschärfung der UN-Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien aus. Ungarn habe schon heute durch die Einhaltung des Embargos Einbußen von mehreren hundert Millionen Mark, heißt es in einem Brief an seinen US-Amtskollegen Warren Christopher.
WASHINGTON, 24. Februar (Reuter). Der britische Premierminister John Major trifft am Mittwoch in Washington mit US-Präsident Bill Clinton zusammen. Nach Angaben britischer Regierungsvertreter wird es dabei unter anderem um die Pläne der USA für eine Versorgung eingeschlossener ostbosnischer Orte aus der Luft sowie um Möglichkeiten gehen, Irak zur Einhaltung der Resolutionen der Vereinten Nationen (UN) zu bewegen. Im Mittelpunkt dürften jedoch die Auseinandersetzungen um das Welthandelsabkommen GATT und spezielle Probleme des Handels zwischen den USA und Europa gehen, hieß es in britischen Regierungskreisen.
Hoechst-Chefs zu Joschka Fischer zitiert
WIESBADEN, 24. Februar (Reuter/peh). Das hessische Umweltministerium hat für heute vormittag Vertreter des Vorstandes der Hoechst AG zu einem Gespräch über den Chemieunfall bei Hoechst ins Umweltministerium geladen. Nach Angaben eines Hoechst-Sprechers nehmen zwei Vorstände des Unternehmens an dem Gespräch mit Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) in Wiesbaden teil. Das Unternehmen werde im Tagesverlauf versuchen, die Schadensmeldungen zu sammeln und erstmals ein Volumen zu nennen. Die Frankfurter Feuerwehr hatte ihre Reinigungsmaßnahmen am Dienstag abend abgeschlossen. Fischer hatte am Dienstag seine Vorwürfe gegen das Unternehmen noch einmal bekräftigt und erklärt, es sei ein unglaublicher Vorgang, daß eine große Chemiefirma eine brandneue toxikologische Bewertung den zuständigen Gesundheits- und Umweltbehörden vorenthalte und damit die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gefährde oder behindere. Er kündigte an, daß eine umfassende Rechtspflicht zur Information im Unfall- und Katastrophenfall für die Firmen geschaffen werden müsse. "Wenn es um die Gesundheit von Menschen und der Umwelt geht, muß Schluß sein mit jeglicher betrieblichen Geheimniskrämerei", sagte Fischer.
Hoechst hatte am Dienstag mitgeteilt, daß die bei dem Betriebsunfall im Frankfurter Hoechst-Werk Griesheim in der Nacht zum Montag ausgetretene Chemikalie o-Nitroanisol in Tierversuchen "nach Langzeiteinwirkung Krebs" erregen könne. Die Firma wies jedoch den Vorwurf der bewußten Desinformation zurück. Bei dem von Minister Fischer zitierten Report handele es sich um eine "toxikologische Neubewertung" des o-Nitroanisols, die am 8. Februar an das laut Bundes-Chemikaliengesetz zuständige und drittelparitätisch mit Vertretern der Industrie, Hochschule und obere Bundesbehörden besetzte Bonner "Beratungsgremium für umweltrelevante Altstoffe" gegangen sei.
Diese Expertenrunde habe, so der Hoechst-Sprecher zur FR, "Freitagabend vergangener Woche getagt. Der Unfall hat sich aber dann bereits am Montag ereignet. Zu diesem Zeitpunkt konnte das Werk Griesheim von der neuen Einschätzung noch nichts wissen."
Bis Mittwoch hatten sich rund 40 Personen in Frankfurter Krankenhäusern mit Beschwerden gemeldet, die sie im Zusammenhang mit dem Unfall bringen. Laut Stadtgesundheitsamt sind bei elf von ihnen die Symptome durch den Gift- Kontakt bewirkt worden. Hoechst konnte bisher den Schaden noch nicht beziffern, will aber die Meldungen bündeln und versuchen, ein Volumen zu benennen.
Das Umweltdezernat und das Gesundheitsdezernat der Stadt Frankfurt wollten am Mittwoch abend für die Bürger einen Informationsabend veranstalten. Die Feuerwehr verteilte Flugblätter an die Bevölkerung. Darin wird den Bürgern empfohlen, ihre Kinder auch jetzt noch nicht auf Rasen- und Spielflächen zu lassen. Erst sollten die Bodenproben abgewartet werden. Die Feuerwehr habe noch am Dienstag abend die Reinigung der Großflächen abgeschlossen, wurde mitgeteilt. Für private Balkone und Fenster seien nun die Bürger selbst verantwortlich. (Siehe auch Lokalteil)
MOSKAU, 24. Februar (Reuter). Die größte Organisation der Rußlanddeutschen, "Wiedergeburt", hat die Bundesregierung aufgefordert, von neuen Entwicklungsprojekten in der Wolga-Region abzusehen. Ihr Vorsitzender Heinrich Groth sagte am Mittwoch: "Es soll kein neues Geld aus Bonn an die Wolga fließen, solange da nichts für die Schaffung deutscher Kreise und Bezirke getan wird." In Übereinstimmung mit Bonn wollten die Rußlanddeutschen nun aktiv die Ansiedlung von Landsleuten in den zwei ersten deutschen Landkreisen bei Altai und Omsk vorantreiben. Dies solle auf einem Kongreß am Wochenende beschlossen werden.
BERLIN, 24. Februar (Reuter/dpa/AP). Der mutmaßliche Statthalter des kolumbianischen Cali-Drogenkartells in Deutschland, Kurt Kuchenbecker, hat sich am Mittwoch den Berliner Behörden gestellt. Das teilte Berlins Justizsprecherin Uta Fölster mit. Der 31jährige, wegen Drogenhandels zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, war im Dezember auf spektakuläre Art aus der Haftanstalt Berlin- Moabit ausgebrochen. Während des Küchendienstes hatte er sich in einer Abfalltonne versteckt und in einem Lieferwagen aus dem Gefängnis fahren lassen. Seine Flucht hatte scharfe Kritik an Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) ausgelöst. Der Koalitionspartner CDU hatte Justizsenatorin Limbach "fidelen Strafvollzug" vorgeworfen, nachdem sich die Zahl der Gefängnisausbrüche in Berlin gehäuft hatte.
Kuchenbecker wurde sofort wieder in Haft genommen. Das Urteil gegen ihn ist noch nicht rechtskräftig, weshalb er weiter in Untersuchungshaft sitzt. In dem Prozeß gegen ihn im September 1992 war es um Kokain im Wert von zehn Millionen Mark gegangen - die größte Menge, die je in Deutschland sichergestellt worden war. Kuchenbecker war wegen Verteilung des Stoffes verurteilt worden.
Kuchenbecker hatte verschiedene Berliner Tageszeitungen davon informiert, daß er sich freiwillig stellen würde. Seine Rückkehr begründete er in einem Telefongespräch mit einer der Zeitungen mit der "unerträglichen Situation" für seine Familie: "Ich will mit meiner Frau und meiner vierjährigen Tochter nicht immer auf der Flucht sein." Er habe sich jetzt auf ein Leben im Gefängnis vorbereitet. Zuletzt hielt sich Kuchenbecker in Dänemark auf. Jetzt sitzt er laut Justizsprecherin wieder in der Haftanstalt Moabit.
BRÜSSEL (rtr). Die USA wollen sich nach Angaben des Brüsseler "Außenkommissars" Sir Leon Brittan an das Abkommen mit der EG über eine Begrenzung der Subventionen im Flugzeugbau halten. Dies habe ihm der Botschafter der Vereinigten Staaten bei der EG, James Dobbins, versichert. Sir Leon hatte ihn um eine Erklärung zu der Kritik des neuen US-Präsidenten Bill Clinton an den europäischen Airbus-Subventionen (siehe gestrige FR) gebeten. Dennoch bleibe die volle Bedeutung der Äußerungen Clintons, der unter anderem von einer Änderung der "Spielregeln" gesprochen hatte, unklar. Sir Leon: "Ich weiß nicht, ob der Präsident versucht, den Amerikanern zu sagen, daß er bedauert, daß frühere US- Regierungen nicht das getan haben, was die EG getan hat, oder ob er Vorschläge für Regelungen irgendeiner Art mit anderen Ländern machen will, die über unser Abkommen hinausgehen." Der EG-Kommissar betonte, daß bei einem Handelskrieg beide Seiten nur verlieren würden.
Das EG-USA-Abkommen von 1992 begrenzt direkte staatliche Hilfen für Flugzeugprogramme beiderseits des Atlantik auf 33 Prozent der Entwicklungskosten und indirekte Hilfen auf vier Prozent des Umsatzes eines Flugzeugbauers.
WIEN, 24. Februar (Reuter). Für 48 Prozent der Österreicher ist Jörg Haider, Vorsitzender der Freiheitlichen Partei FPÖ, ein "Rechtsextremist beziehungsweise Neonazi". Ein entsprechendes Umfrageergebnis des Meinungsforschungsinstituts Integral veröffentlicht die österreichische Monatszeitschrift Wiener in ihrer Märzausgabe.
Für einen "überzeugten Demokraten" halten Haider 30 Prozent der 500 Befragten, 22 Prozent wissen ihn nicht einzuordnen. Deutlich sind die Antworten auf die Frage nach der Toleranz des FPÖ-Chefs: 86 Prozent glauben, er "respektiert nur seine Meinung". Neun Prozent gestehen ihm zu, "auch andere Meinungen zu respektieren". Fünf Prozent machen keine Angabe.
Eine Mehrheit der Österreicher unterstellt Haider in der Politik egoistische Motive. 68 Prozent meinen, es gehe ihm "um persönlichen Erfolg". 24 Prozent denken, das "Wohl Österreichs" sei für ihn vorrangig.
MOGADISCHU, 24. Februar (Reuter/ dpa). Bei Auseinandersetzungen in Mogadischu haben US-Soldaten nach Angaben von Augenzeugen am Mittwoch mindestens neun Personen erschossen. Ein Kameramann des Reuter-Fernsehens sagte, er habe allein drei Leichen gesehen. Andere Zeugen berichteten von mindestens sechs weiteren Toten. Diese Menschen seien erschossen worden, als sie die US- Botschaft stürmen wollten.
Antiamerikanische Proteste in Mogadischu halten seit Dienstag an. Die Demonstranten sind Anhänger des mächtigen Clanführers Mohamed Farah Aidid, der den USA vorwirft, Mohamed Said Hersi, seinen Rivalen, zu unterstützen.
Mehrere tausend Anhänger Aidids zogen am Mittwoch durch Mogadischu und skandierten antiamerikanische Parolen. Mit brennenden Autoreifen blockierten sie die wichtigen Straßen. Am Morgen wurde Mogadischu von zwei Explosionen erschüttert. Demonstranten bewarfen US-Fahrzeuge mit Steinen. Daraufhin hätten die Soldaten geschossen, berichtete ein Reuter-Kameramann.
Das US-Verteidigungsministerium in Washington teilte mit, die geplante Heimkehr von bis zu 3000 der 18 000 US-Soldaten in Somalia werde verschoben.
Die Bundesregierung, die bisher knapp 100 Millionen Dollar für die Somalia-Hilfe ausgegeben hat, schickt Anfang März die erste Hilfsmannschaft, etwa zehn Experten des Technischen Hilfswerks mit Spezialfahrzeugen nach Mogadischu, teilte das Auswärtige Amt mit. Über humanitäre, von der Verfassung erlaubte Bundeswehreinsätze und mögliche Polizeihilfe sei noch nicht entschieden. Dafür fehle noch das Mandat des UN-Sicherheitsrates für die zweite Befriedungsphase. Die erste ist noch nicht abgeschlossen.
PRAG, 24. Februar (Reuter). Zwei tschechische Geschäftsleute sind wegen illegalen Besitzes von 2500 Sturmgewehren des russischen Typs Kalaschnikow unter Anklage gestellt worden. Die Prager Zeitung Mlada Fronta Dnes meldete am Mittwoch, die Waffen im Wert von umgerechnet 1,4 Millionen Mark stammten aus den Arsenalen aufgelöster paramilitärischer Einheiten der Kommunisten. Vor der Weitergabe seien sie zwar unbrauchbar gemacht worden, hätten aber leicht repariert werden können. Bei einem Schuldspruch drohen den Händlern bis zu fünf Jahre Haft.
BANGKOK, 24. Februar (Reuter). Bei der thailändischen Marine soll ein junger Mann Dienst tun, dem Soldaten des Heeres bei den Demokratie-Kundgebungen im vergangenen Mai in Bangkok ein Bein abgeschossen haben. Die Zeitung Nation berichtete am Mittwoch, der 22jährige Viraphol Panthongthavorn habe dem Gestellungsbefehl Folge geleistet und sich am 1. Februar zum Dienst gemeldet. Seitdem liege er in einem Marine-Lazarett. Bei den Kundgebungen hatte es Dutzende Tote gegeben, nachdem das Heer Schießbefehl erhalten hatte.
BERLIN, 24. Februar (Reuter). Im Berliner Prozeß um den Tod des Maueropfers Michael Bittner beharren die Hinterbliebenen auf einer Verschärfung der Anklage von Totschlag auf Mord. Der Vorsitzende Richter der 9. Großen Strafkammer, Herbert Handke, sagte, einigen neuen Hinweisen des Rechtsanwalts Andreas Schulz, der die Familie Bittner als Nebenkläger vertritt, solle nachgegangen werden.
Die Hinterbliebenen Bittners bezweifeln die Darstellung der Angeklagten, die in der Nacht zum 24. November 1986 nur ungezielte Schüsse aus etwa 150 Metern Entfernung auf den Flüchtling abgegeben haben wollen. Der 25jährige Ostberliner sei vielmehr aus kurzer Entfernung vorsätzlich durch Bauchschüsse getötet worden. Die DDR-Staatssicherheit hat nach bisherigen Erkenntnissen die meisten Unterlagen über den Vorfall vernichtet. Es sei auch unklar, wo der Leichnam Michael Bittners begraben wurde.
POTSDAM, 24. Februar (Reuter). Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD) hat sich für eine bundeseinheitliche 0,5- Promille-Grenze für Alkohol beim Autofahren eingesetzt. Bei der Vorstellung der Unfallstatistik für das Jahr 1992 äußerte Ziel am Mittwoch in Potsdam Unverständnis darüber, daß der Bundestag einen entsprechenden Antrag der SPD- Fraktion abgelehnt habe. Je näher das Limit an der bis Jahresende in Ostdeutschland üblichen 0,0-Promille-Grenze liege, desto besser, sagte er. Seit Januar gilt bundeseinheitlich die 0,8-Promille- Grenze.
Ziel sagte, daß der Anteil der unter Alkoholeinfluß verursachten Unfälle 1992 in Brandenburg um 36 Prozent zugenommen habe. Die Gesamtzahl der Unfälle auf den brandenburgischen Straßen stieg nach seinen Angaben um 35 Prozent auf fast 82 000.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kursentwicklung an den bundesdeutschen Aktienmärkten hat zur Wochenmitte nach unten gezeigt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel um gut 17 Zähler auf 1644,24 Punkte und schloß damit nur knapp über dem Tagestief. Ein weiterer Rückgang sei nicht auszuschließen, meinten Händler mit Blick nach vorn. "Der ebenfalls schwächere Rentenmarkt und ein Dollarkurs von 1,61 Mark stimmen uns nicht gerade heiter", bemerkte ein Börsianer.
Unter Druck gerieten vor allem die exportorientierten Dividendenwerte und die zinssensiblen Titel. Für die Einbußen der Großchemie-Aktien wurden verschiedene Gründe genannt. Zum einem würden für diese Branche aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche keine positiven Unternehmensdaten erwartet, und Dividendenkürzungen seien zu befürchten. Zum anderen hätten die Titel unter den Verkäufen ausländischer Investoren zu leiden.
Gegen den Trend konnten VW um 2,30 Mark zulegen. Daimler sackten um 11,40 Mark ab. BMW büßten 13 Mark ein.
Der Frankfurter Rentenmarkt präsentierte sich in deutlich schwächerer Verfassung. Von Katerstimmung wollten Händler aber nicht reden. Sie sprachen vielmehr von einer vorläufigen Reaktion des Marktes auf den vorangegangenen Renditerutsch. Die Kassakurse der öffentlichen Anleihen gaben um bis zu 50 Pfennig nach. Die durchschnittliche Umlaufrendite kletterte auf 6,63 (6,58) Prozent. Die Bundesbank kaufte per saldo Titel im Nennwert von 208,5 Millionen Mark, nachdem sie am Vortag Material von 53,9 Millionen Mark veräußert hatte.
JERUSALEM, 24. Februar (Reuter/AP). Ohne Durchbruch, aber mit erklärter Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung der Nahost-Verhandlungen hat US-Außenminister Warren Christopher am Mittwoch seine Gespräche in der Region beendet. Nach einem Treffen mit Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin sagte Christopher in Jerusalem, es gebe noch Hindernisse für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen, die wegen der Ausweisung von fast 400 Palästinensern aus Israel nach Süd-Libanon gestoppt sind.
Vor der zweiten Gesprächsserie war der US-Außenminister zunächst in Begleitung von Außenminister Schimon Peres und Armeechef Ehud Barak zu den Golan-Höhen im Norden des Landes geflogen. Barak unterstrich dabei die strategische Bedeutung der Anhöhe, die Israel 1967 von Syrien erobert hatte. Christopher sagte, er verstehe die Situation nun viel besser, nachdem er sich ein eigenes Bild gemacht habe. Es sei keine Frage, daß die Geographie die Chancen eines Friedens zwischen Israel und Syrien erschwere.
Vertreter der Palästinenser, mit denen Christopher am Dienstag abend zusammenkam, bekräftigten, daß Israel das Problem der Deportierten lösen müsse, bevor die Verhandlungen weitergehen könnten. Die Sprecherin der Palästinenser-Delegation bei den Nahost-Gesprächen, Hanan Aschrawi, schloß Kompromisse zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Die Palästinenser bestünden auf einer Umsetzung der Resolution 799 des UN-Sicherheitsrates, die die Rückkehr der Deportierten vorsieht. Christopher unterbreitete den Palästinensern Vorschläge zur Lösung der Deportierten-Krise. Aschrawi sagte, die Vorschläge seien "betrachtenswert" und könnten weiter verfolgt werden.
In israelischen Regierungskreisen hieß es zu einem entsprechenden US-Vorschlag, Ministerpräsident Rabin werde möglicherweise die Berufungsverfahren für die Ausgewiesenen beschleunigen, aber keine neuen Maßnahmen für eine Rücknahme der Palästinenser ankündigen. Christopher beendet seine Nahost- Reise am heutigen Donnerstag.
HARSEWINKEL (rtr/FR). Der Landmaschinenhersteller Claas wird in den kommenden Monaten noch mehr Stellen streichen. Der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens, Helmut Claas, will den Abbau von erneut 250 Arbeitsplätzen nicht ausschließen. Bereits im Ende September beendeten Turnus 1991/92 war das Personal in dieser Größenordnung auf 5170 Männer und Frauen verringert worden. Als Grund wird die schlappe Konjunktur im In- und Ausland genannt. Derzeit arbeiten in deutschen Werken 1800 Leute kurz. In der laufenden Periode befürchtet Claas einen zusätzliche Rückgang des Umsatzes und des Ertrags.
Von der "Sonderkonjunktur in den neuen Bundesländern" seien im abgelaufenenen Jahr zwar noch Impulse ausgegangen, mittlerweile jedoch sei eine deutliche Investitionszurückhaltung zu spüren. Die Gruppe erlöste 1991/92 mit 1,1 Milliarden Mark etwa 5,3 Prozent weniger als zuvor. Erhebliche Abstriche mußten bei den Erträgen gemacht werden. Das Ergebnis vor Steuern sank um zwei Drittel auf 20,4 Millionen Mark. Wegen der um 80 Millionen geringeren Steueraufwendungen erreichte der Jahresüberschuß noch 16,9 Millionen (minus 36 Prozent). Kürzer getreten wird bei den Investitionen. Nach zuletzt 57,5 sollen in dieser Periode nur rund 30 Millionen fließen.
KÖLN (rtr). Das erste Strafverfahren gegen einen Kleinaktionär, dem vorgeworfen wurde, seine Schutzrechte nach dem Aktiengesetz mißbraucht zu haben, wurde vom Kölner Landgericht eingestellt. Nach mehrmonatiger Verhandlung begnügte sich das Gericht damit, gegen den angeklagten Karl Walter Freitag eine Geldbuße in Höhe von 50 000 Mark zu verhängen. Über den gegen Freitag erhobenen Vorwurf der Erpressung wurde somit nicht entschieden.
Freitag hatte 1987 den Beschluß der Hauptversammlung der Aachener und Münchener Beteiligungsgesellschaft (AMB) zum Kauf der Bank für Gemeinwirtschaft blockiert. Seinen Widerspruch zog der Kleinaktionär allerdings bald zurück, nachdem ihm der Vorstand der Versicherungsholding dafür 1,5 Millionen Mark gezahlt hatte. Laut Staatsanwaltschaft ging es dem Angeklagten bei seinem Widerspruch nie um die Interessen von Aktionären oder des Unternehmens. Er habe vielmehr von Anfang an vorgehabt, mit seiner Aktion Geld herauszuschlagen. Das Verhalten von Freitag sei "in der Grauzone zwischen Cleverness und Kriminalität angesiedelt", erklärte die Kammer. Ihren Einstellungsbeschluß begründete sie damit, daß die Tat rund sechs Jahre zurückliege. Außerdem sei der Schaden inzwischen ausgeglichen. Die AMB hatte sich die 1,5 Millionen auf zivilrechtlichem Wege zurückgeholt.
WASHINGTON, 25. Februar (Reuter/ AFP). Iran versucht sich nach Erkenntnis des US-Geheimdienstes CIA in den Besitz von chemischen, biologischen und atomaren Waffen zu bringen, um die Vorherrschaft in der Region zu erringen und seinen politischen Einfluß weiter über den Golf hinaus geltend zu machen. Der neue CIA-Chef James Woolsey sagte bei einer Anhörung vor einem Senatsausschuß, Teheran versuche bereits, "Gewalt zu exportieren" und die Regierungen im Nahen Osten zu destabilisieren.
Die Menschenrechtslage in Iran hat sich nach einem Bericht der UN-Menschenrechtskommission nicht wesentlich verbessert. Im vergangenen Jahr seien 301 Menschen nach richterlicher Anordnung hingerichtet worden, 164 von ihnen aus politischen Gründen, hieß es in dem in Genf vorgelegten Bericht des UN-Sonderbeauftragten Galindo Pohl. Die Amputationen und Auspeitschungen, die Iran mit dem Islam rechtfertige, erfüllen nach Ansicht Pohls den Tatbestand der Folter.
SARAJEWO/NEW YORK, 25. Februar (dpa/Reuter/AP). Im Osten Bosniens sind im bisherigen Verlauf des Winters 5868 Menschen, darunter 1755 Kinder, an Hunger und Kälte gestorben. Der bosnische Rundfunk meldete am Donnerstag unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden weiter, an direkten Folgen der Kämpfe seien in Bosnien seit Jahresbeginn insgesamt 827 Menschen gestorben, davon 302 Männer, Frauen und Kinder in Sarajewo. Diese Zahlen bezogen sich ausschließlich auf Moslems und Kroaten.
Ein UN-Hilfskonvoi erreichte die ostbosnische Stadt Gorazde. Ein Konvoi der französischen Organisation Equilibre mit 50 Lkw gelangte nach Sarajewo.
Aus Sarajewo berichtete der bosnische Rundfunk, in den westlichen Vororten an der Straße zum Flughafen habe es Schußwechsel gegeben. Die Stadt Gradacac sei wieder von serbischer Artillerie beschossen worden. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete Angriffe der Moslems entlang der Drina in Richtung Bratunac. In Kroatien lieferten sich Serben und Kroaten im Hinterland von Sibenik und Split heftige Kämpfe. In der Nähe der bosnischen Ortschaft Vitez wurde am Mittwoch ein niederländischer UN- Soldat bei einem Überfall verletzt.
Der UN-Sicherheitsrat appellierte an die bosnischen Kriegsparteien, die Friedensverhandlungen in New York fortzusetzen. Der Rat dränge die Politiker der Serben, Moslems und Kroaten, schnell und zustimmend auf diesen Appell zu reagieren, erklärten die UN. Dem EG- Vermittler David Owen zufolge will der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, am heutigen Freitag doch nach New York fliegen. Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic reiste nach Washington. Am Wochenende werde er in New York erwartet, kündigte Bosniens UN-Botschafter Muhamed Sacirbey an.
JERUSALEM, 25. Februar (Reuter). US-Außenminister Warren Christopher hält die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) nach Worten eines US-Regierungsvertreters für eine Organisation mit "terroristischen Tendenzen".
Christopher habe Palästinenser-Vertretern aus den israelisch besetzten Gebieten bei seinem Israel-Besuch klargemacht, daß die US-Regierung weder diplomatische Kontakte zur PLO habe, noch beabsichtige, ihren Dialog mit der PLO oder PLO-Chef Yassir Arafat wieder aufzunehmen.
Die große Mehrheit der Palästinenser betrachtet die PLO als ihre einzige legitime Vertretung und Arafat als ihren Anführer. Sowohl die mit Christopher zusammengekommenen Palästinenser als auch die palästinensische Delegation bei den Friedensverhandlungen haben stets erklärt, PLO-Anweisungen zu folgen.
Die US-Regierung hatte von Anfang 1989 bis Mitte 1990 einen begrenzten Dialog mit der PLO geführt. Dieser wurde wegen der Weigerung Arafats abgebrochen, einen Anschlag einer PLO-Fraktion gegen Israel zu verurteilen. Das Verhältnis verschlechterte sich weiter, als sich Arafat im Golf-Krieg auf die Seite des irakischen Staatschefs Saddam stellte.
Warren Christopher hat seine Nahost- Reise am Donnerstag beendet. Auf dem Flughafen von Tel Aviv äußerte er sich nicht. Er hatte zuvor aber nach Gesprächen mit israelischen und palästinensischen Vertretern erklärt, daß Fortschritte zur Lösung des Streits um die von Israel abgeschobenen Palästinenser gemacht worden seien.
Die Palästinenser weigern sich, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, bis ihre 396 Landsleute aus dem Süden Libanons zurückkehren können. Doch äußerte der israelische Botschafter in den USA, Itamar Rabinowich, am Donnerstag im Rundfunk seines Landes die Erwartung, daß die Verhandlungen im April weitergehen könnten.
WASHINGTON, 25. Februar (Reuter/ dpa/AP). Die von den USA geplante Versorgung der Menschen in Ostbosnien aus der Luft wird nach Überzeugung von Präsident Bill Clinton die Vereinigten Staaten nicht in den Krieg hineinziehen.
Nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister John Major sagte Clinton in der Nacht zum Donnerstag, die Aktion könne sicher und wirksam verwirklicht werden. Es wäre ein großer Fehler, diese humanitäre Mission als Vorläufer eines breiteren militärischen Engagements der USA in Bosnien zu deuten, sagte der US-Präsident.
Es bestehe die Möglichkeit, daß sich auch andere Nationen an der Hilfsaktion beteiligen, sagte Clinton. Die Beratungen mit den verbündeten Staaten seien noch nicht zu Ende. "Wir wollen die größtmögliche Unterstützung." Die bisherigen Reaktionen auf alle Aspekte des Plans seien ermutigend gewesen.
Clinton nannte keinen Termin für den Beginn des Abwurfs von Hilfsgütern, der aus großer Höhe und damit außerhalb der Reichweite serbischer Streitkräfte erfolgen soll. Nach seinen Angaben soll die Bevölkerung in Bosnien mit Flugblättern über die Abwürfe unterrichtet werden. Er räumte ein, daß ein Teil der Hilfsgüter außerhalb des angestrebten Zielradius von rund einer halben Meile (800 Meter) niedergehen würden. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Dee Dee Myers, kündigte an, daß Clinton die Hilfsaktion auch auf serbische Dörfer und Gebiete in Kroatien ausdehnen werde.
Vor dem Gespräch Clintons und Majors hatte sich der UN-Sicherheitsrat in New York bereits darauf geeinigt, den Abwurf aus der Luft zu unterstützen. Eine förmliche Erklärung des Ratsvorsitzenden Ahmed Sanoussi ging zwar nicht ausdrücklich darauf ein, doch hatten mehrere Diplomaten des Sicherheitsrates dies nach einer Sitzung hinter verschlossenen Türen versichert.
Der Generalsekretär der Westeuropäischen Union (WEU), Wim van Eekelen, begrüßte den Plan der USA, die notleidenden Bosnier aus der Luft zu versorgen. Van Eekelen sagte am Donnerstag im Deutschlandfunk, dadurch werde der Westen im humanitären Bereich effektiver, was zu einer gestiegenen Glaubwürdigkeit bei der Suche nach einer politischen Lösung des Bosnien-Konflikts führen werde. Er räumte allerdings ein, daß die Führungsrolle der Amerikaner "gewissermaßen" ein Armutszeugnis für die Europäer darstelle. Sie sollten prüfen, wie sie sich an der Aktion beteiligen könnten, ob mit Flugzeugen oder Gütern. "Ich bin glücklich, daß sie (die USA) das machen, aber gleichzeitig glaube ich, wir sollten für die Zukunft prüfen, ob wir nicht unsere eigene Glaubwürdigkeit auch ein wenig steigern könnten." Van Eekelen regte an, daß sich die Europäer verstärkt um die Durchsetzung des Embargos gegen Serbien und Montenegro bemühen.
Der UN-Sicherheitsrat forderte die Kriegsparteien in Bosnien-Herzegowina auf, so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Das 15köpfige Gremium rief die Unterhändler der drei Delegationen auf, sofort nach New York zu kommen und die seit zwei Wochen unterbrochene Konferenz fortzusetzen. "Die sich derzeit bietende Möglichkeit, eine Verhandlungslösung für Bosnien-Herzegowina herbeizuführen, darf nicht ungenutzt verstreichen", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Sicherheitsrates.
Nach Angaben von EG-Vermittler Lord Owen will der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, am Freitag nach New York fliegen. Der moslemische Präsident Alija Izetbegovic werde am Samstag in Washington und danach am Sitz der Vereinten Nationen erwartet, kündigte der bosnische UN-Botschafter Muhamed Sacirbey an. Vor der Unterbrechung der Gespräche am 11. Februar hatten sich die drei Kriegsparteien nicht auf den Grenzverlauf von zehn Provinzen einigen können, in welche die Republik nach dem Friedensplan von Owen und UN-Vermittler Cyrus Vance eingeteilt werden soll.
(Siehe Kommentar auf Seite 3)
WASHINGTON, 25. Februar (Reuter). Die USA haben am Mittwoch Berichte bestritten, wonach US-Soldaten bei Unruhen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu neun Menschen erschossen haben. Der Sprecher des US-Außenministeriums sagte in Washington, die von den USA geführte Einsatztruppe sei nach eigenen Angaben für keinen der Todesfälle in Mogadischu verantwortlich. Er habe Meldungen gesehen, in denen von neuen Toten die Rede sei. Die US-Regierung habe jedoch lediglich unbestätigte Berichte über drei Tote erhalten. In der somalischen Hauptstadt war es zu gewalttägigen Protesten gegen die multinationale Eingreiftruppe gekommen.
Daviscup-Aspirant Patrick Kühnen ist beim mit 600 000 Dollar dotierten Tennisturnier in Rotterdam bereits ausgeschieden. Der Mannheimer verlor sein Auftaktspiel gegen den Niederländer Ralf Kok mit 4:6, 4:6. Kok, der nach der Absage des am Rücken verletzten Ivan Lendl (USA) eingesprungen war, sorgte damit für die erste echte Überraschung.
Wimbledonsieger Andre Agassi (USA) hat sich dagegen beim mit 275 000 Dollar dotierten Grand-Prix-Turnier in Scottsdale für die zweite Runde qualifiziert. Der 22 Jahre alte Weltranglistenachte bezwang zum Auftakt den Australier Sandon Stolle in nur 51 Minuten 6:0 und 6:0. Dagegen mußte sich "Altmeister" Jimmy Connors bereits nach dem ersten Spiel aus dem Wettbewerb verabschieden. In einem US-Duell verlor der 40jährige gegen David Wheaton 3:6 und 3:6.
Der an Nummer sieben gesetzte Spanier Emilio Sanchez wurde beim 6:2 und 6:3-Erfolg über Brian MacPhie (USA) seiner Favoritenrolle gerecht. Francisco Clavet (Spanien/Nr. 4) stolperte als zweiter gesetzter Spieler nach dem Franzosen Fabrice Santoro (Nr. 6) mit einem 3:6, 4:6 gegen den Südafrikaner Marcos Ondruska. Titelverteidiger Stefano Pescosolido (Italien) mußte sich mit 7:5, 2:6 und 2:6 Derrick Rostagno (USA) beugen.
Barbara Rittner hat beim 350 000-Dollar-Tennisturnier in Indian Wells die zweite Runde erreicht. Die an Nummer acht gesetzte Leverkusenerin besiegte die Südafrikanerin Joanette Kruger 6:1, 6:3 und trifft nun auf die Gewinnerin der Begegnung zwischen Nicole Provis (Australien) und Anne Mall (USA).
Silke Meier aus Saarlouis und die Stuttgarterin Christina Singer haben beim Frauen-Tennisturnier in Linz (150 000 Dollar) die Auftaktrunde überstanden. Die 24jährige Meier feierte einen 6:1,7:6(7:3)-Erfolg über die Französin Catherine Mothes, während die gleichaltrige Singer durch ein 5:7, 7:5, 7:6 (7:2) gegen die Österreicherin Sandra Dopfer in die zweite Runde einzog. Ausgeschieden sind dagegen die Heidelbergerin Claudia Porwik durch ein 3:6, 0:6 gegen Leila Meskhi aus Georgien (Nr. 4) und Katja Oeljeklaus aus Ladbergen, die der Französin Pascale Paradis-Mangon mit 3:6, 6:3 und 2:6 unterlag.
Einen erfolgreichen Turnierstart verbuchten die Favoritinnen Conchita Martinez aus Spanien und die Schweizerin Manuela Maleewa-Fragniere. Martinez ließ Egwina Manjokowa (Russland) beim 6:3, 6:0 ebenso keine Chance, wie Maleewa- Fragniere beim 6:0,6:3-Sieg über die Französin Noelle van Lottum. sid/dpa
Ein ausverkauftes Nassau Coliseum mit 16 297 Zuschauern beim New Yorker Eishockey-Derby Islanders kontra Rangers. Ein Spieler fällt nicht nur wegen seiner Körpergröße von 1,96 m ins Auge: Uwe Krupp, der deutsche Nationalspieler und Verteidiger der Islanders, der wieder einmal zu den Besten seines Teams gehört. Zweikampfstärke, Übersicht, fast fehlerloses Paßspiel und gesunde Härte, gepaart mit unbedingter Fairneß, zeichnen "King Kong" Krupp aus.
Nicht von ungefähr weist der gebürtige Kölner, seit 1986 in der National Hockey League (NHL), die beste Plus-Minus-Statistik aller Islanders-Spieler auf. Gerade in der NHL wird darauf besonderer Wert gelegt, zeigt sie doch auf, wie oft die Spieler auf dem Eis waren, wenn Tore erzielt wurden oder Gegentreffer fielen. "Ich bin zwar wieder ganz gut in Form, aber zur Topleistung fehlt noch etwas", kommentiert Krupp sein derzeitiges Leistungsvermögen indes eher selbstkritisch.
Immerhin erzielte er zuletzt gegen Stanley-Cup-Sieger Pittsburgh Penguins das Siegtor. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen der Deutsche im Überzahlspiel eingesetzt wurde. Ansonsten gilt er als absoluter Spezialist im Penalty-Killing (Strafzeiten-Töten). Krupp ist der beste deutsche Verteidiger, deshalb jagt ihn die halbe Bundesliga: Düsseldorf, Köln, BSC Preussen, Mannheim und München sind an ihm interessiert.
Und Krupp, Vater des zweijährigen Björn, würde ein Bundesliga-Comeback durchaus reizen. Sein Ex-Klub Kölner EC, wo er ganz in der Nähe des Eisstadions an der Lentstraße aufwuchs, und Hedos München dürften die größten Chancen haben.
Bei den Münchnern würde er wieder unter seinem Ex-Coach Hardy Nilsson arbeiten. "Es kann aber genausogut sein, daß ich noch zwei Jahre in der NHL bleibe", meinte er. "Vielleicht bei den Islanders, vielleicht aber auch woanders." Zur Zeit steht er in seinem Optionsjahr bei den Islanders, bei denen er seit 1991 spielt. Vorher war er bei den Buffalo Sabres unter Vertrag.
Sehr wichtig ist Krupp und seiner Ehefrau Beate das Familienleben, zu dem auch die sieben Huskies gehören. Für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), die vom 18. April bis 2. Mai in Dortmund und München Weltmeisterschafts-Heimrecht hat, wäre der Weltklasse-Verteidiger eine Verstärkung. Doch noch steht sein WM-Einsatz in den Sternen. Zwar rangiert sein Team in der Patrick Division nur auf Rang fünf und würde damit die Play-offs um den Stanley-Cup verpassen, doch der Rückstand auf die New Jersey Devils und die Rangers beträgt jeweils nur drei Punkte.
"Die Bundestrainer Dr. Ludek Bukac und Franz Reindl haben mein Interesse am Nationalteam wieder geweckt", erklärt Krupp, der bei der WM 1990 in Bern letztmals das DEB-Trikot trug. Damals beendete eine Doping-Affäre - er hatte aus Versehen Diätpillen seiner Ehefrau Beate eingenommen und sein Test war positiv - seinen WM-Auftritt nach nur zwei Spielen. Zuvor hatte Krupp 1986 in Moskau als 20jähriger im deutschen WM- Team gestanden. Wenige Monate später war er zu den Sabres gewechselt. sid
Die ersten Schlappen wurden noch mit leisem Spott kommentiert, doch alles hat nun mal seine Grenzen. Und für Schwedens Journalisten war bei den Nordischen Ski-WM im eigenen Land das Maß spätestens nach dem Fiasko in der 10- km-Loipe voll. Seither ist der Humor etwas derber, macht die Boulevard-Presse geradezu bösartig gegen alles mobil, was mit Schnee zu tun hat. Am drastischsten formulierte es der "Expressen". Aus "Skid-VM" wurde auf der Titelseite "Skit- VM" - die Faluner Ski-WM als "Scheiß- WM" verrissen.
Nach zehn von 15 Entscheidungen steht die Wintersport-Nation als Gastgeber noch immer ohne Medaille da. Gleichermaßen rat- wie fassungslos reagieren die vom Sockel geholten Volkshelden. "Das wird eine Katastrophe", orakelt Torgny Mogren, vor zwei Jahren Weltmeister im 50-km-Marathon. Die Demütigung im eigenen Land, ausgerechnet durch die benachbarten Norweger, die nicht nur den Langlauf, sondern neuerdings auch das Skispringen dominieren, hat Schweden indes ganz allein zu verantworten. Selbstgefällig wurde weder nach rechts noch nach links, geschweige denn ins belächelte Norwegen geblickt. Und hier geht in trainingsmethodischer Hinsicht die Post ab.
Während jeder Athlet von Norwegens Chef-Coach Inger Braaten seinen maßgeschneiderten Plan für das Training in dünner Höhenluft hat, sperrt sich das stockkonservative Schweden bis dato gegen diese Form des Übens. Das ging sogar so weit, daß Langlauf-Held Gunde Svan lieber vor den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr den Dienst quittierte. Der Grund: Les Saisies liegt ungewohnte 1600 m hoch.
Unter dem Eindruck des Debakels von Falun beginnen die Skandinavier, die zwischen 1980 und 1991 17mal Gold bei Olympischen Winterspielen und Nordischen Weltmeisterschaften gewannen, umzudenken, auch Trainer Christian Skog fordert inzwischen Training in sauerstoffarmer Höhenluft. Zumindest einen Trost haben Schwedens Langläufer: Geld spielt nur eine untergeordnete Rolle. Mit sechs Millionen Kronen, rund 1,5 Millionen Mark, wird das Team von einer Großbank gesponsert. Geld, mit dem die ebenso notwendigen wie kostspieligen Höhentrips finanziert werden können. sid
Der Skandal im portugiesischen Fernsehen - ein TV-Direktor hatte Rekordmeister Benfica Lissabon Gebührengelder zugeschanzt, um so den Rückkauf von Fußball-Nationalspieler Futre von Atletico Madrid zu finanzieren und sich dafür im Gegenzug Übertragungsrechte zusichern lassen -, dieser Skandal also wirft wieder einmal die Frage auf, wie es in anderen europäischen Ländern um das Verhältnis "Fußball und Fernsehen" steht.
Am ehesten in Verdacht, "portugiesischen Verhältnissen" zu unterliegen, geraten Frankreich und Italien. In Frankreich stellt der Pay-TV-Sender "Canal plus" das Präsidium des Hauptstadt-Vereins FC Paris St. Germain. In Italien gehört Meister und Tabellenführer AC Mailand dem Medienzaren Silvio Berlusconi. Doch in beiden Fällen bestreiten die Vereine vehement - und unabhängige Beobachter bestätigen dies -, Vorteile aus der engen Bindung an ein Medienunternehmen zu ziehen.
Patrick Lafayette, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift "France Football": "Der Vertrag zwischen der Liga und Canal plus, der bis zum Jahr 2000 läuft, bestand schon vor dem Einstieg des TV-Senders bei Paris St. Germain. Auch werden nicht übermäßig viele Spiele von Paris im Vergleich zu Marseille oder Monaco live übertragen. Die Unterstellung, mit zu viel Herzblut zu kommentieren, trifft wohl jeden Reporter mal - das hat, denke ich, nichts mit der Abhängigkeit Verein/Sender zu tun."
Der Pay-TV-Sender, in Deutschland "Premiere" vergleichbar, überträgt pro Saison 22 Spiele live und zahlt dafür pro Match umgerechnet rund eine Million Mark an die Liga.
In Italien hat Berlusconi die Meisterschaftsspiele von Milan gemäß des noch bis Saisonende geltenden Globalvertrags mit der Liga brav an die öffentlich-rechtliche RAI abgetreten (108 Milliarden Lire über drei Jahre; rund 112 Millionen Mark pro Saison). Um in seinen Privat-Sendern die Europapokal-Spiele "seines" AC Milan zeigen zu dürfen, mußte er gegenüber der "Champions League" (UEFA/TEAM) sogar noch einmal tief in die eigene Tasche greifen!
In Spanien gibt es eine Rechtehändler- Agentur namens Dorma, der deutschen Ufa oder ISPR vergleichbar. Sie vermarktet alle TV-Rechte, wobei regionale TV- Sender viel ausführlicher bedacht werden (Live-Spiele!) als in Deutschland.
Paradoxe Situation in England: Dort zahlt der nur per Kabel und gegen Sondergebühr zu empfangende BSkyB-Sender des australischen Medien-Moguls Rupert Murdoch ein Heidengeld für die TV- Rechte und läßt, zur intensiven Nutzung, sogar die Spieltage entzerren und auf eine halbe Woche verteilen.
Doch da es in England bislang nur rund eine Million Kabelempfänger gibt, hat die terrestrisch zu empfangende ITV mit den Rechten an der italienischen Liga manchmal mehr Zuschauer, wenn Gascoigne spielt, als BSkyB mit der "Premier League".
Kuriose Situation auch in Belgien: Da hat sich Meister Brügge exklusiv an einen Privatsender VTM gebunden, wirbt für den auch auf den Trikots. Die Spiele aus dem Europapokal der Landesmeister hat sich aber der staatliche Sender RTB gesichert; die private Konkurrenz schäumt, Brügge ist die Sache peinlich, doch der Verein ist machtlos.
In Deutschland schließlich, wo SAT 1 bis zur letzten Saison den "Heimatverein" Mainz 05 in der 2. Liga unterstützte, überlegt RTL, bei Dynamo Dresden als Trikotsponsor einzusteigen. Die Bedingung: RTL erhält in Sachsen terrestrische Frequenzen, um die Einschaltquote (und damit die Werbeeinnahmen) in die Höhe treiben zu können.
Unberührt von all dem Pokern um Einfluß, Rechte, Quoten und Geld bleiben Österreich und die Schweiz. In beiden Ländern gibt es kein Privatfernsehen, und so übertragen die staatlichen TV-Anstalten den Fußball. In Österreich bezahlt der ORF der Liga 3,6 Millionen Mark pro Saison, in der Schweiz kassiert die Liga 2,7 Millionen. sid
Nervenkitzel ist garantiert. Nur ein Sieg über Estudiantes Madrid am heutigen Donnerstag (20.00 Uhr) zum Abschluß der "Europaliga" in der mit 4500 Fans ausverkauften Wilhelm-Dopatka- Halle könnte dem TSV Bayer 04 Leverkusen zum größten internationalen Erfolg einer deutschen Klubmannschaft verhelfen.
Im Kampf um den Sprung ins Play-off- Viertelfinale der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften sind die Rheinländer auf Schützenhilfe angewiesen. Ein Bayer-Sieg ist Pflicht, zudem muß entweder Olympiakos Piräus in Mechelen oder Vrai-Pau Orthez gegen Benetton Treviso verlieren.
"Alles ist möglich", meinte Coach Dirk Bauermann, nachdem sich seiner Garde durch die überraschenden Niederlagen der Konkurrenten am vergangenen Spieltag eine unerwartet neue Play-off-Chance eröffnete. Gegen Madrid, das die Play-off- Teilnahme schon in der Hinrunde verspielt hatte, ist jedoch der Einsatz des amerikanischen Gastarbeiters Kannard Johnson fraglich, der sich im Training eine Rückenprellung zuzog. "Wir sind vom Pech verfolgt", sagt Bauermann, "ohne die Verletzungen wären wir schon qualifiziert."
Besonders die langwierigen Blessuren von Clinton Wheeler (Adduktorenzerrung) und Christian Welp (Schulter ausgekugelt) fielen negativ ins Gewicht.
Mit fünf Siegen bei zwei Niederlagen hatte Bayer die Hinrunde absolviert, ehe der Einbruch folgte. "Dennoch sind wir zufrieden, unabhängig vom Ausgang am Donnerstagabend", ergänzte Bauermann. Nicht nur ein sportlicher Fortschritt, auch verstärkter Zuschauerzuspruch - fast jedes Heimspiel war ausverkauft - und folglich ein finanzelles Plus (etwa 400 000 Mark) wurden registriert. Schon jetzt sei das Abschneiden im kontinentalen Wettstreit ein Erfolg, hat Leverkusens Manager Otto Reintjes verlauten lassen - zum ganz großen Gewinn kann die Europaliga heute abend werden. sid
Hitchcock hätte den Loipen-Thriller nicht dramatischer inszenieren können: Am Ende brachte Björn Dählie eine goldene Grätsche den winzigen Vorsprung von drei Hundertstelsekunden und den zweiten Titel bei den Nordischen Ski- Weltmeisterschaften in Falun. Erst nach zweistündiger Jury-Diskussion stand Norwegens fünfter WM-Sieg und der Kasache Wladimir Smirnow als Pechvogel von Falun fest. Neben den glänzenden Plazierungen von Jochen Behle (Willingen/9.) und Johann Mühlegg (Marktoberdorf/17.) in der 15-km-Hatz sorgten aus deutscher Sicht die zuletzt gebeutelten Kombinierer für Positiv-Schlagzeilen.
"Ich bin zufrieden, wenngleich ich mir etwas mehr erhofft hätte", erklärte Kombi-Coach Hermann Weinbuch, nachdem sein Trio das Mannschaftsspringen als Zweiter hinter Olympiasieger Japan noch vor Norwegen beendet hatte. Doch die Orientierung geht nicht nach vorn, sondern gilt der möglichen Bronzeplakette. "2:30 Vorsprung auf die Schweiz sind gerade das Limit, wo es eng wird", meinte Weinbuch mit Blick auf die viertplazierten Eidgenossen.
An das erste deutsche Edelmetall in Falun glaubt indes Detlef Braun, Chef Ski nordisch: "Ein paar Meter fehlen uns schon, aber es sieht gut aus", meinte Braun, der sicher ist, daß die hartgefrorene Laufstrecke, auf der am heutigen Donnerstag (13.30 Uhr) die 3x10-km-Staffel steigt, Hans-Peter Pohl (Schonach), Thomas Dufter (Hammer) und Jens Deimel (Winterberg) entgegenkommt: "Das sind keine Wühler auf der Piste, und über 10 km können sie gut fighten."
Etwas skeptischer ist dagegen Youngster Deimel: "Mit Glück können wir es schaffen, aber sicher bin ich mir nicht", meinte Deimel und traf damit die Stimmung von Thomas Dufter, der erst zwei Stunden vorher von Weinbuch nominiert worden war. "Drei bis vier Minuten hätten wir schon gebraucht", meinte Dufter.
Für Dreifach-Olympiasieger Björn Dählie war das vierte WM-Gold seiner Karriere zugleich ein Sieg der Cleverneß. Am Ende war der entscheidende Unterschenkel Dählies beim Finish eine Winzigkeit von 15 Zentimetern eher im Ziel, als der des bitter enttäuschten Kasachen, dessen Protest einstimmig abgewiesen wurde. Bronze ging an Italiens Silvio Fauner, für dessen Einlauf der ausgepumpt am Boden liegende Dählie aus dem Zielraum getragen werden mußte.
Die letzte derart dramatische Entscheidung hatte es bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid gegeben, als Schwedens Langlauf-Legende Thomas Wassberg den Finnen Juha Mieto um eine Hundertstelsekunde besiegte. Um Wiederholungen dieser Art zu verhindern, wurde danach die Zeitmessung beim Langlauf auf Zehntelsekunden-Genauigkeit begrenzt. "Ich bin mit der Entscheidung unglücklich. Das Rennen hätte zwei Sieger verdient gehabt", meinte Dählie. Pechvogel Smirnow, der ursprünglich als Sieger ausgerufen war, sagte nach zwei Stunden: "Ich habe das Ergebnis zu respektieren." Sprach's und stellte sich in Freundschaftspose mit Dählie den Fotografen. "Gemäß dem Reglement mußten wir einen Sieger ermitteln", erklärte die Technische Delegierte Barabra Beyer-Petzold (Thum), warum nach langen Beratungen nicht zweimal Gold vergeben wurde.
"Ich tue mich wahnsinnig schwer mit dem Skaten", erklärte der 32jährige Behle, der als Fünfter nach dem klassischen 10-km-Rennen auf die plattgewalzte Piste gegangen war. Zwar wurde der Willinger schon nach drei Kilometern auf den zehnten Platz durchgereicht, aber dann entwickelte er Beißerqualitäten. "Glücklicherweise habe ich schnell meinen Rhythmus gefunden. Das war wichtig. Sonst wäre ich eingegangen", kommentierte der Routinier seine dritte Falun- Plazierung unter den weltbesten zehn.
Hinter der Behle-Leistung stand Johann Mühlegg aus Marktoberdorf nicht zurück. "Der Johann hat etwas genervelt, jetzt weiß er, daß er es drauf hat", kommentierte Bundestrainer Georg Zipfel den Husarenritt des 22 Jahre alten Olympia-Siebten. Ohnehin durch eine leichte Erkältung gehandicapt, fing sich Mühlegg unmittelbar vor der 10-km-Konkurrenz "noch einen kleinen Virus" ein und hatte mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen. Derart geschwächt hatte er als 44. eine denkbar ungünstige Ausgangsposition.
Der Allgäuer setzte voll auf Angriff und stürmte schließlich mit der drittbesten Laufzeit aller 105 Teilnehmer ins Ziel. Anschließend fühlte sich Mühlegg so kaputt, "als wenn ich heute einen 30er gelaufen wäre". sid/dpa
EC Ratingen - Düsseldorfer EG 1:5 (0:2, 0:3, 1:0). - Tore: 0:1 Köpf (17:30), 0:2 Truntschka (17:58), 0:3 Köpf (30:07), 0:4 Valentine (31:55), 0:5 Sterflinger (36:08), 1:5 Nowosjulow (47:18). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 4560 (ausverkauft). - Strafminuten: Ratingen 6 - Düsseldorf 10.
ESV Kaufbeuren - Kölner EC 1:3 (0:1, 0:1, 1:1). - Tore: 0:1 Liebsch (18:36), 0:2 Nötzel (24:40), 1:2 Podlaha (49:36), 1:3 Steiger (51:58). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 4680 (ausverkauft). - Strafminuten: Kaufbeuren 8 - Köln 6.
Mannheimer ERC - EC Hedos München 5:2 (4:0, 0:1, 1:1). - Tore: 1:0 Kuhl (3:14), 2:0 Lala (3:51), 3:0 Gehrig (6:17), 4:0 Heidt (19:59), 4:1 Steiger (31:01), 4:2 Volland (42:10), 5:2 Obresa (56:22). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 7500. - Strafminuten: Mannheim 14 - München 4.
Berliner SC Preussen - Krefelder EV 4:2 (1:0, 1:1, 2:1).- Tore: 1:0 Jürgen Rumrich (6:03), 1:1 Reuter (23:53), 2:1 Malo (31:33), 2:2 Eakin (46:10), 3:2 Holzmann (47:51), 4:2 Holzmann (59:41). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 6063 (ausverkauft). - Strafminuten: Berlin 8 - Krefeld 16.
Die Titelfavoriten Düsseldorfer EG und Kölner EC sowie der Berliner SC Preussen stehen im Kampf um die deutsche Eishockey-Meisterschaft noch mit einer weißen Weste da. "Nachsitzen" muß dagegen Mitanwärter EC Hedos München nach der 2:5 (0:4, 1:0, 1:1)-Niederlage im zweiten Viertelfinale der Play-off-Runde ("Best of five") beim Mannheimer ERC. Die erste Begegnung hatte die Mannschaft von Trainer Hardy Nilsson 3:0 gewonnen.
Titelverteidiger DEG wies indes den Nachbarn EC Ratingen mit einem 5:1 (2:0, 3:0, 0:1) auch in dessen Halle eindeutig in die Schranken. Gleiches gelang dem KEC, der beim ESV Kaufbeuren zu einem 3:1 (1:0, 1:0, 1:1) kam. Die Preussen schafften gegen den Krefelder EV mit dem 4:2 (1:0, 1:1, 2:1) ebenso den zweiten Sieg. Dieses Trio kann damit bereits am Freitag den notwendigen dritten Triumph und damit den Einzug in das Halbfinale perfekt machen.
Vor 4560 Zuschauern in der ausverkauften Ratinger Eishalle gingen die Düsseldorfer durch einen Doppelschlag von Köpf und Bernd Truntschka 2:0 in Führung. Von diesem Schock konnte sich der Neuling nicht mehr erholen und kassierte im Mitteldrittel gegen die überlegenen Gäste erneut durch Köpf, Valentine sowie Verteidiger Sterflinger weitere Treffer. Nowosjulow traf in der 48. Minute zum Ehrentreffer für die Ratinger.
Etwas mehr Mühe hatte der Kölner EC in Kaufbeuren. Vor 4680 Fans im ausverkauften Stadion brachte Liebsch die Rheinländer in Führung. Im zweiten Drittel erhöhte Nötzel auf 2:0. Die Fangemeinde aus dem Allgäu schöpfte noch einmal Hoffnung, als Podlaha verkürzen konnte, doch Helmut Steiger stellte den alten Abstand wieder her.
Spannung war an der Berliner Jaffeestraße Trumpf, wo 6063 Zuschauer ebenfalls für eine volle Kasse sorgten. Die Preussen-Führung durch Jürgen Rumrich glich Reuter im mittleren Abschnitt aus, ehe Malo wieder für die Führung der Hausherren sorgte. Nach dem erneuten Ausgleich durch Eakin sorgte Nationalspieler Holzmann mit zwei Treffern für den umjubelten 4:2-Endstand für die Berliner.
Jubeln konnten auch die Mannheimer Anhänger. Lala, der mit 33 Treffern wieder alleiniger Spitzenreiter der Bundesliga vor dem Düsseldorfer Peter John Lee (32) ist, Kuhl, Gehrig, Heidt und Obresa waren für die Nordbadener erfolgreich, während Ewald Steiger und Volland nur noch Ergebniskosmetik für die Bayern betreiben konnten. Damit kommt es auf jeden Fall zu mindestens vier Begegnungen zwischen beiden Teams.
Bei den Abstiegs-Play-offs ("Best of seven") kam es zu folgendem Ergebnis: Eisbären Berlin - ERC Schwenningen 5:2 (2:0, 2:1, 2:1). sid
Meister-Play-offs: Mannheimer ERC - EC Hedos München 5:2 (4:0, 0:1, 1:1). - Tore: 1:0 Kuhl (3:14), 2:0 Lala (3:51), 3:0 Gehrig (6:17), 4:0 Heidt (19:59), 4:1 Steiger (31:01), 4:2 Volland (42:10), 5:2 Obresa (56:22). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 7500. - Strafminuten: Mannheim 14 - München 4.
ESV Kaufbeuren - Kölner EC 1:3 (0:1, 0:1, 1:1). - Tore: 0:1 Liebsch (18:36), 0:2 Nötzel (24:40), 1:2 Podlaha (49:36), 1:3 Steiger (51:58). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 4680 (ausverkauft). - Strafminuten: Kaufbeuren 8 - Köln 6.
EC Ratingen - Düsseldorfer EG 1:5 (0:2, 0:3, 1:0). - Tore: 0:1 Köpf (17:30), 0:2 Truntschka (17:58), 0:3 Köpf (30:07), 0:4 Valentine (31:55), 0:5 Sterflinger (36:08), 1:5 Nowosjulow (47:18). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 4560 (ausverkauft). - Strafminuten: Ratingen 6 - Düsseldorf 10
Berliner SC Preussen - Krefelder EV 4:2 (1:0, 1:1, 2:1). - Tore: 1:0 Jürgen Rumrich (6:03), 1:1 Reuter (23:53), 2:1 Malo (31:33), 2:2 Eakin (46:10), 3:2 Holzmann (47:51), 4:2 Holzmann (59:41). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 6063 (ausverkauft). - Strafminuten: Berlin 8 - Krefeld 16. Abstiegs-Play-offs: Eisbären Berlin - ERC Schwenningen 5:2 (2:0, 2:1, 1:1). - Tore: 1:0 Schertz (7:10), 2:0 Metcalfe (8:52), 3:0 Felski (27:46), 3:1 Kirchmaier (32:14), 4:1 Stumpf (38:12), 4:2 Bader (46:06), 5:2 Dopita (48:05). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 4200 (ausverkauft). - Strafminuten: Berlin 16 - Schwenningen 20 plus je 10 Disziplinar (Young/Kirchmaier)
EHC Freiburg - EV Landshut 2:2 (2:1, 0:0, 0:1, 0:0 n.V). - Tore: 0:1 Biakin (3:26), 1:1 Gross (7:49), 2:1 Smicek (12:24), 2:2 Daffner (46:13). - 2:0 im Penalty-Schießen: 1:0 Vanik, 2:0 Smicek. - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 2000. - Strafminuten: Freiburg 14 - Landshut 20.
Kleine Ergänzung zu der ausgezeichneten Peter-Ziller-Analyse "Konsens über Kernkraft - Stromwirtschaft zeigt nur noch wenig Interesse" (FR vom 20. 2. 1993).
Daß Atomkraftwerks- und Plutonium- Monopolist Siemens vom BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) Rükkendeckung erhält und daß BDI-Präsident Tyll Necker beim Bundeskanzler pro Atomindustrie appelliert, ist Ergebnis zweier "Kungelrunden".
In der Lobbyzentrale Deutsches Atomforum e. V., Bonn (DAtF) gibt es den Arbeitskreis "Wirtschaft und Industrie". Beim BDI gibt es den Arbeitskreis "Kernenergie". Die Mitglieder beider Gremien sind dieselben. Vorsitzender ist ein Siemens-Vorstandsmitglied. In einem Statement für Insider heißt es: "Durch die Personalunion ist eine enge Koordination der Aktivitäten des Deutschen Atomforums e. V. mit den Verbänden der deutschen Wirtschaft sichergestellt."
Man merkt's an allen Verlautbarungen von Fach- bis Arbeitgeberverbänden sowie der Kammern.
Hans Grossmann, Maintal
Aziz Nesin, der große türkische Schriftsteller, Humanist und Menschenrechtler, plant die Herausgabe von Salman Rushdies Satanischen Versen in türkischer Sprache (FR vom 18. 2. 1993 "Nun warte ich auf meine Mörder").
Bis jetzt ist die Veröffentlichung des Buches mit Rücksicht auf die fundamentalistischen Islamisten in der Türkei verboten. Mit seiner Ankündigung macht sich Aziz Nesin zum Angriffsziel all der fanatischen und islamistischen Gruppen, die gegenwärtig in der Türkei Terror und Mord, große Angst und Schrecken verbreiten. In ihnen sieht Aziz Nesin die große Gefahr für den türkischen Staat und will dessen Kapitulation vor diesen nicht nachvollziehen, sondern für die Freiheit des Geistes und der Kritik eintreten.
Es ist nun freilich nicht das erste Mal, daß sich Aziz Nesin in das tagespolitische Geschehen einmischt und warnend bzw. anklagend seine Stimme erhebt.
Dafür wurde er in seinem eigenen Land unter den verschiedenen Regierungen zu mehr als 5 Jahren Haft verurteilt.
Bekannt wurde auch bei uns, daß Aziz Nesin in einem Brief an Bundeskanzler Kohl das unwürdige Tauziehen um die Person Erich Honeckers geißelte, als sei damit die deutsche Vergangenheit zu bewältigen. Und daß Aziz Nesin da recht hatte, bestätigte ihm nicht zuletzt die deutsche Gerichtsposse in Berlin.
Diese letztgenannte Einmischung war auch formal der Grund, weshalb der Akademische Senat der Technischen Hochschule in Darmstadt Aziz Nesin im Juni 1992 die Ehrendoktorwürde verweigerte (vgl. FR vom 22. 10. 1992).
Nachdem nun Aziz Nesins Eintreten für Salman Rushdie und d. h. für Menschenrecht und Freiheit des Geistes bekannt geworden ist, wäre es m. E. an der Zeit, daß der Akademische Senat der Technischen Hochschule Darmstadt seine skandalöse Entscheidung vom Juni 1992 revidierte:
Der Akademische Senat der Technischen Hochschule könnte so ein Signal setzen gegen Terror und Mord, Angst und Schrecken auf der einen und für Geistesfreiheit und Kritik auf der anderen Seite.
Außerdem wäre die Ehrendoktorwürde für Aziz Nesin nicht nur eine Auszeichnung für den unerschrockenen Menschenrechtler; es wäre eine noch viel größere Ehre für die Technische Hochschule in Darmstadt, Aziz Nesin zu ihren Ehrendoktoren zählen zu können.
Univ.-Prof. Dr. Helmut Essinger, Institut für Interkulturelle Erziehung der Freien Universität Berlin
Daß Demokratie und Papstkirche unvereinbar sind, ist evident. Dagegen ist die in den närrischen Tagen dieses Jahres aufgestellte Behauptung des katholischen Bischofs in München, seine Kirche sei keine Demokratie, sondern eine "Christokratie", höchst problematisch (FR vom 20. 2. 1993 "Zur Person: Friedrich Wetter").
Wäre sie nur ein karnevalistischer Beitrag des "Kirchenfürsten", würde als Antwort ein kräftiges "Helau" vollends genügen.
Sollte es sich jedoch um einen ernst gemeinten Satz des Münchener Teilhabers am unfehlbaren römischen Lehramt handeln, muß festgestellt werden, daß seine christokratische These durch die demokratische Struktur der alten und besonders der Urkirche ebenso widerlegt wird wie durch die blutige Geschichte seiner Kirche: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen (Mt. 7, 16).
Diese absolute Priestermonarchie läßt sich allenfalls mit der von ihr selbst konstruierten und exklusiv verwalteten Christus-Chimäre verbinden, mit dem historisch wahren Jesus von Nazareth und seiner großartigen authentischen Verkündigung ist sie dagegen völlig unvereinbar.Prof. Dr. Köhler, Bad Nauheim
Unser aller Kanzler hat jetzt seinen eigenen "Flieger" (FR 20. 2. 1993 "Adenauer" fliegt mit Bad und ,Schumacher&rquote; nur Holzklasse). Und was für einen. Wie schön für ihn. Selbst Bill Clinton hat Grund, neidisch zu sein, muß er doch weiterhin mit seiner alten Boeing fliegen, sonst wird er seinen Wählern gegenüber wortbrüchig.
Solche Skrupel sind Sonnenkönig Helmut fremd. Vorbei sind die schrecklichen Zeiten, daß die Bonner Prominenz in diesen furchtbar lauten und unbequemen Boeings zu den Staatsbesuchen düsen mußten.
Man beachte die hierarchische Abstufung: "Konrad Adenauer" für den Kanzler, "Theodor Heuss" für den Bundespräsidenten und den Außenminister und "Kurt Schumacher" für die Opposition und sonstiges Fußvolk.
Man mag nicht daran denken, welche Demütigung Unionspolitiker empfinden werden, sollten sie nach einem Regierungswechsel in die "Kurt Schumacher" umsteigen müssen. Aus Rücksichtnahme könnte man sie ja in diesem Falle auf "Heinrich Lübke" oder "Heinrich v. Brentano" umtaufen.
Da wegen der luxuriösen Festeinbauten eine Nutzung seitens der Bundeswehr entfällt, müßten die Maschinen der Auslastung wegen eigentlich ständig auf Staatsbesuchen unterwegs sein. Selbst für Bonner Verhältnisse nicht denkbar.
Egal, ob die Maschinen fliegen oder am Boden stehen. In jedem Fall sollte das Kanzleramt zahlen und nicht das Verteidigungsministerium.
Da sollte der Herr Rühe sich mal durchsetzen.
Klaus Matthies, Hamburg
Wie kam die Politik in den Schulalltag? Auf der Suche nach den Brüchen im Erziehungssystem der DDR / Tagung zur Pädagogik in Magdeburg
Die Geschichte hat das Urteil über die DDR gesprochen, der Delinquent ist beerdigt und die Wissenschaftler müssen sich nicht mehr damit befassen, mit Schmähschriften die Anklage zu untermauern. Etwa 60 Erziehungswissenschaftler trafen sich an der Pädagogischen Hochschule Magdeburg, die in zwei Monaten aufgelöst bzw. in die Magdeburger Universität aufgehen wird, um sich über ihre gerade anlaufenden Forschungen zur historischen Aufarbeitung der DDR-Pädagogik auszutauschen. Es war eine gemischte Gesellschaft - viele Wessis, die inzwischen als neuberufene Pädagogik- Professoren eine Ost-Adresse haben, Ost- Forscher aus dem Westen und Ossis, die meisten von ihnen Assistenten oder in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen tätig - denn in einem ideologisch so brisanten Gebiet wie der Erziehungswissenschaft haben nur sehr wenige Ostdeutsche bei der Umstrukturierung einen Lehrstul abbekommen.
Vor allem von den Wessis, die nun an einer Ost-Hochschule anfangen, haben sich viele ein DDR-Forschungsthema gewählt, um erst einmal den geschichtlichen Hintergrund ihres neuen Wirkungskreises kennenzulernen. Manche der gerade in den Osten berufenen haben es nötig: Als ein Erfurter Erziehungswissenschaftler seine Ergebnisse über die Akzeptanz der neu eingerichteten Regelschulen in der Bevölkerung vorträgt, stellt sich heraus, daß in ostdeutschen Universitäten frisch berufene Pädagogen auf Lehrstühlen sitzen, die noch gar nicht wissen, was sich hinter dem Begriff Regelschule in Thüringen verbirgt.
Ein Vergleich der Kindheit in Ost- und Westdeutschland, die Entwicklung des Kindergartens, Biographien von Horterzieherinnen in der DDR, die Lehrerausbildung, Kontroversen über die Allgemeinbildung, die Pionierleiterausbildung - eine Terra incognita bietet den Pädagoginnen und Pädagogen eine Fülle neuer Forschungsthemen.
Die Totalitarismustheorie, die bisher zur Standardausstattung der bundesdeutschen Ostforscher gehörte, könne man nun zu den Akten legen, meinte Ernst Cloer, der schon zu DDR-Zeiten das ostdeutsche Bildungssystem erforscht hat. Vom Politbüro über den Schreibtisch Margot Honeckers gelangten Weisungen und Formierungsabsichten bis in jedes Klassenzimmer von Rügen bis Obersuhl, so war das Bild der DDR-Pädagogik bisher. Aber irgendwo muß es doch Brüche im Herrschaftssystem gegeben haben, die man bisher nicht genügend beachtet habe, meint Ernst Cloer. Zwischen Partei und Volksbildungsministerium auf der einen Seite und der Pädagogik an den Hochschulen habe es Differenzen gegeben, die riesige Akademie für Pädagogische Wissenschaften stand irgendwo dazwischen. Nun ist man auf der Suche nach den Brüchen im Herrschaftssystem, um das Entstehen einer zum Schluß so mächtigen Opposition von unten zu erklären: "Die jungen Leute, die 1989 ,Wir sind das Volk&rquote; gerufen haben, hatten das doch nicht aus dem westdeutschen Werbefernsehen", meint er.
Heute entdecken die bundesdeutschen Pädagogen, daß es drüben Kollegen gab, die ihre Themen, oft zwischen den Zeilen und in grauen Papieren gegen den Strich gebürstet haben: So Franz Winnefeld, Rosemarie Ahrbeck und Franz Hofmann in Halle. Selbst das grundlegende Denkmodell der DDR-Bildungspolitik, eine linearkausale Pädagogik, also die Auffassung, daß ein bestimmter pädagogischer Input auch zu den geplanten Ergebnissen führen würde, war schon zu DDR-Zeiten Gegenstand interner Kritik. Dietrich Benner in Berlin, Winfried Marotzki in Magdeburg und Peter Menck in Siegen arbeiten nun diese Debatten innerhalb der DDR-Pädagogik auf.
Spannende Kontroversen gab es wohl vor allem in der Zeit bis 1958, in der die Auseinandersetzung zwischen der Lernschule sowjetischer Prägung und den reformpädagogischen Ideen deutscher Sozialisten ausgetragen wurde. Für Erziehungshistoriker bietet die DDR einen optimalen Forschungsgegenstand: Kaum zwei Jahre verblichen, stehen die Archive der Partei und der Akademie für Pädagogische Wissenschaften schon zur Auswertung bereit. Die Bezirksleitungen der SED hätten einen bewundernswerten Erfindungsreichtum entwickelt, wenn es darum ging, ein akribisches Berichtswesen aufzubauen: Heinz-Elmar Tenorth, Erziehungshistoriker an der Berliner Humboldt-Universität, fühlt sich von der Fülle der Akten und Archive bald erschlagen. Er betreibt ein Forschungsprojekt zur Politisierung des Schulalltags in der DDR für das brandenburgische Kultusministerium, das sich ein eigenes Referat "Vergangenheitsaufarbeitung" leistet. Auf keinen Fall dürfe man die Ideologie, die Verordnungen und die Veröffentlichungen, die in der Vergangenheit immer das geschlossene Bild eines von oben nach unten funktionierenden Erziehungssystems lieferten, mit der Wirklichkeit gleichsetzen, meint Heinz Elmar Tenorth.
Er will die DDR-Schulwirklichkeit nicht mit Schaum vor dem Mund analysieren: "Ich will aufzeigen, welchen Anforderungen die DDR-Schülerinnen und Schüler im Alltag ausgesetzt waren, wenn sie sich in dem schizoiden Erziehungssystem behaupten mußten. Ich will analytisch vorgehen, aber nicht leidenschaftslos." Mit Hochachtung spricht Tenorth von den Leistungen der DDR-Erziehungshistoriker: "Viele Erziehungshistoriker der Bundesrepublik haben ihr Handwerk und ihre Fragestellung aus den DDR-Lehrbüchern gelernt. Dort haben wir zum ersten Mal gesehen, wie wir gesellschaftskritische Analysen machen müssen."
Ein ostdeutscher Erziehungswissenschaftler berichtet über die Unterstufenlehrerausbildung, die in der DDR nicht an den Hochschulen, sondern an Lehrerbildungsinstituten stattfand. Der Studienalltag der oft erst siebzehnjährigen Seminaristinnen war geprägt vom strengen Internatsregime. Die Bedeutung der Internatspförtner für die Erziehungspraxis in den ostdeutschen Unterstufenklassen zu untersuchen, das sei eine sicher fruchtbare Forschungsperspektive, meinte ein Teilnehmer.
Während sich die westdeutschen Pädagogen dem DDR-Thema mit einem nicht mehr durch Kalten Krieg verstellten Forscherblick nähern können, ist es für die DDR-Pädagogen sehr viel schwieriger, heute etwas über eine Praxis zu sagen, an der sie gestern noch selbst mitgewirkt haben. Am sympathischsten sind die Beiträge, die diese Schwierigkeit der Selbstdarstellung kritisch reflektieren, während andere in einer Art Selbstverleugnung auf Floskeln der früher aus dem Westen herüberschallenden Totalitarismustheorie zurückgreifen.
Manche westdeutschen Forscher begeben sich in positivistischer Manier ans Fliegenbeinzählen: So wertet eine Siegener Forschergruppe pädagogische Aufsätze aus Ost und West nicht semantisch aus, sondern sie beginnen mit aufwendigem Apparat, Begriffs- und Themenhäufigkeiten auszuzählen. Da waren die Ergebnisse von Jörg Ruhloff, einem Wuppertaler Pädagogen, schon spannender, der die Redaktionsakten der DDR-offiziellen Zeitschrift "Pädagogik" ausgewertet hat. Dort war es üblich, zur Veröffentlichung anstehende Beiträge von Experten aus der Wissenschaft und der Schulpraxis begutachten zu lassen. Seine These: Auf die Art und Weise wurde die Diskussion normiert, wurde Kritik schon im Ansatz an der Veröffentlichung gehindert.
Manche Gutachten hätten den Charakter von Unbedenklichkeitsbescheinigungen: "Der Autor bewegt sich auf der Linie des VIII. Pädagogischen Kongresses", heißt es dann, andere geben vor, fachliche Überarbeitungsvorschläge zu unterbreiten, tatsächlich stellen sie aber den Aufsatz in Frage. Die westdeutschen Kenner der Zunft schmunzeln. Das kommt ihnen bekannt vor. In hiesigen Gutachten über Kollegen, die ihre Aufsätze etwa bei der Zeitschrift für Pädagogik zur Veröffentlichung einreichen, wird auch nicht viel anders argumentiert. Ja, die Begutachtungspraxis im Osten sei vergleichsweise milde gewesen, meinen die Kenner. So stellt etwa ein Gutachter in einem durchaus charakteristischen Urteil über einen Kollegen fest: "Das Manuskript bietet über die propagandistische Funktion hinaus keine neuen theoretischen Ergebnisse. Die Positionen sind allesamt bekannt und vielfach publiziert. Das muß aber nicht als Mangel aufgefaßt werden." KARL-HEINZ HEINEMANN
Scherbenhaufen nach Hodann-Skandal ließ Regierungsparteien und Opposition in Bad Soden näher zusammenrücken Schuldenberg stellt Kur in Schatten Gelb-schwarzes Verhältnis leidet an Unterkühlung / FWG: Am liebsten ohne FDP Von Anita Strecker
Jahrelang sei Geld nur in millionenschwere Prestigeobjekte wie Kurhaus oder Stadtverschönerung geflossen, ohne sich Gedanken über inhaltliche Konzepte und Weichen fürs absehbar kränkelnde Kurgeschäft zu machen. Alte Therapieeinrichtungen verfielen zusehends, nötige Kanalarbeiten zum Schutz der Heilquellen blieben unerledigt. Von der sozialen Infrastruktur in Sachen Kinderbetreuung, Angeboten für Jugendliche, von Obdachlosen ganz zu schweigen, stimmt Waltraud Krebsbach-Hess, Spitzenkandidatin der Grünen, in den Abgesang ein. Alles Aufgaben, die viel zu spät oder noch immer nicht angepackt worden seien, die Stadt um so teurer zu stehen kämen.
Büßen müßten die Sodener auch für die "Sünden" verfehlter Grundstückspolitik. Vor zwanzig Jahren schon hätte die Stadt Bauplätze horten sollen, um jetzt Grundstücke für dringend benötigte öffentlich geförderte Wohnungen zu haben, rügen SPD und Grüne unisono: "Alle Baugebiete wurden nur spekulativ an Privatinvestoren verkauft." Seit der Gebietsreform 1977 sei von Ressourcen gelebt, Großprojekte auf Pump finanziert worden. Das bittere Ende vom Lied: Bad Soden liegt mit seinen Grundstückspreisen mit an der Spitze im Kreis. Selbst "Normalverdiener" könnten sich das Leben in der Stadt kaum noch leisten. Das, sagt Thumser, hätten mittlerweile auch die Christdemokraten kapiert.
"Positives Zeichen" dafür: Die Regierungskoalition sei längst nicht mehr so fest verschweißt und "im Grunde" nur noch 1989 bei der Wahl des Ersten Stadtrats Rainer Dennig (FDP) zum Tragen gekommen. Damals hatte die CDU den Mann des Partners gegen den SPD-Bewerber Thumser durchgesetzt. Inzwischen aber würden kommunalpolitische "Knackpunkte" - angefangen von Zukunftsplänen für die Kur bis hin zur Gestaltung des maroden Freibades oder die Entscheidung über den Bebauungsplan fürs ehemalige Kreisaltenheim - nach Möglichkeit gemeinsam von allen Fraktionen ausgehandelt. Daß Dennig 1995 abermals auf die Stimmen der CDU zählen kann, hält mittlerweile kein Parlamentarier mehr für wahrscheinlich. Läßt die Union doch immer häufiger durchblicken, wie wenig sie von dessen fachlichen Qualitäten hält. Fraktionschef Plösser dachte sogar schon laut darüber nach, ob das knapp 20 000 Einwohner zählende Bad Soden überhaupt einen hauptamtlichen Ersten Stadtrat brauche.
Der Hauptgrund für die gelb-schwarze Unterkühlung heißt jedoch Heiner Kappel, wie einst zur Hodann-Zeit wieder Spitzenkandidat der Freidemokraten. Die Sologänge des Profi-Politikers und seine "landespolitischen Auftritte" (FWG-Magistratsmitglied Wilhelm Wank) gehen nicht nur der Opposition, sondern auch dem Koalitionspartner auf die Nerven. Plösser: "Bei den Spielchen machen wir nicht mit." Wank vernimmt's mit Genugtuung, ist ihm der Public-relation-Politiker doch spätestens seit dessen "ungeklärter Rolle" in der Hodann-Affäre nicht mehr grün. Auch wenn sich der Freie Wähler nicht auf enge Bindungen festlegen will, macht er keinen Hehl daraus, daß ihm das Regierungsgespann CDU/ FWG - "ohne die FDP" - am liebsten wäre. Zumal sich die eigenen Positionen weitgehend mit denen der CDU deckten. Dokumentiert haben es die Freien Wähler mit ihrem "Ja" zum Haushalt '93 .
Für Freidemokrat Heiner Kappel indes gehören die Kappeleien mit der FWG zum Geschäft: "Es macht Spaß, sich zu streiten." Die Kritik "schüttelt" er dabei "sofort" ab: "Ich bin nicht nachtragend." Anders ausgedrückt: Er könnte sich durchaus ein Triumvirat mit CDU, FDP und FWG vorstellen. Gründe, das Bündnis mit der CDU zu lösen, sieht er jedenfalls nicht: "Die Arbeit ist konstruktiv und sachlich".
Die Dreierlösung wäre auch CDU-Chef Plösser lieb. Denn bei aller Sympathie zu SPD-Freund Thumser, ihre politischen Positionen liegen teilweise weit auseinander: So drängt die SPD ebenso wie die Grünen, den vor vier Jahren in Auftrag gegebenen Rahmenplan für ein verkehrsberuhigtes Bad Soden schleunigst umzusetzen, während das konservative Trio bremst. Des weiteren fordern die Genossen, 60 Sozialwohnungen auf dem städtischen Grund neben dem Schade-Markt zu bauen. Platz, den die CDU für das langersehnte neue Rathaus freihalten will. Und während die SPD das alte Badehaus als Gesundheitszentrum an Ärzte vermieten will, erscheint es der CDU das ideale Domizil für Porzellan- und Heimatmuseum sowie für die Stadtbücherei.
Die Grüne Waltraud Krebsbach-Hess kann deshalb auch keine Bewußtseinsänderung der CDU erkennen. Einerseits habe die zwar mit ihrer Politik über Jahre hinweg schwierige soziale Lebensumstände geschaffen, soziale Erfordernisse blieben aber nach wie vor ausgeblendet - allen voran der Bedarf an Kinderbetreuungsangeboten: "Die Konservativen schreiben in ihr Wahlprogramm, sie wollen Hortplätze schaffen, aber in Wirklichkeit geschieht nichts." Die Verwaltung fordere zwar vom Kreis, einen Trakt in der Theodor-Heuss-Schule zugunsten eines Horts zu räumen, würde aber andererseits Tausende von Mark aus dem Fördertopf des Landes nicht abrufen, um mögliche andere Lösungen zu schaffen.
Noch schlimmer sei es bei Krippenplätzen: "Da muß man sich im Parlament noch immer anhören, daß Kinder bis zum dritten Lebensjahr zur Mutter gehören." Die Kritik der Grünen-Politikerin trifft dabei auch die "bürgerlich ausgerichtete" SPD. Die hatte gemeinsam mit CDU, FDP und FWG einer privaten Krippeninitiative mit dem Argument den Zuschuß verweigert, dann könnten immer wieder neue Gruppen kommen, die die Stadt unterstützen müsse. "Einerseits rufen sie nach freien Trägern, doch kaum sind die da, ist es auch nicht recht."
Daß Bad Sodens Grüne und die SPD nie miteinander warm wurden, haben auch die Grünen zu verantworten, die wegen ständig wechselnder "Belegschaft" nie zur ernstzunehmenden Kraft wurden. Und in den vergangenen vier Jahren vor allem wegen des "Poltergeistes" und amtierenden Fraktionschefs Bernhard Köcher, der laut Thumser, mit "unsachlicher Kritik und falschen Behauptungen" bei allen Fraktionen aneckt. Mit Waltraud Krebsbach-Hess, die sich als "sachliche Frau" im Magistrat Anerkennung erwarb, könnte das anders werden: "Ich werde auf die SPD zugehen und hoffe, mit Argumenten im Parlament zu überzeugen."
Im Blickpunkt: Bad Soden
Jahrzehntelang war nichts geschehen. Bad Soden, die Salzerzeugerstadt des Mittelalters, hatte sich nach den kämpferischen Jahren gegen die napoleonische Fremdherrschaft unter den Nassauern und schließlich unter preußischer Regierung zur wohlhabenden Kurstadt mit gut situiertem Wohnbürgertum gemausert und war seit Beginn des 19. Jahrhunderts schließlich in einen süßen Dornröschenschlaf verfallen. Schon etwas angestaubt, schlief sie noch immer, als "Skandalbürgermeister" Volker Hodann (CDU) 1977 die Kurstadtbühne betrat. Nach der Gebietsreform mit Neuenhain und Altenhain zur frischgebackenen Stadt avanciert - heute mit genau 19 247 Einwohnern die viertgrößte im Kreis - sorgte der gebürtige Frankfurter für gehörig frischen Wind: Inmitten der alt gewordenen Kuranlagen sollte ein stattliches Kur- und Kongreßzentrum zahlungskräftige Gäste und illustre Konferenzteilnehmer anlocken, die Innenstadt mit noblen Geschäftspassagen, gepflasterten Wegen, Plätzen und sanierten Fassaden ein adäquates Outfit erhalten. Eine Stadt im Aufwind: Auch Siedlungs- und Gewerbegebiete wurden erschlossen.
Hodann hatte leichtes Spiel: Die 30- Quellen-Stadt war seit jeher fest in Hand von CDU und FDP, und gegen die Riege ihrer Führungsköpfe brachte die Opposition keinen Fuß auf die Erde. Kritik, respektive gegen den Kurhausbau, hagelte es von SPD und FWG dennoch von Anfang an. Der Bau selbst war nicht umstritten. "Ein Kurhaus war nötig, weil es außer der Hasselgrundhalle keinen Raum mit Bürgerhauscharakter gab", erinnert sich CDU-Fraktionschef Klaus Plösser. Umstritten war das "Wie". Der Hoteltrakt sei zu klein, mahnten SPD und FWG. Selbst bei gutem Umsatz ließen sich die zu erwartenden Verluste des Kongreßkomplexes nicht decken. Ihre Prognose traf zu: Von der ersten Stunde an schrieb die gegründete Parkhotel-, Kur- und Kongreß GmbH als hundertprozentige Tochter der Stadt Minuszahlen.
Umstritten war auch die "windige" Finanzierung des Baus via Mietkaufvertrag - demselben Konstrukt, das nur vier Jahre später fürs Landratsamt auf dem Hofheimer Hochfeld ebenfalls von CDU und FDP gewählt wurde und dem Kreis heute millionenschwer auf dem Säckel lastet: Die Stadt stellte im Erbbauvertrag das Grundstück bereit, ein Privatinvestor baute und vermietete das Kurhaus postwendend an die Stadt. Laufzeit 25 Jahre, anschließend sollte sie es zum dann gültigen Marktwert kaufen. Auf runde drei Millionen Mark war die Jahresmiete geklettert, bis es Hodanns Nachfolger Berthold Gall (CDU) 1991 gelang, vorzeitig aus dem "Knebelvertrag" auszusteigen und das Kurhaus für 32,4 Millionen Mark zu kaufen. Jetzt stottert die Stadt statt der Miete jährlich drei Milionen Mark Kaufraten ab.
So explosiv Hodann in die Stadt fegte, flog er acht Jahre später wieder hinaus: 1985 stand er wegen Betrugs und Unterschlagung vor Gericht und wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Daß die CDU/FDP-Koalition dennoch unbeschadet aus dem Skandal hervorging, hat sie den konservativ geprägten Kurstädtern zu verdanken - und - dem Nachfolger Berthold Gall, der zur Läuterung und zum Neuanfang blies. Die Stadt begann sich erstmals um vernachlässigte Aufgaben zu kümmern: Kanalarbeiten, Rückhaltebecken, aufwendige Brunnenfassungen. Aufgaben, die den Kurstädtern durch ihre zehn zugänglichen Heilquellen auch weiterhin teuer zu stehen kommen.
Zweiter Meilenstein: Endlich wurde am Konzept fürs kränkelnde Genesungsgeschäft getüftelt, das im klassischen "Strickmuster" passé ist. Ambulante Angebote für Wochenend-Regenerier aus dem Umland heißt das Credo der Zukunft. In dem Sinne wurde das Inhalatorium für 15 Millionen saniert, weitere zehn Millionen Mark wären für das marode Thermalbad fällig.
Der politische Handlungsspielraum wird eng. Und neben der finanziellen Geißel Kur werden "ureigene" Aufgaben wie in allen Kommunen immer drängender: Verkehr, Kinder- und Jugendbetreuung, Wohnungsbau, Arbeitsplätze. Gleichzeitig bitten Kreis und Land die gemessen an der wohlhabenden Bevölkerungsstruktur reiche Stadt deftig zur Kasse. Teilprivatisierungen von Kuranlagen, auch der Verkauf des Kurhauses werden als Lösungsvorschläge immer wieder angedacht. Mit Entscheidungen tun sich die Sodener jedoch schwer. Bleibt als politischer Handlungsspielraum nur, sich im Umgang mit dem Rotstift zu streiten und darüber, wohin das wenige verfügbare Geld fließen soll. ana
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Flörsheim. FAT Schau und Spiel "Anton Cechov und die Königinnen von Frankreich", Theateraufführung, Flörsheimer Keller, 20 Uhr.
Hattersheim. Rock-Pop "Most unimportant people", Posthofkeller, Hauptstraße 48, 21 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Alarmstufe: Rot (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Hape Kerkeling, Kein Pardon (15, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling, wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (17.30 Uhr); Dracula (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (letzter Tag).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).
Liederbach. Rathaus: "Sehweisen", Ausstellung der Lebenshilfe, 8 bis 12 Uhr (bis 10. 3.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Parteien / Parlamente Eschborn. FDP: Heringsessen mit Wolfgang Mischnick, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, 19 Uhr.
Schwalbach. SPD: Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten für das Stadtparlament, Bürgerhaus, Gruppenräume 1 und 2, 20 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57. Vereine / Organisationen Kelkheim. Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Initiative "Stark gegen rechts": Talk mit Dragoslav Stepanovic, Hajo Friedrichs, Holger Weinert, Hans Scheibner, Gitte Haenning und Christine Hohmann- Dennhardt, Pfarrzentrum Kelkheim- Münster, 20 Uhr. Senioren Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Treffen im Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Café, 14.30 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 9 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Wunschkonzert mit Dieter Otto, Tanzmusik und Evergreens, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Senioren-Café im Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.
Bilderbuch-Kino für Kinder ab 4 Jahren "Jimmy und seine Lieblings-Boa", Stadtbücherei am Markt, 15 Uhr.
Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Sonstiges Eschborn. Evangelische Andreas-Kirchengemeinde Niederhöchstadt: Gesprächskreis "Die Bibel antwortet uns in Bildern", evangelisches Gemeindezentrum, 20 Uhr.
Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr.
Hofheim. AOK: Autogenes Training für Anfänger, Wilhelmstraße 16, 20 Uhr.
WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Diavisionen Höchst '92, ein Festival der AV-Shows, 20 Uhr.
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm Das Pony vom 1. Stock (15 Uhr); Coming out (18.30 Uhr); Ich bin meine eigene Frau (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a.
Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 13 Uhr (letzter Tag).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 14 Uhr (bis 26. 3.).
Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.).
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle: Offener Treff, Bolongarostraße 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Aquarellmalerei mit Frau Reichert, 10 Uhr; offener Treff für Rommé, Skat u.a., 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
Kinderhaus Höchst: Theater "Die Fuzzys in der Wüste", Adolf-Hauser-Straße 16 - 18 E, 14.30 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr. .WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Dreck, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival '93: Cornelia Niemann "Solo im Supermarkt", 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater "Der kleine Prinz", 20 Uhr.
Konzert auf dem Henkellsfeld, Biebricher Allee 142 mit Werken von John Philip Sousa, Anonymus, John Stevens, Camille Saint-Saens, Julius Fucik, Peter Tschaikowsky u.a., 19.30 Uhr. Café Cicero, Kirchgasse 50: Konzert von "Reflex", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30, 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die dumme Augustine (13, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20, 23.15 Uhr).
Alpha: Hape Kerkeling - kein Pardon (13.15, 15.45, 18.15, 20.45, 23.15 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20, 22.30 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Ehemänner und Ehefrauen (17, 19.45 Uhr); Nikita (22.30 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Steinzeit junior (13, 15 Uhr).
Filmbewertungsstelle im Schloß Biebrich, Ostflügel: Wiesbadener Frauen- Film-Tage - nicht nur für Frauen: Das grüne Leuchten, 19 Uhr. Ausstellungen Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Ausblicke, Einblicke - Zonen des Übergangs", Gemälde, Collagen und Monotypien von Barbara Heier-Rainer, Eröffnung 20 Uhr.
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer" von Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Parteien / Parlamente ÖDP: Informationsveranstaltung "Wir stellen uns Wiesbaden vor", Bürgerhaus Mainz-Kostheim, Winterstraße / Herrenstraße, Clubraum 1, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Pro familia: Langgasse 3, offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
Landesversicherungsanstalt Hessen: Scharnhorststr. 24, Sprechzeit 8 bis 12 Uhr.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Freimaurerloge Plato zur beständigen Einigkeit: Informations- und Gästeabend, es spricht Prof. Dr. Franz Bertram "Memento Mori - das Phänomen des Todes im abendländischen Denken", Logenhaus, Friedrichstr. 35, 20 Uhr. (ohne Gewähr)
Wetteraukreis
str ALTENSTADT, 24. Februar. Bei einem Großbrand in einem Karosseriebau- und Lackierbetrieb in Altenstadt- Waldsiedlung (Wetteraukreis) ist am Dienstag abend ein Schaden von einer Million Mark entstanden.
Nach Angaben der Friedberger Kripo waren zunächst Einbrecher in das Wohn- und Firmengebäude eingedrungen und hatten eine Schreibmaschine und ein Telefaxgerät entwendet.
Anschließend setzten die bisher unbekannten Täter vorsätzlich die Werkshalle mit insgesamt 13 Autos und einem Wohnwagen in Brand. Das Gebäude und die Fahrzeuge wurden völlig vernichtet.
Im Ausstellungsraum des Karosseriebau- und Lackierbetriebes versuchten die Täter dann noch ein Porsche Cabrio in Brand zu setzen, was jedoch nicht gelang.
Menschen wurden bei dem Großbrand, der mit 60 Feuerwehrleuten aus Altenstadt und den umliegenden Gemeinden bekämpft wurde, nicht verletzt. Die Fahndung nach den Einbrechern blieb bislang ergebnislos.
Die Referenten waren sich einig wie selten. Arbeitsschutz, sagte der EG-Kommissar für Soziale Angelegenheiten, Padraig Flynn, sei ein "wichtiges Thema". Jeder Arbeitnehmer dürfe mit Fug und Recht von seinem Arbeitgeber erwarten, daß dieser der Sicherheit seines Beschäftigten hohe Priorität einräume. Diesem Gedanken habe die EG auch Rechnung getragen, indem sie 1992 zum "Europäischen Jahr für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz" erklärt habe. 576 Projekte habe die EG-Kommission in zwölf Monaten dazu finanziert.
Da nickte Norman Willis, derzeit Präsident des Europäischen Gewerkschaftsverbandes (EGB) und Generalsekretär des britischen Gewerkschaftsdachverbandes TUC. Mit einem Blick zurück begründete er das Engagement der europäischen Gewerkschaften beim Thema Sicherheit am Arbeitsplatz. Die Frage nach dem Arbeitsschutz sei "der natürliche Ausgangspunkt für Gewerkschaftsarbeit", sagte er und ziehe sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung. Weil ihre Gesichter geschwollen waren und sie unter einer Krankheit namens "Fossyjaw" litten, hätten Frauen zum Beispiel in der Zündholz-Produktion 1889 in der Firma "Bryant and Mays" eine Gewerkschaft gegründet. Die wuchs sich in London später zur "Union of General Workers" aus.
London war mehr als 100 Jahre später erneut Schauplatz eines engagierten Einsatzes für mehr Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Über 500 Gewerkschafter und Experten aus Betrieben hatte der Europäische Gewerkschaftsbund zu einem Europäischen Forum gebeten. Die Bilanz zu diesem Thema fiel allerdings ernüchternd aus. Das Experten-Forum sei gut dazu, das "Jahr für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz" zu beenden, sagte der Däne Henrik Grove, der zu Wort kam, weil Dänemark derzeit die EG-Präsidentschaft innehat. Und es sei in diesem Jahr auch viel geleistet worden, allerdings: Nur in der Theorie sei man beim Arbeitsschutz vorangekommen, "in der Praxis gibt es große Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten." Dreh- und Angelpunkt aller Diskussionen ist der Artikel 118a der Römischen Verträge, die wichtigste EG-Vorgabe für Sicherheit und Gesundheitsschutz. Sie dient als Rahmenrichtlinie, der die Gesetze der zwölf EG-Staaten angepaßt werden müssen. Darin wird betont, daß die Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz von Arbeitnehmern ein Ziel sei, das nicht rein wirtschaftlichen Erwägungen unterworfen werden dürfe. Weiter heißt es darin, daß der Arbeitgeber diese Faktoren am Arbeitsplatz zu garantieren habe. Er müsse die nötigen Maßnahmen ergreifen, Berufsrisiken verhindern, gefährliche Stoffe durch ungefährliche ersetzen, sich dem technischen Fortschritt anpassen.
Das klingt besser, als es ist - und der Hintergedanke war durchaus nicht arbeitnehmerfreundlich. Es sei nicht akzeptabel, daß sich Unternehmen in einigen EG-Ländern Vorteile verschafften zu Lasten ihrer Arbeitnehmer, sagte der Däne Grove. Die Furcht geht um vor "Wettbewerbsverzerrung" und "Sozialdumping" - weniger vor Gesundheitsschäden. Entsprechend sieht die Realität in der EG aus. Die Richtlinie sollte bis Anfang 1993 in nationale Gesetzgebung umgesetzt werden. Doch von den zwölf EG-Partnern schafften nur fünf diese Hausaufgabe. Deutschland gehört zu den saumseligen Ländern. Dort wird zwischen Bund und Ländern derzeit gar trefflich um einen entsprechenden Gesetzentwurf gestritten. Was Bonn präsentierte, ist vor allem den SPD-Ländern bei weitem nicht genug. Sie bemängeln, daß die Pflichten des Arbeitgebers nicht ausreichend niedergelegt seien und stellen dem Gesetzeswerk überhaupt schlechte Noten aus.
Für den EG-Kommissar Flynn sind fast 600 Projekte zum EG-Jahr für Arbeitsschutz ein Erfolg, für einen britischen Baugewerkschafter reduziert sich das Resultat auf ein Plakat an der Wand. Er erzählt von einem jungen Bauarbeiter, der sich an die örtliche Gewerkschaft wandte. "Es gab keine Einrichtung zum Händewaschen, kein Klo, und die Kantine war ein Zementlager." Außerdem habe er durch den Umgang mit Schwefel eine Hautkrankheit bekommen, so daß ihm auch noch die Freundin weggelaufen sei. Vor Gericht bekam der Mann Recht - da war allerdings seine Zeit auf dieser Baustelle vorbei. So laufe das immer ab, klagt der Gewerkschafter. "Wir kommen nie darüber hinaus, daß sich die Leute die Hände im Eimer waschen."
Zahlen sprechen dafür, daß der Baugewerkschafter recht hat. Nach einer Statistik des Kommissars Flynn gibt es in der EG pro Jahr 8000 Todesfälle am Arbeitsplatz. Die Zahl der Betriebsunfälle wird mit zehn Millionen angegeben. Der Brite Willis nannte für sein Land die Zahl von jährlich 1,6 Millionen Arbeitsunfälle im Jahr und zwei Millionen arbeitsbedingten Krankheiten. Das koste die Wirtschaft zwischen zehn und 15 Milliarden Pfund Sterling, rechnete er vor - mehr als 30 Milliarden Mark.
Eine Studie der EG aus dem Vorjahr ergab, daß fast ein Drittel der Arbeitnehmer glaubt, ihre Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sei gefährdet. Hochgerechnet sind das 42 Millionen Menschen. Die Berichte aus den Arbeitsgruppen der Konferenz bestätigen diesen Trend. So sei der Einsatz ungeschulter Kräfte in der britischen Forstwirtschaft gang und gäbe, sagt der schottische Gewerkschafter Pat Kelly. Rückenverletzungen, Stürze, Schnitte, Verstauchungen, Todesfälle seien in dieser Branche an der Tagesordnung. Vor allem die privaten Unternehmer gingen mit schlechtem Beispiel voran. Bei ihnen arbeite 40 Prozent des Personals völlig ungeschult, der Rest habe höchstens drei Tage Unterweisung, bevor er an gefährliche Geräte wie Kettensägen geschickt werde. Viele Unfälle würden erst gar nicht gemeldet, weil der Kranke nicht versichert sei. Kelly erzählte von einem Forstarbeiter, der sich mit der Säge einen Finger abgeschnitten hatte. "Der hat zwei Tage freigenommen."
Es sind nicht nur körperliche Gefahren, die europäischen Arbeiternehmern zu schaffen machen. In der EG leiden mehr Beschäftigte unter den Folgen von Stress als unter körperlichen Gebrechen am Arbeitsplatz. Das Wort "Stress" gibt es mittlerweile in allen Sprachen. Früher hätten Männer und Frauen über Lärm und Schmutz geklagt, referiert der dänische Gewerkschafter Paul Ulenbelt eine Statistik seines Landes. Heute gäben 52 Prozent der Befragten das hohe Tempo und den Druck am Arbeitsplatz als Quelle für Beschwerden an.
Mehr und mehr stelle sich heraus, daß die nationalen Arbeitsschutzsysteme die Probleme nur ungenügend lösten, vor denen Arbeitnehmer in der EG stünden, monierte der Generalsekretär des EGB, Emilio Gabaglio, in einem Resümee. Seinen Worten nach hinkt der Arbeitsschutz - wie die ganze EG-Sozialpolitik - dem wirtschaftlichen Entwicklungsprozeß hinterher. "Unerträglich" sei dieser Zustand, sagt Gabaglio. Was nicht gewollt war, werde immer mehr zur Realität: das "Sozialdumping".
BERLIN. Geboren wurde er 1863 in Antwerpen in einer kinderreichen Apothekerfamilie. Gestorben ist er 1957 in Oberägi; gelebt hat er, im Lauf dieser vierundneunzig Jahre, in zahlreichen Häusern und Wohnungen in fünf Ländern, in Belgien, Frankreich, Holland, Deutschland, der Schweiz: Henry van de Velde, der nach dem Willen seines Vaters hätte Staatsbeamter werden sollen, statt dessen mit siebzehn Jahren auf die Akademie der Schönen Künste seiner Heimatstadt ging, mit einundzwanzig nach Paris, einer aus der großen Gruppe der jungen Leute, die die neue Kunst faszinierte, der malen wollte wie Manet, oder besser noch wie Gauguin oder Van Gogh.
Wäre es dabei geblieben, die Kunstgeschichte hätte ihn als eines der Talente registriert, die im Umkreis der jeweils prävalenten Kunstströmungen Gutes, wenn schon nicht Hervorragendes zuwege bringen. In diesen frühen Jahren probierte er Stile an wie Kleider, folgte bis ins Sujet denen, die er verehrte. In der Ausstellung sind dafür genügend Beispiele zu finden. Doch Gefolgschaft, das muß er bald gemerkt haben, war seine Sache nicht - er wollte führen. Viel später, in seiner Autobiographie, hat er die entscheidende Wendung in seiner Arbeit nicht künstlerisch, sondern gesellschaftlich begründet, als "die Auflehnung gegen den Egoismus der sozialen Verhältnisse am Ende des 19. Jahrhunderts, gegen die von der herrschenden Klasse heftig verteidigten Vorrechte".
Aus dem Maler wurde der Designer, der Architekt, der Reformer, einer, der mit einer schönen Umwelt jene besser machen wollte, die in dieser Umwelt lebten. "Arts and Crafts", wie das in England hieß, Kunsthandwerk also, das war's! Er kreierte "Lebensräume" in denen alles seinen Formvorstellungen gehorchte: Möbel, Lampen, Teppiche, Haushaltsgegenstände, und später die Häuser dazu, wurde vom Innenausstatter zum Architekten. Er fand rasch Kunden, die seine kühlen Erfindungen mit ihren floralen Verzierungen schätzten; in einem von Richard Wagner geprägten Zeitalter war die Idee des "Gesamtkunstwerks" auch außerhalb der musikalischen Sphäre virulent. Er gründete eine kleine Fabrik, um seine Entwürfe in Serie herzustellen, wollte er doch, daß sein "neuer Stil" für mehr Menschen erschwinglich würde als die Angehörigen der "herrschenden Klasse". Die Fabrik war nach Anfangserfolgen ein teures Desaster, zum Kaufmann taugte van de Velde nicht. Eher schon zum Lehrer: in Berlin 1900/1901 und in Weimar ab 1903. Das war seine erste "große Zeit". Harry Graf Keßler, selbst Leiter des "Museums für Kunst und Kunstgeschichte" in Weimar half seinem Schützling, wo er konnte, auch gegen die sich steigernden Angriffe der Konservativen. Van de Velde hatte begeisterte Schüler, auf die konnte später das "Bauhaus" setzen. In diesen Jahren hat van de Velde wunderbare Möbel entworfen, sanft geschwungene, in der Regel bequeme Stühle und Sessel, trapezförmige Bücherborde, elegante Tische: alles war graziös, wie selbstverständlich. In der Ausstellung im Bauhaus-Archiv stehen zwei sehr direktoriale Schreibtische nebeneinander: der für den Verleger Löffler, den van de Velde bereits 1898 entworfen hat und der, den Peter Behrens drei Jahre später schuf: van de Veldes Möbel ist elegant, geistreich, daran ließen sich Essays schreiben; auf Behrens' ebenso schön gearbeiteten Tisch kann man sich eher Akten und Konzern-Bilanzen vorstellen: eine Möbel gewordene Metapher der Macht.
Van de Velde war kurz vor dem 1. Weltkrieg ein durchgesetzter Künstler und "Gestalter" dessen Auftraggeber freilich nach wie vor aus den Kreisen kamen, denen er hatte entkommen wollen: denen der Reichen und Herrschenden. Die glücklichen Jahre in Weimar waren 1917 endgültig vorbei, der Krieg hatte den "Deutschen Staatsbürger belgischer Nationalität" zum Paria gemacht, seine Lehrstelle hatte er schon vorher aufgeben müssen. Danach wollte er in Deutschland nicht mehr bleiben, versuchte es in der Schweiz und in Holland, lernte dort 1920 seine wichtigsten Arbeitgeber, das Ehepaar Kröller-Müller kennen. Für sie sollte er ein großes Museum bauen, die Wirtschaftskrise hat davon nur ein kleineres übriggelassen: das Rijksmuseum Kröller-Müller in Otterloo.
Das Erstaunliche an dieser Karriere, die immer wieder jäh abbrach, (am bittersten nach Ende des 2. Weltkriegs, als man ihm, dem in Belgien gebliebenen, zu Unrecht "Kollaboration" vorwarf): van de Veldes Ruhm wuchs weiter, auch als seine ornamentale Kunst aus der Innenarchitektur längst in die Werbung abgewandert war (er selbst hatte damit angefangen, als er die "corporate identity" - die damals noch nicht so hieß - für die Tropon-Werke ausklügelte. Der alte Mann war eine Art Mythos geworden, erst hatte man ihn bewundert, dann kopiert, schließlich zum Vorläufer erklärt.
Er hat es dabei nicht bewenden lassen, in den dreißiger Jahren - seiner zweiten großen Zeit - begonnen, sich dem "internationalen Stil" zu öffnen, den das Bauhaus verbindlich gemacht hatte: aus den merkwürdig gebrochenen, kleinteiligen Bauformen seiner mittleren Jahre fand er zu großzügigen, klaren, einfachen Lösungen. Die Technische Schule in Leuven, der Bücherturm in Gent, ein Altenheim in Hannover, die belgischen Pavillons für die Weltausstellungen 1937 in Paris, 1939 in New York sind glänzende Zeugnisse eines Baumeisters, der sich weiterentwickelt hatte. Seine eigene "Handschrift" hat er dabei nie verleugnet, so wenig, wie die Ideale, die für ihn seit dem Wechsel von der Malerei zum Design bestimmend wurden. Der uralte Mann in seinem Haus in der Schweiz hat gewußt, wie folgenreich seine "Reformen" gewesen sind.
All das kann man nun in der Ausstellung im Bauhaus-Archiv sehen, dessen kleine Räume die Fülle der Bilder, Möbel, Geschirre, Gefäße, Entwurfszeichnungen, Photos von Häusern und Inneneinrichtungen zu sprengen droht, die vorher in Hagen und Weimar vermutlich mehr Platz hatte. Was diese Ausstellung so spannend macht, ist der geglückte Versuch, alle Facetten von Henry van de Veldes Werk zu zeigen - und damit seinen Einfluß. Der hervorragend gearbeitete, umfangreiche Katalog ist eine Art Standardwerk geworden.
ROLAND H. WIEGENSTEIN
(Henry van de Velde, Ein europäischer Künstler in seiner Zeit, Bauhaus-Archiv Berlin, bis 18. 8. 93, Mi.-Mo., 10-17 Uhr, Katalog in der Ausstellung DM 50. Diese Ausstellung wird anschließend im Museum voor Sierkunst Gent, im Museum für Gestaltung Zürich und im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zu sehen sein.)
KELSTERBACH. Gegen ein Güterverteilzentrum im Ticona-Wald hat sich der CDU-Stadtverband ausgesprochen. Solche Planspiele bei der Landesregierung seien "abenteuerlich", erklärte der Vorsitzende Alfred Wiegand. Die Union stehe voll hinter den Erweiterungsmöglichkeiten, die laut gültigem Flächennutzungsplan des Umlandverbandes der Firma Ticona in diesem Bereich genehmigt seien.
Für ein Güterverteilzentrum stünden auf dem nahegelegenen Caltex-Gelände Flächen zur Verfügung, und das sollten nach CDU-Meinung für diesen Zweck maximal 30 Hektar sein.
Voraussetzung für die spätere Nutzung des Caltex-Terrains sei allerdings, daß zuerst eine Untersuchung über Verkehrsbelastung, Wohnungssituation sowie die Belastung für Region und Umwelt durchgeführt werde. cas
KELSTERBACH. Zur Biotop-Pflege im Bereich "Mittelfeld" lädt für Samstag, 27. Februar, der BUND-Ortsverein ein. Dies ist nach Auskunft des Vorsitzenden Rüdiger Stiebing die letzte Möglichkeit zur Pflege auf dem dem BUND überlassenen Feldgehölzstreifen, weil anschließend nach dem hessischen Naturschutzgesetz bis 31. August kein Gebüsch mehr zurückgeschnitten werden darf, weil dies sonst die Vogelbrut stören könnte. Die Teilnehmer treffen sich um 9.15 Uhr beim Vorsitzenden Stiebing in der Höhenstraße 1 oder um 9.30 Uhr auf dem Grundstück am Mittelfeld. cas
Mit jedem Tanker wächst das Risiko im Bosporus
Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Katastrophe ereigne, fürchten viele in Istanbul. Immer dichter wird der Schiffsverkehr im Bosporus, und das Risiko wächst mit jedem Tanker, der sich durch die 32 Kilometer lange Meerenge schlängelt.
Mit Entsetzen erinnert man sich in Istanbul an den 15. November 1979. Damals stieß in der südlichen Einfahrt zum Bosporus der rumänische Tanker Independenta mit einem griechischen Küstenfrachter zusammen. Das Tankschiff explodierte, und ein Teppich brennenden Öls breitete sich auf dem Bosporus aus. 105 Seeleute kamen in dem Inferno um. Tagelang loderten die Flammen, stand ein schwarzer Rauchpilz über Istanbul. Nur mit allergrößter Mühe gelang es den Feuerwehren, ein Übergreifen der Flammen auf die Zehnmillionenstadt zu verhindern.
Die Meerenge, die Europa und Asien trennt, ist stellenweise nur sechshundert Meter breit - ein Nadelöhr aus der Sicht eines Tankerkapitäns, der sein schwerfälliges Schiff durch die engen Kurven steuern muß. Durchschnittlich 125 Schiffe befahren jeden Tag den Bosporus, nicht gerechnet die zahllosen Ausflugsboote und Fähren, die ständig zwischen den Ufern pendeln und die Fahrrinne kreuzen. Während der vergangenen zehn Jahre gab es, so die offizielle Statistik der Bosporusbehörde, 162 Unfälle. Und die Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals hat für eine weitere Zunahme des Verkehrs gesorgt. Künftig wollen auch noch die ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens 45 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr aus dem Schwarzen Meer durch den Bosporus ins Mittelmeer schippern.
Anfang Februar äußerte die türkische Regierung erstmals öffentlich Besorgnis über die Risiken des Tankerverkehrs und deutete vorsichtig die Möglichkeit von Einschränkungen an. Alarmiert sprach bereits der russische Botschafter im türkischen Außenministerium vor und bat um Aufklärung. Der 1936 geschlossene Meerengenvertrag von Montreux garantiert schließlich allen Schiffen ungehinderte Durchfahrt im Bosporus, bei Tag und Nacht. Nicht mal zur Mitnahme eines Lotsen sind die Kapitäne verpflichtet. Zwar will Ankara den Vertrag von Montreux nicht einseitig aufkündigen, doch erweckt man nun den Eindruck, es gebe eventuell eine Handhabe, den ständig zunehmenden Tankerverkehr aus Sicherheitsgründen zu begrenzen.
Mit der jetzt entfachten Diskussion hofft die türkische Regierung jedoch in Wirklichkeit, ein ehrgeiziges Projekt voranzubringen: das Vorhaben einer Erdölpipeline vom Kaukasus zum Mittelmeer. Die türkischen Pläne sehen vor, das Rohöl aus den Fördergebieten Zentralasiens und des Kaukasus zunächst durch Rohrleitungen zur aserbaidschanischen Hauptstadt Baku zu transportieren und von dort durch eine über Armenien oder Iran führende Rohrleitung zum türkischen Mittelmeerhafen Yumurtalik zu pumpen. Nach Plänen der staatlichen türkischen Pipelinegesellschaft BOTAS soll die 1600 Kilometer lange Rohrleitung eine Milliarde Dollar kosten und in zwei Jahren fertig sein. Neben dem Konsortialführer BOTAS wollen sich die staatliche aserbaidschanische Erdölgesellschaft sowie die in Zentralasien bereits bei der Ölsuche und -förderung stark engagierten Multis BP, Amoco und Penzoil an dem Projekt beteiligen.
Das Vorhaben, über das Mitte Februar eine Arbeitsgruppe der interessierten Firmen in Baku diskutierte, stößt allerdings bisher auf politische Hürden. Die Aserbaidschaner sträuben sich dagegen, die Ölleitung über das Territorium ihres Erzfeindes Armenien zu führen. Und die Alternativroute über den Iran findet bei den westlichen Ölgesellschaften, die an der Förderung in Zentralasien beteiligt sind, keine Zustimmung. In Ankara aber gibt man sich zuversichtlich, daß diese Schwierigkeiten schon bald ausgeräumt sind und mit dem Bau der Pipeline begonnen werden kann.
Das Projekt ist für die Türkei von immenser wirtschaftlicher, aber auch politischer Bedeutung: Es soll den Anspruch des Landes unterstreichen, für die neuen Republiken Zentralasiens die Rolle einer Führungsmacht zu übernehmen. Gezielt hat die Türkei während der vergangenen Jahre ihre Präsenz in der Region ausgebaut. In Aserbaidschan ist Ankara nicht nur mit Militärberatern engagiert, auch Kriegsgerät der ehemaligen NVA, das die Bundesregierung dem Bündnispartner Türkei geliefert hatte, soll inzwischen seinen Weg in die Bestände der aserbaidschanischen Streitkräfte gefunden haben.
Das hat Armenien nicht daran gehindert, sich trotz des historisch schwer belasteten Verhältnisses zu den Türken ebenfalls um engere Wirtschaftsbeziehungen zu bemühen. Türkische Strom- und Weizenlieferungen sind bereits vereinbart, jetzt will die Regierung in Eriwan über einen Ausbau der Eisenbahnverbindungen zwischen beiden Ländern verhandeln. Bisher verkehrt zwischen dem türkischen Kars und dem armenischen Ahurjan nur zweimal wöchentlich ein Zug, Dienstag und Freitag.
Vor allem aber in den von Turkvölkern besiedelten Republiken der ehemaligen UdSSR (neben Aserbaidschan sind das Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan und Usbekistan) bemüht sich die Türkei, Fuß zu fassen, besonders im kulturellen Bereich. Tausende Schüler und Studenten aus diesen Republiken werden mit staatlichen Stipendien in der Türkei ausgebildet, aus Anatolien kommen Bücher und Zeitungen, und via Satellit bestrahlt das türkische Staatsfernsehen TRT inzwischen die gesamte Region.
Im Wettlauf mit den gleichfalls in Zentralasien um Einfluß bemühten Iranern haben die Türken bisher einen klaren Vorsprung, und den hofft man in Ankara mit der geplanten Pipeline weiter ausbauen zu können - notfalls sogar über iranisches Territorium.
Ein halbes Jahr ist vergangen, seit der Frankfurter Traditionsbetrieb Triumph- Adler (TA) am neuen Standort in Griesheim die Produktion aufnahm - und das Werk steht derzeit weit besser da, als seinerzeit auch vom rot-grünen Magistrat befürchtet worden war. Diese Zwischenbilanz zog der TA-Betriebsratsvorsitzende Lothar Reininger. Nach seinen Worten sind auf dem neuen Werksgelände an der Lärchenstraße gegenwärtig 330 Mitarbeiter mit der Montage von Schreibmaschinen und tragbaren Personalcomputern (Laptops) beschäftigt. Monatlich verließen etwa 15 000 Schreibmaschinen das Werk, die Produktion befinde sich eindeutig in der Gewinnzone: "Das Werk läuft rund", sagte Reininger.
"Industriepolitik in Frankfurt ist also möglich": Dieses Fazit zieht der Betriebsrat heute. Noch im Sommer 1992 war die Perspektive für TA düsterer gewesen. Der seinerzeit zwischen der IG Metall und der TA-Muttergesellschaft Olivetti unterzeichnete Kontrakt erlaubt es dem Unternehmen, die Belegschaft bis auf 245 reguläre Arbeitskräfte und 20 Lehrlinge herunterzufahren. Vor dem Umzug hatten im alten Werk an der Kleyerstraße im Gallus noch 650 Menschen Arbeit gefunden. 50 Mitarbeiter davon kamen laut Reininger in einem Olivetti-Lager in Hofheim unter. Aus dem TA-Hauptstandort in Nürnberg dringen allerdings ganz andere Nachrichten nach Frankfurt: Dort sollen laut Reininger von 1200 gerade noch 200 Arbeitsplätze übrigbleiben.
Daß in Griesheim dank des wirtschaftlichen Erfolgs bis heute 330 Arbeitsplätze erhalten werden konnten, stimmte den Betriebsrat optimistisch - am neuen Standort habe Olivetti schon zehn bis zwölf Millionen Mark investiert. Das Geld floß unter anderem in die Modernisierung eines alten Hochregallagers, das der vorherige Nutzer des Geländes, Messer-Griesheim, zurückgelassen hatte.
Reininger sprach von einer "recht modernen", konkurrenzfähigen Produktionsanlage.
Dennoch: Es bleiben Probleme für die Menschen im Werk. Triumph-Adler im Gallusviertel - das hieß: Die Mitarbeiter waren eingebettet in ein gewachsenes Umfeld von Läden und Kneipen mit erschwinglichen Preisen. Auch wenn der Strukturwandel im Gallus in den vergangenen Jahren nicht wenigen Einzelhändlern und Gaststätten den Garaus machte: Rund um die Lärchenstraße in Griesheim "gibt es jetzt gar nichts", sagt Reininger.
Und so gründeten die Beschäftigten von TA in Griesheim einen Selbsthilfe- Verein. Er betreibt die Kantine des Werks und ersetzt zumindest teilweise, was im Gallus verlorenging.
Der Strukturwandel dort macht inzwischen auch vor den denkmalgeschützten, alten Werkshallen an der Kleyerstraße nicht halt: Nach einem Umbau ziehen Werkstätten, Ateliers, Agenturen ein - und es gibt über 200 frei finanzierte Wohnungen, darunter luxuriöse "Lofts" in den Dachgeschossen. jg
BUTZBACH. Das Butzbacher Stadtparlament will heute ab 20 Uhr im Bürgerhaus entscheiden, ob die Stadtverwaltung neue Räume durch einen Erweiterungsbau am derzeitigen Standort (Marktplatz) bekommt oder aber in einem Gebäude in der Schloßkaserne. Der millionenschwere Entschluß wird für eine ebenso harte Debatte sorgen wie vor einer Woche die Entscheidung über den neuen Friedhof oberhalb der Waldsiedlung, der mit den Stimmen von CDU und SPD gegen die der kleinen Fraktionen von FDP, Grünen und BFB beschlossen wurde.
Nachdem sich Rathauskommission und Magistrat mit dem Problem beschäftigt hatten, brachte die SPD-Fraktion das Thema kurzfristig per Dringlichkeitsantrag in den Haupt- und Finanzausschuß. In der Sitzung entschied sich dann die Ausschußmehrheit von CDU und SPD für eine Erweiterung des Rathauses. In der Sitzung meinte dann auch die Ausschußmehrheit, daß eine Beratung im Stadtparlament nicht mehr nötig sei.
FR-Recherchen bestätigten dann Zweifel der Grünen an der Rechtmäßigkeit des eigenmächtigen Ausschußbeschlusses. Die SPD-Fraktion reagierte und sorgte dann mit einem weiteren angenommenen Antrag in der Stadtverordnetensitzung dafür, daß das Stadtparlament nun selbst die Standortfrage klärt.
Das Eiltempo von CDU und SPD stört die kleinen Fraktionen, zumal sie erhebliche Zweifel an den vorgelegten Zahlen der Verwaltung haben. Herbert Lamers (BFB) "graut" es gar vor einer Entscheidung, und der Spitzenkandidat der FDP für den Butzbacher Ortsbeirat der Kernstadt, Norbert Gonter, meint, daß sehr sorgfältig überlegt werden müsse, "welche Lösung die kostengünstigere und auch vernünftigere ist". str
HÖCHST. Szenen aus dem Leben Homosexueller - bitter ernsthaft und abgrundtief komisch - zeigen die drei Filme, die in der nächsten Kinowoche im Höchster Filmforum (Emmerich-Josef- Straße 46 a) laufen. Den Anfang macht der dokumentarische Spielfilm "Ich bin meine eigene Frau". Rosa von Praunheim verfilmte das Leben der Charlotte von Mahlsdorf, die als Transvestit in der damaligen DDR Karriere machte und sich durch die Ostberliner Schwulenkneipen der 50er Jahre trieb. Ein Film, der den Tatsachen treu bleibt, der Liebe zum schwulen Kitsch jedoch nicht ganz entsagt. Zu sehen ist er am Donnerstag, 25. Februar, und Sonntag, 28. Februar, um 18.30 Uhr sowie am Freitag, 26. Februar, und am 27. Februar, um 20.30 Uhr.
Daß sich der junge Lehrer Philipp in seine Kollegin Tanja verliebt, überrascht ihn selbst, weil er gerade nur wegen seiner Eltern ein homoerotisches Verhältnis beendet hatte. Als Philipp jedoch Matthias begegnet, versucht er, sich von Tanja zu trennen. Der Film "Coming Out" von Heiner Carow zeigt sein Dilemma zwischen Tanja und Matthias, die ihm irgendwann beide mißtrauen. In der Schwulenszene Ost-Berlins sucht Philipp nach seiner Identität. "Coming Out" läuft am Samstag, 25. Februar, um 20.30 Uhr und am 26. Februar, um 18.30 Uhr.
Der dritte Film "The Times of Harvey Milk" handelt von Harvey Milk, der in San Francisco zu den führenden Figuren der Lokalpolitik gehört. Er hat es geschafft, sich als Homosexueller zu engagieren und gleichzeitig die Sympathien der Leute in seinem Viertel zu gewinnen. Milk wird eines Tages im Rathaus erschossen - von Dan White, einem Stadtpolitiker, der sich gerade erst mit ultimativen Forderungen zurückgezogen hatte. Der Prozeß macht Dan White zu einem verwirrten Täter, während Milk als Märtyrer der Schwulenbewegung dasteht. Die amerikanische Originalfassung mit Untertiteln ist am Samstag, 27. Februar, um 18.30 Uhr und am 28. Februar um 20.30 Uhr zu sehen.
Mit dem Thema "Homosexualität" hat der Film "Grüne Tomaten" nichts zu tun: Er läuft am Dienstag und Mittwoch, 2. und 3. März, jeweils um 20 Uhr. Den Rahmen der Handlung bildet die Begegnung der fülligen Hausfrau Evelyn in der Midlife-Crisis mit einer alten Dame, die fabelhafte Geschichten von der selbstbewußten Idgie erzählt. Diese Idgie setzt schon in den 30er Jahren ihre Vorstellung vom Leben durch, rettet ihre Freundin Ruth vor deren brutalem Ehemann und betrieb das "Whistle Stop Café" mit den berühmten grünen Tomaten.
In der Spätvorstellung am Samstag, 27. Februar, um 22.30 Uhr zeigt das Filmforum den Kultfilm "Blues Brothers".
Und für Kinder gibt's am Freitag und am Sonntag, 26. und 28. Februar, jeweils um 15 Uhr den dänischen Film "Das Pony vom 1. Stock". Rikke wohnt in der Stadt und weiß nicht, was sie dort mit dem Pferd machen soll. Trennen will sie sich auf keinen Fall von ihrem Pony . . . ege
RÜSSELSHEIM. Erstmals seit vierzig Jahren müssen die Naturfreunde zu einer Jahreshauptversammlung außer Haus gehen: Seit in der Nacht zum 22. Januar ihr idyllisch im Wald gelegenes Vereinsheim abbrannte, sind die 250 Mitglieder ohne festes Domizil, müssen sie in den Treff oder in die Naturfreundehäuser Trebur und Ginsheim ausweichen. Der Wiederaufbau ihres Naturfreundehauses wird auch die Jahreshauptversammlung prägen; am Sonntag, 28. Februar, 10 Uhr, in der Stadthalle.
Gewählt wird eine Baukommission, die ihre Vorstellungen dann einer gesonderten Mitgliederversammlung zur Abstimmung stellt, erklärte Vorsitzender Friedel Schmidt. Nach seiner Auskunft ist die Brandursache ungeklärt, gleichwohl der Ausgangspunkt des Feuers herausgefunden: ein Behälter unter der Spüle, in dem Aschenbecher ausgeleert wurden. lis
Früher leistete sich jedes der elf Länder der alten Bundesrepublik einen "Minister für Bundesangelegenheiten", der anfangs ein besserer Frühstücksdirektor für die Landesinteressen in der Bundeshauptstadt war. Die Posten heißen inzwischen bei den alten und neuen Bundesländern "Minister für Bundes- und Europa-Angelegenheiten" oder ähnlich. Vor allem seit der Entstehung des Maastrichter EG-Unionsvertrags sind sie jeweils mit einem rapide wachsenden Beamtenunterbau in den Landeshauptstädten sowie in Bonn und in Brüssel verbunden. Für jeden Politikkenner heißt das: enormer Machtzuwachs.
War Brüssel bisher oft weniger der Bauplatz Europas als das Schlachtfeld für Machtkämpfe zwischen der EG-Bürokratie einerseits und den zwölf nationalen Bürokratien anderereits, so tritt jetzt - vorläufig aber nur von deutscher Seite - ein drittes Beamtenheer ins ständige Gefecht ein: das unserer 16 Bundesländer. Die erst im Entstehen begriffenen drei belgischen "Länder" und die machtgierigen spanischen "Regionen" schauen abwartend zu. In den übrigen EG-Staaten halten die Zentralregierungen umso strikter an ihrer Macht fest.
Die Hoffnung, im neuen EG-Ausschuß der Regionen - nach der noch ausstehenden Inkraftsetzung des Maastrichtvertrages - ganz große Politik in Brüssel machen zu können, haben die deutschen "Europa-Minister" nach genauerer Lektüre des Textes schnell aufgegeben. Denn London, Paris und die kleineren EG-Staaten haben diesem Ausschuß weniger als ein Zipfelchen von Macht zugebilligt. Er wird deshalb ein reines Beamtengremium sein und entsprechend überflüssig.
Umso mehr haben die Beamten der deutschen Länder-Europaminister auf Mittel und Wege gesonnen, doch noch einen "Fuß in die Tür" der künftigen EG- Gesetzgebung zu bekommen. Der Hebel ist das im Maastrichter Vertrag verankerte "Subsidiaritätsprinzip". Weil diesen aus einer päpstlichen Enzyklika stammenden Ordnungsbegriff kein Normalbürger versteht, haben ihn die zwölf EG- Regierungschefs auf ihrem Edinburgh- Gipfel im vorigen Dezember mit dem Wort "Bürgernähe" übersetzt. Da auch das noch zu unbestimmt bleibt, entwikkelten kluge Bürokraten des Freistaats Bayern ein "Prüfraster", an dem künftig gemessen werden soll, ob die EG überhaupt gesetzgeberisch tätig werden darf, welcher Ermessensspielraum ihr für Details zugestanden werden kann und wo sie, falls es überzeugend notwendig sein sollte, gewisse Kontrollrechte ausüben darf. Ein bißchen "abgeschrieben" haben Münchens Bürokraten nach Meinung von Beobachtern bei einem Papier, das der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) im wohlverstandenen Eigeninteresse schon im November an Bundeskanzler Helmut Kohl geschickt hatte.
Einigen "rot-grün" oder sozialdemokratisch regierten Bundesländern ging der bayerische "Prüfraster" denn auch zu weit. Es gibt ja SPD-Ministerpräsidenten, die sich vorstellen können, eines Tages in Bonn zu regieren, und die dann das eine oder andere an Fortschritt eventuell "über Brüssel" durchsetzen wollen, wenn es in einer Bonner "Ampelkoalition" an einem industriehörigen FDP-Partner scheitern sollte. Sozialdemokraten und auch Christdemokraten im Europa-Parlament sehen den Machthunger der "dritten Bürokratie-Ebene" aber als Gefahr für die im Maastrichter Vertrag nur unzureichend gestärkte "Demokratisierung" der EG. Denn im Unionsvertrag sind für das EG-Parlament immerhin neue Einflußrechte auf die Gesetzgebung durch das "Mitentscheidungsverfahren" verankert, die ihm für gewisse Bereiche eine Gleichberechtigung mit dem bisher übermächtigen EG-Ministerrat zugestehen.
Ein harter Kampf steht bevor, wenn nach bewährter EG-Manier demnächst zwischen dem Parlamentspräsidium, dem EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delors und dem (derzeit dänischen) EG- Ratspräsidium eine Vereinbarung der drei EG-Organe ausgehandelt werden muß, wie das sogenannte "Subsidiaritätsprinzip" in der Praxis anzuwenden sei. Der vereinte Druck der Bundesländer auf Bonn im EG-Ministerrat könnte - neben den Bürokratieinteressen anderer EG- Hauptstädte - den EG-Parlamentariern den "Maastrichter" Machtzuwachs gleich wieder einschränken, fürchten manche.
Sich im Zwiespalt zu befinden, räumen auch Bonner Bundesminister offen ein. Beispielsweise will der neue Landwirtschaftsminister Jochen Borchert, daß die Flächenstillegung deutscher Bauern nur von den deutschen Länderbehörden "kontrolliert" wird und nicht von Brüssel mit Fotos von Weltraumsatelliten, die den Bauern "angst machen". Weil die Flächenstillegung aber die Voraussetzung für den aus Brüssel zu zahlenden "Einkommensausgleich" der Landwirte ist und man auch nicht in Bonn an gleich strikte Stillegungskontrollen in allen anderen EG- Ländern glauben mag, hätte Borchert doch ganz gern ein sicheres EG-Überwachungssystem.
Die "Bürgernähe", wie sie Münchens "Prüfraster" für EG-Regelungen vorsieht, ginge bei gewissen Mafia-Einflüssen in den Kontrollbehörden anderer Mitgliedstaaten nicht zu Lasten Bayerns. Der Bonner Bundeshaushalt müßte die Betrügereien über höhere Beitragsleistungen nach Brüssel mitbüßen. Das ist nur ein Beispiel, das sich in anderen Bereichen fortsetzen ließe. Die Grundfrage ist, wieviel Vertrauen die EG-Regierungen ineinander haben.
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Roman Herzog, hat als Redner bei einer Veranstaltung in der bayerischen Landesvertretung in Brüssel zum "Subsidiaritätsprinzip" dargelegt, daß der deutsche Föderalismus keineswegs ein vorbildliches Beispiel für die EG abgebe. Denn unter anderem nähmen die sogenannten Bundesrahmengesetze den Ländern oft viel mehr Ausführungsspielraum weg als die EG-Richtlinien den zwölf Mitgliedstaaten. Das Spannungsverhältnis zwischen "Bundestreue" und Subsidiarität (als Gestaltungsfreiheit auf möglichst dezentralen Verwaltungsebenen) sei auch in Deutschland sehr problematisch. Hingegen empfahl der Karlsruher Chefrichter für die EG das deutsche Muster des sogenannten "kooperativen Föderalismus", wo beispielsweise die Länderministerpräsidenten mit dem Bundeskanzler oder die Fachminister der Länder mit ihrem Ressortkollegen aus der Bundesregierung praktische Lösungen aushandeln.
Herzog war sich möglicherweise nicht ganz bewußt, daß die Entscheidungsfindung in manchen EG-Fachministerräten bei der Kompromißsuche mit dem zuständigen Brüsseler Kommissionsmitglied durchaus ähnlich verläuft, und somit der Vortrag den Absichten des gastgebenden bayerischen "Europa-Ministers" eher widersprach. Vom "Demokratiedefizit" bei solchen Verhandlungen auf der Bonner Ebene war übrigens dabei nicht die Rede.
Jeder Kenner der Brüsseler Szene weiß, daß sich aus der Nachkriegskonstellation ein dominierender französischer Einfluß in der EG-Bürokratie eingenistet hat und mit ihm ein "zentralistisches" Denken wie in Paris. Die gleichmacherischen Einebnungstendenzen haben zur Unbeliebtheit der EG wesentlich beigetragen. Deshalb begrüßen einsichtige EG-Beamte die jetzt schärfer hervortretenden Gegenkräfte im Kielwasser der "Maastricht-Debatte". Doch fürchtet man in Brüssel auch, daß es den deutschen Länderregierungen weniger um die "Bürgernähe" der EG, als um Einflußzuwachs im Machtkampf der Bürokratien.
Mehr als alles . . .
(Fortsetzung von Seite I)
Oberhalb von Kingston, in den Blue Mountains, wird eine Erfolgsgeschichte besichtigt. Mr. Sangsters, der hier eine Destillery betreibt, ist Schotte und eigentlich Dozent an der Universität von Kingston. Mr. Sangsters kam vor 20 Jahren nach Jamaika und wollte eigentlich Musiker werden. Mr. Sangsters&rquote; Destillery ist zugleich ein Ort der uneingelösten Träume. Zum Beispiel Monica: Mutter von vier erwachsenen Kindern, deren Väter einer Erwähnung nicht für wert befunden werden, etikettiert seit 17 Jahren das in allen Souvenirshops der Insel erhältliche Produktsortiment aus dem Hause Sangsters. Sie tut dies mit einem Gleichmut, der sich aus der Erkenntnis nährt, daß andernorts das Leben nicht unbedingt einfacher ist. Als Monica das Geld für die Schiffspassage zusammengespart und eine Stelle als Kindermädchen bei einer Londoner Famile gefunden hatte, da konkurrierte das Heimweh so erfolgreich mit der Aussicht auf maßvolle Sicherheit, daß Monica zurückkam.
Mit der Zögerlichkeit, die einem frühen Vormittag angemessen ist, schreitet die Besuchergruppe unterdessen zur Verkostung, welche mit niedrigprozentigen Übungen beginnt: Banana Cream Liquor, Kaffeelikör, Cherry Brandy. "Wo bleibt der Rum?" fragt einer. Jemand schwenkt, allzeit bereit, sein Probierglas. Der Rum- Experte hält sich gut und trinkt mit soldatischer Disziplin. Den 63ig-Prozentigen kippt einer mit eleganter Handbewegung über die Verandabrüstung in die hinter ihm tief abfallende Schlucht.
Wo das Land sich neigt zur Küste, liegt Buff Bay. Eine unspektakuläre Ansammlung von Häusern und Geschäften, die nur als kulinarischer Außenposten eine bescheidene touristische Bedeutung erhält. Gegenüber der Elementary School bietet das einzige guest house des Ortes Suppe und Hühnchen. Der Christian Book Store hat neuerdings den Anschluß an den Souvenirhandel geschafft und offeriert Nippes aus Fernost: Ein Miniatur- Teegeschirr aus Plastik für die Kids zum Spielen, Kopie englischen Lebensstils. "Ich heiße Kevin", sagt Kevin in gebrochenem Deutsch. Kevin lehnt gelangweilt an der Veranda des guest houses, wo die Touristen inzwischen beim Hühnchen sind. Wenn der 15jährige von seinen Plänen erzählt, die sich weit weg von Buff Bay erfüllen sollen, tut er dies wie ein Kirchgänger, der sein Glaubensbekenntnis ablegt. Sieben Jahre lebte Kevin in London, bis die Eltern ihn zum Schulbesuch zurückschickten nach Jamaika. Kevin wird eines Tages nach Europa gehen, als businessman. Zu seinen Füßen sammeln sich Abwässer, die aus der Küche in die zementierte Vertiefung des Gehweges fließen. Ein Hund hängt seine Zunge in den milchig trüben Fluß. Den Wandel von Ocho Rios schätzt Tex mit Einschränkung. "In the sense of economy", sagt Tex, der vor 25 Jahren in der Hafenstadt an der Nordküste geboren wurde und vor dem Trubel eines expandierenden Touristenzentrums nach Runaway Bay exiliert ist. Tex ist Taxifahrer und gehört zu einer Branche, die floriert, seitdem täglich drei bis vier Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Ocho Rios anlegen. Für die Tagestouristen wird am Pier die Andeutung eines roten Teppichs ausgerollt, Tourbusse warten mit laufendem Motor auf Sight- Seeing-Passagiere, Duty-Free-Shops haben ihr Souvenir-Sortiment an der Straße arrangiert.
Auf der Hauptgeschäftsstraße geht Jack in the Bush, ein wandelnder Phantasiebaum, dessen Kopfbedeckung spitz zuläuft wie ein Zuckerhut. Heute kommen drei Kreuzschiffe und Jack, dieses für ein paar Jamaica-Dollar käufliche Fotomotiv, "will make a lot of money". Sagt Tex. Seitdem er die Schule verlassen hat, fährt Tex Touristen durch Ocho Rios, zu den Dunn&rquote;s River Falls und wartet geduldig vor den Duty Free Shops. "The beauty is gone", sagt Tex - die Schönheit, welche die Natur ohne Gedanken an ihre Verwertbarkeit einmal besaß.
Wie Schmarotzerpflanzen, die auf den Stämmen der Nationalfrucht Ackee gedeihen, profitieren die dicht an dicht gebauten Hotels von der ungebrochenen Anziehungskraft Ocho Rios. Gegen diese lärmende Landnahme immer neuer Investoren bieten Nobelhotels in kleinen Buchten die Illusion stiller Exklusivität. Auf der Hauptstraße von Ocho Rios hat sich, wie ein neuzeitiger Kulturfolger, die Fast-Food-Industrie angesiedelt: Kentukky Fried Chicken und Burger King. Ein Amerikaner wankt durch die Mittagshitze wie in Trance. "Make it happen", trägt er auf dem Rücken seines T-Shirts. Weiß der Himmel, was er damit meint.
3
VIERNHEIM. Das ehemalige Ausflugslokal "Bei Tante Anna" nahe dem 2200 Hektar umfassenden US-Militärübungsgelände Viernheimer/Lampertheimer Wald ("Panzerwald") wird am 27. Februar wieder einmal Treffpunkt für eine Aktion der regionalen Bürgerinitiative sein, die sich für eine völlige Freigabe des ökologisch schwer geschädigten Truppenübungsplatzes einsetzt.
Auf der "Sandwüste" an der Grenze zwischen den Wasserschutzzonen II und IIIa will die "Aktionsgemeinschaft Viernheimer Wald" Birkensamen aussäen.
Mit der Aktion soll das "verwüstete Gelände rekultiviert" und die "Forderung nach Einhaltung der deutschen Wasserschutz-Vorschriften durch praktische Umweltschutzmaßnahmen unterstützt werden, erklärte Wilhelm Stamm, Sprecher der Aktionsgemeinschaft.
Der Befehlshaber der US-Truppen in Europa, General David Maddox, hatte Ende Januar der Landesregierung verbindlich zugesagt, auf 200 Hektar bisher genutztes Manöverareal in dem südwestlichen Zipfel Hessens zu verzichten. feu
Auch jetzt ruft die Absicht des UNDP, in Moskau ein Büro zu eröffnen, keine Begeisterung hervor. Bei sinkenden Einnahmen, einem ständig steigenden Anteil für ,Nothilfe' und einem erweiterten Empfängerkreis, befürchtet der Süden erneut, daß er Zuwendungen verlieren wird. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Asien: Steigende Kosten bedrohen Reis-Versorgung -- Gentechnik soll helfen =
Manila, 24. Februar (IPS) -- Asiens Bauern wenden sich wegen zunehmender Personalkosten vom Reisanbau ab und steigen auf andere Nahrungsmittel um. Nach Angaben des Internationalen Reisforschungsinstituts (IRRI) auf den Philippinen ist die künftige Versorgung der Asiaten mit dem Grundnahrungsmittel nicht mehr hinreichend gesichert. Die Gentechnologie soll jetzt Abhilfe schaffen. In China, Indonesien und auf den Philippinen schrumpfen die gewohnt hohen Zuwächse in der Reisproduktion und auch in Japan und Südkorea nimmt die Erntemenge nicht mehr zu, weiß Mahabub Hossain, Landwirtschaftsfachmann vom Internationalen Reisforschungsinstitut in Los Banos.
,,Die Bewässerung ist sehr teuer geworden. Viele Länder haben die Subventionen für Bewässerungssysteme, Chemiedünger und Forschung gekürzt'', sagt Hossain.
Ein Bericht des Reisinstituts zeigt, daß angesichts steigender Lohnkosten und Nachfrageänderungen viele Bauern auf profitablere Produkte umstiegen. ,,Es ist Zeit zu fragen, ob asiatische Länder in der Zukunft den Reisbedarf der rapide wachsenden Bevölkerung beim derzeitigen Preis- und Technologiestand decken können'', fügt der IRRI-Wissenschaftler an.
Der Ausweg, den das Reisinstitut anpeilt, heißt Forschung und vor allem Gentechnologie. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) mit Sitz in Manila hat dem Institut bereits 900.000 US-Dollar für die Ausbildung von asiatischen Gentechnologen zugesagt, die auf Reispflanzen spezialisiert sind.
Finanzieren werden die ADB-Mittel ein asiatisches Gentechnologie-Netzwerk, das die Qualität und Schädlingsresistenz der Reispflänzchen erhöhen soll. Indien, Indonesien und die Philippinen gehören zu den Gründern des Netzwerkes.
,,Diese Länder haben starke Reiszüchtungs-Programme und gut ausgebildetes Personal, das biotechnologisch erfahren ist. Dazu setzen alle drei auf die Gentechnik'', gibt John Bennett an, Chef von IRRIs biochemischer Abteilung. Andere Staaten sollen dem Netzwerk beitreten können. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Asien: Gegengewicht zu einem wirtschaftlichen ,Pax Nipponica' angestrebt =
Manila, 24. Februar (IPS/Ramon Isberto) -- Als mögliches Gegengewicht zur ökonomischen Vormachtstellung Japans betrachten asiatische Länder Europa, und erhoffen sich von der derzeitigen Asien-Reise Bundeskanzler Helmut Kohls deutliche Zeichen.
Dem wirtschaftlichen Engagement Europas und der Vereinigten Staaten wird eine große Bedeutung beigemessen. Für diese Länder ist dies eine Frage nationaler Sicherheit geworden -- umsomehr, als der wirtschaftliche Wettbewerb an strategischer Bedeutung in Asien gewonnen hat.
Dies jedenfalls ist das Fazit einer kürzlich abgehaltenen Tagung des südostasiatischen Staatenbundes (ASEAN) zu Sicherheitsfragen. Noordin Sopiee vom Institut für wirtschaftliche und strategische Studien (ISIS) in Jakarta drückt die Besorgnis aus, die für Asien mit einem wirtschaftlich übermächtigen Japan verbunden ist:
,,Japan steht in Asien an der Schwelle zu einem ökonomischen Pax Nipponica. Natürlich wollen sich die Länder Asiens aus strategischen Gründen vor einem Übergewicht auf wirtschaftlichem Gebiet schützen und taktisch gesehen einen Ausgleich schaffen.''
Europa und die USA für die Region interessiert zu halten, ist deshalb von weitreichender politischer Bedeutung, nachdem die Japaner bereits eine ,Produktionskette' vom Industriekorridor Tokio- Osaka über Korea, China bis nach Südostasien eingerichtet haben. Der ISIS- Experte bezeichnet Vietnam und den Osten Rußlands als die demnächst anstehenden ,Eroberungen' Japans.
Ökonomen in der Region hoffen, daß der Kohl-Besuch in Asien genügend Wellen auf wirtschaftlichem Gebiet schlagen wird, um einem für Mitte der 90er Jahre vorhergesagten, neuen Investitionsboom der Japaner frühzeitig Grenzen zu setzen. Indien, Singapur, Indonesien, Japan und Südkorea sind die Länder auf der Besucherliste des Bundeskanzlers im Verlaufe seiner Asienreise. Das Handelsvolumen zwischen diesen Staaten und Deutschland übersteigt derzeit 50 Milliarden US-Dollar, und die ungebrochene Wirtschaftskraft dieser Länder signalisiert weitere Ausbaumöglichkeiten im Hinblick auf deutsche Exporte.
,,Osteuropa hat sich für die Deutschen als Enttäuschung herausgestellt. Jetzt möchten sie ihren Handel mit Asien ausweiten und hier insbesondere mit Südostasien, einer Region, die über das höchste Wirtschaftswachstum weltweit verfügt'', meinte der Gesandte für Wirtschaftsfragen an der japanischen Botschaft in Manila, Kazuo Sunaga.
Typisch für diesen Trend betrachten Wirtschaftsexperten die Tatsache, daß große Automobilhersteller der Bundesrepublik ihre Pläne, im Osten zu produzieren, auf Eis gelegt haben, um billiger in asiatischen Ländern herstellen zu können. In Manila sollen bald in einem Joint- Venture Mercedes-Benz-Wagen für den Export in südostasiatische Länder zusammengebaut werden.
Doch die Investoren in Europa und USA müssen in Asien noch zulegen, wollen sie von Japan, das sich zur Zeit in einer Rezession befindet, nicht ab Mitte der 90er Jahre in den Schatten gestellt werden.
Wirtschaftsstrategen sagen voraus, daß die Japaner dann mit ihrer zweiten Expansion in Ost- und Südostasien -- die erste große Investitionswelle hatte in den 80er Jahren stattgefunden -- einen großen Teil des Kuchens für sich reklamieren können.
Bisher konnten nämlich japanische Geschäftsleute feststellen, daß ihre Investitionen in Asien profitabler waren als in anderen Teilen der Welt. Kürzlich hieß es in einer Studie der Nomura- und Mitsubishi-Forschungsinstitute, daß lediglich 20 Prozent der gegen Ende der 80er Jahre in den USA getätigten japanischen Direktinvestitionen innerhalb von zwei Jahren Profite abgeworfen haben.
Hingegen konnten die Japaner bei 80 Prozent der Investitionen in asiatischen Ländern nach zwei Jahren Gewinne verbuchen. Hinzu kommt, daß Länder wie Malaysia oder Indonesien aufgrund ihrer Niedriglöhne günstigere Möglichkeiten bieten, Konsumgüter für den japanischen Markt herzustellen, als dies im hochpreisigen Japan der Fall wäre.
Und eine EG-Studie stellte kürzlich fest, daß Japan bereits jetzt in den ASEAN-Ländern Thailand, Philippinen, Singapur, Indonesien und Malaysia mehr als das Zweieinhalbfache des Gesamtinvestitionsvolumens der Europäischen Gemeinschaft in diesen Ländern angelegt hat.
Im Hinblick auf die sich seit dem Ende des Kalten Krieges im Wandel befindlichen Machtverhältnisse in der Welt meinte der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad schon vor zwei Jahren: ,,Was wir bald zu sehen bekommen, werden zunehmend Beispiele für eine wirtschaftliche Expansion und weniger Versuche, sich militärisch auszuweiten, sein.''
Mahathir fügte hinzu, daß ,,die Zukunft eher durch den Handels- als durch den Militärstaat bestimmt'' werde. (Ende/IPS/ il/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Sri Lanka: Menschenrechtslage kontrovers -- Mütter warten auf Nachricht über 60.000 Tote oder Verschwundene =
Colombo, 24. Februar (IPS) -- Die Menschenrechtssituation in Sri Lanka ist weiter umstritten. Wie der jüngste Bericht von Amnesty International (AI) feststellt, hat sich die Lage in dem südasiatischen Land zwar insgesamt verbessert.
Doch noch immer fehlen Hinweise auf rund 60.000 Tote oder Verschwundene, Opfer der blutigen Unruhen zwischen Regierung und der ,Volksbefreiungsfront' (JVP) zwischen 1986 und 1989.
Wie die vergangene Woche veröffentlichte AI-Studie fest stellt, zeige sich die Regierung Ranasinghe Premadasas internationalen Organisationen gegenüber jetzt redebereiter in Bezug auf die Menschenrechtslage. Dies bestätigte auch der Sprecher des Kabinetts, Ranil Wickremasinghe, vor wenigen Tagen vor der Presse in Colombo.
Empfehlungen von Amnesty International zur Sicherstellung von Menschenrechten, die die Regierung Sri Lankas 1991 anerkannt hatte, seien jedoch bisher von den Verantwortlichen nicht in die Tat umgesetzt worden, so die Studie.
Obwohl im vergangenen Jahr im Süden des Landes weniger Menschen als Verschwundene registriert wurden, hat es im Osten Sri Lankas keine einschneidenden Verbesserungen der Menschenrechtslage gegeben. Dort werden, so der Amnesty-Bericht, aufgrund des Stellungskrieges regierungstreuer Truppen und tamilischer Rebellen Hunderte vermisst.
Einheimische Menschenrechtsvertreter sprechen von 3.000 Personen, die seit den im Juni 1990 begonnenen Unruhen nicht wieder aufgetaucht sind. Die ,Tamil Tigers', die für einen tamilischen Teilstaat innerhalb Sri Lankas eintreten, hatten zu der Zeit in Friedensgesprächen in der Hauptstadt Colombo ihre Vorstellungen nicht durchsetzen können und daraufhin zur Waffe gegriffen.
Damit war der zweite Versuch, den Konflikt zwischen Sri Lankas Bevölkerungsmehrheit, den buddhistischen Singhalesen, und den mehrheitlich hinduistischen Tamilen zu bereinigen, gescheitert.
,,Groben Mißbrauch von Menschenrechten'' wirft der AI-Bericht auch den ,Tamil Tigers' vor, die von der srilankischen Gruppe ,Universitätsdozenten für Menschenrechte' (UTHR) bestätigt wird.
Die kalte Brutalität, mit der rund 4.000 Menschen in Gefangenenlagern der ,Tamil Tigers' festgehalten werden, und die akribische Verwaltung des gesamten Systems erinnere an Gefängnisse aus der Zeit Hitlers und Stalins, gab die UTHR in einem eigenen Beric
In der Auseinandersetzung um die Zukunft Südhessens stützt der hessische DGB die Position von Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) - der hatte im Entwurf des neuen Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) besonderes Gewicht auf die Verteidigung von Grün- und Freiflächen gelegt. Der Gewerkschaftsbund wird von der rot-grünen Landesregierung als "Träger öffentlicher Belange" um Stellungnahme zum umstrittenen Planentwurf gebeten. In einem Positionspapier, das auch Grundlage der Stellungnahme sein soll, schreibt Horst Hochgreve, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik des DGB Hessen: "Landes-, Regional- und Kommunalpolitik sind aufgefordert, die Grundlagen für eine restriktive Flächenpolitik zu schaffen."
Eine derartige Politik werde von Industrie- und Handelskammern sowie Unternehmerverbänden "vielfach bekämpft" - tatsächlich liege aber restriktive Flächenpolitik im wohlverstandenen Interesse des Industrie- und Dienstleistungssektors. Auch Wirtschaftsunternehmen könnten im Ballungsraum nur überleben, wenn sie ökologische Kriterien beachteten: "Ihre Existenz ist davon abhängig, wie weit es gelingt, intakte natürliche Freiräume zu erhalten, die dem Klima, dem Grundwasser sowie der Erholung der Bevölkerung dienlich sind." Hochgreve konstatiert in seinem Papier einen "Gewerbe-, Siedlungs- und Verkehrsflächen-Brei" im Rhein-Main-Gebiet - ein Ergebnis "unzureichender Kombination von Marktkräften und staatlicher sowie kommunaler Rahmensetzung". Diese strukturellen Verzerrungen ließen sich künftig nur bewältigen, wenn die Verantwortlichen Regionalplanung, Struktur-, Wohnungs-, Verkehrs-, Energie- und Umweltpolitik besser als bisher miteinander verzahnten.
Der DGB-Fachmann hebt hervor, daß sich Arbeitsstätten schon seit über 20 Jahren immer mehr in Südhessen konzentrierten. Von 2,28 Millionen Beschäftigten in Hessen im Jahre 1970 arbeiteten 1,5 Millionen im Regierungsbezirk Darmstadt. 1987 zählte das ganze Bundesland nach den Daten 2,55 Millionen Beschäftigte, der Regierungsbezirk Darmstadt alleine 1,69 Millionen Arbeitnehmer.
Schon jetzt wanderten Gewerbebetriebe aus den Kernstädten ins Umland ab - ohne wirklichen Beitrag zur Entlastung von Umwelt und Infrastruktur, weil die Firmen im Verdichtungsgebiet blieben. Die Schlußfolgerung des DGB: Keine großen Flächen mehr im Umland neu ausweisen, statt dessen "Recycling" alter Industrieflächen in der Kernstadt. jg
OBERURSEL. Für die SPD-Fraktion im Ortsbeirat Stierstadt ist bei dem umstrittenen Bauvorhaben von Landrat Jürgen Banzer (CDU) in der Taunusstraße/ Untergasse eine Chance zur wirklichen Ortskernsanierung vertan worden: Das Projekt stelle einen "groben Verstoß" gegen die Rahmenplanung zur Ortskernsanierung dar, schreibt SPD-Fraktionschef Jürgen Kaestle dazu.
Selbst bei größtem Wohlwollen sei in der geplanten Wohnanlage kein Hofcharakter zu erkennen. Eine solch massive Bebauung könne den Ortskern nicht "aufmöbeln", wie der parteilose Stadtrat Eberhard Häfner gemeint habe.
Wenn die in Ortsbegehungen und Bürgerversammlungen vorgestellten Pläne für die Sanierung des Ortskerns bei der ersten Gelegenheit derart unbeachtet blieben, so die SPD enttäuscht, sehe sie keine Veranlassung mehr, bei solchen Veranstaltungen noch mitzuwirken. Das Beispiel Banzer lasse bei ihnen "Ängste aufkommen", daß andere Bauvorhaben "ähnlich großzügig" in die Rahmenplanung eingebettet werden.
Zu der Frage der Grundstücksbeschaffung äußert sich die Fraktion absichtlich nicht.
Allerdings sei schleierhaft, wie die verlangten 20 Abstellplätze eingerichtet werden sollen und wieso die drei Gebäude als eines gewertet werden, so daß Banzer dadurch 4,5 Abstellplätze weniger bauen müsse. esi
LONDON. "Der letzte Seufzer des Mohrs" wird der Roman heißen, an dem der britische Schriftsteller Salman Rushdie zur Zeit schreibt. Der Titel spielt auf den Ort an, von dem aus im Kolumbus- Jahr 1492 der letzte Sultan von Granada auf seinen Palast, die Alhambra, zurückblickte, nachdem die katholischen Armeen von Ferdinand und Isabella "die Mohren" aus der Stadt vertrieben hatten. Kurz danach war das Spanien der "Reconquista", wie die christliche Rückeroberung der europäischen Halbinsel von den katholischen Majestäten genannt wurde, sowohl "mauren-" als auch "judenfrei". Wer sich nicht taufen ließ, mußte das "christliche" Land verlassen; unzählige "Ungläubige" wurden jedoch danach durch die Inquisition umgebracht.
In einem Interview des "New York Review of books" (5/93), geführt von John Banville, dem Literaturredakteur der "Irish Times" in Dublin und Autor des auch bei uns erschienen Romans "Das Buch der Beweise", erklärt Rushdie die Wahl des Stoffs und Themas damit, daß es zur Zeit der islamischen Dominanz über weite Teile Spaniens eine historisch einmalige Verschmelzung der "Kulturen des Buchs", also des Jüdischen, Christlichen und Islamischen gegeben habe, die mit dem Fall von Granada auseinandergerissen wurde.
Er mache sich über diese "einzigartige Zeit" keine sentimentale Illusionen, bekennt der von Mord bedrohte Autor; denn: "die Grundlage dieser kulturellen Fusion war der islamische Imperialismus. Der Islam gab den Ton an und die anderen Religionsgemeinschaften hatten sich nach seinen Gesetzen zu richten".
Aber dennoch habe es damals im maurischen Spanien des 15. Jahrhunderts einen kulturellen Austausch unter den Kulturen gegeben und damit "Ideen, die mir immer nahe waren, zum Beispiel die Idee, daß die fundamentalistisch-totalisierende Welterklärung konfrontiert wurde mit einer komplexen, relativistischen und vermischten Ansicht der Dinge".
Der Autor der "Satanischen Verse", der das Buch in der Abgeschiedenheit seiner Geiselexistenz geschrieben hat, sieht in dem historischen Sultan Boabdil einen "schwachen" Politiker; eher einen "poetischen Typus" durch den, nach Rushdies Worten, "alle diese Kulturen flossen und der deshalb unfähig war, einen absolutistischen, (eindimensionalen) Blick auf die Welt zu werfen. Gegen ihn standen die absolutistisch-katholische Königin Isabella und seine eigene Mutter Aisha. Als Boabdil auf die Alhambra zurückblickte, soll sie ihm gesagt haben: ,Weine Du ruhig wie ein Weib um das, was du als Mann nicht verteidigen konntest&rquote;".
Aber Rushdies Beschäftigung mit dem Ende des Islams auf spanischem Boden - ein Thema, das sein exilspanischer Kollege Juan Goytisolo zu einer großen Trilogie der Verwerfung inspiriert hat - ist für den in Bombay geborenen britischen Autor nur der historische Hintergrund für eine Gegenwartsgeschichte. In gewisser Weise setzt er damit die erzählerische Doppelstrategie der "Satanischen Verse" fort, deren skandalisierten historischen Teile die dominante Gegenwartsstory überblendet hatten.
Gegenüber dem irischen Kollegen Banville beschreibt er die Grundstruktur des Romans als eine fortgesetzte Auseinandersetzung zwischen einem Sohn und seiner Mutter: "Es geht um jemanden, der wegen einer unglücklichen Liebesaffäre aus einer Familie geworfen wurde. Es beginnt mit diesem Rauswurf und geht im folgenden darum, wie der Rausgeschmissene gezwungen ist, sein Leben von Grund auf neu zu entwerfen."
In einem der Handlungsstränge des Romans suche der Sohn nach einem verlorenen Porträt seiner Mutter, und der lebenslange Kampf zwischen beiden setze sich auch über den Tod der Mutter hinaus fort. Diese Handlung sei eine Metapher für den Konflikt zwischen dem Einen und den Vielen, zwischen dem Reinen und dem Unreinen, dem Heiligen und Profanen - "und insofern eine Fortsetzung dessen, wenn auch in anderer Form, was mich in meinen früheren Büchern schon beschäftigt hat".
Unschwer läßt sich im Kampf des vertriebenen Sohns mit der Mutter über deren Tod hinaus und im Zwang, sich ein neues Leben zu erfinden, die Auseinandersetzung des Atheisten mit seinen islamischen Wurzeln vermuten. "Das Buch", in dem Boabdils historischer Fall im Angesicht der Alhambra als fortlaufende Metapher für eine Vielzahl von Brüchen steht, "fußt auf den Erfahrung meiner letzten Jahre" erklärt Rushdie im "New York Review of books". Was aber die Arbeit an dem Roman für ihn besonders aufregend mache: "Es ist alles wahr und keine Erfindung", nämlich, daß ihm und seinem Buch "diese Obszönität zustoßen konnte und daß es fortdauert und nicht aufhört, skandalös zu erscheinen". Wann "Der letzte Seufzer des Mohrs" erscheint, ist noch nicht absehbar.
NIKOLAUS MARGKRAF
STEINBACH. Zwei Kinder (2 und 3) haben ihre Eltern erschreckt und den Einsatz der Feuerwehr erforderlich gemacht: Die beiden hatten sich in der Gästetoilette der elterlichen Wohnung an der Berliner Straße eingeschlossen und die Wasserhähne am Waschbecken aufgedreht. Das Wasser plätscherte schließlich unter der Tür hindurch in Richtung Wohnzimmer. Erst da bemerkten die Eltern das Malheur. Sie konnten die Kinder nicht dazu bringen, die Hähne abzustellen oder die Tür zu öffnen, so daß die Feuerwehr zu Hilfe gerufen wurde.
Sie rückte mit zwei Fahrzeugen und sechs Mann aus; es wurde befürchtet, daß "Menschenleben in Gefahr sind". Am Einsatzort empfing sie großes Geschrei - die Toilettentür wurde schließlich mit einem Brennschleifer geöffnet, die Kinder befreit und das Wasser abgestellt. Dann beseitigte die Feuerwehr mit einem Spezialsauger die Restfeuchtigkeit. Der Schaden wird auf 800 Mark geschätzt.
Erneut mußt die Wehr ausrücken, als in einem Friseursalon in der Untergasse ein Wäschetrockner in Brand geraten war: es gab starke Rauchentwicklung. Mit einer Kübelspritze konnten die Feuerwehrmänner den Brand schnell löschen. Die Ursache ist nicht klar; der Friseurmeister berichtete der Feuerwehr, daß er einen "lauten Knall gehört" und dann am Wäschetrockner Rauch gesehen habe. Mit einem Kunden habe er Löschversuche unternommen, aber der Qualm sei zu stark gewesen. Der Schaden wird auf 3000 Mark geschätzt. nau
RONNEBURG. Die Terrier-Züchter der Ortsgruppe Kinzigtal-Ronneburg veranstalten am Sonntag ab 10.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Ronneburg (Ortsteil Hüttengesäß) eine große Spezial-Zuchtschau. Züchter aus dem Bundesgebiet und dem Ausland wollen kommen, so die Vorsitzende Hannelore Schade. Terrier aus 23 verschiedenen Rassen werden präsentiert und von einer Fachjury nach verschiedenen Kriterien bewertet. pom
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Flörsheim. FAT Schau und Spiel: "Anton Cechov und die Königinnen von Frankreich", Theateraufführung, Flörsheimer Keller, 20 Uhr.
Hattersheim. Blues auf Frankforterisch "Bluesbube", Posthofkeller, Hauptstraße 48, 21 Uhr.
Hofheim. "Paulus-Oratorium" von Felix Mendelssohn Bartoldy, evangelische Thomaskirche, 20 Uhr.
Kelkheim. Jazzclub Kelkheim: "Bluus Coop", Bernhard Dill und Christoph Oeser, Alte Schule Hornau, 20.30 Uhr. Vereine / Organisationen
Bad Soden. Taunusklub: Winterwanderung Bad Soden und Umgebung, Treffpunkt: Hasselgrundhalle, 9 Uhr.
Eschborn. Karate-Club: Karate zum Kennenlernen - Anfängerkurs, Hartmutschule, 14.30 bis 17.30 Uhr.
Flörsheim. MGV Harmonie: Heringessen, Sängerheim, 20.11 Uhr.
Hattersheim. Wander- und Kulturverein: Freizeit-Wanderung, Treffpunkt: Stadthalle, 13 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Kelkheim. Jugendpflege der Stadt: "Was gehen mich Madonna und Michael Jackson an?", Jugendtreffraum Fischbach, 10 Uhr (auch So.). Sonstiges
Bad Soden. Flohmarkt "Alles rund ums Kind" (kein Spielzeug), Haus Reiss, Zum Quellenpark 8, 13.30 bis 15.30 Uhr.
Kelkheim. Katholische Pfarrgemeinde Eppenhain: Kinderkleider- und Spielzeugmarkt, Pfarrsaal Ruppertshain, 14 bis 17 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Hattersheim. Ballettaufführung der Ballettschule Halina Mrokwa, Stadthalle, 16 Uhr. Parteien / Parlamente Kelkheim. SPD: Talk gegen rechts mit Heinz Rudolf Kunze, Franz Steinkühler, Stefan Aust und Dagmar Hase, Pfarrzentrum Münster, 21 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. Flörsheimer Sammlerverein: Briefmarken- und Telefonkarten- Tauschbörse, Stadthalle, 10 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: Einkehrtag für Mitglieder und deren Angehörige, Gäste herzlich willkommen (Anmeldung erforderlich), "Unser Glaube am Anfang des dritten Jahrtausend", Vereinshaus Wilhelmstraße, 9 bis 15.30 Uhr.
Kinder / Jugendliche Kelkheim. Jugendpflege der Stadt: "Was gehen mich Madonna und Michael Jackson an?", Jugendtreffraum Fischbach, 10 Uhr. Sonstiges Hofheim. Modellbahnbörse und Spielzeugmarkt, Stadthalle, 9 Uhr Filmspiegel
Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (So. 15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (Sa., So., 17, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Der Tod steht ihr gut (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr, So., 15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Ein ganz normaler Held (Sa., 22.30 Uhr).
Kino 2: Hape Kerkeling, Kein Pardon (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr);
Kino 3: Liebling, wir haben ein Riesenbaby (Sa., So., 15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Das doppelte Lottchen (Sa., So., 15 Uhr); Dracula (Sa., So., 17, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15, 17.30 Uhr); Dracula (Sa., So., 20.15 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Eppstein. Raule Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, Sa., So., 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, Sa., 14 bis 18 Uhr, So., 11 bis 18 Uhr (bis 28. 2.).
Hochheim. Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So., 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13. WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Diavisionen Höchst '92, Ein Festival der AV-Shows, 20 Uhr.
Jahrhunderthalle: Gastspiel der Bamberger Symphoniker, 20 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.
Sindlingen. Evangelische Kirche Sindlingen Süd: Kammerkonzert, Pfarrer Burkhard Sulimma singt "Die schöne Müllerin", Liederzyklus von Franz Schubert, Pianist Klaus J. Müller, 17 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm Das Pony vom 1. Stock (So.: 15 Uhr); The times of Harvey Milk, Original mit Untertiteln (Sa., 18.30 Uhr, So., 20.30 Uhr); Ich bin meine eigene Frau (Sa., 20.30 Uhr, So., 18.30 Uhr); Blues Brothers (Sa., 22.30 Uhr). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Hoffmanns Erzählungen, Premiere, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Des Teufels General, 19.30 Uhr.
Theater, Samstagnacht-Studio: Die andere Eisermann-Schau, eine musikalische Jahrmarktsrevue, 22 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival '93: Cornelia Niemann "Solo im Supermarkt", 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater "Der kleine Prinz", 20.15 Uhr. Kurse / Vorträge VHS: "Die Gründung eines Rechtsstaates am Beispiel Thüringens", Vortrag mit Diskussion von Dr. Hans-Joachim Jentsch, Thüringer Justizminister, Rathaus, 16 Uhr. Parteien / Parlamente Stadtspaziergang und Diskussion "Wohnen und Stadtentwicklung", mit Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer, Mieterschutzverein und Stadtplanern, Treffpunkt: Luxemburger Platz, 14 Uhr.
Vereine / Organisationen Volksbildungswerk Nordenstadt-Erbenheim-Delkenheim: Wanderung vom Kellerkopf zur Platte und zurück, Treffpunkt: Parkplatz Kellerkopfhöhe, 11 Uhr oder Bushaltestelle Linie 23, Breckenheim, 10.30 Uhr; Auskunft Tel. 0 61 22 / 1 26 20.
Aukamm-Naturerlebnistal e. V.: Aktivexkursion "Ent-Müllung", Treffpunkt: Aukammallee gegenüber Aukamm-Hotel, 14 Uhr. Sonstiges Kurhaus: Meisterfeier der IHK, 15 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Moments in love, 18 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival '93: Cornelia Niemann "Solo im Supermarkt", 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater "Der kleine Prinz", 18 Uhr.
Musiker gegen Fremdenhaß "So wär's geil", Tattersall, ab 12 Uhr.
Saal der Loge Plato, Friedrichstraße: Matinee musicale der Hempel Stiftung, 11 Uhr.
Kurhaus: Akkordeonkonzert des Akkordeonorchesters Wiesbaden und Concertino der Mozartgesellschaft, Stefan Mendl, Klavier, 17 Uhr.
Evangelische Kirche Bierstadt, Venatorstraße: Kammerkonzert, Werke für Violine und Orgel von Johann Sebastian Bach, Nikolaus Bruhns u. a., 17 Uhr. Vereine / Organisationen
TuS Dotzheim: Wiesbadener Wandertage, Start und Ziel: Kohlheckschule, Start 8 bis 13 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (Sa., So., 15, 17.30, 20, Sa., 22.30 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 13.30, 16.30, 19.30, Sa., 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (Sa., So., 14, 17.15, 20.30, Sa., 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die dumme Augustine (Sa., So., 13, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So., 17, 20, Sa., 23.15 Uhr).
Alpha: Hape Kerkeling - kein Pardon (Sa., So., 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa., 23.15 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (Sa., So., 12.30, 15, 17.30, 20, Sa., 22.30 Uhr).
Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (Sa., So., 14, 17, 20, Sa., 22.30 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Ehemänner und Ehefrauen (Sa., So., 17, 19.45 Uhr); Nikita (Sa., So., 22.30 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Steinzeit junior (Sa., So., 13, 15 Uhr).
Archivkino Caligari, Marktplatz 9, Blue Box Videoforum: Nam June Paik Edition for Television, Merce by Merce by Paik, Suite 212 (So., 20.30 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Ausblicke, Einblicke - Zonen des Übergangs", Gemälde, Collagen und Monotypien von Barbara Heier-Rainer, Sa., So., 11 bis 13, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücken von Jörg Stein (Bildhauer), Sa., So., 15 bis 17 Uhr (bis 28. 3.).
Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, Sa., 10 bis 13 Uhr (bis 9. 3.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 11 bis 13 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", Sa., 10 bis 13 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer" von Hendri van der Putten, Sa., So., 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, Sa., 11 bis 14 Uhr (letzter Tag).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten Sa., So., 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Dokumenten zur Geschichte Dotzheims; Sonderschau "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), So.: 10 bis 12 Uhr.
- ohne Gewähr -
"Nur, wenn es auch der Wirtschaft gutgeht, geht es dem Gemeinwesen gut." Grundsatz aus dem Entwurf eines kommunalpolitischen Programms der Bad Vilbeler CDU.
Viel Feind, viel Ehr'. Auf dieses Motto könnte sich Horst Seehofer zurückziehen. Kaum ein Bonner Politiker steht derzeit so im Kreuzfeuer der Kritik wie der Bundesgesundheitsminister. Tatsächlich hat das vom ihm durchgefochtene Gesundheits-Strukturgesetz, dem freilich auch die SPD zugestimmt hat, die seit langem tiefgreifendsten Einschnitte in das Krankenversicherungssystem zur Folge. Manchmal allerdings verläßt die Kritik den Boden der Tatsachen, wenn etwa Horrorgeschichten über neuerdings angeblich nicht mehr von den Krankenkassen gedeckte Leistungen für Rentner und Sozialhilfe-Empfänger erzählt oder wenn Höhe und Dauer der Zuzahlungen für Kuren und stationäre Krankenhausaufenthalte falsch dargestellt werden.
Auch wenn sie aus dem Haus Seehofer selbst kommt, kann daher die neue Broschüre "Die gesetzliche Krankenversicherung" zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Das Heft mit den aktuellen Änderungen des Gesundheits-Strukturgesetzes wird vom nächsten Monat an kostenlos an Interessenten verschickt. Wer sich über das Seehofer-Oeuvre und über das System der gesetzlichen Krankenkassen informieren will, der braucht nur an folgende Adresse zu schreiben: Bundesministerium für Gesundheit, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Postfach, W-5300 Bonn. FR
MÜHLHEIM. "Wahlkampf-Geplänkel" nennt Baudezernent Horst Lehr (SPD) die Vorwürfe der oppositionellen Christdemokraten, die kurz vor Baubeginn der neuen Rodaubrücke gegen die geplante Reduzierung von zwei auf eine Fahrbahn Front machen. Was aus Sicht des Magistrats notwendig für die Verkehrsberuhigung ist, betrachtet die CDU als "verkehrspolitischen Schildbürgerstreich".
Die Rodaubrücke - wegen Baufälligkeit seit Sommer 1991 für Fahrzeuge gesperrt - ist seitdem ein "Dauerbrenner" in der politischen Diskussion zwischen den Parteien. Nach einer gründlichen Untersuchung des maroden Betonbauwerks hatten die Stadtverordneten statt einer Sanierung den Neubau beschlossen. Dieser wird mehr als 650 000 Mark kosten. Im Frühherbst soll die Brücke fertig sein.
Auseinandersetzungen gibt es seit längerem schon darüber, wieviel Platz künftig die Autos bei der Fahrt über die Rodau haben. Die bisher zweispurige Fahrbahn soll nämlich auf eine Fahrfläche von 3,50 Meter Breite reduziert werden. Eingeengt werden die motorisierten Verkehrsteilnehmer vor allem durch einen neuen Radweg.
Zeitweise war sogar darüber diskutiert worden, ob die Brücke nicht überhaupt für Autos gesperrt werden sollte. Den Ausschlag hatte schließlich die Feuerwehr gegeben, die darauf hinwies, wie unverzichtbar für sie diese Zufahrt zur Innenstadt sei. Eine Fahrbahn bleibt also.
Horst Lehr verteidigt die einspurige Rodaubrücke mit dem Hinweis auf die geplante Verkehrsberuhigung in der Nachbarschaft. Autofahrer wären künftig zum Langsamfahren gezwungen - und das sei gut so: "Da liegt direkt der Kindergarten neben der Brücke." Für den Stadtrat entspricht die geplante Veränderung dem Willen der Stadtverordnetenmehrheit.
Die CDU stützt sich mit ihrer Forderung nach zwei Fahrspuren auf die "Gemeinschaft Mühlheimer Fachgeschäfte" - die bereits mehrfach in der Vergangenheit für die freie Zufahrt ihrer Kunden per Auto in die Innenstadt plädiert hatten - und "etliche Mühlheimer Verkehrsexperten", die allerdings nicht namentlich genannt sind. Die CDU vermutet, daß es wegen der einspurigen Fahrbahn zu Staus und damit zu Belästigungen der Anwohner kommt.
Diese Gefahr sieht der Erste Stadtrat nicht. Einzige Folge für die Verkehrsteilnehmer aus seiner Sicht: "Alle müssen langsamer werden und mehr Rücksicht aufeinander nehmen." hf
NIDDERAU. Als "Verleumdung und gewollte üble Nachrede" bezeichnet Heinz Appel die Vorwürfe der CDU, er habe einem Eichener Architekturbüro Wettbewerbsvorteil verschafft. "Unverzüglich" werde er Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft einreichen, kündigt der Erste Stadtrat an. Die Christdemokraten bleiben bei ihrer Auffassung, der Baudezernent habe einem Architekten die Adresse einer Bauherrin im "Hanauer Hohl III" in Ostheim zugespielt. "Auf den erhobenen Vorwurf der Datenwiedergabe hat Stadtrat Appel mit der ihm eigenen selbstgefälligen Art und Weise reagiert", schreiben sie in einer Mitteilung.
Schon vergangene Woche hatte der Fall für Wirbel gesorgt (die FR berichtete). Einen Tag nachdem der Stadtrat ihr erklärte, daß ein Fachbüro die Entwürfe für das gesamte Baugebiet zeichnen soll, hatte die Grundstücksbewerberin ein Schreiben von "Ideal Wohnen" erhalten. Appel hatte auf Anfrage gesagt, Vertreter des Eichener Teams wären bei der Vergabe der Bauplätze zugegen gewesen und hätten sich da die Adresse der Frau notiert. Jetzt wirft die CDU ihm "Falschaussage" vor. Bei dem Treffen seien keine Namen gefallen und die Bauplatzbewerberin sei bei der Veranstaltung ohnehin nicht zugegen gewesen.
Stadrat Appel dagegen beteuert: "Von Seiten der Stadtverwaltung sind und werden weder direkt noch indirekt Informationen an Architektenbüros gegeben, die diesen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen könnten." Die "gewollte üble Nachrede" der CDU diene ausschließlich dem Ziel der "Verächtlichmachung" seiner Person und sei unfairer Wahlkampf. Der Inhaber des angeblich begünstigten Büros habe inzwischen an Eides Statt erklärt, daß weder er noch einer seiner Mitarbeiter von der Stadt Adressen von Grundstücksbewerbern erhalten habe. jur
RÖDERMARK. Nach zeitaufwendigen Recherchen in den Stadt- und Staatsarchiven von Darmstadt, Mainz, Frankfurt, Wiesbaden und Rödermark steht eine wissenschaftliche Arbeit von Dr. Egon Schallmeyer und Dr. Jörg Leuschner über die Geschichte von Ober-Roden und Urberach im sogenannten Dritten Reich vor dem Abschluß.
Die beiden Autoren werden am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr im Töpfermuseum in Urberach vor Mitgliedern der Heimatkommission, aber auch einer interessierten Öffentlichkeit erste Ergebnisse vorstellen. Mit der Veröffentlichung Umfassende Studien der Dokumentation ist Mitte des Jahres zu rechnen.
Das bei den Nachforschungen in den Archiven zutage geförderte Akten- und Urkundenmaterial hat sich als so umfangreich erwiesen, daß gegenüber der ursprünglichen Planung - die Judenverfolgung an beiden Orten darzustellen - nunmehr umfassende Studien zur Geschichte der nationalsozialistischen Herrschaft in den Altorten der Stadt Rödermark herausgekommen sind.
Untersucht werden die wirtschaftlichen, konfessionellen und politischen Verhältnisse am Vorabend der nationalsozialistischen Machtergreifung und die Ereignisse der Jahre 1932 und des Frühjahrs '33, die die örtliche "Machtergreifung" nachempfinden lassen.
Besondere Schwerpunkte stellen die sogenannten Gleichschaltungen dar, die vor allem mit dem politischen und physischen Terror der Nazis einhergingen. Die Zerschlagung der linken Parteien und Organisationen wird ebenso dargestellt wie der Kampf gegen die Kirche und ihr nahestehender Verbände und Vereine.
Als besonders interessant erweist sich der Blick in die Statistik der NSDAP, die Auskunft gibt über die soziale und bevölkerungspolitische Zusammensetzung ihrer Mitglieder und den Aufbau der örtlichen Organisationen.
Ein wichtiges Kapitel ist der Judenverfolgung und insbesondere den Vorfällen der Pogromnacht gewidmet, die in rechtskräftiger Verurteilung der damals Hauptbeteiligten mündeten. Dargestellt werden auch die Kriegsjahre mit all' ihren Erscheinungen, angefangen von den ersten militärischen Erfolgsmeldungen und ihrer Aufnahme vor Ort über die ersten Gefallenen, das Bezugsscheinwesen, die Kriegswirtschaft bis hin zu den Bombenangriffen auf Ziele in Ober-Roden und Tiefflieger.
Ein Ende nahm die auch in Ober-Roden und Urberach "belastete Zeit" mit dem Einmarsch der Amerikaner, der sich in Dokumenten von Zeitzeugen niederschlägt. Die Autoren haben versucht, auch ein Stimmungsbild dieser Jahre zu zeichnen, wozu auch immer wieder das Einflechten der Vorgänge des alltäglichen Lebens gehört. Mit Hilfe der Auskünfte von heute alten Rödermärkern wird auch persönliches Erleben dieser Zeit zumindest in Ansätzen wiedergegeben.
Für den heutigen Abend wünschen sich Schallmeyer und Leuschner eine rege Beteiligung namentlich von Zeitzeugen, um die eine oder andere noch bestehende Wissenslücke schließen zu können. ttt
"Bericht lag noch nicht vor"
Die Informationspolitik der Hoechst AG über den Chemieunfall im Werk Griesheim ist von der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen massiv kritisiert worden. Die härteste Rüge stammt von Umweltminister Joschka Fischer. Die FR sprach darüber mit Hoechst-Pressesprecher Ludwig Schönefeld. Die Fragen stellte FR-Redakteur Peter Holle.
FR: Umweltminister Fischer wirft der Hoechst AG vor, sie habe einen "brandneuen Bericht" über die möglicherweise krebserzeugende Wirkung von o-Nitroanisol den Gesundheits- und Umweltbehörden vorenthalten und durch solche "betriebliche Geheimniskrämerei" die "notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gefährdet und behindert". Was ist passiert?
Schönefeld: Wir haben nichts bewußt verschwiegen, da hat sich bedauerlicherweise etwas überschnitten. Den Werksleitern konnte die Neubewertung des Stoffes noch nicht bekannt sein.
FR: Warum?
Schönefeld: Es handelte sich dabei um einen Ergänzungsbericht im Rahmen des seit Inkrafttreten des Bundes- Chemikaliengesetzes laufenden Altstoff-Untersuchungsprogramms des Verbandes der Chemischen Industrie. Da werden Stoffe, die schon vor Inkrafttreten dieses Gesetzes produziert wurden, toxikologisch neu eingeschätzt - auf freiwilliger Grundlage. Das Bonner "Beratungsgremium für umweltrelevante Altstoffe" - das ist drittelparitätisch mit Vertretern der Industrie, der Hochschulen und der oberen Bundesbehörden besetzt - bewertet dann diese Berichte. Auf solch einen Bericht, den eine Hoechst-Forschungsgruppe erarbeitet hat, bezieht sich Minister Fischer.
FR: Wieso aber war ihr eigener Bericht der Werksleitung von Hoechst Griesheim nicht bekannt?
Schönefeld: Unser Bericht über o-Nitroanisol datiert vom 8. Februar. Er wurde auf der Sitzung des Beratungsgremiums am Donnerstag / Freitag, 18 ./19. Februar - also Ende vergangener Woche - erörtert und bewertet. Am Montag, 22. Februar, aber geschah der Unfall. Da stand der gerade verabschiedete neue Bewertungsbericht einfach noch nicht zur Verfügung. Das Werk konnte zu diesem Zeitpunkt von dem Report noch nichts wissen. Deshalb mußte sich unser Werksleiter auf die vorliegenden genormten DIN-Sicherheitsdatenblätter stützen, die den ausgetretenen Stoff als "mindergiftig" bezeichnen. Die Forschungsgruppe aus dem Werk Höchst hat dem Werksleiter in Griesheim den vorläufigen Untersuchungsbericht am Dienstag zur Verfügung gestellt. Wir haben dann umgehend ein entsprechend aktualisiertes Informationsblatt an die Bevölkerung gegeben.
Die Briten sind es leid. Ihr Königshaus ist ihnen nicht mehr lieb und teuer. Ihr Parlament schätzen sie gering, für ihre Politiker haben sie wenig Respekt, ihre Schulen sind ihnen über, und an ihrer Polizei und ihrer Justiz haben sie auch so ihre Zweifel. Am liebsten würden sie - jedenfalls 49 Prozent von ihnen - emigrieren: So deprimiert sind sie darüber, daß auf den Straßen Englands heute niemand mehr höflich den Hut lüpft, und daß die Kinder allen Benimm verlernt haben.
Vor zwanzig, dreißig Jahren, ja, da war noch alles anders. Aber heute? Heute weiß von drei Briten einer überhaupt nicht mehr zu sagen, was ihm an seinem Land eigentlich gefällt. (Heißt es in einer neuen Umfrage, die das Gallup-Institut diese Woche veröffentlichte.) Die anderen zwei haben zumindest ihre Schwierigkeiten. Die Kein sweet home? BBC? Der öffentliche Dienst? Die anglikanische Kirche? Das historische Erbe? Die Tradition der Liberalität und Toleranz? Alles beachtlich, aber nicht genug, um dieser schweren Februar-Depression ein Ende zu bereiten. Lieber auswandern, als sich grämen über den schleichenden Niedergang einer ehemals stolzen Nation. Dumm nur, daß niemand bei Gallup auf die Idee kam zu fragen, wohin denn in aller Welt die Reise gehen sollte. Denn wie mißmutig die Briten heute auf ihr eigenes Land schauen: In anderen Ländern würde sie, wie sie schon dunkel ahnen, nicht viel Besseres finden.
Besseres Essen, bessere Restaurants? Nein, um des Essens willen denkt niemand ans Auswandern: Dreiviertel der Gallup-Befragten finden, daß die Gaststätten auf der Insel eigentlich o.k. sind. Feschere Frauen? Keineswegs, die Eleganz der Britin wird allgemein gelobt. Weniger verklemmte Männer, bessere Liebhaber? Auch da hat sich's, findet eine Mehrheit, im Königreich zum Besseren gewendet. Daß die Fähigkeiten französischer Liebhaber ein Mythos sind, liest man ja immer wieder in den Zeitungen. Daß die deutsche Wirtschaft nicht mehr viel hergibt, ist allgemein bekannt. In Spanien sind keine Jobs zu finden und in Italien nur korrupte Politiker. Amerika ist auch nicht mehr, was es mal war. Und Kanada, Australien, die Karibik? Die wollen ja keine Mitbürger des früheren Mutterlandes mehr aufnehmen. Die haben ihre eigenen Probleme. Und leckere cucumber sandwiches gegen Känguruh-Steaks eintauschen? Gemäßigte Briten gegen frostige Wälder oder überhitzte Küsten? Nein danke. So einfach ist das nicht mit der Emigriererei. Na also - so sieht das schon anders aus. Was soll die Depression. Kommt erst der Frühling, grünt auch der Gallup-Optimismus wieder. Im Winter hat Nostalgie immer Hochkonjunktur. In einem Februar vor zwanzig, dreißig Jahren hat man auch schon geglaubt, daß zwanzig, dreißig Jahre zuvor überhaupt alles besser gewesen ist. Und davon abgesehen, hat die Umfrage schließlich auch zwei absolut positive Neuerungen zu Tage gefördert. Der Fog hat sich verflüchtigt. Und die britischen Häuser sind wärmer und wohnlicher geworden. Home sweet home: Wer wird denn da, bei einem Täßchen Tee am warmen Kamin, ans Auswandern denken? P.N. (London)
imm KÖLN, 24. Februar. Die vor den Augen ihrer vierjährigen Tochter von der Ausländerpolizei abgeholte, in Abschiebehaft genommene und vor etwa zwei Wochen in das von Kriegswirren bedrohte Mazedonien abgeschobene Roma-Frau Nidar Pampurova ist nach Köln zurückgekehrt. Freunde der 30jährigen haben die Mutter von zwei Kindern zurück in die Bundesrepublik geschleust. Seit dem Wochenende hält sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Refik, ihrem neunjährigen Sohn und der vierjährigen Tochter bei einer Kölner Familie versteckt. Der Kölner Rom e.V., eine der Unterstützergruppen, rechtfertigte die Rückholung von Nidar Pampurova damit, daß moslemische Roma wie die Pampurovas in Mazedonien unterdrückt und bedroht würden.
Der für Ausländerfragen zuständige Kölner Ordnungsdezernent Gerhard Kappius (SPD) sagte am Mittwoch, er werde "keine besonderen Anstrengungen" unternehmen, die Familie in ihrem Versteck aufzuspüren. Sobald die Behörde ihrer jedoch habhaft werde, müsse die Familie Deutschland verlassen.
Wochenlang hatte sich Refik Pampurova mit seinem Sohn in einem Keller verborgen, nachdem Nidar aus dem Asylhotel abgeholt worden war, in dem die Familie seit mehr als vier Jahren gelebt hatte. Gegen die Abschiebung von Nidar Pampurova protestierten etliche Kölner. Die im Stadtrat maßgebliche Fraktion der SPD hatte alle Vorwürfe, sie handele bei der Abschiebung "seelenlos", zurückgewiesen und sich auf Urteile von Verwaltungsgerichten bezogen, die das Asylbegehren der Familie abgelehnt hatten.
Nidar Pampurova war, nachdem sie wochenlang ohne jeglichen Kontakt zu ihrer Familie in Abschiebehaft gesessen hatte, mit dem Flugzeug nach Skopje gebracht und dort ausgesetzt worden. Von den zwanzig Mark, die ihr Kölner Freunde gegeben hatten, konnte sie die ersten Tage überleben. Sie nächtigte teils im Freien, teils in Abbruchhäusern, schlug sich zu ihrem Heimatort Tito Veles durch. Dort mußte sie festellen, daß alle ihre Freunde und Bekannten geflohen waren. Eigenem Bekunden zufolge verbrachte sie die zwei Wochen in ihrem Heimatort in stetiger Angst vor Übergriffen auf moslemische Häuser.
Die Ökologische Linke Liste Bornheim lädt am kommenden Mittwoch, 3. März, zwischen 16 und 18 Uhr, Bürger an ihren Informationsstand in der Berger Straße 168 ein - direkt vor der Buchhandlung "Eisenbletter & Naumann". ck/08
KREIS OFFENBACH. Die Zeiten, in denen Naturschützer großen Wert auf Distanz zu den Grünen legten und sie nicht als politisches Sprachrohr akzeptieren mochten, diese Zeiten scheinen zumindest im Kreis Offenbach vorbei zu sein. "Wählt Grün!" lautet - in Kurzform - die Empfehlung von sieben Verbänden an die Bevölkerung, nachdem sie die Antworten der im Kreis antretenden Parteien auf eine eigene Umfrage ausgewertet haben. Im Falle der Sozialdemokraten wechseln Lob und Tadel, während sowohl CDU und FDP als auch ÖDP und FWG durchweg schlechte Noten bekommen.
Natur- und Landschaftsreservate, Schutz von Pflanzen und Tieren, Abfall, Umgehungsstraßen, Radwege, ÖPNV, Energie - alle nur erdenklichen Bereiche des Naturschutzes sprachen die Verbände an, die vor sechs Wochen einen mehrseitigen Fragenkatalog an die Parteien geschickt hatten.
An der Aktion beteiligten sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Botanische Vereinigung für Naturschutz, der Verband deutscher Gebirgs- und Wandervereine, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), der Landesjagdverband, der Naturschutzbund Deutschland und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.
"Welche Partei steht unseren Interessen am nächsten?" war die Frage, die hinter allen Einzelpunkten stand. Genau wie vor 1989, als die Verbände schon einmal eine Umfrage starteten, wollen sie den Kreispolitikern auch in den kommenden vier Jahren deren Ankündigungen vorhalten, wenn im Parlament darüber abgestimmt wird - quasi als "schlechtes Gewissen". Die Naturschützer haben sich auf ein langjähriges Ringen mit der Kreisregierung eingestellt. Dies, obwohl die Zeit drängt. "Vieles von dem, was heute nicht erhalten wird, können wir morgen auch mit viel Geld nicht mehr zurückkaufen", sagte Josef Richter vom Landesjagdverband. Das Urteil über die Kreisparteien im einzelnen:
Die Grünen sind in den Augen der Verbände nahezu Musterschüler. "Sie vertreten in fast allen Fragen Maximalpositionen", lobte Heinz Kapp vom Naturschutzbund Deutschland. Positiv bewertete er nicht nur das Kreistagsengagement der Partei während der vergangenen vier Jahre, sondern auch die aktuellen Aussagen - etwa im Zuge der Entsiegelung von Flächen auch vor Straßen nicht haltzumachen, künftig "prinzipiell" auf neue Autopisten zu verzichten oder in die Vernetzung von Biotopen auch Bachauen einzubeziehen und unter Landschaftsschutz zu stellen.
Der SPD nahmen die Naturschützer vor allem ihre ausweichende Antwort auf die Frage übel, wann im ohnehin dichtbesiedelten Kreis die Grenzen des Wachstums erreicht seien. Zudem rühme sich die Partei mit Entscheidungen, die erst auf Druck des Koalitionspartners zustande gekommen seien; etwa die Ausgleichsabgabe bei der Versiegelung von Flächen einzuführen.
"Dennoch haben Rot-Grün nur 60 Prozent der Zusagen im Koalitionspapier verwirklicht", monierte Ex-Sozialdemokrat Ernst Böhm von der HGON: "Ich wünsche mir von der SPD auch mal eigenständiges Handeln ohne Zutun der Grünen."
Hinter der Forderung der CDU nach mehr Umgehungsstraßen wähnen die Verbände ein Verkehrskonzept, das ihren Ansichten kraß zuwiderläuft. Zudem verwiesen die Christdemokraten bei den Fragen, die auf Landkauf zugunsten des Naturschutzes und einen Landschaftspflegeverband zielen, auf die Zuständigkeit der Kommunen hin. "Im Kreisparlament", so Böhm, "tat die CDU alles, damit die geltenden Umweltgesetze ja nicht umgesetzt werden."
Bei der Bewertung der FDP taten sich die Fragesteller am leichtesten, erhielten sie doch keinerlei Antworten. Dazu Kapp: "Diese Ignoranz paßt zum Verhalten der Kreis-FDP, die immer wieder die Untere Naturschutzbehörde anprangerte."
Harsche Kritik setzte es von Kapp auch für die FWG, die ebenfalls für weitere Umgehungsstraßen plädiere: "Mit ihrem Verkehrskonzept leben die in einer Zeit, die eigentlich schon vorbei ist." Zudem fehle es in Sachen Umweltschutz augenscheinlich an Fachleuten.
Mangelnde Kompetenz glauben die Naturschützer auch bei der ÖDP zu erkennen. Zwar ähnelten deren Antworten zum Teil denen der Grünen. Jedoch seien die Aussagen sehr allgemein gehalten und bloß ein Auszug aus dem bundesweiten Parteiprogramm.
Josef Richter wies darauf hin, daß sich die Bewertung der Parteien allein auf die Kreispolitik beziehe: "In den Städten und Gemeinden tun sich manchmal gerade diejenigen positiv hervor, die auf Kreisebene von uns gescholten werden."
Wie schwer es den Wählerinnen und Wählern fallen dürfte, ihr Kreuz an der - aus Sicht der Naturschützer - "richtigen" Stelle zu machen, dafür ist der passionierte Jäger selbst ein Beispiel. Denn "gesamtpolitisch" tendiere er, zumal als Parteimitglied, zur CDU. Da mochte er nicht ausschließen, sich so zu helfen: "Grün denken, schwarz wählen."
Für die Händlerschürze bitte
Hubschrauber
verwenden
NEU-ISENBURG. Wird der Frankfurter Immbolienmakler Michael Baum doch für die Sanierung des Alten Stadthauses engagiert? Was der Erste Stadtrat Berthold Depper (FDP) vor wenigen Tagen verkündete - "Baum hat damit nichts mehr zu tun" -, dem widersprach gestern sein Parteikollege und Magistratsmitglied Gerhard Gräber. In Rathauskreisen war Ende vorigen Jahres gemunkelt worden, Baum werden die technische Abwicklung des 15 Millionen Mark teuren Projekts übernehmen - für ein Honorar in Höhe von einer Million Mark. Dazu Gräber: "Ich will nicht sagen, daß Herr Baum einen Auftrag bekommt. Nur, entschieden ist darüber noch nicht." Möglicherweise werde Michael Baum mit der Vermarktung der vorgesehenen Büros und Wohnungen betraut. Damit deutete Gräber auf eine Art "Notlösung" hin, denn der Posten des technische Geschäftsführers ist bereits an den Leiter des Isenburger Hochbauamtes, Theo Ehatt, vergeben.
Bürgermeister Robert Maier, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der neu gegründeten Stadthaus GmbH ist, kann sich nach eigener Aussage nicht erklären, warum sich Berthold Depper derart festgelegt hat. Weder für noch gegen Baum sei bislang entschieden worden: "Es wurden bis dato überhaupt keine Aufträge vergeben." Informelle Absprachen habe es ebenfalls nicht gegeben.
Gerhard Gräber legt auf eine weitere Feststellung Wert: Nicht Berthold Depper, sondern er sei stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. In einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche hatte die Stadt offenbar nicht korrekt über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates informiert. leo
KELSTERBACH. Für eines der größten kommunalpolitischen Projekte der Nachkriegszeit wird am Samstag, 27. Februar, 10.30 Uhr, der erste Spatenstich vollzogen: für den Neubau des Alten- und Pflegeheimes "Haus Weingarten" im Neubaugebiet "Länger Weg" an der Ecke Weingärten-/Lilienstraße. cas
KELSTERBACH. "VHS Kreativ" heißt es am 27./28. Februar bei einer Ausstellung im Bürgerhaus. Dort zeigen am Samstag, 15 bis 20 Uhr, sowie Sonntag, 10 bis 18 Uhr, die Teilnehmer von Volkshochschulkursen ihre Arbeitsergebnisse: Malen und Zeichnen, Druckgraphik, Seidenmalerei, Keramik, Ikebana, Klöppeln, Nähen und Stricken, Puppenwerkstatt und Fotografie. Die Musikschule präsentiert sich an beiden Tagen von 15 bis 16 Uhr, die Yoga-Kurse samstags von 17 bis 18 Uhr sowie die VHS-Gruppe Wirbelsäulengymnastik sonntags von 17 bis 18 Uhr. Eröffnung ist am Samstag um 14 Uhr. cas
Die Gegenwart kommt in dem Buch nicht zu kurz, das ab 6. März anläßlich des Stadtjubiläums erhältlich ist Geschichten vom Leid und Lebenswillen der Frauen Ein 150seitiges Werk über Schlüchterns Bürgerinnen Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN. Ein bisher eher vernachlässigtes Kapitel in den Annalen der 1000jährigen Bergwinkelstadt schlägt das Buch "Frauen in Schlüchtern" auf, das in wenigen Tagen erscheinen wird. Herausgegeben vom Archiv Frauenleben, wagt der knapp 150seitige Band von Ilse Werder und Susanne Gries-Engel erstmals einen umfassenden Einblick in Geschichte und Gegenwart der weiblichen Bevölkerung Schlüchterns. Die Autorinnen haben anhand vieler Quellen die weibliche Historie und damit auch die Geschichte der Region durchforstet. Dem stellen sie Schlüchterinnen quer durch alle Altersgruppen gegenüber, die das Gesicht der Stadt heute mitprägen. Sie hoffen, daß der Band nicht nur als Lektüre genutzt wird, sondern seine Leserinnen anregt, "die Rolle der passiv Lebenden und Leidenden endgültig in die alten Geschichtsbücher zu verbannen". Daß letzteres zumindest in früheren Zeiten die Regel war, dieses Fazit zieht die ehemalige FR-Redakteurin Ilse Werder schon in ihrem Vorwort. "Geprägt von mageren wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, vom unumstrittenen Patriarchat und dem außerordentlich starken Einfluß von Kirche und Adel haben sich im Bergwinkel über Jahrhunderte offenbar Frauengenerationen entwickelt, die zwar überwiegend dem gepredigten Idealbild vom fleißigen, sittsamen, aufopferungswilligen und frommen weiblichen Geschlecht sehr nahe kamen, die aber auch in unaufhörlicher Fleiß- und Disziplineinübung und großer Leidensfähigkeit viel Kraft und Stärke, Mitgefühl und Lebenswillen entwickelten."
Dem Aufruf zur Mitwirkung im Mai vorigen Jahres folgten zwar "relativ wenig Leute", wie Ilse Werder berichtet, die das Archiv Frauenleben unterm Dach des neuen Kreishauses in Gelnhausen leitet. Doch dafür haben die Frauen, Organisationen und Verbände, die sich nun in dem Buch wiederfinden, wichtige Teile des Puzzles beigesteuert, das die Journalistinnen in ihrem Werk zusammenfügten. Anspruch auf Vollständigkeit erhebt der Band nicht, doch er "läßt Rückschlüsse auf das Rollenbild und den meist harten Überlebenskampf des weiblichen Teils der Bevölkerung zu, der - wie überall - selten gewürdigt wurde".
Dennoch attestiert Ilse Werder in dieser Hinsicht dem Bergwinkel eine "löbliche Ausnahme". Dort hätten die wie andernorts auch ausschließlich männlichen Heimatforscher und Chronisten die Frauen nicht ganz übersehen. "Wahrscheinlich hätten wir das Wagnis dieser Publikation nicht eingehen können, wenn nicht Menschen wie Alfred Kühnert mit geschärftem Blick für Lebenszusammenhänge und außergewöhnliche Situationen auch Frauenleben in der ländlichen Bergwinkelregion festgehalten hätten."
Daß das Leben der weiblichen Bevölkerung trotz des harten Alltags auch früher nicht allein aus Fron und Pein bestanden hat, beleuchten Anekdoten, Gedichte und Lieder. Sie künden von Träumen und Lebensmut, aber auch vom Galgenhumor der Landfrauen. Da ist die Geschichte von den "Klüeß" (Klößen), an denen sich der Mann der geplagten Kathrine überfressen hat. Das Ende vom Lied: "Bann ich joa doas gewußt hätt, daß heän von Klüeß starwee däd, hätt ich schon längst emoal Klüeß gekoacht."
Unbekannt dürfte den meisten Lesern auch sein, wie viele Frauensagen rings um Schlüchtern existieren. Ob in "Frau Schuckel", in den "Nixen im Nickus" oder in der "Unkenkönigin", überall spielt eine Frau die Hauptrolle. Wie sehr die Fronarbeiterinnen einst unter der Willkür der Burgvogte zu leiden hatten, schildert eindringlich ein Vorfall auf der Steckelburg Ende des 14. Jahrhunderts. Auch von der Verfolgung als angebliche Hexen blieben die Bergwinkel-Frauen nicht verschont. Der Hexenglaube hielt sich dennoch über die Jahrhunderte. Das beweisen Indizien aus den 30er Jahren. Welch hartes Brot so manche Frau im Schlüchterner Land bis ins 20. Jahrhundert hinein essen mußte, erzählt unter anderem das Kapitel "Butterfrau und Mundbotin". Täglich 40 Kilometer Fußmarsch über Stock und Stein waren bei diesem Beruf keine Seltenheit. Die Botinnen verkauften Butter, Palisaden (Eiergebäck), Bonbons und Kautabak, versorgten die Dörfler mit den neuesten Nachrichten und waren nicht selten als Postillion d&rquote;amour unterwegs.
Angesichts der großen Armut verließen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Mädchen den Bergwinkel. Die Geschichte der Auswanderinnen vollziehen Werder und Gries-Engel ebenso nach wie die Zeit der Jahrhundertwende und des Nationalsozialismus. Dem Schicksal der jüdischen Frauen Schlüchterns widmen sie ein besonders langes Kapitel, "weil wir meinen, daß wir Frauen diesen früheren Mitbürgerinnen wenigstens dieses bescheidene Geschenk schuldig sind". Namentlich listen sie 33 Jüdinnen auf, die Opfer des Naziterrors wurden.
Ein "anderes dramatisches Kapitel" nennt Ilse Werder die "bestürzende Erkenntnis, daß die bereits bei früheren Recherchen im Kreis vereinzelt ermittelten Fakten über die Weggabe siebenjähriger Mägde sich erneut durch Einzelfälle bestätigten". Ein bisher weitgehend wohl aus Scham tabuisiertes Thema, dem das Frauenarchiv weiter auf den Grund gehen will. Ein weiterer Teil des Buches stellt Frauen von heute in all ihrer Unterschiedlichkeit vor, die entscheidend am politischen, kulturellen und sozialen Leben Schlüchterns beteiligt sind.
Das Buch "Frauen in Schlüchtern" wird am 6. März bei einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag in der Stadthalle vorgestellt und ist anschließend im Buchhandel erhältlich. Nähere Informationen gibt das Frauenarchiv, Barbarossastraße 16-18 in Gelnhausen, unter der Rufnummer 0 60 51 / 8 53 97.
Gibt es am kommenden Sonntag in der Sporthalle Pennefeld in Bonn (15 Uhr), vielleicht doch einmal ein reines hessisches Finale um die 32. Deutsche Hallenhockey-Meisterschaft der Frauen zwischen dem Rüsselsheimer RK und der Frankfurter Eintracht? Beide Trainer, sowohl Berti Rauth (RRK) als auch Jürgen Fiedler (Eintracht) halten diese Möglichkeit nicht für ausgeschlossen. Allerdings betonen auch beide: Favorit ist absolut der neue Europacupsieger und Titelverteidiger Berliner HC, der am letzten Sonntag im Eurocup-Finale den RRK 6:3 besiegte. Berti Rauth, hofft aber: "Die Enttäuschung kann sich leicht in eine Trotzreaktion verwandeln."
Seit 1989 ist der RRK ununterbrochen im Finale und holte sich 1990 und 1991 den deutschen und ein Jahr später die Europatitel. An Erfahrung sollte es vor allem den fünf Nationalspielerinnen Torfrau Bianca Weis, Eva Hagenbäumer, Britta Becker, Tanja Dickenscheid und Susanne Müller nicht fehlen und auch die Nachwuchskräfte Denis Klecker, Angela Müller, Marja Busch, Katja Schmidt, Sibylle Breivogel und Nicol Hardt konnten sich in der schweren Bundesliga-Runde gut behaupten. In der Wiederholung des vorjährigen Halbfinales gegen Klipper Hamburg (12:3) am Samstag, müßte es schon sehr schief laufen, wenn das Ziel Finale nicht erreicht würde.
Trotz allem Selbstvertrauen hofft Berti Rauth ferner, daß die Frankfurter Eintracht im 2. Halbfinalspiel den Meister aus Berlin aus dem Wege räumt: "Die Eintracht ist schwer auszurechnen und auch die Berliner haben ihre Schwächen." Die Eintracht hatte ihr eigenes Vorbereitungsrezept. Unter Führung von Dagmar Bremer und Jutta Hellendahl feierte die Mannschaft in Köln Karneval. Nur Jürgen Fiedler und Beate Deininger konnten nicht mitfeiern. Zur gleichen Zeit holten sie mit der weiblichen Eintracht-Jugend die süddeutsche Meisterschaft in Mannheim und in der Mädchen- A-Klasse hinter Rüsselsheim den Süd-Vizetitel und haben sich damit für die "DM- Endrunde" qualifiziert. Für die Zukunft scheint also gesorgt. "Wenn wir auch gegen den BHC nur großer Außenseiter sind, rechnen wir uns doch eine Chance aus. Wir wollen gewinnen, der BHC muß aber siegen wenn er den Titel verteidigen will. Meine Truppe wird mit viel Selbstvertrauen und ohne Hemmungen mit Jutta Hellendahl, Ariane Kübert, Birgit Mensch, Dagmar Bremer, Natella Krasnikowa, Sonja Pyrczek, Beate Deininger, Ingrid Asprion, Astrid Horn, Iris Erbacher, Daniela Wernigg, Kirsten Hartmann, Heike Malina und Renat Oneck in Bonn an die Aufgaben herangehen. Vielleicht sorgen wir wie 1987 und 1988, wo wir erst im Finale gescheitert sind, erneut für Überraschungen", sind Fiedlers Prognosen. ws
NEU-ISENBURG. Durch Salmonellen- Vergiftungen ist es in jüngster Zeit in Verruf geraten, in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle wird es am kommenden Wochenende aufs Podest gestellt: das Ei. Rechtzeitig vor Ostern lädt die Sammlung zur Volkskunde in Hessen, Museum Otzberg, am Samstag und Sonntag, 27. und 28. Februar, zum Ostereiermarkt in die Frankfurter Straße 152. 100 Aussteller aus sechs Nationen zeigen ihre filigranen Kostbarkeiten. Mit dem Erlös aus dem Markt wollen die Veranstalter den Wiederaufbau des Korporalhauses in der Veste Otzberg unterstützen.
Kunstvoll bemalt, mit Kratzmesser, Bohrer, Wachs und Salzsäure bearbeitet, ist jedes der ovalen Teile ein kleines Kunstwerk. Vom winzigen Zebrafinkenei bis zum fußballgroßen Straußenei ist neben gewöhnlichen Hühnereiern alles zu sehen, was das Gefieder so absondert.
Das Eierverzieren hat eine lange Tradition. Das beweisen auch die Freundschaftseier aus der Gegend um Mardorf, die Brauchtumseier der Sorben, Pysankieier aus der Ukraine und Rumänien sowie prachtvolle russische Ikoneneier, von denen Einzelstücke auf der Ausstellung zu bewundern sein werden. "Zur Osterzeit, wenn alles sprießt, die treue Freundschaft innig grüßt", lautet etwa ein Spruch aus der Biedermeierzeit.
Einen Wiener Ingenieur begeistert diese Vielfalt schon seit langem: Er hat es in seiner Sammlung bereits auf 13 000 Exponate gebracht.
Wer für das Vaterunser in gotischer Schrift auf einem Gänseei nichts übrig hat, kann sich in der Ausstellung auch individuell Botschaften auf die Kalkschale schreiben lassen. Und wer sich Anregungen zum ungiftigen Eierfärben mit Pflanzenfarben holen will, wird in der Hugenottenhalle ebenfalls bedient.
Geöffnet ist der Markt am Samstag von 12 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Wem ein Wochenende Ostereiermarkt nicht genügt, kann außerdem von Donnerstag, 25. Februar, an im Isenburger "Haus zum Löwen", Löwengasse 24, die Ausstellung "Osterei und Osterbrauch in Europa" besuchen, in der 300 Eier aus der Sammlung des Museums Otzberg zu bestaunen sind. Ergänzt werden die verzierten Eier, die vor allem im osteuropäischen Raum besonders kunstvoll dekoriert werden, durch Grafiken und Fotos der entsprechenden Landschaften und Trachten. Geöffnet ist die Ausstellung bis Sonntag, 18. April, donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung. Jeden ersten Samstag im Monat ist die Ausstellung geschlossen. Nähere Informationen unter Telefon 0 61 02 / 3 32 51. fra
Die Risiken der Hilfe
Wie hergebracht die oft beschworene "Neue Weltordnung" bislang geblieben ist, bezeugen in diesen Tagen zwei Entscheidungen in New York und in Washington. Am East River beschloß der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Internationalen Gerichtshof einzurichten, der Kriegsverbrecher auf dem Balkan zur Rechenschaft ziehen soll. Eine Geste, mehr nicht, denn wer sollte wohl dem Gerichtshof die Angeklagten zuführen? Und welcher kriegführende Kriegsverbrecher wird sich durch diese Entscheidung zu Frieden oder Kapitulation genötigt sehen, da er dann erst - siehe Nürnberg - vor Gericht gestellt werden kann?
Am Potomac hingegen fiel die relevante Entscheidung: Die USA wollen abgeschnittene, hungernde moslemische Bosnier aus der Luft versorgen. Diese auf den ersten Blick humanitäre Aktion aber kann sehr schnell die Internationalisierung des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina nach sich ziehen.
Die Aktion findet ohne direkten Sicherheitsratsbeschluß mit zustimmender Kenntnisnahme des UN-Generalsekretärs Butros-Ghali statt. Denn was in Somalia so eindeutig abzulesen ist, gilt ebenfalls auf dem Balkan: In einem Krieg ist kein wirklicher Raum für humanitäre Hilfe von außen. Sie wird - und die ständig gestrandeten Hilfskonvois oder ausgesetzten Hilfsflüge belegen es - im Zweifelsfall als Parteinahme angesehen. Wer verhungert, kann nicht kämpfen oder Kämpfer mit Unterschlupf und Verpflegung unterstützen, so die grausame Logik des Krieges in Bosnien. Wer dem Feind hilft, wird selbst zum Feind.
So bedarf es keiner großen Phantasie vorauszusehen, daß US-Rosinenbomber für die Serben feindliche Fluzeuge sein werden, warum sonst auch würde es die Clinton-Regierung für nötig befinden, Geleitschutz mit Kampfflugzeugen fliegen zu lassen.
Die Gefahren für die US-Luftwaffe und an der Versorgung aus der Luft teilnehmende Alliierte liegen auf der Hand. Soll wirksam geholfen werden, verbieten sich Abwürfe aus 5000 Meter Höhe, die die Piloten und ihre Maschinen vor den meisten Luftabwehrwaffen schützen würden. Hilfe aus dieser Höhe würde in den Schluchten des Balkans verwehen. Wird sie aber aus der für Zielgenauigkeit notwendigen Höhe von rund 400 Metern abgeworfen, werden Abschußmeldungen bald folgen. Selbst falls man Veranlassung hätte, dem Serbenführer Karadzic zu glauben, der die Sicherheit der Maschinen garantieren wollte, wäre dies eine Illusion angesichts von Gruppen und Kommandeuren, die auf niemanden hören.
Hinzu kommt für die in Kroatien und Bosnien stationierten Blauhelme die Gefahr, zur Geisel der Luftversorgung zu werden. Serbische Führer haben mehrfach betont, statt auf US- oder NATO-Flugzeuge in der Luft ersatzweise auf UN-Soldaten am Boden schießen zu wollen.
Gleitet die neue US-Regierung mit iherem Beschluß, die Moslems in Ostbosnien aus der Luft versorgen zu wollen, also unversehens in einen Bodenkrieg wie damals in Vietnam? Beunruhigend ist, daß nach wie vor kein Plan erkennbar wird, wie der Bürger-, Rassen- und Religionskrieg auf dem Balkan zu beenden wäre. Ja, man hat vielmehr den Eindruck, die Kriegsparteien seien fest entschlossen, ihre Probleme kriegerisch zu lösen und wären gar nicht an einer Friedenslösung interessiert. Der Vance-Owen-Plan scheint für alle Beteiligten kompliziert und undurchführbar genug, um sich an der Illusion zu beteiligen, er könnte erfolgreich umgesetzt werden. Nach dem Motto: Mitwirkung ja, wenn Scheitern gesichert.
Die fatale Situation, keine Lösung für den Konflikt erkennen zu können, hat bisher eine lähmende Wirkung auf die internationale Gemeinschaft und ihr Bemühen gehabt, den Krieg zu beenden. Angesichts der Möglichkeiten militärisch einzugreifen, nichts zu tun oder mit Hilfsversuchen ein wenig den humanitären Mindestanstand zu wahren, haben die Europäer und die UN sich auf eine frustrierende Warteschleife eingelassen. Darüber hinaus scheint Präsident Bill Clinton nun bereit, Risiken einzugehen, die Eskalationsspirale aus Abschüssen und Vergeltungsangriffen eingeschlossen. Ein Weg, den die Europäer ohne die USA nicht zu gehen bereit waren, gegen den im UN-Sicherheitsrat ein Veto nicht unwahrscheinlich ist.
Schon deshalb wird sich Washington das Kommando über die Luftversorgungsaktion nicht aus den Händen nehmen lassen. So behalten die USA immerhin die Initiative, auch wieder aussteigen zu können. Wahrscheinlicher aber wird es nun, daß der Krieg auf dem Balkan zunächst aus der Luft internationalisiert wird. Und dazu mag es auch keine Alternative geben - angesichts hilfloser Blauhelmsoldaten und der Perspektive endlosen Gemetzels. Auch insofern herrscht die alte Ordnung.Mit 150 "Sachen" durch die Stadt
HANAU/ERLENSEE. Eine wilde Verfolgungsjagd lieferte am Dienstag abend ein 21 Jahre alter Erlenseer einer Polizeistreife. Die Beamten waren eigentlich auf der Fahrt zu einem angeblichen Autoaufbruch und hatten dazu an einer roten Ampel im Alten Rückinger Weg ihr Blaulicht eingeschaltet, als plötzlich ein Motorradfahrer vor ihnen Vollgas gab und abhaute.
Die Polizisten verfolgten den Mann, der beispielsweise in der Lamboystraße seine 450er Honda bis auf 150 Stundenkilometer beschleunigte und mehrere Ampeln mißachtete, kreuz und quer durch Hanaus Osten, die Bundesstraßen 8 und 43 a und schließlich sogar über Rad- und Fußwege fuhr, bevor das Motorrad kurz vor Erlensee stürzte. Dabei verletzte sich der 21jährige leicht.
Er gab an, die Maschine vor einiger Zeit gekauft, aber nicht zugelassen zu haben. Das Warendorfer Kennzeichen, das eigentlich zu einem Personenwagen gehörte, besitze er bereits seit einem Jahr. az
"Wir zielen auf die Landesliga Süd ab", zeigt Norbert Ruth vom FC Germania 09 Niederrodenbach die Strömungen beim Tabellenzweiten der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost auf. Der Verein vom Waldstadion, der mit 13 Jahren Zugehörigkeit zur zweithöchsten Amateurklasse Rekordhalter im Fußballkreis Hanau ist, erfüllt von den Rahmenbedingungen (Stadion, Vereinsführung, Umfeld schlechthin) alles was ein Klub für die höhere Ebene benötigt. Auch die Fans kommen nach dem neuen Aufschwung unter Trainer Martin Kirchner vermehrt, bisher wurden 3020 in den 10 Heimspielen registriert. "Ich glaube, wir hätten mit dieser Formation, verstärkt um einen oder zwei Spieler, auch in der Landesliga keine Probleme", läßt Ruth Zuversicht, aber keine Überheblichkeit durchklingen. Das Positive beim Traditionsklub, der zu den bestgeführten Vereinen dieser Region zählt: Einen Aufstiegszwang gibt es nicht. Finanzielle Abenteuer wird es auch in nächster Zukunft nicht geben, die Macher vom Waldstadion, mit Dieter Prangenberg (1. Vorsitzender) und Klaus Kramb (2. Vorsitzender) an der Spitze, kennen sich schließlich bestens in den höheren Gefilden aus, wissen auch um die finanziellen Belastungen.
"Mit Bernbach können wir uns nicht messen, das ist eine Nummer zu groß für uns, während sich Langenselbold 1910 auf dem absteigenden Ast befindet", zieht Ruth Vergleiche heran. Es ist durchaus gut möglich, daß 93/94 der einzige Landesliga-Süd-Vertreter des gesamten Main-Kinzig-Kreises aus Niederrodenbach kommt. Voraussetzung wäre allerdings Bernbachs Auf- und Langenselbolds Abstieg. Es kann aber auch zwei Aufsteiger aus der Bezirksoberliga geben, denn die SG Bruchköbel hat eine ähnlich gute Ausgangsposition und vor allem die besten Relegationsrundenerfahrungen aller Frankfurter Bezirksoberligisten . . .
Was spricht für "Niederrodenbach? Der drittbeste Angriff, die zweitbeste Abwehr (zumindest von der Torebilanz her), einer der besten Trainer? Die Spielerpolitik rund um das Waldstadion hat sich gewandelt: Nach einer totalen Überfremdung hat das Präsidium mit allen verfügbaren Mitteln versucht, ehemalige Rodenbacher zurückzuholen und Erfolg damit gehabt. Carsten Frey entwickelte sich mit 17 Treffern zu einem der besten Torjäger der Klasse, der ebenfalls aus Langenselbold zurückgekehrte Rüdiger Strutt ist im defensiven Mittelfeld einer der schillernden Figuren. Was noch erstaunlicher ist: mit Karsten Kramb, Peter Kirch und Ivan Rimac (zuletzt 1860 Hanau) haben drei Jugendspieler den Sprung in den BOL-Kader geschafft, sind großteils sogar Stammspieler. Eine weitere Überraschung ergaben die Testspiele in den vergangenen sechs Wochen: Michael Auerhammer, ein mit allen Wassern gewaschener Abwehrspieler, kehrte ins Aufgebot zurück. Über ein Jahr lang mußte er wegen eines Kreuzbandabrisses pausieren, jetzt ist diese Verletzung (ohne Operation) entsprechend gut vernarbt, der Routinier steht wieder zur Verfügung. Da auch die Rekonvaleszenten Carsten Frey und Ralf Eiler (Achillessehnenprobleme) wieder zur Verfügung stehen, soll die erste Hürde im neuen Jahr, gegen den Fast-Namensvetter Nieder-Roden, ohne ins Straucheln zu kommen, am Sonntag (14.30 Uhr, Waldstadion) genommen werden.
Daß es in der Vorbereitung nicht wunschgemäß lief, hatte vom FCG nicht zu vertretende Ursachen: Das Pokal- Halbfinale in Ravolzhausen fiel gleich zweimal aus, Tests gegen Langenselbold 1910 und den KSV Klein-Karben konnten ebenso wenig durchgeführt werden. Gegen Hochstadt (1:2) gab es eine überraschende Niederlage, ansonsten keine ernsthaften Gegner. Halle, Kraftraum, Rasenplatz, Hartplatz, Massagen - Trainer Martin Kirchner reizte alle Möglichkeiten in dieser Zeit aus, glaubt die Mannschaft somit topfit ins erste Pflichtspiel 1993 entlassen zu können. In Niederrodenbach ist keiner so vermessen, das eigene Team als Nummer eins dieser Klasse zu werten. "Wir rechnen bis zum Schluß mit einem Fünfkampf", schiebt Ruth eher dem Spitzenreiter TSV Lämmerspiel (zwei Punkte Vorsprung gegenüber dem FCG) den Favoritenschild zu. Manche Erfahrung spricht allerdings für die Rodenbacher. HANS-DIETER PUTH
Richter zweifeln weiter an Gründen für Kündigung
HOFHEIM. Am 8. Mai 1992 wurde dem technischen Betriebsleiter der Hofheimer Stadtwerke wegen "grober Verstöße" gegen Dienstvorschriften fristlos gekündigt, am 22. Dezember entschied das Arbeitsgericht zugunsten von Waldemar Haasis. Doch weiterarbeiten darf der 54jährige auf seinem Posten immer noch nicht, obwohl die Richter dies ausdrücklich bekräftigt hatten. Nicht nur, daß inzwischen eine Nachfolgerin im Amt ist. Die Stadt hat zudem eine zweite Kündigung ausgesprochen, über die nun erneut verhandelt wurde. SPD-Stadtverordnete Barbara Hausmann-Grassel, die den Prozeß beobachtete, gibt der Stadt auch im zweiten Anlauf "wenig Chancen".
Darüber hinaus ist die Juristin sauer. "Ich fühle mich hintergangen", sagt sie ebenso wie ihr Magistratskollege Elcke Eirich. Als stellvertretendes Mitglied der Betriebskommission habe sie nämlich der ersten Kündigung zunächst zugestimmt. Allerdings habe Bürgermeister Rolf Felix (CDU) diesem Gremium und dem Magistrat andere Gründe genannt, als jene, die dann vorm Frankfurter Arbeitsgericht vorgetragen wurden. So soll Haasis Aufträge mit Summen über 60 000 Mark zerstückelt haben, um die Zustimmung der Betriebskommission zu umgehen, und Rechnungen bezahlt haben, für die es keine Aufträge gab. Ferner habe Felix berichtet, die Zweitunterschrift unter Aufträge sei vermieden, eine Firma auffällig oft beauftragt worden, die fachlich gar nicht kompetent gewesen sei.
Um so erstaunter war die Sozialdemokratin, als die Stadt "mit Pauken und Trompeten" vor dem Arbeitsgericht scheiterte. Es seien keine "wichtigen Gründe" für die außerordentliche Kündigung dargelegt worden, so die Richter. Außerdem sei zu den Rechtfertigungen Haasis' "nicht nachvollziehbar Stellung genommen" worden. Die Stadt hätte widerlegen müssen, statt bloß den Vortrag des Ingenieurs zu bestreiten, tadelten die Juristen in der Urteilsbegründung.
So schien ihnen beispielsweise Haasis' Darstellung schlüssig, er habe keine Aufträge gesplittet. Es habe sich vielmehr um Folgearbeiten an einem Objekt gehandelt, die kurzfristig notwendig geworden seien. Erstaunen ließen die Richter darüber anklingen, daß der in erster Linie zuständige kaufmännische Leiter nicht ebenfalls beschuldigt wurde. Zumal ein Teil der kritisierten Aufträge auch dessen Unterschrift trug. Die Umstände sprächen vielmehr für "einen vorgeschobenen Kündigungsgrund".
Ein Gütetermin, bei dem in der vergangenen Woche auch die zweite Kündigung Thema war, endete erneut mit "Zweifeln des Gerichts", berichtet Hausmann-Grassel. Denn die Vorwürfe seien weitgehend dieselben gewesen. "Wie aber können sieben Monate alte Gründe eine weitere fristlose Kündigung rechtfertigen", fragt sich die Stadtverordnete. Weitere geschilderte Vorfälle seien zudem vor Stellenantritt des Ingenieurs passiert, kritisiert sie.
Rathauschef Felix gibt zu, daß die Urteilsbegründung ein schiefes Bild entstehen lasse, beharrt aber darauf, daß "alle Punkte nachweisbar" sind. So habe der Magistrat gestern in seiner Sitzung beschlossen, gegen den Rechtsspruch Berufung einzulegen. "Ich habe ferner Magistrat und Betriebskommission immer wieder über Details des Gerichtsverfahrens informiert", sagte Felix. Er wirft der SPD vor, sie schlachte die Person Haasis' für den Wahlkampf aus. set
KARBEN. Sie besitzen nur noch das nackte Leben und für die nächsten drei Monate eine provisorische Unterkunft in der ehemaligen Grundschule Petterweil. Die beiden Familien mit ihren Kindern im Alter von zwei bis 15 Jahren hatten am 17. Dezember vorigen Jahres im Bombenhagel gerade noch ihre Heimatdörfer in Bosnien-Herzegowina verlassen können. Die drei bosnischen Arbeiter mit einer Mutter, ihren Frauen und Kindern haben keine Hoffnung mehr, jemals in ihre Heimat zurückzukehren oder, wenn doch, dort noch ihre Häuser und ihren Besitz wiederzufinden. Wie ihr Leben weitergehen wird, können sie nicht sagen. Für sie eröffnet sich bisher keine Perspektive, weder im ehemaligen Jugoslawien noch in Deutschland, dem vorläufigen Gastgeberland.
Die Frauen und Männer haben Angst. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau am Dienstag nachmittag legten sie Wert darauf, daß ihre Identität nicht preisgegeben wird. Wir nennen keine Familiennamen, auch nicht die Namen ihrer Dörfer, die von den Serben ohnehin umbenannt wurden - nur auf dieser Basis ließen sich die Flüchtlinge überhaupt auf ein Zeitungsinterview ein. Der Arm der Aggressoren, so fürchten sie, reiche weit, möglicherweise bis hierher in die Wetterau.
Bis zum April vorigen Jahres, so berichten sie, sei ihr Leben normal verlaufen. Zwei der Männer arbeiteten im Bergwerk, ein dritter betrieb eine Nebenerwerbslandwirtschaft und arbeitete unter der Woche in Slowenien im Straßenbau. Dann aber wurden die Bergleute gekündigt, die Fahrt nach Slowenien verboten. Die Dörfer wurden nicht mehr mit Lebensmitteln versorgt, die Schulen geschlossen. Vom Krieg blieben sie zunächst verschont. Lediglich Kanonendonner war aus der Entfernung zu hören. Nach und nach wurden die Posten in der Verwaltung durch Serben ersetzt. Viele der überwiegend moslemischen Bosnier verschwanden spurlos. Wer bei Hausdurchsuchungen mit Waffen angetroffen wurde, wurde an Ort und Stelle erschossen. So berichten sie.
Die Männer waren wehrlos. Sie hatten zwar Militärdienst geleistet, aber niemand rief sie zu den Waffen. Nach ihren Angaben haben die moslemischen Bosnier keine Armee. Widerstand erschien zwecklos. Die Landwirtschaft ernährte die Familien gerade noch. Immerhin konnten Mais und Weizen geerntet und teilweise an die Genossenschaft verkauft werden. Die Kühe gaben Milch für die Kinder.
Dann kam der Winter, zwar noch nicht mit Schnee, aber mit starkem Frost. In der Nacht zum 17. Dezember wurden auch ihre Dörfer beschossen. Die Familien entschlossen sich zur Flucht. Sie verkauften ihre Habe an Serben, die inzwischen in massiv gebaute Häuser eingezogen waren. Die Waschmaschine etwa brachte 30 Mark ein. 30 Bewohner eines der Dörfer konnten mit einem Bus flüchten. Die nur 40 Kilometer weite Fahrt zu einer vor den Serben noch sicheren Sammelstelle kostete 600 Mark pro Familie. Es wurde nur mit deutschem Geld bezahlt. Unterwegs stiegen weitere Flüchtlinge zu, vorausgesetzt, sie brachten den hohen Fahrpreis auf.
Ein Glas Marmelade, ein Stück Brot und Kleidung für die Kinder war das einzige, was eine Mutter, die inzwischen in Petterweil angekommen ist, von zu Hause mitnehmen konnte. Freunde gaben weiteres Geld. Ein Advokat, der einen Konvoi zu einem nunmehr 20 Kilometer entfernten Ort organisierte, kassierte pro Person 100 Mark. Dann mußten die Familien sehen, wie sie bis Zagreb mit der Bahn weiterkamen.
Dort fanden die beiden Familien mit ihren Kindern Unterschlupf in einer hoffnungslos überfüllten Moschee. Die islamische Hilfsorganisation Merhamed sorgte für Essen und das Nötigste für die Körperpflege.
Die beiden Familien, die sich aus ihren Heimatdörfern kannten, wurden dann von einem Deutschen des Netzwerks Friedenskooperative Bonn angesprochen. Ihnen wurde die Möglichkeit eröffnet, wenigstens für die nächsten drei Wintermonate ohne eigene Kosten in Deutschland unterzukommen.
Als sie dann an einem Freitagnachmittag Anfang Februar in den Bus stiegen, waren sie erleichtert, aber auch unsicher, ob die Versprechungen auch eingehalten werden und ob sie tatsächlich nach Deutschland kommen werden.
Nach 18stündiger Fahrt trafen sie in Frankfurt ein. Die eine Familie war schließlich am Samstag, 6. Februar, bei den Gastgebern in Petterweil, die zweite traf zwei Wochen später ein.
Die Friedensinitiative Karben hatte die Einladung an die Familien ausgesprochen und die Transfer- und Visumkosten aufgebracht. Die Stadtverwaltung hatte unbürokratisch das Obergeschoß der ehemaligen Grundschule Petterweil zur Verfügung gestellt. Die Räume wurden von der Friedensinitiative kurzfristig bewohnbar gemacht.
Karbener, darunter mit besonderem Engagement der Deutsch-ausländische Freundschaftskreis, richteten mit gespendeten Möbeln das Obergeschoß des Schulhauses wohnlich her. Kleidungsspenden kamen mehr als ausreichend. Ein finanzielles Problem bleibt. Es sind noch weitere Geldspenden nötig, um den Lebensunterhalt der insgesamt zwölf Personen für die nächsten drei Monate zu sichern. Ein Konto des Deutsch-ausländischen Freundschaftskreises mit dem Stichwort "Den Winter überleben" steht bei der Sparkasse Wetterau (BLZ 518 5600 79) mit der Nummer 0 117 000 052 zur Verfügung.
Für die bosnischen Flüchtlinge ist nur eines klar. Sie müssen wieder ganz vorn anfangen, so oder so. In ihrer Heimat, falls sie in diese jemals zurückkommen, ist nach ihren Informationen inzwischen alles zerstört. Eine Perspektive für einen Neuanfang in Deutschland hat sich bis jetzt nicht eröffnet. Diese armen Menschen müssen noch froh darüber sein, ihr nacktes Leben gerettet zu haben. HANNES MATHIAS
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: FC Hanau 93 - Sportfreunde Seligenstadt, FC Germ. Niederrodenbach - SG Nieder-Roden, Spvgg. Weiskirchen - FSV Ravolzhausen, TSV Höchst - Eintracht-Sportfr. Windecken, FC Teutonia Hausen - TSV Lämmerspiel (Sportzentrum Obertshausen), Spvgg. Seligenstadt - SG Bruchköbel, Germania Bieber - KSG Ober-Seemen, SV Birstein - FSV Bad Orb, VfB Oberndorf - SV Melitia Roth (So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SG Rot-Weiß Frankfurt II - Kickers Offenbach II (Sa., 14.30 Uhr), 1.FC Hochstadt - TSV Vatan Spor Bad Homburg, SV Gemaa Tempelsee Offenbach - 1.FC Rödelheim, SG Ober-Erlenbach - FV Bad Vilbel II, SV Steinfurth - SV Nieder-Weisel (Sa., 15 Uhr), SV Reichelsheim - SV Germania Ockstadt, FC Germania 94 Frankfurt - FSV Bischofsheim, SGG Rodheim - Spvgg. Oberrad, Spvgg. Fechenheim - FC Dietzenbach ( So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU: TSV Niederissigheim - FC Germania Dörnigheim (Sa., 14.30 Uhr), KSV Langenbergheim - FC Spfr. Ostheim, Dörnigheimer SV - Eintr. Oberissigheim, TSG Niederdorfelden - TSV Kewa Wachenbuchen, SV Vict. Heldenbergen - SG Marköbel, Spvgg. Roßdorf - FC Türk Gücü Hanau, TSV Hanau - 1.FC Langendiebach (So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SC Viktoria Nidda - SV Phönix Düdelsheim, VfR Hainchen - SV Calbach, SV Mittel-/Nieder-Seemen - Rohrbacher SV, Sportfr. Oberau - SV BW Schotten, VfB Höchst - SG Steinberg/Glashütten, TV Kefenrod - 1.FC Rommelhausen, SG Bindsachsen - VfR Ulfa, SV Orleshausen - FC Alem. Gedern ( So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: SV Mittelkalbach - FC Brit. Eichenzell, SG Marborn - SG Hattenhof, FC Kressenbach - FC Herm. Mottgers, DJK-SG Helv. Kerzell - SG BW Rommerz, TSV Grebenhain - TSV Heubach, SG Alem. Weiperz - SV Neuhof, SV Germ. Herolz - SG Hohenzell, SV Nieder-Moos - SG Freiensteinau (So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. TSV Heusenstamm - FC Alem. Klein-Auheim (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH: u.a. SV Jügesheim II - SV Steinheim (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A HANAU: Spvgg. Langenselbold II - Hanauer SC (So., 12.45 Uhr), Spvgg. Hüttengesäß - SV Langenselbold, VfB Großauheim - VfR Kesselstadt, 1.FC Mittelbuchen - SV Wolfgang, SKG Rüdigheim - Safak Spor Hanau, FC Germ. Rückingen - FC Hellas Maintal, FC 66 Büdesheim - FC Germ. Großkrotzenburg (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: SV Ober-Lais - KSV Eschenrod, SG Wolf/Aulendiebach - SG Büdingen, 1.FC Wallernhausen - SV Lißberg, SC RW Gelnhaar - SV Eintr. Altwiedermus, FSV Waldsiedlung Altenstadt - VfR Wenings, FSG Altenstadt - VfB Ober- Schmitten, TV Vonhausen - TSV Stockheim, SSV Lindheim - FC Vikt. Ober-Widdersheim, 1.FC Lorbach - SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: TSV Weichersbach - FV Steinau, SG Huttengrund - ESV Vikt. Elm, SG Schlüchtern - SG Jossa, SG Alemannia Hutten - TSG Züntersbach, SG RW Veitsteinbach - TSV Oberzell (So., 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: KSV Effolderbach - SV Olympia Bergheim, SV Büches - FC Germ. Ortenberg, SG Wolferborn/ Michelau - 1.FC Vikt. Eckartshausen, TSG Bleichenbach - SSG Vikt. Eckartsborn, FSV Glauberg - SG Himbach, KSG Usenborn - SV Burgbracht/Bösgesäß, SG Selters/Wippenbach - FSV Heegheim/Rodenbach (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: FSV Dauernheim - SV Ranstadt, SG Eintr. Ober- Mockstadt - TSV Geiß-Nidda, SG Unterschmitten - KTSV Borsdorf/Harb, SC Germ. Nieder-Mockstadt - VfR Hirzenhain, Gencler Birligi Nidda - SKG Eintr. Fauerbach, SV Eichelssachsen/Wingershausen - SC Teut. Kohden, SV Merkenfritz - SV Eichelsdorf, SV Rainrod - KSV Bobenhausen (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: SV Niederzell - TSV Rhönadler Schwarzenfels, SG Höf und Haid - SV Breitenbach, TSV Hintersteinau - SV Marjoß (So., 14 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-OST: u.a. FC Germ. Steinheim - DJK Eintr. Steinheim, SG Steinheim - FC Maroc Offenbach, SG Germ. Klein-Krotzenburg II - TSV Klein-Auheim (So., 14.30 Uhr). hdp
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: KSG Hettersroth/Hitzkirchen- SG Waldensberg, SV Brachttal - SV Sotzbach, SV Breitenborn- BSC Spielberg, SV Hochland Fischborn - Vorwärts Udenhain, FSV Niedergründau - SKG Mittelgründau, KSG Wüstwillen-/Lichenroth - KG Wittgenborn.
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: Alemania Niedermittlau - SV Somborn, FSV Kempfenbrunn - Germania Bieber, SG Haitz - TSV Lohrhaupten (So., 14.30 Uhr). wh BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: KSV Klein- Karben Reserve - FC Kaichen (So., 12.45 Uhr); FSV Kloppenheim - SV Ober-Mörlen, VfR Butzbach - SV Nieder-Wöllstadt, SV Echzell - VfB Friedberg, SKV Beienheim - SV Hoch-Weisel, VfR Ilbenstadt - KSV Bingenheim, SC Dortelweil - FC Nieder-Florstadt, FC Ober-Rosbach - TuS Rockenberg(So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A FRIEDBERG: FC Nieder- Wöllstadt - SG Weckesheim/Dorn-Assenheim, SV Germ. Leidhecken - TSG Ober- Wöllstadt, FSV Dorheim - KSG/20 Groß- Karben, FSG Burg-Gräfenroden - KSV Berstadt, TSG Wölfersheim - FC Hessen Massenheim, Türk. SV Bad Nauheim - SV Philippseck-Fauerbach, KSG Bönstadt - SG Stammheim (So., 14.30).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: TuS Rockenberg Reserve - TSV Ostheim (Sa., 14.30 Uhr); Türk. SV Bad Nauheim Reserve - Blau-Weiß Espa (So., 12.45); SV Bad Nauheim - SG Melbach, Blau-Gelb Friedberg - SG Oppershofen, FC Gambach - SV Germ. Schwalheim, FC Trais-Münzenberg - SV Nieder-Weisel Reserve, FSG Wisselsheim - SG Ostend Bad Nauheim, VfB Södel - TFV Ober-Hörger (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: VfR Ilbenstadt Reserve - SV Oberdorfelden (So., 12.45 Uhr); SKG Erbstadt - SV Assenheim, FC Rendel - SV Teutonia Staden, Türk Gücü Friedberg - SV Ossenheim, VfB Petterweil - VfB Friedberg Reserve, SV Rosbach - FV Okarben, FC Olympia Fauerbach - FC Nieder-Florstadt Reserve (So., 14.30). bo Frauen LANDESLIGA SÜD: u.a. SV Bad Nauheim - SG Limburg/Linter (Sa., 16 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: Spvgg. Langenselbold II - FC Kickers Obertshausen, FC RW Großauheim - FSV Frankfurt III, TSG Niedre-Erlenbach - SG Rosenhöhe Offenbach (Sa., 16 Uhr), SG Praunheim III - SG Hammersbach (Sa., 17 Uhr). hdp
RODGAU. Zu einer Podiumsdiskussion vor der Kommunalwahl hat das DGB- Ortskartell die vier in Rodgau kandidierenden Parteien - CDU, SPD, Grüne und FDP - für Montag, 1. März, um 19.30 Uhr ins Sozialzentrum am Nieder-Röder Puiseauxplatz eingeladen. Zur Debatte stehen Themen wie S-Bahn, sozialer Wohnungsbau, Alters- und Altenwohnheime sowie Angebote für die Jugend in der größten Stadt des Kreises. ttt
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: Germ. Pfungstadt - VfR Groß-Gerau, TSV Trebur - SG Arheilgen, FCA Darmstadt - TSV Pfungstadt, SV Groß-Bieberau - FSV Riedrode, TS Ober-Roden - SV Bischofsheim, SG Ueberau - Ol. Lorsch, TSV Neustadt - SKV Mörfelden (alle So., 14.30 Uhr). Spielfrei: SV Raunheim.
BEZIRKSLIGA DARMSTADT WEST: GW Darmstadt - SKG Ober-Ramstadt, SKV Büttelborn - RW Darmstadt, SV Klein-Gerau - 1. FC Langen, Opel Rüsselsheim - Eintr. Rüsselsheim, SV Geinsheim - SG Egelsbach II, SV St. Stephan - TSV Nieder-Ramstadt, Darmstadt 98 II - SKG Gräfenhausen, SV Weiterstadt - SV Erzhausen (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA DARMSTADT OST: FSV Groß-Zimmern - Vikt. Urberach, Spvgg. Groß- Umstadt - Vikt. Kleestadt, KSV Urberach - TSV Lengfeld, TSV Höchst - FSV Spachbrükken, Hassia Dieburg - SV Reinheim, Vikt. Aschaffenburg II - TG Ober-Roden, VfL Michelstadt - SV Münster, FV Eppertshausen - SV Beerfelden (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A DIEBURG: TSV Richen - KSG Georgenhausen, TSV Langstadt - GSV Gundernhausen, SV Sickenhofen - Vikt. Schaafheim, RW Radheim - TV Nieder-Klingen, Germ. Ober-Roden II - TV Semd, TSV Altheim - FC Raibach, Kick. Hergershausen - Türk Babenhausen, FSV Münster - PSV Groß-Umstadt (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA B DIEBURG: TSV Ober-Klingen - FSV Mosbach, FC Ueberau - SV Heubach, FSV Schlierbach - Türk Dieburg, SV Dorndiel - TSV Klein-Umstadt, Germ. Babenhausen - TSV Harreshausen, TSV Wiebelsbach - Vikt. Klein-Dieburg, SV Hering - FC Niedernhausen, BR Babenhausen - Vikt. Dieburg (alle So., 14.30 Uhr). Spielfrei: FC Groß-Umstadt.
KREISLIGA A GROSS-GERAU: TSV Goddelau - SKG Stockstadt, FC Leeheim - VfR Rüsselsheim, SV Nauheim - SKG Erfelden, SKG Walldorf - Oly. Biebesheim, TSV Wolfskehlen II - Dersim Rüsselsheim, RW Walldorf II - Hellas Rüsselsheim, Italia Groß-Gerau - SG Dornheim, Alem. Königstädten - SKG Wallerstädten, Germ. Gustavsburg - SC Astheim (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B GROSS-GERAU: Mainh. Rüsselsheim - TV Crumstadt (Sa., 16. Uhr). SSV Raunheim - Cihan Rüsselsheim, Cab. Rüsselsheim - TSG Worfelden, Conc. Gernsheim - B. Bischofsheim, SF Bischofsheim - Esp. Walldorf, KSV Biebesheim - Oly. Nauheim, SKG Bauschheim - VfB Ginsheim, Kickers Mörfelden - TV Haßloch (alle So., 14.30 Uhr). ka
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Hanau 93 - Sportfreunde Seligenstadt, FC Germania Niederrodenbach - SG Nieder-Roden, Spvgg. Weiskirchen - FSV Ravolzhausen, TSV Höchst - Eintr.-Sportfr. Windecken, FC Teut. Hausen - TSV Lämmerspiel (Sportzentrum Obertshausen), Spvgg. 12 Seligenstadt - SG Bruchköbel, FV Germ. Bieber - KSG Ober- Seemen, SV Birstein - FSV Bad Orb, VfB Oberndorf - SV Mel. Roth (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SG RW Frankfurt II - Kickers Offenbach II (Sa., 14.30 Uhr).
1.FC Hochstadt - TSV Vatan Spor Bad Homburg, SV Gemaa Tempelsee - 1. FC Rödelheim, SG Ober-Erlenbach - FV Bad Vilbel II, SV Steinfurth - SV Nieder-Weisel, SV Reichelsheim - SV Germania Ockstadt, Germania 94 Frankfurt - FSV Bischofsheim, SG Rodheim - Spvgg. 05 Oberrad, Spvgg. 03 Fechenheim - FC Dietzenbach (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: Spvgg. Dietesheim II - Spvgg. Hainstadt, Türkischer SV Neu-Isenburg - FV 06 Sprendlingen, Susgo Offenthal - FC Offenthal, SG Rosenhöhe Offenbach - FC Kickers Obertshausen, SV 13 Zellhausen - FC Kickers-Viktoria Mühlheim, TSV Heusenstamm - FC Alemannia Klein-Auheim, BSC 99 Offenbach - SG Götzenhain, SV Dreieichenhain - SSG Langen (alle So., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-.TAUNUS: u.a. DJK- Sportgem. Hattersheim - 1.FC Viktoria Kelsterbach (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. BSC Kelsterbach - SG Nassau Diedenbergen (So., 14.30 Uhr),Delfi Kelsterbach - TV Wallau (So., 15.30 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-OST: SKG Rumpenheim - Türk. SV Seligenstadt, SV Mühlheim - TV Hausen, FC Croatia Obertshausen - TuS Froschhausen, TSG Mainflingen - SKV Hainhausen, TSV Dudenhofen - SC Bürgel, SV Zrinski Offenbach - TV Rembrükken, FC Bieber - TGS Jügesheim, SV Jügesheim II - SV Steinheim (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-WEST: DDJK Eiche Offenbach - Türkischer SC Offenbach, TSG Neu-Isenburg - Rot-Weiß Offenbach, Türkischer FV Dreieich - SC Buchschlag, SKG Sprendlingen - Spvgg. 03 Neu-Isenburg II, SG Dietzenbach - VfB 1900 Offenbach, FC Hellas Offenbach - SV Aris Offenbach, Freie Turner Oberrad - TV Dreieichenhain, Sprendlinger TG - SC Steinberg (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-WEST: DJK- SV Sparta Bürgel - Espanol Offenbach, FC Wacker Offenbach - Sportfr. Offenbach (beide Sa., 14.30 Uhr), PSV Blau-Gelb Offenbach - SG Wiking Offenbach, HFC Bürgel - SGS Don Bosco Neu-Isenburg, Inter-FC Dietzenbach - Portugues Offenbach, TuS Zeppelinheim - Türk Gücü Dietzenbach (alle So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-OST: Fair Play Mühlheim - TGM Jügesheim, DJK-SG Heusenstamm - TG Weiskirchen, FC Germania Steinheim - DJK Eintracht Steinheim, FC Italsud Offenbach - Sportfreunde Heusenstamm, SG 1990 Steinheim - FC Maroc Offenbach, SG Germania Klein-Krotzenburg II - TSV Klein-Auheim (alle Sonntag, 14.30 Uhr).
LANDESLIGA SÜD: u.a. FSV Frankfurt II - TSV Eschollbrücken (Sa., 15 Uhr), KSV Reichelsheim - SV Hofheim (Sa., 15.30 Uhr), Spvgg. Oberrad - Vikt. Schaafheim (Sa., 16 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: Spvgg. Langenselbold II - FC Kickers Obertshausen, FC Rot-Weiß Großauheim - FSV Frankfurt III, TSG Nieder-Erlenbach - SG Rosenhöhe Offenbach (alle Sa., 16 Uhr), SG Praunheim III - SG Hammersbach (Sa., 17 Uhr). hdp
OFFENBACH. "Novellierung der Stellplatzsatzung" steht ganz harmlos über der 19 Seiten dicken Magistratsvorlage, die die rot-schwarze Mehrheit heute im Stadtparlament nach fast einjähriger Vorbereitung und kontroverser Diskussion zwischen den Koalitionären und Oppositionsfraktionen verabschieden will. Tatsächlich aber schreibt dieses neue kommunale Gesetz vor, wie viele Parkplätze jemand vor seiner Wohnung, seinem Laden, seiner Disco, seinem Betrieb schaffen muß. Das kann Bürger und Bauherren viel Geld und noch mehr Nerven kosten, möglicherweise sogar Neubauprojekte gefährden, meinen die Oppositionsfraktionen.
Vor allem für FDP und FWG ist die "Stellplatzsatzung" eine neues Instrument zum Abkassieren der Bürger und Investoren, für die rot-schwarze Mehrheit in Magistrat und Parlament hingegen ein stadtplanerisches Instrument zur Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs und Verkehrsberuhigung in der Innenstadt.
Stellplatzsatzungen, früher Reichsgaragenordnung geheißen, gab es schon immer. Die Novellierung, so argumentieren Magistrat und Bauaufsichtsamt, soll helfen, die Probleme des immer noch zunehmenden Individualverkehrs zu lösen. Neu in der Satzung ist, daß sie eine "Herstellungsverpflichtung für Fahrrad- Abstellplätze" festschreibt, Parkflächen begrünt werden müssen. Die Größe des Parkplätzes ist genormt: 2,30 mal 5 Meter; für Autos von Behinderten 3,50 mal 5 Meter; für Busse/Lastwagen 3,50 mal 10 Meter.
Die Forderung der Satzung, dem Paragraphen 67 der neuen hessischen Bauordnung angeglichen, für ganz bestimmte Wohn- und Gewerbeflächen und Versammlungsräumen eine ganz bestimmte Anzahl von Parkplätzen zu schaffen, gilt allerdings nur für Neubauten und Nutzungsänderungen von Gebäuden.
Als Faustregel kann gelten: pro Wohnung in Mehrfamilienhäusern 1,5 Stellflächen, in Büro- und Verwaltungsgebäuden pro 40 Quadratmeter Nutzfläche ein Stellplatz, vor Läden, Geschäftshäusern, Arztpraxen und Anwaltskanzleien pro 30 Quadratmeter Nutzfläche ein Parkplatz.
Eigenheimbauer kriegen künftig nur noch eine Baugenehmigung, wenn sie auf ihrem Grundstück zwei Stellplätze bauen, selbst wenn auf der Straße davor genug Parkplatz ist. Hausbesitzer, die schon lange in ihrem Häuschen wohnen und nur einen Parkplatz haben, brauchen allerdings nicht "nachzurüsten", wohl aber, wenn sie ihr Haus aufstocken.
Die Satzung weist eine etwa 500 Meter breite "Beschränkungszone" entlang der S-Bahntrasse einschließlich Kaiserlei aus. Hier müssen die Anlieger keine weiteren Parkplätze schaffen. Sie müssen eine Ablösesumme bis maximal 25 000 Mark pro Einstellplatz zahlen. Entlang der S-Bahn und im künftigen Dienstleistungszentrum Kaiserlei soll es wenig Parkplätze geben - damit die notorischen Autofahrer vergrault auf die S- Bahn umsteigen.
Teuer kommt das Bauen einen Investor, der in attraktiver Innenstadtlage mit einem Wohn- und Geschäftshaus eine Baulücke füllen möchte. Platz für Parkplätze ist nicht vorhanden, eine Tiefgarage kann wegen der ungünstigen Bodenverhältnisse nicht gebaut werden. Die Satzung verpflichtet den Investor trotzdem, die Stellplätze "abzulösen". Die Summe richtet sich nach dem Wert des Grundstückes, dem Flächenbedarf und den Herstellungskosten. Im "Einschränkungsgebiet" würde so ein Parkplatz bis zu 52 500 Mark, in anderen teuren Lagen sogar bis zu 128 000 Mark kosten.
Der Magistrat legte jedoch gnädig eine "Höchstbetragsbegrenzung von 25 000 Mark Ablöse für einen Parkplatz" fest. Wenn der Baulücken-Investor 50 Parkplätze schaffen muß, kostet ihn das 1,25 Millionen Mark Ablöse. Angesichts solch exorbitanter Summen, so befürchten FDP und FWG, werde der Investor aufs Bauen verzichten. Die städtebauliche Weiterentwicklung der Innenstadt unterbliebe. Ablöse wird auch fällig, wenn jemand sein Wohn- und Geschäftshaus anders nutzen will. Vergrößert ein Gastwirt seine Gastraumfläche um einen Biergarten, muß er pro 80 Quadratmeter "Außenbewirtschaftungsfläche" zwei Parkplätze schaffen oder ablösen. Macht ein Wirt aus seinem Restaurant eine Disco, muß er pro fünf Quadratmeter Gastraumfläche einen Stellplatz nachweisen. Fehlt dieser, ist Ablöse in jedem Fall fällig. Der Magistrat droht drastisches Bußgeld bis zu 100 000 Mark an, "wenn jemand die Parkplätze zweckentfremdet nutzt, insbesondere eine Versiegelung des Belages vornimmt, den Bepflanzungspflichten nicht nachkommt oder die Unterhaltung der Bepflanzung unterläßt, Kfz-Stellplätze für Besucher (§ 5 Abs. 5) nicht besonders kennzeichnet und für diese Zwecke nicht zur Verfügung hält." lz
Dem Denkmal-Schutz wird in Deutschland große Aufmerksamkeit gewidmet. Bei einem Denkmal-Sturz ist das Geschrei verständlicherweise groß. Das trifft in vollem Umfang auch auf Fußballspieler zu und wurde von Trainer Karl Schaffrath vollzogen, der beim Landesligisten SV Bernbach gegen die SG Riedrode mit einer Aufstellungsvariante aufwartete, die einem solchen Ereignis gleichkam: Dennis Rieth, ein Ur-Bernbacher und lange Jahre Galionsfigur dieser Mannschaft, saß auf der Bank. Und das soll sich auch beim Spiel am Sonntag in Griesheim nicht ändern.
"Es spielen die elf Besten, und mit Jochen Michel ist das Mittelfeld kompakter, das muß auch Rieth verstehen", erläutert der neue Coach seine unpopuläre Maßnahme. Und sollte Michel, der sich eine Wadenverletzung zuzog und zur Wochenmitte kein Gefühl im Fuß (Taubheit) hatte, fehlen, soll keineswegs Rieth, sondern der erstmals spielberechtigte Gregor Krakowiak (kam vom OFC Kickers an den Birkenhainer Weg) in die Mannschaft aufrücken. "Rieth muß sich durch Trainingsleistungen empfehlen, er ist läuferisch und in puncto Schnelligkeit nicht dort, wo er in diesem Saisonstadium stehen müßte", zeigt Schaffrath die Schwächen des seit langem im Schatten von Albert Repp stehenden Spielmachers auf. Zudem ließ Rieth immer wieder große Lücken nach hinten offen, verlor der SVB durch ein insgesamt zu offensiv orientiertes Mittelfeld wichtige Punkte. Rieth war mächtig sauer, wollte zunächst in dieser Woche nicht mehr mittrainieren, überlegte es sich jedoch anders und will jetzt um seine Position kämpfen, dabei alle Hebel im Umfeld in Bewegung setzen. Ein Machtkampf zwischen Trainer und Spieler zeichnet sich ab. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten beim SVB? Ähnliche Reizpunkte haben beispielsweise bei Eintracht Frankfurt, wo der "Stepi" ebenso verfährt, bisher nur Vorteile gebracht. Vielleicht wandelt Schaffrath auf den Spuren des erfolgreichen Coaches in dieser Region.
"Ach, der Karl, der liebe, gute Kerl" - diese Bewertung seiner Person haßt der Trainer aus dem Freigerichter Ortsteil Somborn. "Die Spieler waren zunächst erschrocken, als es vor dem ersten Spiel gegen Riedrode deutliche Worte meinerseits gab, und alle haben dann auch entsprechend mitgezogen", will sich der frühere Vertragsspieler und bereits als Oberligatrainer (Hanau 93) arbeitende Bankfachmann nicht in eine gewisse Schublade einordnen lassen. "Alle haben gekämpft, es gab kein Gemotze und es dürfte äußerst motivierend gewesen sein, diese Partie noch aus dem feuer zu reißen", freut er sich über seinen gelungenen Einstand. "Gerhard Lachmann habe ich noch nie so stark gesehen, das Laufpensum von Albert Repp war wahnsinnig, und ich werde im Normalfall keine Umstellungen für Griesheim vornehmen", setzte er weiter auf diese Formation.
Den strahlenden, wenn auch glücklichen 3:0 Erfolg der Griesheimer in Somborn, wo diese Partie in der Vorrunde ausgetragen wurde, hat auch Karl Schaffrath miterlebt. "Das ist offenbar eher eine Auswärtsmannschaft", erinnert er sich an die Konterqualitäten, besonders an Stürmer Rettich. Diesem soll durch Jo Seidl der Angriffsappetit verdorben werdenn. Beim Ex-Oberliga-Meister, der trotz allem im Hegelsberg-Stadion (von solchen Rahmenbedingungen kann der SVB nur träumen) eine Macht ist, rechnet der Gast zunächst mit einem Teilerfolg, um weiter im Geschäft zu bleiben. Antonio Algieri, der sich eine Knöchelblessur holte, soll neben Martin Bangert von Anfang an stürmen, zumal Kai Krüger (Leistenprobleme) nicht ganz fit schien, sich nach seiner Einwechslung überwiegend versteckte. Auch das fiel Schaffrath sofort ins Auge, Krüger wird um eine Stammposition (ebenso wie Rieth) hart kämpfen müssen.
HANS-DIETER PUTH
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Dracula (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.
Stadthallen-Kino II: Bodyguard ( 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandsplatz: "Heartland", englischsprachige Komödie der Confederacy of Fools, 20 Uhr.
Kronberg. "Jam Session" in der Receptur, 20 Uhr
Königstein. KVB-Klinik: Konzert des Mandolinenclubs, 19.30 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Forum für Philosophie, Promenade 80: "Wieso nicht Retortenbabys?", Vortrag und Diskussion, 20 Uhr.
Königstein. Königsteiner Kolloquien zum Zeitgeschehen: "Mittler zwischen Tschechen und Deutschen", Autorenabend mit Ota Filip, Haus der Begegnung, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Sitzung des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses, Rathaus, großer Sitzungssaal, 20 Uhr.
Grävenwiesbach. Treffen der Grünen und Vorstellung des Wahlprogrammes, Hessenstube, 20 Uhr.
Usingen. Talk-Show der CDU, Stadthalle, 20 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Stierstadt/Weißkirchen, Vereinshaus des Kleintierzuchtvereins, 14 Uhr.
Kronberg. "Machbare Utopien - auch für Kronberg?!", Diskussionsveranstaltung der Grünen, Gasthaus "Zum grünen Wald", 20 Uhr.
Steinbach. Juso-Stammtisch im "Holzwurm", 20 Uhr.
Glashütten. Sitzung des Bau- und Siedlungsausschusses, Rathaus, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Gemeinde Liebfrauen, Berliner Str. 65, 19.30 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.
Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaften zum Thema "Die älter werdende Gesellschaft", Anmeldung: Stadthaus-Forum, 9.30 Uhr.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Nachmittagskaffee für ältere Frauen, 15 bis 17 Uhr.
Jahreshauptversammlung des Vereins zur Gestaltung und Förderung des Laternenfestes, Ratsstuben im Stadthaus, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Vorbereitungsabend zum Weltgebetstag, Ev.-meth. Kirche, Wilhelmstr. 28, 20 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Diskussionsveranstaltung "Zehn Tage vor der Wahl - Frauenpolitik in Neu- Anspach.", Frauentreff, Schubertstr. 32, 20 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte im Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Gymnastik 8.45 und 9.45 Uhr; Beratung bei Frau Ruf 14 Uhr; offener Treff 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Vereinszentrum Alte Schule, Am Plakken: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Tanz 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat und Rommé 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr. Müll Wehrheim. Anmeldung zur Sperrmüllabholung: 8 bis 10 Uhr; Tel. 58 90 .
Oberursel. Standort des Sondermüll- Mobils: Weißkirchen, Parkplatz Bleiche, 12.30 bis 14 Uhr; Stierstadt, Karlsbader Straße/Auf der Entenweide, 14.15 bis 15.45 Uhr; Bommersheim, Goldackerweg/ Mollerbachstraße, 16.15 bis 17.45 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.
Kronberg. Blutspendetermin des DRK, 18 Uhr.
Kleine FR
Einbrüche in Geschäfte BAD HOMBURG. Schmuckstücke und Uhren von noch nicht bekanntem Wert wurden aus einem Geschäft an der Thomasstraße gestohlen. Die Einbrecher hatten in der Nacht zum Dienstag mit einem Pflasterstein die Schaufensterscheibe des Geschäfts eingeworfen, meldete die Polizei gestern. Ebenfalls mit einem Stein zertrümmert wurde in der Nacht zum Mittwoch die Schaufensterscheibe eines Telefonladens in der unteren Louisenstraße. Ob etwas gestohlen wurde, teilte die Polizei gestern nicht mit. Beifahrerin leicht verletzt FRIEDRICHSDORF. Bei einem Zusammenstoß in der Nacht zum Mittwoch auf der Bundesstraße von Köppern nach Rosbach wurde eine Insassin eines Autos leicht verletzt. Dem Bericht der Polizei zufolge wollte ein Autofahrer mit seinem Wagen nach links ins Köpperner Tal abbiegen. Es kam zum Zusammenstoß mit einem in Richtung Köppern fahrenden Wagen. Schaden: 11 000 Mark.
BAD HOMBURG. Ein weißer Kleinbus mit dem Kennzeichen HG - AE 796 wurde am Bahnhof gestohlen. Seinen Wert schätzt die Polizei auf 60 000 Mark.
HAINBURG. Eine Ansammlung wörtlich genommener Objekte über das Buch, die es allerdings in seinem eigentlichen Charakter verfremden, zeigt Alain Jadot mit seiner Performance-Show "bibliomania" vom 1. bis 27. März in der Bücherstube Klingler in der Schulstraße in Hainstadt. Bücherbauer Alain Jadot ist der Wortspielerei mit Büchern verfallen und produziert beispielsweise "Drehbücher", die sich drehen lassen. Oder er zeigt Taschenbücher, die mit echten Taschen versehen sind und Lockbücher, Sparbücher mit Sparschlitz und vieles mehr.
Den Grundstein legte der Bücherbauer Jadot mit seinem sogenannten "Backwahn"-Buch, "ein recht mehliges Werk, made in Teigwahn". ttt
KÖNIGSTEIN. Eine 65jährige Fußgängerin ist auf dem Fuchstanzweg am Waldparkplatz in Falkenstein von einem Schlitten angefahren worden. Sie stürzte und erlitt so schwere Kopfverletzungen, daß sie im Krankenhaus stationär behandelt werden muß.
Auf dem Rodelschlitten, berichtet die Polizei, saßen zwei 14- und 16jährige Schüler. Sie waren den vereisten Fuchstanzweg heruntergerodelt und konnten ihren Schlitten nicht rechtzeitig bremsen, als die 65jährige ihnen entgegenkam. s
jk FRANKFURT A. M. Der unter anderem durch phantasiereiche Bilanzierungspraktiken unter der Ägide der Alt- Eigentümer ins Schleudern geratene Kfz- Zulieferer Ymos wird seine Belegschaft stärker als geplant reduzieren. In einem Ausblick auf dieses Jahr schreibt der Vorstand, daß die eigene Geschäftsentwicklung im Zeichen der Rezession in der Autoindustrie stehe. Dadurch würden "weitere Anpassungen bei Personal- und Sachkosten erforderlich". Über den Umfang des eventuellen Stellenabbaus ist einem Firmensprecher zufolge derzeit keine Aussage möglich. Es müsse abgewartet werden, wie die neuen Modelle einiger Autohersteller, bei denen Ymos mit von der Partie ist, Aufnahme am Markt fänden. Auf jeden Fall aber ersetzt das Unternehmen in Obertshausen vor den Toren Offenbachs derzeit nach Möglichkeit keine freiwerdenden Stellen mehr und will auch per Vorruhestandsregelung die Personalliste verkürzen.
Der als Sanierer vom belgischen Großaktionär Cockerill Sambre ins Hessenland geholte Gerhard Krischer hatte ursprünglich mit einem Abbau von 500 Beschäftigten auskommen wollen. Diese Zahl wurde bereits 1992 mit 589 Leuten im Inland übertroffen, womit sich der Bestand Ende des Jahres auf 4256 Männer und Frauen belief. Durch das neue Werk in Belgien und wegen der Aufstockung in England nahm die Auslands-Belegschaft dagegen um knapp 90 auf annähernd 300 Mitarbeiter zu.
Wie von Krischer angekündigt, ist die Rückkehr in die Gewinnzone noch nicht gelungen, wenngleich das Ergebnis "eine deutliche Verbesserung" erfuhr. Über die Höhe des Verlustes hüllt sich die Firma, die ihren Umsatz um sechs Prozent auf 685 Millionen Mark steigern konnte, aber vorläufig noch in Schweigen.
Nach dem "Friedensschluß" mit den ehemaligen Eigentümern (siehe FR vom 1. Februar) steht jetzt die Kapitalsanierung an. Dazu wird das Grundkapital im Verhältnis zehn zu eins auf 6,75 Millionen Mark herabgesetzt und anschließend wieder auf 108 Millionen Mark im Verhältnis eins zu fünfzehn zum Preis von 95 Mark je Aktie aufgestockt. Die Bezugsfrist für die neuen Papiere läuft vom 3. bis 17. März.
HANAU. Die Gruppe "Stimmband" spielt am heutigen Freitag, 26. Februar, im Jazzkeller Folk und Oldies. Der Eintritt kostet sechs Mark.
Einen Tag später gastiert "Life Is Not A Party" ebenfalls in der Philippsruher Allee 22. Zuhörer zahlen acht Mark. Die Veranstaltungen beginnen jeweils gegen 21 Uhr. jur
Die Stimmung war überschäumend wie einst, als Frankreichs Sozialisten zum Aufbruch in eine neue Zeit angetreten waren. Von Resignation angesichts der Aussicht auf die schwere Niederlage, die der Partei nach den übereinstimmenden Prognosen der Meinungsforscher bei den Parlamentswahlen im März droht, war an diesem Abend in der vollbesetzten Mehrzweckhalle von Montlouis-sur-Loire bei Tours jedenfalls nichts zu spüren. Man sang die von Theodorakis komponierte Parteihymne, deren herausfordernder Text vom Leben, das es zu änderen gelte, und zwar "hier und heute", sonst kaum noch jemand kennt, und man jubelte Laurent Fabius, dem Parteichef, und Michel Rocard, dem ehemaligen Premierminister und "natürlichen" Kandidaten der Sozialisten für die nächsten Präsidentenwahlen 1995, zu. Doch was der Hauptredner dieses Abends zu sagen hatte, verschlug manchem seiner Zuhörer den Atem. "Unser Problem heute ist nicht die Rechte", erklärte Rocard, "unser Problem sind wir selbst. Wenn das Wahlergebnis so ausfällt, wie es vorausgesagt wird, wird das nicht ein Sieg der Rechten sein, sondern unser Versagen." Die Partei müsse zum "Bruch" mit ihrer Vergangenheit und zur "Renaissance" als einer neuen Fortschrittsbewegung bereit sein, verlangte er.
Seit diesem Mittwoch vor einer Woche, als Michel Rocard einen "big bang", einen "politischen Urknall" forderte, in dem aus der Asche der untergegangenen Linken eine "große, offene und moderne" Gruppierung aus Sozialisten, reformwilligen Ökologen, sozial gesinnten Zentristen, kommunistischen Erneuerern und Anhängern von Menschenrechtsorganisationen entstehen würde, ist der Wahlkampf in Frankreich mit einem Mal interessant geworden. Bis dahin hatte sich die Debatte eher lustlos dahingeschleppt. Der Wille der Wählermehrheit, die voraussichtlichen Sieger und die mutmaßlichen Verlierer des Urnengangs im März schienen ja schon seit Wochen festzustehen und damit auch die Ausgangslage für den nächsten Wahltermin, die Präsidentenwahl in zwei Jahren. Doch nun war die Diskussion plötzlich wieder lebendig geworden. "Rocards Urknall-Idee", glaubt die Zeitung Libération, "macht ihren Weg."
Was auf den ersten Blick wie ein improvisierter Auftritt erschien, diktiert aus der Not des erwarteten Wahldesasters, das durchaus zum Untergang der in zehnjähriger Machtausübung durch zahllose Affären und Skandale abgenutzten Regierungspartei führen könnte, erwies sich freilich als ein seit langem sorgfältig vorbereiteter Coup. Fast zwei Jahre lang war Rocard von der politischen Szene weitgehend abwesend geblieben. Seit er von Staatspräsident François Mitterrand im Frühjahr 1991 auf brüske Weise aus dem Amt des Premierministers entlassen - nach seinen eigenen Worten "wie ein Domestike gefeuert" - worden war, hat er auf diesen Augenblick seiner Rückkehr in die politische Arena hingearbeitet. Dabei geht es ihm weniger darum, die bevorstehende Wahlniederlage der Sozialisten abzuwehren. Das erscheint nicht nur ihm so gut wie aussichtslos. Er hat vielmehr die Analyse des Wahlergebnisses und die Konsequenzen vorweggenommen, die daraus für die folgende Präsidentenwahl in zwei Jahren zu ziehen sind. Bereits im Juni, und nicht erst, wie bisher vorgesehen, im Dezember soll nach Rocards Wunsch der nächste Parteitag einberufen werden, auf der die neue Bewegung aus der Taufe gehoben werden soll und deren Bewerber um das Präsidentenamt offiziell nominiert würde: Rocard.
Schon zweimal hatte sich Rocard selbst zum Präsidentschaftskandidaten ausgerufen - 1981 und 1988. Beide Male war der heute 62jährige, der in den Meinungsumfragen immer noch als einer der beliebtesten Politiker Frankreichs abschneidet, von François Mitterrand, seinem alten Widersacher in der Partei, aus dem Rennen geworfen worden, ehe es überhaupt begonnen hatte. Auch der dritte Anlauf könnte schief gehen, wie Gegner und Freunde in gleicher Weise voraussagen, die einen mit Sorge, die anderen mit unverhohlener Freude über den unverdrossenen Frühstarter. Manches spricht jedoch für Rocards Taktik, unter anderem die Annahme, daß eine Reorganisation der politischen Kräfte im französischen Regierungssystem, am ehesten mit Hilfe der Dynamik gelingt, die von der alles andere beherrschenden Präsidentenwahl ausgeht. Wird die Rechnung aufgehen?
Die ersten Reaktionen haben Rocard in seinem Bestreben bestärkt. Parteichef Fabius, den er vor seinem Auftritt in Montlouis von seiner Absicht in Kenntnis setzte, schien zwar nicht besonders glücklich darüber, daß der Präsidentschaftsaspirant die Initiative für den Tag nach der Wahl an sich riß. Andererseits konnte er sich aber auch dessen Logik nicht verschließen. Wie Rocard weiß auch er, daß die ausgezehrten Sozialisten der Zufuhr neuen Blutes bedürfen. Ähnlich ließen sich andere Schwergewichte der Partei vernehmen. Groß war die Zustimmung vor allem bei der Generation der 40jährigen in der Partei, die wie Justizminister Michel Vauzelle, Umweltministerin Segolène oder Industrieminister Dominique Strauss-Kahn sich keiner Illusion darüber hingeben, daß von dem alternden Staatschef, der sich während der ihm verbleibenden zwei Jahre im Elysée- Palast auf einen Clinch mit einer neuen rechten Regierung einstellt, nicht mehr viel zur Erneuerung der einst von ihm gegründeten Partei zu erwarten ist. Schließlich ließen eilends angestellte Meinungsumfragen erkennen, daß eine große Mehrheit unter den Anhängern von Sozialisten und Ökologen Rocards Plan guthießen.
Bei den Hauptadressaten, den beiden Ökologenparteien, stieß Rocard mit seinen Öffnungsabsichten auf reserviertes Interesse. Grünen-Sprecher Antoine Waechter, Befürworter einer Zusammenarbeit mit den Sozialisten, erklärte, jede Formation müsse ihre Eigenständigkeit bewahren. Brice Lalonde, Chef der Génération Ecologie und ehemaliger Umweltminister unter Rocard, forderte diesen praktischerweise zum Übertritt zu den Ökologen auf. Bei den Zentristen, die sich auf einen Eintritt in eine Rechtsregierung nach den Wahlen einstellen, erntete Rocard Gleichgültigkeit, und Charles Fiterman, der prominenteste unter den kommunistischen Erneuerern, wies den Gedanken an Bündnisse mit gemäßigten Rechten zurück.
Die Schwierigkeiten, die vor Rocard liegen, sind also immens, auch in den eigenen Reihen, wo manche derer, die ihm Beifall zollen, durchaus Hintergedanken hegen. Jacques Delors, der Präsident der Brüsseler EG-Kommission, der als Anhänger einer Allianz mit den Zentristen gilt, ließ Skepsis gegenüber dem Gedanken an eine Auflösung der Partei in einer großen Bewegung erkennen. Schon fragen sich manche, ob Rocard nicht auch Mitterrands Einfluß auf die Partei unterschätzt habe. Der Präsident, von Rocard ebenfalls loyal ins Bild gesetzt, hatte zunächst Zustimmung signalisiert, war dann aber am Tag darauf in einer Fernsehsendung deutlich auf Distanz gegangen. Zu ihrer Erneuerung müsse sich die Partei vor allem auf ihre eigenen Ursprünge besinnen, dozierte Mitterrand. "Kann man einen Urknall gegen den Willen des lebenden Gottes auslösen?" fragte darauf der Kolumnist Alain Genestar unter Anspielung auf Mitterrands Spitznamen "Dieu".
Die Möglichkeit, daß aus einem solchen Disput zwischen Theologen und Astronomen ein regelrechter "Krieg der beiden Linken" (Journal du Dimanche) entstehen könnte, erscheint manchen Beobachtern nicht gering. Ob Rocard daraus als Sieger hervorgehen könnte, hängt freilich nicht zuletzt von ihm selbst ab. Erstmals nämlich erscheint die Wiederwahl des Lieblings der Linken in seinem eigenen Wahlkreis im Departement Yvelines nicht mehr von vorneherein gesichert. Der Kampf sei schwierig, räumte er ebenso freimütig wie vielsagend ein.
Parteien + Wähler
CDU-Talkshow mit Kanther USINGEN. Manfred Kanther, Landesvorsitzender der hessischen CDU, kommt am heutigen Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr in die Stadthalle zu einer CDU- Talkshow. Angekündigt sind außerdem ein Überraschungsgast und ein Zauberkünstler.BEU lädt zum Frühschoppen ein USINGEN. Die Wählergemeinschaft BEU hat am Samstag, 27. Februar, ab 10 Uhr einen Informationsstand auf dem Schloßplatz. Tags darauf beginnt um 11 Uhr im Café Keth ein BEU-Frühschoppen. Hartherz spricht WEHRHEIM. Peter Hartherz (SPD), Mitglied des Kreistages und des Hessischen Landtages, spricht am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus, Saal 3, zu aktuellen politischen Fragen der Gemeinden und des Hochtaunuskreises. Darüber hinaus werden die Wehrheimer SPD-Kandidaten für die Kommunalwahl Fragen beantworten.
Donnerstag, 25. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig" ; Bockenheimer Depot: 20 Uhr, Konzertabend der Oper - "Das Ende des Futurismus im Bolschewismus"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Goethe-Theater, Große Friedberger Str. 24, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstraße 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Daimlerstr. 32-36 / Städelschule: 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum"; Probebühne, Daimlerstr., 20 Uhr, Bunter Abend 2.
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: 20 Uhr, "Pi - eine Höhlenexkursion". Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61-23: 20 Uhr, Alexander Finkel - Satirisch-literarisches Theater, "Deutschland - Ein Wintermärchen".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Kinder- & Jugendtheater, 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Jugendzentrum Ginnheim, Ginnheimer Landstr. 168 a, Tel. 51 75 91: 15 Uhr, Theater Lollipop - "Haifischeis für alle" (ab 4 Jahren).
Gemeindehaus Kreuzgemeinde, Alt-Preungesheim 22, Tel. 54 01 16: 15.30 Uhr, "Die Fuzzy&rquote;s in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Kultur im Krankenhaus, Bethanien-Krankenhaus, Im Prüfling 21: 15 Uhr, Toni Brandner - Bauchredner, Klamauk-Travestie, Parodie.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper Extra, im Bockenheimer Depot: Sonderveranstaltung zu Lady Macbeth - "Das Ende des Futurismus im Bolschewismus".
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Countdown. Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Jack - Rock.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jam-Session.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Christoph-Neubronner-Trio.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: Inner Circle - Sweat. Literatur Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6: 18 Uhr, Kultur-Buffet - "Essen, Trinken, Fasten", Texte zum Thema.
Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Helga Heubach - "Bertha Pappenheim", Vortrag und Lesung anläßlich der Ausstellung "Zedakah" im Jüdischen Museum und ihres Geburtstages. Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Ludwig Fels - "Der Himmel war eine große Gegenwart". Internationales Familienzentrum, Adalbertstr. 10 a: 19.30 Uhr, "Was bedeutet Multikulturalität?" - Diskussion mit Einführung.
Stadtteilbücherei Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 20 Uhr, Vincent van Gogh - "Der Sternenhimmel", Vortrag und Gespräch. Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf den Seiten im Anzeigenteil.Museen/Führungen Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag "Arnold Ruge und die demokratische Bewegung im Vormärz".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Vorträge / Diskussionen Feministisches FrauenGesundheitsZentrum, Kasseler Str. 1 A: 20 Uhr, "Von der Lust am Schneiden im weiblichen Fleisch".
Katholischer Deutscher Frauenbund, Ökumenischer Literaturkreis: 17 Uhr, Vortragsgespräch "Reisen in der Literatur", Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Zoologischer Garten, Serengeti-Saal, Rhönstr. / Ecke Waldschmidtstr.: 20 Uhr, Reisebericht mit Dias - "Java: Ein Garten Eden platzt aus allen Nähten".
Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Kleiner Haushalt - was tun?".
Autonomes AStA-Schwulenreferat "Frankfurter Schwule": 20 Uhr, Vortrag "Schwule Kontaktanzeigen 1971 - 1991, Ausdruck von Wandel oder Kontinuität schwuler Identität?"; Hörsaalgebäude H 11, Gräfstraße. Sonstiges Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Treff-Aktuell mit Rahmenprogramm - "Fit mit Vitaminen". Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis, Brentano-Haus.
Haus Gallus, Frankenallee 111: 9 bis 15 Uhr, In- formationsveranstaltung, Thema Solarenergie.
Titus-Thermen: 15 bis 17.30 Uhr, Titus-Treff für Senioren, Bürgerhaus Nordweststadt.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Ldstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.
Ökumenischer Rat Bornheim-Nordend: 18 Uhr, Gottesdienst gegen Ausländerfeindlichkeit, Uhrtürmchen Bornheim.
JUZ Bockenheim: 15 Uhr, Protestkundgebung mit Open-air-Konzert des Zusammenschlusses der Freien Kinder- und Jugendeinrichtungen, Römerberg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 22-26, Tel. 37 42 42; Alte Apotheke in Griesheim, Linkstr. 58, Tel. 38 13 29; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling, 30, Tel. 45 12 06; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Str. 25, Tel. 41 80 10; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61; Schwanen- Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Schwarzburg-Apotheke, Nordendstr. 65, Tel.59 03 27; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Str. 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Riedel, Grempstr. 28, Frankfurt 90,Tel. 70 075 52 1; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
BAD VILBEL/ASSENHEIM. Zwei Kurse im orientalischen Tanz gibt es demnächst in Bad Vilbel und Assenheim. Eine dreistündige Einführung beginnt am Samstag, 27. Februar, um 14 Uhr in Raum 112 der Alten Mühle. Das Seminar kostet 40 Mark. Anmeldungen nimmt die Bad Vilbeler Bürgeraktive unter Tel. 0 61 01 / 13 34 entgegen.
Der Türke Sahin Bicer bringt Interessierten am 6. und 7. März türkische Tänze bei. "Dieses Wochenendangebot eignet sich auch für Leute mit wenig Volkstanzerfahrung", heißt es in der Ankündigung des Wickstädter Zentrums für ganzheitliche Medizin und Gesundheitserziehung (Zegam). Der Kurs beginnt am Samstag um 14 Uhr im evangelischen Gemeindehaus von Assenheim. Er kostet 110 Mark. Anmeldungen nimmt Gisela Rosing unter Tel. 0 60 34 32 00 entgegen. nes
Notdienste
Oberursel/Steinbach. Birken-Apotheke, Oberursel-Weißkirchen, Kurmainzer Str. 85.
Usinger Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Hof- Apotheke, Kronberg, Friedr.-Ebert-Str. 16.
NIDDERAU. Der Termin für die vom SPD-Seniorenbeauftragten organisierte Omnibusfahrt in die Partnerstadt Gehren wird verlegt. Angesichts der schlechten Witterung hatten sich mehrere Teilnehmer gegen den 17. März ausgesprochen, teilt Josef Rosenthal mit. Das neue Datum im Sommer werde rechtzeitig bekanntgegeben. Des weiteren sind noch Plätze für die neuntägige Ungarn-Rundreise der SPD Windecken ab 20. Juni frei. Die Unkosten betragen 1175 Mark pro Person. Interessenten können sich unter der Rufnummer 33 70 mit Rosenthal in Verbindung setzen. jur
GLASHÜTTEN. Auf der Bundesstraße 8 an der Abzweigung nach Schloßborn krachten am Dienstag abend zwei Autos zusammen: Ein Autofahrer aus Richtung Königstein wollte mit seinem Wagen nach links Richtung Schloßborn abbiegen.
Er prallte mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Eine Person wurde leicht verletzt. Den Schaden an den Autos schätzt die Polizei auf 36 000 Mark. s
WIESBADEN. Bei der Kommunalwahl am 7. März fühlen sich Hessens Christdemokraten auf Gedeih und Verderb den bundesweiten Einflüssen ausgeliefert, sehen sich schon jetzt als Opfer der Bundespolitik. "Bonn entscheidet, wie das Rennen in den Gemeinden und Kreisen für uns ausgeht", meint einer der Wahlkämpfer gar nicht erwartungsfroh. Er macht trotzdem pflichtgemäß in Optimismus. Und ein Christdemokrat aus Nordhessen verrät: "Am liebsten wäre uns, wir könnten die Bundes- und Landespolitik ausblenden". Schließlich sind wir es, sagt der Wolfhagener CDU-Vorsitzende Günter Glitsch, die "den Kopf hinhalten müssen für die Weichenstellungen in Bonn und Wiesbaden".
Da konzentrieren sich die CDU-Kommunalwahlkämpfer landesweit lieber auf die lokalen Belange, rücken Umgehungsstraßen, Feuerwehrhäuser, Absperrpoller in Straßen, Jugendarbeit und die Folgen von Fußgängerzonen in den Blickpunkt - und kommen an der Bonner Politik doch nicht vorbei. Das häufigste, was ihnen begegnet, ist eine unbestimmte Form der Wähler-Zurückhaltung, die Abstand von der Politik anzeigt, Politiker-Verdrossenheit artikuliert und in Wahlenthaltung münden könnte.
Da sind sich die Landtagsparteien landesweit einig: Der Wähler muß motiviert werden. Die CDU-Kandidaten rackern sich ab, als ob es Bonn nicht gäbe. Und manchmal sagen es Flugblätter auch ganz deutlich, wie der Jungwählerbrief der Jungen Union in der Main-Taunus- Gemeinde Sulzbach: "Bitte geht am 7. März wählen, wenn möglich natürlich die CDU. Was in Bonn beschlossen wird, können wir übrigens auch nicht immer gutheißen."
Soweit will CDU-Landesgeschäftsführer Siegbert Seitz nicht gehen, der von Wiesbaden aus den landesweiten Einsatz von Rednern und Werbemitteln steuert. Obwohl auch der Wiesbadener CDU-Führung und der Landtagsfraktion die Verärgerung über die "nicht immer klare" Bonner Politik deutlich anzumerken ist. Ein Punkt, an dem die Verstimmung festzumachen ist, war die deutlich geäußerte Kritik des Landesvorsitzenden Manfred Kanther an der Bonner Kabinettsumbildung im Januar. Für Kanther war die "Auswechselung des Forschungsminister Heinz Riesenhuber nur schwer nachvollziehbar". Nicht mal zwei Monate vor dem Kommunalwahltermin hatten Hessens Christdemokraten in Bonn für alle sichtbar an Gewicht und Einfluß verloren.
Erst der Rücktritt des Postministers Christian Schwarz-Schilling, dann die nicht durch sachliche Argumente gerechtfertigte Ablösung Riesenhubers. In Wiesbaden kochte Verärgerung über Kohls Personalentscheidungen hoch, die die CDU mitten im Wahlkampf traf, in dem es auch um die uneingeschränkte Führungsrolle des Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion und CDU-Landesvorsitzenden Manfred Kanther geht.
Hessenweite Wahlverluste der Union, die nach den letzten bekanntgewordenen Umfragen ebenso zu erwarten sind wie leichte Verluste bei der SPD, würden auch Kanther angerechnet, befürchten CDU-Wahlstrategen. Und die SPD freut sich bereits über eine "Hessen-CDU auf dem Tiefpunkt".
Auf Kritik im Lande stößt auch das etwas hausbacken wirkende Angebot an landesweiter Wahlwerbung mit abgegriffenen Parolen wie "Auf Nummer sicher gehen", "Ja sicher CDU" oder Sympathie- Plakaten, auf denen fröhliche Kinder hinausposaunen "Mami wählt für uns CDU"; es sei nicht gelungen, Themen zu setzen. Versuche, durch die Bereiche "Innere Sicherheit", "Schulpolitik" und "Infrastrukturpolitik" landesweite Themen mit CDU- Kompetenz auszustatten, gelten bei den Wahlkämpfern vor Ort als weitgehend gescheitert. Manchmal kommt auch der Vorwurf auf, daß die Themen in der Landespolitik erst viel zu spät sichtbar geworden seien.
Vor Ort greifen die Wahlkämpfer deshalb lieber auf ihre eigenen Problemfelder zurück. Besonders schwierig ist das in Hessens Norden, wo die SPD über opulente Mehrheiten verfügt. Helmut Hehn, Kreisgeschäftsführer in Waldeck-Frankenberg, setzt deshalb im Wahlkampf "auf die kleinen Veranstaltungen". Ein Blick auf die Mitgliederentwicklung "als Indikator für die Wahl" macht ihm Mut. Gegen den Trend im Land hielten sich in Waldeck-Frankenberg die CDU-Mitgliederzahlen.
"Altbacken erscheinende Veranstaltungen" sollen die Verbundenheit in der CDU-Diaspora stärken. Weniger Plakate, weniger Werbemittel, eine zeitliche Beschränkung des Wahlkampfes auf drei Wochen sollen negative Reaktionen der Bürger über die Politiker zurückhalten. Selbst der landesweite Slogan "Partner der Bürger" wurde modifiziert in "Besser für Waldeck-Frankenberg".
"Unser Problem ist die politische Großwetterlage, die bis in die Kommunalwahl durchschlägt," sagt CDU-Vorsitzender Glitsch in Wolfhagen. Auch dort agiert die Union ("Stimmen sie uns zu - wir tun was gut ist für Wolfhagen" ) beim Materialaufwand auf Sparflamme. Statt dessen Überzeugungsarbeit der Kandidaten. Dabei ist es vorrangig, den Bürger vom Gang an die Urne zu überzeugen.
Auf eins hat sich die Union in Wolfhagen schon jetzt unabhängig vom Wahlausgang festgelegt: Wenn im Mai die Direktwahl des Bürgermeisters in Wolfhagen ansteht, dann unterstützen die Christdemokraten den Unabhängigen parteilosen Kandidaten Gieselher Dietrich, "den wir schließlich mitgewählt haben. Alles andere", sagt CDU-Vorsitzender Glitsch, "wäre dem Wähler nicht zu erklären." Im Main-Taunus-Kreis hat die CDU noch Bürgermeister und einen Landrat aufzuweisen. In der Gemeinde Sulzbach zeigt sich auch im Wahlkampf der Umbruch in der Union. Der CDU-Vorsitzende Stefan Hofmann ist gerade 31 Jahre alt, der Fraktionsvorsitzende Dieter Geiß ist 32. Auch der JU-Vorsitzende Emil Röhm, 27, kandidiert für die Gemeindevertretung. In der Partei deutet sich der Generationswechsel an, den die Hessen-CDU auf Landesebene bislang noch nicht vollzogen hat. Die junge Truppe macht einen engagierten Wahlkampf, versucht dabei - soweit es geht - Bonn und die Landespolitik auszuklammern.
"Klipp und klar sagen wir es immer wieder: Wir haben keine Bundestagswahl, wir haben keine Landtagswahl," meint Emil Röhm und kann dabei nur hoffen, daß die Kommunal-Entscheidung nicht noch überlagert wird. Da redet der Spitzenkandidat auf Kreisebene und CDU-Landrat Jochen Riebel doch lieber über ein wirkliches Zukunftsthema, den Ausbau der "Rhein-Main-Region" in der europäischen, weltweiten Konkurrenz. Diese Zukunftspolitik zu machen, sagt Riebel, sei "schwieriger als Bundes- oder Landespolitik."
Trotz alledem sind die Unions-Bundespolitiker auf Hessen-Tour. Bundeskanzler Helmut Kohl machte beim Landesparteitag den Wahlkampfauftakt - und fast alle anderen Kabinettsmitglieder und die wenigen CDU-Ministerpräsidenten zogen nach. Zielgruppenwahlkampf war angesagt. Für die CDU geht es in Hessen auch darum, die Kette der Niederlagen sichtbar zu unterbrechen.
Wie schwierig das sein wird, vermittelte bereits die Frankfurter CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth. Die Landtagsabgeordnete will in der Metropole einen Achtungserfolg gegen die rot-grüne Stadtregierung erzielen, beklagte allerdings bereits die "kollektive Weinerlichkeit der eigenen Leute". Petra Roth zog schon zum Wahlkampfauftakt ein eher ernüchterndes Fazit: "Wir haben zur Zeit keine Saison".
MICHAEL GRABENSTRÖER
KRONBERG. Mit einer Demonstration in Schönberg gegen die Verkehrsumlenkung will die Kronberger CDU am Sonntag, 28. Februar, ein "deutliches Zeichen gegen die Verlagerung von überörtlichem Verkehr in Wohngebiete" setzen. Treffpunkt ist um 11 Uhr vor der Altkönigschule.
Die Route soll über die Oberhöchstadter Straße, Bahnhofstraße, Schillerstraße und Friedrichstraße zur Taunushalle führen. Dort werden bei einer "Abschlußkundgebung" Vertreter von Bürgerinitiativen, der Kronberger Landtagsabgeordnete Wilhelm Küchler und der CDU-Spitzenkandidat Edmund Knapp sprechen. esi
Herrn Heinrich Herget aus Maintal- Bischofsheim, zum 85. Geburtstag, am Donnerstag, 25. Februar.
Kleine FR
Lehrgang im Rettungsschwimmen DREIEICH. Wer ein Rettungsschwimmabzeichen bekommen will, kann am Wochenende, 27. / 28. Februar, bei einem Lehrgang der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft mitmachen. Der Kursus beginnt jeweils um 9.30 Uhr im Hallenbad in Sprendlingen und kostet 25 Mark. Landsmannschaften feiern LANGEN. Am Sonntag, 28. Februar, 14.30 Uhr, treffen sich die vereinigten Landsmannschaften, Kreis Offenbach, zu einer Feierstunde in der Stadthalle. Motto: "Wir haben die Heimat verloren, aber nicht vergessen". Stadtmarketing DREIEICH. "Stadtmarketing - was ist das?" Diese Frage soll am Montag, 1. März, 20 Uhr, bei einer öffentlichen Fraktionssitzung der FDP, Wingertstraße 49, beantwortet werden. Orgelkonzert DREIEICH. Die evangelische Kirchengemeinde Götzenhain lädt für Sonntag, 28. Februar, 18 Uhr, zu einem Orgelkonzert ein. Gespielt werden Werke von Bach, Reger und anderen. Freizeitsport für jedermann DREIEICH. Die "Jedermann-Freizeitsportler" der Leichtathletikgemeinschaft Dreieichenhain laden alle, die ihren Winterspeck loswerden wollen, in den kommenden Wochen ein, samstags durch den Hainer Wald zu joggen. Treffpunkt ist um 15.30 Uhr der Parkplatz des TVD an der Koberstädter Straße. Nach dem Jogging wird in der Turnhalle Gymnastik gemacht oder Ball gespielt. Tauchen für Anfänger DREIEICH. Der Tauchclub Dreieich bietet einen Anfängerkursus an, der am Dienstag, 2. März, beginnt. Ausrüstung wird gestellt. Wer mehr wissen will, meldet sich bei Petra und Wolfgang Kraus, Telefon 0 61 50 / 8 39 58. Thema "Gesundheitsreform" LANGEN. Beim Seniorentreff der Industriegewerkschaft Bau, Steine, Erden am Dienstag, 2. März, in der Gaststätte "Wilhelmsruh" wird über die Gesundheitsreform diskutiert. Beginn: 15 Uhr. Neues Gemeindezentrum? LANGEN. Um die Pläne für ein neues Gemeindezentrum geht es am Dienstag, 2. März, bei einer öffentlichen Veranstaltung in der evangelischen Johannesgemeinde. Informationen gibt es nach 20 Uhr. Frauen und Rentenreform NEU-ISENBURG. Mit der Frage "Ist die Rentenreform an den Frauen vorbeigegangen?" beschäftigt sich am Donnerstag, 4. März, die Rentenberaterin Christel Bernet. Sie ist auf Einladung der Leiterin des Treffs im Quartier IV und der Frauenbeauftragten Gabriele Loepthien im Treff, Luisenstraße 18, zu Gast. Beginn ist um 17 Uhr.
BAD HOMBURG. Die bosnische Gruppe "Veseli Bosanci", der Sänger Hamid Ragapovic-Besco und "Athru Binn" mit irischer Musik treten bei einem "Benefizkonzert für die mißhandelten Frauen und Kinder in Bosnien und Herzegowina" auf, das am Samstag, 27. Februar, um 19 Uhr im Kirdorfer Bürgerhaus beginnt. Alle Einnahmen gehen an die Zufluchtsstätte der Hilfsorganisation Cap Anamur zugunsten vergewaltigter Frauen. Das Benefizkonzert wird vom Frauenbüro der Stadt Bad Homburg organisiert.
"Veseli Bosanci" tritt seit 20 Jahren gemeinsam auf, in der Bundesrepublik wurden die fünf bosnischen Musiker einem breiten Publikum vor allem bekannt, weil sie voriges Jahr die Hilfsaktion "Nachbarn in Not" der ARD eröffnete. Die zweite Band des Abends, "Athru Binn", verspricht die Musik Irlands, "wie man sie dort in einem Pub auf dem Lande hören kann". stk
HANAU. Zwei unbekannte Männer - der eine mit einer dunklen Jacke, der andere mit einer roten Bomberjacke bekleidet - haben am Dienstag gegen 12.15 Uhr im Alten Rückinger Weg einen 13jährigen Jungen beraubt.
Sie drohten ihm Schläge an, falls er seinen Walkman nicht herausrücke. Anschließend flohen sie mit ihrer Beute. az
BRUCHKÖBEL. Erst jetzt konnte die Polizei eine 20 Jahre alte Frau befragen, die am 17. Februar mit ihrem Auto verunglückt war und sich dabei schwere Verletzungen zugezogen hatte. Sie war aus unbekannten Gründen an jenem Tag um 5 Uhr morgens auf der Bundesstraße 45 zwischen Roßdorf und Windecken auf schnee- und eisglatter Fahrbahn nach links von der Fahrbahn abgekommen. Der Wagen rutschte dabei in den Graben.
Nun gab sie an, ein entgegenkommender Lastwagen mit Anhänger sei über die Fahrbahnmitte geraten und habe sie zum Ausweichen gezwungen. Die Polizei bittet um Zeugenhinweise, die unter der Telefonnummer 0 61 81 / 8 10 03 entgegengenommen werden. az
Vor nunmehr exakt hundert Jahren hat der deutsche Ingenieur Rudolf Diesel vom Kaiserlichen Patentamt in Berlin die Urkunde mit der Nummer 67207 erhalten, die ihm auf seine Anmeldung eines neuen "Arbeitsverfahrens für Verbrennungskraftmaschinen" das Patent erteilte. Zunächst als stationärer Motor mit besserem Wirkungsgrad erdacht, hielt er nach jahrzehntelanger Anpassungs- und Verfeinerungsarbeit auch im Automobil seinen Einzug. Im Nutzfahrzeug zu Lande und zu Wasser ist er heute Weltstandard. Insbesondere die letzten 20 Jahre brachten diesem zweiten Motorprinzip neben dem des deutschen Ingenieurs Nikolaus August Otto und seinem Benzintriebwerk jedoch auch im Personenwagen - zumindest in Europa - endgültig den Durchbruch.
Wer heute noch davon redet, Pkw-Diesel seien primitiv, laut, lahm, stinkend und umweltfeindlich, hat diese enorme Ein Motor mit Zukunft Entwicklungsarbeit der letzten 20 Jahre schlichtweg verschlafen. Zeitgemäße Pkw-Diesel sind heute wahre High-Tech- Triebwerke, die deshalb auch deutlich teurer sein müssen als vergleichbare Benziner. Sie erfüllen dabei die schärfsten Abgasgesetze in gleicher Weise wie die Benzinmotoren mit geregeltem Katalysator.
Der moderne Pkw-Diesel erweist sich gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Umweltdikussion als besonders zukunftssicher. Denn er schont dank seines 20 bis 25 Prozent geringeren Kraftstoffverbrauchs im Vergleich zum entsprechenden Benzinmotor nicht nur die Ressource Erdöl, sondern er entläßt in ähnlichem Umfang auch weniger Kohlendioxid in die Erdatmosphäre. Darüber hinaus hat er beim bevorstehenden Übergang vom Prinzip der indirekten Kraftstoffeinspritzung zur direkten Injektion des Treibstoff in den Brennraum noch einmal ein Einsparpotential von 15 bis 20 Prozent zu bieten. Damit rückt das mit fünf Litern auf 100 Kilometer betreibbare Mittelklasseauto aus dem Bereich der Utopie in die konkrete Phase der Verwirklichung.
Wer Umweltschutz nicht nur verbal betreibt, sondern in diesem Sinne tatsächlich handeln will, muß beim künftigen Autokauf zu einem neuen Denkansatz bereit sein. Dabei ist keine Verhaltensweise unangemessener als die ausschließliche Fixierung auf die Frage, ob sich denn die Anschaffung eines Diesel- Pkw "auch rechnet". Umweltschutz nur dann betreiben zu wollen, wenn es nichts kostet, ja sogar nur, wenn es individuellen Profit abwirft, ist pervers. Es muß jedem einzelnen von uns künftig etwas wert sein, der Umwelt pro 100 Kilometer zwei oder drei Liter verbrannten Kraftstoff zu ersparen. Daher ist auch die von Politikern verfügte "Strafbesteuerung" von Diesel-Motoren ökologisch eine blanke Perversion. Eine steuerliche Bevorzugung wäre die richtige Handlungsweise gewesen.
Erst hundert Jahre nach der Patent-Erteilung erweist sich in seiner ganzen Dimension, wie richtig Rudolf Diesels Denkansatz gewesen war, eine Verbrennungskraftmaschine mit deutlich besserem Wirkungsgrad zu entwickeln. Heute mehr denn je ist der Diesel ein Motor mit Zukunft. kli
BRUCHKÖBEL. Noch ist das Büchlein des SPD-Landtagsabgeordneten Lothar Klemm über die "gnadenlose Intoleranz" des Fuldaer Erzbischofs Johannes Dyba nicht im Handel, da reagieren vor allem christdemokratische Kreise mit herber Kritik auf das angekündigte Erscheinen der kommentierten Zitatensammlung. Der Katholik und SPD-Politiker Josef Pastor aus Bruchköbel glaubt, daß die CDU das Buch Klemms ebenso wie die Satire der Frankfurter Juso-Hochschulgruppe einzig und allein als Vorwand nutzen will, die Sozialdemokraten vor der Wahl bei den Katholiken in Mißkredit zu bringen.
"Wenn ein Funktionär der katholischen Kirche wie Bschof Dyba sich engagiert und mit Vehemenz zu gesellschaftspolitischen Problemen öffentlich äußert, so ist das sein gutes Recht als Staatsbürger dieses Landes", meint Magistratsmitglied Josef Pastor: "Aber er muß dann, in einer Demokratie ebenso selbstverständlich, auch öffentliche Kritik an seinen Äußerungen und Handlungen hinnehmen."
Als schlimm und nicht hinnehmbar sieht es der Sozialdemokrat allerdings an, "wenn sich die CDU im Kommunalwahlkampf zum Anwalt der Katholiken aufschwingt, um zwischen die SPD und die Katholiken einen Keil zu treiben. Abgesehen davon, daß die CDU erst den Beweis antreten müßte, ob ihre praktische Politik die Bezeichnung christlich rechtfertigt, offenbart diese Art von Wahlkampf nur die erschreckende Hilflosigkeit, mit den tatsächlichen Problemen unserer Gesellschaft fertig zu werden."
In Bruchköbel jedenfalls habe die SPD häufig als Anwalt der Katholiken gegenüber der CDU auftreten müssen, konstatiert Pastor, so beim Ausbau des Gemeindehauses der Pfarrei "St. Familia". Dafür habe die Mehrheitsfraktion nur 30 000 Mark Zuschuß geben wollen. Erst auf Antrag der Genossen sei der Betrag auf 100 000 aufgestockt worden. Als weiteres Beispiel nennt der Kommunalpolitiker die Renovierung der Kirche in Butterstadt: "Durch einen Änderungsantrag der SPD wurde beschlossen, daß die Erneuerung der Kirchenfenster in einem Zug und nicht kleckerweise über drei Jahre verteilt realisiert wurde." Schließlich, so Pastor, hätte die Pfarrgemeinde "Erlöser der Welt" ohne SPD-Initiative keinen Zuschuß für ihre neue Orgel erhalten. hein
HAMMERSBACH. Auf die Mittelmeerinsel Korsika führt eine Ferienfreizeit für Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren, die die Gemeinde organisiert. Mehrere Besichtigungen und Ausflüge stehen auf dem Programm der Campingtour vom 22. August bis 5. September. Die Unkosten betragen 550 Mark, inklusive Busfahrt, Unterkunft, Verpflegung und Ausflügen. Anmeldungen mit einer Anzahlung in Höhe von 150 Mark nimmt die Gemeinde ab Donnerstag, 11. März, an der Rathauskasse entgegen. Weitere Informationen erteilt sie unter der Telefonnummer 0 61 85 / 1 80 00. jur
DREIEICH. Nach Ansicht der CDU haben in Dreieich Kinder durchaus eine Lobby. Damit widerspricht sie dem Stadtelternbeirat, der in einem offenen Brief an die Parteien ein radikales Umdenken zugunsten von Eltern und ihren Kindern gefordert hatte.
Für das Engagement der Stadt führt die CDU eine Reihe von Beispielen an. Es zeigt sich aus ihrer Sicht an der übertariflichen Bezahlung der Erzieherinnen, "vergleichsweise" kleinen Gruppen, der Verbesserung bei Ausstattung und Räumen, beim Neubau von zwei Kinderhäusern, betreuenden Grundschulen und der Aktion "kindgerechte Stadt".
Von den Kosten für die Kindergärten in Höhe von neun Millionen Mark müßten die Eltern nur 835 000 Mark aufbringen, die Stadt dagegen acht Millionen Mark, rechnet die CDU dem Stadtelternbeirat vor. "An diesen Zahlen zeigt sich, was die Stadt für die Kinder tut."
Die Pressemitteilung schließt mit einem Seitenhieb auf die unzufriedenen Eltern: Es sei bezeichnend, so die CDU, "daß man bei allen Forderungen zuerst von den Eltern und erst dann von den Kindern spricht". dac
SCHWALBACH. Dem "klugen Kopf" hinter der frakturbedruckten Doppelspalte hätte wohl kaum gefallen, was Dr. Jacov Zur am Dienstag abend in der evangelischen Limesgemeinde zur Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" referiert hat. Denn Zur, der das Thema "Israel und Deutschland nach den letzten Geschehnissen in beiden Ländern" analysierte, sieht eine der Ursachen für die Ausschreitungen gegen Ausländer und Juden in den vergangenen Monaten in der gegenwärtigen Tendenz, den Nationalsozialismus zu historisieren: Die Terrorherrschaft der Braunen und die Einmaligkeit des Holocaust, so Zur vor fast 50 Zuhörerinnen und Zuhörern, werde zunehmend relativiert und als ein furchtbares Ereignis neben andere gestellt.
Im ärgsten Fall unterscheiden Konservative nach Einschätzung Zurs kaum noch zwischen den Massenvernichtungslagern im 3. Reich und den Gulags in der ehemaligen Sowjetunion. An den neuen Verzeichnungen, der gewollten Unschärfe zwischen den Ereignissen arbeiten vor allem die Vertreter einer Dreier-Koalition aus Wissenschaft, konservativer Politik und Stammtisch. Und die erhält nicht zufällig Argumentationshilfe aus den Spalten der FAZ, die am neuen Revisionismus zuweilen mitarbeitet.
Trotz der Gewalttaten gegen Ausländer und Juden in den vergangenen Monaten wäre es nach Einschätzung Zurs "eine große Übertreibung", die aktuelle Situation mit der Lage in Deutschland am Ende der Weimarer Republik zu vergleichen. Gleichwohl sei die Bundesrepublik "nicht unbelastet". Jener Revisionismus, der gemeinsame Auftritt von US-Präsident Ronald Reagan und Bundeskanzler Helmut Kohl an den Gräbern von Bitburg, wo neben Wehrmachtssoldaten auch Mitglieder der SS begraben liegen, und die Friedhofsschändungen seien Beispiele für die Belastungen des politischen Lebens.
Die jüngsten Ereignisse sind nach Worten Zurs in Israel mit Sorge registriert worden. Dabei hätten die Israelis gleich zweimal in den vergangenen Jahren ihr Deutschlandbild revidieren müssen. Einmal nach der deutschen Einigung von 1990, die im Land im Nahen Osten nicht von allen begrüßt wurde. Und nach den Bildern aufmarschierender Rechtsradikaler, die mit Hitlergruß durch die Straßen defilierten. Bei solchen Bildern "packt dich das Grauen", sagte Zur.
Gewiß sei das auch Resultat der deutschen Einigung, deren Probleme weit schwerer zu lösen seien, als Pessimisten angenommen hätten. Zugleich aber wünschte der Historiker vor allem den Lehrerinnen und Lehrern den Mut, den langen Weg der Erziehung zur Verantwortung zu gehen. Die Gefahr kann nach Worten Zurs nur dann gebannt werden, wenn zur Toleranz erzogen werde. Zur erinnerte in diesem Zusammenhang an den Frankfurter Rabbiner Hirsch, der im vergangenen Jahrhundert davon ausging, daß ein Volk vor allem durch sein Verhältnis zu den Juden bewertet werde. "Ein liberaler Staat kann nicht existieren, ohne das Problem zu lösen." JÜRGEN SCHULTHEIS
HÖCHST. "Mein alter, 78jähriger Vater wurde einfach abkassiert, das finde ich unerhört", beschwerte sich FR-Leserin Claudia M. Und die Situation ihrer totkranken, 72 Jahre alten Mutter sei schamlos ausgenutzt worden - von einer Angestellten im Höchster Krankenhaus.
Claudia M.s Mutter war vor einigen Tagen in die Städtische Klinik eingeliefert worden. Diagnose: Hirntumor. Der 78jährige Ehemann hatte zusammen mit Tochter Claudia M. die Schwerkranke zur Aufnahmeabteilung getragen. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, wartete das alte Ehepaar zusammen mit seiner Tochter auf Datenblätter, die ein Computerdrucker noch ausspucken sollte, bevor es dann hoch in die Klinik ging. Plötzlich, so Claudia M., habe eine Angestellte des Krankenhauses vor der kranken Mutter gestanden. Mit den Worten "Das ist für Sie" habe die Frau im weißen Kittel der Kranken drei Bücher überreicht. Die 72jährige habe sich sehr über das vermeintliche Geschenk gefreut. Denn die Bände mit Kurzgeschichten seien auch noch in großer, für Ältere gut lesbarer Schrift gedruckt gewesen. "Ach, das ist ja unheimlich schön", habe sich die Kranke bedankt. Doch wenige Minuten später wurde ihren Angehörigen die Rechnung präsentiert. Die Krankenhausangestellte erschien abermals. "Ich krieg' 50 Mark von Ihnen für die drei Bücher", habe sie gesagt. Nach Darstellung von Claudia M. hat dann ihr Vater das Portemonnaie gezückt und 18 Mark bezahlt, um der schon ein wenig senilen Frau "nicht ganz die Freude zu verderben". "Die Angestellte hat gesehen, daß wir alleine im Raum waren, vermutlich wollte sie Geld verdienen", schimpft Claudia M.
"Das ist ja ein Ding", entfuhr es dem Krankenhausverwaltungschef Uwe Reichle, als er von der FR mit den Vorwürfen Claudia M.s konfrontiert wurde. Und in der Tat: Reichle bestätigte, "daß der Verkauf von Büchern durch die Mitarbeiterin etwa zehnmal vorgekommen ist". Verdienen wollte die Angestellte aber nichts: Denn die Einnahmen - insgesamt 180 Mark - habe sie der Krankenhausbücherei und der Klinikseelsorge gespendet. Reichle hat es recherchiert: Das Geld für den guten Zweck sei lange vor der FR-Anfrage im Krankenhaus auf den Spendenkonten eingegangen, versichert der Verwaltungsboß. "Allerdings", räumt der Klinikmanager ein, "darf so etwas keinesfalls passieren." Deswegen hat Reichle den Verkauf von Büchern in der Klinik ab sofort strikt verboten.
Die Mitarbeiterin muß sich aber nicht vor arbeitsrechtlichen Sanktionen fürchten. Die langjährige Angestellte sei schon oft wegen ihres sozialen Engagements aufgefallen. Die Bücher habe sie von der Schriftstellerin geschenkt bekommen. Mit ihr sei sie befreundet. Reichle, der die Angestellte nach eigenen Angaben gründlich befragt hat, beteuert auch, daß sie "keinesfalls eine Zielgruppe hatte", denen sie die Bücher verkaufte. Die Frau im weißen Kittel hätte ihre Bände nur dann Patienten angeboten, wenn sie gezielt auf den Stapel Bücher vor ihr angesprochen worden sei. Das habe sicherlich Claudia M.s Mutter auch getan, meint Reichle.
Die kann sich daran nicht erinnern. Mit dem Ergebnis der Recherchen des Krankenhausdirektors ist Claudia M. aber "einigermaßen zufrieden". Der "soziale Zweck mildert zwar das Geschehnis, es darf aber trotzdem nicht sein, daß man Bücher aufgedrückt bekommt", sagt die Frau. gre
KRONBERG. Mädchen können ihre Cremes, Shampoos oder Lotions künftig selber machen: Im "Café Kanne" in der alten Grundschule in Kronberg beginnt am Freitag, 5. März, 15 Uhr, ein Natur- Kosmetik-Workshop.
Gedacht ist er für Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren. An mehreren Nachmittagen lernen sie, die Zutaten zusammenzumixen. s
USINGEN. Die Aufträge für den ersten Bauabschnitt der Wartungshallen für die Taunusbahn sind vergeben. Landrat Jürgen Banzer bezifferte deren Summe auf rund 1,4 Millionen Mark. Vorrangig umfaßt der erste Bauabschnitt die Errichtung des Stellwerks in Usingen.
Den Worten Banzers zufolge wurde der erste Bauteil der Wartungshalle öffentlich ausgeschrieben; fünf Firmen haben ein Angebot abgegeben. Den Zuschlag bekam freilich nicht der preisgünstigste Bieter. Banzer mit Blick auf mögliche Vorwürfe und Verdächtigungen von Unregelmäßigkeiten: "Das Angebot des preisgünstigsten Bieters war nach den strengen Vergaberichtlinien aus formalen und juristischen Gründen nicht zu verwerten." Den Auftrag habe deshalb der nächste Bieter bekommen.
Insgesamt werden die Baukosten für die Wartungshalle auf acht Millionen Mark beziffert. Vorgesehen sind außer dem Stellwerk Sozialräume für das Personal, Tankstellen für die diesel- elektrisch angetriebenen Fahrzeuge und eine Anlage für die Innenwäsche der Züge. Die Außenreinigung und aufwendige Reparaturen werden in der Wartungshalle der Frankfurt-Königsteiner-Eisenbahn (FKE) in Königstein durchgeführt. Die FKE ist - wie berichtet - für den technischen Betrieb der Taunusbahn zuständig. off
NIDDERAU. "Windecke und Windecker uff aale Bilder" lautet der Titel eines Diavortrags am Mittwoch, 3. März, von 14.30 Uhr an im Saal 1 der Schloßberghalle. Rund 200 Aufnahmen aus dem Nachlaß des Fotografen Rosbach hat Rolf Hohmann für diesen Nachmittag ausgesucht, um sie erstmals der Öffentlichkeit zu zeigen. Anmeldungen nimmt der für die SPD-Seniorenarbeit zuständige Josef Rosenthal unter Tel. 33 70 entgegen. jur
a a a
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: KSV Klein-Karben Reserve - FC Kaichen (So., 12.45 Uhr); FSV Kloppenheim - SV Ober-Mörlen, VfR Butzbach - SV Nieder-Wöllstadt, SV Echzell - VfB Friedberg, SKV Beienheim - SV Hoch-Weisel, VfR Ilbenstadt - KSV Bingenheim, SC Dortelweil - FC Nieder-Florstadt, FC Ober-Rosbach - TuS Rockenberg(So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A FRIEDBERG: FC Nieder-Wöllstadt - SG Weckesheim/Dorn- Assenheim, SV Germ. Leidhecken - TSG Ober-Wöllstadt, FSV Dorheim - KSG/20 Groß-Karben, FSG Burg-Gräfenroden - KSV Berstadt, TSG Wölfersheim - FC Hessen Massenheim, Türk. SV Bad Nauheim - SV Philippseck-Fauerbach, KSG Bönstadt - SG Stammheim (So., 14.30).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: TuS Rockenberg Reserve - TSV OStheim (Sa., 14.30 Uhr); Türk. SV BAd Nauheim Reserve - Blau-Weiß Espa (So., 12.45); SV Bad Nauheim - SG Melbach, Blau-Gelb Friedberg - SG Oppershofen, FC Gambach - SV Germ. Schwalheim, FC Trais-Münzenberg - SV Nieder-Weisel Reserve, FSG Wisselsheim - SG Ostend Bad Nauheim, VfB Södel - TFV Ober-Hörger (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: VfR IlbenstadtReserve - SV Oberdorfelden (So., 12.45 Uhr); SKG Erbstadt - SV Assenheim, FC Rendel - SV Teutonia Staden, Türk Gücü Friedberg - SV Ossenheim, VfB Petterweil - VfB Friedberg Reserve, SV Rosbach - FV Okarben, FC Olympia Fauerbach - FC Nieder-Florstadt Reserve (So., 14.30). bo
OBERURSEL. 400 Mark Bargeld wurden in der Nacht zum Dienstag aus dem Alten- und Pflegeheim an der Ebertstraße entwendet. Nach Angaben der Kripo sind die Täter in den Küchentrakt des Gebäudes eingestiegen.
Schmuck, Silberbesteck, Uhren und Geld wurden am Dienstag zwischen 18 und 20 Uhr aus einem Wohnhaus an der Lindenstraße gestohlen. Die Einbrecher hatten laut Kripo ein Fenster mit Gewalt geöffnet. s
Die interessante Sportnotiz
Papst bekam ein Paar Box-Handschuhe Ein Paar Boxhandschuhe sind dem Papst am Mittwoch vom neuen Schwergewichtsweltmeister Riddick Bowe überreicht worden. Am Ende der Generalaudienz hatte Johannes Paul II. den US- amerikanischen Boxer begrüßt, der ihm die roten Handschuhe von seinem siegreichen Kampf gegen Ex-Weltmeister Mike Tyson schenkte. Schaaf erlitt einen Innenbandriß Einen Innenbandanriß diagnostizierte Dr. Axel Thiel bei Biathlon-Weltmeisterin Petra Schaaf in der Sportklinik Lüdenscheid-Hellersen. "Ich kann aber trotzdem nach ein paar Tagen Pause mit der Mannschaft zu den noch ausstehenden Weltcups fahren", meinte die 24 Jahre alte Willingerin, die im Training für die Deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Bayerisch Eisenstein gestürzt war und dabei das Knie unglücklich verdreht hatte. Moers scheidet versöhnlich aus Der deutsche Volleyball-Meister Moerser SC ist mit einem versöhnlichen 3:0 (15:10, 15:8, 15:8)-Sieg gegen Dinamo Bukarest aus dem Europacup der Landesmeister ausgeschieden. Der Moerser SC hat in der Viertelfinal-Serie nur jeweils gegen Bukarest gewonnen und belegte in der Abschlußtabelle seiner Gruppe mit 4:8 Punkten den dritten Platz. Breuking gewann zweite Etappe Der niederländische Radprofi Erik Breukink gewann am Mittwoch die zweite und mit 193 Kilometern längste Etappe der Valencia-Rundfahrt von Torrevieja nach Javea. Zweiter wurde der spanische Tour-de-France-Sieger Miguel Indurain, der vier Sekunden später im Ziel eintraf. In der Gesamtwertung führt nun Breukink mit vier Sekunden Vorsprung vor Indurain. Keine neuen Sportarten in Atlanta Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wird es keine neuen Sportarten geben. Das erklärte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, nach der Rückkehr von seiner Amerika-Reise in Lausanne. Neue Ringerpräsidenten im Gespräch Für im Dezember freiwerdende Amt des Präsidenten im Deutschen Ringer- Bund haben sich Helmuth Pauli (Tuttlingen) und Gerolf Staschull (Freiburg) als Kandidaten gemeldet. Jeder der beiden ist bereit, unter dem anderen auch als Vizepräsident für Sport zu arbeiten. Im Paket wären als weitere Vizepräsidenten Robert Litzenburger (Schifferstadt) für Finanzen und Dieter Beuter (Stuttgart) für Rechtsfragen zu haben. Lenzi will nicht mehr springen Der Olympiasieger 1992 im Kunstspringen vom 3-Meter-Brett, Mark Lenzi aus den USA, hat seinen Abschied vom Leistungssport angekündigt. Der 24jährige begründete seine Entscheidung mit zu hohem Trainingsaufwand.
Fußball-Profis drohen mit Streik Die Profis der ersten bulgarischen Fußball-Liga drohen zum Rückrunden-Auftakt am 27. Februar mit einem Streik. Grund ist die bisher unerfüllte Forderung nach der Reduzierung von Steuern für Sponsoren-Gelder und in bezug auf die Siegprämien. Besonders die Besteuerung von Werbegelder trifft die Vereine hart, denn der Steuersatz von rund 55 Prozent hält immer mehr Sponsoren vom Engagements bei den Klubs ab. 50 Doping-Kontrollen in Rotterdam Insgesamt 50 Doping-Kontrollen wird die Spielervereinigung ATP beim Tennis- Grand-Prix in Rotterdam durchführen. "Normalerweise werden im Laufe eines Turniers zwanzig bis dreißig Proben bei zumeist weniger bedeutenden Spielern entnommen", erklärte Dr. David Martin, Verantwortlicher des Anti-Doping-Programms der ATP. In Rotterdam werden sämtliche Akteure der Hauptfelder im Einzel und Doppel getestet. Joyner-Kersee sagt ab Die Hallen-Weltmeisterschaft der Leichtathleten vom 12. bis 14. März in Toronto wird ohne Jackie Joyner-Kersee (USA) und Nourredine Morceli (Algerien) stattfinden. Während die Siebenkampf- Olympiasiegerin nach einer Hüftverletzung noch nicht in Bestform ist, erklärte der algerische Meilen-Weltrekordler am Mittwoch in New York, er wolle sich nicht überbelasten. Dresden vertagte sich Das Präsidium von Daynamo Dresden hat in den drängenden Personalfragen um Mittelfeldspieler Hans-Uwe Pilz und Manager Reinhard Häfner am Mittwoch noch keine Entscheidung getroffen. Das Führungsgremium des Bundesliga-13. vertagte sich auf Donnerstag. Die künftigen Arbeitsbereiche von Managers Häfner, dem Pressesprecher Horst Reber zur Seite gestellt werden soll, will das Präsidium am Donnerstag bekannt geben. "U 18" rehabilitiert sich Mit einem 4:1 (2:0)-Erfolg rehabilitierte sich die Junioren-Auswahl "Unter 18 Jahren" des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Mittwoch in Athen für das 0:1 tags zuvor an gleicher Stätte. Sobotzik (Eintracht Frankfurt) traf zweimal, Sarna (Bayer Leverkusen),und Goya Jaekel (Hertha BSC Berlin) erzielten die übrigend eutschen Tore. Roos will in Bundesliga-Combo spielen Fußball-Profi Axel Roos vom 1. FC Kaiserslautern will eine "Bundesliga-Combo" ins Leben rufen. "In den 18 Mannschaften gibt es sicherlich einige Spieler, die ein Musikinstrument beherrschen. Wenn man die unter einen Hut bringen könnte, wäre sicherlich im sozialen Bereich mit einer Schallplatte oder einem öffentlichen Auftritt etwas zu machen." Der 28jährige Mittelfeldspieler, der Klavier spielt, denkt an eine Aktion zugunsten der Kriegsopfer im ehemaligen Jugoslawien oder für einen anderen karitativen Zweck.
Ergebnis-Telegramm
EM-QUALIFIKATION "U21", in Braga: Portugal - Italien 2:0 (0:0),
LÄNDERSPIEL "U18", Griechenland - Deutschland 1:4 (0:2). SKI NORDISCH
WM in Falun, 15 km (Freistil) Männer, Jagdrennen in Kombination mit dem 10-km-Lauf (klassisch) vom Montag: 1. Dählie (Norwegen) 1:01:45,0 Stunden, 2. Smirnow (Kasachstan) gleiche Zeit, 3. Fauner (Italien) 1:02:55,5, 4. Ulvang 1:02:56,8, 5. Langi (beide Norwegen) 1:03:25,1, 6. Mogren (Schweden) 1:03:25,9, 7. Vanzetta 1:03:26,6, 8. Albarello (beide Italien) 1:03:34,6, 9. Behle (Willingen) 1:03:44,4, 10. Sörgard (Schweden) 1:03:45,4, 11. Valbusa (Italien) 1:03:46,0, 12. Kirilow (Rußland) 1:03:50,6, 13. Isometsä (Finnland) 1:03:52,8, 14. Sivertsen (Norwegen) 1:03:53,5, ... 17. Mühlegg (Marktoberdorf) 1:04:02,3, ... 32. Rein (Altenau) 1:05:21,0, ... 49. Schlickenrieder (Schliersee) 1:06:50,0.
Mannschaftswettkampf in der Nordischen Kombination, Stand nach dem Sprunglauf von der 90-m-Schanze: 1. Japan (Kono/ Abe/Ogiwara) 663,7 Punkte, 2. Deutschland (Pohl/Schonach, Dufter/Hammer, Deimel/Winterberg) 590,2/6:07 Minuten Rückstand vor der 3x10-km- Staffel, 3. Norwegen (Elden/Apeland/Lundberg) 570,9/7:44, 4. Schweiz 560,2/8:37, 5. Italien 529,8/11:09, 6. Österreich 519,5/12:01, 7. Tschechische Republik 502,6/13:25, 8. Finnland 500,9/13:34, 9. Estland 453,4/17:31, 10. USA 451,4/17:41, 11. Rußland 431,4/19:21, 12. Frankreich 415,9/20:39, 13. Weißrußland 398,7/22:05, 14. Schweden 394,6/22:25. TENNIS ATP-TURNIER der Männer in Rotterdam (600 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: (Niederlande) - Eltingh (Niederlande) 6:3, 4:6, 6:2; Haarhuis (Niederlande) - Kucera (Slowakei) 5:7, 6:4, 6:2; Muster (Österreich) - Donar (Schweden) 6:2, 6:2, Kok (Niederlande) - Kühnen (Mannheim) 6:4, 6:4, Siemerink (Niederlande) - Vacek (Tschechische Republik) 6:4, 6:7, 6:1, Prpic (Kroatien) - Krajicek (Niederlande) 6:3, 6:4, Ivanisevic (Kroatien) - Roig (Spanien) 6:4, 7:5. Achtelfinale: Wolkow (Rußland) - Wibier (Niederlande) 6:3, 6:4, Nargiso (Italien) - Holm (Schweden) 3:6, 6:3, 6:3.
INT. FRAUEN-TURNIER in Linz (150 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Paradis-Mangon (Frankreich) - Oeljeklaus (Bielefeld) 6:3, 3:6, 6:2; Meschki (Georgien) - Porwik (Heidelberg) 6:3, 6:0; Golarsa (Italien) - Brioukhovets (Ukraine) 6:4, 7:5; Martinez (Spanien) - Maniokowa (Rußland) 6:3, 6:0.
MÄNNER-TURNIER in Scottsdale/Arizona (300 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Agassi (USA) - Stolle (Australien) 6:0, 6:0, Wheaton - Connors (beide USA) 6:3, 6:3, Woodforde (Australien) - Carbonell (Spanien) 3:6, 6:4, 6:1, Ondruska (Südafrika) - Clavet (Spanien) 6:3, 6:4, Sanchez (Spanien) - MacPhie (USA) 6:2, 6:3.
FRAUEN-TURNIER in Indian Wells/Kalifornien (350 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Rittner (Leverkusen) - Kruger (Südafrika) 6:1, 6:3, Austin (USA) - Stubbs (Australien) 7:5, 6:4, Sukova (Tschechische Republik) - Kuhlman (USA) 6:1, 6:3, Coetzer (Südafrika) - Hiraki (Japan) 6:0, 6:1, Hy (Kanada) - Reinach (Südafrika) 2:6, 7:5, 6:2.
INTERNAT. TURNIER in Mexiko (300 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Costa (Spanien) Gomez (Ekuador) 6:4, 6:7, 7:6, Berasaregui (Spanien) - Arrese (Spanien) 2:6, 6:1, 6:0. VOLLEYBALL EUROPACUP der Landesmeister, Männer, Viertelfinale, 6. Spieltag: Moerser SC - Dinamo Bukarest 3:0 (15:10, 15:8, 15:8), VC Hamburg - Aris Saloniki 3:2 (15:7, 12:15, 15:4, 15:17, 15:12).
ESCHBORN. Das Kreiswehrersatzamt an der Mergenthalerallee bleibt noch die ganze Woche geschlossen. Wie Amtsleiter Peter Müller der FR auf Anfrage mitteilte, sperrte die Gesundheitsbehörde das Haus, weil bei dem Brand in der Nacht zum Freitag möglicherweise Dioxine freigesetzt wurden. Jetzt sei ein Fachinstitut beauftragt, die Luft in dem Gebäude zu untersuchen.
Wie berichtet, hatte es am frühen Freitag morgen vergangener Woche in der 5. und 13. Etage des Bürohauses im Gewerbegebiet Eschborn Süd gebrannt. Dabei waren in drei Büroräumen in der 5. Etage des Hauses auch Akten von Wehrpflichtigen in größerem Umfang in Mitleidenschaft gezogen worden.
Ursprünglich sollte das Kreiswehrersatzamt, das für Frankfurt, Stadt und Landkreis Offenbach, Hochtaunus-, Main-Kinzig- und Wetteraukreis zuständig ist, am Mittwoch seinen Dienst wieder aufnehmen. Am Freitag konnten etwa 100 junge Wehrpflichtige nicht angehört werden. Über Karneval führt das Amt schon seit Jahren keine Musterungen mehr durch.
Näheres über Umfang und Auswirkungen der Schäden konnte Amtsleiter Müller nicht sagen, weil die Akten "noch genauso daliegen wie am Brandtag". Die Mitarbeiter hätten die Räume in der Zwischenzeit nicht betreten dürfen.
Spezialisten vom Landeskriminalamt ermittelten gestern nach Auskunft der Polizei am Brandort. Ergebnisse wurden noch nicht bekanntgegeben. Das Feuer war wenige Stunden nach einer Betriebsfeier ausgebrochen. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus. Den Schaden schätzte die Feuerwehr auf 250 000 Mark. she
ap MARBURG, 24.Februar. Als "Irrlehre" und "Täuschung des Patienten" verwirft der Fachbereich Humanmedizin der Marburger Universität die Homöopathie. Der Fachbereich Humanmedizin der Philipps-Universität wendet sich mit einer ohne Gegenstimmen verabschiedeten "Marburger Erklärung zur Homöopathie" gegen Pläne des Instituts für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen diese umstrittene Therapierichtung in den Gegenstandskatalog der medizinischen Ausbildung aufzunehmen. Das in Mainz ansässige Institut ist für die Zusammenstellung der Multiple-Choice-Fragenkataloge verantwortlich, die Medizinstudenten bei ihren Examina beantworten müssen.
Gegenstand der Lehre könne die Homöopathie wie bisher nur als "Irrlehre" sein, so steht es in der Professoren, Studenten und Mitarbeitern der Marburger Uniklinik gebilligten Erklärung. "Wir sehen jedoch die Gefahr, daß man von uns Neutralität' und Ausgewogenheit' in diesem Stoffgebiet fordern wird und sind nicht bereit, unseren dem logischen Denken verpflichteten Standpunkt aufzugeben zugunsten der Unvernunft", heißt es wörtlich. Das geistige Fundament der Homöopathie, die Krankheiten mit extremen Wirkstoffverdünnungen zu heilen trachtet, bestehe aus "Irrtümern". Ihr Wirkprinzip sei die "Täuschung des Patienten, verstärkt durch Selbsttäuschung des Behandlers". Das habe "nichts mit Naturheilkunde zu tun". Die nicht zu leugnenden therapeutischen Wirkungen der Homöopathie, die sich mitunter erzielen ließen, führen die universitären Mediziner auf "Placebo-Effekte" zurück. Wenn es allein auf den Effekt ankomme, müßten angehende Mediziner dann auch in Irisdiagnostik, Reinkarnationstherapie, atrologischer Gesundheitsberatung und Chirologie (Bedeutung der Handlinien für die Persönlichkeitsstruktur und Ganzheitsmedizin) unterrichtet und geprüft werden. Mit den "geistigen Grundlagen der Philipps-Universität" seien diese Methoden, mit denen "beträchtliche Umsätze" zu erzielen seien, jedoch "ebenso wenig vereinbar, wie es die Homöopathie' ist".
"Wir behaupten keineswegs, daß die von uns vertretene Wissenschaft alles erforschen und erklären kann", so die Erklärung weiter, Richtschnur des eigenen Handelns sei aber nicht ein "in der Bevölkerung lebender und publizistisch geschürter Aberglaube". Eine neutrale Ausbildung in Homöopathie "findet deshalb nicht statt und ist auch nicht einklagbar", heißt es am Schluß.
Vom Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz war gestern wegen Abwesenheit des Hausjuristen keine Stellungnahme zu bekommen.
Ü
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
"Kosmos"-Hauptversammlung LANGENSELBOLD. Die Freizeitgemeinschaft "Kosmos" lädt für Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr in die Gaststätte "Zum weißen Roß" zu ihrer Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen ein. Helferkreis sucht Unterstützung BRUCHKÖBEL. Der Helferkreis für Asylbewerber aus der Pfarrei "St. Familia" sucht noch Mitarbeiter. Das nächste Treffen ist für Mittwoch, 3. März, um 16.30 Uhr im Haus Shalom geplant. Interessenten wenden sich an das katholische Pfarramt, Telefon 7 15 85. Gymnastik für den Rücken RODENBACH. Wegen der großen Nachfrage bietet die Seniorenberaterin der Gemeinde einen weiteren Kursus "Schongymnastik für den Rücken" für Ältere an. Er beginnt am Donnerstag, 4. März (9.45 bis 10.45 Uhr) im Bürgerhaus. Näheres teilt die Beraterin unter der Telefonnummer 5 99 36 mit. Wieder Secondhand-Verkauf ERLENSEE. Gebrauchte Kindersachen werden wieder am Samstag, 13. März, um 14 Uhr in der Spielstube des evangelischen Gemeindehauses in Langendiebach angeboten. Wer einen Stand aufbauen möchte, kann sich am 1. März zwischen 15 und 16 Uhr im Gemeindehaus anmelden. Der Erlös wird dem Arbeitskreis Asyl gespendet. Hauptversammlung der Feuerwehr GROSSKROTZENBURG. Die Freiwillige Feuerwehr veranstaltet ihre Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, ab 20 Uhr im Bürgerhaus. Ringer versammeln sich GROSSKROTZENBURG. Der Stemm- und Ringverein lädt für Freitag, 5. März, 19.30 Uhr, zur Jahreshauptversammlung im Vereinsheim am See ein. Hobby-Historiker treffen sich LANGENSELBOLD. Die Jahreshauptversammlung des Vereins für Geschichte und Heimatkunde findet am Freitag, 5. März, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zur blauen Traube" statt. Schon jetzt können sich Interessenten bei Nils-Christoph Mittelstaedt, Telefon 3301, für die Fahrt zur Bildhauerwerkstatt des Niklaus Weckmann am 26. Juni anmelden.
HANAU. Im Bürgerhaus Wolfgang werden sich am kommenden Wochenende Eisenbahnfreunde jedweden Alters tummeln: Die "Modelleisenbahnfreunde Bötersen" bauen dort für zwei Tage ihre großen Landschaften auf, um zu zeigen, wie vielfältig dieses Hobby sein kann. 100 Lokomotiven und 600 Waggons warten darauf, auf die 1,2 Kilometer langen Gleisanlagen verschiedenen Maßstabs rollen zu dürfen.
Die Ausstellung ist Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sieben Mark für Erwachsene, vier Mark für Kinder. az
FRIEDBERG. Musik des 20. Jahrhunderts zu Lyrik von Bertolt Brecht und Marie Luise Kaschnitz ist Sonntag, 28. Februar, ab 11 Uhr im Bibliothekszentrum zu hören.
Monika Laube rezitiert, Rainer Stegmann spielt dazu Gitarre. Walter Windisch-Laube sitzt am Klavier. Die Stadt und die Friedberger Musikschule veranstalten das Konzert.
Eintrittskarten kosten 12 Mark. Schüler und Studenten zahlen neun Mark. nes
Ganze Hundertschaften von Journalisten haben so ihre einschlägigen Erfahrungen mit Lothar Matthäus. Einmal in Fluß gekommen, was meist nur eines klitzekleinen Denkanstoßes bedarf, wird das Zusammenwirken von Kopf und Zunge zu einem gewaltigen Wasserfall von Worten, Sätzen, Einlassungen, Anfügungen, Aufzählungen, Ergänzungen - und am Ende weiß der Gute wohl bisweilen nicht mehr, was er nun eingangs gesagt hat oder sagen wollte. Ohne-Punkte-und-ohne- Komma-Sätze Marke Matthäus haben zahllose Sport-Berichterstatter über viele Seiten in ihren Steno-Blöcken und alle haben sie irgendwann einmal bei Durchsicht des hastig Hingekritzelten festgestellt: Was hat er denn nun gesagt, der liebe Lothar? - Nichts eigentlich.
Doch darüber ist in all den vielen Jahren, in denen der Gladbach-Bayern-Mailand-Bayern-Spieler seinem Beruf in kurzen Hosen und Fußballstiefeln nachgeht, zumeist hinweggesehen worden. Sicher, hier und da mal eine Stichelei, mal ein ironisches Glösschen, ein Nebensatz über den Ausdauer-Redner der Liga, aber schließlich ist sein Job das Spiel mit dem Ball und nicht die Kommentierung von Ereignissen. Gleichwohl haben die vielen Worte des Kapitäns der deutschen Nationalelf Gewicht in der Fußball-Nation. Von Amts wegen sozusagen bekamen Aussagen von Matthäus Wichtigkeit, wurden gehört, notiert, häufig kommentiert und schließlich publiziert - auch wenn sie noch so unwichtig waren.
Kaum einmal ist Lothar Matthäus in seinem unbändigen Strom der Gedanken witzig, selten pointiert, nur manchmal unterhaltend. Das weiß die Fußball-Gemeinde längst und nimmt es hin. Aber daß sich nun einer wagt, darüber öffentlich zu ketzern und damit zu kratzen an diesem in der Entstehung, vielleicht sogar schon kurz vor der Vollendung, befindlichen deutschen Fußball-Denkmal, damit war nicht zu rechnen. Zumindest nicht so drastisch. Jedenfalls hat Ulrich Stein, vormals auch mal Mitglied der nationalen Fußball-Auswahl und heute Kapitän beim Bayern-Konkurrenten Eintracht Frankfurt, den Mund aufgetan und - wieder einmal - mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten. Keine klaren Aussagen seien das, was der Matthäus da so alles von sich gebe und schon gar keine kritischen Dinge. "Alles Blabla", grummelt Stein in der Illustrierten Sports. Man habe ja versucht, "was aus ihm zu machen, ihm Persönlichkeit anzudichten, indem man ihn zum Weltfußballer gemacht hat", so der frühere Torhüter mit Hang zum offenen Wort. Das haben wohl schon viele gedacht, nur Stein kennt keine Gnade.
WALTHER LÜCKER
Teilweise lustlos, manchmal mit forschen Tönen wird die im Frühjahr 1991 eröffnete SPD-interne Diskussion über eine Parteireform geführt. "SPD 2000" heißt das Stichwort für ein Modernisierungskonzept, das vom nächsten Parteitag im November in Wiesbaden beschlossen werden soll. Werner Kindsmüller, Landesgeschäftsführer der schleswig-holsteinischen SPD, kritisiert den Verlauf der Suche nach einem neuen Profil. Er fordert, das Kommunikationsverhalten der SPD zu überprüfen.
"Die Partei hat nicht verstanden, daß es bei der notwendigen Reform der SPD nicht um die Dekoration, sondern um die Innenausstattung gehen muß", schreibt Kindsmüller in einem Positions- und Forderungspapier. Die SPD müsse wieder zu einer Partei werden, "mit der man kämpfen kann". Die SPD habe die Aufgabe, wieder zu einem Bindeglied zwischen Gesellschaft und Staat zu werden.
Um Menschen ansprechen zu können, die "in einer Zeit, in der Gewißheiten immer schneller ihre Gültigkeit verlieren und tagtäglich neue Antworten gefunden werden müssen, für eine bessere Zukunft streiten wollen", bedarf es nach Kindsmüllers Ansicht einer "neuen Diskussionskultur".
Was er damit meint, wird unter anderem in einem Abschnitt deutlich, der die Überschrift hat "Wie wir uns als Politiker verändern müssen". Darin äußert sich Kindsmüller zu Fragen, die nach seiner Beobachtung "merkwürdigerweise in keinem der vielen Kommissionspapiere bisher ausführlich erörtert" wurden. Er schreibt:
"1. Wir müssen die Partei so umgestalten, daß die politische Arbeit auch uns wieder Spaß macht. Es darf vermutet werden, daß dies nicht ohne Auswirkungen auf andere bleibt." Er plädiert dafür, langweilige Rituale zu beseitigen und Gremien aufzulösen, bei denen ohnehin nichts herauskomme, und wirbt so für eigene Weiterbildung und neue Offenheit: "Gehen wir statt dessen ins Kino, lesen ein Buch, sprechen mit unseren Kindern oder hören mal den Nachbarn zu." Weiter schreibt Kindsmüller:
"2. Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen, nur weil wir Politiker sind und um Stimmen buhlen müssen. Wir leisten für diese Gesellschaft, ob in Parteien oder Parlamenten, eine unverzichtbare Arbeit. Daraus darf durchaus Selbstbewußtsein, freilich nicht Hochmut entstehen. Im übrigen: Wer sich alles gefallen läßt, hat auch keinen Mut, neue Wege zu gehen.
3. Finden wir unsere Sprache zurück! Kein Wunder, daß uns die Menschen nicht verstehen, wir reden ja auch nicht zu ihnen. Die Bürger interessiert nicht, wie das Gesetz heißt, sondern was es für sie bedeutet!
4. Machen wir uns unabhängig von den Verwaltungen und Apparaten. Benutzen wir sie, aber vor allem unseren eigenen Kopf. Dazu brauchen wir Zeit - Zeit zum Lesen, zum Nach- und Vordenken.
5. Sagen wir, was wir denken, und tun wir, was wir sagen!"
Außerdem bemängelt der Geschäftsführer des SPD-Landesverbandes, aus dem der Kanzlerkandidat Björn Engholm stammt, die Partei unterschätze und vernachlässige Wirkung und Bedeutung lokaler Alltagskommunikation. Das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Kommunikation nehme trotz allgemein steigender Bedeutung der Medien zu. Aber die SPD habe sich "als Dialogpartner weitgehend abgemeldet", ihr Charakter als Bewegung zur Durchsetzung politischer Ziele sei "verkümmert".
Zunehmende Medienorientierung bei abnehmender persönlicher Kommunikation erschwere der SPD, "gegen verfestigte Einstellungsmuster eigene Vorstellungen zu vermitteln". So laufe die Partei "Gefahr, bei fortgesetzter Fixierung auf mediale Kommunikation ihre gesellschaftsverändernde Aufgabe mehr und mehr zurückzunehmen". Kindsmüller verlangt: "Das gesamte Kommunikationsverhalten der SPD muß auf den Prüfstand." HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)
cri FRANKFURT A. M. Mit den im Gesundheitsstrukturgesetz geplanten Änderungen am Aufbau der Selbstverwaltung der Krankenkassen werden nach Ansicht des Vorsitzenden des Verbands der Angestellten-Krankenkassen, Karl Kaula, die Mitbestimmunsgrechte der Versicherten erheblich beschnitten und der Einfluß der Politik deutlich ausgweitet. Mit einer hohen Wahlbeteiligung bei den anstehenden Sozialwahlen im Rücken hofft er, daß die für 1996 vorgesehenen Korrekturen vielleicht doch noch aus politischer Einsicht modifiziert werden. Gemäß Artikel 33 des neuen Paragraphenwerkes sollen die Vertreterversammlungen der Krankenkassen bis Mitte 1995 aus ihren Reihen einen (etwa halb so großen) Verwaltungsrat bestimmen. Dieses ehrenamtliche Gremium soll dann bis Ende des Jahres drei hauptamtliche (bisher ehrenamtliche) Vorstände der Kassen küren. Das bisherige dreistufige System besteht dann künftig nur noch aus zwei deutlich schlankeren Ebenen. Die sonst alle sechs, diesmal ausnahmsweise mit einem Abstand von sieben Jahren, angesetzten Sozialwahlen sind demnach die letzten dieser Art bei den Krankenkassen.
Am 2. Juni werden bei den ersten gesamtdeutschen Urnengängen noch nach bisherigem Modus die Vertreterversammlungen der Krankenkassen sowie der Unfall- und Rentenversicherungsträgern neu gewählt. Bei den Bundesknappschaften sind die Versichertenältesten neu zu küren (siehe nebenstehende Grafik). Traditionell gewählt - per Briefvotum - wird dabei nur bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) und den sieben Ersatzkassen. Rund 26 Millionen Angestellte und Rentner, davon 2,5 Millionen in den neuen Ländern, sind aufgefordert, auf die Zusammensetzung der Gremien Einfluß zu nehmen. Etwa 16 Millionen können zusätzlich mitbestimmen, welche Kandidaten sich bei den Angestellten-Ersatzkassen durchsetzen.
In den anderen Sozialversicherungsträgern sind sogenannte "Friedenswahlen" üblich. Bei gleicher Anzahl von Kandidaten und Posten ist dort ein Urnengang nicht nötig. Diese Konstellation wird meist schon im Vorfeld dadurch hergestellt, daß Gewerkschaften und Arbeitgeber sich über die Besetzung der Gremien verständigen.
Die Berechtigten von BfA und den Ersatzkassen erhalten zwischen Mitte April und Mitte Mai in getrennten Briefen die nötigen Unterlagen für die Wahl, in denen das genaue Prozedere auch noch einmal beschrieben ist. Zur Wahl stehen jeweils bestimmte Listen. Kandidieren können Gruppierungen mit sozial- und berufspolitischer Ausrichtung, also zum Beispiel Gewerkschaften. Voraussetzung bei den Ersatzkassen ist außerdem, daß die Anwärter bei ihnen auch versichert sind. Die Wähler können für die BfA und ihre Ersatzkasse jeweils eine Stimme abgeben. In jedem Fall müssen die Briefe bis zum 2. Juni bei den Organisationen eingehen.
"Am Anfang war das Wort": Unter diesem Motto steht ein neues Forum der Evangelischen Erwachsenenbildung. Am 4. März beginnt die Vortragsreihe im Dominikanerkloster. Sieben Beiträge sollen über "Schrift und Buch im medialen Zeitalter" diskutieren, begleitet von einer Ausstellung, die am 3. März eröffnet wird: Der Maler István Gyarmati beschäftigt sich mit der "Arbeit der Erinnerung und der Wahrnehmung" in Wort und Bild.
Michael Stöppler hält den ersten Vortrag: "Am Anfang war das Wort - Betrachtungen zu einer Tautologie". Hier, wie in den weiteren Beiträgen, soll gemeinsam "über die Differenz zwischen Bild und Schrift und die Möglichkeit ihrer Begegnung" nachgedacht werden - zumal heute, "im medialen Zeitalter, Wort und Schrift nur noch verschwindenden Wert haben sollen". two
NEU-ISENBURG. Im Rahmen der im Haushalt 1993 allgemeinen Sparmaßnahmen der Stadt Neu-Isenburg ging es auch der Stadtbücherei an den Kragen. So wurde der Topf für Öffentlichkeitsarbeit um ein Drittel, von 15 000 Mark auf 10 000 Mark, gekürzt. Das heißt, so Stadtbüchereileiterin Jutta Duchmann, "wir können künftig weniger Veranstaltungen wie Autorenlesungen, Vorlesestunden und Theatervorführungen anbieten."
Das trifft laut Duchmann vor allem die Abteilung für Kinder und Jugendliche, da solche Veranstaltungen gerade Kinder besonders anzögen und auch Kinderbuchautoren oft höhere Honorare für Lesungen verlangen als andere Schriftsteller. "Die sind existentiell stärker auf diese Honorare angewiesen."
Zwar wurde der Medienetat "nur" um ein knappes Viertel, von 129 000 Mark auf 101 000 Mark gekappt, für die Bücherei sei das aber "doppelt schlimm", so Duchmann, da für das Jahr 1993 Buchpreissteigerungen um 10 bis 15 Prozent erwartet würden.
Auch der Personaletat macht der Bücherei zu schaffen. Eine Organisationsprüfung vor zwei Jahren hatte ergeben, daß eineinhalb Arbeitskräfte mehr eingestellt werden müßten, doch bis heute sei nichts dergleichen geschehen. Statt dessen steigt die Zahl der regelmäßigen Büchereibesucher und der Ausleihen stetig: 1992 waren es 5500 mehr als 1991. "Aber der Personalstand bleibt immer gleich. Manchmal stapeln sich die neuen Bücher meterhoch, ohne daß sie leihfertig gemacht werden können." fra
KELSTERBACH. Keine Berichterstattung mehr in Wort und Bild über Parteiangelegenheiten darf bis zur Kommunalwahl am 7. März die Stadt Kelsterbach über ihr Presseamt durchführen. Dazu verpflichtete die dritte Kammer des Verwaltungsgerichts Darmstadt den Magistrat in einer einstweiligen Anordnung. Bei den gerügten Berichten würden die den Kommunen vorgegebenen Maßstäbe und die Grenzen unzulässiger Wahlwerbung eindeutig überschritten.
Vor Gericht gegangen war über Rechtsanwalt Thomas Rahner der Stadtverordnete Leo Spahn, Listenführer der grünalternativen Wählerinitiative (WIK), weil die Berichterstattung des Presseamtes seiner Meinung nach in mehreren Fällen klar die am Ort regierende SPD begünstigt hätte. Im Kern ging es um vom Presseamt in einer Art Pressedienst verfaßte Berichte, die allen am Ort erscheinenden Medien zur Verfügung gestellt werden und oft wörtlich im Wochenblatt "Kelsterbach aktuell" erscheinen.
Spahn zeigte sich in einer ersten Stellungnahme zufrieden mit diesem Erfolg. Er kam allerdings nicht in allen Punkten seiner beim Verwaltungsgericht beantragten einstweiligen Anordnung durch, sondern nur zu einem Drittel - bei insgesamt drei Punkten in einem. Daher entfallen laut Gericht auf ihn zwei Drittel der Verfahrenskosten bei einem Streitwert von 9000 Mark.
Spahn hatte außer dem Stopp der Berichterstattung über Parteiangelegenheiten bis zum 7. März noch beantragt, die Stadt solle bis zur Wahl jede Öffentlichkeitsarbeit in Wort und Bild unterlassen - "mit Ausnahme akuter neutraler Sonderfälle". Außerdem verstoße die Öffentlichkeitsarbeit gegen das Grundrecht des Antragstellers auf Chancengleichheit im Wahlkampf. Das Verwaltungsgericht wies das letztere Anliegen als "unzulässig" zurück, unter anderem, weil es sich dabei um einen Feststellungsantrag handele.
Der Antrag zur Einstellung jeglicher Öffentlichkeitsarbeit bis auf wenige Ausnahmen bis zum Wahltag sei "unbegründet". Öffentlichkeitsarbeit, die in der Wahlkampfzeit die Grenzen nach dem Gebot äußerster Zurückhaltung einhalte, liege im Rahmen des Aufgaben- und Zuständigkeitsbereichs einer Kommune.
Mit diesem Urteil könne die Stadt leben, sagte Erster Stadtrat Erhard Engisch. Ohnehin habe sich die Kommune schon vor dem Urteil in einer Unterlassungserklärung gegenüber dem Verwaltungsgericht verpflichtet, Berichterstattung über Parteiangelegenheiten bis zum Wahltag zu unterlassen. cas
Wenn an diesem Wochenende in der Bezirksliga Friedberg der Startschuß zur Rückrundenfortsetzung erfolgt, dann werden die Fußballer des VfR Butzbach im Heimspiel gegen den SV Nieder-Wöllstadt ganz gewiß mit besonderem Eifer bei der Sache sein. Und zwar aus gutem Grund, denn was die Meisterschafts-Kandidaten des Wetterauer Fußball-Oberhauses betrifft, da hatte den VfR Butzbach eigentlich niemand auf der Rechnung. Das Team von Spielertrainer Udo Meinecke galt eher als "graue Maus", also eine Mannschaft, die man allenfalls eine gesicherte Position im Tabellenmittelfeld zutraute. Diese Einschätzung hat sich im Laufe der Vorrunde gründlich gewandelt. Mit 23:13 Zählern rangiert der Klub aus dem Norden der Wetterau nämlich punktgleich mit Spitzenreiter KSV Klein- Karben Reserve und dem zweiten "Shooting-Star" der Saison 1992/93, dem SV Hoch-Weisel, auf Platz zwei. Zweifellos eine Plazierung, mit der - auch im eigenen Lager - niemand gerechnet hatte. "Unser Ziel war, vom Start weg dem Abstiegsgerangel aus dem Weg zu gehen, endlich einmal nicht permanent um den Klassenerhalt bangen zu müssen. Daß wir jetzt ganz oben stehen, verdanken wir auch der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gremien des Vereins", freut sich Butzbachs Vorsitzender Norbert Gonter über den ungeahnten Höhenflug.
Es kommt demnach nicht von ungefähr, daß Glaub, Bingel, Schulz und Co. lediglich vier Niederlagen - die wenigsten aller 16 Bezirksligisten - einstekken mußten und "Goalgetter" Oliver Funke mit 13 Treffern die Torjägerliste anführt. Die kluge "Einkaufspolitik" tat ein übriges, jedenfalls zählen der Ex-Reichelsheimer Keeper Hans-Günther Muth und der aus Wölfersheim zurückgekehrte Carsten Meinecke genauso zum festen Kader wie der vorher pausierende Thomas Greb. Und in der lange Zeitvakanten Libero-Frage hat sich Holger Mader bestens bewährt. Aber ausgerechnet dort, wo man am wenigsten mit Problemen gerechnet hatte, ist nächste Zeit guter Rat teuer. Ein Verkehrsunfall von Spielertrainer Udo Meinecke stellte an Silvester alle sportlichen Zukunftsträume in Frage. Denn ab welchem Zeitpunkt der derzeit schwer verletzte Butzbacher Coach wieder am Regiepult stehen wird, ist noch völlig ungewiß. "Seine aktive Laufbahn wird wohl beendet sein. Wir können nur hoffen, daß Udo so schnell wie möglich wieder gesund wird", bangt Gonter. Auch der Wunsch, daß Udo Meinecke Ende Februar wenigstens wieder von der Bank aus Regie führen könne, erwies sich als trügerisch. "Daran ist vorläufig nicht zu denken", erklärt Vater Manfred Meinecke, in früheren Jahren stets sprungbereit, wenn Not am Mann war. Diesmal allerdings sprang Manfred Meinecken nicht in die Bresche: Co-Trainer Markus Weigel oblag es, zusammen mit Routinier Peter Steppan das Team auf den "Tag X", das Heimspiel gegen den SV Nieder-Wöllstadt in gebührender Weise vorzubereiten. Norbert Gonter: "Beide werden diese Funktion wohl bis zum Saisonende ausüben müssen." Ob die Spieler, an denen Udo Meineckes Unfall sicherlich nicht spurlos vorübergegangen sein dürfte, die Form des letzten Jahres konservieren konnten, ist also noch ungewiß. Dennoch gibt das letzte Auftreten der VfR-Truppe am 12. Dezember beim VfB Friedberg, wo man einhochverdientes 1:1 ergattern konnte, Anlaß zu kühnen Hoffnungen. UWE BORN
pid. HANN MÜNDEN, 24. Februar. Die Pfadfindergruppe "Zugvögel" aus Hann Münden (Kreis Göttingen), der Kontakte zur rechtsextremen Gruppierungen nachgesagt werden, soll sich künftig nicht mehr in einem Gebäude treffen, das dem niedersächsischen Justizministerium gehört. Justizministerin Heidi Alm-Merk habe den zuständigen Direktor des Hann Mündener Amtsgerichts angewiesen, den Mietvertrag der Gruppe für die sogenannte Mini-Rotunde sofort zu kündigen, teilte Ministeriumssprecher Hauke Jagau am Mittwoch mit.
Die Zugvögel wurden von einem wegen seiner rechtsextremen Aktivitäten aus dem niedersächsischen Schuldienst entlassenen Lehrer in Hann Münden gegründet. Sie haben nach Darstellung der Grünen im Göttinger Kreistag "engen Kontakt zum Neofaschismus".
GLASHÜTTEN. Die Commerzbank hat Stellung bezogen: Zum geplanten Ausbau des Fortbildungszentrums in Oberems erklärt die Bank, daß bisher "verschiedene Diskussionsentwürfe" vorliegen, über die eine abschließende Entscheidung noch nicht getroffen sei. Die bisherigen Planungsvorbereitungen seien auch "in keiner Weise geheim" erfolgt. Damit reagierte der Konzern auf den Fragenkatalog von vier Naturschutzverbänden. Deren Sprecher, Rechtsanwalt Rüdiger Rattay, sieht in der Antwort jedoch viele Ungereimtheiten.
Im einzelnen erklärt die Bank, daß sie die Gemeindeverwaltung um Informationen zu den örtlichen Gegebenheiten gebeten habe, zum Beispiel die Kapazitäten der Wasserver- und entsorgung. Außerdem habe man ein "informelles Gespräch" mit den in der Gemeinde vertretenen Parteien geführt.
Eine Bauvoranfrage oder ein Bauantrag sei bisher nicht eingereicht; die Planungsvorbereitungen hätten dieses Stadium noch nicht erreicht. Bis die Grundlagen für einen Bauantrag geschaffen sind, werde man die Bürger informieren. "Wir bitten um Verständnis dafür, daß die Öffentlichkeit während dieser Phase der Entscheidungsfindung nicht eingebunden werden kann." Damit verteidigt sich der Bankvorstand gegen den Vorwurf der "Geheimpolitik".
Rüdiger Rattay hingegen fragt sich, warum die Bank bisher nur eine bauliche Variante vorstellte und nur die politischen Entscheidungsträger, nicht aber die Träger öffentlicher Belange wie die Naturschutzverbände in Kenntnis setzte. "Die sollen wohl erst informiert werden, wenn die politischen Vorentscheidungen getroffen sind", fürchtet Rattay.
Niemand wisse bisher, welche Informationen das Rathaus der Bank über Erweiterungsmöglichkeiten gegeben habe und ob die Verwaltung sogar mitverantwortlich für die Größe der bekanntgewordenen Pläne sei. Immerhin wisse man jetzt, daß die Planung nicht geheim erfolge. "Damit können die Grünen also auch keine Pläne ,verraten' haben", erklärt der Anwalt.
Ansonsten habe die Bank keine der Fragen beantwortet - ob zum Beispiel Hangwasserströme abgeschnitten und das Feuchtgebiet trockengelegt würden, ein Hubschrauber-Pendeldienst geplant sei und wie der vermehrte Wasserbedarf gedeckt werden solle. jd
KARBEN. Mit bemerkenswerter Ruhe und Gelassenheit geht die SPD in die Kommunalwahl am 7. März. Nervosität oder Bange vor dem Verlust der absoluten Mehrheit im Stadtparlament lassen die Genossen gar nicht erst aufkommen. Vor vier Jahren, am 12. März 1989, hatten ja 48,86 Prozent der Stimmen für die Einstimmenmehrheit ausgereicht. Daran hatte auch die Wiederholungswahl in Petterweil vom Mai 1991 trotz des Einzugs der FDP in das Parlament nichts geändert. Es soll so bleiben wie es - fast - immer war. Im Rathaus wird ordentlich gearbeitet. Mit einem um Volkstümlichkeit bemühten Bürgermeister Detlev Engel und einem eher in der Stille emsig wirkenden Ersten Stadtrat Hans Puchtinger werden zwei Wahllokomotiven angeboten, mit deren Pfunden man wuchern kann, wie mit dem einstigen Erfolgsgaranten, dem Engel-Vorgänger Paul Schönfeld - so soll es die Wählerschaft beeindrucken.
Das Wahlprogramm, das Parteivorsitzender Klaus-Peter Hampf und Fraktionsvorsitzender Fritz Amann jetzt der Presse erläuterten, läßt folgerichtig Ekken und Kanten vermissen. Sogar auf allzu viele konkrete Aussagen wurde verzichtet. Was begonnen wurde, soll vollendet werden. Nicht mit dem Brecheisen, sondern behutsam werde beispielsweise das Verkehrsberuhigungsprogramm vollendet werden. Die Tempo-30-Zonen werden zunächst mit Schildern markiert. Wenn dann bauliche Veränderungen im Straßenraum nötig sein sollten, werde dies in engem Einvernehmen mit den Anliegern geschehen. Dies ist nur ein Beispiel für die angepeilte Bürgernähe kommunaler Maßnahmen.
Kontinuität zeichnet schon die Entstehungsgeschichte des aktuellen Wahlprogramms aus. Es fußt auf der vor fünf Jahren von Klaus-Peter Hampf und Werner Wiegand ausgearbeiteten Langzeitperspektive "Karben 2000". Eine neuerliche Mitgliederversammlung für die Absegnung des aktuellen Programms fand nicht statt. Sie war wohl auch angesichts der Ruhe des Parteivolks gar nicht nötig, wenn auch Hampf und Amann Termingründe angeben für das Nichtzustandekommen einer solchen Mitgliederversammlung. hm
Nachdem die Hinrunde für die Zweitliga-Volleyballerinnen der TG Rüsselsheim mit drei Siegen erfolgreich begonnen hatte, mußten sie nun die zweite 0:3-Niederlage hintereinander hinnehmen. Nach dem Mißerfolg in Dingolfing hieß es beim Tabellenzweiten TV Fechingen, ebenfalls ein Anwärter auf die Bundesliga-Relegation, am Ende 7:15, 6:15, 5:15.
Die Partie war bereits nach 49 Minuten beendet. Zuspielerin Tanja Busch fiel bei der TG erkrankt aus, Stellerin Barbara Schlosser kehrte erst kurz vor dem Spiel aus der Schweiz zurück und befand sich nicht in Bestform. Die überzeugenden Leistungen von Christine Lorenz, Sabine Dehnel und Petra Meyer genügten nicht, um dem Gegner Paroli bieten zu können.
Neben Schwächen im Zuspiel, haperte es den Rüsselsheimerinnen auch an Sicherheit bei der Annahme. In allen Durchgängen lagen die Gäste deutlich zurück und hatten nie eine echte Chance auf einen Satzgewinn.
Die TG kann aber zuversichtlich sein, schon bald wieder ein Erfolgserlebnis verbuchen zu können. Am kommenden Wochenende (Samstag, 19.30 Uhr, Heinemann-Halle) steht mit dem SC Leipzig ein schlagbarer Gegner vor der Tür. gw
TG Rüsselsheim: Lorenz, Schlosser, Dehnel, Meyer, Azubuike, Dubiel, Wust, Eckel.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Bis zum letzten Karnevalstag hat Berlins CDU wenigstens den sozialdemokratischen Koalitionspartner in der Schwebe halten können bei der Frage, was denn mit der täglich tiefer im Skandal versinkenden Freiwilligen Polizeireserve (FPR) geschehen solle.
Wie berichtet, hatte sich die im Kalten Krieg gegründete "Sicherheitsreserve" in den vergangenen Tagen als in hohem Maße mit Personen durchsetzt erwiesen, die nicht eben einwandfrei beleumundet waren. Nachdem Ende Januar anläßlich eines an der Schweizer Grenze aufgeflogenen Waffenhändlerrings ein halbes Dutzend FPR-Angehörige in den Verdacht kriminellen beziehungsweise rechtsextremen Handelns geraten war, war nach einer ersten Stichprobe zunächst von 89, in der vorigen Woche bereits von 600 Mitgliedern mit "dunklen" Flecken die Rede.
Der Countdown jedoch lief immer weiter. Am Montag sprach der Leiter der internen Ermittlungskommission, Polizeidirektor Günter Waldow, nach einer noch immer bloß kursorischer Durchsicht der Akten vor dem Innenausschuß des Abgeordnetenhauses von 807 mehr oder minder Belasteten unter den 2426 FPR-Angehörigen; die Delikte reichten von "Jugendsünden" bis zur schweren Körperverletzung. Doch selbst dies ist laut Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) "nichts weiter als ein Zwischenbericht". Das "Endergebnis" werde frühestens in drei Wochen feststehen.
Den Oppositionsparteien freilich reichte dieses Zwischenergebnis völlig. Unisono stellten sie für die Sitzung des Stadtparlaments am heutigen Donnerstag Anträge auf umgehende Auflösung der Freiwilligen Polizeireserve. Sie sei von "rechtsradikalen und vorbestraften Bürgern als ,Rambo&rquote;-Spielplatz" mißbraucht worden, heißt es bei der PDS. Die FDP - sie hatte die FPR schon 1971 als "überholt" bezeichnet - sieht die nach einer Novellierung des FPR- Gesetzes heute vorwiegend für Objektschutz zuständige Reservetruppe nur noch als "Sicherheitsrisiko". Und Bündnis 90 / Grüne meinen in ihrer Antragsbegründung: "Welches Personal sich von einer derartigen Hilfstruppe angezogen fühlt, zeigt der jüngste FPR- Skandal: Neben der kompletten CDU- Führungsriege sind dies Halbweltler, Law-and-order-Neurotiker und militante Neonazis."
Als letzte hat am Dienstag abend schließlich auch die SPD-Fraktion die in Treue fest mit diesem Relikt aus schweren Berliner Zeiten verbundenen Christdemokraten im Stich gelassen. Eigentlich hatte sie eine Auflösung der kurz vor dem Mauerbau gegründeten "Bürgerwehr" schon in den 80er Jahren angestrebt. Zum "richtigen" Einsatz war die paramilitärische, im Schnellkurs an schweren Waffen "ausgebildete" Einheit mit einer Sollstärke von zunächst 6000 Mann ja nie gekommen; die rote Flut war draußen vor der Mauer geblieben.
Mit Säuberungsaktionen im Grunewald ("Aktion Borkenkäfer") und ähnlichen Aktivitäten wurde sie beschäftigungstherapeutisch mühsam über Wasser gehalten; nun schieben ihre Mitglieder bloß noch Wache in Parks oder vor Banken. Allzeit bereit, für ein paar Stunden jeden Monat zum "Dienst" freigestellt vom Arbeitgeber - zumeist vom Staat. Jährliche Kosten: zehn Millionen Mark. Der Verdienstausfall (den in der Regel die öffentliche Hand begleicht) ist da noch nicht eingerechnet.
Nahezu einmütig hat daher auch die SPD-Fraktion beschlossen, sich am heutigen Donnerstag der Front der Auflösungsbefürworter anzuschließen. Es sei ein solcher "Vertrauensverlust" eingetreten, sagte der Fraktionsvorsitzende Ditmar Staffelt, daß man die überkommene Einrichtung weder der Polizei noch der Bevölkerung länger zumuten könne.
Zugleich will die SPD die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses beantragen; der soll klären, wie es in den 80er Jahren zu einem beispiellosen Schlendrian bei der Rekrutierung von FPR-Neulingen kommen konnte. Es gab beispielsweise keinerlei schriftliche Einstellungskriterien.
Aufzuhellen wird unter anderem auch sein, wo die Ergebnisse einer internen FPR-Untersuchung aus dem Jahre 1985 geblieben sind. Anläßlich des Selbstmords eines zur FPR gehörenden Waffenhändlers mit rechtsextremem Hintergrund war die Reservetruppe zu Zeiten des Innensenators und FPR-Mitglieds Heinrich Lummer (CDU) wenigstens flüchtig schon einmal durchgecheckt worden. Die Unterlagen haben sich bisher nicht wiederfinden lassen. Und von der tageszeitung darüber befragt, verlor der Ex-Innensenator Lummer seine Erinnerung.
Die SPD steht freilich vor einem Problem: In der Koalitionsvereinbarung hat sie sich verpflichtet, die Freiwillige Polizeireserve beizubehalten. Zwar kann sich Staffelt "nicht vorstellen, daß die CDU angesichts der ermittelten Ergebnisse die Verantwortung für den Fortbestand der FPR allein tragen will". Doch die Christdemokraten geben sich unbeirrt. Die Freiwillige Polizeireserve, erklärte CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky unverblümt, sei die billigere Lösung. Sollten die Sozialdemokraten sich dennoch trauen, einen Antrag zu stellen, statt der FPR "in den nächsten Wochen einige Hunderte Polizisten neu einzustellen - nein, das machen wir nicht mit".
Landowsky hat Rückendeckung von oben. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hat schon vor Tagen angekündigt, er für seine Person werde auf jeden Fall Mitglied der Freiwilligen Polizeireserve bleiben. "Ehrenmitglied", wie die Zeitungen schrieben. OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
RODGAU. Rund 40 Aussteller wollen sich an der nunmehr siebten Ausstellung "Rund um die Osterzeit" der Volkshochschule Rodgau am Wochenende, 20./21. März, in der Georg-Büchner-Schule in Jügesheim beteiligen. Darunter sind alte Bekannte wie Obstbauern aus dem Alten Land nördlich von Hamburg oder auch Winzer von der Mosel. Im Mittelpunkt aber stehen Kunst, Kultur und Küche der Osterzeit. Die Verkehrswacht ist diesmal Nutznießerin einer Spendenaktion und revanchiert sich mit einer Fahrrad-Rallye. Zum Rahmenprogramm gehört auch ein Auftritt der Hessischen Polizeikapelle aus Wiesbaden. Die Ausstellung ist am Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. ttt
EGELSBACH. Wenn es nach dem hessichen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie geht, wird der Flugplatz in Egelsbach nur innerhalb seiner bestehenden Grenzen ausgebaut werden. Das ist Kern einer Stellungnahme, die der Referent für Luftfahrt im hessischen Ministerium, Klaus-Peter Güttler, dem Hessischen Rundfunk gab.
Anlaß zum Feiern für die Bürgerinitiativen, die seit Jahren gegen die geplante Verlängerung der Landebahn in Richtung Westen über den Hegbach hinaus protestieren? Nur bedingt, sagt Güttler, denn bindend ist diese Stellungnahme des Ministeriums keineswegs. Erst wenn die von der Hessischen Flugplatz-GmbH (HFG) in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie vorliegen wird (spätestens Anfang Mai, so HFG-Chef Karl Weber), sei man einen Schritt weiter. Dann nämlich wird die HFG entscheiden, ob sie weiterhin auf den Ausbau der Landebahn nach Plan 2, der Instrumentenflug und den Einsatz größerer Maschinen ermöglichen soll, bestehen wird.
Tut sie das, muß ein Raumordnungsverfahren über die Bühne gehen, sagt Güttler, da der Ausbau des Flugplatzes über seine Grenzen hinaus nicht im bestehenden Raumordnungsplan vorgesehen ist. Danach muß, so sieht es das Luftverkehrsgesetz vor, ein Genehmigungsverfahren durchgestanden werden, in dessen Rahmen auch Öffentlichkeit und Bürger zur Stellungnahme aufgefordert werden. Am Ende entscheidet das Regierungspräsidium in Darmstadt. Ein langer Weg also, bis die Egelsbacher und Erzhäuser aufatmen können.
"Zunächst begrüßen wir natürlich diesen Vorstoß des Ministeriums", sagt Klaus-Peter Krahl, Sprecher der Erzhäuser Bürgerinitiative (BI) gegen Fluglärm, "da es damit zum ersten Mal eindeutig Stellung gegen die Ausbaupläne der HFG nach Plan 2 bezieht." Seine Empfehlung an die Erzhäuser und Egelsbacher sei zu diesem Zeitpunkt jedoch: "Bürger, seid wachsam!" Denn die für die Bürgerinitiative erfreuliche Tatsache, daß das Ministerium den Ausbau über den Hegbach hinaus nicht forciert, hindere ihn nicht daran, sich zu fragen, was es für die Bürger/innen bedeute, wenn, wie von Güttler vorgeschlagen, innerhalb des Flugplatzes ausgebaut würde.
Würden bei diesem begrenzten Ausbau trotzdem Instrumentenanflüge, also Nachtflüge möglich, sei das kein Grund zum Jubeln für die BIs. "Unsere Forderung ist, daß höchstens der gegenwärtige Status quo erhalten bleibt." Das bedeutet: keine Genehmigung für Flugzeuge, die über 5,6 Tonnen schwer sind, und Betriebszeiten von frühestens morgens um 8 Uhr bis spätestens zum Anbruch der Dunkelheit.
Auch sei zu prüfen, ob bei einem Ausbau innerhalb der Flugplatz-Grenzen gewährleistet sei, daß der Hegbach nicht verrohrt wird. "Sonst haben wir das Thema in zehn Jahren womöglich wieder auf dem Tisch."
Karl Weber, Geschäftsführer der Flugplatz GmbH, will zur Sache nichts sagen, solange die Machbarkeitsstudie nicht vorliegt. Einstweilen "muß ich, um als Geschäftsführer Schaden von der HFG abzuwenden, auf dem Standpunkt bleiben: Wir wollen eine Verlängerung der Start- und Landebahn nach Westen."
Ohnehin, meint er, könnte die Verlängerung der Bahn bald von der EG angeordnet werden. Denn eine kürzlich von der gemeinsamen Luftfahrtbehörde der EG erlassene Verordnung sehe vor, daß von Ende der 90er Jahre an Flugzeuge, die gewerblich eingesetzt werden ("das sind bei uns immer mehr"), im Einzelfall zu berechnende Start- und Landeflächen vorfinden müssen. Weber nennt ein Beispiel: Flugzeuge, die heute mit 800 Metern Landebahn auskommen, bräuchten künftig 1280 Meter: "Das wäre eine ganz schlimme Geschichte für uns." fra
ulf FRANKFURT A. M., 26. Februar. Die IG Metall warnt vor einer umfangreichen Arbeitsplatzvernichtung bei den Angestellten. Infolge neuer Produktionskonzepte würden ganze Hierarchie-Ebenen in Frage gestellt, sagte ihr Vorstandsmitglied Joachim Toeppel jetzt in Bielefeld. Unter dem Stichwort "lean production" würden zur Zeit die Belegschaften durchkämmt. Besonders gefährdet seien die Berufsgruppen Meister und Arbeitsvorbereiter. In der gesamten Volkswirtschaft stünden etwa 1,5 Millionen Angestellten- Arbeitsplätze zur Disposition.
Nach Toeppels Worten stimmt es schon lange nicht mehr, daß in der Hierarchie hoch angesiedelte Arbeitsplätze sicher seien. In der Metallindustrie seien Unternehmensberater tätig, um sogenannte Stabsabteilungen auszudünnen. Mit dem "Totschlagargument", daß sogenannte "Wasserköpfe" beseitigt werden müßten, würden auch hochqualifizierte Beschäftigtengruppen von der Welle des Arbeitsplatzabbaus erfaßt.
"Aktiv" mitwirken wollte er an der Aufklärung der Vorgänge im früheren co op- Konzern. Das versprach er, als er 1989 aus seinem Domizil in Südafrika "freiwillig" in die Bundesrepublik zurückkehrte. Er, das ist Bernd Otto, einst Vorstandschef der Handelsgruppe co op. Nun sagt der Mann im Strafprozeß vor dem Frankfurter Landgericht aus.
Zweifelsohne, Otto ist gut präpariert mit Notizen, Unterlagen und Karteikärtchen. Doch an Aufklärung liefert er wenig. Da ergeht er sich in einer Medienschelte, spricht von "Agentur-Schiefleistungen", die in Regionalblättern abgedruckt würden, und reibt den überregionalen Tageszeitungen Fehler unter die Nase. Damit hilft sich Otto nicht. Richter Gernot Bokelmann: "Wir haben hier keine Beurteilung der Presse vorzunehmen. Das ist das letzte, was interessiert."
Auch als es ans Eingemachte, den Prozeßstoff samt Untreue- und Betrugsvorwürfen, geht, spricht Otto zwar viel, doch von einer überzeugenden Vorstellung kann keine Rede sein. Nach Hinweisen darauf, er habe von Vorgängen im co op- Konzern keine Kenntnis besessen, hält ihm Bokelmann vor, er gebe ein schwaches Bild eines Vorstandschefs ab. Otto: "Mit diesem Bild muß ich wohl leben."
Vom Gericht befragt zu Details im Zusammenhang mit verschiedenen Stiftungen - zu den Weisungsberechtigten und Begünstigten etwa - erläutert der frühere co op-Mann viele Dinge und betont: "Das war in Ordnung." Doch darauf kommt es nicht an. Bokelmann forscht nach Beweggründen für bestimmte Konstruktionen, beispielsweise warum persönliche Stiftungen in bestimmten Fällen weisungsberechtigt bei anderen Stiftungen gewesen wären. Otto tut diese Vorhalte schnell ab: Bestimmte Regelungen, etwa für seinen Tod, hätten "keinen unmittelbaren faktischen Wert"; er habe sich Mitte der achtziger Jahre "bester Gesundheit" erfreut. Und: "Etwas hineingeheimnissen kann man sehr schnell."
Von Scheinrechnungen und schwarzen Kassen, über die der einstige co op-Vorstandssekretär Hans Gitter bei seinem Geständnis berichtet hatte, will Otto nichts gewußt haben. "Ich hatte davon keine Kenntnis." Bokelmann hingegen verweist auf finanzielle Transaktionen: hier ein Scheck über 81 600 Schweizer Franken für das Konto Bernardo von Otto, dort eine Zahlung von 100 000 Mark - die Liste ließe sich beliebig verlängern. Otto rechtfertigt solche Geldflüsse als Vergütungen für Beiratstätigkeiten in Stiftungen, als Prämien für Firmenübernahmen im In- und Ausland und als Beratungshonorare. "Mündliche Vereinbarungen" darüber, daß die co op-Vorstände Prämien "in der Größenordnung eines Jahresgehalts" beziehen sollten, habe es gegeben. Große Aufmerksamkeit will Otto den Bewegungen auf seinen Konten nicht geschenkt haben: "Soweit ich Eingänge auf meinem Konto überhaupt registriert habe, bin ich natürlich von ordnungsgemäßen Zahlungen ausgegangen." Im übrigen sei der in Kanada weilende Werner Casper als Ex-co op-Manager für die Finanzen der Stiftungen und für die Zahlung von Vergütungen zuständig gewesen, merkt Otto immer wieder an. Auskünfte kann er deshalb angeblich auch nicht geben über die Herkunft der Gelder. Er habe keine Dokumentation über die Geldquellen. Ob das heiße, er habe auch keine Möglichkeit der Kontrolle gehabt, wird er gefragt. Antwort: "Das ist so." Hauptsache, die Gutschriften waren auf dem Konto verbucht. has
KELKHEIM. Lennart beißt seiner Mutter vorsichtig ins Handgelenk. Dann hält es der acht Monate alte Knirps in den Armen von Ilonka Kohler-Fiedler nicht mehr aus. Er will runter, das Wohnzimmer von Veronika Runge krabbelnd erkunden. Philipp und Moritz toben derweil ein Stockwerk höher. Die beiden dreijährigen und andere Jungen und Mädchen in ihrem Alter sind Anlaß für ein Treffen der "Initiative Eltern für mehr Kindergartenplätze" mit Journalisten: Wenige Tage vor der Kommunalwahl möchten die Mütter ihre "Not" über fehlende Kindergartenplätze "'rüberbringen".
Laut Kindergartenentwicklungsplan des Magistrates braucht Kelkheim in diesem Jahr 231 Plätze. Die Elterninitiative schrieb im Dezember an alle Parteien im Parlament und fragte, was sie gegen die Not im Kindergartenbereich tun wollen. "Die FDP antwortete gar nicht, die Freien Wähler ließen sich nicht auf unsere Fragestellungen ein und wollten auch nicht, daß wir die Antworten veröffentlichen", sagt Veronika Runge. Und von den anderen Parteien, die sich im Wahlkampf alle mit dem Beiwort "kinderfreundlich" schmücken, erhielten die Eltern "Antworten, bei denen man gar nicht so genau weiß, woran man ist".
Die Mütter gewannen den Eindruck: "Auch jetzt, wo der Notstand da ist, zeigt sich niemand bereit, konkret etwas zu tun." Sehnsüchtig lesen sie Zeitungsnachrichten aus Kriftel und Hofheim, die vermelden, dort werde auch übergangsweise innerhalb weniger Monate etwas für die Kinder aus dem Boden gestampft.
Anders in Kelkheim. Die SPD habe den Eltern geantwortet, sie sei gegen Container, weil es dafür keine Zuschüsse gebe. Außerdem wolle sie Provisorien nicht verfestigen. Die Unabhängige Kelkheimer Wählerliste (UKW) riet zu Privatinitiativen und gab den Tip, immer wieder im Rathaus "nachzubohren". Die CDU schließlich empfahl Tagesmütter, was die Eltern pädagogisch nicht für sinnvoll und für zu teuer halten. Außerdem verwiesen die Christdemokraten auf die rund 60 neuen Plätze, die in diesem Jahr durch An- und Umbauten entstehen sollen.
Diese Plätze zählt auch ein Rathaussprecher auf, den die FR zu den Vorwürfen der Eltern befragte. Nur deren dringende Frage, "wann" sie fertig werden, konnte auch er nicht konkret beantworten. Dies komme jetzt auf die Schnelligkeit der Träger, sprich der Kirche, an. Geplant sei, die Bauten bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. August fertigzustellen.
Doch das bezweifeln die Mütter, denn bisher sei kein Spatenstich getan. Und sie kritisieren, daß ihnen keine verbindlichen Auskünfte gegeben werden, ob ihre Dreijährigen im August einen Platz erhalten werden oder nicht. "Ich bin Lehrerin und möchte wieder arbeiten gehen", sagt Ilonka Kohler-Fiedler. Bis zum 31. Januar hätte sie sich deshalb melden müssen. Doch sie erfährt voraussichtlich erst im April oder später, ob ihr Moritz einen Platz erhält. Klappt es in diesem Jahr nicht, müssen Moritz, Philipp und die vielen anderen noch ein Jahr warten. Dann sind sie bereits viereinhalb, obwohl sie jetzt schon in den Kindergarten gehen könnten und möchten, sagen die Mütter.
Zwar plant die Stadt in den Sindlinger Wiesen einen dritten kommunalen Kindergarten. Doch dafür sind erst 30 000 Mark Planungskosten in den Haushalt eingestellt. Und wie es finanziell weitergehen soll mit dem Projekt, dazu äußerten sich die angeschriebenen Parteien unterschiedlich. Auch der Rathaussprecher konnte der FR nicht sagen, wann der Kindergarten mit 75 Plätzen fertig werden soll.
Fest steht hingegen, daß allein in diesem Jahr 130 Plätze für Jungen und Mädchen in Kelkheim fehlen, selbst wenn die geplanten An- und Umbauten fertig werden. Die Eltern, die sich seit September 1991 engagieren, immer wieder an die Stadt schrieben, Unterschriften sammelten, eine Demo organisierten und Ausschußsitzungen besuchten, sie können diese Politik nicht mehr verstehen.
SUSANNE HOERTTRICH
orb FRANKFURT A. M. Katzenjammer herrscht bei den Kunststoffverarbeitern. An flott laufende Geschäfte aus der Vergangenheit gewöhnt, mußten die Unternehmen 1992 erstmals real, also preisbereinigt gesunkene Erlöse registrieren. Nominal blieb laut Jürgen Krüger, Präsident des Gesamtverbands der Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV), noch ein Mini-Plus von 1,6 Prozent auf 63,3 Milliarden Mark hängen. Zur Erinnerung: 1991 hatte die Plaste- und Elaste-Branche einen Zuwachs von fast elf Prozent verbucht. Als "vordringliche Aufgabe" in diesem Jahr faßt Krüger es auf, die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu sichern. Entlassungen möchte er gegenwärtig weder ankündigen noch ausschließen.
Klar ist aber schon jetzt: Die Flaute auf dem Automobilmarkt, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik geht an der kunststoffverarbeitenden Industrie nicht spurlos vorüber. Bereits im vierten Quartal 1992 mußten Krüger zufolge die meist mittelständischen Unternehmen teilweise drastische Geschäftsrückgänge hinnehmen, die bei den Autozulieferern bis 15 Prozent reichten. Vom Fahrzeugbau hängt im Verarbeiter-Zweig im übrigen jeder siebte Arbeitsplatz ab. Einen einzigen Lichtblick machen die Firmen derzeit aus: den Bau. In dieser Sparte sprang zuletzt ein Plus von 17 Prozent heraus.
Zu schaffen machen den 2500 Betrieben mit ihren 300 000 Beschäftigten neben der konjunkturellen Talfahrt noch andere Dinge: Bei Auftragskonditionen, geforderter Qualität und Lieferterminen nimmt nach Angaben Krügers der Druck der Großkunden zu. Billig-Anbieter aus Osteuropa verschärften diese Situation.
In den neuen Bundesländern stehen bei den Kunststoffverarbeitern derzeit 11 500 Leute auf den Lohn- und Gehaltslisten. Die Produktivität der Betriebe liegt bei etwa 50 Prozent des westdeutschen Niveaus. Die 152 Firmen erzielten zuletzt einen Umsatz von 1,2 Milliarden Mark.
In der Umweltpolitik beharrt der GKV auf seiner Forderung, neben dem Wertstoff-Recycling die Kunststoff-Verflüssigung und die Verbrennung zuzulassen. Das Ziel, von 1995 an 64 Prozent der Plastik-Abfälle wiederzuverwerten, sei nur durch die Produktion minderwertiger Produkte wie Parkbänke einzuhalten.
HANAU. Der Investor, der im vergangenen November den Wilhelmsbader Bahnhof von der Stadt Hanau kaufte, hat ein ehrgeiziges Ziel: Schon ab Dezember sollen Gäste in den restaurierten fürstlichen Wartehallen ein gutbürgerliches Mittagessen verspeisen können. Bis dahin sollen die Arbeiten an dem heruntergekommenen denkmalgeschützten Gebäude abgeschlossen sein: Nachdem in dieser Woche die Übertragung des Eigentums über die Bühne ging, soll "in Kürze" mit der Herrichtung der Fassade begonnen werden.
Der Käufer, der Inhaber eines Hanauer Malerbetriebes, Hanspeter Geibel, hatte das Gebäude für einen symbolischen Preis von einer Mark von der Stadt erworben. Die hatte es vor vier Jahren von der Deutschen Bundesbahn gekauft, um sich den Einfluß über die Zukunft des historischen Zeugnisses zu sichern. Für das rund 2000 Quadratmeter große Grundstück an den Bahngleisen bezahlte Geibel 285 000 Mark. Der Preis, bekräftigt Baudezernent Jürgen Dressler (SPD), sei jedoch nur aufgrund der strengen Auflagen der Stadt so niedrig angesetzt worden. Sie hat außerdem acht Jahre lang ein Rückkaufsrecht mit Gewinnabschöpfung.
Geibel muß das Haus entsprechend der Auflagen des Denkmalschutzes restaurieren. Die Kosten schätzt er derzeit auf etwa 1,2 Millionen Mark. Außerdem ist vertraglich gesichert, daß das Gebäude Hanauer Bürgern zugänglich bleibt. Aus diesem Grund hatte der Investor von Anfang an eine Gastronomie ins Auge gefaßt. Wie Geibel am Dienstag erklärte, stünden Verhandlungen mit einem nahmhaften Interessenten aus dem Rhein-Main-Gebiet kurz vor dem Abschluß. Geplant seien "gutbürgerliche deutsche Küche" und ein Biergarten auf dem Hof, der mit Kies, Bäumen und Wiese gestaltet werden soll. Bereits während des Umbaus werden daher 40 Parkplätze wegfallen. An der Hochstädter Landstraße und am Herbert-Dröse-Stadion steht jedoch ausreichend Ersatz zur Verfügung. Die Restaurierung des Hauses mit rund 300 Quadratmetern Nutzfläche will den Bahnhof wieder in seiner ursprünglichen Gestaltung zeigen. 1848 für Prinz Friedrich Wilhelm I. aus massiven roten Sandsteinblöcken gebaut, zeugt auch der Grundriß von der Nutzung als Fürstenbahnhof, in erster Linie von Gästen des Badebetriebs. So bleiben denn auch das Fürstenzimmer in der Mitte sowie die Wartesäle zweiter und dritter Klasse in den eingeschossigen Seitenflügeln erhalten. Auch die alte Farbigkeit soll wieder aufgefrischt werden. Fest steht bereits, daß die Fenster rot waren. Die Außenwände, sagt Geibel, hatten höchstwahrscheinlich auch einen kräftigeren Anstrich als derzeit.
Zum Sanierungskonzept gehört auch das Bewahren alter Baustoffe. So werden 150 Jahre alte Sandsteinböden und Fenster nur zum Teil ausgewechselt. "Wir wollen keine Kulisse bauen", beschreibt Geibel seine Vorstellungen über die Restaurierung. An der Hochstädter Landstraße müssen einige Büsche beseitigt werden. Die Sichtbeziehung zum Park soll damit wiederhergestellt werden. Dressler will die städtebauliche Aufwertung, die er sich von der Sanierung verspricht, auch mit einer Umgestaltung der Kreuzung unterstützen. "Die Straße ist zu breit und zu gerade", beschreibt er den Gefahrenpunkt.
Der Bahnsteig wird künftig nicht mehr über den ehemaligen Bahnhof zugänglich sein. Die Türen sollen zwar dem historischen Vorbild entsprechend erhalten bleiben, aber als Fenster dienen. Im Zuge der Baupläne für eine nordmainische S-Bahn- Linie denkt Dressler auch über eine Schließung des Bahnübergangs für Autofahrer und einen Durchgang für Fuß- und Radfahrer nach. Eine Unterführung für Fahrzeuge, für die es seit einigen Jahren Pläne gibt, faßt der Baudezernent nicht ins Auge, weil sie technisch nur schwer umsetzbar sei. res
Die Initiative "Frankfurt gegen rechts" lädt für Freitag, 26. Februar, zu ihrer vorerst letzten Veranstaltung ein. In der TSG-Turnhalle in Kalbach, Grubweg 6, werden als Gäste unter anderen die Sängerin Gitte Haenning, Eintracht-Trainer Stepi Stepanovic, OB von Schoeler, die Fernsehjournalisten Stefan Aust un Hajo Friedrichs, der Kabarettist Hans Scheibner, und Rosi Wolf-Almanasreh, erwartet. Ab 20 Uhr moderiert Diether Dehm. reu
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Das doppelte Lottchen (15.30 Uhr); Alarmstufe: Rot (17, 20 und 22.45 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Kevin allein in New York (16 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Lucky Luke (15 Uhr); Liebling, wir haben ein Riesenbaby (17.30 Uhr); Dracula (20.15 Uhr); Blues Brothers (22.45 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918, 15 bis 19 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Harmonie in Form und Farbe" von Martina Sittel, 16 bis 19 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: "Frauen-Ansichten" von Gabi Guckes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr.
Oberursel. Rathaus-Foyer: "Kinder - Unser Motiv", Fotoausstellung während der Dienstzeit. Vorträge/Kurse Bad Homburg. VHS, Elisabethenstr. 4 - 8: "Hunger und kein Ende?", Dia-Vortrag mit Diskussion, 19 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. Bürgerhaus Kirdorf: "Black and White zusammen bei der Grünen-Night - Kulturschock?!", 19.30 Uhr.
Neu-Anspach. FWG/UBN-Bürgerinformationsabend, Dorfgemeinschaftshaus Hausen-Arnsbach, 20 Uhr.
Wehrheim. Wahlveranstaltung der SPD, Bürgerhaus, Saal 3, 20 Uhr.
Wahlveranstaltung der CDU, Bürgerhaus Friedrichsthal, 16 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: SOS- Treffen für Frauen, die gerade einen Angehörigen durch Tod oder Trennung verloren haben, 19 bis 21 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 /28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.
Frauenstammtisch des Frauenbüros, Ratsstuben im Stadthaus, 19.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehren, Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Wehrheim. Jahreshauptversammlung der DLRG-Kreisgruppe Usinger Land, Bürgerhaus, 19.30 Uhr.
Schmitten. Freitagsclub im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seidenmalen, 9 Uhr; Tischtennis und Billard, 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Vorbeugen von Altersbeschwerden: Harninkontinenz, 10 Uhr; Spielnachmittag ab 14 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Tips zur Gartenarbeit im Winter, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. E-Werk, Wallstr. 24: Rockmusik mit der Taunusband "Querkopp", 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: Bastelstunde zur Faschingszeit für Kinder ab 4 Jahre, 14.30 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Rock-Nacht der PRS, Sporthalle Hoher Weg, 19 Uhr.
Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Movies for Youngsters "Zwei Welten" , 16 Uhr.
Kronberg. Rockmusik mit der Gruppe "Merceless Gnomes", Jugendcafé "Café Kanne", 19.30 Uhr. Müll Bad Homburg. Standort des Sondermüll-Mobils: Leopoldsweg/Ernst-Moritz- Arndt-Straße, 12.30 bis 13.30 Uhr; Festplatz am Heuchelbach, 13.45 bis 15 Uhr; Sportplatz Wiesenborn, 15.45-17.15 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Kronberg. Sportlerehrung in der Stadthalle, 19.30 Uhr.
Receptur: "effeffreitagsfun", 20 Uhr.
NIEDERDORFELDEN. Die Sozialdemokraten von Niederdorfelden veranstalten am heutigen Freitag, 18 Uhr, im Gemeinschaftsraum des Bürgerhauses einen politischen Dämmerschoppen. Die Kandidatinnen und Kandidaten für das neue Gemeindeparlament sind anwesend, um Interessierten Rede und Anwort zu stehen. Außerdem berichtet der Vorsitzende des Kreistages Main-Kinzig und der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lothar Klemm, aus der aktuellen Kreis-, Landes- und Bundespolitik, teilte der SPD-Ortsverein weiter mit. pom
WIESBADEN. Die zwölf Mitarbeiter des Wiesbadener Wohnungsamts gingen detektivisch vor und landeten ihren Überraschungscoup Anfang des Monats frühmorgens kurz nach fünf. Sie durchsuchten zwei Altbauten in Wiesbaden und die Büros der Hausbesitzer und des Mieters - einer polnischen Baufirma. Das Ergebnis der "Nacht- und Nebelaktion" bestätigte den Verdacht der städtischen Beamten: Wohnraum wurde zweckentfremdet, gewerblich und zu völlig überhöhten Preisen vermietet. Bilanziert Wohnungsdezernent Wolfgang Hessenauer: "Unsere Einsatz-Premiere hat sich gelohnt." Das Team des Sachgebiets "Wohnraumerhaltung" war erst Ende vergangenen Jahres mit 13 neuen Mitarbeitern zu einer schlagkräftigen Truppe gegen Mietwucher und Zweckentfremdung ausgebaut worden.
Die Neuen im Amt hatten von Bürgern den entscheidenden Tip erhalten: Zwei Wohnhäuser in der Schiersteiner Straße und im Kaiser-Friedrich-Ring würden anscheinend als Arbeiter-Unterkünfte mißbraucht. Die Behörden-Crew recherchierte unauffällig, beantragte schließlich Durchungsgenehmigung der Wohnungen und der Büros von Mieter und Hauseigentümern und schlug dann am 2. Februar zu. Die Beamten trafen im Kaiser- Friedrich-Ring rund 60 und in der Schiersteiner Straße knapp 80 polnische Arbeiter an, die sich gerade auf den Weg zu verschiedenen Baustellen im Rhein- Main-Gebiet machten. Sie hausten eng zusammengepfercht in den Wohnungen - zwei bis sechs Bettstellen je Zimmer plus Kleiderspinde. Diese Einfach-Logis hatte ihnen ihr Arbeitgeber gewährt - eine polnische Baufirma mit Sitz in Wiesbaden, die die beiden Häuser von einer Immobilienfirma aus dem Raum Büdingen beziehungsweise dessen Geschäftsführer gemietet hatte.
Trotz der völlig überzogenen Miete, die der polnische Firmenchef für die Unterkünfte berappen mußte, hat er bei diesem Deal immer noch ein Schnäppchen gemacht. Denn eigentlich wäre er nach dem Gesetz verpflichtet gewesen, seine Bauarbeiter, die nur für einige Monate in der Bundesrepublik jobben, in einem Hotel oder einer Pension unterzubringen - was ihm erheblich teurer zu stehen gekommen wäre. So akzeptierte er die Geldforderungen der Büdinger Hausbesitzer: Für eine 135 Quadratmeter große Wohnung beispielsweise 2600 Mark monatlich plus einen völlig überhöhten Möblierungszuschlag von noch einmal 2600 Mark, plus Reinigungskosten von 650 Mark, plus Wäschezuschlag von 650 Mark, plus Betriebskosten von 750 Mark - alles in allem 7500 Mark pro Monat und Etage. Die ortsübliche Wohnmiete beläuft sich dafür aber nur auf 1420 Mark, der Möblierungszuschlag dürfte höchstens 25 Prozent betragen - und das auch nicht nur für Liege und Schrankfach. Von dieser Geschäftemacherei profitierte auch eine Offenbacher Maklerin, die allein für die Vermittlung des Hauses im Kaiser-Friedrich-Ring sage und schreibe 115 425 Mark kassierte.
Die Stadt hat gegen alle Beteiligte dieses Handels Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ob der Mietwucher strafrechtlich vom Staatsanwalt geahndet wird oder die Stadt wegen Wohnraumzweckentfremdung gegen die Hauseigentümer vorgeht, wird derzeit geprüft. Sicher ist, daß den Besitzern der Häuser ein Bußgeld von je 20 000 Mark und die "Wertabschöpfung" droht: Sie müssen die Differenz zwischen ortsüblicher und tatsächlich gezahlter Miete in die Stadtkasse zahlen - nach vorsichtigen Schätzungen Wolfgang Hessenauers eine halbe Million Mark. Wichtiger noch: Mit Abschluß des Ermittlungsverfahrens werden die Räume wieder auf dem knappen Wiesbadener Wohnungsmarkt verfügbar sein. maf
WIESBADEN. Kultur verbindet: Die "Musiker gegen Fremdenhaß" wollen am Sonntag, 28. Februar, ab 12 Uhr im Tattersall, Lehrstraße 13, zehn Stunden lang musizieren. 38 Gruppen werden mit Musik, Tanz und Theater für mehr Offenheit und Toleranz plädieren und dem Terror von Rechts eine kraftvolle Absage erteilen. So setzt die Band "Pretty Kettle of Fish" mit "Children's Songs" ein musikalische Mahnmal für die Morde von Mölln. Viele andere Gruppen haben sich Empörung und Hilfslosigkeit ebenfalls mit Songtexten von der Seele geschrieben. Motto des Festivals: "So wär's geil". maf
Leicht verletzt NIDDATAL. Leichte Verletzungen trug ein Büdinger Autofahrer davon, als er am Dienstag gegen 17.10 Uhr von der Landesstraße zwischen Ilbenstadt und Altenstadt abkam und sich mit dem Fahrzeug mehrmals überschlug. Die Folge: Blutprobe und Führerscheinentzug.
WIESBADEN. Unter dem Thema "Begegnung bringt Bewegung" stehen die diesjährigen ökumenischen Bibelabende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche in Wiesbaden. Theologen und ehrenamtliche Mitarbeiter der Protestanten und Katholiken in Wiesbaden diskutieren mit Teilnehmern des Seminars über ausgewählte Texte aus dem Johannesevangelium. Die Bibelabende sind mittwochs, 3., 10., 17., 24. und 31. März geplant. Sie finden zwischen 19.30 Uhr und 21 Uhr im Bonistübchen des Pfarrhausanbaus St. Bonifatius, Luisenstraße 31, statt. Nähere Auskunft: Telefon 06 11 - 17 41 25. maf
ski FRANKFURT A. M. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Ungarn legen zwei "Jumbo-Anleihen" mit jeweils sieben Jahren Laufzeit am Mark- Kapitalmarkt auf. Unter Federführung der Dresdner Bank pumpt sich die EWG 2,9 Milliarden Mark. Es ist ihre erste Mark-Anleihe seit sechs Jahren und zugleich ihre bislang größte auf einen Schlag begebene Emission. Nach dem Stand von gestern soll die jährliche Rendite etwa 6,5 Prozent betragen. Die Konditionen werden erst noch endgültig festgelegt. Die EWG besteht nach wie vor als Teilgemeinschaft der EG neben der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) sowie Euratom.
Wesentlich mehr ist für die Anleger bei der Anleihe der Ungarischen Nationalbank über eine Milliarde Mark drin. Die geringere Bonität dieses Schuldners wird mit einem Nominalzins von 9,25 Prozent bei einem Ausgabekurs von 101 honoriert. Die Führung in dem für die Plazierung zuständigen internationalen Konsortium hat die Deutsche Bank. Gestükkelt sind die Teilschuldverschreibungen in 1000 und 10 000 Mark.
Beide Emissionen sollen an der Frankfurter Börse notiert werden.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Linden- Apotheke, Bad Homburg, Ober-Eschbacher Straße/Jahnstraße; Hardtwald-Apotheke, Seulberg, Hardtwaldallee 5.
Oberursel/Steinbach. Columbus-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16.
Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu- Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2; und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.
FRANKFURT A. M., 24. Februar (AP). Gegen den Standpunkt der meisten Gewerkschaften zur deutschen Beteiligung an Blauhelm-Einsätzen der Vereinten Nationan (UN) und an militärischen Kampfmaßnahmen zur Sicherung des Friedens hat der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Heinz-Werner Meyer, erneut Stellung bezogen. Er sagte der in Frankfurt erscheinenden Zeitschrift Tribüne: "Menschenrechte dürfen wir nicht nur verbal verteidigen."
Die Frage nach Deutschen als militärische Friedensstifter bejahte Meyer. Der Zeitschrift zum Verständnis des Judentums sagte der DGB-Vorsitzende: "Die deutschen Gewerkschaften sind ja bisher dagegen. Ich selbst, das sage ich . . . deutlich, bin überzeugt, daß die Deutschen nicht daran vorbeikommen werden, auch wenn dies noch einer längeren Diskussion bedarf." Deutschland sei ein Vollmitglied der UN, das alle Rechte in Anspruch nehme, sagte Meyer. Andererseits aber werde gesagt, man könne einen Teil der Pflichten nicht übernehmen. "Ich glaube, daß die Völkergemeinschaft diese Argumentation zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr respektiert."
WIESBADEN. Gleich drei Aktionen beschloß der Förderverein der Blücherschule in seiner ersten Mitgliederversammlung, um Lehrer und Schüler in ihrer pädagogischen Arbeit mit Ideen und konkreter Hilfe zu unterstützen. Auf dem Schulfest im Juli ist eine Tombola geplant, vom Erlös sollen Spielkisten für alle 20 Klassen gekauft werden. Bei Handel und Banken wollen die Aktiven um Spenden für ein Klavier bitten, nachdem der alte Konzertflügel in der Aula endgültig ausgedient hat. Außerdem soll auf einem Diskussionsabend das Thema "Gewalt" erörtert werden. maf
Aufgespießt
"Wir können davon ausgehen, daß wenn es - unabhängig von meiner Person - einen jüdischen Bundespräsidenten geben würde, der Antisemitismus sich verbreiten würde. Ich bin sicher: eine Kandidatur von Bubis, und es gibt zehn Prozent mehr Stimmen für die Rechtsradikalen, und es wäre auch nicht gut für Deutschland, weil es das Land spalten würde. In Deutschland gibt es noch immer eine große Mehrheit, die in jedem Juden einen Fremden sieht, so bedauerlich das ist." Begründung des Vorsitzenden des Zentralsrats der Juden, Ignatz Bubis, im Rundfunk, weswegen er für das Amt des Bundespräsidenten nicht zur Verfügung stehen würde.
WIESBADEN. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul hat von der Bundesregierung Auskunft über ihre Pläne mit dem Camp Lindsey in Wiesbaden gefordert. Die Politikerin möchte wissen, wie den Wünschen der Landeshauptstadt Rechnung getragen werden kann, auf dem früheren Standort der US-Streitkräfte Wohnungen zu errichten. Sie nimmt zu Informationen Stellung, nach denen hier eine Außenstelle des Bundeskriminalamts etabliert werden soll. Heidemarie Wieczorek-Zeul sehe darin "äußerst negative Auswirkungen auf die Planungen der Stadt". maf
Leoluca Orlando, einst Bürgermeister der sizilianischen Mafia-Hochburg Palermo und heute ganz oben auf den Todeslisten der organisierten Kriminellen, hat einen Traum. "Ich möchte eines Tages wieder Bürgermeister von Palermo sein", erzählt der Mafia-Jäger Orlando am Dienstag nachmittag im Gästehaus des Hamburger Senats, wo er mit dem Bürgermeister der Hansestadt, Henning Voscherau, und einer Handvoll Journalisten zusammentraf. Und Voscherau entgegnet, er würde eines Tages mit dem "Herrn Kollegen", der sein Amt mangels Unterstützung durch die Politik hingeschmissen hatte, gern einmal durch die Straßen Palermos wandeln - ganz ohne Polizeibegleitung. Noch aber sind die Zeiten ganz anders. Zahlreiche Polizisten und Leibwächter sichern das Gästehaus an der Außenalster ab.
Leoluca Orlando, Jesuit und Professor für öffentliches Recht, wird von seinen Wachen heute unter Hinweis auf die Attentate der Mafia eine "lebende Bombe" genannt. Für Orlando ist diese Auseinandersetzung längst nicht mehr nur ein Kampf zwischen einigen Gangsterorganisationen und der Polizei. Die "Krake" sitze bereits überall, auch in der Justiz oder den politischen Parteien. Und sie sitzt mitten in Hamburg. "Hamburg ist bereits heute eine Mafia-Hochburg", sagt der 45jährige. Hamburgs Bürgermeister widerspricht nicht. Wenn Orlando von der Rolle der Politik und der Politiker spricht, fällt immer wieder ein Name: der des siebenmaligen italienischen Regierungschefs Guilio Andreotti. Andreotti habe die Mafia zumindest geduldet, habe eine wichtige Rolle im Zwischenfeld zwischen der Mafia und den politischen Instanzen gespielt, sei mit Mafiosi befreundet gewesen. Als Gegenleistung habe die Mafia den Christdemokraten bei Wahlen Stimmen besorgt. Orlando sieht innerhalb des organisierten Verbrechens vor allem zwei Gruppen, die um die Macht ringen: diejenigen, die ihr Geld vor allem im Waffenhandel verdienen und die, die das große Rauschgiftgeschäft zu machen versuchen. Alle anderen Bereiche, vom Zigarettenschmuggel bis zur Prostitution, hält er für zweitrangig. Im Drogenbereich gebe es bereits Verbindungen von Sizilien nach Nord- und Südamerika. Im Waffengeschäft liefen die Drähte vor allem nach Osteuropa und nach China. Deutschland gilt vielen Experten inzwischen als Drehscheibe dieser West- Ost-Beziehungen.
Wie sollte die Mafia bekämpft werden? Die hierzulande immer wieder heftig geführte Debatte um den Einsatz von Wanzen interessiert den Italiener allenfalls am Rande. Derartige Mittel sollte man nur kurz und unter richterlicher Kontrolle verwenden. Orlando und Voscherau sind sich einig, daß die Profite, die aus den illegalen Geschäften gewonnen werden, die eigentliche Schwachstelle des organisierten Verbrechens sind. In Osteuropa, so meint Orlando, müsse man gegenwärtig das organisierte Verbrechen nicht unter den Betreibern von Restaurants suchen, sondern unter den Aufkäufern von Banken und von Land. KARSTEN PLOG (Hamburg)
HANAU/GELNHAUSEN. Nach zehn Verhandlungstagen vor der Hanauer Schwurgerichtskammer geht der Totschlagsprozeß um zwei verfeindete Sinti- Familien dem Ende entgegen. Oberstaatsanwalt Hans Wachter forderte in seinem gestrigen Plädoyer neun Jahre Haft für den angeklagten 30 Jahre alten Musiker Monty B. aus Langenselbold. Die Verteidigung des Angeklagten, darunter der Münchner Rechtsanwalt Rolf Bossi als Wahlverteidiger, beantragte Bewährungsstrafe beziehungsweise Freispruch wegen eines Notwehr-Exzesses.
Wie berichtet, muß sich Monty B. seit Anfang Januar wegen der Tötung seines 54jährigen Schwiegervaters verantworten. Der Prozeß findet wegen Morddrohungen gegen den Angeklagten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Der Tat am 7. Juli 1991 vor dem Anwesen des Getöteten in Gelnhausen-Höchst waren jahrelange Streitigkeiten zwischen den beiden Sinti-Stämmen in Höchst und Langenselbold vorausgegangen. Im Mittelpunkt standen der Angeklagte und seine Ehefrau, mit der er lediglich nach "Sinti-Art" verheiratet war. Monti B. machte in seinen Aussagen die Schwiegermutter, die sich in alles eingemischt habe, für den Ehestreit verantwortlich. Der Streit eskalierte wenige Wochen vor der Tat, als seine Frau zur Mutter zog und ihm das Besuchsrecht für seine beiden Kinder verweigert worden war.
Vor allem die beiden Mütter beleidigten sich in der Folgezeit schwer. Unklar blieb in dem Prozeß, wer mit den Verbalinjurien angefangen hatte. Drei Tage vor der Tat suchten Angehörige der Sippe des Getöteten den Angeklagten und seine Mutter in Langenselbold heim und demolierten in deren Abwesenheit zunächst die Wohnung. Am Tattag selbst erhielten Monti B. und seine Mutter erneut Besuch, und zwar in den frühen Morgenstunden. Mutter und Sohn wurden von Mitgliedern der verfeindeten Sippe schwer zusammengeschlagen, die Mutter mußte sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Gegen 12 Uhr fand dann der "Gegenbesuch" in Höchst statt. Rund 20 Mitglieder der Monti-B.-Sippe standen vor dem Haus etwa 30 Angehörigen der anderen Sippe gegenüber. Nachdem zunächst die Frauen aufeinander losgegangen und ein Schuß aus einem Fenster des Hauses gefallen war, zog auch der Angeklagte eine Waffe und tötete aus kurzer Entfernung seinen Schwiegervater von hinten mit einem Schuß in den Kopf.
Die rechtlichen Bewertungen der Tat entwickelten sich gestern, heftiger als sonst üblich, zu einem "Kampf" zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Während Oberstaatsanwalt Hans Wachter den Totschlag trotz der Kokain-Einnahme des Täters kurz vor der Tat als "vorsätzliche Tötung" bezeichnete, von "High-Noon in Höchst" und einem "kaltblütigen Genickschuß" sprach, versuchte Bossi seinen Mandanten als das eigentliche Opfer in dem Geschehen darzustellen. Er kündigte wegen der Wachterschen Äußerungen sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde an. Bossi ließ sich allerdings weniger zur rechtlichen Problematik dieses spektakulären Prozesses ein, sondern bemühte vor allem eine emotionale Sicht der Dinge. Bei dem Angeklagten handele es sich sich um einen sensiblen, introvertierten, ängstlichen und depressiven Menschen, der immer noch stark von seiner Mutter abhänge, sagte der Münchner Anwalt, der fast an jedem Verhandlungstag in Hanau präsent war. Er und seine Mutter seien von der Sippe des Getöteten schwer gedemütigt und beleidigt worden, was nach dem Ehrenkodex der Sinti eine besondere Bedeutung habe. Monti sei "wie ein Wild gejagt" und in die Enge getrieben worden und habe, auch noch im Gerichtssaal, einer "Sippschaft von Feindseligen" gegenübergestanden. Den Todesschuß wertete Bossi als "Unglücksschuß" und als "panische Reaktion" des Angeklagten. Er habe seinen Schwiegervater niemals töten wollen, zumal er doch die Schwiegermutter als seine Hauptgegnerin angesehen habe. Für die Verteidigung ist neben einem Freispruch wegen eines Notwehr-Exzesses allenfalls eine Bewährungsstrafe wegen eines minder schweren Falles von Totschlag denkbar.
Das Urteil wird am Montag um 10 Uhr gesprochen. are
Kleine FR · Kleine FR
Schützenswerte Naturräume GLAUBURG. "Schützenswerte Naturräume in Glauburg" stellt Karl-Hermann Heinz mit einem Diavortrag während einer Bürgerversammlung am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Stockheim vor. Zudem geht es um Fassadenbegrünung. Tageslehrgang für Vertreter WETTERAUKREIS. Im Tageslehrgang für Versicherten-Vertreter der AOK Frankfurt-Wetterau und der AOK Hochtaunus sowie der Innungskrankenkasse Frankfurt sind noch Plätze frei. Der von den DGB-Kreisen Frankfurt, Bad Homburg und Wetterau veranstaltete Lehrgang findet am Samstag, 27. Februar, ab 9 Uhr in der Stadthalle in Friedberg statt. Karl-Heinz Müller, Hauptabteilungsleiter der Leistungsabteilung der AOK Hochtaunus, referiert über die Krankenversicherungs-Strukturreform 1993.
Flüchtlingsbewegungen WETTERAUKREIS. Im Wochenendseminar "Flüchtlingsbewegungen - Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland - Ursachen, Auswirkungen, Handeln", das am Samstag, 27., und Sonntag, 28. Februar, vom DGB Bildungswerk Hessen gemeinsam mit dem DGB Wetterau im Kreisjugendheim "Hubertus" bei Butzbach-Münster veranstaltet wird, sind noch Plätze frei. Anmeldung beim DGB Wetterau, Tel. 0 60 31 / 54 77. Frauen ab vierzig FRIEDBERG. Mit der beruflichen Situation der Frauen befaßt sich die Abendseminarreihe "Frauen ab vierzig" am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr im Frauenzentrum in der Judengasse. Der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen aus Frankfurt informiert über frauenspezifische Weiterbildungsangebote und Möglichkeiten des beruflichen Einstiegs.
WILLI STECKEL aus Bad Homburg hat das erste Grüne-Punkt-Quiz der Stadt gewonnen. Er erhält dafür einen Einkaufskorb - umweltfreundlich gefüllt. Also vermutlich ohne Grüne Punkte, denn die Stadtverwaltung zeigt sich besonders erfreut darüber, daß das Signet "trotz seiner irritierenden Farbe" nicht für ein Umweltsymbol gehalten wird. Willi Steckel und 82 weitere der 87 Einsender/innen wußten, daß der Grüne Punkt lediglich ein Lizenzzeichen für verwertbare Wegwerfverpackungen ist.
ULM. Vor Beginn seines neuen Kammerballetts "Albert zieht um" auf der Podiumbühne des Theaters läßt Choreograph Joachim Schlömer eine kurze Resolution gegen Ausländerfeindlichkeit verlesen. Man weist darauf hin, daß ohne fremde Hilfe Tanz in Ulm, ja ganz Deutschland nicht möglich wäre. Die Ansprache erläutert auch den Inhalt eines Stückes abstrakt-modernen Balletts.
Die leere Bühne begrenzt eine vom Farbanstrich fast ausgebleichte Betonwand mit zwei Zugängen wie ein U-Bahnhof. Zehn Tänzer kommen in wechselnden Konstellationen zusammen, haben flüchtige Begegnungen, hasten umher oder erstarren zu Bildposen. Eine richtige Kommunikation findet kaum statt, jeder hat Angst vor Nähe und Körperkontakt. Ausstatter Frank Leimbach hüllt die Typen in grau-schwarz getönte Straßenkleidung.
Exemplarisch ist jene wiederholte Szene, wenn einer von zwei Akteuren strauchelnd fällt und sich mühsam zur Kniebeuge hochrappelt, ein anderer ihm helfen möchte, aber die Hand kurz vor dem Partnerkopf zurückhält. Sanfte Momente wechseln mit rasanten, stets bleiben Begegnungen flüchtig, Zuneigung oder Aggressionen verhalten. Eine Tänzerin rüttelt sich manisch die Ohren, als könne nicht wahr sein, was sie als Ausländerin an schrecklichen Beschimpfungen hören muß.
Choreograph Schlömer erfindet eindringliche Tanzsequenzen in ambivalenter Gefühlswallung zwischen Menschen, die zwanghaft auf Distanz gehen, aber eigentlich Nähe und Schutz suchen. Sensibel verbinden sich Bewegungen mit dem musikalisch-melancholischen Duktus von Franz Schuberts Klaviersonate in B-Dur op. posth. D 960; Markus Romes spielt das Werk aus des Komponisten Todesjahr plastisch, tänzerisch und temperamentvoll ein, gelegentlich mit zu kräftigem Anschlag.
Dieses "Albert zieht um" postuliert seine psychologisch fein ausgeloteten Thesen gegen Haß und emotionale Kälte eher zurückhaltend. So fehlt es der schönen Elegie mit hinreißenden Kreislern, Sprüngen oder bewußtem Innehalten an dramatischer Kraft. Sie bescheidet sich mit nachdenklichen Andeutungen. R. L.
(Weitere Aufführungen: 13., 14. und 26. März 1993)
GELNHAUSEN. Ausgerechnet um das seit vielen Jahren am heftigsten umkämpfte Thema in der Stadt ist es kurz vor der Kommunalwahl merkwürdig still geworden. Die Zukunft des zum Verkauf stehenden Geländes der Coleman-Kaserne und vor allem die dort kurzfristig installierte Unterkunft für 1000 Asylsuchende war noch vor einigen Wochen das alles andere überlagernde Thema. Nach hektischen, ja hysterischen Reaktionen hat man bei den demokratischen Parteien offenbar die Situation akzeptiert und zu sachlichen Betrachtungsweisen zurückgefunden. Was bleibt, ist die Furcht auf der rechten wie auf der linken Seite, daß sich die Rechtsradikalen als lachende Dritte erweisen und Stimmen aus dem ganzen Spektrum einfangen könnten.
Wer sich umhört in der Stadt, trifft immer wieder die Haltung an, den Altparteien einmal einen Denkzettel verpassen zu wollen. Als Mittel zu diesem Zweck biederten sich bereits 1989 die NPD-Vertreter an. Sie erhielten 5,4 Prozent, und seither sind sie mit zwei Stadtverordneten im Parlament präsent. Obwohl sie, von Schlagzeilen in Zusammenhang mit Straßenschlägereien abgesehen, nichts zuwege brachten, werden die Rechtsradikalen nach Einschätzung demokratischer Kommunalpolitiker eher gestärkt in die nächste Stadtverordnetenversammlung einziehen. Die Befürchtungen reichen bis zu zweistelligen Prozentzahlen.
Nicht zuletzt deshalb erscheint bei den beiden großen Parteien in Gelnhausen das Rennen offen wie lange nicht mehr. Zwar hatten etliche Genossen in der ersten Aufregung über den spektakulären Konflikt zwischen der Stadt und der SPD-geführten Landesregierung um die Kaserne vorab alles verlorengegeben und schon davon gesprochen, von den Parteifreunden in Wiesbaden geopfert worden zu sein. Doch solcher Pessimismus ist inzwischen überwunden, zumal der Stimmenkuchen diesmal auf sechs Bewerberlisten aufzuteilen sein wird und auch die CDU mehr Konkurrenz fürchten muß.
Außer den Grünen und der FDP tritt eine neue Bürgerliste an, die sich als eher konservative Alternative zu den Grünen um die einstige Vorsitzende des BUND in Gelnhausen, Elfriede Seipp, formiert hat. Alles in allem erscheint es keineswegs sicher, daß der bisher als unantastbar betrachtete Bürgermeister- Bonus des populären Christdemokraten Jürgen Michaelis genügen wird, der CDU wieder die absolute Mehrheit zu sichern. So wundert es nicht, daß mehr oder weniger offen über die Möglichkeit einer großen Koalition spekuliert wird.
Gegenwärtig sind allerdings beide großen Fraktionen noch bemüht, sich abzugrenzen. Besonders die SPD zeigt im Gegensatz zum früheren "Schmusekurs" gegenüber der CDU deutlich Eigenständigkeit und Selbstbewußtsein. Sie hat in der zu Ende gehenden Legislaturperiode konsequenter als zuvor die Oppositionsrolle eingenommen.
Dem Team um Fraktionschef Werner Hepp scheint es gelungen zu sein, die Fraktion aus der Dauerkrise zu hieven. Immer wieder war es möglich, mit bürgernahen Initiativen die seit der Entmachtung ihres Fraktionschefs Karl- Heinz-Kunkel zusehends blasser wirkende CDU in Zugzwang zu bringen. So sah sich die SPD nicht nur mit einem vielbeachteten Forum zur Zukunft der Kaserne als Impulsgeber, sondern gab auch mit Aktionen zur Verbesserung der Kinderbetreuung und Verkehrspolitik Themen und Tempo vor.
"Wir spüren inzwischen Rückenwind", glaubt Hepp, daß die Wähler die neue Linie und Aktivität honorieren werden.
Die CDU wirbt derweil mit Altbewährtem. Die "Heimatstadt Gelnhausen - ein liebenswertes Fleckchen Erde" sei hübsch herausgeputzt worden, erfährt der Leser einschlägiger Wurfsendungen. Während die Konkurrenz sich mit Konzepten für die Zukunft müht, begnügen sich die Christdemokraten mit dem Bilanzieren. Mit der Altstadtsanierung sei das größte Wohnungsbauprogramm der Stadtgeschichte abgewickelt worden, und auch Vereine wie soziale Institutionen könnten sich über Unterstützung nicht beklagen.
Die Grünen hingegen sehen durchaus noch unterversorgte Gebiete. Spitzenkandidat Manfred Pankerl erklärt den Sozialbereich zum Schwerpunktthema. Bisher gebe es keine Kindertagesstättenplätze in Gelnhausen. Das müsse sich dringend ändern. Außerdem bedürften soziale Initiativen intensiverer Unterstützung. Kämpfen wollten die Grünen gegen weitere Parkhausprojekte, um statt dessen Parkplätze am Stadtrand einzurichten. Die "Bürger für Gelnhausen" haben ein eng umrissenes Programm, in dem sie eine Umkehrung der Verkehrspolitik zugunsten von Fußgängern und Radlern sowie "bezahlbare Wohnraumangebote für Gelnhäuser Familien" fordern. Originelles fand sich bisher nicht in den Aussagen der Bürgerliste, die einerseits zum Teil ältere Verlautbarungen des Bunds für Umwelt und Naturschutz aufgreifen und andererseits Punkte variieren, die sich auch bei Sozialdemokraten und Grünen finden. Laut Pankerl hatten die Grünen der BUND-Liste das Angebot gemacht, mit einer gemeinsamen Liste anzutreten. "Aber es war zu spät. Sie hatten kein Interesse mehr."
Auf Unabhängigkeit setzen auch die Liberalen. Angesichts ihres Potentials von rund 10 Prozent der Stimmen bei Bundes- und Landtagswahlen in Gelnhausen hofft die FDP, diesmal den Sprung ins Parlament zu schaffen - auch ohne ausgefeiltes Programm. Spitzenkandidat Klaus Waldschmidt sieht die Chance gerade darin, daß die FDP in Gelnhausen keine Geschichte und somit auch keine Verpflichtungen und Belastungen hat. Waldschmidt will seine Partei Nichtwählern als Alternative anbieten und auch aufzeigen, daß Verdrossene nicht auf die NPD ausweichen müssen, wenn sie den Etablierten einen Denkzettel verpassen wollen.
ALEXANDER POLASCHEK
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
CDU 48,6 Prozent (19 Sitze) SPD 34,5 Prozent (13 Sitze) Grüne 8,5 Prozent (3 Sitze) FDP 2,9 Prozent (keine Sitze) NPD 5,4 Prozent (2 Sitze)
Vor Bürgerversammlung stehen Zeichen auf Sturm Resignation und offene Feindschaft in Ronneburg Von Helmut Pomplun RONNEBURG / MAIN-KINZIG-KREIS. Zehn Tage vor der Kommunalwahl stehen in Ronneburg - mit rund 3000 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises - noch einmal die Zeichen auf Sturm. Wenn sich die politisch Interessierten heute um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle im Ortsteil Hüttengesäß zur Bürgerversammlung treffen, haben sie rund zwei Stunden Zeit zu Meinungsstreit und Wahlkampf, bevor derjenige auftaucht, auf den sich derzeit die Wut der Leute konzentriert: Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa (SPD) will erst gegen 22 Uhr erscheinen. Seine Ankündigung, "noch vor der Wahl" das Planfeststellungsverfahrens für die Kreis-Mülldeponie auf Ronneburger Gemarkung einzuleiten, ließ einige seiner Genossen resignieren, andere trieb es in die offene Feindschaft. SPD-Fraktionsvorsitzender Volker Schäfer beispielsweise teilte in der letzten Parlamentssitzung eher beiläufig mit, daß er für die nächste Runde nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Daß mit dem 39jährigen Bankangestellten noch zwei weitere Sozialdemokraten "in den besten Jahren", Jürgen Waitz und Jürgen Köhler, die Flinte in Korn werfen, läßt Was ist los in der SPD? um so mehr aufhorchen. Waitz ist Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses, Köhler stellvertretender Parteivorsitzender. Was ist los in der Ronneburger SPD? Volker Schäfer hält sich auf Anfrage der FR bedeckt: "Ich bin ein Mensch, der sehr solidarisch ist. Mein Verzicht auf eine weitere Kandidatur hat nur innerparteiliche Gründe und nichts mit dem Deponiekonflikt zu tun." Was Schäfer von seinen Genossen auf Kreisebene hält, will er "vor der Wahl nicht" sagen, läßt indirekt aber doch erkennen, wo er steht: "Ich bleibe in der SPD und kämpfe weiter gegen die Deponie. Es geht um die menschliche Achtung, um das, was die Kreis-SPD sich da erlaubt hat - mit den Faschisten zusammen."
Nicht nur bei den Ronneburger Sozialdemokraten habe der Kampf gegen die Deponie zu Zerwürfnissen geführt, betont Volker Schäfer: "Der Riß geht durch alle Fraktionen." Auf das jüngste Flugblatt der Ronneburger Jungsozialisten angesprochen, kommentiert der scheidende Fraktionsvorsitzende: "Es spiegelt die blanke Wut von Bürgern."
Die Ronneburger Jusos haben, wie berichtet, mit einer Art Steckbrief vor Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) und seinem Stellvertreter Erich Pipa gewarnt: "Wer diese beiden ,Herren&rquote; wählt, der stimmt für die Mülldeponie im Ronneburger Hügelland." Für die Jusos steht fest, "daß die Kreis-SPD keine Stimme aus Ronneburg bekommen darf". Nur mit veränderten Mehrheiten im Kreis sei die Kippe noch zu verhindern, warnt die Nachwuchsriege und mahnt: "Wir dürfen uns aber nicht auf das Niveau der Kreis- SPD herabbegeben, die die NPD erst salonfähig gemacht hat."
Drei Fragen wollen die JuSos heute abend beantwortet haben: "Wie stellen sich unserere Kreiskandidaten zur Deponiefrage? Was werden sie im Kreistag konkret dagegen unternehmen? Werden Bürgermeister und Gemeindevorstand in letzter Konsequenz den Weg vor das Verwaltungsgericht beschreiten?"
Einer der Bewerber um ein Mandat im neuen Kreistag ist der Ronneburger SPD-Vorsitzende Karl Netscher. Er wurde im Juli 1991 Nachfolger des langjährigen Parteichefs Klaus Bretthauer, der aus Protest gegen den Kurs des Kreises aus der SPD ausgetreten war.
Auch Netscher ist überhaupt nicht einverstanden mit der Art, wie der Kreis meint, mit der kleinen Gemeinde umspringen zu können: "Was uns stört, ist die Entscheidung am Bürger vorbei. Der Kreis hat seine Schulaufgaben nicht gemacht." Aber Netscher schlägt grundsätzlich moderatere Töne an, ist offenbar um einen Kompromiß auf Kreisebene bemüht und nimmt dabei den Hader im Ortsverein in Kauf.
Zum Ausscheiden des Fraktions-Trios Schäfer/Waitz/Köhler erklärte Netscher auf Anfrage der FR: "Volker Schäfer hat sich uns gegenüber nicht erklärt. Wir kennen nur seine Aussage im Parlament. Jürgen Waitz hat sich schriftlich abgemeldet, ohne daß er eine Dikussion wünschte. Nachfragen seien zwecklos, hieß es. Aber es gab lange vorher eine innerparteiliche Diskussion."
Hier sieht der Parteivorsitzende die wahren Gründe für den Hader. Gestritten worden sei um die Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative (BI) "Keine Mülldeponie in Ronneburg". Fraktionsvorsitzende Schäfer habe die BI enger in die SPD-Arbeit einbinden wollen. Aber aus der BI habe sich eine Wählergemeinschaft gebildet. "Es gibt da familiäre Zusammenhänge, die Frau hier, der Mann da und umgekehrt", argumentiert Netscher und nennt etliche Beispiele.
"Es gab eine breite Diskussion, und bei der Gegenstimme von Schäfer und einer Stimmenthaltung ist die Partei mir ge Gegen Beschimpfungen folgt. Das hat Herrn Schäfer wohl nicht gepaßt." Er selbst halte auch nichts von "einer Politik der Beschimpfung", wie von Schäfer und einigen anderen Genossen gepflogen (womit offenbar auch die JuSos gemeint sind). Und schließlich habe er "klargemacht, daß Schäfer als Fraktionssprecher nicht zugleich Sprecher der Partei ist".
Diese deutlichen Worte ergänzte Karl Netscher mit einer abschließenden Erklärung zur aktuellen Lage: "Es gibt eine ordentliche Koordinierung zwischen Bürgermeister Friedhelm Kleine und der Partei, und daraus ergibt sich unsere Marschrichtung. Wir wollen den Bürgern nach dem 7. März noch in die Augen sehen können. Und ich kandidiere auch für den Kreistag - in ebendieser Richtung."
STADT UND KREIS OFFENBACH. Drei Jahre, bevor der "Hessen-Verein von Chicago" seinen 100. Geburtstag hätte feiern können, hat sich die Emigranten-Organisation aufgelöst. Der letzte Schriftführer, der gebürtige Dietesheimer Frank Lotz, hat jetzt mit großem Bedauern das Erlöschen des Vereins nach Offenbach weiter gemeldet. Zwischen Stadt und Kreis Offenbach und den deutschen Auswanderern in Chicago hatten über Jahrzehnte enge Kontakte bestanden, unter anderem auch über Besuche.
Der Grund für die Auflösung knapp vorm "Hundertjährigen": Die Zahl der Mitglieder (in der Blütezeit des Vereins maximal 240) war stark geschrumpft und bestand zuletzt nur noch aus drei Männern und zwölf Frauen. Zudem ist Schriftführer Lotz, der "geistige Motor der Gruppe", inzwischen hochbetagt.
Der Offenbacher Stadtarchivar Hans- Georg Ruppel bewahrt in seinem Fundus Unterlagen auf, die Rückschlüsse auf die Geschichte des Hessen-Vereins und die Beziehungen zur Offenbacher Region zulassen. Danach hatten sich am 17. November 1895 hessische Auswanderer in Chicago getroffen und einen Verein gegründet, der die Pflege hessischer Bräuche und Kultur auf seine Fahne schrieb.
Apropos "Fahne": Hilfesuchend hatten sich die Vereinsgründer damals an den Großherzog Ernst-Ludwig von Hessen- Darmstadt mit der Bitte gewandt, ihnen als Landsleuten unter die Arme zu greifen und für die hessischen Farben zu sorgen. Der Landesherr ließ sich nicht lumpen und schickte eine mit dem hessischen Löwen bestickte Fahne nach Illinois. Das traditionsreiche Tuch ist inzwischen dem Schloß-Museum in Darmstadt zur Aufbewahrung übergeben worden.
Einen Höhepunkt erlebte der Hessen- Verein in den zwanziger Jahren, als eine eigene Sportabteilung und sogar eine Krankenkasse gegründet wurden. Frank Lotz erinnert sich noch gut an die Jahre nach 1933, als die deutschen Auswanderer um ihren Arbeitsplatz fürchtenmußten,, wenn sie einem deutschen Verein angehörten.
Nach dem Krieg gehörten die Hessen aus Chicago zu denjenigen, die tatkräftig ihren ehemaligen Landsleuten im zerstörten Deutschland mit Lebensmitteln halfen. Daran erinnerten jetzt auch Offenbachs Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, als sie Frank Lotz in einem herzlichen Brief für seine Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten dankten: "Wir denken hierbei auch an die Hilfsaktionen und Pakete, die Sie im Rahmen des ,American Relief for Germany&rquote; unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geschickt haben und so der hessischen Bevölkerung in bitterer Not halfen. Dies alles bleibt unvergessen." hf
öhl ATHEN, 24. Februar. Auf ein Finanzamt im Athener Stadtteil Chaidari ist in der Nacht zum Mittwoch ein Sprengstoffanschlag verübt worden, der beträchtlichen Schaden anrichtete. Verletzt wurde niemand. Bisher gibt es keine Hinweise auf die Täter. Bereits in der vergangenen Woche war vor einem anderen Athener Finanzamt eine Bombe explodiert. Zwei weitere Sprengsätze, die vor Banken im Athener Stadtzentrum deponiert waren, konnten von der Polizei rechtzeitig entschärft werden. Zu diesen Anschlägen bekannte sich mit einem Telefonanruf die linksextreme Terrorgruppe "Revolutionärer Volkskampf", die bereits in der Vergangenheit mit ähnlichen Attentaten hervorgetreten ist.
Wenn die "Hesse hebe", geht's zünftig zu. In der alten Langener Gewichtheber- Halle, wo der Geruch von Schweiß und porösem Gemäuer eine urwüchsige Atmosphäre erzeugt, wird Kraftsport zum sinnlichen Erlebnis. So haben die beengenden Räumlichkeiten, mit denen sich die Zweitligisten vom KSV Langen bis auf weiteres abfinden müssen, einen durchaus positiven Nebeneffekt. Die starken Männer in den nostalgisch anmutenden Strampelanzügen sind zum Greifen nahe; keine Schweißperle, keine noch so winzige Gemütsregung bleibt verborgen.
So war es auch am vergangenen Samstag, als die sechs besten Langener gegen den AC Suhl (Thüringen) auf Punktejagd gingen. Das Auf und Nieder an der Hantel, akustisch untermalt von urgewaltigen Schreien und dem ohrenbetäubenden Getöse der zu Boden stürzenden Gewichte, offenbarte das "gewisse Etwas" einer oft gescholtenen Sportart. Da war Spannung drin, und es verwundert nicht, daß sich Jugendliche von der archaischen Männlichkeit der Heber beeindrucken und zur Nachahmung anregen lassen. Doch der rauhe und gleichsam familiäre Charme, den das südhessische Gewichtheber-Mekka umgibt, ist nicht jedermanns Sache. Vor allem nicht die der Medien. Horst Bönig, Erster Vorsitzender des Langener Traditionsvereins, rauft sich die Haare. "Wir brauchen die Öffentlichkeit und auch das Fernsehen, aber maßgebliche Personen beim HR halten Gewichtheben für totalen Schwachsinn."
Das vernichtende Urteil der TV-Gewaltigen bringt den altgedienten Kraftsportler auf die Palme. "Wir sind den übelsten Vorurteilen ausgeliefert, doch solange die Medien kaum Notiz von uns nehmen, können wir nichts dagegen machen." Dem kursierenden Zerrbild vom "starken Maxe", der ohne Maß und Ziel anabole Aufbaunahrung vertilgt und am Ende vor Dummheit und Kraft gleichermaßen strotzt, muß sich Horst Bönig beinahe täglich erwehren. Dabei würde ganz vergessen, daß die chemische Keule auch in anderen Sportarten zu unrühmlichem Einsatz gelange und man beim Gewichtheben mit angefutterter Kraft alleine keinen Blumentopf gewinne. Die wahren Frevler gegen Gesundheit und sportliche Fairneß, schiebt er den Schwarzen Peter einer artverwandten Zunft zu, seien die nach "Schwarzeneggerschen" Körperformen strebenden Bodybuilder. "Was in den Studios geschluckt wird, da fliegt uns der Deckel weg."
Ob die in der Vergangenheit vom Dopingskandal um Vereinsmitglied und Olympia-Sieger Karl-Heinz Radschinski umwitterten Langener inzwischen tatsächlich zahme Unschuldslämmer geworden sind oder nicht, mag dahingestellt bleiben. In jedem Fall, macht sich Horst Bönig zum Fürsprecher seiner Mannen, müßten die Zweitliga-Heber "laufend mit Kontrollen rechnen". Was wohltuend auffällt, sind zudem die sich bei den meisten Hebern halbwegs in Grenzen haltenden Muskelpartien. Anstatt stiernackiger Muskelmonster gibt's richtig gutaussehende "Mannsbilder" zu bestaunen.
Allen voran der Rumäne Florea Radu. Der extra für Liga-Kämpfe des KSV Langen aus Konstanza eingeflogene Spitzen- Heber braucht weder die sportliche, noch jedwede optische Konkurrenz zu scheuen. Horst Bönig, dem ein Lob über den Köperbau seiner "Jungs" wie "Honig runtergeht", setzt, einmal in Fahrt gekommen, gleich noch eins drauf. "Komplettere Figuren wie bei den Gewichthebern gibt's sonst nur noch beim Turnen." Diese Kunde hat sich in Langen herumgesprochen, und so mangelt es dem Deutschen Mannschaftsmeister von 1985 keineswegs an Nachwuchs. "Das ist wie eine Kettenreaktion", erklärt Pressewart Sascha Stibbe. "Da kommt erst einer, der bringt dann irgendwann seine Kumpels mit und zeigt denen, was abgeht." Diese Mund-zu- Mund-Propaganda ist eine Werbung, die wenig kostet, und das ist gut so, denn ein Jahresbudget von nur 30 000 Mark für die Aktiven läßt keine großen Sprünge zu.
Die nach wie vor in erster Linie bei den sozial schwächeren Schichten beliebte Sportart stößt bei potentiellen Sponsoren ohnehin auf Ablehnung. Selbst während der Zeit der Zugehörigkeit zur ersten Bundesliga (bis 1989) hat sich kein wohltätiger Geldgeber erbarmt. So bleibt denn beim KSV Langen alles beim alten. Die Schicki-Mickis, denen der goldene Glitzeranzug die Welt bedeutet, rennen weiter ins Studio, Sport-Puristen und Unterschichtler fühlen sich bei den Gewichthebern besser aufgehoben. Die Kinder am unteren Ende der Sozial-Pyramide arbeiten sich im Kraftraum Schwielen an die Hände und bekommen doch eine Menge zurück. Hier bei den Gewichthebern erleben manche zum ersten Mal die Geborgenheit innerhalb einer Gemeinschaft Gleichgesinnter.
Da entgleisen nur die wenigsten in gewalttätige Straffälligkeit - am Eisen werden die angestauten Aggressionen abgebüßt. Das höchste der Gefühle, bestätigt Horst Bönig, sei ein wutentbrannter Tritt gegen den Magnesiaständer. Solche Mißfallenskundgebungen hatten die Langener Spitzenheber gegen ihre Kontrahenten aus Suhl allerdings kaum nötig. Mit 659,5 Punkten waren sie den Thüringern (481,5) klar überlegen und schafften eine Saisonbestleistung.
MARGIT REHN
Donnerstag, 25. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig" ; Bockenheimer Depot: 20 Uhr, Konzertabend der Oper - "Das Ende des Futurismus im Bolschewismus"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Goethe Theater, Große Friedberger Str. 24, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstraße 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Daimlerstr. 32-36 / Städelschule: 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum"; Probebühne, Daimlerstr., 20 Uhr, Bunter Abend 2.
Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0:20 Uhr, Pi - eine Höhlenexkursion. Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61-23: 20 Uhr, Alexander Finkel - Satirisch-literarisches Theater, "Deutschland - Ein Wintermärchen".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Kinder- & Jugendtheater, 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Jugendzentrum Ginnheim, Ginnheimer Landstr. 168 a, Tel. 51 75 91: 15 Uhr, Theater Lollipop - "Haifischeis für alle" (ab 4 Jahren).
Gemeindehaus Kreuzgemeinde, Alt- Preungesheim 22, Tel. 54 01 16: 15.30 Uhr, "Die Fuzzy&rquote;s in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Kultur im Krankenhaus, Bethanien-Krankenhaus, Im Prüfling 21: 15 Uhr, Toni Brandner - Bauchredner, Klamauk-Travestie, Parodie.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper Extra, im Bockenheimer Depot: Sonderveranstaltung zu Lady Macbeth- "Das Ende des Futurismus im Bolschewismus".
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Countdown.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Black Jack - Rock.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jam- Session.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Christoph-Neubronner-Trio.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: Inner Circle - Sweat.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Peiper-Riegraf Gallery, Büdinger Str. 7 c, Tel. 54 00 841: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr; Bob Haozous "Apfelbaum - Sacred Images" (bis 26. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di.-Fr., 15-19 Uhr, Sa., 10-14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u. n. V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di.-So., 15-19 Uhr und während der Abend-Vorst.; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (-28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo, Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u. a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa. bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do. bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Atelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausst. "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation" (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20.04).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo.-Do., 10-16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 - 1933 - Motive in Texten und Bildern" (-2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation" (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20.04).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
KELSTERBACH. Bis zur Kommunalwahl am 7. März muß die Stadt in ihrer Öffentlichkeitsarbeit eine Berichterstattung in Wort und Bild über Parteiangelegenheiten unterlassen. Das hat die dritte Kammer des Verwaltungsgerichts Darmstadt in einer einstweiligen Anordnung entschieden. Geklagt hatte Leo Spahn, Listenführer der grün-alternativen Wählerinitiative Kelsterbach (WIK). Er sah seine Chancengleichheit als Bewerber zur Kommunalwahl durch die seiner Meinung nach einseitige Berichterstattung des städtischen Pressedienstes zugunsten der am Ort regierenden SPD tangiert.
Die den Kommunen vorgegebenen Maßstäbe für die Gestaltung der PR-Arbeit und ihre Abgrenzung von unzulässiger Wahlwerbung seien eindeutig überschritten worden, so das Verwaltungsgericht. Erster Stadtrat Erhard Engisch betonte, daß die Kommune schon vor dem Urteil gegenüber dem Gericht in einer Unterlassungserklärung zugesagt habe, eine solche Berichterstattung zu unterlassen. Sie könne mit dem Richterspruch leben. cas
Schon das traditionell schmale Budget der Gemeinde läßt keine großen Sprünge zu. Oder es hilft, auf dem Teppich zu bleiben, um mit Bürgermeister Horst Gölzenleuchter zu sprechen.
Ein neues "Vier-Jahres-Programm" der Stadt für den öffentlich geförderten Wohnungsbau von 1993 bis 1997 hat Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) verlangt. Er gehe davon aus, sagte der Stadtrat, daß Wohnungsbau "weiter absolute Priorität hat" - auch bei schlechter finanzieller Lage der Kommune. Wentz prophezeite schon für den Sommer 1993 "eine Diskussion" darüber, ob Gemeinden überhaupt noch ihren Anteil am öffentlich geförderten Wohnungsbau leisten können - er forderte Bund und Land auf, ihre Förderung neuer Wohnungen erheblich zu erhöhen. Woher das Geld kommen soll, blieb offen. Der Planungsdezernent ließ keinen Zweifel daran, daß die Stadt ihre finanzielle Kraftanstrengung von 1,018 Milliarden Mark für Wohnungsbau in den Jahren 1989 bis 1993 nicht mehr wiederholen kann. Was künftig noch an Geld für neue Wohnungen bleibe, müsse Kämmerer Martin Grüber (SPD) nach der Kommunalwahl am 7. März sagen - er habe, beteuerte der Stadtrat, "noch keine Erkenntnisse".
In den Jahren 1989 bis 1992 gelang es in Frankfurt, 1333 öffentlich geförderte Wohnungen fertigzustellen. Nach der Bilanz, die der Planungsdezernent gestern präsentierte, förderte die Stadt im gleichen Zeitraum 4620 neue Wohnungen. Genau 2056 sind im Bau, 1231 Unterkünfte befinden sich noch im Planverfahren.
Angesichts düsterer finanzieller Perspektiven hat die Stadt bereits begonnen, beim öffentlich geförderten Wohnungsbau zu sparen. Wentz nannte als Beispiel, daß man bei neuen Wohnhäusern nur noch 70 Prozent der eigentlich vorgeschriebenen Tiefgaragen-Autostellplätze anlege - die unterirdischen Parkdecks geraten wegen der aufwendigen Statik besonders teuer. Der Stadtrat ließ offen, wann in Frankfurt die ersten Wohngebäude ohne Keller entstehen - die neuen technischen Wohnungsbaurichtlinien des Landes erlauben diese sparende Bauweise nach niederländischem Vorbild seit 1. Januar 1993.
Die Statistik macht deutlich, daß es der rot-grünen Koalition seit 1989 gelungen ist, den öffentlich geförderten Wohnungsbau wieder anzukurbeln. Noch 1989 waren lediglich 345 Wohnungen in die Förderungen gegangen, 1990 lag die Zahl dann schon bei 1281, 1991 bei 1513, um dann im vergangenen Jahr leicht auf 1481 abzusinken.
Zur aktuellen Auseinandersetzung mit Hessens Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) um die Wohnbaurichtlinien des Landes beteuerte Wentz, er sei "sehr dafür, energiesparend zu bauen". Das Land aber müsse seinerseits seine finanzielle Unterstützung über die heutige, sogenannte "Kappungsgrenze" hinaus erhöhen - gegenwärtig fördere die Landesregierung den Wohnungsbau nur bis zu einem Kosten-Limit von 4500 Mark pro Quadratmeter. Tatsächlich aber koste es längst 5500 Mark, einen Quadratmeter neuer Wohnfläche in Frankfurt zu schaffen. jg
FRIEDRICHSDORF. Zu einer Rocknacht mit drei Live-Bands lädt die Schülervertretung der Philipp-Reis-Schule für Freitag, 26. Februar, ab 19 Uhr in die große Sporthalle am Hohen Weg ein.
Als erste tritt die Gruppe "Utopia" auf, eine fünfköpfige gitarrenlastige Rockband mit dem Repertoire der späten 60er Jahre. Nach mehrmonatiger Bühnenpause präsentiert sich wieder "the gardenfield" den Fans, das Trio spielt independent-angehauchten Gitarren-Pop. Als dritte Gruppe wird "Spunk", bekannte Instrumental-Veteranen, mit Funk-Rock einheizen.
Für die Organisatoren ist die Veranstaltung ein Mammutunternehmen, den Mut dazu faßten sie jetzt in Erinnerung an den großen Erfolg einer ähnlichen Veranstaltung im vergangenen Jahr.
Karten gibt es an der Abendkasse. s
USINGEN. Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) hat am Mittwoch eingestanden, den hessischen Landwirten zuviel versprochen zu haben. "Sie haben recht: Ich habe mich weit vorgewagt und konnte nicht alles halten", sagte er bei seinem Besuch im Usinger Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft (ARLL).
Zuvor hatte Kreislandwirt Karl-Heinz Jakob dem Minister einen Protestbrief dagegen überreicht, daß das Land Hessen den Bauern keine Subventionen zukommen läßt, um den Ausfall der Steuererleichterungen aufzufangen. Bisher hatten Landwirte bundesweit eine verminderte Mehrwertsteuer auf ihre Erträge zahlen müssen. Nachdem diese Regelung ausgelaufen ist, erhalten die Landwirte in einigen Bundesländern Unterstützung; nicht so in Hessen, obwohl Jörg Jordan während einer Wahlveranstaltung Hilfe versprochen hatte. "Wir fühlen uns alleingelassen von der Landesregierung", sagte Kreislandwirt Jakob.
Im ARLL trafen sich außer Jakob die Bürgermeister und Ersten Beigeordneten von Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim sowie Vertreter des Naturparks Hochtaunus und der Pflegegemeinschaft Hausen-Arnsbach mit dem Minister. Im Mittelpunkt stand die Information über die neuen Aufgaben des ARLL, das seit 1. Januar mit mehr Personal, mehr Verantwortung und dem zusätzlichen "R" für "Regionalentwicklung" ausgestattet ist.
Jordan kündigte eine "Agrarverwaltung neuen Typs" an, die sich "natürlich weiterhin mit der Landwirtschaft" beschäftigen werde. Hinzu kämen etwa die Aufgaben, sich um Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu kümmern oder die Stellung der Frau dort zu verbessern. "Es gibt wenig Nachwuchs in der Landwirtschaft", betonte Jordan, "und besonders wenig weiblichen Nachwuchs."
45,5 Personalstellen seien im ARLL eingeplant - doppelt so viele wie bisher, sagte der Minister. In der Abteilung Flurneuordnung sollen neun Arbeitskräfte eingesetzt werden: "Um dafür zu sorgen, daß Dinge wie die Flurneuordnung Wehrheim in Zukunft gescheit durchgeführt werden können." ill
ERNST NEUMANN legte nach 24 Jahren den Vorsitz im Bad Nauheimer Ortsverband des Bundesverbandes der Vertriebenen nieder. Der gebürtige Schlesier habe sich bereits seit 1961 in Bad Nauheim für die Belange seiner Schicksalsgefährten eingesetzt, so Neumanns Nachfolger REINHOLD DITTMANN.
ELKE ULRICH, DIETER MOHN, WERNER PIRL, WILLI LIND, VOLKER BORNMANN und JÜRGEN HOFMANN führen die Kandidatenliste der Wölfersheimer FWG zur Kommunalwahl an. Die Wählergemeinschaft bildete sich erst vor der vorigen Wahl 1989 und stellte auf Anhieb die zweitstärkste Fraktion im Parlament. "Wir sind rechts gefahren und wurden rechts überholt", resümiert die Spitzenkandidatin die vergangenen vier Jahre. "Dadurch stellte sich auch bei uns etwas Parteiverdrossenheit ein. Doch die Situation in Wölfersheim hat uns wieder motiviert, und wir haben uns vorgenommen, nur noch auf der mittleren Spur zu fahren."
GERHARD SCHÄFER und WALTER SKUDLAREK kandidieren für die Hirzenhainer Wähler-Initiative (HWI) erneut für das Gemeindeparlament. Der 42jährige Flughafen-Angestellte und der 53jährige Gastwirt sind seit 1989 als Opposition in der Gemeindevertretung aktiv. Für die HWI kandidieren ebenfalls der Glashüttener Rentner KARL NAUMANN, der Werkzeugmachermeister REINHOLD SCHNEIDER, der Polizist INGO BÖCK und der Unternehmer ARMIN RÜB.
THOMAS HEIN, KARL-HEINZ MÜLLER und JOCHEN HIEBER führen eine Bürgerliste an, die anstelle der Parteien für den Ortsbeirat von Nidda-Stornfels kandidiert. Bisher stellte die SPD alle sieben Ortsbeiräte im 260 Seelen zählenden Dorf. Die Parteien hätten nicht genügend Mitglieder oder Sympathisanten vor Ort, so der Bürgerlisten-Sprecher Jochen Hieber. Die zehn kandidierenden Bürger wollten sich besonders für die Erweiterung ihres Gemeinschaftshauses einsetzen.
ANNELIE ZAK, Studentin und Hausfrau, führt die Altenstädter Liste der Grünen zur Kommunalwahl an. Auf den folgenden Listenplätzen stehen RALF WERNER, Glasbläser und Student der Sozialpädagogik aus Enzheim, ANNA KLEIN, Studentin und Hausfrau aus Oberau, sowie BEATE SCHARPING aus Höchst, WOLFGANG STEINGRUBE aus der Waldsiedlung und Gesundheitsberaterin HEIDI SCHÖENNAGEL. Neben dem Schwerpunktthema Verkehr beschäftigen sich die Grünen Altenstadt in ihrem Wahlprogramm mit der Wasserproblematik in der Gemeinde, dem Tier- und Naturschutz, der Landwirtschaft sowie der kommunalen Frauenpolitik. Zur Lösung der Altenstädter Verkehrsproblematik schlagen die Grünen eine Ampellösung vor, die die Autos vor und nicht in der Gemeinde warten läßt. Außerdem wollen sie das Industriegleis in der Waldsiedlung reaktivieren und dafür eintreten, daß die Parkplätze in der Vogelsbergstraße künftig Radfahrern vorbehalten bleiben.
GERD GÖLLNER, Bürgermeister von Altenstadt, wurde auf der jüngsten Mitgliederversammlung der Unabhängigen Liste Altenstadt, einstimmig zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl bestimmt. Platz zwei nimmt GERHARD SCHWALM, Rechtsanwalt und Notar, ein. Es folgen KURT JUNGKIND, Planungsingenieur und CHRISTINE LATHAM, Lehrerin. Die UL will sich vor allem für die Schaffung eines größeren Freizeitangebotes, eine bessere Kinderbetreuung und die Verkehrsberuhigung an den Ortseingängen einsetzen.
BAD NAUHEIM. Das Stadtparlament beschäftigt sich in seiner heutigen Sitzung ab 20 Uhr im Feuerwehrstützpunkt mit insgesamt neun Anträgen und sechs Anfragen.
Damit sollen in der letzten Parlamentssitzung vor der Kommunalwahl alle Dinge abgehakt werden, die während der vorangegangenen Sitzung aus zeitlichen Gründen nicht mehr erledigt werden konnten. str
Bei der Kommunalwahl '93 ist die zentrale Kreismülldeponie kein Thema mehr. Offensichtlich zahlte sich die intensive Diskussion im Vorfeld der in der zurückliegenden Legislaturperiode in Betrieb genommenen Halde aus. Dialog und sachliche Auseinandersetzung ziehen die Büttelborner ohnehin dem rhetorischen Feuerwerk vor.
Die ARD-Skala für Februar: Kohl und Union im Abwind
So schlechte Noten wie noch nie geben die Bundesbürger Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) derzeit. Zugleich hält aber auch eine Mehrheit die Leistungsfähigkeit der SPD für ebenso schlecht wie die der Bundesregierung. Das sind einige Ergebnisse der ARD-Umfrage "Skala", die das infas-Institut im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks und des Hessischen Rundfunks bei je 1000 Bürgern in West- und Ostdeutschland vornahm. Die Zahlen in Ost und West differieren nur geringfügig. Die Frankfurter Rundschau wird die monatlichen Skala-Ergebnisse als einzige Zeitung in Kooperation mit der ARD jeweils am Tag unmittelbar nach der Sendung ausführlich darstellen können. Kohl sackte von 32 Prozent im Januar auf 30 Prozent Zustimmung ab. Der SPD-Kanzlerkandidat Björn Engholm stieg im Ansehen von 57 auf 59 Prozent. Mit Wolfgang Schäuble, dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, als Kanzlerkandidat würden sich die Wahlchancen der Union nicht verbessern. Für Schäuble sprachen sich im direkten Vergleich zu Engholm 33 Prozent aus, für Engholm 60 Prozent. Gemessen am Bundeskanzler kann Schäuble im Westen zwar einige Pluspunkte verzeichnen, bei der Bevölkerung im Osten kommt er dagegen schlechter an als Kohl.
Die Arbeit der amtierenden Regierung für eher schlecht oder schlecht halten 80 Prozent der Befragten. Im Vergleich zur Bundesregierung wird die Leistungsfähigkeit der oppositionellen SPD von insgesamt 58 Prozent für eher schlecht oder schlecht gehalten; 39 Prozent halten sie für genauso schlecht, 19 Prozent sogar für schlechter. Gegen Neuwahlen jetzt sprachen sich 69 Prozent aus.
Bei der Sonntagsfrage - "welche Partei würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre" - würden nur noch 34,5 Prozent CDU/CSU wählen, was das schlechteste Ergebnis für die Union seit Jahren ist. Im Januar kam die Union noch auf 36 Prozent. Die SPD, im Januar bei 38,5 Prozent, liegt nun mit 40 Prozent an der Spitze und wäre damit stärkste Partei im Bundestag. Die zweite derzeitige Regierungspartei, die FDP, verlor gegenüber Januar zwei Prozent, käme auf nur noch sechs Prozent. Bündnis 90/Die Grünen würden zehn Prozent bekommen (Januar: 8,5 Prozent). Die rechtsradikalen "Republikaner" können einen leichten Zugewinn von vier auf 4,5 Prozent verzeichnen. Auf andere Parteien, einschließlich PDS, würden insgesamt fünf Prozent entfallen.
Bei den "Themen des Monats" rangierte der Krieg im ehemaligen Jugoslawien (19 Prozent) vor der Diskussion über den "Solidarpakt" (zehn Prozent). Hinzugekommen ist als Thema des Monats die Autobahngebühr (neun Prozent), die Themen Ausländerhaß in Deutschland und Asylrechtsdebatte schlugen mit fünf Prozent zu Buche.
Über die wirtschaftlichen Verhältnisse sind 70 Prozent der Befragten beunruhigt. Die überwiegende Mehrheit rechnet damit, daß sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtern wird. 84 Prozent erwarten, daß die Bundesregierung schon vor 1995 steuerliche Abgaben erhöht.
Bei den Löhnen würden hochgerechnet 62 Prozent der Bürger Erhöhungen akzeptieren, die lediglich die Inflationsrate ausgleichen. Der Vorschlag, einen Feiertag zu streichen, den Pfingstmontag, findet bei 44 Prozent Zustimmung. Eindeutig abgelehnt werden aber Kürzungen bei den Sozialleistungen, beim Kindergeld oder Wohn- und Arbeitslosengeld. 88 Prozent wären nicht bereit, solche Opfer für den "Solidarpakt" zu bringen. Auch beim Urlaub wollen die Deutschen keine Abstriche akzeptieren. Weniger Urlaubstage kommen für 69 Prozent nicht in Frage. Auf weitere Arbeitszeitverkürzungen würden allerdings 61 Prozent verzichten.
In der Beliebtheitsskala der Politiker führen seit Monaten unangefochten Bundespräsident Richard von Weizsäcker und der FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher. Mehr Abwechslung bietet die Entwicklung auf der Beliebtheitsskala der Politikerinnen. Bei der Frage nach Kompetenz und Sympathie steht Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) unumstritten weiter auf Platz eins, gefolgt von der brandenburgischen Arbeits- und Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD). Den dritten Platz nimmt Bundesjugendministerin Angelika Merkel (CDU) ein, den vierten die bayerische SPD-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Renate Schmidt, auf Platz fünf rangiert Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP).
BONN. Den Hamlet wollen bekanntlich alle spielen, Schauspieler jeden Geschlechts und jeder Couleur. Was liegt da näher als seine Demokratisierung? Einar Schleef etwa brachte im Frankfurter Schauspiel Hamlets gleich im Dutzend auf die Bühne. Doch schon wird er übertroffen. Jeremy Weller (34), Leiter des Edinburgher Grassmarket Theatre, hat sich für die Uraufführung seines Stücks "Vierzehn Hamlets" von Hans Georg Schäfer im Malersaal des Bonner Schauspiels eine Bühne bauen lassen, auf der nicht weniger als vierzehn Totenköpfe liegen. An ihnen soll eine nicht minder große Zahl von Bewerbern um die Rolle des Hamlet im Gedenken an den toten Narren Yorick seine Fähigkeiten beweisen: auf daß ein neuer Bühnenstar geboren werde.
Was dabei herauskommt, ist abgesehen von ein paar Shakespeare-Zitaten keine hochgestylte Verssprache, sondern eine alltäglich geplättete Prosa. Da kränkelt niemand an des Gedankens Blässe, vielmehr wird mit Shakespeare munter zugeschlagen. Genau so will offenbar als Leiter dieses Bühnen-Experiments sein Theater haben. Er, ein berühmter Regisseur, hat zu einem Vorsprechen und Vorspielen eingeladen. Da sitzen nun, mit Hilfe seiner Assistentin Hannah sanft geleitet, in einer Reihe auf Stühlen unter raumhohen Bücherregalen elf Kombattanten und warten auf ihren Probeauftritt.
Schließlich sind es sogar vierzehn, da die Assistentin vom Professor ebenso ins Vor-Spielen integriert wird wie der zufällig eintreffende Bote eines Paketdienstes, während sich andererseits ein später erscheinender Amerikaner, er ist angehender Regisseur und will als Theaterwissenschaftler über den Professor seine Dissertation schreiben, die Teilnahme an der Runde erzwingt.
Das ist die Exposition Wellers, der mit sozialen Randgruppen nicht nur im fernen Schottland arbeitet, sondern nach seiner Einrichtung von Albert Camus' Roman "Die Pest" vor wenigen Monaten in der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz nun zum zweitenmal auch in Deutschland. Aber in Bonn tummeln sich weder Asoziale noch Obdachlose auf der Spielfläche, sondern eine Mischung aus vier Bonner Schauspielern und elf durchaus theaternahen Laien. Da spielt eine Souffleuse so mit wie der Leiter der örtlichen Statisterie, und ein Mann von der Theaterfeuerwehr verbreitet ein Gefühl der Sicherheit im Publikum.
Dieses Mischungsverhältnis sorgt dafür, daß es eines nicht oder nur punktuell gibt: eine Theaterprobe auf dem Theater. Da wetzen keine Komiker ihre Waffen für den Auftritt, und niemand erklärt seinen Abgang, um eine eigene Show zu machen. Offenbar hat der Professor gar kein Interesse daran, seine Kandidaten auf ihre Hamlet-Eignung zu überprüfen. Er ist ein zynischer Psychoanalytiker, der unter dem schillernden Stichwort Hamlet - jeder hat dazu andere Assoziationen - aus seiner Klientel Verdrängtes herauszuzaubern versucht. Dieser Spezies des Regielöwentums verleiht Franz Nagler wirklich professionelle Züge. Auch wenn er so etwas wie seelisch-körperliche Mutproben von seinen Kandidaten verlangt.
Da muß deritalienische Paketbote - für Touristen tut er daheim in Apulien gegen Geld alles, also spielt er gegen Bares mit - vor den Bücherregalen etwa sechs Meter hoch mit verbundenen Augen auf einer Leiter balancieren und sich auf ein Schaumstoffpaket herabstürzen. Andere bleiben in ihrem Aktionismus auf dem Bühnenboden. Eine Frau will aufgrund ihrer gesellschaftlichen Zerrissenheit Hamlet sein, einer verbreitet als Pastor im Talar mit Beffchen Seelenschmaus, ein anderer protzt mit Highlights aus seinem Statistendasein im Exekutionskommando von "Tosca" und "Salome" oder im Beichtstuhl der "Teufel von Loudun", ein vom Fernsehen kurierter und zurück zur Basis strebender Schauspieler funktioniert das Ganze kurz und ergebnislos zu einer Kandidatenshow um. Vor allem aber erfahren wir viel über gescheiterte Zweierbeziehungen der Hamlet-Aspiranten, das Theater wird zum Forum für die Gebrechlichkeit der Einrichtung Mensch.
Damit ist allerdings Pirandellos existentielle Frage, was das Leben vom Theater unterscheide, auf das Schmalspurgeleis abgeschoben, weil nie zum Vorschein kommt, was Theater dem Leben zuschaffen kann. Auch die Gegenrichtung dieser Frage bleibt in der Vordergründigkeit einer Below-Stair-Comedy strecken. Dennoch: Jeremy Weller versteht es, trotz einer offenkundig nicht zum rechten Ende geprobten Arbeit, seine Laien und Profis zu einer Lockerheit der Selbstentblößung zu führen, die durch Witz und Tempo Unterhaltungswert gewinnt. Auch durch dramatische Zuspitzungen, wenn das Konkurrenzverhältnis zwischen den vierzehn Kandidaten auf Nebenwegen des Hamlet-Bezugs explodiert.
Zudem wächst dem Professor eine geheime Konkurrenz durch den amerikanischen Doktoranden zu - in allen schöpferischen Pausen des Meisters setzt er dessen Bewußtseinstheater eine körperliche Entspannungsgestik entgegen. Da gibt es viel zu lachen, und die Frage, ob man unter seinem Niveau lache, ist falsch gestellt: Wo gibt es denn im deutschen Theater derzeit überhaupt etwas zu lachen?
Am Ende findet der Professor seinen Hamlet. Aber der hat keine Lust mehr: er verläßt die Bühne, hat die Nase voll vom Theater und will hinaus ins echte Leben. Das gibt sogar dem Professor, dem man Jeremy Wellers einstigen Lehrmeister Tadeusz Kantor sehen darf, zu denken. Ihm geht immerhin auf, daß er für seinen voyeuristischen Darstellungs-Exorzismus mit den Kandidaten auch seine Assistentin in ihrer Lebensauthentizität mißbraucht hat. So verläßt er ebenfalls das Theater und will allein sein. Wenigstens für den Rest des Abends. Für diese bittere Pille der Niederlage des Theaters gegen das Leben war ihm kein Hamlet zuviel. ULRICH SCHREIBER
(Weitere Aufführungen im Malersaal Beuel geplant für den 26., 27. und 28. Februar; 2., 3., 5., 6., 9., 12., 13., 16., 17., 19., 20., 23., 26., 27. und 31. März)
Mit einer Kunstaktion auf der kommenden "Art Frankfurt" (23. bis 28. April) soll das Unternehmen "Kinderstern" ins Gespräch gebracht werden. Der gemeinnützige "Kinderstern" unterstützt seit Jahren internationale Kinderhilfs-Aktionen. Nun wird er als realer Stern auf der Kunstmesse erscheinen: Der Künstler Imi Knobel hat den "Kinderstern" als Multiple gestaltet; auf einem entsprechenden Benefiz-Stand ist das Kunststück als Brosche oder Anstecknadel in Bronze oder Email zu erwerben, das Stück zu 50 Mark.
Der Erlös soll den Kinder von Tschernobyl zugute kommen: Drei Kinderärzte, bei denen die Strahlenopfer in Behandlung sind, sollen mit zusätzlichen Medikamenten und Geräten unterstützt werden. Parallel zur Kunstmesse wollen die Veranstalter ein "Kinderstern-Fest" durchführen. Zudem soll das Motiv des Sterns auf Plakaten, Folien und Postkarten in der ganzen Stadt präsent sein. two
Eine Verwechslung bietet offenbar den Hintergrund für den Vorwurf des versuchten Totschlag, für den sich ein 29 Jahre alter Gastronom aus Kroatien verantworten muß. Laut Anklage soll der Mann einen Medizinstudenten zunächst mit einer Waffe bedroht, ihn als "Offenbacher Schwein" tituliert und auf ihn geschossen haben. Der Student wurde dabei ins rechte Handgelenk getroffen.
Der Angeklagte sagte aus, er habe den Studenten für einen Spanner gehalten, der seit Monaten seine Frau belästigt habe. Der Schuß habe sich unbeabsichtigt gelöst. Der Student hatte sich nicht erklären können, wie er den Zorn des Mannes auf sich gelenkt habe. ee
An den Gerichten in den neuen Bundesländern sind besondere Kammern eingerichtet worden, die sich mit der Überprüfung der Urteile der DDR-Justiz beschäftigen. In diesen Kassationsverfahren (Aufhebungsverfahren) geht es um ein Stück DDR-Geschichte. Wir dokumentieren auf dieser Seite aus dem Protokoll einer Anhörung vor dem Bezirksgericht Rostock aus dem Jahr 1991. Es geht in der Sache um ein Urteil des Bezirksgerichts Schwerin vom 3. Oktober 1959 gegen Bauern, die nicht zwangskollektiviert werden wollten. Die Angeklagten erhielten harte Zuchthausstrafen. Da die Aufhebung des Urteils inzwischen rechtskräftig ist, sind alle Beteiligten (mit anonymisierten Namen) mit einer Veröffentlichung des Protokolls in einverstanden.
Am heutigen Donnerstag, wenn die Stadtverordneten tagen, werden draußen vor der Tür die freien Kinder- und Jugendinitiativen für mehr Geld trommeln. Im wahrsten Sinne des Wortes: Zwischen 15 und 18 Uhr wollen die vom Musikmobil und verschiedene Kinder-Bands sowie eine Rap-Dance-Gruppe vor dem Römer auf die Pauke hauen.
Denn das Geld, das wurde bei einer Pressekonferenz des "Zusammenschluß Freier Kinder- und Jugendeinrichtungen" am Mittwoch veröffentlicht, "reicht schon wieder nicht". Und zwar wegen der Gehaltserhöhungen des vergangenen Jahres. Die nehmen im fixen Zuschuß der Stadt von drei Millionen Mark (für die 13 Initiativen und ihr Büro) inzwischen 2,15 Millionen Mark ein, 64 000 Mark mehr als im Jahr davor. Zusätzlich sind 35 000 Mark für höhere Mieten jetzt fest gebunden. Die Mitarbeiter stehen in den Treffs zur Verfügung, aber das Geld für Veranstaltungen, Unternehmungen, Malstifte, Zeichenblocks, "für all die netten Sachen" (so Margitta Kunert-Zier vom "Zusammenschluß") fehlt in der Regel. Denn die verbleibenden 500 Mark pro Einrichtung und Monat pflegen nahezu unbemerkt dahinzuschwinden - zumal dieses Geld auch für kaputte Stuhlbeine oder Toilettenpapier da sein muß.
Sollte es so bleiben, das wollen Kinder und Erzieher heute betonen, dann muß das Angebot gekürzt werden. Schon wird überlegt, hier und da die Hausaufgabenhilfe aus dem Programm zu nehmen.
Auch mit den Freizeiten, die für die vielen alleingelassenen Kinder unersetzlich sind, wird es weitgehend vorbei sein. Die Bockenheimer Kinderwerkstatt hat bereits eine halbe Stelle gekündigt, um mehr Geld für Sachmittel freizubekommen. clau
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Zuwachs für den Hessenpark: Das Freilichtmuseum erhält einen Gutshof aus Nordhessen. Der Aufbau beginnt Anfang März. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Vor 25 Jahren probten Schüler am Oberurseler Gymnasium den Aufstand gegen die "Tanzbären". Erinnerungen an 1968. Seite V OBERURSEL. Um mehr Verständnis für die Belange von Kindern wirbt eine Fotoausstellung, die zur Zeit im Oberurseler Rathaus zu sehen ist. Seite VI KULTURSPIEGEL TAUNUS. Ein Blumentopf als Whiskyglas, eine Vase als Erdnußdose: Erste Aufführung der Volksbühne im neuen Jahr.
Kreuzberg spricht schon lange nicht mehr mit einer Stimme. Angesichts der deutschen Zuspitzungen ist es auch mit dem "Mythos Kreuzberg" vorbei: Nichts macht das deutlicher als die Attacke von "Autonomen" auf das "Sputnik"-Kino wegen Christoph Schlingensiefs Film "Terror 2000". Schlingensief operiert hier mit einer Provokations- und Radikalästhetik, die durchaus den Impulsen autonomer Aktionen entspricht: Der Gesellschaft wird ein Zerrspiegel vorgehalten; Gewalt, Dekadenz, deutscher Kleinbürgermief werden nicht auf einer distanzierten analytischen Ebene reflektiert, sondern direkt in die Ästhetik umgesetzt - Gewalt wird als Gewalt gezeigt, Kaputtheit als Kaputtheit.
Schlingensiefs Filme sind expressiv, es sind Schreie, keine Erklärungen. So etwas forderte, und das entspricht den gewohnten Schemata, schon immer Politiker heraus, die genau zu wissen glauben, wie man "Kultur" zu definieren habe. CDU-Generalsekretär Herbert Reul kritisierte das Filmbüro Nordrhein-Westfalen wegen seiner Vorabförderung von "Terror 2000" sehr heftig: Man müsse diesem "verhängnisvollen Trend zur staatlich geförderten Bagatellisierung der Gewalt" Einhalt gebieten.
Nun begab es sich, gegen 0.20 Uhr, daß ein "Kommando Filmriß" in das bereits geschlossene Programmkino Sputnik in der Kreuzberger Hasenheide eindrang, sechs bis acht mit Motorradhauben und Palästinensertüchern vermummte Personen. Der noch anwesende Vorführer wurde mit Tränengas besprüht, danach zerstörten die Vermummten mit einer säureähnlichen Substanz zwei Filmspulen von "Terror 2000", der zwei Wochen lang im Sputnik gelaufen war. Sie hinterließen ein Bekennerschreiben, in dem der Film als "rassistisch" und "sexistisch" bezeichnet wird.
Es sind dies die deutschen Zustände, die satirisch zu überzeichnen Schlingensiefs Filme immer grotesker werden läßt. Ein CDU-Generalsekretär und Kreuzberger Autonome: In ihrem Kulturverständnis sitzen sie in einem Boot. Ein typisches Zeichen von sich verschärfenden gesellschaftlichen Stimmungen: Die Kultur wird in solch einem Spannungsfeld, wo sich nazistische Skinheads und Autonome gegenseitig im Feeling hochschaukeln, immer eindimensionaler betrachtet.
Das ist sehr, sehr deutsch. Die Kunst hat eindeutig zu sein, direkt ablesbar in der transportierten Gesinnung. Intellektuelle Spielformen sind nicht mehr vermittelbar: die Vieldeutigkeit, das Assoziative, das die Eigendynamik des Ästhetischen ausmacht.
Die Kreuzberger Szenerie, in der geschützten Sumpfblütenlandschaft Westberlin eine unvergleichliche ästhetische Bereicherung der deutschen Gesellschaft, steht nunmehr mit dem Rücken zur Wand. In einer sich zuspitzenden Gesinnungsspirale wenden manche Autonome die schillernden gesellschaftlichen Kampfbegriffe von früher, "Sexismus" und "Rassismus", gegen sich selbst. Nichts täte mehr not als eine Renaissance der Fähigkeit zur Analyse: der Gesellschaft wie auch der Kunst. Böt
Ein 37jähriger aus Frankfurt ist in der Nacht zum Aschermittwoch in der Wittelsbacherallee mit seinem Auto schwer verunglückt. Auf der Fahrt in Richtung Saalburgallee streifte der Wagen gegen 0.50 Uhr an der Einmündung Bornheimer Landwehr zunächst einen am Straßenrand geparkten Lastwagen.
Danach brach das Auto nach links aus, schlingerte gegen einen Ampelmast und prallte schließlich auf dem Mittelstreifen der Allee gegen einen Baum. Dabei wurde der 37jährige auf die Fahrbahn geschleudert und schwer verletzt. Die Polizei zog den Führerschein des Verunglückten ein und ordnete eine Blutprobe an.
Der Schaden wird auf 65 000 Mark geschätzt. habe
In die Diskussion über die Arbeit des Frauendezernats haben sich Frankfurter Fraueninitiativen eingeschaltet. Sie verurteilten übereinstimmend die "wochenlange Diffamierung" des Dezernats von Margarethe Nimsch als kurzsichtig. Zudem ignoriere sie dessen Bedeutung. Das Frauendezernat, so Gudrun Krieger von den Frauenbetrieben, sei nicht das Ergebnis "ehrgeiziger Phantasien weniger Feministinnen". Vielmehr sei seine Existenz Resultat einer 20 Jahre alten Frauenbewegung, in deren Verlauf sich zahlreiche Initiativen gebildet hätten, welche die Forderungen von Frankfurter Bürgerinnen nach Gleichberechtigung repräsentierten.
Diese Projekte böten heute "sehr, sehr vielen" Frauen Orientierung und konkrete Hilfe. Die Bedeutung des Dezernats sei eine institutionelle: Hier sei der Ort, wo das breite Spektrum von Frauenarbeit auf politischer Ebene vertreten werde. Seit Bestehen eines eigenständigen Frauendezernats hätten sich neue Initiativen etablieren und bestehende ihr Angebot dank finanzieller Unterstützung ausbauen können. Daß jetzt die Existenz des Dezernats in Frage gestellt werde, führte Krieger auf die für manche Politiker schwer zu akzeptierende Tatsache zurück, daß Frauenpolitik "etwas kostet".
Auch den Vorwurf, die vom Frauenreferat unterstützen Projekte bedienten nur die jeweils eigene "elitäre Klientel", wiesen die Vertreterinnen zurück. Helga Weigand vom Verein zur beruflichen Förderung von Frauen verwies etwa auf die Qualifizierungsprojekte für ausländische junge Frauen. Diese Kurse, die von der Stadt mit jeweils 100 000 Mark unterstützt würden, hätten auch Bund und der EG-Sozialfonds als förderungswürdig anerkannt. Auch die Frauen, die nach langer Familienphase auf den beruflichen Wiedereinstieg vorbereitet werden, stellten keine "elitäre Klientel" dar. Die mit städtischen Mitteln geförderte Arbeit der "Huren wehren sich gemeinsam" (HWG) richtet sich nach Angabe der Selbsthilfeorganisation längst nicht mehr nur an Prostituierte. HWG-Sprecherin Cora Molloy nannte beispielhaft die Diskussionen mit jugendlichen Straftätern, bei denen die HWG-Frauen das machohafte Frauenbild der jungen Männer zu korrigieren suchten.
Die Bedeutung der von der Lehrerkooperative getragenen Frauenprojekte in Niederrad und im Gallus, die vom Frauenreferat mit jährlich 30 000 Mark unterstützt werden, machte eine junge Somalierin deutlich: Die Frau, die seit eineinhalb Jahren in Frankfurt lebt, hatte zuerst eine kommerzielle Sprachenschule besucht. Die erwies sich als teuer und schlecht. Jetzt besucht sie die Deutschkurse des Frauenprojekts in Niederrad, deren Bedeutung über die einer Lehrveranstaltung hinausgingen. Der Kontakt zu anderen ausländischen Frauen habe sie aus ihrer Isolation herausgeholt. sar
HAMBURG, 24. Februar (dpa). Deutscher Giftmüll, der illegal nach Rumänien geschafft worden war, wird Anfang März im Auftrag Bonns von der Bundesbahn zurücktransportiert. Am 8. März werden über 40 Eisenbahnwaggons mit mehr als 3000 Stahlfässern in Sibiu/Hermannstadt eintreffen, teilte die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Mittwoch in Hamburg mit. Ein Firmenkonsortium der Deutschen Entsorgungswirtschaft unter fachlicher Aufsicht des TÜV Rheinland werde die teils geborstenen, "teils leckenden und erbärmlich stinkenden Fässer neu verpacken und auf den Heimweg nach Deutschland bringen".
Ein Teil der 425 Tonnen Altpestizide soll nach Greenpeace-Informationen im hessischen Herfa-Neurode gelagert werden. Der Rest werde auf dem Umweg über ein Zwischenlager in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt auf verschiedene Anlagen in den alten Bundesländern verteilt und dort unschädlich gemacht.
Bereits im Mai 1992 hatte Greenpeace den illegalen Export von über 2000 Tonnen Altpestiziden, bei dem es sich vorwiegend um Pflanzenschutz- und Lösungsmittel aus DDR-Produktion handeln soll, nach Rumänien aufgedeckt. Unter Mithilfe der Bevölkerung konnten die Umweltschützer über 400 Tonnen der Giftlast finden.
Auch nach dem Rücktransport "ist der Schrecken für die Dorfbewohner von Sibiu noch nicht ganz ausgestanden", betonte Greenpeace. An verschiedenen Fundorten seien Bodenverseuchungen bereits festgestellt worden.
Die Umweltschutzorganisation forderte das Bundesumweltministerium deshalb dazu auf, auch die verseuchten Böden abzutragen und nach Deutschland zurückzubringen.Nach 15 Jahren kämpfen Anwohner des Thermalbads weiter um ihre Nachtruhe Jetzt wollen sie per Gericht durchsetzen, daß die Therme um 22 Uhr schließt / Wicker fürchtet zu hohe finanzielle Einbußen / Schon jetzt Besucherrückgang
BAD HOMBURG. 15 Jahre nach Eröffnung der als Erholungsquell propagierten Taunus-Therme kämpfen Anwohner noch immer um eine ungestörte Nachtruhe. Dem Verwaltungsgericht in Frankfurt liegt seit kurzem ein Antrag auf eine einstweilige Anordnung vor. Er hat zum Ziel, den Magistrat vorläufig zu verpflichten, die Öffnungszeit des Bades wegen ruhestörenden Lärms auf 22 Uhr zu begrenzen. Das Regierungspräsidium hat bereits im November letzten Jahres dem Schutz der Anwohner Vorrang eingeräumt. Das Anwaltsbüro der Therme-Betreiberin, der Werner-Wicker-KG, hat dem Magistrat Vorschläge signalisiert, um den Lärmpegel zu reduzieren: Weniger Besucher abends und an Wochenenden durch Preisaufschläge und "bauliche Veränderungen" am Parkhaus.
Dreh- und Angelpunkt für Anwohner ist eine Stellungnahme aus dem Regierungspräsidium in Darmstadt vom November vergangenen Jahres. Sie legt Oberbürgermeister Wolfgang Assmann nahe, an sämtlichen Wochentagen die Sperrzeit auf 22 Uhr vorzuverlegen. Zumindest "bis geeignete Maßnahmen zur Minderung der . . . Lärmeinwirkungen auf die Wohngebäude in der Umgebung durchgeführt sind". Die Anwohner seien besonders "schutzbedürftig". Geregelt ist indessen bis heute nichts.
Argumente für die vorgezogene Sperrstunde nennt das Regierungspräsidium reichlich. Das Thermalbad sei eine "öffentliche Vergnügungsstätte", deren Öffnungszeit über die Sperrzeitverordnung zu regeln sei. Unter Hinweis auf Gaststätte, Bar, Kino, Fitneßraum und Beauty-Vital-Center legt die Darmstädter Behörde den Hauptakzent auf "attraktive Freizeitgestaltung". Vor allem zu diesem Zweck reisten Besucher auch aus der weiteren Umgebung an. Daß die Taunus- Therme ein Therapie- und Gesundheitsbad für den "kranken, erholungssuchenden und berufstätigen Menschen" sei, halten die Rechtsanwälte des Betreibers Werner Wicker entgegen: Die Freizeitangebote seien "ein komplettives Programm, das als zusätzliche Maßnahme den erstrebten Gesundheits- und Therapieerfolg verwirklichen helfen" solle. Bestätigt sieht die Kanzlei ihre Version von der modernen Therapieeinrichtung für Heilungssuchende auch durch - nach ihren Angaben - 250 Patienten, die mit Unterstützung gesetzlicher Kostenträger dort medizinische Anwendungen erhielten.
Die sind es freilich nicht, gegen die sich Anwohner wehren. Ihnen geht es um die lautstarken Autofahrer in den Abend- und Nachtstunden auf den Straßen und im Parkhaus. Daß der abendliche und nächtliche Lärm von Besuchern des Bads ausgeht und über den zulässigen Richtwerten liegt, ist zwischen der um Ruhe ringenden Anwohnerin Anneliese Schuler aus der Straße ,Am Elisabethenbrunnen&rquote;, dem Regierungspräsidium und den Therme-Rechtsvertretern unstrittig.
Zwei Gutachten hat das Regierungspräsidium erstellen lassen, und deren Ergebnisse werden von der Betreiberin der Taunus-Therme "nicht verkannt". Eine weitere Expertise ließ die Wicker-KG anfertigen, um Möglichkeiten der Lärm-Reduzierung zu finden.
Dem Magistrat kündigten Wickers Rechtsanwälte inzwischen einen Bauantrag für eine lärmdämpfende Umgestaltung des Parkhauses an. Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) dementierte Vermutungen: "Der Bauantrag hat nichts mit einer Aufstockung des Parkhauses zu tun". Solche Pläne waren vor wenigen Jahren auf Eis gelegt worden, nachdem Anwohner sich gegen eine Erweiterung des Parkdecks gewehrt und die Stadtverwaltung mit anderen Lösungen, zum Beispiel einer Parkgarage an der nahegelegenen Kaiserin-Friedrich-Schule, geliebäugelt hatten.
In dem umfangreichen Schreiben der Wicker-Anwälte an den Magistrat wird hervorgehoben, die Anzahl der spätabendlichen Gäste sei bereits rückläufig, und wegen der Preisaufschläge in den Abendstunden und an Wochenenden sei mit einem weiteren Rückgang zu rechnen. Gegenüber dem Vorjahr wurden 1992 laut Wicker-Anwalt 28 000 Besucher weniger gezählt.
Eine Vorverlegung der Sperrzeit an allen Tagen auf 22 Uhr würde jedoch "das wirtschaftliche Konzept" des Bades in Frage stellen, heißt es weiter. WALTRAUT ROHLOFF
OFFENBACH. Viel vorgenommen haben sich die Stadtverordneten für ihre letzte Sitzung vor den Kommunalwahlen. Heute, Donnerstag, müssen sie ab 17 Uhr eine umfangreiche Tagesordnung abarbeiten, auf der fast alle Reizthemen der vergangenen Monate stehen und die sich somit bestens zur Profilierung der Wahlkämpfer eignet.
Die rot-schwarze Mehrheit in Parlament und Magistrat will die vom Stadtkämmerer vorgelegte Fortschreibung des Haushaltssanierungskonzeptes beschließen. Es geht um den Bau einer Dreifelder-Sporthalle für das Rudolf-Koch-Gymnasium und die gewerblich-technischen Schulen, um die Modernisierung eines Lehrschwimmbeckens an der Marienschuler, um den Weiterbau der S-Bahn, den Wohnungsbau, um den Verkauf der Müllverbrennungsanlage an den Umlandverband, um den Beitritt Offenbachs zum FVV.
Die Oppositionsfraktionen von FDP, Freier Wählergemeinschaft (FWG) und Grünen haben zudem noch jede Menge Anträge auf den parlamentarischen Weg gebracht, mit denen sie deutlich machen wollen, wie SPD und CDU vor allem in der Kultur-, Vereins- und Schulpolitik versagt haben.
Die Große Koalition will zudem die Reduzierung des hauptamtlichen Magistrats um zwei auf vier Dezernenten, der ehrenamtlichen Stadträte um vier auf sechs festschreiben. Weil das Parlament die ehrenamtlichen Stadträte nach den Mehrheitsverhältnissen über eine Listenwahl in den Magistrat schickt, bedeutet dies für die kleineren Fraktionen, daß sie in der nächsten Legislaturperiode keine Vertreter mehr im Magistrat haben werden. lz
HILDEN, 24. Februar (dpa). Rund 100 Restaurant-Gäste sind in Hilden im Rheinland nur knapp einer Brandkatastrophe entgangen. Laut Polizei vom Mittwoch hatte sich ein früherer Mitarbeiter am Geschäftsführer rächen wollen und versucht, die Gaststätte in Brand zu setzen. Dazu hatte er am Dienstag nachmittag bereits etwa vier Liter Benzin auf dem Teppichboden verteilt und sein Feuerzeug angezündet. Gerade noch rechtzeitig nahmen Kellner den Benzingeruch wahr und überwältigten den 48jährigen. Er wurde wegen versuchter schwerer Brandstiftung festgenommen.
Der Täter hatte zuvor vom Geschäftsführer Geld gefordert, das ihm seiner Meinung nach noch zustand. Den folgenden Streit beendete der 48jährige mit der Drohung: "Ich hol' jetzt Benzin und zünde dir die Hütte an."
Die tolle Kiste steuert auf ihre 50. Ausstellung zu - und Verschleißerscheinungen sind nicht in Sicht. Das Ausstellungsprogramm des "Portikus" für 1993 lebt von den Überraschungen, denen die kleine Kunsthalle ihren guten Ruf verdankt. Junge wie etablierte Künstler werden den spartanischen Raum bearbeiten, darunter auch Künstler aus unbekannteren Kulturkreisen - wie Frédéric Bruly Bouabre, von der Elfenbeinküste stammend, dessen Zeichnungen vom 27. Februar an die Wände des "Portikus&rquote;" bedecken. Am 3. April legt dann Manfred Stumpfs "Contempler" an der Kunsthalle an. Nach einer Weltumrundung zeigt der Frankfurter Künstler seinen containerförmigen Meditationsraum für mehrere Monate direkt neben dem "Portikus". Weiterhin sind Installationen von Richard Artschwager, Dennis Adams, Lothar Baumgarten und Ernst Caramelle sowie junger, noch unbekannter Künstler aus mehreren Städten zu sehen. two
Im Kampf um die billige Banane fahren deutsche Importeure und Großhändler schweres Geschütz auf: Es geht nicht nur um Klagen gegen die von der EG beschlossenen gesalzenen Einfuhrzölle vor dem Europäischen Gerichtshof; Entschädigungsforderungen in Höhe von gut einer halben Milliarde Mark an die Brüsseler Adresse werden vorbereitet. Schließlich stehen rund 4800 Arbeitsplätze, davon ein Viertel in den Häfen, auf der Kippe.
Mit einer 20prozentigen Abgabe auf die bislang zollfreien "Dollar"-Bananen aus Lateinamerika könnte man noch leben, ist die übereinstimmende Ansicht im Handel. Kopfschmerzen bereitet dagegen die Mengenbeschränkung auf zwei Millionen Tonnen jährlich. Was darüber liegt, soll mit 170 Prozent Zoll belegt werden. Daß aber auch die zwei Millionen Tonnen nicht stimmen, rechnet Hamburgs Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp vor: "Lediglich 66,5 Prozent davon - also 1,33 Millionen Tonnen - stehen den bisherigen Importeuren zur Verfügung. 30 Prozent sollen den Händlern mit Bananen aus den AKP-Staaten zugewiesen werden, die sie mit preissteigernder Wirkung an andere veräußern oder selbst nutzen können."
Damit drosselt Brüssel die Einfuhr dieser Früchte um 47 Prozent. Entsprechend sacken die Umschlagerwartungen in Hamburg von rund 650 000 auf 450 000 Tonnen im Jahr (an der Elbe werden auch viele vom EG-Beschluß nicht betroffene Importe für Skandinavien und Osteuropa entladen), in Bremen/Bremerhaven von etwa 600 000 auf 300 000 und in Rostock von 120 000 auf 60 000 Tonnen.
Die deutschen Branchenführer beim Umschlag, die Bremer und die Hamburger Lagerhaus Gesellschaft, befürchten denn auch einen erheblichen Einbruch. Hans Körs, Vorstandsmitglied der HHLA, nennt die EG-Entscheidung "einen Schlag ins Kontor": Etwa 80 Prozent der Früchte, die von seinem Unternehmen an der Elbe ausgeladen werden, sind Bananen. An der Weser sieht es ähnlich aus, wie das dortige Vorstandsmitglied Dieter Naumann bestätigt.
Besonders ärgerlich für die Hamburger: Erst 1991 war die neue Fruchthalle 45 zum stolzen Preis von 70 Millionen Mark fertiggeworden, von der gut die Hälfte den gelben Vitaminspendern zugedacht war. Körs sagt nüchtern: "In dieser Größenordnung hätten wir niemals investiert, wenn wir die Brüsseler Maßnahmen auch nur geahnt hätten."
Während die Bundesregierung eine Klage gegen diesen Beschluß vor dem Luxemburger Europäischen Gerichtshof (EuGH) "erwägen" will, trommeln die norddeutschen Küstenländer zum entschiedenen Widerstand. "Wir drängen Bonn ganz energisch zu rechtlichen Schritten", unterstreicht Wolfgang Bekker von der Wirtschaftsbehörde.
Da Verbandsklagen nicht zulässig sind, müssen die betroffenen Firmen einzeln juristisch aktiv werden. Der Bundesverband Deutscher Fruchthandelsunternehmen faßt ihre Papiere zu einer Gemeinschaftsklage zusammen. Insgesamt steht diesen Betrieben ein Umsatzverlust von etwa einer Milliarde Mark jährlich ins Haus, allein in den Häfen sind 1250 bis 1500 Arbeitsplätze in Gefahr - Stauer und Verlader, Packer und Lkw-Fahrer; im Binnenland weitere rund 3500. Und: Zur Deckung bisheriger Investitionen dürften jährlich rund 140 Millionen Mark fehlen.
Einer, der besonders hart zu knabbern haben wird, ist Bernd Artin Wessels, Vorstandsvorsitzender der Fruchthandelsfirma Atlanta ("Scipio") in Bremen. Nach seinen Angaben hat das Unternehmen nebst Töchtern bei Bananen einen Marktanteil von "über 40 Prozent" und ist damit Branchenführer in Deutschland. Wessels bleibt dennoch ruhig und sagt selbstsicher: "Juristisch gesehen stellen die EG-Beschlüsse ein Enteignungsverfahren dar, da sie ein Eingriff in bestehende Gewerbebetriebe sind. Wir bereiten die Entschädigungsforderung der Atlanta-Gruppe vor, die sich auf etwa 400 Millionen Mark belaufen wird. Diese Summe werden wir beim Europäischen Gerichtshof einklagen."
Auch kleine Importeure rechnen mit spitzem Bleistift ihre kommenden Verluste zusammen, um sich von der EG Schadenersatz zu holen. Ähnliche Wege wollen Importeure in Belgien, Dänemark, den Niederlanden und Italien gehen - erstens gegen Mengenbeschränkung und drastische Zölle, zweitens für den Ausgleich von Verlusten. Ermunterung und Zuspruch kamen aus Deutschland.
Wenn der Gerichtshof oder das Internationale Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) nicht doch noch die Notbremse ziehen, sind nicht nur Pflanzer und Importeure gelackmeiert. Das krumme Ding mit der Banane würde den Kilopreis für den Endverbraucher auf vier Mark und mehr hochtreiben.
HANS JÜRGEN NORDHOFF
NIDDERAU. Zu einem Vortrag über Fuchsien und andere Kübelpflanzen lädt der Obst- und Gartenbauverein am Donnerstag, 4. März, 20 Uhr, in das Bürgerhaus Ostheim ein.
Jiddische Lieder
MÜHLHEIM. "Seine Texte sind gerade nach den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland weiterhin aktuell", stellt die Mühlheimer SPD fest und kündigt damit einen Abend mit Liedern und Gedichten des jiddischen Dichters Mordechaj Gebirtig aus Krakau an.
Der Wuppertaler Sänger und Autor Manfred Lemm wird damit am Samstag, 27. Februar, um 19.30 Uhr auf Einladung der Sozialdemokraten im "Kickstiwwel", Anton-Dey-Straße 62, auftreten. Unter dem Motto "Erinnern für die Zukunft" bietet die SPD an diesem Abend ein Podiumsgespräch an.
Themen sind soziale Unsicherheit und Sozialabbau, Fremdenfeindlichkeit und neuer Antisemitismus, Solidarität und Toleranz. Im Gespräch: Manfred Lemm, der Mühlheimer Bürgermeister Karl-Christian Schelzke und der Frankfurter Dr. Gerd Eigenwillig.
Moderator ist Eike Gerken vom Hessischen Rundfunk.
Der Eintritt ist frei. Der Veranstalter bittet um eine Spende für die Aktion "Courage". hf
a a a
BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: TSV Wirtheim - FSV Hailer, Germania Rothenbergen - SV Germania Horbach, TSV Hain-Gründau - FSV Großenhausen, SV Neuses - Germania Wächtersbach, FC Gelnhausen - TSV Kassel, SV Pfaffenhausen - SKG Eidengesäß, FV Vikt. Neuenhaßlau - FSV Viktoria Lieblos, VfR Meerholz - SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: KSG Hettersroth/Hitzkirchen- SG Waldensberg, SV Brachttal - SV Sotzbach, SV Breitenborn- BSC Spielberg, SV Hochland Fischborn - Vorwärts Udenhain, FSV Niedergründau - SKG Mittelgründau, KSG Wüstwillen-/Lichenroth - KG Wittgenborn.
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: Alemania Niedermittlau - SV Somborn, FSV Kempfenbrunn - Germania Bieber, SG Haitz - TSV Lohrhaupten (So., 14.30 Uhr). wh
ERLENSEE / WIESBADEN. Nach dem Hubschrauberabsturz am Dienstag in Wiesbaden sehen sich die Grünen im hessischen Landtag in ihren Warnungen vor dem Flugbetrieb in dichtbesiedelten Gebieten wie Erbenheim und Erlensee bestätigt. Beide Militärstützpunkte müßten nach Auffassung der Fraktionssprecherin Daniela Wagner aufgelöst werden, zumal sich der Flugbetrieb in Erlensee in den vergangenen Monaten wieder intensiviert habe: "Würden sich die US-Streitkräfte einem Genehmigungsverfahren nach geltendem Luftverkehrsrecht unterwerfen, dürften sie eine so dicht besiedelte Region mit Sicherheit nicht weiter als Übungsraum und Wartungszentrum benutzen."
Auch Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) hat sich nach dem Unglück zu Wort gemeldet und darauf hingewiesen, daß Hubschrauber gleichen Typs wie die in Erbenheim abgestürzte Maschine in Erlensee stationiert sind. Eyerkaufer will bei den nächsten Gesprächen mit den US- Streitkräften ein Überflugverbot für die bewohnte Ortslage fordern. Mehr sei leider nicht möglich, weil die Bundesregierung als zuständige Instanz untätig bleibe. hein
Auf einen Blick
Seite II Kulturspiegel: Schottener Stadtbücherei verleiht Software - mit Erfolg. Seite III Zwei Familien aus Bosnien haben in Petterweil vorübergehend ein Obdach gefunden. Sie brauchen Hilfe. Seite IV Vor 25 Jahren gingen die Leute auf die Straße. Was ist aus den 68er Utopien geworden? Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft?
Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte Hanau/Main-Kinzig-Kreis. Notfallrettung für den gesamten Altkreis Hanau 1 12, für das Ortsnetz Gelnhausen 0 60 51/ 1 12; Notfallrettung für den restlichen Altkreis Gelnhausen und den Altkreis Schlüchtern 0 61 81 / 1 92 22; Krankentransport für den gesamten Main-Kinzig- Kreis 0 61 81 / 1 92 22.
Steinheim/Klein-Auheim. Ärztlicher Notdienst für Sonn- und Feiertage: Doorner Straße, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa. 12 bis Mo. 6 Uhr.
Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Langenselbold. Dr. Heinrich, Steinweg 1, Telefon 6 11 22.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst- Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.
Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Biebergemünd. Dr. Hütten, Telefon 0 60 50 / 15 16.
Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Langhoff, Telefon 0 60 59 / 12 14.
Bad Orb. Sa.: Dr. Dehmer, Telefon 0 60 52 / 9 13 00; So.: Dr. Linck, Telefon 0 60 52 / 49 91.
Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Alten- und Pflegeheime Main-Kinzig-Kreis. Informationsdienst für freie Plätze, Telefon 0 66 61 / 8 21 61. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.
Gelnhausen. Der diensthabende Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter der Telefon Nummer 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten:an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr. Apotheken Hanau. Sa.: Hirsch-Apotheke, Vorstadt 7, Telefon 2 08 09; Einhorn-Apotheke Großauheim, John-F.-Kennedy-Straße 26, Telefon 95 18 51. So.: Hof-Apotheke, Am Markt 19, Telefon 2 29 14.
Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Ritter-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Ronneburg-Hüttengesäß, Telefon 0 61 84 / 33 05; So.: Rathaus-Apotheke, Alzenauer Straße 30b, Rodenbach, Telefon 0 61 84 / 5 04 49.
Maintal. Sa.: Apotheke am Kreuzstein, Bischofsheim, Goethestraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 21 82. So.: Main-Apotheke, Dörnigheim, Wilhelmsbader Straße 15, Telefon 0 61 81 / 4 53 68.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Rathaus-Apotheke, Hanauer Straße 19a, Bruchköbel-Roßdorf, Telefon 0 61 81 / 7 73 30; So.: Schloß-Apotheke, Kilianstädter Straße 10, Schöneck- Büdesheim, Telefon 0 61 87 / 78 78.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Wildhaus-Apotheke, Gelnhäuser Straße/ Ecke Odenwaldstraße, Linsengericht-Altenhaßlau, Telefon 0 60 51 / 6 64 06; So.: Bahnhof-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 35 38.
Bad Orb. Sa.: Brunnen-Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87; So.: Alte Stadtapotheke, Hauptstraße 69, Telefon 0 60 52 / 23 80.
Freigericht. Hasel-Apotheke, Kinzigstraße 5, Hasselroth-Neuenhaßlau, Telefon 0 60 55 / 38 08.
Wächtersbach. Hof-Apotheke, Obertor 1, Telefon 0 60 53 / 16 03. Gemeindeschwestern Langenselbold. Gertrud Lamm, Wingertstr. 17, Gründau, Tel. 0 60 51 /43 21. Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 25 11 91.
Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.
Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.
Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.
Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61 / 1 21.
HANAU. Die drei Stationen der Kinderklinik des Stadtkrankenhauses Hanau sollen in diesem Jahr "märchenhaft" umgestaltet werden. Dies ist das neueste Projekt des vor einem Jahr gegründeten Elternvereins "Sterntaler".
Der Elternverein hat das Vorhaben bei der vergangenen Mitgliederversammlung ins Auge gefaßt. Wie Vorstandssprecher Roland J. Metzger aus Rodenbach mitteilt, sollen die Stationen nach Figuren aus den Märchen der Brüder Grimm benannt werden.
Der Verein will außerdem Geld für eine optische Gestaltung der drei Stationen zur Verfügung stellen. Für die Arbeiten sollen dann Absolventen von Kunstschulen und Auszubildende aus der Umgebung engagiert werden.
Zu den weiteren Plänen gehört die Einrichtung eines "Stammtisches" in der Elternwohnung, die der Verein geschaffen hat. Er soll den Gedanken- und Meinungsaustausch zwischen den Eltern kranker Kinder erleichtern.
Die Mitglieder wollen außerdem versuchen, stundenweise eine Erzieherin zur Betreuung der stationär behandelten Mädchen und Jungen zu gewinnen.
Der Verein will nun dem Bundsverband "Das frühgeborene Kind" mit Sitz in Heidelberg beitreten, der vergangenes Jahr in Frankfurt von Vertretern aus 75 Elterninitiativen und Fördervereinen gegründet worden war. Eines seiner Ziele ist die Gründung eines wissenschaftlichen Beirats zur Unterstützung der Forschung im Bereich der psychosozialen Betreuung Frühgeborener.
Die "Sterntaler", die im vergangenen Jahr auch ein Kinderfest auf dem Klinikgelände veranstaltet sowie Spielsachen und medizinisches Gerät angeschafft hatten, werden bei ihrer Arbeit von Bürgern, Vereinen, Verbänden und Unternehmen unterstützt.
Der Verein verfügte über ein Budget von insgesamt rund 46 000 Mark. In dieser Summe sind eigene Erlöse und Geldspenden eingerechnet. res
SCHWALBACH. Aus "formellen Gründen" hat der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel jetzt einen Beschluß des Frankfurter Verwaltungsgerichts aufgehoben. Die Frankfurter Richter hatten einen Antrag der Stadt Schwalbach zunächst positiv beschieden. Dieser sah vor, dem Land als Zwangsvollstreckung aus einem Vergleich des Jahres 1981 ein Ordnungsgeld in Höhe von 50 000 Mark anzudrohen, falls mehr als 500 Asylsuchende in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) untergebracht werden.
Der vierte Senat des VGH indes entdeckte einen Mangel in der Entscheidung. Die Stadt hätte sich nämlich, bevor sie in Frankfurt vor Gericht zog, eine Vollstreckungsklausel erteilen lassen müssen. Dies ist ein besonderer Vermerk, der lediglich bestätigt, daß eine bestimmte Person die Zwangsvollstreckung vollzieht.
Wie die FR vom Verwaltungsgerichtshof erfuhr, ist die Kasseler Entscheidung nicht mehr anzufechten, aber sie ist kein Verfahrenshindernis, falls die Stadt eine neue Vollstreckung des Vergleiches von 1981 beantragt. Hauptamtsleiter Rolf Mann nimmt den Gerichtsentscheid denn auch gelassen. Ihr Ziel habe die Stadt ohnehin erreicht: Binnen weniger Tage sei die Überbelegung der HGU heruntergefahren worden.
Zur Vorgeschichte: 1981 hatte die Stadt Schwalbach dagegen geklagt, daß die Gemeinschaftsunterkunft auf ihrem Gelände errichtet wird. Daraufhin verpflichtete sich das Land in einem Vergleich, die HGU nicht zu erweitern und dort nicht mehr als 500 Flüchtlinge unterzubringen.
Nachdem im vergangenen Jahr die HGU immer wieder überbelegt wurde, Flüchtlinge in Gängen und gar im Freien übernachten mußten, bestand die Stadt auf der Umsetzung des Vergleiches. Im August stellte sie einen entsprechenden Antrag beim Frankfurter Verwaltungsgericht und bekam recht: Das Land habe schuldhaft gehandelt, weil es nicht alles in seiner Macht Stehende getan habe, um die Belegungszahlen einzuhalten, befanden die Richter.
Deren Entscheidung hob der VGH jetzt nach einer Beschwerde des Landes auf. Zwar sahen auch die Kasseler Richter den Antrag der Stadt Schwalbach auf Vollstreckung des Vergleichs als "statthaft" an. Die Stadt könne den Vergleich auch nicht ohne gerichtliche Hilfe vollstrecken, befanden die Richter. Doch die Voraussetzungen für die Vollstreckung seien eben nicht gegeben gewesen, weil die Stadt sich keine Vollstreckungsklausel erteilen ließ. Wie VGH-Richter Hans- Joachim Höllein der FR sagte, könne sich ein Gläubiger solch eine Klausel jederzeit erteilen lassen. she
ROSBACH. Über die Entstehung der Landschaft in der Gemarkung Rodheim im Laufe von 20 Millionen Jahren spricht der Diplom-Geograph Dr. Karsten Brunk am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Rodheimer Bürgerhaus in einer Veranstaltung des Rodheimer Geschichts- und Heimatvereins. Dr. Brunk ist Mitglied des Vereins und will über die erdgeschichtlichen Prozesse der Region berichten, also über die Entstehung der Wetterausenke nach der "Auffaltung" des Taunus und den Einfluß der Vulkantätigkeit des Vogelsbergs.
Spannend dürfte auch der Wandel der von Eis bedeckten Landschaft in der jüngeren Erdgeschichte zur Tundra über die Bewaldung bis zur heutigen "Kulturlandschaft" sein.
Anhand von Dias will der Wissenschaftler die komplizierte Materie leicht verständlich erläutern. hm
Parteien + Wähler
Rupert von Plottnitz kommt FRIEDRICHSDORF. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Rupert von Plottnitz, und sein Amtskollege im Friedrichsdorfer Rathaus, Horst Burghardt, wollen am Mittwoch, 3. März, mit Friedrichsdorfern über den Solidarpakt, die Sparpläne der Bundesregierung und den Asylkompromiß diskutieren. Sie kommen dazu um 20 Uhr in das Gasthaus "Zum Löwen" in der Taunusstraße.
Jungwählerparty mit Assmann BAD HOMBURG. Eine Jungwählerparty mit Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (48), CDU-Stadtchef Bernd Hamer (53), der Bundestagsabgeordneten Bärbel Sothmann und Fraktionschefin Gudrun Hofmann (42) veranstaltet die Junge Union Bad Homburg am Freitag, 5. März, ab 19.30 Uhr im Golfhaus im Kurpark. Dazu steigt ein Preisausschreiben "Jugend wählt Assmann".
FRIEDBERG. Wie kann man sich mit Hilfe des Hauscomputers die gesuchten Videos, CDs, Spiele und Bücher aus den 23 000 Medien des Bibliothekszentrums im Klosterbau heraussuchen? Das wird allen Interessierten am Dienstag, 2. März, ab 16 Uhr während einer Führung durch die Bücherei in der Augustinergasse 8 gezeigt.Wahl unter sieben Listen
OFFENBACH. Bei den Kommunalwahlen vor vier Jahren waren 77 892 Offenbacher wahlberechtigt, diesmal sind es nur noch 74 900. Bei einer Wahlbeteiligung von 70,3 Prozent erhielt die SPD vor vier Jahren 40,1 Prozent der gültigen Stimmen; die CDU 35,6; die FDP 5,6; die Freie Wählergemeinschaft (FWG) 6; die Grünen 10,3 Prozent; "Sonstige" 2,6 Prozent. Damit verteilten sich die 71 Mandate in der Stadtverordnetenversammlung anfangs so: SPD 29, CDU 26, Grüne 8, FDP und FWG jeweils 4.
Die FWG, eine Abspaltung von der FDP, hatte sich 1989 erstmals bei der Kommunalwahl beworben. Nach der Wahl traten vier Christdemokraten aus der CDU aus und nahmen ihre Mandate mit zur FWG. Die SPD erneuerte ihre Koalition mit den Grünen nicht und ging mit der nun acht Mandate starken FWG ein Bündnis ein. Als dieses vor zwei Jahren vornehmlich über dem Streit um die katastrophale Finanzlage der Stadt scheiterte, verabredeten SPD und CDU eine Koalition bis 1997 zur Sanierung des städtischen Haushaltes.
Neben diesen vier Parteien und einer Wählergemeinschaft bewerben sich bei den Kommunalwahlen am 7. März 1993 erstmals auch die Partei der Republikaner und ein linkes Bündnis namens "Niemand".
Die bereits im Stadtparlament vertretenen Fraktionen treten mit ihren altbekannten Protagonisten an. Um "Bürgernähe zu demonstrieren", haben SPD und FDP parteilose Sympathisanten mit auf ihre Liste genommen, die SPD beispielsweise auf als sicher geltenden Plätzen die Hausfrau und Marktbeschickerin Brigitte Jung, den Rechtsanwalt Horst Thon und den Zahnarzt Dr. Horst Hoffmann. lz
KASSEL. Fast schien es, als wollte so mancher im Land mit lautem Getöse über sein Erschrecken hinwegtäuschen: Als der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen in der vergangenen Woche sein Haushaltsloch von fast 160 Millionen Mark aufdeckte, da hagelte es nur so Kritik. Von den kommunalen Spitzenverbänden, der Liga der Freien Wohlfahrtspflege (den Trägern zahlreicher Alten- und Pflegeheime), den Behindertenwerkstätten und von den Fraktionen der Grünen und FDP in der Verbandsversammlung.
Die Grünen im Landtag sprachen gar von einer "Bankrotterklärung der LWV- Spitze". Sie forderten, dem Verband weitere Aufgaben (wie mit der Altenhilfe bereits geschehen) zu entziehen und in die Hand der 21 Kreise und fünf kreisfreien Städte zu geben. Eine Lösung des Problems aber scheint damit nicht in Sicht. Denn wie zum Beispiel die Betreuung der Behinderten dann finanziert werden soll, darüber schweigen sich die Grünen aus. Ebenso darüber, wie das Haushaltsloch kurzfristig gestopft werden könnte.
Noch einmal in Kürze: Allein für Nachzahlungen werden 1993 insgesamt mindestens 188 Millionen Mark fällig, so hatte LWV-Landesdirektorin Barbara Stolterfoht (SPD) vor rund zwei Wochen vorgerechnet. Denn stärker als angenommen seien die Sozialhilfeausgaben für die Pflege alter und die Eingliederungshilfe behinderter Menschen gestiegen. Nur einen Teil der zusätzlichen Kosten hatte Kämmerer Albrecht Glaser (CDU) vorausgesehen und in seinem Haushaltsentwurf bereits eingerechnet. Es fehlen mindestens 158 Millionen Mark.
Die "von uns allen gewollte Verbesserung der sozialen Infrastruktur", so Stolterfoht, habe die Ausgaben explodieren lassen: Lohnerhöhungen, eine bessere personelle Ausstattung der Altenpflegeheime, eine größere Zahl von Pflege- und Betreuungseinrichtungen und vor allem gestiegene "Fallzahlen" (in vier Jahren um 4000 auf 24 551) seien die Ursache.
Ein Blick über die Landesgrenze verrät, daß die Direktorin hier kein spezifisch hessisches Problem schildert: Über "exorbitant" gestiegene Sozialhilfekosten klagt beispielsweise auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Auch hier, so der Pressesprecher, sei die Zahl der Pflegefälle "rasant" in die Höhe gegangen. Personal- und Sachkosten stiegen zudem immer schneller.
Die Einnahmen aber entwickelten sich nicht in gleicher Weise: Selbst angesichts der guten konjunkturellen Lage reicht die Steuerkraft der 18 Kreise und neun kreisfreien Städte in Westfalen und Lipperland in diesem Jahr nicht aus, um die Mehrkosten aufzufangen. Die Umlage (also jener in Prozentpunkten festgelegte Anteil, den die Kreise an den Verband zahlen) mußte erneut erhöht werden. Was in den kommenden Jahren, bei voraussichtlich schlechterer Lage sein wird, vermag niemand zu sagen.
Und in anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus: Die Schere zwischen Ausgaben und Steueraufkommen der Kommunen wird immer größer. "Die Situation spitzt sich zu", bestätigt beispielsweise die Sprecherin des LWV Baden. Pflege und Eingliederungshilfe werden auch hier langfristig nicht mehr von den Sozialhilfeträgern finanziert werden können. "Wenn nicht spätestens in einem halben Jahr der Entwurf für eine Pflegeversicherung auf dem Tisch liegt", so ihr Kollege aus Westfalen, "dann wird es noch später als fünf nach zwölf sein."
In Hessen ist es schon jetzt soweit: Hier, das scheint klar, kann die Kostensteigerung nicht mehr über die Verbandsumlage aufgefangen werden. Denn die Kreise sind bereits arg belastet: Seit Januar liegt die Altenhilfe vollständig in ihrer Verantwortung. Das heißt, sie selbst zahlen nun die Last der Hilfe zur Pflege.
Gießens Landrat Rüdiger Veit malte in der vergangenen Woche gar den Teufel an die Wand: Er fürchtet, in diesem Jahr in gleicher Höhe wie bisher an den LWV zahlen und zusätzlich die Kosten für die Altenhilfe tragen zu müssen. Doch das ist den Kommunen nicht zuzumuten, meint Glaser. Bleibt die Frage, wer die fehlende Summe dann aufbringen soll. Der Vorschlag Veits, den Haushalt des LWV einfach unausgeglichen zu lassen, scheint da realitätsfremd: Das verbietet dem Verband ein 1987 in Kraft getretenes Gesetz.
Bis eine Lösung gefunden sein wird, so kündigte der LWV an, wird der Pflegesatz von 1992 eingefroren und keine weitere Einrichtung anerkannt. Sofern die Liga der Freien Wohlfahrtspflege, Kreis- und Städtetag mitziehen. Eine Antwort steht noch aus. Mittelfristig wird man laut LWV auch über die "Vereinbarung über die Gestaltung der Pflegesätze" reden müssen. Denn die garantiert eben, daß den Heimen Mehrkosten rückwirkend erstattet werden. Auf dieser Basis sei es unmöglich, zu kalkulieren, so Stolterfoht.
Die Landesregierung hat den LWV inzwischen aufgefordert, seine Finanzlage möglichst detailliert darzulegen: "Mehr", so hieß es aus dem Familienministerium, "ist momentan nicht zu sagen."
"Man kann darüber streiten", so Stolterfoht, "wer, was, wann, wie versäumt hat. Wir würden auch eine Prüfung in unserem Haus begrüßen. Aber unstrittig ist, daß wir an der Grenze der Finanzierbarkeit angelangt sind." ELKE BOCKHORST
Verantwortlich für die Verlagssonderseiten "Lehrinstitute stellen sich vor": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU; Fotos: J. Roewer.
sp HANNOVER, 24. Februar. Der niedersächsische Sozialminister Walter Hiller (SPD), der seit zweieinhalb Jahren vom VW-Konzern einen "Testwagen" nach dem anderen erhalten hat, ist bereit, den geldwerten Vorteil nachträglich zu versteuern, wie er am Mittwoch in Hannover mitteilen ließ. Den "Corrado", den er und seine Familie zuletzt genutzt haben, will er sofort zurückgeben. Auch verzichtet er auf den Konferenzbus, den er als nächsten "Testwagen" bekommen sollte. Inzwischen wurde bekannt, daß Hiller die Bestimmungen des Ministergesetzes ignorierte, das die Nebeneinkünfte auf 10 800 Mark im Jahr begrenzt.
Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD), der wie Hiller dem VW-Aufsichtsrat angehört, hat in seine Nebeneinkünfte aus dem Jahr 1991 die Nutzung des ihm damals als "Testwagen" überlassenen "Öko-Golf" mit 3300 Mark eingerechnet. Das entspricht pro Monat einem Prozent vom Neuwert des Wagens, wie die Staatskanzlei in Hannover erläuterte.
Auf die Frage, wie sich das Land Niedersachsen als Miteigentümer des VW- Konzerns zur "Testwagen"-Praxis stellt, sagte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye am Mittwoch, für die Firma entstehe zweifellos ein Werbeeffekt, wenn Politiker Wagen aus der VW-Produktion führen. Das gelte auch dann, wenn die Regierungsmitglieder nicht selber, sondern ihre Töchter die Wagen benutzten. Nach Heyes Angaben legen die Aufsichtsratsmitglieder, zu denen auch der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff gehöre, jeweils in den Aufsichtsratssitzungen die ausgefüllten Testformulare vor.
Niedersachsens Oppositionsführer Jürgen Gansäuer (CDU) forderte am Mittwoch, gegen Minister Hiller ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung einzuleiten.
Jedem niedersächsischen Minister steht gesetzlich ein Dienstwagen zu einem Preis bis zu 47 000 Mark zu. Für Staatssekretäre liegt die Grenze bei 41 000 Mark. Der marktübliche Kaufpreis der tatsächlich genutzten Dienstwagen liegt aber doppelt so hoch oder noch höher. Die Herstellerfirmen gewähren der Regierung hohe Rabatte. Heye sagte, die Firmen seien "interessiert, ins Geschäft zu kommen".
Aufgespießt
"Ein mexikanischer Bettnässer, eine sächsische Stasi-Spitzelin, griechische Killer, lüsterne Polinnen, ein südafrikanischer Potenzbrocken und ein vietnamesischer Depp. Ist die Lindenstraße vielleicht rassistisch?" Die Berliner tageszeitung in einer Würdigung der beliebten Fernsehserie unter dem Titel "Rettet Ursula!"
Der "Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz" wird im März in Bonn weitere Verhandlungen über die Finanzierung des Projekts führen. Geplant ist unter anderem ein Gespräch mit dem Bundestagsvizepräsidenten Helmuth Becker (SPD). In früheren Gesprächen mit den Spitzen der Bundestagsfraktionen "haben alle Fraktionen dem Konzept zugestimmt", sagte Pfarrer Rudolf Dohrmann am Mittwoch. Offen seien jedoch noch die Geldfragen. Nach den Vorstellungen des Vereins soll die Bundesrepublik das Stiftungsvermögen zur Verfügung stellen. Notwendig, so Dohrmann, sei eine Summe von fünf Millionen Mark pro Jahr, aus deren Ertrag die laufende Arbeit finanziert werden könne.
Die geplante Stiftung, die ihren Sitz in Frankfurt und Auschwitz haben soll, hat sich mehrere Ziele gesetzt. Dringend notwendig sei die Erhaltung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, "die inzwischen so teuer und technisch aufwendig geworden ist, daß der polnische Staat diese Aufgabe allein nicht mehr leisten kann", sagte Dohrmann. Die Gebäude, ein einzigartiges Mahnmal des nationalsozialistischen Terrors, würden verfallen, Fundstücke und andere Überreste könnnten nicht sachgerecht gelagert werden.
Auschwitz-Birkenau gilt als Zentrum der Vernichtungsmaschinerie der Nazis. Die Zahl der getöteten Juden allein in den Monaten Mai bis November 1944 wird auf etwa 500 000 geschätzt. Nach den Vorstellungen des Vereins könnte die Stiftung einen regelmäßigen finanziellen Beitrag zum Erhalt der Gedenkstätte leisten.
Darüber hinaus soll die Stiftung Quellen, Berichte von Überlebenden und wissenschaftliche Literatur sammeln, um Forschungsarbeiten zu ermöglichen und zu fördern. Als Hauptaufgabe sehen die Initiatoren die Bildungs- und Aufklärungsarbeit mit Informationsbroschüren, Unterrichtsmaterialien, Ausstellungen, Seminaren, Besuchen der Gedenkstätte und Begegnungen mit ehemaligen Häftlingen.
Diese Arbeit könne den "Nachkommen der Tätergeneration niemand abnehmen", begründete Heike Duill vom Vorstand des Vereins die Initiative. Nur so sei die geschichtliche Verantwortung der Deutschen glaubwürdig zu vertreten. Dohrmann nannte auch praktische Erwägungen für die Einrichtung des Projekts. Viele verschiedene Initiativen könnten nicht systematisch alles sammeln und auswerten: "Wir sind an der Grenze, wo wir Profis brauchen." Die "Profis" - Historiker, Pädagogen, Archivare - sollen in einem eigenen Stiftungsgebäude arbeiten. Die Dreifaltigkeitsgemeinde hat dafür bereits ein Grundstück in der Solmsstraße zur Verfügung gestellt. Außerdem, so Dohrmann, habe der Evangelische Regionalverband zugesagt, die Personalverwaltung, Buchführung und Rechnungsprüfung zu übernehmen.
Der Verein weist noch einmal auf die von ihm mitbetreute Ausstellung "Auschwitz - Das Verbrechen gegen die Menschheit" in der ehemaligen Fabrik Günther, Voltastraße 31, hin. Sie kann noch bis 7. März wochentags außer montags von 15 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 13 bis 18.30 Uhr und sonntags von 11 bis 18.30 Uhr besucht werden. vo
HATTERSHEIM. Zum dritten Mal öffnen sich am Sonntag um 11 Uhr die Türen zur Ausstellung "Kunst in der Praxis". Acht Malerinnen aus Hattersheim zeigen ihre Werke in den Räumen an der Taunusstraße 6 a, Ecke Albert-Schweitzer-Straße, in Okriftel. Christine Alvarez, Ursula Anczykowski, Marion Brenninger, Hildegard Hoffmann, Ingrid Leersch, Heide Muser, Romy Otzen und Agnes Rudy sind Schülerinnen von Anita Kaleja. Stadtrat Hans Franssen wird die Ausstellung eröffnen. schu
ski FRANKFURT A. M. Über eine nochmals "drastisch" verschlechterte Schadensentwicklung im Kraftfahrzeug- Kaskogeschäft und in der Einbruchdiebstahlversicherung berichtet die Assekuranzgruppe R + V. Der Autoklau habe unvermindert zugenommen, ebenso Einbrüche und Raubdelikte. Das versicherungstechnische Ergebnis der R + V Allgemeine war 1992 außerdem durch Vorlaufkosten der Markterschließung in den neuen Bundesländern belastet. Nicht zuletzt dank höherer Kapitalerträge erwarten die Wiesbadener jedoch ein Gesamtergebnis "zumindest" in Vorjahreshöhe.
Die Gruppe insgesamt steigerte ihre Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr um gut zwölf Prozent auf 6,5 Milliarden Mark. Damit schnitten die mit den genossenschaftlichen Banken verbundenen Unternehmen zwar schlechter ab als im Ausnahmejahr 1991, aber immerhin noch deutlich günstiger als die Branche im Mittel.
In der Leben-Sparte erreichte das Neugeschäft auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung erstmals mehr als eine Milliarde Mark Versicherungssumme. Überhaupt konstatiert die R + V eine weiterhin "hohe Bereitschaft der Bevölkerung zur Risikovorsorge".
Frankfurter Wohngebiet ist hochgradig verseucht Stadt: Kinder nach Hoechst-Unfall nicht ins Freie lassen Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle FRANKFURT A. M., 24. Februar. Nach dem Chemieunfall vom Montag im Griesheimer Werk der Hoechst AG haben die Behörden ein 36 Hektar großes Wohngebiet im Frankfurter Stadtteil Schwanheim, in dem 1400 Menschen leben, als hochgradig verseucht eingestuft. "Jede Straße, jede Rasenfläche, jeder Baum ist kontaminiert", sagte am Mittwoch ein Sprecher der Feuerwehr. Der Frankfurter Magistrat ließ 100 Kleingärten schließen und appellierte an die Eltern, ihre Kinder nicht im Freien spielen zu lassen. Die Gefahr geht von dem möglicherweise krebserregenden Haut- und Atemgift o-Nitroanisol aus, von dem nach einem Bedienungsfehler 2,5 Tonnen über dem Stadtteil niedergegangen waren und sich als schmierige Masse abgelagert hatten. Der Schmelzpunkt der Substanz liegt bei neun Grad Celsius, ab dann könne es verstärkt zu Ausgasungen kommen, hieß es. Kritisch wird es nach Angaben des Frankfurter Umweltdezernats für das betroffene Viertel, wenn die Außentemperaturen auf 15 bis 20 Grad stiegen. Dann müsse eventuell die Bevölkerung vorübergehend evakuiert werden.
Als "beängstigenden Tatbestand" bezeichnete es der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne), daß es keine tauglichen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Abbaubarkeit von o- Nitroanisol und den genauen Grad der Giftigkeit gebe. Man erwarte diese Daten nun schleunigst von der Hoechst AG, die auch ein "flächendeckendes Sanierungskonzept" vorlegen und realisieren müsse.
Der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) und Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) kritisierten am Mittwoch nach Gesprächen mit Hoechst-Vorstandsmitgliedern die Informationspolitik des Unternehmens. "Es ist viel zu spät, zu unpräzise und in die falsche Richtung informiert worden", sagte von Schoeler.
Am Mittwoch gab es einen Störfall im Hoechst-Stammwerk im Stadtteil Höchst. Dort wurde etwa ein Kilogramm Chlordioxid freigesetzt. Es sei nichts außerhalb des Werksgeländes gelangt, hieß es.
(Kommentar S. 3, weitere Berichte Lokales)
FRANKFURT A. M., 24. Februar (FR). In Sachsen und Bayern Schnee, sagt das Wetteramt vorher, sonst eher heiter. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus vier und plus ein, die Tiefstwerte zwischen minus acht und drei Grad. Aussichten: Schneeschauer. (Siehe Lokales)
BASEL. Die Welt ist ein Sündenpfuhl, ein Ort für Blutschande und Niedertracht. Kein Halt ist mehr darin, nichts, worauf man bauen und vertrauen darf. Der Bruder bringt den Bruder um und liebt die eigene Schwester. Die Schwester ist ein Kind vom Papst. Der Papst aber ist schlimmer als der Teufel. Das alles ist längst vergangen, hübsch ausgedacht anläßlich eines erstaunlichen Zeitenwirrwarrs, zwischen glühender Romantik und bravem Biedermeier-Sinn.
Das Häßliche sei faszinierend, empfand Victor Hugo damals und schrieb sein "Préface de Cromwell", das legendäre Vorwort zu seinem ersten, schnell vergessenen Stück. Darin ist von einer besonderen Vielfalt die Rede. Sie offenbare sich im abgrundtief Bösen, keineswegs aber im schönen Guten. Ein Drama soll ehrlich und offen sein, Dann, so Hugo, werde sogar eine "Harmonie der Gegensätze" erreicht.
So handelt "Lucretia Borgia" zunächst von Falschheit und Verstellung. Ein jeder zieht sich eine Maske auf. Manch eine Fratze aber wird auf diese Weise erst erträglich. "Die Maskenfreiheit ist eine gute Gelegenheit", heißt es in der zeitgenössischen Übersetzung von Friedrich Seybold (eine spätere Übertragung stammt von Georg Büchner). Und: "Maskiertes Gesicht, nacktes Herz." Es geht um jene Frau, die gemeiner ist als alle anderen, mordet und wütet und endlich liebreich und gnädig sein möchte. Lucretia Borgia hat ihre Familie ausgelöscht. Nur ein einziger Sohn ist ihr geblieben. Er alleine wäre imstande, sie zu erlösen, ihr zu vergeben und sie endlich Reue empfinden lassen. Gennaro aber haßt Lucretia, ahnt nicht, daß sie seine Mutter ist.
Damit ist jedoch der Bogen auch schon überspannt: Hugo muß sekundenschnell Zufälle produzieren, um sein Drama in Gang zu halten, Gift mischen und Gegengifte bereiten, in einem fort auflauern und belauschen lassen. Es ist ein ermüdendes Vor und Zurück, ein Spiel von unfreiwillig bösem Tun und braven Absichten. Der Dichter ist im Grunde unentschlossen. Seine Gegensätze bleiben unversöhnt. Am Ende wird Lucretia von Gennaro erstochen. Sie stirbt und gibt sich ihm noch sterbend preis. Das Ganze ist ein Mißgeschick, mehr nicht. So wird das Trauerspiel in Rührsal ertränkt: Der Bürger seiner Zeit ist tief ergriffen, die Zuschauer in Basel sind es nicht.
Dabei tut Hans Hollmann (Regie) das einzige Richtige und inszeniert wie ein nüchterner Bestattungsunternehmer. Die Bühne (Wolfgang Mai) wird von zentnerdicken Mauern umstellt. Kein Lebenslaut dringt nach außen, stets ist dort schwarze Nacht. Die Gesichter sind lebendig erstarrt, werden unter Ledermasken versteckt oder von Pomadenlocken steif umkränzt. Die Schauspieler kapitulieren vor Hugo, dies aber mitunter auf furiose Weise. Vor allem Dieter Laser, Don Alphons d'Este und Lucretias vierter Gatte, ist ein bleichgesichtiges Nichts, zähnestoßend und toll vor Eifersucht. Natürlich jagt er uns einen Schrecken ein. Doch dabei wahrt er Contenance, ist mehr Graf als Dracula. Seine Wut gibt sich stets zäh und umstandsvoll, ist immer lachhaft.
Einmal wirft er sogar alle Kleidungsstücke von sich, bäumt sich auf und läßt die morschen Knochen knacken. Bemitleidenswert ist dabei einzig Reinhild Solf. Ihre Lucretia wirkt seltsam blaß bei solch nekrologischer Schauspielkunst. Sie ist offenbar auf die falsche Bühne geraten. Dort wird nicht ihr Stück gespielt, sondern ein anderes, viel berühmteres: der "Glöckner von Notre-Dame".
ULRICH HERRMANN
Die Monatsrente reicht gerade noch für ein Hemd In Belgrad sind die Regale trotz der Sanktionen gut gefüllt, aber die Inflation treibt die Menschen in den Hunger
"Sein oder Nichtsein" titeln Zeitungen ihre Artikel. Die intellektuelle Selbstbefragung des dänischen Prinzen hat für viele Serben in Rest-Jugoslawien längst ihren theatralischen Akzent verloren. Neun Monate nach Verhängung der UN- Sanktionen ist der Hunger für immer mehr Menschen zur Realität geworden. Die Lage ist absurd. Nicht etwa, daß es in Belgrad wegen der internationalen Blokkade nichts mehr zu kaufen gäbe. Die Regale der Lebensmittelläden sind noch immer gut gefüllt und sortiert. Bestenfalls sind einige importierte Waren, wie Von Harry Schleicher (Belgrad) teure Alkoholika, Zigaretten und technische Güter, verschwunden. Aber selbst Kaffee und Südfrüchte, die unter serbischem Himmel kaum gedeihen, sind reichlich vorhanden. Neuerdings fehlen zeitweilig hier und dort Mehl, Zucker, Speiseöl oder Waschmittel. Der Grund: solche preiskontrollierten Waren werden vom Erzeuger und Verkäufer zurückgehalten, bis ein günstigerer Preis bewilligt ist. Woran es aber prinzipiell mangelt ist das Geld, mit dem man die angebotenen Waren bezahlen könnte.
"Wir hatten uns in kommunistischen Zeiten sogar an galoppierende Inflation gewöhnt. Was aber jetzt geschieht, sprengt alles Dagewesene", beschreibt ein Fachkollege die Situation. Die Inflationsrate dürfte bei einer täglichen Teuerung von vier Prozent im Februar mit 150 bis 200 Prozent lateinamerikanische Dimensionen erreichen. Die vergleichende Statistik des von offiziellen Stellen der Stadt Belgrad ermittelten täglichen Lebensmittelkorbes einer vierköpfigen Familie liest sich wie ein Krimi. Am 15. Februar betrug sein Wert 75 126 Dinare, eine Woche später kostete er bereits 107 286 Dinare.
"Unser Personal verbringt die meiste Zeit mit der Auszeichnung der neuen Preise", klagen die Leiter der Lebensmittelläden. Viele andere Geschäfte, nicht nur Modeboutiquen, haben längst darauf verzichtet, ihre in den Schaufenstern feilgebotenen Waren noch mit Preisschildern zu versehen. Sie befürchten, Kunden abzuschrecken. Doch auch so glänzen die Warenhäuser und Geschäfte durch fast absolute Leere. Die monatlichen Durchschnittslöhne, die sich nach dem überzogenen Schwarzmarktkurs der 50-DM-Grenze nähern, reichen längst nicht mehr fürs blanke Überleben. Der Minimallohn, verkündete soeben die Tageszeitung Politika, sei im Januar auf 407 482 Dinare (37 DM) gesunken. Da viele Arbeitnehmer ihr Geld für den Monat Januar noch Ende Februar nicht ausbezahlt bekamen, verliert der Lohn zusätzlich an Wert. "Mit meiner Monatsrente von knapp vierzig Mark", so ein nach 35 Arbeitsjahren pensionierter Mittelschullehrer, "kann ich mir gerade ein Hemd kaufen."
Die materielle Verarmung und soziale Verelendung großer Bevölkerungsschichten hat beängstigende Dimensionen angenommen. "Wenn vor fünf Jahren jemand vorausgesagt hätte, daß wir 1993 so leben würden, man hätte ihn für verrückt erklärt. Niemand hätte geglaubt, daß man unter solchen Bedingungen existieren kann." Ljubomir Madzar, der solches sagt, ist Professor der Volkswirtschaft und seit November vergangenen Jahres Bundeswirtschaftsminister im jetzt auslaufenden Kabinett Milan Panics. Für den Minister-Professor, der gern auf seinen Lehrstuhl zurückkehrt, ist aber das Ende des wirtschaftlichen Niedergangs und der damit verbundenen sozialen Misere noch nicht in Sicht. 750 000 gemeldete Arbeitslose, eine Million noch "Beschäftigter", die im Zwangsurlaub bis zu 80 Prozent ihrer Löhne erhalten, ein Rückgang der Industrieproduktion in Jahresfrist um 40 Prozent, weitgehender Stillstand im Export und Import bei schwindenden Währungsreserven seien eine kaum zu bewältigende wirtschaftspolitische Hypothek. "Unter der zusätzlichen Last der Sanktionen kann keine Regierung noch etwas rational Zielführendes tun". Das einzig Positive sei, so Madzar, daß die Gesellschaft mehr Abwehrkräfte entwickele, als man erwarten konnte. "Selbst ein halbes Jahrhundert Kommunismus konnte die unternehmerischen Fähigkeiten und Phantasie dieses Volkes nicht vollends ausmerzen". Der Staat sollte die Privaten gewähren lassen, meint er. Sie bewirkten - nicht zuletzt auch bei Überwindung der Sanktionsbarrieren - viel Positives, während die meisten staatlichen Interventionen mehr schadeten als nutzten.
Seitdem der Machtanspruch der kommunistischen Nachfolgepartei, der "Sozialistische Partei Serbiens" Slobodan Milosevics, zweimal in pluralistischen Wahlen in Serbien bestätigt worden ist, rechnete die demokratische Opposition in Anbetracht des dramatischen wirtschaftlichen Niedergangs damit, daß diese Entwicklung unweigerlich zum totalen Kollaps und damit zum Machtwechsel führen müsse. Wirtschaftsminister Madzar hat einige Antworten parat, warum solche Hoffnungen enttäuscht wurden. "Wir alle hatten nur ein ungenügendes Wissen über unsere Gesellschaft, weswegen sich viele Prognosen als falsch erwiesen. Diese Gesellschaft hatte weit mehr versteckte Reserven, jene 'Strohsackdevisen', von denen sie noch heute zehrt. Ich glaube jetzt sogar, daß man selbst unter Sanktionen sehr lange leben kann, mag dies auch ein Leben unter Steinzeitbedingungen sein. Und irgendwie ist sogar der Krieg gesellschaftspolitisch ein stabilisierender Faktor. Die Menschen in Serbien, die täglich von den Greueln in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hören, sind zufrieden, daß sie davon verschont sind. Verglichen mit der Hölle des Krieges dort, empfinden sie ihre eigene Misere fast noch als Paradies."
"Ein System, das sich fast nur noch durch das Drucken immer neuen wertloseren Geldes am Leben hält, muß sich irgendwann selbst aufheben", doziert der Minister. In Belgrad scheinen sich solche Ansichten aber kaum durchzusetzen. Auf der "Terazije" und ehemaligen "Marschall-Tito-Straße", die heute "Straße der serbischen Herrscher" heißt, stößt man alle paar hundert Meter auf dichte, lange Menschenschlangen. Sie stehen vor den Filialen der nach dem faktischen Zusammenbruch der meisten staatlichen Banken wie Pilze nach einem warmen Regen aus dem Boden geschossenen zahlreichen Privatbanken an. Sie warten geduldig, um monatlich ihre zehn Prozent Zinsen für Devisen- oder bis zu 90 Prozent für Dinareinlagen abzuheben.
Da die Dinarrenditen weit unter der Inflationsrate liegen, kann man sich denken, wer das Geschäft macht, wenngleich man nicht weiß, wie es diese Banken machen, denen institutionelle Querverbindungen zu den herrschenden Strukturen nachgesagt werden. Solange ihnen neues Geld zufließt, fungieren sie als "soziale Stoßdämpfer". Vorerst helfen sie so manchem Rentner zu überleben.
Schon kam es zum ersten Zusammenbruch einer kleineren Bank, der einige Sparer 1,7 Millionen DM gekostet haben dürfte. Auf die Masse der zwischen Sein oder Nichtsein um die Existenz ringenden Menschen hat dies vorerst nur wenig Eindruck gemacht. Hätte es gewirkt, könnte eine größere als nur ihre kleine Scheinwelt zusammenbrechen.
OFFENBACH. Mit einer Pistole und einem Messer bedrohten in der Nacht zum Mittwoch zwei Männer einen 28jährigen Taxifahrer und forderten ihn auf, das Auto zu verlassen. Die beiden Räuber flüchteten mit dem Wagen, den sie später in der Lilistraße stehen ließen. Ihre Beute: 250 Mark.
Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten sich die beiden Fahrgäste vom Offenbacher Hauptbahnhof in den Heusenstammer Weg bringen lassen. Dort angekommen, hielt der auf der Rückbank sitzende Mann dem Taxifahrer ein Messer an den Hals. Sein Komplize auf dem Beifahrersitz drückte dem 28jährigen die Waffe in die Seite. Nach Angaben des Opfers war dieser Täter etwa 20 Jahre alt. Er hatte braune, glatte Haare und einen Dreitagebart. Er sprach gut Deutsch mit ausländischem Akzent. Auffallend: sein hellblaues Sakko.
Auf 20 bis 25 Jahre schätzt der Überfallene das Alter des zweiten Räubers, der 1,80 bis 1,90 Meter groß war. Seine schwarzen, glatten Haare trug er hinten zu einem Zopf zusammengebunden. Er war vermutlich Deutscher und trug dunkle Kleidung.
Hinweise nimmt die Offenbacher Kripo über Tel. 069/8090-259, entgegen. hf
ROSBACH. Speziell an Berufstätige wurde bei der Terminierung der einzigen Sondermüllabfuhr in diesem Jahr gedacht. Das Schadstoffmobil ist am Montag, 1. März, von 17 bis 19.30 Uhr am Bürgerhaus Rodheim postiert.
Sondermüll kann bereits am Samstag, 27. Februar, in der Zeit von 9.30 bis 11.30 Uhr an der Sporthalle Eisenkrain abgeliefert werden. hm
ach SANTIAGO, 25. Februar. Die systematische Mißachtung der Menschenwürde durch seine Sicherheitskräfte kommt Peru teuer zu stehen: Ein für die Regierung Alberto Fujimoris wenig vorteilhafter Bericht des US-Außenministeriums zur Menschenrechtslage in Peru zwang den Andenstaat, seine Normalisierungsbestrebungen zur internationalen Finanzwelt vorerst auszusetzen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) verschob die Behandlung des peruanischen Sanierungsmodells, die USA zogen Kreditzusagen für Zahlungsbilanzausgleich zurück.
Der Peru-Bericht war zu Beginn dieser Woche veröffentlicht worden. In dem Dokument heißt es, nach wie vor sei die maoistische Untergrundorganisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) für die meisten Verstöße gegen die Menschenrechte in Peru verantwortlich. In der Untersuchung werden aber auch Vorwürfe gegen die Regierung Fujimori erhoben. Verstöße der Sicherheitskräfte Perus gegen die Menschenwürde würden selten untersucht oder geahndet. Einer Untergrundbewegung zugerechnete Verhaftete würden "routinemäßig gefoltert".
Die Studie wirft dem peruanischen Präsidenten ferner vor, Personen oder Gruppierungen, die die Einhaltung der Menschenrechte in Peru fordern, mit Sympathisanten des Terrorismus in einen Topf zu werfen. Der peruanische Kongreß wies die Anschuldigungen inzwischen zurück, sicherte aber eine eingehende Untersuchung der Vorwürfe zu.
Die USA, Japan und andere Industrienationen hatten sich ursprünglich verpflichtet, Peru zum Zahlungsbilanzausgleich 1993 Kredite in der Höhe von 410 Millionen Dollar zu gewähren. Diese Zahlungen werden nun unterbleiben. Statt wie geplant am Mittwoch, will der IWF seine Zustimmung zu Fujimoris wirtschaftlichem Sanierungsmodell erst in einem Monat abgeben. Dies führt zu Verzögerungen des in Lima dringend benötigten IWF-Beistandskredites in der Höhe von 1,4 Milliarden Dollar. Auch die Aufnahme von Umschuldungsverhandlungen mit dem Pariser Club zieht sich in die Länge. Das US-Außenministerium greift auf Zahlen lokaler Menschenrechtsorganisationen zurück, denenzufolge der Sendero Luminoso 1992 zwischen Januar und November 654 Menschen ermordet hat. Armee, Polizei und gegen den Leuchtenden Pfad kämpfenden Bauernronden werden 95 Morde zur Last gelegt.
geg BERLIN, 24. Februar. Die meisten der in Berlin lebenden Türken wollen auch Deutsche sein. "Heutzutage wollen fast alle von ihnen die doppelte Staatsbürgerschaft für sich und ihre Kinder", sagte Ertekin Özcan, Sprecher des Bundes der EinwanderInnen aus der Türkei in Berlin (BETB), am Mittwoch. Das Meinungsbild habe sich in dieser Frage seit der Wende und den ausländerfeindlichen Anschlägen geändert. Dies habe deutlich gemacht, daß "die volle politische Gleichberechtigung erreicht werden muß". Auch sei die Angst der Türken, mit der Einbürgerung in Deutschland ihre kulturelle Identität zu verlieren, nicht mehr so stark wie noch vor zehn Jahren.
Auch die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nannte die Einführung einer doppelten Staatsbürgerschaft einen mutigen und konstruktiven Schritt. Der jetzige Rechtszustand, der dies nur im Ausnahmefall erlaube, dürfe nicht zu einem Dogma erstarren, sagte die FDP-Politikerin der Berliner Wochenpost.
Auf den breiten Rasenflächen rechts und links von Raj Ghat, der mehrere Kilometer langen Prachtstraße Neu-Delhis, vom India Gate hinauf zu den imposanten Kuppelpalästen des Präsidenten und der Ministerien, stehen akkurat ausgerichtet Militärzelte. Paramilitär hat das Gebiet abgeriegelt, Barrikaden wurden aufgerichtet und zum erstenmal liegen hier jene großen Rollen von Stacheldraht, die in Europa Nato-Draht heißen und deren messerscharfe Klingen jegliches Durchkommen verhindern.
Sicherheitskräfte sind zu Zehntausenden in die Hauptstadt Indiens abkommandiert worden, selbst aus dem fernöstlichen Staat Tripura. Sie gehen auf Streife in der ganzen Stadt, blockieren die Einfallstraßen, kontrollieren in voller Kampfausrüstung die Bahnhöfe und Busstationen, sie suchen nach Anhängern der Rechtsextremistischen Bharatiya Janata Party (BJP), die versuchen könnten, an der von der Regierung verbotenen Massendemonstration der BJP am heutigen Donnerstag teilzunehmen. Die Kundgebung soll am Raj Ghat stattfinden, der im Volksmund "Bootclub" heißt.
Die Regierung des Premierministers Narasimha Rao will diese Demonstration unter allen Umständen verhindern, um nicht ähnliche Zusammenstöße wie in Ayodhya oder Bombay heraufzubeschwören. Blutige Unruhen im Gefolge der Zerstörung der alten Moschee in Ayodhya durch rechtsradikale Hindus hatten im Dezember und Januar in Bombay über 2000 Menschenleben gekostet und die größte Wirtschaftsmetropole des Landes fast zwei Wochen lang in die Anarchie gestürzt. Doch die BJP ist entschlossen, wenn schon nicht (wie ursprünglich geplant) ein paar Millionen, so doch nun mindestens ein paar tausend ihrer Leute bis zum "Bootclub" zu bringen, um zu beweisen, wie wenig die indische Regierung vermag gegen Menschen, die im Namen des Hindu-Gottes Ram marschieren.
Bereits am Mittwoch sind große Teile Neu-Delhis für Autobusse gesperrt worden. Am Donnerstag wird in das Innere der Stadt nur der gelassen, der dort wohnt oder einen Spezialausweis hat. Die Schulen der Stadt bleiben geschlossen.
Nervosität liegt über der Metropole, die sich in eine große Festung verwandelt hat. Zehntausende von BJP-Leuten sind im ganzen Land vorsorglich verhaftet worden. Die BJP selbst behauptet, es seien mehr als 100 000. Sie will damit beweisen, daß die Hindus in Indien eine unterdrückte Mehrheit seien.
Zehntausenden ist es offensichtlich trotz allem gelungen, der Parole "Dili Chalo" (auf nach Delhi) zu folgen und sich in die Hauptstadt einzuschleichen. BJP-Führer Advani, schon ganz in der Pose des kommenden Regierungschefs, droht: "Wenn man uns die Angelegenheit überläßt, wird alles friedlich bleiben" - wenn nicht, könne er für nichts garantieren. Und andere BJP-Führer erklären: "Wenn man uns hindert, unsere Demonstration abzuhalten, dann werden wir nach Mathura und Kashi (Benares) marschieren." Dort befinden sich die Moscheen, die als nächste auf der Liste der Hindu-Extremisten stehen. Im Gegensatz zu dem von den Muslims längst aufgegebenen alten Gemäuer in Ayodhya sind sie noch in Betrieb.
Auch vor dem Sturm auf die Ayodhya- Moschee hatte die BJP versichert, daß alles friedlich bleiben werde. Seitdem mag niemand mehr den Zusagen der sogenannten Hindutva-Brigade glauben, die angetreten ist, in Indien einen faschistischen Hindu-Staat zu errichten. Parteiführer Advani und einige andere bemühen sich zwar, äußerlich maßvoll aufzutreten. Sie haben gemerkt, daß sie in der ersten Runde des Machtkampfes den Bogen offensichtlich überspannt haben. Aber es ist keineswegs sicher, daß sie ihre straff im Untergrund organisierten Sturmtruppen noch unter Kontrolle haben. Geschmack an der Macht haben inzwischen auch die safranfarbenen heiligen Männer.
Die BJP will mit ihrem Massenaufmarsch in Delhi den Sturz der Regierung einleiten und vorgezogene Neuwahlen erzwingen, die sie zu gewinnen hofft. Daß sie sich für ihre Demonstration ausgerechnet den ersten Tag des islamischen Fastenmonats Ramadan ausgesucht hat, ist alles andere als ein Zufall.
Die millionenstarken Moslems in Delhi versuchen, nach außen hin tapfer zu sein. Aber sie haben Angst und machen sich möglichst klein und unauffällig. "Der Staat hat die Pflicht, uns zu schützen", heißt es immer wieder, aber nach Ayodhya und Bombay und trotz der vielen Sicherheitskräfte, die in ihren Quartieren stationiert wurden, sind sie sich nicht sicher, daß dies auch geschieht.
Das Verbot der BJP-Demonstration scheint auch die Hindu-Bevölkerung Delhis keineswegs beruhigt zu haben. Das Vertrauen in die Regierung hat einen Tiefpunkt erreicht, weil Premier P. V. Narasimha Rao bisher dem Blutvergießen tatenlos zugesehen hat und nur darauf bedacht ist, sich im Amte zu halten. Diese offenkundige Schwäche der Regierung wird von den rechten Hindus geradezu als Ermunterung aufgefaßt, die Festung Delhi zu knacken.
Nicht einmal in der Ansprache des Präsidenten zur Eröffnung des Parlaments Anfang der Woche nannte die regierende Congress-Partei die Dinge beim Namen. Sicher Angst, Hindustimmen zu verlieren. Statt dessen begnügte sich das Staatsoberhaupt damit, von "dem tragischen Ereignis am 6. Dezember und den Geschehnissen danach" zu sprechen. Daß Indien in der tiefsten Krise seit der Unabhängigkeit steckt, ist daraus wahrhaftig nicht herauszuhören.
Daß "Ayodhya" - ein Schlüsselwort für den kommunalen Konflikt zweier Religionsgruppen - in einer Zeit im Vordergrund steht, in der das Thema Wirtschaftsreform alles andere überschatten sollte, ist bedenklich. Denn von deren Gelingen hängt schließlich das Überleben der Nation ab. An diesem Donnerstag könnte sich entscheiden, ob Indien noch Zukunft hat.
Feuer- und Wasserschäden: Autolackiererei in Altenstadt brannte
FRIEDBERG / ALTENSTADT. Durch zwei vorsätzliche Straftaten ist am Dienstag in Altenstadt und in Friedberg ein Schaden von gut einer Million Mark entstanden. In Altenstadt drangen Einbrecher in eine Autolackiererei ein und zündeten dann die Halle und die darin befindlichen Blechkarossen an, die vollkommen ausbrannten. In der ehemaligen Blindenschule in Friedberg sorgten Einbrecher für erhebliche Gebäudeschäden, indem sie den Löschwasserhahn aufdrehten. Nach Angaben der Polizei hatte der Hausmeister der Blindenschule gegen Mitternacht verdächtige Geräusche und mehrere Leute bemerkt, die grölend über das Schulgelände liefen. Die herbeigerufene Polizei bemerkte dann bei einer Kontrolle in der Schule, daß im zweiten Stock ein Löschwasseranschluß geöffnet worden war. Bis zum gestrigen Vormittag war das Wasser durch die Wände bis in den Keller gedrungen. Am schlimmsten sind die Schäden im ersten Stock, wo teilweise ganze Wandteile mit Wasser durchtränkt sind. Über die Höhe des Schadens gab es gestern noch keine konkreten Angaben. Da nichts aus dem Gebäude entwendet wurde, vermutet die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen), daß die Täter verhindern wollten, daß Asylbewerber vorübergehend in das leerstehende Gebäude einziehen. An der Absicht, Flüchtlingen in der Blindenschule Zuflucht zu gewähren, hält Gila Gertz fest, da sie die Belegung von Turnhallen, Bürgerhäusern oder gar die Einrichtung von Zeltlagern für menschenunwürdig hält.
In die Autolackierei in der Waldsiedlung in Altenstadt waren bereits am Dienstag abend gegen 20 Uhr unbekannte Einbrecher eingedrungen. Diese entwendeten aus zwei in der Lackierhalle abgestellten Autos Radios und aus einem Büro ein Telefax-Gerät der Marke Rittney Bowes, mit dem Faxe im DIN-A3- Format versendet werden können, sowie eine elektrische Schreibmaschine der Marke Olympia 2. Danach entzündeten die Täter Lackverdünner, den sie zuvor in der Halle verschüttet hatten. Den Wert der in der Halle verbrannten 13 Fahrzeuge bezifferte die Polizei auf rund 350 000 Mark. Außerdem gingen in den Flammen Werkzeuge und Geräte im Wert von etwa 150 000 Mark auf. Der an dem Gebäude angerichtete Schaden wird auf eine halbe Million Mark geschätzt. Nach vollbrachter Tat flüchteten die Brandstifter mit einem auf dem Firmengelände abgestellten roten Honda Accord (FB - DT 562).
Auf Anfrage der FR schloß die Kripo gestern aus, daß die Eigentümer der Autolackiererei die Straftat veranlaßt haben könnten. Die Kripo (Tel. 0 60 31 / 60 10) ist dringend auf sachdienliche Hinweise von Menschen angewiesen, die zwischen 19 und 20 Uhr verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich der Waldsiedlung beobachtet haben oder sonstige Hinweise zur Sache geben können. str
"Alte Liebe rostet nicht", heißt es im Volksmund, und dies trifft oft auch auf albewährte Fußballer-Freundschaften zu. Davon profitiert derzeit Fußball-Landesligist SG Germania Klein-Krotzenburg, denn eine Woche vor dem ersten und eminent wichtigen Punktspiel diesen Jahres gegen den TSV Wolfskehlen (Samstag, 14.30 Uhr, Am Triebweg) gab Ex-Profi Michael Kutzop (Werder Bremen) den Germanen den Zuschlag. Nicht unwesentlich an diesem Transfer beteiligt war Coach Walter Krause, der seine fußballerischen Hochzeiten in der Bundesliga bei den Offenbacher Kickers Seite an Seite mit Kutzop bestritt.
"Michael hatte noch andere Angebote, unsere Freundschaft und auch die gute Verbindung zu Präsident Dinkel gaben den Ausschlag zu unseren Gunsten", meint Krause. Der 37jährige Ex-Profi war bereits vor der Winterpause im Gespräch, gab am Samstag endgültig sein Ja-Wort. "Er soll unsere Abwehr verstärken", erklärt Krause, der nach Dubovina damit bereits den zweiten Ex-Kickers-Spieler an den Triebweg gelotst hat. Allerdings lag das große Manko der Germanen, die mit 7:29 Punkten als Tabellen-Drittletzter in den Rest der Saison gehen, bislang eher im Sturm.
Wird Walter Krause, der Ex-Bundesliga-Torjäger, wieder in den Angriff gehen ? "Auf keinen Fall, dafür bin ich doch zu alt", weist der Trainer diese Mutmaßung weit von sich. Woran es der Mannschaft nunmehr nicht mangeln dürfte, das ist Routine. Mit Dubovina, dem langjährigen Oberliga-Akteur de Stoppany und den beiden Ex-Profis steht ein überdurchschnittlich erfahrenes Quartett auf dem Platz.
Die wichtigste Erkenntnis aus den absolvierten Vorbereitungsspielen war für Walter Krause, daß "wir durchaus auch Tore schießen können". So geschehen in Frankfurt-Schwanheim, wo ein 15:0 für gute Laune sorgte, und auch beim Bezirksoberligisten Spvgg. Oberrad (5:3). Diese Durchschlagskraft wollen die Germanen nun auch in der Punktrunde an den Tag legen, und der Partie gegen den Zwölften aus Wolfskehlen kommt richtungsweisende Bedeutung zu. Ein Sieg würde den Anschluß an das Mittelfeld wieder herstellen, eine Niederlage auf eigenem Platz käme jedoch einer Katastrophe gleich, zumal das zweite Spiel die Germanen zum Titelanwärter SV Bernbach führt. Gegen Wolfskehlen haben sich die Gastgeber zudem für die 1:5-Hinspielpleite zu rehabilitieren.
Verzichten muß Walter Krause auf Kallina, der sich beim Skifahren eine Schulterverletzung zuzog. Abwehrrecke Holger Walter plagt sich mit einer Oberschenkelverletzung herum. Darüber hinaus kann Walter Krause jedoch aus dem vollen schöpfen und hat sein Team in einen guten körperlichen Zustand gebracht. Die Germanen sind mit Krauses Arbeit offenbar trotz der prekären Tabellensituation denn auch zufrieden und traten bereits bezügliche einer Vertragsverlängerung auf Krause zu.
Doch der Coach erbat sich Bedenkzeit: "Ich will zunächst noch ein paar Spiele abwarten, und auch wissen, was sich personell tut. Eine Perspektive muß schon da sein."
Sollten die Germanen absteigen, dann werden sie wohl Walter Krause ziehen lassen müssen. "Ich trainiere nur ungern in der Bezirksoberliga. In der Landesliga wird doch anders Fußball gespielt, kann ich meine Ideen besser umsetzen", macht Krause keinen Hehl aus seinen Ambitionen. jbp
Bandenkrieg mit Toten:
Anklage in Beweisnot
Hauptangeklagter streitet die Tatbeteiligung ab Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Nach zwei Verhandlungstagen im Prozeß um einen Bandenkrieg im Frankfurter Bahnhofsviertel, bei dem es Tote und Verletzte gab, stellt sich die Frage, ob auf der Anklagebank nicht die Falschen sitzen. Wie sich vor dem Landgericht abzeichnet, reichen die von der Staatsanwaltschaft bisher vorlegten Beweismittel womöglich nicht aus, um darauf eine sichere Verurteilung stützen zu können. Zentrales Thema in der Verhandlung unter Vorsitz von Richterin Elke Appel sind 16 Schüsse, die in der Nacht zum 18. Juli 1991 an der Ecke Elbestraße / Taunusstraße aus einem fahrenden Auto abgegeben wurden. Von den 15 Menschen, die sich dort vor dem Lokal "Frankfurter Treff" aufhielten, wurden zwei getötet und vier zum Teil schwer verletzt. Nach Erkenntnissen der Polizei fielen die Schüsse vor dem Hintergrund von Bandenrivalitäten.
Hauptangeklagter ist der 22 Jahre alte, in der Bundesrepublik aufgewachsene Jugoslawe B. Laut Anklage fuhr er den mit insgesamt vier Männern besetzten Tatwagen. Während die drei anderen Insassen untertauchen konnten, wurde er unter Mordverdacht festgenommen. Auf dem Fahrersitz waren Spuren von Fasern einer Lederjacke entdeckt worden, die man in seiner Wohnung sicherstellen konnte.
Wie B. beteuerte, hat er mit dem Mordanschlag jedoch nichts zu tun. Seinen Angaben zufolge hielt er sich zum Zeitpunkt der Tat in einer Diskothek auf. Dafür soll es Zeugen geben. Von der Schießerei will er erst durch seine Freundin erfahren haben. Die Lederjacke will er nicht getragen haben: Die habe sein ein Jahr älterer Freund S., ein im Milieu der Billardspieler bekannter Kroate, angehabt.
Der Kroate sitzt zwar ebenfalls auf der Anklagebank, nicht jedoch als Mittäter zum Mord. Er hat vielmehr - zusammen mit einem Landsmann - den Tatwagen gestohlen, einen blauen Golf, der in der Nacht zum 17. Juli 1991 im Nordend entwendet wurde. Bei dieser Gelegenheit trug S. auch die Lederjacke seines Freundes B., die er diesem später wieder zurückgegeben habe. Damit könnten die Faserspuren am Autositz, das zentrale Beweismittel der Anklagebörde, erklärt werden.
Eigenen Angaben zufolge erfuhr auch der Kroate erst nach dem Mordanschlag, was passiert war. Daß er den Golf im Auftrag der Todesschützen besorgt haben soll, weist er von sich. Er habe mit dem gestohlenen Wagen lediglich "ein paar Mark verdienen wollen" und das Auto für 600 Mark an einen Jugoslawen "verkauft". Aber wo dieser Mann - "blaue Augen, groß und ziemlich schwer" - jetzt zu finden sei, "kann ich nicht sagen".
Der Prozeß wird am Freitag mit der Vernehmung des ersten Zeugen fortgesetzt.SG Anspach, Handball-Oberliga Hessen-Süd Holger Krause wird wieder zurückkommen Aber nicht mehr als Coach, sondern nur als Spieler / Wer ist der Wünsch-Nachfolger?
Jeder Mensch kennt sie: Diese Tage, an welchen man bereits den ersten Schritt aus der Türe zielsicher in einen tortengroßen Hundehaufen setzt oder das Frühstücks-Ei dem wenige Millimeter vom Mund entfernten Löffel entweicht und auf der frischgewaschenen Hose landet. Diese Tage wenden sich nur in den seltensten Fällen noch zum Guten. In der Regel jedoch entwickelt sich daraus noch nicht einmal ansatzweise etwas Positives. Mit einem solchen Tag läßt sich die Saison 1993/94 vergleichen, zumindest, wenn man sie aus der Sicht des Oberliga-Schlußlichts SG Anspach betrachtet. Es war von Beginn an der "Wurm" drin. Und wo der erst einmal drinsteckt, da bekommt man ihn so einfach nicht wieder hinaus. Mit einem fernsehreifen "Trainer- Theater" ging es für die SG-Handballer los. Über die Köpfe der Mannschaft und des Trainers hinweg engagierte der damalige Vorstand Jörg Kleinschmidt als Co-Trainer, was den bis dahin erfolgreichen Spielertrainer Holger Krause zum Weggang bewog. Die Co-Trainer-Funktion sollte finanzielle Aufwendungen für den Spieler Kleinschmidt rechtfertigen, während die übrigen Anspacher nach wie vor aus Idealismus Handball spielen sollten. Mittlerweile wurde der Vorstand erneuert und ist Kleinschmidt zur TSG Ober-Eschbach gewechselt. Doch das Hin und Her ging nicht spurlos am Team vorüber. Peter Wünsch übernahm das Trainer-Amt im November von Kleinschmidt, womit ein Problem der SGA gelöst war. Doch es taten sich bald neue Hindernisse auf dem Weg zum Klassenerhalt auf. Symptomatisch ist sicher, daß sich der Spieler-Trainer eine schwere Fingerverletzung zuzog und fünf Wochen zuschauen mußte. Doch nicht nur er haderte mit seiner Gesundheit. Gert Eifert mußte wegen eines Geschwüres am Bein sechs Wochen pausieren, Andreas Datz war wegen Kniebeschwerden acht Wochen lang nicht dabei, Alexander Roos riß sich im Dezember das Kreuzband im Knie und Damia Piecha brach sich bei einem Arbeitsunfall den Daumen. Gerade in den entscheidenden Partien gegen die Konkurrenten um den Klassenerhalt waren die Ausfälle dieser Stammkräfte nicht zu kompensieren.
Auch die erfreuliche Steigerung des jungen Guillermo Gracia und die Re- Aktivierung der Routiniers Michael und Dietmar Jäger sowie Heinz Buhlmann konnten den sportlichen Einbruch nicht verhindern. Nun zieren die Anspacher das Tabellenende und "nur ein Idiot kann noch ernsthaft an den Klassenerhalt glauben", meint Dietmar Jäger.
Anstatt sich in Durchhalte-Parolen zu ergehen, kümmern sich die Anspacher lieber darum, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Und diesbezüglich gelang ihnen bereit ein richtungweisender Schritt: Holger Krause wird zur SGA zurückkehren und will als Spieler an seine vorherigen Erfolge anknüpfen. Zum Ski-Urlaub der Handballer war Krause bereits mit von der Partie. Das Trainer-Amt soll jedoch ein anderer von Peter Wünsch, der aus beruflichen Gründen aufhören wird, übernehmen. Auch diesbezüglich haben die Anspacher bereits Kontakte geknüpft und hoffen, einen Spielertrainer zu finden, der sie auch im mittleren Rückraum verstärkt. Unter diesen Bedingungen will die SG Anspach dann im kommenden Jahr "einen neuen Anlauf starten". In der Spitze der Bezirksliga, so meint Dietmar Jäger, könne man allemal mithalten. Das Thema "Oberliga" sei mit dem Abstieg keineswegs für alle Zeiten ad acta gelegt. Allerdings bräuchte man einen Sponsor, um diese Klasse dann mit besserem Erfolg zu bewältigen. Und man sollte höllisch darauf achten, nicht ein zweites Mal "mit dem falschen Fuß aufzustehen". INA SCHNEIDER
Politik der sozialen Befriedung Politik der gebremsten Martkwirtschaft
1. Verbunden mit den Entscheidungen über das "föderale Konsolidierungsprogramm" ist das arbeitsmarktpolitische Instrumentarium zu überprüfen. Die gegenwärtige Faustformel - trotz regionaler Unterschiede - lautet: auf einen registrierten Arbeitslosen kommt ein "sozial befriedeter Arbeitsloser" (Vorruhestand, Altersübergangsgeld, Kurzarbeit Null, Umschulung, ABM etc.). Wenn die bisherige Politik fortgesetzt wird, sinken die Zahlen derjenigen, die in Maßnahmen neu aufgefangen werden müssen langsam, die Zahl der Arbeitslosen , die in der Statistik auftauchen, steigen. Die Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit ist zwangsläufig: Wenn ABM ausläuft, Umschulung, Kurzarbeit Null. Frage: Ist diese Politik der sozialen Ruhigstellung gesellschaftspolitisch wünschenswert und ist sie auf Jahrzehnte zu finanzieren? Erst von Nürnberg, dann vom Bund (Arbeitslosenhilfe), dann von den Gemeinden (Sozialhilfe)?
2. Politik der sozialen Integration und der gezielten Strukturpolitik: Es muß über die politischen Spielräume innerhalb der Arbeitsmarktinstrumentarien entschieden werden: Dürfen Beschäftigungsgesellschaften ihre Arbeitnehmer "ausleihen", dürfen sie Gewinne erwirtschaften, dürfen sie aus ihrer Mitte heraus Genossenschaften, eingetragene Vereine gründen? Dürfen die Beschäftigten in ABS über einen Teil ihrer "normalen" Arbeitszeit frei verfügen und sich Jobs suchen, ohne daß sie daraus Nachteile hätten (Teilzeit-ABM)? Für ABM gilt ähnliches: Welcher Spielraum wird ABM- Genossenschaften oder Vereinen eingeräumt?
Zunehmend wird sich die Frage stellen, ob sich die neuen Bundesländer das Ruhigstellen von älteren Menschen erlauben können. Oder ob diese nicht gebraucht werden, wegen des demographischen Zusammenbruchs und des Wegzugs / der Pendler? Also muß entschieden werden, ob z.B. Leute mit Altersübergangsgeld, Vorruhestand und Kurzarbeit Null in einem zu entscheidenden Rahmen und Umfang (wieder) arbeiten dürfen.
Hier geht es um die "Grundausstattung der Regionen mit Arbeitsplätzen": Das ist weniger eine Frage des Geldes, als der politischen Handlungsspielräume und der politischen Risikofreude nach dem guten-alten Mao: laßt 1000 Blumen blühen.
Politischer Widerstand kommt vom Handwerk und den 100 prozentigen Marktwirtschaftlern, aber auch den Gewerkschaften , wenn es denn um Lohnzuschüsse, "Leiharbeit" von ABM in Betrieben und Teilzeit-ABM geht. Es ginge im Kern um das Zugeständnis eines fünf-bis zehnjährigen Programms, in dem gesellschaftlich kontrolliert (mit Beiräten oder "runden Tischen") regionale Aufbauarbeit geleistet wird und jeder von seinen ideologischen Positionen Abstriche machen muß. Zu prüfen wäre, ob dies nicht - von ganz oben - mit Kanzler, Regierungschefs, BDI/BDA, DIHT und Gewerkschaften in einem "Solidarpakt" auszuhandeln wäre. Geld allein nützt in den nächsten Jahren nichts. Und vor Ort, in der jeweiligen Region können die Spielräume nicht ausgehandelt werden. Das kostet viel zu viel Zeit und Kraft. Was ist eigentlich mit der KfW als Schirmherrin für einen solchen "Solidarpakt"?
Wenn es jetzt nicht gelingt, ein Ausnahmepaket zu schnüren, im nächsten Jahr passiert überhaupt nichts mehr angesichts der Wahlen. Und dann sind schon wieder zwei Jahre verloren. Je länger die Menschen in sozial befriedet werden, um so inaktiver werden sie ( Marx hatte unrecht mit seiner Verelendungstheorie). Die Folgen sind verheerend.
Kleine FR
Närrische Tage gut überstanden MAIN-KINZIG-KREIS. Während ihrer gezielten Kontrollen an den närrischen Tagen hat die Polizei insgesamt 19 Autofahrern den Führerschein abgenommen, weil sie zu tief ins Glas geschaut hatten. Die Polizei ist mit dieser Bilanz durchaus zufrieden, zumal von 60 Verkehrsunfällen nur sechs Alkohol als Ursache hatten. "Kelly Family" ist krank HANAU. Die Grippewelle macht auch vor der "Kelly Family" nicht halt. Am heutigen Freitag wollte die Truppe bei freiem Eintritt auf dem Marktplatz konzertieren. Jetzt liegt die Hälfte der "Familiy" verschnupft im Bett. Für Montag melden sich die Musiker zurück. Um 11 Uhr, 14.30 Uhr und 16.30 Uhr beginnt jeweils eine Show. Kakteenfreunde treffen sich HANAU. Am heutigen Freitag, 26. Februar, findet um 19.30 Uhr die monatliche Mitgliederversammlung der Kakteenfreunde statt. Im Saal der Gaststätte Sandelmühle, Carl-Diem-Weg 2a, treffen sich die Pflanzenfreunde zu einem Erfahrungsaustausch in Wort, Bild und Praxis. Ragtime vom Glockenturm HANAU. Ludwig Sommer spielt am Samstag, 27. Februar, ab 11 Uhr "Blues und Ragtime" auf dem Glockenspiel des Hanauer Rathauses. Auf dem Programm stehen unter anderem Ragtime-Melodien.
OBERURSEL. Die "Wählergruppe Oberurseler Bürger" (WOB) hat dem Magistrat mit Wahlanfechtung gedroht, weil ihre Plakate nicht am Wochenende geklebt wurden. Die 40 Wahlplakate seien rechtzeitig abgegeben worden, aber als am Sonntag Tausende zum Karnevalumzug auf den Straßen waren, da blieb die für die WOB reservierte Fläche auf den Wahlplakattafeln leer.
37 solcher Tafeln stehen derzeit im Stadtgebiet, von den Parteien kostenlos zu nutzen. Die Plakatierung besorgt die Deutsche Städte-Reklame. Am 21. sollten eigentlich die WOB-Plakate geklebt werden - aber nichts geschah.
WOB-Vorsitzender Heinrich Mathes sieht darin eine Benachteiligung seiner Wählergruppe. Man werde eine Wahlanfechtung "prüfen". Jochen Burkhardt vom Hauptverwaltungsamt bedauert den Vorfall. "Das war nicht die Schuld der WOB, die haben ihre Plakate fristgerecht in der Stadthalle abgegeben", gibt er offen zu. Dort aber sei der Stapel offenbar falsch abgelegt worden. Der Mann von der Städte-Reklame sei deshalb ohne die WOB- Plakate losgezogen. Am Dienstag seien sie aber alle nachgeklebt worden.
Burkhardt hat Verständnis für die Verärgerung der Wählergruppe, aber mit Wahlanfechtung zu drohen, hält er denn doch für übertrieben. "Wir haben das doch nicht absichtlich gemacht", sagt er, "so etwas kann eben mal passieren." esi
Im Blickpunkt: Hilfe aus der Luft für Bosnien Belgrad spricht von einem "gefährlichen Präzedenzfall"
Die von den USA geplanten Abwürfe von Hilfsgütern für Ostbosnien aus der Luft haben in Belgrad Besorgnis ausgelöst. Die Regierung der aus Serbien und Montenegro gebildeten Bundesrepublik Jugoslawien warnt vor militärischen und politischen Komplikationen. Sie befürchtet auch, daß durch diesen "gefährlichen Präzedenzfall" weitere Länder ermutigt werden könnten, in Eigenregie Hilfsaktionen auf dem Balkan auf die Beine zu stellen. Belgrad denkt dabei vor allem an die Türkei. Die Regierung Rest-Jugoslawiens war bereits am Montag offiziell von der beschlossenen US-Aktion unterrichtet worden. Sie reagierte postwendend. In Belgrad empfing Außenminister Ilija Djukic die diplomatischen Vertreter der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Humanitäre Hilfslieferungen würden zwar grundsätzlich akzeptiert, der Minister verwies aber auf "die unvermeidlichen Risiken sowie schweren und gefährlichen Folgen", die sich aus der US-amerikanischen Aktion ergeben könnten. Er nannte die Möglichkeit von Zwischenfällen, zu denen es "ohne unsere Teilhabe und Verantwortung" kommen könnte, weil sich die Vorfälle im bosnischen Bürgerkriegsgebiet ereignen würden.
An die Adresse des "Jugoslawischen Heeres" im Vorfeld gerichtete Warnungen, die Luftaktionen nicht zu behindern, wies Djukic als "unbegründet" zurück. Jugoslawische Truppen befänden sich nicht auf dem Territorium Bosnien-Herzegowinas und seien in die dortigen Kämpfe nicht verwickelt. Ein Schreiben mit ähnlichen Warnungen schickte Belgrad an den Vorsitzenden des UN-Sicherheitsrates.
Die Armeeführung Rest-Jugoslawiens beschuldigte am Mittwoch die USA, einen Vorwand für eine militärische Intervention im Bosnien-Konflikt zu suchen. Die Pläne der USA, Hilfsgüter abzuwerfen, sollten offenbar provozieren, daß eines der Flugzeuge von einer der Kriegsparteien abgeschossen werde, teilte der Generalstab in Belgrad mit. Die Armeeführung drohte "angemessene Schritte" an, benannte diese aber nicht näher. Die "amerikanische Einmischung" werde immer "drastischer und unerträglicher". Bei serbischen Militärs hält sich auch der Verdacht, die USA könnten mit den Hilfstransporten der muslimischen Seite aus der Luft auch unkontrolliert Waffen liefern.
Belgrad begrüßt unter anderem deshalb jede Initiative, die US-Luftaktion unter die Oberhoheit der UN zu stellen. Ohne das Thema Waffen zu erwähnen, warnte Außenminister Djukic vor den politischen Konsequenzen des durch Washington geschaffenen "gefährlichen Präzedenzfalles". Gemäß dem US-Vorbild könnten künftig auch andere Staaten "ähnliche eigenständige Aktionen" ohne klare Koordinierung mit der UN im Bürgerkriegsgebiet starten.
Aufmerksamkeit fand in Belgrad deshalb auch eine Erklärung des türkischen Ministerpräsidenten Sulejman Demirel. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete, Ankara wolle nach der US-Entscheidung in Eigenregie humanitäre Hilfe an Bosnien auf dem Land- und Luftweg zustellen. Diese Ankündigung fiel zusammen mit einer Protestnote des jugoslawischen Außenministeriums an die Türkei im Zusammenhang mit der jüngsten Balkanreise ihres Staatspräsidenten Turgut Özal. In der Note wurde Ankara vorgeworfen, "entgegen dem geltenden Embargo und Normen des internationalen Rechts" nach Bosnien "Waffen und Kriegsausrüstung" zu liefern.
HARRY SCHLEICHER (Belgrad)
HANAU. Die Hanauer Frauenbeauftragte will erstmals einen "Kurs zur beruflichen Planung von ausländischen Frauen" anbieten. Bisher fehlen in Hanau und im Main-Kinzig-Kreis berufsbezogene Bildungsmaßnahmen für ausländische Frauen, teilt Rosemarie Lück mit. Am Donnerstag, 25. Februar, besteht ab 19 Uhr im Stadtteilzentrum in der Alfred- Delp-Straße in Hanau die Möglichkeit, die Kursusleiterinnen bei einem Informationsabend kennenzulernen. Das Angebot wird vom Offenbacher Verein "Projekt Mammaschule" und vom hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung finanziell gefördert.
Es sei wichtig, einen Kurs speziell für die ausländischen Frauen anzubieten, der die Herkunft, die Kultur und die Situation als Ausländerin besonders berücksichtigt, erklärt Rosemarie Lück. Die ausländischen Frauen sollten ermutigt werden, Zukunftspläne auch außerhalb der "Familienarbeit" zu realisieren. Da die Berufstätigkeit der Frau in ausländischen Familien häufig Konflikte mit sich bringe, soll auch die Familie einbezogen werden.
Als Kursbeginn ist der 1. März ins Auge gefaßt. Die Leiterinnen wollen über den regionalen Arbeitsmarkt, Fortbildungs- und Umschulungsangebote, Hilfen und Leistungen des Arbeitsamtes und Betriebspraktika informieren. Auch praktische Ratschläge wie beispielsweise bei der Formulierung von Bewerbungen werden angeboten. Der Kursus ist für ausländische Teilnehmerinnen kostenlos. Nähere Informationen gibt es im Stadtteilzentrum, Telefon 3 25 48, oder beim Verein "Mammaschule", Telefon 0 69 / 86 35 62. res
Das Wetter
Wetterlage Am Rande eines Tiefs über dem Schwarzen Meer fließt Kaltluft nach Deutschland, die zunächst noch unter Hochdruckeinfluß gelangt.
Im weiteren Verlauf greifen die Fronten eines Nordmeertiefs auf Deutschland über. Vorhersage bis Freitag früh Vor allem in Sachsen und Bayern stark bewölkt und zeitweise Schneefall. Im übrigen Deutschland heiter bis wolkig. Abends und nachts im Norden und Westen aufkommende Niederschläge, an der Nordseeküste zum Teil als Regen, sonst als Schnee.
Höchsttemperaturen minus 4 bis plus 1 Grad. Tiefstwerte minus 8 bis minus 3 Grad, im Norden um null Grad.
Schwacher, im Norden mäßiger Wind aus nordwestlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Freitag Wechselnde Bewölkung und wiederholt Schneeschauer. Kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 12 Amsterdam
wolkig 0 Athen
Regen 6 Barcelona
leicht bewölkt 8 Bordeaux
wolkenlos 2 Brüssel
leicht bewölkt 6 Budapest
Schneefall -1 Dublin
stark bewölkt 8 Helsinki
gefr. Sprühregen -2 Innsbruck
stark bewölkt -5 Istanbul
wolkig 5 Kairo
wolkenlos 26 Larnaka
stark bewölkt 18 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
wolkenlos 10 Locarno
wolkig 2 London
stark bewölkt 7 Madrid
leicht bewölkt 8 Malaga
bedeckt 13 Mallorca
wolkig 7 Moskau
wolkenlos -3 Nizza
wolkenlos 8 Paris
wolkig 3 Rom
wolkenlos 7 St. Petersburg
leicht bewölkt 2 Stockholm
Schneefall -2 Tunis
stark bewölkt 10 Varna
wolkig 4 Venedig
wolkenlos 6 Warschau
Schneeregen 2 Wien
Schneefall -4 Zürich
wolkig -3
Deutschland
Berlin
Schneefall 0 Dresden
Schneefall -3 Feldberg/Ts.
leicht bewölkt -5 Feldberg/Schw.
stark bewölkt -12 Frankfurt/M.
wolkenlos 0 Freiburg
leicht bewölkt -2 Garmisch
stark bewölkt -5 Hamburg
wolkig 0 Köln
wolkig -1 Leipzig
stark bewölkt -1 München
Schneefall -6 Norderney
leicht bewölkt 0 Rostock
leicht bewölkt 0 Sylt
leicht bewölkt 0 Zugspitze
Schneefall -22 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.17 Uhr Sonnenuntergang 18.01 Uhr Mondaufgang 8.10 Uhr Monduntergang 22.33 Uhr
Querfeldein
Cross-Lauf in Wolfskehlen Am Samstag richtet der TSV Wolfskehlen seinen 17. Cross-Lauf aus, an den die Kreismeisterschaften angeschlossen sind. Die Veranstaltung am "Sportplatz an der Sandkaute", die um 13.45 Uhr beginnt, ist regional ausgeschrieben und steht unter der Aufsicht des HLV-Kreises Groß-Gerau. TV Neu-Isenburg plant Meisterfeier Den Handballer des TV Neu-Isenburg steht ein erfolgreiches Wochenende bevor. Der ersten Mannschaft fehlt ein Punkt zum Aufstieg, die zweite muß gewinnen.Kleine FR
Feuerwehr wählt neuen Vorstand KARBEN. Zur Jahreshauptversammlung mit der Wahl eines neuen Vorstandes lädt der Verein der Feuerwehr Kloppenheim am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr in die "Ratsschänke" ein. Neue Plätze für Container ROSBACH. Zug um Zug werden jetzt die 24 Standorte für Altglascontainer auf die nach Farben getrennte Einsammlung umgerüstet. Verzögert hat sich die Aufstellung der 3,2-Kubikmeter-Container wegen Lieferengpässen.
HANAU. Der Hanauer Hola-Theaterleiter Erland Schneck hat seinen Rechtsstreit mit dem Staatlichen Schulamt zunächst einmal verloren. Das Verwaltungsgericht Frankfurt entschied gestern, daß der Oberstudienrat, der wegen seiner Theateraufführungen im Clinch mit Schulleiter Wolfgang Haseloff liegt (die FR berichtete ausführlich), Hospitationen seines Unterrichts durch Vertreter des Staatlichen Schulamtes hinnehmen muß. Die Behörde hatte den Unterrichtsbesuch mit angeblicher Elternkritik begründet.
Eine Schulvisite Mitte Februar bei Schneck war ausgefallen, weil sich der Pädagoge zunächst krank gemeldet und eine Woche später wegen eines neuen Termins eine einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht Frankfurt beantragt hatte.
Wie das Staatliche Schulamt gestern mitteilte, entschied das Verwaltungsgericht, daß ein Lehrer selbst dann eine Unterrichtsvisite über sich ergehen lassen müsse, wenn keine Elternbeschwerde vorliegt. Ein Behördensprecher wertete die Entscheidung als "wichtig für ganz Hessen". Die Visite des Unterrichts von Schneck soll nun morgen erfolgen. Der Oberstudienrat kann Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel gegen die Frankfurter Entscheidung einlegen. Die Kosten des Verfahrens wurden dem Kläger auferlegt. are
Wahlkampf mit Brandenburgs Sozialministerin und Berlins Regierendem Bürgermeister Daten und
Fakten aus
dem Osten
Unter der blutroten Traditionsfahne der Bornheimer Sozialdemokraten zog sie ein, und es setzte langanhaltenden Beifall der über 500 Menschen, die sich im überfüllten Bürgerhaus Bornheim drängten. Regine Hildebrandt (SPD), die Sozialministerin des Landes Brandenburg, war gekommen, um Andreas von Schoeler im Wahlkampf zu unterstützen - und es störte sie gar nicht, daß der OB wegen der Protest-Versammlung Hoechst-geschädigter Bürger verhindert war. Im Gegenteil: Um so mehr Zeit blieb der 51jährigen für das Anliegen, das sie seit Jahren rastlos von Ort zu Ort eilen läßt - daß die neuen Bundesländer, die ehemalige DDR, auf Dauer "kein rückentwickelter Appendix" Deutschlands sein dürfen.
Und während auf den Tischen zum traditionellen Aschermittwochs-Heringsessen die Pellkartoffeln dampften, berichtete die kleine, hagere Frau in atemlosem Stakkato aus einem fremden, entfernten Land - eben Brandenburg. Zahlen, Fakten reihte sie aneinander, die sie nicht müde wird zu wiederholen: mehr als 50 Prozent der Menschen "von der Arbeit verdrängt", 40 Bewerber auf einen Arbeitsplatz, 753 Mark im Monat das durchschnittliche Arbeitslosengeld.
Im Publikum, über die Pellkartoffeln gebeugt, fand das Widerhall: Viele ältere Menschen aus Bornheim und Nordend hatten den Weg ins Bürgerhaus gefunden - und sie applaudierten, als gelte es nicht nur die eigene Erinnerung, sondern auch das schlechte Gewissen von heute zu beruhigen. Und Hildebrandt sparte nicht an Kraftausdrücken, wie es so ihre Art ist: "Wie soll da die Angleichung der Lebensverhältnisse kommen, verdammt noch mal?"
Bilder gebrauchte sie, die in den Köpfen blieben - ob sie nun richtig waren oder nicht. Von der "1,5 Kilometer langen Schlange" vor jedem Arbeitsamt, wenn Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) seine Ankündigung wahrmache, die Arbeitslosen schärfer zu kontrollieren. Keine Kürzung bei Arbeitslosen- oder Wohngeld nach Kohlscher Manier, gewiß. Aber langsam, ganz langsam, brachte die Sozialdemokratin aus dem deutschen Osten ihre Zuhörer zu dem Punkt, der ihr wichtig war: Ob nicht auch die Menschen im Westen "an manchen Stellen zurückstekken" müßten, damit es mit dem Osten aufwärts gehe . . .?
Kein lauter Beifall an den Tischen. Eher Nachdenklichkeit. jg
SCHWALBACH. Die evangelische Limesgemeinde und die katholische Kirchengemeinde St. Martin rufen zur "Ökumenischen Fastenaktion 1993" auf. In den nächsten Wochen bis Ende März bieten die beiden Kirchen sieben begleitende Veranstaltungen zur Fastenaktion an. Darüber hinaus wollen sich die Christen beider Konfessionen nach den tollen Tagen in der Zeit vom 19. bis zum 25. März regelmäßig zum Heilfasten treffen.
Den Auftakt der Veranstaltungsreihe macht ein ökumenischer Gottesdienst in St. Martin zum Weltgebetstag der Frauen 1993 am Donnerstag, 4. März. Der Gottesdienst beginnt um 17 Uhr. Die Liturgie schrieben in diesem Jahr Frauen aus Guatemala.
"Aus Nachbarn werden Feinde" lautet das Thema eines Gespräches am Dienstag, 16. März, in der katholischen Kirchengemeinde St. Martin. Die Teilnehmer wollen von 20 Uhr an den Krieg im ehemaligen Jugoslawien erörtern.
Drei Tage später, am Freitag, 19. März, diskutieren Teilnehmer eines Gesprächszirkels mit Aussiedlern das Thema "Leben zwischen zwei Welten - ein Blick zurück". Das Gespräch beginnt um 19 Uhr im Gemeinschaftsraum am Marktplatz 7 (Eingang neben der Post).
Ein ökumenischer Klagegottesdienst steht am Samstag, 20. März, für 18.15 Uhr im Veranstaltungsprogramm der Limesgemeinde. Bei dieser Veranstaltung wollen Christen ihre Solidarität mit den Menschen im ehemaligen Jugoslawien demonstrieren. Anschließend wollen die Teilnehmer ein Fastenessen einnehmen. Am Dienstag, 23. März, berichtet Pfarrerin Regina Rethnos in der Limesgemeinde über das Projekt "Kinder aus Tschernobyl" und über eine Reise nach Weißrußland. Eine Woche später, am 30. März, bildet ein Referat von FR-Redakteur Anton Andreas Guha über das Thema "Die Zukunft in Osteuropa - Analysen, Entwicklung, Perspektiven" den Schlußpunkt der Fastenaktion. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr in der Limesgemeinde. Zur Vorbereitung der Aktion "Heilfasten" laden die Veranstalter alle Interessenten für Montag, 1. März, um 19 Uhr in St. Martin ein. schu
Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe wird am Freitag sein Urteil im Startbahn-Prozeß verkünden. Im Mittelpunkt der Entscheidung des 3. Strafsenats wird die Frage stehen, ob der Hauptangeklagte Andreas Eichler wegen Mordes oder wegen Totschlags an zwei Polizeibeamten zu verurteilen ist.
Am 2. November 1987 waren bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei um die Startbahn West zwei Polizeibeamte getötet und zwei weitere schwer verletzt worden. Die tödlichen Schüsse hatte Andreas Eichler aus einer gestohlenen Polizeipistole abgegeben. Nach mehr als zweijähriger Verhandlungsdauer verurteilte ihn das Oberlandesgericht Frankfurt im März 1991 wegen Totschlags zu fünfzehn Jahren Freiheitsstrafe, der Mitangeklagte Frank Hoffmann erhielt eine inzwischen rechtskräftige Strafe von viereinhalb Jahren.
Das Frankfurter Gericht sah in dem Geschehen keinen Mord, da Eichler erst unmittelbar vor der Tat den Vorsatz gefaßt hätte, die Waffe einzusetzen. Es verneinte deshalb das Mordmerkmal Heimtücke ebenso wie niedrige Beweggründe. Die Staatsanwaltschaft sah dagegen das Geschehen als Mord an und legte deshalb gegen das Frankfurter Urteil Revision ein; auch der Angeklagte Eichler rief den BGH in Karlsruhe an, der am Mittwoch mündlich verhandelte. ukn
vs RHEINHAUSEN, 24. Februar. Die Stahlarbeiter im Ruhrgebiet verstärkten am Mittwoch ihre Proteste gegen den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze. Während führende Betriebsräte von Hoesch, Krupp, Thyssen und Mannesmann auf einer Sondersitzung des SPD- Fraktionsvorstandes im Düsseldorfer Landtag Hilfe von den Politikern verlangten, demonstrierten mehr als 10 000 Stahlkocher auf der Rheinhausener Rheinbrücke. Diese Brücke war im Arbeitskampf 1988 in "Brücke der Solidarität" umgetauft worden, weil sie über den Rhein die Stahlwerke von Krupp und Mannesmann miteinander verbindet.
Der Duisburger Oberbürgermeister Josef Krings (SPD) wertete während der Kundgebung das drohende Ende der Stahlproduktion in Hagen und Siegen, in Rheinhausen oder Dortmund als "einen politischen und sozialen Wahnsinn". Mit dieser "Narretei" der Stahlkonzerne müsse Schluß gemacht werden, verlangte Krings. Es dürfe im Ruhrgebiet "kein Kehraus bei Stahl" geben, nahm Krings das Motto der Kundgebung auf.
Die Entscheidung, ob die Hochöfen in Dortmund oder Rheinhausen "ausgeblasen" werden, wollen die Vorstände von Krupp und Hoesch am 11. März fällen. Nach Auffassung der Betriebsräte der betroffenen Stahlstandorte und der Spitze der SPD-Landtagsfraktion darf es keine einseitigen deutschen "Kapazitätsanpassungen" an die europäische Stahl-Überproduktion geben. Die Betriebsräte und die SPD-Landespolitiker verständigten sich auf einen Sieben-Punkte-Katalog, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, eine nationale Stahlkonferenz einzuberufen, die Interessen der deutschen Stahlindustrie auf der heutigen Sitzung des EG-Ministerrates nachdrücklich zu vertreten und eigene Mittel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet bereitzustellen. "Auf keinen Fall" dürfe es betriebsbedingte Kündigungen geben. Am Nachmittag demonstrierten die Stahlarbeiter der Krupp-Werke aus Siegen und Hagen mit einem Autokorso auf der Autobahn Sauerlandlinie.
Während eines Aktionstages in Lothringen brachten Stahlarbeiter den Fernverkehr zwischen Luxemburg und Paris zum Erliegen. Andere blockierten nach Polizeiangaben die Autobahn-Luxemburg Metz, wie dpa ergänzend meldete.
SCHWALBACH. 50 000 Mark Ordnungsgeld sollte das Land Hessen bezahlen, weil es die Verpflichtung, in der Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis) nicht mehr als 500 Asylbewerber unterzubringen, nicht eingehalten hat. Wegen eines formellen Fehlers im Vollstreckungsverfahren wird das Land zumindest vorläufig um die Zahlung des Ordnungsgeldes herumkommen. Das ist die Konsequenz einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes (AZ: 4 TH 2078/92).
Hintergrund des Streites ist ein 1981 zwischen der Stadt Schwalbach und dem Land Hessen geschlossener Vergleich. Darin hatte sich das Land verpflichtet, die Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach nicht zu erweitern und dort nicht mehr als 500 Asylbewerber unterzubringen. Als die festgelegte Belegungszahl vor allem im vergangenen Jahr deutlich überschritten wurde, hatte die Stadt Schwalbach beim Verwaltungsgericht die Vollstreckung aus dem Vergleich beantragt. Das Frankfurter Verwaltungsgericht hatte dem Antrag entsprochen. ari
Die am Montag nach einem Betriebsunfall im Griesheimer Werk der Hoechst AG freigesetzten und über Schwanheim niedergegangenen 2,5 Tonnen der chemischen Substanz o-Nitroanisol gelten als karzinogen (krebserregend) und können Erbschäden verursachen. Das geht aus einer offiziellen toxikologischen Bewertung durch die Hoechst AG selbst hervor. Im Langzeitversuch mit Ratten und Mäusen, so heißt es in der Expertise vom 8. Februar diesen Jahres, habe sich der karzinogene Charakter des Stoffes herausgestellt.
Der Report war den Gesundheits- und Umweltbehörden nach dem Unfall nicht gegeben worden. Das Hessische Umweltministerium erhielt das Hoechst- Papier, wie es heißt, "über Bonner Umwege". Minister Joschka Fischer sprach von "betrieblicher Geheimniskrämerei", "Desinformationspolitik" und einem "ungeheuerlichen Vorgang". Er zitierte für den Morgen des Aschermittwoch die Hoechst- Vorstandsmitglieder Seifert und Frueauf nach Wiesbaden und verlangte von ihnen die "Sanierung der Umgebung des Hoechst-Werkes", "umfassende Sicherheitsvorkehrungen gegen Wiederholung eines vergleichbaren Unfalls" und "Verbesserung der Meldewege".
Zur gleichen Zeit hatte Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) gleichfalls Vertreter der Firmenspitze in den Römer einbestellt. Über den Chemieunfall sei von dem Unternehmen, so rügte er, "zu spät und zu unpräzise informiert worden". Das Stadtoberhaupt forderte von der Hoechst-Spitze taugliche Informationen über die Abbaubarkeit und den Giftigkeitsgrad des o-Nitroanisols und verlangte von der Firma präzise Vorschläge für die Dekontaminierung und die mittelfristige Sanierung des verseuchten Quartiers.
"Jede Straße, jede Rasenfläche, jeder Baum ist kontaminiert", sagte Feuerwehrchef Reinhard Ries auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Es seien "Millionenschäden entstanden", ergänzte Umweltdezernent Tom Koenigs, der sich am Vormittag mit dem OB "vor Ort" informierte. Abends stellten sich beide Politiker einer Bürgerversammlung.
Mit dem Hoechster Störfall und seinen Folgen wird sich der Umweltausschuß des Hessischen Landtags auf einer Sondersitzung in der kommenden Woche befassen. Die Fraktionen von SPD und Grünen haben das beantragt.
Für die "lückenlose Aufklärung der Giftwolke von Hoechst" macht sich auch die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags "Schutz des Menschen und der Umwelt" stark. Der Vorsitzende Ernst Schwanhold (SPD) will vor allem wissen, "ob Bestimmungen der Störfallverordnung mißachtet wurden".
Der Bonner "Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz" (BBU) stellte am Mittwoch bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die Hoechst AG - wegen "Verstoß gegen Umweltschutzbestimmungen" und "Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung".(Siehe auch: "Sachschaden . . ." auf Seite 23)
NIDDA. Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der demokratischen Parteien für das Stadtparlament stellen sich in einem "kommunalpolitischen Frühschoppen" des DGB-Ortskartells Nidda am Sonntag, 28. Februar, um 10 Uhr den kritischen Fragen der Bürger. Erwartet werden Georg Wegner (SPD), Wolfgang Schneider (CDU), Minna Schwarz (FDP), Peter Eschke (FWG) sowie Barbara Schmidt und Dr. Stefan Brückmann (Grüne) zugesagt. ieb
Bonn will Sozialabbau schnell vorantreiben Eine Milliarde soll 1993 gespart werden Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 24. Februar. Die Bundesregierung ist offenbar entschlossen, Kürzungen der Arbeitslosenunterstützung und anderer Lohnersatzleistungen sofort umzusetzen. Die noch im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" vorgesehene Bedingung, daß die Einschnitte nicht erfolgen, wenn Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) ein entsprechendes Einsparvolumen erzielt, indem er Mißbrauch bekämpft, scheint nicht weiter verfolgt zu werden. Aus dem Artikelgesetz zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes im Rahmen des angestrebten "Solidarpaktes", das der FR am Mittwoch bekannt wurde, geht hervor, daß noch im laufenden Jahr knapp eine Milliarde Mark im Bundeshaushalt und bei der Bundesanstalt für Arbeit eingespart werden sollen. Dafür sollen das Unterhalts- und Übergangsgeld sowie das Arbeitslosengeld, die Arbeitslosenhilfe, das Altersübergangsgeld, das Kurzarbeitergeld und das Schlechtwettergeld gekürzt werden. Diese Summe wollte Blüm einsparen, indem er den "Leistungsmißbrauch" bekämpft. Von 1994 an wird noch stärker gekürzt. Die eingesparte Summe soll laut "Föderalem Konsolidierungsprogramm" auf jährlich über 3,2 Milliarden Mark steigen.
Die Kürzungen bei den Sozialleistungen im Rahmen dieses Programms sollen zusammen mit dem Nachtragsetat 1993 schon am 13. Mai in zweiter und dritter Lesung im Bundestag verabschiedet werden. Blüm war dagegen von der Koalition eine Frist bis zum 15. Mai, also nach dem Bundestagsbeschluß, eingeräumt worden. Bis dahin sollte er ein entsprechendes Sparvolumen erbringen, mit dem Leistungseinschnitte verhindert werden sollten. Seine Vorschläge sollten in die Beratungen des Sozialausschusses einfließen, der seine Arbeit am Gesetzentwurf aber schon am 30. April abschließen wird.
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine nannte die von der Bundesregierung angestrebte rasche Haushaltskonsolidierung "ökonomisch schwachsinnig". Sie treibe Deutschland noch tiefer in die Rezession und führe zu noch mehr Arbeitslosigkeit, sagte er am Rande des Aschermittwochtreffens der Saar-SPD in Siersburg laut Agentur Reuter. Jetzt schnell die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren, sei angesichts der Rezession völlig falsch. Es gehe darum, für Investitionen zu sorgen. Mitverantwortlich für den Abschwung sei auch die Zinspolitik der Bundesbank. Da alle auf weiter fallende Zinsen warteten, werde zu wenig investiert. (Kommentar Seite 3,
weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
BRÜSSEL, 24. Februar. Für die EG- weite Einführung einer steuerähnlichen Abgabe auf den Energieverbrauch und eine CO2-Steuer hat sich der Wirtschafts- und Sozialausschuß der Europäischen Gemeinschaft (EG) mehrheitlich am Mittwoch ausgesprochen. Die Arbeitgebervertreter im Ausschuß stimmten gegen den Vorschlag, der von den Gewerkschaften und anderen Gruppen unterstützt wurde. In wesentlichen Punkten weicht die Stellungnahme des Ausschusses vom Vorschlag der EG-Kommission aus dem Vorjahr ab.
Als zuständiger Berichterstatter des Ausschusses schlug der Delegierte des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Klaus Schmitz, vor, neben dem CO2-Anteil der Treib- und Brennstoffe auch den Methangehalt von Erdgas in die künftige Steuer einzubeziehen. Methan trage auch zur Aufheizung der Erdatmosphäre ("Treibhauseffekt") bei, lautete seine Begründung. Methan solle auch belastet werden, damit der Energieträger Kohle nicht zu einseitig zurückgedrängt werde, hieß es in dem Bericht. Werde Kohle dennoch einseitig zurückgedrängt, stiegen die Preise für knapper werdendes Erdöl und Erdgas in der ersten Hälfte des kommenden Jahrhunderts. Dies führe zu einem "energiepolitischen Zickzack-Kurs", warnte der Berichterstatter.
Während die EG-Kommission eine Energie- und CO2-Steuer vorge- schlagen hatte, deren Aufkommen von den Mitgliedstaaten durch Steuersenkungen in anderen Bereichen für Unternehmen und Bürger neutralisiert werden sollte,plädierte der Ausschuß für eine "zweckgebundene Energieabgabe" und eine getrennte "Treibhauseffekt- Steuer".
Das Geld, das die Abgabe einbringt, solle zur Förderung von Investitionen verwendet werden, die zum Ziel haben, Energie einzusparen. Außerdem sollten bei Privat- und Kleinverbrauchern "soziale Härten" gemildert werden. Bei starken Schwankungen des Erdölweltmarktpreises solle die Höhe der Abgabe variiert werden, um die Rentabilität der Einsparungs-Investitionen zu sichern.
Der Ausschuß will die CO2-Steuer niedriger angesetzt wissen, als es im Vorschlag der EG-Kommission für die "CO2- Komponente" der Energiesteuer vorgesehen ist. Die Ausschußmehrheit vertrat die Meinung, daß die internationale Konkurrenzfähigkeit der EG-Industrie durch zusätzliche Abgaben nicht gefährdet werden dürfe. Deshalb müsse mit den anderen westlichen Industriestaaten ein gemeinsames Vorgehen ausgehandelt werden, ähnlich wie es für die Fluor-Chlorkohlenwasserstoffe geschehen sei.
ptz BONN. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion "bittet die Bundesregierung nachdrücklich", auf die geplante Kürzung des Wohngeldes zu verzichten. Diese Leistung sei "als sozialer Flankenschutz Voraussetzung einer marktwirtschaftlich orientierten Wohnungspolitik", gibt ihr baupolitischer Sprecher Dietmar Kansy zu bedenken. Der Abgeordnete weist auf die zuletzt stark gestiegene Mietlast hin. Eine Wohngeld-Minderung wäre deshalb von den meisten Begünstigten "nur schwer verkraftbar". Wie berichtet, sieht das von Finanzminister Theo Waigel präsentierte Föderale Konsolidierungsprogramm den stufenweisen Abbau des jeweils von Bund und Ländern zur Hälfte aufgebrachten Wohngeldes vor. 1993 sollen 180 Millionen, im Jahr darauf 400 Millionen und von 1995 an 600 Millionen Mark eingespart werden. Statt dessen schlägt Kansy Einschnitte insbesondere bei der steuerlichen Bauförderung vor.
Bundesbauministerin Imgard Schwaetzer (FDP) will auf anderen Wegen Waigels Sparauflagen erfüllen. Sie möchte die Ausgaben drücken, indem den Wohngeldanspruch mindernde Einkommenserhöhungen bei Beziehern zeitnäher erfaßt werden. Da dies offenbar zuwenig bringt, befürworten ihre Fachleute jetzt Änderungen zu Lasten der Länder. Sie sind in dem als Referentenentwurf vorliegenden "Rückflußbindungsbereinigungsgesetz" verpackt. Hierbei handele es sich bloß um "Vorüberlegungen", wiegelt ein Sprecher des Ministeriums ab.
Ziel des Gesetzes ist es, von Bauherren vorzeitig getilgte öffentliche Darlehen in Zukunft anteilig in Waigels Kassen umzulenken. Seit 1965 dürfen die Länder solche Rückflüsse zu 100 Prozent einbehalten, wenn sie erneut für die Errichtung öffentlich geförderter Wohnungen ausgegeben werden. Fortan soll der auf den Bund entfallende Tilgungsanteil nach Bonn weitergeleitet werden. Gemessen am langjährigen Mittel geht es um stattliche 200 Millionen Mark.
Das Bauministerium bereitet sich bereits auf einen Streit mit den Ländern vor. Diese "werden dem Bund im Zusammenhang mit der Aufhebungsregelung vorhalten, daß er damit die Förderung des sozialen Wohnungsbaus empfindliche schwäche", heißt es besorgt im internen Argumentationspapier zu dem Entwurf. "Dem ist entgegenzuhalten, daß nicht ersichtlich ist, daß die Länder die Rückflüsse wirklich dazu benutzt hätten, ihre Förderung aufzustocken."
Dazu erklärt Kansy, er halte nichts davon, Abstriche beim Wohngeld durch gekürzte Mittel für den öffentlich geförderten Wohnungsbau zu verhindern. Es bringe nichts, wenn sich Bund und Länder gegenseitig den Schwarzen Peter zuschöben. Die Baupolitiker in den Ländern "pfeifen selbst ja aus dem letzten Loch". Die Behauptung der Regierung, durch das Konsolidierungsprogramm werde nur der Wohngeldanspruch für höhere Einkommen eingeschränkt, nennt Kansy nicht nachvollziehbar. "Höhere Einkommen bekommen in Deutschland kein Wohngeld", betont der Abgeordnete.
KRONBERG. Der hessische Wohnungsbauminister Jörg Jordan (SPD) und Bürgermeister Wilhelm Kreß griffen gemeinsam zum Spaten, schaufelten ein bißchen Erde und lächelten fröhlich in die Kameras: Am Mittwoch begannen offiziell die Bauarbeiten für die 32 Sozialwohnungen an der Ernst-Moritz-Arndt- Straße. Von den Anwohnern, die in letzter Zeit so lautstark Protest angemeldet hatten, ließ sich allerdings niemand sehen.
Kreß lobte ausdrücklich die "einmalig zügige" Arbeit aller Beteiligten, denn vom Antrag bis zum Baubeginn gingen gerade mal fünf Monate ins Land.
90 bis 100 Menschen werden in den Wohnungen Unterkunft finden. 7,25 Millionen Mark soll der Bau kosten; die Stadt Kronberg hat dafür ein zinsloses Darlehen über 3,74 Millionen vom Land bekommen.
Im März werden außerdem die Sozialwohnungen im Weidengarten fertig sein. Ende März soll der Bau der Wohnungen in der Kantstraße beginnen. Minister Jordan, nach eigenen Worten "von einem Spatenstich zum anderen" reisend, hatte noch zwei Geschenke dabei: Für den Architekten Grabowski einen Mauerstein mit Nisthöhle darin, der im neuen Gebäude seinen Platz finden wird, und für Bürgermeister Kreß den Bewilligungsbescheid über 240 000 Mark für das Programm der einfachen Stadterneuerung. Kreß dazu: "Na toll, dann können wir ja wieder ein bißchen sanieren." esi
HOCHTAUNUSKREIS. Die "Zukunft der Sozialpolitik" diskutieren die Teilnehmer einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 17. März, ab 18.30 Uhr, die das Bad Homburger Kreisbüro des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und der DGB-Kreis Frankfurt im Restaurant der Hofheimer Stadthalle organisieren.
Hans-Jürgen Urban vom IG-Metall- Vorstand informiert angesichts des "sozialpolitischen Kahlschlags der Bundesregierung" über "Abbau oder Weiterentwicklung des Sozialstaats - Perspektiven gewerkschaftlicher Sozialpolitik".
Interessenten müssen sich bis Mittwoch, 10. März, beim DGB-Kreis Frankfurt in der Frankfurter Wilhelm-Leuschner-Straße 69 - 77 anmelden. stk
Schattenbild der Erinnerung an einen toten Freund
HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet ab Dienstag, 2. März, ab 19 Uhr in den Räumen Im Bangert 4a einen Grundkochkurs an.
Er dauert sechs Abende und richtet sich an alle angehenden Hausfrauen und Hausmänner.
Interessenten melden sich unter der Telefonnummer 22312 an.
Kleine FR
"Kultur gegen Haß" HANAU. Unter dem Motto "Kultur gegen Haß und Gewalt" veranstalten die Hanauer Jusos am Samstag, 27. Februar, ein Konzert der Bands "Scarlet" und "Sus Bilibi" in der Hanauer Schweinehalle. Interessenten können ab 20 Uhr kommen. "Stimmband" im Jazzkeller HANAU. Die Gruppe "Stimmband" spielt am Freitag, 26. Februar, ab 21 Uhr im Hanauer Jazzkeller. Zum Repertoire gehören Songs aus den Bereichen Folk, Rock, Country und Oldies. Petra Roth in Kesselstadt HANAU. Die Frankfurter Oberbürgermeisterkandidatin der CDU, Petra Roth, kommt am Freitag, 26. Februar, zum Heringsessen der CDU Hanau-West in die Turnhalle des TVK-Kesselstadt, Kastanienallee 44. Beginn ist 19 Uhr. "Cricket zum Ausprobieren" HANAU. Der Ruder- und Cricketclub "Philippsruhe" Hanau stellt sich am Samstag, 27. Februar, unter dem Motto "Cricket zum Ausprobieren" von 11 bis 14 Uhr in der Doorner Halle in Steinheim vor. Interessenten jeden Alters und Geschlechts können sich über die noch unbekannte Sportart informieren.
BAD VILBEL. Das "Massenheimer Wäldchen" wollen Mitglieder der BUND- Ortsgruppe am Freitag, 26. Februar, säubern. Treffpunkt 15 Uhr am Wendehammer der Straße Banggärten. Die Säuberung steht am Anfang der Verwirklichung eines Pflegekonzeptes für diesen Grünstreifen am Erlenbach. hm
Die Frankfurter CDU hat ein Wahlkampfthema mehr gefunden. Sie übt heftige Kritik an der Tagung "Solidarität in der Krise", die das Gründungssekretariat der Akademie der Künste an diesem Wochenende veranstaltet (die FR berichtete). Hans-Jürgen Hellwig, der kulturpolitische Sprecher der Christdemokraten im Römer, formuliert in einer umfangreichen Presseerklärung, das Thema der Tagung sei "geradezu ein Hohn auf die zahlreichen kulturell tätigen Institutionen in der Stadt, die wegen vergleichsweise geringer Finanzierungslücken in ihrer Existenz gefährdet sind oder bereits die Schließung angekündigt haben, wie beispielsweise das Palais Jalta, das Goethe- Theater, das Museum für Höchster Geschichte, die Jugendmusikhochschule und viele andere".
Hellwig empfindet es als "Treppenwitz", daß die Akademie-Veranstaltung "auch noch den Titel &rquote;Solidarität in der Krise'" trage. Der CDU-Politiker ist der Meinung, "die Kulturdezernentin wäre eigentlich als erste aufgerufen gewesen, Solidarität in der Krise zu üben, indem sie auf ihr Akademie-Vorhaben verzichtet, das heute sowieso nicht mehr zu finanzieren" sei.
Die dadurch frei werdenden Haushaltsmittel sollte Kulturdezernentin Linda Reisch "für die Existenzsicherung anderer Kulturinstitute" zur Verfügung stellen, denn so der Stadtverordnete, der im Hauptberuf Anwalt ist, es sei "unerträglich", daß hier eine "rechtswidrige Mittelausgabe erfolgt", während "zahllose bereits bestehende und in ihrer Arbeit anerkannte kulturelle Institute mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.". In diese Richtung zielt auch ein von Hellwig formulierter Antrag der CDU an die nächste Stadtverordneten-Versammlung. Da das Geld für Veranstaltungen des Gründungssekretariats der Akademie "nach den Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung nur für die Vorbereitung der Gründung ausgegeben werden" dürfe, soll das Gründungssekretariat keine Veranstaltungen mehr anbieten dürfen. Das Geld soll "im Sinne eines Feuerwehrfonds für finanzielle Notfälle im kulturpolitischen Bereich eingesetzt" werden. Hellwig weist zudem darauf hin, daß die Stadtverordnetenversammlung noch nicht "darüber beschlossen habe, ob überhaupt eine Akademie gegründet werden soll." Diesen Schritt hatten die Fraktionen von SPD und Grünen an die Bedingung geknüpft, daß bis Jahresende 1992 ein Konzept für die Akademie vorliege. Das ist bislang aber nicht geschehen. fr
NEU-ISENBURG. Die letzte Stadtverordnetenversammlung der Stadt Neu- Isenburg vor der Kommunalwahl am Sonntag, 7. März, findet am Freitag, 26. Februar, im Plenarsaal des Rathauses, Hugenottenallee 53, erster Stock, statt. Beginn der Parlamentssitzung ist um 19 Uhr.
Vier Stadtverordneten wird zu diesem Anlaß die Ehrenbezeichnung "Stadtälteste/r" verliehen. Das sind: Rosemarie Minta, Monika Schlempp, Karl Vey und Achilles Rehberger.
Brisante Punkte stehen nicht auf der Tagesordnung. Einziger Antrag aus den Fraktionen ist eine Resolution zur Zukunft der Städtebauförderung. fra
MOSKAU, 24. Februar (AFP). Das Verteidigungsbudget Weißrußlands für 1993 ist im Vergleich zum Vorjahr auf die Hälfte zusammengestrichen worden, berichtete am Mittwoch die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass. 6,3 Prozent des Staatshaushalts seien als Verteidigungsausgaben ausgewiesen, das seien rund 200 Millionen Mark.
Mit dem Geld solle die weißrussische Armee finanziert und vor allem Grenzschutz-Einheiten aufgestellt werden. Die Armee der ehemaligen Sowjetrepublik, in der auch strategische Atomraketen vom Typ SS-25 stationiert sind, umfaßt derzeit rund 125 000 Soldaten. Sie soll auf 90 000 Mann verkleinert werden.
Gesamter Fahrbetrieb ruhte Über fünf Stunden mußte am Mittwoch der gesamte Verkehr auf der Neubaustrecke zwischen Fulda und Kassel wegen einer "schweren Störung" auf die Fuldatalstrecke über Bebra und Melsungen nach Kassel umgeleitet werden. Ein Bahn-Sprecher sagte, im Bereich "Licherode" nördlich des Stellwerkes Kirchheim (Kreis Hersfeld- Rotenburg) seien alle Rechner- und Steuersysteme ausgefallen.
KRIFTEL / FRANKFURT. Hans- Werner Börs bleibt weiterhin im Hanauer Gefängnis. Das hat jedoch nicht der Richter des Frankfurter Amtsgerichts entschieden, der ursprünglich heute über einen Haftprüfungsantrag der zwei Anwälte des Krifteler Bürgermeisters befinden sollte. Statt dessen haben Monika Banzer und ihr Kollege Franz Salditt am Mittwoch mittag überraschend den Antrag zurückgezogen. Eine qualifizierte Verteidigung sei nicht möglich, weil die Staatsanwaltschaft keine Akteneinsicht gewähre, gaben sie als Begründung an.
Dieser "mittelalterliche Zustand" müsse sofort ein Ende haben, fordern die Anwälte. Niemand könne sich mit verbundenen Augen und zugehaltenen Ohren verteidigen, "das ist der größte Alptraum, den man sich denken kann", meinte Salditt. Dabei lebe der Haftprüfungstermin vom rechtlichen Gehör des Beschuldigten. Aber was solle Börs ohne Kenntnis des Verdachtsgebäudes vorbringen, fragte der Verteidiger.
Eigentlich war die Entscheidung über die Haftprüfung bereits für vergangenen Donnerstag angesetzt. Doch nach der Verhandlung am Amtsgericht hatte Monika Banzer um eine Verschiebung des "Urteils" gebeten. Sie wolle noch einmal Zeit für eine Stellungnahme haben. Nun muß der Haftrichter, der im Gegensatz zur Verteidigung alle Akten der Staatsanwaltschaft zur Einsicht hat und eine Freilassung Börs' hätte erwirken können, nicht mehr tätig werden.
Ungeachtet dessen wird heute jedoch über den Antrag der Staatsanwaltschaft entschieden, den Haftbefehl um weitere Tatvorwürfe zu erweitern. set
Die vier in Falun verbliebenen Skispringer des Deutschen Skiverbandes (DSV) haben am Mittwochmorgen weitertrainiert, als ob nichts geschehen sei. Christof Duffner (Schönwald) legte zwei gute Sprünge auf 89 und 90 Meter hin, "aber das will noch nichts heißen, ich war im Training immer gut". Insider sagen, daß die Mannschaft befreiter aufspringe, seit Dieter Thoma auf Geheiß von Bundestrainer Rudi Tusch die Heimreise angetreten hat. Anders formuliert: Die anderen Sportler stehen hinter der Entscheidung von Tusch. Christof Duffner mag nicht viel dazu sagen, Andreas Scherer (Rohrhardsberg) rafft sich zu einer Stellungnahme auf. "Es ist vielleicht gut, daß er mal zum Nachdenken kommt. So was ist brutal, aber wahrscheinlich mußte es sein", sagt er zögernd, packte seine Ski auf die Schultern und ergänzt im Davonstapfen: "Jetzt greifen wir an!"
Als Disziplinarmaßnahme will der Delegationsleiter der deutschen Mannschaft, DSV-Sportwart Detlef Braun, die Aktion keinesfalls verstanden wissen: "Wir hätten alles lieber eleganter gelöst und ihn einfach nicht mehr eingesetzt, aber bis Sonntag im Quartier gelassen." Doch Braun wie Tusch sagen, sie hätten keine andere Lösung parat gehabt. "Dieter hat durch seine ewige Diskussion über die Bedingungen an der Schanze Unruhe in die Mannschaft gebracht und so seine eigene Unsicherheit auf die anderen Athleten übertragen", sagt Tusch. "Die wohnen zusammen, die sind oben in der Hütte zusammen und diese Negativ- Beeinflussung war einfach zu groß", ergänzte Braun.
In der offiziellen Erklärung des Deutschen Skiverbandes heißt es allerdings, Thoma sei wegen einer "mangelnden Leistungsbereitschaft, die sich auch in entsprechenden Sprüngen niedergeschlagen hat", nach Hause geschickt worden. "Er muß entscheiden, ob er Leistungssport betreiben will. Dann geht das nur über eine entsprechende Einstellung", sagte Tusch, "er muß sich überwinden. Er will profihaft verdienen, dann muß er sich auch so verhalten." Es sei nun mal mangelnde Leistungsbereitschaft, wenn einer sich nicht mehr traue.
Andrerseits erklärt der Sportwart fast im gleichen Atemzug, daß sich der Hinterzartener wegen der verletzungsbedingten, schwierigen Vorbereitungsperiode und einer bekannt hohen Erwartungshaltung unter Leistungsdruck gesetzt habe und mit diesem Streß einfach nicht fertig geworden sei.
Zu den restlichen Weltcup-Springen auf den windanfälligen Schanzen von Lahti, Lillehammer und Oslo wird Thoma deshalb auch nicht mehr geschickt. Braun: Er hat im Moment zuviel Angst." Weil Thoma an der DSV-Entscheidung schwer getragen habe, wolle dieser nichts mehr sehen und hören und habe deshalb auch nicht an der Pressekonferenz teilgenommen. Braun: "Er hat die Welt nicht mehr verstanden, weil Skispringen sein Leben ist." Über alles müsse Thoma nun nachdenken. ULRIKE SPITZ, Falun
rüg FRANKFURT A. M., 24. Februar. So schlechte Noten wie noch nie in seiner Amtszeit bekommt Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) derzeit von den Bundesbürgern, hat das infas-Institut in einer Umfrage für die ARD-Fernsehsendung "Skala" vom Mittwoch abend ermittelt. Aber auch die SPD schneidet trotz steigenden Ansehens Björn Engholms bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit nicht viel besser ab als die Bundesregierung. Für die ARD-Skala an jedem vierten Mittwoch im Monat befragt infas in den zwei Wochen vor dem Sendetermin jeweils 1000 Bürgerinnen und Bürger in Ost und West. Die Frankfurter Rundschau wird die Ergebnisse als einzige Zeitung durch Kooperation mit der ARD jeweils am folgenden Donnerstag ausführ- lich wiedergeben können. (Siehe Seite 5)
MAIN-KINZIG-KREIS. Der "gelbe Sack" zeigt Wirkung. Auf den kreiseigenen Mülldeponien wurde deutlich weniger Müll angeliefert als noch im vergangenen Jahr. Dieses erste Fazit zieht Abfalldezernent Erich Pipa. Allerdings hat es nach Bebachtungen des Kreises auch einige "schwarze Schafe" gegeben, die die gelben Säcke mit Windeln, Textilien Staubsaugerbeuteln, Batterien, Asche oder gar Einwegspritzen gefüllt hätten.
Irritationen hat es in diesen Tagen gegeben, weil Bürger beobachtet hatten, daß gelbe Säcke auf der Deponie in Hailer-Meerholz angeliefert wurden. Laut Pipa hat es sich in diesen Fällen aber zweifelsfrei um Restmüll gehandelt. Die Inhalte würden von den Deponie-Mitarbeitern überwacht. Sie öffnen die Säcke und kontriollieren den Inhalt. Verwertbare Verpackungsabfälle werden dann den Unternehmen des Dualen Systems wieder mitgegeben.
Ebenso werden die von den Sortieranlagen gelieferten Sortierreste gesondert erfaßt. Die Reste werden auf der Deponie separat abgekippt, sodaß jederzeit kontrolliert werden kann. Bei Beanstandungen wird Kontakt mit den Betreibern der Sortieranlagen aufgenommen. Die bislang auf den Deponien angenommenen Reste liegen nach Auskunft des Kreises im Rahmen des Bundesdurchschnittes von zehn bis 20 Prozent. Kontrolliert werden die Betriebe außerdem über monatlich vorzulegende Wiegescheine für die gesammelten, sortierten und der Verwertung zugeführten Materialien.
Nach den bisherigen Erfahrungen hat sich die Main-Kinzig-Bevölkerung eifrig an der Getrenntsammlung von Verpakkungsabfällen beteiligt und gewissenhaft gesammelt. Es soll jedoch auch Bürger geben, die das Duale System bewußt sabotieren, weil sie dahinter nur die Interessen der Industrie und nicht die des einzelnen sehen. Die Getrenntsammlung muß jeder Konsument durch höhere Preise im Einzelhandel aus eigener Tasche bezahlen.
In solchen Fällen warnt Pipa: Säcke, die mit nicht verwertbaren Materialien gefüllt werden, werden von den Entsorgungsunternehmen nicht abgefahren. In die gelben Säcke gehören nur Verpakkungen aus Kunststoff, Verbundstoffen, Aluminium oder Metall.
Insgesamt wurden auf den beiden Restmülldeponien des Kreises im Januar 2500 Tonnen weniger Müll abgelagert als im Januar des Vorjahres. Der Rückgang von 13,9 Prozent ist eindeutig auf getrennte Sammlungen von Verpackungsmaterialien und auch Biomüll zurückzuführen. Denn gerade die Abfuhr von Restmüll ist sehr deutlich zurückgegangen - in Hailer um 20 Prozent, in Schlüchtern-Hohenzell sogar um 35 Prozent.
Auf der Deponie Hailer wurden im Januar 1878 Tonnen weniger Müll abgelagert. Dies bedeutet einen Rückgang um 12,4 Prozent. Deutlich abgenommen haben vor allem der Restmüll (-20,6 Prozent), der Klärschlamm (-13,4) und die nicht kompostierbaren pflanzlichen Abfälle (-44,7). Leicht zugenommen hat dagegen die Sperrmüllanlieferung. Die Menge stieg im Vergleich der beiden Monate um 3,5 Prozent auf 1809 Tonnen, die Gewerbeabfälle um 2,3 Prozent auf 2870 Tonnen.
Der Gesamtrückgang auf der Deponie Hohenzell beträgt 21,8 Prozent. Im Januar 1993 waren 2228 Tonnen angeliefert worden. Das sind 622 Tonnen weniger als im Januar 1992. Die Klärschlammanlieferung ging um 26,6 Prozent zurück, die des Restmülls um 35 Prozent auf 885 Tonnen. 36,7 Prozent weniger Sperrmüll wurden registriert und 12,6 Prozent weniger Gewerbeabfälle. Erstmals wurde im Januar dieses Jahres eine neue Abfallart aufgenommen: Sortierreste vom Dualen System. 23,1 Tonnen sind davon nach Hohenzell gekommen. are
OBERURSEL. Einen Gymnastikraum, einen Mehrzweckraum, einen Schlafraum und Platz für das Personal - all das bekommt die Kindertagesstätte der evangelischen Kreuzgemeinde im Bommersheimer Goldackerweg mit ihrem Erweiterungsbau, zu dem am Mittwoch der erste Spatenstich gesetzt wurde.
Wie Bürgermeister Thomas Schadow (CDU) erläuterte, wird sich die Stadt mit 487 000 Mark an den Baukosten beteiligen. Ebensoviel trägt das Land Hessen, die Kirchengemeinde selbst steuert 108 000 Mark bei.
Beteiligen wird sich die Stadt auch an der Erweiterung der Küche, so daß die 90 Kinder dort künftig auch ein Mittagessen bekommen können, außerdem an den Personalkosten für 1,5 Stellen und für eine Hauswirtschaftskraft. Der zur Zeit noch genutzte Pavillon wird nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus wieder verschwinden. esi
ojw BERLIN, 24. Februar. In der ehemaligen DDR hat es offenbar nur wenige politisch motivierte Zwangsadoptionen gegeben. Dies bestätigt ein Bericht der Zentralen Adoptionsstelle bei der Berliner Jugendverwaltung.
Die Behörde ist seit der ersten Akteneinsicht im Mai 1991 bei ihren Untersuchungen lediglich auf sieben Fälle gestoßen, bei denen Elternrechte zwar formal wegen Vernachlässigung der Kinder entzogen wurden. Tatsächlich handelte es sich "um politische Nebenstrafen - zumeist wegen versuchter oder gelungener Republikflucht", heißt es in dem Bericht.
In keinem der Fälle kämen die Kinder zu ihren leiblichen Eltern zurück. Sechs der sieben Betroffenen seien inzwischen volljährig. Im siebten Fall habe sich die Mutter nach längeren Gesprächen bereit erklärt, daß ihr fünfjähriger Sohn bei den Adoptiveltern bleibt.
Die Zentrale Adoptionsstelle hat sich darüber hinaus in den letzten beiden Jahren mit etwa 50 Fällen befaßt, in denen Eltern in der DDR ihre Kinder nach dem sogenannten "Asozialen-Paragraphen" entzogen wurden, insbesondere wenn junge Mütter an der Dreifachbelastung Haushalt, Beruf, Erziehung scheiterten. In etwa der Hälfte dieser Fälle, heißt es in dem Bericht, hätten nach westdeutschen Maßstäben "Überreaktionen auf elterliche Schwierigkeiten" vorgelegen - da es ausgereicht hätte, die Eltern intensiver zu unterstützen.
Eine Anordnung über Zwangsadoptionen durch die frühere DDR-Bildungsministerin Margot Honecker hat sich nach Angaben von Berlins Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) in den DDR-Akten nicht finden lassen. Die Ex-Bildungsministerin, gegen die eine Mutter Strafanzeige gestellt hat, trage aber die "politische Verantwortung" dafür, daß DDR-Behörden Eltern ihre Kinder wegnahmen.
RODGAU. Wegen Brandstiftung in Schulen, Sachbeschädigung und Diebstahl wurden drei 18jährige aus Rodgau vom Offenbacher Jugendschöffengericht zu Haftstrafen von 8, 18 und 20 Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Verteidigung kündigte Berufung an.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Trio vorgeworfen, an einer Serie von Schulbränden im Rodgau beteiligt gewesen zu sein. Die drei Jugendlichen saßen knapp ein halbes Jahr in U-Haft. Letztlich reichten die Indizien und Beweise jedoch nur für die Anklage in drei Fällen aus. Für zwei Brände wurden die Männer verurteilt, in einem Fall gab es gestern einen Freispruch.
Eine Brandstiftung gaben die jungen Männer zu. Das Trio gestand, im März 1991 im Lehrerzimmer der Georg-Büchner-Schule Feuer gelegt zu haben. Die Jugendlichen ließen dabei ein Druckgerät mitgehen und randalierten in den Räumen.
Das Gericht sah es außerdem als erwiesen an, daß zwei der drei jungen Männer am zweiten Weihnachtstag 1991 den Pavillon derselben Schule angezündet hatten.
Der von der Staatsanwaltschaft geforderten Verurteilung des Hauptangeklagten wegen Brandstiftung in der Wilhelm- Busch-Schule folgte das Schöffengericht wegen einer "reinen Indizienlage mit Restzweifeln" nicht. aim
NEU-ISENBURG. "Die Hand an der Wiege" heißt der amerikanische Spielfilm, den der Filmring der evangelischen Kirchengemeinde Gravenbruch am Montag, 1. März, im Großen Saal des Evangelischen Gemeindezentrums Gravenbruch am Dreiherrnsteinplatz 8 zeigen will. In dem psychologischen Thriller, der weitgehend ohne Gewalt auskommt, geht es um ein Kindermädchen, daß einer jungen Familie das Leben zur Hölle macht. Der Film ist für Jugendliche von 16 Jahren an freigegeben. fra
Flammentod einer Republik
Marinus van der Lubbe, Görings verdeckte Hilfstruppen, etwa doch die Kommunisten - es wird wieder spekuliert, wer heute vor sechzig Jahren den Sitz des deutschen Parlaments angezündet hat. Doch nicht der Kriminalfall Brandstiftung im Reichstag ist das wirklich wichtige Thema. Für die Geschichte der Deutschen entscheidend waren vielmehr die politischen Folgen. Nutznießer waren allein die vier Wochen zuvor nach konservativem Intrigenspiel in die Regierung gerufenen Nationalsozialisten.
Nur Stunden nach dem Feuer setzte die Regierung Hitler zwei Notverordnungen in Kraft, "zum Schutz von Volk und Staat" und "gegen Verrat am deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe". Damit war die Verfassung der Republik aufgehoben, die Menschenjagd auf Andersdenkende eröffnet, deren Vernichtung eingeleitet. Länder und Gemeinden konnten gleichgeschaltet, also der Reichsregierung ohne weiteres direkt unterstellt werden. Damit, und nicht erst mit dem "Ermächtigungsgesetz" vom 24. März desselben Jahres, war die Weimarer Republik vernichtet.
Die hundert Abgeordneten der KPD, der drittstärksten Fraktion im Reichstag, wurden umgehend verhaftet; ebenso Dutzende Abgeordnete der zweitstärksten Partei, der SPD. Den meisten bürgerlichen Zeitgenossen erschloß sich jedoch die Tragweite des Vorgefallenen wohl nicht sofort. Mit Notverordnungen hatte seit 1930 schon das Kabinett des Zentrums-Kanzlers Heinrich Brüning mangels einer parlamentarischen Mehrheit regiert. Preußen, Hochburg der Sozialdemokraten, des Zentrums und der demokratischen Linken, war seit dem 20. Juli 1932 durch den Staatsstreich des Kurzzeit-Kanzlers Franz von Papen einem Reichskommissar unterstellt, ohne daß sich Widerstand erhoben hätte.
Es fanden zudem noch einmal Wahlen statt, eine Woche nach der Brandstiftung. Manche beruhigten sich dann damit, daß Hitlers Partei ja auch diesmal nicht die absolute Mehrheit erhalten habe und "abwirtschaften" werde wie alle anderen; als ob sie, einmal an der Macht, sich um Gesetz und Demokratie noch hätte kümmern wollen. Von den 120 trotz Straßenterror und politischem Mord noch gewählten Sozialdemokraten haben viele ihr Mandat nicht mehr wahrnehmen können, von den 81 gewählten Kommunisten nicht einer.
Was im übrigen von diesem letzten Mehrparteien-Reichstag füglich erwartet werden konnte, zeigte sich in seiner Billigung der Hitlerschen Außenpolitik (auch mit sozialdemokratischen Stimmen) und des Ermächtigungsgesetzes (angenommen mit 444 Stimmen gegen 94 Sozialdemokraten). Das Parlament gab sich, beinahe kampflos, selber auf.
Doch Wahlarithmetik und Abstimmungsverhalten erklären nicht den Flammentod der "Weimarer Ordnung" im Wallot-Bau an der Spree. Die Weimarer Republik lag in Agonie, kaum daß sie geboren war; nie seit 1920 haben die "Verfassungsparteien" eine ausreichende Mehrheit im Wählervolk gehabt. Die größere Gefahr kam dabei, anders als die Legenden lauten, nicht von der radikalen, diese Republik bekämpfenden Linken; die ist niemals auch nur in die Nähe der Zwanzig-Prozent-Marke gekommen und war nach der Stalinisierung der KPD zwar maulradikal, aber realitätsfern und ohnmächtig. Die radikale Rechte hingegen und die vom absinkenden Mittelstand getragene nur halb demokratische rechte Mitte konnten sich seit 1924 konstant auf rund vierzig von hundert Wählern verlassen. Ihre Obstruktion hat "Weimar" letztlich abgetötet.
Dies ist Teil eines Lehrstücks. Der Ansehensverlust der Parteien, mit dem Modewort: die Politikverdrossenheit, rührte ja auch aus ihrer Unfähigkeit her, eine demokratische Identität des Staates zu stiften, aus ihrem Unvermögen, die Wirtschaftskrise zu bewältigen, aus ihrer Interessenpolitik zugunsten begrenzter Klientelen, die sich mit "Weimar" ohnehin nicht (mehr) identifizierten, aus ihrer Taktiererei und ihrer Bürgerferne. Die Rechte betrieb ohnehin meist Klassenkampf-Politik von oben wie zu Kaisers Zeiten; die gemäßigte Linke und die liberale Mitte tolerierten im Namen der Verfassung zuletzt die Macht jener Rechten, welche für diese Verfassung nicht viel mehr übrig hatten als Hohn.
Aus jenem - nach Weimarer Begriffen: bürgerlichen - Potential zog die Hitler-Partei ihre Anhänger. Sobald sich, ab 1928, die Unlust "am System" mit der drückenden Not der Krise verband, war die Verfassung dieser Parteien das stärkste Argument der Demagogen. Der Faktor Krise ließ die Demokratie sterben; "das System" bot nicht einmal mehr lebensverlängernde Medizin. Nur KPD, die katholischen Parteien Zentrum und BVP und auch die SPD erwiesen sich als ziemlich immun gegen die braune Versuchung. Jedoch waren auch sie strukturell unfähig zur gemeinsamen Abwehr der aufkommenden Diktatur.
Das macht den Fall Weimar, den Fall Reichstag zum aktuellen Thema. Gewiß war, altes Schlagwort, Bonn nie Weimar; aber es ist auch nicht mehr Bonn. Ernste Zeichen der alten Krankheit, von der wir sie geheilt wähnten, treten in den großen Parteien wieder auf. Doch die Kur kann nicht darin bestehen, sie durch braune Wiedergänger zu ersetzen, wenngleich es einem dumpfen Bodensatz danach gelüsten mag. Die Kur muß beginnen mit der Befreiung der Parteien vom Hauch der Korruption, von der immanenten Lähmung, und sich fortsetzen mit einer Stärkung der Demokratie, im bundes- und kontinentweit Großen wie im überschaubaren Kommunalen.
Nichts ist unmöglich. Da laufen bei einem Frankfurter Chemie-Giganten, der sich gemeinhin als Hort des technischen Fortschritts sieht, Anlagen mit offensichtlich unkalkulierten Risiken für die Umwelt. Da passiert ein Unfall mit - wie man inzwischen weiß - massiven Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung, und die in eigener Sache sonst so publizitätsfreudige Firma spielt die ausgetretene Giftwolke nach Kräften herunter, hält sogar ein Gutachten zurück.
Es ist schon ein übles Stück, das in diesen Tagen in Frankfurt aufgeführt wird, seit in der Nacht zum Montag nach einem Betriebsunfall bei der Hoechst AG zehn Tonnen giftige Chemikalien in die Luft gelangt sind. Ein Stück, das man inzwischen allzu oft schon erlebt hat: verharmlosen, abstreiten und nur im äußersten Notfall Risiken zugeben. Ein Stück aber auch, das zu Fragen Anlaß gibt.
Zum Beispiel: Von welch tiefem Mißtrauen gegen Behörden und Öffentlichkeit muß ein derart die Region dominierendes Unternehmen beseelt sein, wenn es sich auf eine solch gemeingefährlich- verschlossene Informationspolitik zurückzieht? Und wie kommt es, daß Anlagen genehmigt und gebaut werden, die Unfälle zulassen, deren Folgen Behörden und Helfer erst einmal ratlos machen?
Die Politiker in Frankfurt und Wiesbaden, deren nachträgliche Empörung auch nur zeigt, wie sehr sie von der Informationsquelle Hoechst abhängig sind, werden viel nachzuarbeiten haben. Die Art, wie hier mit der Gesundheit der Menschen umgegangen wurde, ist ganz und gar unakzeptabel. me (Wiesbaden)
Die wievielte Offensive ist das jetzt eigentlich? Die dritte, wenn man nur die öffentlichen Reden zählt? Oder die zwölfte oder dreizehnte, wenn man alle empörten Pressemitteilungen hinzunimmt, die in den vergangenen Wochen die Münchner Staatskanzlei verlassen haben? In Passau, beim Politischen Aschermittwoch, unternimmt Max Streibl, Bayerns angeschlagener Regierungschef, erneut einen Anlauf, um den bösen Denunzianten, von denen er sich umzingelt fühlt, die Stirn zu bieten. "Freunde zu haben, ist das eine Schande in der CSU?" fragt Streibl angriffslustig in den Saal, und gibt sich gleich selber die Antwort: "Und deshalb: Saludos Amigos."
Das kann man für einen besonders kessen Scherz halten oder aber für eine immer verbitterter werdende Weigerung, Von Peter Fahrenholz (Passau) die Realität zur Kenntnis zu nehmen. Für Max Streibl ist die Realität nicht, daß er sich von einem befreundeten Millionär zu Luxusreisen hat einladen lassen. Einem Freund, der sich auf vielfältige Weise um staatliche Aufträge bemüht hat, natürlich ganz ohne jede Gegenleistung. "Es gibt", sagt ein zweifelnder Zuhörer in der Passauer Nibelungenhalle, "keinen Großindustriellen, der was gibt und nix will."
Die Realität, wie sie Max Streibl wahrnimmt, sieht so nicht aus. Da hat vielmehr "die Stunde widerwärtiger anonymer Denunzianten" geschlagen, denen die oppositionelle SPD "ein begierig offenes Ohr angeboten" hat. Alles, weil sie die CSU "politisch nicht besiegen" kann, deshalb der Versuch, "mir persönlich schaden", deshalb die "abscheuliche Schmutzkampagne". "Ja", sagt Streibl zu Beginn seiner Rede, "ich stehe im Feuer, aber ich stehe." Immerhin ringt er sich erstmals, wenn auch ziemlich verkniffen, zu dem halbherzigen Eingeständnis durch: "Vielleicht war es ja ein Fehler, mich von einem alten Freund einladen zu lassen." Aber nur, weil er ja hätte wissen müssen, "daß einem mit böswilligen Verleumdungen ein Strick draus gedreht wird".
Streibl hat an dieser Aschermittwochsrede angeblich wochenlang gefeilt. Seine beiden Auftritte im Landtag haben nicht die erhoffte Wirkung gehabt. Die Schlagzeilen über Bayerns reiselustigen Landesvater sind dadurch nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. In Passau sollte endlich mal wieder aus vollem Herzen gejubelt werden können, doch schon der Auftakt steht unter einem schlechten Stern, jedenfalls für Streibl. Sein Tandempartner Theo Waigel bleibt im Schnee stecken und verspätet sich um Stunden. Max Streibl muß den Einmarsch zum notorischen Defiliermarsch allein bestreiten, der Beifall ist höflich bis schütter, die Stimmung abwartend.
Reden im Dunst von Fischsemmeln und im Geschepper von Bierkrügen ist eine schwierige Sache und verlangt den präzisen Einsatz rhetorischer Waffen. Streibl liest eine Rede, die eher einer Regierungserklärung gleicht, mechanisch und fahrig vom Blatt, der Beifall bleibt spärlich, die Begeisterung ganz aus. Vielleicht liegt das nicht nur an der konfusen Rede Streibls. Vielleicht sind selbst in Passau, wo natürlich die Treuesten der Treuen sitzen, eine ganze Menge Zuhörer im Herzen eher geneigt, "Saludos" mit "Auf Wiedersehen" zu übersetzen.
Einer hat es sich getraut, wenigstens zwei Stunden lang. Der Busfahrer Edmund Riedler aus Oberrohr, ausgerechnet, dem Heimatort Waigels, hat ein Schild an seinem Tisch befestigt: "Streibl zurück, Waigel vor - nur Waigel kann noch etwas retten". Stunden vor Beginn der Veranstaltung ist er gekommen, um einen Platz am Mittelgang zu ergattern, genau da, wo Streibl und Waigel vorbei müssen. "Die kleinen Leute stört die Amigo-Sache", sagt der Mann, "es geht ja net um kleine Beträge." In der Politik sei es wie in der Familie, "der Vater muß mit gutem Beispiel vorangehen". Wenn man Streibls Reisegeschichten mit der Möllemann-Affäre vergleiche, "dann gibt's nur eins: Rücktritt", sagt der Waigel-Fan.
Das Plakat wird von Fernsehteams und Reportern umlagert, Umstehende, die anderer Meinung sind, beschimpfen den einzelnen Kritiker. Die CSU-Zentrale fürchtet Unannehmlichkeiten und übt Druck auf den Mann aus, sein kritisches Schild rechtzeitig vor dem Einzug der Gladiatoren unter den Tisch zu stecken. Theo Waigel würde sich ärgern, wenn er das Plakat sieht, bekniet ein Mitarbeiter der Parteizentrale den Mann, der nachgibt. Gegen Waigel hat er ja nichts. Als Streibl dann allein kommt, ärgert sich der brave Mann. "Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mein Schild oben gelassen." Als Streibl seinen Eingangsgag "Saludos Amigos" bringt, ertönen plötzlich in der hintersten Ecke des Saales Pfiffe, und ein Transparent wird entrollt: "Brasilien grüßt seinen Amigo". Die Störer werden sofort festgenommen, nach Feststellung der Personalien wieder freigelassen. Edmund Riedler schwenkt für ein paar Augenblicke noch mal sein Schild.
Die Stimmung ist gereizt in der CSU, die Nerven des Führungspersonals liegen ziemlich blank. Als Michael Glos, der neue Landesgruppenvorsitzende, beim traditionellen Pressetreffen am Vorabend sagt, die Menschen würden merken, "daß sie das eine oder andere selber zahlen müssen", erntet er Gelächter von den Journalisten. Als Glos merkt, daß ihm ein unfreiwilliger Seitenhieb auf Max Streibl entfahren ist, macht er sofort einen erschrockenen Exkurs, wie falsch es wäre, jetzt personelle Veränderungen an der CSU-Spitze vorzunehmen. Am liebsten würde Glos gar nichts sagen zu den aktuellen Streitigkeiten. "Was den Streibl angeht, da fragen's doch den Streibl selber", knurrt er sichtlich genervt.
"Max Streibl ist ein Ehrenmann", ruft Theo Waigel, als er endlich kommt, in die Nibelungenhalle. Und legt dann die alte Platte auf, die seit Jahren auf allen CSU- Veranstaltungen gespielt wird und trotzdem nie ein Hit geworden ist: "Niemand wird Max Streibl und mich auseinanderdividieren", sagt also Theo Waigel.
In Wirklichkeit ist die CSU-Spitze so auseinanderdividiert wie noch nie in der Parteigeschichte, und mit Bangen warten alle auf das Superwahljahr 1994. Die unbekümmerte Einschätzung des neuen Bonner Statthalters Glos ("Das wird sich auch mal wieder totlaufen") teilt im Ernst niemand in der Führungsetage. Vor wenigen Tagen saßen Streibl und Generalsekretär Erwin Huber mit den Bezirksvorsitzenden der Jungen Union zusammen, die dabei ziemlich unverhüllt auf Streibls Rückzug drängten. Huber muß ganz schön herumeiern, um von der Veranstaltung das Bild zu vermitteln, es sei in großem Ernst hauptsächlich über Sachfragen diskutiert worden. Auch zu den katastrophalen Umfragen mag Huber gar nichts mehr sagen. Der CSU-General hat ein freundliches Naturell, er lacht selbst dann noch, wenn er mit unangenehmen Fragen eingedeckt wird. "Meine Sorgen wünsche ich Ihnen nicht", juxt Huber die Journalisten an. Und lacht schelmisch dazu. "Wenn ich weine, wird's auch nicht besser", sagt Erwin Huber.
WIESBADEN. Ein anonymer Anrufer hat der Polizei am Montag abend den entscheidenden Hinweis auf zwei Männer gegeben, die am vergangenen Samstag ein Ehepaar beim Waldspaziergang überfallen hatten. Kurz darauf konnten die Beamten zwei Männer im Alter von 25 und 30 Jahren festnehmen. Die jüngere der beiden Räuber hat die Tat inzwischen gestanden. Die Vernehmung seines 30 Jahre alten Kumpanen dauert an.
Das bewaffnete Duo hatte dem Ehepaar Bargeld, Kreditkarten und Ausweispapiere abgenommen und den Wagen, ein Mercedes 500, entwendet. schu
NEU-ISENBURG. Jazz und Swing mit Joy Fleming und Bill Ramsey stehen am Freitag, 5. März, in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle auf dem Programm. In Zeiten, wo sich der Synthesizer zusehends durchsetzt, wollen die beiden Profis mit ihrer eigenen Stimme faszinieren. Beginn ist um 20 Uhr. Begleitet werden die Solisten von der Bigband des Hessischen Rundfunks unter der Leitung von Kurt Bong. Der Erlös der Veranstaltung kommt der Stiftung Altenhilfe zugute. fra
HÖCHST. Vor einer neuen Masche von Trickdieben warnt die Polizei:
Am Dienstag klingelten ein Mann und eine Frau bei einer 73jährigen Unterliederbacherin in der Liebknechtstraße. Der Hausbesitzer habe sie geschickt. Er sei darüber erbost, daß sie zu laut sei. Um nicht bei Gericht vorgeladen zu werden, müsse die 73jährige dem Hausbesitzer Geld und Schmuck nachweisen. Die Rentnerin entgegenete, sie habe keine Wertsachen im Haus. Daraufhin zogen die Täter unverrichteter Dinge wieder ab.
Ähnlich verlief ein Fall am Mittwoch im Dunantring in Sossenheim. Dort gab sich das Trickdieb-Duo bei einer 81 Jahre alten Frau als Mitarbeiter der Vermieter- Gesellschaft aus. Um eine Anklage vor Gericht zu vermeiden, die Nachbarn gegen die 81jährige anstrengten, bräuchte der Vermieter Geld. Doch die Frau ging nicht auf die Forderungen ein. gre
HATTERSHEIM. Ein Rotlichtdetektor, der die "Grünzeit" für Fußgänger bei Bedarf automatisch verlängert, wurde in die Fußgängerampel an der Robinson-Schule eingebaut. Statt bisher nur sieben Sekunden sind jetzt maximal 17 Sekunden Zeit, um die Straße zu überqueren. Für Kinder und gehbehinderte Bürger sei häufiger das Problem entstanden, erläuterte Stadtrat Hans Franssen (SPD), daß die Ampel schon auf Rot sprang, als sie erst halb über die Straße gegangen waren. Außerdem verlangsame der Rotlichtdetektor den Verkehrsfluß, wurde doch immer wieder vorgebracht, daß in der Schulstraße zu schnell gefahren werde.
Schon vergangenes Jahr waren die Druckampeln auf der L 3265 in Höhe Rosengarten und Hans-Riggenbach-Straße sowie auf der L 3011 im Bereich der Main-, Erlen- und Wehrstraße in Okriftel mit einem Detektor ausgestattet worden. Die Ampeln am Hessendamm, am Hattersheimer Friedhof und in der Taunusstraße in Okriftel können nicht umgestellt werden, weil bei diesen Anlagen die vorhandene Schaltungstechnik nicht ausreicht. Sie müßten mit neuen Steuergeräten versehen werden, was erhebliche Kosten mit sich brächte. ege
Seminar für Heilpraktiker HANAU. Der Verband Deutscher Heilpraktiker veranstaltet am Samstag, 27. Februar, ab 9.30 Uhr im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten in Hanau ein Tagesseminar für Heilpraktiker oder Interessenten aus anderen therapeutischen Berufen zum Thema "Ganzheitliche Suchttherapie". Interessenten können sich unter der Nummer 20172 anmelden.
1
NEU-ANSPACH. Neulich fiel ein Stein von der Wohnzimmerdecke; kaum ein Raum in dem Fachwerkhaus ist noch ohne Risse in den Wänden. Gabriela Friedmann fürchtet inzwischen um ihre Unversehrheit und die ihres Babys - weil ständig Lastwagen an ihrem Haus in der engen Hauptstraße vorbeifahren und den Bürgersteig nicht selten als Fahrbahn mitbenutzen.
"Mit dem Kinderwagen muß ich ständig die Straßenseite wechseln; Zebrastreifen oder eine Ampel gibt es nirgends", erklärt die Hausen-Arnsbacherin und fordert eine Verkehrsberuhigung. Neu-Anspachs Erster Beigeordneter Manfred Schmück (SPD) hingegen kann keinen Handlungsbedarf sehen: "Hier gibt es kaum Fußgängerverkehr, der eine Schmück winkt ab Ampel oder einen Zebrastreifen rechtfertigen würde."
Seit fünfeinhalb Jahren wohnt Gabriela Friedmann jetzt mit ihrer Familie in dem Haus an der Hauptstraße gegenüber der ehemaligen Gaststätte "Wilder Jäger". Mittlerweile ist sogar der Haupttragebalken ihres Fachwerkhauses gespalten. Der Grund liegt nach Ansicht der Familie auf der Hand: Der Durchgangsverkehr habe sich stetig verschlimmert, täglich würden viele Laster durch die Straße donnern. Es sei ein Wunder, daß nicht andauernd Unfälle passierten und daß "bei den ständigen Geschwindigkeitsübertretungen noch kein Laster unser Wohnzimmer von innen besichtigt hat".
Auch die aus 180 Eltern bestehende Initiative des Hausener evangelischen Kindergartens am Dorfgemeinschaftshaus kritisiert, daß es an der stark befahrenen, unübersichtlichen Kreuzung Hauptstraße/Reuterweg in Nähe des Kindergartens weder Zebrastreifen noch Fußgängerampel gibt. Die Autos würden hier zu schnell fahren und die jetzt aufgestellten 30-Stundenkilometer-Schilder kaum beachtet, meinen die Hausen-Arnsbacher. "Die Bürgersteige in Hausen sind viel zu eng. Mit dem Auto ist der Weg sicherer als zu Fuß", erklärt die Kindergartenleiterin Elke Freund.
Gefordert werden deshalb breitere Bürgersteige, Geschwindigkeitskontrollen, ein neuer Gehweg für den Reuterweg, eine Ampel für die Schulbushaltestelle Hochwiese und ein sicherer Überweg für die Kreuzung Reuterweg/Am Sportfeld/ Kreisstraße 723. Elke Freund plädiert zudem für eine andere Verkehrslenkung. Nötig sei ein Einbahnstraßensystem; der Hauptverkehr dürfe nicht länger durch den Hausener Ortskern führen.
Angesichts dessen räumt Manfred Schmück zwar ein, daß verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Nähe des Kindergartens "Sinn machen" würden. Dies werde augenblicklich geprüft. Außerhalb diese Bereiches jedoch winkt er ab: Die Hauptstraße sei eine Kreisstraße, und der Kreis als Genehmigungsbehörde würde die Gemeinde "bei den wenigen Fußgängern auslachen". Der "Wilde Jäger" zum Beispiel sei 800 Meter vom Kindergarten entfernt; dort gebe es keine Kirche, keine Gaststätte, keine Geschäfte.
Die 30-Kilometer-Schilder würden überall dort stehen, wo die Hauptstraße eng sei; die Geschwindigkeit könne zur Zeit nicht überprüft werden. "Wenn der Winter vorbei ist, werden wir wieder Messungen durchführen", sagt der Leiter des Ordnungsamtes, Roland Liebler. jd
HATTERSHEIM. Gleich dreimal in kurzem Abstand haben Einbrecher am vergangenen Wochenende in der Stadt am Main zugeschlagen: Zwischen Samstag, 20. Februar, und Montag, 22. Februar, drangen nach Angaben eines Polizeisprechers einer oder mehrere Täter in drei verschiedene Wohnungen ein und raubten Bargeld und Schmuck in bislang nicht bekanntem Gesamtwert.
Wegen der Nähe der Wohnungen gehen die Beamten derzeit davon aus, daß es sich um die gleichen Täter handelt. Die geschädigten Familien wohnen in der Herder-, der Goethestraße und am Eichendorffring. Im Verlauf des Tages oder in der Nacht drangen der oder die Unbekannten in die Hochparterre-Wohnungen oder in Räume im ersten Stock ein, hebelten die Balkon- oder Haustüren auf und verschafften sich so Zutritt in die Zimmer. In einem Fall erbeuteten die Unbekannten Schmuck und Bargeld im Wert von fast 10 000 Mark. In einer anderen Wohnung ließen die Täter 1000 Mark Bargeld und eine große Menge Schmuck mitgehen. Beim dritten Einbruch können die Geschädigten bislang nicht überblikken, was entwendet wurde, weil die Mieter derzeit umziehen.
Die Kriminalpolizei bittet die Bevölkerung um Hinweise auf die Täter. Polizeidienststellen in Hofheim (0 61 92 / 2 07 90) und in Hattersheim (0 61 90 / 86 53) nehmen Hinweise entgegen. schu
DREIEICH. Auch die Stadtverordneten aus Dreieich treffen sich zu ihrer voraussichtlich letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Kommunalwahl am Sonntag, dem 7. März, noch einmal fünf Tage vorher. Der Stadtverordnetenvorsteher hat für Dienstag, 2. März, 19.30 Uhr, ins Bürgerhaus Sprendlingen eingeladen. Bei Bedarf wird die Sitzung am Mittwoch, 3. März, um 19.30 Uhr, ebenfalls im Bürgerhaus Sprendlingen fortgesetzt. fra
Die Frankfurter Polizei hat am Aschermittwoch die Disziplin der Frankfurter Narren im Straßenverkehr während der Karnevalstage ausdrücklich gelobt. Die Zahl der Unfälle lag über die tollen Tage hinweg wesentlich niedriger als in der vergleichbaren Zeit des Vorjahres. Insgesamt ereigneten sich in Frankfurt und im Main-Taunus-Kreis zwischen vergangenem Freitag und Aschermittwoch 215 Verkehrsunfälle. Im vergangenen Jahr waren es noch 276. Auch die Zahl der Unfälle, die eindeutig alkoholbedingt waren, ist von 19 auf 17 zurückgegangen. Bei den 31 Unfällen mit Personenschäden (1992: 32) waren zehn durch Trunkenheit am Steuer verursacht. In den Karnevalstagen des Vorjahres lag die Zahl mit sechs allerdings geringfügig darunter.
Ein ähnlich positives Bild zeigt sich bei den Zahlen der von der Polizei als notwendig angesehenen und angeordneten Blutentnahmen bei Verkehrsunfällen oder Verkehrsverstößen. Hier ging die Zahl im Vergleich zum Vorjahr von 47 auf 22 zurück.
Zufrieden registrierte die Polizei, daß sich während der Karnevalstage in Frankfurt kein Verkehrsunfall ereignete, bei dem ein Mensch getötet wurde. Im vergangenen Jahr war ein Mensch ums Leben gekommen.
Wie Polizeisprecher Jürgen Linker sagte, setzte sich auch 1993 der Trend fort, daß während der närrischen Tage immer mehr Besucher von Karnevalsveranstaltungen das Auto zu Hause stehen lassen und die öffentlichen Nahverkehrsmittel benutzen. "Polizeilich gesehen", so Linker, "zeugen diese Zahlen von einer verantwortungsbewußten Einstellung der Autofahrer, die sich die Frankfurter Polizei auch weiterhin wünscht." enk
Nachrichten-Börse
BDI liest Kommunen die Leviten Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) übt heftige Kritik an Plänen westdeutscher Kommunen, Gebühren und Abgaben sowie insbesondere die Gewerbesteuern der Unternehmen zu erhöhen. Damit würde die ohnehin labile Konjunktur beeinträchtigt. Eher sollten die Rationalisierungspotentiale in den Haushalten ausgeschöpft werden. Teuerungsrate sinkt Der Anstieg der westdeutschen Verbraucherpreise binnen Jahresfrist dürfte in diesem Monat wieder auf glatte vier oder höchstens 4,1 Prozent Prozent zurückgegangen sein. Dies signalisieren die ersten Berichte aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Für Januar hatte die Teuerungsrate auf 4,4 Prozent gelautet. EIB finanziert Aufbau Ost Erste Kredite von knapp zwei Milliarden Mark aufgrund der beim EG-Gipfel in Edinburgh beschlossenen "Wachstumsinitiative" hat die Europäische Investitionsbank bewilligt. Ein Teil der Mittel fließt in die neuen Bundesländer, etwa zur Erneuerung des Erdgas-Transportnetzes und für den Ausbau des digitalen Telefonsystems in sechs Großstädten.
Für vier Tage hat sich ein Teil der Halle 4 des Messegeländes in ein "Biotop des Jahres 1993" verwandelt, genannt "Feldholzinsel". Aufgebaut wurde es im Rahmen der Messe "Jagen, Fischen, Natur".
Bis einschließlich Sonntag wechseln sich bei dieser für alle offenen Informations- und Verkaufsausstellung für alle einschlägigen Artikel (Eintritt zehn Mark) Vorführungen von Greifvögeln (Samstag, 15 Uhr) mit einer Modenschau (Samstag, 10 Uhr) und der großen Hundeschau (Sonntag, 14 Uhr) ab. Es gibt Fortbildungslehrgänge und den "Landesjägertag" am Samstag. Ein Jagdquiz für Schulklassen ist mit der Ausstellung "Wild in Hessen" verbunden.
Der Mitveranstalter, der Verband hessischer Sportfischer, dem 24 000 Angler angehören, zeigt Aquarien und den "Lebensraum Bach" mit heimischen Fischen und will unter Beweis stellen, daß Gewässerschutz eines der Hauptanliegen ist - Gewässerproben werden vorgeführt. Beim "Casting", dem Zielwerfen mit dem Köder, sind Preise zu gewinnen. Und es gibt auch frischgeräucherten Fisch und Kostproben vom Wild zum Verkosten und Kaufen. -vau
wüp BERLIN. Nur wenige ehemalige Eigentümer ostdeutscher Betriebe haben ihr einstiges Unternehmen von der Treuhandanstalt zurückbekommen. Viele müssen sich statt dessen mit der Rückgabe einzelner Vermögensteile, einer Entschädigung oder dem Preis begnügen, den die Staatsholding beim Verkauf ihres Ex-Betriebes an einen anderen Investor erzielt hat. Nach Angaben des für die Reprivatisierung zuständigen Treuhandvorstands Klaus Wild wurde lediglich 4092 von bis jetzt 13 183 Antragstellern ihr Unternehmen zurückgegeben.
Allein 3087 Betriebe davon hatte jedoch in einem Schub noch die DDR-Übergangsregierung unter Hans Modrow reprivatisiert. Von der Berliner Treuhandzentrale wurden lediglich 244, von den Niederlassungen 761 Betriebe zurückgegeben. Wild betonte jedoch, daß man alle Modrow-Reprivatisierungen habe überprüfen und viele nachbessern müssen. Ein Drittel davon sei rechtsunwirksam gewesen, was den Alteigentümern bei schlechtem Geschäftsverlauf eine Rückgabe der Firmen an die Breuel-Behörde ermöglicht hätte.
Der Treuhand-Statistik zufolge erhielten 1263mal die Alteigentümer bisher nur noch Vermögensteile zurück, nicht selten, weil die Firma bereits liquidiert wurde. Weitere 395mal gaben Alteigentümer ihre Zustimmung zum Verkauf an Investoren.
Etwa 487mal strengte die Breuel-Behörde ein Vorrangverfahren an, das die Veräußerung an einen Investor ermöglicht, wenn der Alteigentümer nicht mindestens ein gleichwertiges Unternehmenskonzept bietet. Falls der Investor zum Zuge kommt, erhalte der Alteigentümer den Erlös "ausgekehrt", sagte der zuständige Treuhand-Direktor Richard Graf zu Eulenburg. Nicht zuletzt deshalb nähmen diese Verfahren zu. Lediglich 33mal habe der frühere Eigner aber bisher den Zuschlag erhalten, so Treuhandexperte Martin Keil.
Jeder vierte Vorrangbescheid werde angefochten, doch in den Verwaltungsgerichtsverfahren behalte die Treuhand in 94 Prozent der Fälle die Oberhand gegen den Alteigentümer. Grundstücksverkäufe eingeschlossen, habe die Berliner Behörde bisher 3433 Vorrangverfahren eingeleitet und bereits 1700 Bescheide erlassen.
Die Anmeldefrist auf Rückgabe von Unternehmen lief Ende 1992 ab. Derzeit sind noch mehr als 6000 Anträge nicht erledigt, zusätzlich 1000 werden nach Ansicht von Wild noch von den Vermögensämtern eingehen. Die Treuhand hat allerdings nur noch einen Restbestand von 1200 Betrieben. Bei 150 dieser Unternehmen lägen Ansprüche auf Rückgabe des gesamten Betriebes vor, bei weiteren 1000 verlangten Alteigentümer Vermögensteile.
Wild bezeichnete die Reprivatisierung als "eine der wichtigsten und kompliziertesten Aufgaben" der Treuhand. Es gehe auch um den Versuch, "sechzig Jahre Unrecht wiedergutzumachen". Um die Wettbewerbsfähigkeit übertragener Firmen zu stärken, würden "relativ großzügig" Ausgleichszahlungen bereitgestellt. Im vergangenen Jahr floß eine Milliarde Mark, etwa 1,3 Milliarden Mark werden es in der laufenden Periode sein.
Als Grund dafür, daß die Rückgabe mit "200 bis 300 Fällen pro Monat" nun erst auf vollen Touren läuft, nannte er vor allem die komplizierten Rechts- und Vermögensfragen. So habe erst Mitte 1991 eine Rückgabeverordnung zum 1990 verabschiedeten Vermögensgesetz vorgelegen, das den umstrittenen Grundsatz Rückgabe vor Entschädigung festschrieb. Auch die Vermögensämter seien erst schrittweise aufgebaut worden. Zudem hätten erst vor einem Jahr bei den meisten Betrieben Eröffnungsbilanzen vorgelegen, die man zur Entflechtung der Firmen aus den Kombinatsstrukturen der DDR brauche. Bis Ende 1994 will Wild zwar die Rückübertragung von Unternehmen und Vermögensteilen abgeschlossen haben. Die Klärung der Entschädigung werde aber noch weit längere Zeit dauern, zumal das dafür nötige Gesetz noch immer fehle.
Kleine FR
Französische Küche GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Für den Kurs "Französische Küche" konnte die Volkshochschule Mainspitze den Straßburger Koch Dominique Cunrath als Leiter gewinnen. Teilnahmekosten: 106 Mark. Kursbeginn: Montag, 1. März, 18 bis 22 Uhr. Infos: Tel. 0 61 34 / 585-391. Kontaktstudium RÜSSELSHEIM. Im Kontaktstudium der Fachhochschule sind noch Plätze frei für in der Woche vom 1. März beginnende Kurse: Schriftliche Kommunikation in technischen Berufen, Differential- und Integralrechnung, Zeitmanagement im Arbeitsalltag, Einführung in CAD-3-D und Einführung dBase IV. Auskunft: Telefon 0 61 42 / 600-402. Pläne werden ausgelegt MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Bauleitpläne für das Gebiet "Plassage / Lange Äcker" werden vom 1. März bis inklusive 5. April in den Rathäusern ausgelegt. Steinobst und Pflanzenschutz MÖRFELDEN-WALLDORF. Beim Obst- und Gartenbauverein wird am Dienstag, 2. März, Franz Mühl über Steinobst (Sorten und Pflege) referieren. Am 9. März spricht Helmut Müller über "Integrierten Pflanzenschutz im Kleinladen"; Beginn 19.30 Uhr, Stadthalle. Rhetorikseminar MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum Rhetorikseminar lädt der Erwachsenenbildungsausschuß der Pfarrgemeinde Christ-König ein; mittwochs von 9 bis 12 Uhr, Beginn 3. März. Infos: Tel. 54 43.
aho KÖLN. Die Rewe-Gruppe wächst immer weniger mit ihrem traditionellen Lebensmittelgeschäft und dafür um so stärker mit jungen Firmenzweigen wie Reisebüros oder Gartenbau-Märkten. Die neuen Töchter, so Rewe-Chef Hans Reischl, hätten ihren Umsatz 1992 um rund ein Fünftel auf knapp drei Milliarden Mark erhöht. Mit diesem Plus sorgten sie für rund 40 Prozent des gesamten Wachstums im abgelaufenen Geschäftsjahr. Insgesamt flossen im Einzelhandelsgeschäft 38,7 Milliarden in die Kassen der Domstädter, das bedeutet eine Steigerung von 3,4 Prozent.
Zu den neuen Tätigkeitsfeldern gehören etwa die Atlas-Reisebüros, die Klee- Fachmärkte für Garten, Zoo und Hobby sowie Bau- und Teppichboden-Märkte. Vor allem im Tourismus plant Reischl ein "stärkeres Engagement". Er will sich allerdings nicht an einen einzelnen Veranstalter wie etwa LTU oder TUI binden, sondern möglichst alle Angebote führen. Derzeit unterhalten die Kölner bundesweit 177 Reisebüros.
Die selbständigen Rewe-Einzelhändler steuerten reichlich zehn Milliarden (plus 4,6 Prozent) zum Geschäftsvolumen bei. Fast 200 machten ihre Geschäfte dicht, womit noch rund 3160 Selbständige übrig blieben. Reischl sieht in der Entwicklung ein Indiz dafür, daß die Läden immer größer und wettbewerbsfähiger werden. Dadurch könnten die "wirtschaftlichen Folgen der Abschmelzung kleiner Märkte" für die Gruppe kompensiert werden.
Weniger deutlich konnte das Filialgeschäft zulegen, zu dem Märkte wie HL, Minimal, Penny oder Toom gehören. Als Grund nennt Reischl Strukturbereinigungen. So wurden 136 HL-Geschäfte und 17 Drogerien geschlossen. "Wir machen uns in einigen Regionen selbst zu stark Konkurrenz", begründet der Manager diesen Schritt. Auch von einem Viertel der rund 400 ehemaligen co op-Läden, die erst 1990 erworben wurden, hat sich das Unternehmen wieder getrennt. Nach Angaben eines Firmensprechers hat man die Märkte seinerzeit im Paket übernommen. Erst nach und nach habe sich jedoch bei einzelnen Standorten herausgestellt, daß sie nicht rentabel zu führen sind. Im laufenden Jahr will das Unternehmen dennoch 300 neue Betriebe aufmachen, davon gut zwei Drittel in Ostdeutschland. Dort hat die Gruppe im zurückliegenden Jahr 230 Millionen investiert, vor allem um die Logistik und die Verwaltung der Warenströme zu verbessern. 146 Märkte wurden eröffnet. Insgesamt setzten die 520 Niederlassungen knapp vier Milliarden Mark um, 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Kölner haben jenseits von Elbe und Werra jetzt einen Marktanteil von neun Prozent, im Westen liegt er bei 14,9 Prozent. Dabei hätten sich die Lebensmittel-Händler stärker im Osten engagieren wollen. Doch die schleppende Genehmigungspraxis sowie das Fehlen von Standorten in den Innenstädten und Blockaden bei den Grundstücken hätten dies verhindert.
Die Umsatzrendite der Rewe-Gruppe lag bei rund 1,5 Prozent. Das Ergebnis, das Reischl zufolge um zehn Prozent unter dem Resultat des Boomjahres 1991 blieb, dürfte laut dpa bei gut 580 Millionen Mark vor Körperschaftsteuern angekommen sein. Insgesamt unterhält die Rewe-Gruppe knapp 7900 Geschäfte. Auf der Lohn- und Gehaltsliste stehen nach wie vor ungefähr 150 000 Beschäftigte, 11 000 davon in den neuen Bundesländern. Ein Personalabbau ist nicht geplant.
Aufgespießt
"Hans Magnus Enzensberger oder Hans-Dietrich Genscher." Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, zur Frage der Wochenzeitung Die Zeit, wen er sich als Bundespräsidenten wünsche.
WIESBADEN. Noch ungeklärt ist die Ursache des Helikopter-Unglücks am Dienstag abend auf dem Erbenheimer Militärflughafen. Wie in einem Teil der Auflage kurz berichtet, war dort gegen 19.35 Uhr ein Transporthubschrauber des Typs UH-60 Blackhawk beim Landeanflug abgestürzt. Dabei kamen vier US- Soldaten, darunter der in Frankfurt stationierte Generalmajor Jarrett Robertson (52), ums Leben, vier weitere wurden schwer verletzt.
Die Maschine war auf dem Weg von Stuttgart nach Wiesbaden-Erbenheim. An Bord befanden sich acht Soldaten, fünf aus Frankfurt und die dreiköpfige Besatzung aus Erbenheim. Heute wird ein Spezialistenteam aus Fort Rucker im US- Bundesstaat Alabama erwartet, das die Ermittlungen über den Absturz der Maschine aufnehmen wird.
Das Unglück hat die Diskussion um die Air-Base im dichtbesiedelten Rhein- Main-Gebiet neu entfacht. Derzeit sind dort 72 Flugzeuge stationiert. Die US-Army hatte Wiesbadens OB Achim Exner Anfang Februar mitgeteilt, daß eine weitere Kompanie der 12. Heeresfliegerbrigade bis Sommer abgezogen werde. Dadurch verringere sich die Zahl der dort stationierten Flugzeuge auf 60.
Wegen der weiteren Nutzung des Erbenheimer Militärflughafens läuft vor dem Wiesbadener Verwaltungsgericht ein Prozeß zwischen der Landeshauptstadt und dem Bundesverteidigungsministerium. Die Stadt fordert nämlich die Einleitung eines luftverkehrsrechtlichen Genehmigungsverfahrens für die Air-Base. Dieses Ansinnen wird jedoch von der Bonner Hardthöhe zurückgewiesen.
Rechtsstandpunkt der Ministerialbürokratie: Eine erneute Erlaubnis des Erbenheimer Flugbetriebs sei nicht erforderlich, weil der Militärflughafen seit Jahrzehnten kontinuierlich genutzt werde. Ein Vergleichsvorschlag des Gerichts, der im wesentlichen die Wiesbadener Position unterstützte, war vom Verteidigungsministerium abgelehnt worden.
Oberbürgermeister Achim Exner hielt sich am Mittwoch mit einer Stellungnahme zurück: Während im Krankenhaus vier Soldaten ums Überleben kämpften, wolle er die Diskussion um den Erbenheimer Flugbetrieb nicht wieder aufnehmen. Er war noch am Dienstag abend gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten der Landeshauptstadt, Wolfhard Hoffmann, zur Unglücksstelle geeilt und hatte dem Kommandierenden General des Fünften US-Corps, Generalleutnant Rutherford, sein Beileid ausgesprochen.
Die neben Robertson getöteten Soldaten sind 23, 37 und 48 Jahre alt. Drei der vier Verletzten schweben noch in Lebensgefahr. Zwei von ihnen werden im Wiesbadener St. Josephs Hospital behandelt, die beiden anderen wurden in eine US- Klinik in Landstuhl transportiert. Die Trauerfeier für die Opfer ist am Freitag in Frankfurt. maf
RODGAU. Im Zusammenhang mit der Brandserie in Rodgauer Schulen hat das Offenbacher Schöffengericht gestern drei junge Männer wegen Brandstiftung, Diebstahl und Sachbeschädigung zu Strafen von acht, 18 und 20 Monaten - ausgesetzt zur Bewährung - verurteilt. Dagegen will einer der Verteidiger, Rechtsanwalt Klaus Larisch, Berufung einlegen. Die Staatsanwaltschaft hatte die drei 18jährigen dafür verantwortlich gemacht, in drei Schulen vier Feuer gelegt zu haben. Die Anklage in Sachen Heinrich-Böll- Schule in Nieder-Roden wurde allerdings im Laufe des Prozesses fallengelassen. Jugendstrafen gab es gestern ausschließlich für die Brände im Lehrerzimmer und im Pavillon der Georg-Büchner-Schule.
Dem Antrag der Staatsanwaltschaft, der Hauptangeklagte Peter habe die Wilhelm-Busch-Schule am 30. Mai 1991 angezündet, folgte das Gericht wegen einer "reinen Indizienlage mit Restzweifeln" nicht. Hier ließ Richter Ulrich Eisfeld "im Zweifel für den Angeklagten" gelten und sprach den jungen Mann frei. Auf sein Konto gehen nach Darstellung des Richters jedoch mehrere andere Straftaten, die zur Verurteilung führten. Dazu zählen die Brandstiftung mit Diebstahl und Sachbeschädigung im Lehrerzimmer und im Pavillon der Georg-Büchner-Schule sowie Körperverletzung und räuberische Erpressung bei einer Prügelei vor der Radsporthalle im Februar 1992.
Der 18jährige Peter hat nach Überzeugung des Gerichtes gemeinsam mit den Freunden Michael und Dirk im März 1991 im Lehrerzimmer der Georg-Büchner-Schule Feuer gelegt. Dies gaben auch alle drei zu. Der Hauptangeklagte Peter und sein Kumpel Dirk sollen außerdem, so die Entscheidung von Richter und Schöffen, am 26. Dezember 1991 den Pavillon der gleichen Schule angezündet haben. Konkrete Beweise dafür seien zwar nicht vorhanden, aber es gebe keine vernünftigen Zweifel an Peters und Dirks Verantwortung dafür, so Richter Eisfeld. Die 20monatige Strafe von Peter wurde auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
Der gleichaltrige Dirk erhielt 18 Monate mit zwei Jahren Bewährung, weil er bei den Bränden im Lehrerzimmer und im Pavillon dabei war, so das Gericht. Der Dritte im Bunde, der ebenfalls 18jährige Michael, wurde mit acht Monaten (zwei Jahre Bewährung) ausschließlich wegen der Straftat im Lehrerzimmer verurteilt. Wegen seiner günstigen Sozialprognose, so der Richter, werde ihm im Gegensatz zu den anderen Verurteilten kein Bewährungshelfer zur Seite gestellt.
Während das Trio die Tat im Lehrerzimmer vom März 1991 zugab, stritten die Jugendlichen bis zum Schluß ab, mit den anderen Bränden in den Rodgauer FR-Gerichtsreport Schulen etwas zu tun zu haben. Die Verteidiger der drei Jugendlichen stellten sogar in Zweifel, ob es sich bei dem Feuer im Pavillon tatsächlich um Brandstiftung handelt. Das wurde nach Ansicht des Rechtsanwaltes Klaus Larisch bis jetzt nicht bewiesen. Ein Kripobeamter zweifele ebenso daran, und ein Fachmann des Landeskriminalamtes hätte keine eindeutigen Beweise dafür finden können. Kritisiert wurde von dem Verteidiger auch, daß es fast keine Spurensicherung am Tatort im Lehrerzimmer gegeben habe.
Die Kripo hätte Verdächtige wie beispielsweise einen, der bereits 146mal Feuer gelegt haben soll, wieder laufen lassen, sagte Larisch. Statt dessen hätten die Beamten von Anfang an die Absicht gehabt, in der Clique der Jugendlichen die Täter der Brandserie zu finden. Im Zusammenhang mit den Vernehmungen der Kriminalpolizei, von denen sich viele jugendliche Zeugen unter Druck gesetzt fühlten, sprach Rechtsanwalt Larisch von "Stasi-Methoden". Wie im Laufe des Verfahrens bekannt wurde, praktizierten die Beamten nach seiner Darstellung seltsame Methoden, die über die Grenzen des Erlaubten hinausgegangen seien.
Larischs Plädoyer auf Freispruch des Hauptangeklagten Peter im Zusammenhang mit dem Feuer, das im Mai 1991 die Wilhelm-Busch-Schule völlig zerstörte, folgte das Gericht, weil die Indizienkette nicht stark genug war. Peter soll die Schule nach Darstellung des Staatsanwaltes Volker Weimar auf dem Nachhauseweg von einer Feier am Waldrand angezündet haben. Danach habe er sich dann ein Damenfahrrad, das an der Schule stand, geschnappt und dies am nächsten Tag an einer Laterne abgestellt. Vorher sei er damit jedoch noch bei zwei Freunden vorbeigefahren, die ihn auf dem Rad gesehen hätten. Nach Darstellung seiner Verteidiger, Klaus Larisch und Rechtsanwalt Rolf Bossi - der gestern nicht dabei war -, tauchte Peter allerdings nicht mit dem Rad von der Schule auf, sondern war mit einem anderen Damenrad einer Freundin unterwegs.
Widersprüchliche Aussagen gibt es auch über das Feuer im Pavillon, für das Peter und Dirk verurteilt wurden. Sie wollen zur Tatzeit in ihrer Stammkneipe gewesen sein - bestellte Alibis, sagt das Gericht.
Die Darstellungen mancher Zeugen aus der Clique nahm das Gericht ohnehin nur mit Vorsicht zur Kenntnis, weil Aussagen abgesprochen worden seien, vermutete der Richter. Einem jungen Mann wurde gar Meineid vorgeworfen. Als Ergebnis der Vernehmungen ergaben sich 189 weitere Ermittlungsverfahren, sagte der Richter. Er machte die drei jungen Leute gestern darauf aufmerksam, daß sie jetzt volljährig sind und allein verantwortlich handeln.
Sie sollten künftig auf den Konsum von Alkohol und Hasch, die bei den Straftaten immer eine Rolle spielten, verzichten und nicht immer den bequemen Weg gehen, sondern mehr Einsatz in der Schule oder im Beruf zeigen. Dem Hauptangeklagten Peter riet Ulrich, mehr den Kopf, als die Fäuste einzusetzen und sich künftig am Riemen zu reißen.
Alle Namen von der Redaktion geändert.
NIED. Noch in Lebensgefahr schwebt ein 28jähriger Frankfurter, der zusammen mit seinem 29 Jahre alten Bruder am Faschingsdienstag niedergestochen wurde. Der 29jährige wird ebenfalls wegen seiner Stichverletzungen im Krankenhaus behandelt. Die beiden Brüder hatten eine Faschingsveranstaltung in der "Niddakampfbahn" in Nied besucht. Gegen 1,30 Uhr verließen die beiden angetrunkenen Männer die Sportanlage. Plötzlich schlugen sie dem Fahrer eines Geländewagens die Seitenscheibe ein, der daraufhin vom Parkplatz flüchtete.
Wenig später wollten es die beiden Betrunkenen mit den vier Insassen eines VW Golf aufnehmen. Sie prügelten auf das Dach des Autos ein und bespuckten die Scheiben. Der Fahrer stoppte, die vier Männer aus dem Wagen stiegen aus. Es entwickelte sich eine Schlägerei unter den sechs, nach wenigen Minuten stiegen die vier Insassen des Golf wieder ein und fuhren davon. Kurz darauf brach der 28 Jahre alte Frankfurter mit den Worten "Der hat mich abgestochen" zusammen. Der Sicherheitsdienst des Veranstalters alarmierte sofort den Notarzt. Der diagnostizierte sechs Einstiche in den Rükken und den Oberkörper bei dem 28jährigen, der dadurch an mehreren Organen lebensbedrohlich verletzt wurde.
Ein Zeuge hatte das Nummernschild des Golf notiert. Die Polizei konnte Stunden nach der Tat einen 22jährigen Rumänen, einen 28 Jahre alten Afghanen und einen 25jährigen Deutschen verhaften. Die verweigern die Aussage. Deswegen sucht die Mordkommission (Tel. 755-4040) noch Zeugen. gre
Nach der im Lande grassierenden Glaubwürdigkeitskrise von Parteien und Politik verlieren nun die Bonner Koalitionäre sogar den Glauben in sich selbst. Das von Kanzler Kohl diktierte Eiltempo auf der Gesetzgebungsstrecke des Solidarpaktes signalisiert ein ausgeprägtes Mißtrauen in seine Länder- und seine Ministerkollegen. Schlechte Voraussetzungen für die angesagte einmalige politische Kraftanstrengung, die sich ausgerechnet auf den beiden Begriffen "solidarisch" und "Pakt" gründen soll.
Daß Kohl die bei ihm angesetzte Spitzen-Klausur mit Repräsentanten der Länder und Parteien zeitgleich mit der Bundestagsdebatte zum selben Thema terminiert, mag noch als Stilfrage durchgehen. Tatsächlich sagt diese Duplizität der Ereignisse alles aus über den Wert, den Kohl dieser "einmaligen Kraftanstrengung" einräumt. Daß der Regierungschef allerdings die dazu gehörenden Gesetze mit den empfindlichen sozialen Einschnitten vom Parlament zu einer Zeit verabschiedet sehen will, da noch der Auftrag an den Arbeitsminister läuft, die schlimmsten Kürzungen zu verhindern, ist mehr als ein Stilbruch. Kohl traut offensichtlich seinen wichtigsten Ministern nicht(s) mehr (zu) und läßt nach der Bundeswehr, dem Verkehrswesen und dem Wohnungsbau nun auch die Sozialpolitik vom Finanzminister diktieren.
Viel kann dabei nicht herauskommen. Drei Wochen Beratungsfrist in den Ausschüssen wäre auch für ein weniger kompliziertes Gesetzeswerk entschieden zu kurz. Für die angesagte "einmalige Kraftanstrengung" sind zu Kohls Planungen schon heute einmalige Kraftausdrücke in Bonn zu hören. rds (Bonn)
"Helau!"
ha BRÜSSEL, 24. Februar. Zu einem Eklat droht sich ein Streit zwischen der EG-Kommission und der Londoner Regierung auszuwachsen. Wie der zuständige Brüsseler Kommissar Bruce Millan - ein Brite - am Mittwoch bestätigte, drohen London rund 2,5 Milliarden Mark aus den EG-Strukturfonds für notleidende Regionen verlorenzugehen.
Nach den Gemeinschaftsregeln hat Brüssel den örtlichen Behörden der britischen Notstandsgebiete den größten Teil der Mittel bereits zugesagt. Doch die Auszahlung kann von der EG-Kommission erst freigegeben werden, wenn ein entsprechender Zuschuß der britischen Staatskasse für das jeweilige Projekt gewährleistet ist. Britischen Zeitungsberichten zufolge gab es darüber im Londoner Kabinett aber Streit. Ein Teil der Minister habe auf die leere Staatskasse verwiesen und den Standpunkt vertreten, die EG-Gelder stünden Großbritannien auch ohne eigenes Engagement zu.
Millan stellte außerdem eine Neuordnung der EG-Strukturfonds für den Zeitraum 1994 bis 1999 vor: Unter anderem werden dabei die fünf neuen Bundesländer sowie der östliche Teil Berlins ab 1994 "gleichberechtigt" mit den anderen "ärmsten" EG-Regionen als Fördergebiete der ersten Priorität behandelt. In Bonn geht man dem Vernehmen nach von etwa 28 Milliarden Mark aus, die insgesmt bis 1999 dem früheren DDR-Gebiet aus Brüssel (bei entsprechenden nationalen Zuschüssen) zugute kommen sollen.
West-Berlin solle in die zweite Prioritätskategorie (Regionen "im wirtschaftlichen Niedergang") eingestuft werden, wie Millan berichtete. Nicht als Sonderkategorie berücksichtigt seien die von Abrüstung und Truppenreduzierung betroffenen Gegenden.
Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gilt nach wie vor als Hauptziel der EG- Strukturfonds. Neu dabei ist, daß in der vierten Prioritätskategorie auch Umschulungsprogramme für noch beschäftigte Arbeitnehmer in schrumpfenden Industriezweigen (Beispiel: Automobilbau) gefördert werden können. Generell sollen die Vergabeverfahren für die Zuschüsse vereinfacht, aber die "Finanzkontrolle" verstärkt werden.
ERLENSEE. Eine 10,5-Zentimeter- Leuchtgranate aus dem Zweiten Weltkrieg haben Bauarbeiter gestern nachmittag beim Ausschachten in der Hanauer Straße in Erlensee entdeckt. Der Sprengkörper steckte im Erdreich. Die Polizei sperrte die Fundstelle zunächst ab. Der Kampfmittel-Räumdienst wurde alarmiert.
Die Experten des Darmstädter Regierungspräsidiums stellten gegen 14.30 Uhr fest, daß von der Granate keine Gefahr mehr ausging, da ihr Inhalt fehlte. Sie nahmen sie zum "Entsorgen" mit. az
DIETMAR GLASSER, Staatssekretär im Frauenministerium, hat von der Wirtschaft konsequentere Maßnahmen zur Gleichstellung von Männern und Frauen gefordert. Erst in 13 hessischen Großunternehmen seien verbindliche Frauenförderpläne bekannt, die sich meist aber nur auf "Maßnahmen zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf" beschränkten, erklärte Glaßer. Das sei "Familienförderung", aber kein Ersatz für die berufliche Förderung von Frauen bei Ausbildung, Einstellung, Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten. Berufliche Förderung, wie sie das geplante rot-grüne Gleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst vorschreiben soll, würde in der Wirtschaft bisher nur "selten und dann vage" angesprochen.
STEINBACH. Die CDU-Fraktion im Stadtparlament hat in einem offenen Brief an Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) für Steinbach ein Pilotprojekt zum Wassersparen vorgeschlagen. Ihre Idee: Eine größerer Wohnblock soll mit Wasserzählern für jede Wohnung ausgerüstet und dafür die seit Anfang des Jahres möglichen Zuschüsse des Landes genutzt werden. Fall der Hausbesitzer nicht will, solle überlegt werden, wieviel die Stadt zu den Kosten beitragen könnte. Dann sollte über längere Zeit hinweg der Pro- Kopf-Verbrauch ermittelt und mit bekannten Werten verglichen werden.
Auf lange Sicht hält die CDU den Einbau von Wasserzählern in jede Wohnung für wichtig, um die "schreienden Ungerechtigkeiten" der Praxis "Wassergeld nach Quadratmeterzahl" zu beseitigen. Zudem könnte dadurch, so hofft sie, der Wasserverbrauch um zehn bis 15 Prozent gesenkt werden.
Als Partner angesprochen werden sollten ihrer Meinung nach vor allem die Frankfurter Wohnungsbaugesellschaften, denen 1500 Wohnungen in Steinbach gehören. Die Anträge für die Landeszuschüsse müßten schnell gestellt werden. Ein "Zwangssparen per verordnetem Notstand" hält die CDU für den falschen Ansatz. esi
Rockkäppchen macht das Klassenzimmer vergessen Gesamtschule Konradsdorf inszeniert ein Musical zwischen Märchen und Wirklichkeit / Dienstag ist Premiere
Ein Stück, das auf den ersten BLick voller Gegensätze steckt, haben sich die Schüler und Lehrer für ihre diesjährige Aufführung ausgesucht. In dem Musical von Martin Kraft wechseln gefühlvolle Liebeslieder mit harten Rocksongs, Punker reisen ins Märchenreich und freunden sich mit den Feen an, Zwerge verwandeln sich in Manager.
Für Katja Sauer (16), die das Dornröschen spielt, ist es dennoch ein ganz realistisches Stück: "Es geht darum, daß Menschen aus unserer Welt ins Märchenreich kommen und dort alles verändern wollen." Am Ende sei diese Welt dann fast genauso kaputt wie unsere, und darüber solle man einmal nachdenken. "Das Thema paßt gut in unsere Zeit", meint auch Christian Vogel (16). Er spielt den Schuljungen, der sich im Klassenzimmer lieber in romantische Liebesgeschichten vertieft als in die Schulbücher und deswegen von seinen Mitschülern ausgelacht wird. Im Märchenreich findet er seine Prinzessin, küßt sie wach - und prompt verlieben sie sich ineinander. Christian gefallen an dem Musical auch Texte und Musik: "Sie sind flott und frech." Seit November laufen die Vorbereitungen für die Aufführung, "jetzt, in der Endphase, wird tagelang geprobt", erzählt Schulleiter Ulrich Lang. Der Schüler-Lehrer-Chor, die Orff-Gruppe, die Schülerband und die Akteure müssen sich aufeinander einspielen, Beleuchtung und Beschallung stimmen, die Bühne im Bürgerhaus Ortenberg vergrößert werden. Der Schulleiter beschreibt die Probleme, vor denen die Organisatoren manchmal stehen: "Wie kann man zum Beispiel die Funken der Hoffnung darstellen, die zum Schluß am Bühnenrand leuchten sollen?"
Einige Schülerinnen und Schüler sind unterdes dabei, das selbstentworfene Bühnenbild mit Pinsel und Wasserfarben auf große Papierbahnen aufzumalen: eine Märchenwelt mit dichtem Wald, ein Schloß mit flatternden Fahnen und im Kontrast dazu die "neue Welt" mit rauchenden Fabrikschloten und zerstörter Natur.
Die Kostüme haben größtenteils die Mütter der Darsteller genäht, rosa Gewänder für die Feen, ein türkisfarbenes Kleid für Dornröschen und - ganz stilecht - einen weißblauen Umhang für den "romantischen Helden". Insgesamt investieren etwa 100 Schüler, Lehrer, Eltern und "Ehemalige" einen Gutteil ihrer Freizeit in die Musicalinszenierung. Warum nimmt man solche Strapazen überhaupt auf sich? Fast wie eine Profischauspielerin antwortet Dornröschen: "Wegen des Erfolgs, und dafür muß man eben hart arbeiten."
Aber es gibt noch einen anderen Grund: Ein Teil der Truppe wird Ende März nach Norwich in die englische Partnerschule fahren und das Stück dort noch einmal zeigen. Einige Texte wurden dafür im Unterricht extra ins Englische übersetzt. "Schon seit 1986 gibt es eine Art Coproduktion mit den Engländern", erzählt Schulleiter Lang. Insgesamt sechs Stücke, meist Schüleropern, haben die Jugendlichen aus Ortenberg gemeinsam mit ihren britischen Altersgenossen auf die Beine gestellt, "manchmal haben wir erst zwei oder drei Tage vor der Uraufführung das erste Mal zusammen proben können". Bei "Rockkäppchen und die Computer" sitzen die Engländer allerdings nur auf den Rängen.
Bei den Schauspielern von der Konradsdorfer Gesamtschule stellt sich langsam Lampenfieber ein. "Ich bin bei den Proben schon ganz nervös", meint Katja, und Christian ergänzt: "Wenn man sich vorstellt, daß bei den Aufführungen die Eltern und Freunde noch dabeisitzen, kann einem schon ein bißchen komisch werden."
Die Akteure haben nicht mehr viel Zeit, ihr Lampenfieber zu pflegen: "Rotkäppchen und die Computer" ist am Dienstag, 2., und Donnerstag, 4. März, jeweils um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Ortenberg zu sehen. REGINE EBERT
Das war sicher keine leichte Mission, die Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, in Israel absolviert hat. In einem Land, dessen nationale Befindlichkeiten stets auch Reflexe auf den Holocaust während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sind, wecken ausländerfeindliche und antisemitische Ausschreitungen wie die in Rostock und sonstwo in der Republik in unseren Tagen tiefsitzende Ängste und Mißtrauen. Nur ein Narr kann sich deshalb darüber wundern, daß deutsche Juden von israelischen Bürgern gedrängt werden, ihre Heimat zu verlassen.
Bubis hat in Jerusalem dagegengehalten und das getan, was er schon Tage und Wochen seit Übernahme des neuen Amtes tut. Er relativierte Zustandsbeschreibungen, die er als überzogen und panisch empfindet. Er verteidigte sein Land, als er dies für richtig hielt, ein Patriot, der die deutsche Demokratie trotz aller Unsäglichkeiten im Kern nicht bedroht sieht. Einen besseren Botschafter als ihn könnte die Bundesrepublik im Moment wohl kaum nach Jerusalem schicken.
Der Frankfurter hat gewiß nicht alle Gesprächspartner in Israel überzeugt. Aber daß er glaubwürdig ist, müßten auch jene gespürt haben, die seinen Einschätzungen skeptisch gegenüberstehen. Nicht umsonst sind es Eigenschaften wie diese, die Aufmerksamkeit erregen und Journalisten ermuntern, Ignatz Bubis auf das Kandidaten-Karussell für das Amt des Bundespräsidenten zu hieven. Er hat inzwischen abgewunken. Ernsthaft käme keiner auf den Gedanken, er sage nein, um sich anschließend um so heftiger drängen und schieben zu lassen. Das gesprochene Wort: es gilt. rr
WIESBADEN. Nur das Bereitstellen immer neuer Ex-Kasernen für die Flüchtlingsunterbringung hat dazu geführt, daß sich die Aufnahmesituation vorübergehend entspannt hat. Nachdem bis zum Jahresanfang insgesamt 9400 Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes bereitstanden (fast 5000 mehr als vor einem Jahr), erklärte das Wiesbadener Familienministerium am Mittwoch bei Vorlegen seines neuesten "Flüchtlingsberichts", es gebe in Hessen "trotz der unverändert hohen Zahl von Neuzugängen keinen Unterbringungsnotstand in der Erstaufnahme mehr".
Dennoch geht aus dem Bericht hervor, daß der Aufnahmerückstand der Kommunen gegenüber dem Land zwischen Ende September und Ende Dezember von rund 6500 auf 7676 Personen gewachsen ist. Das Land "sitzt" inzwischen in seinen Erstaufnahmestellen also auf knapp 8000 Asylbewerbern, deren Aufnahmeverfahren abgeschlossen ist und die eigentlich an die Kommunen weiterverteilt werden müßten.
Daß diese Zahl im Januar nicht weiter gewachsen ist und die Kommunen in diesem Zeitraum etwa soviele Asylbewerber aufgenommen haben, wie das Land an Neuankömmlingen unterbringen mußte, wird vom Ministerium bereits als positiv bezeichnet.
An der Spitze der Negativ-Liste, die den Aufnahmerückstand ausweist, lag zum Jahreswechsel erstmals die mit absoluter SPD-Mehrheit regierte Stadt Kassel, die 975 Flüchtlinge mehr hätte aufnehmen müssen. Es folgen der rot-grüne Kreis Marburg-Biedenkopf (Rückstand: 843 Personen) und der von absoluter SPD-Mehrheit geprägte Schwalm-Eder- Kreis (Rückstand: 687). Rund 52 Prozent des gesamten Aufnahmedefizits aller Kommunen entfallen auf die Stadt Kassel und die fünf Kreise an der Spitze der Liste (neben Marburg-Biedenkopf und Schwalm-Eder auch Main-Taunus und Wetterau).
Einige andere Städte zeigen dagegen weiterhin, daß ein Erfüllen der Aufnahmeverpflichtung möglich ist: Die Stadt Wiesbaden (absolute SPD-Mehrheit) hat ihre Übererfüllung der Verpflichtung von plus 153 auf plus 216 Personen gesteigert. Die Städte Offenbach, Darmstadt und Gießen haben ebenfalls mehr Asylbewerber aufgenommen, als sie nach dem Schlüssel des Landes müßten.
Insgesamt haben sich laut Flüchtlingsbericht zum Jahreswechsel rund 55 000 Asylbewerber in den hessischen Kommunen sowie 10 000 in Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes aufgehalten. Das Zirndorfer Asyl-Bundesamt war bei der Bearbeitung der Anträge um (bundesweit) 477 570 im Rückstand. Zusätzlich zu den Asylbewerbern haben sich Tausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Hessen aufgehalten - rund zehntausend Bosnier allein in der Stadt Frankfurt.
20 119 deutschstämmige Aussiedler hat Hessen daneben 1992 aufgenommen. Zu 84 Prozent kamen sie aus GUS-Staaten, zu zehn Prozent aus Polen und 4,3 Prozent aus Rumänien. Rund 80 Prozent der Neuankömmlinge des vergangenen Jahres mußten in Übergangseinrichtungen untergebracht werden. Durch die Probleme auf dem Wohnungsmarkt ist die Verweildauer in solchen Einrichtungen gestiegen. Ende Januar waren in 549 hessischen Übergangseinrichtungen insgesamt 33 557 Aussiedler untergebracht.
Erstmals enthält der im Herbst eingeführte und vierteljährlich erscheinende Flüchtlingsbericht auch Angaben über ausländerfeindliche Straftaten. Danach wurden von den 140 registrierten schweren Straftaten 101 in Kleinstädten und ländlichen Gemeinden bis 20 000 Einwohner verübt. Von den ermittelten 222 Tatverdächtigen sind 134 unter 20 Jahre alt. Auf Basis solcher Auswertungen und anderer Erkenntnisse über ausländerfeindliche Kriminalität seien die Sicherheitsmaßnahmen für die landesweit 1400 Heime für Asylbewerber in Hessen "überprüft und wo nötig verbessert" worden, heißt es in dem Bericht. me
Das "wahrhaft Beängstigende" für Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) an dem über Schwanheim niedergegangenen Hoechst-Giftstoff o-Nitroanisol ist, "daß man dieses Zeug überhaupt noch nicht richtig erforscht hat". Es sei nicht bekannt, so klagte der Stadtrat, "ob, wie und wie schnell diese Substanz abgebaut wird", "bis zu welchem Grade die Chemikalie ausgast" und wie es überhaupt um die "Toxizität" (Giftigkeit) des Nitroanisols stehe.
Auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) ist sauer ob solchen Informationsdefizits. Die Hoechst AG habe eine Bringschuld, solche Fakten schleunigst zu ermitteln, sagte er und forderte von dem Konzern auch "präzise Vorschläge", wie man denn nun das betroffene 36 Hektar große Schwanheimer Wohngebiet entgiften und sanieren könne: "Das Unternehmen ist da jetzt am Zug."
Gegenüber Hoechst-Vorstandsvertretern hatte der OB vom Chemiekonzern eine Öffentlichkeitsarbeit eingefordert, "die Vertrauen schafft und nicht Verunsicherung". Hoechst habe nach dem Unfall "viel zu spät und viel zu unpräzise" die Berufsfeuerwehr informiert. Umweltdezernent Koenigs ergänzte: Die Umwelt- und Gesundheitsgefahren, die von dem o- Nitroanisol ausgingen, dürften "nicht heruntergeredet werden". In hohem Grade "leichtsinnig" sei das Hoechst-Wort von der "mindergiftigen" Chemikalie gewesen.
Klartext sprach Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries: "Jede Straße, jede Rasenfläche, jeder Baum ist kontaminiert. Kinder sollen da nicht mehr im Freien spielen, hundert Kleingärten dürfen nicht mehr betreten werden." Die Bürger sollten darauf achten, Straßenschuhe vor der Wohnungstür zu lassen und keine Gegenstände "von draußen" mit in die Räume zu nehmen. Bei 9 Grad liege der Schmelzpunkt von o-Nitroanisol, dann könne sich giftiges Gas entwickeln.
Kritisch könnte es natürlich auch im Stadtteil werden, so Ries, wenn die Außentemperatur auf 15 bis 20 Grad steigen sollte. "Möglicherweise stehen da Evakuierungsmaßnahmen an" für die 1400 dort lebenden Menschen. Momentan gebe es jedoch "keine Luftbelastung".
Entsprechende Messungen des Umweltamtes laufen weiter. Ein gewichtiger Grund dafür: Bei den Analysen nach dem Unfall war festgestellt worden, daß nicht nur o-Nitroanisol im Stadtteil runterging, sondern auch zu zehn Prozent ein noch nicht identifizierter "Nebenbestandteil": "Wir wissen nicht, was das ist. Wir versuchen zusammen mit der Hoechst AG, das zu klären."
Zu einem "klärenden Gespräch" hatte Umweltminister Joschka Fischer am Mittwoch die Hoechst-Vorstandsmitglieder Seifert und Fruehauf nach Wiesbaden einbestellt. Er verlangte die "Sanierung der Umgebung des Griesheimer Hoechst-Werks", "umfassende Sicherheitsvorkehrungen gegen Wiederholung eines vergleichbaren Unfalls" und eine "Verbesserung der Meldewege". Der Umweltausschuß des Landtags wird sich auf Verlangen der Fraktionen von SPD und Grünen in einer Sondersitzung mit dem Fall beschäftigen.
Eine, wie es heißt, "lückenlose Aufklärung der Giftwolke von Hoechst" hat in Bonn der Vorsitzende der Enquete-Kommission des Bundestags "Schutz des Menschen und der Umwelt", der SPD-Abgeordnete Ernst Schwanhold, gefordert. Strafanzeige bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft stellte der "Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz" (BBU) gegen den Hoechst-Vorstand - wegen "fahrlässiger Körperverletzung". peh
HANNOVER, 24. Februar (sp/AP). Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat gefordert, "die Jagd nach den Kriegsverbrechern in Serbien" sofort nach Beendigung des Krieges zu beginnen. Der Vorsitzende der in Göttingen ansässigen Organisation, Tilman Zülch, forderte, mit den Kriegsverbrechern dürfe nicht mehr verhandelt werden. Sobald sie Serbien verließen, müsse man sie verhaften, desgleichen die ehemaligen Wächter und Folterer aus serbischen Konzentrationslagern, die sich inzwischen in der Bundesrepublik aufhielten.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker präsentierte am Mittwoch in Hannover eine Computer-Liste, die mehr als 1350 Namen angeblicher serbischer Kriegsverbrecher enthält. Die Liste, in der auch Tote und Vermißte als Opfer registriert sind, stammt vom Dokumentationszentrum in der bosnischen Stadt Zenica.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Gerhart Baum, rief Opfer und Zeugen von Menschenrechtsverletzungen im ehemaligen Jugoslawien auf, sich auch bei den deutschen Behörden zu melden.
HOFHEIM. Zum "Tag der Offenen Tür" lädt im Rahmen der bundesweiten "Suchtwoche" die Jugend- und Drogenberatung Hofheim ein. Am Freitag, 26. Februar, eröffnen Bürgermeister Rolf Felix (CDU) und Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) den neuen Treffpunkt in der Hattersheimer Straße 5. Interessierte können sich zwischen 13 und 17 Uhr über die Arbeit der Beratungsstelle und der Selbsthilfegruppen informieren. ege
jr FRANKFURT A. M., 24. Februar. Nach langwierigen und zeitweise unterbrochenen Verhandlungen einigten sich Bund und Länder am Mittwoch in Bonn auf den 22. Rahmenplan für den Hochschulbau. Die Forderung der Länder und des Wissenschaftsrats nach einer Erhöhung des Bundesanteils auf zwei Milliarden Mark wurde abgelehnt. Es bleibt bei dem bisherigen Umfang von 1,68 Milliarden Mark, den die Länder insgesamt um diese Summe aufstocken. Damit werden im Westen nur Vorhaben in Hochschulen und Universitäten finanziert, die bereits geplant oder begonnen sind. Neue Vorhaben können in diesem Jahr nicht finanziert werden. Für den Osten wurden rund 120 Millionen für Sanierungsprogramme und Neubauten zur Verfügung gestellt, allerdings zu Lasten von Großforschungsgeräten und Computerprogrammen, die um 250 Millionen Mark gekürzt wurden.
Aus Protest über die knappen Bundesgelder hatten die Länder im vergangenen Jahr die Verhandlungen über den neuen Rahmenplan platzen lassen. Damit waren zunächst alle Vorhaben in Ost und West gestoppt worden. Den jetzt verabschiedeten Rahmenplan nannte der rheinland- pfälzische Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (SPD), der stellvertretender Vorsitzender des Planungsausschusses ist, im Namen der Länder einen "Rumpfrahmenplan" und eine Übergangsregelung für 1993. Die Länder hätten dem vom Bund vorgegebenen Rahmen zustimmen müssen, "um wenigstens die Planungs- und Ausführungssicherheit für begonnene Projekte wiederzuerlangen". Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) unterstrich in Bonn seine Dankbarkeit, "daß die alten Länder bei ihren Wünschen zurückgesteckt haben" angesichts des großen Nachholbedarfs in Ostdeutschland. Dennoch flössen 80 Prozent der Baumittel in westliche Projekte.
SCHLÜCHTERN. Seit im "Cinema" die Lichter ausgingen, müssen die Schlüchterner ohne Lichtspielhaus auskommen. Ob sich die Stadt zu einem kommunalen Kino durchringt, steht noch in den Sternen. Bislang setzt sich nur die BISS voll und ganz für ein solches Projekt ein. Während die Stadtverordneten noch um das Für und Wider rangeln, haben Cineasten, Schüler und etliche Kommunalpolitiker die Sache selbst in die Hand genommen.
"Abseits der Politik" gründeten sie eine Kinogruppe, sicherten sich per Antrag an den Magistrat die Unterstützung von 1000-Jahr-Feier-Koordinatorin Heidrun Kruse und luden mit Unterstützung der Kreis-Bildstelle zum ersten Filmabend in die ehemalige Landwirtschaftsschule.
Der Erfolg des Probelaufs bestärkt die Gruppe in ihrem Vorhaben. Das provisorische Kino mit 50 Plätzen, in dem Bildstellen-Leiter Wolf Kuß eine Videoleinwand und einem Großbildprojektor installiert hatte, erwies sich als zu klein ob des unerwarteten Ansturms. Etliche Besucher mußten aufs nächste Mal vertröstet werden.
Wie im richtigen Kino gab's vor dem Hauptfilm "Schtonk" einen kurzen, amüsanten Streifen.
Im Verein mit der "heimeligen Enge" sei schnell Stimmung aufgekommen, auch habe der "alte Mief nach Schulkreide und Bohnerwachs den rührenden Charme des Provisoriums nur verstärkt", schildert Heidrun Kruse.
Fazit der Initiatoren: "Das Wunschkind Kino hat gute Aussichten, laufen zu lernen." Damit sei klar, daß ihr Projekt alles andere als eine Kopfgeburt sei. Mit frischem Mut will die Kinogruppe nun ihre "Basisarbeit" weiter vorantreiben. Hintergrundinformationen zum Thema kommunales Kino wurden und werden weiter eingeholt, in Grundzügen ist das Projekt bereits entworfen. Diese Struktur soll nun "mit der Meinung des Publikums wachsen".
Der nächste Lichtspielabend ist auch schon gesichert: Die Kino-AG des Ulrich- von-Hutten-Gymnasiums zeigt mit Hilfe der Bildstelle im März den Film "Hook".
Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben. tja
Schäbig und in sich nicht schlüssig. Das klingt brutal. Die jüngsten baupolitischen Vorstöße der Bundesregierung erlauben freilich kein anderes Urteil. Zur Konsolidierung der Staatsfinanzen soll auch das Bauressort sein Scherflein beisteuern. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wohl aber gegen das Vorhaben, beim Wohngeld und/oder sozialen Wohnungsbau den Rotstift anzusetzen. Abstriche bei diesen Etatposten treffen zwangsläufig Haushalte im unteren Drittel der Einkommenspyramide.
Das schlechte Gewissen versteckte Finanzminister Theo Waigel schon bei der Vorlage seines Konzepts hinter der Lüge, nur den Wohngeldanspruch für "höhere Einkommen einzuschränken". Was umgehend Bauministerin Schwaetzer feststellte, bekräftigt nun der CDU-Experte Kansy: Bei höherem Einkommen gibt es in Deutschland Wohngeld allenfalls für besonders kinderreiche Familien.
Die im Bauministerium erwogenen Alternativen zur Wohngeldkürzung sind nicht weniger übel. Um Waigels Auflagen gerecht zu werden - und die eigene "politische" Haut zu retten - wollen die Bonner den Ländern an den Geldbeutel gehen. Die vorsorglich vorbereiteten Rechtfertigungsorgien sind bloß billige Ausflüchte. Wer den Ländern jährlich 200 Millionen Mark wegnimmt, die der Förderung des sozialen Wohnungsbaus zugedacht sind, spart an der falschen Stelle. Die Länder sind ebenfalls knapp bei Kasse. Die Mittel gehen dem öffentlich bezuschußten Bau somit nachhaltig verloren. Konsequenz: Jährlich werden für Einkommensschwache mindestens 2000 Wohnungen weniger entstehen. Überzeugende Arbeit haben die Bürokraten bei der Namenssuche geleistet. "Rückflußbindungsbereinigungsgesetz" - auf so einen Titel muß man erst einmal kommen!
CDU-Mann Kansy mahnt verzweifelt. Schließlich entziehen Abstriche beim Wohngeld dem liberal-konservativen Ansatz in der Baupolitik den Boden. Dieser beschwört die Förderung der Subjekte statt der Objekte. Doch wenn es ums politische Überleben geht, sind ordnungspolitische Grundsätze nur hinderlich.
ptz (Bonn)
Keine Sekunde läßt die Erdfunkstelle bei Merzhausen mit ihren Schüsseln den neuen DFS 3 Kopernikus aus dem elektronischen Auge Usingen hütet die Satelliten-Schäfchen Fernseh- und Radioprogramme werden übertragen / Viel Geld steht auf dem Spiel Von Thomas Stillbauer USINGEN. Wenn Sie Helmut Kohl heute im Nachrichtenkanal "n-tv" entdecken sollten, dann haben Sie das der Erdfunkstelle Usingen zu verdanken. Denn seit gestern hat das Zentrum zwischen Wilhelmsdorf und Merzhausen das Kommando über den Telekom-Satelliten DFS 3 Kopernikus übernommen - und damit die Kontrolle über das gesamte deutsche Satellitensystem. Die Bürgermeister von Usingen und Neu-Anspach, Detlef Ortmann und Rudi Rübsamen, erlebten "live" eines der ersten Computerkommandos ins All. Am 12. Oktober des vergangenen Jahres startete auf Cape Canaveral in Florida eine Delta-Rakete und schoß DFS 3 in die Erdumlaufbahn. In 36 000 Kilometer Höhe drängelte sich der Satellit zwischen die mehr als 300 Artgenossen, die sich in gleicher Höhe rund um die Welt synchron mitdrehen: im sogenannten geostationären Orbit. Bei 23,5 Grad Ost setzte sich "der Neue" an die Stelle von DFS 1, der bereits seit Juni 1989 vor Ort ist und nun an DFS 3 seine Aufgaben übertrug. Die da wären: Fernseh- und Hörfunksignale an die Kabelnetze und Direktempfänger weitergeben.
13 Fernsehprogramme, von "Arte" bis "Vox", gehören zum Repertoire, außerdem das digitale Satellitenradio (DSR) in CD-Qualität. Kollege DFS 2, seit Juli 1990 unterwegs, kümmert sich um Datendienste und Telefon.
Bis Donnerstag hatte das Kontrollzentrum im bayerischen Oberpfaffenhofen den Mikrowellenüberträger betreut und in Position gebracht. Dann übernahm Usingen, und Hans-Albert Jack, der Leiter der Erdfunkstelle, versprach: "Wir werden ihn keine Sekunde mehr aus den Augen lassen." Rund um die Uhr muß die Position korrigiert werden. Alle drei Stunden vermessen die Mitarbeiter die Umlaufbahn neu. Kein Wunder: Würde einer der drei aus der Kopernikus-Familie ausfallen, kostete das die Telekom 150 Millionen Mark. Fielen zwei aus, wäre das ganze Netzwerk unnütz - und das hat immerhin zwei Milliarden Mark verschlungen. DFS 3 ist etwa sechs Meter hoch. Seine Flügel, auf denen 20 000 Solarzellen befestigt sind, haben etwa 15 Meter Spannweite. Mit dem gesammelten und in Strom umgewandelten Sonnenlicht sättigt der Satellit alle seine Funktionen. 1500 Watt braucht er dafür. Zum Vergleich: Eine Herdplatte benötigt 1000 bis 2000 Watt. Nur für den Antrieb kann Kopernikus nicht mit dieser Energie sorgen. Dafür braucht er den "Sprit", den er mit in den Weltraum genommen hat. 1500 Kilogramm wog das Gerät beim Start. Wenn der Treibstoff verbraucht ist, bleiben noch 645 Kilo übrig; aber bis dahin vergehen zehn Jahre. Und in zehn Jahren soll ein europäisches Satellitensystem das Nationalitäten-Gedrängel im Orbit ersetzen.
19 Antennen stehen auf dem Usinger Gelände. Einst sei die Erdfunkstelle "die Wiege der Kurzwelle in Deutschland" gewesen, erinnerte Franz Joseph Henkel, der Leiter des Fernmeldeamtes Eschborn. Aber die Kurzwelle hatte keine große Zukunft: Vor zwei Jahren kam das "Aus" für die letzte Usinger Kurzwellenantenne. In den 60er Jahren waren Seefunk-Kabel mit Zwischenverstärkern der letzte Schrei, um Signale von Kontinent zu Kontinent zu leiten. Seit 1978 machen die Satelliten die Nachrichten- und Datenverbreitung um vieles leichter. Denn ein Satellit ist, so erklärte Henkel, "eigentlich wie ein sehr hoher Richtfunkturm". Nur ohne Turm.
Kleine FR
Jugendring trifft sich heute OBERURSEL. Die Jahreshauptversammlung des Jugendringes beginnt heute, Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses. Auf der Tagesordnung steht die Neuwahl des Vorstandes. Außerdem wird über die Verteilung der Zuschüsse für die Jugendarbeit diskutiert. Bestelltermin für Altpapiertonnen KÖNIGSTEIN. Die Stadt erinnert daran, daß alle Hausbesitzer die Bestellscheine für die neuen Altpapiertonnen bis spätestens Sonntag, 28. Februar, bei der Bauverwaltung abgegeben haben müssen.
GLASHÜTTEN. Die "Bürgerinitiative Oberems" (BIO) hat jetzt 280 Unterschriften gegen den geplanten Ausbau des Commerzbank-Schulungszentrums gesammelt - 62 Prozent aller Wahlberechtigten in Glashüttens Ortsteil. "Dieses Projekt sprengt jeden vernünftigen Rahmen, und das ist den Befürwortern auch durchaus bewußt", erklären Ingolf Grünewald und Hermann Volz für die BIO.
Man fühle sich überrumpelt, so Grünewald und Volz; zwischen der Bank und führenden Gemeindepolitikern sei schon mindestens seit 1992 hinter verschlossenen Türen verhandelt worden. Die maßgeblichen Parteispitzen hätten den überraschten Bürgern auch nicht etwa erklärend zur Seite gestanden, als "der Streich" bekannt wurde. Statt dessen hätten sie sich fast ausschließlich darüber empört, daß er noch vor der Kommunalwahl an die Öffentlichkeit gelangte.
Des weiteren kritisiert die Initiative, daß die "seit neun Monaten entwickelten Pläne als beliebige Gedankenspiele" hingestellt werden, derer es noch mehrere gebe. Schon das bestehende Fortbildungszentrum bedeute eine Belastung für die kleine Taunusgemeinde. Es klinge "kaum überzeugend", daß die jetzt befürchteten Verkehrsprobleme durch Buspendelverkehr und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel gelöst werden sollen. "Diesen Weg hätte man auch bisher schon gehen können." Genausowenig glaubt die BIO an "das Wunder sparsamster Wasserwirtschaft" im neuen Zentrum oder an die Erschließung einer eigenen Quelle - von der die Oberemser wüßten, daß sie im Sommer regelmäßig versiege.
Daß sich mit dem Projekt eine wichtige Finanzquelle für die Gemeinde erschließe, hält die BIO für ein "Märchen". Ihrer Ansicht nach dürften eher die zusätzlichen Erschließungsvorleistungen sowie Schäden an Häusern und Straßen durch den mehrjährigen Baustellenverkehr überwiegen. Von diesen dürfe auch nicht durch "mildtätige Gaben" an Vereine, den geplanten Kindergarten oder die Feuerwehr abgelenkt werden.
"Angesichts der befürchteten Landschaftsverschandelung, Überlastung der dörflichen Infrastruktur und Verschlechterung der Lebensbedingungen hält es die BIO für wichtig, daß die Bürger am 1. März verbindliche Stellungnahmen von den Politikern verlangen."
Bei einer Genehmigung des Projektes fürchtet die BIO, daß damit der Startschuß für die schon einmal beabsichtigten großflächigen Erschließungen wie das Gewerbegebiet Oberems bis zur B 8 sowie die Begradigung und Ausbau der Dorfstraße fallen könnte. "Dann würde letztlich eine Geschäftsbank über lebenswichtige Entwicklungsbedingungen einer kleinen Wohngemeinde entscheiden." jd
WIESBADEN. Die lange angekündigte Verfassungsklage der CDU-Landtagsfraktion gegen das neue hessische Schulgesetz richtet sich auch gegen die Erweiterung der Mitbestimmung durch Schüler und Eltern. Für verfassungswidrig hält die CDU sowohl die Freigabe des Elternwillens bei der Entscheidung über die Schullaufbahn der Kinder nach Klasse 4 als auch die Beteiligung von Schülervertretern an der neu geplanten "Schulkonferenz", die in Detailfragen das Profil der jeweiligen Schule prägen soll.
Die CDU-Klage, die der frühere Kultusminster Christean Wagner gestern vorstellte und die in einigen Wochen beim Staatsgerichtshof (dem hessischen Verfassungsgericht) eingereicht werden soll, setzt an vielen verschiedenen Punkten des Gesetzes an. Durch das Letztentscheidungsrecht der Eltern beim Übergang in Klasse 5, wie es seit 1991 durch die rot-grüne Koalition eingeführt ist, sieht die Union eine "Mißachtung des Eignungsgrundsatzes". Zu viele "überforderte" Schüler müßten "mitgeschleppt" werden, und dadurch würde die Ausbildung der anderen beeinträchtigt.
Bei Einführung der Schulkonferenz aus Lehrern, Eltern und Schülern habe "der Staat nicht das Recht, wesentliche Entscheidungen an Gremien zu delegieren, in denen sogar minderjährige Schüler mit entscheiden sollen". Die Schulkonferenzen hätten "überdehnte Kompetenzen" und würden die staatlichen Zuständigkeiten "aushöhlen".
Für verfassungswidrig hält die CDU außerdem einen Paragraphen, wonach die Notengebung auch den "Leistungsstand der Klasse" berücksichtigen soll, was keine objektive und vergleichbare Bewertung mehr zulasse, sowie ein "hohes Maß an Beliebigkeit", das durch große Handlungsspielräume der einzelnen Schulträger oder Schulen entstehe (zum Beispiel: 40 verschiedene denkbare Formen von Förderstufen).
Daneben soll sich die Klage gegen die Einführung des Begriffs "Bildungsgänge" richten, mit dem eine "totale Austauschbarkeit" zwischen integrierten und traditionell dreigliedrigen Schulsystemen erreicht werde.
Auf einen Antrag auf "einstweilige Anordnung" hat die Union dennoch verzichtet, so daß das Schulgesetz - trotz anhängiger Klage - bis zu einem Urteil des Gerichts auf jeden Fall voll in Kraft bleiben wird. Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) bezeichnete die Klage als "Spätzünder". Es sei "lächerlich", wenn die Union acht Monate nach Gesetzesverabschiedung, aber zehn Tage vor der Kommunalwahl ihre Einwände beim Verfassungsgericht ankündige. me
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kälte der letzten Tage hat sich in den Preisen der größeren und mittleren Heizölpartien nicht niedergeschlagen. Teilweise gab es sogar Abschläge. Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM
Die am 24. Februar gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse startete gestern mit höheren Notierungen. Der Dow-Jones-Index stieg in der ersten Stunde um 19,72 Punkte. Tags zuvor war der "DJ" um fast 0,6 Prozent auf 3323,47 Zähler gefallen.
In Tokio sanken die Aktienkurse gestern. Der Nikkei-Index der 225 Top-Titel ermäßigte sich um 64,21 auf 16 798,94 Punkte zum Schluß.
Parteien + Wähler
Juso-Stammtisch STEINBACH. Die Steinbacher Jungsozialisten laden am heutigen Donnerstag, 25. Februar, zu einem Stammtisch ein. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im "Holzwurm". Nistkästen am ALK-Stand KÖNIGSTEIN. Nistkästen für Meisen, Stare und andere Höhlenbrüter bietet die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) an ihren Ständen in der Fußgängerzone an den beiden kommenden Samstagen, 27. Februar und 6. März, an. Informationen über die kommunalpolitischen Ziele der ALK gibt es außerdem.
1000 Mark Beute bei
Bei einem Überfall auf die Aral-Tankstelle neben dem Hausener Freibad haben zwei etwa 20 Jahre alte Männer 1000 Mark erbeutet. Die Täter betraten den Kassenraum in der Ludwig-Landmann- Straße 90 und nahmen eine Getränkedose aus dem Kühlfach. Sie stellten sie auf den Tresen und taten so, als wollten sie bezahlen.
Als der Angestellte die Kasse geöffnet hatte, zog einer der Räuber einen Revolver aus dem Hosenbund und zwang den 26jährigen, den Kasseninhalt herauszugeben. Die Männer flüchteten mit der Beute in Richtung der Brücke über die A 66.
Einer der beiden hatte die dunklen Haare zu einem Zopf zusammengebunden. habe
HEUTE LESEN SIE
Israel Bubis wirbt um Vertrauen Seite 2
Leitartikel Das Risiko humanitärer Hilfe Seite 3
Militärseelsorge Eine Frau in der Kaserne Seite 4
Feuilleton Gespräch mit Nuria Nono Seite 8
Fernsehen und Funk Seiten 10, 11
Freie Aussprache Seite 14
Börse Seite 17
Roman Seite 26
Filmspiegel Seiten 30, 31
Als die These, daß die SPD-Spitze sich von der bankrotten Regierungskoalition in Bonn zum faulen "Asylkompromiß" hat erpressen lassen, vom niedersächsischen Minister Trittin vertreten wurde, löste das in Hannover eine Regierungskrise aus (FR vom 19. 2. 1993 "Im Wortlaut: Aufruf gegen Asylkompromiß - SPD auf falschem Kurs").
Lassen wir uns das Wort "Solidarität" nicht stehlen von denen, die es dazu mißbrauchen wollen, den Graben zwischen Arm und Reich zu vertiefen: Unsere Solidarität darf sich aber auch nicht ausschließlich beschränken auf Ausländer und speziell Asylbewerber. Deren Interessen können nur mitverteidigt werden, wenn alle solidarisch zusammenstehen, die von der bankrotten Politik der Kohl- Regierung betroffen und deren Rechte bedroht sind.
Die Parole muß sein: "Verteidigt das Recht auf Arbeit, Obdach, menschenwürdiges Leben und Asyl - solidarisch gegen Kohl und Waigel!"
Peter-Anton von Arnim, Eschborn
&blt; Performance zur Beuys-Ausstellung
Anläßlich der Foto-Ausstellung "Joseph Beuys. Hauptstrom und Fettraum" zeigt am 26. Februar, 19.30 Uhr, Henning Christiansen zur Eröffnung der Ausstellung im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt eine Performance. &blt; Krick-Krack im Senckenberg Die Theaterwerkstadt Krick-Krack gastiert am heutigen Freitag um 10 und um 15 Uhr sowie am morgigen Samstag um 15 Uhr mit dem Stück "Peppi Pepperoni ud wie man seine Suppe auslöffelt" im Senckenberg-Museum. &blt; Literatur bei Huss Die Huss'sche Universitätsbuchhandlung, Kiesstraße 41, lädt heute abend, 20 Uhr, zu einer Lessung mit Werken von Harry Hass und Peter Wawerzinek ein. &blt; Premiere im Staatstheater Das Staatstheater Darmstadt hat heute abend um 19.30 Uhr im Schauspiel Premiere mit der Komödie "La Nonna", von Roberto M. Cossa. Für die Inszenierung ist Joachim Johannsen, für die Bühne Florian Parbs, für die Kostüme sind Inge Medert und Florian Parbs verantwortlich. &blt; Kontexturen von Kissel In der Galerie Patio, Waldstraße 115, in Neu-Isenburg, stellt bis zum 3. März Rolf Kissel seine "Kontexturen" aus. Zur Eröffnung am heutigen Freitagabend, 20 Uhr, spricht Reiner Diederich. &blt; Haydn, Bartok, Mendelssohn Bei der Robert-Schumann-Gesellschaft in der Siesmayerstraße 12, gastiert heute abend das Nomos-Quartett mit Werken von Haydn, Bartok und Mendelssohn- Bartholdy. &blt; Anarchie in Bayern Die Junge Bühne Frankfurt spielt heute und morgen, jeweils um 20.30 Uhr, im Kellertheater, Mainstraße 2, das Fassbinder-Stück "Anarchie in Bayern" in der Inszenierung von Marion Heim. &blt; Programmänderung Im Programm des Theaterhauses in der Schützenstraße mußte sich wegen Erkrankung einer Darstellerin einiges ändern. Und wird heute statt der vorgesehenen Produktion, "Pi - eine Höhlenexkursion", um 23 Uhr Marieluise Ritters Stück "Sei mein, Frosch" gegeben. Morgen findet keine Vorstellung statt, und am Sonntag um 15 Uhr gibt das Klappmaul Theater "Hemden mögen's heiß" (ab drei Jahren). &blt; Tanztheater mit "Coax" Im Theatersaal des Mousonturms gastiert vom heutigen Freitag bis zum Sonntag und am 2. und 3. März, jeweils um 20 Uhr die Truppe "Coax" mit ihrem Tanztheaterstück "Drifting - or 500 Ways to Bang jour Head". &blt; Batschkapp mit "Nachtleben" In der Kurt-Schumacher-Straße 45 eröffnet heute abend um 20 Uhr die Batschkapp (Maybachstraße) eine Dependance, die sich "Nachtleben" nennt und in der Konzerte und Disco-Veranstaltungen stattfinden sollen. &blt; Blicke in die Künstlerwerkstatt Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Bestandskatalogs Niederländischer Malerei 1400-1550 zeigt das Städel eine Sonderausstellung mit sechs Beispielen, die mit Hilfe modernster Technik Blicke in die Künstlerwerkstatt gestatten. Am heutigen Freitag, 15 Uhr, führt Jochen Sander, der Autor des Werkes, durch die Ausstellung. &blt; Stefan Demary stellt aus Die Galerie Schütz in der Schönen Aussicht 6 eröffnet heute abend um 20 Uhr eine Ausstellung mit Fotoarbeiten von Stefan Demary (Di.-Fr., 12.30 - 18 und Sa. 11 - 14 Uhr). &blt; Prall aus dem Leben Im Gallus-Theater, Krifteler Straße 55, gastieren heute abend, 20 Uhr (sowie am Samstag und Sonntag) die Gruppe "Die Tolleranzen" mit ihrer neusten Produktion "Prall aus dem Leben" von Ralf König. &blt; Bronzezeit in Ungarn Im Dormitorium und im Refektorium des Karmeliterklosters wird in den nächsten Monaten die Ausstellung "Bronzezeit in Ungarn" gezeigt, die heute abend um 18 Uhr eröffnet wird. Veranstalter ist das Museum für Vor- und Frühgeschichte-Archäologisches Museum. Es sprechen neben der Kulturdezerntentin Linda Reisch, Gábor Erdödy, Botschafter der Republik Ungarn, István Bona von der Universität Budapest und Walter Meier- Arendt, der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Frankfurt.
sp HANNOVER, 24. Februar. Auf ein Vorstandsmitglied der niedersächsischen Grünen ist ein Brandanschlag verübt worden. Vor drei Wochen hatte Heidi Lippmann-Kasten, die im Landesvorstand ihrer Partei für Asylpolitik zuständig ist, einen anonymen Drohbrief mit der Ankündigung erhalten, man werde sie "ausräuchern". In der vergangenen Woche wurde dann die Scheune des Hauses in Hardegsen (Kreis Northeim), in dem die Politikerin mit ihren drei Kindern wohnt, in Brand gesetzt. Durch einen Zufall wurde das Feuer rechtzeitig entdeckt, wie die Grünen am Mittwoch mitteilten.
Dem Drohbrief hatte eine mit Beschimpfungen beschmierte Anzeige gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus beigelegen. Heidi Lippmann-Kasten hatte diese kurz vorher in der Hessisch- Niedersächsischen Allgemeinen erschienene Anzeige als presserechtlich Verantwortliche unterzeichnet.
Mit gezogener Pistole bedrohte ein maskierter Mann eine Kassiererin des Pennymarktes in der Homburger Landstraße 126. Die Frau mußte die Schublade der Registrierkasse öffnen, worauf der Täter Geldscheine im Wert von 4000 Mark zusammenraffte.
Nachdem der Mann den Preungesheimer Supermarkt unmaskiert verlassen hatte, wurde er auf der Straße von einem Passanten erkannt. Nach dessen Angaben bei der Polizei handelt es sich um einen 20jährigen, gegen den bereits wegen eines vor wenigen Tagen begangenen Raubes in einer Wohnung ermittelt wird. habe
WIESBADEN. Die Unglücksnachricht platzt mitten in das närrische Treiben zum Karneval-Kehraus: Als sie von dem Hubschrauber-Absturz auf dem Erbenheimer Militärflughafen erfahren, eilen Oberbürgermeister Achim Exner, Polizeipräsident Wolfhard Hoffmann und Familienministerin Hannelore Rönsch sofort an die Unfallstelle. Gegen 19.35 Uhr war hier ein Transporthubschrauber der US-Army auf dem Landeanflug abgestürzt. Vier Soldaten waren auf der Stelle tot, vier weitere wurden mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht - zwei von ihnen ins St. Josephs Hospital in Wiesbaden, die beiden anderen in ein US-Hospital in Landshut. Die Maschine vom Typ UH-60 Blackhawk befand sich auf dem Weg von Stuttgart nach Erbenheim.
Der OB bietet bei der Bergung der Unglücksopfer städtische Hilfe an: Rettungsfahrzeuge Wiesbadener Hilfsorganisationen sind im Einsatz, auf die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr verzichten die Amerikaner. Später heißt es, die Army habe deutschen Hilfskräften den Zugang zum Unglücksort verwehrt - Diskussion zurückgestellt ein Gerücht, das Achim Exner am Mittwoch zurückweist: "Das stimmt nicht." In der Vergangenheit hatte der Rathauschef wegen des Flugbetriebs auf dem Erbenheimer Militärflughafen mit harten Bandagen gegen die US-Armee gekämpft - doch angesichts der Katastrophe spielen die Differenzen vorübergehend keine Rolle mehr. Der Oberbürgermeister kondolierte den Angehörigen der getöteten Soldaten und wünschte den Schwerverletzten baldige Genesung. "Wo Menschen in Krankenhäusern ums Überleben kämpfen", sagte der Oberbürgermeister am nächsten Morgen vor Journalisten, "werde ich die Diskussion um den Flugbetrieb in Erbenheim nicht aufnehmen."
Von solchen Skrupeln wurden weder die SPD-Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul noch die Grünen im Rathaus geplagt: Sie werteten den Helikopter-Absturz einmal mehr als Beweis dafür, daß militärischer Flugverkehr in der dicht besiedelten Rhein-Main-Region "nichts zu suchen hat". Die Bonner Parlamentarierin, die entschieden für eine "Null-Lösung" in Erbenheim eintritt, verlangte nach dem Unglück von den US- Streitkräften und von der Bundesregierung, daß der Flugverkehr in Erbenheim "endlich eingestellt wird". Nicht vorstellbar, meint Heidemarie Wieczorek-Zeul, "wenn der Hubschrauber über einem der Wiesbadener Ortsteile abgestürzt wäre". Und die Grünen fragen: "Müssen erst spielende Kinder auf einem Erbenheimer oder Nordenstädter Spielplatz von Wrackteilen abstürzender Hubschrauber getötet werden oder explodierende Munition eines verunglückten Militärflugzeugs Teile von Erbenheim, Nordenstadt oder Delkenheim zerstören und eine Vielzahl Wiesbadener umbringen, bevor die Verantwortlichen endlich aufwachen?" Die militärische Nutzung der Air-Base bezeichnete der Fraktionschef der Grünen, Volker Kastner, als "immens gefährlich und aus weltpolitischer Sicht absolut unsinnig".
Über die Unglücksursache war bis gestern abend nichts bekannt. Heute wird ein Spezialistenteam aus Fort Rucker in Alabama erwartet, das die Untersuchungen in Erbenheim aufnimmt. Die Toten sind zwischen 23 und 52 Jahre alt, drei sind Familienväter - eine vor ihnen hinterläßt Frau und sieben Töchter. Von den vier Schwerverletzten schweben drei noch in Lebensgefahr. Für die Opfer wird am Freitag in der Main Chapel des Headquarters in Frankfurt eine Trauerfeier stattfinden. (s. auch Hessenseite). maf
BAD HOMBURG. Eine Informations- und Diskussionsveranstaltung über das hessische Schulgesetz organisiert der Kreisverband des Deutschen Lehrerverbands für Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler am Donnerstag, 25. Februar, ab 16.30 Uhr in der Bad Homburger Hölderlinschule am Hessenring. Referenten von Lehrer- und Philologenverbänden informieren dabei über die Folgen des Gesetzes für die Lehrerversorgung, das Unterrichtsangebot, Schulformen und die Rechte von Lehrern, Eltern und Schülern. stk
Wegen der guten Wintersportverhältnisse in Hessens höchstem Gebirge setzt die Bundesbahndirektion Frankfurt am Sonntag zum ersten Male in diesem Jahr den "Rhön-Blitz" ein. Der Sonderzug für die Ski- und Rodelfreunde verläßt den Darmstädter Hauptbahnhof um 7.09 Uhr. In Frankfurt-Süd fährt er um 7.39, in Offenbach um 7.45 und in Hanau um 7.57 Uhr los. Er erreicht die Endstation in Gersfeld um 10 Uhr. Die Rückfahrt erfolgt um 17.37 Uhr.
In der Hochrhön lagen am Mittwoch 32 bis 34 Zentimeter Pulverschnee. In dem Skigebiet waren vier Lifte in Betrieb und vier Loipen gespurt. Laut Wetterbericht wird sich an den günstigen Verhältnissen bis zum Sonntag nichts ändern. habe
WEILROD. Spätestens zum September werden die Weilroder Ortsteile Mauloff und Finsternthal mit Bussen an den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) angebunden. Dafür wird eine neue "Linie 9" von und nach Usingen geschaffen; mit vollständiger Inbetriebnahme der Taunusbahn wird sie Altweilnau, den Egertshammer, die Landsteiner Mühle, Finsternthal, Mauloff, Riedelbach, Neuweilnau, Cratzenbach und Rod an der Weil verbinden.
"Wie oft und wann die Linie fahren wird und wo genau die Haltestellen eingerichtet werden, muß erst noch mit der Gemeinde abgestimmt werden", erklärt Kreis-Pressesprecher Jürgen Conradi.
Mit der Linie 9 können dann auch die Mauloffer und Finsternthaler Einwohner - ein Viertel ihrer rund 500 Bewohner ist über 60 Jahre alt - das Ärztezentrum in Rod an der Weil, den Zahnarzt, das Rathaus und allgemeine Einkaufsmöglichkeiten erreichen.
Wer dies bisher wollte, war auf ein Auto angewiesen, mußte eine rund 60 Mark teure Taxifahrt in Kauf nehmen - oder mit dem Kindergartenbus fahren, wie es früher nicht wenige "aus Verzweiflung" taten. Die mangelnde Mobilität schränkte auch die jährlich 40 000 Mauloffer Feriengäste ein.
Die Weilroder Grünen fordern derweil eine eigene Busverbindung von Königstein nach Usingen über Riedelbach und Altweilnau, außerdem von Weilburg nach Oberursel über Weilrod mit Anschluß an die U 3.
Noch keine Entscheidung ist über die Frage gefallen, ob die Gemeinde Grävenwiesbach durchgängig an die Taunusbahn angeschlossen bleibt; Landrat Jürgen Banzer will die Gemeinde in den Abendstunden nur noch mit einem Bus ansteuern lassen. jd
HEINZ-GEORG STÖHS ist der alte und neue Chef der Sprendlinger SPD. Zu seinem Stellvertreter wählten die Mitglieder Heinz Weil, der das Amt von Ute Hunkel übernahm. Die Kasse führt künftig Gerd Linden, neuer Schriftführer ist Alexander Leber. Zum neuen Vorstand gehören ferner Hilde Mund, Henry Bauerfeind, Brigitte Klee, Ellen Strejcek und Günther Porrmann. dac
KURT HEMPEL ist wieder zum Vorsitzenden des Tanzclubs Blau-Gold Langen gewählt worden. Im Amt bestätigt wurden auch Günter Kramp, zweiter Stellvertreter, und Hannelore Häfele, Schriftführerin. Der Rest des Vorstands stand nicht zur Wahl. dac
Abwertend ist aus großherzoglichem Munde am Ende des 19. Jahrhunderts "Kreis Dunnerkeil" als Begriff für den Kreis Offenbach geprägt worden. Sozialdemokraten, die die Region zwischen Mainbogen und Dreieich lange dominiert haben, stellten nach dem Zweiten Weltkrieg mit kurzer Unterbrechung durch Christdemokrat Karl Martin Rebel die Landräte - ob sie nun Arnoul, Heil, Schmitt, Keller oder Lach hießen. Die Union ist finster entschlossen, im Falle eines Wahlsieges allein oder zusammen mit der FDP den amtierenden Chef der Kreisverwaltung abzulösen. Als Alternative bietet sie den stellvertretenden Leiter der Frankfurter Kripo, Peter Walter (Dreieich) auf.
KREIS OFFENBACH. Zwar stellt die CDU auch seit dem 12. März 1989 noch immer die stärkste Kreistagsfraktion, mußte aber vor vier Jahren schon einen Einbruch um knapp sechs auf "nur" noch 41,4 Prozent hinnehmen und anschließend machtlos mit ansehen, wie Sozialdemokraten und Grüne mit zusammen 47,9 Prozent ihr das Ruder aus der Hand nahmen.
Die Sitzverteilung im derzeitigen Kreistag Offenbach: CDU 40, SPD 36, Grüne 11.
Die FDP scheiterte vor vier Jahren mit 4,9 denkbar knapp an der Fünf-Prozent- Hürde und schob den Freien Wählergemeinschaften ein gerüttelt Maß Mitschuld in die Schuhe, die mit ihren 4,1 Prozent so manchen Liberalen mit ihrem Anfangsbuchstaben "F" gewonnen haben dürften.
DKP und ÖDP blieben bei der 89er Wahl unter der Ein-Prozent-Grenze.
Am ersten Sonntag im März wollen SPD und Grüne ihre Mehrheit im Kreisparlament natürlich verteidigen und bieten als Spitzenkandidaten den amtierenden Landrat Josef Lach beziehungsweise Ursula Schuster aus Heusenstamm auf.
Bei der CDU - ein Novum - ist die Nummer eins der Liste, der Rodgauer Paul Scherer, nicht zugleich Landratskandidat. Der Fraktionschef gibt sich mit dem Amt des Bürgermeisters der größten Stadt des Kreises zufrieden und überläßt gegebenfalls seinem Dreieicher Parteifreund Peter Walter die höheren Weihen.
Die FDP will mit dem Rödermärker Wolfgang Bieneck an der Spitze versuchen, den Weg in den Kreistag nach vierjähriger Abstinenz wiederzuentdecken.
Die Partei der Republikaner rechnet sich mit dem Mainhäuser Gerald Wißler Chancen aus, auf Anhieb den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen.
Die Freie Wählergemeinschaft Offenbach-Land setzt auf den Langener Heinz- Georg Sehring als Zugpferd.
Das Siebener-Feld wird vervollständigt von der Ökologisch-Demokratischen Partei mit dem Dietzenbacher Wolfgang Wrzesniok auf Rang eins ihrer Liste. ttt
Mit einem Schlag ist auf Kreisebene der Bau der S-Bahn von Offenbach nach Ober-Roden und Dietzenbach zum Thema Nr. 1 avanciert. Der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) hatte die Mine losgetreten, als er im Zusammenhang mit Föderalem Konsolidierungsprogramm, auch Solidarpakt genannt, die Zahlungsbereitschaft der Bundesregierung in Zweifel zog und zugleich anmerkte, daß das Land überfordert sei, auf eigene Kosten dieses Projekt des Öffentlichen Nahverkehrs zu verwirklichen.
Natürlich gibt es da keinen Dissens unter den für den Kreistag kandidierenden Parteien. Es hagelt Resolutionen, Briefe werden nach Bonn an Bundesverkehrs- und Finanzminister geschrieben, die sozialdemokratischen Ministerpräsidenten sollen ihren Einfluß im Bundesrat geltend machen und die Mächtigen im Bundeskanzleramt zur Räson bringen. Schließlich fühlen sich die Kommunalpolitiker vor Ort seit drei Jahrzehnten bei ihren Bürgern und Wählern im Wort, und ein Scheitern des S-Bahn-Baus könnte nicht nur fatal und endgültig sein, sondern den Verkehrsinfarkt auf den Straßen zwischen Seligenstadt und Dreieich, zwischen Mühlheim und Egelsbach zur chronischen, unheilbaren Krankheit machen.
Mit der S-Bahn-Debatte ist die Vereinsförderung in den Hintergrund getreten, die die CDU so gern zum Top- Thema gemacht hätte. Bekanntlich hatte die rot-grüne Koalition ihre Mittel für Sport- und Musikvereine um rund die Hälfte zusammenstreichen müssen - der Not gehorchend und nicht dem eigenen Triebe. Und während die CDU wütende Attacken ritt, versprach, im Falle eines Wahlsieges wieder alte Verhältnisse herzustellen, beeilte sich die Mehrheit im Kreishaus, wenigstens die Jugendarbeit der Vereine wieder aufzuwerten und besser zu subventionieren. ttt
"Wir fordern die Verkehrsberuhigung Gallus sofort." 50 Anwohner waren gestern einem Aufruf der Stadtteilgruppe Gallus gefolgt und blockierten eine halbe Stunde lang eine Fahrbahn der Frankenallee. Sie wollten damit ihren Forderungen Nachdruck verleihen.
Seit zwei Jahren liegt dem Magistrat das Konzept vor, das in Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro erstellt wurde. Es sieht die Verengung der Frankenallee auf eine Spur in jede Richtung vor, um diese Straße als "Schleichweg in die Innenstadt unattraktiv" zu machen, wie Hermann Müller von der Stadtteilgruppe es nannte. Christiane Hoffmann, die Pfarrerin der Friedenskirche, wies darauf hin, daß in der Umgebung Schulen, Horte, Kindergärten und ein Altenheim liegen. Dies habe zur Folge, daß viele Kinder und alte Menschen die Frankenallee mehrmals täglich überqueren müßten.
Lutz Weber von der Stadtteilgruppe forderte, die Verkehrsberuhigung nicht nur straßenweise einzuführen, das verlagere den Verkehr nur ova
Nach dem Chemieunfall der Hoechst AG in Griesheim und Schwanheim
Achtung WAZ: von Hauser/Brüssel für Politik
EG-"Stahlminister" wollen keinen Dirigismus Brüssel, 24. Februar. Zur Beratung der EG-weiten Stahlkrise treten die Wirtschafts- und Industrieminister der zwölf Gemeinschaftsländer am heutigen Donnerstag zusammen. Die Auffassung der Brüsseler EG-Kommission, daß die Krise nicht mit "dirigistischen Mitteln" wie Produktionsquoten und vorgeschriebenen Mindestpreisen bewältigt werden könne, wird nach Auskunft diplomatischer Kreise vom EG-Ministerrat gebilligt werden. Stattdessen soll der Stahlexperte Fernand Braun beauftragt werden, bei den Stahlherstellern "feste Zusagen" für Werksstillegungen bis Ende September einzuholen. Die EG-Kommission wird dem Vernehmen nach den Auftrag erhalten, mit den mittel- und osteuropäischen Ländern über eine Anhebung ihrer Exportpreise und eine "vorsichtige" Belieferung des EG-Stahlmarktes zu sprechen. Offizielle Abkommen seien nicht anzustreben, heißt es in Brüssel, weil man die in den Assoziierungsabkomen mit Polen und der früheren Tschechoslowakei zugesagte Marktöffnung aus politischen Gründen nicht rückgängig machen könne. Der Gesamtumfang von Beihilfen aus dem Brüsseler Montanunionfonds für die soziale "Abfederung" der Werksschließungen könne erst im Herbst festgelegt werden, wenn die Pläne der Industrie in vollem Umfang bekannt seien, verlautete weiter. Die EG-Kommission hat vorläufig 960 Millionen Mark vorgesehen, die durch gleich hohe Zuschüsse der Mitgliedstaaten sowie einen von der Branche noch zu gründenden "Stillegungsfonds" ergänzt werden sollten.
Ende
Die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen beginnt am heutigen Donnerstag abend eine Aktionsreihe, mit der die AG vor der Kommunalwahl am übernächsten Sonntag noch einmal ihre Forderungen an die Parteien deutlich machen will. Den Auftakt macht die BI Verkehrsberuhigung Reuterweg heute um 20 Uhr im Gemeindesaal Wolfsgangstraße 109.
Der "Arbeitskreis Rad" und der AStA der Fachhochschule organisieren am Samstag eine Fahrraddemo, die sich um 12 Uhr auf dem Römerberg in Bewegung setzt. Ebenfalls am Samstag finden in Rödelheim (10.30 Uhr Lorscher Straße/ Ecke Alexanderstraße) und im Oeder Weg (12 Uhr Ecke Oberweg) Kundgebungen der örtlichen Initiativen statt.
Das Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn trifft sich am Sonntag, 15 Uhr, zur Mahnwache Am Erlenbruch/Höhe Scheffelstraße, um gegen den geplanten Bau des Autobahntunnels im Riederwald zu protestieren. Die Aktion "Busspur" ist für Freitag kommender Woche am Nibelungenplatz geplant. Beginn 16.30 Uhr.
Das Finale der Aktionsreihe bestreitet die BI Dalles in Oberrad. Am Samstag vor der Wahl soll in der Offenbacher Landstraße um 11 Uhr das "einmillionste Auto begrüßt werden". habe
Parteien + Wähler
SPD informiert USINGEN. Landtagsabgeordneter und Kreistagsfraktionschef Peter Hartherz kommt am Samstag, 27. Februar, von 10 bis 13 Uhr zum SPD-Informationsstand in der Wilhelmstraße, Ecke Zitzergasse. Grüne kommen lukullisch GLASHÜTTEN. Die Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen für die Kommunalwahl wollen sich und ihr Programm am Sonntag, 28. Februar, bei einer Wein- und Sektprobe mit selbstgebackenem Zwiebelkuchen und Brot im Alten Rathaus in Oberems vorstellen. Die Veranstaltung findet zwischen 15 und 18 Uhr im Backes im Alten Rathaus statt.
Zwei Tage nach dem folgenreichen Betriebsunfall in Griesheim hat sich bei der Hoechst AG am Mittwoch gegen 12.30 Uhr erneut ein Störfall ereignet. Dabei wurde im Höchster Produktionszweig für Textil-Bleichmittel und Wasserbehandlungsmittel Chlordioxid, ein grün-gelbes Gas, freigesetzt. Die Frankfurter Berufsfeuerwehr, diesmal umgehend von der Werksfeuerwehr informiert, schätzte die ausgetretene Menge auf ein Kilo.
Die Pressestelle des Chemiekonzerns versicherte, die Gaswolke sei von der Werksfeuerwehr noch auf dem Firmengelände mit Wasser niedergeschlagen worden. Eine Gefahr habe weder für Betriebsangehörige noch für die Bewohner der umliegenden Stadtteile bestanden. Die Frankfurter Berufsfeuerwehr bestätigte diese Aussage: "Als wir kamen, war alles erledigt."
Wie schon Anfang der Woche war auch diesmal ein Überdruck in einem Reaktionsgefäß die Ursache für die Emission. Das Chlordioxid ist durch eine Berstscheibe auf dem Dach des Produktionsbetriebes entwichen, die als Sicherheitsventil fungiert. Die Firma teilte mit, das Gas habe sich an der Luft in Chlor und Sauerstoff umgewandelt.
Hoechst zum Ergebnis der Schadstoffmessungen: "Sowohl Chlor als auch Chlordioxid waren an den Werksgrenzen, aber auch in unmittelbarer Nähe des Betriebes nicht nachweisbar." Die Nachweisgrenze liege bei 0,1 Milligramm pro Kubikmeter Luft.
Die Berufsfeuerwehr ist über eine Standleitung informiert worden, die bislang nur zwischen dem Werk in Hoechst und der Leitstelle geschaltet ist. Diese Technik will der Konzern jetzt auch in Griesheim installieren. habe
SINDLINGEN. Beim Überqueren der Bahngleise ist ein 24jähriger Sindlinger am Aschermittwoch morgen von einem Güterzug frontal erfaßt und sofort getötet worden. Wie die Bahnpolizei auf Anfrage mitteilt, hatte der Lokführer auf der Strecke zwischen Hattersheim und Sindlingen einen Schlag im Führerhaus verspürt und daraufhin die Polizei alarmiert. Die erheblichen Verletzungen im Brust- und Gesichtsbereich bei dem Getöteten lassen nach Auskunft der Ärzte auf einen Selbstmord schließen. gre
Briefe
"Grundstück schon fast doppelt so viel wert" Die Diskussionen um den umstrittenen Kauf eines Baugrundstücks in Oberursel- Stierstadt durch den damaligen Rechtsanwalt und heutigen Landrat Jürgen Banzer (FR vom 12. Februar) dauern nach wie vor an. Den folgenden Brief gibt die FR aus Platzgründen nur auszugsweise wieder.
Es gibt hier noch eine ganze Reihe ungeklärter Fragen: Wieso hat Banzer, der das Grundstück in einer akuten Notlage unmittelbar vor dem Versteigerungstermin erworben haben will, sich bereits sieben Monate vorher die Vollmacht geben lassen, daß Grundstück an sich selbst zu verkaufen? . . .
Hätte es nicht bei nach dem Scheitern der Verhandlungen nahegelegen, durch Zeitungsanzeigen neue Interessenten zu werben? Jeder Immobilienmakler wäre diesen Weg gegangen. . . .
Wieso gibt Jürgen Banzer sein Gebot nicht einfach in der Versteigerung ab? Wenn es denn so deutlich über dem erzielbaren Preis gelegen hat, hätte doch gar keine Gefahr bestanden, daß ein anderer Bieter das Grundstück erwirbt. Bei einem Erwerb in der Versteigerung, bei dem nebenbei gesagt noch Notariatsgebühren von gut und gerne 10 000 Mark gespart worden wären, hätte nicht einmal der Hauch eines "schlechten Geschmacks" über der ganzen Sache gelegen. . . . die ganze Sache läßt noch eine ganz andere Deutung zu: daß hier Banzer von Anfang an ein gutes Geschäft witterte, lediglich zum Schein mit einer Handvoll "ausgelesener" Interessenten verhandelte, und schließlich schnell noch den Vertrag mit sich selbst schloß, um zu verhindern, daß ihm ein anderer Bieter in dem Versteigerungstermin in die Quere kommt. Allein der Hinweis auf den Preis, der den gerichtlichen Schätzwert erheblich überstieg, entlastet Banzer zumindest nicht. Jeder, der ein wenig Ahnung von dem Geschäft hat, weiß, daß ein gerichtlicher Schätzwert, der oft viele Monate vor dem Versteigerungstermin festgesetzt wurde, mit der Realität wenig zu tun hat. Erst recht gilt dies für ein Grundstück, wie jenes in Stierstadt: Bestanden mit abgängiger Altbausubstanz und weitgehend ungeklärten Bebauungsmöglichen, wird jeder gerichtliche Gutachter hier mit besonderer Vorsicht vorgegangen sein.
Tatsache ist jedoch, daß gerade in den Jahren 1988 bis 1990 im Rhein-Main-Gebiet die Grundstückspreise geradezu explodiert sind, daß das Grundstück mit seiner "Filet-Lage" in Stierstadt jetzt einem Quadratmeterpreis von gut und gerne 1200 Mark wert ist, Banzer jedoch deutlich weniger als 700 Mark gezahlt hat.
Deswegen hat die Oberurseler SPD völlig recht, wenn sie einen Akteneinsichtsausschuß fordert: Denn ein Landrat, der als Anwalt mehr als zweifelhafte Geschäfte getätigt hätte, wäre nicht mehr tragbar. Jürgen Banzer, obwohl noch von "Don" Galuschka als Landrat installiert, hat sich immer als Korruptions-Saubermann dargestellt. Er sollte jetzt auch bei seiner eigenen Person für glasklare Verhältnisse sorgen.
Philipp Zmyi-Köbel 6000 Frankfurt
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Auf dem Gehweg der Schwanheimer Rheinlandstraße unterhalten sich zwei Männer über die Ernteaussichten in ihren Kleingärten. "Ob das mit den Erdbeeren in diesem Jahr was wird?", spekulieren die beiden und sind sich dann einig: "Vorsicht ist auf jeden Fall geboten." Auch am Donnerstag wurde in Schwanheim über den gelben Niederschlag aus dem Griesheimer Werk der Hoechst AG, das Ortho-Nitroanisol und dessen mögliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt geredet. Dem Augenschein nach wirkt die Lage wieder beruhigt. Die Hundertschaften der Feuerwehr, die tags zuvor zur brisanten Reinigungsaktion abkommandiert wurden, sind aus dem Straßenbild verschwunden.
Die Branddirektion hat noch immer ihren Informationsbus in der Frankenfurt geparkt, doch die Besatzung vermittelt nur noch. "Wir verweisen die Leute an die Hoechst AG", sagt ein Feuerwehrmann. Der Kleinbus des Chemieunternehmens hält gleich nebenan. Prokurist Jörg Geywitz aus der Abteilung Umweltschutz steht Rede und Antwort.
120 Gebäude haben die Kolonnen des Konzerns bis zum gestrigen Nachmittag gesäubert. Und noch immer melden sich Anwohner und "führen uns gezielt zu Stellen, die noch gereinigt werden müssen", berichtet Geywitz. Andere nehmen Formulare für die Schadensabwicklung mit. Bislang wurden vorwiegend Schäden an Fahrzeugen und Balkonmöbeln sowie im Freien gelagerte Lebensmittel in Rechnung gestellt, die wegen der gelben Flecken in der Mülltonne landeten. In der Rheinlandstraße gibt die Hoechst AG das Reinigungsmittel Ethanol zum Nulltarif ab. "Das eignet sich für glatte Flächen", sagt der Mann an der Umfüllstation. Ein Faß mit 200 Litern ist bereits leer. Hoechst übernimmt auch die Entsorgung der Putzlappen.
Der 68jährige Rentner aus dem Goldsteiner Sauerackerweg hat sich gerade versorgt. Der Mann erinnert sich an den Montag morgen, als er die ölige Schicht mit heißem Wasser von den Terrassenplatten geschrubbt hat. Das Vogelfutter wurde zu Abfall und auf dem Teich mit den Goldfischen entdeckte der Eigenheimbesitzer "einen gelben Schaum". Er macht sich keine großen Hoffnungen: "Die Fische werden wohl kaputtgehen." Schwanheim/Goldstein am Mittwoch, wenige Stunden vor der Bürgerversammlung im Gemeindesaal: Der Spielplatz vor dem Block in der Henriette-Fürth-Straße ist verwaist. Die Grünanlagen werden gemieden, als drohe dort die Pest. Ein Mann hält seine beiden Hunde an der kurzen Leine. Die Parkbänke bleiben leer. In den Wohnungen warten die Kinder. habe
An der Festhalle gibt es vom 26. Februar an wieder eine eigene Vorverkaufsstelle. Die Messe Frankfurt hat eine Fachfirma engagiert, die für "professionellen Vorverkaufsservice" sorgen soll. Eintrittskarten können nicht nur für Konzerte in der Festhalle, sondern auch für Veranstaltungen im gesamten Rhein-Main-Gebiet geordert werden, heißt es.
Die Vorverkaufsstelle, die sich direkt am Zugang zur Festhalle (Tor 4) befindet, ist montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Auch ein telefonischer Kartenservice wird eingerichtet. Bestellungen werden unter den drei Rufnummern 92 00 92-12/-13/-14 entgegengenommen. Die Karten werden per Post verschickt. vo
Sozialdemokraten und auch Christdemokraten im Europa- Parlament sehen den Machthunger der "dritten Bürokratie-Ebene" als Gefahr für die im Maastrichter Vertrag nur unzureichend gestärkte "Demokratisierung".
Geschäftsleben
BMW baut für 100 Millionen Die BMW-Niederlassung in Frankfurt will in der Hanauer Landstraße 182 für fast 100 Millionen Mark ein Neuwagen- und Verwaltungszentrum errichten. Die Bauarbeiten auf dem 7600 Quadratmeter großen Grundstück, das die Bayrischen Motorenwerke von der Stadt erworben haben, werden im März beginnen.
Das Unternehmen rechnet damit, daß das neue Gebäude im Oktober 1994 bezugsfertig sein wird.
Der Neubau hat eine Nutzfläche von insgesamt 27 800 Quadratmetern. Dort wird das geplante Neuwagenzentrum und die gesamte Verwaltung der Niederlassung untergebracht. Auf einer Fläche von knapp 11 000 Quadratmetern sollen überdies weitere Büros und Einzelhandelsgeschäfte einziehen.
"Namhafte Designer", so teilt das Unternehmen mit, würden für "einen neuen städtebaulichen Akzent" in Frankfurt sorgen. vo
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00, 23.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers; Kinderkino: 13.00, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30Uhr: Stalingrad.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.
ESPLANADE 1 - Tel. 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 Uhr: Under Siege.
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 18.30 Uhr: Ich bin meine eigene Frau; 20.30 Uhr: Coming out.
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: The Doors: Feast of Friends zus. mit. Jimmy Hendrix Plays Berkeley; 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Kinderkino: Sebastian Superbär; 18.00 Uhr: UTZ.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.-Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood: Max Ophüls: De Mayerling à Sarajevo, Frankreich 1940, OF, Edwige Feuilière, John Lodge; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Jon Jost: Judith, USA 1965, OF; 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood: "Exil in Hollywood", Vortrag von Eric Rentschler. Dazu läuft der Film The Exile (Max Opuls, USA 1947, OF, mit Douglas Fairbanks, Jr., Maria Montez).
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 15.45 Uhr: Das Schulgespenst, v. R. Losansky; 17.45 Uhr: Nachtasyl, v. Akira Kurosawa; 19.45 Uhr: Sanjuro, v. Kurosawa; 22.00 Uhr: Das Schloß im Spinnenwald, v. Akira Kurosawa.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (original English version).TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Eine Frage der Ehre.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
TURM 6 - 15.15, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (original English version).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kein Pardon.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 14.30, 17.30, 20.35 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15 Uhr: Die dumme Augustine; 15.45, 18.15 und 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 20.45 Uhr: Candymans Fluch.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: White men can't jump - Weiße Jungen bringen's nicht.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00, 22.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00, 22.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
Donnerstag, 25. Februar
Literatur Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6: 18 Uhr, Kultur-Buffet - "Essen, Trinken, Fasten", Texte zum Thema.
Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Helga Heubach - "Bertha Pappenheim", Vortrag und Lesung anläßlich der Ausstellung "Zedakah" im Jüdischen Museum und ihres Geburtstages. Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Ludwig Fels - "Der Himmel war eine große Gegenwart". Internationales Familienzentrum, Adalbertstr. 10 a: 19.30 Uhr, "Was bedeutet Multikulturalität?" - Diskussion mit Einführung.
Stadtteilbücherei Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 20 Uhr, Vincent van Gogh - "Der Sternenhimmel", Vortrag und Gespräch. Museen/Führungen Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag "Arnold Ruge und die demokratische Bewegung im Vormärz".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Vorträge / Diskussionen Feministisches FrauenGesundheitsZentrum, Kasseler Str. 1 A: 20 Uhr, "Von der Lust am Schneiden im weiblichen Fleisch".
Katholischer Deutscher Frauenbund, Ökumenischer Literaturkreis: 17 Uhr, Vortragsgespräch "Reisen in der Literatur", Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Zoologischer Garten, Serengeti-Saal, Rhönstr. / Ecke Waldschmidtstr.: 20 Uhr, Reisebericht mit Dias - "Java: Ein Garten Eden platzt aus allen Nähten".
Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Kleiner Haushalt - was tun?".
Autonomes AStA-Schwulenreferat "Frankfurter Schwule": 20 Uhr, Vortrag "Schwule Kontaktanzeigen 1971 - 1991, Ausdruck von Wandel oder Kontinuität schwuler Identität?"; Hörsaalgebäude H 11, Gräfstraße. Sonstiges Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Treff-Aktuell mit Rahmen Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis, Brentano-Haus.
Haus Gallus, Frankenallee 111: 9 bis 15 Uhr, Informationsveranstaltung zum Thema Solarenergie. Titus-Thermen: 15 bis 17.30 Uhr, Titus-Treff für Senioren, Bürgerhaus Nordweststadt.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Ldstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.
Ökumenischer Rat Bornheim-Nordend: 18 Uhr, Gottesdienst gegen Ausländerfeindlichkeit, Uhrtürmchen Bornheim.
JUZ Bockenheim: 15 Uhr, Protestkundgebung mit Open-air-Konzert des Zusammenschlusses der Freien Kinder- und Jugendeinrichtungen, Römerberg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 22-26, Tel. 37 42 42; Alte Apotheke in Griesheim, Linkstr. 58, Tel. 38 13 29; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling, 30, Tel. 45 12 06; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Str. 25, Tel. 41 80 10; Hadrian-Apotheke, Nordweststadt, In der Römerstadt 118, Tel. 57 11 16; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61; Schwanen- Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Schwarzburg-Apotheke, Nordendstr. 65, Tel.59 03 27; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Str. 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
19 bis 6 Uhr:
Dr. Riedel, Grempstraße 28, Frankfurt 90, Telefon 70 075 52 1; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Gegen die Pläne der Regionalverbände, die mit tatkräftiger Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes ab der Saison 1994/95 die Regionalliga als zusätzliche Spielklasse installieren wollen, regt sich in der hessischen Oberliga massiver Widerstand. Die vom Hessischen Verbandsvorsitzenden Hans-Hermann Eckert im Rahmen der Oberliga-Pressekonferenz vorgetragenen Ergebnisse und Erkenntnisse der DFB-Kommission "Regionalliga", des erweiterten Süddeutschen Fußballverbandes sowie der Kommission "Vertragsamateure", die in puncto Regionalliga-Anzahl, Qualifikationskriterien und vor allem den finanziellen Zuwendungen (Fernsehgelder, Lotto-Toto-Mittel), bisher keine konkreten Zusagen brachten, riefen nicht nur Vereinsvertreter, sondern auch Trainer auf den Plan.
"Ohne die sechs besten Klubs wird die Oberliga erheblich abgewertet, ohne Zugpferde wie Kickers Offenbach oder Borussia Fulda gehen die Zuschauerzahlen in den Keller, ist sie wesentlich unattraktiver", beklagte beispielsweise Bad Vilbels Trainer Peter Rübenach diesen geplanten Schnellschuß. Zudem sieht er nicht nur in Bad Vilbel die Aufbauarbeit der letzten Jahre ganz erheblich gefährdet und somit gravierende Nachteile auf die "Rest-Oberligavereine" zukommen.
Edgar Drexel vom FSV Frankfurt fordert sogar eine Resolution der Oberligisten, um ihren Vorstellungen bezüglich einer Regionalliga mehr Nachdruck zu verleihen. "Falls nur die Saison 93/94 als Bewertungskriterium gilt, drückt das vielen Oberligisten, die dann noch viel mehr investieren müssen, die Luft ab", rechnet der FSV-Macher bei vielen Klubs mit unverantwortlich hoher Kostensteigerung.
"Die Amateurvereine wollen seit Jahren eine Regionalliga, da die Kluft zwischen 2. Bundesliga und Oberliga Hessen größer geworden ist", hält Otmar Schork von der Oberliga-Interessengemeinschaft dagegen. "Jetzt will auch das bezahlte Lager diese neue Klasse schaffen, was durch den Zuwachs aus dem Osten des Landes begründet ist", relativierte er die Kritik am HFV. Hans-Hermann Eckert mußte sich jedoch auch wegen der Informationspolitik Vorwürfe anhören, denn die ebenfalls von dieser geplanten neuen Klasse betroffenen Landesligisten wurden bisher nicht direkt informiert, sondern mußten ihr Wissen aus den Verbands- oder Tageszeitungen entnehmen. Bei dem von Hessen favorisierten Drei- Jahres-Qualifikationsmodus hätten beispielsweise die letztjährigen, aber auch die kommenden Oberligaaufsteiger kaum eine Chance, sich für die Regionalliga zu qualifizieren, ihre hohen Investitionen wären hinausgeworfenes Geld. Vor dem außerordentlichen Süddeutschen Verbandstag (5. Juni) kann jedoch bezüglich einer neuen dritten Ebene (3. Liga oder Regionalliga) keine Entscheidung getroffen werden. Die nächste Sitzung der DFB-Kommission ist am 29. März, eine außerordentliche Beiratssitzung für Juni vorgesehen. Einer neuen Variante - drei Regionalligen (Hessen, Bayern und Baden-Württemberg) bilden die Süd-Gruppe, die beiden West-Oberligen und der Südwesten die Gruppe Südwest/West und die beiden Nordost-Staffeln und die Oberliga Nord die Gruppe Nord/Nordost - werden analog dem Vorschlag mit fünf Regionalklassen zu spielen, weniger Chancen eingeräumt.
Eckert hatte auch positive Nachrichten: "Der DFB glaubt, den für die Oberliga gültigen Fernsehvertrag auf rund sieben Millionen Mark verdoppeln zu können, was bei drei Regionalligen am günstigsten wäre." Es würde rund 130 000 Mark pro Klub bringen. HANS-DIETER PUTH
Das Wetter
Wetterlage Am Rande eines Tiefs über dem Schwarzen Meer fließt Kaltluft nach Deutschland, die zunächst noch unter Hochdruckeinfluß gelangt.
Im weiteren Verlauf greifen die Fronten eines Nordmeertiefs auf Deutschland über. Vorhersage bis Freitag früh Vor allem in Sachsen und Bayern stark bewölkt und zeitweise Schnee- fall. Im übrigen Deutschland heiter bis wolkig.
Abends und nachts im Norden und Westen aufkommende Niederschläge, an der Nordseeküste zum Teil als Regen, sonst als Schnee.
Höchsttemperaturen minus 4 bis plus 1 Grad. Tiefstwerte minus 8 bis minus 3 Grad, im Norden um null Grad.
Schwacher, im Norden mäßiger Wind aus nordwestlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Freitag Wechselnde Bewölkung und wiederholt Schneeschauer. Kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 12 Amsterdam
wolkig 0 Athen
Regen 6 Barcelona
leicht bewölkt 8 Bordeaux
wolkenlos 2 Brüssel
leicht bewölkt 6 Budapest
Schneefall -1 Dublin
stark bewölkt 8 Helsinki
gefr. Sprühregen -2 Innsbruck
stark bewölkt -5 Istanbul
wolkig 5 Kairo
wolkenlos 26 Larnaka
stark bewölkt 18 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
wolkenlos 10 Locarno
wolkig 2 London
stark bewölkt 7 Madrid
leicht bewölkt 8 Malaga
bedeckt 13 Mallorca
wolkig 7 Moskau
wolkenlos -3 Nizza
wolkenlos 8 Paris
wolkig 3 Rom
wolkenlos 7 St. Petersburg
leicht bewölkt 2 Stockholm
Schneefall -2 Tunis
stark bewölkt 10 Varna
wolkig 4 Venedig
wolkenlos 6 Warschau
Schneeregen 2 Wien
Schneefall -4 Zürich
wolkig -3
Deutschland
Berlin
Schneefall 0 Dresden
Schneefall -3 Feldberg/Ts.
leicht bewölkt -5 Feldberg/Schw.
stark bewölkt -12 Frankfurt/M.
wolkenlos 0 Freiburg
leicht bewölkt -2 Garmisch
stark bewölkt -5 Hamburg
wolkig 0 Köln
wolkig -1 Leipzig
stark bewölkt -1 München
Schneefall -6 Norderney
leicht bewölkt 0 Rostock
leicht bewölkt 0 Sylt
leicht bewölkt 0 Zugspitze
Schneefall -22
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.17 Uhr Sonnenuntergang 18.01 Uhr Mondaufgang 8.10 Uhr Monduntergang 22.33 Uhr
Veranstaltungen und Notdienste
Von einem "Zwischenruf" darf man nicht viel erwarten; der Rufer argumentiert nicht, er äußert Zustimmung oder Ablehnung, steuert allenfalls ein Stichwort zur Debatte bei. In der FR ist es die verbreitete Rede von der angeblich übergroßen EG-Bürokratie und dem mutmaßlich von dieser ausgehenden Vereinheitlichungsstreben (hier auf kulturellem Gebiet), der Carl-Wilhelm Macke zu größerer Beachtung verhelfen will (FR vom 23. Februar 1993 "Zwischenruf - Europa, aber . . .").
"Was aber ist von denen zu halten, die nicht zu Unrecht bangen, daß ihre Minderheitenkultur einschließlich des dazugehörigen Sprachdialekts unter der großen Dampfwalze Europa zerstört wird?", fragt Zwischenrufer Macke. Hört, Hört! Was aber ist mit jenen, die ganz gerne wüßten, wo in Europa sich tatsächlich eine "EG-Dampfwalze" anschickt, eine Minderheitenkultur zu zerstören? Mit denen, die sich fragen, woher Macke die Gewißheit nimmt, die EG werde größeren Angleichungszwang ausüben, als es die Nationalstaaten tun (- mir scheint, es trifft gerade das Gegenteil zu)?
Die EG und den Prozeß der Einigung Europas pauschal zu kritisieren, liegt momentan voll im Trend und ist auch mit wenig intellektuellem Aufwand zu leisten. Aber für derartige Zwischenrufe, die allenfalls verbreitete Vorurteile bekräftigen, sollte das Thema doch zu wichtig sein.
Harald E. Jost, Frankfurt am Main
"Wie giftig ist das Zeug?"
Entschuldigung, aber keine Entwarnung von Hoechst
Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle
Das Unternehmen werde "selbstverständlich alle Schäden, die entstanden sind, ersetzen", versprach Mische. Es werde so schnell wie möglich die durch die niedergegangene Chemikalie o-Nitroanisol verseuchte Mainuferfläche abtragen und auch den Boden in den etwa hundert vergifteten Kleingärten entsorgen. Man werde Flachdächer putzen und waschen, Gartenlauben reinigen, kontaminierte Pflanzen und Flächen sanieren. "Wir nehmen nichts auf die leichte Schulter", bekundete Mische, "wir wollen Schwanheim so schnell wie möglich von der Chemikalie reinigen."
Das war indes nicht die größte Sorge der Menschen, die in so großer Zahl gekommen waren, daß der Gemeindesaal in der Martinskirchstraße sie nicht alle fassen konnte und man ins gegenüberliegende Gotteshaus umziehen mußte.
Das, was die Schwanheimer am meisten beschäftigte, war die Frage "Wie giftig ist das Zeug, wie gefährlich für unser Leib und Leben?" Deswegen war auch schließlich die Kirche überfüllt, viele mußten draußen bleiben, die Polizei sperrte wegen der Menge die Straße ab. Und so entschied Oberbürgermeister Andreas von Schoeler kurzentschlossen, daß die Bürgerversammlung am Donnerstag abend an gleicher Stelle wiederholt werden sollte.
Die, die schon am Mittwoch über eine ziemlich defekte Mikroanlage Antworten hörten, dürften jedoch kaum beruhigt den Heimweg angetreten haben und ihren Nachbarn nun beruhigende Entwarnung signalisieren. Hoechst-Werksarzt Fritz Schuchmann gestand, "daß wir keine Erkenntnisse haben, wie die Substanz beim Menschen wirkt". Und Vorstandsmann Mische orakelte: Wenn man eben nur kurz in Kontakt mit der Substanz gewesen sei, dann dürfe es "nach menschlichem Ermessen und allem, was die Wissenschaft dazu sagt, keine Gesundheitsschäden geben". Einwirkungen über lange Zeit und in großen Mengen würden indes bei Tieren Krebs erzeugen.
Umweltdezernent Tom Koenigs widersprach, fürchtete "massive Gesundheitsgefährdung"; und Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch machte "allen Eltern das Angebot", Urinproben der Schwanheimer Kinder darauf untersuchen zu lassen, "ob sie Gift aufgenommen haben". Meßbecher und Anleitung könne man ab Donnerstag in der Kita 83 holen.
Die Hoechst AG spendiert zudem Überschuhe für die Kinder der Kita, die Pennäler von Minna-Specht-Schule und Goldsteinschule und überhaupt jedem (Fortsetzung auf Seite 20)
Das Geld ist
in Belgrad täglich
weniger wert.
Die UN-Saktionen
zeigen Wirkung.
Diese Wartenden
stehen nach
Butangas an.
(Bild: Keystone)
Mahnende
Worte an
den Westen
"Was für den Solidarpakt erbeten wird", ist nach Ansicht des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), "nicht etwa ein Faß ohne Boden, sondern notwendig, um Nachholbedarf zu befriedigen." Denn in der Bundesregierung gebe es "einen Modernisierungsstau". Daher sei es an der Zeit, auch im Westen zu verstehen, daß "Veränderung notwendig ist".
In den neuen Bundesländern sei das bereits begriffen worden, meinte Diepgen. Von den Bürgern im Westen lasse sich erwarten, "daß der Grundsatz Aufbau Ost gegenüber Ausbau West Vorrang hat", sagte der Berliner Regierungschef beim politischen Aschermittwoch der Frankfurter CDU am Abend in Harheim.
Zehn Tage vor den Kommunalwahlen in Frankfurt zog Diepgen Parallelen zwischen der politischen Lage in Frankfurt und der Situation Ende 1990 in Berlin. Damals hatte er den Sozialdemokraten Walter Momper abgelöst. In Berlin, sagte Diepgen, sei "Rot-Grün abgewählt worden, weil es nur eine auf die Klientel bezogene Politik" gegeben habe.
In der Verkehrspolitik sei der frühere Senat stets "davon ausgegangen, alles zu behindern". Der Wohnungsbau sei mit
dem Argument gehemmt worden, höhnte der Christdemokrat, "weil Trockengräser schützenswert sind". Diese Kritik richtete die CDU- Kandidatin für das Amt der Oberbür-
Im Hinblick auf den Wohnungsbau versprach die Kandidatin in dem nördlichen Stadtteil Harheim, daß es "ein sozial verträgliches Arrondieren im Frankfurter Norden" geben werde. Wirtschaftspolitisch dürfe "der einseitige Strukturwandel" nicht fortgesetzt werden. Um zu verhindern, daß "weitere Betriebe" vom Wirtschaftsstandort Frankfurt abwanderten, erklärte die CDU-Kandidatin, müsse auch die Verkehrspolitik verändert werden. ing
Kurz gemeldet
Infoabend zur Solarenergie Über Planung und Bau von Selbstbau- Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung informiert die Solarbaugruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Freitag, 26. Februar um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrheim St. Mauritius, Mauritiusstraße in Schwanheim. Information über Solarwärme "Solarwärme lohnt und wird belohnt", behaupten das städtische Energiereferat sowie die Innung für Sanitär- und Heizungstechnik und wollen das auf einer Infoveranstaltung am Donnerstag, 25. Februar, 9 bis 15 Uhr, im Haus Gallus, Frankenallee 111, belegen. Vorgestellt werden die speziellen Förderprogramme des Landes Hessen (9.30 Uhr) und der Stadt Frankfurt ("Kommunale Perspektiven der Solarenergie", 14.30 Uhr). Einen Erfahrungsbericht "Solaranlagen in der Praxis - vom Dach bis in den Keller" gibt um 10.30 Uhr der als "Pionier" avisierte Energieberater Norbert Schreier aus Cölbe.
Rot-grüne Verkehrspolitik "Vier Jahre rot-grüne Verkehrspolitik - Was hat es gebracht, wie geht es weiter?" Zu dieser Frage veranstaltet der Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Freitag, 26. Februar, ein Verkehrsforum zu den Kommunalwahlen. Im Bürgerhaus Griesheim werden von 19.30 Uhr an die Sozialdemokratin Isa Petersohn, Wolfgang Stammler (CDU) und der Grüne Lutz Sikorski diskutieren. "Fest der tausend Töpfe" Zu einem interkulturellen "Fest der tausend Töpfe" bitten Volkshochschule und das Amt für multikulturelle Angelegenheiten die Teilnehmer an den VHS-Deutschkursen. Die Fete steigt am Freitag, 26. Februar, 18 Uhr, in der Bettinaschule, Feuerbachstraße 37-47, die "tausend Töpfe" werden mit vielen kulinarischen Spezialitäten aus den jeweiligen Heimatländern der Deutsch lernenden Volkshochschüler gefüllt. Musik macht die Berber-Band "Isennanen" ("Dornen").
Keine Entwarnung von Hoechst . . .
Dem Grundwasser, so behauptete Gerd Rümmler, der Griesheimer Hoechst- Werksdirektor, drohe keine Gefahr. Die Substanz werde zudem bei zehn Grad Celsius von Bodenbakterien und via Photosynthese auch durchs sommerliche Sonnenlicht abgebaut. Und solche Informationspannen, wie sie nach dem Unfall im Griesheimer Werk passiert seien (Mische bußfertig: "Das war nicht befriedigend für Sie"), werde es nicht mehr geben. Auf Forderung von Umweltminister Fischer und der Stadt würden diverse Arbeitsgruppen eingerichtet, die für reibungslosen Kommunikationsfluß sorgen sollen.
Die Ankündigung quittierte das Publikum im Altarraum mit Pfiffen und Hohngelächter. "Mir fehlt der Glaube", wetterte ein echauffierter Schwanheimer, "es hat ja noch nicht mal von morgens 4 Uhr bis 8 Uhr bei Ihnen geklappt, die, wie Sie sagen, ,lieben Nachbarn&rquote; nach dem Unfall zu informieren, was auf sie zukommt. Warum haben die Sirenen nicht geheult?"
KÖNIGSTEIN. Auf dem "i" über seiner Einladung an die "liebe Redaktion" flattert sein Symbol aus der 68er Zeit: "Unser Sperling muß nach Bonn" stand vor der Bundestagswahl 1969, die das vorläufige Ende des "CDU-Staats" einläutete, auf Hunderten von Plakaten, die nicht zuletzt Jungsozialisten im Tag- und Nacht-Wahlkampf im gesamten Obertaunuskreis klebten. "Unser Sperling" packte es und half so mit, Willy Brandt zum Bundeskanzler zu machen. Am Montag wird Dietrich Sperling 60 Jahre alt.
Im Bonner Bundestag sitzt er noch immer. Nicht mehr als der direkt gewählte Abgeordnete aus dem längst neu zugeschnittenen Wahlkreis Hochtaunus, aber als Inhaber eines stets sicheren Platzes auf der Landesliste der hessischen SPD. Von 1978 bis 1983 war der Königsteiner FR-Porträt zudem Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium - bis die Ära Helmut Schmidt zu Ende ging.
Dietrich Sperling stammt aus einer traditionell sozialdemokratischen Familie in Sagan in Schlesien. Er studierte Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Berlin, promovierte dort und wurde anschließend zunächst Lehrer an der Bundesjugendschule in Oberursel und danach Leiter der Heimvolkshochschule Falkenstein (1964 - 1977), in deren Räumen sein Geburtstag am Sonntag nachmittag gefeiert wird.
Die pädagogische Ader kann und will er nicht verleugnen: Nur wenige vermögen komplizierte politische Sachverhalte so überzeugend einfach zu erklären und ihren Kern auf den Punkt zu bringen. In den Anfangsjahren im Bundestag befaßte er sich denn auch besonders mit der Bildungspolitik; mittlerweile gilt sein vorrangiges Interesse der Wirtschaftspolitik. "Bei letzterer . . . setzt sich Sperling seit Jahren dafür ein, ökologische Steuerungsinstrumente einzubringen, die der Verschwendung von Natur innerhalb unseres marktwirtschaftlichen Systems Einhalt gebieten", versichert ein Waschzettel, den sein Wahlkreisbüro mit dem Understatement-Titel "und kein bißchen weise" rechtzeitig zum Jubelfest in die Redaktionen gefaxt hat.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Sozialdemokraten war und ist die Versöhnung mit der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten. Er ist Vorsitzender der Hessischen Ostgesellschaft (früher "Gesellschaft zur Förderung der Beziehungen zur Sowjetunion") und zugleich Motor der inoffiziellen Partnerschaft zwischen Hessen und Armenien, jener Republik am Südrand des Kaukasus, die in den vergangenen Jahren zuerst von einem katastrophalen Erdbeben erschüttert wurde und die seitdem unter dem unerklärten Krieg mit dem Nachbarstaat Aserbeidschan um die Enklave Berg-Karabach leidet.
Als "unser Sperling" 1969 erstmals nach Bonn flatterte, galt er als engagierter Vertreter des linken Flügels seiner Partei. Gemessen an der politischen Gesäßgeographie der Bonner Fraktion ist er dies bis heute geblieben, auch wenn in der Heimat manch einer derjenigen, die ihm damals den Aufwind bescherten, vor allem zur Regierungszeit Helmut Schmidts gelegentlich gerne einen kraftvollen Marsch hinterhergeblasen hätten.
Ob zu Recht oder nicht, ist vielleicht eher eine Frage des eigenen Standpunkts. Immerhin: Als der umstrittene Bonner Asylkompromiß in der SPD-Fraktion abgestimmt wurde, gehörte Sperling zu denen, die nein sagten. Und bei Demonstrationen im Hochtaunuskreis - gegen diesen "Asylkompromiß" ebenso wie gegen Sozialabbau oder für Frieden und Abrüstung ist der "MdB" oft mit dabei, selten als Redner, viel öfter bescheiden ohne jedes Aufsehen im Hintergrund.
Dennoch: Im Gespräch mit ihm sind gelegentlich schon Töne zu hören, die die einen pragmatischen Realismus, die anderen eher Resignation nennen. Sperling selbst hat seine Position 1979/80 in einer Zwischenbilanz nach zehn Jahren sozialliberaler Koalition so beschrieben: "Tucholsky hat mal aufgezählt, worauf Deutsche stolz seien. Für uns Sozialdemokraten notierte er: ,Schlimmeres verhindert zu haben.&rquote; Solche Politik des kleineren Übels entfacht keine Begeisterung. Stolz darauf kann man nur nüchternen Verstandes sein. Der wird in Deutschland allerdings immer noch dringend gebraucht." GÜNTHER SCHERF
Eishockey, Zweite Liga Niederlagenserie endlich beendet
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, auch die Niederlagenserie des Eishockey- Zweitligisten EC Bad Nauheim hat endlich ein Ende. Nach einem 3:10 Debakel im ersten Spiel der Abstiegsrunde am vergangenen Sonntag schaffte die Truppe von Trainer Rudolf Sindelar gestern noch das Unerwartete. 3:5 stand es nach 40 Minuten, und angesichts der zumeist harmlosen Nauheimer Angriffsbemühungen glaubte keiner der 1400 Zuschauer noch an eine Wende. Poddubny, Pöpel und Co. schafften aber noch die Wende. Am Ende hatte der EC Bad Nauheim gegen den EHC Essen-West mit 9:7 (2:2, 1:3, 6:2) die Nase vorn.
Und das, obwohl die Nauheimer mit Thomas Barczikowski, Roman Sindelar und Martin Prada (alle verletzt) gleich drei Spieler ersetzen mußten. Die Gastgeber starteten furios, eine schnelle 2:0- Führung wurde aber noch vor der ersten Drittelpause wettgemacht. Im zweiten Abschnitt bestimmte dann der Gast aus Essen den Gang der Dinge. Doch das Schlußdrittel gehörte dann wieder den Badestädtern. Aus einem 3:5 wurde ein 6:5 und auch der zwischenzeitliche Ausgleich der Essener brachte die Hessen nicht aus dem Konzept.
Den Erfolg perfekt machten Poddubny und Paschek, die mit zwei Toren innerhalb von 120 Sekunden den EC Bad Nauheim auf die Siegerstraße schossen.
Nach den ersten beiden Begegnungen der Best-of-seven-Serie steht es damit 1:1 im direkten Vergleich, so daß sich beide Teams noch mindestens dreimal gegenüberstehen werden. Für die Bad Nauheimer trafen Dave Latta (3), Volker Lindenzweig (2), Sven Paschek (2) und Walt Poddubny (2). Ni
Herzog von Westminster Queen Treueeid verweigert
LONDON, 25. Februar (AP). Der Herzog von Westminster darf trotz seiner adligen Herkunft bis auf weiteres nicht mehr an den Sitzungen des britischen Oberhauses teilnehmen. Der 41jährige hat sich - wie am Mittwoch bekannt geworden ist - geweigert, den obligatorischen Treueeid auf Königin Elizabeth II. zu schwören. Inzwischen ist der Herzog, der als der reichste Mann Großbritanniens gilt, auch aus der Konservativen Partei ausgetreten und begründete dies, er wolle deren politisches Programm zum Mietrecht nicht mittragen.
Wie der stellvertretende Verwaltungssekretär des Oberhauses, Michael Davies, mitteilte, kam es zu dem Eklat während der jüngsten Debatte über ein neues Vorkaufsrecht für Mieter.
Der Herzog habe sich zu Wort melden wollen, sei bei dieser Gelegenheit jedoch darauf hingewiesen worden, daß er noch den Eid der Lords zu leisten habe. Die Mitglieder der zweiten Kammer des britischen Parlaments müssen diesen Treueschwur zu Beginn einer jeden Sitzungsperiode erneuern. Nach den Worten von Davies behauptete der Herzog von Westminster nun fest und steif, dieser Verpflichtung bereits nachgekommen zu sein. Parlamentarische Unterlagen hätten ihn indessen eines Besseren belehren sollen - doch ohne Erfolg.
Seine Lordschaft erklärte inzwischen, er wolle nicht ins Oberhaus zurückkehren, zumal er mit der Politik seiner bisherigen Partei sowieso nicht mehr einverstanden sei. Vermutlich wird er sich wieder mehr seinen Grundstücksgeschäften widmen. Der Herzog von Westminster besitzt Luxus-Immobilien auf einer Fläche von insgesamt 120 Hektar in den Londoner Nobelvierteln Mayfair und Belgravia. Sein Vermögen wird auf 4,5 Milliarden Pfund (etwa 10,6 Milliarden Mark) geschätzt.Milliardenhilfe für Arbeitslose
WASHINGTON, 25. Februar (AP). Das US-amerikanische Repräsentantenhaus hat am Mittwoch ein Milliardenprogramm zur Unterstützung von Langzeitarbeitslosen verabschiedet und damit erstmals einen Bestandteil des Wirtschaftsprogramms der neuen Regierung gebilligt. Mit 254 gegen 161 Stimmen beschlossen die Abgeordneten, daß die regulär auf 26 Wochen befristete Dauer der Arbeitslosenunterstützung verdoppelt werden kann.
Die Gesetzesvorlage von Präsident Bill Clinton sieht hierfür Ausgaben von 5,7 Milliarden Dollar vor. Nach Angaben des demokratischen Abgeordneten David Bonior sind von gegenwärtig neun Millionen Arbeitslosen in den USA zwei Millionen schon länger als sechs Monate ohne Erwerbstätigkeit. Dem Gesetz muß der Senat noch zustimmen. Da der zuständige Senatsausschuß das Programm bereits unterstützt hat, gilt eine Verabschiedung als sicher.
LOS ANGELES. Angesichts der zunehmend breiter gefächerten Rock-Landschaft hat sich die amerikanische Musikindustrie bei der Vergabe ihrer diesjährigen Grammys für das Bewährte entschieden: Der 47jährige britische Gitarrist und Sänger Eric Clapton erhielt in der Nacht zum Donnerstag in Los Angeles gleich fünf der begehrten Auszeichnungen. Die Preisverleihung - Ergebnis einer Abstimmung von 7000 Mitgliedern der Akademie für Musikaufnahmen - wurde von schätzungsweise einer Milliarde Fernsehzuschauern in aller Welt verfolgt.
Claptons jüngste Einspielung "Unplugged" wurde als bestes Album des Jahres ausgezeichnet, sein Stück "Tears in Heaven" über den Unfalltod seines Sohnes zum Song des Jahres gewählt. Ferner erhielt er die Grammys für die beste männliche Gesangsleistung der Sparten Rock und Pop sowie den besten Rocksong, zu dem die geraffte Version des Klassikers "Layla" gekürt wurde. Clapton, der bei dem alljährlichen Preisreigen bisher eher leer ausgegangen war, sagte nach der Entscheidung: "Ich glaube nicht, daß ich das verdient habe, es gab bessere Songs."
Die irische Rockgruppe U 2 ("Achtung Baby") errang die begehrte Ehrung in der Kategorie der Gruppengesangsleistung. Als beste weibliche Rockstimme wurde Melissa Etheridge mit "Ain't It Heavy" gewürdigt, während der Grammy für Instrumentalrock an den verstorbenen Stevie Ray Vaughan ("Little Wing") ging. Falsch behandelt fühlten sich die Red Hot Chili Peppers, deren Stück "Give It Away" den Grammy für die beste Hard- Rock-Einspielung erhielt - dabei handele es sich hierbei ganz klar um Folk-Music, erklärte Gruppenmitglied Flea.
Zum Klassik-Album des Jahres bestimmte die Jury Mahlers Neunte Sinfonie von den Berliner Philharmonikern unter Leonard Bernstein. Gleich vierfach geehrt wurde die Musik zu dem Walt-Disney-Zeichentrickfilm "Die Schöne und das Biest", wobei der Grammy für die beste instrumentale Pop-Einspielung an Richard Kaufman mit dem Nürnberger Sinfonieorchester ging. AP
BOSTON, 25. Februar (AP). Jogger leben länger - davon sind jedenfalls die Autoren einer großangelegten Studie überzeugt, die in Boston vorgestellt worden ist.
Wer sich als Mann mittleren Alters die Laufschuhe unterschnallt, dem winkt im statistischen Durchschnitt als Preis für den Schweiß eine Verlängerung der Lebensspanne von zehn Monaten. Zu diesem Ergebnis kommt die in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine vorgestellte Studie. Jüngere können sich bis zu zwei Jahren erlaufen. Und auch der 75jährige kann dem Tod noch ein stückweit enteilen. Doch vor übertriebenen Erwartungen wird gewarnt. Ein Jungbrunnen ist die Hatz durch Wald und Flur sicher nicht.
"Einige werden sicherlich enttäuscht sein, daß sie ihr Leben nicht gleich um mehrere Jahre verlängern können", sagte der Leiter der Untersuchung, Ralph Paffenbarger, von der Stanford-Universität. Da aber nur der Durchschnitt erfaßt worden sei, könne der eine mehr, der andere weniger Profit aus der Leibesertüchtigung ziehen. Sein Leben zu verlängern, ist nach Ansicht Paffenbargers schließlich nur eine Motivation, Sport zu treiben. So seien Jogger weniger krank, hätten weniger Herzprobleme und Diabetes.
Viele Experten sind der Ansicht, daß sich die Ergebnisse der Untersuchung auch auf Frauen anwenden lassen. Zweifelhaft sei nur, ob sie im gleichen Ausmaß vom Lauftraining profitieren können wie die Männer. Für die Studie wurden über 10 000 Harvard-Absolventen befragt.Vulkan Pinatubo spie Asche
MANILA, 25. Februar (AP). Knapp zwei Jahre nach seinem jüngsten schweren Ausbruch hat sich der philippinische Vulkan Pinatubo am Donnerstag wieder geregt. Nach Angaben der Vulkanwarte in Manila vom Donnerstag spie der 110 Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegene Berg Rauch und Asche bis zu 1000 Meter hoch. An der Nordflanke des Vulkans wurden bis Donnerstag morgen mehr als 50 Beben registriert.
BERKELEY (AP) Auf den Tag genau 52 Jahre nach der Isolierung von Plutonium in Berkeley hat sich die kalifornische Universitätsstadt von der strahlenden Entdeckung in ihren Mauern losgesagt. Der Stadtrat verabschiedete am Dienstag eine Entschließung, die bestehende Transportbeschränkungen erneuert und ein weltweites Verbot der Plutonium-Produktion fordert. "Wir versuchen, den nuklearen Geist wieder in die Flasche zu bannen", erklärte Mitinitiator Len Conly. Der inzwischen 80jährige Kernphysiker Glenn Seaborg, der das krebserregende Element am 23. Februar 1941 chemisch isolierte, nahm die Nachricht mit Gelassenheit auf: "Es ist kein allzu schwerer Schlag für mich."
Ende
AP/27/pz
KAPSTADT, 25. Februar (AP/D). Die militante Schwarzenbewegung Panafrikanischer Kongreß (PAC) hat für die kommende Woche Gespräche mit Vertretern der südafrikanischen Regierung und Sicherheitsbehörden angekündigt. Der Mitteilung des PAC vom Mittwoch zufolge werden an dem Treffen erstmals auch Repräsentanten des militärischen Flügels des ANC, der Azanischen Volksbefreiungsarmee, teilnehmen.
Als Termin der Begegnung wurde der kommende Montag genannt, als Ort die namibische Hauptstadt Windhuk. Der PAC lehnt Gespräche mit Vertretern der weißen Regierung auf südafrikanischem Boden ab. Nach Angaben von Sicherheitsminister Hernus Kriel sollen im Mittelpunkt der Gespräche die Angriffe der PAC-Aktivisten gegen die weiße Minderheitsregierung stehen. Der PAC hat seit November die Verantwortung für den Tod von fünf Weißen bei politisch motivierten Anschlägen übernommen.
TAUNUSSTEIN. Unbekannte haben in der Nacht zum Donnerstag einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Taunusstein (Rheingau-Taunus-Kreis) verübt. Wie die Kriminalpolizei mitteilte, wurde vor einem der Gebäude der Siedlung gegen 22 Uhr Benzin ausgegossen und angezündet. Bei dem Brand wurde niemand verletzt. Die Asylbewerber konnten das Feuer selbst löschen. Der Schaden wurde als gering bewertet.
Ein Bewohner hatte zwei Männer beobachtet, die sich an den Fertighäusern zu schaffen machten. Als das Feuer aufflammte, seien sie weggerannt. AP
BONN, 25. Februar (AP). Deutschland hat für die Opfer des Balkan-Krieges bisher humanitäre Hilfe im Wert von 658,2 Millionen Mark geleistet. Wie aus einem am Donnerstag vom Auswärtigen Amt in Bonn veröffentlichten Zwischenbericht hervorgeht, hat damit die Bundesrepublik mehr als ein Drittel der weltweiten Hilfe im Volumen von bisher über 1,774 Milliarden Mark aufgebracht. Nach dem Bericht des Auswärtigen Amtes wurden zum Stichtag 12. November 1992 insgesamt 701 106 Flüchtlinge und Vertriebene aus dem ehemaligen Jugoslawien vor allem in europäischen Ländern und Kanada aufgenommen. An der Spitze steht dabei Deutschland mit 250 000 Aufnahmen.
DRESDEN, 25. Februar (Reuter/AP). Im Zusammenhang mit dem Überfall rechtsradikaler Jugendlicher auf einen Jugendclub in Hoyerswerda am Wochenende hat die Staatsanwaltschaft zwei Haftbefehle wegen des Verdachtes der versuchten Tötung erlassen. Staatsanwalt Peter Jürgen Anders sagte am Donnerstag in Bautzen, den Jugendlichen werde vorgeworfen, einen Mann lebensgefährlich verletzt zu haben, als sie einen Kleinbus auf ihn stürzten. Vier Haftbefehle wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs waren bereits am Wochenende erlassen worden. Bei dem Überfall hatten rund 40 Jugendliche der rechten Szene Clubgäste mißhandelt. Sechs Personen waren festgenommen worden.
In Halberstadt bei Magdeburg nahm die Polizei sieben rechtsradikale Jugendliche fest, die am 12. Februar an einem Überfall auf einen Jugendclub in Wernigerode beteiligt gewesen sein sollen. Wie ein Polizeisprecher am Donnerstag mitteilte, fanden die Beamten in den Wohnungen der mußtmaßlichen Täter in Wernigerode und Goslar ausländerfeindliche Schriften.
Österreich/Wetter-1 In Österreichs Schneehölle gefangen Utl: Panzer und Hubschrauber eingesetzt - Hunderte Autofahrer und Zug mit Kindern eingeschneit - Mit der D
In Österreichs Schneehölle gefangen
Utl: Panzer und Hubschrauber eingesetzt - Hunderte
Autofahrer und Zug mit Kindern eingeschneit - Mit der
Dunkelheit kam die Panik
Wien (AP) Erst nach einem fast 24stündigen Katastropheneinsatz ist die Schneeblockade der Wiener Autobahnverbindung nach Süden am Donnerstag morgen durchbrochen worden. Zuvor hatte die Armee sieben Bergepanzer des Typs "Greif", Spezialfahrzeuge, Hubschrauber und 1.000 Mann in Marsch gesetzt, um auf der Strecke Hunderte von Autos, von denen viele bis zum Dach eingeschneit waren, zu befreien.
Ein Gleisarbeiter, der mit Kollegen Weichen vom Schnee befreien wollte, starb unter den Rädern eines Regionalzuges im Verschiebebahnhof Wien-Kledering. Viele Lokführer mußten ihre Züge anhalten, und die festhängenden Weichen selbst von Hand zu stellen.
Auf allen Autobahnen gab es Massenkarambolagen, der Schaden ging in die Millionen. Auch ein Zug der niederösterreichischen Aspangbahn mit Schulkindern steckte acht Stunden in den Schneewehen. Eine leichte Entspannung am Morgen machte erst das ganze Ausmaß der Schneehölle sichtbar, aus der sich viele nicht mehr selbst befreien konnten.
Grund des Chaos auf der Südautobahn waren querstehende Lastwagen auf der Höhe von Baden und Traiskirchen, vor denen der Verkehr dreispurig zum Stehen kam. Der schließlich zehn Kilometer lange Stau, der bis zur Wiener Stadtgrenze zurückreichte, versank unter den Schneemassen. Nichts ging mehr.
Panik griff um sich, als den ersten Autofahrern das Benzin und damit die Heizung ausging. Pannenhelfer verteilten Benzin und Tee. Mit einem wagemutigen Hubschraubereinsatz retteten Ärzte einen Diabetiker aus dem Stau, der über ein Autotelefon um Hilfe gerufen hatte. Ein Bäcker plünderte kurzentschlossen seinen Lieferwagen, um die Kinder in den liegengebliebenen Autos zu versorgen. Der riesige Blechwurm steckte bis zum Abend fest, wobei das Einbrechen der Dunkelheit für neue Panik sorgte. Die Autos, die bis zu neun Stunden gestanden hatten, wurden alle nach Wien zurückgeschickt. Zuvor war das Militär mit seinem tonnenschweren Gerät herangerasselt, um Hilfe zu bringen. Eine Autofahrerin mußte mit Erfrierungen in eine Klinik eingeliefert werden.
Weitere 700 Soldaten setzte die Garnison Wien in der Nacht ein, um die Durchgangsstraßen zu räumen. Am Vormittag begannen die Soldaten mit dem Freilegen des Westbahnhofs. Die Bahn meldete bis zu einstündige Verspätungen auf allen Strecken. Das Militärkommando Niederösterreich hielt rund 2.500 Soldaten für mögliche neue Einsätze bereit.
Auch die nach Budapest gehende Bundesstraße im Burgenland war stundenlang blockiert. Zuerst hatte sich ein ungarischer Sattelschlepper quergestellt, als sich der Stau wieder aufzulösen begann, kam es zu einer Massenkarambolage. Der Grenzübergang Nickelsdorf mußte für die Einreise nach Österreich vorübergehend gesperrt werden.
Ende
MOSKAU, 25. Februar (AP/Reuter). Der Kongreß der Volksdeputierten Rußlands soll im kommenden Monat im anhaltenden Machtkampf zwischen Präsident Boris Jelzin und Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow Stellung beziehen. Chasbulatow brachte am Donnerstag im Obersten Sowjet den Antrag ein, für den 9. und 10. März eine Sondersitzung der Volksdeputierten anzuberaumen. Wie die Moskauer Nachrichtenagenturen Interfax und Itar-Tass berichteten, beschloß das Arbeitsparlament daraufhin, am 4. März über den Termin zu entscheiden. Die Einberufung des Kongresses der Volksdeputierten wurde von 222 der 248 Abgeordneten des Obersten Sowjet beantragt worden. Das Quorum liegt bei 208 Abgeordneten.
Auch Jelzin hatte eine Sondersitzung des Volksdeputiertenkongresses für Anfang März vorgeschlagen, nachdem es ihm und Chasbulatow in der vergangenen Woche in mehreren Gesprächen nicht gelungen war, ihren Streit über die Zuständigkeiten von Legislative und Exekutive beizulegen.
BUTZBACH. Sprichwörtlich "Hopfen und Malz verloren", hieß es am Donnerstag morgen im Raum Gießen, nachdem aus einem Lastwagen acht Tonnen Brauereirückstände auf Autobahn und Bundesstraßen geflossen waren. Nach Angaben der Autobahnpolizei war ein gebrochener Bolzen die Ursache dafür, daß auf rund zwanzig Kilometer fast jeder Kurve die klebrige Masse zwischen Heckklappe und Bordwand herausschwappte. Auf der Fahrbahn gefror der sogenannte Treber sofort zu Eis. Der Verkehr wurde zwar behindert, aber es gab keinen Unfall. AP
BONN, 25. Februar (AP). Ob der Bundestag wie geplant in der kommenden Woche seinen neuen Plenarsaal in Bonn wieder beziehen kann, ist fraglich, weil die technischen Probleme mit der Mikrofonanlage bisher nicht gelöst werden konnten. Wie das Bundesbauministerium am Donnerstag mitteilte, sollen Techniker nach wochenlangen Reparaturen am heutigen Freitag erneut die Brauchbarkeit der Anlage testen, die während der Haushaltsdebatte am 24. November vorigen Jahres ausgefallen war.
Damals hatten die Volksvertreter den 256 Millionen Mark teuren Neubau wieder verlassen, um erneut im alten Wasserwerk ihre Debatten zu führen. Bei einem Akustiktest am Aschermittwoch streikte die Mikrofonanlage erneut. Nach Angaben von Teilnehmern des Testes gab es Störgeräusche und Übersteuerungen immer dann, wenn vom Rednerpult im Zentrum des Saals aus gesprochen wurde.
FRANKFURT A. M., 25. Februar (AP/ dpa). Nach dem Winterchaos in Österreich rollt jetzt auch auf Deutschland eine Schneefront zu. Ab Freitag früh zieht Meteorologen zufolge ein Schneegebiet von Nord nach Süd über Deutschland hinweg. "Das wird nicht so schlimm wie in Österreich, aber fünf Zentimeter reichen ja für ein Verkehrschaos", sagte Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst. In Dresden ist das Schneechaos schon da. Auch in Bayern gab es lange Staus wegen Schnees.
In Österreich wurde erst nach einem fast 24stündigen Katastropheneinsatz die Schneeblockade auf der Wiener Autobahn nach Süden am Donnerstag morgen durchbrochen. Zuvor hatte die Armee sieben Bergepanzer des Typs "Greif", Spezialfahrzeuge, Hubschrauber und 1000 Soldaten in Marsch gesetzt, um auf der Strecke Hunderte von Autos, von denen viele bis zum Dach eingeschneit waren, zu befreien.
Auf allen Autobahnen gab es Massenkarambolagen, der Schaden ging in die Millionen. Auch ein Zug der niederösterreichischen Aspangbahn mit Schulkindern steckte acht Stunden in den Schneewehen. Eine leichte Entspannung am Morgen machte erst das ganze Ausmaß der Schneehölle sichtbar. Auf der Autobahn bei Wien griff am Mittwoch abend Panik um sich, als den ersten Autofahrern das Benzin und damit die Heizung ausging. Pannenhelfer verteilten Benzin und Tee. Mit einem wagemutigen Hubschraubereinsatz retteten Ärzte einen Diabetiker aus dem Stau, der über ein Autotelefon um Hilfe gerufen hatte. Ein Bäcker leerte seinen Lieferwagen, um Kinder in liegengebliebenen Autos zu versorgen.
Weitere 700 Soldaten setzte die Garnison Wien in der Nacht ein, um die Durchgangsstraßen zu räumen. Am Vormittag begannen die Soldaten mit dem Freilegen des Westbahnhofs. Viele Lokführer mußten ihre Züge anhalten und die festhängenden Weichen selbst von Hand zu stellen.
In Bayern haben starke Schneefälle am frühen Donnerstag morgen zu massiven Verkehrbehinderungen in Süd- und Ostbayern geführt. Da zahlreiche Winterurlauber nach dem Verkehrschaos in Österreich ihre Heimreise in der Nacht fortsetzten mußten, bildeten sich auf fast allen südbayerischen Autobahnen lange Staus. Laut Angaben der Polizei kam es zu vielen Karambolagen, die jedoch meist glimpflich abgingen. Auf der A 9 München-Berlin bei Allersberg verunglückten innerhalb weniger Stunden sechs Laster und drei Personenwagen.
Nachdem ein Transporter mit 24 Tonnen Äpfeln umgekippt war, mußte die Autobahn zwischen Allersberg und dem Dreieck Nürnberg-Feucht für fünf Stunden gesperrt werden. Aber auch auf den anderen Hauptreiserouten kam der Verkehr in den frühen Morgenstunden nur noch im Schrittempo voran. Laut Polizei steckten die Autofahrer auf der Autobahn Salzburg-München auf fünf Kilometern im Stau, auf der Ostumfahrung München auf 17 Kilometern und auf der Autobahn München-Nürnberg auf acht Kilometern. Auf der Autobahn Nürnberg- München gab es auf schneebedeckter Fahrbahn einen elf Kilometer langen Stau.
In Sachsen schneit es seit vier Tagen fast ununterbrochen. Der Verkehrswarndienst zählte bis Donnerstag morgen im Freistaat 414 Autounfälle binnen 24 Stunden mit 37 Verletzten und einem Todesopfer. In Dresden lagen am Donnerstag vormittag schon 20 Zentimeter Schnee.
In der Tschechischen Republik und im benachbarten Polen haben die seit Tagen anhaltenden starken Schneefälle zu massiven Verkehrsbehinderungen geführt. Mehrere Gebirgsorte sind von der Außenwelt abgeschnitten, da Busse und Versorgungsfahrzeuge vor meterhohen Schneewehen kapitulieren mußten. Pferdefuhrwerke dienen als Verkehrsmittel.
In Prag brach in der Nacht zum Donnerstag der Verkehr zusammen. Die Fahrzeuge konnten sich wegen starker Sichtbehinderungen nur im Schrittempo bewegen. Zudem hatten sich auf mehreren ansteigenden Ausfallstraßen Lastkraftwagen quergestellt, die den Verkehr zusätzlich behinderten.
In Rest-Jugoslawien schneite es am Donnerstag ununterbrochen schon den vierten Tag. Ein Verkehrschaos und Versorgungsschwierigkeiten waren die Folge. In den serbischen Bergen war die neue Schneedecke über einen Meter dick.
Wetter verrückt in Italien: Schnee und Kälte im Norden, strahlend blauer Himmel mit fast vorfrühlingshaften Temperaturen bis zu zehn Grad in Mittelitalien zwischen Florenz und Rom und alpine Witterung in den Regionen des Stiefelabsatzes der Apenninenhalbinsel.
Während Touristen und Römer am Donnerstag in den Straßencafes der Ewigen Stadt einen Hauch von Frühling genießen durften, mußten in Apulien und Kalabrien zahlreiche Schulen und Betriebe wegen des Schneechaos in der Süd-Region geschlossen bleiben.
In die Front der Politiker gegen überzogene Darstellungen in Reality-TV-Sendungen hat sich jetzt auch der saarländische Innenminister Friedel Läpple eingereiht. Der SPD-Politiker begrüßte den Vorschlag des Bonner Rechtsausschußvorsitzenden und CDU-Politikers Horst Eylmann, zur Beurteilung derartiger Sendungen eine Fernseh-Ethik-Kommission einzusetzen. Läpple äußerte Zweifel an der Wirksamkeit der freiwilligen Selbstkontrolle der Privatsender. SAT 1 erklärte, der Sender fühle sich von den Vorwürfen Eylmanns nicht betroffen.
Ebenso wie Eylmann sagte Läpple, schwere Verletzungen und Tod von Notfallpatienten eigneten sich nicht als abendliche Unterhaltung oder als Werbeträger. Das neue Medienspektakel habe im Kampf um Einschaltquoten bereits die Grenzen des guten Geschmacks überschritten. Gefahr drohe vor allem Kindern, die kaum mehr in der Lage seien, zwischen Leben und Fernsehdarstellung zu differenzieren. Der Minister sprach von einer Brutalisierung und Verrohung der Sendungen. Die Unionsparteien stünden "in einer ganz besonderen Verantwortung, da sie den Privatsendern den Zugang zum Medienmarkt maßgeblich eröffnet" hätten, sagte Läpple.
Der Programmdirektor Information bei SAT 1, Heinz Klaus Mertes, wies die Kritik der Politiker zurück und sprach von Zensurstimmung. "Wir haben keine Reality-TV-Sendungen, was auch immer Herr Eylmann darunter verstehen mag", erklärte er. Erst recht gebe es keine Sendungen, in denen "der reale Mord frei Haus ins Wohnzimmer geliefert" werde.
Mertes unterstrich: "Die SAT-1-Sendung 'Retter' beinhaltet völlig korrekte und seriöse, den Rettungsgedanken und die Vorsorge pflegende Reportagen über die tagtäglich vorhandene Wirklichkeit." Dies liege im Rahmen journalistischer Berichtsfreiheit, die dokumentarischen Zielen verpflichtet und nicht etwa voyeuristisch sei. Mertes sagte: "Daß ein prominenter Volksvertreter, der noch dazu der Vorsitzende des Rechtsausschusses ist, einem Staatsverbot von journalistischen Produkten das Wort redet, zeigt, daß unsere Medien- und Berichtsfreiheit in Deutschland ungeniert bedroht werden kann."
RTL-Geschäftsführer Helmut Thoma hat Forderungen nach einem Verbot des Reality-TV in deutschen Fernsehprogrammen zurückgewiesen. Der medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Joseph Theodor Blank, hatte derartige Magazine als "Programmexzesse" bezeichnet und deren Abschaffung verlangt. Der RTL-Chef sagte dazu, ein Verbot würde darauf hinauslaufen, "in Deutschland wieder die Zensur einzuführen". Thoma widersprach Vorwürfen, durch Dreharbeiten für "Notruf" könnten Rettungsaktionen behindert werden. "Jeder Unfall wird nämlich nachgestellt und zudem mit dem Fachwissen der Rettungsexperten angereichert", sagte der RTL-Chef.
Auch der Vorstand des Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM) hat sich auf seiner letzten Sitzung mit der zur Zeit in der Öffentlichkeit äußerst kontrovers diskutierten Programmform "Reality-TV" befaßt. Der HAM-Vorstand sieht, wie die HAM in einer Pressermitteilung erklärte, "in den verschiedenartigen Sendungen dieses Genres nicht lediglich Geschmacksfragen angesprochen. Um solche mag es sich bei Produktionen rund um Hochzeiten, gegenseitiges Verzeihen und andere Selbstdarstellungen aus dem privaten Leben handeln. Bei Sendungen jedoch, in denen Opfer von Unfällen und Katastrophen in voyeuristischer Weise präsentiert werden, kann das Persönlichkeitsrecht der Betroffenen verletzt sein und diese Personen zum Schadensersatz gegenüber dem Sender berechtigen."
In der aktuellen Diskussion über das "Reality-TV" sind Forderungen erhoben worden, die von einem Eingreifen der Landesmedienanstalten bis zu einem Verbot dieser Programmsparte reichen. Dazu hat der Direktor der Unabhängigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen (ULR), Gernot Schumann, in einer Pressemitteilung Stellung genommen:
Die Veranstalter münzen mit Reality- TV Unglücksfälle kostengünstig in werbeumsatzträchtige Einschaltquoten um. Einzelne Sendungen werden in der Spitze von neun Millionen, im Durchschnitt von sieben Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen. Mitverantwortung trifft auch die werbetreibenden Unternehmen, denen nicht jedes programmliche Umfeld für ihre Werbebotschaften recht sein sollte. Von den Veranstaltern kann erwartet werden, daß sie ihr kreatives Potential und die auch sonst reichlich fließenden Werbeeinnahmen dafür nutzen, andere attraktive Programmformen zu entwickeln und anstelle der Unglücksshows ins Programm zu nehmen. Fernsehen kann auch ohne Ereignis-TV ein Ereignis sein.
Das rundfunkrechtliche Aufsichtsinstrumentarium der Landesmedienanstalten greift bei Reality-TV kaum. Die Beiträge bewegen sich bis auf Ausnahmen im Rahmen der grundgesetzlich garantierten Programmfreiheit und verstoßen nicht gegen rundfunkrechtliche Vorschriften oder das Strafgesetzbuch. Sie sind in erster Linie eine Frage des Geschmacks und journalistischer Maßstäbe. Bußgeldvorschriften, deren Anwendung bei den Landesmedienanstalten wiederholt öffentlich angemahnt wird, enthält der Rundfunkstaatsvertrag für die Sanktionierung von Programminhalten nicht. Trotz der im Rundfunkbereich angebrachten Zurückhaltung gegenüber programminhaltlichen Reglementierungen sollte überlegt werden, ob vorhandene Vorschriften zu konkretisieren sind und das Aufsichtsinstrumentarium zu schärfen ist. Es stellt sich auch die Frage nach einem verstärkten Schutz der Persönlichkeitsrechte Betroffener. Die ULR wird ihr Anliegen in die gemeinschaftliche Arbeit der Landesmedienanstalten einbringen."Waldberg war Gesprächsthema
BONN, 26. Februar (AP). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat bei einem Treffen mit dem stellvertretenden türkischen Regierungschef Erdal Inönü auch die Inhaftierung des deutschen Journalisten Stefan Waldberg in der Türkei angesprochen. Das teilte das Bundespräsidialamt nach einem Gespräch Weizsäckers mit Inönü am Donnerstag in Bonn mit, ohne Einzelheiten zu nennen. Waldberg war als angeblicher Kurier der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.
Der Bundespräsident wie der türkische Regierungspolitiker hätten "den guten Stand der Beziehungen" zwischen beiden Ländern gewürdigt und ihre Hoffnung ausgedrückt, daß die Probleme in der Türkei "auf gewaltlose und demokratische Weise gelöst werden", teilte das Präsidialamt weiter mit.
BONN, 26. Februar (AP). Die deutschen Gewerkschaften haben das Brüsseler Konzept zur Bewältigung der Stahlkrise als nicht ausreichend kritisiert. Positiver äußerten sich die Arbeitgeber.
Für die IG Metall meinte Dieter Schulte nach einer Diskussion der Ergebnisse des EG-Stahlrats mit Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) am Donnerstag abend in Bonn, seine Organisation hätte eine Quotenregelung vorgezogen. Auf keinen Fall werde es die IG Metall hinnehmen, daß Deutschland überproportional viele Arbeitsplätze abbauen müsse. Nicht nur einzelne Standorte, der gesamte Stahlstandort Deutschland sei in Gefahr.
Die Europäische Gemeinschaft verlangt von der Stahlindustrie einen abgestimmten Kapazitätsabbau, um die schwere Absatzkrise der Branche zu überwinden. Entsprechende gemeinsame Stillegungspläne sollen die Stahlkonzerne bis Ende September ihren jeweiligen Regierungen und der EG-Kommission vorlegen. In der Stahlbranche droht der Abbau von bis zu 50 000 Arbeitsplätzen.
Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, sagte, die Entscheidung des Ministerrats erleichtere es den Unternehmen, den Stahlmarkt wieder zu stabilisieren. Zwei Unsicherheiten seien aber geblieben, die noch bereinigt werden müßten. Einmal würden die leistungsstärkeren Unternehmen ihren Wettbewerbern mit schlechteren Strukturdaten die zur Stillegung der Kapazitäten notwendigen Ausgleichszahlungen nur leisten können, wenn die Politik sicherstelle, daß die in der EG freigeräumten Marktpositionen nicht sofort durch zusätzliche Einfuhren gefüllt würden. Ferner bekräftigte Vondran die Forderung nach einem Übergangszeitraum von zwei Jahren. Ein Jahr sei zu kurz, um innerhalb der Branche die Mittel zu erwirtschaften, die strukturschwächeren Konkurrenten einen ausreichenden Anlaß gäben, aus dem Markt zu gehen.
. . . und außerdem Britische Presse läßt kein Thema aus
Wer in Großbritannien für seinen auch noch so ausgefallenen Geschmack nicht den richtigen Lesestoff findet, ist selber schuld. Im Lande der Leseratten besteht die Auswahl unter 129 Tageszeitungen, 2146 kleinen Regionalgazetten, 21 Sonntagsblättern und mehr als 9000 Zeitschriften. Gerade aus ihrem Gebiet dürfen sich die Briten gewiß auf Erfahrung berufen: Nach Auskunft des Guinness-Buchs der Rekorde wird die älteste ununterbrochen herausgegebene Zeitschrift in Großbritannien verlegt, nämlich die Philosophischen Transaktionen der Royal Society, die seit dem 6. März 1665 erscheint.
Heute decken die Zeitschriften jeden denkbaren Bereich des Leserinteresses ab, sowohl für das breite Publikum, als auch für äußerst spezialisierte Fachkundige. Insgesamt gibt es mehr als 120 Frauenzeitschriften, 110 Musiktitel, 65 Tierzeitschriften, 42 Magazine rund ums Pferd und 32 Periodika, die sich mit der Eisenbahn befassen. Daneben finden Soldatenfrauen in dem Blatt Army Wives (Soldatenfrauen), Bierdeckelsammler im Beer Mat Magazine und christlich orientierte Ratefüchse im Christian Puzzler eigens für sie gedruckte Lesevergnügen.
Die Fliegende-Untertassen-Rundschau (Flying Saucer Review), mit einer Auflage von 3500 seit 1955 auf dem Markt, berichtet vierteljährlich über die neuesten UFO-Sichtungen, über Embryos, die offenbar Außerirdische zeugten und aus Mütterleibern verschwinden sowie über andere Begegnungen der Dritten Art.
Begegnungen mit Elvis Presley nehmen breiten Raum im Elvis-Monatsheft ein, alle geschehen - das versteht sich für den seriösen Fan von selbst - vor seinem Tod vor fast 16 Jahren. Auf fast drei Seiten schildert etwa eine Verehrerin ihre 1975 unternommenen nächtlichen Ausflüge zum Tor der Elvis-Residenz in Memphis, um den Star dabei zu beobachten, wie er sein Anwesen per Auto verläßt. Neben neuen Interpretationen alter Liedertexte füllen zahlreiche Angebote für Elvis-Erinnerungsreisen in die USA die Seiten.
Der Einbalsamierer (Embalmer) widmet sich mit erfrischendem Frohsinn der Kunst des Leichenpräparierens. In der jüngsten Ausgabe findet sich ein Bericht über die feuchtfröhliche Jahrestagung der Einbalsamierer, der den Lesern versichert, daß die Demonstration der Totenmaske trotz reichlich geflossenen Alkohols ein voller Erfolg gewesen sei. An anderer Stelle geht es um die hohe Kunst der Geschlechtsbestimmung bei Skeletten. Die Zeitschrift existiert seit 1932 und hat 140 treue Leser.
Die Kriminalgazette Die widerwärtigsten Morde (Murder Most Foul), der Titel ausgeliehen bei einem Krimi von Agatha Christie, erfreut seine Leser alle drei Monate aufs neue mit den gruseligsten Morden und Tötungsdelikten aus allen Epochen. Wie Martha Marek ihren Mann, Kinder, Tanten und Geliebte in den 20er Jahren in Wien mit Thallium vergiftete, wird bis ins letzte Detail nachvollzogen. Ein kleines Quiz, in dem berühmten Mördern das richtige Tötungsgift zugeordnet werden muß, sorgt für weitere Kurzweil. Kindermörder, Sexgangster und tötende Frauen stehen bei den Lesern offenbar besonders hoch im Kurs.
Gemächlicher geht es da im Lachs- und Forellen-Magazin (Salmon and Trout Magazine) zu, das mit einer Auflage von rund 11 000 seit 1903 von einer treuen Hobbyfischergemeinde gelesen wird. Neben Informationen über die reichsten Fanggründe erfreut es seine Leser auch mit Traktaten über die beste Methode zum Anlanden des Fangs sowie ausführlichen Leserbriefseiten, auf denen über erstaunliche Anglererfolge etwa durch die Verwendung von Gummibärchen als Köder berichtet wird.
CHRISTIANE OELRICH (dpa)
DÜSSELDORF. Seit Jahrzehnten ist die kleine Synagoge am Ortsrand als Lagerschuppen benutzt worden, rankt Efeu über die umgestürzten Grabsteine eines vergessenen Juden-Friedhofes oder verstauben Dokumente jüdischen Lebens im Gemeindearchiv: Auf die Suche nach dem Erbe des Judentums zwischen Rhein und Weser soll demnächst ein Forscherteam im Auftrag des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Stadtentwicklung gehen. Ziel des zunächst auf drei Jahre angelegten und nach Kenntnis des Ministeriums bundesweit ersten solchen Forschungsprojekts ist die Auflistung jüdischer Hinterlassenschaft an Gebäuden, Gegenständen und Archivalien in dem bevölkerungsreichsten Bundesland. Eine Arbeit, die bisher zerstreut in Nordhrein- Westfalen Bürgerinitiativen, Hobby-Forscher, Denkmalpfleger und Ortshistoriker geleistet haben.
Erst einmal sei an eine Beschränkung auf Geschichtszeugnisse bis zum Jahre 1938 gedacht; das Ergebnis könne dann "eine wichtige Arbeitshilfe für alle Denkmalschutzbehörden werden", erklärte der für den Denkmalschutz zuständige Stadtentwicklungsminister Franz-Josef Kniola (SPD). Jährlich sollen für diese Forschungsarbeit etwa 100 000 Mark zur Verfügung stehen.
Seit seinem Amtsantritt 1990, so der gelernte Steinmetz Kniola, habe er die Instandhaltung der jüdischen Friedhöfe im Rheinland und Westfalen-Lippe angeregt. Hierzu gehöre nicht nur die übliche Sicherung vor dem allerorten drohenden Verfall, sondern auch die historische Aufarbeitung der Begräbnisplätze, die "als Zeitzeugnisse von außerordentlichem Maße" Aufschlüsse geben über kunsthistorische Aspekte ebenso wie über die Sozialgeschichte der jüdischen Gemeinden.
Alle Anträge des Zeitraums von 1990 bis 1993 aus knapp zwei Dutzend Kommunen für den Erhalt "ihrer" jüdischen Friedhöfe hat das Ministerium gefördert. Ein knappes Drittel oder weniger zahlen die Kommunen selbst, nachdem einige erst einmal auf das Geld aus Düsseldorf aufmerksam gemacht werden mußten, erklärte Hans Frankenthal, Friedhofsbeauftragter der jüdischen Gemeinden in Westfalen. Mittlerweile seien 95 Prozent der Friedhöfe in seinem Bereich im erwünschten Zustand, "nämlich schlicht und einfach gepflegt".
Für denkmalpflegerische "Saubermänner" ist der Erhalt der rund 500 Friedhöfe in Nordrhein-Westfalen kein Terrain, da nach jüdischem Brauch die Würde des Grabes gerade auch im Verfall gewahrt wird: "Die religiösen Belange, die Wünsche der Familien oder jüdischen Gemeinden haben vor dem Denkmalschutz auf jeden Fall Vorrang", erläutert Paul Artur Memmesheimer, Referatsleiter Denkmalschutz im Ministerium. Anders als bei Baudenkmälern könne man hier nicht per Gesetz den Erhalt der Gräber erzwingen.
Angesichts des neu aufflammenden Antisemitismus und immer häufigerer Schändungen jüdischer Grabstätten sind die Verantwortlichen im Düsseldorfer Stadtentwicklungsministerium ein wenig froh, "daß wir das, was wir tun können, im Bereich des Denkmalschutzes getan haben". GERD KORINTHENBERG (dpa)
Deutsche Piloten in Irak in Gefahr
Das sei eine "sehr schwierige Aufgabe" für ihn, sagte Ekeus am Mittwoch im New Yorker Hauptquartier der Vereinten Nationen: "Ich konnte ihnen nur versprechen, die Sache dem Sicherheitsrat vorzutragen." UN-Inspektoren haben an Bord der Hubschrauber, die von Deutschland gestellt werden, in den letzten Tagen erneut versucht, verdächtige Produktions- und Lagerstätten für Waffen aus der Luft zu inspizieren und waren dabei von irakischer Seite mit Abschuß bedroht worden. "Wir haben eine ständig negative Haltung der Iraker zu den Hubschraubern gehabt", sagte Ekeus vor Journalisten, nachdem er im Sicherheitsrat über die jüngsten Zwischenfälle berichtet hatte. Der zur Zeit amtierende Ratspräsident Ahmed Snoussi (Marokko) zitierte anschließend den irakischen UN- Botschafter Nisar Hamdun zu sich, protestierte im Namen des höchsten UN-Gremiums und forderte energisch Zusicherungen, daß sich solche Vorfälle nicht wiederholten.
Die irakische Regierung, sagte Ekeus, sei sorgfältig informiert worden über die Absicht der UN-Inspekteure, über mutmaßliche Waffenfabriken an den Stadträndern Bagdads Inspektionsflüge zu unternehmen. Als aber einer der UN-Hubschrauber auf das vorher avisierte Ziel zugeflogen sei, sei die Besatzung angewiesen worden, in weitem Bogen auszuweichen. Nikita Smidowitsch, der russische Chefinspektor, wies die Piloten trotzdem an, wie geplant über die Fabrik hinwegzufliegen. "Die irakische Eskorte sagte daraufhin, der Hubschrauber werde abgeschossen. Die Hubschrauberbesatzungen sahen, daß Flugabwehrgeschütze auf sie gerichtet waren und sie verfolgten. In diesem Stadium erbaten sie die Erlaubnis, den Einsatzort zu verlassen. Der Chefinspektor wies sie an, sich von dort zu entfernen", sagte Ekeus. Smidowitsch, ein Mann mit Erfahrungen bei solchen Operationen, "protestierte energisch" bei den Irakern und wies die Hubschrauberbesatzung an, im nahen Luftraum zu bleiben. Die Iraker aber waren ungerührt: Sie forderten, daß die Hubschrauber aus diesem Gebiet verschwinden müßten. "Die zweite Drohung war wieder, daß die Hubschrauber abgeschossen würden", berichtete Ekeus. Daraufhin habe Smidowitsch die Besatzungen angewiesen, das umstrittene Gebiet zu verlassen.
Irak hat die Resolution 707 des Sicherheitsrats akzeptiert, nach der die Waffeninspekteure "ohne jede Einschränkung" (Ekeus) das gesamte Land überfliegen können. Die Regierung in Bagdad hat trotzdem immer wieder darauf bestanden, daß ein Überfliegen der Hauptstadt die Souveränität des Landes verletze.
HELMUT RÄTHER (dpa)
GELSENKIRCHEN/ESSEN. Filme als Kunst und Filme über Kunst sind Thema des Festivals "Films For Art 1993" vom 12. bis zum 20. März in Essen und Gelsenkirchen. Bei dem "2nd European Film- And Videofestival" werden 95 Filme, Videos und Videoinstallationen von Künstlern aus 26 Ländern gezeigt. Schwerpunkte des als Wettbewerb organisierten Festivals sind "Art and Nature" sowie "Video Dance". dpa
OSNABRÜCK, 25. Februar (dpa). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den am Mittwoch zwischen Bund und Ländern vereinbarten Kompromiß zur Hochschulfinanzierung als völlig unzureichend abgelehnt. In der Neuen Osnabrücker Zeitung bezeichnete der GEW-Vorsitzende Dieter Wunder die Einigung "als Fortsetzung der hochschulpolitischen Verweigerungshaltung der Bundesregierung".
Im Rahmen der Hochschulreform sei es nötig, das wissenschaftliche Personal um bis zu 80 000 und die Studienplätze um 50 Prozent aufzustocken, sagte Wunder. Der Bund torpediere diese notwendige Maßnahme in zweistelliger Milliardenhöhe geradezu, wenn er sie den Westländern allein überlasse und im Osten nur unzureichend helfe. Die Länder seien damit völlig überfordert.
(Weiterer Bericht auf der Hessenseite)
WASHINGTON, 25. Februar (dpa). Der europäische Wettersatellit Meteosat-3 hat eine neue Position näher an den USA bezogen. Von dort aus wird er seit Donnerstag rund um die Uhr über eine moderne teure Funkstation Bilder an den US-Wetterdienst übermitteln.
Der rund 36 200 Kilometer über dem Äquator stationierte Satellit wird das Wetter von Westafrika bis Hawaii verfolgen, während der US-Satellit GOES-7 sich auf den mittleren Pazifik konzentriert. Die europäisch-amerikanische Zusammenarbeit soll bis April 1994 anhalten. Dann wollen die USA einen neuen GOES-Satelliten starten.
Meteosat-3 hatte im vergangenen Jahr den Hurrikan Andrew entdeckt, als er sich an der Westküste Afrikas formte, und seinen Weg verfolgt. Die Bewohner der US-Ostküste konnten dadurch frühzeitig auf die nahende Gefahr aufmerksam gemacht werden.
BAYREUTH / WIEN, 25. Februar (dpa). Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee haben in der Nacht zum Donnerstag vor allem in Ostbayern zu massiven Verkehrsbehinderungen geführt. Die Polizei meldete von Autobahnen und Bundesstraßen winterliche Straßenverhältnisse. Trotz pausenlosen Einsatzes der Räum- und Streudienste dauerte es oft stundenlang, bis die Fahrbahnen von der Schneedecke befreit waren.
Betroffen waren besonders weite Gebiete in Oberfranken und der Oberpfalz. Auf der A 9 (Nürnberg-Berlin) blockierten liegengebliebene Lkw zwischen den Anschlußstellen Gefrees und Münchberg den Verkehr. Es bildete sich ein großer Stau. Nur im Schrittempo ging es auch auf der A 70 (Schweinfurt-Bamberg- Bayreuth) und der A 93 (Regensburg- Weiden) voran. Zum Teil massive Verkehrsbehinderungen gab es ebenso auf nahezu allen Bundesstraßen und Nebenstrecken in Ostbayern.
Schwere Verkehrsunfällen blieben aber nach einer ersten Übersicht der Polizei aus, da die Autofahrer sich allmählich auf die winterlichen Straßenverhältnisse eingestellt haben. In den Staus blieben auch die öffentlichen Verkehrsmittel hängen. Die Folge: Viele Berufstätige kamen zu spät zur Arbeit, Schüler zu spät zum Unterricht.
WIEN (dpa). Die Situation im Osten Österreichs blieb auch am Donnerstag durch Schneeverwehungen und verschneite Fahrbahnen weiterhin angespannt. Nach dem am Mittwoch eingetretenen Schneechaos hielten die Schneestürme noch immer an.
Zahlreiche Menschen folgten im Großraum Wien Donnerstag früh offenbar der Aufforderung, ihr Fahrzeug stehenzulassen. Züge, Straßenbahnen, Autobusse und U-Bahnen waren überfüllt. Die anhaltenden Schneestürme führten zu erheblichen Verspätungen.
In der Nacht zum Donnerstag hatte es noch einmal dramatische Entwicklungen gegeben. Zwar konnten die letzten festsitzenden Autofahrer auf der Südautobahn befreit werden, doch verlagerte sich der Stau zusehends auf die Umleitungsstrekken, wo ebenfalls bald Hunderte von Autofahrer im Schnee festsaßen. Sie konnten nach mehreren Stunden freigeschaufelt werden.
Bei der Bahn blieb ein Regionalzug in einer Schneewehe stecken; 20 Menschen, unter ihnen Schulkinder, mußten nach Angaben des Österreichischen Rundfunks mehr als vier Stunden auf ihre Rettung warten. Unfälle auf der Straße Wien-Budapest erforderten in der Nacht zahlreiche Einsätze von Rettungsmannschaften. Erst nach Stunden war die Staße wieder frei. Immer wieder blieben im Rückstau Autos und Lastwagen in Schneewehen hängen. (Siehe auch letzte Seite)
Giftwolke Hoechst
Fischer sieht
Gefahr noch
KÖLN, 25. Februar (dpa). Die Gesundheitsgefahr in der Umgebung des Hoechst-Werkes Frankfurt-Griesheim nach dem Chemie-Unfall vom Montag ist nach den Worten des hessischen Umweltministers Joschka Fischer (Grüne) noch nicht gebannt.
Im Deutschlandfunk wies Fischer am Donnerstag darauf hin, daß das ausgetretene Nitroanisol langfristig krebserregende und genverändernde Eigenschaften habe. Fischer sagte, die Säuberungsmaßnahmen nach dem Unfall hätten bisher noch nicht allzu viel gebracht. Das hänge mit der Witterung und dem Ausmaß der Verseuchung zusammen. Am Mittwoch hatten Fischer und Frankfurts OB Andreas von Schoeler (SPD) vom Chemie-Unternehmen Hoechst ein umfassendes Sanierungs- und Entgiftungskonzept gefordert. Die Anlage in Frankfurt-Griesheim, aus der rund 2,5 Tonnen des giftigen Farbenrohstoffes o-Nitroanisol ausgetreten waren und die Umgebung verseucht hatten, bleibt bis auf weiteres stillgelegt.
(Siehe auch Seite 3 und Lokalteil)
WARSCHAU, 25. Februar (dpa). In der polnischen Industriestadt Lodz hat am Donnerstag ein 48stündiger Generalstreik begonnen. Auch städtische Verkehrsmittel und die Eisenbahn standen still. Bei dem von der Gewerkschaft "Solidarität" ausgerufenen Ausstand geht es um die Umstrukturierung der von der Krise besonders hart betroffenen Stadt. Lodz lebt vor allem von der Textilindustrie. Die Gewerkschafter verlangen auch eine Regelung für vorzeitigen Ruhestand und einen Ausgleich für steigende Lebenshaltungskosten. Im Bezirk Lodz leben 1,2 Millionen Menschen, von denen 110 000 arbeitslos sind.
LEIPZIG, 25. Februar (dpa). Die IG Metall befürchtet wegen der Stahlkrise den Abbau von bis zu 50 000 Stahl-Arbeitsplätzen in Deutschland. Allein im Osten seien rund 14 000 der derzeit noch 24 000 Stahlarbeitsplätze bedroht, sagte das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft, Gerd Kappelhoff, am Donnerstag morgen im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Er bekräftigte die Forderung der IG Metall, alle deutschen Stahlstandorte zu erhalten. Der damit verbundene Kapazitäts- und Stellenabbau müsse ausgewogen in Ost und West erfolgen. (Siehe auch Wirtschaftsteil)
PEKING, 26. Februar (dpa). Die Behörden in der südchinesischen Provinz Guangdong haben die obligatorischen Aids-Tests für häufige Besucher aus dem angrenzenden Hongkong eingestellt. Die Blutuntersuchungen - Anfang des Jahres eingeführt - hatten in der Kronkolonie eine Kontroverse ausgelöst. Einige Reisende befürchteten, durch die Tests selbst infiziert werden zu können, berichtete die englisch-sprachige Tageszeitung China Daily am Donnerstag. Es werde überlegt, ob in Zukunft eine Bescheinigung vom Gesundheitsamt in Hongkong ausreiche.
Die Südprovinz, wo die Öffnung und die wirtschaftliche Reformpolitik weit vorangeschritten ist, gehört zu den am stärksten von Aids betroffenen Provinzen in China. 55 Infizierte sind dort verzeichnet. Landesweit sind es nach offiziellen Angaben 890.
Jeder Ausländer, der sich in China längere Zeit aufhalten will, muß sich einer Aids-Untersuchung unterziehen. Auch Chinesen, die ins Ausland reisen, müssen sich in der Regel vor der Ausreise und nach der Wiedereinreise testen lassen.
Die Olympiasiegerinnen Heike Henkel (Leverkusen) und Heike Drechsler (Jena) stehen am Wochenende bei den deutschen Hallen-Meisterschaften im Sindelfingener "Glaspalast" im Mittelpunkt. Das Erfolgs-Duo, das in den Disziplinen Hoch- beziehungsweise Weitsprung in der Welt an der Spitze steht, ragt aus den 859 gemeldeten Aktiven aus 159 Vereinen heraus. Die Titelkämpfe bieten zugleich die letzte Möglichkeit, sich für die Weltmeisterschaften in Toronto (12. bis 14. März) zu qualifizieren.
"20 bis 25 Aktive haben bisher ein WM- Ticket gebucht", erklärte der Leistungssportdirektor im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), Horst Blattgerste. Viel mehr werden auch nicht zu den Titelkämpfen fliegen.
Die Hoffnungen auf vordere Plazierungen in Kanada reduzieren sich aber schon jetzt, da viele Athleten wegen des späten Termins auf Toronto verzichten und der Vorbereitung auf die Freiluft- Weltmeisterschaft in Stuttgart Vorrang einräumen, wie zum Beispiel Dieter Baumann (Leverkusen), Olympiasieger über 5000 m, der leichte Verletzungsprobleme am Fuß hat.
Die Meisterschaften im dritten Jahr der vereinten deutschen Leichtathletik haben trotzdem eine Reihe interessanter sportlicher Gesichtspunkte. Im Frauen- Sprint wird die Ära nach den suspendierten Neubrandenburgerinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer eingeläutet, die im Vorjahr in Karlsruhe mit einstweiligen Verfügungen ihren Start erzwungen und die Titel über 60 und 200 Meter gewonnen hatten. Auch im Hürdensprint ist die Titelverteidigerin nicht am Start: Gabi Roth (Mannheim) legt ein Baby-Jahr ein.
Zwischen dem Olympia-Fünften Florian Schwarthoff (Heppenheim) und dem EM-Dritten Dietmar Koszewski (Berlin) geht es um die Vorherrschaft im Hürdensprint, wobei Schwarthoff favorisiert ist. Auf den Mittelstrecken gilt Europameister Jens-Peter Herold (Berlin) nach jüngst gelaufenen deutschen Hallen-Rekorden über 1000 und 1500 Meter als Favorit über 1500 Meter. Im Hochsprung streiten der Weinheimer Ralf Sonn und der Leverkusener Hendrik Beyer um den Titel, im Weitsprung gelten Dietmar Haaf (Kornwestheim) und Konstantin Krause (Wattenscheid) als besonders aussichtsreich.
Erstmals bei Hallen-Meisterschaften werden Titel im Drei- und im Stabhochsprung der Frauen vergeben. dpa/sid
DEN HAAG, 25. Februar (dpa). Innerhalb eines Jahres sind die Krankmeldungen in drei niederländischen Ministerien um 24 Prozent zurückgegangen. Ein Grund: Beamte müssen sich beim Chef krank melden, nicht mehr bei einer Sekretärin. Bleiben sie länger als einen Tag zu Hause, bekommen sie zudem unangemeldet Besuch von einem sogenannten Kranken-Berichterstatter: Er erkundigt sich genau danach, was ihnen fehlt. Wie das Innenministerium am Donnerstag in Den Haag mitteilte, wird nun überlegt, ob das Beispiel Schule machen soll.
Die exakten Zahlen: Fielen vor Beginn des Projekts in den drei Ministerien noch 6,7 Prozent aller Arbeitstage durch Krankheit aus, so waren es nach einem Jahr im September 1992 nur noch 5,1 Prozent. Dadurch wurden fast 4,1 Millionen Mark eingespart. In den anderen Ministerien stieg die Zahl der Krankmeldungen im selben Zeitraum um ein Prozent.
Kurz gemeldet Kohl reist Ende März zu Clinton
JAKARTA, 25. Februar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl wird am 26. März zu Gesprächen mit US-Präsident Bill Clinton in die Vereinigten Staaten reisen. Kohl will drei Tage in den USA bleiben. Polizisten in Nordirland getötet BELFAST, 25. Februar (AP). Zwei Polizisten sind beiAnschlägen am Donnerstag in Nordirland ums Leben gekommen, wie die Behörden mitteilten. Havel mit Onassis-Preis geehrt ATHEN, 25. Februar (Reuter). Der tschechische Präsident Vaclav Havel ist am Donnerstag für seinen Kampf um die Menschenrechte mit dem Onassis-Preis ausgezeichnet worden. Zur Entgegennahme des mit 100 000 Dollar dotierten Preises "Mensch und Menschheit" wird Havel im Mai nach Athen reisen. Parlament entließ Fernsehdirektor SOFIA, 25. Februar (dpa). Der Generaldirektor des staatlichen bulgarischen Fernsehens, Assen Agow, ist am Mittwoch durch das Parlament in Sofia seines Amtes enthoben worden. Man warf ihm vor, das Programm nicht objektiv und überparteilich gestaltet zu haben. Pinochet schließt Kandidatur aus MONTEVIDEO, 25. Februar (AFP). Der frühere chilenische Diktator Augusto Pinochet hat ausgeschlossen, daß er bei künftigen Präsidenten-Wahlen als Kandidat antreten könnte. Bei einem Privatbesuch in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo sagte Pinochet am Mittwoch vor der Presse, er sein kein Politiker. Hongkong schob Vietnamesen ab HONGKONG, 25. Februar (AFP). Hongkong hat am Donnerstag 60 weitere Vietnamesen zwangsweise in ihre Heimat zurückgebracht, die nicht als politische Flüchtlinge anerkannt wurden. Die 25 Männer, 14 Frauen und 21 Kinder wurden mit einer gecharterten Frachtmaschine ausgeflogen. Luftpirat zu 20 Jahren verurteilt HANOI, 25. Februar (AFP). Ein vietnamesischer Entführer, der aus einem Airbus über Ho-Tschi-Minh-Stadt regierungsfeindliche Flugblätter abgeworfen hatte, ist zu einer 20jährigen Haftstrafe verurteilt worden. Außerdem soll der 46jährige ehemalige Pilot der südvietnamesischen Luftwaffe der "Vietnam Airlines" 500 700 Dollar Schadenersatz zahlen. Polen und Bulgarien schlossen Vertrag WARSCHAU, 25. Februar (dpa). Die Staatspräsidenten Polens und Bulgariens Lech Walesa und Schelju Schelew haben in Warschau einen Vertrag über freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit unterzeichnet, der Gewaltverzicht, Unantastbarkeit der Grenzen, eine friedliche Lösung von Streitigkeiten und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen Staates vorsieht.
TIRANA, 25. Februar (dpa). Menschenhändler aus Albanien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien betreiben einen schwunghaften Handel mit albanischen Mädchen für Bordelle in Mazedonien.
Wie die albanische Tageszeitung Republika am Donnerstag berichtete, liegt der Preis pro Mädchen zwischen 400 und 4000 Mark. Vor einiger Zeit hatten albanische Zeitungen berichtet, daß junge Albanerinnen auch an Bordelle in Griechenland vermittelt worden seien.
WARSCHAU, 25. Februar (dpa). Auf dem Flughafen von Rzeszow in Südostpolen ist am Donnerstag eine Flugzeug-Entführung gescheitert. Ein 33jähriger Pole wurde angeschossen und überwältigt.
Der Mann hatte versucht, eine Maschine der polnischen Fluggesellschaft LOT in seine Gewalt zu bringen. Ein im Flugzeug sitzender Sicherheitsbeamter griff zu Waffe, als der Entführer vor dem Start nach Warschau in die Pilotenkabine eindringen wollte.
Die Fluggäste und Besatzungsmitglieder kamen nicht zu Schaden. Der verletzte Entführer wurde in ein Krankenhaus in Rzeszow eingeliefert. Die Motive sind noch unbekannt.
MÜNCHEN, 25. Februar (dpa). Der umstrittene Medizinprofessor Julius Hackethal muß sich am 18. März wegen seiner Kritik an der Schulmedizin vor dem Berufsgericht für Heilberufe (BGfH) in München verantworten.
Das Verfahren war von der Landesärztekammer München und dem Vorstand des Ärztlichen Kreisverbandes Rosenheim angestrengt worden. Anlaß sind öffentliche Vorträge Hackethals sowie sein Buch "Der Meineid des Hippokrates", in dem der Mediziner "Irrwege und Irrlehren der Schulmedizin" anprangert und vor allem deren Krebsstrategie als "Betrug am Patienten" kritisiert.
Wie der 71jährige Hackethal am Donnerstag auf Anfrage sagte, befürchtet er, daß das mehrheitlich von Ärzten besetzte Berufsgericht erneut den Entzug seiner Approbation als Arzt beantragt. Bereits 1988 wollte die Standesvertretung Hackethal die medizinische Zulassung aberkennen. Ihm war unärztliches Verhalten in Zusammenhang mit einer von ihm gewährten Sterbehilfe vorgeworfen worden. Hackethal gewann das Verfahren, die Richter lehnten die geforderte Aberkennung der Approbation ab.
MOSKAU, 25. Februar (dpa). Aus dem litauischen Atomkraftwerk Ignalina ist ein Behälter mit Uran verschwunden. Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass am Donnerstag unter Berufung auf einen Bericht der litauischen Tageszeitung Respublika berichtete, wurde der Verlust bei der jährlichen Inventur des atomaren Brennstoffes durch den Sicherheitsdienst des Werkes entdeckt. Die Mehrheit der Werksangehörigen sei der Meinung, daß der sieben Meter lange und 280 Kilogramm schwere Behälter von einer Verbrecherbande gestohlen worden sei, die bestens über die Bedingungen des Atommeilers Bescheid gewußt habe.
Der Oberingenieur von Ignalina, Gennadi Negriwoda, dementierte den Bericht.
LONDON, 25. Februar (dpa). In Großbritannien ist am Donnerstag der Abbau von über 18 000 Arbeitsplätzen angekündigt worden. Allein der britische Chemiekonzern ICI will in den kommenden beiden Jahren 9000 Mitarbeiter entlassen. British Gas plant, nach einem Gewinnrückgang 3000 Posten zu streichen.
Das Verteidigungsministerium wird 1300 Offiziere und 5100 einfache Soldaten entlassen. Die Reduzierung der Armee erfolgt im Rahmen der beschlossenen Verringerung um 40 000 Mann auf 119 000 bis zum Jahr 1995.
Die Zahl der Erwerbslosen in Großbritannien war im Januar erstmals seit mehreren Jahren wieder über die Drei- Millionen-Marke geklettert. Das ist eine Quote von 10,8 Prozent.
WARSCHAU, 25. Februar (dpa). Die Staatspräsidenten Polens und Bulgariens Lech Walesa und Schelju Schelew haben in Warschau einen Vertrag über freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit unterzeichnet, der Gewaltverzicht, Unantastbarkeit der Grenzen, eine friedliche Lösung von Streitigkeiten und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen Staates vorsieht.
Das Daumendrücken half: Thomas Dufter (Hammer), Jens Deimel (Winterberg) und Hans-Peter Pohl (Schonach) gewannen am Donnerstag im elften von 15 Wettbewerben bei der Nordischen Ski- Weltmeisterschaft die erste Medaille für den Deutschen Skiverband (DSV).
Hinter Japan (1:19:25,7 Stunden) und Norwegen (1:23:12,0), das nun schon zwölf WM-Medaillen (5/3/4) geholt hat, sicherte sich das Kombinierer-Trio aus Bayern, dem Sauerland und dem Schwarzwald wie erwartet die Bronzemedaille (1:27:56,2) im Staffelwettbewerb und erhielt dafür eine Prämie von 5750 Mark. "Nach dem zweiten Wechsel war mir klar, daß wir die Medaille gewinnen", jubelte anschließend der Disziplintrainer Hermann Weinbuch.
Der dreimalige Weltmeister kündigte in der Stunde des Triumphs seinen Rücktritt an: "Ich kann mir nicht vorstellen, als Bundestrainer weiterzumachen. Ich brauche mehr Abstand zu der Sache, denn ich denke noch zu sehr als Aktiver. Der Mannschaft will ich aber auch künftig helfen", sagte Weinbuch, der erst nach den Olympischen Winterspielen in Albertville als Nachfolger von Konrad Winkler ins Traineramt gekommen war. "Das eine Jahr hat sich auf jeden Fall gelohnt." Weinbuch will die sehr erfolgreiche Zeit nicht missen. Immerhin feierte "Tyskland" in Falun ein kleines Jubiläum, denn es war insgesamt die 25. deutsche Medaille in der Königsdisziplin des Nordischen Skisports. Wegen der klaren Abstände nach dem Springen war der Staffelwettbewerb von Langeweile geprägt. "Wir haben schon spannendere Rennen gesehen. Da die Schanze in Lillehammer nicht so selektiv ist und die Teams dann den V-Stil noch besser beherrschen, wird's dort bestimmt wieder interessanter", mußtmaßte FIS-Kommissionschef Helmut Weinbuch.
Vergessen war durch diese Bronzemedaille die herbe Enttäuschung für den DSV am Vormittag: In der 4 x 5 km-Staffel der Frauen waren Claudia Bonsack (Oberhof), Heike Wezel (Klingenthal), Anke Schulze (Willingen) und Sigrid Wille (Maierhöfen) mit 3:52,2 Minuten Rückstand auf Weltmeister Rußland nur Zehnte geworden. Damit verpaßten die deutschen Langläuferinnen die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 1994. "Wir müssen mit einem neuen Trainer wieder von vorne anfangen." Mit diesen Worten forderte Sigrid Wille einen Neuaufbau im deutschen Frauen-Langlauf. Jelena Välbe, Larissa Lasutina, Nina Gawriljuk und Ljubow Jegorowa siegten in 54:15,7 Minuten vor Italien (19,3 Sek zurück) und Norwegen (53,3). dpa
ADDIS ABEBA, 26. Februar (dpa). Die Küsten des Roten Meeres werden von einer biblischen Plage heimgesucht: Hungrige Heuschrecken verwüsten ganze Gebiete von Eritrea bis zum Sudan.
Nach Angaben der in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ansässigen Organisation zur Kontrolle der Wüsten- Heuschrecke im Osten Afrikas (DLCO) sind bereits große Landstriche von dem Insekt befallen. Es seien umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung des Insektes getroffen worden, hieß es. Vier Sprüh- Flugzeuge und Bodenmannschaften sind ständig im Einsatz, um eine Ausbreitung der getreidefressenden Wüsten-Heuschrecke im Norden Äthiopiens und anderen Gegenden am Horn von Afrika zu verhindern.
Bei einem Wechsel der Windrichtungen im April oder Mai könnten ganze Schwärme der Wüstenheuschrecken in bisher nicht betroffene Küsten-Regionen geweht werden, wurde betont. Zwischen 1986 und 1988 hatten Heuschrecken ganze Landstriche in den Staaten am Roten Meer verwüstet.
Der Haffmans Verlag in Zürich hat alle Anteile der Frankfurter Verlagsanstalt H. Löffler übernommen. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, werde Haffmans die Geschäfte des in Schwierigkeiten geratenen Frankfurter Verlages "ab sofort" weiterführen. Ein neues Programm für die Frankfurter Verlagsanstalt werde im Herbst vorgelegt.
In dem belletristischen Verlag waren zuletzt unter anderem Bücher von Eva Demski, Jochen Schimmang und Guntram Vesper erschienen. Kürzlich war es wegen der kaufmännischen Strategie der Geschäftsführung zu Streit zwischen ihr und den Autoren gekommen. fr/dpa
DEGGENDORF, 26. Februar (dpa). Klaus Wichmann vom Bundesgesundheitsamt (BGA) ist nicht mehr Leiter der Anhörung in Wallerfing zu dem geplanten Pflanzenversuch mit genmanipulierten Zuckerrüben. Sein Ausscheiden begründete sein Nachfolger Professor Peter Brandt, Chef der internen Arbeitsgruppe für Freisetzungsversuche am BGA, mit "wichtigen amtsinternen Aufgaben". Um Wichmann hatte es Auseinandersetzungen gegeben, da er in einem Zeitungsinterview mit den Worten wiedergegeben worden war, bei einem kleinen Freilandversuch seien keine großflächigen Folgeschäden zu erwarten. Das BGA erklärte dazu, Wichmann sei unvollständig und falsch zitiert worden.
BERLIN, 26. Februar (dpa). Ein seit 18 Jahren auf Probe beschäftigter Regierungsamtmann muß trotz erheblichen Übergewichts als Beamter auf Lebenszeit übernommen werden. Das hat das Bundesverwaltungsgericht jetzt in Berlin entschieden. Das geltende Recht kenne kein Probeverhältnis auf Dauer. Der Dienstherr müsse den Beamten nach Ablauf der üblichen Probezeit entweder mangels Bewährung entlassen oder ihn in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit übernehmen (Az.: 2 C 27.90).
Die Übernahme war dem Mann wegen "mangelnder gesundheitlicher Eignung" verweigert worden. Nach Angaben der Pressestelle ist der Mann ziemlich klein und wiege weit über zwei Zentner.
TOKIO, 26. Februar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl trifft heute zu einem viertägigen Aufenthalt in Japan ein, der vorletzten Station seiner Asien-Reise. Im Mittelpunkt seiner politischen Gespräche stehen die Krise der Weltwirtschaft, Handelsfragen und die sich zuspitzende Lage in Rußland. Gesprächspartner werden unter anderen Ministerpräsident Kiichi Miyazawa und Kaiser Akihito sein. Die Visite ist der erste Japan-Besuch Kohls seit sieben Jahren. Zuletzt hatte sich der Kanzler 1986 zum Wirtschaftsgipfel in Japan aufgehalten. Nach Aufenthalten in Indien, Singapur und Indonesien wird der Kanzler am Montag von Tokio aus nach Südkorea weiterreisen.
LEIPZIG, 25. Februar (dpa). In Leipzig sind einige hundert illegal gelagerte Giftfässer in einem ehemaligen Werk der abgezogenen russischen Streitkräfte entdeckt worden. Einige der Behälter, die zum Teil gefährliche Substanzen enthalten, seien undicht, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Vermutlich seien Lösungsmittel, Farben und Klebstoffe enthalten, die das Grundwasser gefährden könnten. Die Fässer stammten aus Betrieben der ehemaligen DDR, aus den alten Bundesländern und russischen Beständen. Das Leipziger Umweltamt hege den Verdacht, daß eine Entsorgungsfirma den Müll nicht ordnungsgemäß abtransportiert und die Fässer statt dessen in dem ehemaligen Betrieb abgekippt hat.
SCHWERIN, 25. Februar (dpa). Die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit hat nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) die Bewilligung aller neuen ABM-Stellen im gesamten Bundesgebiet gestoppt. Eine entsprechende Anweisung liege den Landesarbeitsämtern bereits vor, sagte Willi Kominek vom DGB-Landesbezirk Mecklenburg- Vorpommern.
Damit bestätigte der Gewerkschafter gleichlautende Berichte der Berlinertageszeitung und der Neue Rhein/ Ruhr-Zeitung. Die Blätter berichteten, daß der ABM-Stopp sämtliche Neu- und Weiterbewilligungen sowie alle Anträge auf Ersatzbeschaffungen betreffe. Begründet werde der Totalstopp mit der angespannten Haushaltslage der Nürnberger Bundesanstalt. Der 9,9 Milliarden Mark umfassende Haushaltsansatz für die Arbeitsbeschaffung sei durch die bestehenden Maßnahmen schon erschöpft.
BRÜSSEL, 26. Februar (dpa). Die Europäische Gemeinschaft (EG) und die Europäische Freihandelszone (EFTA) haben den Weg für den gemeinsamen Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) auch ohne die Schweiz freigemacht. Wie in Brüssel bekanntgegeben wurde, einigten sich die beteiligten Parteien auf ein Zusatzprotokoll, das voraussichtlich vom Juli 1993 an zwischen der EG und den sechs anderen Ländern der EFTA binnenmarktähnliche Zustände herstellen soll. Bis dahin muß das Protokoll aber noch von den meisten Staaten ratifiziert werden.
Eine Nachverhandlung war notwendig geworden, nachdem die Schweiz sich in einer Volksabstimmung gegen den Beitritt zum Wirtschaftsraum entschieden hatte. Die Anpassungen drehten sich auch um einen Sonderfonds für die ärmsten Staaten des EWR, für den der Schweizer Beitrag ausgefallen war. Wie es hieß, sei dies weitgehend ausgeglichen worden.
WASHINGTON/SARAJEWO, 25. Februar (dpa/AP/Reuter/AFP). US-Präsident Bill Clinton hat am Donnerstag offiziell angekündigt, daß amerikanische Flugzeuge die notleidende Bevölkerung in Ostbosnien aus der Luft versorgen werden. In einer vom Weißen Haus in Washington verbreiteten schriftlichen Erklärung bezeichnete Clinton die Aktion als vorübergehend und als Ergänzung zu den Landkonvois. Es handele sich ausschließlich um eine humanitäre Mission. Kein Kampfflugzeug werde daran beteiligt sein. Der Präsident gab zu verstehen, daß nicht nur Moslems, sondern auch Kroaten und Serben in den Genuß der Hilfe kommen würden. Sie werde ohne Rücksicht auf "ethnische oder religiöse Zugehörigkeit" erfolgen. Die technischen Einzelheiten würden über die Vereinten Nationen ausgearbeitet werden, sagte Clinton, der noch keinen genauen Termin nannte, an dem die USA mit dem Abwurf der Pakete beginnen wollen. Offen ließ er außerdem, ob sich noch andere Staaten an der Hilfsaktion beteiligen.
Im Osten Bosniens sind im bisherigen Verlauf des Winters 5868 Menschen, darunter 1755 Kinder, an Hunger und Kälte gestorben. Der bosnische Rundfunk meldete am Donnerstag unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden weiter, an direkten Folgen der Kämpfe seien in Bosnien seit Jahresbeginn insgesamt 827 Menschen gestorben, davon 302 Männer, Frauen und Kinder in Sarajewo. Diese Zahlen bezogen sich ausschließlich auf Moslems und Kroaten.
Ein UN-Hilfskonvoi erreichte die ostbosnische Stadt Gorazde. Ein Konvoi der französischen Organisation Equilibre mit 50 Lkw gelangte nach Sarajewo. In Kroatien lieferten sich Serben und Kroaten bei Sibenik und Split heftige Kämpfe. Am Mittwoch wurde ein niederländischer UN-Soldat bei einem Überfall verletzt.
Mit einem stürmisch gefeierten 92:80 (47:39)-Sieg über Estudiantes Madrid beendete der deutsche Basketball-Meister TSV Bayer 04 Leverkusen am Donnerstag abend seine Gruppenspiele in der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften. Beim Schlußpfiff wußte der deutsche Rekordmeister, der seine Bilanz auf acht Siege in 14 Spielen schraubte, und die 4 500 begeisterten Zuschauer in der ausverkauften Wilhelm-Dopataka-Halle allerdings nicht, ob sich Leverkusen erstmals für das Play-Off-Viertelfinale der Europaliga qualifiziert hatte. Dazu wäre eine Heimniederlage des französischen Meisters Vrai Pau-Orthez gegen Benetton Treviso nötig gewesen, die bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch andauerte.
Trotz des großen Drucks, die letzte Chance aus eigener Kraft wahrzunehmen, lieferte das Team von Trainer Dirk Bauermann eine von Beginn an konzentrierte Partie, die bis zur elften Minute (23:23) ausgeglichen verlief. Dann kam der große Auftritt des Michael Koch: Mit einer Serie von fünf 3-Punkte-Würfen brachte der Nationalspieler den Deutschen Meister mit seinen traumhaft sicheren Distanzwürfen auf die Siegerstraße. dpa
Erst feierte der deutsche Basketball- Meister TSV Bayer 04 Leverkusen am Donnerstag abend mit 4500 Zuschauern in heimischer Halle stürmisch den 92:80 (47:39)-Sieg über Estudiantes Madrid, doch eine knappe Stunde später kam die Ernüchterung. Denn durch den 82:55 (49:38)-Erfolg des französischen Meisters Vrai Pau-Orthez gegen Benetton Treviso schied der deutsche Rekordmeister nach den Gruppenspielen in der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften aus. Leverkusen schraubte seine Bilanz zwar auf beachtliche acht Siege in 14 Spielen, verpaßte aber das Play-Off-Viertelfinale der Europaliga.
Trotz des großen Drucks, die letzte Chance aus eigener Kraft wahrzunehmen, lieferte das Team von Trainer Dirk Bauermann eine von Beginn an konzentrierte Partie, die bis zur elften Minute (23:23) ausgeglichen verlief. Dann kam der große Auftritt des Michael Koch: Mit einer Serie von fünf 3-Punkte-Würfen brachte der Nationalspieler den Deutschen Meister mit seinen traumhaft sicheren Distanzwürfen auf die Siegerstraße. sid
BONN, 25. Februar (dpa). Deutschland hat seit dem Ausbruch des Konflikts für insgesamt 658,2 Millionen Mark Hilfe für die Menschen im ehemaligen Jugoslawien geleistet und damit ungefähr 40 Prozent der gesamten Hilfsleistungen aller Geberländer bestritten. Bundesaußenminister Klaus Kinkel legte am am Donnerstag die Hilfsbilanz vor.
Die Hilfe setzt sich demnach zusammen aus direkten Leistungen der Bundesregierung (139,4 Millionen), Anteilen für EG-Hilfe (161,9 Millionen) und für UN-Truppen (77,8 Millionen), Hilfe der Bundesländer (243,7 Millionen) und Hilfen privater Organisationen (35,4 Millionen).
Der Malteser-Hilfsdienst plant mit der "Flüchtlingshilfe Langen" und bosnischen Gruppen den bislang größten Hilfsgütertransport in seiner Geschichte. (Spendenkonto: Malteser-Hilfsdienst Diözese Limburg, Konto-Nr. 100 086 840, Nassauische Sparkasse Wiesbaden, BLZ 510 500 15, Kennwort "Winter 93").
BONN, 25. Februar (dpa). In der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat droht neuer Streit zwischen Union und SPD, aber auch unter den Unionsmitgliedern. Mit kritischen Anmerkungen zum geplanten Selbstauflösungsrecht des Bundestages stellte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Rüttgers, eine zwischen den Fraktionen getroffene Einigung wieder in Frage.
Außerdem äußerte Rüttgers sich in einem "Positionspapier" kritisch zur Rolle der Kommission, die eine "bemerkenswerte Eigendynamik entwickelt hat, die weit über den Auftrag des Einigungsvertrages und die sachlich unverzichtbaren Verfassungsänderungen hinausreicht". Das Gremium soll das Grundgesetz hauptsächlich im Hinblick auf Veränderungen durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik überarbeiten. Es kann seine Arbeit nicht wie geplant bis Ende März beenden und muß voraussichtlich bis Mai weitertagen.
Die Fachleute der Fraktionen und die Unionsmitglieder der Kommission haben sich darauf verständigt, in der nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag das Selbstauflösungsrecht des Bundestages als Empfehlung für eine Grundgesetzänderung zu beschließen, doch machte Rüttgers weiteren Beratungsbedarf geltend. "Würde ein Selbstauflösungsrecht des Bundestages eine verfassungsrechtliche Grauzone verläßlich regeln oder nicht vielmehr den heilsamen Druck zu Mehrheitsfindung und Kompromiß deutlich schwächen?", fragt er in seinem Papier.
Auf Druck von Rüttgers hatten die Unionsmitglieder vor zwei Wochen bereits gegen einen mit der SPD erarbeiteten Kompromiß zur Einführung des Staatszieles Umweltschutz ins Grundgesetz gestimmt, was zu erheblicher Verärgerung geführt hatte.
Rüttgers forderte die Parteien auf, die anstehenden Grundgesetz-Änderungen ernster zu nehmen. Die Kommission habe nur den Auftrag, eine "Materialsammlung für Gesetzesinitiativen" anzulegen. Die Debatte darüber gehöre ins Parlament und dürfe nicht "im stillen Kämmerlein oder in kleinen Zirkeln" bleiben.
BUKAREST, 25. Februar (AFP). Zwei Schleppzüge aus Rest-Jugoslawien haben in der Nacht zum Donnerstag die Donau an der serbischen Grenze zu Rumänien blockiert. Die Schleppzüge seien gegenüber dem serbischen Hafen Prahovo, 250 Kilometer westlich von Bukarest, vor Anker gegangen und hinderten jeglichen Schiffverkehr an der Durchfahrt, teilte ein Mitarbeiter der rumänischen Schiffahrt-Behörden mit. Mit ihrer Aktion wollten die Besatzungen der Schiffe gegen die Weigerung der rumänischen Behörden protestieren, ihnen die Durchfahrt durch eine rumänische Schleuse zu erlauben. Ein Teil der Kähne sei mit Öl beladen.
ASUNCION, 25. Februar (AFP). Der Hitler-Sekretär Martin Bormann soll nach einem am Mittwoch bekanntgewordenen Polizei-Dokument 1959 in Paraguay an Magenkrebs gestorben sein.
Nach dem von der Zeitung Noticias zitierten Dokument, das aus dem Jahr 1961 datieren und in den Akten der Geheimpolizei des früheren paraguayischen Diktators Alfredo Stroessner gefunden worden sein soll, reiste Bormann 1956 nach Paraguay ein. Dort soll er eine Zeitlang in einer Deutschen-Kolonie 400 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Asuncion gelebt haben. Der frühere Parteisekretär der Nationalsozialisten sei nach langem Leiden am 15. Februar 1959 in dem Haus des damaligen Konsuls der Bundesrepublik, Werner Jung, an Magenkrebs gestorben. Bormann soll dem Dokument zufolge "in der Dunkelheit der Nacht" und "ohne Kreuz und Grabstein" in der Ortschaft Ita, 30 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, von Jung und einem weiteren Mann begraben worden sein.
Nach dem Polizei-Dokument hatte sich der frühere KZ-Arzt Joseph Mengele vergeblich darum bemüht, Bormann von seiner Krankheit zu heilen. Mengele sei 1958 zur Behandlung Bormanns in Paraguay eingetroffen. Nach Angaben der Zeitung stützten sich die in dem Dokument festgehaltenen Erkenntnisse der paraguayischen Behörden zu Bormann teilweise auf von den westdeutschen Geheimdiensten gelieferte Informationen. Bormann war 1946 vom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg in Abwesenheit als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt worden.
SEOUL, 25. Februar (AFP). Der ehemalige Oppositionspolitiker Kim Young Sam ist am Donnerstag als neuer Präsident Südkoreas vereidigt worden. Er ist der erste Zivilist seit über dreißig Jahren, der in Südkorea das höchste Amt im Staat inne hat. Kim Young Sam, Kandidat der regierenden Demokratisch-Liberalen Partei (DLP), hatte sich bei den Wahlen im Dezember mit deutlicher Mehrheit gegen seinen Rivalen Kim Dae Jung von der oppositionellen Demokratischen Partei durchgesetzt. Der 65jährige Kim Young Sam hatte im Wahlkampf angekündigt, Korruption und Mißbrauch in Regierung und Verwaltung zu beseitigen.
HAVANNA, 25. Februar (AFP/Reuter). Bei den Parlamentswahlen in Kuba ist offenbar ein ungewöhnlich hoher Anteil ungültiger Stimmen abgegeben worden.
Wie Korrespondenten in der Nacht zum Donnerstag aus Havanna berichteten, lag in zehn ausgewählten Wahllokalen der Hauptstadt die Zahl der ungültigen oder nicht ausgefüllten Stimmzettel bei zwischen zehn und zwanzig Prozent. Mit der Abgabe ungültiger Stimmen wollten viele Kubaner nach Einschätzung politischer Beobachter offenbar ihrem Protest gegen die politischen Verhältnisse Ausdruck verleihen.
Die Wähler hatten bei den Wahlen am Mittwoch die Möglichkeit, entweder die von ihnen gewünschten Kandidaten anzukreuzen oder ein einziges Kreuz als Blockstimme für die Einheitsliste zu machen. Alle nicht in dieser Weise ausgefüllten Wahlzettel wurden als ungültig angesehen. Der Anteil der Stimmzettel, auf denen nur einzelne Kandidaten, nicht aber die gesamte Liste angekreuzt war, lag in den ausgewählten Wahllokalen bei zwischen acht und 21 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag in diesen Lokalen bei über 98 Prozent.
Bei dem Urnengang vom Mittwoch handelte es sich um die ersten direkten Parlamentswahlen in Kuba seit der Revolution von 1959. Bisher waren die Abgeordneten alle fünf Jahre indirekt von Regionalversammlungen gewählt worden.
Der kubanische Präsident Fidel Castro hat die Hoffnung geäußert, in fünf Jahren nicht mehr das höchste Staatsamt zu bekleiden. "Selbst Marathonläufer werden müde", sagte der 66jährige am Mittwoch abend Journalisten. Er hoffe, daß er 1998 nicht mehr im Amt sein müsse. Castro regiert den Karibik-Staat seit der Revolution im Jahre 1959.
DAKAR, 25. Februar (AFP). Bei den Präsidentschaftswahlen in Senegal hat der bisherige Amtsinhaber Abdou Diouf nach den ersten offiziellen Ergebnissen einen klaren Sieg errungen. Wie die nationale Wahlkommission am Mittwoch abend mitteilte, kam der seit zwölf Jahren regierende Diouf bei den Wahlen vom Sonntag nach Auszählung von einem Viertel der abgegebenen Stimmen auf über 60 Prozent und übertraf damit deutlich die absolute Mehrheit. Abdoulaye Wade, Kandidat der Demokratischen Senegalesischen Partei (PDS), kam mit 27 Prozent auf den zweiten Platz. Die Wahlbeteiligung lag dem amtlichen Teilergebnis zufolge bei rund 45 Prozent.
Grammy-Auszeichnung Triumpf für Eric Clapton
LOS ANGELES, 25. Februar (AFP). Eric Clapton war am Mittwoch abend der Hauptstar bei der "Grammy"-Verleihung. Der 47jährige Rock- und Blues-Veteran erhielt in Los Angeles gleich sechs der begehrten Jahrespreise. Superstar Michael Jackson wurde als lebende Legende ausgezeichnet. Claptons "Tears in Heaven" wurde durch die US-Musikadamie zum besten Song des Jahres gekürt. Der Gitarrist und Sänger Clapton hatte das Stück 1991 nach dem Tod seines vierjährigen Sohnes Conor komponiert, der aus einem Hochhaus in New York gestürzt war.
Zum besten Album des Jahres wurde Claptons "Unplugged" gewählt. Er kommentierte dies so: "Ich war überzeugt, daß die Platte es nicht verdient, veröffentlicht zu werden. Ich glaube, ich habe dies alles nicht verdient. Es gab bessere Sachen." Die Jury sah dies anders und zeichnete ihn auch als besten Rock- und Popsänger aus. Die Neuauflage seines Liedes "Layla" wurde zum besten Rocksong des Jahres gewählt.
Die Musik des Zeichentrickfilms "Die Schöne und das Biest" wurde mit vier "Grammys" ausgezeichnet: Bestes Album für Kinder, beste instrumentale Komposition für einen Film, bestes Lied für einen Film. Das Duo Celine Dion and Peabo Bryson, das den Titelsong spielte, wurde als beste Popgruppe ausgezeichnet.
Michael Jackson nahm den Grammy von seiner Schwester Janet entgegen. "Ich hoffe dies bringt endlich das Gerücht zum Schweigen, das seit so langen Jahren kursiert: Ich und Janet, das sind zwei verschiedene Leute", sagte Jackson.
Die Rockband "Arrested Development" wurde als bester Newcomer und mit "Tennessee" für die beste Rap-Vorführung ausgezeichnet, die irische Gruppe U 2 für "Achtung Baby" und Stevie Ray Vaughan für "Little Wing."
BELFAST, 25. Februar (AFP). Ein Polizist ist am frühen Donnerstag morgen in Nordirland durch einen Bombenanschlag getötet worden. Wie die Polizei mitteilte, war der Beamte privat in seinem Auto 30 Kilometer südwestlich von Belfast in der Grafschaft Armagh unterwegs, als der Sprengsatz explodierte. Der Mann wurde so schwer verletzt, daß er wenig später im Krankenhaus starb. Er ist das 14. Opfer der politisch motivierten Gewalt in Nordirland in diesem Jahr. Zunächst bekannte sich keine Organisation zu dem Anschlag.
JERUSALEM, 25. Februar (AFP). Der Kommandant eines israelischen Panzers hat vor drei Wochen nach einem verfehlten Schuß auf ein anti-israelisches Kommando in Südlibanon Selbstmord begangen, berichtete am Donnerstag die israelische Tageszeitung Haaretz. In seinem Abschiedsbrief habe der Unteroffizier erklärt, der Fehlschuß habe ihm wahrscheinlich den Weg zur Offizierslaufbahn verbaut. Daher habe er seinem Leben ein Ende gesetzt. Bereits im Januar hatte ein Panzerführer derselben Einheit, die in der von Israel besetzten "Sicherheitszone" in Südlibanon stationiert ist, versucht, sich mit einer Granate zu töten.
HANOI, 25. Februar (AFP). Ein vietnamesischer Entführer, der aus einem Airbus der staatlichen Fluggesellschaft über Ho-Tschi-Minh- Stadt regierungsfeindliche Flugblätter abgeworfen hatte, ist zu einer 20jährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wie die amtliche Tageszeitung Nhan Dan heute berichtete, wurde der 46jährige ehemalige Pilot der früheren südvietnamesischen Luftwaffe außerdem vom Obersten Volksgericht dazu verurteilt, der "Vietnam Airlines" 500 700 Dollar (umgerechnet 811 100 Mark) Schadensersatz zu zahlen.
TAUNUSSTEIN, 25. Februar (AFP). Zwei unbekannte Männer haben am Mittwoch abend versucht, ein Asylbewerberheim in Taunusstein-Hahn in Brand zu setzen. Wie die zuständige Polizei am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, bemerkte ein Heimbewohner gegen 22.00 Uhr, wie sich zwei junge Männer an einem der beiden Fertighäuser zu schaffen machten. Kurz darauf nahm er einen Feuerschein wahr und sah die Männer flüchten.
Die Heimbewohner konnten das Feuer selbst löschen. Zur Zeit sind etwa hundert Asylbewerber in den beiden Fertighäusern untergebracht.
Menschen wurden bei dem Anschlag nicht verletzt. Der Sachschaden beschränkte sich auf eine angerußte Hauswand. An der Brandstelle fand die Polizei eine leere Flasche, die nach Benzin roch. Von den Tätern fehlte zunächst jede
ROSTOCK (AFP). Vor dem Landgericht Rostock hat der 25jährige Polizist Rene R. am Mittwoch den wegen Mordversuchs angeklagten arbeitslosen Maler Bernd T. als denjenigen identifiziert, der ihn während der Rostocker Krawalle vom vergangenen August mit einem Molotowcocktail beworfen hatte. Er habe den Täter in den wenigen Sekunden zwischen Tat und Festnahme nicht aus den Augen gelassen, so daß ein Irrtum unwahrscheinlich sei. Der 22jährige Angeklagte hatte am Vortag bestritten, jemals auch nur einen Brandsatz in der Hand gehabt zu haben.
Auch ein zweiter Polizist, der den Angriff beobachtet hatte, sagte als Zeuge aus, er erkenne den Angeklagten wieder.
MAX STREIBL, bayerischer Ministerpräsident, hat Bundeskanzler HELMUT KOHL dazu aufgefordert, sich bei der EG für die Aufhebung oder Änderung einer Reihe von "bürgerfernen" EG-Vorschriften einzusetzen. Als Beispiele für überflüssige Anordnungen nannte Streibl unter anderem Vorschriften über die Gesundheitsgefahren von Schnupftabak. Auf Kritik stieß auch das geplante, "weit überzogene" Kontrollsystem für Finanzbeihilfen in der Landwirtschaft, für das nach Angaben der Staatskanzlei ein "riesiges" vernetztes Melde- und Rechnersystem sowie Satellitenaufnahmen notwendig wären. (AFP)
Mitarbeiter der französischen Fluggesellschaft Air France haben am Donnerstag nach Angaben der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) die Arbeit niedergelegt. Dem Aufruf zu einem eintägigen Streik sei in Frankfurt die gesamte Frühschicht mit etwa 20 Beschäftigten gefolgt, teilte die DAG mit. Dadurch sei es bei den Abflügen zu mehrstündigen Verspätungen gekommen. Ein Unternehmenssprecher sprach dagegen nur von zehn Streikenden und "den üblichen Verzögerungen" am Rhein-Main-Flughafen. Die DAG kündigte Streiks auf allen deutschen Flughäfen an, falls die Air France sich weigere, mit einem "akzeptablen Angebot" an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die Tarifverhandlungen über einen Vergütungstarifvertrag mit Eingruppierungsvorschriften für die etwa 500 Beschäftigten des Unternehmens in der Bundesrepublik waren nach eineinhalb Jahren von der DAG für gescheitert erklärt worden. In der vergangenen Woche hatten sich mehr als 80 Prozent der DAG- Mitglieder bei der Air France für einen Streik ausgesprochen. AFP
MOSKAU, 25. Februar (AFP). Sowjetische U-Boote mit Atomwaffen an Bord sind während der vergangenen Jahrzehnte zehnmal mit westlichen U-Booten unter Wasser kollidiert. Dies berichtete die englischsprachige Tageszeitung Moscow Times am Donnerstag unter Berufung auf zwei russische U-Boot-Kommandanten, die als Berater an Abrüstungsverhandlungen beteiligt waren.
Die Unfälle seien sehr gefährlich gewesen, sagte Hauptmann Waleri Frolow dem Blatt zufolge. "Wenn die kollidierenden Schiffe beide einen Atomreaktor an Bord haben, ist nicht auszudenken, was bei einer Explosion passieren kann", sagte Frolow weiter. Bei den Unfällen sei aber niemand getötet worden.
STUTTGART, 25. Februar (AFP). Die Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Monika Wulf-Mathies, hat vorgeschlagen, Ausländern nach fünf Jahren Aufenthalt in der Bundesrepublik die deutsche Staatsangehörigkeit zu ermöglichen. Gleichzeitig appellierte Wulf- Mathies am Donnerstag in Stuttgart an den Bundestag, die gesetzlichen Grundlagen für eine geregelte Zuwanderung nach Deutschland zu schaffen. "Antiquierte Blut-Paragraphen aus Kaisers Zeiten" und der novellierungsbedürftige Artikel 116 des Grundgesetzes, der den "Deutschen"-Begriff regelt, würden einer modernen Gesellschaft längst nicht mehr gerecht.
Derzeit bleibe Zuwanderungswilligen ohne deutsche Vorfahren häufig nur die Möglichkeit, sich Schlepperbanden auszuliefern, kritisierte die ÖTV-Vorsitzende. In einem Zuwanderungsgesetz könnten auch die Voraussetzungen für jährliche Einwanderungskontingente nach Herkunftsländern, Altersgruppen und Berufsgruppen festgelegt werden.
PARIS, 25. Februar (AFP/opl/Reuter/ dpa). In der somalischen Hauptstadt Mogadischu kam es am Donnerstag erneut zu Gefechten. Bei den Schießereien zwischen somalischen Milizionären und den internationalen Hilfstruppen wurden zwei nigerianische Soldaten getötet, zwei weitere Nigerianer sowie drei US-Marineinfanteristen verletzt. Am Nachmittag griffen US-Streitkräfte ein und setzten Panzer nach Mogadischu in Marsch. US- Hubschrauber kreisten über der Hauptstadt.
US-Militärsprecher Fred Peck sagte am Abend, die Zahl der getöteten und verletzten Somalier sei nicht bekannt. Die Kämpfe unter Einsatz schwerer Waffen hätten rund acht Stunden gedauert.
Die internationalen Truppen der Operation "Neue Hoffnung" hätten den Befehl erhalten, ihre Bewegungen auf das Mindestmaß zu reduzieren, sagte der Offizier Jean-Albert Boudet.
General Aidid, einer der wichtigsten Bandenchefs im somalischen Bürgerkrieg, hatte die Bevölkerung tags zuvor zur Ruhe aufgerufen. Er hatte den internationalen Streitkräften vorgeworfen, die Eroberung der Hafenstadt Kismayo im Süden des Landes nicht verhindert zu haben. Belgische und US-Soldaten hatten es zugelassen, daß die Milizen des Generals Mohamed Hersi "Morgan", eines Schwiegersohns des gestürzten Diktators Siad Barre, die Macht in Kismayo übernahmen. Der lokale Milizführer Omar Jess, dessen Einheiten zuvor von den Alliierten entwaffnet worden waren, wurde aus der Stadt vertrieben. Jess hatte Kismayo im Mai 1992 von "Morgan" erobert.
Die USA hatten "General Morgan" am Dienstag ein Ultimatum bis zur Nacht von Donnerstag auf Freitag gestellt, um seine Truppen aus Kismayo abzuziehen. Bis Donnerstag abend ergaben sich 60 "Morgan"-Kämpfer in Kismayo.
Die USA hatten am Mittwoch Berichte bestritten, wonach US-Soldaten bei Unruhen in Mogadischu neun Menschen erschossen haben. Der Sprecher des US- Außenministeriums sagte in Washington, die von den USA geführte Einsatztruppe sei nach eigenen Angaben für keinen der Todesfälle in Mogadischu verantwortlich.
BRÜSSEL, 25. Februar (AP). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat am Donnerstag Mindestpreise für fünf Arten von Importfisch festgesetzt und diese Regelung zunächst auf vier Monate befristet. Die Gemeinschaft handelte auf Antrag Frankreichs, wo aufgebrachte Fischer in den letzten Tagen vehement gegen die Einfuhr billigen Fischs protestiert haben. Auch während der Beratungen in Brüssel fand eine Demonstration statt.
EG-Sprecher Xavier Prats erklärte, die am Donnerstag von Fischereiexperten aus den zwölf Mitgliedstaaten beschlossene Regelung gelte für Importe aus Rußland, Island, Norwegen und Polen. Betroffen sind unter anderem Hecht, Schellfisch und Kabeljau.
Französische Kartoffelerzeuger blokkierten am Donnerstag die Autobahn Lille-Paris und mehrere weitere Straßen im Norden Frankreichs, um gegen die Absatzkrise und den damit verbundenen Preisverfall zu protestieren.
NEW YORK, 25. Februar (AFP). Die fünf Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates haben sich am Mittwoch auf einen Resolutionsentwurf geeinigt, der den Konfliktparteien im Streit um die Unabhängigkeit der West-Sahara drei Monate Zeit gibt, sich auf die Abhaltung eines Referendums zu einigen. Es gebe immer noch Uneinigkeit zwischen der marokkanischen Regierung und der Rebellenorganisation Polisario darüber, wie die Zahl der Wahlberechtigten für die Volksabstimmung ermittelt werden soll, sagten UN-Diplomaten. Das Referendum ist Teil eines UN-Friedensplans von 1991.
NEU-DELHI, 25. Februar (dpa/AFP/ AP/zky). Bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der extremen hinduistischen Bharatiya Janata Party (BJP) und Sicherheitskräften wurden am Donnerstag in Neu-Delhi mehr als 500 Menschen verletzt, unter ihnen mehrere BJP-Abgeordnete und auch der BJP-Parteiführer Muli Manohar Joshi. Mehrere führende Politiker und Tausende Anhänger der radikalen BJP wurden festgenommen, teilte die Polizei mit. Nach Berichten von Augenzeugen gingen die Sicherheitskräfte mit Tränengas und Stöcken gegen Zehntausende von Demonstranten vor, die zu einer verbotenen BJP-Kundgebung gelangen wollten. Die größte Oppositionspartei in Indien wollte mit der Kundgebung ihren Forderungen nach vorgezogenen Wahlen sowie dem Bau eines Hindu-Tempels auf dem Gelände der im Dezember zerstörten Babri- Moschee in Ayodhya Nachdruck verleihen. Nach Angaben der Hindu-Partei gingen trotz des Verbotes mehr als 100 000 Anhänger auf die Straße.
Die Polizei hatte das größte Polizeiaufgebot in der jüngeren Geschichte Indiens aufgeboten. Große Teile der Hauptstadt befanden sich praktisch im Belagerungszustand. Das Parlamentsviertel war abgeriegelt. Rund 70 000 Mitglieder paramilitärischer Einheiten waren aufgeboten worden, um die 50 000 Polizisten in Neu- Delhi gegen die Hindu-Extremisten zu unterstützen. Nach Presseberichten waren schon im Vorfeld der Demonstration am Mittwoch in ganz Indien etwa 100 000 Anhänger der Hindu-Partei festgenommen worden, davon allein 15 000 in Neu- Delhi.
Unter den etwa 100 festgenommenen Politikern der radikalen Hindu-Partei befanden sich nach Angaben der Polizei die BJP-Führungspolitiker Lal Krishna Advani und Atal Behari Vajpayee. Sie hätten versucht, die Absperrung um einen zentralen Platz zu durchbrechen, an dem die Kundgebung stattfinden sollte. Dort sind auch mehrere Regierungsgebäude. An anderen Plätzen der Stadt seien Tausende von Anhängern der Partei in Polizeigewahrsam genommen worden, hieß es. Sie wurden in Busse verfrachtet und in umliegende Sportstadien gebracht, wo provisorische Internierungslager eingerichtet worden waren.
Innenminister Rajesh Pilot und die regierende Kongreßpartei erklärten den Marsch auf Neu-Delhi für "gescheitert" und bezeichneten die Demonstration als "Fehlschlag". Die Situation in Neu-Delhi sei friedlich und unter Kontrolle. Nach Augenzeugenberichten hatte die Polizei zentrale Stadtviertel abgeriegelt und kontrollierte Autofahrer und Passanten. Zahlreiche Geschäfte, Büros und Schulen seien geschlossen gewesen. Pilot wollte mit einem großen Aufgebot an Ordnungskräften die Demonstration im Keim ersticken. Die indische Armee befand sich seit Dienstag in Alarmbereitschaft.
BJP-Führer Advani beanspruchte den moralischen Sieg für seine Partei. Ziel der Versammlung sei es gewesen, die Stärke der BJP zu demonstrieren. Dies sei mit der Art, wie die Regierung reagiert habe, erreicht worden. Advani forderte den sofortigen Rücktritt von Premierminister Narasimha Rao. Er warf der Regierung vor, sie plane, die Demokratie in Indien zu zerstören. Ein weiterer Abgeordneter, Baikunth Lal Sharma, beschuldigte den Ministerpräsidenten, "Krieg gegen Zivilisten" zu führen.
Beobachter sagten nach den gewaltsamen Zwischenfällen, diese verhießen "nichts Gutes". Sie verwiesen darauf, daß die Hauptstadt eines 900-Millionen-Volkes durch die Aktionen einer Partei völlig lahmgelegt worden sei, die den Machtkampf mit der Regierung nicht im Parlament, sondern auf der Straße austrägt. Mit ihren überzogenen Gegenmaßnahmen habe die Regierung Hilflosigkeit gezeigt.
Die Zerstörung der Babri-Moschee in Ayodhya im Dezember hatte in ganz Indien blutige Unruhen zwischen Moslems und Hindus ausgelöst. Mehr als 1000 Menschen waren getötet worden. Wegen der Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften hatte die Regierung alle Demonstrationen in Neu-Delhi für drei Monate untersagt. (Kommentar Seite 3)
PARIS, 25. Februar (AFP). Die Franzosen werden immer empfänglicher für rassistisches Gedankengut, obwohl Zahl und Schwere rassistischer Gewalttaten seit 1989 und insbesondere 1992 deutlich abgenommen haben. Das geht aus dem Jahresbericht der Kommission für Menschenrechte hervor, der am Donnerstag in Paris veröffentlicht wurde. Nach einer im Auftrag der Kommission im November 1992 vorgenommenen Meinungsumfrage ist "die französische Gesellschaft sich des wachsenden Rassismus weitgehend bewußt, vor allem des Rassismus gegen Nordafrikaner, den sie als Widerspruch gegen ihre Werte mißbilligt". Trotzdem nehmen eindeutig rassistische oder diskriminierende Haltungsweisen selbst unter den Jugendlichen oder Sympathisanten der Linken in Frankreich laut Bericht "beängstigend" zu.
Laut der Repräsentativumfrage kann jeder fünfte Franzose als überzeugter Rassist angesehen werden. Für jeden Dritten stellt der Rassismus eine Versuchung dar. Dieser Anteil war dem Bericht zufolge noch nie so hoch. Paradoxerweise wünschen die Franzosen Maßnahmen gegen Rassismus und die aus der Einwanderung resultierenden Probleme. Sie fordern vom Staat einen "verstärkten Kampf gegen illegale Einwanderer und Straffällige, aber auch eine strengere Anwendung der antirassistischen Gesetzgebung sowie ein Programm zur effektiven Eingliederung der Ausländer".
Aufgrund von Statistiken des Innenministeriums notiert der Bericht, daß die Zahl und vor allem die Schwere rassistischer oder antisemitischer Gewaltaktionen seit 1989 konstant rückläufig ist. Besonders deutlich war dieser Rückgang 1992. Während 1988 bei 64 rassistisch motivierten Straftaten drei Menschen getötet und 51 weitere verletzt wurden, sank die Zahl dieser Straftaten 1992 auf 28, dabei wurde niemand getötet, verletzt wurden 15 Personen. Das "Abflauen des Skinhead-Phänomens" erklärte diesen Rückgang ebenso wie ein Abwarten der "harten" Elemente vor den Wahlen, von denen sie sich rechte Erfolge erhofften.
HAMBURG, 25. Februar (AFP/dpa). Die von den Arbeitgebern Sachsens und Berlin-Brandenburgs ausgesprochene Kündigung des Tarifvertrags in der Metallindustrie über eine stufenweise Anhebung der Löhne und Gehälter an Westniveau war nach Ansicht des Hamburger Wissenschaftlers Ulrich Zachert nicht rechtens. In einem vom Bezirksverband Küste der IG Metall bestellten und am Donnerstag veröffentlichten Gutachten kommt Zachert zu dem Ergebnis, daß die Berufung auf ökonomische Faktoren nicht ausreiche, um eine fristlose Kündigung der Vereinbarung auszusprechen.
Schlichter Herbert Ehrenberg, der die gescheiterten mecklenburgischen Verhandlungen geleitet hatte, kritisierte die Arbeitgeber. Sie hätten die Schlichtung einseitig scheitern lassen und außerdem keine Zahlen über ihre ökonomische Situation vorgelegt. Bezirksleiter Frank Teichmüller sagte, die Arbeitnehmer seien streikbereit. Aus Protest gegen die Kündigung des Tarifvertrages blockierten am Donnerstag 250 Beschäftigte aus Wurzener Betrieben in Sachsen die Bundesstraße 6. In Ludwigsfelde (Brandenburg) demonstrierten 400, in Schönebeck (Sachsen-Anhalt) 950 Metaller.
Nach Sachsen und Berlin-Brandenburg kündigten auch die Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern den Stufentarifplan. (Siehe auch "Im Blickpunkt")
LUANDA, 25. Februar (AFP/AP). Bei heftigen Kämpfen zwischen angolanischen Regierungstruppen und Einheiten der Rebellenbewegung Unita in Huambo sollen am Mittwoch abend mindestens 500 Menschen getötet worden sein. Wie aus Militärkreisen in der Hauptstadt Luanda weiter verlautete, gingen 15 Gebäude nach Artilleriebeschuß in Flammen auf. Nach Unita-Angaben wurden 20 Regierungssoldaten getötet.
Angola droht infolge des anhaltenden Bürgerkriegs in naher Zukunft eine Hungersnot von ähnlichen Ausmaßen wie die in Somalia. Diese Auffassung vertrat die Sprecherin des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), Mercedes Sayagues, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Johannesburg. Sayagues sagte, für kommende Woche seien mehrere Lebensmitteltransporte geplant. Die Regierung habe aber noch keine Hilfsflüge genehmigt. Und es bestehe die Gefahr, daß Unita-Rebellen die UN-Flugzeuge abschießen.
LONDON, 26. Februar (AFP). Die 70jährige Britin Lena Collison hat die Firma Heinz in arge Verlegenheit gebracht: Sie zählte die Bohnen in einer Konservendose nach und stellte dabei fest, daß 57 Hülsenfrüchte fehlten. Am Donnerstag bestätigte die Firma den Verdacht der Lady, daß die Dose ein wenig kleiner geworden sei, ohne daß dies angekündigt und der Preis gesenkt worden wäre. Das neue Format sei "sehr verbreitet in der EG" und werde wohl allgemeine Industrienorm werden, sagte ein Heinz-Sprecher. Den Preis habe sein Unternehmen schon seit drei Jahren nicht mehr angehoben.
Die 70jährige Dame kommentierte trocken: "Irgend etwas stimmt nicht, wenn der gemeinsame Markt beginnt, Verordnungen über die Anzahl der Bohnen zu erlassen, die die Leute essen dürfen.""Klima der Angst" in Burma
GENF, 26. Februar (AFP/AP). Ein "Klima der Angst" herrscht laut einem Bericht der UN-Menschenrechtskommission in der südostasiatischen Republik Burma. Vor allem Angehörige ethnischer Minderheiten und politische Gegner der Militärjunta müßten Zwangsarbeit leisten und fänden häufig durch Mißhandlungen den Tod, schrieb der Sonderberichterstatter der UN-Kommission, der Japaner Yozo Yokota, in seinem am Donnerstag in Genf veröffentlichten Bericht.
Yokota warf dem Militärregime weiter vor, für willkürliche Hinrichtungen und Folterungen verantwortlich zu sein. Vor allem verlangte der UN-Sondergesandte die Freilassung der Friedens-Nobelpreisträgerin und burmesischen Oppositionsführerin, Aung San Suu Kyi, die seit drei Jahren unter Hausarrest steht. Auf der Grundlage dieses Berichts wird die UN- Menschenrechtskommission demnächst eine Resolution verabschieden.
Der Chef der Militärjunta, General Khin Nyunt, leugne, daß es in Burma politische Unterdrückung gebe, berichtete Yokota von seinem Besuch in dem Land.
GENF, 26. Februar (AFP). US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrej Kosyrew haben ein Gipfeltreffen der beiden Präsidenten Bill Clinton und Boris Jelzin für den 4. April vereinbart. Dies teilte Kosyrew am Donnerstag in Genf mit, wo er Christopher erstmals seit dem Amtsantritt der US-Regierung getroffen hatte.
Christopher unterstrich nach den Gesprächen, wie sehr seinem Land an dem Erfolg der Reformen Jelzins in Rußland gelegen sei. Ferner teilte der US-Außenminister mit, daß er mit Kosyrew über Möglichkeiten zur Wiederaufnahme der Nahost-Friedensverhandlungen beraten habe. Die USA und Rußland wollten die Konfliktparteien für den kommenden April zur Fortsetzung ihrer im Dezember abgebrochenen Gespräche nach Washington einladen. Auf seiner Reise durch den Nahen Osten habe er in allen Ländern einen "sehr starken Konsens" für die Wiederaufnahme erfahren.
Über den Ort des Gipfeltreffens Clinton-Jelzin sei noch nicht entschieden, fügte Christopher hinzu. Washington lege "größten Wert" auf ein Gelingen der Reformen des russischen Präsidenten sowie auf eine "starke Zusammenarbeit und eine wahrhafte Partnerschaft" mit Rußland, sagte der US-Außenminister.
Hinsichtlich des Nahen Ostens vereinbarten die Außenminister, die Vermittlungsversuche ihre Länder, die Schirmherren der Nahost-Friedensgespräche sind, zu intensivieren. Wann die Verhandlungen wieder aufgenommen werden können, ist noch unklar.
Kosyrew übermittelte Christopher den Wunsch seiner Regierung, wieder Zutrittsrecht zum Waffenmarkt zu erhalten, um konventionelle Waffen verkaufen zu können. Christopher äußerte sich dazu und zu den Abrüstungsverhandlungen sehr zurückhaltend. In dem Frühstadium der Gespräche seien die USA noch zu "keiner Schlußfolgerung" gekommen.
BUTZBACH, 25. Februar (lhe). Eine kilometerlange Spur aus acht Tonnen Brauereirückständen hat ein Lastwagen in der Nacht zum Donnerstag auf den mittelhessischen Autobahnen gelegt. Die feuchte, breiartige Masse - sogenannter "Treber" - fror sofort an und beschäftigte die Autobahnmeistereien bis in den Morgen, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt mit. Auf dem Weg von Freudenberg (Kreis Siegen) nach Kassel habe sich ein Sicherungsbolzen der Heckklappe gelöst. Butzbacher Autobahnpolizisten hätten den Lastwagen schließlich auf der Autobahn Frankfurt-Kassel bei Reiskirchen (Vogelsbergkreis) gestoppt.
FRANKFURT A. M., 25. Februar (lhe). Der unter dem Verdacht der Bestechlichkeit festgenommene Bürgermeister von Kriftel, Werner Börs (64), bleibt vorerst in Untersuchungshaft. Die Verteidigung habe ihren Antrag auf Haftprüfung zurückgezogen, bestätigte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Donnerstag auf Anfrage. Die Frau des Politikers und Spitzenkandidaten der lokalen CDU der Kommunalwahl am 7. März dürfe ihren Mann wegen Verdunklungsgefahr nicht mehr besuchen. Mittlerweile werde gegen einen Dritten wegen des Verdachts der versuchten Strafvereitelung ermittelt: Dieser habe offenbar versucht, Beweisstücke gegen den Bürgermeister beiseite zu schaffen.
BAD EMSTAL, 25. Februar (lhe). Brennendes Fett in einem Topf hat am Mittwoch abend eine Dachwohnung in einem mehrgeschossigen Doppelhaus in Flammen gesetzt und ausbrennen lassen. Die Höhe des Schadens: Rund 600 000 Mark. Wie ein Sprecher der Kasseler Polizei am Donnerstag mitteilte, hatte eine 46jährige Hausfrau in ihrer Küche einen Topf mit Fett erhitzt und dann vergessen, weil es an der Wohnungstür geklingelt hatte. Als die Frau in die Küche zurückkam, war der Raum schon voller Qualm, und das Fett im Topf brannte. Die Flammen griffen erst auf die ganze Wohnung über, breiteten sich dann auf den darüberliegenden Dachstuhl aus und fraßen sich von dort in die angrenzende Doppelhaushälfte durch, wo zwei Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
FRANKFURT A. M., 25. Februar (lhe). Hessens Friseure wollen "lieber Haare schneiden als Briefmarken verkaufen". Der Landesinnungsmeister des hessischen Friseurhandwerks, Alfred Schmitt, reagierte damit am Donnerstag in Frankfurt "mit sehr großen Bedenken" auf den Vorschlag von Postminister Wolfgang Bötsch (CSU), Friseure sollten künftig Briefmarken und andere Dienstleistungen der Post anbieten. "Diese Tante-Emma-Vorstellung ist vielleicht noch im Bayerischen Wald oder sonstwo auf dem Lande möglich", sagte Schmitt. Bei den Schwierigkeiten der Coiffeure, besonders in Ballungsräumen qualifiziertes Personal zu bekommen, könnten zusätzliche Aufgaben kaum noch übernommen werden. Nicht Kunden- sondern Personalmangel sei für gut geführte Betriebe ein Problem.
WIESBADEN. Die FDP-Landtagsfraktion hat ein wohnungspolitisches Maßnahmenpaket vorgelegt, nach dem im Zweifelsfall ein Vorrang für den Wohnungsbau vor dem Naturschutz durchgesetzt werden und die steuerliche Förderung beim Kauf gebrauchter Wohnungen wegfallen soll. Der Abgeordnete Jörg- Uwe Hahn schlug außerdem in Wiesbaden vor, Gemeinden, die baureifes Land bereitstellten, im kommunalen Finanzausgleich einen Vorteil zu gewähren.
In ganz Hessen fehlten rund 200 000 Wohnungen, davon allein 80 000 in Südhessen. Besonders im Rhein-Main-Gebiet mache sich der hohe Preis von Bauland, der Zustrom von Arbeitnehmern und der Trend zum Single-Haushalt auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar. Hinzu komme ein steigender Anspruch: Seien 1960 noch durchschnittlich 20 Quadratmeter Wohnfläche auf jeden Bürger entfallen, so seien es mittlerweile schon 37 Quadratmeter. lhe
DARMSTADT. Die hessischen Metallarbeitgeber wollen die bisherige Form der Lohnfortzahlung bei Krankheit ändern und die Arbeitszeit flexibler regeln. Schon im Sommer werde sein Verband mit der IG Metall über "neue Wege" in der Tarifpolitik sprechen, sagte Verhandlungsführer Walter Schlotfeldt.
Es dürfe nicht mehr möglich sein, daß ein Beschäftigter im Krankenbett zuvor bezogene Zuschläge immer weiter kassiere und so unter Umständen höhere Einkünfte erziele als an seinem Arbeitsplatz. Betriebe müßten zuschlagfreie Überstunden ohne Zustimmung des Betriebsrats anordnen dürfen.
Der scheidende Opel-Manager bezweifelte, ob die derzeitigen Regelungen von Arbeitszeit und Lohnfortzahlung noch angebracht seien; sie stammten aus einer Zeit mit weniger Jahresurlaub und längerer Wochenarbeitszeit. Die Rezession lege das in den hohen Lohnkosten bestehende Grundproblem der deutschen Wirtschaft offen. lhe
KASSEL. Vor den Augen seiner Schüler hat sich am Donnerstag morgen ein Berufsschullehrer in Kassel aus dem Fenster im dritten Stock der Schule gestürzt. Der 51jährige war nach dem Bericht der Polizei sofort tot. Ein Motiv für den Freitod könne im psychischen Bereich liegen, hieß es. Der Mann sei in psychiatrischer Behandlung gewesen.
Beim Betreten der Klasse sagte der Lehrer zu seinen 20 Schülern im Alter von etwa 18 Jahren: "Es ist hier eine relativ schlechte Luft". Danach öffnete er ein Fenster und stürzte sich hinaus. lhe
FRANKFURT A. M. Bei einer Serie von Unfällen auf der Autobahn Gießen- Frankfurt sind am Donnerstag abend bei Friedberg sieben Personenwagen kollidiert. In den Trümmern der Fahrzeuge wurde ein Autofahrer getötet, mehrere andere erlitten schwere Verletzungen. Die Fahrbahn in Richtung Süden war nach Mitteilung der Autobahnpolizei Butzbach für längere Zeit blockiert. lhe
Zur Person:
HANNELORE RÖNSCH, Familienministerin, hat gefordert, familiäre Interessen in der Arbeitswelt stärker zu berücksichtigen. Es liege im Interesse der Arbeitgeber, Rücksicht auf Familien zu nehmen, sagte die CDU-Politikerin (Bild: Kucharz) in Bonn. Wenn Arbeitnehmer etwa von Fragen der Kinderbetreuung unbelastet seien, hätten sie "den Kopf frei für kreative Arbeit". Zudem gebe es Erkenntnisse, daß die Krankheitsrate niedriger sei, wenn Firmen die Interessen von Familien berücksichtigten. Familienfragen sollten deshalb ähnlich wie Umweltaspekte zu einem Teil der Unternehmensphilosophie werden. Frau Rönsch plädierte dafür, betriebliche, schulische und andere Formen der Kinderbetreuung auszubauen. In diesem Zusammenhang warf sie den Kommunen vor, in den Haushalten "Schnörkel" zu finanzieren und zugleich den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz als nicht bezahlbar hinzustellen. Die Städte und Gemeinden müßten ihre Haushalte so gestalten, daß die Belange von Familien das nötige Gewicht hätten. Zudem appellierte die Ministerin an die Männer, familiäre Tätigkeiten nicht länger hauptsächlich den Frauen aufzubürden. (KNA)
FRANKFURT, 25.2.93 (KNA) Zwischen sakralen und profanen Motiven der postmodernen Architektur gibt es ein auffälliges Wechselspiel: Sakralbauten werden profaniert, Profanbauten sakralisiert. Darauf wies der Kunsthistoriker, Entertainer und klerikal-kritische Journalist Dieter Bartetzko beim "Aschermittwoch der Künstler" hin, zu dem das Bistum Limburg in den Frankfurter Römer-Keller eingeladen hatte. In einem Lichtbildervortrag berichtete Bartetzko über die Entwicklung der christlichen Sakralarchitektur aus der heidnischen Profanarchitektur der römischen Antike heraus und zeigte eine Verschmelzung von sakralen und profanen Baumotiven im Früh- und Hochmittelalter auf. Nach dem Höhepunkt der Profanierung der sakralen Baukunst im Klassizismus komme es, so der Referent, in der Industriearchitektur des späten 19. und 20. Jahrhunderts zu einer "Wiedergeburt der Kathedrale" und ihrer Bauformen. Zum Beleg verwies Bartetzko auf Frankfurter Bauten wie Banken, Wohnanlagen, Messeturm und Museen.
WASHINGTON, 25. Februar (epd). Die Weltbank hat der Volksrepublik China für ländliche Entwicklungsprogramme Kredite über 310 Millionen US-Dollar zugesagt. 200 Millionen Dollar, von denen 100 Millionen als stark verbilligte Kredite vergeben würden, seien für ein Programm zur Überwachung von Überschwemmungen im Taihu-Becken westlich von Shanghai vorgesehen, teilte die Bank in Washington mit. Die Überflutungen während der Monsun-Zeit verursachten den 36 Millionen Bewohnern der Region große wirtschaftliche Verluste.
Ein weiterer verbilligter Kredit der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA), einer Weltbank-Tochtergesellschaft, über 115 Millionen Dollar solle derLandwirtschaft helfen.
WASHINGTON, 25. Februar (Reuter). Die Abgeordneten und Senatoren der USA wollen im Sinne der von Präsident Bill Clinton angekündigten Sparmaßnahmen im kommenden Jahr auf die Erhöhung ihrer Diäten verzichten.
Führende Politiker der Republikaner und Demokraten in beiden Häusern des Kongresses teilten am Mittwoch mit, die Jahresbezüge sollten zum 1. Januar 1994 nicht wie geplant um 2,1 Prozent angehoben werden. Das Grundgehalt der Parlamentarier liegt derzeit bei umgerechnet rund 215 000 Mark jährlich.
WASHINGTON, 25. Februar (Reuter). Die USA wollen von Rußland 500 Tonnen angereichertes Uran kaufen, das von Atomwaffen stammt, die aufgrund von Rüstungsabkommen verschrottet werden müssen.
Der Leiter der US-Delegation zur Umsetzung der Abkommen, Generalmajor William Burns, sagte am Mittwoch vor dem Streitkräfteausschuß des Senats weiter, beide Staaten hätten eine entsprechende Grundsatzvereinbarung unterzeichnet. Die Verträge und der Kaufpreis würden derzeit ausgehandelt. Das radioaktive Material solle nach den vorhandenen Kapazitäten in die USA gebracht werden.
WASHINGTON, 25. Februar (Reuter). Die Popularität von US-Präsident Bill Clinton ist nach einer neuen Umfrage seit der Vorstellung seines Wirtschaftsprogramms gestiegen. Der Fernsehsender ABC meldete am Mittwoch abend, 63 Prozent der Befragten befürworteten die Politik des Präsidenten. Vor neun Tagen seien es nur 54 Prozent gewesen. 30 Prozent kritisierten seine Amtsführung, hieß es weiter. Das Wirtschaftsprogramm war am 17. Februar vorgestellt worden. Es sieht Steuererhöhungen für besser Verdienende und Etatkürzungen vor.
NEU-DELHI, 25. Februar (Reuter). Die indische Polizei hat nach Angaben von Augenzeugen am Donnerstag den Hindu-Anführer Lal Krishan Advani festgenommen, weil er dem Verbot einer geplanten Massenkundgebung trotzen wollte. Außerdem seien in der Hauptstadt Neu-Delhi zahlreiche weitere Menschen in Gewahrsam genommen worden. Den Angaben zufolge wurde Advani, Chef der radikalen Bharatija-Janata-Partei (BJP) festgenommen, als er von der Kühlerhaube eines Wagens aus Hunderte Anhänger ansprach und zum friedlichen Verhalten bei der Demonstration ermahnte. Die Regierung hat rund 75 000 Polizisten aufgeboten, um den Protest zu verhindern.
MOSKAU / WASHINGTON, 25. Februar (Reuter/dpa). Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher hat den Westen davor gewarnt, das krisengeschüttelte Rußland politisch als zweitrangig zu behandeln und zu isolieren.
Dies könnte "negative Wirkungen nach innen haben" und Rußlands Bemühungen um Demokratie gefährden, sagte Genscher heute vor Journalisten in Moskau, wo ihm die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Hochschule für Internationale Beziehungen verliehen wurde. Rußland müsse rasch in den Europarat und in die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten des Westens (G-7) aufgenommen werden.
In seiner Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde rief der Ex-Minister zu einer "neuen, aktiven, kohärenten und umfassenden Rußlandpolitik des Westens" auf. Rußland sei in die gesamteuropäische und die internationale Kooperation einzubeziehen. Davon hänge die "Stablität im Raum von Vancouver bis Wladiwostok" ab. Vor Journalisten betonte Genscher vor Gesprächen mit führenden Politikern Rußlands: "Es wäre falsch, wenn wir Rußland . . . geringer achteten als die Sowjetunion, mit der wir uns in ideologisch-militärischer Konfrontation befunden haben."
US-Präsident Bill Clinton und der britische Premierminister John Major glauben nicht, daß der russische Präsident Boris Jelzin gefährdet ist.
Clinton sagte am Mittwoch, Jelzin sei "nicht durch das, was geschehen ist, gelähmt worden. . . . Ich weiß, daß er einige Probleme mit dem Kongreß hat, aber das gehört dazu, in einer demokratischen Gesellschaft mit einem vom Kongreß getrennten unabhängigen Präsidenten zu leben". Major sagte, er glaube nicht, daß Jelzin "durch den gegenwärtigen Konflikt so geschwächt ist, daß er aufgibt."
WARSCHAU, 25. Februar (Reuter). Aus Protest gegen die Wirtschafts- und Regionalpolitik der Regierung in Warschau haben Beschäftigte in der mittelpolnischen Region um Lodz am Donnerstag einen zweitägigen Generalstreik begonnen. Der polnische Rundfunk meldete, in fünf Provinzen würden Züge bestreikt. In Lodz standen die öffentlichen Verkehrsmittel still. Außerdem seien Arbeiter in rund 40 Betrieben in der mittelpolnischen Stadt im Ausstand.
Die Regionalorganisation der Gewerkschaft Solidarität hat zum Generalstreik aufgerufen, um der Forderung nach einem Restrukturierungsplan für die von Arbeitslosigkeit hart betroffene Region Nachdruck zu verleihen. Lodz und Umland leben von der Textilindustrie.
MÜNCHEN, 25. Februar (Reuter). Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) hat Bundeskanzler Helmut Kohl einen Katalog "überflüssiger und bürgerferner" EG-Vorschriften übersandt, für deren Streichung sich Kohl einsetzen soll. Der Katalog sei das Ergebnis einer Überprüfung des EG-Rechts durch die bayerische Staatsregierung, teilte die bayerische Staatskanzlei am Donnerstag mit. Viele EG-Vorschriften seien überflüssig oder müßten zumindest geändert werden. Als Beispiel nannte Streibl die EG-Vorschriften über Gesundheitsgefahren des Schnupftabaks.
INGOLSTADT (rtr). Bei der VW-Tochter Audi könnten unter Annahme ungünstigster Rahmenbedingungen bis 1997 rund 9000 Arbeitsplätze verschwinden. Das steht in einem Papier, das ein Firmen-Sprecher als "intern" und "theoretisch" bezeichnete. Für das laufende Jahr hatte Vorstandschef Franz Josef Kortüm kürzlich von einem Personalabbau von "4000 plus X" gesprochen, wobei das "X" den Effekt der Fluktuation bezeichnet. Von diesen mindestens 4000 Stellen sollen 3000 in Ingolstadt und 1000 in Neckarsulm entfallen.
Audi beschäftigte Ende vergangenen Jahres weltweit etwas mehr 37 000 Männer und Frauen. Selbst der in dem "internen Papier" unter konjunkturell "sehr pessimistischen" Annahmen genannte Abbau könnte dem Firmen-Sprecher zufolge sozialverträglich und damit ohne betriebsbedingte Kündigungen durchgezogen werden. Dessen ungeachtet seien in dieser Zahl etliche, auch positiv wirkende Faktoren nicht berücksichtigt, wie Chancen durch neue Auto-Modelle oder Rückholen von ausgelagerten Arbeiten. Die Stellenstreichungen dieses Jahres sollen zu erheblichem Teil mit Auflösungsverträgen über die Bühne gebracht werden. Kurzarbeit im zweiten Quartal ist nach den Zwangspausen in den ersten drei Monaten aus heutiger Sicht nicht geplant.Parlament in Zaire belagert
KINSHASA, 25. Februar (Reuter). Mit der Belagerung des zairischen Parlaments wollten Hunderte schwerbewaffnete Soldaten am Donnerstag die Anerkennung der umstrittenen Fünf-Millionen- Zaire-Banknoten erzwingen. Die Soldaten hielten rund 400 Abgeordnete bereits den zweiten Tag in Kinshasa fest.
Sie verlangten vom stellvertretenden Vorsitzenden des Hohen Rates der Republik, Joseph Ileo, eine Erklärung, in der dieser die neuen Banknoten billigen sollte. Die Einführung der neuen Scheine im Wert von etwa zwei Dollar durch Präsident Mobutu Sese Seko hatte Ende Januar in Kinshasa zu Unruhen und Plünderungen mit mehreren hundert Toten geführt, weil die Soldaten damit fast nichts bezahlen konnten. Die meisten Händler hatten die Scheine abgelehnt, nachdem Ministerpräsident Etienne Thsisekedi diese für ungültig erklärt hatte. Der Machtkampf zwischen Präsident und Regierungschef gipfelte vor drei Wochen in der Entlassung Thsisekedis durch Mobutu, die Thisekedi aber nicht anerkennt.
BERLIN, 25. Februar (Reuter). In Berlin und Brandenburg werden dem Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge 1993 etwa 15 000 Ausbildungsplätze fehlen. Der Landesbezirk des DGB teilte am Donnerstag in Berlin mit, die Situation werde durch zusätzlich 11 000 arbeitslose Jugendliche bis zum 20. Lebensjahr verschärft. Ein Sonderprogramm des Bundes sei "überfällig". Die Ausbildungsplatzgarantie, die der Bundeskanzler angeboten habe, müsse eingelöst werden. Der DGB appellierte an die Berliner und Brandenburger Wirtschaft, die Jugendlichen nicht im Stich zu lassen.
SANTIAGO DE CUBA, 25. Februar (Reuter/dpa/rin). Der kubanische Präsident Fidel Castro wird sein Amt als Staatsoberhaupt in fünf Jahren möglicherweise abgeben. Dies deutete Castro anläßlich der ersten Direktwahl des kubanischen Parlaments auf einer Pressekonferenz in Santiago de Cuba an. Er gehe davon aus, daß andere es genauso gut, besser oder sogar viel besser machen könnten, sagte der 66jährige in der Nacht zum Donnerstag. Er hoffe, daß er in fünf Jahren nicht wieder zur Wahl als Abgeordneter vorgeschlagen werde. "Auch Marathon-Läufer werden müde", sagte Castro, der Kuba seit dem Sieg der kommunistischen Revolution 1959 regiert.
Castro hatte sich bei der Wahl am Mittwoch um eines der 589 Mandate beworben. Das Parlament wird im März den Staatschef wählen. Zum Ausgang der Wahlen sagte er, allem Anschein nach seien alle Kandidaten gewählt worden. Er rechne damit, daß 98 Prozent der 7,8 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hätten. Die Wahl sei ein überwältigender Erfolg gewesen und habe gezeigt, daß die Mehrheit Kubas sozialistisches System unterstütze.
Viele Kubaner nutzten die Wahlen nach Beobachtungen ausländischer Korrespondenten offenbar zu einem Protest. Nach ihren Angaben waren in mehreren Wahllokalen in der Hauptstadt Havanna zwischen zehn und zwanzig Prozent der Stimmzettel nicht ausgefüllt oder ungültig gemacht worden. Offizielle Angaben über die Zahl der ungültigen Stimmen lagen bis zum Redaktionsschluß nicht vor.
Bei den Wahlen zur Nationalversammlung und den 14 Provinzparlamenten gab es in jedem Wahlkreis nur einen offiziellen Bewerber. Gegenkandidaten waren im kommunistischen Ein-Parteien-Staat der Karibik-Insel nicht zugelassen worden.
(Kommentar Seite 3)
BERLIN, 25. Februar (Reuter). Zwei kolumbianische Drogenkuriere sind auf dem Berliner Flughafen Tegel festgenommen worden, als sie 6,3 Kilogramm Kokain in Fruchtsaftdosen von Venezuela nach Rom schmuggeln wollten. Die geständigen Männer im Alter von 29 und 51 Jahren hätten die Ware in Reisetaschen sowie falsche spanische Pässe bei sich getragen, teilte die Polizei am Donnerstag in Berlin mit. Das Kokain sei gepreßt und mit Kautschuk befestigt gewesen. Den Auftrag hätten die Kuriere nach eigenen Angaben "aufgrund ihrer schlechten sozialen Lage" angenommen.
BONN, 25. Februar (Reuter). Neben der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UN) wird aller Voraussicht nach auch eine Gruppe internationaler Menschenrechtsorganisationen die ausländerfeindlichen Vorfälle in Deutschland untersuchen. Das kündigte der Sprecher der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, Herbert Leuninger, am Donnerstag im Saarländischen Rundfunk an. Es sei eine "Kommission mit hochrangigen Persönlichkeiten" geplant, die die Vorfälle in der Bundesrepublik auch politisch untersuchen solle. Die Bundesrepublik stehe international "am Pranger" und müsse alles tun, um dort wegzukommen.
Wenn der Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskonferez, der am Freitag in Genf ein Mandat bekommen soll, eine Untersuchung in der Bundesrepublik durchführen werde, werde dies also "nicht die letzte" sein, sagte Leuninger.
JAKARTA, 25. Februar (Reuter/dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl hat sich am Donnerstag in Jakarta befriedigt über die Auffassung Indonesiens geäußert, daß Menschenrechtsfragen im Kontext der Vereinten Nationen gelöst werden müßten. Kohl sagte nach Abschluß seiner Gespräche mit Präsident Suharto, er habe das Thema angesprochen. Dies müsse unter Freunden möglich sein. Der Kanzler äußerte vor der Presse zugleich Verständnis für die Abneigung Indonesiens, solche Fragen öffentlich zu diskutieren. Menschenrechtsgruppen hatten zuvor gegenüber Parlamentariern, die Kohl begleiten, eine Behinderung von Kirchen und Opposition beklagt.
Ausweichend antwortete Kohl auf die Frage nach seiner Position zu Suhartos Wunsch, als Vorsitzender der Blockfreien-Bewegung beim Weltwirtschaftsgipfel in Tokio deren Vorstellungen zur Nord- Süd-Zusammenarbeit vortragen zu dürfen. Dies müsse von allen sieben Gipfelteilnehmern entschieden und vom Gastgeber Japan verkündet werden.
Der Kanzler sagte weiter, Deutschland sei als Folge der vereinbarten engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit auch bereit, Spitzentechnologie nach Indonesien zu bringen. Der Handelsaustausch beider Staaten habe sich in den vergangenen Jahren vervierfacht. 1992 lag er bei rund fünf Milliarden Mark. Als Entwicklungshilfe erhält Indonesien pro Jahr gut 100 Millionen Mark.
Kohl hob die "ganz besonders freundschaftlichen Beziehungen" zu Indonesien hervor. Er erinnerte daran, daß rund 10 000 Studenten und Praktikanten in Deutschland eine Ausbildung erhielten und Suharto das erste Staatsoberhaupt war, das nach der deutschen Einigung nach Bonn kam.
Staatssekretär Hans-Peter Repnik aus dem Entwicklungshilfeministerium hatte zuvor ein Kreditabkommen im Umfang von 110 Millionen Mark unterzeichnet. Das zinsgünstige Geld soll hauptsächlich für die Energieversorgung in Bali und Sumatra verwandt werden. Ferner wurde ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei umwelttechnischen Projekten unterschrieben.Bullen setzen sich durch
FRANKFURT A. M. (FR). Getragen von deutlichen Kursgewinnen bei Deutsche Bank und Allianz, legte der Deutsche Aktienindex (Dax) gestern rund 0,9 Prozent zu. Neben markttechnischen Faktoren spielten nach Ansicht von Frankfurter Börsianern Zinshoffnungen wieder eine größere Rolle, die an das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industrieländer am Wochenende geknüpft werden. Noch am Vormittag waren Marktteilnehmer freilich der Meinung, Spekulationen auf geldpolitische Lockerungen seien durch die jüngsten Inflationszahlen aus drei Bundesländern, die nur ein leichtes Nachlassen der Teuerung im Februar signalisieren, gedämpft worden.
Im Verlauf der Sitzung gewannen dann aber die "Bullen" die Oberhand, die das Kursbarometer eher noch weiter in Richtung 1700 Zähler steigen als zurückfallen sehen. Die "Liquiditätshausse", die durch das Vorhandensein enormer kurzfristig "geparkter" Summen genährt wird, sei noch nicht vorbei, hieß es bei einer Bank. Doch waren auch skeptischere Stimmen zu hören, die vor der nach wie vor bestehenden Gefahr eines Rückschlags warnten, da weiterhin keine fundamentale wirtschaftliche Aufwärtstendenz zu erkennen sei.
Der Rentenmarkt erholte sich im Verlauf der Sitzung von den am Morgen erreichten Tiefständen. Größere Gewinnmitnahmen wurden nicht mehr beobachtet. Bei geringen Umsätzen bewegten sich die Kurse öffentlicher Anleihen in der Größenordnung bis zu 25 Pfennig in beide Richtungen. Die Durchschnittsrendite verharrte bei 6,63 Prozent.
Mit einer ungewöhnlichen Bitte mußte sich der Pilot einer neuseeländischen Linienmaschine an seine Passagiere wenden, um seine zugeparkte BAE 146 auf dem Flughafen von Palmerston North freizubekommen. Über Bordlautsprecher bat er sie um Hilfe, den vierstrahligen Jet aus einem Pulk anderer Flugzeuge vor dem Terminal Richtung Startbahn zu schieben. Die Millimeterarbeit gelang, wie die Gesellschaft Ansett New Zealand am Donnerstag berichtete. (Reuter)
MOSKAU, 25. Februar (Reuter/AFP). Rußlands Parlament hat am Donnerstag seinen Konfrontationskurs gegen Präsident Boris Jelzin fortgesetzt. Der Oberste Sowjet lehnte es vorerst ab, Jelzins Vorschläge zur Beilegung des Verfassungsstreits auf die Tagesordnung zu setzen und zu debattieren. Zudem wurde ein Beschluß über den Termin der Sondersitzung des Kongresses der Volksdeputierten um eine Woche vertagt. Der Oberste Sowjet folgte damit Vorschlägen von Parlaments-Präsident Ruslan Chasbulatow. Dieser hatte gesagt, es sei nicht nötig, vorher über den Termin zu befinden. Daher könne die Debatte der Jelzin-Vorschläge verschoben werden.
Auf der Sondersitzung soll der Streit zwischen Jelzin und Chasbulatow über die Machtverteilung zwischen Parlament und dem Präsidenten behandelt werden. Die Einberufung war von 222 der 248 Abgeordneten des Obersten Sowjets, dem Ständigen Parlament, beantragt worden. Das Quorum liegt bei 208 Abgeordneten. Der Kongreß, der gewöhnlich zweimal im Jahr tagt, sollte planmäßig im April wieder zusammentreten. Sowohl Jelzin wie auch Chasbulatow haben sich bereits für eine Sitzung im März eingesetzt. Eine Gruppe von Abgeordneten hatte sich am Dienstag dafür ausgesprochen, daß der Kongreß seinen Beschluß über ein Referendum am 11. April wieder aufhebt. Chasbulatow lehnt das Referendum ab. In der Volksbefragung soll die Bevölkerung über die Machtbefugnisse des Präsidenten entscheiden. Chasbulatow will diese beschneiden. Jelzin-Berater Michail Poltoranin bekräftigte dagegen das Festhalten am Referendum.
Jelzin gründete am Donnerstag ein neues Gremium aus Verwaltungs- und Regierungschefs der Russischen Föderation. Sein Sprecher Anatoli Krassikow sagte der Nachrichtenagentur AFP, Jelzin habe ein dementsprechendes Dekret unterzeichnet. Der Präsident selbst werde den Vorsitz in dem Regionalrat übernehmen, der "ein gemeinsames Vorgehen in allen wichtigen wirtschaftlichen und sozialen Fragen" ermöglichen solle.
BERLIN, 25. Februar (Reuter). Der Berliner SPD-Politiker Bodo Thomas steht unter Spionageverdacht. Die Bundesanwaltschaft teilte am Donnerstag in Karlsruhe mit, sie ermittele gegen das frühere Mitglied des Abgeordnetenhauses wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit für die DDR.
Der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Hans-Jürgen Förster, sagte auf Anfrage, Thomas sei am Nachmittag in Berlin vernommen worden. Vom Ausgang der Vernehmung sei abhängig, ob gegen den Beschuldigten ein Haftbefehl beantragt werde, sagte Förster. Thomas war von 1971 bis 1989 Mitglied des Abgeordnetenhauses.500 Tote bei Flutkatastrophe
NIKOSIA, 25. Februar (Reuter). Bei einer Flutkatastrophe in Iran sind nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA rund 500 Menschen ums Leben gekommen. Die Wassermassen hätten elf Provinzen überflutet und einen Sachschaden von umgerechnet rund 1,6 Milliarden Mark angerichtet. 150 000 Häuser seien weggeschwemmt oder beschädigt, über 250 000 Stück Vieh getötet worden. Das Fernsehen zeigte ganze Dörfer, die nach heftigen Regenfällen unter Wasser standen. Die Vertretung Irans bei den Vereinten Nationen in New York sprach von der schlimmsten Naturkatastrophe seit dem Erdbeben am Kaspischen Meer im Jahr 1990.
Die Regierung in Teheran bat das Ausland um Hilfe bei der Bewältigung der Schäden.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Aktienbörse lag der Dow-Jones- Index 30 führender Industriewerte gestern rund eine Stunde nach Eröffnung mit gut zwei Punkten im Plus. Am Mittwoch war das Kursbarometer um 33,23 auf zuletzt 3356,50 Zähler gestiegen.
In Tokio legte der Nikkei-Index für 225 Top-Werte am Donnerstag 108,45 Punkte zu und schloß mit 16 907,39 Einheiten.
BERLIN, 25. Februar (Reuter). Nichtraucher bei der Bundeswehr haben keinen Anspruch auf generelles Rauchverbot im Dienst. Mit diesem am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Urteil ließ das Bundesverwaltungsgericht die Klage eines Oberstleutnants scheitern, der sich über Belästigung durch rauchende Kameraden beklagt hatte. Zwar sei der Dienstherr verpflichtet, bei einer Gesundheitsbeeinträchtigung durch Rauch "im Rahmen des Möglichen Abhilfe zu schaffen", hieß es. Doch reichten die Maßnahmen wie "rauchfreie Einzelzimmer" dafür aus. (Az.: BVerwG 2 C 14.91)
FÜRTH (rtr). Der Bestand des Fürther Unterhaltungselektronik-Herstellers Grundig wird durch den niederländischen Philips-Konzern garantiert. Das gelte auch für den Fall, daß "noch höhere Beträge auf dem Spiel stehen", sagt der vorübergehend in die Grundig-Führung zurückgekehrte frühere Vorstandschef Hermanus Koning zu. Für das Geschäftsjahr 1992/93 (Ende März) rechnen die Franken mit Verlusten von über 200 Millionen Mark. Eine Erhöhung des Philips- Anteils von 31,6 Prozent an dem Fürther Unternehmen erwartet Koning nicht.
Der Vorstand kündigt einen weiteren Personalabbau an. Angestrebt werde eine Beschäftigtenzahl von "leicht unter 15 000" statt derzeit 17 200. Finanzchef Gerhard Hermann spricht von einem dreistelligen Millionenbetrag, der in der Bilanz 1992/93 als Rückstellung für Abfindungen ausgewiesen werden solle. "300 bis 400 Millionen Mark Kosten müssen weg", erklärt Vorstandsmitglied Hans- Georg Junginger. Nach seinen Worten werden allein im Nürnberger Raum 1500 Stellen wegfallen.
Der stellvertretende Aufsichtsratschef und IG-Metall-Funktionär Gerd Lobodda zeigt sich zuversichtlich, daß Massenentlassungen vermieden werden können. Neben Personal und Philips müsse auch die Grundig-Stiftung als Mehrheitsaktionär Opfer bringen. Das betreffe etwa die Ansprüche auf eine Garantiedividende.
DÜSSELDORF, 25. Februar (Reuter). Bei den Tarifverhandlungen im westdeutschen Bankgewerbe haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft am Donnerstagabend in Düsseldorf auf eine Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent, mindestens aber 125 Mark pro Monat geeinigt.
DÜSSELDORF, 26. Februar (Reuter). Die rund 430 000 Angestellten im westdeutschen Bankgewerbe erhalten rückwirkend zum 1. Februar 3,3 Prozent, mindestens aber 125 DM im Monat mehr Geld. Darauf einigten sich am späten Donnerstag abend Banken und Gewerkschaften nach rund zwölfstündigen Gesprächen bei der dritten Tarifrunde in Düsseldorf. Ein Sprecher der Deutschen Angestellten- Gewerkschaft (DAG) sagte, der Tarifabschluß bedeute für die Bankangestellten im Durchschnitt eine Einkommensverbesserung um 3,6 Prozent. In den Genuß des Mindestbetrages kämen rund 40 Prozent der Beschäftigten.
WASHINGTON, 26. Februar (Reuter). Die USA haben Zaires Präsident Mobutu Sese Seko aufgefordert, unverzüglich für ein Ende der Belagerung des Übergangs- Parlaments in der Hauptstadt Kinshasa durch zairische Soldaten zu sorgen.
Die amerikanische Regierung werde Mobutu dafür verantwortlich machen, wenn den rund 400 Abgeordneten etwas zustoße, erklärte das Außenministerium in Washington. Mit der Belagerung des Hohen Rates der Republik wollen Hunderte schwerbewaffneter Soldaten die Anerkennung einer umstrittenen Banknote erzwingen. Sie hielten die Parlamentarier seit Mittwoch mittag fest.
Die Einführung der neuen Banknoten über fünf Millionen Zaire (umgerechnet etwa 3,60 Mark) durch Mobutu hatte Ende Januar zu Unruhen und Plünderungen in Kinshasa mit mehreren hundert Toten geführt. Die meisten Händler hatten die Scheine abgelehnt, nachdem Ministerpräsident Etienne Tshisekedi die Note für ungültig erklärt hatte. Der Machtkampf zwischen Präsident und Regierungschef gipfelte vor drei Wochen in der Entlassung Tshisekedis durch Mobutu, die Tshisekedi aber nicht anerkennt.
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Joseph Snyder, erklärte, Mobutu solle umgehend die Militärführung anweisen, die Parlamentsbelagerung abzublasen, und eine Fortsetzung des Demokratisierungsprozesses ermöglichen. Dieser werde durch die Aktion der Soldaten ernstlich gefährdet. Auch Belgien äußerte Sorge wegen der neuen Spannungen in seiner ehemaligen Kolonie. Man könne jedoch derzeit nicht sagen, daß Mobutu hinter der Belagerung stehe, sagte Außenminister Willy Claes im Fernsehen.
Ein französischer Radiosender berichtete, die Belagerer ließen den Abgeordneten außer Wasser nichts zukommen und erlaubten Kranken nicht, das Gebäude zu verlassen. Die Soldaten erklärten, sie würden ihre Aktion so lange weiterführen, bis eine Lösung im Streit um die neuen Banknoten gefunden werde.
Mit Trauer und Bestürzung hat das Fußball-Mutterland England auf den Tod von Bobby Moore reagiert, der am Mittwoch morgen im Alter von 51 Jahren an Leberkrebs gestorben ist (die FR berichtete). In allen Nachrichtensendungen stand das Schicksal des früheren Fußballstars an erster Stelle. Die Londoner Zeitungen beklagten den "Tod einer Legende" (Today) und eines "wahren Helden, der niemals vergessen wird" (Sun).
"Er war ein außergewöhnlicher Mensch", sagte Bobby Charlton, der in Tränen ausbrach, als er die Nachricht vom Tod seines Freundes und Weggefährten aus der englischen Nationalmannschaft und dem Weltmeisterteam von 1966 erhielt. "Er war ein großer Freund, ein großer Spieler und ein Idol. Ich habe zu ihm aufgeschaut. Es war eine Ehre für mich, gegen ihn spielen zu dürfen", erklärte Franz Beckenbauer
Zu Ehren des Weltmeisters von 1966 und früheren Rekord-Nationalspielers (108 Länderspiele) wird in England am kommenden Wochenende bei allen Ligaspielen eine Gedenkminute eingelegt. Zudem ist ein Gedächtnisspiel noch in diesem Jahr vorgesehen.Der als "Gentleman am Ball" berühmte Moore soll in der kommenden Woche beigesetzt werden. Ort, Zeitpunkt und Form der Trauerfeierlichkeiten waren am Donnerstag noch nicht festgelegt.
Der Weltklasse-Verteidiger, von dem Pele behauptet, daß er der beste Abwehrspieler gewesen sei, gegen den er jemals gespielt habe, liebte kein großes Aufsehen. 1958, kaum hatte der Sohn eines Fabrikarbeiters zum letzten Mal auf der Schulbank gesessen, ging er zu West Ham United. 1964 wurde er englischer Pokalsieger mit dem Klub aus dem Londoner East End, 1965 durch ein 2:0 im Finale gegen 1860 München Europacup-Gewinner. 90mal war er Kapitän der englischen Nationalmannschaft, er galt als Lieblingsspieler von Teammanager Sir Alf Ramsey.
1970 in Mexiko hatte er seinen letzten WM-Auftritt, im Viertelfinale, bei der 2:3- Niederlage gegen Deutschland. Damals spielte Moore groß auf, obwohl er kurz zuvor in Kolumbien unter der Anschuldigung, ein Juwelendieb zu sein, verhaftet worden war. Nur mit viel Mühe und diplomatischem Geschick durfte er nach Mexiko, zwei Jahre später wurde Moore freigesprochen. Dreimal gehörte er zum WM-Team Englands, 1974 verpaßte das Team die Qualifikation zur Endrunde in Deutschland. 1977, als 36jähriger, beendete Moore, in zweiter Ehe verheiratet, seine Karriere: am 14. Mai nach der 0:1- Niederlage Fulhams in der Zweiten Division gegen die Blackburn Rovers.
Kurzfristig hatte er sich als Manager bei Oxford City versucht, war Pub-Besitzer, trainierte Drittdivisionär Southend drei erfolglose Jahre lang, erlebte den Konkurs seines Sportgeschäftes und arbeitete zuletzt als Co-Kommentator einer Radiostation; außerdem war er an einer Sport-Marketing-Gesellschaft beteiligt.
In einer ersten Reaktion auf den Tod des großen Fußballers meinte Premierminister John Major, ein Fußball-Fan, am Rande seines Washington-Besuches bei US-Präsident Bill Clinton: "Bobby Moore wird immer einer der Unsterblichen des Fußballs bleiben." sid/dpa
Mannheim, die Vierte. Während die Düsseldorfer EG (5:1 in Ratingen), der Kölner EC (3:1 in Kaufbeuren) und der Berliner SC Preussen (4:2 gegen Krefeld) jeweils zum zweiten Sieg im Play-off- Viertelfinale kamen, unterlag der EC Hedos München beim Mannheimer ERC 2:5 und muß damit am Sonntag zu einem vierten Vergleich nach Mannheim reisen. "Wir sind zu selbstsicher ins Spiel gegangen", meinte Hedos-Coach Hardy Nilsson, dessen Team bereits nach sieben Minuten 0:3 im Rückstand lag. Am vergangenen Sonntag hatte Hedos noch mit 3:0 die Oberhand behalten.
Die spannendste Partie gab es in den Abstiegs-Play-offs zwischen dem EHC Freiburg und dem EV Landshut. Es war bereits 23:04 Uhr, als Jiri Smicek zum 2:0 im Penaltyschießen traf. Im Play-off-Vergleich steht es nunmehr 1:1. Nach regulärer Spielzeit und 20minütiger Verlängerung hatte es 2:2 gestanden.
Held des Abends war Jiri Crha, 42 Jahre alt, der Torwart des EHC. Keiner der vier Landshuter Schützen (Handrick, Abstreiter, Bleicher, Bjakin) brachte den Puck an dem Routinier vorbei. Selbst Freiburgs Trainer Stanislav Nevesely gab zu, daß das Penaltyschießen einer "Lotterie" gleiche. Sein Team sieht der Coach in den weiteren Vergleichen nunmehr "psychologisch im Vorteil".
Mittelstürmer Georg Holzmann war als zweifacher Torschütze im Schlußdrittel der Matchwinner der Preussen. Die Berliner sind damit ihrem Ziel, vier ausverkaufte Play-off-Heimspiele zu erreichen, ein großes Stück nähergekommen. Schaffen die Berliner den dritten Sieg gegen den Vorrunden-Dritten Krefeld wäre Düsseldorf nächster Gegner.
Denn den Eindruck, die DEG aufhalten zu können, konnte Ratingen nicht vermitteln. "Wir sind ein kleiner Verein, der Deutsche Meister ist eine Nummer zu groß", sagte ECR-Coach Barinew.
Wie Vorrundensieger Düsseldorf gab sich auch der Zweite Köln keine Blöße. Kaufbeurens Coach Peter Ustorf nutzte die Gelegenheit und verabschiedete sich bereits vorsorglich. Der Trainer-Manager wird bekanntlich in der kommenden Saison durch Peter Kathan hinter der Bande ersetzt. Möglicherweise steigt Ustorf ganz bei den Allgäuern aus. Scheitert Kaufbeuren in drei Spielen gegen Köln, soll dem Klub ein finanzielles Minus in sechsstelliger Größenordnung drohen.
Helle Aufregung herrschte bei der "Play-down-Partie" zwischen dem EHC Eisbären Berlin und dem ERC Schwenningen (5:2). Die Linesmen Aumüller und Sprenger trafen aufgrund der Witterungsverhältnisse verspätet ein und konnten erst ab dem zweiten Drittel eingesetzt werden. Eisbären-Manager Funk organisierte kurzfristig Ersatz aus Berlin, damit das Spiel beginnen konnte. Nach zwölfjähriger Bundesliga-Zugehörigkeit droht Schwenningen, das 0:2 in Rückstand liegt, nun der Abstieg. sid
Der erst im Januar neugewählte Präsident Rolf-Jürgen Otto vom Bundesligisten FC Dynamo Dresden hat Manager Reinhard Häfner entmachtet. Ab sofort ist Häfner nur noch "Sportleiter" des Vereins. Faktischer Nachfolger auf dem Manager-Posten ist der bisherige PR-Chef und frühere Klatsch-Kolumnist Horst Reber. Beide sollen nach Aussagen des Präsidiums "Hand in Hand arbeiten". Häfner: "Diese Lösung ist in Ordnung, jetzt soll in Ruhe gearbeitet werden."
"Es gibt einen Riesenunterschied zwischen Ost und West im Management. Rebers West-Know-how zählt da doppelt", begründete Otto die "Beschneidung" des Kompetenzbereichs Häfners. Wie Otto ist auch Reber ein West-Import aus dem Raum Frankfurt am Main.
Für Ex-Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg ist jedenfalls klar, was in Dresden läuft: "Die schlagen hier jetzt alles kaputt." Doch selbst Ziegenbalg hat Otto in der Hand. Zur Rettung des Vereins hatte Ziegenbalg im vergangenen Jahr für den Verein mit 1,6 Millionen gebürgt. Nun droht dem Ex-Präsident die Einforderung der Bürgschaften. sid
TSV Bayer 04 Leverkusen - Estudiantes Madrid 92:80 (47:39). - Beste Werfer: Wheeler (28 Punkte), Koch (21), Harnisch (17), Johnson (14) für Leverkusen. - Vecina (27), Aisa (14), Orenga (10) für Madrid. - Zuschauer: 4500 (ausverkauft).Basketball-EuropaligaBayer Leverkusen trotz 92:80 nicht in Play-offs
Am Donnerstag abend um 22.15 Uhr war der Traum des Deutschen Basketball-Rekordmeisters TSV Bayer 04 Leverkusen vom erstmaligen Einzug in die Play-off-Runde der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften erneut geplatzt. Da stand nämlich das wichtigste Ergebnis des 14. und letzten Spieltages der Gruppe B fest: Die Franzosen von Vrai- Pau Orthez hatten die eigentlich favorisierten Italiener von Benetton Treviso 82:55 (49:38) besiegt. Vrai-Pau setzte sich dadurch punktgleich mit Leverkusen dank des gewonnenen direkten Vergleiches durch und zieht in die Play-off- Runde ein.
In Leverkusen hatte es eine halbe Stunde zuvor stehende Ovationen für die Basketballer des TSV Bayer 04 gegeben. Mit einer Glanzvorstellung und einem hochverdienten 92:80 (47:39)-Sieg gegen Estudiantes Madrid hatten die "Riesen vom Rhein" ihre Gruppenspiele beendewt. Doch nach der Schlußsirene lebten die Fans zwischen Hoffen und Bangen - und waren dann fassungslos über den Untergang von Treviso in Frankreich. Denn nur bei einer Niederlage von Vrai- Pau Orthez hätten die Rheinländer das Play-Off-Viertelfinale (11./16./18. März) erreicht und damit den größten internationalen Erfolg einer deutschen Klubmannschaft gefeiert.
Mit der imposanten Bilanz von acht Siegen und sechs Niederlagen schloß Leverkusen die Spiele der Gruppe B ab. Gegen Madrid machten die Bayer-Riesen den 4500 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Wilhelm-Dopatka-Halle bereits Appetit auf weitere Europaliga- Begegnungen. sid/dpa
Im Blickpunkt: Investitionserleichterung "Rückschlag für die Umwelt"
Nach Gesetzen zur Vereinfachung von Verkehrsplanungen und zur Entlastung der Justiz wird derzeit in Bonn ein Gesetz zur Erleichterung von Investitionen und Bauland- Ausweisungen vorbereitet. Gemeinsam ist den Vereinfachungs-, Entlastungs- und Erleichterungsgesetzen, daß sie die Rechte betroffener Bürger einschränken. Thomas Müller (Hannover), Experte des Deutschen Gewerkschaftsbundes für Wirtschafts- und Umweltpolitik, hat das neue Gesetzesvorhaben der Bundesregierung analysiert. Er sieht darin einen schweren Rückschlag für die Umweltpolitik. Das Gesetz, das schon im März vom Bundestag beschlossen werden soll, ist ein "Artikelgesetz", das bestehende Gesetze ändert: das Baugesetzbuch, das Naturschutzgesetz, das Abfallgesetz, das Raumordnungsgesetz und das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung. Unter anderem ist vorgesehen, daß innerörtliche Eingriffe in Natur und Landschaft künftig nicht mehr ausgeglichen werden müssen. In den neuen Bundesländern soll dies für fünf Jahre auch außerhalb geschlossener Bebauung gelten. Entgegen der im deutsch-deutschen Einigungsvertrag zugesicherten "Einheitlichkeit der ökologischen Lebensverhältnisse" wird es also, wie DGB- Experte Müller beanstandet, einen Umweltstandard zweiter Klasse für die neuen Bundesländer geben. Außer in diesem einen befristeten Fall werden aber durch das Investitionserleichterungsgesetz Umweltstandards nicht nur im Osten, sondern in ganz Deutschland reduziert und Mitsprachemöglichkeiten in Genehmigungsverfahren eingeschränkt. Müller wendet sich deshalb auch gegen die Annahme, das Gesetz sei hauptsächlich als Hilfe für den Aufbau in Ostdeutschland zu verstehen.
Die Politiker, die das Gesetzesvorhaben betreiben, argumentieren, gewerbliche Investitionen oder Ausweisungen von Wohnbauland würden durch Umweltschutz-Vorschriften behindert. Dagegen heißt es in der Stellungnahme des DGB: "Nicht übertriebener Naturschutz und die Mitsprache von Umweltverbänden noch Mangel an Bauland, sondern Mietwucher, Grundstücksspekulation sowie eine verfehlte und zu geringe Wohnungsbauförderung sind die Hauptursachen der aktuellen Wohnungsnot, in den fünf neuen Ländern auch ungeklärte Eigentumsfragen und die ausstehende Regelung der Altschuldenfrage." Für diese Probleme enthalte der vorliegende Gesetzentwurf keine Lösungen. Die Vielzahl neuer Regelungen sei vielmehr geeignet, gerade in den ostdeutschen Kommunen Planungs- und Investitionsunsicherheit noch zu verstärken. Abfallbehandlungsanlagen, zum Beispiel auch Hochtemperatur-Verbrennungsanlagen, benötigen nach den Bonner Vorstellungen künftig keine Planfeststellung, sondern nur eine Genehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz. Es gibt also, wie der DGB bemängelt, dafür kein Raumordnungsverfahren mehr, keine Bedarfsprüfung, keine Prüfung von Alternativen, keine Beteiligung der Naturschutzverbände, keinen Erörterungstermin. Gleichzeitig erhöht die in Bonn beschlossene neue Technische Anleitung Siedlungsabfall den Druck auf die Gemeinden, Verbrennungsanlagen zu errichten. Der DGB-Landesbezirk Niedersachsen/Bremen kritisiert, auf Müllers Analyse gestützt, daß den Unternehmen durch eine "simple Verbrennungslösung im großen Maßstab" der Anreiz genommen werde, Abfälle zu vermeiden. Das sei nicht hinnehmbar.
Der Bundesregierung wirft der Deutsche Gewerkschaftsbund vor, sie suche für ihr eigenes Versagen bei der Gestaltung der deutschen Einheit immer neue Sündenböcke. Nach dem "Mißbrauch des Asylrechts", dem "Mißbrauch des Sozialen Netzes" und den angeblich überzogenen Lohnforderungen der Gewerkschaften sei nun ein vermeintlich überzogener Umweltschutz an der Reihe. Ein solches Gesetz dürfe aber im Bundestag nicht "durchgepeitscht" werden. In diesem Zusammenhang wirft der DGB allen Bonner Parteien vor, daß keine von ihnen den Willen und die Sensibilität gehabt habe, an die Öffentlichkeit zu gehen. ECKART SPOO (Hannover)
Edzard Reuter, Daimler-Benz-Chef (Mitglied der SPD soweit ich weiß), hält also die Politiker für unterbezahlt (FR vom 15. Februar 1993 "Zur Person: Edzard Reuter"). Hans Apel (Mitglied der SPD) sagte in einem Zeitungs-Interview als er Minister war, daß sein Ministergehalt für ihn und seine Familie ausreichend sei. Warum also die Fürsorge von Herrn Reuter für die Politiker? Ist nicht die Fürsorge in Form von kostenloser Bereitstellung von Mercedes-Wagen für Urlaubsfahrten von Politikern ausreichend?
Vielleicht sollte sich Herr Reuter angesichts der heutigen, gerade für die Normalverdiener schwierigen wirtschaftlichen Lage (laut Spiegel fallen z. B. beim Automobil-Konzern Mercedes 27 000 Arbeitsplätze weg) einmal fragen, ob nicht sein Gehalt (und evtl. auch das anderer Spitzenmanager aus Industrie und Wirtschaft) zu hoch ist. Gerade bei Mercedes müssen Milliarden DM eingespart werden, um aus der Krise herauszukommen.
Wo bleibt da die Verantwortung der Manager, mit der die hohen Gehälter von Managern immer begründet werden? Vielleicht wären Einsparungen beim Gehalt des Herrn Reuter ganz angebracht.
Renate Schrieber-Haberle, Darmstadt
Vorschau auf einen Blick - Termine am Wochenende
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer, Aufstiegsrunde: u.a. FC Baunach - TV Langen (So.). - Abstiegsrunde: u.a. Bayern München - BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg (So.).
HESSISCHE JUGENDMEISTERSCHAFTEN, weibliche A-Jugend in Langen (Sa., ab 14.00, So., ab 9.00, Georg-Sehring-Halle). - Weibliche B-Jugend in Dreieichenhain (Sa., ab 14.00, So., ab 10.30, Weibelfeldschule). - Männliche A-Jugend in Kronberg (Sa., ab 15.30, So., ab 11.00, Sportzentrum Altkönigschule). EISHOCKEY
2. BUNDESLIGA, Abstiegsrunde u. a.: EHC Essen-West - EC Bad Nauheim (Fr. 20.00), EC Bad Nauheim - EHC Essen-West (So. 19.00)
OBERLIGA NORD, Meisterschaftsrunde u. a.: Herforder EG - ESC Frankfurt (Fr. 19.00), ESC Frankfurt - EHC Timmendorf (So. 17.00) FUSSBALL
BUNDESLIGA: VfL Bochum - Bor. Mönchengladbach (Fr. 20.00), FC Schalke 04 - Borussia Dortmund, 1. FC Nürnberg - VfB Stuttgart, Karlsruher SC - 1. FC Saarbrücken, Bayer Uerdingen - SG Wattenscheid 09, 1. FC Kaiserslautern - Bayern München, Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln, Bayer Leverkusen - Werder Bremen (alle Sa. 15.30), Hamburger SV - Dynamo Dresden (So. 18.00).
BUNDESLIGA FRAUEN, Gruppe Süd: SG Praunheim - Wacker München, TSV Battenberg - TSV Ludwigsburg, SC Klinge-Seckach - TuS Ahrbach, TuS Niederkirchen - VfR Saarbrücken (alle So. 11.00), VfL Sindelfingen - FSV Frankfurt (So. 14.00).
2. BUNDESLIGA: Fortuna Köln - FC St. Pauli (Fr. 19.00), Stuttg. Kickers - FC Carl Zeiss Jena, SC Freiburg - FC Remscheid, VfB Oldenburg - Waldhof Mannheim (alle Sa. 15.00), VfB Leipzig - SV Darmstadt 98, Wuppertaler SV - Hertha BSC Berlin, Hansa Rostock - SV Meppen, Fortuna Düsseldorf - MSV Duisburg (alle Sa. 15.30 Uhr), SpVgg. Unterhaching - FC Homburg, VfL Osnabrück - FSV Mainz 05, VfL Wolfsburg - Chemnitzer FC, Hannover 96 - Eintracht Braunschweig (alle So. 15.00).
OBERLIGA HESSEN: VfR Bürstadt - FV Bad Vilbel, Eintracht Haiger - SV Wehen, SpVgg. Bad Homburg - SC Neukirchen, Rot- Weiß Walldorf - KSV Hessen Kassel, Vikt. Aschaffenburg - Borussia Fulda, SG Egelsbach - Rot-Weiß Frankfurt (alle Sa. 14.30), FSV Frankfurt - Kickers Offenbach, SV Wiesbaden - Eintracht Ffm. Amat. (beide So. 14.30).
LANDESLIGA SÜD: Kl.-Krotzenburg - Wolfskehlen (Sa. 14.30), SGK Bad Homburg - Progres Frankfurt, Kl.-Karben - Erbach, Riedrode - Neu-Isenburg, Italia Frankfurt - Dietesheim, Bayern Alzenau - Germ. Ober-Roden, Langenselbold - Jügesheim, Vikt. Griesheim - Bernbach (alle So. 14.30).
LANDESLIGA MITTE: Biebrich 02 - Sindlingen, Höchst - Battenberg, Würges - Dillenburg, Gießen - Grünberg, Kirchhain - Unterliederbach (alle Sa. 14.30), Burkhardsfelden - Limburg, Wetter - Lich, Steinbach - Kastel, Nieder-Brechen - Herborn (alle So. 14.30).
LANDESLIGA NORD: Eintracht Baunatal - Petersberg, Hönebach - Willingen, Wattenbach - Dillich-Nass.-Tro., Gils-Jesberg - Hünfeld, Germ. Fulda - Bad Soden-Ahl, KSV Hessen Kassel II - KSV Baunatal (alle Sa. 14.30), Eiterfeld - Herm. Kassel, Flieden - Lohfelden (beide So. 14.30).
LANDESLIGA FRAUEN, Gruppe Süd: FSV II - Eschollbrücken (Sa. 15.00), Reichelsheim - Hofheim (Sa., 15.30), Oberrad - Schaafheim, Bad Nauheim - Limburg/Linter, Aschbach - Flörsheim II (alle Sa., 16.00), Limburg 07 - Praunheim II (So., 16.30).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Rot-Weiß Ffm. Res. - Kickers Offenbach Res., SV Steinfurth - SV Nieder-Weisel (beide Sa., 14.30), 1. FC Hochstadt - Vatan Spor Bad Homburg, Gemaa Tempelsee - 1. FC Rödelheim, SG Ober-Erlenbach - FV Bad Vilbel Res., SV Reichelsheim - Germ. Ockstadt, Germania 94 Ffm. - FSV Bischofsheim, SG Rodheim - SpVgg. 05 Oberrad, SpVgg. Fechenheim - FC Dietzenbach (alle So. 14.30).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: FC Hanau 93 - Sportfr. Seligenstadt, Germ. Niederrodenbach - SG Nieder-Roden, SV Weiskirchen - FSV Ravolzhausen, TSV Höchst - Eintr.-Sportfr. Windecken, Teutonia Hausen - TSV Lämmerspiel, SpVgg. Seligenstadt - SG Bruchköbel, Germania Bieber - KSG Ober-Seemen, SV Birstein - FSV Bad Orb, VfB Oberndorf - SV Melitia Roth (alle So. 14.30).
BEZIRKSLIGA FRANKFURT: FSV Ffm. Res. - SV Heddernheim (Sa. 14.30), Sportfreunde - TSG Niederrad, SpVgg. Griesheim 02 - SV Niederursel, Germ. Enkheim - SC Goldstein, Union Niederrad - FG Seckbach (Hahnstr.), SKG Frankfurt - SG Riederwald, FC Tempo - FC Dubrovnic, FV Eschersheim 09 - TSG Frankfurter Berg (alle So. 14.30).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: Conc. Eschersheim - Germ. Ginnheim, Vikt. Preußen - Gencler Birligi, FV Berkersheim - FC Kalbach, TuS Niedereschbach - TuS Makkabi, SAZ Rock - SG Harheim, Italia Res. - TSG Niedererlenbach, SV Bonames - SC Ekkenheim (alle So. 14.30).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: SG 28 - ESV Blau-Gold, SG Praunheim - Progres. Res., SW Griesheim - SG Westend, PSV Grün-Weiß - FSV Hellas, FC City - SG Griesheim, Barissport - FC 66, SG Bockenheim - SC Weiß-Blau (alle So. 14.30).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: SSV Heilsberg - SV Sachsenhausen, Ostend 07 - Bor. Sachsenhausen, AC Mladost - SV Croatia, Kickers 16 - FSV Bergen, Delfini/Italia Enkheim - SG Bornheim Grünweiß, Olympia 07 - Schwarz-Blau, TSV Taras - GSU/ Panserreiskos, BSC 19 SW - JUZ Fechenheim (So. 14.30).
KREISLIGA B FRANKFURT: US Foggia - Jeta e Re, Pena Gallega - SV Iran (beide Sa. 14.30), Fortuna - Azzurri del Sud, PSV Blau- Gelb - Corum Spor, SV Gutleut - VfR Bokkenheim, Birlik Spor - FC Bügel, SV Dahlak - Eritrea, Sportfreunde Süd - Italia Fechenheim, SC Achilleas - Espanola (alle So. 14.30).
A-JUGEND LANDESLIGA SÜD: FV Biebrich 02 - SG Hoechst (Sa. 16.30), Borussia Fulda - VfB Marburg, FC Burgsolms - Eintracht Frankfurt (beide So. 11.00), KSV Baunatal - SV Darmstadt 98 (So. 12.00), KSV Hessen Kassel - Rot-Weiß Frankfurt, Kickers Offenbach - VfB Gießen (beide So. 13.00).
B-JUGEND LANDESLIGA SÜD: VfB Marburg - Borussia Fulda (So. 10.30), FSV Frankfurt - Kickes Offenbach, FC Burgsolms - Eintracht Frankfurt (beide So. 11.00), KSV Hessen Kassel - Rot-Weiß Frankfurt, SG Höchst - RSV Würges, SV Darmstadt 98 - CSC 03 Kassel (alle So., 13 Uhr). Handball
2. BUNDESLIGA Süd, Männer, u.a.: Eintracht Wiesbaden- Ludwigsburg-Oßweil (Sa, 20 Uhr, Sporthalle Elsässer Platz).
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: SG Bruchköbel - TV Altenhaßlau (Sa., 19.15 Uhr, Heinrich-Böll-Schule), TGS Niederrodenbach - BSC Kelsterbach (Sa., 19.30 Uhr, Bulauhalle), TG Dörnigheim - SG Nied (Sa., 19.30 Uhr, Maintalhalle), HSV Götzenhain - TSG OberEschbach (Sa., 19.30 Uhr, Im Länger Roth), TV Petterweil - TV Gelnhausen II (So., 18 Uhr, Sauerbornstr.), VfL Goldstein - TuS Nieder- Eschbach (So., 18 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule).
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TV Kesselstadt - SG Wehrheim/Oberhain (So., 17 Uhr, Otto-Hahn-Schule), TG Hainhausen - TuS Zeppelinheim (So., 18 Uhr, Am Sportfeld), SV Seulberg - SG Dietzenbach (So., 18 Uhr Albin-Göhring-Halle, Ober-Eschbach), HC Friedrichsdorf - FTG Frankfurt (So., 19 Uhr, Am Bürgerhaus Köppern), Eintracht Frankfurt - TSG Oberursel (So., 19.30 Uhr, Friedrich-Ebert- Schule, Seckbach).
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietzenbach - SG Wehrheim/Oberhain (Sa., 17.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), HSV Götzenhain - SG Dietesheim/Mühlheim (Sa., 17.30 Uhr, Im Länger Roth), SV Dreieichenhain - TSG Neu-Isenburg (Sa., 19.15 Uhr, Weibelfeldschule), TV Niedermittlau - TuS Nieder-Eschbach (Sa., 19.30 Uhr, Gesamtschule Freigericht- Somborn), TV Eschersheim - Artemis Sport Ffm. (So., 18.30 Uhr, Wilhelm-Merton-Schule, Ginnheim).
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: TV Gelnhausen - SG Hainburg (Sa., 17 Uhr, Kreisrealschule), SW Griesheim - SKG Sprendlingen (Sa., 18.30 Uhr, Gesamtschule), TG Hainhausen - VfL Goldstein (So., 16 Uhr, Am Sportfeld), SV Erlensee - Spvgg. Bad Homburg (So., 17 Uhr, Konrad-Adenauer-Str.), TuS Zeppelinheim - TuS Steinbach (So., 17 Uhr, Am Sportplatz).
1. SÜDWEST-POKALRUNDE, Männer: TG Hochheim - HSV Apolda (Sa., 16.30 Uhr, Gesamtschule Hochheim), HC Landwehrhagen - SG 92 Werratal (So., 17.15 Uhr).
1. SÜWEST-POKALRUNDE, Frauen: KSV Baunatal - TSG Ober-Eschbach (Sa., 17 Uhr, Rundsporthalle Baunatal), VfL Gera - SG Kirchhof (Sa., 17 Uhr), TSG Ruhla - TG Melsungen (Sa., 18.30 Uhr), SG Hessen Hersfeld - SG Bruchköbel (Sa., 19 Uhr, Geistalhalle), SV Hünfeld - HBV Jena (Sa., 19 Uhr), TV Hüttenberg - TuS Eintracht Wiesbaden (Sa., 20.15 Uhr), TSG Variant Nordhausen - TV Hofheim (So., 11 Uhr, 5. Regelschule Erfurt, Mittelhäuser Straße), TV Sulzbach/Main - TSG Offenbach- Bürgel (So., 16 Uhr, Main-Spessart-Halle), HSV Apolda - SV 98 Darmstadt (So., 16.30 Uhr, Werner-Seelenbinder-Schule), HSG Eibelshausen/ Ewersbach - TV Flörsheim (So., 17 Uhr, Holderberg-Sporthalle in Eibelshausen), TV Wicker - ThSV Eisenach (So., 17 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle in Flörsheim), BSC Urberach - TSG Leihgestern (So., 17 Uhr, Rödermark-Urberach).
OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TV Idstein - TuS Wiesbaden-Dotzheim (Fr., 20 Uhr), TV Wicker - TV Großwallstadt II (Sa., 19 Uhr, Goldbornhalle in Flörsheim), TSG Offenbach- Bürgel - TV Flörsheim (Sa., 19.30 Uhr, Jahn- Sporthalle), SG Anspach - TV Büttelborn (So., 18.30 Uhr, Adolf-Reichwein-Schule, Wiesenau), TG Rüsselsheim - TG Nieder-Roden (So., 18.30 Uhr, Gustav-Heinemann-Schule, Königstädter Straße), TSG Sulzbach/Taunus - TV Wiesbaden-Breckenheim (So., 18.30 Uhr, Eichwaldhalle am Sportplatz).
OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: TV Groß- Umstadt - TSG Oberursel (Sa., 16.45 Uhr, Ernst-Reuter-Schule, Dresdener Straße), TGS Walldorf - SV Crumstadt (Sa., 17.30 Uhr), TuS Eintracht Wiesbaden II - TuS Kriftel (So., 16 Uhr, Sporthalle am Elsäßer Platz), PSV Heusenstamm - PSV Grünweiß Frankfurt II (So., 17 Uhr, Postbildungszentrum am Schwimmbad), SSG Bensheim - SU Mühlheim (So., 17.15 Uhr, AKG-Halle am Weiherhaus-Stadion).
KREISLIGA-A FRANKFURT, Männer: TG Schwanheim - TV Petterweil II (Fr., 20 Uhr, Sporthalle im Haus Nied), TGS Vorwärts Frankfurt - TV Petterweil II (Sa., 19.15 Uhr, Niddahalle Nied), TV Gonzenheim - TSV 57 Sachsenhausen (Sa., 19.30 Uhr, Mehrzweckhalle am Mittelweg), TSG Frankfurter Berg - SG Sossenheim (So., 12.40 Uhr, Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße), TSG Nordwest Frankfurt - MTV Kronberg (So., 17.40 Uhr, Ernst- Reuter-Schule, Nordweststadt), TV Bad Vilbel - TV Bergen-Enkheim (So., 18 Uhr, Sporthalle am Sportfeld), TuS Nieder-Eschbach II - TG Schwanheim (So., 19.10 Uhr, Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg).
KREISLIGA-A FRANKFURT, Frauen: TSG Oberursel II - TV Petterweil (So., 12.25 Uhr, Erich-Kästner-Schule, Bleibiskopfstraße), SG 1877 Nied - TG Schwanheim (So., 12.55 Uhr, Niddahalle), TSG Nordwest Frankfurt - TSG Usingen (So., 15.10 Uhr, Ernst-Reuter-Schule, Nordweststadt), SG Riederwald - TG 04 Sachsenhausen (So., 16.15 Uhr, Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße), PSV Grünweiß Frankfurt III - FSV Frankfurt (So., 18 Uhr, Gesamtschule Fechenheim, Konstanzer Straße). HOCKEY
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Frauen in Bonn (Sporthalle Pennenfeld, Mallwitzstraße), Halbfinale: Rüsselsheimer RK - Klipper Hamburg (Sa., 14 Uhr), Berliner HC - Eintracht Frankfurt (Sa., 16 Uhr); Spiel um Platz 3: So., 13 Uhr, Endspiel: So., 15 Uhr.
OBERLIGA HESSEN, Männer: Offenbacher RV - SC 1880 Frankfurt Ib (So., 9.30, Mathildenschule).
OBERLIGA HESSEN, Frauen: FSV Frankfurt - SKG Frankfurt (So., 9 Uhr, Friedrich- Ebert-Schule), Offenbacher RV - SC 1880 Frankfurt Ib (So., 11 Uhr, Mathildenschule).
VERBANDSLIGA, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - HC Bad Homburg (So., 10.30, Raimundstr.), Wiesbadener THC Ib - SKG Frankfurt (So., 12 Uhr, Dilthey-Leibniz-Schule). LEICHTATHLETIK WINTERLAUFSERIE der LG Dornburg (Sa., 14 Uhr, Start und Ziel Nähe Sporthalle Dornburg-Langendernbach). CROSS-MEISTERSCHAFTEN des Kreises Groß-Gerau und Crosslauf des TSV Wolfskehlen (Sa., 13.45 Uhr, Start und Ziel am Sportplatz an der Sandkaute).
CROSSLAUFVERANSTALTUNG des TSG Wieseck (Sa., 14 Uhr, Start und Ziel Crossgelände "Drei Teichen" Gießen-Wieseck).
HALLENMEISTERSCHAFTEN der Kreise Offenbach-Hanau und Gelnhausen-Schlüchtern (Sa., 13 Uhr, So., 9 Uhr, August-Schärttner-Halle Hanau).
WALDLAUFMEISTERSCHAFTEN des Bezirks Frankfurt in Merzhausen (So., 10 Uhr, Start und Ziel Nähe Turnhalle am Wald). RUGBY 2. BUNDESLIGA, Qualifikationsrunde u. a.: BSC Offenbach - TUS Fürstenfeldbruck (So., 14.30). TENNIS Tennis-Gala '93 (Sa. 14.00 Uhr, Frankfurter Festhalle). TISCHTENNIS 2. BUNDESLIGA-SÜD, Männer u.a: Post SV Augsburg - FTG Frankfurt (Fr., 19 Uhr).
In Deutschland senden derzeit 26 Offene Kanäle. Dabei handelt es sich teils um Fernseh-Kanäle in Kabelanlagen, teils um Hörfunk-Kanäle wie zum Beispiel in den Lokalradios Nordrhein-Westfalens. Offene Kanäle werden in der Trägerschaft von Landesmedienanstalten in Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, im Saarland und in Schleswig-Holstein veranstaltet. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind sie in der Hand von lokalen Trägervereinen. Niedersachsen bereitet derzeit eine gesetzliche Grundlage für die Einrichtung Offener Kanäle vor. V. L.
Offener Kanal: hier dürfen Bürger ihre Meinung sagen, ungeschnitten und unzensiert aus ihrem Alltag berichten. In acht Bundesländern gibt es derzeit 26 Bürgersender, Offene Kanäle für Hörfunk und Fernsehen. Hier kommen Tonband- und Videofreaks zusammen, um ihrem technischen Hobby zu frönen, hier funkt die "Rosa Welle", und auch der eine oder andere Heimatgesangsverein gibt sein Programm zum besten. Ein wahrhaft buntes Programm. Politische Extremisten, wie anfangs befürchtet, lassen sich dagegen im Offenen Kanal kaum blicken.
Ein weitergehender Modellversuch läuft derzeit im Saarland: Der Offene Kanal ist zu Gast an fünf Schulen des Landes. Dort produzieren Schüler während der normalen Unterrichtszeit eigene Fernsehbeiträge auf Video, die dann in einem Kabelfernsehkanal gezeigt werden - ein bundesweit einmaliges Projekt. 160 000 Haushalte können zusehen, wenn sich Schüler an der Kamera versuchen. Und was kommt dabei heraus? Ein Film zum Beispiel darüber, wie Schüler im Informatikunterricht ein Computerprogramm zur automatischen Steuerung einer Modelleisenbahn schreiben. Das Rangieren der Loks und auch der kleine Zusammenstoß dort, wo das Programm noch fehlerhaft war - telegen ist das allemal.
Dem Einsatz der Medienerziehung im Unterricht sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Was hier die Informatik war, kann morgen im Deutschunterricht Anwendung finden. Das Erlernen von Sprachen kann durch Medien besonders gut unterstützt und überprüft werden. Der für den saarländischen Modellversuch verantwortliche Projektlehrer Uwe Kremb berichtet: "Im Fach Französisch haben wir schon sehr konkrete Erfolge erzielt: Gespräche vor laufender Kamera mit französischen Partnerschülern zum Beispiel."
Kritische Medienerziehung zählt ausdrücklich zu den Zielen dieses Projekts, das auch vom saarländischen Bildungsministerium gefördert wird. Uwe Kremb und seine Kollegen wollen "die gedankliche Auseinandersetzung" fördern "mit dem, was wir Zensur und Manipulation nennen". Den kritischen Blick hinter die Kulissen des professionellen Fernsehens wünscht sich auch die Landesanstalt für das Rundfunkwesen im Saarland (LAR), der zweite Kooperationspartner des ungewöhnlichen Schulprojekts. Noch ist die Finanzierung unklar, aber LAR-Direktor Thomas Kleist wünscht sich eine Ausweitung des Modellversuchs über das Jahr 1993 hinaus: "Sinnvoll und wünschenswert wäre es für uns, wenn wir in jedem Landkreis im Saarland ein Studio in einer Schule anbieten könnten."
Hartmut Walla, zuständiger Referent im saarländischen Bildungsministerium, äußerst sich hinsichtlich der Zukunftschancen des Projekts allerdings zurückhaltend: Nach Abschluß der Modellphase werde "im einzelnen zu prüfen sein, was angesichts der desolaten Haushaltslage des Landes und der immer größer werdenden Schwierigkeit, Unterricht zu personalisieren, umgesetzt werden kann".
Von einer Fortführung hätten übrigens nicht nur Schüler etwas, sondern auch normale Bürger, die via Offenem Kabelkanal einen Blick hinter die Schulmauern werfen könnten. Das Schulleben der Nachbarschaft nahezubringen, auch das gehört zu den erklärten Zielen des Projekts.
Wie in anderen Ländern auch ist Medienerziehung im Saarland kein eigenständiges Schulfach, sondern ein fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Der Umgang mit Kamera, Mikrofon und Schnittpult wirke insgesamt motivierend auf die Schüler, berichtet Uwe Kremb. Weil alle zusammenwirken müßten, damit ein Film fertig werde, steige die Bereitschaft zur Teamarbeit. Für entsprechende Leistungen gibt es allerdings keine Noten, das saarländische Abitur kann nicht quasi nebenbei mit Fernsehkritik verdient werden.
Der Offene Kanal ist von seiner Idee her ein Medium der fast grenzenlosen Meinungsfreiheit. LAR-Direktor Thomas Kleist will, daß der Offene Kanal auch in der Schule "Hyde Park Corner" bleibt: frei heraus sagen, wo der Schuh drückt. "Ich denke, daß dies aber auch in der Schule machbar ist." Zwar versichert auch Projektlehrer Uwe Kremb: "Zensur findet in dem Sinne nicht statt. Zum Glück." In Redaktionssitzungen verhandelten die Schüler hart über Fragen wie diese: "Nehmen wir dieses Statement unseres Schulleiters überhaupt hinein oder, wie man so schön sagt, fliegt der raus?" Doch fragt man die Schüler nach Kritik an ihren Lehrern und ob auch das Thema im Offenen Kanal werden kann, halten sie sich bezeichnenderweise zurück: "Das traut man sich nicht." "Sind ja Lehrer dabei."
Der saarländische Modellversuch behält in jedem Fall sein Gutes. Schulen in anderen Bundesländern könnten davon lernen. Die großen Filmregisseure der Zukunft wird ein Projekt wie "Offener Kanal an Schulen" wohl nicht hervorbringen; das wäre eine Überschätzung seiner Möglichkeiten. Bei einzelnen Schülern wirkt die Mitarbeit aber sehr wohl berufsorientierend: Erworben werden erste Kenntnisse über das weite Berufsfeld "Medien". Wieviel Arbeit es doch macht, einen Film herzustellen - das ist eine von den Schülern immer wieder hervorgehobene Erfahrung, die zu Respekt vor den TV-Profis führt.
Spielerisch lernen die Schüler, ein anderes Fernsehen auszuprobieren, das unterhaltsam ist, ohne deshalb weniger informativ zu sein. Uwe Kremb hält seine Schüler an, immer wieder nachzudenken, "wie kann ich diesen oder jenen Inhalt so jugendgerecht aufpeppen, daß das ankommt". Dritte damit anzusprechen, sei ja schließlich der Sinn eines jeden Fernsehbeitrags.
Dieses Bemühen um Zuschauerfreundlichkeit kann Klaus Ludwig Helf als Leiter des Offenen Kanals nur begrüßen, denn schließlich wenden sich die Schulbeiträge im saarländischen Kabelprogramm an ganz normale Fernsehzuschauer. Und deren Interesse will erst mal geweckt sein. Der Offene Kanal nur als unverbindliche Spielwiese mit möglichst schrägen Bildern - das kann es nach Helfs Meinung nicht sein: "Ein Offener Kanal ohne Zuhöhrer oder Zuschauern ist für mich ein toter Kanal." VOLKER LILIENTHAL
BAD NAUHEIM. Über die wechselvolle Entwicklung Deutschlands zu seiner Einheit wird Dr. Peter Longerich am nächsten Montag, 1. März, in Bad Nauheim sprechen. Ab 19.30 Uhr will er im Terrassensaal des Kurhauses aufzeigen, daß selbst mit der Wiedervereinigung nicht die Frage nach dem deutschen Vaterland beantwortet wurde, die Ernst Moritz Arndt bereits im Jahre 1813 formuliert hatte.
Longerich muß es wissen, denn seit 1987 hat er einen Lehrauftrag an der Universität München im Fachbereich Neuere Geschichte. Seit 1989 arbeitet er an seiner Habilitation. 1991 erschien die Neuauflage seines Buches zum Thema "Was ist des Deutschen Vaterland?"
In seinem Vortrag will Longerich die durch die Auseinandersetzung mit Napoleon bestimmte Nationalbewegung darstellen, die umfassende liberale Nationalbewegung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und den nach dem Scheitern der Revolution von 1848 und der Bildung des preußisch-deutschen Nationalstaates 1871 zur Integrationsideologie umgeformten nationalen Gedanken.
Dabei will es Longerich nicht belassen. Er will auch den "völkischen" Nationalismus während und nach dem 1. Weltkrieg, das demokratische Nationalgefühl in der Weimarer Zeit und die Pervertierung und rassistische Aufladung des Nationalismus in den Jahren von 1933 bis 1945 darstellen. Auch auf die Einstellung der Bundesrepublikaner gegenüber der Deutschen Nation nach 1945 will er laut Ankündigung eingehen.
Zu dem Vortrag laden die Arbeitsgemeinschaft Geschichte Bad Nauheim und das Kulturamt der Stadt ein. Der Eintritt ist frei. str
Morgenstund lockt Spitze der CDU zu S-Bahnhöfen
Wer politische Gespräche auf nüchternen Magen verträgt, kann am heutigen Freitag noch bis 8 Uhr mit Roland Koch am Eschborner oder mit CDU-Chef Horst Lutze am Krifteler S-Bahnhof plaudern. Ebenso am Dienstag, 2. März: Koch empfängt morgendliche Pendler am Bahnhof in Kelkheim, Lutze in Hattersheim.
Einen Tag später steht Koch in Bad Soden. Und wer am Donnerstag, 4. März, zum Hochheimer Bahnhof strebt, kann ein paar Takte mit Landrat Jochen Riebel reden. Zum Abschluß des Frühstücks- Wahlkampfs steht der Kreisvorsitzende Horst Lutze am 5. März von 6.30 bis 8 Uhr am Hofheimer S-Bahnhof. ana
BAD SODEN. Trotz der morgendlichen Eisschicht auf Windschutzscheiben und winterlicher Temperaturen - die Vorboten des Frühlings sind nicht mehr zu übersehen. Zeit auch für den Fischbacher Tanzsportclub für seinen zehnten "Frühlingsball" am Samstag, 20. März, um 20 Uhr ins Kurhaus einzuladen.
Statt beschaulichen Frühlingswalzern werden allerdings heiße lateinamerikanische Tänze der "Sonderklasse" aufs Parkett gelegt - von Spitzenpaaren aus ganz Deutschland. Sie treten an, den "Sodenia Pokal" zu ertanzen, den der Magistrat der Kurstadt gestiftet hat. Die Wettkampfpausen der Profis verschönen Tänzerinnen und Tänzer des Fischbacher Clubs mit Schaueinlagen - alles zur Live-Musik des Tanzorchesters "Music Joker".
Karten können telefonisch unter den Rufnummern 06198 / 87 78 oder 06195 / 6 28 08 bestellt oder ab Montag, 1. März, in Kelkheim bei Juwelier Bodesheimer, in Fischbach bei der Drogerie Emmermann oder im Bad Sodener Kurhaus gekauft werden. ana
BAD SODEN. Zum Jazz-Frühschoppen mit Friedirch Dittel und seinen "Jazz Swingers" lädt das Parkhotel für Sonntag, 7. März, von 11 Uhr an in die Weinstube "Zum Reichsapfel" im Kurhaus ein. Damit neben den Augen und Ohren der Magen nicht zu kurz kommt, bieten die Organisatoren auch ein Brunch-Buffet an. ana
BAD SODEN. "Miss Daisy und ihr Chauffeur" kutschen nicht nur über die internationalen Kinoleinwände, am Dienstag und Mittwoch, 2./3. März, steuern sie jeweils Punkt 20 Uhr die Bühne des Stiftstheaters an. Live, fast zum Anfassen, können die Zuschauer dann verfolgen, wie das Anstellungsverhältnis zwischen der jüdischen Witwe Daisy Werhan und Hoke, ihrem dunkelhäutigen Chauffeur, langsam und fast unmerklich zur tiefen Beziehung wird. Die Hauptrollen spielen Lola Müthel, Robert Owens und Dirk Galuba.
Restkarten für die Komödie von Alfred Uhry gibt es über das Kulturreferat, Telefon 061 96 / 20 18 03. ana
KÖLN. Die Sprache der Apparate wurde in den siebziger Jahren als neuer Forschungsgegenstand der Filmtheorie entdeckt. In der "Apparatus-Debatte" galt es nicht mehr allein, die Bilder selbst auf ihre innersten Strukturen hin zu befragen: Der gesamte Herstellungsprozeß, von der Aufnahme bis zur Projektion im Kinosaal, stand zur Diskussion. Auch den technischen Geräten, Kameras wie Projektoren, schrieb man eine besondere Ästhetik zu. Das hermetische Äußere heutiger Bilderapparate scheint die Theoretiker im nachhinein zu bestätigen: Die Verkleidungen - all die mattschwarzen Kunststoff-Gehäuse mit ihren "Funktionsblenden" -, unter denen die zeitgemäße TV- und Video-Technik verkauft wird, spiegeln die ganze Glätte und Sprachlosigkeit der Fernsehbilder wider: Unanschaulichkeit ist Programm.
Die so verborgenen Mechanismen medialer Bildproduktion wieder ans Licht zu fördern, hat sich Klaus vom Bruch seit langem zur Aufgabe gemacht. Im Kölnischen Kunstverein ist seine bisher umfangreichste Installation zu diesem Thema zu sehen: das "Jam-Jam-Projekt" bringt die Apparate wieder zum Sprechen.
Das funktioniert, indem sich der Künstler eines sehr wörtlich verstandenen Dekonstruktivismus-Begriffs bedient. Seine (selbstgebauten) Bildmaschinen sind ihrer eleganten Hüllen beraubt, ihr verworrenes Innenleben bietet sich dem Blick des Zuschauers. Nichts an ihnen scheint wirklich zu funktionieren - "eigentlich funktioniert doch sowieso nie was einwandfrei", sagt vom Bruch lapidar über die Errungenschaften der "Neuen Technik". So empfangen und senden sie ihre Informationen als unkontrollierten Bilderstrom, projizieren ihn quer durch die Kunsthalle, wahllos, ziellos, sinnlos.
Das ist bei vom Bruch jedoch mehr als ein bloßes Reproduzieren jener Mechanismen, die wir alltäglich als Medien- Realität erleben. Vom Bruch ist auch Bildhauer. Für sein Projekt hat er eine elegante Symbolform konstruiert: eine stählerne Endlosschleife, als raumgreifende Schienen-Konstruktion unter der Hallendecke montiert. Entlang dieser Konstruktion läßt der Künstler seine Apparate laufen - ins Leere: die (Satelliten-Bilder) wechseln ständig, ihre Bahn aber bleibt auf ewig die gleiche.
Diese Rückführung vermeintlich "immaterieller" Bildsysteme auf ihre mechanistischen Prinzipien entbehrt allerdings auch nicht einer sentimentalen Note. Vom Bruchs imposantes Schienenbauwerk erinnert nicht von ungefähr an die Ingenieursbaukunst des 19. Jahrhunderts: Lob dem ehrlichen Schlosser- Handwerk! Vielleicht kommt hier jener Romantizismus heraus, dem insbesondere die Vertreter der "Medienkunst" zeitweilig anheimfallen. Wer sich mit dem Lug und Trug elektronischer Phantombilder herumschlagen muß, mag sich manchmal in die Zeit der mechanischen Wunderwerke zurücksehnen.
Daher sieht vom Bruch seine Installation auch weniger als Labor-Situation oder als technisches Experiment an: "Eigentlich ist das 'ne große Werkstatt hier." Die Unzuverlässigkeit der Apparate bekam er dann auch am eigenen Leibe zu spüren. Weil die fahrenden Projektoren ständig von Ausfall, Absturz oder Kollision bedroht sind, muß der Künstler als ständiger Wartungsdienst zur Stelle sein.
So wird die Schimäre der vermeintlich "perfekten" TV-Bilder gleich mehrfach gebrochen. Durch die offenkundige Unkontrollierbarkeit der Apparate; durch ihre ans Komische grenzende Motorik; durch ihre Verdammung zur endlosen Wiederholung derselben Bewegungsschleife - ein Kreislauf ohne Ausweg. Die zufälligen Bild-Überlagerungen, die sich immer wieder an den - sonst leeren - Wänden ergeben, tun das übrige zur Demontage der aufgeblasenen TV-Bilder. Ein eindrucksvolles Bild von Ghaddafi, der sich in majestätischer Haltung ins Bild der Fernsehkameras setzt, wird dabei ständig von den übrigen, unruhig flimmernden, fahrenden, umhergeisternden Satellitenbildern durchkreuzt.
In diesem Kreisverkehr der Bilder bleibt dem Betrachter viel Freiraum. Vom Bruch gibt uns in der weiten Halle die Möglichkeit zur kritischen Distanzierung von den Apparaten und ihrem Bildgewitter. Ob daraus eine Erkenntnis erwächst, bleibt fraglich: Denn schließlich finden wir uns doch immer wieder eingekreist vom Endlosband der Medienbilder.
THOMAS A. WOLFF
(Klaus vom Bruch: "Jam-Jam-Projekt", Kölnischer Kunstverein, bis 28. März, Katalog 28 Mark)
MARBURG. Als "Irrlehre" und "Täuschung des Patienten" verwirft der Fachbereich Humanmedizin der Marburger Universität die Homöopathie. Der Fachbereich Humanmedizin der Philipps-Universität wendet sich mit einer ohne Gegenstimmen verabschiedeten "Marburger Erklärung zur Homöopathie" gegen Pläne des Instituts für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen, diese umstrittene Therapierichtung in den Gegenstandskatalog der medizinischen Ausbildung aufzunehmen.
Das in Mainz ansässige Institut ist für die Zusammenstellung der Multiple- Choice-Fragenkataloge verantwortlich, die Medizinstudenten bei ihren Examina beantworten müssen. Vom kommenden Herbst an soll erstmals auch ein Abschnitt über Naturheilverfahren und Homöopathie eingefügt werden, wie es nach einer gesetzlichen Änderung vom Dezember 1989 die Approbationsordnung für Ärzte vorsieht.
Gegenstand der Lehre könne die Homöopathie wie bisher jedoch nur als "Irrlehre" sein, so steht es in der von Professoren, Studenten und Mitarbeitern des Marburger Fachbereichsrates Humanmedizin bei drei Enthaltungen gebilligten Erklärung. "Wir sehen jedoch die Gefahr, daß man von uns ,Neutralität&rquote; und ,Ausgewogenheit&rquote; in diesem Stoffgebiet fordern wird und sind nicht bereit, unseren dem logischen Denken verpflichteten Standpunkt aufzugeben zugunsten der Unvernunft", heißt es darin.
Das geistige Fundament der Homöopathie, die Krankheiten mit extremen Wirkstoffverdünnungen jener Stoffe zu heilen trachtet, die beim Gesunden die Krankheit hervorrufen würde, bestehe aus "Irrtümern". Ihr Wirkprinzip sei die "Täuschung des Patienten, verstärkt durch Selbsttäuschung des Behandlers". Das habe "nichts mit Naturheilkunde zu tun".
Die nicht zu leugnenden therapeutischen Wirkungen der Homöopathie, die sich mitunter erzielen ließen, führen die Mediziner der Universität auf "Placebo- Effekte" zurück. Wenn es allein auf den Effekt ankomme, müßten angehende Mediziner dann auch in Irisdiagnostik, Reinkarnationstherapie, astrologischer Gesundheitsberatung und Chirologie (Bedeutung der Handlinien für die Persönlichkeitsstruktur und Ganzheitsmedizin) unterrichtet und geprüft werden. Mit den "geistigen Grundlagen der Philipps- Universität" seien diese Methoden, mit denen "beträchtliche Umsätze" zu erzielen seien, jedoch "ebensowenig vereinbar, wie es die Homöopathie ist". "Wir behaupten keineswegs, daß die von uns vertretene Wissenschaft alles erforschen und erklären kann", so heißt es weiter, Richtschnur des eigenen Handelns sei aber nicht ein "in der Bevölkerung lebender und publizistisch geschürter Aberglaube".
Eine neutrale Ausbildung in Homöopathie "findet deshalb nicht statt und ist auch nicht einklagbar", endet die Erklärung. Die Philipps-Universität werde "darüber wachen, daß ihren Studenten aus dieser Haltung keine Nachteile bei der Prüfung erwachsen".
Für "weit übertrieben" und "absoluten Unsinn" hält hingegen der stellvertretende Direktor des Mainzer Instituts, Günther Boelcke, die Befürchtung, hier werde einer Irrlehre Vorschub geleistet. Die Anzahl der Fragen sei sehr gering, und es gehe darin gemäß Approbationsordnung ausdrücklich um "Möglichkeiten und Grenzen" der Naturheilverfahren. Der Student müsse doch außerdem wissen, "was ihm vom Patienten später vielleicht für Fragen gestellt werden über die Homöopathie", so der Professor. tap
BERLIN. Die Theaterstadt Berlin besteht nicht nur aus den Bühnen, die regionale und überregionale Aufmerksamkeit finden. "Berliner Kammerspiele" nennt sich - nicht zu verwechseln mit denen des Deutschen Theaters - eine Spielstätte in Moabit. Sie spricht vorwiegend jugendliche Zuschauer an und Leute aus der Umgebung, dem Bezirk Tiergarten. Dies kann nicht ohne Einfluß auf die Spielweise bleiben. Der Regisseur Dietrich Hilsdorf hat sich seit seinem Ausscheiden aus dem Schauspiel Frankfurt vorwiegend der Oper zugewandt. Nach bemerkenswerten Anfängen war er am Main mit allzu groben Übertreibungen und allzu weiten Entfernungen von den Originalen in eine Sackgasse geraten. Mit seiner sehenswerten Inszenierung von William Shakespeares Komödie "Was Ihr wollt" auf der Moabiter Bühne zeigte er, daß er fürs Schauspiel noch einiges zu bieten hat. Zu den Klassiker- Zertrümmerern zählt er nicht.
Gewiß, wer an dem von Schlegel/Tieck überhöhten Shakespeare hängt, wird diese Aufführung nicht goutieren. Doch der originale Mann aus Stratford war kein deutscher Romantiker, sondern ein deftiger Theaterpraktiker, und der ist bei Hilsdorf wiederzuerkennen.
Freilich, Theater für junge Leute kommt derzeit kaum ohne Einlagen mit Rockmusik aus. Hilsdorf versucht, dem entgegenzukommen, ohne daß nun gleich von einem Rockmusical zu sprechen wäre. Besonders dem Orsino des Matthias Friedrich werden einige solcher Nummern zugeteilt. Der aber ist, ein großer, schwerer Mann, dafür, Verzeihung, schlicht zu alt. Diese schwitzenden angejahrten Herren mit dem Rockmikrofon in der Hand sind mir immer unfreiwillig komisch erschienen, so auch hier.
Shakespeare bezeichnete als Ort der Handlung Illyrien, ein jedenfalls sehr fernes Land bei den damaligen Geographiekenntnissen. Haitger M. Böken hat sehr geschickt mittels Projektionen eine Großstadtlandschaft auf die sonst fast leere Bühne gezaubert, die zuweilen in einen barocken Schloßsaal der Gräfin Olivia übergeht. Und Hilsdorf hat eine eigene, verkappte Fassung der Komödie geschaffen, die stellenweise sich an August Wilhelm Schlegel hält, anderes in sehr eigene Worte faßt ("Ich bin nicht deine Klofrau, die auf Trinkgeld spekuliert"), manchmal aber einfach das englische Original beibehält. Der Narr wurde zu einem hungrigen und durstigen Bettler umfunktioniert, der seitlich in einer Höhle haust; viel bringt dies nicht.
Die Liebesverwirrungen der beiden Paare geraten häufig in den Schatten der komischen Szenen. Hier nicht, zumindest was die Damen betrifft, beide - Carola Freiwald (Viola) und Marina Behnke (Olivia) - präsentieren sich als selbstbewußte, wenngleich herbe Persönlichkeiten.
Bei der Führung der Komiker gelingt es Hilsdorf, spannungsvoll hart an der Grenze zur Klamotte entlangzubalancieren, aber sie kaum zu überschreiten. Kaum: der Haushofmeister Malvolio müßte seiner Gräfin nicht auf den Schoß springen und die grandiose Lacharie der Bedienerin Maria wäre um ein Drittel zu kürzen. Sonst aber hinterlassen die dralle Regine Hentschel (Maria), der Malvolio des Anton Rattinger im konservativen Militärveteranenlook, Sebastian Jacob als Andrew mit den üblichen strähnigen bleichen Haaren und Hans-Martin Stier als fülliger Tobias vorzügliche Eindrücke.
Das letzte Wort hat nicht der Narr (sehr kompetent: Michael Beerman), sondern alle Akteure stimmen unter dem stürmischen Beifall des Publikums einen Rundgesang mit dem Motto "Was Ihr wollt" an. Auch am zweiten Abend knallvoll, was man vom Schiller-Theater meist nicht sagen kann, es sei denn, "Hase, Hase" stünde auf dem Spielplan. kp
(Weitere Aufführungen vorerst dienstags bis samstags)
BAD NAUHEIM. Wer bei Unfällen rasch und vor allem richtig Verletzten helfen will oder eine entsprechende Bescheinigung zum Erwerb der Führerscheinklassen 1, 3, 4 und 5 braucht, dem empfiehlt sich jetzt ein Besuch des Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" der Bad Nauheimer Johanniter.
Begonnen wird am Samstag, 6. März, um 12 Uhr in der Hauptstraße 54 in Bad Nauheim. Der Kursus dauert bis 18 Uhr und kostet 35 Mark. Anmeldung ist unter Tel. 0 60 32 / 3 19 16 möglich. Weitere Kurse bietet die Rettungsorganisation jeden ersten und dritten Samstag im Monat an.
Durch die Untersuchungsergebnisse eines großen deutschen Automobilclubs ist jetzt deutlich geworden, wie wichtig es ist, über Kenntnisse zu verfügen, mit denen man in Notfällen das Leben anderer Menschen retten kann. Der Studie zufolge leisten vier von fünf Verkehrsteilnehmern in Notfällen keine Erste Hilfe. Noch schlimmer: Jeder zehnte Verletzte stirbt, weil keine Erste Hilfe geleistet wurde. str
HERTA MAX, Rüsselsheim, erhält heute, 26. Februar, 11 Uhr, bei einem Empfang im Rathaus das Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Herta Max war jahrelang als ehrenamtliche Kommunalpolitikerin tätig, zeitweilig als Stadt- rätin. Vor allem als frühere Vorsitzende des Trägervereins der Werkstätte für Behinderte (WfB) in Rüsselsheim-Königstädten wurde sie ein Begriff. cas
FRANZ LUDWIG, Sozialdemokrat, und seit mehr als 20 Jahren Beigeordneter der Gemeinde Büttelborn, erhielt den Titel "Ehrenbeigeordneter". 20 und mehr Jahre sind Friedrich Feldhausen, Heinz Flauaus, Armin Neumann, Steffen Passet, Kurt Rein und Hans Wieschollek (alle SPD) als Mandatsträger im Gemeindeparlament. Sie wurden zu "Ehrengemeindevertretern" ernannt. wal
RÜSSELSHEIM. Sieben Listen bewerben sich bei der Kommunalwahl am 7. März in der Opelstadt, darunter drei alternative Listen - außer den Grünen. Gewählt wird nicht nur die neue Stadtverordnetenversammlung und wie in den anderen Kommunen auch für den Groß- Gerauer Kreistag: In Rüsselsheim stehen außerdem Wahlen für Ortsbeiräte an.
Die Kommunalwahl '93 spielt sich in der als reich geltenden Automobilstadt vor dem Hintergrund der sich ob der Absatzflaute bei Opel als größtem Steuerzahler knapper werdenden Einnahmen ab. Drohender Arbeitsplatzabbau und ein sich immer deutlicher abzeichnender Strukturwandel von der Arbeiterstadt zum mehr von der Mittelschicht geprägtem Dienstleistungszentrum markieren die Entwicklung.
In den zurückliegenden vier Jahren hat sich in Rüsselsheim viel getan, wurde das Stadtbild deutlich verschönert, viel zur baulichen Bestandspflege und Sanierung ausgegeben, aber auch zur Bereicherung der Kulturszene.
Ob sich am 7. März in Rüsselsheim politisch überhaupt etwas ändert, steht derzeit in den Sternen: Denn die seit 1986 in großer Koalition verbundenen Sozial- und Christdemokraten signalisierten schon, sie seien bereit, ihre zwar nicht als Liebesheirat, aber doch als Zweckehe ganz gut funktionierende Liaison fortzusetzen.
In die große Koalition ist in jüngster Zeit Bewegung gekommen: beim öffentlichen Zwist zwischen SPD-Oberbürgermeister Norbert Winterstein und dem CDU-Stadtbaurat Armin Muth - über Bebauungsdichte und Ausnahmegenehmigungen für Bauherren - sowie im Vorfeld der anstehenden Direktwahl des Oberbürgermeisters: Die Union will dann die frühere hessische Frauenbeauftragte Otti Geschka, die einst im Stadtteil Bauschheim ihre politische Karriere begann, gegen den 1981 gewählten Winterstein ins Rennen schicken.
Die Zusammenarbeit von SPD und CDU am Ort hat eine lange Vorgeschichte. Schon in den sechziger Jahren mit absoluter Mehrheit, gestand die innerparteilich zum rechten Flügel gezählte Rüsselsheimer SPD den Christdemokraten einen hauptamtlichen Stadtrat zu. Als nach 1968 die Parteilinke um die als "rote Heidi" apostrophierte spätere Juso-Bundesvorsitzende Heidemarie Wieczorek- Zeul an Einfluß gewann, gab es etwas mehr Distanz zur CDU. Bei der Kommunalwahl 1972 erreichte die Rüsselsheimer SPD mit 62 Prozent ein Traumergebnis. Und dies obwohl oder weil - darüber gingen die Meinungen auseinander - erstmals eine starke linke Gruppe unter den SPD-Parlamentariern saß. Damals wurde der zu den Köpfen des linken Flügels gezählte Gerhard Löffert hauptamtlicher Stadtrat - heute Bürgermeister - und löste CDU-Mann Erich Schaeffter ab.
Doch in jener Legislaturperiode zerstritten sich die SPD-Flügel endgültig: Die zur Kommunalwahl 1977 präsentierte Liste der Genossen war weitgehend frei von Linken, bei einer denkwürdigen Sitzung zur Listenaufstellung war der linke Flügel bei der Kandidatenkür nahezu abgeblockt worden. Doch damit war der Keim gelegt für eine Saat, deren Früchte bis heute in Rüsselsheim gedeihen.
Bei der Kommunalwahl 1977 sackte die nach links bereinigte SPD-Liste auf gerade noch 46,9 Prozent ab. Als Newcomer zog ins Parlament eine Freie Wählergemeinschaft (FWG) mit 5,6 Prozent (drei Sitze) ein, mit linksliberalen, jusoähnlichen Positionen. Nur dem damals noch geltenden Wahlrecht und Scheitern der FDP bei 4,7 Prozent verdankte es die SPD, daß sie mit einem Sitz die absolute Mehrheit behielt. Das Tal der Tränen war für die SPD aber noch nicht erreicht: 1981 rutschte sie wegen des Startbahnkonfliktes auf nur noch 36 Prozent. Erstmals wurde die CDU mit 40,8 Prozent im roten Rüsselsheim stärkste Partei. Die FWG schnellte auf 16,5 Prozent.
Bei der 85er Wahl kletterte die SPD mit 46,9 Prozent wieder an die erste Stelle, war aber weiter auf Partner angewiesen. Die nach 1981 mit der FWG gepflegte rotgrüne Zusammenarbeit zerbrach, obwohl sie erst die Wahl Norbert Wintersteins zum neuen Oberbürgermeister ermöglicht hatte. 1986 formierte sich die große Koalition zwischen SPD und CDU, was auch die Kommunalwahl 1989 überdauerte. Bei der trat die FWG nicht mehr an, wurde von den Grünen beerbt. Und bei denen gilt heute Oberbürgermeister Winterstein als Intimfeind.
WIESBADEN. "Wir haben früh und sanft gebremst und damit das Schiff auf Kurs halten können", sagt Kapitän Oberbürgermeister Achim Exner. Die Rede ist von der "budgetgesteuerten Personalwirtschaft". Vor zwei Jahren gegen große Widerstände eingeführt, zogen der OB und Wiesbadens Personaldezernent Jörg Bourgett jetzt eine positive Bilanz.
Hinter dem bürokratischen Wortungetüm verbirgt sich eigentlich eine ganz einfache Methode: Statt um jeden einzelnen städtischen Bedienstetem kämpfen zu müssen, haben die verschiedenen Ämter seit Beginn des Haushaltsjahres 1992 ein festes Personalbudget zur Verfügung. Innerhalb dieses festen Rahmens können sie Personalentscheidungen weitgehend selbständig treffen. Über die Höhe des Gesamtetats entscheiden nach wie vor die zuständigen parlamentarischen Instanzen. Durch den Einfluß auf dessen Höhe kann dort entschieden werden, welchen Anteil er am Verwaltungshaushalt der Stadt haben soll.
Durch eine "Deckelung" der Ausgaben soll der Anteil der Personalkosten am Gesamthaushalt der Stadt schrittweise bis 1996 auf 27 Prozent runtergefahren werden, wie Jörg Bourgett jetzt noch einmal unterstrich. Zahlen aus dem Personaldezernat sollen den Erfolg des Modells belegen. So seien, erklärte Bourgett, die Personalkosten der Stadt für 1992 ursprünglich mit 348 Millionen Mark veranschlagt worden. Der gekürzte Ansatz, erster Versuch im Rahmen der "budgetgesteuerten Personalwirtschaft", habe noch 342 Millionen für 1992 vorgesehen. Tatsächlich mußten für die städtischen Bediensteten 346 Millionen ausgegeben werden, ein Prozent mehr als geplant. Für Bourgett ein Erfolg. Hätten sich die Personalausgaben ohne die Kursänderung 1991 "normal" weiterentwickelt, schätzt Bourgett, schlügen sie heute mit 14 Millionen Mark mehr (insgesamt 360 Millionen) zu Buche.
Auch in diesem Jahr geht er davon aus, die Steigerung der Personalkosten "im Griff zu behalten". Trotz der Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst von drei Prozent wird die Stadt nur 1,5 Prozent mehr bezahlen müssen, hofft der Stadtrat.
DIRK ALTBÜRGER
Im Feuilleton: Uwe Pralle über Jacob Taubes und das abendländische Krisendenken (Gegenwart - Nach dem Zerfall von Gott und Welt); Der große Terror - Zeichnungen eines KGB-Offiziers aus dem Archipel Gulag; Thomas Assheuer: Zeitschriftenrundschau. Auf der Buchseite werden besprochen: Hans Christoph Buchs Roman Rede des toten Columbus am Tag des Jüngsten Gerichts (Burkhardt Lindner); Helle Briefe, die Korrespondenz Ferdinando Galianis mit Louise de&rquote;Epinay (Karl Riha); Sigismund Krzyanowskis Lebenslauf eines Gedankens (Dagmar Kassek) und Neuerscheinungen zur Bedrohlichkeit und Bewältigung der Armut (Thomas Kreuder). fr
BAD NAUHEIM. Mit Gleichgesinnten eine Woche lang fasten - das bietet die evangelische Familienbildungsstätte in Bad Nauheim an. Dabei soll über Eßgewohnheiten und Verhaltensweisen gemeinsam nachgedacht und diskutiert werden. Die Teilnehmer/innen sollen aber auch Gelegenheit haben, ihre Wünsche und Anliegen in dieser Woche einzubringen. Beendet wird die Woche mit einer gemeinsamen Mahlzeit. Ein Nachtreffen mit der Zubereitung von kalorienarmen Gerichten ist Teil des Angebotes.
Dieses soll während eines Informationsabends am Montag, 8. März, ab 20 Uhr in der Familienbildungsstätte (Frankfurter Straße 34) vorgestellt werden. Die Fastenwoche beginnt am Freitag, 12., und endet am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr.
Anmeldungen nehmen die evangelische Familienbildungsstätte Friedberg unter der Rufnummer 0 60 31 / 9 19 76 sowie die Kursusleiterin Renate Kopp (Tel. 0 60 32 / 3 50 06) entgegen. str
Auf einen Blick
Seite II Kulturspiegel: Schottener Stadtbücherei verleiht Software - mit Erfolg. Seite III Zwei Familien aus Bosnien haben in Petterweil vorübergehend ein Obdach gefunden. Sie brauchen Hilfe. Seite IV Vor 25 Jahren gingen die Leute auf die Straße. Was ist aus den 68er Utopien geworden? Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft?
Auf einen Blick
Seite II Der Historiker Peter Longerich referiert über Facetten des deutschen Nationalismus. Seite III Grabstein-Affäre: Landrat Gnadl verschafft dem Magistrat Bad Vilbel eine späte Genugtuung. Seite IV Lokalsport: Der Eishockey-Zweitbundesligist EC Bad Nauheim hat das Siegen doch nicht verlernt.
BAD VILBEL. Es ist zum Haareraufen. Wer dem Telefonbuch glaubt und die abgedruckte Rufnummer der Stadtwerke Bad Vilbel wählt, wird den gewünschten Gesprächspartner nicht erreichen. Statt der freundlichen Telefonistin des Betriebes ist nur das Freizeichen zu hören. Der Grund: Die Stadtwerke, zuständig für die Gas- und Wasserversorgung in der Brunnenstadt, sind umgezogen: In ein neuerrichtetes Gebäude an der Bundesstraße in Dortelweil. Mit dem Domizil wechselten die 32 Angestellten auch die Telefonnummer. Sie lautet jetzt 0 61 01 / 5 28 01. Briefeschreiber müssen als Adresse die Theodor-Heuss-Straße 51 angeben. Gleich nebenan, Hausnummern 49 und 47, sind der städtische Bauhof, Telefon 5 28 02, und die Gärtnerei, Telefon 5 28 03, untergebracht. Der Umzug der drei Betriebe mit insgesamt 110 Mitarbeitern begann bereits im Dezember. Doch erst am heutigen Samstag von 14 bis 18 Uhr wird der Gebäudekomplex, kurz "Betriebshof" genannt, der Bevölkerung vorgestellt. Zur Einweihung gibt es 500 kostenlose Portionen aus der Gulaschkanone der Dortelweiler Feuerwehr und preisgünstige Getränke. Außerdem wird das Gartenamt an 1000 Gäste bunt blühende Primeln verschenken.
Die Topfpflanzen zum Tag der Offenen Tür stammen allerdings nicht aus den neuen Dortelweiler Gewächshäusern, wie der zuständige Reviergärtner Hans König gesteht. In den zwei Glas- und zwei Folientreibhäusern ziehen König und seine zwei Kollegen jetzt die Frühlings- und Sommerblumen für den Kurpark: Geranien, Begonien, Fleißige Lieschen und Tagetes. Die winzigen Setzlinge werden in den 600 Quadratmeter großen Glashäusern zu stattlichen Blühern aufgepäppelt. Denn, so Hans König, "wenn man damit draußen auf die Beete geht, will man ja sofort die ganze Wirkung haben". Neben den automatisch bewässerten und entlüfteten Hochbeeten zur Blumenzucht gedeihen im Gewächshaus auch große Kübelpflanzen, die zu Dekorationszwecken ans Kurhaus und die Bürgerhäuser der Stadtteile verliehen werden.
Im Dickicht von Oleanderblättern und Palmwedeln reifen sogar Zitronen. Der Kontrast zum satten Grün der Gewächshäuser: die Außenanlagen des neuen Betriebshofes. Zur Bepflanzung der Freiflächen auf dem 13 000 Quadratmeter großen Gelände von Gartenamt, Bauhof und Stadtwerken werden die Gärtner erst im Frühjahr kommen.
Hier und dort seien halt noch "Kleinigkeiten" zu erledigen, räumt Rudolf Wahl, technischer Werkleiter der Stadtwerke ein. Erst in der vergangenen Woche waren die Namensschilder neben die Türrahmen der Büros geschraubt worden. In manchen Ecken des Hauses werkelten noch die Weißbinder und Elektriker, um rechtzeitig zur Einweihung mit den letzten Arbeiten fertig zu werden.
Die Umzugskartons mit den Aktenbergen sind in der Stadtwerke-Verwaltung allerdings schon lange verschwunden. Bereits im Dezember hatte Peter Thieme, technischer Kaufmann, es hinter sich gebracht, die "Steckbriefe" zu jedem der etwa 5400 Bad Vilbeler Gasabnehmer und den knapp 5800 Wasserkunden in die Hängeregistratur einzuordnen. Die Korrespondenz zwischen Stadtwerken und Kunden füllt einen ganzen Raum. Fein säuberlich sortiert nach Straßennamen: Von A wie Alte Straße bis Z wie Zur Schönen Aussicht. Vom Verwaltungstrakt der Stadtwerke aus werden rund 100 Kilometer Wasser- und 100 Kilometer Gasrohrnetz verwaltet. Auch für Gaszähler und Wasseruhren sind die Stadtwerke zuständig. Fast 90 Prozent aller Haushalte in der Kernstadt, so Rudolf Wahl, seien ans Gasnetz angeschlossen. Seit 1911 wird Bad Vilbel mit Gas versorgt. Die Stadtteile sind seit Anfang der 70er Jahre an das Netz angeschlossen. Jeder zweite Haushalt wird dort mit Gas geheizt. Neubaugebiete, so Wahl weiter, seien zu 99 Prozent an die Gasversorgung angeschlossen. Die Stadtwerke verkaufen pro Jahr etwa 270 000 Megawattstunden Erdgas, das sie von dem Unternehmen Maingas beziehen. Durch Bad Vilbeler Wasserleitungen rauschen jährlich mehr als 2,3 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.
Vom neuen Dortelweiler Gebäude aus werden per Fernüberwachung beide Rohrsysteme kontrolliert. Daten der Bad Vilbeler Wasserhochbehälter, wie etwa der Wasserstand, können auf den Computerbildschirmen aufgerufen werden. Selbst Ventile lassen sich per Tastendruck auf- und zudrehen. Im gesamten Neubau wurden deshalb Datenleitungen verlegt. Insgesamt 70 Kilometer EDV- und Stromkabel liegen in den Wänden des Dortelweiler Betriebshofes.
An die EDV-Kabel ist auch die Abteilung Verbrauchsabrechnung angeschlossen, wo die Rechnungen für die Gas- und Wasserkunden erstellt werden. Grundlage für die Berechnung sind die Werte, die einmal jährlich von den Zählern in den Haushalten abgelesen werden. Sicherheitshalber vergleichen die Frauen und Männer die abgelesenen Werte aber mit den Zahlen vom Vorjahr. Bei großen Abweichungen wird noch einmal kontrolliert. Fehler können sich leicht einschleichen. Wahl: "Wir hatten einmal einem Altenheim zwei Millionen berechnet, das war natürlich falsch." Die überprüften richtigen Daten werden per Computer ins Gebietsrechenzentrum nach Gießen geschickt, wo die Rechnungen gedruckt werden.
Als Serviceleistung für die Stadt Bad Vilbel sind auf der Stadtwerke-Rechnung nicht nur die Gebühren für Gas und Wasser, sondern auch für Abwasser, Kanal, und Müllabfuhr aufgeführt. Das verschafft den Bürgern eine größere Übersicht. Das neue Gebäude, in dem erstmals Verwaltung und Werkstatt der Stadtwerke nebeneinander arbeiten, vereinfacht auch den Angestellten die Arbeit. Werner Goldschmid, Chef der Abteilung Verbrauchsabrechnung: "Hier kommt man besser mit den Kollegen zurecht". Schon deshalb, weil der Dienstweg kürzer sei. Etwa wenn der Auftrag, einen Zähler auszuwechseln, von der Verwaltung an die benachbarten Handwerker weitergeleitet werde.
Szenenwechsel: Die Werkstatt der Stadtwerke. Vor der Lagerhalle, in der Hunderte von Schrauben, Rohrverbindungsstücke, neu geeichte Gaszähler und Wasseruhren und Leitungen liegen, arbeitet Kurt Hartmann. An der Werkbank schraubt er zwei gußeiserne Formstücke für einen Gasanschluß zusammen. Der Mechaniker montiert ein Anschlußstück vor, das in eine geborstene Hauptleitung eingesetzt werden soll. Hartmann: "Hier wird ja nur vorgerichtet. Gearbeitet wird draußen." Die Bad Vilbeler Stadtwerke sind nur für die Verbindung zwischen Hauptleitung und Hausanschluß zuständig. Das Verlegen der unterirdischen Gasleitungen wird von Tiefbaufirmen ausgeführt. Der Bagger im Stadtwerke- Fuhrpark wird deshalb nur nach Rohrbrüchen oder bei kleineren Erdarbeiten eingesetzt. Für ihn und die zehn übrigen Autos und Transporter der Stadtwerke gibt es einen Fahrzeugpflegebereich, in dem kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten ausgeführt werden können, sowie eine Waschhalle mit Hochdruckreiniger. Noch fortschrittlicher ausgestattet ist die Werkstatt des Bauhofes, in dem selbst defekte Müllfahrzeuge repariert werden können. Im alten Quartier an der Friedberger Straße war dies nicht möglich. Meister Karlheinz Friemel: "Das konnten wir früher nicht so." War eines der acht städtischen Müllfahrzeuge kaputt, mußte es zu weit entfernten Werkstätten gebracht werden und fiel meist für mehrere Tage aus. Dank Lastwagen-Hebebühne und Werkstatt-Kran können diese Arbeiten nun vor Ort von Friemel und seinem Kollegen, Kfz-Mechaniker Karlheinz Barufe, ausgeführt werden.
Die hochmoderne Ausstattung, die Motoröl, Schmierfett und Frostschutzmittel aus großen Tanks zu den Arbeitsplätzen pumpt, sorgt dafür, daß keine umweltschädlichen Stoffe verkleckert werden. Ebenso fachgerecht wird das Abwasser der Waschanlage entsorgt. In den Schreiner- und Malerwerkstätten des Bauhofes werden gesundheitsschädlicher Staub und Späne abgesaugt. Dort, im Trakt des Bauhofes, hat auch Schilderwart Wilhelm Schmalbach seinen Arbeitsplatz. In den Regalen seiner Werkstatt lagern 700 Verkehrszeichen. Von der Hinweistafel für die katholische Sonntagsmesse bis zum Verkehrzeichen fürs Tempolimit. Ist eines der in Bad Vilbel aufgestellten Verkehrsschilder (Schmalbach schätzt den Schilderwald auf mindestens 2000 Exemplare) verblaßt, gestohlen oder beschädigt, wird es von Wilhelm Schmalbach erneuert. Neue Verkehrszeichen, so der Schilderwart, werden nach Anweisung des Ordnungsamtes aufgestellt. All diese Arbeitsbereiche sind auf dem Gelände des Dortelweiler Betriebshofes voneinander getrennt. Stadtwerke und Bauhof mit Gartenamt haben separate Einfahrten. Damit sich die Beschäftigten trotzdem kennenlernen können, gibt es neben getrennten Sozialräumen eine gemeinsame Kantine. Zur heutigen Einweihung allerdings bleiben Küche und Spülküche kalt. Die Einnahmen aus Speisen- und Getränkeverkauf am Tag der offenen Tür kommen der Dortelweiler Feuerwehr zugute, die mit ihrem Geschirrmobil anrückt.Kirche sammelt für vergewaltigte Frauen
KELSTERBACH. Die Evangelisch-lutherische Christuskirchengemeinde sammelt Spenden für vergewaltige Frauen im Kriegsgebiet von Bosnien-Herzegowina. Diese sollen "abgeschirmt von neugierig-interessierter Öffentlichkeit" die Chance bekommen, zu sich zu finden und zusammen mit ihren Kindern wieder Lebensmut zu fassen. Initiatorin Helga Klöß folgt damit einem Fernsehaufruf des Komitees Cap Anamur. Die Spendenkonten: Volksbank Kelsterbach, Konto 105 000 1, und Kreissparkasse, Zweigstelle Kelsterbach, Konto 501 000 4. lis
Die Auseinandersetzung um die Leiterin der Deutschherrenschule, Monika Intrau, sollte jetzt "nicht parteipolitisch ausgeschlachtet" werden. Mit dieser Warnung hat Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) die Forderung des FDP- Landtagsabgeordneten Heiner Kappel zurückgewiesen, den Fall Intrau in einer öffentlichen Sitzung des kulturpolitischen Landtagsausschusses zu behandeln. Schüler hatten der Rektorin Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen, weil sie Kindern verboten habe, Kopftücher aus religiösen Gründen zu tragen und auf dem Schulgelände ihre Muttersprache zu sprechen.
Eine öffentliche Sondersitzung des Landtagsausschusses sei "das denkbar falsche Mittel, um in der Sache weiterzukommen", sagte Holzapfel. Personalangelegenheiten gehörten nicht in die politische Diskussion. Der Kultusminister äußerte seine Zuversicht, daß das Staatliche Schulamt mit "Fingerspitzengefühl und der gebotenen Ernsthaftigkeit" die Aufklärung der Vorwürfe betreibe.
Unterdessen zeigt sich die Frankfurter FDP befremdet, daß das Staatliche Schulamt "nicht in der gebührenden Art und Weise" auch das Handeln der Lehrer untersuche, die über den Ortsbeirat politisch gegen ihre Schulleiterin vorgegangen seien. Offenkundig werde doch eine schulinterne Angelegenheit als "parteipolitisches Agitationsinstrument" mißbraucht. Die FDP fühlt sich in diesem Eindruck bestärkt, nachdem ein Schreiben der Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) "wie auf Knopfdruck" den Schulstreik wieder beendet habe.
Lehrer der Schule widersprechen dagegen öffentlich dem wiederholt geäußerten Verdacht, die Vorwürfe gegen Intrau seien wegen ihres Engagements gegen die Integrierte Gesamtschule (IGS) hochgekommen. Schließlich hätten auch Eltern und Lehrer gegen die IGS gekämpft. Dieselben Kollegen schenkten der Schulleiterin jetzt kein Vertrauen mehr. "Hier geht es um ausländerfeindliche Äußerungen und nicht um Parteipolitik." luf
OFFENBACH. Das Känguruh-System ist die bessere und umweltfreundlichere Art einzukaufen, meint das Offenbacher Umweltbündnis. Deshalb hat es eine Aktion gestartet, an der sich Metzgereien und Einzelhandelsgeschäfte beteiligen.
Beim Einkauf bekommt jeder Verbraucher Tüten, Schachteln, Plastikfolien, die er nach Hause trägt, um sie dann wieder zu entsorgen. Besser wäre es - meint das Umweltbündnis -, auf all dies zu verzichten und seine Verpackung, seine Dose oder einen Beutel selbst ins Geschäft mitzubringen.
Denn: Wer sein Gefäß mitbringt und sich die Ware abfüllen läßt, produziert keinen Verpackungsmüll, muß auch nichts wegwerfen.
Mit einem Plakat, auf dem ein Känguruh abgebildet ist, wirbt das Umweltbündnis für die Müllvermeidungsidee. Die Geschäfte, die sich an der Aktion beteiligen, haben das Plakat an den Ladentüren oder in ihren Räumen aufgehängt. Das Umweltbündnis hofft, daß sich bald möglichst viele Einzelhandelsgeschäfte daran beteiligen.
Begrüßt wird die Känguruh-Aktion nach Aussage des Umweltbündnises auch vom staatlichen Veterinäramt. Laut Erlaß vom 8. November 1990 der Verpackungsverordnung ist der Verkauf in mitgebrachte Gefäße bei Beachtung der hygienischen Bestimmungen rechtmäßig, habe das Veterinäramt mitgeteilt. pmü
Zwei Tage vor Beginn der Fastenzeit haben die Muslime bereits den Ramadan begonnen Verzicht als reinigende Kraft
Von Jutta Rippegather HANAU. Einige gläubige Christen üben seit Aschermittwoch Verzicht. Sie nehmen keine Genußmittel zu sich, leben enthaltsam. Für die Muslime in Hanau begann die Fastenzeit bereits am Montag. In einem Flugblatt informiert jetzt der islamische Verein in Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat die Nachbarn der Moschee in der Gärtnerstraße über die Regeln des Ramadans. "Sie sollen wissen, um was es geht und was wir überhaupt machen", sagt Pehlül Yilmaz im Gespräch mit der FR. Gerade am Wochenende strömen die Gläubigen zu Hunderten in die Räume der ehemaligen Kegelbahn, um ihren religiösen Pflichten nachzukommen. Außerdem kommen sie vor Sonnenaufgang und am Abend. Die vielen, die trotz knurrendem Magen und trockenem Mund tagsüber Geld verdienen müssen, verrichten die anderen drei Pflichtgebete zu Hause und in der Firma.
"Es ist schwierig. Die Arbeit geht ja weiter. Es ist manchmal auch grausam", sagt der Türke Yilmaz, Mitglied des Ausländerbeirates. Nicht jeder Arbeitgeber gestatte seinen Beschäftigten, die festen Pausenzeiten zu verschieben. Deshalb müßte mancher Schichtarbeiter seine erste Mahlzeit nach Sonnenuntergang an der Werksbank einnehmen. Zum Beten suchen Yilmaz und seine Kollegen sich eine ruhige Ecke an ihrem Arbeitsplatz. Bis zum 23. März, dem Erscheinen des Neumonds, das sie mit einem großen Fest - dem Bayram - begehen, nehmen die Muslime diese Unbequemlichkeiten in Kauf, inklusive mancher Lästereien deutscher Kollegen.
Das Fasten besitzt für die Anhänger des Islams sowohl persönlichen als auch öffentlichen Charakter. "Wenn es mir immer wohlgeht, könnte sich mich nicht in die Lage von zum Beispiel den Bosniern, den Palästinern in den Bergen, aber auch leidenden Nicht-Muslimen versetzen", sagt der Türke. "Man kann andere Menschen, ihre Leiden besser verstehen." Ein weiteres Ziel stellt die Reinigung des Körpers da. Wer Alkohol trinkt oder Zigaretten raucht, muß sich in Selbstdiszilpin üben. Und dieser bewußte Verzicht ist gewiß kein Kinderspiel.
Das weiß auch jeder der immer weniger werdenden Christen, die an den Beginn der Fastenzeit gute Vorsätze stellen. Für Helmut Müller, evangelischer Pfarrer in Wachenbuchen, ist sie mit dem Ramadan nicht vergleichbar. Doch zumindest Parallelen sind zu entdecken, wenn er von "Reinigung von Seele und Körper" spricht. Bewußter Verzicht sei "ein Stück Zugang zum einfachen Leben". Anders als bei den Katholiken beruhe die Tradition, die "so gut wie abgebrochen ist", bei den Protestanten auf freiwilliger Basis. So legt jeder Teilnehmer an der Aktion "Sieben Wochen ohne" selbst fest, welche Genußmittel er meiden will. Um den Gläubigen in seinem Willen zu unterstützen, erhält er regelmäßige Fastenbriefe.
Die Muslime im islamischen Verein helfen sich gegenseitig dabei. Tagsüber bleibt das Restaurant geschlossen, in dem Gemeindemitglieder ohne Angehörige am Abend nach dem Gebet ihre Mahlzeit zu sich nehmen. Jetzt, während des Ramadans, kommen auch viele Frauen in die Moschee, sagt Yilmaz. Seitdem der Verein das Gebäude im Jahr 1981 erwarb, sind die Muslime mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Seit kurzem liegen neue Teppichböden in dem Gebetsraum für Frauen und in dem für die Männer. Der Jugendraum ist schon länger fertig. Denn das Gotteshaus übernimmt auch die Funktion eines Treffpunkts. "Wir machen Erwachsenenbildung und Sozialarbeit hier", betont der Türke. Auch bosnische Flüchtlinge hatte der Verein in seinen Räumen schon zu Gast. Nach Beobachtungen von Yilmaz besuchen nur wenige von ihnen die Moschee: "Die kennen zwar die Suren auswendig, aber leben nicht danach. Wie viele meiner Landsleute hier."
Mit einigen Nachholspielen in den verschiedenen Kreisklassen sowie dem "Pokal-Schlager" Türkischer FV Dreieich gegen den OFC Kickers (0:20) wurde auch im Fußballkreis Offenbach die Winterpause beendet. Eine komplette Fortsetzung ist an diesem Wochenende geplant, alle Klassen mit Offenbacher Kreisvereinen - von der Ober- bis zur Kreisliga B - sollen Minustemperaturen, eventuellen Schneefällen etc. trotzen. Teilweise seit Anfang Dezember, in manchen Klassen ab Mitte Dezember, rollte kein Ball mehr im Punktspielbetrieb. Mit einem "bunten Allerlei" hatte der Indoor-Fußball Hochkonjunktur, im gesamten Februar wurde jedoch fleißig auf den meist bespielbaren Rasen- und Hartplätzen "getestet". Die Art der Vorbereitung - je nach Spielklasse, vor allem aber nach dem Geldbeutel, individuell gestaltet - wird bei den Offenbacher Klubs erst an diesem Sonntag (in wenigen Fällen am Samstag) einer Kontrolle unterzogen.
In der Landesliga Süd ist Germania Klein-Krotzenburg auf den Samstag ausgewichen, hofft selbst gegen den nicht sonderlichen zugkräftigen TSV Wolfskehlen auf einen " Kutzop-Effekt". Die übrigen Offenbacher Landesligavereine tangiert dieses Problem nicht, denn die Spvgg. Neu-Isenburg spielt in Riedrode, die Spvgg. Dietesheim bei Italia Frankfurt und Jügesheim in Langenselbold.
Doppeltes Pech für den FC Teutonia Hausen: Er muß den Bezirksoberliga- Schlager gegen den TSV Lämmerspiel nicht nur am Sonntag, sondern auch auf fremdem Terrain absolvieren: Die vierwöchige Platzsperre nach den Vorkommnissen gegen Hanau 93 (die FR berichtete) greift erstmals in diesem Nachbarschaftstreffen, das jedoch auch im Sportzentrum Obertshausen (und trotz OFC- Konkurrenz) rund 500 bis 700 Zuschauer anlocken soll. Lämmerspiel droht bei einer Niederlage der Verlust der Führungsposition, Teutonia Hausen müßte sich bei einem negativen Resultat weiterhin mit der Relegation (nach unten) beschäftigen. Ein weiterer Schlager steigt an der Zellhäuser Straße, wenn Seligenstadt auf Bruchköbel trifft.
In der höchsten Kreisklasse (Bezirksliga Offenbach) kommt es in südlichen Gefilden ebenfalls zu einem Lokalschlager, der aus der Masse herausragt: Tabellenführer Susgo Offenthal (25:9 Punkte) erwartet den FC Offenthal (19:15), der auf Platz fünf rangiert. Auch im Dreieicher Stadtteil scheuten die Verantwortlichen eine Spielverlegung auf Samstag, müssen somit gegen die gesamte Kreiskonkurrenz ankämpfen. Die Sport- und Sängergemeinschaft hofft jedoch aufgrund ihrer Heimstärke (17:1 Punkte) ihrem Vereinsnamen am Sonntagnachmittag (Anstoß ist letztmals generell um 14.30 Uhr) Ehre machen zu können: dem sportlichen Triumph soll der Freudengesang folgen.
In der Kreisliga A Offenbach-Ost soll ebenfalls beim ersten Komplettstart 1993 ein absoluter Knüller für überdurchschnittliches Interesse garantieren: Die TSG Mainflingen (25:11 Punkte) erwartet Spitzenreiter SKV Hainhausen (27:7) und will ihre Heimstärke gegen die Rodgauer untermauern. Das gleiche trifft auf Torjäger Thorsten Gast zu, der Ex-Ober-Röder führt die Klassenskala mit 20 Toren (in 18 Spielen) deutlich an. Auch die A-Liga- West hat ihren Knüller: Im "Griechen- Treffen" zwischen dem FC Hellas und dem Spitzenreiter Aris Offenbach, der mit 28:4 Punkten schnurstracks der guten Kreisstube entgegenmarschiert, ist stets für 400 bis 500 Fans gut.
Während Auf- und Absteiger trotz klarer Tendenzen in vielen Klassen längst nicht abgesichert sind, ist bereits jetzt eine Entscheidung gefallen: Der FC Langen wird 93/94 wieder im Fußballkreis Offenbach spielen. Die Langener gehörten zuletzt dem Fußballkreis Darmstadt an. Ob es zum großen Bezirksliga-Lokalderby mit der SSG 1889 Langen kommen wird, ist durch die schlechte Position der SSG (mit 10:24 Punkten Schlußlicht) derzeit sehr in Frage gestellt.
HANS-DIETER PUTH
KARBEN. Einige altgediente Genossen kandidieren nicht mehr für die Liste der SPD zur Stadtverordnetenversammlung. Walter Glasbrenner hat sich aus Altersgründen zurückgezogen und Stadtrat Oswald Nowak (67), der inzwischen schwer erkrankt ist, hatte schon vor Wochen gesundheitliche Gründe für sein Ausscheiden aus der kommunalpolitischen Arbeit angegeben. Die SPD-Liste wird (wie es auch in anderen Kommunen Praxis ist) von den beiden Hauptamtlichen angeführt. Doch werden Detlev Engel und Hans Puchtinger ihr Mandat natürlich nicht annehmen. So bleibt an der Spitze Ulla Becker, die sich wieder für das Amt der Stadtverordnetenvorsteherin bereithält. Werner Wiegand, der frühere Fraktionsvorsitzende, der dereinst bei der Nominierung für den Posten des Ersten Stadtrats nicht zum Zuge kam, rangiert nach Engel, Puchtinger und Becker auf Platz vier noch vor dem derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Fritz Amann (Platz 5). Die Petterweiler und Wiegand mögen dies als Trostpflaster verstehen. Amann will auch im neuen Parlament die Fraktion anführen. Die übrige Liste besteht im wesentlichen aus den bisherigen Stadtverordneten wie Jürgen Ahlborn, Edgar Agel und der Nachrückerin Doris Beck. Auf Platz neun wurde als Neuling Karl Fischer nominiert. Es folgen die bisherigen Stadtverordneten Herbert Schuch und Parteivorsitzender Klaus- Peter Hampf. Mit Regina König-Amann folgt auf einem aussichtsreichen Platz die Frau des Fraktionsvorsitzenden. Mit Matthias Flor (27), Roland Schulz (30), Jochen Schmidt (23) und Youngster Carsten Hauer (20) stehen mit Ausnahme von Hauer bereits kommunalpolitisch bewährte junge Leute auf aussichtsreichen Listenplätzen.
Neu kandidieren auf den Plätzen 19 bis 22 Hannelore Bruhn, Brigitte Schmidt, Brigitte Ridder und Rainer Züsch. Als Nachrücker/-innen halten sich weitere Neulinge bereit, nämlich Marlis Nimmich-Vogeler, Helga Goethe und Rüdiger Trebing (Plätze 25 bis 27). In der auslaufenden Legislaturperiode hat die SPD 19 der 37 Stadtverordneten gestellt.
Die Spitzen für die sieben Ortsbeiräte sind zum großen Teil neu. Brigitte Fitzenberger löst den aus Altersgründen nicht mehr kandidierenden Karl Krieg als Spitzenkandidatin für den Ortsbeirat Groß-Karben ab, Rainer Züsch den langjährigen Ortsvorsteher Hans Speidel in Klein-Karben. Adolf Koch kandidiert wieder an erster Stelle für den Ortsbeirat Petterweil wie auch Dietmar Neugebauer in Okarben und Alfred Umlauf in Rendel. Heidi Kruszinski steht in Kloppenheim auf dem Platz, den bisher der ehemalige Bürgermeister Edmund Felber innehatte. Rolf-Dieter Ahlgrim möchte als Nachfolger von Karl Vollmer und Toni Pecher neuer Ortsvorsteher von Burg-Gräfenrode werden.
Ex-Bürgermeister Paul Schönfeld kandidiert auch nicht formell für Stadtparlament oder Ortsbeiräte. Er beabsichtigt, Karben im Kreistag zu vertreten. hm
"Schlimmer hätte es nicht kommen können", hadert Abteilungsleiter Willi Forg vom Frauen-Handball-Regionalligisten TV 1860 Hofheim mit dem Pokal-Los in der ersten Südwest-Runde, das die Mannschaft um Spieler-Trainerin Tünde Hajdu am Sonntag zur TSG Variant Nordhausen führt. Die Partie kann allerdings nicht in Nordhausen ausgetragen werden. Die Halle dort wird renoviert. Austragungsort ist die Sporthalle der Fünften Regelschule im rund 80 Kilometer entfernten Erfurt. Nicht nur der Gegner, sondern auch die Anwurfzeit (Sonntag, 11 Uhr) hat im Hofheimer Lager großen Frust ausgelöst.
"Wir wollten dieses Pokalspiel eigentlich absagen, aber das hätte uns etwa 1500 Mark Strafe gekostet", hat sich Forg in Absprache mit Obmann Gerhard Madaler und Trainerin Tünde Hajdu für die Strapazen des Trips nach Thüringen entschieden. "Billiger kommt uns das auch nicht, denn neben rund 1200 Mark Bus- Kosten müssen wir Mannschaft und Betreuer(innen) noch ein Mittagessen bezahlen", verweist der Handball-Chef auf das teuere Unternehmen Südwest-Pokal. Und bei der Austragung an einem neutralen Ort ist kaum mit Zuschauer-Einnahmen zu rechnen. Möglicherweise gibt es auch dabei durch die Schiedsrichter- Kosten etc. einen weiteren Minus-Saldo.
Bereits gegen 4.30 Uhr soll der Trip am frühen Sonntagmorgen (Fans lädt der TVH zu einer kostenlosen Mitfahrt nach Erfurt ein) beginnen, vor 19 Uhr wird die Mannschaft nicht zurück sein. Da Tünde Hajdu ihre zuletzt erfolgreiche Formation (19:18 gegen Eisenach und 17:17 beim Titel-Anwärter TSG Leihgestern) auf Trab halten will, rechnet sie gegen Nordhausen, daß alle Akteurinnen zur Verfügung stehen und die zweite Hauptrunde im Südwestpokal gegen den Oberliga- Vertreter erreicht werden kann. "Unser Hauptaugenmerk liegt jedoch eindeutig auf dem Klassenerhalt", stellt der Abteilungsleiter klar. Das schließt jedoch einen Pokal-Erfolg in Erfurt nicht aus.
Der Pokal dient zugleich als Generalprobe für den großen Regionalliga-Knüller am 7. März (17 Uhr) in der Brühlwiesenhalle gegen den mitgefährdeten (und punktgleichen) Nachbar-Rivalen TV 1861 Flörsheim. Das Treffen der beiden Traditionsklubs soll die Ränge der Halle wesentlich besser als im Alltag (rund 100 zahlende Zuschauer) füllen. "Ich kalkuliere mit etwa 300 Zuschauern, wobei ich immer nur diejenigen zähle, die auch Eintritt bezahlen", setzt Forg auf die Zugkraft des Kellertreffens. Mit diversen Aktionen (Anzeigen in der lokalen Presse) soll die Partie zusätzlich geschürt werden. Ziel der beiden Main-Taunus-Kreisvereine bleibt Rang neun, der vermutlich ein weiteres Jahr Regionalliga Südwest, Gruppe Nord, garantieren dürfte. Diesen Rang belegt Eisenach (11:23-Punkte), Flörsheim und Hofheim, je 10:24-Zähler, trennen derzeit exakt 32 Tore, womit der Gast, der über die wesentlich stabilere Abwehr verfügt, bereits mit einem Remis seinem Ziel näherkäme.
Spielentscheidend dürfte die Form der Tor-Frauen sein. Dabei muß der TV 1860 Hofheim ein Riesenproblem lösen: Ines Madaler, unumstrittene Nummer eins, muß einen Ski-Kurs der Uni in der Schweiz belegen und fällt vermutlich aus. Sabine Claas heißt die Alternative. Beim TV Flörsheim steht Ursula Thon-Müller (Schwangerschaft) nicht mehr zur Disposition, ruht die Verantwortung auf den Schultern von Alexia Pfeifer sowie der reaktivierten Doris Thon. Während es im Angriff (250 gegenüber 245 Toren) ein leichtes Hofheimer Plus gibt, ist die Abwehr-Arbeit des Teams von Trainer Hartmut Schmidt (254 gegenüber 291 Gegentreffern) bisher als wesentlich erfolgreicher zu bezeichnen. Seit einigen Spielen hat sich jedoch das Defensiv-Verhalten des TVH ebenfalls spürbar verbessert: Die 35fache ungarische Nationalspielerin Tünde Hajdu greift selbst ins Geschehen ein und sorgt mit ihrer Erfahrung für mehr Ruhe und Übersicht im Deckungsverband. Da auch Kristina van Loyen und Caroline König wieder auf dem Wege zur Bestform sind, sind die Karten wieder besser gemischt.
"Wir steigen nicht ab, denn wir gewinnen gegen Flörsheim und auch den BSC Urberach" (21. März, 17 Uhr), strahlt Forg Zuversicht aus. Das Vertrauen in die Mannschaften ist spürbar gewachsen, die Narben des Trainerwechsels (Wolfgang Riedel hatte das Handtuch geworfen) sind verheilt. Und Tünde Hajdu findet in der Brühlwiesenhalle große Anerkennung, hat ihre Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit 93/94 signalisiert. "Ich denke, daß wir per Handschlag in den nächsten drei bis vier Wochen den Kontrakt mit Tünde Hajdu verlängern werden", zeigt sich Forg mit der Arbeit der Trainerin rundherum zufrieden. Zumal sich durch ihren Einsatz auf dem Spielfeld zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen. HANS-DIETER PUTH
NEU-ANSPACH. Ein Gutshof als Trostpflaster: Nachdem der kurhessische Innenminister Friedrich Scheffer über die Revolution von 1848 "gestolpert" war, versüßte er sich wenigstens seinen einstweiligen Ruhestand - auf einem riesigen Besitz mit nicht weniger als 17 Wirtschaftsgebäuden, darunter Schäfereien, sowie Obst- und Parkanlagen. Der Zug der Zeit erwischte das Gutshaus, "Filetstück" der Anlage im nordhessischen Engelbach, dann beim Ausbau der Bahntrasse Hamburg - München: Über den einstigen Standort rauschen heute die ICE, zum Gram der Denkmalschützer. Deren Streit mit der Bundesbahn jedoch konnte salomonisch beigelegt werden: Das über 300 Jahre alte Haus wird jetzt im Hessenpark neu errichtet.
"So haben beide Seiten das Gesicht gewahrt. Und wir sind glücklich, denn wir haben ein echtes Stück Sozialgeschichte erworben", erklärt Professor Eugen Ernst, Leiter des Freilichtmuseums.
Das Gutshaus hat rund 180 Quadratmeter mit 14 Zimmern und Kammern. Wie die übrigen zum Hof gehörenden Gebäude ist auch das Original-Mobiliar nicht mehr vorhanden. Die Innenausstattung des Hauses wird komplett simuliert. Zum Glück habe man noch einige Schränke und Tische aus dieser Epoche im Fundus, sagt Ernst.
Das Äußere des Fachwerkhauses ist von schlichter Eleganz. Einzig der verspielte Eingang mit Anklängen an die Neo-Renaissance sticht heraus; die Fassade hingegen war vor dem Abbau komplett hinter Holzschindeln versteckt. Dieser architektonische Frevel geriet früher nämlich nicht selten zur Mode; die Denkmalschützer sähen die Verkleidung deshalb nicht ungern im Hessenpark wieder. Die Tauglichkeit der Holzbalken vorausgesetzt, möchte Eugen Ernst das Haus jedoch so wieder aufbauen, wie es unter Friedrich Scheffer aussah.
Nach dessen Tode verfiel das Anwesen zusehends. 1910 gehörten nur noch 22 Hektar dazu; die Agrarkrise in Europa angesichts des konkurrenzlos billigen Getreides aus Amerika hatte die Erben Scheffers veranlaßt, sich lukrativere Haciendas in Argentinien zuzulegen. Der letzte Erbe verkaufte das Anwesen dann an die Bundesbahn, die auch den Abbau des Gutshofes durch das Hessische Staatsbauamt finanzierte.
Im Moment liegt der Hof gut verpackt auf dem Gelände des Freilichtmuseums. Ende des Jahres soll er aufgebaut sein.
JÜRGEN DICKHAUS
BAD HOMBURG. Ein Mitspracherecht für die Vertreter des Jugendparlaments in allen Ausschüssen im Rathaus? "Das ist selbstverständlich angesichts der Altersstruktur der Berufsjugendlichen in der Stadtverordnetenversammlung", verschafft sich Robert Eul Zugang zu den Jugendlichen. Der Christdemokrat kann am Mittwoch abend in der Podiumsdiskussion des Jugendparlamentes unbeschwert der Beteiligung Jugendlicher an politischen Entscheidungen das Wort reden: Eul, seit Jahren Vorsitzender des Sozialausschusses, gehört dem neuen Parlament nicht mehr an.
Unter seiner Amtszeit ist es jedoch nur selten gelungen, Vertreterinnen und Vertreter des Jugendparlaments rechtzeitig in die Erörterung von Jugendthemen einzubeziehen, sie zu Ausschußsitzungen einzuladen - was von den Jugendlichen immer wieder beklagt wurde. Hauptthema des Abends ist die Zukunft des Lok- Schuppens. Eul gehört mit etwa 50 eher zahmen Jugendlichen und einigen Erwachsenen zu denen, die vehement am Wunsch nach Jugendeinrichtungen im ehemaligen Lok-Schuppen festhalten. Wohl wissend, daß das Projekt bestenfalls in ferner Zukunft verwirklicht werden kann, je nach dem, wer die Federführung haben wird. Über eine Stunde lang wird über Konzeptionen, Versprechungen mit Vertreterinnen und Vertretern der für das Stadtparlament kandidierenden Parteien und Wählergruppen geredet. Beate Fleige (SPD), ebenso wie Daniela Kraft (Die Grünen) Befürworterin eines Jugendzentrums im Lokschuppen, bremst die sich abzeichnende Euphorie ab: Der denkmalgeschützte Schuppen befinde sich in Privatbesitz; bisher könne die Stadt nur auf das Baurecht Einfluß nehmen, nicht aber auf die Projektentwicklung. FHW-Kandidatin Gisela Pfeifer folgert sogleich: "Eine langwierige Sache. Wir müssen uns eventuell davon lösen." Enttäuscht nehmen einige Jugendliche zur Kenntnis, daß ihre bisherigen Änderungsvorschläge zur Ideenskizze ,Lok- Schuppen&rquote; vielleicht kein Gewicht haben werden.
Die Zusage, das Gelände auf der Südseite des S-Bahnhofs zu kaufen, macht niemand. Es gilt als verseucht und - je nach Art der Nutzung - als sanierungsbedürftig.
Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP) geht ohnehin davon aus, daß der derzeitige Besitzer den Lok-Schuppen nicht verkaufen will, zumindest im Moment nicht. Gerhold schlägt vor, gemeinsam mit den Jugendlichen alle Ideen für die bestehenden und geplanten Jugendeinrichtungen zu sammeln und zu koordinieren. Der Wunschzettel der Jugendlichen ist indessen längst fertig: Ganz oben steht ein Café ohne Verzehrzwang, aber mit Probenräumen für Musikgruppen - zusätzlich zum Jugendtreff E-Werk, das für viele ältere Jugendliche und Erwachsene kein Treffpunkt mehr ist. Eine E-Werk-Besucherin: "Die Jugend in Homburg ist halt gespalten." WALTRAUT ROHLOFF
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine ·Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 833 59.
LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Mütter- u. Familienzentrum: Treffen für Wiedereinsteiger (mit Kinderbetreuung), 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Elterntreff, 20 Uhr, Frankfurter Straße 15.
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine
Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eing. Judengasse).
Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth.
Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Massenheim, 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus, An der Kirche.
Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Echzell. Naturkundlicher Arbeitskreis Wetterau: Treffen, 20 Uhr, Horlofftalhalle.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Einsatzabteilungen der FFW-Altenstadt: gemeinsame Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.
VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Altenstadt. Gesellschaft für Geschichte und Kultur: Vortrag "Die allgemeinen Grundsätze der Freimaurer" von Dr. L. Singh, 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Lindheim.
Verschiedenes Ober-Mörlen. Bürgerversammlung: Thema Nachbarschaftsladen, 20 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus Langenhain-Ziegenberg. Karben. Grundschule Okarben: Anmeldung der Schulanfänger, 9-12 Uhr im Sekretariat.
Glauburg. Bürgerversammlung: Vortrag "Schützenswerte Naturräume in Glauburg" und Thema "Fassadenbegrünung", 20 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus Stockheim.
Altenstadt. FWG: Grünkohlessen, Dorfgemeinschaftshaus Heegheim.
Ranstadt. Jusos: Disco-Abend unter dem Motto "Rock gegen Rechts", ab 20 Uhr, Bürgerhaus Ranstadt.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr, vor der Kurverwaltung. Rosbach.Eröffnung der Stadtbücherei, Kunst im Bahnhof, 19 Uhr. Wahlkampfveranstaltung Karben. CDU: Rainer Schwarz ist zu Besuch in Karben ab 19.30 Uhr.
Florstadt. Die Grünen: Wahlveranstaltung, Bürgerhaus Staden.
Rockenberg. SPD-Ortsverein: Willi Görlach, Europaabgeordneter, kommt zu Besuch, 20 Uhr, Marienschloß.
Filmspiegel Friedberg. Roxy: Alarmstufe Rot (15, 20.15 u. 22.30 Uhr) - Blende: Der kleine Punker (15 Uhr); Kein Pardon (20.15 Uhr); Ein ganz normaler Held (22.30 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20 u. 22.30 Uhr) - Keller: Der letzte Mohikaner (15 u. 20 Uhr); Bodyguard (22.30 Uhr)
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (16 Uhr); Bodyguard (18 u. 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Alarmstufe Rot (20 u. 22.30 Uhr) - Princess: Dracula (20 u. 22.30 Uhr).
Verärgerung bei Sozialdezernent Martin Berg (SPD) hat die jüngste Bilanz der hessischen Landesregierung zur Unterbringung von Asylbewerbern ausgelöst. Folgt man dieser Liste, hatte die Stadt Frankfurt am 31. Dezember 1992 genau 226 Personen weniger aufgenommen, als es der gesetzlich festgelegten Quote der Kommune entsprochen hätte.
Bergs Referentin Inge Köhler sagte, das Land berücksichtige "zwischen 400 und 500 russisch-jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion" nicht, die in Frankfurt untergekommen seien.
Eine Sprecherin des hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit erklärte, vom Sozialdezernat der Stadt lägen bisher keine Zahlen zu diesem Personenkreis vor - in der Liste der Landesregierung spiegele er sich deshalb nicht wider.
Referentin Köhler hoffte auf konkrete Daten in den nächsten Tagen - für das Ordnungsamt sei sehr schwierig zu ermitteln, wie viele Emigranten aus der ehemaligen UdSSR sich in Frankfurt aufhielten. Köhler beklagte, daß sich das Land immer noch nicht bereit finde, die Stadt bei der Unterbringung dieser sogenannten "Kontingent-Flüchtlinge" finanziell zu unterstützen.
Immer unklarer wird, ob die rot-grüne Landesregierung noch an ihren Plänen festhält, die von US-Truppen geräumte McNair-Kaserne im Stadtteil Höchst als Sammelunterkunft für Asylbewerber zu nutzen.
Im Herbst hatte die Landesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Grüne), bei einer Bürgerversammlung den Eindruck erweckt, als stünde die Einweisung von Asylbewerbern unmittelbar bevor. Seither geschah jedoch nichts - die CDU-Opposition im Römer knüpft daran den Vorwurf, die Landesregierung spare aus wahltaktischen Gründen Frankfurt bewußt aus.
"Der Stand der Dinge ist unklar", sagte dazu die Sprecherin des Ministeriums am Donnerstag. Das Land wisse derzeit nicht, wie die von CDU/CSU, SPD und FDP in Bonn geplante Änderung des Asylrechts sich auswirken werde: "Wir überprüfen noch einmal alle Kasernen- Standorte." Prinzipiell stehe das Land aber noch zu seiner Absicht, eine Sammelunterkunft für Asylbewerber in Frankfurt zu schaffen.
Nach den Worten der Sprecherin hat eine Schätzung außerdem ergeben, daß ein Umbau der ehemaligen US-Kaserne in Höchst zur Asylbewerber-Unterkunft acht bis zehn Millionen Mark kosten werde: "Das ist sehr viel Geld." Die hohe Summe komme unter anderem zustande, weil das gesamte Stromleitungsnetz ausgetauscht werden müsse. jg
Auch die Klubs der hessischen Oberliga machen sich wieder auf, um im Punktekampf gegen das Leder zu treten. Und die Rückrundenfortsetzung wartet sogleich mit einer Top- Partie auf. Am 22. Spieltag wollen der FSV Frankfurt und Kickers Offenbach bei ihrem sonntäglichen Kick am Bornheimer Hang Maßstäben setzen, die Zuschauer in Verzückung geraten lassen und letztlich auch eigene ehrgeizige Interessen verfolgen.
Also hat Bad Vilbels Trainer Peter Rübenach erkannt, daß alle anderen Begegnungen doch nur Randerscheinungen seien. So unrecht hat der Mann sicher nicht, dennoch werden derlei Erkenntnisse der Bedeutung der übrigen Partien nicht ganz gerecht. Denn schließlich stehen einigen gleich beim ersten Kick im neuen Jahr recht wegweisende Aufgaben ins Haus. Rot-Weiss Frankfurt möchte, wahrscheinlich ohne Torjäger Kunz bei den in der Vorbereitung so glänzend aufgelegten Egelsbachern beweisen, daß auch mit neuem Trainergespann und reduziertem Kader der Anstieg vollzogen werden kann.
Im Abstiegskampf hofft Bad Vilbel in Bürstadt und Bad Homburg gegen Neukirchen auf wichtige Punkte. In Haiger hat der SV Wehen mit seinem neuen Coach Robert Jung ähnliches im Sinn, und schließlich trachten auch die Eintracht-Amateure trotz des Handicaps zahlreicher Ausfälle beim SV Wiesbaden nach einem Erfolgserlebnis. Die Spitzenteams aus Fulda und Kassel stehen in Aschaffenburg und Walldorf auf dem Prüfstand. Im Vorfeld der Schlagerpartie am Bornheimer Hang, zu der 5000 Besucher, darunter auch "einige aus Offenbach" (OFC-Präsident Rocker), erwartet werden, schiebt der Gast den Platzherren angesichts der Tatsache, daß der FSV bereits zwei Pflichtspiele absolviert hat, flugs die Favoritenrolle zu. Und weil beide Trainer in Sachen Aufstellung die Qual der Wahl haben, der FSV die Gunst der Stunde nutzt, um seine neuen Räume für wichtige Persönlichkeiten zu öffnen, die Freunde der Eishockey-"Löwen" mit Eintrittskarte für das Spiel gegen Timmendorf verbilligt auch einem brisanten Oberligaduell folgen dürfen, steht der Klasse wahrlich eine außergewöhnliche Veranstaltung bevor. FR
Kaum ist die Fastnacht beerdigt, jubelt die Fußball-Bundesliga: "Jetzt geht die Party richtig los." Fast hat es den Anschein, als sei das vergangene Wochenende mit dem Rückrundenstart nur eine Standortbestimmung gewesen, nur ein Aufwärmprogramm für folgende Taten.
Die Schlagerspiele des 19. Durchgangs steigen auf dem Betzenberg mit der Begegnung 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern München und im Gelsenkirchener Parkstadion mit dem Westfalen-Schlager Schalke 04 gegen Borussia Dortmund. Doch nicht nur diese Spiele beinhalten Brisanz: Die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln scheint für FC-Trainer Jörg Berger zum Seiltanz um seinen Job zu werden. Nur ein Punktgewinn an seiner alten Wirkungsstätte, so wollen es Kölner Zeitungen wissen, kann Berger noch vor der Entlassung retten. Und auch für Leverkusens Trainer Reinhard Saftig wird nach der Niederlage in Saarbrücken die Heimpartie gegen Werder Bremen schon zum "Schicksalsspiel" stilisiert.
Gerade das Spitzentrio also wird so gesehen an diesem Wochenende unter ganz besonderer Beobachtung stehen. Dies allerdings ist Eintracht Frankfurts Trainer Dragoslav Stepanovic einerlei. Er hält den in Köln so arg unter Druck stehenden Kollegen Jörger Berger zwar für einen äußerst "sympathischen Menschen, doch zwischen halb vier und viertel nach fünf kennt die Bundesliga keine Sympathien und kein Mitleid". Auch die Zwischenstände von den anderen Plätzen interessieren Stepanovic nicht: "Wenn es nach mir ginge, würde ich das abschaffen. Wir wollen unsere Spiele selbst gewinnen." Doch als "Nachtisch, als Leckerchen für hinterher" mag der serbische Fußball-Gourmet schon wissen, was anderswo konsumiert worden ist.
Also werden sich auch die Frankfurter irgendwann einmal am Samstag nach Schlußpfiff dafür interessieren, wie es den Münchnern auf dem Betzenberg ergangen ist, wo sie doch dort seit November 1985 nicht mehr gewonnen haben. Vielleicht verlieren ja die Bayern ihr erstes Auswärtsspiel der Saison gerade in einer Phase, wo sie sich untereinander nicht mehr so ganz grün sind. Jedenfalls wird da viel über einen Transfer von Kalle Riedle und gar nicht mehr so sehr über einen Wechsel von Yeboah gesprochen. Das Gerangel um die Mittelfeldspieler Scholl und Schupp ist ebenso im Gerede wie das neue Spielsystem. Geheimnisvoll sagt Lothar Matthäus: "Wir müssen darüber sprechen und über Alternativen reden, aber nur intern."
Selbstbewußt dagegen die Frankfurter. Vollends überzeugt sind sie von ihrem Spielsystem mit frühem Stören des Gegners und den pausenlosen Versuchen, in Ballbesitz zu bleiben oder zu kommen. Nicht einmal der mögliche Verzicht auf Stürmer Anthony Yeboah (zehn Tore) schreckt die Frankfurter. Der Ghanaer spielt am Freitag für sein Land in der WM-Qualifikation und wird erst am Samstag zurückerwartet.
Per "Augendiagnose" will Trainer Stepanovic entscheiden, ob Yeboah spielt, oder er vielleicht nur Schmitt allein im Sturm aufbieten wird, oder vielleicht doch Kruse oder Anicic oder Andersen dazustellt. Auch der Einsatz von Falkenmayer ist nicht sicher. Überzeugt hat er seinen Trainer in Dresden offenbar noch nicht restlos. Spielt Yeboah nicht, wäre ein Ausländerplatz für den Brasilinaer da Silva frei, zumal auch Vertragsamateur Bommer mit einer Muskelverletzung weiter ausfällt.
In der Zweiten Bundesliga steht das Spitzentrio am 29. Spieltag vor lösbaren Aufgaben. Tabellenführer SC Freiburg erwartet "Kellerkind" FC Remscheid, während der drittplazierte VfB Leipzig auf den SV Darmstadt 98 trifft und der Tabellenzweite MSV Duisburg beim Schlußlicht Fortuna Düsseldorf aufspielt. Seinen Einstand als Trainer gibt Werner Fuchs, der Wolfgang Sidka abgelöst hat, beim abstiegsgefährdeten VfB Oldenburg.
Bei den Darmstädtern fehlen Gutzler, Weiß, Trautmann und Sanchez, die sich nach Verletzungen allesamt im Aufbautraining befinden. Stephan Täuber, der zuletzt wegen eines Blutergusses in der Wade pausieren mußte, hat schon zu Wochenbeginn das Training wieder aufgenommen. Der FSV Mainz 05 könnte mit einem Sieg in Osnabrück den Abstand zur bedrohten Zone der Tabelle ein wenig vergrößern.
Die Frauen-Bundesliga beginnt am Sonntag wieder mit ihrem Spielprogramm. Die SG Praunheim erwartet dabei am Praunheimer Hohl (11 Uhr) das Team von Wacker München, drei Stunden später tritt der FSV Frankfurt beim VfL Sindelfingen an.
Landschaftsbauer deponierte auf seinem Butterstädter Grundstück Abfälle, die dort nichts zu suchen haben Schutt und Eisen haben mit Mutterboden wenig zu tun
Bauaufsicht verfügte einen Anlieferungsstopp Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Der kleinste Bruchköbeler Stadtteil Butterstadt präsentiert sich für gewöhnlich als verschlafenes, beschauliches und reinliches Nest, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch hinter dieser Fassade sieht es aus wie bei "Hempels unterm Sofa", wie Ordnungsamt und Polizei jetzt konstatieren mußten. Derjenige, der den Bauschutt aus dem Kreis Offenbach in den Fluren ablud, ist ausgerechnet ein ansonsten anerkannter Landschaftsbauer, der den gut sichtbaren Teil des Fleckens mitgeprägt hat. Ruchbar wurde der Butterstädter Umweltfrevel für die Aufsichtsbehörden, als er im Ort schon lange Tagesgespräch war. Demnach hatte Landschaftsbauer Michael Odenwäller etliche Lastwagenladungen - das Ordnungsamt spricht von mindestens 30 - Abbruchmaterial eines oder mehrerer Häuser in Obertshausen abgefahren und auf dem eigenen Grundstück gelagert, anstatt es für teures Geld zur Deponie zu bringen.
Ende vergangener Woche machte die Polizei dem Spuk ein Ende. Die Bauaufsicht verfügte einen Anlieferungsstopp, die Stadt und das Regierungspräsidium wurden eingeschaltet. Odenwäller erhielt die Anweisung, ein Gutachten über die Beschaffenheit des abgeladenen Materials beizubringen. Und alle beteiligten Behörden sind sich einig: Der Dreck muß wieder weg.
Der Betroffene selbst fühlt sich allerdings zu Unrecht gemaßregelt. Denn er verfüge über eine Genehmigung, sagte er gegenüber der FR. Den Bauschutt habe er nicht etwa verbuddeln, sondern schreddern und recyceln wollen. Und das sei doch eine gute Sache. Überhaupt werde die Angelegenheit künstlich hochgespielt. Odenwäller versprach sodann, der FR seine Genehmigung per Fax zukommen zu lassen, um seine Unschuld zu beweisen. Bei dem Versprechen blieb es allerdings.
Auch dem Ersten Stadtrat Ernst Garkisch sowie Ordnungsamtsleiter Wilfried Reißmann, die am Mittwoch eigens an den Tatort geeilt waren, versuchte der Unternehmer diese Geschichte aufzutischen. Die reagierten allerdings recht ungehalten. War für sie doch offensichtlich, daß Odenwäller zunächst eine Grube hatte ausheben lassen, ehe der Bauschutt abgekippt wurde. Für die Vertreter der Stadt war somit offensichtlich, daß das Material keinswegs recycelt werden sollte.
Stadtrat Garkisch: "Was er da gemacht hat, war unseres Erachtens ganz einfach illegal. Odenwäller besitzt zwar eine Genehmigung, Mutterboden auf seinem Grundstück zu lagern, aber die hat nichts mit dem zu tun, was tatsächlich geschehen ist. Er hatte offensichtlich die Absicht, es zu vergraben. Das muß jetzt komplett wieder raus."
So sieht es auch die Bauaufsicht des Kreises und die Untere Naturschutzbehörde. Die ermittelt nach Aussage von Hans-Jürgen Euler bereits seit dem Sommer vergangenen Jahres wegen einer ähnlichen Verfehlung Odenwällers, nämlich dem Betreiben eines illegalen Lagerplatzes. Das Amt hatte dem Landschaftsbauer eine Frist bis zum vergangenen Dezember gesetzt, das Grundstück zu räumen. Doch wie sehr sich der Unternehmer um diese Anordnung scherte, wurde erst jetzt deutlich.
Auch der am Wochenende verhängte Bau- und Anlieferungsstopp scheint Odenwäller kaum zu kümmern. Just zum Zeitpunkt, als der FR-Fotograf die illegale Müllkippe ablichtete, lud dort ein Lastwagen weiteres Material ab: Metallträger, die offenbar ebenfalls aus einem Hausabbruch stammen.
Die Angelegenheit wird für den Landschaftsbauer allerdings ein kostenträchtiges Nachspiel haben. Neben dem Aufwand für Gutachten, Abtransport und Deponierung des Bauschutts muß er mit einem erheblichen Bußgeld rechnen.
Im Blickpunkt: Tarifsprung bei Ostlöhnen Metall Wie die Arbeitgeber rechnen
Der Stufenplan für die Metallindustrie in Ostdeutschland, der von den Arbeitgebern in Sachsen und Berlin-Brandenburg gekündigt worden ist, sieht vor, daß die Löhne der Arbeitnehmer am 1. April dieses Jahres von 71 Prozent des Westniveaus auf 82 Prozent angehoben werden. Unwidersprochen geben die Metall-Arbeitgeber diese Erhöhung mit 26 bis 27 Prozent an. Um auf diese Zahlen zu kommen, bedarf es einer Rechnung mit dem tariflichen Jahreseinkommen. Grundlage der Tarifrechnung ist das bisherige Ost-Jahreseinkommen im Grundlohn, das die Arbeitgeber in einer Erläuterung mit 23 185 Mark angeben. Es setzt sich zusammen aus 21 145 Mark Grundlohn für zwölf Monate plus 1475 Mark Leistungszulagen und 565 Mark Sonderzahlung.
Träte der mit der IG Metall vereinbarte Stufenplan in Kraft, was die Arbeitgeber verhindern wollen, würde das Jahreseinkommen im Grundlohn ihrer Berechnung nach um genau 6065 Mark steigen: 26,1 Prozent.
Der Sprung um 6065 Mark setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Zum einen steigt der Monatsgrundlohn von 1762 Mark auf 2145 Mark. Die Erhöhung fällt so groß aus, weil sich die alten 71 Prozent an der West-Tarifrunde 1991 orientierten, die neuen 82 Prozent aber an einem Westniveau, das um die 1992 tarifvertraglich ausgehandelten 5,4 Prozent höher liegt. Der monatliche Zuwachs macht aufs Jahr gerechnet 4596 Mark aus, das sind 19,8 Prozent vom ursprünglichen Gesamtjahreslohn.
Erhöht werden auch die Leistungszulagen. Sie sollen statt sieben künftig zehn Prozent des Grundlohns ausmachen. Damit steigt die Leistungszulage (mit der Grundlohnerhöhung) von 123 Mark auf 214 Mark im Monat. Die Differenz addiert sich im Jahr auf 1090 Mark, das sind 4,7 Prozent.
Der dritte Zuschlag betrifft die jährliche Sonderzahlung (Weihnachtsgeld). Sie soll statt bei 30 künftig bei 40 Prozent eines Monatsverdienstes liegen. In Zahlen heißt das: nicht mehr 565 Mark, sondern 945 im Jahr. Die Differenz von 380 Mark macht 1,6 Prozent aus.
Zur Erhöhung des tariflichen Jahreseinkommens um 26,1 Prozent rechnen die Arbeitgeber noch den erhöhten Urlaubsanspruch. Dieser soll im April von 24 auf 26 Arbeitstage steigen. Nach Arbeitgeber-Rechnung macht das 0,8 Prozent aus. Fazit des Dachverbandes Gesamtmetall: "Deshalb gesamter Anstieg der Lohnkosten je Stunde 27 Prozent."
Die IG Metall hat den Berechnungen der Arbeitgeber bislang nicht widersprochen. Allerdings macht die Gewerkschaft darauf aufmerksam, daß - selbst nach einer Steigerung der Ost-Einkommen auf 82 Prozent des Westniveaus - die Arbeitnehmer in der Ex-DDR effektiv keineswegs auf diesen Prozentsatz kommen. Der Prozentsatz werde bei etwa 56 liegen, schätzt die IG-Metall-Tarifabteilung. Die Kluft bleibt weiter groß, weil es zahlreiche tarifliche Leistungen im Westen gibt, die im Osten nicht - oder nur vermindert - gelten.
Vergleicht man Metallarbeitnehmer in Thüringen und Hessen, so zeigt sich: Die Leistungszulage in Thüringen soll für Arbeiter ab 1. April 1993 zehn Prozent betragen, in Hessen 13 Prozent, für Angestellte sechs (Hessen zehn) Prozent. Das Weihnachtsgeld soll in Thüringen auf 40 Prozent steigen, in Hessen liegt es bei 60 Prozent.
Urlaubsgeld wird in Thüringen gar nicht gezahlt, in Hessen gibt es pro Urlaubstag zusätzlich 2,4 Prozent des Monatseinkommens. In Thüringen soll der Urlaub erst auf 26 Arbeitstage steigen, während er in Hessen schon bei 30 Tagen liegt.
Auch bei den vermögenswirksamen Leistungen ist in Thüringen Fehlanzeige. Die Hessen bekommen 624 Mark jährlich. Schließlich müssen die östlichen Nachbarn auch noch 40 Stunden in der Woche arbeiten, für die Hessen sinkt die Arbeitszeit vom 1. April 1993 an auf 36 Stunden.
Letzter Punkt, den die Gewerkschaft aufzählt: Während in Frankfurt/Main und Kassel meistens übertarifliche Zulagen gezahlt werden, gehen auch hier die Erfurter und Eisenacher leer aus. Damit werde ihr Einkommen im Verhältnis zum West-Einkommen noch einmal reduziert. ULRIKE FÜSSEL
gam KOPENHAGEN, 26. Februar. Zwielichtige Kreditgeschäfte als Bankdirektor haben Finnlands sozialdemokratischen Parteichef Ulf Sundqvist nach nur 15monatiger Amtszeit die politische Karriere gekostet. Nachdem die Rechnungsprüfer der nur durch eine Fusion mit einer Großbank (KOP) vor dem Konkurs geretteten STS-Bank sich geweigert hatten, Sundqvist zu entlasten, kündigte dieser seinen Rücktritt vom Parteivorsitz an. Sein Nachfolger soll auf dem Kongreß der Oppositionspartei im Juni gekürt werden; als erster Anwärter dafür gilt der 44jährige Fraktionsvorsitzende Antti Kalliomäki, der schon früher für große Sprünge gut war. 1976 gewann er die olympische Silbermedaille im Stabhochsprung.
Sundqvists Bank hatte beim Verkauf eines von seinem Bruder geführten Unternehmens großzügig mit Krediten ausgeholfen, was Sundqvist selbst umgerechnet 420 000 Mark und seinem Bruder die fünffache Summe einbrachte. Die Bank hatte in der Folge jedoch hohe Verluste, weil der Käufer pleite ging.
Muß der Landkreis noch mehr Steuern bezahlen ? Akteneinsicht: wenig Neues zum Kreiswerkeverkauf Von Rüdiger Arendt MAIN-KINZIG-KREIS. Die von der CDU-Kreistagsfraktion erhoffte Aufklärung blieb aus. Ohne wesentliche neue Erkenntnisse kamen in dieser Woche die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses zusammen, um im Rahmen einer sogenannten Akteneinsicht Vorgängen im Zusammenhang mit dem geplanten Teilverkauf der Kreiswerke Gelnhausen an drei große Elektroversorgungsunternehmen auf die Spur zu kommen. Die CDU hatte auf der jüngsten Kreistagssitzung einen sogenannten Akteineinsichtsausschuß durchgesetzt. Die Opposition vermutet, daß der hauptamtliche Kreisausschuß in seinen Verhandlungen den Interessen des Kreises nicht ausreichend gerecht wird. Wie mehrfach berichtet, will der Kreis 49 Prozent der Gelnhäuser Kreiswerke verkaufen, um damit seine maroden Finanzen zu sanieren. Ohne den Verkaufserlös wäre der Doppelhaushalt 1992/93 nur noch Makulatur. Mit dem neu geschaffenen Kontrollinstrument der parlamentarischen Akteneinsicht bei Verwaltungsvorgängen ist so diffizilen Komplexen wie dem geplanten Verkauf, der rund 59 Millionen Mark in die Kreiskasse bringen soll, auf jeden Fall nicht beizukommen. Das wurde den Ausschußmitgliedern ziemlich schnell klar, nachdem Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) zunächst noch vergeblich versucht hatte, die Öffentlichkeit von der Sitzung auszusperren. Eyerkaufers Angst, den Verhandlungspartnern könne auf diese Weise zu offen in die Karten geschaut werden, erwies sich jedoch als unbegründet. Die SPD- Ausschußmitglieder hatten verständlicherweise ohnehin wenig Interesse, große Aufklärungsarbeit zu leisten, aber auch die Parlamentarier der Opposition blätterten relativ orientierungslos in den Aktenbergen herum.
Für den finanzpolitischen Sprecher der CDU und Landratskandidaten seiner Partei, Hubert Müller, steht nach der Sitzung nur soviel fest: "Mehr als im Frühjahr 1991 wissen wir heute auch nicht." Damals hatte Finanzdezernent Erich Pipa (SPD) die drei Verhandlungspartner der Kreiswerke EAM, ÜWAG und OVAG öffentlich genannt und auch die Verhandlungsziele definiert. Laut Müller gaben die Akten keine Hinweise darauf, daß etwa nur noch mit einem Partner verhandelt werde, was klar einen Beschluß des Kreistages widersprechen würde. Müller: "Allerdings haben wir nur die älteren Akten gesehen."
Unstrittig bleibt für den CDU-Landratskandidaten auch weiterhin, ob jene rund 10 Millionen Mark Vorsteuer, die Anfang dieses Jahres vom Kreis als Vermögensbewertung der Kreiswerke an das Finanzamt bezahlt wurde, die einzige Zahlung an den Fiskus bleiben werden. Mit der Vermögensbewertung wurde in diesen Wochen überhaupt erst ein späterer Verkauf möglich gemacht. Müller will in den Akten entdeckt haben, daß die vom Finanzamt vorgenommene Bewertung sich auf das Gesamtvermögen der Gelnhäuser Kreiswerke in Höhe von 50 Million Mark bezogen habt. Allerdings soll schon der Teilverkauf 59 Millionen Mark bringen. Entsprechende Fragen an Eyerkaufer seien von diesem mit dem Hinweis auf die Möglichkeit der Akteneinsicht abgetan worden. Müller hält weitere Zahlungen an das Finanzamt für möglich. Die CDU ist gegen den Teilverkauf der Kreiswerke, bevor nicht die Energieversorgungsunternehmen des Kreises einer Gesamtbewertung unterzogen worden sind. Müller: "Ohne Energiegesamtkonzept stimmen wir dem Teilverkauf nicht zu."
Kleine FR
Außergewöhnliches Holzspielzeug BAD NAUHEIM. Außergewöhnliches Holzspielzeug und "Bücher für das Kind im Menschen" werden im Mütterzentrum am Montag, 1. März, von 20 bis 22 Uhr im Alten Rathaus am Marktplatz vorgestellt. Kinderlieder und Fingerspiele BAD NAUHEIM. Noch Plätze frei sind im Kurs "Kinderlieder, Fingerspiele für Babys und Kleinkinder", den das Mütterzentrum am Freitag, 5. März (10 bis 11.30 Uhr) in der Alten Feuerwache veranstaltet. Anmeldung unter Tel. 0 60 32 / 7 11 76. Rentenneuregelung für Frauen BAD NAUHEIM. Über die Rentenneureglung und ihre Auswirkungen auf Frauen informiert das Mütterzentrum am Donnerstag, 4. März, ab 19.30 Uhr im Alten Rathaus.
KRONBERG. "Es ist nichts Kriminelles", versichert Horst Neugebauer; "wer es ersteigert, dem gehört es." Er spricht über eine Fundsache, die in keine Schublade paßt und dem Kronberger Fundbüro jetzt zum ersten Mal untergekommen ist: ein Auto Marke Mercedes-Benz-Coupé, silbermetallic lackiert, Baujahr 1978 und fahrbereit bei einem Tachostand von 152 000 Kilometern.
Ein Grüppchen von 20 Neugierigen und Interessierten hat sich zum Versteigerungstermin auf dem Bauhof versammelt und begutachtet das Gefährt mit skeptischen Blicken. Wer findet so ein Auto und gibt es dann noch im Fundbüro ab wie einen Schlüsselbund?
Nein, so sei das nicht gelaufen, erklärt Monika Bacher, Leiterin des Fundamtes: "Wir haben es über die Polizei bekommen." Der sei das herrenlose Auto aus Schönberg gemeldet worden: "Es ist nicht gelungen, den Eigentümer zu ermitteln." Aber den "Vorbesitzer", und der hat gesagt, er habe das Auto verkauft, wisse aber den Namen des Käufers nicht . . .
Die Vorgeschichte ist inzwischen ausgestanden, das Auto so lange "abgestanden", daß alle rechtlichen Voraussetzungen zur Versteigerung als Fundsache geschaffen sind.
Auktionator Neugebauer, sonst Leiter des Verkehrsamtes im Rathaus, schwingt den Hammer durch die Luft: "Wer bietet 1200 Mark?" Zwei junge Männer schaukeln abwechselnd die Summe hoch, immer 100 Mark mehr. Ab 2200 Mark wird die Begleiterin des einen Bieters unruhig: "Jetzt aber Schluß, hör auf, was soll das?" Die Dame kann den Autofan nicht stoppen, allenfalls abbremsen: Es werden nur noch 50 Mark mehr geboten, dann 25. Bei 2500 Mark fällt endgültig der Hammer, und die Begleiterin stößt erleichtert die Luft aus: Der andere Benz-Fan hat gewonnen. Übrig bleiben nur zwei Telefonhörer und ein Autoradio auf dem Mercedes-Dach - die finden für eine Mark neue Besitzer.
Und dann sind da noch sechs Fahrräder, fünf sind ziemlich "gebraucht". Das Glanzstück ist ein Mountainbike, dessen Preis von 30 bis 520 Mark hochschnellt, die anderen bringen zehn bis 120 Mark. Ein grünes Zweirad wird vom Auktionator als "investitionsbedürftig" angepriesen. Ersteigert wird es von dem jungen Mann, der beim Bieten um das Auto "verloren" hat: Für fünf Mark schiebt er es nach Hause.
Übrigens, mit dem Versteigerungserlös, versichert Horst Neugebauer, "wird nicht dem Bürgermeister etwas Gutes getan", das Geld wird für einen sozialen Zweck verwendet: "Wofür, das teilen wir der Öffentlichkeit noch mit." nau
OBERURSEL. Der Tip der Wohnungsbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) sorgte für Unruhe unter den Zuhörerinnen beim Frauenring: Um Mietwucher auszumerzen, sollte, wer eine Wohnung gefunden habe, zunächst auch Verträge mit überhöhter Miete unterschreiben: "Gehen Sie anschließend zu einer Mieterberatung, und lassen Sie sich ausrechnen, was der Vermieter nehmen darf."
Mehr solle dann auch nicht gezahlt werden, sagte Schwaetzer; der Vermieter werde "keine Klage gegen Sie anstrengen", weil er wisse, daß er im Unrecht sei.
"Wenn ich eine Wohnung ergattert habe, fange ich doch nicht an zu klagen", bezweifelte eine Frau die Wirksamkeit der Methode. Die Ministerin dagegen: "Wir leben in einer Gesellschaft, bei der ich leider davon ausgehen muß, daß sich jeder sein Recht nimmt. Wenn alle unterlassen, zu klagen, arbeiten Sie den Unredlichen in die Hand". Mieten, die 50 Prozent über dem örtlichen Mietspiegel liegen, so Schwaetzer, seien Wucher.
Für Jürgen Ronimi, Rechtsbeistand und Vorsitzender des Mieterschutzvereins Hochtaunus (Oberursel), ist die Empfehlung der Ministerin "arrogant und frech" und zeige ihre Hilflosigkeit angesichts 2,5 Milionen fehlender Wohnungen. Voraussetzung für eine Klage gegen überhöhte Miete sei ein örtlicher Mietspiegel: "Den gibt es in Oberursel nicht, denn vorgeschrieben ist er erst bei einer Einwohnerzahl von 100 000." Es gebe den Weg, über einen Gutachter feststellen zu lassen, was "Wuchermiete" sei, und der "findet immer genügend Wohnungen mit vergleichbar hohen Mieten in der Nachbarschaft". Wenn die Sache so einfach wäre, gäbe es im Hochtaunuskreis ja schon eine Fülle von Prozessen.
In Frankfurt - mit Mietspiegel - sei die von Schwaetzer vorgeschlagene Methode eher durchführbar. Für Ronimi sieht das Problem vor Ort in Oberursel anders aus: Der Quadratmeterpreis - bis zu 20 Mark - liege hier schon so hoch, daß "es kaum noch Leute gibt, die ihn bezahlen können, auch wenn er ortsüblich ist". Wegen zu hoher Mieten vor Gericht zu ziehen, sei kein geeigneter Weg zur Beseitigung der Wohnungsnot. nau
RODGAU. Die Interessengemeinschaft der Ortsvereine (Igemo) von Hainhausen ist diesmal Ausrichter zweier Ehrenabende der Stadt Rodgau für ihre erfolgreichen Sportler, Züchter und Kulturschaffenden. Die Jugendlichen stehen am Freitag, 26. März, in der SKV-Halle in Hainhausen, die Erwachsenen am Freitag, 2. April, im Bürgerhaus Dudenhofen im Rampenlicht. ttt
DREIEICH. Breite Zustimmung verspricht sich die Grüne / BI-Fraktion zu ihrem Entwurf für eine Resolution, in der gegen die geplante Streichung der Bundesfinanzmittel für den Schienenverkehr protestiert wird. Die Resolution steht auf der Tagesordnung der letzten Stadtverordnetensitzung vor der Kommunalwahl. Darin wird die Befürchtung geäußert, daß die beabsichtigte Verschiebung der Kosten auf die Länder "einen Verkehrskollaps ungeahnten Ausmaßes" in Dreieich nach sich ziehen werde.
Mit der Resolution soll die Bundesregierung aufgefordert werden, das Geld weiterhin ungekürzt zur Verfügung zu stellen. In Rödermark ist eine ähnlich lautende Erklärung bereits verabschiedet worden und zwar einstimmig. Auch in anderen Kommunen des Kreises regt sich Widerstand gegen die Bonner Pläne.
Auf keinen Fall unumstritten werden die verkehrspolitischen Initiativen der Grüne / BI-Fraktion sein, mit denen sich das Dreieicher Parlament noch beschäftigen muß. Unter anderem geht es um die von Rot-Grün seit langem gewünschten Fahrradstraßen.
Gegen diesen Baustein einer alternativen Verkehrspolitik hatte Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) schon vor Monaten Bedenken geltend gemacht. Vor wenigen Tagen hatte er eigene Pläne vorgestellt, die hinter dem zurückbleiben, was sich Rot-Grün vorstellt. Als Chef der örtlichen Ordnungsbehörde will Abeln im Juli sogenannte Fahrradzonen einrichten.
Dieses Vorgehen des Bürgermeisters dürfte wieder einmal die Diskussion über seine Kompetenzen aufflammen lassen. Aus Sicht der Grünen hat Abeln erneut seine Position "mißbraucht". In einer Pressemitteilung deuten sie an, die Angelegenheit könne "ein Fall für die Kommunalaufsicht" werden: "Das Maß ist langsam voll."
Die letzte Sitzung des Parlaments vor der Kommunalwahl ist am Dienstag, 2. März, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen. dac
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzten: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Stern-Apotheke, Bad Homburg, Frankfurter Straße/Haberweg.
So.: Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 163.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Dornbach- Apotheke, Oberursel-Oberstedten, Hauptstr. 19; Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchgasse 2.
So.: Holzweg-Apotheke, Oberursel, Holzweg 13.
Usinger Land. Sa. und So.: Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1; Taunus- Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Sa.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
So.: Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7.
Für die Händlerschürze bitte
Asyl
verwenden...gz
Schneefall führt zu Verkehrschaos in Bayern
RÖDERMARK. Weil das Bundesamt für Zivilschutz bundesweit sein Alarmierungssystem abbaut, übernimmt die Stadt die elf flächendeckend vorhandenen Sirenen zum Nulltarif. Allerdings wird sie künftig rund 13 000 Mark Leitungsmiete und knapp 1000 Mark Wartungskosten jährlich berappen müssen. ttt
BAD ORB / GELNHAUSEN. Nach dem Einstieg in ein Dorfgemeinschaftshaus im benachbarten Wetteraukreis gingen der Bad Orber Kriminalpolizei am Mittwoch drei Diebe im Alter von 18 bis 20 Jahren ins Netz, denen eine Serie von Einbrüchen in Bürgerhäuser, Vereinsheime und Jugendzentren im Altkreis Gelnhausen zur Last gelegt werden.
Allein die Gelnhäuser Stadthalle habe das Trio zweimal beklaut, berichtete ein Kriposprecher am Donnerstag. Bei Durchsuchungen in Bad Orber und Gelnhäuser Wohnungen der Täter stellten die Beamten jede Menge als gestohlen gemeldete Unterhaltungselektronik sowie 250 Schallplatten sicher, die aus dem Neuenhaßlauer Jugendzentrum stammen.
Außerdem wird das vorläufig festgenommene Trio verdächtigt, in Wächtersbach mehrere Autos aufgebrochen zu haben. tja
Blick aus dem Winter in die Zukunft Heute beginnt die Frühlingsblumenschau im Palmengarten Von unserem Redaktionsmitglied Anne Borowski
Eine Orgie aus Gelb-, Rot- und Blautönen, frischem Grün und Düften, die alle Lebensgeister wecken. Mit seiner Frühlingsblumenschau, die heute beginnt, gibt der Palmengarten ein Versprechen: In einigen Wochen wird es überall wieder so aussehen.
Heribert Eid kneift das linke Auge etwas zusammen. "Hierhin setzt Du ein paar gelbe Iris. Davor in einem Bogen die blauen, und an die Spitze kommt etwas von dem Sauerklee. Aber dicht gesetzt!" Seit 21 Jahren ist der Gartenmeister für den Ausstellungsbereich zuständig. Dies wird die letzte sein, bevor er in Rente geht, und er verläßt sich völlig auf seine Intuition. Abgezirkelte Pläne, welche Pflanzen welches Plätzchen in der Galerie am Palmenhaus zugewiesen bekommt, gibt es nicht. Aber es gibt Erfahrungswerte, ein geschultes Empfinden für Farbkompositionen, Formen-Arrangements und ein paar Zwänge aus den örtlichen Besonderheiten.
"Die Säulen", erklärt Eid, müßten etwas "abgefangen werden". Deshalb werden die Beton-Pfeiler in dem Glashaus malerisch umrankt von Korkenzieher- und Kätzchenweiden, jungen Birken, japanischen Zierkirschen oder Mandelbäumchen. Damit die Gehölze pünktlich zu ihrem großen Auftritt Blätter ansetzen Grün nach Terminplan und Blüten treiben, werden sie schon sechs bis acht Wochen vorher aus dem Winterquartier geholt und eingepflanzt. Zuerst standen die Birken. Sie sind schon kurz nach Weihnachten umgesiedelt. Den nächsten feststehenden Termin setzt der Rasen. Er muß zehn Tage vor Eröffnung so gesät werden, daß pünktlich ein grüner Flor entsteht - mit genug Lücken für die Blumen, die bündelweise in Töpfen dazwischengesetzt werden.
In den Wochen dazwischen hat eine Art Blüten-Roulette begonnen. Schon im Herbst werden in jedem Jahr Tausende von Blumenzwiebeln und -knollen gekauft, in der Anzuchtsgärtnerei in Töpfe gesetzt und vorgezogen. Rechtzeitig vor der Ausstellung machen Heribert Eid und seine beiden ständigen Mitarbeiter den Zwiebeln "Dampf". Sie holen sie ins Warme und beobachten, was passiert. Dabei gibt es immer wieder Überraschungen.
Die einen entfalten sich explosionsartig und haben zum Ausstellungstermin ihre besten Tage bereits hinter sich. Andere sprießen mit großem Tempo, bleiben dann aber länger als vorgesehen auf einer Entwicklungsstufe stehen und kriegen bis zu ihrem geplanten Auftritt die Kurve nicht. Manche lassen sich von den Gärtnern zwischen dem wachstumshemmenden Kalt- und dem Gewächshaus mit seiner aufmunternden Atmosphäre hin- und hertragen und machen dann doch, was sie wollen. "Da steckt man nie drin", meint Heribert Eid. Und deshalb kann nicht alles dem Publikum präsentiert werden, was eigentlich dafür gedacht war.
Die Nachzügler wie die Voreiligen bekommen dann im nächsten Frühjahr ihre Chance. Diesmal sind es die purpurfarbenen Iris, die sich ein Beet mit den schon etwas überkandidelten Hyazinthen in Pink, Weiß und Blau teilen. Im vergangenen Frühjahr hatten sie sich für eine kurze, heftige Blüte entschieden. Diesmal ließen sie es langsamer angehen und liegen damit genau in der Zeit.
(Fortsetzung auf Seite 18)
Ergebnis-Telegramm
Gruppe B: Bayer Leverkusen - Estudiantes Madrid 92:80 (47:39). EISHOCKEY
2. BUNDESLIGA, Play-off-Viertelfinale (best of five), Aufstieg, 2. Spieltag: EC Kassel - ES Weißwasser 3:2 (1:0, 0:2, 2:0) Play-off-Stand: 1:1, SV Bayreuth - Augsburger EV 2:4 (0:3, 1:0, 1:1) Play-off-Stand: 0:2, ECD Sauerland - SB Rosenheim 1:6 (0:0, 1:5, 0:1) Play-off-Stand: 0:2, EC Hannover - EHC 80 Nürnberg 5:4 (3:3, 0:1, 2:0) Play-off-Stand: 1:1.
Abstieg: SC Riessersee - SC Memmingen 6:2 (1:0, 2:1, 3:1) (Play-off-Stand 1:1) EC Bad Nauheim - Essen-West 9:7 (Play-off-Stand 1:1).
FUSSBALL WM-QUALIFIKATION, Gruppe 1: Portugal - Italien 1:3 (0:2).
Gruppe 3: Spanien - Litauen 5:0 (3:0).
FRANKREICH, 1. Liga: AS Monaco - Olympique Marseille 1:0 (1:0).
TEST-LÄNDERSPIEL, Argentinien - Dänemark 1:1 (1:1, 1:1) n.V.5:4 im Elfmeterschießen. RADSPORT SIZILIEN-RUNDFAHRT für Radprofis, 187,5 km mit Start und Ziel in Capo D"Orlando, sechste und letzte Etappe: 1. Bartoli 4:33:37 Stunden, 2. Lelli, 3. Baldato, 4. Pantani (alle Italien), 5. Bölts (Heltersberg), ... 9. Schur (Leipzig) alle gleiche Zeit, 00:03 Minuten zurück.
Endstand: 1. Bartoli 18:59:38 Stunden, 2. Lubos Lom (Tschechische Republik) 0:17 Minuten zurück, 3. Fornaciari 0:55, 4. Richard 2:17, 5. Lelli 2:40, 6. A Elli 2:41, 7. Tchmille 2:44, 8. Petito 2:48, 9. Jaermann (Schweiz) 2:55, 10. Zabel (Berlin) 2:56. SKI NORDISCH WM in Falun, Nordische Kombination, Staffel, Männer: 1. Japan 1:19:25,7 Stunden (T. Abe, M. Abe, Ogiwara), 2. Norwegen 1:23:12,0 (Elden, Apeland, Lundberg), 3. Deutschland 1:27:56,2 (Dufter, Deimel, Pohl) 4. Schweiz 1:30:39,1, 5. Tschechische Republik 1:31:35,1, 6. Italien 1:31:35,5, 7. Österreich 1:34:25,1, 8. Finnland 1:35:52,3, 9. Estland 1:136:33,0, 10. Frankreich 1:38:21,9.
4x5-km-Staffel der Frauen (klassisch/Freistil): 1. Rußland 54:15,7 Minuten, 2. Italien 54:35,1, 3. Norwegen 55:09,0, 4. Finnland 55:30,0, 5. Tschechisch-slowakische Kombination 55:30,8, 6. Schweden 56:12,9, 7. Schweiz 56:37,0, 8. USA 57:22,3, 9. Frankreich 57:46,7, 10. Deutschland (Bonsack, Wezel, Schulze, Wille) 58:07,9.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Rotterdam, Einzel, Achtelfinale: Novacek (Tschechische Republik) - Nijssen (Niederlande) 6:2, 6:0, Camporse (Italien) - Kok (Niederlande) 6:2, 6:2, Carlsen (Dänemark) - Siemerink (Niederlande) 4:8, 7:6, 6:4.
Kleine Lokalrundschau
Mobil ohne Auto? Über Zukunft und Wirtschaftlichkeit des öffentlichen Nahverkehrs in Wiesbaden diskutieren die Grünen auf einer Wahlveranstaltung am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Bürgerzentrum Adlerstraße. Thema: "Mobil ohne Auto?" Trommeln feuern Masken an Der Verein "Kultureller Kontakt mit Zaire" lädt ein zu einer Ausstellung, in der Fotografien, Sprichwörter und Kunsthandwerkspuppen die Bräuche in Süd- West-Zaire illustrieren: "Trommeln feuern die Masken an". Sie ist vom 6. bis 28. März in der Taunusstraße 63 montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Frühjahrstagung des Dekanats Im Mittelpunkt der vierten Tagung der Dekanatssynode Wiesbaden-Wallau am Mittwoch, dem 3. März, zwischen 18 und 21.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Delkenheim, Kirchspiel 34, steht die Beratung des diesjährigen Haushaltplans.Juso-Wahl-Party Die Wiesbadener Jungsozialisten bitten zu einer Wahl-Party am Freitag, 5. März, ab 19 Uhr im Tattersall, Lehrstraße 13. Für Musik sorgen die "Cecile & Band", "Lickety Split" und "Turned Arounad Turtles". "The Gaunlet" im Schloß In der Reihe "Verkannte Filme" zeigt das Kulturamt am Dienstag, 9. März, um 18.30 Uhr und um 20.45 Uhr den phantastischen Action-Thriller "The Gaunlet" ("Der Mann, der niemals aufgibt") in amerikanischer Originalfassung. Violine solo Der Geiger Matthias Neundorf spielt in einem Solo-Konzert am Freitag, 5. März, 20 Uhr in der Villa Clementine, Frankfurter Straße/Ecke Wilhelmstraße, Werke von Bach, Prokofieff, Reger und Ysaye.
ERHARD NIEDENTHAL, CDU- Stadtverordneter und seit Anfang Februar auch Bundestagsabgeordneter, wird im Umweltausschuß des Bonner Parlaments mitarbeiten. Außerdem wurde er stellvertretendes Sportausschußmitglied in Bonn - ein Ressort, in dem sich Erhard Niedenthal heimisch fühlt. Denn er ist sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion in der Landeshauptstadt und wird die hier gewonnenen Erfahrungen in seine Bundestagsarbeit einfließen lassen, damit, wie seine Parteifreunde hoffen, "die kommunalen Belange des Sports nicht unter die Räder kommen".
WIESBADEN. Ski und Rodel gut: Grund genug, den ESWE-Ski-Expreß wieder auf Tour zu schicken. Am Wochenende steuern die Busse den Wiesbadener Hausberg - die Platte - an. Samstag und Sonntag fahren sie ab Wilhelmstraße/Friedrichstraße über den Platz der Deutschen Einheit, den Dürerplatz zur Platte. Abfahrtszeiten: stündlich von 9 bis 14 Uhr, ab Platz der Deutschen Einheit jeweils drei Minuten später, ab Dürerplatz sechs Minuten später. Rückfahrmöglichkeiten nach Wiesbaden stündlich von 11.30 bis 16.30 Uhr. Skier und Schlitten werden kostenlos befördert. maf
WIESBADEN. Tiere auf Wohnungssuche im Garten: Im Umweltladen, Michelsberg 32, werden Nist- und Quartierhilfen für Vögel, Insekten und kleine Säugetiere gezeigt. Die Ausstellung ist vom 2. bis 31. März dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Wer sich mit der Theorie nicht begnügen möchte, kann am Donnerstag, 11. März, selbst Hand anlegen: Zwischen 16 und 18 Uhr werden unter fachmännischer Anleitung in der Theodor-Fliedner- Schule, Fliednerstraße 2, Nistkästen gebaut. maf
KARBEN. "Es besteht keine schädliche Belastung der Atemluft durch PCP" - das erklärt der Vorsitzende des Bauausschusses der evangelischen Kirchengemeinde Groß-Karben, Professor Rainer Patsch. Ihm liegt das Ergebnis einer Raumluftmessung im evangelischen Kindergarten von Montag, 8. Februar, vor. Ob der Kirchenvorstand, der am gestrigen Donnerstag abend über das Untersuchungsergebnis beraten wollte, die Untersuchung ebenso wie Professor Patsch wertete, muß als offen gelten, nachdem sich Pfarrer Gerhard Lotz am Donnerstag gegenüber der Frankfurter Rundschau einer Bewertung ausdrücklich enthielt.
Die Messung der Frankfurter Ingenieursozietät vom 8. Februar hatte in den Räumen des Kindergartens nach Angaben von Patsch 33 Nanogramm pro Kubikmeter für das dioxinhaltige Pentachlorphenol (PCP) und 56 Nanogramm pro Kubikmeter für Lindan ergeben.
Die Untersuchungsgesellschaft geht davon aus, "daß das in den Deckenhölzern in hoher Konzentration enthaltene PCP größtenteils in kaum ausgasungsfähiger Salzform vorliegt". Als Grenzwert für die maximal zulässige Raumluftkonzentration hat nach Angaben von Patsch das Bundesgesundheitsamt einen Wert von 1000 Nanogramm pro Kubikmeter festgelegt.
Dieser Wert werde auch von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege als Grenze angegeben, "bei der keine Beeinträchtigungen bekannt geworden sind".
Professor Patsch erklärt, angesichts der deutlichen Unterschreitung der zulässigen Grenzwerte solle darüber nachgedacht werden, "wie leicht heute offensichtlich einzelne aktive, aber fachlich inkompetente Personen eine Angststimmung erzeugen können, in der dann ein sachliches Gespräch unmöglich ist". Der Bauausschußvorsitzende zeigt Verständnis für subjektive Ängste, aber "die Frage ist nur, inwieweit es sozial verantwortlich ist, diese zu objektivieren und daraus einen Aktionismus, koste es was es wolle, entstehen zu lassen". Es sei schlimm genug, daß in der Vergangenheit großzügig mit Giften umgegangen worden sei, "nur eventuelle Schädigungen vor 15 oder 20 Jahren lassen sich nicht dadurch beheben, daß heute überreagiert wird."
Wie mehrfach berichtet, hatten die 104 Kinder bereits Anfang Januar den Kindergarten wegen eines Wasserschadens in der Flachdachkonstruktion für eine Woche verlassen müssen. Anfang Februar wurde der Kindergarten erneut geschlossen.
Die Kinder kamen bislang provisorisch in der Kurt-Schumacher-Schule unter, als festgestellt wurde, daß die Holzdecken des vor 30 Jahren errichteten Kindergartens mit einem damals handelsüblichen, inzwischen jedoch als giftig erkannten PCP-haltigen Mittel behandelt worden waren. hm
Die weit über Schwedens Landesgrenzen hinaus bekannte Wölfin Ylva hat doch noch das ihr zugedachte Ende gefunden. Wie der schwedische Rundfunk am Donnerstag morgen in seiner Hauptnachrichtensendung meldete, erlegte ein Jäger tags zuvor das seit langem gejagte Tier in den Wäldern der schwedischen Wärmland- Provinz. Die Regierung hatte Ylva nach heftigen Zwisten zwischen der Lokalbevölkerung und Tierschützern schon vor einem Jahr zum Abschuß freigegeben.
Der Wölfin wurde ihr Liebesdurst zum Verhängnis. Weil sie sich nach einem Partner sehnte, in Wärmland aber keinen passenden Wolf finden konnte, machte sie sich an die frei streunenden Hunde der wärmländischen Dörfer heran. Die Dorfbewohner fürchteten, daß der Umgang Ylvas mit ihren Straßenkötern zu einem Rudel bissiger Bastarde führen könne, behaupteten, daß sie nicht mehr wagten, ihre Kinder im Freien spielen zu lassen und forderten den Abschuß der Wölfin, obwohl Schwedens letzte Wölfe streng geschützt sind.
Obwohl Ylvas Verkehr mit den Dorfhunden folgenlos blieb und die Wölfin zwar einmal ein Schoßhündchen als Appetithappen verzehrte, sich an Menschen jedoch nicht heranwagte, gab die Regierung schließlich der Forderung nach. Zuvor hatten Tierschützer im ganzen Land für Ylva gebeten und vorgeschlagen, die Wölfin statt dessen einzufangen und in ein Gehege zu sperren, was dieser, die freie Wildbahn gewohnt, wohl kaum behagt hätte. Als amtliche Jäger sich aufmachten, Ylva abzuknallen, schickte der Naturschutzbund seine Spezialisten aus, die versuchten, der Wölfin mit Geschrei und Gummiprojektilen die Streifzüge zu den menschlichen Behausungen zu vergällen und ihr ein "wolfgerechteres Verhalten" beizubringen.
So überlebte die Wölfin ganz entgegen den ursprünglichen Intentionen den Sommer und auch die Elchjagd des Herbstes, bei der viele Jäger angekündigt hatten, sie würden mit Wonne abdrücken, wenn ihnen Ylva vor die Flinte käme, obwohl sie gar nichts von einem Elch an sich hatte. Nun aber, da in Wärmland Schnee liegt und die Spurensuche ein Kinderspiel ist, holte das Schicksal in Form eines Försters die Wölfin doch noch ein: einer der von der Regierung dafür beauftragten Jäger tötete das Tier, das so berühmt wurde, daß sein Tod auch außerhalb Schwedens zu melden ist.
HANNES GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
Ein azurblauer klarer Himmel spannt sich am Fastnachtsdienstag über den Frankfurter Stadtteil Schwanheim. Die Sonne strahlt, und die Menschen scheinen zum Kehraus der drei "tollen Tage" ihren Frühjahrsputz begonnen zu haben. Überall werden Scheiben poliert, Balkongitter gewienert, Zaunpfosten gereinigt und Autos geschrubbt.
Doch die häuslich wirkende Idylle trügt. Die Putzlappengeschwader in den fünf Straßenzügen zwischen Main und Stadtwald, in denen 1400 Menschen Von Peter Holle, Joachim Wille und Richard Meng leben, tragen Feuerwehruniformen, haben sich mit Schutzkleidung vermummt und giftgrüne Handschuhe übergestülpt. Die 200 Brandschützer versuchen mit einem Alkohol-Wasser-Mix eine streng riechende, gelb-braune pastöse Masse abzuwaschen, von der kein Chemiker zu diesem Zeitpunkt so recht sagen kann, wie gefährlich für Leib und Leben dieser Schmierfilm denn nun werden könnte. Die als offiziell gehandelte Version, die man auch den Schwanheimern auf Flugblättern verkauft, lautet "mindergiftig".
Die Einschätzung stammt vom Griesheimer Werk der Hoechst AG. Von dort, von der gegenüberliegenden Seite des Mains, kommt auch das, was im Volksmund rasch als "unsere gelbe Gefahr" etikettiert wird: eine chemische Substanz mit dem Namen o-Nitroanisol. Die sollte am frühen Rosenmontagmorgen in der Farbenvorproduktion zusammen mit anderen Materialien in einem Stahlkessel des Gebäudes 19 angerührt werden. Dabei passierte jedoch eine folgenschwere Panne: Ein Mitarbeiter schaltete - so der Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen - das Rührwerk im Kessel nicht zur vorgeschriebenen Zeit ein und ließ zudem noch die Maschine für gut zwei Stunden unbeaufsichtigt. Wegen dieses Bedienungsfehlers geriet die chemische Reaktion außer Kontrolle. Überdruck baute sich auf, ein Sicherheitsventil wurde aktiviert, durch das dann zehn Tonnen Chemikaliengemisch übers Dach in die Atmosphäre entwichen. Nordostwind trieb die Giftwolke über den Main, aus dieser gingen dann um vier Uhr morgens 2,5 Tonnen o-Nitroanisol über einem 36 Hektar großen Wohngebiet nieder.
Nach der Wolke zog erst einmal Nebel auf. "Wir wurden zu spät, zu unpräzise und in falscher Richtung informiert", wetterte Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) und zitierte Hoechst-Vorstandsmitglieder zur Schelte ins Römer-Rathaus. "Ihr braucht nicht zu kommen, es ist alles in Ordnung", habe, so zürnt das Stadtoberhaupt, die Hoechst- Werksfeuerwehr in der Morgenfrühe an die städtische Berufsfeuerwehr gemeldet. Und: "Wir haben auch drüben in Schwanheim geguckt - da war nix!"
Von wegen. "Jede Straße, jede Rasenfläche, jeder Baum ist kontaminiert", konstatierte Feuerwehrchef Reinhard Ries 18 Stunden nach dieser "Entwarnung". Hunderte von Autodächern waren mit dem karamelartigen Schleim verklebt. "Ich war jetzt schon zweimal in der Waschanlage, das Zeug geht nicht ab", schimpfte ein Caravan-Besitzer. Der Eigner eines Jeeps fuhr gleich zum vereidigten Kfz-Sachverständigen: "Das Kunststoffdach ist hin und die Lackierung auch. Mindestens 10 000 Mark Schaden."
Die "Millionenschäden", die dem o-Nitroanisol laut Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) in Schwanheim geschuldet sind, entstanden zumeist jedoch woanders. 100 Kleingärten wurden geschlossen, "und da ist nicht nur unsere Grünkohl- und Feldsalaternte hin", klagt Schreberchef Josef Jahn, "ob wir da je wieder was pflanzen können? Vielleicht werden unsere Obstbäume umgemacht, Büsche gerodet, der ganze Boden abgetragen und die Lauben plattgemacht?"
Die Kindertagesstätte im Viertel wurde geschlossen, die Schule blieb am Mittwoch zu. Kinder dürfen nicht mehr im Freien spielen. In dem inzwischen gereinigten Gebäude müssen sie vor den Klassenzimmern die Schuhe wechseln und Hauspantinen überstreifen, "denn das Giftzeug haftet an den Sohlen, darf aber auf keinen Fall in Innenräume geschleppt werden, denn ab neun Grad Celsius gast es aus" (Koenigs). Katzen und Haushunden solle man doch bitte die Pfoten waschen und desinfizieren.
Kein Wunder, daß in der Umgebung des Frankfurter Chemiemultis - umsatzmäßig knapp vor der Ludwigshafener BASF die Nummer eins unter den drei großen deutschen Chemiekonzernen - Erinnerungen an Seveso und Sandoz wachwerden; an die beiden großen Unfälle, bei denen 1976 in Italien und 1986 in der Schweiz das Image der gesamten Branche (im zweiten Fall sogar wortwörtlich) den Bach hinunterging und die die Bürger in mit Menschen und Chemieanlagen dichtbesiedelten Teilen Europas in Angst und Schrecken versetzten. Der direkte Vergleich mit Seveso, wo nach dem Austritt des Supergiftes Dioxin aus einem Produktionskessel der Hoffmann-La Roche-Tochter Icmesa 50 000 Tiere getötet und 700 Menschen evakuiert werden mußten, oder mit Sandoz, wo nach einem Großbrand in einem Pestizidlager bei Basel 30 Tonnen Schadstoffe in den Rhein flossen und der Flußfauna mit einer Giftwelle Hunderte Kilometer weit den Garaus machten, erscheint freilich überzogen. "Zwischen der Giftigkeit des Seveso- Dioxins und dem bei Hoechst freigesetzten Stoff klafft ein Universum", stellt beispielsweise der Chemiker Hans-Jürgen Nantke vom Berliner Umweltbundesamt in Gespräch mit der FR bildkräftig klar.
Zur Einordnung der Gefährdung mag dies hilfreich sein. Eine wirkliche Entwarnung für die Bürger läßt sich daraus aber nicht ableiten. Vor allem drängt sich die Frage auf, wieso ein solcher Unfall geschehen konnte, obwohl der Sicherheitsstandard der bundesdeutschen Chemieanlagen doch angeblich - gerade nach dem Sandoz-Schock - besonders hochgeschraubt worden sein soll.
Die nach dem 1986er "Tschernobyl der Wasserwirtschaft" verschärfte und 1991 noch einmal novellierte Störfall-Verordnung des Bundes konnte den "Fall Hoechst" offenbar nicht verhindern. Der betroffene Produktionsteil ist danach, wie Ministerialdirigent Eberhard Westheide vom Bundesumweltministerium bestätigte, ganz klar eine genehmigungspflichtige Anlage. Und "bevor die genehmigt wird, muß den Behörden eine Sicherheitsanalyse vorliegen", sagte er. Nach Erkenntnissen des Wiesbadener Umweltministeriums erteilte das Darmstädter Regierungspräsidium die aktuelle Betriebserlaubnis Ende der 70er Jahre, nach Sandoz sei dann ein "Sicherheitsbericht" erstellt worden. Ein Sprecher des Griesheimer Werks versicherte, daß die Anfang der 50er Jahre gebaute, inzwischen aber mehrfach modernisierte Anlage ("Da finden Sie keine alte Schraube mehr") zudem im Rhythmus von zwei bis vier Jahren vom TÜV überprüft wurde, außerdem habe es immer wieder "Eigenüberwachungen" gegeben. Diese Sicherheitsmaßnahmen entlasten den Konzern aber nicht unbedingt. Die Bonner Störfallverordnung läßt den Anlagenbetreiber nämlich nicht aus der Verantwortung heraus: Der sei "verpflichtet, erforderliche sicherheitstechnische Vorkehrungen zur Vermeidung von Fehlbedienungen zu treffen", heißt es in dem spröden Gesetzeswerk unmißverständlich. Für Westheide gibt es nur zwei logische Schlüsse aus dem Unfall: "Entweder wurde das Sicherheitsproblem nicht erkannt - oder es wurden nicht genügend Vorkehrungen gegen die falsche Bedienung getroffen."
Der größte Horror "am Tag danach" ist für das Umweltdezernat und die Gesundheitsbehörden jedoch diese "beängstigende Ungewißheit" (Koenigs) darüber, wie gefährlich für Leib und Leben der gelbe Regen nun wirklich ist. Zunächst hatte die Hoechst AG sedierende Botschaften verbreiten lassen: Es handele sich zwar um ein Atem-, Haut- und Nervengift, aber wenn man nichts herunterschlucke, es nicht inhaliere und Berührungen meide, könne wenig passieren. Einen Tag später mußte der Konzern einräumen, daß nach Erkenntnissen der eigenen Forschungsabteilung o-Nitroanisol Krebs erregen und Erbschäden verursachen könne. Das hatten Versuche mit Ratten und Mäusen ergeben. "Der Stoff ist so gut wie nicht erforscht", klagt Stadtrat Koenigs, "wir wissen kaum etwas über seine Abbaubarkeit, ja es gibt noch nicht mal gesicherte Fakten über den Grad der Giftigkeit. Die Sache als mindergiftig einzustufen, war in hohem Grade leichtsinnig."
Der so angegangene Konzern gibt sich bußfertig. Zu einer Bürgerversammlung entsandte er gleich drei seiner Top-Manager, die sich artig bei 500 Menschen "für Schäden, Ärger und Angst" entschuldigten und zusagten, für alle Folgekosten aufzukommen und die komplette Dekontaminierung und Sanierung des Stadtteils zu übernehmen. Auch werde man ein neues Sicherheitsprogramm auflegen und mit Umweltministerium und Stadt eine Arbeitsgruppe aus der Taufe heben, die für solchen Fall des Falles die SOS- Maßnahmen besser koordiniert und den "Informationsfluß sicherstellt".
Der Umweltminister im nahen Wiesbaden hat bislang im Hoechst-Fall mit weniger öffentlicher Gegeninszenierung reagiert, als man es von Joschka Fischer in anderen Fällen kennt. Für große Medienauftritte, sagt er selbst, sei in den vergangenen Tagen "keine Zeit" gewesen. Man habe in Wiesbaden "erst mal auf der Handlungsebene" reagiert, meint Fischers Sprecher Georg Dick. Handlungsebene, das heißt: Überblick bekommen, Arbeitsgruppen einrichten, die Bürgerversammlungen in Frankfurt vorbereiten, auf Fachebene Konsequenzen vorbereiten, Sanierungskonzepte erörtern.
Selbst dem Koalitionspartner SPD muß das zwischendurch etwas blaß vorgekommen sein. Als die SPD-Fraktion am Mittwoch noch vor den Grünen eine Meldung verteilte, wonach eine Sondersitzung des Umweltausschusses im Landtag beantragt ist, war auch die flapsige Bemerkung zu hören, Fischer könne dann ja auch erklären, was er selbst getan hat. Es ist Kommunalwahlkampf in Hessen, wie man an solchem Geplänkel merkt. Zufriedener wirkt Fischer nun schon darüber, daß Hoechst seinen Forderungen zu den direkten Folgerungen (Sanierung etcetera) bislang nachkommt. Doch er weiß, wo die Grenze des Konsenses liegen wird: bei den Konsequenzen über die Bewältigung des einzelnen Unfalles hinaus. Da es wahrscheinlich nicht möglich sein werde, für alle in der Chemie verwendeten Stoffe eigene Notfallpläne zu erstellen, setzt man in Wiesbaden jetzt vor allem auf "nachhaltige Konsequenzen" (Fischer) in den Sicherheitssystemen. Erst der Sandoz-Unfall habe dazu geführt, daß Löschwasser-Auffangbecken überall durchgesetzt wurden. Erst nach einer großen Wasserstoffexplosion im Hanauer Heraeuswerk vor gut einem Jahr hat in Hessen die Überprüfung aller vergleichbaren Anlagen begonnen. "Nach Hoechst" geht es darum, wie lange Chemiewerke Freisetzung in die Umwelt noch als Notfallmaßnahme vorsehen dürfen.Wie soll der Platz vorm Rathaus aussehen?
DIETZENBACH. Bei der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl werden sich die Stadtverordneten am heutigen Freitag, 26. Februar, um 19 im Rathaus unter anderem mit der Gestaltung des Platzes vor dem Verwaltungsgebäude und dem Bürgerhaus beschäftigen. Um das richtige Outfit in der City geht es auch bei der Verschönerung des kleinen Platzes an der Bahnhofstraße/Ecke Babenhäuser Straße, wo ein Kugelbrunnen aufgebaut werden soll.
Auf der Tagesordnung stehen ferner die Themen Geruchsminderung in der Kläranlage, Verkehrskonzept Altstadt sowie die geplante Ausweitung der Schnellbusverbindungen nach Frankfurt und zurück. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Hoch beantragt, daß die ehemals besetzten und im Dezember 1992 geräumten Häuser in der Darmstädter Straße nicht länger leerstehen, sondern saniert und unter sozialen Gesichtspunkten vermietet werden sollen. aim
RÖDERMARK. Noch herrscht auch in diesen Breiten Väterchen Frost, da denken die Rödermärker an die Tagesausflüge für ihre Jugendlichen während der Sommerferien. Acht Vereine werden wieder mit sechs- bis sechzehnjährigen Mädchen und Jungen attraktive Ziele ansteuern. Die Stadt gibt für Betreuer und sonstige Kosten 2500 Mark pro Fahrt hinzu. ttt
"Soll der Brief zurück, oder kennen Sie den Herrn?" fragte der Briefträger in Berlin-Zehlendorf kurz vor Weihnachten 1985. "Nee, kenn ich nicht, könn' Se mitnehmen", sagte die Bewohnerin nach flüchtigem Blick. Sekunden später riß sie ihm den Umschlag aus der Hand: "Um Gottes willen, geben Sie her!"
"Herrn E. G. Thomas" lautete die Anschrift. Ingeborg Grashoff-Helimann, Ehefrau Eberhard Grashoffs, des damaligen Pressesprechers der "Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR" in Ost-Berlin, hatte an diesem Morgen an der West-Berliner Wohnungstür eine Weile gebraucht, bis sie begriff, daß da jemand anonym ihrem Mann schrieb. "Thomas", war ihr eingefallen, nannten ihren Mann Freunde in der DDR; "E. G." sind seine Initialen.
Der Text las sich wie ein Abschiedsbrief: "Lieber H. Thomas! ("H." steht für Herr und für wahrscheinliche Mitleser) So schön die Besuche und Ausflüge auch waren, einmal muß Schluß sein. Das gilt auch für den Langen. Sagen Sie ihm das. Nichts für ungut. Herzliche Grüße C."
Minuten später rief Eberhard Grashoff den ("langen") DDR-Korrespondenten der Frankfurter Rundschau an. "Komm schnell, es ist dringend." Wir grübelten. Nicht als verschmähte Liebhaber, denen C. den Laufpaß gab. Uns war schnell klar: Die gemeinsame Informantin Christa aus Leipzig hatte Probleme und verbat sich Besuche. Die Probleme ahnten wir: Der Staatssicherheit waren die Kontakte aufgefallen. Man wollte sie zur Mitarbeit erpressen.
Nach ein paar Tagen hatten wir Gewißheit. Die Mutter von Christas Freundin Rosemarie kam nach Berlin-West, eine Rentnerin, "reisefähig" also, wie das damals im DDR-Volksmund hieß. Sie berichtete: Christa sei "zur Klärung eines Sachverhalts" zur Polizei vorgeladen worden. Dort eröffneten ihr Stasi-Leute, sie informiere seit Jahren die FR. Sie hielten ihr Passagen aus Artikeln über die DDR vor und behaupteten, bestimmte Einzelheiten stammten von ihr. (Die Stasi-Behauptung war falsch; nicht jene, aber viele andere Hinweise waren von Christa. So schnell konnte sie das nicht übersehen; genützt hätte ihr die Erkenntnis ohnehin nicht.)
Dann hatte die Stasi gedroht: Die Informationsweitergabe werde mit mehreren Jahren Gefängnis bestraft. Sie könne sich das Vertrauen des Staates, das sie schändlich mißbraucht habe, wieder erwerben, wenn sie bereit sei, den losen Kontakt zu Grashoff auszubauen und stets darüber zu berichten; dann werde man über das "Verbrechen" hinwegsehen - klassische Form der Anwerbung Inoffizieller Mitarbeiter.
Christa wollte nicht. Ihre Überlegung: Wenn ich beide nicht mehr treffe, kann ich nicht berichten. Deshalb der seltsame Brief. Was sie nicht wußte: Dies war der zweite uns bekannte Versuch der Stasi, einen IM ganz nahe am seit 1978 an der Bonner DDR-Vertretung arbeitenden Pressesprecher zu plazieren. Der erste hatte für den Betroffenen bös geendet.
Das war Artur Trüschel, Schulfreund Grashoffs aus Lübben im Spreewald. Er weigerte sich, dem "VEB Guck, Horch und Greif" zu Diensten zu sein. Nach dem Anwerbeversuch 1983 eilte er zu Grashoff, unterrichtete ihn. Das reichte der aufmerksamen Stasi. Trüschel mußte für den aufrechten Gang schwer büßen: "Verrat von Staatsgeheimnissen", fünf Jahre Freiheitsstrafe, donnerte das Militärgericht Berlin im Stasi-Auftrag. Christa war in großer Gefahr. Trüschel saß noch, trotz Bemühungen der Bundesregierung, konnte erst nach zweieinhalb Jahren Knast freigekauft werden.
Wir mußten Christa warnen. Aber wie? Sie wurde gewiß überwacht. Mit der Bahn fuhr ich am 1. Weihnachtstag über Riesa nach Halle, mit der Kirche ums Dorf, um sicher zu gehen, daß mir keiner folgte. Eine andere Freundin und FR-Informantin zog ich ins Vertrauen. Sie brach umgehend nach Leipzig auf. Trotz wachsamer Stasi-Augen überbrachte sie, auswendig gelernt, unsere "Verhaltensmaßregeln":
"Sofort Ortspfarrer informieren! Dafür sorgen, daß er Superintendent und Kirchenamt unterrichtet. Beim nächsten Stasi-Treff ausführlich über ,Beichte&rquote; beim Pfarrer ,berichten&rquote;, mit ,seelischer Belastung&rquote; begründen! Beichten sind straffrei . . . Nie wieder Kontakt zu Grashoff aufnehmen, auch nicht über Dritte oder in verschlüsselten Briefen! Zur Messe in neun Monaten, wenn Stasi hoffentlich Interesse verloren hat, werde ich Kontakt aufnehmen. Falls weiter unter Stasi-Obhut, wortlos Tür vor der Nase zuschlagen . . ." Christa hielt sich strikt an unsere "Anweisungen". Alles ging gut. Trüschels Schicksal blieb ihr erspart. Sie hat "Thomas" erst nach dem Fall der Mauer wiedergesehen, am 10. November 1989 in Berlin.
Eberhard Grashoff geht zum Monatswechsel in den Ruhestand. Für seine "Verdienste für das Volk und den Staat" verlieh ihm Bundespräsident Richard von Weiszäcker am Dienstag das Verdienstkreuz am Bande. Brandenburgs Justizminister Hans Otto Bräutigam, einst Leiter der Vertretung, forderte seinen ehemaligen Untergebenen auf, endlich die Geschichten, über die zu DDR-Zeiten nie gesprochen wurde, aufzuschreiben. Er wisse zwar, daß Grashoff aus Sicherheitsgründen noch so kleine Notizzettel vernichtete, doch sein Gedächtnis reiche aus, um Begebenheiten aus der Vertretung und ihrem Umfeld endlich zu Papier zu bringen. Die Geschichte mit Christa ist nur eine davon und gewiß nicht die brisanteste. Den Brief an "Herrn E. G. Thomas" haben wir damals gleich verbrannt. Der Pressesprecher habe meist "sprachlos" sein müssen, um so wichtiger sei es, daß er jetzt spreche, sagte Bräutigam bei der offiziellen Verabschiedung.
So sprachlos, wie er sich offiziell gab, war der Sprecher der Vertretung nicht. Westdeutschen Korrespondenten, die ständig mit der geheimnistuerischen DDR umzugehen hatten, gaben er und andere Diplomaten viele wertvolle Hinweise, oft auch mehr. Einmal rief er den FR-Korrespondenten aufgeregt an. "Die Bundesregierung tobt, daß Einzelheiten des Abkommens unter Bezug auf ,westdeutsche Diplomaten in der DDR&rquote; schon in der Rundschau stehen. Ich muß den Übeltäter finden; er soll disziplinarisch belangt werden." Drei Tage später berichtete er Bonn, der Rundschau-Informant sei unter Mitarbeitern der Vertretung "trotz intensiver Suche leider nicht auffindbar". Logisch.
Grashoff mußte zudem oft genug für Korrespondenten "Kartoffeln aus dem Feuer holen", etwa wenn die DDR wieder einmal wütend über deren Berichterstattung oder irgendeine ihrer Handlungen war. Nachdem er sich deren Tiraden angehört hatte, begann er die Gegenrede im DDR-Außenministerium so: "Also, seid doch mal vernünftig. Was ist denn schon passiert?" Mehr und mehr wurde er für osteuropäische Korrespondenten, aus "sozialistischen Bruderstaaten" also, wichtige Quelle, zum Ärger der offiziellen DDR. Der Korrespondent des ungarischen Rundfunks ging in der Vertretung ein und aus; er hatte längst gemerkt, daß er dort mehr Informationen über die DDR erhielt, als die kommunistischen Brüder der SED selbst ihn blicken ließen.
Doch der gebürtige Berliner Grashoff, im Spreewald aufgewachsen, war auch für viele Menschen in der DDR "erste Adresse der Bundesrepublik im Osten" (Bräutigam). Hörte er von einem mehr oder weniger schlimmen Schicksal, ruhte er nicht eher, bis es menschlich gelöst war, meist über den einzig möglichen Weg, die Ausreise in den deutschen Westen. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe, einst Mitglied der Konferenz der DDR-Kirchenleitungen, bekannte beim Abschied, daß Grashoff ihm, dem als DDR-Bürger Geheimniskrämerei anerzogen war, die Angst vor der "Westpresse" genommen habe. Das war ein Grund, warum ihn Stolpe zum Leiter des brandenburgischen Presse- und Informationsamts berief. Während Ost-Mitarbeiter Grashoff als "Wessi" sehen, halten ihn nach Brandenburg gekommene Westdeutsche für einen "Ossi". Nach zwölf Jahren als Diplomat in der DDR kann er problemlos ostdeutsche Denkabläufe nachvollziehen.
Grashoff ist einer der wenigen Deutschen, die zweimal im Leben einen neuen deutschen Staat aufbauen durften. Als Chef des "Demokratischen Jugendverbands" sorgte der aus einer antifaschistischen Familie stammende (ein Onkel wurde im KZ ermordet) 20jährige dafür, daß die "Freie Deutsche Jugend", die "Kampfreserve der Partei" (SED) unter Heinz Keßler, dem späteren DDR-Verteidigungsminister, 1948 aus dem Berliner Landesjugendring flog. Nach dem Studium wurde er Redakteur, später Chefredakteur des Berliner SPD-Blattes Telegraf bis zu dessen Ende 1972, trat dann in die Dienste der Bundesregierung. Er war ein treuer Verfechter sozial-liberaler (später von der CDU-FDP-Regierung übernommener) "Ostpolitik", die für ihn irgendwann zur Freiheit der Menschen in der DDR und später zur Einheit führen mußte. Er ist überzeugt, daß Kanonen und noch so ausgefeilte Unterdrükkungsmechanismen den Freiheitswillen von Menschen zwar lähmen, aber nicht ewig hemmen können. Die DDR lieferte dafür Tag für Tag genug Anschauungsmaterial.Aufgespießt"Genüßlich erzählt er im Wohnzimmer von seinem Treffen mit seinem Parteivorsitzenden Helmut Kohl. ,Die Atmosphäre war freundlich, sogar herzlich und von Schelte keine Spur. Das ist schon ehrenvoll für einen jungen Politiker&rquote;, sagt der 47-jährige. Kohl habe ihm versichert, er habe auch weiterhin seinen festen Platz in der Partei. ,Da zeigt sich, daß es gut ist, beständig zu bleiben, nicht heute so und morgen so&rquote;, lobt sich der Abgeordnete."
Die Berliner Zeitung in einem Bericht über den CDU- Bundestagsabgeordneten Rudolf Krause aus dem Altmark- Dorf Bonese, der wegen seiner "Denkschrift zu nationalen deutschen Fragen" mit ausländerfeindlichen, rechtsextremen Positionen ins Gerede gekommen ist.
BÜDINGEN. Schwere Verletzungen erlitt die Beifahrerin eines vermutlich betrunkenen Autofahrers aus Büdingen, der keinen Führerschein besitzt, als sein Wagen am Mittwoch gegen 21.15 Uhr in Düdelsheim gegen den Betonpfosten eines Zaunes prallte. Laut Polizei war der Wagen in einer Kurve der Schulstraße von der Fahrbahn abgekommen. Der Fahrer verletzte sich leicht. ieb
WETTERAUKREIS. Bayrische Ministerpräsidenten nutzen wie selbstverständlich teure Autos heimischer Produktion für Dienst- und Privatfahrten. Sie empfinden es als völlig normal, daß sie dafür keinen Pfennig zahlen müssen. Sie haben auch nicht das geringste Unrechtsbewußtsein, wenn sie auf Kosten der Industrie nach Südamerika fliegen, um sich von den Strapazen des Amtes auf einer Hacienda zu erholen. Gratis natürlich. Ein hessischer Landrat kann sich diese nicht nur in der Staatskanzlei des Freistaates Bayern übliche skandalöse Unbekümmertheit nicht leisten. Er bekommt weder von Opel noch von VW einen brandneuen Wagen frank und frei vor die Tür gestellt noch kann er es sich erlauben, sich auch nur einen Kilometer in einer privaten Mission in einem Dienstwagen des Kreises ohne Bezahlung chauffieren zu lassen. Ob Landrat Rolf Gnadl oder Erste Beigeordnete Gila Gertz oder Beigeordneter Joachim Pollmar, sie alle sind gehalten, peinlichst zu trennen zwischen Dienst und Privatvergnügen. Und zum privaten Vergnügen zählen auch die vielen Auftritte dieser drei Parteipolitiker bei Wahlkampfveranstaltungen ihrer Parteien, auch dann, wenn sie selten vergnüglich sind.
Der Kreisausschuß, also die Regierung des Wetteraukreises, verfügt über drei Limousinen und drei Chauffeure. Der Landrat darf einen Opel Senator mit dem Kennzeichen FB-200 nutzen, seine Vertreterin Gertz einen Audi 100 (FB-201) und Pollmar ebenfalls einen Audi 100 mit der Kenn-Nummer 202. Im Fahrtenbuch des jeweiligen Autos wird peinlich genau jede Fahrt vermerkt. Handelt es sich um einen Auftritt Gnadls beispielsweise bei der SPD in Ranstadt, wird privat abgerechnet. Also zahlt Gnadl 52 Pfennig pro gefahrenen Kilometer an den Wetteraukreis. Die in diesen Tagen besonders häufigen Wahlkampftouren absolviert er ohne Chauffeur, beteuert Gnadl. Wenn irgendmöglich, nutzt er dafür seinen eigenen oder den Wagen seiner Frau.
Aus Zeitgründen und Gründen der Vernunft fährt Gnadl nach privaten abendlichen Terminen häufiger mit dem Dienstwagen heim nach Glauburg. Für diese Fahrten mit einem Dienstfahrzeuge zahlt er eine jährliche Pauschale, die auch steuerlich erfaßt wird.
Weshalb, so drängt sich angesichts der besorgniserregenden Geldnot des Wetteraukreises und des gern verkündeten hochentwickelten ökologischen Bewußtseins der Kreisregierung die Frage auf, weshalb muß der Herr Landrat mit dem luxuriösesten Opel bewegt werden? Darf es nicht mal etwas weniger sein, vielleicht ein moderner kleiner Kadett mit kleinem Benzindurst? Rolf Gnadl mag solche Fragen nicht: "Das Auto ist mein Arbeitsplatz."
Im Dienstwagen verbringt er wöchentlich viele Stunden, beispielsweise beim Pendelverkehr zwischen den Dienststellen in Friedberg und Büdingen oder bei Fahrten zu Wiesbadener Ministerien. Sein Sprecher Michael Elsaß versichert, daß sein Chef während dieser Fahrten weder in den weichen Polstern Schlaf nachholt noch Musik hört, sondern angestrengt arbeitet: "Er studiert Akten, diktiert Briefe oder telefoniert. Deshalb braucht er ein leises Auto mit viel Platz."
Rolf Gnadl hat übrigens hinsichtlich des Kaufs des Oberklassenautos Senator ein sehr gutes Gewissen. Als im Herbst vergangenen Jahres bei einem Kilometerstand von 240 000 der von seinem Amtsvorgänger Herbert Rüfer geerbte Audi 200 vielfach defekt wurde, eine Reparatur sich nicht lohnte, stand der Kauf eines Neuwagens auf der Tagesordnung. 80 000 Mark hätten dafür laut Etatansatz ausgegeben werden können. Vertreter konkurrierender Parteien im Kreis ließen den Sozialdemokraten Gnadl unaufällig wissen, daß sie ihm nicht hinterrücks wegen einer solchen Geldausgabe ein Bein stellen würden. "Ich habe mich aber für einen Gebrauchtwagen entschieden", lobt sich Gnadl heute selbst. Über zwei Monate habe der Kreis nach einem günstigen Angebot gefahndet. In dieser Zeit habe er seinen Privatwagen für Dienstfahrten eingesetzt. Am 9. Januar schließlich habe der Kreis den Senator günstig für 30 000 Mark erstehen können.
Auch Kleinvieh macht Mist. Die riesige Deckungslücke im Kreishaushalt ist mit dieser Entscheidung nicht um 50 000 Mark größer geworden.
PETER GWIASDA
has FRANKFURT A. M. Mit konkreten Zahlen oder Details zu seiner Strategie will Niels Stenhöj noch nicht aufwarten. Doch der neue Vorstandsvorsitzende des Herzogenauracher Sportartikelherstellers Puma, der bei dem finanziell angeschlagenen Unternehmen aus dem Frankenland heute seinen zwanzigsten Arbeitstag absolviert, zeigt die von ihm geplante Marschrichtung bereits auf: "Ich kann Ihnen versichern, daß wir viele Dinge in den nächsten Monaten beschleunigen und forcieren werden." Der Anfang Februar von der schwedischen Puma- Großaktionärin Aritmos zu der Firma mit der Wildkatze im Emblem geschickte Stenhöj will schon nach wenigen Tagen erkannt haben, daß Puma als Marke und Unternehmen "zahlreiche Ansatzpunkte" biete, "die mit Ideen, Konzepten und Engagement ausgefüllt werden müssen".
Von "elementarer Bedeutung", so der neue erste Mann bei Puma, sei für ihn das Vertrauen des Hauptaktionärs. Aritmos habe mit der Bereitschaft, in die deutsche Marke zu investieren, "deutliche Zeichen" gesetzt. Der Hinweis auf das schwedische Mutterhaus scheint tatsächlich notwendig. Denn der Vorgänger von Stenhöj in Herzogenaurach, Stefan Jacobsson, verließ den Chefsessel nach einigen Differenzen mit Aritmos.
Optimismus verbreitet der von der Aritmos-Tochter Abu Garcia (Sportfischer-Ausrüstung) gekommene Manager vor allem wegen der vor kurzem bei Puma über die Bühne gegangenen Kapitalerhöhung. Diese bescherte frische Mittel in Höhe von rund 80 Millionen Mark. Nun könne das Unternehmen zusätzliche Investitionen abwickeln, wobei Stenhöj hauptsächlich auf Anstrengungen in Marketing sowie Forschung und Entwicklung abstellt. Des weiteren soll der Marke ein stärkerer internationaler Auftritt verschafft werden durch die beschleunigte Umwandlung von Vertriebspartnern in Tochtergesellschaften wie zuletzt in der Schweiz und den Benelux- Ländern.
Der Puma-Konzern, der vorläufigen Zahlen zufolge im vergangenen Jahr wieder in die Verlustzone tappte und einen Fehlbetrag von etwa zwölf Millionen Mark ausweisen dürfte, will künftig kräftiger als bisher die Werbetrommel rühren. Zu diesem Zweck wurde ein sogenanntes Puma World Team zusammengestellt, dem etwa der Fußballer Lothar Matthäus und die Weitspringerin Heike Drechsler angehören.
Bewegt hat sich derweil auch etwas im Gesellschafterkreis von Aritmos. An der Puma-Mutter ist nun die Stockholmer Investmentgruppe Proventus zu 39,4 Prozent beteiligt.
MERKERS/HERINGEN. "Schreiben Sie lieber ,stillegen&rquote; und nicht ,dichtmachen&rquote;, das klingt besser", versucht Roland Schober, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der 1923 gegründeten Kaligrube im thüringischen Merkers, mit einem anderen Begriff dem eigentlich Endgültigen noch einen gewissen Hoffnungsschimmer abringen zu wollen. Ein stillgelegtes Bergwerk könnte man vielleicht auch wieder in Betrieb nehmen. "Thüringer sollen das Thüringer Salz abbauen!", steht in dicken Lettern auf dem Flugblatt, das die Bergarbeiter, von denen wegen verordneter "Kurzarbeit null" mancher in diesem Jahr noch gar nicht eingefahren ist, Passanten an diesen kalten Februartagen am Werkstor in Merkers in die Hand drücken.
Der fette Titel deutet die zweite Dimension des aktuellen Konfliktes an: Die Bergleute von Merkers wollen nicht einsehen, daß, wenn ihr eigener Betrieb zumacht, das thüringische Salz unterirdisch nach Hessen geholt und dort über Tage bei Kali und Salz in Philippsthal-Hattorf verarbeitet wird.
Es ist ein letzter Versuch, den die Thüringer starten, doch er scheint zu spät zu kommen: Seit Mittwoch schieben die letzten Kumpel der Kaligrube Merkers Mahnwache vor den Schächten ihres Betriebes. "Für den Erhalt des Industriestandortes Merkers", haben die "Vertretungen der Gewerkschaften im Werk Werra Merkers" ihren Appell an die Treuhandanstalt in Berlin und an den einstigen Konkurrenten aus dem Westen, die Kasseler BASF-Tochter Kali und Salz AG, überschrieben, die Arbeitsplätze doch noch zu retten. Die Treuhand aber sowie Kali und Salz wollen auf dem Wege einer Fusion Merkers und dazu eine Reihe weitere Kalifabriken im Osten, aber auch im Westen aus wirtschaftlichen Gründen schließen.
"Oder wenigstens nicht sofort", bittet Schober um Aufschub, denn der Betriebsrat mußte inzwischen einsehen, daß selbst die mächtige Industriegewerkschaft Bergbau und Energie längst den Schrumpfungsprozeß, ohne den die gesamte deutsche Kali-Industrie "vor die Wand fährt" (so ein Gewerkschaftssprecher), gutheißt.
Nicht von ungefähr hatte die Bochumer Zentrale der Bergbau-Gewerkschaft schon vor einem Jahr die Devise von einer "Zukunftsinitiative für den deutschen Kalibergbau" ausgegeben und einer Fusion beider Unternehmen den Weg bereitet. Angesichts weltweiter Überkapazitäten, rückläufigen Bedarfs und einer Dumpingpreis-Politik anderer Lieferanten, vor allem aus der GUS, warnte die Gewerkschaft vor einer Fortsetzung eines "ruinösen innerdeutschen Wettbewerbs", plädierte über die von Kali und Salz angestrebte "Kooperation" samt Rationalisierungsabkommen für ein echtes Zusammengehen. Von einem "gemeinsamen Dach" war die Rede und von einer "Optimierung der Kaliförderung".
So soll es nun auch kommen, nachdem kurz vor Weihnachten die 100prozentige BASF-Tochter Kali und Salz (Kassel) und die Treuhandanstalt (Berlin) mit der von ihr gemanagten Mitteldeutschen Kali AG (MDK) in Sondershausen handelseinig geworden sind. Was bereits vom Verwaltungsrat der Treuhand, in dem auch die fünf neuen Bundesländer sowie die Gewerkschaften vertreten sind, verabschiedet wurde, sieht neben einer Sanierung der maroden Ostbetriebe und der Schließung einzelner Werke in West wie Ost unter anderen einen Abbau von derzeit 11 100 um 3600 auf nur noch 7500 Arbeitsplätze vor.
Je zur Hälfte sollen die Jobs im Westen wie im Osten wegfallen, allein 700 Stellen werden es in Hessen sein, und zwar nicht nur in Philippsthal an der Grenze zu Thüringen, sondern auch in Neuhof bei Fulda. Noch, so ein Sprecher von Kali und Salz, sei unklar, wie viele Arbeitsplätze an welchen Orten wegfielen. Dies bleibe der neuen Geschäftsführung eines noch namenlosen Unternehmens vorbehalten, das Kali und Salz (51 Prozent) zusammen mit der Treuhandanstalt (49 Prozent) gründet.
Kali und Salz wurde die Fusion versüßt, denn die Treuhandanstalt schießt Milliardenbeträge zu, um die als erhaltungswürdig erachteten ostdeutschen Grubenbetriebe sanieren zu können. Die Fusion ist indes bis jetzt nicht perfekt, da zum Beispiel das Votum der EG-Kommission noch aussteht.
In den letzten Wochen mehrten sich Proteste, bei denen es um die Art und Höhe des angestrebten Arbeitsplatz-Abbaus vor allem im Osten geht. "Fatal" nennt der Sprecher der Thüringer Staatskanzlei, Hans Kaiser, "wenn das so umgesetzt wird, wie es programmiert ist". Es geht um die auch von den ostdeutschen Betriebsräten kritisierte Lastenverteilung: Denn während zum Beispiel die 700 in Hessen in Frage stehenden Jobs bis 1997, sozial abgefedert, gestrichen werden sollen, muß nach Treuhand-Absicht in Thüringen das "Streichkonzert" in weiten Bereichen, darunter in Merkers, schon Ende dieses Jahres beendet sein. Jegliche Gleichbehandlung falle da unter den Tisch, rügt Kaiser, der sich die Leute in Merkers leibhaftig vorstellen kann: "Guck an, die bleiben, und wir müssen gehen, das verbittert".
Diese auf den ersten Blick unverständliche Regelung hat jedoch einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund, den auch die Gewerkschaftszentrale der IG Bergbau in Bochum akzeptiert: Es ergebe keinen Sinn, erläutert Sprecher Christoph Meer, in Merkers viel Geld in die Sanierung völlig überalterter Anlagen zu stekken oder sie unsaniert weiterlaufen zu lassen, wenn ein paar Kilometer weiter westlich eine teuer durchrationalisierte Technologie zur Verfügung stehe, die dann, wegen der bestehenden weltweiten Überkapazitäten, möglicherweise nicht ausgelastet werden könne. Außerdem, so Meer, seien ja auch im Westen in den letzten Jahren tausende von Kali-Arbeitsplätzen gestrichen worden.
Thüringens Regierungssprecher Kaiser und auch Hessens Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD), der sich am gestrigen Freitag in Philippsthal bei einer Grubenfahrt vor Ort informierte, hoffen, daß es zu keiner Belastung des hessisch-thüringischen Klimas kommt. Welteke jedoch irritieren lautstarke Forderungen seines thüringischen Kollegen Jürgen Bohn (FDP), der, obwohl sein Ministerpräsident Mitglied des Treuhand-Verwaltungsrates ist, nicht nur "Nachverhandlungen", sondern auch eine Verschiebung der Arbeitsplatzreduzierung zu Lasten hessischer Stellen gefordert habe. Welteke: "Da bin ich sehr wachsam". Laut Fusionsabkommen sollen ohnehin schon, das weiß man auch bei der IG Bergbau, etwa über Vorruhestandsregelungen im Westen freiwerdende Arbeitsplätze zum Beispiel mit Kumpeln aus Thüringen besetzt werden können.
Im Grenzland von Hessen und Thüringen scheint es eisig zu werden zwischen den Kumpeln von hüben und drüben. Ob es wirklich zu zerstochenen Reifen auf beiden Seiten kam, wie "Super-Illu" skandalträchtig berichtete, steht dahin, die Vorfälle werden in Gewerkschaftskreisen stark bezweifelt. Das Blatt zitiert dann noch einen Kumpel mit den Worten: "Wenn die wirklich ernst machen und unser Salz von Hattorf aus in den Westen holen - dann geht hier ganz gewaltig was los."
Freilich: Die Entscheidung, tatsächlich einen Stollen von Westen nach Osten in den Berg zu sprengen, um das hochwertige Salz der alten Grube Merkers zu bergen, sei bislang nicht gefallen, beteuert Kali-und-Salz-Sprecher Lilienfeld. Überdies war es bereits zu DDR-Zeiten unter Tage gang und gäbe, sich nicht an die "krumme Linie" an der Erdoberfläche zu halten. Der Westen buddelte - in verschiedenen Tiefen - Düngerrohstoffe im Osten, umgekehrt geschah das gleiche.
Doch für die Kumpel in Thüringen, wo bis zur Wende allein an der Werra an die 8000 in Lohn standen, und damit 6300 mehr als heute, geht es um die nackte Existenz. Nochmals sollen 1000 Leute gehen, mit einer Folge, die auch von der Landesregierung in Erfurt äußerst skeptisch gesehen wird. "Nicht allein die Kali- Kumpel und ihre Familien sind betroffen, sondern die gesamte Region", steht auf den Flugblättern von Merkers. Sie fordern Ersatzarbeitsplätze, wenn schon Salzförderung und Übertageproduktion in Merkers abgebaut werden sollen. Auf das Recycling-Gewerbe setzen sie dabei und auch, so Christoph Meer, auf Untertage-Mülldeponien, etwa in der alten Grube von Springen. Es gebe außerdem Bemühungen, Bonn zu einer anderen Art von Entwicklungshilfe zu veranlassen und kostenlos "Kali statt Geld" in die Dritte Welt zu schicken. So könnte mancher marode Ost-Betrieb noch ein paar Jahre weitermachen, die Chancen dafür aber stehen eher schlecht, räumt die IG Bergbau ein.
Obwohl die Kumpel von Merkers inzwischen in die Bücher gucken konnten und, sagt der Gewerkschaftssprecher, eigentlich an eine Überlebensfähigkeit der oberirdischen Anlagen in Merkers nicht länger glauben dürften, haben sie immer noch Zweifel an der Notwendigkeit, ihren Betriebszweig einzustellen.
Um der Treuhand und dem Bruder aus dem Westen "einmal zu zeigen", daß kostengünstig auch neue, in Merkers bislang noch nie gefertigte Produkte herzustellen sind, gewannen die Kaliwerker von Thüringen in diesem Winter versuchsweise eine Charge Industriesalz. "Drei Tage", erzählt Betriebsrat Schober, "hatten wir volle Produktion" - die einzigen Tage in diesem Jahr.
STEPHAN BÖRNECKE
MARC HEBBEL aus Ortenberg, seit zwei Jahren Vorsitzender der Jungen Union Wetterau, kandidiert beim Kreisdelegiertentag des CDU-Nachwuchses am Samstag, 27. Februar, in Ortenberg nicht mehr für dieses Amt. Um seine Nachfolge bewirbt sich KARSTEN RUDOLF aus Büdingen. Der 19jährige Abiturient hat bereits zahlreiche Veranstaltungen für die Junge Union organisiert und leitet de
MATTHIAS RUBITSCH aus Glauberg ist von der Vollversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend des Dekanates Wetterau-Ost für zwei Jahre zum Dekanatsjugendleiter gewählt worden. Die Posten der stellvertretenden Dekanatsjugendleiterin und des Dekanatsjugendseelsorgers bleiben für ein Jahr unbesetzt. Für ein weiteres Jahr im BDKJ-Vorstand bleiben KATHRIN BERGHÄUSER und STEPHANIE ROTH aus Büdingen Dekanatsjugendleiterinnen sowie ANDREAS FELTEN aus Lindheim Dekanatsjugendleiter. Nach zweijähriger Tätigkeit im Vorstand wurden STEFANIE BERGHÄUSER und PIA HARTMANN verabschiedet. Die Jugendlichen der Dekanatsvollversammlung kamen aus den Pfarreien Altenstadt, Büdingen, Echzell, Nidda, Ranstadt, Stockheim-Ortenberg, Schotten und Wölfersheim. "Unser Leben sei ein Fest", lautet das Motto der Dekanatsjugendarbeit für das nächste halbe Jahr.
Bei der "antifaschistischen und antirassistischen Aktionswoche", die von mehreren Stadtteilgruppen und dem AStA der Fachhochschule organisiert wird (die FR berichtete), haben sich einige Termine und Veranstaltungsorte geändert. So wird die Podiumsdiskussion zum Thema "Keine Diskriminierung von Antifaschisten" am 28. Februar, 19.30 Uhr, nicht im Hörsaal 5 der Uni, sondern im "KOZ" in der Jügelstraße stattfinden. Die Kundgebung, die am 4. März zwischen 17 und 22 Uhr auf dem Paulsplatz stattfinden sollte, ist an die Konstablerwache verlegt worden.
Die Aktionswoche beginnt heute um 18 Uhr mit einem Fest im Dritte-Welt-Haus, Westerbachstraße 40. Weitere Informitionen unter Telefon 70 33 37. vo
1.) In dem besagten Schreiben der Grauen vom Aschermittwoch heißt es, daß der hessische Landesschatzmeister der Grauen, Günter Möller, mit seiner Unterschrift bekunde, daß er "den Journalisten Strack weder kenne noch ihn gesprochen habe". Wenn dies tatsächlich Möller so gesagt haben sollte, dann ist dies eine Lüge. Denn das längere Telefongespräch in der vergangenen Woche mit Möller habe ich, wie alle anderen in dieser Angelegenheit auch, auf Toncassetten aufgenommen. Daß die Telefonate von mir mitgeschnitten wurden, habe ich den Gesprächspartnern nicht gesagt, weil die Gespräche später nicht als wörtliches Interview wiedergegeben werden sollten, sondern für mich lediglich als Sicherung dienten, daß Gesagte auch richtig wiederzugeben.
2.) Den Vorwurf, daß ich den ehemaligen Landesschatzmeister von Thüringen, Erich Räupke, getäuscht habe - worüber eigentlich ? - weise ich ebenfalls zurück. Räupke habe ich von Anfang an gesagt, wie allen anderen Gesprächspartner übrigens auch, daß ich über zwielichtige Finanzgebaren bei den Grauen schreiben wolle. In diesem Sinne bat ich Räupke mir über seine einschlägigen Erfahrungen mit dem Bundesvorstand zu berichten, wozu er sich gerne auch bereiterklärte. Dies kann ich ebenfalls zweifelsfrei durch meine Gesprächsmitschnitte belegen.
Worum geht es eigentlich? Der Hauptvorwurf in meinem Artikel war doch im Grunde der, daß führende Funktionäre der Grauen ihre ehrenamtlichen Leistungen (in den veröffentlichten Summen sind keine Spesen enthalten !!!!) für die Partei - um es positiv zu formulieren - sehr großzügig bewertet haben, um die drohende Kürzung der Wahlkampfkostenerstattung zu verhindern. Erhebliche Zweifel an den Eigenbelegen äußerte das Mitglied der Grauen, der Butzbacher Richard Rupp. FR: "Für Rupp ist es beispielsweise in keinster Weise nachvollziehbar, daß der hessische Landesvorsitzende Werner Schulz (Mainhausen) zusammen mit seiner zweiten Vorsitzenden Sibylle Schömig (Pfungstadt) 1991 eine Arbeitsleistung von 201 600 Mark bei einem Stundenlohn von 80 Mark für eine Partei erbracht haben soll, die in Hessen heute keine 100 Mitglieder mehr hat".
Alleine die fünf Präsidiumsmitglieder bewerteten ihre ehrenamtliche Arbeit (Stundensatz 100 Mark) 1991 mit insgesamt 835 200 Mark, für eine Partei, die heute keine 5000 Mitglieder mehr zählt.
Anmerkung: Die Zahl der Mitglieder dürfte, wie ich heute weiß, viel niedriger sein, da in dem Rechenschaftschaftsbericht der Partei 1989 selbst nur noch 1107 Mitglieder vermerkt sind. In dem ebenfalls der FR vorliegenden Rechenschaftsbericht für 1990 taucht gar keine Mitgliederzahl mehr auf, sondern nur noch die Summe der Mitgliedsbeiträge von 85 086 Mark, wodurch sich bei einem monatlichen Mindestbeitrag von 4 Mark eine Mitgliederzahl von 1773 errechnet.
Nach all den verbalen und juristischen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei ist es unwahrscheinlich, daß sich die Zahl der Mitglieder in 1991 gar verdoppelt oder verdreifacht hat. Offizielle Mitgliederzahlen bekam ich vom Bundesvorstand nicht.
Entschieden muß ich auch den nicht belegten Vorwurf schlampiger Recherchen zurückweisen. Zu einer Stellungnahme war die Bundesvorsitzende der Grauen, Trude Unruh, die in Personal- Union auch den Senioren-Schutz-Bund Graue Panther führt, nicht bereit. Obwohl ich ihrem "persönlichen Referenten" unmißverständlich meine Vorwürfe mitteilte, verwies sie mich an den Bundesschatzmeister Jürgen Miller, mit dem ich auch sprach und der entsprechend auch von mir zitiert wurde. Miller und auch die für die Verteilung der Wahlkampfkosten verantwortliche Bundestagsverwaltung, bestätigten die Richtigkeit der genannten Spendensummen.
Was bleibt? Statt konkret Stellung zu nehmen, haben die Grauen in ihrem Schreiben vom Aschermittwoch pauschal die Darstellung der FR als unbegründet zurückgewiesen. Dies ist angesichts der schwere der Vorwürfe recht wenig, wenn man bedenkt, daß der streitlustige Bundesvorstand versuchte eine Gegendarstellung beim Spiegel zu erwirken, der in einem Bericht (Ausgabe 40/91) über handfeste Finanzaffären in der Seniorenpartei berichtete. Am 18. November 1991 schrieb der Spiegel Trude Unruh ebenso knapp wie prägnant: "Das Landgericht Hamburg hat Ihren Gegendarstellungsanspruch zurückgewiesen, und der Herausgeber hat nicht die Absicht, gerichtliche Entscheidungen zu korrigieren. Für ein Spiegel-Gespräch besteht derzeit kein redaktioneller Anlaß."
Nachrichten-Börse
Baugeld unter 7,5 Prozent zu haben Die rasante Talfahrt der Hypothekenzinsen geht weiter. So bietet die DSL Bank Baugeld mit fünfjähriger Zinsbindung jetzt effektiv schon für 7,42 (bisher 7,86) Prozent an. Bei zehnjähriger Festschreibung berechnet das Institut effektiv 7,65 (7,85) Prozent. Die Bayerische Vereinsbank senkte die Sätze entsprechend auf 7,50 (7,82) beziehungsweise 7,77 (7,98) Prozent. Auch andere Institute gaben günstigere Konditionen bekannt. Steuerquellen sprudeln kräftig Bund, Länder und Gemeinden haben nach Berechnungen des Bonner Finanzministeriums im vorigen Jahr 731,6 Milliarden Mark an Steuern eingenommen, 2,5 Milliarden mehr als bisher geschätzt. Dem Bund verblieben davon 352,9 Milliarden, elf Prozent mehr als 1991. Das Lohnsteueraufkommen wuchs nicht zuletzt durch den Progressionseffekt um 15,5 Prozent auf 247,3 Milliarden Mark. Auftragssegen in Ostdeutschland Einen "bemerkenswerten Auftragsschub" gab es nach Angaben des Bonner Wirtschaftsministeriums für die ostdeutsche Industrie Ende 1992. Der Wert der Bestellungen kletterte von November auf Dezember um nahezu 30 Prozent. Sogar fast verdoppelt haben sich die Order aus dem Ausland, gemessen allerdings an einem sehr niedrigen Niveau. Der "warme Regen" muß freilich auch vor dem Hintergrund der zuvor geschrumpften Nachfrage gesehen werden.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Walter Raiss, Vorsitzender der BUND-Ortsgruppe, legt Wert darauf, daß die gestern in der FR von BUND-Pressesprecher Michael Denk veröffentlichte Stellungnahme zur Mörfelder Ortsumgehung dessen Privatmeinung und nicht die Erklärung des Ortsverbandes ist. Die 29er-Verbände, zu denen der BUND gehört, seien übereingekommen, sich vor der Kommunalwahl nicht öffentlich zu äußern.
Unabhängig davon, wie der Verband inhaltlich dazu stehe, sei es "äußerst unglücklich", daß die Denk-Äußerungen als BUND-Stellungnahme dargestellt worden seien, sagt Raiss: "Es nutzt uns nichts, Porzellan zu zerschlagen. Wir wollen in unserer Stadt zusammenarbeiten."
Stellungnahmen zur Ortsumgehung könnten überdies nur die Landesverbände abgeben. Es sei ohnehin sehr verwunderlich, daß Bürgermeister Brehl deren Meinung aus einem nicht-öffentlichen Verfahren publik gemacht habe. lis
NEU-ISENBURG. Journalisten fragen - Politiker antworten: Zur öffentlichen Diskussion mit Spitzenpolitikern der im Stadtparlament vertretenen Parteien lädt die Isenburger CDU für Montag, 1. März, in die Hugenottenhalle. Journalisten der in Neu-Isenburg vertretenen Zeitungen werden CDU, SPD, FDP, FWG und Grüne zu aktuellen Themen befragen: darunter die Einsparungen im städtischen Haushalt, Wohnungsnot, Verkehrsprobleme und die Zukunft des Schwimmbad-Restaurants.
Auch interessierte Bürger/innen sind aufgefordert, ihre Fragen an den Mann und die Frau zu bringen. Beginn der Veranstaltung ist um 20 Uhr. fra
cri FRANKFURT A. M. Der Druckmaschinenhersteller MAN Roland wird am Ende des laufenden Geschäftsjahres wieder einen Verlust ausweisen. Begründet wird dies mit der anhaltend dünnen Nachfrage. Im ersten Semester des am 1. Juli begonnenen Geschäftsjahres 1992/93 schrumpften die Aufträge zwar mit minus fünf Prozent auf 751 Millionen Mark gar nicht so stark. Geschönt wird das Bild aber durch die erstmalige Konsolidierung der ostdeutschen Neuerwerbung Plamag. Sie konnte im betrachteten Zeitraum eine große Bestellung aus den GUS-Staaten an Land ziehen. Ohne das Unternehmen hätte ein Rückgang um ein Fünftel zu Buche gestanden. Das Orderpolster war Ende 1992 mit 2,1 Milliarden Mark um acht Prozent und ohne Plamag um 15 Prozent dünner. Der Umsatz sank um fast ein Drittel auf 736 Millionen.
Bei der Entwicklung des Personals ist der Familienzuwachs auch zu berücksichtigen. Um Kosten zu sparen, hat MAN Roland im vergangenen Kalenderjahr die Belegschaft um 1347 Leute verringert. Bedingt durch den Plamag-Zugang standen Ende Dezember mit 11 244 jedoch nur drei Prozent weniger Namen in der Personalkartei. Ein weiterer Abbau, verbunden auch mit Entlassungen, wurde bereits angekündigt. Wie berichtet, wird unter anderem das Werk Heusenstamm Ende Juni dichtgemacht.
FLÖRSHEIM. Die ältere Frau mit dem blaß-lila Käppi mag kein Dosenbier. Vielleicht liegt es an der winterlichen Temperatur, vielleicht aber auch daran, daß ihr das gute Dutzend junger Leute auf dem Platz vor der Gallus-Kirche doch nicht so ganz geheuer ist. Alles Bitten und Reden hilft nicht, weder Bier noch Flugblatt packt die Angesprochene ein. "Macht nichts", sagt Deniz Yücel. Als Wählerin hätte die fNEP die Frau vermutlich ohnehin nicht gewinnen können.
fNEP steht "für NichtwählerInnen, ErstwählerInnen und ProtestwählerInnen" - und die Mitglieder und Sympathisanten sind am Mittwoch nachmittag auf dem Platz vor der Kirche zu einem "Happening" zusammengekommen. Die fNEPs wollen Aschermittwoch feiern, wie allerorten in diesem Lande. Denn Aschermittwoch ohne fNEP wäre wie Pommes ohne Fritten. Und weil sie dann doch nicht zum Heringsessen der SPD gehen wollten, ist der Treff vor der zufällig beisammenstehenden Kirche und dem Kriegerdenkmal "spontan entstanden". Die Gruppe belebt den Platz mit Rap-Musik, freut sich über Gäste, die natürlich nicht zufällig vorbeikommen.
Mit traditioneller Fassenacht haben die Nonkonformisten wenig am Hut. Das sei ein "durchorganisiertes, verkrampftes und verordnetes Ausgelassensein von Menschen, die ansonsten ihr trübes Dasein im Büro, im Betrieb, in ihrem Familien vor dem Fernseher fristen und einmal im Jahr auf den Putz hauen dürfen", heißt es im Flugblatt, das sie verteilen. Da feiern die Aktivisten, wie sie sich selbst nennen, lieber ein anderes Fest. Statt Vereinsbrimborium und kleinstädtischen Mief zu ertragen, wollen die fNEPs lieber den Alltag erotisieren. Leben und Lieben "überall wo wir sind", lautet das Motto im Flugblatt, das die ältere Dame mit dem lila Käppi abgelehnt hat. schu
ERLENSEE / BRUCHKÖBEL. Gleich zweimal opferte sich Ministerpräsident Hans Eichel für seine Genossen in der Provinz, stopfte tapfer eingelegten Fisch in sich hinein, pellte die Kartoffeln selbst und versicherte mit dicken Backen, es schmecke prima. Nur diejenigen, die im Maintaler Stadtteil Wachenbuchen auf den hessischen Ober- Sozi zu treffen hofften, wurden bitterlich enttäuscht. Ein drittes Heringsessen mochte sich der gestreßte Wahlkämpfer am Aschermittwoch wohl doch nicht zumuten und hatte es bereits vor Wochen abgesagt.
Im Bruchköbeler Ortsteil Roßdorf boten die Sozialdemokraten zum Abschluß der Wahlkampfveranstaltungen an diesem Tag so ziemlich alles auf, was an Main und Kinzig Rang und Namen besitzt, den schwergewichtigen Bernd Reuter, dem nach eigenem Bekunden ein anständiger Preßkopf anstelle von Matjes lieber gewesen wäre, aber man wollte die Katholiken im Lande nicht noch mehr vor den Kopf stoßen, dann der Urheber des Religionsstreites Lothar Klemm, der gewagt hatte, den auch in Kirchenkreisen höchst umstrittenen Erzbischof Dyba beim Wort zu nehmen - Klemm versicherte das Büchlein solle tatsächlich demnächst erscheinen.
Natürlich ließ es sich auch Landrat Karl Eyerkaufer nicht nehmen, ein Grußwort zu sprechen und dabei seinem Vize Erich Pipa, der an diesem Abend lediglich im Hintergrund agierte, die Stange zu halten. Und der Roßdorfer Ortsverbandschef Franz Elpelt sonnte sich sich in Gegenwart von soviel Prominenz in seinem Dorf, das heute leider nur noch als Anhängsel der Schlafstadt Bruchköbel zählt.
Der Alt-Bürgermeister wurde dann sogar energisch gegenüber seinem Parteifreund Eichel, als der das Stichwort B 45 doch glatt bei seiner Rede vergessen hatte. Als der das auch noch zugab, brach für die Vorsitzende der Bürgerinitiative und FDP-Parlamentskandidatin, Heidi Himmler, eine Welt zusammen. Die pikierten Dörfler quittierten den Fauxpas mit Unmutsbekundungen.
So beeilte sich Eichel zu versichern, die Anliegen der verkehrsgeplagten Roßdorfer seien natürlich in guten Händen. Den erwarteten Sofortvollzug für die Umgehungsstraße hatte er allerdings nicht dabei. Noch ein, ein letztes Verhandlungsgespräch mit dem klagenden Biolandwirt Stöppler solle es geben, am kommenden Montag. Bleibe auch das ohne Ergebnis, werde der Verkehrsminister in den nächsten Wochen zur Tat schreiten. Wobei der Ministerpräsident nicht verhehlen konnte, daß diese Anordnung wiederum juristisch angefochten werden kann, und zwar nicht ohne Erfolgsaussichten, weil das Planfeststellungsverfahren auf bekannt wackeligen Beinen steht.
Zuvor in Erlensee war Eichel auf den lokalen Aspekt Fliegerhorst eingegangen. Aber auch dort konnte er den Anwohner wenig Hoffnung auf ein Ende der Belästigungen machen, verwies auf die Oberhoheit des Bundes und den Willen der US-Streitkräfte, an dem Stützpunkt festzuhalten. Die von Hessen gestartete Bundesratsinitiative könne lediglich dazu beitragen, den Lärm auf ein niedrigeres Niveau zu bringen.
Die eigentliche Wahlrede hatte mit den örtlichen Belangen wenig zu tun. Es schien vielmehr, als solle am 7. März ein neuer Bundestag gewählt werden. Bonn starrt auf Hessen und so mancher gebeutelte Kommunalpolitiker der SPD sieht in Bundeskanzler Kohl und Finanzminister Waigel derzeit die besten Verbündeten, um von eigenen Problemen abzulenken.
Obwohl auch die SPD ihre Probleme mit der Ehrlichkeit hat - schließlich verlor Oskar Lafontaine damit die Wahl -, fordert Hans Eichel genau das von den Vertretern seines Standes, wenn sie wieder glaubwürdig werden wollen. Und er fordert Gerechtigkeit bei der Lastenverteilung für den Aufbau im Osten. Nur so kann seiner Überzeugung nach Solidarität mit den Menschen im Neufünfland entstehen, wenn jeder nach seinen Möglichkeiten dazu beitragen muß.
Bei der derzeitigen Bundesregierung findet der Sozialdemokrat nichts von alledem, listet stattdessen eine nicht enden wollende Litanei der Ungerechtigkeiten auf, die in dem Bibelwort enden könnten: Wer hat, dem wird gegeben. Wer aber nicht hat, dem wird auch das noch genommen, was er hat.
Das wollten einige Landwirte, die sich in Hessen in der gleichen Situation sehen, dann doch genauer wissen. Eichel konterte, hielt den Aufbegehrenden entgegen, sie ließen bei ihrer Argumentation fein das Kulturlandprogramm beiseite, das ihnen den gewünschten Einkommensausgleich biete. Und setzte sich schließlich sogar zu ihnen an den Tisch, wo doch die Genossen so gern noch mehr von ihrem Ministerpräsidenten gehabt hätten. hein
Herrn Karl Wöll aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Freitag, 26. Februar.
Den Eheleuten Annemarie und Heinrich Hack aus Nidderau-Heldenbergen zur Goldenen Hochzeit am Freitag, 26. Februar.
Kleine FR
"Harmonie" wählt neuen Vorstand ROSBACH. Zu seiner Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, lädt der Musikverein "Harmonie" Rodheim alle Mitglieder in die Gaststätte "Man trifft sich" ein. Das Treffen beginnt um 20 Uhr. Frontalzusammenstoß auf Kreuzung BAD VILBEL. Beim Versuch, auf der Kreuzung Kasseler Straße/Homburger Straße nach links in Richtung Frankfurt abzubiegen, stieß am Donnerstag morgen der Wagen eines Frankfurters mit dem Auto eines Mannes aus Niederdorfelden frontal zusammen. Beide Autofahrer blieben unverletzt. Jahrgangstreffen im Hotel BAD VILBEL. Das nächste Monatstreffen des Jahrgangs 1910/1911 beginnt am Donnerstag, 4. März, um 16 Uhr im Hotel- Restaurant "Zum Prinz Karl". Gottesdienst wieder in der Kirche KARBEN. Nach Abschluß der Orgelrenovierung finden die Gottesdienste in Karben-Rendel ab Sonntag, 7. März, wieder in der Kirche statt. Basteln mit Schafwolle BAD VILBEL. Was sich aus Schafwolle alles basteln läßt, zeigt ein Kursus der Seniorenbetreuung am Mittwoch, dem 10. März, ab 14 Uhr im Kurhaus. Um telefonische Anmeldung unter Tel. 602-309 oder 602-305 wird gebeten.
Neuer Pfarrer wird eingeführt NIDDERAU. Den neuen Pfarrer Walter Großke führt die Ev. Stiftskirche Windekken am Sonntag, 7. März, 10 Uhr, in sein Amt ein. Dekan Gbiorczyk spricht im festlichen Gottesdienst. Anschließend gibt es einen Empfang im Gemeindehaus.
Insassen finden Gefängnis "entpersönlicht", Anstaltsleiter lobt "familiäre Atmosphäre" 20 Stunden täglich in Minizelle
Petition an den Landtag Von Klaus Nissen FRIEDBERG. 36 von 64 Insassen des Friedberger Gefängnisses an der Homburger Straße beschweren sich beim Petitionsausschuß des Hessischen Landtages über ihre Haftbedingungen. Im Zellentrakt neben dem Amtsgericht gebe es kaum Sportmöglichkeiten, zu wenig Auslauf, keine Fortbildungskurse und keinen direkten Zugang zur Bücherei, schrieben die Häftlinge in ihrer neunseitigen Sammelpetition. Sie forderten "strukturelle Veränderungen" im Knast: eine weitere Freistunde am Tag, mehr Sport, Besuchstage am Wochenende. Ein evangelischer Seelsorger und klare Regeln, wer nach "draußen" telefonieren darf, stehen ebenfalls auf der Wunschliste.
An mehr als 20 Stunden seien sie täglich in ihren Einzelzellen mit vier Quadratmetern Auslauf eingesperrt, heißt es in der Petition. Die einzige Freistunde im Hof dauere werktags von 14.45 bis 15.45 Uhr. Zerstreuung biete dort nur eine Allwetter-Tischtennisplatte. Jeden zweiten Tag dürften sich die Gefangenen nach der Freistunde noch in der "offenen Station" 45 Minuten lang von Zelle zu Zelle bewegen. Danach könne man sich zwar in Freizeiträume einschließen lassen, doch dort gebe es nur ein Fernsehgerät und eine stets ausgebuchte Tischtennisplatte. Es werde viel geraucht.
Spiele oder Gespräche seien in der "entpersönlichten Atmosphäre" kaum möglich, heißt es im Brief an den Petitionsausschuß. Die meiste Zeit, besonders von Sonntag auf Montag (wenn der Einschluß bis zu 25 dreiviertel Stunden dauere) seien die Gefangenen in ihren kleinen Zellen mit sich allein. Das führe zu Kreislaufstörungen, Depressionen, Schlaflosigkeit und "unterschwelliger Aggressionsbereitschaft". Weitere Frust-Punkte im Friedberger Knast: Besuch dürfe nur mittwochs empfangen werden. Die Angehörigen müßten dafür oft Urlaub nehmen. Besser sei es, wie etwa in der Butzbacher Anstalt, auch am Wochenende Besuche zu ermöglichen.
In Friedberg gebe es keine Fortbildungskurse. Sozialarbeiter kämen nur je einmal pro Woche zu ausländischen und deutschen Gefangenen. Die Vollzugspläne, die Entlassungsvorbereitungen und die Hinweise auf Rechtsanwälte mit Kenntnissen in Strafvollzugssachen reichen nach Ansicht der protestierenden Gefangenen ebenfalls nicht aus. Mindestens einmal im Monat sollte es eine Vollversammlung der Inhaftierten geben, in denen sie bei der Gestaltung des Vollzugsalltages mitreden könnten. Mit Ärger erfüllt es die Inhaftierten schließlich, daß sie die Gefängnisbücherei nicht betreten dürfen. An die Bücher komme man nur über Bestellisten heran.
Die Leiterin der Vollzugsabteilung im Justizministerium, Marietta Claus, bestätigte gegenüber der FR grundsätzlich die "beengte Situation" im Gefängnis. "Ich habe Verständnis dafür, daß die Gefangenen danach drängen, mal an die frische Luft gehen zu können." Leider fehle es am Personal im Vollzugsdienst. Die Justizbeamtin: "Inhaftiert zu sein, ist keine Freude." Dem Anstaltsleiter Klaus Winchenbach (der auch die größeren Gefängnisse in Butzbach und Gießen beaufsichtigt) ist die Petition der Gefangenen noch nicht per Dienstweg auf den Schreibtisch geflattert. Besuchstage am Wochenende und weitere Freistunden scheitern nach seiner telefonischen Auskunft am Personalmangel. Kurse kämen wegen der geringen Zahl an Häftlingen nicht zustande. Aber in Friedberg säßen die Untersuchungsgefangenen und "kurzstrafigen" Häftlinge ja meist nur für wenige Monate ein. Die Petition hat Winchenbach nach eigenem Bekunden überrascht. Die Friedberger Insassen wirkten sonst recht zufrieden - "weil dort so eine familiäre Atmosphäre ist".
Die einen berauschten sich an der visuell virtuosen Melange von Einfällen und Zitaten; die anderen kritisierten das prätentiöse, für die Galerie hochpolierte Gemenge: Steven Soderberghs zweite Arbeit über Kafka, eine freie, mit Anleihen aus Literatur und Vita gestaltete Vision des ewigen Fremden aus Prag, fand beim Kino- Start im vergangenen Herbst ein geteiltes Echo in der Kritik - dreht aber seitdem in den einschlägigen Kinos seine Runden.
Soderberghs Film, ungeachtet der Kontroverse eine sehenswerte und bisweilen auch unterhaltsame Interpretation des Phänomens Kafka, zeigt das ,Orfeo&rquote; in Bockenheim am Sonntag noch einmal in der Matinee-Vorstellung.
In der angekündigten Reihe mit Filmen aus Werner Schroeters Panoptikum der Avantgarde, Bildungs- und Trivialkultur, die im Kommunalen Kino begonnen hat, laufen am Wochenende Der Tod der Maria Malibran (1972) und Salome (1971), mit dem edlen Pathos von Tod und Fäulnis zwischen Oper und Melodram changierend.
Im Mal Seh'n weiter auf dem Programm stehen Otto Premingers kühle Françoise Sagan-Verfilmung Bonjour Tristesse (1957) sowie die Akira Kurosawa-Filme, während nun Woody Allens Reality-Comedy Ehemänner und Ehefrauen in ,Esplanade&rquote; und ,Olympia&rquote; angelaufen ist.
Bereits empfohlen und weiter im Programm der Frankfurter Kinos sind: Verhängnis, Weiße Jungs bringen's nicht, Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Orlando, LeoLo und Luna Park. oll
Tennis zugunsten der deutschen Herzstiftung - das gab's noch nie. Um diese Lücke zu füllen, treffen sich am Samstag, 27. Februar, namhafte Altstars zur Tennis-Gala in der Frankfurter Festhalle. Bei der um 14 Uhr beginnenden Veranstaltung wird weniger der Sport an sich als die Show im Mittelpunkt stehen. Da sind Spielerpersönlichkeiten wie Yannik Noah und Ilie Nastase, die schon während ihrer aktiven Zeit für humoreske Einlagen gut waren, am rechten Fleck.
Jimmy Connors, Henri Leconte, Vitas Gerulaitis und der iranische Tennis- Clown Mansour Barami komplettieren das illustre Teilnehmerfeld. Wo das Hauptaugenmerk der Unterhaltung gilt, sind deutsche Tenniscracks nicht sonderlich gefragt. Chef-Organisator Hans-Rainer Burkert findet dafür auch klärende Worte: "Abgesehen von Boris Becker würde sich kein einziger deutscher Spieler für ein derartiges Schauturnier eignen. Die anderen passen allein von ihrer Mentalität her nicht in unser Konzept." Erhöhte Publikumswirksamkeit ist indes unabdingbar, denn in Zeiten wirtschaftlicher Rezession, darüber sind sich die Frankfurter Veranstalter sehr wohl bewußt, tendieren auch die gutsituierten Besucher kostspieliger Wohltätigkeits- Galas zum Sparen.
Wo der Vorverkauf vergleichbarer Veranstaltungen noch vor Jahresfrist wie am Schnürchen lief, herrsche heutzutage Ebbe. Der allmählichen Übersättigung mit "immer derselben Art finanziell aus dem vollen schöpfender Festivitäten" sei nur mit ganz neuen Ideen beizukommen, so Hans-Rainer Burkert und stellte seinerseits eine entsprechende Umorientierung in Aussicht.
Bei der mit einer Tennis-Lehrstunde für 18 Frankfurter Schulkinder beginnenden Tennis-Gala wird konzeptionell allerdings nach dem bekannten Muster verfahren. Im Anschluß an das hochkarätige Showturnier kommen am Abend schließlich auch die Partylöwen auf ihre Kosten. Eine rauschende Ballnacht in der Alten Oper bietet Gelegenheit zum "Sehen und Gesehenwerden".
Neben einer Talkrunde mit den Tennisspielern sowie einer Modenschau wird der musikalische Teil des Abends zwei besondere Leckerbissen bereithalten. Sowohl Star-Gast Jennifer Rush als auch Yannik Noah, der den Tennisschläger gelegentlich schon mal mit dem Mikrophon vertauscht, werden dem Publikum kräftig einheizen. Es darf getanzt werden, und wem dies nicht genügt, der kann schließlich bei der Tombola sein Glück versuchen. MARGIT REHN
MAINTAL. Einen Schaden von rund 10 000 Mark haben Einbrecher in der Nacht zum Mittwoch in einem Lebensmittelgeschäft in der Schillerstraße angerichtet. Nach Polizeiangaben durchsägten sie ein Fenstergitter, brachen drei Türen auf und nahmen schließlich neben Spirituosen, Zigaretten, Wurst- und Fleischwaren auch einen 300 Kilogramm schweren Tresor mit, der 2000 Mark enthielt. az
Kleine FR
Ausstellung der Seniorengruppe EGELSBACH. Anläßlich ihres 15jährigen Bestehens lädt die Seniorengruppe "Montagskreis" der offenen Seniorenarbeit der Gemeinde Egelsbach für Montag, 1. März, zu einer Ausstellung ins Rathaus ein. Zu sehen sind Arbeiten, die in den vergangenen 15 Jahren unter den Händen der zahlreichen Teilnehmer/innen entstanden sind. Eröffnet wird die Ausstellung um 14 Uhr. Geänderte Öffnungszeiten NEU-ISENBURG. Bis auf weiteres ist die Verwaltungsdienststelle in Gravenbruch, Dreiherrnsteinplatz, nur noch montags und freitags von 7 bis 12 Uhr geöffnet. In dringenden Fällen stehen die Mitarbeiter/innen im Isenburger Rathaus, Hugenottenallee 53, zur Verfügung. Wieder Schilf auf der Weiherwiese LANGEN. Auf der Weiherwiese hinter dem Stumpfen Turm soll wieder Schilf wachsen. Deshalb geht jetzt die Stadtgärtnerei mit Sense und Schere gegen die Brombeerhecken vor, die das Schilf überwuchert haben. In den vergangenen Jahren hatte dort die Stadt der Natur freien Lauf gelassen, um ihr eine Chance zur Regenerierung zu geben. VHS sucht Dozenten LANGEN. Bei der Volkshochschule sind Dozentinnen und Dozenten willkommen, die Ideen für neue Kurse haben. Sie können sich bei Stefan Güldenstein im Rathaus melden, Telefonnummer 20 31 20.
Das Ganze ist eine Idee des Verbandes Deutscher Musikschulen und hat sich den (nicht sehr glücklichen) Namen "Musik Kreativ" gegeben - ein seit einem Jahr bundesweit und mit Unterstützung der Vereinigten Versicherungen veranstalteter Wettbewerb, dessen Finale in diesem Jahr zum erstenmal in Frankfurt stattfindet. Insgesamt haben rund 4500 Musiker aus dem ganzen Bundesgebiet an dem Wettbewerb teilgenommen, von denen mehr als einhundert ihre Beiträge jetzt, also am 27. und 28. Februar, live in der Schirn Kunsthalle der Öffentlichkeit vorstellen wollen.
Am Samstagabend um 19.30 Uhr, soll als Ergebnis dieses Wettbewerbs, der sogenannte "Amadeus" - die Plastik eines Musikroboters mit integriertem Mozart- Bildchen, die eher eine Hommage an die moderne Technik als eine an das Musikgenie Mozart zu sein scheint - in Gold, Silber und Bronze sowie Geldpreise in Höhe von 100 000 Mark verliehen werden.
Unter diesen "Finalisten" sind Gruppen, die zum Beispiel unter dem Namen "Poltergeist", "Die Klangräumer", "Steel Cello Ensemble", "Two Ziethen" oder "Trossingen Aktiv Quartett" arbeiten, sowie zahlreiche "Einzelkämpfer".
Außerhalb des Wettbewerbs werden Licht-/Klangobjekte unter dem Titel "Illumination Art" oder, ebenfalls als "Weltpremiere", vom "Orchestra sans Musica" "Klangvariationen aus Gips" vorgestellt.
Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Wettbewerbs-Finales, bei dem die Kulturdezernentin ein Grußwort an die Veranstalter richtete, sagte Dieter Rexroth, der Verantwortliche für das Programm der Frankfurt Feste und der Feierlichkeiten zum 1200-Jahr-Jubiläum der Stadt, er hoffe, daß die Aktivität der Wettbewerbs-Teilnehmer über diese Veranstaltung hinausreiche. wp
BRUCHKÖBEL. Nachdem in Bruchköbel eine Fotokopie des gerichtlichen Vergleichs zwischen der Stadt und dem geschaßten Bauamtsleiter Edward Müller kursiert, hat die SPD den Magistrat nochmals aufgefordert, endlich Klarheit über die Abfindungssummen, die sich auf insgesamt 209 000 Mark belaufen sollen, zu schaffen. Gleichzeitig kritisiert Fraktionssprecherin Ursula Neeb-Horn die örtliche CDU, weil sie die Geheimniskrämerei und das Handeln vorbei am Parlament unterstützt habe. Nach Ansicht der Sozialdemokraten hat der Magistrat das Parlament mit "taktischen Winkelzügen und Tricks" umgangen und eine Abfindungssumme mit Müller ausgehandelt, "die unter normalen Umständen von der Stadtverordnetenversammlung hätte beschlossen werden müssen. Das wäre peinlich geworden für die Betroffenen, hätte aber Vermutungen keinen Nährboden gegeben und klare Verhältnisse geschaffen. Es wären wohl kaum sachliche Argumente zu finden gewesen, die hätten rechtfertigen können, daß der Bauamtsleiter mit 209 000 Mark dafür belohnt wird, daß er seinen Amtsstuhl für einen noch nicht bekannten Nachfolger räumt."
Mit der Summe hätten sich nach Ansicht der Sozialdemokraten viele nützliche Dinge in der Stadt finanzieren lassen, die bislang von der CDU abgelehnt wurden, etwa 15 000 Fahrten mit dem Ruf-Taxi, Zukunftsvorsorge und Qualifizierung für Tagesmütter über einen Zeitraum von sieben Jahren hinweg oder 1400 Regenwasser-Auffangtonnen für umweltbewußte Einwohner. hein
Grabsicherheit: Landrat bestätigt Stadtverwaltung Steinumlegung war korrekt / Beschwerde abgewiesen Von Hannes Mathias BAD VILBEL. Die Kommunalaufsicht hat die Umlegung von über 100 Grabsteinen auf den Vilbeler Friedhöfen im Herbst vorigen Jahres durch die Stadtverwaltung nicht beanstandet. Insbesondere erachtet sie auch die Anwendung eines Prüfdrucks von 50 und sogar von 75 Kilogramm für zulässig. Dies geht aus einer von Landrat Rolf Gnadl (SPD) unterschriebenen Antwort auf die von den ehrenamtlichen SPD- Stadtrat Waldemar Kunath im Oktober vorigen Jahres an die Kommunalaufsicht gerichteten Beschwerde über die spektakuläre Prüfaktion der Vilbeler Stadtverwaltung hervor. Die Kommunalaufsicht weist allerdings mit Nachdruck darauf hin, daß in erster Linie die Bürger, also die sogenannten "Nutzungsberechtigten", dafür zu sorgen haben, daß die Grabmale dauerhaft in gutem, das heißt verkehrssicheren Zustand zu halten sind. Der Vilbeler Stadtverwaltung wird nahegelegt, sich künftig von den Nutzungsberechtigten Bescheinigungen vorlegen zu lassen, daß die Standfestigkeit der Grabmale fachgerecht überprüft wurde.
Kunath hatte, wie berichtet, bei der Einschaltung der Kommunalaufsicht beanstandet, daß die Nutzungsberechtigten nicht gemäß Friedhofsordnung schriftlich über die mangelhafte Standsicherheit von Grabmalen informiert worden waren und hatte außerdem kritisiert, daß "ein Prüfdruck von 75 Kilogramm statt des vorgeschriebenen von 50 Kilogramm angewendet worden" sei. Außerdem hatte Kunath behauptet, daß den Bürgern "durch das unberechtigte Umlegen der Grabsteine Schaden entstanden" sei.
Landrat Gnadl als Chef der Kommunalaufsicht ist, wie aus seiner Antwort auf Kunaths Eingabe hervorgeht, wie die Vilbeler Stadtverwaltung der Ansicht, daß sie zu jährlichen Grabmalüberprüfungen aufgrund ihrer Verkehrssicherungspflicht berechtigt sei. Diese Pflicht werde auch durch das Umlegen der Steine erfüllt, vorausgesetzt, Gefahr sei im Verzuge. Die Kommunalaufsicht sieht sich allerdings außerstande, "zweifelsfrei festzustellen, ob tatsächlich Gefahr im Verzuge war".
Der Landrat zitiert die städtische Friedhofsordnung, die einerseits die schriftliche Aufforderung an die Nutzungsberechtigten vorsieht, einen ordnungswidrigen Zustand zu beseitigen. Dies gelte aber nicht bei Gefahr im Verzuge. Der Landrat: "In diesem Fall können entsprechende Sicherungsmaßnahmen getroffen werden" und zwar Umlegen von Grabsteinen und Absperrungen, wie in Paragraph 41 der städtischen Friedhofsordnung festgelegt.
Ob nun aber ein Prüfdruck von 50 oder 75 Kilogramm erlaubt war, diese in der öffentlichen Diskussion heftig umstrittene Frage beantwortet der Landrat mit Hinweis auf die Unfallverhütungsvorschrift der Gartenbau-Berufsgenossenschaft und die einschlägige Durchführungsanweisung. Danach sei grundsätzlich ein Prüfdruck von 50 Kilogramm anzuwenden, das Fundament aber habe einem Druck von 75 Kilogramm standzuhalten. Der Landrat: "Somit wäre sowohl die Anwendung von 50 Kilogramm als auch von 75 Kilogramm Prüfdruck möglich, ohne dabei gegen die entsprechenden Richtlinien zu verstoßen".
Der Landrat fügt hinzu, daß ihm die Friedhofsverwaltung der Stadt versichert habe, daß grundsätzlich mit 50 Kilogramm geprüft wurde. Lediglich 22 Steine seien auf Anordnung eines sachverständigen Steinmetzmeisters mit mehr als 50 Kilogramm Druck geprüft worden. Gnadl: "Diese Angaben können von mir nicht widerlegt werden, so daß Ihr (Kunaths, d. Red.) Vorwurf als nicht zutreffend angesehen werden kann."
Die Kommunalaufsicht sieht sich schließlich außerstande, sich zu einem Schaden, der den Bürgern entstanden sei, zu äußern. Es sei nicht Sache der Kommunalaufsicht, "etwaige Regreßforderungen rechtlich zu bewerten, zumal hierfür der Weg vor die Zivilgerichte offensteht".
Grundsätzlich seien zunächst die Nutzungsberechtigten verpflichtet, die Anlagen auf den Grabstellen mindestens zweimal im Jahr fachgerecht und auf eigene Kosten auf Standsicherheit überprüfen zu lassen. Der Landrat konnte aber aufgrund seiner Unterlagen nicht feststellen, inwieweit die privat für Grabsteine Verantwortlichen dieser Verpflichtung tatsächlich nachgekommen sind.
HANAU. Leichte Verletzungen erlitt ein Autofahrer aus Karlsruhe, als er in der Nacht zum Donnerstag auf der Bundesstraße 43 a mit seinem Wagen ins Schleudern geriet und gegen die Mittelleitplanke prallte. Zwei nachfolgende Autos aus Offenbach und Wiesbaden kollidierten anschließend mit dem Hindernis.
Nach Angaben der Polizei entstand insgesamt ein Schaden von 23 000 Mark. Der Karlsruher mußte sich einer Blutprobe unterziehen. az
Freitag, 26. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere- Spezial.
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben".
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater; Studiobühne: 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, Bunter Abend 2; 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov "Das leere Museum".
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Diavisionen Höchst '92, Festival der AV-Shows.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, "Pi - eine Höhlenexkursion"; 23 Uhr, "Sei mein, Frosch - Liebesmärchen und lüsterne Lieder".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Satirisch-literarisches Theater: Alexander Finkel, "Deutschland - Ein Wintermärchen".
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "So schön . . . schön war die Zeit".
Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Ev. Gemeindehaus Unterliederbach, Liederbacher Str. 36 b, Tel. 31 21 65: 15 Uhr, "Haifischeis für alle" (ab 4 Jahren).
Kinderhaus Höchst, Adolf-Häuser-Str. 16-18, Tel. 30 44 63: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Krick-Krack Theaterwerkstatt, Mörfelder Landstr. 70, Tel. 61 53 37: 10 und 15 Uhr, "Peppi Pepperoni und wie man seine Suppe auslöffelt" (ab 4 Jahren).
Ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde, Gemeindesaal, Gerauer Str. 52: 19 Uhr, "Kolumbus & Co - oder 500 Jahre Alptraum".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Nicht ich" und "Damals". Freie Frankfurter Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: 19.30 Uhr, "Kirschgarten".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper Frankfurt, Untermainanlage 11, Tel. 212-02: 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum" (B. Britten).
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Susu Bilibi, Afro-Beat.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, B-Ebene. Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Sunnyland Blues Band.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: 19.30 Uhr, Live aus dem Schlachthof.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Sol y Sombra.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jon Hammond Trio.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Josef Letmany & band.
Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Soul & Funk in Heaven Seven.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Star Club.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: 22 Uhr, Taucherkoma (Hardhouse).
Dr. Hoch's Konservatorium, Philanthropin, Hebelstr. 15-17: 19 Uhr, Abschlußkonzert des 30. Regionalwettbewerbs "Jugend musiziert".
Amerikahaus, Staufenstraße 1: 20 Uhr, Konzert - The Musical Century, A Retrospective of American Musical Theatre 1930-1980.
Künstler in Aktion: 20 Uhr, Talk & Show, Turnhalle Kalbach. Literatur Huss'sche Universitäts-Buchhandlung, Kiesstr. 41: 20 Uhr, Lesung Harry Hass und Peter Wawerzinek.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Die Rätselprinzessin", bretonisches Volksmärchen.
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: 18 Uhr, Lesung Wendelin Leweke - "Geschichten am Rand der Geschichte". Vorträge Dezernat Frauen und Gesundheit / Frauenreferat: Tagung zur politischen Praxis von Frauen in Frankfurt, Eröffnungsveranstaltung 19 Uhr, Bürgerhaus Südbahnhof.
Frankfurter Ring: 20.30 Uhr, Vortrag, "Wenn Form Prozeß wird: Energie des Wandels", Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz.
Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Abendführung und Diavortrag "Astrophotographie". Senckenbergmuseum, Festsaal, Senckenberganlage: 18 und 20 Uhr, Dia-Audiovision "U.S.A.".
Einwanderer-Treff": 19.30 Uhr, "Aktives und passives Wahlrecht für Einwander/innen" - eine Politikerbefragung; Ka Eins, Kasseler Str. 1 A.
Gesellschaft für Arbeitsmethodik: 19.30 Uhr, Vortrag "Hart arbeiten - Nein! Smart arbeiten - Ja!"; Hotel Kolpinghaus, Lange Str. 26 / Allerheiligentor. Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, ehem. Fabrik Günther & Co, Voltastr. 31: 19 Uhr, Referat "Spurensuche". Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 26 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bilder vom Menschen".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel.28 35 25; Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstr. 13, Tel. 43 92 05; Apotheke am Weißen Stein, Eschersheim, Am Weißen Stein 11 / Altheimstr. 20, Tel. 52 16 78; Hausener Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstr. 14, Tel. 78 88 33; Internationale Apotheke im Hessen- Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstr. 235, Tel. 6 31 15 22; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 24, Tel. 38 30 48; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Schumann-Apotheke, Schumannstr. 36, Tel. 75 24 09; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 120, Tel. 30 29 29.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr:
Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald / Ecke Saalburgallee,Tel. 43 21 11; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - Ohne Gewähr -
Überaus erfolgreich schnitten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Hallen-Mehrkampfmeisterschaften des Hessischen Turnverbandes in der Disziplin Leichtathletik ab, die in der Mehrzweckhalle in Kalbach ausgetragen wurden. Mit Leif Meyer vom TV Burgholzhausen und Jörn Fritsch vom TV Oberstedten sicherten sich zwei Hochtaunus-Turner die Hessen- Titel bei der Jugend. Bei den Frauen erreichte die ehemalige Olympia-Teilnehmerin Dagmar Fuhrmann von der Usinger TSG gegen die weitaus jüngere Konkurrenz einen beachtlichen fünften Platz. Leif Meyer erreichte bei seinem Titelgewinn bei den Jugendturnern B mit 7,6 Sekunden über 60 Meter, 5,79m beim Weitsprung und 12,16m beim Kugelstoßen gleich drei persönliche Bestleistungen, während Jörn Fritsch bei den Jugendturnern C mit 8,05 Sekunden über 60 Meter, 5,54m beim Weitsprung und 12,28m beim Kugelstoßen mit fast 250 Punkten Vorsprung vor dem nächsten Konkurrenten (Markus Lorenz vom SV Gronau) siegte.
Aus der Ergebnisliste der Leichtathletik-Hessenmeisterschaften der Turner(innen) in Kalbach: Männer: 1. Martin Otte (TV Cölbe) 2011 Punkte, 24. Peter Kappes (Usinger TSG) 1450, 34. Stefan Kappes (Usinger TSG) 1238.
Frauen: 1. Tanja Ries (TV Roth) 1898 Punkte, 5. Dagmar Fuhrmann (Usinger TSG) 1763, 8. Susann Lubberger (Usinger TSG), 10. Silke Becker (TV Oberstedten) 1634, 11. Diana Recknagel (Usinger TSG) 1629.
Jugendturner A: 1. Peer-Michael Gaus (SV Weiskirchen) 3446 Punkte.
Jugendturnerinnen A: 1. Maja Hofmann (Limburg) 2633 Punkte, 7. Claudia Seyffart (TV Oberstedten) 2271.
Jugendturner B: 1. Leif Meyer (TV Burgholzhausen) 3522 Punkte.
Jugendturnerinnen B: 1. Claudia Simrock (TGS Bieber) 2711 Punkte.
Jugendturner C: 1. Jörn Fritsch (TV Oberstedten) 3321 Punkte.
Jugendturnerinnen C: 1. Bettina Fey (TuS Weilmünster) 2576 Punkte.
4x100 Meter, männnlich: 1. Eintracht Glauburg 50,16 Sekunden, 2. SV Weiskirchen 50,92 Sekunden, 3. TV Oberstedten (Fritsch, Hornung, Herzberger, Röder) 51,08.
4x100m, weiblich: 1. SG Enkheim 57,42 Sekunden. gst
WIESBADEN. Dem Apotheker Wolfgang Seyberth platzte Anfang Februar endgültig der Kragen: Alkoholker, Drogensüchtige und Obdachlose vergraulten ihm und anderen Geschäftsleute in der Fußgängerzone die Kunden. Der Sprecher der Interessengemeinschaft "Sichere Kirchgasse" hatte sich in einem geharnischten Brief an die Stadt gewandt und um Abhilfe nachgesucht: "Wir fordern die Politiker auf, endlich wieder für Sicherheit und Ordnung in Wiesbadens Fußgängerzone zu sorgen." Das Schreiben war von rund 80 Ladeninhabern unterzeichnet worden. Den Hilferuf haben nur die Freidemokraten erhört: Der Magistrat dürfe nicht "achselzuckend zusehen und die Straßen weiter verkommen lassen". Ansonsten geben sich die Stadtväter bedeckt.
"Ein soziales Problem", verlautete aus dem Rathaus, "dem man nicht mit staatlicher Gewalt begegnen kann". Zumal die Penner, die sich in der Wiesbadener Einkaufsmeile treffen oder in Kaufhaus-Eingängen aufwärmen, längst nicht alle dem Drogen- oder Obdachlosenmilieu zuzurechnen seien. "Es handelt sich um Randgruppen in unserer Gesellschaft", berichtet Polizeisprecher Werner Rolke, "und in hohem Maße auch um Langzeitarbeitslose". Polizeistreifen, wie von den Wiesbadener Geschäftsleuten in der Fußgängerzone gefordert, seien da im übrigen wenig hilfreich: "Wir können nur einschreiten, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet wird." Tippelbrüder, die lautstark miteinander streiten, oder Zecher, die grölend ihren Rausch ausleben, gehören nicht dazu - es sei denn, sie werden bei einer "strafbaren Handlung" ertappt.
Doch genau durch sie fühlen sich die Ladeninhaber und auch manche Kunden belästigt: "Unsere Versuche, sie mit mehr oder weniger freundlichen Worten zum Standortwechsel zu bewegen, führen selten zum Erfolg", berichtet Wolfgang Seyberth. Seine Empfehlung: Eine Pennersatzung, die es der Polizei ermöglichte, "auffällige Personen" kurzfristig festzunehmen. Doch die Landeshauptstadt winkt ab: "Kein Allheilmittel!" Es gebe auch ohne besondere Satzung "klare Regelungen, auf deren Grundlage man einschreiten kann", sagte Bernhard Langanki, Referent des zuständigen Bürgermeisters Hildebrand Diehl (CDU). Wenn in der Szene Drogendeal beobachtet wird, die angesäuselten Zechbrüder eine Schlägerei anzetteln oder gar Passanten tätlich angreifen, sei die Polizei gefragt.
Die Stadt freilich verfüge über keine "eigenen Ordnungskräfte" - Hipos und Politessen überwachten lediglich die parkenden Autos. Und die Polizei sei personell völlig überlastet, gibt Bernhard Langanki zu bedenken. Gleichwohl nehme man die Sorgen der Händler und ihrer Kunden nicht auf die leichte Schulter: Im Frühjahr werde die Stadt vor allem "fliegenden Händlern" peinlich genau auf die Finger sehen und im Zuge dieser Überprüfung auch ein Auge auf die Streuner haben. Gemeinsam mit der Polizei sei dann bei Bedarf möglicherweise ein "Handlungskonzept" zu entwickeln.
Ansonsten raten Stadt und Polizei zu mehr Gelassenheit. Gerade mal zwei gravierende Störfälle seien im Januar aktenkundig geworden - eine Schlägerei unter Obdachlosen und ein Hausfriedensbruch in einer Passage. Und Bernhard Langanki wehrt übereifrigen Aktionismus mit den Worten ab: "Wir haben doch hier keine bürgerkriegsähnlichen Zustände."
czyk BERLIN. In einer künftig engeren Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Konstruktion und Fertigung sieht Mercedes-Chef Werner Niefer eine Möglichkeit, Nachteile des Standorts Deutschland gegenüber anderen Ländern zu kompensieren. Gegenwärtig belasteten neben den kurzen Arbeitszeiten, zuviel Urlaub und hohen Lohnkosten vor allem die "fehlende Leistungsbereitschaft" und der Krankenstand die internationale Konkurrenzfähigkeit, sagte der Manager beim 75jährigen Jubiläum des AWF-Ausschusses für wirtschaftliche Fertigung.
So berichtet Niefer, daß sich im Sindelfinger Mercedes-Werk nach Bekanntgabe der Kürzungspläne nur noch 2500 statt 5000 Arbeitnehmer krankgemeldet hätten. "Wir werden den Standort Deutschland nicht kampflos aufgeben", stellt der Mercedes-Chef klar.
"Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, müssen die Fabriken in Ostdeutschland die modernsten von morgen sein", fordert Professor Günter Spur von der TU Berlin. Überdies werde angesichts von "Lean Production" und der Fertigung in Arbeitsgruppen die Weiterbildung des mittleren Managements immer wichtiger. Einen Konkurrenzvorteil der heimischen Industrie macht der Wissenschaftler im hohen Ausbildungsstand von Ingenieuren, Meistern und Facharbeitern aus, um den Deutschland "weltweit beneidet" werde.Vergessene Exilautoren Thema der Büchertage
WIESBADEN. Die Stadtbücherei richtet vom 23. bis 30. März die dritten "Wiesbadener Büchertage" aus, zu denen auch eine Ausstellung gehört. Thema: "Vergessene Exilautoren". In Schulen und Büchereien lesen unter anderem Peter Rühmkorf (23. März, 20 Uhr), Adolf Muschg (25. März, 20 Uhr) und Franz Hodjak (16. März, 10 Uhr in der Helene-Lange-Schule). Außerdem sind jeweils ab 15 Uhr Schreibwerkstätten mit Harry Böseke geöffnet: 23. März in der Biebricher, 24. März in der Bierstädter und 25. März in der Klarenthaler Stadtteilbibliothek. maf
WIESBADEN. "Elvis. The man. The Music. The Legend." Elvis Presley, dem König des Rock 'n' Roll, ist eine Musical- Show gewidmet, die am Dienstag, 16. März, in den Rhein-Main-Hallen zu hören und zu sehen ist. Seine Songs, "In The Ghetto", "Susoicious Mind" oder "Are you lonesome tonight", dokumentieren die verschiedenen Stationen seines bewegten Lebens.
Es spielt das American Musical Company Orchestra unter der Leitung von Noel Steven, die musikalischen Arrangements sind von David Allen. Karten zum Preis von 35 bis 55 Mark sind im Vorverkauf bei den Rhein-Main-Hallen, Telefon 06 11 / 14 40, erhältlich. maf
MÜHLHEIM. Zu Sport und Musik lädt die SPD für Sonntag, 28. Februar, 13.30 Uhr, in das Bürgerhaus ein. 300 Aktive aus mehr als zehn Mühlheimer Vereinen werden laut Auskunft des SPD-Vorsitzenden, Klaus Barthelmes, das Programm des Nachmittags gestalten.
Drei Premieren wird es geben, versprach Barthelmes. So wird der Budo- Club eine neue Abteilung vorstellen, erstmals werden mehr als 70 Musiker des Musikzugs der Sportunion und vom Spielmannszug des TSV Lämmerspiel gemeinsam spielen, und schließlich wird es eine Steptanzvorführung der Sportunion zur Musik des Musikzuges geben.
Die Politik wird auch nicht zu kurz kommen: Bürgermeister Karl-Christian Schelzke, SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhold Latzke und Landrat Josef Lach werden sprechen.
Der Eintritt ist frei, ein reichhaltiges Kuchenbuffet steht bereit. pmü
BAD HOMBURG. Für den Magistrat und für Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) scheint die jüngste Parkplatzvergabe - der Platz in der Tiefgarage wird dem Personalrat zugunsten der Pressesprecherin entzogen (FR vom 24. Februar) - ein ganz normaler Vorgang zu sein. "Ich hatte eineinhalb Jahre keinen Parkplatz und habe einen beantragt, weil ich unbedingt einen brauche", sagt Pressesprecherin Patricia Tratnik.
Das Hauptamt sei zuständig, die Parkplätze zu vergeben. "Jetzt habe ich eben einen", äußert sie fast trotzig. Damit sei für sie die Sache erledigt. Eine weitere Stellungnahme "wollen wir" (der Magistrat, d. Red.) nicht abgeben. dag
Kleine FR
Sondersitzung wegen Kindergarten SELIGENSTADT. Wegen der dringenden Sanierung des Kindergartens Regenbogen kommt der Ausschuß für Jugend und Soziales der Stadtverordnetenversammlung am Montag, 1. März, um 19 Uhr in dem genannten Kindergarten, Franz-Böres-Straße 42, zu einer Sondersitzung zusammen. Hans-Ulrich Klose kommt DIETZENBACH. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, kommt am Mittwoch, 3. März, um 19 Uhr ins Bürgerhaus Dietzenbach.
Sprechstunde des Finanzamtes DIETZENBACH. Mitarbeiter/innen des Finanzamtes Langen beraten die Bürger/ innen am Donnerstag, 4. März, in der Zeit von 17 bis 19 Uhr im Rathaus in den Zimmern 17 und 18. Neuer Wahlbezirk in der City SELIGENSTADT. Der bisher in sechs Wahlbezirke aufgeteilte Kernstadtbereich erhält bei der Wahl am 7. März einen weiteren dazu. Betroffen davon sind die Bewohner der Häuser im Neubaugebiet zwischen der Frankfurter Straße und der Dudenhöfer Straße. Das neue Wahllokal befindet sich in der Matthias-Grünewald- Schule. Kindergärten und Wohnungen DIETZENBACH. Der CDU-Landtagsabgeordnete Gerald Weiß aus Rüsselsheim spricht am Dienstag, 2. März, um 20 Uhr bei der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) im Dietzenbacher Bürgerhaus über das Thmea "Auswirkungen der Landespolitik auf die Gemeinden". Dabei geht es vor allem um Kindergärten und den Wohnungsbau.
Geld für Vereine SELIGENSTADT. Die Katholische Arbeiterbewegung (KAB) und die Kolpingfamilie erhalten von der Stadt einen Zuschuß in Höhe von rund 8500 Mark.
Wahllokal jetzt im Bürgerhaus SELIGENSTADT. In Klein-Welzheim wählen die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag, 7. März, nicht wie gewohnt im katholischen Pfarrheim, sondern die Urne wird diesmal im Bürgerhaus aufgestellt.Großreinemachen DIETZENBACH. Die Stadt bittet die Bürgerinnen und Bürger, daß sie sich schon jetzt zwei Termine für den Monat März vormerken. Am Freitag, 26. März, und Samstag, 27. März, soll die Großreinemachaktion über die Bühne gehen. Wer mitmachen möchte und über die Vereine noch keine Nachricht erhalten hat, kann sich im Rathaus melden.
Wer hat Kleider oder Spielzeug? DIETZENBACH. Die Kindertagestätte VI an der Weiherstraße bereitet derzeit für den 20. März einen Flohmarkt vor, bei dem Spielzeug (kein Kriegsspielzeug) und Kinderkleidung verkauft werden sollen. Wer etwas zur Verfügung stellen möchte, kann die Sachen in der Kita abgeben. Der Erlös soll den Flüchtlingskindern aus Bosnien zugute kommen.
STEINAU. Als die Unabhängige Bürgerliste (UBL) vor vier Jahren zur Kommunalwahl antrat, war es mit der fast 20 Jahre währenden absoluten Mehrheit der Christdemokraten vorbei. Mit 12,9 Prozent gelang der neuen Liste auf Anhieb der Sprung ins Stadtparlament. Die CDU mußte nicht nur einen herben Verlust in zweistelliger Höhe einstekken, sondern sich zudem mit einem Patt im Parlament abfinden. Mit den meisten Wählerstimmen stellte die SPD fortan ebenfalls 15 Stadtverordnete und entthronte knapp ein Jahr später den Rathauschef Joachim Renz (CDU). Als Überraschungssieger aus der Bürgermeisterwahl ging der Sozialdemokrat Hans-Joachim Knobeloch hervor, der seither mit wechselnden Mehrheiten regieren muß. Diese "Blockade" beseitigen, lautet das erklärte Ziel der Steinauer Genossen.
"Wir kämpfen jetzt um eine deutliche Mehrheit", betont ihr Spitzenkandidat Werner Sauer. Denn der "ewige Eiertanz" in der Stadtverordnetenversammlung sei absolut schädlich für Steinau, da er die Handlungsfähigkeit des Magistrates lähme. Zumal sich die CDU immer wieder als "exzellente Bremserin" erweise, ohne selbst greifbare Alternativen vorweisen zu können. Die Christdemokraten ihrerseits kontern mit einem "vierjährigen Dornröschenschlaf der SPD", dank dem Steinau wesentliche Entwicklungschancen verpaßt habe. Diesen Vorwurf erachtet wiederum Sauer für "derart billig", daß er auf eine Retourkutsche dankend verzichtet.
Als Beispiel für das ruinöse Abstimmungs-Wirrwarr führen die Genossen in ihrer Zeitung "Durchblick" das Thema Hilfspolizist an. Obwohl die Schaffung einer solchen Stelle mit den Stimmen von SPD und CDU erst möglich gewesen sei, hätten die schwarzen "Trittbrettfahrer" wenig später eine unerwartete Kehrtwende vollzogen. Mit der FDP stimmten sie einem UBL-Antrag auf Streichung des Hipo zu.
Der "Durchblick"-Zusatz, daß "CDU und UBL den Hilfspolizisten haben streichen lassen, weil angeblich eigene Leute bei Umweltdelikten ertappt wurden und Ermittlungen laufen", hat der SPD erheblichen Ärger eingehandelt. UBL-Fraktionschef Jochen Franz ist darob so erzürnt, daß er den Genossen eine Strafanzeige wegen übler Nachrede androht, falls sie sich nicht binnen Wochenfrist öffentlich entschuldigen. Dazu ist Sauer nur bereit, falls sich obige Bemerkungen wie im Fall der CDU "als haltlos erweisen".
"Reichlich kraftvolle Sprüche, aber leider ohne Inhalt", so beurteilt die SPD den Wahlkampf der CDU. Den Vorwurf von deren Parteichef Rainer Bomba, die Genossen hätten eine "bisher finanziell gesunde Stadt innerhalb von nur zwei Jahren in eine extreme Finanzkrise gestürzt", will Sauer keinesfalls auf sich sitzen lassen. Als Knobeloch im August 1990 ins Rathaus eingezogen sei, "war keine müde Mark mehr in der Kasse". Seither habe der Magistrat trotz Investitionen in Höhe von 23 Millionen Mark lediglich eine Million Mark zusätzliche Schulden gemacht und verfüge immer noch über vier Millionen Mark Rücklagen. Daß beispielsweise die Gewerbesteuereinnahmen stark zurückgingen, liege an den Bonner Kürzungen und am Konkurs von Firmen wie Pusch. "Außerdem kann unser Bürgermeister doch noch nicht einmal einen Bleistift kaufen, ohne daß ihm die bürgerliche Mehrheit ihr Placet gibt."
Ungeachtet dessen blicken die Christdemokraten, deren Anteil an den Sitzen im Parlament wegen parteiinterner Querelen mittlerweile von 15 auf 13 geschmolzen ist, selbstbewußt auf ihren "Sparwahlkampf" mit handgeschriebenen Plakaten. Die neue Mannschaft habe mit Erfolg hart gearbeitet, betont Parteichef Rainer Bomba und verweist nicht ohne Stolz auf den 36prozentigen Mitgliederzuwachs - "einzig in Hessen" - und die Gründung dreier neuer Ortsverbände. Wegen der Bonner Eskapaden rechnet er dennoch lediglich mit einem fünfprozentigen Mitgliederzuwachs und setzt "auf einen Gleichstand der Mandate nach der Wahl".
Die zentralen Themen der vier Parteien gleichen sich, auch wenn sie von unterschiedlichen Standorten angegangen werden: Konsolidierung der Finanzen, Ausbau der städtischen Infrastruktur und die verstärkte Ansiedlung von Gewerbetreibenden, lauten die Ziele.
Eines der heißesten Eisen dürfte nach wie vor das Verkehrschaos in der Brüder-Grimm-Straße sein. Fußgängerzone und Einbahnstraße wurden bereits getestet, eine Entscheidung steht noch aus. Während die SPD auf die "Umsetzung des Bürgerwillens" pocht und auf eine entsprechende Umfrage verweist, die nach der Wahl veröffentlicht werden soll, dringt die CDU auf eine "schnell und unbürokratische Lösung" mit versetzten Parkbuchten.
Für eine beidseitig befahrbare Hauptverkehrsader mit Parkbuchten und Tempo 30 in der gesamten Innenstadt plädieren UBL und FDP. Die Liberale Birgit Buch, einzige weibliche Spitzenkandidatin in der Märchenstadt, kritisiert zudem trotz seines allseits gelobten Vorbildcharakters das "völlig überteuerte Alten- und Dienstleistungszen trum im Viehof" und fordert den Magistrat zu einer transparenteren Politik auf. "Wir Stadtverordneten werden in der Regel zu wenig informiert und müssen zu schnell entscheiden."
Wie die Wahl auch ausgeht, weder FDP noch UBL können sich eine Koalition mit der einen oder anderen großen Partei vorstellen. "Wir wollen doch nicht verschlungen werden", wehrt Jochen Franz ab. Nur so könne die UBL weiterhin dem zustimmen, was aus ihrer Sicht "für die Bürger am besten ist".
Was ihn absolut fuchst? Daß "seit Jahren in Kenntnis aller Bürgermeister eine große Firma Trinkwasser zu Gewerbewasserpreisen bekommt und deshalb rund eine Million Mark in der Kasse fehlt". Dieser Skandal sei doch soeben erst entdeckt worden, versichert indes Werner Sauer und weist eine Mitschuld von Knobeloch zurück. KATJA SCHOSSER
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
CDU 39,4 Prozent (15 Sitze) SPD 41,5 Prozent (15 Sitze) FDP 6,2 Prozent (2 Sitze) UBL 12,9 Prozent (5 Sitze)
ski FRANKFURT A. M. Die Westdeutsche Landesbank hat ihre Position in der Spitzengruppe des hiesigen Kreditgewerbes deutlich gefestigt und schickt sich allmählich an, zum Branchenzweiten Dresdner Bank aufzuschließen. Im vergangenen Jahr steigerte der Düsseldorfer Geldkonzern seine Bilanzsumme um stolze 17 Prozent auf 270 Milliarden Mark. Würde man die nicht konsolidierten Beteiligungen an den Landesbanken in Mainz und demnächst auch in Kiel anteilig mitrechnen, käme die stark expandierende WestLB der Dresdner, in deren Büchern Ende Oktober 321,5 Milliarden standen, schon sehr nahe. Zum kräftigen Wachstum des nordrhein-westfälischen Sparkassen-Spitzeninstituts trug die erstmalige Einbeziehung der Wohnungsbauförderungsanstalt (WFA) des Landes 14 Milliarden bei. Darauf und auf die Übernahme der Südamerika-Bank Beal in Brüssel ist im wesentlichen auch der Anstieg der Beschäftigtenzahl binnen Jahresfrist um fast 1000 auf 9054 zurückzuführen.
In der Erfolgsrechnung hat die WestLB ebenfalls deutliche Fortschritte gemacht. Das Betriebsergebnis kletterte konzernweit um fast ein Viertel auf annähernd 1,2 Milliarden Mark. Auch hier schlug sich die Integration der WFA nieder, aber ohne diesen Effekt wäre immerhin noch eine Steigerung dieser umfassendsten Gewinnkennzahl um zehn Prozent herausgesprungen. Die Eigentümer (Land Nordrhein-Westfalen, zwei Landschaftsverbände und die regionalen Sparkassen) können sich über eine von vier auf fünf Prozent erhöhte Nettodividende freuen.
Zum Einstieg seiner Bank zusammen mit der SüdwestLB in Mainz und Kiel merkt WestLB-Chef Friedel Neuber an: "Die Bündelung der Kräfte wird sich für alle beteiligten Partner positiv auswirken. Aus gemeinsamen Geschäfts- und Vertriebsaktivitäten werden wir unsere Erträge steigern und zugleich die Möglichkeiten zu Kostensenkungen nutzen."
KRIFTEL. Müssen Politiker bessere Menschen sein, und wo kriegen wir sie her? Zuhörer und Vertreter von SPD und FWG gaben sich bei der Aschermittwochs-Diskussion der Grünen zum Thema Korruption keinen Illusionen hin. "Warum sollten Amtsträger besser sein als unsere Gesellschaft", fragte Ingo Mehling (Grüne), dessen Partei mit dem Slogan "Wir bestechen nur durch unsere Politik" wirbt. Aber schön wäre es ja doch. "Wahlbeamte müssen aufgrund ihrer Vorbildfunktion höheren Ansprüchen gerecht werden", wollte SPD-Fraktionsvorsitzende Ruth Zeitler denn auch nicht von dem grundsätzlichen Anliegen abrücken. "Wir sollten uns die alten Spielregeln von ,res publica&rquote; zu Herzen nehmen."
Und dazu gehöre der Wechsel als demokratisches Element, so ein Zuschauer. Die Idealisierung eines einziges Mannes wie Börs sei gefährlich, da der Schritt zurück schwerfalle. Das beweise die CDU in Kriftel nun mit ihrer Unfähigkeit zu trauern und Korruption als Realität anzuerkennen. Denn unabhängig davon, daß für Börs natürlich immer noch die Unschuldsvermutung gelte, wie Zeitler, Mehling und FWG-Fraktionschef Wolfgang Gerecht gleichermaßen betonten, "etwas mehr Sensibilität und Distanz als Beweis für den Aufarbeitungswillen" (Zeitler) täten not. Weil es daran fehle und die CDU im Gegenteil mit massiven Vorwürfen, teilweise sogar Beleidigungen, gegen die Staatsanwaltschaft nicht spare, hätten gerade die Christdemokraten ein Vorurteil gesprochen.
Aber auch die Bevölkerung habe Schwierigkeiten zu erkennen, worin der feine Unterschied zwischen kriminellem und unmoralischem Verhalten liege. "Bis 1986 kannte ich die entsprechenden Paragraphen auch nur vom Studium", meinte Hans Tulatz, Richter am Frankfurter Amtsgericht. In seiner Funktion als Hofheimer Stadtverordnetenvorsteher weiß er aber auch, daß Besichtigungsfahrten zu Golfplätzen oder Kläranlagen so unsinnig nicht sind. Nur müßten sie eben von Stadt oder Kreis und nicht von Firmen bezahlt werden.
Wie aber kann Korruption, auch in der Verwaltung, verhindert werden? Durch Kontrolle, so die einhellige Meinung der Diskutanten. Doch auch in diesem Bereich machten sie sich keine allzu großen Hoffnungen. Nicht besetzte Stellen im Rechnungsprüfungsamt des Kreises, ehrenamtliche Kommunalpolitiker, die Hauptamtlichen wenig entgegensetzen können, und die starke Gefahr der Abhängigkeit von Parteien wegen Spenden - diesen Zuständen hatten die Parteienvertreter nur wenig Ideen entgegenzusetzen. Zwar warb Ruth Zeitler für eine beschränkte Amtsdauer von Bürgermeistern, setzte sich Wolfgang Gerecht für die Rotation von Verwaltungsbeamten innerhalb eines Ressorts ein. Aber die Durchsetzbarkeit solch unbeliebter Regelungen wäre wohl gering. Zumal schon jetzt das ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung immer mehr erlahme. Tulatz plädierte denn auch für eine attraktivere Verhandlungsführung in Parlamentssitzungen. "Und das Ambiente muß menschlicher gestaltet werden." Ingo Mehling bezweifelte, daß dadurch der Trend des "Rückzugs ins Private" aufgehalten werden könne. "Die Lösung kann doch nicht darin liegen, daß wir als Polit-Animateure in Konkurrenz zum Fernsehen treten. Politik ist nun mal Faktenhuberei." set
NEU-ISENBURG. Mehrere tausend Mark erbeuteten zwei mit Strumpfmasken vermummte Täter bei einem Überfall auf einen Supermarkt im Isenburg-Zentrum. Nach Angaben der Polizei waren am Mittwoch gegen 19.15 Uhr die beiden Täter in den Supermarkt eingedrungen.
Sie bedrohten vier Angestellte, einen Mann und drei Frauen, mit einer Pistole und einem Messer. Nachdem sie zwei Geldbomben und Münzgeld erbeutet hatten, flüchteten sie zu Fuß aus dem Markt. Einer der Täter soll "ein südländischer Typ mit Hakennase" gewesen sein.
Die sofort ausgelöste Fahndung blieb erfolglos.
Wer die Flucht der beiden Männer aus dem Tengelmann-Supermarkt im Isenburg-Zentrum beobachtet hat, kann sich an die Offenbacher Kripo, Telefon 069 / 80 90-259, wenden. fra
RÖDERMARK. Zu einem weiteren Informationsabend über die Ende September vergangenen Jahres gegründete Musikschule Rödermark laden die Vereinsvorsitzende Monica Klein und Schulleiterin Gabriele Rösler für Montag, 1. März, um 20 Uhr in den Rothahasaal der Stadtbücherei in Ober-Roden ein.
Dabei sollen der Verein, seine Lehrer und das Programm vorgestellt werden. ttt
BAD VILBEL. Nicht nur in Passau und Vilshofen wurde am Aschermittwoch politisiert. Während die Freistaatler in bayrischer Nibelungentreue badeten, übte Matthias Deutschmann in der Alten Mühle das Leben im "Fegefeuer" - so der Titel seines kabarettistischen Parforcerittes durch alle Fettnäpfe germanischer Provenienz.
Welch ein Glück, das die sechzig Prozent CDU-Wähler nicht gekommen waren: Sie hätten den feuerspeienden Deutschmann von der Bühne gejagt. Lediglich die "anonymen Sozialdemokraten" konnte der erstklassige Kabarettist im Saal begrüßen - Helau!
Er setzt seine Requisiten sparsam ein. Eine rote Mülltonne, in der Wallraff, nach einer Wanderung als Niere durch die Mark Brandenburg, ebenso landet wie das marxistische "Traktat über die bürgerliche Einbauküche" und vieles, was die Geschichte längst hinter sich gelassen hat. Büsten von Marx und Lenin. Stasi-Akten. Zeichen der Geschichte.
Diese Geschichte hat es dem Sprach- und Mimik-Künstler angetan. Seine durch metaphorische Genialitäten angereicherte Diagnose spannt einen Bogen von Hitlers Autobahnbauten bis zu heutigen Gebühren ("Hätte der Führer das gewußt!"), von Nagasaki zu Mitsubishi, von Entnazifizierung zur Entstasifizierung , vom Homo sapiens zum "homo laptop".
Dialektischer Glanz legt sich in Worte und sein Mienenspiel, wenn er im Stil eines Büttenredners von der "Melancholie der Linken", postkoitaler Traurigkeit oder den Utopie-Amputierten à la Grass erzählt.
Matthias Deutschmann scheut dabei vor keiner Überspitzung zurück. Er streut verbales Nitroglyzerin unter die Leute; das Schöne daran ist, daß diese gar nicht bemerken, daß sie bisweilen über sich selbst lachen. Wie bei der Schilderung einer Begegnung eines ehrenwerten Bürgers mit einem glatzköpfigen Neonazi samt Eisenstange in der Bad Vilbeler "Altstadt": Deutschmann suggeriert eine Komik, meint es aber bitterernst: Niemand würde sich in einer solchen Situation als mutig erweisen, und viel später sagt er präzise, was er intendierte: Die Glatzen sitzen nicht selten unter der Schädeldecke.
Natürlich kann er es sich bei seinem zweiten Auftritt in dieser Stadt nicht verkneifen, dem Bürgermeister (genealogisch) eins auszuwischen. "Die Biberburg gegen die Asylantenflut" und Gulaschkanonen in Dortelweil ("die ersten fünfhundert Schuß sind frei") ähneln allzusehr der "braunen Soße", die Deutschmann in unseren Landen als fließendes Bächlein ausgemacht hat.
Als sei nichts gewesen, spielt er zwischendurch einige nette Stücke auf dem Violoncello ("ich übe Cello gegen rechts"), quasselt dazu über Apokalypse und Eukalyptus, das Mercedes-Benz-Orchester unter Edzard Reuter, das "Post-Postmoderne" und stellt die zweifache Gretchenfrage: "Was wäre gewesen, wenn Adorno Fruchtzwerge gegessen oder Mao-Tse- Tung Tritop getrunken hätte?" Das ist großartiges Sprachfeuerwerk.
Auch den "lieben Gott", den er in den tiefen Verliesen des totalitären Vatikan vermutet, läßt Deutschmann nicht ungeschoren davonkommen. Der wird wahrscheinlich auferstehen, wenn dem Papst das Flugbenzin gestrichen wird - sagt der Kabarettist.
Vom Flugbenzin zur deutschen Einheit ist es für ihn dann kein weiter Weg mehr. Einheit, das bedeutet Durchsetzung eines (kapitalistischen) Prinzips, das die wieder nach oben schwemmt, die in diesem geteilten Land - "ein Arsch hat immer zwei Hälften" - immer schon auf der Sonnenseite waren. Um das Desaster zu finanzieren, schlägt Deutschmann vor, die Telefon-"Einheiten" zu verkürzen.
Der Schluß stimmt eher nachdenklich. "Haben Sie schon den Konjunktiv im Wort Menschenwürde entdeckt?", fragt Deutschmann und entläßt die Provinzler auf den Nachhauseweg.
Er muß, das hat er eingeflochten, ja nicht hierbleiben. Daß er für zwei Stunden da war, sei ihm gedankt. Das war Kabarett allererster Güte.
JÜRGEN OTTEN
BAD VILBEL. Die Lehr- und Wanderbühne Überlingen führt am Mittwoch, 3. März, unter der Regie von Christine Hummel-Wolf Johann Wolfgang von Goethes "Egmont" im Dottenfelder Hof auf. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im neuen Saal. Der Eintritt beträgt zwölf, ermäßigt neun Mark. cor
rds BONN, 25. Februar. Die Rezession in Deutschland breitet sich nach einer Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) weiter aus. In der Industrie stehe ein "Absturz" bevor, es drohe ein deutlicher "Investitionsknick" im Westen und Stillstand bei den Exporten, urteilt das Institut in seiner Konjunkturumfrage zum Frühjahr. Der Beschäftigungsabbau in West- und Ostdeutschland wird sich den Angaben zufolge in diesem Jahr noch verstärken.
DIHT-Hauptgeschäftsführer Franz Schoser machte am Donnerstag in Bonn für das Stimmungstief vor allem die Auseinandersetzungen über die Wirtschafts- und Finanzpolitik verantwortlich. "Fehlendes Vertrauen in die Wirtschaftspolitik führt auch dort zu Konjunkturpessimismus, wo er von den Fakten her nicht oder noch nicht angebracht wäre", sagte Schoser. Die Politik müsse wieder Orientierung bieten durch eine überzeugende und marktwirtschaftliche Strategie, sie müsse der sich ausbreitenden Skepsis und Verdrossenheit entgegenwirken. Der DIHT stützt seine Umfrage auf 20 000 Unternehmen in Westdeutschland und über 5000 in den neuen Ländern.
Nach den Worten Schosers sind Zeichen einer Konjunkturbelebung nicht vor Ende 1993 zu erwarten. Noch gebe es allerdings keine Hinweise für eine Trendumkehr. "Eine Spirale abwärts ist nicht mehr auszuschließen." Alle Hoffnungen richten sich Schoser zufolge auf eine Belebung der US-Konjunktur, auf moderate Lohnsteigerungen und weiter sinkende Zinsen.
Schoser begrüßte den von US-Präsident Bill Clinton eingeleiteten Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik, der Steuererhöhungen für Besserverdienende und höhere Steuern auf den Energieverbrauch sowie staatliche Ausgabeprogramme vorsieht. Er lehnte eine ähnliche Umkehr in der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik aber ab. Wesentliche Ursache für den Beschäftigungsabbau in Deutschland ist nach seinen Worten das hohe Lohnkostenniveau. SPD will "unverwaschen" verhandeln
hll BONN. Die SPD will ihr "gesamtdeutsches Konjunktur- und Aufbauprogramm", das bis 1996 Einsparungen und Subventionsabbau von rund 54 Milliarden Mark beinhaltet und am Donnerstag von der Bundestagsfraktion einstimmig gutgeheißen wurde, geschlossen verfechten. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler mahnte, "daß unsere Finanzierungsvorschläge unverwaschen vertreten werden". Der stellvertretende Parteichef Oskar Lafontaine beschwor "die gesamte SPD", bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung der "gemeinsamen Linie" zu folgen.
Als "wichtigste materielle Botschaften" des SPD-Gegenplans zum "Solidarpakt" und zum "Föderalen Konsolidierungsprogramm" der Bonner Regierung nannte Dreßler: "Die unsozialen Kürzungsvorschläge müssen weg. Der Osten Deutschlands braucht ein ökologisch ausgerichtetes Zukunftsinvestitionsprogramm. Die Modernisierung der Treuhandbetriebe muß vorangebracht werden. Der soziale Wohnungsbau braucht einen beschäftigungsfördernden Anstoß." Entweder es gelinge der SPD jetzt, "die Regierung mit unseren Forderungen zu treiben", sagte Dreßler, oder "sie bleibt bockbeinig, dann reicht unser Konzept bis 1994".
Lafontaine nannte das von ihm mit Dreßler und dem Mainzer Ministerpräsidenten Rudolf Scharping erarbeitete Konzept, das eine Ergänzungsabgabe für Gutverdienende enthält, "solide finanziert und sozial ausgewogen". Die SPD gehe bei Einsparungen "wesentlich mutiger zu Werke als die Bundesregierung".
(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
RODGAU. Ein Ensemble aus Lehrern und Gästen der Freien Musikschule Rodgau gibt am Sonntag, 28. Februar, um 16 Uhr im Bürgerhaus Dudenhofen ein Konzert und spielt dabei Werke von Brahms, Vivaldi, Haydn, Kreutzer und Debussy.
Dabei wird sich Rudi Klemisch, viele Jahre Fachbereichsleiter für Gitarre, von der Musikschule verabschieden. ttt
BAD VILBEL. Die Berichte des Vorsitzenden, des Kassierers und der Clubleiterinnen zum vergangenen Geschäftsjahr stehen im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Arbeiterwohlfahrt Bad Vilbel am Montag, 15. März.
Sie beginnt um 19.30 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte in der Frankfurter Straße 85.
Zur Kaffeerunde lädt die AWO ältere Bürgerinnen und Bürger der Kurstadt für Dienstag, 16. März, in den Seniorenclub Talstadt und am Mittwoch, 17. März, in den Seniorenclub Gronau ein. Beginn ist jeweils um 15 Uhr.
Im Bürgerhaus Heilsberg können sich Seniorinnen und Senioren am Donnerstag, 18. März, ab 15 Uhr bei einem Vortrag über gesunde Ernährung informieren. cor
BAD HOMBURG. Peter Münch jun. agiert erwartungsgemäß unauffällig: keine Aschermittwochsrede, kein Wahlgeplänkel beim Disput des Jugendparlaments. Der Vorsitzende der "Republikaner" belehrt die Jugendlichen, auch Pflichten zu übernehmen und nicht nur mitreden zu wollen. Auf die Forderung der Grünen nach einem Jugendbeauftragten kontert er: "Nur als Ehrenamt - es soll nicht noch mehr Geld verblasen werden."
Nur in Gesten und zurückhaltenden Ansätzen wird dem Rechtsaußen von anderen Podiumsteilnehmern gelegentlich etwas entgegengehalten: Er sieht sie nicht, sie sehen ihn nicht. Auch im Publikum geht niemand auf seine Äußerungen ein. Die erste Begegnung der demokratischen Parteien mit der "REP" an einem Tisch - sie findet fast gar nicht statt. off
LANGEN. Das Mütterzentrum und die Volkshochschule bieten wieder einen gemeinsamen Literaturkreis an. Schwerpunkt sind dieses Mal die "Frauen in der Kriminalliteratur". Gelesen werden aktuelle Frauenkrimis und Klassiker.
Die Literatur-Liebhaberinnen treffen sich jeden Dienstag um 20 Uhr im Mütterzentrum, Zimmerstraße 3. Die erste Krimistunde ist am 2. März. Anmeldungen sind unter der Rufnummer 53 344 möglich. Der Kurs kostet 27,50 Mark. dac
HANAU. Ins Automobilmuseum führt eine Tour, die das Freizeit- und Sportamt am Sonntag, 28. Februar, veranstaltet. Sie beginnt um 10 Uhr am Hanauer Hauptbahnhof und endet dort gegen 18 Uhr. Außerdem steht eine Wanderung durch den Taunus auf dem Programm.
In einem Gasthof in Eppstein sind bereits Plätze reserviert. Die Hin- und Rückfahrt mit S- und U-Bahn kostet sechs Mark für Erwachsene und 3,50 Mark für Kinder. Anmeldungen unter der Rufnummer 6 57 23. jur
Als am 22. 3. 1943 die Todesurteile gegen Sophie und Hans Scholl und Christoph H. Probst verhängt wurden (FR vom 22. 2. 1993 "Man muß etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben"), blickte Sophie Scholl auf die Richter und sagte ruhig und sachlich: "Heute hängt Ihr uns, und morgen werdet Ihr es sein." Sophies Wunsch sollte sich nie erfüllen.
Der Staatsanwalt zum Beispiel, der als Vollstreckungsbeamter die drei Widerstandskämpfer dem Scharfrichter Reichardt übergab, diente nach 1945 als hoher politischer Beamter unter drei Bundesregierungen.
Von den Mordbuben, die sich Richter nannten, wurde nie ein einziger belangt. Dazu hat der BGH wesentlich beigetragen mit schier unglaublichen Begründungen. Ob diese Herren vom BGH sich wohl heute schämen? Nein!
Reichardt übrigens arbeitete nach 1945 gleich für die Amerikaner weiter. Er hängte in Landsberg seine ehemaligen Brötchengeber auf.
Helmut Freudenthal, Kiel
FLORSTADT. Zu Themen des Natur- und Umweltschutzes informiert die Naturschutzgruppe Florstadt am Samstag, 27. Februar, vor dem Rewe-Markt in Nieder-Florstadt. An ihrem Infostand sind zwischen 9 und 11 Uhr auch Meisenkästen und Halbhöhlen für 18 Mark zu erwerben. Die Nisthilfen für Rotkehlchen, Meisen und Kleiber sollten mit dem Einflugloch nach Osten oder Südosten und in sicherer Höhe angebracht werden. cor
BAD VILBEL. Über Burgen und Schlösser, Tänze und Trachten aus Hessen berichtet Werner Späth aus Bad Homburg in dem Dia-Vortrag "Schönes Hessenland" am 17. März, 15 Uhr, unter der Galerie im Kurhaus. Anmeldungen zu der Veranstaltung für Seniorinnen und Senioren der Stadt werden ab Dienstag, 2. März, im Rathaus, Zimmer 11, oder unter den Rufnummern 6 02 - 3 09 und 6 02 - 3 05 entgegengenommen. Der Besuch ist kostenlos. Für außergewöhnlich gehbehinderte Seniorinnen und Senioren ist der Ausflug der Seniorenbetreuung am 11. März nach Frankfurt reserviert. Dauer des Kurzausflugs: von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich ab sofort unter obengenannten Rufnummern anmelden können, werden zu Hause abgeholt und auch wieder bis vor die Haustür gebracht. cor
DREIEICH. Das Mütter-Café Spontan bietet einen weiteren Treff an. Eingeladen sind alle Frauen, die Lust haben, sich über ihre private Situation - Mehrfachbelastung, Partnerschaft, Kinder - zu unterhalten.
Das erste Treffen ist am Mittwoch, 3. März., 15.30 Uhr, im Gemeindehaus der evangelischen Burgkirchengemeinde in Dreieichenhain, Nahrgangstraße. Dann geht's 14tägig weiter. dac
Für so manchen Fußballklub ist die Landesliga, die zweithöchste Amateurklasse, das Ziel aller Träume. Nicht so für die Fußballvereinigung 06 Kastel, die derzeit das Tabellenende der Landesliga Mitte ziert. Im Gegenteil: In den Augen des Kasteler Spielausschuß-Vorsitzenden Udo Zimmermann gleicht die Landesliga eher einem Alptraum denn einem Paradies. Die Verantwortlichen bei der Fußballvereinigung sind im Grunde froh, daß sie die kommende Saison wieder in der Bezirksoberliga Wiesbaden bestreiten werden.
Dementsprechend sieht Zimmermann auch von den üblichen "Trotz-Parolen" abstiegsgefährdeter Klubs ab und zimmert bereits sein Team für die anstehende Bezirksoberliga-Saison zurecht.
Angesichts von 5:39-Punkten und fünf bis sechs Absteigern am Saisonende wäre alles andere vermessen. Im Vorjahr waren die Kasteler noch um einen Punkt am Niedergang vorbeigeschrammt, profitierten von einer starken Hinserie, die sie als Rangvierter beendet hatten. In der laufenden Saison jedoch lief bislang alles gegen Zimmermanns Team. Von Beginn an wurde der Kader durch Verletzungen stark belastet: Nahezu ein komplettes Team plagte sich mit mehr oder minder schweren Blessuren herum, einige Leistungsträger mußten über Monate ersetzt werden. Mittlerweile zogen die Kasteler aufgrund der Personal-Misere sogar ihre "zweite Garnitur" vom Punktspiel-Betrieb zurück.
Auch Trainer Norbert Otto, der zu Beginn der Saison den erfolgreichen Günter Loos ablöste, konnte aufgrund einer Knieverletzung kaum spielen. Günter Loos hatte die Fußballvereinigung innerhalb von fünf Jahren von der A-Liga bis in die Landesliga geführt und kehrte dann zu seinem Heimatverein nach Bodenheim zurück. Am Trainer machen die Kasteler ihre Misere jedoch nicht fest: "Norbert Otto ist ein sehr guter Coach. Wir wollen auch weiterhin mit ihm zusammenarbeiten", stellt Zimmermann klar.
Man hat sich in Kastel mit dem anstehenden Abstieg nicht nur abgefunden, man freut sich regelrecht darauf. Der durchschnittliche Besuch war in der Landesliga von 220 zu Bezirksoberliga-Zeiten auf magere 150 abgesunken, die Kosten hingegen immens gestiegen. Die Fahrtstrecke nach Steinbach, wo die Kasteler am Sonntag (14.30 Uhr) antreten müssen, beträgt beispielsweise 200 Kilometer. Und auf Rosen gebettet ist die Fußballvereinigung in finanzieller Hinsicht nicht unbedingt. Nach dem man von der Oberliga bis 1985 in die A-Liga abgestürzt war, hatte sich ein Schuldenberg von 850 000 Mark angehäuft. Drei jahre später hatte der neu gebildete Vorstand mit Herbert Heiringhoff als Vorsitzendem diese Last bereits erheblich reduziert, doch schuldenfrei ist die Fußballvereinigung bis heute nicht. Seit 1986 unterstützt die Kasteler Firma Schmidt und Kahlert den Verein, wofür Zimmermann ausgesprochen dankbar ist. Ohne einen Sponsor wäre die Landesliga für Kastel nie machbar gewesen.
Dennoch hat der Spielausschuß-Vorsitzender von dieser Klasse gehörig die Nase voll: "Das ist die schlechtest organisierte und uninteressanteste Liga die es gibt", meint er und fügt hinzu: "Wenn die Bezirksoberliga samstags spielen würde, käme kein Mensch mehr zu den Landesligaspielen." Durch die Konstellation mit nur einem Auf-, aber fünf bis sechs Absteigern ergibt sich eine "Überlebenskampf"-Situation für die Mehrzahl aller Teams.
In der Bezirksoberliga rechnen die Kasteler wieder mit verbessertem Zuschauer-Interesse und werden auch wieder eine Reserve-Mannschaft bilden, die dann nicht in Eigen-Regie, sondern angebunden an die "Erste", am Spielbetrieb teilnehmen darf.
In Kastel hat man ohnehin genügend Mühe, die Sport-Fans zu aktivieren. Geographisch zu Mainz gehörig ist das AKK (Amöneburg-Kastel-Kostheim)-Gebiet ein "Zwitterbereich", denn sportlich und politisch gehören die Kasteler dem Bezirk Wiesbaden an und haben mit Biebrich 02 und Mainz 05 potente Konkurrenz-Vereine in unmittelbarer Nähe sitzen. Gerade daher ist der Lokal-Charakter, der in der Bezirksoberliga wieder gegeben sein wird, eminent wichtig, um auf akzeptable Zuschauer-Werte zu kommen. Um den Fans dann auch sportlich etwas bieten zu können, gehen die Kasteler bereits daran, ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Einen Durchrutsch bis in die A-Klasse soll es in Kastel nicht wieder geben.
Aber auch die Landesliga wird "in den nächsten vier Jahren für uns kein Thema sein", erklärt Zimmermann. Selbst wenn die Fußballer sich sportlich für den direkten Wiederaufstieg qualifizieren sollten, würde man die Rückkehr auf das ungeliebte Terrain ablehnen.
Zimmermann möchte das Hauptaugenmerk darauf legen, ehemalige Kasteler wieder in den Verein zu holen, um auch diesbezüglich die Identifikationsmöglichkeiten der Anhänger zu verbessern. Die Leistungsträger glaubt Zimmermann halten zu können. Denn auch die Spieler, da ist sich der "Macher" sicher, haben von der Landesliga wirklich genug . . .
INA SCHNEIDER
UNTERLIEDERBACH. "Wir schulden ihrer Nachbarin 100 Mark." Mit diesem neuen Trick gelang es am Aschermittwoch gegen 16 Uhr drei Trickdiebinnen, einer 90jährigen 1600 Mark Bargeld zu stehlen. Die Gaunerinnen wedelten der alten Frau mit einem Geldschein vor der Nase herum. Daraufhin entriegelte die Rentnerin die Tür, die Täterinnen drückten sie in den Flur. Während zwei Diebinnen auf ihr Opfer einredeten, machte sich eine Dritte auf die Suche nach Wertvollem. Mit Erfolg - nach einer Minute flüchteten die Täterinnen. gre
"Das war nicht unser Jahr", zieht Horst Bönig, Vorsitzender des KSV Langen, einen Kampf vor Abschluß der Zweitligasaison Bilanz. Dabei stehen die KSV-Heber gar nicht übel da, liegen mit 10:2- Punkten auf dem zweiten Platz der Zweiten Bundesliga West. Horst Bönig weiß jedoch, daß unter besseren Umständen für seine Staffel die Meisterschaft erreichbar gewesen wäre - und die hätte er furchtbar gerne gefeiert. Bestimmt nicht nur er . . .
Ohne fremde Hilfe ist das nun nicht mehr machbar. Da müssen die Langener schon auf die Unterstützung des AC Goliath Mengede hoffen, der im letzten Kampf gegen Spitzenreiter SSV Union Hagen allerdings eher die Rolle des David einnehmen dürfte. Die Langener müssen am 13. März gegen SUS Derne ihrerseits möglichst viele Punkte sammeln, um die theoretische Minimalchance zu wahren.
Dies wird schwierig werden, denn Spitzen-Heber Florea Radu wird zu diesem Kampf nicht aus seiner rumänischen Heimat anreisen. Die Anreise und Unterbringung des Rumänen wird von einem privaten Sponsor finanziert, ist allerdings nicht immer möglich. Da man auch in Langen davon ausgeht, daß die Hagener sich von Mengede nicht mehr abfangen lassen, wird Radu zum Saisonende nicht mehr zum Einsatz kommen.
Der Rumäne ist nicht der einzige Heber beim KSV, der durchaus beachtliche Gewichte zur Hochstrecke bringen kann. Doch in dieser Saison gingen die Langener so gut wie nie in Bestbesetzung an die Hanteln. Die langwierige Ellbogen- Verletzung von Detlef Stirnweiß wird seinen Einsatz erst wieder zu Beginn der nächsten Saison ermöglichen. Darüber hinaus fehlte auch Rudi Eschenröder aufgrund eines Muskelrisses im Oberschenkel über längere Dauer.
Ausgerechnet der Spitzenkampf gegen Hagen stellte dann den Gipfel der Misere da. Neben Flora, der kein Einreise-Visum erhielt und Eschenröder fielen auch Horst Buhleier, der sich im Stoßen eine Verletzung zuzog und Christoph Schyschka mit einer Oberschenkel-Zerrung aus. Angesichts dieser Dezimierungen war der KSV gegen die Hagener ohne Chance und verlor die entscheidenden Punkte im Kampf um den Titel.
Auch für die kommende Saison ist mit Verstärkungen nicht zu rechnen, denn die würden Geld kosten. Doch bislang gelang es Bönig nicht, einen Sponsor für die Gewichtheber zu aktivieren. Das sportliche Konkurrenz-Angebot in der Stadt Langen, so meint Bönig, sei einfach zu groß.
Verstärkt setzen die Langener daher auf ihre Jugendarbeit, die zu den besten in Hessen gehört. 35 jugendliche Gewichtheber gehen in Langen regelmäßig an die Hanteln und sollen für Erfolge in der Zukunft sorgen. Auch weiterhin will der KSV Langen sich diesbezüglich engagieren. Geplant ist auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Langener Schulen.
Die Gefahr, der sich solche Vereine in der Regel ausgesetzt sehen, formuliert Bönig salopp: "Die einen machen gute Jugendarbeit, die anderen haben Geld. Und die mit Geld kaufen uns die guten Heber dann ganz einfach weg." Doch es gibt auch bodenständige Leute, wie beispielsweise Günter Terschanski, der den Sprung von der A-Jugend ins Zweitliga- Team schaffte. Ob es für den KSV allerdings mittelfristig zum Sprung in die Erste Liga reichen wird, das scheint fraglich. Zumal durch die Reduzierung von drei auf zwei erste Ligen die Qualität in der Zweiten Liga für die kommende Runde steigen wird. Aufgrund ihrer soliden Basis brauchen sich die Langener jedoch keine Abstiegssorgen zu machen. Und Horst Bönig wird die Suche nach einem Mäzen nicht aufgeben, wie seine Marschroute für die Zukunft bekräftigt: "Beim KSV wird unverdrossen weitergekämpft." ina
KARBEN. Jugendliche, die Lust haben, in einer "Messe in Beat" zu singen, können sich beim Jugendchor der katholischen Kirchengemeinde St. Bardo in Petterweil melden. Notenkenntnisse sind nicht erforderlich. Chorprobe ist jeden Montag von 19 bis 20 Uhr. Der Weltgebetstag der Frauen wird am 5. März um 19 Uhr mit einer ökumenischen Veranstaltung begonnen. cor
OBERTSHAUSEN. Ein 32jähriger Autofahrer starb bei einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 448. Wie die Polizei berichtet, kam der Mann in der Nacht zum Donnerstag gegen 1 Uhr mit seinem Wagen von der Fahrbahn ab, prallte gegen mehrere Verkehrszeichen und gegen einen Baum. Das Auto überschlug sich mehrmals. Der Notarzt konnte nicht mehr helfen. lz
Arbeitslos - mit Häuschen und Mittelklassewagen
WETTERAUKREIS. Durch spielerische Bewegungsformen, Übungen zur Körperwahrnehmung und durch Autogenes Training in Märchenform können Kinder bei der AOK Frankfurt und Wetteraukreis lernen, sich aus eigener Kraft zu entspannen.
Der von der AOK-Bewegungsfachkraft Susanne Grunwald geleitete Lehrgang "Kinder lernen entspannen" soll die Eigenmotivation der Kleinen fördern, "so daß sie in Belastungssituationen eine innere Ruhe und Gelassenheit finden", heißt es in der Ankündigung der AOK.
Der achtwöchige Kurs beginnt am 21. April in Büdingen. Er ist auf Acht- bis Zehnjährige ausgerichtet. Information und Anmeldung bei Susanne Grunwald in der AOK-Geschäftsstelle Büdingen, Rufnummer 0 60 42 / 8 41 08.
KARBEN. Ein Leichtathletiktraining für Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren bietet die Turngemeinde Groß-Karben jetzt auch in der Sporthalle der Klein-Karbener Grundschule an. Es beginnt mittwochs um 15 Uhr. Interessenten melden sich Tel. 0 60 39 / 16 40. Training für die Jungen und Mädchen in Groß-Karben ist freitags von 16 bis 17.30 Uhr, für Sechs- bis Zehnjährige. Jungen und Mädchen von 11 bis 14 Jahren üben donnerstags von 18 bis 20 Uhr. In der Sporthalle der Grundschule Okarben ist montags ab 15 Uhr Leichtathletiktraining für Sechs- bis Zehnjährige angesagt. cor
Auf sechzigtausend wird inzwischen die Zahl derjenigen Italiener der classe politica geschätzt, die wegen krimineller Machenschaften, Begünstigung im Amt, Unterschlagung, aktiver und passiver Bestechung, Erpressung, ins Gefängnis müssen. Es trifft hohe Wirtschaftsfunktionäre und Politiker der Regierung in Rom wie Minister und Abgeordnete fast aller Provinzial- und Stadtregierungen. Das gesamte Staatsgefüge wankt. Die Systeme der öffentlichen Ordnung funktionieren oft nur noch ansatzweise. Und der Wert der Lira fällt weiter. Viele Gründe für den einzelnen Bürger, sich matt zu fühlen, eher schlecht gelaunt.
Aber ein weiterer Schlag ist zunächst doch ausgeblieben. Es hätte sich nämlich auf einem Sportplatz in Portugal am Mittwoch abend begeben können, daß auch noch die Teilnahme der italienischen Fußball-Nationalelf an der Weltmeisterschaft des nächsten Jahres in den USA im Falle einer Niederlage gegen die Portugiesen im fälligen Qualifikationsspiel fraglich geworden wäre. Vorher deswegen größte Ängste. Korrupte Politiker kann man ersetzen (kann man?) - ein verlorenes Spiel dagegen ist verloren für immer.
Das Spiel in Porto ist für die Italiener dann aber verlaufen wie manchmal die Art von Träumen, in denen schwerste Nöte sich leichthin auflösen, als wäre nichts gewesen. Ein Gala-Paß von Maldini auf Roberto (Roby) Baggio - und schon nach zwei Minuten hatte der Italien nach vorne gebracht. Dann hat das von Arrigo Sacchi nominierte Team sich gezeigt wie das ganze Land schon lange nicht mehr: alle in koordinierter Bewegung, hellwach die Raumdeckung der vom AC Milan übernommenen, durch den rußlandstämmigen Vierchowod aus Genua geführten Abwehrspieler, glänzend ausbalanciert die Übergänge vom Mittelfeld der jungen Albertini und des anderen Baggio, Dino, zu den schnellen Spitzen Casiraghi und Signorini; fast immer mit vorne, von wirklich genialem Witz an diesem Abend, auch Roby.
Fünf aus Mailand, drei aus Turin (von Juventus), zwei Römer (von Lazio) und der russische Genuese (von Sampdoria) haben bis zur Pause und dann noch einmal in der Schlußphase des Spiels losgelegt, daß die Portugiesen wie lauter Jammermänner ausschauten. 3:1 am Ende, und das portugiesische Gegentor war auch noch irregulär, weil mit der Hand gemacht.
Zum glücklichen Schluß sind die italienischen Männer in dem Keller-Refugium des Fernsehraums mit Empfangsmöglichkeit für RAI Uno der Communitá Cattolica Italiana von Frankfurt am Main (in der Villa, die einst der romantische Maler Schwind sich an der alten Wallanlage hatte bauen lassen) aufgesprungen und einander in die Arme gefallen, als hätten sie viel mehr erlebt als einen Fußballsieg. Es ist aber natürlich auch mehr gewesen: starker Schub für die Lebensmoral, das Selbstbewußtsein, die Hoffnungskräfte.
In Peter Handkes Theaterstück "Der Ritt über den Bodensee" probieren in einer Szene die Figuren, eine Schublade zu öffnen. Nichts zu machen, sie klemmt. Da ruft einer: "Dann laß' die Lade doch klemmen." Von da an ist alles in Ordnung, freudige Befreiung, man kann sogar singen. Augenblick solcher Erleichterung in dem engen Italiener-Keller mit dem Fernseher, nach dem Spiel. Das letzte Bild aus Porto: Sacchi widmet den Sieg seinen Landleuten zu Hause und in aller Welt. P.I.
Kleine FR
Neuer Arbeitskreis Asyl LANGENSELBOLD. Mitstreiter sucht ein Arbeitskreis zur Unterstützung von Asylbewerbern in Langenselbold. Die Privatinitiative trifft sich am Dienstag, 2. März, von 20 Uhr an im evangelischen Gemeindezentrum. Weitere Informationen erteilt Cornelia von Taboritzki unter der Rufnummer 0 61 84 / 78 61.
Geflügelzüchter arbeiten GROSSKROTZENBURG. Zum Arbeitseinsatz treffen sich die Mitglieder des Geflügelzuchtvereins 1911 am Samstag, 27. Februar, 9 Uhr, auf dem Zuchtgelände am "Krotzenburger See". DLRG-Versammlung GROSSKROTZENBURG. Die DLRG veranstaltet ihre Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 4. März, ab 20 Uhr, in der Wachstation am See.
Wanderung nach Kahl GROSSKROTZENBURG. Der Jahrgang 1920 /21 trifft sich Donnerstag, 4. März, um 15 Uhr am Rathaus zu einer Wanderung nach Kahl.
Die IG Metall hält die "außerordentliche Kündigung" der Tarifverträge zur stufenweisen Erhöhung der Einkommen in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie für rechtswidrig und nichtig. Sie ist ein in der Tarifgeschichte der Bundesrepublik Deutschland beispielloser Rechtsbruch. Gegen den Anschlag auf ihre Tarifverträge und das Tarifvertragssystem setzen sich die Metallerinnen und Metaller mit allen Mitteln zur Wehr.
Die Gründe im einzelnen:
1. Die Tarifverträge gelten bis mindestens 1995.
Im März 1991 haben die Metallarbeitgeberverbände mit der IG Metall vereinbart, daß die Einkommen der ostdeutschen Metallerinnen und Metaller in Stufen an das westdeutsche Lohn- und Gehaltsniveau angeglichen werden. Der Stufenplan war eine Idee der Arbeitgeberverbände. Sie wollten eine sichere Kalkulationsgrundlage für die Betriebe erreichen. Bestandteil des Tarifpakets war eine Laufzeit der Verträge bis 1995. Es wurde vereinbart, daß die Tarifverträge frühestens 1995 gekündigt werden können. Eine frühere Kündigung ist damit ausgeschlossen.2. Es gibt ein tarifliches Revisionsverfahren. Mit der langen Laufzeit sind Arbeitgeberverbände und IG Metall das Risiko eingegangen, daß die Dinge in der ostdeutschen Metallindustrie sich anders entwickeln als angenommen. Die Tarifparteien haben dieses Risiko gesehen. Für den Fall unvorhergesehener Änderungen haben sie das sogenannte "Revisionsverfahren" vereinbart.
Das heißt, die Tarifparteien prüfen gemeinsam, ob es aufgrund der wirtschaftlichen und sozialen Lage bei der Stufenvereinbarung bleiben kann oder ob sie geändert werden soll. Diese Revisionsverhandlungen sind durchgeführt worden. Anschließend haben Schlichtungen getagt. Die Arbeitgeber haben nirgendwo konkret belegen können oder wollen, welche Betriebe z. B. der Stufenplan in wirtschaftliche Not treiben würde. Dieses Verhalten hat einen neutralen Schlichter zu der Bemerkung veranlaßt, daß die Arbeitgeberverbände die Schlichtung in keiner Sekunde ernst genommen hätten. Die Schlichtungsgespräche sind gescheitert.
Die Arbeitgeberverbände haben ihre Chancen verspielt. Mit dem Revisionsverfahren haben sich die Tarifparteien "abschließend über die Möglichkeiten und Grenzen eines Überprüfungsverfahrens während der Laufzeit der Tarifverträge verständigt", wie es in einem gemeinsamen Positionspapier einer Arbeitsgruppe von Gesamtmetall und IG Metall heißt. Nachdem dieses Verfahren erfolglos durchlaufen ist, gelten die Tarifverträge. Eine anderweitige Aufkündigung des Vertrages kann es nicht geben.
Gesamtmetall begründet die Kündigung damit, daß die Geschäftsgrundlage für die Verträge entfallen sei. Darauf kann es rechtlich nicht ankommen. Denn die Überprüfung der Tarifverträge ist abschließend durch das Revisionsverfahren geregelt. Zum anderen werden von der einhelligen Meinung in Rechtsliteratur und Rechtsprechung nur völlig außergewöhnliche und unvorhersehbare Änderungen anerkannt. Davon kann keine Rede sein.
Die schwierige wirtschaftliche Lage der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie hat viele Gründe, wie z. B. schlagartige Verteuerung der Produkte durch die Einführung der D-Mark, Wegbrechen der Ostmärkte, erschwerter Zutritt zu den westlichen Märkten. Die Löhne sind daran nicht schuld, selbst ein Einfrieren der Löhne würde an dieser Situation nichts ändern. Vor allem: Die Entwicklung war absehbar, auch das Zusammenbrechen der Ostmärkte zeichnete sich ab. Führende Arbeitgebervertreter haben dies damals ausdrücklich anerkannt. So sagte der Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall, Dr. Dieter Kirchner, am 4. 3. 1991: "In der Metallindustrie wird es Jahre dauern, bis die Betriebe saniert sind und produktiv werden" . . . Wenn wir darauf warten würden, wären die Facharbeiter, die wir brauchen, abgewandert. Also mußten wir uns der allgemeinen Einkommensentwicklung anschließen." Jetzt will Dr. Kirchner uns weismachen, daß er sich leider geirrt habe und - ähnlich wie die Bundesregierung - die Rechnung für seinen Fehler den Beschäftigten präsentieren4. Die Menschen brauchen die Lohn- und Gehaltserhöhung.
Die Preise in den neuen Bundesländern sind sehr stark gestiegen. Für viele Dinge des täglichen Lebens sind sie meist so hoch wie im Westen, manchmal sogar höher. Einem Facharbeiter aus Erfurt ist es nicht zuzumuten, auf Dauer zwar Westpreise zu zahlen, bei den Löhnen aber weit hinter seinem Kollegen aus Frankfurt hinterherzuhinken. Der Facharbeiter-Ecklohn in Thüringen beträgt ab 1. 4. 1993 nach der vereinbarten Tariferhöhung 2144,- DM im Monat, dazu kommt eine Leistungszulage von 10 Prozent = 214,- DM, macht zusammen 2358,- DM brutto; der Kollege aus Frankfurt bekommt 2694,- DM, plus 13 Prozent Leistungszulage, zusammen 3044,- DM und in vielen Fällen noch eine übertarifliche Zulage. In Erfurt gibt es 26 Tage Urlaub, in Frankfurt 30 Tage, in Erfurt gibt es kein zusätzliches Urlaubsgeld, das Weihnachtsgeld beträgt 40 statt 60 Prozent, die Arbeitszeit 40 statt 36 Stunden.
Kennzeichen der Tarifverträge ist, daß sie für beide Parteien bindend sind und während ihrer Laufzeit einseitig nicht geändert werden können. Wenn sich das Arbeitgeberverhalten durchsetzen würde, wären Tarifverträge nur mehr ein unverbindliches Stück Papier.
Im Grunde wissen auch die Metallarbeitgeber, daß sie mit der Kündigung einen Rechtsbruch begehen. Was sie einen "Hilfeschrei" nennen, ist in Wahrheit der Versuch, aus der Arbeitslosigkeit und der Krise der Wirtschaft Kapital zu schlagen und die eigenen Machtpositionen auszubauen. Sie zeigen damit ein gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat. Sie greifen mit der Tarifautonomie eine der tragenden Säulen des Sozialstaats an. Es ist zu befürchten, daß sie den Osten Deutschlands - gerade zwei Jahre nach dem Erreichen des demokratischen Sozialstaats - zum Exerzierfeld für ähnliche Vorstöße im Westen machen wollen. Die IG Metall und die Beschäftigten werden darauf die passenden Antworten finden und Maßnahmen ergreifen.
Freitag, 26. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung". Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben".
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Coax, Tanztheater; Studiobühne: 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, Bunter Abend 2; 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov "Das leere Museum".
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Diavisionen Höchst '92, Festival der AV-Shows.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, "Pi - eine Höhlenexkursion"; 23 Uhr, "Sei mein, Frosch - Liebesmärchen und lüsterne Lieder".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Satirisch- literarisches Theater: Alexander Finkel, "Deutschland - Ein Wintermärchen".
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "So schön . . . schön war die Zeit".
Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Ev. Gemeindehaus Unterliederbach, Liederbacher Str. 36 b, Tel. 31 21 65: 15 Uhr, "Haifischeis für alle" (ab 4 Jahren).
Kinderhaus Höchst, Adolf-Häuser-Str. 16-18, Tel. 30 44 63: 15 Uhr, "Die Fuzzy's in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Krick-Krack Theaterwerkstatt, Mörfelder Landstr. 70, Tel. 61 53 37: 10 und 15 Uhr, "Peppi Pepperoni und wie man seine Suppe auslöffelt" (ab 4 Jahren).
Ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde, Gemeindesaal, Gerauer Str. 52: 19 Uhr, "Kolumbus & Co - oder 500 Jahre Alptraum".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Nicht ich" und "Damals".
Freie Frankfurter Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: 19.30 Uhr, "Kirschgarten".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Oper Frankfurt, Untermainanlage 11, Tel. 212-02: 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum" (B. Britten).
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Susu Bilibi, Afro-Beat.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, B-Ebene.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Sunnyland Blues Band.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: 19.30 Uhr, Live aus dem Schlachthof.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Sol y Sombra.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jon-Hammond-Trio.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Josef Letmany & band.
Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Soul & Funk in Heaven Seven.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Star Club.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: 22 Uhr, Taucherkoma (Hardhouse).
Dr. Hoch's Konservatorium, Philanthropin, Hebelstr. 15-17: 19 Uhr, Abschlußkonzert des 30. Regionalwettbewerbs "Jugend musiziert".
Amerikahaus, Staufenstr. 1: 20 Uhr, Kon- zert - The Musical Century, A Retrospecti- ve of American Musical Theatre 1930-1980.
Künstler in Aktion: 20 Uhr, Talk & Show, Turnhalle Kalbach. Literatur Huss'sche Universitäts-Buchhandlung, Kiesstr. 41: 20 Uhr, Lesung Harry Hass und Peter Wawerzinek.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Die Rätselprinzessin", bretonisches Volksmärchen.
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: 18 Uhr, Lesung Wendelin Leweke - "Geschichten am Rand der Geschichte".
Samstag / Sonntag, 27./28. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; So., 19.30 Uhr, "Das Weite Land"; Kammerspiel: Sa., 14.30 und 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Festung", So., 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., So., 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben"; Sa., 15 Uhr, Tandem Theater - "Algot Storm" (Herr Sturm und sein Wurm) (ab 3 Jahren).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, So., 14.30 & 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., So., 20 Uhr, Tanztheater, "Coax"; Studiobühne: Sa. 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr.: Sa., 20 Uhr, Bunter Abend 2; Daimlerstr./Städelschule: Sa., 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum".
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Diavisionen Höchst '92, Festival der AV- Shows; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Freie Frankfurter Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: Sa./So., 19.30 Uhr, "Kirschgarten".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nicht ich" und "Damals".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, Pi - eine Höhlenexkursion; So., 15 Uhr, klappmaul- Theater: "Hemden mögen's heiß!" (ab 3 Jahren).
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Alexander Finkel, Satire "Deutschland - Ein Wintermärchen"; Artrium: So., 11 Uhr, Sugarfoot Stompers, Musik-Brunch; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Kinderhaus Sachsenhausen, Affentorplatz 8, Tel. 61 33 74: Sa., 15 Uhr, "Die Fuzzys in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, Rapunzel, Märchenpuppentheater (ab 3 Jahren).
Krick-Krack, Theaterwerkstatt, Mörfelder Landstr. 70, Tel. 61 53 37: Sa., 15 Uhr, "Peppi Pepperoni und wie man seine Suppe auslöffelt" (ab 4 Jahren).
Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordwest-Zentrum: Sa., 15 Uhr, "Alice im Wunderland".
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20: So., 15 Uhr, Puppentheater - "Der Kartoffelkönig" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: So., 20 Uhr, Requiem, Hans Werner Henze, Ensemble Modern.; Mozart-Saal: So., 20 Uhr, Dresdner Trio; Hindemith-Saal: So., 20 Uhr, Bettina Wegner.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Gina Livingston & Band - Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Raices Del Mundo; So., 20 Uhr, "Out Of Town", South African Jazz & Funk.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Eutalia de Carvalho & Oloyé.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Denis Hunter, Variety; So., 21 Uhr, Randy & Colleen.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Joy Fleming Live.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, B-Ebene; So., 15 Uhr, Blues Bube; 20.30 Uhr, Biber Herrmann.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Nyce Cryce; So., 15 Uhr, Fab Four;So., 21 Uhr, Area Desaster.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, 7 Year Bitch.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Sol y Sombra; So., 19 Uhr, Maestro José.
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Jon Hammond Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Boogie Band.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, The Cramps Revival Band.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Indisches Kulturinstitut: So., 15.30 Uhr, Sitar-Konzert, "Klassische Nordindische Ragas" mit Lesung; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 21 Uhr, Les Treviras.
Music Hall, Voltastr. 74-80: Sa., 21 Uhr, Dancefloor; So., 21 Uhr, Griechische Disco.
Finkenhof, Finkenhofstr. 17: Sa., 20, So., 19 Uhr, Take Five - A-capella-Show.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 20 Uhr, Bamberger Symphoniker.
Hessischer Rundfunk, Sendesaal, Bertramstr. 8: So., 17 Uhr, Petite Messe Solennelle. Pfarrkirche St. Albert, Bertramstr. 45: So., 20 Uhr, geistliche Chormusik des 17. und 20. Jahrhunderts.
Dreikönigskirche: Sa., 17 Uhr, musikalische Vesper.
Deutsch-ev.-reformierte Gemeinde, Metzlerstr. 19: So., 11.30 Uhr, Chor-Matinée. Martinuskirche, Martinskirchstr. 52: So., 17 Uhr, Konzertante Blechbläsermusik. Neue Nicolaikirche, Waldschmidtstr.: So., 18 Uhr, Kammerkonzert.
Kirche Cantate Domino, Ernst-Kahn- Str. 14: So., 18 Uhr, A-capella-Soirée.
Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstr. 2 b: So., 20 Uhr, Kantatenabend.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 10: So., 17 Uhr, Orgelkonzert.
Kirchengemeinde Sindlingen-Süd, Sindlinger Bahnstr. 46: So., 17 Uhr, Kammerkonzert, Liederzyklus "Die schöne Müllerin".
Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: Sa., 20 Uhr, Eurythmie-Ensemble München - "Das Gilgamesch-Epos".
Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Kronberg.
Samstag / Sonntag, 27./28. Februar Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; So., 19.30 Uhr, "Das Weite Land"; Kammerspiel: Sa., 14.30 und 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Festung", So., 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., So., 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben"; Sa., 15 Uhr, Tandem Theater - "Algot Storm" (Herr Sturm und sein Wurm) (ab 3 Jahren).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, So., 14.30 & 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., So., 20 Uhr, Tanztheater, "Coax"; Studiobühne: Sa. 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr.: Sa., 20 Uhr, Bunter Abend 2; Daimlerstr./Städelschule: Sa., 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum".
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Diavisionen Höchst '92, Festival der AV- Shows; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Freie Frankfurter Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: Sa./So., 19.30 Uhr, "Kirschgarten".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nicht ich" und "Damals".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, Pi - eine Höhlenexkursion; So., 15 Uhr, klappmaul- Theater: "Hemden mögen's heiß!" (ab 3 Jahren).
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Alexander Finkel, Satire "Deutschland - Ein Wintermärchen"; Artrium: So., 11 Uhr, Sugarfoot Stompers, Musik-Brunch; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Kinderhaus Sachsenhausen, Affentorplatz 8, Tel. 61 33 74: Sa., 15 Uhr, "Die Fuzzys in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, Rapunzel, Märchenpuppentheater (ab 3 Jahren).
Krick-Krack, Theaterwerkstatt, Mörfelder Landstr. 70, Tel. 61 53 37: Sa., 15 Uhr, "Peppi Pepperoni und wie man seine Suppe auslöffelt" (ab 4 Jahren).
Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordwest-Zentrum: Sa., 15 Uhr, "Alice im Wunderland".
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20: So., 15 Uhr, Puppentheater - "Der Kartoffelkönig" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: So., 20 Uhr, Requiem, Hans Werner Henze, Ensemble Modern.; Mozart-Saal: So., 20 Uhr, Dresdner Trio; Hindemith-Saal: So., 20 Uhr, Bettina Wegner.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Gina Livingston & Band - Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Raices Del Mundo; So., 20 Uhr, "Out Of Town", South African Jazz & Funk.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Eutalia de Carvalho & Oloyé.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Denis Hunter, Variety; So., 21 Uhr, Randy & Colleen.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Joy Fleming Live.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, B-Ebene; So., 15 Uhr, Blues Bube; 20.30 Uhr, Biber Herrmann.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Nyce Cryce; So., 15 Uhr, Fab Four;So., 21 Uhr, Area Desaster.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, 7 Year Bitch.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Sol y Sombra; So., 19 Uhr, Maestro José.
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Jon Hammond Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Boogie Band.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, The Cramps Revival Band.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Indisches Kulturinstitut: So., 15.30 Uhr, Sitar-Konzert, "Klassische Nordindische Ragas" mit Lesung; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 21 Uhr, Les Treviras.
Music Hall, Voltastr. 74-80: Sa., 21 Uhr, Dancefloor; So., 21 Uhr, Griechische Disco.
Finkenhof, Finkenhofstr. 17: Sa., 20, So., 19 Uhr, Take Five - A-capella-Show.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 20 Uhr, Bamberger Symphoniker.
Hessischer Rundfunk, Sendesaal, Bertramstr. 8: So., 17 Uhr, Petite Messe Solennelle. Pfarrkirche St. Albert, Bertramstr. 45: So., 20 Uhr, geistliche Chormusik des 17. und 20. Jahrhunderts.
Dreikönigskirche: Sa., 17 Uhr, musikalische Vesper.
Deutsch-ev.-reformierte Gemeinde, Metzlerstr. 19: So., 11.30 Uhr, Chor-Matinée. Martinuskirche, Martinskirchstr. 52: So., 17 Uhr, Konzertante Blechbläsermusik. Neue Nicolaikirche, Waldschmidtstr.: So., 18 Uhr, Kammerkonzert.
Kirche Cantate Domino, Ernst-Kahn- Str. 14: So., 18 Uhr, A-capella-Soirée.
Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstr. 2 b: So., 20 Uhr, Kantatenabend.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 10: So., 17 Uhr, Orgelkonzert.
Kirchengemeinde Sindlingen-Süd, Sindlinger Bahnstr. 46: So., 17 Uhr, Kammerkonzert, Liederzyklus "Die schöne Müllerin".
Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: Sa., 20 Uhr, Eurythmie-Ensemble München - "Das Gilgamesch-Epos".
Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Kronberg.
MAINTAL."As mais importantes informacones deste concelheiro de lixo, voce pode receber a partir de marco 1993 em lingua portuguesa, grega e turca, em todas administacones em Maintal." So lautet die portugiesische Fassung des viersprachigen Hinweises auf der Innenseite des nebenstehend abgebildeten Deckels.
Auf deutsch: "Die wichtigsten Informationen dieses Abfallratgebers können Sie ab März 1993 in griechischer, portugiesischer und türkischer Sprache in allen Maintaler Verwaltungsgebäuden erhalten."
Selbstverständlich ist auch der ganze neue Abfallratgeber der Stadt Maintal ab der nächsten Woche in den Verwaltungsstellen kostenlos zu haben, sofern jemand vergessen worden sein sollte.
Das optisch reizvoll mit einem grünäugig grinsend schwarzen Müll-Gespenst aufgemachte Loseblatt-Werk ist dieser Tage von den Jugendfeuerwehrabteilungen der vier Stadtteile an alle Maintaler Haushalte verteilt worden. Auflage 17 000 Stück, Motto: "Wir verschaffen Ihnen ,Durchblick&rquote;".
Ein rundum gelungenes Werk, soviel vorab. Unter Federführung der im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt für den Abfallsektor zuständigen Sachbearbeiterin Ina Hegenbarth-Müller hat ein Team Nägel mit Köpfen gemacht.
Mit dabei waren die Umweltberaterinnen Angelika Theurich und Beate Löb und Umweltdezernent Dr. Karl- Heinz Schreiber. Die illustirierenden und auflockernden Graphiken hat Stefan Simonis geschaffen.
Hier wird dem ratsuchenden Bürger in der Tat Durchblick durch das immer komplexer und damit unübersichtlicher werdende Dickicht der sogenannten "Entsorgung" verschafft. Aber nicht nur das: Glaubwürdig und überzeugend ist der weite Bereich "Vermeiden - Wiederverwenden - Wiederverwerten" thematisiert worden.
Wohin mit Altkleidern und gebrauchten Schuhen? Wie ist das mit den Pfandflaschen? Wem könnten alte Möbel überlassen werden, statt sie für die Sperrmüllabfuhr auf die Straße zu stellen? Wie funktioniert der Windelservice (der übrigens von der Stadt finanziell gefördert wird)? Welche Firmen nehmen Altreifen oder alte Autobatterien? Wo kann man Bauschutt loswerden?
Alles das und vieles mehr wird knapp und präzise beschrieben und - das ist wohl das Wichtigste - ist rasch zu finden. Dabei hilft nicht nur das Stichwortverzeichnis ("Entsorgung von A bis Z"), sondern eine zusätzlich ausklappbare Legende. Da hat sich jemand echt Gedanken gemacht und offenbar Hunderte von Bürgeranfragen zur Sache als Erfahrung "eingebracht". Hut ab!
Nun ist das ja durchaus nicht der erse Abfallratgeber, sondern bereits der dritte, den die Stadt herausgibt. Und dieser soll dauerhaft sein, weshalb die Form der Loseblattsammlung gewählt worden ist. Wenn sich etwas ändert - und davon ist mit Sicherheit auszugehen, dann können die entsprechenden Seiten ausgewechselt werden.
Selbstverständlich sind sämtliche Abfuhr- und Leerungstermine für alle vier Stadtteile verzeichnet.
Schließlich kann der interessierte Bürger auch nachlesen, wo er welche speziellen Frage beantwortet und Beratung bekommt, etwa zu Größe und Art der Sammelgefäße, Bestellung und Kosten, zu Abholterminen für Sperrmüll, Elektro-Großgeräte, Fernseher, Kühlschränke, zur Bestellung von Containern, zu Abfall im allgemei- nen, Bioabfall und Recycling im Besonderen.
Dr. Schreiber kommentiert, "daß der Ratgeber zwar wesentliche Fragen in schriftlicher Form beantworten soll, die persönliche Beratung durch die zuständigen Mitarbeiterinnen der Stadt Maintal allerdings nicht ersetzt."
Daß der wichtige Bereich Kompostierung nicht fehlen darf, ist ebenfalls selbstverständlich angesichts der Vorreiterstellung, die Maintal auf diesem Feld in der ganzen Rhein-Main-Regionschon seit Jahren hält.
Daß die gesamte Abfallwirtschaft der Stadt weitum als beispielhaft gilt, war indes nicht zuletzt auch deshalb möglich, weil (fast) alle "mitgespielt" haben.
Dazu Karl-Heinz Schreiber in seinem knappen Vorwort: "Über viele Jahre haben wir zielstrebig und mit Augenmaß unser Abfallwirtschaftskonzept entwikkelt und realisiert. Die gesamte Bürgerschaft hat maßgeblichen Anteil daran, daß Maintal heute zu den fortschrittlichsten Städten im Rhein-Main-Gebiet gehört . . ."
Für den Sommer kündigte der Politiker eine Bürgerbefragung an. Dabei soll geklärt werden, ob die Bevölkerung anstelle des gelben Sackes lieber eine vierte (gelbe?) Tonne für Verpackungsabfälle haben will oder ob dies hisher gebräuchliche schwarze (bziehungsweise graue) Restmülltonne zur "gelben Tonne" wird und ein schwarzer Sack für den Restmüll ausgeteilt wird.
Auch zum Abfuhr-Rhythmus soll die Bevölkerung bei der Fragebogenaktion gehört werden. Im Hinblick auf diese Befragung soll das Thema "kleinere Tonnen" noch verschoben werden. Der Dezernent bittet um Verständnis.
Um unnötigen organisatorischen Aufwand und weitere Kosten zu vermeiden, bleibt es bei den derzeitigen Tonnengrößen bis zur endgültigen Entscheidung über die weitere Verwendung der schwarzen Tonnen. pom
LANGEN. Nach Darstellung des Magistrats werden die Vorbereitungen zum Bau der Nordumgehung mit Nachdruck betrieben. Gespräche mit Vertretern des hessischen Straßenbauamts in Darmstadt hätten ergeben, daß die Grundstückskäufe weit fortgeschritten seien, teilte Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) mit. Gleiches gelte für die technische Vorbereitung.
Auch die Stadt, die nach einer entsprechenden Ankündigung von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) im Frühjahr mit dem Planfeststellungsbeschluß rechnet, stellt sich auf den lang ersehnten Tag X ein. Für den Kanal seien die Baugenehmigungen mit einer Ausnahme vorhanden.
Laut Pitthan können viele Widersprüche im Vorfeld durch einvernehmliche Lösungen verhindert werden. dac
BAD VILBEL. Rom, Lissabon und Bad Vilbel - nur in diesen drei Städten erklingt ein außergewöhnliches Konzert: "Japans klassische Klangwelt, Gedanken an die Natur". Zu diesem musikalischen Ereignis lädt der Förderverein "Pfeifenorgel für St. Nikolaus" für Dienstag, 23. März, um 20.30 Uhr in die Alte Mühle ein.
An diesem Abend, dessen Erlös für die Pfeifenorgel verwendet wird, wird das Publikum mit fernöstlichen Instrumenten wie der "Sangen", einer dreisaitigen Langhalslaute, der "Shakuhachi", einer Bambusflöte mit fünf Grifflöchern, und der "koto", einem 13saitigen Typus der Wölbbrettzither, bekannt gemacht.
Karten (Erwachsene 18 Mark, ermäßigt 10 Mark) sind im Vorverkauf bei Textil Jusek, der Büchergalerie und in der Alten Mühle erhältlich. cor
Der Text las sich wie ein Abschiedsbrief: "Lieber H. Thomas! So schön die Besuche und Ausflüge auch waren, einmal muß Schluß sein. Das gilt auch für den Langen. Sagen Sie ihm das. Nichts für ungut. Herzliche Grüße C."
ALTENSTADT. Die Gemeinde Altenstadt bemüht sich sehr ums Trinkwassersparen. Die knapp 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Kommune, die ihr Wasser zu etwa vierzig Prozent aus dem Vogelsberg bezieht, hat sich im Januar dieses Jahres der Schutzgemeinschaft Vogelsberg angeschlossen, die sich gegen den Raubbau am Vogelsbergwasser wehrt.
"Bereits seit zwei Jahren unternimmt der Gemeindevorstand große Anstrengungen, um den Grundwasserverbrauch zu senken", betont Altenstadts parteiloser Bürgermeister Gerd Göllner. Besonders erfolgreich sei dabei das eben seit zwei Jahren existierende Förderprogramm für die Installation von Regenwassernutzungsanlagen. Mehr als sechzig Anträge und konkrete Anfragen nach Fördermitteln liegen laut Bürgermeister Gerd Göllner vor.
Die Gemeinde arbeitet mit einem Fachbüro für ökologische Wasserwirtschaft zusammen. Altenstadt habe "somit im Wetteraukreis beim Wassersparen eine qualifizierte Vorreiterrolle übernommen", urteilt der Rathauschef selbstbewußt. Um weiter eine "deutliche Senkung des Trinkwasserverbrauchs" zu erreichen, soll ein Wassersparprogramm verwirklicht werden. Daran arbeiten zur Zeit die Gemeindewerke, die Umweltabteilung und das Fachbüro.
Gerd Göllner: "Mittelfristiges Ziel ist ein Verbrauch von 80 Litern Trinkwasser pro Person und Tag." Der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch in Hessen liegt nach Angaben des Hessischen Umweltministeriums bei 150 Litern pro Person und Tag. Die drastische Verringerung des Trinkwasserverbrauchs soll laut Göllner "durch ein qualifiziertes Maßnahmenbündel aus Kommunalprojekten, Demonstrationsanlagen, Fördermaßnahmen, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit" erzielt werden.
Im Kindergarten Oberau soll eine Regenwassernutzungsanlage als beispielgebendes Modell für kommunale Bauten entstehen, und in einem Privathaus wird eine Regenwassernutzungsanlage als Demonstrationsanlage für Wohnhäuser installiert. Außerdem sollen Regenwasseranlagen in die Gymnastikhalle in Höchst und in die neue Trauerhalle in Oberau eingebaut werden. ieb
Aufgespießt
"In Ihrem Artikel haben Sie uns als rechtsextrem bezeichnet. Dagegen verwahren wir uns! Wir bezeichnen uns als national-konservativ, also deutsch!" Gegendarstellung der rechtsextremen "Nationalkonservativen Gruppe" im Bremer Landesparlament, die aus den ehemaligen DVU-Abgeordneten Hans Altermann und Peter Nennstiel besteht, zu einem Artikel der tageszeitung.
ost MOSKAU, 25. Februar. Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat den Westen aufgefordert, das Gewicht Rußlands nicht geringer einzuschätzen als das der früheren Sowjetunion während der Zeit der Konfrontation. Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die staatliche Hochschule für internationale Beziehungen Rußlands sagte Genscher am Donnerstag in Moskau, der Westen brauche einen neuen Ansatz in seiner Rußlandpolitik, der "der Bedeutung Rußlands in vollem Umfang gerecht wird".
Man dürfe Rußland nicht zur Seite schieben oder isolieren, da das "Innenwirkungen" haben werde: "Wir alle brauchen ein stabiles und nicht ein schwaches Rußland", sagte Genscher. Er sprach sich für eine Erweiterung der Runde der Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrieländer zu einer "Gruppe der Acht" aus. Es werde künftig nicht genügen, Rußland als Gast zum Weltwirtschaftsgipfel einzuladen.
sts TOKIO, 25. Februar. Der ehemalige Regimegegner Kim Young Sam, 66, ist am Donnerstag als neuer Präsident Südkoreas vereidigt worden. Er ist seit 32 Jahren der erste Zivilist, der in Südkorea das höchste Amt im Staate innehat.
In einer Rede wandte sich Kim an seine "70 Millionen Landsleute zu Hause und im Ausland" und versprach ihnen eine "freiere und reifere demokratische Gesellschaft". Er werde gegen die "Korruption", aber auch gegen "Extravaganz und Verschwendung" kämpfen. Der neue südkoreanische Präsident wandte sich auch an den nordkoreanischen Diktator Kim Il Sung: "Wir können uns jederzeit treffen, wo immer sie wollen." Er versprach seinen Landsleuten: "Noch bevor dieses Jahrhundert zu Ende geht, wird ihr Vaterland vereinigt sein."
Gemeinsam mit seinem ehemaligen Gefährten Kim Dae Jung war Kim in den 70er und 80er Jahren vehementer Gegner der Militärdiktatur. Er wurde aus dem Parlament geworfen, saß im Gefängnis und starb 1983 fast an den Folgen eines Hungerstreiks.
HANAU. Einen Zuschuß in Höhe von 40 000 Mark erhielt der "Verein der Freunde und Förderer des Wildparks Alte Fasanerie Klein-Auheim" von der Stadt Hanau. Das Geld wird für notwendige Reparaturen der Greifvogelvolieren verwendet.
Claus Hormel wird ab 1. Mai den TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga) trainieren. Der vermutliche Absteiger und der ehemalige Nationalspieler einigten sich auf eine Zusammenarbeit bis 31. Mai 1994. Bereits vor seinem offiziellen "Einstieg" soll sich der bis vergangenen Sommer beim Bundesligisten TV Großwallstadt aktive Hormel gemeinsam mit der Abteilungsleitung um Spielerneuverpflichtungen kümmern.
Als vordergründig erachtet Abteilungsleiter Otfried Zipf allerdings die Gespräche mit den jetzigen TVG-Akteuren, allen voran Ex-Kapitän Martin Coors. "Wir wissen, daß unserem erfolgreichsten Spieler mehrere Angebote, unter anderem vom TV Eitra vorliegen, aber er versicherte uns, bisher nirgends unterschrieben zu haben", hofft Zipf auf einen Verbleib des Torjägers und Spielmachers. Selbst eine erneute Rückkehr von Christoph Klotz, mit dem ebenso wie mit Coors bis zum Wochenende hin gesprochen werden soll, ist ebenfalls nicht mehr auszuschließen.
"Das hängt allerdings auch davon ab, ob er mit Wiesbaden den Aufstieg in die 1. Bundesliga nicht schafft. Und ein interessanter "Ausländer" soll gleichfalls an der Angel hängen . . . hdp
Der einzige Gewinn, den US-Außenminister Warren Christopher von seiner Nahostreise zurückbringe, so spottete ein US-Journalist aus seinem Begleittroß, seien die Flugkilometer, die Christophers Bonus für Flugpreisermäßigungen bei weiteren Flügen beträchtlich erhöhten. Nach zweitägigen langen Gesprächen hatten die Beteiligten kaum etwas mitzuteilen. Dennoch sind Spekulationen nicht unbegründet, daß tatsächlich Annäherungen zu verzeichnen waren, daß die Gesprächspartner nur einfach nichts sagen wollten. Denn alle stehen unter immensem Zeitdruck. Niemand wünscht ein Scheitern des Nahost-Friedensdialogs.
Hoffnungen auf eine Fortsetzung dieses Prozesses in naher Zukunft wurden genährt: mit Andeutungen über Pläne zur vorzeitigen Rückkehr der nach Südlibanon deportierten Palästinenser, mit leisen Versprechen Israels Gesten guten Willens in den besetzten Gebieten zu zeigen und einem Entgegenkommen Washingtons in der Frage der US-Beziehungen zur PLO. Dazu kamen vage Hinweise auf einen baldigen "Durchbruch", einen bevorstehenden "Wendepunkt" bei den Verhandlungen und eine US-Einladung, die "innerhalb von Tagen oder Wochen" an alle Beteiligten ergehen soll.
So wurde Optimismus verbreitet - zumindest bis zu der bevorstehenden US- Visite der Regierungschefs Ägyptens und Israels. Spätestens dann aber werden konkrete Daten und Schritte erwartet. Schließlich haben alle Seiten ihr großes Interesse unterstrichen, möglichst bald an den Verhandlungstisch zurückzukehren. wz (Jerusalem)
GROSSKROTZENBURG. Einen Videofilm von der Abschlußfete nach der Flurbegehung im Sommer 1992 zeigen die Landfrauen am Dienstag, 2. März, ab 19.30 Uhr im Theodor-Pörtner-Haus.
Einen Tag später beginnt um 14 Uhr in der Gaststätte Baader in Hanau die Jahreshauptversammlung des Bezirksvereins. jur
rds BONN. Trotz der sich in Westdeutschland abzeichenden Verschärfung der Rezession bleibt nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) in den neuen Bundesländern die Grundstimmung der Unternehmen für 1993 noch positiv. Das berichtet DIHT-Hauptgeschäftsführer Franz Schoser unter Hinweis auf den enormen Nachholbedarf im Osten bei der innerbetrieblichen Umgestaltung und der Modernisierung der Produktionsanlagen. "Überschnelle Lohnanpassungen" an das West- Niveau drohten allerdings die sich abzeichnenden Fortschritte zunichte zu machen. "Rund 50 Prozent der Industrieunternehmen sehen sich existentiell gefährdet", zitiert Schoser aus der Umfrage bei 20 000 west- und 5000 ostdeutschen Firmen. Auf jeden Fall weiter abnehmen werde die Beschäftigung jenseits von Elbe und Werra.
Einen absoluten Tiefstand haben im Westen die Erwartungen vor allem im verarbeitenden Gewerbe erreicht. "Hier sind die zuversichtlichen Urteile abgestürzt", meint Schoser im Vergleich zur vorausgegangenen Umfrage im Herbst. Gerade noch zehn (zuvor 18) Prozent der Industrieunternehmen seien zuversichtlich, mehr als die Hälfte (Herbst ein Drittel) der Befragten rechne mit einer Konjunkturverschlechterung. Eine ähnlich miese Stimmung herrsche in der Bauwirtschaft und - mit Einschränkungen - auch im Handel und bei den Dienstleistungen. Dagegen sei in Ostdeutschland der Erwartungshorizont - allerdings auf niedrigerer Basis - heller. Ein Drittel der Unternehmen dort sei positiv gestimmt, knapp die Hälfte gehe von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, 20 Prozent erwarteten eine Verschlechterung der Lage. Besonders die großen Industriefirmen mit ihren traditionellen Ostmärkten befänden sich in einer kritischen Situation. Das gelte in erster Linie für die ehemaligen Großkombinate des Maschinen- und Anlagebaus sowie der Chemie.
Für Westdeutschland sagt die Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern einen deutlichen Rückgang der Investitionen voraus. Ursachen seien die geringeren Absatzchancen und der Einbruch bei den Erträgen. Auch die ständigen Diskussionen über höhere Steuern und Abgaben verunsicherten die Investoren zunehmend. Der "Wirtschaftsstandort Deutschland" werde immer kritischer bewertet, besonders im Ausland. Als Belastung empfinden die Befragten in den alten Ländern nicht zuletzt die Arbeitskosten. "Auch bei den moderateren Lohnabschlüssen 1993 bleibt das bereits erreichte Lohnkostenniveau ein wesentlicher Grund für die sinkenden Beschäftigungsabsichten." In der ehemaligen DDR stünden die Erwartungen über ein sich verringerndes Tempo des Arbeitsplatzabbaus unter dem Vorbehalt stärkerer lohnpolitischer Zurückhaltung.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband beurteilt die Lage nicht ganz so pessimistisch wie die vom DIHT befragten Firmen. Ein sehr scharfer Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten sei nicht zu befürchten, heißt es im monatlichen Konjunkturbericht der Bonner Organisation.Neue Frist im Stromstreit läuft Verfassungsgericht will Antwort von Ost-Kommunen bis 1. März
has FRANKFURT A. M. Langsam, aber sicher scheint das Bundesverfassungsgericht im Streit über die ostdeutsche Stromversorgung mit seiner Geduld am Ende zu sein. Die roten Roben haben den 164 Kommunen in den neuen Bundesländern, die gegen den 1990 mit der letzten DDR-Regierung ausgeheckten Stromvertrag juristisch vorgegangen sind, eine Frist bis zum 1. März zur Rücknahme der Verfassungsbeschwerden gesetzt. Würden bis dahin entsprechende Antworten eintrudeln, könnte ein in langen Verhandlungen ausgetüftelter Kompromiß verwirklicht werden. Gegen die sogenannte "Verständigungslösung" laufen aber noch immer einige Gemeinden Sturm. Bleibt nur eine Kommune bei ihrer Beschwerde, ist im übrigen der gesamte Kompromiß hinfällig.
Jene Städte und Gemeinden aufzulisten, die um jeden Preis an ihren Beschwerden festhalten wollen, ist momentan kaum möglich. Zu verworren ist die Situation. Das bestätigt auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Eine Sprecherin der Organisation glaubt allerdings, daß Bad Salzungen und Heiligenstadt "wild entschlossen" seien, hart zu bleiben. Des weiteren berichtet die Agentur dpa unter Berufung auf Jürgen Gnauck, Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, die Stadt Pößneck im Osten des Bundeslandes werde an ihrer Klage gegen den Stromvertrag festhalten. Das habe ihm Bürgermeister Michael Roolant (CDU) bestätigt. Die vom Bundesverfassungsgericht gesetzte Frist bis 1. März zeigt, daß die Institution endlich Bewegung im Stromstreit sehen will. Die Rechtsexperten vom VKU vertreten im übrigen die Meinung, es handele sich "im strengen juristischen Sinne nicht um eine Frist". Auch wenn eine Kommune eine Woche später ihre Beschwerde zurückziehe, könne das Verfahren noch beendet werden.
Der Marburger Rechtsanwalt Peter Becker, der in dem Zwist die Interessen von immerhin 146 Städten und Gemeinden vertritt, rechnet derweil "fest damit", daß trotz aller Streitereien die "Verständigungslösung wirksam wird". Scheitere diese an der Haltung einzelner Kommunen, so warnt er, werde dies "insbesondere die Stromseite erfreuen", womit er auf die Haltungen der westdeutschen Energiekonzerne - darunter RWE, Bayernwerk und Preussenelektra - anspielt. Diese wären dann nach Meinung von Becker in der Auseinandersetzung um den Stromvertrag "den Schwarzen Peter los". Und dies, obwohl "die Stromseite" den geplanten Kompromiß "ja keineswegs einhellig" begrüße, was der kürzlich bekanntgewordene Brief der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW) erkennen lasse (siehe FR vom 9. Februar). Becker betont ferner, das Verfassungsgericht würde über den Stromvertrag "wohl erst gegen Jahresende entscheiden". Die Zeit arbeite aber gegen die Kommunen.
LANGEN. Das Kulturamt der Stadt bietet wieder eine Studienreise in die Türkei. "Auf den Spuren der Hethiter" werden die Teilnehmer vom 13. bis 27. September wandeln.
Die Stationen der Reise sind Mittelanatolien, das Pontische Gebirge, Kappadokien und Langens Partnerstadt Tarsus. Das Ganze kostet rund 2 000 Mark. Da Türkei-Interessierte, die bei der ersten Reise nicht zum Zuge kamen, bevorzugt werden, gibt es nur wenige Plätze. Wer mehr wissen will, meldet sich unter Telefon 203 124. dac
OFFENBACH. Der Magistrat ließ im Kaiserlei 34 Plakattafeln der Deutschen Volksunion (DVU) von den Laternenmasten in der Strahlenberger Straße abhängen.
Die als rechtsextrem eingestufte DVU kandidiert in Offenbach weder für das Stadtparlament noch für den Umlandverband und kann deshalb auch auf Offenbacher Gemarkung keine Wahlwerbung betreiben, erklärt Magistratssprecher Matthias Müller.
Außerdem hat das Darmstädter Verwaltungsgericht in einem Rechtstreit zwischen der Stadt Offenbach und der Partei der Republikaner entschieden, daß Wahlplakate nicht an Laternenmasten befestigt werden dürfen.
Der Magistrat ließ deshalb die "REP- Werbung" und auch Plakate von den Grünen von den Laternen im Stadtgebiet holen.
Matthias Müller, der auch Wahlamtsleiter ist, sagt: "Offenbar sind die Plakate von Mitgliedern der DVU Frankfurt aufgehängt worden, die mit der Geographie der Region nicht vertraut sind. Die DVU Frankfurt kann ihre Plakate im Betriebshof des Tiefbauamtes abholen."
In jedem Fall muß sie die Kosten der Aktion bezahlen. Die Rechnung wird der DVU in den nächsten Tagen zugeschickt, sagt Müller. lz
HAMBURG, 25. Februar. In der Hamburger Bürgerschaft ist es am Mittwochabend zu einem Eklat gekommen. Nach einem demonstrativen Auftritt der Grünen-Abgeordneten gegen Kürzungen im Bereich der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) wurde die gesamte Fraktion für den Rest des Abends aus dem Plenum ausgeschlossen. Es war der erste Fall dieser Art in der Nachkriegsgeschichte der Hamburger Bürgerschaft.
Zu dem Eklat war es während einer Rede von Sozialsenator Ortwin Runde (SPD) gekommen. Plötzlich standen die neun Frauen und Männer der Grünen/ GAL auf und stellten sich in hellblauen T-Shirts vor das Plenum. Auf den T-Shirts stand die Forderung: "Gegen Armut und Arbeitslosigkeit in Hamburg. Wir fordern Haushaltsmittel sofort zum Erhalt aller ABM-Projekte." Der amtierende Vizepräsident Hans-Joachim Meissner (SPD) unterbrach daraufhin die Sitzung, der Ältestenrat trat zusammen. Dort soll ein Sozialdemokrat die Ansicht vertreten haben, die Grünen täten mit ihrer Mißachtung des demonstrationsfreien Parlamentsraums das gleiche wie vor sechzig Jahren die nationalsozialistische SA. Wegen "gröblicher Verletzung der Ordnung des Hauses" wurde die Fraktion der Grünen/GAL dann ausgeschlossen.
Die Betroffenen protestierten "schärfstens" gegen dieses Vorgehen. Sie erwarten insbesondere eine Entschuldigung von denjenigen Mitgliedern des Ältestenrats, die die Demonstration mit Nazi-Aktionen verglichen hatten. Das sei "nicht nur eine infame Unterstellung, sondern eine Verharmlosung des Nazi-Terrors".
MAIN-KINZIG-KREIS. Durch eine Veränderung der Organisationsstrukturen und durch inhaltliche Vorgaben hat die rot-grüne Landesregierung einen Großangriff auf das gegliederte Schulwesen gestartet. Dieser Ansicht ist die Vorsitzende der "Bürgeraktion Freie Schulwahl", Gigi Romeiser, die dieser Tage bei einer Veranstaltung der Frauen-Union über das neue hessische Schulgesetz referiert hat.
Wie die Rednerin sagte, faßt das Gesetz mit seinen 190 Paragraphen acht Einzelgesetze zusammen und setzt völlig neue politische Akzente. So habe künftig der Schulträger bedeutend mehr Entscheidungskompetenzen.
Gigi Romeiser zitierte in diesem Zusammenhang den hessischen Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD): "Wie im neuen hessischen Schulgesetz ausdrücklich abgesichert, bleibt die Verantwortung für die Gestaltung der äußeren Schulorganisation den Schulträgern selbst überlassen." "Entscheidungen von oben herab," so Holzapfel weiter," werde es nicht mehr geben.
Nach Auffassung von Gigi Romeiser haben sich die Schulträger jedoch andererseits an den Bestimmungen des Hessischen Schulgesetzes zu orientieren, wonach Haupt- und Realschulen zu einer organisatorischen und pädagogischen Einheit mit obligatorischer Förderstufe zusammengefaßt werden sollen. Das Gymnasium verkomme durch die Aufhebung des Eignungsgrundsatzes zu einer Masseneinrichtung mit dem erkennbaren Ziel, daraus Einheitsschulen zu machen. Diesem Zweck diene offensichtlich auch die Vereinheitlichung der Stundentafel und der Lehrpläne. Weiter heiße es im Gesetz: "Wenn die örtlichen Verhältnisse es zulassen, ist die Errichtung von Gesamtschulen zu fördern".
Die Einheitsstundentafeln, so Frau Romeiser weiter, kürze für alle hessischen Schulkinder in den Klassen 1 bis 10 den wöchentlichen Unterricht um je zwei Stunden. Zusätzlich fielen durch Lehrermangel insgesamt 60 000 Stunden pro Woche in Hessen aus.
In den Klassen 5 bis 10 könnten darüber hinaus einzelne Fächer zu Lernbereichen zusammengefaßt werden. Dadurch müßten Lehrer in Fächern unterrichten, für die sie nicht ausgebildet seien, kritisiert Gigi Romeiser. Fachfremder Unterricht, bisher eine Notmaßnahme, werde gesetzlich festgeschrieben. Dies komme einer Bankrotterklärung des staatlichen Schulwesens gleich.
Neu in dem Gesetz ist nach Auskunft von Frau Romeiser die Schulkonferenz als Entscheidungsgremium mit Zuständigkeiten unter anderem für eine Abweichung von der Stundentafel, für die Zusammenfassung von Fächern zu Lernbereichen, für Art, Umfang und Beginn der Leistungsdifferenzierung in Förderstufen und Gesamtschulen und für einen Verzicht auf Ziffernoten.
Die Schulkonferenzen sind mit Lehrern auf der einen, sowie Eltern und Schülern auf der anderen Seite paritätisch besetzt. Damit werde die Gesamtkonferenz ausgeschaltet und das Elternmitbestimmungsrecht unterlaufen. Da die Schulkonferenzen von Schule zu Schule unterschiedliche Entscheidungen treffen könnten, werde der Schulwechsel innerhalb Hessens und möglicherweise sogar innerhalb einer Stadt unmöglich gemacht, warnte die Rednerin ihre christdemokratischen Zuhörerinnen.
Letztlich entscheide dieses Gremium - die Schulkonferenz - über das Niveau der einzelnen Schule. Frau Romeiser sieht in den Änderungen dennauch eindeutig "einen Schritt in Richtung Einheitsschule." are
Impulse setzen und neue Wege beschreiben. Für Werbespezialisten, Medienfachleute und die werbetreibende Industrie soll der 6. Deutsche Kommunikationstag - gleichzeitig 1. Kommunikationskongreß für Europa - ein Gradmesser für die Branche sein.
Zwei Leitmotive ziehen sich wie ein roter Faden durch die Tagung vom 16. bis 18 Mai 1994 in Frankfurt: "Wunderwelt Wirklichkeit" und "Zukunft der Medien". Einer der Referenten, so wünschen zumindest die Veranstalter, könnte hierbei der US-amerikanische Vizepräsiedent Al Gore sein. Er habe mit seinem Buch "Wege zum Gleichgewicht" neue Denkansätze verfaßt. "Wir haben aber noch keine Zusage", sagt Lutz Weidner vom Deutschen Kommunikationsverband.
"Unsere Wirklichkeit ist konstruiert, von Menschen gemacht", beschreibt Detlev Wehnert, Geschäftsführer der Deutschen Kommunikationstag GmbH, die Ausgangsidee der Tagung, die nicht nur Fachleuten zugängig sein soll.
Der Veranstalter erwartet etwa 2000 Teilnehmer aus Deutschland und Europa. Der Etat liegt nach Angaben Wehnerts bei mehr als zwei Millionen Mark. Die Stadt leiste hierbei keinen finanziellen Beitrag. hu
Die Entführung des elfjährigen Mädchens am Freitag vergangener Woche aus dem Sachsenhäuser Lettigkautweg in den Taunus wird möglicherweise ohne strafrechtliche Konsequenzen bleiben. Hubert Harth, Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, erklärte auf Anfrage, bei der Vernehmung des Entführers seien "Zweifel an dessen strafrechtlicher Verantwortung entstanden".
Der 46jährige habe "wirres Zeug erzählt". Seine Behörde erwäge deshalb, den Mann von einem Psychiater untersuchen zu lassen. Gegebenenfalls müsse danach ein Richter über die Einweisung des Patienten in eine Fachklinik entscheiden.
Nach Aussage des Oberstaatsanwaltes gibt es bislang keine Hinweise darauf, aus welchem Motiv der 46jährige das Mädchen morgens gegen 8 Uhr auf dem Schulweg in sein Auto gezerrt hat. Der Mann habe das Kind sexuell nicht belästigt. Auch die Erpressung eines Lösegeldes scheide als Grund für die Tat aus.
Der 46jährige hatte das Mädchen letztes Jahr bei einem Sommerurlaub im Spessart kennengelernt. Das Kind verbrachte damals die Ferien im Landschulheim der Stadt auf der Wegscheide.
Er verschleppte das Kind aus Sachsenhausen ins "Waldhotel" bei Oberreifenberg. Dort ließ er sich nach einigen Stunden durch das "Betteln" (Harth) der Elfjährigen erweichen und gestattete dem Mädchen, seine Eltern in Sachsenhausen anzurufen. Die Entführte gab am Telefon eine ungefähre Beschreibung von ihrem Aufenthaltsort.
Danach suchte der 46jährige gemeinsam mit dem Kind das Hotelrestaurant auf und wartete dort auf das Eintreffen der Polizei. Knapp sechs Stunden nach der Enführung hatte die Fahndung der Bad Homburger Polizei nach dem Fahrzeug des 46jährigen Erfolg: Der Wagen wurde auf einem Parkplatz vor dem Hotel entdeckt. Die Festnahme in dem Hotel war nur noch Formsache. Der 46jährige ist bereits am vergangenen Wochenende in Frankfurt in Untersuchungshaft gegangen. habe
NEU-ISENBURG. Zur "Diagnostik bei Morbus Crohn/Colitis ulcerosa" referiert am Mittwoch, 3. März, ein Offenbacher Magen-Darm-Spezialist als Gast der Neu- Isenburger Selbsthilfegruppe von Betroffenen dieser chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe tauschen sich bei den Treffen an jedem ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr in der Isenburger Bansamühle, Bansastraße 29, Erfahrungen und Probleme aus. fra
Was lange währt, wird endlich gut: Richtfest für Feuerwehrhaus in Petterweil
KARBEN. Eine Planung mit - kostenträchtigen - Hindernissen liegt hinter der Stadtverwaltung. Nun aber geht es mit dem Bau des Feuerwehrgerätehauses im alten Ortskern von Petterweil zügig voran. Am Donnerstag wurde Richtfest gefeiert. Einen Neubau mußte sich die Feuerwehr "abschminken". In dem nunmehr auch von der Denkmalbehörde akzeptierten Umbau finden aber immerhin zwei Fahrzeuge, ein Einsatzleitwagen und Nebenräume Platz.
Im September 1990 hatte die Stadtverwaltung eine Bauvoranfrage an das Kreisbauamt gerichtet und für den begehrten Neubau an der Stelle des alten Gerätehauses ein Jahr später sogar eine Abrißgenehmigung und den positiven Vorbescheid für den Neubau erhalten. Dann tauchte das erste große Problem auf. Der Tausch mit einem Nachbargrundstück mißglückte. Für den Neubau in der Schloßstraße war nicht genug Platz. Das zweite Problem ergab sich alsbald: die Denkmalbehörde stemmte sich gegen den Abriß des alten Gebäudes. Es wurde zum schutzwürdigen Denkmal erklärt. Die Stadt mußte wohl oder übel auf den Neubau verzichten und konnte nur im Rahmen der Vorgaben der Denkmalbehörde das "Innenleben" des alten Gebäudes umgestalten. Die Stadt plante neu, und am 25. August vorigen Jahres traf auch die Baugenehmigung ein. Einen Monat später rückten die Baufirmen an und prompt ergab sich ein weiteres Problem. Das alte Haus stand nicht auf gewachsenem Mutterboden. Das Gelände war lediglich mit Geröll und Schutt aufgefüllt worden. Die Stadt mußte ein Bodengutachten einholen, die Statik neu berechnen und die Fläche lagenweise mit Schotter und Kiessand auffüllen und verrichten. Es war auch nicht möglich, Streifenfundamente zu verwenden. Es mußte eine durchgehende Bodenplatte mit entsprechender Bewehrung gegossen werden. Die Nutzflächen des Altbaus von nur 110 Quadratmetern ließen sich in der Neuplanung immerhin um 130 Quadratmeter vergrößern. Es entstehen eine große Fahrzeughalle für zwei Löschfahrzeuge, die Garage für den Einsatzleitwagen, ein Geräte- und ein Umkleideraum sowie Duschen und Toiletten in dem neuen Teil. Im Altbau entstehen auf zwei Stockwerke verteilt Schulungsräume, ein Büro und die Küche. Die gesamten Baukosten werden nach Angaben der Stadtverwaltung 725 000 Mark betragen. hm
FRIEDBERG. Der Arbeitskreis Sucht Wetterau, ein Zusammenschluß von 23 Selbsthilfegruppen, beteiligt sich an der Suchtwoche des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) vom 28. Februar bis zum 5. März.
Mitglieder des Arbeitskreises wollen einige Wetterauer Schulklassen besuchen, um die Schülerinnen und Schüler über ihre eigenen Erfahrungen mit Drogen und über die Arbeit mit Suchtkranken zu informieren. Am 5. März, dem "Tag der Suchthilfe vor Ort", bietet die Psychosoziale Beratungsstelle Friedberg von 8 bis 12 Uhr eine Telefonberatung unter Tel. 0 60 31 / 44 88 an. Unter dieser Telefonnummer sowie bei der Jugend- und Drogenberatung des Wetteraukreises, Tel. 0 60 31 / 8 34 16, sind auch sonst Informationen über Hilfsmöglichkeiten bei Suchtgefahren und über die Treffen der zahlreichen Selbsthilfegruppen erhältlich.
Die Anonymen Alkoholiker Friedberg treffen sich mittwochs um 20 Uhr und freitags um 20.15 Uhr in der "Knospe" an der Seewiese. Die Angehörigengruppe der Anonymen Alkoholiker trifft sich mittwochs um 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum, Kaiserstraße 116. Die Anonymen Alkoholiker Bad Nauheim kommen regelmäßig montags um 20 Uhr in der Burghofklinik, Burgallee 22, zusammen. ieb
Darmstadt steht auch an diesem Wochenende im Zeichen des Reitsports. Nachdem sich vor Wochenfrist die internationale Dressur-Elite ein Stelldichein in der Halle des Reiterhofs Kranichstein gab, sind bereits seit gestern die Springreiterinnen und Springreiter zugange. Von den gemeldeten Startern muß nur Jörg Münzner (Mühlen), Mitglied der österreichischen Silber-Equipe bei den Sommerspielen von Barcelona, wegen der Verletzung seines Pferdes absagen, wird aber als Besucher zugegen sein. Angeführt wird die Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Olympiasieger Ludger Beerbaum (Buchloe).
Prüfungsbeginn ist heute um acht Uhr mit einem M-Springen mit Stechen. Die erste Qualifikation zum Großen Preis am Sonntag beginnt heute um zwölf Uhr. Um 16 Uhr schließt sich "Ride & Bike", ebenfalls mit einer Vorprüfung, an. Höhepunkt des Freitags ist eine Springprüfung der Klasse M/A als Qualifikation zur UPS-Champions-Trophy (ab 17.30 Uhr), die mit 1500 Mark dotiert ist. Zusammen mit der zweiten Prüfung am Samstag (ab zehn Uhr) und dem UPS-Finale am Sonntag (12.30 Uhr) beträgt die Gesamtprämie hier alleine schon 13 500 Mark. Das Preisgeld im Großen Preis von Mercedes Benz als dem Höhepunkt und Abschluß der großen vier Springreiter- Tage von Kranichstein am Sonntag ab 15 Uhr wurde gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt (von 7000 auf 13 000 Mark).
"Wir erwarten von heute an ein ausverkauftes Haus", so Axel Sperlich, der Chef- Organisator vom Darmstädter Reiterverein (Reservierungen sind noch unter Telefon 0 61 51 / 71 89 60 möglich). FR
BAD ORB. Während die Bundesregierung ihre Städtebauförderung streicht, kommt vom Land Hessen sogar noch ein Nachschlag: Die Orber dürfen ihr mit Landesmitteln gefördertes Sanierungsgebiet vergrößern. Von dem Programm "einfache Stadterneuerung" hat schon in den vergangenen Jahren nicht nur die Stadt profitiert. Bislang konnten 35 private Grundeigentümer ihre Wohnbausanierung mit Hilfe erklecklicher Zuschüsse verwirklichen.
Bürgermeister Hugo Metzler (CDU) spricht denn auch von "sichtbaren Erfolgen" in der Altstadtsanierung, die in dem Heilbad in den vergangenen Jahren kontinuierlich vorangetrieben worden sei. Die Bad Orber, reich an erhaltenswerten historischen Gemäuern, machten ausgiebig vom Angebot des Hessischen Ministeriums für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz Gebrauch.
Für städtische Projekte fließen aus Wiesbaden 75 Prozent der als förderungswürdig anerkannten Kosten, wenn die Stadt das übrige Viertel übernimmt. So konnten laut Metzler "wesentliche strukturelle Verbesserungen" erreicht werden. Profitiert hätten besonders Heppengasse, Solgasse, Kanalstraße, Freihof, Obertorstraße und das Gebiet des Parkplatzes "Holzhof". Nur durch das Programm sei so manches altehrwürdige Haus vor dem Abriß bewahrt worden und bleibe als Zeuge der Orber Vergangenheit erhalten.
Das wiederum ist indirekt auch eine Förderung des Orber Lebensnervs, des Fremdenverkehrs. Nicht minder wichtig ist für den Magistrat der Kurstadt, daß nicht bloß idyllische Ansichten alten Fachwerks konserviert wurden, sondern hinter den prächtigen Fassaden "ein zeitgemäßer Wohnstandard" einkehrte.
Die Mitarbeiter des Stadtbauamtes haben ausgerechnet, daß bisher rund fünf Millionen Mark mit Hilfe des Sanierungsprogramms investiert wurden. Auch sie ziehen das Resümee, daß die bis heute realisierten Projekte sich für das gesamte städtebauliche Bild der Altstadt als förderlich erwiesen hätten.
Laut Metzler hat die Stadt beharrlich immer wieder versucht, das zuschußberechtigte Sanierungsgebiet zu erweitern. Nach einer städtebaulichen Untersuchung habe das Ministerium diesem Antrag nun entsprochen. Das genehmigte Erweiterungsgebiet umfaßt einen Teil des Marktplatzes einschließlich der südlich gelegenen Wohnbaufläche Pfarrgasse und Kirchgasse sowie das Revier zwischen Schiffershof und Marktplatz. Das Ministerium hat zur Bedingung gemacht, daß Projekten, die der Schaffung und Erhaltung von Wohnraum dienen, der Vorrang eingeräumt wird. Der Magistrat hat den entsprechenden Bewilligungsbescheid aus Wiesbaden akzeptiert. lex
HATTERSHEIM. Die Christ-Königsgemeinde Okriftel und die Frauen-Union haben für den nächsten Seniorenstammtisch am 2. März im Gemeindesaal ein Programm zusammengestellt. Nach dem Kaffeeklatsch, der um 15 Uhr beginnt, zeigt das Modegeschäft Eisel die neue Frühlingskollektion. Außerdem tritt das Ballett des CCM Hattersheim auf. schu
THORSTEN STEUBESAND ist auf der jüngsten Vollversammlung des Stadtjugendrings im Amt des Vorstandssprechers bestätigt worden. Auch MAREN SCHLEICHER als Kassiererin übt ihren Posten weiter aus. Stellvertretender Vorstandssprecher ist jetzt HANS-JOCHAIM HIRSCHFELD, Schriftführer MARC KAISER. Zu den konkreten Projekten, die der Stadtjugendring in diesem Jahr plant, gehören weiterhin regelmäßige Disco- Abende im Jugendkeller "Charisma" im Bürgerzentrum, das erste Treffen der Anti-Faschismus AG am 26. Februar um 19 Uhr im Jugendkulturzentrum Selzerbrunnen und das Pfingstfestival am 30. Mai, ebenfalls im JuKuZ.
SELIGENSTADT. Politik und Kultur präsentieren die Frauen der SPD am heutigen Freitag, 26. Februar, im kleinen Saal des Riesen. Von 20 Uhr an stellen sich die Kandidatinnen für den Kreistag und die Stadtverordnetenversammlung vor. Dazu serviert die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) einen Auftritt der Kabarettistin Hilde Wackerhagens.
An der Diskussion über Politik in Stadt und Kreis werden sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Zapf, die SPD-Landtagsabgeordnete Haidi Streletz, Schuldezernentin Adelheid Tröscher sowie andere erfahrene beziehungsweise neue Politikerinnen beteiligen. Bei der Veranstaltung sind auch Männer willkommen, die sich über die Inhalte und Ziele der Sozialdemokratinnen informieren möchten. aim
KRONBERG. Der Protest gegen die mögliche Unterbringung von Asylbewerbern auf dem Gelände der ehemaligen "Villa Mumm" wird immer lauter: Götz Vollmann, Anwohner der Eichenheide, fordert Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) zum Rücktritt auf und hat erboste Briefe nach Wiesbaden und Bonn geschickt. Und 196 Anwohner aus dem Gebiet Oberer Aufstieg/Dettweiler Straße haben eine ablehnende Resolution verfaßt und sie an Magistrat und Parteien verschickt.
Der Tenor beider Aktionen ist der gleiche: Gerade die "Villa Mumm" sei zur Unterbringung von 300 Asylbewerbern nicht der richtige Ort. Wie berichtet, sind Kreß und der Kreisbeigeordnete Peter Barkey (FDP) bei der zuständigen Ministerin Iris Blaul (Grüne) bislang mit ihren Plänen auf Widerstand gestoßen, weil die Ministerin Konflikte mit den etwa 50 zur Zeit dort untergebrachten minderjährigen Flüchtlingskindern befürchtet. Götz Vollmann aus der Eichenheide ist nun mit seiner Rücktrittsforderung an Kreß nach vorne geprescht - wohlgemerkt ohne die Unterstützung der Resolutions-Unterzeichner. Vollmann bezeichnete es als "stillos und nicht den demokratischen Spielregeln entsprechend", daß Kreß und Barkey ihre Pläne über die Presse und nicht im Parlament bekanntgegeben hätten. In einem Fax hat er Ministerpräsident Hans Eichel gestern aufgefordert, zum Telefon zu greifen und "Ihre Kronberger Genossen zu fragen, was mit Herrn Kreß los ist". Auch an Björn Engholm hat er geschrieben. Er vermutet "abgekartetes Spiel" zwischen Kreß und Blaul: "Die spielen sich doch nur gegenseitig die Bälle zu."
Vollmann befürchtet, daß die Ministerin nach der Wahl die Flüchtlingskinder aus dem Haus wegnehmen und damit den Weg für eine Asylbewerberunterkunft freimachen will. Seiner Meinung nach solle Kreß "lieber kreativ nach anderen Standorten" Ausschau halten - in seinen Augen wären da zum Beispiel die Alte Grundschule oder auch der Rathausgarten geeignet, vielleicht auch die Ausbildungsstätte der Deutschen Bank.
Die beiden Initiatorinnen der Resolution und der Unterschriftensammlung wollten sich an Vollmanns Vorstoß nicht beteiligen: "Das ist uns zu schnell. Wir wollen erst mal die Wahl abwarten", meinte eine der beiden zu FR. "Wir hoffen darauf, daß sich die Mehrheiten ändern. Die CDU hat uns schon ihre Unterstützung zugesagt." Nicht einmal mit Namen wollen die beiden zur Zeit in Erscheinung treten. Anders Roswitha Vollmann, Ehefrau von Götz Vollmann, und Ursula Neumann, die mit ihrem Mann in der Gärtnerei des "Mumm"-Geländes wohnt. Sie haben die Resolution unterschrieben, und sie sagen auch warum: Zuviele Asylbewerber auf einmal, Angst vor der Kriminalität der Asylbewerber untereinander, Angst um Eigenheime und Eigentumswohnungen. "Die Anwohner fürchten um ihre Sicherheit", heißt es klipp und klar im Resolutionstext, und sie "haben Angst vor Drogentourismus und Beschaffungskriminalität". Außerdem sei die Verkehrsbelastung der Dettweiler Straße jetzt schon sehr hoch, wegen des Verkehrs zum Ausbildungszentrum der Deutschen Bank. Die "sozialen Spannungen", die sie aus der Nachbarschaft von Asylbewerberheim und Einfamilienhäusern befürchten, würden sich wohl "auf Dauer kaum freundlich austragen lassen".
Für Ursula Neumann gibt es noch einen anderen Grund, warum sie gegen den Standort "Villa Mumm" ist: "Mein Mann und ich wohnen so schön dort oben auf dem Gelände", sagt sie, "ich will nicht aus dem Fenster auf diese Container gucken müssen." Für "ausländerfeindlich", betont sie, hält sie sich nicht, aber "asylantenfeindlich" könne man schon werden, wenn man sich ansehe, "welches Maß an Problemen diese Menschen in unser Land gebracht haben." Ihre Ansicht: "Vielleicht sollte jeder Lichterketten-Demonstrant einen Asylantragssteller daheim aufnehmen - das würde das Problem von Container-Gettos erst gar nicht aufkommen lassen." esi
HOCHTAUNUSKREIS. Wegen Ermittlungen und Aufräumarbeiten nach einem Brand im Kreiswehrersatzamt Eschborn finden bis 5. März keine Musterungen statt. Dies teilte Bundeswehrverwaltung gestern mit.
SCHWALBACH. Soviel Polizei wie gestern sahen die Schwalbacher schon lange nicht mehr. Das haben sie allerdings nicht dem Engagement der CDU zu verdanken, die sich vehement für eine eigene Schwalbacher Polizeistation stark macht. Vielmehr kamen die Ordnungshüter im Schlepptau zweier SPD-Promis: des ehemaligen Parteivorsitzenden Hans- Jochen Vogel und Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt. Von beider Wahlkampfauftritt am Donnerstag vormittag bekamen allerdings nur die wenigsten Bewohner der Vordertaunusstadt überhaupt etwas mit. Gerade mal eine Viertelstunde bewegte sich der Troß vors Rathaus - einkaufende Frauen und herumtollende Kinder blickten ihnen kaum nach.
Klar hätten die Genossen den bekannten Parteifreund aus Bonn lieber zu einer Abendveranstaltung nach Schwalbach geladen. Doch im Terminkalender Vogels, der genau drei Tage für den hessischen Wahlkampf veranschlagte, blieb zwischen Auftritten in Groß-Gerau, Wiesbaden und an der Bergstraße nur der Vormittagstermin.
Auch der geplante Besuch in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) mußte ausfallen. Denn ein hessicher Staatssekretär aus dem Sozialministerium legte bereits vor sechs Jahren fest, um mögliche Polarisierungen zu vermeiden, sei die HGU vier Wochen vor einer Stimmabgabe aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Die SPD löste das Problem: Sie bat HGU-Leiter Volker Möser zum Gespräch mit Vogel ins Rathaus.
"Klingt ganz ähnlich wie in Rostock-Lichtenhagen", sagte der vielgereiste Gast, als Rathauschef Horst Faeser (SPD) von den chaotischen Zuständen vor und in der HGU im vergangenen Sommer berichtete. Die Brille abgenommen mit leicht gerötetem Gesicht lauschte Vogel den Schilderungen Hohmann-Dennhardts und Faesers, die rechts und links von ihm Platz genommen hatten. Und er warf Locker-Launiges ein, als Faeser von der Niederlage der Stadt vorm Verwaltungsgerichtshof wegen der Überbelegung der HGU berichtete, weil ein formeller Fehler unterlaufen war: "Wer hat denn das nur wieder übersehen". Als Faeser schilderte, ein Ordnungsgeld von 50 000 Mark sei im Fall der Überbelegung dem Land angedroht worden: "Eine versteckte Gemeindefinanzierung also." Und als er dann erfuhr, daß das Geld ans Justizministerium geflossen wäre, zu Hohmann-Dennhardt gewandt: "Das Geld kriegst also du. . ."
Doch der Prominente aus Bonn ist abgeklärt genug, auch Lücken einzuräumen: "Ich bitte um Nachsicht, ich verstehe alles nur teilweise. Was steht drin in dem Vergleich (den die Stadt beim Bau der HGU mit dem Land abschloss - d. Red.)?" Wie die Bevölkerung auf die Gemeinschaftsunterkunft reagiere, will er zudem von Faeser wissen, um dann zu konstatieren: "Ich komme ja doch ziemlich viel 'rum, eine Stadt, die sich so kooperativ zeigt, Respekt . . . - wieviel Einwohner hat die Stadt?"
Ein Heimspiel für den Politprofi. Kämpfen ist kein Thema in den sorgfältig verplanten drei Stunden seines Aufenthaltes in Schwalbach. Im Gegenteil: Er holt sich Informationen von der Basis, gibt umgekehrt Wissen zurück. Stärkend und motivierend wirke das, "hoffe ich zumindest", spricht's und schaut in die strahlenden Gesichter der Genossinnen und Genossen. Die haben derweil neben ihm in der "Mutter Krauss" Platz genommen. Klar, sie kennen ihn alle von verschiedenen Veranstaltungen. Und das "Genossen-Du" deutet auf einen engen Kontakt zum ehemaligen Spitzenmann der Partei. Doch den gibt es im Alltag längst nicht. Der Draht in die Bundestagsfraktion läuft dann doch eher über Karsten Voigt, den Bundestagsabgeordneten vor Ort.
Die Kontakte zur Basis pflegt Vogel, der seit 1958 im politischen Geschäft ist und für den nächsten Bundestag nicht mehr kandidiert, nicht nur in Wahlkampfzeiten. "Ich versuche immer präsent zu sein. Und wenn mich einer fragt, ob es Gemeinden über 5000 Einwohner in den alten Bundesländern gibt, wo ich noch nicht war, fällt mir keine ein, und in den neuen Bundesländern wird das allmählich genauso." In Schwalbach war der 67jährige Sozialdemokrat zum drittenmal. "Aller guten Dinge sind Drei", lacht Vogel.
SUSANNE HOERTTRICH
Als unsachlich und nicht der Realität entsprechend bezeichnet der Leiter des Amtes für Wohnungswesen, Klaus Miehrig, die Behauptung des FDP-Spitzenkandidaten Hans-Joachim Otto, der Magistrat verzögere die Erhebung der Ausgleichsabgabe. Otto sei offenbar entgangen, daß die Abgabe gegenwärtig noch gar nicht erhoben werden dürfe, meint Miehrig.
Der Amtsleiter räumt ein, daß die hohe Zahl unzustellbarer und fehlerhaft ausgefüllter Fragebögen die Arbeit zwar hemme, er gehe aber davon aus, daß die betroffenen Haushalte die Bescheide noch vor Beginn der Leistungspflicht am 1. Juli erhalten werden. hu
Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr). - Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr). - C'est la vie: Kein Pardon (15.30, 18, 20.30, Sa.: 22.45 Uhr). - Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Alarmstufe: Rot (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr). - Kino II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr). - Kino III: Kevin allein in New York (15), Bitter Moon (17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23 Uhr). - Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Eine Familie zum Knutschen (16 Uhr), Sister Act (19.45 Uhr), Delicatessen (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.45 Uhr), Alarmstufe: Rot (17.30, 20.15 Uhr, Sa. 22.30 Uhr). - Zeitlos: In einem Land vor unserer Zeit (15.30 Uhr), Sneakers - Die Lautlosen (17.15, 19.45 Uhr), Die Commitments (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Kein Pardon (20.30 Uhr, So.: 15.30, 18 und 20.3 Uhr).
Casino: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr).
Hanau. "Kultur gegen Haß und Gewalt", mit den Bands "Scarlet" und "Susu Bilibi", 20 Uhr, Schweinehalle.
"Hexenjagd" von Arthur Miller, 19.30 Uhr, Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Jazzkeller Philippsruher Allee, "Life is not a party", 21 Uhr.
Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41): Gedichte von Ernst Jandl.
Rodenbach. "Endspurt", Komödie von Peter Ustinov, Aufführung der Theatergruppe Characters, 19.30 Uhr, Bürgertreff Oberrodenbach. Wahlveranstaltungen Maintal. "Global denken, lokal handeln - Wattkiller-Kabarett", Veranstaltung der SPD, 20 Uhr, Bürgerhaus Bischofsheim.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Selbsthilfegruppe Alleinerziehender, 15 bis 17 Uhr, Gemeindehaus Steinheim, Ludwigstraße 29.
Vereine Großkrotzenburg. Planwanderung der Wanderfreunde Edelweiß, Treffpunkt 17 Uhr, Kahler Straße am Friedhof. Verschiedenes Hanau. "Tag der offenen Tür" im Waldorfkindergarten, 10 bis 15 Uhr, Philippsruher Allee 46.
"Stoppt die Nazis jetzt - in Hessen", Demonstration gegen rechts, 16 Uhr an der Stadthalle.
Rodenbach. Rodenbacher Skat-Pokalmeisterschaft, 14.30 Uhr Bürgerhalle.
Langenselbold. Dia-Multivisions-Show "Australien - Traumreise mit dem Campmobil", 20 Uhr, Klosterberghalle. Sonntag
Kulturmix Hanau. Ausstellungseröffnung Skulptur und Zeichnung von Albrecht Glenz, 16 Uhr, Schloß Philippsruhe.
"Der Vogelhändler", Operette, 20 Uhr, Stadthalle.
"Hexenjagd", von Arthur Miller, 19.30 Uhr, Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Maintal. Jugendkonzert, 15.30 Uhr im ev. Gemeindezentrum Dörnigheim.
Konzert der evangelischen Kirchengemeinde Hochstadt, "Paulus" von F. Mendelssohn-Bartholdy, 20 Uhr in der Kirche.
Bad Soden Salmünster. Frühkonzert mit dem Akkordeon Orchester Neuhof, 10 Uhr, Konzerthalle. Wahlveranstaltungen Maintal. Caféhaus Musik für Senioren, Veranstaltung der SPD, 16 Uhr, TG Turnhalle Bahnhofstraße.
Langenselbold. Frühschoppen der CDU, 11 Uhr, Gaststätte am Kinzigsee.
Bruchköbel. Bürgerspräch/Frühschoppen der CDU, 10 Uhr, Butterstadt, Feuerwehrgerätehaus.Verschiedenes Hanau. 13. Hanauer Schallplattenbörse, 11 bis 17 Uhr, Stadthalle.
Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr, Auf dem Wingertskippel.
Ronneburg. Terrier-Ausstellung, 10.30 Uhr, Mehrzweckhalle.
HOCHHEIM. Im Kursus "Meditation und Entspannung" sind noch Plätze frei. Die Veranstaltung im Altenwohnheim, die wegen der Wahl auf Samstag, 13. März, verlegt werden mußte, möchte unterschiedliche Medidationstechniken vermitteln. Der Kursus beginnt um 10 Uhr. Anmeldungen unter der Telefonnummer 06146 / 6 16 66. schu
Beim BC Wiesbaden wird hinsichtlich der Ambitionen des A-Jugend-Teams beim Vierer-Turnier um die hessische Meisterschaft nicht tiefgestapelt. "Die Zeichen stehen auf Sieg. Wir wollen durchmarschieren", gibt Basketball-Abteilungsleiter Kröhl die Parole aus. Die beiden Erstplazierten werden in die Regional-Meisterschaft einziehen und stehen damit auf dem Sprung in die Endrunde um den deutschen Titel. Auch der MTV Kronberg rechnet sich noch Chancen aus, zumal die Kronberger am Wochenende als Gastgeber in der Altkönigschule (Le-Lavandou-Straße) fungieren. Weiterhin bewerben sich die Teams von Eintracht Frankfurt und ACT Kassel um den Titel und den Einzug ins Regional- Turnier.
Nachdem die Wiesbadener das Ausscheidungs-Turnier für sich entschieden haben, dürfen sie sich auch in Kronberg gute Chancen ausrechnen. Im Vor-Turnier besiegten sie den MTV mit 82:58 deutlicher als erwartet. Zur Neuauflage dieses Duells kommt es bereits am Samstag um 15.30 Uhr. Eine Überraschung stellt die Qualifikation der Frankfurter Eintracht für das Endturnier dar. "Wir hatten Gießen erwartet", erklärt Kröhl, der die Frankfurter ohne ihren Vorjahres-Star Goran Leko nicht allzu stark einschätzt. Mit dem ACT Kassel haben die Wiesbadener noch ein "Hühnchen" zu rupfen, denn dieses Team warf den BCW vor zwei Jahren aus dem Wettbewerb.
Trainer Günter Steppich rechnet sich gute Chancen aus, mit dieser A-Jugend, die als die stärkste Wiesbadener Vertretung seit Jahren gilt, auf regionale Ebene vorzudringen. Er kann in Kronberg aus dem vollen schöpfen und baut insbesondere auf die Regionalliga-Spieler Philipp Jessen, Helge Jordan und Tomislav Tropsek. Mit intensivem Training bereitete Steppich sein Team auf die anstehende Aufgabe vor.
Etwas enttäuscht waren die Kronberger nach ihrer deutlichen Niederlage gegen den BCW schon. Auch das MTV- Team ist mit Regionalliga-Kräften bestückt. Frank Brunnbauer und Oliver Nahlen sollen in eigener Halle den Grundstein für eine Leistungssteigerung legen.
ALLE SPIELE DER HESSENMEISTERSCHAFTS-ENDRUNDE (Halle der Altkönigschule, Le-Lavandou-Straße in Kronberg).
Samstag, 15.30 Uhr: MTV Kronberg - BC Wiesbaden, 17.30 Uhr: Eintracht - ACT Kassel.
Sonntag, 11 Uhr: MTV Kronberg - Eintracht Frankfurt, 13 Uhr: BC Wiesbaden - ACT Kassel, 15.30 Uhr: ACT Kassel - MTV Kronberg, 17.30 Uhr: Eintracht - BC Wiesbaden. jbp
JERUSALEM, 25. Februar (wz/Reuter/ AP). Unter absoluter Geheimhaltung haben der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres zusammen mit hochrangigen Militärs eine "Friedenslandkarte" ausgearbeitet, auf der im Detail jene Gebiete der Golanhöhen verzeichnet sind, die Israel bereit ist, "im Austausch für einen vollständigen Frieden" mit Syrien aufzugeben. Das berichtete die israelische Zeitschrift Jerusalem Report in ihrer jüngsten Ausgabe.
Nicht einmal US-Außenminister Warren Christopher, der am Donnerstag nach Genf weiterflog, habe während seines Aufenthaltes in Jerusalem von dem Dokument erfahren, das zum Schlüssel bei weiteren Verhandlungen mit Damaskus werden könnte, hieß es. Erst bei seinem für den 15. März geplanten dreistündigen Treffen mit US-Präsident Bill Clinton wolle Rabin seine Vorschläge präsentieren. Sollte Rabin in dem Dokument tatsächlich "einen wesentlichen israelischen Rückzug" von den Golanhöhen versprechen, so meinte die Zeitschrift, "dann würden die Verhandlungen mit den Syrern schnell in den höchsten Gang geschaltet" und sich hauptsächlich um vier Punkte drehen: die Art des Friedens, die Sicherheitsvorkehrungen auf beiden Seiten der Grenze, den Zeitplan für den Rückzug sowie die Zukunft der israelischen Siedlungen auf dem Golan.
Die USA zogen nach Angaben der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) Vorschläge von US-Außenminister Warren Christopher vom Mittwoch zur Lösung des Streits um die von Israel deportierten Palästinenser zurück. Das PLO-Führungsmitglied Yassir Abed Rabbo sagte am Donnerstag in Tunis, die USA hätten dies getan, da Israel nicht mit ihnen einverstanden sei. Nach Angaben Rabbos bestanden die Vorschläge aus einer Verpflichtung Israels, die UN- Resolution 799 umzusetzen und dementsprechend schnelle Vorkehrungen für die Rückkehr der 396 deportierten Palästinenser zu treffen sowie in Zukunft keine Palästinenser mehr auszuweisen.
BUTZBACH. Am nächsten Montag soll die Bürgerinitiative gegen den Bau des Waldfriedhofes gegründet werden. Und zwar ab 19 Uhr im Bürgerhaus und nicht, wie bereits gemeldet, um 20 Uhr. Bei dem Treffen sollen die Vorschläge gebündelt werden, mit denen die BI den Bau des Waldfriedhofes verhindern will.
Wie berichtet, hatte das Stadtparlament von Butzbach in der vergangenen Woche mit der Mehrheit von CDU und SPD den neuen Friedhofsstandort oberhalb der Waldsiedlung beschlossen. Gegen diese Pläne sind jetzt schon 50 Bürger, wie die BI mitteilt.
Die Bürgerinitiative will am nächsten Montag die Gelegenheit nutzen, um den Politikern bei der um 20 Uhr im Bürgerhaus beginnenden Bürgerversammlung die Meinung zu sagen. Die BI: "In dieser Bürgerversammlung ist es hoffentlich umgekehrt wie in der Stadtverordnetenversammlung: Da haben die Bürgerinnen und Bürger das Wort, und die Damen und Herren Politiker hören zu." str
EGELSBACH. Fast zwei Stunden dauert das Video, das der Hobbyfilmer Dieter Schroeder über Egelsbacher Ereignisse der Jahre 1990 bis 1992 angefertigt hat. Auf dem Weihnachtsmarkt führte er es vor und war erstaunt: Die Egelsbacher rissen sich nach dem Video. 40 Kassetten hat Schroeder bereits verkauft, und immer noch rufen weitere Interessenten bei ihm an. Am morgigen Samstag zwischen 9 und 12 Uhr bietet Schroeder seine Kassetten deshalb an einem Infostand am Kirchplatz feil.
Schon ist ein Nachfolger "Egelsbacher Bilderbogen II" in Arbeit, der in drei Themenkreisen das Leben im Ort 1993 unter die Lupe nimmt. Die Episode "Karneval" ist bereits fertig, ferner will sich Schroeder mit der ortsansässigen Industrie befassen und eine Episode "Rund ums Rathaus" drehen. fra
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Sorge, daß Politikverdrossene am 7. März lieber zu Hause bleiben als wählen gehen oder ihre Stimme verbittert über die "Etablierten" gar den "Republikanern" geben, treibt CDU-Kreistagsfraktionschef Roland Koch zehn Tage vor der Wahl am meisten um. So "sicher in bewegten Zeiten", wie die Wahlslogans auf der Stellwand-Kulisse bei der Pressekonferenz christdemokratisches Regierungspatronat loben, scheint sich die CDU ihres guten Abschneidens nicht zu sein. Träfe die Knute der Nicht- und Protestwähler doch zuvörderst sie, und am Ende reichten die so heiß umworbenen Stimmen für eine bürgerliche Mehrheit aus CDU und FDP wieder nicht aus.
Klare Mehrheitsverhältnisse halten Koch und Spitzenkandidat Landrat Jochen Riebel aber gerade in den anstehenden mageren Zeiten für bitter nötig. Denn spätestens wenn Hessen über den neugeregelten Länderfinanzausgleich mehr Geld für die Länder in der Ex-DDR abgeben muß, werden das auch die Kreise und Kommunen eklatant am Geldbeutel zu spüren bekommen: "Bei wechselnden Mehrheiten wird bei allem nur noch ein Minimalkonsens möglich sein." Gegenseitige Zugeständnisse, um für eigene Wünsche die Mehrheit zu bekommen, seien künftig nicht mehr finanzierbar. "Die Wähler müssen sich für eine Richtung entscheiden", fordert Koch, damit der Kreistag klare haushaltspolitische Entscheidungen treffen könne. Ebenso wie Riebel wäre ihm auch eine Koalition mit FDP und FWG recht. Habe die doch bereits in schulpolitischen Fragen gut funktioniert. Koch hat jedoch wenig Hoffnung, gebe es doch "bisher keine Anzeichen", daß sich die FWG auf feste Absprachen einlassen will. "Bisher haben sie sich immer in der Mitte durchlaviert."
Das Thema große Koalition weist die Führungsriege mit Verweis auf die "gravierenden" Unterschiede in der Schul- und Sozialpolitik zwar entschieden zurück, doch ein eindeutiges "Nein" ist weder von Koch noch von Riebel oder dem Kreisvorsitzenden Horst Lutze zu hören. "Wir wollen sie unter keinen Umständen, aber letztlich entscheidet der Wähler, was wir tun müssen." Ein Bündnis mit den "Republikanern" schließen die Christdemokraten jedoch "eindeutig" aus: "Jede Stimme für radikale Parteien ist eine verlorene Stimme."
Im Endspurt vor dem alles entscheidenden Tag werfen die Führungsstrategen der Christenunion nochmals ihr ganzes Gewicht in die Waagschale: Wahlkampf von 6.30 Uhr bis 21 Uhr und dazu noch der "Nebenjob" als Landrat, umreißt CDU-Chef Lutze das "harte Dasein" seines Spitzenkandidaten. Die Arbeit der vergangenen Legislaturperiode lohne den Werbeaufwand, um Stimmen zu gewinnen. Drei DIN A 4-Seiten füllt die landrätliche Leistungsbilanz. Oben an die "solide" Fianzpolitik. Im Gegensatz zu vielen Kreisen und kreisfreien Städten habe es Riebel bisher immer geschafft, einen gedeckten Haushalt vorzulegen. Weitere "persönliche Anliegen" Jochen Riebels: die Akademie Main-Taunus, die für Verwaltungskräfte aus den neuen Bundesländern Seminare und Hospitanzen anbietet; der Ausbau der Kliniken; Riebels Mitarbeit am Rhein-Main-Verkehrsverbund; nahezu 20 Bau- und Sanierungsarbeiten an Schulen und öffentlichen Gebäuden; die Privatisierung des Kreisaltenheims oder die Fusion der Sparkassen des Hoch- und Main-Taunus-Kreises, der Radwegeverkehrsplan und nicht zuletzt die Kreishausgespräche als intellektuelles Bonbon Riebelscher Kulturpolitik. ana
ROSBACH. Ein wahrer Geldregen ist auf das Rathaus niedergegangen. Bürgermeister Reinhold Medebach kann, nachdem jetzt das Rechnungsergebnis für das Jahr 1992 vorliegt, 2,3 Millionen Mark mehr als ursprünglich geplant auf das, wie er in einer Pressekonferenz sagte, "Sparbuch der Stadt" legen, das heißt, vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt überführen. Insgesamt stehen nunmehr 3,8 Millionen Mark als freie Finanzspritze für künftige Investitionen zur Verfügung.
Der Geldsegen setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Rosbach als Wohnsitzgemeinde nicht unvermögender Bürger konnte deutlich mehr Einkommensteueranteile einnehmen als erwartet. Außerdem sprudelte die Gewerbesteuer, weil die Betriebe vor zwei Jahren, das ist der Bemessungszeitraum, kräftig verdient hatten. Diese Steuermehreinnahmen belaufen sich laut Medebach auf 1,5 Millionen Mark.
Damit nicht genug. Bei den Ausgaben hatte der Bürgermeister im vorigen Jahr mehr als eine Million Mark einsparen können, fast die Hälfte davon im Personalbereich, weil, wie Medebach sagte, Stellenneubesetzungen nach Qualität und nicht nach Quantitat vorgenommen wurden.
Die Zuführung zum Vermögenshaushalt von 3,8 Millinen Mark ist ein Rekord innerhalb der letzten zwanzig Jahre.
Der Bürgermeister ist deshalb optimistisch, die großen Investitionen der nächsten vier Jahre finanzieren zu können, wenn auch nicht ohne die Aufnahme von Darlehen.
Geplant sind unter anderem innerhalb der nächsten vier Jahre der Neubau einer Sporthalle in Rodheim (8 Millionen Mark), die Sanierung der Sportanlage Ober-Rosbach (eine Million), und die Sanierung der Kläranlage (8 Millionen) sowie die Sanierung der Altortsstraßen und die Erschließung von Neubaugebieten in Ober-Rosbach und Rodheim (die finanziell neutral sind, weil städtische Vorleistungen von den Anliegern erbracht werden müssen).
Im Rechnungsabschluß von 1992 steht ein Betrag von 8,6 Millionen Mark an Haushaltseinnahmeresten. Diese große Summe setzt sich nach Angaben des Bürgermeisters aus städtischen Forderungen nach der Erschließung des Neubaugebietes Obergärten und des Gewerbegebieteszusammen sowie aus geplanten Summen für den Umbau der Kläranlage, die zurückgestellt werden mußten, weil das bisherige Ausschreibungsergebnis nicht befriedigt hatte und eine neuerliche Ausschreibung erfolgt ist.
Trotz des günstigen Ergebnisses und trotz der bevorstehenden Kommunalwahl macht das Stadtoberhaupt kein Hehl daraus, daß die Haushalte für Friedhofs-, oder Kindergartengebühren nicht ausgeglichen sind und in Zukunft vom neuen Parlament "maßvoll" an die Ausgaben angeglichen werden müßten. hm
FLÖRSHEIM. Die Stadt beginnt in nächster Zeit, Roterlen, Eschen, Kopfweiden und andere Bäume in Weilbach zu pflanzen. Die Bäume ersetzen die Pappeln, die in der Vergangenheit abgesägt wurden. Die Neulinge erfüllen laut Magistrat ökologische Aufgaben und bieten Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. schu
HANAU. Zu einer Demonstration gegen rechts ruft ein Bündnis von "demokratischen und antifaschistischen" Gruppen für Samstag, 27. Februar, ab 16 Uhr an der Hanauer Stadthalle auf. Die Kundgebung richtet sich vor allem gegen die Republikaner, die für diesen Tag eine Versammlung in der Hanauer Stadthalle geplant hatten. Nachdem diese Veranstaltung vom Verwaltungsgericht Frankfurt und vom Verwaltungsgerichtshof in Kassel untersagt worden ist, weisen die Ausrichter der Demonstration darauf hin, daß die Gefahr von rechts deshalb noch lange nicht gebannt sei. Das höchste hessische Verwaltungsgericht hat in seiner Begründung am Mittwoch in Kassel eine bemerkenswert eindeutige rechtliche Bewertung der Politik der Republikaner vorgenommen. Das Gericht hält es für wahrscheinlich, "daß sich die geplante Wahlveranstaltung nicht im Rahmen der Rechtsordnung und damit der politisch erlaubten Mittel halten wird, daß es bei der Nutzung der Stadt- halle zu Rechtsverstößen kommt, die der Partei zuzurechnen sind." Konkret werfen die Verwaltunsgrichter den Republikanern Volksverhetzung vor und sehen die "erhebliche Gefahr, daß durch Redner bei der geplanten Veranstaltung erneut gegen diesen Straftatbestand verstoßen wird".
Reden sollen auf der morgigen Veranstaltung gehalten werden von Vertretern der Grünen, der Bruchköbeler Jusos, des Vereins der Arbeiter aus der Türkei, des kurdischen Kulturvereins, des Aktionskomitees gegen Rassismus und Faschismus aus München, der sozialistischen Arbeitsgruppe Hanau und des Arbeitskreises Asyl in Erlensee. Die Kundgebung wird von musikalischen Beiträgen umrahmt. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören außerdem die Hanauer Initiative Familie und Jugend, die Großauheimer Jusos, die Nicaragua-Initiative Hanau, der Stadtschülerrat Hanau und die VVN Main-Kinzig.
Der VVN erinnert im Zusammenhang mit der Demonstration und der Kommunalwahl an den Reichstagsbrand und die Kommunalwahl vor 60 Jahren. Trotz des Wahlterrors der Nazis sei die NSDAP am 12. März 1933 nur "hauptsächlich auf Kosten bürgerlicher Parteien zum ersten Mal ins Hanauer Parlament" gekommen. Es gelte, den Anfängen zu wehren. are
Von Eberhardt an Baden-Württemberg/ VollschutzDeponiesanierung nur mit VollschutzGewerbeaufsicht hält Filtermasken bei Bauarbeiten in Malsch nicht für ausreichendjoe. HEIDELBERG. Für die weitere Sanierung der Sondermülldeponie in Malsch südlich von Heidelberg hat das Gewerbeaufsichtsamt in Mannheim strenge Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Alle Arbeiter, die beim Bau einer riesigen Dichtwand rund um die Deponie beschäftigt werden sollen, müssen Vollschutzanzüge tragen und aus einer Entfernung von rund 300 Metern mit "umgebungsunabhängiger Druckluft" versorgt werden. Dies gilt auch für die Führerkabinen der Baumaschinen, die eingesetzt werden. Die für die Sanierungsarbeiten verantwortliche Sondermüllbetriebsgesellschaft (SMB) des Landes Baden-Württemberg wehrte sich mit einem Widerspruch beim Regierungspräsidium Karlsruhe gegen die Auflagen. Doch die Behörde bekräftigt den Standpunkt der Gewerbeaufsicht. Da man nicht wisse, mit welchen Stoffen im Einzelnen man konfrontiert werde, wolle die Behörde den sicheren Weg gehen, erklärte die Pressesprecherin der des Regierungspräsidiums. Mit der geplanten Dichtwand soll die Malscher Deponie, in der unter anderem größere Mengen Dioxin lagern - ohne das man genau weiß wo - "eingekesselt" werden, um zu verhinderen, daß weiterhin Hangwasser von der Ostflanke her in das Abfallager einströmt, um dann, teilweise hochbelastet, an der Ostseite wieder aus der Deponie herauszufließen. Derzeit wird dieses Sickerwasser aufgefangen. Es ist schwer entsorgbar, teilweise wird es, nach einer gewissen Vorreinigung, in den Kläranlagen der Umgebung aufgenommen, ein Teil der giftigen Rückstände wird in England verbrannt.
Die Dichtwand wird über 800 Meter lang und stellenweise bis in eine Tiefe von 55 Metern reichen. Die Kosten werden zur Zeit mit 35 Millionen Mark veranschlagt. Die Kosten für den erhöhten Arbeitsschutz werden nach Schätzungen des Gewerbeaufsichtsamtes rund 500 000 Mark betragen. Bei der SMB rechnet man außerdem mit einer gravierenden Verlängerung der der Bauzeit und einer Erhöhung der Baukosten, die ihr Geschäftsführer Klaus Günther allerdings nocht nicht beziffern wollte. Die Gesellschaft halte die behördlich verfügten Sicherheitsvorkehrungen für "unangemessen," erklärte er, es gebe keinerlei Hinweise für eine Gefährdung der Arbeiter. Der Baubeginn, der ursprünglich schon Angang März geplant war, werde sich durch die verschärften Arbeitsschutzbedingung voraussichtlich um einen Monat verzögern.-E
cri FRANKFURT A. M. Die günstigsten Schätzungen des Werkzeugmaschinenbauers Maho veranschlagen den Verlust im laufenden Geschäftsjahr in der AG auf 45 Millionen Mark. Dieses Resultat dürfte jedoch schwer zu erreichen sein. Der konjunkturelle Gang in dieser schon seit nunmehr zwei Jahren stark gebeutelten Branche zeigt auch in den kommenden Perioden eher weiter abwärts. Einschränkend fügt das Pfrontener Unternehmen in seinem Zwischenbericht denn auch hinzu, daß "die Auswirkungen im Falle eines weiteren Markteinbruches" sowie "unvorgesehener Entwicklungen bei den Tochtergesellschaften" in der Prognose nicht berücksichtigt seien.
Im ersten Semester des bis Ende Juni laufenden Turnus fiel in der AG bereits ein Verlust von 26 Millionen Mark an, in der Gruppe liegt er "darüber". Dort war in der Vorperiode ein Minus von 157 Millionen Mark aufgelaufen. Die Schieflage des Unternehmens hatte einen Kapitalschnitt nötig gemacht. Mit den kreditgebenden Banken wurde ein rigides Sanierungsprogramm vereinbart.
Der Auftragseingang sank in der ersten Hälfte des laufendes Geschäftsjahres um 27 Prozent auf 130 Millionen Mark. Das Orderpolster schrumpfte um 16 Prozent auf nur noch 50 Millionen Mark, der Umsatz knickte um ein Viertel auf 140 Millionen ein.
zba BERLIN, 25. Februar. Die "Arbeitsgruppe Regierungskriminalität" der Berliner Staatsanwaltschaft hat eine weitere Anklage gegen einen Mauerschützen erhoben. Angeklagt ist der heute 55jährige ehemalige Stützpunktleiter der DDR- Grenztruppen, Klaus K., wegen Totschlags und versuchten Totschlags. Laut Anklageschrift hat K. 1962 den 17jährigen Flüchtling Ottfried Reck aus Berlin getötet.
Der Tankwartlehrling hatte seinerzeit mit einem drei Jahre älteren Freund versucht, in einen Lichtschacht der unterirdisch durch Ost-Berlin fahrenden S-Bahn zu steigen. Im S-Bahn-Tunnel hatten sie zur nächsten Weststation Humboldthain laufen wollen. Mit "mindestens einem Feuerstoß aus einer Maschinenpistole der Marke Kalaschnikow aus einer Entfernung von zirka 27 Metern" habe K. "tödliche Folgen" für die Flüchtenden in Kauf genommen, wirft ihm die Anklage vor. Erschwerend ist nach Ansicht von Beobachtern, daß K. auf Menschen geschossen habe, die das Fluchtvorhaben aufgegeben hätten und "in das eigene Hinterland zu entkommen" suchten.
Nach den inzwischen veröffentlichten Unterlagen ergibt sich folgendes Bild: Am 27. November 1962 versuchten die beiden Jugendlichen gegen 18.30 Uhr das Gitter über dem Schacht aufzubrechen. Zu dieser Zeit näherte sich Stützpunktleiter Klaus K. mit zwei Soldaten. Die Jugendlichen hätten daraufhin "die Flucht ergriffen", heißt es in der "Operativen Tagesmeldung" Nr. 093/62 ("Geheime Verschlußsache") der DDR-Armee. "Da die beiden Jugendlichen auf Anruf nicht stehenblieben, machte der diensthabende Zugführer des Grenzabschnitts von der Schußwaffe Gebrauch. Durch die Anwendung der Schußwaffe konnte der R. (Reck, d. Red.) gestellt werden", meldete die Armee dem für Sicherheitsfragen zuständigen SED-Politbüromitglied Erich Honecker.
Laut Meldung feuerte K. vier Schuß ab. Zwei trafen Reck in den Oberkörper. Er verstarb drei Stunden später im nahegelegenen Polizei-Krankenhaus. "Der andere Täter konnte unerkannt entkommen", heißt es im Bericht. Dem Zugführer wurde bescheinigt: "Er handelte entsprechend den gegebenen Weisungen."
LANGEN. "Gute Nacht, Brummi!" - das würden die Anwohner der Südlichen Ringstraße gerne den Lastwagen wünschen, die nachts an ihren Haustüren vorbeidonnern. Deshalb liegt im hessischen Verkehrsministerium der Antrag auf ein Nachtfahrverbot, der bis Ende 1992 entschieden werden sollte. Jüngste Neuigkeit aus Wiesbaden: Minister Ernst Welteke (SPD) plant eine Anhörung vor Ort, um danach zu entscheiden.
Langen ist nicht die einzige Kommune, die von der rot-grünen Landesregierung ein Nachtfahrverbot erwartet. Das in der Koalitionsvereinbarung gegebene Versprechen, solche Anträge wohlwollend zu prüfen, hatte vielerorts Hoffnungen geweckt. Im Großraum Darmstadt geht es um drei Bundesstraßen: außer der B 486 sind es die B 26 und die B 426.
Da die nächtliche Sperrung von Straßen Auswirkungen auf die weitere Umgebung hat, ließ der Verkehrsminister das Regierungspräsidium in Darmstadt die Frage für die gesamte Region prüfen. Anschließend wurde ein Kriterienkatalog erarbeitet, um für alle Antragsteller eine einheitliche Marge zu haben.
Doch das reicht Welteke offenbar noch nicht. Nach Auskunft des Regierungspräsidiums soll noch in allen drei Orten (Langen, Darmstadt und Mühltal) eine öffentliche Anhörung mit Bürgern, Verbänden, dem Verkehrsgewerbe und allen anderen Betroffenen stattfinden, bevor eine Entscheidung fällt. Sie sollen sicherstellen, daß auch die "örtlichen Besonderheiten" in die Abwägung einfließen.
Langens Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) wertete den Bescheid aus Wiesbaden positiv. Er hoffe, daß der Minister nach der Anhörung ein Verbot für Lastwagen ausspreche. Der Anteil des Schwerverkehrs am Gesamtverkehr in der Südlichen Ringstraße sei zwar geringer als in anderen Kommunen, aber die Zahlen seien nicht allein ausschlaggebend.
Ein Termin für die Anhörungen steht noch nicht fest. dac
EGELSBACH. Drei Ferienfreizeiten für Behinderte bietet das Kreisgesundheitsamt an. Vom 24. Juli bis zum 7. August machen behinderte und nichtbehinderte Schüler/innen Ferien auf einem früheren Bauernhof im Naturpark Elbufer-Drawehn. Das ehemalige Rittergut "Schloß Heiligenhoven" im Bergischen Land ist Ziel einer Reise vom 27. Juni bis 11. Juli für körperbehinderte Erwachsene.
Vom 2. bis 23. September fahren Behinderte auf den "Dünenhof" auf der Insel Sylt.
Antragsformulare gibt es im Egelsbacher Sozialamt, Rathaus, Zimmer 10. fra
"Ein großer Schauspieler vermag es zu erreichen, daß wir einen Text neu und ganz anders erleben." Wenn ein Showtalent wie der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki begeistert ist, dann ist er das gewaltig. Er habe, so verkündete er in seiner Einleitung zur Kleist-Lesung von Bruno Ganz im Jüdischen Gemeindezentrum, seinerzeit, als er den Schauspieler in der Rolle des Prinzen von Homburg gesehen habe, die Figur ganz neu begriffen. "Das scheint mir wirklich große Schauspielkunst zu sein." Und deshalb hat er den Berliner Schauspieler überredet, das Programm ein wenig zu ändern und auch noch eine Passage aus dem zu Lebzeiten Kleists nicht aufgeführten Schauspiel zu lesen.
Für Reich-Ranicki gehört der Prinz von Homburg zu den bedeutendsten Texten der deutschen Literatur. Mit solch einer Einleitung war die Erwartung natürlich geweckt, die Meßlatte sehr hoch gesteckt. Bruno Ganz schien darüber nicht so erbaut. "Das hat man mir sehr kurz vorher in die Hand gedrückt." Und so wirkte der Vortrag, ein kurzer Ausschnitt aus dem von der Erkenntnis der Realität des Todes geprägten Dialog des Prinzen mit der Kurfürstin, doch etwas hastig improvisiert. Es ist offenkundig auch für einen Schauspieler wie Bruno Ganz nicht einfach, ad hoc in die Rolle eines idealistischen Prinzipienreiters zu schlüpfen.
Zuvor hatte Bruno Ganz nämlich die Legende "Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik" und den berühmten Essay über das Marionettentheater vorgetragen: Eine reine Freude, mitzuerleben, wie souverän der Schauspieler mit den ungeheuer komplizierten Satzgebilden umging, mit Körpergesten die Zäsuren unterstrich, gerade so, als handele es sich nicht um bis ins feinste Detail ausgeklügelte Konstruktionen, bei denen beim Lesen leicht der Überblick verloren geht. Die Klarheit, die logische Konsequenz des Kleistschen Satzbaus so selbstverständlich vorgetragen zu bekommen, das war ein Genuß besonderer Art.
Erstaunlich auch zu sehen, welche Massen sich zu dieser Kleistlesung einfanden. Das Zentrum der Jüdischen Gemeinde war übervoll, eine Reihe von Besuchern ergatterten nur mit Mühe noch einen Stehplatz.
Natürlich sind Texte wie der über das Marionettentheater nicht leicht zu konsumieren, das mag den Ausschlag dafür gegeben haben, daß Bruno Ganz zum Ende - "damit es nicht so traurig endet" - noch kurze Anekdoten vorlas, über die beiden berühmten englischen Boxer aus Plymouth und Portsmouth etwa, die sich mit gegenseitiger Respektsbezeugung gegenseitig totschlagen, oder der kurze Text über Johann Sebastian Bach: "Bach, als seine Frau starb, sollte zum Begräbnis Anstalten machen. Der arme Mann war aber gewohnt, alles durch seine Frau besorgen zu lassen; dergestalt, daß da ein alter Bedienter kam und ihm für Trauerflor, den er einkaufen wollte, Geld abforderte, er unter stillen Tränen, den Kopf auf den Tisch gestützt, antwortete: ,Sagt's meiner Frau.&rquote;" URSULA MAY
Tracy Austin überraschte auch in der zweiten Runde des 350 000-Dollar-Tennis- Turniers im kalifornischen Indian Wells. In ihrem zweiten Spiel bei ihrem Comeback nach einer dreieinhalbjährigen Pause schaltete die 30 Jahre alte US-Amerikanerin die an Nummer zwei gesetzte Bulgarin Katerina Maleewa 6:2, 2:6, 6:3 aus und erreichte damit das Achtelfinale. In der Runde der letzten 16 trifft sie auf die Niederländerin Stephanie Rottier.
Beim Frauenturnier in Linz (150 000 Dollar) schied die Stuttgarterin Christina Singer im Achtelfinale gegen die Schweizerin Manuela Maleeva-Fragnière mit 3:6, 3:6 aus. Damit sind noch die Heidelbergerin Wiltrud Probst und Silke Meier (Saarlouis)im Wettbewerb.
Beim mit 600 000 Dollar dotierten Turnier in Rotterdam hat Novacek (Tschechische Republik) die nächste Runde erreicht. Er besiegte den Niederländer Nijssen mit 6:2, 6:0. Kühnen-Bezwinger Kok (Niederlande) ist am Italiener Camporse mit 6:2, 6:2 gescheitert. sid/dpa
KASSEL. Rund 2780 neue Verfahren und annähernd 3000 Erledigungen: Das sind die wesentlichen Zahlen der gestern in Kassel präsentierten 92er Bilanz des hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH). Statistisch gesehen stiegen die Neueingänge gegenüber dem Vorjahr damit um rund 6,6 Prozent, die Zahl der unerledigten Verfahren wurde von 3640 im Jahre 1991 auf 3447 Ende 1992 verringert.
Hinter den "trockenen" Zahlen stehen teilweise Verfahren, die von erheblicher Bedeutung sind. So wird der VGH als zweite Instanz voraussichtlich im kommenden Mai über die Klagen von Hanauer Bürgern gegen die in den Jahren 1988 bis 1990 vom hessischen Umweltministerium erlassenen Teilgenehmigungen für die Herstellung von Kernkraft-Brennelementen entscheiden.
Um die Zulassung von Rettungsflügen in Hessen durch die Deutsche Rettungsflugwacht e. V. geht es in einem anderen Prozeß. Das zuständige Ministerium hat einen entsprechenden Antrag unter Hinweis auf "fehlenden Bedarf" abgelehnt. Tiefflüge von NATO-Flugzeugen stehen im Mittelpunkt von Verfahren, die von Privatleuten und dem Kreis Darmstadt- Dieburg eingeleitet wurden. Der VGH wird darüber zu befinden haben, ob und in welchem Ausmaß Tiefflüge über dem Kreis zumutbar und damit zulässig sind.
Mit einem kurios anmutenden Streit wird sich der 8. Senat zu befassen haben. Dabei geht es um den Ersatz einer 1000- Mark-Banknote durch die Deutsche Bundesbank. Der Kläger hatte weniger als die Hälfte des Scheines vorlegen können und zur Begründung behauptet, der Rest sei möglicherweise von einer seiner Ziegen, Schafe, Katzen oder einem der Hunde gefressen worden.
Sehr viel weitreichender sind die sogenannten Großverfahren, in denen unter anderem um den Bau von Autobahnen, Hochspannungsleitungen oder auch Nukleareinrichtungen gestritten wird. 77 solcher Verfahren stapeln sich noch im VGH. Das sind immerhin 14 weniger als Ende 1991.
Während in den ersten Instanzen die Zahl der Asylverfahren auch im vergangenen Jahr wieder deutlich anstieg (von rund 7925 auf weit über 8900), wurde in den Asylsenaten des VGH eine deutliche Entlastung registriert: Die Zahl der Neueingänge reduzierte sich dort im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel auf 266 - eine Konsequenz der Tatsache, daß auf dem Weg in die zweite Instanz inzwischen noch höhere Hürden aufgestellt wurden. Die drei Asylsenate des VGH konnten deshalb einen Teil der "Altbestände" abbauen: Während Ende 1991 noch 600 Verfahren anhängig waren, lagen Ende des vorigen Jahres "nur" noch rund 360 Asylverfahren (und damit über 40 Prozent weniger) auf dem Stapel.
Dafür sind in anderen Bereichen enorme Zuwachsraten verzeichnet worden. So wird wieder mehr um Studienplätze gestritten. Die Zahl der Neueingänge stieg 1992 gegenüber dem Vorjahr um fast 26 Prozent. Ungeachtet der insgesamt wieder gestiegenen Neueingänge wurde im Verwaltungsgerichtshof ein Trend zur kürzeren Verfahrensdauer festgestellt. Mit einem "kurzen Prozeß" sollte deshalb aber niemand rechnen.
ANNE RIEDEL
Um der hohen Fluktuation bei den Beschäftigten in der Stadtbücherei zu begegnen, will das Frauenreferat gemeinsam mit den Frauenbeauftragten die Möglichkeit eines alternativen Arbeitszeitmodells diskutieren. Dies ist ein Ergebnis einer Untersuchung, welche die Arbeitsbedingungen von drei typischen Frauenberufen analysiert und Vorschläge zu ihrer Verbesserung macht. Gegenstand der Untersuchungen waren die Beschäftigten in der Stadtbücherei, die Verkehrspolizistinnen und die Frauen in den Bedürfnisanstalten. Mit dieser Bestandsaufnahme folgte das Frauenreferat der Maßgabe des Frauenförderplans, der eine Analyse der Arbeitssituation in den Bereichen vorsieht, wo Frauen überrepräsentiert sind.
Wie aus dem jetzt veröffentlichten Magistratsbericht hervorgeht, wird für Hilfspolizistinnen derzeit von der Schule für Mode und Gestaltung eine Sommeruniform entworfen. Weiter votiert das Frauenreferat für regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen, in denen die Frauen den Umgang mit Aggressionen lernen sollen. "Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel" wird zudem eine Farb- und Stilberatung empfohlen.
Für die Toilettenfrauen war bereits 1991 eine tarifliche Höhergruppierung erreicht worden und damit die Möglichkeit eines Bewährungsaufstiegs. Während einer Fortbildungsveranstaltung hatte man die Frauen über Aspekte des Arbeitsrechts informiert und Fragen nach Arbeitsorganisation und dem Umgang mit Reinigungsmitteln thematisiert. sar
HAMMERSBACH. Rund 5800 Mark spendete die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) sozialen Institutionen und Initiativen. Das Geld stammt aus dem Erlös des sechsten Weihnachtsmarkts sowie Spenden.
1000 Mark flossen bereits im Januar an die Organisation "Sterntaler", die sich in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik Hanau bemüht, die Situation kranker Kinder und deren Eltern zu verbessern.
Die gleiche Summe spendeten die Frauen an die Initiative "Hilfe für Rußland" (Hilfru). Sie hat eine zehnjährige Partnerschaft für die Kinderkrebsstation eines Moskauer Krankenhauses übernommen.
Das Komitee für Grundrechte und Demokratie in Sensbachtal erhielt 1500 Mark für dringend benötigte Medikamente in Split in Kroatien.
Mit 1300 Mark unterstützte die AsF einen Kindergarten in Tansania, zu dem eines ihrer Mitglieder persönliche Kontakte pflegt. Kindern in den Slums von Haiti hilft die Initiative "Unsere kleinen Brüder und Schwestern", der die Hammersbacherinnen mit 500 Mark unter die Arme greifen.
Die gleiche Summe ging an das Altenheim der Arbeiterwohlfahrt in Bruchköbel für den Kauf von Gymnastikgeräten. "Auch dieses Mal haben wir uns eingehend vergewissert, daß alle Spenden zu 100 Prozent ihren Bestimmungsort erreichen", teilte die Arbeitsgemeinschaft abschließend mit. jur
Es sei dem Ansehen Frankfurts nicht eben zuträglich, sagt FR-Leser Walter K., daß der Kaisersaal seit November vergangenen Jahres nur noch zwischen 11 und 15 Uhr von Dienstag bis einschließlich Sonntag für die Öffentlichkeit zugänglich ist. "Montags ist er ohnedies geschlossen und auch zu den recht oft stattfindenden Empfängen seitens der Stadt" käme keiner rein.
Immer wieder komme es vor, daß Touristen zumindest um 15 Uhr noch mit einem Einlaß rechneten und verärgert abziehen, "weil sie meist am nächsten Tag nicht mehr da sind". Auch für Schulklassen, moniert der Leser, werde es "während der Unterrichtszeit am Vormittag zum Glücksspiel, den Saal zu sehen".
Es sei doch bedauerlich, angesichts der bevorstehenden 1200-Jahr-Feier der Stadt solche Einschränkung aufrechtzuerhalten. Der renovierte Saal mit seinen 52 Kaiser- und Königsdarstellungen, der Raum, in dem die Krönungsbankette stattfanden, die Paulskirchenversammlung die ersten Schritte zur deutschen Verfassung wagte, sei wohl "der historische Ort schlechthin". Ihm gingen durch die schma- len Öffnungszeiten schätzungsweise jährlich 30 000 Besucher verloren, sagt K.
Seitens der Kommunalverwaltung weiß man um den Kompromiß, der hier eingegangen werden mußte: Die Kosten für Aufsicht und Führungen hielten seit langem mit den Einnahmen nicht mehr Schritt, und so habe man auch hier einsparen müssen, sagt Ulrich Uebele, Leiter des Hauptamtes der Stadt.
Daß die Zeiten zu eng seien, wird von Eduard Hechler vom Verkehrsamt bestritten, bei dem sich Gruppen und Schulklassen unter 212-33240 zu Führungen anmelden können. Denn solche Führungen ("Im Grunde genommen kann das auch eine Einzelperson sein") seien, nach Voranmeldung, schon ab 9 Uhr bis 17 Uhr möglich, also vor und nach der offiziellen Öffnungszeit. Wer dazu einen geschulten Gästeführer haben will, der die Historie erläutert, zahlt 65 Mark "plus Mehrwertsteuer" für die 45 Minuten dauernde Führung. Die fremdsprachige Führung muß allerdings mit 75 Mark (plus Mehrwertsteuer) beglichen werden. -vau
Die dringend erforderliche Erweiterung und Sanierung der Frankfurter Universität wird sich möglicherweise erheblich verzögern, weil der Bund nicht mehr das nötige Geld für die Baumaßnahmen beisteuert. Dies räumte Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) nach einem Besuch der Johann Wolfgang Goethe- Universität ein. Vier Ausbau-Vorhaben hätten nun wesentlich schlechtere Chancen zur Realisierung, gab Ortleb als eine der Konsequenzen des am Mittwoch verabschiedeten 22. Rahmenplanes zur Hochschulausbauförderung in der Größenordnung von 1,68 Milliarden Mark bekannt.
Minister Ortleb nannte unter anderem das Zentrum für Buchwissenschaften, das nun gefährdet ist. Mit dem Neubau für die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche auf dem Depotgelände sollte ursprünglich im Herbst 1994 begonnen werden. Der Architektenwettbewerb für das Depotgelände ist seit mehr als drei Jahren entschieden, jetzt hat die Detailplanung für den Neubau hinter dem Depot begonnen. Das Gebäude soll die beengten Fachbereiche im Bockenheimer Kerngebiet entlasten und der Uni erlauben, ihre mehr als drei Dutzend angemieteten Dependancen im Westend aufzugeben.
Eine "Katastrophe" nannte es Unipräsident Klaus Ring, wenn der 22. Rahmenplan wirklich zur weiteren Verzögerung dieses wichtigen Projektes führen werde. Wenn diese Position fortgeschrieben werde, sei das Ergebnis für Frankfurt nicht zu tragen. Gleichwohl hoffe er auf den 23. Rahmenplan im kommenden Jahr.
In diesem Jahr waren bei der Hochschulbauförderung Projekte aus den alten Bundesländern zurückgestellt worden, um auch den Universitäten in den fünf neuen Ländern Chancen für den dringend erforderlichen Ausbau zu geben, erläuterte Ortleb in der Frankfurter Universität.
Außer für die Bebauung des Depotgeländes sieht Ortleb derzeit schlechtere Chancen für den Ausbau der Biologie am Niederurseler Hang und für zwei Großprojekte zur Sanierung und zum Ausbau des Hauses 23 der Uniklinik.
Unipräsident Ring nannte es "enttäuschend", wenn nun neue Projekte in den alten Bundesländern von der weiteren Förderung ausgeschlossen würden. Schließlich seien viele Gebäude der Goethe-Universität derart heruntergekommen, daß sie "fast physisch auseinanderfallen". Auch wenn man die Notwendigkeit eines Notprogramms für die neuen Bundesländer anerkennen müsse, dürfe es jetzt nicht zu einem "Verfall der Gebäudesubstanz" in den alten Ländern kommen. Schließlich wünschten die Frankfurter keine "Luxussanierung", sondern wollten endlich mal "funktionale Gebäude mit einer funktionalen Ausstattung" haben. luf
KARBEN. Ideen und Gedanken für die Betreuung von Kindern will die Initiativgruppe "Familienfreundliches Karben" auf ihrem nächsten Treffen am 18. März um 20 Uhr austauschen. Der Treffpunkt ist unter der Rufnummer 0 60 39 /4 27 88 bei Ute Weber-Schäfer zu erfahren. Weitere Themen an diesem Abend werden die Vorschläge sein, die von Bürgerinnen und Bürgern an die Gruppe, die als freie Wählerinitiative über die Liste der Grünen auch in das kommunalpolitische Leben in Karben integriert ist. Weitere Vorschläge können über den "Bürgerscheck" aus dem Karbener Grünspecht, der Wahlzeitung der Grünen und der unabhängigen Wählerlisten gemacht werden.
Dazu braucht er nur ausgefüllt an Ute Weber-Schäfer, Ramonvillestraße 26 in Karben 1, geschickt zu werden. cor
HATTERSHEIM. Der Jugendtreff Okriftel lädt vom 18. März an jeweils donnerstags zu einem Jungentag in die Mainstraße 48 ein. Neben dem Cafébetrieb wollen die Veranstalter "auch einige besondere Aktivitäten" anbieten, wie es in der Ankündigung der Stadtverwaltung heißt. "Einfach mal vorbeikommen", raten die Organisatoren. schu
NIED. Die Polizei sucht den flüchtigen Mario Capace. Der 26jährige Italiener soll am Faschingsdienstag bei einer Schlägerei gegen 1.30 Uhr vor der "Niddakampfbahn" mit einem Messer auf zwei 28- und 29jährige Männer eingestochen haben. Der Jüngere erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen.
Beschuldigt wird der wohnsitzlose Italiener von seinen drei an der Auseinandersetzung beteiligten Begleitern. Das Trio - einen Rumänen (22), einen Afghanen (28) und einen Deutschen (25) - nahm die Polizei bereits Stunden nach der Bluttat fest.
Nach ihren Aussagen waren die drei mit Capace nach der Messerstecherei mit einem VW-Golf in die Wohnung des Deutschen gefahren. Dort hätten die drei dem Italiener Vorwüfe wegen der Messerstecherei gemacht. Daraufhin sei es zunächst zu einer verbalen, später auch handgreilichen Auseinandersetzung zwischen Capace und ihnen gekommen.
Capace habe dann das inzwischen sichergestellte stilletähnliche Messer in der Wohnung versteckt und sei anschließend geflüchtet.
Der gebürtige Frankfurter ist etwa 1,76 Meter groß, schlank, hat schwarze, schulterlange Haare, die er meist zu einem Zopf zusammengebunden trägt. Zuletzt war er mit einer schwarzen Lederjacke und dunklen Jeans bekleidet.
Hinweise auf den mutmaßlichen Täter nehmen die Mordkommission (069 / 7 55 40 11), der Kriminaldauerdienst (069 / 7 55 40 40) oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. tos
Im Blickpunkt: Krieg in Ruanda 900 000 Menschen flüchteten
In Ruanda sind wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen der "Ruandischen Patriotischen Front" (FPR) 900 000 Menschen aus ihren Heimatorten geflohen. Französische Militärs befürchten, die von Uganda aus operierende Tutsi-Bewegung könnte schon bald die Hauptstadt Kigali einnehmen. Mehrere Nationen haben begonnen, ihre Staatsangehörigen zu evakuieren. Seit Beginn der neuen Offensive am 8. Februar sind die FPR-Kämpfer bis auf 50 Kilometer an den Regierungssitz herangerückt. Französische Elitetruppen, die die Regierung von Präsident Juvenal Habyarimana stützen, haben ihre Stärke auf 600 Mann verdoppelt und zusammen mit ruandischen Soldaten einen Verteidigungsring um Kigali gezogen, um sowohl die vorrückenden Aufständischen als auch die Flüchtlinge von der Hauptstadt fernzuhalten.
Französische Militärs beschuldigen Uganda, die FRP bei dieser Offensive mit Waffen und Logistik unterstützt zu haben. Möglicherweise hätten sogar reguläre ugandische Einheiten in die Kämpfe in Ruanda eingegriffen. Doch die Unterscheidung ist oft schwer, da viele der Aufständischen Tutsi-Flüchtlinge sind, die lange in den regulären ugandischen Streitkräften gekämpft haben. Auf Druck der Weltbank hat Uganda in den letzten Monaten auch begonnen, 60 Prozent seiner 70 000 Mann starken Armee zu demobilisieren. Im Dezember entlassene Soldaten, meinen Beobachter, hätten sich nun ebenfalls den ruandischen Rebellen angeschlossen.
Trotz eines verkündeten Waffenstillstands hört man selbst in Kigali den Donner schwerer Geschütze. Um Byumba, das die Rebellen eingenommen haben, und Ruhengeri, früher Ausgangspunkt für Besuche bei den berühmten Berggorillas, wird weiter gekämpft. Eine österreichische Entwicklungshelferfamilie in Ruhengeri saß drei Tage in einem kleinen Innenkorridor fest, während Maschinengewehrsalven ihr Haus durchsiebten und Granaten im Garten einschlugen. Nach mehr als 72 Stunden gelang es französischen Militärs, alle Ausländer aus Ruhengeri zu evakuieren. Die einst florierende Handelsstadt gleicht heute einem Trümmerhaufen.
Der alte Konflikt zwischen Tutsi- Minorität (der früheren Oberschicht des Landes) und dem Hutu-Mehrheitsvolk, der den Bürgerkrieg auslöste, hat nun auch wieder zu "ethnischen Säuberungen" in der Nordregion geführt. Die Entwicklungshelfer aus Österreich widersprechen aber der Behauptung der Regierung, daß die Tutsi-Rebellen größere Massaker an der Zivilbevölkerung begangen hätten. Allerdings wurden etliche Angehörige der Hutu-Elite, wie Richter, Bürgermeister und Verwaltungsbeamte, gezielt ermordet.
Etwa ein Sechstel der ruandischen Bevölkerung mußte aus den Kampfzonen im Norden flüchten. Die meisten kampieren ohne Wasser, Essen und ausreichende medizinische Betreuung rund um die Hauptstadt Kigali. Eine Luftbrücke des UN-Welternährungsprogramms (WFP) schafft es gerade, 120 Tonnen Lebensmittel am Tag ins Land zu bringen, gebraucht würden aber drei- bis viermal so viel.
Die Flüchtlinge eines Lagers, berichtet eine Helferin, haben in ihrer Verzweiflung eine Plantage mit 25 Hektar Zuckerrohr leergegessen. Als Trinkwasser steht ihnen nur die dunkle Brühe von den Reisfeldern zur Verfügung. Viele Kinder sterben an einer Masernepidemie.
Im Nachbarland Burundi begannen am Donnerstag unter Ausschluß der Öffentlichkeit Gespräche zur Vorbereitung neuer Friedensverhandlungen, doch nur die FPR und vier ruandische Oppositionsparteien, aber kein Vertreter von Präsident Habyarimana und seiner früheren Einheitspartei MRNDD nehmen daran teil. Der Großteil der Bevölkerung lehnt inzwischen aber auch einen Kompromiß ab, der in den vergangenen Monaten bei Gesprächen zwischen Regierung und Aufständischen im tansanischen Arusha erzielt worden ist: Er sah eine Beteiligung der FPR an der Regierung und die Eingliederung der Rebellen in die regulären Streitkräfte vor.
HELMUT OPLETAL (Nairobi)
Die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen der Frankfurter Messegesellschaft und dem ehemaligen stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden des Unternehmens, Horst Schäfer (43), nehmen an Schärfe zu. Nachdem das Arbeitsgericht Frankfurt am 20. Januar dieses Jahres dessen fristlose Kündigung durch die Messe GmbH vom November vergangenen Jahres für unwirksam erklärt hatte, erhielt Schäfer nun am Donnerstag vergangener Woche die zweite und am gestrigen Donnerstag die dritte fristlose Kündigung.
Der 43jährige ist trotz der für ihn positiven, aber noch nicht rechtskräftigen Entscheidung arbeitslos. Von seinem Betriebsratsamt ist er vor einigen Tagen zurückgetreten. "Ich wollte den Betriebsrat im Zusammenhang mit meinem Fall nicht länger dem Druck der Geschäftsführung aussetzen."
Wie berichtet, hatten die Messe-Mangager dem Arbeitnehmerverteter Schäfer Anfang dieses Jahres gekündigt. Der Vorwurf lautete, er habe im November 1992 den neu eingestellten Umweltbeauftragten des Unternehmens, Gerhard Burghardt, unter vier Augen gegen die Geschäftsführung "aufgehetzt". Schäfer, seit 1991 freigestellter Betriebsrat, zuvor zwei Jahre in der PR-Abteilung der Messe und besonders an Ökologie in seinem Unternehmen interessiert, hatte mit Burghardt über "die schlechte Luft" in den Messebüros gesprochen. Diskussionsgrundlage war ein entsprechendes Gutachten der Firma Miljö-Chemie gewesen. Sie hatte im Auftrag der Geschäftsführung das Messe-"Kleinklima" untersucht.
Die Lüftungsanlage war bei zahlreichen Beschäftigten der Messe in Verruf geraten.Viele hatten über gesundheitliche Beschwerden geklagt, die sie den raumlufttechnischen Installationen anlasteten. Schäfer hatte in dem Gespräch mit Burghardt geäußert, die für die Geschäftsführung positive Expertise sei auf "subtilen Druck" der Messe-GmbH zu einem Gefälligkeitsgutachten geworden.
Der neue Umweltbeauftragte meldete die Meinung Schäfers an die Messe-Oberen weiter. Folge war die fristlose Kündigung Schäfers. Das Arbeitsgericht Frankfurt entschied rund zwei Monate später. Horst Schäfer habe nur von seinem Recht auf Meinungsfreiheit aus Artikel 5 des Grundgesetzes Gebrauch gemacht.
Die neuerlichen zwei Kündigungen - über die erste wird voraussichtlich in einigen Monaten das Landesarbeitsgericht zu entscheiden haben - wollte der Pressesprecher der Messe-GmbH, Rolf Hardy Pulina, nicht begründen. "Das ist ein laufendes und schwebendes Verfahren." enk
Anerkennung für die Arbeit der Therapeuten Erziehungsberatung hat nun wesentlich mehr Platz
GELNHAUSEN. Die Mitarbeiter der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche können von nun an mit weniger Streß arbeiten und ihre Klienten wirksamer betreuen. Auch für diese Einrichtung des Main-Kinzig- Kreises hat der Neubau einer Landratsamts-Dependance an der Barbarossastraße indirekt Platz geschaffen. Die Berater und Therapeuten sind aus ihrem beengten Domizil in der Bahnhofstraße in das geräumige Haus Philipp- Reis-Straße 2 umgezogen, das bis vor einigen Wochen noch die Kreisvolkshochschule (VHS) und die Kreisbildstelle beherbergte.
Die Einrichtung, auch bekannt unter der Bezeichnung "Erziehungsberatung", hat auch nach Ansicht von Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) längst Anspruch auf bessere Arbeitsbedingungen. Von "drangvoller Enge in der Bahnhofstraße" sprach der Verwaltungschef während der gestrigen Eröffnungsfeier im ehemaligen VHS- Haus und freute sich mit, daß alle Kräfte nun über große und angemessene Therapiezimmer verfügen könnten. Statt fünf stehen nun elf Räume zur Verfügung.
Ohnehin steht für den Landrat fest, "daß wir die Beratungsstelle nicht mehr wegdenken können". Seit 1988 bis heute sei die Zahl der Ratsuchenden um 30 Prozent gestiegen. Solche Rückenstärkung hörten die Leiterin Sigrid Fiebig- Schwalm und ihre Mitarbeiter ausgesprochen gerne. Sie betrachten es als Anerkennung ihrer Arbeit, daß sie nun auf insgesamt 280 Quadratmetern nicht nur Beratungsgespräche führen, sondern auch die verschiedensten Therapieformen praktizieren können.
Denn den Klienten der Beratungsstelle ist in aller Regel nicht mit ein paar guten Worten geholfen. Sie erhalten über längere Zeit Unterstützung. Die Spanne reicht von Therapien über fünf Sitzungen bis hin zur Betreuung über ein ganzes Jahr hinweg und darüberhinaus. Um den differenzierten Problemlagen gerecht zu werden, sind unterschiedliche Therapieräume eingerichtet worden. So gibt es nun ein Spielzimmer, einen Werk-, einen Naß- und einen großen Gruppenraum.
Sigrid Fiebig-Schwalms Team setzt sich zusammen aus dem Familien-Therapeuten Erich Baier, der Therapeutin in Ausbildung Christine Reus und der Sekretärin Christa Kreß. Die Leiterin arbeitet als Familien- und Kindertherapeutin. Fachliche Grundlage ist jeweils eine Ausbildung als Psychologe oder Sozialarbeiter, auf die die Therapeuten-Zusatzausbildung aufbaut. Die vier festangestellten Mitarbeiter der Beratungsstelle erhalten Unterstützung von vier nebenamtlichen Kräften, die auf Kunst-, Kinder- und Gesprächstherapie spezialisiert sind.
Dennoch können nicht alle Hilfesuchenden sogleich betreut werden. "Wir haben eine Warteliste von einem halben Jahr", spricht Fiebig-Schwalm von einem "Engpaß" bei den Therapien, die übrigens für die Klienten kostenlos sind. Sie rechnet pro Jahr mit rund 150 Neuzugängen aus dem Einzugsgebiet der Einrichtung, den Altkreisen Gelnhausen und Schlüchtern. Zusätzlich sind derzeit noch 119 Menschen in Betreuung, deren Therapien 1992 begonnen haben. Die größte Gruppe bei den Schützlingen der Beratungsstelle sind acht- bis elfjährige Kinder. In jüngerer Zeit melden sich verstärkt auch Eltern an, die Probleme schon mit Kindergartenkindern ab drei Jahren haben.
Dabei werde nicht das Kind isoliert betrachtet, sagt Fiebig-Schwalm, sondern versucht, die Probleme über den gesamten familiären Zusammenhang zu erkennen und zu lösen. So gibt es je nach Bedarf nicht nur Einzeltherapien für Kinder, sondern auch Gruppensitzungen und Familientherapien. Neuerdings werden sogenannte Scheidungskinder, die eine stetig wachsende Hauptproblemgruppe stellen, in Dreiergruppen zusammengefaßt, so daß eine Zwei-gegen-einen-Konstellation wie in der Familie entsteht.
Die Anregung, sich an die Beratungsstelle zu wenden, erhalten die Eltern meistens von Kindergärten, Schulen, Ärzten und Gesundheitsamt. "Inzwischen kommen viele auch von sich aus", berichtet Fiebig-Schwalm, "meist sind es Mütter, die anrufen." Einige der wichtigsten Problemfelder sind nach ihren Angaben Agressionen, Gewalt in der Familie, vermehrt auch sexueller Mißbrauch, Schulprobleme, Kontaktstörungen, Depressionen und Eßstörungen. Breit ist auch die Palette der Anlässe in den Familien: Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, soziale Unzufriedenheit, Tod eines Elternteils, Autonomiebestrebungen von Frauen, die der Mann nicht mittragen kann.
Die Leiterin vertritt die Ansicht, daß viele der Probleme, mit denen ihr Team heute konfrontiert wird, in den Familien oftmals schon über mehrere Generationen immer weitergereicht worden sind. "Wenn schon unsere Großeltern therapeutische Möglichkeiten gehabt hätten, wäre sicher vieles aufgefangen worden. So aber ist ein Stau entstanden, der sich jetzt geballt auf unsere Kinder auswirkt." Das wichtigste sei, Probleme frühzeitig zu erkennen und psychische Erkrankungen möglichst bald zu therapieren. Fiebig-Schwalm: "Je früher die Leute kommen, um so leichter kann man an den Störungen arbeiten." Wer sich an die Beratungsstelle in der Philipp-Reis-Straße wenden möchte, muß zuerst telefonisch Kontakt aufnehmen und einen Termin vereinbaren. Die Rufnummer lautet 1 30 06, 1 30 07 oder 1 30 08.
HATTERSHEIM. Stücke aus Klassik, Jazz und Dixieland bringt das Russische Militärorchester unter Leitung von Major Felix Aranowskij mit, das am Sonntag, 14. März, in der Stadthalle gastieren wird. Das Frühlingskonzert steht unter dem Motto "Musik kennt keine Grenzen". Der Eintritt kostet zehn Mark und ermäßigt acht Mark. schu
BUTZBACH. Die Stadt Butzbach darf mit der Trachtengruppe, dem Musikverein Hoch-Weisel und dem Butzbacher Ausländerbeirat am Festumzug des Hesentages am 18. Juli in Lich teilnehmen. Das teilte gestern der Pressesprecher des Wetteraukreises, Michael Elsaß, mit.
Nach seinen Angaben muß der Motivwagen allerdings in Butzbach bleiben. Die Absage begründete Elsaß damit, daß der Motivwagen der Stadt bereits durch viele Züge bekannt sei und daß der Wetteraukreis aus 24 Bewerbungen nur zehn habe berücksichtigen können.
Der Butzbacher Landtagsabgeordnete Norbert Kartmann (CDU) hatte zuvor scharf kritisiert, daß die Butzbacher Trachtengruppe und der Musikverein Hoch-Weisel nicht zum Hessentag eingeladen worden waren, sondern lediglich der Ausländerbeirat. Obwohl die Butzbacher durch die jetzt zu ihren Gunsten korrigierte Entscheidung stärker beim Hessentag vertreten sind, müssen die Gruppen, die bereits eine Einladung bekommen haben, nicht mit einer Absage rechnen. Der Grund: Der Ausländerbeirat, die Trachtengruppe und der Musikverein werden als eine gemeinsame Gruppe ausgewiesen, womit zumindest rechnerisch der Wetteraukreis seine Aufgabe gegenüber dem Land erfüllt hat. str
KEFENROD. 8,3 Millionen Mark Umsatz will die 2500-Seelen-Gemeinde Kefenrod dieses Jahr erzielen. Maximal 1,4 Millionen Mark Kredit darf Bürgermeister Bernd Kling (SPD) bis Silvester aufnehmen, beschloß das Parlament der kleinsten Wetterau-Gemeinde ohne Diskussion. Als größte Investitionen planen die Kefenröder eine Kanalbaumaßnahme in Helfersdorf (für 800 000 Mark), einen 500 000 Mark teuren Wasser-Hochbehälter in Burgbracht und den mit 320 000 Mark zu Buche schlagenden Anbau ans Bindsachsener Gemeinschaftshaus.
Zur Zeit sind die Kefenröder nach Angaben des Bürgermeisters mit 1,1 Millionen oder 386 Mark pro Kopf recht gering verschuldet. Insgesamt sah der Gemeinde-Kämmerer aber schon bessere Zeiten. Vor zwei Jahren konnte er noch 1,4 Millionen aus dem Verwaltungs-Etat für Investitionen abzweigen - dieses Jahr dürften es nur 368 000 Mark werden. Das Geld wird mit den geliehenen Krediten für Baumaßnahmen im Gesamtvolumen von 2,6 Millionen Mark verwendet.
Die größte Einnahmequelle der Gemeinde ist die Einkommensteuer der Bevölkerung. 1,36 Millionen sollen daraus in die Kasse fließen, etwas mehr als im Vorjahr. Die Gewerbesteuer-Einnahmen sinken dagegen von 230 000 auf rund 196 000 Mark. nes
BAD VILBEL/BROTTERODE. Zum 800 Meter hoch im tiefverschneiten Thüringer Wald gelegenen Mommelstein fährt der "Mommelstein-Blitz" am kommenden Samstag, 27. Februar. Friedrich Kassner, der Gründer einer Aktiengesellschaft zur Erhaltung der Nebenbahnstrecke rund um Schmalkalden, startet eine weitere Versuchsfahrt mit einem verlockenden Angebot. Das dürfte auch interessant für Bad Vilbeler sein. Sie können die Wintersportmöglichkeiten der Partnerstadt Brotterode testen. Die modernen Panoramawagen des "Mommelstein- Blitz" fahren am Samstag, 27. Februar, um 10 Uhr in Eisenach los und erreichen über Wernshausen und Schmalkalden den Ort Auwallenburg. Von dort kann zu Fuß, mit Ski oder einem Pferdeschlitten das hochgelegene Ausflugslokal Mommelstein erreicht werden. Ski-Abfahrten nach Brotterode oder Schmalkalden sind möglich. Der "Blitz" fährt um 17.20 Uhr wieder nach Eisenach zurück. Über Übernachtungsmöglichkeiten in Brotterode wird während der Zugfahrt gesprochen. Es besteht nach Angaben von Kassner auch die Möglichkeit, am Sonntag mit einem Kleinbus von Brotterode bis nach Eisenach zu gelangen. Für die Fahrt mit dem "Blitz" wird kein festes Entgelt erhoben. Kassner erwartet aber "einen großzügigen Kostenbeitrag". Eisenach ist am Samstag von Frankfurt aus mit dem Intercity zu erreichen, der um 7.18 Uhr am Hauptbahnhof abfährt und am Samstag oder Sonntag um 22.30 Uhr wieder einläuft. hm
FRANKFURT A. M., 25. Februar (FR). Bewölkung und zeitweise Schneefall, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus drei bis plus zwei, die Tiefstwerte in der Nacht zwischen null bis minus fünf Grad. Weitere Aussichten: Schnee, kalt.
(Siehe auch Lokalteil)
Schauspiel-Premieren im März Eine Auswahl
Manfred Karge: Jacke wie Hose (Regie Kaspar von Erffa, mit Christa Krones), in den Kammerspielen am 13. 3. Basel
Gerlind Reinshagen: Die fremde Tochter, Uraufführung (Regie Christof Nel, Bühne Barbara Bilabel) in der Komödie des Basler Theaters, am 13.
Alexander Tschernek: Über das Schweigen, im Foyer des Basler Theaters um 23 Uhr am 19.
Howard Brenton: Berlin Bertie (Regie Sewan Latchinian, Bühne Donald Bekker, mit u.a. Margit Bendokat und Katrin Klein), in den Kammerspielen des Deutschen Th aters am 10.
Eugene O'Neill: Der Eismann kommt (Regie Rolf Winkelgrund, Bühne Eberhard Keienburg, mit u.a. Jörg Gudzuhn und Horst Hiemer), im Deutschen Theater am 27.
Shakespeare: Wie es euch gefällt (Regie Katharina Thalbach, Bühne Ezio Toffolutti, alle Rollen männlich besetzt), im Schiller-Theater am 13.
Peter Turrini: Alpenglühen (Regie Alfred Kirchner, Bühne Vincent Callara, mit Hannelore Hoger, Harald Juhnke und Benjamin Utzerath), im Schloßpark-Theater am 28.
Edward Bond: Sommer (Regie Carl- Hermann Risse, Bühne Alexander Wolf, mit Ursula Werner als Marthe und Anne-Else Paetzold als Xenia), im Maxim- Gorki-Theater am 4.
Bochum
Peter Handke: Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (Regie Jürgen Gosch, Bühne Johannes Schütz), im Schauspielhaus am 13.
Büchner: Leonce und Lena (Regie Beat Fäh, Bühne Simone Manthey), auf der Werkstattbühne Rheingasse am 17.
Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald (Regie Frank Hoffmann, Bühne Erich Fischer, mit Sandra Flubacher), Kammerspiele Bad Godesberg am 24. Bremen
Shakespeare: Wie es euch gefällt (Regie Pit Holzwarth, Bühne Heike Neugebauer), Bremer Shakespeare Company, Leibnizplatz, am 27. Bremerhaven
Shakespeare: Romeo und Julia (Regie Manfred Repp, Bühne Wolf Gross), im Großen Haus am 20.
Gerd Heidenreich: Magda, Uraufführung (Regie Hartwig Albiro, Bühne Ralf Winkler), im Schauspielhaus am 13.
Shakespeare: Othello (Regie Christoph Schroth, Bühne Jochen Finke) im Großen Haus am 6.
Strindberg: Der Pelikan (Regie Michael Evers, Bühne Johannes Conen) am 27.
Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti (Regie Hansjörg Utzerath, Bühne Achim Römer), im Großen Haus am 27.
Eduardo Arroyo: Bantam (Regie Herbert König, Raum Christian Ludwig Attersee), in der Kunstsammlung NRW am 13.
Shakespeare: Othello (Regie Peter Eschberg, Bühne und Kostüme Kazuko Watanabe, mit Hans Falár als Othello), im Schauspielhaus am 12.
John B. Keane: The Field - Der blutige Boden (Regie Stephan Kimmig, Bühne Cary Gayler), auf dem Podium am 24.
Ulrich Wahl: Der Vermieter, Uraufführung (Regie Paul Burian, Bühne Birgit Eder), im Kammertheater am 27.
Beckett: Warten auf Godot (Regie Annette Klare, Bühne Helmut Pock, mit Roger Döring als Wladimir und Peter Prautsch als Estragon), am 9.
Ibsen: Die Frau vom Meer (Regie Thomas Reichert, Bühne Nina Ritter) im Schauspielhaus am 14.
Peter Shaffer: Laura und Lotte (Regie Helm Bindseil, Bühne Bettina Ernst, mit Barbara Klein und Marie-Agnes Reintgen), am 21.
Sophokles: Elektra (Regie Wolfram Mehring, Bühne Ekkehard Kröhn, mit Barbara Stoll als Elektra, Michael Wäser als Orest, Verena Jasch als Chrysothemis), am 25.
Gogol: Der Revisor (Regie Peter Ries, Bühne Bernd Holzapfel), im Schauspielhaus am 6.
Sophokles: Ödipus der Tyrann (Regie: Peter Siefert, Bühne Gerd Hoffmann, mit Joachim Berger als Ödipus), im Schauspielhaus am 28.
Schnitzler: Der einsame Weg (Regie Urs Häberli), am 19.
Ulrich Zaum: Tür und Tor (Regie Artus-Maria Matthiessen, Bühne: Sibylle Schmalbrock), TIC Spritzengasse am 20.
Kleist: Die Familie Schroffenstein (Regie Michael Helle, Bühne Bernd Damovsky), im Großen Haus am 25.
Ferdinand Bruckner: Rassen (Regie führt das Ensemble, Bühne und Kostüme Mathias Betyna), am 31.
Sam Shepard: Schocks (Regie Thomas Schulte-Michels, Bühne und Kostüme Wolf Münzer, mit u.a. Tanja von Oertzen und Karlheinz Vietsch), im Residenztheater am 6.
Hansjörg Schertenleib: Rabenland, Uraufführung (Regie Wolfram Apprich, Bühne Sabine Mader), Marstall am 25.
Sophokles: Antigone (Regie Gerhard Jelen, Bühne Henryk Zdrojewski), im Großen Haus am 25.
Max Frisch: Biografie. Ein Spiel (Regie Klaus Gmeiner, Bühne Rudolf Rischer), in den Kammerspielen am 6.
George Tabori: Mutter Courage (Regie Matthias Gehrt, Bühne Stefan Kreller), im Foyer III am 7.
Beckett: Glückliche Tage (Regie Peter Schlapp, Bühne Jiri Janecek, mit Binaca Glathe als Winnie und Hugo Scholter als Willie), in den Kammerspielen am 6.
KELKHEIM. Die Initiative "Talk gegen rechts" richtet heute abend im Katholischen Pfarrzentrum am Kirchplatz 9 im Stadtteil Münster eine Gesprächsrunde aus, die für eine hohe Wahlbeteiligung werben und gegen rechtsextreme Parteien mobil machen möchte. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.
Die Moderation des Abends übernimmt der HR-Journalist und "Waschsalon"-Macher Holger Weinert. Als Gäste wird der Berufs-Talker die Sängerin Gitte Haenning und Kollege Hans-Joachim Friedrichs begrüßen, ehemals Moderator der Tagesthemen.
Außerdem sind der Kabarettist Hans Scheibner, Noch-Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic und Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt eingeladen. Darüber hinaus wird Yilman Karahasan vom Hauptvorstand der IG Metall ein Wörtchen mitzureden haben. Für die Musik an diesem Abend sorgt Ralf Olbrich.
Der Wählerinitiative "Stark gegen rechts" hat eine ganze Reihe Prominenter ihre Unterstützung gegeben. schu
WIESBADEN. Nachdem die Bundesregierung eine Erhöhung ihres Finanzierungsanteils am Hochschulbau für 1993 endgültig abgelehnt hat, liegen auch in Hessen eine Reihe von Investitionsprojekten auf Eis. Wie in allen anderen westlichen Bundesländern können jetzt nur bereits begonnene Hochschul-Bauprojekte fortgesetzt werden.
Das sind nach Auskunft des Sprechers im Wissenschaftsministerium, Reinhard Raack, unter anderem ein neues interdisziplinäres Bio-Zentrum an der Universität Frankfurt (1993: 69 Millionen Mark Kosten), das 1994 fertigwerden soll. In Gießen wird an der Klinik für Urologie weitergebaut (20 Millionen), an der Gesamthochschule Kassel am neuen Institut für Maschinenbau und Bauingenieurwesen (25 Millionen). Neues kann dagegen nicht begonnen werden, obwohl es dafür bislang feste Pläne gab.
Die Bundesregierung war, wie berichtet, in Verhandlungen mit den Ländern bei ihrem bisherigen Angebot geblieben, nur 1,68 Milliarden Mark für den Hochschulbau zur Verfügung zu stellen - und nicht zwei Milliarden, wie die Länder gefordert hatten. Hessen, das ein Bauvolumen in Höhe von 475 Millionen Mark "angemeldet" und vom Wissenschaftsrat anerkannt bekommen hatte, erhält damit in diesem Jahr nur 185 Millionen Mark aus dem Hochschulbau-Topf des Bundes und muß entsprechend den üblichen Finanzierungsregelungen die gleiche Summe noch einmal aus eigenen Mitteln aufbringen. Das sind jetzt ebenfalls nur 185 Millionen Mark; eine "Zulage" über die Gegenfinanzierung des Bundesanteils hinaus rein aus hessischen Mitteln soll es nach dem Willen der rot-grünen Koalition nicht geben.
Zu den Investitionen, die nun verschoben werden, zählen unter anderem Grundstücksankäufe für die Fachhochschulen in Darmstadt, Friedberg, Fulda und Frankfurt, ein Neubau für die Elektrotechnik an der Gesamthochschule Kassel und die Materialwissenschaften an der TH Darmstadt sowie der Neubau eines interdisziplinären Forschungszentrums an der Universität Gießen. Verschiebungen an Uni-Kliniken: der Neubau eines Tagesstation für krebskranke Kinder und die Sanierung von HNO- und Augenklinik in Frankfurt. Außerdem stehen der Neubau eines Schwesternwohnheims in Frankfurt sowie Umbau und Erweiterung der Veterinärklinik in Gießen auf der Investitionsliste des Ministeriums für die Jahre ab 1993, die jetzt vertagt werden muß.
"Ganz schlimm" werde es kommen, wenn der Bonner Sparkurs beim Hochschulbau auch 1994 beibehalten werde, meinte Raack. Die Verhandlungen über das Programm für 1994 beginnen bereits im Frühjahr - und dafür bereitet man zur Zeit die hessischen Anmeldungen vor. Daß Hessen der Kürzung der Baumittel bei den Bund-Länder-Gesprächen in Bonn formal zustimmen mußte, begründete Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) ebenso wie ihre Amtskollegen aus anderen Ländern damit, daß ohne eine Einigung nicht einmal die reduzierten Mittel für 1993 freigeworden wären. Die Art, wie der Bund die Länder gezwungen habe, das Finanzangebot hinzunehmen, sei "nicht weit vom Tatbestand der Nötigung entfernt gewesen". me
Sportnotizen
Dortmund gegen Frankfurt verlegt Das Bundesliga-Schlagerspiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt ist um einen Tag auf Sonntag, den 21. März (18 Uhr), verlegt worden. Als Grund gab der DFB an, daß die Dortmunder ihr Europacup-Rückspiel im UEFA- Cup-Viertelfinale gegen AS Rom am 18. März im Westfalenstadion austragen. Kasparow startete mit einem Remis Weltmeister Garri Kasparow startete mit einem Remis gegen Wassili Iwantschuk (Ukraine) in das Internationale Schach-Turnier von Linares. Der Russe hatte am Dienstag seine erste Partie wegen Krankheit verschieben lassen. Mike Powell sprang 8,23 m In Melbourne setzte Weitsprung-Weltrekordler Mike Powell mit 8,23 m ein erstes Richtmaß für die Freiluft-Saison und kündigte einen neuen Weltrekord an. Stefan Krauss erlitt einen Bänderriß Für Stefan Krauss ist die vorolympische alpine Rennsaison beendet. Der Weltmeisterschafts-15. stürzte beim Training zur Weltcup-Abfahrt schwer und zog sich einen Bänderriß zu. Gelnhausen holt neuen Trainer Der TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga-Süd) verpflichtete Ex-Nationalspieler Claus Hormel (TV Großwallstadt/ SG Dietzenbach) als Trainer für die neue Saison. Der derzeitige Trainer Marek Kowacki scheidet am 30. April aus. Buchheister bis 7. März gesperrt Wegen unsportlichen Verhaltens ist der Braunschweiger Stürmer Bernd Buchheister bis zum 7. März vom DFB-Sportgericht gesperrt worden. Diebe stiegen in Mönchengladbach ein Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Donnerstag aus der Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach im Bökelberg-Stadion 100 000 Mark gestohlen. Bontempi übernahm Führung Mit seinem Tagessieg auf der dritten Etappe der Valencia-Rundfahrt in Spanien hat der italienische Radprofi Guido Bontempi die Führung im Gesamtklassement übernommen. Tottenham macht Gewinn Der börsennotierter Fußballklub Tottenham Hotspur hat nach Steuern einen Gewinn von 3,07 Millionen Pfund (etwa 6,5 Millionen Mark) eingespielt.
BAD HOMBURG. Die Ehrung langjähriger Mitglieder und der Abschied von ausscheidenden Parlamentsvertretern stehen im Mittelpunkt eines Treffens der Bad Homburger SPD am heutigen Samstag, 27. Februar, ab 15 Uhr im Restaurant "Ratsstuben" im Stadthaus.
Die Sozialdemokraten ehren dabei Parteifreunde für 25jährige, 40jährige und 60jährige Mitgliedschaft. Zu den Scheidenden gehört unter anderem der Ober- Erlenbacher Ortsvorsteher Bernd Feucht.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); Dan Flavin - Lichträume (bis 22. 8.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengasse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u. n. V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (bis 28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: "Hoch-Zeit für die Eine Welt" Süd-An-Sichten von KarikaturistInnen der Dritten Welt (bis 4. 3.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Dr. Kristine Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr; Aus Dresdner Nachlässen - Hans Jüchser, Herbert Kunze u. a. (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: Karikaturenausstellung "Hoch-Zeit für die Eine Welt" (bis 4. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 13 bis 18.30 Uhr, So., 11 bis 18.30 Uhr; Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).
Ökozentrum / Eine-Welt-Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil" (bis 5. 6.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
BAD HOMBURG. Die Europäischen Gemeinschaften haben das Jahr 1993 zum Jahr der älteren Mitbürger und der Solidarität der Generationen erklärt. Dies war der Anlaß für die Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, ihre Jahrestagung, die heute in Bad Homburg zu Ende geht, unter dieses Thema zu stellen.
Rund 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind 60 Jahre und älter. Für die Zukunft müsse mit einer weiteren Zunahme des Anteils alter Menschen auf 30 Prozent gerechnet werden, prognostiziert Vorsitzender Karl Schwarz. Auch die Zuwanderung Jüngerer könne diese Entwicklung nicht aufhalten. Zu bedenken sei, daß die Kosten der Versorgung der Älteren von den Jüngeren bezahlt werden müssen.
Eine der Forderungen der Gesellschaft für die Zukunft sei, die Zahl der Pflegeheime drastisch zu erhöhen - insbesondere in den Randgebieten der Großstädte. Die jetzt noch jungen Familien, die dort gebaut hätten, müßten über kurz oder lang solche Einrichtungen in Anspruch nehmen. mbo
ebo KASSEL, 25. Februar. Wer im Zuge einer Ausbildung als "Freundschaftspionier" der DDR auch eine Lehrbefähigung erworben hat, dessen Qualifikation muß weiterhin in den neuen Bundesländern anerkannt werden. Gekündigt werden darf ihm auch dann nicht, wenn er nur für den Unterricht in unteren Klassen und nur für ein Haupt- und ein Nebenfach qualifiziert war. Das haben am Donnerstag die Richter des 8. Senats des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) in Kassel entschieden (AZ: 8 AZR 246/92).
Damit gab das BAG einem Freundschaftspionierleiter aus Berlin recht. Der Funktionär des DDR-Jugendverbandes besaß eine Lehrbefähigung als Deutsch- und Musikpädagoge für die unteren Klassen einer Polytechnischen Oberschule und hatte zuletzt ausschließlich als Lehrer gearbeitet. Das Land erkannte seine Qualifikation indes nicht an. Das BAG hob die Kündigung nun auf.
Am Sonntag zierten noch dicke Sorgenfalten seine Stirn. Am Mittwochabend konnte EC-Trainer Rudolf Sindelar dann endlich wieder tief durchatmen. Die von vielen vorausgesagte Pleite im zweiten Spiel der Abstiegsrunde blieb aus. Statt dessen konnten die Badestädter durch einen überraschenden 9:7-Heimerfolg gegen den EHC Essen-West nach Siegen in der Best-of-Seven-Serie gleichziehen.
Nichts erinnnerte in den Anfangsminuten an das erste Duell der beiden. Nauheim war bemüht, versteckte sich nicht und hatte auch die größeren Torchancen. Und das, obwohl Sindelar zwei Stammspieler zu ersetzen hatte. Aber vielleicht lag es auch an den tausend Hupen, die an die Zuschauer verteilt wurden, um den Akteuren den Marsch zu blasen. Diese Hupen verloren aber mit zunehmender Spieldauer ihre Wirkung, spätestens nach dem 3:3-Ausgleich der Gäste (31. Minute) schien sich das Blatt zu wenden. 5:3 führte das Team von Peter Gailer nach 40 Minuten. Was folgte, war das "Wunder von Nauheim". Frenetisch angefeuert von ihren Zuschauern starteten die Badestädter eine Aufholjagd. Innerhalb weniger Minuten drehten die Totgeglaubten den Spieß noch einmal um und gewannen plötzlich die Oberhand. Sindelar sprach nach der Partie von einer gelungenen Revanche und sah in den beiden Kanadiern Poddubny und Latta seine besten Spieler. Nicht vergessen darf man aber auch Volker Lindenzweig. Der junge Verteidiger zeigte eine seiner besten Leistungen im rotweißen Dreß.
Mit viel Spannung sehen die beiden Trainer auch den weiteren Partien (Freitag in Essen, Sonntag in Bad Nauheim) entgegen. "Die Nauheimer haben besonders im letzten Drittel eine starke Leistung geboten", so EHC-Trainer Gailer. Allerdings könnte auch ein anderer Grund für die plötzliche Wende ausschlaggebend gewesen sein. Nach dem Sieg der Hessen darf sich nämlich Essens Schatzmeister die Hände reiben, denn nun muß das Schlußlicht aus Bad Nauheim noch mindestens zweimal am Westbahnhof antreten. Für die finanzschwachen Essener sicher eine willkommene Zusatzeinnahme, auch wenn die Macher von einer Finanzkrise nichts hören wollen. "Jeder Spieler hat sein Geld bekommen", äußerten sich die EHC-Verantwortlichen zum leidigen Thema. ni
Die Herren Politiker auf dem Podium der Romanfabrik waren sich über die Parteigrenzen hinweg einig: Darüber, daß die freie Kultur gefördert werden muß. Mehr Geld dafür ausgeben? Im Prinzip schon und sehr gerne. Nur, in diesen Zeiten, in denen das Sparen groß geschrieben werden müsse, sie da in nächster Zukunft wenig zu machen.
Die Vertreter der Freien Kulturinitiativen im Publikum - sie waren fast unter sich - waren sich ebenfalls einig. Der Tenor: Viele der Initiativen arbeiten schon jetzt am Rande der künstlerischen Armutsgrenze. Der Geldwertverlust frißt jedes Jahr mehr von den ohnehin spärlichen Subventionen, die für die freie Kulturarbeit in Frankfurt lockergemacht werden. Wer Qualität produzieren will, der braucht mehr finanzielle Unterstützung von der Stadt.
"Welche Kultur braucht Frankfurt?" lautete denn folgerichtig der Titel, den die einladenden Kulturinitiativen an Micha Brumlik von den Grünen, Hans-Jürgen Hellwig von der CDU und den Sozialdemokraten Klaus Sturmfels stellten - die Kulturpolitiker der Fraktionen im Römer. Welche Kultur braucht Frankfurt: Dahinter stand natürlich die Frage, ob nicht auch bei einem Sparkurs im Kulturetat umverteilt werden kann. Weniger Geld für die großen Apparate, mehr Geld für die Freien?
Ja, sagte Klaus Sturmfels, er sehe da noch Spielräume für eine Umschichtung. Über den Zeitraum, in dem das passieren soll, sagte er nichts. Micha Brumlik war da pessimistischer. Realistischerweise sei da wohl in absehbarer Zeit nicht mehr drin für die Freien Kulturinitiativen. Wenn Steigerungen in Höhe des Inflationsausgleiches gelängen, dann sei das schon eine ganze Menge. Hans-Jürgen Hellwig mochte da nur zustimmen. "Wir können aber", sagte er, "darauf achten, daß die Kürzungen in anderen Bereichen vorgenommen werden und nicht ausgerechnet die Freien treffen."
Wo im Kulturetat gespart werden soll, darüber schienen Sturmfels, Hellwig und Brumlik einer Meinung. An den städtischen Bühnen, allen voran in der Oper, ebenso wie in den Museen werde nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet - und das müsse sich schleunigst ändern. "Kostenkreise", so Sturmfels, müßten entstehen. Soll heißen: Nach dem jetzigen Abrechnungssystem müssen alle Mehreinnahmen, die diese Institutionen machen, an die Stadt abgeführt werden. Dadurch aber entstehe kein Anreiz, die Einnahmen zu steigern.
Hellwig setzte noch einen drauf. Geradezu eine Aufforderung sei das, Schulden zu machen. Schließlich wisse man in Museen und an den Bühnen, daß die Verluste von der Stadt irgendwie aufgefangen würden. Sturmfels' Forderung: Erwirtschaftete Mehreinnahmen sollten auch von den entsprechenden Institutionen wieder ausgegeben werden können. "Bedürfnisse nach Mehreinnahmen wecken:" So faßte es Hellwig zusammen.
Die Oper als "künstlerischer Dinosaurier" (Brumlik): Auf sie schossen sich alle drei ein. Nicht, daß Brumlik etwa die Qualität des Dargebotenen schlecht fände. Ganz im Gegenteil. Sowohl in der Oper als auch im Ballett sieht er das viele Geld sinnvoll ausgegeben. Was jedoch nichts daran ändere, daß man sich Gedanken machen müsse über die Struktur der Städtischen Bühnen. Zustimmendes Nicken bei Hellwig und Sturmfels. Vom zu großen Orchester sprach Brumlik, von der "Abschmelzung des Stellenkegels", der nicht ohne Kontroversen mit den Gewerkschaften zu machen sei.
Sturmfels will auch die Künstler in die Pflicht nehmen. "Es wird in Zukunft nicht mehr jeder berühmte Regisseur seinen Star und seinen Beleuchter mitbringen können", sagte er. Außerdem müsse man die Probezeiten verkürzen. Hellwig will weg vom Festspielcharakter der Opernaufführungen, hin zum Repertoire. Dort sieht er Möglichkeiten zu sparen.
Ebenfalls verschwinden sollen die "Schattenhaushalte" (Sturmfels) der städtischen Gesellschaften wie Schirn oder Alter Oper (oder der Kunstmesse Art, als diese noch nicht in der Regie der Messe- Gesellschaft stattfand). Die hatten in der Vergangenheit fast immer mehr ausgegeben, als ihnen zustand. Verlustvorträge in Millionenhöhe: Die sollen der Vergangenheit angehören.
Wie lange es dauern wird, bis diese Umstrukturierungen und Einschränkungen greifen, dazu machte keiner konkrete Angaben. Klar war nur allen: Es wird lange dauern. So erschien denn letztlich Sturmfels' Optimismus unbegründet, demnächst den freien Initiativen mehr Geld zukommen zu lassen. Auf ihre insistierenden Nachfragen bekamen die Vertreter der Freien keine konkreten Antworten.
Bei den Fragen und Forderungen, die die einzelnen Vertreter der Freien Kulturinitiativen stellten, bekam die über weite Strecken erstaunlich sachliche und realistische Diskussion dann doch noch Wahlkampfcharakter. Konkrete Zusagen an einzelne Initiativen gab es verständlicherweise keine - weder von denen, die zur Zeit die Mehrheit haben, noch von dem, der sie nach dem 7. März gerne hätte.
Ein Versprechen allerdings bekamen die freien Initiativen. Weil die städtische Saalbau AG in den vergangenen Jahren immer mehr vom Vermieter zum Veranstalter geworden sei (Brumlik: "Komischerweise haben ausgerechnet die unsere Grünen-Forderung ernstgenommen, Kultur zu dezentralisieren und in die Stadtteile zu bringen"), hätten freie Kulturgruppen des öfteren Schwierigkeiten, angemessene Räume zu bekommen, wurde da moniert.
Das, meinten die Herren auf dem Podium, sie keine Frage: Das dürfe und solle nicht sein. Und dafür werde man sorgen. JÖRG RHEINLÄNDER
Die Frauenministerinnen im Bund und in den Ländern haben es schwer, den verfassungsrechtlichen Grundsatz der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im gesellschaftlichen Alltag durchzusetzen. Auch die bisherigen Gesetze haben nicht sehr viel bewirkt. Nun starteten die Bundesministerin Angela Merkel und die hessische Frauenministerin Heide Pfarr einen erneuten Anlauf. Am 15. Januar dokumentierten wir die Erläuterungen der hessischen Ministerin Pfarr (SPD) zu ihrem Entwurf. Die Bonner Frauenministerin Merkel (CDU), die im Januar ihren Entwurf vorgelegt hatte, reizte es, die beiden Entwürfe zu vergleichen. Wir dokumentieren diesen Vergleich.
ebo KASSEL, 25. Februar. Im Berliner Bezirk Spandau werden künftig alle Angestellten des öffentlichen Dienstes nach den selben Tarifen entlohnt. Obwohl für die Spandauer Staatsdiener der Bundesangestelltentarif (BAT) West gilt, wurden die Angestellten im ehemals brandenburgischen Ort West-Staaken früher nach dem niedrigeren BAT Ost bezahlt.
Dagegen klagte eine Lehrerin. Das Landesarbeitsgericht wies ihre Klage zwar ab, das Land Berlin erklärte sich im Januar aber bereit, die Angestellten in West-Staaken wie ihre Kollegen zu behandeln. Vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel schlossen die Parteien am Donnerstag einen Vergleich, wonach sie sich die Kosten für das Verfahren teilen werden (AZ: 6 AZR 225/92).
Ursache für die unterschiedlichen Tarife war die Gebietsreform nach der Wiedervereinigung. Durch sie war West- Staaken zu Spandau zurückgekehrt.
hll ILAZIG/KÖLN, 26. Februar. Zwei türkische Oppositionelle aus der Stadt Ilazig im türkischen Kurdengebiet sind verschwunden. Wie die FR aus dem Bekanntenkreis der beiden Männer erfuhr, sind sie möglicherweise ermordet worden.
Nach Angaben des Informationszentrums für freie Völker in Köln wurden der Arzt Metin Kaya, ein bekannter Bürgerrechtler, und der Rechtsanwalt Metin Can, Vorsitzender eines Menschenrechtsvereins aus Ilazig, am vorigen Sonntag telefonisch zu einem Unfallort gerufen.
Seitdem sind sie nicht mehr gesehen worden. Am Montag habe Cans Frau einen Anruf bekommen, ihr Mann und Dr. Kaya seien umgebracht worden. Später seien vor dem Anwaltsbüro Cans die Schuhe der beiden gefunden worden.
Wer sich von überteuerten Versicherungen trennt und neue Verträge abschließt, kann durchschnittlich etwa ein Drittel der entsprechenden Kosten sparen, ohne schlechter geschützt zu sein. Wird darüber hinaus auf überflüssige Policen ganz verzichtet, lassen sich neue finanzielle Belastungen zumindest etwas gelassener ertragen. Denn, so die Verbraucher-Zentrale Niedersachsen, angesichts der nicht abreißenden Abgaben- und Preiserhöhungen vom Autofahren über die Rentenversicherung bis hin zu Bananen und diversen Steuern sollten auch jene Sparpotentiale konsequent genutzt werden, "die bislang meist unerkannt in zahllosen Dokumentenmappen und Leitzordnern schlummern".
Betroffene Kunden sollten sich von einer fünf- oder zehnjährigen Vertragsdauer, angeblich ohne vorzeitige Kündigungsmöglichkeit, nicht abschrecken lassen, sondern schon jetzt handeln. Die Verbraucher-Zentralen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben dazu eine Informationsschrift mit dem Titel "Kündigung von langfristigen Versicherungsverträgen" erstellt. Diese schildert die rechtlichen Voraussetzungen, bietet Formulierungshilfen für Kündigungsbriefe und setzt sich mit den "Abwimmelungsargumenten" der Assekuranz auseinander. Beigefügt ist eine Liste einschlägiger Gerichtsentscheidungen, und diese geben - wie in der FR berichtet - in vielen Fällen den ausstiegswilligen Kunden recht.
Das Heft kostet fünf Mark, wenn man es in einer Verbraucher-Beratungsstelle abholt. Für acht Mark ist es über den Versandservice der Verbraucher-Zentrale Niedersachsen (Postfach 6126 in 3000 Hannover) erhältlich. ski
Sindelfingen ist auch ein Durchgangsbahnhof auf dem Weg nach Toronto und Duisburg. Am Wochenende laufen und springen Leichtathletinnen und -athleten während der Deutschen Hallenmeisterschaften im Sindelfinger Glaspalast, und die besten von ihnen dürfen zu den Welt- Titelkämpfen in der kanadischen Stadt am zweiten März-Wochenende. Für den Abend des Samstags aber haben sich die Landesverbands-Vorsitzenden auch die Männer eingeladen, die fünf Wochen nach Toronto in der Stadt am Rhein für das Amt des Vorsitzenden des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) kandidieren, das Helmut Meyer zur Verfügung stellt. Die Bewerber heißen Helmut Digel, Bodo Schmidt und Manfred Steinbach.
Ungewöhnlich für die Situation in Sport-Fachverbänden ist nicht nur, daß sich mehr als ein Bewerber fürs höchste Amt findet, sondern auch, daß alles tatsächlich auf eine Kampfabstimmung in Duisburg hinausläuft. Jedenfalls können sich weder Digel noch Steinbach derzeit vorstellen, warum sie dort nicht antreten sollten. Beide nehmen auch an, daß die Vorstellungsgespräche in Sindelfingen vorentscheidenden Charakter haben.
Beruflich haben die beiden Konkurrenten gar miteinander zu tun. Steinbach, Ministerialdirigent im Bonner Gesundheitsministerium, hat eine Honorar-Professur am Institut für Sportwissenschaften der TH Darmstadt, dessen Leiter Digel ("Steinbach macht sehr gute Arbeit") ist. Mehr Gemeinsamkeiten lassen sich aber kaum finden.
Es herrscht Wahlkampf im Sport, und "da gibt es kein Fair Play", sagt Steinbach, der damit "Diffamierungen" von Rüdiger Nickel meint, dem Anti-Doping- Beauftragten des DLV. Nickel, der zur Digel-Mannschaft gehört, war vom Spiegel mit den Worten zitiert worden, Steinbach "gehe über Leichen". Nickel freilich sagt, dies nicht gesagt zu haben.
Der Darmstädter Professor Digel, seit zwei Jahren Berater des DLV, weiß wohl, was ihm fehlen könnte aus Sicht der Mitgliederbasis: "Ich bin nicht der Insider, kein Schulterklopfer, kein Kumpeltyp." Digel, der ursprünglich unter einem Präsidenten Theo Rous ein Amt im künftigen DLV-Präsidium angestrebt hatte, um sich nach dessem Verzicht selbst in der Rolle des Steinbach-Antipoden wiederzufinden, bietet stattdessen ein Konzept an, das geprägt ist vom konzessionslosen Kampf gegen Doping. "Nur so", sagt er im Gespräch mit der FR, "wird die Leichtahtletik wieder glaubwürdig für Eltern, die ihre Kinder in die Vereine schikken wollen, glaubwürdig auch gegenüber über der Wirtschaft." Und eben solche Positionen müßten auch personell zum Ausdruck kommen.
Ferner fordert Digel, zu dessen "Schattenkabinett" Rous (als Kandidat für einen Stellvertreter) und Nickel (für die Position des Sportwartes) gehören, daß jeder, der für ein Amt im Präsidium des DLV kandidiere, sich einer Überprüfung durch die Gauck-Behörde zu unterziehen habe, um auszuschließen, daß ein Mensch mit Stasi-Vergangenheit in eine Spitzenposition beim DLV kommt. Das gelte für Ost- wie für West-Funktionäre.
"Es muß Bewährungsmöglichkeiten geben", sagt Digel zu den mit Zwei- oder Vier-Jahres-Verträgen versehenen DLV- Trainern aus den neuen Bundesländern (die FR berichtete). Man könne Trainer aus der ehemaligen DDR, in der flächendeckend gedopt wurde, "nicht pauschal verurteilen", und "Zwei-Jahres-Verträge sind Bewährungs-Verträge."
Durch seine klare Anti-Doping-Politik, hat der Sportwissenschaftler Digel Anhänger unter den Spitzen-Athleten gefunden, die selber entschiedene Gegner von Anabolika- und anderen Hilfen sind. Sie geben Laut gegen Manfred Steinbach, wie jüngst die ehemalige Aktivensprecherin Gabi Lesch (Frankfurt) oder Zehnkämpfer Christian Schenk.
Das seien immer diesselben Athleten, winkt Steinbach ab, der seit rund 25 Jahren ehrenamtlich für den DLV tätig und momentan als Sportwart verantwortlich für die Leistungssportler ist. Die Impulse für seine Präsidentschafts-Kandidatur seien "von Landesverbänden ausgegangen", sagt Steinbach auf Anfrage. Als seine Vorteile sieht er "Leichathletik- Kenntnis im Detail" durch seine lange DLV-Tätigkeit sowie aus seiner beruflichen Arbeit "Erfahrung mit Haushalten und Rechtsproblemen."
Der Mann aus Bonn macht einen entschlossenen Eindruck ("ich werde in jedem Fall kandidieren") und läßt die wiederholte Kritik aus den Reihen von Nationalmannschafts-Mitgliedern und Funktionärskollegen an seinem mangelnden Engagement wider das Doping an sich abgleiten: "Die meiste Kritik bezieht sich auf den Gesamtverband, nur ein Bruchteil auf meine spezifische Verantwortung."
Ein "heißer Wahlkampf" steht bevor, falls die "Landesfürsten" nach der Sindelfinger Anhörung nicht doch noch nach alter Verbandsart an einer nicht so konfliktträchtigen Lösung basteln, in der der Kieler Hochschullehrer Bodo Schmidt eine Rolle spielt.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
Der letzte Spieltag steht am Sonntag, dem 28. Februar, in den hessischen Ligen im Zweier-Prellball auf dem Programm. In der Turnhalle der Berufsschule Friedberg ermitteln die Frauen ab 10 Uhr in der Landesliga mit 16 Mannschaften und mit sieben Teams in der Verbandsliga ihre Meister. In Hanau (Geibelschule in Kesselstadt/ 9 Uhr) geht es um die Hessenmeisterschaft der Landesliga der Männer, in Kostheim ermitteln die Prellballer der Verbandsliga die Auf- und Absteiger, und in Nidda sind die Teams der Bezirksliga zu Gange. prd
WEHRHEIM. Die Gemeinde erhält 24 000 Quadratmeter an neuen Gewerbeflächen. Nach über einjährigen Verhandlungen mit den privaten Besitzern wird damit das Gewerbegebiet "Wehrheim Nord" erweitert.
Nachdem die Gemeinde einen Bebauungsplan aufgestellt hat, soll es vorzugsweise an Wehrheimer Gewerbetreibende verkauft werden. Hierfür gibt es bereits eine Warteliste. Ausgehandelt wurde ein Preis von 75 Mark je Quadratmeter; hinzu kommen jetzt die Kosten für die Erschließung.
"Bis zur Ausweisung des Gebietes müssen wir noch einige Hürden nehmen", erklärt Bürgermeister Helmut Michel (CDU). So müßten ein sparsamer Trinkwasserverbrauch und eine optimale Brauchwassernutzung garantiert sein. Nur so ließe sich die Billigung des Regierungspräsidenten (RP) erreichen - der augenblicklich die Genehmigung einiger Bebauungspläne wegen der auch nach Angaben Michels "prekären" Wasserversorgung verweigert.
"Obwohl wir unseren Trinkwasserverbrauch um 32 000 Kubikmeter gegenüber dem Vorjahr verringert haben, müssen wir sparen", erklärt Michel, der einer Genehmigung durch den RP trotzdem optimistisch entgegensieht.
Zur Auswahl der Gewerbebetriebe werden deshalb im Rathaus zur Zeit Vergaberichtlinien entwickelt. Zu den Kriterien gehören nach Angaben Michels die Umweltverträglichkeit, Arbeitsplätze, Flächenbedarf und Gewerbesteuerkraft. jd
Nachts heißt der dritte Band von Aphorismen, die Karl Kraus selbst aus seinem Werk edierte. Es war die Tageszeit, zu der er schrieb - und die in diesem 1919 erstmals erschienen Sprach- und Gedankensplitter stammen überwiegend aus der Zeit des I. Weltkriegs und seinen Folgen. Als Band 1118 der Bibliothek Suhrkamp ist Nachts eben wieder erschienen. fr
Umbrien, die Toskana-Fraktion aller Bundesparteien weiß: das liegt südlich ihrer Urlaubsdomizile, ist also von den Mitdeutschen noch nicht so heimgesucht wie das Chiantiland von unseresgleichen. "Das grüne Herz Italiens", dem der Vogelprediger Franz von Assisi entsprang und in dem Luigi Malerba heute (in Orvieto) lebt, wird von der Herausgeberin Isolde Renner als literarisches Reisebuch bei Insel beschworen: mit Texten von Dante bis Ernst Meister, also von Deutschen und Italienern, und mit zahlreichen, auch farbigen Abbildungen für 16 DM (insel taschenbuch 1491). fr
Stendhal wird von dem Berliner Romanisten Michael Nerlich in seiner eben erschienen rororo-Monographie (Nr. 525, zahlr. Abb., 10,90 DM) als subversiver Jakobiner und literarischer Avantgardist entdeckt, der seit Balzacs verfälschendem Blick als Realist mißverstanden worden sei. fr
WIESBADEN. Im nachhinein haben sich die hessischen Steuereinnahmen im vergangenen Jahr 1992 nochmals als deutlich höher erwiesen als vorausgeschätzt. Nachdem die rot-grüne Koalition die ursprünglich veranschlagten Steuermehreinnahmen von plus 5,8 Prozent in einem Nachtragsetat Mitte des Jahres bereits auf plus neun Prozent korrigiert hatte, ergibt die Jahresabschlußrechnung nun sogar ein Plus von 12,2 Prozent. Das gab Finanzministerin Annette Fugmann- Heesing (SPD) am Donnerstag in einer Presseerklärung bekannt, deren eigentliches Thema die entsprechend gestiegenen hessischen Zahlungen an ärmere Bundesländer waren.
Wie Ministeriumssprecherin Susanne Wünsche-Reitter auf Rückfrage erklärte, hat das Land 1992 insgesamt 2,5 Milliarden Mark mehr an Steuern eingenommen als noch 1991. Gegenüber dem korrigierten Nachtragsetat, der bereits Mehreinnahmen von 520 Millionen Mark verzeichnet hatte, sind jetzt noch einmal 645 Millionen Mark mehr in die Kassen gekommen.
Das Geld sei teils für höhere Zahlungen an ärmere Länder, teils für Rücklagen und zum Teil für die Finanzierung politischer Programme verwendet worden. Details sollen in der kommenden Woche bekanntgegeben werden.
Beim Länderfinanzausgleich war Hessen 1992 mit 1,993 Milliarden Mark Zahlungen erneut der größte "Geber" - vor Baden-Württemberg, das 1,555 Milliarden Mark einzahlen mußte. Rheinland- Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, das Saarland und Bremen haben von diesen Zahlungen aus Hessen und Baden- Württemberg profitiert. Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg waren durch die Finanz-Umverteilung nicht berührt. Diese drei Länder gelten innerhalb des West-Finanzausgleichs bislang als "Durchschnitt".
Beim neuen, ab 1995 geplanten Finanzausgleich zwischen allen 16 Ländern (auch den ostdeutschen) werden sie als finanzstark angesehen - und zahlen müssen.
Über das Länder-Konzept für den künftigen Finanzausgleich (ab 1995) soll am Wochenende in einer Konferenz der Ministerpräsidenten und Finanzminister in Potsdam entschieden werden. Vorgespräche haben laut Wünsche-Reitter inzwischen "vorwiegend Verständnis" für die hessische Bitte ergeben, die geplanten Belastungen innerhalb der finanzstärkeren West-Länder noch einmal gerechter zu verteilen.
Hessen und Baden-Württemberg sollen dafür bis zum Wochenende einen gemeinsamen Beschlußvorschlag erarbeiten.
Gegenüber dem Beschluß der Finanzminister aller Länder, die in der vergangenen Woche (wie berichtet) ein Konzept gebilligt hatten, das Hessen besonders stark belastet, sieht ein hessischer "Kompromißvorschlag" Korrekturen in einer Größenordnung von rund 300 Millionen Mark vor. Hessen soll danach um 135 und Baden-Württemberg um 163 Millionen entlastet werden, Nordrhein-Westfalen (86 Millionen), Bayern (89) und Hamburg (125) würden etwas mehr belastet. me
ha BRÜSSEL, 25. Februar. Angesichts der Stahlkrise in der Europäischen Gemeinschaft soll die EG-Kommission mit den Regierungen der Staaten Mittel- und Osteuropas sowie der ehemaligen Sowjetunion Verhandlungen führen, um den Einfuhrzuwachs von dort zu drosseln. Dies beschloß der EG-Ministerrat in einer Sondersitzung am Donnerstag. Dabei sollen auch die Preisunterbietungen durch die östlichen Lieferanten erörtert werden. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) sagte vor Journalisten, dabei seien nicht nur die Interessen der EG-Stahlindustrie, sondern auch der Stahlverbraucher zu berücksichtigen.
(Siehe auch Wirtschaftsteil)
Die Gewerkschafter der Elektro-und Metallbranche in Sachsen und Berlin-Brandenburg gehen erneut auf die Straße und protestieren damit gegen die fristlose Kündigung der Stufenvereinbarung durch die Arbeitgeber. Der Tarifvertrag, abgeschlossen im Jahr 1991, sah eine stufenweise Erhöhung der Grundlöhne und eine Angleichung an die Westlöhne vor. Der Schritt der Arbeitergeber ist bisher einmalig in der Geschichte des Tarifvertragsrechts. Im folgenden dokumentieren wir eine kurze Bewertung dieser fristlosen Kündigung, die von der Abteilung Tarifpolitik des IG Metall-Vorstandes in Frankfurt a.M. vorgenommen worden ist, im Wortlaut.
Freie Aussprache
Justiz-Seilschaften Zu Ihrem Bericht über "Seilschaften" und "Justizirrtum" vom 22. Februar: Schmidt-Hieber und Kieswetter haben in Heft 29 der Neuen Juristischen Wochenschrift des Jahres 1992 auch für die Gerichtsbarkeit dargelegt, daß, je höher und besser dotiert das Amt, desto unerläßlicher Parteizugehörigkeit und Parteigunst sind. Weiter wird berichtet, daß es Bundesländer gibt, in denen vier Fünftel der Gerichtspräsidenten und Leiter der Staatsanwaltschaften der Regierungspartei angehören. Ich fürchte, daß dies in Hessen nicht wesentlich anders ist.
Exemplarisch hierfür dürfte auch die Besetzung der Vizepräsidentenstelle des Verwaltungsgerichts Frankfurt sein, die überdies in Zusammenhang mit der vakanten Vizepräsidentenstelle beim Verwaltungsgericht Gießen gesehen werden muß. Keine der um diese Stellen streitenden Personen bedarf eines besonderen Mitgefühls. Der Richter Dr. Stammler (CDU) wird wohl letztlich unterliegen. Sein Parteibuch paßt zur Zeit nicht. Noch vor wenigen Jahren wäre die persönliche und telefonische Intervention der OB- Kandidatin Roth zu seinen Gunsten beim Justizministerium wohl auf fruchtbareren Boden gefallen. C'est la vie im Zeitalter der Parteibuchwirtschaft.
Losgelöst im konkreten Fall muß jedoch der Umstand allgemeine Sorge bereiten, daß eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß diejenige Person, die ein Amt durch Protektion einer Partei erhält, seinen Gönnern immer wohlgesonnen sein wird (so Schmidt-Hieber/ Kiesswetter). Gerade im Bereich der Verwaltungsgerichtsbarkeit, die oftmals zur Überprüfung höchstpolitischer Steitigkeiten angerufen wird, ist dieser Befund nicht zu unterschätzen.
Anfängen einer parteipolitischen Okkupation gilt es hier frühzeitig zu begegnen. Sollten die für die Entscheidung dieser Rechtsstreitigkeiten zuständigen Verwaltungsgerichte keinen Weg finden, die Ämterpatronage zurückzudrängen, so bleibt als außerrechtliches Mittel wohl nur der letztlich aber resignative Vorschlag Schmidt-Hiebers und Kiesswetter, "alle Gremien, die sich aus Parteigünstlingen zusammensetzen, penetrant als solche zu bezeichnen - auch wenn es sich um Gremien der Judikative handelt - und ihnen über die gesetzlich unumgängliche Achtung hinaus jeden Respekt zu versagen". Alexander Birk, Limburg
Alibi Tierexperiment In Ihrem Artikel vom 15. 2. 1993 zum Holzschutzmittel-Prozeß vor dem Frankfurter Landgericht wird unter anderem wieder mal deutlich, daß die Industrie ihre wissenschaftliche Beurteilung des Tierversuchs immer von eigenen wirtschaftlichen Interessen abhängig macht: Geht es darum, neue Produkte auf den Markt zu bringen, wird deren "Sicherheit" durch tierexperimentelle "Prüfung" garantiert; geht es aber darum, für gesundheitliche Schädigungen von Menschen aufkommen zu müssen, beruft sie sich plötzlich auf die Nicht-Übertragbarkeit von Tierversuchen auf den Menschen. Das Tierexperiment hat eben für die Industrie nur eine Alibifunktion für den Fall einer Produkthaftung. Darum müssen, im Interesse von Mensch und Tier, schnellstens entsprechende Gesetzesänderungen vorgenommen werden!
Cristeta Brause, Tierversuchsgegner Hessen e. V.
Worthülsen der Politiker Am Ostpark begann das große Bäumesterben (FR vom 19. 2. 1993). Ja, es tut in der Seele weh und ein Wahnsinn ist es auch, wie Lutz Sikorski, der Geschäftsführer der Römer-Grünen, die Naturzerstörung am Ostpark beschreibt. Aber wozu sitzt denn selbiger Herr mit in der großen Regierungsverantwortung, wenn er so gar nichts tun kann, um heute diesen Wahnsinn, morgen jenen und übermorgen den nächsten Wahnsinn zu verhindern. Mal ist der Bund an allem schuld, mal das Land, oder es sind die Sachzwänge, die die Herren Politiker lahmlegen.
So ist es doch auch völlig egal, welche Farbe im Römer die "Diäten" einsteckt und mit viel Getue leere Worthülsen in riesigen Sprechblasen vom Stapel läßt, um das Stimmvieh alle vier Jahre an die Wahlurnen zu locken. Den freien Bürgern wird in ihren freien Blechkisten wieder ein Stück Freiheitspiste serviert, damit sie ihren Freiheitsdrang in Freiheit ausleben können. Auf der Strecke bleibt, man kann es sich scheinbar leisten - Waldsterben, Ozonloch, Klimakatastrophe sind abgehakt -, wie immer, die Natur.
Helga Schwuchow, Frankfurt
ptz BONN, 25. Februar. Die Umweltorganisationen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Greenpeace wollen mit Parteien, Elektrizitätswirtschaft, Gewerkschaften und Stromverbrauchern über einen Energiekonsens sprechen. Verhandlungen über eine Akzeptanz der Atomenergie könne es aber nicht geben. "Die Nutzung der Atomkraft ist und bleibt unverantwortlich", betonten Vertreter der Verbände am Donnerstag in Bonn. Die Gespräche hätten nur Sinn, "wenn Einigkeit auf allen Seiten darüber besteht, daß der Ausstieg aus der Atomenergie gewollt wird", sagte der Greenpeace-Experte Heinz Laing. Über Erfolg oder Mißerfolg entschieden Parteien und Stromkonzerne; sie müßten zu einer Wende bereit sein, sagte BUND-Geschäftsführer Onno Poppinga. Als Beweis ihrer Glaubwürdigkeit verlangte er von Politik und Wirtschaft die Aussetzung aller derzeit laufenden atomtechnischen Genehmigungsverfahren.
Über Details der von den Elektrizitätskonzernen RWE und Veba angeregten parteiübergreifenden Gespräche wurden die Umweltschützer bislang nicht informiert. Den Ablauf besprechen Spitzenpolitiker des Bundes und der Länder am kommenden Montag. Die SPD wird ihre Linie am Sonntag festlegen. Laing räumte ein, daß es im Lager der Atomkraftgegner Differenzen gibt, ob man sich mit der anderen Seite überhaupt an einen Tisch setzen soll. Inhaltlich stimmten Verbände und Bürgerinitiativen jedoch überein, daß am Ausstieg aus der Atomkraft unabdingbar festzuhalten sei.
Basis künftiger Politik müßten drei Säulen sein: Die effizientere Nutzung von Energie, der forcierte Ausbau der Kraftwärmekopplung, also der parallelen Erzeugung von Strom und Wärme, und die drastische Ausweitung regenerativer Energien. Die Verbände wollen deshalb zunächst über konkrete Investitionsprogramme für eine risikoärmere Energiewirtschaft sprechen. Zu den nötigen Rahmenbedingungen zählte Poppinga eine schrittweise steigende Energiesteuer, Höchstverbrauchsvorschriften für Elektrogeräte und schärfere Auflagen zur Wärmedämmung bei Gebäuden.
Überfall auf Bank - Hinweise erbeten
Das italienische Erdbeben
Die Liste der italienischen Krankheiten wird von Tag zu Tag länger: Währungs- und Finanzfieber, Verwaltungsinfarkt, Parlamentarsklerose und vor allem die dramatische Schwindsucht am Körper der öffentlichen Moral. Befallen sind Regierung und Parlament, Koalitionsparteien, aber auch Politiker der Opposition. Ganz frisch ist die Meldung, daß Giorgio La Malfa wegen eines drohenden Strafverfahrens als Führer der Republikaner zurückgetreten ist. Ausgerechnet La Malfa, der seine kleine Partei immer als letzte Insel der Ehrbarkeit pries!
Es ist wie bei einem der katastrophalen Erdbeben, von dem die Halbinsel schon so oft betroffen wurde: Hütten und Paläste brechen zusammen, herabstürzende Trümmer erschlagen die Großen,und die Kleinen werden von sich plötzlich auftuenden Erdspalten verschlungen. Auf diese Notlage, der ein ganzes System zum Opfer fällt, reagiert die Regierung des Sozialisten Giuliano Amato hilfloser als je zuvor: Sie stellt die Vertrauensfrage. Anstatt die Basis für eine neue Republik zu legen mit Gesetzen gegen Korruption und für eine angemessene Parteienfinanzierung, schlagen die Deputierten aus fast 20 Fraktionen einander zwei Tage lang ihre Argumente um die Ohren.
Das parlamentarische Ja zu dem soeben erst umgebildeten Kabinett galt zwar von vornherein als sicher. Doch ein Vertrauensvotum löst kein einziges der zahlreichen Probleme. Schlimmer noch: Alle Akteure sind aktionsunfähig. Amato und seine Mannschaft kommen nicht dazu, auch nur die allernotwendigsten Arbeiten zu leisten, weil die Säuberungsaktion der Richter unter dem Stichwort Mani pulite (saubere Hände) einen Funktionär nach dem anderen, ja sogar Staatssekretäre und Minister, ausschaltet. Die pfiffigen Politiker von gestern, die aus jedem Chaos einen Ausweg kannten, stehen meist im Aus: Andreotti, Forlani, Craxi, Martelli und jetzt La Malfa.
Aktionsunfähig sind auch die Akteure in den beiden Kammern. Regierungsnahe Deputierte und Senatoren wollen den Eindruck vermeiden, sie machten gemeinsame Sache mit korrupten Figuren ihrer eigenen Partei. Oppositionelle Parlamentarier sind untereinander in vielen Fragen zerstritten: "Demokratische Linke" und Altkommunisten, Radikale und Grüne, Neofaschisten und "Lega Nord". Außerdem geben sie sich der Hoffnung hin, vom Wähler reichlich belohnt zu werden, wenn das alte Regime erst einmal zusammengebrochen ist. Der alte Wahlspruch kommt wieder zu Ehren: "Je schlimmer, desto besser."
Sogar die Bischöfe verzichten in diesen schlimmen Tagen darauf, gegen sexuelle Ausschweifungen und Schwangerschaftsabbruch zu Felde zu ziehen. In einem Hirtenbrief zur gerade erst begonnenen Fastenzeit rufen sie zur Umkehr auf aus den "moralischen und gesellschaftlichen Niederungen unseres Landes". Die katholischen Politiker, vor allem also die Verantwortlichen der "Democrazia Cristiana" hören den Ruf, "Herz und Sinn" in den Dienst der allgemeinen Erneuerung zu stellen.
Nicht alle Köpfe im schwer geprüften Italien sind von den sich häufenden Katastrophenmeldungen verwirrt oder von taktischen Spekulationen gelähmt. Parteiübergreifend betätigen sich Verfassungsexperten als Geburtshelfer, damit der dahinsterbenden Ersten Republik eine bessere Zweite folgen kann. Sie wissen, daß zur Erneuerung die Bestrafung der Schuldigen nicht genügt. "Politische Probleme müssen von Politikern gelöst werden", fordert der Mailänder Untersuchungsrichter Antonio Di Pietro und widerlegt damit die Vorwürfe, er wolle mit puritanischem Eifer die Macht an sich reißen.
Auf dem Papier sind die meisten Maßnahmen schon klar, die Italien aus den winkligen Gäßchen von "Tangentopoli" - ein Begriff, den das Wort tangenti für Bestechungsgelder prägte - hinausführen könnten: Aufbesserung, aber zugleich strenge Überprüfung der Parteifinanzen, einwandfreie Vergabe und Ausführung öffentlich finanzierter Aufträge und endlich ein Mehrheitswahlrecht, das aus der römischen Volksvertretung wieder ein zu Entscheidungen fähiges Gremium macht. Es sieht kaum so aus, als könnte die "einzig mögliche Regierung" Amato diesen Aufgabenkatalog auch nur zum Teil erledigen. Eine Erweiterung der Koalition aber - um die Stimmen der "Demokratischen Linken" und der regionalistischen "Lega Nord" - ist in diesen Tagen der Regierungsumbildung gescheitert.
Zum Glück können die Bürger der Halbinsel in den nächsten Wochen zur Lösung einiger Probleme beitragen. Der christdemokratische Rebell Mario Segni, Sohn eines früheren Staatspräsidenten, hat mit Gleichgesinnten anderer Parteien ein Bündel von Volksentscheiden erzwungen, die das Ziel haben, einige Ministerien, mehrere Gesetze, ja sogar das alte Verhältniswahlrecht ersatzlos zu streichen. Es wäre nicht das erste Mal, daß Roms Politiker unter Zwang die notwendigen Schritte tun.
Namen + Notizen
RUDOLF STAMM, ältester Bad Homburger Sozialdemokrat, ist tot. Er wurde gestern nachmittag auf dem Ober-Erlenbacher Friedhof beerdigt. Im Herbst hatte Stamm seinen 92. Geburtstag gefeiert, zugleich hatten ihn seine Parteifreunde für 73 Jahre SPD-Mitgliedschaft geehrt. Der Sudetendeutsche war 1919 in die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei eingetreten, der er bis zum Einmarsch der Truppen Nazi- Deutschlands 1938 angehörte. Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur und der folgenden Vertreibung aus dem Sudetenland trat Rudolf Stamm 1946 unter Bürgermeister Klopfer in Ober-Erlenbach wieder in die SPD ein.
Ober-Erlenbacher kennen den früheren Polizeibeamten vor allem durch sein Engagement bei der Früchteverwertung, für die er von 1966 bis 1982 (als 82jähriger!) arbeitete.
FRANZ STERR, Hauptbevollmächtigter der Basler Versicherungen, wurde in die Schar der Träger des Schwarzen Bandes in Samt und Seide aufgenommen. Helmuth Bernecker, Herausgeber des in Bad Homburg erscheinenden "Taunus-Kuriers", begründete die Auszeichnung, die seit 20 Jahren am Aschermittwoch verliehen wird.
Sterr wird unter anderem zugute gehalten, daß er für den Bau der Bach-Orgel in der Erlöserkirche bei dem Unternehmen 100 000 Mark lokkermachte, ohne daß die volle Höhe der Spende der Schweizer Unternehmensführung aufgefallen sei.
BAD VILBEL. Auf Fragen der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft geht heute abend um 19.30 Uhr die CDU- Europaabgeordnete Dr. Ursula Braun- Moser ab 19.30 Uhr im kleinen Café des Kurhauses ein. Veranstalter ist die Junge Union Bad Vilbel. cor
Korruption: Für ihren ersten politischen Aschermittwoch hatten sich die Grünen in Kriftel ein zugkräftiges Thema ausgesucht. Doch eins wurde gleich zu Beginn klargestellt: "Wir wollen hier nicht über Details im Fall Börs reden." Eine Vorgabe, die Hofheims Stadtverordnetenvorsteher Hans Tulatz schon aus beruflichen Gründen beherzigte - er ist Richter am Amtsgericht in Frankfurt. Und die Parteienvertreter bissen sich manchmal noch gerade rechtzeitig auf die Zunge, versuchten grundsätzliche Aspekte herauszuarbeiten.
Indes: Freud war mit von der Partie. Da schimpfte ein Zuhörer über die CDU in der Obstbaugemeinde, die das Problem Börs nach Art des Kanzlers löse: mit Aussitzen eben. Ein doppeldeutiges Wort angesichts des derzeitigen Aufenthaltsortes von Kriftels Rathauschef, wie Moderator Albrecht Kündiger bemerkte. set
Axel Wintermeyer, dem Hofheimer Stadtverbandschef und Christdemokraten aus tiefster Überzeugung, dürfte die Freudesröte bis in die Haarwurzeln geschossen sein. Scheint dem FR-Chronisten doch mit drei Anschlägen auf dem Schreibcomputer gelungen, wofür der wackere Unionschrist sich am Wahlkampf-Stand seiner Partei vergeblich den Mund fusselig geredet hatte: Hans Tulatz, Oberhaupt des Hofheimer Stadtparlaments und seit 26 Jahren Sozialdemokrat aus Überzeugung, ins Lager der Christenunion zu holen. Da stand es nun, das "CDU" - rechtzeitig zur Faschingszeit schwarz auf weiß in Großbuchstaben hinter dem Namen Tulatz in der Zeitung geschrieben. Doch die Vorfreude auf den künftigen Beitragszahler, der dem CDU-Schatzmeister grad in der teueren Wahlkampfzeit nur allzu gut gepaßt hätte, war nur von kurzer Dauer. Er denke nicht im Traum daran, seine Genossen im Stich zu lassen, wehrte Tulatz ab und beschwichtigte alsgleich alle aufgeschreckten Sozi- Herzen. Also doch nur ein schwarzes Faschingsmäntelchen, das die FR dem roten Parlamentschef umgehängt hatte. Kein Zubrot in der Kasse, das Mitgliedsregister nicht verlängert - bleibt Wintermeyer nur der Trost, daß alle schönen Faschingsträume am Aschermittwoch nunmal vorbei sind. . . ana
"Wir sind in die Schule reingegangen, haben das gelbe Zeug mit reingebracht und von nix gewußt." Bürgerversammlung in der Martinuskirche: Ein neunjähriger Schwanheimer Bub erzählt dem Oberbürgermeister, dem Staatssekretär, drei Top-Managern der Firma Hoechst und 500 Mitbürgern, mit welcher Ahnungslosigkeit die Pennäler des Stadtteils am Rosenmontag in eine Umweltkatastrophe gestapft waren. An den Schuhsohlen klebte das bei Zimmertemperatur zu Gas werdende Haut- und Atemgift o- Nitroanisol.
Eltern, Lehrer, Schüler, Kita- und Hortkinder im Stadtteil sind verunsichert und sauer auf die kommunalen Ämter: "Wir sind alleingelassen worden", lautet der Tenor eines Flugblatts von Kollegium und Elternbeirat der Minna-Specht-Schule. Niemand habe sich nach der Chemiekatastrophe und dem "gelben Regen" um die Schüler gekümmert, Verhaltensmaßregeln ausgegeben, die Reinigung der Gebäude veranlaßt, Giftmessungen angeordnet. Ähnliche Kritik hagelte es von Eltern, deren Kinder die Tagesstätte KT 83 besuchen.
Stadtschulamtsleiter Tom Stryk kann die Schelte "sehr gut verstehen". Daß man Schule, Kindergarten und Hort nach der Öko-Katastrophe ziemlich allein ließ, sei indes auf "mangelnde Koordination" unter den städtischen Stellen zurückzuführen (Gesundheitsamt, Branddirektion, Umweltamt). Stryk: "Wir vom Stadtschulamt mußten uns selbst die Informationen mühsam zusammenklauben. Wir haben aus der Zeitung und nicht von unseren Ämtern erfahren müssen, wo die Wolke niederging."
Nun aber soll einiges geschehen. Die KT 83 wird dichtgemacht, das vergiftete Außengelände von der Hoechst AG abgetragen, die mit o-Nitroanisol verschmutzten Bodenbeläge entsorgt. Die 57 Kindergartenkinder weichen ab Montag für die Dauer der Sanierung in die Oberschweinstiege aus, die 30 Hortkinder erhalten Gastrecht in der August-Gräser-Schule.
Stryk hat zudem Forderungen ans Stadtgesundheitsamt gestellt: für die August-Specht-Schule Komplettreinigung von Gelände, Fassade, Flachdach und Innengebäude, Bodenproben draußen, Luft- und Staubmessungen drinnen.
Zudem macht sich Stryk beim Gesundheitsamt dafür stark, in allen Schulen und Kitas, die von Schwanheimern besucht werden, "Wischproben in den Eingangsbereichen" und "Innenmessungen" zu machen: in den KTs 36, 39, 105 und in der August-Gräser-, der Carl-von-Weinberg- und der Goldsteinschule. peh
KARBEN. Druckfrisch aus der Presse präsentiert die Kulturinitiative Karben ihr Programm für das Frühjahr und den Sommer: Leuchtend gelb, voll interessanter Veranstaltungen. Erstmals werden innerhalb der KiK-Kulturreihe Karbener Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit haben, selbst aktiv ins Kulturleben einzugreifen: Während der Karbener Kulturtage im Juli können sie an der Clown-Werkstatt der KiK mitmachen.
Treu bleibt sich die KiK mit ihrem Schwerpunkt Kabarett auch im Frühjahr '93. So tritt am Freitag, 12. März, zum Auftakt der Veranstaltungsreihe das "Wiesbadener Hinterhaus Kabarett" mit "Irre Aussichten" um 20.30 Uhr im Jugendkeller des Bürgerzentrums auf. Satire zwischen Rock und Reeperbahn bringen Turn & Taxis am Donnerstag, 25. März, zur gleichen Zeit am gleichen Ort auf die Bühne. Zu dieser Veranstaltung - und das ist ebenfalls neu bei der KiK - haben die Kulturmacher einen Kooperationspartner gefunden: den Stadtjugendring. Einnahmen und Kosten entfallen auf beide Gruppen. Außerdem kooperiert die KiK mit dem Jugendkulturzentrum Selzerbrunnen und dem Berufsbildungswerk Südhessen.
Abend Nummer drei gestaltet "Mit Ächzen und Krächzen" am Donnerstag, 6. Mai, ab 20.30 Uhr Susanne Weinhöppel mit "girrenden Liedern zur Harfe". Der Clown Trac kommt gleich zweimal nach Karben: Am Samstag, 17. Juli, lädt er alle Interessierten ein, Mythos und Realität der Improvisation kennenzulernen. Wer dabei sein möchte, sollte sich möglichst bald zur Werkstatt "Clown- In" am 17. Juli von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr bei der KiK am Hessenring 40 anmelden. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Mark. "Knallzart" tritt Clown Trac dann am Sonntag, 18. Juli, um 15 Uhr im Jugendkeller auf. Ab 11 Uhr gibt es an diesem Tag bereits Aktionen mit dem Berufsbildungswerk und dem Jugendkulturzentrum und für 14 Uhr ist eine "Parade der Verrückten" angekündigt.
Durch die gemeinsamen Veranstaltungen mit dem JuKuZ und dem Berufsbildungswerk hofft die KiK einen Grundstein für weitere Projekte in der Zukunft zu legen. Wie bisher wird es bei ihren Veranstaltungen stets auch Getränke und Leckereien geben, aus deren Verkaufserlös ein Teil des Programms finanziert wird. Denn daran hat sich nichts geändert: die Stadt fördert, aber finanziert das Programm nicht ausschließlich.
Wer die KiK durch ehrenamtliche Hilfe oder Essensspenden unterstützen möchte, kann sich mit Ingeborg Kuhl 0 60 39 / 4 19 14 oder ab 8. März mit Jutta Tempelmann 0 60 39 /77 22 89 in Verbindung setzen.
Der Kartenvorverkauf läuft übrigens ab Montag, 1. März, beim Kulturamt, der Karbener Bücherstube, dem Naturladen und im JuKuZ.
Die Karten kosten im Vorverkauf 13 Mark, an der Abendkasse 15 Mark. Der Karben-Paß gilt für alle Veranstaltungen. cor
BAD VILBEL. Ein ökumenischer "Klagegottesdienst" zur Solidarität mit vergewaltigten und verletzten Frauen im ehemaligen Jugoslawien findet am Samstag, 27. Februar, um 18.30 Uhr in der Evangelischen Kirche Gronau statt. Die Kirchengemeinde beteiligt sich im übrigen auch an der vom ökumenischen Netz Nordhessen organisierten Paketaktion für Bosnien. Zur Vereinfachung des Zollverfahrens hält das Pfarramt Zettel mit der Beschreibung des erwünschten Inhalts bereit. hm
me/peh FRANKFURT A. M., 25. Februar. Der Unfall bei der Frankfurter Hoechst AG, bei dem am Montag 2,5 Tonnen des möglicherweise krebserregenden Giftes o-Nitroanisol freigeworden sind, muß nach Ansicht von Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) "nachhaltige Konsequenzen" für die Sicherheitsphilosophie von Chemieanlagen haben. Fischer sagte am Donnerstag der FR, die von Umweltpolitikern lange geforderte, von der Industrie aber immer abgelehnte Installierung "geschlossener Kreisläufe" stehe jetzt auf der Tagesordnung. Das bisherige System, Explosionssicherheit von Kesseln notfalls durch Freisetzung von Überdruck in die Atmosphäre zu erreichen, habe in Frankfurt zur Umweltverseuchung geführt.
Die Unternehmensleitung der Hoechst AG kündigte auf einer Bürgerversammlung im betroffenen Stadtteil Schwanheim ein neues "Programm zur Sicherheitserhöhung" für ihre Anlagen an, "um die Wiederholung eines solchen Unfalls unmöglich zu machen". Die Manager versprachen, für alle Schäden aufzukommen, das Viertel auf Firmenkosten komplett zu dekontaminieren und als Sofortmaßnahme den Boden des vergifteten Mainufers und der Kleingartenanlage zu entsorgen.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) regte eine Sondersitzung der Störfallkommission und des technischen Ausschusses für Anlagensicherheit am 18. März an.
(Weitere Berichte S. 3 und Lokales)
cri FRANKFURT A. M. Angesichts einer zu erwartenden schwächeren Baukonjunktur im Westen setzt der Mannheimer Konzern Bilfinger + Berger in diesem Jahr vor allem auf die Nachfrage in den neuen Ländern. Ob diese noch weiter anziehe, werde aber unter anderem vor allem davon abhängen, inwieweit die "Finanzierung der enormen öffentlichen Bauaufgaben und der privaten Investitionen" gesichert werde.
Bereits in der abgelaufenen Periode steuerten die neuen Länder einen beachtlichen Teil zur erreichten Leistung im Inland bei. Sie kletterte um 23 Prozent Prozent auf 3,5 Milliarden Mark. Rund 920 Millionen Mark und damit gut doppelt soviel wie im Vorjahr entfallen auf das ostdeutsche Geschäft. Ingesamt erwirtschafteten die rund 50 000 Beschäftigten in der Gruppe rund sechs Milliarden Mark, was einem Plus um 14 Prozent entsprach.
Der Auftragseingang stieg um bescheidene zwei Prozent auf sieben Milliarden. Während die Bestellungen aus Deutschland sprudelten (plus 14 Prozent), sanken sie im Ausland um elf Prozent auf 2,8 Milliarden. Das Orderpolster schwoll um 17 Prozent auf sieben Milliarden an. Zur Ertragslage wird lediglich gesagt, daß sich das Ergebnis "nochmals verbessert" habe. Den Aktionären sagen die Mannheimer wieder eine "gute Dividende" - zuletzt zehn plus zwei Mark Bonus - zu.
Wer am Donnerstag nach den Namen der radikalen Hindu-Führer forschte, fand sie am sichersten in der Liste der Verletzten und Festgenommenen. So friedlich, wie die indische Regierung befand, ist die Demonstration der Bharatija Janata Dal nicht abgegangen. Tränengas und Schlagstöcke, die üblichen Beruhigungsmittel der Staatsgewalt, haben wohl überdies weniger bewirkt als die organisatorische Disziplin jener Partei. Soweit treffen die traditionellen Kategorien zu: Ein "kommunaler" Konflikt zwischen Religionsgruppen, eine Herausforderung der Staatsmacht mit möglichst gewaltfreien Mitteln - Gewalt soll die Obrigkeit anwenden, es wird ein politischer Sieg der Geschlagenen daraus werden.
Der Umfang der Auseinandersetzung verändert jedoch die Qualität. Die BJP und die zu ihr gehörenden Organisationen, manche darunter in militärischer Ordnung, kämpfen nicht um Symbole. Es mag zwischen dem altgedienten Führer Atal Behari Vajpayee einerseits, den radikaleren Murli Manohar Joshi und Lal Krishna Advani andererseits Meinungsunterschiede über die Methoden geben; auf die Erringung der Staatsmacht sind sie alle fixiert, und die demagogischen Mobilisierungsmittel aus der faschistischen Schule beherrschen sie allesamt.
In Delhi haben sie den Staat in all seiner Hilflosigkeit vorgeführt, schwankend zwischen der Angst vor einer aufgepeitschten Masse und der anderen Angst, so oder so Wählerstimmen zu verlieren. Der nächste Sturm wird die Hindu-Provinzen des Nordens erfassen. Dann geht es um den Zusammenhalt des Staates, um die Entscheidung zwischen Diktatur und Demokratie, um den ewigen Konflikt zwischen Fundamentalismus und Toleranz. gro
RÜSSELSHEIM. Der Endspurt zur Wahl hat begonnen, noch stehen einige Veranstaltungen an. So lädt die fNEP- Liste für heute, 26. Februar, 20 Uhr, in die Stadthalle ein, wo der WDR-Film über Rüsselsheims Bauwagen-Siedlung gezeigt wird.
Zur Kommunalwahl bewerben sich (hier jeweils die ersten fünf) für:
Stadtverordnetenversammlung:
SPD: Norbert Winterstein, Hans-Karl Gerbig, Helmut Späth, Heide Böttler, Siegbert Reinig.
CDU: Manfred Quick, Klaus Schmitt, Inge Wolske, Alfred Bohn, Kurt Reinhardt. Grüne: Heinz König, Karl-Heinrich Przyklenk, Joachim Gönner, Heike Muster, Michael Ladwig.
FDP: Wolfgang Merz, Rolf Ragnar Otto, Ludwig Schwebel, Christian Torsten Otto, Käthe Hampel.
Blaise-Pascal-Liste: Andreas Schwarz, Manuel Vogel, Michael Haus.
Wahlliste für Nichtwählerinnen, Erstwählerinnen und Protestwählerinnen (fNEP): Claude Thomas Cazaré, Eva Konrad, Petra Giess, Marianne Flörsheimer, Christine Reviol.
Rüsselsheimer Wählergemeinschaft für Parteiverdrossene, Lisel: Christian Jeuck, Gerhard Zinck, Roland May, Peter Niepelt, Christian Otto Vogt.
Ortsbeirat Königstädten:
SPD: Georg Schäfer, Frank Stephan, Karl-Heinz Fornoff, Franz-Werner Möse, Margitte Koch.
CDU: Johann Heinrich Schleidt, Karl Erb, Klaus-Dietrich Thiessen, Norbert Eckert, Elke Knappich.
FDP: Ludwig Schwebel, Stefan Riedl, Hans-Jochen Rausch.
Unabhängige Königstädter Liste (UKL): Helga Schug, Felix Weilbächer, Johann Wolfgang Einsiedel, Martin Stannarius, Michael Denk.
Ortsbeirat Bauschheim:
SPD: Arnold Kühlke, Werner Funk, Rainer Barth, Friedel Herth, Dr. Harald Fuchs.
CDU: Kurt Stolz, Reiner Than, Helmut Reinheimer, Werner Stahl, Brigitta Böhner. FDP: Peter Zuber, Jürgen Simon.
"Bauschemer freie List" (BfL): Klaus Kreer, Christine Töpfer, Günther Englert, Arnold Geier, Helmut Kemmer.
Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG): Hubert Schaub, Reinhard Lenz, Erich Vogel, Irmtraud Schaub. cas
HÖCHST. Unter dem Motto "Mein Name ist Mensch" haben die Höchster Infothek und der Stadtteilarbeitskreis ein Programm für eine ganze Aktionswoche gegen Fremdenfeindlichkeit auf die Beine gestellt. Mit der Veranstaltungsreihe vom 2. bis 12. März wollen die Initiatoren auf die zunehmende Fremdenfeindlichkeit hinweisen und Wege aufzeigen, wie Deutsche und Ausländer auch in Zukunft friedlich miteinander leben können.
Die Stadtteilbücherei, Michael-Stumpf- Straße 2, zeigt werktags von 11 bis 19 Uhr eine Buchausstellung zum Thema "Angst vor dem Rassismus" beschäftigt.
Über die Lebenssituation der zweiten Ausländergeneration in der Bundesrepublik spricht am Mittwoch, 3. März, von 19.30 Uhr der türkische Dichter Nevfel Cumart. Titel des Abends in der Stadtbücherei: "Zu Hause in der Fremde".
Für Kinder bis Zehn zeigt die Bücherei am Freitag, 5. März, von 15 Uhr an das Bilderbuchkino "Selim und Susanne".
"International children are coming together" heißt die Fotoausstellung, die vom 8. bis 12. März im Kinderhaus, Adolf- Häuser-Straße 16-18, zu sehen ist.
Das Theater "Grüne Soße" führt am Freitag, 12. März, im Jugendzentrum, Palleskestraße 2, das Stück "Emigranten" auf. Klassen können sich für die 20 Uhr- Vorstellung unter Tel. 3106 56 70 anmelden.
Streifen zu den Themen Maghreb/ Frankreich und Türkei/Deutschland werden im Filmforum, Emmerich-Josef-Straße 46 a, vom 6. bis zum 21. März abgespult. Das Programm liegt im Neuen Theater aus. tos
Es werde "keine gemeinsame Strategie" zwischen Deutschland und Japan geben, um für beide Länder ständige Sitze im UN-Sicherheitsrat zu erreichen, sagte der japanische Ministerpräsident Kiichi Miyazawa. Einen Tag vor der Ankunft des Bundeskanzlers in Tokio erklärte er den deutschen Korrespondenten am Donnerstag, Japan und die Bundesrepublik müßten sich unabhängig voneinander um diese Frage kümmern.
Tatsächlich ist es den Japanern nicht recht, daß auch Deutschland Anspruch auf einen ständigen Sitz angemeldet hat, denn dadurch sinken die japanischen Chancen. Da hilft es auch nichts, daß Bundeskanzler Kohl in einem Interview mit dem japanischen Fernsehen NHK Verständis zeigte: "Es ist aus japanischer Sicht sehr viel eiliger, oder wichtiger und bedeutender, Mitglied des Weltsicherheitsrates zu sein."
Vom Besuch des deutschen Bundeskanzlers, der am Freitag in Tokio eintraf, scheinen beide Seiten Unterschiedliches zu erwarten. Der japanische Ministerpräsident Kiichi Miyazawa will das Thema "Asien" in den Mittelpunkt stellen. "Die Deutschen sind herzlich eingeladen, sich an der Entwicklungshilfe in Asien mehr zu beteiligen", sagte der Westeuropa-Experte im japanischen Außenministerium Kaoru Ishikawa: "Sie sollten nicht nur nach Europa, sondern auch nach Asien schauen."
Über ein anderes Thema möchten sie am liebsten gar nicht reden: "Warum fragen Sie eigentlich dauernd nach Rußland?" fragte Kaoru Ishikawa vom Außenministerium die deutschen Journalisten. Immerhin habe sein Land fast drei Milliarden Dollar an Krediten und humanitärer Hilfe für Rußland locker gemacht. Im Interview mit dem NHK hatte Bundeskanzler Kohl der japanischen Regierung nahegelegt, daß sie noch mehr zahlen müsse: "Wenn diese Länder nicht Stabilität gewinnen, werden wir die Zeche bezahlen, im übrigen auch die Japaner mit uns." Deshalb sei es wichtig, "hilfreich zu sein." Der Bundeskanzler setzte hinzu: "Wir sind an der Obergrenze unserer finanziellen Belastbarkeit angelangt".
Natürlich hat die japanische Regierung die Botschaft verstanden. Kiichi Miyazawa gibt zu: "Es ist nicht normal", daß es seit dem Zweiten Weltkrieg keinen Friedensvertrag zwischen "zwei so großen Staaten" wie Japan und Rußland gebe. Er will jedoch auf keinen Fall mehr Rußlandhilfe zahlen, solange der Streit um die Kurilen-Inseln nicht gelöst ist. Vertreter des Außenministeriums sagen deutlich, daß sie vor allem Deutschland in der Pflicht sehen - schließlich habe das Land der ehemaligen Sowjetunion seine Wiedervereiniung zu verdanken.
Kaoru Ishikawa sieht im übrigen keinen Grund, den Streit zwischen Rußland und Japan um die Kurilen-Inseln auf die Tagesordnung des Kohl-Besuchs zu setzen: "Wir haben die Unterstützung der Deutschen bereits".
Ein weiteres schwieriges Thema steht auf der Tagesordnung des Besuches von Helmut Kohl: Die unausgeglichene Handelsbilanz der beiden Länder. Ministerpräsident Miyazawa sagte den deutschen Journalisten: "Deutschland und Japan waren immer die einzigen Länder, die in ihrer Leistungsbilanz schwarze Zahlen schrieben." Jetzt stünde Japan damit alleine da, darüber sei er "traurig".
TINA STADLMAYER (Tokio)
Das Wetter
Wetterlage Deutschland wird im Tagesverlauf von einem langsam nach Südosten ziehenden Tiefausläufer überquert.
Vorhersage bis Samstag früh Im Süden und Südosten Deutschlands anfangs aufgelockerte, später auch hier, wie schon in den übrigen Gebieten, starke Bewölkung und zeitweise Schneefall. Tageshöchsttemperaturen minus 3 bis plus 3 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Samstag null bis minus 5 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind um Nordwest.
Wochenvorhersage Samstag/Sonntag: Wechselnd, zeitweise stark bewölkt und etwas Schneefall. Tiefstwerte um minus 5, in der Osthälfte örtlich unter minus 10 Grad. Höchsttemperaturen wenig geändert.
Montag bis Donnerstag: Bei auflebendem östlichem Wind vor allem im Osten und Süden verbreitet Schneefälle. Im Nordwesten ab Dienstag auch aufgelokkerte Bewölkung. Höchstwerte im Nordwesten bis 5, sonst um null Grad. Nachts im Nordwesten leichter, sonst mäßiger bis starker Frost.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 12 Amsterdam
Regen 3 Athen
Regen 8 Barcelona
wolkenlos 9 Bordeaux
leicht bewölkt 4 Brüssel
Regen 2 Budapest
wolkig -1 Dublin
Regen 10 Helsinki
wolkig -3 Innsbruck
leicht bewölkt 0 Istanbul
Schneeregen 2 Kairo
stark bewölkt 25 Larnaka
wolkig 19 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
leicht bewölkt 12 Locarno
leicht bewölkt 5 London
stark bewölkt 8 Madrid
leicht bewölkt 7 Malaga
wolkig 14 Mallorca
wolkig 11 Moskau
wolkenlos -3 Nizza
leicht bewölkt 10 Paris
Regen 3 Rom
wolkenlos 9 St. Petersburg
leicht bewölkt -1 Stockholm
bedeckt -2 Tunis
wolkig 11 Varna
Schneefall 4 Venedig
wolkenlos 7 Zürich
leicht bewölkt -2
Deutschland
Berlin
Schneefall -1 Dresden
Schneefall -3 Feldberg/Schw.
wolkig -10 Feldberg/Ts.
wolkig -5 Frankfurt/M.
wolkig -2 Freiburg
stark bewölkt -1 Garmisch
leicht bewölkt -1 Hamburg
leicht bewölkt -1 Köln/Bonn
leicht bewölkt 2 Leipzig
Schneefall -2 München
wolkig -3 Zugspitze
in Wolken -15
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42
Sonnenaufgang 7.15 Uhr Sonnenuntergang 18.05 Uhr Mondaufgang 8.33 Uhr Monduntergang 22.35 Uhr
SPD für deutsche Hilfe bei Abwürfen Luftwaffe soll USA über Bosnien unterstützen Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 25. Februar. Die Bundeswehr soll sich nach dem Willen der SPD an dem von den USA geplanten Abwurf von Hilfsgütern für die hungernden Menschen in Bosnien-Herzegowina beteiligen. Der außenpolitische Sprecher der SPD, Karsten Voigt, sagte am Donnerstag in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau, der Einsatz der Luftwaffe an der Seite der USA müsse sich allerdings "im Rahmen des Grundgesetzes" bewegen. Die Beteiligung deutscher Transportmaschinen am Abwurf humanitärer Hilfsgüter über belagerten Städten und Dörfern sei schon heute genauso wie die Transportflüge nach Sarajewo durch die Verfassung gedeckt, sagte Voigt. Man dürfe es nicht "den Aggressoren überlassen" zu entscheiden, ob die Opfer aus der Luft versorgt werden dürfen.
Voigt meinte, die Deutschen sollten sich trotz des Risikos beteiligen. Der Beschuß einer deutschen Hilfsmaschine auf dem Weg nach Sarajewo vor kurzem habe gezeigt, daß auch dieser Transportweg nicht risikolos sei. Einen Einsatz deutscher Jagdflugzeuge zum Schutz der Aktion lehnte Voigt unter den geltenden Bedingungen des Grundgesetzes ab. Die SPD sei aber zu einer Verfassungsänderung bereit, die auch den Einsatz von Kampfflugzeugen "zum Schutz" humanitärer Lieferungen möglich mache. Dies habe seine Partei im Herbst beschlossen. Auch die CDU-Politiker Heiner Geißler und Rupert Scholz meinten in Rundfunkinterviews, verfassungsrechtliche Hürden für eine deutsche Beteiligung gebe es nicht. Am Mittwoch hatte Außenminister Klaus Kinkel (FDP) eine Beteiligung nicht ausgeschlossen.
Die Luftwaffe ist nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium nicht auf die Beteiligung an der Aktion vorbereitet, meldeten Agenturen. Deutschland habe mit dem Absetzen von Hilfsgütern aus großer Höhe keine Erfahrungen, hieß es.
Die Abwürfe werden nach Darstellung von Präsident Bill Clinton nicht zu einer militärischen Verwicklung der USA in den Krieg führen. Die Aktion solle nicht als Vorstufe zu einem größeren Militäreinsatz mißverstanden werden. Ungarn will US-Flugzeugen die Durchquerung seines Luftraums genehmigen.
USINGEN. "Wir sind in Sorge, daß einige Vorhaben auf der Strecke bleiben müssen, weil das Geld nicht reicht", sagte der Neu-Anspacher Bürgermeister Rudi Rübsamen am Mittwoch zu Jörg Jordan (SPD), dem hessischen Minister für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Jordan war zu Gast im Amt für Regionalplanung, Landschaftspflege und Landwirtschaft (ARLL), um die neuen Aufgaben des Amts vorzustellen (die FR berichtete).
Geld, wie von Rübsamen angesprochen, fehlt in diesem Jahr beispielsweise für die Städtebauförderung in den alten Bundesländern. Weil die Erneuerung der Gebäude in der ehemaligen DDR im Vordergrund steht, wurde die Förderung seitens der Bundesregierung für den Westen komplett gestrichen. Auch Detlef Ortmann, kommissarischer Usinger Bürgermeister, macht sich deshalb Sorgen. Er habe "unschöne Post" von Jordan bekommen, hielt er dem Minister vor. In einem Brief hatte Jordan mitgeteilt, daß das Land Hessen kein Geld für die Usinger Altstadtsanierung übrig habe. Ortmann lud ihn am Mittwoch ein, sich die Stadt anzuschauen und sich davon zu überzeugen, daß Usingen die Unterstützung gut gebrauchen könne. Jordan wollte das nicht bezweifeln; aber er bat Ortmann um Verständnis: "Sie sind mit Ihrem Appell bestimmt schon der Zwanzigste." Der Minister weiter: "Wir haben 87 Städte, die gefördert werden wollen - und eine Halbierung der Mittel, die dafür bereitstehen." Folglich sei es nicht möglich, alle Städtebauprojekte zu unterstützen. Jene Vorhaben, die am längsten geplant seien, kämen zuerst an die Reihe.
Ums Geld ging es auch dem Vorsitzenden der Landschaftspflegegemeinschaft Hausen-Arnsbach und Ortslandwirt Ernst Bach. Für die Pflege und den Schutz der Natur im Neu-Anspacher Ortsteil brauche die Gemeinschaft Unterstützung, denn die vorhandenen Maschinen seien völlig veraltet. Jordan versprach, er wolle "im einzelnen prüfen, was da geleistet werden kann". Ein gewisser Eigenanteil der Kommune müsse dabei sein, "aber wenn Maßnahmen angemeldet und vom ARLL geprüft worden sind, dann werden wir dafür auch Geld ausgeben".
Der Etat, der für solche Landschaftsschutzmaßnahmen in Hessen für 1993 zur Verfügung steht, umfaßt nach den Angaben des Ministers 31 Millionen Mark. 35 Millionen Mark, so Jordan, hätten zudem die Landwirte gefordert, weil ihre Mehrwertsteuererleichterung weggefallen ist. "Beides auf einmal geht nicht", sagte er zu Kreislandwirt Karl-Heinz Jakob. Jordan betonte dennoch: "Ich engagiere mich dafür, daß die Landwirte unterstützt werden - aber ich werde den Teufel tun, das jetzt zu versprechen." ill
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Störfalles im Werk Griesheim der Hoechst AG, dessen Folgen für die Bewohner in Schwanheim und Goldstein noch immer nicht absehbar sind, richten sich gegen sechs Mitarbeiter des Chemiekonzerns. Das hat Behördensprecher Hubert Harth auf Anfrage mitgeteilt. Der Oberstaatsanwalt grenzte den "Kreis der Verdächtigen" auf den Leiter des Betriebszweiges, den Schichtführer und seine vier Kollegen der Nachtschicht ein. Sie stehen unter dem Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung und der Umweltgefährdung.
Gegenstand des Verfahrens ist aber auch die Informationspolitik des Werkes. Die Staatsanwaltschaft untersucht, ob die Bevölkerung bei einer rechtzeitigen Warnung vor dem gelben Regen besser geschützt worden wäre. Die Lautsprecherdurchsagen in den Stadtteilen südlich des Mains wurden erst mit einer Verspätung von mehr als sechs Stunden gegeben.
Die Zentrale Umweltschutzgruppe der Polizei hat in dem Störfall-Gebäude einen sogenannten Schreibstreifen sichergestellt, auf dem die Produktionsabläufe in den Stunden vor dem schweren Unfall festgehalten worden sind. Das Datenprotokoll belegt, daß die Rührmaschine entgegen der Bedienungsvorschrift sowohl zwischen 20 und 21 als auch zwischen 2 und 4 Uhr nicht eingeschaltet war.
Dadurch erhöhte sich der Druck in dem 36 Kubikmeter fassenden Kessel von acht auf 16 bar, worauf das Sicherheitsventil aktiviert wurde und rund zehn Tonnen des Chemikalienbreis über das Dach ins Freie gelangen konnten.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der für das Rührwerk verantwortliche Chemiearbeiter habe bislang von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht. Die Frage, warum der Bedienungsfehler erst bemerkt wurde, als eine Korrektur nicht mehr möglich war, könne vorerst nicht beantwortet werden. habe
Zum Händewaschen ein Eimer und die Kantine als Zementlager
FLÖRSHEIM. Ein 25 Jahre alter Mann muß sich demnächst wegen räuberischen Diebstahls und versuchter gefährlicher Körperverletzung vor einem Gericht verantworten. Der Mann hatte nach Angaben der Polizei beim Flörsheimer Fassenachtsumzug einen Renter verletzt und zuvor mehrere Flaschen auf Beamte geworfen, die zu Pferde den Zug begleitet hatten.
Der Mann hatte zunächst versucht, von der Rückseite eines Fahrzeuges einen Sack mit Süßigkeiten zu stehlen. Er war deshalb auf die Pritsche des Kleinlastwagens gesprungen, um an die Bonbons heranzukommen. Ein 68 Jahre alter Renter, der sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Wagen befunden hatte, versuchte, den Diebstahl zu verhindern. Der Täter packte den Mann daraufhin am linken Arm und zerrte ihn von der Ladefläche. Beim Sturz auf die Straße zog sich der Senior Prellungen und Blutergüsse an Händen und Armen zu. Der flüchtende Mann aus Frankfurt konnte wenig später von der Polizei und einem Tatzeugen gestellt und festgenommen werden. Der Dieb führte zu diesem Zeitpunkt einen Fünf-Kilo- Sack mit Bonbons und ein Fläschchen mit Tränengas mit sich.
Bei Ankunft auf der Polizeistation in Flörsheim stellte sich schließlich heraus, daß der Täter kurz vor dem Diebstahl unweit des Gallus-Zentrums mit Flaschen auf Beamte der Frankfurter Reiterstaffel geworfen hatte. Die Polizisten hatten den Fassenachtszug begleitet, konnten dem Flaschenwerfer aber nicht nachsetzen, weil er in der Menschenmenge verschwinden konnte. schu
Frau Nixdorf ist Bauherrin und bleibt zehn Jahre Eigentümerin
BAD VILBEL. Der neue Bad Vilbeler Betriebshof in Dortelweil ist Eigentum der Unternehmerin Renate Nixdorf aus Paderborn. Wie berichtet, wurde der Bau des etwa 12,5 Millionen Mark teuren Büro- und Werkstättenkomplexes durch eine Art Immobilien-Leasing finanziert. Bauherrin Renate Nixdorf bekam von der Brunnenstadt ein Erbbaurecht für das 13 000 Quadratmeter große städtische Grundstück eingeräumt. Darauf errichtete die Firma Hering-Bau in 15 Monaten das Gebäude. Die Größe von 33 000 Kubikmeter umbautem Raum entspricht etwa dem von 50 Wohnhäusern. Die Folge des Vertrages, der durch Ersten Stadtrat Klaus Minkel (CDU), zugleich Erster Werkleiter des kommunalen Eigenbetriebs Stadtwerke, eingefädelt worden war: Die städtischen Betriebe, Bauhof und Gärtnerei sind nur Untermieter von Frau Nixdorf. Als Bauherrin bleibt sie auch Eigentümerin. Die Stadtwerke sind Mieterin des Neubaus und untervermieten etwa die Hälfte des Hofes und der Räume an die Stadt Bad Vilbel, zur Nutzung als Bauhof und Gärtnerei. In zehn Jahren kann das Stadtparlament entscheiden, ob die Stadt von ihrem Rückkaufrecht Gebrauch macht und den Betriebshof von der Investorin erwirbt. Dieses Finanzierungsmodell war im Stadtparlament nicht unumstritten, schließlich aber auch mit Stimmen der Bad Vilbeler SPD beschlossen worden. Der Zinsvorteil gegenüber einer herkömmlichen Baufinanzierung mit teuren Krediten betrug laut Minkel: "Deutlich zwei Prozent." Die Vorgeschichte des Betriebshof- Neubaus begann bereits Mitte der 80er Jahre, als die Stadt das Grundstück in Dortelweil erwarb. 1990 gewann die Firma Hering-Bau einen Ideenwettbewerb für die Gestaltung des Betriebshofes. Im Oktober 1991 begannen die Bauarbeiten, im vergangenen Dezember wurde der Gebäudekomplex fertiggestellt und bezogen. Im gesamten Bauvorhaben wurden 3500 Kubikmeter Beton und 200 Tonnen Stahl verbaut. Heute vormittag wird ein Vertreter der Firma Hering-Bau einen symbolischen Schlüssel an Renate Nixdorf übergeben. Die Bauherrin wird ihn dann weiterreichen an Bürgermeister Günther Biwer und Stadtrat Minkel. kop
hll BONN, 25. Februar. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Rudolf Krause, der rechtsextremes Gedankengut vertritt und verbreitet, ist vom Inhalt seiner umstrittenen "Denkschrift zu nationalen Fragen" nicht abgerückt. Er habe nur einige öffentlich kritisierte Ausdrücke wie "deutsche Volksgenossen" oder "kerndeutsche Anständigkeit" aus dem Text genommen, sagte Krause am Donnerstag der dpa.
Offenbar bleiben demnach in der Denkschrift erhobene Forderungen, auf Märkten unter freiem Himmel nicht bei Ausländern zu kaufen, kriminelle Asylbewerber in Arbeitslager zu stecken und scharfe Pressegesetze zu erlassen, unverändert stehen. Der CDU-Landesvorstand Sachsen-Anhalts will am kommenden Dienstag entscheiden, ob gegen Krause "Ordnungsmaßnahmen" verhängt werden, nachdem er sich nicht, wie gefordert, von seinen Äußerungen distanziert hat. Die Junge Union verlangte ein Parteiausschlußverfahren.Vorheriges Ja durch den RP nicht mehr notwendig Fußgängerampeln und Zebrastreifen betroffen Von Helmut Pomplun MAINTAL/WIESBADEN. Das Sinnbild des kleinen gallischen Dorfes, "das gen Wiesbaden zog", wählte Bürgermeister Dr. Walter Unger frei nach "Asterix" für die Nachricht eines lang und mühsam erstrittenen Sieges. Dem materiellen Erfolg der Installation des Zebrastreifens in der Schulstraße vor dem Bürgerhaus des kleinsten Stadtteils Wachenbuchen folgte nun ein ideeller: In einem neuen Erlaß des hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Technologie heißt es, daß künftig Fußgängerampeln und Zebrastreifen angeordnet werden können ohne vorherige Zustimmung durch den Regierungspräsidenten. Diese Stärkung kommunaler Kompetenz hat Maintal sozusagen stellvertretend für alle hessischen Städte und Gemeinden in der Landeshauptstadt durchgesetzt. "Wir hatten ja schon kaum noch zu hoffen gewagt, denn lange währte der Streit", kommentierte Unger und erinnerte an die zähen Auseinandersetzungen mit dem Regierungspräsidium in Darmstadt um das Recht der Stadt, selbst einen Zebrastreifen zu installieren, wenn sich die Bevölkerung und ihre Verwaltung über dessen Notwendigkeit einig sind.
Wie seinerzeit berichtet, hatte sich Darmstadt immer wieder quergestellt und dazu auf entsprechende Verfügungen der Landesregierung berufen.
Schließlich hatten Unger und seine Magistratskollegin Priska Hinz "alle verfügbaren Hebel" in Bewegung gesetzt, um das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie zu einer Lockerung der bisher zu strengen Entscheidungswege für "die Einrichtung von Fußgängerschutzanlagen und Fußgängerüberwegen" zu veranlassen.
Mit diversen Briefen an den Minister und an landespolitsch einflußreiche Vertreterinnen und Vertreter der SPD und der Grünen hatten Hinz und Unger "mehr kommunale Entscheidungskompetenzen" gefordert.
In Darmstadt war man nicht gerade begeistert von dieser Attacke in Wiesbaden, wie aus Briefen und Anfragen - übrigens auch an die FR - zu schließen war. Doch davon ließen sich die Maintaler nicht beirren - und freuen sich nun über den Erfolg.
"Da ist aber durchaus noch eine Bremse drin", teilte Unger in der Magistratspressekonferenz weiter mit: "Zwar müssen die Einsatzbedingungen, das heißt ein Mindestmaß an Verkehrsbelastungen und Fußgängerüberquerungen, eingehalten werden, doch es ist nicht mehr notwendig, das ,J&rquote; des Regierungspräsidenten zu solchen Maßnahmen abzuwarten." Künftig können Fußgängerampeln und Zebrastreifen durch die örtlich zuständige Straßenverkehrsbehörde - in Maintal ist das Bürgermeister Unger selbst - ohne vorherige Zustimmung durch die Regierungspräsidien erfolgen, "wenn für die Anordnung zwischen Polizei, Straßenverkehrsbehörde und Straßenbaulastträger Einvernehmen besteht".
Aus Dr. Ungers Sicht wurde damit ein seit Jahren bestehendes Ungleichgewicht "ins Lot gerückt", das darin bestand, daß der örtlichen Straßenverkehrsbehörde zwar erlaubt war, verkehrsberuhigte Zonen, Einbahnstraßen, Vorfahrtsstraßen, Bodenwellen und Ampeln an Kreuzungen zu installieren und sogar den Verlauf von Straßen zu ändern, daß es ihnen jedoch versagt war, Fußgängerüberwege mit oder ohne Ampeln eigenmächtig anzuordnen. Bisher hatten die starren Genehmigungsregeln solche Anordnungen an ein Mindestmaß von 500 Fahrzeugen pro Stunde und eine entsprechend hohe Zahl von Fußgängerüberquerungen gebunden. Im neuen Erlaß werden diese Bemessungsgrenzen indes flexibler gehandhabt. So sollen künftig "die örtlichen Gegebenheiten" wie etwa Fahrbahnbreite oder Tempo der Ortsdurchfahrt mit einbezogen werden.
"Zwar gelten noch immer quantitative Bemessungsbedingungen für die unterschiedlichen Maßnahmen", kommentierte der Bürgermeister, "jedoch wurden diese deutlich flexibilisiert und haben die Funktion, willkürliche Entscheidungen der örtlichen Verkehrsbehörden zu verhindern." Unger wertete den Erlaß als "kleinen Erfolg für die Stadt" und urteilte abschließend: "Wir sehen in dem Erlaß eine Veränderung der Enscheidungsgrundlagen und Wege in Richtung ortsnäherer Politik."
Gerade noch hat es fröhlich-juchzende "Bravo"- und "So isses"-Rufe für Oskar Lafontaines Bemerkung gesetzt, er kenne nach zwanzig Jahren politischer Arbeit nicht "nur das halbe Saarland, sondern auch die großen Ganoven - in der Politik und im Journalismus". Doch dann verrauscht der Beifall unter einer abwiegelnden Handbewegung des Chefs, und es wird still in der pumpvollen Siersburger Niedtalhalle, wo die SPD Saar ihr Aschermittwochtreffen feiert.
Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit, so werden seine treuesten Anhänger nach Lafontaines Rede an diesem Abend sagen, bekennt "Oskar" zum Schluß noch "etwas Persönliches". "Ich habe", so quetscht er mit hochrotem Kopf heraus, "die Folgen des Attentats 1990 falsch eingeschätzt: Es sind, wie ich heute weiß, fast drei Jahre nötig gewesen, und erst in den letzten Wochen spüre ich, daß ich den Anschlag überwunden habe".
Es ist nur eine sekundenkurze Besinnung, ein Augenblicks-Innehalten; denn auf dem Fuß folgt der bekannte rednerische Schlußspurt mit ein paar kräftigen Wirbeln auf der Blechtrommel. Und doch liegt in dem Satz eine plausible Erklärung für die in den vergangenen Jahren entstandene Entfremdung der SPD zu ihrem Spitzenmann, die sogar unter manchen Saar-Genossen um sich griff. Von den Bundes-Sozis ganz zu schweigen, die mehr als einmal an ihrem einstigen Kanz- lerkandidaten und heutigen stellvertretenden Parteichef zu verzweifeln schienen. Hier findet sich womöglich auch der Schlüssel für das lädierte Verhältnis der Medien zu ihrem ehedem gehätschelten Liebling, das sich dieser Tage wieder an strip-garnierten TV-Filmen über die "Rotlicht-Affäre" zeigt und den Saar-Politiker mit dem derben Wort vom "Schweinejournalismus" zurückkeilen läßt. Lafontaine und seine engsten Mitarbeiter in der Staatskanzlei sehen dies - offiziell - allerdings sehr viel schlichter; vor allem, wenn es um den Hamburger Spiegel geht, der mit seichten Geschichten aus dem Milieu die jüngste Runde im Dauerclinch mit dem Saarländer einläutete. Weil er 1990 als Kanzlerkandidat quer zu dem einheitsseligen Herausgeber Von Hans-Helmut Kohl (Siersburg) Rudolf Augstein ("Glückwunsch, Kanzler!") lag, fühlt sich Lafontaine seitdem von den Rechercheuren des Magazins verfolgt, das "Aussagen von Kriminellen" und "Stories aus den siebziger Jahren ausgräbt, um einen kurzfristigen Erfolg am Kiosk zu haben" - so sagt er es.
Dabei läßt er mit großer Geste unter den Tisch fallen, wie sehr er sich selbst gedanklich und tatsächlich in jenem mit Niederlagen gespickten Jahr 1990 einigelte - schon vor und erst recht nach dem Attentat am 25. April. Bisher (bis Siersburg?) wollte Lafontaine auch keineswegs wahrhaben, wie stark ihm die schlitzohrige Schlagfertigkeit und Leichtigkeit seines Politiker-Seins abhanden kamen, die einst seinen Medien-Charme begründeten. Über die Maßen verbittert ("Ich habe es euch ja gesagt, aber ihr habt nicht hören wollen und den Doktor Kohl gewählt"), bescheinigte er sich bei öffentlichen Auftritten ein ums andere Mal selbst, "recht" gehabt zu haben in seiner Kritik am Vorgehen des Kanzlers in Sachen Währungsunion und Vereinigung. Daß auch die arrogante Handhabung der vorjährigen "Affäre", als es um seine kompliziert zusammengesetzten Amts- und Ruhegehaltsbezüge ging, nicht dazu angetan war, neue Freunde zu gewinnen und alte zu halten, traut sich in seiner Umgebung noch niemand laut zu sagen - denken mag es sich mancher.
Gleichwohl: Es sind farbige, kräftige Bilder, die den Gesprächspartnern an der Saar einfallen, wenn sie - beim Blick auf die nähere Vergangenheit - über ihren SPD- und Regierungschef und dessen "Vermittlungsprobleme" nachdenken. Das Lafontainesche "Gefühl für das Timing und das Tempo" bei der Produktion politischer Ideen und "dafür, was so eigentlich in der Gesellschaft geschieht", habe wohl eine Zeitlang gelitten, meint einer. Der schier unermüdliche "Kachelofen, der die Wärme aufnimmt, um sie an alle in der Umgebung abzustrahlen", schien über geraume Zeit ziemlich erkaltet, weil das Verarbeiten der Gefühle "zwischen Leben und Tod" die verbliebene Kraft erforderte. Schließlich dünkte manch nahem Mitstreiter "Oskars Fähigkeit, aus dem Bauch heraus Politik zu machen, wie abgeschnitten - beinahe im Wortsinn", sagt einer, und erschrickt bei der Erinnerung an die Messerattacke in der Kölner Wahlkundgebung im April '90.
Wenn diese rückwirkenden Diagnosen richtig sein sollten und der 49jährige, wie ihn Bonner und Saarbrücker Beobachter erleben, "jetzt wieder gut drauf ist", dann gibt es auch dafür eine Reihe möglicher Begründungen. Auf Bundesebene und im Verhältnis zu SPD-Chef Björn Engholm hat Oskar Lafontaine, dies ist überdeutlich, seine Rolle als loyale Nummer zwei gefunden und angenommen - ohne Zorn und Hader, ohne Nachtreten auch oder Verbitterung. So klingt sein an die Medien gerichteter Satz vom Aschermittwochabend, er sei "stolz darauf", seine Haltung zur Wiedervereinigung 1990 beibehalten zu haben, "obwohl die Mehrheit gegen mich anschrieb", schon eine Nuance anders als die bislang gehörte, ausschließlich rechthaberische Formel.
Allerdings sollten sich seine Spitzengenossen darauf einstellen, daß Lafontaine bei den Inhalten mit finsterer Entschlossenheit an seiner Idee vom "anderen Politikentwurf" festhält, den die SPD gegen "die Wurstelei der schon viel zu lange im Amt befindlichen Regierung" setzen müsse. Sozial müsse diese Politik sein und ökologisch, beschwört er seine Zuhörer; denn "jeder Regierungswechsel rechtfertigt sich nur dann, wenn ein wirklicher Neuanfang versucht wird".
Deshalb bleibt er, der mit Nachdruck darauf beharrt, daß trotz aktueller Unsicherheiten langfristige Politikansätze richtig sind, beispielsweise bei seiner grundsätzlichen Ablehnung der Atomkraft: "Kernkraftwerke sind nicht verantwortbar, weil sie nicht versagen dürfen und weil die Menschen in ihnen nicht versagen dürfen." Sein Plädoyer für die "Entdeckung der Langsamkeit in der Politik", die er gegen die kurzatmige Hantiererei der in Bonn Regierenden setzen will, würzt er gern mit einem Blick zurück im Zorn: "Wenn wir vor zehn Jahren unsere Autoindustrie ökologisch umstrukturiert hätten, könnten wir heute mit dem Energiesparauto auf dem Weltmarkt Geld verdienen, und ähnliches gilt für die Entwicklung von Solarzellen, die längst serienreif wären, wenn wir das Geld nicht in nutzlosen Kernenergieprojekten verbraten hätten."
Offenkundig ist sein Bemühen, im nächsten Jahr "eine andere Regierung in Bonn möglich zu machen". Daß ihn dabei, zumindest was seine Heimatbasis an der Saar angeht, auch schlüpfrige Geschichten wie die derzeitigen (Lafontaine- Spruch: "Rotlicht ist besser als Blaulicht") kaum behindern, hat erst am Aschermittwoch eine repräsentative Umfrage gezeigt. Und tatsächlich bietet sich für ihn, werden die "Enthüllungen" über seine vermeintlichen oder tatsächlichen Kontakte mit "der Unterwelt" auf ihren politisch bedeutsamen Kern zurückgeführt, ein souveränerer Umgang mit den Medien als in der Vergangenheit an.
Im Mittelpunkt der "Affäre" steht der heftig vorbestrafte französische Staatsbürger Hugo Peter Lacour, der versucht haben soll, den Regierungschef mit angeblich vorhandenen verfänglichen Fotos zu erpressen, um die behördlich erlaubte Rückkehr in seine saarländischen Stammlande zu erreichen. Doch der Haftbefehl gegen den Mann, der dessen Grenzwechsel im Wege steht, er ist nach wie vor in Kraft, und die Gnadengesuche, die Lacour gleich im Dutzend gestreut haben muß, wurden sämtlich abgelehnt.
Neben dieser tatsächlichen Ebene, und da irrt Lafontaine offenkundig hinsichtlich der Marktmechanismen in Zeiten sich unentwegt fortpflanzender Privatfunkstationen und ständiger Magazin- und Wochenzeitungsneugründungen, gibt es jedoch beim Thema "Der Oskar und das Rotlicht" auch noch eine mediale. Sein Pressesprecher Jochen Flackus beispielsweise sieht sich seit Mitte Januar samstags ab 7.30 Uhr mit "Vorabmeldungen" aus Hamburg und anderswo konfrontiert, die in der Folge Journalisten- Scharen an die Saar locken, obwohl sie doch lediglich den bundesweiten Kioskverkauf am Montag stimulieren sollen. Sogar das einheimische Monopolblatt Saarbrücker Zeitung, dem Regierungschef nicht erst seit dessen erstem Wahlsieg 1985 in heftiger Gegnerschaft inniglich verbunden, mag (gewiß aus eigener Erkenntnis) da nicht recht mitspielen, sondern spricht schon mal von einer "dünnen, alten Suppe", die da an der fernen Alster angerührt wird.
"Ich merke, daß ich die Fähigkeit wiedergefunden habe, mich zur Wehr zu setzen", ruft Oskar Lafontaine am Aschermittwochabend in die Siersburger Niedtalhalle. Mit den Verantwortlichen, den Chefredakteuren des Spiegel, würde er gern in der kommenden SAT-1-Sonntagstalkshow ihres Vorgängers Erich Böhme über Journalismus und Politik diskutieren. Aber "Terminschwierigkeiten" der Magazinmacher verhindern das Rencontre; Chefredakteur Hans Werner Kilz bestätigte am Donnerstag im Gespräch mit der FR seine Absage ("ich kann nicht"), zumal "wir vom Spiegel ja selbst Fernsehen machen, und das auch noch mit diesem Thema an diesem Tag".
ASUNCION, 25. Februar (AFP/Reuter). Martin Bormann, von 1943 bis 1945 die rechte Hand Adolf Hitlers, ist nach einem am Mittwoch bekanntgewordenen Polizei-Dokument 1959 in Paraguay an Magenkrebs gestorben. Nach dem von der Zeitung Noticias zitierten Dokument, das angeblich aus dem Jahr 1961 datiert und in den Akten der Geheimpolizei des früheren paraguayischen Diktators Alfredo Stroessner gefunden wurde, reiste Bormann 1956 nach Paraguay ein. Am 15. Februar 1959 soll er in dem Haus des damaligen Konsuls der Bundesrepublik, Werner Jung, an Magenkrebs gestorben und in der Ortschaft Ita, 30 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, von Jung und einem weiteren Mann begraben worden sein.
Nach dem Polizei-Dokument hatte sich der frühere KZ-Arzt Joseph Mengele vergeblich darum bemüht, Bormann von seiner Krankheit zu heilen. Bormann, Sekretär Hitlers, war 1946 vom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg in Abwesenheit als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt worden.
GENF, 25. Februar (sim/AFP). US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Amtskollege Andrej Kosyrew haben ein Gipfeltreffen der beiden Präsidenten Bill Clinton und Boris Jelzin für den 4. April vereinbart. Dies teilte Kosyrew am Donnerstag in Genf mit, wo er Christopher erstmals nach dem Amtsantritt der neuen US-Regierung getroffen hatte. Über den Ort des Treffens teilte der russische Außenminister zunächst nichts mit.
Die Vorbereitung des geplanten Gipfeltreffens stand im Mittelpunkt der mehrstündigen Begegnung der Außenminister. Weitere Gesprächsthemen waren der Konflikt im früheren Jugoslawien, der Nahe Osten und die Sicherheitspolitik.
Kosyrew hatte bereits bei seiner Ankunft in Genf deutlich gemacht, daß es nach dem Regierungswechsel in Washington "keine Pause" in den Beziehungen beider Länder gebe. US-Regierungsvertreter sagten, Clinton wolle den Dialog mit Jelzin aufnehmen und mit ihm über eine Erhöhung der US-Finanzhilfen sprechen, um die wirtschaftlichen und politischen Reformen in Rußland zu unterstützen.
Die Gespräche zwischen Christopher und Kosyrew fanden in der historischen "Villa Rosa" statt, einem Nebengebäude der russischen UN-Vertretung, das seit den Zeiten des Völkerbundes eigentlich der Republik Lettland gehört. Christopher wird am Freitag in Brüssel an einer Sonderkonferenz der NATO-Außenminister teilnehmen. Kosyrew begibt sich von Genf aus zu einem offiziellen Besuch nach Dänemark.
Die USA versuchen, Rußland stärker in die Friedensbemühungen auf dem Balkan einzubinden. Die von Genf nach New York verlegten Verhandlungen über eine politische Lösung in Bosnien-Herzegowina stehen derzeit still, weil der erhoffte Druck der Großmächte auf die Konfliktparteien ausgeblieben ist. Nach der Ernennung von Reginald Bartholomew zum Vertreter Washingtons bei den Jugoslawiengesprächen hat die russische Regierung einen Vize-Außenminister, Witaly Tschurkin, mit dem gleichen Auftrag zum New Yorker UN-Sitz entsandt.
KASSEL. Die Kreisgruppe der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat Innenminister Herbert Günther (SPD) aufgefordert, den Kasseler Polizeipräsidenten Herbert Ahlborn "abzulösen". Ihr Dienstherr schädige das Ansehen der Kasseler Polizei, sagten die Gewerkschafter.
Sie werfen Ahlborn unter anderem Rechtsbeugung, Mißbrauch seines Dienstwagens sowie fehlende "Neutralität und Distanz" gegenüber Vertretern der Wirtschaft vor. Der Polizeipräsident erscheine zudem täglich nur für dreieinhalb Stunden zum Dienst und verweise dabei auf vermeintlich "repräsentative Aufgaben": Tatsächlich habe es sich dabei in der Vergangenheit beispielsweise um die Eröffnung einer Diskothek oder die Jubiläumsfeier eines italienischen Restaurants gehandelt, so die GdP.
Der Polizeipräsident wollte gestern gegenüber der FR nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte, hat Günther ihn aufgefordert, sich schriftlich zu den Vorwürfen zu äußern. Eine Anzeige der GdP bei der Staatsanwaltschaft bleibt indes wohl ohne Konsequenzen. Es lägen keine "zureichenden" Anhaltspunkte für eine Straftat vor, hieß es dort. ebo
Mit zunehmendem Lebensalter fällt dem sporttreibenden Menschen die Ausübung seines Hobbys immer schwerer. Um den Abschied vom sportlichen Leistungsgedanken zu erleichtern, gibt es zwar bei vielerlei Wettbewerben die Einteilung in unterschiedliche Altersklassen, auf daß jedermann noch unter Wettbewerbsbedingungen der Leibesertüchtigung nachgehen kann; dennoch spielt irgendwann der Körper nicht mehr mit. Der Hobbysportler kann sich aber, so er bei halbwegs guter Gesundheit ist, darauf freuen, bis ins hohe Alter dem Leistungsvergleich mit Gleichgesinnten frönen zu dürfen.
Der Leistungssportler, der womöglich sein Hobby gar zum Beruf machen konnte, steht vor ganz anderen Altersgrenzen. Diese liegen zwar je nach Sportart Jahrzehnte auseinander, es sei hier nur an den Golfsport im Vergleich zum Olympischen Mädchenturnen gedacht, aber sie kommen unweigerlich. Der trainierte, vielleicht sogar gequälte Körper hält den sportlichen Belastungen irgendwann nicht mehr stand, der Aktive muß sich aufs leistungssportliche Altenteil zurückziehen. Hier allerdings lauern vielerlei Gefahren auf den Jung-Pensionär. Abgesehen von einer gewissen Langeweile mag dies das ungute Gefühl sein, vom umjubelten Star in die Anonymität zu versinken. Oder es stellt sich heraus, daß die finanzielle Absicherung der eigenen Zukunft in einer Weise vernachlässigt wurde, daß nun plötzlich das unattraktive Schicksal eines normalen Werktätigen droht. Wie auch immer, ein Teil dieser ehemaligen Sportskanonen erinnert sich plötzlich der wenn auch vergangenen, so doch großen Tage. Eine Erinnerung, die unweigerlich den Gedanken an ein Comeback nach sich zieht.
Dieses Comeback wird in der Regel mit einigem Medienrummel verbunden - zwecks Erhöhung der Einnahmen - und geht alsdann ziemlich in die Hose. Erinnert sei hier nur an den Schwimmer Mark Spitz und seinen Comeback-Versuch vor den olympischen Spielen in Barcelona oder den Tennisspieler Björn Borg, der sich inzwischen doch wieder auf Schauturniere spezialisiert hat. Abgesehen von der Frage, welchen Gefallen sie ihrem Geldbeutel getan haben, sind die Eindrücke der Beobachter, gar die der ehemaligen Fans durchaus zwiespältig.
Ganz anders ist das bei dem ehemaligen Tennis-Wunderkind Tracy Austin. Die 30jährige kann, wie dieser Tage eindrucksvoll bewiesen, durchaus mit den Aktiven mithalten, und das macht ihren Auftritt über die übliche Comeback- Schau hinaus zu einem bemerkenswerten sportlichen Ereignis. ARND FESTERLING
BAD NAUHEIM. Weil ein Autofahrer aus Usingen am Mittwochabend gegen 19.25 Uhr beim Abbiegen mit seiner Blechkarosse von der Schwalheimer Straße nach links in die Friedberger Straße nicht die Vorfahrt des Wagens einer Autofahrerin aus Bad Nauheim beachtete, kam es zum Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge. Es entstand ein Schaden in Höhe von 9000 Mark. Das berichtete die Polizei gestern.
An die Politik
Thema: Kuba-Wahlen
Bitte aktualisieren, sollten die Agenturen weitgehend andere Ergebnisse über die ungültigen Stimmen liefern. Doch Vorsicht: all diese Zahlen sind Schätzungen, denn die Regierung wird sich mit Zahlen zurückhalten.
Geringe Wahlenthaltung aber viele ungültigen Stimmen
Die ersten direkten und geheimen Wahlen in Kuba/ Castro hofft, in fünf Jahren nicht mehr Präsident zu sein
Von Rita Neubauer, Mexiko-Stadt
Geringe Wahlenthaltung und ein hoher Prozentsatz ungültiger Stimmzettel sind die ersten Ergebnisse der Wahlen zur Nationalversammlung und den 14 Regionalkongressen in Kuba. Über 95 Prozent der 7,5 Millionen Wähler strömten zwar vergangenen Mittwoch zu den Urnen, aber nach ersten, inoffiziellen Schätzungen hat angeblich einer von fünf Wählern seine Unzufriedenheit über die kommunistische Regierung mit einem ungültigen Stimmzettel, mit einem Nein für die Blockliste oder mit gesplitteter Stimmabgabe ausgedrückt.
Diese ungültigen Stimmzettel haben aber keinen Einfluß auf die Resultate der ersten direkten und geheimen Wahlen in Kuba in mehr als 30 Jahren. Wie schon bei den Kommunalwahlen vergangenen Dezember werden nur die gültigen Stimmen ausgezählt. Und da für jeden Sitz in der 589köpfigen Nationalversammlung nur ein Kandidat aufgestellt war, und auch keine oppositionellen oder unabhängigen Anwärter antraten, erwarten sich Beobachter keine Überraschungen. Jeder Kandidat - auch Präsident Fidel Castro- mußte die 50-Prozent- Hürde nehmen, um in die Nationalversammlung einzuziehen.
Fidel Castro selbst lobte in seinem Wahlkreis in Santiago de Cuba Mittwoch abend die Wahlen als "überwältigenden Erfolg" angesichts der schweren Wirtschaftskrise, in der die Zuckerinsel seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa vor drei Jahren steckt. "Wenn wir verlieren sollten," räsonierte der 66jährige Revolutionsführer in seiner olivgrünen Uniform, "dann ändert sich der Kurs des Landes und der Revolution, da die Revolution die Macht verlieren würde."
Daß dies zumindestens vorerst nicht vorgesehen ist, zeigt der große Aufwand, mit dem die Regierung die Wahlen vorbereitet hatte und auch, daß sie jeder Überraschung vorgriff. Noch im vergangenen Jahr vor den Kommunalwahlen hatte sie gar mit der Idee gespielt, oppositionelle Kandidaten zuzulassen und diese direkt von der Bevölkerung aufstellen zu lassen.
Doch nicht nur nominierte letzendlich die Partei 70 Prozent der Kandidaten aus den eigenen Reihen. Zehn Tage vor den Dezember-Wahlen holte die Regierung mit einem gewaltigen Schlag gegen die führenden Dissidenten aus. Diese -sollten sie nicht gerade im Gefängnis sitzen - halten sich seitdem mit Aktionen und Kommentaren zurück. Auch verhallte ihr Aufruf zur Wahlenthaltung in einem Land, das unter dem gestrengen Auge der Nachbarschaftskomitees lebt, weitgehend ungehört.
Während die Exil-Kubaner in Miami die Wahlen als "Farce" bezeichneten, und lateinamerikanische Regierungen den Urnengang als "unzulänglichen Fortschritt" beschrieben, sehen ausländische Beobachter die Wahlen vor allem als eine Art Referendum. Bei diesem, so ein Diplomat, käme es nicht auf das Ergebnis an, sondern wieviele Kubaner tatsächlich ihre Unzufriedenheit mittels ungültiger Stimmzettel ausdrücken. "Die Frage, ob Castro verlieren kann, ist reine Augenwischerei," meinte ein Analytiker und verglich ihn mit einem Boxer, der ohne Gegner zum Ringkampf antrete.
Castro selbst sah sich am Mittwoch eher als "Marathonläufer". Auf einer improvisierten Pressekonferenz erklärte er überraschend, daß er hoffe, in fünf Jahren nicht mehr Präsident zu sein. "Sogar Marathonläufer werden müde. Und ich denke, ich bin mehr als 42 Kilometer in diesem langen, revolutionären Marathon gelaufen," philosophierte der "Comandante en jefe", der seit 34 Jahren die Geschicke des sozialistischen Eilands bestimmt.
MÜHLHEIM/OBERTSHAUSEN. Das Fahrrad gehört als umweltfreundliches Verkehrsmittel zum "IV" (Abkürzung im Beamtendeutsch für Individualverkehr) aber nicht zum "MIV" (Abkürzung im Beamtendeutsch für "motorisierter Individualverkehr"), weil: "Es macht ja keinen Mief". Frank Kaufmann, Erster Kreisbeigeordneter und Grüner, machte solcherart deutlich, wofür sein grünes Herz schlägt, als er zusammen mit Landrat Josef Lach und den Bürgermeistern von Mühlheim und Obertshausen samt ihren Ersten Stadträten gestern den Radweg zwischen Lämmerspiel und Obertshausen rechts und links der Kreisstraße 191 eröffnete.
Die Herren schwangen sich nach dem obligatorischen Scherenschnitt auch sogleich auf ihre Zweiräder, um - wie Kaufmann es ausdrückte - den Radweg einem ersten Härtetest zu unterziehen. Den Kalorienverlust konnten die Radfahrer bei einem kleinen Umtrunk im Obertshausener Bauhof wieder ausgleichen, zu dem die Stadt Obertshausen eingeladen hatte. Dort in der Leipziger Straße endet der neue Radweg nämlich.
Insgesamt wurden rechts und links der Fahrbahnen der Kreisstraße seit Mai Radwege in einer Länge von 4010 Metern fertiggestellt: 1941 Meter auf der östlichen und 2069 Meter auf der westlichen Seite. Für den reinen Wegebau wurden Aufträge im Wert von 1,3 Millionen Mark vergeben. Noch nicht erledigt sind Markierungsarbeiten, die Umrüstung von Signalanlagen und der Landschaftsbau.
Insgesamt werden die vier Kilometer Radweg auf 1,975 Millionen Mark kommen. 75 Prozent davon zahlt das Land, das sind 1,48 Millionen Mark, am Kreis bleibt also knapp eine halbe Million Mark hängen. Freilich mußte er in Vorlage treten. Er muß den restlichen Landeszuschuß aus Wiesbaden in Raten bis 1995 abrufen, wobei die höchste Rate mit knapp 800 000 Mark erst 1995 fällig wird.
Fortgeführt werden soll der Radweg in einem zweiten Bauabschnitt vom nördlichen Ortseingang Lämmerspiel bis zur Kreuzung Dieselstraße/Spessartstraße und in einem dritten Bauabschnitt von der Dieselstraße bis zur nördlichen B 43.
Für den zweiten Bauabschnitt wird laut Auskunft des Landratsamtes in Kürze beantragt, das Planfeststellungsverfahren zu unterlassen. Die Kosten für diesen Abschnitt werden sich voraussichtlich auf 1,35 Millionen Mark belaufen, die Bauzeit wird auf sechs Monate geschätzt. Auch bei diesen beiden Projekten sei der Kreis auf die finanzielle Unterstützung des Landes angewiesen, so Kaufmann. Er hoffe, daß es trotz des wolkenlosen Finanzhimmels überm Hessenland dennoch auf den Kreis herabregnen möge, damit der Radweg in nördlicher Richtung bald gebaut werden könne.
Daß der Bau von Radwegen seit 1989 zu einem Schwerpunkt der Investitionen auf dem Gebiet der Verkehrspolitik des Kreises gehört, das machte Frank Kaufmann bei der Eröffnung deutlich. Und er verwies auf das gerade erst vom Kreistag beschlossene Radwegekonzept. pmü
Hat Börs auch Bargeld von Firmen erhalten? Richter erweitert Haftbefehl gegen Christdemokraten von Susanne Beer KRIFTEL / FRANKFURT. Der Haftrichter am Frankfurter Amtsgericht hat gestern entschieden, den Haftbefehl gegen Hans-Werner Börs zu erweitern. Er gab damit einem Antrag der Staatsanwaltschaft statt. Wie deren Ermittler Günter Wittig der FR sagte, wird dem Krifteler Bürgermeister nun in zwei weiteren "wesentlichen Punkten dringender Tatverdacht" vorgeworfen. So sollen zwei Firmen "kostenlose Sachzuwendungen in Form von Bauleistungen" im Mietshaus des 64jährigen erbracht haben. Außerdem soll Börs Bargeld von einem der Unternehmen erhalten haben. Mit Details über die zwei Firmen hielt sich Wittig zurück. Die eine soll "mehr als 30 000 Mark" in das gemietete Anwesen des vom Dienst suspendierten Rathauschefs gesteckt haben. Gleichzeitig habe sie in Geschäftsbeziehungen zur Gemeinde gestanden. Im Fall des zweiten Unternehmens seien die Ermittlungen über die Höhe der Summe noch nicht abgeschlossen. Als Gegenleistung sei der Betrieb bei Auftragsvergaben des Schwarzbachverbandes bevorzugt worden. "Neu ist", so Wittig, "daß Börs erstmals vorgeworfen wird, auch Bargeld kassiert zu haben."
Die neuen Tatvorwürfe stehen damit in Widerspruch zu Börs' bisherigen Beteuerungen. So hatte er stets behauptet, daß er für die komplette Erhaltung des Hauses gesorgt habe, was normalerweise Sache des Vermieters gewesen wäre. Im Laufe der Jahre habe er weit über 100 000 Mark in das Gebäude investiert, das dem Architekten Helmuth Müller gehört. Der hat es an die Gemeinde vermietet, die es dem Bürgermeister für 680 Mark überlassen hat - ein Viertel des Marktwertes, wie Wittig schätzt. Diese Tatsache sei schon als fortgesetzte Bestechlichkeit zu werten. Zumal Müller außerdem viele Aufträge von der Obstbaugemeinde erhalten hat.
Der Staatsanwalt wollte jedoch weder bestätigen noch dementieren, daß es sich bei den zwei Firmen um das Architekturbüro Müller oder / und die Ring GmbH handelt. Adolf Ring, Spezialist für Elektroinstallationen in Klär- und Wasserwerken, wurde am 28. Januar wegen des Verdachts der fortgesetzten Bestechung festgenommen. Bei Helmuth Müller waren zwei Tage zuvor Büro und Privatwohnung durchsucht worden.
Die Anwältin von Börs, Monika Banzer, war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ihr Verteidigerkollege Franz Salditt, der erst durch die FR erfahren haben will, daß die richterliche Entscheidung bereits gefallen war, wollte keinen Kommentar abgeben. Laut Wittig sind beiden jedoch die Vorwürfe seit der Erörterung für den Haftprüfungstermin am Donnerstag vor einer Woche bekannt. Auch Börs sei an jenem Tag bereits zu den Punkten gehört worden. Bekanntlich hatte Monika Banzer anschließend um Aufschub für die Entscheidung über die Haftprüfung bis gestern gebeten. Am Mittwoch mittag hatten sie und Salditt dann überraschend den Haftprüfungsantrag zurückgezogen. "Kein Kommentar", erklärte Wittig auf die Frage, ob dies ein Zeichen dafür sein könnte, daß Börs und seine Anwälte die Vorwürfe nicht rundweg zurückgewiesen hätten.
Insgesamt wirft die Staatsanwaltschaft dem seit Ende Oktober inhaftierten Börs Bestechlichkeit, Betrug und versuchte Erpressung vor. Die Summe aus Vorteilsnahmen belaufe sich auf mehrere 100 000 Mark, schätzt Wittig. Allein die Differenz zwischen der tatsächlichen und der ortsüblichen Miete mache über 20 Jahre gesehen einen Batzen Geld aus. Neben den neuen Punkten umfaßt der Haftbefehl immer noch die Tatvorwürfe von Oktober und Dezember.
Danach soll Börs in seiner Funktion als Vorsteher des Schwarzbachverbandes mit Reisen im Wert von 20 000 Mark an den Bodensee, den Chiemsee und nach Sylt bestochen worden sein. Außerdem behauptet die Staatsanwaltschaft, Börs habe die Erteilung einer Baugenehmigung vom Eintritt des Antragstellers in die CDU und von einer Parteispende von 50 000 Mark abhängig gemacht. Als Betrug wird gewertet, daß mit Wissen Börs' falsche oder fingierte Rechnungen vom Schwarzbachverband bezahlt worden sein sollen, nachdem die Unternehmen zuvor an die Krifteler CDU beziehungsweise auf das Wahlkreiskonto des Bundestagsabgeordneten Heinz Riesenhuber Parteispenden überwiesen hatten.
Tischtennis-As Cornelia Böttcher spielte in Tostedt bei Hamburg eine gute Rolle beim dritten Top-12-Qualifikationsturnier. Die 15jährige Assenheimerin bewies, daß sie den Anschluß an die besten deutschen Tischtennisspielerinnen gefunden hat mit Siegen gegen die 1. Bundesliga-Spielerinnen Susanne Barz, Ilka Uhrlandt (beide VfB Lübeck), Sandra Nienhaus (TSG Dülmen) und Brigitte Hartwig (Bayer Uerdingen). Mit dem 12. Rang und übertraf sie in diesem Spitzenfeld die Erwartungen. dip
Querfeldein
Um Waldlauf-Titel des Bezirks Auf dem Rundkurs an der Mehrzweckhalle in Merzhausen finden am Sonntag, dem 28. Februar, die Waldlaufmeisterschaften des Bezirks Frankfurt statt, die um zehn Uhr mit dem Langstreckenlauf der Senioren (M30 und älter) beginnen. Insgesamt werden in den verschiedenen Altersklassen 17 Wettbewerbe angeboten, wobei der Langstrecken-Lauf der Männer über 10 000 Meter um 14.30 Uhr gestartet werden soll. gst Fortbildung für Übungsleiter In der Sporthalle der Otto-Hahn-Schule in Nieder-Eschbach findet am Samstag, dem 27. Februar, eine Fortbildungs-Veranstaltung für Übungsleiter aus dem Turngau Feldberg statt. Das Thema dieser Tagung, die um 14 Uhr beginnt und bis gegen 18 Uhr dauert, lautet "Neues Buch, neue Aufgaben". Nach der Eröffnung durch Gau-Oberturnwart Karl- Heinz Bickel (TuS Nieder-Eschbach) schließen sich ein Referat von Direktor Rau vom DTB-Sponsor Kraft sowie eine Sitzung der Fest-Turnwarte im Hinblick auf das Landesturnfest sowie praktische Übungen an. gst
hhk SIERSBURG, 25. Februar. Die bundesweite Diskussion um angebliche "Rotlichtkontakte" des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) hat bislang keine negativen Auswirkungen auf die Wahlchancen der Saar-SPD. Wenn Ende Februar gewählt würde, kämen die Sozialdemokraten um Lafontaine auf 56, die CDU mit Bundesumweltminister Klaus Töpfer auf 30 und die Grünen und die rechtsextreme Partei Die Republikaner auf je fünf Prozent, ermittelte das Dortmunder Forsa-Institut in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie im Auftrag der SPD.
58 Prozent der Wähler an der Saar kritisieren den Umgang der Medien mit Lafontaine, 31 finden ihn richtig. Nur eine knappe Hälfte glaubt, die Diskussionen hätten ihm geschadet, und mehr als zwei Drittel "finden ihn noch genauso sympathisch wie früher". (Bericht auf Seite 3)
KRONBERG. "Die Entscheidung über die Villa Mumm liegt erst einmal beim Land Hessen und dann bei der Stadtverordnetenversammlung. Ich weiß gar nicht, warum die mich immer angreifen." Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) hat im Gespräch mit der FR wenig Verständnis für die Argumente der Anwohner.
"Die Verwaltung muß Lösungen anbieten", stellt der Verwaltungschef klar, "und zwei andere von uns angebotene Flächen Im Tries und Im Kronthal hat der Umlandverband uns Ende Januar noch einmal abgelehnt, weil sie in regionalen Grünzügen liegen".
Im Moment prüfe die Stadt die Möglichkeit, ein städtisches Areal in Verbindung mit zwei Privatgrundstükken zu nutzen.
Außerdem, so der Bürgermeister weiter, handle es sich nicht um 300, sondern um etwa 100 unterzubringende Menschen, denn der Kreis habe klargemacht, daß das Lager nahe der Altkönigschule mit seinen 159 Asylbewerbern nicht aufgegeben werde.
Das Auftreten der Anwohner, die schon einmal in einer Ortsbeiratssitzung Protest äußerten, kann Kreß nicht nachvollziehen: "Alle sagen, nur nicht hier bei mir. Wir stehen überall vor verschlossenen Türen." esi
ha BRÜSSEL. Die Stahlkrise in der Europäischen Gemeinschaft soll dadurch beigelegt werden, daß die Manager einen drastischen Abbau überflüssiger Kapazitäten untereinander aushandeln, während Brüssel und die EG-Mitgliedstaaten nur flankierende Hilfen leisten. Auf dieses Vorgehen einigten sich die Minister der zwölf Partnerländer und die EG- Kommission auf einer Sondersitzung.
Bonns Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) sagte, "schnelles, entschlossenes Handeln" sei nötig. Er und seine Kollegen hätten aber die Ansicht vertreten, daß die nach dem Montanunionvertrag mögliche Erklärung einer "manifesten Krise" und die daraus folgende Ausrufung eines förmlichen Krisenkartells nicht wünschenswert seien. Dies hatte kürzlich unter anderem der Landtag Nordrhein-Westfalen gefordert. Den Worten des FDP-Politikers zufolge liegt die Festlegung von Produktionsquoten und Mindestpreisen nicht in deutschem Interesse. Sie sei schlechter als autonome Vereinbarungen der Branche auf EG-Ebene.
Der Ministerrat beauftragte den Experten Fernand Braun, konkrete Zusagen bei den Firmen über Stillegungen von Produktionsanlagen bis spätestens 30. September einzuholen. Die Reduzierung der Kapazitäten soll im Prinzip bis Ende nächsten Jahres verwirklicht sein. In einigen Fällen kann der Abbau laut Rexrodt jedoch länger dauern. Nach Darstellung der Nachrichtenagentur AFP ist Brüssel der Auffassung, daß in der Gemeinschaft rund 50 000 Stahl-Arbeitsplätze verschwinden müßten. Davon allein 30 000 bis 40 000 in Deutschland. Der erforderliche Kapazitätsabbau beim Rohstahl werde auf 30 Millionen Tonnen geschätzt.
Als "Anreiz" für die Stillegungen rückwirkend zum 1. Januar 1993 stellt die Kommission rund 960 Millionen Mark für soziale Auffangprogramme zugunsten betroffener Stahlwerker bereit. Ein gleich hoher Zuschuß wird vom jeweiligen Mitgliedstaat erwartet. Da diese Gelder voraussichtlich aber schnell verbraucht sein werden, ist an eine Aufstockung gedacht, sobald die endgültigen Pläne der Industrie vorliegen, wie aus Kreisen der Konferenzteilnehmer verlautet. Weiter ist an einen Ausgleichsfonds der Branche gedacht, der von den nicht unter Stillegungen leidenden Werken zugunsten der Krisen-Opfer dotiert werden solle.
Die Brüsseler Kommission sichert zu, Absprachen über Zusammenlegungen, Spezialisierungen und Fusionen bei der wettbewerbsrechtlichen Prüfung "wohlwollend" zu beurteilen. Andererseits will sie gegen staatliche Beihilfen, die nicht mit einem Abbau von Kapazitäten verbunden sind, energisch einschreiten. Soweit Stillegungen ganze Regionen treffen, sollen aus dem EG-Strukturfonds zusätzliche Mittel fließen, um Ersatzarbeitsplätze zu schaffen.
Um die Stahlimporte aus Polen, der Tschechischen und Slowakischen Republik sowie anderen mit der EG assoziierten Staaten zu begrenzen, ist die Kommission mit dem Aushandeln von Zollkontingenten beauftragt worden. Dabei soll auch auf die Preisgestaltung dieser Länder Einfluß genommen werden. Gleiches soll für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten gelten, wobei die Brüsseler ihre Ziele freilich durch eine einseitige Erklärung erreichen wollen.
Im Gegensatz zur Kommission bezeichnet die deutsche Wirtschaftsvereinigung Stahl die 1992 gestiegenen Importe aus Osteuropa als schwerwiegende Störung, zumal zwei Drittel des Zuwachses auf den deutschen Mark gedrängt seien. Die Arbeitgeber-Organisation kritisierte ferner, daß der italienische Ilva-Konzern und das spanische Staatsunternehmen CSI Verluste machten, hoch verschuldet seien, aber mit Steuergeldern weiter gestützt würden. Privatwirtschaftliche Unternehmen hätten in einem solchen Umfeld keine Chance.
BONN (rtr). Der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, hat die Regierung aufgefordert, bei den Stahlverhandlungen energisch auf das Abstellen von Mißständen hinzuarbeiten. Die EG müsse entschlossen gegen Dumpingpreise und das Subventionsunwesen vorgehen. Nur auf diesem Weg lasse sich für die Menschen in den Stahlstandorten eine "akzeptable Lösung" durchsetzen.
Die Stahlkocher von Krupp und Hoesch wollen am nächsten Donnerstag in allen Werken für 24 Stunden aus Protest gegen Stillegungspläne ihre Arbeit niederlegen.
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 6, 18, 27, 29, 35, 48 - 36); Kl. 1: 1 004 970,10 DM; Kl. 2: 54 289,40 DM; Kl. 3: 3145,50 DM; Kl. 4: 59,70 DM; Kl. 5: 4,70 DM.
ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 2, 24, 32, 34, 36, 41 - 1); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 977 210,60; Kl. 2: 81 434,20 DM; Kl. 3: 5002,70 DM; Kl. 4: 65,90 DM; Kl. 5: 4,70 DM.
SPIEL 77: (Gewinnzahl: 1 2 3 4 4 0 9); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 449 731,90 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: (Gewinnzahl: 7 6 0 8 9 0); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.
(Ohne Gewähr)
Im Blickpunkt: Mulroneys Rücktritt Blitzableiter für Kanadier
Der kanadische Ministerpräsident Brian Mulroney hat seinen Rücktritt angekündigt, um seiner Konservativen Partei bei den Wahlen im kommenden Herbst doch noch den Sieg zu ermöglichen. Einst der Architekt einer konservativen Zeitenwende im Jahre 1984 war Mulroney längst zum Opfer seiner eigenen Politik und der schwersten Rezession der Nachkriegszeit geworden. Seinen größten Erfolg, das 1992 mit den USA und Mexiko verhandelte Freihandelsabkommen (NAFTA), hofft er vor seinem Rücktritt im Juni noch durch das Parlament zu bekommen. Die zwei Amtsperioden des 53jährigen Mulroney werden von der Geschichte vermutlich freundlicher beurteilt werden als von seinen jetzt befragten Landsleuten. Als Premier mit der niedrigsten Popularitätsrate in diesem Jahrhundert (17 Prozent) wird er für all die Übel verantwortlich gemacht, die den zweisprachigen Wohlfahrtsstaat im Norden der USA seit Beginn der 90er Jahre befallen haben. Zwar liegen ihre Ursachen tiefer als in der Regierungspolitik von Mulroneys gemäßigter Konservativen Partei, doch wurde der ehemalige Senkrechtstarter zum Blitzableiter für die Politikverdrossenheit der Kanadier.
Seitdem der in Quebec geborene Mulroney 1991 eine siebenprozentige Mehrwertsteuer einführte, schien sein Schicksal unzertrennbar mit der dadurch noch verstärkten Rezession verquickt. Wurde seine komfortable Wiederwahl im Jahre 1988 noch als Referendum für den Abschluß des umstrittenen "North American Free Trade Agreement" (NAFTA) interpretiert, so werden die von Mulroney eingeleiteten Schritte zum Freihandel mit dem "Großen Bruder" im Süden heute für die hohe Arbeitslosigkeit von über elf Prozent verantwortlich gemacht.
Der Führer der Liberalen, Jean Chre'tien, dessen Partei die Meinungsumfragen derzeit mit 49 Prozent der Stimmen anführt, will deswegen Teile des Handelsabkommens neu verhandelt wissen. Die linken "New Democrats" - mit derzeit 16 Prozent in den Meinungsumfragen - wollen das Abkommen dagegen gleich wieder kündigen. Gescheitert ist Brian Mulroney auch mit seinem Versuch, zwischen den neun englischsprachigen Provinzen und dem französischsprachigen Quebec einen Verfassungskompromiß auszuhandeln. 1990 verweigerten die Provinzen die Unterzeichnung des Abkommens von Meech Lake, und im vergangenen Jahr stimmten die Wähler gegen den verfeinerten Kompromiß von Charlottetown, der Quebec seinen Status als "separate Gesellschaft" sichern sollte. Kanada schien einfach nicht mehr in der Stimmung, noch irgend etwas von Brian Mulroney anzunehmen. Die einen sehen darin die historische Chance Kanadas vertan, mit einem zweisprachigen Premier mit hoher Akzeptanz unter den Quebecois die verfassungsrechtliche Versöhnung zu erreichen. Für die anderen hatte Mulroney - sei es aus politischer Hybris oder ernst gemeinter Überzeugung - hier nur die schlafenden nationalistischen Hunde geweckt. Scheint doch Kanada nach Mulroneys gescheiterter Aussöhnung heute gespaltener zu sein als noch 1984.
Wen seine "Progressive Conservative Party" auf ihrem Parteitag im Juni zu seinem Nachfolger wählen wird, ist noch unklar. Als aussichtsreichste Kandidatin gilt die 45jährige Verteidigungsministerin Kim Campbell, nicht zuletzt deswegen, weil sie sich in einer Partei mit wenigen politischen Alternativen als Frau deutlicher von Mulroney abheben würde.
Aber auch Liberalenführer Chre'tien wird es schwer haben, im herbstlichen Wahlkampf eine inhaltliche Alternative zu den privatisierenden, steuererhöhenden und freihandelnden Konservativen zu entwickeln.
Von einem politischen Brückenschlag zwischen den westlichen Provinzen und Quebec, wie er Mulroney in den 80er Jahren zweimal gelang, sind die Kandidaten von Regierungspartei und Opposition gleich weit entfernt. ROLF PAASCH (Washington)
KREIS GROSS-GERAU. Im Südkreis wird die Kommunalwahl 1993 mancherorts besonders spannend: Da geht es um ins Wanken gekommene Parteienhochburgen und auch um das Thema Bürgermeister. Da können die März-Wahlen auch Stimmungsbarometer für die kommende Direktwahl des Rathauschefs werden. Außerdem ist da in Riedstadt der die Tagespolitik überlagernde Krach zwischen Bürgermeister und Erstem Beigeordneten und damit einhergehendes Rätselraten: Kippt diese SPD-Hochburg? Oder: Wie geht es weiter im schwarzen Gernsheim, wo die CDU 1989 wegen Verlust der absoluten Mehrheit eine Freie Wählergemeinschaft als Juniorpartner werben mußte?
Riedstadt: In der Hitliste des Nervenkitzels rangiert Riedstadt oben. Dort sind Bürgermeister Andreas Hoffmann und Erster Beigeordneter Wolfgang Stork (beide SPD) seit Jahren intim miteinander verfeindet, streiten sich öffentlich, in mehreren Durchgängen auch bereits juristisch. Und kein Ende ist absehbar, eine politische Flurbereinigung durch die Bürger am 7. März möglich. Beide Hauptamtliche haben von ihrem Zwist deftige Blessuren davongetragen; ihre Partei, die Sozialdemokraten, auch.
Von der einst blühenden SPD-Landschaft am Ort, in der einem Bonmot zufolge auch ein roter Besenstil zum Kandidaten erhoben worden wäre, ist ob des Krachs der Mächtigen nur noch ein Schatten übrig. Um Schadensbegrenzung müht sich der frühere, im Unruhestand befindliche Landrat Willi Blodt als SPD-Vorsitzender im Ortsteil Wolfskehlen. Doch selbst dem innerparteilich als Gottvater verehrten populären Blodt dürfte es schwerfallen, den Scherbenhaufen für die SPD am 7. März zu vermeiden und ein Wunder zu erwirken.
Von 56,8 Prozent (Kommunalwahl 1989) aus probt jetzt Riedstadts SPD den freien Fall. Ums Erbe mühen sich gleich mehrere: die CDU (89: 28,4) und die rührige, aber lange Zeit mit großen Schwierigkeiten um eine neue Listenaufstellung ringende Grüne Liste Riedstadt (GLR). Die erreichte vor vier Jahren 11,2 Prozent. Vom sozialdemokratischen Bungee-Jumping à la Riedstadt könnte vor allem eine Freie Wählergemeinschaft als Newcomer im Polit-Geschäft profitieren. Die tritt unter dem selbstbewußten Namen "Wir in Riedstadt" und dem Kürzel WIR an. Ihr Spitzenkandidat ist der frühere Sozialdemokrat Peter Selle, der seiner Partei ob des lokalen Harakiri-Kurses den Rücken kehrte.
Gernsheim: Im südlich davon gelegenen Gernsheim als traditionell einziger schwarzen Kommune im roten Kreis ist am 7. März die Gretchenfrage: Schafft die CDU die Rückkehr zur absoluten Mehrheit, oder wer regiert hier künftig mit wem? Seit dem Einbruch bei der Kommunalwahl '89 stützt sich die Gernsheimer CDU auf die nicht zuletzt aufgrund eines Krachs in der lokalen SPD entstandene Freien Wählergemeinschaft (FWG). Als weitere Ungewißheit kommt ein Wechsel auf dem Bürgermeistersessel hinzu.
Amtsinhaber Ralf Feudtner tritt am 16. Mai nicht mehr an. Für den dann zur Direktwahl als aussichtsreicher CDU-Bewerber antretenden Rudi Müller - bislang Leiter des Hauptamtes der Stadtverwaltung - werden sich am Abend des 7. März die Nebel schon etwas lichten.
Ausgangspunkt für die Kommunalwahl '93 in Gernsheim ist folgende Verteilung der Wählergunst vor vier Jahren: CDU 41,7 Prozent (85: 53,7; 81: 59,6), SPD 33,2 (85: 36,8; 81: 33,5), Grüne 7,6 (erstmals angetreten), FWG 13,1 (erstmals dabei), FDP 4,4 (85: 9,5; 81: 6,9).
Biebesheim: In der Standortgemeinde der HIM-Sondermüllverbrennungsanlage ist der landesweit für Aufsehen sorgende Krach um den dritten Ofen auch bei der Kommunalwahl ein wichtiges Thema. Bisher konnte die am Ort eher einen für die Firmenpläne aufgeschlossenen Kurs fahrende SPD ihre angestammte absolute Mehrheit behaupten. Dennoch - Überraschungen sind möglich. Auch in Biebesheim gehen die Bürger nicht nur am 7. März, sondern bald darauf, am 16. Mai, nochmals in kommunaler Angelegenheit zur Wahlurne. Zur ersten Direktwahl des Bürgermeisters tritt der seit 1975 amtierende Sozialdemokrat Walter Vollmer wieder in den Ring.
Ausgangslage der Biebesheimer Parteien für die Kommunalwahl ist folgende Verteilung der Wählergunst: SPD 52,9 (85: 58), CDU 26,4 (30,4), Grüne 13,9 (6,9), FDP 6,8 (4,7).
Stockstadt: Die kleinste Gemeinde im Kreisgebiet ist eine traditionelle SPD-Hochburg. Der neue Bürgermeister Klaus Horst macht nach Meinung vieler eine gute Figur, könnte ein Zugpferd seiner Partei sein. Ein wichtiges Thema ist in dieser Gemeinde, daß endlich die stark befahrene Bundesstraße 44 aus der Ortsmitte verlegt wird.
Bei der Kommunalwahl '89 hatte in Stockstadt die SPD ihr kreisweit bestes Ergebnis mit 63,9 Prozent (85: 67,2) geholt. Die CDU erzielte 23,5 Prozent (28,8), die Grünen 10,5 (erstmals dabei) und die diesmal nicht mehr antretende FDP 2,1 (85: 4,1).
Gleich in drei Gemeinden des Südkreises spielt bei der Kommunalwahl am 7. März auch die bald darauf folgende Direktwahl des Bürgermeisters eine wichtige Rolle. In Riedstadt geht es darum, wie die Wähler auf den Krach zwischen Bürgermeister und Erstem Beigeordneten sowie eine darüber heillos zerstrittene SPD reagieren. In Biebesheim und Gernsheim wollen jeweils SPD und CDU die Bürgermeisterpositionen mit ihren Kandidaten verteidigen.
BRACHTTAL. Die CDU prescht mit einem drastischen Sparvorschlag vor. Fraktionsvorsitzender Albrecht Ruth fordert, die Umweltberaterin und den Kulturbeauftragten abzuschaffen. Bei der momentanen "zugespitzen finanziellen Lage" sei die weitere Beschäftigung dieser beiden Rathausmitarbeiter "nicht haltbar".
Die Christdemokraten, in Brachttal in der Opposition, reagieren mit der drastischen Forderung auf den seit einigen Tagen vorliegenden Etatentwurf der Gemeide für das Haushaltsjahr 1993. Wie berichtet, hatte Bürgermeister Werner Gölz (SPD) selbst einen Sparkurs angekündigt, als er das Zahlenwerk im Parlament präsentierte. Laut Gölz beläuft sich die freie Spitze für Investitionen auf nur noch 227 000 Mark, was "strengste Ausgabendisziplin" erfordere.
Die Gemeinde "pfeift auf dem letzten Loch", kommentiert CDU-Chef Ruth und spricht von einem "Tiefpunkt". Er sagt gar voraus, daß in den Haushaltsberatungen nach der Wahl weiteres Ungemach ans Licht komme und die "Pleite" eingestanden werden müsse.
Einen ersten Zahlenfehler im Etat hat Ruth schon entdeckt. Es kommen angeblich zwei verschiedene Einwohnerzahlen vor. Im Stellenplan sei die Zahl richtig mit 5068 eingetragen. Ruth: "Wen wundert es. Es geht dort ja um die Erhöhung der Besoldung des Bürgermeisters von A 14 nach A 15." Hingegen sei für die Berechnung der Pro-Kopf-Verschuldung die Einwohnerzahl mit 4765 angegeben. Mehr Köpfe bedeutet geringere Schuld pro Kopf. Also hat die Verwaltung mit diesem Fehler, falls es sich tatsächlich um einen handeln sollte, die Situation schlechter dargestellt als sie ist.
Dennoch verlangt Ruth drastischere Sparmaßnahmen, als vom Bürgermeister angekündigt. Umweltberaterin und Kulturbeauftragter kosteten immerhin rund 150 000 Mark an Gehältern, rechnet er vor. Außerdem verursache ihre Arbeit noch mindestens rund 50 000 Mark weitere Kosten. Für die Zukunft sei jedoch Sparen angesagt.
Daß überhaupt noch etwas in der Gemeindekasse klingelt, will Ruth der vorausschauenden Politik des Altlandrates Hans Rüger (CDU) zuschreiben. Die freie Spitze im Haushalt entspreche ungefähr jener Summe, die die Kreiswerke Gelnhausen an Konzessionsabgabe (240 000 Mark) nach Brachttal überwiesen. Den entsprechenden Vertrag habe Rüger vor der Bildung des Großkreises noch unter Dach und Fach gebracht. Ruth: "Welch ein Segen." Angesichts der Pläne der SPD-geführten Kreisregierung, die Kreiswerke zu 49 Prozent "zu verscherbeln", hält der CDU-Politiker es für fraglich, ob diese Konditionen und damit die Einnahme für Brachttal noch lange Bestand haben könnten. "Ich kann mir vorstellen, daß der neue Partner für unsere Städte und Gemeinden im Altkreis Gelnhausen wenig übrig hat, sondern vielmehr den Gewinn in die eigene Tasche wirtschaftet." lex
FRIEDBERG. Die Stadt Friedberg hat keine Bedenken gegen die vorübergehende Unterbringung von bis zu 200 Flüchtlingen in der ehemaligen Blindenschule in der Mainzer-Tor-Anlage. Das sei "kein Problem", sagte gestern Friedbergs erster Stadtrat Gerhard Mosbach. Die dort untergebrachten Asylbewerberinnen und -bewerber müßten aber auf die Flüchtlingsquote angerechnet werden. Diese Quote besagt, daß Friedberg 250 Flüchtlinge aufzunehmen hat. Bislang haben in der Kreisstadt 136 Asylbewerber und -bewerberinnen Obdach gefunden.
Am vergangenen Montag hatte Kreispressesprecher Michael Elsaß bekanntgeben, daß der Wetteraukreis maximal 200 Flüchtlinge in dem leerstehenden Gebäude unterbringen will. In der Nacht zum Mittwoch setzten Einbrecher das Haus unter Wasser.
Probleme hat die Stadt Friedberg bei ihren Verhandlungen mit dem Landeswohlfahrtsverband (LWV), dem die alte Blindenschule gehört, über den Kauf des Gebäudes, das sie gerne zum neuen Sitz ihrer Verwaltung machen möchte. Die Preisvorstellungen des LWV liegen laut Mosbach erheblich über denen der Stadt. Die hat sechs Million Mark für den Kauf einkalkuliert, der LWV verlangt jedoch 1,7 Millionen Mark mehr. ieb
Den Eheleuten Adele und Hans Merlau aus Hanau, zur Goldenen Hochzeit, am Samstag, 27. Februar.
Herrn August Geckler aus Maintal-Bischofsheim, zum 95. Geburtstag, am Samstag, 27. Februar.
Frau Helene Leimbach aus Rodenbach, zum 80. Geburtstag, am Samstag, 27. Februar.
Frau Erna Ruth aus Erlensee-Langendiebach, zum 80. Geburtstag, am Samstag, 27. Februar.
Frau Minna Schilling aus Rodenbach, zum 85. Geburtstag, am Sonntag, 28. Februar."DAG" plädiert für Ausländerwahlrecht Heute Infostand auf Marktplatz
SCHWALBACH. Eine klare Gegenposition zu den Parteien, die sich gegenwärtig um die Wählergunst streiten, "um danach wieder in der Versenkung zu verschwinden", möchte die Deutsch-Ausländische Gemeinschaft (DAG) aufbauen. Am heutigen Freitag stehen Mitglieder des gemeinnützigen Vereins mit einem Stand zwischen den Parteien auf dem Marktplatz, um mit Ausländerinnen und Ausländern, "die nicht wählen dürfen, obwohl sie Steuern zahlen und schon lange Bürgerinnen und Bürger der Stadt Schwalbach sind, ins Gespräch zu kommen."
Die DAG möchte den Schwalbachern, die keinen deutschen Paß besitzen, ihre Hilfe anbieten, wenn sie mit Problemen alleine nicht fertig werden. Auch Informationen über die Wahl zum Ausländerbeirat im November wird es an dem Stand geben, der von 16 Uhr an aufgebaut ist. Die DAG setzt sich für ein kommunales Wahlrecht für Ausländer ein. Sie lädt Deutsche und Nichtdeutsche ein, zu ihren Treffen an jedem ersten Donnerstag im Monat um 20 Uhr in die Seniorenwohnanlage am Mittelweg zu kommen. she
cri FRANKFURT A. M. Neue Produkte und Partner sind Teil der Umstrukturierung des Beamtenheimstättenwerks (BHW). Derzeit hält die Hamelner Gruppe vor allem im Ausland Ausschau nach einem Bräutigam, der ihre Produktpalette sinnvoll ergänzen könnte. Fündig ist man, wie ein Sprecher versichert, allerdings noch nicht geworden. Außerdem will das Unternehmen raus aus dem alten "Produktkorsett" des Bausparvertrages und arbeitet an Alternativen. "Versicherungshypotheken", wird versichert, "werden sicher bald Bestandteil unseres Angebots sein", zumal das BHW unter seinem Dach seit gut einem Jahr eine eigene Assekuranz beherberge.
Die geplanten Schritte gehören zu der Strategie, sich künftig noch stärker auf die private Baufinanzierung zu konzentrieren. Leicht auf die Sprünge geholfen hat dabei eine Unternehmensberatungsgesellschaft, mit der auch ein harter Sparkurs ausgetüftelt wurde, um die Kosten zu senken. Dies war nötig geworden, da die Erträge in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft sind und die Gesellschafter - im wesentlichen die Gewerkschaftsholding BGAG und der Deutsche Beamtenbund - ungemütlich wurden. Im vergangenen Jahr betrug der Jahresüberschuß der Holding 55 Millionen Mark und damit fünf Millionen Mark weniger als in der Vorperiode. In rosigeren Zeiten wurden noch bis zu 180 Millionen Mark erwirtschaftet. Ausgeschüttet werden für 1992 wieder 50 Millionen.
Trotz Neuorientierung wird das Bausparen die Haupstsäule der BHW-Gruppe bleiben. Dabei hat, wie die Hamelner mitteilen, "das Stimmungstief in den neuen Bundesländern" im vergangenen Jahr im Neugeschäft "Spuren hinterlassen". Der Rückgang der Abschlüsse um ein Viertel wird dennoch nicht als dramatisch gewertet. Mit rund 87 000 frischen Verträgen über eine Summe von 2,9 Milliarden Mark fühlt sich das BHW im Vergleich zur Konkurrenz immer noch besser im Rennen. Der Bestand zwischen Rostock und Suhl wird mit sieben Milliarden Mark beziffert.
Insgesamt zog die Gruppe (brutto) 406 169 neue Kontrakte an Land und damit neun Prozent weniger. Die Bausparsumme sank um ein Prozent auf 16,5 Milliarden Mark. Mit 9,2 Milliarden Mark wurde wieder genausoviel zugeteilt wie in der Vorperiode. Im Bestand standen fast vier Millionen Verträge über 167 Milliarden Mark. Als Nachfolger von BHW- Chef Louis Storck wird der Aufsichtsrat am 5. März wahrscheinlich Vertriebsleiter Reinhard Wagner küren.
HATTERSHEIM. "Der Froschkönig" heißt ein Ballett, das Kinder aus Nieder- Erlenbach, Sindlingen und Hattersheim heute um 16 Uhr in der Stadthalle aufführen. Die Ballettgruppen stehen unter Leitung der Frankfurter Ballett-Pädagogin Halina Mrokwa. Theo Sittig gestaltet mit dem deutsch-französischen Musikkreis die Einleitung zu diesem kurzweiligen Nachmittag.
Die Kinder trainieren eine Stunde pro Woche und haben nach Auskunft von Halina Mrokwa bereits ein "beachtenswertes Leistungsniveau erreicht". Zwei Aufführungen vor jeweils vollbesetztem Haus in Bornheim und Sindlingen hätten dies bewiesen.
Die Choreographie ist auf die tänzerischen Möglichkeiten der Kleinen abgestimmt. schu
Die Bürger um die "Villa Mumm" vertreten mal wieder das typische "St.-Florians-Prinzip": Asylbewerberunterkünfte ja, wenn's denn unbedingt sein muß, aber bitte nicht bei uns um die Ecke. Teure Eigenheime vertragen sich eben nicht mit "Asylanten", die angeblich nur "die Gegend unsicher machen" und vor denen man Angst haben muß. Statt den Menschen, die dort vielleicht irgendwann Gute und Böse mal leben werden, ihre Hilfe anzubieten, bauen die Nachbarn Mauern auf. Die Unterscheidung zwischen "ausländerfeindlich" und "asylantenfeindlich" zeigt, wo des Pudels Kern liegt: "Gute" Ausländer dürfen bleiben, die "schlechten", die uns nur Geld kosten statt zu arbeiten, dürfen wieder gehen.
Fest steht: Die Stadt Kronberg hat ihre Pflicht, insgesamt 309 Asylbewerber aufzunehmen, noch immer nicht erfüllt. Wenn alle sich so anstellen wie die Anwohner der "Villa Mumm", kommt auf die Stadtoberen noch einiges zu. EVA SCHULTHEIS
KREIS GROSS-GERAU. Noch Plätze frei sind bei der von der Kreisvolkshochschule geplanten Reise "Nordpolen - Stationen deutscher Geschichte" vom 16. bis 24. April. Sie ist als Seminar und Bildungsurlaub angelegt für eine Teilnehmergebühr von 780 Mark. Auskunft und Anmeldung: KVHS-Büro im Landratsamt, Telefon 0 61 52 / 1 24 40 oder 1 24 42. Geplant ist zur Einführung eine Seminarreihe, die am Dienstag, 2. März, im Kulturcafé Groß-Gerau beginnen soll. Stationen der Reise sind die Groß-Gerauer Partnerstadt Posen, Danzig, und Stettin. cas
KELSTERBACH. "Eine etwas ungewöhnliche Wahlrede" - so nannte am frühen Donnerstagabend der Referent selbst seinen Auftritt: Hans-Jochen Vogel, früherer SPD-Bundesvorsitzender, war im Bürgerhaus bei einer Wahlkundgebung. Genauso ungewöhnlich war die Zeit, und dennoch kamen über 100 Besucher, um sich den richtigen Rückenwind - so Kelsterbachs Bürgermeister Fritz Treutel - für die Kommunalwahl am 7. März zu holen.
In der Tat bot Vogel bei der eher pragmatischer Kommunalpolitik zuneigenden Kelsterbacher SPD Ungewohntes, mit kritischen Visionen bis zu weltweitem Umweltschutz, Ozon-Loch und Nord-Süd- Konlikt. Der Mann aus Bayern zog den rhetorischen Bogen von der Kommunalpolitik - "Kelsterbach ist keine Insel" - mit artigem Lob für die lokalen Parteifreunde und ihre Leistungen bis hin zum großen Politgeschehen. In der Sache hart, aber ohne verletzende Worte gegen die parteipolitische Konkurrenz, mit einem Schuß Selbstironie und parteilicher Selbstkritik, nahm Vogel die mit der Wiedervereinigung einhergehenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen unter die Lupe. Vogel warb dabei für Wahrheit und Offenheit gegenüber den Bürgern, vor allem aber auch für sozial gerechte Verteilung der Lasten der notwendigen Hilfen für die Menschen in den neuen Bundesländern. Seine Kritik wollte er als Appell zu gemeinsamer Kraftanstrengung verstanden wissen, meinte immer wieder optimistisch: "Wir schaffen das." Er rief vor einer begeistert lauschenden Zuhörerschar gegen Politikverdrossenheit auf, warnte - trotz allem Verständnis für Unmut - vor Pauschalurteilen gegen Parteien: Politik dürfe in der allgemeinen Diskussion nicht so etwas wie eine "Frust-Entsorgungsanlage" werden. Vielleicht begeisterte die nach seinem Referat sprachlosen Kelsterbacher besonders die Nähe des einstigen Münchner Oberbürgermeisters zur Kommunalpolitik. Daß er bei einer Wahl einmal 78 Prozent erreicht hatte, brachte den erfolgsverwöhnten Fritz Treutel zu freundlichem Staunen. Sein Kommentar zu Vogels Rede: "Hervorragend". WALTER KE BER
rds BONN, 25. Februar. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat bestätigt, daß ein Gesetzentwurf über Kürzungen der Arbeitslosenunterstützung und anderer Lohnersatzleistungen bereits fertiggestellt worden ist (die FR berichtete am Donnerstag). Der Minister bestritt aber am Donnerstag in Bonn, daß damit eine Entscheidung gegen die Alternative gefallen sei, das entsprechende Einsparvolumen über eine Bekämpfung des Mißbrauchs sozialer Leistungen zu erreichen.
Im Westdeutschen Rundfunk begründete Blüm die Gesetzesvorlage seines Hauses über soziale Einschnitte im Rahmen des Föderalen Konsolidierungsprogramms mit dem Zeitdruck der Gesetzesvorbereitung für den Fall, daß er sein Einsparziel von knapp einer Milliarde Mark in diesem Jahr mit der Mißbrauchsbekämpfung verfehle. "Dann könnten wir ja nicht erst im Mai beginnen mit der Alternative, dann würde das Geld ja nicht mehr in diesem Jahr eingenommen, und wir brauchen das Geld."
Angesprochen auf den Widerspruch, daß das Kürzungsgesetz bereits Ende April in den Ausschüssen und am 13. Mai im Bundestag verabschiedet werden soll, er aber eine Frist bis zum 15. Mai habe, die Kürzungen durch Einsparungen auf anderem Wege zu verhindern, bestand Blüm auf der Feststellung, daß "durchaus Spielraum für die Verhandlungen" gegeben sei. "Sollte die Mißbrauchsbekämpfung nicht ihr Sparziel erreichen, müßte es aber zu Leistungskürzungen kommen", sagte der Minister.
Der SPD-Sozialexperte Günther Heyenn nannte diesen Zusammenhang zwischen der Einschränkung von behauptetem Mißbrauch sozialer Leistungen und alternativ dazu Leistungskürzungen "nie sachlich begründet". Mit der Anstachelung der Diskussion um den Leistungsmißbrauch solle offensichtlich nur der Boden bereitet werden für erneute und massive Kürzungen von Leistungen für Arbeitslose. Heribert Scharrenbroich, Mitglied der CDU-Sozialausschüsse, verurteilte die Meldungen über Kürzungen als "Lügenkampagne" zur Verunsicherung der steigenden Zahl von Arbeitslosen.
Der DGB reagierte "mit Empörung" auf die Vorlage des Gesetzentwurfs. In einem Protestbrief der stellvertretenden DGB- Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer an Bundesarbeitsminister Blüm wird das Junktim zwischen Sozialkürzungen und Mißbrauchsbekämpfung als sozialpolitisch unverantwortlich und politisch falsch abgelehnt. Die Selbstverwaltungsgremien der Bundesanstalt für Arbeit (BA) hätten am Mittwoch Einsparungsbeschlüsse gefaßt, die bis zu 650 Millionen Mark in diesem Jahr erbringen könnten. Dazu brauchten die Arbeitsämter aber mehr Personal, das ihnen verweigert werde.
Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) kritisierte die "überstürzte Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes" als "staatlichen Versicherungsbetrug". Der Vorsitzende der Grünen, Ludger Volmer, sprach von "Scheinheiligkeit" der Regierung, weil ihre eigene Analyse über Einsparungsmöglichkeiten durch Mißbrauchsbekämpfung ergeben habe, daß es einen nennenswerten Mißbrauch bei der Inanspruchnahme der Arbeitslosenunterstützung gar nicht gebe.
Die Zuspitzung des russischen Machtkampfes hat zu einer rapiden Verschlechterung der Beziehungen Rußlands zu anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion geführt. Vor allem die Ukraine sieht sich für ein in Aussicht gestelltes wirtschaftliches Entgegenkommen Moskaus zunehmend mit politischen Forderungen konfrontiert. Aber auch das noch immer in den einstigen Sowjetrepubliken stationierte russische Militär könnte zum Spielball der inneren Auseinandersetzung in Rußland werden, befürchten die von Moskau abgefallenen Staaten.
Als der russische Erdgaskonzern Gasprom seinem säumigen Kunden, der Ukraine, ein Ultimatum für die Begleichung der Außenstände von rund 4 Millionen Mark setzte und mit der Einstellung der Gaslieferungen drohte, erklärte sich die russische Regierung für nicht zuständig. Vielmehr handele es sich um "Geschäftsschwierigkeiten" zwischen einem russischen Unternehmen und dessen ausländischem Partner. Dann aber war es doch eine "Rücksprache mit Moskau", die Gasprom, den größten Erdgasproduzenten der Welt, gestern (Donnerstag) zu einer Verlängerung der abgelaufenen Frist bewegte: Bis Sonntag soll die Ukraine zahlen.
Doch der ukrainische Ministerpräsident Leonid Kutschma zeigte sich für den Aufschub wenig dankbar. Rußland verknüpfe die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder immer stärker mit politischen Forderungen, wetterte Kiews Regierungschef in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat, wo er auf einer eilig arrangierten Mittelasien-Tour nach Ersatz für die umstrittenen russischen Erdgaslieferungen suchte. Sein stellvertretender Außenminister Alexander Makarenko ergänzte: Kein unabhängiger Staat könne die Forderungen Moskaus akzeptieren. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen hätten "in die russische Politik gegenüber den anderen GUS-Ländern durchgeschlagen", beklagt das ukrainische Fernsehen.
Tatsächlich orientiert sich Moskaus in Kiew aufgelaufene Wunschliste an den Lieblingsthemen der russischen Opposition. So hat Rußland nach Angaben von Makarenko angedeutet, ein Preisnachlaß bei den Energielieferungen sei für die Ukraine nur durch ein Einlenken im Streit um die Schwarzmeerflotte zu haben. Moskau wolle etwa die Hafenstadt Sewastopol auf der ukrainischen Krim für 50 Jahre "mieten". Außerdem werde die Herausgabe von "Eigentum auf dem Gebiet der Ukraine" gefordert, womit laut Makarenko weitere Flottenstützpunkte gemeint sind.
Für das ukrainische Außenministerium sind die neuen russischen Ansprüche nur "ein Anfang". Denn in Moskau fordert von den Nationalisten bis hin zu Vizepräsident Alexander Ruzkoj nahezu die gesamte Opposition seit langem eine Rückgabe der bis Mitte der 50er Jahre russischen Krim. Solche "imperialen Themen" aus der innenpolitischen Diskussion in Rußland würden nun verstärkt von der dortigen Regierung aufgegriffen, heißt es in Kiew, um den Jelzin-Gegnern Angriffsflächen zu nehmen und von den eigenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten abzulenken. Das Verhältnis zwischen Rußland und der Ukraine, das sich nach dem Treffen der beiden Präsidenten Jelzin und Krawtschuk im Januar bereits zu entspannen begann, habe sich keineswegs zufällig zum jetzigen Zeitpunkt wieder drastisch verschlechtert.
Auch andere Nachfolgestaaten der Sowjetunion melden eine härtere Gangart Moskaus. Nach einem russischen Luftangriff auf die von Georgiern gehaltene abchasische Hauptstadt Suchumi hat der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse Mitte der Woche mit einer "Generalmobilmachung" gedroht. Das bürgerkriegszerrüttete Land beklagt seit langem eine "Einmischung" der in der Kaukasusrepublik stationierten russischen Truppen zugunsten der abchasischen Seite. Bislang jedoch hatten Moskaus Militärs eine allzu direkte Parteinahme vermieden. In Moldova hat Moskau die ohnehin schleppend verlaufenden Verhandlungen über den Abzug der dort stationierten 14. russischen Armee nun völlig blockiert. Litauen meldete kürzlich, Rußland habe statt seine 13000 Mann wie vereinbart aus dem Baltenstaat abzuziehen weitere 1000 Soldaten eingeflogen.
Aus Moskau bekamen die verärgerten Ex-Sowjetrepubliken nun wenig beruhigendes zu lesen: Da Rußland noch keine neue Militärdoktrin habe, wolle die Opposition jetzt die "Armee-Karte" spielen, warnte Russenpräsident Boris Jelzin in einem Interview anläßlich des "Tages der Verteidiger des Vaterlandes" seine Kollegen in den 14 abtrünnigen Republiken. "Dieselbe Karte hat auch Jelzin im Ärmel", höhnen georgische Diplomaten in Moskau. ENDE
HÖCHST. Mit einem "Happening" auf dem Höchster Markplatz wollen die Sozialdemokraten im Frankfurter Westen am Samstag, 27. Februar, Bürgerinnen und Bürger auf ihre Seite ziehen. Von 10 Uhr an werden vor dem ehemaligen Bunker die Kandidaten fürs Stadtparlament, den Ortsbeirat und den Umlandverband am Mikrophon vorgestellt. Dazu gibt's Erbsensuppe mit Würstchen und Musik. Am "Happening" beteiligen sich auch der SPD-Vorsitzende Sieghard Pawlik und Dieter Dehm vom Parteivorstand. tos
1500 Mark für einen heißen Tip
WETTERAUKREIS. Immer mehr Banken werden überfallen. Kriminelle raubten 1991 zehn Wetterauer Filialen aus; 1992 waren es einundzwanzig. Zwölf Überfälle des letzten Jahres konnte die Kripo zwar aufklären und zehn Täter hinter Gitter bringen. Doch ihr reicht das nicht. Die Bevölkerung soll mehr und präzisere Hinweise geben, wenn sie rund um die Bank Verdächtiges sieht. Darum baten Polizeichef Gerhard Anhäuser und Sparkassendirektor Werner Wattendorf gestern in einer Pressekonferenz in Friedberg.
Nicht nur, um das geraubte Geld wiederzubekommen, sondern auch aus Rücksicht auf die erpreßten Kunden und Bankbediensteten. Bei den Überfällen des Vorjahres sei zwar niemand körperlich verletzt worden - aber psychisch. Wer plötzlich mit dem Tode bedroht wird, stecke das nicht so einfach weg. Wattendorf: "Es gibt junge Leute, die einen Knacks bekommen und nicht mehr bereit sind, eine Filiale zu betreuen".
Die meist aus der Region stammenden Bankräuber bevorzugen kleine Filialen. Sie baldowern vorher die Fluchtwege und die Zeiten aus, in denen die Bank wenig Publikum hat - morgens früh, abends und an den langen Donnerstagen. Aufmerksame Nachbarn könnten dann häufig Verdächtiges melden. "Schon ein Detailchen ist für uns manchmal wichtig", meinte Anhäuser gestern. Doch leider zögerten die Zeugen oft, Polizei oder die Bank zu informieren. Eine Frau aus dem Kreisgebiet überwand jüngst ihre "Schwellenangst" und meldete ein gesuchtes Auto. Vier Überfälle wurden dadurch aufgeklärt. 1500 Mark Belohnung bekam sie gestern von der Sparkasse Wetterau. Allerdings soll auch künftig nicht jeder Tipgeber mit solchen Summen belohnt werden. Schade! nes
FRIEDBERG. Wie kann ein Europäer auf der Bühne dargestellt werden? Darüber können sich Friedberger Jugendliche im Sommer in der Partnerstadt Bishop&rquote;s Stortford in England den Kopf zerbrechen. Schauspieler des Snap Theater der Partnerstadt helfen mit Rat und Tat beim Theaterstück "What is a European?". Das Projekt ist Teil des Jugend-Freizeitprogrammes 1993 der Stadt Friedberg.
Vom 24. Juli bis zum 2. August können 16- bis 21jährige Kreisstädter zum Theaterspielen nach Bishop&rquote;s Stortford reisen. Weder Erfahrung in der Theaterarbeit noch herausragende englische Sprachkenntnisse sind nötig. Der Europa-Club Friedberg organisierte die Reise zusammen mit der Stadt für 580 Mark.
Eine ökologische Flußfahrt wird vom 25. Juli bis zum 6. August mit Kanus auf der Lahn unternommen. Mitpaddeln dürfen 15- bis 25jährige. Kosten: 190 Mark. Nach Griechenland geht es vom 21. August bis zum 4. September für 950 Mark mit dem Stamm St. Leonard der Deutschen Pfadfinder St. Georg . Die DLRG- Ortsgruppe Friedberg-Bad Nauheim unternimmt vom 23. August bis zum 3. September eine Kanuwanderung auf der Regen von Zwiesel bis Regensburg. Teilnehmen können 13- bis 15jährige, sofern sie 400 Mark berappen können.
Fester Bestandteil des Friedberger Freizeitangebotes sind die Segeltörns der Gruppe "Pfadfinder trotz alledem" des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit Erstem Stadtrat Gerhard Mosbach als Betreuer. Gesegelt wird vom 23. bis 30. Oktober auf der Ostsee für 260 Mark. 16- bis 21jährige können vom 24. bis 30. Oktober für 330 Mark zum Angeln an die Mosel fahren.
Einziges Angebot für Kinder (11 bis 13 Jahre) sind Reiterferien für 400 Mark in Seebarn im Naturpark Vorderer Bayrischer Wald vom 23. bis 30. Oktober. Mosbach: "Wir haben noch keine Verbände gefunden, die etwas für die Kids machen." Die in den vergangenen Jahren so beliebte Zirkusfreizeit kann diesmal nicht mehr angeboten werden, weil der Zirkus laut Stadtjugendpfleger Jürgen Umsonst inzwischen mit seinem regulären Programm so gut im Geschäft ist, daß er dieses Begleitprogramm nicht mehr nötig hat.
Anmeldeformulare für die Freizeiten gibt es bei der Jugendpflege der Stadt Friedberg, Bismarckstraße 2, Zimmer 218, Tel. 06031/88244. ieb
Das von Joschka Fischer (Grüne) geführte hessische Umweltministerium trage Mitschuld am Chemieunfall vom Rosenmontag im Werk Griesheim der Hoechst AG. Das jedenfalls haben die CDU-Stadtverordnetenfraktion und CDU- Kreisgeschäftsführer Heinz Daum ausgemacht. "Das Land Hessen als Genehmigungs-, Kontroll- und Aufsichtsbehörde" hätte dafür sorgen müssen, so Johannes Theißen, Fraktionsassistent im Römer, daß die jetzt nach dem Gift-Unfall "für sinnvoll gehaltenen technischen Vorkehrungen schon früher" in Griesheim realisiert worden wären.
Es sei schließlich auch und gerade Aufgabe der Fachbehörden, so Theißen, "produktionsbegleitend für eine optimale Sicherung der Mitarbeiter und der Bevölkerung zu sorgen". Medienauftritte des Joschka Fischer und "populistische Kritik an der chemischen Industrie" seien in der gegenwärtigen Wirtschaftslage wenig hilfreich. Es gehe schließlich um den Erhalt von Arbeitsplätzen und der damit gekoppelten "Akzeptanz des Chemiestandorts Frankfurt".
Heinz Daum geht noch weiter. Er zweifelt, ob Fischer, seine Umweltverwaltung und die Staatliche Gewerbeaufsicht "ihrer rechtlichen Verpflichtung zur Kontrolle und Sicherheitsprüfung der Produktionsanlage im Werk Griesheim stets ordnungsgemäß nachgekommen sind". Die Frage nach "einer etwaigen Mitschuld der zuständigen Landesbehörden und des ihnen vorgesetzten Umweltministers" dürfe "kein Tabu" sein.
Ein Bild "weitgehender Hilflosigkeit" hätten, so Daum, auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Umweltdezernent Tom Koenigs auf der "organisatorisch ungenügend vorbereiteten und chaotisch verlaufenen" Bürgerversammlung in Schwanheim abgegeben. Daum: "Das städtische Umweltamt arbeitet wenig effizient und versagt, wenn es im Ernstfall einmal gefordert ist."
Auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz hat dem hessischen Umweltministerium Versäumnisse vorgeworfen. Die Fachbehörde habe es versäumt, unabhängige medizinische chemische und technische Gutachter zu benennen, die zu den Behauptungen der Hoechst-AG Stellung nehmen könnten.
Die "Höchster Schnüffler un Maagukker" und die BUND-Ortsverbände Niederrad und Höchst wollen auf einer gemeinsamen Veranstaltung am Dienstag, 2. März, 20 Uhr, im Pfarrheim St. Mauritius in Schwanheim, Mauritiusstraße 14, Antworten auf die Frage geben, was nach dem Giftunfall zu tun sei. peh/mat
Moskau (dpa/AP/AFP/FR). Rußland hat der Ukraine gestern den Gashahn trotz zuvor geäußerter Drohungen nicht zugedreht. Das Kiew gestellte Ultimatum wurde von Moskau um vier Tage verlängert. Der Chef des russischen Gazprom- Konzerns, Rem Wjachirew, kündigte an, die Ukraine werde zunächst bis Sonntag weiterhin mit Erdgas beliefert.
Die beiden Mitglieder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) liegen sich in den Haaren, weil die Ukraine angeblich Rechnungen für bereits geliefertes Gas im Volumen von umgerechnet etwa 450 Millionen Mark nicht beglichen hat. Laut Wjachirew soll Kiew nach intensiven Verhandlungen mittlerweile zugesagt haben, die gesamten ausstehenden Summen bis 5. März zu bezahlen. Ein Teilbetrag sei in den vergangenen Tagen auf dem Konto von Gazprom bereits eingegangen.
Über die Erdgaslieferungen wollen heute bei einem Treffen auch der ukrainische Ministerpräsident Leonid Kutschma und sein russischer Amtskollege Viktor Tschernomyrdin verhandeln. Der Streit zwischen den beiden GUS-Mitgliedern wird öffentlich ausgetragen, seit Rußland ankündigt hatte, man werde der Ukraine Gas nur noch zu Weltmarktpreisen liefern, was eine Verdreifachung des Preises bedeuten würde. Daraufhin wurden Befürchtungen laut, die Versorgung der westeuropäischen Märkte mit russischem Gas könnte gefährdet werden, weil der Energiespender fast ausschließlich durch Pipelines gen Westen strömt, die durch das Gebiet der Ukraine führen. Gazprom hatte daher Kiew ausdrücklich davor gewarnt, im Falle eines Lieferstopps die Leitungen anzuzapfen und für Westeuropa bestimmtes Gas zu gebrauchen. Ein Gazprom-Manager betonte: "Wenn die Ukrainer das für den Westen bestimmte Gas zu internen Zwecken nutzen würden, wäre das reine Piraterie." Während der Konflikt zwischen Moskau und Kiew nach der Verlängerung des Ultimatums weiter schwelt, versuchen die deutschen Gasunternehmen Ruhrgas und Wintershall übereinstimmend die hiesigen Verbraucher zu beruhigen. Selbst für den Fall, daß sich die Ukraine aus der Transitleitung bediene und es deshalb zu Lieferausfällen käme, sei man gerüstet, heißt es bei der BASF-Tochter Wintershall. "Bei uns im Westen wird deshalb keiner kalte Füße kriegen." Auch die Ruhrgas hält die Versorgung für nicht gefährdet. Mit Untertagespeichern und einem weit verzweigten Netz von Pipelines überwiegend zu westeuropäischen Lieferquellen sei Vorsorge getroffen worden, auch bei geringeren hereinströmenden Mengen aus Rußland die öffentliche Versorgung aufrechterhalten zu können, erklärt ein Firmensprecher des Essener Ferngaskonzerns.
Nicht zuletzt wegen der nahezu ausschließlich durch die Ukraine führenden Gaspipelines verhandeln Gazprom und Wintershall seit dem vergangenen Jahr über den Bau einer neuen Ost-West-Transitleitung. Diese soll durch Weißrußland und Litauen führen, die Ukraine also "links liegen lassen". Eine Entscheidung über das Riesenprojekt wurde noch nicht gefällt. Die Rede ist allerdings vom Beginn der Bauarbeiten Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres.
An der Erdgasversorgung Westdeutschlands haben Bezüge aus Rußland einen Anteil von nicht ganz 30 Prozent. Anders sieht die Lage in den neuen Bundesländern aus. Dort lautet die Quote auf etwa 70 Prozent. Basis für die Lieferungen sind zum einen Regierungsabkommen, die Bonn mit der früheren UdSSR schloß, zum anderen Verträge der Ex-DDR mit Moskau, in die die Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin der DDR "einstieg".
Das Wetter
Wetterlage Deutschland wird im Tagesverlauf von einem langsam nach Südosten ziehenden Tiefausläufer überquert. Vorhersage bis Samstag früh Im Süden und Südosten Deutschlands anfangs aufgelockerte, später auch hier, wie schon in den übrigen Gebieten, starke Bewölkung und zeitweise Schneefall.
Tageshöchsttemperaturen minus 3 bis plus 3 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Samstag null bis minus 5 Grad.
Schwacher bis mäßiger Wind um Nordwest. Wochenvorhersage Samstag/Sonntag: Wechselnd, zeitweise stark bewölkt und mitunter etwas Schneefall. Tiefstwerte um minus 5, in der Osthälfte örtlich unter minus 10 Grad. Höchsttemperaturen wenig geändert. Montag bis Donnerstag: Bei auflebendem östlichem Wind vor allem im Osten und Süden verbreitet Schneefälle. Im Nordwesten ab Dienstag auch aufgelokkerte Bewölkung. Höchstwerte im Nordwesten bis 5, sonst um null Grad. Nachts im Nordwesten leichter, sonst mäßiger bis starker Frost. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 12 Amsterdam
Regen 3 Athen
Regen 8 Barcelona
wolkenlos 9 Bordeaux
leicht bewölkt 4 Brüssel
Regen 2 Budapest
wolkig -1 Dublin
Regen 10 Helsinki
wolkig -3 Innsbruck
leicht bewölkt 0 Istanbul
Schneeregen 2 Kairo
stark bewölkt 25 Larnaka
wolkig 19 Las Palmas
wolkig 20 Lissabon
leicht bewölkt 12 Locarno
leicht bewölkt 5 London
stark bewölkt 8 Madrid
leicht bewölkt 7 Malaga
wolkig 14 Mallorca
wolkig 11 Moskau
wolkenlos -3 Nizza
leicht bewölkt 10 Paris
Regen 3 Rom
wolkenlos 9 St. Petersburg
leicht bewölkt -1 Stockholm
bedeckt -2 Tunis
wolkig 11 Varna
Schneefall 4 Venedig
wolkenlos 7 Warschau
bedeckt 0 Wien
Schneefall -1 Zürich
leicht bewölkt -2 Deutschland Berlin
Schneefall -1 Dresden
Schneefall -3 Feldberg/Schw.
wolkig -10 Feldberg/Ts.
wolkig -5 Frankfurt/M.
wolkig -2 Freiburg
stark bewölkt -1 Garmisch
leicht bewölkt -1 Hamburg
leicht bewölkt -1 Köln/Bonn
leicht bewölkt 2 Leipzig
Schneefall -2 München
wolkig -3 Norderney
bedeckt 0 Rostock
bedeckt 0 Sylt
leicht bewölkt 1 Zugspitze
in Wolken -15 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.15 Uhr
Sonnenuntergang 18.05 Uhr
Mondaufgang 8.33 Uhr
Monduntergang 22.35 Uhr
Nach dem Eingang neuer Beweisanträge der Verteidiger im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß kann voraussichtlich erst in der nächsten Woche plädiert werden. Bevor die Staatsanwaltschaft das Wort erhält, muß von der Umweltstrafkammer entschieden werden, ob noch weitere Sachverständige, darunter ein Professor für allergische Erkrankungen, gehört werden.
Zentrales Thema der Beweisaufnahme war zuletzt die deutliche Kritik, die der Ulmer Professor Hans-Ulrich Wolf an zwei toxikologischen Studien übte. Seiner Ansicht nach sind beide Untersuchungen, die als Nachweis für eine unbedenkliche Verwendung von Lindan in Holzschutzmitteln dienen sollten, unvollständig und nicht praxisgerecht.
Wie der Sachverständige betonte, muß vielmehr davon ausgegangen werden, daß insbesondere Steuer-Organe des Organismus wie zum Beipiel Leber und Niere durch Lindan erheblichen Gefährdungen ausgesetzt seien. Konzentrationen im Blut von bis zu 14,1 Mikrogramm pro Liter, wie sie bei Zeugen gemessen wurden, hätten "nicht auftreten dürfen".
Wie Wolf an einer sogenannten Abdampf-Studie monierte, seien die Versuchsbedingungen nicht realistisch gewesen. Tatsächlich müsse davon ausgegangen werden, daß Lindan bei einer Verwendung im Haushalt erst nach 30 bis 40 Monaten ausgegast sei und nicht bereits nach 140 Tagen. Lepp
"Banana
Split"
"Banana Split" bezeichnet neuerdings nicht mehr nur eine Eis-Kreation. Der Ausdruck ist zur Kampfformel mutiert - gegen die "Spalter" der EG, die per Verordnung den Markt für des Deutschen liebste Frucht (17,5 Kilogramm Verbrauch pro Kopf und Jahr) splitten wollen. Die gelbe Gefahr kommt von den Kanaren, aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum. Mittelamerikanische Bananen sollen dagegen rationiert und bei Überschreitung des Kontingents ab Juli mit Strafzöllen belegt werden. Was kann der preisbewußte Frankfurter Bananenesser dagegen tun? Bleibt ihm, der mit den "Amerikanern" groß geworden ist, nichts anderes übrig, als in die EG-Banane zu beißen?
Es sieht ganz so aus. "Eine Verteuerung, die granatenmäßig ist", erwartet Großhändler Dieter Zingsheim, wenn die saftigen Strafzölle tatsächlich kommen. "Da wird's kriminell", befürchtet auch Bananen-Großhändler Wolfgang Köhler. Experten haben schon mal ausgerechnet, daß ein Kilo der gewohnten krummen Frucht aus Mittelamerika statt 2,20 bis 2,50 Mark dann 3,90 Mark kostet. Und die Alternative wird der Kunde "nicht so ohne weiteres annehmen", befürchtet Zingsheim. Klein, bräunlich und mikkerig kommt die EG-Banane daher. "Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Sie denken, das ist eine andere Frucht." Dagegen seien "Chiquita" & Co "von der Optik her Spitzenqualität". "Friß oder stirb" - ein solches Szenario kann sich der Händler durchaus vorstellen. Während der Mensch, je nach Geldbeutel, noch wählen kann, müssen die Tiere nehmen, was kommt. Im Zoo werden pro Jahr rund 16,5 Tonnen Bananen verdrückt. Für Affen, Fledermäuse, Insekten und anderes Getier stellt Karl Braumann in der Futterküche täglich einen knappen Zentner zusammen. Steigende Preise wären ärgerlich, wo doch gerade der Futtermitteletat gekürzt wurde. Verzichten kann man nicht auf die Frucht, aber "wir müssen halt sparsamer sein", meint der kommissarische Zoo-Chef Christoph Scherpner. Ob die Affen EG-Bananen durchs Gitter werfen werden? Das glaubt der Futtermeister nicht. "Auch wenn die mal in den Seilen hängen, Bananen fressen die immer."
Vielleicht ließe sich ja mit einer eigenen Plantage den EG-Oberen ein Schnippchen schlagen. Doch da sieht Herbert Billensteiner vom Palmengarten keine Chance. Die Pflanzen würden zwar im Winter im Keller überleben, doch wer hat schon einen Raum, wo ein Fünf-Meter-Gewächs reinpaßt? Ebenfalls chancenlos sind potentielle Bananenräuber im Tropicarium des Palmengartens. "Die Früchte hängen zu hoch", weiß Billensteiner. Glücklich dürfen sich die Mitarbeiter schätzen - sie fahren die Ernte ein. vo
Kleine FR · Kleine FR
Heute Workshop über Gewalt BAD NAUHEIM. Über den richtigen Umgang mit rechtsradikalen Gewalttätern diskutieren etwa 60 Fachleute vom Berufsverband Deutscher Psychologen mit Politikern am heutigen Samstag ab 13.30 Uhr im Kurhaus. Man wolle ein konkretes Handlungskonzept entwickeln, so die Veranstalter. "Wir betonen, daß aus psychologischer Sicht bisher bereits eine ganze Reihe von Fehlern im Umgang mit den Rechtsradikalen aufgetreten sind." Seminar über Fremdenhaß WETTERAUKREIS. Für ein Seminar über Fremdenhaß vom 12. bis 14. März in Wetzlar nimmt das Jugendbildungswerk des Kreises noch Anmeldungen von 14- bis 25jährigen entgegen. Unter Telefon 0 60 31 / 8 31 19 gibt es auch Informationen über ein Videoseminar Anfang März. Ehrung der Innungsbesten FRIEDBERG. Die Kreishandwerkerschaft überreicht am Samstag, 6. März, um 16 Uhr in der Stadthalle ihre Gesellenbriefe und ehrt ihre Innungsbesten. Die Festansprache hält der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden, Heinrich Brandes. Kurse im Mütterzentrum BAD NAUHEIM. In den beiden am Montag, 1. März, beginnenden Kursen des Mütterzentrums "Literaturkreis" (mit Kinderbetreuung) und "Mit Rhythmus spielen" sind noch Plätze frei. Für den von 10 bis 11.30 Uhr dauernden Literaturkreis nimmt Ulrike Spiegler (Tel. 0 60 32 / 3 53 65), für den von 20 bis 21.30 Uhr währenden, nur für Männer gedachten Kurs "Mit Rhythmus spielen" Peter Mahla (Tel. 0 60 31 / 1 43 11) Anmeldungen an. Unabhängige Liste wirbt ALTENSTADT. Zu ihrer zentralen Veranstaltung zur Kommunalwahl lädt die Unabhängige Liste die Altenstädter Bürgerinnen und Bürger für Dienstag, 2. März, 20 Uhr, in den kleinen Gemeinschaftsraum der Altenstadthalle ein. Busfahrt zum Musical "Hair" WETTERAUKREIS. Für 50 Mark können sich Interessierte noch bis zum 2. März ein Busticket und die Eintrittskarte für das Musical "Hair" am 8. August in der Bad Hersfelder Stiftsruine sichern. Die Wetterauer Umweltwerkstatt chartert einen Bus zu den Hersfelder Festspielen. Reservierungen nimmt Norman Stark von der Umweltwerkstatt unter Tel. 0 60 34 / 61 19 entgegen. Pubertät gemeinsam meistern FRIEDBERG. Wie können Eltern und Kinder besser die schwierige Phase der Pubertät meistern? Antworten darauf will ein Kursus der Kreisvolkshochschule geben, der am Montag, 1. März, um 20 Uhr in Friedberg (Burg 11) beginnt und an fünf Montagen fortgesetzt wird. Meidet den Glauberger Bahnsteig! GLAUBURG. Der neue Bahnsteig am Glauberger Bahnhof darf noch nicht betreten werden, meldet Bürgermeister Eberhard Langlitz. "Nach wie vor muß der alte Bahnsteig benutzt werden." Die Inbetriebnahme des neuen Bahnsteiges werde rechtzeitig bekanntgemacht."
ROM, 25. Februar. Italiens Regierung unter Giuliano Amato bleibt im Amt. Nach fast zweitägiger Debatte sprach die Deputiertenkammer in Romder Regierung mit deutlicher Mehrheit das Vertrauen aus. Einige kleinere Oppositionsgruppen unterstützten den sozialistischen Regierungschef durch Stimmenthaltung. Aus taktischen Gründen hatte Amato die Vertrauensfrage gestellt, nachdem er wegen Strafverfahren gegen zwei Minister sein Kabinett neu besetzen mußte. Wegen der Einrichtung eines neuen Ressorts für die Privatisierung von Staatsbetrieben war es zu Spannungen zwischen Christdemokraten und dem Ministerpräsidenten gekommen.
Amatos erste Versuche, seine Vier-Parteien-Koalition um die Stimmen der "Demokratischen Linken" und der Republikaner zu erweitern, scheiterten. Bei der jetzigen Verteilung der Kräfte gilt die Regierung als zu schwach, um die Wahlrechtsreform und andere Neuerungen in den beiden Kammern durchzubringen. Vor allem Neofaschisten und Altkommunisten verlangten deshalb Amatos Rücktritt und die Auflösung des Parlaments.
Überraschend ist am Donnerstag Giorgio La Malfa als Vorsitzender der Republikanischen Partei (PRI) zurückgetreten. Wie der erste PRI-Sekretär selbst mitteilte, steht er unter dem Verdacht, gegen das Gesetz zur Parteienfinanzierung verstoßen zu haben, weil er vom lombardischen Unternehmerverband eine Wahlspende von 50 000 Mark erhalten hatte, ohne sie der Steuerbehörde anzugeben. In ersten Reaktionen drückten Vertreter verschiedener Fraktionen ihre Hochachtung vor La Malfas politisch einwandfreier Haltung aus. Im Gegensatz zu anderen Parteien gilt für jedes PRI-Mitglied, alle Ämter niederzulegen, wenn Verdacht auf strafbare Handlung vorliegt.
Aus eigenem Antrieb hat sich der Sozialist Claudio Martelli, bis vor zehn Tagen Justizminister, den Untersuchungsrichtern in Mailand gestellt, die ihn stundenlang verhörten. (Leitartikel Seite 3)
Der Wahl-"Erfolg" muß Fidel Castro wirklich überwältigt haben: Kaum konnte er bekanntgeben, daß die Einheitsliste seiner Kommunistischen Partei fürs Parlament wohl komplett bestätigt worden sei, da geriet er auch schon in Plauderlaune - und deutete einen Rückzug in fünf Jahren an.
Der Zeitpunkt war klug gewählt. Denn die Wahl könnte eine der letzten Gelegenheiten für Castro gewesen sein, sich als Herr über sein eigenes Schicksal zu präsentieren. Denn zum einen nehmen immer mehr Kubaner seine Aussage, andere könnten "es" besser machen als er, wörtlich (siehe die Hinweise auf relativ viele Neinstimmen). Das wäre allerdings, zumal auch als Zeichen einer gewissen Öffnung zu interpretieren, noch kein sicheres Indiz für ein Wanken Castros. Noch hat er schließlich eine Basis unter denen, die von den sozialen Leistungen des Sozialismus à la cubana profitieren.
Bedrohlicher für Castro ist der Druck von außen (der die Unzufriedenheit über Mißstände im Innern steigert): Die Sowjetunion ist verblichen, feste Abnahmepreise für Zucker und billige Ölimporte gehören der Vergangenheit an. Kuba spürt, daß die jahrzehntelange Orientierung nach Osten die Abhängigkeit vom Wohlwollen des Nordens nicht gemildert hat. Die Sicherheit des revolutionären Kuba beruhte vor allem auf dem waffenstarrenden Patt des Kalten Krieges im reicheren Teil der Welt. Jetzt, da der helfende "Bruder" ausgefallen ist, zappelt Castro im Netz der US-amerikanischen Embargo-Politik. Da kann er froh sein, wenn er noch fünf Jahre durchhält. bel
OBERURSEL. Eigentlich wollte er der örtlichen SPD Rückendeckung bei deren Bebauungsplänen für Bommersheim-Süd geben. Doch der Empfang, der dem hessischen Minister Jörg Jordan am Mittwoch abend in der Mehrzweckhalle im Himmrich zuteil wurde, verhinderte das zunächst mal: Eine große Gruppe von Landwirten, die meisten aus dem Umland angereist, packten ihre Trillerpfeifen aus und pfiffen Protest. Zum zweiten Mal an diesem Tag mußte sich Jordan auf seiner "Hochtaunustour" von Bauern Vorwürfe anhören, weil die hessische Landesregierung ihnen keine Entschädigung für ausgelaufene Steuererleichterungen zahlt.
SPD-Ortsvereinsvorsitzender Heinz Köhler hatte Mühe, die Kurve zum eigentlichen Thema zu bekommen. Für eine Weile kam dann doch eine Diskussion in Gang. Jordan betonte, daß Bommersheim-Süd nach wie vor im Regionalen Raumordnungsplan als Siedlungsgebiet vorgesehen sei. Und einer der Anwohner berichtete, daß große Teile des Gebietes in Kirchenhand seien; 15 bis 20 Prozent gehörten seines Wissens verschiedenen Landwirten.
Die Stadt Oberursel besitzt zur Zeit etwa 40 Prozent der Fläche für die erste Ausbaustufe. Fraktionschef Hans-Georg Brum erläuterte, daß die SPD ein "Mischgebiet" mit maßvoll verdichteter Bebauung favorisiere - zwei bis vier Geschosse, teils Sozialwohnungen, teils von Stadt oder privat freifinanzierte Wohnungen.
Auf die Bedenken eines Landwirtes, 1600 Wohnungen seien zuviel für Straßen und Infrastruktur, meinte Brum, die Bebauung solle schließlich nicht "schlagartig" erfolgen. Man könne mit 300 bis 400 Wohnungen beginnen; eine entsprechende Infrastruktur müsse natürlich auch geschaffen werden.
Bommersheim-Süd eigne sich zur Zeit am besten für eine ökologisch verträgliche Bebauung. Das Gebiet "Atzelhöhle" sei landschaftlich sehr wertvoll, das "Camp King" zur Zeit noch nicht nutzbar. Doch mit der Diskussion über ökologische Auswirkungen kam man dann nicht mehr sehr weit: Den Rest des Abends rupften die Landwirte ihr Hühnchen mit Jordan. esi
Einen riesigen schwarzen Sarg haben Schwanheimer Bürger zum Symbol für ihre Forderung nach Erhaltung der Schwanheimer Bahnstraße gemacht: Am Donnerstag stand er zur Sitzung der Stadtverordneten vor dem Römer.
Die Bahnstraße führt von Schwanheim durch den Stadtwald zum Flughafen; seit Eröffnung der Kelsterbacher Querspange ist der Magistratsbeschluß, die Bahnstraße zur Hälfte wiederaufzuforsten, unerledigt geblieben.
Unterdessen wurden in Schwanheim 6000 Unterschriften gesammelt, die kurze Verbindung zu lassen.
Die Gegendemonstranten kamen vom Bund für Umweltschutz: "Gebt dem Wald zurück, was ihm gehört", war ihre Parole; nach der Aufforstung könne ein großes zusammenhängendes Waldstück entstehen. Die Rot-Grüne Regierung sei verpflichtet, zu den Versprechen ihres Koalitionsprogramms zu stehen. clau
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Die Erdfunkstelle bei Merzhausen hat das Kommando über den Telekom-Satelliten DFS 3 Kopernikus übernommen. Seite III KRONBERG. Unterschriftensammlung und Protestbriefe: Nachbarn wollen keine Asylbewerber auf dem Gelände der Villa Mumm. Seite V BAD HOMBURG. Die Träume vom Lok-Schuppen drohen vom Wind verweht zu werden. Jugendparlament diskutierte mit Parteien. Seite VI SPORT. Jugend-Basketballer starten in Kronberg die Endrunde um den Hessen-Titel.
HEUTE LESEN SIE
Leitartikel Das italienische Erdbeben Seite 3
Metall-Tarif Ost Wie Arbeitgeber rechnen Seite 4
Bundeswehr Gefahr in Irak Seite 5
Feuilleton Rushdies nächster Roman Seite 9
Medienrundschau Eigenes Bundestags-TV? Seite 11
Dokumentation IG Metall zur Kündigung Seite 12
Angela Merkel gegen Heide Pfarr Seite 12
Wirtschaft Entschädigungsgesetz steht Seite 13
Sport Wahlkampf in Sindelfingen Seite 17
Kulturspiegel Historische Frankfurt-Gemälde Seite 24
Hessen Kein Geld für Hochschulbauten Seite 25
Aus aller Welt Schneechaos in Österreich Seite 30
Fernsehen und Funk Seiten 10/11
Freie Aussprache Seiten 14/28
Börse Seite 16
Roman Seite 18
Filmspiegel Seite 26
HATTERSHEIM. Der Jugendtreff Eddersheim bietet allen Anhängern von Techno- und Rap-Musik die seltene Gelegenheit, eigene Hammer-Hits mit beinahe professioneller Technik zu produzieren. Für Sonntag, 28. Februar, laden die Organisatoren des Workshops deshalb alle Interessierten in den Keller des Begegnungshauses Eddersheim ein, um selbst Hand an Drumcomputer, Synthesizer und andere Studiotechnik anzulegenund, den eigenen Ideen Klang zu geben.
Der Produktionstag beginnt um 14 Uhr und endet um 18 Uhr. Am Ende des Aufnahmetages werden die Teilnehmer ihre eigene Kassette mit Rap- und Techno- Stücken in Händen halten. schu
Die aufgebrachten Stahlarbeiter in der Europäischen Gemeinschaft werden von der Krisensitzung des Brüsseler Ministerrates mehr erwartet haben. Doch die Angst davor, etwas Falsches zu tun, beherrschte das Treffen. Und Bonns Wirtschaftsminister Rexrodt verhielt sich wie ein echter Enkel Ludwig Erhards. Er sprach von "entschlossenem Handeln", das nötig sei. Doch gehandelt wurde im Zwölkferkreis nur ein bißchen. Die Befürchtung von EG-Kommissar Martin Bangemann und seinen Kollegen, mit einem offiziellen Quoten- und Preiskartell zur Bewältigung der Krise in den gleichen Schlamassel zu schliddern wie Anfang der achtziger Jahre der damalige "Stahl-Graf" Etienne Davignon, beherrschte das Treffen. Selten waren die Industrieminister so einig wie diesmal.
Die Manager sollen nun unter sich die Verschrottung von Hochöfen und Walzstraßen ausmachen. Da es im Unterschied zur Situation vor gut einem Jahrzehnt diesmal um das Plattmachen ganzer Standorte geht, sind die Politiker darauf erpicht, sich aus der Verantwortung herauszuhalten. Dabei weiß aber jeder, daß bei den künftigen Runden der Stahlbosse sich nicht gleich und gleich gegenübersitzen. Die deutschen Vertreter sind angestellte Manager im Auftrag von Banken, während ihre Konkurrenten in den südlichen EG-Ländern mit regelmäßigem Verlustausgleich aus den Staatskassen rechnen dürfen.
Die Versicherung des Brüsseler Wettbewerbskommissars Karel van Miert, gegen unerlaubte Beihilfen aus Steuertöpfen energisch vorzugehen, kam bei manchem Zuhörer so verklausuliert rüber, daß hohe Erwartungen in den Durchsetzungswillen der EG-Exekutive nicht angebracht erscheinen. Und ob die versprochenen sozialen "Anreize" aus dem Montanunionfonds und dem Strukturfonds die Stillegungslust im Süden der Gemeinschaft hochkitzeln, ist auch noch eine große Frage. Die einzige Hoffnung scheint, daß die Staatskassen überall große Löcher haben und daß sich die Regierungen mit Blick auf die geplante EG- Währungsunion in punkto Sparsamkeit am Riemen reißen müssen. ha (Brüssel)
Eine neue Waschmaschine konnte sich FR-Leserin Maria M. nicht leisten, deshalb beschloß sie, sich ein gebrauchtes Gerät zuzulegen. Für 900 Mark erstand sie bei der "Waschmaschinen- Zentrale" eine Maschine. Im selben Laden kaufte sie auch einen Geschirrspüler für 300 Mark. Die Freude über den günstigen Kauf hielt nicht lange an: Nach nur zwei Wochen lief die Spülmaschine aus: Die Türdichtung war defekt.
Damit begann, wie es die Leserin schildert, eine Odyssee. Sie rief bei der Waschmaschinen-Zentrale an und vereinbarte einen Termin für die Reparatur. Die Dichtung wurde notdürftig mit Silikon repariert und wurde kurz darauf wieder undicht. Also habe sie sich erneut bei der Firma gemeldet und einen Termin ausgemacht - der aber nicht eingehalten worden sei.
Nach einigem Hin und Her erklärte sich die Firma bereit, der Kundin das defekte Gerät gegen ein anderes auszutauschen. Die Maschine, die ihr die Waschmaschinen-Zentrale schickte, "hätten sie sonst niemals verkaufen können", meint Maria M., "sie war voller Rostflecken, und innen klebten sogar noch Essensreste". Die unzufriedene Kundin beschwerte sich abermals bei der Firma. Man versprach ihr, das Geld zurückzuzahlen und das Gerät wieder abzuholen. An diesem Termin, so Maria M., sollte auch die inzwischen ebenfalls ausgelaufene Waschmaschine repariert werden. Nichts geschah.
Völlig entnervt wandte sich Maria M. an die Verbraucherzentrale, die einen Brief mit der Forderung nach Wandlung an das Geschäft schickte. Der Geschäftsführer der Waschmaschinenzentrale blieb bei seinem Angebot, den Geschirrspüler für den gleichen Preis zurückzukaufen, die Waschmaschine hingegen, so der Chef, sei völlig in Ordnung. Auch gegenüber der FR blieb die Firma bei der Version, daß ihnen Mängel an der Waschmaschine nicht bekannt seien.
"Bei gebrauchter Ware gestattet der Gesetzgeber, die Garantie und auch die Gewährleistung einzuschränken", erklärt Gabriele Luh, beratende Rechtsanwältin der Verbraucherzentrale. "Die Garantie beträgt dann entweder drei oder sechs Monate. Eine Klage muß vor Ablauf der Verjährungsfrist eingereicht werden."
Komme es zu einer Klage auf Rückzahlung, so müsse ein Sachverständigengutachten angefordert werden, aus dem hervorgehe, ob die Geräte tatsächlich "zum Übergabezeitpunkt technisch einwandfrei" funktioniert haben, wie es der Kaufvertrag verspreche. Viele Firmen behielten sich Nachbesserungen vor, um die Sache zu ihrem Vorteil zu verzögern. Die Frist im Falle der FR-Leserin M. läuft am 4. März ab. reu
Hotelbau ruht: Wird die "Finanzierung ergänzt"? Eröffnung am Untertor ist zum dritten Mal geplatzt Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. "Es liegt nicht an der Finanzierung, das kann ich eindeutig ausschließen." Matthias Schleuder, Geschäftsführer der Fischer-Projectmanagement-GmbH, tritt energisch Vermutungen entgegen, akuter Geldmangel lasse die Arbeiten am Park-Consul-Hotel am Untertor seit Monaten ruhen. Schleuder kündigt das Bau-Ende nun für "spätestens Oktober" an. Die neuerliche Verzögerung hänge mit ausstehenden Entscheidungen städtischer Gremien zusammen, erklärt er vage. Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) zeigt sich ob dieser Begründung verblüfft: "Da ist nichts dran." Von vorn und fern sieht das künftige Vier-Sterne-Hotel am Schloßpark bereits schmuck aus. Doch die "Cocktailbar" im Erdgeschoß, die vor wenigen Wochen zusammen mit einem japanischen Restaurant eröffnete, ist "wegen Heizungs- und Stromausfall" bereits wieder "vorübergehend geschlossen", wie ein Schild vermeldet. Hinter den großen Fenstern nebenan stapeln sich Kartons und Dämm-Material.
Überall, auch in den oberen Stockwerken, künden heraushängende Kabel von ausstehenden Elektro-Arbeiten. Bretter verdecken Gruben im Gehweg, und an der Rückfront ersetzen vielfach Plastikfolien die Glasscheiben. Dafür stehen die Gerüste schon ein halbes Jahr unnütz leer an der Rückseite des Baus. Alle Arbeiten ruhen seit Monaten.
Warum, bleibt unklar. "Fischer und Rind sind noch dabei, die Finanzierung zu ergänzen", vermutet Manfred Tönnes, Geschäftsführer der Berliner Hotelbetriebsgesellschaft Brendal. Seine Gesellschaft übernimmt laut Pachtvertrag eines Tages von den Bauherren, dem Bad Homburger Architekten Werner Fischer und dem bayrischen FDP-Bundestagsabgeordneten Hermann Rind, das Hotel. Fischer wickelt den Bau über seine Liederbacher Projectmanagement-GmbH ab.
Finanzfragen schließt deren Geschäftsführer Schleuder jedoch ausdrücklich als Ursache der Verzögerung aus. Den wahren Grund zu nennen, gehe allerdings über seine Kompetenzen, hält er sich sonst bedeckt und verweist nur noch vage auf eine ausstehende Einigung mit städtischen Gremien.
Dieser Erklärung wiederum widerspricht Stadtbaurat Wolfgang Weber ("ich bin baff"). Alle Entscheidungen seien vor zwei Jahren gefallen. Neue Pläne lägen seitdem nicht vor, sie einzureichen sei auch sinnlos: "Wir beabsichtigen nicht, andere Pläne zu genehmigen." Um die Größe des Hauses war bereits vor der Baugenehmigung gefeilscht worden. Wegen eigenmächtiger Planänderungen hatte die Stadt später sogar einen neunmonatigen Baustopp verhängt.
Für Mai 1992 war die Eröffnung des neuen 154-Betten-Hotels bereits offiziell angekündigt. "Brendal" schickte sein Vorbereitungsteam in die Kurstadt - fünf Monate später rückte es wieder ab. Der Mai-Termin war geplatzt. Bauherr Werner Fischer, persönlich auch gestern nicht zu sprechen, kündigte die Fertigstellung dann für "spätestens September" an, doch dieser Termin ist genauso verstrichen wie der im jetzigen Februar, den Architekt Jürgen Baranke später nannte.
"Wir haben keinen Termin von der Baufirma bekommen", tappen die Brendal-Hotelbetreiber jetzt völlig im Dunkeln ob der Eröffnung des schicken Designer-Hotels mit 72 Zimmern und sechs Suiten, "wir sitzen auf heißen Kohlen". Der Bau werde "zum September, spätestens Oktober, fertig", nennt Matthias Schleuder als neuen Termin.
"Sicherlich sind wir geschädigt, wir hätten längst in Betrieb sein können", urteilt Tönnes für die Hotelbetreiber über die verzögerte Übergabe des Hauses. Regreßforderungen an die Bauherren kann es jedoch bis auf weiteres nicht geben - der Pachtvertrag nennt keinen zwingenden Termin für Fertigstellung, Einrichtung und Übergabe des komplett ausgestatteten und möblierten Hotels.
Einen Platz für ihr Auto können Gäste allerdings heute schon mieten: Die Tiefgarage ist laut der zuständigen Bauträgergesellschaft in Frankfurt fertig und vom TÜV abgesegnet.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kulturmix Friedberg. Café Kaktus: M.T.Wizzard, Rock-Konzert, Sa. 21 Uhr, Einlaß 20 Uhr.
Bad Nauheim. Haus der Gesundheit: Orgelkonzert mit R. Lille, Sa. 19.30 Uhr, Dankeskirche.
Rosbach. Clowntheater Schorsch, Schorsch geht baden, für Kinder ab 5 Jahren, Sa. 15 und 16 Uhr, Stadtbücherei. Gruppen / Vereine Bad Vilbel. IG Bau-Steine-Erden: Bezirksverbandstag, Sa. 9 Uhr.
Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Offene Wandergruppe: Treffpunkt So., 11 Uhr, Zentralparkplatz.
Karben. Förderkreis Skat Karben: 4. Wetterauer Skat-Pokalturnier, So. 14 Uhr, Bürgerhaus Petterweil.
Sportschützenverein Burg-Gräfenrode: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Schützenhaus.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Sa. 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
Naturschutzring Waldsiedlung: Waldsäuberungsaktion, Treffpunkt Sa. 9.30 Uhr, Bushalt Herrnstraße.
Florstadt. Förderverein für ambulante und stationäre Pflege und Betreuung: Mitgliederversammlung, Sa. 14.30 Uhr, anschl. öffentl. Podiumsdiskussion mit politischen Kräften vor Ort, 16.30 Uhr, Bürgerhaus Florstadt-Stammheim.
Bad Nauheim. Johanniter-Unfall-Hilfe: Erste Hilfe-Kursus, Sa. 9-17 Uhr, Hauptstraße 54.
Niddatal. Umweltwerkstatt Wetterau: Grundbegriffe der Landwirtschaft, Sa. 10-18 Uhr, Wirtsgasse 1.
Parteien / Parlamente Bad Vilbel. CDU-Ortsverband: Heringsessen, Sa. 19.30 Uhr, Pfarrsaal St. Nikolaus (Schulstr. 6). Verschiedenes Friedberg. Altstadtführung, Treffpunkt Sa. 14 Uhr, Wetterau-Museum.
Bad Vilbel. Einweihung des städtischen Betriebshofes und des Gartenamtes, Sa. 11 Uhr, Theodor-Heuss-Straße 47-51.
Karben. Deutsch-Ausländischer-Freundeskreis und Pfadfinder "Graue Adler": Verkaufsstand auf dem Wochenmarkt Klein-Karben, Sa. ab 9 Uhr.
Stadt Karben: Brennholzversteigerung, Sa. 10 Uhr, Parkplatz Trimmpfad Groß- Karben, u. zirka 11 Uhr, Grillplatz Klein- Karben.
Butzbach. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Marktplatz.
Rosbach. Sondermüllsammlung, Sa. 9.30-11.30 Uhr, Parkplatz Sporthalle Eisenkrain, Jahnstraße.
Nidda. Tanzabend, Sa. 19-22 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr Kursaal Bad Salzhausen. Filmspiegel Friedberg. Roxy: Die Schöne und das Biest (Sa. 15 Uhr; So. 13.45 Uhr); Alarmstufe Rot (Sa. 17, 20.15 u. 22.30 Uhr; So. 16, 18 u. 20.30 Uhr). - Blende: Der kleene Punker (Sa. 15 Uhr; So. 13.45 u. 16 Uhr); Kein Pardon (Sa. 17, 20.15 u. 22.30 Uhr; So. 18 u. 20.30 Uhr). - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. 15, ; So. 13.45 u. 16 Uhr); Dracula (Sa. 11, 20 u. 22.30 Uhr; So. 17.45 u. 20.30 Uhr) - Keller: Der letzte Mohikaner (Sa. 15 u. 20; So. 13.45, 18 u. 20.15 Uhr). Bodyguard (Sa. 17 u. 22.30 Uhr; So. 16 Uhr)
Büdingen. Royal: Alarmstufe Rot (Sa. 20 u. 22.30 Uhr; So. 15, 17.15 u. 20 Uhr). - Princess: Dracula (Sa. 20 u. 22.30 Uhr; So. 17.15 u. 20 Uhr); Die Schöne und das Biest (So. 15 Uhr).
Altenstadt. Apollo: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (Sa. u. So. 16 Uhr); Bodyguard (Sa. u. So. 18 u. 20 Uhr). Wahlkampfveranstaltung Bad Vilbel. SPD-Ortsverein: Infostand mit Joachim Pollmar, Sa. ab 11 Uhr, Zentralparkplatz Ober-Mörlen. SPD: Kandidatenvorstellung, Sa. 10 Uhr, im Zelt Frankfurter Straße / Parkplatz.
ohne Gewähr
HÖCHST. An Infoständen werben die Christdemokraten am Samstag, 27. Februar, für ihre Politik. Zwischen 9 und 12 Uhr stehen Mandatsträger und neue Kandidaten der CDU am Höchster Marktplatz und in Unterliederbach, Königsteiner Straße / Schneidmühlweg, Rede und Antwort.
Auch die christdemokratische OB-Kandidatin will sich sehen lassen. Petra Roth wird am Samstag um 10 Uhr am Infostand auf dem Höchster Marktplatz erwartet. tos
ptz BONN. Die Koalition und die berührten Bonner Ministerien haben sich nach langem Hin und Her auf Eckwerte des Gesetzes zur Entschädigung von Vermögensverlusten auf dem Gebiet der Ex- DDR und die Einführung einer Vermögensabgabe geeinigt. Gemessen am Ende November 1992 vorgelegten Referentenentwurf des Finanzministeriums kommen frühere DDR-Bürger, die Eigentum im juristischen Sinne redlich erworben haben, besser weg. Sie müssen entgegen der bisherigen Planung keine Vermögensabgabe entrichten. Durch einen Freibetrag von 70 000 Mark werden zudem alle Nicht-Lastenausgleichs-Empfänger (und damit automatisch alle Ex-DDR- Bürger), die Vermögen zurückerhalten, entlastet. Dies bedeutet nach Darstellung des Finanzministeriums, daß für "Einfamilienhäuser eine Vermögensabgabe in der Regel entfällt".
Trotz dieser Vergünstigungen konnte Finanzminister Theo Waigel eine Belastung des Bundeshaushaltes angeblich vermeiden. Die Ausgaben für Entschädigungen und die Einnahmen durch Vermögensabgaben halten sich nach Einschätzung seines Hauses die Waage. Erreicht wurde dies durch eine enger gefaßte "Abinvestierbarkeit der Vermögensabgabe". Die Selbstnutzer von zurückerlangten Einfamilienhäusern können den Obolus nun nicht mehr durch hohe Investitionen in die Immobilie umgehen. Zudem werden üppige Entschädigungen stärker gekappt als vorgesehen. Den Mittelbedarf für Leistungen an Personen, die ihr früheres Eigentum nicht zurückbekommen, schätzen Experten auf 13 bis 15 Milliarden Mark. Die Zahl der Anspruchsberechtigten ist beträchtlich. Endgültig verloren ist eine Immobilie beispielsweise, wenn das Objekt zu DDR- Zeiten von Dritten "redlich erworben", mit großflächigen Wohnanlagen überbaut oder an Religionsgemeinschaften übereignet wurde. Eine Rückgabe scheidet auch aus, wenn die Treuhand einem Investor den Vorrang einräumt.
Bemessungsgrundlage von Ausgleichsleistungen ist der mit dem Faktor 1,3 multiplizierte Einheitswert von 1935. Bei Betriebsvermögen entfällt der Multiplikator. Geldforderungen werden analog zur Währungsumstellung halbiert. Übersteigt die Bemessungsbasis 10 000 Mark, wird diese stufenweise gekürzt. Maximal gibt es 950 000 Mark; der Schaden muß dann mehr als zehn Millionen Mark betragen. Entschädigungen werden mit früher erhaltenem Lastenausgleich verrechnet. Wer unter russischer Besatzung zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 6. Oktober 1949 enteignet wurde (in diesen Fällen ist eine Rückgabe ausgeschlossen), hat ebensfalls Anspruch auf Kompensation.
Mit Geld rechnen können Begünstigte in der Regel erst von 1996 an. Das bisher unbefristete Wahlrecht zwischen Rückgabe und finanzieller Entschädigung endet zwei Monate nach Inkrafttreten des nun konzipierten Gesetzes. Gefüllt wird der Entschädigungsfonds durch die geplante Vermögensabgabe für Personen und Firmen, die die Verfügungsgewalt über einstigen Besitz wiedererlang(t)en. Durch deren Beitrag möchte die Bundesregierung "das gravierende Ungleichgewicht zwischen Entschädigung und Rückgabe" mildern. Die Abgabe knüpft grundsätzlich an den Nettowert des Zurückgegebenen an, der pauschal ermittelt wird.
Bemessungsgrundlage ist der fortgeschriebene Einheitswert von 1935. Durch Multiplikation mit Ausgleichsfaktoren wird dieser an den Verkehrswert am Tag der deutsch-deutschen Einheit herangeführt. Es gelten die folgenden Faktoren: landwirtschaftliche Flächen 4; Mietwohngrundstücke 6; Mischnutzung 8; gewerblich genutzte Immobilien sowie Ein- und Zweifamilienhäuser 10; ungebaute Grundstücke 27.
Die Vermögensabgabe beträgt ein Drittel des so pauschal ermittelten Verkehrswertes. Gezahlt werden muß von 1996 an. Falls keine Erträge erzielt werden, ist eine fünfjährige Stundung möglich.
Der Staat verzichtet auf einen Teil seiner Ansprüche, wenn der in seine alten Rechte Eingesetzte in das Objekt Kapital steckt. Die Abgabe kann maximal bis auf einen Sockel von 50 Prozent "abinvestiert" werden. Hierzu muß der Berechtigte je Mark Vermögensabgabe vier Mark investieren; für "Abgabepflichtige Ost" gilt das Verhältnis eins zu zwei.
NEU-ANSPACH. Die Bürgerinitiative gegen den Bau der Heisterbachstraße und die Neu-Anspacher Grünen laden für Samstag, 27. Februar, zu einer Versammlung ein: Auf dem Bauernhof Jäger in der Bahnhofstraße 30 wollen sie ab 11 Uhr diskutieren.
Im Mittelpunkt stehen Gespräche über "Möglichkeiten, die Verkehrsbelästigungen für alle Neu-Anspacher/innen verträglicher zu machen".
Zudem geht es um den Stand der Dinge in Sachen Heisterbachstraße, gegen deren Bau die Initiative seit fast zehn Jahren erfolgreich kämpft. Ein Imbiß und Getränke runden das Programm ab. ill
OFFENBACH. 245 Kilogramm geschmuggelten Kaviar hat das Zollfahndungsamt Frankfurt in Offenbach bei einem Iraner beschlagnahmt. Der Kaviar stammt wahrscheinlich aus den GUS- Staaten. Untersuchungen der Lebensmittelbehörden haben ergeben, daß 80 Prozent der Delikatesse mit Borsäure versetzt und verdorben sind.
Dieser Zusatz erfolgt in den GUS-Staaten, um die Ware länger haltbar zu machen. In Deutschland darf derartig behandelter Kaviar nicht vertrieben werden. Die Zollfahnder beobachten seit längerem, daß geschmuggelter Kaviar unter Umgehung der üblichen Handelwege in Deutschland verkauft wird. pmü
WIESBADEN. Das Thema ist modern. Über Gewalt ist, anhand anderer Beispiele, oft schon diskutiert worden. In den vergangenen Monaten hat diese Debatte die Bildungspolitiker erreicht: Gewalt an den Schulen ist jetzt das Stichwort.
Die CDU, die Angst vor Kriminalität zu ihrem Haupt-Wahlkampfthema gemacht hat, griff dieses Stichwort nun in einer Expertenanhörung im Landtag auf - und wiederholte dabei zunächst einmal bekannte Urteile: Die "absolute Gültigkeit des Rechts" sei "in der Öffentlichkeit und in der Schule über Jahrzehnte hinweg relativiert worden", so Parteichef Manfred Kanther zu Beginn des Hearings. Die linken Relativierer also sollten vor allem schuld sein.
Daß Gewalt an den Schulen ein "dramatisch" zunehmendes Problem ist, dessen war Kanther sich trotz einiger später von Experten gesetzten Fragezeichen sicher. Im Bundesland Hessen gebe es zu Gewalttaten an den Schulen zwar "leider nahezu keine Untersuchungen", hieß es in einer Stellungnahme des Landeselternbeirats. Aus älteren Erhebungen anderer Bundesländer (von Mitte der 80er Jahre) ließen sich jedoch "erschreckende Zahlen und Fakten entnehmen, die sicherlich auf Hessen übertragbar sind". Bundesweit jährlich 300 000 Pausenunfälle und 100 000 weitere Unfälle, die auf Aggressivität und Rangeleien auf dem Schulweg zurückzuführen sind, dürften alle Beteiligten "nicht ruhen lassen", meinte Kanther.
Als Gegenrezept der CDU wurde vor allem immer wieder "Erziehung" genannt - und doch zeigte sich als Problem, an wen diese Forderung sich eigentlich richten soll. Gewaltdarstellung in den Medien wird von der Union angeprangert, aber die Medien seien "selbstverständlich nicht an allem schuld" (Kanther). Lehrer erreichten ihre Schüler nur rund 30 Stunden pro Woche, stellte der Philologenverband der Gymnasiallehrer den begrenzten "Einflußbereich" von Schule fest. Daher müßten "auch andere Sozialisationsinstanzen und Institutionen ihre Verantwortung klar sehen und wahrnehmen".
Die Eltern fielen den Philologen da als wichtigste ein. Sie seien zum Beispiel dafür verantwortlich, "welche Fernsehsendungen ihr Kind sehen darf, ob diese Sendungen mit den Kindern besprochen werden und mit welcher Tendenz, welches Maß an Durchsetzungsvermögen einerseits und Rücksichtnahme andererseits sie ihren Kindern nahebringen und ob sie die Einhaltung von Regeln in der Familie über Ohrfeigen oder über das Gespräch und weniger handgreifliche Sanktionen zu sichern versuchen".
Indes: Bekannt ist auch, daß "die Familie in den letzten Jahrzehnten nachhaltig an Erziehungskraft verloren hat" (Kanther) und daß das Gründe hat (beim CDU-Chef werden genannt: zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen, weniger Großfamilien, fehlende Erziehungskraft von Geschwistern).
Bei Josef Kraus, dem konservativen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, kamen dann wieder schulpolitische Angriffe hinzu: "Verteufelung von Leistung" nannte er ebenso als Ursachen für steigende Gewaltbereitschaft wie "notorische Überforderung oder Unterforderung" (sprich: zuviel gemeinsame Erziehung). Die Grünen taten die Vorschläge aus dem CDU-Hearing prompt als Rückgriff auf die "Mottenkiste des Ordnungsstaates" ab. Mit mehr Fleiß und Pünktlichkeit sei der Schulalltag nicht friedlicher zu machen, meinten sie mit Blick auf Kanthers Bedauern, daß diese Tugenden "hämisch" abgelegt worden seien.
Das SPD-geführte Kultusministerium verwies just am Tag des CDU-Hearings auf seit 1987 ausgeweitete Fortbildungsangebote für die Lehrer zum Thema Gewalt. Also wirklich eine neue Diskussion? Wenigstens das "Trommeln des Themas" sei Aufgabe der Politik, hatte Kanther gesagt, um Erziehungskräfte neu zu beleben. Also hat die CDU getrommelt. RICHARD MENG
BAD HOMBURG. Um das Leben einer Katze zu retten, bremste am Donnerstag morgen ein Autofahrer auf der Saalburgchaussee sein Auto ab und hielt an. Die Folge: ein Auffahrunfall, in den zwei weitere Autos verwickelt wurden, und 22 000 Mark Schaden. Der Tierfreund wurde bei der Karambolage nach Aussagen der Polizei selbst leicht verletzt. off
FRIEDRICHSDORF. Eine Fotoausrüstung im Wert von etwa 750 Mark wurde aus einer Wohnung in der Rhönstraße in Burgholzhausen gestohlen. Die Polizei berichtet, der Einbrecher habe sich über einen Balkon Zugang zur Wohnung verschafft. Bargeld, ein Videorekorder, eine Kamera und eine Oboe sowie Schmuck von noch nicht bekanntem Wert wurden bei einem Einbruch in der Dieselstraße in Burgholzhausen mitgenommen.
Aus Anlaß des Todes von vier amerikanischen Soldaten beim Absturz eines Hubschraubers in Wiesbaden werden heute an den Kasernen in Frankfurt und an allen anderen Einrichtungen des V. US-Corps amerikanische und deutsche Flaggen auf Halbmast gesetzt. Die amerikanischen Schulen schließen an diesem Tag bereits um 12 Uhr. Um 14 Uhr beginnt in der Central Chapel des C.W. Abrams Complex (vormaliges IG-Farben-Gelände) ein Gedenkgottesdienst, der im Idle Hour Theatre live übertragen wird. Die V. Corps Sergeant Morales Club Induction Ceremony findet nicht wie geplant am 1. März, sondern erst am 25. März statt. reu
Parteien + Wähler
Bürgerfrühschoppen KRONBERG. Zu einem Bürgerfrühschoppen zum Kennenlernen und Reden mit den Mandatsträgern lädt die SPD Oberhöchstadt am Sonntag, 28. Februar, ein: ab 10.30 Uhr im ehemaligen Rathaus Am Dalles. "Asyl: Wo?" OBERURSEL. Über die Integration von Ausländern, die Arbeit von Initiativgruppen und die Grundgesetzänderung zum Asyl-Paragraphen diskutieren am Montag, 1. März, auf Einladung der Grünen in der Stadthalle: Alexander Müller, Staatssekretär im hessischen Familienministerium, Detlef Lüderwald von der Initiative Flüchtlinge in Hessen und Annemarie Welke vom Arbeitskreis Asyl Oberursel. Beginn ist um 20 Uhr. CDU-Sprechstunde OBERURSEL. Der CDU-Stadtverordnete Klaus Heil hält am Montag, 1. März, von 17 bis 18 Uhr im Rathausfoyer seine Bürgersprechstunde ab. Dort ist er in dieser Zeit auch für Anrufer unter Tel. 50 22 28 erreichbar.
Mehr als 3500 Unterschriften sind bereits bei der Aktion der Caritas gegen den geplanten Sozialabbau durch die Bundesregierung in Frankfurt gesammelt worden. Die Unterschriftenaktion wird deshalb noch bis zum 12. März fortgesetzt.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen Arbeitsministerin Heide Pfarr, Stadträtin Sylvia Schenk, Stadtrat Martin Berg, Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch, Jugendamtsleiter Matthias Mann, Sozialamtsleiter Ingo Staymann, Stadtdekan Klaus Greef und Ordinariatsrat Ernst Leuninger.
Der Caritas will mit der Aktion auf die wachsende Armut in unserer Gesellschaft hinweisen und zur Solidarität mit den Schwächsten aufrufen. Nach der Armutsuntersuchung des Verbandes in den alten Bundesländern leben bereits ein Viertel der Menschen an der Armutsgrenze. Durch die geplanten Kürzungen im sozialen Bereich werde diese Entwicklung noch verschärft. reu
HÖCHST. Die Jugendchöre der Baptisten-Gemeinden Höchst und Tiergarten führen am Samstag, 27. Februar, das Musical "Begegnungen" im "Café anders", Bolongarostraße 110, auf.
Das Stück von Christoph Zehendner und Johannes Nitsch beschreibt Begegnungen einzelner Menschen mit Jesus. Unter anderem treten "Johannes der Täufer" und ein "Pharisäer" auf.
Die Aufführung beginnt um 20 Uhr. Billetts gib's für fünf Mark, ermäßigt kostet der Abend drei Mark. tos
Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries hat der Hoechst AG "vorsorglich untersagt", weiterhin Ethanol an Bürger auszugeben. Ries: "Experten sollen jetzt prüfen, ob für die Leute Gefahr besteht, wenn sie sich mit Lappen und Ethanol selbst an die Arbeit machen, um o-Nitroanisol abzuwaschen."
Unklar blieb bis gestern abend, wieviele Menschen das Angebot der Hoechst- AG bereits genutzt hatten. Am Mittwoch abend jedenfalls waren im Faßlager der Chemiefirma in der Rheinlandstraße schon mehr als 200 Liter Ethanol in die Kanister von betroffenen Bürgern geflossen.
Peter Kyritz, Sprecher der Bürgerinitiative "Höchster Schnüffler un' Maagukker", bezeichnete es als "unglaublich", Laien ohne Atemmaske und Schutzkleidung mit Ethanol an o-Nitroanisol heranzulassen. "Damit dürfen nur Fachleute mit entsprechender Ausrüstung umgehen."
Gefährlich könne es Kyritz zufolge insbesondere werden, wenn das im Ethanol gelöste krebserregende o-Nitroanisol auf die Haut komme. "Ethanol dringt dann leicht ins Blut."
Auch nach Auffassung von Experten des Darmstädter Öko-Instituts ist es "fahrlässig bis verantwortungslos", die Chemikalie von Bürgern mit Lappen und Ethanol beseitigen zu lassen. Niemand könne wissen, wo und in welcher Konzentration das gefährliche Gemisch sitze. "Ohne Atemmaske und Handschuhe sollte niemand an die Arbeit gehen." Wolfgang Haase, Professor für physikalische Chemie an der TH Darmstadt, kann sich zwar nicht vorstellen, daß das in Ethanol gelöste o-Nitroanisol bei niedrigen Temperaturen in die Atemluft gelangt. Trotzdem rät er zur Vorsicht im Umgang mit dem Gemisch.
Feuerwehrchef Reinhard Ries will jetzt erst eine klare Aussage von Toxikologen haben. "Bis dahin soll keiner mehr auf eigene Faust am o-Nitroanisol herumwischen." tos
"Vorschläge unverwaschen vertreten"
Donau-Kanal brachte für
Der Rhein-Main-Donau-Kanal hat dem Frankfurter Osthafen noch keine wesentlichen Steigerungen gebracht. Vier Monate nachdem der Kanal zwischen Main und Donau dem Schiffverkehr übergeben wurden, gab es im Osthafen einen Umschlag-Zuwachs im Osthafen von 6047 Tonnen. Das entspreche einem Anteil von einem halben Prozent, sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler im Stadtparlament.
Auch für die Zukunft rechne das Wasser- und Schiffahrtsamt Süd durch den neuen Kanal nicht mit einem wesentlichen Zuwachs für den Osthafen. Für dieses Jahr laute die Prognose auf 30 000 Tonnen - ein Anteil von 0,7 Prozent an der gesamten im Osthafen umgeschlagenen Warenmenge. Bis 1996 werde sich diese Menge allenfalls auf 100 000 bis 110 000 Tonnen steigern lassen, sagte von Schoeler. Im vergangenen Jahr waren im Osthafen 4,1 Millionen Tonnen ein- und ausgeladen worden.
Die geringe Bedeutung des neuen Kanals schrieb von Schoeler den hier gelöschten Waren zu. 91 Prozent der nach Frankfurt verschifften Waren seien Baustoffe und Mineralöl, 76 Prozent der im Osthafen verladenen Mengen seien Bauschutt und Schrott. luf
Das Kommunale Kinder- und Jugendtheater soll unter dem Dach der Kulturgesellschaft ein neues Zuhause finden. Für die "Anbindung" des neugegründeten Kindertheaters an die erfahrene Kulturgesellschaft sprachen sich im Römer Vertreter aller Parteien aus.
Auf diese Weise könne das Theater Verwaltungskosten und Ausgaben für die Technik einsparen, hoffte Kulturdezernentin Linda Reisch. Derzeit gebe es viele Überlegungen über eine neue Struktur des Kindertheaters.
Die Frage nach der Zukunft des Kinder- und Jugendtheaters hatte der CDU- Stadtverordnete Hans-Jürgen Hellwig auf Grundlage eines FR-Artikels über das "Kindertheater ohne Kohle" aufgeworfen, nach dem das Theater derzeit von "Haushaltsüberziehung lebt".
Eine Beordnung im Nachtragshaushalt werde das richten, sagte Stadträtin Linda Reisch. luf
"Wir verlangen wieder ein strenges Tabu für Gewalt." Diese Forderung erhob Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth während einer Wahlkampfveranstaltung im Schirn-Café, zu der die Frankfurter CDU und die Frauen Union geladen hatten. Wer der Gewalt in der Gesellschaft begegnen wolle, müsse wieder Verbindlichkeiten üben. "Nichts tut in einer freiheitlichen Demokratie mehr Not als Erziehung", so Süssmuth, die auch Bundesvorsitzende der CDU-Frauenorganisation ist.
Schärfere Gesetze seien nur eine Antwort auf das Gewalt-Phänomen. Notwendig sei auch eine frauen- und familiengerechte Politik. In diesem Zusammenhang monierte sie das Verhalten der Bonner Regierung, die sich vom Rechtsanspruch auf einen Kindergarten verabschiedet habe. Familienpolitik müsse der Tatsache Rechnung tragen, daß Frauen heute andere Lebensentwürfe hätten als die Generation vor ihnen. Um den Mangel an Kindergartenplätzen zu beheben, brauche man künftig eine "Mischform" der Betreuung, die neben der hauptamtlichen auch die ehrenamtliche Arbeit vorsehe. Eine Vielfalt der Betreuungsformen sei notwendig, auch die Tagesmutter gehöre dazu - ein Modell, das die CDU in den 70er Jahren aus falscher Einschätzung "verteufelt" habe.
Der von Bundesfrauenministerin Angela Merkel eingebrachte Entwurf eines Gleichberechtigungsgesetzes nannte ihre Parteikollegin eine "kulturelle Verspätung". Das Gesetz sei aber notwendig, denn "ohne läuft nichts". Auch die Frankfurter CDU-Spitzkandidaten Petra Roth begrüßte den Entwurf, der vorsieht, Frauenförderung künftig im Personalvertretungs- wie im Betriebverfassungsgesetz zu verankern. Dabei ginge es nicht um dirigistische Quotierung; vielmehr seien die Ämter künftig zum "kreativen" Denken aufgefordert, wie man Frauen fördern könne. sar
KÖNIGSTEIN. Ein Radfahrer ist gestern am Spätnachmittag auf dem Fuchstanz gestürzt.
Der Rettungshubschrauber brachte ihn ins Krankenhaus, wo der Mann starb.
Die Kripo ist in die Ermittlungen über die Todesursache eingeschaltet worden. Nähere Angaben machte die Polizei bis Redaktionsschluß noch nicht. s
sim GENF, 25. Februar. Bill Clinton und Boris Jelzin werden am 4. April zum ersten Mal zusammentreffen. Dies gaben der neue US-Außenminister Warren Christopher und dessen russischer Amtskollege Andrej Kosyrew nach einer dreistündigen Unterredung am Donnerstag in Genf bekannt. Die Amerikaner hätten es vorge- zogen, das Gipfeltreffen zu einem früheren Zeitpunkt abzuhalten und machten dazu mehrere Terminvorschläge, doch die russische Seite bestand nach den Worten Kosyrews auf "zusätzlichen Vorbereitungen". Über den Ort des Gipfels besteht noch keine Einigung. Er soll demnächst im gegenseitigen Einverständnis festgelegt werden. Zur Bereinigung der offenen Fragen könne ein weiteres Außenministertreffen nötig sein, meinte Kosyrew.
Eines der Diskussionsthemen ist laut Kosyrew der Zugang Rußlands zu den Waffenmärkten. Die Russen fühlen sich im internationalen Waffenhandel von den USA ausmanövriert und können dies mit Statistiken belegen. Die Lieferung von konventionellen Waffen an ausgewählte Klienten könne in manchen Weltgegenden stabilisierend wirken, erläuterte der russische Aussenminister, vorausgesetzt, daß die internationalen Normen und Vereinbarungen eingehalten werden. Kosyrew stellte die angestrebten russischen Rüstungsexporte in den Rahmen der "strategischen Zusammenarbeit" mit den USA. Weitere Fragen, die vor der ersten Begegnung zwischen Clinton und Jelzin besprochen werden müßten, sind laut Kosyrew die Förderung von Investitionen in Rußland und die Stundung der russischen Auslandsschulden.
Die Außenminister Rußlands und der USA kamen überein, Israel und die arabischen Staaten für April formell zur 9. Runde der Nahostverhandlungen nach Washington einzuladen. Das genaue Datum stehe noch nicht fest. Christopher erklärte, er habe bei seiner soeben abgeschlossenen Rundreise durch den Nahen Osten den Wunsch aller Seiten festgestellt, die derzeit blockierten Friedensbemühungen fortzusetzen. Kosyrew sieht eine "bedeutsame Bewegung in Richtung auf eine akzeptable Lösung des Problems der Deportierten". In den nächsten Tagen werde eine Delegation von Palästinensern auf russische Einladung in Moskau eintreffen. Israel arbeitet an Friedenskarte
JERUSALEM (wz/Reuter/AP). Unter absoluter Geheimhaltung haben der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres zusammen mit hochrangigen Militärs eine "Friedenslandkarte" ausgearbeitet, auf der im Detail jene Gebiete der Golanhöhen verzeichnet sind, die Israel bereit ist, "im Austausch für einen vollständigen Frieden" mit Syrien aufzugeben. Das berichtete die israelische Zeitschrift Jerusalem Report in ihrer jüngsten Ausgabe. Nicht einmal US-Außenminister Warren Christopher habe während seines Aufenthaltes in Jerusalem von dem Dokument erfahren, das zum Schlüssel bei weiteren Verhandlungen mit Damaskus werden könnte, hieß es. Erst bei seinem für den 15. März geplanten dreistündigen Treffen mit US-Präsident Bill Clinton wolle Rabin seine Vorschläge präsentieren. Sollte Rabin in dem Dokument tatsächlich "einen wesentlichen israelischen Rückzug" von den Golanhöhen versprechen, "dann würden die Verhandlungen mit den Syrern schnell in den höchsten Gang geschaltet" und sich hauptsächlich um vier Punkte drehen: die Art des Friedens, die Sicherheitsvorkehrungen auf beiden Seiten der Grenze, den Zeitplan für den Rückzug sowie die Zukunft der israelischen Siedlungen auf dem Golan.
Hanan Aschrawi, Sprecherin der palästinensischen Delegation bei der seit Dezember ruhenden Nahostkonferenz, sagte, der US-Außenminister habe Vorschläge unterbreitet, die es wert seien, näher erörtert zu werden. Der israelische Rundfunk meldete, Israel sei zur Rapatriierung von Palästinensern bereit, die schon vor Jahren abgeschoben wurden, wenn die palästinensische Delegation zur Rückkehr an den Verhandlungstisch bereit sei. Auch erwäge Israel weitere Gesten, um den Palästinensern entgegenzukommen.
Das Gründungssekreteriat der Frankfurter Akademie für Künste und Wissenschaften veranstaltet am heutigen Freitag, 26. Februar, einen ganztägigen Kongreß zum Thema "Solidarität in der Krise". Ab 9 Uhr wird im Bockenheimer "Titania", Basaltstraße 23, unter anderem über ungleiche soziale Leistungen im Westen und Osten Deutschlands und in den verschiedenen Regionen Europas diskutiert.
Um 20 Uhr spricht dort der IG-Metallvorsitzende Franz Steinkühler. mat
"Öffentliche Preisverleihungen sind nicht immer verbunden mit angenehmer Pflicht und großer Ehre, wie etwa heute in meinem Fall." Mit diesen Worten begann Leonard Bernstein einmal eine Laudatio an der New Yorker Brandeis- Universität. Er nannte damals drei gute Gründe, die ihm seine Pflicht zur Glücksempfindung werden ließen. Drei noch bessere Gründe sind mir beim Versuch einer Laudatio auf Sir Yehudi Menuhin vorgegeben, und sie werden bereits in der Urkunde genannt, mit der die Stadt Duisburg dank der Köhler-Osbahr-Stiftung ihren Musikpreisträger für das Jahr 1992 ehrt. Dieser Preis gilt dem Musikinterpreten, dem Pädagogen und dem Humanisten Sir Yehudi Menuhin gleichermaßen.
Man könnte mit Fug und Recht erwarten, daß es zu diesem Anlaß drei Preise gäbe. Daß es nur einer ist - und gottlob für uns alle nur eine Laudatio -, das bedingt Yehudi Menuhins unauftrennbare Dreieinheit von Interpret, Pädagoge und Humanist. Sie ist Ihnen, hochverehrter Sir Yehudi, nicht zugefallen, sondern in einem konzentrisch ausgreifenden Kreise um den ererbten Kern gewachsen.
Als Philosophie ist Ihnen dieses "Eins und Alles" erstmals im Jahre 1938 bewußt geworden, als Sie die Schriften Constantin Brunners in deutscher Sprache zu lesen begannen und über sie mit der Alleinheitslehre Spinozas vertraut wurden. Später, so schreiben Sie in Ihren Lebenserinnerungen, sei Ihnen klargeworden, weshalb Brunner, dieser in Deutschland leider kaum bekannte Denker der Überwindung des Judenhasses, eine Psychologie aus der Bewegungslehre entwikkeln konnte: er hatte den Hinduismus studiert und aus ihm jene Überzeugung der Einheit von Seele und Körper gewonnen, die in Ihrem eigenen Leben so bedeutsam werden sollte. Denn das "Hen Kai pan" der Philosophen, dieses "Eins und Alles", bedeutet für Sie nicht nur den Zusammenhang des Kleinen mit dem Großen, sondern auch und vor allem die Verantwortlichkeit des Einen für das Ganze. Es ist eine moralische Kategorie, der Sie sich als Musiker verpflichtet fühlen. Auf sie gründet sich der Humanismus des Interpreten und Pädagogen Yehudi Menuhin.
Für Sie, Sir Yehudi, bedeutet Musik die Welt, und Ihr Verständnis der außermusikalischen Welt, Ihr Leiden und Ihre Freuden an ihr, sind Teil Ihres Musikerlebens geworden. Die Trennung der Musik von anderen Lebensbereichen, auch von dem so oft unerfreulichen der Politik, ist Ihre Sache nicht. Sie sehen das eine im Zusammenhang mit dem anderen. Auch in der Beziehung sind Sie ein Monist im Sinne des "Hen Kai pan". Als Sie 1979 in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennahmen, nannte Ihr Freund Pierre Bertaux Sie in seiner Laudatio einen überzeugten Partisanen im Dienste der pazifierenden Macht Musik. Er zitierte damals aus den Schlußsätzen von Hölderlins "Hyperion": "Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder." Das war keine billige und schon gar keine billigende Ausrede, daß das eine sich selbstläuferisch aus dem anderen ergebe, sondern der unabdingbare Glaube, daß die geweckte Sensibilität für das Unrecht der erste Schritt zu seiner Überwindung und damit zur Aussöhnung ist.
Gewiß haben Sie, wie jeder Leser Ihrer Autobiographie erfahren kann, eine Zeitlang an den alten Traum der vorrangig deutschen Romantiker geglaubt, daß Musik die universale Sprache der Menschheit sei, aus sich selbst heraus Wahrheit entwickle, Kommunikation und damit Friedfertigkeit bewirke. Aber Sie mußten schmerzlich erkennen, daß das eine große Selbsttäuschung war. Gerade wir Deutschen wissen, wie schamlos Musik als schönes Begleitgeräusch zur praktizierten Barbarei mißbraucht werden kann. Sie haben, gerade aufgrund Ihrer Empfindsamkeit als Musiker, nach diesen Erfahrungen immer wieder darauf hingewiesen, daß der Künstler nicht in einem elfenbeinernen Turm lebt. Und Sie haben das, wie kein anderer Musiker vergleichbaren Rangs, in die Tat umgesetzt, als Sie während des Zweiten Weltkriegs mit Geige und Bogen für die richtige Seite fochten. Das war der Anfang eines bis heute nicht zu Ende gekommenen Einsatzes als Partisan der pazifierenden Musikmacht.
Elf Jahre, bevor Ihnen der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde, hatte Ihr Freund Pierre Bertaux, dem Sie wie auch Ihre Schwestern Hephzibah und Yaltah Anfang der dreißiger Jahre die erste Bekanntschaft mit Hölderlin verdankten, 1968 hatte Pierre Bertaux im benachbarten Düsseldorf eine denkwürdige Rede gehalten. Das war im Rahmen einer Tagung der Hölderlin-Gesellschaft, und Bertaux interpretierte - das bedeutete für viele einen Schock - das Werk des großen Esoterikers deutscher Dichtkunst als Einspruch in das schlechte Bestehende. Dabei zitierte er auch ein Epigramm Hölderlins. Es könnte Ihr kunstmoralisches Credo sein: "Tief im Herzen haß ich den Troß der Despoten und Pfaffen, - Aber noch mehr das Genie, macht es gemeinsam sich dabei."
Sie, hochverehrter Sir Yehudi, haben sich mit Despotismus und Pfäffischkeit nie gemein gemacht. Ihre Einsprachen, Ihre Widerreden gegen das schlechte Bestehende sind Legion. Ich erinnere nur daran, wie Sie als Präsident des Internationalen Musikrats der UNESCO 1971 den Weltkongreß in Moskau eröffneten und in Ihrer Rede - Sie hielten Sie auf Russisch, der Sprache Ihrer Eltern - öffentlich Partei ergriffen für den verfemten Alexander Solschenizyn. Aber Sie haben die weltweite Wirkungskraft Ihres Künstlertums nie kriegstreiberisch eingesetzt, sondern friedensuchend. Kaum war der Zweite Weltkrieg zu Ende, da kamen Sie ins besiegte Deutschland, zusammen mit Benjamin Britten, um uns die Hand zur Versöhnung zu reichen. Zuerst spielten Sie vor jenen Opfern deutschen Rassenwahns, die an Stätten des Grauens wie Bergen-Belsen, Buchenwald und Dachau soeben dem Holocaust entgangen waren. Sie spielten dann auch vor jener Mehrheit, die den Völkermord schweigend geduldet hatte. Wie muß es Sie heute treffen, daß unter ideologischer Anleitung eines britischen Geschichtsklitteres von einer unqualifiziert schreienden Minderheit in Deutschland jene Opfer geleugnet werden?
In Ihren Memoiren haben Sie Ihre Wiederkehr nach Deutschland mit diesen Worten erklärt: "Ich wollte unbedingt dorthin, sowohl als Jude, der bei den Deutschen ein Gefühl von Schuld und Reue wachhielt, wie als Musiker, der etwas mitbrachte, für das zu leben sich lohnte." Für diesen Schritt haben Sie nicht nur Beifall erhalten, Sie haben auch heftige Kritik erfahren. Sie kam nicht zuletzt von den Opfern, die Ihnen eine Kumpanei mit den Tätern vorwarfen. Damals haben Sie geantwortet, daß nicht Haß, sondern Liebe den Frieden bringe. Das sind jene Worte der Antigone, die bei Sophokles wie eine Eingangspforte in die abendländische Humanitas stehen: "Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da" - oder in Hölderlins kataraktisch verknapptem Deutsch: "Zum Hasse nicht, zur Liebe bin ich".
Doch der Haß auf Sie verstärkte sich noch, als Sie 1947 mit dem gerade - in der furchtbaren Sprache der Bürokraten ausgedrückt - entnazifizierten Wilhelm Furtwängler und den Philharmonikern in Berlin Benefizkonzerte gaben. In Ihrer Autobiographie haben Sie den gerade von jüdischer Seite erhobenen Vorwurf, die Einnahmen für die Berliner Hochschule der Künste und das Philharmonische Orchester gestiftet zu haben - also für die Seite der Täter -, nicht erwähnt. Und damit auf die Möglichkeit einer Rechtfertigung verzichtet. Schließlich standen diese Konzerte unter der Schirmherrschaft des Berliner Oberrabbiners und wurden zugunsten der Überlebenden der jüdischen Gemeinde veranstaltet; selbstverständlich ging der Löwenanteil der Einnahmen dorthin.
Wenn Bertolt Brechts Wort, das Böse habe Name und Anschrift, richtig ist - und ich bin davon überzeugt -, dann muß das auch für das Gute gelten. Deshalb habe ich mich der von Ihnen verschmähten Krämerarbeit unterzogen und nachgerechnet: genau 73,9 Prozent der Einnahmen gingen damals an die Überlebenden der jüdischen Gemeinde. Sie hätten, hochverehrter Sir Yehudi, mit einer solchen Rechnung Ihren Kritikern beweisen können, daß es Ihnen am Unterscheidungsvermögen zwischen Opfern und potentiellen Tätern oder deren Mitläufern nicht gebrach. Sie haben aber geschwiegen. Nicht verschweigen will ich, daß Ihr Einsatz für Wilhelm Furtwängler, Ihre Überzeugung, er habe dem Faschismus mehr widerstanden als gedient, von der Geschichtsforschung bestätigt worden ist. Nach Vorarbeiten des amerikanischen Historikers Daniel Gillis hat in jüngster Vergangenheit Fred K. Prieberg die Dimension von Furtwänglers Kampf gegen die Nazigrößen mit unwiderlegbaren Dokumenten in der von Ihnen immer vermuteten Weise ausgebreitet. So ist Ihre ästhetische Entscheidung, trotz der sehr früh begonnenen Schallplattenkarriere die Violinkonzerte von Beethoven und Brahms erst mit Furtwängler in die Rillen zu bannen, vom geschichtlichen Fortgang moralisch untermauert worden.
Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, einen komplementären Beleg für Yehudi Menuhins Einsatz erwähnen, der in seinen Erinnerungen ausgespart blieb. Ich meine den Fall des Pianisten Miguel Angel Estrella. Er galt in seiner argentinischen Heimat als der führende Vertreter seiner Generation, fiel aber bei der Militärdiktatur in Ungnade. Er hatte sich erdreistet, bei den verfolgten Indianern im Nordosten des Landes und vor Arbeitern auf Zuckerrohrfarmen Beethoven zu spielen. Damit war er für die Machthaber der Subversion verdächtig, zumal er 1974 in einem Theater von Buenos Aires ein Konzert zum Gedenken des von einer selbsternannten Antikommunistischen Allianz ermordeten Armenpriesters Padre Mujica gab. Estrella mußte sein Land verlassen und ging nach Uruguay ins Exil, doch in Montevideo verschwand er, von Uniformierten entführt, spurlos - ein Fall, vergleichbar dem des 1967 in Westberlin vom südkoreanischen Geheimdienst entführten Komponisten Isang Yun. Daraufhin bildete sich in Frankreich ein Hilfskomitee mit Nadia Boulanger, Yehudi Menuhin und Henri Dutilleux im Präsidium. Dieses Komitee schaltete Stellen wie die UNESCO, das Internationale Rote Kreuz, ja sogar den Vatikan in seine Aktivitäten ein und erreichte tatsächlich, daß Estrella schließlich unter Verzicht auf jede Anklage entlassen wurde. Er konnte nach Frankreich auswandern.
Solch befreiende Musikmacht steht natürlich nur dem zu Gebote, dem sie durch sein Künstlertum zugewachsen ist. Wenn ich von diesem Stand der Weltgeltung Yehudi Menuhins auf seine künstlerischen Anfänge zurückblende, dann ist das ein gewaltiger Sprung. Mit ihm riskiere ich sogar einen Bruch in der Stilebene dieser Lobrede und bezeichne den Mittsiebziger Sir Yehudi unverfroren als das letzte musikalische Wunderkind des Jahrhunderts. Das meine ich weniger individualpsychologisch als sozialgeschichtlich. Yehudi Menuhin spielte mit sieben Jahren in San Francisco die "Symphonie espagnole" von Édouard Lalo öffentlich mit Orchester. Als er vier Jahre später unter Fritz Busch in der New Yorker Carnegie Hall das Beethoven-Konzert aufführte und wiederum zwei Jahre später, 1929, als Dreizehnjähriger mit den Berliner Philharmonikern unter Bruno Walter jenen legendären Abend mit den drei großen B gab, einem Violinkonzert von Bach und den gewaltigen Brocken von Beethoven und Brahms, da war aus dem Wunderkind ein Mysterium geworden.
Seit dieser Zeit wird eine geigerische Frühbegabung nicht mehr daran gemessen, daß sie über eine funktionierende Technik verfügt. Sie, Sir Yehudi, haben die Meßlatte für alle Zeiten höher gelegt: neben der Technik werden dank Ihres Vorbilds auch Stilsicherheit und geistige Durchdringung gefordert; also das, was Arnold Schönberg einmal Musik für Erwachsene genannt hat. Das gilt auch in dieser Stadt, aus der einer der wenigen deutschen Geiger der Weltklasse nach 1945 hervorgegangen ist; ich meine Frank-Peter Zimmermann. Ihm wurde der Weg zur Spitze nicht etwa durch die Tatsache geebnet, daß er die 24 Solo-Capricen von Paganini technisch meisterte. Was ihn zum Musiker machte, war etwas anderes: daß er mit diesen fingerbrecherischen Etüden einen musikalischen Sinn vermitteln konnte.
Sie, Sir Yehudi, haben in Ihren Lebenserinnerungen so bewegend beschrieben, wie Ihnen auf einer Welttournee im Jahre 1935 das Verhältnis zwischen Sinnvermittlung und vorangehender Sinnfindung offenbar wurde. Damals haben Sie Beethovens Violinkonzert privat analysiert und dabei die ästhetische Gesetzmäßigkeit des "Hen Kai pan" erkannt: den Zusammenhang des einen mit dem anderen, der Mikro- mit der Makrostruktur. Und mehr noch - ich darf Sie wörtlich zitieren: "Durch das Erkennen der Gesamtform in ihrem kleinsten Bestandteil sah ich auch mich selbst wie in einem Spiegel. Ich tat den ersten bewußten Schritt zum Erwachsenendasein, zu Analyse und Synthese, zur Überzeugung und Einsicht."
Was sich in Ihrer "Unvollendeten Reise" so leichthin liest, ist jener vielleicht am eindringlichsten bei Heinrich von Kleist in seinem Aufsatz "Über das Marionettentheater" beschriebene Gang von der präexistenten Anmut und Grazie in deren rationale Bewußtheit. Nach Kleist gelingt er nur, "wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist". Dieser unendlichen Geschichte haben Sie Ihr Musikerdasein gewidmet, diesem Prozeß mit seinen Gefährdungen, Abstürzen und Glückserklimmungen. Sie sind ihn nicht nur als reproduzierender Interpret gegangen, Sie haben vielmehr durch Ihre Spielkunst auf die Komposition von Musik selbst Einfluß gewonnen: in Werken etwa von Ernest Bloch, Frank Martin oder Sir William Walton, am großartigsten in Béla Bartoks Solosonate. Daß Sie diese ohne die Option von Vierteltönen im Schlußsatz gespielt und ediert haben, ist Ihnen als verfälschender Traditionalismus ausgelegt worden - ein Blick in Ihre Memoiren mit dem Eingeständnis rückt indes die Sachlage zurecht.
Und daß Sie, kein Prophet der Atonalität oder Zwölftonmusik, das Violinkonzert von Alban Berg so schön wie kaum ein anderer gespielt haben, kann Ihnen nun wirklich nicht als Rückschrittlichkeit ausgelegt werden. Dabei erscheint mir nicht die Platte mit dem Spezialisten für Neue Musik, Pierre Boulez, als Ihre gelungenste Interpretation, sondern jene ältere von 1964 mit Ernest Ansermet, der ja ein ausgesprochener Verächter der Dodekaphonie war. Diese Aufnahme klingt so, als wollten Sie den gelernten Mathematiker Ansermet durch Ihre Fülle des Wohllauts emotional überzeugen vom rationalen Funktionszusammenhang zwischen Mikro- und Makrostruktur in diesem "Requiem für einen Engel".
Wenn ich Ihre Läßlichkeit im Umgang mit Bartóks Vierteltönen erwähne, muß ich gleich ein Korrektiv anfügen. Als Sie 1937 vom deutschen Verlagshaus Schott durch Fotokopien mit dem schmählich unterdrückten Violinkonzert Robert Schumanns bekannt gemacht und um eine Expertise gebeten wurden, haben Sie begeistert für eine Aufführung gestimmt. Doch diese Ehrenrettung wollte das faschistisch gewordene Deutschland einem jüdischen Geiger nicht zukommen lassen. So spielte Georg Kulenkampff im November 1937 die postume Uraufführung. Aber Ironie der Geschichte: es war nicht der originale Schumann, sondern die stark in die auffallend tief liegende Stimmführung eingreifende Bearbeitung eines ungenannten Musiker-Komponisten. Dahinter verbarg sich niemand anders als Paul Hindemith, dessen Name damals - doppelte Ironie - in Deutschland schon nicht mehr öffentlich genannt werden durfte. So kommt Ihnen die Ehre zu, am 23. Dezember 1937 in St. Louis die Urfassung dieses immer noch vernachlässigten Werks mit Orchester aus der Taufe gehoben und wenig später für die Schallplatte aufgenommen zu haben. Ich erwähne das hier um so lieber, als Sie - jeder Selbstdarstellung in Pomp and Circumstance abhold, den Vorgang in Ihrer Lebensbeschreibung nicht behandelt haben.
Einsicht und Überzeugung: dieses Ineins, zu dem Sie 1935 die Analyse von Beethovens Violinkonzert gebracht hatte, war schon der Keim Ihrer Laufbahn als Pädagoge. Seit Sie unter dem Eindruck der Zentralen Moskauer Musikschule 1963 in Stoke d'Abernon Ihr Institut ins Leben riefen, haben Sie und Ihr Lehrkörper nach diesem Motto gehandelt. Daß die Stadt Duisburg indirekt an Ihrer Gründung beteiligt war, darf ich als kleines Lokalkolorit meiner Laudatio beimischen. Denn einer der Schecks, die Sie damals von Förderern erhielten, kam von Dr. Günter Henle, der ja nicht nur seinem Verlag mit den vorbildlichen Urtexteditionen vorstand, sondern auch einem hiesigen Stahlunternehmen.
Sie selbst haben die Voraussetzung Ihrer pädagogischen Überzeugungsarbeit: die Rationalität der analytischen Einsicht, auf Ihr talmudisches Erbgut zurückgeführt. Aber Sie haben diesen Durchgang der Erkenntnis durch das Unendliche in flankierenden Maßnahmen abzusichern versucht: mit stilistischen Grenzerkundungen und einer ganzheitlichen Methode der Körperlichkeit, die Sie indischem Denken und Leben verdanken. So haben Sie sich gemeinsam mit dem Sitar-Spieler Ravi Shankar in den additiven Rhythmen indischer Ragas erprobt und sich mit dem Jazz-Geiger Stéphane Grapelli in der Kunst der Improvisation behauptet. Auch als Pädagoge streben Sie eine Ganzheitlichkeit des Musikers an. Ihre Schule für Streicher und Pianisten definiert sich im Gegensatz zur Moskauer Musikschule nicht als Brutstätte für Solisten, sondern als Hort kammermusikalisch-partnerschaftlichen Geistes: eine Vorstellung, wie Sie nun neben anderen Zöglingen Ihr Sohn Jeffrey als Pianist im internationalen Musikleben verwirklicht. Und daß aus dieser Schule eine aufmüpfige Solistengestalt wie Nigel Kennedy hervorging, revidiert nicht Ihr pädagogisches Glaubensbekenntnis. Sie haben es namhaft gemacht als die Auseinandersetzung mit "jener geistigen Trägheit, die uns den eigenen Fehlern gegenüber blind und taub macht".
In der Beziehung, hochverehrter Sir Yehudi, dürfen Sie auch Ihren heutigen Lobredner in die Schar Ihrer Schüler einreihen, bin ich doch meinem Fehler gegenüber weder taub noch blind: ich weiß, daß ich schon zu lange rede und dabei nicht einmal den Dirigenten und Festivalleiter Yehudi Menuhin zu würdigen versucht habe. Ich meinte, darauf verzichten zu können, weil jeder von uns dazu selbst genügend Gelegenheiten hatte und hoffentlich noch lange haben wird. Daß Sie, hochverehrter Sir Yehudi, vor einem Monat mit dem Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel und anderen Größen aus Kultur und Wissenschaft die "Weltakademie der Kulturen" im Pariser Louvre als ein Instrument der Einsprache in den galoppierenden Wahnsinn der Realität gründeten und Ende vorigen Jahres in München die deutsche Sektion Ihrer Initiative "Live Music Now" ins Leben riefen, ist uns ein Beweis für Ihre beneidenswerte Vitalität.
Der von Ihnen koordinierte Versuch, jungen Künstlern Auftritte jenseits etablierter Kulturstätten zu ermöglichen: in Gefängnissen, Krankenhäusern, Flüchtlingsheimen, Schulen für Behinderte, ist ein weiterer Beleg für jenen Verzicht auf die Selbstgenügsamkeit der Musik, der zu Ihrem Signum geworden ist. Und er läßt uns hoffen, daß ein neuer Widerstandsgeist erwacht gegen das desensibilisierende Dauergeplärre der Elektronik, gegen diese Radio-Luxemburgisierung einstmaliger Kulturräume.
Wir dürfen uns bei Ihnen insbesondere dafür bedanken, daß Sie auch Deutschland mit seinen vielen Flüchtlingsheimen in den Kreis der bei "Live Music Now" mitwirkenden Länder aufgenommen haben. Am Vorabend der letzten Reichspogromnacht hatten Sie in der Reihe der "Berliner Lektionen" die neu aufbrechende Barbarei in diesem Land in eine dämpfende Relation zu der Tatsache gerückt, daß das vereinte Deutschland mehr Asylsuchenden die Türen geöffnet hat als andere europäische Länder. Wir fühlen uns von dieser Sanftmut der Beurteilung beschämt. Sie sehen die Schuld und lassen wie ein indischer Weiser den Schuldbehafteten nicht das Gesicht, seine Würde, verlieren.
Als Theodor Heuß, der erste Präsident der zweiten deutschen Republik, im September 1949 sein Amt antrat, sagte er: "Wir haben die Aufgabe, im politischen Raum zum Maß und zum Gemäßen zurückzufinden und unsere Würde neuzubilden, die wir nie im Innern der Seele verloren" hatten. Sie, Sir Yehudi, haben uns Deutsche teilhaben lassen am Ideal kultureller Unzerstörbarkeit. Damit haben Sie uns ein Stück jener inneren Würde zurückgegeben, die wir durch unsere Handlungen verloren hatten. Wir bitten Sie gerade jetzt, da in Deutschland diese Menschenwürde erneut bedroht ist, uns zu helfen, das Gute in uns zu bewahren. Wir hoffen da mit Friedrich Hölderlin: "Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch." So bitten wir Sie, den Duisburger Musikpreis entgegenzunehmen als unser Bekenntnis, daß wir Ihrer bedürfen.
Das Daumendrücken von Königin Silvia von Schweden half: Thomas Dufter (Hammer), Jens Deimel (Winterberg) und Hans-Peter Pohl (Schonach) gewannen am Donnerstag im elften von 15 Wettbewerben bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft die erste Medaille für den Deutschen Skiverband (DSV). Hinter Japan (1:19:25,7 Stunden) und Norwegen (1:23:12,0), das nun schon zwölf WM- Medaillen (5/3/4) geholt hat, sicherte sich das Kombinierer-Trio aus Bayern, dem Sauerland und dem Schwarzwald wie erwartet die Bronzemedaille (1:27:56,2) im Staffelwettbewerb und erhielt dafür eine Prämie von 5750 Mark. "Unsere Taktik ist aufgegangen. Nach dem zweiten Wechsel war mir klar, daß wir die Medaille gewinnen", jubelte der Disziplintrainer Hermann Weinbuch.
Der dreimalige Weltmeister kündigte in der Stunde des Triumphs seinen Rücktritt an: "Ich kann mir nicht vorstellen, als Bundestrainer weiterzumachen. Ich brauche mehr Abstand zu der Sache, denn ich denke noch zu sehr als Aktiver. Der Mannschaft will ich aber auch künftig helfen", sagte Weinbuch, der erst nach den Olympischen Winterspielen in Albertville als Nachfolger von Konrad Winkler ins Traineramt gekommen war. "Das eine Jahr hat sich auf jeden Fall gelohnt."
Geht es nach Weinbuch, wird der bisherige Assistent Max Golser in Zukunft verantwortlich arbeiten. Dieser steht Weinbuch bei. "Die Kombinierer sind ein sensibles Völkchen. Und der Hermann hat als Sportler schon damals mit den Nerven zu tun gehabt", erklärte Golser. Noch scheint Weinbuch überfordert, nicht nur für sich, sondern auch für das ganze Team Verantwortung zu tragen.
Weinbuch will die sehr erfolgreiche Zeit nicht missen. Immerhin feierte "Tyskland" in Falun ein kleines Jubiläum, denn es war insgesamt die 25. deutsche Medaille in der Königsdisziplin des Nordischen Skisports; zuletzt war die DDR- Staffel 1989 in Lahti Dritte geworden. Wegen der klaren Abstände nach dem Springen war der Staffelwettbewerb von Langeweile geprägt. "Wir haben schon spannendere Rennen gesehen. Da die Schanze in Lillehammer nicht so selektiv ist und die Teams dann den V-Stil noch besser beherrschen, wird's dort bestimmt wieder interessanter", mußtmaßte FIS- Kommissionschef Helmut Weinbuch.
Thomas Dufter wurde seinen Aberglauben los. "Ich wollte heute unbedingt als Erster laufen. Im Fleimstal und in Albertville war ich zweimal Schlußläufer, und da sind wir nicht aufs Trepperl gekommen." So begründete der 26jährige Chiemgauer seine Aufstellung als Startmann. Tatsächlich hielt er in 26:53,1 Minuten den Schweizer Andreas Schaad auf Distanz. Auch Jens Deimel (28:05,1) verteidigte den Vorsprung mit einem "grandiosen Lauf" (Weinbuch) gegenüber dem stärksten Eidgenossen Cuendet.
So konnte Routinier Pohl (26:51,0) das Rennen locker nach Hause laufen, wobei der Schwarzwälder seine siegestrunkene Unachtsamkeit mit einem fernsehreifen Sturz "à la Pleiten, Pech und Pannen" über seinen Skistock kurz vor der Ziellinie bezahlte. "Wenn du zu früh feierst, fällst halt hin. Nach fünf erfolglosen Jahren habe ich das Jubeln wohl verlernt." So kommentierte der 28jährige Sonnyboy, weiß im Gesicht wie ein Schneemann, sein Mißgeschick. "Mit meinem Sturz kurz vor dem Ziel wollte ich den Fotografen eine Freude machen", scherzte Pohl. Der Schwarzwälder war gestrauchelt, als er die Arme zum Jubeln nach oben reißen wollte.
Vergessen war durch diese Bronzemedaille die herbe Enttäuschung für den DSV am Vormittag: In der 4 x 5 km-Staffel der Frauen waren Claudia Bonsack (Oberhof), Heike Wezel (Klingenthal), Anke Schulze (Willingen) und Sigrid Wille (Maierhöfen) mit 3:52,2 Minuten Rückstand auf Weltmeister Rußland nur Zehnte geworden. Damit verpaßten die deutschen Langläuferinnen die Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 1994. "Mehr war nicht drin, uns fehlt einfach die Kraft", meinte ein desillusionierter Trainer Markus Cramer.
"Wir müssen mit einem neuen Trainer wieder von vorne anfangen." Mit diesen Worten forderte Sigrid Wille einen Neuaufbau im deutschen Frauen-Langlauf. Jelena Välbe, Larissa Lasutina, Nina Gawriljuk und Ljubow Jegorowa siegten in 54:15,7 Minuten vor Italien (19,3 Sek. zurück) und Norwegen (53,3). sid/dpa
Schweißarbeiten lösten Brand im Dachsims aus
Bei einem Brand im Dachsims eines Hauses an der Ecke Münchener Straße und Elbestraße entstand am Donnerstagabend ein Schaden von etwa 10 000 Mark. Nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr wurde der Brand etwa um 17.30 Uhr durch Schweißarbeiten im Gebäude ausgelöst. Offenbar hatten mehrere Dachbalken Feuer gefangen. Die Feuerwehrleute mußten das Dach mit Motorsägen aufschneiden, um an die Brandherde zu gelangen. Verletzt wurde bei dem Brand nach Angaben der Feuerwehr niemand. mat
Sanierungstrupps der Hoechst AG haben am Donnerstag damit begonnen, den durch den Chemieunfall vom Rosenmontag verseuchten Boden an den Mainuferböschungen von Griesheim und Schwanheim abzutragen. Ähnliche Maßnahmen stehen auch für die 100 vergifteten Kleingärten an. Angelaufen sind bei Hoechst zudem Versuchs- und Testreihen, wie man den gelben o-Nitroanisol-Belag optimal von festen Flächen runterbekommt. Das berichtete Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) den Stadtverordneten gestern abend im Römer-Plenum zum neuesten Stand der Dinge.
Das Unternehmen tue gut daran, so zu kooperieren, meinte der Stadtrat, denn das Vertrauen der Bevölkerung in die Hoechst AG sei "nach dieser Umweltkatastrophe doch extrem erschüttert worden". Die Firma müsse nun ihre "Bunkermentalität aus dem vorigen Jahrhundert" aufgeben.
Sprecher aller Fraktionen äußerten sich ähnlich. Die Informationspolitik von Hoechst sei für ein Unternehmen, das sich in seiner Werbung als "Partner im Umweltschutz" zu profilieren suche, "ungeheuerlich gewesen", sagte der SPD-Abgeordnete Michael Paris und forderte, daß sich der Chemiekonzern auf "ökologische Produktionsverfahren" umstellen solle. Denn: "Es muß ein Ende haben, daß Hoechst in gefährlicher Weise mit den Lebensgrundlagen der Frankfurter Bevölkerung spielen darf."
CDU-Sprecher Karlheinz Bührmann verlangte von Hoechst eine "schnelle und unkonventionelle Schadensregulierung". Die Stadt müsse den Bürgern "hilfreich zur Seite stehen und eingreifen", falls es da Probleme geben solle.
Grünen-Fraktionschef Uli Baier nannte "die eigentliche Katastrophe alles das, was Hoechst nicht gewußt hat": "Es kann doch nicht sein, daß da was kracht, rauskommt und keiner sagen kann, was das ist und wie gefährlich das sein kann." Das Unternehmen dürfe sich nicht länger "als abgeschottetes Königreich im Westen von Frankfurt betrachten", das lebensnotwendige Informationen, die die Menschen auf Gedeih und Verderb benötigten, auf dem "Wege des Gnadenerweises" rüberkommen lasse. peh
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15, 23.00 Uhr: Grüne Tomaten.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - die Lautlosen; 23.00 Uhr: Atlantis + The big Blue - im Rausch der Tiefe; 1.30 nachts: Basic Instinct; Kinderkino: 13.00, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00, 23.15 Uhr: Orlando.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30, 22.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr: Stalingrad.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15, 23.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, 23.15 Uhr: Alarmstufe: Rot.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00, 23.15 Uhr: Kein Pardon.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45, 23.00 Uhr: Bodyguard.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00, 23.15 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr: Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 Uhr: Under Siege.
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 15.00 Uhr: Das Pony vom 1. Stock; 18.30 Uhr: Coming out; 20.30 Uhr: Ich bin meine eigene Frau.
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.00 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: The Doors: Feast of Friends zus. mit. Jimmy Hendrix Plays Berkeley; 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Kinderkino: Sebastian Superbär; 18.00 Uhr: UTZ.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - 16.00 Uhr (HDJ): Der Tod steht ihr gut.
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Werner Schroeter: Salome, BRD 1971, Mascha Elm- Rabbem Magdalena Montezuma, Ellen Umlauf; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Frantisek Vystrcil: Ein Platz an der Sonne / O místo na slunci, CSR 1959, DF; 20.15 Uhr: Zu Gast im Kommunalen Kino: Werner Schroeter. Der Regisseur wird vorgestellt von Jürgen Kritz. Dazu läuft der Film Der Rosenkönig (Werner Schroeter, BRD, 1986, mit Magdalena Montezuma, Mostefa Djadjam).
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 15.45 Uhr: Das Schulgespenst, v. R. Losansky; 17.45 Uhr: Nachtasyl, v. Akira Kurosawa; 19.45 Uhr: Sanjuro, v. Kurosawa; 22.00 Uhr: Das Schloß im Spinnenwald, v. Akira Kurosawa; 24.00 Uhr: Fanny Hill, v. R. Meyer.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando; 16.00 Uhr: Der klaane Punker.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (original English version).TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Eine Frage der Ehre.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.
TURM 6 - 15.15, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (original English version).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Kein Pardon.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 14.30, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15 Uhr: Die dumme Augustine; 15.45, 18.15, 20.45, 23.15 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 20.45, 23.15 Uhr: Candymans Fluch.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, 23.15 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: White men can't jump - Weiße Jungen bringen's nicht.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00, 22.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00, 22.00 Uhr: Alarmstufe: Rot.
Kurz gemeldet
Oeder Weg: Protest gegen Verkehr Die Anwohnerinitiative "Verkehrsberuhigtes Nordend" will am heutigen Samstag, mit einer Kundgebung "Nein sagen zum ,Autobahnzubringer&rquote; Oeder Weg". Die Veranstaltung beginnt um 12 Uhr auf der Ecke Oeder Weg / Finkenhofstraße. "Natur in der Stadt" Auf die Spuren der Natur in der Stadt - der Vögel, Pflanzen und Kleinstlebewesen in den Gärten, Parks, und Straßenbäumen - begibt sich die Elternschule des Familienbildungswerkes am Montag, 1. März, ab 15 Uhr mit Kindern zwischen acht und zwölf Jahren. Anmeldung unter Telefon 15 01 138. Frauen gegen Streß Ein "Anti-Streß-Seminar" für Frauen bietet das Zentrum für Weiterbildung, Elbinger Straße 1. Der fünfteilige Kursus, der mit unterschiedlichen Entspannungstechniken bekannt machen will, beginnt am Montag, 1. März, um 19 Uhr. "Sleep-in"-Info im Westend verschoben Der Streit um das geplante Sleep-in in der Schubertstraße 15 zieht sich: Die angekündigte Informationsmöglichkeit über die Schlafstelle für drogenabhängige Mädchen und junge Frauen am morgigen Sonntag ist wegen der Erkrankung einer wichtigen Person abgesagt worden.
Freitag, 26. Februar
Literatur Huss'sche Universitäts-Buchhandlung, Kiesstr. 41: 20 Uhr, Lesung Harry Hass und Peter Wawerzinek.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Die Rätselprinzessin", bretonisches Volksmärchen.
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: 18 Uhr, Lesung Wendelin Leweke - "Geschichten am Rand der Geschichte". Vorträge Dezernat Frauen und Gesundheit / Frauenreferat: Tagung zur politischen Praxis von Frauen in Frankfurt, Eröffnungsveranstaltung 19 Uhr, Bürgerhaus Südbahnhof.
Frankfurter Ring: 20.30 Uhr, Vortrag, "Wenn Form Prozeß wird: Energie des Wandels", Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz.
Senckenbergmuseum, Festsaal, Senckenberg- anlage: 18 und 20 Uhr, Dia-Audiovision "U.S.A.".
Einwanderer-Treff": 19.30 Uhr, "Aktives und passives Wahlrecht für Einwander/innen" - eine Politikerbefragung; Ka Eins, Kasseler Str. 1 A.
Gesellschaft für Arbeitsmethodik: 19.30 Uhr, Vortrag "Hart arbeiten - Nein! Smart arbeiten - Ja!"; Hotel Kolpinghaus, Lange Str. 26 / Allerheiligentor. Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, ehem. Fabrik Günther & Co, Voltastr. 31: 19 Uhr, Referat "Spurensuche". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel.28 35 25; Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstr. 13, Tel. 43 92 05; Apotheke am Weißen Stein, Eschersheim, Am Weißen Stein 11 / Altheimstr. 20, Tel. 52 16 78; Hausener Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstr. 14, Tel. 78 88 33; Internationale Apotheke im Hessen- Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstr. 235, Tel. 6 31 15 22; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 24, Tel. 38 30 48; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Schumann-Apotheke, Schumannstr. 36, Tel. 75 24 09; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch ge- nommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierärztin Röhnicke, Am Buchwald / Ecke Saalburgallee,Tel. 43 21 11; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - Ohne Gewähr -
Geschäftsleben
Französische Haarmode "Locken mit Pepp aber ohne Krepp" sind in diesem Sommer gefragt. Sehr eindrucksvoll sind die Locken, die Gillian Hörrmann ihren hochgekämmten Abendfrisuren wie zierliche Skulpturen aufsetzt. Sie geben dem Kopf Umriß und Profil.
Ralph-Dieter Hörrmann, Präsident der deutschen Sektion der Haute Coiffure Francaise, zeigte in seiner Frankfurter Niederlassung in der Schneckenhofstraße 14, wie man die französischen Haarvorschläge, die eine "Croisiere", eine Kreuzfahrt auf den Köpfen für diesen Sommer nahelegen, am vorteilhaftesten ins Deutsche überträgt. Die Kreationen mit Mittel- und Seitenscheitel, kinn- oder mundlangem Haar bekamen den englischen Namen "Vanity Girl". Wer sich dafür entscheidet, sollte individuell und ein kleines bißchen nostalgisch sein. Es darf mit Gel und Fingern frisiert werden. Farbreflexe von Gold bis Bronze sind im Trend. E-S Ciao Italia im Arabella Heinz Imhof, Küchenchef im "Arabella Grand Hotel" (Konrad-Adenauer-Straße 7) bringt gern dadurch Abwechslungsreichtum in seine Küche und die Restaurants, daß er ganze Köcheteams aus anderen Ländern einlädt.
Nachdem die "Weißmützen" aus Kairo heimgeflogen sind, kochen von Freitag, 26. Februar, bis 5. März die Italiener. Die Class Hotels Salute (Hotel Terme Savoia und Hotel Terme Michelangelo) aus Abano Terme schicken ihren Küchenchef Archimede Ottaviani und Maître Emanuele Kargruber für eine Woche an den Main, wo sie jeden Abend ab 18 Uhr für die Gäste der Brasserie oberitalienische Spezialitäten anbieten. Es ist eine herzhafte Küche, beispielsweise mit Kalbsleber Veneziana, gebratenen Kaninchen, Carpaccio oder auch Garnelen, Hähnchen und Pasta in allen Spielarten. (Preis: 49,50 Mark.
Reservierungen: 29 81-173) -vau
Spekulation mit Umwandlungen . . .
Hätten die Juristen des Gemeinsamen Senats der Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe am 30. Juni 1992 nicht die Umwandlung wieder erleichtert, wären mindestens 288 der 749 Mietwohnungen ohne Probleme zu retten gewesen. Sie stammen nämlich aus der Zeit vor 1950 - ihre Lärm- und Wärmedämmung ist so schlecht, daß sie kaum oder nur mit sehr viel Geld auf den neuesten technischen Stand zu bringen wären.
Genau diesen neuesten Standard machte der rot-grüne Magistrat von 1989 an zur Voraussetzung, um die Abgeschlossenheitserklärung für eine neue Eigentumswohnung zu gewähren - bis die Karlsruher Richter diese Praxis im Sommer 1992 untersagten.
Von den Anträgen für 5311 neue Eigentumswohnungen, die Immobilien-Kaufleute seit dem 1. Juli 1992 im Rathaus präsentierten, mußte die Bauaufsicht aufgrund der neuen Rechtslage bereits bis zum 31. Dezember genau in 1999 Fällen die Abgeschlossenheitserklärung erteilen - diese Unterkünfte sind wohl für immer für Tausende von Bürgern verloren, die eine erschwingliche Mietwohnung suchen. Und doch bleibt der Bauaufsicht allein aus dem zweiten Halbjahr 1992 viel abzuarbeiten: Zwischen 1. Juli und 31. Dezember 1992 stapelten sich auf ihren Schreibtischen Umwandlungs-Anträge für 4562 Mietwohnungen.
Die Aktivität der Immobilien-Kaufleute, die ein Millionengeschäft wittern, konzentriert sich laut Bauaufsicht auf Westend, Nordend, Sachsenhausen und Dichterviertel.Frauen-FußballDieter Richter hört als Trainer in Praunheim auf
Dieter Richter, Trainer der Frauen- Bundesligamannschaft SG Praunheim, hat am Mittwoch sein Amt zur Verfügung gestellt. Das Training am Praunheimer Hohl übernimmt ab sofort die bisherige Kotrainerin und Abteilungsleiterin Monika Staab. Manager Siegfried Dietrich und Frau Staab hatten Richter in der Vergangenheit immer wieder vorgehalten, die "Mannschaft nicht hart genug heranzunehmen". Zudem habe er die Elf nicht mehr ausreichend motivieren können, lauteten die Vorwürfe. Richter zog daraufhin die Konsequenzen: "Ich will zwar auch den Erfolg, aber auf meine menschliche Art."
Dieter Richter, der zuvor noch nie eine Frauenmannschaft trainierte, hatte 1991 das Amt von Dieter Hochgesand übernommen. Zu Beginn dieser Saison hatte der Coach das Team neu formieren müssen und sah sich zunehmendem Erfolgsdruck ausgesetzt. dan
Samstag, 27. Februar Die Demokratische Mitte Frankfurt will von 11 bis 13 Uhr auf dem Schweizer Platz für die "Lebenshilfe geistig Behinderter" sammeln. Der Frankfurter Maler Ferry Ahrlé wird dort von ihm gezeichnetet Wahlplakate verkaufen. Sonntag, 28. Februar Die SPD lädt zum Frühschoppen mit dem Sozialdezernenten Martin Berg ins Haus Eckenheim in der Porthstraße. Thema ist die Sozialpolitik in Frankfurt. Beginn: 10 Uhr.
Die Rödelheimer SPD veranstaltet wieder einen SONN-Talk. Im Vereinsringhaus in der Assenheimer Straße 24 führt Dieter Dehm zwischen 11 und 13 Uhr durch das Programm. Gäste sind unter anderem der hessische Kultusminister Hartmut Holzapfel, Achim Vandreike (Dezernent für Personal und Organisation) und die Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten Rosi-Wolf- Almanasrh.
CDU: Ein politischer Frühschoppen mit der Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach findet um 11 Uhr im Haus Dornbusch statt.
Ende März wird die Stadt Frankfurt mitsamt der Eigenbetriebe mit mehr als 7,8 Milliarden Mark bei Banken in der Kreide stehen. Damit ist die Verschuldung der Stadt seit dem Amtsantritt des rot-grünen Magistrats um mehr als 50 Prozent gestiegen. Diese Zahlen nannte Stadtkämmerer Martin Grüber am Donnerstagabend im Stadtparlament. Die Stadt habe im vergangenen Jahr Kredite von knapp mehr als einer Milliarde Mark aufgenommen. Für Tilgung und Zinsen mußte der Kämmerer etwas mehr als 600 Millionen Mark zahlen.
Von einem "Alarmzeichen" sprach CDU-Fraktionschef Horst Hemzal angesichts dieser Zahlen. Die Stadt schlittere in eine von der rot-grünen Politik verschuldete "Finanzkatastrophe" hinein, weil der Magistrat rechtzeitig das "Umsteuern" unterlassen habe.
Der rot-grüne Magistrat habe in dreieinhalb Jahren die "grundsolide Finanzierungsstruktur des Vermögenshaushaltes auf den Kopf gestellt", rief Hemzal SPD und Grünen zu. So habe 1988 die Neuverschuldung nur 15 Prozent des Vermögenshaushaltes ausgemacht, 1992 liege sie dagegen bei nahezu 80 Prozent. Und doch habe die CDU seinerzeit bei "moderater Verschuldung" mit Milliardeninvestitionen den "Stillstand in der Stadtpolitik aufgebrochen".
Hemzal sprach sich dafür aus, das Umweltticket zu streichen und 3000 Stellen in der Stadtverwaltung abzubauen. Es gebe ein großes Sparpotential, "ehe es wirklich schmerzhaft wird". Dem Oberbürgermeister warf der CDU-Fraktionschef vor, mit Hinweis auf Belastungen durch den Solidarpakt nur von eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen.
Der OB hatte zuvor auf die dramatischen Konsequenzen des föderalen Konsolidierungspaktes für die Finanzen der Stadt hingewiesen. Allein der beabsichtigte Rückzug des Bundes aus der Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs bürde den Städten nicht mehr tragbare Kosten auf. In der Rhein-Main-Region fehlten ab 1995 rund 290 Millionen Mark Zuschüsse für den Betrieb der S-Bahnen. Solche Summen könnten nicht zusätzlich von der Stadt getragen werden. Angesichts des angekündigten Rückzugs gebe es schon jetzt keine Planungssicherheit mehr für dringend erforderliche Investitionen wie das dritte S-Bahn-Gleis nach Bad Vilbel.
Besonders beunruhigten ihn die geplanten Kürzungen bei Wohngeld und Arbeitslosenhilfe, betonte der OB. Für die Stadt werde das zusätzliche Ausgaben von Sozialhilfe in Millionenhöhe bedeuten. Er erneuerte seine Forderung, die Städte an den Beratungen über den Solidarpakt zu beteiligen.
Der SPD-Fraktionschef Günter Dürr sah angesichts der Vorschläge der Regierungsparteien in Bonn "enorme Belastungen auf die Stadtkasse zukommen". Die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer könne der Stadt jährliche Verluste von 240 Millionen Mark bringen. luf
Auch die zweite Bürgerversammlung binnen 24 Stunden beruhigte die Schwanheimer nicht. Auf die entscheidenden Fragen mußten die in der Martinuskirche angetretenen Vertreter der Hoechst AG und der Stadt Frankfurt wiederum keine Antwort. "Niemand wird etwas verharmlosen. Wir können aber keine Gefahren herbeireden, die es nicht gibt", sagte Umweltdezernent Tom Koenigs den wiederum etwa 400 versammelten und verängstigten Bürgern.
Der Hinweis des Leiters der Ingenieurstechnik im Werk Griesheim, Peter Schuster, daß die mit der Sanierung der kontaminierten Flächen betrauten Mitarbeiter vorsorglich eine Atemmaske tragen werden, erzürnte die Gemüter. Aufgebrachte Eltern hatten wiederum nur die eine entscheidende Frage: Und was geschieht mit unseren Kindern?
Inzwischen teilte die Hoechst AG mit, daß sie den betroffenen Anwohnern in Schwanheim auch eine Innenreinigung ihrer Wohnungen anbiete. hu/AP (Weitere Berichte auf Seite 20)
DAKAR, 26. Februar (AP). Bei der Präsidentenwahl in Senegal zeichnet sich nach Angaben des staatlichen Rundfunks ein Sieg des amtierenden Staatschefs Abdou Diouf ab. Der Sender berichtete am Donnerstag abend, daß der seit 1981 regierende linksgerichtete Politiker nach vorläufigen Ergebnissen mit mehr als 60 Prozent der Stimmen in Führung liegt. Sein Herausforderer Abdoulaye Wade von der Demokratischen Partei kam demnach auf 27 Prozent.
Wegen der Wahl vom Sonntag wurden in der Hauptstadt Dakar Panzer und Truppen in Stellung gebracht. Die Behörden befürchteten offenbar eine Wiederholung der blutigen Unruhen bei der Wahl von 1988, als Anhänger Wades der Regierung Wahlbetrug vorwarfen. Auch diesmal hat der Oppositionsführer der Sozialistische Partei eine Fälschung der Ergebnisse vorgeworfen.
WASHINGTON, 26. Februar (AP). In den USA kommt mehr als jedes vierte Kind außerehelich zur Welt. Wie die Behörde für Gesundheitsstatistik in Washington am Donnerstag mitteilte, wurde 1990 ein neuer Rekord von 1,17 Millionen unehelich geborenen Kindern registriert. Dies sind 27 Prozent aller Geburten. Die Zahl der ledigen Mütter stieg in den Achtzigern um 75 Prozent. Bei den weißen Amerikanerinnen waren 20 Prozent, bei den Latinos 37 Prozent und in der schwarzen Bevölkerung 60 Prozent aller Geburten außerehelich. 1990 registrierten die US-Standesämter mit 4,2 Millionen die meisten Geburten seit 1962. Die Daten für 1991 und 1992 weisen auf einen leichten Rückgang der Geburtenrate hin.
Abgeordnete Höhere Diäten im Visier
BIELEFELD, 26. Februar (AP). Die Kommission zur Neuregelung der Abgeordnetenbezüge hat nach Informationen der Bielefelder Tageszeitung Neue Westfälische eine deutliche Erhöhung der steuerpflichtigen Diäten bei gleichzeitiger drastischer Senkung der steuerfreien Kostenpauschale vorgeschlagen. Die Ruhestandsbezüge sollten völlig neu geregelt werden, berichtete das Blatt.
In einem Zwischenbericht der Kommission, die von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth eingesetzt und vom Präsidenten des Bundesarbeitsgerichts Otto Rudolf Kissel geleitet wird, werde vorgeschlagen, die monatlichen Diäten von rund 10 000 Mark auf 13 000 Mark zu erhöhen, hieß es. Die zusätzliche Kostenpauschale, die derzeit etwa 6000 Mark beträgt, solle auf 1000 Mark gesenkt werden. Allerdings sollten den Abgeordneten bis zu 6000 Mark Kosten erstattet werden, wenn sie entsprechende Belege vorlegen. Bei der Ruhestandsregelung für Bundestagsabgeordnete schlug die Kommission dem Bericht zufolge Einschränkungen vor. Abgeordnete sollten nach ihrem Ausscheiden pro Jahr ihrer Parlamentszugehörigkeit nur noch einen Anspruch auf zwei Prozent ihrer Diäten haben, höchstens jedoch auf 60 Prozent. Derzeit beträgt die Höchstgrenze 75 Prozent. Ruhestandsgelder sollten erst ab dem 63. Lebensjahr ausgezahlt werden statt wie bisher bereits mit 55 Jahren. Drastische Kürzungen seien auch bei den als zu üppig kritisierten Übergangsgeldern vorgesehen, meldete die Zeitung.
Spürbare Verbesserungen schlage die Kommission für die Vorsitzenden der Fraktionen, deren Stellvertreter und die Parlamentarischen Geschäftsführer vor. Künftig sollen ihre funktionsbedingten Zuschläge auch "ruhegehaltsfähig" werden.Nachrichten-BörseEuropäer sollen Airbus-Bücher öffnen Die US-Regierung dringt auf offizielle Gespräche mit der EG über die Höhe der Airbus-Subventionen. Handelsbeauftragter Mickey Kantor verlangt, die Europäer sollten "ihre Bücher öffnen", damit das exakte Volumen der Beihilfen für das Airbus-Konsortium bekannt werde. Eine solche Überprüfung ist im Rahmen einer Übereinkunft möglich, die zwischen den USA und der EG 1992 mit dem Ziel abgeschlossen wurde, die Subventionierung der Flugzeugindustrie zu begrenzen. KfW hilft bei Altlastensanierung Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert innerhalb ihres Umweltprogramms künftig auch die Beseitigung von Altlasten bei von der Treuhand verkauften Firmen, soweit Kosten vom Erwerber zu tragen sind. Für diesen Eigenanteil können zinsgünstige Kredite aufgenommen werden. Das Frankfurter Institut richtet sein Angebot insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen, deren Jahresumsatz nicht mehr als 500 Millionen Mark beträgt. Otto folgt Schwarzer Zum neuen Vorsitzenden des Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten ist Klaus Otto von der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Otto Schwarzer an, Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, der nicht mehr kandidierte.
NEW YORK, 26. Februar (AP). Mord und Totschlag sind in New York die mit Abstand häufigsten Ursachen von Todesfällen am Arbeitsplatz. Bei einer Untersuchung aller tödlichen Verletzungen bei der Berufsausübung kam die Behörde für Arbeitsstatistik anhand der Daten des Jahres 1991 zu dem Ergebnis, daß 69 Prozent der 177 registrierten Todesfälle auf Gewaltverbrechen zurückzuführen war - die meisten Opfer wurden erschossen. Der Anteil der Arbeitsunfälle aufgrund von Stürzen fiel mit 18 Prozent nahezu viermal geringer aus. An dritter Stelle folgten Transportunfälle (sieben Prozent) vor Bränden und Explosionen (zwei Prozent), wie die Statistiker mitteilten.
LANSING/USA (AP) Der Gouverneur des US-Staates Michigan hat am Donnerstag ein Verbot der aktiven Sterbehilfe in Kraft gesetzt. "Dieses Gesetz richtet sich nur gegen eine Person: Dr. Kevorkian", sagte Senator James Berryman. Dem umstrittenen Sterbehelfer und Erfinder einer "Selbstmordmaschine", Jack Kevorkian, wird vorgeworfen, in den vergangenen drei Jahren 15 Menschen beim Selbstmord geholfen zu haben.
Beobachter und Anwälte von Lebensrechtsorganisationen werfen dem Arzt vor, in der vergangenen Woche sein dreizehntes Opfer, den 70 Jahre alten Hugh Gale, ermordet zu haben. "Sein Tod war äußerst schmerzhaft und zog sich über längere Zeit hin, in der er Kevorkian anflehte aufzuhören", sagte Pfarrer Patrick Mahoney. Seinen Angaben zufolge soll der 70jährige den Sterbehelfer gebeten haben, die Maske zu entfernen, durch die er eine tödliche Dosis Kohlenmonoxid einatmen sollte. Der Anwalt Kevorkians sagte, Gale hätte die Maske jederzeit abnehmen können. Es sei auch kein Verbrechen, wenn ein Mensch von sich aus das Gas aufdrehe.
Das neue Gesetz sieht für aktive Sterbehilfe eine Haftstrafe bis zu vier Jahren und Geldstrafen bis zu 2.000 Dollar (3.300 Mark) vor. Gegner des Arztes fürchten, daß sich todkranke Menschen wenig darum kümmern und sich weiter an Kevorkian wenden werden. Ein Anwalt des Sterbehelfers kündigte an, sein Mandant werde das Gesetz nicht beachten und plane eine Verfassungsklage. Der Arzt beruft sich dabei auf seine Verpflichtung als Mediziner, Schmerzen zu lindern. Auch die Gesellschaft für Bürgerfreiheiten will vor das Verfassungsgericht gehen: "Ob das Leben seinen Wert verloren hat, muß jeder für sich selbst entscheiden. Es ist nicht die Aufgabe des Staates vorzuschreiben, wieviel Schmerz und Leiden ein Mensch zu ertragen hat", sagte ihr Vorsitzender Howard Simon.
Ende
AP/59/wo/pz
Kurz gemeldet Helsinki für Ausbau der Atomkraft
HELSINKI, 26. Februar (dpa). Die bürgerliche Koalitionsregierung Finnlands hat sich für den Bau eines fünften Atomreaktors ausgesprochen. Das Kabinett entsprach damit dem Ansuchen eines finnischen Elektrizitätsunternehmens. 20 Tote bei Kämpfen in Sri Lanka COLOMBO, 26. Februar (dpa). Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und tamilischen Separatisten im Nordwesten Sri Lankas sind am Donnerstag 20 Menschen umgekommen. 15 Rebellen und fünf Soldaten wurden getötet. Algerische Militärs zum Tode verurteilt ALGIER, 26. Februar (AFP/dpa). Sieben algerische Militärangehörige sind am Donnerstag in Abwesenheit von einem Gericht zum Tode verurteilt worden. Die Soldaten hätten Aktionen radikaler Moslems gedeckt, verlautete inoffiziell. Aspin braucht Herzschrittmacher WASHINGTON, 26. Februar (AFP). US- Verteidigungsminister Les Aspin wird künftig mit einem Herzschrittmacher leben müssen. Noch ist unklar, wann der Schrittmacher eingesetzt wird. Aspin war am Sonntag wegen Atembeschwerden in ein Krankenhaus eingeliefert worden. "Jelzin kommt zum G-7-Gipfel" MOSKAU, 26. Februar (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin wird nach Angaben seines Außenministers Andrej Kosyrew an dem Gipfeltreffen der sieben wichtigsten Industrienationen (G-7) in Tokio teilnehmen. US-Außenminister Warren Christopher habe ihm gesagt, Jelzin werde sicherlich eingeladen. 52 Rebellen auf Philippinen getötet MANILA, 26. Februar (dpa). Die philippinischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben in den Küstengebieten der südphilippinischen Insel Basilan in den vergangenen drei Wochen 52 bewaffnete moslemische Rebellen getötet. Den Rebellen zufolge waren die meisten der Getöteten Zivilisten. In China zwei Studentenführer in Haft PEKING, 26. Februar (AP). Das Justizministerium Chinas hat entgegen früherer Angaben mitgeteilt, daß noch zwei Studentenführer in Haft sind. Liu Gang und Zhai Weimin waren im Zusammenhang mit der Demokratiebewegung in 1989 zu Haftstrafen verurteilt worden.
TAIPEH, 26. Februar (AP). Drei Tage nach seiner Wahl durch das Parlament hat der neue taiwanische Ministerpräsident Lien Chan am Freitag sein neues Kabinett vorgestellt. Es umfaßt 33 Mitglieder, darunter 14, die neu berufen wurden, 15, die ihre bisherigen Posten behielten, und fünf, die das Ressort wechselten. Der Regierungschef berief den bisherigen Finanzminister Hsu Li-teh zu seinem Stellvertreter und machte den Wirtschaftswissenschaftler und Präsidenten der Universität von Taiwan, Sun Chen, zum Verteidigungsminister. Außenminister Fredrick Chien gehört zu den Ministern, die ihr Amt behielten.
Beobachter wiesen auf die ungewöhnlich hohe Zahl von Wirtschafts- und Finanzexperten im neuen Kabinett hin und knüpften daran die Erwartung, daß Lien das Schwergewicht seiner Politik auf eine Verbesserung des Investitions- und Handelsklimas zu legen gedenkt.
WASHINGTON/FRANKFURT A. M., 26. Februar (AP/dpa). US-Transportflugzeuge werden möglicherweise schon am Sonntag von Stützpunkten in Deutschland aus zu ihrer Hilfsaktion für Ostbosnien starten. Die Maschinen vom Typ Hercules C-130 sollen vor allem von der US-Air Base auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen starten.
Dies verlautete in der Nacht zum Freitag aus Regierungskreisen in Washington, nachdem Präsident Bill Clinton offiziell die Errichtung der Luftbrücke bekanntgegeben hatte. Clinton teilte in einer schriftlichen Erklärung mit, der Einsatz werde vom US-Verteidigungsministerium und den Vereinten Nationen gemeinsam koordiniert. Es handele sich um eine rein humanitäre Aktion. Deshalb sollten die Transportmaschinen auch nicht von Kampfflugzeugen begleitet werden. Die Maschinen sollen in Gruppen von drei bis fünf pro Einsatz fliegen, verlautete aus dem Pentagon. Jedes der Flugzeuge solle jeweils 16 Pakete mit Medikamenten und Lebensmitteln wie Mehl, Reis, Kaffee, Speiseöl und Fertiggerichten aus Armeebeständen transportieren. Für den ersten Einsatz ist der Abwurf von 80 Tonnen geplant.
Um das Risiko eines möglichen Beschusses durch Flugabwehrstellungen gering zu halten, werde nachts geflogen, hieß es im Weißen Haus. Außerdem sollen die Transportmaschinen der US-Luftwaffe eine Flughöhe von etwa 4000 Metern einhalten.
Vor Beginn der Versorgungsaktion solle die Bevölkerung über Flugblätter von der Hilfsmaßnahme informiert werden, berichteten Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Etwa 600 000 Handzettel in Serbokroatisch sollten über den zu versorgenden Ortschaften in Ostbosnien abgeworfen werden, auf denen der Bevölkerung mitgeteilt werde, daß es sich um eine rein humanitäre Maßnahme handele.
Clinton sprach auch von einer befristeten Aktion, um die schlimmsten Engpässe in abgelegenen Gebieten wie im Osten Bosniens zu beseitigen. Der amerikanische Präsident ließ offen, ob sich auch andere Länder an der Luftbrücke beteiligen werden. Bislang hat nur Pakistan angeboten, Maschinen für die Luftbrücke bereitzustellen. Die deutsche Luftwaffe ist nach Auffassung von Bundeswehrexperten zum Abwerfen von Gütern aus großer Höhe technisch nicht in der Lage.
Beim Abwurf der Hilfspakete mit Fallschirmen soll nach Angaben Clintons nicht darauf geachtet werden, welcher Bevölkerungsgruppe die Versorgungsgüter zugute kommen. Dies dürfte den Ausschlag für die serbische Zustimmung zu dem Plan gegeben haben. Der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, sagte, unter diesen Bedingungen akzeptiere er das amerikanische Vorhaben, auch wenn er es weiterhin für fehl am Platz halte.
Der UN-Sicherheitsrat begrüßte in einer am Donnerstag abend in New York angenommenen Erklärung die Entscheidung der USA und warnte die Kriegsparteien vor Störungen der Operation. In einem Bericht des Flüchtlingshilfswerks UNHCR an den Sicherheitsrat heißt es, daß die im ostbosnischen Kriegsgebiet eingeschlossenen Ortschaften über Land kaum zu erreichen seien. "Die medizinischen Bedingungen sind mittelalterlich", erklärten die UNHCR-Beobachter. "Es gibt weder Medikamente noch Narkosemittel." Die anhaltenden Kämpfe sowie extrem kaltes Wetter verstärkten noch das Leiden der rund 100 000 Menschen in den serbisch belagerten Ortschaften.
Unterdessen ist der bosnische Präsident Alija Izetbegovic zu Geprächen mit der US-Regierung und zur Fortsetzung der Jugoslawien-Konferenz in die USA aufgebrochen. Er wollte zunächst mit Clinton zusammentreffen und dann nach New York weiterreisen. Dort sollen am Montag die Verhandlungen der bosnischen Kriegsparteien unter der Schirmherrschaft der Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und David Owen fortgesetzt werden. Karadzic kündigte die Anreise seiner Delegation für den heutigen Freitag an. Die Gespräche waren am 11. Februar unterbrochen worden.
In Bosnien wurde in der Nacht zum Freitag mit unverminderter Härte weitergekämpft. Wie Radio Sarajewo berichtete, lagen vor allem die moslemisch-kroatischen Verbände bei Gradacac im Norden der früheren jugoslawischen Republik unter serbischem Feuer. Auch aus der Umgebung von Brcko wurden Kämpfe gemeldet.
Der kroatischen Armee ist es in der Nacht zum Freitag offenbar gelungen, den serbischen Vorstoß in Richtung Adria-Küste zu stoppen. Nach Angaben von Radio Zagreb konnten die kroatischen Verbände nach erbitterten Artillerieduellen mit serbischen Freischärlern aus der sogenannten "Republik Krajina" ihre Stellungen in der Umgebung der Küstenstadt Sibenik halten. Der Rundfunk in Zagreb behauptete, daß damit alle serbischen Versuche bei Sibenik, Teile der Adria-Küste zu besetzten, gescheitert seien. Aus der nördlich von Sibenik gelegenen Küstenstadt Zadar, die am Donnerstag von serbischer Artillerie beschossen worden war, wurde von einer Beruhigung der Lage berichtet. Teile der Stadt sind jedoch ohne Strom und Wasser.
PEKING, 26. Februar (AP). Im Ausland lebende Chinesen haben fortan die Möglichkeit, ein Stück Heimatboden zu erwerben. Wie die Tourismusbehörde in Peking am Freitag mitteilte, können Interessenten zum Preis von umgerechnet rund 160 Mark auf 36 Grundstücken in verschiedenen Teilen des Landes je ein 2,5 mal 2,5 Zentimeter großes Stück Land kaufen. Auf den Geländen, die je 9,6 Millionen der Minigrundstücke umfassen sollen, sollen dann 36 Parks entstehen, die die Besitzer ohne Einritt zu zahlen besuchen können.
Die Idee für das Projekt geht offenbar auf ein US-Unternehmen zurück, das Ende des Jahres in China für den Verkauf briefmarkengroßer "Grundstücke" in allen 50 US-Staaten zum Preis von rund 1000 Mark Werbung machte.
FRANKFURT A. M., 26. Februar (AP). Die IG Metall hat die Forderungen der Arbeitgeber zurückgewiesen, wonach der Lohn in den ersten 14 Krankheitstagen auf 80 Prozent des vorherigen Bruttoeinkommens gesenkt werden soll. IG-Metall- Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner warf den Arbeitgebern am Freitag in Frankfurt einen "Amoklauf" gegen den Sozialstaat vor und kritisierte auch den Vorschlag, als Sparbeitrag für den "Solidarpakt" bei Kuren zwei Wochen auf den Jahresurlaub anzurechnen.
Es sei unerträglich, wie Kranke, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger als Arbeitsscheue mit Ausbeutungsmentalität behandelt würden, sagte Schmitthenner. Statt über angeblich zu hohe Sozialkosten zu jammern, sollten die Arbeitgeber gezielt gegen krankheitsverursachende Einflüsse in den Betrieben vorgehen.
WIESBADEN, 26. Februar (AP). Auf den deutschen Straßen sind im vergangenen Jahr 10 643 Menschen ums Leben gekommen. Obwohl die Zahl der Todesopfer im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent zurückging, starb somit alle 50 Minuten ein Mensch bei einem Unfall, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag bekanntgab. Die Zahl aller Unfälle sei um drei Prozent auf 2,38 Millionen gestiegen, die der Verletzten um zwei Prozent auf 515 960.
Die Entwicklung in den alten und neuen Bundesländern verlief unterschiedlich. Im Westen veränderten sich die Zahlen der Unfälle (1,9 Millionen) und der Verletzten (425 655) kaum. Dagegen ging die Zahl der Getöteten auf 7302 zurück - das waren 239 weniger als 1991 und damit die niedrigste Zahl im alten Bundesgebiet seit 1953. Auch im Osten wurden zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder weniger Verkehrstote gezählt: 3341 Menschen starben 1992 auf den Straßen der neuen Länder; das waren elf Prozent weniger als im Jahr zuvor.
LEIPZIG, 26. Februar (AP/FR). In Leipzig sind einige hundert illegal gelagerte Giftfässer in einem ehemaligen Werk der abgezogenen russischen Streitkräfte entdeckt worden. Wie bereits in einem Teil der Auflage berichtet, sind einige Behälter undicht. Wie Ekkehard Freund von der Leipziger Staatsanwaltschaft am Freitag in einem AP-Gespräch sagte, sind bislang weder die Herkunft noch der genaue Inhalt der Fässer bekannt.
Wie erst jetzt bekannt wurde, haben Mitarbeiter des Leipziger Umweltamtes bereits am vergangenen Freitag auf Grund eines anonymen Hinweises aus der Bevölkerung im ehemaligen Werk Motor der abgezogenen GUS-Streitkräfte ein Lager mit über 600 Giftfässern ausgemacht. Einige davon seien undicht gewesen. Christian Aegerter, der Leiter des Leipziger Umweltamtes, schloß im Gespräch mit AP eine Verseuchung des Grundwassers noch aus, da der Boden der Halle aus Beton bestehe und die ausgelaufenen Substanzen so nicht ins Erdreich gelangen könnten. Die Halle wurde inzwischen mit Betonsteinen abgesichert und gesperrt.
"Wir sind noch am Anfang der Ermittlungen", betonte Freund. Völlig aus der Luft gegriffen nannte er Behauptungen, wonach ein Unternehmen mit einem Geschäftsführer aus den alten Bundesländern Verursacher des Müllskandals sei. Das Umweltamt habe zwar am Freitag gegen ein von ihm verdächtigtes, in Leipzig ansässiges Unternehmen Anzeige erstattet. Eine Durchsuchung der Firma habe jedoch nichts ergeben. Verdunklungsgedanken könnten dennoch bei derartigen Taten nie ausgeschlossen werden. Aegerter hatte am Donnerstag gegenüber AP Vermutungen geäußert, wonach eine Entsorgungsfirma mit der illegalen Lagerung der Chemikalien Geschäfte machen wolle, indem sie den Abfall nicht ordnungsgemäß entsorge, das Geld dafür jedoch von den Auftraggebern einstreiche.
"Bei den Fässern handelt es sich um Farben, Lacke, Verdünner, Wachse, Altöle und zum Teil um Chemikalien russischer Herkunft", berichtete der Leiter des Umweltamtes. Einige der Fässer tragen seinen Worten zufolge russische, andere deutsche Aufschriften aus ehemaligen DDR-Betrieben. Die meisten tragen jedoch gar kein Etikett, berichtete Freund. Für die Beseitigung der Fässer werden nach Schätzungen des Umweltamtes etwa eine halbe bis eine Million Mark benötigt.
Bereits vor vier Wochen waren - damals allerdings wesentlich weniger - Fässer mit Farben und Lacken im ehemaligen Leipziger Betrieb Reprotechnik gefunden worden. Einige Fässer von dieser Firma sind dann nach den Angaben Aegerters in Bayern aufgetaucht. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft ermittle in diesem Fall. Einen Zusammenhang zum neuen Leipziger Giftmüllskandal sah Freund nicht.
FÜRTH, 26. Februar (AP). Beim Zusammenstoß eines Schulbusses mit einem Lastwagen sind am Freitag morgen auf der Bundesstraße 14 im Landkreis Fürth mindestens 20 Kinder leicht verletzt worden. Ein Polizeisprecher sagte, der Busfahrer habe an einer Kreuzung auf der B14 Richtung Rosstal die Vorfahrt mißachtet und sei auf den Lastwagen geprallt.
BONN, 26. Februar (AP). Das Bundesverteidigungsministerium hat die an der Entwicklung des Kampfflugzeugs "Jäger 90" beteiligten Unternehmen darauf aufmerksam gemacht, daß dafür im Bundeshaushalt für das laufende Jahr nur 520 Millionen Mark zur Verfügung stehen. Das Ministerium wies am Freitag in Bonn auf die drastischen Sparmaßnahmen hin, die die Bundeswehr zur Zeit verkraften müsse. Niemand würde akzeptieren, daß überall Opfer verlangt würden, nur bei der Entwicklung eines neuen Jagdflugzeugs nicht gespart werde.
Es liege allein an der Industrie, sich dem mit den Partnerländern vereinbarten Sparkurs für das inzwischen "Eurofighter 2000" genannte Flugzeug im Rahmen der bestehenden Verträge anzupassen, mahnte das Ministerium: "Mangelnde Flexibilität und Erwartungen, die über den vom Parlament für 1993 gebilligten Haushalt hinausgehen, passen nicht in die politische Landschaft und gefährden das Projekt." Die Industrie sei gefordert, auch im eigenen Interesse konstruktiv an finanzierbaren Lösungen mitzuarbeiten.
WARRINGTON, 26. Februar (AP/dpa). Eine Bombe hat in der englischen Stadt Warrington am Freitag morgen zwei Gasbehälter zum Explodieren gebracht. Nach Angaben der britischen Gaswerke mußten etwa 100 Menschen aus umliegenden Gebäuden in Sicherheit gebracht werden. Augenzeugenberichten zufolge gab es drei riesige Explosionen, bei denen einer der Gastanks in die Luft flog und der zweite ausbrannte. Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest. Es wurde vermutet, daß die Untergrundorganisation IRA den Anschlag verübt hat.
Vier Stunden vor der Explosion war in der Stadt ein 25 Jahre alter Polizist niedergeschossen worden, als er einen Lieferwagen mit drei Insassen kontrollieren wollte. Die Männer flüchteten und kaperten in einer Nachbargemeinde ein Personenauto.Geringe Einkommen steuerfrei
BONN, 26. Februar (AP/dpa). Das Bundesfinanzministerium hat am Freitag einen Gesetzentwurf vorgelegt, der rund zwei Millionen Bürger vollständig von direkten Steuern entlasten soll. Es befolgte damit einen Spruch des Bundesverfassungsgerichts, wonach Verdienste an der Grenze des Existenzminimums von der Einkommensteuer befreit sein müssen. Zusätzlich sollen eine weitere Million Geringverdiener weniger Steuern zahlen müssen als bisher.
Nach dem Entwurf entfällt die Einkommensteuer, wenn eine Einzelperson jährlich weniger als 12 042 Mark verdient und Verheiratete unter der Grenze von 19 116 Mark bleiben. Die Grenze für den deutlich verminderten Einkommensteuersatz liegt zwischen diesen Werten und Verdiensten von 15 011 beziehungsweise 22 787 Mark jährlich.
BONN, 26. Februar (AP). Der Einsatz bei Geldspielgeräten soll um zehn auf 40 Pfennig erhöht werden. Dies geht aus einer Dritten Verordnung zur Änderung der Spielverordnung hervor, die das Bundeswirtschaftsministerium dem Bundesrat zugeleitet hat. Gleichzeitig soll der Höchstgewinn um eine auf vier Mark angehoben werden, heißt es in dem am Freitag in Bonn veröffentlichten Entwurf.
Mit den gegenwärtig geltenden Beträgen von 30 Pfennig Einsatz bei einem Höchstgewinn von drei Mark könnten die Geräte nicht mehr kostendeckend betrieben werden, heißt es in der Begründung. Die Ausführung der Rechtsverordnung belaste die öffentlichen Haushalte nicht, erklärte das Ministerium. "Obwohl sich der Einsatz im Einzelfall für den Spieler erhöht, ist die Verteuerung gemessen am Gesamteinsatz gering und spielt insgesamt für die Lebenshaltung keine wesentliche Rolle", erklärte das Ministerium.Pferdehusten Neuer Impfstoff gegen Pferdehusten
FRANKFURT (AP) Erkältungsviren machen nicht nur den Menschen zu schaffen. Auch Pferde bekommen Husten, und der hört sich genauso an: "Wie Bellen mit Keuchen", erklärte Jürgen Cantstetter, Sprecher der Hoechst AG, am Freitag in Frankfurt. Häufig werde Pferdehusten von Herpesviren verursacht. Bisher konnte nur eine Form dieses Erregers - EHV.1 genannt - bekämpft werden. Gemeinsam mit den Marburger Behringwerken habe die Hoechst Veterinär GmbH nun einen neuen Impfstoff entwickelt, der auch gegen den anderen Hustenvirus EHV.4 wirkt. Beide Herpesviren könnten die Atemwege der Pferde so schädigen, daß diese auf Dauer leistungsunfähig werden, teilte Hoechst mit. Bei Fohlen habe die Infektion gelegentlich sogar tödliche Folgen.
Ende
ap/it/ro/
PONTIAC;USA (AP) Im US-Staat Michigan prüfen Staatsanwälte eine Mordanklage gegen den umstrittenen Sterbehelfer Jack Kevorkian. Sie stützen sich dabei auf ein Sterbeprotokoll, nach dem ein schwerkranker 70jähriger im letzten Moment den Abbruch der Tötung verlangt haben soll. Das teilte Staatsanwalt Richard Thompson am Donnerstag abend in Pontiac mit.
Das Dokument hatten Gegner der Sterbehilfe der Staatsanwaltschaft zugeleitet. Demnach hat der 70jährige Hugh Gale seinen Sterbehelfer aufgefordert, eine Gasmaske, aus der tödliches Kohlenmonoxid strömte, von seinem Gesicht zu entfernen. Das Protokoll wurde nach Angaben der Gruppe im Mülleimer eines Helfers von Kevorkian gefunden. Mit diesem Dokument sei Kevorkians Tat nicht mehr im Bereich der Beihilfe zum Selbstmord anzusiedeln, sondern im Bereich des Totschlags, sagten Thompson, Staatsanwalt des Bezirks Oakland, und der Bezirksstaatsanwalt von Macomb, Carl Marlinga.
Gale hat dem Protokoll zufolge offenbar in Panik gerufen: "Nimm die Maske herunter." Trotzdem ließ der Arzt die Gasmaske auf dem Gesicht von Gale. "Sein Tod war äußerst schmerzhaft und zog sich über längere Zeit hin, in der er Kevorkian anflehte aufzuhören", sagte Pfarrer Patrick Mahoney, der zu der Gruppe der Sterbehilfegegner gehört. Kevorkians Anwalt nannte die Morduntersuchung gegen seinen Mandanten dagegen lächerlich. Gale habe jederzeit die Möglichkeit gehabt, die Maske selbst abzunehmen.
Der Gouverneur Michigans setzte am Donnerstag ein Verbot der aktiven Sterbehilfe in Kraft. "Dieses Gesetz richtet sich nur gegen eine Person: Dr. Kevorkian", sagte Senator James Berryman. Dem Erfinder einer "Selbstmordmaschine" wird vorgeworfen, in den vergangenen drei Jahren 15 Menschen beim Selbstmord geholfen zu haben.
Das neue Gesetz sieht für aktive Sterbehilfe eine Haftstrafe bis zu vier Jahren und Geldstrafen bis zu 2.000 Dollar (3.300 Mark) vor. Gegner des Arztes fürchten, daß sich todkranke Menschen wenig darum kümmern und sich weiter an Kevorkian wenden werden. Ein Anwalt des Sterbehelfers kündigte an, sein Mandant werde das Gesetz nicht beachten und plane eine Verfassungsklage. Der Arzt beruft sich dabei auf seine Verpflichtung als Mediziner, Schmerzen zu lindern. Auch die Gesellschaft für Bürgerfreiheiten will vor das Verfassungsgericht gehen: "Ob das Leben seinen Wert verloren hat, muß jeder für sich selbst entscheiden. Es ist nicht die Aufgabe des Staates vorzuschreiben, wieviel Schmerz und Leiden ein Mensch zu ertragen hat", sagte ihr Vorsitzender Howard Simon.
Leipziger Giftmüllskandal zieht Kreise - Zweite Tagesmeldung
(neu: PK Umweltamt)
Utl: Ermittlungen gegen deutsch-russische Grundstücksgesellschaft sowie Entsorgungsfirma - Entsorgung
Leipzig (AP) Der Fund eines illegalen Lagers mit rund 2.000 Giftfässern auf einem ehemaligen Gelände der GUS- Streitkräfte bei Leipzig zieht Kreise. Erste Ermittlungen haben nach Angaben des Umweltamts der Stadt komplizierte Verwicklungen verschiedener Unternehmen in den Fall ergeben. Christian Aegerter, der Leiter des Leipziger Umweltamtes, sagte am Freitag vor Journalisten, die sächsische Generalstaatsanwaltschaft ermittle im Zusammenhang mit dem Giftmüllfund gegen die deutsch-russische Grundstücksgesellschaft "Haniva" mit Sitz in München. Zudem hat die Leipziger Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen eine in der Stadt ansässige Entsorgungsfirma aufgenommen.
Letztere habe einige Hallen auf dem früheren Kasernengelände angemietet. In einer dieser Hallen haben Mitarbeiter des Leipziger Umweltamtes bereits am vergangenen Freitag auf Grund eines anonymen Hinweises aus der Bevölkerung ein Lager mit etwa 2.000 Giftfässern gefunden. Wie erste Untersuchungen ergaben, enthalten sie Farben, Klebstoffe, Reinigungsmittel und Kondensatoren. "Detaillierte Informationen über die Gefährlichkeit sind noch nicht möglich. Tatsache ist, daß es sich um Sonderabfall handelt", sagte Gabriele Fritsch vom Umweltamt. Die Beseitigung der Fässer könnte nach Schätzungen der Behörde bis zu einer Million Mark kosten.
Die von den Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft betroffene Münchner Gesellschaft vermarktet Aegerter zufolge das ehemalige Gelände der GUS-Streitkräfte im Leipziger Norden und ist nicht bereit, das Grundstück wie vorgesehen an das Bundesvermögensamt zu übergeben. Inwieweit "Haniva" tatsächlich in den Skandal verwickelt sei, könne jetzt noch nicht gesagt werden. Die Leipziger Entsorgungsfirma habe den Sondermüll zumeist von Treuhand-Betrieben entgegengenommen, von ihnen eine hohe Abfallgebühr verlangt, die giftigen Stoffe jedoch nie ordnungsgemäß entsorgt. Statt dessen seien die Fässer als Wirtschaftsgut deklariert worden und sollten - so die Vermutung Aegerters - über die Grenze nach Osteuropa geschmuggelt werden. Wer in diesem Fall eindeutig der Besitzer der Fässer ist, stehe noch nicht fest.
Gegen das Entsorgungsunternehmen hat das Umweltamt nach den Worten Aegerters bereits am letzten Freitag Anzeige erstattet. Am Mittwoch hätten Mitarbeiter der Firma die Fässer abtransportieren wollen, was jedoch von der Polizei verhindert wurde. Bei einer Durchsuchung der Büroräume des Entsorgungsunternehmens am Donnerstag seien Akten beschlagnahmt worden, die derzeit untersucht würden. "Auf dem Kasernengelände passieren Dinge, die weiter beobachtet werden müssen", sagte Aegerter. Beispielsweise stünden dort alte Autos. Das Ordnungsamt überprüfe, ob die Fahrzeuge gestohlen wurden. Bei einer Durchsuchung des gesamten Geländes seien außerdem in einer Garage weitere kleine Lager an Farbfässern gefunden worden.
Die Kosten für die Entsorgung der Giftmüll-Fässer schätzte der Umweltamtsleiter auf 500.000 bis eine Million Mark. "Der Boden ist nicht großflächig kontaminiert", betonte er, obwohl einige Fässer undicht seien. Die Halle wurde von der Polizei mit Betonsteinen abgesichert und gesperrt.
Bereits vor vier Wochen waren - damals allerdings wesentlich weniger - Fässer mit Farben und Lacken im ehemaligen Leipziger Betrieb Reprotechnik gefunden worden. Einige Fässer von dieser Firma sind dann nach den Worten Aegerters in Bayern aufgetaucht. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft ermittle in diesem Fall.
Der Leiter des Umweltamts kritisierte im Zusammenhang mit diesem neuesten Giftmüllskandal in Leipzig, daß in Sachsen die Grundsätze der Sonderabfallwirtschaft noch nicht klar geregelt seien. Es müsse über Bestimmungen nachgedacht werden, wonach jeder Sonderabfall bei der entsprechenden Behörde zu melden sei.
BONN, 26. Februar (AP). Der 256 Millionen Mark teure neue Plenarsaal des Bundestags kann voraussichtlich weitere vier Monate nicht genutzt werden. Trotz eines neuen Teppichbodens und des Einbaus schallhemmender Elemente hält die Mikrofonanlage keine höheren Belastungen aus. Das ergaben zwei Probeläufe am Mittwoch und am Freitag, wie das Bauministerium in Bonn mitteilte.
PORT-AU-PRINCE/GENF, 26. Februar (AP). Ein Requiem für die Opfer der Fährkatastrophe vor der Küste Haitis ist am Donnerstag abend zu einer Demonstration für den gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide geworden. Daraufhin wurden mehrere Personen festgenommen und geschlagen, darunter auch der Bischof von Jeremie, Willy Romelus.
Vor 2000 Menschen forderte Romelus in seiner Predigt offen die Rückkehr des ersten frei gewählten Präsidenten Haitis, den die Militärs im September 1991 ins Exil getrieben hatten. Die Trauergemeinschaft brach in Beifall aus und rief in Sprechchören: "Aristide oder den Tod!"
Nach Ende des Gottesdienstes gingen bewaffnete Polizisten und Mitglieder rechtsgerichteter Organisationen gegen die Menge vor. Nach Augenzeugenberichten wurden mindestens acht Personen festgenommen und zahlreiche Menschen geschlagen, darunter auch Bischof Romelus. Als der Geistliche zu Boden geworfen und ihm das weiße Bischofsgewand vom Leib gerissen wurde, griffen ausländische Diplomaten ein, um ihn zu schützen.
ADDIS ABEBA, 26. Februar (AP). Die neue Runde der Friedensgespräche für Angola konnte am Freitag nicht wie geplant beginnen, weil keine Vertreter der Rebellenorganisation Unita in Addis Abeba erschienen. Dies teilte UN-Sprecher Eshetu Egule in der äthiopischen Hauptstadt mit. Auch die UN-Sonderbeauftragte Margaret Anstee, die die Unita-Gesandten begleiten wollte, traf nicht in Addis Abeba ein.
Ein Sprecher der Rebellen teilte in Lissabon mit, daß er nicht einmal mit Sicherheit sagen könne, ob die Delegation das umkämpfte Unita-Hauptquartier Huambo verlassen habe. Regierungsvertreter waren bereits am Donnerstag in Addis Abeba eingetroffen. UN-Generalsekretär Butros-Ghali hat die beiden Bürgerkriegsparteien aufgefordert, jede Anstrengung zu unternehmen, um das Blutvergießen in Angola so schnell wie möglich zu beenden.
BONN, 26. Februar (AP). Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch ist für eine Kürzung der Sozialhilfe für größere Familien um zwei bis fünf Prozent. In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" erklärte die CDU-Politikerin, von den Kürzungen sollten Haushalte mit vier und mehr Personen betroffen sein. Die Kürzung der Familiensätze sei aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit nötig, sagte Rönsch. Vor allem in den neuen Ländern seien die Sozialhilfeleistungen für größere Familien oft höher als die durchschnittlichen Arbeitseinkommen.
Rönsch erklärte, eine Verminderung der Sozialhilfe für größere Familien sei vertretbar, weil im Familienverband günstiger gewirtschaftet werden könne. Nach den Plänen des Bundesfinanzministeriums soll die Sozialhilfe generell um drei Prozent gekürzt werden; dadurch sollen in diesem Jahr 700 Millionen Mark und 1994 bereits 1,4 Milliarden Mark eingespart werden, berichtete das Blatt.
KÖLN, 26. Februar (dpa). Eine bundesweite Ächtung des Reality- TV hat Margret Funke-Schmitt-Rink, jugendpolitische Sprecherin der FDP, gefordert. Der Kölner Tageszeitung Express sagte Frau Funke- Schmitt-Rink: "Reality-TV muß bundesweit geächtet werden. Weil in diesen Sendungen Selbstmorde oder brutale Morde wirklichkeitsnah wiedergegeben werden, unterliegen vor allem Jugendliche der Gefahr, nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden zu können." Bei einer Weigerung, auf diese Sendungen zu verzichten, sprach sich die FDP-Abgeordnete für einen Lizenzentzug aus.
"Vor den kommenden Wochenenden haben wir Angst." Günter Reichardt, Rettungsassistent bei der Einsatzgruppe der Bergwacht München, ist wie viele seiner Kollegen in erhöhter Alarmbereitschaft. Massiver Schneefall hat die Schneehöhe in den Bergen zum Teil um mehr als zwei Meter ansteigen lassen und im gesamten Alpenraum für akute Lawinengefahr gesorgt. Heftige Stürme in den Gipfelregionen haben insbesondere an windabgewandten Hängen tonnenschwere Schneemassen aufgetürmt.
Die Lawinenzentralen in Bayern, Österreich und der Schweiz warnen seit Tagen vor Skitouren abseits gesicherter Pisten. Zu groß ist die Gefahr, daß Lokkerschnee und Schneebrettlawinen abgehen und Skifahrer unter sich begraben. Allein seit dem vergangenen Wochenende sind in den Alpen vier Skifahrer von Lawinen mitgerissen und getötet wurden.
Die Lawinen-Warnzentrale in Bayern weist in ihrem täglichen Bericht darauf hin, daß auch Großlawinen bis in die Tallagen abgehen können. "Vor Unternehmungen in Hochlagen wird dringend abgeraten", heißt es auf dem Service-Tonband, das zur Zeit Wintersportler abhören können. Trotz der Warnungen wagen sich gerade nach starken Schneefällen immer mehr Skifahrer in Tiefschneeregionen, die von den Bergbahnen nicht gepflegt und kontrolliert werden. Sogenannte Variantenfahrer, die mit den Bergbahnen hochfahren und dann die gesicherten Strecken verlassen, sind nach Angaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) die am meisten gefährdeten Skisportler. Ein DAV-Sprecher: "Sie können oft die Hang- und Lawinenlage schlecht beurteilen und haben weniger alpine Erfahrung als Tourengeher, die einen Berghang vom Tal aus besteigen."
Überlebenschancen unter Lawinen sind gering. Gelingt es einem Verschütteten nicht, sich ein Luftloch unter den tonnenschweren Massen zu graben, sinkt die Chance auf Rettung schon nach wenigen Minuten rapide. Die technischen Möglichkeiten zur Ortung von Lawinenopfern haben sich in letzter Zeit allerdings verbessert. Im Allgäuer Alpenraum wird seit einem Jahr ein neuartiges elektronisches Suchsystem erprobt. Vom Hubschrauber aus wird ein Lawinenfeld rasterartig abgetastet. Im Idealfall gelingt die Ortung von Opfern in Minuten. Voraussetzung ist allerdings, daß die Skifahrer ein eingeschaltetes Piepsgerät bei sich tragen.
Die Lawinen-Warnzentralen in Salzburg und Tirol melden derzeit nach heftigen Schneefällen Gefahrenstufen zwischen drei und fünf, die Gefahr der Selbstauslösung von Lawinen sei damit ebenfalls sehr groß.
Die Tiefschnee-Ablagerungen haben nach Angaben von Experten kaum Bindung mit dem verharschten Altschnee, die wenigen Sonnenstrahlen schafften keine rutschsichere Verbindung. "Die Schneemassen liegen fast wie auf einem Kugellager", erklärt Sebastian Köttl von der Bergwacht Oberstdorf.
Um gefährdete Siedlungen und Straßen im Alpenraum vor der Lawinengefahr zu schützen, werden die Schneemassen abgesprengt. Die Lawinenkommission Oberstdorf hat in stundenlangen Einsätzen vor wenigen Tagen die Seitentäler des Ferienortes freigesprengt.
Von einem Bundeswehr-Hubschrauber aus wurde Plastik-Sprengstoff an Stangen mit einem Seil abgelassen. Wenn die bis zu 15 Kilo Sprengstoff pro Ladung nach fünfminütiger Verzögerung hochgehen, reißen sie die Schneemassen kontrolliert ins Tal. KLAUS HIEMER (dpa)
HANNOVER, 26. Februar (dpa). CDU-Generalsekretär Peter Hintze hat sich für eine Überprüfung des Verhaltenskodexes von Politikern ausgesprochen. "Bei allen Parteien ist eine Besinnung nötig", erklärte Hintze in einem Interview der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Politiker werden mit Recht besonders kritisch angeschaut, sagte er. Die Bürger könnten es nicht verstehen, wenn ein "hochbezahlter Ministerpräsident, ob in Hannover oder in München, kostenlos Firmenwagen fährt", meinte der CDU-Generalsekretär.
LANSING, 26. Februar (dpa). Der amerikanische Arzt Jack Kevorkian muß mit sofortigen Maßnahmen der Behörden rechnen, falls er einem weiteren Menschen Sterbehilfe leistet. Der Gouverneur von Michigan, John Engler, setzte ein eigentlich erst für den 1. April geplantes gesetzliches Verbot am Donnerstag in der Staatshauptstadt Lansing vorzeitig in Kraft. Kevorkian hat bisher 15 unheilbar Kranken Sterbehilfe geleistet, davon allein acht nach der Unterzeichnung des ersten Verbotsgesetzes am 15. Dezember. Das Staatsparlament ergriff daraufhin die Initiative und beschleunigte das Gesetz, das bis zu vier Jahre Haft und 2000 Dollar Geldstrafe androht.
Im Blickpunkt: Hilfsgüter-Abwürfe Eine Tonne am Fallschirm
Nach den Plänen des US-Verteidigungsministeriums in Washington werden jeden Tag drei bis fünf US-Transportmaschinen vom Typ C-130 (Hercules) von der US-Air Base auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen starten, um über Ostbosnien Lebensmittel und Medikamente abzuwerfen. Auf dem US-Luftwaffen-Stützpunkt in Frankfurt laufen seit Freitag die Vorbereitungen für die Bosnien-Hilfsflüge auf Hochtouren. Um die Gefahr eines Beschusses durch die serbische Flugabwehr zu verringern, werden die US-Maschinen in Gruppen von drei bis fünf Flugzeugen mit jeweils 16 Tonnen Hilfsgütern an Bord in einer Höhe zwischen 1500 und 4000 Meter fliegen. Außerdem soll nachts geflogen werden. Mit Fallschirmen werden dann die 16 Palettenbündel mit einem Gewicht von je einer Tonne aus der Hinterklappe abgeworfen. Die 16 Pakete sollen Medikamenten und Lebensmitteln wie Mehl, Reis, Kaffee, Speiseöl und Fertiggerichten aus Armeebeständen enthalten. Insgesamt ist für den ersten Einsatz der Abwurf von 80 Tonnen geplant. In Frankfurt sollen die US-Soldaten beim Packen der Paletten von Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshilfswerks kontrolliert werden, um allen Seiten zu zeigen, daß keine Waffen an Bord gebracht werden.
Da Wetter und Wind bei der vorgesehenen Abwurfhöhe schwer berechenbar sind, werden die Güter weit von den beabsichtigten Zielorten niedergehen. Der frühere Chef der US- Luftwaffe, General Michael Dugan, geht davon aus, daß bei einem Abwurf der Güter aus 1500 Metern die Hälfte innerhalb einer Zone von anderthalb Kilometern, bei 3000 Metern die Hälfte innerhalb von drei bis fünf Kilometern niedergeht. Um das Abdriften zu reduzieren, werden sich die Fallschirme nicht sofort öffnen.
Vor Beginn der Versorgungsaktion solle die Bevölkerung über Flugblätter von der Hilfsmaßnahme informiert werden, berichteten Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums. Etwa 600 000 Handzettel in Serbokroatisch sollten über den zu versorgenden Ortschaften in Ostbosnien abgewor- fen werden, auf denen der Bevölkerung mitgeteilt werde, daß es sich um eine rein humanitäre Maßnahme handele.
Die USA haben von vornherein einkalkuliert, daß ein Teil der Lieferungen nicht bei den belagerten Moslems, sondern bei den Serben landet. Damit hoffen sie zugleich, die Serben für die humanitäre Aktion zu gewinnen. Ein weiteres Problem des Abwurfs aus großer Höhe ist, daß die Paletten auch Menschen und Häuser treffen können. Zugleich ist zu befürchten, daß ein Teil der Güter beim Aufprall auseinanderbricht. In Frankfurter US-Kreisen wurde damit gerechnet, daß die erste Hilfsmaschine am heutigen Samstag startet, um im Norden Bosniens Hilfsgüter abzuwerfen. Die Militärs sitzen nach Angaben eines Militärsprechers in den Startlöchern, auch wenn sie noch auf das offizielle Startsignal aus Washington warten.
Über die genaue Zahl der bei der Hilfsaktion eingesetzten US-Maschinen konnte der Sprecher am Freitag noch keine Angaben machen. Er ging aber davon aus, daß die Hercules-Flotte des auf dem Frankfurter Flughafen stationierten 435. US-Transportgeschwaders von anderen Transportmaschinen unterstützt werden.
Bislang hat sich nur Pakistan bereiterklärt, bei den Abwürfen mitzumachen.
Die plante US-Aktion stellt die deutsche Bundeswehr, falls sie sich daran beteiligen wollte, vor technische Probleme. Die deutsche Luftwaffe verfüge nur über "Absetzverfahren" bis zu einer Flughöhe von 1500 Fuß (rund 500 Meter), sagte ein Luftwaffenexperte der Nachrichtenagentur AP. Die deutschen Piloten hätten sich bisher auf den Abwurf von Material aus niedrigen Höhen konzentriert. "Wir setzen ganz tief ab, dafür sind wir Spezialisten", hieß es. Ein Beispiel dafür ist das von der Bundeswehr für Hilfsflüge entwickelte "Afrika-Verfahren": Aus einer in wenigen Metern Höhe fliegenden Transall werden Paletten durch die geöffnete Ladeluke ohne Fallschirm hinausgeschoben. Der Aufprall wird durch die Paletten abgefedert, so daß die Ladung weitgehend unversehrt am Boden ankommt.
Die US-Luftwaffe verfüge im Unterschied zu den deutschen Transportern über spezielle Einrichtungen wie ein besonderes Radar für das "Absetzen" aus großen Höhen, erläuterte der Experte. Diese Einrichtung sei für die Transall, das Transportflugzeug der Luftwaffe, nicht vorgesehen. Der Offizier erinnerte zudem daran, daß selbst eine Abwurfhöhe von 3000 Metern nicht ausreichende Sicherheit gegen Beschuß vom Boden biete: In dieser Höhe flog die Bundeswehrmaschine, die Anfang Februar über Kroatien beschossen wurde. (dpa/AP)
MANILA, 26. Februar (dpa). Im Bereich der philippinischen Vulkane Mayon und Pinatubo sind am Freitag eine Reihe von Erschütterungen registriert worden. Nach Beobachtungen der Vulkanologen könnte im Schlund des Pinatubo wieder ein Lavadom entstehen. Über den Krater schwebt eine bis zu 1000 Meter hohe Schwefeldampfwolke. Die Ausbrüche des Pinatubo im Juni 1991 hatten in den verwüsteten Provinzen Pampanga, Tarlac und Zambales über 800 Menschenleben gefordert.Millionenschaden durch Kunststoffbrand
GÜTERSLOH, 26. Februar (dpa). Bei einem Brand in einem kunststoffverarbeitenden Betrieb im ostwestfälischen Gütersloh-Spexard ist am frühen Freitag nach vorläufigen Schätzungen von Polizei und Feuerwehr ein Sachschaden in Millionenhöhe entstanden. Menschen wurden nicht verletzt. Eine 2500 Quadratmeter große Fertigungshalle, in der Holz- und Kunststoffenster hergestellt werden, brannte nieder. Rund 100 Feuerwehrleute konnten ein Übergreifen des Feuers auf das angrenzende Bürogebäude verhindern. Messungen der Feuerwehr ergaben keine Belastung der Luft durch giftige Schadstoffe. Die Brandursache ist noch ungeklärt.
ROSSTAL, 26. Februar (dpa). Bei einem Zusammenstoß zwischen einem vollbesetzten Schulbus und einem Lastwagen ist am Freitag im mittelfränkischen Roßtal bei Fürth der Fahrer des Lastwagens lebensgefährlich verletzt worden. Zehn Schüler erlitten leichte Verletzungen. Nach Angaben der Polizei hatte der Fahrer des Schulbusses die Vorfahrt mißachtet. Die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest.
BERLIN. Die Schriftstellerin Christa Wolf, die nach dem Studium ihrer Stasi-Akten bei der Gauck-Behörde öffentlich auch eine zeitweise Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) bekannt hat, war über diese Entdeckung nach eigenen Worten entsetzt. "Es hat mich tief erschreckt, gar keine Frage." In einem vom Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg ausgestrahlten TV- Interview mit Günter Gaus sagte sie im kalifornischen Santa Monica: "Es war ein Schock für mich, in meinen Opferakten zu entdecken, daß es auch einen IM-Vorgang gibt. Ich hätte geschworen, daß es das nicht geben kann von mir. Mir standen die Haare zu Berge. Ich habe wirklich verdrängt, daß es einen IM-Vorgang gab."
Zornig wurde die Autorin, als Gaus die Frage stellte: "Sind Sie, nicht aus Mangel an Courage, die Sie bei anderen Gelegenheiten durchaus bewiesen haben, sondern als Naturell konfliktscheu, und trachten Sie nach Harmonisierung um jeden Preis?" Da müsse sie "aus der Haut fahren", sagte Christa Wolf. Jetzt würden die Charakterisierungen aus den Stasi-Akten übernommen und heute auf sie angewandt, "eine der obszönen Folgen der Aktenbeschreibung in der Presse", das sei unglaublich.
Sie habe wohl Konflikte gescheut, "wenn ich mir nicht sicher war, ob ich recht habe". An anderen Stellen habe sie diese Scheu aber überwunden, wie ihr Verhalten auf dem berüchtigten "Kulturplenum" des SED-Zentralkomitees 1965 beweise. dpa
LONDON, 26. Februar (dpa). Bei einem Terroranschlag am frühen Freitag morgen in Warrington bei Manchester wurde ein Polizist schwer verletzt. Später brach nach einer Explosion im Gaswerk ein Feuer aus. Die Polizei schließt einen terroristischen Zusammenhang nicht aus. Der 25 Jahre alte Polizist war um Mitternacht aus einem Lieferwagen heraus niedergeschossen worden. Die drei Insassen entkamen und kaperten einen Pkw, dessen Fahrer sie in den Kofferraum sperrten. Nach einem Unfall mit dem gestohlenen Wagen wurden zwei von ihnen festgenommen. Der dritte verschwand in der Dunkelheit. Gegen 5 Uhr explodierte dann ein Gasometer in dem Werk.
MAGDEBURG, 26. Februar (dpa). Der im Magdeburger "Elbterrassen"-Prozeß als Verteidiger aufgetretene Rechtsanwalt Lutz Böhme wird seit über einer Woche vermißt. Die bundesweit laufende Fahndung habe kein Ergebnis gebracht, sagte ein Polizeisprecher am Freitag morgen. Der Anwalt hatte eine Reihe von Gerichtsterminen nicht wahrgenommen. Das Verschwinden Böhmes erhalte einen besonderen Anstrich durch dessen Beteiligung an dem "Elbterrassen"- Prozeß, in dem es um den Überfall von Skinheads auf eine Magdeburger Gaststätte vom 9. Mai des vergangenen Jahres ging, hieß es. Dabei waren einige Beteiligte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der Tod des Punkers Torsten Lamprecht blieb ungeklärt.
WOLFSBURG (dpa/FR). Der Volkswagen-Konzern muß auch im zweiten Quartal im Stammwerk Wolfsburg kurzarbeiten. Nachdem schon von Januar bis Ende März an 14 Tagen Zwangspausen eingelegt werden, wurde beim Arbeitsamt Helmstedt erneut Kurzarbeit angemeldet. Auch in anderen deutschen VW-Fabriken, in denen in den ersten drei Monaten Produktionsruhe an mindestens zwölf Tagen herrscht, sind zusätzliche Einschränkungen angesagt. Der Umfang der neuen Kurzarbeit werde in Kürze bekanntgegeben, so VW-Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkert.
Er tritt zudem Spekulationen entgegen, nach denen Volkswagen mehr als die bisher angekündigten 12 500 Stellen bis Ende 1994 abbauen will. Die gegenwärtige Krise müsse mit Einstellungsstopp und Kurzarbeit überwunden werden. Im Werk Wolfsburg, wo Ende 1992 in der Spitze täglich 4200 Wagen vom Typ Golf das Band verließen, müsse wieder eine normale Produktion von 3500 bis 3600 Einheiten angestrebt werden.
VW hat laut Volkert mit Strukturproblemen zu kämpfen, die gelöst werden müßten. Die Flaute in der Autobranche habe aber den "zeitlichen Spielraum" dafür enorm verkürzt. Volkert ist zuversichtlich, daß vom neuen Konzernchef Ferdinand Piëch der nötige Schub kommt. Teile des Managements hätten die Probleme bisher ausgesessen.
Piëch hat derweil mit dem von ihm erwarteten Stühlerücken in der Chefetage begonnen. Von seiner früheren Wirkungsstätte bei Audi holte er Gunnar Larsson nach Wolfsburg. Dieser soll einer Firmenmitteilung zufolge den "neu geschaffenen Bereich Umwelt, Verkehr und Forschung" von Montag an leiten. Freilich so ganz neu ist das Arbeitsgebiet nicht, denn im VW-Markenvorstand zeichnete bisher Professor Ulrich Steger für Umwelt und Verkehr verantwortlich. Er führte dieses Ressort seit September 1991 und scheidet nun aus. Orginalton von VW: "Das Aufgabengebiet ,Umwelt und Verkehr&rquote; soll enger mit der Forschung verzahnt werden."
Einen Korb handelte sich Piëch von anderer Seite ein. Ignacio Lopez de Arriortua, Einkaufschef von General Motors und bekannt als Kostendrücker, sagte in Detroit: "Ich will die Stellungnahme unserer Presseabteilung vom 19. Februar bestätigen, daß ich hier glücklich bin und in meiner Position bleiben werde."
LONDON, 26. Februar (dpa/Reuter). Der britische Premierminister John Major und seine Regierung sind zur Zeit nicht beliebt bei den Wählern. In einer am Donnerstag in der Londoner Times veröffentlichten Umfrage erklärten sich 80 Prozent unzufrieden mit der Arbeit der Regierung. 64 Prozent bewerteten Majors Auftreten negativ, darunter fast ein Drittel der Anhänger seiner Konservativen Partei.
In der Wählergunst führt nach dieser Umfrage die oppositionelle Labour-Partei mit 46 Prozent deutlich vor den regierenden Konservativen (34 Prozent). Der Labour-Vorsprung ist im vorigen Monat von acht auf zwölf Punkte angestiegen.
Jens Weißflog ist anzusehen, daß er jeden Strohhalm sucht, um seine Hoffnungen festzumachen. "Endlich wurde eine neue Anlaufspur gelegt. Sie ist nicht mehr das blanke Eis, sondern aus Schnee", kommentierte der Oberwiesenthaler die Bedingungen auf der Normalschanze im Lugnet-Stadion, auf der am heutigen Samstag der dritte und letzte Skispringer-Titel der WM vergeben wird. Auf Eis war Weißflog zwei Stundenkilometer langsamer als die Norweger angefahren. "Bei den neuen Bedingungen pegelte sich der Rückstand zwischen 0,8 und einem Kilometer ein. Das ist normal", schätzte Weißflog.
Diskussionen über seine Sprunglatten wies er zurück. "Der Ski ist gut." Der 28jährige kann allerdings auch nicht wechseln. "Wenn ich das Springen weiterhin profihaft betreiben will, geht das nur mit einem so guten Vertrag, wie ich ihn derzeit habe." Hoffnungen auf ein besseres Resultat als in den beiden Springen auf der Großschanze (20. im Einzel, 11. mit der Mannschaft) schöpfte Weißflog auch aus der Tatsache, daß der 90-m-Bakken eine Anlage für Techniker ist. Deshalb stieg der österreichische Routinier Ernst Vettori wie Phönix aus der Asche im Training vom Mitspringer zu einem Medaillenanwärter auf. "Wenn wir unsere Trainingsleistungen im Wettkampf wiederholen, können wir zwei Plätze unter den besten 15 erreichen", blickte Weißflog der Konkurrenz entgegen.
Der Oberwiesenthaler steht wie die drei anderen Team-Mitglieder hinter der Entscheidung von Bundestrainer Rudi Tusch, den ehemaligen Skiflug-Weltmeister Dieter Thoma (Hinterzarten) nach Hause geschickt zu haben. "Für Dieter ist das hart, doch kommt jetzt Ruhe in die Mannschaft, entsteht kein negativer Kohl mehr", meinte Weißflog, der mit neun Olympia- und WM-Medaillen erfolgreichste deutsche Skispringer.
Auch mit dem zeitlichen Abstand von drei Tagen ist Bundestrainer Rudi Tusch "hundertprozentig von seiner Entscheidung überzeugt. Das Faß war eben voll. Dieter hat negativ auf die Mannschaft eingewirkt", sagte Tusch und nannte auch Beispiele: "Bei der Zimmereinteilung wollte er nicht mit Kombinierer Thomas Dufter zusammenwohnen, ständig hat er über die Bedingungen an der Schanze gewettert und die anderen verunsichert." Zudem habe Thoma schlichtweg Angst gehabt, bei den schwierigen Bedingungen zu springen. "Das nervt natürlich die anderen, die ihre letzte Möglichkeit bei der WM nutzen und ein gutes Ergebnis zustande bringen wollen."
Der Konflikt zwischen Tusch und seinem ehemaligen Musterschüler schwelte schon länger. Als Tusch im Frühsommer Wolfgang Steiert aus Thomas Heimatort Hinterzarten zum Co-Trainer berief, rief das den Widerspruch des Ex-Champions hervor. Wie oft Tusch in den letzten Monaten mit Dieter und Trainer-Vater Franz telefoniert habe, sei "kaum vorstellbar". Der Dieter sei einfach zu negativ eingestellt. dpa
KÖLN, 26. Februar (dpa). Der Schwulenverband in Deutschland hat den Politikern vorgeworfen, auch 48 Jahre nach Kriegsende homosexuelle NS-Opfer "aus der Entschädigung auszugrenzen". So habe der Bundestag eine Petition der Evangelischen Kirche im Rheinland zur Entschädigung der "vergessenen Opfer" abgelehnt, sagte Sprecher Volker Beck am Freitag in Köln. "Die Verfolgung von Schwulen wird weiterhin nicht als 'typisches NS-Unrecht' anerkannt." Beck warf der Bundesregierung, dem Bundestag und dem Bundesrat vor, in der Entschädigungs-Diskussion kläglich darin versagt zu haben, "den schwulen Opfern des Nationalsozialismus endlich Gerechtigkeit und volle Anerkennung zu verschaffen".
ROM, 26. Februar (dpa). Auto-Stopp auf italienischen Autobahnen wird teuer: Anhalter müssen künftig mit Bußgeldern von 50 000 bis 200 000 Lire (rund 55 bis 215 Mark) rechnen. Dieselbe Strafe sieht die neue Straßenverkehrsordnung für Autofahrer vor, die Anhalter mitnehmen.
BERLIN, 26. Februar (dpa). In Berlin soll an historischer Stätte ein supermoderner Eisenbahn-Knotenpunkt entstehen: Der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte und später gesprengte Lehrter Bahnhof wird nach den Plänen des Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan für 700 Millionen Mark wieder aufgebaut.
Berlins Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) sprach bei der Vorstellung der Entwürfe am Freitag in Berlin vom "bedeutendsten Bahnhofsbauwerk dieses Jahrhunderts in Berlin". Mit den Bauarbeiten soll 1995 begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist in Etappen in den Jahren 2000 bis 2002 vorgesehen.
Auf mehreren, teils unterirdischen Ebenen soll ein Kreuzungspunkt der Hauptverkehrsachsen Nord-Süd und Ost- West sowie von S-Bahnen und U-Bahnen entstehen, wo täglich rund 60 000 Fahrgäste abgefertigt werden. Bahnchef Heinz Dürr kündigte an, daß dort täglich 382 Zugpaare verkehren werden, davon 84 IC-Züge und 192 Regionalverkehrszüge.
MOSKAU, 26. Februar (dpa). Mit einem eintägigen Warnstreik wollen die Bergleute in der Ukraine die Einhaltung von Tarifabkommen mit der Regierung erzwingen. Nach Angaben der Kiewer Zentrale der unabhängigen Bergarbeitergewerkschaft vom Freitag traten die Kumpel in 16 Kohlegruben im Donezk-Revier in den Ausstand. Sie forderten laut Moskauer Agentur Interfax außerdem wirtschaftliche Selbständigkeit für die Kohlebetriebe sowie die Aufhebung der Begrenzung für Löhne und Renten.
GENF (dpa) - Nach dem Ausbruch der Kinderlähmung (Poliomyelitis) in den Niederlanden hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt vor "unvollständigen Impfprogrammen" gewarnt. Selbst die reichen Länder riskierten einen plötzlichen Ausbruch der Krankheit, wenn einige wenige Menschen nicht gegen Polio geimpft seien, erklärte die WHO am Freitag in Genf.
In den Niederlanden seien bislang 68 Fälle bekanntgeworden. Zwei Menschen seien an der Kinderlähmung gestorben, die Erkrankungen hätten die Gesundheitsbehörden bislang zehn Millionen Dollar gekostet. Dabei verfüge das Land über eines der modernsten Gesundheitssysteme der Welt. Den letzten Polio-Ausbruch habe es in den Niederlanden vor etwa 15 Jahren gegeben.
Angehörige von mindestens fünf religiös-fundamentalistischen Konfessionen wehrten sich allerdings gegen die Polio- Impfung. So sei Kinderlähmung in sieben von zwölf Provinzen aufgetreten, obwohl die große Mehrheit der Niederländer geimpft sei. In westlichen Ländern sei in den vergangenen 18 Monaten kein Polio- Fall diagnostiziert worden. Weltweit wurden (1991) 14 127 Fälle offiziell registriert. dpa si el
Fast fünfeinhalb Jahre nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizeibeamte während einer gewalttätigen Demonstration an der Startbahn West ist das Urteil endgültig: Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte am Freitag den Richterspruch von 15 Jahren Freiheitsstrafe gegen den 38jährigen Andreas Eichler.
Eichler war im März 1991 vom Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt verurteilt worden. Das Karlsruher Gericht verwarf damit die Revisionen des Angeklagten und der Bundesanwaltschaft. Die Anklagebehörde hatte mit der Revision die Verurteilung Eichlers nicht nur wegen Totschlags, sondern wegen Mordes und damit die lebenslange Freiheitsstrafe gefordert.
Bei den Auseinandersetzungen an der Startbahn West waren am Abend des 2. November 1987 aus einer gestohlenen Polizeipistole mindestens 14 Schüsse auf vorrückende Polizeibeamte abgefeuert worden. Dabei kamen zwei Beamte ums Leben, zwei andere wurden verletzt. Die Bundesanwaltschaft hielt sowohl Eichler als auch den mitangeklagten Frank Hoffmann des Mordes für überführt und hatte vor dem OLG Frankfurt lebenslange Freiheitsstrafen gefordert.
Nach mehr als zweijähriger Verhandlung war Hoffmann jedoch vom Vorwurf der Mittäterschaft bei der Erschießung der Beamten freigesprochen und lediglich unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu einer Gesamtstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden. Die Entscheidung ist inzwischen rechtskräftig. Als alleinigen Schützen betrachteten die Frankfurter Richter Andreas Eichler, bewerteten jedoch die Schüsse nicht als Mord, sondern lediglich als Totschlag. Die Verurteilung wegen Mordes lehnte das Gericht mit der Begründung ab, Eichler habe weder heimtückisch gehandelt noch gebe es Hinweise für "niedrige Beweggründe".
Diese Auffassung wurde vom Bundesgerichtshof bestätigt. Zu den Voraussetzungen heimtückischer Tötung gehöre die Arglosigkeit des Opfers. Angesichts der "fortdauernden offenen Feindseligkeiten" zwischen Polizei und Demonstranten sei diese vom Oberlandesgericht "rechtsfehlerfrei" verneint worden. Auch niedrige Beweggründe seien zu Recht abgelehnt worden. Die Erschießung der Polizeibeamten unterscheide sich "in wesentlichen Punkten" von terroristischen Anschlägen, bei denen die Rechtsprechung niedrige Beweggründe bejaht habe. Auch die Revision Eichlers, der seine Verurteilung insgesamt angefochten hatte, wurde als unbegründet verworfen (Aktenzeichen: 3 StR 207/92). dpa
Zur Person:
ERWIN KRÄUTLER, brasilianischer Bischof und ein Verfechter der Befreiungstheologie, hat die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bamberg erhalten. Der Bischof sei ein "begeisternder Hoffnungsträger für alle, denen Menschenrechte und Gerechtigkeit ein Anliegen sind", hieß es in der Laudatio. Die Auszeichnung nahm Kräutler an "im Namen jener Menschen, denen ich seit Jahrzehnten meine Stimme leihe". Der 1939 im österreichischen Koblach (Vorarlberg) geborene Kräutler ist seit 13 Jahren Bischof der Prälatur am Xingu, dem flächenmäßig größten Bistum Brasiliens. Er war einer der schärfsten Kritiker der 500-Jahr-Feier zur Entdeckung Amerikas im vergangenen Jahr und setzt sich für die Rechte der Indianer ein. Nur knapp entging Kräutler 1987 einem als Autounfall inszenierten Mordanschlag. (dpa)
GÜNTER KRUSCHE, Berliner Generalsuperintendent, hat fehlende Unterstützung der Berlin-Brandenburgischen Kirchenleitung nach seinen Stasi-Kontakten beklagt. Nachdem er sich vor einem Jahr zu diesen Kontakten bekannt habe, habe die Kirchenleitung ihn "im Regen stehengelassen" und "kein starkes Wort" zu seiner Verteidigung gesagt, sagte er Radio Brandenburg. Vieles, was ihm heute von früheren Bürgerrechtlern vorgeworfen werde, habe er im Auftrag der Kirchenleitung und in Ausübung seines Amtes getan, betonte Krusche. Er werde vor allem deswegen bereits jetzt mit 62 Jahren in den Ruhestand gehen, weil er möglichst bald schriftlich seine eigene Sicht zu den Dokumenten der Staatssicherheit darlegen wolle. Die Kirchenleitung hatte im Januar mitgeteilt, daß gegen Krusche keine Disziplinarmaßnahmen eingeleitet würden. Sie könne zwar die langjährigen Stasi-Kontakte nicht billigen, die Gespräche hätten aber kirchlichen Belangen und nicht einer Zuarbeit für die Staatssicherheit gedient. (epd)
ASCHAFFENBURG, 26. Februar (dpa). Eltern von Sorgenkindern können ab 1. März Hilfe über eine bundesweit ausgerichtete Datenbank bekommen. Die Angehörigen erhalten auf diese Weise Informationen über derzeit etwa 300 Erkrankungen oder Behinderungen im Kindes- und Jugendalter. Nach Angaben des Vereins Kindernetzwerk soll damit vor allem Mädchen und Jungen geholfen werden, die chronisch oder psychosomatisch krank, behindert, entwicklungsgestört oder umweltgefährdet sind.
Die Eltern können zum Beispiel Adressen von Selbsthilfegruppen, Fördervereinen und Literaturhinweise erhalten. Die schriftlichen oder telefonischen Anfragen sind in der Regel kostenlos, teilte das Kindernetzwerk am Freitag mit. Das Netzwerk, das die Kooperation zwischen Eltern-Selbsthilfegruppen und Ärzten verbessern will, wird von der Fresenius- Stiftung, der vor kurzem gegründeten Thomas-Gottschalk-Stiftung und dem Lübecker Verlag Schmidt-Römhild getragen.
Nähere Informationen beim Kindernetzwerk e. V., Hanauer Str. 15, 8750 Aschaffenburg (Telefon: 06021/12030; Telefax: 06021/12446).
MÜNCHEN. Der Münchner Verleger Franz Ehrenwirth ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein Unternehmen bietet ein vielseitiges Programm mit über 400 lieferbaren Titeln. Den Grundstein des Verlages legte Ehrenwirth mit Schulbüchern, pädagogischer Fachliteratur, Ratgebern von Sebastian Kneipp, zahlreichen Fachzeitschriften sowie Bavarica. Im literarischen Programm sind Namen wie Gertrud von le Fort, Fitzgerald Kusz und Iris Murdoch vertreten. dpa
BERLIN, 26. Februar (dpa). Am geplanten Parlamentsviertel in Berlin soll an historischer Stätte ein moderner europäischer Eisenbahn-Knotenpunkt entstehen: Der im Krieg zerstörte Lehrter Bahnhof wird vor den Pforten des neuen Bundeskanzleramtes am Spreeufer für 700 Millionen Mark wieder aufgebaut.
Bahn-Chef Heinz Dürr und Berlins Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) sprachen am Freitag vom "bedeutendsten Bahnhofsbauwerk dieses Jahrhunderts". Die Bauarbeiten sollen 1995 beginnen, der Bahnhof in Etappen in den Jahren 2000 und 2002 in Betrieb genommen werden.
Hunderte von Fernbahnzügen sollen täglich den neuen ICE-Kreuzungsbahnhof passieren, außerdem werden dort S- und U-Bahnen halten. Riesige Rolltreppen sollen die verschiedenen Ebenen miteinander verbinden.
Der Hamburger Architekt Meinhard von Gerkan, der auch das Flughafengebäude in Berlin-Tegel entwarf, plant 15 Meter über den Gleisen eine Bogenkonstruktion aus Glas und Stahl, die in alle vier Himmelsrichtungen weist. Selbst auf der untersten Ebene der mehrgeschossigen Bahnhofsanlage erleuchtet auch Tageslicht die Hallen. Erstmals in Deutschland sollen in Zusammenarbeit mit anderen Investoren auf dem Bahnhofsgelände auch Neubauten für andere Dienstleistungs-Einrichtungen entstehen.
ISTANBUL, 26. Februar (dpa). Die Parlamentspräsidenten von neun der elf Mitgliedsstaaten der Schwarzmeer-Wirtschaftsgemeinschaft haben am Freitag in Istanbul eine Deklaration über die Gründung einer Parlamentarischen Versammlung unterzeichnet. Die konstituierende Sitzung ist im Juni in Istanbul geplant.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit, die auf Initiative der Türkei im Juni 1992 vereinbart worden war, solle auf der Grundlage der Menschenrechte und demokratischen Grundwerte vertieft werden, hieß es in der Deklaration der Türkei, Albaniens, Aserbaidschans, Armeniens, Georgiens, der Ukraine, Moldawiens, Rumäniens und Rußlands. Griechenland und Bulgarien sollen die Deklaration nachträglich unterzeichnen.
BRÜSSEL (dpa). Auf ein unterschiedliches Echo ist der vom EG-Ministerrat gebilligte Aktionsplan der Brüsseler Kommission zur Bewältigung der Stahlkrise gestoßen. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, sagt, die Unternehmen der deutschen Industrie seien erleichtert. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt meint, mit dem Konsens sei ein guter Einstieg zur Schadensbegrenzung gefunden worden. Dagegen übt IG-Metall-Vorstandsmitglied Dieter Schulte Kritik: Der Beschluß sei nicht ausreichend. Er fordert Quoten und Mindestpreise bei Stahl.
Der EG-Plan sieht einen Kapazitätsabbau von 50 Millionen Tonnen bis Ende 1994, spätestens aber 1995 vor. Zugleich sollen mindestens 50 000 Jobs wegfallen.
Saarlands Ministerpräsident Oskar Lafontaine kommentierte, die Beschlüsse würden dem entstandenen Zeitdruck nicht gerecht. "Wer darauf verzichtet, ein Strukturkrisenkartell zu genehmigen, geht von einer falschen Einschätzung aus. Freiwillige Entscheidungen auf einer objektiven Basis und abseits von Standortkonkurrenz sind unter dem Zwang zu nie dagewesenem Kapazitätsabbau mitten in einer Rezession nicht zu erwarten." Um den Stahlmarkt zu stabilisieren wird Brüssel im Drei-Monate-Turnus die Nachfrage schätzen und die Daten den Betrieben als Orientierungshilfe an die Hand geben. Dies sei kein Kartell, betont Wettbewerbskommissar Karel van Miert.
PARIS, 26. Februar (dpa). Der "Präsident" Kosovos, Ibrahim Rugova, hat den UN vorgeworfen, zu einer "schleichenden ethnischen Säuberung" dieser zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Provinz Rest-Jugoslawiens beizutragen. Er begründete den Vorwurf am Freitag nach einer Anhörung in der Nationalversammlung in Paris damit, daß das UN-Flüchtlingshilfswerk die Ansiedlung von Serben aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina im Kosovo unterstütze.
In den vergangenen Jahren habe es bereits eine erzwungene Massenauswanderung von 300 000 Albanern gegeben. Allein 200 000 junge Männer seien gegangen, um nicht in den Reihen der Serben in Bosnien kämpfen zu müssen. 100 000 Albaner hätten durch das Vordringen von Serben ihre Arbeit verloren, darunter 800 Hochschullehrer. Rugova, der 1992 zum Präsidenten einer von Serbien nicht anerkannten Republik Kosovo gewählt worden war, rief die internationale Gemeinschaft auf, den Kosovo als Protektorat unter den Schutz der UN zu stellen.
NEU-DELHI, 26. Februar (dpa). Abgeordnete der extremen hinduistischen Bharatiya Janata Partei (BJP) haben am Freitag zweimal die Unterbrechung einer Sitzung des indischen Parlaments in Neu-Delhi erzwungen. Die BJP-Abgeordneten wandten sich gegen die Niederschlagung einer Massendemonstration am Donnerstag. Die Abgeordneten verlangten von der Regierung eine Entschuldigung für die gewaltsame Auflösung der Demonstration. Mit dem Marsch wollten die Hindu-Aktivisten den Bau eines Tempels auf dem Gelände einer zerstörten Moschee erzwingen.
Kurz nach Beginn der Parlamentssitzung störten die BJP-Abgeordneten die Sitzung mit Sprechchören. Sie warfen der Regierung vor, in Neu-Delhi am Donnerstag mit staatlichem Terror den Protestmarsch von BJP-Anhängern niedergeschlagen zu haben. Mehr als 70 000 paramilitärische Truppen hatten zusammen mit 50 000 Polizisten die Protestkundgebung der Hindu-Partei verhindert. Bei den blutigen Auseinandersetzungen wurden mehr als 500 Menschen verletzt.
ROM, 26. Februar (dpa). Papst Johannes Paul II. hat die Katholiken in Bosnien und der ganzen Welt aufgerufen, den vergewaltigten bosnischen Frauen zu helfen, damit sie nicht abtreiben.
Der erlittene Akt der Gewalt müsse in einen "Akt der Liebe und der Aufnahme" verwandelt werden, schreibt das Kirchenoberhaupt in einem am Freitag im Vatikan veröffentlichten Brief an den Erzbischof von Sarajewo, Vinko Poljik. Die Ungeborenen seien unschuldig und könnten keinesfalls als "Aggressoren" betrachtet werden. Auf die "Barbarei des Hasses und des Rassismus" müsse mit der "Kraft der Liebe und der Solidarität" geantwortet werden, fährt der Papst fort.
KAIRO, 26. Februar (dpa). Libyen strebt angeblich die Auslieferung der beiden mutmaßlichen Drahtzieher des Lokkerbie-Anschlags an Deutschland an. Das berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur MENA am Freitag unter Berufung auf die tunesische Zeitung Ash-Shorouq. Danach soll ein libyscher Diplomat in Kürze Vertretern des Geheimdienstes CIA in den USA vorschlagen, die beiden Drahtzieher des Anschlags in Deutschland vor Gericht zu stellen.
Das Auswärtige Amt in Bonn bestätigte am Freitag, daß ein angeblich an Deutschland gerichteter Auslieferungsvorschlag vor ungefähr einem Jahr von Libyen aus ins Gespräch gebracht worden sei. Eine Sprecherin wies darauf hin, daß laut UN und Internationalem Gerichtshof eine Auslieferung an Großbritannien oder die USA erfolgen müsse.
Bei der Explosion eines US-Jumbo im Dezember 1988 über dem schottischen Lockerbie waren 270 Menschen ums Leben gekommen. Die Explosion soll von einer in Frankfurt an Bord geschmuggelten Bombe verursacht worden sein.
DEGGENDORF, 26. Februar (dpa). Das Anhörungsverfahren zum geplanten Pflanzenversuch mit genmanipulierten Zuckerrüben ging am Donnerstag nach fast drei Monaten im bayerischen Wallerfing zu Ende. Die Gegner des Versuches beklagten die Unvollständigkeit der Antragsunterlagen. Ihrer Ansicht nach hat die Erörterung gezeigt, daß für eine Freisetzung manipulierter Pflanzen keine Notwendigkeit besteht. Das Unternehmen, das den Freilandversuch beantragt hatte, teilte nach der Anhörung mit, das Verfahren habe keine neuen Aspekte gebracht. Die Behörden müssen nun die gestellten Anträge begutachten. Mit einer Entscheidung wird bis Ende März gerechnet. Kurz vor Ende der Erörterung war der Leiter der Anhörung, Klaus Wichmann vom Berliner Bundesgesundheitsamt, abgelöst worden. Ihm war Befangenheit vorgeworfen worden, da er für den Freilandversuch keine großflächigen Folgeschäden befürchtet haben soll. Obwohl Professor Peter Brandt zu seinem Nachfolger benannt wurde, erwägen die Gegner des Gen-Versuchs juristische Schritte. Das BGA hatte die zitierten Äußerungen Wichmanns als unvollständig und falsch zurückgewiesen und behördeninterne Gründe für die Umbesetzung genannt.
Zum Auftakt des 17. Vier-Länder-Turniers in Valladolid (Spanien) erreichte die deutsche Handball-Nationalmannschaft gegen Weißrußland ein 25:25 (13:12). Zwei Minuten vor Ende der Partie lag die Mannschaft von Bundestrainer Armin Emrich noch 25:23 in Führung. Vor knapp 1000 Zuschauern im Sportzentrum Pisuerga konnte bei der deutschen Mannschaft lediglich der rechte Flügel gefallen: Mit dem nur 32 Minuten lang eingesetzten Bernd Roos vom TV Großwallstadt (7/4) und dem Lemgoer Volker Zerbe (6) spielten dort auch die erfolgreichsten Werfer.
NEW YORK, 26. Februar (dpa). Eine Explosion unter dem New Yorker World Trade Center hat am Freitag mindestens drei Tote gefordert und eine Massenpanik unter Zehntausenden von Menschen ausgelöst, die in dem mit 110 Stockwerken zweithöchsten Gebäude der Erde arbeiten. Eine Decke in einer U-Bahn- Station unter den Hochhaustürmen war durch die Explosion eingestürzt. Aus allen Stockwerken drang schwarzer Rauch, Menschen versuchten verzweifelt, über die endlosen Treppen ins Freie zu kommen. Nach Rundfunkberichten wurden bis Redaktionsschluß mindestens 150 Verletzte von den Notdiensten behandelt. Es gab so gut wie keine Nachrichten von der Zugstation, die tief unter dem Gebäude liegt.
Die Explosion entstand nach Angaben von Feuerwehrsprechern möglicherweise bei Bauarbeiten, nach Angaben des örtlichen Fernsehsenders WCBS-TV war ein Sprengsatz die Ursache. Zahlreiche Menschen wurden unter dem Gebäude eingeschlossen. Mit rauchgeschwärzten Gesichtern berichteten die Augenzeugen, die 40, 50, 95 Stockwerke tief über dunkle Treppen herabgeflüchtet waren, atemlos live über die vielen lokalen Fernsehstationen. Viele Menschen waren auch zwei Stunden nach der Explosion noch in den gigantischen Türmen und versuchten, durch Schließen aller Türen das Eindringen der schwarzen Rauchwolken in ihre Büros zu verhindern.
Weit oben in den Doppeltürmen hatten Eingeschlossene offenbar Fenster eingeschlagen, die normalerweise nicht geöffnet werden können, und versuchten, mit dem Schwenken großer Tücher auf sich aufmerksam zu machen. Polizei und Feuerwehr riefen über Lautsprecher immer wieder auf, nicht in Panik zu verfallen. Gleichzeitig sprachen andere Eingeschlossene im 97. Stock völlig gelassen am Telefon mit Fernsehreportern und sagten, dort oben sei gar nichts passiert.
In jedem der beiden gut 400 Meter hohen Türme gebe es ein Feuer, sagte ein Sprecher der Rettungstruppen. Die Strom- und Gasversorgung in dem riesigen Gebäudekomplex wurde abgeschaltet.
"Wie ein Mini-Erdbeben", sagten Augenzeugen, habe sich die Explosion in den Doppeltürmen des World Trade Center ausgewirkt. Experten verwiesen darauf, daß die Bauart der beiden Türme ein Schwingen bei derartigen Ereignissen zwingend notwendig mache.
Dariusz Wosz gibt dem VfL Bochum neue Hoffnung im Abstiegskampf. Durch das erste Saisontor des früheren Hallensers (17.) und einen Treffer von Christian Herrmann (61.) besiegte das Schlußlicht der Fußball-Bundesliga Borussia Mönchengladbach 2:1 (1:0) und feierte damit den ersten doppelten Punktgewinn seit dem 25. August 1992, den zweiten in dieser Saison überhaupt. Erst vier Minuten vor Schluß kamen die harmlosen Gladbacher durch Martin Max zum Anschlußtor. Für Trainer Jürgen Gelsdorf gab es damit vor 24 000 Zuschauern im Ruhrstadion ausgerechnet im Duell mit seinem Ex-Klub das erste Erfolgserlebnis seit seiner Amtsübernahme in Bochum.
Die nach einer Serie von Verletzungen mit dem letzten Aufgebot angetretenen Bochumer begannen ihr "Schicksalsspiel" entschlossen und engagiert. Gelsdorf hatte sein Team für das Prestige-Duell gegen die Borussen taktisch blendend eingestellt. Aus dem breitgefächerten Mittelfeld erhielt Sturmspitze Aden immer wieder Unterstützung durch Wosz, Kempe und Wegmann. Dem Bochumer Angriffswirbel hatten die Gäste nicht viel entgegenzusetzen.
Schon in der sechsten Minute lag bei einem Kempe-Schuß die Führung in der Luft, sieben Minuten später mußte Wynhoff für seinen bereits geschlagenen Torhüter Heyne auf der Linie retten. Das 1:0 war nur eine Frage der Zeit. Nach einer Flanke von Peschel war schließlich Wosz (17.) mit einem sehenswerten Volleyschuß erfolgreich. Die Gladbacher mußten bis kurz vor der Halbzeit auf ihre erste Chance warten: Zumdick parierte einen Freistoß Kastenmeiers (42.).
Auch beim zweiten Bochumer Treffer war der überragende Wosz der Ausgangspunkt. Einen Eckball des flinken Antreibers verwertete Libero Herrmann (61.) unhaltbar für Heyne. Danach setzte Gäste-Coach Bernd Krauss alles auf eine Karte und brachte mit Max für Wynhoff einen dritten Stürmer. Doch die besseren Gelegenheiten besaßen weiterhin die Hausherren. dpa
Bochum: Zumdick - Herrmann - Reekers, Heinemann - Peschel, Wegmann, Kempe (57. Schwanke), Bonan, Christians - Aden (87. Guillon), Wosz.
Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Fach, Wynhoff (68. Max), Pflipsen, Neun - Criens, Dahlin.
Schiedsrichter: Fux (Stutensee).
Tore: 1:0 Wosz (17.), 2:0 Herrmann (61.), 2:1 Max (86.).
Zuschauer: 24 000.
Gelbe Karten: Kempe, Schwanke, Wegmann, Reekers.
BONN, 26. Februar (dpa). Die Türkei wünscht so schnell wie möglich die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft. Einen Aufschub würde die Regierung in Ankara nicht mehr verstehen, sagte der stellvertretende türkische Ministerpräsident Erdal Inönü am Freitag in Bonn.
Inönü, Chef der türkischen Sozialdemokraten und wichtigster Koalitionspartner von Ministerpräsident Suleyman Demirel, sagte, die Türkei könne ihre Bemühungen, durch den "Export westlicher Demokratie und Marktwirtschaft" die neuen unabhängigen zentralasiatischen Republiken von Aserbaidschan bis Usbekistan zu stabilisieren, nur dann fortsetzen, wenn sie die EG im Rücken wisse. Angesichts der türkischen Politik, den Einfluß des islamischen Fundamentalismus' zurückzudrängen, sei ein fortgesetzter EG-Ausschluß unvorstellbar.
MOSKAU, 26. Februar (AFP). Aus Rachsucht hat ein mit dem Aids- Virus infizierter Mann in Rußland mutwillig eine unbekannte Zahl Frauen angesteckt. Der 24jährige hatte binnen drei Monaten allein in der sibirischen Stadt Tjumen ungeschützten Geschlechtsverkehr mit mindestens 15 Frauen, darunter einer Minderjährigen, berichtete am Donnerstag die Tageszeitung Trud. Ersten Erkenntnissen zufolge hätten sich mindestens zwei der Frauen mit dem HIV-Virus angesteckt. Der als "sehr umgänglich und intelligent" beschriebene Mann sei festgenommen worden. Als Begründung gab er an, er habe sich dafür rächen wollen, daß er selbst angesteckt worden ist.
BERLIN, 26. Februar (AFP). Selten haben sich die höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik so engagiert um ein Kunstwerk gestritten, wie derzeit um die Verhüllung des Reichstagsgebäudes durch den Verpackungskünstler Christo. Nicht der Kunst des Bulgaren gilt diese Aufmerksamkeit, sondern der Symbolkraft des Reichstages, dessen finsterste Nacht sich am Samstag zum 60. Mal jährt. Am 27. Februar 1933 gingen zusammen mit dem Plenarsaal des Reichstages die Weimarer Grundrechte in Flammen auf.
"Dem Deutschen Volke" hat das Reichstagsgebäude in seiner 99jährigen Existenz immer den Epochenwechsel verkündet. Als Wahrzeichen des geeinten Reichs wurde der monumentale Gründerzeitbau auf Beschluß des Reichstags von 1871 in den Jahren 1884 bis 1894 errichtet. 1918 rief Philipp Scheidemann vom Balkon des wilhelminischen Prachtbaus die Republik aus, 1933 symbolisierte der Reichstagsbrand ihren Untergang. Die rote Fahne auf dem Reichstag versinnbildlichte 1945 die Kapitulation des Dritten Reichs. Die damit eingeleitete Teilung Deutschlands endete am 3. Oktober 1990, als die schwarz-rot-goldene Fahne vor dem Reichstag aufstieg.
Am engsten ist das Bild des Reichstags in der Geschichte aber mit den Flammen von 1933 verbunden, die vier Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine Welle des Terrors gegen die Opposition auslösten. Noch in der Nacht verhafteten die Nationalsozialisten Tausende Kommunisten, Sozialdemokraten und andere Regimegegner, am nächsten Tag unterzeichnete Reichspräsident Paul von Hindenburg die "Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat" vor der "kommunistischen Gefahr". Die Weimarer Republik war tot.
Wer den Reichstag angezündet hatte, ist bis heute umstritten. Hingerichtet wurde für die Tat am 10. Januar 1934 der junge niederländische Kommunist Martinus van der Lubbe. Angeklagt wurden außerdem der bulgarische Komintern-Sekretär Georgi Dimitrow und zwei weitere bulgarische Kommunisten sowie der Vorsitzende der KPD-Reichstagsfraktion, Ernst Torgler. Der Reichstagsbrandprozeß geriet den Nazis aber zur Niederlage. Von der Weltöffentlichkeit aufmerksam beobachtet, mußte das Reichsgericht die Angeklagten nach der gefeierten Verteidigungsrede Dimitrows im Dezember 1933 in Leipzig freisprechen. Der Reichstag wurde nicht vollständig wiederaufgebaut, seit dem Brand fehlen Kuppel und Plenarsaal. In einem provisorischen Plenum trat am 4. Oktober 1990 der gesamtdeutsche Bundestag erstmals zusammen. Über die Grundrechte war man sich da einig - über den Plenarsaal wird heute noch gestritten. Drei Architektenentwürfe hat das dafür eingesetzte Preisgericht inzwischen ausgewählt - darunter einen, der das Plenum aus dem Reichstag auslagert und auf ein Sockelgeschoß auf dem Vorplatz stellt. Sehr symbolisch, fand das Preisgericht und empfahl dem Bundestag auch das Christo-Projekt: Mit der Verhüllung vor dem Umbau zum Bundeshaus könne der Neubeginn in der Geschichte des Reichstages deutlich gemacht werden.Pentagon-Chef mit Herzschrittmacher
WASHINGTON, 26. Februar (AFP). US-Verteidigungsminister Les Aspin wird künftig mit einem Herzschrittmacher leben müssen. Dies teilten seine Ärzte am Donnerstag mit, nachdem er aus dem Washingtoner Krankenhaus entlassen worden war. Der 54jährige war am Sonntag wegen Atembeschwerden eingeliefert worden. Wie die Ärzte mitteilten, soll Aspin in einer Woche noch einmal untersucht werden. Dann werde über den Zeitpunkt für den Eingriff entschieden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums leidet Aspin unter einer Herzschwäche und unregelmäßigem Herzschlag.
MOSKAU, 26. Februar (AFP). Fünf Kilo haben die Moskowiter durchschnittlich im Laufe der vergangenen Jahre abgenommen, weil sich ihre Lebensbedingungen verschlechtert haben. Dies zeigt eine Studie des Russischen Zentrums für vorbeugende Medizin. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Freitag meldete, liegt der Grund für den Gewichtsverlust vor allem in der immer schlechteren Qualität der Nahrung und einer wachsenden Existenzangst.
Die mangelhafte Ernährung der Russen ist eine direkte Folge der Engpässe bei der Lebensmittelversorgung sowie der Inflation, die 1992 offiziellen Statistiken zufolge mehr als 2200 Prozent betrug. Dadurch wurden vor allem Fleisch, Obst und Eier für einen immer größeren Teil der Bevölkerung unerschwinglich.
Die Lebenserwartung der Russen beträgt den Statistiken zufolge durchschnittlich 52 Jahre, im Westen dagegen sind es 75 Jahre.
BONN, 26. Februar (AFP/dpa). Die Bundesländer wollen ihr neugewonnenes Mitspracherecht in der Europapolitik in Zukunft intensiv nutzen. Dies kündigte der Vorsitzende der Europaministerkonferenz der Länder (EMK), der rheinland- pfälzische Europaminister Florian Gerster (SPD), nach der ersten Arbeitssitzung der EMK am Freitag vor Journalisten in Bonn an. Die Bundesländer sollten die "Erfolgsgeschichte des deutschen Föderalismus" durch aktive Mitwirkung in der Europapolitik fortsetzen.
Als Beispiel für den Regelungsbedarf nannte Gerster die Asyl- und Einwanderungspolitik. Das Zuwanderungsrecht müsse in der EG "vergemeinschaftet" werden. Daher werde die EMK auf ihrer Sitzung im Juni in Mainz gemeinsam mit EG-Vizepräsident Martin Bangemann (FDP) über ein europäisches Zuwanderungsrecht beraten.
Zur zukünftigen Finanzierung der EG- Aufgaben konnten die Europaminister auf ihrer Sitzung am Donnerstag keine einheitliche Linie verabschieden. Dies sei ein "schwieriges Thema", sagte Gerster, weil die Länderinteressen zum Teil gegeneinander liefen. In der Europäischen Gemeinschaft wollten die Bundesländer gemeinsam mit Belgien, Spanien und Italien, wo es "wenigstens ansatzweise föderale Strukturen" wie in Deutschland gebe, für eine stärkere Berücksichtigung föderaler Interessen werben. Dieses Prinzip müsse in der EG "stilbildend" wirken, forderte Gerster. Umgekehrt wollten die Länder sich zukünftig wieder verstärkt der innenpolitischen Werbung für den europäischen Gedanken widmen. Dies sei "leider wieder notwendiger als vor einigen Jahren".
Die Erweiterung der EG um die beitrittswilligen EFTA-Staaten wurde von der Konferenz einhellig begrüßt. Als erklärtes Ziel der Gemeinschaft unterstützte sie auch den Beitritt mittel- und osteuropäischer Reformstaaten, zunächst Polens, Ungarns sowie der Tschechischen und Slowakischen Republik.
Die Europaminister unterstrichen die Bedeutung des sogenannten Subsidiaritätsprinzips, wonach Kompetenzen so weit wie möglich regional belassen werden sollen - für die Schaffung eines bürgernahen Europas. Hier soll ein zwischen Bund und Ländern abgestimmtes "Prüfraster" erarbeitet werden.
BANGUI, 26. Februar (AFP). Das Staatsoberhaupt der Zentralafrikanischen Republik, General André Kolingba, hat die derzeitige Übergangsregierung abgesetzt und Ministerpräsident Malendoma seines Amtes enthoben. Nach den für ungültig erklärten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im vergangenen Oktober hatte Kolingba angekündigt, daß er Staatsoberhaupt bleiben werde, bis ein rechtmäßig gewählter Präsident ins Amt eingeführt sei. Für eine Übergangsfrist setzte er einen Provisorischen Nationalrat ein, der die Einhaltung der Verfassung überwachen und das Staatsoberhaupt in Angelegenheiten der Gesetzgebung unterstützen sollte. Anfang Dezember ernannte Kolingba den Vorsitzenden der Oppositionspartei Volksforum, General Malendoma, zum Ministerpräsidenten.
Die Unstimmigkeiten zwischen Malendoma und dem Staatsoberhaupt hatten seit der Ernennung Malendomas stetig zugenommen.
KARLSRUHE, 26. Februar (AFP). Andreas Eichler, der bei einer Demonstration am 2. November 1987 am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen zwei Polizisten erschossen hatte, ist rechtskräftig zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt worden. Das entschied der Bundesgerichtshof am Freitag in Karlsruhe und verwarf damit die Revisionen des Angeklagten und des Generalbundesanwaltes. (Bericht im Lokalteil)
KARLSRUHE, 26. Februar (AFP). Gegen eine 57jährige Sekretärin an der Hamburger Bundeswehr-Universität und einen 69jährigen Angestellten aus Hamburg sind Haftbefehle wegen Spionageverdachts erlassen worden. Dies teilte die Bundesanwaltschaft am Freitag in Karlsruhe mit. Die Sekretärin habe seit 1967 für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) spioniert und seit 1975 Erkenntnisse aus der Universität der Bundeswehr verraten.
Der beschuldigte Angestellte sei bereits seit 1963 Mitarbeiter des MfS, hieß es. Er habe die Frau 1967 angeworben und sie zur Spionage angeleitet. Der Angestellte befindet sich seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Die Sekretärin ist unter strengen Auflagen auf freiem Fuß.
PHNOM PENH, 26. Februar (AFP). Rebellen der Roten Khmer haben in Kambodscha UN-Soldaten überfallen und ihre Lastwagen und Funkgeräte geraubt. Dies sei der zweite Zwischenfall in dieser Woche, sagte der Sprecher der UN-Übergangsverwaltung (Untac), Eric Falt, am Freitag in Phnom Penh. Es sei nicht hinnehmbar, wenn eine Bürgerkriegspartei, die das Friedensabkommen in Paris unterzeichnt habe, "in dreister Weise mit Waffengewalt Druck auf das Untac-Personal" ausübe. Die Angelegenheit werde dem UN-Sicherheitsrat in New York berichtet.Alle Bewerber in Kuba gewählt
HAVANNA / WASHINGTON, 26. Februar (AFP/dpa). Bei der Parlamentswahl in Kuba haben alle 589 Kandidaten die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Dies berichtete in der Nacht zum Freitag der Sprecher der Nationalversammlung in Havanna. Die Wahlbeteiligung lag amtlichen Angaben zufolge bei mehr als 98 Prozent. Gewählt wurden unter anderen Staatspräsident Fidel Castro und sein Bruder, Verteidigungsminister Raul Castro, sowie Außenminister Ricardo Alarcon. Auch Prominenz aus Sport und Kultur wurde in das Parlament entsandt, so der Weltrekordler im Hochsprung, Javier Sotomayor, und die Schriftsteller Miguel Barnet und Abel Prieto.
Nach Schätzungen ausländischer Beobachter stimmten 80 bis 90 Prozent der Wahlberechtigten bei den ersten direkten Wahlen seit der Revolution von 1959 für die auf den Einheitslisten nominierten Kandidaten. Castro kündigte an, auch die Zahl der ungültigen oder nicht ausgefüllten Wahlscheine, die er auf etwa zehn Prozent schätzte, werde bekanntgegeben.
MOGADISCHU, 26. Februar (AFP). Die gewalttägigen Auseinandersetzungen in Somalia könnten den Rückzug der US- Truppen aus dem ostafrikanischen Land verzögern. Das berichtete die Zeitung Washington Post am Freitag unter Berufung auf einen Vertreter der US-Armee. Die US-Truppen könnten eine größere Rolle bei der weiteren Aufrechterhaltung der Ordnung in Somalia spielen, und es könnten dort mehr US-Soldaten verbleiben, als zunächst geplant war, sagte der Armeevertreter. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, "daß es viel schwieriger sein wird, aus Somalia rauszukommen". Es werde eine Truppe von beträchtlicher Größe geben, die über einen längeren Zeitraum zurückbleibe. In der somalischen Hauptstadt Mogadischu kam es am Freitag erneut zu Zusammenstößen zwischen Somaliern und Soldaten der internationalen Truppen.
Korrespondentenberichten zufolge eröffneten Somalier auf einer Straße in Richtung der US-Botschaft das Feuer, die Soldaten der Friedenstruppen schossen daraufhin mit Maschinengewehren zurück. Am Donnerstag waren bei Schußwechseln in der somalischen Hauptstadt zwei Soldaten der internationalen Truppen getötet und fünf weitere verletzt worden. General Mohamed Farah Aidid, der den Süden Mogadischus kontrolliert, hatte am Donnerstag abend über Radio erneut zur Ruhe aufgerufen und Banditen, die die Situation ausnutzten, für die Angriffe auf Friedenssoldaten verantwortlich gemacht.
UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali kündigte in New York an, daß er den Übergang des Kommandos zwischen der internationale Friedenstruppe und den Vereinten Nationen beginnen wolle. Er wolle dem UN-Sicherheitsrat ein "neues Mandat" der UN für Somalia vorschlagen, hieß es.
Es sieht vor, dort etwa 20 000 UN-Soldaten einzusetzen, die notfalls auch Gewalt anwenden dürfen, vor allem bei der Entwaffnung der Bürgerkriegsfraktionen. Sie sollen von einer UN-Logistik-Truppe aus 8000 Mann und etwa 2800 UN-Mitarbeitern mit zivilen Aufgaben verstärkt werden.
LONDON, 26. Februar (AFP). Das Betreiberunternehmen der britischen Atomanlage Sellafield, British Nuclear Fuels (BNF), hat zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen den Austritt atomarer Strahlung eingeräumt. Wie die Londoner Financial Times am Freitag berichtete, war in der Woche vor dem 13. Februar die siebenfache Menge des üblichen Wochendurchschnitts an radioaktivem Jod aus der Anlage ausgetreten. Laut BNF stelle die erhöhte Belastung mit dem Isotop Jod-129 keine Gefahr für die in der Umgebung wohnenden Menschen oder die Arbeiter dar. Umweltschützer befürchten jedoch, daß die Substanz in die Nahrungskette gelangen könnte.
Erst am 16. Februar hatte die britische Regierung einen weiteren Zwischenfall in Sellafield als "ernst" eingestuft. Seit dem 10. Februar war nach offiziellen Angaben fünfmal so viel Radioaktivität aus einem der Hauptschornsteine der Anlage ausgetreten, wie normalerweise innerhalb eines Jahres abgegeben wird. In einer Erklärung betonte BNF am Donnerstag, die Grenzwerte seien bei keinem der Zwischenfälle überschritten worden.
FULDA. Am Sonntag haben die Feuerwehren im Fuldaer Land wieder viel Arbeit. Auf zahlreichen Hängen und Hügeln der osthessischen Region lodern in den frühen Abendstunden mächtige Feuer. Gezündelt haben die Brandlöscher meist selber, denn sie beteiligen sich an der Pflege des jahrhundertealten Brauches der Hutzel- oder Huizelfeuer. Hutzelsonntag ist in jedem Jahr der Sonntag nach Fastnacht.
Die Wurzeln dieses Heimatfestes im Bereich des ehemaligen Hochstifts Fulda sind nicht genau bekannt. Vielfach würden germanische Frühlings- und Fruchtbarkeitsbräuche zur Erklärung für das Hutzelfeuer herangezogen, sagt Paul Bohl vom Rhön-Klub, einem Wander- und Heimatverein. Danach soll das Feuer bei der Abwehr der Dämonen des Winters helfen und damit die Voraussetzungen für ein Gedeihen der Saat und eine gute Ernte schaffen.
Eine andere Erklärung sieht Bohl in dem Beginn der Fastenzeit in der katholischen Rhön. Obwohl die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt, galt für die Menschen im Fuldaer Land wohl erst der Hutzelsonntag als offizieller Beginn der Fastenzeit. Mittags gab es dann "Hutzeln", gedörrte Birnen und Zwetschen mit Kräppel (in Öl gebackene Krapfen) als typische Fastenspeise. Aber auch das Ende der Fastnacht, der "Foaset", wie sie in Fulda heißt, gilt als mögliche Ursache für das Entstehen des "Huizelsonntig".
Heutzutage ist der Hutzelsonntag eine deutlich profanere Angelegenheit. Meist sind es die örtlichen Feuerwehren oder die Zweigvereine des Rhön-Klubs, die schon Wochen vorher die Voraussetzungen für die Feuer schaffen. Mit Vorliebe werden ausgediente Weihnachtsbäume sowie Reisig vom winterlichen Baum- und Heckenschnitt gesammelt und bis zu zehn Meter hoch auf massiven Holzgestellen aufgeschichtet.
Unten hinein kommen Strohballen, damit's besser brennt. Oben auf den Stoß kommt eine Strohpuppe, der "Hutzelmann".
Mit Einbruch der Dunkelheit werden überall die Feuer entfacht, bei klarer Sicht leuchten sie dann kilometerweit, die Hutzelfeuer. Bei Glühwein, Bratwürstchen und Heimatliedern sind die Hutzelfeuer ein beliebter abendlicher Treff der Dorfgemeinschaften.
Rhöner Brauchtum wird so lebendig gehalten. Eine Frage haben die örtlichen Heimatforscher noch nicht beantworten können: Warum manche Männer am Morgen des Hutzelsonntags ihrer besseren Hälfte zum Namenstag gratulieren - alle "Hutzeln" haben dann Namenstag.
RÜDIGER EWALD (dpa)
BAD HOMBURG. Die Wiener Schriftstellerin und Lyrikerin Friederike Mayröcker erhält den mit 25 000 Mark dotierten Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. Mit ihm wird das Gesamtwerk der 68jährigen gewürdigt. Mayrökkers Poesie zeichne sich "durch eine unverwechselbare sprachliche Kühnheit aus", heißt es in der Begründung der Jury; ihr Oeuvre sei von einer inten- siven Auseinandersetzung mit der Dichtung Hölderlins geprägt und verbinde "emotionale Kraft mit höchstem Kunstverstand". dpa
WIESBADEN. Schwerer Arbeitsunfall im Wiesbadener Werk Kalle-Albert der Frankfurter Hoechst AG: Dort hat ein Elektriker bereits am Donnerstag Verbrennungen zweiten Grades erlitten. Wie das Unternehmen gestern in Wiesbaden berichtete, habe der 44 Jahre alte Mann an einem Schaltschrank gearbeitet. Nach dem Ziehen einer Sicherung kam es offenbar zu einem Kurzschluß. Dabei sei er an den Händen und Beinen erheblich verletzt worden.
Der Mann sei zunächst von einem Werksarzt versorgt und anschließend nach Ludwigshafen in eine Spezialklinik gebracht worden. Lebensgefahr bestehe nicht. kkü
LIMBURG. Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Limburg will Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den 25jährigen Lastwagenfahrer erheben, der am 30. Oktober 1992 in Herborn (Lahn-Dill-Kreis) die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte und gegen ein Geschäftshaus geprallt war. Dabei waren mehrere Menschen verletzt worden und ein Sachschaden von mehreren hunderttausend Mark entstanden. Dem aus Westfalen stammenden Lastzugfahrer, der mit 40 Tonnen Ziegelsteinen unterwegs war, war damals die Fahrerlaubnis vorläufig entzogen worden.
Gegen diese Entscheidung hatte der Fahrer Beschwerde eingelegt. Wie Oberstaatsanwalt Wolfram Wiesemann am Freitag bekanntgab, ist die Beschwerde vom Limburger Landgerichts als unbegründet verworfen worden. Das Gericht habe sich auf ein Sachverständigengutachten berufen, nach dem das Fahrzeug in seiner Verkehrssicherheit massiv beeinträchtigt gewesen sei. Die Fehler am gesamten Bremssystem sind nach den Feststellungen des Experten keineswegs plötzlich und für den Fahrer - er ist Kraftfahrzeugmeister - unvorhergesehen entstanden. Trotzdem habe er, wie die Auswertungen des Fahrtenschreibers ergeben habe, die für sein Fahrzeug erlaubte Höchstgeschwindigkeit mehrfach und deutlich überschritten. lhe
Kerze verursachte Brand Eine nicht gelöschte Kerze hat in der Nacht zum Freitag in einem Darmstädter Haus, wo Übersiedler leben, einen Brand verursacht. Verletzt wurde niemand.
WIESBADEN. Die Pistole, mit der Einbrecher den 46jährigen Polizisten Hans- Friedrich Stöcklein aus Aarbergen-Michelbach (Rheingau-Taunus) erschossen haben, ist von der Polizei gefunden worden. Nach Mitteilung des Landeskriminalamts (LKA) vom Freitag hatten Einbrecher die Waffe, eine Pistole vom Kaliber 6,35 Millimeter, im Januar in Bad Schwalbach-Lindschied entwendet.
Einer der beiden Einbrecher, ein 29jähriger Serbe, hatte die Pistole nach der Tat in Aarbergen-Michelbach etwa 500 Meter vom Tatort entfernt in einer Astgabel eines Baumes versteckt. Eine schußwaffentechnische Untersuchung habe zweifelsfrei ergeben, daß es sich um die Tatwaffe handle, berichtete das LKA.
Der Polizist hatte am vergangenen Sonntag, wie berichtet, zwei Einbrecher überrascht und war von ihnen in den Kopf geschossen worden. Er erlag später seiner Verletzung. Die Einbrecher wurden inzwischen gefaßt; einer von ihnen hatte selbst eine Schußwunde erlitten und sie behandeln lassen. Das führte zu seiner Festnahme. lhe
Zwischenbilanz in der Bestechungsaffäre Als "Gegenleistung" für öffentliche Aufträge haben Bedienstete der Stadt Bensheim (Kreis Bergstraße) von Bauunternehmern bis zu 200 000 Mark kassiert. Diese Zahl nannte die Staatsanwaltschaft Darmstadt am Freitag in einer Zwischenbilanz der südhessischen Bestechungsaffäre, in die mittlerweile rund sechzig Beschuldigte verwickelt sind.
KÖLN, 26. Februar (KNA). Ein "IM Peter" hat nach Informationen des Mitglieds im Stolpe-Untersuchungsausschuß, Erhard Neubert, angeblich "über viele Jahre" Berichte aus der Berliner Bischofskonferenz der DDR-Staatssicherheit zur Verfügung gestellt. Wie Neubert, der in der Berliner Außenstelle der evangelischen Kirche arbeitet, am Freitag im Deutschlandfunk berichtete, soll sich der inoffizielle Mitarbeiter "intensiv" mit Stasi-Leuten getroffen haben und zur Überwachung und Kontrolle der katholischen Kirche eingesetzt worden sein. Er habe sogar "zur Beeinflussung des Vatikan" nach Rom reisen dürfen, um sich dort für neue Grenzen der kirchlichen Jurisdiktionsbezirke einzusetzen. Wenn sich die katholische Kirche "Mühe geben" würde, sei "IM Peter" mühelos zu identifizieren, meinte Neubert.
STUTTGART, 26. Februar (epd). Die US-Einwanderungsbehörde verlost auch in diesem Jahr wieder 40 000 Einwanderungsvisa für Bürger aus bestimmten Ländern. Auch Deutsche könnten sich dafür in der Zeit vom 2. bis zum 30. März in den USA bewerben, teilte das Diakonische Werk mit Sitz in Stuttgart am Freitag mit. Die Bewerbung sei einfach und kostenlos. Wer ein solches Visum erhalte, müsse bei der US-Einwanderungsbehörde ein Arbeitsplatzangebot aus den USA vorweisen können.
MÜNCHEN, 26. Februar (epd). Die evangelischen Pfarrer und Pfarrerinnen in Bayern sollen künftig mehr radeln und zumindest für kürzere Dienstwege ihr Auto in der Garage lassen. Dies ist Ziel einer neuen Reisekostenregelung der Landeskirche, die jetzt vom Landessynodalausschuß genehmigt wurde. Sie bestimmt, daß Pfarrerinnen und Pfarrer ab sofort für Dienstfahrten mit dem privaten Fahrrad zehn Pfennige pro Kilometer vergütet bekommen. Allerdings müssen im Jahr mindestens 500 Kilometer gefahren werden. Wer mehr als 2500 Kilometer jährlich auf dem Stahlroß zurücklegt, erhält für die weiteren Kilometer nichts mehr.
Zusätzlich bestimmt die Verordnung, daß für kurze Dienstfahrten mit dem Auto bis zu zwei Kilometern (einfache Strecke) kein Kilometergeld mehr gezahlt wird.
WASHINGTON, 26. Februar (Reuter). Die Wahlen in Kuba waren nach Ansicht der US-Regierung undemokratisch. Unter dieser Regierung habe es niemals freie und faire Wahlen gegeben, erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Washington, Joseph Snyder. Die Kubaner hätten keine wirkliche Wahl gehabt, weil in jedem Stimmbezirk nur ein Kandidat aufgestellt worden sei. Zudem habe das Parlament ebenso wie die regionalen Volksvertretungen keine politische Macht. Die USA seien der Ansicht, daß Kuba durch einen anderen Staatschef als Fidel Castro besser gedient wäre. Castro hatte die Wahlen als Erfolg bezeichnet. Damit sei bewiesen worden, daß die Mehrheit die kommunistische Regierung unterstütze.
PORT-AU-PRINCE, 26. Februar (Reuter/AP). In der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince ist der katholische Bischof Willy Romelus am Donnerstag nach einem Trauergottesdienst für die Opfer des Fährunglücks vor über einer Woche zusammengeschlagen worden.
Augenzeugen berichteten, der Bischof habe seine Landsleute in der Predigt aufgerufen, Stellung zu beziehen. Zahlreiche der 2500 Anwesenden in der Kathedrale hätten die Rückkehr des 1991 von den Militärs gestürzten Präsidenten Jean- Bertrand Aristide gefordert. "Das haitianische Volk wird nicht sterben. Haiti wird sich erheben", sagte der Bischof. Die Besucher der Trauermesse brachen daraufhin in Beifall aus und riefen in Sprechchören: "Aristide oder den Tod!".
Nach dem Ende des Gottesdienstes kam es dann zu Auseinandersetzungen. Die Polizei und Mitglieder rechtsgerichteter Organisationen gingen gegen die Menge vor. Nach Berichten von Augenzeugen wurden mehrere Personen festgenommen und geschlagen, darunter auch Bischof Romelus. Als der Geistliche zu Boden geworfen und ihm das weiße Bischofsgewand vom Leib gerissen wurde, griffen ausländische Diplomaten ein, um ihn zu schützen. Der Bischof wurde zur medizinischen Behandlung in eine Botschaft gebracht.
Diplomaten aus Deutschland, Kanada, Frankreich sowie Vertreter internationaler Organisationen bildeten einen Konvoi, um die Gottesdienstteilnehmer wegzufahren. Reporter sahen, wie Polizisten mehrere Personen festhielten und herumschubsten. ABM-Stellen Mit Abrißbirne hantiert
BONN/BERLIN, 26. Februar (Reuter/dpa). Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, hat den angeblichen Stopp aller neuen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) als Offenbarungseid der Bundesregierung kritisiert. DGB-Chef Meyer verglich dies "mit einer Abrißbirne".
Die Konsequenz dieser Maßnahme werde ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen um mindestens 250 000 in den nächsten Monaten sein, sagte Dreßler der Neuen Osnabrücker Zeitung. Zudem werde das Arbeitsförderungsgesetz zerschlagen. Die SPD werde jetzt konsequenter darauf bestehen, daß der Arbeitsmarkt bei den Verhandlungen über den Solidarpakt eine entscheidende Rolle spiele.
Der Zeitung zufolge hat die Bundesanstalt für Arbeit (BA) die Arbeitsämter angewiesen, keine ABM mehr zu genehmigen. Dies habe der DGB-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern mitgeteilt.
Auch die Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung meldete, die BA habe einen Stopp für die Vergabe von ABM verhängt. Der Grund sei, daß sämtliche ABM-Haushaltsmittel der Bundesanstalt für 1993 in Höhe von 9,9 Milliarden Mark bereits gebunden seien. Von dem von der Bundesregierung früher angekündigten Programm von 350 000 neuen ABM seien erst knapp ein Zehntel verwirklicht, meldete das Blatt weiter.
Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm sagte in einem Interview der Berliner Zeitung, ein Totalstopp der ABM-Stellen wäre ein "schwerer Schlag ins Kontor" für die Arbeitsmarktpolitik in der Bundesrepublik. DGB-Chef Heinz-Werner Meyer erklärte, eine solche Entscheidung sei "mit einer Abrißbirne vergleichbar, die die soziale Stabilität unseres Landes zerstört". Wer die ABM-Stellen streiche, beschließe damit "Förderprogramme für Resignation und Rechtsradikalismus".
CLERMONT-FERRAND, 26. Februar (Reuter). Die Sozialistische Partei Frankreichs muß sich nach Ansicht von Ministerpräsident Pierre Bérégovoy aus eigener Kraft erneuern. Bérégovoy sagte am Donnerstag auf einer Wahlveranstaltung in Clermont-Ferrand, seine Partei müsse die treibende Kraft bei der Neuordnung von Gedanken und Taten im linken politischen Spektrum sein.
Sein Parteifreund und Amtsvorgänger Michel Rocard hatte dagegen vor rund einer Woche vorgeschlagen, nach den Parlamentswahlen Ende März sollten sich Sozialisten, Reformkommunisten, sozial eingestellte Liberale und die Grünen zusammenschließen. Den regierenden Sozialisten wird eine hohe Wahlniederlage vorausgesagt.
LONDON, 26. Februar (Reuter). 80 Prozent der Briten sind nach einer Umfrage mit ihrer Regierung unzufrieden. Wie die Times am Freitag berichtete, bemängeln 64 Prozent speziell die Leistungen von Premierminister John Major. Darunter sei fast ein Drittel der Anhänger seiner Konservativen Partei. Nur 14 Prozent seien mit Majors Amtsführung zufrieden, hieß es weiter. Das Blatt führte das vor allem auf die wirtschaftliche Situation zurück. Nur 22 Prozent glaubten an eine Verbesserung der Lage in den kommenden zwölf Monaten. 81 Prozent hätten die Arbeitslosigkeit als ihre größte Sorge genannt.
ABM-Stellen-Stopp "Soziale Abrißbirne"
NÜRNBERG/BONN, 26. Februar (Reuter). Die Arbeitsämter können ab sofort für das Jahr 1993 keine neuen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mehr bewilligen. Ein Sprecher der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit bestätigte am Freitag auf Anfrage, daß eine entsprechende Anweisung erteilt worden sei. Die ABM-Mittel für 1993 in Höhe von 9,9 Milliarden Mark seien durch laufende Maßnahmen und bereits erteilte Zusagen für 1993 aufgebraucht. Die im Haushalt der Bundesanstalt festgelegte Durchschnittszahl von 300 000 ABM-Beschäftigten in Ostdeutschland und 60 000 im Westen werde aber eingehalten, sagte der Sprecher.
Ende Januar seien im Westen 63 000, im Osten rund 325 000 Arbeitslose über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftigt gewesen. Nachdem Ende 1992 und in den ersten Wochen des neuen Jahres bereits viele Zusagen erteilt worden seien, habe die Haushaltskontrolle ergeben, daß die Mittel verbraucht seien. Der Sprecher wies weiter darauf hin, daß die Sondermaßnahmen für Ostdeutschland von dem Stopp nicht berührt seien. Bis zu 70 000 Menschen können in diesem Sonderprogramm in Umweltmaßnahmen beschäftigt werden, allerdings gibt es hier keine 100- Prozent-Förderung.
Bei SPD und Deutschem Gewerkschaftsbund stieß der Beschluß der Bundesanstalt auf Kritik. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer warnte im Westdeutschen Rundfunk vor einem "sozialen Flächenbrand".
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, nannte die Maßnahme einen Offenbarungseid der Bundesregierung. Die Konsequenz dieser Maßnahme werde ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen um mindestens 250 000 in den nächsten Monaten sein, sagte Dreßler.
BRÜSSEL, 26. Februar (Reuter). Der russische Außenminister Andrej Kosyrew hat vor Tendenzen im Westen gewarnt, sein Land zu isolieren. In einem Artikel für eine am Freitag veröffentlichte NATO- Publikation schrieb er von einer Gedankenschule, die dafür sei, Rußland mit seinen Problemen allein zu lassen und es dadurch zu schwächen. Diese Unterschätzung einer Macht, "die historisch dafür bestimmt ist, groß zu sein", sei unrealistisch und gefährlich. Sie stärke nämlich nationalistische und konfrontative Tendenzen, sowohl in Rußland als auch weltweit.
BERLIN, 26. Februar (Reuter). Ein 22jähriger polnischer Arbeiter ist in der Nacht zum Freitag bei Streuarbeiten im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg von Vermummten niedergestochen worden. Das Opfer wurde von Kollegen gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Der Täter gehörte der Berliner Polizei zufolge zu einer Gruppe von etwa 20 Vermummten, die unerkannt entkamen.
In der gleichen Nacht bedrohten acht bis zehn rechtsradikale Jugendliche einen 31jährigen Ausländer beim Verlassen seines Wohnhauses in Berlin mit einem Messer und beleidigten ihn mit ausländerfeindlichen Sprüchen. Nach Angaben der Berliner Polizei gelang es dem Opfer, mit Hilfe von Passanten die Polizei zu alarmieren. Die mit Bomberjacken bekleideten Jugendlichen flüchteten.
DÜSSELDORF, 26. Februar (Reuter). Die Gehälter der rund 430 000 Angestellten im westdeutschen Bankgewerbe steigen rückwirkend zum 1. Februar um 3,3 Prozent, mindestens aber um 125 Mark pro Monat. Darauf einigten sich Banken und Gewerkschaften am späten Donnerstag abend in Düsseldorf. Die Arbeitgeber zeigten sich zufrieden mit dem Abschluß. Die Gewerkschaften sprachen von einem tragfähigen Kompromiß, der mit "Zähneknirschen" angenommen worden sei.
Der Tarifabschluß mit einer Laufzeit von zwölf Monaten gilt ab Juni auch für die Bankangestellten in Ostdeutschland. In den Genuß des Mindestbetrages kommen nach Angaben der Arbeitgeber rund ein Drittel der Angestellten, deren Monatseinkommen unter 3700 Mark liegt. Ihre Einkünfte erhöhen sich damit um bis zu fünf Prozent. Weiterer Bestandteil des Abschlusses ist die Verlängerung der Ende 1993 auslaufenden Regelung zum Vorruhestand um zwei Jahre.
OTTAWA, 26. Februar (Reuter). Kanadas Oberstes Gericht erkennt Homosexuellen-Ehen nicht an. Das Gericht entschied mit vier zu drei Stimmen am Donnerstag, daß homosexuelle Paare rechtlich keine Familie darstellen und damit auch nicht von der Familiengesetzgebung profitieren können. Damit ging ein siebenjähriger Rechtsstreit zu Ende, in dem ein Übersetzer aus Toronto einen bezahlten freien Arbeitstag gefordert hatte, um an der Beerdigung des Vaters seines Liebhabers teilnehmen zu können. Heterosexuell verheirateten Angestellten des Staates steht in Kanada ein freier Tag für die Beerdigung enger Verwandter, darunter auch Schwiegereltern, zu.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse am Frankfurter Aktienmarkt sind gestern deutlich gestiegen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) legte um gut 1,5 Prozent zu. Als wichtigster Faktor für den Aufschwung kristallisierten sich im Verlauf der Börsensitzung erneut Zinssenkungsüberlegungen heraus, wie es auf dem Parkett hieß. Diese wurden insbesondere durch den massiven Kursanstieg am Rentenmarkt genährt, wo die Umlaufrendite so weit fiel, daß viele Händler eine Umschichtung von Anlagen in Aktien für fast unvermeidlich halten.
Einen Grund für die neuerliche Zinssenkungsphantasie hatte Bundesbankvizepräsident Hans Tietmeyer am Vortag geliefert. Er hatte erklärt, die Währungshüter würden kontinuierlich die Möglichkeiten einer geldpolitischen Lockerung überprüfen. Dies führte angesichts wieder aufgeflammter Spannungen im Europäischen Währungssystem (EWS) vor allem im Ausland zu Überlegungen, das Haus Schlesinger könne bereits am Wochenende bei dem Treffen der Siebenergruppe (G-7) in London eine weitere Leitzinssenkung zusagen. Der inländische Handel hielt sich mit derartigen Spekulationen jedoch zurück, wenngleich auch hier in der absehbaren Zukunft mit einer Zinssenkung gerechnet wird.
Für eine weitere Lockerung der Geldpolitik sprechen nach Auffassung von Experten auch die bisher moderaten Tarifabschlüsse und die Entwicklung der Geldmenge sowie die stark abgekühlte Konjunktur. Am Rentenmarkt stiegen angesichts solcher Erwartungen die Kurse kräftig, die Umlaufrendite fiel stark von 6,63 auf 6,51 Prozent.
GRUIA, 26. Februar (Reuter). Rest-Jugoslawien blockiert die Donau für Binnenschiffe aus mehreren Ländern. Der Hafenmeister des rumänischen Donau- Hafens Gruia teilte am Freitag mit, wegen der Blockade säßen elf Schubverbände aus Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Österreich, der Slowakei und der Ukraine fest. Die Serben lehnten es ab, die vor drei Tagen gesperrte Donau freizugeben. Serbische Seeleute hatten den Fluß an der Grenze zu Rumänien mit zwölf Schuten gesperrt.
Mit der Blockade protestiert Rest-Jugoslawien gegen die Weigerung Rumäniens, zwei mit Diesel beladene jugoslawische Schubverbände stromaufwärts nach Belgrad durchzulassen. Rumänien verwehrt den Schiffen unter Verweis auf das UN- Handelsembargo die Weiterfahrt. Das rumänische Außenministerium verlangte unterdessen die Aufhebung der Blockade.
TUNIS, 26. Februar (Reuter). Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) hat die Einladung der USA und Rußlands zu einer neuen Runde der Nahost-Verhandlungen im April als "voreilig" kritisiert. Das PLO-Führungsmitglied Yassir Abed Rabbo sagte am Freitag in Tunis, die Teilnahme der Palästinenser hänge von der Lösung des Deportierten- Problems ab. Die PLO begrüße aber die neuen US-Vorschläge zur Lösung des Problems und habe US-Außenminister Warren Christopher dies brieflich mitgeteilt. Israel habe aber Ergänzungsvorschläge gemacht, die praktisch auf eine Ablehnung hinausliefen.
Die Einladung hatten Christopher und sein russischer Kollege Andrej Kosyrew am Donnerstag in Genf ausgesprochen. Die USA und Rußland sind Schirmherren der Friedensverhandlungen. Unterdessen erklärte Christopher nach einem Treffen mit dem syrischen Außenminister Faruk al-Scharaa in Brüssel, er habe von diesem die Zusicherung erhalten, daß Syrien sich für die Wiederaufnahme der seit Dezember unterbrochenen Gespräche einsetzen werde.
Dem glanzvollen Dreisatzsieg über die Bulgarin Katerina Maleewa folgte für die ehemalige Weltranglistenerste Tracy Austin beim Frauen-Tennisturnier in Indian Wells ein 1:6, 0:6 gegen die Niederländerin Stephanie Rottier. Das Achtelfinale war auch für Federation-Cup-Gewinnerin Barbara Rittner aus Leverkusen bei dem mit 375 000 Dollar dotierten Turnier die Endstation. Sie verlor gegen die Australierin Nicole Provis mit 6:2, 2:6, 6:7.
Favoritensiege für die beiden US-Amerikaner Andre Agassi (Nummer eins) und Malivai Washington (Nummer drei) gab es in den letzten Achtelfinals des mit 300 000 Dollar Preisgeldern ausgestatteten Tennis-Grand-Prix-Turniers in Washington. Wimbledonsieger Agassi gewann das US-Duell gegen den Qualifikanten Keith Evans klar mit 6:1, 6:3.
Der kroatische Weltranglistenfünfte Goran Ivanisevic und der Schwede Anders Jarryd erreichten beim mit 600 000 Dollar dotierten Tennis-Grand- Prix-Turnier in Rotterdam als letzte das Viertelfinale. Die Heidelbergerin Silke Meier ist im Achtelfinale des mit 150 000 Dollar dotierten Frauen-Turniers in Linz ausgeschieden. Sie unterlag der Französin Pascale Paradis-Mangon mit 1:6, 7:5, 0:6. Noch im Wettbewerb ist die Münchnerin Wiltrud Probst nach dem 6:3, 6:3 über Ruxandra Dragomir (Rumänien). sid
Der Sieg kam 15 Tage zu spät, doch die Revanche für die Weltmeisterschaft war eindrucksvoll. Bei der Weltcup-Abfahrt in Veysonnaz ließ Katja Seizinger ihren unglücklichen vierten Platz in der Abfahrt von Morioka vergessen und präsentierte sich wieder als die weltbeste Schußfahrerin. "Ich bin mit dem Platz zufrieden, aber nicht mit dem Rennen. Ich hätte mich fast selbst geschlagen", sagte die Super-G-Weltmeisterin nach ihrem siebten Weltcup-Erfolg und dem dritten in dieser Saison gewohnt selbstkritisch.
Mit dem zweiten Abfahrtssieg der Saison hat Katja Seizinger (1:34,41 Minuten) zum zweiten Mal nach 1992 den Abfahrts- Weltcup so gut wie sicher. Nach sechs von zehn Rennen führt sie mit 440 Punkten klar vor Olympiasiegerin Kerrin Lee- Gartner aus Kanada (259), die in Veysonnaz Platz zwei belegte (1:34,50). Im Gesamtweltcup sieht Katja Seizinger die Chancen schwinden: "Anita Wachter ist die komplettere Läuferin." Doch den Rückstand von 175 Punkten (858) kann sie bei Abfahrt und Super-G verringern.
Katja Seizinger war in Veysonnaz schon "überrascht" genug, daß "man mit so vielen Fehlern überhaupt noch gewinnen kann". Doch im schwierigen Mittelteil fuhr sie ihren dritten Saisonsieg nach dem Super-G in Lake Louise und der Abfahrt in Cortina heraus. sid
Sechstes Gold für Norwegen: Auch in der 4x10-km-Staffel der Langläufer blieb die Vormachtstellung der Skandinavier bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften ungebrochen. Am Ende siegte Norwegen in 1:44:14,9 Stunden deutlich vor Italien und Rußland. Das Quartett des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) lief in der Besetzung Torald Rein (Altenau), Jochen Behle (Willingen), Johann Mühlegg (Marktoberdorf), Walter Kuss (Brend) ein glänzendes Rennen und kam auf den fünften Platz. Dagegen wurden die gastgebenden Schweden vor der Rekordkulisse von 50 000 Zuschauern schwer gedemütigt und mußten mit dem sechsten Rang vorlieb nehmen.
Torald Rein, der die deutsche Staffel anlief, hatte einen glänzenden Start und lag noch bei Kilometer fünf mit Norwegens 10-km-Weltmeister Sture Sivertsen fast gleichauf an der Spitze. Damit hatte sich Rein übernommen, denn auf der zweiten Runde wurde er noch auf den achten Platz durchgereicht.
Bereits nach dem Startläufer war das Debakel der Schweden nicht mehr zu verhindern, denn Niklas Jonsson kam zum Entsetzen der Zuschauer nur als Elfter in den Wechselgarten.
Mit einer fulminanten Aufholjagd setzte Jochen Behle seine Serie erstklassiger WM-Leistungen fort. Der Routinier hängte die zunächst vor ihm liegenden Staffeln aus Kasachstan, der Tschechischen Republik sowie der Schweiz ab und schickte schließlich noch vor Finnland als Vierter Johann Mühlegg auf die Piste.
Der Marktoberdorfer Freistil-Spezialist setzte die Devise von Bundestrainer Georg Zipfel "voll angreifen" in die Tat um und verkürzte den Rückstand zu den Spitzenreitern um über 50 Sekunden auf 46 Sekunden. Dabei hängte der Olympia- Siebte über 50 km schnell den Finnen Jari Räsänen ab und gab dem deutschen Schlußläufer Walter Kuss als Vierter 46 Sekunden Vorsprung gegenüber den Finnen mit auf den Weg.
Kuss war für den eigentlich vorgesehenen Schlierseer Peter Schlickenrieder in die Mannschaft gekommen, weil er "unser bester Beißer ist, wenn es in den Zielspurt geht", wie Zipfel begründete. Der 27jährige, der sich mit Rang 22 beim 30- km-Lauf für die Staffel empfohlen hatte, mußte den Finnen Jari Isometsä zunächst aufschließen lassen und verlor den Schlußspurt um Platz vier. sid
Deutsche Hallenmeisterschaften in Aachen, Frauen, Finale vom 1-m-Brett: 1. Simona Koch (Berlin) 267,48 Punkte, 2. Claudia Bockner (Leipzig) 236,40, 3. Doris Pecher (Aachen) 236,34, 4. Conny Schmalfuß (Berlin) 235,62
Männer, Finale vom 1-m-Brett: 1. Alex Kogalew (Aachen) 372,06 Punkte, 2. Peter Böhler (Leipzig) 363,84, 3. Andreas Welz (Halle) 346,74, 4. Borris Lietzow (Rostock) 327,87 (sid) sid uz
Zweite Bundesliga
Köln: Zimmermann - Hupe - Mink, Schneider - Seufert, Brandts, Köhler, Pasulko (58. Deffke), Lottner - Winkler, Präger.
St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schlindwein, Schwinkendorf - Sievers (67. Ottens), Dammann, Knäbel, Nikolic, Hollerbach (65. Manzi) - Hjelm, Järvinen.
Schiedsrichter: Habermann (Weißensee).
Tore: 1:0 Winkler (27.), 1:1 Schneider (55. Eigentor), 2:1 Deffke (64.), 2:2 Ottens (88.).
Zuschauer: 1200.
Beste Spieler: Brandts, Mink - Schlindwein, Nikolic.
Gelbe Karten: Köhler - Schwinkendorf.
Titelverteidiger Düsseldorfer EG marschierte im Schnelldurchgang ins Play- off-Halbfinale der Deutschen Eishockey- Meisterschaft. Nach einem 8:1 und 5:1 gewann die DEG auch das dritte Spiel gegen den EC Ratingen 4:1 (1:0, 2:1, 1:0). Am kommenden Freitag sind die Düsseldorfer im ersten Halbfinale Gastgeber an der heimischen Brehmstraße.
Vor 11 200 Zuschauern im ausverkauften Stadion wirkte die DEG nicht so souverän wie in den ersten beiden Spielen. Nach dem frühen 1:0 durch Kapitän Amann in der 2. Minute erzielte Grossmann in der 22. Minute den 1:1-Ausgleich für die Gäste. Verteidiger Mike Schmidt machte dann aber durch einen Doppelschlag in der 24. und 27. Minute den Halbfinaleinzug der DEG vorzeitig perfekt. Im Schlußdrittel erhöhte Köpf noch auf 4:1 (45.). Der Berliner Schiedsrichter Awizus verhängte jeweils acht Strafminuten gegen Düsseldorf und Ratingen.
Der Kölner EC steht in der Eishockey- Bundesliga zum elften Mal in der Vereinsgeschichte im Halbfinale einer Play- off-Runde. Im dritten Viertelfinalduell setzten sich die Haie vor 7.200 Zuschauern gegen den ESV Kaufbeuren mit 3:1 (2:1, 0:0, 1:0) durch und kamen damit zum dritten Sieg. Die ersten beiden Begegnungen hatten die Kölner 8:2 und 3:1 gewonnen.
Jeweils in Überzahl trafen die Nationalspieler Brandl und Mayr im ersten Drittel zum 2:0 für die Gastgeber. Kaufbeurens Jungstar Stefan Ustorf, der 1994 in die nordamerikanische Profiliga wechseln wird, erzielte nach einer herrlichen Sololeistung das Anschlußtor, ehe Stefan in der 59. Minute den alten Abstand wieder herstellte. Die Gäste konnten die Partie im weiteren Verlauf offen gestalten und hatten bei einem Pfostenschuß von Hammer sowie einem Lattentreffer durch Kunce Pech. Kölns Verteidiger Schiffl traf ebenfalls das Lattengestänge.
Im Kampf um die Deutsche Eishockey- Meisterschaft hat der EC Hedos München schlechte Karten. Im dritten Spiel gegen den Mannheimer ERC kassierten die Cracks von Trainer Hardy Nilsson bereits die zweite Schlappe. Nach einem 3:0- Sieg und einer 2:5-Niederlage verloren die Münchner 1:4 (0:2, 1:1, 0:1) und müssen nun am Sonntag in Mannheim unbedingt gewinnen, um ein fünftes und entscheidendes Spiel in München zu erzwingen.
Vor nur 5000 Zuschauern gingen die Gäste binnen 38 Sekunden durch Heidt und Krentz 2:0 in Führung (7./8). Wie aus heiterem Himmel fiel der Anschlußtreffer durch Berry (31.). Kuhl stellte mit seinem Tor zum 3:1 (37.) gegen die müde wirkenden Münchener den alten Abstand wieder her, Heidt erhöhte wenige Sekunden vor dem Abpfiff sogar auf 4:1 für Mannheim. Schiedsrichter Slapke aus Bad Tölz verhängte jeweils acht Strafminuten gegen beide Teams. sid
Eishockey/Steno
Meister-Play-offs Düsseldorfer EG - EC Ratingen 4:1 (1:0, 2:1, 1:0). - Tore: 1:0 Amann (1:58), 1:1 Grossmann (21:11), 2:1 Schmidt (23:04), 3:1 Schmidt (26:21), 4:1 Köpf (44:46). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin) . - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Ratingen 8.
Kölner EC - ESV Kaufbeuren 3:1 (2:1, 0:0, 1:0). - Tore: 1:0 Brandl (5:46), 2:0 Mayr (13:33), 2:1 Ustorf (15:41), 3:1 Stefan (58:37). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 7200 (ausverkauft). - Strafminuten: Köln 8 - Kaufbeuren 22 plus 10 Disziplinar (Fous).
EC Hedos München - Mannheimer ERC 1:4 (0:2, 1:1, 0:1). - Tore: 0:1 Heidt (6:36), 0:2 Krentz (7:14), 1:2 Berry (30:14), 1:3 Kuhl (36:55), 1:4 Heidt (59:23). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 8 - Mannheim 10.
Krefelder EV - Berliner SC Preussen 3:1 (1:0, 1:1, 1:1). - Tore: 1:0 Meyer (15:01), 1:1 O'Regan (20:48), 2:1 Sills (43:03), 2:2 Lehner (50:38), 3:2 Stebnicki (56:14). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 7350 (ausverkauft). - Strafminuten: Krefeld 25 - Berlin 22. Abstiegs-Play-offs EV Landshut - EHC Freiburg 8:1 (2:1, 4:0, 2:0) - Tore: 0:1 Gross (2:36), 1:1 Schneider (6:18), 2:1 Oswald (12:03), 3:1 Steinbock (28:30), 4:1 Biakin (31:09), 5:1 Bleicher (34:54), 6:1 Biakin (36:22), 7:1 Handrick (42:59), 8:1 Gardner (50:20) - Schiedsrichter: Müller (Berlin) - Zuschauer: 3800.- Strafminuten: Landshut: 19 - Freiburg: 25 plus 10 Disziplin für Crha und Spieldauerdisziplinarstrafe für Gulda.
Nicht leicht, ein guter Mensch zu sein in schwierigen Zeiten. Da hat Rupert Neudeck vom Komitee Kap Anamur nach dem Brandanschlag von Mölln die Idee gehabt, daß jugendliche Arbeitslose unter fachlicher Anleitung in einem neuen Bundesland ein "Friedensdorf" für Einheimische und Aussiedler errichten sollten. Die Staatskanzlei in Potsdam hat zu Jahresbeginn spontan "Ja" gesagt. Irgendjemand hat Storkow ausgesucht, ein Städtchen südlich der Autobahn nach Frankfurt/Oder. Hier soll es geschehen - wenn die Einwohner wollen . . .
Bürgerversammlung in der Grundschule von Storkow am Donnerstagabend. Die Stadtverordneten haben geladen. Ein paar Dutzend Bürger sind erschienen, fast ausschließlich Männer. Die Bürgermeisterin Gabriele Baum unterstützt das Projekt, das stellt sie gleich eingangs heraus. Es scheint, als sei ihr in erster Linie daran gelegen, den märkischen Ort mit seinen 6300 Einwohnern vom Negativimage aus dem Herbst 1991 zu befreien. Damals fand anläßlich der Errichtung eines Asylbewerberheims sechs Wochen lang eine Art Bürgerkrieg statt und Storkow erhielt sein schwarzes Sternchen im Reiseführer herumschweifender Randalierer. Frau Baum hat drei kommunale Grundstücke ausbaldowert, die alternativ als Standorte für zunächst zehn Häuser des Friedensdorfes in Frage kommen. Kap Anamur will die Organisation einbringen, die Bundeswehr die Bagger, die Bürgermeisterin den Optimismus.
Doch reicht das schon, um gut zu sein? Beim ersten halben Dutzend Redner steht jedenfalls das Aber vor dem Ja. Eines der in Frage kommenden Areale ist ein alter Sportplatz; ja, aber sogleich die Frage: Wo sollen dann die Kinder spielen? Die interessanten Grundstücke Storkows sind seit der Wende fest in westlicher Hand. Und: Wo bleiben neue Arbeitsplätze, will der Handwerker wissen; seit die Schuhfabrik als Hauptarbeitgeber dicht gemacht hat, herrscht hier der lange Jammer; vor allem die Frauen hat es getroffen. Ja, die Idee sei gut, gibt ein 58jähriger zu bedenken, aber: Solle man ein solches Projekt nicht in einem Bundesland hochziehen, "das gesund ist?"
Vor allem: Wie steht es mit den Finanzen? 40 Jahre lang ist man gewohnt gewesen, Projekte zugewiesen zu bekommen. "Fertigbauten von oben", wie Neudeck meint. Das "Friedensdorf" aber soll aus Idealismus entstehen und aus Spenden. Bürgschaften des Landes möchte prompt einer der Bürger als erstes mal sehen: "Wir sind nicht gegen Ausländer, uns bewegt die finanzielle Frage." Mit "Staatsknete" freilich ist nicht zu rechnen. "Ich will gar nicht erst versuchen, Ihnen einzureden, daß dieses Projekt risikofrei ist", sagt der Emissär aus der Potsdamer Staatskanzlei unverblümt. Ein ausgeprägtes "Bedürfnis nach Sicherheit ist vorhanden", konstatiert der Vorsitzende des Komitees Kap Anamur.
Aber es steht dann auch der Rentner auf, der nach dem Kriege selbst einmal unfreiwillig aus Polen gekommen ist und nun meint: "Die Aussiedler müssen eine Chance kriegen, mir liegt daran." Der aus Fürstenwalde angereiste Leiter des Diakonischen Werkes schildert "die Chance, ein Signal zu setzen in einer so grau gewordenen Wirklichkeit", ein Projekt zum Festhalten anzubieten für Jugendliche, "die nur noch eine Welt von Erwachsenen mit hängenden Schultern kennen".
Der Schulleiter befürwortet das Vorhaben schon, weil er unter seinen Schülern rechtsradikale Tendenzen beobachtet, aber auch aus Prinzip: "Wenn wir hier alles skeptisch sehen in den neuen Bundesländern, können wir gleich ganz zumachen." Der Pfarrer schließlich wirft sich gewohnt wortgewaltig in die Bresche: "Es gibt keine billigere Methode, an Wohnungen zu kommen." Er sieht in dem Projekt aber auch die höheren Werte: "Wir sprechen überhaupt nicht mehr miteinander, bei gemeinsamer Arbeit werden wir wieder lernen zu reden."
Am Ende des Abends sind "eigentlich" alle dafür, "wenn es richtig organisiert ist" und "wenn das Geld da ist". Er habe "kein einziges wirkliches Argument dagegen gehört", konstatiert Rupert Neudeck. Am 3. März befindet die Stadtverordnetenversammlung formell über das Projekt. Wie es aussieht an diesem Donnerstagabend, werden sie beschließen, daß die Storkower gut sind. Dann müssen se . . .
OTTO-JÖRG WEIS (Storkow)
Professor Wickes Ausführungen zu der "Krause(sche)n" Verkehrspolitik in der FR vom 23. 2. 1992 "Krause macht Revolution und keiner merkt es" können nicht unwidersprochen bleiben. Sicherlich ist die Autobahn-Vignette eine geeignete Maßnahme, den Straßen-Verkehr unmittelbar an seinen Wegekosten zu beteiligen - nur kommt sie 20 Jahre zu spät.
Und wenn Wicke ernsthaft glaubt, daß der öffentliche Personen-Nahverkehr durch die Gebühr "drastisch gefördert" werde, ist er ein Phantast.
Die sogenannte "Rettung der Deutschen Bahnen" wird wieder einmal darin liegen, daß viele tausend Kilometer angeblich "nicht wirtschaftlich" zu betreibender Nebenbahnen (vorwiegend in den neuen Bundesländern, in den alten sind sie sowieso schon kaputt) plattgemacht werden.
Krause unterscheidet sich nur dadurch, daß er cleverer ist als seine Vorgänger: Er überläßt den Stillegungsbeschluß den Länderregierungen. Daher wird er sich über das "Gefälligkeitsgutachten" seines Parteifreundes Wicke ins Fäustchen lachen.Dietrich Glässel, Steinbach
KÖLN. In den vergangenen drei Jahren komponierte Hans Werner Henze an einem instrumentalen "Requiem", von dem einzelne Sätze bereits (in London und Tokio) uraufgeführt wurden. Die erste Gesamtwiedergabe des fünfundsiebzigminütigen Werkes mit dem bisher noch nicht erklungenen "Tuba mirum" fand jetzt, vom WDR veranstaltet, in der Kölner Philharmonie statt. Mit dieser Einstudierung reist das "Ensemble Modern" in einige andere Städte und gastiert am morgigen Sonntag auch in der Alten Oper Frankfurt/Main.
Als Autor eines "Requiems" bekennt sich Henze, wie so oft, zu ehrwürdiger abendländischer Musiktradition. Ausdrücklich bezieht er sich auf barocke Meister wie Gabrieli und Schütz, an dessen "Kleine Geistliche Konzerte" der Untertitel der Henzeschen Komposition ("Neun geistliche Konzerte") gemahnt.
Zweifelsohne bedarf das Attribut "geistlich" heute, und zumal bei dem Agnostiker Henze, einer gewissen Reflexion. Der Komponist stand dem von der Achtundsechziger-Studentenbewegung entfalteten undogmatischen Sozialismus nahe - den Dogmen des verwalteten Christentums und des davon abgeleiteten Todes- und Totengedenkens dürfte er nicht altersschlicht verfallen sein. Indes handelt es sich auch bei diesem "Requiem" nicht um eine konventionelle Übung, etwa um "Dienstmusik" aus der reservatio mentalis eines Unbetroffenen, dessen souveränem Vermögen formal und inhaltlich alles Beliebige - und so auch der passende religiöse Tonfall - zugänglich wäre.
Henzes Musik ist, wie kunstreich verwandelt und vermittelt, immer auch dichter Lebensstoff. Unmittelbarer Anlaß zur Requiemkonzeption war der Tod des Freundes Michael Vyner, des künstlerischen Leiters der mit Henze langjährig verbundenen London Sinfonietta. Über eine solche Widmung (und das schmerzliche Sterben anderer Weggenossen) hinaus ist gerade ein eminent lebendiger, tätiger Mensch von Mitte sechzig wachsend aufmerksam und empfindlich im Hinblick auf die "letzten Dinge" und die unumstößliche, gleichsam jeder emanzipierten Vernunft spottende Tatsache der Endlichkeit des Lebens und der Welt.
Mit dieser Tatsache umgehen lehrt auch Bescheidenheit. Ein Ausdruck von Demut war der künstlerische Respekt vor den überlieferten Interpretationsmustern der kirchlichen Liturgien. Moderne Wahrheitssuche kann sich nicht einfach mit dem ästhetisch ausgestalteten Nachvollzug solcher Vorgaben begnügen. Bereits Robert Schumann wendete sich in seinem "Requiem" vom kanonisierten Messetext ab, gab mit dem "Requiem für Mignon" gar das Vorbild eines subjektiv- poetisierenden Memorials. Brahms richtete sein "Deutsches Requiem" (dessen "deutsche" Konnotation er übrigens nicht sehr liebte) nach dem Wahrheitsempfinden persönlicher Theologie ein, indem er die von ihm nicht geglaubte Erlöserrolle des Gottsohnes ("Christologie") aussparte. Im 20. Jahrhundert schuf Benjamin Britten mit seinem "War Requiem" das vielleicht eindrucksvollste Beispiel einer überzeugenden musique engagée im säkular gewendeten Meßgewand.
Ähnlich Henze; und doch auch wieder anders. Ein Element von Säkularisierung ist vor allem sein Verzicht auf Textdarbietung. In diese Entscheidung eingeschlossen scheint auch die Abkehr von inhaltlicher Konkretion, politischem Engagement. Diese Feststellung reibt sich jedoch mit einer unbedingten (wenn auch vielleicht utopischen) Voraussetzung der Henzeschen Poetik: ihrem Streben nach Deutlichkeit, ja Eindeutigkeit.
Der Vergleich zu György Ligetis "Requiem" drängt sich auf. Auch in diesem verschwinden die Texte in einer Verarbeitungsmethode, die ihre "Aura" mit rein musikalischen Mitteln zu restituieren versucht. Ligeti bringt den Heiligenschein rätselhaft-numinos zum Leuchten. Henze dagegen arbeitet sich schärfer und zuweilen auch kritisch am Assoziations- und Meditationspotential des Requiemgehalts ab. Dabei "zitiert" er sogar das von Brahms verschmähte Lammgottes herbei - als ein unverzichtbares Theatersujet (daß Henze vor allem Theatermusiker ist, darf nicht vergessen werden), als Figur "unschuldigen" Leidens zudem, wie es die Lebenswirklichkeit anrührend uns zeigt.
Die neun Instrumentalsätze haben durchschnittlich eine Dauer von acht Minuten. Die Titel entsprechen Hauptabschnitten der katholischen Totenmesse. Der "Introitus"-Eröffnung folgt ein "Dies irae", das sich nicht unterfängt, Schrekkensvisionen breit auszumalen, aber doch, in knappen, virtuosen Tonbildern, Katastrophisches anklingen läßt. "Ave verum" ist ein intensiver lyrischer Instrumentalgesang mit mildem Glöckchen- Schluß, "Lux aeterna" ein gesteigertes, insistierendes Memento ebenso obsessiver wie beschwichtigender Klanggestalten zwischen Bedrohung und Tröstung.
Am weitesten vom Herkommen weggerückt ist die musikalische Semantik des "Rex tremendae", hier nämlich keine autoritätsfixierte Feier des Myterium tremendum, sondern dessen exakte Entmystifizierung: Zirkusmusik mit Trompetengeschmetter und veritabel-jazzoiden Einlagen der Schlagzeuggruppe. Dieser enorm "weltlichen", fast parodistischen Episode folgen das zartfarbene "Agnus dei" und das plastisch-figurenreiche, den Posaunen-Nimbus brillant auf die gesamte Orchesterformation übertragende "Tuba mirum" sowie das "Lacrimosa", klagendes Herzstück des Zyklus, getragen von einer gleichsam untröstlichen Schmerzbewegtheit.
Mit dem finalen "Sanctus" beschreibt Henze eine Kehre nicht zum Gefälligen, aber zum spürbar Abgemilderten, Festlichen: Strahlend verkünden im Raum verteilte Trompeten endlich doch so etwas wie eine "positive" Botschaft, sei's als religiös versichertes "Tod, wo ist dein Stachel", sei's als Triumph diesseitigen Lebens. Henze schätzt solche versöhnlichen Schlußtableaus, wie sie zum Beispiel auch "La Cubana" und die Liedersammlung "Voices" boten.
Es ist aber nicht nur die Morgenröte nach der langen, schmerzgeschüttelten Nacht des Seins- und Todesbedenkens, die dem "Requiem" ein wenig lindernd in den Arm fällt und ihm etwas von der Striktheit monumentaler, existentieller Kunst- und Lebensäußerung nimmt. Im ganzen Zyklus schlägt sich der Gestus des Medaillonhaften nieder, das Eingerahmte der barocken Erinnerungsspuren (vor allem die "Kleinheit" von Schütz), denen Henze nicht nur im Kompositorisch-Technischen folgt.
In der 7. Symphonie waren Vergänglichkeit, Tod, Katastrophe ungleich weiträumiger und auch attackierender thematisiert. Die Arbeit an einer 8. Symphonie, die diese Linie womöglich hätte fortsetzen können, stellte Henze vorerst noch zurück, wohl auch, um sich nicht so bald der prekären Neunzahl zu nähern. Wenn denn das "Requiem" dennoch, auch von seinem Anspruch her, als Hauptwerk anzusprechen ist, so doch als eines, das nicht den Impakt des Eingreifenden, flammend Unwidersprüchlichen sucht und findet. Es ist eher Zeugnis einer verunsicherten Wegsuche zwischen Ideen und Desillusionierungen, Traditionshalt und geistiger Autarkie, Meisterschaft und Ich-Zurücknahme.
Freilich ist es so, daß sich gerade an der Realität des Todes die "großen Erzählungen" brechen. Und demnach wäre Henzes "Requiem" um so wahrhaftiger und gültiger aufgrund seiner die letzte, größte Verzweiflung und Einsamkeit verschweigenden, verdrängenden Schlichtheit. Diese ist, kaum braucht man's zu betonen, keine einfältige, vielmehr eine ungemein intrikate, gekelterte.
Selbstverständlich gibt es in Henzes sprachähnlichem, "gesungenem" Instrumentalstil keine kompositionstechnische Nouveautè im Sinne von Experiment, Materialerkundung. Persönlich ausgeformte écriture von diesem Reflexionsgrad impliziert die Vermeidung banaler harmonischer Funktionen ebenso wie plattes Zitieren. Wo Henze ältere Musik zitiert( etwa den "Dies irae"-Topos), geschieht dies beinahe unmerklich. Die gesamte Textur macht den Eindruck hoher Perfektion, vollkommener Einheit von Expression und Klanggestalt.
Daß dabei gleichwohl nicht polierte Glätte dominiert, wird nicht zuletzt vielleicht durch die merkwürdig favorisierte Funktion der in drei Sätzen markant hervortretenden Solotrompete (sicher und gewandt: Hakan Hardenberger) mitbestimmt, die neben dem diskreteren Klavierpart (Ueli Wiget) zu den übrigen 31 Musikern solistisch hinzutritt. Die Trompete als ein eher unsensibles, in seinem Sprechen wenig facettenreiches Instrument ist hier vielleicht Medium einer Objektivierung, die das Werk vor allzu intim-gefühlvoller Wahrnehmung schützen soll. Auch und gerade dem Tode begegnet man mit "Maske".
Die Komposition war vom Ensemble Modern unter der Leitung Ingo Metzmachers vorzüglich einstudiert worden und erlebte eine minuziös ausgefeilte, an allen Pulten passioniert vorgetragene, authentisch anmutende Uraufführung.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Eigentlich war es eine paradoxe Konstellation. Der schwarze Bügermeister Eberhard Diepgen lud ins rote Rathaus am Alexanderplatz ein, um Ulrich Gregor den Professorentitel e.h. zu verleihen. Aber vielleicht erscheint die Wahl des Ortes nur an der Oberfläche paradox, vielleicht hat die Verleihung im ehemals sozialistischen Ostteil von Berlin einen durchaus tieferen Sinn. Denn für Lenin war der Film die wichtigste aller Künste.
Der Kritiker Willy Haas hat in dem 1926 entstandenen Essay "Warum wir den Film lieben" einige gute Gründe für seinen Enthusiasmus genannt: Der Film ist unverlogen wie ein Traum und baut ganz selbstverständlich den Bildungsdünkel ab. Ebenso ist auch für Ulrich Gregor der Fim ein Instrument zur Erforschung der Realität und der Träume und eine der schönsten Möglichkeiten für persönliche Erfahrungen. Der Leiter des Internationalen Forums des Jungen Films bedankte sich bei seinen Weggefährten Gero Gandert, Alf Bold, Sylvia Andresen und Heiner Roß für die unermüdliche Zusammenarbeit und die stete Bereitschaft zur kritischen Diskussion. Er sprach auch von einem Gefühl der Ambivalenz, das ihn bei dieser Ehrung heimsuchte: "Assoziationen kommen auf, beispielsweise an Ingmar Bergmans Film ,Wilde Erdbeeren&rquote;, dessen Held, allerdings schon Professor, auf dem Weg zum Empfang der Ehrendoktorwürde, mit seinem bisherigen Leben konfrontiert wird. Man fragt sich, ist jetzt vielleicht alles zu Ende, und: hat man diese Auszeichung denn überhaupt verdient . . . Ich kann mich aber auch an den Worten von Billy Wilder orientieren, der kürzlich eine wichtige Berliner Auszeichnung erhielt und nach zwei schlaflosen Nächten zu der Erkenntnis kam: ,ich habe es verdient&rquote;."
Die Anforderungen und Pflichten des Tages lassen sich bewältigen, wenn man dem Dämon gehorcht, der das eigene Leben regiert. Der "Dämon" von Ulrich Gregor und seiner Frau Erika ist all die Jahre hindurch die Leidenschaft für die zahlreichen Kinematographien gewesen. Der Film ist für den Geehrten ein Erlebnis, das auch von Kritikern nur annäherungsweise erfaßt werden kann: "Ein Erlebnis, das in einem Moment existiert und dennoch eine leuchtende Spur hinterläßt, das Begegnungen und Freundschaften zwischen Menschen herstellt." K. D.
HEUTE . . .
. . . sagte der frustrierte Winterurlauber: "Alles grie! Kaa Fisselsche Schnee! Ei, wann des so weitergeht, bleiwe die noch uff ihrm Gips sitze!"
. . . fragte der Mann die Frau mit dem Pelzmantel: "Ei, was is dann des jetzt ferr e Belzje, des wo Se da aahawwe? Is des Zowel odder Nerz?" Die Frau sagte: "Stinktier!" Der Mann sagte: "Heilischer Himmel! Merr werd doch emal fraache derrfe!"
. . . schaute der Strohwitwer voller Neid auf die Frau, die im Waschsalon neben ihm saß und bunte Wäsche wusch. Der Strohwitwer hatte nur Trübes und Graues in der Trommel. Schließlich sagte er zu der Frau: "Entschuldiche Se, awwer ich muß emal dumm fraache: Was hawwe Sie dann ferr en Knobb gedrickt, demit's bunt werd?"
Mehrere tausend Arbeitsplätze stehen auf der Kippe, etwa 20 kleinere Werften und ganzen Standorten droht das Aus, wenn die Bundesregierung mit der angekündigten Streichung der Schiffbauhilfen (West) ernst macht. IG Metall und Arbeitgeber ziehen an einem Strang, warnen eindringlich vor der Gefahr. "Es ist doch ökonomisch, struktur- und industriepolitisch unsinnig, im Westen Arbeitsplätze zu vernichten, damit im Osten - vielleicht - welche erhalten oder geschaffen werden können", betont Heino Bade, bei der Bezirksleitung Küste der Gewerkschaft für Werften zuständig.
Schon die Wechselbäder um die Subventionen seit Juni 1991, vom damaligen Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann eingelassen, machten den Schiffsschmieden die Kalkulation unmöglich und ließen Aufträge durch die Lappen gehen. Im vergangenen Dezember schließlich bewilligte der Bundestag unter Hinweis auf internationale Wettbewerbsverzerrungen die Förderung, an der sich der Bund allerdings nur noch mit 50 (nach 66) Prozent beteiligen möchte; die andere Hälfte sollen die Länder übernehmen. Das Komische an dem Hickhack: Die EG-Kommission hat die Zuschüsse, von denen Bonn nichts mehr wissen will, inzwischen genehmigt.
Im Vertrauen auf die Dezember- Beschlüsse hatten viele Werften Bestellungen hereingenommen. "Falls die Wettbewerbshilfen versagt werden, sind nicht nur die künftigen Abschlüsse betroffen, sondern auch die der vergangenen Wochen", kritisiert der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg. "Die Lage der deutschen Schiffbauindustrie hat sich besorgniserregend verschlechtert", klagt Vorsitzender Heinz Ache. Seine Organisation macht sich ebenso wie die IG Metall für jährlich 300 Millionen Mark Hilfen stark und findet offene Ohren bei den Politikern der Küstenländer.
Dürftig sieht es schon jetzt mit den Auftragsbeständen aus - Ende 1992 lagen Abschlüsse für 5,8 Milliarden Mark in den alten Bundesländern vor, 2,5 Milliarden in den neuen. Wieviel davon bei Kürzung der Zuschüsse noch wegfließen wird, weiß niemand. Bereits im vergangenen Jahr hat die Branche ihren Personalbestand um weitere 4000 auf noch 43 000 Leute verringert; nicht zuletzt die Konsequenz aus dem Verhalten der deutschen Reeder, die mehr als drei Viertel ihrer Neubauaufträge ins Ausland vergaben.
In den neuen Bundesländern waren im Januar rund 4600 ehemalige Werftarbeiter in den zwölf Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetrieben (BQ) der Trägergesellschaft Schiffbau (TGS) in Rostock untergebracht; weitere 3000 werden von ihr betreut. Schwerpunkte der BQ sind zukunftsträchtige Tätigkeiten wie Energieoptimierung in öffentlichen Gebäuden, Solarenergie in Häusern, Schiffsmüllentsorgung, Autowertstoff-Recycling, Klärung und Sauerstoffanreicherung in Flachgewässern, Boden- und Gebäudesanierung.
Gerade die letzteren Aufgaben hätten nach Ansicht von TGS-Geschäftsführer Bernd-Georg Spies "gute Ausgründungschancen" - also Aussichten, sich auf dem freien Markt als selbständige Einheiten zu behaupten. Hätten - denn die Liquiditäts-Probleme der Nürnberger Bundesanstalt schlagen bereits bei bewilligten Maßnahmen durch. Über die weiteren Finanzierung - 70 000 ABM-Plätze fallen im Osten weg - sagt Spies illusionslos: "Wir befürchten das schlimmste." Die Rechnung Einsparung West gleich Aufbau Ost stimmt zumindest hier nicht.
Auch im Hinblick auf die Zukunft der Schiffsbauindustrie geht die Bonner Rechnung nach Ansicht von IG Metall und VSM nicht auf. Der Rotstift nimmt keine Rücksicht auf eine ganz spezielle Situation. Die derzeitige Flaute könnte wegen notwendiger Erneuerung der Welthandelsflotte und Modernisierung vor allem auch der Tanker in zwei Jahren vorbei sein. Davon jedenfalls gehen europäische und japanische Prognosen aus. "Wir müssen die Kapazitäten durch das Konjunkturtal retten", mahnt die IG Metall. "Es darf keinen Fadenriß bei wichtiger maritimer Technologie geben", drängt Ache. Man habe bereits erfolgreich differsifiziert, zum Beispiel mit Blockheiz-, Windenergie- und Müllverbrennungsanlagen, Offshore-, Eis- und Unterwassertechnik sowie Meeresumweltschutz.
"Wir werden alles versuchen, eine vernünftige Lösung zustandezubringen", versichert Bade. "160 Millionen Mark Beihilfen sind das absolute Minimum." Hoffnungen richten sich auf das Maritime Forum am 1. März in Kiel, wo Arbeitgeber und Gewerkschaft, Wirtschaftsminister und -senatoren der Küstenländer gemeinsam mit dem Bonner Ressortchef über die Werften reden wollen. Beim vorigen Treffen im vergangenen Herbst hatte sich der Bundesminister entschuldigen lassen . . . HANS JÜRGEN NORDHOFF
RODGAU. Fünf funkelnagelneue Wohncontainer, aufgestellt von der Stadt auf ihrem eigenen Grund und Boden hinter dem sogenannten "Doktorhaus" in der Nieuwpoorter Straße in Dudenhofen, warten darauf, am Montag von den neun obdachlosen Männern bezogen zu werden, die zum Teil seit zwei Jahren in der Alten Schule in Jügesheim - genauer: in einer einstigen, bis zur Fertigstellung des Rathauses als städtische Anlaufstelle dienenden Zimmerflucht leben und dort eine Bleibe gefunden hatten.
Sie müssen diese Räumlichkeiten verlassen, weil dort ein Jugendtreff eingerichtet werden soll. Nach dem Aus- oder Umzug der neun alleinstehenden Männer werden sich Stadtrat und Baudezernent Alfred Schüler sowie Bauamtsleiter Werner Born die freiwerdenden Räumlichkeiten ansehen und die vordringlichsten Renovierungsarbeiten veranlassen. Den Großteil aber sollen die Jugendlichen und ihre Eltern selbst herrichten, damit so bald wie möglich ein Sammelpunkt für die Jugend in Jügesheim und ganz Rodgau angeboten werden kann.
Die bisherigen Bewohner der Alten Schule werden sich in Dudenhofen jeweils zu dritt einen 14,5 Quadratmeter großen, mit drei Betten, Tisch, vier Stühlen und Spind ausgestatteten Container teilen. In einen mit einer Toilette ausgerüsteten "Wohnbehälter" werden nur zwei Mann einziehen. Der gesamten "Belegschaft" steht ein weiterer Container zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Darin befinden sich Küche, Dusche, je zwei Toiletten und Waschbecken.
Die Stadt hat sich die fünf Einfachst- Fertighäuser 102 000 Mark kosten lassen und weitere 8000 Mark in die Einrichtung investiert. Fundamente, Planung und Genehmigungsverfahren schlagen mit weiteren 12 000 Mark zu Buche, so daß das Bauamt genau in dem vom Stadtparlament gesteckten Kostenrahmen von 130 000 Mark geblieben ist. Nach ersten Schätzungen werden den Bewohnern rund 450 Mark Monatsmiete inklusive Umlagen in Rechnung gestellt. Das ist bedeutend günstiger, als die Obdachlosen in einem Jügesheimer Hotel unterzubringen, wo die Logis pro Nacht nur für 35 Mark zu haben ist. Bei beiden Rechnungen ist aber nicht gesagt, ob die Stadt ihr Geld auch bekommt. ttt
FR-Leser Horst F. aus Egelsbach versteht die Welt nicht mehr. "Wir lehnen es ab", hat er dem Leiter des Umweltamtes beim Kreis Offenbach, Jörg Nitsch, schriftlich gegeben, "für die Unfähigkeit, ordentlich zu messen, zweifach bezahlen zu müssen."
Was war geschehen? Wie jedes Jahr hatte eine Spezialfirma für Heizungs-, Sanitär- und Elektrotechnik die Heizanlage in dem Egelsbacher Ingenieurbüro gemessen, neu eingestellt und gewartet. Keine drei Wochen später war turnusmäßig der Bezirksschornsteinfegermeister Ingo Stürmer mit seinen Meßgeräten erschienen und hatte die zu hohen Abgaswerte moniert, gleichwohl aber eine Rechnung präsentiert, die auch prompt bezahlt wurde. Vier Monate später hatte Stürmer erneut auf der Matte gestanden und nun Meßwerte konstatiert, die zu keinen Klagen Anlaß gaben. Und erneut stellte er 41,56 Mark in Rechnung.
Während Horst M. beteuert, an der Anlage nichts selbst gemacht oder veranlaßt zu haben, sondern in der ersten Messung des Bezirksschornsteinfegers die Fehlerquelle sieht, hat er inzwischen den Betrag zum zweiten Mal bezahlt, außerdem aber Widerspruch eingelegt. "Ich wollte doch keinen Gerichtsvollzieher im Hause haben." Daß er aber seine Unschuld beweisen muß, versteht der Diplom-Ingenieur nicht: "Ich tue alles für die Umwelt, nutze seit 1980 die Sonnenenergie, als ich dafür noch belächelt wurde."
Umweltamtschef Jörg Nitsch im Offenbacher Kreishaus weiß selbst nicht genau, wieso der Kreis das Geld für den Bezirksschornsteinfeger eintreiben muß. Doch der für derartige Streitfälle zuständige Sachbearbeiter Jürgen Pilz relativiert: Im Gegensatz zu den Wartungsfirmen muß der Schornsteinfeger halbjährlich seine Meßgeräte eichen lassen: "Meistens sind die genauer." Und auch, wenn er sozusagen auf eigene Rechnung arbeitet, kann er die Gebühren nicht willkürlich festlegen.
Der aus einem Vertreter des Rechtsamtes sowie zwei unabhängigen, nicht der Kreisverwaltung angehörenden Beisitzern bestehende Widerspruchsausschuß wird sich des Falles annehmen. Es kann sein, daß die Verfügung gegen Horst M. bestätigt oder auch zurückgenommen wird, selbst ein Vergleich wäre denkbar. Erst wenn beide Parteien zu keinem Ergebnis kommen, wird die nächsthöhere Instanz beim Regierungspräsidenten in Darmstadt angerufen. ttt
KREIS OFFENBACH. Beim zehnten "Planspiel Börse" der Sparkasse Langen- Seligenstadt siegte eine Spielgruppe der Claus-von-Stauffenberg-Schule in Rodgau-Dudenhofen, die ein fiktives Startkapital von 100 000 Mark innerhalb von neuneinhalb Wochen durch Käufe und Verkäufe von Aktien und anderen Wertpapieren um genau 20 478,90 Mark mehrte. Den zweiten Platz belegten Nachwuchs-Börsianer der Hermann-Hesse- Schule Obertshausen, die ihr Anfangskapital um 19 731,72 Mark erhöhten.
Insgesamt beteiligten sich 980 Schülerinnen und Schüler in 238 Gruppen aus sämtlichen Schulformen des Kreises Offenbach an dem Wettbewerb. Die Sieger erhielten Urkunden und Geldpreise. ttt
Und doch gab es sie, kurze Momente voller Glück. Zum Beispiel Ende September in Mönchengladbach. Zum erstenmal gewann der 1. FC Köln und das, nachdem bereits acht Spiele gespielt waren in dieser Bundesliga-Saison. Seine Jacke durch die Luft schwenkend wie eine Trophäe ist Jörg Berger da hinübergelaufen zur Kurve und hat glückselig die Danksagungen der Sympathisanten entgegengenommen. Oder im Dezember zum Ende der Vorrunde. 5:0 gewann Köln gegen Uerdingen, und Präsident Klaus Hartmann ließ wissen: "Berger bleibt bis Saisonende unser Trainer. Ohne Wenn und Aber."
So war es damals, daran sollte man vielleicht gerade jetzt denken, wo die Erinnerung besonders schwerfällt. Nun, wo die Zeitungen wieder gefüllt sind mit Schlagzeilen wie "Berger vor dem Rauswurf", nun, wo der Präsident sagt: "Wenn sich unsere Situation noch zuspitzen sollte, kommen wir an einschneidenden Maßnahmen nicht mehr vorbei." Nur ein Spieltag liegt zwischen dem scheinbar bedingungslosen Bekenntnis des Präsidenten zum Trainer und der scheinbar offenen Ankündigung Hartmanns, Berger im Falle einer Niederlage heute bei Eintracht Frankfurt zu suspendieren.
Es geht dabei nicht um die Frage, ob der Trainer fähig ist, die Mannschaft geistig und körperlich auf ihre Aufgaben vorzubereiten. "Es geht", sagt Berger, "für einige nur noch gegen mich." Der Punkt ist erreicht, an dem ein einziger Fehler des Torwarts, ein momentanes Versagen des Stürmers zum Scheitern des Trainers führt. "Das", sagt Berger, "geht doch schon seit September so." Einen Platz unter den ersten fünf wollten die Kölner belegen, einen Platz unter den letzten fünf nehmen sie andauernd ein. Jedes Spiel aufs neue steht der 48jährige Trainer auf dem Prüfstand, seit der FC mit 1:13 Punkten die Saison eröffnet hat. Die Situation des Jörg Berger gleicht in etwa der eines Radrennfahrers, der, nur um seinen Status quo zu erhalten, jede Etappe gewinnen muß, bei jeder verlorenen Wertung aber fürchten muß, aus dem Wettbewerb genommen zu werden. Das Ende der Tour kann so einer schwerlich im Auge haben, und wer sich dieser Tage mit Jörg Berger unterhält, mag verspüren, wie man einen Menschen damit quälen kann, sein Schicksal Samstag für Samstag in Frage zu stellen.
Es sind nicht die Worte, die er sagt, die ahnen lassen, wie aufgewühlt sein Innenleben ist. Er sei hart im Nehmen, erzählt Berger und "mir geht es gut; ich habe mein Gefühlsleben ja nie mit dem Beruf verbunden". Es sind die Worte, wie er sie sagt, die Einblick ins Gemüt gewähren. Hastig und atemlos preßt Berger seine Sätze heraus, versucht zu lachen - und kann doch Ratlosigkeit und Angst schwer verbergen. Die Krise entwickelt ihre eigene Dramaturgie, der Hauptdarsteller muß sich dieser fügen. "Ich habe keine Möglichkeit, mich zu wehren", sagt Berger.
Was er auch tut, wer will, kann es immer gegen ihn auslegen, und derzeit wollen das einige. Sucht er die Unterhaltung mit Manager Karl-Heinz Thielen, einem früheren Nationalspieler und daher kompetenten Gesprächspartner, "lese ich am nächsten Tag in der Zeitung von Krisensitzung und Kompetenzbeschneidung". Läßt er seine Abwehr ohne Libero spielen, wie er das meistens - erfolgreich - getan hat, "weil ich niemanden habe, der diese Rolle zufriedenstellend ausfüllt", und geht dies einmal schief (so geschehen beim 0:3 zum Rückrundenstart gegen Kaiserslautern), verkündet der Präsident, er habe es ja gleich gewußt, der Libero müsse wieder her.
Diesen Samstag wird Jörg Berger in Frankfurt wieder mit Libero spielen, und es ist der Eindruck entstanden, er tue dies auf präsidiale Weisung. Berger verneint dies, sagt, "wenn mir jemand ins Sportliche reinreden würde, dann würde ich von mir aus gehen". Die Flucht nach vorne. Schon einmal hat sie Jörg Berger angetreten, im April 1991 in Frankfurt. Sein Verhältnis zum damaligen Manager Gerster war unerträglich geworden, sein Einfluß auf die Mannschaft geschwunden. 0:6 hatte die Eintracht gegen Hamburg verloren; gespielt, glaubte Trainer Berger, habe sie jedoch nicht gegen Hamburg, sondern gegen ihn. In der folgenden Pressekonferenz provozierte er mit verbalen Attacken gegen Manager und Team seinen Rauswurf.
Nun kehrt er zurück nach Frankfurt, ausgerechnet hier entscheidet sich wieder sein Werdegang. Was für ein Zufall. Manche wollen ein Schicksal daraus machen. Denn, sagt Jörg Berger, "der Wind, der mir ins Gesicht bläst, ist zum Orkan geworden". Er kämpft dagegen an, er kämpft sich voran, von Etappe zu Etappe, das Tourende schon gar nicht mehr im Sinn. Ein müder Radrennfahrer im Sturm. Und niemand, der ihm Windschatten gewährt. RONALD RENG
MÖRFELDEN-WALLDORF. Um 22 Uhr am Donnerstag war das eingetreten, von dem SPD-Fraktionschef Werner Schmidt zuvor gesagt hatte: "Wenn die Grünen da nicht zustimmen, verlassen sie die Grundlage der Koalition." Gemeint war eine Vorlage, die unverändert den zügigen Bau der südlichen Ortsumgehung Mörfeldens fordert, weil die jetzt bekanntgewordenen Stellungnahmen der Naturschutzverbände zum Regionalen Raumordnungsverfahren keine neuen Erkenntnisse gebracht hätten.
SPD, CDU und DKP stimmten dieser Einschätzung in der Sitzung von Haupt- und Finanzausschuß sowie Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß zu. Nicht so die vier Grünen, die ihr Nein gleichwohl nicht als Ausstieg aus der rot-grünen Koalition sehen wollten.
Ausstieg oder nicht - dazu hatten zuvor beide Seiten aus den Koalitionsvereinbarungen zitiert. Werner Schmidt, um aufzuzeigen, daß die Südumgehung "das erste Wort und der Eckpunkt der Koalition war"; die Grünen, um auf eine "Öffnungsklausel" hinzuweisen, die aufgrund veränderter Umstände ein Abweichen von Beschlüssen erlaube.
Genau um die Frage, ob sich etwas geändert habe durch die Stellungnahmen der Naturschutzverbände, drehte sich die Debatte der Ausschußsitzung im Rathaus Mörfelden. Hugo Jung (CDU) sah nichts Neues, rügte statt dessen die Dürftigkeit und fehlende lokale Kenntnis der von den Landesverbänden gemachten Äußerungen. "Betroffen und entsetzt", befand Kurt Oeser (SPD), "die Stellungnahmen der Verbände gehen an ihrem Auftrag vorbei", es fehle die Abwägung der Auswirkungen von Lärm und Abgasen gegenüber den Eingriffen in die Natur durch den Straßenbau.
Für seinen Parteikollegen Schmidt "schlug das dem Faß den Boden aus", was Rechtsanwalt Matthias Möller unter anderem im Namen von BUND, Naturschutzbund, der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz sowie der Botanischen Vereinigung zu Papier gebracht hatte. Möller hatte zahlreiche Mängel in der Umweltverträglichkeitstudie (UVS) kritisiert. Für Schmidt ging es nicht an, daß heute die Ergebnisse der UVS - die erste, die es in Hessen überhaupt gegeben habe - nachträglich in Frage gestellt würden, "da sonst jegliche Planungssicherheit gefährdet ist".
An diesem Punkt setzte die Argumentation der Grünen an. Für Andrea Winkler bedeuteten Möllers Ausführungen, "daß das Verfahren noch mal neu losgehen muß". Ihre Kollegin Ursula Kuppert befand: "Wir können den Stellungnahmen der Verbände gut folgen." Da aus ihrer Sicht neue Erkenntnisse vorlagen, sahen sich die Grünen außerstande, einem Beschluß zu zustimmen, der diese verneinte. Das gleiche galt für den Satz: "Es wird davon ausgegangen, daß die Planungsverfahren zur Ortsumgehung zügig durchgeführt werden." Während sich SPD, CDU und DKP hinter diesen Passus stellten, stimmten die Grünen dagegen. Sie gehen davon aus, daß es bei der Ortsumgehung wegen der Stellungnahmen der Verbände erhebliche Zeitverzögerungen geben wird. Kuppert sagte, daß die dringend notwendige Verkehrsentlastung der Innenstadt am besten und raschesten über die von ihrer Partei favorisierte Nordumgehung zu gewährleisten sei.
Bürgermeister Brehl entdeckte in den Stellungnahmen der Verbände auch schlichtweg Falsches: Es sei ein Irrglaube zu denken, wenn es die Nordumgehung gebe, werde es auch eine Bahnunterführung an der Nikolauspforte geben. Der heutige Bahnübergang werde statt dessen ganz geschlossen, da dann dort keine Bundesstraße mehr hinführe.
Für die DKP wollte Rudolf Dötsch die Stellungnahmen der Naturschutzverbände "nicht in Bausch und Bogen verdammt wissen". Seine Fraktion stimmte der Vorlage aber zu, weil darin der Magistrat beauftragt wird, "eine Stellungnahme durch ein Verkehrsplanungs- und ein Landschaftsplanungsbüro für die anstehenden Verfahren erarbeiten zu lassen".
Auch in diesem Punkt stimmten die Grünen als einzige im Ausschuß mit nein. Andrea Winkler begründete, es sei sinnvoller, das Geld für die von Rechtsanwalt Möller geforderte neue Umweltverträglichkeitsstudie zu verwenden.
Offen blieb die von der DKP gestellte Frage, was die in Auftrag gegebenen Gutachten kosten werden. Bürgermeister Brehl konnte das nicht sagen, er hat noch keine Kostenvoranschläge eingeholt. lis
Gelegentlich wirkte die Ausschußsitzung der Stadtverordneten von Mörfelden-Walldorf, als tage die Koalitionsrunde, in der SPD und Grüne gemeinsames Vorgehen aushandeln wollen. Dabei gibt es bei der Ortsumgehung keinen Konsens mehr: Die SPD ist dafür, die Grünen sind dagegen - obwohl es das Koalitionspapier anders festschreibt.
Müßig die Frage, ob diese Vereinbarungen einen grünen Kurswechsel formal zulassen und ob sich die Sachlage wirklich verändert hat. In diesem wichtigen Punkt müssen sich Partner einig sein. In Mörfelden-Walldorf sind sie es nicht, seit die Grüne-Fraktion komplett personell gewechselt hat. Und der SPD kam es gelegen, den Partner vor der Wahl vorzuführen.
Die Koalition ist geplatzt. Daran ändert nichts, daß die Grünen das nicht Geplatzt so sehen und die SPD nur vom "Verlassen der Grundlagen" spricht. Doch das Scheitern spielt zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr: Die Ausschußsitzung war die letzte Zusammenkunft von Stadtverordneten in dieser Legislaturperiode, da braucht es kein Kitten mehr. Interessant wird es wieder nach der Wahl. Dabei ist unklar, wie SPD und Grüne - sofern das Wahlergebnis dafür eine Mehrheit bescherte - ihre Koalition fortsetzen wollten, wenn die Ansichten zur Ortsumgehung unversöhnlich sind. An diesem Thema zerbrach 1984 das erste rot-grüne Bündnis. JÜRGEN GELIS
Luftbrücke nach Bosnien von Frankfurt aus
"Hanauer Hilfe" wendet sich jungen Männern zu Ein neues Angebot für sexuell Mißbrauchte Von Regine Schlett HANAU. Die "Hanauer Hilfe", Beratungsstelle für Opfer und Zeugen von Straftaten, wird sich in diesem Jahr einem neuen Aufgabengebiet widmen: Sie will Hilfe für männliche Jugendliche anbieten, die sexuell mißbraucht wurden. Das Angebot ist als Ergänzung zur Beratungsstelle "Lawine" gedacht, die Jungen nur bis zum Alter von zwölf Jahren berät. Die Einrichtung bietet daher am Montag, 1. März, ab 14 Uhr in den Räumen in der Salzstraße 11 einen Vortrag zum Thema "Jungen als Opfer sexueller Gewalt" an, den Dr. Jochen Hoffmann vom Männerzentrum Frankfurt halten wird. Für männliche Jugendliche, so die Auffassung der "Hanauer Hilfe", sei es dringend notwendig, daß sie einen männlichen Ansprechpartner haben.
Anläßlich des Europäischen Opfertags, der in diesem Jahr auf den Rosenmontag fiel, weist die Beratungsstelle nochmals auf ihr Angebot hin. Ziel ist die Begleitung der Menschen, die mit den seelischen Folgen, Sorgen und Ängsten nach einer erlittenen Straftat häufig allein bleiben. Neben Gesprächen in vertraulicher Atmosphäre bieten die drei Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen Begleitung zu Polizei und Gericht an, sowie Hilfe bei Antragstellungen oder Vermittlung zu Rechtsanwälten. Dies geschieht unabhängig von einer Strafanzeige der Opfer.
Im vergangenen Jahr bearbeitete die "Hanauer Hilfe" 250 Fälle. 155 Ratsuchende nahmen zum ersten Mal Kontakt auf. Die Mehrzahl der Klienten nimmt eine längerfristige und kontinuierliche Betreuung in Anspruch. 35 Prozent kamen als Opfer von Gewaltdelikten, 15,5 Prozent erlitten Sexualstraftaten. Außerdem wandten sich Menschen an sie, die durch Vermögensdelikte, aber auch durch zivilrechtliche Angelegenheiten geschädigt wurden. Sie fühlen sich insbesondere in Sorgerechtsangelegenheiten, Nachbarschaftsstreitigkeiten und Mietangelegenheiten als "Opfer fremder Willkür".
Knapp 70 Prozent der Betroffenen kamen aus Hanau und Umgebung. Mit 57 Prozent überwog nach wie vor der Anteil der Frauen, jedoch suchten 15 Prozent mehr Männer als im Vorjahr Rat. Auch die seit Anfang vergangenen Jahres eingerichtete Beratungsstelle in Gelnhausen wird zunehmend angenommen, teilt die "Hanauer Hilfe" mit. Inbesondere wurde sie von jungen Menschen in Anspruch genommen, die unter Gewalt- und Sexualdelikten litten.
HANAU. Einen Schnellkurs in Betriebswirtschaftslehre absolvierten die Zuschauer und Zuschauerinnen der Volksbühne mit dem Besuch der Komödie "Das Geld anderer Leute". Dabei geht es um den Trend, durch den Kauf eines Unternehmens und anschließendem Verkauf von Unternehmensteilen milliardenhohe Effizienzgewinne zu erzielen. Zu den ertragreichen Spielarten gehören Fusionen, Übernahmen, ja sogar die Zerstörung und Zerstückelung ganzer Unternehmensverbände zur Gewinnoptimierung.
Am Beispiel der Draht und Kabel AG in New England, die das Interesse eines Wallstreet-Spekulanten weckt, führt Autor Jerry Sterner die Problematik theatralisch vor. Die Draht und Kabel AG ist eine traditionsreiche Firma mit einer soliden Bilanz. Ihr Handicap: Die Produktpalette wird durch neue Technologien überholt und der Maschinenpark ist überaltert. Durch Übernahme zum Zweck der Liquidation will Pokerface Garfinger Profit machen, stößt aber auf den erbitterten Widerstand des alten Firmenchefs und jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden und der Chefetage.
Vor allem "der Alte" will sich sein Lebenswerk nicht zerstören lassen. Auch schlägt ihm wegen der Belegschaft immerhin das soziale Gewissen.
Zwischen den Fronten steht eine junge Rechtsanwältin. Sie will die Draht und Kabel AG gegen den Wallstreet-Hai verteidigen und sich damit beruflich profilieren. Es entwickelt sich ein Zweikampf um Aktienmajoritäten und Börsennotierungen, der nicht ohne erotische Komponenten verläuft. Am Ende ist der Take-over in jeder Beziehung perfekt: Liquidator Larry zieht die Aktionäre eiskalt über den Tisch und gewinnt nach einer Karenzzeit die Anwältin als Partnerin und Gattin. Money Makes The World Go Round . . .
Verlierer sind die Arbeiter und Arbeiterinnen, die ihren Arbeitsplatz einbüßen und in der Region auch keinen anderen finden, da die Draht und Kabel AG und ihre Zulieferer in der Region vorherrschend gewesen sind. Angesichts der Stahlkrise und der EG-Verhandlungen über deren "Schadensbegrenzung" ein sehr aktueller Schluß.
Leider führten die komplizierten Zusammenhänge und die schludrig- geschwinde Sprechweise der Mimen in der Hanauer Stadthalle zu Schwierigkeiten im Verständnis. So zogen die Hauptdarsteller/innen vornehmlich durch ihr ausdrucksvolles Spiel - Wolf-Dietrich Berg als Wallstreet-Mafioso, Daniela Ziegler als attraktive Workaholikerin, Alexis von Hagemeister in der Rolle des altväterlichen Unternehmers - alle Aufmerksamkeit auf sich.
Auch das Bühnenbild, in der Manier eines Klapp-Bilderbuches mit Guckfenstern auf einer gründerzeitlichen Industrielandschaft, faszinierte. Es ließ das Publikum, Hustenanfällen und Schnupfereien zum Trotz, interessiert aushalten.
Frankfurt
37jähriger bei
einem Streit
enk FRANKFURT A. M., 26. Februar. Ein 30jähriger hat gestern abend im Gallusviertel einen 37 Jahre alten Mitbewohner erstochen. Der Täter stellte sich kurz nach der Bluttat der Polizei.
Die beiden Männer hatten in einer benachbarten Kneipe gezecht und waren dann in der Wohngemeinschaft, im zweiten Stock des Hauses Kleyerstraße 32a, heftig in Streit geraten.
Im Verlauf der Auseinandersetzung, deren Hintergrund noch ungeklärt ist, griff der 30jährige zum Messer und stieß es seinem Mitbewohner in den Oberkörper. Der 37jährige war auf der Stelle tot.
Sowohl Täter als auch Opfer waren seit längerem bei der Werkstatt Frankfurt für Suchtkrankenhilfe beschäftigt, die den beiden sowie einem dritten Mitbewohner die Räume in der Kleyerstraße besorgt hatte.
Wie der Geschäftsführer der Werkstatt, Willi van Ooynen, sagte, handelt es sich bei den Männern um ehemalige Obdachlose, die im Auftrag des Vereins das Gebäude renovierten.
ESCHBORN. "Bürgernah Gemeinschaftlich Engagiert" - so löst die Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) ihr Kürzel im Wahlprogramm auf. Die Freien Wähler treten für eine "bürgernahe und sparsame Verwaltung" und "mehr Mitbestimmungsrecht der Bürger bei der innerstädtischen Entwicklung" ein. In Eschborn solle "Schluß mit der Vetternwirtschaft sein", sagt Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin Irmtraud Bottoms.
Als zukünftige Ziele formuliert die BGE, nicht länger "Millionen für Prestigeobjekte" zu verschwenden, sondern eine verantwortungsbewußte Bauleitplanung für beide Stadtteile zu entwickeln. Genau wie Grüne und SPD auch fordert die BGE keine weitere Ausdehnung der Gewerbegebiete. Bei der Zulassung von Neubauprojekten sollen mehr Bürger beteiligt werden. Eine Stadtentwicklungsgesellschaft, die die SPD gründen möchte, lehnt die BGE hingegen ab.
In städtischer Regie sollten Wohnungen für einkommensschwache Familien hochgezogen und städtische Grundstücke in Erbpacht für bauwillige kinderreiche Familien vergeben werden.
Die BGE tritt wie CDU und FDP für ein Altenheim mit Pflegestation ein, möchte den Jugendtreff in Niederhöchstadt ausbauen und am S-Bahnhof Eschborn Süd Parkplätze für Eschborner reservieren lassen. Moderne Energie- und Wassersparvorrichtungen sollte die Stadt bezuschussen. Die BGE will aktive Sozialkommissionen gründen, die sich besonders mit den Problemen alter Menschen und Jugendlicher befassen. Der Durchgangsverkehr durch die Hamburger Straße soll in Höhe der Brücke gestoppt werden. Und das unbefriedigende Erscheinungsbild Niederhöchstadts möchte die BGE verbessern. Dazu schlägt sie beispielsweise vor, die "Alte Scheune" an der Kronberger Straße zum Stadtcafé auszubauen und den Montgeronplatz ansprechender zu gestalten.
Die BGE begreift sich als Zusammenschluß unabhängiger Bürger; die Parlamentarier unterlägen keinem Fraktionszwang. Hinter Irmtraud Bottoms stehen Monika Bender, Lothar Schröter, Helmut Stock und Gerlinde Ingelfinger auf aussichtsreichen Listenplätzen. Die BGE erreichte gemeinsam mit den Grünen 10,7 Prozent während der vergangenen Kommunalwahl. Sie tritt jetzt mit eigener Liste ohne Koalitionsaussage an. she
"Das Ende des Futurismus im Bolschewismus" hieß das Thema des Abends mit "Oper extra" im Bockenheimer Depot, und obwohl die Veranstaltung ausverkauft war, hätte man doch gewünscht, daß noch mehr Frankfurter den Abend erlebt hätten, künftige Besucher der Oper "Lady Macbeth von Mzensk" zumal: ein nachdenklich stimmender und zu Herzen gehender und nicht zuletzt ästhetisch überall stimmiger Abend.
Im Prinzip hatten die Frankfurter vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal die Gelegenheit, die gleiche Lektion zu lernen, als Christh Vitali die Ausstellung "Die Große Utopie" in die Schirn-Kunsthalle brachte, das gleiche Thema, nur nicht dasselbe: der Aufbruch der bildenden Kunst in die Freiheit der Revolution und - tragisch, und mit zahllosen Beispielen aus anderen Bereichen der Kunst ebenso zu belegen wie in anderen Ländern - ihr Untergang durch die staatlich verordnete Gewalt.
Im Bereich der Musik hieß das Fallbeispiel jetzt Dmitri Schostakowitsch und wurde ausgebreitet an seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk". Eberhard Kloke, der diese Zeitcollage zusammen mit dem Dramaturgen Dietmar Schwarz plante, ist aus seiner Arbeit in Bochum bekannt dafür, daß er es bei der Premierenvorbereitung nicht dabei beläßt, ein paar Arien singen und ein paar Briefe verlesen zu lassen - er geht lieber gern "ans Eingemachte", dahin, wo es weh tut: Er ist gern unbequem und legt gern Finger in offene Wunden.
Der Fall Schostakowitsch ist dramatisch bis tragisch, zeigt er doch den ungeheuren Elan, mit dem auch (oder gerade) die Revolutionäre Rußlands an die Veränderung auch der Kultur herangegangen sind, und wie wenige Jahre später alle neuen Errungenschaften - Freiheit, Selbstbehauptung, Gleichberechtigung, Individualität - der Bürokratie und dem Streben nach Macht geopfert werden.
Wie kühn klingen die Worte, die Lenin zum Beginn der Revolution findet, wenn er diese auf die Kultur bezieht, und wie haßerfüllt, ironisch und formalistisch argumentiert der Artikel "Chaos statt Musik" in der Prawda 1937.
Und wie stimmig sind auf der anderen Seite die Vergleiche mit Mahlers (von Thomas Mohr überzeugend gesungener) "Revelge" und dem "Tamboug'sell" oder Bergs Wozzeck-Zitate, die belegen, daß es kaum Unterschiede zwischen Rußland und Deutschland gab, wenn es um (die musikalische Darstellung von) Machtmißbrauch ging.
Faszinierend und überraschend auch der sicher den wenigsten bekannte Ausschnitt aus Kobzinew und Traubergs Film "Das neue Babylon", mit der vom Opernorchester gespielten Originalmusik von Schostakowitsch. Das sind unglaublich eindringliche Szenen, wie man sie heute (bei allen technischen Voraussetzungen) vergebens in der Filmwelt sucht.
Das Orchester musizierte engagiert, die Schauspieler Hildburg Schmidt und Jochen Nix deklamierten mit den zu Gebote stehenden Mitteln, vermieden aber jede Übertreibung; das Arrangement war dicht und eindrucksvoll, die Zuschauer zeigten sich bewegt und angetan. Man fragt sich, ob es nicht möglich ist, solche Abende - das Ambiente hätte in der "Fabrikhalle" des Depots nicht eindruckvoller sein können - noch einige Male zu wiederholen? wp
Wir gratulieren
Herrn Johann Bruckner zum 70. Geburtstag am 27. Februar.
FRANKFURT A. M. Sally schreitet in ihrer gefältelten weißen Bluse königlich die weiße Treppe herunter in einer Art, als habe nicht der Regisseur hier Regie geführt, sondern die Innenarchitektin, assistiert von der Kostümdesignerin. Sekundenlang vibrieren die gedrechselten Geländerpfosten vertikal im Takt mit den frischgeplätteten Falten des edlen Stoffs. Alles sieht aus, als sei es nur für diese wenigen Momente existent, und da die Treppe nicht gut abgerissen werden kann, wird Sally, unten angekommen - wir sehen es nicht mehr -, sich spornstreichs ihrer Bluse entledigen, die ihren Auftritt bravourös erfüllt hat und damit ihren einzigen Zweck.
Natürlich hat niemand anderes als Woody Allen dies arrangiert, vielleicht nicht in der ganzen kurzen Pracht, aber in der Idee. Sally, hinreißend gespielt von Judy Davis, bringt hier Personal und Umstände von "Ehemänner und Ehefrauen" auf den Punkt. Alle betreiben sie mehr oder minder geschickt die Kunst der Selbstinszenierung, die ja immer eine der Täuschung ist, was bei diesem Filmemacher allemal bedeutet: der Selbsttäuschung. Je entschiedener die Position, desto wackliger der Standpunkt. Nur wer sich ändert, bleibt sich gleich. Und was dergleichen Sprüche mehr sind, um die das Personal von Woody Allen niemals verlegen war. Nur diesmal klingt's von allem Anfang so, als sei die nachdrücklichste Beteuerung nur der Beginn einer fiesen Ausrede.
Kein Wunder, daß diese Menschen nie zur Ruhe kommen, und wenn sie doch einmal innehalten, dann umkreist sie immer noch Carlo Di Palma mit seiner Handkamera. Der visuelle Eindruck des Films kündet von künstlicher Aufgeregtheit; einbegriffen darin ist eine Distanzierung von denen, die sich so hektisch gebärden, die als Zappler vorgeführt werden. Zugleich aber ist dies ein starker Impuls der Identifikation: Die Kamera bewegt sich wie eine sonst nicht in Erscheinung tretende Person, die doch niemand anderes sein kann als der Zuschauer, der weniger voyeuristisch als unmittelbar teilnehmend auf der Walstatt kleiner Schlachten sich durch das Auge der Kamera einfindet. Für jeden etwas, sei er Schlagetot oder Sanitäter.
Im Auge des Taifuns aber sitzt der Analytiker. Über ihn wird räsoniert, er wird gescholten, doch ohne ihn kommt schwerlich jemand aus, er ist eine multiple Persönlichkeit, allgegenwärtig, alles wissend. "Er", das ist wiederum die Kamera, in die hineingesprochen wird, nicht direkt, ein bißchen seitwärts vorbei: ins Kinoparkett. Woody Allen weiß, daß seine Zuschauer glauben, über ihn und die Seinen besser als sie selbst Bescheid zu wissen. Also nimmt er sie gleich hinzu, denn die Inflation der Information vermehrt nicht etwa das Wissen, sondern die Verwirrung.
Weshalb der Analytiker nichts anderes darstellt als eine Echowand mit Zahlschlitz. Das Leben wirklich selbst zu leben und vor sich zu verantworten ohne Beistand und Lossprechung durch diesen Agenten der Seelenwirtschaft, dazu bringen bei Allen wieder einmal die wenigsten Kraft und Mut auf. Oder sie haben einfach keine Lust darauf, weil sie dann mindestens einmal weniger von sich reden könnten.
Am Anfang war das Wort, und am Ende ertönt es immer noch. Reden über Personalia ist eine Hauptbeschäftigung von Menschen, die das Wort nicht in die Tat überführen, weil sie sonst schuldig würden, notfalls bloß vor dem eigenen schuldgierigen Gewissen. Die emotionalen Flattermänner und -frauen sind stolz auf ihre Rationalität, was Allen in seiner "französischen Dramaturgie" ironisch spiegelt. Er durchschießt die Handlung mit Statements vor der Kamera, Kommentaren aus dem Off, erläuternden Rückblenden und sogar, schamlos, der Illustration einer Romanpassage - er mimt einen Schriftsteller - mit lebenden Bildern. (Die deutsche Sychronisation gibt von der Nervosität und Brüchigkeit des Originals einen guten Begriff.)
Kunstvolle Trivialitäten, scheinbare Rationalität im Banne des Irrationalen. Motto: Worüber man spricht, das kann nicht unbegriffen bleiben. An begreiflicher Schlichtheit läßt die Geschichte zweier reifer Paare in Manhattan wenig zu wünschen übrig. Die vier haben - egal, womit sie das Geld für ihre schicken Riesenwohnungen verdienen - augenscheinlich nicht viel mehr zu tun, als Nabelschau zu betreiben. Ihrer werden sie nie überdrüssig, wohl aber der Lebenspartner. In der abgenutzten Zweiergemeinschaft dämmert ihnen von ferne, vielleicht, eine Ahnung der eigenen Unzulänglichkeit, Nutzlosigkeit. Da ist es nur konsequent und ein Akt der Selbstbehauptung, das Bäumchen zu wechseln, da die eigenen Blätter sich nicht abschütteln lassen.
Woody Allen zeigt dies mit sarkastischer Anteilnahme. Neue Kontakte innerhalb der eigenen Altersstufe führen allenfalls zu einer neuen Ehe, die von Anfang an verzweifelt nach der alten aussieht, nur geliftet. Kontakt zu Jüngeren ziehen Katzenjammer nach sich oder führt im Fall des einer Studentin nachstaksenden Literaturprofessors Woody Allen zu Orgien des konjunktivischen Daseins: alles bekakeln, nichts tun. Der Radius in "Ehemänner und Ehefrauen" erweitert sich mählich über das Kleeblatt hinaus, die Herren liebäugeln mit sehr jungen Damen, die Damen beklagen das ihnen brutal zusetzende Diktat des Alters. Merkwürdig, dünken doch alle recht attraktiv, mal abgesehen von Woody Allen und Mia ("i-i-i-ich") Farrow, die wie mechanische Aufziehpuppen ihrer selbst kreuzlangweilig herumhampeln, die unentwegt hochemotional quasselnde Dürftigkeit auf die Spitze treiben. Eine reife Leistung der beiden, adäquater Abschied voneinander, im Leben wie im Film.
Man kann nicht behaupten, daß Woody Allen es verschmähe, zu Naheliegendem zu greifen. Judy Davis legt bei einem Freund eine grandiose Telefonnummer als widerwillig eifersüchtige, verlassene Ehefrau hin - aber muß das vor dem Hintergrund eines "Don Giovanni"-Besuchs stattfinden? "Du warst so wütend, weil ich getan habe, was Du tun wolltest": diese kleine Münze der Rückzahlung wirkt nun doch abgegriffen. Der Vorwurf, "nicht angemessen bedrückt" gewesen zu sein, ist da von anderem Kaliber. Diese gräßliche Formulierung verrät ein zwanghaftes, ein nachgerade terroristisches Bedürfnis nach Ordnung gerade in der emotionalen Unordnung.
Und es handelt sich wiederum um eine Selbstdecouvrierung: Allen & Co. weit eher als Surfer auf den Wogen der Emotionen denn als in sie Eintauchende. Von den Nachwachsenden ist übrigens auch nichts anderes zu erwarten, weshalb Juliette Lewis, die 20jährige anhimmelnde Studentin, sowohl den Charme einer betörenden Jugendlichkeit besitzt als auch, zusehends, ihr selbst noch unbewußte Abgebrühtheit aufblitzen läßt. Doch noch ist sie nicht so weit, daß sie ihre Desillusionierung sich und anderen als das Leben selbst einreden muß. - (Olympia, Esplanade 2) HELMUT SCHMITZ
HATTERSHEIM. Die Jungs heißen "Bluesbube" und spielen das, was der Bandname verheißt: Erdigen Blues, bereichert mit Texten in Frankfurter Mundart. Heute abend gastiert das Quartett aus der Mainmetropole im Hattersheimer Posthofkeller und zeigt, daß der Urstoff der Rockmusik noch längst nicht erschöpft ist. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.
Zu den "Bluesbube" gehören Joachim Eckhardt (Schlagzeug), Dieter Höfler (Bass), Manfred "Blind Baby" Hamburger (Bluesharp und Gesang) und Rainer Weisbecker (Gitarre, Gesang). Die Band will nach eigenem Bekunden keine "Äppelwoi-Seligkeit" verbreiten. Der heimische Dialekt ist für die Gruppe das Mittel, die deutsche Sprache für den Blues singbar zu machen. Im vergangenen Jahr hat sich die Band Verdienste erworben, als das Quartett für die FR-Altenhilfe spielte. schu
Für die Händlerschürze: Frankfurter im Streit erstochen
Im Wortlaut:
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Wählerinnen und Wähler sollen am 7. März "Rechtsextremisten mit dem Wahlzettel eine Abfuhr" erteilen, fordert der DGB-Kreisvorsitzende Harald Fiedler in seinem Aufruf zur Kommunalwahl. Er will diesen Aufruf am 4. März dem "Runden Tisch für Ausländerfreundlichkeit und Recht auf Asyl" vorlegen. Fiedler geht davon aus, daß sich das Gremium dem Aufruf anschließt, den wir im Wortlaut abdrucken:
"6000 rechtsextreme Überfälle und 23 rechtsextremistische Morde müssen alle Demokraten wachrütteln. Der Terror von rechts will unseren Staat aushöhlen, er geht an die Wurzeln der Demokratie. Die Sympathie und Achtung, die wir mühsam im Ausland erreicht haben, ist dadurch gefährdet.
Die Saat der Gewalt wird nicht aufgehen, wenn wir mutig dagegen antreten.
Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme waren schon einmal der Anfang vom Ende einer deutschen Republik und führten zum Zweiten Weltkrieg. Wachsende Arbeitslosigkeit, zunehmender Wohnungsmangel und vermehrte Armut müssen endlich von der Regierung entschlossen bekämpft werden.
Die demokratischen Parteien, Verbände und Vereine sind aufgefordert, unsere Verfassung, die den Schutz von Menschen und Gegenständen vorsieht, zu verteidigen und über die Differenzen hinweg die ökonomischen und sozialen Probleme gemeinsam anzugehen.
Von jedem einzelnen Bürger muß erwartet werden, daß er couragiert den Schwachen, Erniedrigten und Beleidigten zur Seite steht.
Die Würde des Menschen ist unantastbar - die Würde aller Menschen!
Diesmal schauen ganz Deutschland und das Ausland auf die Kommunalwahlen in Hessen.
Diese Wahlen haben Signalwirkung.
Es ist die einzige Wahl 1993, bei der die Bürger den Rechtsextremisten mit dem Wahlzettel eine Abfuhr erteilen können. Wir müssen durch unser Wahlverhalten die demokratischen Parteien stärken, denn ,wer nach den Attentaten gegen Ausländer in den vergangenen Monaten immer noch rechtsradikal wählt, ist kein Unmuts- sondern ein Überzeugungswähler&rquote;, so Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden.
Die Politik findet in den Parlamenten statt. Wir Demokraten müssen durch unser aktives Wahlrecht dafür sorgen, daß nur Demokraten in die Parlamente einziehen. Rechtsextremistische Parteien haben nichts in den Parlamenten zu suchen.
Die Bürger sind aufgefordert, persönlich die Verfassung zu schützen und durch die Wahrnehmung des Wahlrechtes und die Wahl demokratischer Parteien den rechtsextremen Kräften die Basis zu entziehen."
HOCHTAUNUSKREIS. Einen der spannendsten Wahlabende seiner Politiker-Karriere erwartet Peter Hartherz (Neu-Anspach), der Chef der SPD-Kreistagsfraktion, für die Kommunalwahl am 7. März. Er gibt sich zuversichtlich, daß in der Kreispolitik danach ohne die SPD nichts laufen wird, legt sich aber nicht auf eine Koalitionsaussage fest. Den Kreisbeigeordneten Peter Barkey (FDP) will die SPD auf jeden Fall abwählen, Landrat Jürgen Banzer (CDU) bei entsprechenden Mehrheiten vielleicht auch. Mit Hartherz, der auch dem Landtag angehört, sprach FR-Redakteur Thomas Rüggeberg.
MOSKAU/FRANKFURT A. M. (gro/rtr). Spekulationen über die baldige Einführung einer eigenen Währung in Lettland haben einen Kursverlust des US-Dollar im lettischen Devisenhandel ausgelöst. Wie Radio Riga meldet, wurde die US- Währung am Donnerstag zu 135 lettischen Rubel gehandelt, nach noch 150 pro Dollar vor Wochenfrist. Die Staatsbank erklärte dem Sender zufolge, daß eine Einführung der neuen Währung Lat gegenwärtig nicht beabsichtigt sei. Jedoch gilt ihr Rubel als "Übergangswährung" bis zur endgültigen Umstellung.
Rußlands Notenbank schließt unterdessen die Wiedereinführung eines festen Wechselkurses für ihre Währung nicht mehr aus. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte aus einem Entwurf der Staatsbank, sie sei zur Rückkehr zu einer Fest-Notierung zum 1. April bereit, um die Währung vor Inflation und Spekulationsgeschäften zu schützen. Der Devisenhandel an der Interbankenbörse in Moskau (Micex) sei fehlgeschlagen. Diese habe sich als "zu anfällig für Spekulationen" erwiesen. Zuletzt war dort die russische Valuta mit 593 Rubel je Dollar bewertet worden, so niedrig wie nie zuvor. Am Jahresbeginn mußten 417 Rubel für den Dollar bezahlt werden. Im August 1992 kostete ein Greenback 162 Rubel.
Der Geiger und Dirigent Sir Yehudi Menuhin erhielt am Sonntag einen der bedeutendsten deutschen Musikpreise. Die Stadt Duisburg und die Köhler-Osbahr-Stiftung verliehen ihm den mit 20 000 Mark dotierten Duisburger Musikpreis 1992. Zuerkannt wurde der Preis dem Interpreten, dem Pädagogen und Humanisten Yehudi Menuhin. Die Laudatio auf den Künstler hielt Ulrich Schreiber, der Theater- und Musikkorrespondent der Frankfurter Rundschau in Nordrhein-Westfalen. Wir dokumentieren die Rede Schreibers im Wortlaut.
HANAU. Wegen eines schweren Unfalls während der Vorbereitungsarbeiten ist der für den heutigen Samstag geplante "Tag der offenen Tür" der "Bau- und Fertigungsbetriebe Oberbau" (BFO) der Bundesbahn - ehemaliger "Gleisbauhof" - am Freitag kurzfristig abgesagt worden. Nach Angaben der Bundesbahn-Direktion Frankfurt wurde am Mittwoch ein 19jähriger Auszubildender aus Weimar auf dem Gelände an der Breslauer Straße von einer Gleisbaumaschine eingeklemmt. Er befindet sich im Stadtkrankenhaus und schwebt in Lebensgefahr.
Peter Brinkmann, Leiter der BFO, und seine gesamte Mannschaft zeigten sich sehr betroffen von dem Unglück: "Solch schwere Unfälle sind extrem selten. Vor diesem Hintergrund konnten wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und feiern." Bei der BFO Hanau, die für den Gleisbau in ganz Hessen und Teilen von Rheinland-Pfalz zuständig sind, arbeiten 800 Menschen. 180 davon Auszubildende.
Der "Tag der offenen Tür" soll später nachgeholt werden, vermutlich im Frühjahr. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. az
OFFENBACH. Hält die rot-schwarze Notgemeinschaft zur Sanierung des Offenbacher Haushalts wirklich bis 1997? SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Schneider jedenfalls ließ es in der letzten Stadtverordnetenversammlung vor den Kommunalwahlen laut knirschen und ging seine schwarzen Bündnispartner hart an: "Die CDU ist dabei, aus dem konsequenten Sanierungskurs auszusteigen."
Eine solche Unterstellung erboste natürlich den CDU-Fraktionsvorsitzenden Günther Hammann. Hammann beschwor Nibelungentreue zur Großen Koalition so: "Wir halten streng am vereinbarten Sparkurs fest, sind aber gegen eine weitere Verschärfung des Sanierungskurses. Wir wollen uns nicht kaputt sparen, wir wollen einen soliden Haushalt."
In den Streit mischten sich auch FDP, Freie Wählergemeinschaft und Grüne ein. Alle behaupteten schließlich: "Das Sanierungskonzept trägt unsere Handschrift." Schließlich stimmten SPD, CDU und FWG der vom Magistrat und SPD- Stadtkämmerer Grandke vorgelegten Fortschreibung des Sanierungskonzeptes zu. FDP und Grüne - auch nicht grundsätzlich dagegen - enthielten sich der Stimme. Gegensatz: Grandke sieht die Möglichkeit, den Etat schon 1994 ausgleichen zu können. FDP-Fraktionsvorsitzender Walther wirft Grandke vor, er arbeite mit geschönten Zahlen. Die CDU möchte zudem lieber erst 1995 den Haushalt - wie ursprünglich geplant - ausgleichen, damit nicht noch mehr "Grausamkeiten" wie Erhöhung der Gebühren und Schließung öffentlicher Einrichtungen auf den Bürger zukommen.
In seiner Bilanz über die bisherigen Auswirkungen des Sparkurses hatte Grandke gewarnt: "Wenn wir die 20 Millionen Mark des Landes als einmaligen Zuschuß zum Ausgleich unserer Altdefizite nicht bekommen, dann muß es weitere Grausamkeiten für den Bürger geben."
Die Abwicklung des Sanierungskonzeptes zur Verbesserung von Sozial- und Wirtschaftsstruktur der Stadt laufe besser als geplant, aber der bevorstehende Länderfinanzausgleich, der Solidarpakt und abnehmende Gewerbesteuereinnahmen gefährden den Erfolg.
Bislang habe die Stadt für rund 50 Millionen Mark Grundstücke verkauft, um damit alte Schulden zu bezahlen. Derzeit seien 2500 Wohnungen für 5200 Einwohner und neue Steuerzahler bis 1995 sowie 10 000 neue Arbeitplätze in der Planung.
In der fast sieben Stunden dauernden Sitzung beschlossen die Stadtverordneten außerdem:
• Die Müllverbrennungsanlage wird in die Verantwortung des Umlandverband übertragen.
• Offenbach tritt in diesem Jahr dem Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) bei.
• Die Traglufthalle wird für 900 000 Mark vom Tambourbad zum Waldschwimmbad auf der Rosenhöhe verlegt. Das Schwimmbecken der Marienschule wird mit 840 000 Mark für den Schwimmunterricht der Schulen hergerichtet.
• Zum Festpreis von 3,6 Millionen Mark entsteht eine Dreifelder-Sporthalle für das Rudolf-Koch-Gymasium und die Gewerblich-Technischen Schulen (GTS) auf dem GTS-Gelände.
• Die Stadt fördert mit 800 000 Mark den sozialen Wohnungsbau privater Bauherren und bezuschußt mit 1,575 Millionen Mark den Bau von 24 Sozialwohnungen der Baugenossenschaft Odenwaldring.
• Die novellierte Stellplatzsatzung wurde bei Stimmenthaltung der Grünen einstimmig angenommen, ebenso der Bebauungsplan-Entwurf für das Dreieck Bieberer Straße/Großer Biergrund.
• Für 500 000 Mark wird die Friedrich- Ebert-Schule vom Asbest gereinigt.
• Die Vereine dürfen so lange im Schlachthof bleiben, bis die Pläne für den Umbau als Kommunikations-, Gewerbe- und Wohnzentrum vorliegen.
• Durch Änderung der Hauptsatzung beschloß die SPD/CDU-Mehrheit: Die Zahl der ehrenamtlichen Stadträte wird von zehn auf sechs reduziert. Die Zahl der hauptamtlichen Dezernenten bleibt bei sechs, aber zwei freie Stühle werden vorerst nicht besetzt. lz
HATTERSHEIM. "Der Froschkönig" ist gestern seiner Zeit voraus gewesen: Das Ballett, an dem 150 Kinder aus Nieder- Erlenbach, Sindlingen und Hattersheim mitwirken, kommt nämlich erst morgen, also Sonntag, 28. Februar, um 16 Uhr in die Stadthalle, und nicht - wie in unserer gestrigen Ausgabe gemeldet - am Freitag. Wer sich für das Märchen interessiert, kann sich morgen vom Leistungsvermögen der Kinder überzeugen.
Die Jungen und Mädchen trainieren jeweils eine Stunde in der Woche unter Leitung der Sindlinger Ballettpädagogin Halina Mrokwa. Eröffnet wird die Veranstaltung am Sonntag vom deutsch-französischen Musikkreis unter Leitung von Theo Sittig. schu
Das Porträt: Lars-Eric Wahlgren Neuer Chef der UN-Truppen
Mit 63 könnte sich ein pensionierter General, der eben einen fünfjährigen Auftrag im Libanon hinter sich gebracht hat, auch zur Ruhe setzen, um den Enkelkindern von seinen Erlebnissen zu erzählen. Nicht so Lars-Eric Wahlgren. Der schwedische Offizier übernimmt den wohl schwierigsten Auftrag seiner militärischen Laufbahn: er löst den Inder Satish Nambiar als Oberbefehlshaber der UN-Truppen im früheren Jugoslawien ab. "Wenn man vom UN-Generalsekretär gefragt wird, ob man eine Aufgabe übernehmen will, ist es wohl klar, daß man ja sagt, wenn man an die Vereinten Nationen glaubt", kommentierte Wahlgren (Bild: dpa) seine Ernennung. "Und ich glaube an die Vereinten Nationen". Der 1929 im nordschwedischen Asele geborene und auf der Insel Gotland beheimatete Generalleutnant hat einschlägige Erfahrung. 1974/75 diente er als Bataillonschef im Sinai, seit 1988 befehligte er die UN- Truppen im Libanon. Vor einer Woche kehrte er heim. Da kam die Anfrage von UN-Chef Butros Butros-Ghali aus New York, ob er nach Zagreb ziehen wolle. Wahlgren sagte zu.
Daß ihn nun eine gefahrvolle Aufgabe erwartet, ist Wahlgren klar. Er vergleicht die Lage mit dem Südlibanon. Auch dort hatte man die UN-Mission als hoffnungslos bezeichnet, als er vor fünf Jahren seinen Job antrat, und nun meint Wahlgren, einen Glauben an eine Zukunft des Landes zu spüren. Das gibt ihm Hoffnung auch für den Balkan. Das wichtigste für eine erfolgreiche Tätigkeit der UN-Truppen sei ein guter Kontakt zur lokalen Zivilbevölkerung, sagt Wahlgren. "Das war im Libanon äußerst positiv. Es wäre wünschenswert, wenn wir etwas Ähnliches auch im früheren Jugoslawien etablieren können." Das haben die UN-Truppen im früheren Jugoslawien nach seiner Einschätzung bisher versäumt. So verweisen schwedische Balkan-Experten auch darauf, daß die UN-Vertreter dort niemandem vertrauen könnten. Alle Seiten versuchten, die fremden Truppen für eigene Zwecke auszunützen.
Der Einsatz der UN-Truppen im ehemaligen Jugoslawien hat heftige Kritik ausgelöst: Sie haben das Vordringen der Serben nicht zu stoppen vermocht und konnten die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Hilfsgütern nicht sicherstellen. "Ich kenne die Situation noch nicht in allen Details. Aber ein Problem ist wohl, daß ein Teil der Verbände für die friedensbewahrende Arbeit nicht ausreichend ausgebildet sind", bemerkt Wahlgren kritisch. "Manchmal braucht man Geduld, ehe der politische Prozeß beginnt, Resultate zu zeigen. Es bedarf einer Reifezeit."
Die UN dürften das Krisengebiet jetzt nicht verlassen, meint Wahlgren. Im Gegenteil: Das Truppenkontigent - zur Zeit 23 000 Mann aus mehr als 20 Ländern - sollte verstärkt werden. Die Friedensschlichter der UN und EG im Balkan-Konflikt wollen eine 40 000 Mann starke Einheit aufstellen.
Die amerikanischen Pläne, die bosnische Bevölkerung aus der Luft zu versorgen, die in UN-Kreisen nicht auf Begeisterung stießen, will Wahlgren nicht kritisieren. Sie seien ein "letzter Ausweg", sagt der General: "Wir müssen alle Methoden erproben. Wir können nicht akzeptieren, daß Menschen 1993 in Europa verhungern. Aber es wäre besser, wenn die Hilfe auf normalen Wegen ans Ziel käme."
Zunächst dauert der Auftrag für den Vater zweier Töchter nur bis zum 31. März. Bis dahin muß der Sicherheitsrat das Mandat für die Truppen verlängert haben. Lars-Eric Wahlgren ist sich nicht sicher, ob Ex-Jugoslawien die schwierigste Aufgabe ist, die die UN-Blauhelme - Friedensnobelpreisträger 1989 - bisher zu übernehmen hatten: "Es war schwierig im Kongo, es war schwierig im Libanon, es ist schwierig in Jugoslawien. UN- Truppen werden dorthin geschickt, wo es schwierig ist."
H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
Aufgespießt
"Krise ist ein produktiver Zustand - man muß ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen." Max Frisch, zitiert vom IG-Metallvorsitzenden Franz Steinkühler während des Kongresses "Solidarität in der Krise" in Frankfurt/Main.
WEHRHEIM. Ein elfjähriger Junge ist am Donnerstag gegen 12.40 Uhr von einem Auto erfaßt worden, als er vom Schulbus aus quer über die Köpperner Straße lief. Das Kind ist nach Auskunft der Polizei schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr. Der Pkw-Fahrer hatte vor der Bushaltestelle nicht angehalten. dag
LANGEN. Die Hilfsgüter aus Langen haben offenbar ihre Empfänger im ehemaligen Jugoslawien erreicht. Wie der Magistrat mitteilte, hat das Rote Kreuz die Spende der Stadt in Höhe von 30 000 Mark für Winterkleidung und Schuhe verwendet. Sie wurden an bosnische Flüchtlingskinder im Raum Osijek (Kroatien) verteilt.
Die Flüchtlingshilfe Langen bedankte sich bei der Bevölkerung für ihre Beteiligung an der Aktion "Überlebenspakete für Bosnien-Herzegowina". Nach Angaben der Gruppe wurden bei mehreren Hilfstransporten im Januar und Februar insgesamt 1300 Lebensmittelpakete, Winterkleidung, Decken, Schuhe, Medikamente und andere Güter in Krisengebie te gebracht. An Geldspenden kamen 25 000 Mark zusammen.
Für Anfang März plant die Flüchtlingshilfe einen weiteren Transport. Spenden können auf das Konto 675 21 835 bei der Postsparkasse München, Bankleitzahl 701 100 88, eingezahlt werden. dac
BAD HOMBURG. Die Fingerfertigkeit der Trickdiebe ging soweit, daß sie in Sekundenschnelle 100-Mark-Scheine aus dem Portemonnaie ihres Opfers zogen.
Der 60 Jahre alte Mann war gegen 13 Uhr auf der Straße von einem jungen Mann angesprochen und um Kleingeld zum Telefonieren gebeten worden. Als er seinen Geldbeutel zückte und nach Kleingeld schaute, sprach ihn ein weiterer Mann von hinten an. In dem Moment griff der andere zu. dag
BAD HOMBURG / OBERURSEL. Kurzarbeit nun auch beim Pharma-Unternehmen Fresenius: Die 63 Beschäftigten des Produktionsbereichs "Arzneimittelspezialitäten" (Salben und Tabletten) müssen ab 1. März voraussichtlich ein halbes Jahr lang auf Einkommen verzichten. Donnerstags und freitags wird in dieser Abteilung nicht mehr produziert.
Begründet wird die Kurzarbeit von Betriebsrat und Geschäftsleitung mit einem Rückgang der Umsatzzahlen seit Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes Anfang des Jahres. Dieser habe im Januar bei dem Unternehmen bis zu 30 Prozent 25 Prozent betragen.
Die betroffene Abteilung umfaßt laut Firmensprecher Matthias Brasser nur "etwa fünf Prozent" der Produktion. Eine Existenzbedrohung für das Unternehmen bedeute der Umsatzrückgang somit nicht. Insgesamt sind im Fresenius-Werk Bad Homburg etwa 1500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt.
Derzeit prüfen Geschäftsleitung und Betriebsrat, ob und wieviele Beschäftigte aus dem Kurzarbeitbereich in eine Vollzeitbeschäftigung in anderen Abteilungen übernommen werden können. off
Auf einen Blick
Seite II Butzbachs Parlament nahm die erste Hürde zu einer Kinderbetreuungseinrichtung im Degerfeld.
Seite III Rosbachs Bürgermeister kann Geld auf das städtische Sparbuch legen: Mehr Einnahmen, weniger Ausgaben.
Seite IV Heute wird Bad Vilbels supermoderner Betriebshof in Dortelweil der Bürgerschaft vorgestellt.
FLÖRSHEIM. Der guten Sache wegen kämpfen am Sonntag von 11 Uhr an zahlreiche Prominente in der Goldbornhalle im Stadtteil Wicker um Tore und Punkte: Der Rheingauer Weinbauverband und das Hotel "Nassauer Hof" in Wiesbaden veranstalten an diesem Tag ein Hallenfußball-Turnier zugunsten leukämie- und krebskranker Kinder.
Als Mannschaften für das Hallenturnier sind das Team des Rheingauer Weinbauverbandes, des "Nassauer Hofes" und das der ZDF-Fernsehjournalisten gemeldet. Mit dabei sind außerdem Mannschaften von Veuve Cliquot, Greager Sekt und S.E.-Fischbach.
In den Teams, in denen auch Frauen flanken und schießen, spielen Prominente wie Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, Wolfgang Schleicher, Dr. Rowald Hepp, Dieter Kürten, Marcel Reif, Thomas Wark, Michael Palme und die Weinkönigin Simone Ettingshaus sowie Eberhard Gienger.
Um 16.30 Uhr präsentiert die "Gienger- Company" eine Show-Einlage am Reck. Gegen 17.30 Uhr wird dann der Direktor des "Nassauer Hofes", Karl Nüser, den Nassauer-Hof-Pokal der Sieger-Mannschaft überreichen. Die Zuschauer haben außedem die Möglichkeit, ihre Treffsicherheit an der bekannten ZDF-Torwand zu erproben.
Die Eintrittskarte für das Fußball-Turnier kostet fünf Mark. Karten sind bei den Organisatoren oder an der Tageskasse an der Goldbornhalle erhältlich. Die Eintrittsgelder gehen an die Station Peiper der Kinderklinik der Universität Gießen, die von Professor Dr. Fritz Lampert geleitet wird. schu
NIEDERDORFELDEN. Der Ortsverein Niederdorfelden der Arbeiterwohlfahrt veranstaltet am Dienstag, 2. März um 15 Uhr im Gemeinschaftsraum des Bürgerhauses einen Seniorennachmittag. Dort werden Informationen, Hinweise und Ratschläge gegeben, "wie man Umweltbelastungen vermeiden und natürlicher leben kann", teilt Vorsitzender Ernst Lepeschka mit.
Sachkundiger Gesprächspartner ist der Umweltberater des Dorfes, Thomas Keitel.
"Wegen des allgemeinen Interesses ist der Besuch dringend zu empfehlen", mahnt Lepeschka. Die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen "gegen ein geringes Entgelt" sei "wie immer selbstverständlich". pom
BAD HOMBURG. "Ich kenne doch das Spiel, aber ich habe nie damit gerechnet, daß uns das passiert", sagt der Mann. Doch es ist geschehen. Er hat seine Mietwohnung in der Unteren Brendelstraße nach monatelangem Hickhack, Kündigungen und Rechtsstreit mit dem Hausbesitzer geräumt. Ein Teil des Wohnhauses wurde zu Büros. Heute residiert hier die Bad Homburger Filiale einer Frankfurter Unternehmensberatung.
Ein Fall "klassischer Mietervertreibung und anschließender Wohnraum-Zweckentfremdung", urteilt die SPD. Sie schätzt, daß in Bad Homburg nach gleicher Masche Jahr für Jahr 100 Wohnungen verlorengehen und zu Büros werden. Und die Stadtspitze schaue trotz gesetzlicher Gegenmittel tatenlos zu, kritisiert SPD-Chef Udo Fröhlich: "Es ist Politik, diesen Prozeß nicht stoppen zu wollen."
Mehr noch: Der Magistrat habe Parlamentarier bei mehreren Anfragen zu dem Haus in der Unteren Brendelstraße monatelang "mit Halbwahrheiten hingehalten", kritisiert SPD-Fraktionschefin Beate Fleige: "Parallel zu unseren Anfragen wurde munter umgebaut zu Büros."
An falsche Auskünfte kann sich Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) indes nicht erinnern: "Wir haben klar gesagt, daß wir das Büro im Erdgeschoß genehmigt haben." Die Stadt habe keine andere Möglichkeit gehabt, meint er. Der Besitzer habe wie jeder Freiberufler einen Rechtsanspruch, bis zu 50 Prozent seines Wohnhauses als Büro nutzen zu dürfen.
Mieterschützer wollen dies nicht unbesehen bestätigen. In Frankfurt, so meinen sie, wäre dem Hausbesitzer wahrscheinlich nur eine teilweise Umwidmung der Wohnung erlaubt und diese nach dem Mietrechtsverbesserungsgesetz als "schutzwürdig" eingestuft worden. Denn bis vor drei Jahren war die 100- Quadratmeter-Wohnung im Erdgeschoß des Gründerzeithauses noch bewohnt. Zudem sei fraglich, ob die Freiberufler- Klausel angewandt werden könne - denn eine GmbH nutzt die frühere Wohnung als Büro, das entspreche "nicht dem klassischen Freiberufler".
Der Hausbesitzer hat das zweigeschossige Gebäude mit ausgebautem Dach vor zwei Jahren gekauft, nachdem die Vorbesitzerin gestorben war. "Wir sind dringend darauf angewiesen, unser Büro auszuweiten. Gleichzeitig benötigen wir Wohnungen für unsere Familien-Angehörigen und unsere Kinderfrau", schrieb er zwei Monate später dem verbliebenen Mieter-Ehepaar und schlug diesem sogleich "den Zeitraum von vier Monaten für einen Umzug vor". Fürsorglich wies der neue Vermieter zudem auf "voraussichtlich störende" Umbauarbeiten hin, die das Mieterpaar sonst erdulden müsse.
Doch die Mieter wollten bleiben - und erlebten ihren Worten zufolge in der Tat Schikanen zuhauf: Ausgebaute Fenster, abgestellte Heizungen, demontierte Klingeln, lautes Geschrei im Treppenhaus, das den Schlaf störte. Am Ende gewann das Paar zwar den Prozeß gegen fristlose und fristgerechte Kündigungen, gab jedoch völlig entnervt gegen Zahlung von 30 000 Mark auf und zog aus. Eine Stellungnahme des Hausbesitzers war gestern nicht zu erhalten. Die Genehmigung zum Umbau des Erdgeschosses zu einem Büro hat er bereits im Frühjahr 1991 von der Stadt erhalten, mit der Begründung, er wolle später selbst im Obergeschoß und unterm Dach wohnen - die damals noch ungekündigten Mieter lebten danach noch 18 Monate dort.
In dieser Zeit wurde laut ihrer Aussage bereits ein zweites Büro unterm Dach eröffnet. Eine Genehmigung dafür gab es laut Weber freilich nicht, bei einer Kontrolle der Stadt im Dezember sei dort aber auch eine Wohnung der Hausbesitzer gewesen. Daß diese gegenüber noch ein Haus bewohnen, spielt keine Rolle.
Ungenehmigt wäre auch ein Büro im ersten Stock, das Nachbarn vermuten. Die Unternehmensberatung indessen bestreitet, dort Büros zu besitzen - von außen vermitteln Schreibtische, Akten und Vertikal-Jalousien jedoch Büro-Atmosphäre. Aufgeschreckt von der SPD will Weber jetzt kontrollieren lassen: "Wenn eine gewerbliche Nutzung vorliegt, müssen wir dagegen vorgehen." stk
FRIEDRICHSDORF. Der Lärm in der Köpperner Ortsdurchfahrt ist infernalisch. Doch diesmal winken Anwohner freundlich aus den Fenstern: 250 Frauen und Männer protestierten gestern nachmittag mit einer Demonstration lautstark gegen die Verkehrsbelastung durch 20 000 Autos am Tag ("Lärm und Gestank machen uns krank") und forderten "Entlastungsstraße jetzt!".
Für den erwarteten Stau des Berufsverkehrs sorgt der Demonstrationszug vom Bahnhof zum alten Rathaus trotz seiner stattlichen Teilnehmerzahl nicht - Polizisten leiten die Autos eifrig durch Parallelstraßen um. Ihre Forderungen bringen die Demonstranten dennoch an die richtigen Männer: Vertreter aller Fraktionen des Stadtparlaments mit Ausnahme der CDU und die Landtagsabgeordneten Horst Burghardt (Grüne) und Peter Hartherz (SPD) laufen im Zug mit.
"Politiker und Taten heißt 20 Jahre warten", wird ihnen auf Plakaten vorgehalten. Und bei der Kundgebung zum Schluß zeigt sich ein Sprecher der "Bürgerinitiative für umwelt- und menschenfreundlichen Straßenverkehr", die zu der Demonstration aufgerufen hatte, "enttäuscht von allen bestehenden Parteien".
Da nutzt es auch nichts, daß Bürgermeister Gerd Schmidt den Demonstranten per Flugblatt sein "volles Verständnis" versichert - Stellungnahmen der Politiker gehen in Pfiffen unter.
Vertreter der Bürgerinitiative dagegen erhalten Beifall für die Absage an das Gewerbegebiet Köppern-Nord. Sie untermauern ihre Forderungen mit der Übergabe von 2300 Unterschriften zugunsten der Umgehungsstraße und Beruhigung der Ortsdurchfahrt an Stadt und Land. stk
"Mit Vollgas in die Rückrunde", so lautet die Marschrichtung von Praunheims Manager Siegfried Dietrich für die zweite Saisonhälfte. Einer ist bereits auf der Strecke geblieben: Trainer Dieter Richter, der seinen Rücktritt angeboten hat. Sowohl Dietrich als auch Fußballabteilungsleiterin Monika Staab nahmen das Rücktrittsangebot an. Ab sofort schwingt Monika Staab, die die A-Lizenz besitzt, das Trainerzepter am Praunheimer Hohl.
"Unter dem von uns vorgegebenen Erfolgsdruck, der durch den Gewinn zweier weiterer Sponsoren noch größer geworden ist, kann Dieter Richter mit seinen Methoden nicht mehr sinnvoll arbeiten und ist damit unseren Anforderungen nicht mehr gewachsen", begründete Dietrich die Trennung vom Trainer. In der Vergangenheit warf die SG-Führung Richter immer wieder vor, die Mannschaft nicht hart genug heranzunehmen und sie nicht ausreichend genug motivieren zu können.
Richter gab für seine Entscheidung an, daß er "durch die ungeduldige Erwartungshaltung und den irrationalen permanenten Erfolgsdruck" nicht mehr "ruhig und vernünftig" habe arbeiten können. "Auch ich will den Erfolg, aber die mir vorgegebene Gangart, wie er erreicht werden soll, liegt nicht unbedingt auf meiner Wellenlänge", erläutert er seinen Entschluß. Überdies sei er teilweise bei Entscheidungen, die die Mannschaft betrafen, einfach übergangen worden. Ins Detail wolle er nicht gehen, er habe, obwohl es ihm schwerfalle, Stillschweigen vereinbart. Nach Dieter Richter tritt Monika Staab auf den Plan. Die 34jährige Personalleiterin gilt als überaus ehrgeizig und arbeitsbesessen. Nunmehr verkörpert sie als zweite Vereinsvorsitzende, Abteilungsleiterin und Trainerin mehrere Ämter in einem.
Mit einer härteren Gangart will Monika Staab die SG in die Spitzengruppe führen und ihrem eigenen Erfolgsdenken gerecht werden. "Dafür muß im spielerischen Bereich angesetzt werden. Schon gegen Wacker München wird die Mannschaft offensiver ausgerichtet sein", verspricht die neue Trainerin. Ob die Mannschaft mit der vorgegebenen Geschwindigkeit Schritt halten kann, wird sich sehr schnell zeigen. dan
HANAU. Vermutlich an gräßliche Dinge dachten Passanten, als sie am Donnerstag in der Birkenhainer Straße entdeckten, daß von der Ladefläche eines kleinen Lastwagens Blut tropfte. Sie alarmierten die Polizei, die den Wagen zunächst abschleppen ließ.
Bei der Überpüfung wurde dann festgestellt, daß die Ladung aus Schaffellen bestand, die aus Worms kamen und für die Türkei bestimmt waren.
Der Fahrer des Lastwagens, der in Hanau eine Pause eingelegt hatte, wurde vor der Weiterfahrt angewiesen, die Felle in Plastikfolien einzupacken, um andernorts nicht noch einmal Verwirrung auszulösen. az
HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. In vielen evangelischen Kirchen werden an den kommenden Wochen Klagegottesdienste in Solidarität mit den vergewaltigten Frauen im ehemaligen Jugoslawien abgehalten. Angesichts der Tatsache, daß viele Opfer aus Angst vor der Ablehnung ihrer Familien nicht über die brutale Gewalt und Demütigungen sprechen, sei es wichtig, "selbst nicht stumm zu bleiben", erklärt Pfarrerin Margit Zahn. In den Gottesdiensten werde das Gebet um Frieden laut.
Die Termine sind am Samstag, 27. Februar, um 18.30 Uhr in der Evangelischen Kirche in Gronau, am Sonntag, 28. Februar, um 9.30 Uhr in der Evangelischen Kirche Bieber in Biebergemünd sowie in Flörsbach, um 10 Uhr in der Gustav- Adolf-Kirche in Hanau-Großauheim und in der Johanneskirche, um 10.30 Uhr in Kempfenbrunn sowie am Sonntag, 7. März, 10 Uhr in Maintal-Dörnigheim. res
Kleine FR
Frist für Briefwähler SULZBACH. Die Frist für Briefwähler läuft am 5. März ab. Bis dahin können die Unterlagen in der Gemeindeverwaltung angefordert werden. Wer selbst ins Rathaus kommt, kann seine Stimme gleich abgeben: Dort steht eine Wahlkabine. Zauber am Infostand SCHWALBACH. Mit Magie wirbt die Unabhängige Liste (UL) um Wähler. Zauberer Manioli tritt heute, Samstag, von 11 Uhr an im Foyer des Bürgerhauses auf. Lovestory in Bücherei HATTERSHEIM. "Liebesgeschichten vom Franz" werden am Mittwoch, 3. März, um 15 Uhr für Kinder ab sechs Jahren in der Hattersheimer Stadtbücherei vorgelesen. Dabei ist auch zu hören, wie Franz zum ersten Mal die unglückliche Liebe kennenlernt - und darin ist nur Gabi Schuld. Gesprächskreis über Pflege FLÖRSHEIM. "Pflegende Angehörige" ist der Titel eines Gesprächskreises, der am Mittwoch, 3. März, in der Sozialstation, Grabenstraße 21, um 18.30 Uhr zusammenkommt. Wer Interesse hat, kann sich bei H. Backes, Tel. 45 66, anmelden. Basar mit Kindersachen FLÖRSHEIM. Kinderkleider und Spielsachen werden bei einem Basar am Samstag, 13. März, von 14 Uhr an im evangelischen Gemeindehaus angeboten. Wer einen Stand aufschlagen möchte, kann sich unter Tel. 77 27 anmelden.
BAD NAUHEIM. Über den Sinn der Bad Nauheimer Jugend- und Kommunalpolitik diskutieren Jugendliche und Politiker am Sonntag, 28. Februar, ab 20 Uhr im Jugendzentrum Alte Feuerwache. Die drei Bad Nauheimer Bürgermeisterkandidaten Peter Keller (SPD), Dr. Werner Flach (CDU) und Gerhard Bennemann (FDP) wollen sich den Fragen der jungen Leute ebenso stellen wie die Stadtverordneten Bernd Witzel (UWG), Jürgen Groth (Grüne) und Kurt Wagner (SPD).
Der Stadtjugendring als Veranstalter der dritten Talknight in der Alten Feuerwache hofft, daß die Jugendlichen anschließend wissen, welchen Stellenwert Politik für Jugendliche in der Kurstadt hat. Auch soll die Frage aufgeworfen werden, woher die vielzitierte Politikverdrossenheit kommt und was sich ändern muß, um Politik interessant und glaubwürdig zu machen. Zu der Diskussion sind Jugendliche und Erwachsene eingeladen. str
HANAU. Unfallflucht beging ein 37 Jahre alter Autofahrer aus Hanau nach einer Kollision auf der Philippsruher Allee.
Dort war er in der Nacht zum Freitag mit seinem Wagen auf zwei haltende Autos geprallt, wobei nach Angaben der Polizei ein Schaden von rund 36 000 Mark entstand.
Die Polizei stellte den 37jährigen kurz darauf in seiner Wohnung. Die Ermittlungen waren ihr leichtgemacht worden, da sich bei dem Zusammenstoß das vordere Nummernschild des Wagens gelöst hatte. Nach einer Blutprobe mußte der Mann seinen Führerschein abgeben, heißt es im Polizeibericht. az
Richtfest für die ersten zwölf von insgesamt 18 Sozialwohnungen in der Gemeinde Neuberg Mieter stehen schon Schlange
Von Wolfgang Heininger NEUBERG. "Mit Gunst und Verlaub" lobt der Zimmermann das "meisterlich Werk", ehe er ein zuvor geleertes Glas wie beim Stapellauf an der Mauer des Neubaus zerschmettert. Am Donnerstag feierten Gemeinde und Hanauer Baugesellschaft Richtfest für die ersten zwölf von insgesamt 18 Wohnungen, die auf dem Ravolzhäuser Gemarkungsteil "Jockelsäcker" entstehen. Einziehen können die Parteien, da ist sich Baugesellschaftschef Hans Heimerl sicher, spätestens im Herbst. Genauer steht der Termin nicht fest. Auf 1700 Quadratmetern gemeindlichem Grund werden die beiden Mehrfamilienhäuser errichtet. Zwar beteiligten sich am Richtschmaus auch einige Handwerker, doch erst im März, wenn es wärmer geworden ist, geht es weiter, wird auch mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen. Vorerst deutet nur die Baugrube an der Landesstraße nach Langenselbold auf das Vorhaben hin.
Möglich geworden sind die Sozialwohnungen, weil sich Gemeinde und Baugenossenschaft zusammentaten. Erstere bewilligte ein zinsloses Darlehen von 650 000 Mark. Hinzu kam ein zweites von 1,1 Millionen vom Land und 400 000 Mark von der Baugesellschaft. Entstehen werden somit drei Zwei-Zimmer-Wohnungen, sechs mit je drei und drei mit vier Zimmern, die zu einem relativ niedrigen Quadratmeterpreis von 6,25 Mark für kinderreiche Familien, Alleinerziehende und junge Ehepaare zu haben sein werden. Wenn alle Kommunen so aktiv wären wie Neuberg, könnte Hessen seine Wohnungsnot bald entschärfen - landesweit fehlen 230 000 -, lobte Bürgermeister Uwe Hofmann denn auch den Beschluß seines Parlaments. Allerdings gibt es für die 18 Neubauten schon jetzt 25 Interessenten, und ob in Neuberg in absehbarer Zeit ein weiteres derartiges Projekt verwirklicht werden kann, scheint fraglich.
Denn Hofmann beließ es nicht bei den positiven Betrachtungen. Er sieht für die Kommune schwere Zeiten kommen, wenn der kommunale Finanzausgleich wegen der einigungsbedingten Lasten des Landes gekürzt wird: "Wir haben zwar sparsam gewirtschaftet, aber das Darlehen für den Bau hat ein großes Loch in unsere Rücklagen gerissen. Wenn wir künftig ein Drittel weniger Zuweisungen bekommen, wird es schwer."
Ein zweites Hemmnis, in diesem Fall ein bürokratisches, kommt hinzu: So muß die Gemeinde beispielsweise einen vollkommen neuen Landschaftsplan bei der Änderung ihres Flächennutzungsplans auflegen, obwohl der vorhandene erst 1989 Rechtskraft erreichte. Gleichwohl ist er nach Auskunft des Bürgermeisters und Ansicht der zuständigen Ämter schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Aber nur mit dem neuen F-Plan und eben dem dazugehörenden Landschaftsteil kann die Grundlage für weiteres Bauland gelegt werden.
Es kann also noch lange dauern, bis es wieder heißt: "Unser verehrter Bauherr / und alle Bauleute ringsumher, / durch deren emsiges Bemühen / der Bau so trefflich ist gediehen. / Sie mögen leben hoch, hoch, hoch! / Und auch nach alter Handwerkssitte / werf ich dies Glas in eure Mitte. / Du Glas zersplittere im Grund. / Geweiht sei dieses Haus zur Stund'."
BAD VILBEL. Investitionen in Millionenhöhe plant der Wetteraukreis für die Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg. Wie Kreisschuldezernent Joachim Pollmar mitteilt, werden zur Verbesserung der Bausubstanz noch in diesem Jahr 140 000 Mark ausgegeben. Für 1994 und '95 werden Investitionen in Höhe von 975 000 Mark für nötig gehalten. Mittelfristig seien außerdem ab 1996 weitere 1,8 Millionen Mark für die Reuter-Schule vorgesehen.
Wie Pollmar ausführt, könne keine Rede von einem "Aus" für die Reuter-Schule sein. Der vieldiskutierte Antrag der John- F.-Kennedy-Schule, die Mittelstufe der Ernst-Reuter-Schule aufzulösen, sei vom Staatlichen Schulamt nicht an das Kulturministerium weitergereicht worden. Das Ministerium werde deshalb auch nicht über den Antrag entscheiden können.
Pollmar bekräftigt in seiner Stellungnahme, die mittlerweile allen Gremien der Heilsberger Haupt- und Realschule zugänglich gemacht wurde, daß er nichts von einem isolierten Realschulzweig auf dem Heilsberg halte.
Er stützt sich dabei auf das Hessische Schulgesetz vom Juli vorigen Jahres, wonach "Haupt- und Realschulen in der Regel als verbundene Haupt- und Realschulen zu einer organisatorischen und pädagogischen Einheit zusammenzufassen" sind. In einem solchen schulformübergreifenden System werde den Kindern solange wie möglich offengelassen, mit welchem Abschluß sie schließlich die Schule verlassen möchten, als Haupt- oder als Realschüler. Wenn es also mit der Realschule nicht klappen sollte, dann sei kein Schulwechsel nötig. Das System mache es außerdem begabten Hauptschülerinnen und -schülern leicht, in die Realschule aufzusteigen.
Pollmar: "Ich halte es im Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie der Weiterentwicklung der Reuter-Schule für wichtig, daß die inzwischen von der Reuter-Schule vorgelegte organisatorische und pädagogische Konzeption konsequent umgesetzt wird". hm
HANAU. In Klein-Auheim und Steinheim werden nach dem Motto "Gelb und blau stets zusammen" ab kommenden Montag, 1. März, gelbe Tonnen oder Säkke sowie die blaue Papiertonne entleert.
Die Wertstoffe werden von Montag bis Freitag entleert. Termine für die einzelnen Straßen stehen im Abfallkalender der Stadt. Wie Mülldezernent Norbert Kress mitteilt, seien noch genügend Exemplare in den Verwaltungsstellen und in der Rathaus-Infothek vorrätig. Da für die Abfuhr verschiedene Fahrzeuge zuständig sind, kann es zu zeitlichen Verzögerungen kommen. Die Wertstoffbehälter sollten jedoch auf jeden Fall früh am Straßenrand stehen, fordert die Stadt. res
Ein Jahr Erfahrung als Wirtschaftsberater der Russischen Föderation haben bei Wolfgang Kartte ganz unterschiedliche Reaktionen und Gefühle ausgelöst. Tiefe, fast demutsvolle Bewunderung für die dort lebende Bevölkerung, Solidarität mit ihrem Bestreben, sich nicht von irgendwelchen Besserwessis platt machen lassen zu wollen, und unbändige Wut über das Unverständnis und die Arroganz vieler Vertreter der reinen Lehre der Marktwirtschaft. Die Konsequenz dieser Emotionen: ein irrsinniger Tatendrang und eine Lust, in diesem Land am Umbau mitzuarbeiten. Die Augen des ehemaligen obersten deutschen Wettbewerbshüters beginnen denn auch zu leuchten, wenn er von Väterchen Rußland redet. Keine Spur von Resignation angesichts der objektiv vorhandenen und von ihm auch nicht geleugneten Probleme dieses Landes mit 150 Millionen Menschen, das sich über elf Zeitzonen erstreckt. "Rußland ist so ein reiches Land", sagt Kartte und verweist auf die riesigen Bodenschätze, die in "Mütterchen Erde" schlummern. Gemessen daran sei die Verschuldung "minimal". Das Land sei eben "im Moment" nur "illiquide".
Daß dies nicht zu verharmlosen ist, weiß der gewitzte Jurist, der so manchen Strauß mit ausgebufften Unternehmern, Bankern und neunmalklugen Wirtschaftsministern ausgefochten hat. Doch eins hat er in diesem Jahr verinnerlicht: Mit Druck und westlicher Hast ist in Rußland nichts zu erreichen. Scheitern, davon ist er fest überzeugt, werden all jene, die versuchen, dem Lande im Hauruck-Verfahren die Marktwirtschaft überzustülpen. "Auf diese Tour kann man den Russen nicht kommen." Schließlich seien sie zweimal überfallen worden. "Das müssen wir anerkennen."
Kartte selbst hat sich mit diesem Verständnis die Eintrittskarte ins Vertrauen seiner neuen Mitarbeiter in der Föderation verschafft: "Ich will euch nichts überstülpen und nichts verkaufen", hat er beim ersten Treffen in Moskau erklärt, bevor er mehr oder weniger im Auftrag der Bundesregierung dort offiziell tätig wurde. Er werde ihnen aber auch nicht versprechen, wann sie über den Berg seien. Sichtbar erleichtert hätten die Russen aufgeatmet, die Flasche Wodka wurde geköpft, man küßte sich innig und feucht - und der Grundstein war gelegt.
Von Marktwirtschaft im hiesigen Sinne ist Rußland noch weit entfernt. Was privat so laufe, sei im wesentlichen "spontane Marktwirtschaft", also Schwarzhandel. So, erinnert Kartte, habe aber schließlich der Aufbau in Deutschland nach dem Krieg auch begonnen. Der wesentliche Schritt hin zu einer Veränderung des bisherigen ökonomischen Systems sei aber bereits getan - "die Nabelschnur nach Moskau wurde durchschnitten". Klar wurde ihm dies vor Monaten bei einer recht eigentümlichen Begegnung mit einem Politiker. Völlig verzweifelt habe dieser gerufen: "Wir brauchen unbedingt einen Computer wie Ihr in Bonn, um die Marktwirtschaft zu lenken." Der gute Mann hatte nämlich festgestellt, daß die Kombinate ihm nicht wie früher "nach Plan" alle Daten und Informationen lieferten und er die Kontrolle verlor.
Völlig auf dem Holzweg sind aus Sicht des Juristen aber auch all jene, die diesen Prozeß mit Gewalt beschleunigen wollen. "Jedes Privatisierungskonzept, das davon ausginge, die Kombinate sofort zu zerstören, ist irrsinnig." Denn "die unterhalten doch ihre Leute", sagt Kartte - "von den Schuhen bis zur Begräbniskerze". Anders sei dies zur Zeit doch auch gar nicht möglich. Einer der wenigen selbständigen Mittelständler in Moskau, den Kartte kennengelernt und inzwischen richtig ins Herz geschlossen hat, müsse ebenso verfahren. Der ehemalige Theaterdirektor hat eine Textilfirma aufgemacht, in der 700 Frauen auf japanischen Maschinen nähen. "Der Mann mußte sich Ländereien kaufen, um die Leute zu ernähren", sagt der Deutsche.
Manche Kombinate hätten ihre Geschicke auch schon ganz gut in die Hand genommen und befänden sich auf dem Weg zur "Kommerzialisierung". Irgendwann würden diese Strukturen auch verschwinden, sagt Kartte, aber dies müsse "im Gleitflug" und dürfe nicht "im Sturzflug" geschehen, wie sich das so mancher Westler vorstelle.
Bei all den Ratschlägen, der Kritik und der Besserwisserei, die Kartte auch hierzulande oft über Rußlands Umbau-Anstrengungen zu hören bekommt, vermißt er eins: die Bereitschaft dieser Leute, dort anzupacken. Im "goldenen Gürtel" um Moskau, wo Kartte hauptsächlich in der Region Wladimir arbeitet, gebe es 120 Joint-ventures mit ausländischen Unternehmen - nur vier der Kooperationspartner seien Deutsche. Während Italiener und Franzosen scharenweise vertreten seien, "warten die Deutschen auf die Rahmenbedingungen" - und drohen somit letztlich "hinten runterzufallen". CHRISTINE SKOWRONOWSKI
Sportnotizen
Tobollik stürmt für Aschaffenburg Der hessische Fußball-Oberligist Viktoria Aschaffenburg hat Cezary Tobollik verpflichtet. Der Stürmer, der seine Glanzzeiten bei Eintracht Frankfurt in der Bundesliga erlebte, ist ab sofort spielberechtigt. Tobollik spielte in der Saison 1990/91 für Kickers Offenbach und war danach arbeitslos. Am heutigen Samstag kann er nicht eingesetzt werden, da die Partie gegen Borussia Fulda wegen Unspielbarkeit des Platzes abgesagt wurde. Karpow und Kasparow überzeugten Weltmeister Garri Kasparow und sein Vorgänger Anatoli Karpow haben beim internationalen Schachturnier in Linares ihre Nachholpartien der ersten Runde gewonnen. Kasparow bezwang dabei Ljubomir Ljubojevic (Jugoslawien) und verbesserte sich mit 1,5 Punkten auf den dritten Platz; Karpow schlug den Spanier Salow. Fredenbeck trennt sich von Lakomy Der Handballbundesligist VfL Fredenbeck und sein Trainer Zenon Lakomy beenden ihre Zusammenarbeit. Berlin bewirbt sich um Paralympics Olympia-Kandidat Berlin wird am Samstag im belgischen Brügge seine Paralympics-Bewerbungsschrift für das Jahr 2000 abgeben. Spaßiger Krach zwischen Vogts und Effe Fußball-Bundestrainer Berti Vogts trägt seinem aufmüpfigen Italien-Legionär Stefan Effenberg nichts nach: "Der Krach mit Stefan macht Spaß, er muß nur lernen, sich einzuordnen - nicht unterordnen, bitte. Ich werde ihn nicht fallenlassen", erklärte Vogts in einem Interview mit dem Magazin "Sports". Völler erlitt Rippenprellung Rudi Völler von Frankreichs Meister Olympique Marseille erlitt im Meisterschaftsspiel beim AS Monaco nicht wie zunächst befürchtet einen Rippenbruch, sondern lediglich eine Rippenprellung. Werner erneut auf Rang zwei Bei der für Amateure und Profis ausgeschriebenen Mexiko-Rundfahrt verbuchte der Leipziger Amateur Jürgen Werner zum zweiten Mal hintereinander einen zweiten Etappenplatz. Auf Rang drei kam der Dortmunder Rajmund Lehnert. Hugo Simon reitet ins Finale Der 50 Jahre alte Hugo Simon (Weisenheim am Sand) gewann auf Donald zum Auftakt des Internationalen Reitturniers in Darmstadt-Kranichstein die erste Qualifikation für das Finale der "Großen Tour" am Sonntag. Stumpf gewinnt in Valencia Etappe Remig Stumpf (Dittelbrunn) hat die vierte Etappe der Valencia-Rundfahrt für Radprofis über 169km von Alcudia nach Sagunto gewonnen. Erster im Gesamtklassement bleibt der Italiener Guido Bontempi mit zwei Sekunden Vorsprung. Langer hält Anschluß an Spitze Golf-Profi Bernhard Langer (Anhausen) belegt zur Halbzeit der "Andalusien Open" bei Cadiz mit 142 Schlägen den fünften Platz. Es führen vor den beiden Schlußrunden Stephen Richardson (England) und Eduardo Romero (Argentinien). Koch und Kogalew siegen vom 1m-Brett Die Berlinerin Simona Koch und Alex Kogalew (Aachen) haben bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Wasserspringer in Aachen die Titel vom 1-m- Brett gewonnen. Gelaufen unter falschem Namen Der erst wegen Verweigerung eines Dopingtests lebenslänglich gesperrte britische Leichtathlet hat ein Rennen unter falschem Namen bestritten: Robert Hamilton-Jones verheimlichte den schottischen Verbandsfunktionären seine Identität und startete in Glasgow unter dem Namen Robert Ames ein Hallenrennen über 1500 m; er wurde dritter. Sanchez-Vicario mit neuem Trainer Arantxa Sanchez-Vicario wird sich von nächster Woche an den brasilianischen Tennistrainer Carlos Kirmayr mit der Argentinierin Gabriela Sabatini teilen. Die Spanierin will vorerst bis zum Turnier Anfang April in Amelia Island mit Kirmayr zusammenarbeiten und dann über die weitere Zukunft entscheiden.
BÜDINGEN. Unter freiem Himmel versammelten sich vor 100 Jahren die Büdinger Arbeiter zu politischen Kundgebungen. Das waren die Anfänge der Büdinger SPD. Am heutigen Samstag feiern die Nachfahren das erste Jahrhundert ihrer Partei im Oberhof, dem früheren Alterssitz der Büdinger Fürsten. Um elf Uhr wird der Landrat und SPD-Mann Rolf Gnadl eine Festrede halten. Ab 19.30 Uhr sind alle Interessierten zu einem "Familienabend" mit Essen, Trinken, Überraschungsgästen und Darbietungen der untergegangenen Arbeiterkultur geladen. Historische Fotos, Plakate und seltene Dokumente erinnern im Oberhof an die Büdinger SPD-Geschichte.
Eine Zeitungsnotiz ist ihr frühestes Zeugnis. Am 28. Mai 1893 erkoren die Genossen im Hirschgraben den Frankfurter Restaurateur Heinrich Prinz (den "roten Prinz") zum SPD-Reichstagskandidaten. Die meisten der etwa 80 Sozialdemokraten waren damals Arbeiter der Glashütte an der Düdelsheimer Straße. Als die Hütte 1912 geschlossen wurde und die Belegschaft ins Saarland auswanderte, blieb die Büdinger SPD arg geschwächt zurück. Sie verlor an proletarischem Elan. Hans Velten Heuson und Sieglinde Huxhorn-Engler fanden heraus, daß die SPD 1918 im Büdinger Arbeiter- und Soldatenrat wirkte - um dort zu "Ruhe und Ordnung" aufzurufen.
1933 löste sich die SPD selber auf. Einige Genossen sollen im KZ gewesen sein, weiß Sieglinde Huxhorn-Engler aus zweiter Hand. Schriftliches aus jener Zeit ist ebenso verschwunden wie das erste Protokollbuch der Partei. Und die Namen der seit den zwanziger Jahren politisch aktiven Frauen. "Es sind immer nur die Namen der Männer weitergetragen worden", ärgert sich die Partei-Historikerin Huxhorn-Engler.
Ende 1945 wurde die "Wiederauferstehung" der SPD protokolliert. Willi Zinnkann kam, wurde Landtagsabgeordneter, Parlamentsvorsteher und von 1961 bis 1976 Bürgermeister. Eine ähnlich dominante Rolle spielte der langjährige Ortsvereinsvorsitzende Otto Hartung. Er brachte es auf 248 Mitglieder - mehr als jeder andere Ortsverein im Unterbezirk. Hartung wird heute, Samstag, im Oberhof aus alten Zeiten erzählen.
Kurz nach dem Krieg war die SPD voll mit örtlichen Problemen (etwa mit der Wohnraumbeschaffung für Flüchtlinge) beschäftigt. Danach nahmen die Büdinger auch an den "großen" Diskussionen teil: Wiederbewaffnung, Notstandsgesetze, Jung gegen Alt anno 1968, Schulreformen, Pershing-Stationierung und zuletzt die Asyldiskussion bewegten die Gemüter. Doch heute wird gefeiert. nes
SCHWANHEIM. Seit einigen Wochen herrscht auf dem Schwanheimer Kerbeplatz rege Bautätigkeit. Maschinen und Material verteilen sich über die gesamte Wiese am Mainufer. Werner Kristeller, stellvertretender Leiter des Stadtentwässerungsamtes, klärte den Ortsbeirat 6 in seiner jüngsten Sitzung über die Hintergründe der Baustelle auf: Vom Klärwerk Niederrad bis zum Schwanheimer Ufer wird eine neue unterirdische Rohrleitung verlegt, die den alten Auslaßkanal des Klärwerkes ersetzen wird. Die Kosten für das Bauprojekt, das nach den Worten von Kristeller Mitte 1994 abgeschlossen sein soll, betragen etwa 18,5 Millionen Mark.
Die Abwässer der Niederräder Aufbereitungsanlage fließen bislang auf Höhe der Griesheimer Schleuse in den Main. Das Rohr mit einem Durchmesser von 1,70 Meter stammt aus dem Jahr 1932 und ist für die heutigen Wassermengen "nicht mehr leistungsfähig genug", wie der stellvertretende Amtsleiter erklärte. Darüber hinaus bringe die Einleitung von bis zu 22 Kubikmeter Wasser pro Sekunde direkt an der Griesheimer Schleuse Konflikte mit dem Schiffahrtsamt mit sich.
"Der neue Auslaßkanal wird unterhalb der Schleuse enden und den Schiffsverkehr nicht mehr behindern", erläuterte Kristeller. Das neue Rohr weist mit 3,40 Meter den doppelten Durchmesser der alten Leitung auf und soll im sogenannten "Durchpreßverfahren" unter der Schwanheimer Uferstraße verlegt werden, ohne diese aufzureißen.
Ganz ohne Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs wird der Bau jedoch nicht vonstatten gehen: Ab April müssen die Autofahrer auf der Schwanheimer Uferstraße zwischen Griesheimer Schleuse und Rheinlandstraße mit nur einer Fahrspur auskommen. Für Fußgänger und Radfahrer soll der Mainuferweg trotz des Materiallagers am Kerbeplatz während der gesamten Bauzeit durchgängig benutzbar bleiben.
Die neue Rohrleitung wird in einer sogenannten "Feldfabrik" vor Ort auf dem Kerbeplatz zusammengeschweißt. "Es hätte riesige Transportprobleme mit sich gebracht, das fertige Rohr anzuliefern", informierte Werner Kristeller den Beirat. Für die provisorische Fabrik mußten einige Bäume gefällt werden, die bereits durch Neupflanzungen ersetzt wurden.
Die Sorgen des Schwanheimer Vereinsrings, der Kerbeplatz könnte bis zum Herbst nicht wieder benutzbar sein, räumte Kristeller aus dem Weg: "Spätestens Ende Juni verschwindet die Feldfabrik." Das Durchpressen der Rohre soll dann bis zum Spätherbst des Jahres abgeschlossen sein.
Von den Bauarbeiten ist auch der Kleintierzuchtverein Goldstein betroffen, der sein Heu von der jetzt belegten Mainwiese bezieht. "Wir wissen nicht, wo wir im nächsten Sommer unser Heu hernehmen sollen", beschwerte sich Vorsitzender Fritz Leonhard im Laufe der Beiratssitzung. Das Problem konnte jedoch unbürokratisch an Ort und Stelle gelöst werden. Georg Diehl, ansässiger Landwirt, bot dem Verein an, das nötige Gras von seinen 13 Hektar Wiesenfläche bereitzustellen. Das Stadtentwässerungsamt will beim Transport der etwa 500 kleinen Heuballen aushelfen. hen
Kurz nachdem er das Gerücht im Börsenblatt dementierte, hat er es unterschriftsreif gemacht: der Zürcher Verleger Gert Haffmans hat von dem Kölner Immobilienhändler und Allein-Inhaber der "Frankfurter Verlagsanstalt", Henner Löffler, dessen konkursreifes Verlags-Unternehmen übernommen.
Löffler, weitgehend stiller Geschäfts- Teil- und erkennbarer Literatur-Liebhaber des von ihm und dem Verlagsleiter & Lektor Klaus Schöffling gegründeten Verlags, hatte überraschend im Herbst vergangenen Jahres von Schöffling dessen Mindergesellschafter-Anteile erworben; d. h. die Schulden zu 100 %, in welche das angesehene Unternehmen geraten war (Vergl FR v. 10. 11. 92).
Daraufhin hatten sich alle 18 deutschen Autoren (von Eva Demski bis Ror Wolf) mit Schöffling solidarisiert und Löffler eine Absage auf der ganzen Linie erteilt. Schöffling, war ihr Wunsch, solle mit ihnen als Autoren-Kapital einen neuen Geldgeber finden, der den Verlag, wie bisher unter Schöfflings Leitung, fortsetzen wolle.
Löffler bot vergebens die "Frankfurter Verlagsanstalt" verschiedenen deutschen Konkurrenten an, erbot sich dann jedoch überraschend, dem von ihm ausgebooteten Schöffling den Verlag gegen die symbolische Summe von 1 DM (plus 500 000 DM Verbindlichkeiten!) zu "schenken", Schöffling suchte daraufhin ein Unternehmen, das ihm (& den um ihn versammelten Autoren) die Annahme des Geschenks bezahlte.
Einige Zeit sah es so aus, als habe Schöffling in der "Deutschen Verlagsanstalt" einen zahlungswilligen Partner gefunden. Die allgemein kritische Situation auf dem belletristischen Sektor ließ wohl aber die DVA zum Jahresbeginn abspringen. Nun hat Löffler, der wieder am Zuge war, in der Haffmans-Verlags AG in Zürich einen Abnehmer gefunden.
Oder hat gar Haffmans in Löffler einen neuen Teilhaber an Land gezogen, der die "Frankfurter Verlagsanstalt" nun "einbringt", indem der Kölner Möchtegern-Verleger deren noch ausstehende Schulden stillschweigend begleicht?
Denn: verwunderlich ist das Zusammengehen von Haffmans und "Frankfurter Verlagsanstalt" allein schon deshalb, weil justament am gleichen Tag, als im November '92 die Frankfurter in die Krise stürzten, der Zürcher Verlag seine eigene Taschenbuchreihe an den Heyne- Verlag abstieß, also ganz & gar nicht freiwillig oder aus Jux & Laune bei einem Größeren sich teilweise unterstellte.
Wie auch immer: mit der jetzigen Fusion ist der Traum der Autoren und ihres Vertrauensverlegers Schöffling ausgeträumt; und business as usual wieder auf der Tagesordnung, die Solidarität der Machtlosen ohne Verlag beendet. Zwar wird es bis auf weiteres eine "Frankfurter Verlagsanstalt" geben; aber die Stadt am Main im Namen des von der Schweizer Limmat aus geführten Verlags könnte auch "Liechtenstein" heißen - weil nämlich Frankfurt als pure Postadresse fungieren wird.
Haffmans verspricht, mit einem Herbstprogramm zur Buchmesse auf dem Markt zu sein; die jetzt, mit ihren bisherigen Büchern, in Zürich aufgewachten Autoren hat ihr neuer (und im Falle Ror Wolfs alter) Verleger bereits angeschrieben - und wer bei Haffmans bleiben wird (oder sollte man sagen: darf?), wird dieser primär bestimmen; zumindest hat er aber auch versprochen, niemanden zu halten, der gehen will. Den Schwerpunkt der künftigen "Frankfurter Verlagsanstalt" sieht Haffmans womöglich eher in der Fortsetzung von literarischen Biografien, die der Verlag gepflegt hatte. Elsemarie Maletzke hat eine über George Eliot beendet, sie könnte ein Anfang sein. Wenn es denn ein Anfang mit Aussicht auf Zukunft ist. WoS
WIESBADEN. "Sind Sie heute auch schon fast wieder überfahren worden?" Mit dieser provozierenden Frage machen die Grünen im Rathaus auf ihre Straßenaktion am heutigen Samstag ab 11 Uhr im Westend aufmerksam. An der Kreuzung Bleichstraße/Hellmundstraße haben sie Fußgänger und Autos gezählt, die die Straßen überquerten. Ihr Fazit: Es fehlt dringend an einem sicheren Überweg. Mit einem ausrollbaren Zebrastreifen werden die Aktiven der Umweltpartei für Passanten den Straßenraum "zurückerobern": Sie richten ein "Stau-Café" ein, in dem Kaffee und Kuchen serviert werden. Dann, kündigte Christina Schmidt von der Fraktionsgeschäftsstelle der Grünen an, "wird die Straße mehr sein als nur eine Verkehrsfläche". maf
WIESBADEN. Genau 1590 Mark konnten die Mitarbeiter der AOK Wiesbaden und Rheingau-Taunus jetzt UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, überreichen. Gesammelt wurde das Geld in den 18 AOK-Geschäftsstellen von Mitarbeitern und Kunden. Die AOK will die Aktion weiterführen und ihre Sparbüchsen für UNICEF stehen lassen. Wer spenden möchte, hat dazu in allen Geschäftsstellen der Allgemeinen Ortskrankenkasse Gelegenheit - auch samstags, 9 bis 13 Uhr, in der Wiesbadener Stelle "An den Quellen" 1. maf
WOLFGANG PEMPE aus Dörnigheim, im Amt für kirchliche Dienste der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck für den Gemeindeaufbau im Kirchensprengel Hanau zuständig, verläßt nach 13jähriger Tätigkeit den Bereich Gemeindeaufbau. Er wird morgen, Sonntag, 15 Uhr, im Evangelischen Gemeindebildungszentrum Bad Orb verabschiedet.
CHRISTOPH KALKA aus Maintal- Hochstadt, Vorstandsmitglied und Pressesprecher der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM), hat seine Ämter zur Verfügung gestellt und seine Mitgliedschaft gekündigt. "Ein Statement würde sowohl auf der personellen wie auch auf der inhaltlichen Seite meiner Begründung absolut vernichtend für die ,FM&rquote; ausfallen", kommentierte Kalka seine Entscheidung in einer Presseerklärung. Deshalb verzichte er auf eine Begründung, lege aber "besonderen Wert darauf, fortan mit den ,FM&rquote; nicht mehr in Verbindung gebracht zu werden".
WIESBADEN. Der kleine Björn warnt die Besucher: "Vorsicht! Gänse!" Und schon kommt das wütend schnatternde Federvieh angewatschelt - aufgebracht über die neugierigen Gäste, die Ställe und Verschläge inspizieren und selbst beim Brüten stören. Um Stadtbewohnern, die noch nie ein Gänse-Ei gesehen haben, tieferen Einblick in die Zoologie zu gewähren, verscheucht Christa Eng kurzerhand das Huhn aus seinem Strohnest. Huhn? "Weiß auch nicht, wieso Hühner Gänse- Eier ausbrüten", wundert sich die Kindergärtnerin über diese Kapriolen im Geflügelhof. Christa Eng ist Leiterin des Kinderbauernhofs - neueste Einrichtung der Landeshauptstadt für die Wiesbadener Junioren, die im Mai eröffnet werden soll und bereits jetzt Journalisten und Fotografen vorgestellt wurde.
Jungen und Mädchen der Klarenthaler Kita, die die Patenschaft für den Kinderbauernhof übernommen haben, führen stolz die Gäste durch das Areal im Kleinfeldchen, nicht weit von der Eisbahn entfernt. Hier sollen die Youngsters Tiere und Pflanzen kennenlernen, die sie bislang nur aus Bilderbüchern kennen - Pferde und Kühe, Schweine und Ziegen. Dazu Pflanzen aus dem Gemüsegarten und dem Getreidefeld. 2500 Quadratmeter groß ist das Areal - ein Mini-Gut für Minis, abgezwackt vom Gelände der Wiesbadener Jugendwerkstatt, in der angehende Gärtner ausgebildet werden. Hilfe auf dem Bauernhof für Kinder gewährt das Team der Domäne Mechthildshäuser Hof - es betreut auch die Tiere am Wochenende und während der Ferien.
Ansonsten sind die Jungen und Mädchen gefordert. Eine Woche sind sie eingeladen, das Leben auf dem Bauernhof mitten in Klarenthal auszukosten: Tiere füttern und pflegen, im Garten umgraben, pflanzen und ernten - und die Produkte verwerten: Stoffe färben, Wolle spinnen, Milch zu Butter stampfen und Käse bereiten. Es gibt eine Wetterbeobachtungsstation und eine Insektenzucht, eine Reitbahn und eine Holzwerkstatt. Und natürlich ein Spielhaus - passend zum Ambiente in einem früheren Treibhaus eingerichtet.
130 Kitas gibt es in Wiesbaden, sie alle dürfen ihre Gruppen für einen einwöchigen Aufenthalt im Kinderbauernhof anmelden. Auch Grundschüler sind willkommen. Die Kids werden dort ganztägig betreut, erhalten ein Mittagessen, oft aus den Produkten des Hauses, und können auf Wunsch dort auch einmal übernachten: Im Dachgeschoß wird ein Schlafraum eingerichtet. Anmeldungen werden bereits jetzt entgegengenommen: Telefon 44 07 01. maf
Kleine FR · Kleine FR
"Rhönblitz" startet MAIN-KINZIG-KREIS. Die Mittelgebirge melden "Ski und Rodel gut". Deswegen fährt am Sonntag, 28. Februar, der "Rhönblitz" erstmals in diesem Winter Schneebegeisterte nach Gersfeld. Der Sonderzug startet um 7.57 Uhr in Hanau und um 8.24 Uhr in Wächtersbach. Neue Telefonnummer HANAU. Auf seine neue Telefonnummer weist das "Koordinationsbüro Hilfstransport Bosnien-Herzegowina" hin. Ab Montag gilt die Rufnummer 2 11 66. Die bisherige Telefonnummer 29 55 78 bleibt für die Arbeit des Ausländerbeirats frei.
Sondermüll-Sammlung HANAU. Die Stadt Hanau sammelt am Dienstag, 2. März, wieder Sonderabfall. Das "Müll-Mobil" hält von 11 bis 12.30 Uhr an der Verwaltungsstelle Mittelbuchen, von 13 bis 14.30 Uhr in der Donaustraße im Industriegebiet Nord und von 15 bis 16.30 Uhr an der Verwaltungsstelle in Großauheim. Diskussion über die Todesstrafe HANAU. Die Hanauer Gruppe von "Amnesty International" berichtet am Dienstag, 2. März, ab 20 Uhr bei einem Vortrag in der Hanauer Volkshochschule über die Verbreitung und Praxis der Todesstrafe heute.
Samstag / Sonntag, 27./28. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; So., 19.30 Uhr, "Das Weite Land"; Kammerspiel: Sa., 14.30 und 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 19.30 Uhr, "Festung", So., 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Sturmwarnung". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen". Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., So., 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Prall aus dem Leben";Sa., 15 Uhr, Tandem Theater - "Algot Storm" (Herr Sturm und sein Wurm) (ab 3 Jahren).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, So., 14.30 & 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., So., 20 Uhr, Tanztheater, "Coax"; Studiobühne: Sa. 21 Uhr, Gregor Lawatsch - "Friß mich bitte, bitte friß mich".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr.: Sa., 20 Uhr, Bunter Abend 2; Daimlerstr./Städelschule: Sa., 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum".
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Diavisionen Höchst &rquote;92, Festival der AV-Shows; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Freie Frankfurter Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: Sa./So., 19.30 Uhr, "Kirschgarten".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nicht ich" und "Damals".
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, Pi - eine Höhlenexkursion; So., 15 Uhr, klappmaul-Theater: "Hemden mögen&rquote;s heiß!" (ab 3 Jahren).
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Alexander Finkel, Satire "Deutschland - Ein Wintermärchen"; Artrium: So., 11 Uhr, Sugarfoot Stompers, Musik-Brunch; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.
Kinderhaus Sachsenhausen, Affentorplatz 8, Tel. 61 33 74: Sa., 15 Uhr, "Die Fuzzys in der Wüste" (ab 4 Jahren).
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, Rapunzel, Märchenpuppentheater (ab 3 Jahren). Krick-Krack, Theaterwerkstatt, Mörfelder Landstr. 70, Tel. 61 53 37: Sa., 15 Uhr, "Peppi Pepperoni und wie man seine Suppe auslöffelt" (ab 4 Jahren).
Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordwest-Zentrum: Sa., 15 Uhr, "Alice im Wunderland". Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20: So., 15 Uhr, Puppentheater - "Der Kartoffelkönig" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten).
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: So., 20 Uhr, Requiem, Hans Werner Henze, Ensemble Modern.; Mozart Saal: So., 20 Uhr, Dresdner Trio; Hindemith Saal: So., 20 Uhr, Bettina Wegner.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Gina Livingston & Band- Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Raices Del Mundo; So., 20 Uhr, "Out Of Town", South African Jazz & Funk.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Eutalia de Carvalho & Oloyé.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Denis Hunter, Variety;So., 21 Uhr, Randy & Colleen. Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Joy Fleming Live.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, B-Ebene; So., 15 Uhr, Blues Bube; 20.30 Uhr, Biber Herrmann.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Nyce Cryce; So., 15 Uhr, Fab Four;So., 21 Uhr, Area Desaster.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20.15 Uhr, Musikertreff. Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, 7 Year Bitch.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Sol y Sombra; So., 19 Uhr, Maestro José.
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Jon Hammond Trio;So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Boogie Band.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, The Cramps Revival Band.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Indisches Kulturinstitut: So., 15.30 Uhr, Sitar- Konzert, "Klassische Nordindische Ragas" mit Lesung; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 21 Uhr, Les Treviras.
Music Hall, Voltastr. 74-80: Sa., 21 Uhr, Dancefloor; So., 21 Uhr, Griechische Disco.
Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller- Platz 2: Sa., 19 Uhr, Konzert "Jugend gegen Rassismus" - Rodgau Monotones, Sunshine Steelband u. a.
Finkenhof, Finkenhofstr. 17: Sa., 20, So., 19 Uhr, Take Five - A-capella-Show.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 20 Uhr, Bamberger Symphoniker.
Hessischer Rundfunk, Sendesaal, Bertramstr. 8: So., 17 Uhr, Petite Messe Solennelle.
Pfarrkirche St. Albert, Bertramstr. 45: So., 20 Uhr, geistliche Chormusik des 17. und 20. Jahrhunderts. Dreikönigskirche: Sa., 17 Uhr, musikalische Vesper.
Deutsch-ev.-reformierte Gemeinde, Metzlerstr. 19: So., 11.30 Uhr, Chor-Matinée.
Martinuskirche, Martinskirchstr. 52: So., 17 Uhr, Konzertante Blechbläsermusik.
Neue Nicolaikirche, Waldschmidtstr.: So., 18 Uhr, Kammerkonzert.
Kirche Cantate Domino, Ernst-Kahn-Str. 14: So., 18 Uhr, A-capella-Soirée.
Thomaskirche, Heddernheimer Kirchstr. 2 b: So., 20 Uhr, Kantatenabend.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 10: So., 17 Uhr, Orgelkonzert.
Gemeindezentrum Sancta Familia, Am Hochwehr 11, Ginnheim: So., 17 Uhr, Kammermusik (Kontrabaß / Klavier).
Kirchengemeinde Sindlingen-Süd, Sindlinger Bahnstr. 46: So., 17 Uhr, Kammerkonzert, Liederzyklus "Die schöne Müllerin".
Rudolf-Steiner-Haus, Hügelstr. 67: Sa., 20 Uhr, Eurythmie-Ensemble München - "Das Gilgamesch-Epos".
Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Kronberg. Literatur Frankfurter Erzählcafé, Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: Sa., 16 Uhr, Detlef Lüderwaldt, Ülkü Schneider-Gürkan - "Einerlei Gesetz und einerlei Recht soll gelten für Euch und für den Fremden, der bei Euch wohnt" (4. Mose, 15,16).
Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: Sa., 19 Uhr, "Stückeschreiber und Theatermacher - ein Konfliktspiel", akustischer Literatursalon. Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16: So., 11 Uhr, Matinée: Lesung Hans Joachim Kulenkampff - Kurt Tucholsky. Vorträge Indisches Kulturinstitut: Sa., 15.30 Uhr, Vortrag "Liberalisation & Economic Reform"; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a.
Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz: Sa., 15.30 Uhr, im Rahmen der Ausstellung Vortrag "Verfall und Erhalt von Auschwitz"; ehem. Fabrik Günther & Co., Voltastr. 31 / Ecke Pfingstbrunnenstraße.
Frauen-Dezernat / Frauenrefererat: Sa., 10 bis 18 Uhr, Tagung zur politischen Praxis von Frauen in Frankfurt, Bürgerhaus Südbahnhof. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Licht als Material - James Turrell, Jeff Wall, Nam June Paik".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Bewaffnung und Kampfesweise im frühen Mittelalter".
Museum Judengasse, Battonnstr./Ecke Kurt- Schumacher-Str.: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Die Frankfurter Judengasse: Entstehung, Geschichte & Abriß".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Die Erzählung des mittelalterlichen Bildwerks - Christus in der Rast".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Die Skyline"; Treffpunkt Justitiabrunnen, Römerberg. Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Blue Collar - Kampf am Fließband".
Deutsch-Japanische Gesellschaft / Japanisches Kulturinstitut: So., 11 Uhr, "Torra-san, mein Onkel", Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Sonstiges Jahrhunderthalle Hoechst: Sa. und So., 11 bis 18 Uhr, Edelstein-, Schmuck-, Mineralien- und Fossilien-Tage.
Gruppe zur Versöhnung der Völker: So., 14 Uhr, Treffen, Bowling-Center, Inheidener Str. 67.
Ebene 7, Zeilgalerie: So., 16 bis 20 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.
Frankfurter Frauenschule, Hohenstaufenstr. 8: So., 13 bis 17 Uhr, Tagung "Zur Lage der Nation - Gewalt und Gesetz".
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: Sa., 14 Uhr, Treffpunkt zur Führung im Museum für Völkerkunde, Sonderausstellung "Mythos Maske".
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff Bornheim, Saalburgstr. 17. Wanderungen Odenwaldklub: So., Wanderung Wetterau - Bad-Nauheim - Friedberg; Treffpunkt: 9.30 Uhr, Friedberg Bahnhofsvorplatz.
Spessartbund: So., 5. Planwanderung Hochspessart; Treffpunkt: 8.45 Uhr, Paulsplatz.
Vogelkundliche Wanderungen: So., Wanderung am Urselbach; Treffpunkt 8 Uhr, Niederursel, U3-Haltestelle Wiesenau. Märkte / Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Alte Apotheke P. Reisen, Bergen-Enkheim, Marktstr. 7, Tel. 0 61 09 / 27 29; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstr. / Ecke Antoniterstr., Tel.30 10 54; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Str. 37-45, Tel. 5 07 37 53; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67 und 28 32 71; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 23, Tel. 62 33 60; Jupiter-Apotheke, Leipziger Str. 11, Tel. 77 14 72; Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstr. 4, Tel. 44 68 01; Schiller-Apotheke, Glauburgstr. 64, Tel. 55 23 25. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Gallus-Apotheke, Mainzer Landstr. 270, Tel. 73 41 14; Grüneburg-Apotheke, Grüneburgweg 5, Tel. 55 17 75; Hortus-Apotheke , Oberrad, Offenbacher Landstr. 299, Tel. 65 36 51; Katharinen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 59, Tel. 46 43 69; Kleist-Apotheke, Friedberger Landstr. 119, Tel. 59 03 96; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90/ Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 37, Tel. 31 67 54; Mohren-Apotheke, Eschersheim, Alt-Eschersheim 63, Tel. 51 48 72; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 bis 6 Uhr; So., 6 bis 6 Uhr)
Sa., Dr. Rummel, Königsteiner Str. 167, Frankfurt Höchst,Tel. 30 60 95; So., Tierarzt Schöneberger, Antoniterstr. 21,Ffm.-Höchst, Tel. 30 65 66; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
has FRANKFURT A. M. Drei Monate nach Freigabe der mehrheitlichen Übernahme des Saarbrücker Asko-Konzerns durch die Metro-Gruppe durch das Kartellamt werden die von den Berliner Wettbewerbshütern ausgesprochenen Auflagen zu einem großen Teil erfüllt. Asko verkauft 102 Filialen an die Spar Handels-Aktiengesellschaft in Hamburg, die sich damit einen zusätzlichen Umsatz von immerhin rund 750 Millionen Mark sichert, wobei allein etwa 700 Millionen auf Lebensmittel entfallen.
Betroffen von dem Geschäft zwischen Spar und Asko, das in zwei Stufen zum 1. April und Anfang Mai über die Bühne gehen soll, sind sowohl Discountläden, Supermärkte als auch SB-Warenhäuser in Niedersachsen und den Großstadtregionen Bremen und Hannover. Unter anderem in diesen Gebieten hatte das Kartellamt bei der Begutachtung der Fusion Metro/Asko wettbewerbsrechtliche Bedenken geäußert, denen durch den Verkauf von Filialen nun Rechnung getragen werden soll. In diese Richtung zielt auch ein Kommentar von Spar-Vorstandschef Helmut Dotterweich: Seiner Firma gelinge durch den Erwerb der 102 Niederlassungen nicht nur eine "Stärkung ihrer Wettbewerbsposition", sondern es würden zugleich "weiße Flecke" auf der Spar- Landkarte belegt.
Zum Kaufpreis machen weder Asko noch Spar Angaben. Branchenkenner schätzen allerdings, daß rund 60 Millionen Mark zu berappen sind. Auf den ersten Blick ist dies angesichts des den Besitzer wechselnden Umsatzvolumens ein niedriger Betrag, doch wird darauf hingewiesen, es seien hauptsächlich Lebensmittelerlöse betroffen, und in diesem Zweig seien "eben auch die Umsatzrenditen gering".
Der zwischen Spar und Asko ausgetüftelte Coup muß noch von den jeweiligen Aufsichtsgremien abgesegnet werden. Auch die Zustimmung des Kartellamts ist einzuholen. Bei der Fusion von Asko und Metro hatten die Wettbewerbshüter Auflagen für die Genehmigung des Zusammenschlusses festgeschrieben, die insgesamt ein Umsatzvolumen von rund 1,3 Milliarden Mark berühren. 400 Millionen davon sind bei der Metro, 900 Millionen bei Asko angesiedelt. Mit dem Spar-Deal haben die Saarländer also den größten Teil der ihnen obliegenden Arbeiten erledigt. Über den Rest werde gegenwärtig mit verschiedenen Interessenten verhandelt. Es heißt: "Wir haben im Dezember dazu reichlich Post gekriegt."
Zufrieden über den Kontrakt mit Spar zeigt sich Asko-Chef Klaus Wiegandt: "Es ist uns gelungen, in einem Schritt die Auflagen des Bundeskartellamtes für den Food-Bereich nahezu vollständig zu erfüllen." Die Vereinbarung mit der Handelskette Spar werde die "Unsicherheit in unseren Betrieben schnell beenden". Damit spielt Wiegandt auf ein Versprechen von Spar an. Dieses lautet: "Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten." Asko-Angaben zufolge werden in den 102 Filialen überschlägig gerechnet 1200 bis 1500 Vollzeitkräfte gezählt, "nach Köpfen" seien es also mehr.
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
DREIEICH. Mit einem Warnstreik will die IG Metall am Mittwoch, 3. März, gegen den Abbau von Arbeitsplätzen bei der Computerfirma Digital Equipment protestieren. An der bundesweiten Aktion beteiligen sich auch Mitarbeiter der Sprendlinger Niederlassung, teilte Gerd J. Jesse, dortiger Vertrauensmann der IG Metall, mit.
Nach Angaben von Jesse hat der Konzern, der weltweit in einem gewaltigen Umorganisationsprozeß steht, in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr 1000 Arbeitsplätze gestrichen. Die Mitarbeiter seien durch Aufhebungsverträge und Eigenkündigungen aus dem Unternehmen "herausgedrängt" worden.
Die IG Metall drängt deshalb seit geraumer Zeit auf einen Tarifvertrag mit Regelungen zum Rationalisierungsschutz. Sie fordert, den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten.
Im November vergangenen Jahres hatte die IG Metall in Sprendlingen eine Kundgebung gemacht, an der etwa 150 Mitarbeiter der Firma teilnahmen. dac
BAD VILBEL. Flüchtlinge aus Eritrea, die in Bad Vilbel wohnen, laden am heutigen Samstag, 27. Februar, um 19 Uhr in die evangelische Christuskirche Grüner Weg 4 alle Interessierten zu einem Informationsabend ein. Die Flüchtlinge, die inzwischen als Asylsuchende anerkannt wurden, wollen über den blutigen Bruderkrieg in Äthiopien informieren. Außerdem bieten sie bei freiem Eintritt Speisen aus ihrer Heimat an. Als Veranstalter tritt der Freundeskreis Flüchtlingshilfe auf, der sich im übrigen immer über Spenden freut.
In der Sitzung des Freundeskreises am Donnerstag, an der 30 Personen über die Betreuung der Asylbewerber/-innen in Bad Vilbel diskutierten, haben die Organisatoren der Kulturveranstaltung für Menschenrechte vom Samstag, 13. Februar, in der Alten Mühle einen Scheck überreicht. Das Benefizkonzert hatte den stattlichen Reinerlös von 3200 Mark erbracht. hm
FRIEDBERG. An Vorschlägen für einen Jugendzentrum-Standort fehlt es nicht. Beim "Brainstorming" der Arbeitsgruppe, die sich auf die Standortsuche begeben hat, wurden gleich zehn Möglich- keiten genannt. Die AG setzt sich aus Vertretern der Parlamentsfraktionen, der Verwaltung, der Kinder- und Jugendhilfe AG, des Stadtjugendringes und der "UNO", der Organisation der unorganisierten Friedberger Jugendlichen, zusammen.
Neben den in der heftigen Juz-Debatte der vergangenen Wochen immer wieder genannten Standorten Usabau (UNO-Favorit), altes Hallenbad und ehemalige Bundesbahnkantine (CDU-Vorschlag) kamen neue Ideen ins Spiel. Genannt wurden der "Feldwebelbau" des Burggymnasiums, das Zollamt und das seit Jahren leerstehende ehemalige Bordell "Burgstuben". Es soll geprüft werden, wie es mit der Paketannahme der Bundespost in der Mainzer-Tor-Anlage und mit dem Gelände zwischen der Landeszentralbank und dem Kino in der Bismarckstraße steht.
Auch "integrierte Modelle", wie ein Jugendtreff in der alten Blindenschule, in die die Stadtverwaltung einziehen möchte, oder der Neubau eines "Dienstleistungszentrums" mit Juz wurden angeführt.
Erster Stadtrat Gerhard Mosbach (SPD) hat nun die Aufgabe, all die genannten möglichen Standorte anhand eines Raumprogrammes für die künftige "Jugendfreizeiteinrichtung" zu überprüfen. Die nächste Zusammenkunft der Arbeitsgruppe ist für Mittwoch, 24. März, vorgesehen. ieb
Zu einem Taunus-Skiwandertag auf der Sängelberg-Loipe lädt angesichts der guten Schneeverhältnisse erstmals der Umlandverband Frankfurt für Sonntag, 28. Februar, ein. Zusammen mit der Vereinigung "Naturpark Hochtaunus" und den Skiclubs Reifenberg, Taunus, Hintertaunus und Kelkheim wird dieser erste Skiwandertag organisiert und betreut.
Treffpunkt ist das im letzten Jahr durch den Umlandverband fertiggestellte "Loipenhaus" in der Nähe des Parkplatzes "Pfarrheckenfeld" (am Ortsausgang von Oberreifenberg in Richtung Sandplacken).
Der Langlauf-"Wettbewerb", der zwischen 10 und 13 Uhr in Abständen gestartet wird, soll in erster Linie der aktiven Erholung in frischer Luft dienen, ist also auch etwas für Ältere und Ungeübte, die zwischen Drei- und Neun-Kilometer- Strecken wählen können.
Die Wettkampfzeiten werden nicht gemessen. Wer sein Ziel erreicht, erhält eine Urkunde. Ausrüstungen gibt es leihweise gegen geringe Gebühr.
Leider gibt es zum Langlaufstart Loipenhaus keine gute Busverbindung. Doch zu anderen Zielen im Taunus setzt die Verkehrsgesellschaft Untermain Pendelbusse von der Hohemark zum Sandplakken (9.40 bis 15 Uhr) ein. Auch gibt es einen Buspendelverkehr zwischen Niederreifenberg, Weilquelle und Großem Feldberg (für Abfahrtsläufer). Skier werden kostenlos mitgenommen. Auskünfte unter 0 61 72 / 212 88 oder 0 60 82 / 27 27. Autos sollten Winterreifen haben.
Hier sei nochmal auf den am Sonntag in die Rhön startenden "Rhön-Blitz" hingewiesen (7.09 Uhr ab Darmstadt Hauptbahnhof, 7.39 Uhr Frankfurt Süd, 7.45 Offenbach und 7.57 Hanau. Ankunft Gersfeld: 10 Uhr, Rückfahrt 17.37 Uhr). Der Bustransfer von rund sieben Mark ab Bahnhof Gersfeld in die Skigebiete muß extra bezahlt werden. Durchsagen geben der Hessische Rundfunk und Radio FFH.
-vau
"Es geht um die Kinder!" heißt es auf Flugblättern des Deutschen Kinderschutzbundes. Und: "Kommt alle!" Die Kinderschützer veranstalten am Montag, 1. März, zwischen 10 und 22 Uhr einen Kindertag im Römer.
Morgens zwischen 10 und 12 Uhr geht es mit einer Live-Sendung des Hessischen Rundfunks (hr 1, Unterwegs in Hessen: Kinder aus dem Römer) los. Zwischen 12 und 18 Uhr informiert der Kinderschutzbund dann über seine verschiedenen Angebote: die Beratungsstelle in der Wielandstraße 31, das Kinder- und Jugendtelefon, die Lebenshilfen für unbegleitete Flüchtlingskinder, die Arbeit der Kinderschützer im Kinderausschuß und in der Verkehrskommission des Magistrats. Abends ab 19.30 Uhr findet unter der Fragestellung "Frankfurt: (k)eine Stadt für Kinder?" im Plenarsaal eine öffentliche Diskussion statt mit den Magistratsmitgliedern Jutta Ebeling (Schule), Margarethe Nimsch (Gesundheit), Martin Berg (Soziales und Jugend), mit der Stadtverordneten Karin Meulenbergh, dem Anwalt Gerold Becker und den beiden Kinderschutzbund-Repräsentanten Helga Saller und Ludwig Salgo.
Bei dieser Veranstaltung soll diskutiert werden, ob unter rot-grüner Verantwortung in den zurückliegenden vier Jahren die Wünsche der Kinder eher gehört worden sind. clau
HANAU. Ins Krankenhaus mußten in der Nacht zum Freitag eine 82 Jahre alte Rentnerin und ihr 43jähriger Sohn gebracht werden, nachdem sie sich bei einem Brand in der Wohnung der alten Frau in der Karlstraße eine Rauchvergiftung zugezogen hatten.
Nach Angaben der Polizei brach das Feuer gegen 2.50 Uhr aus bislang unbekannten Gründen aus. Vermutet wird ein technischer Defekt. Die 82jährige alarmierte über eine Haussprechanlage ihren in einem Anbau wohnenden Sohn, der seine Mutter rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, bevor die Flammen auf die gesamte Wohnung übergriffen.
Der Schaden an dem zweistöckigen Haus wird auf weit über 100 000 Mark geschätzt. az
Eine aktuelle Bildreportage über den neuen Bauhof Bad Vilbels lesen Sie auf der nächsten Seite.
Jugendumweltpreis für Schüler der Hola, der Lindenau- und der Tümpelgartenschule "Positiv für sich und andere"
Von Regine Schlett HANAU. Die Umwelt AG der Hohen Landesschule zählt auch in diesem Jahr wieder zu den Trägern des Jugendumweltpreises der Stadt Hanau. Am Donnerstag abend nahmen insgesamt drei Gruppen die Auszeichnung in der Reinhardskirche in Kesselstadt entgegen. Sie ist mit ansehnlichen Geldbeträgen verbunden. Erstmals standen jetzt 10 000 Mark zur Verfügung, die jedoch nur zur Hälfte ausgeschöpft wurden. 2500 Mark erhielt der Wahlpflichtkurs Biologie der Lindenauschule Großauheim unter Leitung von Wolfgang Diensenbacher, dessen ökologisch wertvolles Projekt seit Jahren für Aufsehen sorgt: Der Schulgarten, der seit 1987 eine unansehnliche Ecke des Schulgeländes mit versiegeltem Boden in eine blühende Oase für Tiere und Pflanzen verwandelte. Schüler der 9. und 10. Klassen aus fünf Jahrgängen legten Teich, Trockenmauer, Hecke, Wiese, Nistkästen, Kompost, Reisighaufen und Brutmöglichkeiten für Insekten an.
Die Preisträgergruppe, der 17 Schüler zwischen 15 und 16 Jahren angehören, wertete die ökologische Bedeutung dieser Naturräume nun umfassend aus. Unter dem Thema "Artenschutz durch Kleinbiotope" dokumentierten sie die Entwicklung des Gartens und untersuchten die Besiedlung mit Insekten und Pflanzen, die inzwischen beachtliche Erfolge zeigt.
Die Umwelt AG der Hola hat in wechselnder Schülerbesetzung unter Leitung von Dr. Hubert Müller in den vergangenen Jahren ebenfalls schon für Schlagzeilen gesorgt. 1989 verfaßten die Jugendlichen eine umfangreiche Untersuchung über das "Ökosystem Tistrasee", 1990 beschäftigten sie sich mit Problemen am Fallbach. Ein Teil dieser beiden eher theoretischen Arbeiten, die beide ausgezeichnet wurden, setzten Schüler vergangenes Jahr in die Tat um: Am Fallbach pflanzten die acht 16 bis 18 Jahr alten Mitglieder der Gruppe Erlen und beseitigten Müll. Am Tistrasee installierten sie künstliche Schwimminseln als Bruthilfen für Wasservögel. Auch im übrigen Stadtgebiet legten sie insgesamt bei neun Aktionen Hand an: So wurden Nistmöglichkeiten für Fledermäuse geschaffen oder der Schaum am Wasserwehr auf der Kinzig untersucht. Auch das Hola-Gelände bearbeiteten die Schüler. Sie pflanzten Hecken und Kletterpflanzen und richteten Nistplätze für Turmfalken und Insekten ein. Die Jury belohnte solch praktische Arbeit mit 1500 Mark.
1000 Mark gingen an die Klasse 4c der Tümpelgartenschule in Hanau, die unter der Leitung ihrer Lehrerin Helga Trommer-Schmidt im vergangenen Jahr zwei Projekte in Angriff genommen hatten: Bei einem Aufenthalt im Schullandheim Rückersbach bestimmten sie Pflanzen und Tiere, dokumentierten dies in einer Ausstellung und säuberten den Wald. In einer Projektwoche legten sie darüber hinaus in Abstimmung mit dem Forstamt Wolfgang einen Waldlehrpfad mit selbstentworfenen Tafeln in der Buhlau an und kümmerten sich um Jungpflanzen.
Der Hanauer Magistrat hatte Anfang vergangenen Jahres Richtlinien für die Vergabe beschlossen, die der Auszeichnung mehr Bedeutung verleihen: Eine Jury aus Naturwissenschaftlern, Vertretern des Naturschutzbeirats sowie der Stadt kann nun insgesamt 10 000 Mark vergeben. "Das sollte für viele Anreiz sein, dem Umwelt- und Naturschutz voranzuhelfen", sagte Oberbürgermeister Hans Martin bei der Preisverleihung. Das Alter der Teilnehmer wurde von 18 auf 25 Jahre heraufgesetzt, damit sich auch Studenten oder junge Mitarbeiter aus Unternehmen beteiligen können. Außerdem fordert die Stadt nun auch zur Abgabe von Arbeiten aus dem Bereich "Energiesparen" auf.
Wie Martin jedoch betonte, soll diese Anhebung des Niveaus nicht die Chancen der Kleineren mindern. Die Jury werde auch künftig relative Beurteilungen vornehmen und das Alter der Bewerber berücksichtigen. In diesem Jahr hatten sich nur die drei ausgezeichneten Gruppen beworben. Damit das Verhältnis zu den Preisverleihungen in den vergangenen Jahren bewahrt bleibt, wurde das Preisgeld nicht voll ausgeschöpft.
Der Oberbürgermeister betonte in seiner Ansprache die Bedrohlichkeit der Umweltverschmutzung und die Notwendigkeit zu Taten. Daher seien die jungen Menschen besonders zu loben, weil sie "ganz konkret, nachvollziehbar und mit konkretem positiven Ergebnis für sich und andere" gehandelt hätten.
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchadadse - Okocha, Rahn (Falkenmayer), Bein, Komljenovic, Weber - Kruse (Anicic), Schmitt
Köln: Illgner - Nilsen - Greiner, Baumann, Trulsen, Held - Keuler, Janßen, Steinmann, Rudy - Ordenewitz
Schiedsrichter: Dellwing (Osburg).
HOCHTAUNUSKREIS. Bei Oberreifenberg liegen 15 Zentimeter feinster Pulverschnee, auf dem Kleinen Feldberg gar 19 Zentimeter, meldete gestern das Schneetelefon des Skiclubs Taunus. "Das wird am Wochenende wieder heftigen Ansturm geben", fürchtete denn auch Hans-Georg Fritze, Leiter des Fremdenverkehrsamtes des Kreises.
Um 9 Uhr schon öffnen die Skilifte, auf dem Treisberg allerdings erst um 12 Uhr, am Posterholungsheim um 10 Uhr. Wer lieber dem Langlauf frönt, der kann sich rund um Sängelberg und Weißen Berg austoben; dort ist gespurt. Die Verkehrsgesellschaft Untermain hat sich für heute und morgen gewappnet. Der Skibus pendelt zwischen Feldberg und Weilquelle von 10 Uhr an. Dem U-Bahntakt (alle 20 Minuten) angepaßt, wartet auch an der Hohemark ein Sonderbus auf die Ausflügler. Am Sonntag, 28. Februar, ist dann erst recht was los: Es findet der erste "Taunus-Skiwandertag" statt. Zu dem Skilanglauf-Wettbewerb in Oberreifenberg sind jung und alt sowie Anfänger und Könner eingeladen.
Start ist zwischen 10 und 13 Uhr am Loipenhaus in der Nähe des Parkplatzes "Pfarrheckenfeld" (am Ortsausgang von Oberreifenberg in Richtung Sandplakken). Die Streckenlänge beträgt entweder drei, sechs oder neun Kilometer und entspricht ein bis drei Loipenrunden. Damit auch ungeübte Langläufer ihren Spaß haben können, soll die Wettkampfzeit nicht gemessen werden.
Als Anerkennung erhält jeder, der das Ziel erreicht, eine Urkunde. Die Skiausrüstung kann am Loipenhaus gegen eine geringe Gebühr gemietet werden. dag/jd
Die Mannschaft hat sich wie auf einen Rivalenkampf gegen Barcelona oder gegen den FC Milan vorbereitet, die Verteidiger fürchten die Finten des Brasilianers Bebeto, Reals Nationalspieler Michel hofft, daß die Kulisse den Gegner einschüchtert: Im Madrider Bernabeu- Stadion werden an die 100 000 Zuschauer sein, um die Überraschungsmannschaft aus der Provinz zu sehen. Deportivo La Coruna kommt, der Tabellenführer.
Die Mannschaft aus dem ländlichen Galizien, die in der vergangenen Saison dem Abstieg nur um Haaresbreite entging, hat den "Großen" das Lächeln geraubt und liegt auch nach 23 Spielen mit 36 Punkten und zwei Niederlagen vorne.
La Coruna ist ganz anders. Arsenio Iglesias, der 62jährige einheimische Trainer, der im Monat um die 10 000 Franken- Mark verdient, hält wenig von großen Wandtafel-Theorien. "Die Spieler sind wichtiger als ich", sagt der "Silberfuchs". Er gewinnt die Spiele im Umkleideraum: Der Trainer ist der Vater der Spielerfamilie. Iglesias predigt Bescheidenheit und hat eine seltsame Spielermischung hervorragend zusammengekittet. Die beiden neu eingekauften brasilianischen Nationalspieler Bebeto und Mauro Silva harmonieren bestens mit den Slawen Djukic und Kiriakow und den früher frustrierten Aldana und Lopez Rekarte, die von den "Großen" an La Coruna abgegeben worden waren und nun in der neuen Umgebung aufblühen. Italienische Vereine haben das Leichtgewicht Bebeto für zu zerbrechlich und für einen Einkauf uninteressant gehalten - nun führt er mit 20 Treffern die Torschützenliste an.
Deportivo La Coruna hat mit einem Fünftel des Jahresbudgets von Real Madrid und Barcelona den Großen das Fürchten beigebracht. Die Hafenstadt steht voll und sympathisch hinter ihrem Klub. Die Anhänger haben das Augenmaß nicht verloren. "Wir feuern die Mannschaft an, auch wenn sie verliert", meinte einer von ihnen und deutete an, daß die Auswärtsspiele gegen Real Madrid und Barcelona mit null Punkten ausgehen können.
Trainer Iglesias dreht den Spieß um. Nach ihm liegt der Druck auf den "Großen", weil von seinem Team niemand im Ernst verlangt, daß sie den Meistertitel hole. Doch solange die Blauweißen Spiele gewinnen, hält in La Coruna der Traum an. Er dauert nun schon sechs Monate.
WERNER HERZOG, Madrid
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das kleine Gespenst (Sa. und So.: 15 Uhr); Dracula (Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (Sa. und So.: 15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Das doppelte Lottchen (Sa. und So.: 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa.: 17, 20, 22.15 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Kevin allein in New York (Sa.: 16 Uhr; So.: 15 Uhr); Grüne Tomaten (So.: 17 Uhr); Dracula (Sa. uns So.: 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Das doppelte Lottchen (Sa. und So.: 14.30 Uhr); Bodyguard (Sa.: 20.15 Uhr; So.: 17 und 20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (Sa.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr; So.: 18 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Bodyguard (Sa.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr; So.: 15.30 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Das doppelte Lottchen (Sa. und So.: 15 Uhr); Dracula (Sa.: 17.30, 20.15 und 22.45 Uhr; So.: 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus" Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918 (Sa. und So.: 10 bis 17 Uhr).
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102 (Sa.: 14 bis 17 Uhr; So.: 10 bis 18 Uhr).
Galerie im Stadthaus: "Harmonie in Form und Farbe" von Martina Sittel (Sa. und S.: 14 bis 17 Uhr).
Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Künstler vom Chiemsee - Grafik und Bronzen, Ausstellungseröffnung: Sa., 11 Uhr.
Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", Wanderausstellung, Eröffnung: So., 10.30 Uhr.
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" von Heinz Jürgen Göttert (Sa. 10 bis 12 Uhr). Samstag
Theater/Musik Bad Homburg. Christuskirche: Konzert für Cello und Klavier, 17 Uhr.
Erlöserkirche: Orgelvesper mit Hayko Siemens, 17 Uhr.
Bürgerhaus Kirdorf: Benefizkonzert für die mißhandelten Frauen und Kinder in Bosnien und Herzegowina mit der bosnischen Gruppe "Veseli Bosanci", 19 Uhr.
Friedrichsdorf. Bürgerhaus Köppern: Jugendtheater "Krähenoper" - eine Auseinanderzsetzung mit dem Thema "Sucht", 20 Uhr.
Kronberg. Receptur: Musik mit der Gruppe "Stumble Beats", 20 Uhr.
Altkönigstift Oberhöchstadt: Kammerkonzert, 20 Uhr. Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Selbstverteidigungskurs für Mädchen und junge Frauen, alte Schule Burgholzhausen, 10 Uhr.
Königstein. Haus der Begegnung: "Der Südwesten der USA", Dia-Audiovision von Greta und Georg Hoch, 18 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. SPD-Treffen in den Ratsstuben, 15 Uhr.
Steinbach. SPD-Frühschoppen im Bürgerhaus, ab 10 Uhr.
Stadtspaziergang mit den Grünen, Treffpunkt: Plusmarkt am Hessenring, 11 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 10 bis 13 Uhr.
Aktionsstand der Elternaktion "Kleine Klasse", Waisenhausplatz, ab 11 Uhr.
Frühjahr-Sommer-Basar der Christuskirche, Gemeindezentrum Stettiner Straße, 9 bis 12 Uhr.
Schmitten. Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain: Flohmarkt für Kinder- und Erwachsenenkleidung, 14 bis 17 Uhr.
Oberursel. Mütterzentrum, Schulstr. 27: Frühjahrsbasar für Kinder- und Umstandskleidung sowie Spielzeug, 10 bis 13 Uhr.
Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Stierstadt, Gerätehaus, 20 Uhr.
Steinbach. Heringsessen des SCC, Bürgerhaus, 19 Uhr. Kinder/Jugendliche Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Musik mit den Gruppen "Fatal Impact" und "Into the Abyss", 20 Uhr. Müll Schmitten. Recyclinghof geöffnet, 9 bis 12.30 Uhr.
Königstein. Standort des Sondermüll- Mobils: ehemaliger Betriebshof, Limburger Straße, 9 bis 10.45 Uhr.
Kronberg. Standort des Sondermüll- Mobils: Bauhof Westerbachstraße, 11.15 bis 13.15 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Alter Schlachthof, Urseler Str. 22: Filmnacht "25 Jahre danach - 68er Utopien - Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft?", 19.30 Uhr.
Neu-Anspach. DRK-Paket-Sammelaktion für Bosnien, Ev. Kirche, 9 bis 13 Uhr.
Königstein. Parkplatz am Friedhof Falkenstein: Lauftreff für jedermann, 15 Uhr. Sonntag
Theater/Musik Bad Homburg. Kurhaus: Literarische Matinee "Eichendorff - Der Dichter des Waldes", 11 Uhr.
Friedrichsdorf. Rathaus: Traditionelle Musik aus der Bretagne mit der Gruppe "An Erminig", 11 Uhr.
Wehrheim. Matthäus-Passion in der Ev. Kirche, 17 Uhr.
Oberursel. Stadthalle: Sonntags-Matinee mit Musik von Beethoven, 11 Uhr.
Stadthalle: "Ein Abend mit Stefan Wald", 20 Uhr. Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Selbstverteidigungskurs für Mädchen und junge Frauen, alte Schule Burgholzhausen, 10 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Jazz-Frühschoppen mit den "Echoes of Jazz", Veranstaltung der CDU, Bürgerhaus Köppern, 11 bis 14 Uhr.
Grävenwiesbach. Frühschoppen der SPD, Bürgerhaus, 10.30 Uhr.
Usingen. Frühschoppen der BEU, Café Keth, ab 11 Uhr.
Weilrod. Politischer Frühschoppen der Grünen, Gasthaus "Zur Post", Rod, ab 10 Uhr.
Wahlveranstaltung der FDP, Bürgerhaus Emmershausen, 10 Uhr.
Oberursel. Politischer Frühschoppen der CDU, Stadthalle, Raum Weißkirchen, 11 Uhr.
Kronberg. Demonstration der CDU gegen die Verkehrsumlenkung, Altkönigschule, 11 Uhr.
Steinbach. Politischer Frühschoppen der SPD, Bürgerhaus, 11 bis 13 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Wanderung des Touristenvereins "Die Naturfreunde" um den Eichwald, Treffpunkt: Hom- burger Haus, Hegewiese Arnoldshain um 10 Uhr.
Wehrheim. Tag der offenen Tür beim DRK, Bahnhofstr. 15, 13 bis 18 Uhr.
Treffpunkt zur Begehung mit der BI Brandholz, BUND und Vogel- und Naturschutzgruppe: Bahnüberführung an der B 275 Richtung Merzhausen, 14 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung der Briefmarkenfreunde, Stadthalle, 10 bis 12 Uhr.
Bad Homburg. "25 Jahre danach - 68er Utopien - Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft?", politisches Frühstück im Alten Schlachthof, Urseler Str. 22, 11 Uhr.
Schmitten. Taunus-Skiwandertag, Start: Loipenhaus Oberreifenberg, Parkplatz Pfarrheckenfeld, 10 bis 13 Uhr.
WÖLLSTADT. Obwohl die Legislaturperiode ausläuft, hat Bürgermeister Norbert Schilling keinen Grund, in den nächsten Wochen die Hände in den Schoß zu legen. Das Gemeindeparlament hat ihn vielmehr in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl tüchtig mit Arbeit eingedeckt.
Die Abgeordneten haben nämlich zukunftsträchtige Beschlüsse über die Weiterentwicklung der Gemeinde gefaßt. Ohne erst das Ergebnis der Wahl und die neue Zusammensetzung der Gemeindevertretung abzuwarten, wurde die Wiederaufnahme des Bebauungsplanverfahrens für das Gewerbegebiet "Am Kalkofen" im Bereich des P & R-Platzes am Bahnhof Nieder-Wöllstadt beschlossen sowie die Aufstellung von Bebauungsplänen zur Abrundung der Neubaugebiete Weinberg in Nieder-Wöllstadt und Wiesenweg in Ober-Wöllstadt. Schilling wurde beauftragt, in weiteren Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern Optionsverträge zum Ankauf der Grundstücke abzuschließen oder zumindest akzeptable Bedingungen für solche Verträge zu sondieren.
Um den "Kalkofen" war es in den letzten Jahren still geworden. Das örtliche Gewerbe hat inzwischen allerdings einen dringenden Bedarf angemeldet. In den alten Ortskernen wird es den Unternehmern zu eng. Der Bebauungsplanentwurf schließt sich in einem langgezogenen Rechteck im Süden an den Rosbacher Weg an. Die etwa 18 000 Quadratmeter gehören zwei Eigentümern, die sich nach Angaben von Schilling damit einverstanden erklärt haben, das Gelände für 100 Mark pro Quadratmeter an die Gemeinde zu verkaufen. Der Bürgermeister ist vom Parlament einstimmig ermächtigt worden, mit den beiden Eigentümern Optionsverträge abzuschließen. Geplant ist, daß mit den an der Aussiedlung interessierten Gewerbetreibenden ebenfalls Optionsverträge geschlossen werden. An sie wird das Gelände von der Gemeinde weiterverkauft. Schilling plant, daß das Gewerbe die Erschließung nach den speziellen eigenen Erfordernissen selbst in die Hand nimmt. Ein "Geschäft" können die Betriebe damit nicht machen, weil die Erschließungskosten auf ihren Rückkaufspreis aufgeschlagen werden. Mehr als 80 Mark pro Quadratmeter, so Schilling, werde die Erschließung nicht kosten.
Gelöst ist auch das Problem der beiden Freileitungen, die das Gelände des "Kalkofen" überspannen. Das Fernmeldekabel wird unterirdisch verlegt. Die 110-kV- Freileitung am Grasweg bleibt oberirdisch. Der jetzige Eigentümer will die Fläche selbst nutzen und fürchtet keine Beeinträchtigung.
Problemlos erscheint der Grundstückserwerb in dem geplanten Neubaugebiet "In den Rödtern", das östlich der Niddastraße bis zur Eisenbahnlinie das Neubaugebiet Weingärten Nieder-Wöllstadt abrundet. Hier besitzt die evangelische Kirche den Löwenanteil des Gelände mit 38 000 Quadratmetern. Schilling hat den Auftrag des Parlaments, mit den Eigentümern Optionsverträge abzuschließen. Mit der Kirche war der Bürgermeister bereits übereingekommen, daß diese ihre Baugrundstücke in Erbpacht weitergibt, sie aber weitere sieben Bauplätze zur freien Verfügung verkaufen kann. Die anderen Eigentümer haben ein Minigrundstück von 27,5 Quadratmetern und 11 000 und 2500 Quadratmeter. Die Gemeinde erhofft sich einen Flächenanteil für Erschließungsmaßnahmen und einen Kindergarten sowie für Baugrundstücke von 11 400 Quadratmetern. Schilling hat einen Ankaufspreis des Gesamtgeländes von 150 Mark sondiert. Das voll erschlossene Gebiet will er zu 330 Mark pro Quadratmeter wieder veräußern.
Schilling hat das Verfahren des Grundstücksankaufs und Weiterverkaufs gewählt, weil auf diese Weise für alle Parteien befriedigende Preise erzielbar sind. Auf eine Entwicklungsmaßnahme nach dem Wohnungsbau-Erleichterungsgesetz wird verzichtet. Diese Maßnahme würde den Grundstückseigentümern nach seiner Einschätzung allenfalls einen Grundstückspreis von 70 Mark bringen.
Kompliziert erscheint dem Bürgermeister das Grundstücksgeschäft Unterm Wiesenweg in Ober-Wöllstadt. Hier teilen sich die 22 000 Quadratmeter 20 Eigentümer, darunter eine Erbengemeinschaft mit 15 Beteiligten. Schilling hat den Auftrag des Parlaments bekommen, mit diesen Eigentümern zu verhandeln. Er will auf der Basis 150 Mark ankaufen und zu sozial verträglichen Preisen wieder verkaufen. Grundstückspreise, die inzwischen bei 500 bis 600 Mark (mit einem Ausreißer von 757 Mark in Wöllstadt) bereits gehandelt werden, sollen beim Wiederverkauf nicht angeboten werden. hm
Es ist eine dieser Situationen, in der der Trost die Enttäuschung vielleicht nicht mildert. Bayer Leverkusen hat in den 14 Europaliga-Spielen nachgewiesen, daß die Distanz zu den besten Teams des Kontinents nicht einem Klassenunterschied gleichkommt. Trotzdem aber, trotz acht Siegen, hat die mit Abstand beste und mit Abstand teuerste deutsche Klub- Mannschaft erneut den Einzug ins Viertelfinale nicht geschafft. So notwendig der Hinweis von Manager Otto Reintjes auf die finanzielle Potenz der Konkurrenten aus Italien, Spanien und Griechenland ist, die ein Mehrfaches des Bayer-Etats verkonsumieren, so logisch auch die Annahme von Trainer Dirk Bauermann klingt, ohne die Verletzungen von Clinton Wheeler und Christian Welp stünde man in den Play-offs, der Dollpunkt liegt woanders.
Ein einfacher Vergleich: KK Zadar kann sich keinen US-Amerikaner leisten, spielt also ohne Ausländer und liegt in der kroatischen Liga bloß auf Platz drei, und doch ist das Team kaum schlechter als Leverkusen, das auch dank zweier starker Amerikaner hierzulande unangefochten ist. Die deutschen Klubs auf den folgenden Plätzen der Skala nämlich kommen über Qualifikationsrunden in den europäischen Wettbewerben zumeist nicht hinaus und können mindestens den Gegnern aus Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich, Israel, Rußland und Kroatien nicht das Wasser reichen. Nicht weil diese durch die Bank reicher wären und sich deshalb bessere Spieler kaufen könnten, sondern vor allem, weil in Deutschland in der Nachwuchs-Schulung so wenig passiert, daß die Zahl der international mithaltenden Akteure überschaubar ist.
In den vergangenen Monaten ist einiges geschehen, was der Sportart Basketball hierzulande ungewohnte Aufmerksamkeit bescherte: das "Dream Team" zauberte in Barcelona, Detlef Schrempf wurde ins All-Star-Team der NBA gewählt, Leverkusen imponierte gegen die europäische Elite. Im Sommer könnte die deutsche Auswahl, so sie optimal besetzt wird, eine Medaille bei den Europameisterschaften gewinnen und sich für die WM 1994 qualifizieren; im Oktober messen sich in der Münchner Olympiahalle die besten Vereine Europas mit den von Charles Barkley angeführten Phoenix Suns.
Doch wenn im momentanen Aufwind des Star-Rummels die Jugendarbeit nicht an Breite und Tiefe und in der Folge die Bundesliga an Qualität gewinnt, verpufft der Effekt. Millionen hin, Millionen her: Auch Bayer Leverkusen ist auf Dauer nur so gut wie die deutschen Spieler in der Mannschaft.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
BUTZBACH. Das Butzbacher Stadtparlament hat am Donnerstag die erste Hürde für die Schaffung einer Kinderbetreuungseinrichtung im Wohngebiet Degerfeld genommen. Mit großer Mehrheit beschlossen die Stadtverordneten die Aufstellung des dafür notwendigen Bebauungsplanes. Lediglich die Mitglieder der CDU-Fraktion enthielten sich der Stimme.
In dem unmittelbar an die Kernstadt angrenzenden Wohngebiet leben rund 3500 Menschen. Bis heute ist dort jedoch keine Kinderbetreuungseinrichtung vorhanden. Um diesen alten Mißstand zu beenden, soll auf einem östlich der Degerfeldschule gelegenen städtischen Gelände ein Kindergarten entstehen, in den auch eine Hortgruppe integriert werden soll.
Bernhard Trunk begründete die Stimmenthaltung der CDU-Fraktion mit einem "fehlenden Gesamtkonzept". Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke meinte jedoch, daß dieses bereits im Arbeitskreis Kinderbetreuung erarbeitet worden sei. Bestandteil dieser Überlegungen sei auch die Schaffung von 50 neuen Kindergartenplätzen in dem ehemaligen Kindergarten der US-Army in der Bismarckstraße.
Obwohl der Stadt das Gebäude noch nicht gehört, hat die Eigentümerin, das Bundesvermögensamt, der Stadt schon die Nutzung gestattet. Im städtischen Haushalt stehen bereits die Gelder für die Modernisierung des einstigen US- Kindergartens zur Verfügung. Würde die Stadt jedoch mit den Arbeiten beginnen, würde sie ihren Anspruch auf die üppigen öffentlichen Fördermittel verlieren. Bis Mitte März sollen die entsprechenden Anträge beim Kreis eingereicht sein, wie die Verwaltung gestern auf Anfrage mitteilte. Da nach deutschem Recht Kindergärten nur in Erdgeschossen betrieben werden dürfen und die Stadt dringend Räume für die Verwaltung braucht, soll noch im März das städtische Wohnungs- und Sozialamt in das Obergeschoß einziehen. Bislang waren die beiden städtischen Ämter in dem sogenannten "Blauen Haus" untergebracht, das die Stadt nach langer Suche jetzt verkaufte. (Lesen Sie dazu auch untenstehenden Bericht.) REINER STRACK
BAD HOMBURG. Zwei bis drei Millionen Mark kann der Umbau des Parkhauses am Thermalbad kosten, schätzt Siegfried Reddel, Geschäftsführer der Taunus-Therme. Dies wolle die Werner-Wikker-KG zum Schutz der Anwohner vor Autolärm auch ausgeben. Der Bauantrag, kündigte Reddel gestern an, werde nächste Woche im Stadthaus vorgelegt.
Geplant sei, die Ein- und Ausfahrt mit Schalltrichtern auszugestalten, weitere Öffnungen zu verkleiden, Wände zu isolieren und den Boden neu zu belegen. Außerdem sei vorgesehen, die Zufahrt zum oberen Parkdeck und zum offenen Parkplatz vor der Therme um 18 Uhr zu schließen. Die Arbeiten könnten im Spätsommer abgeschlossen werden, wenn es keine Verzögerungen bei der Bearbeitung des Bauantrags gibt.
Reddel versicherte in seiner Reaktion auf den gestrigen FR-Bericht ("Nach 15 Jahren kämpfen Anwohner des Thermalbades weiter um ihre Nachtruhe") weiter, die vor Jahren geplante Aufstockung des Parkdecks sei nicht mehr vorgesehen. Für Jahresende ist die Rückgabe des Parkhauses an die Stadt vereinbart. off
Kleine FR · Kleine FR
Dem Dichter des Waldes BAD HOMBURG. Joseph von Eichendorff (1788 - 1857), dem "Dichter des Waldes" ist eine Matinee gewidmet, zu der der Kulturkreis Taunus-Rhein-Main für Sonntag, 28. Februar, 11 Uhr, ins Kurhaus einlädt. Walter Weisbecker wird über das Leben des Dichters sprechen, Doris Zysas und Wolfgang Bieger rezitieren Gedichte.Jahresversammlung des BdV OBERURSEL. Der Bund der Vertriebenen trifft sich zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 27. Februar, 14.30 Uhr, in der Stadthalle, Raum Weißkirchen. Es stehen Neuwahlen an. 500 Jahre Lateinamerika OBERURSEL. Eine Ausstellung über Lateinamerika in der Kreuzkirche im Goldackerweg 15 wird am Sonntag, 28. Februar, um 10.30 Uhr im Gottesdienst eröffnet. Sie ist bis Sonntag, 7. März, zu sehen: täglich von 16 bis 18 Uhr, Gruppen nach Vereinbarung (Tel. 5 43 36). Briefmarkenfreunde versammeln sich OBERURSEL. Seine Jahreshauptversammlung hat der Verein der Briefmarkenfreunde am Sonntag, 28. Februar, von 10 bis 12 Uhr in der Stadthalle. Geselliger Kegelnachmittag OBERURSEL. Zum Kegelnachmittag lädt die Volkshochschule am Dienstag, 2. März, in die Stadthalle ein. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr und endet gegen 17 Uhr. Information/Anmeldung bei der VHS, Tel. 5 20 78. Gruppenleiter gesucht OBERURSEL. Der Pfadfinderstamm St. Sebastian in Stierstadt sucht dringend neue Gruppenleiter. Betreuer fehlen bei den Wölflingen (neun bis zwölf Jahre), den Jungpfadfindern (zwölf bis 14 Jahre), den Pfadfindern (14 bis 16 Jahre) und den Rovern (16 bis 20 Jahre). Interessenten, die über 18 Jahre alt sein müssen, können sich an Tel. 0 60 02 / 15 94 wenden. Senioren sticken Hohlsaum STEINBACH. Die Bastelgruppe des Steinbacher Senioren-Treffs lädt alle Interessierten zu einem dreiwöchigen Kurs über Hohlsaumstickerei ein. Der Start ist am Mittwoch, 3. März, 15 Uhr, im Treff an der Kronberger Straße 2. Vortrag über Gesundheitsgesetz KÖNIGSTEIN. "Neuerungen durch das Gesundheitsstrukturgesetz" heißt ein Vortrag der AOK, der am Mittwoch, 3. März, 14 Uhr, im Seniorentreff in der Kugelherrnstraße stattfindet. Weltgebetstag für Guatemala OBERURSEL. Am Weltgebetstag, Freitag, 5. März, beten Frauen aller Konfessionen nach Gebetsordnungen aus Guatemala: Die Gottesdienste beginnen um 16 Uhr in St. Ursula und um 19.30 Uhr in St. Hedwig. Thema des Gebetstages ist die Hilfe für die Mayas, die von Kriegen und Umweltproblemen bedroht sind.
Wir gratulieren
Sonntag Erna Wagner, Königsholz 5, Altweilnau, zum 80. Geburtstag.
LANGEN. Die Frauenklinik des Dreieich-Krankenhauses bietet werdenden Eltern an, sich mit Hilfe von Vorträgen und Kursen auf die Geburt ihres Kindes vorzubereiten.
Am Donnerstag, 4.März, 18 Uhr, gibt es erste Informationen. Außerdem können der Kreißsaal und die Zimmer für die Neugeborenen besichtigt werden.
Am Dienstag, 9. März, beginnt um 16.45 Uhr in den Räumen der Physikalischen Therapie ein Säuglingspflegekurs, zu dem auch Väter herzlich eingeladen sind. Am Donnerstag, 11. März, 17 bis 18 Uhr, ist ein Akupunktur-Kurs für Schwangere.
Anmeldungen nimmt das Sekretariat der Frauenklinik unter der Rufnummer 581 360 entgegen. Dort ist auch zu erfahren, wann die Kurse in Schwangerschaftsgymnastik sind. dac
FRANKFURT A. M. Auch wenn es im Rhein-Main-Gebiet am Freitag nachmittag noch nicht so aussah: Auf den Höhen des hessischen Berglandes liegt fast überall eine Schneedecke, die für den Wintersport ausreicht. Die Meteorologen haben überdies weitere Schneefälle vorhergesagt.
Taunus: Freunde des alpinen Skilaufs können auf dem Oberreifenberg und dem Kleinen Feldberg von 9 Uhr an abfahren, am Posterholungsheim öffnet der Lift um 10, am Kirchberg um 12 Uhr. Loipen sind gespurt auf dem Sengelberg und dem Weißen Berg.
Odenwald: Auf der Tromm, dem 577 Meter hohen Plateau bei Grasellenbach, sind die Schneeverhältnisse noch nicht ideal. Gemeldet wird allerdings eine "herrliche Winterlandschaft", geeignet für Spaziergänger, Wanderer und Rodler. Die Betreiber von Skilift und 30 Kilometer Langlauf-Loipen warten auf mehr weiße Pracht (Tel. 0 62 07 / 25 54). Auf der Neunkirchener Höhe (517 Meter) zwischen Brandau und Winterkasten liegt ebenfalls kaum Schnee (Tel. 0 62 54 / 6 60).
Meißner: Auf dem Hohen Meißner, er ist 711 Meter hoch,liegen derzeit etwa 40 Zentimeter Schnee, ideal für den Wintersport. Das Schneetelefon (Tel. 0 56 02 / 24 09) gibt weitere Auskünfte.
Waldeckisches Upland: In Willingen lagen am Freitag mittag 35 Zentimeter Schnee. Insgesamt 80 Kilometer Loipen sind gespurt, alle 18 Lifte rund um Willingen in Betrieb (Tel. 0 56 32 / 4 01 32). Nicht ganz so gut die Bedingungen an der Sackpfeife bei Biedenkopf: geschlossene Schneedecke, der Schlepplift ist in Betrieb, 12 Kilometer gespurte Loipe. In der Region Knüll und Schwalm 10 bis 15 Zentimeter Schnee. Der Lift auf dem Eisenberg ist in Betrieb, dort und auf dem Knüllköpfchen über 10 Kilometer gespurte Loipen.
Vogelsberg: "Pulverschnee auf Harsch" wird vom Basaltkegel gemeldet. Die Schneehöhen: Taufstein (22 Zentimeter), Hoherodskopf (20) und Herchenhainer Höhe (11). Die Loipen Köhlerwald, Taufstein, Grebenhainer Berg und die Verbindungsstrecke nach Herchenhain sind gespurt. Am Hoherodskopf kann die Loipe wegen Flutlicht sogar bis 21 Uhr genutzt werden. In Betrieb sind auch die Lifte Taufstein, Hoherodskopf ("Langer Lift"), Herchenhainer Höhe und Rennwiese (abends Flutlicht). Präpariert ist außerdem die "Skatingstrecke" am Taufstein (Tel. 0 60 44 / 66 66). Für Fahrten in den Vogelsberg wird "unbedingt" Winterausrüstung empfohlen. Am Sonntag (28. 2.) veranstaltet der TGV Schotten einen Volksskilauf über 7,5 oder 15 Kilometer. Start ist zwischen 10 und 14 Uhr am Loipenhaus Taufstein.
Rhön: Gute bis sehr gute Schneeverhältnisse (30 bis 34 Zentimeter Pulverschnee) trifft der Sportler in Hessens höchstem Gebirge an. Bis 22 Uhr sind die Skilifte auf der Wasserkuppe/Märchenwiese und Obernhausen-Zuckerfeld mit Flutlicht in Betrieb. Außerdem laufen die Lifte Simmelsberg und Buchschirm-Hilders jeweils bis 17 Uhr. Gespurt sind in der Hochrhön die Loipen Rotes Moor - Schwabenhimmel, Rotes Moor - Alte Reichsstraße bis Parkplatz Fuldaquelle, Flugplatz und Rhönwald Hilders. In die verschiedenen Regionen fahren außerdem Transferbusse (Tel. 0 66 54 / 12 11).
Zum ersten Mal in diesem Winter läßt die Bundesbahn am morgigen Sonntag (28. 2.) den Wintersport-Sonderzug "Rhön- Blitz" fahren. Der etwa 600 Plätze fassende Zug startet um 7.09 Uhr am Darmstädter Hauptbahnhof. Weitere Halts zum Zusteigen sind in Erzhausen (7.17 Uhr), Langen (7.22 Uhr), Neu-Isenburg (7.30 Uhr), Frankfurt-Südbahnhof (7.39 Uhr), Offenbach (7.45 Uhr), Hanau (7.57 Uhr) sowie Wächtersbach (8.24 Uhr) und Fulda (9.15 Uhr) zum Endziel Gersfeld in der Rhön (Ankunft 10 Uhr). Der "Rhön-Blitz" hat auch einen Gesellschaftswagen mit Tanzmöglichkeiten. Die Rückfahrt beginnt um 17.37 Uhr, Ankunft in Darmstadt 20.20 Uhr. Vom und zum Bahnhof Gersfeld können sich die Wintersportler in die verschiedenen Skigebiete mit "Shuttle-Bussen" fahren lassen.
ebo/feu/-ke/ma/tap
MÜHLHEIM. Schon seit langem platzt das Haus des Vereins "Frau-Mutter- Kind" in der Lessingstraße aus allen Nähten. Seit gestern ist Abhilfe geschaffen. Bürgermeister Karl-Christian Schelzke (SPD) übergab den Müttern neue Räume gerade um die Ecke in einem städtischen Gebäude an der Heinestraße, das später einmal über einen gemeinsamen Innenhof mit dem Gebäude in der Lessingstraße verbunden werden kann.
Dort wird jetzt das Büro des Vereins untergebracht. Außerdem wird ein begehbarer Schrank eingerichtet, in dem Second-Hand-Kinderkleidung zum Verkauf angeboten werden soll. Schließlich werden die Räume als Müttercafé genutzt.
Schelzke erinnerte daran, daß ursprünglich das Dach des Hauses in der Lessingstraße für 250 000 Mark ausgebaut werden sollte. Angesichts dieser Summe habe man in der Stadtverwaltung nach anderen Lösungen gesucht und in der Heinestraße eine um ein Vielfaches billigere gefunden. 38 000 Mark hat die Renovierung gekostet, ein Großteil der Arbeiten wurde von Bediensteten des städtischen Bauhofes erledigt.
Die Räume seien von historischem Wert, erklärte Schelzke. In den 20er Jahren wurde hier einer der ersten Konsum- Läden eröffnet. Stuckreste an den Dekken und wunderschöne, alte Fliesen auf dem Boden sind übriggeblieben.
Mit den neuen Räumen könne der 220 Mitglieder zählende Verein sein Angebot ausweiten, erklärte die Vorsitzende Ute Fielker-El-Chami, und bedankte sich bei der Stadt für deren Unterstützung. Bislang hat der Verein vor allem ein Angebot für Frauen und Kinder bis zum Kindergartenalter gemacht. Jetzt wolle man auch älteren Kindern etwas bieten, beispielsweise einen Seidenmalkurs.
"Frau-Mutter-Kind" wird demnächst 15 Jahre alt. Der Verein ist somit das älteste Mütterbüro Hessens - "ein Teil der Frauenbewegung," erklärte die Frauenbeauftragte Doris Globig.
Zu erreichen ist der Verein in seinem neuen Büro ab 15. März unter der Rufnummer 7 15 63: Dienstag und Freitag von 10 bis 11.30 und Mittwoch von 15 bis 17.30 Uhr.
Für den Second-Hand-Verkauf werden am Mittwoch, 3. März, von 14.30 bis 16.30 Uhr Kleider angenommen, Frühjahrsgarderobe für Kinder in den Größen 50 bis 164. Die Sachen werden in Kommission genommen. 20 Prozent des Verkaufserlöses werden einbehalten. pmü
Warten, nichts als warten. Dirk Bauermann sitzt im Presseraum und blickt auf die Armbanduhr, als ob die Aufschluß geben könnte. Vor der Tür, im Gang zwischen Umkleidekabine und Arena, stehen Sven Meyer und Henning Harnisch, ein Glas Bier in den Händen; Hauptsache sie halten etwas zwischen den Fingern, mit denen sie sonst nicht wissen würden wohin. "So was", sagt Meyer, "erlebst du nur einmal im Leben." Thomas Deuster stapft in den Presseraum und fragt: "Ist schon irgendwas raus?" Nichts ist raus. Also weiter warten, nichts als warten.
92:80 (47:39) hatte der deutsche Basketballmeister Bayer 04 Leverkusen gegen Estudiantes Madrid gewonnen, das letzte Spiel der Europaliga-Vorrunde. 4500 Zuschauer in der ausverkauften Wilhelm- Dopatka-Halle hatten die Mannschaft händeklatschend und füßestampfend verabschiedet, für einen Augenblick war die Anspannung von den Spielern gewichen, hatten sie erfreut aufgelacht und freundlich ins Publikum gewunken. Dann waren sie in die Katakomben der Halle marschiert, und der ernste Ausdruck war zurückgekehrt in ihre Gesichter.
Dirk Bauermann, der Trainer, sollte unterdessen vor den Medienvertretern ein Fazit ziehen, eine Abschlußbilanz, bevor er überhaupt wußte, ob es denn schon das Ende gewesen war, das Spiel gegen Madrid wirklich das letzte für diese Saison im europäischen Wettstreit. "Wir sind zufrieden", sagte Bauermann, "und was in Orthez passiert, wird keine Auswirkungen auf unsere Zufriedenheit haben." Was in Orthez passierte, wußte keiner. Eine halbe Stunde, nachdem Leverkusen und Madrid mit ihrem Spiel begonnen hatten, hatten sich in Frankreich die Mannschaften von Vrai Pau-Orthez und Benetton Treviso an die Arbeit gemacht. Und wenn auch Bauermann behauptete, jenes Spiel würde keine Auswirkungen auf seine Zufriedenheit haben, so hatte jene Partie doch auf jeden Fall Folgen für die Leverkusener Saisonplanungen. Würde Orthez gewinnen, wären die Franzosen als Gruppenvierte im Viertelfinale, würden die Italiener gewinnen, dürfte Leverkusen an den Play-off-Spielen teilnehmen. Das war noch nie einer deutschen Mannschaft geglückt, und die Tatsache allein, sich diese Möglichkeit bis über das letzte Spiel hinaus offengehalten zu haben, machte Bauermann stolz.
"Wir haben in der Europaliga acht Spiele gewonnen, nur sechs verloren, das ist insofern eine deutliche Steigerung zum Vorjahr", bilanzierte Bauermann. Vergangene Saison hatte Leverkusen sechsmal gewonnen und achtmal verloren. Doch besser noch als an den Zahlen läßt sich die Steigerung am optischen Eindruck festmachen, den die im eigenen Lande konkurrenzlose Mannschaft international gemacht hat. Das Spiel in Piräus, die Begegnung in Treviso; zweimal langten die Leverkusener kräftig daneben, ansonsten aber erbrachten sie den Beweis, dazuzugehören zur besseren Hälfte unter den Besten Europas. Das Spiel gegen Estudiantes war dabei eine der leichteren Aufgaben, waren die Spanier doch bereits ohne Hoffnung, noch die Play-offs erreichen zu können. Deshalb fand Flügelspieler Harnisch, müsse man den souveränen Sieg relativieren.
Das geschieht jedoch ganz von selbst. "Das stimmt doch nicht?", fragt Flügelspieler Deuster. Trainer Bauermanns Gesicht nimmt Züge an wie aus Stein. Orthez schlägt Treviso 82:55. Centerspieler Meyer verschwindet wortlos in die Dunkelheit der Nacht. Was bleibt ist Enttäuschung, nichts als Enttäuschung. RONALD RENG
Die "Erfolgsstory" beginnt am 19. April 1984, exakt um 12.22 Uhr: Zu diesem Zeitpunkt klingelt in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Budapest das Telefon. Am anderen Ende der Leitung ist ein "Angehöriger der Sicherheitsorgane" der DDR. Es ist der Versuch einer ersten Kontaktaufnahme. Der Mann bleibt anonym, redet in Andeutungen - doch eines ist klar: er will sich absetzen.
Das kurze Telefongespräch, geführt von einer öffentlichen Telefonzelle, in mäßiger Tonqualität mitgeschnitten vom ungarischen Geheimdienst und weitergeleitet an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR, wird dem Anrufer, der mit seiner Familie die DDR verlassen will, Wochen später zum Verhängnis. Seine Festnahme ist der Höhepunkt einer klassischen "Erfolgsstory" eines schlagkräftigen Geheimdienstapparates - ein Zeugnis für die Allgegenwart und die Macht des MfS.
Das MfS hat sich dieses Zeugnis selbst ausgestellt, auf einem siebenminütigen Schulungsfilm, der den ebenso gigantischen wie erfolgreichen Fahndungsaufwand nach dem "Verräter" zeigt: Die Schlüsselszene in der Telefonzelle ist von einem Schauspieler nachgestellt, das Gespräch im Originalton zu hören. Was folgt, ist die Beschreibung der Fahndungsschlinge, die über den 65 000 Reisenden, die sich zum fraglichen Zeitpunkt in Ungarn aufhielten, ausgeworfen wurde, bis sie sich schließlich immer enger um den Hals des Gesuchten legte. Mit Sprach- und Stimmenanalysen nimmt die Stasi die Spur des Gesuchten auf. Der "Verräter" kommt dem Idiom nach mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Raum Halle/Magdeburg oder den nördlichen Bezirken der DDR und ist etwa 30 Jahre alt. Das grenzt den fraglichen Personenkreis auf 600 ein. Eine Speicherabfrage filtert daraus 80 aktive oder ehemalige Angehörigen der "Sicherheitsorgane" oder Inoffizielle Mitarbeiter (IM). Nach weiteren Nachforschungen bleiben schließlich "drei relevante Personen" übrig: ein ehemaliger Stasi-Offizier, ein NVA-Angehöriger, ein Offizier der Volkspolizei.
Es war, wie die Stasi letztlich herausfand, der Volkspolizist, der mit seinem Anruf in der Budapester Botschaft die "hohe Gefährdung der staatlichen Sicherheit" heraufbeschworen hatte. "Der Feind", so war man sich damals sicher, "unternimmt erhebliche Anstrengungen", um Einblicke ins Innere der Stasi zu bekommen. Im Sommer 1984 war man bei der Mielke-Truppe in dieser Hinsicht besonders sensibel - der 35. Jahrestag der DDR stand schließlich vor der Tür.
Etwa 3300 Videofilme des MfS lagern, noch weitgehend unerschlossen, im Bild- und Tonarchiv der Gauck-Behörde, die den Stasi-Nachlaß verwaltet. Vielfach sind es Mitschnitte von Gerichtsverhandlungen, Observationen oder Vernehmungen. Es gibt aber auch etwa 180 Videos, die eigens zur Schulung von Stasi-Mitarbeitern angefertigt wurden. Die Streifen, die zu DDR-Zeiten nur ausgesuchten MfS-Mitarbeitern vorgeführt wurden, und in der Regel dazu dienten, das Feindbild "Westen" zu festigen, waren, wie Behördenleiter Joachim Gauck findet, manchmal "sehr banale und trotzdem erschreckende Filmzeugnisse". Am Donnerstag abend führte die Stasiakten-Behörde erstmals vier MfS-Schulungsvideos einer breiteren Öffentlichkeit vor.
Es sind Bilder aus einer anderen Welt, die da - nur gut drei Jahre nach Auflösung des MfS - zu sehen sind: Der Bericht über eine "konspirative Festnahme" eines Mannes, der Kontakt zu einem westdeutschen DDR-Korrespondeten aufnehmen wollte; die Geschichte der IM "Eva", die wegen ihrer "materiellen Interessiertheit" und "Abenteuerromantik" zu einem unsicheren Stasi-Spitzel wurde; schließlich der Bericht über den vereitelten Grenzdurchbruch eines "bewaffneten Terroristen" am Checkpoint Charlie. Ein uniformierter DDR-Bürger hatte am 5. Januar 1974 einen Grenzer als Geisel genommen, um nach West-Berlin zu flüchten. Der Versuch scheitert, der Flüchtende wird von Mitarbeitern der Paß- und Kontrolleinheit des MfS erschossen. Im Film berichten die beteiligten Grenzer von ihrem "Gefühl von Stolz als Tschekisten einen Kampfauftrag erfüllt zu haben". Die "parteiliche Erziehungarbeit im Dienstkollektiv", so lautet das Fazit des Filmns, der den Schußwaffengebrauch rechtfertigt, habe diese "erfolgreiche" Aktion erst möglich gemacht. So war es wohl tatsächlich. Denn ein bißchen knieweich waren die hartgesottenen Grenzer damals schon, wie einer zugibt: "Das Bewußtwerden des Terroraktes führte zunächst unvermeidlich zum Erschrecken."
AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)
GLASHÜTTEN. Überdimensioniertes "Raumschiff Enterprise" oder segensreiche Neuerung für Oberems? Die Pläne für die Erweiterung des Fortbildungszentrums der Commerzbank lösen mancherlei Assoziationen aus, seit mehr und mehr davon an die Öffentlichkeit dringt. Klarheit können sich die Bewohner des Ortsteils am Montag, 1. März, verschaffen, wenn Planer und Politiker zur Bürgerversammlung in die bestehenden Schulungsräume der Bank bitten. Die FR hat sich zuvor noch einmal in Oberems umgehört und stellt verschiedene Meinungen zum Projekt vor.
"Es gibt offensichtlich nicht nur in Bayern Amigos", glaubt Kraftfahrzeugmeister Ewald Wilde an eine Verstrikkung zwischen Politik und Wirtschaft auch in Glashütten: "Wer der Gemeinde genug Geld anbietet, der darf doch bauen, wie er will." Wilde stört nicht nur das Ausmaß des geplanten Zentrums am Hang des Emsbachtals, er fürchtet auch die Auswirkungen während der Bauarbeiten. "Das wird doch mindestens drei Jahre dauern", schätzt er, "und so lange fahren die Lastwagen hier durch die engen Straßen."
Er habe nichts gegen die Commerzbank, sagt Ewald Wilde, der seit zehn Jahren seine Autowerkstatt in Oberems betreibt, "aber der Mammutbau stört mich". Um die Ausmaße deutlich zu machen, wünscht er sich ein Modell am Hang im Maßstab 1:1. Ehefrau Heike Wilde will jedenfalls unbedingt zur Versammlung am Montag gehen und die Argumente anhören: "Ich halte zwar nichts davon, daß das im Commerzbank-Gebäude stattfindet, aber ich stelle mich da hin und will es genau wissen." Heike Wilde hat bereits für die Bürgerinitiative BIO gegen die Erweiterung Unterschriften gesammelt. "Und ich habe niemanden getroffen, der dafür ist", sagt sie.
Es gibt sie aber, die Befürworter des großen Schulungszentrums. "Wir sind dafür", sagen beispielsweise Irene und Edmund Usinger. "Das Projekt wird uns Oberemsern auch Arbeitsplätze bringen", glaubt Edmund Usinger, der in Oberems aufgewachsen ist und als Gärtner arbeitet. In jedem Fall sei der Plan der Commerzbank besser, als wenn sich andere Gewerbeformen ansiedelten, sind sich beide einig: "Industrie wollen wir nicht."
Irene Usinger erinnert an das Jahr 1974, als die Bank ihr bestehendes Zentrum baute: "Da waren auch erst viele dagegen - und jetzt sind alle damit zufrieden." Die Eheleute kritisieren die Gegner der Erweiterung: "Zur Zeit läuft ja hier jeder mit einem Zettel herum und macht eine Unterschriftensammlung." Insgesamt, so ihre Überzeugung, sei die ganze Aufregung nur ein Beitrag zum Wahlkampf. Großen Einfluß auf den Ausgang der Gemeindewahl werde das aber nicht haben.
Auch Elektroinstallateur Thorsten Schenk aus Oberems hat prinzipiell nichts gegen den Ausbau. Er betont allerdings: "Bis jetzt konnte ich mir noch kein genaues Bild von der Planung machen." Schenk wünschte sich, daß die Gemeinde ihre Bürger eher über das Projekt informiert hätte. Schon bei früheren Planungen seien die Oberemser vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Schenk: "Aber das ist ja wohl so ortsüblich." ill
"Den Parteien im Kreistag ist es gelungen, einschneidende Konsequenzen aus dem Bestechungsskandal zu ziehen. Da hat auch die CDU ihren Beitrag geleistet."
Die Österreicherin Friedricke Mayröcker erhält den Friedrich-Hölderlin-Preis 1993
"Sprachlich kühn, aber dennoch lyrisch eindringlich und einfach"
Über der Träger des Förderpreises hat Jury noch nicht entschieden
Von Waltraut Rohloff BAD HOMBURG. Sie ist Wienerin, 68 Jahre alt, schreibt seit ihrem 15. Lebensjahr, ist mit hohen und zahlreichen Auszeichnungen dekoriert: Friedericke Mayröcker. Ihr wird in diesem Jahr der inzwischen mit 25 000 Mark dotierte Hölderlin-Preis zuerkannt. Die Jury hat am Donnerstag abend entschieden: Das Werk der Schriftstellerin verbinde "emotionale Kraft mit höchstem Kunstverstand". Es sei nicht zuletzt gekennzeichnet durch eine "intensive Auseinandersetzung mit der Dichtung Hölderlins". Die Preisverleihung ist für den 7. Juni, den Todestag Hölderlins, geplant. Wer in diesem Jahr den Hölderlin-Förderpreis erhält, hat die Jury noch nicht entschieden. Die Poesie Friederike Mayröckers zeichne sich, so heißt es in der Begründung der Jury weiter, "durch eine unverwechselbare sprachliche Kühnheit aus, die gerade im Spätwerk zu eindringlicher lyrischer Einfachheit zurückführt".
Das Munzinger-Archiv rückt die Texte und Gedichte aus der Anfangssphase ins Umfeld des Surrealismus und seiner "Tradition des sprachlichen Stillebens". Erste Gedichte veröffentlichte Mayröcker 1945 in der Zeitschrift "Plan", das erste Buch der damaligen Fremdsprachenoberlehrerin erschien 1956.
In einer weiteren Phase des schriftstellerischen Werdegangs näherte sich die "Sprachmusikerin" Mayröcker der experimentellen Dichtung. Ernst Jandl wurde ihr nach 1954 zu einem literarischen Begleiter und Freund. Mit ihm verfaßte sie vier Hörspiele und das Drehbuch zu einem Fernsehfilm. Eine Stufe weiter wandte sich die Autorin mit ihren oft gelobten spielerischen Wortkonstellationen mit offeneren Gedicht- und Erzählformen Wirklichkeit und Welt zu.
Der Bad Homburger Hölderlin-Preis, der in diesem Jahr zum elftenmal verliehen wird, soll das Gesamtwerk der 68jährigen Schriftstellerin - sie ist auch Mitglied der Akademie der Künste in Westberlin und der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt - rühmen. Einen Ausschnitt ihres umfangreichen Werkes und der Entwicklung Mayröckers gibt das Buch "Gesammelte Prosa 1949 bis 1975".
Bisher wurden mit dem Hölderlin-Preis aus der Stiftung Cläre Jansen unter anderem Hilde Domin, Sarah Kirsch, Wolf Biermann, Karl Krolow und Günter Kunert ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr wurde die Preissumme von 15 000 auf 25 000 Mark erhöht.
"Wenn die SPD die Wahl hätte, würde sie selbstverständlich Rot-Grün vorziehen, weil man große Koalitionen nicht ohne Not abschließen sollte.
MAINTAL. Das Frauenamt der Stadt Maintal und das Arbeitsamt Maintal informieren über alle Fragen im Zusammenhang mit der Rückkehr von Frauen in das Berufsleben, speziell über die Berufs-Orientierungskurse der Frauenbüros und die Förderung der beruflichen Bildung durch das Arbeitsamt. Die Informationsveranstaltung findet am Dienstag, 2. März, um 9 Uhr im Sitzungsraum des Arbeitsamtes Maintal-Bischofsheim, Fechenheimer Weg 17, statt. pom
FRANKFURT A. M. Das Medium kennt und beherrscht er; es hat ihn groß gemacht, den Hans-Peter aus Recklinghausen, der mit der Abkürzung Hape ein Star der Unterhaltungsbranche geworden ist. Und wenn Herr Kerkeling nunmehr als zentraler Hauptdarsteller im selbstinszenierten Spielfilmerstling auftritt und das Medium Fernsehen (in Deutschland) beschreibt, ist dies die logische Konsequenz nach den Usancen der Kinobranche. Einschaltquoten und Publikumsstimmung zwingen einfach zur Vermarktung auf Breitleinwand mit aufwendigem Dolby-Stereo-Ton, da gibt es "Kein Pardon".
Der Partner, den Kerkeling für diese Premiere gefunden hat (oder war es umgekehrt?), ist Horst Wendtland, einer der wirklich Großen der Branche, der von Edgar-Wallace- und Karl-May-Serien über Otto-Selbstbespiegelungen bis zu künstlerisch Anspruchsvollem, schon alles produziert und/oder vertrieben hat. Seine Nase für einträgliche Geschäfte hat diesen Film ermöglicht. Oder geht es letztendlich doch wieder nur um eine Abschreibungsmöglichkeit?
Denn das Ergebnis ist auf verwirrende Weise allenfalls medioker: Peter Schlönzke (H. K.) hat schon als Kind den Traum, ein Star zu werden. Mit Mutter und Großeltern (von Elisabeth Volkmann, Margret Homeyer und Dirk Dautzenberg pointiert zu Karikaturen verzerrt) wächst er im Ruhrgebiet auf, hilft treu und brav im familieneigenen "Schnittchen-Service" beim Vertrieb von Leberwurst- und Käsehäppchen. Sein heimliches Vorbild aber ist Heinz Wäscher (Heinz Schenk), dessen Show "Witzischkeit kennt keine Grenzen" schon jahrelang zur TV-Top- Unterhaltung gehört. Peter gelingt es mit Hilfe seiner Mutter und durch zufällige Bekanntschaft mit Ulla (sympathisch besetzt mit Annett Kruschke), der Tontechnikerin der Show, wenn schon nicht als assistierendes Nachwuchstalent, so doch als Kabelhelfer ins Team zu kommen.
Die Logik des weiteren Aufstiegs ist Film-(System)-immanent. Der Einsatz als Ersatz im Hasenkostüm als Kontrast zum Show-Moderator mit zeitweise amüsanten Gags führt zum unaufhaltsamen Weiterkommen des jungen Mannes in einer Hierarchie, die von Fachidioten und Überangepaßten bestimmt wird. Diese Anspielungen auf die tatsächlichen Verhältnisse in unseren öffentlich-rechtlichen und inzwischen wohl auch der privaten Fernsehanstalten sind teilweise wirklich erheiternd, wenn auch zu breit und zu häufig wiederholt ausgespielt. Auch daß Peter den zuvor bewunderten Entertainer, der durch eigene Eitelkeiten und Fehlleistungen unmöglich geworden ist, ersetzt, entspricht der Logik des "Erfolgs"-Films.
Doch war die Beschreibung dieser "Karriere" bisher einigermaßen spannend und unterhaltsam, stellen sich nun häufig Leerlauf und Einfallslosigkeit in der Entwicklung der Story und der Inszenierung ein. Ein paar running gags wie das wiederholte Auftreten von Mutter und Großeltern oder das debile Verhalten von Show-Regisseur und Assistenten retten keine Story über die Länge von 96 Minuten. Die gute Kameraführung von Hans-Günther Bücking, der auch Co-Regisseur ist, hilft da nicht mehr viel.
Die selbstkritischen Seitenhiebe - Heinz Schenk parodiert sich trefflich selbst, Kerkeling erinnert in einer Rückblende andeutungsvoll an das "outen" durch Rosa von Praunheim - werden ohnehin nur von einer Minderheit verstanden. Daß die Produktion gelegentlich gepennt hat (Mikrophone hängen mindestens zweimal ins Bild), macht den Film nicht besser. Man möchte Hape Kerkeling, der zeitweise wirklich Witz und keine "Witzischkeit" zeigt, wünschen, daß er beim nächsten Film einen Autor und Regisseur bevorzugt, der nicht Kerkeling heißt. Den Produzenten könnte er dann - vielleicht - behalten. Bei RTL hat er künftig seine Sehbeteiligung ohnehin sicher. Wenn er nicht zum Hape-Männchen verkommt. - (Elysee 2, Zeil 1).
MICHAEL ALEXANDER
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Frühjahrsmanöver der US-Streitkräfte in Deutschland mit dem Titel "Central Fortress" beginnt nach Mitteilung des V. Corps in Frankfurt am kommenden Montag. Mit Verkehrsbehinderungen durch die 1500 Rad- sowie 40 Kettenfahrzeuge, und sonstigen Belästigungen durch die 40 eingesetzten Hubschrauber und 6000 Soldaten muß nach diesen Angaben in der Woche vom 15. bis 22. März gerechnet werden.
Betroffen von den Übungen sind die Kreise Main-Kinzig, Darmstadt-Dieburg, Offenbach und die Stadt Frankfurt. Die Army beteuert, daß dabei keine Schanzarbeiten erfolgen. Auch werden keine Büsche zur Tarnung benutzt. Weiter seien keine Landungen im Gelände vorgesehen. Auch werde keine "Darstellungsmunition" eingesetzt. hein
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL EUROPAMEISTERSCHAFT für Vereinsmeisterschaften, 14. und letzter Spieltag, Gruppe A: Maccabi Tel Aviv - CSP Limoges 70:69, Joventut Badalona - Knorr Bologna 81:73, PAOK Saloniki - Cibona Zagreb 81:67 (Scavolini Pesaro spielfrei).
Gruppe B: KK Zadar - Real Madrid 92:90 (Nachholspiel vom Dienstag), TSV Bayer 04 Leverkusen - Estudiantes Madrid 92:80, Maes Pils Mechelen - Olympiakos Piräus 66:85, Real Madrid - KK Zadar 105:76, Vrai-Pau Orthez - Benetton Treviso 82:55.
Die ersten vier Mannschaften jeder Gruppe sind für die Spiele der Play-off-Runde nach dem Modus "best of three" am 11., 16. und 18. März qualifiziert. Die Paarungen: PAOK Saloniki - Vrai-Pau Orthez, CSP Limoges - Olympiakos Piräus, Real Madrid - Knorr Bologna und Benetton Treviso - Scavolini Pesaro.
Die vier Sieger der Play-off-Runde ermitteln in einem Turnier ("Final Four") vom 13. bis 15. April den Meister der Europaliga.
BUNDESLIGA, Männer: BG Stuttgart/Ludwigsburg - TTL Bamberg 89:78 (38:32), MTV Gießen - Tübinger SV 103:95 (49:53), Alba Berlin - SVD Dortmund 90:73 (41:30), Trier - SSV Ulm 111:102 (50:46). GOLF ANDALUSIAN OPEN in Cadiz, Stand nach der zweiten Runde (Par 72): 1. Richardson (England) 140 Schläge (69+71), Romero (Argentinien) 140 (68+72), 3. Haeggman (Schweden) 141 (69+72), Oldcorn (England) 141 (70+71), 5. Langer (Anhausen) 142 (70+72), Olazabal (Spanien) 142 (71+71), Garrido (Spanien) 142 (70+72), ... 45. Thül (Köln) 147 (78+69). PFERDESPORT INTERNATIONALES Reitturnier in Darmstadt, Springen Klasse S, 1. Qualifikation für die "Große Tour": 1. Simon (Österreich) Donald 37,80 Sekunden, 2. Koch (Langen) Le Yakimour 38,80 Sekunden, 3. Bril (Schweiz) Bollvorm's Barber 39,30, 4. McNaught-Mändli (Schweiz) Panok Goldrausch 39,50 Sekunden, 4. Lesley McNaught-Mändli (Schweiz) Panok Pirol 39,50 Sekunden, 6. Reitter (Zaisenhausen) Brie 40,60. SKI ALPIN WELTCUP in der Abfahrt, Veysonnaz, Frauen: 1. Seizinger (Halblech) 1:34,41 Minuten, 2. Lee-Gartner (Kanada) 1:34,50, 3. Vogt (Starnberg) 1:34,52, 4. Cavagnoud (Frankreich) 1:34,64, 5. Haas (Österreich) 1:34,67, 6. Merle (Frankreich) 1:34,72, 7. Loedemel (Norwegen) 1:34,75, 8. Stallmaier (Österreich) 1:34,79, 9. Wachter (Österreich) 1:34,80, 10. Zeller (Schweiz) 1:34,88, 11. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:34,99, . . . 15. Häusl (Schneizlreuth) 1:35,46, 16. Ertl (Lenggries) 1:35,47.
Gesamtweltcup der Frauen nach 18 Wettbewerben: 1. Wachter 858 Punkte, 2. Seizinger 683, 3. Merle 649, 4. Vogt 459, 5. Ulrike Maier (Österreich) 420, 6. Lee-Gartner 400, 7. Vreni Schneider (Schweiz) 370, 8. Chantal Bournissen (Schweiz) 362.
Abfahrts-Weltcup nach sechs von zehn Rennen: 1. Seizinger 440, 2. Lee-Gartner 259, 3. Bournissen 258, 4. Merle 215, 5. Häusl 206, 6. Zurbriggen 184. SKI NORDISCH WM in Falun, 4 x 10-km-Staffel der Männer (klassisch/Freistil): 1. Norwegen (Sivertsen/Ulvang/Langli/Dählie) 1:44:14,9, 2. Italien ( Zolt/ Albarello/Giorgio/ Fauner) 1:44:24,5, 3. Rußland (Kirilow/Badamschin/Prokurorow/Botwinow) 1:44:27,2, 4. Finnland 1:46:37,6, 5. Deutschland (Rein/Behle/Mühlegg/Kuss) 1:46:38,5, 6. Schweden 1:47:23,0, 7. Weißrußland 1:47:48,0, 8. Tschechische Republik 1:47:49,0, 9. Schweiz 1:47:50,0, 10. Frankreich 1:49:31,0,
GRAND-PRIX-TURNIER in Scottsdale/Arizona (300 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Agassi (USA/Nr. 1) - Evans (USA) 6:1, 6:3, Washington (USA/Nr. 3) - Filippini (Uruguay) 6:2, 3:6, 6:3, Sanchez (Spanien/Nr. 7) - Markus (Argentinien) 7:6 (7:1), 7:6 (14:12), Woodforde (Australien) - Mattar (Brasilien) 6:3, 6:3.
FRAUENTURNIER in Indian Wells/Kalifornien (375 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Provis (Australien/Nr. 11) - Rittner (Leverkusen/ Nr. 8) 6:2, 2:6, 6:7 (3:7), Fernandez (USA/Nr. 1) - Po (USA) 6:3, 6:3, Maleewa (Bulgarien/Nr. 3) - McQuillan (Australien/Nr. 14) 6:4, 2:6, 7:6 (7:3), Coetzer (Südafrika/Nr. 4) - Helgeson (USA) 6:1, 6:2, Sukova (Tschechische Republik/ Nr. 5) - Wood (Großbritannien) 7:5, 6:4, Davenport (USA) - Schultz (Niederlande/Nr. 6) 6:2, 7:5, Oremans (Niederlande) - Hy (Kanada/Nr. 7) 7:6 (7:3), 3:6, 6:4, Rottier (Niederlande) - Austin (USA) 6:1, 6:0. - Viertelfinale: Rottier - Oremans (beide Niederlande) 6:2, 6:3; Coetzer (Südafrika) - Provis (Australien) 6:4, 6:0.
FRAUENTURNIER in Linz, Einzel, Viertelfinale: Martinez (Spanien) - Probst (München) 6:3, 6:4), Meshki (Georgien) - Baudone (Italien) 6:3, 7:5, Wiesner (Österreich) - Boogert (Niederlande) 5:7, 6:1, 6:2.
TISCHTENNIS
ETTU-Pokal, Männer, Achtelfinale: VfB Lübeck - PSV Wien 4:1.
ETTU-Pokal, Frauen, Achtelfinale: TV Betzingen - Sibiriatschka Abakan 4:3 Herren: TTC Grenzau - Sparta Mouscron/Belgien 4:2 .
Männer, Finale vom 1-m-Brett: 1. Kogalew (Aachen) 372,06 Punkte, 2. Böhler (Leipzig) 363,84, 3. Welz (Halle) 346,74.
Derzeit liegt in Bahnen und Bussen im FVV die Kundenzeitschrift "FVV aktuell" aus, kostenlos, Gesamtauflage 140 000 Stück. Auf Seite 5 der Hochglanzbroschüre wird mitgeteilt, daß mit Beginn des Sommerfahrplans die S-Bahn von Frankfurt-Mühlberg über Offenbach und Mühlheim bis nach Hanau fahren wird.
Auf einem schön bunten Streckenplan-Ausschnitt ist diese Linie S 1 in optimistischem Hellblau schon eingezeichnet. Jetzt ist das noch die südmainische S 8, eine der "schwarzen" Linien mit Bummelzügen, die als S- Bahnen geführt werden, ohne dem Anspruch gerecht zu werden. Doch gerade das soll sich ja ändern. Die Strecke wird ausgebaut und ist ab Mai wirklich "schnell".
Daß auch die nordmainische Linie S 7 von Frankfurt über Maintal nach Hanau noch in diesem Jahrtausend Wo liegt sie denn? gebaut werde, hoffen viele Einwohner von Maintal. Ermutigendes Zeichen bleibt ihnen die jüngst vollzogene Integration in den FVV - mit einheitlichen Tickets und auf eigene Rechnung der Stadt Maintal. Aber wo liegt die denn? Im "FVV aktuell" sucht der Maintaler seine Stadt vergeblich: Frankfurt-Ostbahnhof, Mainkur, Bischofsheim-Rumpenheim, Hochstadt- Dörnigheim, Wilhelmsbad, Hanau- West . . .
Daß FVV-Pressesprecher Birger Tiemann zunächst auch Rumpenheim für einen Maintaler Stadtteil hält, sei ihm nachgesehen, zumal er noch ganz neu im Amt ist. Herzerfrischend unbelastet meinte Birger Tiemann, es spräche durchaus nichts dagegen, bei einer Neuauflage des Planes auch Maintal auszuweisen: "Daß der Name fehlt, ist von uns keine Absicht. Das sind offizielle Termini technici, die haben wir von der Bahn übernommen." Er werde mal hören, was sich machen lasse. Am nächsten Tag hörte sich der Sprecher schon weniger erfrischend an: "Darum müßte sich die Kommune selbst kümmern.
Der Bürgermeister müßte auf die Bahn zugehen." "Wurde das schon mal versucht?" - "Ja sicher, zuletzt vor sieben Jahren, mit dem Ergebnis, daß die Stadt auf eigene Kosten an ihren Haltestellen Zusatzschilder anbringen durfte." Auf dem Plan wird der Name der Stadt wohl auch künftig fehlen. Oder hat jemand eine Idee? pom
AN: REDAKTION
NACHRICHT/POLITIK/WIRTSCHAFT
26. Februar 1993, 13:53
von Hans Brandt, Johannesburg
Am Montag wird in Johannesburg die erste Technologiemesse deutscher Produkte erÖffnet, veranstaltet vom Bundesministerium für Wirtschaft. Die erste derartige Messe seit Verhängung von Sanktionen 1986.
Interessiert Sie das Thema? Man kÖnnte das kurz machen, oder eine längere Geschichte über Aufhebung von Sanktionen (der ANC hat gerade beschlossen, dass das schon sehr bald geschehen sollte), Wettbewerb zwischen verschiedenen Ländern um den Standort Südafrika (der franzÖsische Sonderbotschafter für Wirtschaftsfragen hat sich gerade hier umgesehen, die franz. Botschaft expandiert), Probleme in der südafrikanischen Wirtschaft allgemein, was machen die Deutschen hier und was erhoffen sie sich usw.
Ausserdem kommt vom 11. bis 15. März eine hochrangige BDI-Delegation nach Südafrika. Und Graf Lambsdorff wird vom 2. bis 8. April erwartet.
Gruss
Hans Brandt
LONDON, 26. Februar. Sieben Wochen nach der Ölkatastrophe vor den Shetland-Inseln ist die Lage dort noch unübersichtlich. Letzten Regierungsinformationen zufolge sind nach dem Unglück, bei dem aus dem Tanker "Braer" 84 000 Tonnen Leichtöl ausliefen, mindestens 1600 Vögel und drei Dutzend Seehunde umgekommen. 25 Kleinbauern verloren ihre Jahresernte, und 2000 Schafe mußten von ölverseuchtem Weideland evakuiert werden. Am schwersten getroffen wurden die shetländischen Lachszüchter, die derzeit keinen Absatz für ihre Produkte finden. Auch die Fischer in den Shetland-Gewässern verzeichnen schwere Einbußen, da noch immer rund um den Südteil der Insel ein Fischereiverbot besteht.
Beiden Berufsgruppen stehen allerdings Entschädigungen aus der Versicherung der Schiffseigner und aus der Kasse des Internationalen Entschädigungs- Fonds bei Ölverschmutzung zu. Die britische Regierung hat außerdem einen Überbrückungsfond für dringende Fälle in Höhe von über zwei Millionen Mark eingerichtet. Insgesamt betrachtet London den Effekt der Katastrophe als relativ glimpflich. Das Öl an den Küsten, heißt es, habe sich durch die starken Stürme unerwartet schnell verflüchtigt. Allerdings wird auch von Regierungsseite eingeräumt, daß "das volle Ausmaß des Schadens noch nicht absehbar" sei, und daß die Zahl der vom Öl getöteten Tiere sich noch wesentlich erhöhen könne. "Ungewöhnlich" sei zudem die Verpestung von Landstrichen nach einer Katastrophe auf See: "Ein Teil des Öls wurde von den starken Winden an Land getragen und hat weite Gebiete im Süden der Shetlands verseucht."
Von Umweltschutzorganisationen, die ihre Beobachter auf den Inseln haben, wird die Lage erheblich negativer eingeschätzt. Das Öl, heißt es bei Greenpeace, habe sich nicht einfach "verflüchtigt", sondern sich zum Teil auf dem Meeresboden abgesetzt, wo es in der Fauna und Flora schweren Schaden anrichte, und von wo es nach einiger Zeit wieder zur Oberfläche zurückkehre. In der Tat verzeichneten in jüngster Zeit mehrere Strände, die vom Öl befreit schienen, neue Ölverschmutzung.
Einige Shetland-Bewohner erwägen indes gerichtliche Schritte nicht nur gegen die Reeder der "Braer", sondern auch gegen die eigene Regierung: An zwei Tagen zu Beginn der Katastrophe ist auf ihr Land und auf ihre Häuser ein Chemikaliengemisch mit bedenklichem Giftgehalt niedergegangen. Mit dem betreffenden Gemisch hatten die Ölbekämpfungs-Einheiten aus der Luft den Ölteppich vor den Küsten bespritzt, um das Öl rascher aufzulösen, doch war ein Teil des Spraymittels vom Wind landeinwärts getragen worden.
Die Regierung hatte hinterher zugeben müssen, daß eines der verwendeten Mittel, von dem 15 Tonnen gesprüht wurden, in der Vergangenheit von amtlichen Stellen als zu giftig eingestuft und als Spraymittel abgelehnt worden war.
KARBEN. Der Evangelische Kindergarten Groß-Karben bleibt weiter geschlossen. Der Kirchenvorstand hat am Donnerstagabend die Ergebnisse der jüngsten Raumluftuntersuchung (FR von gestern "Entwarnung: keine Gefahr im Kindergarten durch PCP?") diskutiert und ist nach Angaben von Pfarrer Gerhard Lotz zum dem Schluß gekommen, weitere Stellungnahmen einzuholen. Die Raumluftmessung vom 8. Februar habe zwar deutliche Unterschreitungen der offiziellen Grenzwerte an PCP und Lindan ergeben, aber - so Lotz - "völlig unbedenklich ist nur der Wert null". Es sollen nunmehr das Kreisgesundheitsamt und die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege um eine Bewertung der Raumluftmessung gebeten werden. Die Frankfurter Ingenieursozietät hatte 33 Millionstel Gramm PCP und 56 Millionstel Gramm pro Kubikmeter Lindan in der Raumluft gemessen bei einem Grenzwert von 1000 Millionstel Gramm. Wie Lotz in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kirchenvorstandes erklärte, sei die Einberufung einer Elternversammlung geplant, sowie die beiden Stellungnahmen vorliegen. hm
HAINBURG. Es gibt ein paar alte Hainstädter, die erinnern sich noch genau, wie das jüdische Ehepaar Hanna und Moses Rollmann vor dem Rathaus "verladen" wurde, um nach Minsk deportiert zu werden. Wie jemand dem über 72jährigen und seiner vier Jahre jüngeren Frau einen Stuhl hinschob, um ihnen das Besteigen des Lastwagens zu erleichtern. Wie ein anderer sie mit einem Fußtritt verabschieden zu müssen glaubte. Oder wie ein dritter ihnen noch heimlich ein Stück Brot zuschob. Das alles ist vielen unvergessen; nur wann genau das geschah, weiß niemand mehr genau.
Eddi Daus in Klein-Krotzenburg und Thorwald Ritter in Hainstadt glauben, es den früheren Bürgern des heutigen Hainburg, von denen nur wenige den Todeskommandos der Nazis entkamen, schuldig zu sein, daß ihre Namen und Schicksale nicht völlig in Vergessenheit geraten. Sie haben sich deshalb auf Spurensuche begeben, haben die jüdischen Friedhöfe in Klein-Krotzenburg und Steinheim x- mal besucht, waren im Jüdischen Museum in Frankfurt, haben in den Rathäusern von Klein-Krotzenburg und Hainstadt recherchiert.
Zumindest in Klein-Krotzenburg sind sie fündig geworden, auf Karteikarten gestoßen; eine weitere wichtige Quelle ist ein 60 mal 40 Zentimeter großes Gedenkbuch, in dem vieles von verstorbenen, verschollenen, geflüchteten jüdischen Familien festgehalten ist - ob sie nun Rosenthal, Gutmann, Neuburger, Hirschmann, Vyth, Kahn, Stein, Frohmann oder Wertheimer hießen.
Daus und Ritter sind aber auch objektiv falsche Informationen aufgefallen. So zieht sich die Aussage von Paul Arnsberg in seinem 1966 erschienenen Standardwerk "Die Jüdischen Gemeinden in Hessen", wonach die Synagoge in Klein- Krotzenburg zerstört worden sei, wie ein roter Faden durch unzählige Veröffentlichungen, gedankenlos einfach übernommen, ohne selbst zu recherchieren.
Dabei wird zumindest die Außenfassade des 1913 in der Kettelerstraße errichteten jüdischen Versammmlungshauses zur Zeit renoviert. Das Innere des nach dem Krieg vom Bauhof genutzten Gotteshauses soll demnächst folgen.
War das Thema Judenverfolgung zumindest zwei Jahrzehnte nach Ende des Krieges noch weitgehend tabu, so berichtet Thorwald Ritter jetzt von aufgeschlossenen Gesprächspartnern, die vorurteilsfrei aus jener Zeit berichten, da Klein- Krotzenburg mit eigener jüdischer Gemeinde nicht nur über eine Synagoge, sondern auch über einen eigenen Friedhof verfügte, die Hainstädter hingegen am Sabbat zu den Steinheimer Glaubensbrüdern und -schwestern zum Gebet pilgern mußten. "In Klein-Krotzenburg waren die Juden angesehene Bürger", erinnert sich der 1925 geborene Edmund Daus an seine Kindheit. Erst mit der Pogromnacht im November 1938 änderte sich das Klima, am 7. September 1942 war das heutige Hainburg "judenfrei".
Das detaillierte Wissen um einzelne Schicksale der damals Deportierten ist äußerst lückenhaft. Wenn es von Max Rosenthal heißt, "am 9. August 1939 nach Karlsruhe verzogen", so haben Daus und Ritter herausgefunden, daß das für den 1871 in Klein-Krotzenburg geborenen Metzger nur eine Zwischenstation war auf dem Weg über ein Internierungslager im französischen Gurs im Departement Basses-Pyrénées nach Auschwitz. Etliche Klein-Krotzenburger und Hainburger Juden hofften, in der Anonymität einer Großstadt wie Frankfurt oder eben Karlsruhe untertauchen zu können - und endeten dennoch in Minsk, Theresienstadt und wie die Vernichtungslager sonst noch hießen.
Eddi Daus und Thorwald Ritter sind interessiert an Gesprächen mit Zeitzeugen, haben Interesse an alten Fotos, natürlich nur leihweise: von Schulklassen, aus Sportvereinen, von Familienfesten. Denn es bleibt nicht mehr viel Zeit, die Geschichte der Hainburger Juden zu rekonstruieren und wachzuhalten. Die Bemühungen sollen münden in eine Gedenktafel - möglichst an der renovierten Synagoge, auf der die Namen aller jüdischen Opfer des Naziterrors verewigt werden.
Über ein solches Mahnmal gibt es quer durch die Parteien keinen Dissens. Nur am Text scheiden sich wieder einmal die Geister. ttt
DREIEICH. Mit "standing ovations" bejubelten die Delegierten der CDU Dreieich am Donnerstag im Dreieichenhainer Burghofsaal die einstimmige Wahl des amtierenden Bürgermeisters Bernd Abeln zu ihrem Kandidaten. Gewählt wird der Bürgermeister am 6. Juni zum ersten Mal direkt.
"Daß man die Stimme jedes einzelnen bekommt, ist was Besonderes, das rührt mich", freute sich Abeln, sichtlich bewegt über den Schulterschluß der Parteifreunde, in seiner Ansprache. 70 der insgesamt 79 Dreieicher CDU-Delegierten waren gekommen - und alle hatten ihn gewählt.
Mit warmen Worten hatten vor der Wahl Ex-Bürgermeister Hans Meudt und Parteivorsitzender Rüdiger Hermanns für Abeln als Bürgermeisterkandidaten plädiert. Angesichts der anstehenden wirtschaftlichen Probleme gelte es, künftig das Anspruchsdenken etwas zurückzuschrauben und auf ein kleines Stück Wohlstand zu verzichten, mahnte Meudt.
In den vergangenen sechs Jahren habe er das Amt des Bürgermeisters nicht für die CDU, die ihn 1987 wählte, sondern "für alle, für die Stadt Dreieich" ausgeübt, betonte der Jurist Abeln. Deshalb und weil der Bürgermeister "von früh morgens bis spät in die Nacht Ansprechpartner der Bürger" sein müsse, sei für ihn die Direktwahl "das einzig richtige".
Als Person in einen Wahlkampf zu ziehen, daran muß sich der 51jährige, aus dem Landreis Münster stammende Abeln erst noch gewöhnen, sagt er. Die christdemokratische Partei habe die Stadt seit 1977 "auf einen guten Weg" gebracht. Seit jedoch vor vier Jahren eine rot-grüne Mehrheit im Parlament sitzt, gebe es einen Stillstand in der Kommunalpolitik. "Wir werden alle noch daran zu knabbern haben, diese vier Jahre wieder aufzuholen", prophezeit Abeln, und fürchtet bei weiteren vier Jahren mit rot-grüner Mehrheit: "Dann haben wir die Zukunft für diese Stadt verspielt."
Es gelte, Dreieich auch künftig wettbewerbsfähig zu halten. Dazu müßten die vorliegenden Verkehrskonzepte endlich umgesetzt und - um Arbeitsplätze zu sichern - Betriebe in die Stadt geholt werden. fra
Als der Aufzug quietschend zum Plenarsaal hochklettert, dämmert dem Mitglied des CDU-Fraktionsvorstands, auf welche "idiotische Geschichte" er sich da eingelassen hat. Doch da ist's zu spät - kein Entkommen mehr. 13.59 Uhr: Auf der Zuhörertribüne des Frankfurter Stadtparlaments verlieren sich drei, nein, vier Menschen. Im Saal unten entschuldigt Vorsteher Hans Busch (SPD) "eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen". Trotzdem geht's los, ohne Gnade. 16 Tagesordnungspunkte warten darauf, abgehakt zu werden. In fünf Stunden. Die CDU-Opposition hat der Versuchung nicht widerstanden, neun Tage vor der Kommunalwahl eine Sondersitzung zu beantragen. Und macht gleich klar, wie sie die Zeit zu nutzen gedenkt: "Pleiten, Pech und Pannen" sieht der Stadtverordnete Gerhard Ley, besteigt einen "Gipfel der Unverfrorenheit". Offizielles Thema: Kinderbetreuung - aber das ist eigentlich egal.
Parlamentarismus (fast) unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Rot-grüne Abgeordnete gucken glasig-entrückt. SPD- Geschäftsführer Franz Frey dementiert, daß er auf Tischen getanzt hat. Sein grüner Kollege Lutz Sikorski schwört: "Nächste Woche schlaf' ich mal aus!" In der Nacht zuvor ging's hoch her im Steinernen Haus: Rot-grüne (Abschieds?)-Feier nach vier Jahren. "Schön war die Zeit", sagt Frey, als wär' er Schlagertexter. Eine Etage höher feierte nächtens die CDU - Endzeit allenthalben.
15.44 Uhr - es ist nicht mehr lustig. Journalisten drehen ratlos Kugelschreiber, sammeln schönste Sprechblasen. Da: Eine "Spitze des Eisbergs" treibt vorbei. Dieter Mönch (CDU) warnt die SPD, "auf Sekundärliteratur wie die Frankfurter Rundschau zurückzugreifen". Martina Schmiedhofer (Grüne) mißbraucht Gorbatschow: "Wer zu spät kommt . . .", Helmut Reischmann (CDU) überbringt der Pressebank atemlos das neueste Gerücht: Rot-Grün baut Kitas ohne Keller! Eine Anfrage noch vor der Wahl läßt sich kaum vermeiden . . .
In der Cafeteria diskutieren sie über Politikverdrossenheit. Landesweit sollen die "Republikaner" nach der neuesten Umfrage ja schon . . . Die SPD hätte die Sondersitzung ja gerne verhindert, tuschelt's über Quarkschnitten - "aber das wär als undemokratisch 'rübergekommen". So ließ man die CDU gewähren - "das gibt die bessere Presse". Glaubte die SPD. Manche lassen mit gehetztem Blick die Kaffeetasse fahren: Wahlkampf-Termine in der Stadt! Saure SPD-Streiter: Daß der Joschka Fischer mit der Hoechst-Kiste in Schwanheim jetzt noch Punkte sammelt . . .
16.04 Uhr. Horst Hemzal (CDU) fragt - rein rhetorisch: "Was ist das Lebensgefühl der Bürger in dieser Stadt?" Dumpfes Aufstöhnen im Saal: Soviel zum Lebensgefühl hier. "Die CDU hat mit schwarzem Pinsel auf schwarze Leinwand gemalt!" ruft Klaus Oesterling (SPD). Und hinterläßt doch Spuren: Viele gähnen. Thema: Stellplatzsatzung - aber das ist eigentlich egal.
Nach der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) kann neuerdings eine Fraktion eine Sondersitzung des Stadtparlaments alleine durchsetzen. Die HGO-Verfasser wollten mehr Rechte für die kleinen Parteien. Diesen Nachmittag im Römer wollten sie sicher nicht. Ist die CDU jetzt zufrieden? "Ich schweig' lieber still", sagt ein Stadtverordneter. Noch zehn Tagesordnungspunkte und neun Tage bis zur Kommunalwahl. 16.31 Uhr: Die Zuhörertribüne über dem Plenarsaal ist leer. jg
Kampf um Eko - Ein Stahlwerk steht für die Zukunft der ganzen Region "Erste sozialistische Stadt auf deutschem Boden" will Managern an Rhein und Ruhr trotzen / Konzept der Brandenburger steht, aber das Geld fehlt
"Eisenhüttenstadt, laß dich nicht
hängen, mach bloß nicht schlapp.
Eisenhüttenstadt, paß auf dich auf,
die Zeit wird knapp.
Gute Maloche für gutes Geld,
keine Geisterstadt am Arsch der Welt."
Der Wind weht kalt durch die wenig belebte Einkaufsstraße von Eisenhüttenstadt, die seit der Wende Linden- statt Leninallee heißt. Wieder ist eine Demonstration der Wut und Hilflosigkeit zu Ende. Reisers Durchhalte-Song quäkt aus den Lautsprechern und begleitet 6000 Stahlwerker und ihre Angehörigen nach Hause, die eben noch wenig überzeugt die Durchhalteparolen von Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) gehört haben. Zu oft schon wurde ihnen der Bestand ihrer Arbeitsplätze versprochen, doch das Gegenteil geschah. Von einst 12 000 haben heute nur noch 3500 Menschen Arbeit in der Fabrik, weitere 1500 sind auf ABM-Stellen untergekommen. Doch nun geht es ums Ganze: Dem einstigen "Eisenhüttenkombinat Ost" - kurz Eko - droht das Ende. Ohne massive Investitionshilfen wird das Werk die Stahlkrise nicht überleben; das Werk, das deutsche Geschichte birgt. Denn in den Grundstein von Hochofen I wurde der Oder-Neiße-Vertrag gelegt, in dem die DDR die polnische Westgrenze anerkannte.
Fritz Lange steht noch immer kopfschüttelnd auf dem Vorplatz des Friedrich-Wolf-Theaters, im Zentrum der Retortenstadt. "Ich habe geahnt, daß der Osten kaputtgeht an der Marktwirtschaft." Der 68 Jahre alte Rentner ist einer, der den sozialistischen Zeiten nachtrauert - wie viele hier an der Odergrenze. "Früher mußte keiner um seinen Arbeitsplatz bangen, gab es keine Kriminalität und keine Obdachlosigkeit." Früher, das war vor der Wende. Eisenhüttenstadt und seine Stahlschmiede, wo auch Lange viele Jahre arbeitete, galten als "erste sozialistische Stadt auf deutschem Boden".
Anfang der fünfziger Jahre setzten DDR-Baubrigaden die ersten Hochöfen mitsamt einigen Muster-Wohnblöcken in den märkischen Sand. Es galt, dem zweiten deutschen Staat eine eigene Stahlversorgung zu schaffen, denn mit der Teilung war man von der Versorgung aus dem Ruhrgebiet abgeschnitten. Aus sowjetischem Erz und polnischer Steinkohle sollte "Stalinstadt", wie die Retortensiedlung von 1953 bis 1961 hieß, "deutschen Friedensstahl" herstellen - Ausgangsbasis für den verbissenen Versuch der SED-Ideologen, zu beweisen, daß Sozialismus und Planwirtschaft doch die besseren Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme sind.
Der Traum ist ausgeträumt. Nun geht es nur noch darum, zu retten, was zu retten ist. Entscheidendes Problem: Seit jeher klafft bei Eko eine technische Lücke - es fehlt die Warmwalzanlage. Schon vor der Wende mußte das Kombinat die Brammen aus dem Stahlwerk erst gen Westen zu den Klassenfeinden Krupp und Salzgitter und danach zurücktransportieren, bevor sie dann an der Oder, zum Beispiel zu Blechen, weiterverarbeitet werden konnten. Ein in jeder Hinsicht unwirtschaftliches Verfahren. 1,1 Milliarden Mark sind nötig, um diese Altlast des Sozialismus zu beseitigen und an der Oder ein wettbewerbsfähiges, "integriertes Stahlwerk" zu bauen.
Das würde dann auch der westdeutschen Konkurrenz von Thyssen bis Krupp zu schaffen machen, die den Osten bequem aus dem Revier versorgen kann "und Eko lieber heute als morgen geschlossen sähe", wie Betriebsratsvorsitzender Günter Reski glaubt. Denn auch an Rhein und Ruhr fordert die Stahlkrise schmerzliche Opfer: Die Klöckner-Werke mußten bereits Vergleich anmelden, Marktführer Thyssen will 8000 Stellen streichen, Krupp-Hoesch gar ganze Standorte, entweder Rheinhausen oder Dortmund, aufgeben. Kein Wunder, daß die Westkonzerne ihre Ausbaupläne in Ostdeutschland wieder verschwinden ließen. Vergangenen Herbst verabschiedete sich Krupp spektakulär von der Grundsatzvereinbarung mit der Treuhandanstalt, die den Einstieg bei Eko und die Schließung der Techniklücke vorsah. Zu lange hatten sich die Verhandlungen um öffentliche Zuschüsse hingezogen, weil Krupp nur bereit war, 400 Millionen Mark für die Modernisierung des Kaltwalzwerks und den Bau der Warmwalzstraße selbst in die Hand zu nehmen.
Es fehlten 350 Millionen Mark, die Treuhand und Land Brandenburg nicht zahlen wollten und auch nicht zahlen konnten. Denn Krupp-Konkurrent Thyssen, selbst bei Eko nicht zum Zuge gekommen, hatte bereits Protest bei der Brüsseler Kommission für den Fall angekündigt, daß mehr als die gesetzlich genehmigten Fördermittel fließen sollten. Der Versuch der Treuhand, die verbotenen Subventionen in der Eko-Bilanz durch Rückstellungen zu verschleiern, scheiterte, so ein Insider, kläglich. Wegen eigener Schwierigkeiten nach der Fusion mit Hoesch hatte Krupp-Chef Gerhard Cromme derweil das Interesse an Eko verloren. Der Handel platzte, die Treuhand war blamiert, Eisenhüttenstadts Zukunft düsterer denn je - trotz der eiligen Zusage der Staatsholding und Brandenburgs, nun die Sanierung auf eigene Faust und Kosten durchziehen zu wollen.
Bei dieser Zusage ist es bis heute geblieben. Geschehen aber ist wenig - außer daß sich die Gegner von Eko formiert haben. Die Düsseldorfer Wirtschaftsvereinigung Stahl, Lobbyverband der Branche, gibt lediglich dem Kaltwalzwerk Überlebenschancen, dessen Modernisierung allein rund 300 Millionen Mark kostet. Frachtbeihilfen für den Transport des Stahls an die Oder von bis zu 50 Millionen Mark soll der Staat übernehmen, die Industrie will langfristige Versorgungsverträge zusagen. Doch Eko- Betriebsrat Horst Sallani mag wie viele Kollegen dem Angebot der Westkonkurrenz nicht trauen, das für ihn nur eine Sterbehilfe ist. "Wenn wir uns darauf einlassen und unsere Hochöfen ausblasen, ist hier in drei bis vier Jahren ganz Feierabend", prophezeit der 46 Jahre alte Eisenhüttenstädter. Höchstens 900 Arbeitsplätze blieben im Kaltwalzwerk übrig. Die versprochenen Ersatzjobs stünden nur auf dem Papier.
Auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Walter Hirche will sich "auf diese Fährte nicht locken lassen". Eko solle als vollständiges Werk erhalten bleiben. Die Potsdamer Regierung baut auf ihr Konzept einer "integrierten Standortentwicklung" dieses Industriekerns an der Oder. Das heißt: Geplant ist ein neues "Ministahlwerk", eine sogenannte Dünnbrammenwalzgießanlage - ein modernes Verfahren für kombiniertes Gießen und Warmwalzen -, die wesentlich günstiger als in herkömmlichen Werken, von 1996 an rund 800 000 Jahrestonnen Stahl erzeugen und verarbeiten soll. Für rund 400 Millionen Mark will man zudem, so Betriebsrat Reski, wie bisher im Auftrag der Auto- und Landmaschinenindustrie in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Bleche kaltwalzen und im Austausch dafür Vormaterialien wie Erze und Warmbänder beziehen.
Minister Hirche erblickt in der Nähe zu Osteuropa Vorteile. Das gemeinsam mit den Gemeindevätern und der Treuhand entwickelte Konzept eines "Industrieparks Oderbrücke" sieht vor, durch eine Verbindung über die Grenze die Vorteile polnischer Niedriglöhne zu nutzen und damit das "Entstehen einer Armutsgrenze zu verhindern". Als Vorbild dienen ihm Texas und Mexiko, wo sich Hirche vor einiger Zeit zu Studienzwecken aufgehalten hatte.
Noch allerdings ist das Zukunftsmusik. Solange das Schicksal von Eko nicht klar ist, kann Olaf Keil, Wirtschaftsförderer der Stadt, nicht einmal vernünftig Ansiedlungspolitik diesseits der Grenze betreiben. "Lediglich drei von den derzeit 13 Quadratkilometern des riesigen Firmengeländes wird der Eko-Kernbetrieb künftig noch brauchen", schätzt Keil. Doch solange keiner sagt, welche Flächen nicht mehr betriebsnotwendig sind und welche Areale die Treuhand der Kommune zurückgibt, können auch keine Nutzungspläne erstellt werden. Unabhängig davon aber haben Breuel-Behörde, Land und Eko schon einige Erfolge vorzuweisen: Rund 2500 Stellen schufen sie durch Ausgründungen und Neuansiedlungen.
Nur - vom Maschinenbau- bis zum Dienstleitungsbetrieb hängt ein Großteil weiter vom Stahlwerk ab. "Schließt Eko", so Keil, "sind auch viele dieser neuen Arbeitsplätze verloren." Und weit und breit ist kein Ersatz in Sicht. Im nahen Frankfurt oder in Guben sind die Strukturprobleme der Grenzregion ähnlich katastrophal, sind von den Beschäftigungsmöglichkeiten in der Mikroelektronik und Braunkohle ebenfalls nur Bruchteile übriggeblieben und nur wenige neue Stellen bisher entstanden.
Mit einem Brief an Helmut Kohl fordern die Eisenhüttenstädter nun das Versprechen des Kanzlers ein, der zugesagt hat, die Reste der "industriellen Kerne" zwischen Elbe und Oder zu erhalten. Ministerpräsident Stolpe sieht in der Rettung von Eko gar die "Nagelprobe für die Redlichkeit des Solidarpaktes". Bund, Treuhand und Land werden nun entscheiden müssen, ob sie Eisenhüttenstadt eine Chance geben wollen - gegen den Widerstand der gesamten Stahlindustrie an der Ruhr und möglicherweise auf Kosten westdeutscher Arbeitsplätze. Betriebsrat Reski sieht keine Alternative: "Stirbt Eko, stirbt hier eine ganze Region."
Am Montag soll der Eko-Aufsichtsrat über das neue Konzept entscheiden. Die entscheidende Frage: Wird der Bau eines integrierten Stahlwerks beschlossen und damit der Wille für die Sicherung des Standortes bekundet? Einige Beobachter rechnen nicht mit einer Antwort. Ihrer Meinung nach wird auf Zeit gespielt. "Das Ruhrgebiet brennt, Brüssel ist bei weiteren Subventionen beinhart", sagt ein Experte. Das heißt: Weitere Schicksalstermine sind programmiert. Allenfalls die Modernisierung des Kaltwalzwerkes - 140 der 300 Millionen Mark sind von der Treuhand genehmigt, 60 Millionen bereits verbaut - werde wohl verabschiedet. Noch ist viel zu unklar, wie man die Subvention für Eko gegenüber der EG und der Westkonkurrenz rechtfertigen will; wer die jährlich auflaufenden Verluste von derzeit mehr als 100 Millionen Mark bei gut einer Milliarde Umsatz trägt, bis 1996 tatsächlich eine neue, wettbewerbsfähige Fabrik stehen würde; wie der Auslaufbetrieb des alten Stahlwerks organisiert und wie - nicht zuletzt mit EG-Geldern - ein weiterer Kapazitätsschnitt in Eisenhüttenstadt sozial abgefedert werden könnte.
Sicher ist wohl nur eins: Das Schild an den Ortseingängen mit der Aufschrift "Stahl-Krisenregion" wird noch lange Zeit den Besuchern ins Auge stechen.
THOMAS WÜPPER
HAMBURG. Zirkusmusik: der allbekannte Auftrittsmarsch der Artisten, auf der Bühne hoch über der Brechtgardine erscheint Kanzler Kohl. Er sitzt in einer schwarz-rot-gold ausgeschlagenen Loge, die sich langsam von rechts nach links bewegt. Der birnenförmige Karnevalskopf nickt gnädig, spricht allbekannte Worte über dieses unseres Land. Sollte es ein lustiger, ein witziger, ein böser Abend werden? Die Hoffnung trog.
"Wessis in Weimar", nach der Uraufführung am Berliner Ensemble nun am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater: hier haben, so das Programmheft, "Hochhuth- Inszenierungen Tradition", es ist die siebte in über zwanzig Jahren. Nach Einar Schleefs chorischen Exerzitien auf dunkler Bühne in der deutschen Hauptstadt nun die werktreue Inszenierung am hanseatischen Privattheater. Rolf Hochhuth wollte sie schon vorab als die wahre Uraufführung verstanden wissen.
In der Tat, außer den Kanzlereinschüben, die sich in jeder Umbaupause wiederholen, wobei die Texte sich ändern und die Begleitmusik immer trauriger wird, hat der Schweizer Regisseur Yves Jansen nichts hinzuerfunden, er hat dem Autor redlich und treu gedient. Zwar wurde eine ganze Szene ausgelassen, auch sonst manches gestrichen, letztlich war das immer noch zu wenig.
Einziger Eingriff: Jansen hat die Szenen, die ja nicht in einer Handlungsabfolge stehen, sondern jede für sich immer noch einmal wieder den Beweis für den schnöden Umgang der Wessis mit den Ossis beibringen, umgestellt. Der Mord am Treuhandchef, dessen vermeintliche Rechtfertigung das Stück schon vor der Uraufführung in tantieme-trächtigen Skandalgeruch gebracht hatte, steht nun nicht mehr am Anfang, der Rohwedder- Schuß wird vielmehr Pausenschluß. An den Beginn hat Jansen Szenen gerückt, in denen das Gehabe der Wessis aufs Korn genommen wird. Szenen, die einen kabarettistischen, verkürzenden Zugriff gestatteten.
Je weiter sich dann der Blick von West nach Ost wandte, je nachdrücklicher und detailbesessener Hochhuth Beleg auf Beleg für das traurige Schicksal der schlechtweggekommenen Ex-DDR-Bürger häuft, desto trüber wird die Aufführung, desto hilfloser kämpfen die Schauspieler gegen die Massen von Papier an, die der Autor ihnen in den Mund gestopft hat. Da blieb nur noch Textaufsagen im Bühnenbild von Reinhard Wolff und den Kostümen von A. Christian Steiof.
Rolf Hochhuth wurde bei der Premiere im Theater gesichtet. Am Ende erschien er jedoch nicht auf der Bühne. Er hätte sich auch beeilen müssen, der Beifall endete rasch nach drei Stunden mühevollen Zuhörens. MECHTHILD LANGE
Rolf-Jürgen Otto räumt auf. Der erst im Januar neugewählte Präsident regiert mit eiserner Hand den Fußball-Bundesligisten 1. FC Dynamo Dresden. Manager Reinhard Häfner ist seit Donnerstag nur noch "Sportleiter" des Bundesligisten aus Sachsen. Faktischer Nachfolger auf dem Manager-Posten ist der bisherige PR- Chef Horst Reber. Beide sollen nach Aussagen des fünfköpfigen Präsidiums "Hand in Hand arbeiten". Nochmanager Reinhard Häfner dazu: "Diese Lösung ist in Ordnung, jetzt soll in Ruhe gearbeitet werden."
"Es gibt einen Riesenunterschied zwischen Ost und West im Management. Rebers West-Know-how zählt da doppelt", begründete Otto die "Beschneidung" des Kompetenzbereichs Häfners. Wie Otto ist auch der gelernte Journalist Reber ein West-Import aus dem Raum Frankfurt am Main.
Für Ex-Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg ist jedenfalls klar, was bei Dynamo Dresden läuft: "Die schlagen hier jetzt alles kaputt." Doch selbst Ziegenbalg hat Otto in der Hand. Zur Rettung des Vereins hatte Wolf-Rüdiger Ziegenbalg im vergangenen Jahr für den Verein mit 1,6 Millionen gebürgt. Nun droht dem Ex- Präsident die Einforderung der Bürgschaften. sid
Die Stahlindustrie in Ostdeutschland kämpft um ihre Existenz. 60 000 Leute haben in dieser Branche seit der Wende bereits ihren Arbeitsplatz verloren, die Produktion sank von neun auf drei Milllionen Jahrestonnen. Die einst zum Flick-Konzern gehörenden, veralteten Hütten im thüringischen Unterwellenborn oder im sächsischen Riesa hat die Treuhandanstalt längst stillgelegt. In den an die italienische Riva verkauften Werken in Brandenburg und Hennigsdorf arbeitet heute nur noch ein Bruchteil der früheren Belegschaft. Das von Krupp übernommene Stahlwerk Oranienburg ist gar von der Schließung bedroht. Wieviel oder besser: wie wenig Menschen inzwischen an den Hochöfen und Walzstraßen stehen, weiß keiner so recht. Sind es mehr als 20 000, wie die IG Metall offiziell sagt, oder liegt die Zahl näher bei 10 000, wie ein einfaches Durchzählen der Standorte ergibt? Egal - die EG-weite Krise wird noch einmal Stellen fordern, und im Poker um den Erhalt von Werken und Betriebsstätten haben die Ostdeutschen schlechte Karten. Die Vorstandsbosse an Rhein und Ruhr halten die vom Staat über Wasser gehaltene Konkurrenz in den neuen Bundesländern für "unnötig wie einen Kropf". So drastisch drückt es jedenfalls Thyssen-Chef Heinz Kriwet aus. In erster Linie sind Eko-Stahl südöstlich von Berlin und das Walzwerk im brandenburgischen Finow gemeint. Die strukturschwache Region um Eisenhüttenstadt an der Grenze zu Polen ist aber auf Gedeih und Verderb von Eko abhängig. Mehr als eine Milliarde Mark wäre nötig, um nur dieses Ex-Kombinat wettbewerbsfähig zu machen. Am kommenden Montag könnte auf der Aufsichtsratssitzung eine Vorentscheidung über die Zukunft fallen.
In der vier Jahre dauernden Legislaturperiode kamen die 71 Offenbacher Stadtverordneten 45mal zur Stadtverordnetenversammlung ins Rathaus. Dazu absolvierten sie noch einige hundert Ausschuß-, Fraktionssitzungen, Partei- und Bürgerversammlungen. Dafür kassiert ein Stadtverordneter, eine Stadtverordnete, selbstverständlich "Diäten".
Sind 500 Mark pauschale Aufwandsentschädigung im Monat, von denen er oder sie etwa ein Drittel an die Partei abführt, zu viel für den Zeitaufwand, für den Ärger, den er oder sie im Laufe einer Legislaturperiode unweigerlich mit den politischen Gegnern und Freunden und natürlich auch mit den Bürgern bekommt?
Für politische Entscheidungen zur Zukunftsgestaltung einer Kommune verlangt die Demokratie Mehrheiten. Sie müssen gesucht und erkämpft werden. Mit Tricks der Geschäftsordnung, mit der Bildung von Seilschaften? Politik- und Parteienverdrossenheit? Wähler, die Stadtverordnetenversammlungen häufig besuchen, merken bald, daß es die meisten der Akteure mit der Demokratie sehr ernst meinen, keine notorischen Selbstdarsteller sind, sich nicht stundenlang nur aus eitler Rechthaberei, um des Kein Grund zum Scherzen eigenen Vorteils oder eines gut bezahlten Postens wegen streiten.
Die vielbeschworene Kommunale Selbstverwaltung, der Gestaltungspielraum eines Kommunalpolitikers, wird aber immer mehr eingeschränkt durch die Finanznot der öffentlichen Hand und gesetzliche Vorgaben von Land und Bund.
Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing zog in dieser letzten Sitzung der Legislaturperiode selbstkritisch Bilanz, aber resümierte: "Wir haben unsere Arbeit ganz gut gemacht." Die Stadtverordneten überkommt manchmal nämlich der Frust angesichts des Echos auf ihre Entscheidungen. Auch wenn sie sich nicht als Berufspolitiker verstehen - "Laienspielschar" möchten sie nicht tituliert werden.
Die meisten Stadtverordneten wollen weiter Politik betreiben. Zum Frust am Ende einer Legislaturperiode kommt die Nervosität vor der Wahl; auch am Donnerstag abend. Der Magistrat hatte nach einem Beschluß des Darmstädter Landgerichts Plakate der Republikaner von den Laternenmasten herunterholen und dabei auch Wahlwerbung der FDP, der Grünen und der FWG einsammeln lassen. Aus Versehen? Für die Opposition war klar: Der Magistrat klaute die Plakate, damit nur noch SPD und CDU im Stadtbild präsent sind.
Die Parlamentarier beklagen und fürchten Frust und Desinteresse vieler Bürger an den Entscheidungen im Rathaus. Sie kämpfen gegen die Stimmung: "Wählen hat ja doch keinen Zweck, die machen ja doch, was sie wollen." Wahlkämpfe werden auch deshalb so engagiert geführt, um den Bürger für die Kommunalpolitik und die Mitarbeit in einer Partei zu interessieren, zumindest aber für die Wahl.
Geärgert hat die Stadtverordneten deshalb zu Recht ein Flugblatt, das die linksaußen sehende Gruppierung "Niemand" am Donnerstag im Rathaus verteilte. Sie bot den Gewinnern eines Preisrätsels per Verlosung "die von uns gewonnenen Parlamentssitze" an. Das signalisiert wenig Verständnis für Demokratie und Parlamentarismus. SIEGFRIED SCHOLZ
HANAU. Die Kindergarten-Leiterin der Kreuzkirchengemeinde im Lamboyviertel, deren fristlose Kündigung durch die Kirche vom Hanauer Arbeitsgericht Ende Januar für unwirksam erklärt worden ist, hat nach Ansicht der selben Arbeitsgerichtskammer allerdings keinen Anspruch auf zusätzlichen Sonderurlaub. Dies geht aus der jetzt vorliegenden schriftlichen Urteilsbegründung der Kammer hervor.
Wie berichtet (FR vom 28. Januar), war die 46jährige im Herbst vergangenen Jahres fristlos entlassen worden, weil sie nicht - wie von ihr verlangt - zum Dienst erschienen war. Zuvor war der Frau, die wegen einer Krebserkrankung schwerbehindert ist, ein zweijähriger Sonderurlaub für die Betreuung ihres Kleinkindes von der Kirche gewährt worden.
Diesen Sonderurlaub wollte die Frau um zwei weitere Jahre verlängert haben. Dabei zog die Kirche aber nicht mit. Das Gericht hatte Ende Januar die fristlose Kündigung allerdings nur deswegen für nicht rechtens erklärt, weil der Arbeitgeber zuvor nicht die Hauptfürsorgestelle und die Mitarbeitervertretung der Kirche gehört hatte.
Bei der Hauptfürsorgestelle handelt es sich um eine halbstaatliche Einrichtung nach dem Schwerbehindertengesetz. Diese Stelle muß bei allen arbeitsrechtlichen Fragen im Zusammenhang mit Behinderten gehört werden.
Die Wünsche der 46jährigen nach einem weiteren Sonderurlaub zur Betreuung ihres Kindes konnte das Arbeitsgericht jedoch nicht nachvollziehen. Zwar hat der Arbeitgeber Sonderurlaub "nach billigem Ermessen zu erteilen", heißt es in der Urteilsbegründung. Und unbestritten ist für die Arbeitsrichter auch, daß die Betreuung eines Kindes ein wichtiger Grund darstellt.
Doch im Fall der Kindergarten-Leiterin kommt es für das Gericht auch auf "die Umstände des konkreten Einzelfalles" an. Einmal stellt die Kammer fest, daß die Frau nur halbtags im Kindergarten beschäftigt war, ihr der übrige Tag also zur Kinderbetreuung zur Verfügung gestanden habe. Wichtiger für das Gericht ist es aber noch, daß der Frau angeboten worden war, ihr inzwischen dreijähriges Kind zur Betreuung mit in den Kindergarten zu bringen. Das hatte die 46jährige aber abgelehnt.
Vor diesem Hintergrund hält es die Kammer für unzumutbar für den Arbeitgeber Kirche und die anderen Kita-Bediensteten , daß eine so disponierte Stelle wie die einer Kindergarten-Leiterin für vier Jahre freigehalten wird. Ähnlich hatte auch der kirchliche Anwalt Martin Dittmar im Vorfeld der gerichtlichen Entscheidung argumentiert.
Horst Schneider, der Anwalt der Frau, hat Berufung gegen das Urteil angekündigt. are
SCHLÜCHTERN. Die Sporthalle des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums wird in Kürze nicht nur renoviert, sondern in eine "Niedrig-Energie-Sporthalle" verwandelt. Dank eines Landeszuschusses in Höhe von 120 000 Mark, kündigt die Kreisverwaltung an, "können wir umfassende Energiesparmaßnahmen umsetzen".
Mit einer entsprechenden Dämmung und einer kleineren Heizungsanlage könnten jährlich nicht nur 5500 Mark Energiekosten gespart, sondern auch die Schadstoffemissionen reduziert werden.
Der Kreis erkor die Sporthalle als "Demonstrationsobjekt", weil dort demnächst ohnehin Sanierungsarbeiten anstehen. Das Dach ist undicht, die Außenwände bedürfen einer Betonsanierung, und die altersschwache Elektroheizung muß ausgewechselt werden. Neben der Wärmedämmung von Dach, Außenwänden und Türen wird nun eine kleinere Erdgas-Heizung eingebaut.
Der Kreis rechnet anschließend mit einem "Minderverbrauch von knapp 100 000 Kilowattstunden pro Jahr". tja
Nein, mit ihrer Rolle in der Bezirksliga Offenbach sind die Fußballer des FV 06 Sprendlingen bei weitem nicht zufrieden. Daß man nämlich in den Grauzonen des Tabellen-Mittelfeldes versinken würde, hatte man in Sprendlingen vor Saisonstart nicht erwartet. Prinzipiell ist die Bezirksliga für die FV-Verantwortlichen nicht das Maß der Dinge, strebt man dem Wiederaufstieg in die Bezirksoberliga entgegen. Doch um diese in diesem Jahr noch zu erreichen, müssen die Sprendlinger den Rest der Runde tadellos aufspielen und dürfen sich auch gegen Spitzenreiter Susgo Offenthal am Sonntag (15 Uhr, Stadion Maibachstraße) keine Niederlage erlauben.
35 bis 40 Punkte, so schätzt auch FV- Vorsitzender Werner Suss, muß sein Team erzielen, will es am Ende auf dem ersten oder zweiten Rang stehen. In den bisherigen 18 Spielen (von 30) sammelte der FV 06 gerade einmal knapp die Hälfte des Solls, was besonders am völlig mißglückten Saisonauftakt lag. Obwohl sich die Fluktuation nach dem Abstieg aus der Bezirksoberliga Frankfurt West in Grenzen hielt und mit Siegfried Kaminski (Lämmerspiel) und Jess Jörgensen (FSV Frankfurt) nur zwei wichtige Spieler den Klub verließen, lief es zu Saisonbeginn überhaupt nicht rund. Die Vereinsführung und der Anhang rieben sich die Augen, als das vielversprechende Team mit fünf Niederlagen startete. "Wir waren sehr enttäuscht, denn wir hatten in eine gute Mannschaft investiert", meint auch Werner Suss. "Wir waren wohl überheblich und haben nicht bedacht, daß man in dieser Klasse den Kampf annehmen muß", gesteht er ein, daß sich die Sprendlinger wohl zu sehr auf ihre spielerischen Qualitäten verlassen haben. Die Wende wurde mit der Reaktivierung der altgedienten Stammkräfte Horst Maus und Armando Ferreira eingeleitet. Seit diese beiden wieder mitwirken, verbuchte der FV nur noch eine Niederlage und hat nun den Anschluß an die oberen Tabellen-Regionen wieder gefunden. Die Saison ist aufgrund dieses positiven Wandels beim FV noch nicht "abgehakt". "Wenn wir die Susgo putzen, dann sind wir wieder ganz nah dran", gibt sich Suss optimistisch, der "vor der Susgo keinen Bammel hat". Mittlerweile wirkt auch Spielertrainer Detlef Gistl aktiv mit, nachdem er bis zum 1. November nicht spielberechtigt war.
Volker Heine, der von Oberrad kam und Kaminski ersetzen sollte, kommt nach anfänglichen Problemen immer besser zum Zuge, ist jedoch der einzige echte Goalgetter und in vorderster Reihe oft auf sich alleine gestellt. An seiner Seite sollte eigentlich Hugo Sanchez stürmen, doch der zog seine Zusage zwei Tage vor Ablauf zurück. Auch mit dem Ex-Oberliga-Stürmer Robert Lindner wurde es nichts. Er erschien zwar einige Male im Training, blieb aber nicht. Der junge Giuseppe Viola, der von Don Bosco Neu-Isenburg kam, kann - bei allem Ehrgeiz - in der Bezirksliga noch keine Bäume ausreißen.
So liegt das Manko des FV-Teams eindeutig im Angriff, während die Abwehr als eine der stabilsten dieser Klasse gilt. Auf dieser Basis aufbauend will der FV spätestens im nächsten Jahr um den Aufstieg spielen, zumal die Bezirksliga auch bezüglich des Zuschauerinteresses nicht das hielt, was man sich versprach. Durchschnittlich zwischen 50 und 100 Besucher kommen nur zu den Heimspielen, obwohl der lokale Charakter einige reizvolle Derbys birgt. Im schönen und geräumigen Stadion an der Maybachstraße kann man bei einer solchen Kulisse beinahe eine Stecknadel fallen hören. Die Konkurrenz- Situation in Dreieich verschärft das Zuschauerproblem. "Irgendwann werden Überlegungen bezüglich Spielgemeinschaften der Dreieicher Klubs aufkommen", meint Suss wegen der Anhäufung von Fußballern im Stadtgebiet.
Immerhin kann der reine Fußball-Verein FV 06 auf eine gesunde Basis bauen. 350 Mitglieder zählt der Klub, der neben erster und zweiter Garnitur auch ein Junioren-Team aufweist und in der Jugend alle Jahrgänge bestückt hat. Gerade aus dem eigenen Nachwuchs will man in Zukunft verstärkt schöpfen, das Team behutsam verjüngen.
Auch finanziell zählt der FV zu den besser bestückten Klubs, kann es sich erlauben, für den Spielbetrieb jährlich 85 000 Mark aufzuwenden, wovon 25 000 auf die umfangreiche Jugendarbeit entfallen. Möglich machen dies eine größere Anzahl von Sponsoren, die den Verein regelmäßig unterstützen.
Von "einem der bestbezahlten Teams dieser Klasse" erwartet man nun entsprechende Erfolge. Mit Detlef Gistl würden die Sprendlinger gerne weiterhin zusammenarbeiten, hoffen auf seinen Zuschlag. Die Spieler sollen zukünftig verstärkt leistungsbezogen von der gesunden Finanzlage profitieren, womit auch den jungen Kräften ein verstärkter Anreiz geboten werden soll. Doch zunächst einmal hat sich die Mannschaft ganz und gar auf den Rest der laufenden Saison zu konzentrieren, die im günstigen Fall ja noch den ersehnten Aufstieg bringen kann.
INA SCHNEIDER
HANAU. Nach monatelangen Renovierungsarbeiten ist es soweit: Am Montag eröffnet die Hanauer "Sekos" ihre eigenen Räume in der ehemaligen Schlachthofverwaltung. Damit wird neben der bisherigen Vermittlung von Selbsthilfegruppen auch das Beratungsangebot ausgeweitet. Neue Gruppen sollen von erfahrenen Helfern begleitet und der Kontakt zu Ärzten intensiviert werden.
Die Hanauer "Sekos", die sich vor zwei Jahren mit der Gelnhäuser Einrichtung zur "Regionalen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen Main-Kinzig", zusammenschloß, vermittelt bereits seit 1986 an einem "Infotelefon" Interessenten, die ihre Leiden mit anderen Betroffenen besprechen wollen. Sie arbeitet bisher ausschließlich mit etwa zehn ehrenamtlichen Kräften, darunter auch ein Sozialarbeiter und eine Ärztin des Gesundheitsamtes.
Das neue Domizil, in dem ein großer Raum für Vorträge sowie zwei Gruppenräume, ein Büro und eine Küche zur Verfügung stehen, richteten die Mitglieder seit Oktober mit insgesamt rund 1200 Arbeitsstunden her. Spenden dienten zur Finanzierung der Baustoffe und des noch spärlichen Mobiliars. Die Stadt Hanau übernimmt die Miete von 500 Mark. Eine Garantie für die Räume besteht vorerst für drei Jahre.
"Es war ein langer Weg", beschreibt Wolfgang Kittel, 2. Vorsitzender des Trägervereins, die Verhandlungen. Der Bedarf, psychische und physische Leiden unter Gleichgesinnten zu erleichtern, so seine Erfahrung, "ist enorm". In den vergangenen zwei Jahren verzeichnete das Kontakttelefon jeweils 150 Anfragen. Mit rund 40 Hanauer Initiativen von Stillgruppen über Alleinerziehende, Kehlkopflose bis zu Tablettensüchtigen bestehen Kontakte. Oft werden zunächst in "stundenlangen Gesprächen" die Probleme der Anrufer konkretisiert. Bisher geschah der Abbau der Hemmschwellen am Telefon, jetzt können Interessenten zum persönlichen Gespräch kommen.
Als ein Schwerpunkt der künftigen Arbeit gilt auch die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Medizinern. Sie empfinden die "Sekos" teils als Konkurrenz, sagt Kittel. "Wir wollen die Ärzte motivieren, daß sie uns ihre Patienten schicken". Umgekehrt verweist die Beratungsstelle bereits Klienten an Psychotherapeuten, wenn die Selbsthilfe nicht ausreicht. Längerfristig wird auch die Einstellung einer professionellen Kraft angestrebt.
Wer sich bei der Selbsthilfekontaktstelle informieren will, kann montags von 17 bis 19 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr anrufen. Sozialdezernent Klaus Remer wird die neuen Räume am Montag, 1. März, um 17 Uhr eröffnen. res
Die drei Staffeln der Zweiten Ringer-Bundesliga werden mit nur jeweils acht Vereinen in die Saison 1993/94 starten. Die Reduzierung von zehn auf acht Klubs war der wichtigste Entschluß bei der Bundesliga-Ausschußsitzung in Langenlonsheim. Die Verantwortlichen reagieren damit auf die bisherige Termin-Enge und wollen die kommende Saison bis spätestens Ende Januar 1994 abgeschlossen haben. Zumal im Anschluß an die Punktrunde neben der Vielzahl an Einzel- Meisterschaften auf Bezirks- und Landesebene auch noch die Aufstiegsrunde zur Ersten Liga im Terminkalender untergebracht werden muß. An dieser Aufstiegsrunde werden 1994 nicht nur vier, sondern acht Mannschaften teilnehmen.
Von keiner dieser beiden Regelungen direkt sportlich betroffen sind der FSV Münster und der AV Schaafheim. Obwohl die Gesamtzahl der Aufstiegsrunden-Teilnehmer verdoppelt wurde, wird die Zweite Bundesliga Mitte im kommenden Jahr erneut nur zwei Teilnehmer entsenden, wohingegen aus Nordosten und Nordwesten je drei Teams in die Endrunde einziehen werden. Dies liegt darin begründet, daß in der diesjährigen Aufstiegsrunde die Staffel Mitte mit zwei von vier Vertretern überrepräsentiert war. Es geht in der neuen Saison wiederum um die Plätze eins und zwei. Die Aufstiegsrunde wird dann direkt im Anschluß an die Punktrunde in zwei Vierer-Gruppen ausgetragen, deren Sieger in Hin- und Rückkampf den neuen Bundesliga-Aufsteiger ermitteln werden.
Von der Reduzierung auf acht Vereine pro Klasse wurden in der Staffel Mitte die KG Schwalbach/Schwarzenholz und der Langenlonsheimer SC betroffen, die abgestiegen sind. Ohnehin nicht mehr zweitklassig wären die RWG Bretzenheim/Worms und der ASV Pirmasens gewesen, die am Saisonende die beiden hinteren Tabellenplätze belegten. Nachdem der KSV Köllerbach in der Aufstiegsrunde knapp an Bonn-Duisdorf scheiterte, wird er auch in der neuen Saison in der Zweiten Liga Mitte an den Start gehen. Neu im Feld sind Bundesliga- Absteiger Mainz 88 und der Aufsteiger aus dem Saarland, der AC Burbach.
Über die vermeintliche Stärke der Liga ist im derzeitigen Stadium nur schwierig eine Aussage zu machen, denn sämtliche Klubs werden die kommenden Wochen dazu nutzen, ihre neue Staffel zusammenzustellen. Dies gilt auch für den FSV Münster. "Wir streben einen Spitzenplatz an. Das Erreichen der Aufstiegsrunde ist sehr wichtig", macht FSV-Vorsitzender Karl Löbig jedoch keinen Hehl aus den Münsterer Ambitionen. Auch in finanzieller Hinsicht ist das Erreichen der Aufstiegsrunde ein wichtiges Ziel, denn durch die Reduzierung der Klassenstärke gehen dem FSV einige Einnahmen verloren. Angesichts der guten Münsterer Besucherzahlen wirkt sich der Verlust von zwei Heimkämpfen nicht unbeträchtlich auf die zu erwartenden Einnahmen aus.
Auch die Schaafheimer, die den Münsterern ja in der abgelaufenen Saison ein "Schnippchen" schlagen konnten, wollen wieder die Aufstiegsrunde erreichen. Letztlich wird auch der KSV Köllerbach einen zweiten Aufstiegsversuch starten, während Bundesliga-Absteiger Mainz 88 möglicherweise eine beträchtliche Fluktuation auszugleichen hat. Genau dies wollen die Münsterer vermeiden, sind bestrebt, die derzeitige Staffel weitestgehend zusammenzuhalten.
Eine vom internationalen Ringerverband bereits eingeführte Änderung im Wertungssystem wurde von den Zweitliga-Vereinen zunächst abgelehnt. Der Verband will dem Kampfgericht die Möglichkeit geben, einen betont passiven Ringer trotz Punktsieges zum Unterlegenen zu erklären. Für einen sicheren Sieg sind nach diesem System mindestens drei Punkte Differenz nötig. Man will auf diese Art defensives Ringen unterbinden und den Zuschauern mehr Attraktivität bieten. Der Liga-Ausschuß entschied sich jedoch dafür, die praktischen Auswirkungen dieser Regel, die bei deutschen und internationalen Meisterschaften bereits praktiziert wird, zunächst zu beobachten. ina
FRIEDRICHSDORF. Angeklagt wegen Brandstiftung in neun Fällen muß sich seit dieser Woche der 22 Jahre alte Sohn eines früheren Friedrichsdorfer Stadtbrandinspektors vor dem Frankfurter Jugendgericht verantworten. Wegen der besonderen Persönlichkeitsstruktur des Angeklagten ist die Öffentlichkeit bis zur Urteilsverkündung, die voraussichtlich am 18. März stattfinden wird, von dem Verfahren ausgeschlossen.
Der Angeklagte war zum Zeitpunkt der ihm zu Last gelegten Brände selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Zwischen Anfang 1988 und April 1991 soll er in Burgholzhausen neunmal Feuer gelegt haben. Bei den Bränden, unter anderem in einer Zimmerei, einer Lagerhalle und einer Gartenlaube, entstanden Schäden in Höhe von rund zwei Millionen Mark.
Der damals 20jährige war am 29. April 1991 in Feuerwehrmontur festgenommen worden. Er half gerade, einen Brand im Keller des Burgholzhäuser Vereinshauses zu löschen, den er zuvor selbst gelegt haben soll. ee
ulf FRANKFURT A. M., 26. Februar. Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Franz Steinkühler, hat die Befürchtung geäußert, daß Deutschland bei dem gegenwärtigen Kurs von Regierung und Arbeitgebern in eine tiefgreifende ökonomische und gesellschaftliche Krise steuert. Er habe den Eindruck, daß der alte Konsens zerfalle, der in der Bundesrepublik in den vergangenen 40 Jahren eine Annäherung an Demokratie und sozialen Ausgleich ermöglicht habe, sagte Steinkühler am Freitag abend in Frankfurt während eines Kongresses zum Thema "Solidarität in der Krise". Steinkühler kritisierte insbesondere, daß aus Bonn ständig der Ruf nach Verzicht ertöne, es aber an Vorschlägen mangele, die Lasten auf alle und gerechter zu verteilen.
"Es kann einem schon kalt den Rücken herunterlaufen, wenn man sieht, wie unter dem Stichwort ,Solidarität&rquote; oder genauer ,Solidarpakt&rquote; einer des anderen Last tragen soll", sagte Steinkühler gemäß einem zuvor verbreiteten Redemanuskript. Die Regierung versuche, ihre Finanzen zu konsolidieren, die Unternehmer ließen sich Investitionen, mit denen sie Gewinne machten, als Einsatz für die Solidargemeinschaft honorieren. Den Arbeitnehmern und sozial Schwachen aber werde auferlegt, Opfer zu bringen und die Last zu tragen. Das sei "Mißbrauch von Solidarbereitschaft" und "Etikettenschwindel". Wer von "Solidarpakt" rede und gleichzeitig soziale Ungerechtigkeit praktiziere, handele "fahrlässig".
"Immer weniger Menschen leisten sich immer mehr, und eine wachsende Zahl sitzt auf der Straße", beschrieb der IG-Metall-Vorsitzende die Bundesrepublik. Angesichts wachsender Armut und steigender Arbeitslosigkeit forderte Steinkühler einen "neuen Gerechtigkeitskompromiß" und einen "neuen Gemeinsinn". Die Starken müßten abgeben, damit die Schwachen auch weiterhin oder überhaupt erst an der gesellschaftlichen Entwicklung beteiligt werden könnten, sagte er. Es gehe um einen neuen demokratischen und sozialen Gesellschaftsvertrag.18 Prozent mehr Straftaten Polizei stellte Kreisstatistik 1992 vor / Personaldefizit beklagt
WETTERAUKREIS. Einen überdurchschnittlich hohen Zuwachs an Straftaten im Wetteraukreis hat die Polizeidirektion Friedberg für das vergangene Jahr ermittelt. Während die Zahl im Landesdurchschnitt bei rund neun Prozent liegt, wurde in Friedberg ein Zuwachs von mehr als 18 Prozent registriert. Mit über 16 600 Straftaten steht der Landkreis damit an dritter Stelle in Hessen.
Besonders auffällig sei die Zunahme bei Einbruchs- und Raubdelikten, erklärte Gerhard Anhäuser, Leiter der Polizeidirektion Friedberg, gestern bei einer Pressekonferenz zur Jahresstatistik. 7800 Einbrüche hatte die Polizei im vergangenen Jahr zu bearbeiten, das ist eine Steigerung von knapp 34 Prozent gegenüber 1991. Die Zahl der Überfälle auf Banken und Poststellen ist im gleichen Zeitraum von zehn auf 23 gestiegen.
Bei der Aufklärungsquote liegt die Wetterauer Polizei allerdings über dem Durchschnitt: Fast die Hälfte aller Raubüberfälle und 60 Prozent der Branddelikte konnten aufgeklärt werden.
Verglichen mit dem Anwachsen der Kriminalität sei die personelle Ausstattung der Dienststelle "ungerechtfertigt schlecht", kritisierte Anhäuser. Bei der Kriminalpolizei seien zum Beispiel pro Planstelle fast doppelt so viele Vorgänge zu bearbeiten wie im Landesdurchschnitt. Bei der Schutzpolizei werde sich die hohe Arbeitsbelastung der Beamten negativ auf den Bürgerservice auswirken, sagte der Leiter der Abteilung, Rudolf Brosig, voraus. 1992 hat die Schutzpolizei allein die Hälfte der kleinen und mittleren Straftaten im Wetteraukreis bearbeitet. Viele Aufgaben hätten nur durch "außerordentliche Anstrengungen und Motivation der Beamten" gelöst werden können, so Brosig.
Einen Schwerpunkt der Arbeit setzten die Beamten im Bereich der Jugendkriminalität. Die hohe Gewaltbereitschaft, die sich hier zeige, sei nur durch die Zusammenarbeit der Polizei mit zum Beispiel Eltern und Schulen in den Griff zu bekommen. Erfolgversprechende Ansätze sieht Anhäuser in dem von der Polizei entwickelten Konzept "Jugend und Gewalt". Die 1992 begonnenen Gesprächsrunden mit Lehrern, Elternbeiräten und Schülervertretern aus dem Wetteraukreis sollen fortgesetzt werden.
Auch die Zahl der Rauschgiftdelikte ist gestiegen: Während bundesweit weniger Rauschgifttote registriert wurden, starben im Wetteraukreis zehn Menschen - zwei mehr als im Vorjahr - an den Folgen ihrer Drogensucht. Zusätzlich wurden weitere sechs Drogenabhängige bekannt, die zwar außerhalb des Kreises verstarben, aber aus der Wetterau stammten. Ein Grund für das Ansteigen der Rauschgiftdelikte könne die Strategie der Stadt Frankfurt sein, Drogenabhängige aus dem Umland wieder in ihre Heimatgemeinden zurückzuschicken, meinte Diethard Wermter, Leiter der Kriminalpolizei. Der Wetteraukreis werde zunehmend als Depot für die Frankfurter Drogenszene benutzt. Außerdem sei eine Tendenz erkennbar, in den Ortschaften entlang der S-Bahn-Linie eine "Mini-Szene" zu etablieren. REGINE EBERT
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Indien: Liberalisierung auf Kosten der Umwelt? -- Umweltschützer fordern ,ökologische Kostenwahrheit' ein =
Neu-Delhi, 26. Februar (IPS/Mahesh Uniyal) -- Während Indiens Premier P. V. Narasimha Rao gerade dabei ist, ein neues Wirtschaftspaket zu schnüren, warnen Umweltschützer vor einer überstürzten Liberalisierung ohne Rücksicht auf die ökologischen Folgen.
Es sei an der Zeit, ,,Steuerreformen, die die schrankenlose Ausbeutung der Natur entmutigen'' durchzuführen, meint etwa Anil Agarwal vom Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu-Delhi. Agarwal drängt darauf, die Umweltkosten durch eine entsprechende Steuergesetzgebung zu einem Produktionsfaktor zu machen.
Raos Minderheitskabinett wird dem Parlament am Samstag zusammen mit dem neuen Budget ein Liberalisierungspaket vorlegen -- bereits das dritte in einer Serie von Maßnahmen zur Öffnung der lange Zeit von einem starken Staat geprägten indischen Wirtschaft.
Zumindest in Teilbereichen wurden bei den geplanten Maßnahmen auch ökologische Gesichtspunkte in Rechnung gestellt. In das geplante Maßnahmenpaket werden voraussichtlich auch Vorschläge des Umweltministeriums Eingang finden. So sollen Hersteller umweltfreundlicher Autos mit Steuernachlässen belohnt werden. Diejenigen, die die fristgerechte Umstellung versäumen, haben nach Angaben eines Ministerialbeamten mit höheren Steuersätzen zu rechnen.
Mit einer umfassenden ,grünen' Steuergesetzgebung ist allerdings voraussichtlich erst in einem Jahr zu rechnen. Geplant sind unter anderem Sonderabgaben für energieverschwendende und umweltbelastende Unternehmen.
Einfuhrermäßigungen und Förderungen existieren bereits für Anlagen im Alternativenergie-Sektor und für Zellstoffimporte, die zur Schonung der indischen Wälder mit niedrigen Zöllen belegt werden.
Bereits seit 1991 in Kraft ist ein Abwassergesetz, das durch eine Kombination finanzieller Anreize und Abgaben den industriellen Belastungspegel steuern soll. Bisher sind dadurch 5,3 Millionen US-Dollar zusätzlich in den Staatssäckel geflossen.
Agarwal bezeichnet den Umgang mit Wasser als besonders eklatantes Beispiel für die Verschwendung von Ressourcen durch Landwirtschaft, Industrie und wohlhabende städtische Haushalte. Solange die ,ökologische Kostenwahrheit' nicht hergestellt ist, wird sich daran kaum etwas ändern, betont der Umweltexperte.
Nach einer Studie des ,National Institute for Public Finance and Policy' ist Wasser in Indien zu billig, als daß es für Unternehmen einen ernsthaften Anreiz zu Sparmaßnahmen oder Recycling gäbe.
Ein Beispiel dafür, daß es auch anders geht, ist die südindische Stadt Madras. Angesichts der knappen Wasservorräte verfügte die Stadtverwaltung strenge Verbrauchsbeschränkungen für die Industrie.
Als erstes indisches Unternehmen bezieht die ,Madras Refineries Ltd.' seit 1991 wiederaufbereitete Abwässer von den städtischen Wasserwerken. Mittlerweile deckt das Unternehmen damit fast die Hälfte der täglich verbrauchten rund 20.000 Kubikmeter Nutzwasser.
Aus Neu-Delhi kamen zuletzt Signale für einen härteren Gang gegenüber privaten und staatlichen Umweltsündern. Ende Dezember lief ein ,Ultimatum' des Umweltministeriums für 18 besonders umweltbelastende Industriezweige aus.
Ins Visier genommen worden waren unter anderem Aluminiumschmelzen, Sodalauge- und Zementhersteller, Farbenfabriken, Erzeuger von Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln, Lederverarbeiter und petrochemische Betriebe.
Seit Jahresbeginn macht das Ministerium Ernst mit den angedrohten Maßnahmen. An die 20 Betriebe wurden seither geschlossen oder mit Verfahren belegt.
Das Ministerium will nun der Umweltbelastung durch den Autoverkehr, die Landwirtschaft und städtischen Hausmüll den Kampf ansagen. Derzeit werden neue Emissions- und Lärmobergrenzen fertiggestellt. (Ende/IPS/hs/AS/ ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Brasilien: Regierungstruppen beginnen Vertreibung illegaler Goldsucher aus Yanomami-Reservat =
Rio de Janeiro, 26. Februar (IPS) -- Armee, Polizei und Reservatsbeauftragte haben am gestrigen Donnerstag mit der Vertreibung von 10.000 illegalen Goldsuchern aus dem Gebiet der brasilianischen Yanomami-Indianer begonnen.
250 NIF-Polizisten, 50 Agenten der Bundespolizei sowie Armee und Luftwaffe nehmen an der 1,5 Millionen US-Dollar teuren ,Operation freier Dschungel II' teil. Das Unternehmen wird vom Justizministerium in Brasilia bezahlt und soll voraussichtlich 120 Tage dauern.
Dies erklärte der Vorsitzende der ,Nationalen Eingeborenen Stiftung' (NIF), Sidney Possuelo, der schon am Mittwoch im 9,4 Millionen Hektar großen Reservat der 9.000 Yanomami an der brasilianisch- venezolanischen Grenze eingetroffen war.
Die Regierung in Brasilia hatte sich vor kurzem zu diesem Schritt entschlossen, nachdem illegale Prospektoren (Garimpeiros) die Ureinwohner im brasilianischen Bundesstaat Roraima immer weiter zurückgedrängt hatten. Viele der Yanomami sind bereits den von den Goldsuchern eingeschleppten Krankheiten zum Opfer gefallen.
Ziel der brasilianischen Luftwaffe werden auch die illegalen Landepisten der Garimpeiros sein, Lebensmittel- und Treibstofflieferungen per Flugzeug sollen unterbunden werden. Von Donnerstag an dürfen Maschinen nur noch mit einer Sondererlaubnis das Gebiet der Yanomami überfliegen.
Zusätzlich zu den derzeitigen Maßnahmen will die brasilianische Regierung ein permanentes Überwachungssystem im Reservat aufbauen. Auch die Luftwaffe soll daran beteiligt werden. Zusammen mit den Sicherheitskräften werden zehn Ärzte in die Region entsandt, um erkrankten Indianern und Garimpeiros medizinische Hilfe zu leisten.
Bei der ersten Großaktion gegen die Garimpeiros vor rund einem Jahr wurden die Urwaldlandepisten der Goldsucher durch Bombardements der Luftwaffe zerstört.
Nach Beendigung der Aktion im April 1992 drangen die Garimpeiros allerdings neuerlich in die Territorien der Yanomani ein. Einige Landepisten wurden wiederhergestellt.
Nun wird befürchtet, daß die Garimpeiros ihre Aktivitäten noch mehr als bisher in das Yanomani-Reservat im benachbarten Venezuela verlagern könnten.
In der regenwaldbedeckten Grenzregion kam es in den letzten Jahren wiederholt zu Zwischenfällen und Abschüssen von Goldsucherflugzeugen durch die venezolanische Luftwaffe. Zuletzt wurden 46 Garimpeiros von den Behörden des Nachbarlandes festgenommen und nach Brasilien abgeschoben. (Ende/IPS/hs/ AS/sl/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Sudan: Erneut Friedensgespräche zwischen SPLA und Militärs =
Harare, 26. Februar (IPS/Horace Awori/Obinna Anyadike) -- Sudans regierende Militärjunta und die Mehrheitsfraktion der Rebellenfront SPLA unter John Garang haben vereinbart, zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt im nigerianischen Abuja erneut Friedensgespräche zu führen.
Entscheidender Punkt für die Verhandlungen ist die staatliche Neuordnung des Sudan. Die Machthaber aus Khartoum wollen dem Süden des Landes eine größere Eigenständigkeit zugestehen, aber den Zentralstaat lediglich in einen föderalen umwandeln. Garang und die Mehrheitsfraktion der SPLA will eine Konföderation, also einen losen Staatenbund und damit eine größere Selbständigkeit für den südlichen Sudan.
In einer Presseerklärung teilte die sudanesische Botschaft in Kenia am gestrigen Donnerstag mit: ,,Die Gespräche werden fortgesetzt. Mit oder ohne die Splitterfraktionen der SPLA.''
Die Rebellenbewegung aus dem südlichen Sudan, die seit 1983 mit Khartoum kämpft, ist nach zehn Jahren unter der Führung von John Garang in drei Fraktionen zerbrochen. Weil Garang die SPLA angeblich zu autoritär führte und die ethnische Gruppe der Dinka, denen der Rebellenchef angehört, zu stark dominiert haben soll, spalteten sich zwei Minderheitsfraktionen ab.
Die sogenannte ,Nasir Gruppe', von Riek Machar und Lam Akol geführt, die überwiegend aus der Volksgruppe Nuer besteht, hat noch nicht reagiert. Auch von der dritten und jüngsten SPLA-Fraktion unter William Nyuon Bany, der vor allem in der Equatoria Provinz unterstützt wird, ist keine Antwort auf das Gesprächsangebot gekommen.
Im vergangen Monat hatte Garang in Simbabwe für seine Version der staatlichen Zukunft Sudans geworben und betont, daß nur mit der Eigenstaatlichkeit des Südens, die in einer Konföderation gewahrt bliebe, der Streitpunkt Scharia vom Tisch sei.
Der Bürgerkrieg war ausgebrochen, als Sudans früherer Präsident, General Jafar Nimeiri 1983 die Scharia zum universalen Straf- und Zivilrecht des Landes ernannte. Nimeiri hatte damit eine neun Jahre gültige Vereinbarung gebrochen, die den Sezessionskampf des Südens nach 20 Jahren stoppen konnte.
Sudans Süden ist mehrheitlich von Schwarzafrikanern bewohnt, die Anhänger von Naturreligionen oder Christen sind. Im Norden leben überwiegend arabische Moslems. Der Konflikt ist allerdings nicht nur ethnisch-religiöser Natur. Sudans Südprovinz beklagt sich seit Jahrzehnten über wirtschaftliche Nachteile.
Den Bürgerkrieg heizten Nimeiris Amtsnachfolger an. 1985 weigerte sich eine gewählte Regierung angesichts starker islamisch-fundamentalistischer Kräfte, die Scharia abzuschaffen. 1989 putschte Omar Bashir mit Unterstützung der Fundamentalisten und seither wird der Sudan im Sinne einer islamischen Diktatur regiert.
Bei dem nunmehr zehn Jahre andauernden Bürgerkrieg sind mehr als 500.000 Menschen gestorben und ein Drittel der 4,5 Millionen Menschen, die vertrieben worden sind, bedroht der Hungertod.
Mitarbeiter der US-amerikanischen Botschaft in Kenia berichteten, daß Hilfsorganisationen und Kongreßabgeordnete inzwischen Druck auf Präsident Bill Clinton ausübten, im Sudan einzugreifen, bevor ein zweites Somalia entstehe.
DREIEICH. Mit wertlosen Teppichen verschaffen sich nach Auskunft der Polizei Trickdiebe Einlaß in fremde Wohnungen. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben auf diese Weise vor gut einer Woche zwei Männer in der Altenwohnanlage Am Lachegraben bei einer 86 Jahre alten Rentnerin eine Geldkassette entwendet.
Während der eine der Frau den Teppich präsentierte, ließ der andere die Kassette aus dem Wohnzimmer mitgehen. Sie enthielt allerdings nur persönliche Papiere. Den Teppich zum Preis von 4,80 Mark ließen die Trickdiebe zurück. Hinweise nimmt die Kripo Offenbach, Telefonnummer 069 / 80 90 259, entgegen. dac
HASSELROTH. Eine Hochburg der Sozialdemokraten ist das knapp 7300 Einwohner zählende Hasselroth seit eh und je. Kein Wunder, daß die nun schon fast 30 Jahre regierenden Genossen dem 7. März relativ gelassen entgegensehen. "Obwohl man vor Überraschungen nie sicher ist", rechnen weder Bürgermeister Klaus Traxel, dessen Wiederwahl erst im nächsten Jahr ansteht, noch Ortsvereinschef Adolf Ruppel ernsthaft mit einem "Erdrutsch". Zumindest aus Sicht der beiden anderen Parteien ist indes ein demokratischer Wechsel im Gemeindeparlament "längst" überfällig. Frohen Mutes haben sich deshalb sowohl die Christdemokraten als auch die Bürgervertretung (BVH) vorgenommen, diesmal die absolute SPD-Mehrheit zu knacken.
Mit dem Slogan "Drei Jahrzehnte SPD sind genug" hat die CDU ihr Wahlprogramm überschrieben. "Dies sehen viele engagierte Bürger seit langer Zeit", sagt Willi Dietz, seit drei Jahren Chef des Ortsvereins. "Deshalb kandidieren sie auch bei uns als Parteilose auf aussichtsreichen Listenplätzen."
Und die BVH will laut Fraktionschef Günter Neumann erreichen, daß die "diktatorische Einheitsregierung in Hasselroth künftig demokratischer wird". Neumann, der sich schon "wegen der allgemeinen Verdrossenheit gegenüber den großen Parteien" einen erklecklichen Wählerzuwachs für die BVH erhofft, setzt neben der kommunalpolitischen Erfahrung seiner Mitstreiter vor allem auf deren Bürgernähe. Zumal die eher dem konservativen Lager zuzurechnende BVH, deren politische Ehe mit der SPD vor rund zehn Jahren auseinanderbrach, mit einer Koalition nichts im Sinn hat.
Obwohl die Genossen 1989 eine fünfprozentige Einbuße verschmerzen mußten, deren Löwenanteil die BVH errang, begegnen Traxel und Co dem Wahlkampfgetrommel in der gewohnt "soliden und sachlichen" Haltung, die sie auch in ihrem Programm für sich reklamieren. "Wir haben schließlich eine Menge gemacht", sagt Adolf Ruppel und der Bürgermeister fügt hinzu: "Was wäre denn das für eine Opposition, wenn sie nicht versuchte, die Mehrheit zu kippen."
Das politische Klima bewegt sich stets in gemessenen Grenzen. Ellenlange Redebeiträge und wortgewaltige Schlachten im Gemeindeparlament sind selten der Fall. Meist wird die Tagesordnung zügig abgehakt. Und wenn ein Bundesligaspiel ansteht, "ist die Sache auch schon mal in zehn Minuten gegessen", lächelt Willi Dietz, der erstmals für einen Sitz kandidiert.
Nicht so die letzte Sitzung vor der Wahl. Denn obwohl der Grundsatzbeschluß für den Bau des neuen integrativen Kindergartens mit Ganztagsbetreuung auch für Schüler in der Niedermittlauer Bahnhofssiedlung längst passé ist, entspann sich eine hitzige Diskussion ob der Kosten. Das auf 3,3 Millionen Mark veranschlagte, zukunftsweisende Projekt, das vom Land mit mehr als einer Millionen bezuschußt wird, ist der BVH zu teuer geraten. Ungeachtet aller Überzeugungskraft, die Traxel mit einer schlüssigen Kostenrechnung aufwandte, zogen Edith Bechthold und Günter Neumann gegen das "reine Prestigeobjekt" ins Feld. Sie stoßen sich nicht nur am dreieckigen Grundriß, nach Angaben des Bürgermeisters schon wegen des kleinen Bauplatzes erforderlich, und dem "moderne Firlefanz" in der Planung. Auch vor den Folgekosten bangt es den beiden.
Nachdem jedoch Traxel dem BVH- Chef mangelnde Rechenkünste nachweisen konnte, versagte ihm die eigene Fraktion die Gefolgschaft. SPD, CDU und zwei BVHler segneten den Bau schließlich ab.
Quer durch alle drei Fraktionen sind sich die Hasselrother auch in einem weiteren "heißen Thema" einig: der seit Jahrzehnten anstehenden Beseitigung des Niedermittlauer Bahnübergangs. Einstimmig steht das Parlament hinter der Entscheidung gegen eine Unterführung und für eine enge Westumgehung.
Die zentralen Themen zur Kommunalwahl überschneiden sich in Hasselroth ebenso wie andernorts. Mehr Bauland muß her, desgleichen mehr Gewerbegebiet. Die Abwanderung zweier Betriebe bereitet ebenfalls allen Parteien Sorgen. SPD-Parteichef und Vize-Bürgermeister Adolf Ruppel plädieren vor allem für eine sparsame Finanzpolitik, obwohl Hasselroth mit einer Pro-Kopf- Verschuldung von rund 80 Mark und 3,5 Millionen Mark Rücklagen im Vergleich zu anderen Kommunen "noch ganz gut dasteht". Auch kündigt er "ehrlicherweise schon vor der Wahl" eine unumgängliche Erhöhung der Wasser- und Müllgebühren an.
Die CDU will sich neben anderem dafür stark machen, daß Hasselroth wieder eine Hauptschule bekommt. Nachdem die Neuenhasslauer und Niedermittlauer vergangenes Jahr wegen mangelnder Schülerzahlen geschlossen worden seien, müsse zumindest eine Hauptschule gesichert werden, auch wenn deren Betrieb vorerst ruhe. Schließlich müsse man aufgrund der Grundschul-Jahrgangsstärken dafür ausgehen, daß in absehbarer Zeit wieder Bedarf bestehe. KATJA SCHOSSER
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
SPD 56,4 Prozent (17 Sitze)
CDU 24,2 Prozent (8 Sitze)
BVH 19,4 Prozent (6 Sitze)
OFFENBACH. Das Ermittlungsverfahren gegen die frühere Schul- und Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul (SPD) hat die Staatsanwaltschaft beim Darmstädter Landgericht eingestellt, "weil Frau Dr. Beul weder eine vorsätzliche noch bedingt vorsätzliche begangene Untreue zum Nachteil der Stadt Offenbach vorzuwerfen war".
Der im November 1992 aus dem Dienst geschiedenen SPD-Stadträtin war angelastet worden, im Juni 1989 ohne entsprechenden Stadtverordnetenbeschluß für 182 000 Mark Glasvitrinen für ein neu einzurichtendes Spielzeugmuseum bestellt zu habe und aus einem falschen Etat-Titel der Volkshochschule und ohne haushaltsrechtliche Grundlage 80 0000 Mark bezahlt zu haben.
Das Stadtparlament hatte zwar den Grundsatzbeschluß zur Einrichtung des Museums gefaßt, sich dann aber angesichts der Geldnot der Stadt heillos über die Finanzierung zerstritten. Dr. Beul geriet dabei zwischen alle parteipolitischen Fronten.
Trotz des Streites, so meint die Staatsanwaltschaft, konnte Dr. Beul davon ausgehen, daß Magistrat und Parlament weiter das Spielzeugmuseum wollten und somit auch die Mittel haushaltsrechtlich zur Verfügung gestellt würden. Für die Einstellung des Verfahrens war auch von Bedeutung, daß "Dr. Beul die weitere Abwicklung dieses Auftrages nicht versteckt geführt hat". lz
Zu einer Mahnwache an der Tunnelausfahrt der geplanten Riederwald-Autobahn A 66 hat das Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn für Sonntag, 28. Februar, aufgerufen. Die Mahnwache, mit der eine Woche vor den Kommunalwahlen noch einmal auf die "katastrophalen Folgen dieser Autobahn" hingewiesen werden soll, beginnt um 15 Uhr Am Erlenbruch auf der Höhe Schäfflestraße.
Bei der anschließenden Kundgebung werden neben Eckhart Engert, dem Vorsitzenden der Bornheimer SPD und hessischen Landesvorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Grüne Albrecht Hennemann und Jürgen Schmittel vom Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn sprechen.
Mit der Veranstaltung will das Aktionsbündnis zugleich auch für "die alternativen Alternativen" zu dem Autobahn-Projekt werben. In einem Flugblatt zu der Veranstaltung wird beispielsweise der Auabau der S-Bahnen, die Förderung des Radverkehrs und die Schaffung eines Schnellbusnetzes genannt. ing
WIESBADEN. Hessens Datenschutzbeauftragter Winfried Hassemer sieht zur Zeit "schlechte Karten" für den Datenschutz. Bei der Vorstellung seines Tätigkeitsberichts für 1992 rügte Hassemer am Freitag sowohl Bonner Gesetzesverschärfungen als auch mangelnde Aufmerksamkeit für den Datenschutz in hessischen Behörden.
Auch "nach 20 Jahren Datenschutzgesetzgebung" werde das Handeln der Verwaltung weiter von "eingefahrenen Denk- und Handlungsweisen der Mitarbeiter" geprägt, die das Datenschutzrecht nicht ernst genug nähmen, heißt es in Hassemers Jahresbericht. In Bonn werde der Datenschutz zugleich durch erweiterte Befugnisse für die Polizei (Gesetz gegen organisierte Kriminalität, generelle erkennungsdienstliche Behandlung von Asylbewerbern) zurückgedrängt. Auf Landesebene drängte der Datenschutzbeauftragte auf die schnelle Verabschiedung eines "Umwelt-Informationsgesetzes", um den Bürgern Einblicksrechte in Umweltakten der Behörden zu garantieren. Gerade die derzeitige Umweltverseuchung bei der Hoechst AG in Frankfurt zeige, wie dringend notwendig Informationsrechte der Bürger seien.
Als Beispiel für mangelnde Kooperationsbereitschaft der Behörden nannte Hassemer den Versuch der Datenschützer, sich die Akten des Verfassungsschutzes über die Sicherheitsüberprüfungen von Angehörigen des öffentlichen Dienstes vorzunehmen. Jährlich werden in Hessen 400 bis 600 solcher Überprüfungen für Mitarbeiter in sicherheitsrelevanten Bereichen angestellt. Ergebnis der Kontrollen der Datenschützer sei gewesen, daß der Verfassungsschutz dabei "große Sammelwut" und "großen Datenhunger" (Hassemer) an den Tag lege.
Auch jahrzehntealte Daten, die in polizeilichen oder strafrechtlichen Ermittlungen längst wieder gelöscht wären, fänden sich in den Archiven des Verfassungsschutzes noch immer. "Insbesondere Ausländer" würden besonders gründlich durchleuchtet: Wenn die Ehepartner von überprüften Bewerbern Ausländer seien, werde deren gesamte Ausländerakte beigezogen und wesentliche Teile daraus bewahre man als Kopie auf. Aufgrund der Prüfung habe sich der Eindruck verstärkt, daß "umfangreiche Datensammlungen entstehen, die ein detailliertes Persönlichkeitsbild des Betroffenen bieten können". Eine ausreichende Rechtsgrundlage dafür gebe es nicht.
Die Datenschützer hatten drei Anläufe unternehmen müssen, um die Verfassungsschutzakten überhaupt einsehen zu dürfen. Nach einem ersten Versuch im Herbst 1990, als das Landesamt für Verfassungsschutz noch grundsätzliche Bedenken wegen der "sensiblen Informationen" in den Akten geltend gemacht habe, sei es endgültig erst im September 1992 gelungen, die Unterlagen ohne Begrenzung stichprobenartig einzusehen. Inzwischen sei der hessische Verfassungsschutz aber bereit, den Bedenken der Datenschützer gegen die bisherige Praxis künftig Rechnung zu tragen.
Besseren Datenschutz mahnte Hassemer unter anderem für den Polizeifunk an. Nachdem der Betrieb von "entschlüsselnden Geräten" nicht mehr strafbar sei, müsse die Polizei selbst für einen wirksamen Abhörschutz durch digitalisierte oder verschlüsselte Übertragung oder "Sprachverschleierung" sorgen. Etwa bei den Krawallen in Rostock habe sich gezeigt, daß Gewalttäter das Abhören des Polizeifunks für ihr eigenes Vorgehen nutzen könnten.
Auch der Datenschutzbericht 1992 enthält wieder viele Beispiele für die Mißachtung bestehender Schutzbestimmungen. So hält Hassemer die Formulare, mit denen Ratsuchende bei Schuldnerberatungsstellen ihre Einwilligung dazu geben müssen, daß Auskünfte über sie erteilt werden dürfen, für viel zu pauschal. Bei drei hessischen Sozialämtern wurde bislang unterhaltspflichtigen Männern der Aufenthaltsort von Frauen auch dann mitgeteilt, wenn diese in einem Frauenhaus Schutz gefunden hatten (Hassemer forderte hier eine Änderung dieser Praxis). In der Stadt Frankfurt hat eine Überprüfung der Datenschützer ergeben, daß vorschriftswidrig die Vertraulichkeit medizinischer Daten in den Leichenschauscheinen nicht gegeben war, weil der vertrauliche Teil dieser Scheine entweder nie verschlossen oder aber von städtischen Ämtern geöffnet worden war.
Zunehmend beschäftigten den Datenschutzbeauftragten auch Fälle, in denen Bürgern ihr Informationsrecht vorenthalten wird: So wurde einem Betroffenen vom Gesundheitsamt die Einsicht in ein ärztliches Gutachten mit dem Argument verweigert, der Verfasser sei damit nicht einverstanden. Erst die Intervention der Datenschützer, die diese Weigerung für rechtswidrig erklärten, sicherte dem Patienten die Akteneinsicht.
RICHARD MENG
Lebensmittelieferungen in die umkämpften Südprovinzen sind bislang zu gefährlich. Aber wenn sie nicht in kürzester Zeit möglich seien, sagt auch Helge Rohn von einer norwegischen Hilfsagentur, würden Hunderttausende verhungern. Auch Garang hofft darauf, daß der internationale Druck die Machthaber in Khartoum am Verhandlungstisch zu einer Einigung zwingen kann. Noch vor einem Monat hatte der SPLA-Führer betont, ,,Khartoum wird nie freiwillig zustimmen. Sie scheinen beinahe messianisch darauf versessen zu sein, den Islam zu verbreiten. Aber wir glauben, daß Druck ausgeübt werden kann.''
In der Tat scheinen die Militärs in der Hauptstadt den Verhandlungen zugestimmt zu haben, weil sie die Präsenz US-amerikanischer Soldaten im benachbarten Somalia beunruhigt. Westliche Diplomaten gehen davon aus, daß Khartoum Friedenstruppen im eigenen Land fürchtet.
Im Weißen Haus wird, -- auf dem Hintergrund der Ereignisse in Somalia --, offenbar weniger an einen Militäreinsatz, als vielmehr an ökonomische Köder gedacht. Vor Ende März will Clinton sich offenbar nicht entscheiden, aber zur Diskussion steht ein finanzielles Angebot an die Regierung, die täglich geschätzt zwei Millionen Dollar für den Krieg ausgibt.
Dabei ist der Sudan arm und wird von der Gebergemeinschaft ausgeschlossen. Von den 13 Milliarden Dollar Schulden trägt die Regierung keinen Pence ab, die Inflation beträgt 150 Prozent und inzwischen sollen die hohen Lebenshaltungskosten auch im Norden des Sudan zu Anti-Regierungs-Unruhen geführt haben.
Finanzzusagen könnten, so wird spekuliert, die Machthaber dazu zwingen, mit der SPLA zu verhandeln, bis eine Lösung gefunden ist. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Vereinte Nationen: Boutros-Ghalis Berater fordert in Geheimpapier Dezentralisierung des UN-Sekretariates =
New York, 26. Februar (IPS) -- Kenneth Dadzie, ein Spezialberater von UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali, hat in einem geheimen Dossier gefordert, daß das Sekretariat und rund 70 Sonderberater auf die fünf regionalen UN-Kommissionen aufgeteilt werden sollen. Die UN- Aktivitäten sollen damit entbürokratisiert, die Verwaltung enger an die ausführende Ebene angebunden werden.
Die Kommissionen sitzen in Addis Abeba, Amman, Bangkok, Brüssel und Santiago. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Expertengruppe, die Generalsekretär Boutros-Ghali zusammengerufen hatte, verlangt, daß die Kommissionen mit größerer Zuständigkeit ausgestattet werden müßten.
Und Boutros-Ghali hatte anschließend für stärkere Dezentralisierung votiert ,, damit die Vereinten Nationen näher an die Mitgliedsstaaten rücken, denen sie dienen sollen''.
Dadzie, der auch Generalsekretär der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) ist, hat in dem 28-Seiten- Dokument vorgeschlagen, daß sofort eine Einsatzgruppe aufgestellt werden soll, die überprüft, welche Arbeiten in den UN-Regionalkommissionen effektiver erledigt werden könnten als im New Yorker Generalsekretariat. Zu diesen gehören die Dienste der rund 70 Sonderberater, die Regierungen vor allem in Fragen der Wasser- und Energieversorgung informieren und Projekte vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) und dem Bevölkerungsfonds (UNFPA) technisch unterstützen.
Ihre Stellen sollten, so die Empfehlung das Ghanaers Dadzie, je nach Bedarfslage und Nutzen auf die Regionalkommissionen verteilt werden.
Wenn der Vorschlag sich durchsetzt, könnte es bereits sechs Regionalkommissionen geben. Denn Boutros-Ghali will in Wien eine weitere einrichten, die UN-Aktivitäten in Osteuropa und den GUS-Staaten koordinieren soll. Nach üblichem UN- Procedere wäre diese Aufgabe einem Büro im UN-Hauptquartier zugewiesen worden. Boutros-Ghali ist es offenbar Ernst mit der Entflechtung der UN-Verwaltung. Bereits im vergangen Jahr hatte der Generalsekretär entschieden, daß in der Hauptstadt eines jeden Landes ein UN- Büro eröffnet werden sollte, das unter einem Dach die Programme von UNDP, UNFPA, UNICEF, dem Welternährungsprogramm WFP und dem Hohen Flüchtlingskommissariat koordiniert.
Dadzie empfiehlt in seinem Papier, daß die Neuordnung nicht bloß formaler Natur sein soll, sondern auch ,,Entscheidungsbefugnisse dezentralisiert werden''. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Kolumbien: Auch mit Kopfgeld läßt Drogenzar Pablo Escobar sich nicht aufspüren =
Santa Fe de Bogota, 26. Februar (IPS/ Maria Isabel Garcia) -- Das Prinzip der Einschüchterung scheint in Kolumbien an Wirkung noch nichts verloren zu haben. Trotz der horrenden Prämie von 19,5 Millionen US-Dollar, die der Staat auf den Kopf des flüchtigen Drogenzars Pablo Escobar ausgesetzt hat, sind bei den Kolumbianern aus Angst vor tödlichen Vergeltungsmaßnahmen die Lippen weiterhin versiegelt.
Sieben Monate intensivste Kampagne der kolumbianischen Regierung, die einem potentiellen Informanten neben der Belohnung ein neues Leben in Übersee versprechen, haben die psychologische Macht des Drogenkartells nicht brechen können.
Ein früherer Gefolgsmann des Drogenzars, der sich gegen Schutzgewährung den Behörden gestellt hatte, konstatiert: ,, Niemand wird für die angebotene Summe den Boss verraten.''
Der satte Betrag von 19,5 Millionen Dollar käme allerdings dem Gehalt gleich, das der kolumbianische Präsident nach 136 Jahren Amtszeit anhäufen würde. Trotzdem war damit bisher niemandem eine Information über das Versteck des seit Juli entflohenen Escobar zu entlocken. Ein Aufwand von etwa 20 Millionen Dollar und drei Jahre Geheimdienstarbeit seien nötig, um den Drogenboß zu fassen, prognostizierte der Israeli Eitan Koren im September 1992, zwei Monate nach Escobars Flucht aus ,La Catedral', seinem Luxusgefängnis in Medellin.
,,Auch wenn die Regierung alle bisher gebotenen Kopfgelder übertreffen würde, so wäre kein Ausländer in der Lage, Escobar ausfindig zu machen. Um in seine Kreise eindringen zu können, muß man die kolumbianische Sprache und Kultur wie seine Westentasche kennen'', so der frühere Berater des Justizministeriums in Bogota.
Experten gehen überdies davon aus, daß sich Escobar das Schweigen in seinem unmittelbaren Umkreis mit noch höheren Beträgen erkauft. Gelder locker zu machen für den Drogenkrieg gegen die Regierung oder in diesem Falle für die eigene Sicherheit sei für ihn noch nie ein Problem gewesen.
Sieben Millionen Dollar habe Escobar auf den Tisch gelegt, um die drei Köpfe eines weiteren Drogenkartells in Kolumbien -- von Francisco Mario Galeano, seinem Bruder Fernando und William Gerardo Moncada -- rollen zu sehen, berichtet ein ehemaliger Handlanger der Medellin-Mafia. Escobars Bruder und Moncada hatten ihn beschuldigt, etwa 20 Millionen Dollar gestohlen und an einen geheimen Ort gebracht zu haben. Nach Aussagen der Polizei rief Escobar diese Männer zu einem Treffen in ,La Catedral' unter dem Vorwand, diese Angelegenheit zu klären.
Vergangenen Juli wurden die Leichen der drei und 19 weiteren an einer Straße in Medellin gefunden. Diese Mordserie veranlaßte die Regierung, die Verlegung Escobars in eine Militärbaracke anzuordnen. Für den Drogenboß war dies jedoch das Stichwort, sich der Aufsicht der Behörden auf unbestimmte Zeit zu entziehen. Mit Giovanni Lopera sind es nun bereits zwölf ehemalige Vertrauensmänner Escobars, die sich der Polizei gestellt haben und im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Itagui einsitzen. Unter ihnen ist auch ein weiterer Bruder Roberto und Carlos Mario Alzate alias ,Arete', auf den eine Belohnung von 142.000 Dollar ausgesetzt worden war.
Die kürzlichen Festnahmen von Lopera und Alzate werden als Indiz für die Bedrängnis gewertet, in die Escobar geraten ist, seit 1.500 Elitepolizisten eine Treibjagd zu Luft und zu Lande auf ihn veranstalten. ,,Von einer bervorstehenden Verhaftung kann nicht die Rede sein. Jedoch wird unsere Beharrlichkeit früher oder später zum Erfolg führen'', versicherte am Mittwoch General Octavio Vargas Silva, Vizedirektor der Medelliner Polizei. (Ende/IPS/af/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
BAD HOMBURG. In drei Minuten war alles gelaufen: Der seit 20 Jahren amtierende Vorsitzende des Bad Homburger Laternenfestvereins, Wolfgang Hof, ist einstimmig für ein weiteres Jahr in seinem Amt bestätigt worden.
Wiedergewählt wurden in der Jahreshauptversammlung des Vereins ohne Gegenkandidaten und ohne Gegenstimmen auch der zweite Vorsitzende Gerhard Rhode und alle weiteren Vorstandsmitglieder. c
HÖCHST. Neonlicht, überall Schaltschränke mit integrierten Bildschirmen. Vier Lehrlinge in Blaumännern sitzen vor riesigen Farbmonitoren. Mit der Tastatur steuern sie chemische Prozesse sitzend, wofür noch vor zehn Jahren ihre älteren Kollegen in lauten Werkhallen herumlaufen mußten. Die vier Auszubildenden sitzen im Prozeßleitstand, dem Herzen des neuen Ausbildungszentrums namens Technikum. In dem dreigeschossigen Gebäude hat die Hoechst AG für ihre Lehrlinge alle ihre Chemie-Produktionsanlagen en miniature nachgebaut. 300 Auszubildende gleichzeitig können in dem Backsteingebäude ihr Handwerk erlernen.
Außerhalb des Prozeßleitstandes wird im Technikum die Produktion geübt. Aber auch da überall hilft die Computertechnik, die richtigen Chemikalien zur rechten Zeit in sinnvollen Mengen miteinander reagieren zu lassen. 60 verschiedene chemische Anlagen simulieren das, was der Lehrling nach seiner Ausbildung dann im Werk weniger übersichtlich vor sich hat. Zusammen mit den Ausbildern können die zukünftigen Chemikanten, Chemiefacharbeiter und Laboranten selbst die Produktionsprozesse fahren.
Aber nicht nur Hoechst-Lehrlinge, sondern auch altgediente Mitarbeiter sollen im Technikum für neue Anforderungen "qualifiziert werden", sagte Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor Justus Mische bei der Eröffnung des neuen Aus- und Weiterbildungszentrums. Der Chemie- Konzern verspricht sich auch von der 20- Millionen-Mark-Investition in das Ausbildildungszentrum mehr Bewerber für den Lehrberuf des Chemikanten. Im September vergangenen Jahres habe die Hoechst AG zwar 1100 Lehrlinge eingestellt. 60 Ausbildungsplätze aber konnten nicht besetzt werden.
Die neuen Produktionstechniken, bei denen Kollege Computer die Hauptrolle spielt, könne von den Mitarbeitern nur bewältigt werden, "wenn jeder einzelne Mitarbeiter die Hintergründe eines Prozesses versteht", sagte Hoechst-Ausbildungschef Ulrich Gruber.
Auch Ex-Minister Heinz Riesenhuber pries das Engagement der Hoechst AG für den Nachwuchs, denn jetzt, "als Abgeordneter, darf ich ja loben, kann ich ja nicht mehr in die zahlreichen Fettnäpfchen treten, die einem Minister so vor die Nase gestellt werden". Nur Staatssekretär Jürgen Wefelmeier aus dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft wollte sich nicht ganz verkneifen, auf die o-Nitroanisol-Verseuchung durch den Konzern im Frankfurter Westen hinzuweisen: "Es fällt mir nicht leicht, die richtigen Worte zu finden, nach den Ereignissen in den letzten Tagen." gre
Betriebshof rund um
die Uhr dienstbereit
für Bad Vilbels Bürger
Hereinspaziert, alle Türen stehen heute auf!
Von Jörg Koppmann
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der ehemals schmucklose Großraum im Hofheimer Bürohaus, Hattersheimer Straße 5, ist nicht wiederzuerkennen: Käsehäppchen, Knabberzeug und Laugenbrezeln stehen auf der nagelneuen kleinen Bartheke im ebenfalls neu abgetrennten Vorraum, das anschließende große Zimmer ist mit Tischchen und gepolsterten Holzstühlen zum Caféraum umfunktioniert - neuer Anziehungspunkt der Drogenberatungsstelle Main-Taunus. Ein "niedrigschwelliges" Angebot, das gerade auch jüngere Drogenabhängige anlocken soll, "die sich noch mit der Szene identifizieren, Drogen als Lustgewinn empfinden und kein Bedürfnis nach Beratung oder Therapie haben", sagt Hans Böhl, der Leiter der Drogenberatungsstelle. Ebenfalls neu im Angebot: Waschmaschine, Trockner, Dusche und eine kleine Küche. "Jeder kann jetzt unverbindlich auf einen Kaffee vorbeikommen, seine Wäsche waschen oder sich duschen." Und jeder, der erst mal da ist, fängt auch an zu erzählen, weiß Böhl.
Bisher sei die Beratungsstelle nur mit der "Eintrittskarte" Wunsch auf Beratung oder gar Therapie erreichbar gewesen. Gerade die Unverbindlichkeit der Anlaufstelle werde aber immer wichtiger, um Suchtkranke möglichst früh zu erreichen. Umso mehr, seit die Stadt Frankfurt entschieden darangeht, die Szene in der Taunusanlage zu zerschlagen und sich Junkies in irgendwelche Privatwohnungen verziehen.
Das neue Café ist gleichzeitig für Ex- Junkies im Methadonprogramm gedacht, die sich am Wochenende in der Hattersheimer Straße den Ersatzstoff Polamidon holen und anschließend noch bei einem Kaffee zum Plaudern mit den Drogenberatern zusammensitzen. Hans Böhl ist zufrieden. Schon nach einer Woche hat das neue Angebot voll eingeschlagen. "Wir stellen fest, daß Leute, die Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre vorbeikamen, als die Drogenberatungsstelle eröffnet wurde, und dann in der Drogenszene abgetaucht waren, plötzlich wiederkommen." Hauptgrund dafür ist allerdings das Methadonprogramm, an dem sich mittlerweile 55 Suchtkranke beteiligen. "Nur elf davon hatten noch nie Kontakt zur Beratungsstelle."
Für die sieben Sozialarbeiter, die das Programm als psychosoziale Berater betreuen, ein unerwarteter Erfolg. Rechneten sie zu Beginn der Methadonvergabe Anfang vorigen Jahres doch allenfalls mit 15 Substituenten. Andererseits wurden sie von der Arbeit regelrecht überrollt. Über 1000 Gespräche zusätzlich zur bisherigen Arbeit hat Böhl in seiner Jahresbilanz registriert.
Abhilfe sicherte Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) aber bereits zu, der das neue Café gestern rechtzeitig vor der Kommunalwahl präsentierte: Die benötigte zusätzliche Stelle hat das Okay des Kreisausschusses. Und der hat auch Mehlers Vorschlag zugestimmt, die gesamte Drogenhilfe im Kreis auf neue Vertragsfüße zu stellen. War bisher der Kreis Träger der Drogenberatungsstelle, der den Verein Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ) mit den verschiedenen Hilfsangeboten beauftragte - angefangen von traditioneller Beratung, Streetwork-Arbeit, präventiver Suchtaufklärung in Schulen, Jugendtreffs oder Elternabenden bis hin zur Betreuung von Selbsthilfegruppen und dem Methadonprogramm - firmiert nun JJ als Träger. Und der wiederum wird vom Kreis finanziell unterstützt, sofern das Geld nicht von Dritten, sprich vom Land, dem Landeswohlfahrtsverband, Kommunen, der LVA oder Krankenkassen, in ausreichenden Mengen in die Kasse kommt.
JJ hat damit nicht nur Planungssicherheit, preist Mehler die Vorzüge des neuen Kontrakts, "der Verein ist damit auch finanziell auf sichere Beine gestellt". Zunächst für fünf Jahre - so lange läuft die Vertragsfrist, die sich anschließend automatisch verlängert, sofern keiner der beiden Partner aussteigt. Auch wenn Hans Böhl "dringend" betreute Wohnungen für Suchtkranke ins Netz der Drogenhilfe im Kreis knüpfen möchte, ist er ebenso wie Mehler auf das Erreichte stolz: "Wir waren nicht nur der erste Kreis, der ins Methadonprogramm eingestiegen ist, wir sind allen anderen Landkreisen Hessens auch bei den übrigen Angeboten um Längen voraus." ana
"Die Schmerzgrenze ist erreicht", rief Sandra Knörr den 800 demonstrierenden Berufsschülern zu. Ein Johlen und Pfeifen bestätigte die Aussage der Schulsprecherin der Gutenbergschule. Gegen die fortdauernde Benachteiligung der Berufsschulen, unerträgliche Lernbedingungen durch Raumnot sowie die veraltete Ausstattung sind die Schüler und Schülerinnen von fünf Frankfurter Berufsschulen am Freitag auf die Straße gegangen.
Die jungen Leute trugen Transparente vor sich her gegen die "Banken- und Messestadt", die kein Geld für ihre Schulen habe. Vor dem Römer beanstandeten Sprecher, daß die Politiker sich nur in der Opposition für die Berufsschulen stark machten. Wenn sie die Macht hätten, ihre Versprechen umzusetzen, "geschieht nichts", rief Sandra Knörr.
Gar nichts versprechen wollte darum auch der CDU-Stadtverordnete Gerhard Ley. Gleichwohl kündigte er an, die CDU werde sich darum "bemühen", mit der Modernisierung des Berufsschulzentrums in der Hamburger Allee zu beginnen. Auch Michael Damian, persönlicher Referent der Schuldezernentin Jutta Ebeling, zeigte "Verständnis" für das Anliegen der Berufsschüler. Der Magistrat habe einen Berufsschulplan, der die Raumprobleme beseitigen soll. Die Stadtkasse sei aber nicht gerade gut gefüllt. luf
HOCHTAUNUSKREIS. Statistiken sind zwar wichtig, aber nicht immer 100prozentig richtig. Das meinte auch Hans-Georg Fritze, Geschäftsführer der "Gesellschaft Hochtaunusstraße", als er sagte: "Wir haben faktisch die Hälfte mehr, als wir nachweisen können." Gemeint ist die Fremdenverkehrsbilanz des Statistischen Landesamtes über Gästezahlen, Übernachtungen, die Auslastung der Betten und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Gebiet der Hochtaunusstraße (Bad Homburg, Oberursel, Schmitten, Weilrod, Waldems, Bad Camberg). Da Gasthäuser oder Hotels erst nach neun Tagen verpflichtet sind, ihre Gäste zu melden, gibt die Statistik nur "den Trend" (Fritze) wieder.
Bad Homburg liegt in der Statistik, die den Zeitraum von Januar bis November 1992 umfaßt, mit 525 644 Übernachtungen nicht unerwartet an der Spitze; 1989 waren es 523 716. Die Betten waren zu 64,9 Prozent ausgelastet, 8,6 Prozent weniger als vor drei Jahren. Im Schnitt blieben die Gäste 4,7 Tage, einen weniger als 1989. Vergleichsweise weit abgeschlagen folgt Bad Camberg mit 157 279 Übernachtungen, die Betten dort waren mit 80,2 Prozent recht gut ausgelastet; mehr als 1989 mit 72,6 Prozent. Hier verweilten die Gäste durchschnittlich 6,9 Tage. Nach Waldems zieht es entweder niemanden oder nur kurz. Über den Ort gibt es keine statistische Meldung.
Mit den Werten für die gesamte Hochtaunusstraße ist die Gesellschaft recht zufrieden. Die Zahl der Übernachtungen beläuft sich auf 982 744. Im Vergleich zu 1989 (982 886) gibt es zwar keine Steigerung, aber man gibt sich auch mit einer Konstanten zufrieden. Dasselbe gilt für die Auslastung. Die lag bei 56,2 Prozent - 0,7 Prozent weniger als vor drei Jahren. Nicht zuletzt fühlen sich der Vorsitzende Peter Barkey und Hans-Georg Fritze von den Ergebnissen einer Imageuntersuchung für Hessen bestätigt. "38 Prozent der Befragten nannten hier den Taunus an erster Stelle als Urlaubsgebiet", berichtet Barkey. Und 23 Prozent der Befragten sind der Meinung, daß sich die Hochtaunusstraße als besonderes Ziel für den Aufenthalt im Taunus eignet. dag
BAD VILBEL/ELDORET. Mehr als 70 Kilogramm wiegen die zehn Kartons mit Medikamenten, die der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Eldoret-Huizen- Bad Vilbel, Rudolf Henrich, am Freitagabend mit auf die Reise in die mit Bad Vilbel befreundete Stadt Eldoret in Kenia transportiert hat.
Die Arzneimittel im Großhandelswert von mehr als 12 000 Mark will Henrich dem Bürgermeister von Eldoret, Hussein Kitur, bei seinem fünftägigen Besuch der kenianischen Stadt überreichen.
Wie Henrich mitteilt, wollen er und seine Frau Rosemarie, die ebenfalls im Vorstand des Eldoret-Vereins arbeitet, den Grundstein für ein Werkstattgebäude legen, das noch in diesem Jahr mit finanzieller Unterstützung des Vereins und des Entwicklungshilfeministeriums in Bonn vollendet werden soll. In unmittelbarer Nähe der Behindertenschule am Stadtrand von Eldoret, die mit Spenden aus Bad Vilbel und Huizen errichtet wurde und in der seit 1986 mehr als 40 geistig und körperlich behinderte Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren unterrichtet werden, entsteht zu Kosten von 100 000 Mark eine Werkstatt zur Ausbildung von Schreinern und Schneiderinnen.
Eine erste Rate von 25 000 Mark will Henrich in dieser Woche in der "Stadt am steinigen Fluß" an den Vorsitzenden des Eldoreter Schulkomitees, Joseph K. Lesiew, überreichen. FR
ZEILSHEIM. In Zeilsheim wird es auch in diesem Jahr kein Kinder-Kultur- Programm geben. Einen entsprechenden Antrag des Ortsbeirates hat der Magistrat abgelehnt. Ein Ausbau des Programms sei aus finanziellen Gründen nicht möglich, heißt es in der Antwort . Weil die Haushaltsmittel für 1993 nicht aufgestockt worden seien, könne der Stadtteil nicht einbezogen werden.
Der Rat aus dem Römer: Zeilsheimer Kinder könnten aber die Angebote in Höchst, Unterliederbach und Sindlingen nutzen.
Die Absage macht nach den Worten des Zeilsheimer Ortsbeirates Manfred Ullrich (CDU) deutlich, "wie wenig die Stadt die Situation der Kinder und Jugendlichen in Zeilsheim wirklich verbessern will". Wenn in 27 Frankfurter Stadtteilen Kinder-Kultur-Programme angeboten würden, dann müsse das auch Zeilsheim möglich sein, so Ullrich. "Zumal es bei uns im Gegensatz zu vielen anderen Stadtteilen keine Kinder- und Jugendeinrichtungen gibt."
Ullrich zufolge reicht es nicht aus, wenn für wenige Sommertage ein Spielmobil und eine Skateboard-Bahn vor der Stadthalle stünden, es darüberhinaus aber keine Freizeitangebote in der offenen Jugendarbeit gebe.
Enttäuscht zeigte sich angesichts der Magistratsentscheidung auch die Kinderbeauftragte für den Frankfurter Westen, Christine Schwab. "Auch wenn die Kassen leer sind, sollte nicht bei den Kindern gespart werden." Der Ortsbeirat, glaubt die Kinderlobbyistin, werde die Antwort nicht hinnehmen und "weiter für ein Kultur-Programm kämpfen".
Ahi Sema Issever kann kein zutreffendes Bild Deutschlands vermitteln, da sie keinen deutschen Paß hat - dies meinen hochrangige Politiker dieser Republik (FR vom 23. 2. 1993 "Jugendaustausch exklusiv für Deutsche").
Da fragt man sich doch, was denn von diesen Damen und Herren als das zutreffende Bild Deutschlands angenommen wird. Das Deutschland der Deutschen? Ein Deutschland, in dem Migranten ignoriert, verleugnet und ausgegrenzt werden? Wer hat hier eigentlich Probleme, sich zu dem Deutschland von heute zu bekennen - die Schülerin, deren Ausweispapiere zufällig türkisch sind - oder unsere Politiker?
Will man Deutschland den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechend im Ausland repräsentieren, so gehören Migranten dazu - mit deutschem Paß oder ohne! Wer dies nicht zur Kenntnis nimmt, und institutionell verankerten Rassismus auch noch verteidigt, verschenkt eine Chance mehr, den Lippenbekenntnissen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus auch Taten folgen zu lassen.
Birgit Sitorus, Frankfurt am Main
BÜDINGEN. Mit einem großen Fest wird am Montag ab 18.30 Uhr das neue Jugendzentrum im alten Gymnasium eröffnet. Nach jahrelangem Umbau sind alle eingeladen, den zweiten Stock mit den beiden Jugendräumen, dem Café, dem Mehrzweckraum und der früheren Aula zu besichtigen.
Nach den Ansprachen tritt das "Jongle Bongle Syndicat" aus Gießen mit Jonglage, Percussion und komischen Einlagen auf. Das Theater Mimikri zeigt den neuen Probenraum und Kostproben vom neuesten Kinderstück. Eine Aktionswoche bietet täglich Attraktionen an der Gymnasiumstraße.
Die Jugendpflegerinnen Karin Kirchner, Sybilla Banser und die Praktikantin Petra Rodall (Kirchner: "Wir sind drei schlagkräftige Frauen") wollen das provisorische Jugendzentrum am Marktplatz weiter als Mädchencafé nutzen. Mittwochs ist es von 14 bis 17 Uhr geöffnet, freitags von 15 bis 17.30 Uhr. Das neue Jugendzentrum steht von dienstags bis donnerstags ab 12.30 bis etwa 17 Uhr, dienstags bis 22 Uhr offen. "Wir wenden uns gezielt an Schülerinnen und Schüler", sagt Karin Kirchner. Für die Teenager sind Video- und Foto-Arbeitsgemeinschaften geplant, für die Kleineren Spiel- und Bastelnachmittage. Beispielsweise am Dienstag, 2. März. Ab 14 Uhr kommt der Clown "Petrocelli"; dann spielen die Teens und abends die Erwachsenen.
Mittwoch morgen gibt es im Juz eine Mal- und Leseaktion für Grundschulkinder. Ab 15.30 Uhr führt die "Bochumer Kultur Company" den "Kleinen Prinzen" für Kinder ab sechs Jahren auf. nes
"Schnelles und gemeinsames Handeln" empfiehlt der Frankfurter Rechtsanwalt Christoph Kremer (FR- Bild: Ullrich), Experte im Umwelthaftungsrecht,
FR: Viele Menschen in Griesheim und Schwanheim haben Zweifel, ob die Hoechst AG ihre Versprechen erfüllt und die Schäden beseitigt. Unklar ist immer noch der Grad der Gefährdung. Zwar werden Dächer von Werksmitarbeitern abgedeckt, Erde in Kleingärten und auf Spielplätzen abgetragen, Pflanzen heruntergeschnitten. Größte Sorgen sind aber mögliche Gesundheitsschäden, die vielleicht erst viel später bemerkt werden. Welche rechtlichen Möglichkeiten haben die Betroffenen, ihre Ansprüche auf Schadensersatz zu sichern?
Kremer: Es ist sehr wahrscheinlich, aber nicht sicher, daß sie berechtigt sind, Umweltinstitute oder Toxokologen ihres Vertrauens mit einer Risikoprognose zu beauftragen und die entstandenen Kosten der Hoechst AG zu berechnen. Ich empfehle aber, eine solche Überprüfung nicht individuell in Auftrag zu geben, sondern als Gruppe, um die entsprechenden Kosten gering zu halten.
FR: Was sollten die Geschädigten als nächsten Schritt tun?
Kremer: Sie sollten zunächst formell und schriftlich die Firma Hoechst zur Offenlegung aller Kenntnisse über die Gefährlichkeit der ausgetretenen Stoffe auffordern. Die Bürgerinnen und Bürger sollten bei der Hoechst AG auf deren Auskunftspflicht nach Paragraph 8 des Umwelthaftungsgesetzes pochen. Kostspielige Untersuchungen sollten erst dann in Auftrag gegeben werden, wenn das Chemieunternehmen dieser Auskunftspflicht weiter nicht befriedigend nachkommt.
FR: Was sagt denn die Rechtsprechung dazu?
Kremer: Der 3. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat 1988 am Beispiel der Rhein-Verschmutzung durch die Firma Sandoz entschieden, daß der Verursacher der Umweltverschmutzung die Kosten der Risikoüberprüfung, die dem Geschädigten entstehen, erstatten muß. Es ist wahrscheinlich, daß die Gerichte im vorliegenden Fall auch diesen Grundsatz anwenden werden.
FR: Wie sollten sich die Griesheimer und Schwanheimer verhalten, wenn sie Folgeschäden durch den Giftunfall für sich und ihre Kinder befürchten?
Kremer: Bei Folgeschäden sollte man wissen, daß nach Paragraph 6 des Umwelthaftungsgesetzes die Geschädigten lediglich darlegen müssen, daß der Unfall die Ursache sein könnte. Die Beweislast dafür, daß er es selbst nicht ist, trifft den Verursacher. Ich kann den Betroffenen nur dringend empfehlen, unter Beteiligung des Frankfurter Umweltamtes eine Bürgerversammlung einzuberufen, um sich über die weiteren rechtlichen Schritte zu informieren.
MAIN-KINZIG-KREIS. Im Jahr 1992 registrierte die Polizei so wenig Unfälle wie noch nie zuvor seit Bestehen des Main-Kinzig-Kreises. Auch die Zahl der Menschen, die verletzt wurden oder ihr Leben verloren, sank - einer Tendenz der vergangenen Jahre folgend - weiter.
7963 Kollisionen faßt die Statistik 1992 zusammen, die Landrat Karl Eyerkaufer gestern nachmittag vorstellte. Das sind 7,4 Prozent weniger als 1991. Gleichzeitig stieg die Zahl der im Kreis zugelassenen Fahrzeuge auf 248 652 (Stand gestriger Freitag - weiterer Bericht folgt). az
DREIEICH. Beim nächsten "Dietrichsrother Gespräch" am Mittwoch, 3. März, informiert ein Mitarbeiter der Allgemeinen Ortskrankenkasse über die Folgen des neuen Gesundheitsstrukturgesetzes für die Versicherten. Es ist im Januar in Kraft getreten. Die kostenlose Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Haus Dietrichsroth, Taunusstraße 54. Wer einen Fahrdienst braucht, kann sich bei der Bürgerhilfe unter der Rufnummer 8 20 14 melden. dac
OBERURSEL. "Es ist bedauerlich, daß in den letzten vier Jahren Kommunalpolitik in Oberursel mit einer Stimme Mehrheit gemacht wurde. Die Fronten haben sich verhärtet. Wer abweichende Ansichten hat, kommt überhaupt nicht mehr zu Wort", sagt Angelika Schmallenbach, Wahlkandidatin der erstmals antretenden "Wähler-Initiative Lebenswertes Oberursel" (WILO). Diese Entwicklung möchten sie und ihre Mitstreiter/innen stoppen und dafür sorgen, daß "die Kultur des Miteinanderredens und Zuhörens wieder gelernt wird".
Den ersten Versuch startete die WILO mit einer Diskussionsrunde, bei der die Bürger ihre Sorgen vortragen sollten. Gekommen war am Donnerstag abend nur eine Handvoll Diskussionsfreudiger, und die erzählten das, was schon seit Wochen debattiert wird: Bewohner der Altkönigstraße, die schon lange um Verkehrsberuhigung kämpfen, und eine Initiative von der Hohemarkstraße, die am Feldberg- Zubringer (B 455 neu) lieber einen Kreisel als eine Ampelkreuzung sähe.
Kein einfaches Unterfangen, die verschiedenen Interessengruppen in ein gemeinsames Gespräch zu verwickeln. Die WILO-Leute hatten es schwer, die beiden Gruppen zum gegenseitigen Zuhören zu veranlassen. Die Wählerinitiative, hofft, daß sie in den letzten Tagen vor der Wahl noch genügend Anhänger sammeln kann, um ins Stadtparlament einziehen zu können, um "das Klima zu verbessern". s
STEINBACH. "Der Onkel, der zu Besuch kommt und uns etwas mitbringt, ist uns lieber als die Tante, die Klavier spielt", zitierte Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) den Poeten Wilhelm Busch und applaudierte Landrat Jürgen Banzer (CDU), der gestern im Kindergarten in der Wiesenau die "Onkel"-Rolle übernommen hatte: Er brachte der Stadt Steinbach die erwartete Bestätigung mit, daß das Land 900 000 Mark als Zuschuß für die Erweiterung des Kindergartens bereitstellt.
Das Projekt kostet insgesamt 2,3 Millionen Mark. Die Stadt Steinbach beteiligt sich mit 1,2 Millionen daran. "Es fehlen also noch 115 000 Mark", hat Parnet ausgerechnet, "und dafür haben wir die Nachbewilligung beim Land für 1994 bereits beantragt".
Für die Stadt Steinbach bedeutet die schnelle Bewilligung des Geldes, daß sie bald mit dem Bau beginnen wird und daß im Herbst 1994 die Kinder einziehen können. Die 100 neuen Plätze sind dringend erforderlich, wie die bereits 1991 erstellte Bedarfsanalyse ergeben hat: Mit 100 Kindern ist der bestehende Kindergarten ausgelastet. Für 20 Kinder wurde bereits eine Dependance in der alten Bücherei eingerichtet. Ohne Neubau müßte für 1994 ein Aufnahmestopp verfügt werden.
Die Vorplanung ist fertig. Architekt Thomas Kästner und sein Mitarbeiter Thylbert Wanek stellten sie gestern vor: Das Gebäude entsteht neben dem bisherigen Kindergarten und wird durch einen Laubengang mit ihm verbunden. Vorgesehen sind vier Gruppenräume und zwei Gemeinschaftsräume mit variablen Trennwänden, alle haben Zugänge zu den Freiflächen.
Neben Toiletten und Waschräumen sowie Personal- und Abstellräumen gibt es für die Kinder eine zusätzliche Attraktion: zwei Intensivräume, in die sich kleine Gruppen zu besonderen Aktivitäten zurückziehen können. Das Dach des neuen Kindergartens wird begrünt.
In die Planung des Kindergartens haben sich auch die Eltern eingeschaltet: Sie haben im Oktober 92 einen Förderverein gegründet. Er will, so sagt Vorsitzender Uwe Reul, für Bürgernähe sorgen und Vermittler zwischen Kindergarten und Bürgern, Gewerbetreibenden und Vereinen sein: "Wir wollen den Kindergarten auch finanziell unterstützen bei den Dingen, für die im städtischen Haushalt keine Mittel vorhanden sind". Der Verein wolle um Spenden bitten und "die Lobby für die Kinder sein".
Kindergartenleiterin Lieselotte Prigge, Stadtverordnete und Eltern, die bei der Planvorstellung dabei waren, zeigten sich angetan von den Plänen. Und der Landrat blieb nicht nur der "Onkel", er spielte auch auf der Klaviatur der Komplimente: "Neun Tage vor der Wahl ist es wichtig, auch mal zu zeigen, daß wir alle bei wichtigen Dingen gemeinsam handeln." nau
Auch die Bebauung der Freiflächen um das in der Nazi-Zeit errichtete Gebäude soll sich harmonisch einpassen Denkmalschützer stellen Kaserne unter Schutz Stadt Gelnhausen fürchtet um den finanziellen Profit Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Finanzielle Aspekte, Profitinteressen und Expansionswünsche der Stadt haben bisher die Diskussionen über die zum größten Teil ungenutzte Kaserne bestimmt. Jetzt rücken zusätzlich kulturelle Erwägungen ins Gesichtsfeld. Nach Expertenmeinungen stellt die Anlage aus der NS- Zeit ein architektonisches Kleinod dar, nicht zuletzt wegen der als einmalig erachteten landschaftsbezogenen Konzeption. Das hessische Landesamt für Denkmalpflege hat der gesamten ehemaligen P-9-Kaserne den Rang eines Kulturdenkmals zuerkannt und die Bauten nebst Außenanlagen unter Schutz gestellt. Die kulturbeflissene Stadt Gelnhausen hat umgehend reagiert: mit geharnischtem Protest. Vom Denkmalschutz will man sich beim geplanten Millionengeschäft mit Bauplätzen nicht hineinreden lassen. Hubert Müller, Landratskandidat der CDU und Erster Stadtrat in Gelnhausen, fühlt sich mitten in der heißen Phase des Wahlkampfes mal wieder von der SPD- geführten Landesregierung und ihren Behörden verfolgt. Die Verfügung der Denkmalschützer sei nach der Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft in der einstigen US-Kaserne "der zweite Schlag", wetterte Müller. Besonders schmerzt den zweiten Mann im Rathaus, daß nicht nur die Gebäude, die sowieso niemand antasten wollte, den Denkmalstempel erhalten haben, sondern auch das ganze Drumherum. Damit habe sich das ganze Gerede vom "Pilotprojekt Gelnhausen", von der modellhaften zivilen Entwicklung ehemals militärisch genutzter Flächen "als einzige Luftnummer" erwiesen. Keine Frage, daß der Christdemokrat solches Ungemach nicht kampflos hinnehmen will. Die Verfügung des Landesamtes müsse angefochten werden. "Da kann das letzte Wort noch nicht gesprochen sein."
Zwar hat die Stadt das Areal noch nicht von der Bundesregierung kaufen können. Bonn verlangt hundert Millionen Mark, während laut Urteil des Main- Kinzig-Gutachterausschusses der Bodenwert nur gut zehn Millionen Mark beträgt. Aber längst wird auch im Rathaus vorgedacht, wie der Kuchen am lukrativsten für die Kommune zu verteilen sei. Dabei stört es ungemein, wenn ausgerechnet die Freiflächen zwischen den Altbauten in besonders attraktiver Lage - Teich und Exerzierplatz insbesondere - nicht frei disponibel sind. Beim Parzellieren redet fortan der Denkmalschutz mit.
Wenn man auf den Freiflächen nichts mehr bauen dürfe, weil es das Denkmal störe, so die Klage Müllers, "bleibt ja nichts mehr übrig". Solche Zuspitzung erweckt den Eindruck, daß Denkmalschutz die unabänderliche Fixierung des Status quo bedeute. Tatsächlich geht es derzeit vor allem erst einmal darum, daß bei den Planungen für die 1936 eröffnete Anlage von Anfang an denkmalpflegerische Aspekte einbezogen werden. Bezirkskonservator Dr. Rupert Reiter kündigte im FR-Gespräch an, daß die Abwägung zwischen Denkmalschutz und anderen Belangen ja erst noch bevorstehe. Sowohl der Bund als Eigentümer als auch die Stadt könnten ihre Auffassungen in einer Anhörung verdeutlichen. "Da findet sich eine Lösung", glaubt Reiter eingedenk des bisherigen guten Verhältnisses zwischen seiner Behörde und der Stadt.
Im Staatsbauamt Fulda, wo derzeit noch alle Bauangelegenheiten zur Kaserne abgewicket werden, begreift man den Denkmalschutz ebenfalls nicht als Hemmschuh oder gar Entwertung des Geländes. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Martin Haubs, Sachgebietsleiter in der Planungsabteilung. "Es werden bestimmte Auswüchse verhindert, denen sonst nicht zu begegnen wäre", betont Haubs, daß "wir als Planer den Denkmalschutz als Unterstützung sehen und begrüßen". Wenn man einfach drauflosplante, "könnte man auf die Idee kommen, überall Parkplätze anzulegen". Oder es könnte jemand auf die Idee kommen, den kleinen See zuzuschütten. Haubs plädiert im Sinne der Denkmalpflege für eine "großzügige" Bebauung und will die Erschließungswege so angelegt wissen, "daß der Mittelbereich nicht zu sehr durch Fahrzeugverkehr beeinträchtigt wird".
(Siehe auch: Zur Sache)
KRONBERG. Die Kulturgesellschaft Kronberg mbH hat bereits im ersten Jahr ihres Bestehens "ein eigenes Profil entwickelt", sagt Geschäftsführerin Anne Nasse. Sie legte jetzt die Jahresbilanz vor: 18 Veranstaltungen, vorwiegend in der neuen Stadthalle, haben ihrer Meiung nach gezeigt, daß das zusätzliche kulturelle Angebot von den Kronbergern angenommen wird. Die 295 Plätze in der Stadthalle sind im Durchschnitt zu 65 Prozent ausgelastet. Über 50 000 Mark kann die Kulturgesellschaft verfügen.
Die Vereine haben ihre anfängliche Skepsis gegenüber der Kulturgesellschaft abgelegt, auch weil sie, so sagt Bürgermeister Wilhelm Kreß, "gemerkt haben, daß sie deshalb nicht weniger Zuschuß bekommen".
Das Prinzip, die Kulturarbeit aus der Verwaltung herauszunehmen, hat sich bewährt, berichtet Nasse. Sie arbeitet mit vier Programmausschüssen zusammen, die mit sachkundigen Bürgern und Vereinsvertretern besetzt sind und die über das Programm demokratisch abstimmen. "Auf diese Weise können die Bürger selbst aufspüren, wo im kulturellen Angebot in der Stadt noch Lücken sind." (Einen ausführlichen Bericht über die Arbeit der Kulturgesellschaft lesen Sie im Kulturspiegel Taunus am 4. März.) nau
BUTZBACH. Der Verkauf des Blauen Hauses am Butzbacher Marktplatz ist perfekt. Am Donnerstag wurde der Vertrag zwischen Vertretern der Stadt und der in Braunfels ansässigen Sewo-Bau unterschrieben. 646 180 Mark muß nun die Sewo-Bau für den Immobilienerwerb auf das Konto der Stadtkasse überweisen. Der Eigentumswechsel soll zum 1. April erfolgen.
Die Sewo-Bau ist nach eigenen Angaben eine bundesweit operierende Gesellschaft, die sich auf den Bau von Alten-, Wohn- und Pflegeheimen sowie auf Wohnanlagen spezialisiert hat. Im Erdgeschoß des einst vom Volksmund so getauften Hauses soll entweder ein Café oder ein Restaurant entstehen. In den darüberliegenden beiden Geschossen und dem Dachgeschoß sollen auf einer Fläche von rund 350 Quadratmetern maximal sechs Eigentumswohnungen entstehen.
Die Umgestaltungspläne wurden bereits vor einigen Wochen dem Kreisbauamt zugeleitet. Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke rechnet mit einer Genehmigung schon in den nächsten Tagen, da mit dem Eigentumswechsel am 1. April die Bauarbeiter in das Gebäude einziehen. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten beendet werden.
Damit scheinen die Wünsche des Stadtparlamentes nach monatelanger vergeblicher Suche endlich in Erfüllung zu gehen, durch einen Eigentumswechsel und die Einrichtung eines gastronomischen Betriebes in dem Gebäude den Marktplatz und die Innenstadt zu beleben. Um diesem Ziel gerecht werden zu können, hat die Stadt sich ein Vorkaufsrecht gesichert. Durch die neuen Kontakte haben sich weitere Möglichkeiten ergeben. So hat die Gesellschaft ein recht großes Interesse gezeigt, die unter dem Rathaus liegenden alten Kellergewölbe möglicherweise als Ratssaal herzurichten. str
LANGEN. Auf dem Seniorenprogramm der Stadt steht für Donnerstag, 4. März, eine Fahrt nach Frankfurt ins Jüdische Museum.
Wer mitfahren will, meldet sich unter der Rufnummer 20 32 13 an. dac
Die Idee kam ihm an einem Donnerstagabend im Bett. Mögen andere Leute vor dem Einschlafen Schäfchen zählen - Jürgen Strohmaier reihte an diesem Abend Lichterketten vor seinem inneren Auge aneinander. Er dachte an eine Million und mehr und daran, daß solch magische Zahl schon was hermacht. Wenn man derart viele Leute gewinnen könnte, so grübelte er, einen entscheidenden Schritt weiterzugehen - dann könnte die vielleicht allzu flüchtige gesellschaftliche Klimaveränderung per Kerzenschein etwas Nachhaltiges bewirken. Etwas, was einem keiner mehr wegnimmt, weil das Recht darauf gesetzlich verankert ist.
Was lag da näher als die Forderung, endlich der Realität Genüge zu tun und Deutschland als das zu begreifen, was es seitens der Regierung zwar nicht sein will, für Millionen Menschen aber längst ist: ein Einwanderungsland? Das war's! Strohmaiers Idee nahm Gestalt an. Ein Referendum sollte es sein. Eine Million Stimmen für die doppelte Staatsbürgerschaft! In der Verfassung zwar nicht vorgesehen, aber was macht das schon? "Ein Ausdruck der Volksmeinung", sagt der ausländerpolitische Sprecher der Berliner Alternativpartei von Grünen, AL und Bündnis 90, "ist so ein Referendum doch auf jeden Fall."
Die im Bett geborene Idee hält seitdem den AL-Mann auf Trab. Wo immer er bislang davon erzählte, rannte er offene Türen ein. "Ja, der Anlauf ist gelungen", stellt er selbst verblüfft fest. In rasendem Tempo habe sich die vor wenigen Wochen begonnene Unterschriftensammlung entwickelt. Ganz im Sinne des gewünschten Schneeballsystems, "nur daß wir jetzt mit der Koordination dem Schneeball hinterherlaufen".
Schon der Rücklauf der Briefe an Prominente, die den Aufruf als Erstunterzeichner unterstützen sollten, hätte den Organisatoren eine Frühwarnung sein können. Senta Berger schickte ihr Einverständnis ebenso umgehend wie Ignatz Bubis, Fernsehmann "Hajo" Friedrichs machte so selbstverständlich mit wie Altbischof Gottfried Forck. Schlagersängerin Marianne Rosenberg war sofort einverstanden, wie auch die Grande Dame des NDR, Lea Rosh, und außerdem jede Menge weiterer illustrer Namen aus Kultur, Gesellschaft und Politik. "Da sind Leute dabei", begeistert sich der Referendums- Erfinder, "die wirklich nicht alles und immer unterschreiben."
Noch mehr wundert Strohmaier, "daß es überhaupt keine negativen Reaktionen gibt". Selbst debattiersüchtige linke Grüppchen, die ansonsten mit Leidenschaft über jedes Wort im Text feilschen - nach dem Motto: "das gefällt uns aber überhaupt nicht" -, stellten sich ohne das übliche Ritual hinter die Aktion. So reicht inzwischen das Unterstützer-Spektrum von der autonomen Flüchtlingsinitiative bis hin zu der eher konservativen türkischen Gemeinde zu Berlin. Täglich schleppt der Postbote stapelweise Briefe in die Kreuzberger Oranienstraße 25, wenn auch derzeit (noch) mehr Listen raus- als Unterschriften reinkommen.
Die Zeit ist offenbar reif, mit dem "jus sanguines", der Blut- und Abstammungsideologie, die auf das Staatsbürgerrecht von 1913 zurückgreift, Schluß zu machen und es durch ein "jus soli" zu ersetzen, das die Staatsangehörigkeit mit dem Geburtsort und dem faktischen Lebensmittelpunkt verknüpft. "Nie war die doppelte Staatsbürgerschaft so aktuell wie heute", titelte dieser Tage der "Bund der EinwanderInnen aus der Türkei in Berlin-Brandenburg" (BETB) hoffnungsvoll über eine Einladung an Journalisten. Seit dem höchstrichterlichen Scheitern des kommunalen Wahlrecht sei man "realistischer" geworden, hieß es dort.
Die Türken der ersten und zweiten Generation, so Sprecher Safter Cinar, "werden sich bewußt, daß ihre Kinder noch lange in Deutschland leben werden". Gerade aber die ausländerfeindlichen Pöbeleien und Angriffe haben ihnen deutlich gemacht, wie wichtig für sie politische Rechte sind. "Sonst leben fünf Millionen Menschen in der Bundesrepublik im Abseits." Entsprechend steigt die Nachfrage nach der zweiten, der deutschen Staatsbürgerschaft, die derzeit in den beiden türkischen Fernsehkanälen des Berliner Kabelnetzes zu den Top-Themen gehört. Das Echo aus der Bevölkerung, unterstreicht Ertekin Özcan, "ist sehr groß".
"Gleichberechtigung", sind auch die Organisatoren des Referendums überzeugt, "ist ganz entscheidend, um Ausgrenzung zu vermeiden." Oder anders gesagt: Einbürgerung hilft gegen Rassismus. Weil diejenigen, die alle Rechte besitzen - das Wahlrecht inklusive - sich nicht mehr als Bürger zweiter Klasse fühlen müssen. Nun ist das seit 1990 geltende Ausländergesetz eine komplizierte Angelegenheit. 15 Jahre lang muß ein Türke, Marokkaner oder Grieche hier gelebt und gearbeitet haben, bevor er überhaupt einen gewissen Anspruch auf den deutschen Paß erhält.
Bei ausländischen Jugendlichen verkürzt sich diese Frist zwar auf acht Jahre. Die Frage allerdings, ob aus dem Nachwuchs "gute Deutsche" werden sollen, birgt reichlich Stoff für Familienzwist, solange mit der Einbürgerung die Aufgabe der eigenen ursprünglichen Staatszugehörigkeit verbunden ist. Die Qual der Wahl ließe sich leicht vermeiden, wenn die doppelte Staatsbürgerschaft nicht nur ausnahmsweise erlaubt würde. Sowohl die SPD, die Grünen als auch die Bundesausländerbeauftragte Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP) haben dazu Vorschläge auf den Tisch gelegt. Sie unterscheiden sich zwar hinsichtlich eines Mindestaufenthaltes, der einer Einbürgerung vorausgehen muß, und in den Bedingungen, die eine Einbürgerung "kraft Geburt" erlauben. Doch darauf kommt es den zum großen Teil mehr als ein Jahrzehnt hier lebenden Arbeitsimmigranten nicht so sehr an wie auf das Recht der doppelten Staatsbürgerschaft.
Auch den Referendums-Betreibern ist es egal, ob etwa die Berliner Türken lieber den Schmalz-Jacobsen-Vorschlag unterstützen, "weil die immerhin Mitglied einer Regierungspartei ist" (Cinar), oder die am weitestgehenden Forderungen der Grünen. Hauptsache, das Referendum rollt. "Damit die politische Wirkung nicht verpufft", sagt Jürgen Strohmaier, "muß die Aktion in einem halben Jahr gelaufen sein." Der Zeitpunkt scheint günstig. Die Bonner Verfassungskommission muß das Grundgesetz-Paket entsprechend dem Einigungsvertrag sowieso aufschnüren. Da passe es ausgezeichnet, argumentieren die Referendums-Befürworter, wenn neue verfassungsrechtliche Bestimmungen zur Staatsbürgerschaft mit eingepackt werden.
Den Anhängern des alten Rechts bleibt offenbar nur schweres, wenn auch zielungenaues Geschütz, um es den "Multikultis" zu geben, die selbst in den Reihen der Union zu finden sind. Wohin Mehrstaatlichkeit und mangelnde Identifikation mit dem eigenen Staat führen, wetterte kürzlich Berlins Innensenator Dieter Heckelmann - in dieser Frage ganz und gar nicht parteilos -, zeige das Beispiel Jugoslawien. Eine "verschwindende Minderheit" macht wiederum der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Erwin Marschewski, unter den Befürwortern der doppelten Staatsbürgerschaft aus. Wenn das mal nicht ein Irrtum ist. Die Referendums-Initiativen sprießen all überall, ob in Frankfurt, Osnabrück oder Bremen. Gewerkschafter lassen Listen in den Betrieben kursieren. Kirchenblätter drucken den Aufruf ab, und sogar Medienriesen signalisierten Unterstützung.
Die Pfiffigen jedenfalls haben die Referendums-Organisatoren auf ihrer Seite. Der Türke aus dem "Hongkong-Laden" um die Ecke - wir sind eben im Kreuzberger SO 36 -, der von jeder türkischen Hochzeit in Berlin mit einer beachtlichen Ausbeute an Unterschriften zurückkehrt, gehört dazu, wie auch ein Technik-Tüftler vom Sender Rias. Der hat jetzt den Aufruf in ein weitverbreitetes Computer- Netz eingespeist. Strohmaiers Traum von der Million scheint ansteckend zu sein.
SELIGENSTADT. Für die weitere Entwicklung und Sanierung der historischen Häuser im Ortskern wird die Stadt künftig kein Geld mehr vom Bund und Land erhalten. Jörg Jordan, hessischer Minister für Landesentwicklung, hat Bürgermeister Rolf Wenzel vor kurzem darauf hingewiesen, daß sich der Bund aus der Städtebauförderung zurückzieht und das Geld des Landes allein bei weitem nicht mehr ausreiche, um die Sanierung der Häuser und Plätze in den Kommunen in der bisherigen Form fortzusetzen. Wegen der schwierigen Haushaltslage des Bundes sei dem Einsatz der finanziellen Mittel für die neuen Bundesländer im Osten Deutschlands Priorität eingeräumt worden, heißt es in einem Brief an den Bürgermeister.
Dieser Stopp des Geldflusses wurde der Stadt schon vor einiger Zeit angedroht. Vertreter des zuständigen hessischen Ministeriums teilten der Verwaltung mit, daß die Altstadtsanierung in Seligenstadt bis zum Jahre 1994 abgeschlossen sein müßte. Durchschnittlich erhielt die Stadt im Jahr 400 000 bis 600 000 Mark für die Verschönerung der Häuser und Plätze.
Doch damit ist jetzt Schluß. Auch wenn künftig weniger Zuschüsse kommen, möchte Bürgermeister Rolf Wenzel die Altstadt dennoch weiter verschönern - je nach dem, wie die städtischen Finanzen dazu die Möglichkeit bieten.
Das von der Stadt beauftragte Frankfurter Fachbüro für Bauarchäologie und Denkmalpflege von Professor Cramer kam zu dem Ergebnis, daß zwar Teile des Seligenstädter Ortskernes vorbildlich saniert seien, jedoch noch für rund 30 Objekte ein weiterer Bedarf bestünde. Dies gelte insbesondere für die kulturgeschichtlich bedeutsamen Gebäude wie das Palatium und verschiedene Wohnhäuser in der City. Es gebe noch einiges zu erneuern und zu verbessern, zum Beispiel den Bereich des ehemaligen Schlachthofes und des benachbarten Getränkemarktes.
Die Verantwortlichen in Bonn halten es für wichtiger, zunächst die Städte und Gemeinden in den fünf neuen Bundesländern bei der Sanierung der Häuser zu unterstützen, als das Geld weiterhin in die Verbesserung der schon zum Teil recht schmucken westdeutschen Altstädte zu stecken. Das Land Hessen kann daher jetzt ohne den Geldstrom des Bundes längst nicht mehr so vielen Kommunen bei der Verschönerung unter die Arme greifen, wie dies früher der Fall war. Der Inhalt des Geldtopfes hat sich in Hessen von rund 90 Millionen Mark auf jetzt nur noch 42 Millionen Mark verringert.
Leer ausgehen werden künftig jene Städte, die seit vielen Jahren von dem Verschönerungsprogramm partizipieren. Dazu gehöre auch Seligenstadt, war aus Wiesbaden zu erfahren. aim
DARMSTADT. Der Bildhauer und frühere Dozent der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Wilhelm Loth, ist in seiner Heimatstadt Darmstadt 72jährig gestorben. Der zu den Wortführern der "Neuen Figuration" zählende und seit den 60er Jahren in besonderem Maße der abstrakten Plastik verschriebene Künstler hatte von 1959 bis 1986 eine Bildhauerklasse an der Karlsruher Akademie geleitet und zwischendurch auch das Amt des Ersten Vorsitzenden des Deutschen Künstlerbundes bekleidet.
Zu den wichtigsten Werken des ehemaligen Stipendiaten der Villa Massimo in Rom zählen unter anderem die "Sitzende Frau" (1959), der "Große Aphrodite-Torso" (1962) und "Torso der Braut" (1963) sowie "Figur im Würfel" (1964/65). lhe
FRIEDBERG. Die Schlittschuhe können nochmal ausgepackt werden. Väterchen Frost hat die Tümpel und Seen in Eisflächen verwandelt. Es empfiehlt sich aber, über seichte Gewässer zu kurven, bei denen es, bricht das Eis, lediglich nasse Füße gibt. Beispielsweise über den Sportplatz auf der Friedberger Seewiese, der Winter für Winter überflutet wird, um mit der geneigten Unterstützung von Väterchen Frost zum Natureis-Stadion zu werden.
Der Herr des Eises war in diesem Winter jedoch bislang äußerst zurückhaltend. Nur zwölf "Eistage" hat es bislang gegeben, berichtet Ulrich Eisenkrämer, Vorsitzender des Friedberger Skiclubs. Sein Skiclub betreut das Natureis-Stadion auf der Seewiese.
Sobald die Temperaturen das Eislaufen erlauben, öffnet der Skiclub sein Clubhaus dort. Gegen eine geringe Gebühr (Kinder 0,50 Mark und 1,50 Mark Erwachsene) können sich die Eisläufer dort umziehen, ihre Sachen deponieren und sich aufwärmen. Getränke werden angeboten und Musik aus Lautsprechern untermalt das fröhliche Gekurve auf dem Eis.
An diesem Wochenende ist das Clubhaus allerdings wegen einer Feier geschlossen. Die Schlittschuhläuferinnen und -läufer müssen also ohne alles das ihre Runden auf dem Eis drehen. Bleibt es kalt, wird das Clubhaus in der kommenden Woche nachmittags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, kündigte Eisenkrämer gestern an. Schulklassen können (nach Anmeldung bei Eiswart Herbert Becker, Tel. 0 60 32 / 89 10, auch vormittags ins Clubhaus kommen.
Wer am Wochenende unbedingt bei Musike seine Piruetten drehen möchte, kann das im Eisstadion Bad Nauheim tun. Es ist am Samstag von 9.45 bis 11.45, von 14.45 bis 16.45 und von 20 bis 22 Uhr sowie am Sonntag von 9.45 bis 11.45 und von 14.45 bis 16.45 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Kinder drei und für Erwachsene fünf Mark. Schlittschuhe werden für fünf Mark ausgeliehen.
OFFENBACH. Eine Belohnung von insgesamt 7000 Mark haben die Staatsanwaltschaft Darmstadt, die Mercedes-Niederlassung Offenbach und ein Bewachungsinstitut für die Ergreifung der beiden Einbrecher ausgesetzt, die am 19. Februar in die Mercedes-Filiale in der Daimlerstraße eingedrungen waren. Die beiden waren dabei von einem Wachmann überrascht worden, hatten ihn mit einer Eisenstange zu Boden geschlagen und lebensgefährlich verletzt.
Die Einbrecher haben einen Maurerhammer, einen 30 Zentimeter langen Eisenstab und eine schwarze Taschenlampe zurückgelassen. Ihre Kleidung muß mit Blut beschmiert sein. Die Polizei beschreibt einen der Täter als 170 Zentimeter groß, 20 bis 25 Jahre alt, mit Oberlippenbart und gewellten Haaren.
Hinweise (auf Wunsch vertraulich): an die Kripo, Rufnummer 069 / 80 90-259. pmü
Auf einen Blick
Seite II GLASHÜTTEN. Geteilte Bürgermeinungen zum Commerzbank-Projekt. Seite III KÖNIGSTEIN. 60 Jahre alt und vermutlich weise: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling feiert. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Mit dem Facharbeiter-Programm will die SPD neue Wohnungen bauen - Interview mit Peter Hartherz (SPD.
Es ist soweit: Ein Jahr, nachdem die Arbeiten am Eisernen Steg begannen, wird die berühmte Fußgängerbrücke am heutigen Samstag, 27. Februar, wieder freigegeben. Um 11.20 Uhr wird Oberbürgermeister Andreas von Schoeler auf der Südseite des Mains ein Band durchschneiden.
Zur Wiedereröffnung des Eisernen Stegs ist ein umfangreiches Rahmenprogramm vorgesehen, das bereits um 10 Uhr mit dem Verkauf der restlichen etwa 400 Nieten zugunsten der Kinderkrebsstation der Uni-Klinik beginnen wird. Wer nach den ausgebauten Stahlstiften begehrt, sollte früh an der Nordseite des Stegs sein: Bei einer ersten Verkaufsaktion waren die zehn Mark teuren Exemplare schnell vergriffen.
Eine halbe Stunde später spielt der Frankfurter Musik-Verein auf der Südseite der Brücke auf. Zugleich wird der Fährbetrieb über den Main, der über ein Jahr lang Menschen von der Innenstadt nach Sachsenhausen und zurück gebracht hatte, eingestellt: Für die letzte Fahrt werden der OB, Liesel Christ und andere Prominente die Fähre besteigen und sich an das südliche Ufer bringen lassen. Nach der Ansprache des OB werden Böllerschüsse des Eschersheimer Schützenvereins die Eröffnung des Eisernen Stegs begleiten. Gegen 11.30 Uhr startet von Schoeler eine Ruder-Regatta: Ermittelt wird der beste Vereins-Achter. Währenddessen wird auf der Nordseite des Stegs gefeiert: Der Erlös aus dem Verkauf von Getränken geht auch an krebskranke Kinder. ing
DREIEICH. Die Stadt lädt alle Seniorinnen und Senioren, die gerne Skat spielen, für Freitag, 5. März, 14 Uhr, zu einem Turnier in den Burghofsaal in Dreieichenhain ein. Für Gehbehinderte wird ein Fahrdienst eingerichtet. Anmeldeschluß ist Mittwoch, 3. März. Wer mitmachen will, meldet sich bei einer Außenstelle der Verwaltung oder bei der Seniorenberatung im Sozialamt, Pestalozzistraße 1, Telefon 60 12 22. Die Teilnahme kostet nichts. dac
rds BONN, 26. Februar. Der von der Bundesanstalt für Arbeit (BA) ausgesprochene Stopp für die Bewilligung neuer Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) hat am Freitag Entrüstung ausgelöst. Die Bundesanstalt, die die Sperre bestätigte, gab zur Begründung an, die vorhandenen Mittel von 9,9 Milliarden Mark seien verplant. Damit ließen sich im Jahresschnitt 300 000 ABM-Stellen im Osten und 60 000 im Westen bezahlen.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), nannte den ABM-Stopp "kontraproduktiv und falsch". SPD und DGB sprachen von einem "Offenbarungseid der Bundesregierung" und einer "Katastrophe" für die Arbeitslosen in West und Ost.
DGB-Chef Heinz-Werner Meyer sagte, der Stopp sei "mit einer Abrißbirne vergleichbar, die die soziale Stabilitätunseres Landes zerstört". Wer auf neue ABM-Stellen verzichte, beschließe "Förderprogramme für Resignation und Rechtsradikalismus". Seine Stellvertreterin Ursula Engelen-Kefer sieht die Arbeitsämter zu "Stempelbuden der 20er Jahre" verkommen und meinte: "Die Kurzschlußpolitik im ABM-Bereich kann sehr schnell einen sozialen Flächenbrand auslösen." In vielen ostdeutschen Regionen werde die offiziell ausgewiesene Arbeitslosigkeit ohne ABM um 40 Prozent höher ausfallen.
DAG-Vorsitzender Roland Issen forderte eine sofortige Sondersitzung des BA- Vorstandes, da der ABM-Stopp ohne Einschaltung der Selbstverwaltung erfolgt sei. Die Einsparungen seien überdies nur minimal, da das Arbeitslosengeld entsprechend steigen werde.
Der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler warf der Bundesregierung auch mit Bezug auf die Rezessions-Voraussage der Wirtschaft vom Vortag einen krisenverschärfenden Kurs vor und sagte: "Auf die aus konjunkturellen Gründen zu erwartenden 400 000 zusätzlichen Arbeitslosen propft die Regierung mit ihrer Brüningschen Beschäftigungspolitik noch einmal geschätzte 250 000 Arbeitslose auf", meinte er mit Bezug auf die rigide Arbeitsmarktpolitik des Reichskanzlers Heinrich Brüning während der Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik. Die von Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) verfügte Senkung des Unterhaltsgeldes bei Qualifizierungsmaßnahmen zeige darüber hinaus, daß die propagierte Aktion zum Abbau von "Mißbräuchen" der Förderung nicht die geforderten Ergebnisse zeitigen werde. (Kommentar Seite 3)
köh TOKIO. Japans Finanzminister Yoshiro Hayashi und sein Notenbankchef Yasushi Mieno wollen am Wochenende beim Londoner Finanzrat der sieben führenden Industriestaaten im wesentlichen nein sagen. Nein zu einer konzertierten Aufwertung des Yen. Nein zu einem staatlich regulierten Abbau der gigantischen japanischen Handelsüberschüsse. Und wahrscheinlich auch nein, wenn die anderen G-7-Mitglieder verlangen, Nippons Wirtschaftswachstum schon im kommenden Haushaltsjahr wieder auf 3,5 Prozent anzukurbeln, was mehrfach versprochen worden war.
Daß die Tokioter sich in London im wesentlichen aufs Kopfschütteln verlegen, wird die sechs Partner - USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada - ein wenig düpieren. Nach ihren Wünschen sollte Japan in der derzeitigen Weltrezession eigentlich die Lokomotive der Wiederbelebung sein, statt dessen aber bremst das Land eher. Vor allem die Amerikaner, aber zunehmend auch die Europäer und selbst die Deutschen leiden unter der Unausgeglichenheit im Welthandel zugunsten Japans. Nippons Außenhandelsüberschüsse summierten sich 1992 brutto auf rund 130 Milliarden Dollar - im wesentlichen, weil seine Importe fielen, weniger durch eine gezielte Exportoffensive.
Um aus diesem Dilemma wenigstens auf mittlere Sicht wieder herauszukommen, wünscht vor allem Washington eine Aufwertung des Yen, die Nippons Exporte verteuern und den anderen höhere Marktchancen einräumen würde. In Tokio hält man dies für einen "zweifelhaften Schritt zur falschen Zeit", wie der Finanzminister vor seinem Abflug erklärte. Nachdem sein neuer US-Kollege Lloyd Bentson mit seiner öffentlichen Forderung nach einem stärkeren Yen eine währungspolitische Lawine ausgelöst hatte, verteuerte sich Nippons Geld innerhalb von wenigen Tagen um sechs Prozent, der Dollar sank dagegen vorübergehend auf einen historischen Tiefpunkt von 116,40 Yen. Es waren gute Tage für Spekulanten, aber am Welthandel hat sich dadurch nichts geändert.
Der Überschuß Japans wird nur sinken, wenn Nippon stärker in den anderen Ländern einkauft. Und dies ist exakt der springende Punkt, um den es in London gehen müßte. Seit Sommer vergangenen Jahres verspricht die japanische Regierung einen höheren Bedarf des eigenen Binnenmarktes durch stärkere Investitionen der öffentlichen Hand, stampfte im August sogar ein gigantisches Konjunkturprogramm im Volumen von umgerechnet 120 Milliarden Mark aus dem Boden - doch nichts passierte. Das entsprechende Gesetz wurde aber im Parlament noch nicht einmal ernsthaft diskutiert.
Beim vergangenen Siebener-Treffen in Washington ließen sich Nippons Partner noch von Ankündigungen aus Fernost blenden. Die Japan Times vermutete gestern sicher zu Recht, daß man "dieses Mal mit einer solch milden Behandlung kaum rechnen kann". Selbst Wirtschaftsexperten räumen ein, daß die G-7 viel stärkeren Druck auf den fernöstlichen Industriestaat ausüben müßten, damit dieser seine heimische Nachfrage ankurbelt. Das wäre viel wichtiger, als an dem internationalen Währungsgefüge etwas zu ändern.
Aber dafür gibt es aus Tokioter Sicht wenig Grund zur Befürchtung. Hiroshi Yamamura vom NLI-Forschungsinstitut meinte dazu: "Die Industriestaaten sind viel zu sehr mit der Sicherung eigener Interessen beschäftigt, als ihre Politik zur Gesundung der Weltwirtschaft zu koordinieren.""Bildungsgipfel" gefährdet
hll BONN, 26. Februar. Bei den bevorstehenden Verhandlungen über den "Solidarpakt" will die SPD "ausreichenden finanziellen Spielraum" für die Zukunft der Hochschulen und der beruflichen Bildung lassen. Die Bundesregierung gefährde das Zustandekommen des geplanten "Bildungsgipfels", wenn sie mit ihrem "Föderalen Konsolidierungsprogramm" schon jetzt alle finanziellen Mehrbelastungen verweigert, heißt es in einer einstimmig angenommenen Entschließung der SPD-Bundestagsfraktion, die am Freitag veröffentlicht wurde.
Voraussetzung für eine Reform von Lehre und Forschung an den Universitäten und Fachhochschulen sei eine Verständigung zwischen Bund und Ländern über die Verteilung der Lasten und die mittelfristigen finanziellen Perspektiven. In dem Beschluß heißt es, der "Bildungsgipfel" sei von zentraler Bedeutung "für die Zukunft der Hochschulen ebenso wie für die Verbesserung der Attraktivität der beruflichen Bildung".
Auf dem U-Bahnsteig Hauptwache haben fünf Jugendliche am späten Mittwochabend zwei 18jährige umzingelt. Die Täter nahmen den beiden Kronbergern, die gegen 21 Uhr auf die Bahn zur Hohemark warteten, einen Walkman, 80 Mark sowie die FVV-Monatskarte ab. Zahlreiche Passanten, die Zeugen des Überfalls wurden, haben sich während dieser Tat passiv verhalten.
Bevor das Quintett in die nächste U- Bahn einstieg, wurden auf die zurückbleibenden Opfer noch zwei Schüsse aus einer Gaspistole abgegeben. Zumindest einer der Schüsse ist nach Meinung der Polizei aus nächster Nähe abgegeben worden. Einer der 18jährigen hat nämlich - so die Polizei - durch die Gasladung eine Verbrennung am rechten Rippenbogen erlitten.
Der Polizei wurde der Überfall erst am nächsten Morgen bekannt, als der 18jährige beim 1. Revier Anzeige erstattete. Die Polizei übte Kritik am Verhalten der Zeugen. Von denen hätte sie zwar kein unmittelbares Eingreifen, aber einen Anruf von der nächsten Notrufsäule erwartet. habe
cri FRANKFURT A. M. "Außerordentlich gute Ergebnisse im Eigenhandel" ließen das Betriebsergebnis der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 390 Millionen Mark hochschnellen. Der "beachtliche Investitionsaufwand" vor allem für die Ausweitung des Geschäftsgebietes auf Thüringen konnte somit locker kompensiert werden. In der Vorperiode war der Zuwachs allerdings mit 43 Prozent noch üppiger ausgefallen.
Konkrete Einzelangaben zur Ertragsentwicklung macht die Helaba nicht. Zum Teilbetriebsergebnis heißt es lediglich, daß die "ordentlichen Aufwendungen" um fast elf Prozent auf 527 Millionen Mark geklettert seien, wobei die Sachaufwendungen allein um 18,5 Prozent oder 28 Millionen stiegen. Den "vergleichsweise bescheidenen Anstieg" der Personalaufwendungen um 4,4 Prozent erklärt das Institut zum Teil damit, daß die Pensionsrückstellungen diesmal geringer waren. Bei einer engeren Zinsspanne sorgte reichlich Neugeschäft dafür, daß letztlich um 3,7 Prozent höhere ordentliche Erträge als in der Vorperiode abfielen.
Die Bilanzsumme wuchs, bedingt durch die Thüringen-Expansion, ein um zehn Prozent höheres Kundengeschäft und die Aufstockung des Wertpapierbestands um 2,4 Milliarden, um zwölf Prozent auf fast 98 Milliarden Mark.
In einer Bürgerversammlung äußerten sich Gutachter zur geplanten Großkippe des Kreises auf Ronneburger Gebiet SPD-Bürgermeister bringt Müllverbrennung ins Spiel Halde nur halb so groß wie ursprünglich vorgesehen? Von Helmut Pomplun RONNEBURG/MAIN-KINZIG-KREIS. Wo liegt die unterirdische Wasserscheide im Nordwesten des Mülldeponie-Standortes Hohestein/Eckenberg? Diese Frage soll mit zwei bis drei weiteren Bohrungen geklärt werden, um sicherzustellen, daß die Brunnen der Kreiswerke im Marköbler Wald jenseits des Heresberges durch die geplante Groß-Kippe des Kreises nicht gefährdet werden. Das ist das wesentliche Fazit einer vierstündigen Bürgerversammlung am Donnerstag in der Mehrzweckhalle Ronneburg, fast übereinstimmend vorgetragen von zwei Gutachtern und zwei "Obergutachtern". Eine mögliche Trendwende signalisierte Bürgermeister Friedhelm Kleine (SPD) mit der Forderung an seine Genossen, über die Möglichkeit der Müllverbrennung nachzudenken. Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa (SPD), der sich manch böses Wort anhören mußte, hielt den Ronneburgern vor, die Standortentscheidung mitverantwortet zu haben, indem sie 1989 den von ihm favorisierten Standort "Streit" abgelehnt hätten. Dazu stellte Kleine klar, Ronneburg habe seinerzeit alternativ zur "Streit" Untersuchungen im ganzen Kreisgebiet gefordert, nicht aber nur auf Ronneburger Gemarkung. Die "schlimme Entscheidung" des Kreises für Hohestein/Eckenberg sei "eine Schande für das Ronneburger Hügelland und eine Gefahr für die Wasserversorgung". Die Gemeinde habe ein Geoinstitut beauftragt, "neutral in unserem Sinne", habe auch bei Verwaltungsjuristen Rat gesucht und werde alles Mögliche tun, die Kippe zu vermeiden. Man werde sich aber auch besonders um Müllvermeidung bemühen: "Unsere Gemeinde steht im Feuer. Wir haben nur 3000 Einwohner, der Kreis hat 380 000. Eine Mücke steht gegen einen Elefanten. Aber wir haben noch viel Zeit."
Schließlich empfahl Friedhelm Kleine: "Auch die Sozialdemokraten sollten mal über die thermische Verwertung nachdenken. Die ist hier bisher immer verteufelt worden." CDU-Vorsitzender Roland Reindel griff den Ball später auf: Seine Partei habe "schon immer auf Technik gesetzt und die Verbrennung gefordert". Und auch SPD-Vorsitzender Karl Netscher brachte den Gedanken im Verlauf der vierstündigen Debatte erneut ins Spiel, wenn auch indirekt über die Forderung, nach "überregionalen Lösungen" zu suchen.
Der parteiinterne Konflikt der Ronneburger SPD (die FR berichtete) kam indes nicht zur Sprache. Und auch von den Forderungen der Jungsozialisten war nicht (mehr) die Rede. Am Rande der Versammlung war zu erfahren, daß nach dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Volker Schäfer und den SPD-Parlamentariern Jürgen Waitz und Jürgen Köhler auch der 2. stellvertretende Parteivorsitzende Dr. Michael Ehrke "das Handtuch geworfen" hat.
Schäfer und Ehrke griffen mehrfach in sehr persönlich-direkter Form ihren Genossen Erich Pipa an. Schäfer erinnerte nochmals, daß die Kreis-SPD ihren Standortbeschluß mit der NPD durchgesetzt habe ("ich habe mich geschämt"), und warnte die Ronneburger, auf das Geld des Kreises zu spekulieren: "Denkt nicht nur an euch, denkt an eure Kinder und Enkelkinder!" Daß es von Anfang an nur um "einen politischen Standort" gegangen sei, belegte Schäfer mit dem Vortrag eines Briefes von Landrat Karl Eyerkaufer (SPD).
Ehrke äußerte sich "erschreckt" über die Absichten, die Gerichte entscheiden zu lassen: "Das ist eine politische Bankrotterklärung." Zudem vermisse er Aussagen über das, was über der Erde geschehe. In der Tat war es zuvor in den Berichten der Gutachter, die breiten Raum einnahmen, fast ausschließlich um unterirdische Probleme und Fragestellungen gegangen. Der von der Gemeinde Ronneburg beauftragte Dr. Friedrich Hug hat das vom Aachener Büro AUH im Auftrag des Kreises erstellte Gutachten geprüft und zweierlei festgestellt: Die als geologische Barriere geforderte Bodenschicht weist nicht durchgängige Mächtigkeiten auf, könnte aber aufgrund hinreichend vorhandenen Materials nachgebessert werden. Problematisch könnte lediglich der nordwestliche Randbereich des Gebietes "im Talgraben mit Pappelwäldchen" sein. Hier - und nur hier - sei auch eine Nordwestströmung des Grundwassers in Richtung auf die Brunnen im Marköbeler Wald denkbar. Somit müsse mittels weiterer Bohrungen die unterirdische Wasserscheide lokalisert werden: "Daß der Bergrücken Heresberg eine Barriere und Wasserscheide bildet, ist nicht erwiesen, das heißt, auch nicht die Grundwassertrennung."
Diese Aussagen bestätigten später zwei vom Kreis als "schlichtende Obergutachter" bestellte Experten aus Koblenz, Diplom-Ingenieur Ricardo Fried (Technologieberatung Grundwasser und Umwelt GmbH) und Diplom-Geologe Dr. Karl- Heinz Köppen (Björnsen Beratende Ingenieure GmbH).
Dem vierten Fachmann auf dem Podium, Diplom-Ingenieur Norbert Morell vom Hanauer Büro Hetterich, fiel die undankbare Aufgabe zu, die von seiner Firma geleisteten Untersuchungen - übrigens auch auf dem potentiellen Standort "Gaulschinder" - zu rechtfertigen, zumal sich alle Gutachter nur auf die vom Büro Hetterich gelieferten Werte bezogen.
In den zahlreichen Redebeiträgen aus der Bürgerschaft wurde immer wieder Mißtrauen deutlich, bis hin zu der Mutmaßung, der Kreis wolle durch einen lukrativen Mülltourismus aus der Nachbarschaft seine eigenen desolaten Finanzen sanieren.
Dabei wirkte auch Erich Pipas Aussage, die Kippe werde statt ehemals geplanter 40 Hektar wohl nur halb so groß, kaum beruhigend. Friedhelm Kleine aber machte eine Knopf dran: "Nur 20 Hektar? Das hören wir heute zum ersten Mal."
wtr BONN, 26. Februar. In der CDU wächst der Druck auf die Bundesregierung, den Solidaritätszuschlag zur Einkommensteuer entgegen den bisherigen Absichten schon vor 1995 zu erheben. Deutschland brauche schon "früher" Verbesserungen "auf der Einnahmenseite", sagte der Spitzenkandidat der niedersächsischen CDU für die Landtagswahl 1994, Christian Wulff, am Freitag in Bonn. Er könnte sich vorstellen, daß dieser Solidaritätszuschlag "schon 1993" eingeführt wird. Genau das hat die SPD in ihren Vorschlägen zum Solidarpakt gefordert, während Bundeskanzler Helmut Kohl mehrfach betont hat, den Zuschlag erst ab 1995 erheben zu wollen.
Wulff plädierte für eine Abgabe in Höhe von 7,5 Prozent der Steuerschuld. Er kündigte an, daß sich die niedersächsischen Bundestagsabgeordneten der CDU in der Fraktion für einen vorgezogenen Solidaritätszuschlag einsetzen werden.
BAD NAUHEIM. Wer Riano McFarland nicht kennt, kann ihn am heutigen Samstagabend kennenlernen. Ab 21 Uhr tritt der 29jährige US-Sänger im Club Lascaux an der Friedrichstraße auf. Er steht nach Ansicht seines PR-Agenten Ulrich Büker kurz vor der großen Karriere. Mit Hilfe eines Kapital-Anlage-Modells: Die Sponsoren sollen ihr Geld mit hoher Rendite zurückbekommen, sobald Riano Riesen-Gagen einfährt.
Das Repertoire des künftigen Topstars reicht laut Werbung von Tanzflächenfüllern über Softballaden bis zur Gesellschaftskritik. Riano setzt sich laut Prospekt etwa "mit Telefonbeziehungen im allgemeinen und Telefonsex im besonderen auseinander - also auch mit der zunehmenden Vereinsamung des Individuums in der modernen Massengesellschaft". Dazu liefert der 12jährige Sohn des Lascaux- Betreibers Dieter Fehrmann heute abend eine Showtanz-Einlage. nes
DREIEICH. "Archäologie in Theorie und Praxis" heißt ein Wochenendseminar der Volkshochschule vom 19. bis 21. März in Sprendlingen. In die Theorie führt ein Dia-Vortrag ein. Am Samstag sollen die Teilnehmer dann selbst im Gelände arbeiten. Am Sonntag besuchen sie das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Frankfurt. Das Seminar kostet 55 Mark. Anmeldungen sind schriftlich an die Kreis-VHS in Offenbach, Berliner Straße 60, zu richten. dac
WIESBADEN. Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) wird seine Landesregierung nach der Kommunalwahl doch umbilden müssen - zumindest in der "zweiten Reihe", bei den Staatssekretären. Der sozialdemokratische Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, Bernd Kummer (FR-Bild: Möller), soll in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt Düsseldorf neuer Oberstadtdirektor werden. Nach monatelangem kommunalem Gerangel und mehreren vergeblichen Wahlgängen haben sich die Spitzen von SPD und CDU dort inzwischen auf Kummer als neuen gemeinsamen Kandidaten für den Posten des Verwaltungschefs verständigt.
Von Kummer selbst ist dazu bislang nur der Kommentar zu hören, er werde zu der Angelegenheit "nichts erklären". In Düsseldorf aber hält man den Wechsel inzwischen für weitgehend entschieden, obgleich die Parlamentsfraktionen von SPD und CDU auch noch zustimmen müssen. Daß der 52jährige Verwaltungsmann im Wiesbadener Wissenschaftsressort nicht eben seinen Traumjob erreicht sah, hatte sich schon vor Monaten angedeutet, als Gerüchte aufgekommen waren, er wolle als Stadtrat nach Frankfurt wechseln, sobald dort (nach der Kommunalwahl) ein Posten frei wird.
Es war Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) gewesen, die den früheren Wirtschafts-Staatssekretär (1985-87) noch einmal für die Landespolitik aktiviert hatte. Kummer war 1991 dabei nicht ohne Vorbehalte empfangen worden, da sein früherer Minister Ulrich Steger (SPD) vielen als Hauptschuldiger am Scheitern der ersten rot-grünen Koalition (1987) galt.
Diese Vorbehalte sind inzwischen verstummt, aber dennoch gilt das Hochschulressort bisher nicht gerade als eines der schwergewichtigen und aktiven in der jetzigen rot-grünen Koalition. Nachdem eine eigene hochschulpolitische Linie oft nur schwer erkennbar ist, die Hochschulpräsidenten selbst viel Einfluß nehmen (gelegentlich auch direkt über Regierungschef Eichel) und klare Schwerpunkte der Landespolitik zugunsten bestimmter Projekte und zu Lasten anderer nur selten gesetzt werden, sind zuletzt auch Finanzentscheidungen für die Hochschulen auf die Zeit nach der Kommunalwahl verschoben worden (Stellenbesetzungssperre).
Daß es da inzwischen auch in der SPD Diskussionen gibt, zeigt eine Presseerklärung des hochschulpolitischen Arbeitskreises der Landes-SPD vom Freitag, in der es heißt, auch in Hessen sei "die Gefahr noch nicht gebannt, daß die Studiensituation verschärft wird".
Wenn Kummer geht, steht Eichel vor allem vor der Frage, mit wem er das politische Profil der hessischen Hochschulpolitik verstärken könnte. Eine Frage, die in der Landtags-Koalition inzwischen auch im Hinblick auf die Staatssekretäre einiger anderer Ressorts gestellt wird. Indes: Bislang hat der Ministerpräsident wenig Neigung zu personellen Veränderungen erkennen lassen. Es sei denn, es geht nicht anders. me
KRIFTEL. Ein Teil der Tatvorwürfe, die am Donnerstag zur Erweiterung des Haftbefehls gegen Hans-Werner Börs führten, werden von seinen Verteidigern nicht bestritten. Es seien tatsächlich Umbauarbeiten in Börs angemietetem Haus vorgenommen worden, sagte Anwältin Monika Banzer. "Wir bestreiten jedoch, daß sie aus unlauteren Motiven nicht bezahlt wurden." Die Staatsanwaltschaft wirft dem suspendierten Bürgermeister von Kriftel vor, kostenlos "Bauleistungen" von zwei Firmen erhalten zu haben (siehe auch Bericht FR vom 26. Februar). Ein Unternehmen soll dafür Gegenleistungen von der Gemeinde erhalten haben, das andere sei bei Auftragsvergaben des Schwarzbachverbandes bevorzugt worden.
Monika Banzer erklärte, daß die Arbeiten durchaus bezahlt werden sollten. Es sei aber keine Rechnung eingegangen. Börs habe dies übersehen, weil er sich "nicht um die Abwicklung häuslicher Dinge gekümmert" (Banzer) habe. Das habe seine Ehefrau getan. Außerdem kritisierte sie das Verhalten der Staatsanwaltschaft gegenüber den Medien. Bevor sie und Börs die schriftliche Nachricht über die jüngste Entscheidung des Ermittlungsrichters kannten, habe man die Erweiterung des Haftbefehls öffentlich erläutert.
Zusammen mit Kollege Salditt hat Banzer inzwischen beim Oberlandesgericht (OLG) Antrag auf Akteneinsicht gestellt. Die Staatsanwaltschaft verweigert dies den Börs-Anwälten seit Beginn ihrer Ermittlungen. Ob der Antrag Aussicht auf Erfolg hat, vermochte Verteidigerin Monika Banzer nicht zu sagen. Das OLG habe in einem ähnlichen Fall bereits negativ geurteilt. Allerdings sei bei ihrem Mandanten der Eingriff ungleich größer, weil er sich in Untersuchungshaft befinde.
Außerdem haben Banzer und ihr Kollege Franz Salditt bereits am vergangenen Mittwoch bei der Staatsanwaltschaft beantragt, eine Gegenüberstellung mit den Personen vorzunehmen, die Börs belasten. Es gebe zwar keinen Anspruch darauf. Andererseits sei die Staatsanwaltschaft aber gehalten, alle rechtlichen Möglichkeiten - sowohl gegen als auch für Börs - auszuschöpfen. Grundsätzlich erhoffe man sich davon, daß dem Aussagenden "mal salopp gesagt, die Lügen im Halse stecken bleiben". set
Ein Brief aus Stuttgart
Wäre die Republik intakt, was sie bekanntlich nicht ist, würde ein Aufschrei kollektiver Empörung zwischen Flensburg und Passau den Beschluß hinwegfegen. So aber bleibt es Manfred Rommel vorbehalten, unserem volksnahen Oberbürgermeister hier in der sogenannten Schwabenmetropole, die Fahne des Widerstands gegen diesen Unsinn aus dem Raumschiff Bonn zu schwenken. Der Mann hat recht. Immer wenn ich zu ihm hinauffahre zum Interview, lasse ich mit souveräner Mißachtung den Lift links liegen, einen dieser elenden Käfige, wie sie hunderttausendfach in diesem unserem Lande auf die BenutzerInnen warten, bloß um sie hilflos zwischen dem vierten und fünften Stock hängenzulassen. Erhobenen Hauptes und angstfrei durchatmend schreite ich hingegen zum Paternoster, dem sogenannten "Beamten-Heber", einem wunderbar nostalgischen Gerät aus dem Baujahr 1956 - und bin auch noch geistig und körperlich tätig, indem ich genau jenen Sekundenbruchteil kalkuliere, in welchem der elegante Sprung in die nächste, in herrlich heimeligem Holz gehaltene Kabine anzusetzen ist. Wie - gerade unter Leistungsgesichtspunkten - ärmlich nimmt sich dagegen der läppische Akt des In-den-Lift-Tretens aus?!
Zurück zu unserem wackeren Manfred Rommel. Zeitgeschichtlich auf Draht, wie er ist, hat er jetzt enthüllt, daß in den 37 Jahren Paternoster-Betrieb im Stuttgarter Rathaus genau ein einziger Unfall passierte, und selbst der war herzlich harmlos. Offensichtlich haben also diese Ausschüßler bei ihrer Expertise geschwindelt - da habe ich sie sowieso im Verdacht: Schließlich verstehe ich nicht umsonst was von Politik und ahne, daß dieser Ausschuß im Würgegriff der Lift-Lobby zappelt. Oder aber sie haben, unzulässigerweise, den permanent reibungslos funktionierenden Paternoster im Stuttgarter Rathaus außen vor gelassen bei ihrer komischen Statistik.
Ich jedenfalls halte mich an Manfred Rommel und dessen vollkommen richtige Auffassung, daß, wenn man den Paternoster verbietet, man vieles verbieten müßte, zum Beispiel "Skilifte, Bohnern und Autofahren".
Irgendwie ist das Ganze typisch, gerade auch im Zusammenhang mit der Politikverdrossenheit: Kaum entdekken die Politiker etwas, woran die Menschen wirklich hängen, kommen sie und nehmen es ihnen weg (wahrscheinlich aus Neid und Eifersucht). Meine Frau beispielsweise hat schon Mütter mit Kindern und andere neugierige Zeitgenossen gesehen, die extra ins Stuttgarter Rathaus gehen, um dort mit dem Paternoster zu fahren. Aber was weiß der Deutsche Bundestag schon davon? Und daß der junge Mensch sich aufs Leben vorbereitet, indem er a) Mut beweist und b) zivilen Ungehorsam einübt, indem er verbotswidrig "durchfährt", also ganz oben und ganz unten durchs Dunkle ruckelt und zuckelt statt auszusteigen aus diesem Fahrzeug "allgemeiner Beliebtheit" (Rommel) - offenbar schert das niemanden. Außer Rommel, mich und die Kollegen im Frankfurter Rundschau-Haus, die ihren Paternoster dort auch richtig lieb haben und nicht hergeben wollen. Ich rege eine Parteigründung an, die diesem Namen wieder Sinn und Ehrbarkeit verleiht: REP (Rettet den Paternoster). Notfalls würde sich, wenn er gerufen würde, als Vorsitzender zur Verfügung stellen:Euer
PETER HENKEL
OBERURSEL. Erich-Kästner-Schule, Lichthof, erste große Pause: Züheyla, Miene und Sandra stehen hinter einem Tisch, auf dem stapelweise Unterschriftenlisten liegen. Der Tisch ist dicht umlagert; jeder will noch schnell unterschreiben, ehe der Unterricht wieder los geht. Die Klasse 9 RA der Kästner-Schule will erreichen, daß alle Oberurseler Schüler und Studenten in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem speziellen Tarif fahren dürfen.
"Ab 15 müssen wir genausoviel zahlen wie die Erwachsenen", erklärt Züheyla, "aber wir haben doch noch kein eigenes Einkommen, nur unser Taschengeld." Deshalb haben die 24 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Inge Lengies-Jäger einen kurzen Text formuliert, den sie an den Kreis, den FVV und natürlich auch zur Kenntnis an die Stadt schicken wollen.
Die Resonanz war bisher überwältigend: In nicht mal zwei Tagen unterschrieben schon ungefähr 400 Schüler. Jetzt überlegt sich die 9 RA, ob sie auch an anderen Oberurseler Schulen sammeln soll. Nicht nur Monatskarten, auch Einzelfahrscheine sollen für sie billiger werden, denn viele brauchen Bus und Bahn nur in der Freizeit oder bei Schulausflügen. esi
Da steht er auf der Bühne, der Schauspieler Alexander Finkel, und deklamiert Heinrich Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen", doch was heißt "deklamiert?" Finkel springt in verschiedene Rollen, durch verschiedene Mundarten, changiert zwischen der Figur des scheinbar neutralen Erzählers, zwischen den in Heines Langgedicht vorgegebenen Rollen - vom treudeutschen Vater Rhein bis zur Hamburger Stadtgöttin Hammonia - und der Rolle des Heine immer dann, wenn dieser als Figur auftritt.
Vom Changieren zum Chargieren ist es nur ein Schritt, und den unternimmt Finkel häufig. Seine Rolle des Erzählers setzt er oft ins Infantile, steht mit zwischen die Lippen geklemmter Zunge da wie ein kleines Kind, das dem eben gehörten Satz nachlauscht und ihn zu verstehen versucht.
Diese Distanz, die an die Figur des klassischen Kasperles erinnert, der ebenfalls stets sich zwischen Handeln und Reflektieren bewegt, ist dramaturgisch genial und erschließt für das Publikum Ebenen der Sprache, die bei "normalem" Lesen meist unerkannt vorbeihuschen.
Zuweilen übertreibt Finkel den Klamauk - der Vater Rhein und Kölsch gemahnt an Büttenreden -, dann wieder trifft er einen Kern: Heines Rede an die Wölfe, beziehungsweise Mitwölfe, trägt er im aalglatt anbiedernden Stil eines Berufspolitikers vor; das Publikum spendet den ersten Szenenapplaus des Abends.
Wenn Finkel nicht durchgehend überzeugen kann, dann liegt es an der manchmal verschluderten Sprache. Gemeint sind nicht die zwei oder drei "Hänger", sondern die häufig herausgepreßten, herausgestolperten Passagen, bei denen die gehetzten Sätze keinen Raum zum Atmen mehr haben. Etwas weniger dessen, was man heute Dynamik nennt, täte dem Fluß der Erzählung gut und ließe viele Gedanken besser stehen.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich im seit einem halben Jahr bestehenden Restaurant-Theater unter dem Café Cult eingefunden haben, sind dennoch angetan; die dramaturgische Grundidee wiegt Einzelfehler auf.
Eines ist dieser urbanen Zone in der Schillerpassage gelungen: die einst nächtlich verödete Börsengegend etwas zu beleben, auf daß man sich auf dem Heimweg nicht mehr so trostlos vorkommt wie Heine in dem von Finkel eindrucksvoll beschriebenen Gang durch die stille Vollmondnacht zu Cöllen, in der ein Schatten sein einziger Begleiter ist - als Richter, als Büttel, als Knecht.
MICHAEL RIETH
Ihren 100. Geburtstag feiert am heutigen Samstag die Frankfurterin Elvira Göttling. Zu diesem Anlaß werden der Stadtrat Anton Bretz und der Stadtverordnete Otto Tomazewski der alten Dame die Glückwünsche von Bundespräsident, dem hessischen Ministerpräsidenten und Frankfurts Oberbürgermeister überbringen. Die 1893 in Dorpat / Estland geborene Elvira Göttling zog als verheiratete Frau mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach Riga. Nach dem Kriegsausbruch ging die Familie nach Polen, 1945 suchte man den Neubeginn im Westen. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1970 zog Frau Göttling zu ihrer Tochter nach Frankfurt. sar
In einer Wohnung in der Schönstraße ist ein 37jähriger aus Fulda in der Nacht zum Freitag an den Folgen einer Heroininjektion gestorben. Damit hat die Frankfurter Drogenszene in diesem Jahr bisher zehn Opfer gefordert. Zur gleichen Zeit des vergangenen Jahres waren der Polizei 26 Todesfälle bekannt geworden.
Mieter der Wohnung im Gutleutviertel berichteten der Polizei, der 37jährige habe sich dort erst seit einigen Tagen aufgehalten. Am Donnerstag abend zog er sich in sein Zimmer zurück. Als sich Mitbewohner gegen 1 Uhr um ihn kümmerten, fanden sie ihn leblos auf dem Boden liegend. Auch der Notarzt konnte dem 37jährigen nicht mehr helfen.
Der Fuldaer war der Polizei als Konsument harter Drogen bekannt. Gegen ihn wurde wegen mehrerer Eigentumsdelikte ermittelt. habe
rds BONN, 26. Februar. Rasche Klarheit über die anstehenden finanz- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen im Rahmen des "Solidarpakts" hat am Freitag der Vorsitzende der CDU/CSU- Fraktion, Wolfgang Schäuble, vor der Presse in Bonn gefordert. Eine weitere langwierige Diskussion sei vor allem für die Konjunkturlage schädlich, da verläßliche Rahmenbedingungen der Finanzpolitik die erste Voraussetzung für den Aufschwung sei. Deshalb würden die Regierungsfraktionen nach den Worten Schäubles schon am 4. März - nach den Beschlüssen des Bundeskabinetts - die Einbringung der Gesetze auf der Grundlage des "Föderalen Konsolidierungsprogramms" beschließen.
"Unverantwortlich" nannte Schäuble die Haltung der SPD, da sie die notwendigen Einsparungen ablehne, die Unternehmenssteuersenkungen rückgängig machen wolle und für die Konjunktur schädliche Steuer- und Abgabenerhöhungen beschließe. Er warf den Sozialdemokraten auch vor, sie wollten die Verschuldung des Bundes weiter erhöhen und unterstützten den Widerstand der westlichen Bundesländer und Kommunen gegen ausreichende Einsparungen. Der Unionsfraktionschef mahnte die Ministerpräsidenten der Länder, die mehrheitlich der SPD angehören, zu ihrem Kooperationswillen mit der Bundesregierung zu stehen. Sie sollten rasch und realistisch entscheiden. Die Klausurtagung am 11./12. März müsse unbedingt zu Vereinbarungen führen, andernfalls sei ein Einigungszwang mit Verzögerungen im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat zu erwarten. Länderchefs erwarten Einigung
POTSDAM (Reuter). Bei den Verhandlungen der 16 Ministerpräsidenten über den "Solidarpakt" und den Länderfinanzausgleich in Potsdam, die am heutigen Samstag weitergeführt werden sollten, gab es am Freitag offenbar Fortschritte. Der schleswig-holsteinische Regierungschef Björn Engholm (SPD) sagte am Rande der Klausurtagung, er habe den Eindruck, daß die ostdeutschen Regierungschefs bereit seien, "unsere Grundüberlegungen zu tragen". "Wir sind zum Kompromiß verurteilt", meinte der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch (CDU).
Parteien + Wähler
SPD tauscht Hartherz gegen Sperling USINGEN. Der Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling besucht am Samstag, 27. Februar, von 10 bis 13 Uhr den Infostand der SPD an der Ecke Wilhelmstraße / Zitzergasse. Der ursprünglich dort angekündigte Hochtaunus-Spitzenkandidat Peter Hartherz kommt tags darauf um 11 Uhr zum Frühschoppen ins Café Keth. Themen: die Usinger Schulraumsituation und die Heinrich-Müller-Siedlung. Frühschoppen mit den Grünen WEILROD. Das geplante Baugebiet "Cratzenbacher Berg" ist Thema des politischen Frühschoppens der Grünen am Sonntag, 28. Februar, ab 11 Uhr in der Gaststätte "Zur Post", Rod an der Weil. Die Partei möchte die Meinungen der Bürger zu dem Projekt kennenlernen. Barkey geht zur SPD USINGEN. "Ist die Zukunft des Kreisgesundheitsamtes Usingen gesichert?" Diese Frage will die SPD am Montag, 1. März, um 16 Uhr an Ort und Stelle erörtern. Als Gesprächspartner erwarten die Sozialdemokraten den Gesundheitsdezernenten Peter Barkey (FDP).
HANAU. Der Seniorenvorstand der Industriegewerkschaft Metall will bei der nächsten Vollversammlung am Mittwoch, 3. März, ab 15 Uhr im Schloßgartensaal der Stadthalle Hanau das Thema "Sozialabbau" auf die Tagesordnung setzen.
"Gebt uns unsere Männer wieder! Unsere Kinder!", schrien am 27. Februar 1943 verzweifelte Frauen in der Rosenstraße in Berlin-Mitte. Die 600, 1000, 6000 Demonstrantinnen - die Zahlen variieren - waren "arisch", richtige "Volksgenossinnen", in der NS-Ideologie die einzig Lebenswerten. Doch sie waren die Frauen, Mütter, Verwandte und Freunde der 2500 jüdischen Männer und Frauen, die die Gestapo in der Rosenstraße 2-4, dem Wohlfahrtsamt der Jüdischen Gemeinde, interniert hatte - bis zur Deportation in die Gaskammern von Auschwitz. "Stunde um Stunde, Nacht und Tag, wohl zwei Wochen standen sie", schreibt Ruth Andreas Friedrich in ihren Tagebuchaufzeichnungen, "wie eine Mauer". Etwas schier Unglaubliches hat sich dort vor 50 Jahren zugetragen: ein Aufstand. Widerstand gegen die Unmenschlichkeit, ohne Waffen, unorganisiert, "nur" um die Männer zu befreien.
"Vergeblich bemühten sich die Beamten, die Demonstranten abzudrängen und auseinander zu bringen", heißt es im Bericht der Schutzpolizei. Dann postierten SS-Schergen Maschinengewehre. "Nun war uns alles egal", erinnert sich eine Zeitzeugin. "Ich sah, wie der SS-Mann hinter den Maschinengewehren den Mund weit aufriß. Wir brüllten Mörder!! . . . Dann etwas Unerwartetes: Die Soldaten bauten die Maschinengewehre ab."
Am 6. März 1943 befahl Propagandaminister Joseph Goebbels, seit 1926 Gauleiter der NSDAP in Berlin, die Internierten in der Rosenstraße freizulassen; selbst 25 Männer, die schon nach Auschwitz deportiert worden waren, wurden in ein anderes Lager verlegt, zur Zwangsarbeit; alle überlebten. Die Frauen, ihr öffentlicher ziviler Ungehorsam hatte gesiegt. Wäre Widerstand gegen den Holocaust doch möglich gewesen, wenn . . .?
Schon zum 49. Gedenktag dieses beispiellosen Protests hatten Studenten der Berliner Fachhochschule für Sozialpädagogik in der Rosenstraße eine Litfaßsäule aufgestellt. "Hinter der Litfaßsäule habe ich immer gestanden und meinem Vater zugewinkt", erinnert sich Ruth Gross in ihrer Autobiographie. Damals war sie ein Kind, ihr Vater, der Fotograf Abraham Pisarek, einer der Gefangenen. Schon im Vorjahr stand ein Denkmal für die Rosenstraße fast fertig im Garten der Berliner Bildhauerin Ingeborg Hunzinger. Und der Blick des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen fiel aus seinem Fenster Tag für Tag unweigerlich auf diesen Ort. Doch die Erinnerung von Geschichte ist streng reglementiert.
Ein Vierteljahrhundert, ein halbes, ein ganzes - wer zwischendurch vergessene, verdrängte Ereignisse in Erinnerung bringen will, dem ist wenig Aufmerksamkeit beschieden, wie den Studenten vom Vorjahr zum Beispiel. Für Gedenkrituale sind runde "Jubiläen" Voraussetzung. Wenn denn überhaupt erfolgreicher ziviler Ungehorsam in Deutschland beispielhaft herausgestellt wird, statt wie bislang sich mit dem Putschversuch der Männer vom 20. Juli 1944 zu begnügen, dem "Aufbegehren in einer Pleite gegangenen Firma, um sich ein politisches Alibi zu verschaffen" (Hannah Arendt). Oder wie die DDR sich auf den organisierten Widerstand der Kommunisten zu beschränken.
Nun endlich zum 50. Jahrestag: In der Rosenstraße, einer einst belebten Geschäftsstraße, heute eine unwirtliche Sackgasse, die auf die Kehrseite einer Ladenzeile prallt, wird der zivile Ungehorsam von 1943 offiziell erinnert. Die Litfaßsäule wird erneut aufgestellt, Plakate informieren, das schäbige, sinnlose Rasenstück voller Müll und Unrat wird markiert: Hier war das Haus der Jüdischen Gemeinde, das spätere Sammellager, dort die älteste, 1714 erbaute Synagoge der Stadt. Beide Gebäude wurden erst nach dem Krieg völlig zerstört. Die Jüdische Gemeinde plant, den Ort wieder zu bebauen. Da werde dann irgendwie das Denkmal integriert, sagt Ingeborg Hunzinger; denn ungeschützt könne man so etwas heutzutage nicht aufstellen.
Rechtzeitig zum 50. Jahrestag hat auch die Edition Hentrich das Buch "Frauenprotest in der Rosenstraße" von Gernot Jochheim herausgebracht. Ein Buch, das der Berliner Lehrer vor drei Jahren geschrieben und schon einmal publiziert hat; zugeschnitten für den Unterricht, als Ergänzung zu den Schulbüchern, in denen der Aufstand in der Rosenstraße nicht auftauche, kritisiert der Autor. Beispiele von erfolgreichem gewaltfreien Widerstand gegen die Herrschenden würden offensichtlich nicht als Lehrstücke gesehen. Auf die Ereignisse in der Rosenstraße ist er in der amerikanischen Literatur über zivilen Widerstand gestoßen.
Insgesamt wurden während der sogenannten "Fabrikaktion" 1943 8000 Berliner Juden, meist Männer aus "einfachen Mischehen" mit einem nichtjüdischen Partner, und deren Kinder - in der Terminologie der Nationalsozialisten "Mischlinge 1. Grades" - von ihren kriegswichtigen Arbeitsplätzen, von der Straße, aus ihren Wohnungen in Lastwagen gezerrt und in mehreren Sammellagern interniert. Zwar hatten sie, im Unterschied zu den sogenannten "privilegierten Mischehen" (meist Jüdinnen mit nichtjüdischen Männern und christlich erzogenen Kindern), einen gelben Stern tragen und Zwangsarbeit verrichten müssen. Zwar wurde in einer Nachbesprechung der Wannsee-Konferenz im März 1942 beschlossen, auch sie in den Fabriken des industriellen Völkermords zu vernichten. Bis zu diesem Zeitpunkt aber waren sie von Deportationen verschont geblieben.
"Wir schaffen nun die Juden endgültig aus Berlin hinaus", triumphierte Goebbels in seinem Tagebuch. "Sie sind am vergangenen Samstag (27. Februar 1943) schlagartig zusammengefaßt worden und werden nun in kürzester Frist nach dem Osten abgeschoben." Goebbels wollte seinem Führer ein "judenfreies Berlin" zum 54. Geburtstag am 20. April präsentieren. Die Schlacht um Stalingrad war verloren, nun sollte wenigstens an der Heimatfront auf ganzer Linie gesiegt werden.
Am 1. März fuhr der erste Transport mit 1736 Menschen vom Bahnhof Putlitzstraße nach Auschwitz, bis zum 12. März wurden etwa 8000 Menschen deportiert. Die Männer, Frauen und Kinder aus der Rosenstraße haben überlebt. Weil, wie Goebbels in seinem Tagebuch schreibt, "sich da leider etwas unliebsame Szenen vor dem jüdischen Altersheim" (offensichtlich war er über den Ort des Protestes nicht recht informiert) "abgespielt haben, wo die Bevölkerung sogar für die Juden etwas Partei ergriff. Ich gebe dem SD den Auftrag, die Judenevakuierung nicht ausgerechnet in einer so kritischen Zeit fortzusetzen."
50 Jahre danach ist der Protest der Frauen in der Rosenstraße in das historische Bewußtsein zurückgekehrt. Die Frage bleibt: Was wäre geschehen, wenn "arische Deutsche" massenhaft für ihre jüdischen Nachbarn eingetreten wären, damals als die Juden am hellichten Tag abgeholt und durch die Stadt getrieben wurden. Zum Transport nach Auschwitz.
Im Blickpunkt: Slowakei Autonomie in dünner Luft
Kaum zwei Monate nach der Gründung einer selbständigen Republik ist die Luft für die Slowakei bereits dünn geworden. Der junge Staat verzeichnete im Januar einen Rekordanstieg der Arbeitslosigkeit. Unternehmer wie Gewerkschaften fordern die Regierung in eindringlichen Appellen zu energischen Maßnahmen der wirtschaftlichen Belebung auf. Die ursprünglich erwartete Abwertung der slowakischen Krone könnte zumindest die Exportchancen erhöhen, aber den damit verbundenen Anstieg der Lebenshaltungskosten wollen die führenden Politiker in der Hauptstadt Bratislava (Preßburg) der Bevölkerung nicht zumuten. Zu allem Überfluß gibt es auch noch Streit zwischen Premier Vladimir Meciar und seinem Außenminister Milan Knazko. Seit sich Meciar von Knazko autoritären Führungsstil vorwerfen lassen mußte, ähnelt das Geplänkel zwischen dem Chef der Mehrheitspartei "Bewegung für eine demokratische Slowakei" HZDS und seinem Stellvertreter einem Pingpongspiel. Zur Visite beim Kommissionsvorsitzenden der Europäischen Gemeinschaft (EG), Jacques Delors, nahm der slowakische Ministerpräsident den Außenminister Mitte der Woche gar nicht erst mit. Nachdem sich Meciar in Brüssel über eine Aufrüstung der ungarischen Armee beklagt hatte, konterte Knazko am Donnerstag vor der heimischen Presse. Die Slowakei müsse sich von Budapest nicht bedroht fühlen und die Ausrüstung der Armee Ungarns sei dessen innere Angelegenheit. Schon einige Tage zuvor hatte der HZDS- Spitzenpolitiker und Knazko-Mitstreiter Rudolf Filkus, als ausgewiesener Wirtschaftsexperte von Meciar auf den Botschafterposten nach Wien abgeschoben, sogar ein Auseinanderbrechen der Partei nicht ausgeschlossen.
Allerdings hat der slowakische Präsident Michal Kovac bereits vor seiner offiziellen Amtseinführung in der kommenden Woche Knazko erst einmal den Rücken gestärkt. Nach einem Besuch im Außenministerium zeigte er sich "angenehm überrascht". Allerdings sei es nicht gelungen, die "Vertrauenswürdigkeit der Slowakei in der Welt" zu verbessern, denn "einige innere Ereignisse seien so in das Bild der Slowakei hineinkomponiert worden, daß das Bild sich verschlechtert statt verbessert" habe. Das Außenministerium trage daran jedoch keine Schuld. Zwar vermied Kovac eine direkte Stellungnahme zu Meciars Forderung, den erst vor wenigen Wochen bestellten Chef der slowakischen Diplomatie abzuberufen. Aber der Präsident wird wohl kaum die Entlassung eines Ministers unterschreiben, gegen dessen Konzept er laut eigenen Worten "keinerlei Einwände" hat.
Ein zerrissenes Bild bietet die slowakische Führung auch, wenn es um die Frage einer Abwertung der slowakischen Krone geht. Wirtschaftsminister Ludovit Cernak hatte noch vor einigen Tagen die Erwartung geäußert, die Währung werde um zehn bis 15 Prozent abgewertet. Entgegen der dringenden Empfehlung des stellvertretenden Nationalbankchefs Marian Jusko, der mit der Wechselkursänderung dem "katastrophalen Rückgang der Devisenreserven" einen Riegel vorschieben will, lehnte Finanzminister Julius Toth einen solchen Schritt jedoch ab. Inzwischen hat sich Premier Meciar ebenfalls auf diese Position festgelegt. Er fürchtet angesichts einer Arbeitslosigkeit von über elf Prozent vermutlich die Teuerungen, die laut Experteneinschätzung bei einer Abwertung der slowakischen Krone wohl vor allem wegen der engen Verflechtung mit der tschechischen Wirtschaft bei 50 Prozent liegen könnten.
Statt der Abwertung favorisiert Meciar staatliche Importbeschränkungen für Produkte, die nicht wieder der Produktion von Ausfuhrgütern zugute kommen - also im wesentlichen Konsumgüter. Zudem hofft er, in Zukunft mehr ausländisches Kapital ins Land locken zu können. Die Regierung legte am Donnerstag in Bratislava auf einer internationalen Konferenz, zu der Investoren aus aller Welt eingeladen worden waren, eine Liste zum Verkauf stehender Unternehmen vor. "Das erinnert mehr an einen Ausverkauf als an ernstzunehmendes Verhalten", kritisierte prompt die Prager Tageszeitung Mlada fronta Dnes.
ULRICH GLAUBER (Prag)
has FRANKFURT A. M. Das Bundeskartellamt erhebt keine Einwände gegen die neue Eigentümerstruktur beim Sportartikelhersteller Adidas. Auf Anfrage teilt Behördensprecher Jürgen Kiecker mit, der Verkauf sei freigegeben worden. Die zuständige Beschlußabteilung halte ihn für "wettbewerblich unbedenklich".
Damit ist der Ausstieg des französischen Spekulanten und Politikers Bernard Tapie bei Adidas endgültig perfekt. Neben einigen Finanzinstituten aus Frankreich, dem designierten Vorstandschef Robert Louis-Dreyfus und der Managerin Gilberte Beaux wird die Drei-Streifen-Firma künftig zu wesentlichen Teilen auch zwei unbekannten Gruppen gehören. Bei diesen handelt es sich um die Gesellschaft Omega Ventures und die von einer Euroknights-Gruppe kontrollierte Coatbridge Holdings.
Mit Blick auf diese beiden Anteilseigner war in der Sportartikelbranche zuletzt kolportiert worden, hinter diesen könnten sich auch Adidas-Wettbewerber - etwa Nike oder Reebok - verbergen. Anhaltspunkte dafür fand das Bundeskartellamt aber nicht. Die Wettbewerbswächter betonen zudem, es sei im Eigentümerkreis "ziemlich weit zurückgeprüft" worden. Adidas selbst machte bislang keinerlei Angaben zu Omega und Coatbridge respektive Euroknights. Ob sich diese Haltung ändern wird, steht in den Sternen.
Von weitem ist nichts weiter zu sehen als ein flacher, aber doch weit ausgedehnter Hügel, der mit Gras, Feldfrüchten oder Buschwerk bewachsen ist. Eine Kuriosität im flachen Land der ungarischen Tiefebene, eine Laune der Natur? Nein, denn diese Hügel haben's in sich - sie sind die Fundstätten von bronzezeitlichen Kulturen, die an den Ufern von Donau und Theiss bereits im 2. Jahrtauend vor Christus existiert hatten und heute davon berichten, daß das gegenwärtige Ungarn damals Durchzugsgebiet vieler Völker war.
Innerhalb von 450 Jahren wuchsen diese Siedlungsgebiete zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gemeinschaften, die heute als Zivilisations-Zentren gewertet werden, die anhand der aufgefundenen Beweisstücke die Verbindungen der mediterranen Welt Südeuropas mit Zentraleuropa sichtbar machen.
Dem Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte unter Walter Meier- Arendt ist es jetzt gelungen, mit Unterstützung des Dezernats Kultur und Freizeit und des Amtes für Wissenschaft und Kunst der Stadt eine Ausstellung mehrerer ungarischer Museen, darunter das Ungarische Nationalmuseum und der Lehrstuhl für Archäologie der Eötvös Loránd-Universität Budapest, nach Frankfurt zu bringen, die diese wichtige Epoche vorstellt.
Das heutige Ungarn war damals - das heißt zwischen 1800 und etwa 400 vor Christus - Durchzugsgebiet vieler Völker. Dabei aber haben die dort lebenden Menschen den Wandel nicht nur passiv aufgenommen, sondern erfuhren dabei selbst einen Wandel. Meier-Arendt: "Ungarn war der Katalysator, der Neues für die Weiterverbreitung zum Beispiel nach Mitteleuropa aufbereitete.
Seit etwa 1800 waren an Donau und Theiss stadtähnliche Siedlungen entstanden, die sich in bestimmten Gebieten über längere Zeit behaupteten. Ihre Bewohner trieben Landwirtschaft, deren Techniken sie aus dem vorasiatischen und mediterranen Raum übernommen hatten. Als sich die Bronzeverarbeitung im Karpatenbecken ausbreitete, trieben die Stadtbewohner Handel mit Menschen im späteren Siebenbürgen und gelangten so zu den Rohstoffen für die Kupferverarbeitung.
Aus den sich seit Jahrtausenden überlagernden Wohn- und Schuttschichten sind dann jene flachen Hügel, die sogenannten "Tells" entstanden, die heute die Fundstellen der Archäologen sind und in denen erstaunliche Schätze an Bronzen, an Keramiken, ja sogar an Gold - in erster Linie in Form von Schmuck - gefunden wurden.
Die meisten dieser Stücke stammen aus sogenannten Hortfunden: Sie waren als Depots in den Siedlungen unter den Häusern angelegt worden, entweder als Verstecke, die man in kriegerischen Zeiten anlegte, oder als Handels- und Werkstattdepots oder aber auch als Weihe- und Opferorte.
Die Welt des Glaubens wird durch Miniaturaltäre und Tonidole dokumentiert. Bestattungssitten werden in der Ausstellung durch ausgestellte Rekonstruktionen von Grabfunden deutlich gemacht. Die Ausstellung im Refektorium und im Dormitorium des Karmeliterklosters ist bis zum 25. April zu sehen. wp
Stadtwerke, Bauhof und Stadtgärtnerei der Stadt Bad Vilbel haben eine neue Adresse: Dortelweil, Theodor-Heuss-Straße 51
KRIFTEL. Die JungsozialistenInnen Kriftel veranstalten am Dienstag, 2. März, im Jugendtreff eine Dikussionsrunde mit dem Titel "Was tun?" - Perspektiven rot-grüner Politik in Kriftel und im Rhein-Main-Gebiet. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Eingeladen sind Stefan Böhm von der SPD und Ingo Mehling von den Grünen. Von 21.15 Uhr an spielt die Band "Mainhattan Ramblers". schu
KÖNIGSTEIN. Das "Königsteiner Modell" ist perfekt: Auf dem Gelände des ehemaligen Betriebshofes an der Limburger Straße sollen drei Häuser mit insgesamt 33 Wohnungen und eine Tiefgarage mit 68 Stellplätzen gebaut werden. Zwei benachbarte Flachdachhäuser bekommen außerdem Dachgeschosse mit weiteren sechs Wohnungen. Bauherr wird die Hochtaunus-Baugenossenschaft, die diesen Teil des städtischen Grundstücks für zwei Millionen Mark übernimmt.
Bürgermeister Bertram Huke (CDU) und Erster Stadtrat Klaus Dehler (SPD) zeigten sich gestern bei der Vorstellung der Pläne ausgesprochen zufrieden: "Wir haben einen guten Partner gefunden", lobte Huke die Hochtaunus eG, "dieses Projekt hält jedem Vergleich stand." Unter sieben sehr verschiedenen Vorschlägen privater und gemeinnütziger Bauherren wurde mit Unterstützung des Umlandverbandes das Modell der Hochtaunus-Baugenossenschaft ausgewählt.
Für die Stadt, so Huke, biete dieses Projekt die meisten Vorteile: Die Wohnungen würden frei finanziert, sie paßten sich am besten in den vorhandenen Bestand ein, und durch das Finanzierungsmodell erhalte die Stadt das Belegungsrecht für mindestens 37 Jahre. Die Stadt kommt der Baugenossenschaft weit entgegen: Der Kaufpreis von zwei Millionen Mark (766 Mark pro Quadratmeter) wird als Darlehen gewährt, das mit zwei Prozent Zinsen und zwei Prozent Tilgung zurückzuzahlen ist.
Außerdem bekommt die Hochtaunus- eG ein Liquiditätsdarlehen über 6,4 Millionen Mark, auszahlbar von 1996 bis zum Jahr 2005 in Jahres-Raten von 640 000 Mark. Danach muß sie es mit vierprozentiger Annuität (Zins plus Tilgung) zurückzahlen, ab 2016 mit zehn Prozent. "Das Darlehen ist ein Kraftakt für die Stadt und über zehn Jahre ein hübscher Brocken für den Haushalt", räumt Huke ein, "aber dafür bekommen wir auch ein Bonbon obendrauf."
Damit sind die 58 Wohnungen gemeint, die die Genossenschaft bereits an der Limburger Straße besitzt und für die in den nächsten Jahren die Sozialbindung ausläuft. Für diese Wohnungen behält die Stadt nun das Belegungsrecht bis zum Jahr 2029 - und will in dieser Zeit den Quadratmeterpreis nicht über 18,50 Mark steigen lassen.
Die 33 neuen Wohnungen sollen 14,50 Mark Miete pro Quadratmeter kosten und sind vor allem für die Einkommensgruppen gedacht, die nicht mehr sozialwohnungsberechtigt sind, aber die üblichen Mieten auf dem freien Markt auch nicht zahlen können. Manfred Suhr, Vorstandvorsitzender der Hochtaunus, ist ebenfalls ausgesprochen zufrieden mit dem Verhandlungsergebnis. "Die Aufstockung der Flachdächer hatten wir schon lange vor, doch es scheiterte am Stellplatzproblem", sagt er. Es sei "Philosophie" seiner Genossenschaft, freiwerdende Mittel (wie die aus den bald entschuldeten 58 angrenzenden Wohnungen) wieder in neue Bauten zu stecken.
Wenn die Tiefgarage fertig ist, die in den Hang hinein gebaut werden soll, bleiben sogar noch neun Parkplätze für die anderen Anwohner übrig. Obendrauf soll eine Grünfläche mit Kinderspielplatz entstehen. Die neuen Mieter werden aus den Reihen der 103 Wohnungssuchenden kommen, die zur Zeit bei der Stadt gemeldet sind. Sie müssen natürlich Mitglied der Genossenschaft werden.
Der Magistrat hat dem "Königsteiner Modell" bereits am 15. Februar mit großer Mehrheit zugestimmt. In der ersten Arbeitssitzung des neugewählten Parlaments im Mai müssen nun die Stadtverordneten darüber abstimmen. Ende 1995, Anfang 1996 könnten dann die ersten Mieter einziehen. esi
Das Ringen um die Gastronomie auf dem Feldberg ist vorbei: Neues Projekt steht Kneipen mit Hüttenflair und Blick auf Frankfurt Investor aus Neu-Anspach / Bald Abbruch des Altbaus Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. Der Große Feldberg bekommt wieder eine Gaststätte: einen rustikalen "Berghof" mit 350 Sitzplätzen. Die Autos werden größtenteils vom Plateau verbannt; statt der jetzt 250 Parkplätze wird es nur noch rund 60 Stellflächen geben. Die Zufahrt soll ein Schrankensystem regeln. Damit geht ein jahrelanges Hick-Hack um in letzter Minute abspringende Betreiber, eine Ruine und fehlende Toiletten auf dem Taunusgipfel zu Ende - Landrat Jürgen Banzer präsentierte rechtzeitig zur Kommunalwahl einen privaten Investor. Die gestern im Modell vorgestellte Gastronomie wird auf dem Gelände des alten Feldberghofes entstehen; dieser soll bis Spätsommer dieses Jahres abgerissen sein. Geht alles nach den Vorstellungen der Planer, könnte der neue Hof bis Ende 1994 stehen. Die Gastronomie wird dann rund 350 Quadratmeter groß sein und im Süden den Blick auf Frankfurt bieten. Auf zwei Etagen sind ein gutbürgerliches Restaurant, ein Café, Fast-Food-Bereich und ein Tagungs- sowie Schulungsraum vorgesehen. Die kargen Zeiten sind also vorbei: Wer sich den Blick vom Frankfurter Hausberg versüßen wollte, mußte sich seit Aufgabe des alten Hofes im Frühjahr 1992 Kaffee und Kuchen schon selbst mitbringen. Die Toiletten sind öffentlich und für Ausflügler damit unabhängig von einem Restaurantbesuch zugänglich.
Nach Angaben von Banzer sind seit Donnerstag alle Verträge unter Dach und Fach: "Zur Beruhigung all derjeniger, die beim Wort ,Feldberghof&rquote; skeptisch reagieren" - mal waren es Frankfurter Disco- Betreiber, mal die Fürsten zu Ysenburg- Büdingen, die hier investieren wollten und dann absprangen. Diesmal habe man vorgesorgt: Die Verträge mit dem Investor, der "Planbau" des Bauingenieurs Peter Raab, sind notariell beurkundet. Für den Fall, daß Raab Kredite aufnimmt, muß seine Bank die Bereitstellung der Mittel garantieren - soweit Raab "in Schwierigkeiten geraten sollte", so Banzer.
Raab, der bisher vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut hat, wird das rund 3500 Quadratmeter große Grundstück auf 60 Jahre in Erbpacht übernehmen. Den Feldberghof will er nicht selber betreiben; er zeichnet nur für den Entwurf, die Statik und Ingenieurarbeiten verantwortlich. Er habe aber schon mögliche Pächter an der Hand, erklärt der Neu-Anspacher. Grund und Boden überläßt die Gemeinde Schmitten als Eigentümerin dem Zweckverband Feldberghof.
Die Kosten für den Berggasthof mit Hüttenflair werden ohne Inneneinrichtung auf etwa 2,5 Millionen Mark geschätzt. Die Abbrucharbeiten schlagen mit etwa 900 000 Mark zu Buche, die sich Raab und der Umlandverband Frankfurt (UVF) teilen - das Gebäude ist asbestverseucht und muß Stück für Stück entsorgt werden. Der für die überregionale Erholung zuständige UVF wird auch die Toiletten mit 400 000 Mark bezuschussen: "Uns war wichtig, daß der Pächter die sanitären Anlagen mit unterhält", erklärt UVF-Kämmerer Friedrich Flaccus. Der UVF betreibt darüber hinaus die Renaturierung des Feldbergplateaus. Mit der periodisch auftretenden Blechlawine soll es vorbei sein: Auf dem gesamten Bereich hinter dem Hof werden Wanderwege und Grünflächen angelegt; Stellflächen wird es nur noch 30 direkt am Hof, 30 im vorderen Plateaubereich sowie fünf für Busse geben. Für die Autos ist an ein Schrankensystem gedacht.
"Wo und wie die Schranken installiert werden sollen, muß erst noch geprüft werden", so Schmittens Bürgermeister Josef Braun. Staus und Verkehrschaos befürchtet Braun nicht, schließlich sei an ein Frühwarnsystem gedacht. Und im näheren Umfeld des Gipfels gebe es zudem rund 3000 Parkplätze.
geg BERLIN, 26. Februar. Die in Deutschland nur als Ausnahme vorgesehene doppelte Staatsbürgerschaft setzt sich unter der Hand bereits durch. Bei den 2400 Ausländern, die 1991 in Berlin einen deutschen Paß erhielten, wurde die sogenannte Mehrstaatigkeit in 42,3 Prozent der Fälle akzeptiert. Diese Zahl gab am Freitag die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) bekannt.
Bei den Berlinern türkischer Herkunft sei die doppelte Staatsbürgerschaft besonders verbreitet, sagte die CDU-Politikerin. Sie wies aber darauf hin, daß ausschließlich die türkischen Männer davon profitierten, während die Frauen kaum eine Chance auf die doppelte Staatsbürgerschaft hätten. Wegen der Wehrpflicht entläßt die Türkei Männer nicht aus der Staatsbürgerschaft, was auf deutscher Seite dazu geführt hat, diesen Umstand als unabänderlich zu akzeptieren. Die als wenig restriktiv geltende Berliner Ausländerbehörde ist auch Spitzenreiter bei der Einbürgerung. Während im Bundesdurchschnitt nur 1,2 Prozent der Ausländer nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestaufenthalt in Deutschland die Einbürgerung beantragen, sind es in Berlin 6,3 Prozent. (Weiterer Bericht S. 3)
Die CDU sieht ihre Felle davonschwimmen Weiter Weg bis zur "bürgerlichen Mehrheit"
Diese eindeutige Distanzierung von den Rechtsextremen paßt zu der liberalen Haltung der CDU-Führung in Wiesbaden. Ihr gelang es, einige wenige "Scharfmacher" innerhalb der Partei zu isolieren. Unionsinterne Kritiker, die ein Ende des "Schmusekurses mit der SPD" fordern, sich eine Opposition wünschen und bei der Unterbringung politischer Flüchtlinge das Stillhalteabkommen von CDU und SPD mißbilligen, haben derzeit keine Chance. Horst Klee ohne Umschweife: "Wir werden nicht mit dem Knüppel durch die Stadt laufen, um jeden Sozialdemokraten, dem wir begegnen, niederzumachen." Gleichwohl haben auch die CDU-Politiker ihre Lieblingsfeinde im SPD-Lager: Allen voran den "notorischen Besserwisser Berlitz", mit dessen Verkehrspolitik sich keiner von der CDU anfreunden kann. "Eingeschossen" haben sich die Unionspolitiker überdies auf den Wirtschaftsdezernenten Bourgett, was sich zuletzt in der "Affäre Stroh" wieder zeigte. Weiteres Opfer christdemokratischer Attacken ist Frauenbeauftragte Margot Brunner, an der CDU-Frau Angelika Thiels seit Wochen keinen guten Faden mehr läßt. Was würde die CDU ändern, wenn sie in Wiesbaden das Sagen hätte? Nachdem die Finanzen immer knapper werden, sind die kommunalpolitischen Träume der Christdemokraten auf das eben noch Machbare geschrumpft: Den Wohnungsbau würden sie ankurbeln und die Pflege alter Menschen in Wiesbaden durch mehr Seniorenheime und mehr Mitarbeiter sichern. Alles andere, sagt Bürgermeister Diehl, "muß auf den finanziellen Prüfstand". Denn auch die immer noch reiche Kongreßstadt Wiesbaden sei schließlich "keine Oase der Glückseligkeit". Wie denn überhaupt die CDU dem "verhängnisvollen Trend zur elitären Stadt" entgegensteuern möchte: Durch den Schwund des "produzierenden Gewerbes" und den immer stärker werdenden "tertiären Bereich" - also Dienstleistungsbetriebe - sei Wiesbaden auf dem Weg zur Monostruktur. Das begüterte Management der Hightech-Unternehmen werde sich in Wiesbaden sicher wohlfühlen - aber schon Beamte der mittleren Laufbahn, Verkäufer und Facharbeiter würden sich das Leben auf dem teuren Pflaster bald nicht mehr leisten können. Hildebrand Diehl: "Da tickt eine Zeitbombe." Die Christdemokraten wollen sie entschärfen - vorausgesetzt, das Wahlergebnis am Sonntag in einer Woche läßt eine solche Wirtschafts-Wende zu. MARGIT FEHLIN-GER
HOCHHEIM. Zwei Eddersheimer im Alter von 21 und 23 Jahren haben am Donnerstag vormittag eine 78 Jahre alte Rentnerin in der Fußgängerzone beraubt. Nach Ermittlungen der Flörsheimer Polizei konnten die beiden Männer bald darauf festgenommen werden. 55 Mark Bargeld, die sich in der Börse befunden hatten, konnten jedoch nicht mehr sichergestellt werden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers kam die Seniorin gegen 10.25 Uhr vom Einkauf, als ihr in der autofreien Zone zwei junge Männer auffielen, die sich rüpelhaft benommen haben sollen. Die ältere Frau ermahnte daraufhin das Duo. Bei dieser Gelegenheit bemerkten die Männer den Geldbeutel im offenen Einkaufskorb der Frau, holten die Börse heraus und flohen. Ermittlungen führten die Beamten zu den beiden Eddersheimern, die bis zur Festnahme die 55 Mark aus dem Geldbeutel bereits ausgegeben hatten. Die Kundenkarte der Frau konnte bislang noch nicht gefunden werden. schu
FRANKFURT A. M., 26. Februar. Vor dem parteiübergreifenden Energiekonsens-Gespräch am Montag in Bonn haben sich die Positionen besonders in bezug auf die Atomkraft verhärtet. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Schäuble (CDU), lehnte am Freitag jeden Ausstieg aus dieser Energieform strikt ab, während der SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing und der baden-württembergische Umweltminister Harald B. Schäfer (SPD) das Ziel des Abschaltens der Atommeiler als Bedingung für den Energiekonsens bezeichneten. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne), der an dem Gespräch mit den Bundesministern Klaus Töpfer (CDU), Günter Rexrodt (FDP) und dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) beteiligt ist, äußerte sich skeptisch über die Erfolgsaussichten. "Der Karren läuft voll rückwärts", sagte er.
Schäuble sagte der Nachrichtenagentur AFP zufolge in Bonn vor Journalisten, die auf der Konsens-Initiative von Schröder und den Chefs der Energiekonzerne Veba und RWE basierenden Gespräche dürften nicht als Versuch mißverstanden werden, aus den Atomkraftwerken auszusteigen. Durch die von der SPD und den Grünen verfochtenen "Ausstiegsszenarien" werde der Wirtschaftsstandort Deutschland nur weiter verschlechtert.
Blessing versicherte in einem Interview, die SPD halte an ihrem "eindeutigen Ausstiegsbeschluß" fest, da die Atomenergie-Nutzung mit unvertretbaren Risiken verbunden sei. Als Voraussetzung für eine gemeinsame Planung der Energieversorgung müsse geklärt werden, in welchem Zeitraum die 20 am Netz befindlichen Atommeiler ersetzt werden können.
Auf einem Symposium im Frankfurter Römer über "energiepolitische Verständigungsaufgaben" nannte Schäfer den Ansatz der Initiative seines Parteifreundes Schröder zu eng. Bei dieser Initiative geht es um Restlaufzeiten für die AKWs, um deren Ersatz durch Gas- oder Kohle- Großkraftwerke und eine Option auf eine neue, inhärent sichere Reaktorgeneration. Tatsächlich müsse es bei dem "Konsens" um den Beginn einer auf mehrere Jahrzehnte angelegten kompletten Neuorientierung des Energiesystems in dem Industrieland Bundesrepublik gehen, um den "Einstieg in die Energie-Effizienz", um die Förderung der energiesparenden Koppelung von Kraft- und Wärmeproduktion in den Kraftwerken, um die Förderung der Sonnenenergie und eine ökologisch motivierte Anhebung der Energiepreise. Wenn der Einstieg in diese energiepolitische Revolution gelinge, sei die "Debatte über Ausstiegs-Fristen zwar zweitrangig". Es müsse jedoch klar verabredet werden, daß die Atomkraft-Nutzung ausläuft und auch keine neuen Atommeiler gebaut werden. Schäfer forderte auch, keine weiteren Steuergelder für die Atomtechnik auszugeben.
Schäfers Nachsatz "Wenn die Enkel unserer Enkel beim Thema Atomkraft zu einer anderen Auffassung geraten, dann steht das in deren Belieben" provozierte in Frankfurt eine Replik seines Hamburger Kollegen, des Umwelt-Senators Fritz Vahrenholt (SPD). Er warnte davor, eine solche "Selbstverständlichkeit" eigens zu betonen, da dies von den Atomkraft-Befürwortern immer als Einknicken bei der Ausstiegslinie interpretiert werde. Solche Mißverständnisse müßten die Sozialdemokraten jedoch verhindern.
Der Grünen-Politiker Fischer verteidigte auf dem Frankfurter Symposium seine anfänglich positive, mittlerweile aber stark abgekühlte Einschätzung der Schröderschen Konsens-Initiative. In dem Vorschlag der Konzern-Chefs sei erstmals von seiten der Stromversorger von einem "geregelten Auslaufen" der bestehenden Atommeiler die Rede gewesen. "Das war der entscheidende Schritt nach vorne, ein Schritt zu auf die energiepolitische Opposition", sagte Fischer. Mittlerweile aber hätten die Konzerne nach den intern aufgebrochenen Debatten das Interesse an einer solchen Verständigung verloren: "Es gibt einen Rückzug auf der ganzen Linie." Man sei vom Konsens weiter denn je entfernt.
Auf der Tagung waren sich jedoch praktisch alle Fachleute aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gewerkschaften einig, daß die "gesellschaftliche" Suche nach einem Energiekonsens auch bei einem möglichen Scheitern der Politiker- Gespräche am Montag weitergehen müsse. Die Hoffnung, daß die schon seit über einem Jahr vom Wirtschaftsministerium geplante, aber vom Haushaltsausschuß blockierte "Ueberhorst-Kommission" zu diesem Thema nun doch eingesetzt wird, sprach auch der Planungschef des Rexrodt-Ressorts, Klaus Thomsen, aus. Sie könne nach den Politiker-Runden auch im "Super-Wahljahr 1994" unbelastet von Wahlkampfinteressen arbeiten.
Experten forschen nach "Chemie" der Giftwolke Minister Fischer verlangt mehr Sicherheit von Hoechst Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle Die Hoechst AG muß für alle Anlagen, bei denen sich ein ähnlicher Giftunfall wie in Griesheim ereignen könnte, "kurzfristig Sicherheitsmaßnahmen ergreifen" und auf alle Fälle "die Nichteinschaltung von Rührern verhindern". Das hat der hessische Umweltminister Joschka Fischer gestern angeordnet und dem Konzern eine 24-Stunden-Frist zur Stellungnahme gegeben. Die Order ging auch an 300 weitere hessische Chemiebetriebe. Auch am Freitag war immer noch nicht klar, wie gefährlich und wie abbaubar das über Schwanheim niedergegangene, möglicherweise krebserregende Atem- und Hautgift o-Nitroanisol ist. Minister Fischer hat deshalb für Montag Deutschlands renommierteste Toxikologen zu einem Expertenkolloquium nach Wiesbaden geladen. Die Professoren werden auch darüber diskutieren, aus was denn nun eventuell die 37 noch nicht identifizierten Stoffe, die zehn Prozent des "gelben Regens" ausmachen, bestehen.
In der Landesanstalt für Umwelt werde "fieberhaft daran gearbeitet, das herauszufinden", sagte Umweltdezernent Tom Koenigs gestern. Grund für die Hektik: Je nach der "Chemie" dieser noch unbekannten Substanzen bestehe die Gefahr, daß das Seveso-Gift Dioxin am Rosenmontag freigeworden ist. Die 50 Bodenproben, die das belegen oder ausschließen können, sind noch nicht analysiert.
Dafür liegen jedoch die Befunde von Luftmessungen vor. Kein Wert sei "besorgniserregend", sagte Feuerwehrchef Reinhard Ries. Man habe auch in der Minna-Specht-Schule das Innenklima getestet und nichts gefunden. Die Messungen würden laufend fortgesetzt.
"Das ist zwar ein Störfall gewesen, der eine Sauerei ist", meinte Ries, "aber es sollte keine Unruhe entstehen. Das Viertel ist nicht plötzlich zum Katastrophengebiet erklärt worden. Der Stoff ist, wie er jetzt da liegt, ungefährlich."
Die Schwanheimer mochten das nicht glauben. Der Augenschein sprach dagegen. In den Vorgärten mähten Männer in weißer Astronautenmontur und Mundschutz den mit der gelben klebrigen Substanz verschmierten Rasen; in 67 Schreberparzellen waren in dicke Schutzkleidung gemummte Arbeiter dabei, Stauden, Kohl- und Salatpflanzen auszureißen und verdorrtes Laub wegzurechen. Sie kappten Johannis-, Stachel- und Himbeersträucher bis auf den Wurzelstock, schachteten Kompostgruben leer. Sie werden bald Obstbäume roden, die Welldächer von den Gartenlauben demontie- (Fortsetzung auf Seite 18)
NEU-ISENBURG. "Maßlos enttäuscht" waren die Vertreter des "Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner" (VdK) am Ende der jüngsten Isenburger Stadtverordnetenversammlung, als sie feststellten, daß SPD und Grüne spontan einen Antrag nicht mehr unterstützten, den sie zuvor gemeinsam mit der CDU eingereicht hatten. Objekt der Auseinandersetzung war die vom VdK gewünschte Erweiterung der Aufschrift auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs am Alten Friedhof.
Dort sollte künftig auch der Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht werden. Auf dem Sockel des Standbilds mit dem knieenden Soldaten wollte der VdK auch die Zahlen 1939-1945 eingravieren lassen.
Die Kosten dafür - 8000 Mark - würde der Verband übernehmen, versicherte in einem Pressegespräch der Ortsvereinsvorsitzende Heinrich Knöpfle. Auch die Obere Denkmalschutzbehörde sei einverstanden. Einige Isenburger Bürger und Stadtverordnete sind jedoch dagegen. Die einen sehen in einer Erweiterung einen unerwünschten Eingriff in ein Kunstwerk. Die anderen fürchten, eine derartige Vermischung eines Ehrenmals für die Gefallenen des Ersten mit einem Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs könne ein falsches Licht werfen.
"Wir wollen nur einen Ort, wo würdig der Toten gedacht werden kann", so Knöpfle. fra
UNTERLIEDERBACH. Der Kreisverband Frankfurt des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat das von SPD und CDU gewünschte neue Gewerbegebiet in Unterliederbach in seiner jüngsten Jahreshauptversammlung einstimmig abgelehnt.
Das Gebiet westlich der Höchster Straße gehöre zum Regionalen Grünzug und sei eine der letzten Frischluftschneisen vom Taunus in die westlichen Stadtteile, erklärte BUND-Sprecher Hans Peter Kreutner. Die Flächenversiegelung habe in Frankfurt zudem einen "kritischen Wert" erreicht.
Begründet werde der Wunsch, neue Gewerbegebiete auszuweisen, mit dem Bedarf, den Frankfurter Gewerbebetriebe hätten, sagte Kreutner. Die Nachfrage werde aber größtenteils durch Verdrängung von Gewerbe aus dem Stadtbereich geschaffen. "Aus Flächen, die ehemals von produzierenden Betrieben genutzt wurden, entsteht dann Büroraum."
Der BUND fordere deshalb, Gewerbe nicht weiter aus der City zu drücken. Um Betrieben Erweiterungsflächen anbieten zu können, müßten mit Altlasten verseuchte und ungenutzte Areale saniert werden. Platz könne auch geschaffen werden, indem Lücken in bereits bestehenden Gewerbegebieten bebaut würden.
Arbeit, so der BUND, müßte allerdings prinzipiell "zu den Menschen gebracht", Gewerbe deshalb in strukturschwachen Gebieten angesiedelt werden.
Außerdem fordert der Kreisverband ein neues Gewerbesteuer-System. Kreutner: "Damit der Gewerbeansiedlungsdruck von Städten und Gemeinden genommen wird." tos
me WIESBADEN, 26. Februar. Nach Ansicht des hessischen Datenschutzbeauftragten Winfried Hassemer birgt die computerlesbare Chipkarte, wie sie ab 1993/94 die Krankenscheine ersetzen soll, nach wie vor langfristig die Gefahr, daß es den "gläsernen Patienten" gibt. Er verwies am Freitag bei Vorstellung seines Jahresberichts in Wiesbaden auf Bestrebungen, nach der Einführungsphase auch Informationen unterzubringen, die über die bisherigen Krankenschein-Daten hinausgehen - etwa Daten über Allergien, Unfälle, Einwilligungen in Organtransplantationen bis hin zu kompletten Krankenakten.
Hassemer forderte für den Fall solcher zusätzlicher Speicherungen technische Vorkehrungen, die garantieren, daß die Patienten über die Verwendung ihrer Daten selbst entscheiden können. Sie müßten weiter "steuern" können, welcher Arzt welche Informationen bekommt, und in der Lage sein, jederzeit zu erfahren, was über sie auf der Krankenversicherungskarte gespeichert ist. Lesen oder Beschreiben der Karten durch Unbefugte müsse technisch ausgeschlossen werden.
Die computerlesbare Krankenversicherungskarte soll 1994 bundesweit eingeführt werden. Schon ab April 1993 beginnt die Einführung in mehreren Pilotprojekten mit wissenschaftlicher Begleitung für rund 800 000 Versicherte - die Hälfte davon in Hessen (Wiesbaden und Rheingau-Taunus-Kreis). Die Datenschutz-Vorkehrungen für diese Anfangsphase hält Hassemer für ausreichend, weil die Begrenzung auf die auf Krankenscheinen üblichen Daten gesetzlich noch festgeschrieben sei.
(Weiterer Bericht Hessenseite)
Der Streit um einen Hund sollen im Hintergrund eines Schwurgerichtsprozesses stehen, der am Freitag vor dem Frankfurter Landgericht eröffnet wurde. Angeklagt wegen Körperverletzung mit Todesfolge ist ein 32 Jahre alter Antennenbauer, der im Juni 1992 mit der Faust auf einen Besucher des Sachsenhäuser Apfelweinviertels eingeschlagen hatte.
Wie die Staatsanwaltschaft ermittelte, war das Opfer, ein 59 Jahre alter Physiker, durch den Faustschlag ins Gesicht umgefallen und mit dem Kopf auf den Gehsteig gestürzt. Dabei wurde er so schwer verletzt, daß er ein paar Tage später im Krankenhaus starb. Erst aufgrund eines anonymen Hinweises gelang es der Polizei, den Täter zu ermitteln.
Angaben des Angeklagten zufolge drehte sich der Streit um seinen 65 Kilogramm schweren Hirtenhund. Unterwegs mit dem Tier, habe er beobachtet, wie der Physiker in der Dreieichstraße aus dem Auto gestiegen sei und das Tier weggescheucht habe. Daraufhin sei der Hund - "er ist sehr ängstlich und trägt den Schwanz dauernd eingezogen" - geflüchtet und vor die Straßenbahn gerannt, wo er fast überfahren worden wäre.
Besorgt um den Hund, wollte der Tierhalter den Physiker zur Rede stellen. Der jedoch habe überhaupt kein Verständnis gezeigt. Zur ersten Tätlichkeit sei es gekommen, als der Passant plötzlich nach dem Schienbein des Angeklagten getreten habe. Daraufhin schlug der jüngere Mann mit der Faust zu.
Im Gegensatz zu dieser Darstellung wies jedoch der erste Zeuge vor Gericht darauf hin, er habe von einem Tritt ans Schienbein nichts gesehen. Ob die Auseinandersetzung mit dem Physiker tatsächlich um dessen Verhalten gegenüber dem Hund ging, konnte er nicht sagen. Folgt man den Angaben anderer Zeugen, soll sich der 32jährige ungewöhnlich aggressiv aufgeführt haben. Er selber habe wiederholt auf seinen Hund eingeschlagen, und zwar derart, daß sich Passanten am Tatort darüber aufgeregt hätten.
Bevor der Angeklagte das Ebbelwoi- Viertel aufsuchte, hatte er drei bis vier halbe Liter Bier getrunken und einige Haschzigaretten geraucht. Auf Fragen des Gericht räumte er ein, daß er damals Alkoholprobleme hatte. Er ist gebürtiger Amerikaner, kommt aus New York und blieb nach seiner Zeit als Soldat in der Bundesrepublik, wo er heiratete. Von Frau und Kind lebt er getrennt.
Nebenklägerin in dem Prozeß ist die Witwe des Physikers, eine Japanerin. Sie hatte ihren Mann, gemeinsam mit dessen in Frankfurt zu Besuch weilenden Kollegen, zum Essen nach Sachsenhausen begleitet. Die Kollegen, Professoren aus Japan, sollen in der kommende Woche als Zeugen vernommen werden. Lepp
Auf die staatliche Anerkennung wartet die 1984 von Profijazzern und Pädagogen gegründete Frankfurter Musikwerkstatt zwar noch, die musikalische Arbeit an diesem Privatinstitut hingegen wird unverdrossen mit großem Engagement geleistet. Eine Auswahl der 80 Studenten (sie müssen das "Lernen" aus eigener Tasche bezahlen) stellte jetzt Ergebnisse dieser Arbeit beim Semesterabschlußkonzert im TAT-Café vor.
Das Niveau der Darbietungen - Standards und "Modern Jazz" (nur wenig Neues) - war beachtlich, wenngleich zwischen den vier Formationen differierend. Bereits das Eröffnungsstück, "Streetlife" (ein inzwischen nahezu verbrauchter Hit), ließ aufhorchen. Da stand eine hochbegabte Sängerin (Ingeborg Schmich) auf der Bühne, mit einer Stimme, die variantenreich den Duktus des wortarmen Textes traf, die sanft in die Musik hineinlauschte, um daraufhin herb den Refrain zu charakterisieren. Die im folgenden Lied "Alice in Wonderland" jene melancholische Stimmung produzierte, in der ein softer Jazz ans Herz gehen kann - bildhaft gesprochen jedenfalls.
Es hätte so weitergehen können. Wenn da nicht die Technik gewesen wäre. Ein beharrliches Obertonpfeifen (durch Rückkopplung) verdarb so manch charmant vorgetragenen Augenblick in den Songs "Masquerade" und "Turn your love around".
"Are you going with me" fragt der Altmeister der Meditation, Pat Metheny, in seinem legendären Bossanova. Die zweite Band des Abends blieb bei dieser Frage stehen; einige bizarre Soli, verfremdend Improvisiertes, Spezialeffekte ließen die Antwort, sprich die angestrebte Umarmung mit denm (übrigens zahlreichen) Zuhörern offen. Rhythmisch variabel (Level 42 mag hier Vorbild gestanden haben) überzeugte immerhin das vom Pianisten Martin Peter komponierte Stück "Jim Knopf".
Höhepunkte, das gehört anscheinend zur Dramaturgie eines Konzerts, stehen fast immer am Schluß. Die fünfköpfige Band (Tenorsax, Piano, Drums, Bass, E- Guitar) war, das kann man ohne Übertreibung sagen, hervorragend. Erinnerte man sich doch an Aufnahmen des Oscar Peterson Trios aus vergangener Zeit oder Herbie Hancocks glitzernde Soli. Virtuos und facettenreich brillierte der Saxophonist Dieter Böck. Udo Brenner am Baß stand ihm in nichts nach.
Als Intermezzo gab es ein Bonbon. Gesangsdozentin Elke Diepenbeck gab mit einigen Studenten a cappella zwei Miniaturen. Besinnlich die eine, heiter, witzig die andere. Fazit: Die Arbeit in der Frankfurter Musikwerkstatt, ob nun staatlich sanktioniert oder privatim das Portemonnaie der "Lernenden" schröpfend, verdient Anerkennung. jot
Das Wetter
Wetterlage Die Kaltfront eines flachen Tiefs mit Kern über Südskandinavien zieht langsam über Deutschland hinweg südostwärts und löst sich dabei auf. Gleichzeitig verstärkt sich das Mittelmeertief und führt von Südosten her ein neues Niederschlagsgebiet nach Mitteleuropa.
Im Südosten am Samstag wechselnd wolkig und trocken, am Sonntag Bewölkungsverdichtung und einsetzende Niederschläge, die in den Niederungen zum Teil von Schnee in Regen übergehen. In den anderen Gebieten am Samstag meist starke, am Sonntag gebietsweise auch aufgelockerte Bewölkung und insbesondere am Samstag noch leichter Schneefall, im Westen und Nordwesten in den Niederungen teils als Regen.
Höchstwerte zwischen 5 Grad im Nordwesten und minus 2 Grad im Südosten. Tiefsttemperaturen um minus 2, im Südosten bei Aufklaren örtlich unter minus 10 Grad sinkend.
Schwache, im Laufe des Sonntags auflebender Wind um Ost. Weitere Aussichten für Montag
Von Osten Durchzug eines Niederschlaggebietes. Kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
stark bewölkt 12 Amsterdam
Regen 3 Athen
leicht bewölkt 11 Barcelona
leicht bewölkt 11 Bordeaux
stark bewölkt 7 Brüssel
Regen 4 Budapest
wolkig 2 Dublin
stark bewölkt 3 Helsinki
leicht bewölkt -3 Innsbruck
wolkig 1 Istanbul
bedeckt 2 Kairo
wolkig 21 Las Palmas
wolkig 19 Lissabon
stark bewölkt 13 Locarno
wolkenlos 6 London
Regen 4 Madrid
stark bewölkt 10 Malaga
wolkig 15 Mallorca
leicht bewölkt 11 Moskau
Schneefall -5 Nizza
leicht bewölkt 11 Paris
Regen 3 Rom
wolkenlos 10 St. Petersburg
leicht bewölkt -4 Stockholm
bedeckt 0 Tunis
leicht bewölkt 12 Varna
bedeckt 1 Venedig
leicht bewölkt 8 Warschau
stark bewölkt -2 Wien
Schneesterne 0 Zürich
leicht bewölkt 0 Deutschland Berlin
wolkenlos 1 Dresden
wolkig 2 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt -5 Feldberg/Ts.
in Wolken -5 Frankfurt/M.
stark bewölkt 0 Freiburg
leicht bewölkt 2 Garmisch
wolkig 1 Hamburg
stark bewölkt 2 Köln
stark bewölkt 4 Leipzig
wolkenlos 2 München
wolkig 0 Norderney
bedeckt 3 Rostock
wolkig 3 Sylt
Sprühregen 2 Zugspitze
Schneefall -14 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42
Sonnenaufgang 7.13 Uhr Sonnenuntergang 18.04 Uhr Mondaufgang 9.00 Uhr
Mit einem symbolischen Hammerschlag markierten Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) gestern den Beginn der Umbauarbeiten in der Kindertagesstätte 27 in Alt-Fechenheim. In dem Altbau wurden zuletzt noch 40 Hortkinder betreut. Die Jungen und Mädchen der Kindertagesstätte 45, die zeitweise auch dort untergebracht waren, sind schon Ende vergangenen Jahres in den angrenzenden Neubau umgezogen.
Der Sanitärtrakt der Einrichtung wird komplett neu gebaut. Zahlreiche gesetzliche Anforderungen des Brandschutzes und der Unfallverhütung erfordern umfangreiche Umbauarbeiten. Da das Gebäude künftig ausschließlich von dem Hort genutzt werden soll, wird eine völlig neue Raumaufteilung erforderlich.
Der auf knapp 3,5 Millionen Mark geschätzte Umbau soll bis Dezember fertig sein. Die 40 Hortkinder werden in der Zwischenzeit in privaten Ausweichräumen untergebracht. ova
ari KASSEL, 26. Februar. Die Chancengleichheit für Studierende mit Kindern ist vor allem an westdeutschen Hochschulen nicht verwirklicht. Dieses Fazit zieht das Deutsche Studentenwerk (DSW) aus einer am Freitag in Kassel präsentierten Sonderauswertung seiner 13. Sozialerhebung. Danach lernen an den deutschen Hochschulen rund 135 000 Studierende mit Kindern unter teilweise extrem schwierigen Bedingungen. So fehlten beispielsweise bis zu 21 000 Kinderbetreuungsplätze allein in hochschulnahen Einrichtungen.
Das Bildungssystem sei nach wie vor orientiert auf den angeblich idealtypischen Studenten, der nach dem Abitur rasch sein Studium bewältige und sich danach beruflich qualifiziere, sagte DSW- Präsident, Professor Albert von Mutius. Deshalb sei die Lebenssituation der Studierenden mit Kindern in der Hochschulpolitik bisher kaum berücksichtigt worden. Dies betreffe ihre wirtschaftliche und ihre soziale Sicherung, aber auch ihre eingeschränkten Möglichkeiten bei der Studienplanung.
Als ein Beleg dafür wurde gewertet, daß studierende Mütter an westdeutschen Hochschulen ihr Studium fünfmal häufiger unterbrechen als Studentinnen ohne Kinder. Nicht selten müsse das Studium sogar abgebrochen werden. Dabei zeige der Vergleich mit den neuen Ländern, daß vor allem ausreichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten die Belastungen auf ein vertretbares Maß begrenzen könnten.
Das DSW fordert vor diesem Hintergrund unter anderem einen bedarfsgerechten Ausbau der Kindertagesstätten, eine größere Unterstützung von Elterninitiativen und die stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse studierender Eltern in der Studienorganisation sowie eine bessere wirtschaftliche Absicherung dieser Studierenden.
Rathaus Butzbach: SPD und CDU setzen sich durch
BUTZBACH. Die aus allen Nähten platzende Butzbacher Stadtverwaltung bekommt neue Räume durch einen Erweiterungsbau an das jetzige Rathaus am Marktplatz. Das hat erwartungsgemäß das Butzbacher Stadtparlament am Donnerstag mit den Stimmen von CDU und SPD mehrheitlich beschlossen. Dagegen stimmten die kleinen Fraktionen des Bürgerforums, der Grünen und der FDP.
Das Stadtparlament beauftragte den Magistrat, erneut mit den Denkmalpflegern, dem Kreisbauamt und dem Regierungspräsidenten mit dem Ziel zu verhandeln, die denkmalgeschützten Häuser in der Korngasse doch noch abreißen zu dürfen - zumindest die Gebäude in der Korngasse 8, 10 und 12. Bislang hatten sich die Denkmalpfleger entschieden dagegen gewehrt, da die alten Häuser von besonderem geschichtlichen Wert seien. Kippen jedoch die Denkmalpfleger und vor allem ihre politisch verantwortlichen Dezernenten um, ergeben sich für die Stadt neue Perspektiven, da die Stadt so die Unterhaltungskosten für die Gebäude sparen könnte und nicht um die Korngassenhäuser herumbauen müßte.
Wie Bürgermeister Klaus Jürgen Frikke durchblicken ließ, hofft die Stadt insbesondere eine Regelung in Anspruch nehmen zu können, nach der auch für denkmalgeschützte Häuser eine Abrißgenehmigung erteilt werden kann, wenn eine Restaurierung wirtschaftlich nicht zu vertreten ist.
Bekommt die Stadt keine Abrißgenehmigung, kann es für sie recht teuer werden. Denn die Sanierung der geschützten Häusern dürfte nach Schätzungen der Verwaltung einige Millionen Mark kosten. Diese Beträge sind jedoch noch nicht in den auf insgesamt 20 Millionen Mark geschätzten Gesamtkosten für die Rathauserweiterung enthalten.
Deshalb hat das Stadtparlament nun den Magistrat zu einer neuen Verhandlungsrunde verpflichtet. Außerdem soll nach dem Parlamentsbeschluß auch überprüft werden, ob möglicherweise eine Senkung der Gesamtkosten durch eine Reduzierung des Raumprogrammes möglich ist.
Die Parlamentsdebatte nutzten am Donnerstag vor allem die kleinen Fraktionen ausgiebig, um sich noch einmal vor der Kommunalwahl zu profilieren. Die bereits bekannten Argumente wurden erneuert. Während Bürgermeister Fricke und die SPD-Fraktionschefin Vera Dick-Wenzel den Erweiterungsbau am Rathaus als die billigste und schnellste Lösung bezeichneten, meinten die Vertreter der kleinen Fraktionen, daß durch die Nutzung von Gebäuden im Schloß eine billigere Lösung erzielt werden könne.
Obwohl gerade die kleinen Fraktionen erhebliche Zweifel an dem Gutachten in der Sitzung äußerten, müssen diese wohl doch nicht so gewichtig gewesen sein. Denn nachdem die Journalisten den Sitzungssaal verlassen hatten, versiegte recht schnell das Interesse an weiteren Redebeiträgen. Und: Trotz der von einigen Abgeordneten zuvor lauthals verkündeten erheblichen Zweifel an dem Gutachten hielt es kein Stadtverordneter für notwendig, den anwesenden Gutachtern Fragen zu stellen, obwohl sie dazu ausdrücklich von Bürgermeister Fricke ermuntert worden waren. str
Eine Evakuierung des Gebietes, in dem am frühen Montag morgen der gelbe Chemikalienregen aus dem Griesheimer Hoechst-Werk niedergegangen ist, ist derzeit offenbar nicht notwendig. Diese Einschätzung hat der Chef der Berufsfeuerwehr, Reinhard Ries (36), am Freitag mittag bekräftigt. Der Oberbrandrat, der die Berufsfeuerwehr seit 1. Februar leitet, wollte eine solche Maßnahme jedoch als Folge eines "radikalen Wetterumschwungs" nicht völlig ausschließen. "Wir haben einen Räumungsplan auf jeden Fall in der Schublade", versicherte der Leiter der Branddirektion.
"Unsere Maßnahmen sind ausreichend. Wir sind auf der sicheren Seite", meinte Ries bei einer improvisierten Pressekonferenz vor Ort. Er wolle die Gefahren für die Bevölkerung "nicht bagatellisieren", doch "Katastrophenmeldungen", wonach in dem Stadtteil Gebäude gleich reihenweise abgerissen werden müßten, entbehrten jeder Grundlage.
Eine Evakuierung werde erst akut, wenn die Außentemperatur auf zehn Grad ansteige. Dann verflüssige sich das Ortho-Nitroanisol "und es gast langsam aus". Der Siedepunkt liege bei 270 Grad.
Feuerwehreinsatzleiter Helmut Herth verwies darauf, daß sich der Stoff als "Kruste" auf dem Boden abgelagert habe. Seine Einschätzung: "Solange man das Zeug nicht verschluckt, passiert überhaupt nichts."
Falls Evakuierungsmaßnahmen notwendig werden sollten, können diese laut Berufsfeuerwehr innerhalb einer Stunde beginnen. Die "Alarm- und Ausrückeordnung" (Ries) sehe die Mobilisierung von bis zu 1000 Helfern vor. Als Notunterkünfte seien in erster Linie Hotels, Altenheime und Krankenhäuser vorgesehen. Außerdem könne man auf Sporthallen zurückgreifen.
Während sie ihre Wohnungen zumindest in der nächsten Zeit nicht räumen müssen, sind in Schwanheim mehrere Flächen für die Bürger gesperrt. Am Donnerstag waren die Rasenstücke zwischen den Blocks in der Henriette-Fürth- Straße mit rot-weißen Spannbändern abgegrenzt worden.
Auch ein Areal im Schwanheimer Wald ist mittlerweile zur Tabuzone erklärt worden. Es handelt sich um ein Karree jenseits der Straßenbahngleise, das im Süden von der Dammschneise begrenzt wird und rund 10 000 Quadratmeter groß ist. "Da gehören Schilder ,Betreten verboten&rquote; hin", machte Feuerwehrchef Ries die Forstverwaltung darauf aufmerksam, daß er die Spannbänder alleine nicht für ausreichend hält.
Die Feuerwehr hat bei einer Inspektion am Mittwoch nachmittag entdeckt, daß der gelbe Regen auch in diesem Waldstück niedergegangen ist. Wie das Gelände "entsorgt" werden soll, steht noch nicht fest.
Die Sperrzone wurde eingerichtet, damit Spaziergänger den gelben Dreck nicht an den Schuhsohlen in ihre Wohnungen mitbringen. habe
ha BRÜSSEL, 26. Februar. US-Außenminister Warren Christopher hat am Freitag seine 15 Ministerkollegen aus den übrigen NATO-Ländern über die außenpolitischen Absichten der neuen Washingtoner Regierung unterrichtet. Beschlüsse wurden in der Sondersitzung des Ministerrates der Allianz in Brüssel nicht gefaßt. Für die von Washington einseitig angekündigte Fallschirm-Abwurfaktion von Medikamenten und Lebensmitteln über Ostbosnien "habe ich keine Hilfe erbeten", sagte Christopher nach der Sitzung.
Die Niederlande hatten schon am Vortag Begleitschutz durch F-16-Jagdbomber für die US-Transportmaschinen angeboten. Dies lehnte Washington dem Vernehmen nach ab, weil die Aktion rein humanitären Charakter behalten soll. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) sagte, er sei in Kontakt mit Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) wegen der Frage, ob Bundeswehrflugzeuge an der Abwurfaktion teilnehmen könnten.
Über die militärische Durchsetzung des vom UN-Sicherheitsrat verhängten Flugverbots über Bosnien-Herzegowina sei in der Sitzung nicht gesprochen worden, sagte NATO-Generalsekretär Manfred Wörner. Die US-Abwurfaktion sei jedoch von allen begrüßt worden, betonte er.
Wenn für Bosnien-Herzegowina ein wirkliches Abkommen von allen kriegführenden Seiten akzeptiert sei, sagte der US-Außenminister, "müssen wir zu wirksamem Handeln bereit sein". Er verwies auf den Sechs-Punkte-Plan Präsident Clintons und bekräftigte, eine militärische US-Beteiligung sei dann möglich.
Pariser Widerstand gegen eine Rolle der NATO bei der eventuellen militärischen Durchsetzung des Vance-Owen- Plans deutete Außenminister Roland Dumas an. Alles habe im Auftrag des UN-Sicherheitsrates zu geschehen, sagte er. Frankreich schlage vor, daß ein Beauftragter des UN-Generalsekretärs, der Zivilist und "möglichst ein Europäer" sein sollte, die militärische und zivile Oberleitung innehaben solle. Dritte Transall nach Sarajewo
BONN/SARAJEWO (Reuter/AP/AFP). Ein Sprecher des Bonner Verteidigungsministeriums teilte mit, Minister Rühe habe entschieden, daß eine dritte Luftwaffenmaschine des Typs Transall bereits ab nächster Woche zusätzliche Hilfsflüge nach Sarajewo übernehmen könne. Dadurch würden für die US-Luftwaffe Kapazitäten für den geplanten Abwurf von Hilfsgütern frei. Der Oberkommandierende der UN-Truppen in Bosnien, Philippe Morillon, sagte, die Kriegsparteien seien übereingekommen, die US- Aktion nicht zu stören. Ein ägyptischer UN-Soldat wurde in Sarajewo von Hekkenschützen getötet. Die Stadt lag unter schwerem Artilleriebeschuß. Im Osten und Süden Bosniens dauerten die Kämpfe an. Auch nahe der südkroatischen Hafenstadt Sibenik wurde nach Angaben von Radio Zagreb weiter gekämpft.
(Weiterer Bericht S. 2, Kommentar S. 3)
GELNHAUSEN. Die 1936 eröffnete Kaserne in Gelnhausen wird laut Landesamt für Denkmalpflege als "Sachgesamtheit" aufgrund der geschichtlichen, bauhistorischen und städtebaulichen Bedeutung als Kulturdenkmal festgeschrieben. Unter Schutz steht auch die topographische Situation einschließlich des ausgedehnten Appell- und Exerzierplatzes.
Nach Auffassung der Denkmalbehörde dokumentiert die Anlage Bau- und Raumprogramm der NS-Zeit, das für derartige Bauten die völkischen Regionalstile deutscher Tradition als verbindlich ansah. Das bodenständige Bauwesen sei im Sinne der Ideologie als ein werbendes, meinungsbildendes und erzieherisches Mittel eingesetzt worden. "Materialien und Bauweise sollen Beständigkeit und Solidität suggerieren, Dauerhaftigkeit als ideologische Metapher." Ein weiterer Aspekt des NS-Kulturprogramms ist das "naturnahe, naturhafte Auftreten" und die Betonung der Einordnung des Gebauten in die Landschaft. Dies sei in Gelnhausen zweifellos realisiert.
"Die Anlage ist erstaunlich unorthodox der Topographie angepaßt", so das Landesamt. "Die Gebäude fassen notwendig asymmetrisch den Naturraum des Herzbachtaltrichters, (. . .) gruppieren sich in Form eines offenen ,U&rquote; um eine künstlich angestaute Wasserfläche. (. . .) Das ansteigende Gelände hinter dem Gebäudekomplex formt eine grüne Kulisse."
Hervorgehoben werden in dem Gutachten die insgesamt neun Reliefs, die an den halbrunden Treppentürmen der fünf fast baugleichen dreigeschossigen Gebäuden (abweichend gestaltet ist als sechstes Haus das Kasino) die politisch-programmatische Botschaft von der Wehrhaftigkeit der Völker aufzeigen. Die Ausführenden Johannes Belz, Emil Hub, Albert Krämer und Augusto Varnesi seien keineswegs unbedeutende Künstler gewesen, allerdings aufgrund der vorgegebenen Ikonographie stark in den Hintergrund gedrängt. lex
Vom Ochsen ist nichts anderes als Rindfleisch zu erwarten, von einer konservativ-wirtschaftsliberalen Bundesregierung nichts anderes als die gewohnte Politik im Interesse der Unternehmen. Beifall bekommt die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit als ausführendes Organ der Regierung für ihre "Notbremsung" bei ABM deshalb logischerweise nur vom Handwerk. Ob dessen Präsident Heribert Späth allerdings im wahren Interesse seiner mittelständischen Mitglieder spricht, wenn er gegen diese "subventionierte Beschäftigung" wettert und für die "Förderung regulärer Arbeit" eintritt, muß bezweifelt werden. Denn die öffentlichen Kassen sind für beide Zwecke leer. Am Ende könnten mit den Arbeitslosen die Handwerker leiden, weil der Staat, also auch Länder und Kommunen, kein Geld mehr hat für Aufträge an den Mittelstand.
Dann wird sich nämlich schnell herausstellen, daß die Wirtschaft, vor allem die kleinen und mittleren Betriebe, mit Arbeitnehmern und Arbeitslosen durchaus eine Schicksalgemeinschaft bilden, wenn der Staat am falschen Ende spart. Die öffentliche Finanzierung von Arbeitslosigkeit statt Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen kann gar nicht so viel billiger ausfallen, als daß sie bei den Betroffenen die höheren Kosten der gesellschaftlichen Diskriminierung und der Gefahr sozialer Flächenbrände wettmachen könnte. Die müssen nämlich nicht nur den Verlust ihrer ABM-Hoffnungen verkraften, sondern auch noch wie zur Strafe die angekündigte Kürzung der Arbeitslosenunterstützung. Wo aber die Kaufkraft schwindet, schwindet auch beim Handwerk die Aussicht auf Aufträge.
Die Regierung dreht also mit ihrer Gewaltkur auf dem Arbeitsmarkt in Ost und West kräftig an der Spirale abwärts, die der Deutsche Industrie- und Handelstag für die gesamte Konjunktur schon nicht mehr ausschließen mag. Wo die von Kanzler Kohl diktierte Hungerkur für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer endet, hat einer seiner Ahnen im Amt, Kanzler Brüning, vor 60 Jahren vorexerziert. Wem nutzt auch eine stabile Mark, wenn sie keiner mehr ausgeben kann. rds (Bonn)
SINDLINGEN. Burkhard Sulimma singt morgen in der Evangelischen Kirche, Gustavsallee, den Liederzyklus "Die schöne Müllerin" von Franz Schubert. Begleitet wird Sulimma, Pfarrer in Schwanheim, von Pianist Klaus J. Müller. Das Konzert beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Am Ausgang bittet die Gemeinde um eine Spende. tos
sir ROM, 26. Februar. Nach dem Rücktritt des republikanischen Parteivorsitzenden Giorgio La Malfa und der Festnahme mehrerer korruptionsverdächtiger Manager führender Unternehmen macht sich in der italienischen Öffentlichkeit Unbehagen breit. Luigi Abete, Präsident der Arbeitnehmerorganisation Confindustria, warnte davor, die ganze Industrie moralisch unter Anklage zu stellen. Als Sprecher von rund 100 000 organisierten Mitgliedern sprach Abete die Überzeugung aus, erst das Vorhandensein staatlich finanzierter Industrie habe die gewaltigen Ausmaße der in Italien "Tangentopoli" genannten Schmiergeldaffäre möglich gemacht.
Vor allem die Verhaftung von Giampiero Pesenti, Spitzenmanager in zahlreichen Wirtschaftsgremien, hatte Mitte der Woche für Aufsehen gesorgt. Ihm wird Korruption vorgeworfen, weil er sowohl Christdemokraten als auch Sozialisten sieben Millionen Mark zugeschanzt haben soll; von dieser Summe war allerdings erst ein kleiner Teil ausgezahlt worden. Die Schmiergelder, so gibt ein unter Anklage stehender Parteisekretär an, seien für den Bau mehrerer Kraftwerke in Süditalien gezahlt worden. Während sich viele Beschuldigte beklagen, unter miserablen Bedingungen in Untersuchungshaft leben zu müssen, ist Pesenti nach seiner Vernehmung durch den Untersuchungsrichter Antonio Di Pietro Hausarrest zugestanden worden. Auch Francesco Paolo Mattioli und Antonio Mosconi, beide Spitzenmanager des Fiat- Konzerns, stehen seit Anfang der Woche unter dem Verdacht, der Democrazia Cristiana (DC) "tangenti" gezahlt zu haben. Nach Aussagen des DC-Geschäftsführers für Mailand seien gewisse Summen in die Parteikasse geflossen.
Für die italienische Gesellschaft ist die landesweite Korruptionsaffäre zu einer schweren Belastung geworden. Seit dem vergangenen Sommer sind sieben Tatverdächtige freiwillig aus dem Leben geschieden. Erst Mitte dieser Woche hatte sich Sergio Castellari, zwölf Jahre lang Generaldirektor im Ministerium für Staatsbeteiligungen, in der Nähe von Rom erschossen.
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Vereinte Nationen: Neues Forum der Nord-Süd-Kooperation bei Menschenrechten vorgeschlagen =
Genf, 26. Februar (IPS/Victor Ego Ducrot) -- Für eine menschenrechtsbezogene Entwicklungsagentur innerhalb der Vereinten Nationen (UN) tritt das Wiener ,Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte' (BIM) ein. Mit der Agentur soll ein neuer Mechanismus der Nord- Süd-Zusammenarbeit entstehen, der die Erfordernisse der Entwicklung mit der Beachtung der Menschenrechte in Einklang bringt, erklärte der Leiter des BIM, Manfred Nowak, in einem IPS-Interview.
In der neuen UN-Agentur, die als selbständige Einrichtung neben bestehenden Gremien wie der Menschenrechtskommission gedacht ist, sollten Regierungen, nicht-staatliche Organisationen (NGOs) und Experten zusammenarbeiten.
Das im Vorjahr gegründete BIM ist ein ,,unabhängiges Dokumentations-, Informations- und Forschungszentrum auf dem Gebiet der Menschenrechte'', das mit österreichischen Menschenrechtsorganisationen und internationalen NGOs kooperiert. Finanziert wird es aus privaten und staatlichen Geldern.
Nowak, der das Institut gemeinsam mit den Menschenrechtsexperten, Hannes Tretter und Felix Ermacora leitet, hielt sich vergangene Woche zu Vorbereitungsgesprächen für die vom 14. bis 25. Juni in Wien geplante UN-Menschenrechtskonferenz in Genf auf.
Energisch wies er ,,vollkommen unbegründete und verleumderische Angriffe'' einiger in Genf ansässiger NGO-Vertreter zurück, die ihm ,,absurderweise'' vorgeworfen hätten, als Berater von Parteien und Abgeordneten der extremen Rechten zu arbeiten.
Nowak gilt als Menschenrechtsexperte mit guten Beziehungen zu zahlreichen Abgeordneten aller Fraktionen des österreichischen Parlaments, mit Ausnahme der dem rechten Rand zugerechneten ,Freiheitlichen Partei' (FPÖ).
Im Rahmen des ,Gemeinsamen NGO- Planungskomitees' ist Nowak an den Vorbereitungen für die Parallel-Konferenz der NGOs während des Menschenrechts- Gipfels in Wien beteiligt.
Besondere Aufmerksamkeit widmet das BIM den NGOs in Entwicklungsländern, die sich mit Frauen-Themen und der Rechte der eingeborenen Völker befassen. Auch ihnen will es die Teilnahme an der Wiener Konferenz ermöglichen.
Das Wiener Institut und das NGO-Planungskomitee verfügten über ,,ein klares, präzises und transparentes Konzept'' für die Vergabe der Mittel an die NGOs, die an der Konferenz teilnehmen wollen, betonte Nowak. Behauptungen, daß das Institut die NGOs in irgendeiner Weise manipuliere, entbehrten daher jeder Grundlage.
Nach Ansicht Nowaks darf in den Diskussionen über die Menschenrechte nicht vergessen werden, daß Armut eines der Hauptprobleme der Dritten Welt ist. Die Ursachen lägen in einer ungerechten Weltordnung, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Dimensionen habe.
Die Lösung sei in einem Programm zur Zusammenarbeit zwischen den Ländern der nördlichen und der südlichen Hemisphäre zu suchen, das vom Willen zur Überwindung der Menschenrechtsprobleme getragen sein müsse.
Dabei hob er die Rolle der NGOs besonders hervor: ,,Ohne ihre starke Mitarbeit können die UN-Programme ihren Zweck nicht erfüllen''.
Auch internationale Finanzinstitutionen wie Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) könnten nach Meinung Nowaks innerhalb dieser Entwicklung eine positive Rolle spielen, wenn sie sich ernsthaft auf die Beachtung der Menschenrechte festlegen würden. Schritte in diese Richtung seien bereits erkennbar, aber noch ungenügend. (Ende/IPS/hs/fnf/AS/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Peru: Prominente starten Zeitungskampagne gegen Hinrichtung von Guerilla-Chef Abimael Guzman =
New York, 26. Februar (IPS/Dan Coughlin) -- Was haben die Pop-Sängerin Sinead O'Connor, der ehemalige iranische Staatspräsident Abdul Hassan Bani Sadr und der US-amerikanische Ex-Generalstaatsanwalt Ramsey Clark mit dem peruanischen Sendero Luminoso-Führer Abimael Guzman zu tun?
Alle drei haben einen Aufruf des ,Internationalen Not-Komitees für das Leben von Abimael Guzman' unterschrieben, das eine Hinrichtung des berüchtigten Führers der maoistischen Untergrundorganisation durch die peruanischen Behörden verhindern will.
In ganzseitigen Anzeigen der Zeitung ,La Opinion' in Los Angeles und in der ,Village Voice' in New York hat das Komitee kürzlich gegen die Absicht der peruanischen Regierung protestiert, die Todestrafe in Peru eigens für Guzman wieder einzuführen.
,,Wir wollen, daß internationale Standards in Fragen der Menschenrechte, wie das Recht auf einen Anwalt, Familienbesuche und Gesundheitsfürsorge, eingehalten werden'', erklärte Chila Morris, Vertreterin des Komitees. Guzman werde in Isolationshaft gehalten, beklagte sie.
Nach mehr als zwölfjähriger Jagd war es der peruanischen Spezialeinheit DINCOTE am 12. September vergangenen Jahres gelungen, Guzman, den Staatsfeind Nummer eins, in der Hauptstadt Lima zu verhaften. Sogenannte ,Anonyme Richter' -- die Mitglieder der Jury trugen zum Schutz vor Vergeltung seitens des Sendero Kapuzen -- verurteilten ihn am 7. Oktober zu lebenslanger Haft.
Ende des Jahres hatte der peruanische Staatspräsident Alberto Fujimori angekündigt, er plane, für Mitglieder des Sendero und der zweiten Guerillaorganisation ,Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru' (MRTA) die Todesstrafe wieder einzuführen. Zu diesem Zweck solle eine Volksbefragung über die dazu nötige Verfassungsänderung stattfinden.
Die Vorbehalte des Unterstützungskomitees für Guzman wies der peruanische Generalkonsul in New York, Victor Fernandez- Davila jedoch zurück. ,,Die Besorgnis seiner Anhänger um sein Leben wird von der Mehrheit der Peruaner nicht geteilt'', schrieb er in einer Antwort an die ,Village Voice'. ,,Guzman ist der Vertreter einer kleinen Extremistengruppe, die niemals den Mut gehabt hat, an freien Wahlen teilzunehmen.''
Noch vor wenigen Jahren hatte Guzman in Reden an seine Anhänger von einem Blutzoll gesprochen, den Peru für die kommende Revolution zahlen müsse. Erst wenn das Blut einer Million Peruaner vergossen worden sei, so der Sendero-Führer, sei die Revolution vollendet.
,,Volksgerichtshöfe des Sendero'', so schrieb Davila ,,haben als Richter, Geschworene und Henker viele Männer, Frauen und sogar ungeborene Kinder getötet''. Wenigstens 27.000 Menschen sind dem blutigen Bürgerkrieg in Peru seit 1980 zum Opfer gefallen.
Dennoch, so meinte Carlos Miguel Salinas von Amnesty International, habe Guzman das Recht auf eine ,,faire Behandlung'', ganz gleich welche Menschenrechtsverletzungen der Sendero Luminoso begangen habe. Salinas zitierte dabei Artikel vier des Pakts von San Jose, der die Wiedereinführung der Todesstrafe in den Unterzeichnerstaaten verbietet.
Unterdessen ist der Aufenthaltsort Guzmans in Peru derzeit unklar. Nach Auskunft eines peruanischen Beamten in New York ist der Verurteilte von seinem Gefängnis auf der Insel El Fronton in eine geheime Haftanstalt verlegt worden.
Wie der Beamter, der auf Anonymität bestand, mitteilte, fürchtet die Armee, daß ein toter Guzman zum Märtyrer für seine Anhänger würde. ,,Die beste Strategie für die peruanischen Behörden ist es, ihn am Leben zu lassen.'' (Ende/IPS/sl/ ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Angola: Skepsis über Erfolg der Friedensgespräche =
Luanda, 26. Februar (IPS) -- Die am heutigen Freitag beginnenden Friedensgespräche zwischen Angolas Regierung und der Guerilla UNITA sind von Skepsis begleitet. Regierungsvertreter bezweifeln, daß die UNITA sich auf den geforderten Waffenstillstand einlassen wird.
Bereits im Vorfeld der Verhandlungen, denen Vertreter aus Portugal, Rußland und den USA beiwohnen, und die von der UN-Sonderbotschafterin Margaret Anstee geleitet werden, hat Angolas Regierung die Bedingungen des Dreierbundes kritisiert. Die Vereinigten Staaten, Rußland und Portugal haben den Kontrahenten als minimales Verhandlungsziel den Waffenstillstand angeordnet. Kommt er nicht zustande, wollen die Drei zu Sanktionen greifen.
Angolas stellvertretender Außenminister Jorge Chicoty hat die Drohung heftig attackiert und verlangt, daß der bereits von der Regierung bewiesene Wille zum Waffenstillstand berücksichtigt werden müsse.
Trotz der Friedensrunde gehen die Kämpfe weiter. Ein Journalist, der in der belagerten Stadt Huambo eingeschlossen war, berichtete nach seiner Rückkehr, daß in dieser Woche zehn- bis 13.000 Menschen gestorben seien und sowohl Regierungstruppen als auch UNITA-Verbände weiter kämpften. (Ende/IPS/ebr/ ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Angola: Südafrikas Rüstungsunternehmen ,Armscor' fliegt von Flughafen in Bophutatswana aus Waffen für die UNITA nach Zaire =
Johannesburg, 26. Februar (IPS/Gavin Evans/Eddie Koch) -- Südafrikas staatliche Rüstungsschmiede ,Armscor' fliegt von einem Flughafen im Homeland Bophutatswana Waffen für die angolanische UNITA-Guerilla nach Zaire.
Den Verdacht, daß Südafrika die UNITA mit Waffen unterstützt, konnten zwei IPS-Reporter mit ihren Recherchen erhärten. Nachfolgend ihr Bericht:
Der Flughafen Mmabato des schwarzen Homelands Bophutatswana liegt rund 500 Kilometer von Johannesburg entfernt. Bei einem Besuch in dem formell unabhängigen Homeland, fanden IPS-Reporter auf dem entlegenen Airport eine startklare russische Antonov-12 vor, die in der Lage ist, 17 Tonnen Fracht zu fliegen. Recherchen ergaben, daß die Maschine gerade aus Zaires Hauptstadt Kinshasa zurückgekehrt war.
Nach Angaben von Bophutatswanas Luftfahrtdirektor Dermott MacLaughlin hat Verteidigungs- und Luftfahrtminister Rowan Cronje, früher rhodesischer Minister, der ,Africa Aeroflot'-Linie Lande- und Startrechte für Frachtflüge und sogenannte ,,Gnadenmissionen
Zum Tod von Jarrett J. Robertson, der beim Absturz eines Hubschraubers auf dem Flughafen Wiesbaden-Erbenheim ums Leben kam, haben Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch der Witwe Deborah Robertson ihr Beileid ausgesprochen. In einem Kondolenzschreiben, das an den Kommandeur des V. US Corps, General Jerry R. Rutherford, gerichtet ist, heißt es: "Wir verneigen uns vor den Opfern, die durch ihre Anwesenheit Frieden und Freiheit für unser Land gesichert haben."
Bei dem Absturz des Hubschraubers am Dienstag waren neben General Jarrett drei weitere Armeeangehörige getötet worden. sar
Ein Russe namens Mark, der den IPS- Reportern seinen Nachnamen nicht bekanntgeben wollte, aber angeblich der Sprecher von ,Africa Aeroflot' ist, sagte, daß die Airline vier Maschinen in Mosambik stationiert habe und häufiger im Dienst der Vereinten Nationen und des Roten Kreuzes im Einsatz sei.
Gefragt, weshalb die Vereinten Nationen sich einen Flughafen als Basis in einem Homeland aussuchen sollten, das sie nie anerkannt haben, wußte ,Mark' keine Antwort.
Doch ein Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP) in Harare, das in den vergangenen vier Jahren mehrfach russische Antonovs gechartert hatte, bestritt jeden Zusammenhang. Das WFP heuerte die Maschinen direkt im Sudan oder in Kenia an, um Lebensmittel nach Somalia, Angola und Mosambik zu fliegen, sagte der Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte.
Bei sämtlichen UN-Operationen würden die Flugzeuge zudem mit dem Signet der Vereinten Nationen gekennzeichnet.
,,Von Südafrika aus sind wir niemals geflogen. Es gibt definitiv keinen Zusammenhang zwischen uns und den Maschinen in Mmabato.'' Möglich ist, daß sie vor einiger Zeit im Auftrag der UN geflogen sind. Danach kann das Signet entfernt und die Flugzeuge können von anderen Auftraggebern angeheuert werden.
Der WFP-Mitarbeiter vermutet, daß die Flughafen-Offiziellen und der ominöse ,Mark' sich hinter den Vereinten Nationen verstecken wollten. Wahrscheinlich seien sie im Waffengeschäft tätig.
Bophutatswanas Flughafen war bereits im vergangen Jahr in die Schlagzeilen geraten, als durchgesickert war, daß internationale Waffenhändler eine ugandische Boeing 747 gechartert hatten, um von Mmabato aus Waffen in das jugoslawische Kriegsgebiet zu fliegen.
Zu welchem Zweck die Antonovs von ,Africa Airline' den entlegenen Flughafen benutzen, weiß allerdings ein leitender Mitarbeiter von Südafrikas Luftfahrbehörde. Die IPS-Reporter erhielten die Erlaubnis, ihn zu zitieren, nur unter der Maßgabe, daß sie seinen Namen nicht nennen.
,,Die Maschinen werden direkt von Armscor und einigen afrikanischen Staaten gechartert und sie fliegen ausschließlich Armscor-Waffen in bestimmte afrikanische Länder'', sagte der Mitarbeiter.
,,Armscor nutzt der Transport in russischen Maschinen, denn das macht die Flüge sehr unverdächtig.''
Und weiter: ,,Die Crews stehen ständig in Wartehaltung bereit. Weil sie in Bophutatswana stationiert sind, brauchen die Airline-Mitarbeiter keine südafrikanische Arbeitsgenehmigung und die Piloten keine in Südafrika gültige Lizenz. Das heißt auch: wir von der Luftfahrtbehörde können überhaupt nichts unternehmen.''
Welche afrikanischen Länder beliefert werden, weiß ,,die Quelle'' nicht.
Südafrikas kommunistische Partei SACP hat in dieser Woche angegeben, daß regelmäßig nächtliche Flüge von Mmabato aus nach Zaire gingen. An Bord: Waffen für die UNITA.
Am Mittwoch hatte Armscor-Sprecher Henry Abdoll zugegeben, daß die staatliche Rüstungsschmiede etwas mit Lieferungen an ,andere afrikanische Staaten' zu tun habe. Die Antonov-Maschinen in Bophutatswana würde ,Armscor' allerdings nicht für Waffenlieferungen nutzen. Und Abdoll wollte auch nichts dazu sagen, ob Zaire eines der Empfängerländer sei.
Und das Außenministerium kommentierte, von irgendwelchen ,,unerlaubten Flügen nach Angola'' nichts zu wissen.
Trotz oder gerade wegen der lauwarmen Dementis liegt der Zusammenhang nahe. Die IPS-Reporter fragten einen weiteren Insider der Luftfahrtbranche. Und der winkte wissend ab: ,,Auf dem Mmabato Airport passieren wunderliche Dinge. Sicher ist, daß hier regelmäßig Antonovs nach Zaire fliegen. Und sie sind ganz offensichtlich mit Waffen beladen.''
In dieser Woche lieferte die unabhängige Wochenzeitung ,The New Nation' einen weiteren Beweis. Die Redaktion ist im Besitz von Unterlagen, die eine Zusammenarbeit zwischen Pretorias militärischem Geheimdienst und der Armee Zaires belegen. Zweck der geheimgehaltenen Aktion: Unterstützung der UNITA.
In der Zeitung heißt es, daß das Dokument von Zaires stellvertretendem Armeechef, Colonel Moliba Tewa unterschrieben sei. In dem Dokument werde auch die Zusammenarbeit des südafrikanischen mit dem zairischen Geheimdienst geregelt, die einen gemeinsamen Plan zur Destabilisierung Angolas verfolgt hätten und das noch nach den Wahlen vom vergangenen Jahr.
Aus dem Dokument zitiert die ,New Nation' wie folgt: ,,Eine Summe von hundert Milliarden Kwanzas (die Währung Angolas) wird vorgeschlagen. Sie sollte in den angolanischen Geldmarkt gesteckt werden, um innerhalb von 60 Tagen eine ansehnliche Inflation zu erzeugen.''
Der Plan umfaßt die gezielte Herstellung von Falschgeld. Drucken sollte die Bank von Zaire und verschifft werden sollte das Inflationsgeld von Zaire über Durban in den angolansischen Hafen von Lobito. (Ende/IPS/ebr/ger/1993)
------------ IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur ------------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228 / 21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
Zentralamerika: Drei Länder wollen Integration beschleunigen =
San Jose, 26. Februar (IPS) -- El Salvador, Guatemala und Honduras wollen den zentralamerikanischen Integrationsprozeß ankurbeln. Ein neuer Fahrplan, den die Präsidenten der drei Länder am Dienstag beschlossen, soll auch die bislang zögernden Nachbarn zum Nachziehen bewegen.
Vom 1. März an werden die drei Staaten in mehreren Phasen eine Reihe von Abkommen im Bereich der Finanzen und Zollbestimmungen sowie bei Sozialprogrammen und in Fragen der politischen Integration umsetzen.
Die drei mit insgesamt 20 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Länder Zentralamerikas stellen mit einem kombinierten Bruttosozialprodukt (BSP) von 19 Milliarden US-Dollar auch das wirtschaftliche Schwergewicht des Isthmus dar. Costa Rica, Nicaragua und Panama verfügen bei einer Einwohnerzahl von zusammen neun Millionen Menschen lediglich über ein BSP von 13 Milliarden US-Dollar.
Geplant ist auch eine Integrations-Sonderzone an der gemeinsamen Grenze zwischen El Salvador, Guatemala und Honduras. Das 7.500 Quadratkilometer große Dreiländereck soll als Labor für die zukünftige Strategie dienen und eine vollständige wirtschaftiche und politische Integration vorwegnehmen. (Ende/IPS/ sl/ger/1993)
"----------- IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur -----------
Wir beenden unsere Sendungen für den heutigen Tag.
Sollten Sie Fragen haben, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an:
"----------- IPS Dritte Welt Nachrichtenagentur -----------
Pressehaus II/205, Heussallee 2-10, 5300 Bonn 1
Tel: 0228/21 91 38 und 21 91 99 Fax: 26 12 05
HÖCHST. Petra Roth, OB-Kandidatin der CDU, ankert in Höchst. Am Dienstag, 2. März, wird die christdemokratische Landtagsabgeordnete an Bord eines Hotelschiffes am Höchster Mainufer sprechen. Mit von der Partie ist von 19.30 Uhr an der ehemalige Oberbürgermeister und frühere hessische Ministerpräsident Dr. Walter Wallmann. tos
peh FRANKFURT A. M., 26. Februar. Fünf Tage nach dem Chemieunglück im Griesheimer Werk der Hoechst AG ist immer noch nicht klar, wie gefährlich und wie abbaubar das nach dem Störfall in einem Wohngebiet des benachbarten Stadtteils Schwanheim tonnenweise niedergegangene möglicherweise krebserzeugende Haut- und Atemgift o-Nitroanisol ist. Um das zu klären, hat Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) für Montag Deutschlands renommierteste Toxikologen zu einem Expertenkolloquium nach Wiesbaden geladen.
Am Freitag haben 200 Männer der Hoechst AG in weißen Astronautenschutzanzügen und mit Atemgeräten mit der großflächigen Dekontaminierung und Bodensanierung des 36 Hektar großen Viertels begonnen. Die Sanierungstrupps rodeten 67 Kleingärten, mähten Rasenflächen und trugen am Mainufer und am Kindergarten tonnenweise verseuchte Erde ab.
Hessens Arbeitsministerin Heide Pfarr (SPD) kritisierte die Sicherheitstechnik der Hoechst-Anlage als "unverantwortlich". Die Verseuchung von Schwanheim hätte, so Pfarr, "durch einen Auffangtank" verhindert werden können.
Der am Montag nach dem Unfall ausgelöste "Rheinalarm" bleibt, so das hessische Umweltministerium, vorläufig in Kraft. In den Fluß waren am Montag 200 Kilogramm des freigesetzten Schadstoffes geregnet.
(Weitere Berichte Lokalteil)
Blick aus dem Winter in . . .
Neu sind in diesem Jahr auch die verschiedenen Sorten von Sauerklee. Früher war er als eßbarer Waldbewohner vor allem bei Kindern beliebt. Heutzutage werden seine Verwandten als "Glücksklee" im Topf zu Silvester verschenkt.
Richtige "Modeblumen" kann Eid bei den Frühlingsblühern nicht ausmachen. Aber bei den bekannten Arten kommen immer neue Sorten auf den Markt. "In einem Jahr sind Pastellfarben gefragt, im nächsten dann die knalligen. Das ist wie bei den Kleidern."
Die diesjährige Auswahl befriedigt jeden Geschmack. Langstielige, dünne Tulpen in dunklem Lila werden gestützt von zartgelbem Mittelmaß und umsäumt von den kompakten, kurzbeinigen "Red Baby". Ein Stückchen weiter residiert die orange-geflammte "Prinzessin Irene", die ihre Verwandtschaft mit der etwas dunkleren "Fire Queen" nicht verhehlen kann. Dagegen scheint der "Prince of Sanseverio" etwas aus der Art geschlagen. Die frühblühende gefüllte Tulpe scheint noch nicht so recht zu wissen, wie sie ihr üppiges rosa Blütenblatt-Gestrubbel am besten sortiert.
Erstmals dabei sind neue Narzissen- Sorten, die von einer Eckenheimer Anzuchtsgärtnerei gestiftet wurden. Die sanft geneigte "Sweet Charity" beispielsweise, die unter ihrem cremeweißen Oberkleid einen gelben Petticoat trägt. Oder "Petit Four", mit Nelken-Dessous.
Aber es gibt auch die vertrauten Frühlings-Gesichter: Primeln und Trauben- Hyazinthen, Kaiser-Kronen, Amaryllis und, natürlich, das Maiglöckchen.
Die Frühlingsblumenschau wird heute um 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 14. März zu sehen.
Schwanheimer glauben nicht an Beruhigungen . . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Am Freitag schaltete sich auch Hessens Arbeitsministerin Heide Pfarr (SPD) in die Sanierungs-Aktionen ein. Sie ordnete nach einem Gespräch mit Hoechst-Vorständlern kraft Amtes "ein umfangreiches Arbeitsschutzkonzept mit detaillierten Vorschriften zum Schutz derjenigen Beschäftigten an, die die Sanierungsarbeiten vornehmen". Und sie kritisierte die Sicherheitstechnik des Chemiekonzerns: "Es ist unverantwortlich, daß ein derart sensibler Fertigungsschritt nicht mit einer automatisch gesteuerten Sicherheitseinrichtung versehen ist. Die Kontamination des Werksgeländes und des benachbarten Stadtteils hätte dadurch oder durch einen Auffangtank verhindert werden können."
Pfarrs Kabinettskollege, Umweltminister Joschka Fischer (Grüne), ließ den am Rosenmontag nach dem Chemieunglück ausgelösten "Rheinalarm" vorläufig noch in Kraft. Insgesamt 200 Kilo o-Nitroanisol seien in den Main gelangt, bis jetzt gebe es aber noch keinerlei Informationen, ob "irgendein Wasserwerk der Unterrheinanlieger besondere Maßnahmen" habe treffen müssen.
FRANKFURT A. M., 26. Februar (FR). Leichter Schneefall, teils Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen fünf Grad im Nordwesten und minus zwei Grad im Südosten, die Tiefsttemperaturen um minus zwei, im Südosten örtlich unter minus zehn Grad.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat gestern mit höheren Kursen eingesetzt. Der Dow-Jones-Index für 30 führende Industriewerte lag kurz nach Beginn mit gut sechs Punkten im Plus. Am Vortag war er um 8,64 auf 3365,14 Zähler vorgerückt.
In Tokio legte der Nikkei-Index für 225 Top-Werte gestern um 45,96 auf einen Schlußstand von 16 953,35 Einheiten zu.
LEIPZIG, 26. Februar (AP). Der Fund eines illegalen Lagers mit rund 2000 Giftfässern auf einem ehemaligen Gelände der GUS-Streitkräfte bei Leipzig zieht Kreise. Erste Ermittlungen haben nach Angaben des Umweltamts der Stadt komplizierte Verwicklungen verschiedener Unternehmen in den Fall ergeben. Christian Aegerter, der Leiter des Leipziger Umweltamtes, sagte am Freitag, die sächsische Generalstaatsanwaltschaft ermittle im Zusammenhang mit dem Giftmüllfund gegen die deutsch-russische Grundstücksgesellschaft "Haniva" mit Sitz in München. Zudem hat die Leipziger Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen eine in der Stadt ansässige Entsorgungsfirma aufgenommen.
Letztere habe einige Hallen auf dem früheren Kasernengelände angemietet. In einer dieser Hallen haben Mitarbeiter des Leipziger Umweltamtes bereits am vergangenen Freitag auf Grund eines anonymen Hinweises aus der Bevölkerung ein Lager mit etwa 2000 Giftfässern gefunden. "Detaillierte Informationen über die Gefährlichkeit sind noch nicht möglich. Tatsache ist, daß es sich um Sonderabfall handelt", sagte Gabriele Fritsch vom Umweltamt. Die Beseitigung der Fässer könnte nach Schätzungen der Behörde bis zu einer Million Mark kosten.
Die von den Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft betroffene Münchner Gesellschaft vermarktet Aegerter zufolge das ehemalige Gelände der GUS-Streitkräfte im Leipziger Norden und ist nicht bereit, das Grundstück wie vorgesehen an das Bundesvermögensamt zu übergeben. Inwieweit "Haniva" tatsächlich in den Skandal verwickelt sei, könne jetzt noch nicht gesagt werden. Die Leipziger Entsorgungsfirma habe den Sondermüll zumeist von Treuhand-Betrieben entgegengenommen, von ihnen eine hohe Abfallgebühr verlangt, die giftigen Stoffe jedoch nie ordnungsgemäß entsorgt. Statt dessen seien die Fässer als Wirtschaftsgut deklariert worden und sollten - so vermutet Aegerter - über die Grenze nach Osteuropa geschmuggelt werden. Wer in diesem Fall eindeutig der Besitzer der Fässer ist, stehe noch nicht fest.
Gegen das Entsorgungsunternehmen hat das Umweltamt nach den Worten Aegerters bereits am letzten Freitag Anzeige erstattet. Am Mittwoch hätten Mitarbeiter der Firma die Fässer abtransportieren wollen, was jedoch von der Polizei verhindert wurde.
Der Leiter des Umweltamts kritisierte im Zusammenhang mit diesem neuesten Giftmüllskandal in Leipzig, daß in Sachsen die Grundsätze der Sonderabfallwirtschaft noch nicht klar geregelt seien. Es müsse über Bestimmungen nachgedacht werden, wonach Sonderabfall bei der entsprechenden Behörde zu melden sei.
MOSKAU, 26. Februar. Die Rußlanddeutschen sollen in Zukunft vorrangig in ihren heutigen Siedlungsgebieten unterstützt werden. Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt, sagte am Freitag auf dem 3. Kongreß der Rußlanddeutschen in Moskau, in diesem Jahr stehe der Ausbau der deutschen Selbstverwaltung im Vordergrund der Bonner Hilfen. Als Beispiele nannte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium die bestehenden deutschen autonomen Kreise im sibirischen Omsk und im Altai. Diese Kreise wolle Bonn "ganz besonders fördern". Auch bei Orenburg oder in der Südukraine sollen weitere autonome Gebiete geschaffen werden.
Demgegenüber verlaufe die Entwicklung an der Wolga, wo bis zur Vertreibung nach Sibirien und Mittelasien im Jahre 1941 rund 400 000 Deutsche in einer eigenen autonomen Sowjetrepublik siedelten, "viel zu langsam".
Waffenschmidt mahnte erneut die Einhaltung der russischen Zusage an, schrittweise wieder eine Wolga-Republik einzurichten. Diese Forderung wurde allerdings sowohl vom Aussiedlerbeauftragten als auch von den Vertretern der Rußlanddeutschen am Freitag weit weniger nachdrücklich vorgetragen als noch beim Moskau-Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl im Dezember vergangenen Jahres.
Bereits Anfang Januar war die "Wiedergeburt", die größte Organisation der Rußlanddeutschen, von ihrer starren Haltung - Wolga-Republik oder Ausreise in die Bundesrepublik - abgerückt und hatte damit den Verhandlungsspielraum um "kleinere Autonomien" erweitert.
WÄCHTERSBACH. Mit Hilfe der Einigungsstelle wurde am Freitag ein Sozialplan für die 33 Arbeitnehmer verabschiedet, die von der überraschenden Schließung der fürstlichen Tischlerei in Neuenschmidten betroffen sind.
Das Vertragswerk umfasse eine halbe Million Mark, ließ die Geschäftsleitung von "Fürst Ysenburg Möbel" wissen. Die Stillegung verliefe entsprechend den Vorstellungen, versicherte Geschäftsführer Hellmut Holle. Arbeitgeber und Arbeitnehmer blieben um "eine faire gegenseitige Regelung bemüht".
Wie berichtet, hatte die Geschäftsleitung Fürst wegen anhaltender Defizite beschlossen, die Firma zu schließen. tja
Das Wetter
Wetterlage Die Kaltfront eines flachen Tiefs mit Kern über Südskandinavien zieht langsam über Deutschland hinweg südostwärts und löst sich dabei auf. Gleichzeitig verstärkt sich das Mittelmeertief und führt von Südosten her ein neues Niederschlagsgebiet nach Mitteleuropa.
Vorhersage bis Sonntag abend Im Südosten am Samstag wechselnd wolkig und trocken, am Sonntag Bewölkungsverdichtung und einsetzende Niederschläge, die in den Niederungen zum Teil von Schnee in Regen übergehen. In den anderen Gebieten am Samstag meist starke, am Sonntag gebietsweise auch aufgelockerte Bewölkung und insbesondere am Samstag noch leichter Schneefall, im Westen und Nordwesten in den Niederungen teils als Regen.
Höchstwerte zwischen 5 Grad im Nordwesten und minus 2 Grad im Südosten. Tiefsttemperaturen um minus 2, im Südosten bei Aufklaren örtlich unter minus 10 Grad sinkend.
Schwache, im Laufe des Sonntags auflebender Wind um Ost.
Weitere Aussichten für Montag Von Osten Durchzug eines Niederschlaggebietes. Kalt.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
stark bewölkt 12 Amsterdam
Regen 3 Athen
leicht bewölkt 11 Barcelona
leicht bewölkt 11 Bordeaux
stark bewölkt 7 Brüssel
Regen 4 Budapest
wolkig 2 Dublin
stark bewölkt 3 Helsinki
leicht bewölkt -3 Innsbruck
wolkig 1 Istanbul
bedeckt 2 Kairo
wolkig 21 Larnaka
stark bewölkt 18 Las Palmas
wolkig 19 Lissabon
stark bewölkt 13 Locarno
wolkenlos 6 London
Regen 4 Madrid
stark bewölkt 10 Malaga
wolkig 15 Mallorca
leicht bewölkt 11 Moskau
Schneefall -5 Nizza
leicht bewölkt 11 Paris
Regen 3 Rom
wolkenlos 10 St. Petersburg
leicht bewölkt -4 Stockholm
bedeckt 0 Tunis
leicht bewölkt 12 Varna
bedeckt 1 Venedig
leicht bewölkt 8 Warschau
stark bewölkt -2 Wien
Schneesterne 0 Zürich
leicht bewölkt 0
Deutschland
Berlin
wolkenlos 1 Dresden
wolkig 2 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt -5 Feldberg/Ts.
in Wolken -5 Frankfurt/M.
stark bewölkt 0 Freiburg
leicht bewölkt 2 Garmisch
wolkig 1 Hamburg
stark bewölkt 2 Köln
stark bewölkt 4 Leipzig
wolkenlos 2 München
wolkig 0 Norderney
bedeckt 3 Rostock
wolkig 3 Sylt
Sprühregen 2 Zugspitze
Schneefall -14
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42
BAD VILBEL. Es ist zum Haareraufen. Wer dem Telefonbuch glaubt und die abgedruckte Rufnummer der Stadtwerke Bad Vilbel wählt, wird den gewünschten Gesprächspartner nicht erreichen. Statt der freundlichen Telefonistin des Betriebes ist nur das Freizeichen zu hören. Der Grund: Die Stadtwerke, zuständig für die Gas- und Wasserversorgung in der Brunnenstadt, sind umgezogen: In ein neuerrichtetes Gebäude an der Bundesstraße in Dortelweil. Mit dem Domizil wechselten die 32 Angestellten auch die Telefonnummer. Sie lautet jetzt 0 61 01 / 5 28 01. Briefeschreiber müssen als Adresse die Theodor-Heuss-Straße 51 angeben. Gleich nebenan, Hausnummern 49 und 47, sind der städtische Bauhof, Telefon 5 28 02, und die Gärtnerei, Telefon 5 28 03, untergebracht.
Der Umzug der drei Betriebe mit insgesamt 110 Mitarbeitern begann bereits im Dezember. Doch erst am heutigen Samstag von 14 bis 18 Uhr wird der Gebäudekomplex, kurz "Betriebshof" genannt, der Bevölkerung vorgestellt. Zur Einweihung gibt es 500 kostenlose Portionen aus der Gulaschkanone der Dortelweiler Feuerwehr und preisgünstige Getränke. Außerdem wird das Gartenamt an 1000 Gäste bunt blühende Primeln verschenken.
Die Topfpflanzen zum Tag der Offenen Tür stammen allerdings nicht aus den neuen Dortelweiler Gewächshäusern, wie der zuständige Reviergärtner Hans König gesteht. In den zwei Glas- und zwei Folientreibhäusern ziehen König und seine zwei Kollegen jetzt die Frühlings- und Sommerblumen für den Kurpark: Geranien, Begonien, Fleißige Lieschen und Tagetes. Die winzigen Setzlinge werden in den 600 Quadratmeter großen Glashäusern zu stattlichen Blühern aufgepäppelt. Denn, so Hans König, "wenn man damit draußen auf die Beete geht, will man ja sofort die ganze Wirkung haben". Neben den automatisch bewässerten und entlüfteten Hochbeeten zur Blumenzucht gedeihen im Gewächshaus auch große Kübelpflanzen, die zu Dekorationszwecken ans Kurhaus und die Bürgerhäuser der Stadtteile verliehen werden.
Im Dickicht von Oleanderblättern und Palmwedeln reifen sogar Zitronen. Der Kontrast zum satten Grün der Gewächshäuser: die Außenanlagen des neuen Betriebshofes. Zur Bepflanzung der Freiflächen auf dem 13 000 Quadratmeter großen Gelände von Gartenamt, Bauhof und Stadtwerken werden die Gärtner erst im Frühjahr kommen.
Hier und dort seien halt noch "Kleinigkeiten" zu erledigen, räumt Rudolf Wahl, technischer Werkleiter der Stadtwerke ein. Erst in der vergangenen Woche waren die Namensschilder neben die Türrahmen der Büros geschraubt worden. In manchen Ecken des Hauses werkelten noch die Weißbinder und Elektriker, um rechtzeitig zur Einweihung mit den letzten Arbeiten fertig zu werden.
Die Umzugskartons mit den Aktenbergen sind in der Stadtwerke-Verwaltung allerdings schon lange verschwunden. Bereits im Dezember hatte Peter Thieme, technischer Kaufmann, es hinter sich gebracht, die "Steckbriefe" zu jedem der etwa 5400 Bad Vilbeler Gasabnehmer und den knapp 5800 Wasserkunden in die Hängeregistratur einzuordnen. Die Korrespondenz zwischen Stadtwerken und Kunden füllt einen ganzen Raum. Fein säuberlich sortiert nach Straßennamen: Von A wie Alte Straße bis Z wie Zur Schönen Aussicht. Vom Verwaltungstrakt der Stadtwerke aus werden rund 100 Kilometer Wasser- und 100 Kilometer Gasrohrnetz verwaltet. Auch für Gaszähler und Wasseruhren sind die Stadtwerke zuständig. Fast 90 Prozent aller Haushalte in der Kernstadt, so Rudolf Wahl, seien ans Gasnetz angeschlossen. Seit 1911 wird Bad Vilbel mit Gas versorgt. Die Stadtteile sind seit Anfang der 70er Jahre an das Netz angeschlossen. Jeder zweite Haushalt wird dort mit Gas geheizt. Neubaugebiete, so Wahl weiter, seien zu 99 Prozent an die Gasversorgung angeschlossen. Die Stadtwerke verkaufen pro Jahr etwa 270 000 Megawattstunden Erdgas, das sie von dem Unternehmen Maingas beziehen. Durch Bad Vilbeler Wasserleitungen rauschen jährlich mehr als 2,3 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.
Vom neuen Dortelweiler Gebäude aus werden per Fernüberwachung beide Rohrsysteme kontrolliert. Daten der Bad Vilbeler Wasserhochbehälter, wie etwa der Wasserstand, können auf den Computerbildschirmen aufgerufen werden. Selbst Ventile lassen sich per Tastendruck auf- und zudrehen. Im gesamten Neubau wurden deshalb Datenleitungen verlegt. Insgesamt 70 Kilometer EDV- und Stromkabel liegen in den Wänden des Dortelweiler Betriebshofes.
An die EDV-Kabel ist auch die Abteilung Verbrauchsabrechnung angeschlossen, wo die Rechnungen für die Gas- und Wasserkunden erstellt werden. Grundlage für die Berechnung sind die Werte, die einmal jährlich von den Zählern in den Haushalten abgelesen werden. Sicherheitshalber vergleichen die Frauen und Männer die abgelesenen Werte aber mit den Zahlen vom Vorjahr. Bei großen Abweichungen wird noch einmal kontrolliert. Fehler können sich leicht einschleichen. Wahl: "Wir hatten einmal einem Altenheim zwei Millionen berechnet, das war natürlich falsch." Die überprüften richtigen Daten werden per Computer ins Gebietsrechenzentrum nach Gießen geschickt, wo die Rechnungen gedruckt werden.
Als Serviceleistung für die Stadt Bad Vilbel sind auf der Stadtwerke-Rechnung nicht nur die Gebühren für Gas und Wasser, sondern auch für Abwasser, Kanal, und Müllabfuhr aufgeführt. Das verschafft den Bürgern eine größere Übersicht.
Das neue Gebäude, in dem erstmals Verwaltung und Werkstatt der Stadtwerke nebeneinander arbeiten, vereinfacht auch den Angestellten die Arbeit. Werner Goldschmid, Chef der Abteilung Verbrauchsabrechnung: "Hier kommt man besser mit den Kollegen zurecht". Schon deshalb, weil der Dienstweg kürzer sei. Etwa wenn der Auftrag, einen Zähler auszuwechseln, von der Verwaltung an die benachbarten Handwerker weitergeleitet werde.
Szenenwechsel: Die Werkstatt der Stadtwerke. Vor der Lagerhalle, in der Hunderte von Schrauben, Rohrverbindungsstücke, neu geeichte Gaszähler und Wasseruhren und Leitungen liegen, arbeitet Kurt Hartmann. An der Werkbank schraubt er zwei gußeiserne Formstücke für einen Gasanschluß zusammen. Der Mechaniker montiert ein Anschlußstück vor, das in eine geborstene Hauptleitung eingesetzt werden soll. Hartmann: "Hier wird ja nur vorgerichtet. Gearbeitet wird draußen." Die Bad Vilbeler Stadtwerke sind nur für die Verbindung zwischen Hauptleitung und Hausanschluß zuständig. Das Verlegen der unterirdischen Gasleitungen wird von Tiefbaufirmen ausgeführt. Der Bagger im Stadtwerke- Fuhrpark wird deshalb nur nach Rohrbrüchen oder bei kleineren Erdarbeiten eingesetzt. Für ihn und die zehn übrigen Autos und Transporter der Stadtwerke gibt es einen Fahrzeugpflegebereich, in dem kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten ausgeführt werden können, sowie eine Waschhalle mit Hochdruckreiniger.
Noch fortschrittlicher ausgestattet ist die Werkstatt des Bauhofes, in dem selbst defekte Müllfahrzeuge repariert werden können. Im alten Quartier an der Friedberger Straße war dies nicht möglich. Meister Karlheinz Friemel: "Das konnten wir früher nicht so." War eines der acht städtischen Müllfahrzeuge kaputt, mußte es zu weit entfernten Werkstätten gebracht werden und fiel meist für mehrere Tage aus. Dank Lastwagen-Hebebühne und Werkstatt-Kran können diese Arbeiten nun vor Ort von Friemel und seinem Kollegen, Kfz-Mechaniker Karlheinz Barufe, ausgeführt werden.
Die hochmoderne Ausstattung, die Motoröl, Schmierfett und Frostschutzmittel aus großen Tanks zu den Arbeitsplätzen pumpt, sorgt dafür, daß keine umweltschädlichen Stoffe verkleckert werden. Ebenso fachgerecht wird das Abwasser der Waschanlage entsorgt. In den Schreiner- und Malerwerkstätten des Bauhofes werden gesundheitsschädlicher Staub und Späne abgesaugt. Dort, im Trakt des Bauhofes, hat auch Schilderwart Wilhelm Schmalbach seinen Arbeitsplatz. In den Regalen seiner Werkstatt lagern 700 Verkehrszeichen. Von der Hinweistafel für die katholische Sonntagsmesse bis zum Verkehrzeichen fürs Tempolimit. Ist eines der in Bad Vilbel aufgestellten Verkehrsschilder (Schmalbach schätzt den Schilderwald auf mindestens 2000 Exemplare) verblaßt, gestohlen oder beschädigt, wird es von Wilhelm Schmalbach erneuert. Neue Verkehrszeichen, so der Schilderwart, werden nach Anweisung des Ordnungsamtes aufgestellt. All diese Arbeitsbereiche sind auf dem Gelände des Dortelweiler Betriebshofes voneinander getrennt. Stadtwerke und Bauhof mit Gartenamt haben separate Einfahrten. Damit sich die Beschäftigten trotzdem kennenlernen können, gibt es neben getrennten Sozialräumen eine gemeinsame Kantine. Zur heutigen Einweihung allerdings bleiben Küche und Spülküche kalt. Die Einnahmen aus Speisen- und Getränkeverkauf am Tag der offenen Tür kommen der Dortelweiler Feuerwehr zugute, die mit ihrem Geschirrmobil anrückt. Tränen steigen uns in die Augen. Die Armen: Mißverstanden, isoliert, bedroht von "intellektuellem Totschlag", so ihre Klage. Zu Unrecht verfolgt. Fast möchte man ihnen Asyl anbieten - doch "Stop dem Asylbetrug" lautet ihr Motto.
"Ausländerfeindlich" werden die rechtsextremen "Republikaner" (REP) genannt - dabei sollen die Ausländer nach ihrem Wahlprogramm doch nur vorbeugend raus, damit es nie mehr "zu ausländerfeindlichen Tendenzen kommt". Reaktionär seien sie, heißt es, nur weil es für sie bisher nur eine deutsche "Teilwiedervereinigung" gibt, und nationalistisch - nur weil ihre Sozialpolitik allein "an Deutsche" denkt.
Keiner mag sie mehr, die Umfragezahlen gehen in den Keller. Ein Glück, daß uns da eine Lokalzeitung diese Woche rechtzeitig vor der Wahl die Wahrheit über die "Republikaner" auftischte: Nett sind sie, so menschlich. Und vor allem tierlieb. Ihre Spit- Rechtes Asyl zenkandidaten betreiben sogar ein Asyl-Heim: "So haben wir jetzt ein Asyl", zitiert die Zeitung die Homburger REP-Kandidatin Nummer 5 für Kreis und Stadt, Birgit Grohne, in einer großen Geschichte.
Die volle Wahrheit über die freundlichen REPs von nebenan ist zudem, daß dieses Asyl-Heim von der Familie des REP-Stadt- und Kreisvorsitzenden Peter Münch jun. betrieben wird - Birgit Grohne heißt mit vollem Namen Grohne-Münch. Zugegeben, eine Kleinigkeit mindert die Sensation ein wenig: Asyl gibt's im Hause Münch nur für "übriggebliebene Tiere".
Aber rassistisch sind die "Republikaner" nicht: Nicht nur der deutsche Schäferhund, alle Hunde sollen frei leben und laufen dürfen, fordern sie per Wahlprogramm - wenn diese "auf ihren Führer hören".
Jaja, der Führer. Uns kommen die Tränen. stk
Freie Aussprache
"Typisch für Hoechst AG" Es ist schon schlimm, wenn man morgens kurz nach vier Uhr über den Verkehrsfunk die Nachricht hört, daß die Griesheimer Stroofstraße gesperrt ist; aber kein Hinweis kommt, der auf ein defektes, geräuschvolles Ventil in einer Chemieanlage hinweist. Das Herunterspielen, wie schon so oft, von Betriebsunfällen der Frankfurter Hoechst AG ist nachgerade typisch für dieses Unternehmen. Wer weiß von den vor Ort handelnden und gefährdeten Arbeitern schon, was bei einem (ohne Ersatzventil) unter Überdruck ausfallendem Gerät auf die Bevölkerung zukommen kann? Hier ist nun vor allem auch der Vorsitzende Wolfgang Hilger mitverantwortlich zu machen. Wer so mit der Gesundheit der Menschen im Umland spielt, muß sich auch mit den Folgen juristisch belasten lassen.
Kurt Köhler, Frankfurt
Entsteht ein Überdruck im Kessel, dann wird das Sicherheitsventil zur Druckregulierung ausgelöst - Ergebnis: Überdruck beseitigt, Umgebung verseucht. Von daher werden sich die Herren in der Vorstandsetage selbstgefällig zurücklehnen dürfen, wenn Umweltminister Fischer anmahnt, daß die Hoechst AG "die Verantwortung für den sicheren Betrieb übernommen" habe. Sicherer Betrieb? Aber dieser Verantwortung ist man doch nachgekommen. Wie im Planspielszenario wurde der Überdruck dadurch beseitigt, daß man die Giftstoffe in die Umwelt abließ.
Von Leuten, die so für den Ernstfall planen, erwarte ich nicht, daß man sie über Appelle an ihr Verantwortungsgefühl dazu bewegen kann, die Sicherheit ihrer Angestellten und der Bevölkerung zu gewährleisten. Hier muß endlich mit strengsten Gesetzesauflagen operiert werden, sonst wird man sich in der Leitungsetage der Hoechst AG auch weiterhin nur um den sicheren Betrieb, nicht aber um die Sicherheit der Menschen und der Umwelt sorgen.
Thomas Weidinger, Frankfurt Scheingefechte Der Hessische Minister für Landwirtschaft, Landesentwicklung, Städtebau und welche Titel Jörg Jordan auch noch immer führt, hat mit Recht eine Niederlage in den Beratungen des Regional- Raumordnungsplanes erlitten. Selten sind erfahrene Kommunalpolitiker und interessierte Bürger mit einem schwächeren Planungswerk als dem Gutachten zum RROP konfrontiert worden, der immerhin ab 1995 für mindestens zehn Jahre die Entwicklung einer Region festzurren soll. Wer aufmerksam die Aussagen des Gutachtens gelesen hat, diese mit dem Landschaftsplan, der ebenfalls vorgelegt wurde, und beide noch mit dem Kartenteil zum Landschaftsplan verglich, der sah wie schlampig die Planergruppen arbeiteten und das es weder im Hause Jordan noch beim Regierungspräsidenten in Darmstadt eine Koordination gab, die dieses Wort verdient. Beispiel: für Mörfelden-Walldorf ist im Raumordnungsgutachten nahe dem Bahnhof mit (hoffentlich künftiger) S-Bahn ein verdichtetes Baugebiet ausgewiesen - was Sinn macht. Im Landschaftsplan wird eine Grün-Freihaltezone skizziert, im Kartenteil ist nicht deutlich zu erkennen was denn Sache ist. Dem Minster sei empfohlen anstatt auf anonyme, grün angehauchte Planer zu setzen, den Sachverstand der Kommunalpolitiker mit einzubeziehen: Angesichts des Siedlungsdrucks auf den Rhein-Main-Raum kommen wir um neue Wohngebiete nicht herum. Karl-Heinz-Kubb, Walldorf Schulamt ohne System Wir Eltern verstehen die Welt nicht mehr. In der Presse lesen wir u. a., daß darüber nachgedacht wird, ob es nicht möglich sei, in den verschiedenen städtischen Kindertagesstätten mehr Kinder unterbringen zu können. In unserer städtischen Einrichtung, der KT 16 im Praunheimer Hohl 3, in Westhausen, wird dieses Konzept schon seit mehr als 10 Jahren erfolgreich und mit großem Engagement der ErzieherInnen praktiziert. Heute stehen allein in der KT 16 78 (achtundsiebzig) Kinder auf der Warteliste (insgesamt warten noch in 4 anderen Einrichtungen in diesem Einzugsgebiet - ohne Hausen - 266 Kinder dringendst auf einen Platz - Stand Nov. 92). Da erscheint der langersehnte Bau einer neuen KT in Hausen wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Der in ganz Frankfurt bestehende Bedarf an Betreuungsplätzen von 6500 und eine Versorgung mit Hortplätzen von nur 19,4 Prozent spottet jedweder Beschreibung und müßte sofort alle verfügbaren Kräfte auf den Plan rufen. Trotz des enormen Bedarfs an Plätzen werden von Schuldezernentin Frau Ebeling in der KT 16 zwei Planstellen gestrichen und die Anzahl der Kinderbetreuungsplätze der Einrichtung reduziert! Dessen nicht genug, nein, auch vorhandene Planstellen werden nicht besetzt, finanzielle Anreize für ErzieherInnen verweigert. Bemühungen seitens der Eltern und Betreuer, die Streichung der Planstellen rückgängig zu machen, hartnäckig abgeblockt. Warum auch, am 7. 3. ist Wahl . . ..
Der Elternbeirat der KT 16 Praunheimer Hohl 3
Für die Einführung einer doppelten Staatsangehörigkeit wird sich die Stadt bei Landesregierung und Städtetag stark machen. Das beschloß am Donnerstag die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen von SPD und Grünen. Die CDU votierte mit Nein. Damit folgte das Plenum erstmals einer Vorlage, die die Kommunale Ausländervertretung (KAV) als Forderung an die deutschen Römer-Parlamentarier gegeben hatte.
Zur Begründung durfte ein KAV-Mitglied, der Türke Ahmed Taskin, im Plenum reden. Doppelte Staatsbürgerschaft solle, so sagte er, auch den Frankfurter "Skandal" beenden, daß hier geborene, aufgewachsene und in die Gesellschaft integrierte Nichtdeutsche "künstlich den Ausländerstatus beibehalten müssen".
CDU-Sprecher Albrecht Magen sah da auch "Handlungsbedarf" und signalisierte Kompromißbereitschaft. Man wolle die Entscheidung jedoch "bis nach der Wahl" vertagen. Dem folgte die rot-grüne Mehrheit nicht und entschied sofort. peh
Krankheit der Mieterin
muß berücksichtigt werden
Kranken und behinderten Mietern darf der Stuhl nicht mehr so schnell wegen Eigenbedarfs wie bisher vor die Tür gesetzt werden. Das entschied jetzt die 3. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts (BVG) in einem Fall aus dem Frankfurter Nordend. Die Verfassungsrichter hoben zwei entsprechende Urteile des Amtsgerichts und des Landgerichts auf.
Die Frankfurter Richter hatten nach dem Spruch aus Karlsruhe zwar zu Recht den grundsätzlichen Eigenbedarf des Vermieters bejaht, aber die sozialen Umstände der erkrankten Mieterin nicht hinreichend berücksichtigt (2 BvR 2077/92). Der Fall muß nun von Anfang an beim Amtsgericht neu verhandelt werden.
Die inzwischen erkrankte Frau hatte 1986 gemeinsam mit ihrem Partner die etwa 100 Quadratmeter große Dachwohnung angemietet. Die Wohnung war sanierungsbedürftig und die Mieter steckten Eigenarbeit und rund 20 000 Mark hinein, um die Räume in Schuß zu bringen. Gezielt hatten sie eine solche Wohnung gesucht, weil die Miete günstig war.
Noch während der Renovierungsarbeiten wurde die Wohnung vom Hauseigentümer umgewandelt und wenig später an ein Ehepaar mit zwei Kindern verkauft. Sofort nach Ablauf der gesetzlichen Frist kündigten die Erwerber dem dort wohnenden Ehepaar wegen Eigenbedarfs, weil sie dort selbst einziehen wollten.
Die chronisch schwer erkrankte Mieterin berief sich vergeblich vor dem Frankfurter Amts- und dem Landgericht auf die Sozialstaatsklausel im Mietrecht (Paragraph 556 a, Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches). Danach kann ein kranker und behinderter Mieter, wenn er rechtzeitig zwei Monate vor Ablauf der Kündigungsfrist Widerspruch gegen die Kündigung einlegt, die Wohnung behalten.
Die Frankfurter Richter hatten bei der Räumungsklage der Wohnungseigentümer das Metermaß genommen und waren davon ausgegangen, daß die Vermieter, die nun Eigenbedarf angemeldet hatten, nur jeweils 17,5 Quadratmeter zur Verfügung hatten, der Anspruch auf Eigenbedarf somit gerechtfertigt sein sollte.
Das BVG in Karlsruhe kam jedoch zu der Auffassung, daß für die Mieterin, die ohnehin körperlich und geistig geschwächt war und ist, ein Auszug aus dieser Wohnung ein erhebliches gesundheitliches Risiko bedeutet hätte.
In seiner Entscheidung übte das Verfassungsgericht erhebliche Kollegenschelte an den Frankfurter Juristen. Die Entscheidung, der Vermieter-Familie den Zuschlag zu geben, kommentierte die 3. Kammer unter anderem mit dem Satz: "Zu einer solchen Abwägung ist das Landgericht auf einem Wege gelangt, der im Prozeßrecht keine Stütze mehr findet."
Die Schwierigkeiten der Vermieter-Familie seien "ohne jeden Anhalt" lediglich unterstellt worden. Völlig zu Unrecht habe man die dort noch wohnende Mieterin auf die Möglichkeit psychotherapeutischer Behandlung nach dem Auszug aus der Wohnung verwiesen. Eine solche Entscheidung sei "nicht mehr vertretbar".
Die Verfassungsrichter legten den Frankfurter Richtern bei einer neuerlichen Behandlung des Mietrechtsfalles dringend nahe, hinsichtlich des Krankheitszustands der Mieterin ein ärztliches Sachverständigengutachten einzuholen.
Der Frankfurter Anwalt Christoph Kremer, der die Mieter vor dem BVG vertreten hatte, hofft eigenen Worten nach nun, daß auch die Frankfurter Mietrichter bei Wohnungskündigungen diese Sozialklausel des BGB stärker im Blick haben. enk
Unter den ins Deutsche übertragenen neuen ausländischen Texten ist allerhand szenischer Tumult gewiß von Brentons "Berlin Bertie" (am Deutschen Theater in Ost-Berlin) zu erwarten, der Autor ist hinsichtlich von Gewaltakten kein Zimperling. Sam Shepards "Schocks", das man sich im Münchner Residenztheater vorgenommen hat, führt die intendierte Wirkung schon im Titel.
Der Regisseur Beat Fäh, bekannt für seine intensive, hocheigenwillige Arbeit mit Schauspielern, wird sich also in Bonn versuchen, mit Büchners "Leonce und Lena" auf kleiner Bühne - nachdem er in Ulm offenbar den nötigen Entfaltungsraum nicht gefunden hat. Den hat Katharina Thalbach am Berliner Schillertheater schon länger und inszeniert nun Shakespeares "Wie es euch gefällt" nur mit Männern. In Moers dagegen wird kein Mädchen ausgeschlossen, sondern der Regisseur: Dessen Funktion übernimmt, na bitte, für Ferdinand Bruckners "Rassen" das Ensemble der Schauspieler.
"Othello" trauen sich Peter Eschberg (in Frankfurt am Main) und Christoph Schroth in Cottbus zu, für den Intendanten Eschberg ist die Premiere in Frankfurt fast schon die letzte Chance, sein Schiff in bedrohlicher Schieflage womöglich doch gerade noch durch die Saison zu bringen. In Salzburg indessen hat man sich an Max Frischs "Biografie" erinnert, ein Spiel mit den Möglichkeiten: denen, für die sich zu entscheiden einmal richtig schien, und dann mißlangen die Entwürfe; und den anderen, die ausgeschlagen wurden, und es wäre mit ihnen vielleicht ein Leben viel besser verlaufen. Planspiele, Spielpläne - es ist nun so. P.I.
Es war US-Präsident Clintons einsamer Beschluß, über Ostbosnien aus Transportmaschinen tonnenschwere "Hilfspakete" abwerfen zu lassen. Die NATO-Verbündeten wurden zwar formal konsultiert, aber Clinton wußte schon, was er wollte.
Da die US-Öffentlichkeit - vor allem durch die Vergewaltigungsberichte - aufgebracht ist, soll den Serben die Stärke der Weltmacht demonstriert werden. Damit will Washington die Friedensbereitschaft anfeuern, aber ohne militärisches Säbelrasseln. Den Europäern, die mit ihren Blauhelmsoldaten seit Monaten Hilfslieferungen durch die Schluchten des Balkans karren und sich dabei von wilden Kämpfern aller Seiten immer wieder behindern lassen, soll gezeigt werden, wie man es geschickter macht.
In der NATO-Ministerratssitzung konnte der neue US-Außenminister Warren Christopher denn auch glaubhaft versichern, er habe "nicht um Hilfe gebeten". Das eilige holländische Angebot eines Begleitschutzes von F-16-Kampfflugzeugen kam der Clinton-Regierung genauso ungelegen wie Bonns Übereifer, auch deutsche Transportmaschinen bei der Abwurfaktion eventuell mitfliegen zu lassen. Denn die Aktion soll ja Clinton und die USA ins Scheinwerferlicht rücken. Bonns "Verfassungs-Handicap", das die Bundeswehr gerade noch Hilfstransporte nach Sarajewo fliegen oder Schiffe in der Adria aus der Ferne beobachten läßt, treibt die Bundesregierung schon zu fast komischen Eskapaden.
Militärkreise der NATO sehen dem Einfall der Clinton-Regierung mit gespannter Skepsis zu. Wie viele der demnächst abgeworfenen schweren Hilfsgüterpaletten werden zu Mord und Totschlag zwischen den Findern führen? Was fällt in die falschen Hände und landet vielleicht auf Schwarzmärkten? Was kommt serbischen Freischärlern statt hungernden Bosniern bei der Streubreite von mehreren Kilometern zugute?
Zum Glück scheitert die Bundeswehrbeteiligung an dieser Aktion schon aus technischen Gründen. Aber es wäre Zeit, daß Bundesregierung und Opposition mit einer klugen Grundgesetzänderung deutsche Blauhelme "möglich" machen. Das würde nichts daran ändern, daß ihr Einsatz zur Friedenssicherung in Ex-Jugoslawien aus historischen Gründen für die UN gar nicht wünschenswert sein kann. Aber dem Bonner Übereifer "am Rande der Legalität" wäre dann endlich vorgebeugt. ha (Brüssel)
KELKHEIM. Es muß schon viel geschehen, bis Schuldezernent Werner Emde (FWG) die Contenance verliert. Aber die CDU-Wahlkampfanzeige in der Kelkheimer Lokalpostille trieb selbst ihm die Zornesröte ins Gesicht: "Die Gymnasiale Oberstufe in Kelkheim soll geschlossen werden", ließ die örtliche Christenunion wissen und nannte auch den Schuldigen: "Das will das neue hessische Schulgesetz der rot-grünen Landesregierung." Dazu konnte selbst Emde nicht schweigen, der die "unverantwortliche Wahlkampfpolemik" der CDU mit schulpolitischen Fragen allmählich satt hat: "Die Anzeige ist eine glatte Wahlkampflüge, die die Schule gravierend schädigt - völlig aus der Luft gegriffen." Und das könne weder der Kreis als Schulträger noch er als verantwortlicher Dezernent unwidersprochen dulden. Denn: "Wenn Eltern das lesen oder hören, werden sie ihre Kinder kaum an dieser Schule anmelden." Willy Frenz, Rektor der betroffenen Immanuel-Kant- Schule, fürchtet auch, daß interessierte Eltern bereits vereinbarte Informationsgespräche absagen werden oder sich erst gar nicht mehr bei ihm melden.
In einem Brief an den Parteivorsitzenden fordert Schuldezernent Emde die CDU auf, ihre "unverantwortliche und schlicht gelogene" Anzeige in der nächsten Ausgabe zu widerrufen. In mehreren Gesprächen mit dem Kultusministerium sei sowohl ihm, ebenso Rektor Frenz, als auch Schulamtsleiter Ulrich Faust versichert worden, daß der Gedanke an Schließung der Schule absurd sei.
Erbost reagierte auch Albrecht Kündiger, schulpolitischer Sprecher der Kreis- Grünen aus Kelkheim: "Die CDU betreibt eine Rufmordkampagne gegen die Immanuel-Kant-Schule, die indirekt auch die Eichendorff- und die Fischbacher Gesamtschule betreffen und letztlich nur den Privatschulen in der Stadt nützt." Die CDU falle mit dieser "üblen Brunnenvergiftung" zurück in alte Schulkampfzeiten, in denen mit "Unwahrheiten" Eltern verunsichert und obendrein Schulen "kaputt gemacht" würden. Seine Kollegin von CDU, die Kelkheimerin Christiane Grandisch, indes verteidigt ihre Parteifreunde: Im Schulgesetz stehe "ausdrücklich", daß kleineren Schulen künftig weniger Lehrer zugewiesen werden, beziehungsweise, daß sie ganz geschlossen würden: "Der Kultusminister wird das jetzt abstreiten, aber ich sage, das stimmt."
Christiane Grandisch sollte sich vielleicht einmal das Gesetz und Ausführungsbestimmungen anschauen, meint Emde: Für Schulen, die bisher im Rahmen der vorgeschriebenen Schüler-Lehrer-Relation Unterrichtskurse angeboten haben, ändere sich auch in Zukunft nichts. Seine Schule habe jedenfalls nichts zu befürchten, betont Frenz: "Laut den Hochrechnungen bisheriger Anmeldezahlen werden wir auch in Zukunft eine gesunde Jahrgangsbreite von rund 75 Schülern haben." ana
KRONBERG. Die "Chorspatzen", die singenden Schüler und Schülerinnen der Altkönigschule, sind für die Aufführung des Oratoriums "Paulus" von Felix Mendelssohn-Bartholdy engagiert worden: Der Kinderchor musiziert gemeinsam mit der Thomaskantorei und dem Bachorchester Hofheim. Aufführungen sind am heutigen Samstag, 20 Uhr, in der evangelischen Thomaskirche Hofheim- Marxheim und am Sonntag, 28. Februar, 17 Uhr, in der evangelischen Kirche Hochstadt/Maintal. s
Das Wetter
Wetterlage Die Kaltfront eines flachen Tiefs mit Kern über Südskandinavien zieht langsam über Deutschland hinweg südostwärts und löst sich dabei auf. Gleichzeitig verstärkt sich das Mittelmeertief und führt von Südosten her ein neues Niederschlagsgebiet nach Mitteleuropa. Vorhersage bis Sonntag abend Im Südosten am Samstag wechselnd wolkig und trocken, am Sonntag Bewölkungsverdichtung und einsetzende Niederschläge, die in den Niederungen zum Teil von Schnee in Regen übergehen. In den anderen Gebieten am Samstag meist starke, am Sonntag gebietsweise auch aufgelockerte Bewölkung und insbesondere am Samstag noch leichter Schneefall, im Westen und Nordwesten in den Niederungen teils als Regen.
Höchstwerte zwischen 5 Grad im Nordwesten und minus 2 Grad im Südosten. Tiefsttemperaturen um minus 2, im Südosten bei Aufklaren örtlich unter minus 10 Grad sinkend.
Schwache, im Laufe des Sonntags auflebender Wind um Ost. Weitere Aussichten für Montag Von Osten Durchzug eines Niederschlaggebietes. Kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
stark bewölkt 12 Amsterdam
Regen 3 Athen
leicht bewölkt 11 Barcelona
leicht bewölkt 11 Bordeaux
stark bewölkt 7 Brüssel
Regen 4 Budapest
wolkig 2 Dublin
stark bewölkt 3 Helsinki
leicht bewölkt -3 Innsbruck
wolkig 1 Istanbul
bedeckt 2 Kairo
wolkig 21 Larnaka
stark bewölkt 18 Las Palmas
wolkig 19 Lissabon
stark bewölkt 13 Locarno
wolkenlos 6 London
Regen 4 Madrid
stark bewölkt 10 Malaga
wolkig 15 Mallorca
leicht bewölkt 11 Moskau
Schneefall -5 Nizza
leicht bewölkt 11 Paris
Regen 3 Rom
wolkenlos 10 St. Petersburg
leicht bewölkt -4 Stockholm
bedeckt 0 Tunis
leicht bewölkt 12 Varna
bedeckt 1 Venedig
leicht bewölkt 8 Warschau
stark bewölkt -2 Wien
Schneesterne 0 Zürich
leicht bewölkt 0 Deutschland Berlin
wolkenlos 1 Dresden
wolkig 2 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt -5 Feldberg/Ts.
in Wolken -5 Frankfurt/M.
stark bewölkt 0 Freiburg
leicht bewölkt 2 Garmisch
wolkig 1 Hamburg
stark bewölkt 2 Köln
stark bewölkt 4 Leipzig
wolkenlos 2 München
wolkig 0 Norderney
bedeckt 3 Rostock
wolkig 3 Sylt
Sprühregen 2 Zugspitze
Schneefall -14
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42
Sonnenaufgang 7.13 Uhr Sonnenuntergang 18.04 Uhr Mondaufgang 9.00 Uhr Monduntergang -
Waigels Schuldenpaket steht fest Nettokreditaufnahme für 1993 steigt auf 51,1 Milliarden Mark Von unserem Korrespondenten Rolf Dietrich Schwartz BONN, 26. Februar. Die Neuverschuldung des Bundes steigt in diesem Jahr von den im Haushalt 1993 vorgesehenen 43 Milliarden Mark auf 51,1 Milliarden Mark. Mit einer Steigerung der Nettokreditaufnahme des Bundes um 8,1 Milliarden Mark bleibt Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) geringfügig hinter seiner Ankündigung zurück, die Neuverschuldung durch den Nachtragshaushalt um zehn Milliarden Mark aufstocken zu müssen. Sparen konnte der Finanzminister vor allem durch die Kürzungen des geplanten "Föderalen Konsolidierungsprogramms" und wegen des zurückhaltenden Tarifabschlusses im Öffentlichen Dienst. Der Nachtragshaushalt '93 wurde der Frankfurter Rundschau am Freitag bekannt. Wie daraus hervorgeht, muß der Bund gegenüber dem geltenden Etat über 8,7 Milliarden Mark mehr ausgeben. Größter zusätzlicher Ausgabeposten ist die Aufstockung des Bundeszuschusses an die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) um 4,9 Milliarden Mark. 410 Millionen Mark mehr für die Arbeitslosenhilfe werden wegen der steigenden Zahl von Dauerarbeitslosen zusätzlich erforderlich. Der Nachtragshaushalt, der am Donnerstag vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll, sieht Einsparungen in Höhe von 4,4 Milliarden Mark vor. Größter Sparposten sind die Kürzungen im Rahmen des "Föderalen Konsolidierungskonzepts" mit 998 Millionen Mark. Dazu zählen die Streichungen im Verteidigungsetat (Entlassungsgeld, Bauten) mit 300 Millionen Mark, bei Landwirtschaft (235 Millionen Mark), Werften (30 Millionen Mark) und Wohngeld (90 Millionen Mark). Die Kürzungen der Lohnersatzleistungen (Arbeitslosengeld und -hilfe, Schlechtwettergeld, Kurzarbeitergeld, Unterhaltsgeld und Übergangsgeld) schlagen in diesem Jahr beim Bund mit zunächst nur 140 Millionen Mark zu Buche, bei der Bundesanstalt für Arbeit mit 810 Millionen Mark.
Weiter spart der Bund Geld durch den moderaten Tarifabschluß im öffentlichen Dienst (400 Millionen Mark), durch die verminderte Inanspruchnahme von öffentlichen Kredithilfen der Kreditanstalt für Wiederaufbau und des Lastenausgleichsfonds (250 Millionen Mark) sowie 1,8 Milliarden Mark durch noch nicht festgelegte Einsparungen mit einer Aufstockung der "globalen Minderausgabe". Für Zinsen braucht der Bund wegen der anhaltenden Zinssenkungen 350 Millionen Mark weniger auszugeben. Die Bundeshilfe für Berlin wird noch einmal um 100 Millionen Mark gekürzt.
Gleichzeitig rechnet der Bund wegen der Konjunkturflaute mit einem Rückgang seiner Steuereinnahmen um fünf Milliarden Mark gegenüber den geltenden Ansätzen. Höhere Steuereinnahmen in Höhe von 650 Millionen Mark erwartet er aus der Erhöhung der Versicherungssteuer auf zwölf Prozent, im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" als Abbau von Steuervergünstigungen ausgewiesen. 200 Millionen Mark bringen höhere Tilgungsleistungen Brasiliens, 700 Millionen Mark die Erstattung der Überdeckung druch die gesetzlichen Krankenkassen.
Von den für die neuen Länder vorgesehenen Aufbauhilfen in Höhe von zusammen 1,5 Milliarden Mark entfallen 900 Millionen Mark auf die Aufstockung der Gemeinschaftsaufgabe Ost und jeweils 100 Millionen Mark auf Forschung und die Privatisierung des Wohnungsbestandes. 50 Millionen Mark sind für nationale Stiftungen zur Erfüllung gemeinnütziger Zwecke und 40 Millionen Mark für die Studentenwohnraumförderung geplant.
(Weitere Berichte diese Seite und Seite 4)
"Wiedergeburt"-Vorsitzender Heinrich Groth legte den mehr als 1000 Delegierten aus nahezu allen Nachfolgestaaten der Sowjetunion nun den Entwurf eines neuen Konzeptes vor, demzufolge künftig die "bleibewillige Minderheit" unterstützt und den aus Mittelasien kommenden Deutschen bei der Ansiedlung in Rußland geholfen werden soll. Er sei aber nach wie vor der Meinung, sagte Groth vor Journalisten, daß mehr als 90 Prozent der rund 2 Millionen Rußlanddeutschen in die Bundesrepublik ausreisen wollten. Deren Auswanderungsinteressen seien aber durch das "Kriegsfolgenbereinigungsgesetz", das die jährliche Aufnahme von bis zu 225 000 deutschen Aussiedlern festschreibt, "praktisch in die richtigen Bahnen gelenkt worden".
Der Leiter des russischen Komitees für Nationalitätenfragen und stellvertretende Regierungschef, Sergej Schachraj, sprach sich zur Eröffnung des Kongresses für die Gründung einer deutsch-russischen Universität sowie die Bildung eines Nationalen Rats der Rußlanddeutschen aus. Außerdem sollen 1993 im russischen Staatshaushalt erstmals gesonderte Finanzmittel für die Rußlanddeutschen eingeplant werden. Schachraj sprach von sechs Milliarden Rubel, also etwa 15 Millionen Mark. Bislang gebe es über die Aktivitäten der russischen Regierung jedoch wenig zu berichten, "weil nicht viel geschehen ist". In einem Gespräch mit Waffenschmidt kündigte Schachraj nun die Aufnahme von Gesprächen mit russischen Lokalbehörden über die Schaffung von weiteren deutschen Rayons für Anfang März an. Schachraj habe ihm gesagt, daß die Lage für die Rußlanddeutschen 1993 günstiger sei als im vergangenen Jahr, erklärte Waffenschmidt auf einer Pressekonferenz. Vor dem Kongreß hatte der russische Nationalitätenbeauftragte gesagt: "Wir sind daran interessiert, daß die Deutschen hierbleiben."
Auf dem bis Sonntag tagenden Kongreß wollen sich die bislang zerstrittenen Organisationen "Wiedergeburt" und der kleinere "Verband der Deutschen in der GUS" auf eine gemeinsame Linie einigen und eine neue Führung der Rußlanddeutschen wählen. Waffenschmidt begrüßte die Absicht der Verbände, ihre Differenzen beizulegen und gemeinsam für bessere Lebensbedingungen der im Lande bleibenden Landsleute zu kämpfen. Am Rande des Kongresses teilte Waffenschmidt mit, im vergangenen Jahr seien etwa 195 000 Rußlanddeutsche in die Bundesrepublik gekommen.
I
II
III
IV
V
VI
VII
Literatur
HEUTE LESEN SIE
Leitartikel Flammentod einer Republik Seite 3
Feuilleton Henzes "Requiem" Seite 8
Dokumentation Berliner Bilderbogen Seite 10
Wirtschaft Der Kampf um Eko Seite 11
Sport Bergers Vabanque-Spiel Seite 14
Medienrundschau Schüler drehen Filme Seite 16
Hessen Kali-Kumpel bangen um Jobs Seite 22
Börse Seite 12
Freie Aussprache Seiten 15/16
Filmspiegel Seite A 4
Magazin Jamaika: Mehr als alles inklusive M 1
Fernsehen und Funk M 11-M 13
Freizeit / Familie / Roman / Rätsel M 16/17
Zeit und Bild Die Seelen von Saloniki ZB 1
DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1
Automarkt A 5-A 12
Wohnungen / Immobilien A 13-A 35
Gewerbe-Räume A 36-A 39
Stellenanzeigen A 40-A 74
Geschäftsverbindungen A 39
Geschäfte A 39
Reise und Erholung M 1-M 7
Heirat / Bekanntschaften M 8+M 9
Verkäufe A 2+A 3
Kaufgesuche A 3
Veranstaltungen A 4
Verschiedenes A 3
Unterricht A 74-A 76
EPPSTEIN. Wenige Tage vor der Kommunalwahl hat Gertrud Löns Post per Einschreiben bekommen. Doch was die Kandidatin der SPD für das Stadtparlament darin lesen mußte, paßte ihr gar nicht. "Ich hatte eine Stinkwut im Bauch", beschreibt sie ihre Reaktion auf einen Fragebogen, der ihre "Einstellung zum Lebensrecht der Ungeborenen", so die Überschrift, ausloten will. "Der Ton ist erpresserisch", wirft die Sozialdemokratin den Absendern vor.
So heißt es unter anderem im Anschreiben der Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur (DVCK), Initiatorin dieser "Aktion SOS Leben": "Ich würde es bedauern, wenn ich. . . . in Veröffentlichungen in der Presse sagen muß, daß Sie unsere Anfrage nicht beantwortet haben." Und: "In ihrem eigenen Interesse bitten wir, uns sofort zu antworten."
Auch Freidemokratin Antje Grün, die für den Ortsbeirat zur Kommunalwahl antritt, hat den Brief bekommen - und in ihrer Wut sofort bei der Eppsteiner Absenderin der Karte angerufen, die dem Brief vorausgegangen war. Als "unglaubliche Vereinfachung" bezeichnet sie den Fragebogen (er liegt der FR vor), der als Antwortmöglichkeiten nur "ja", "nein" oder "weiß nicht" auf "inquisitorische Fragen" zulasse. So wird zum Beispiel die Zustimmung erfragt zum "unannehmbaren Widerspruch" zwischen dem Verbot von Todesurteil und Hinrichtung "selbst eines Massenmörders" und der Fristenlösung, bei der "künftig Hunderttausende unschuldiger Kinder mit einem Federstrich liquidiert werden".
"Ich habe die Absenderin gefragt, ob sie auch an die vergewaltigten Frauen in Bosnien gedacht hat oder an Ungeborene mit schweren Mißbildungen und Behinderungen", berichtet Antje Grün. Da habe die Frau schon eingeräumt, daß man differenzieren müsse.
Benno Hofschulte, Vorsitzender der DVCK, dagegen fordert "klare Aussagen" der Politiker. Das sei für christliche Wähler wichtig. Allerdings hält er SPD-Kandidatinnen und -Kandidaten für die falsche Adresse. Bei ihnen sei ohnehin klar, wie sie zur Fristenlösung ständen. Bei Christdemokraten dagegen weniger.
Die Form der Meinungserfassung rechtfertigt Hofschulte mit den mangelnden Möglichkeiten, Kandidaten zu befragen. "Und bei öffentlichen Diskussionen trauen sich die Leute das nicht." set
Redaktion: Ulrich Cramer
"Ich kenne mich in der Stadt nicht so gut aus." Die Neubürgerin entschuldigt sich beinahe deswegen. Aber ihr sei doch etwas aufgefallen: In diesen Tagen stand sie mit dem Kinderwagen am Theaterplatz und wollte zur U-Bahn hinunter. Aber an allen erreichbaren Zugängen kamen ihr die Rolltreppen entgegen. "Ich bin dann halt mit dem Wagen sämtliche Stufen runtergehoppelt - aber was machen eigentlich Rollstuhlfahrer?"
Die junge Frau wußte auch sofort Abhilfe. "Eigentlich könnte man doch oben an den Zugängen darauf hinweisen, welche Rolltreppen nach unten führen."
Keine schlechte Idee. Man muß nur darauf kommen. Ihre Bastienne
Kleine FR
DRK sammelt für Bosnien NEU-ANSPACH. Das Rote Kreuz erinnert an seine Spendenaktion für die Bürgerkriegsregion Bosnien im ehemaligen Jugoslawien: Am heutigen Samstag nehmen die Helfer vor dem evangelischen Gemeindehaus in Anspach Lebensmittel und Sachspenden entgegen. Am Sonntag können Pakete in den Gottesdiensten aller Ortsteile abgegeben werden. Wandern auf dem Y-Weg GRÄVENWIESBACH. Gewandert wird am Sonntag, 28. Februar, auf dem Y-Weg. Die Route führt über Cleeberg und Weiperfelden zum Kuhschwanzweiher. Start ist um 13.15 Uhr am Rathaus. Am Schluß sind alle Wanderer zur Geburtstagsfeier in die Bachstraße eingeladen.
Samstag, 27. Februar
SPD: Die Frankfurter SPD beginnt am heutigen Samstag eine Telefonaktion: Bürger in ausgewählten Bezirken, die bei den vorherigen Wahlen eine besonders geringe Beteiligung aufwiesen, sollen motiviert werden, sich am 7. März an der Kommunalwahl zu beteiligen. SPD-Kandidaten für Stadtparlament und Ortsbeiräte fordern die Bürger telefonisch auf, wählen zu gehen. Die Aktion dauert bis zum 5. März.
Auf dem Feldberggipfel soll in absehbarer Zeit wieder eine Gaststätte eröffnen: Im Stil einer Berghütte soll bis Ende 1994 eine Gastronomie mit 350 Sitzplätzen errichtet werden. Der Vorsitzende des "Zweckverbandes Feldberghof", der Landrat des Hochtaunus-Kreises Jürgen Banzer, präsentierte jetzt einen privaten Investor. Alle Verträge seien bereits unterzeichnet, hieß es. Die Autos sollen zukünftig größtenteils vom Plateau verbannt werden. Statt der zur Zeit 250 Parkplätze wird es dann nur noch rund 60 geben, die Zufahrt wird über ein Schrankensystem geregelt.
Die Kosten für den Neubau werden auf etwa 2,5 Millionen Mark geschätzt; die Abbrucharbeiten für den asbestverseuchten alten Hof in Höhe von 900 000 Mark wird sich der Umlandverband Frankfurt mit dem Investor teilen. Bauherr ist Bauingenieur Peter Raab aus Neu-Anspach, der noch Pächter sucht. Vor Raab sprangen bereits zwei Interessenten kurzfristig ab, darunter die Fürsten zu Ysenburg-Büdingen.
Wer sich den Blick vom "Frankfurter Hausberg" versüßen will, muß sich Kaffee und Kuchen also nicht mehr selbst mitbringen. Im Frühjahr vergangenen Jahres war der alte Feldberghof geschlossen, seitdem gab es nicht einmal mehr Toiletten für Ausflügler. jd
3
3
HOFHEIM. Als "Juwel der Gegenwart" lobte Komponist Robert Schumann das Paulus-Oratorium seines Kollegen Felix Mendelssohn-Bartholdy, das am heutigen Samstag um 20 Uhr in der Marxheimer Thomaskirche aufgeführt wird. Wenn auch selten gespielt, gilt das vor 150 Jahren entstandene Werk als großes Oratorium mit eher lyrischem Charakter.
Ausführende sind das um einige Bläser erweiterte Bachorchester Hofheim und die Thomaskantorei unter der Leitung von Karl-Christoph Neumann. Als Solisten wirken Sharon Rostorf (Sopran), Angelika Morschheuser (Alt), Rüdiger Linn (Tenor) und Thomas Herberich (Baß) sowie der Kinderchor Kronberger Chorspatzen mit. set
Bei den "Dinos" bebt die Messehalle
So richtig knuffig sind sie, die Saurier in der Halle 7 des Messegeländes, ob sie mit Vornamen nun Dino-, Steno- oder Tyranno heißen. Viele Tonnen schwer, so hoch wie ein halbes Haus, von innen angestrahlt, rollen sie kleine, heimtückische Augen, ringeln den gewaltigen Schwanz und bewegen die verkümmerten Vorderpfoten.
Die "schrecklichen Echsen", seit 64 Millionen Jahren von der Erde verschwunden, die sie 140 Millionen Jahre lang als fleisch- oder pflanzenfressende Urviecher beherrschten, sind die bevorzugten Lieblinge der Kinder. Viele gehen lieber mit einem Mini-Saurier als mit einem Teddy ins Bett. Er entführt in jene Welten, von denen die Dinosaurier-Show ausführlich erzählt.
Knuffig sind vor allem die nachgemachten, grün, lila und orange gewandeten Klein-Saurier, die zum Verkauf angeboten werden. Auch die stattlichen Bücher über die prähistorische Tierwelt sind gut im Geschäft. Da wird dann gegenständlich und auch wissenschaftlich untermauert, was die Show nach Hollywoodart anbietet.
Im hoch aufgeschütteten Mulch der Messehalle sind Krater zu sehen, die auf Knopfdruck Lava sprühen. Auf 1000 Meter Leinwand erkennt man Farne, Schachtelhalme, die grüne Welt des Erdmittelalters.
Aber auch Saurier bleiben von Malaisen nicht verschont. Der Schwimmsaurier ist am Hals verletzt und wird in Mailand restauriert. Zurück übers Gebirge kann er zur Zeit nicht, weil Österreich im Schnee versinkt, bedauert Erich Hohensinn von der Dinos-Veranstaltungsgesellschaft in Salzburg. Die Saurier-Tournee, die im Oktober 1992 begonnen hat, läuft gut. Sonntags kommen bis zu 10 000 Besucher. Länger als eine Woche bleibt sie an keinem Ort. Die 25 investierten Millionen hofft man, wieder einzuspielen.
An gewaltigen, auch gruseligen Effekten mangelt's nicht. Am gewaltigsten ist die benötigte Technik. 50 000 Watt lassen die Messehalle erbeben, wenn alles funktioniert; Erdbeben und Vulkanausbruch, fauchende und trompetende Saurier und ein sonderbares Urweltlicht.
Und doch scheint alles nur Vorbereitung auf jenen aus Hollywoodfilmen zurechtgeschneiderten Film "vom Urknall bis zum Aussterben der schrecklichen Echsen": Da stürzen die Wasser, da bebt die Erde, da wartet das Universum auf die Schöpfung, da geht das Urvolk mit Hauern und Zähnen aufeinander los.
Möglicherweise vernichtete ein Meteoriteinschlag in Mexiko die Lebensbedingungen der Saurier. Viele Geheimnisse haben sie unenträtselt behalten. Manch ein kleiner Zuschauer wünscht sich zwar sehnlich, daß sie wiederkehren. Von Trickspezialisten bewegt, von Computern gesteuert, kommen sie einem menschlich näher. Aber wiederkommen? Nee, danke!
(Bis 7. März von 9 bis 18 Uhr. Filmdauer 16 Minuten. Eintritt 20 Mark, Kinder 10 Mark.) E-S
SCHMITTEN. Mit insgesamt 1,8 Millionen Mark wird sich die Gemeinde Schmitten an den Kosten für die notwendigen Neu- und Erweiterungsbauten ihrer Schulen beteiligen. Die Kommune "spendet" dem Kreis 500 000 Mark für die Erweiterung der Jürgen-Schumann-Schule im Ortsteil Arnoldshain und 1,3 Millionen für die neue Grundschule Reifenberg.
Obwohl es sich dabei um eine Aufgabe des Kreises handelt, hatten bisher schon Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim Schulneubauten mit Beträgen von einer beziehungsweise einer halben Million Mark gefördert. Mit dem Arnoldshainer Erweiterungsbau, in dem zehn neue Räume entstehen, kann nach Angaben von Landrat Jürgen Banzer voraussichtlich noch in diesem Jahr begonnen werden.
Für den Neubau in Niederreifenberg wird die Gemeinde zusätzlich ein etwa 6000 Quadratmeter großes Grundstück erwerben und dem Kreis kostenlos überlassen. Im Gegenzug gibt der Kreis der Gemeinde die alten Schulgrundstücke in Ober- und Niederreifenberg unentgeltlich nach Fertigstellung der neuen Schule. jd
Mit einem langen Küchenmesser hat am späten Donnerstagabend vermutlich ein 29jähriger Mann im Haus Kleyerstraße 32a im Gallus seinen 38 Jahre alten Mitbewohner erstochen. Der 29jährige, der laut Polizei bereits seit 1986 als heroinabhängig bekannt war, wurde kurz nach der Tat festgenommen.
Die beiden Männer, die bei der Frankfurter Werkstatt für Suchtgefährdetenhilfe Renovierungsarbeiten in Wohnungen durchführten, hatten am Donnerstag ihren Lohn bekommen. Gemeinsam mit einer Freundin, die im selben Haus wohnt, tranken sie kräftig über den Durst. Nach 22 Uhr gingen sie nach Hause in die Kleyerstraße 32a.
Die beiden Männer gingen in ihre Wohnung, die Frau in ihre, drüberliegende. Zwischen den beiden Männern enstand Streit. Als die Frau daraufhin nachsah, fand sie den 38jährigen im Flur blutend vor. Sie lief auf die Straße und bat einen Autofahrer Rettungsdienst und Polizei zu alarmieren.
Beamte des 16. Reviers nahmen wenig später den 29jährigen in der Kleyerstraße fest. Wie ein Polizeisprecher sagte, kam für das Opfer jede Hilfe zu spät. Der 38jährige starb noch am Tatort. Wie der Geschäftsführer der Frankfurter Werkstätten, Willi van Ooyen, sagte, bestehe die Vermutung, daß es bei dem tödlich geendeten Streit um eine Frau ging. enk
HÖCHST. Der Winter läßt noch frieren, da denkt die Senioren-Initiative schon wieder an den Sommer. In der warmen Jahreszeit will sie wieder regelmäßig Radtouren anbieten. Wo's hingehen soll, können die Senioren und Seniorinnen am Mittwoch, 3. März, selbst mitbestimmen. Geplant wird von 10 Uhr an in der Gebeschusstraße 44. tos
"Eins, zwei, drei" - Soundcheck. Die ersten Akkorde, ein schneller Rhythmus, gnadenlos harter Rock bahnt sich an. Alles klar. Der Klang stimmt, prima abgemischt, und hören können sich die Musikerinnen der Gruppe "Me-Janes" auf der Bühne jetzt auch selbst. Okay dann, Sängerin Silvia Szymanski legt die Gitarre beiseite. Noch sind zwei Stunden Zeit bis zum ersten Auftritt im "Nachtleben" an der Konstablerwache. Die drei Damen aus Übach-Palenberg in der Nähe von Aachen treten erst am späteren Freitag abend auf. Pünktlich zur Eröffnung des neuen Treffpunkts in der Innenstadt.
Endlich. War ja auch an der Zeit, daß geklärt wurde, was aus dem früheren Domizil eines Möbelhauses an der Kurt-Schumacher-Straße künftig wird: Von der Stadt ursprünglich einmal für das Amt für multikulturelle Angelegenheiten angemietet, erwies sich das Gebäude in der Substanz dann als marode. Es blieb leerstehen, bis renoviert wurde und die Hilfspolizei einzog. Und nun das "Nachtleben". Für Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ist der Ort jetzt "ein Symbol". Denn dort, findet der OB nach einem ersten Gang durch Kneipe und Keller-Discothek, fänden Sicherheit und "ein vernünftiges Angebot für die Jugend" zusammen.
"Eine Gewähr" dafür, daß "keine Drogen und keine Neonazis" ins Nachtleben eindringen, bietet für den OB der Betreiber - die Nachtleben GmbH, deren Geschäftsführer Batschkapp-Macher Ralf Scheffler ist: Er macht an dem zentralen Platz ein Angebot, das nur möglich wird, weil die Stadt der Vermieter der Räume ist. Mit dem Keller und dem Erdgeschoß aber wird Scheffler sich nicht begnügen: Im Sommer, kündigt er an, werden Tische und Stühle rausgestellt, auf den am Abend vor sich hin schlummernden Platz an der Konstablerwache.
Öffnen wird Scheffler seine neue Kneipe täglich außer montags zwischen 19 Uhr und 1 Uhr, donnerstags, freitags und samstags auch bis 4 Uhr. Konzerte soll es dienstags, mittwochs und sonntags geben: Dann kommen Independent Bands ebenso wie Newcomer aus Deutschland auf die Bühne. Eben Bands wie "Me-Janes", "Eins, zwei, drei, vier". Noch einmal zählt Silvia Szymanski. Gut so. Das reicht. Vorhang auf für die Damen aus Übach-Palenberg. ing
SINDLINGEN. Mit schweren Verletzungen liegt eine 15jährige im Krankenhaus, die am Donnerstag nachmittag an der Fußgängerampel West Höchster Straße nicht warten wollte, bis die Ampel Grün zeigte, nachdem sie aus einem Bus ausgestiegen war. Ein 63jähriger Autofahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und erfaßte das Mädchen. gre
Bei einem Raubüberfall auf die Filiale der Bethmann-Bank in der Mendelssohnstraße 51 im Westend hat ein unbekannter Täter am Freitagnachmittag rund 11 000 Mark erbeutet. Der Täter betrat die Bankfiliale kurz nach 14 Uhr und bedrohte eine Kundin mit einer Waffe.
Der Kassierer füllte einen Plastikbeutel mit Geld. Der Bankräuber flüchtete mit seiner Beute. Von ihm fehlt bislang jede Spur. enk
Schwanheim sei "kein Katastrophengebiet" suchten Stadt, Feuerwehr und Hoechst AG gestern als Parole des Tages auszugeben und den Medienvertretern aufzuschwatzen. Nein, danke.
Man braucht ja nur zu schauen. Männer im Astronautendreß und mit Atemmasken roden Gärten, tragen Keine Katastrophe? das Mainufer ab, schleppen Gartenmöbel auf den Giftmüll. Die Kita ist geschlossen, die Schüler müssen zum Unterricht ein zweites Paar "nicht kontaminierter" Schuhe mitbringen. Urinproben werden gemacht, der Asphalt mit dem stärksten Strahlgebläse der Welt gereinigt.
Und auf der anderen Seite des Mains steht immer noch die Fabrik mit einer Anlage, die lebensgefährlich ist. Kurz bevor das Ding explodiert, läßt man halt mal flugs das Gift rauszischen - ein Teufelszeug, mit dem man zwar seit 60 Jahren arbeitet und gutes Geld verdient, von dem man aber ansonsten keinen Schimmer hat. Man weiß nicht, was es anrichten kann, wie man es neutralisiert.
Und nach der gelben Wolke dann der Nebelwerfer des Konzerns: Desinformationspolitik gegenüber der Feuerwehr ("haben alles im Griff"), Runterspielen der Gefahr ("mindergiftig"), skandalöse Unkenntnis der eigenen Forschungsbefunde ("möglicherweise krebserregend"). Keine Katastrophe? Man sollte die Menschen nicht für dumm verkaufen.
PETER HOLLE
Christine und Paul Zeller aus dem Sauerackerweg wollen ihre beiden Freilandhühner der Hoechst AG schenken. Das Gefieder der Tiere ist vom Giftregen gelblich eingefärbt, "die Eier sind nicht mehr genießbar, schlachten können wir sie nicht - das bringen wir nicht übers Herz". Die Kinder, die mit den Hühnern spielten, wurden unter einem Vorwand zu den Nachbarn gegeben. Die Eheleute brachten am Freitag die Hennen in einem Käfig zum Informationsbus an die Frankenfurt: "Da habt ihr sie!"
Hunderte von Schwanheimern kommen dahin. Gereizt, sauer und aggressiv. Die Feuerwehrleute und die Abgesandten von Hoechst kriegen das ab. Ein zorniger Bürger holt sich zwar - wie empfohlen - seinen Packen Überschuhe ab, greift sich dabei aber an den Kopf: "Jetzt, nachdem das Dreckszeugs tagelang überall breitgetreten worden ist, kommt ihr mit den Latschen rüber."
Hoechst-Vorständler Justus Mische wird entdeckt und angemacht. Die Reinigungskolonnen, die die Balkone und Wohnungen säuberten, würden "das Zeugs nur weiträumig verschmieren", heißt es. Und: "Über euer Werk da drüben gehört ein großer Kessel", faucht ein Rentner den Manager an, "wenn dann was rauskommt, kriegt wenigstens nur ihr die Scheiße ab."
Der in der Nähe stehende Umweltamtsleiter Jörg Hennerkes notiert derweil Forderungen. Die eine - Blut-Reihenuntersuchungen bei den Schwanheimern - lehnt er ab: "Das Gesundheitsamt sagt, das bringt nichts. Zu viel Zeit verstrichen."
Den Hinweis auf die vielen Dächer, auf denen Nitroanisol-Schmiere noch fingerdick klebt, nimmt er ernst: "Wir müssen die noch vor dem nächsten großen Regen reinigen. Vor allem die, bei denen Versickerungsschächte direkt in den Boden gehen. Es darf nicht geschehen, daß das kontaminierte Regenwasser da reinsickert." peh
Experten forschen nach "Chemie" . . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Das passierte bereits im Außengelände der geschlossenen Kindertagesstätte (KT) 83. Heckengehölze wurden niedergemacht, Terrassenplatten weggehebelt. In der KT 83 rissen Männer der Hoechst AG die Teppiche raus, Spielgeräte kamen auf den Sondermüll.
Ein Dutzend weiterer Sperrmüllwagen war im Einsatz. Dort wurden kontaminierte Gartenstühle, Balkonmobiliar, Wassertonnen und was sonst noch im "gelben Regen" gestanden hatte, entsorgt. An die Schwanheimer wurden 6500 Paar Überschuhe verteilt - sie muß man vor der Haustür abstreifen, um nicht das Gift ins Heim zu schleppen.
Begonnen wurde am Nachmittag auch damit, Asphaltwege und betonierte Flächen zu reinigen. Die Hoechst AG hatte dafür in Experimenten die Methode der "Stahlkies"-Bestrahlung als beste ausgedeutet: "Damit kriegt man den Kram zu 99 Prozent runter."
Schwanheim am Freitag: Reinigungsarbeiten und weiterhin viele offene Fragen
Eishockey-Oberliga Nord Gast stand den "Löwen" nur selten im Weg
Wenn der Tabellenerste gegen den Tabellenletzten spielt, sollte es an Toren nicht mangeln. Das war auch der Fall in der Eishockey-Oberliga Nord, wo sich der Frankfurter ESC bei der Herforder EG mit 18:7 (5:3, 5:0, 8:4) erwartungsgemäß leicht durchsetzte, auch wenn die "Löwen" mit ihrer Aufgabenerfüllung in der Defensive bisweilen ein wenig sorglos umgingen.
Wie wenig sich die beiden ungleichen Mannschaften während der gesamten Spielzeit im Wege standen, wird auch dadurch deutlich, daß in dieser Partie nicht eine einzige Strafzeit verhängt wurde. Erfreulich aus Frankfurter Sicht das Mitwirken von Roger Nicholas, der nach längerer Verletzungspause wegen eines Leistenbruchs gleich wieder als zweifacher Torschütze in Erscheinung trat. Die übrigen Treffer erzielten Wolf, Erhardt, Scholz (je 3), Hall (2), Schaal, Zimlich, Jaufmann, Zajic und Thornbury.
Da der Tabellenzweite ESC Wedemark gegen den REV Bremerhaven gleichzeitig 7:4 gewann, blieb es bei dem Vorsprung der "Löwen" von sechs Punkten. Sollten sie sich auch am Sonntag in dem auf 17 Uhr verlegten Heimspiel gegen den ETC Timmendorf schadlos halten, und Wedemark gleichzeitig in Wolfsburg verlieren, wären auch die letzten Zweifel beseitigt, daß sie den Norden in den Spielen um den Aufstieg zur 2. Bundesliga als Meister vertreten. Sim
Das Wunder sollte sich nicht wiederholen. Nur 48 Stunden nach dem unerwarteten 9:7-Sieg wurden die Cracks des Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim gestern abend wieder von der Realität eingeholt. Im dritten von möglichen sieben Aufeinandertreffen siegte der EHC Essen West vor heimischer Kulisse mit 6:4 (4:1, 2:1, 0:2).
In der Gesamtwertung aller Spiele führt somit das Team vom Westbahnhof mit 2:1 und benötigte noch zwei Siege zum Klassenerhalt. Für den SC Bad Nauheim war lediglich der Auftakt verheißungsvoll. Nach ersten Warnschüssen von Poddubny und Prada traf Ralph Kühnl nach fünf Minuten zum 1:0. Damit hatten die Badestädter ihr Pulver aber auch schon verschossen. Begünstigt durch zahlreiche Mißverständnisse in der Nauheimer Hintermannschaft konnten die Essener bis zur ersten Drittelpause eine 4:1-Führung erarbeiten. Körperbetont ging es im zweiten Abschnitt zur Sache. Die versteckten Fouls häuften sich und der schwache Schiedsrichter Dimmers hatte alle Mühe, die Übersicht zu behalten. Die Gäste beschränkten sich mit zunehmender Spieldauer auf Einzelaktionen. Poddubny, Latta und Paschek konnten das Ergebnis aber nur noch freundlicher gestalten.
Für die Hessen gilt es heute Kräfte tanken, denn bereits am Sonntag, 19 Uhr, gibt es in Bad Nauheim das vierte Aufeinandertreffen.
1
1
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 393.
Redaktionen Friedberg und Bad Vilbel 6360 Friedberg, Kaiserstraße 82, Postfach 100 332, Tel. 0 60 31 / 94 51, Fax 0 60 31 / 6 16 25.
6368 Bad Vilbel, Niddastraße 14, Postfach 1273, Tel. 0 61 01 / 21 67, Fax 0 61 01 / 21 69
Leitung: Peter Gwiasda, Tel. 0 60 31 / 94 51
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 4
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 7
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 8
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 9
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 10
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 11
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 12
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 7
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 8
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 9
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 10
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 11
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 12
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 7
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 8
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 9
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 11
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 7
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 8
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 9
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 10
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 12
1
1
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 4 78.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 217.
Redaktionen Bad Homburg und Oberursel
6380 Bad Homburg, Louisenstraße 117a, Tel. 0 61 72 / 2 51 92, Fax 0 61 72 / 2 51 96
6370 Oberursel, Kumeliusstraße 8, Tel. 0 61 71 / 5 10 12, Fax 0 61 71 / 5 10 13
Leitung: Günther Scherf, Tel. 0 61 72 / 2 51 92
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 10
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 12
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 11
LOKALE SPORTRUNDSCHAU 7
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 13
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 13
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 14
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 542.
Redaktion für den Main-Taunus-Kreis, Höchst und Wiesbaden 6238 Hofheim, Kirschgartenstraße 11,
Tel. 0 61 92 / 70 87, Fax 0 61 92 / 78 89
Leitung: Ulrike Bauer Tel. 0 61 92 / 70 87
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 18
OBERURSEL · V
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 393.
Redaktionen Hanau und Gelnhausen 6450 Hanau, Wilhelmstraße 11-13, Postfach 1437 Tel. 0 61 81 / 1 30 93, Fax 0 61 81 / 1 30 97
6460 Gelnhausen, Altenhaßlauer Str. 7-9, Postfach 1233 Tel. 0 60 51 / 50 51, Fax 0 60 51 / 50 52
Leitung: Manfred Lochner, Tel. 0 61 81 / 1 30 93
BERICHTE 7
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 475.
Redaktion Stadt und Kreis Offenbach:
6078 Neu-Isenburg, Rathenaustraße 29, Postfach 145, Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 63, Fax 0 61 02 / 2 92 - 303
Redaktion Kreis Groß-Gerau:
6082 Mörfelden-Walldorf, Langgasse 38, Postfach 1120, Tel. 0 61 05 / 2 25 83, Fax 0 61 05 / 37 73
Leitung: Birgit Buchner, Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 74
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 15
MEINUNG UND BERICHT 3
1
1
KREIS OFFENBACH VII
SONDERSEITE V
1
1
MRHEIN-MAIN 11
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 17
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 15
STADT UND KREIS OFFENBACH 12
NRHEIN-MAIN 5
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
KULTURSPIEGEL 21
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU II
WIRTSCHAFT 15
1
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
WETTERAUKREIS II
MAIN-TAUNUS-KREIS III
Druck und Verlag:
Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH
Geschäftsführer: Dr. Horst Engel (Vorsitzender), Franz Nabholz, Artur Wagner
Postfach 10 06 60, Große Eschenheimer Straße 16-18, 6000 Frankfurt am Main 1
Chefredakteur und Vorsitzender der Redaktionsleitung:
Roderich Reifenrath
Redaktionsleitung: Horst Wolf, Dr. Jochen Siemens
Chef vom Dienst: Christian M. Schöne
Verantwortliche Redakteure: Dr. Jochen Siemens (Seite 3); Dr. Karl Grobe-Hagel (Außenpolitik);
Wolf Gunter Brügmann (Nachrichten); Helmut Schmitz (Feuilleton kommissarisch); Jürgen Klotz
(Wirtschaft); Horst Wolf (Frankfurt und Rhein-Main); Erwin Krauser (Hessen); Erich Stör (Sport);
Peter Klinkenberg (Wissenschaft, Technik, Verkehr); Jutta Roitsch (Bildungspolitik und Doku-
mentation); Wolfram Schütte (Zeit und Bild: Feuilleton/Literatur); Jutta Stössinger (Zeit und Bild:
Reportage/Moderne Zeiten). Reporter: Hans-Helmut Kohl; Dr. Roman Arens. Weitere leitende
Redakteure: Claus Gellersen, Stephan Hebel, Peter Iden, Werner Neumann, Bianka Schreiber-
Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.
Bonner Büro: Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz.
Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold
1
Existieren, um zu verschwinden Sigismund Krzyzanowski: "Lebenslauf eines Gedankens"
Der in Kiew geborene Autor polnischer Abstammung beschäftigte sich neben seinem Jura-Studium mit klassischer Philologie und Geschichte, mit Astronomie und Mathematik. In den Jahren 1912/13, die Krzyzanowski in Frankreich, Italien, in der Schweiz und in Deutschland verbringt, beginnt er sein Studium der Philosophie. Im März 1922 übersiedelt er nach Moskau, wo er die ersten Monate unter äußerst schwierigen Bedingungen leben muß. Bald findet er Kontakt zum Schriftstellermilieu. Seine enzyklopädische Bildung freilich ist der tonangebenden Ochlokratie ein Dorn im Auge: "Begreifen Sie doch endlich! Ihre Kultur kränkt uns!" hatte ein Moskauer Redakteur ausgerufen, als er eines von Krzyzanowskis Manuskripten ablehnte . . .
Auch wenn einige seiner Erzählungen veröffentlicht werden dürfen, bleibt ihm zeitlebens die literarische Anerkennung versagt. Später wird er verbittert resümieren: "Mein ganzes schweres Leben lang war ich eine literarische Unperson, die redlich darauf hinarbeitet, existent zu sein." Daß seine Existenz prinzipiell unmöglich ist, hatte er schon früh geahnt: "Im Zug unserer Literatur gibt es keinen einzigen Wagen für Leute, die nicht heucheln." Vermutlich liegt in seiner rigorosen Absage an soziale "Assimilierung" der Grund dafür, daß sein Werk auch in den liberaleren Zeiten um 1960 an der Zensur scheiterte.
Geistige und erzählerische Brillanz machen Krzyzanowskis Werk unverwechselbar. Bisweilen basieren seine Erzählungen auf einem faszinierenden Einfall, nicht selten sind sie in atemberaubender Weise visionär, offenbaren sie unbestechlichen Scharfblick. Auch seine Vorliebe für das Phantastische wird deutlich: In der 1939 entstandenen Erzählung Gelbe Kohle z. B. verdichtet Krzyzanowski sein Zeitempfinden im Bild einer globalen Energiekrise. Er läßt einen Forscher die einzige unerschöpfliche Energiequelle erkennen: Das Projekt "Oderint" sieht vor, den erhöhten Muskeltonus im Zustand des Hasses und der Bosheit ("Muskelspannen, Fäusteballen und Zähnezusammenbeißen") zu "exterritorialisieren" und zu speichern.
Welche lebensgefährlichen Konsequenzen dies unter stalinistischen Bedingungen hatte, wird in der Nachbemerkung des Herausgebers deutlich. Ihr ist eine ebenso originelle wie grundsätzliche Absage an materialistische Denkstrukturen, die Krzyzanowskis Exzeptionalität illustriert, vorangestellt: "Mag das Sein das Bewußtstein bestimmen, doch das Bewußtstein ist nicht einverstanden!" DAGMAR KASSEK
Sigismund Krzyzanowski: Lebenslauf eines Gedankens. Erzählungen. Hg. v. Wadim Perelmuter. Aus dem Russischen von Hannelore Umbreit. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar 1992, 410 Seiten, 38 DM.
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
RHEIN-MAIN-SEITE 24
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
1
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 6
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
WIESBADEN VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII
LKALSPORT VII
Der Gaukler Broadway Woody Rose Über die Verwechslung von Kino und wirklichem Leben
Er weiß es nie, doch die Prügel, die der Sanftmütige mit der angewachsenen Brille einsteckt, weil er die Welt für so integer hält wie sich selbst, ist wie eine milde Vorauszahlung des Schicksals, das ihm dann, wenn es ihn (an)trifft, gnädig ist. In seinem Katastrophen-Idyll hat noch die schlimmstmögliche Wendung etwas Tröstliches, weil wir ahnen, daß in Wirklichkeit alles noch schlimmer hätte kommen können - auch, als Woody Allen in Love and Death (Die letzte Nacht des Boris Gruschenko) sterben muß. So inszeniert Woody Allen ganz einfach das Tragische, um die Tragödie zu verhindern, was uns dann komisch vorkommt.
Manchmal, wenn er sich mutterseelenallein hinter dem Vorhang der Ironie versteckt, rettet er seine Seele, indem er sie verloren gibt. Dann ist Woody Allen, wie in Zelig, immer ein anderer. Eine Maske vor der Maske. Sein Sprechen ist Ver- Sprechen und deshalb wahrhaftig. Er kann sich nicht entscheiden, und so entscheidet sich der glückliche Zufall für ihn; dann findet er den Weg, weil er den ursprünglichen verliert. Natürlich will auch Broadway Danny Rose in seiner maßlosen Liebe zu seinen Menschen nicht erwachsen werden, jedenfalls im Kino. Heroisch verzichtet er auf den Willen zur Macht; und dann hängt sich das große, verstörte Kind philosophische Sentenzen wie ein Mobile über das Himmelbett - und schaut zu, wie es von den Fallwinden der Heimsuchung bewegt wird.
Woody Allen ist die Menschwerdung des Ungeschicks, aber sein Geist ist von sinnlicher Melancholie und weisem Charme. Vielleicht rührt er deshalb das Prosa- Herz jener Achtundsechziger an, die nach der gescheiterten Revolution bis heute im Innenfutter einer unheilbaren Schwermut überwintern. Nachsichtig nimmt er diesen graumelierten Rebellen, die damals das Leben auf die Verhältnisse reduzierten (es mußte sein), die Beichte ab, um die Absolution auf den nächsten Film zu verschieben.
Vor allem liebt Woody Allen die Neurosen dieser Enttäuschten, und freundlich gönnt er den Kindern der Revolte jenes Naschwerk der Lebensphilosophie, das Marx im Giftschrank vermodern ließ. So ist er der Anton Tschechow einer ganzen Generation: Er versöhnt nicht mit den Verhältnissen, wohl aber mit dem Gesetz des Scheiterns.
Gewiß, Woody Allen hat in seinen Filmen immer mit der Wahrheit geschwindelt. Seine durchscheinende und fröhliche Traurigkeit, seine sinnliche Güte kommen auf Taubenfüßen daher, manchmal mit Frauen als Göttinnen und dem Zufall als guter Fee. Aber warum haben viele, die heute wegen seines privaten Scheiterns Trauer tragen, übersehen, daß diese Freundlichkeit und Güte nur in einem eingebildeten, vorgespiegelten Zwischenreich wahr sein konnte - einzig und allein im Hollywoodhimmel der Kunst? Vielleicht hat ja ein abgeklärt aufgeklärtes Publikum den wohltätigen Schein des Kinos mit dem Leben verwechselt, und deshalb erging es ihm wie dem Romanhelden von Céline. Dieser gerät auf der Reise ans Ende der Nacht in ein amerikanisches Kino, versinkt "in lauter Güte", und glaubt, daß sich deshalb die ganze Welt geändert habe. "Man war selbst beinahe schon so weit."
In Woody Allens besten Filmen ist man "beinahe auch so weit", und leichtsinnig hat man deshalb alle Warnungen des Regisseurs in den Wind geschlagen, seine Herzgewächse seien nur Kino und nicht das Leben. Augenscheinlich traten in Purple Rose of Cairo die Kunst und die Liebe in die Wirklichkeit des Lebens, aber eben nur im Schein des Films. Dieses "Gute" in der Kunst aber, so notierte Adorno zu Chaplin, ist dem Bösen abgerungen, und deshalb verbirgt die Kunst es - genauso wie Woody Allen, der die bösen Geister mit den Engelszungen der Ironie milde stimmt, damit sich hinter seinen Komödien die Endspiele des Lebens verstecken können: die Ungenauigkeit des Herzens, der Krieg der Geschlechter und andere Unannehmlichkeiten.
Aber daß für seine treuherzigen Verehrer eine ganze große Welt zusammengebrochen ist, nur weil der private Sommernachtstraum von Woody Allen in Trümmern liegt, beweist allein, wie leidenschaftlich sein Publikum das Kino mit der Realität verwechselt. Damit hält es noch im Irrtum an der Utopie fest, die Kunst könne sich mit dem Leben berühren, und sei es nur in der Person dessen, der sie zu dieser Illusion verführt. Denn wer mag sich schon damit abfinden, daß die Kunst Kunst bleibt und das Leben so, wie es sich begibt?
Nun ist Woody Allens private Tragödie in der Welt, und mit Husbands and Wives auch der dazugehörige Film, und vermutlich wird sich die Fesselungsszene zwischen Woody und Mia in Broadway Danny Rose nachträglich als der Knotenpunkt des Privaten offenbaren. Doch wie elend das Stück auch ausgehen mag, diese intime Verstrickung ist nur ein Partikel in der Umlaufbahn seiner Kunst: von Belang für die Pedanten im Heer der Biographen.
Aller Trost war trübe, dabei hätten es doch alle wissen können. Als die armen Broadway-Gaukler - der Luftballon-Falter, der schlechteste Bauchredner der Welt und die Wasserglas-Virtuosin - am "Stammtisch des Lebens" zusammenhokken, um Anekdoten zu tauschen, schweigen sie plötzlich alle, und dann sagt einer, als würde ihn die Erkenntnis aus der Zirkuskuppel seiner Illusionen stürzen: "Ich dachte, das sei eine komische Geschichte. Das ist ja fürchterlich."
THOMAS ASSHEUER
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3
1
Wechselhaft / -3 bis 3 Grad
Satellitenbild vom 25. Februar. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
In der gähnenden Ideenleere des amerikanischen Wahlkampfes, die nicht einmal von den katastrophalen Ereignissen in Los Angeles ernsthaft gestört wurde, tauchte bisweilen auch das Thema political correctness auf. Unter diesem polemischen Begriff - niemand würde sich selbst als "politically correct" bezeichnen - werden die jüngsten, außergewöhnlich scharf geführten Debatten über die institutionelle Verwirklichung der Kritik zusammengefaßt, der fundamentale politische und kulturelle Werte in den letzten zehn Jahren ausgesetzt waren. Political correctness ist also keine "Bewegung", sondern ein abwertender Titel für die verschiedensten, vornehmlich von universitärer Seite mit Argumenten versorgten Gruppen, die Feminismus, Umweltschutz, Recht auf Abtreibung und Zensurfreiheit sowie die Interessenvertretung rassischer und sexueller Minderheiten zu ihrem Programm erhoben haben.
Wenn die ausländische Presse sich dieses Themas annimmt, entsteht leicht der Eindruck, als hätten diese Gruppen zum Ziel, die Freiheit von Lehre und Forschung in Amerika zu beschneiden und eine politisch gereinigte Sprache an die Stelle des unumwundenen Ausdrucks der Wahrheit zu setzen. Zitiert werden dann zum Beispiel solche in anderen Ländern längst alltäglich gewordenen Sprachänderungen wie chairperson, (anstelle von chairman) oder aber die Ersetzung der aus der Sprache des Kolonialismus stammenden Begriffe Indians und Negroes durch Native Americans und African Americans.
Auch die inländische Presse delektiert sich an der scheinbaren Esoterik akademischer Veranstaltungen. Tagungen über den weiblichen Phallus, afrikanische Epik oder mittelalterliche Popmusik sind an den konferenzwütigen amerikanischen Universitäten keine Seltenheit, und die Jahresversammlungen der großen professionellen Organisationen, allen voran der Modern Language Association (MLA), erwecken leicht den Eindruck, als werde hier das kulturelle Erbe willkürlich extremer Politisierung und fragwürdiger Aktualität unterworfen.
"Insider" wie Camille Paglia und Dinesh d'Souza geben diesen Befürchtungen weitere Nahrung. Paglia, die mittlerweile zur hochbezahlten Rednerin und zum heißumworbenen Party-Gast aufgestiegen ist - ihre extemporierten Auftritte gleichen denen einer Kabarettistin eher als einem akademischen Vortrag -, hat in ihrem ebenso polemischen wie erfolgreichen Buch Sexual Personae: Art and Decadence from Nefertiti to Emily Dickinson (dt. Die Masken der Sexualität) der Frauenbewegung und ihrer Larmoyanz die Leviten lesen wollen, der Inder d'Souza, zeitweilig Herausgeber der mehrfach wegen rassistischer Tendenzen verklagten Dartmouth Review, hat in seinem Buch Illiberal Education: The Politics of Race and Sex on Campus Berichte von Studenten vorgelegt, denen angeblich während ihrer vier Studienjahre die Lektüre kanonischer Texte untersagt wurde.
Der faktische Kern dieser Polemik ist in der hohen Geschwindigkeit zu suchen, mit der in den Vereinigten Staaten theoretische und politische Entwicklungen der letzten 15 Jahre in den Universitäten institutionell umgesetzt wurden. Dabei verband sich die radikale Kritik vornehmlich französischer Theoretiker an der strukturellen Exklusivität abendländischer Kultur mit der Einsicht in die unhintergehbare Heterogeneität der amerikanischen Gesellschaft. Stanford und Berkeley in Kalifornien, aber auch die Ivy-League-Universitäten im Osten mußten sich sagen lassen, daß zum Beispiel der allen Studenten im ersten Studienjahr vorgesetzte Literaturkanon von Homer über Shakespeare zu Joyce das kulturelle Erbe nur eines (sich ständig verringernden) Teils der Studentenschaft repräsentierte; und selbst dieser war nicht zufrieden, nur über Taten und Texte "toter weißer Männer" unterrichtet zu werden.
Gleichzeitig hat das Fehlen jeglicher sozialpolitischer Initiative in den Reagan- Bush-Jahren und die von außen nur schwer zu begreifende, tiefe rassische Spaltung der amerikanischen Gesellschaft den Traum von einer letztlichen Integration unwiederbringlich zerplatzen lassen. Nicht erst Los Angeles hat gezeigt, daß die amerikanischen Universitäten, wenn sie den Kontakt zu ihrer Umwelt nicht verlieren wollen, der fundamentalen kulturellen Diversität Rechnung tragen müssen. In der Gestaltung ihrer Curricula relativ autonom, haben die geisteswissenschaftlichen Abteilungen diese Entwicklung durch die Einrichtung neuer Studiengänge (African-American Studies, Feminist Studies, Cultural Anthropology, Gay Studies, Environmental Studies) aufzufangen versucht.
Die Geschwindigkeit dieser Umwälzung erklärt sich einerseits aus der relativ kurzen Durchlaufzeit, in der ein Student vom Lernenden zum akademischen Lehrer ausgebildet wird. Innerhalb von acht Jahren können motivierte Studenten von Anfängern zu Assistenzprofessoren aufsteigen: heute unterrichtet immerhin schon die dritte Generation der "Dekonstruktivisten", ihre Väter sind mittlerweile Dekane und Präsidenten.
Andererseits werden amerikanische Universitäten wie Privatunternehmen geführt, die auf die Bedürfnisse des "Marktes" Rücksicht nehmen müssen, wenn sie sich ihren Konkurrenten gegenüber behaupten wollen. Studenten und ihre Eltern wählen diejenigen Institutionen, die ihnen zukunftsträchtige Studiengänge und attraktive Lehrpläne anbieten. Immer häufiger überwiegt das persönliche Interesse bei der Auswahl den Ruf der traditionsreichen Universitäten. Zusätzlich zwingt der starke interne Konkurrenzdruck die Professoren, sich mit den jeweils neuesten Entwicklungen ihres Faches vertraut zu machen. Und letztlich haben sich auch die so wichtigen privaten Sponsoren "politisch korrekten" Projekten mit erheblichem finanziellem Enthusiasmus zugewandt.
Angesichts der realen kulturellen Zersplitterung gründet der Vorwurf, Studenten und Professoren beschäftigten sich mit gewissen Themen nur, weil sie dem Druck des akademischen Establishments nachgeben, im Zynismus konservativer Kultur- und Sozialpolitik, die Probleme dann schon für gelöst ansieht, wenn sie sie zum Wahlkampfthema macht.
Horrorgeschichten über Studenten, die unwillentlich zu Abtreibungs- oder Anti- kriegsdemonstrationen gezwungen wurden oder sich während ihres teuren Studiums ausschließlich mit obskurer asiatischer oder afrikanischer Literatur beschäftigen mußten, Benachteiligung weißer gegenüber angeblich minder qualifizierten farbigen Kollegen werden immer wieder in Umlauf gebracht. Neben der permanenten kulturpolitischen Sauregurkenzeit läßt sich der relative Erfolg dieser Propaganda auch dadurch verstehen, daß sie bewußt auf die vielleicht letzte unversehrte amerikanische Tugend, nämlich den Nonkonformismus, abzielt. Studenten stehen während ihrer vier auf dem Campus verlebten Undergraduate- Jahre unter enormen Anerkennungsdruck seitens ihrer Kommilitonen, dem sie sich durch die Behauptung ihrer Besonderheit entziehen möchten. Wer möchte da schon einer angeblich organisierten Kolonne von Akademikern folgen?
Sicher wären einige der in den letzten Jahren erschienenen Bücher zu den "neuen" Themen besser ungeschrieben geblieben. Sicher sind die Verabreichungen sogenannter postmoderner Kulturwissenschaft in den Vorlesungen und Seminaren von teilweise bestürzender Blauäugigkeit. Und sicher sind viele der endlosen Konferenzen wenig mehr als weltferne und selbstmitleidige Nabelschauen. Aber dies muß vor dem Hintergrund der Umtriebigkeit der zahllosen amerikanischen Universitäten und Colleges, viele mit eigenem Verlag und großem Budget, gesehen werden.
Dem an genuiner Qualität Interessierten dürfte nicht entgehen, daß die theoretische Diskussion in Literaturwissenschaft und Philosophie, aber auch in Geschichte und Kunstgeschichte, in Anthropologie und Medienwissenschaft auf allerhöchstem Niveau geführt wird. Wie jeder Kenner der amerikanischen Universitäten bestätigen wird, ist das lebhafte Interesse, das europäische Akademiker immer wieder den Kontakt mit den Vereinigten Staaten suchen läßt, nicht, wie gemeinhin behauptet, auf die lukrative Bezahlung, sondern auf die Offenheit und Qualität der dortigen Debatten zurückzuführen.
Der Vorwurf der political correctness zielt auf Theorie, zumal auf politisch informierte Theorie; und insofern unterscheidet er sich nicht wesentlich von ähnlichen Vorwürfen, denen theoretische Anstrengungen seit jeher ausgesetzt waren. Was immer von konservativer Seite als Heilmittel vorgeschlagen wird, die Rückkehr zum traditionellen Literaturkanon oder zu den "klassischen" Techniken einer sinnorientierten Interpretation, würde die Universitäten in weit größere Isolierung treiben als die bisweilen rastlose Suche nach neuen Formen akademischer Forschung und Lehre. Den amerikanischen Studenten und ihren Lehrern bleibt zu wünschen, daß sie die Geduld in der Auslegung und den Anspruch auf Vermittelbarkeit nicht aufgeben und ohne allzugroße Einbußen ihre akademische Autonomie und kulturelle Differenziertheit bewahren können.
HELMUT MÜLLER-SIEVERS
NACHRICHTEN 2
MAIN-KINZIG-KREIS VII
1
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 2
Auch mit einem Glaubensbekenntnis für Europa in Kopf und Herz, kann man die aktuellen Turbulenzen rund um die blaue Fahne mit den goldenen Sternen nicht nur deprimiert zur Kenntnis nehmen. Daß sich europäische Selbstverständlichkeiten immer mehr in differenzierte Fragen auflösen, kann den intellektuellen Diskurs auf diesem Kontinent nur beleben.
Könnte nicht, so wäre zum Beispiel zu fragen, hinter der spürbar größer werdenden Distanz vieler Menschen zu dem technokratischen Europa von Maastricht mehr verborgen sein als nur die Angst vor neuen Währungen, offenen Grenzen und einer wuchernden Bürokratie? Daß Nationalisten und Chauvinisten aller Couleur ihre Bataillone gegen die anderen, die Fremden, die Ausländer und Fahnenflüchtlinge sammeln, ist verwerflich - aus deutscher Sicht allemal.
Was aber ist von denen zu halten, die nicht zu Unrecht bangen, daß ihre Minderheitenkultur einschließlich des dazu gehörigen Sprachdialekts unter der großen Dampfwalze Europa zerstört wird? Daß diese Bedenken in den lauten Redeschlachten um Europa fast vollständig untergehen, rechtfertigt alleine jede Skepsis. Welche kulturellen Werte verlorengehen, wenn wir der europäischen Einigung den Reichtum von Minderheitensprachen opfern, scheint für den Europa- Optimisten völlig belanglos zu sein.
Der Widerstand gegen ein Europa- Modell, in dem die internationale Angleichung von DIN-Normen für Postpakete wichtiger ist als der Schutz von traditionsreichen Minderheitenkulturen, hat sehr verschiedene Facetten. Hinter der verbreiteten Distanz zu den großen Apparaten und bürokratischen Kraken mit dem europäischen Etikett verbirgt sich eine ernstzunehmende Angst vor nicht nur materiellen Opfern und Verlusten.
Natürlich führt die Verteidigung von Randkulturen und Minderheiten sofort auf ein explosives Minenfeld von Mißverständnissen und Gefahren. "Wer sich um jeden Flecken der Welt kümmert", so verteidigt sich Iso Camartin, ein besonders exponierter Anwalt der ,kleinen europäischen Kulturen&rquote;, "der ihm aufgrund seiner Herkunft, seiner Beschäftigung und seiner Erwartungen besonders naheliegt, braucht nicht blind zu sein für das, was im größeren Umfeld geschieht." Das Lokale und Regionale solle so gesehen werden, "daß daraus keine Fehleinschätzung des Globalen entsteht".
Ein Europa kann es nur geben, wenn Minderheiten und ihre Sprachen geachtet werden und umgekehrt Angehörige von Minderheiten "ihr Anliegen so definieren können, daß diese von der Mehrheit befürwortet werden". Ob es ein gemeinsames, nicht nur wirtschaftliches Europa geben wird, entscheidet sich also im Verhältnis von Zentrum und Rand, Mehrheiten und Minderheiten, "Hochsprachen" zu "Kleinsprachen".
CARL-WILHELM MACKE
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 13
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 3
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 4
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 6
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 4
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 3
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 16
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 5
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 2
NACHRICHTEN 4
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 3
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 2
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 3
STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 5
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 5
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
Mr. Bernard, ein kleiner Mensch, höchstens einen Meter sechzig groß, war kahl bis auf einen Kranz grauer Haare und hatte den Körper eines Karpfens, wäßrige braune Glotzaugen und schuppige Backen, die blutrot anliefen, wenn er in Wut geriet." Der äußere Schein trügt nicht im geringsten: Bernard Gursky, Patriarch des Spirituosenimperiums MacTavish Destillers, ist in allen Lebenslagen ein ungenießbarer Kotzbrocken. Als die Mitarbeiter der Firmenzentrale in Montreal dem unverbesserlichen Misanthropen zum fünfundsiebzigsten Geburtstag gratulieren wollen, klappert der Jubilar nur mit dem Gebiß und grummelt: "Ich muß pinkeln."
Die darauffolgenden Geburtstagsfestivitäten gehören zu den schwarzhumorigsten Szenen, die derzeit die englischsprachige Gegenwartsliteratur zu bieten hat, durchaus vergleichbar mit dem Schelmenroman Die Insel des zweiten Gesichts von Albert Vigoleis Thelen.
Mordecai Richler, Enkel jüdisch-russischer Emigranten, erzählt in seinem Epos Solomon Gursky war hier die Geschichte der Gursky-Sippe und ihres Schnapskonzerns, der neben den Marken Masada Blanc (Champagner), Big Sur (Burgunder) und Loch Edmond's Mist (Single Malt Wiskey) auch Dr. Isaac Grant's (Leber & Nieren Kur) vertreibt. Unermeßlichen Reichtum verdankt das "Feuerwasser"-Imperium dem Canada Temperance Act aus dem Jahre 1878, der schließlich 1901 zur endgültigen Einführung der Prohibition führte.
Trickreich zieht Bernard Gursky die Fäden im undurchsichtigen Halbdunkel des Alkoholschmuggels und der Korruption. Zudem kultiviert das millionenschwere Firmenoberhaupt seine Marotten bis ins letzte Detail, schließlich glaubt er sich in der Nachfolge solch exzentrischer Genies wie Einstein, Henry Ford und Dick Tracy.
Seine pädagogischen Maßnahmen sind seit jeher streng autoritär; so fürchtet John Lionel stets den schmerzhaften Biß seines Erzeugers, wenn er wieder gefehlt hat. Arbeitssuchende testet der Kunstbanause Bernard gerne mit einem verkehrtherum aufgehängten Jackson Pollock. Er selbst pflegt im fortgeschrittenen Alter bei Vorstandssitzungen Eis am Stil zu lutschen. Sein Bruder Solomon war ebenfalls durch und durch ein Gursky. Der Frauenheld legte mit siebzehn Jahren bei einer gigantischen Pokerpartie den Grundstein für das Familienunternehmen. Ob dabei gezinkte Karten im Spiel waren, beschäftigt später die Gerichte.
Mysteriös bleibt indes der Tod des ehemaligen Air Force Offiziers, der im Jahr 1934 sein Flugzeug Gypsy Moth besteigt, nach Norden fliegt und in der kanadischen Tundra abstürzt. Aufgefunden wird nur ein Aktenkoffer mit 200 000 Dollar, die Leiche bleibt spurlos verschwunden. Den Rumpf der Gypsy Moth zierte übrigens ein Rabe. So ein mythisches Fabelwesen begleitete auch Solomons Vater, als der jüdische Wanderprediger zum ersten Mal am Memphremagog-See in den Wäldern Kanadas auftauchte. Ephraim Gursky gründete dort die Sekte der Millenarier, welche die Rückkehr Christi in den östlichen Townships exakt im Jahre 1851 erwartete.
Der Clan der Gurskys schöpft aus einem gigantischen Reservoir russisch- jüdischer Emigranten, Träumern und Mystikern, Piraten und skrupellosen Geschäftsmännern. Ordnung und Aufklärung in das genealogische Chaos will der Hobbyhistoriker und gescheiterte Schriftsteller Moses Berger bringen. Der hoffnungslose Alkoholiker empfindet sich als der einzige "Gurskyologist" und arbeitet akribisch an einer Biographie über Solomon Gursky. Aber er scheitert an seiner Berufung zum Höheren, schließlich war schon sein Vater von Bernard Gursky zum literarischen Hofnarren respektive Redenschreiber degradiert worden. Doch das Schicksal nimmt grausam Rache: Bernard stirbt an Krebs.
Zehn Jahre lang hat der 1931 in Montreal geborene Mordecai Richler an dieser Familiensaga gearbeitet. Sein Roman entzieht sich jedweder Kategorisierung und verzichtet auf postmodernes Schnickschnack. Der Autor erzählt satirische bis absurde Episoden und gebärdet sich dabei als begnadeter Schelm, zugleich aber auch als Moralist. Mit seinem boshaften Humor zielt er auf die träge Provinzialität seiner Landsleute. Richler beherzigt die erste und wichtigste Regel der Satire: Niemand wird geschont. Für ihn ist "Kanada, eigentlich kein richtiges Land, sondern eher ein Sammelbecken, gefüllt mit den verbitterten Nachkommen geschlagener Völker . . . Sie sind wie Kinder, die ein Schaufenster voller Süßigkeiten begaffen, und sie haben Angst vor der Wildnis auf ihrer eigenen Seite und vor den Amerikanern auf der anderen."
Fluchtbewegungen bestimmten bisher sein Leben. Der erste Ausbruch aus der Enge des jüdischen Stadtteils St. Urbain in Montreal führte ihn nach Paris, dann nach New York. Mittlerweile verbringt Richler die meiste Zeit im Jahr in einer einsamen Seehütte, nahe der Grenze zum Staat Vermont. Seine Fabulierlust läßt sich auf einsame Abende im Kreis der Familie an den Ufern des Lake Memphremagog zurückführen. Dort nimmt in einer Kreisbewegung die Handlung des Romans Solomon Gursky war hier ihren Lauf und endet nach genau 613 Seiten respektive 150 Jahren wiederum an diesem Gewässer.
Mordecai Richler weiß um die Einmaligkeit seines erzählerischen Kraftaktes und versprach unlängst in einem Interview: "Mein nächster Roman wird nur 350 Seiten lang, mit drei Hauptpersonen."
PETER M. HETZEL
Mordecai Richler: Solomon Gursky war hier. Aus dem Englischen von Carina von Enzenberg und Hartmut Zahn. C. Hanser Verlag, München 1992, 614 Seiten, 49,80 DM.
Die Millionenliga
Rechtsaußen zieht 480 000-DM-Jahresgehalt voll auf den Kasten ab. 1,2-Millionen-DM-Ablöse in Liberoposition kann nur noch zusehen, wie sich 340 000 DM und acht dicke Werbeverträge vergeblich ins lange obere Eck schrauben. In der Ostkurve reißen 600-DM-Ausbildungsbeihilfen und auf der Tribüne viele 30 000-DM-Jahresgehälter gleichzeitig die Arme hoch. Eintrittskarten liegen auf den Stadionstufen. 25 DM. GÜNTHER MAYER
Die Kostenfrage
Schuldzinstote in keiner Bankbilanz Dividenden auf Hunger Steigende Aktienkurse erfoltert Profipisten für Multis freigeschossen Entwicklung nach Plan GÜNTHER MAYER
Manch Morgenpresse
(Artikel 2) In der U-Bahn bei morgendlichem Mord Nach zwei Vergewaltigungen erst auf Seite fünf Phantasiereiche Details als Muntermacher gedacht Minderheiten vernichtet der Witz des Tages
Die Würde des Menschen (Artikel 1) ist unantastbar Es sei denn (Artikel 2) die Auflage . . . GÜNTHER MAYER
Optimist
Immer den Blick nach vorn
Selbst mit dem Gesicht zur Wand GÜNTHER MAYER
Pro Wald
Erhaltet die Arbeitsplätze der Spechte! GÜNTHER MAYER
Nachbarn
Nichts gegen die . . . Habe da einen Nachbarn, grüßt immer freundlich Aber die sollen ja Und haben Sie gelesen Außerdem sagt man Sogar in der Tagesschau neulich Muß wohl doch was dran sein Obwohl der Nachbar zum Beispiel Man sieht's wohl nicht allen an Schlimm, schlimm
Wie gesagt, nichts gegen die GÜNTHER MAYER
Schweigen
Das Schweigen aus Furcht vor dem Beifall von der falschen Seite wird meist belohnt mit Beifall von einer weiteren falschen Seite GÜNTHER MAYER
Kinder
Wir haben unser Herz für Kinder als Aufkleber am Auto GÜNTHER MAYER
Gift
Für die Medien ist das Waldsterben gestorben Umweltskandale leben längstens von Gift zu Gift Aufregung schadet nur der Restgesundheit
Noch Fragen offen? GÜNTHER MAYER
Tagesschau
Welchen Informationswert hat schon die Tagesschau ohne ein Spielergebnis des FC St. Pauli GÜNTHER MAYER
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII
MAIN-KINZIG-KREIS VIII
1
Wer der Romane von Knigge ein wenig müd geworden sein sollte, kann sich nicht allein bei seiner Reise nach Braunschweig amüsieren, sondern auch unschwer Gefallen finden an den im vierten Band der Ausgewählten Werke vereinigten, etwa gleichzeitig entstandenenProsaschriften. Es handelt sich dabei um die Briefe, auf einer Reise aus Lothringen, nach Niedersachsen geschrieben (1792), in welche nun schon die Französische Revolution ihren Widerschein wirft, sodann um die wohlüberlegten, obschon zuweilen etwas langatmigen Ausführungen Über Schriftsteller und Schriftstellerey (1793). Auch wenn hierin manches veraltet ist und daher nur wenig mehr interessiert wie die Auseinandersetzungen mit dem berühmten Hannoveraner Arzt Zimmermann, über dessen "Prachtprosa" bereits Lichtenberg seine spöttischen Notizen machte, so stecken doch sowohl die Reisebriefe, die Knigge einem fiktiven Freunde schreibt, bevor er sich, wie er vorgibt, nach Amerika einschifft, als auch die Erörterungen über die Aufgaben des Schriftstellers und die zeitgenössische Literatur voll von vernünftigen Ansichten und bemerkenswert klugen Urteilen.
Sein Lob des Landlebens, wie er es bei seinem Aufenthalt in Hameln formuliert, ist geprägt von den Erfahrungen, die ihm die Residenzen verleiden sollten: "Das Landleben hat so manche Vorzüge - weniger Luxus, weniger Bedürfnisse, also auch weniger Nahrungs-Sorgen. Man wandelt zwanglos und frey seinen Gang fort, darf sich nicht krümmen unter dem eisernen Joche unzähliger Conventionen, Moden und Complimente, wird nicht bey jedem Schritte beobachtet und schlief beurtheilt. Das Herz wird nicht abgestumpft für edle Gefühle, es empfindet in voller Kraft das Bedürfnis und das Glück der Freundschaft und Liebe." Diese etwas naiv-verklärende Begeisterung für das Idyllische des ländlichen Lebens hindert ihn wiederum nicht, wenig später auch dem bewegten und fesselnden Leben der großen Stadt ein Loblied zu singen.
Aus Hannover, das sei noch erwähnt, weiß er den jungen Hauptmann v. Scharnhorst von der dortigen Kriegsschule rühmend zu erwähnen, der fünfzehn Jahre später von sich sollte reden machen, und von den zeitgenössischen Autoren preist er nicht nur Georg Forster, dessen Ansichten vom Niederrhein soeben erschienen waren, sondern er findet auch, was erstaunlich genug ist, höchst anerkennende Worte für ein bald schon vergessenes Buch und seinen phantasievollen Verfasser, der dann einige Jahre später berühmt werden sollte: es handelt sich um die Grönländischen Prozesse des jungen Jean Paul.
Interessant ist auch, daß Knigge bei mißbilligender Betrachtung der allgemeinen Romanproduktion ausführlich von der Josephs-Geschichte als einem bedeutenden epischen Stoff handelt. So kann man, wennschon nicht mit Knigge, so doch bei ihm höchst interessante Entdekkungen machen, die beweisen, daß der Aufwand einer solchen Werkausgabe vollauf gerechtfertigt ist.
RALPH-RAINER WUTHENOW
Adolph Freiherr Knigge: Ausgewählte Werke, Band 4. Reisen, Literatur. Hrsg: Wolfgang Fenner. Fackelträger-Verlag Hannover 1992, 320 Seiten, 56 DM.
Redaktion: Heitken Schwarzenau
MAIN-KINZIG-KREIS II
FEUILLETON 9
MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
NACHRICHTEN 5
Reiseredaktion: Ulla Schickling und Herbert Fritz
NACHRICHTEN 7
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 16
Redaktion: Ulrich Cramer
1
1
MAIN-KINZIG-KREIS VI
0.5
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 14
1
HÖCHST. Der Busbahnhof soll nicht mehr über die Billtalstraße, sondern wieder über die Bauhofstraße angefahren werden können. Das fordern alle Ortsbeiratsparteien gemeinsam.
Die jetzige Zu- und Abfahrt liege in einer Tempo-30-Zone, heißt es in dem Schreiben. Da die Fahrbahn so breit sein müsse, könne am Bahndamm in der Billtalstraße kein Bürgersteig gebaut werden. Autos gefährdeten deshalb die Besucher des Jugendtreffs, der AOK und der Kinderkrippe. Durch die Bauhofstraße könnten die Busse hingegen direkt in die Zuckschwerdtstraße fahren. dis
1
1
1
EUROPA 6
FEUILLETON 08
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 10
Uwe Pralle Gegenwart - Nach dem Zerfall von Gott und Welt Jacob Taubes und das abendländische Krisendenken
Für eine Gegenwart, in der das Denken letzter Dinge verdächtig ist, zu den Ideologien der Erlösung durch weltliche Revolution und die Weltrevolution zu gehören, müßte sich abendländische Eschatologie in historische Texte von Irrtümern verwandeln. Solch einfachen Distanzierungsakten setzt das Buch von Taubes heute aber Widerstand, zumindest Irritationen entgegen. Zwar sind in seiner Sicht die von theologischen Traditionen gebildeten Referenzen des Endzeitdenkens hinfällig geworden: "Wenn Marx die Gesellschaft ohne Gott aufbaut, Kierkegaard aber nur den Einzelnen vor Gott stellt, so ist die gemeinsame Voraussetzung der Zerfall von Gott und Welt, die Entzweiung des Göttlichen und Weltlichen."
Von diesem Epochenbruch aus zeichnete Taubes historisch nach, wie seit der jüdischen Apokalyptik die Vorstellung der Endzeit, in der "die Ewigkeit das tödliche Prinzip der Zeit" besiegt, über die hellenistische Gnosis und christliche Theologie bis in die Philosophie der Neuzeit drang - und legte dabei das Schema der drei Zeitalter, Altertum / Mittelalter / Neuzeit, als Umwandlung der Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist frei. Ihre häretische Sicht im Christentum nahm seit Joachim von Floris das Kommen eines spirituellen "dritten Reiches" ins Auge. Die Verzeitlichung, die in den Zukunftserwartungen angelegt war, kündigte nicht nur den Zerfall des dualen, "ptolomäischen" Geschichtsbildes des christlichen Mittelalters an, sondern entband in der "kopernikanischen" Neuzeit Potentiale revolutionärer Eschatologie. Sie las Taubes in den Bewegungen der Neuzeit: von Thomas Münzer über die Aufklärung - Lessings Chiliasmus, eschatologische Motive in der Vernunftreligion und Anthropologie Kants - bis zur trinitarischen Dialektik, der "ontologische(n) Form der Apokalyptik und Gnosis bis zu Hegel und Marx". In ihrer Folge zerbrach in der "Krisis, bezeichnet durch den Ruf zur Entscheidung von Kierkegaard und Marx, das Gefüge der Neuzeit".
Den Widerstand, das revolutionäre Pathos der Eschatologie heute nur im Archiv abendländischer Tradition zu betrachten, legen andere Konstellationen des Werkes nahe. Die Endzeiterwartungen waren Krisenerfahrungen. Sie erneuerten sich in der abendländischen Geschichte immer wieder und verstanden die Krisen als Stationen der Erlösung: "in den bis zum Zerreißen gespannten Zeiten werden die Apokalypsen und die messianischen Erwartungen geboren". Nachdem das messianische Kollektivsubjekt von Marx seinen Heilsplan verfehlte und auch Kierkegaards innere Umkehr des einzelnen Subjekts keinen Gott wiederfindet, bleibt die Frage, ob die Krisenerfahrung der Gegenwart nicht Apokalypsen ohne kommendes Reich und Eschatologien nicht letzter, sondern nächster Dinge kennt. Neben diese Frage profanen Endzeitdenkens in der post-abendländischen Ära, die bei Taubes unausgesprochen mitschwingt, tritt außerdem, daß er das abendländische Krisendenken nicht nur historisch entrollte. Sein Werk ist ein Stück genuiner Philosophie, die selbst untergründig in Spannung zur katastrophalen Krisis dieses Jahrhunderts steht.
Die Jahreszahl 1947 gibt der Abendländischen Eschatologie einen Verweis auf die Katastrophe jüdischen Lebens. In ihrem Schatten entstand die Dissertation des 24jährigen Jacob Taubes, die in der vom Zürcher Soziologen Réne König herausgegebenen Reihe Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie 1947 erschien. Taubes hatte in Basel und Zürich Philosophie und Geschichte studiert. Er stammte, in Wien geboren, aus einer Familie, aus der seit vielen Generationen Rabbiner kamen. Sein Vater wurde 1936 als Oberrabbiner nach Zürich berufen. Dadurch entging die engere Familie dem Holocaust. Vor dem Studium war auch Jacob Taubes zum Rabbiner ausgebildet und 1943 ordiniert worden. Die Abendländische Eschatologie blieb sein einziges Buch.
Das philosophische Versprechen, das dieses Buch barg, hat Taubes nicht in weiteren Schriften, sondern mündlicher Lehre eingelöst. Auf dem Weg über New York und Jerusalem, wohin ihn Gershom Scholem holte, kam er 1966 nach Berlin, wo er Religionsphilosophie lehrte und das Institut für Hermeneutik der Freien Universität leitete. Im Trümmerfeld geistiger Traditionen, das Deutschland in der Nachkriegszeit war, gab Taubes bis zu seinem Tod im März 1987 neue Impulse, Gegenwart wieder durch die verwischten Texturen der Tradition zu verstehen.
Jacob Taubes war eine der raren Gestalten, die hierzulande geistige Bewegung enervierten: theologische Motive verknüpfte er ebenso mit politischen Konstellationen wie Denkfiguren rechter und linker politischer Philosophie vor Hintergründen der Theologie und Geschichtsphilosophie. Früh weckte er Aufmerksamkeit für die Zwiegespräche französischer und deutscher Philosophie und beleuchtete das Nachwirken jüdischen Denkens in den Theorien der Moderne. Verlaß war darauf, daß Taubes beim exegetischen Spagat zwischen Walter Benjamin und Carl Schmitt die konventionellen Grenzlinien des Denkens ignorierte.
Schwer läßt sich heute der zuweilen fast poetischen Sprachkraft entziehen, aus der in der Abendländischen Eschatologie revolutionäre Kräfte jener eschatologischen Strömungen widerhallen, die Taubes vor allem beschäftigten. Die Sprachkraft der Darstellung ist Siegel der philosophischen Intention. Tatsächlich hat Taubes in seinem grandiosen philosophischen Entwurf innere Möglichkeiten jüdischer Denktradition nach dem "absoluten Bruch" mit der antik-christlichen Tradition und angesichts der Katastrophe jüdischen Lebens ausgemessen. In seiner Denktradition besitzt sein Buch ähnlichen Rang wie - in diesem Jahrhundert - Franz Rosenzweigs Stern der Erlösung.
Das erste der vier Kapitel, "Vom Wesen der Eschatologie" überschrieben, gibt den gedrängten Aufriß des besonderen Geschichtsdenkens, das im apokalyptischen Geist jener Völker hervorbrach, die "nicht in der Erde Wurzel schlagen (konnten), sondern (...) versuchen (mußten), im Geist Anker zu werfen."
Taubes geht auf Urelemente - Freiheit, Geschichte, Gedächtnis - eschatologischer Erfahrungen zurück, die sich nirgends so deutlich ausgeprägt haben wie im jüdischen Denken. Seinen Grundriß im Zeichen der permanenten Krise läßt dieses Kapitel hervortreten: "Wüste des Exils" und "Greuel der Verwüstung" bilden die immer wiederkehrende Urlandschaft seiner Erfahrungen. Um das "erste große Urwort der Apokalyptik", die "Fremde", kristallisierten sie sich heraus. Die Fremdheit von Gott, Welt und Selbst war der schwebende Grund für das apokalyptisch-revolutionäre Pathos, das nach dem "Fall in die Fremde" den "Weg zur Erlösung" suchte.
Die Fremde ist - bis zur Entfremdungskritik des jungen Marx - entscheidender Schlüssel für Taubes Lektüre abendländischer Eschatologie. Aber diese unheimliche Erfahrung, der Erfahrungskern jüdischer Tradition und neuzeitlicher Philosophie, ist von Taubes als zentrale Erfahrung der Welt auch in post- christlicher Zeit angedeutet, in der theologisch-philosophische Teleologien des "kommenden Reiches Gottes auf Erden" nicht mehr aufrechtzuerhalten sind.
Daß die Erfahrungsabgründe der Fremdheit nach dieser Schwelle in den Katastrophenwelten des 20. Jahrhunderts ihre Bodenlosigkeit noch steigerten, ist das heimliche Kernproblem von Taubes&rquote; Werk.
Heute wird der Grundriß der Fremdheit, den Taubes ins "Wesen" der eschatologischen Tradition einzeichnete, dämonisch von den Warnsignalen beleuchtet, wie sich archaischer Fremdenhaß in politischer Gewalt entlädt.
Diese Warnsignale lassen erkennen, daß die kritische Erfahrungsbasis der Eschatologie nicht in dem historischen Archiv verschwand, in das ihre Erlösungsangebote eingingen, die "eine passive Einstellung zum Geschehen der Geschichte" voraussetzten.
Die Aktualität, die Taubes&rquote; Abendländische Eschatologie schon 1947 unausgesprochen eignete, besteht unvermindert. Der Abgrund zwischen dem ersten Kapitel, das Grundfiguren der Krisenerfahrung umreißt, und den drei Kapiteln, in denen die theologisch-philosophischen Verwandlungen des Eschaton historisch bis an die Schwelle des "abendländischen Äons" verfolgt ist, läßt das Echo der unausgesprochenen Frage weiterklingen: Wie formt sich der Wesenskern eschatologischer - und jüdischer - Tradition, die heillose Erfahrung der Fremdheit, in einer Gegenwart aus, in der die technisch-politischen Mächte von Katastrophen potenziert sind, aber keine theologisch-politischen Heilspläne die profanen Zeiten dieser Gegenwart mehr überwölben. Diese Frage schließt die nach der Möglichkeit von Existenz, des Denkens von Zeit und Geschichte, von jüdischer Denktradition und von Philosophie nach ihrem Ende ein.
Die Antwort auf diese Krisis, "die noch die Gegenwart erzittern läßt", ist kryptisch in einem kurzen Epilog des Buches angedeutet. Dort wird, scheinbar im Rückgriff auf traditionelle Eschatologie, gefordert, "daß man standhält im Nicht- Mehr und Noch-Nicht, im Nichts der Nacht, und sich eben damit offen hält für die ersten Zeichen des kommenden Tags." Doch der Zeit-Grund traditioneller Eschatologie ist tatsächlich verlassen: Taubes hat versucht, Gegenwart zwischen verschwundenen Garantien von Vergangenheit - des Nicht-mehr - und Zukunft - des Noch-nicht - als "Frist" zu denken. Einer Gegenwart, die als "Frist" ständig an der Schwelle von Katastrophe und "Heil" steht, ist "Standhalten" die kritische Entscheidung gegen das Unheil, der ein "Heil" zukommen kann. Das Denken von Gegenwart als "Frist" läuft mit wiederholten philosophischen Versuchen in diesem Jahrhundert zusammen, die profane Existenz und Geschichte unmittelbaren Gewalten von "Unheil" und "Heil" zu konfrontieren.
Zu diesen Versuchen, Gegenwart in die Entscheidungspole von "Vernichtung" und "Erlösung" zu stellen, gehört allerdings auch die Variante, sie unter dem Zeitdruck der Krisis als "Aufschub der Katastrophe" (Benjamin) und "Vermeidung der Vernichtung" (Günther Anders) zu fassen. Formuliert hat Taubes diese politisch radikale Variante, die das eschatologische "Vergehen der Vergänglichkeit" im traditionellen Sinn durch Zerstörungsmächte moderner Technik und Industrie ersetzt und drohen sieht, in seinem Epilog nicht. Angelehnt an Heideggers Kritik von Subjekt und Technik, ist aber auf die Katastrophenform der Gegenwart, auf "die Finsternis und Umnachtung der Welt", verwiesen. In ihrer vollkommenen Negativität, in der der Mensch, der Schatten Gottes, sein eigenes Maß an dessen Stelle setzte, zeichne sich die innerweltliche "Wendung der Insistenz zur Existenz" ab. In ihr ist "das Heilige . . . die Schrecknis, die das Gefüge der Welt erschüttert".
Post-christliche Eschatologie war für Taubes zu einer ohne Geschichtsfahrplan geworden: direkte, anarchische, alltägliche Konfrontation von Gewalten des Lebens mit Erschütterungen des Heiligen.
Taubes&rquote; Werk gehört zu den philosophisch elementaren Versuchen dieses Jahrhunderts, nach zweieinhalbtausendjähriger Tradition theologischer und philosophischer Teleologie den Begriff einer Gegenwart zu etablieren, die Vernichtungskräften der Moderne entspricht, um ihnen widersprechen zu können. Im Kern dieser Gegenwärtigkeit der Moderne sind nicht nur Erfahrungsabgründe dieser Tradition, sondern auch Splitter ihres eschatologisch-apokalyptischen Geistes gerettet. In einer Gegenwart, die als Frist verstanden wird, ist das "Standhalten" ein Aufstand gegen die Zeit. Den politischen Sinn dieser Auffassung bestätigt nicht zuletzt, daß der Zeitbruch von 1989 vor allem die elementare und oft verleugnete Erfahrung des post-christlichen Äons naherückt und zu wiederholen zwingt: daß die Moderne weniger als Fortschritt zu letzten Dingen, sondern höchstens als sein Aufschub eschatologisch angemessen verstanden wäre.
Foto: Matthes & Seitz Verlag
Der Kampf um ein normales Leben Neuerscheinungen zur Bedrohlichkeit und Bewältigung der Armut
Die Realität von Armut und ihrer Bewältigung haben Johannes Boettner und Gertrud Tobias in einem Duisburger Stadtteil erforscht. So kann nach der Studie keine Rede davon sein, daß Arme nicht mit Geld umgehen könnten. Vielmehr sind sie zu einem besonders sorgfältigen "Budgetmanagement" gezwungen: "In einer Gesellschaft, in der Spontankäufe zum Lifestyle gehören, unterscheiden sich die Befragten von der Bevölkerungsmehrheit nicht zuletzt durch die Kontrolliertheit und Rechenhaftigkeit ihres Wirtschaftens". Der Fixpunkt aller von Geldarmut Betroffenen ist die Sorge um ein "normales" Leben. Dies bedarf eines hohen Maßes an Initiative, etwa bei der Bitte um Stundungen für unvorhergesehene Belastungen, und Findigkeit, beispielsweise bei der Aufgabe von anonymen Sammelbestellungen bei Versandhäusern, um eine individuelle Kreditwürdigkeitsprüfung zu umgehen.
Zugleich ist die in derartige Verhaltensweisen zum Ausdruck kommende Bedeutung von bürgerlichen Konventionen nicht unproblematisch. Die "normale Gesellschaft" reagiert nämlich regelmäßig mit Entsetzen auf die Lebens- und Wohnbedingungen der Armen, was diese wiederum empört und ihnen ihr Ausgeschlossensein bewußt macht. Insbesondere bei arbeitslosen Männern ist evident, daß sie keineswegs den bürgerlichen Rollenerwartungen entsprechen. Solche Verhaltenserwartungen spielen jedoch innerhalb armer Milieus zur Selbststabilisierung eine große Rolle: Diejenigen, die noch halbwegs den Anschein des "Normalen" wahren, grenzen sich von "Säufern" strikt ab; und gegen Ausländer richten sich mit Gewaltphantasien gepaarte Ohnmachtsgefühle, weil ihre Existenz als Ursache für das "schlechte Ansehen" des gesamten Wohnviertels betrachtet wird. Überdies erinnern die in geordneten Verhältnissen lebenden, in traditionellen Beziehungsgeflechten, Verwandt- und Freundschaften eingebundenen Ausländer die armen Deutschen daran, daß sie sozial abgestiegen und damit auch aus der von ihnen selbst als Maßstab angesehenen "Normalität" ausgestiegen sind.
Von Personen, die den "Anschluß verpaßt" haben, berichten episodenhaft Gabi Gillen und Michael Möller. Auch in ihren Darstellungen spiegelt sich Armut als eine ständige Bedrohung der "Mittelschicht" wider. Welche Distanz, diejenigen, die noch mithalten können, zu den bereits "Abgehängten" halten und, vor allem, halten lassen, wird exemplarisch deutlich in den Worten eines - schlechtbezahlten - Wachmannes eines privaten Sicherheitsdienstes: ",Wir sind hier, um den Reichen die Armen vom Hals zu schaffen.&rquote; Und das meint der Ex-Leutnant als ehemaliges Mitglied der SED ,ganz ideologiefrei&rquote;".
Die "Mittelklasse" und deren "Angst vor dem Absturz" ist für die amerikanische Publizistin Barbara Ehrenreich deshalb von Interesse, weil die Mittelklasse die "kritische Masse" für gesellschaftliche Entwicklungen darstellt. Ehrenreich definiert diese Mittelklasse recht eng als die Angehörigen einer nicht auf ererbtem Besitz, sondern auf Bildung, Eigeninitiative und Selbstdisziplin gegründeten "Funktionselite" von Managern und Juristen, Ärzten und Wissenschaftlern. Diese Personengruppe ist relativ klein und war in den USA traditionell "liberal" orientiert.
Diese Einstellung änderte sich jedoch im Gefolge der 68er Rebellion. Da diese überwiegend an den Universitäten stattfand, gefährdete sie, so Ehrenreichs These, die Ausgangsbasis des Mittelklassendaseins. Als Ursache der Proteste war schnell der relative Wohlstand der späten 50er und frühen 60er Jahre ausgemacht: die Überflußgesellschaft führte direkt in eine disziplinlose Permissivität. Die vor diesem Hintergrund eingeleitete Gegenbewegung erreichte ihren praktischen Höhepunkt in der Reagan/Bush-Periode, in der "liberal" längst zu einem Schimpfwort geworden war, und die Mittelklasse sich auf die Kultivierung ihrer Antriebselemente konzentrierte. Im Glauben, soziale Unterstützungen förderten nur die Faulheit, wurden solche Unterstützungen radikal gekürzt und setzte ein Wettlauf um Spitzengehälter ein. Diese allerdings wurden aufgesogen von explodierenden Lebenshaltungskosten.
Exemplarisch für die gehetzte Mittelklasse ist etwa ein Ehepaar, das den Gutteil seines Jahreseinkommens von mehr als 115 000 Dollar für Wohnen, die Betreuung und Ausbildung der Kinder sowie die eigene Altersversorgung verwenden muß. Die immensen Aufwendungen sind milieuspezifisch: "Das wahre Problem war . . . das altbekannte Dilemma der Mittelschicht: ob nämlich ,irgend jemand&rquote; - sprich ein Hausmädchen aus Jamaika oder eine hispanische Tagesmutter - auch in der Lage war, den Kindern die klassischen Tugenden der Mittelschicht wie zum Beispiel Konzentration und intellektuelle Disziplin beizubringen. Viele . . . Paare . . . hatten die Qual der Wahl: Ging die Mutter arbeiten, so riskierte man die intellektuelle Verkümmerung des Kindes. Blieb die Mutter dagegen zu Hause . . ., würde man sich zu gegebener Zeit keine kostspielige Vorschule geschweige denn ein privates College leisten können."
Insofern repräsentierten die Yuppies, in der Diktion von Daniel Bell, einem der profiliertesten Vertreter der "Gegenaufklärung" nach "68", einen neuartigen "kulturellen Widerspruch des Kapitalismus": Sie arbeiteten hart, doch übten sie sich nicht in mittelklassegemäßer Sparsamkeit, sondern heizten durch ihre, das Lebensgefühl einer Dekade prägende Konsumorientierung die ihre Klassengenossen zunehmend bedrückenden Preissteigerungen an.
Wenn es aus der Perspektive der "Gesellschaft" allein das Geld ist, das vor Armut schützt, so bleibt letztlich nichts unversucht, um an welches heranzukommen. Die sich hieraus entwickelnde Entsolidarisierung ist es daher auch, der Ehrenreich entgegenwirken möchte. Am Ende ihres Buches entwirft sie die Vision einer Rückbesinnung der Mittelklasse auf ihre "wahren" Ziele, die sich dergestalt vollziehen könnte, daß Arme, daß die "anderen" insgesamt nicht als Personifizierung des die Mittelklasse permanent bedrohenden Abstiegs angesehen werden. Anzustreben sei vielmehr ein gemeinsames Bündnis zur Integration der Gesellschaft. Dabei könnte das von Boettner und Tobias ermittelte disziplinierte Leben in der Armut durchaus den empirischen Hintergrund dafür liefern, daß von "den anderen" keine Gefahr für den eigenen bürgerlichen Lebensentwurf ausgeht. THOMAS KREUDER Gertrud Tobias/Johannes Boettner (Hrsg.): Von der Hand in den Mund. Armut und Armutsbewältigung in einer westdeutschen Großstadt. Klartext Verlag, Essen 1992, 152 Seiten, 19,80 DM. Gabi Gillen/Michael Möller: Anschluß verpaßt. Armut in Deutschland. Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Bonn 1992, 285 Seiten, 18,80 DM. Barbara Ehrenreich: Angst vor dem Absturz. Das Dilemma der Mittelklasse. Verlag Antje Kunstmann, München 1992, 294 Seiten, 36 DM.
Ein Jahr nach der Winterolympiade in Savoyen sind die Stationen des Tarentaise-Tales weltweit bekannt. Fast vergessen liegen hingegen die Olympiastationen von 1968 oberhalb von Grenoble. Vercors, Chartreuse und Belledonne- Massif waren einst ebenfalls in aller Munde und bieten heute Skigebiete ohne Trubel und Gedränge.
Wer von Grenoble über den Thermal- Kurort Uriège nach Chamrousse fährt, wird gleich an die olympische Vergangenheit der Station erinnert: Ankunft der olympischen Herrenabfahrt steht in großen Buchstaben am Straßenrand. Hier also hat Killy 1968 sein Gold geholt, und auf der benachbarten Damenabfahrt kamen einst die Schwestern Goitschel zu olympischen Ehren. Heute darf jeder über die schwarzen Strecken fahren, die nichts von ihrer Schwierigkeit eingebüßt haben.
Chamrousse pflegt sein Image als sportliche Skistation zu Recht, denn unter der Seilbahn vom Recoin-Gebiet wartet der Ort immerhin mit fünf schwarzen Pisten auf. Der Blick von der Bergstation an der Croix de Chamrousse (2250 Meter) ist großartig: Im Tal ist Grenoble, wie so oft, unter einem dicken Wolkenmeer versteckt, gegenüber liegt langgestreckt der Vercors-Felsen, und linker Hand sehen wir das Chartreuse-Massif.
Die Fahrt hinüber zur Roche Béranger dagegen ist gemütlich, und auch das Skigebiet unterhalb des Lac Achard ist für Kinder und mittlere Läufer ideal. Da auch Langläufer insgesamt 55 Kilometer gespurte Loipen finden und dabei zwischen leichten und hügeligen Waldloipen wählen können, kann Chamrousse sich rühmen, für alle Familienmitglieder etwas parat zu haben. Selbst für Fußgänger ist gesorgt. Man begegnet ihnen mit großen Schneeschuhen an den Füßen im Wald unterhalb von Bachat-Bouloud.
Wem die Ferienwohnungen in Chamrousse zu modern sind, wer noch ursprüngliche Dorfatmosphäre sucht, kann in einem der sieben Flecken am Fuße des Skigebietes von Les 7 Laux unterkommen. Das Gros der 18 000 Betten liegt aber auch hier direkt am Fuße der Pisten. In modernen Betonbauten auf der Seite von Prapoutel, in Chalets und kleineren Einheiten auf der Seite von Le Pleynet. Doch nicht nur die Architektur unterscheidet die beiden Orte, die durch 35 Aufstiegshilfen miteinander verbunden sind, auch die Atmosphäre ist hüben und drüben anders. In Prapoutel geht es familiär, in Pleynet eher sportlich zu; hier findet man den ganztägigen Skikindergarten, die Anfängerhänge und die grünen Waldpisten, dort geht es hinauf zur Roche Noire mit roten Pisten, im Chalet des Fanges gibt es zünftige Hüttenkost, und hinter dem Chalet des Pincerie erstreckt sich ein über 30 Kilometer langes Langlaufgebiet, das auch höchsten Anforderungen gerecht wird. Es ist auf 1650 Meter gelegen und damit auch in maroden Wintern mit Schnee gesegnet. Von allen Loipen hat man einen umwerfenden Blick auf die gegenüberliegenden Gebirgszüge.
Mit dem Sessellift gelangt man zum Ausgangspunkt der Pisten und hat dann die Qual der Wahl: Könner werden den "Circuit du Grand Domaine" wählen, der insgesamt 30 Kilometer lang und besonders abwechslungsreich ist. Anfänger können bei der Hütte bleiben und sich allmählich weiter vorwagen, denn die Loipenlänge steigert sich nach und nach, und auch der Schwierigkeitsgrad nimmt langsam zu.
Vormittags liegen die Hänge von Pleynet in der Sonne, und in weitem Bogen gleiten die Skifahrer den Plan du Prat hinunter. Dann kommt der Steilhang von Mataru mit anschließender Waldabfahrt nach Pipay, dem dritten Ort des Skigebietes von Les 7 Laux, der den Tagesgästen als Einstieg dient. Nachmittags folgen die sonnigen Hänge von Prapoutel, die bis 2400 Meter hinaufreichen und rund um den Col du Pouta auch anspruchsvolle Fahrer zufriedenstellen. Krönender Abschluß schließlich ist die Combe de Bedina, ein weiter Steilhang, der zwischen Kiefern endet und als breite Waldstrecke hinunterführt bis in den Ort.
Abends geht's dann hinüber zur dritten Skistation des Belledonne-Massifs. Im Collet d'Allevrad ist man stolz darauf, eines der größten beleuchteten Skigebiete Europas zu haben. Tatsächlich ist hier abends viel los: Flutlicht taucht gleich drei verschiedene Hänge in schemenhaftes Licht, aus den Lautsprechern des Sesselliftes klingt flotte Musik, und beschwingt fährt groß und klein. Nur wenige Touristen scheinen sich nachts auf die Pisten zu wagen, dafür kommen die Leute aus Grenoble, dreimal die Woche bis 22 Uhr. Dann gibt es ein Raclette, das im abendlichen Liftabonnement gleich inbegriffen ist. KATJA HASSENKAMP
AUSKUNFT: Französisches Fremdenverkehrsamt, Westendstr. 47, 6000 Frankfurt a. M., Tel. 069 / 7 56 08 30.
Liftabonnements für sieben Tage kosten in Chamrousse 665 Francs, in Les 7 Laux 560 bis 630 Francs je nach Saison und in Collet d'Allevard 534 Francs.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 22
FRANKFURT A. M. Am 31. März 1993 heißt es Abschied nehmen von der Eisbahn am Waldstadion: Die etwa 30 Jahre alte Anlage wird zu diesem Termin vor allem aus Gründen des Umweltschutzes geschlossen (die FR berichtete). Ob die Kunsteisbahn saniert werden kann oder ob die Fläche einer anderen Sportarena weichen muß, ist zur Zeit noch unklar.
Mittlerweile hat jedoch eine intensive Diskussion über die Zukunft des Eissportes im Süden Frankfurts begonnen, an der sich neben den Sportverbänden auch der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) und eine Bürgerinitiative "Freunde der Eisbahn" beteiligen.
Gegen die ersatzlose Schließung der Eislaufflächen südlich des Mains sprachen sich die Mitglieder des Ortsbeirates 5 bereits im Dezember aus: Auf Antrag der CDU wurde der Magistrat einstimmig um Auskunft gebeten, ob die Kunsteisbahn einem Leichtathletikstadion weichen soll. Derartige Pläne will der Ortsbeirat nicht ohne Widerspruch hinnehmen: "Für viele Jugendliche und Kinder aus Sachsenhausen, Niederrad und Oberrad ist die Eissportbahn ein großes Freizeitvergnügen."
In der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments legte die SPD einen weiteren Antrag vor, in dem sie zahlreiche Standorte für einen provisorischen Ersatz vorschlägt. Genannt wurden unter anderen der Parkplatz Stadionbad, die Bürgerwiese, das Gelände des Schullandheims, ein entwidmetes Teilstück der Flughafenstraße, das Textor-Plätzchen, sogar der Alte Friedhof am Schifferbunker scheint den Sozialdemokraten ein geeigneter Standort.
Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD, begründete: "Ich halte die Eisbahn für einen ganz wichtigen Treffpunkt im Winter." Ihr freizeitpädagogischer Wert sei kaum zu ersetzen. Und wie "flott so ein Ersatz organisiert werden kann, hat Radio FFH zu Neujahr vor der Alten Oper anschaulich demonstriert".
Aus Sorge um Trainingsmöglichkeiten für Breitensportler und Jugendliche setzt sich seit einiger Zeit auch die Initiative "Freunde der Eisbahn" für den Erhalt der Schlittschuhbahn ein: Rund 2200 Unterschriften konnte Gabriele Dettmer mit der Hilfe von Gleichgesinnten mittlerweile in Sachsenhausen und vor allem vor den Schulen sammeln. Die Initiative fürchtet ebenfalls, daß im Zuge der unter dem Motto "Waldstadion 2000" diskutierten Erneuerung des Stadions und der umliegenden Sporteinrichtungen die nur im Winter geöffnete Eisbahn dem Rotstift zum Opfer fällt.
"Damit entfällt für Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein sportliches Freizeitangebot", meinte Gabriele Dettmer, die als Mutter von vier Kindern auch das "billige Vergnügen" zu schätzen weiß: Zweieinhalb Stunden Spaß auf dem Eis kosten für Schüler mit Zehnerkarte nur 1,60 Mark. Erwachsene müssen für die Einzelkarte drei Mark zahlen. Vor allem für die Jugendlichen im "Null-Bock-Alter" sei die Eisbahn unverzichtbar.
"Jugendarbeit ist nicht das Einstellen von Erziehern und Sozialarbeitern; Jugendarbeit bedeutet vor allem, einer Vielzahl von Kindern und Jugendlichen einen Rahmen für eine selbstbestimmte, sinnvolle Freizeitgestaltung zu geben", meinen die "Freunde der Eisbahn" in ihrem Aufruf zur Unterschriftensammlung.
Die Eisbahn selbst befindet sich in einem jämmerlichen Zustand: Die Rohrleitungen, in denen das Kühlmittel Ammoniak zirkuliert, sind von Rost zerfressen, und der Vorratsbehälter, der sieben Tonnen des stechend riechenden Gases enthält, ist gegen Leckagen nicht gesichert. Umweltamt, Feuerwehr, Gewerbeaufsicht und Bauaufsicht haben nach Aussage von Helmut Zirkelbach, Geschäftsführer der Stadion GmbH, einem weiteren Betrieb der Anlage im Wasserschutzgebiet am Stadtwald nicht mehr zugestimmt.
Durch die Installation eines "Leckage- Warnsystems" konnte jedoch die Saison 92 / 93 noch gerettet werden. "Beide Eislaufpisten müssen abgebrochen werden. In dieser Form ist die Schließung der Eispisten endgültig", erklärte Zirkelbach auf Anfrage.
Eine Sanierung käme die Stadt teuer zu stehen: Rund 10 Millionen Mark müßten investiert werden, wobei lediglich ein "sportlich nicht einwandfreier Zustand zementiert würde" (Zirkelbach). Die in den Sommermonaten als Übungsgelände für den Hockeysport dienende Eislauffläche ist nämlich von der Radrennbahn umschlossen, deren Oval 400 Meter lang ist. "Das ist nicht mehr sportgerecht", erklärte Zirkelbach, die heutigen Radrennen würden auf 250 bis 300 Meter langen Pisten ausgetragen. Zudem sei der Beton der Bahn, die 1966 errichtet wurde, ebenfalls erneuerungsbedürftig.
Im vergangenen Jahr zählte die Stadion GmbH 72 500 Besucher an der Eisfläche. "Ich weiß, daß der Eissport in Frankfurt eine weitere Heimat braucht", sagte Zirkelbach, doch ob diese Heimat auch zukünftig am Waldstadion zu finden ist, vermochte er nicht zu sagen.
"Gewünscht wäre eine Eisbahn am Waldstadion schon", erklärte Carola Steber, persönliche Referentin der Sportdezernentin Sylvia Schenk, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Doch ob eine Eisbahn in eine neuzubauende Open-Air- Bühne oder ein neues Radrennstadion integriert werden kann, konnte auch die Referentin nicht sagen: "Es ist noch alles offen".
Die Eislaufsportler will das Sportdezernat nach Aussage der Referentin jedoch unterstützen: "Wir überlegen, ob wir für eine Übergangszeit eine mobile Bahn aufbauen." Ein geeignetes Gelände für diese provisorische Eislaufbahn würde "im Bereich Frankfurt" gesucht. Vielleicht kann sich das Amt ja mit einem der zahlreichen Standort-Vorschläge der Ortsbeirats-SPD anfreunden? *kan / ak
1
Notdienste
Main-Taunus-Kreis. Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Tierärzte Sa., So.: Annette Bader, A.-Schweitzer- Straße 5, Eppstein-Bremthal, Tel. 0 61 98 / 72 59.
Dr. Margret Klatt, Theresenstraße 51, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 6 48 29.
Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.
Hochheim, Flörsheim. Sa.: Bonifatius- Apotheke, Königsberger Ring 2 - 8, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 40 39.
So.: Birken-Apotheke, Flörsheimer Straße 4, Wicker, Tel. 0 61 45 / 86 15;
Weilbach-Apotheke, Frankfurter Straße 15, Weilbach, Tel. 0 61 45 / 3 34 68.
Hofheim, Kriftel. Sa.: Schwanen-Apotheke, Alte Bleiche 4, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 11 33.
So.: Bonifatius-Apotheke, Taunusstraße 52, Kriftel, Tel. 0 61 92 / 2 49 40.
Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Marien- Apotheke, Altkönigstraße 30, Tel. 0 61 95 / 24 50.
Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Sa.: Sonnen-Apotheke, Austraße 10, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 29 30.
So.: Rathaus-Apotheke, Alte Schulstraße 2, Eppstein-Bremthal, Tel. 0 61 98 / 76 35.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
- ohne Gewähr -
Notdienste
WESTLICHE STADTTEILE
Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege in der Hospitalstraße 42, Telefon 31 89 31. Zahnärzte Zu erfragen bei Kassenzahnärztlicher Vereinigung Hessen unter 6 60 72 71. Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt in der Georg-Voigt-Straße 15, Tel. 1 92 92.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265.
Tierärzte Samstag: Dr. Rummel, Königsteiner Straße 167, Ffm.-80, Tel. 30 60 95.
Sonntag: TA Schöneberger, Antoniterstraße 21, Ffm.-80, Tel. 30 65 66. Apotheken Samstag: Bahnhof-Apotheke, Ffm.- Höchst, Dalbergstraße, Tel. 30 10 54.
Sonntag: Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54. Giftnotrufzentrale Telefonische Auskunft in Mainz unter der Rufnummer 0 61 31 / 23 24 66.
- ohne Gewähr -
Notdienste
Ärzte Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wiesbaden und Vororte:
Flachstraße 6, Wiesbaden, Tel. 06 11 / 46 10 10. Ambulanzzeiten mit anwesendem Arzt 11 bis 13, 18 bis 20 Uhr; Hausbesuche (falls Hausarzt nicht erreichbar) durchgehend. Apotheken Sa.: Apotheke am Markt, Marktstraße 12, Tel. 30 65 09;
Kohlheck-Apotheke, Dotzheim, Eulenstraße 5, Tel. 46 65 15;
So.: Elefanten-Apotheke, Kirchgasse 18, Tel. 30 33 48;
Paracelsus-Apotheke, Bierstadt, Schultheißstraße 32 a, Tel. 50 27 25;
Sonnen-Apotheke, Brunhildenstraße 25, Tel. 76 15 92.
Kinderarzt Samstag und Sonntag: Sprechstunden 11 bis 13, 17 bis 19 Uhr, Telefon 06 11 / 46 10 20. Augenärztlicher Dienst
Samstag und Sonntag: J. Litsch, Mainzer Straße 36, Tel. 30 34 45 (Praxis) und Tel. 80 99 11 (Wohnung).
Giftnotrufzentrale Mainz: Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
- Ohne Gewähr -
Kino-Programme
auf Seite 30 + 31
Theater im
Rhein-Main-Gebiet
auf Seite xx
KREIS OFFENBACH. Als der damals amtierende Landrat Karl Martin Rebel am Abend des 12. März 1989 die absoluten Zahlen und die die Prozentwerte ausdrückenden Ziffernkolonnen der gerade beendeten Kommunalwahl studiert, da erkennt er sofort den Stolperstein, der ihn Amt und Würden kosten wird: die Freie Wählergemeinschaft (FWG). Mit ihren 4,3 Prozent hat sie zwar ihr Ziel, den Einzug in den Kreistag, verpaßt. Dem Koalitionspartner FDP mit seinen 4,9 Prozent aber fehlen an diesem Abend lächerliche 148 Kreuzchen zu neuerlicher Präsenz und Mitverantwortung in Parlament und Kreisausschuß. 148 Wähler, die das "F" für "Freie" mit dem Begriff "Liberal" verwechselt haben könnten. Die FWG-Kandidaten sind in ihrer Mehrzahl gestandene, parteien-verdrossene Kommunalpolitiker, die parteipolitisch unabhängig ihr Süppchen kochen möchten.
Karl Martin Rebel weiß an diesem Abend, daß seine Tage als Landrat nach siebenjähriger Amtszeit gezählt sind. In von der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) vorgeschriebenen zwei unabhängig voneinander stattfindenden Wahlgängen am 1. Juni und 5. Juli '89 werden er sowie der Erste Kreisbeigeordnete Alfons Faust (CDU) und der Kreisbeigeordnete Volker Stein (FDP) aufs politische Altenteil geschickt.
Die aus der Wahl mit 37,1 Prozent als zweitstärkte Kraft nach der CDU (41,4 Prozent) hervorgegangenen Sozialdemokraten sowie die 10,8-Prozent-Partei der Grünen lassen zum ersten Mal gemeinsam ihre Muskeln spielen. Am 7. Juli jenes Jahres wählt die Koalition den damals 44 Jahre alten früheren Bürgermeister von Dietzenbach, Dr. Friedrich Keller, einmütig zum neuen Landrat des Kreises Offenbach.
Mindestens zwei jeweils sechsjährige Wahlperioden werde er brauchen, läßt sich der neue Hoffnungsträger von Rot- Grün vernehmen, um das Schiff in seinem Sinne auf Kurs zu bringen. Mit Frank Kaufmann von den Grünen steht dem neuen Kapitän ein vertrauter Erster Offizier zur Seite. Schon in Dietzenbach hatten die beiden ein Gespann gebildet.
Doch gut zwei Jahre später muß die Frankfurter Rundschau melden, daß der Landrat die Brücke verläßt, seinen Sessel mit dem des Vorstandssprechers der Energie Versorgung Offenbach (EVO) zu vertauschen gedenkt. Er hoffe, bestätigt Keller am darauffolgenden Tag, mit seiner neuen Aufgabe energiepolitisch mehr bewegen zu können, als das einem Vorsitzenden des Kreisausschusses möglich sei. Die Stimmung im SPD-Unterbezirk reicht von Enttäuschung bis Zorn.
Von sofort an ist Keller nicht mehr Herr des Verfahrens, die Partei handelt unverzüglich. Der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Josef Lach wird aufs Schild gehoben, als seine Nachfolgerin im Schuldezernat holt die SPD mit der Leiterin der Frankfurter Paul-Hindemith-Schule, Adelheid D. Tröscher, wieder eine Schulmeisterin in dieses Amt. Am 1. März 1992 ist Wachablösung.
Die beiden neuen Amtsinhaber treten kein leichtes Erbe an. Denn angesichts leerer Kassen hat die Koalition gewiß nicht leichten Herzens eine radikale Kürzung der Fördermittel für sport- und musiktreibende Vereine um 50 Prozent beschließen zu müssen gemeint. Darauf hat die Union gerade gewartet. Bis hin zum Ansteigen der Jugendkriminalität reicht die Skala ihrer Befürchtungen. Die Vereine werden mobilisiert, die Stimmung kocht. Auch als das Regierungsbündnis nachbessert, namentlich für Jugendarbeit zusätzliche Mittel bereitstellt, läßt die Opposition nicht locker. Wenn sie wieder an die Macht kommt, sollen die Wähler wissen, kehren alte Zeiten ein.
Und die Christdemokraten lassen keinen Zweifel daran, daß sie nur von dem einen Ziel beseelt sind, wieder den Vorsitz im Kreisausschuß zu übernehmen: Sie nominieren mit dem 40 Jahre alten Polizeidirektor und stellvertretenden Frankfurter Kripochef Peter Walter aus Dreieich ihren Landratskandidaten. Da die HGO von diesem Jahr an die Direktwahl von Bürgermeistern und Landräten vorschreibt, zugleich deren modifizierte Abwahl zuläßt, will die CDU deutlich machen, für den Tag X gewappnet zu sein.
Abweichend von bisherigen Usancen, führt bei der CDU nicht der Landratskandidat seine Partei in den Wahlkampf, sondern der amtierende Fraktionsvorsitzende Paul Scherer, der zu erkennen gegeben hat, daß er als Bürgermeister von Rodgau seine Politlaufbahn zu beenden gedenkt. Die SPD schickt ihren Landrat Josef Lach als Galionsfigur in den Wahlkampf, die Grünen treten mit Ursula Schuster aus Heusenstamm und Reimund Butz aus Rödermark als Spitzenkandidaten an. Die Freidemokraten schicken sich an, nach vierjähriger Abstinenz mit dem Rödermärker Wolfgang Bieneck an der Spitze wieder ins Kreisparlament zurückzukehren. Auf ihrem Parteitag in Neu-Isenburg haben sie ihren Kreisvorsitzenden Axel Kaiser zurückpfeifen müssen, der schon an Gespräche über eine gemeinsame Liste mit der FWG gedacht hatte. Und dann sind da noch die Republikaner, die Freie Wählergemeinschaft und die Ökologisch-Demokratische Partei.
Auf der anderen Seite treten Persönlichkeiten wie der amtierende Kreistagsvorsitzende Willi Brehm, die beiden früheren hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Willi Thomin und Hans Salomon sowie die beiden ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Rudolf Gabelmann und Ladislaus Groß, jahrzehntelang maßgeblich kommunalpolitisch aktiv, endgültig ab.
Die Legislaturperiode endet ähnlich, wie sie begonnen hat. Als in einer der letzten Sitzungen vor der Kommunalwahl Oppositionsführer Paul Scherer die Wohnungsmisere in Deutschland in Zusammenhang bringt mit der Unterbringung von Asylbewerbern, machen ihn Reimund Butz und Roland Schöner von den Grünen mitverantwortlich für Fremdenhaß. Die stärkste Fraktion im Kreistag verläßt unter Protest den Saal, verlangt bis heute eine Entschuldigung. Rot-Grün kann binnen weniger Minuten - unter sich - den Haushaltsplan 1993 unter Dach und Fach bringen, sich und dem Steuerzahler eine geplante weitere Sitzung ersparen.
Eine Parallele mit den gleichen Akteuren hatte es am 8. November 1989 gegeben. Da hatte derselbe Paul Scherer, mit dem Finger auf die Grüne Abgeordnete Bärbel Schäfer-Thomin zeigend, ausgerufen, daß "Leute wie Sie und Herr Schöner an der Startbahn West Polizisten geprügelt und Polizisten ums Leben gebracht" hätten". Damals hatten sich Grüne und Sozialdemokraten das nicht länger anhören mögen und den Saal geräumt. Mit dem Unterschied, daß das Hohe Haus da beschlußunfähig war, und Kreistagsvorsitzender Willi Brehm seine Parteifreunde hatte nach Hause schicken müssen.
WIRTSCHAFT 13
HESSEN 22
Der junge Mann mit den schwarzen schulterlangen Haaren und dem dunklen bretonischen Fischerhemd über der Jeans hat zwei Stunden vor Mitternacht keine Mühe, seine Gäste in Stimmung zu bringen: "Und jetzt schnipsen wir alle mit den Fingern im Rhythmus und los geht's", ruft er den Besuchern auf den Holzsitzen zu. Wolfgang Weinrich steht mit dem Mikrophon in der Hand vor den elf Sitzreihen und schwingt seinen Oberkörper zur Musik der Bluesband, die gerade die ersten Töne angespielt hat. "Ich möchte heute, möchte morgen, immer von der Sonne trinken und davon leben", singt er seinen Text wie ein erfahrener Entertainer und wird dabei von seinen Freunden an Saxophon, Gitarre, Keyboard, Baß und Schlagzeug begleitet.
Die rund 400 Leute, die direkt vor ihm oder oben auf der alten hölzernen Empore einen der begehrten Plätze gefunden haben, sind inzwischen richtig in Fahrt gekommen: Einige klatschen in die Hände, andere folgen der Aufforderung und schnipsen mit den Fingern den Rhythmus, den die Band vorgibt. Am Ende der Strophe erfüllt tosender Beifall den ehrwürdigen Gottesdienstraum in der kleinen Dorfkirche in Hergershausen, wofür sich der Pfarrer Wolfgang Weinrich bedankt.
Die da während des Gottesdienstes am Heiligen Abend die Innenflächen ihrer Hände vor Begeisterung so heftig gegeneinanderschlagen, können auch Minuten später ganz ruhig werden und die Finger sanft und abwechselnd übereinanderlegen, um gemeinsam das Gebet des Herrn zu sprechen. Es wirkt so, als seien sie es alle gewohnt, daß lautstarke Freude und stilles Insichkehren dicht beieinander liegen. So ist das Leben - es verändert sich und die Werte und Formen mit ihm, warum soll das die Kirche während eines Gottesdienstes nicht auch so darstellen? Das fragte sich vor ein paar Jahren Wolfgang Weinrich. Er hat offenbar die richtige Lösung gefunden: Das von Jesus Christus gepredigte Wort der Nächstenliebe findet sich auch in seinen Texten wieder, doch in welcher Form er die Botschaft 'rüberbringt, das hat sich verändert. Darin liegt der eigentliche Wandel und deshalb strömen jedes Jahr Hunderte in die kleine Kirche und "Verlangen nach Leben". So hieß das jüngste Motto.
Der 39jährige Geistliche, der gewöhnlich als Religionslehrer mit Jugendlichen an einer Offenbacher Schule über Gott und die Welt diskutiert, ist am 24. Dezember besonders aktiv. An diesem Tag oder genauer gesagt immer ein paar Stunden vor Mitternacht steht der Pfarrer vor dem Altar der barocken Kirche in der 1700-Seelen-Gemeinde im Kreis Darmstadt-Dieburg. Schon im dritten Jahr hat er am Heiligen Abend in dem Gotteshaus statt der Agende ein Mikrophon in der Hand.
Die Menschen, die ihm zuhören kommen aus dem Dorf, viele sind auch von weit außerhalb angereist, um etwas zu erleben, das sich vom gewöhnlichen Gottesdienst mit Krippenspiel der Konfirmanden abhebt. Wer sich hier her aufgemacht hat, der macht sich auch noch für mehr auf. Diese Chance will der Pfarrer nutzen.
Vor dem Altar sitzt eine Frau in einem ledernen Ohrensessel. "Das Leben darf nie zur Routine werden", sagt die Hebamme. Sie erzählt etwas nervös von dem einzigartigen Ereignis einer Geburt, die sie so oft miterlebt hat. "Ein neuer Mensch, das muß mehr sein als nur die anatomischen Dinge." Zwei Auszubildende erklären ein paar Minuten später, daß sie jemanden brauchen, auf den sie sich stützen können. "Verlangen nach Leben" - das drückt sich bei Annette im Wunsch nach gemeinsamen Unternehmungen mit Freunden aus. Verlangen nach Leben, heiße aktiv zu sein. Der Pfarrer formuliert es noch stärker: "Aufstehen, etwas unternehmen. Schluß mit den Sprüchen: Ich denke ja nicht daran" oder "Es hat ja doch keinen Sinn." Vorbei mit der Resignation und Orientierungslosigkeit. Er verkündet die Hoffnung auf ein neues Leben. "Es muß anders werden", gibt er denen mit auf den Weg, die das Gefühl der Ohnmacht kennen und in eher passives Privatleben geflüchtet sind. "Abends Bier und Lindenstraße, ist das das Leben?", fragt Wolfgang Weinrich rhetorisch.
Der Pfarrer hält vor dem Altar die Service-Seite aus einer Tageszeitung hoch und zeigt mit dem Finger auf das Blatt: "297 Adressen, bei denen es Rat und Hilfe gibt. Wo sind die Freunde, mit denen wir reden können, haben wir Angst vor Kontakten? Was ist los mit uns? Wo bleibt das Verlangen nach Leben? Da muß was passieren. Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber soviel kann ich sagen - es muß anders werden, wenn es gut werden soll", zitiert er Lichtenberg.
"Aus einer alten Wurzel kann ein neuer Zweig wachsen", macht er den Gottesdienstbesuchern Hoffnung und fängt leise an zu singen. Davon, daß er Sonnenstrahlen fangen möchte, und diese "weitergeben an die Menschen dieser Welt, wo Sonne so oft fehlt." Was der Pfarrer den Menschen in dieser Heiligen Nacht mit auf den Weg gibt, sind Anstöße; und grüne Zweige mit einer roten Schleife, darauf steht: "sich erinnern an - Weihnachten 1992 Hergershausen."
ACHIM RITZ
LKALSPORT VIII